Folien Options
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Optionen Vertiefungsstudium Finanzwirtschaft SS 2001 Prof. Dr. Mark Wahrenburg Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 1 22.04.01 2 Übersicht • Der Optionsvertrag • • • • Pay Offs / Financial Engineering Wertgrenzen Put-Call-Paritätsbedingung Bewertung von Optionen • Binomialmodell • Black/Scholes Modell • Optionsrisiken Finanzwirtschaft Wahrenburg 1 Definition Optionsvertrag 1. Für den Käufer: - Das Recht (keine Pflicht!), - einen Vermögensgegenstand (Underlying) - zu einem vorab festgelegten Ausübungspreis (Strike, Exercise Price) - innerhalb der Laufzeit (amerikanische Option) oder am Verfallstag (europäische Option) - zu kaufen (Call Option) oder zu verkaufen (Put Option) 2. Verkäufer (Stillhalter): Pflicht, das Underlying zu verkaufen Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 3 22.04.01 4 Optionspositionen • Long call • Long put • Short call • Short put Finanzwirtschaft Wahrenburg 2 Underlying von börsengehandelten Optionen • Aktien • Anleihen • Fremdwährungskurse • Aktienindices • Futures Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 5 Terminologie Moneyness von Calls : • At-the- money option Strike = aktueller Kurs • In-the- money option Strike > aktueller Kurs • Out-of-the-money option Strike < aktueller Kurs (Puts: <> zeichen vertauschen) Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 6 3 Bestandteile eines Optionsvertrages • Optionsprämie = Preis der Option • Optionsfrist (Laufzeit, Maturity) • Ausübungspreis (Strike) • Basiswert (Underlying Asset) • Sonderklauseln, z.B. - Dividendenschutz - Verwässerungsschutz Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 7 22.04.01 8 Weitere Formen von Optionsgeschäften • Optionsscheine • Optionsanleihen • Wandelanleihen • Kündbare Anleihen Finanzwirtschaft Wahrenburg 4 Exotische Optionen Beispiele: » Barrier options » Asian options » Binary options » Chooser options » Compound options » Lookback options Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 9 Motive für den Abschluß von Optionsgeschäften Für Optionskäufer: • Spekulation mit begrenztem Kapitaleinsatz z.B. Kauf eines Calls • Absicherung einer Position gegen Verlustrisiken z.B. Absicherung einer Aktie durch Put (Versicherung gegen sinkende Kurse) Für Optionsverkäufer: • Vereinnahmung der Optionsprämie Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 10 5 Pay Off der europäischen Standardoption am Laufzeitende Call Put X X ST Pay Off = max(0; ST - X) Finanzwirtschaft Wahrenburg ST X Pay Off = max(0; X - ST ) 22.04.01 11 Was macht Optionen zu „einzigartige Innovationen“? 1. Asymmetrisches Kreditrisiko Kreditwürdigkeit des Käufer irrelevant => anonymer Handel ohne Marginleistungen möglich 2. Durch Portfoliobildung aus Optionen, Underlying und Anleihen können vielfältige Pay Offs generiert werden. Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 12 6 Netto Pay Offs (nach Berücksichtigung der Optionsprämie) Gewinn ST X - OP OP: Optionsprämie X: Ausübungspreis Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 13 Kombination von Aktie (long) und Put (long ) Gewinn Aktie Gesamtposition X-OP ST X Option OP: Optionsprämie X: Ausübungspreis Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 14 7 Financial Engineering: Straddle Long Call + Long Put X = Straddle X X Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 15 Variation: Der Strangle Gewinn X1 X2 ST Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 16 8 Ein Butterfly Spread aus Call Optionen Gewinn X1 X2 X3 Finanzwirtschaft Wahrenburg ST 22.04.01 17 Notation • • • • c: Wert Europäischer Call p: Wert Europäischer Put C : Wert amerikanischer Call P : Wert amerikanischer Put Finanzwirtschaft Wahrenburg • • • • • • S: Aktienkurs X : Ausübungskurs T : Laufzeit σ: Volatilität der Aktie S T : Aktienkurs in T r: risikoloser Zins 22.04.01 18 9 Wirkung der Variablen auf Optionswert Variable c p C P S X T σ r + – ? + + – +? + – + – + + + – + + + – Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 19 Amerikanische vs europäische