Neuropädiatrie in Klinik und Praxis
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Neuropädiatrie in Klinik und Praxis
Zeitschrift für Neurologie des Kindes- und Jugendalters und ihre Grenzgebiete · 4. Jg. A 58655 NEUROPÄDIATRIE in Klinik und Praxis 01 2005 Editorial Palliativmedizin in der Neuropädiatrie Originalien / Übersichten Die palliative Versorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen Symptomkontrolle in der Lebensendphase Sterbende Kinder und ihre Eltern versorgen - Hilft uns das Wissen um die kindlichen Vorstellungen vom Tode? Kasuistik Multidisziplinäre Versorgung eines Kindes mit anaplastischem Astrozytom Mitteilungen Verbände Verschiedenes Kongresse www.neuropaediatrie-online.com Wissenschaftlicher Beirat: H. Bode, Ulm · E. Boltshauser, Zürich · C. G. Bönnemann, Philadelphia · U. Brandl, Jena · H.-J. Christen, Hannover · S. Friedrichsdorf, Sydney · Jutta Gärtner, Göttingen · F. Heinen, München · G. F. Hoffmann, Heidelberg · C. Hübner, Berlin · D. Karch, Maulbronn · A. Kohlschütter, Hamburg · R. Korinthenberg, Freiburg · E. Mayatepek, Düsseldorf · P. Meinecke, Hamburg · B. Neubauer, Gießen · C. Panteliadis, Thessaloniki · Barbara Plecko, Graz · B. Schmitt, Zürich · N. Sörensen, Würzburg · M. Spranger, Bremen · Maja Steinlin, Bern · Sylvia Stöckler-Ipsiroglu, Vancouver · V. Straub, Newcastle upon Tyne · Ute Thyen, Lübeck · Ingrid Tuxhorn, Bielefeld · D. Uhlenbrock, Dortmund · S. Unkelbach, Volkach/Main · T. Voit, Essen · B. Wilken, Kassel · B. Zernikow, Datteln · Petra Zwirner, Datteln · Redaktion: F. Aksu · M. Blankenburg, Datteln · S. Friedrichsdorf, Sydney · Angela M. Kaindl, Berlin Aus der Klasse der neuen Antikonvulsiva TRILEPTAL – Der moderne Triathlet bei fokalen Epilepsien Auf der Basis einer starken Gesamtleistung: Hohe Wirksamkeit + Gute Verträglichkeit + Einfache Handhabung Trileptal ® Wirkstoff: Oxcarbazepin. Zusammensetzung: Trileptal 150 mg/300 mg/600 mg Filmtabletten. Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 Filmtablette enthält 150 mg/300 mg/600 mg Oxcarbazepin. Sonstige Bestandteile: Hochdisperses Siliziumdioxid, mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Crospovidon, Magnesium(stearat, palmitat, oleat), Macrogol 8000, Eisenoxidhydrat (E 172), Talkum, Titandioxid (E 171). Trileptal 60 mg/ml Suspension zum Einnehmen. Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 ml Suspension enthält 60 mg Oxcarbazepin. Sonstige Bestandteile: Propyl(4-hydroxybenzoat) (E 216), Saccharin-Natrium, Sorbinsäure (E 200), Macrogolstearat 400, Methyl(4-hydroxybenzoat) (E 218), Mirabellen-Zitronen-Aroma, Ascorbinsäure (E300), mikrokristalline Cellulose (91,7–86,2%)- Carmellose-Natrium (8,3–13,8%), Propylenglycol, Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend), gereinigtes Wasser. Ein Bestandteil des Aromas ist Ethanol. Anwendungsgebiete: Behandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundär generalisierte tonisch-klonische Anfälle. Trileptal wird als Monotherapie oder Kombinationstherapie bei Erwachsenen und bei Kindern im Alter von 6 Jahren oder älter eingesetzt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Oxcarbazepin oder einen der anderen Inhaltsstoffe. Stillzeit, Strenge Indikationsstellung in der Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Doppeltsehen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerz, Schläfrigkeit. Häufig: Sehstörungen, Akne, Alopezie, Exanthem, Hypo-natriämie, Verstopfung, Diarrhö, Bauchschmerz, Schwächegefühl, Unruhe, Gedächtnisstörungen, Apathie, Ataxie, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit, depressive Verstimmungen, gefühlsmäßige Labilität, Nystagmus, Tremor. Gelegentlich: Urtikaria, Leukopenie, Anstieg der Transaminasen und/oder der alkalischen Phosphatase. Sehr selten: Stevens-Johnson-Syndrom, Lupus erythematodes, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung, Enzephalopathie, Hepatitis, Thrombozytopenie, Angioödem, mehrere Organe betreffende Überempfindlichkeitsreaktion (charakterisiert durch Fieber, Lymphknotenschwellung, Leberfunktionswerte außerhalb der Norm, Eosinophilie, Gelenkschmerzen),Arrhythmien (z.B. AV-Block). Warnhinweis: Enthält Parabene, Propylenglycol, Ethanol, Sorbinsäure und Sorbitol. Weitere Angaben siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Darreichungsformen und Packungsgrößen: Trileptal 150 mg/300 mg/600 mg Filmtabletten: Packungen mit 50 (N1), 100 (N2) und 200 (N3) Filmtabletten; Klinikpackungen. Trileptal 60 mg/ml Suspension zum Einnehmen: Packung mit 250 ml (N1). Stand: März 2004 (MS 07/3.1). Novartis Pharma GmbH, 90327 Nürnberg. Tel.: (09 11) 273-0, Fax.: (09 11) 273-12 653, www.novartispharma.de Mitvertrieb: Novartis Pharma Vertriebs GmbH, 90327 Nürnberg, Mitvertrieb: Novartis Pharma Marketing GmbH, 90327 Nürnberg Zeitschrift für Neurologie des Kindes- und Jugendalters und ihre Grenzgebiete Heft 1/2005 Impressum Herausgeber: F. Aksu, Datteln Redaktion: F. Aksu (verantwortlich) · M. Blankenburg, Datteln · S. Friedrichsdorf, Sydney · Angela M. Kaindl, Berlin Inhalt · Contents Editorial · Editorial Palliativmedizin in der Neuropädiatrie Palliative care in paediatric neurology S. Friedrichsdorf ................................................................................... 4 Originalien/Übersichten · Original/Review articles Die palliative Versorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen 31. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie, 21.-23.04.05 in Erlangen und 2. Fortbildungsakademie, 23.-24.04.2005 Sekretariat: tanja.debertin@kinder. imed.uni-erlangen.de Kongressorganisation: jutta.wachter@ intercongress.de www.neuropaediatriecongress.de Palliative care for children in paediatric neurology S. Friedrichsdorf .................................................................................... 6 Symptomkontrolle in der Lebensendphase von Kindern mit neurologischen Erkrankungen Management of distressing symptoms during the end-of-life period of children with neurological disorders S. Friedrichsdorf, J.J. Collins.............................................................12 Sterbende Kinder und ihre Eltern versorgen – Hilft uns das Wissen um die kindlichen Vorstellungen vom Tode weiter? Caring for the dying child and his parents: is it helpful to know the children’s death concepts? B. Zernikow ...........................................................................................22 Kasuistiken · Case reports Palliativmedizinische Aspekte in der pädiatrischen Neurologie: Multidisziplinäre Versorgung eines Kindes mit anaplastischem Astrozytom Palliative care in paediatric neurology – multidisciplinary palliative care of a child with malignant astrocytoma B. Zernikow, D. van Üün, M. Peters, R. Sträter ...........................27 Titelbild: Spuren und Erinnerungen im Kinderhospiz Balthasar in Olpe/Sauerland: S. Friedrich, 2005 Mitteilungen · Communications Verbände · Societies ...................................................................32 Verschiedenes · Miscellaneous ...............................................33 Kongresse · Congress announcements ................................34 www.neuropaediatrie-online.com Wissenschaftlicher Beirat: H. Bode, Ulm · E. Boltshauser, Zürich · C. G. Bönnemann, Philadelphia · U. Brandl, Jena · H.-J. Christen, Hannover · S. Friedrichsdorf, Sydney · Jutta Gärtner, Göttingen · F. Heinen, München · G. F. Hoffmann, Heidelberg · C. Hübner, Berlin · D. Karch, Maulbronn · A. Kohlschütter, Hamburg · R. Korinthenberg, Freiburg · E. Mayatepek, Düsseldorf · P. Meinecke, Hamburg · B. Neubauer, Gießen · C. Panteliadis, Thessaloniki · Barbara Plecko, Graz ·B. Schmitt, Zürich · N. Sörensen, Würzburg · M. Spranger, Bremen · Maja Steinlin, Bern · Sylvia Stöckler-Ipsiroglu, Vancouver · V. Straub, Newcastle upon Tyne · Ute Thyen, Lübeck · Ingrid Tuxhorn, Bielefeld · D. Uhlenbrock, Dortmund · S. Unkelbach, Volkach/Main · T. Voit, Essen · B. Wilken, Kassel · B. Zernikow, Datteln · Petra Zwirner, Datteln Layout: Atelier Schmidt-Römhild Anschrift der Redaktion: Redaktion Neuropädiatrie, Vestische Kinderund Jugendklinik Datteln, Postfach 1351, D-45704 Datteln, Telefon 02363/975 230, Fax 02363/975 393, E-mail: neuropaediatrie@schmidtroemhild.com Anschrift von Verlag und Anzeigenverwaltung: Max Schmidt-Römhild-Verlag, Hausadresse: Mengstraße 16, 23552 Lübeck, Großkundenadresse: 23547 Lübeck, Telefon: 0451/7031-01 Fax 0451/7031-253, E-mail: anzeigen@schmidt-roemhild.com Erscheinungsweise: 4x jährlich Januar, April, Juli, Oktober Bezugsmöglichkeiten: Einzelheft € 9,– zzgl. Versandkosten; Jahresabonnement € 34,– zzgl. Versandkosten (€ 3,– Inland, € 6,50 Ausland) Anzeigenpreisliste: Nr. 1 vom 1. Dezember 2001 Namentlich gekennzeichnete Beiträge brauchen sich nicht unbedingt mit der Meinung des Herausgebers und der Redaktion zu decken. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Fotos lehnt der Verlag die Verantwortung ab. © 2005 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. ISSN 1619-3873 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 3 Editorial „Leben heißt sterben lernen“ – dieses Zitat, das je nach Quelle sowohl Satre, Schreiber, Seneca als auch Montaigne zugeschrieben wird, gilt am Beginn des 21. Jahrhunderts auch und immer noch für Kinder. Während es für die Generation unserer Großeltern und Urgroßeltern (je nach Geburtsjahrgang des geneigten Lesers) noch zum Alltag gehörte, dass Kinder im Säuglingsalter und auch danach verstarben, ist der Tod eines Kindes heutzutage ein seltenes Ereignis und häufig aus der modernen Vorstellungswelt verdrängt. In allgemeinen Krankenhäusern und Findelhäusern verstarben in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts häufig mehr als neunzig Prozent aller stationär aufgenommenen Kinder. Die Reaktion der Behörden auf diese skandalösen Zustände vor 200 Jahren zeigt Parallelen zu gegenwärtiger Unterstützung der Pädiatrie durch die deutsche Gesundheitspolitik: Vielerorts wurde es schlicht verboten, Kinder unter 8 Jahren in Kliniken für Erwachsene stationär aufzunehmen. Daraufhin wurde 1830 an der Berliner Charité – und nachfolgend auch in anderen deutschen Städten – eine Kinderabteilung eingerichtet. Von Beginn an leisteten diese Abteilungen auch eine Palliativversorgung. So beschrieb 1867 eine Kinderkrankenschwester am Bremer Kinderkrankenhaus den Tod von mehreren Kindern, die über Jahre stationär gepflegt wurden. Die Gründung des weltweit ersten Kinderhospizes „Helen House“ im britischen Oxford bedeutete 1982 eine Zäsur für die pädiatrische Palliativmedizin: Die Gründerin Frances Dominica, eine Nonne und Krankenschwester, wurde durch ihre Freundschaft mit dem tumorkranken Mädchen Helen zur Einrichtung eines Hospizes für Kinder und Jugendliche inspiriert, und die pädiatrische Palliativmedizin hat seitdem in vielen Ländern zu einer stetigen Verbesserung der Versorgung sterbender Kinder geführt. Führt man sich allerdings vor Augen, dass in Deutschland jährlich mehr als 5.500 Kinder sterben und gegenwärtig mehr als 18.000 Kinder und Jugendliche mit einer lebenslimitierenden oder terminalen Erkrankung leben (ein gutes Viertel davon mit neurodegenerativen, neuromuskulären und metabolischen Erkrankungen), stellt sich die professionelle Begleitung sterbender Kinder und ihrer Familien an- gesichts dieser Zahlen als eine Herausforderung dar, die unsere Gesellschaft eben erst beginnt zu realisieren. Was ist eine pädiatrische palliative Versorgung? Sie gilt Kindern, die unter einer Erkrankung leiden, an der sie mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem 18. Lebensjahr versterben werden, und Kindern, die von einer potentiell tödlichen Krankheit betroffen sind, bei der eine Heilung möglich, aber unwahrscheinlich scheint. Eine pädiatrische Palliativversorgung kann sich über mehrere Jahre erstrecken. Die in angelsächsischen Ländern gebräuchlichste Definition beschreibt „Paediatric Palliative Care“ als aktive und umfassende Versorgung, die physische, emotionale, soziale und spirituelle Bausteine miteinander verbindet. Der Schwerpunkt liegt auf der höchstmöglichen Lebensqualität für das Kind und auf der umfassenden Unterstützung für die Familie. Zur Versorgung gehört die Therapie belastender Symptome, das Vorhalten von Entlastungsangeboten und medizinisch-pflegerischer und psychosozialer Betreuung bis zum Tod und darüber hinaus während der nachfolgenden Trauerphase. Palliativmedizin reduziert sich also nicht auf die Versorgung von final kranken Patienten, sondern kann sich über viele Jahre erstrecken. In der palliativen Versorgung gilt es noch viele Mythen auszuräumen. Nach einer Untersuchung, die das Zentrum für Palliativmedizin am Universitätsklinikum München-Großhadern in der Erwachsenenmedizin durchführte, hielten 45 Prozent der neurologischen Chefärzte die Gabe von Morphin an einen Patienten, der in der Sterbephase unter Atemnot leidet, fälschlicherweise für Euthanasie. Ein sich weiter hartnäckig haltendes Vorurteil besagt, dass Palliativmedizin häufig mit einer Verkürzung der Lebensspanne einherginge. Nicht nur gegenüber den Eltern unserer kleinen Patienten, sondern auch gegenüber Fachkollegen muss mitunter der Mythos ausgeräumt werden, dass die Verabreichung von Opiaten zur Kontrolle von Schmerzen und/oder Dyspnoe den Tod eines Kindes beschleunigt. Bei einer Titration von Opiaten nach Effekt ist es praktisch unmöglich, eine lebensbedrohliche Atemdepression auszulösen. Wie der Artikel über die Symptomkontrolle in der Lebensendphase von Kindern in dieser Ausgabe zeigt, kann die korrekt ange- 4 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 wandte medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie nicht nur die Lebensqualität signifikant verbessern, sondern die Lebensendphase auch verlängern. In der Medizinerausbildung und Weiterbildung zum Pädiater hat die palliative Versorgung und Sterbebegleitung bisher faktisch keine Rolle gespielt. Erste Schritte zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung wurden durch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin initiiert, und es bleibt zu hoffen, dass die Zunahme der Bedeutung der Palliativmedizin in der Erwachsenenmedizin auch ihren Widerhall in der Pädiatrie findet. Im Bereich der pädiatrischen Palliativversorgung muss in Deutschland noch viel geschehen. Die umfassende Versorgung von sterbenden Kindern in Großbritannien, Polen und Australien kann dabei als leuchtendes Beispiel dienen. Der Verein Eigenes Leben – Hilfe für Kinder mit Schmerzen oder lebenslimitierenden Erkrankungen e. V. (http://www. eigenes-leben-ev.de) steht als kompetenter Ansprechpartner auch mit umfangreichen Weiterbildungsangeboten bereit. Ich freue mich, dass der Herausgeber der „Neuropädiatrie in Klinik und Praxis“ dem wichtigen Thema Kinderpalliativmedizin so breiten Raum in der vorliegenden Ausgabe eingeräumt hat. Es grüßt Sie herzlich vom 5. Kontinent Ihr Dr. med. Stefan Friedrichsdorf Gastschriftleiter Pain & Palliative Care Department The Children’s Hospital at Westmead Sydney/Australia Aktiv im Leben mit Epilepsie TOPAMAX ®Monotherapie r nde i K Für ab en ahr 2 J 1 Ritter et al. Epilepsia 2001; 42 (Suppl. 7): S. 212-213 TOPAMAX® 25 mg / 50 mg / 100 mg / 200 mg Filmtabletten, 25 mg / 50 mg Kapseln. Wirkstoff: Topiramat. Zusammensetz.: 1 Filmtbl. TOPAMAX 25 mg / 50 mg / 100 mg / 200 mg enth.: 25 mg / 50 mg / 100 mg / 200 mg Topiramat. 1 Kapsel TOPAMAX 25 mg / 50 mg enth.: 25 mg / 50 mg Topiramat. Sonst. Bestandt.: Filmtbl.: Lactose-Monohydrat, Maisquellstärke, mikrokristalline Cellulose, Poly-(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz, Magnesiumstearat, Carnaubawachs, Farbstoffzubereitungen (enth.: Poly(O-2-hydroxypropyl, O-methyl)cellulose, Macrogol 400 u. Polysorbat 80 sowie farbabh. E171 u. E172 (25 mg Filmtbl. nur E171)). Kapseln: Gelatine, Saccharose, Maisstärke, Povidon, Celluloseacetat, hochdisperses Siliciumdioxid, Natriumdodecylsulfat, E171, Farbstoffzubereitung (enth.: E172, ger. Wasser, Schellack, SDA 3A Alkohol, N-Butylalkohol, Poly(O-2-hydroxypropyl, O-methyl)cellulose, Propylenglycol, Ammoniumhydroxid, Dimeticon-Siliciumdioxid). Anw.geb.: Monotherapie b. Erw. u. Kdrn. ab 2 Jahren m. neu diagn. Epilepsie od. zur Umstellung auf Monotherapie. Zusatztherapie b. Erw. u. Kdrn. ab 2 Jahren m. fokalen epilept. Anfällen mit od. ohne sek. generalisier., primär general. ton.-klon. Anfällen u. epilept. Anfällen b. Lennox-Gastaut-Syndr.. Gegenanz.: Überempfindl. gg. Wirkstoff od. sonst. Bestandt.; Kdr. unter 2 Jahren; akute Myopie und sekundäres Engwinkelglaukom; Schwangersch., Stillzeit. Vorsicht bei: Eingeschr. Nierenfunkt. (Kreatinin-Clearance < 60ml/min); Nephrolithiasis und diesbezügl. Prädisposition; eingeschr. Leberfunkt.; Gewichtsverlust. Metabol. Azidose: Bei Kindern sowie je nach klin. Beding. angemess. Abklärung einschl. d. Serum-Bicarbonatspiegel. Wenn sich eine metabol. Azidose entwickelt od. fortbesteht, Verring. d. Dosis od. d. Beendigung d. Bhdlg. in Betr. ziehen (Dosis ausschleichen). Stimmungsschwank. / Depression: Erhöh. Inzidenz v. Stimmungsschwank. u. Depression beob.; in e. Studie zu bipol. Stör. Suizid e. Pat.. Nebenwirk.: Sehr häufig: Müdigk., Schwindel, Ataxie, Sprach- / Sprechstörg., Parästhesie, Nystagm., Benommenh., Nervosität, psychomot. Verlangsamung, Gedächtnisstörg., Verwirrtheit, Appetitlosigk., Ängstlichk., Konzentrat.- / Aufmerksamk.störg., Depress., Übelk., Gewichtsverl., Kopfschm., Doppelbilder u. and. Sehstörg.. Häufig: Psychose, psychot. Sympt. u. aggr. Verhalt., Geschmacksveränd., Erregung / Agitation, kogn. Probl., Stimmungsschwank., emot. Labilität, Koordinat.störg., Gangstörg., Apathie, abd. Beschw., Asthenie, Stimmungsprobl., Leukopenie, Nephrolithiasis, Tremor. Selten: Oligohidrosis, metabol. Azidose. Sehr selten: Hypospadie beim Neugebor. nach Anwendg. währ. Schwangersch.; kausaler Zus.hang bisher nicht gesichert; thromboembol. Ereign.; akute Myopie und sekundäres Engwinkelglaukom (kann begleitet sein v. supraziliärem Ödem mit Vorverlagerung v. Linse u. Iris); Hepatitis u. Leberversagen b. Pat., die m. einer Vielzahl v. Arzneim. behandelt wurden. Einzelfälle: bullöse Haut- u. Schleimhautreakt. (einschl. Erythema multiforme, Pemphigus, Stevens-Johnson-Syndr. u. tox. epiderm. Nekrolyse), wobei Mehrzahl d. Fälle b. Pat. auftr., d. weit. Arzneim. einnahmen, d. auch m. bullösen Haut- u. Schleimhautreakt. in Zus.hang stehen. Außerd: Berichte üb. erhöh. Leberfunktionswerte. Sehr selten in Studien Suizidgedanken, -versuche u. Suizid. Kdr. ab 2 Jahren: Über die o.g. NW wurden zusätzl. folg. NW beob.: Hyperkinesien, Halluz., Verhaltensauffälligk., verstärkt. Stand d. Inform.: 07/04. Verschreibungspflichtig. JANSSEN-CILAG GmbH, Neuss. www.TOPAMAX.de Originalien/Übersichten Die palliative Versorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen S. FRIEDRICHSDORF The Children’s Hospital at Westmead, Pain & Palliative Care Department, Sydney, Australien Zusammenfassung In Deutschland leben gegenwärtig mehr als 18.000 Kinder und Jugendliche mit einer lebenslimitierenden Krankheit. Mehr als ein Viertel dieser Patienten leiden unter neurodegenerativen, neuromuskulären oder -metabolischen Erkrankungen. Zu den Modellen, die eine Integration von Kinderpalliativmedizin in den Alltag von betroffenen Familien ermöglichen, gehören unter anderem stationäre Kinderhospize, ambulante Kinderpalliativdienste, Kurzpflegeeinrichtungen, Sozialpädiatrische Zentren, Frühförderstellen sowie ambulante und stationäre Palliativangebote von Kinderkinderkliniken. Eine umfassende multidisziplinäre medizinisch-pflegerische und psychosoziale palliative Versorgung beginnt bei Diagnosestellung einer Erkrankung, die mutmaßlich vor dem 18. Lebensjahr zum Tode führt und begleitet dann die gesamte Familie während des Krankheitsverlaufs bis zum Tod des Kindes mitunter über viele Jahre. Eine nachfolgende professionelle Trauerbegleitung der hinterbliebenen Geschwister und Eltern muss sich anschließen. Die kompetente Schmerz- und Symptomkontrolle in der Lebensendphase macht nur einen kleinen, aber eminent wichtigen Anteil der Aufgaben des Kinderpalliativteams aus. Obwohl im deutsprachigen Raum zahlreiche Initiativen und Projekte die Versorgung der Kinder in der Palliativsituation verbessern, existiert noch kein flächendeckendes Angebot einer umfassenden Versorgung von pädiatrischen Patienten mit lebenslimitierenden oder terminalen Erkrankungen. Schlüsselwörter Pädiatrische Palliativmedizin, Neuropädiatrie, lebenslimitierende Erkrankung, Schmerzkontrolle, Symptomkontrolle Palliative Care for Children in Paediatric Neurology Abstract There are currently more than 18,000 children and adolescents living with a life- limiting condition in Germany. More than one quarter of this entity suffers from a neurodegenerative, neuromuscular or metabolic disease. Successful models of care providing support for families of children with incurable diseases include children’s hospices, palliative home care, paediatric respite centres and services by children’s hospitals. Holistic multidisciplinary paediatric palliative care commences at diagnosis of a life-threatening condition and continues during the child’s life sometimes for many years until the day of death. Bereavement support for siblings and parents has to follow suit. Professional management of pain and other symptoms is only a small, but an uttermost important part of the provision of palliative care. Although several projects and initiatives provide palliative care for children in German-speaking countries, the vast majority of dying children in Germany, Austria and Switzerland have no access to holistic multidisciplinary paediatric palliative care. Key words Paediatric palliative care, child neurology, life-limiting condition, pain control, symptom management Einleitung Während eine qualitativ hochwertige Palliativversorgung in der Erwachsenenmedizin inzwischen als Standard in der Lebensendphase von sterbenden Patienten angesehen wird (4, 13), scheint die Versorgung von Kindern mit lebenslimitierenden oder terminalen Erkrankungen häufig diesem Standard noch hinterherzuhinken. Die Mehrheit der sterbenden Kinder im deutschsprachigen Raum hat keinen Zugriff auf eine häusliche palliative Versorgung. Man mag spekulieren, dass die nur zögerliche Umsetzung hin zu einer umfassenden medizinisch-pflegerischen und psychosozialen Palliativversorgung für Kinder darauf beruht, dass viele wieder entdeckte Aspekte der Erwachsenpalliativmedizin eherne Prinzipien der Pädiatrie 6 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 darstellen und daher die Dringlichkeit der Implementierung einer pädiatrischen Palliativversorgung nachrangig erschien: Wie die Palliativmedizin sieht auch die Pädiatrie ihre Patienten im Kontext der Familie und dem Zuhause, Erwartungen und Bedürfnisse jenseits einer schlichten Symptomkontrolle werden abgedeckt und die Arbeit mit kranken Kindern bedarf häufig eines multidisziplinären Teams (8). Eine palliative Versorgung bedeutet nicht, „dass wir nichts mehr tun können.