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Vorwort
Ein Jahr lang haben sich viele Leserinnen und Leser des ARD-Teletextes an die Schicksalsjahre
1914, 1939 und 1989 erinnert: an den Beginn von
1. und 2. Weltkrieg vor 100 und 75 Jahren und an
den Mauerfall, der 25 Jahre zurückliegt.
Jeder Tag wurde in Erinnerung gerufen mit einem
markanten Geschehen; zumeist mit dramatischem
Inhalt, manchmal aber auch skurril - zumindest
im Rückblick gesehen.
Und täglich nur wenige Sätze beschrieben das,
was damals die Welt bewegte.
Diese Teletext-Seite, 365 Mal auf Sendung, gibt
nun den Leserinnen und Lesern einen kompakten
Rückblick zum bequemen Nachlesen.
© ARD Text 2014
Kontakt: info@ardtext.de
Vervielfältigung/Kopie nur zu privatem und sonstigem eigenen Gebrauch nach § 53 UrhG
Chronik: 1. Januar
1. WK: 212 Tage vor Kriegsbeginn 1914
Die britische Regierung streitet über die Kosten
der geplanten Flottenaufrüstung: Marineminister
Winston Churchill will vier neue Schlachtschiffe
bauen lassen.
Im Deutschen Reich tritt die Namensänderungsverordnung in Kraft. Jüdische Bürger müssen einen zusätzlichen Vornamen (Israel oder Sara) annehmen, um sie als Juden kenntlich zu machen.
Mauerfall: 312 Tage vor 9. November 1989
In der DDR tritt eine neue Reiseverordnung in
Kraft, die Reisen in den Westen erleichtern soll.
Chronik: 2. Januar
In Woippy (Lothringen) verunglückt ein deutscher
Militärzug. Sieben Soldaten aus dem Rheinland
sterben. Sie waren auf der Rückkehr vom Weihnachtsurlaub.
Der Postsparkassendienst wird im gesamten
Deutschen Reich eingeführt. Kunden können landesweit an Postämtern Ein- und Auszahlungen
vornehmen.
Bundesluftwaffe und alliierte Streitkräfte nehmen
wieder Tiefflugübungen in der Bundesrepublik
auf.
Chronik: 3. Januar
Enver Pascha wird neuer Kriegsminister des Osmanischen Reiches. Er war bis 1911 Militärattaché
in Berlin gewesen.
Laut einer Anordnung des Reichswirtschaftsministeriums dürfen Juden keine Prüfungen der Industrie-, Handwerks- und Handelskammern mehr
ablegen.
Die Aufnahmelager in der Bundesrepublik haben
1988 eine Verdoppelung der Zahl der DDR-Übersiedler registriert (1988: 19.832, 1987: 18.985).
Auch die Zahl der deutschstämmigen Aussiedler
aus Polen, der UdSSR etc. stieg erheblich an.
Chronik: 4. Januar
Der bayerische Ministerpräsident Georg von
Hertling wird in den Grafenstand erhoben. Nur in
Bayern werden noch persönliche Adelstitel verliehen.
US-Präsident Franklin D. Roosevelt warnt in einer
Rede vor möglichen Angriffen seitens der Achsenmächte und mahnt eine Verteidigungsstrategie an.
DDR-Bürger äußern ihre Hoffnung, dass der Reformprozess in der Sowjetunion auch in der DDR
Wirkung zeigt. Dies wird bei einer Umfrage des
RIAS auf dem Berliner Alexanderplatz deutlich.
Chronik: 5. Januar
Russland protestiert heftig gegen die Pläne einer
deutschen Militärmission im Osmanischen Reich.
General Otto Liman von Sanders soll dort ein Armeekorps anführen.
Adolf Hitler erneuert bei einem Treffen mit Polens
Außenminister Jozef Beck die Forderung nach einer Rückgabe Danzigs.
Flucht gelungen: Ein 34-jähriger DDR-Bürger erreicht im Bereich Lichtenrade West-Berliner Gebiet. Er überwindet die Mauer mit einer Leiter.
Seinen Angaben zufolge wird 3x auf ihn geschossen.
Chronik: 6. Januar
Wirtschaftskonferenz in Budapest: Thema ist eine
mögliche Zollunion zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Belgien.
Polen lehnt Anschluss der Freien Stadt Danzig ans
Deutsche Reich ab, wie von deutscher Seite gefordert. Das Gebiet gehörte einst zu Preußen und
war seit 1920 ein selbständiger Freistaat.
Ein Parteitag der DDR-nahen Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) beginnt in Frankfurt am
Main. Er ist gekennzeichnet von außerordentlich
intensiven Flügelkämpfen.
Chronik: 7. Januar
Der Verband der deutschen Gewerkvereine fordert einen arbeitsfreien Samstagnachmittag für
Arbeiterinnen.
Die „Scharnhorst“ wird in Wilhelmshaven in
Dienst gestellt. Es ist das erste nach dem 1. Weltkrieg in Deutschland gebaute Schlachtschiff. 1943
wird es von den Briten im Nordmeer versenkt.
Der West-Berliner Nahverkehrsverband BVG verhandelt mit Ost-Berliner Reichsbahn über die
weitere Nutzung des Nord-Süd-Tunnels unter
Ost-Berliner Gebiet.
Chronik: 8. Januar
Der Haushaltsentwurf für 1914 wird vorgestellt:
4,84 Mrd. Mark. Das sind etwa 280 Millionen
mehr als im Jahr davor.
Frankreich bekräftigt gegenüber Italien seine
Herrschaft über Korsika sowie die Protektorate in
Nordafrika. Italien erhebt Anspruch auf diese Gebiete.
Menschenrechtsgruppen in Ost-Berlin rufen die
„Christen in der DDR“ auf, mit eigenen Kandidaten bei den Kommunalwahlen im Mai in der DDR
anzutreten.
Chronik: 9. Januar
Ein starkes Unwetter mit Sturmflut tobt über der
deutschen Ostseeküste. In Kolberg (Kołobrzeg)
wird ein Teil der Strandpromenade weggerissen.
Hitlers Neue Reichskanzlei wird in Berlin eingeweiht. Der von Albert Speer entworfene Bau hat
eine Länge von mehr als 400 Metern und soll den
Machtanspruch der Nazis demonstrieren.
In Ost-Berlin sind neun DDR-Bürger in die Ständige Vertretung der Bundesrepublik geflüchtet,
um ihre Ausreise in den Westen zu erreichen.
Chronik: 10. Januar
Freispruch für Oberst Adolf von Reuter in der
Zabern-Affäre (Amtsanmaßung und Übergriffe
auf die Zivilbevölkerung im Elsass). Die liberale
Öffentlichkeit ist empört.
Der Schriftsteller und Politiker Ernst Niekisch wird
vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Nationalbolschewist hatte sich gegen Adolf Hitler gewandt.
Das kubanische Militär beginnt in Angola nach
13-jähriger Anwesenheit mit dem Truppenabzug.
Chronik: 11. Januar
Die Gemeinde Martinroda bei Ilmenau bestellt
die erste weibliche Briefausträgerin Deutschlands
zum Dienst.
Die USA verlangen von der deutschen Regierung,
die Rechte von jüdischen US-Bürgern im Deutschen Reich einzuhalten.
Über 20 DDR-Bürger verlassen die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. Ihnen
ist Straffreiheit und eine baldige Ausreise in die
Bundesrepublik zugesagt worden.
Chronik: 12. Januar
Die deutsche Regierung gibt dem Druck Russlands, Frankreichs und Großbritanniens nach: General Otto Liman von Sanders wird nur zum Generalinspekteur des osmanischen Heeres ernannt.
In der Neuen Reichskanzlei empfängt Adolf Hitler
als Führer und Reichskanzler die Diplomaten zum
Neujahrsempfang.
In mehreren tausend Briefkästen in Leipzig finden
sich Aufrufe zur Beteiligung an einer Demonstration gegen die SED. Termin: 15. Januar am Alten
Rathaus.
Chronik: 13. Januar
Wilhelm Prinz zu Wied lernt Albanisch, titeln die
Zeitungen. Der Preuße soll nach dem Willen der
europäischen Großmächte Fürst eines unabhängigen Albaniens werden.
Ein Buschfeuer in Victoria, Australien, verbrennt
20.000 qkm Land. In Melbourne werden 45,6 °C
gemessen – ein Rekord, der 70 Jahre hält.
Der DDR-Bürger Ingolf Diederichs scheitert mit
einem Fluchtversuch. Er versucht, nahe der Bornholmer Straße auf eine S-Bahn Richtung Westen
zu springen, kommt unter die Bahn und stirbt.
Chronik: 14. Januar
Das britische Kriegsamt sucht Rekruten: Mit ganzseitigen Zeitungsannoncen wird in allen Blättern
des Landes um Freiwillige für das Heer geworben.
Im Jahr 1939 rangiert Helga auf Platz 1 der beliebtesten weiblichen Vornamen, gefolgt von
Ingrid und Karin. Bei den Männern führt Hans die
Liste an vor Klaus und Dieter.
Der in West wie Ost beliebte Journalist und TVModerator Robert Lembke („Was bin ich?“) stirbt
im Alter von 75 Jahren.
Chronik: 15. Januar
Die katholische Kirche wettert gegen den Tango:
Der Generalvikar Roms mahnt, christliche Sitten
gegen den „schamverletzenden“ neuen Tanz zu
verteidigen.
Der NSDAP-Ideologe Alfred Rosenberg fordert
ein „jüdisches Reservat“ außerhalb Palästinas, um
einen jüdischen Staat in dem Gebiet zu verhindern.
800 Personen demonstrieren in Leipzig gegen die
SED. Der Umzug wird aufgelöst. In Prag geht die
Polizei gegen Demonstranten vor, die an die
Selbstverbrennung von Jan Pallach erinnern.
Chronik: 16. Januar
Der Schriftsteller Maxim Gorki kehrt nach achtjähriger Verbannung nach Russland zurück.
Die Türkei ist ein wichtiger Handelspartner des
Deutschen Reiches. Zur Stützung des finanzschwachen Landes und Sicherung des deutschen
Einflusses dort unterzeichnen beide Seiten einen
Kreditvertrag über 150 Mio. Reichsmark.
Die polnische KP spricht sich für eine Wiederzulassung der verbotenen Gewerkschaft „Solidarność“ aus.
Chronik: 17. Januar
Die Kriminalstatistik für 1912 weist 581.187 Verurteilungen aus (5,2 % mehr als 1911). 94 Morde
wurden geahndet. Häufigstes Delikt: Körperverletzung.
Laut einer Verordnung erlischt die Approbation
jüdischer Zahnärzte und Tierärzte sowie Apotheker Ende Januar. 1938 war bereits allen anderen
jüdischen Ärzten die Zulassung aberkannt worden.
Oppositionelle wie Bärbel Bohley und Freya Klier
werden im Zusammenhang mit dem LiebknechtLuxemburg-Gedenkmarsch am Vortag verhaftet.
Chronik: 18. Januar
Der 1913 gegründete Preußenbund hält seine
erste Tagung ab. In ihm versammeln sich antidemokratische, monarchistische Kräfte.
Der US-Rechtsanwalt George Rublee vom Intergovernmental Committee on Refugees verhandelt mit deutschen Vertretern in Berlin, um die
Ausreise von Juden zu organisieren.
SED-Generalsekretär Honecker erklärt, die DDR
schütze sich mit der Mauer vor Räubern. Die Sicherung der Grenze sei das souveräne Recht eines jeden Staats.
Chronik: 19. Januar
Ungarns Ministerpräsident István Graf Tisza besucht das ungarische Kronland Kroatien, wo der
Ruf nach Autonomie immer lauter wird.
Adolf Hitler entlässt Reichsbankpräsident Hjalmar
Schacht, der die Rüstungs- und Finanzpolitik kritisiert hatte. Sein Nachfolger wird Wirtschaftsminister Walther Funk.
Erich Honecker erklärt, die Mauer in Berlin werde
auch noch in 50 oder 100 Jahren stehen.
Chronik: 20. Januar
Reaktion auf die Titanic-Katastrophe: 12 Seemächte unterzeichnen die Konvention zum
Schutz menschlichen Lebens auf See. Passagierschiffe müssen nun genug Rettungsbootplätze
bereitstellen.
Der Schweizer Bundesrat beschließt eine Visumspflicht für alle „Emigranten“. Pässe von Juden aus
Deutschland sind mit einem „J“ versehen.
Washington: Der bisherige Vizepräsident der
USA, George Bush, wird als Nachfolger von
Ronald Reagan als 41. Präsident der Vereinigten
Staaten vereidigt.
Chronik: 21. Januar
Pläne für ein Attentat auf König Konstantin von
Griechenland werden bekannt. Die bulgarische
Regierung dementiert jegliche Verwicklung.
Außenminister Joachim von Ribbentrop droht im
Gespräch seinem tschechischen Pendant František Chalkovský. Hitler hat bereits Pläne für eine
Invasion.
Der Nationale Verteidigungsrat der DDR beschließt die Auflösung von 6 Panzerregimentern.
Die Ausgaben für die nationale Verteidigung sollen um 10 % gesenkt werden.
Chronik: 22. Januar
Die Reichsbank senkt den Diskontsatz auf 4,5 %
und reagiert so auf erste Anzeichen einer Wirtschaftskrise. Kredite werden damit billiger.
Reichsjugendführer Baldur von Schirach hält eine
Rede bei der BDM-Organisation „Glaube und
Schönheit“ in Dresden. Sie soll junge Frauen körperlich fit machen und auf die Hausfrauen- und
Mutterrolle vorbereiten.
Skispringen: DDR-Olympiasieger Jens Weißflog
holt in Oberhof seinen 13. Weltcup-Sieg.
Chronik: 23. Januar
In Albanien übernimmt eine Kommission der europäischen Großmächte vorerst die Amtsgeschäfte, nachdem Präsident Ismail Kemal Bei zurückgetreten ist.
Britischer Premierminister Arthur Neville Chamberlain wirbt im Radio für den freiwilligen Hilfsdienst als Vorbereitung auf einen möglichen
Krieg.
Stasi-Minister Mielke äußert sich intern besorgt,
dass nach der Veröffentlichung des KSZE-Abschlussdokuments von Wien Forderungen bezüglich Westreisen gestellt werden könnten.
Chronik: 24. Januar
Der Streit um die Zabern-Affäre (Übergriffe deutscher Soldaten auf Demonstranten im Elsass) und
die zivilrechtlichen Befugnisse des Militärs geht
im Reichstag weiter.
In Berlin wird die Reichszentrale für jüdische Auswanderung gegründet, geleitet von Reinhard
Heydrich. Sie soll die Ausreise von Juden beschleunigen.
Die DDR gibt vier Briefmarken der Serie „Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung“ heraus: Edith
Baumann, Otto Meier, Alfred Oelßner, Fritz Selbmann.
Chronik: 25. Januar
Gerüchte über Bündnisse zwischen Bulgarien und
dem Osmanischen Reich sowie Griechenland und
Rumänien sorgen für Unruhe in diplomatischen
Kreisen.
Der Kriminalfilm „Im Namen des Volkes“ von Regisseur Erich Engels wird aufgeführt. Es ist ein
NS-Propagandafilm zur Rechtfertigung der Todesstrafe.
Washington: James A. Baker wird vom neuen Präsidenten Bush zum Außenminister der USA berufen. Er werde „realistische Interessenpolitik“ betreiben, heißt es.
Chronik: 26. Januar
Hofkreise lassen verlauten, Kaiser Wilhelm II.
empfinde „steigende Peinlichkeit“ über die gescheiterte Liman-Militärmission im Osmanischen
Reich.
Die faschistischen Truppen unter General Francisco Franco rücken kampflos in Barcelona ein.
Der Spanische Bürgerkrieg ist damit so gut wie
entschieden.
Die Wahlkommission der DDR tritt unter Vorsitz
von Egon Krenz zur Planung der Kommunalwahlen am 7. Mai zusammen.
Chronik: 27. Januar
In Haiti toben Unruhen: Um die deutsche Gemeinde zu schützen, wird der Kreuzer „Vineta“
dorthin verlegt. 80 Soldaten gehen an Land. Die
USA beobachten die Vorgänge sorgfältig.
Reichsbauernführer Walther Darré eröffnet die
Landwirtschaftsmesse „Grüne Woche“ in Berlin.
Die „Bad World Tour“ von Michael Jackson, die
am 19. Juni 1988 vorm Berliner Reichstag Station
nahm, geht in Los Angeles zu Ende.
Chronik: 28. Januar
Die französische Presse meldet den Kauf der russischen Waffenfabrik Putilow durch die deutsche
Firma Krupp. Eine Fehlinformation, aber Frankreich reagiert sehr nervös.
Auf dem Berliner Presseball tritt Zarah Leander
erstmals als Sängerin auf. „Eine Stimme von fast
männlicher Färbung“, heißt es in der Presse.
Der ungarische Politiker Imre Pozsgay nennt den
Aufstand im Herbst 1956 nicht mehr Konterrevolution, sondern Volksaufstand und Freiheitskampf.
Chronik: 29. Januar
Die „Mayener Volkszeitung“ meldet einen Durchbruch in der Truppenversorgung: die Herstellung
einer „Eisernen Ration“ in Tablettenform.
Karl Bode stellt mit dem Hubschrauber einen Höhenrekord von 3427 Metern auf.
Wahlen zum Abgeordnetenhaus in West-Berlin:
Die CDU liegt knapp vor der SPD, die aber gemeinsam mit der Alternativen Liste eine Mehrheit
hat. Am 16. März werden SPD und AL unter Führung von Walter Momper den neuen Senat bilden.
Chronik: 30. Januar
1. WK: 183 Tage bis Kriegsbeginn 1914
Schweres Grubenunglück in der Zeche „Minister
Achenbach“ in Lünen: 25 Tote nach Schlagwetterexplosion.
Adolf Hitler erklärt vor dem Reichstag die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“, sollte es
zu einem erneuten Weltkrieg kommen. Anlass der
Rede ist der Jahrestag der Machtergreifung 1933.
„Nato will nukleare Modernisierung durchsetzen“:
Dem SED-Blatt „Neues Deutschland“ zufolge ist
dies das Top-Ergebnis der Wehrkundetagung in
München.
Chronik: 31. Januar
Die Regierungskrise in Elsass-Lothringen hat personelle Konsequenzen: Staatssekretär Hugo Freiherr Zorn von Bulach wird abgelöst.
In Wien erscheint die letzte Ausgabe der liberalen
Zeitung „Neue Freie Presse“. Das Blatt war bereits
1938 „arisiert“ und der Verlag enteignet worden.
Ein junger Mann aus Kleinmachnow wird festgenommen und ins Potsdamer Stasi-Gefängnis gesteckt. Seine Wanderungen an den Grenzanlagen
werden als „Vorbereitung zur Republikflucht“
ausgelegt.
Chronik: 1. Februar
Zarin Alexandra von Russland gibt bekannt, dass
sie mit ihrem Hofstaat im Spätsommer zur Kur
nach Bad Nauheim reisen will.
Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)
um Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht beschließt
auf einer Konferenz bei Paris die Bildung einer
Volksfront, um Adolf Hitler zu stürzen.
RAF-Häftlinge beginnen einen Hungerstreik, um
die Zusammenlegung in Gruppen zu erreichen
(bis 12. Mai).
Chronik: 2. Februar
Die 1252 km lange Tanganjika-Bahn in DeutschOstafrika (jetzt Tansania) ist fertig. Sie soll deutschen Siedlern den Warentransport zur Küste erleichtern. Heute ist sie noch sporadisch in Betrieb.
Nach der Ankündigung Ungarns, dem Antikominternpakt beizutreten, lösen die Sowjetunion und
Ungarn ihre jeweiligen diplomatischen Vertretungen auf.
Wien: Ohne Ergebnis gehen die Verhandlungen
zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt
über einen Truppenabbau zu Ende.
Chronik: 3. Februar
Italien plant ein Gesetz, um der zivilrechtlichen
Trauung Vorrang über die kirchlich geschlossene
Ehe zu geben. Die katholische Kirche protestiert
heftig.