Optionen Eine amerikanische Option ist c.p. mindestens so viel wert wie eine europäische Option C ≥c P ≥p Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 20 10 Wertuntergrenze für Call • Für Option auf Aktie ohne Dividendenzahlung bis T gilt: C ≥ St − Xe − rT • Beweis: Portfolio A: Call + Zerobond mit Nominalwert X Portfolio B: Aktie Wert in T Portfolio A Portfolio B Vergleich ST<X X ST VA>VB ST >X (ST-X)+X=ST ST VA=VB ⇒ C + Xe − rT ≥ St Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 21 Keine Ausübung vor Laufzeitende • Es gilt: C ≥ St − Xe − rT ⇒ C > St − X (=Erlös bei Ausübung) • Verkauf der Option bringt höheren Erlös als vorzeitige Ausübung • Vorzeitige Ausübung irrational! • Wert der amerikanischen und europäischen Option identisch! (Beachte: Annahme: Dividenden = 0) Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 22 11 Bewertungsgrenzen: Call C≤S C ≥ S - Xe-rT Wert des Calls C≥0 St Xe-rT X Option aus dem Geld Option im Geld Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 23 Innerer Wert und Zeitwert der Option Optionswert Ct Zeitwert (Time Value) Innerer Wert (Intrinsic Value) K St St Innerer Wert = St - X Zeitwert = Ct - Innerer Wert Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 24 12 Beziehung zwischen Call und Put: Put-Call-Parität (1) 1. Kombination von Call (long) und Put (short) Pay Off Call Total Pay Off Put = + 0 0 X X X -X Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 25 Put-Call-Parität (2) 2. Kombination von Aktie (long) und Kredit über X (bis T) Aktie = + 0 -x Finanzwirtschaft Wahrenburg total Kredit 0 X -K 22.04.01 26 13 Put-Call-Paritätsbeziehung (3) Fazit: Wert Call - Wert Put = Aktienkurs - Barwert des Basispreises ⇔ Ct - Pt = S t - Xe-rT Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 27 Optionsbewertung • Grundidee des Black Scholes Modells: eine (dynamisch angepaßte) Handelsstrategie in Aktien und Anleihen kann geeignet sein, eine Option zu replizieren => Wert des Calls = Wert des replizierenden Portfolios Voraussetzung: Gültigkeit eines stochastischen Modells der Aktienkursentwicklung („Brownian Motion Annahme“) Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 28 14 Binomialbewertungsmodell für Call • Option mit Strike = 100, eine Periode Laufzeit • Annahme: Der Aktienkurs kann zukünftig zwei Werte annehmen (Binomialmodell) 125 100 25 c 75 0 • Welche Aussagen kann man über die faire Optionsprämie c machen? Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 29 Schritt 1: Risikoloses Portfolio bilden • Kaufe eine Aktie und verkaufe m Optionen, so daß das Portfolio risikolos ist: 125 100 100-mc -mc 75 125-25m -25m 75 0 • Welches m macht das Portfolio risikolos? Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 30 15 Schritt 2: Bewertung durch Arbitrage • m = 2 führt zu risikolosem Portfolio • => Portfolio ist äquivalent zu einem Zerobond mit Rückzahlung von 75. • => Portfoliowert muß identisch mit Wert des Zerobonds sein: V= 75/(1+r) = 75/1,1 = 68,18 75 75 68,18 100-2c 75 75 • 100 – 2c = 68,18 => c = 0,5*(100- 68,18) = 15,91 Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 31 Optionsdelta • Wir haben abgeleitet: c = 0,5*(St - Zerobondwert(75) ⇒ c = 0,5 * St − Zerobondwert ( 37,5) • Allgemein: Option = Delta * Aktien + Kredit • Option ≈ kreditfinanzierter Aktienkauf • Beachte: Delta ändert sich, sowie sich der Aktienkurs ändert! Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 32 16 „Risikoneutrale“ Bewertung • Erstaunlich: die Wahrscheinlichkeit einer Kurssteigerung hat keinen Einfluß auf Optionswert! => Die erwartete Rendite der Aktie ist irrelevant ! => Wir können „so tun, als ob die Welt risikoneutral wäre“ => Aktie hätte eine erwartete Rendite i.H.d. sicheren Zinses prob(ST=125)*125 + [1-prob(ST=125)]*75 = 100*1,1 à prob(ST=125) = 0,7 => Optionswert ergibt sich bei Risikoneutralität als abgezinster erwarteter Pay Off [0,7 * 25 + (1-0,7) * 0] / 1,1 = 15,91 Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 33 Erweiterung auf mehrere Perioden • Beispiel: Strike = 55, Laufzeit 2 Perioden, Zins = 10% 17 72 cu 60 54 50 