“ Wenn das Kind unter einer unheilbaren Krankheit leidet, so kann das Kinderpalliativteam in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit allen Beteiligten aus medizinisch-pflegerischen und psychosozialen Berufen (z. B. niedergelassenem Kinderarzt, Neuropädiater, Kinderonkologe, stationärer und häuslicher Kinderkrankenpflege, Krankengymnast, Sozialarbeiter, Psychologe, Seelsorger, Lehrer und vielen weiteren) noch „ganz viel tun“. Es gilt ein Team von Profis (und unter Umständen Laien) zu koordinieren, die ein gemeinsames Ziel haben: Die umfassende, ganzheitliche Versorgung von Kind und Familie, die mit einer lebenslimitierenden Erkrankung leben. Zu den Schwerpunkten zählen die Symptomkontrolle, die Verbesserung der Lebensqualität, das Eingehen auf spirituelle und psychosoziale Bedürfnisse und Trauerbegleitung von Diagnose bis weit über den Tod des Kindes heraus. Epidemiologie In Deutschland sterben jährlich mehr als 5.500 Kinder im Alter von 0-15 Jahren (16). Mehr als 40 % dieser Kinder versterben im Säuglingsalter aufgrund von Frühgeburtlichkeit, Geburtskomplikationen oder angeborenen Fehlbildungen (11). Es folgen an zweithäufigster Stelle lebenslimitierende Krankheiten (22 %), also Erkrankungen, an denen Kinder und Jugendliche mutmaßlich vor dem 18. Lebensjahr versterben werden. Bei einer Prävalenz von 12/10.000 (17) leben gegenwärtig in Deutschland mehr als 18.000 Kinder und Jugendliche mit einer lebenslimitierenden oder terminalen Erkrankung (Österreich: 1.950; Schweiz: 1.800). Originalien/Übersichten Beschreibung Beispiele Gruppe 1 Lebensbedrohliche Erkrankungen, für die kurative Therapien existieren, aber ein Therapieversagen wahrscheinlich ist. Eine palliative Versorgung kann während der Phase eines unklaren Therapieerfolges oder bei Therapieversagen notwendig sein. Kinder/Jugendliche in Langzeitremission oder nach erfolgreicher kurativer Therapie gehören nicht in diese Gruppe Krebs, irreversibles Organversagen von Herz, Leber und Nieren Gruppe 2 Erkrankungen, bei denen lang andauernde intensive Behandlungen das Ziel haben, das Leben zu verlängern und die Teilnahme an normalen kindlichen Aktivitäten zu ermöglichen, aber ein vorzeitiger Tod wahrscheinlich ist. Zystische Fibrose, Progressive Muskeldystrophie Gruppe 3 Fortschreitende Erkrankungen ohne therapeutische Optionen, bei denen häufig über viele Jahre eine ausschließlich palliative Therapie durchgeführt wird. Zeroidlipofuszinosen, Mucopolysaccaridosen Gruppe 4 Erkrankungen mit schweren neurologischen Behinderungen, die Schwäche und Anfälligkeit für gesundheitliche Komplikationen verursachen und sich unvorhergesehenerweise verschlechtern können, aber üblicherweise nicht als fortschreitend angesehen werden. Schwere Mehrfachbehinderungen wie z. B. bei Hirn- oder Rückenmarkserkrankungen inklusive einiger Kinder mit schwerer Zerebralparese Tab. 1: Einteilung von Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen (nach der „Association for Children with Life-threatening or Terminal Conditions and their Families (ACT)“ Diese werden in vier Gruppen eingeteilt (Tab. 1). Der Neuropädiater und der niedergelassene Kinderarzt sehen in ihrer täglichen Praxis üblicherweise zahlreiche Patienten aus den Gruppen 2, 3 und 4. Dazu kommen noch Patienten mit Tumoren des zentralen Nervensystems (Gruppe 1), so dass in der Neuropädiatrie tätige medizinisch-pflegerische und psychosoziale Mitarbeiter/innen nicht selten mit der gesamten Bandbreite der Diagnosen aus dem Bereich der Kinderpalliativmedizin konfrontiert sind. Die Mortalität in den vier Krankheitsgruppen (Tab. 2) beträgt im Kindesalter 1,5-1,9/10.000 (17). Demnach sterben in Deutschland jährlich 2.300-2.900 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an lebenslimitierenden Erkrankungen (Österreich: 240-300; Schweiz: 220-280). Unter den lebensverkürzenden Krankheiten sind neuromuskuläre und -metabolische Erkrankungen (28,4 %) nach Krebs (31,4 %) die zweithäufigste Todesursache (Tab. 2) (11, 16). Integration einer Palliativversorgung in den klinischen Alltag Entgegen einer häufigen fälschlichen Annahme darf „palliativ“ keinesfalls mit „terminal“ gleichgesetzt werden. Die terminale Versorgung am Lebensende ist zwar ein integraler Bestandteil der Palliativversorgung, aber die eigentliche Versorgung von Kindern in Palliativsituationen zieht sich häufig über viele Jahre hin und der Schwerpunkt ist die Verbesserung der Lebensqualität und die umfassende Begleitung der Familie. Kinder mit lebenslimitierenden neuropädiatrischen Erkrankungen stellen eine überaus heterogene Gruppe dar, und die Bedürfnisse jeder betroffenen Familie müssen im Einzelfall erfasst werden: Kinder mit neurodegenerativen und -muskulären Erkrankungen sind beispielsweise bei Diagnosestellung häufig kaum klinisch eingeschränkt und die Krankheit zeichnet sich nicht selten durch einen protrahierten Verlauf aus. Die Gruppe der Tumoren des zentralen Nervensystems (ZNS) stellt die zweithäufigste maligne Erkrankung im Kindesalter – Astrozytome und Medulloblastome sind hier führend. ZNS-Tumoren können aber auch als Metastasen anderer Primärtumoren auftreten. Neurologische Symptome variieren je nach Altersgruppe, Tumorart und Lokalisation. Die Diagnose einer lebenslimitierenden Erkrankung und der nachfolgende Krankheitsverlauf bedeuten für die Familien einen katastrophalen Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Zur Unterstützung der betroffenen Familien existieren weltweit zahlreiche Modelle der klinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit lebenslimitierenden Erkrankungen. Gegenwärtig existieren zahlreiche Modelle der palliativen Versorgung, die Eltern von betroffenen Kindern nicht selten frei miteinander kombinieren: Todesursachen Anzahl der Kinder in % 1. Onkologische Erkrankungen 389 31,4 2. Neurologische/neuromuskuläre Erkrankungen 242 19,6 3. Fehlbildungen/Chromosomenanomalien (> 12 Monate) 199 16,1 4. Kardiologische Erkrankungen 145 11,7 5. Stoffwechselerkrankungen 109 8,8 6. Pulmonologische Erkrankungen 53 4,3 7. Gastrointestinale Erkrankungen 34 2,7 8. Hämatologische Erkrankungen 21 1,7 9. Immundefekte 18 1,5 10. Nephrologische Erkrankungen 17 1,4 11. Postpartale Störungen (> 12 Monate) 10 0,8 1.237 100 Summe Tab. 2: Todesursachen aller Kinder (0-15 Jahre) in Deutschland mit lebenslimitierenden Erkrankungen (aufbereitet nach Zahlen des statistischen Bundesamtes, 1999) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 7 Originalien/Übersichten Kinderhospiz Weltweit wurde das erste Kinderhospiz 1982 im englischen Oxford gegründet, und in den inzwischen 27 britischen Kinderhospizen werden mehrheitlich Kinder und Jugendliche mit neurodegenerativen und neuromuskulären Erkrankungen betreut. Kinderhospize sind keine „Kindersterbehäuser“. Es sind freistehende, stationäre Einrichtungen mit üblicherweise 6-12 Betten die überwiegend „Respite“ anbieten: Diese Kurzaufenthalte über Tage bis Wochen ermöglichen dem Kind einen Urlaub und bieten den Eltern, die ja oft über Jahre Tag und Nacht die Versorgung ihrer Kinder sicherstellen, eine Erholungsmöglichkeit. Im Unterschied zu den meisten Kurzpflegeeinrichtungen bieten Kinderhospize zusätzlich die Möglichkeit, dass Kinder ihre Lebensendphase im Hospiz verbringen und auch dort sterben können. Das dort tätige Personal integriert üblicherweise Spezialisten der Schmerz- und Symptomkontrolle in die Versorgung während der Lebensendphase, und die Familie kann häufig eine medizinisch-pflegerische und psychosoziale ganzheitliche Begleitung in dieser schwierigen Zeit über den Tod des Kindes hinaus erwarten. Die Kinderhospize bieten eine offene, freundliche und lebensbejahende Atmosphäre. Nur eine Minderheit der von den Kinderhospizen oft über Jahre in wiederholten Besuchen mitbetreuten Patienten mit neuropädiatrischen Erkrankungen sterben innerhalb der Mauern des Hospizes. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen versterben gegenwärtig zuhause oder in einer Kinderklinik. Es gibt gegenwärtig in Australien 2, Deutschland 6, Großbritannien 27, Kanada 1, Niederlande 1, Südafrika 1 und den USA 1 Kinderhospiz. Häusliche Versorgung Schwerst-mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche sowie solche mit neurodegenerativen und -muskulären Erkrankungen werden häufig über viele Jahre zuhause versorgt. In zahlreichen Regionen werden die Eltern durch ambulante Kinderkrankenschwestern unterstützt. Eine Untersuchung unter 32 ambulanten deutschen Kinderkrankenpflegediensten mit über 4.200 Patienten, die über Erfahrungen in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Palliativsituation verfügten, zeigte, dass mehr als ein Drittel dieser zuhause versorgten Patienten unter neuropädiatrischen Erkrankungen litten (9). In den letzten Lebenswochen bevorzugen die Eltern der betroffenen Kinder bei einem entsprechenden Angebot eine häusliche Versorgung (2, 18). Hinterbliebene Eltern und Geschwister litten weniger häufig unter lang anhaltenden Problemen, wenn sie in der häuslichen Versorgung des sterbenden Kindes beteiligt waren (14). Es zeigt sich eine positive Korrelation zwischen dem Angebot einer häuslichen palliativen Versorgung und der Anzahl der Kinder, die in der Lebensendphase zuhause versorgt werden (9, 15). Eine vorausschauende, regelmäßige häusliche Versorgung durch in der Symptomkontrolle erfahrendes medizinischpflegerisches Personal ermöglicht das Management auch von sehr belastenden Symptomen, wie Schmerzen, Atemnot, Krampfanfällen und Angst, im häuslichen Umfeld. Absolut unabdingbar ist jedoch eine telefonische Erreichbarkeit des medizinischen Personals Tag und Nacht: Existiert eine solche 24-Stunden-Bereitschaft, wird sie des Nachts nach unserer Erfahrung nur sehr selten in Anspruch genommen, stellt aber eine notwendige Rückversicherung für die Eltern und das Kind in dieser schwierigen Situation ihres Lebens dar. Eltern beschrieben die häusliche Versorgung ihrer Kinder in der Lebensendphase als überwiegend positiv (15, 18). Allerdings ist diese für die Eltern kräftezehrend und birgt zahlreiche Schwierigkeiten: Die Eltern betroffener Kinder beschreiben chronische Müdigkeit, finanzielle Schwierigkeiten und Probleme in der Doppelrolle als Eltern und „Pflegepersonal“ für ihr Kind als Hindernisse in der häuslichen Versorgung (3, 7). Einige Eltern verspüren Angst beim Auftritt von bedrohlich wirkenden Symptomen oder möglichen Ereignissen, die mit Tod und Sterben zusammenhängen können und bevorzugen die Sicherheit einer Kinderklinik oder eines Kinderhospizes in der Terminalphase. Dies darf nicht als ein Versagen der häuslichen Versorgung angesehen werden und die Familien bedürfen der Unterstützung des medizinisch-pflegerischen und psychosozialen Personals, welche Entscheidung sie für die letzten Lebenstage ihres Kindes auch treffen. Es gibt noch keine veröffentlichten Daten, aber es ist zu vermuten, dass im deutschsprachigen Raum viele Eltern einen stationären Aufenthalt in der Terminalphase ihres Kindes wählen, weil sie keinen Zugriff auf ein in der Symptomkontrolle und Palliativmedizin erfahrenes häusliches Team, medizinisch-pflegerisches und psychosoziales Team – auch nachts und am Wochenende - haben. Ambulante Kinderpalliativdienste (in Osteuropa ebenfalls als „Kinderhospiz“ bezeichnet) wurden zum Teil flächendeckend 8 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 zwischen 1980 und 1990 in Costa Rica, Großbritannien, Polen, Rumänien, Ukraine, USA und anderen Ländern eingeführt und bieten eine ausschließlich häusliche palliative Versorgung an. Weitere Versorgungsstrukturen für Kinder in der Palliativsituation In Deutschland gibt es über 40 Kurzpflegeeinrichtungen insbesondere für schwerst-mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche, die nicht selten den „Respite“-Aspekt von Kinderhospizen abdecken. Wichtige Aspekte der Versorgung von Kindern in der Palliativsituation erfüllen in Deutschland, und der Autor hegt hier keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit, Sozialpädiatrische Zentren (SPZ), ambulante Kinderkrankenpflegedienste, niedergelassene Kinderärzte, Frühförderstellen, Wohneinrichtungen für langzeitbeatmete Kinder, Selbsthilfegruppen von trauernden Eltern und darüber hinaus noch viele weitere Einrichtungen. Es ist wenig darüber bekannt, welche Möglichkeiten der Palliativversorgung deutsche Kinderkliniken anbieten. Wenn die Anzahl der Kinder, die zuhause versterben, als Gradmesser einer außerklinischen palliativen Versorgung angesehen werden kann, muss Deutschland im Bereich der Kinderonkologie (nur darüber liegen Daten vor) z. B. im Vergleich zu Großbritannien noch aufholen: So versterben weniger als 40 Prozent der deutschen Kinder mit Krebs zuhause – in England ist es mehr als die Hälfte, im Großraum London sogar über 75 Prozent (10). Auf zahlreiche Komponenten einer umfassenden Palliativversorgung können Kinder mit neuropädiatrischen lebenslimitierenden Erkrankungen gegenwärtig in der Mehrheit noch nicht zurückgreifen: Häusliche Versorgung mit 24-StundenRufdienst für ärztliches und pflegerisches Personal Integration von Spezialisten der Kinderschmerz- und Palliativmedizin zur Symptomkontrolle Trauerbegleitung der Eltern und Geschwister von der Diagnose bis über den Tod des Kindes hinaus Jenseits von Modellprojekten hängt im Bereich der Kinderpalliativmedizin in Deutschland noch viel von der Initiative Einzelner ab. Politiker und Krankenkassen stellen sich regelhaft gegenüber den Bedürfnissen sterbender Kinder taub. Stationäre Schmerz- und Symptomkontrolle wird über DRG’s nur ungenügend abgedeckt und die Kosten für eine umfassende medizinisch-pflegerische und psychosoziale häusliche Versorgung werden nur in Ausnahmefällen von den Krankenkassen übernommen. Habilitation Das „Pain & Palliative Care Team“ in Sydney/Australien In Sydney kommt erfolgreich ein integratives Modell zum Tragen. Am Children’s Hospital at Westmead, mit 380 Betten die größte Kinderklinik Sydneys und ein Krankenhaus der Maximalversorgung, besteht das „Pain and Palliative Care Team“ (Leitung: Dr. med. John J. Collins, PhD) unter anderem aus Pädiatern, Anästhesisten, Kinderkrankenschwestern, Sozialarbeitern, Spielpädagogen, Psychologen und Krankengymnasten. Das Team versorgt alle Kinder mit akuten und chronischen Schmerzen auf den peripheren und Intensivstationen. Darüber hinaus wird ein Service für schmerzhafte Eingriffe (z. B. Verbandswechsel bei Verbrennungen, Lumbalpunktionen, Knochenmarksaspirationen) angeboten, bei dem häufig Lachgas eingesetzt wird. Außerdem gibt es eine multidisziplinäre ambulante Klinik für Kinder und Jugendliche mit chronischen Schmerzen. Im Rahmen des Schmerzservices kommen wir schon häufig erstmals mit Kindern in Kontakt, die entweder unter einer lebenslimitierenden Erkrankung leiden (z. B. Muskeldystrophien), oder im Verlauf ihrer Therapie einen Rückfall erleiden (z. B. Hirntumoren) und bei denen dann der kurative Ansatz verlassen werden muss. Für die Kinder mit Schmerzen und ihre Eltern ist das Schmerzteam ein täglicher Begleiter, und die Familie erlebt das Team in der Interaktion mit den primär versorgenden Ärzten (z. B. in der Onkologie oder Neuropädiatrie). Ein Übergang zur palliativen Verorgung kann so bei den Kindern mit den entsprechenden Krankheitsbildern ganz allmählich erfolgen. Für Patienten ohne Schmerzen in ihrer Vorgeschichte erfolgt die Integration des Palliativteams durch das primär verantwortliche ärztliche Team. Das „Pain and Palliative Care Team“ versorgt je nach Wunsch der Familie betroffene Kinder in der Palliativsituation sowohl zuhause als auch in der Kinderklinik, als auch im stationären Kinderhospiz „Bear Cottage“ (letzteres, obwohl 35 km entfernt an einem Strandvorort gelegen, ist Teil der Kinderklinik). Für Kinder mit neurodegenerativen, -metabolischen oder -muskulären Erkrankungen bleibt der behandelnde Neuropädiater (oder niedergelassene Kinderarzt/Allgemeinmediziner) während des gesamten Krankheitsverlaufs bis zum Lebensende der primäre Arzt und Ansprechpartner und arbeitet eng mit dem Palliativteam zusammen, dessen Expertise unter anderem in der Schmerz- und Symptomkontrolle, in der Geschwisterbetreuung, in der Koordination der Rund-um-die-Uhr-Versorgung, in der Trauerbegleitung und in der Integration von spirituellen Elementen besteht. Patienten werden also keinesfalls an ein Palliativteam „abgegeben“, sondern von Beginn an interdisziplinär betreut – sowohl zuhause, als auch während stationärer Aufenthalte in der Kinderklinik und im Kinderhospiz. Unterstützung der Familie Ein integraler Anteil der Palliativmedizin muss die Betreuung der Familienmitglieder sein. Es ist nicht überraschend, dass der Tod eines Kindes eine tiefe und lang anhaltende Trauer bei beiden Elternteilen auslöst (20). Bei behinderten Kindern beginnt die Trauerreaktion häufig schon Jahre vorher als „vorweggenommene Trauer“. Während die deutsche Kinderonkologie für die meisten Eltern (aber nur für die Hälfte der Geschwister) formale Angebote der Trauerarbeit vorhält, scheinen nur die wenigsten neuropädiatrischen Abteilungen ein solches Angebot anzubieten. Eine Trauerarbeit muss vor dem Tod beginnen und weit über den Zeitpunkt des Todes des Kindes hinausgehen. Nicht selten fühlen sich Eltern nach dem Tod ihres Kindes alleine gelassen, da der Kontakt mit dem medizinischen Personal oft völlig abbricht und Freunde und Familie sich entweder abwenden oder nicht über das verstorbene Kind sprechen wollen, in der oft fälschlichen Annahme, dass damit Trauerprozesse aufgebrochen werden. Nach unserer Erfahrung mit Selbsthilfegruppen von trauernden Eltern haben viele ein großes Bedürfnis, über ihr verstorbenes Kind zu sprechen und wünschen einen anhaltenden Kontakt mit dem medizinisch-pflegerischen und psychosozialen Personal, welches ihr Kind in den letzten Lebensjahren begleitet hatte. Gesunde Geschwister von Kindern mit lebenslimitierenden Erkrankungen fühlen sich nicht selten vernachlässigt, wütend und neiden die Aufmerksamkeit, die ihre kranken Geschwister erhalten – gleichzeitig fühlen sie sich aber wegen dieser Gedanken schuldig (1). Die Geschwister malen sich in ihrer Phantasie eventuell aus, für die Krankheit ursächlich verantwortlich zu sein oder ebenfalls erkranken und sterben zu müssen. Wir bieten in unserer Abteilung Geschwistertage für verschiedene Altersgruppen und getrennt für Kinder und Jugendliche an, deren Geschwister entweder noch leben oder schon verstorben sind. Hier können Trauer und andere Emotionen im Kreise Gleichaltriger aufgearbeitet werden, die vergleichbare Erfahrungen gemacht haben. Ein wichtiger Anteil in einer umfassenden palliativen Versorgung ist die frühzei- tige Integration der spirituellen Komponente. Nicht selten wünschen sich Eltern eine seelsorgerische Versorgung oder diese existiert schon und sollte dann als integrativer Anteil des individuellen Versorgungsteam angesehen werden. Gerade bei Familien aus anderen Kulturkreisen baut die frühzeitige Integration von religiösen Seelsorgern oder spirituellen Führern Vorbehalte gegen westliche Medizin ab und erleichtert nach unserer Erfahrung die Sterbebegleitung erheblich. Noch ausgeprägter als im Ruhrgebiet und deutschsprachigen Großstädten mit ihrem erheblichen Ausländeranteil gestaltet sich in klassischen Einwanderungsländern der Mix der Kulturen. In Sydney leben Einwanderer aus buchstäblich jedem Teil der Welt zusammen. Während des Erstkontaktes bemüht sich das Palliativteam darum, den spirituellen Hintergrund der Familie zu erfragen, Vorstellungen und Rituale über Sterben und Tod zu beleuchten und mehr aus dem entsprechenden Kulturkreis zu erfahren. In dem täglichen Lernprozess erfahren wir so viele kleine, aber wichtige Details: Hunde sind beispielsweise unreine Tiere für viele Muslime (und damit machte der im Kinderhospiz lebende Labrador für eine schiitische Familie einen Aufenthalt dort kürzlich unmöglich). Einige asiatische Kulturen können nicht weiter in einer Wohnung leben, in dem ein Mensch verstarb (und damit wird das Angebot einer häuslichen Versorgung in der Lebensendphase eher skeptisch betrachtet). Und es verletzt beispielsweise die Ehre von vielen verstorbenen australischen Ureinwohnern, wenn – je nach Stamm – einige Monate bis Jahre nach dem Tod der Name des toten Kindes ausgesprochen wird. Wir bemühen uns, durch frühzeitige Integration von spirituellen Elementen den Trauerprozess der betroffenen Familien im Kontext der entsprechenden Kultur zu erleichtern. Fazit Durch die Etablierung von Kinderhospizen, freiwilligen und professionellen ambulanten Kinderpalliativdiensten sowie professionellen Fortbildungsangeboten über eine professionelle pädiatrische Palliativversorgung (z. B. Institut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Datteln, http://www.eigenesleben-ev.de) scheint sich die Kinderpalliativmedizin als integraler Bestandteil der Kinderheilkunde in Deutschland allmählich aus seinem Schattendasein herauszulösen. Insellösungen können nur ungenügend sein – wichtig ist die Zusammenarbeit von medizinisch-pflegerischen und psychosozialen pädiatrischen Fachkräften Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 9 Originalien/Übersichten in der Versorgung von Kindern in der Palliativsituation. Der Neuropädiater und der niedergelassene Kinderarzt ist vom ersten bis zum letzten Tag eine tragende Säule in der Versorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen – eine Kinderpalliativeinrichtung oder der Kinderpalliativmediziner hat unterstützende und unter Umständen koordinierende Funktion und zielt keinesfalls darauf ab, Patienten „komplett zu übernehmen“. Die Kinderpalliativmedizin muss sich noch vieler Mythen erwehren: Es ist nicht das Team, welches erst wenige Tage vor dem Tod eines Kindes eingeschaltet wird, sondern begleitet im Idealfall zusammen mit dem niedergelassenen Kinderarzt, pädiatrischen Spezialisten aus der Kinderklinik und weiterem medizinisch-pflegerischen und psychosozialen Personal die ganze Familie von der Diagnose der unheilbaren Erkrankung bis zum Tod (und darüber hinaus), über einen Zeitraum, der unter Umständen viele Jahre umfassen kann. Der Schwerpunkt liegt auf einer Verbesserung der Lebensqualität und einer optimalen Symptomkontrolle. Die Gabe von Opioiden zur Therapie von Schmerzen und Atemnot in der Lebensendphase hat nichts mit Euthanasie zu tun – tatsächlich verlängert sich die Lebensspanne von Kindern üblicherweise, wenn belastende Symptome am Lebensende professionell therapiert werden. Im deutschsprachigen Raum herrscht noch ein großer Mangel an multidisziplinären Kinderpalliativteams, die Familien und Kinderärzte in der Begleitung von sterbenden Kindern beraten und Experten auf dem Gebiet der medikamentösen und nicht-medikamentösen Symptomkontrolle sind. Wir sind es den über 20.000 Kinder und Jugendlichen, die gegenwärtig mit einer lebenslimitierenden oder terminalen Erkrankung in Deutschland, Österreich und der Schweiz leben, schuldig, sie menschlich, schmerzfrei und mit optimaler Symptomkontrolle in den Tod zu begleiten. Noch scheinen die Stimmen sterbender Kinder zu leise, um Entscheidungsträger in der Politik, Krankenkassen und Ärzteschaft zu einem Umdenken bewegen zu können, um endlich entsprechende Rahmenbedingungen für eine umfassende Kinderpalliativversorgung zu schaffen. 