Werner Finck und vier weitere Kabarettkünstler
aus Berlin werden wegen „politischer Propaganda“ aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Engholm
beendet einen mehrtägigen DDR-Besuch. Beide
Seiten erklären, man sei an einer besseren Zusammenarbeit beider deutscher Staaten interessiert.
Chronik: 4. Februar
Die russische Regierung berät in St. Petersburg
mit den Ministerpräsidenten Serbiens und Griechenlands über die Bildung eines neuen Balkanbundes.
Bombenanschlag der irischen Untergrundarmee
IRA in den Londoner U-Bahnstationen Tottenham
Court Road und Leicester Square. Es gibt zwei
Verletzte.
Der sowjetische Außenminister Schewardnadse
kündigt nach seinem Chinabesuch den Abzug
von über 250.000 Soldaten aus dem Südosten der
UdSSR an.
Chronik: 5. Februar
Wachsende Spannungen zwischen Griechenland
und Bulgarien: Griechische Handelsschiffe laufen
bulgarische Häfen nicht an, sie befürchten Bombenanschläge.
Ende der Deutschen Antarktischen Expedition,
angeordnet von Hermann Göring, um den Nachschub von Fett durch die deutsche Walfangflotte
zu sichern.
Chris Gueffroy wird in der Nacht zum 6. Februar
auf Ost-Berliner Gebiet von DDR-Grenzern bei einem Fluchtversuch erschossen. Er wird das letzte
Mauer-Opfer sein.
Chronik: 6. Februar
Marinestaatssekretär von Tirpitz wendet sich im
Reichstag gegen Churchills Idee eines „naval holiday“, einer Auszeit vom Marinewettrüsten.
Spanischer Bürgerkrieg: Hunderttausende Zivilisten und Soldaten der republikanischen Volksarmee fliehen im Zuge der Eroberung Kataloniens
durch Franco-Truppen nach Frankreich.
Warschau: In Polens Hauptstadt beginnen die
Runder-Tisch-Gespräche zwischen der Regierung
und der Gewerkschaft „Solidarność“.
Chronik: 7. Februar
In Bukarest erörtern Griechenlands Ministerpräsident Venizelos und sein serbischer Amtskollege
Pašić Rumäniens Rolle in einem möglichen neuen
Balkanbund.
Beginn einer Palästina-Konferenz in London. Arabische und jüdische Vertreter sowie Delegationen
benachbarter Staaten verhandeln über eine Teilung.
Zeitungen in Berlin berichten von zahlreichen
Schüssen an der Mauer in Berlin am frühen 6. Februar. Das DDR-Außenministerium erklärt, „eine
rote Leuchtkugel sind keine 10 Schüsse“.
Chronik: 8. Februar
Weltrekord im Dauerfliegen: Karl Ingold hält sich
mit einem Doppeldecker 16 Stunden und 20 Minuten in der Luft.
Der erfolgreiche Grand-Prix-Rennfahrer Rudolf
Caracciola stellt auf der Reichsautobahn bei Dessau mit 398,234 km/h einen Geschwindigkeitsrekord für einen Wagen der Drei-Liter-Klasse auf.
Der DDR-Schriftstellerverband hat laut Stasi-Akte
über die Absetzung von fünf sowjetischen Filmen
debattiert, die zuvor beim Festival des sowjetischen Kino und Fernsehfilms gelaufen waren.
Chronik: 9. Februar
Bilanz: Das Weihnachtsgeschäft 1913 lief schlecht
wegen der gedrückten wirtschaftlichen Lage. Berlins große Kaufhäuser machten 12 Mio. Mark weniger Umsatz als im Jahr davor.
Kinostart des Films „Der Schritt vom Wege“. Gustaf Gründgens verfilmte Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ mit Marianne Hoppe und Käthe
Haack.
Das Bundesinnenministerium verbietet Michael
Kühnens rechtsextreme „Nationale Sammlung“
und erklärt sie für verfassungsfeindlich.
Chronik: 10. Februar
In Schweden tritt der liberale Ministerpräsident
Staaff zurück. Er protestiert damit gegen die Einmischung von König Gustav V. in Rüstungsfragen.
Papst Pius XI. stirbt mit 81 Jahren in Rom. Die Anerkennung des Vatikans als eigenständiger Staat
sowie der Abschluss des „Reichskonkordats“ mit
der NS-Führung fielen in seine Amtszeit.
DDR-Anwalt Gregor Gysi beklagt sich gegenüber
dem DDR-Justizministerium über die intensiven
DDR-Zollkontrollen bei seinen Reisen in den
Westen.
In Russland wird der nationalistisch gesinnte
Goremykin neuer Ministerpräsident. Der als gemäßigt geltende Vorgänger Kokowzow wurde
aus dem Amt gedrängt.
Die Physiker Lise Meitner und Otto Frisch stellen
im Magazin „Nature“ Theorien zur 1938 entdeckten Kernspaltung auf und erregen damit Aufsehen.
Ungarns Arbeiterpartei will das Machtmonopol
der kommunistischen Partei aufgeben und weitere Parteien zulassen. Der Stacheldraht an der
Grenze zu Österreich soll abgebaut werden.
Reichskanzler von Bethmann Hollweg wettert in
einer Rede beim Deutschen Landwirtschaftsrat
gegen die Sozialdemokratie und nennt die Bauern Stützen eines Kampfes für die Monarchie.
Bei der Eishockey-WM in der Schweiz gewinnt
Kanada seinen 11. Titel durch ein 4:0 im Finale
gegen die USA. Das nächste Welt-Turnier findet
wegen des Krieges erst wieder 1947 statt.
Der katholische Bischof der geteilten Stadt Berlin,
Joachim Meisner, wechselt von der Spree nach
Köln am Rhein.
Die Großmächte sprechen Griechenland die
meisten der von ihm während der Balkankriege
besetzten Ägäischen Inseln zu (vorher Osmanisches Reich). Griechenland darf sie aber nicht
militärisch nutzen.
Die Niederlande beschließen die Errichtung eines
Auffanglagers in Westerbork insbesondere für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland.
Wien: Ungarns Ministerpräsident Németh erklärt
Österreichs Bundeskanzler Vranitzky, die Grenzsperren zwischen den beiden Ländern entfernen
zu wollen.
Britische Frauenrechtlerinnen setzen sich in London gewaltsam für das Frauenwahlrecht ein und
zertrümmern Fenster. Die Zeitungen schreiben
schaudernd von den „Untaten der Wahlweiber“.
Stapellauf des größten deutschen Schlachtschiffs
„Bismarck“ in Hamburg. Es sinkt 1941 nach einem
Gefecht mit der britischen Marine im Nordatlantik.
In Schleswig-Holstein wird das kommunale Wahlrecht für Ausländer beschlossen.
Bagdad-Bahn: Ein deutsch-französisches Abkommen billigt den Bau von Eisenbahnstrecken und
Häfen im Osmanischen Reich unter Führung der
Deutschen Bank.
Ungarns Ministerpräsident Béla Imrédy tritt zurück, nachdem ihm die Opposition einen jüdischen Vorfahren „nachgewiesen“ hat.
Die UdSSR beendet ihr Engagement in Afghanistan. Der letzte sowjetische Soldat verlässt das
Land.
Der Bund der deutschen Landwirte tagt. Die Delegierten sprechen sich in einer Resolution für die
Monarchie aus.
Außenminister Joachim von Ribbentrop schreibt
das Vorwort zum Buch „Das Diktat von Versailles“
des NS-Völkerrechtlers Friedrich Berber. Es geht
um den Friedensvertrag nach dem 1. Weltkrieg
mit strengen Auflagen für Deutschland.
Eine Potsdamer Familie flüchtet mit dem Pkw auf
das Gebiet der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin und verletzt einen Volkspolizisten.
Im Reichstag werden 46.000 Mark als erste Rate
zur Vorbereitung der Olympischen Spiele 1916 in
Berlin bewilligt - Sozialdemokraten und Zentrumspartei stimmen dagegen.
Nach der Einführung des Volkswagens erlässt die
Regierung in Berlin eine Reichsgaragenordnung.
Sie schreibt bei Neubauten vor, Stellplätze für
Autos mit einzuplanen.
Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko und Tunesien gründen die panarabische Vereinigung
(Arabische Maghreb-Union).
Ein Großfeuer in Danzig zerstört mehrere Kornhäuser auf der Speicherinsel.
In Deutschland tritt ein Heilpraktikergesetz in
Kraft. Wer den Beruf ausüben möchte und keine
Arztausbildung hat, braucht eine Erlaubnis. Das
Gesetz ist bis heute in veränderter Form gültig.
UdSSR-Außenminister Schewardnadse im TV:
„Diese Berliner Mauer ist eine innere Angelegenheit der DDR. Wir haben nicht die Absicht, uns in
die inneren Angelegenheiten dieses souveränen
Staates einzumischen“.
Änderung der Gewerbeordnung geplant: Künftig
sollen nur noch volljährige Personen ein Gewerbe
ausüben dürfen.
Im polnischen Zakopane enden die alpinen SkiWeltmeisterschaften. Die Deutsche Christl Cranz
gewinnt wie schon 1937 alle drei Frauen-Wettbewerbe (Abfahrt, Slalom und Kombination).
Der Arbeitskreis Gerechtigkeit in Leipzig kritisiert
in einem nach dem Friedensgebet verteilten Brief
die gesetzliche Regelung der Ausreise aus der
DDR.
Rosa Luxemburg zu einem Jahr Haft verurteilt:
Die Sozialistin hatte die Arbeiter unter den Soldaten zur Befehlsverweigerung aufgerufen.
Die National-Faschistische Partei in Italien ändert
ihre Satzung; sie darf keine jüdischen Mitglieder
mehr haben.
Brüssel: Die EU-Staaten rufen ihre Botschafter wegen der Morddrohungen gegen Schriftsteller Salman Rushdie aus dem Iran zurück.
Die griechische Regierung fügt sich den Beschlüssen der sechs Großmächte zur Aufteilung der
Ägäischen Inseln und der Grenzziehung zu Albanien.
In Newcastle läuft das britische Schlachtschiff
„King George V.“ vom Stapel. Im Krieg ist es an
der Jagd auf das deutsche Schlachtschiff „Bismarck“ beteiligt.
In der Tschechoslowakei wird der Schriftsteller
und Bürgerrechtler Václav Havel wegen „Rowdytums“ zu neun Monaten Haft verurteilt.
59.601 Studenten studieren in diesem Winterhalbjahr an deutschen Universitäten.
Belgien: Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Paul-Henri Spaak wird Hubert Pierlot ins
Amt gewählt. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1940 leitet er die Exilregierung in London.
Der in den USA im Exil lebende Ungar Sándor
Márai nimmt sich das Leben. Er wollte sein Werk
nur nach Abzug der sowjetischen Truppen aus
seinem Heimatland veröffentlicht wissen.
Kritik am Rosenmontagsumzug in der „Mayener
Volkszeitung“: „Doch war wirklicher Humor nur
an ganz wenigen Wagen auffällig. Die ganze Sache ist eben ein Geschäft (...) vieler Firmen geworden.“
Verleihung der Oscars in Hollywood: Es gewinnt
der Film „Lebenskünstler“ von Frank Capra. Beste
Schauspieler sind Spencer Tracy und Bette Davis.
Der Anfang Februar an der Berliner Mauer erschossene Chris Gueffroy wird im Bezirk Treptow
beigesetzt. Über 100 Trauergäste sind anwesend.
Neun südafrikanische Gewerkschaftsführer treffen
gegen ihren Willen in England ein. Ihre Regierung
hatte sie beim Generalstreik in Südafrika im Januar auf ein Schiff gebracht und deportiert.
Ungarn und der japanische Satellitenstaat Mandschukuo treten offiziell dem Antikominternpakt
bei. Italien gehört bereits seit 1937 dem von
Deutschland und Japan gegründeten Bund an.
Ungarn: Die sozialistische Arbeiterpartei verzichtet auf ihren Führungsanspruch.
Im britischen Unterhaus wird der Ergänzungsetat
für Marine, Flieger und Heer vorgestellt. Die Zahl
der Flugzeuge soll von 161 auf 250 erhöht werden.
In London werden die ersten Luftschutzräume
zum Selbstaufbauen in Gärten in Islington installiert. Bis zum Ausbruch des Krieges werden rund
1,5 Mio. Exemplare an Haushalte verteilt.
In der DDR werden die Fernsehlieblinge gekürt.
Neben Sportmoderator Heinz Florian Oertel sind
auch die Moderatoren Carmen Nebel und Wolfgang Lippert dabei.
In Straßburg bilden Abgeordnete eine „Liga zur
Verteidigung Elsaß-Lothringens“. Sie wollen gegen tendenziöse Berichterstattung („Hetzpresse“)
kämpfen.
Auf der Palästina-Konferenz in London lehnen jüdische Vertreter britische Vorschläge zur Bildung
eines Palästinenserstaates ab.
In Halle bewegt sich ein kleiner Demonstrationszug ungestört durch die Stadt, um an den an der
Berliner Mauer erschossenen Chris Gueffroy zu
erinnern.
Der britische Premier Asquith lehnt es ab, eine
allgemeine Wehrpflicht einzuführen.
Frankreich und Großbritannien erkennen das faschistische Franco-Regime in Spanien offiziell an.
Nach Preiserhöhungen in Venezuela ziehen Teile
der Bevölkerung durch die Straßen von Caracas,
um gegen die Armut in dem südamerikanischen
Land zu protestieren.
Das preußische Kultusministerium erklärt, einen
Numerus clausus für ausländische Studierende
einzuführen und deren Zahl auf 900 zu beschränken.
In Berlin wird die Versetzung der Siegessäule an
ihren Standort am Großen Stern in Tiergarten abgeschlossen. Sie musste wegen der geplanten
Neugestaltung der Stadtmitte weichen.
Budapest: Das Politkomitee der KP Ungarns
stimmt einem Bericht zu, der den Abbau der Sicherheitsanlagen an der Grenze zu Österreich ins
Auge fasst.
Chronik: 1. März
Der russische Zar empfängt den designierten
Herrscher des neuen Staates Albanien, Prinz Wilhelm zu Wied. Der Preuße tourt derzeit durch die
Fürstenhäuser Europas, um sich vorzustellen.
Ab sofort dürfen nur noch Mitglieder der NSDAP
Beamte werden. Zur Zeit der „Machtergreifung“
1933 lag die Zahl der Mitglieder bei knapp
850.000, im Jahr 1945 waren es 7,5 Millionen.
DDR-„Devisenbeschaffer“ Alexander Schalck-Golodkowski wird im Bundeskanzleramt in Bonn
empfangen.
Chronik: 2. März
Die griechisch-albanische Grenze bleibt Unruhegebiet: Die Provinz Nordepirus (Albanien zugesprochen) erklärt ihre Unabhängigkeit.
Der römische Staatssekretär Eugenio Pacelli wird
zum Papst gewählt. Er nimmt den Namen Pius XII.
an. In einer Rundfunkansprache an die Gläubigen
am nächsten Tag bittet er um Frieden.
In West-Berlin wird der CDU-Politiker Jürgen
Wohlrabe zum neuen Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt.
Chronik: 3. März
Durch die deutsche Presse geistert eine antirussische Kampagne: Russland wird gezielte Kriegsvorbereitung vorgeworfen, über einen Präventivschlag wird nachgedacht. Ausländische Politiker
sind besorgt.
Der Western „Höllenfahrt nach Santa Fe“ von
John Ford läuft in den USA an. Er macht John
Wayne berühmt, der bis dahin meist in B-Filmen
aufgetreten war.
Langfristig in der DDR lebende Ausländer erhalten das aktive und passive Wahlrecht.
Chronik: 4. März
Der Bischof von Breslau, Kardinal Kopp, stirbt. Er
hatte lautstark gegen eine Mitgliedschaft katholischer Arbeiter in Gewerkschaften gestritten. Nach
seinem Tod verliert die Debatte an Schärfe.
Japan besetzt die ostchinesische Hafenstadt
Haichow. Hier endete die Longhai-Eisenbahn, die
den Warentransport ins Landesinnere sicherte.
Über 150 polnische Staatsbürger werden von der
West-Berliner Polizei abgeschoben. Man hat sie
bei Schwarzmarktgeschäften erwischt.
Chronik: 5. März
Gegen Protektionismus: US-Präsident Wilson
überzeugt den Kongress, dass auch US-Schiffe
Gebühren für die Panamakanal-Durchquerung
zahlen sollten.
Eröffnung der Frühjahrsmesse in Leipzig: Propagandaminister Joseph Goebbels kritisiert die
Größe und den Reichtum des britischen Kolonialreichs.
Statistik des Bundeswirtschaftsministeriums: Der
innerdeutsche Handel 1988 ist bei einem Umsatz
von 14,3 Mrd. Verrechnungseinheiten im 3. Jahr
hintereinander zurückgegangen.
Chronik: 6. März
Reaktion auf Spannungen mit dem Osmanischen
Reich: Griechenland verweigert die Entlassung
zweier Reservejahrgänge aus dem aktiven Heeresdienst.
Der tschechoslowakische Präsident Emil Hácha
setzt die Regierung des Gebiets Karpato-Ukraine
ab. Es war nach dem Ersten Weltkrieg der Tschechoslowakei zugesprochen worden und strebt
nun die Unabhängigkeit an.
Die KSZE-Staaten beginnen in Wien Verhandlungen über konventionelle Waffen und vertrauensbildende Maßnahmen.
Chronik: 7. März
Der deutsche Prinz Wilhelm zu Wied tritt offiziell sein Amt als Fürst von Albanien an. Die europäischen Großmächte haben ihn eingesetzt.
Mahatma Gandhi beendet seinen Hungerstreik
im indischen Rajkot. Der Freiheitskämpfer nutzte
diese Form des Widerstands mehrfach, um politische Forderungen durchzusetzen.
Peking: Die chinesische Regierung verhängt wegen anhaltender Demonstrationen gegen die Besatzungsregierung das Kriegsrecht über Tibet.
Chronik: 8. März
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands läutet eine „Rote Woche“ ein: Mit Diskussionen und
Infoveranstaltungen will sie politische Stärke beweisen.
Bildungsminister Bernhard Rust kündigt in Berlin
eine Verkürzung der Studienzeit an. Hintergrund
ist der Mangel an Fachkräften, vor allem bei Ingenieuren.
Ein 32-jähriger Mann stirbt bei einem Fluchtversuch mit einem Heißluftballon. Er stürzt mit seinem selbstgebastelten Gerät über West-Berlin ab.
Chronik: 9. März
Im Grenzort Metalka (Bosnien) liefern sich österreichische und montenegrinische Soldaten
Schusswechsel. Montenegros Regierung legt in
Wien Protest ein.
In Ungarn wird die Gründung der nationalsozialistischen Pfeilkreuzler-Partei angekündigt. Unter
ihrer Herrschaft werden gegen Ende des Krieges
zehntausende Menschen ermordet oder in Konzentrationslager deportiert.
Der von US-Präsident Bush nominierte Politiker
John Tower wird vom US-Senat als Verteidigungsminister abgelehnt.
Chronik: 10. März
In Londons National Gallery attackiert eine Frauenrechtlerin ein Velázquez-Gemälde mit einer
Axt. Viele Museen verweigern Frauen daraufhin
den Zutritt
Stalin kritisiert in einer Rede die Haltung westlicher Staaten angesichts der Expansionspolitik
Hitlers. Die UdSSR werde nicht für England und
Frankreich die Kastanien aus dem Feuer holen.
Drei Männer versuchen nahe Staaken, die Berliner
Mauer mit einem Lkw zu durchbrechen. Die
Flucht misslingt, ein Mann wird durch Schüsse
verletzt.
Chronik: 11. März
Der russische Botschafter in Berlin lässt sich von
Außenminister Jagow versichern, dass die Regierung keinen Anteil an der aktuellen antirussischen
Kampagne in der deutschen Presse habe.
Adolf Hitler schickt eine Delegation nach Pressburg (Bratislava), um den abgesetzten slowakischen Regierungschef Jozef Tiso zu drängen, die
Trennung von der Tschechoslowakei einzuleiten.