0 c cd 45 0 40,5 1. Start mit Bestimmung von Cu : -17m 72 60-1,06cu -mCu 60 0 54 60 - 1,06cu = 54/1,1 => cu = 10,3 Finanzwirtschaft Wahrenburg 54 54 22.04.01 34 17 Erweiterung auf mehrere Perioden ff 2. Bestimmung von cd : 0 54 cd 45 0 40,5 cd verfällt in jedem Fall wertlos => cd = 0 3. Bestimmung von C: -10,3m 60 -mc 0 45 50-1,46c = 45/1,1 => c = 6,24 50 45 50-1,46c Finanzwirtschaft Wahrenburg 45 22.04.01 35 Der Grenzfall: Black-Scholes • Binomialbaum mit unendlich vielen Schritten => normalverteilte „Momentanrendite“ => lognormalverteilte Totalrendite prob prob 0 Finanzwirtschaft Wahrenburg dS/S (ST - S)/S 22.04.01 36 18 Das zugrundeliegende Konzept von Black-Scholes • Option und Aktie hängen von der gleichen Quelle der Unsicherheit ab • Ein Portfolio aus Aktie und Option kann gebildet werden, dass die Unsicherheit eliminiert (für eine kurze Zeitperiode) • Das Portfolio ist risikolos und muß im Marktgleichgewicht eine Rendite in Höhe des risikolosen Zins aufweisen Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 37 Die Black/Scholes Formel c = S * N (d 1) − Xe − rT N ( d 2 ) „Aktie * Delta - Kredit“ d1 = ln( S / X ) + ( r + σ 2 / 2 )T σ T d 2 = d1 − σ T Finanzwirtschaft Wahrenburg Benötigte Parameter: • • • • • Kurs des Underlying heute Ausübungskurs sicherer Zins Volatilität des Underlying Laufzeit 22.04.01 38 19 Die N(x) Funktion • N(x) ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine standardnormalverteilte Variable geringer als x ist • Quellen: 1. Statistik-Lehrbuch 2. Excel: Funktion „STANDNORMVERT(x)“ Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 39 Die implizite Volatilität • Die implizite Volatilität ist diejenige Volatilität, die einen theoretischen B/S-Wert in Höhe des beobachteten Marktpreises der Option gibt. • Ermittlung: 1. Trial and Error 2. Excel „ZIELWERTSUCHE“ • Interpretation: Erwartung des Marktes über zukünftige Kursschwankungen Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 40 20 Delta • Delta (∆) misst die Sensitivität der Option in bezug auf Aktienkursänderungen Optionswert Steigung = ∆ S Gegenwärtiger Altienkurs Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 41 Delta Hedging • Optionshändler halten in der Regel „deltaneutrale“ Portfolios à short/long-Position in Aktien in Höhe von Delta • Delta muß ständig angepasst werden! • Ermittlung von Delta 1. Numerisch 2. Analytisch ∆ = N (d1 ) für europäischen Call ohne Dividenden Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 42 21 Vega • Vega (ν ) misst die Sensitivität der Option in bezug auf Änderungen der (impliziten) Volatilität • Vega ist für Optionshändler das wichtigste (größte) Risiko Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 43 Numerische Optionsbewertung mit Binomialbäumen • Häufig benutzt zur Bewertung komplexer Optionsformen • In jedem Zeitintervall geht Aktienkurs um Faktior u nach oben oder Faktor d nach unten • Optionen werden durch Rückwärtsinduktion bewertet (s.o.) • Für kleine ∆t (fast) perfekte Approximation an Black/Scholes Formel uS S dS ∆t Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 44 22 „Kochbuchrezept“ Optionsbewertung mit Binomialbaum Beispiel. Europäischer Call mit 5 Monaten Laufzeit, S = 100, X = 100, r = 10%, σ = 40%) Schritt 1. Wähle ∆t (möglichst klein, z.B. ∆t = 1/12 (1 Monat)) Schritt 2. Berechne u, d, p: u = eσ ∆t d = e −σ ∆t = 1,1224 = 0,8909 e r ∆t − d p = = 0,5076 u −d p = „risikoneutrale Wahrscheinlichkeit“ Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 45 Schritt 3: Berechnung des Binomialbaums für das Underlying 178,13 158,71 141,40 125,98 112,24 100,00 141,40 125,98 112,24 100,00 89,09 112,24 100,00 89,09 79,38 89,09 79,38 70,72 70,72 63,01 56,14 Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 46 23 4. Bewertung durch ‚“risikoneutrale Bewertung i.V.m. Rückwärtsinduktion = [ p * 78,13 + (1 − p) 41,4]e− r∆ t 78,13 59,54 43,05 29,72 19,75 12,72 41,40 26,81 16,50 9,81 5,70 12,24 6,16 3,10 1,56 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Zum Vergleich: Black/Scholes Wert = 12,23 Finanzwirtschaft Wahrenburg 22.04.01 47 24