12. Higginson IJ, Thompson M (2003) Children and young who die from cancer: epidemiology and place of death in England. BMJ; 327: 478-9 13. Klaschik E (2003) Palliativmedizin. In: Husebø S, Klaschik E: Palliativmedizin, 3rd, Ed. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 1-35 Danksagung: 14. Lauer ME, Mulhern RK, Schell MJ, Camitta BM (1989) Long-term follow-up of parental adjustment following a child’s death at home or at hospital. Cancer; 63: 988-94 Der Autor dankt Priv.-Doz. Dr. med. Boris Zernikow, Datteln, herzlich für die kritische Durchsicht dieses Artikels. 15. Sirkiä K, Saarinen UM, Ahlgren B, Hovi L (1997) Terminal care of the child with cancer at home. Acta Paediatr 86: 1125-1130 Literatur 1. Chaffee S (2001) Pediatric Palliative Care. Pall Care; 28: 365-90 2. Chambers EJ, Oakhill A (1995) Models of care for children dying of malignant disease. Palliative Medicine; 9: 181-185 3. Collins JJ, Stevens MM, Cousens P (1998) Home care for the dying child. Australian Family Physician; 27: 610-614 4. Council on Scientific Affairs, American Medical Association (1996) Good care of the dying patient. JAMA; 275: 474-8 16. Statistisches Bundesamt (1999) (http://www.statistik-bund.de). Persönliche Kommunikation 17. The Association for Children with Life-threatening or Terminal Conditions and their Families and The Royal College of Paediatrics and Child Health (2003) A Guide to the Development of Children’s Palliative Care Services. 2nd Ed., ACT, Bristol (UK) 18. Vickers JL, Carlise C (2000) Choices and control: parental experiences in pediatric terminal home care. J Pediatr Oncol Nurs; 17 (1): 12-21 19. Wolfe J, Grier HE, Klar N et al. (2000) Symptoms and suffering at the end of life in children with cancer. N Engl J Med; 342: 326-333 5. Dangel T (2001) Domowa opieka paliatywna nad dziecmi w Polsce. Department of Palliative Care – Institute for Mother and Child, Warsaw (PL) 20. Worden JW, Monahan JR. Caring for Bereaved Parents (2001) In: Armstrong-Daily A, Zarbock S (eds): Hospice Care for Children, 2nd Ed., Oxford University Press; 137-56 6. Drake R, Frost J, Collins JJ (2003) The symptoms of dying children. J Pain Symptom Manage; 26 (1): 594-603 Zitierweise dieses Beitrages: Neuropaediatrie 4: 6-10 (2005) 7. Darbyshire P, Haller A, Fleming S (1997) The interstellar cold: parent’s experiences of their child’s palliative care. A report prepared for the South Australian Health Commission. 8. Hutchinson F, King N, Hain RDW (2003) Terminal care in paediatrics: where we are now. Postgrad Med J; 79: 566-568 9. Friedrichsdorf S, Brun S, Menke A, Wamsler C, Zernikow B (2004) Paediatric Palliative Care Provided by Nurse-led Home Care Services in Germany. Europ J Pall Care (im Druck) 10. Friedrichsdorf S, Brun S, Menke A, Wamsler C, Zernikow B (2004) Status Quo of Palliative Care in Pediatric Oncology – A Nationwide Survey in Germany. J Pain Sympt Managen (im Druck) 11. Friedrichsdorf S, Zernikow B (2003) Die Versorgung sterbender Kinder in Deutschland – Status Quo der pädiatrischen Palliativmedizin. Praktische Pädiatrie; 10: 68-72 Dr. med. Stefan Friedrichsdorf Paediatric Pain & Palliative Care Department The Children’s Hospital at Westmead Locked Bag 4001 Westmead NSW 2145 Sydney/Australia stefan.friedrichsdorf@web.de Wenn Sie an einem regelmäßigen Bezug der Zeitschrift Neuropädiatrie in Klinik und Praxis interessiert sind, dann bedienen Sie sich der diesem Heft beiliegenden Bestellkarte oder rufen uns einfach an. Abo-Service: Telefon 04 51/70 31-2 67, Fax 04 51/70 31-2 81 10 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Timox® 60 mg/ml Suspension, -150 mg, -300 mg, -600 mg Wirkstoff: Oxcarbazepin. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1ml Timox® 60 mg/ml Suspension enthält 60 mg Oxcarbazepin. 1 Filmtablette Timox® 150 mg / 300 mg / 600 mg enthält 150 mg / 300 mg / 600 mg Oxcarbazepin. Sonstige Bestandteile: Timox® 60 mg/ml Suspension: Propyl(4-hydroxybenzoat) (E216), Saccharin-Natrium, Sorbinsäure (E200), Macrogolstearat 400, Methyl(4-hydroxybenzoat) (E218), Mirabellen-Zitronen-Aroma, Ascorbinsäure (E300), mikrokristalline Cellulose, Carmellose-Natrium, Propylenglykol, Sorbitol 70% nichtkristallisierend, gereinigtes Wasser. Ein Bestandteil des Aromas ist Ethanol. Timox® 150 mg / 300 mg / 600 mg Filmtabletten: hochdisperses Siliziumdioxid, mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Crospovidon, Magnesium(sterat, palmitat, oleat), Macrogol 6000, Eisenoxidhydrat (E172), Talkum, Titandioxid (E171). Anwendungsgebiete: Timox® wird zur Behandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen angewendet. Timox® wird als Monotherapie oder Kombinationstherapie bei Erwachsenen und bei Kindern im Alter von 6 Jahren oder älter eingesetzt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Oxcarbazepin oder einen der anderen Inhaltsstoffe. Hinweise: Patienten mit oder ohne Überempfindlichkeitsreaktionen auf Carbamazepin sollten darüber informiert werden, dass bei Behandlung mit Timox® Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten können. Grundsätzlich sollte Timox® bei Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion abgesetzt werden. Serumnatriumspiegel unter 125 mmol / l wurden beobachtet, sie sind gewöhnlich asymptomatisch und machen keine Anpassung der Therapie erforderlich. Bei Patienten mit vorbestehenden Nierenerkrankungen oder gleichzeitiger Behandlung mit den Natriumspiegel-senkenden Arzneimitteln oder nichtsteroidalen Antirheumatika sowie im Falle einer Flüssigkeitsretention sollten die Serumnatriumspiegel vor der Behandlung bestimmt werden. Grundsätzlich sollte eine Serumnatriumspiegelbestimmung in Betracht gezogen werden, wenn während der Behandlung mit Timox® klinische Zeichen einer Hyponatriämie auftreten. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz sollte eine regelmäßige Gewichtskontrolle durchgeführt werden. Patienten mit Beeinträchtigung der Reizleitung am Herzen sollten sorgfältig überwacht werden. Einzelfälle von Hepatitis wurden berichtet. Bei Verdacht auf Leberschädigung sollte das Absetzen von Timox® in Betracht gezogen werden. Bei Behandlung mit Timox® werden zusätzliche, nicht-hormonale Verhütungsmethoden empfohlen. Die sedativen Wirkungen von Timox® und Alkohol bei gleichzeitiger Einnahme können sich addieren. Wenige Hinweise, dass Oxcarbazepin-Gabe während der Schwangerschaft zu Fehlbildungen (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) führen kann. Notwendigkeit einer Behandlung mit Timox® während der Schwangerschaft muß sorgfältig gegen das mögliche Risiko fötaler Missbildungen abgewogen werden, besonders in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Hier sollte die niedrigste anfallskontrollierende Dosis verwendet werden. Monotherapie anstreben. Die ergänzende Gabe von Folsäure vor und während der Schwangerschaft wird empfohlen. In den letzten Wochen der Schwangerschaft und beim Neugeborenen sollte Vitamin K1 gegeben werden. Während der Behandlung mit Timox® darf nicht gestillt werden. Die körperlichen und/oder geistigen Fähigkeiten zum Autofahren oder Bedienen von Maschinen können unter Timox® beeinträchtigt sein. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Doppeltsehen, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerz, Schläfrigkeit. Häufig: Sehstörungen, Akne, Alopezie, Exanthem, Hyponatriämie, Verstopfung, Diarrhoe, Bauchschmerz, Schwächegefühl, Unruhe, Gedächtnisstörungen, Apathie, Ataxie, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit, depressive Verstimmungen, gefühlsmäßige Labilität, Nystagmus, Tremor. Gelegentlich: Urtikaria, Leukopenie, Anstieg der Transaminasen und/oder der alkalischen Phosphatase. In Einzelfällen: Stevens-Johnson-Syndrom, Lupus erythematodes, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung, Enzephalopathie, Hepatitis, Thrombozytopenie, Angioödem, Fieber, Lymphknotenschwellung, Leberfunktionswerte außerhalb der Norm, Eosinophilie, Gelenkschmerzen, Arrhythmien. Dosierung: Erwachsene: Nach individuellem Dosisaufbau (Dosissteigerung max. 600 mg/Woche) Erhaltungsdosis 600 mg - 2400 mg / Tag; Kinder: Anfangsdosis 8 - 10 mg / kg / Tag, (Dosissteigerung max. 10 mg / kg / Tag / Woche) Erhaltungsdosis ca. 30 - 46 mg / kg / Tag. Tagesdosen auf zwei Einzelgaben verteilen. Weitere Hinweise siehe Fachinformation. Darreichungsformen und Packungsgrößen: Timox® 150 mg / 300 mg / 600 mg Filmtabletten: Originalpackungen mit 50 (N1), 100 (N2) und 200 (N3) Filmtabletten. Kl ® – x o m i T s e k Ein star ! n e b e L s rke für ein sta Bei fokalen Epilepsien mit /ohne sekundärer Generalisierung. • Starke Wirksamkeit • Schnelle Wirksamkeit Originalien/Übersichten Symptomkontrolle in der Lebensendphase von Kindern mit neurologischen Erkrankungen S. FRIEDRICHSDORF, J. J. COLLINS The Children’s Hospital at Westmead, Pain & Palliative Care Department, Sydney, Australien Zusammenfassung Die meisten Kinder und Jugendlichen mit unheilbaren Tumoren des zentralen Nervensystems, neurodegenerativen oder neuromuskulären Erkrankungen leiden während ihrer letzten Lebenswochen unter belastenden Symptomen. Neben Zahlen über die Häufigkeit des Auftritts von verschiedenen Symptomen in der Terminalphase von Kindern beschreibt dieser Artikel medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien der Dyspnoe, Todesrasseln, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, akuten Krampfanfällen, Muskelspasmen und Schmerzen. Eine umfassende, multidisziplinäre Symptomkontrolle ist eminent wichtig, da betroffene Kinder und ihre Eltern sich nicht auf die psychologische und spirituelle Komponente des Sterbeprozesses einlassen können, wenn belastende körperliche Symptome nicht zuvor therapiert wurden. Ein sterbendes Kind leidet nicht selten unter verschiedenen belastenden Symptomen und die pharmakologische und supportive Therapie ist einer der Schwerpunkte der Kinderpalliativmedizin. Schlüsselwörter Palliative Versorgung, Symptomkontrolle, Neuropädiatrie, Kind Management of distressing symptoms during the end-oflife period of children with neurological disorders Abstract Most children and teens with CNStumours, neurodegenerative, or neuromuscular conditions suffer from distressing symptoms during their last weeks of life. This article analyses data about the incidence of those symptoms during the terminal phase and reviews the current management strategies of supportive and pharmacological therapies on dyspnoea, death rattle, nausea and vomiting, anorexia, acute seizure control, muscle spasm, and pain. A holistic, multidisciplinary symptom management is of utmost importance, as the sick children and their parents and siblings will not be able to negotiate the domains of psychological and spiritual care if physical symptoms have not been adequately treated. A dying child is often highly symptomatic, and providing professional supportive and pharmacological symptom relief is one of the many domains of paediatric palliative care. Key words Palliative care, symptom management, child neurology, child, terminal care Einführung Die Therapie von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen während der Lebensendphase ist ein wichtiger Schwerpunkt der Kinderpalliativmedizin. Das sterbende Kind und seine Familie können sich nach unserer Erfahrung auf die psychologische und spirituelle Komponente des Sterbeprozesses nur dann wirklich einlassen, wenn belastende physische Symptome angemessen therapiert wurden. Dies ist nicht nur aus menschlicher Sicht unerlässlich, sondern es zeigte sich, dass die Erinnerung an nicht therapierte Symptome in der Sterbephase die Eltern und Geschwister noch viele Jahre nach dem Tod des Kindes belasten. Zu den belastenden Symptomen in den letzten Lebenswochen von 473 Kindern und Jugendlichen mit lebenslimitierenden Erkrankungen (vornehmlich ZNS-Tumore und andere Malignome, aber auch neurodegenerative und muskuläre Erkrankungen) (12, 14,19, 23, 43) gehören Schmerzen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit/Fatigue, Erbrechen, Dyspnoe und Obstipation (Tab. 12 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 1). Nach veröffentlichten Fallberichten und unseren eigenen Erfahrungen leiden Kinder mit neuropädiatrischen Erkrankungen in der Terminalphase zusätzlich unter anderem unter Speicheln, Schluckbeschwerden, Aspiration von Sekret oder Nahrung, Todesrasseln, Krampfanfällen, Angst, Ruhelosigkeit und Muskelspasmen. Respiratorische Symptome Dyspnoe Dyspnoe beschreibt das subjektive Gefühl einer erschwerten Atmung, und nicht die objektive Beobachtung einer Tachypnoe, des Gebrauchs der Atemhilfsmuskulatur oder eines Sättigungsabfalls. Die Behandlung einer Dyspnoe ist nicht selten eine Herausforderung, da die zugrunde liegenden pathophysiologischen Veränderungen in der überwiegenden Zahl der Fälle unklar bleiben und keine primäre Ursache (wie z. B. respiratorische Muskeldysfunktion bei Kindern mit Muskeldystrophie oder Pneumonie) eruiert werden kann. Die Dyspnoe ist ein multidimensionales Symptom, welches von verschiedenen Seiten angegangen werden muss. Zu den potentiell behandelbaren Ursachen – je nach klinischem Zustand und Progression der Grunderkrankung – einer Dyspnoe zählen Anämie, Angst, Azidose, Bronchitis, erhöhter intrakranieller Druck, Flüssigkeitsüberladung, Infektion, Kardiomyopathie, Lungenembolie, Lungenmetastasen, Pleuraerguss und Schmerzen. In der Neuropädiatrie kann darüber hinaus eine Skoliose oder Spastik zu einer restriktiven Atemstörung führen. Ob eine nicht-invasive Beatmung nachts oder auch tagsüber Vorteile für Kinder und Jugendliche mit Muskeldystrophien bringt, muss mit dem entsprechenden Patienten und seiner Familie genau abgewogen werden. Supportivmaßnahmen sind hilfreich in der Linderung der Atemnot. Dazu zählen das Auffinden der bequemsten Position in Bett oder Sessel, Verbesserung der Luftzirkulation (viele Patienten profitieren von Originalien/Übersichten Dangel (Polen) n = 160 Drake (Australien) n = 30 Goldman (UK) n = 152 Hongo (Japan) n = 28 Wolfe (USA) n = 103 Total Prävalenz n = 473 in % Schmerzen 134 16 Appetitmangel n. e. 10 140 21 84 395 84 106 28 84 228 73* Müdigkeit/ Fatigue 86 21 79 20 100 297 63 Erbrechen 101 12 87 16 58 274 58 Dyspnoe 80 12 62 23 84 261 55 Obstipation 94 8 58 13 51 224 47 * Dieses Symptom bei Dangel nicht erfasst (n. e.); Prävalenz bezogen auf Drake, Goldman, Hongo und Wolfe Tab. 1: Häufige Symptome von Kindern und Jugendlichen in der Palliativsituation während ihrer letzten Lebenswoche einem Ventilator, der in ihr Gesicht bläst, oder auch dem Öffnen des Fensters) und der Minderung der Zimmertemperatur. Vorteilhaft ist ein ruhiger unaufgeregter Umgang mit dem betroffenen Kind, da der Teufelskreis „Atemnot macht Angst, Angst macht Atemnot“ die Dyspnoe verschlimmert. Atem- und Entspannungsübungen, Traumreisen, Geschichtenerzählen, Massage, Streicheln und Hypnose sind – abhängig vom Alter und kognitiver Leistung – starke Hilfsmittel in der Angstbewältigung von Kindern. Es existieren gegenwärtig keine randomisierten kontrollierten Studien über die Therapie der Dyspnoe im Kindesalter. Die Verabreichung von Morphin (oder eines anderen Opioids) ist gegenwärtig der Goldstandard in der Therapie der terminalen Dyspnoe. Die Wirkung beruht auf Indikation mehreren Mechanismen: Morphin vermindert die Perzeption der Atemlosigkeit, vermindert den Atemantrieb durch Herabsetzung der Reaktion auf Hyperkapnie und Hypoxie und vermindert den Sauerstoffverbrauch (40). Morphin zeigt zusätzlich eine vasodilatatorische Wirkung, von der Kinder mit Herzversagen oder pulmonalen Hypertension profitieren können. Opioidnaive Kinder erhalten üblicherweise die halbe analgetische Startdosis und die Dosis wird dann nach Wirkung titrierten (Tab. 2). Wir verwenden in der Regel eine kontinuierliche Opioidinfusion intravenös (i.v.) oder subkutan (s.c.) (Morphin – bei dosislimitierenden Nebenwirkungen auch Fentanyl, Hydromorphon oder Methadon) mit zusätzlicher Bolusgabe. Die orale Applikation, wenn aufgrund des klinischen Zustandes des Kindes noch möglich, und in Ausnahmefällen auch transdermale Gabe, zeigte sich als ebenso effektiv. Inhalative Opioide wurden erfolgreich in der Dyspnoetherapie von Erwachsenen eingesetzt (11, 17), aber erste Fallberichte zeigten enttäuschende Ergebnisse bei Kindern (7). Da vernebeltes Morphin Bronchospasmen auslösen kann, sollte es nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Benzodiazepine sind effektive Anxiolytika und werden oft zur Therapie der terminalen Dyspnoe bei Kindern in Kombination mit Opioiden eingesetzt. Der Wirkungsmechanismus ist nicht vollständig aufgeklärt, beruht aber mutmaßlich auf der Dämpfung von physiologischen Reaktionen auf Hypoxie und Hyperkapnie sowie der Modifizierung von emotionalen Reaktionen auf die Atemnot (4). Lorazepam, Diazepam und Midazolam sind die Medikament Startdosis Applikation Nebenwirkungen, Bemerkungen Morphin 10 µg/kgKG/h plus 10 IV/SC µg/kgKG Bolus alle 5-10 min nach Effekt titrieren, übliche Opioidnebenwirkungen Morphin 0,2 mg/kg 4-stdl. plus 0,1-0,2 mg/kg 1-stdl. bei Bedarf PO nach Effekt titrieren, übliche Opioidnebenwirkungen Midazolam 0,1-0,3 mg/kgKG 2- bis 4-stdl. bei Bedarf Buccal kann nach 15 Minuten wiederholt werden, nach Effekt titrieren Midazolam 60 µg/kgKG/h plus 60 µg/kg Bolus alle 15 Minuten IV/SC nach Effekt titrieren Glycopyrronium 5-10 µg/kgKG 3x tgl. IV/SC Glycopyrronium 20-40 µg/kgKG 3x tgl. PO Dyspnoe Übermäßiges Sekret, lautes Atmen/Todesrasseln Tab. 2: Dosisempfehlungen für respiratorische Symptome in der Lebensendphase von Kindern (kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; IV = intravenös; SC = subkutan; PO = per os) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 13 Originalien/Übersichten für diese Indikation am häufigsten verwendeten Benzodiazepine. Wir verwenden buccal verabreichtes Midazolam oder alternativ eine kontinuierliche i.v. oder s.c. Midazolaminfusion mit Bolus, welche nach Wirkung titriert wird. Ausgeprägte Sekretbildung kann zu den dosisabhängigen Nebenwirkungen aller Benzodiazepine gehören. Die Applikation von Sauerstoff bleibt umstritten. Zahlreiche Kinder und Jugendliche empfinden Sauerstoff als nicht hilfreich und fühlen sich durch die Sauerstoffmaske oder -brille gestört. Der als angenehm empfundene Flow kann in vielen Fällen durch einen Ventilator erreicht werden. Das Ziel muss die Verbesserung der subjektiven Atemnot bleiben und nicht die Verbesserung von Messwerten (z.B. Sauerstoffsättigung oder Blutgasen). Aber eine Minderheit von Kindern mit lebenslimitierenden neuropädiatrischen Erkrankungen profitiert natürlich, abhängig von der Grundkrankheit, von einer Sauerstoffapplikation. Nicht zu unterschätzen ist allerdings die Eltern-Kind-Interaktion: Häufig ist es überaus wichtig für die Eltern, „noch etwas zu tun“, auch wenn es medizinisch wenig hilfreich sein mag – da kann die Gabe von Sauerstoff durchaus ihren Raum haben. Zu den anderen Therapien, die seltener in der Behandlung der Dyspnoe Anwendung finden, gehören Kochsalzinhalation zur Sekretlösung, Bronchodilatatoren bei Obstruktion, Diuretika bei Flüssigkeitsüberladung und Erythrozytenkonzentrat bei Anämie. „Todesrasseln“ Die meisten Kinder mit einer lebenslimitierenden Erkrankung, darunter viele mit neurodegenerativen und -muskulären Erkrankungen oder einem ZNS-Tumor, zeigen in ihrer terminalen Phase ein auffälliges Atmungsmuster mit sehr lautem Atmen, welches nicht selten als „Todesrasseln“ beschrieben wird. Dieses kann für die Familie sehr belastend sein und es ist hilfreich, wenn sie im Vorfeld über dieses möglicherweise auftauchende auffällige Symptom aufgeklärt wurden. Die Pathophysiologie beruht in der Mehrzahl der Fälle auf einem eingeschränkten oder fehlendem Schluckreflex mit der nachfolgenden Ansammlung von Speichel und Sekret im Pharynx, und weniger auf einer exzessiven Sekretbildung. Die betroffenen Kinder sind in der Regel bewusstlos und leiden nicht unter der lauten rasselnden Atmung. Eine Indikation zur Therapie ergibt sich also nur, wenn der Patient durch dieses Symptom belastet wirkt oder die Familie das laute Atmen nicht tolerieren kann. Neben dem Absaugen kommen Anticholinergika zum Einsatz, um die Sekretbildung zu unterdrücken. Wir bevorzugen hier Glycopyrronium (Robinul®), da es die Blut-Hirnschranke nicht passiert und es daher nur selten zu zentralnervösen Nebenwirkungen kommt (Tab. 2). Das in der Erwachsenenpalliativversorgung häufig eingesetzte Scopolamin hat eine zentralnervöse Wirkung und existiert auch als Pflasterapplikation. Gastrointestinale Probleme Übelkeit und Erbrechen Die Mehrheit aller Kinder mit unheilbaren Krankheiten leidet während ihrer Lebensendphase unter Übelkeit und Erbrechen (Tab. 3). Übelkeit und Erbrechen treten durch Stimulation des Brechzentrums nahe der Area postrema oder durch direkte Aktivierung der dopaminergen Chemorezeptor-Triggerzone (Area postrema) am Boden des vierten Ventrikels auf. Zu den auslösenden Mechanismen zählen unter anderem: emotionale Reaktionen, die über den zerebralen Kortex verarbeitet werden (z. B. Angst), Stimulation des vestibulären Apparats oder N. vagus oder Medikamentenklasse Medikament Dosis Verabreichung Nebenwirkungen, Bemerkungen 5HT3-Antagonisten Ondansetron (z. B. Zofran ®) 5 mg/m2 KOF 2x tgl., max. 8 mg/Gabe PO/IV Obstipation fördernd Dopamin (D2)-Antagonisten/Prokinetika Metoclopramid (z. B. Paspertin®) 0,15-0,3 mg/kgKG 4x tgl. PO/IV/SC/PR *1 Dopamin (D2)-Antagonists/Prokinetika / Neuroleptika Haloperidol (z. B. Haldol) 5-25 µg/kgKG 2- bis 3x tgl. PO/SC/IV Extrapyramidale Nebenwirkungen, *1 Antihistaminika/Anticholinergika Cyclizin (z. B.Marzine®) 1 mg/kgKG 3x tgl. PO/IV *1 Antiemetica/ Antivertiginosa Dimenhydrinat (z. B. Vomex®) 1-2 mg/kgKG 3- bis 4x tgl. PO/IV/PR Max. Tagesdosis 75 mg (2-6 Jahre), 150 mg (612 Jahre) Anticholinergica Scopolamin (z. B. Scopoderm TTS®) 6-10 µg/kgKG 4x tgl. PO/IV/SC transdermal 1,5 mg Pflaster >10 Jahre, Wechsel alle 72 h *1 Korticosteroide Dexamethason 0,1-1 mg/kgKG 3- bis 4x tgl. PO/IV/SC Cushingoide NW bei Langzeitgabe, Irritationen der Magenschleimhaut, Stimmungsschwankungen, Glukosetoleranzstörungen Benzodiazepine Lorazepam (z. B. Tavor®) 25-50 µg/kg 3- bis 4x tgl. PO/IV Schwindel, Sedierung max. 1 mg/Gabe *1: Prokinetika nicht in Kombination mit Anticholinergika oder Amitryptilin Tab. 3: Antiemetische Therapie in der pädiatrischen Palliativversorgung(kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; IV = intravenös; SC = subkutan; PO = per os; PR = per rectal; NW= Nebenwirkungen) 14 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Originalien/Übersichten auch die direkte Aktivität von emetogenen Stimuli. Möglicherweise behandelbare Ursachen, wie Angst, gastrointestinale Probleme (z. B. Ascitis, Ileus, Obstipation, Reflux), Hirnmetastasen/erhöhter intrakranieller Druck, Hypogeusia bzw. Dysgeusia (verminderte bzw. veränderte Geschmacksempfindung), Infektionen (z. B. Gastroenteritis), Irritationen im Pharynx (z. B. Candidainfektion, Schwierigkeiten beim Abhusten), Medikamentennebenwirkungen (z. B. Antibiotika, Anticholinergika, Digoxin, Eisen, Kortikosteroide, nicht-steroidale Antirheumatika, Opioide, palliative Chemotherapie, tricyklische Antidepressiva), Schmerzen und Stoffwechselentgleisungen (z. B. Hypercalcämie, Nierenversagen), sollten ausgeschlossen werden. Zur Supportivtherapie von Übelkeit und Erbrechen zählt in der Lebensendphase von Kinder – je nach Grunderkrankung und klinischem Zustand – das Angebot von kleinen, appetitlichen Essensportionen; Vermeidung von Gerichten, die Übelkeit auslösen; wiederholte Darreichung von Getränken, die das Kind mag; Vermeidung von Gerüchen, die Übelkeit auslösen; gute Mundpflege; Akupressur; Akupunktur und eine Reduktion des Angstniveaus (psychologische Betreuung, Entspannungsübungen, Atemtechniken, Hypnose, Beschäftigungs-, Musiktherapie) (10, 24, 42, 44). Randomisierte, kontrollierte Therapiestudien über Nausea und Erbrechen existieren ausschließlich für Kinder mit malignen Erkrankungen und über postoperative Übelkeit und Erbrechen. Die Ergebnisse lassen sich nicht ohne weiteres auf Patienten mit neurodegenerativen oder -muskulären Erkrankungen übertragen. Ein rationales Behandlungskonzept sollte aufgrund der mutmaßlich zugrunde liegenden Pathophysiologie initiiert werden. Eine Kombination von Supportivmaßnahmen mit einem oder mehreren Medikamenten ist häufig erfolgreich. Ein prokinetisch wirksames Medikament darf nicht mit Anticholinergika kombiniert werden. Prokinetika werden über den cholinergischen Stoffwechselweg metabolisiert und Anticholinergika (incl. Cyclizin und Butylscopolaminiumbromid [Buscopan®]) sowie Amitryptilin blockieren die prokinetische Wirkung (39). 