Der Hohe Kommissar für Deutschland nach dem
2. Weltkrieg, John McCloy, stirbt im US-Staat
Connecticut mit 93 Jahren.
Chronik: 12. März
Der Reichstag verabschiedet ein neues Postscheckgesetz. Überweisungen werden vereinfacht, die Mindesteinlage wird herabgesetzt.
Hitler legt am „Heldengedenktag“ an der Neuen
Wache in Berlin einen Kranz nieder. Die Nazis
hatten den einstigen Volkstrauertag umbenannt.
Die Bundesminister Haussmann und Schneider
verzichten auf den Besuch der Leipziger Frühjahrsmesse wegen des Einsatzes von Schusswaffen an der innerdeutschen Grenze einige Tage
zuvor.
Chronik: 13. März
Kommunikation mit den Kolonien: Zum ersten
Mal gelingt ein Funkverkehr zwischen Windhuk/
Deutschsüdwestafrika und der Station Nauen bei
Berlin (etwa 9750 km).
Der Alldeutsche Verband wird verboten. Die im
Kaiserreich gegründete Bewegung verfolgte imperialistische und nationalistische Ziele, wurde im
Laufe der Zeit aber von den Nazis verdrängt.
Vor der Leipziger Nikolaikirche erschallt nach
dem Friedensgebet der Ruf Hunderter Ausreisewilliger: „Wir wollen raus!“
Chronik: 14. März
Gerüchte über eine neue deutsche Wehrvorlage
werden von amtlicher Seite als „völlig unbegründet“ bezeichnet. Die letzte Wehrvorlage 1913 war
gesetzliche Grundlage für die Aufstockung des
Heeres gewesen.
Unter dem Druck Hitlers stimmt das slowakische
Parlament für die Unabhängigkeit von Prag. Damit setzt sich der Zerfall der Tschechoslowakei
fort.
Nur eine Formalie: Die Alliierte Kommandantur in
Berlin verfügt die Aufhebung der Todesstrafe.
Chronik: 15. März
Polnische Bürger protestieren beim Gottesdienst
in Berlin-Moabit: Sie fordern eine Kommunionsfeier in polnischer Sprache. Die Polizei räumt die
Kirche gewaltsam.
Die Wehrmacht rückt in die „Rest-Tschechei“ mit
der Hauptstadt Prag ein. Nach massiven Drohungen von deutscher Seite hatte Präsident Emil
Hácha einen „Protektoratsvertrag“ unterzeichnet.
In Budapest feiern am ungarischen Nationalfeiertag über 100.000 Menschen mit einer Freiheitsdemonstration ein „Fest der politischen Vernunft“.
Chronik: 16. März
Wien: Die tschechischen Abgeordneten im
Reichsrat verweigern die Arbeit. Das Parlament
„vertagt“ sich auf unbestimmte Zeit. Gesetze werden nun als kaiserliche Notverordnungen erlassen.
Der tags zuvor besetzte Westteil der einstigen
Tschechoslowakei wird als „Protektorat Böhmen
und Mähren“ an das Deutsche Reich angeschlossen.
Walter Momper (SPD) wird Regierender Bürgermeister in West-Berlin: Der CDU-geführte Senat
wird von einer rotgrünen Koalition abgelöst.
Chronik: 17. März
Russland beschließt, innerhalb von drei Jahren die
Friedensstärke seines Heeres um 460.000 auf 1,7
Mio. Mann zu erhöhen.
Der britische Premierminister Arthur Neville
Chamberlain kündigt angesichts der Expansionspolitik Deutschlands das Ende der „Appeasement“-Politik (Beschwichtigungspolitik) an.
Die Ost-Berliner „BZ am Abend“ berichtet über
ein kleines Schinkel-Gemälde, das von Ost nach
West-Berlin verkauft wurde und wieder zurückgegeben wurde.
Chronik: 18. März
In Frankreich tritt Finanzminister Caillaux zurück.
Seine Frau hatte zwei Tage vorher den „Figaro“Chefredakteur erschossen, weil die Zeitung private Briefe des Ehepaares abgedruckt hatte.
Der ehemalige Außenminister Konstantin Freiherr
von Neurath wird zum Protektor von Böhmen
und Mähren ernannt. 1941 übernimmt Reinhard
Heydrich die Aufgaben.
In Leipzig geht die Frühjahrsmesse zu Ende. Das
Motto: „Für weltoffenen Handel und technischen
Fortschritt“.
Chronik: 19. März
Statistik: Im Februar wurden 1066 Feuerbestattungen durchgeführt, am meisten in Leipzig
(101), Berlin (96) und Bremen (64). Die katholische
Kirche protestiert heftig gegen die „Unsitte“.
Der „Tag der Wehrmacht“ wird gefeiert. Vielerorts
öffnen die Kasernen ihre Tore für die Bevölkerung, die unter anderem an Schießübungen teilnehmen darf.
In der West-Berliner Neuen Nationalgalerie geht
die Ausstellung „60 Werke aus der Solomon R.
Guggenheim Foundation“ zu Ende.
Chronik: 20. März
Die Tötung des französischen Journalisten Gaston
Calmette (Caillaux-Affäre) beschäftigt die Gazetten Europas weiter: War es Mord oder die gerechte Strafe für die Diskreditierung eines Politikers?
Im Hof der Hauptfeuerwache in Berlin-Kreuzberg
werden tausende von „entarteten“ Kunstwerken
aus Museen aus ganz Deutschland verbrannt
oder anderweitig zerstört.
Der neue West-Berliner SPD/AL-Senat lässt acht
besetzte Häuser räumen. Das Vorgehen ist umstritten.
Chronik: 21. März
„Die allgemeine Stimmung ist zweifellos gegen
Österreich-Ungarn viel gereizter als gegen uns“,
berichtet der deutsche Botschafter Pourtalès aus
St. Petersburg.
Außenminister Ribbentrop verhandelt erneut mit
Polen über einen „Anschluss“ Danzigs sowie eine
Verbindung nach Ostpreußen, das durch den
„Polnischen Korridor“ vom Reich abgeschnitten
ist.
Moskau: Staats- und Parteichef Gorbatschow unterzeichnet ein Gesetz zur Reduzierung der sowjetischen Streitkräfte um 500.000 Mann.
Chronik: 22. März
Werbung gelungen: Die Sozialdemokraten melden als Ergebnis ihrer „Roten Woche“ 11.000
neue Parteimitglieder und 8000 „Vorwärts“Abonnenten allein im Raum Berlin.
Unter dem Druck eines deutschen Ultimatums
stimmt Litauen der Rückgabe des Memellands zu.
Es ist der letzte Gebietsgewinn des Deutschen
Reiches vor Kriegsausbruch.
Im Dresdner Dynamo-Stadion trifft die FußballNationalmannschaft der DDR auf Finnland. Man
trennt sich 1:1.
Chronik: 23. März
Kaiser Wilhelm II. trifft in Wien mit dem österreichisch-ungarischen Kaiser Franz Joseph I. zusammen und dringt auf Festigung des Dreibundes
(mit Italien).
Deutschland und die Slowakei schließen einen
„Schutzvertrag“, der den Deutschen Einfluss in
außenpolitischen Fragen sichert.
Bei Protesten gegen eine geplante Einschränkung
der Autonomie des Kosovo kommen in Serbien
über 20 Albaner ums Leben.
Chronik: 24. März
Frankreichs Regierung legt das Mindestalter für
den Eintritt in die Fremdenlegion auf 21 fest. Berichte über jugendliche Legionäre hatten im Ausland für Empörung gesorgt.
Großbritannien und Frankreich vereinbaren, gemeinsam gegen die Expansionspolitik Hitlers vorzugehen.
Größte Ölpest in der US-Geschichte: Vor Alaska
läuft der Tanker „Exxon Valdez“ auf Grund. Er ist
mit über 200.000 Tonnen Rohöl beladen.
Chronik: 25. März
Italiens König Viktor Emanuel III. versichert in Venedig Wilhelm II., der Dreibund stehe fest. Der
Kaiser ist auf dem Weg nach Korfu in den Urlaub.
Der bislang freiwillige Dienst in der Hitlerjugend
(HJ) wird für alle 10- bis 18-jährigen Mädchen
und Jungen Pflicht.
Die „BZ am Abend“ berichtet von einer Frau aus
West-Berlin, die von DDR-Grenzern aus der Spree
gezogen werden musste.
Chronik: 26. März
In Irland spitzt sich die Krise um die Home-RuleBill zu: Die Ulster-Protestanten/ Unionisten drohen bewaffneten Widerstand gegen die Einführung einer eigenständigen irischen Regierung an.
Polen lehnt Deutschlands Forderungen bezüglich
der Angliederung Danzigs und des Korridors
nach Ostpreußen ab.
Die „Welt am Sonntag“ meldet, dass laut DDRFührung bis zu 1,5 Mio. DDR-Bürger übersiedeln
wollen. In der UdSSR gibt es bei den Wahlen zum
Volksdeputiertenkongress erstmals mehrere Kandidaten.
Chronik: 27. März
In Brüssel gelingt die erste nichtdirekte Bluttransfusion. Albert Hustin hatte herausgefunden, dass
man mit Natriumcitrat die Gerinnung stoppen
kann.
Spanien tritt dem Antikominterpakt bei. Er wurde
von Deutschland und Japan gegründet, um die
seit 1919 bestehende Kommunistische Internationale (Komintern) zu bekämpfen.
Die vom Ministerrat der DDR gestiftete HeleneWeigel-Medaille wird am Welttag des Theaters
der Schauspielerin Monika Lennartz verliehen.
Chronik: 28. März
Kaiser Wilhelm II. bespricht sich in Miramare bei
Triest mit k.u.k. Thronfolger Franz Ferdinand.
Die Truppen von General Francisco Franco marschieren kampflos in die Hauptstadt Madrid ein.
Damit ist der Spanische Bürgerkrieg de facto beendet.
Hamburg: Offiziere der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee treffen sich zu Gesprächen.
Chronik: 29. März
Die Befugnisse der deutschen Militärmission im
Osmanischen Reich werden nach Konflikten zwischen General Liman und Kriegsminister Enver
Pascha eingeschränkt.
Der Kommandeur der republikanischen Armee im
Spanischen Bürgerkrieg, Segismundo Casado,
flieht an Bord eines britischen Schiffes nach
Frankreich.
Hamburg: Die Gespräche zwischen Offizieren der
Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee gehen zu Ende.
Chronik: 30. März
Der britische Kriegsminister Seely tritt zurück.
Hintergrund sind Befehlsverweigerungen vieler
Soldaten, die in Irland gegen die Unionisten vorgehen sollen.
Laut Verordnung muss die jüdische Bevölkerung
im annektierten Memelland bis zum 31. Mai ihren
Schmuck abgeben.
Schwerin: Das Bezirksgericht verurteilt einen
Fluchthelfer aus West-Berlin wegen „staatsfeindlichem Menschenhandel“ zu acht Jahren Haft.
Chronik: 31. März
Albanien bittet die Großmächte, auf Griechenland
einzuwirken. Der Vorwurf: Griechenland organisiere die anhaltenden Unruhen im Grenzgebiet
(Epirus).
Garantie-Erklärung für Polen: Großbritannien und
Frankreich sichern im Falle eines deutschen Angriffs militärischen Beistand zu.
Drei Männer versuchen mit einem Pkw die
Grenze am DDR-Grenzkontrollpunkt Drewitz zu
durchbrechen. Sie fahren sich an einer Sperre fest
und werden verhaftet.
Chronik: 1. April
Der Rochette-Ausschuss in Frankreich beendet
seine Arbeit. Verdikt: Ex-Finanzminister Caillaux
griff rechtswidrig in einen Finanzschwindler-Prozess ein.
Offizielles Ende des Spanischen Bürgerkriegs. Diktator Francisco Franco regiert das Land bis zu seinem Tod 1975.
Die nach Jahresbeginn zweite Veränderung der
DDR-Reiseverordnung wird erneut als nicht ausreichend kritisiert.
Chronik: 2. April
Mexikanischer Bürgerkrieg: Rebellengeneral Pancho Villa erobert die Stadt Torreón zurück und
vertreibt die Bundestruppen des Huerta-Regimes.
Der NS-Ideologe Alfred Rosenberg erklärt, die
Zeit der Kirchen und Dynastien sei vorbei, es beginne nun die Epoche der Völker und Rassen.
PLO-Chef Arafat wird zum Präsidenten des vor einigen Monaten ausgerufenen unabhängigen
Staates Palästina gewählt.
Chronik: 3. April
Die albanische Regierung ruft die Mobilmachung
aus und setzt so Griechenland unter Druck. Streitpunkt: der griechische Einfluss in Nordepirus.
Hitler befiehlt in einer Weisung an die Wehrmacht, den Angriff auf Polen vorzubereiten („Fall
Weiß“). Dieser soll ab 1. September jederzeit
möglich sein.
Erich Honecker gibt intern Anweisung, an der
Grenze nicht mehr von Schusswaffen Gebrauch
zu machen. Die Evangelische Kirche von BerlinBrandenburg mahnt eine gerechtere Reisepraxis
für DDR-Bürger an.
Chronik: 4. April
Österreich-Ungarn legt neue Pläne für die Flotte
vor. Vier Schlachtschiffe („Dreadnoughts“) sollen
angeschafft werden, die Finanzierung ist aber
schwierig.
Nach dem Unfalltod seines Vaters Ghazi I. wird
der dreijährige Feisal II. König des Irak. Sein Onkel
übernimmt vorerst die Amtsgeschäfte.
Der RIAS berichtet über eine sehr schlechte Versorgungslage in der DDR.
Chronik: 5. April
Aus dem Tagebuch des französischen Präsidenten Poincaré: „Unsere Beziehungen zu allen
Mächten sind normal. Ich habe fast die Empfindung der Ruhe und Sicherheit.“
Wiederwahl des französischen Staatspräsidenten
Albert Lebrun. Er ist der letzte Präsident der Dritten Republik.
In Polen unterzeichnen Regierung und „Solidarność“ eine Vereinbarung über politische und wirtschaftliche Reformen. Die SED sieht in der Vereinbarung eine Schwächung der polnischen KP.
Chronik: 6. April
Die US-Regierung erklärt sich vertraglich bereit,
Kolumbien eine Millionenentschädigung wegen
des Verlustes von Panama zu zahlen.
Polen und Großbritannien vereinbaren Verhandlungen über einen Beistandspakt.
In Bonn kommt die deutsch-sowjetische Wirtschaftskommission zu Beratungen zusammen.
Chronik: 7. April
Der Landtag in Elsass-Lothringen protestiert gegen den Schulerlass, der an den höheren Schulen
die Verwendung der hochdeutschen Sprache vorschreibt.
Am Karfreitag marschiert Italien in Albanien ein.
Mussolini will damit seinen Einfluss auf dem Balkan stärken. König Ahmet Zogu flieht nach Griechenland und kehrt nie mehr zurück.
Das Ost-Berliner „Grüne Netzwerk Arche“ fordert
den West-Berliner Bürgermeister Momper auf,
beim Treffen mit Honecker Reiseerleichterungen
anzusprechen.
Chronik: 8. April
Der deutsche Flieger Bernhard Mischewski wird in
Warschau zu drei Monaten Haft verurteilt. Er war
im Februar auf russischem Hoheitsgebiet gelandet.
Italienische Truppen erobern Albaniens Hauptstadt Tirana. Bis zum 12. April haben sie das
ganze Land besetzt.
Am Berliner Grenzübergang Chausseestraße
scheitert der Fluchtversuch von zwei Jugendlichen. Letztmals wird dabei an der Mauer von der
Schusswaffe Gebrauch gemacht. Die Männer bleiben unverletzt.
Chronik: 9. April
In Mexiko werden US-Matrosen beim Landgang
festgenommen (Tampico-Affäre). Die diplomatische Krise führt zur US-Besetzung der Hafenstadt
Veracruz (21. April) und zur Abdankung von Präsident Huerta.
Die schwarze Opernsängerin Marian Anderson
gibt ein Openair-Konzert am Lincoln-Denkmal in
Washington. In der Constitution Hall hatte man
sie wegen ihrer Hautfarbe nicht auftreten lassen.
Bei der NVA-Truppenübung „Zyklus 89“ sind
mehrere westdeutsche Inspektoren als offizielle
Beobachter zugelassen.
Chronik: 10. April
Das russische Parlament bewilligt Kredite über 88
Mio. Rubel. Damit sollen Schlachtschiffe gebaut
sowie Häfen erweitert und modernisiert werden.
Nach ausländischen Quellen gibt es in deutschen
Konzentrationslagern mehr als 300.000 Gefangene. Sie berufen sich auf Angaben der Gestapo.
In Leipzig wird bei einem Friedensgebet eine
Adresse veröffentlicht, bei der sich Wehrdienstverweigerer beraten lassen können.
Chronik: 11. April
In München wird die Biologin Dr. Marianne Plehn
zur Professorin ernannt. Sie ist die erste deutsche
Professorin in Bayern und die fünfte im Deutschen Reich.
Ungarn, eng verbunden mit dem Deutschen
Reich, tritt aus dem Völkerbund aus. Er gilt als
Vorläufer der Vereinten Nationen.
Nach einem Autounfall im West-Berliner Bezirk
Spandau gibt die DDR die Erlaubnis zur Bergung
des Fahrzeugs. Der Pkw war direkt an der Mauer
auf DDR-Territorium liegen geblieben.
Chronik: 12. April
Die Wandervogel-Jugendbewegung weist in einer
Resolution Antisemitismus nicht völlig zurück:
Ortsgruppen können selbst über die Aufnahme
von Juden entscheiden.
Das besetzte Albanien bietet Italiens König Viktor
Emanuel III. die Krone an. Dieser nimmt wenige
Tage später an.
Die sowjetische Armee beendet eine separatistische Demonstration in Georgien gewaltsam.
Rund 20 Menschen werden getötet. In Budapest
wird der Parteivorstand der Sozialistischen Partei
Ungarns mit Reformern neu besetzt.
Chronik: 13. April
In Oppeln (Oberschlesien) wird ein deutscher Eisenbahner verhaftet. Er soll für Russland spioniert
haben.
In Indien gründet sich die hinduistische GuerillaBewegung Lal Sena (Indische Rote Armee), um
gegen die Kolonialmacht Großbritannien zu
kämpfen.
Bundeskanzler Kohl bildet sein Kabinett um. Rudolf Seiters wird Kanzleramtsminister, Wolfgang
Schäuble Innen- und Theo Waigel Finanzminister.
Chronik: 14. April
USA: Stacy G. Carkhuff meldet ein Patent auf
rutschfeste Autoreifenprofile an.
John Steinbecks sozialkritischer Roman „The Grapes of Wrath“ („Früchte des Zorns“) erscheint in
den USA. Er stößt auf Widerstand bei rechten Politikern und Großgrundbesitzern.
Die DDR erfährt, dass die Sowjetunion wie auch
die CSSR informelle Kontakte zum Internationalen
Währungsfonds (IWF) halten. Die SPD beschließt
die Einstellung ihrer Parteizeitung „Vorwärts“ als
Wochenblatt.
Chronik: 15. April
Die Totenmaske von Friedrich Schiller (gestorben
1805) taucht in Stuttgart im Besitz des Hofrats
Klinckerfuß wieder auf.
Der Reichsgau Sudetenland wird gebildet. Das
überwiegend von Deutschen bewohnte Gebiet
gehörte bis 1938 zur Tschechoslowakei und
wurde im Münchner Abkommen Deutschland zugesprochen.
Im Hillsborough-Stadion der englischen Stadt
Sheffield sterben 96 Menschen bei dem größten
Unglück in der europäischen Sportgeschichte.
Chronik: 16. April
1. WK: 107 Tage von Kriegsbeginn 1914
Die Arbeitgeberverbände Groß-Berlins kündigen
an, alle Arbeiter, die am 1. Mai zur sozialdemokratischen Maifeier gehen, für drei bis zehn Tage
auszusperren.
2. WK: 138 Tage von Kriegsbeginn 1939
Der französische Fußballverband sagt für April
geplante Länderspiele gegen Deutschland ab.
Auch England und die Niederlande ziehen sich
zurück.
Mauerfall: 207 Tage von 9. November 1989
Ein unbekannter junger Mann ertrinkt im Teltowkanal im Grenzgebiet zwischen West-Berlin und
der DDR.
Chronik: 17. April
Im neuen Reichsetat werden auch Mittel für den
Ausbau des Danziger Hafens und die personelle
Verstärkung der Seefestung Helgoland eingestellt.
Die Sowjetunion nimmt Gespräche mit dem
Deutschen Reich über eine Verständigung auf
und verhandelt gleichzeitig mit Frankreich und
Großbritannien über einen Pakt.
Nach Jahren der Arbeit im „Untergrund“ wird in
Polen die Gewerkschaft „Solidarność“ legalisiert.
Chronik: 18. April
Düppeler Schanzen: Mit nationalistischen Feiern
begeht Preußen den 50. Jahrestag der Eroberung
dänischer Befestigungsanlagen in Nordschleswig.
Der belgische Premierminister Hubert Pierlot von
der Katholischen Partei bildet nach der Parlamentswahl eine Regierung mit den Liberalen.
Die ungarische Volksarmee testet bei Bratislava
unbemerkt an einem kleinen Stück Grenzzaun
den Abbau der Grenze und der Signalzäune Richtung Österreich.
Chronik: 19. April
Der konservative Alldeutsche Verband fordert
eine offensive deutsche Militärstrategie und
größtmögliche Rüstungsanstrengungen.
Hitler weiht erstes Teilstück der Ost-West-Achse
in Berlin ein. Die auf 50 km Gesamtlänge geplante Strecke sollte von der Wustermark bis in
den Ostteil der Stadt gehen und war Teil der geplanten „Reichshauptstadt Germania“.
Im Halbfinal-Rückspiel des UEFA-Pokals tritt der
VfB Stuttgart bei Dynamo Dresden an. Das Ergebnis: 1:1.
Chronik: 20. April
Das russische Reichskriegsministerium verfügt
das Ende der Probemobilisierung. Seit März waren 485.000 Landwehrleute zu Waffenübungen
gezogen worden.
In Berlin gibt es eine vierstündige Parade der
Wehrmacht zum 50. Geburtstag des „Führers“
Adolf Hitler. Zum runden Jubiläum wurde ein offizieller Feiertag ausgerufen.
Schlagzeile auf der Titelseite des „Neuen
Deutschland“: „Kernfusion auf kaltem Wege an
der Technischen Universität Dresden gelungen“.
Chronik: 21. April
Italien bereitet eine Reserveoffizier-Organisation
nach deutschem Muster vor. Die Personaldecke
der Armee wird als zu dünn empfunden.
Die österreichischen Bundesländer werden durch
das Ostmarkgesetz zu Reichsgauen. Nach dem
Anschluss 1938 hatte Hitler den Namen „Ostmark“ für den einst souveränen Staat eingeführt.
In Ost-Berlin gehen die Verhandlungen zwischen
der DDR und Polen über die Abgrenzung der
Seegebiete in der Oderbucht zu Ende.
Chronik: 22. April
Englands König Georg V. ist zum Staatsbesuch in
Paris. Außenminister Grey wird von Frankreich
umworben, ein russisch-britisches Militärbündnis
zu erwägen.
In Stuttgart wird die Reichsgartenschau eröffnet,
errichtet auf dem Gelände eines ehemaligen
Steinbruchs. Wegen des Kriegsausbruchs endet
sie vorzeitig.
Peking: Chinesische Studenten fordern auf Demonstrationen das Recht zur Kritik an Staats und
Parteiführung.
Chronik: 23. April
In mehreren russischen Städten treten 100.000
Arbeiter in Streik. Anlass: der Ausschluss sozialistischer Abgeordneter aus der Duma. Sie sollen
gestört haben.
Papst Pius XII. hält eine Ansprache an deutsche
Pilger: „Niemand sage uns nach, dass wir nicht
ein Deutschland in Glück und Blüte ersehnen. Gerade weil wir dies ersehnen, stehen wir ein für die
religiösen Güter.“
In Langennaundorf (Brandenburg) wird eine Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Faschismus eingeweiht.
Chronik: 24. April
Albanien kommt nicht zur Ruhe: Im Norden erkennt auch Montenegro die neue Grenzziehung
nicht an und lässt seine Soldaten in einige Dörfer
einfallen.
In diesen Tagen senden Frankreich und Großbritannien ihre Botschafter zurück nach Berlin. Sie
waren nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März zurückgerufen worden.
Der am 8. März bei einem Fluchtversuch mit einem Ballon tödlich verunglückte Winfried Freudenberg wird in Lüttgenrode (Sachsen-Anhalt)
beigesetzt.
Chronik: 25. April
Krupp-Direktor Alfred Hugenberg nennt in einer
Rede vor Arbeitern einen möglichen kommenden
Krieg eine „befreiende Kraftprobe“ für die deutsche Zukunft.
Reichssportführer Hans von Tschammer und
Osten verbietet deutschen Sportlern, nach Frankreich zu reisen.
Laut „Neues Deutschland“ hat die DDR im sowjetischen Chemiefaserwerk Klin vier Produktionslinien für Polyamidfeinseide vorfristig fertiggestellt.
Chronik: 26. April
Der Gesundheitszustand des 84-jährigen österreichischen Kaisers verschlechtert sich. Man erwartet
den baldigen Machtübergang auf den Neffen
Franz Ferdinand.
Der britische Premierminister Chamberlain will
die Wehrpflicht einführen. Fritz Wendel stellt mit
einer Messerschmitt Me 209 einen Weltrekord
(755 km/h) auf.
Honecker erklärt intern, Ungarns Parteiführung
habe nicht mehr den Willen, „die politische Macht
zu verteidigen“. Die DDR sei bereit, die sozialistischen Verhältnisse in Ungarn zu verteidigen.
Chronik: 27. April
Umfangreiche Waffenladungen für die Ulster-Rebellen erreichen Irland. Alle dort stationierten britischen Regimenter erhalten einen Marschbefehl.
Jugoslawiens Außenminister Cincar-Marković beendet seinen Berlin-Besuch. Beide Seiten versichern, die Beziehungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene weiter ausbauen zu wollen.
DDR-Bürgerrechtler werden wegen „Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit“ verhaftet. Sie kritisieren in Flugblättern die Nutzung der Atomenergie.
Chronik: 28. April
Die griechischen Truppen ziehen sich auf Druck
der internationalen Mächte aus Nordepirus (Albanien) zurück, aber viele Deserteure unterstützen
die griechisch-stämmigen Aufständischen.
Hitler kündigt in einer Reichstagsrede den Nichtangriffspakt mit Polen und das Flottenabkommen
mit Großbritannien von 1935, das die Stärke der
deutschen Flotte an die der britischen koppelte.
DDR-Minister Erich Mielke gibt in einer Dienstbesprechung die Aufhebung des Schießbefehls bekannt.
Chronik: 29. April
Im Reichstag wird über den seit 1874 bestehenden Impfzwang gegen Pocken gestritten. Die
Impfgegner fordern eine Gewissensklausel für
Ärzte. Man einigt sich auf die Bildung einer Kommission.
Italien verschlechtert per Gesetz die Lage von Juden. Sie dürfen keine Notare mehr sein. Andere
freie Berufsstände wie Rechtsanwälte oder Ingenieure dürfen nur noch für Juden arbeiten.
Die DDR fordert laut „Tagespiegel“ 6 Mrd. DM für
den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke BerlinHannover.
Chronik: 30. April
Im Reichstag erklärt Außenminister Jagow, dass
die russische und die deutsche Regierung freundnachbarliche Beziehungen aufrechterhalten wollen, „trotz einer nicht zu verkennenden Unterströmung“.
Das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“
wird erlassen. Juden sind nun weitgehend vom
Mieterschutz ausgenommen und müssen ihre
Wohnung auf Verlangen des Vermieters räumen.
Dresden: Die „Ökumenische Versammlung“ (ÖV)
beschließt Texte unter anderem auch zu „Mehr
Gerechtigkeit in der DDR“.
Chronik: 1. Mai
Zum 25. Mal finden die Maifeiern der sozialistischen Arbeiterbewegung im Deutschen Reich
statt. Thema vieler Veranstaltungen: die Arbeitslosigkeit.
Joseph Goebbels verleiht den Nationalen Filmpreis an den Regisseur Carl Froelich für „Heimat“
mit Zarah Leander und Heinrich George in den
Hauptrollen.
Zwei SED-Losungen zum 1. Mai: „40 Jahre DDR Alles mit dem Volk, alles durch das Volk, alles für
das Volk.“/ „So wie wir heute arbeiten, werden wir
morgen leben!“
Chronik: 2. Mai
In Triest, das Österreich-Ungarn als Hafenstadt
unbedingt halten will, gibt es Unruhen. Die sogenannten Irredentisten fordern den Anschluss an
Italien.
Von den einst 180.000 Juden in der „Ostmark“
(Österreich) leben noch 80.000 in dem Gebiet. Die
anderen sind ausgewandert, ein Großteil davon
nach Amerika.
Das „Neue Deutschland“ meldet eine hohe Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen in Kuba.
Chronik: 3. Mai
In Wien erholt sich der greise Kaiser Franz Joseph
I. langsam wieder, von einem schnellen Machtwechsel ist nicht mehr die Rede.
Molotow wird neuer Außenminister der UdSSR. Er
löst Litwinow ab, der eine Anbindung an Frankreich und Großbritannien favorisierte und als Jude
von der deutschen Presse attackiert wurde.
Im ungarischen Hegyeshalom wird der Abbau der
elektronischen Signalanlagen durch die Grenztruppen des Landes angekündigt.
Chronik: 4. Mai
In Albanien rücken die Aufständischen auf Koritza
(heute Korça) vor. Fürst Wilhelm lehnt Verhandlungen ab. Premier Turkhan Pascha bittet die
Großmächte zu Hilfe.
Großbritannien und die USA verhandeln über den
Austausch von Rohstoffen, um Reserven für den
Kriegsfall bilden zu können.
In der DDR wird eine neue 5-Mark-Sondermünze
herausgegeben. Anlass ist der 100. Geburtstag
von Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky.
Chronik: 5. Mai
Der preußische Kriegsminister Falkenhayn erläutert im Reichstag, dass 3000 Offiziersstellen unbesetzt seien.
Das Reichspropagandaministerium weist die
Presse an, ab sofort die „Polemik“ gegen den Bolschewismus und Russland zu unterlassen.
Ungarn beginnt mit dem Abbau des Grenzzauns
nach Österreich.
Chronik: 6. Mai
In Leipzig wird die Bugra eröffnet, die erste Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik. Bis
zum Kriegsbeginn ist sie ein Publikumsmagnet.
Per Schiff brechen der britische König George VI.
und seine Frau Elizabeth zu einem erstmaligen
Staatsbesuch nach Kanada und in die USA auf.
DDR-Verteidigungsminister Kessler rechnet damit, dass die Demontage des Grenzsignalzauns
an Ungarns Grenze zu Österreich nur eine kosmetische Maßnahme ist.
Chronik: 7. Mai
An Berlins Handelshochschule streiken seit Tagen
Studenten. Grund ist die Absetzung ihres liberalen Dozenten Jastrow.
Wegen der gestiegenen Unfallzahlen wird ein
Tempolimit eingeführt. Pkw dürfen innerorts maximal 60 km/h schnell sein, außerhalb von Ortschaften 100 km/h.
Bei den DDR-Kommunalwahlen werden offiziell
98,8 % der Stimmen für Kandidaten der Einheitslisten abgegeben. Bürgerrechtler überführen die
SED der Wahlfälschung. Es gibt Festnahmen bei
Demonstrationen, unter anderem in Leipzig.
Chronik: 8. Mai
Kriegsminister Falkenhayn im Reichstag zur Bedeutung schneller Mobilmachung: „Infolge der
geographischen und politischen Lage muss
Deutschland jeden Krieg mit blitzschneller Offensive führen.“
Spanien tritt aus dem Völkerbund aus. Es bleiben
nur noch Großbritannien, die Sowjetunion und
Frankreich als Großmächte in dem Bündnis übrig.
Ungarn: Der Ex-Chef der kommunistischen Partei,
Kádár, verliert alle Ämter. Die Freunde der Freitagsgebete in Leipzig werden von der Polizei eingekesselt.
Chronik: 9. Mai
Der dänische König Christian X. trifft zum Staatsbesuch in London ein. Dänemark wahrt politisch
Neutralität.
Auf einer Tagung der Nordstaaten in Stockholm
lehnen Finnland, Norwegen und Schweden einen
von deutscher Seite vorgeschlagenen Nichtangriffspakt ab. Nur Dänemark signalisiert Bereitschaft.
Nicaraguas Staatspräsident Ortega ist zu einem
Staatsbesuch in der Bundesrepublik. Bonn ist weiterhin nicht bereit, das Land wieder durch Entwicklungshilfe zu unterstützen.
Chronik: 10. Mai
Die Parlamentswahlen in Frankreich bringen den
konservativen Parteien eine Niederlage bei. Wahlgewinner sind die Sozialisten, die die dreijährige
Wehrdienstzeit abschaffen wollen.
Bei einem Besuch des sowjetischen Vize-Außenkommissars Potemkin in Warschau lehnt Polen
ein Bündnis mit der Sowjetunion ab. Polen misstraut dem Nachbarn.
Im DDR-Fernsehen läuft eine 45-minütige Dokumentation von Karl-Eduard von Schnitzler mit
dem Titel „Wie die BRD entstand“.
Chronik: 11. Mai
Karl Liebknecht warnt im Reichstag vor den Folgen der Aufrüstung. Der Sozialdemokrat sieht die
Triebkräfte in der Rüstungsindustrie: „Es besteht
ein internationaler Kriegstrust.“
Der Konflikt um die Grenzregion zwischen der mit
der Sowjetunion verbündeten Mongolei und dem
japanischen Satellitenstaat Mandschukuo eskaliert: Bei Nomonhan dringen mongolische Reiter
vor.
West-Berlin: Eine Fluchthilfe mit einem Motordrachen wird verschoben, weil der Startplatz nicht
sicher genug ist.
Chronik: 12. Mai
Auf der Krim empfängt Zar Nikolaus II. den osmanischen Innenminister. Die russisch-türkische Annäherung wird in Deutschland misstrauisch beobachtet.
Die Legion Condor nimmt an der Siegesparade
der spanischen Luftwaffe vor General Franco teil.
Die Wehrmachtstruppe hatte verdeckt im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft und war unter anderem an der Bombardierung Guernicas beteiligt.
40 Jahre Ende der Luftbrücke: Berlins Regierender
Bürgermeister Momper spricht über Teilung und
Schutzmächte.
Chronik: 13. Mai
Der russische Reichsrat bewilligt 10 Mio. Rubel
(21,6 Mio. Mark), um die Trunksucht im Volk zu
bekämpfen.
Die SS St. Louis verlässt Hamburg mit mehr als
900 jüdischen Flüchtlingen an Bord. Sowohl Kuba,
Kanada als auch die USA verweigern das Anlegen
des Schiffes, das nach Europa umkehren muss.
Ungarns Regierung steigt kurzfristig aus dem
umstrittenen Projekt des Donaukraftwerks
Nagymaros aus, das gemeinsam mit der CSSR
geplant worden war.
Chronik: 14. Mai
Im Osmanischen Reich tritt erstmals seit fast zwei
Jahren das Parlament wieder zusammen.
Hitler beginnt bei Aachen eine mehrtägige Inspektion des Westwalls. Die Verteidigungsanlagen entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches bestehen aus Bunkern, Stollen und Panzersperren.
Das „Neue Deutschland“ berichtet über ein Treffen des sowjetischen Präsidenten Gorbatschow
mit US-Außenminister Baker in Moskau.
Chronik: 15. Mai
Im Reichstag gibt Außenminister Jagow der antideutschen russischen Presse die Schuld am gespannten Verhältnis der beiden Länder.
In Brandenburg wird das Frauen-KZ Ravensbrück
errichtet. Dort sind unter anderem Oppositionelle, Jüdinnen, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas
und Kinder inhaftiert.
Peking: Das Gipfeltreffen zwischen Gorbatschow
und der Führung in China wird von Massenprotesten begleitet. Tausende Studenten sind auf dem
Platz des Himmlischen Friedens im Hungerstreik.
Chronik: 16. Mai
In Berlin wird gemunkelt, Reichskanzler Bethmann Hollweg sei nach dem Tod seiner Frau
amtsmüde und werde bald hinwerfen. Tatsächlich
bleibt er bis 1917.
Die erste Ziehung der Deutschen Reichslotterie
findet statt. Zuvor hatte das Deutsche Reich die
Staatslotterien der Länder sowie die Österreichische Klassenlotterie übernommen.
Laut DDR-Planungschef Schürer nimmt die Westverschuldung der DDR derzeit monatlich um über
500 Mio. DM zu. Der DDR drohe so 1991 die Zahlungsunfähigkeit.
Chronik: 17. Mai
Albaniens Regierung und die Aufständischen
schließen Frieden: Garantiert wird weitreichende
Autonomie des Nordepirus unter der Souveränität Albaniens.
Laut Volkszählung gibt es im Deutschen Reich
nach den Gebietszuwächsen (ausgenommen das
Memelland sowie Böhmen und Mähren) nun 79,6
Millionen Einwohner. Erstmals wurde auch nach
jüdischen Vorfahren gefragt.
Der tschechische oppositionelle Schriftsteller
Václav Havel wird vorzeitig aus der Haft entlassen.
Chronik: 18. Mai
Die kaiserliche Schutztruppe in Südwestafrika
(heute Namibia) feiert ihr 25-jähriges Bestehen.
Sie umfasst 1970 Mann.
Nach der Veröffentlichung des britischen Weißbuches kommt es in Palästina zu Protesten der
jüdischen Bevölkerung. Der Plan sieht statt einer
Teilung des Gebiets eine gemeinsame jüdischarabische Regierung vor.
Die Regierung von Litauen erklärt die Unabhängigkeit ihres Landes.
Chronik: 19. Mai
Der albanische Kriegsminister Essad Pascha wird
nach Putschvorwürfen gestürzt. Er galt als Gegenspieler Österreich-Ungarns in Südosteuropa.
Im brandenburgischen Herzberg geht der
Deutschlandsender III in Betrieb. Der Mast des
Rundfunksenders misst 337 Meter und ist zu seiner Zeit das zweithöchste Bauwerk der Welt nach
dem Empire State Building in New York.
Die DDR-Kommunalwahlen vom 7. Mai werden
von DDR-Bürgern offiziell angefochten.
Chronik: 20. Mai
Generalstabschef Moltke versucht Außenminister
Jagow privat zu überzeugen, einen Präventivkrieg
gegen Russland zu führen, bevor das Land seine
Aufrüstung beendet hat. Jagow bleibt zurückhaltend.
Die US-Fluggesellschaft Pan Am nimmt den regelmäßigen Luftpostverkehr nach Europa auf
(New York-Marseille). Geflogen wird mit Boeings.
China: In acht Bezirken der Hauptstadt Peking
wird das Kriegsrecht verhängt.
Chronik: 21. Mai
Englische Frauenrechtlerinnen versuchen vergebens, in den Buckingham-Palast einzudringen.
Galionsfigur Emmeline Pankhurst wird erneut verhaftet.
Zum Muttertag wird erstmals das Ehrenkreuz der
Deutschen Mutter verliehen: Bronze für Mütter
mit vier bis fünf Kindern, Silber für sechs oder sieben, Gold für mindestens acht Kinder.
Von West-Berlin aus wird ein Wachturm der
DDR-Grenztruppen nahe der Heinrich-HeineStraße mit Steinen beworfen. Die Täter bleiben
unbekannt.
Chronik: 22. Mai
Pressepolitik: Das „Berliner Tageblatt“ enthüllt die
geheimen britisch-russischen Flottenverhandlungen. Das Außenministerium hofft, die Briten so zu
einem offiziellen Dementi zu zwingen.