5HT3-Antagonisten, wie Ondansetron, Tropisetron und Granisetron zeigen eine gute Wirkung bei Kindern in der Bekämpfung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen (1, 3, 35, 38, 41). Wir setzen Ondansetron regelmäßig in der antiemetischen Therapie von Kindern mit neuropädiatrischen lebenslimitierenden Erkrankungen, auch in Kombination mit weiteren Antiemetika, ein. Dopamin (D2)-Antagonisten, insbesondere Metoclopramid, aber auch Domperidon und Haloperidol sind Prokinetika, können ein dyskinetisches Syndrom auslösen. Diese für die Kinder sehr beängstigende Nebenwirkung tritt signifikant häufiger als im Erwachsenenalter auf und sollte dann mit Biperiden i.v. therapiert werden. (Häufigkeit des dyskinetischen Syndroms bei Jugendlichen nach Metoclopramidgabe ca. 1:5.000) (2). Histamin 1-Rezeptor-Antagonisten/ Acetylcholin-Rezeptor-Antagonisten wie Cyclizin werden international regelmäßig in der Therapie von terminalen neuropädiatrischen Erkrankungen eingesetzt, insbesondere bei erhöhtem intrakraniellem Druck. Cyclizin ist frei verkäuflich in Großbritannien, Neuseeland und der Schweiz (z. B. Marzine®) und in Deutschland über die internationale Apotheke erhältlich. In diese Medikamentengruppe fallen auch Levomepromazin (z. B. Neurocil®) und Promethazin (z. B. Atosil®). Der Hauptbestandteil von Cannabis, das Delta(9)-Tetrahydrocannabinol (THC) zeigt eine antiemetische Wirkung (21). Gegenwärtig existieren keine pädiatrischen Studien, aber Dronabinol bis 0,15mg/kgKG zweimal täglich scheint im Erwachsenenalter erfolgreich eine antiemetische Wirkung zu entfalten (20). Kortikosteroide entfalten kurzfristig eine deutliche Verminderung von Übelkeit und Erbrechen durch die Reduktion von Ödemen, die intrakranielle Tumoren oder Metastasen umgeben. Die Synthese-inhibition von Prostaglandinen scheint ebenfalls eine Rolle in der antiemetischen Wirkung von Kortikosteroiden zu spielen. Wir bevorzugen Dexamethason, da es eine vergleichsweise geringe mineralkortikoide Wirkung zeigt, und beschränken uns aufgrund der signifikanten Nebenwirkungen – soweit möglich – auf eine Applikation über nur wenige Tage. Weitere Medikamente, die gelegentlich in der antiemetischen Therapie in der Terminalphase von Kindern eingesetzt werden, sind Benzodiazepine (Wirkung auf zerebralen Kortex) und das SomatostatinAnalogon Octreotid (bei Darmverschluss, wenn chirurgischer Eingriff nicht mehr möglich ist) (27, 34). Anorexie und Appetitlosigkeit Kinder und Jugendliche mit degenerativen neurologischen Erkrankungen entwickeln regelmäßig zunehmende Ernährungsschwierigkeiten. Mangelnder Appetit, Gewichtsabnahme sowie Schluckbeschwerden sind häufige Symptome in der Terminalphase von unheilbar kranken Kindern. Die Erfassung und Therapie von behandelbaren Ursachen (z. B. Depression, Gastritis, Medikamentennebenwirkungen, Obstipation, Ösophagitis, Reflux, Schmerzen und Übelkeit) und die Darreichung von kleinen, appetitlichen Portionen können erfolgsversprechende Maßnahmen in der Therapie von Ernährungsproblemen sein. Viele Kinder mit neurodegenerativen Erkrankungen werden im Verlauf ihrer Krankheit mit einer PEG-Sonde versorgt, um die Ernährbarkeit des Kindes zu erleichtern. Die Fütterung eines Kindes bzw. die Darreichung von Essen ist für alle betroffenen Familien von zentraler Wichtigkeit und kann in seiner Dynamik nicht unterschätzt werden. Zu einer umfassenden palliativen Versorgung gehört die Beratung und Hilfe bei Ernährungsschwierigkeiten mit dem Schwerpunkt auf der Lebensqualität des Kindes, um Stress und Spannungen zwischen Kind und Eltern zu vermindern. Viele Kinder zeigen in ihren letzten Lebenswochen wenig oder gar kein Interesse an fester Nahrung, ohne dass dies mit einer sichtbaren Abnahme der Lebensqualität einhergehen muss. Das Megastat® (Megestrol azetat, 5-10 mg/kgKG einmal täglich) scheint den Appetit und das Körpergewicht von schwerkranken Kindern nach einigen Studien zu verbessern (6, 16, 32). Zu den Nebenwirkungen dieses Präparats zählen Glukoseintoleranz und Suppression der Nebennierenrinde. Die Verabreichung von Glukokortikoiden zur Appetitverbesserung kann aufgrund der signifikanten Nebenwirkungen (z. B. Stimmungsschwankungen) nicht empfohlen werden. Neurologische Symptome In Anbetracht der Expertise, die die Leser dieser Zeitschrift im Management neurologischer Symptome haben, hegt dieser Artikel keinesfalls den Anspruch, erschöpfend die Symptomkontrolle von zerebralen Krampfanfällen und Spastik abzudecken. Lediglich einige Grundprinzipien der Versorgung in der Terminalphase von Kindern sollen hier Erwähnung finden. Kinder und Jugendliche mit neurodegenerativen Erkrankungen haben nicht selten eine lange Vorgeschichte mit schwierig einzustellenden Krampfanfällen und nehmen unter Umständen regelmäßig mehrere unterschiedliche Antikonvulsiva ein. In diesem Fall sind die betreuenden Familien erfahren im Management ihrer krampfenden Kinder und in der Mehrzahl der Fälle nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Eine Zunahme in der Krampfhäufigkeit oder – dauer bei Kindern mit einer vorbestehenden Epilepsie kann entweder auf ein Fortschreiten der Grundkrankheit, und/oder auf die Notwendigkeit der Op- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 15 Originalien/Übersichten timierung der antiepileptischen Therapie durch den behandelnden Neuropädiater hinweisen. Für Familien mit betroffenen Kindern, die keine Epilepsie in der Vorgeschichte hatten, kann selbst ein kurzes Krampfereignis traumatisch sein. Die Familien sollten daher auf die Möglichkeit eines akuten Krampfanfalls hingewiesen werden. Krampfanfälle in der Lebensendphase von Kindern mit malignen und nicht-malignen neuropädiatrischen Erkrankungen können unter anderem durch Fieber, Hypoxie, Infektionen, erhöhten intrakraniellen Druck, intrakranielle Blutungen oder Tumoren (Primärtumor, Metastasen oder meningeale Läsionen) und Stoffwechselentgleisungen (z. B. Hypocalciämie, Hypoglycämie, Hyponatriämie, hepatische Encephalopathie) ausgelöst werden. Diese Ursachen sollten ausgeschlossen und wenn möglich angegangen werden, wenn es für das entsprechende Kind angemessen erscheint. Die Applikation von Benzodiazepinen wird allgemein als die effektivste Therapie von akuten Krampfanfällen angesehen (z. B. Diazepam-Rectiole: Gewicht < 15kg: 5 mg und Gewicht > 15kg: 10 mg, Wiederholung nach 10 Minuten möglich). Verglichen mit der gebräuchlichen Praxis in Deutschland und Frankreich, findet die rektale Gabe von Medikamenten in englischsprachigen Ländern wenig soziale Akzeptanz. Buccales Midazolam (i.v. Lösung buccal verabreicht: 0,1-0,3 mg/kgKG, max. 15 mg, Wiederholung nach 10-15 Minuten möglich) hat sich in ersten Studien zur akuten Krampfunterbrechung als mindestens dem rektalen Diazepam ebenbürtig gezeigt (37). In Australien ist es deshalb für diese Indikation das Medikament der Wahl. Buccales Midazolam wird regelmäßig mit gutem klinischen Erfolg auch bei Kindern und Jugendlichen mit ZNS-Tumoren sowie neurodegenerativen Erkrankungen eingesetzt. Muskelspasmen treten bei zahlreichen Kindern mit neurodegenerativen Erkrankungen auf. Wiederum ist die enge Zusammenarbeit mit dem Neuropädiater, aber auch dem Schmerzexperten unerlässlich. So können Muskelspasmen aufgrund von Schmerzen oder von tonischen epileptischen Spasmen bestehen. Sie sind üblicherweise schmerzhaft, und Kinder, die dieses Symptom wiederholt erfahren, leiden oft stark darunter. Die frühe Integration eines Physiotherapeuten in das Behandlungsteam ist vorteilhaft, da dieser Empfehlungen zur Lagerung und zum Handling machen und Hilfestellungen geben kann, um Positionen zu vermeiden, die Muskelspasmen auslösen könnten. Allerdings kann ein erhöhter Muskeltonus oder Muskelspasmen Grundlage sein, damit ein Kind überhaupt sitzen oder stehen kann (25). Zur medikamentösen Therapie gehört Baclofen (Startdosis: 0,2 mg/kgKG dreimal täglich, max. 5 mg per os; Steigerung möglich alle 3 Tage bis 1 mg/kgKG dreimal täglich, max. 50 mg per os). Baclofen kann dosisabhängig Müdigkeit und Verwirrtheit auslösen. Diazepam kann eine stark sedierende Wirkung zeigen. Dantrolen kann Schwindel auslösen. Kluger et al. (28) beschrieben die Möglichkeit der intrathekalen Baclofentherapie, die bei ausgewählten Indikationen gute Ergebnisse zeigte. Prinzipien der Schmerztherapie Schmerzerfassung Die meisten Kinder mit unheilbaren Krankheiten leiden in den letzten Lebenswochen unter Schmerzen (Tab. 1). Eine regelmäßige Schmerzmessung gefolgt von einer Gabe angemessener Analgetika ist Grundvoraussetzung einer adäquaten Schmerztherapie. Die Verwendung unidimensionaler Instrumente der Selbsteinschätzung (z. B. visuelle Analogskalen mit 0 = keine Schmerzen, 10 = stärkste vorstellbare Schmerzen oder Gesichterskalen/Smilies) (15, 26, 30, 45) ermöglichen eine wenig aufwendige Schmerzmessung von wachen, kooperativen Kinder mit einem kognitiven Entwicklungsalter ab etwa 4 Jahren. Für Kinder unter 4 Jahre gibt es validierte Instrumente der Fremdbeobachtung, die dem Beobachter abverlangen, bestimmte physische Parameter regelmäßig zu erfassen (13). Die Schmerzmessung bei Kindern mit kognitiver Behinderung wurde zuvor in dieser Zeitschrift von Zernikow und Dietz ausführlich beschrieben (45). Supportive Schmerztherapie „State-of-the-Art“ der pädiatrischen Schmerztherapie im 21. Jahrhundert besagt, dass die ausschließlich medikamentöse Therapie von Kinderschmerzen keine ausreichende Therapie mehr darstellt (29). Zu den Supportivtherapien, die alleine oder in Kombination mit pharmakologischen Präparaten verwandt werden, gehören kognitiv-behaviourale Techniken (z. B. Ablenkung, tiefes Atmen, Hypnose, progressive Muskelrelaxation, Traumreise) und physikalische Methoden (z. B. Kuscheln, Massage, Transkutane elektrische Nervenstimulation [TENS], Wärme/ Kälte). Kinder können wesentlich besser mit Schmerzen und anderen belastenden Symptomen umgehen, wenn sie dazu angehalten werden, mit ganzer Kraft bei der Linderung von Symptomen mitzuhelfen (31). Eine umfassende Schmerzkontrolle 16 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Ergenyl® Chrono 300/500; Ergenyl® vial Wirkstoff: Natriumvalproat. Zusammensetzung: Ergenyl® Chrono 300:1 Retardtabl. enth.: 200 mg Natriumvalproat u. 87 mg Valproinsäure (entspr. insg. 300 mg Natriumvalproat). Ergenyl® Chrono 500:1 Retardtabl. enth.: 333 mg Natriumvalproat u. 145 mg Valproinsäure (entspr. insg. 500 mg Natriumvalproat). Sonstige Bestandteile: Hypromellose, Ethylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Saccharin-Natrium, Siliciumdioxid-Hydrat, Poly(ethylacrylatmethyl-methacrylat)-Dispersion 30%, Macrogol 6000, Talkum, Titandioxid (E 171). Ergenyl® vial: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 Durchstechflasche mit 400 mg Pulver enthält: 400 mg Natriumvalproat (entsprechend: 346,8 mg Valproinsäure). 1 Ampulle mit 4 ml Lösungsmittel enthält: 4 ml Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von generalisierten Anfällen in Form von Absencen, myoklonischen und tonisch-klonischen Anfällen, fokalen und sekundär generalisierten Anfällen. Zur Kombinationsbehandlung bei anderen Anfallsformen, z.B. fokalen Anfällen mit einfacher und komplexer Symptomatik sowie fokalen Anfällen mit sekundärer Generalisation, wenn diese Anfallsformen auf die übliche antiepileptische Behandlung nicht ansprechen. Hinweis: Bei Kleinkindern ist Natriumvalproat nur in Ausnahmefällen Mittel erster Wahl; es sollte nur unter besonderer Vorsicht, nach strenger Nutzen-RisikoAbwägung und möglichst als Monotherapie angewendet werden. Ergenyl® vial kann bei Patienten mit einer Epilepsie eingesetzt werden, die bisher mit oralen Gaben von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln zufriedenstellend behandelt werden und bei denen die weitere orale Verabreichung vorübergehend nicht möglich ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen valproinsäurehaltige Arzneimittel oder sonstige Bestandteile der Arzneimittel, Lebererkrankungen in der eigenen oder Familienanamnese sowie manifeste schwerwiegende Leber- und Pankreasfunktionsstörungen, Leberfunktionsstörungen mit tödlichem Ausgang während einer Valproinsäuretherapie bei Geschwistern, hepatischer Porphyrie, Blutgerinnungsstörungen, Ergenyl® vial Zusätzlich: insulinabhängiger Diabetes Mellitus. Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit: Das Risiko der Entwicklung einer Fehlbildung der Wirbelsäule und/oder des Rückenmarks beim werdenden Kind ist bei der Einnahme von Ergenyl während der Frühschwangerschaft erhöht. Daneben kommen andere Fehlbildungen vor, deren Entstehungsrisiko sich bei gleichzeitiger Einnahme weiterer Mittel gegen Anfallsleiden noch erhöht. Selten wurden Entwicklungsverzögerungen bei Kindern, die von Müttern geboren wurden, die an einer Epilepsie litten, beobachtet. Eine Differenzierung, ob genetische, soziale, Umweltfaktoren, die mütterliche Epilepsie oder die antiepileptische Behandlung diesen Entwicklungsverzögerungen zu Grunde liegen, ist nicht möglich. Nebenwirkungen: Störungen der Blutgerinnung und des blutbildenden und lymphatischen Systems: Häufig: Thrombozytopenien. Häufig: Leukopenien, die sich oft unter Beibehalten der Medikation, aber immer nach Absetzen von Valproinsäure vollständig zurückbilden. Gelegentlich: Periphere Ödeme und Blutungen. Sehr selten kann eine Beeinträchtigung der Knochenmarkfunktion zu Lymphopenien, Neutropenien, Panzytopenien oder Anämie führen. Valproinsäure kann zu einer erniedrigten Konzentration von Fibrinogen bzw. Faktor VIII führen sowie die sekundäre Phase der Plättchenaggregation hemmen und dadurch eine verlängerte Blutungszeit bedingen. Bei gleichzeitiger Einnahme von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln und Antikoagulanzien oder Antiaggreganzien kann es zu erhöhter Blutungsneigung kommen. Störungen der immunologischen Reaktion: Selten: Lupus erythematodes und Vaskulitiden. Allergische Reaktionen wurden berichtet (s. auch Dermatologische Störungen), Metabolische Störungen: Sehr häufig kann eine isolierte und mäßig ausgeprägte Hyperammonämie ohne Veränderung der Leberfunktionsparameter auftreten, die keinen Therapieabbruch erfordert. Zusätzlich sind jedoch Fälle berichtet, bei denen neurologische Symptome auftreten. In diesen Fällen sollten weitere Untersuchungen erfolgen. Dosisabhängig häufig Gewichtszunahme oder -abnahme, erhöhter Appetit oder auch Appetitlosigkeit. Selten wurde ein nach Absetzen von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln reversibles FanconiSyndrom (metabolische Azidose, Phosphaturie, Aminoazidurie, Glukosurie) in der Literatur berichtet, der Mechanismus ist jedoch bis jetzt unklar. Psychiatrische Störungen: Gelegentlich: Reizbarkeit, Hyperaktivität, Verwirrtheit, besonders zu Beginn der Behandlung. Halluzinationen wurden beobachtet. Störungen des zentralen Nervensystems: Dosisabhängig häufig: Schläfrigkeit, Tremor oder Parästhesien. Gelegentlich: Kopfschmerzen, Spastizität und Ataxie, besonders zu Beginn der Behandlung. Ebenfalls gelegentlich Fälle von Stupor bis hin zum transienten Koma, die zum Teil mit einer erhöhten Anfallsfrequenz verbunden waren und deren Symptomatik sich bei Reduktion der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels zurückbildete. Die Mehrzahl dieser Fälle trat bei einer Kombinationstherapie (insbesondere mit Phenobarbital) oder nach einer raschen Dosiserhöhung auf. Gelegentlich wurde kurz nach Anwendung von valproinsäurehaltigen Arzneimitteln eine Enzephalopathie beobachtet, deren Pathogenese nicht geklärt ist und die nach Absetzen des Arzneimittels reversibel ist. Dabei wurden in einigen Fällen erhöhte Ammoniakspiegel sowie bei Kombinationstherapie mit Phenobarbital ein Anstieg des Phenobarbitalspiegels beschrieben. Selten wurde, vor allem bei höherer Dosierung oder in Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika, auch über chronische Enzephalopathien mit neurologischer Symptomatik sowie Störungen höherer kortikaler Funktionen berichtet, deren Pathogenese ebenfalls nicht ausreichend geklärt wurde. Einzelfälle von Demenz, vergesellschaftet mit zerebraler Atrophie, die nach Absetzen der Medikation reversibel waren. Über das Auftreten eines reversiblen Parkinson-Syndroms unter Valproinsäure wurde berichtet. Bei einer Langzeittherapie mit Ergenyl® zusammen mit anderen Antiepileptika, insbesondere Phenytoin, kann es zu Zeichen einer Hirnschädigung (Enzephalopathie) kommen: vermehrte Krampfanfälle, Antriebslosigkeit, Stupor, Muskelschwäche (muskuläre Hypotonie), Bewegungsstörungen (choreatiforme Dyskinesien) und schwere Allgemeinveränderungen im EEG. Otologische/vestibuläre Störungen. Über Tinnitus sowie über reversiblen oder irreversiblen Hörverlust wurde berichtet, wobei ein kausaler Zusammenhang mit valproinsäurehaltigen Arzneimitteln jedoch nicht gesichert ist. Störungen im Gastrointestinaltrakt: Häufig: Diarrhö und gelegentlich Hypersalivation, besonders zu Beginn der Behandlung, sowie häufig Übelkeit und Magenschmerzen, die sich gewöhnlich trotz Beibehalten der Therapie nach wenigen Tagen zurückbildeten. Sehr selten ist über eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse, teilweise mit tödlichem Verlauf, berichtet worden. Hepatobiliäre Störungen: Gelegentlich kommen dosisunabhängig auftretende, schwerwiegende (bis tödlich verlaufende) Leberfunktionsstörungen vor, denen können unspezifische Symptome wie Schwächegefühl und Übelkeit vorausgehen. Bei Kindern, besonders in der Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika, ist das Risiko der Leberschädigung deutlich erhöht. Dermatologische Störungen: Dosisabhängig häufig vorübergehender Haarausfall. Seltene Fälle von Erythema multiforme, allergische Reaktionen wurden berichtet. Daneben wurden einzelne Ausnahmefälle von schweren Hautreaktionen (StevensJohnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse bzw. Lyell-Syndrom) berichtet. Endokrine Störungen: Selten: Amenorrhö und/oder Dysmenorrhö. Selten: Erhöhte Testosteronspiegel und polyzystische Ovarien. Allgemein: Gelegentlich: Geschmacksstörungen. Bei Kindern wurde von Enuresis berichtet. Bei intravenöser Anwendung kann Übelkeit oder Schwindel auftreten, diese Symptome verschwinden jedoch spontan innerhalb weniger Minuten. Selten: Entzündungen am Injektionsort. Bei versehentlicher intraarterieller oder perivenöser Applikation ist mit Gewebeschäden zu rechnen. Handelsformen: Ergenyl® Chrono 300: 50 Retardtabletten (N1), 100 Retardtabletten. (N2), 200 Retardtabletten. (N3), KP. Ergenyl® Chrono 500: 50 Retardtabletten (N1), 100 Retardtabletten (N2), 200 Retardtabletten (N3), KP. Ergenyl® vial: 5 Durchstechflaschen mit je 400 mg Pulver und 5 Ampullen mit je 4 ml Lösungsmittel (N1). Verschreibungspflichtig. Sanofi-Synthelabo GmbH – ein Unternehmen der sanofi-aventis Gruppe, 10898 Berlin Stand: 08/04 Sabrina ist ’ne prima Ballerina. Und hat Epilepsie. Ergenyl chrono: Valproat für neuen Mut. ® Mit der richtigen Behandlung können epilepsiekranke Kinder normal am Leben teilnehmen. Die Entscheidung für Ergenyl® chrono hilft dabei. Ergenyl® chrono: • Mittel der ersten Wahl • Hochwirksam in der Monotherapie • Erhält die kognitive Leistung • Stark in der Auswahl (chrono-Retardtablette, Lösung, intravenös) • Therapieerfahrung mit Valproat seit mehr als 30 Jahren Originalien/Übersichten am Lebensende muss auf die Bedürfnisse des individuellen Kindes und seiner Familie zugeschnitten sein und beinhaltet medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieansätze. Pharmakologische Prinzipien der Schmerztherapie Für eine umfassende Beschreibung der Schmerzkontrolle von Kindern in der Palliativsituation, die den Umfang dieses Artikels sprengen würde, wird insbesondere auf die Publikationen von Collins, McGrath et al. und Zernikow et al. (8, 33, 46, 47) verwiesen. Die Weltgesundheitsorganisations(WHO)-Prinzipien der Verabreichung von Schmerzmedikamenten an Kinder mit lebenslimitierenden oder terminalen Erkrankungen beinhalten: 1. „Nach Stufenschema“: Die Auswahl der Analgetika sollte auf dem WHO-Stufenschema basieren, beginnend bei der schrittweisen Steigerung von NichtOpioiden zu Opioiden. Allerdings sollte das Prinzip „starke Schmerzen benötigen starke Analgetika“ nicht vergessen werden: Ein Kind mit starken Schmerzen darf nicht langsam das Stufenschema hinaufschleichen – beginnend mit Paracetamol, später Codein/Tramadol hinzufügend, bevor schließlich Stunden oder Tage später Morphin zum Einsatz kommt. In diesem Szenario muss sofort mit der WHO-Stufe III (starke Opioide ± Nicht-Opioidanalgetikum) begonnen werden. 