Deutschland und Italien unterzeichnen den
„Stahlpakt“. Er sieht eine enge militärische Zusammenarbeit sowie die Unterstützung im Falle
eines Krieges, auch eines Angriffskrieges, vor.
Leipzig: Erneut gibt es beim Friedensgebet vor
der Nikolaikirche „Wir wollen raus“-Rufe und Verhaftungen.
Chronik: 23. Mai
Ein Bochumer Unternehmer will auf dem Großglockner eine Schwebebahn und Hotels bauen.
Alpenfreunde sind empört.
Hitler spricht vor der Militärspitze von einem Angriff auf Polen: „Es entfällt also die Frage Polen zu
schonen und bleibt der Entschluss, bei erster passender Gelegenheit Polen anzugreifen“, sagt er
laut Schmundt-Protokoll.
Bundespräsident Richard von Weizsäcker wird bei
der Wahl durch die Bundesversammlung ohne
Gegenkandidat in seinem Amt bestätigt.
Chronik: 24. Mai
Das Wiener Kriegsministerium gibt die Pläne für
ein großes Armeemanöver in Bosnien im Juni bekannt. Hintergrund der Vorverlegung (sonst im
Herbst): die russischen Probemobilisierungen.
Am „Empiretag“ wirbt der britische König George
VI. von Kanada aus dafür, dass Amerika das kriselnde Europa unterstützt. Die Zivilisation dort sei
tief erschüttert.
Der 40. Jahrestag des Inkrafttretens des Grundgesetzes wird in Bonn mit einem Staatsakt gefeiert.
Chronik: 25. Mai
In Wien wird die 35-jährige Dienstzeit für Lehrer
eingeführt. Weibliche Lehrkräfte erhalten nun das
gleiche Grundgehalt wie männliche.
In der „Berliner Illustrirten Zeitung“ erscheint ein
nicht autorisierter Artikel über die lange geheim
gehaltene Deutsche Antarktische Expedition
1938/39.
Moskau: Der neue Kongress der Volksdeputierten
wählt KPdSU-Generalsekretär Gorbatschow zum
Staatspräsidenten der Sowjetunion.
Chronik: 26. Mai
Der russische Admiralstab berät, wie ein Militärabkommen mit den Briten aussehen könnte. London verzögert die Besprechungen bis Kriegsausbruch aber, um außenpolitisch flexibel zu bleiben.
Frankreich und Großbritannien bieten der Sowjetunion erstmals einen Drei-Mächte-Pakt gegen
Hitler an.
Spektakulär: Zwei Männer aus West-Berlin holen
ihren Bruder per Motordrachen aus Ost-Berlin ab.
Beim Rückflug landen sie sicher vor dem Reichstagsgebäude.
Chronik: 27. Mai
Deutschland sei genötigt, schreibt der deutschnationale Historiker Theodor Schiemann, mit der
Tatsache zu rechnen, „dass es England auf der
Seite seiner zukünftigen Gegner finden wird“.
China fordert im Völkerbundrat, keine Flugzeuge
oder Rohöl mehr an Japan zu liefern sowie die
Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung international untersuchen zu lassen.
Viele Nürnberger besuchen mit einem „Sonderzug nach Gera“ die thüringische Stadt im Rahmen
der Städtepartnerschaft.
Chronik: 28. Mai
In Ungarn wird Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi Chef der Oppositionellen. Er tritt für mehr
Selbstständigkeit gegenüber Österreich ein.
Die Deutsche Lufthansa steigerte ihre „Beförderungsleistung“ in Europa 1938 um 10 Prozent.
Den stärksten Anstieg verzeichnete der Luftpostdienst.
DDR-„Chefunterhändler“ Wolfgang Vogel reist
mit seiner Frau nach Israel. Er ist offizieller Gast
des Außenministeriums. Hintergrund ist wohl die
Vorbereitung eines „Agentenaustauschs“.
Chronik: 29. Mai
Im St. Lorenz-Strom (Kanada) sinkt der Passagierdampfer „Empress of Ireland“ nach einer Kollision
mit einem Kohlefrachter. 1012 Menschen sterben.
Bei der Parlamentswahl in Ungarn werden die faschistischen Pfeilkreuzler zweitstärkste Kraft hinter der Regierungspartei. Linke Parteien haben
das Nachsehen.
Brüssel: Die Staats und Regierungschefs der
NATO-Staaten verabschieden ein „Gesamtkonzept für Rüstungskontrolle und Abrüstung“.
Chronik: 30. Mai
In Basel treffen sich deutsche und französische
Parlamentarier, um über die Verbesserung des
Verhältnisses zwischen beiden Ländern zu diskutieren.
Italiens Diktator Mussolini weist in einem Brief an
Hitler darauf hin, dass sein Land noch mehrere
Jahre benötigt, um einen Krieg führen zu können.
Die (West)-Berliner Philharmoniker geben ein
Konzert in Ost-Berliner Schauspielhaus. Es ist das
erste im Ostteil der Stadt seit dem Mauerbau
1961.
Chronik: 31. Mai
Serbische Zöllner schleusen den 19-jährigen
Gavrilo Princip über die Grenze nach Bosnien. Im
Gepäck hat er Schusswaffen und Handgranaten.
Deutschland und Dänemark unterzeichnen einen
Nichtangriffspakt. Trotzdem wird das Land ein
Jahr später besetzt.
US-Präsident Bush besucht die Bundesrepublik
und fordert freie Wahlen in Osteuropa. „Let Berlin
be next“, sagt er mit Blick auf den Abbau des Stacheldrahts an der ungarisch-österreichischen
Grenze.
Chronik: 1. Juni
US-Diplomat Edward House beschwört bei einem
Treffen Wilhelm II., die englische Seemacht nicht
länger herauszufordern. Der Kaiser bleibt unverbindlich.
Erstmals wird ein Schwergewichtsboxkampf im
Fernsehen übertragen: In New York schlägt Lou
Nova seinen US-Gegner Max Baer.
Die Stasi erklärt in einem internen Bericht, in Polen und Ungarn komme es unter Beteiligung von
DDR-Bürgern zu Treffen „antisozialistischer Elemente“.
Chronik: 2. Juni
Frankreich: Gaston Doumergue tritt als Ministerpräsident zurück und löst eine zweiwöchige Regierungskrise aus.
Die Sowjetunion antwortet auf einen von Großbritannien und Frankreich vorgelegten Entwurf
für ein Dreimächteabkommen: Moskau fordert
unter anderem Beistandsgarantien für Finnland,
Estland und Lettland.
Die DDR erklärt die bekannt gemachten Ergebnisse der Kommunalwahlen vom 7. Mai für korrekt.
Chronik: 3. Juni
Die Universität Oxford macht den deutschen Botschafter in London, Karl Max Fürst von Lichnowsky, zum Ehrendoktor. Er wirbt für eine Verständigung beider Länder.
In Großbritannien werden erstmals in Friedenszeiten Wehrpflichtige einberufen. Betroffen sind
Männer zwischen 20 und 21 Jahren.
In Teheran stirbt Ayatollah Khomeini. Er hat über
10 Jahre das Leben im Iran religiös wie auch politisch geprägt.
Chronik: 4. Juni
Russland kündigt an, dass Flotte und Landheer
gemeinsam das Herbstmanöver (200.000 Mann)
abhalten sollen. Basis soll der Hafen Reval (Tallinn) sein.
Beim ersten Großdeutschen Reichskriegertag in
Kassel hält Hitler eine Rede: Deutschland sei militärisch besser vorbereitet als vor dem 1. Weltkrieg, droht er in Richtung Großbritannien.
Peking: Die Demokratiebewegung auf dem Platz
des Himmlischen Friedens wird von Chinas Armee
blutig niedergeschlagen. Man spricht von mehreren tausend Toten.
Chronik: 5. Juni
Russland verbietet ab sofort Ausländern das
Überfliegen der Westgrenze. Deutsche Piloten
waren wiederholt in den russischen Luftraum eingedrungen.
Die „National-Zeitung“ aus Essen berichtet, dass
die deutsche Bekleidungsindustrie „von Juden
völlig frei“ sei.
Die DDR-Führung lobt die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung in China auf dem
Pekinger „Platz des Himmlischen Friedens“.
Chronik: 6. Juni
In Frankreich scheitert der Sozialist René Viviani
beim Versuch einer Regierungsbildung. Weiterhin
Zankapfel: die Abschaffung der dreijährigen
Wehrdienstzeit.
Rund 20.000 Angehörige der „Legion Condor“,
die im Spanischen Bürgerkrieg für General Franco
kämpfte, treten in Berlin zu einer Parade an („Appell des Sieges“). Hitler ehrt die Truppen.
16 Bürgerrechtler werden wegen einer Demonstration gegen die Niederschlagung der Proteste
der Friedensbewegung in China in Ost-Berlin
festgenommen.
Chronik: 7. Juni
Russland trage die Schuld an den internationalen
Spannungen, schreibt das britische Wirtschaftsblatt „Economist“. Russland wolle Deutschland
ängstigen.
Lettland und Estland unterzeichnen in Berlin
Nichtangriffsabkommen mit dem Deutschen
Reich.
In Ost-Berlin werden über 100 Demonstranten
festgenommen, die der DDR Wahlfälschungen
bei den Kommunalwahlen vorhalten.
Chronik: 8. Juni
Für den Besuch des österreichischen Thronfolgers
in Sarajevo werden Protokollfragen geklärt. Man
plant kein Militärspalier, die Untertanen sollen
„freie Sicht“ haben.
Der britische König George VI. und seine Frau
Elizabeth machen auf ihrer erstmaligen USAReise Halt in Washington. Die britische Botschaft
gibt eine Gartenparty zu Ehren des Paares.
An der Ost-Berliner Gethsemane-Kirche protestieren 1500 Menschen gegen den Wahlbetrug bei
den DDR-Kommunalwahlen.
Chronik: 9. Juni
In mehreren italienischen Städten kommt es zum
Generalstreik. Anlass ist die Erschießung von Demonstranten in Ancona durch das Militär.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC)
vergibt die Winterspiele 1940 nach Garmisch-Partenkirchen. Sie werden wegen des Krieges nicht
stattfinden.
Der „Tagespiegel“ schreibt von der Flucht eines
DDR-Bürgers, der im Landkreis Lüchow-Dannenberg die Elbe durchschwommen und unverletzt
das westliche Ufer erreicht hat.
Chronik: 10. Juni
Deutsche Zeitungen rechnen mit der baldigen
Abdankung des albanischen Fürsten Wilhelm zu
Wied. Der Preuße hat keinen Einfluss mehr in
dem umkämpften Land.
Polen weist Forderungen der Danziger Regierung
zurück, die Zahl der polnischen Zollinspektoren
dort zu verringern. Der Zoll in der Freien Stadt
Danzig steht unter polnischer Verwaltung.
„Freiheit mit Musik“: In Leipzig findet ein auch
von Oppositionellen organisiertes StraßenmusikFestival statt.
Chronik: 11. Juni
Kaiser Wilhelm II. reist auf das böhmische Landgut Konopischt und besucht dort Erzherzog Franz
Ferdinand. Ihn begleitet Marinestaatssekretär Tirpitz.
Laut Luftschutzverordnung muss jede Hausgemeinschaft über eine Standardausrüstung für den
Notfall verfügen. Dazu gehören unter anderem
Hausapotheke, Leiter, Wassereimer, Einreißhaken
sowie Sandkasten und Schaufel.
In Anwesenheit von Erich Honecker wird in
Greifswald der Dom St. Nikolai nach längerer Sanierung wieder eingeweiht.
Chronik: 12. Juni
Griechenland besetzt die Inseln Chios und Lesbos. Der Konflikt mit dem Osmanischen Reich
verschärft sich wieder, bis dessen Regierung
nachgibt.
Aus dem Louvre in Paris wird das Watteau-Gemälde „L'Indifférent“ gestohlen. Zwei Monate
später gibt es der Dieb, nach eigener Aussage ein
Künstler, aufgearbeitet und neu gerahmt zurück.
Der sowjetische Präsident Gorbatschow trifft zu
einem Besuch in der Bundesrepublik ein. Ungarn
tritt der Genfer Flüchtlingskonvention bei.
Chronik: 13. Juni
In Frankreich gelingt dem Sozialisten Viviani endlich die Kabinettsbildung. Russland sorgt sich,
dass Frankreich die dreijährige Wehrdienstzeit
abschafft und nicht kriegsbereit wäre.
Anlässlich des 75. Geburtstages des Komponisten
Richard Strauss (11. Juni) stiftet Reichspropagandaminister Goebbels einen Kompositionspreis.
DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker
fordert von der DDR-Jugend den Kampf „mit der
Waffe in der Hand“ zur Verteidigung des SED-Regimes.
Chronik: 14. Juni
Beim 16. Olympischen Kongress wird in Paris
erstmals die Olympische Fahne mit den fünf Ringen gehisst. Entworfen hat sie Pierre de Coubertin.
Studentenschaft und Hitlerjugend werden zum
Erntedienst im Sommer verpflichtet. Hintergrund
ist der Arbeitermangel auf dem Land.
Der sowjetische Präsident Gorbatschow unterzeichnet in Bonn Verträge zur Erleichterung der
Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der
Bundesrepublik.
Chronik: 15. Juni
Das Deutsche Reich und Großbritannien schließen
ein Abkommen über den Bau der Bagdad-Bahn.
London hat seine Bedenken wegen des deutschen Eisenbahnprojekts im Osmanischen Reich
schließlich überwunden.
Per Gesetz wird die Reichsbank, die Zentralnotenbank Deutschlands, der direkten Kontrolle Hitlers
unterstellt.
Gorbatschow erklärt der bundesdeutschen
Presse: „Die Mauer kann wieder verschwinden,
wenn die Voraussetzungen entfallen sind, die sie
hervorgebracht haben“.
Chronik: 16. Juni
In Paris bekennt sich der neue Ministerpräsident
René Viviani zur dreijährigen Wehrdienstzeit - unter Verweis auf Bündnispflichten. Er wird gewählt,
die Regierungskrise ist vorbei.
China und die Sowjetunion unterzeichnen einen
Handelsvertrag mit Meistbegünstigungsklausel.
Medien zufolge geht es vor allem um Kriegsmaterial-Lieferung.
In Ungarn wird der Politiker Imre Nagy, einer der
Volkshelden des Ungarnaufstands 1956, nach erfolgter Exhumierung in Budapest feierlich beigesetzt.
Chronik: 17. Juni
Kaiser Wilhelm II. weiht den Hohenzollernkanal
zwischen Havel und Oder ein. Damit wird Berlin
mit der Ostsee (Stettin) verbunden.
In Frankreich (Versailles) wird letztmalig ein Straftäter öffentlich per Guillotine hingerichtet. Es ist
der Deutsche Eugen Weidmann, der in Frankreich
sechs Morde beging.
Erhard Eppler (SPD) warnt die SED-Führung in einer Rede zum Jahrestag des Mauerbaus davor,
sich weiter in realitätsblinder Selbstgefälligkeit zu
üben.
Chronik: 18. Juni
In London kettet sich eine Frauenrechtlerin an der
Statue des Herzogs von Wellington fest. Die Polizei muss sie losfeilen.
Der „Schalker Kreisel“ zeigt sein Können: Die Fußballmannschaft Schalke 04 gewinnt im Berliner
Olympiastadion das Endspiel um die Deutsche
Meisterschaft mit 9:0 gegen Admira Wien.
Sozialistische Parteien legen bei den Wahlen zum
Europaparlament zu, die Konservativen müssen
Verluste hinnehmen.
Chronik: 19. Juni
In Frankreich bewilligen die Abgeordneten eine
Rüstungsanleihe in Höhe von 800 Mio. Francs.
Laut einem Erlass von Hitler werden Strafen im
Sudetenland sowie dem Protektorat Böhmen und
Mähren aufgehoben, die nach früherem tschechoslowakischen Recht etwa wegen Mitgliedschaft in der NSDAP verhängt worden waren.
Nach langem Gezerre reist der neue Regierende
Bürgermeister von Berlin, Momper, mit einer Delegation zum SED-Parteichef Honecker nach OstBerlin.
Chronik: 20. Juni
Stapellauf mit Glanz: Der Kaiser weiht in Hamburg
das damals größte Passagierschiff der Welt ein,
die „Bismarck“. Im Krieg ruhen die Arbeiten
daran, nach Kriegsende wird es den Briten zugesprochen und umbenannt.
Jungfernflug des Raketenflugzeugs Heinkel He
176 in Peenemünde. Es gilt als das erste funktionsfähige Flugzeug seiner Art.
In der Sowjetrepublik Kasachstan kommt es zu
blutigen Unruhen.
Chronik: 21. Juni
Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner
(71) stirbt eine Woche vor den Schüssen von Sarajevo. Ihre letzten Worte sollen gewesen sein:
„Die Waffen nieder! Sag's vielen - vielen.“
Der Reichsprotektor Konstantin von Neurath verfügt in Böhmen und Mähren die „Entjudung der
Wirtschaft“. Damit ist unter anderem die Enteignung jüdischen Besitzes gemeint.
DDR-Oppositionsgruppen kritisieren die Ignoranz
der DDR-Spitze gegenüber dem Massaker in Chinas Hauptstadt Peking.
Chronik: 22. Juni
In München beginnt der 9. Kongress der freien
deutschen Gewerkschaften.
Die Sowjetunion lehnt ein von Großbritannien
und Frankreich unterbreitetes Angebot zu einem
Dreierpakt ab. Grund: Es werden keine Garantien
für die baltischen Staaten gegeben.
Ein junger DDR-Bürger, der bei seiner Flucht über
die Spree bereits West-Berliner Ufer erreicht
hatte und von DDR-Grenzern wieder zurückgeholt wurde, darf in den Westen ausreisen.
Chronik: 23. Juni
Britische Kriegsschiffe nehmen an der Segelregatta „Kieler Woche“ teil, erstmals seit Jahren
wieder. Im Sog des Flottenwettrüstens wird das
als Zeichen der Entspannung gewertet.
Frankreich überlässt der Türkei die Republik
Hatay (ehemals Sandschak von Alexandrette), um
bei einem Krieg die Neutralität des Landes zu sichern.
Beim 8. Plenum des SED-Zentralkomitees wird
kritisiert, Gorbatschow habe sich nicht gegen
„Ausfälle“ von Bundeskanzler Kohl gegenüber der
DDR verwahrt.
Chronik: 24. Juni
Serbiens König Peter I. Karađorđević ist krank und
ernennt Kronprinz Alexander zum Regenten.
Der „Tag des Deutschen Volkstums“ wird begangen. Die Nazis inszenieren hierbei die Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland.
Nach der Wahl des Berliner Domkapitels wird
Georg Sterzinski vom Papst zum Bischof von Berlin ernannt.
Chronik: 25. Juni
Auf einer Opium-Konferenz in Den Haag einigen
sich 13 Staaten darauf, das Verbot von Rauschmittelanbau und -vertrieb umzusetzen.
Der Rennfahrer Hermann Lang gewinnt im Mercedes-Benz den Großen Preis von Belgien in Spa.
Er hatte als Mechaniker bei dem Rennstall begonnen.
Bei einem privaten Besuch in Südafrika wird Bundesarbeitsminister Blüm ein Treffen mit dem auf
Robben Island inhaftierten ANC-Führer Nelson
Mandela verwehrt.
Chronik: 26. Juni
In Königsberg wird ein russischer Spionagering
ausgehoben. Unterlagen über die Ostgrenze werden sichergestellt.
Hitler verfügt im „Sonderauftrag Linz“, Kunstwerke für das dort geplante „Führermuseum“ zu
beschaffen. Bei etlichen Werken handelt es sich
um Raubkunst.
In Leipzig wird nach dem Friedensgebet der Oppositionelle Sven Kulow festgenommen und
misshandelt.
Chronik: 27. Juni
Ein österreichischer Privatmann, der Bildhauer
Gustav Gurschner, wirbt in Wien Söldner für Albanien an. Schon am 1. Tag melden sich 2000 Männer.