2. „Nach der Uhr“: Eine regelmäßige Verabreichung stellt einen gleichbleibenden Serumwirkspiegel sicher. Wird nur „bei Bedarf“ verordnet, müssen Kinder zunächst unnötigerweise Schmerzen aushalten, bevor sie Analgetika erhalten. Als Beispiel eines häufig verwendeten oralen Opioid-Regimes kann die 4-stündliche Gabe von schnell-wirksamem Morphin oder alternativ die Gabe von retardiertem Morphin alle 12 Stunden herangezogen werden. „Rescue“Morphindosen für Durchbruchschmerzen können bei beiden Strategien stündlich in Höhe von 1/10 bis 1/6 der 24-Stunden-Morphindosis verabreicht werden. 3. „Mit geeigneter Darreichungsform“: Die orale Gabe von Analgetika (oder über Magen-, PEG-Sonde) ist einfach, nicht invasiv und meistens von den Kindern und ihren Eltern bevorzugt. Eine schmerzhafte intramuskuläre Injektion ist unnötig und obsolet. Eine rektale Gabe ist gelegentlich unbeliebt und führt zu schwankenden Wirkspiegeln aufgrund variabler Absorption. Transdermale Fentanylpflaster sind in der Therapie akuter Schmerzen aufgrund langsamen Anstiegs des Wirkspiegels (bei Kindern 18-66 Stunden), der fehlenden Möglichkeit das Opioid rasch zu titrieren und der langen Eleminationshalbwertszeit kontraindiziert (5, 9). Fentanylpflaster finden ihren Einsatz bei chronischen, stabilen Schmerzen. Weitere neuere Applikationsformen sind die transmuköse und intranasale Gabe von lipophilen Opioiden, sollten aber nur von erfahrenen pädiatrischen Schmerztherapeuten eingesetzt werden. Die intravenöse Darreichung von Analgetika kann vorteilhaft sein, insbesondere wenn ein zentraler Zugang existiert. Patienten- (oder Eltern/Kinderkrankenschwester-) kontrollierte Analgesie (PCA/NCA)-Pumpen (z.B. Morphin, Fentanyl, Hydromorphon, Methadon) führen häufig zu einer ausgezeichneten Schmerzkontrolle, falls die orale Analgesie nicht vorteilhaft erscheint. Die Opioide können bei Ermangelung eines i.v. Zugangs alternativ auch subkutan in gleicher Dosis (i.v. = s.c.) verabreicht werden. 4. „Mit dem Kind“: Die analgetische Therapie sollte individuell auf die Schmerzen des Kindes abgestimmt sein, Schmerzen und Therapieerfolg regelmäßig erfasst und das Therapieschema kurzfristig entsprechend modifiziert werden. Einige Kinder benötigen extrem hohe Opioiddosen, um eine gute Analgesie und Lebensqualität in der Lebensendphase zu erzielen. Adjuvante Medikamente (z. B. Amitriptylin, Gabapentin, Ketamin) können die Schmerztherapie unter Umständen optimieren. Pädiatrische Schmerzspezialisten sollten vor Initiierung von Adjuvantien konsultiert werden. Gelegentlich sind wir mit schwerst-mehrfachbehinderten Kindern mit Mitochondropathien konfrontiert, die, obgleich sie Zeichen ausgeprägter Schmerzen zeigen, nicht von einer umfassenden analgetischen Therapie profitierten. In diesen Einzelfällen führte schließlich die Gabe des atypischen Neuroleptikums Olanzapins (z. B. Zyprexa®) zu einer dramatischen Verbesserung des Allgemeinzustandes und der Äußerungen, die allgemein von der Umwelt als Schmerzen interpretiert wurden. Nicht-Opioide Die am häufigsten verwendeten NichtOpioide sind Paracetamol, Ibuprofen und Metamizol (letzteres ist in den meisten englischsprachigen Ländern nicht erhältlich). Paracetamol (10-15 mg per os, alle 4-6 Stunden; maximale Dosis: < 2 Jahre: 60mg/ 18 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 kgKG/Tag, > 2 Jahre: 90mg/kgKG/Tag) wird im Allgemeinen gut vertragen und zeigt keine gastrointestinalen oder hämatologischen Nebenwirkungen. Es kann aber eine lebertoxische Wirkung entfalten. Die Hepatotoxizität ist multifaktoriell bedingt. Sie zeigte sich selten schon nach kurzer Gabe (2-4 Tage) bei Dosen von weniger als 100mg/kgKG/Tag und machte in Einzelfällen sogar eine Lebertransplantation notwendig (22). Ibuprofen (10 mg per os, 3- bis 4-mal täglich, max. 2.400 mg/Tag) zeigt unter allen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) die wenigsten gastrointestinalen Nebenwirkungen. Es sollte mit Vorsicht bei Leber- oder Nierenversagen sowie gastrointestinalen Blutungen in der Vorgeschichte eingesetzt werden. Ibuprofen kann die Thrombozytenaggregation herabsetzen oder inhibieren. Die spasmolytische Wirkung von Metamizol (15 mg per os [oder i. v. als Kurzinfusion] 4x täglich) scheint insbesondere bei Bauchschmerzen eine effektive analgetische Wirkung zu entfalten. Eine Agranulozytose kann eine seltene Nebenwirkung darstellen, die sich allerdings bei den Nicht-Opioiden nicht nur auf Metamizol beschränkt. Opioide „Schwache“ Opioide wie Codein (gebräuchlich in englischsprachigen Ländern) oder das im deutschsprachigen Raum bevorzugte Tramadol haben einen CeilingEffekt, d. h. eine Erhöhung der Dosis über die empfohlene Dosis hinaus kann zu einer Verstärkung der Nebenwirkung ohne Verbesserung der Analgesie führen. Codein hat nicht nur eine extrem variable orale Bioverfügbarkeit (15-80 %), sondern erzielt seinen analgetischen Effekt durch die Metabolisierung vom Prodrug Codein zu dem aktiven Metaboliten Morphin. Diese Metabolisierung erfolgt in der Leber und hängt von der Aktivität des CytochromP450-Enzyms 2D6 ab. Langsame Metabolisierer (Kaukasier: 10 %, Chinesen 30 %) erfahren wenig oder keine Schmerzlinderung durch Codein. Dieser genetische Polymorphismus existiert nicht ganz so ausgeprägt ebenfalls in der Verstoffwechselung von Tramadol. Eine Kombinationsgabe aus „schwachen“ und „starken“ Opioiden ist pharmakologisch unsinnig. Der Goldstandard unter den „starken“ Opioiden bleibt Morphin. Opioid-assoziierte Nebenwirkungen (z. B. Obstipation, Juckreiz, Übelkeit) müssen erwartet und proaktiv therapiert werden. Empfohlene Opioid-Startdosen: s. Tab. 4. Falls nach Beginn der Opioidtherapie das Kind weiterhin unter Schmerzen leidet und keine dosislimitierenden Nebenwirkungen zeigt, Originalien/Übersichten Medikament Äquianalgetische Dosis (parenteral) Startdosis IV IV: PO Verhältnis Startdosis PO Startdosis Retardierte Opioide Morphin 10 mg Bolus: 50-100 µg/kgKG alle 2-4 h kontinuierliche Infusion: 10-30 µg/kgKG/h 1:3 0,15-0,3 mg/kgKG alle 4 h 0,45-0,9 mg/kgKG alle 12 h Fentanyl 100-250 µg Bolus: 1-3 µg/kgKG 1:1 (IV: Transder(langsam über 3-5 mal) Minuten*) kontinuierliche Infusion: 1-2 µg/kgKG/h 25 µg/h Pflaster (Mindest Äquvalenzdosis: 30-60 mg Morphin PO/24h BEVOR auf Pflaster gewechselt wird) transdermal n/a Hydromorphon 1,5 mg Bolus: 15-20 µg/ kgKG alle 4 h kontinuierliche Infusion: 5 µg/kgKG/h 1:5 60 µg/kgKG alle 3-4 h 180 µg/kgKG alle 12 h Oxycodon 5-10 mg n/a n/a 0,1-0,3 mg/kgKG alle 4 h 0,3-0,9 mg/kgKG alle 12 h Codein 120 mg n/a n/a 0,5-1 mg/kgKG alle 3-4 h n/a Tramadol 100 mg Bolus: 1 mg/kgKG alle 3-4 h kontinuierliche Infusion: 0,25 mg/kgKG/h 1:1 1 mg/kgKG alle 3-4 h n/a * rascher Bolus kann zu Thoraxrigidität führen Tab. 4: Dosierungsrichtlinien zur Opoidanalgesie (Startdosen) (kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; IV = intravenös; SC = sukutan; PO = per os; n/a = nicht anwendbar; h = Stunden) sollte die Dosis um 50 % erhöht werden. Ein Wechsel des Opioid ist notwendig, falls eine dosislimitierende Nebenwirkung auftritt, z. B. eingeschränkte Vigilanz bei nicht ausreichender Analgesie. Die Erfahrung zeigt, dass es bei etwa 10-20 % der Kinder, die am Children’s Hospital at Westmead in Sydney Opioide durch das Pain & Palliative Care Team erhalten, zu einer Opioidrotation kommt und der Wechsel von einem Opioid auf ein anderes die Balance zwischen Analgesie und Nebenwirkungen in der Mehrzahl der Fälle positiv verlagert (18). Wenn zwischen kurzwirksamen Opioiden rotiert wird, sollte das neu zu startende Opioid aufgrund inkompletter Kreuztoleranz mit 50 % der äquianalgetischen Dosis begonnen werden und dann nach Effekt titriert werden. Falls ein Kind in der Terminalphase bewusstlos wird (und dies keine Opioidnebenwirkung darstellt), sollte ein regelmäßig verabreichtes Opioid nicht beendet werden, um die sehr unangenehmen Entzugsentscheidungen zu vermeiden. Um Opioide bei Kindern und Jugendlichen auszuschleichen, die mehr als 5 Tage regelmäßig Opioide erhielten, kann alle 1-2 Tage die Dosis um 25-50 % reduziert werden, bis die halbe empfohle- ne Startdosis (Tab. 4) erreicht wurde und dann das Analgetikum abgesetzt werden kann. Fazit Zahlreiche Mythen führen zu einer unzureichenden Symptomkontrolle von Kindern mit unheilbaren Erkrankungen in der Lebensendphase: Opioide hemmen bei entsprechender Beobachtung und langsamer Dosistitration (50 %) nicht die Atmung eines Kindes. Einige Therapeuten und Eltern glauben immer noch, dass die Gabe von Opioiden zur Schmerztherapie und Kontrolle der Dyspnoe nur im äußersten Ausnahmefall Anwendung finden sollte, um eine Anhängigkeit zu vermeiden. Sie haben nicht verstanden, dass diese sterbenden Kinder niemals abhängig werden, wenn Sie Opioide zur Symptomkontrolle erhalten. Opioide existieren im Repertoire des ärztlichen Handelns, nicht, um sie nicht zu verabreichen, sondern um sie zu verabreichen. Die größte Sorge mag sein, dass durch den Beginn einer Morphintherapie der Tod des Kindes beschleunigt wird. Das Gegenteil tritt üblicherweise ein. Eine regelmä- ßige Erfahrung in der Symptomkontrolle von Kindern in der Lebensendphase ist bei entsprechenden Symptomen die deutliche Verbesserung der Lebensqualität durch Opioide. Und Kinder, die sich besser fühlen, leben mit besserer Qualität länger. Ein sterbendes Kind ist häufig hochsymptomatisch, und eine multidisziplinäre supportive und medikamentöse Symptomkontrolle gehört zu den zahlreichen Schwerpunkten einer umfassenden Kinderpalliativversorgung. Danksagung Die Autoren danken herzlich Priv.-Doz. Dr. med. Boris Zernikow (Datteln) für die kritische Durchsicht dieses Manuskripts. Literatur 1. Aksoylar S, Akman SA, Ozgenc F, Kansoy S (2001) Comparison of tropisetron and granisetron in the control of nausea and vomiting in children receiving combined cancer chemotherapy. Ped Hem Onc 18(6): 397-406 2. 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Stefan Friedrichsdorf Paediatric Pain & Palliative Care Department The Children‘s Hospital at Westmead Locked Bag 4001 Westmead NSW 2145 Sydney/Australia stefan.friedrichsdorf@web.de Lamictal® 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg (verschreibungspflichtig). Wirkstoff: Lamotrigin. Zusammensetzung: 1 Tbl. Lamictal® 2 mg/5 mg/25 mg/ 50 mg/100 mg bzw. 200 mg enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil: 2, 5, 25, 50, 100 bzw. 200 mg Lamotrigin. Sonstige Bestandteile: Calciumcarbonat, Hyprolose, AluminiumMagnesium-Silikat, Poly(O-carboxymethyl)stärke als Natriumsalz, Povidon K 30, Saccharin-Natrium, Schwarze-Johannisbeer-Aroma, Magnesiumstearat. Anwendungsgebiete: Lamictal® 25 mg/50 mg/100 mg/200 mg: Monotherapie der Epilepsien bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren. Zusatzbehandlung bei therapierefraktären Epilepsien bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren. Zusatztherapie bei therapierefraktären Epilepsien sowie des therapierefraktären Lennox-GastautSyndroms bei Kindern von 2–11 Jahren. Lamictal® 2 mg/5 mg: Zusatztherapie bei therapierefraktären Epilepsien sowie des therapierefraktären Lennox-Gastaut-Syndroms bei Kindern von 2–11 Jahren. Hinweise: Die erstmalige Anwendung bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren sollte nur durch einen Neurologen oder einen Arzt, der mit der Behandlung von Epilepsien vertraut ist, erfolgen. Die erstmalige Anwendung bei Kindern von 2–11 Jahren sollte in Kliniken und Institutionen mit besonderer Erfahrung in der Behandlung von Epilepsien oder in enger Zusammenarbeit mit solchen Einrichtungen erfolgen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Lamotrigin oder einem der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufig Hautausschlag. Bei Zusatztherapie mit Lamotrigin traten in klinischen Studien bei bis zu 10 % der Patienten Hautausschläge auf (Vergleichsgruppe ohne Lamictal®: 5 %), die bei 2 % der mit Lamictal® behandelten Patienten zum Abbruch der Therapie führten. Diese meist makulopapulösen Hautausschläge wurden in der Regel innerhalb der ersten acht Behandlungswochen beobachtet und bildeten sich nach Absetzen des Arzneimittels zurück. Das Risiko hierfür scheint in hohem Maß in Zusammenhang mit hohen Anfangsdosen und einem Überschreiten der für den Behandlungsbeginn empfohlenen Dosissteigerung als auch der gleichzeitigen Einnahme von Valproinsäure zu stehen. Selten schwerwiegende lebensbedrohliche allergische Haut- und Schleimhautreaktionen (blasse Schwellung der Haut, vor allem im Gesichtsbereich (Quincke-Ödem), evtl. unter Mitbeteiligung der Schleimhäute in Mund, Rachen, Kehlkopf und Magen-Darm-Trakt, Hautabschälung und Fieber (Stevens-Johnson-Syndrom), Syndrom der verbrühten Haut (Lyell-Syndrom)). Auch wenn diese Symptome bei den meisten Patienten nach Absetzen des Arzneimittels zurückgehen, bleiben bei einigen Patienten irreversible Vernarbungen zurück. Fälle mit tödlichem Ausgang traten selten auf. Überempfindlichkeitsreaktionen: Hautausschläge mit verschiedenen systemischen Symptomen wie Fieber, Lymphadenopathie, Gesichtsödeme, Veränderungen der Blut- und Leberwerte. Die klinischen Verläufe können in seltenen Fällen zu disseminierter intravaskulärer Gerinnung und Multiorganversagen führen. Frühe Manifestationen einer Überempfindlichkeitsreaktion (z. B. Fieber, Lymphadenopathie) können auch ohne Hautausschlag einhergehen. Beim Auftreten o. g. Symptome sollte der Patient sofort untersucht werden und Lamictal® sofort abgesetzt werden, es sei denn, der Hautausschlag ist eindeutig nicht arzneimittelinduziert. Überempfindlichkeitsreaktionen und das selten auftretende Lyell-Syndrom können tödlich verlaufen. Weiterhin wurden folgende unerwünschte Wirkungen beobachtet: Doppeltsehen, verschwommenes Sehen, Konjunktivitis, Schwindel, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden (einschließlich Erbrechen und Durchfall), Reizbarkeit, Aggressivität, Agitiertheit, Tics (motorisch und vokal), Verwirrtheit und Halluzinationen. Lupus-ähnliche Arzneimittelreaktionen. Bewegungsstörungen, Stand/Bewegungsunsicherheit, Verschlimmerung eines vorbestehenden Parkinson-Syndroms, extrapyramidale Nebenwirkungen, Choreoathetose, Zunahme der Anfallshäufigkeit. Ataxie, Nystagmus, Tremor, Anfallszunahme. Blutbildveränderungen, die sowohl in Verbindung mit einem Überempfindlichkeitssyndrom als auch alleine auftreten können, einschließlich Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, aplastische Anämie, Agranulozytose. Bei Langzeitbehandlungen sind daher Kontrolluntersuchungen erforderlich. Erhöhung der Leberwerte, Leberfunktionsstörungen, Leberversagen. Leberfunktionsstörungen treten für gewöhnlich in Verbindung mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf, in Einzelfällen auch ohne Anzeichen einer Überempfindlichkeit. Da eine Leberschädigung zu Beginn der Behandlung mit Lamictal® nicht ausgeschlossen werden kann, sind insbesondere zu Behandlungsbeginn regelmäßige Untersuchungen zur Leberfunktion durchzuführen. Außerdem in klinischen Studien bei Monotherapie: Schwächegefühl, Alopezie, Juckreiz, Appetitlosigkeit. Da Lamotrigin die Dihydrofolsäure-Reduktase geringfügig hemmt, ist die Möglichkeit einer Wechselwirkung mit dem Folatstoffwechsel während der Langzeittherapie nicht auszuschließen. Bei Therapie bis zu einem Jahr wurden aber keine klinisch bedeutsamen Änderungen der Hämoglobinkonzentration, des mittleren Erythrozytenvolumens oder der Folatkonzentration in Serum und Erythrozyten beobachtet. Bei der Grunderkrankung Epilepsie können schwere Krampfanfälle, einschließlich Status epilepticus, zu Rhabdomyolysis, Multiorganversagen und disseminierter, intravaskulärer Koagulopathie führen, manchmal mit tödlichem Ausgang. Ähnliche Fälle traten bei der Anwendung von Lamictal® auf. In klinischen Studien traten unter Zusatztherapie mit Lamictal® Todesfälle mit einer Inzidenz von 1 in 381 Patientenjahren auf. Bei Patienten, die Placebo zusätzlich zu anderen Antiepileptika erhielten, lag die Inzidenz bei 1 in 103 Patientenjahren, somit war die Häufigkeit unter Lamictal® mehr als 3-mal niedriger als unter Placebo. Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung und Hinweis für Verkehrsteilnehmer: Die Daten mehrerer prospektiver Schwangerschaftsregister ergaben unter einer Lamictal®-Monotherapie im ersten Trimenon bislang keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko einer schwerwiegenden Missbildung im Vergleich zur Normalbevölkerung, dennoch sollte Lamictal® in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden. Während der Stillzeit sollte Lamictal® nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung für das Kind angewendet werden. Wenn gestillt wird, sollte der Säugling auf mögliche Effekte bzw. Nebenwirkungen hin beobachtet werden. Falls Lamictal® an Patienten mit bipolaren Störungen verabreicht wird, sollte geprüft werden, ob diese möglicherweise bereits Lamotrigin erhalten. Weitere Vorsichtsmaßnahmen und Hinweise für Verkehrsteilnehmer siehe Gebrauchs- bzw. Fachinformation. Pharmazeutischer Unternehmer: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, 80700 München; Mitvertrieb: Glaxo Wellcome GmbH & Co., 23843 Bad Oldesloe; SmithKline Beecham Pharma GmbH & Co. KG, 80700 München. Stand: April 2004 10 Bei allen Epilepsien* • ab 2 Jahre in der Kombinationstherapie • ab 12 Jahre auch in der Monotherapie *(inklusiv Lennox-Gastaut-Syndrom) Jahre in Deu Erfahrung tschla nd Originalien/Übersichten Sterbende Kinder und ihre Eltern versorgen – Hilft uns das Wissen um die kindlichen Vorstellungen vom Tode weiter? B. ZERNIKOW Institut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke Zusammenfassung Key words Das Wissen um die kindlichen Todesvorstellungen ist wichtig, um sterbende Kinder besser zu verstehen. Nur wer verstehen kann, hat auch die Chance, angemessen zu reagieren, was nicht immer zur eigenen Zufriedenheit gelingt. Eigene Ansprüche und Unsicherheiten dürfen jedoch nicht dazu führen, Gesprächen über den Tod auszuweichen. Ein wichtiger Schritt ist getan, wenn wir uns auf die Welt der Kinder einlassen, auf ihre metapherreiche Sprache, ihre ablehnende Haltung, ihren Zorn, ihre Coolness. Dies gelingt am besten dort, wo das Kind sich sicher fühlt und wir selber wenig Zwängen unterworfen sind – zuhause. Children, death concepts, palliative care Schlüsselwörter Kinder, Todesvorstellungen, Sterben, Tod Caring for the dying child and his parents: is it helpful to know the children`s death concepts? Abstract To improve communication with a dying child, it’s paramount to understand the child’s comprehension of death. Understanding provides the key to initiate sincere interaction between the carer and the child, which may not always be successful. Communicating about death and dying must not be disturbed by our individual perception and insecurity. An important step has been taken if we embrace the child’s world, his or her metaphors, resistance, anger, coolness. To succeed we should aim for a place, where the child feels safe and we are less restricted - at home. Einführung Im Erwachsenenalter sterben 3/4 aller Menschen an Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, häufig nach chronischer Erkrankung. Im Kindes- und Jugendalter sterben die meisten Kinder unmittelbar perinatal. Es folgen Unfälle, insbesondere Verkehrsunfälle. An vierter Stelle steht der Selbstmord von Kindern und Jugendlichen (28, 30). Die drittgrößte Gruppe – und dieser möchte ich mich im Folgenden zuwenden – sind Kinder und Jugendliche mit lebenslimitierenden Erkrankungen. In Deutschland sind gegenwärtig, bei einer Morbidität von 12/10.000, mehr als 22.600 Kinder und Jugendliche von einer lebenslimitiernden Erkrankung betroffen. Von ihnen versterben an ihrer Erkrankung jährlich mehr als 1.500, davon 540 an Krebs (15). Diese Kinder und ihre Familien müssen in der Lebensendphase oft monatelang medizinisch, pflegerisch und psychosozial versorgt werden (1, 7). Kommunikation während der pädiatrischen Palliativversorgung Die Kommunikation mit palliativmedizinisch zu versorgenden Kindern und ihren Eltern stellt an die Gesprächsführungskompetenz aller professionellen Betreuer hohe Anforderungen. Kinder fordern entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand ganz unterschiedliche Formen der Kommunikation. Eltern befinden sich in einer persönlich sehr leidvollen Situation, haben oftmals unrealistische Vorstellungen hinsichtlich der Heilungschancen ihres Kindes oder wollen ihr Kind vor schlechten 22 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Nachrichten bewahren (13, 31). Viele Betreuer haben unerreichbar hohe Ansprüche an die eigene Kommunikationsfähigkeit, so dass sie lieber gleich kapitulieren und schwierigen Gesprächen mit Kindern und Eltern ausweichen (11). Zudem ist so ein Gespräch immer auch eine Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit. Für betroffene Kinder und ihre Familien ist nichts schwerer zu ertragen als Kontaktvermeidung: Sie fühlen sich als Person abgelehnt und können in den wenigsten Fällen erkennen, dass die Unsicherheit der Betreuer Grund für den Rückzug ist. Um eine gute Kooperation mit Kindern und Eltern zu erreichen, müssen diese in ihrer Situation wahrgenommen und entsprechend ihren Bedürfnissen ganzheitlich betreut werden. Dies erfordert von den Betreuern, alle schematische Kategorienbildung in der Interaktion zu unterlassen. und nur den Menschen in seiner aktuellen Befindlichkeit und Bedürfnislage in den Mittelpunkt der Kommunikation zu stellen – Authentizität und Zeit sind die Säulen der Kommunikation mit sterbenden Menschen und ihren Angehörigen. Das Interesse gilt dem Patienten in der konkreten Situation und ermöglicht so adäquates Handeln, menschliche Begegnung sowie Momente des Gehalten- und Gestärktwerdens – positive Erlebnisse in Mitten des Leids. Elisabeth Kübler-Ross rät, das Gespräch ganz einfach zu beginnen mit der Frage: „Ist es sehr schlimm?“ Die heute üblichen Gesprächsintros „Alles Klar?“, „Na, wie geht‘s?“ oder ähnliche versagen in der Kommunikation mit Sterbenden, und sie beenden das Gespräch schon zu Beginn (19, 20). Nachfolgend wird der Frage nachgegangen, ob für die Versorgung im Allgemeinen und die Kommunikation mit Kindern und Eltern im Speziellen das Wissen um die kindlichen Vorstellungen von Sterben und Tod hilfreich ist. Originalien/Übersichten Todesvorstellungen von Kindern Der Begriff „Tod“ ist zunächst lediglich eine Worthülse – erst allmählich kann ein Kind dieses Wort kognitiv und emotional mit Inhalt füllen. Die Ergebnisse neuer empirischer Studien entwickeln ein Zwei-Stufen-Modell zum Erwerb der Todesvorstellung (32). Dennoch behalten ältere Modelle noch ihre Bedeutung, weil sie durch ihre Anschaulichkeit einen einfacheren Transfer in die alltägliche Arbeit ermöglichen. Diesen älteren Erkenntnissen liegen die Entwicklungstheorien von Sigmund Freud (emotionale Entwicklung) (6) und Jean Piaget (kognitive Entwicklung) (24, 25) zugrunde. Dabei sind diese Entwicklungsphasen in der Entstehung der Todesvorstellungen lediglich als Orientierungshilfe und keinesfalls als starres Schema zu verstehen – die Vorstellungen vom Tod bei Kindern sind individuell. Kinder, die im Krankenhaus immer wieder mit Sterben und Tod konfrontiert worden sind, sind in ihren Vorstellungen häufig akzeleriert; sie entwickeln ein Wissen um ihren eigenen nahenden Tod durch persönliche Erfahrungen im Rahmen ihrer schweren Erkrankung und der medizinischen Behandlung (3, 4). Kinder im Alter von 0 bis etwa 1½ Jahren Das Kind in diesem Altersabschnitt erlebt sich als Einheit mit der Bezugsperson, wobei Beziehungsunterbrechungen durch die Bezugsperson den Aufbau des „Urvertrauens“ stört unterscheidet nicht konsequent zwischen belebten und unbelebten Objekten erlebt Verlust insbesondere indirekt durch die Gefühlsäußerungen der Bezugspersonen. Kinder bis ca. 1½ Jahre benötigen Bezugspersonen, die mit ihnen kuscheln, spielen und für sie da sind, um den von der primären Bezugsperson non-verbal kommunizierten Angst- und Trauergefühlen ein Erleben von Geborgenheit und Sicherheit entgegenzusetzen. Die Kommunikation erfolgt überwiegend auf der non- oder präverbalen Ebene. Anwesenheit der Eltern sollte ohne Unterbrechung ermöglicht werden, da die Kinder wegen des fehlenden linearen Zeitverständnisses und der noch nicht entwickelten Objektpermanenz (s. u.) Abwesenheit nicht als endlich antizipieren können. Kinder im Alter von 1½ bis etwa 3½ Jahren Das Kind in diesem Altersabschnitt entwickelt sein Selbstverständnis, d. h. es begreift, dass es unabhängig von seiner Bezugsperson existiert lernt, dass Personen/Objekte auch dann existieren, wenn sie für das Kind selbst nicht sichtbar sind (Objekt-/Personpermanenz) setzt Tod mit Unbeweglichkeit und Schlaf gleich definiert Tod als „nicht-leben“ i. S. von: der Mensch atmet nicht mehr etc. Kinder von etwa 1½ bis 3½ Jahre sind ebenfalls auf alle o. g. Formen der Zuwendung angewiesen. Durch ihre Fähigkeit, Belebtes von Unbelebtem zu unterscheiden, können sie schon erkennen, ob z. B. das Haustier gestorben ist, und haben oft bereits einschlägige Erfahrungen. Durch ihre Krankheit oder ihre Todeserfahrungen stellen sie nicht selten Fragen nach Sterben und Tod. Diese Fragen sollten Betreuer und Eltern aus eigenem Verständnis von Leben und Tod beantworten. Grundsätzlich sollte man auch Kinder in diesem Alter nicht anlügen aus der wohlgemeinten Absicht, ihnen Kummer zu ersparen. Die Kinder erleben an Leib und Seele sowie an ihren Eltern und Geschwistern Veränderungen. Lügen und Euphemismen führen zu einer Diskrepanz von Erlebtem und äußeren Erklärungen, was die Kinder weiter verunsichert sowie Angst, Schlafstörungen und Alpträume provozieren kann. Unwahre Versprechungen werden sich im Laufe der Erkrankung mit „tödlicher Sicherheit“ als falsch herausstellen. Das Kind wird enttäuscht sein und in der Phase, in der Vertrauen in die Eltern so eminent wichtig ist, weniger Vertrauen zu ihnen haben, da es in der existentiellsten Frage – der Frage nach Tod und Sterben – belogen wurde. Kinder im Alter von 3½ bis 7 Jahren Das Kind in diesem Altersabschnitt glaubt durch Allmachtsfantasien, den eigenen Tod und den naher Bezugspersonen verhindern zu können entwickelt ein Verständnis dafür, dass bestimmte Menschen (z. B. Alte oder Verletzte) sterben müssen („Sully, ein 3,5-jähriges Mädchen, bittet seine Mutter, einen großen Stein auf seinen Kopf zu legen, da es nicht sterben wolle. Befragt, wie der Stein das verhindern solle, antwortet es: Weil ich nicht wachsen werde, wenn du einen großen Stein auf meinen Kopf legst, und Leute, die wachsen, werden alt und sterben.“) (23) erkennt Tod als Folge von äußerer Gewalteinwirkung hat die Vorstellung, Tod sei ein anderer Zustand der Existenz, z. B. ein Leben im Himmel (Weiterleben unter veränderten Umständen, z. B. auch „verdünnte“ Persönlichkeitsreste mit herabgesetzten Lebensfunktionen) Kinder mit 3½ bis 7 Jahren leben in einer magischen Welt. In Kombination mit ihrer kindlichen Egozentrik haben sie die Vorstellung, alles sei möglich, und ihre eigenen Wünsche könnten den Tod von ihnen selbst und ihren Bezugspersonen verhindern oder verursachen. Lebensbedrohlich erkrankte Kinder glauben häufig, sie seien schuld an ihrem Tod, weil sie „nicht lieb“ waren. So ist es ganz wichtig, mit den Kindern im Gespräch über ihre Krankheit zu bleiben und ihnen begreiflich zu machen, dass sie nicht für ihr Leiden verantwortlich sind. Kinder können das Bedürfnis haben, über den nahen Tod zu sprechen. Allen kindlichen Fragen sollte ehrlich begegnet werden, aber durchaus mit dem Ausdruck von Hoffnung. Ehrliche Kommunikation ist nachweislich angstreduzierend (8, 9). Oft wissen die Kinder über den Zeitpunkt ihres Todes besser Bescheid als die versorgenden Ärzte. Auch über das Ausmaß der Erkrankung haben einige Kinder ein Wissen, welches sich für Ärzte oft erst nachträglich durch die Obduktion bestätigt (12). Die Fragen nach dem Geburtstag, dem letzten Schulbesuch, der Reise nach Paris können auch im Rahmen der Todesphasen nach Kübler-Ross verstanden werden: sie sind typisch für die Phase des Verhandelns (s. u.). Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren Das Kind in diesem Altersabschnitt kann die Endlichkeit von Zuständen erkennen versteht den Tod als irreversiblen Vorgang betrachtet Tod als endgültiges Ende aller Vitalfunktionen hat die Erkenntnis, dass der Tod universal ist kann innerorganische Todesursachen verstehen hat oft Verstümmelungsängste Kinder von 7 bis 10 Jahren verfügen über ein mehr oder weniger realistisches Todeskonzept. Dieses Wissen um die eigene Vergänglichkeit und die Möglichkeit, jederzeit einen geliebten Menschen verlieren zu können, kann den Kindern Angst machen. Dazu kommt noch die gerade in diesem Alter ausgeprägte Verstümmelungsangst, die für Kinder mit lebensbedrohenden Erkrankungen bei all den notwendigen Eingriffen immer wieder neu erlebt wird: „Maria, 7 Jahre alt, ein leukämiekrankes Kind, hatte eine ernsthafte Infektion an ihrem Daumen. Nachdem wir einige Minuten mit ihr darüber (ihre Angst – Anm. d. Verf.) gesprochen hatten, erklärte Maria, dass ihre Sorge darin bestehe, dass ihr Daumen ihr abgenommen werden könnte.“ (2). Diese Mutilationsangst wird von einigen Autoren als Ersatzangst für die Angst um den nahenden – vielleicht schmerzhaften – Tod angesehen (14, 22). Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 23 Originalien/Übersichten Aus diesem Beispiel kann man schon erkennen, dass Kinder dieser Altersgruppe sowohl ein sicheres Umfeld als auch Gespräche über ihre Situation brauchen. Diese Gespräche richten sich nach den Bedürfnissen des Kindes und niemals nach den pädagogischen Überzeugungen des Betreuers. Das soll heißen: Das Kind bestimmt den Gesprächspartner, das konkrete Gesprächsthema, Grad der Offenheit, Dauer usw. Besonders charakteristisch für diesen Altersabschnitt sind bildhafte Ausdrucksform, Rollenspiele und Selbstgespräche. Das Entschlüsseln von individuellen Symbolen ist häufig die Eintrittskarte für eine ehrliche Kommunikation mit dem betroffenen Kind (s. u.). Das Wissen um den Tod als nicht-endlich und irreversibel lässt die Kinder nur mit einer gewissen Scheu über den Tod sprechen. Häufig geschieht dies eher nebensächlich mit Personen, die gar nicht damit rechnen. Das Kind sucht sich einen Menschen aus, bei dem es sich in seinem Kummer angenommen fühlt, ohne für den Angesprochenen eine große Belastung zu sein. Diese Beobachtung kann Eltern helfen, die gerne mit ihrem Kind über den Tod sprechen möchten, aber erleben, dass ihr Kind mit der Stationsköchin und nicht mir ihnen spricht – dies ist kein Zeichen von mangelnder Nähe, sondern von Verantwortungsübernahme für das Wohl der Eltern durch das sterbende Kind. Kinder im Alter ab 11Jahren Das Kind in diesem Altersabschnitt versteht Tod als definitiven Abbruch aller menschlichen Beziehungen erlebt einen Lebensabschnitt, in der die Angst vor dem Tod am stärksten ausgeprägt ist, da es sich in einer Phase von Loslösung und Neuorientierung befindet, die für sich genommen Unsicherheit und starke Ängste auslösen können. Kinder ab 11 Jahren verfügen über ein realistisches Todeskonzept und beginnen mit der Entwicklung ihres philosophischen oder spirituellen Weltbildes. Das Thema „Gerechtigkeit“, ob bezogen auf konkrete Situationen im schulischen oder familiären Alltag oder auf soziale oder politische Fragen, spielt eine große Rolle. Für Kinder mit einer lebensbedrohlichen Krankheit bekommen solche Überlegungen noch eine ganz persönliche Dimension: Ist es gerecht, wenn ich todkrank bin, während andere ihr Leben weiterleben und genießen können? Manchmal helfen Ideen über das Leben nach dem Tod den Jugendlichen und ihrer Familie: „Die Mutter eines 15jährigen Mädchens, das an myeloischer Leukämie erkrankt ist ..., sagte dieser Tage zu mir: ‚Sie werden sich vielleicht wundern, dass wir so heiter sind, das Kind, mein Mann und ich. Wir glauben, dass Gott weiß, was gut für uns ist.‘“(12). Häufiger jedoch sind Jugendliche bezüglich ihres eigenen Trauererlebens nur eingeschränkt ausdrucksfähig bzw. – bereit. Die kindliche Offenheit früherer Entwicklungsstufen weicht – mitunter abrupt – der Verschlossenheit der sich nähernden puberalen Ablösephase und erschwert die Kommunikation tiefinnerster Emotionen. Im Verlaufe der Krankheit sahen die Jugendlichen sich u. U. einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt, wie elterlicher Überprotektion, Nicht-Akzeptanz in der Peer-Gruppe, sozialer Isolation und fehlender sexueller Attraktivität. Alle diese „Ungerechtigkeiten“ haben die Kräfte der sterbenskranken Jugendlichen aufgebraucht. Sie wirken oft cool, unnahbar oder „genervt“. Im Krankenhaus kommen wir hier an die Grenzen des „machbaren individuellen Beziehungsaufbaus“ (9) und müssen dies akzeptieren. Alles Wissen um die Gefühlswelt der Jugendlichen hilft uns nicht weiter, wenn es nicht dazu führt, eine Versorgungsstruktur aufzubauen, die den kindlichen Vorstellungen vom Sterben angemessener ist als das Krankenhaus. Die Bedeutung der kindlichen Todesvorstellungen für die Gestaltung einer angemessenen Versorgungsstruktur Pubertierende Jugendliche kommunizieren offener, wenn sie ZUHAUSE sind: Heavy-Metal-Musik, aufgetürmte leere Bierdosen, herumliegende Computerspiele, Zärtlichkeit mit der Freundin geben ihnen ein Stück Freiheit zurück, welches ihnen durch die lebensverkürzende Krankheit, aber im besonderen auch die starre Struktur des Krankenhauses genommen wurde. Den Bedürfnissen von Kindern aller Altersstufen kann im Rahmen der häuslichen Versorgung besser begegnet werden als im Krankenhaus: für kleine Kinder können Essen, Spielen, Schlafen wie gewohnt stattfinden im Rahmen von regressiven Phasen können Kinder wieder im Bett der Eltern schlafen und Breie essen, ohne sich schämen zu müssen körperliche Nähe kann ohne ungeliebte Unterbrechungen gelebt werden die Eltern müssen Zornausbrüche (eigene oder des Kindes) nicht erklären die Anzahl der Betreuer wird reduziert, so dass alle Beteiligten die familientypische symbolhafte Kommunikation verstehen Freunde und Haustiere haben unbegrenzt Zugang 24 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Eltern sind wieder die Primärbetreuer ihres Kindes Wissen um die Vorstellungen und Bedürfnisse sterbender Kinder ist also nicht nur wichtig in der individuellen Betreuung, sondern kann genutzt werden, um für die Gruppe der sterbenden Kinder eine Versorgungsart zu etablieren, in der den kindlichen Todesvorstellungen am besten begegnet werden kann. Praktische Hindernisse der Kommunikation im Angesicht des Todes Theoretisches Wissen über Todesvorstellungen der sterbenden Kinder kann uns helfen, mit ihnen zu kommunizieren und die Eltern zu beraten. In praxi wird diese verständnisvolle Kommunikation aber durch vielfältige Probleme erschwert: Die Mehrzahl der sterbenden Kinder leidet in den letzten Lebenswochen an unbeherrschbaren Krankheitssymptomen. Ihre Gefühlswelt wird bestimmt durch Schmerzen, Atemnot oder Krampfanfälle. Erst wenn diese befriedigend gelindert sind, kann an verständnisvolle Kommunikation gedacht werden, können sich die Eltern gedanklich und emotional mit dem Tod des Kindes beschäftigen. „Die Pflege eines Sterbenden muss zu allererst seine physischen Bedürfnisse berücksichtigen.“ (20) Metaphern, Bilder, verschlüsselte Sprache Auch wenn die Betreuer offen mit den betroffenen Kindern und ihren Eltern sprechen können sowie um die Todesvorstellungen von Kindern wissen, verstehen sie nicht immer, was sie hören. In der Regel chiffrieren Kinder Botschaften zu ihren wichtigsten Ängsten, Gefühlen und Sorgen entweder in einem besonderen Verhalten (Aggressivität, Rückzug, NonCompliance) oder in Bildern. Ein Fünfjähriger, der bereits 50 Dialysen hinter sich hat, führt mit der Krankenhausseelsorgerin folgendes Gespräch: „Wohin gehst Du nachher?“ „Zu einem Jungen, der vor ein Auto gelaufen ist. Sein Bein muss operiert werden, und er darf sich gar nicht bewegen.“ „So, nicht?“ – Er setzt sich auf. „Das ist bestimmt eine schlimmere Krankheit als meine“ – Und nach einer Pause sagt er: „Aber weißt du, was noch schlimmer ist? Wenn man ins Gefängnis muss.“ „Kinder kommen nie ins Gefängnis.“ Er tat, als ob er meine Antwort nicht gehört hätte, wischte die Worte sozusagen weg. „Weißt Du, wenn sie den Schlüssel ste- Originalien/Übersichten cken lassen, dann kann ich ihn ja nehmen und weglaufen. Aber wenn sie abschließen und weggehen, dann muss ich immer im Gefängnis bleiben“‚ (23). Wenn der Erwachsene sich in einem solchen Fall auf eine Diskussion über Kind und Gefängnis einlässt, hat er die Furchtsignale nicht vernommen. Nicht vom Gefängnis, sondern vom Grab ist die Rede. Wenn der Schlüssel steckt, dann ist im Tod noch ein Weiterleben in veränderter Form („verdünntes Leben“) möglich – eine Todesvorstellung, die für den 5-jährigen altersadäquat wäre. Doch der Junge ist durch seine ausweglose Krankheit schon weiter. Er ahnt, dass mit dem Tod das Leben endgültig und unwiderruflich zu Ende ist, entwickelt also eine Todesvorstellung, wie sie gesunde Kinder erst später erreichen – und dies macht ihm Angst. Diesen Umbruch in der Entwicklung wahrzunehmen und auf die Angst des Kindes einzugehen, wäre eine angemessene Reaktion. Mit dem 5-jährigen Jungen sollte ehrlich kommuniziert werden. Wenn keine positiven Impulse von außen kommen, stellen sich Schreckensvisionen ein, die in der heutigen Zeit auch Computerspielen und Fernsehfilmen entnommen sein können. Gemeinsam entwickelte Hoffnungsbilder können hier helfen, eigene Trostvorstellungen aufzubauen. Vorweggenommene Trauer und „Phasenmodelle“ Die Auseinandersetzung mit dem nahenden Tod findet bei älteren Kindern und Eltern in Phasen „vorweggenommener Trauer“ statt. Die Phasenübergänge können fließend oder abrupt sein, man findet Brüche und Sprünge ebenso wie Überlappungen. Manchmal sind auch nur einzelne phasenspezifische Verhaltensweisen vorhanden, weil bestimmte Verhaltensweisen vermieden werden. Neben dem bekannten 5-phasigen Konzept von Kübler-Ross (Nicht-wahrhaben-Wollen, Zorn, Verhandeln, Resignation, Annahme) (19) existieren noch weitere Phasenmodelle wie die von Spiegel (Schock, Kontrolle, Regression, Adaptation) (27), Bowlby (Betäubung, Sehnsucht und Suche nach dem verlorenen Leben, Desorganisation und Verzweiflung, Reorganisation) (5) und Kast (Nicht-wahrhaben-Wollen, aufbrechende Emotionen, Suchen und Sich-Trennen, Neuer Selbst- und Weltbezug) (17). Allen Modellen ist gemeinsam, dass es Phasen der emotionalen Überforderung, der gesteigerten Emotionalität wie Wut, Trauer, Schuldzuweisungen und der Regression gibt, die an die Versorgenden hohe Ansprüche stellen. Diese Phasen können bei dem Kind und den Eltern zeitgleich, Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 25 Originalien/Übersichten aber auch versetzt ablaufen, so dass sich die Betreuer depressiven Eltern gegenüber sehen, während das Kind zeitgleich abweisend, agierend, ja zornig auf die Betreuer reagiert. Das Versorgungsteam muss lernen, die Aggression als Form vorweggenommener Trauer zu verstehen, um adäquat zu reagieren, Emotionen zuzulassen und diese nicht „auf sich“ zu beziehen. Eine professionelle Betreuung der Familie kann diese manchmal zur Anerkennung der Realität führen, ohne alle Hoffnung zu nehmen wodurch im besten Falle ein Leben der Momente möglich wird (27). In empirischen Arbeiten drücken 30 % sterbender krebskranker Kinder zeitweise eine Annahme ihres Todes aus (26). Aber auch wenn das Kind und die Familie die Auseinandersetzung mit dem Sterben-Müssen durch Verleugnung vermeidet, ist es nicht Aufgabe des versorgenden Teams, den Patienten und seine Eltern zur Annahme der Wahrheit zu zwingen. In der umfangreichsten Arbeit über Sterben und Tod von krebskranken Kindern von Myra Bluebond-Langner befanden sich die meisten Familien in einem Zustand der „mutual pretense“ (gegenseitige Täuschung): Kinder und Eltern wissen um den nahenden Tod des Kindes, verhalten sich aber so, als würde das Kind weiterleben (3, 4). Bluebond-Langner beobachtete unzählige Verhaltensweisen, die das Ziel hatten, diesen Zustand der gegenseitigen Täuschung zu bewahren. Nur wenige Familien waren zu einer „open awareness“ (ehrlichen Offenheit) fähig. Meist ging der Schritt von der „mutual pretense“ zur „open awareness“ von den Kindern aus und wurde von den Eltern mitgegangen. Nicht selten aber pflegen die Kinder „mutual pretense“ mit einigen und „open awareness“ mit anderen Bezugspersonen. Dieses Wissen ist hilfreich bei der schwierigen Konstellation, wenn die Eltern nicht wünschen, dass dem Kind die Wahrheit gesagt wird. Meist gelingt es den Betreuern nicht, die Eltern zu überzeugen, dass Kindern ehrlich begegnet werden sollte. Die Betreuer selber erleben solche Situation als extrem belastend (10, 16, 21). Sie können sich jedoch in der Regel darauf verlassen, dass das Kind die „mutual pretense“ nicht in Gegenwart der Eltern verletzen wird, sondern nur in Abwesenheit der Eltern „open awareness“ sucht, falls es diese wirklich möchte. Die Betreuer sollten den Eltern versichern, dass sie nicht aktiv mit dem Kind über den Tod sprechen werden, aber auch, dass es ihrer inneren Überzeugung widerspricht, Patienten anzulügen. Schlussfolgerungen Das Wissen um die kindlichen Todesvorstellungen ist wichtig, um sterbende Kinder besser zu verstehen. Nur wer verstehen kann, hat auch die Chance, angemessen zu reagieren, was nicht immer zur eigenen Zufriedenheit gelingt. Eigene Ansprüche und Unsicherheiten dürfen jedoch nicht dazu führen, Gesprächen über den Tod auszuweichen. Ein wichtiger Schritt ist getan, wenn wir uns auf die Welt der Kinder einlassen, auf ihre metapherreiche Sprache, ihre ablehnende Haltung, ihren Zorn, ihre Coolness. Dies gelingt am besten dort, wo das Kind sich sicher fühlt und wir selber wenig Zwängen unterworfen sind – zuhause. Dort sollte möglichst lange Platz für Leben sein. Mit Kübler-Ross gesprochen ist „das Schlimmste, was wir einem todkranken Kind und der übrigen Familie antun können, (…), dass wir eine Leichenhalle aus dem Haus machen, solange das Kind noch lebt“ (20). Aber auch wenn wir Kinder gemäß ihrem eigenen Weltbild ernst nehmen und uns in unserem Tun durch sie leiten lassen, schaffen wir es nicht, ihrem Leben mehr Tage zu geben. Aber ganz sicher, ihren Tagen mehr Leben. 13. Hilden JM, Ezekiel JE, Fairclough DL, Link MP, Foley KM, Clarridge BC, Schnipper LE, Mayer RJ (2001) Attitudes and practices among pediatric oncologists regarding end-of-life care: results of the 1998 American Society of Clinical Survey. 