Die Türkei beschließt, den von Frankreich überlassenen Golf von Alexandrette zu einer modernen
Flotten- und Flugzeugbasis auszubauen.
Sopron: Ungarns Außenminister Horn und sein
Kollege Mock aus Österreich zerschneiden symbolisch den Stacheldraht an der gemeinsamen
Grenze. Die Grenzkontrollen bleiben aber.
Chronik: 28. Juni
Sarajevo: Der 19-jährige Gavrilo Princip, bosnischer Serbe und Habsburg-Hasser, erschießt
Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand und
seine Frau bei einer Stadtrundfahrt. Ein erstes Attentat am Morgen war fehlgeschlagen. Serbiens
Militärgeheimdienst half bei den Plänen.
Die US-Fluggesellschaft Pan Am nimmt den ersten regelmäßigen Passagier-Linienverkehr nach
Europa auf.
DDR-Staatschef Erich Honecker wird beim Besuch
in der UdSSR von Gorbatschow zu Reformen gedrängt.
Chronik: 29. Juni
Der österreichische Kaiser äußert sich kühl über
den Tod des ungeliebten Neffen. Der Wiener Politiker Josef Redlich notiert: „In der Stadt herrscht
keine Trauerstimmung.“
Der britische Außenminister Lord Halifax erklärt:
„Wenn Recht und Ordnung im internationalen Leben aufrechterhalten werden sollen, müssen wir
bereit sein, für ihre Verteidigung zu kämpfen.“
In der Hoffnungskirche im Ost-Berliner Bezirk
Pankow gibt es wegen der Ereignisse in China einen Klagegottesdienst. Rund 100 Personen nehmen teil.
Chronik: 30. Juni
Der deutsche Botschafter in Österreich, Tschirschky, hat den Eindruck, in Wien wolle man nun
„gründlich mit den Serben abrechnen.“ Er rät zur
Zurückhaltung.
In Luzern werden von den Nazis als „entartet“
eingestufte Kunstwerke aus deutschen Museen
weit unter Wert versteigert. Das NS-Regime will
sich damit Devisen beschaffen.
In Wien stimmt das österreichische Parlament mit
großer Mehrheit dem Antrag zu, EU-Beitrittsverhandlungen aufzunehmen.
Chronik: 1. Juli
Ungarns Ministerpräsident Tisza findet den Zeitpunkt für einen Serbien-Krieg ungünstig. Russland würde eingreifen; auf welcher Seite Bulgarien und Rumänien stünden, sei auch nicht klar.
In Berlin-Wannsee heiratet der Schauspieler
Heinz Rühmann seine Wiener Kollegin Hertha
Feiler.
Neues Gesetz: DDR-Bürger können nun die Entscheidungen der DDR-Verwaltungen in Reiseangelegenheiten gerichtlich überprüfen lassen.
Chronik: 2. Juli
Sachsens Militärgesandter in Berlin notiert, dass
der deutsche Generalstab ein schnelles Vorgehen
gegen Serbien begrüßen würde, da Russland
noch nicht kriegsbereit sei. Der Kaiser zögere.
Max Schmeling gewinnt gegen Titelverteidiger
Adolf Heuser in Stuttgart den EM-Titel im
Schwergewicht. Es ist Schmelings vorerst letzter
Boxkampf.
In der DDR beginnen die Sommerferien. Zahllose
Familien reisen als Touristen nach Ungarn. Ihr
Ziel: die Ausreise via Österreich in die Bundesrepublik.
Chronik: 3. Juli
Der tote Franz Ferdinand und seine Frau werden
in Wien aufgebahrt. Die Beerdigung ist bescheiden, die Kinder müssen fernbleiben. Denn Sophie
war nicht aus dem Hochadel, die Ehe nicht standesgemäß.
Bei der Parlamentswahl in Finnland bleiben die
Sozialdemokraten stärkste Kraft vor der liberalen
Bauernpartei.
Leipzig: Neun Menschen werden nach dem Montagsgebet in der Nikolaikirche festgenommen.
Chronik: 4. Juli
Der Druck kriegswilliger Kreise auf den deutschen
Kaiser nimmt weiter zu. Wilhelm II. lässt sich
überzeugen. „Mit den Serben muss aufgeräumt
werden, und zwar bald!“, kritzelt er auf einen
Brief.
Die Juden werden in der „Reichsvereinigung der
Juden in Deutschland“ zusammengeschlossen.
Sie soll die Auswanderung vorantreiben sowie
Schulbetrieb und Wohlfahrtspflege organisieren.
Kanzleramtsminister Seiters reist zum „Antrittsbesuch“ bei SED-Generalsekretär Honecker nach
Ost-Berlin.
Chronik: 5. Juli
Der Wiener Diplomat Hoyos bittet in Berlin um
Rückendeckung. Wilhelm II. sagt zu, sollte es zum
Krieg mit Russland kommen, stehe man „in gewohnter Bundestreue an Österreichs Seite“.
Das Reichsinnenministerium erlässt neue Richtlinien für jüdische Kurgäste: Sie müssen getrennt
von den Anderen untergebracht und behandelt
werden.
Südafrikas politischer Häftling Nr. 1, Nelson Mandela, kommt zu einem ersten Treffen mit Staatspräsident Botha zusammen.
Chronik: 6. Juli
Reichskanzler Bethmann Hollweg versichert dem
Wiener Botschafter offiziell, den Bündnispflichten
nachzukommen: Das ist der ersehnte „Blankoscheck“ für Österreichs Angriffspläne.
Die britische Regierung erhöht die Garantie für
Auslandskredite von 10 auf 60 Mio. Pfund. Laut
„Times“ soll dies den Kauf von Kriegsmaterial
durch Staaten erleichtern, die von London unterstützt werden.
Bonn und Ost-Berlin unterzeichnen eine Vereinbarung zur Säuberung der Elbe.
Chronik: 7. Juli
Wilhelm II. macht wie jedes Jahr eine NorwegenKreuzfahrt. Er glaubt, dass der Konflikt zwischen
Österreich-Ungarn und Serbien lokal begrenzt
bleibt.
In Paris hat Jean Renoirs Film „Die Spielregel“
Premiere. Beim Publikum ein Misserfolg und von
der Zensur kurz darauf verboten, wird er später
gefeiert.
Beim Warschauer-Pakt-Gipfel in Bukarest beendet die UdSSR die „Breschnew-Doktrin“ der eingeschränkten Souveränität der Ostblockstaaten.
DDR-Staatschef Honecker reist vorzeitig ab.
Chronik: 8. Juli
Ministerpräsident Tisza aus der ungarischen
Reichshälfte der k.u.k. Monarchie hat immer noch
Bedenken gegen einen Angriff auf Serbien.
In Brüssel wird die zweite Internationale Luftfahrtausstellung eröffnet. Auch Deutschland ist vertreten.
Gorbatschow spricht sich mit Blick auf die Ostblock-Staaten für eine „eigenständige Lösung nationaler Probleme“ aus.
Chronik: 9. Juli
Nach dem Kaiser geht auch Kriegsminister Falkenhayn trotz der Serbien-Krise in den Urlaub:
Die Familie fährt nach Juist.
In Moskau endet das 8. Treffen mit britischen und
französischen Unterhändlern ergebnislos. Offen
ist, in welchem Fall die Beistandsgarantien greifen
sollen.
Der alternative „Statt-Kirchentag“ geht in Leipzig
mit einer Demo gegen den Wahlbetrug in der
DDR zu Ende. US-Präsident Bush startet seine Europa-Reise in Polen und Ungarn.
Chronik: 10. Juli
Die deutsche Presse spekuliert, was Österreich
nach dem Attentat von Serbien fordern wird. Von
einem Eingriff in die serbische Souveränität geht
man nicht aus.
In einer Rede vor dem Unterhaus warnt der britische Premierminister Chamberlain das Deutsche
Reich davor, den Status der Freien Stadt Danzig
anzutasten.
Bei der Bezirksverwaltung Erfurt wird auf die stark
gestiegenen West-Reisewünsche von inoffiziellen
Mitarbeitern hingewiesen.
Chronik: 11. Juli
Serbiens König Peter hat Geburtstag, der Kaiser
möchte ihm ein Glückwunschtelegramm schicken.
Außenminister Jagow rät zu; das zu unterlassen
„würde zu sehr auffallen“.
Die Begabtenförderung unter der Leitung von
Reichsjugendfunktionär Artur Axmann wird gegründet. Es sollen die Besten aus den „Reichsberufswettkämpfen“ gefördert werden.
Die Weltbevölkerung übertrifft offiziell die 5Mrd.-Grenze und die UNO führt den Weltbevölkerungstag ein.
Chronik: 12. Juli
Österreichs Botschafter in Rom wird informiert,
dass Serbien angegriffen werden soll - und er
sein Gastgeberland, immerhin Partner im Dreibund, nicht einweihen soll.
Die Wehrmacht verkündet die Bildung von
„Schnellen Truppen“, die vor allem aus Panzereinheiten, aber auch motorisierter Infanterie und
Reitern bestehen.
In der Bundesrepublik gründet sich eine neue
Partei, der Seniorenschutzbund „Graue Panther“.
Chronik: 13. Juli
Sarajevo: Der österreichische Untersuchungsbeamte von Wiesner meldet nach Hause, dass Serbiens Regierung wohl unbeteiligt war am Attentat. Der Bericht kommt ungelegen und wird geheim gehalten.
Der US-Sänger Frank Sinatra nimmt gemeinsam
mit seinem Entdecker, dem Bandleader und
Trompeter Harry James, seine erste Platte auf.
Gorbatschow erklärt den Arbeitern in einer Fabrik
in Leningrad sibyllinisch, man dürfe jetzt „nicht
den Kopf verlieren“.
Chronik: 14. Juli
Der deutsche Botschafter in Wien, Tschirschky,
meldet, der Termin des Ultimatums an Serbien
stehe fest: Es wird der 25. Juli. An dem Tag endet
auch der Ernteurlaub des Heeres.
An der Militärparade zum Gedenktag an die Französische Revolution in Paris nehmen auch britische Truppen teil. Das wird als demonstratives
Zeichen für die britisch-französische Allianz gesehen.
Paris begeht den 200. Jahrestag der französischen
Revolution und ist Gastgeber für den 15. Weltwirtschaftsgipfel.
Chronik: 15. Juli
Die deutschen Botschafter in Rom, London und
Bukarest werden angewiesen, die Presse dort zu
beeinflussen. Gewünschter Tenor: Die großserbische Propaganda sei eine Gefahr für den Frieden
in Europa.
In Mailand stellt der Deutsche Rudolf Harbig einen neuen Weltrekord auf. Er läuft die 800 Meter
in 1:46,6 Minuten.
Paris: Der G-7-Weltwirtschaftsgipfel verweigert
China wegen der Niederschlagung der Demokratie-Bewegung neue Weltbank-Kredite.
Chronik: 16. Juli
Aus Rom meldet Botschafter Flotow, er habe Probleme, die Presse zu beeinflussen: „Geldverwendung wegen hochsommerlicher Abwesenheit aller Vertrauens- und Mittelspersonen erschwert“.
Hitler eröffnet in München die 3. „Große Deutsche Kunstausstellung“. Gezeigt werden Werke,
die als repräsentativ für das Kunstverständnis der
Nazis gelten.
Auf dem zu Ost-Berlin gehörenden U-Bahnhof
Friedrichstraße werden vier West-Berliner von
Skinheads niedergeschlagen.
Chronik: 17. Juli
Die Übergabe des österreichischen Ultimatums
an Serbien wird auf den 23. Juli vorverlegt. Der
deutsche Botschafter in Wien wird angewiesen,
dessen Wortlaut herauszufinden.
Die britische Presse berichtet über die geplante
Gewährung eines Kredits an Polen. Großbritannien und Frankreich stellen demnach Geld zur
Deckung der Mobilisierungskosten bereit.
Österreich beantragt formell die Aufnahme in die
Europäische Gemeinschaft (EG).
Chronik: 18. Juli
In Berlin berät man, wie im Kriegsfall mit nichtnationalistisch denkenden Abgeordneten umzugehen sei. Kanzler Bethmann Hollweg setzt
durch, dass es keine präventiven Verhaftungen
geben soll.
In London finden Geheimverhandlungen zwischen Ministerialrat Helmuth Wohlthat und dem
Chamberlain-Vertrauten Sir Horace Wilson über
eine deutsch-britische Verständigung statt.
In den Medien wird über eine steigende Zahl von
DDR-Bürgern berichtet, die über Ungarn nach
Österreich flüchten.
Chronik: 19. Juli
Die k.u.k. Minister einigen sich, Serbien nicht annektieren zu wollen, sondern an andere Balkanstaaten abzutreten. Nun willigt auch Tisza für Ungarn ein.
Neuer Geschwindigkeitsrekord im Eisenbahnverkehr: Eine italienische Elektrolokomotive erreicht
zwischen Mailand und Florenz 204 km/h.
Der Chef der Kommunistischen Partei Polens,
Jaruzelski, wird in Warschau zum Staatspräsidenten gewählt.
Chronik: 20. Juli
Frankreichs Präsident Poincaré und sein Ministerpräsident Viviani reisen nach St. Petersburg und
bekräftigen beim Zaren ihr Verteidigungsbündnis.
Eine Internationale Walfangkonferenz in London
zur Einigung auf Standards im Walfang endet
ohne konkrete Ergebnisse.
Im West-Berliner Bendlerblock, der „Gedenkstätte
Deutscher Widerstand“, wird eine neue Ausstellung eröffnet.
Chronik: 21. Juli
Die Botschafter Frankreichs, Russlands und Großbritanniens fragen den deutschen Außenamtschef, ob eine Note Österreichs an Serbien bevorstehe. Jagow gibt vor, nichts davon zu wissen.
In Hamburg beginnt die Reichstagung der NSOrganisation „Kraft durch Freude“. Laut einem
Bericht wurden erstmals mehr als 10 Millionen
Urlauber im Jahr gezählt.
In Budapest und Ost-Berlin halten sich in den diplomatischen Vertretungen über 100 DDR-Bürger
auf, die in den Westen wollen.
Chronik: 22. Juli
Die deutsche Regierung erhält vorab den Wortlaut des Ultimatums von Österreich an Serbien.
Außenminister Jagow findet den Ton „reichlich
scharf“, schlägt aber keine Änderungen vor.
In einem Memorandum erklärt Großbritannien,
im japanisch-chinesischen Konflikt nicht gegen
Japan zu agieren.
Neubrandenburg: Die 19-jährige Leichtathletin
Katrin Krabbe wird in ihrer Heimatstadt DDRMeisterin über 100 Meter.
Chronik: 23. Juli
Österreich-Ungarn stellt Serbien ein schwer zu erfüllendes Ultimatum: Binnen 48 Stunden sollen
alle serbisch-nationalistischen Aktivitäten beendet, alle Sarajevo-Attentäter verfolgt und k.u.k.
Untersuchungsbeamte beteiligt werden.
Nürburgring: Rudolf Caracciola gewinnt zum
sechsten Mal den GP von Deutschland.
Das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen appelliert an die DDR-Bürger, in der Heimat zu bleiben. Die Wiedervereinigung könne
nicht nur auf dem Gebiet der Bundesrepublik
stattfinden.
Chronik: 24. Juli
Reaktion auf das Ultimatum an Serbien: „Sie stecken Europa in Brand!“, wirft der russische Außenminister Sasonow dem österreichischen Botschafter in St. Petersburg vor.
Großbritannien und Frankreich einigen sich in
Moskau mit der Sowjetunion auf einen Beistandspakt, der auch die baltischen Staaten einschließt.
Die Theologen Martin Gutzeit und Markus Meckel
entwerfen einen Aufruf zur Bildung einer sozialdemokratischen Partei in der DDR.
Chronik: 25. Juli
Serbien unterwirft sich fast allen Bedingungen
des Ultimatums. Österreich-Ungarn bricht dennoch diplomatische Beziehungen zu Serbien ab.
Russlands Kronrat beschließt, Serbien zu helfen.
In der britischen Presse kursieren Gerüchte, wonach Großbritannien Deutschland eine Milliarden-Anleihe angeboten hat. Bedingung: Deutschland lässt internationale Abrüstungskontrollen zu.
Das „Neue Deutschland“ berichtet groß von der
Eröffnung der XII. Kinder- und Jugendspartakiade
der DDR in Berlin.
Chronik: 26. Juli
Großbritannien will vermitteln und schlägt eine
Außenministerkonferenz vor, Deutschland reagiert ablehnend.
In Indien fordert Mahatma Gandhi mehr Rechte
für die Bürger in den Fürstenstaaten, darunter
Presse- und Meinungsfreiheit sowie unabhängige
Gerichte.
Die Europäische Gemeinschaft (EG) schließt mit
Polen ein Abkommen über die Verbesserung der
Wirtschaftsbeziehungen ab. Die Unterzeichnung
folgt am 19. September.
Chronik: 27. Juli
Vorbereitungen: Der preußische Kriegsminister
Falkenhayn sagt Truppenübungen ab und lässt
Weizen aufkaufen.
In den Niederlanden tritt die Regierung von Ministerpräsident Hendrikus Colijn nach einem
Misstrauensvotum zurück. Der Politiker hatte seit
1933 mit wechselnden Krisenkabinetten regiert.
Der Oberste Sowjet billigt den baltischen Staaten
Estland, Lettland und Litauen weitgehende wirtschaftliche Autonomie zu.
Chronik: 28. Juli
Um 11 Uhr erklärt Österreich-Ungarn Serbien den
Krieg.
Auf der Funkausstellung in Berlin wird der Einheits-Fernsehempfänger E 1 vorgestellt. Zur geplanten Massenproduktion kommt es wegen des
Kriegsausbruchs nicht mehr.
„Zählung“ in Ungarn: 117 der 260 elektronischen
Alarmgeber an der Grenze zu Österreich sind bereits abgebaut.
Chronik: 29. Juli
Die österreichisch-ungarische Armee feuert erste
Schüsse auf Belgrad ab.
Frankreichs Finanzminister Paul Reynaud weist in
einer Rundfunkansprache in Anspielung auf neue
Notverordnungen darauf hin, dass sich das Land
ohne eigenes Verschulden in einem „Wettlauf der
Aufrüstung“ befinde.
Das „Neue Deutschland“ sagt für Mitte 1990 ein
„Arbeitslosenheer in den wichtigsten kapitalistischen Industrieländern“ von 28,25 Millionen
Menschen voraus (OECD).
Chronik: 30. Juli
Großbritannien verweigert den Deutschen eine
Neutralitätsgarantie für den Fall eines Krieges, an
dem auch Frankreich und Russland beteiligt sind.
Russland ordnet die Generalmobilmachung an.
Der Völkerbundkommissar für Danzig, Carl Jacob
Burckhardt, erklärt, er sehe nicht die Gefahr, dass
der Streit um die Stadt zu einem Krieg führen
könnte.
Im Ost-Berliner Stadtteil Hellersdorf wird das
Freibad Wernersee wiedereröffnet.
Chronik: 31. Juli
Der einflussreiche französische Politiker Jean Jaurès wird in einem Pariser Café ermordet. Er war
erklärter Kriegsgegner.
Eine Berliner Zeitung titelt: „Mobilmachung am 1.
August“ in Anspielung auf den Ausbruch des 1.
Weltkriegs. Dies wird von offizieller Seite kritisiert.
West-Statistik: Gesamtlänge der Berliner Mauer:
155 km, davon 43,1 km zwischen Ost- und WestBerlin. 302 Wachtürme, 20 Bunker, 127,5 km Kontaktzaun. Getötete Personen an der Mauer: 106.
Chronik: 1. August
1. WK: Kriegsbeginn 1914
Russland lässt das deutsche Ultimatum, die Mobilmachung zu beenden, verstreichen. Um 17 Uhr
unterzeichnet Wilhelm II. den Befehl zur Generalmobilmachung, fast zeitgleich erfolgt in Petersburg die Kriegserklärung an Russland.
Der Jazz-Posaunist Glenn Miller nimmt mit Orchester auf Long Island seine Version des Liedes
„In the Mood“ auf, das ein Millionenerfolg wird.