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STRÄTER2 ¹Institut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke ²Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Zusammenfassung Wir berichten über die ambulante palliativmedizinische Betreuung einer 16-jährigen Patientin mit malignem Hirntumor. Ausgehend von ihrer Krankengeschichte werden die Symptome (neurologische Defizite, Krampfanfälle, Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, u. a.) dargestellt und die eingeleiteten Therapiemaßnamen ausführlich diskutiert. Es wird deutlich, wie die enge Zusammenarbeit von Kinderneurologe, -onkologe und Kinder-Palliativteam sowie niedergelassenem Kinderarzt und ambulanten Diensten eine optimale und würdevolle Betreuung in der Lebensendphase und danach ermöglicht, eine Betreuung, die den psychosozialen und spirituellen Bedürfnissen des Patienten und deren Angehörigen gerecht wird. Schlüsselwörter Palliativmedizin, Kinder, Schmerzen, Tod, Sterben oncologist, and out-patient palliative care team, fulfilling the individual psychosocial and spiritual needs of the patient and her family. Key words Palliative care, children, pain, death, dying Einleitung Der Kinderneurologe und Kinderneuroonkologe wird in seiner täglichen Arbeit auch mit Patienten konfrontiert, denen er keine kurative Therapieoption anbieten kann. Linderung von Krankheitssymptomen ist daher integrativer Bestandteil der kinderneurologischen und neuroonkologischen Arbeit. Leiden die Patienten an einem nicht heilbaren Hirntumor, ist eine enge Kooperation mit Kinderonkologen und Kinderpalliativmedizinern sinnvoll. Im Folgenden wird die Krankengeschichte eines 16-jährigen Mädchens mit anaplastischem Astrozytom WHO III der linken Zentralregion und ihre Betreuung in der Lebensendphase darstellt und diskutiert. Palliative care in neuropediatrics – multidisciplinary palliative care of a child with malignant Kasuistik astrocytoma Abstract We report on the home care during the end-of-life phase of a 16 year old girl suffering from brain tumour. Based on her history her clinical signs and symptoms are presented. With emphasis on pain, nausea, vomiting and seizures we discuss our choice of therapy as well as treatment options for symptom control. The case report elucidates how optimal care, and one in dignity, may be achieved by teamworking of paediatric neurologist, paediatric Krankengeschichte von Diagnosestellung bis zur Übergabe der Betreuung an das kinder-palliativmedizinische Team Bei der 15-jährigen V. wurde mittels stereotaktischer Probenentnahme im Januar 2003 ein anaplastisches Astrozytom WHO Grad III der linken Zentralregion, differenzialdiagnostisch eine maligne Gliomatosis cerebri, diagnostiziert. Es folgte eine neuroonkologische Behandlung mit lokaler Bestrahlung der Tumorregion, oraler Temozolomid-Therapie parallel zur Be- strahlung sowie einer Konsolidierungstherapie mit Temozolomid. Supportiv wurde H15 (Weihrauch) eingesetzt. V. zeigte als Krankheitszeichen eine initial-progrediente rechtsseitige motorische Hemiparese, rechtsseitige fokale motorische und sensible Krampfanfälle, massive Kopfschmerzen sowie eine annähernd vollständige motorische Aphasie. Die antikonvulsive Einstellung erfolgte zunächst mit Phenytoin und Phenobarbital; letzteres wurde im Verlauf bei zunehmender zerebraler Krampfaktivität durch Levetiracetam ersetzt, worunter die Krampfanfälle nahezu sistierten. Unter der pädiatrisch-onkologischen Therapie wurde ein initiales Tumoransprechen (Größenregression im MRT) beobachtet. Es fand sich zunächst eine Besserung der Lauffähigkeit und eine Abnahme der Kopfschmerzen. Zudem konnte V. wieder einige Worte sprechen wie „Hallo“ und „Guten Tag“. Wegen der motorischen und sprachlichen Einschränkungen erfolgten entsprechende Fördermaßnahmen wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie und zwischenzeitlich auch Hippotherapie. Die kinderonkologische Behandlung wurde bis auf zwischenzeitlich schwer therapierbare Übelkeit mit Erbrechen gut vertragen. Über ein Jahr lang wurde V. gemeinsam vom kinderonkologischen Oberarzt und dem Leiter der Neuropädiatrie betreut. Es wurden erste Kontakte geknüpft zum kinder-palliativmedizinischen Team, bestehend aus zwei Kinderkrankenschwestern und einem konsiliarisch tätigen Kinderpalliativmediziner. Hausbesuche oder weitergehende kinder-palliativmedizinische Interventionen wurden nicht notwendig. V. und ihre Eltern fühlten sich in der Kinderonkologie sehr gut aufgehoben und lebten ihr Leben äußerst intensiv und bewusst. Frühzeitig nahmen sie Kontakt zu Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 27 Originalien/Übersichten einem ambulanten Hospizdienst auf, der die Familie dann kontinuierlich betreute. 13 Monate nach Diagnosestellung zeigte sich im März 2004 eine deutliche Größenprogression der zerebralen Raumforderung mit lokaler Ödembildung. Gleichzeitig kam es zu einer Zunahme von Müdigkeit, Kopfschmerzen und cerebralen Krampfanfällen. Zu diesem Zeitpunkt und auch später stellte die motorische Aphasie von V. für die Eltern und das behandelnde Team eine große Herausforderung an kommunikative Kompetenzen dar. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde mit V. und ihren Eltern Einvernehmen darüber erzielt, dass im Falle einer akuten klinischen Verschlechterung auf den Versuch einer kardiopulmonalen Reanimation und/oder auf das Einleiten intensivmedizinischer Maßnahmen verzichtet werden sollte. Die medikamentöse Therapie bestand zu dieser Zeit in der Gabe von Kortikosteroiden in wechselnder Dosierung, Temozolomid, Nichtopiatanalgetika zu festen Zeiten und zusätzlich bei Bedarf. Hierunter kam es zu einer weitgehenden Symptomlinderung. Von einer Kinderkrankenschwester des kinder-palliativmedizinischen Teams wurden erste Hausbesuche durchgeführt. Die Kontakte zum niedergelassenen Kinderarzt, der nur einige 100 Meter vom Elternhaus der Patientin entfernt wohnt, wurden intensiviert. Ein großer Wunsch von V. war ein Besuch der Hofreitschule in Wien. Die Organisation dieses Besuches wurde vom kinder-palliativmedizischen Team angegangen. Übernahme der Versorgungskoordination durch das kinder-palliativmedizinische Team Der Ablauf der Versorgung ist in Tab. 1 ausführlich dargestellt. Die Dokumentation erfolgte mit Hilfe des Kern-PäP-Dokumentationssystems, welches im Rahmen eines von der Deutschen Kinderkrebsstiftung unterstützten Forschungsprojektes erstellt wurde. 25 verschiedene in Palliativphasen häufig auftretende Krankheitssymptome werden standardisiert als „nicht vorhanden“, „leicht“ „mittelschwer“ oder „stark“ dokumentiert. Erster Besuch durch das kinder-palliativmedizinische Team An diesem Nachmittag saß V. mit ihren Eltern im Garten. Die Sonne schien, ein Freund war zu Besuch. V. wirkte sehr zufrieden. Sie konnte sich mit einzelnen Worten („Ja“, „Nein“) sowie Kopfnicken verständigen, hatte keine Schmerzen, litt jedoch unter Übelkeit und erbrach täglich zwei- bis dreimal. Mit Hilfe war Gehen für einige Schritte möglich. Ausführlich wurde der anstehende Besuch der Hofreitschule in Wien besprochen. Der Besuch in Wien war vom kinder-palliativmedizinischen Team in Kooperation mit der Kinderonkologie des St.-Anna-Spitals, Wien, sowie dem Verein Herzenswünsche e. V. organisiert worden und sollte in der folgenden Woche stattfinden. Ziel der Familie war es, eine möglichst gute Beherrschung der Krankheitssymptome für diesen Besuch zu erreichen sowie mit unvorhergesehenen Ereignissen sicher umgehen zu können. Der Medikationsplan wurde deshalb gemeinsam und sehr ausführlich durchgegangen. Zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen wurde die Dexamethasondosis von 3 x 2 mg/d auf 3 x 6 mg/d per os gesteigert. Eine Bedarfsmedikation in Form von Lorazepam als Tavor expidet® zur Behandlung zerebraler Krampfanfälle sowie Tramadol in Tropfenund Zäpfchenform gegen Schmerzen und Dimenhydrinat-Zäpfchen sowie Domperidon-Tropfen wurde eingeführt. Symptome im Verlauf Schmerzen (vgl. Tab. 1) 59 Tage vor dem Tod kam es zu einer leichten Zunahme der Kopfschmerzen. Zunächst wurde die Schmerztherapie mit Nichtopiatanalgetika intensiviert. Zusätzlich zu 3 x 600 mg Ibuprofen p.o. erhielt V. jetzt 3 x 750 mg Metamizol in Tropfenform. Opiate wurden zu diesem Zeitpunkt vermieden, da V. auf diese bekannterweise trotz Laxantien massiv mit Obstipation reagierte. Zunächst ließen sich die Schmerzen vollständig kupieren. 5 Tage später kam es erneut zu mittelstarken Schmerzen, die jetzt den Beginn einer OpioidTherapie mit 2 x 10 mg MST Retard Granulat® erforderlich machten. Im Verlauf nahmen die Schmerzen weiter zu, so dass die Morphin-Medikation auf 2 x 30 mg pro Tag erhöht werden musste. Die Bedarfsmedikation bestand in Morphin-Tropfen: zunächst 10 mg bis zu einstündlich, dann bei einer oralen Morphintagesdosis von 60 mg in 15 mg bis zu einstündlich. 43 Tage vor dem Tod kam es zu einer akuten Schmerzkrise. Die Eltern waren darauf gut vorbereitet und gaben V. nach telefonischer Rücksprache mit dem Kinder-palliativmediziner bedarfsadaptiert innerhalb weniger Stunden insgesamt 200 mg Morphin. Hierdurch ließen sich die Schmerzen sehr gut therapieren, ohne dass eine bedrohliche Verschlechterung der Atmung eintrat. Die Morphin-Retard-Medikation wurde nach der Schmerzkrise angepasst auf 2 x 100 mg pro Tag. Gleichzeitig wurde die Behandlung mit Nichtopiaten (Metamizol) bis zur Maximaldosis von 4,5 28 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Gramm/Tag optimiert. Diese Schmerzmedikation wurde mit sehr gutem Erfolg bis zum Lebensende beibehalten. V. litt im Folgenden nicht mehr unter Schmerzen. Die Schmerzmessung bei V. basierte aufgrund der zunehmenden Bewusstseinstrübung der Patientin ausschließlich auf der Fremdbeobachtung durch die Eltern, die ihr Kind sehr genau einschätzen konnten. Übelkeit und Erbrechen Übelkeit und Erbrechen sprachen auf die in Tab. 1 aufgelisteten Antiemetika sehr gut an. Prophylaktisch setzten wir bei einer Dosiserhöhung der Opiate zusätzlich Ondansitron als Zofran Zyndis® lingual ein. Die Antiemese war bis zum Tag 26 vor dem Tod sehr befriedigend, dann kam es jedoch zu einem akuten Ereignis mit fünfmaligem Erbrechen innerhalb von 24 Stunden. Zunächst wurde telefonisch angeordnet, die Antiemetika Dymenhydrinat und Domperidol in der in Tab. 1 angegebenen Dosierung zu verabreichen. Nach einigen Stunden konnte dann der Hausbesuch durch das kinder-palliativmedizinische Team erfolgen. Es zeigte sich, dass V. vor dem Erbrechen jeweils mit einem Mundwinkel zuckte. Demnach waren Krampfanfälle als Ursache für das Erbrechen in Betracht zu ziehen. Nach Intensivierung der antikonvulsiven Behandlung mit Lorazepam als Tavor® expided sistierte das Erbrechen prompt. Schluckbeschwerden Wegen seit 68 Tagen vor dem Tod bestehender Schluckbeschwerden wurden die Medikamente möglichst als Tropfen verabreicht. Bereits 9 Tage nach dem Auftreten dieser Symptomatik wurde nach einem ausführlichen Gespräch mit den Eltern eine Magensonde gelegt. Hierüber wurden täglich 1500 bis 500 ml Nahrung sondiert. Andere akut auftretende Symptome während der Palliativbetreuung Neben den bereits diskutierten Krankheitssymptomen kam es wegen seltenen Lidschlages trotz künstlicher Augentropfen zu einer Konjunktivitis und ausgeprägter Xerophthalmie. Durch intensive lokale Pflege mit Dexpanthenol-Salbe sowie den Einsatz von Augengläsern bildete sich die Xerophthalmie, die die Eltern wegen der Entstellung sehr belastete, zurück. Die augenärztliche Betreuung erfolgte konsiliarisch über die Universitätsaugenklinik. Die betreuenden Augenärzte zögerten nicht, noch am Abend der Diagnosestellung einen Hausbesuch zu machen. Originalien/Übersichten Hilfsmittelversorgung Es gehört zur Aufgabe eines kinderpalliativmedizinischen Teams, schnell und bedarfsgerecht Hilfsmittel beim Kostenträger zu beantragen und zu besorgen. Bei V. war das zunächst die rollstuhlgerechte Ausstattung des Badezimmers und im weiteren Verlauf ein Pflegebett, eine Absaugund eine PCA-Pumpe; letztere kam dann aber doch nicht zum Einsatz. Dank des regelmäßigen Kontakts des Palliativteams zu Krankenkassen und Sanitätshäusern konnten mittlerweile sämtliche Hilfsmittel innerhalb von 24 Stunden zu Hause beim Patienten bereitgestellt werden. Psychosoziale und spirituelle Versorgung Der ambulante Hospizdienst Münster übernahm regelmäßig Nachtwachen bei V., damit ihre Eltern Schlaf finden konnten. Weitere Unterstützung fand die Familie in unermüdlichen Besuchen von Klassenkameradinnen sowie von Freunden und Nachbarn. Kraft schöpfte die Familie auch aus ihrem Glauben, in dem sie immer wieder durch vertraute Geistliche bestärkt wurde. Die pflegerische Versorgung wurde durch einen ambulanten Kinderkrankenpflegedienst sichergestellt, der sowohl bei der Grundpflege half, als auch Teile der Behandlungspflege übernahm. Eine spezielle palliativmedizinische pflegerische Beratung erfolgte über das kinder-palliativmedizinische Team der Kinderonkologie. Die hausärztliche Betreuung wurde durch den in der Nachbarschaft lebenden niedergelassenen Kinderarzt sichergestellt. In regelmäßigen Abständen wurde die Familie durch den Kinder-palliativmediziner besucht, ihr war ferner die Mobiltelefonnummer des Kinder-palliativmediziners ausgehändigt worden mit Erreichbarkeit rund um die Uhr. Insbesondere beim Auftreten von neuen Krankheitssymptomen bzw. bei krisenhaften Verschlechterungen von V. haben die Eltern auch nachts von der Möglichkeit des Telefonkontaktes Gebrauch gemacht. Die Mutter hatte sich frühzeitig in psychologische Betreuung begeben, für den Bruder wurde in ihrer Lebensendphase relativ kurzfristig eine ambulante stützende Psychotherapie organisiert. Der Vater nahm während der langen Palliativphase von V. wieder stundenweise seine Arbeit auf. Sterben, Beerdigung und Trauerarbeit V. ist im Kreis ihrer Familie sehr ruhig verstorben. Ein befreundeter Pfarrer war dabei anwesend, der sie als Baby getauft hatte. Das kinder-palliativmedizinische Team wurde informiert und besuchte die Familie am Abend nach dem Tod von V.. Am nächsten Morgen wurden mit dem Team in aller Ruhe die Formalitäten besprochen. Die Beerdigung fand statt unter Beteiligung sehr vieler Freunde und Klassenkameradinnen von V. Jetzt werden sich Gespräche mit der Familie anschließen, der Besuch einer Trauergruppe verwaister Eltern wird angeboten werden. Diskussion Schmerztherapie Morphin als MST® Retard-Granulat und in Tropfenform sowie Ibuprofen als Saft und Metamizol in Tropfenform führten bei V. in den dargestellten Dosierungen zu einer exzellenten Schmerzbeherrschung. MST® Retard-Granulat wurde gewählt, da es sich in Wasser vollständig aufschwemmen lässt und bei einer Schluckstörung (wie sie bei V. vorlag) gut einzusetzen ist (5). Alle hier gewählten Darreichungsformen können auch über eine Magensonde problemlos appliziert werden. Die Eltern hatten die Möglichkeit, zusätzlich und schnell Morphin in Tropfenform zu applizieren. Dies war insbesondere wichtig, als bei V. 40 Tage vor ihrem Tod eine Schmerzkrise auftrat. Morphin wurde hier ohne oberes Dosislimit am Symptom titriert mit dem Erfolg anhaltender Schmerzfreiheit nach wenigen Stunden. Eine Alternative hätte in dem Einsatz einer patientenkontrollierten Analgesie-Pumpe (PCA) bestanden. Da V. jedoch über keinen zentralen Zugang verfügte, hätte Morphin subkutan appliziert werden müssen, was in der Kinder-Palliativversorgung vermieden wird. Für die Applikation eines transdermalen Systems mit Fentanyl (Durogesic®) war die initale Morphindosis mit 2 x 10 mg pro Tag zu gering. Im Juli 2004 hatte das kleinste verfügbare Fentanyl-Pflaster eine Wirkstärke von 25 µg/h Fentanyl, welches einer oralen Tagesmorphinäquivalenzdosis von 60 mg entspricht. Mittlerweile ist auch ein Fentanyl-Pflaster für Kinder zugelassen, welches 12,5 µg/h abgibt entsprechend einer oralen Morphin-Tagesdosis von 30 mg. Falls Fentanyl-Pflaster verwendet werden, müssen die Eltern in jedem Fall die Möglichkeit haben, bei Bedarf Morphin in Tropfenform oder Fentanyl mittels transbukkalem System (Aktiq®) zu applizieren. Die Kombination von zwei Nichtopioidanalgetika (hier Ibuprofen und Metamizol) ist nicht Gegenstand internationaler Empfehlungen; wir haben jedoch in der Palliativphase mit dieser Kombination sehr gute Erfahrung gemacht. Übelkeit und Erbrechen Übelkeit und Erbrechen sind in der Lebensendphase von Kindern häufige und belastende Symptome. Zwischen 40 % und 63% aller Kinder mit malignen und nicht-malignen Erkrankungen leiden in ihren letzten Lebenswochen darunter (2, 3, 4). Es liegen keine evidenz-basierten Empfehlungen für die Therapie von Übelkeit und Erbrechen in der Lebensendphase von Kindern und Jugendlichen vor. Das Ausmaß der Übelkeit war bei V. wegen ihrer reduzierten Mitteilungsfähigkeit schwer zu beurteilen. Erbrechen hatte möglicherweise mehrere Ursachen. Neben Hirndruck spielten Nahrungsunverträglichkeit (bei Ernährung über eine Sonde), Obstipation und die Gabe von Opioiden eine Rolle. Bei opioidbedingter Übelkeit setzen wir gerne Ondansetron (5HT3-Antagonist) ein. Als Prokinetikum verwenden wir Domperidon (Dopamin (D2)-Antagonist) und als H1-Antihistaminikum Dimenhydrinat. Durch die Behandlung ließen sich Übelkeit und Erbrechen bei V. sehr gut lindern. Bei der akuten Zunahme des Erbrechens 26 Tage vor ihrem Tod handelte es sich offenbar ursächlich um cerebrale Krampfanfälle, was sich durch gründliche Krankenbeobachtung eruieren und anschließend gezielt therapieren ließ. Häufige Ursachen von Erbrechen in der Palliativphase sind: - gastrointestinale Probleme, z.B. Aszitis, Obstipation, Reflux, (Sub-)Ileus - Medikamente, z. B. Antibiotika, Anticholinergika, Digoxin, Eisen, Kortikosteroide, Opioide, nicht-steroidale Antirheumatika, palliative Chemotherapeutika, trizyklische Antidepressiva, - Infektionen, z. B. Gastroenteritis - Krampfanfälle - metabolische Entgleisungen, z. B. Hyperkalziämie, Nierenversagen - Hirnmetastasen/erhöhter intrakranieller Druck - Schmerzen - Strahlentherapie - Hypogeusia bzw. Dysgeusia (verminderte bzw. veränderte Geschmacksempfindung) - Irritationen im Pharynx, z. B. Candidainfektion, Schwierigkeiten beim Abhusten - Angst Schluckbeschwerden und Sondenernährung Die Sondierung wurde ausschließlich von den Eltern durchgeführt und gab ihnen die Möglichkeit, aktiv und fürsorglich an der Betreuung von V. teilzuhaben. Die zu sondierende Menge richtete sich nach dem Allgemeinbefinden von V., um Nebenwirkungen der Sondenernährung zu vermeiden und betrug täglich zwischen 500 und 1500 ml. Eine ausführliche Diskussion Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 29 Originalien/Übersichten Tage vor dem Tod 78 Dauermedikation Ödemreduktion H-15 3 x 3Tbl. po Fortecortin 3 x 6mg po Antikonvulsiva/Anxiolytika Levetiracepam 2 x 1000mg po Phenytoin 125-125-150 mg po Lorazepam als Tavor expedit® Sedativa Promethazin Tropfen Analgetika Retardiertes Morphin als MST Retard-Granulat© Metamizol Tropfen Ibuprofen 3 x 600mg po Mucolytikum ACC Acetylcystein Laxantien Lactulose 2 x 25ml po Practo-Clyss© Antiemetika/Prokinetika Dimehydrinat Domperidon Ondansetron als Zofran zydis© Antibiotika/Antimykotika Fluconazol H2-Rezeptorenblocker Ranitidin 2 x 150mg po Künstliche Augen- tropfen Bedarfsmedikation Antikonvulsiva/Anxiolytika Diazepam 5-10 mg rektal Lorazepam als 2,5 mg sl Tavor expedit® Analgetika Morphin-Tropfen 74 68 59 58 54 50 47 46 45 43 - - - - - - - - - - - - - - - - - 2 x 2,5mg buccal - - 2 x 10mg po - 2 x 30mg po - - - - - - - - - 1 x 200mg po - - - - - - Symptome Atmung regelmäßig Bewegungseinschränkung Doppelbilder Erbrechen Hautveränderung Kommunikationsprobleme Konzentrationsschwierigkeiten Krampfanfälle Obstipation Schluckbeschwerden Schmerzen Schwitzen Somnolenz Spastik Übelkeit Unruhe kann mit Hilfe laufen leicht stark keine möglich mit einzelnen Worten leicht Interventionen - - - - - - alle 3 Tage - - 2 x 8mg - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 10 mg bis zu stündlich po Morphin-Suppositorien Tramadol-Tropfen 50 mg bis zu 10 x tägl. Antiemetika/Prokinetika Dimenhydrinat150 mg rektal Zäpfchen Domperidon10 mg po Tropfen Laxantien Practo-Clyss© - 3 x 750mg po - 15 mg bis zu stündlich po - - - Stop - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - kann nur noch schwer laufen, kann Arme und Beine noch bewegen stark kein - unklar leicht kein Nur noch über die Augenkontakt fraglich möglich Atempausen erschwerte Atmung durch zähes Sekret bewegt die Hände und Füße ruhige Atmung keine Bewegung mehr - Fersen gerötet - - - - - leicht stark - - - - - - - keine keine keine - leicht stark - - - - mittel - - - keine kein keine Hemiparese re mittel keine stark keine - leicht - leicht kein stark leicht - keine keine - mittel mittel mittel leicht leicht stark leicht stark mittel keine mittel leicht leicht keine - Fortecortin erhöht. Organisation des Herzenswunsches: Besuch der Hofreitschule in Wien. Abkleben eines Brillenglases wegen Doppelbildern. Morgen Besuch in Wien. Wiener Kinderonkologen sind informiert. Rollstuhlgerechtes Austatten des Badezimmers. Wien war klasse. Magensonde gelegt wegen massiver Schluckbeschwerden. Vermittlung des Bruders an eine Psychologin, sofortiger Beginn einer ambulanten stützenden Psychotherapie Einweisung eines ambualnten Kinderkrankenpflegedienstes Hilfe bei Lagerung. Fersen werden frei gelagert. Intersiveres Einreiben mit PC30V. Gentamycin Augentropfen. Konjuktivitis oder Xerophthalmie Absauge organisiert wegen zähen Sekrets, das zur Atembehinderung führt. Intensive Gespräche Internsive Gespräche Beschreibung der V. ist durch das Besonderheiten/des Erbrechen stark Zustandes beeinträchtigt. AZ deutlich besser. V. hatte ein gutes Eltern sind sehr Wochenende in beunruhigt. Wien. Sitzt fast nur noch im Rollstuhl. Eltern sind sicher im Umgang mit der Magensonde. V. wirkt ruhig. Der Bruder kann nur schwer mit der Situation umgehen. V. ist sehr unruhig, Puls ist erhöht. Eltern scheinen überfordert. V. schläft vermehrt.Bei Schmerzspitzen gibt der Vater sicher Morphin. Re. Auge gerötet. V. hat 11x Morphin Trf/24h zusätzlich erhalten. Atempausen werden häufiger. Familie wird gut von Freunden und Pfarrer unterstützt. Augen weiterhin gerötet V. hat Angst, oft V. hatte eine Schweißausbrüche. ruhige Nacht. Schmerzen durch Erhöhung der Morphindosis im Griff. V. hat heute Geburtstag. Es ist ein ruhiger Tag. V. hat viel Besuch. Besuch durch KKS KKS KKS/Arzt KKS/Arzt KKS KKS Arzt KKS/Arzt KKS/Arzt KKS/Arzt Tab. 1: Klinischer Verlauf der Erkrankung von V. (ausschnittsweise). [KKS = Kinderkrankenschwester]. 30 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 KKS Originalien/Übersichten 40 39 38 36 32 30 26 27 25 11 0 - - - - - - - - - - - - - - - - - 4 x 2,5mg buccal - - - - 3 x 20mg po - - - - - 3 x 40mg po. - - - - 2 x 100mg po - - - - - - - - - - 3 x 1500mg po - - - - - - 4 x 1g rectal Pause 4 x 1g po - - - - - - - - - - Pause - - - - - - - - - - Pause - - - - - 3 x 70mg 2 x 10mg - rectal - - - - Pause 2 x 100mg - - Stop - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 20 mg bis zu stündlich po 30mg rektal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Atempausen - - regelmäßig Atempausen keine keine regelmäßig Zunge fällt nach hinten. - - - Haut o.B. - mittel Druckstelle am Ohr kein - - keine kein keine nicht möglich - - - - - - - - - - - - - - - - - leicht - keine - - mittel - keine stark - stark stark stark leicht mittel leicht keine leicht - - - - stark stark mittel - mittel keine - leicht - kein keine leicht keine keine Augenarztkonsil zu Hause. Einsatz von Augengläsern. Internsivieren der lokalen Therapie mit Bepanthen. Augenarzt kommt zum Konsil vorbei. Intensivierung der Nachtwachen durch Freunde und Mitarbeiter des ambulaten Hospizdienstes. Anleitung der Mutter in basale Stimmulation. Planung eines Hospizaufenthaltes der ganzen Familie in den Herbstferien. Morgens: Practo-Clyss und Bauchmassage. Offenes Gespräch mit den Eltern über das baldige Sterben. Pfarrer wurde informiert. Abends: um 20.30 verstorben. Erneuter Besuch. V. ist sehr unruhig, erhöhter MorphinBedarf (10 x 20 mg zusätzlich). V. ist praefinal. Re. Auge tumorös verändert, ausbleibender Lidschlag. V. hat sich stabilisiert. Symptome waren deutlich zu reduzieren. V. ist ruhig.Die Nächte werden entspannter. Familie ist stark belastet. Entspannte Stimmung in der Familie.V. hat eine weiß belegte Zunge (Soor) Stabiler AZ. Atmung ist regelmäßig. V. ist seit 2 Wochen im gleichbleibenen AZ. Der Vater arbeitet 4h/d. Die Mutter erfährt Entlastung duch Betreuung in der Mittagszeit und in der Nacht (Freunde und ehrenamtliche Hospizhelfer). V. wirkt sehr ruhig, Abdomen stark gebläht, seit gestern kein Urin entleert KKS/Arzt KKS KKS KKS/Arzt KKS KKS KKS/Arzt Optimieren des Versorgungsplans mit den Eltern. PC30V wird ersetzt durch Sanyrene. Lagerung des Ohrs auf einem Wasserhandschuh. Medikamentenplan für die rectale Verabreichung erstellt, Eltern und Pflegedienst eingewiesen. Organisation einer Infusionspumpe für ggf. s.c. Flüssigkeits- und Medikamentengabe. Intensivieren der antikonvulsiven Medikamente Gleichbleibender Zeiteinteilung der V. hat 5x erbroV. hat nicht mehr AZ. Augen sehen Eltern sehr schwie- chen, zum Teil auch erbrochen bzw. deutlich besser aus. rig. Vater möchte die Medikamente. gekrampft. stundenweise Zunächst Antiwieder arbeiten emetika eingesetzt. gehen. Dann Zucken der Mundwinkel vorher beobachtet => Erbrechen= Krampfanfälle KKS KKS KKS/Arzt KKS Totenschein ausgestellt und lange Gespräche über V. KKS/Arzt Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 31 Mitteilungen des Für und Wider einer parenteralen Flüssigkeitszufuhr oder einer Sondenernährung in der pädiatrischen Palliativmedizin würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Anders als in der ErwachsenenPalliativmedizin sind unsere Patienten jedoch häufig nicht multimorbide über einen langen Zeitraum, sondern spielen Tage vor dem Tod noch mit ihren Geschwistern. Der Verzicht auf eine (nächtliche) parenterale Nahrungszufuhr muss daher im Einzelfall diskutiert werden. Psychosoziale Versorgung Es ist aus der Literatur bekannt, dass Väter während der Lebensendphase ihrer Kinder soziale Unterstützung insbesondere durch Arbeitskollegen und während der Arbeit erfahren (1). Durch das Spannen eines Versorgungsnetzes war es möglich, dass sich die Familie zu Hause ebenso sicher und geborgen fühlte wie zuvor in der Universitätskinderklinik. Während der Betreuung ist durch Externe die Frage aufgeworfen worden, inwieweit es ethisch vertretbar war, das Leben von V. durch die Gabe von Dexamethason und die Sondenernährung zu verlängern. Für die Patientin und ihre Familie schien uns jeder Tag von ihrem Leben lebenswert, was die Eltern von V. in der Todesanzeige folgendermaßen ausdrückten: „gehofft, gekämpft und 21 Monate wertvolle Zeit gewonnen“. Schlussfolgerung Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kinderonkologe, Kinderneurologe, niedergelassenem Kinderarzt, Kinder-Palliativteam, psychosozialem Dienst und Geistlichem ermöglicht eine optimale und würdevolle Betreuung in der Lebensendphase und danach. Von besonderer Bedeutung dabei ist die menschliche, medizinische und auf Erfahrung beruhende organisatorische Kompetenz des ambulanten palliativmedizinischen Teams. Es knüpft ein ambulantes Versorgungsnetz, das auch die über das Medizinische hinausgehenden Bedürfnisse berücksichtigt. Literatur 1. Davis B, Gundmunsdottir M, Worden B, Orloff S, Sumner L, Brenner P (2004) Living in the dragon‘s shadow. Fathers‘ experience of a child‘s life-limiting illness. Death Studies 28: 111-135 2. Drake R, Frost J, Collins JJ (2003) The Symptoms of Dying Children. J Pain Symptom Managem 26: 594-603 3. Goldmann A (2000) Symptoms and suffering at the end of life in children with cancer - correspondence. N Engl J Med 342: 1997-1999 4. Wolfe J, Grier HE, Klar N, Levin SB, Ellenbogen JM, Salem-Schatz S, Emanuel EJ, Weeks JC (2000) Symptoms and suffering at the end of life in children with cancer. N Engl J Med 342: 326-333 5. Zernikow (Hrsg.) Schmerztherapie bei Kindern, Springer, Heidelberg, 2003 Zitierweise dieses Beitrages: Neuropaediatrie 4: 27-32 (2005) Priv.-Doz. Dr. med. Boris Zernikow Institut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin Vestische Kinder- und Jugendklinik Universität Witten/Herdecke Dr.-Friedrich-Steiner Str. 5 D- 45711 Datteln Boris.Zernikow@t-online.de Verbände GkinD: Stellungnahme der Verbände übergreifenden DRG-Arbeitsgruppe DRG bei neuropädiatrischer, sozialpädiatrischer und pädiatrischpsychosomatischer Behandlung Die mangelhafte Vergütung sozial- und neuropädiatrischer, aber auch psychosomatischer Leistungen im DRG-Zeitalter wurde bereits mehrfach dargestellt. Mit Inkrafttreten der Version 2005 der ICD-10, des OPS und des G-DRG-Fallpauschalenkataloges sowie der damit verbundenen Veränderungen im Bereich des Groupers zeichnet sich nun eine Möglichkeit ab, dem Missstand in diesem Bereich der pädiatrisch-stationären Versorgung Abhilfe zu verschaffen. Die für die Behandlung sozialpädiatrischer, neuropädiatrischer und pädiatrisch-psychosomatischer Patienten neu gebildeten DRGs B46Z, U41Z und U43Z werden außerhalb des Fallpauschalenkataloges abgerechnet. Sie bieten die Möglichkeit, bei den Pflegesatzverhandlungen den erforderlichen Aufwand in Anrechnung zu bringen. Ob dies zu einer Lösung der Finanzierungsproblematik für die Behandlung dieser Patientengruppen führt, wird somit erst durch die kommenden Pflegesatzverhandlungen zu beant- worten sein. Prinzipiell wird vom System damit jedoch die Möglichkeit gegeben. Diese drei neu eingeführten DRGs werden unter folgenden Bedingungen erreicht: B46Z Sozial- und neuropädiatrische Therapie bei Krankheiten und Störungen des Nervensystems durch Erbringung des OPS-Kode 9.403.U41Z Sozial- und neuropädiatrische Therapie bei psychischen Krankheiten und Störungen durch Erbringung der OPSKode 9-403.U43Z Psychosomatische Therapie, Alter < 18 Jahre, durch Erbringung der OPSKodes 9-402.0 bzw. 9-402.1 Werden die OPS-Kodes 9.402.- und 9.403.- nicht im definierten Leistungsumfang erbracht, obwohl Leistungen aus dem neuropädiatrischen sozialpädiatrischen und psychosomatischen Bereich erbracht werden, so führt in der Regel die aus dem Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen des ICD-10 gewählte 32 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Hauptdiagnose zur DRG U66Z mit einer unteren Grenzverweildauer von 3 und einer oberen von 25 Tagen und mit einem Relativgewicht von 0,909. Um diese drei neuen DRGs anlaufen zu können, war die Übernahme der genannten OPS-Ziffern in den amtlichen Teil des OPS zum 01.01.2005 notwendig. Die exakte Einhaltung der durch die im OPS vorgegebenen Leistungsstruktur mit dem genauen Studium des Originaltextes ist für die Mitkodierung Voraussetzung. In verkürzter Form seien die relevanten Ziffern im Folgenden dargestellt: OPS 9-402.0: Psychosomatische, psychotherapeutische Komplexbehandlung OPS 9-402.1: Integrierte klinische psychosomatische Komplexbehandlung Da die OPS-Kodes 9-402.0 und 9-402.1 auf Grund ihrer Definition für die Anwendung in der Pädiatrie nicht unproblematisch sind, schlagen wir grundsätzlich die Verwendung von 9-403.- vor. Die OPS-Ziffer 9-403.- ist durch einen mehrtägigen bis mehrwöchigen interdisziplinären diagnostisch-therapeutischen Ansatz charakterisiert. Der Einsatz der Berufsgruppen und der Umfang der Maßnahmen ist jeweils exakt als Mindestanforderung definiert. Der zu lesende Originaltext des OPS-Kataloges wird im Folgenden zur besseren Übersicht als Tabelle modifiziert dargestellt: Mitteilungen OPS 9-403.0 9-403.1 9-403.2 9-403.3 9.403.4 Mindestanforderungen Tage Therapie- Arzt einheit Psychologe Soz.-Päd. 3 6 3 5 10 5 12 20 5 5 15 5 12 30 6 9-403.5 9-403.6 9-403.7 7 – 56 15 7 – 84 20 je 7 35 5 10 - 3 5 15 10 24 Kalkulationsaufwand Tage Arzt Psychologe Soz.-Päd. 3 4 5 7 10 – 12 11 5 10 10 – 12 15 10 10 - 5–7 5–7 5–7 Therapeut Die OPS-Kodes 9-403.0 bis 9.403.4 sind vorwiegend für Kinderabteilungen und Kinderkliniken mit sozial-, neuropädiatrischer und psychosomatischer Kompetenz geeignet. Die OPS-Kodes 9-403.5 bis 9.403.7 sind umfassende Komplexleistungen zur sozial-, neuropädiatrischen bzw. psychosomatischen Behandlung und werden häufiger im Bereich spezialisierter Abteilungen Anwendung finden. In der letzten Spalte der Tabelle 1 sind die rechnerischen Mehrkosten je Fall in Euro aufgeführt, die sich mit der Erfüllung der Kriterien der verschiedenen OPS-Kodes 9-403.- ergeben. Grundlage für diese Aussage sind eigene Berechnungen aus Kalkulationsdaten von 6 Kliniken im Jahr 2002. Für die OPS-Kodes 9-403.5 bis 9-403.7 sind die Mindestkosten pro 7 Tage in Euro angegeben und können als Verhandlungsgrundlage bei der Berechnung der neuen DRGs herangezogen werden. Alle Kinderkliniken werden gut beraten sein, ab 01.01.2005 von diesen zusätzlichen Verschlüsselungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, falls sie derartige Leistungen anbieten. Die Verschlüsselung wird Voraussetzung für entsprechende Budgetverhandlungen. Inwieweit strukturelle Gegebenheiten vorab angepasst werden, sollten die jeweiligen Abteilungsleiter mit ihren Verwaltungen möglichst noch im Jahr 2004 regeln. Es erscheint der Verbände übergreifenden DRG-Arbeitsgruppe der GKinD dringend geboten, bisher schon erbrachte Leistungen auf diese Weise zu dokumentieren, um in Zukunft den erforderlichen Aufwand vergütet zu bekommen. Auch in den Pflichtteil des OPS-Kataloges übernommen wurde die von der GKinD vor zwei Jahren beantragte OPS-Kode 9-500.- zur Patientenschulung. Im Gegensatz zu den zuletzt angeführten OPSKodes führt die 9-500.- noch nicht in eine DRG und ist damit derzeit noch nicht abrechnungsrelevant. Sie sollte aber bei gegebenen Voraussetzungen dokumentiert 8 20 14 Therapeut 4 7 15 10 25 10 16 10 + 14 Pflegemehraufwand Mehrkosten je DRG in ca. 370 652 1090 868 1600 Kosten pro 7 Tage in � 2652 3478 3400 werden, um die Basis für Verhandlungen in der Zukunft zu schaffen. Die 9-500.ist vorwiegend zur Dokumentation der regelmäßig in pädiatrischen Abteilungen stattfindenden Patientenschulung vorgesehen. Auch hier sei auf den Originaltext verwiesen. Eine verkürzte Darstellung zur Information sei im Folgenden aufgeführt: 9-500.0 Basisschulung: Dauer mindestens zwei Stunden (themenorientiert, einmal pro Aufenthalt) 9-500.1 Grundlegende Patientenschulung: Dauer bis 5 Tage mit mind. 20 Stunden (zertifizierter Trainer, standardisiert, einmal pro Aufenthalt) 9-500.2 Umfassende Patientenschulung: Dauer 6 Tage und mehr mit durchschnittlich 4 Stunden pro Tag (zertifizierter Trainer, standardisiert, einmal pro Aufenthalt) Ausblick Eine kostendeckende Therapie im sozial-, neuropädiatrisch- und psychosomatischen Bereich ist auch durch die Neuregelungen nicht automatisch gegeben. Es besteht jedoch erstmals eine Chance, über die neuen Dokumentationsvorschriften zu einer kostendeckenden Therapie zu kommen. Wichtige Voraussetzung hierfür ist eine kontinuierliche Aktualisierung und Schulung der aktuell gültigen und verfügbaren DRGs, OPS- und ICD-Kodes. Die Verbände übergreifende DRG-Arbeitsgruppe der GKinD ist weiterhin der Auffassung, dass für den gesamten Bereich der Pädiatrie ein systematisches Alterssplitting zur Abbildung der altersspezifischen Gegebenheiten in der Pädiatrie erforderlich ist. Sie verfolgt diesen Antrag sowohl beim InEK als auch auf der politischen Ebene weiter. Für das Jahr 2005 besteht zunächst die anspruchsvolle Aufgabe für die Chefärzte pädiatrischer Abteilungen zusammen mit ihren Verwaltungen, die zum 01.01.2005 neu geltenden Bestimmungen umzusetzen. Bei geeigneter Vorbereitung und entsprechend der Akzeptanz im Rahmen der Pflegesatzverhandlungen besteht jetzt grundsätzlich die Möglichkeit neuropädiatrische, sozialpädiatrische und psychosomatische Leistungen kostendeckend vergütet zu bekommen. Literatur Brand J, Knothe A, Böhles H, Kieslich M (2003) Steuerungselemente des Klinikbudgets unter DRG-Bedingungen. Deutsches Ärzteblatt, A1241-A1242 GkinD Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e. V. (2004) Kodierleitfaden Kinder- und Jugendmedizin der Verbände übergreifenden DRG-Arbeitsgruppe Schmid RG, Kieslich M, Lutterbüse N, Riedel F, Scheel J (2003) DRG in der Pädiatrie unter besonderer Berücksichtigung der Neuro-/Sozialpädiatrie. Kinder- und Jugendarzt, 721 - 725 Priv. Doz. Dr. med. Matthias Kieslich, Frankfurt a.M., Vertreter der Gesellschaft für Neuropädiatrie Prof. Dr. med. Ronald G. Schmid, Altötting, Vertreter der Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin Dr. med. Maya von Stauffenberg, Frankfurt a. M., Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Psychosomatik Dr. med. Nicola Lutterbüse, Regensburg, Geschäftsführerin der Verbände übergreifenden DRG-Arbeitsgruppe der GKinD Verschiedenes Spuren und Erinnerungen im Kinderhospiz Balthasar Im Kinderhospiz Balthasar in Olpe/Sauerland finden unheilbar erkrankte Kinder und ihre Familien ein zweites Zuhause auf Zeit, eine Oase der Ruhe und des „zu-sichselber-findens“. Hier wird den todkranken Kindern und ihren Familien das gegeben, was die Medizin nicht mehr geben kann: Liebe, Kraft und Geborgenheit - gerade in der schweren Zeit des Abschiedsnehmens. Im Kinderhospiz hinterlassen die erkrankten Kinder Spuren, die Erinnerungen wach halten: Windräder im Garten tragen die Namen der verstorbenen Kinder und Hand- und Fußabdrücke (s. Titelbild) im Eingangsbereich hinterlassen echte Spuren. Mit dem Tod eines Kindes brechen die Kontakte zum Haus nicht ab. Die Familie findet auch danach eine Anlaufstelle, wo sie Stunden oder Tage in Erinnerung an ihr Kind verbringen können. Silke Friedrich Kinderhospiz Balthasar Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising Maria-Theresia-Str. 30 a, 57462 Olpe Fon: 02761/9265-44 Fax : 02761/9265-18 www.kinderhospiz-balthasar.de SilkeFriedrich@gfo-online.de Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 33 Mitteilungen Kongresse 11.-13.02.2005 Recklinghausen Klinische Neurophysiologie: Evozierte Potenziale – Neuro-Vergatative Funktionsdiagnostik Auskunft: Prof. Dr. H. Buchner eMail: fortbildung@thieme.de Website: www.thieme.de/knp 17.-19.02.2005 Recklinghausen 3. Dattelner Kinderschmerztage – Kongress für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin Auskunft: PD Dr. B. Zernikow eMail: eigenes-leben@web.de Website: www.schmerzenbeikindern.de 25.-26.02.2005 Homburg/Saar 3.Workshop: Risiken für die Entwicklung des Nervensystems bei Small for Gestational Age-Syndrom und intrauteriner Growth Restriction Auskunft: Prof. Dr. S. Zabransky eMail: zabransky.siegfried@web.de 09.-13.03.2005 Nantes, Frankreich Myology 2005 Scientific Meeting of the Association Française contre les Myopathies Website: www.myology2005.com 09.-12.03.2005 Dresden 17. Kongress des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. Auskunft: Prof. Dr. H. Reichmann eMail: Heinz.Reichmann@mailbox. tu-dresden.de Website:www.akmcongress.com/ dgm2005 10.-12.03.2005 Frankfurt/M. Der Deutsche Schmerztag 2005 – 16. Deutscher interdisziplinärer Schmerzkongress Auskunft: Dr. G. Müller-Schwefe eMail: info@dgschmerztherapie.de Website:www.dgschmerztherapie.de 21.-23.04.2005 18.-22.06.2005 21.-24.09.2005 Erlangen Wien, Österreich Wiesbaden 31. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. 15th Meeting of the European Neurological Society (ENS) Auskunft: Prof. Dr. D. Wenzel eMail: dieter.wenzel@kinder.imed. uni-erlangen.de Website: www.neuropaediatrie.com oder www.neuropaediatrie-congress.de eMail: info@akm.ch Website: www.ensinfo.com 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 29.04.-01.05.2005 24.-26.06.2005 München Tokio, Japan 3rd University of Munich Epilepsy Course International Symposium on Epileptic Syndromes in Infancy and Early Childhood. Auskunft: Prof. Dr. S. Noachtar eMail: petra.wagenbuechler@nro. med.uni-muenchen.de Website: www.munich-epi.de eMail: yfukuyama@sc4.so-net.ne.jp Website: www.iss-jpn.info 05.-07.05.2005 21.-26.08.2005 Sydney, Australien Auskunft: Prof. Dr. W.H. Oertel eMail: rosenow@staff.uni-marburg.de Website: www.dgn2005.de 21.-22.10.2005 Zürich, Schweiz International Congress on Neonatal Neurology Auskunft: Irene Desax eMail: irene.desax@kispi.unizh.ch Website: www.imk.ch oder www.kispi.unizh.ch 26.-28.10.2005 Toronto, Ontario Innsbruck, Österreich 11th World Congress on Pain 4. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Sektionen der Internationalen Liga gegen Epilepsie eMail: iaspdesk@juno.com Website: www.iasp-pain.org 54th Annual Meeting of the American Society of Human Genetics 28.08.-01.09.2005 Website: www.faseb.org/genetics/ashg eMail: epilepsie2005@congress-innsbruck.at Website: www.pco-tyrolcongress.at 07.-10.05.2005 Stockholm, Schweden 12th European Congress of Clinical Neurophysiology Stockholm 2005 Website: www.eccn-stockholm-2005.se 08.-12.05.2005 Paris, Frankreich 26th International Epilepsy Congress eMail: info@epilepsycongress.org Website: www.epilepsyparis2005.org 14.-17.09.2005 Göteborg, Schweden 6th Congress of the European Paediatric Neurology Society EPNS eMail: epns2005@gbg.congrex.se Website: www.congrex.se/epns2005 05.-13.11.2005 Sydney, Australien World Congress of Neurology 2005 eMail: info@thaineurology.org 02.-08.07.2006 Istanbul, Türkei 11th International Congress on Neuromuscular Diseases Website: www.icnmd2006istanbul.org Göteborg, Schweden 6th Congress of the European Paediatric Neurology Society EPNS eMail: epns2005@gbg.congrex.se Website: www.congrex.se/epns2005 09.-12.05.2005 Stockholm, Schweden 12th European Congress of Clinical Neurophysiology eMail: eccn@stocon.se Website: www.eccn-stockholm-2005.se 27.-29.05.2005 Celle 54. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Auskunft: Prof. Dr. M. Kirschstein eMail: hansisches-verlagskontor@ t-online.de Website: www.ngkj-celle2005.de 34 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 4. Jg. (2005) Nr. 1 Vorschau für das Heft 2/2005 Editorial M. Beck, Mainz: Lysosomale Speichererkrankungen – ein Update Originalien / Übersichten C. Whybra, Mainz; M. Ries, Bethesda; C. Kampmann, Mainz: Klinische Manifestation des Morbus Fabry bei Kindern E. Mengel, Mainz: Intermediäre Verlaufsform der Sphingomyelinase- Defizienz – Morbus Niemann-Pick A und B L. Arash, Mainz: Morbus Tay-Sachs: Klinische Variabilität und neue Therapie-Ansätze M. Bajbouj, Mainz: Enzymersatz-Therapie bei Patienten mit MPS Typ I Kasuistiken E. Miebach, Mainz: Kasuistische Illustration einer MPS Typ VII (M. Sly) Anzeigeschluss: 1.3.2005 ∙ Änderungen vorbehalten Das Standardwerk zur Neuropädiatrie in komplett überarbeiteter Neuauflage! Neuropädiatrie Diagnostik und Therapie neurologischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter 2. Auflage Prof. Dr. Fuat Aksu unter Mitarbeit von Prof. Dr. Michael Beck, Dr. Steffen Berweck, Dr. Markus Blankenburg, Prof. Dr. Harald Bode, Prof. Dr. Hans-Jürgen Christen, Dr. Bernd Dietz, Prof. Dr. Dr. Helmut Eiffert, Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, Prof. Dr. Dr. h.c. Folker Hanefeld, Prof. Dr. Florian Heinen, Prof. Dr. Prof. h.c. (RCH) Georg F. Hoffmann, Dr. Udo Kalbe, Prof. Dr. Dieter Karch, Prof. Dr. Alfried Kohlschütter, Prof. Dr. Rudolf Korinthenberg, Prof. Dr. Ingeborg Krägeloh-Mann, Prof. Dr. Rainer Lietz, Prof. Dr. Peter Meinecke, Prof. Dr. Gerhard Neuhäuser, Prof. Dr. Dietz Rating, Dr. Thomas Reinehr, Priv.-Doz. Dr. Thorsten Rosenbaum, Priv.-Doz. Dr. Bernhard Schmitt, Dr. Martin Staudt, Dr. Ingrid Tuxhorn, Prof. Dr. Detlev Uhlenbrock, Prof. Dr. Franco Vassella, Priv.-Doz. Dr. B. Wilken, Priv.-Doz. Dr. Boris Zernikow 4 en! 0 20 ien e ag rsch l f Au de e . 2 ra ge SCIENCE Prof. Dr. F. Aksu (Hrsg.), Zentrum für Neuropädiatrie, Vestische Kinderklinik Datteln UNI-MED Science, 2. Auflage 2004, 460 Seiten, 314 Abb., Hardcover, ISBN 3-89599-786-2, 54,80 Euro Das vorliegende Buch behandelt aktuelle Erkenntnisse in Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es macht in systematischer Form den in Klinik und Praxis tätigen Neuropädiatern, Neurologen, Kinderärzten und Ärzten neue Forschungsergebnisse zugänglich. Der didaktisch klar strukturierte Aufbau, der gut lesbare Stil und die hervorragenden Abbildungen erleichtern dem Leser das Verstehen und Einprägen aller wesentlichen auf dem Gebiet der Neuropädiatrie vorkommenden Krankheitsbilder und erlauben die Verwendung des Buches als Nachschlagewerk in Klinik und Praxis. UNI-MED Verlag AG • Kurfürstenallee 130 • D-28211 Bremen Telefon: 0421/2041-300 • Telefax: 0421/2041-444 email: buch@uni-med.de • Internet: http://www.uni-med.de Jetzt auch als Lösung zum Einnehmen ! Zur Zusatztherapie bei fokalen Anfällen Erwachsener Darauf können Sie bauen. Keppra 250 mg, 500 mg, 750 mg, 1000 mg Filmtabletten, Keppra 100 mg/ml Lösung zum Einnehmen Wirkstoff: Levetiracetam. Zusammensetzung: 1 Keppra Filmtablette enthält 250, 500, 750, 1000 mg Levetiracetam. 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Anwendungsgebiete: Zusatzbehandlung von partiellen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Patienten mit Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Levetiracetam bzw. anderen Pyrrolidon-Derivaten oder einem der Hilfsstoffe. Nebenwirkungen: > 10 %: generalisierte Störungen: Asthenie; Nervensystem: Somnolenz. 1-10 %: generalisierte Störungen: zufällige Verletzungen, Kopfschmerzen; Verdauungssystem: Anorexie, Diarrhoe, Dyspepsie, Nausea; Nervensystem: Amnesie, Ataxie, Konvulsion, Depression, Benommenheit, emotionale Labilität, Feindseligkeit, Insomnie, Nervosität, Tremor, Schwindel; Haut und Hautanhangsgebilde: Exanthem; Sinnesorgane: Diplopie. Erfahrungen aus der Zeit nach der Zulassung: Psychische Störungen: Abnormes Verhalten, Aggression, Wut, Angst, Konfusion, Halluzination, Reizbarkeit, psychotische Störungen; Blut- und Lymphsystem: Leukopenie, Neutropenie, Panzytopenie, Thrombozytopenie. Warnhinweise: Falls Keppra abgesetzt werden muß, sollte dies ausschleichend erfolgen. Bei einer begrenzten Anzahl von Patienten, die auf eine Zusatztherapie mit Levetiracetam ansprachen, konnte die antiepileptische Komedikation abgesetzt werden. Die Anwendung von Keppra bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion kann eine Dosisanpassung erfordern. Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen sollte die Nierenfunktion überprüft werden, bevor die Dosis festgelegt wird. Keppra 100 mg/ml Lösung zum Einnehmen zusätzlich: Die Inhaltsstoffe Glycerol sowie Maltitol können gastrointestinale Beschwerden verursachen. Patienten mit erblich bedingter Fructoseintoleranz dürfen Keppra 100 mg/ml Lösung zum Einnehmen nicht einnehmen. Dosierungsangaben und Packungsgrößen: siehe Fach- und Gebrauchsinformation, Stand 10/2004. Verschreibungspflichtig. UCB S. A. Allée de la Recherche 60, B 1070 Bruxelles, Belgien. Stark. Einfach. Zuverlässig. Baustein Ihrer Epilepsie-Therapie