Ein „Muss“ geht zu Ende: Die Blätter des Springer-Verlages schreiben die „DDR“ nun ohne Anführungszeichen.
Chronik: 2. August
1. WK: 1 Tag nach Kriegsbeginn 1914
Deutschland besetzt Luxemburg. In den meisten
Städten finden patriotische Kundgebungen statt.
Die ersten Soldaten melden sich in den Kasernen.
In Berlin gibt es hunderte Nottrauungen.
2. WK: 30 Tage bis Kriegsbeginn 1939
Das Soldatenlied "Lili Marleen" wird in Berlin auf
Schallplatte aufgenommen. Die von Lale Andersen gesungene Version über die Hoffnung auf ein
Wiedersehen verkauft sich später millionenfach.
Gorbatschow strebt weitere „wirtschaftliche Annäherung“ an und spricht mit Großbritannien,
Frankreich und der Bundesrepublik über Abrüstungsschritte.
Chronik: 3. August
1. WK: 2 Tage nach Kriegsbeginn 1914
Belgien erlaubt der deutschen Armee den Durchmarsch nicht. Deutschland erklärt Frankreich nach
falschen Anschuldigungen, französische Truppen
hätten Grenzposten angegriffen, den Krieg. Italien will neutral bleiben.
Berlin lässt über seinen Botschafter in Moskau
mitteilen, dass das Deutsche Reich bereit ist, sowjetische Interessen im Baltikum anzuerkennen.
Die Botschaften der Bundesrepublik in Osteuropa
sind weiter Anlaufpunkt für DDR-Bürger, die die
Ausreise fordern.
Chronik: 4. August
„Burgfrieden“ im Reichstag: Auch die Sozialisten
billigen die Kriegsgesetze. Der Kaiser sagt: „Ich
kenne keine Parteien mehr, nur Deutsche“. Einmarsch in Belgien. England tritt in den Krieg ein.
Polens Regierung warnt den vom Nationalsozialisten Arthur Greiser geführten Danziger Senat davor, polnische Zollbeamte in ihrer Arbeit zu behindern.
„Neues Deutschland“: VEB Mikroelektronik „Anna
Seghers“ löst Verpflichtung zum 40. Jahrestag ein.
235.000 Farbfernseh-Transistoren über Plan geliefert.
Chronik: 5. August
Deutsche Truppen greifen die belgische Stadt
Lüttich, einen wichtigen Eisenbahn-Knotenpunkt,
an. Aus den Festungen rund um die Stadt kommt
mehr Widerstand als erwartet.
Paul Walter wird Beauftragter für die Leistungssteigerung im Kohlebergbau. Grund sind unter
anderem die steigende Rüstungsproduktion und
Ausdehnung des Verkehrs.
Im DDR-Fernsehen wird vor der „Erpressung“ gewarnt, die Ausreise über die Flucht in bundesdeutsche Botschaften erreichen zu wollen.
Chronik: 6. August
Österreich-Ungarn erklärt Russland den Krieg,
gleichzeitig erklärt Serbien dem Deutschen Reich
den Krieg.
Großbritannien und Frankreich schicken hochkarätig besetzte Militärmissionen zu Verhandlungen
nach Moskau.
Im Dresdner Stadtteil Gittersee wird gegen den
Bau eines Siliziumwerkes demonstriert. Stasi und
Volkspolizei gehen gewaltsam dagegen vor. Das
Projekt wird später gestoppt.
Chronik: 7. August
In Berlin wird die Einnahme der belgischen Stadt
Lüttich verkündet und bejubelt. Viele Kirchenglocken läuten, die Kinder bekommen einen Tag
schulfrei.
Danzigs Senatspräsident Arthur Greiser protestiert bei Polens Regierung gegen die Bewaffnung
polnischer Zollbeamter.
Die DDR teilt der Bundesregierung mit, Botschaftsflüchtlingen nur noch Straffreiheit bei
Rückkehr in die DDR anbieten zu wollen.
Chronik: 8. August
Nach der Bitte der Behörden, auf französische
und russische Agenten zu achten, bricht in der
deutschen Bevölkerung das „Spionagefieber“ aus.
Fremd aussehende Personen werden angegriffen.
Das Reichspropagandaministerium weist die
Presse an, „die polnischen Gräuel gegenüber
Volksdeutschen“ groß in den Zeitungen herauszubringen.
Die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in
Ost-Berlin schließt vorübergehend. Zu viele DDRBürger halten sich wegen ihres Ausreisewunsches
dort auf.
Chronik: 9. August
Das U-Boot SM U 15 wird auf Feindfahrt von einem britischen Kreuzer gerammt und versenkt als erstes deutsches U-Boot in diesem Krieg.
In Großbritannien beginnen zweitägige Marineund Luftwaffenmanöver.
Mehrere tausend DDR-Urlauber warten in Ungarn
auf die Chance, über die Grenze nach Österreich
fliehen zu können.
Chronik: 10. August
Deutsche Soldaten geraten in Nordfrankreich in
Gefechte. Zeitungen veröffentlichen erste Namenslisten toter Soldaten. Um die Kriegsmoral
nicht zu schwächen, wird das schließlich verboten.
In deutschen Kinos wird acht Wochen lang der
Dokumentarfilm „Der Westwall“ von Fritz Hippler
statt der „Wochenschau“ gezeigt.
Die Lufthansa eröffnet die erste innerdeutsche
Fluglinie zwischen Frankfurt und Leipzig/Halle. Interflug bedient die Strecke Leipzig/Halle - Düsseldorf.
Chronik: 11. August
Frankreich erklärt Österreich-Ungarn den Krieg.
Wegen der Verschärfung der Danzig-Krise trifft
sich Völkerbundkommissar Burckhardt mit Hitler
in Berchtesgaden.
Die SED-Führung bestätigt intern große Defizite
bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Es mangele an Personal wie auch baulich
einwandfreien Krankenhäusern.
Chronik: 12. August
Großbritannien erklärt Österreich-Ungarn den
Krieg. Serbische Truppen wehren den Übergang
der k.u.k. Armee über den Fluss Save ab.
Der Leichtathlet Rudolf Harbig läuft in Frankfurt/Main mit 46,0 Sekunden einen neuen Weltrekord über 400 Meter. Insgesamt stellt der
Dresdner 1939 vier Weltrekorde auf.
20 Jahre nach Woodstock gibt es in Moskau das
„Music Peace Festival“ vor fast 300.000 Zuschauern im Olympia-Stadion. Mit dabei: die „Scorpions“.
Chronik: 13. August
Die Münchner Zeitschrift „Zeit im Bild“ bricht den
Vorabdruck von Heinrich Manns „Der Untertan“
ab. Für satirische Kritik an deutschen Verhältnissen sei nicht der richtige Augenblick.
Außenminister von Ribbentrop informiert seinen
italienischen Amtskollegen Graf Ciano, dass der
Krieg gegen Polen vorbereitet wird. Italien hat
Bedenken.
Demonstration von DDR-Ausreisewilligen am Tag
des Mauerbaus vor dem Brandenburger Tor.
Chronik: 14. August
Kriegslyrik in der „Mayener Volkszeitung“: „Nun
wollen wir sie dreschen / Die Buben, die so frech
und arrogant / ob sie zu Wasser kommen, ob zu
Land / Wir sind gehärtet wie die Eschen.“
Hitler erklärt, er werde Polen trotz der britischen
Garantie angreifen. Er glaube nicht, dass sie ernst
gemeint sei.
Die Botschaft der Bundesrepublik in Ungarn muss
wegen „Überfüllung“ vorübergehend schließen.
Honecker erklärt in Ost-Berlin: „Den Sozialismus
in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“.
Chronik: 15. August
Der gesamte Landsturm wird eingezogen. Dazu
gehören alle Wehrpflichtigen zwischen dem 17.
und 45. Lebensjahr, die nicht aktiv im Dienst sind.
Das Melodram „Es war eine rauschende Ballnacht“ mit Zarah Leander und Marika Rökk in den
Hauptrollen feiert im Berliner Ufa-Palast Premiere.
In der „Aktuellen Kamera“ des DDR-Fernsehens
werfen DDR-Rückkehrer aus Ungarn dem Westen
Verführung vor. Man habe in der BRD Vereinsamung und Kälte erfahren.
Chronik: 16. August
Das Kriegsministerium schlägt sein Hauptquartier
in Koblenz auf, nahe der Westfront. Auch Kaiser
Wilhelm II. hält sich dort auf.
Außenminister Ribbentrop lässt durch seinen Botschafter in Moskau, Schulenburg, ausrichten, dass
Deutschland zum Abschluss eines Nichtangriffspakts mit der Sowjetunion bereit ist.
In Budapest entsteht vor der bundesdeutschen
Botschaft ein Zeltlager. Die DDR fordert von Ungarn, die Unterstützung der Flüchtlinge zu unterlassen.
Chronik: 17. August
Liebesgaben: In vielen Städten überreichen
Frauen belgischen Kriegsgefangenen Erfrischungen. Sie hoffen im Gegenzug auf gute Behandlung ihrer Männer und Söhne. Die Geste missfällt
den Behörden.
Französische Bomben- und Jagdflugzeuge fliegen
zu Manöverzwecken über Großbritannien. Wenige Tage zuvor hatten die Briten ihre Manöver abgehalten.
Honecker schreibt an Kohl, dass die DDR die Versuche Einzelner nicht billigen werde, „Sonderregelungen für ihre Ausreise zu erpressen“.
Chronik: 18. August
Betrunkene deutsche Soldaten plündern die Stadt
Tongeren in Belgien, zünden Häuser an, erschießen Bürger. Die Armee entschuldigt sich später.
In Danzig bildet sich die 1550 Mann starke SSHeimwehr, um in einem möglichen Krieg gegen
Polen zu kämpfen.
Vom hessischen Gebiet aus werden in der Nacht
über 90 Schüsse aus einem Kleinkalibergewehr
auf den thüringischen Ort Wahlhausen abgefeuert. Es gibt keine Verletzten; die Tat bleibt ungeklärt.
Chronik: 19. August
Schlacht bei Gumbinnen: Russische Truppen greifen auf deutschem Reichsgebiet an. Generaloberst Prittwitz befiehlt den Rückzug hinter die
Weichsel.
Ein Wirtschaftsvertrag über sowjetische Rohstofflieferungen an Deutschland erleichtert Hitler die
Kriegsplanung. So könnten die Folgen einer Seeblockade westlicher Mächte abgemildert werden.
„Paneuropäisches Picknick“ an der ungarischösterreichischen Grenze bei Sopron. Über 600
DDR-Bürger nutzen die zeitweise Grenzöffnung
zur Flucht.
Chronik: 20. August
Schlacht um Lothringen: Die ersten Offensiven
der französischen Armee werden abgewehrt, die
Deutschen nehmen über 10.000 Kriegsgefangene.
Die Sowjetunion startet unter General Schukow,
dem späteren Eroberer von Berlin, eine Offensive
gegen japanische Truppen in der Mongolei. Diese
führt zum Rückzug Japans aus dem Gebiet.
Das „Neue Deutschland“ feiert als Aufmacher den
Erfolg der DDR-Schwimmer bei den Europameisterschaften in Bonn.
Chronik: 21. August
Rohstoffhunger: Der Industrielle August Thyssen
fordert die Reichsregierung in einem Brief auf,
das französische Erzbecken von Longwy-Briey zu
annektieren.
Die Verhandlungen Frankreichs und Großbritanniens mit der Sowjetunion über ein Bündnis
scheitern. Polen will der Sowjetarmee im Fall eines Angriffs kein Durchmarschrecht gewähren.
In Prag wird mit illegalen Demonstrationen am
21. Jahrestag der Niederschlagung des „Prager
Frühlings“ gedacht. Mehrere 100 Menschen werden verhaftet.
Chronik: 22. August
Nach seinem umstrittenen Rückzugsbefehl bei
Gumbinnen wird der Oberbefehlshaber der 8. Armee, Prittwitz, entlassen. An der Ostfront soll es
nun General a.D. Paul von Hindenburg richten.
Die polnische Telegraphenagentur gibt bekannt,
dass die Ankündigung des Abschlusses eines
deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts in Warschau „keinen großen Eindruck gemacht“ habe.
Die bundesdeutsche Botschaft in Prag schließt
vorübergehend wegen Überfüllung.
Chronik: 23. August
Japan tritt auf Seiten der Entente in den Krieg ein:
Kriegserklärung an Deutschland.
In Moskau unterzeichnen die Außenminister Ribbentrop und Molotow den deutsch-sowjetischen
Nichtangriffspakt. Moskau sichert Neutralität im
Fall eines Krieges gegen Polen oder die Westmächte zu. In einem Zusatzprotokoll teilen sie
ihre Interessensgebiete in Osteuropa auf.
In den baltischen Republiken der UdSSR gedenken 2 Millionen Menschen der verlorenen Unabhängigkeit.
Chronik: 24. August
Massaker: Die belgische Stadt Dinant wird geplündert und zerstört. Am Vortag hatten deutsche Soldaten, vorgeblich auf der Suche nach
Freischärlern, 674 Zivilisten getötet.
Premierminister Chamberlain erklärt vor dem Parlament in London, dass Großbritannien zu seinem
Schutzversprechen gegenüber Polen steht.
Budapest: Rund 100 Botschaftsflüchtlinge werden
über Österreich in die Bundesrepublik ausgeflogen.
Chronik: 25. August
Deutsche Truppen brennen die Altstadt der belgischen Stadt Löwen (Leuven) nieder. Der Bestand
der Universitätsbibliothek wird vernichtet. Das
Ausland ist entsetzt über die „Kulturgräuel“.
Hitler gibt Befehl zum Angriff auf Polen für den
nächsten Tag. Weil die Briten einen Beistandspakt
mit Polen unterzeichnen, rudert er am Abend zurück.
Bei einem Geheimtreffen auf Schloss Gymnich bei
Bonn sagt Ungarns Ministerpräsident Németh
Bundeskanzler Kohl zu, DDR-Bürgern freie Ausreise zu gewähren.
Chronik: 26. August
Der deutsche Vormarsch in Frankreich geht weiter, das britische Expeditionskorps wird bei Le Cateau geschlagen. Die geplante Umfassung der Alliierten gelingt aber nur zum Teil.
Alle deutschen Handelsschiffe erhalten den Befehl, in ihre Heimathäfen zurückzukehren. Kein
Schiff darf mehr aus deutschen Häfen auslaufen.
Eine Gruppe von DDR-Oppositionellen (unter anderem Gutzeit, Meckel, Noack, Böhme) kündigt
die Gründung einer sozialdemokratischen Partei
in der DDR an.
Chronik: 27. August
In Berlin beginnt man zu rechnen: Vizekanzler
Delbrück soll feststellen, wie hoch die Kriegsentschädigungen sein werden, die Frankreich und
Belgien zu leisten imstande wären.
Premierenflug des ersten Düsenflugzeugs der
Welt vom Typ Heinkel He 178 in Rostock-Marienehe. Die Nazis erkennen jedoch die Bedeutung
nicht und stellen die Entwicklung ein.
Laut „Tagesspiegel“ erhält man in West-Berlin für
100 Ostmark nur noch 9 Westmark - ein Umtauschkurs von 11:1.
Chronik: 28. August
Erwartungen: Der einflussreiche Alldeutsche Verband formuliert klare Kriegsziele - die Annexion
Belgiens, ein Kolonialreich in Mittelafrika, neue
Siedlungsgebiete in Russland.
In Deutschland werden Lebensmittelmarken und
Bezugsscheine für Benzin ausgegeben. Später folgen die „Reichskleiderkarten“. Frankreich sperrt
die Grenze zu Deutschland.
Bundespräsident von Weizsäcker bekräftigt gegenüber Polen den deutschen Verzicht auf Gebietsansprüche.
Chronik: 29. August
Im Reich haben mittlerweile viele kleine Betriebe
schließen müssen, Großbetriebe auf Heeresproduktion umgestellt: Massenentlassungen und
hohe Arbeitslosigkeit sind die Folge.
Angesichts der steigenden Kriegsgefahr bekräftigen Staaten wie Argentinien, Schweden und die
Niederlande ihre Neutralität.
Ost-Berlin: Das SED-Politbüro übt Kritik, dass die
West-Medien die Flüchtlingsbewegung in der
Form von „Frontberichterstattungen“ darstellen.
Chronik: 30. August
Bei Allenstein (heute Olsztyn) wird die zahlenmäßig überlegene 2. russische Armee eingekesselt
und geschlagen. 92.000 Russen geraten in Gefangenschaft. Hindenburg wird als „Held von Tannenberg“ glorifiziert.
Polen verkündet die Generalmobilmachung. In
Deutschland wird ein Kriegsministerrat eingesetzt, der Verordnungen mit Gesetzeskraft erlassen kann.
Bayern bereitet sich auf die Errichtung von Notaufnahmelagern für DDR-Flüchtlinge vor.
Chronik: 31. August
Entgegenkommen: Seit heute ist das Lesen sozialdemokratischer Schriften in Kasernen erlaubt,
der „Vorwärts“ darf nun auch an Bahnhöfen verkauft werden.
2. WK: 1 Tag vor Kriegsbeginn 1939
Angehörige der SS überfallen, als polnische Soldaten verkleidet, den deutschen Rundfunksender
Gleiwitz in Oberschlesien. Dies dient als Vorwand
für den Überfall auf Polen am Folgetag.
Österreich schafft die Visumpflicht für Bürger der
DDR ab. So soll die Weiterreise nach einer Flucht
über Ungarn in die Bundesrepublik erleichtert
werden.
Chronik: 1. September
Auf Befehl von Zar Nikolaus II. wird St. Petersburg
in Petrograd umbenannt - „russifiziert“.
2. WK: Kriegsbeginn 1939
Von See aus greift Deutschland ein polnisches
Munitionslager auf der Westerplatte vor Danzig
an; Truppen marschieren in Polen ein. „Seit 5 Uhr
45 wird jetzt zurückgeschossen“, verkündet Hitler
vor dem Reichstag in Berlin.
Nach 2 Monaten Ferien beginnt in der DDR wieder der Unterricht. Die Folgen der Massenflucht
werden durch fehlende Schüler und Lehrer deutlich.
Deutsche Truppen stehen vor Paris. Die französische Regierung verlegt ihren Sitz nach Bordeaux.
2. WK: 1 Tag nach Kriegsbeginn 1939
Die Freie Stadt Danzig wird an das Deutsche
Reich angeschlossen. Großbritannien und Frankreich ordnen die Generalmobilmachung an. In
Berlin übergibt Italiens Botschafter eine Nachricht
von Mussolini, der einen Waffenstillstand und
eine Friedenskonferenz vorschlägt.
In den Auffanglagern in Ungarn werden über
3500 DDR-Bürger gezählt.
Der glücklose albanische Fürst Wilhelm gibt den
Machtkampf im Land verloren. Der Preuße reist
ins Deutsche Reich zurück und tritt in die Armee
ein.
Großbritannien und Frankreich erklären Deutschland den Krieg. „Bromberger Blutsonntag“: In der
polnischen Stadt werden dort ansässige Deutsche
getötet, die NS-Propaganda nutzt dies später.
Letzte Flucht über die Ostsee in den Westen: Ein
24-jähriger DDR-Bürger schwimmt 19 Stunden
von Wismar kommend Richtung Lübecker Bucht.
Ein ungelöstes Problem: Wo soll man die Kriegsfangenen von Tannenberg internieren? Kaiser
Wilhelm II. schlägt vor, sie auf die Kurische Nehrung zu treiben und dort verhungern zu lassen.
Der britische Premierminister Chamberlain beruft
Churchill als Marineminister in sein Kabinett. In
Deutschland wird der halbjährige Reichsarbeitsdienst auch für junge Frauen Pflicht.
Über 1000 Menschen rufen nach dem Montagsgebet in der Leipziger Nikolaikirche „Wir wollen
raus“.
Frankreich, Russland und Großbritannien verpflichten sich im Vertrag von London, keinen Separatfrieden abzuschließen.
Die USA und Japan erklären ihre Neutralität. Die
Vereinigten Staaten treten erst 1941 nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor in den Krieg
ein.
Helmut Kohl beschreibt im Bundestag das „Verhältnis der beiden deutschen Staaten in Deutschland zueinander“ als „ein wesentliches Element
der Stabilität in Europa“.
Am Fluss Marne (Nordfrankreich) stellen sich
französische und britische Truppen den von langen Märschen erschöpften Deutschen entgegen.
Es folgt eine mehrtägige Schlacht.
Großbritannien beginnt mit einer Seeblockade
gegen das Deutsche Reich. Sie ist aber nicht so
wirksam wie diejenige im Ersten Weltkrieg.
Das „Neue Deutschland“: „Massenarbeitslosigkeit
in der BRD bleibt auf hohem Stand / Rund vier
Millionen Menschen sind direkt betroffen“.
Marne-Schlacht: Der Kaiser will sein Gardekorps
besuchen, das aber in heftigen Gefechten steckt.
Nach 240 Kilometern Anfahrt mit dem Auto heißt
es: Umkehren.
Französische Truppen rücken ins Saarland vor.
Die im Beistandspakt mit Polen vorgesehene
große Offensive bleibt aber aus, was der Wehrmacht den Vormarsch im Osten erleichtert.
Auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin wird gegen
die Fälschungen bei den Kommunalwahlen vom
Mai protestiert. Es gibt vorläufige Festnahmen.
Den müden deutschen Truppen fehlt es in der
Marne-Schlacht an Reserven, die Kommunikation
zwischen den Armeen klappt nicht. Es entsteht
eine 30 Kilometer große Lücke, in die die Alliierten vorstoßen.
Erste deutsche Truppen erreichen den Stadtrand
von Warschau. Die polnische Besatzung der Westerplatte vor Danzig ergibt sich.
Die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in
Ost-Berlin wird für den Besucherverkehr geschlossen.
Wendepunkt: Die 1. und 2. deutsche Armee brechen die Marne-Schlacht ab und ziehen sich zurück. Verluste auf beiden Seiten: etwa 250.000
Mann. Damit ist der Schlieffen-Plan gescheitert.
Schlacht an der Bzura: Polnische Truppen starten
an dem Fluss westlich der Hauptstadt Warschau
einen Gegenangriff. Sie müssen sich zehn Tage
später der Wehrmacht ergeben.
Laut „Tagesschau“ steht die Ausreise der DDRFlüchtlinge aus Ungarn unmittelbar bevor.
Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin
und Franz Mehring stellen sich gegen die SPDParteimehrheit und kritisieren öffentlich deren
Unterstützung für die Kriegspolitik.
Kanada erklärt als erstes amerikanisches Land
Deutschland den Krieg. In der Stadt Bromberg
werden polnische Geiseln erschossen.
Der Gründungsaufruf „Aufbruch 1989 neues
Forum“ wird von 30 Bürgerrechtlern unterzeichnet.
Laut Schlieffen-Plan müsste man Frankreich nun
besiegt haben und mit der Truppenverlegung
gen Osten beginnen. Stattdessen sind alle deutschen Armeen im Westen auf dem Rückzug.
Der türkische Ministerpräsident Refik Saydam
erklärt, dass sich sein Land aus dem Konflikt heraushalten will.
Ungarn öffnet die Grenzen Richtung Westen,
zehntausende DDR-Bürger reisen aus. Oppositionelle kommen erneut in der Leipziger Nikolaikirche zum Friedensgebet zusammen. Es gibt Verhaftungen.
Die deutschen Truppen kommen hinter der Linie
Noyon-Reims-Verdun zum Stehen. Aus dem Bewegungskrieg wird ein Stellungskrieg.
Der Oberste Kriegsrat Großbritanniens und Frankreichs trifft sich in Abbeville. Polen wird Unterstützung zugesagt.
Der FDGB-Vorsitzende Harry Tisch spricht auf einer Veranstaltung bezüglich der Fluchtwelle von
einer „Schlammschlacht“. In der DDR wird der
Gründungsaufruf der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ veröffentlicht.
In Berlin klagt die Bevölkerung über hohe Fleischpreise und unangemessen kleine Brote.
Frankreichs Ministerpräsident Édouard Daladier
bildet ein Kriegskabinett, in dem er zusätzlich das
Amt des Außenministers übernimmt.
Die Grenzöffnung Ungarns wird von der DDR als
„organisierter Menschenhandel“ kritisiert. Der
West-Berliner Senat ist bemüht, Notunterkünfte
für die Flüchtlinge bereitzustellen.
Nach der Niederlage in der Marne-Schlacht hat
Generalstabschef Moltke einen Nervenzusammenbruch. Preußens Kriegsminister Falkenhayn
ersetzt ihn.
Das U-Boot U 39 wird nach misslungenem Angriff
auf einen britischen Flugzeugträger nordwestlich
von Irland versenkt. Die Besatzung rettet sich.
Warschau: Die bundesdeutsche Botschaft in Polen wird wegen zu vieler DDR-Flüchtlinge geschlossen. Die Gründung der DDR-Oppositionsgruppe „Demokratischer Aufbruch“ wird bekannt
gegeben.
Im Osten gibt es einen weiteren deutschen Sieg:
Die russische Njemen-Armee muss sich aus Ostpreußen zurückziehen. Der „Mythos Hindenburg“
wächst.
August Dickmann, ein Zeuge Jehovas, wird als
erster deutscher Kriegsdienstverweigerer im
Zweiten Weltkrieg im KZ Sachsenhausen hingerichtet.
In Hamburgs Kunsthalle öffnet die Ausstellung
„Europa 1789. Aufklärung - Verklärung - Verfall“.
Die deutschen Truppen wehren die Durchbruchsbemühungen der Franzosen am Fluss Aisne ab.
Erstmals werden Schützengräben zur Verteidigung angelegt.
Die Sowjetunion und Japan unterzeichnen ein
Abkommen zur Beilegung des Konflikts im Grenzgebiet zwischen der Mongolei und dem japanischen Satellitenstaat Mandschukuo (Mandschurei).
Ost-Berlin: Die christlichen Kirchen fordern von
der DDR, die Ursachen für die Fluchtwellen zu beseitigen.
Deutsch-Neuguinea wird von australischen Streitkräften besetzt.
Die Rote Armee marschiert im Osten Polens ein.
Der Angriff geschieht in Abstimmung mit
Deutschland, das sich vor Kriegsausbruch mit der
Sowjetunion auf eine Teilung Polens verständigt
hatte.
Bundesaußenminister Genscher erklärt im RIAS,
Ungarn habe „durch neues Denken gezeigt, dass
es ernst macht mit seiner europäischen Bestimmung, dass es die Normen des Zusammenlebens
der Völker in Europa anerkennt“.
Innenminister Delbrück verbietet landesweit die
vorzeitige Schlachtung von Rindern (Kälber, Färsen), um die Versorgung mit Fleisch sicherzustellen.
Polens Regierung flieht in der Nacht nach Rumänien, wo sie auf Druck der Deutschen interniert
wird. Später geht es ins Exil nach Paris, ab 1940
organisiert sie den Widerstand gegen das Deutsche Reich von London aus.
Leipzig: Nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche heißt der Sprechchor nun „Wir bleiben
hier“.
Viele Lichtspielhäuser stellen ihr Programm auf
Kriegsfilme um. Viel Anklang findet etwa Emil Albes‘ „Grenzwacht im Osten. Nun wollen wir sie
dreschen“.
Die an der Bzura eingekesselten polnischen Truppen ergeben sich den Deutschen. Damit ist die
längste Schlacht des Polenfeldzugs beendet.
Das „Neue Forum“ beantragt in Ost-Berlin die Zulassung als politische Partei. Die Synode der
Evangelischen Kirche fordert in Eisenach „längst
überfällige Reformen“.
Bei der Belagerung der französischen Stadt Reims
wird die Kathedrale durch deutsche Artillerie
schwer beschädigt.
Juden im Deutschen Reich wird der Besitz von
Rundfunkempfängern verboten. Die Betroffenen
müssen ihre Geräte ohne eine Entschädigung abgeben.
Washington: US-Präsident Bush hält eine Wiedervereinigung Deutschlands für möglich. Die Bonner Botschaft in Warschau wird wegen Überfüllung geschlossen. Das ZK der KPdSU sagt seinen
Republiken wirtschaftliche Selbstständigkeit zu.
In Galizien hat sich die österreichisch-ungarische
Armee zurückziehen müssen. Die erwartete deutsche Unterstützung gegen die Russen blieb aus.
Der Chef der Sicherheitspolizei, Heydrich, ordnet
an, die jüdische Bevölkerung in den besetzten
polnischen Gebieten in Städten mit Bahnanschluss zu konzentrieren. Von den Ghettos aus
beginnt später die Deportation.
Die DDR-Führung sieht das „Neue Forum“ als
staatsfeindlich an. Eine Zulassung als politische
Partei wird abgelehnt.
In der Nordsee versenkt das deutsche U-Boot U 9
drei britische, militärisch eher unbedeutende Panzerkreuzer an einem Tag. Knapp 1500 Seeleute
sterben. Der Ruf der Royal Navy ist beschädigt.
Generaloberst Freiherr von Fritsch fällt beim Gefecht um Warschau. Bis zu seinem Sturz 1938 wegen angeblicher Homosexualität war er Oberbefehlshaber des Heeres, wurde dann rehabilitiert.
Die SED-Bezirksleitungen in der DDR werden aufgefordert, „feindliche Aktionen im Keime zu ersticken“.
Die Presse feiert den „Retter Ostpreußens“: „In
Mordlust labte sich der Russenbär / da brach wie
Ungewitter / ein auf die Moskowitter / Held Hindenburg.“
Der Psychologe Sigmund Freud stirbt 83-jährig
im Exil in London. Er war wegen seiner jüdischen
Herkunft aus Österreich geflohen.
Die britische Premierministerin Thatcher sagt laut
Nachschrift des sowjetischen Beraters Tschernjajew: „Großbritannien und Westeuropa sind an einer Vereinigung Deutschlands nicht interessiert“.
Russische Truppen beginnen die größte Belagerung des 1. Weltkriegs: 140.000 österreichische
Soldaten sind in der Festung Przemysl (Polen)
eingeschlossen. Im März 1915 ergeben sie sich.
Ungarn und die Sowjetunion nehmen wieder diplomatische Beziehungen auf. Sie waren nach
dem Beitritt Ungarns zum Antikominternpakt abgebrochen worden.
Prag: Immer mehr DDR-Flüchtlinge kommen in
der bundesdeutschen Botschaft in der CSSR zusammen. Die CSSR verstärkt die Kontrollen an der
Grenze nach Ungarn.
Rumänien entscheidet sich dafür, seine Neutralität beizubehalten. Deutschlands Bemühungen um
Unterstützung laufen fehl.
Ein Großangriff der Wehrmacht auf die polnische
Hauptstadt Warschau wird abgewehrt. Die Luftwaffe bombardiert das Stadtgebiet mit Sprengund Brandbomben.
Über 5000 Menschen rufen in Leipzig nach dem
Friedensgebet in der Nikolaikirche nach „Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit“ und fordern die Zulassung des „Neuen Forums“.
Der Maler August Macke stirbt im Alter von 27
Jahren als Kriegsfreiwilliger an der Westfront in
Perthes-lés-Hurlus.
Die französische Regierung beschließt ein Verbot
der Kommunistischen Partei. Grund ist deren Befürwortung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts.
DDR-Angebot an die Botschaftsflüchtlinge: Garantierte Ausreise in den Westen innerhalb eines
halben Jahres. Bedingung ist die vorherige Rückkehr in die DDR. Die Stasi will oppositionelle Zusammenschlüsse „operativ bearbeiten“.
Auch in den Kolonien wird gekämpft: Die Deutschen müssen die kamerunische Hafenstadt Duala aufgeben.
Mit der Kapitulation Warschaus ist der Polenfeldzug beendet. Hitler weist die Militärführung an,
einen Angriffsplan gegen die Westmächte auszuarbeiten.
Zum Schutz des 40. Jahrestages der DDR wird erwogen, die Nationale Volksarmee für den Einsatz
in Ost-Berlin in Stellung zu bringen. Die CSSR erklärt, dass es für die Prager Botschaftsbesetzer
keine ungarische Lösung geben werde.
Das deutsche Hauptquartier wird von Luxemburg
ins französische Charleville-Mézières verlegt. Der
Kaiser bezieht die Villa des Industriellen Corneau.
Der Vertrag über die Teilung Polens zwischen
Deutschland und der Sowjetunion wird in Moskau
unterzeichnet. Den Staat Polen gibt es nicht
mehr.
Die Leipziger Staatsanwaltschaft droht den Nikolaikirche-Pfarrern Führer und Wonneberger mit
Haftstrafen wegen politischer Tätigkeit.
„Gold gab ich für Eisen“: Der Slogan soll die Deutschen animieren, Gold und Silber zur Kriegsfinanzierung abzugeben. Die Spender erhalten Eisenschmuck.
Frankreichs Ministerpräsident beruft „Kleinen
Kriegsrat“ ein. Aussage des Treffens: Franzosen
und Briten halten an der Existenz Polens fest.
Das SED-Politbüro beugt sich dem sowjetischen
Druck und erklärt sich bereit, die Botschaftsflüchtlinge der DDR ausreisen zu lassen. Sie müssen das Land aber über das Gebiet der DDR verlassen.
Der Bundesrat verbietet deutschen Schuldnern,
britische Gläubiger auszuzahlen. Kein Kapital soll
mehr zu den Kriegsgegnern abfließen. Bei Verstößen drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.
In Paris bildet sich eine polnische Exilregierung
unter Leitung von Władysław Sikorski. Sie wird
von den Westmächten anerkannt.
Bundesaußenminister Genscher verkündet in der
Prager Botschaft, dass die Ausreise der circa 5500
Botschaftsflüchtlinge in den nächsten Tagen
stattfinden kann.
Chronik: 1. Oktober
Westfront: Die deutsche Armee versucht mehrfach erfolglos, die französischen Stellungen bei
Roye zu durchbrechen.
Das Reichssicherheitshauptamt unter der Leitung
von Heydrich nimmt die Arbeit auf. Von hier aus
wird die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik
gesteuert.
Das „Neue Forum“ will gegen die Nichtzulassung
Beschwerde beim DDR-Innenministerium einlegen. Sonderzüge mit DDR-Flüchtlingen aus Warschau und Prag durchqueren die DDR bei der
Fahrt in den Westen.
Chronik: 2. Oktober
Streit um explosive Munition: Österreich-Ungarn
bestreitet offiziell, Dumdum-Geschosse zu verwenden.
Im deutschen Reich wird an einigen Universitäten,
darunter Königsberg und Göttingen, der Lehrbetrieb wieder aufgenommen. Statt in Semestern
wird vorerst in Trimestern studiert.
20.000 Menschen kommen in Leipzig zur Montagsdemonstration zusammen und rufen erstmals
auch die Parole „Wir sind das Volk“. Erneut werden zahlreiche Menschen verhaftet.
Chronik: 3. Oktober
30.000 kanadische Soldaten, die allermeisten davon Freiwillige, werden per Schiff nach Großbritannien gebracht.
Die Panamerikanische Konferenz stimmt für die
Schaffung einer Sicherheitszone rund um den
Kontinent, mit Ausnahme Kanadas. Die Kriegsparteien dürfen dort keine Militäroperationen durchführen.
Die DDR setzt den visafreien Grenzverkehr in die
CSSR aus und wird am Folgetag auch den Transitverkehr nach Bulgarien und Rumänien stoppen.
Chronik: 4. Oktober
93 Wissenschaftler und Künstler verteidigen im
„Aufruf an die Kulturwelt“ den deutschen Militarismus. Später bedauern viele ihre Unterschrift
unter dem Manifest.
Der zivile Luftverkehr mit befreundeten Staaten
wird wieder aufgenommen. Statt von Berlin-Tempelhof starten die Flugzeuge vom Sportflugplatz
Rangsdorf aus.
Erneut fahren Züge mit 7000 DDR-Bürgern aus
Prag über Dresden in die Bundesrepublik. Krawalle in Dresden, als die Polizei verhindert, dass
DDR-Bürger auf die Züge aufspringen.
Chronik: 5. Oktober
Der französische Pilot Joseph Frantz schießt bei
Reims einen deutschen Aviatik-Doppeldecker ab:
der weltweit erste Luftkampf mit Todesfolge.
Auf Druck der Sowjetunion schließt Lettland ein
Abkommen über die Stationierung von Soldaten
der Roten Armee auf seinem Gebiet. Das Land
war im Hitler-Stalin-Pakt der Interessensphäre
Moskaus zugeordnet worden.
Rund 250 Menschen werden in Magdeburg bei
einer Demonstration gegen die DDR-Führung
festgenommen.
Chronik: 6. Oktober
Die Royal Navy legt entlang der englischen Küste
Minenfelder zur Verteidigung an.
In einer Reichstagsrede unterbreitet Hitler den
Westmächten ein Friedensangebot. Zugleich skizziert er die Neuordnung Europas nach rassischen
Gesichtspunkten, was die Umsiedlung ganzer
Volksgruppen vorsieht.
In der „Leipziger Volkszeitung“ heißt es, die
Kampfgruppen würden nicht länger die Staatsfeindlichkeit der Montagsdemonstranten dulden.
Chronik: 7. Oktober
In Leipzig strömen die Besucher in Scharen zur
ersten deutschen Kriegsausstellung. Gezeigt werden Soldatenbriefe, Extrablätter, Kriegskarten.
Himmler wird Beauftragter für die Deportation
der polnischen Bevölkerung aus Teilen der besetzten Gebiete. Hier sollen Deutschen angesiedelt werden.
Die DDR feiert 40. Jahrestag, in Ost-Berlin gibt es
Massenverhaftungen bei Demos: „Gorbi, hilf uns“.
Gorbatschows Pressesprecher zitiert ihn mit „Wer
zu spät kommt, den bestraft das Leben“.
Chronik: 8. Oktober
In Italien tritt Kriegsminister General Domenico
Grandi zurück, er war wegen seiner Rüstungspolitik öffentlich kritisiert worden.
Die Deutschen verfügen in Polen die Errichtung
des ersten Ghettos für Juden: In Piotrków Trybunalski nahe Lodz leben bis zu ihrer Deportation
ins Vernichtungslager rund 25.000 Menschen.
Honecker erklärt, die Proteste des Vortages seien
„gegen die verfassungsmäßigen Grundlagen unseres sozialistischen Staates gerichtet“ gewesen.
Chronik: 9. Oktober
Nach 12 Tagen Belagerung marschieren deutsche
Truppen in Antwerpen ein. Die belgische Regierung weicht nach Ostende aus.
Das sogenannte „Euthanasie-Programm“ beginnt:
Fragebögen werden an Pflege- und Heilanstalten
verschickt, um diejenigen Patienten herauszufiltern, die getötet werden sollen.
Bald 100.000 Menschen demonstrieren unbehelligt von der Polizei in Leipzig und anderen Städten der DDR.
Chronik: 10. Oktober
Nahrungsmittelknappheit: In Bayern wird
Gaststätten verboten, Weißbrot als Beilage zur
Mahlzeit zu reichen.
Hitler eröffnet das Kriegswinterhilfswerk 1939/40.
Die Stiftung sammelt Geld- und Sachspenden für
Bedürftige und entlastet so die Staatskasse.
Frankreichs Außenminister Dumas: „Die Teilung
Deutschlands ergibt sich aus internationalen Verträgen“. Eine deutsche Wiedervereinigung sei
„verfrüht“. In Dresden beginnen Gespräche zwischen OB Berghofer und der Opposition.
Das deutsche U-Boot U 26 versenkt vor Finnland
den russischen Panzerkreuzer Pallada. Das Ereignis wird auf mit Illustrationen bedruckten, halbseidenen „Vivatbändern“ verewigt.
Deutschland wirft Großbritannien vor, Polen mit
Gelbkreuzgas beliefert zu haben. Deutsche Soldaten seien durch den Einsatz des Giftgases gestorben. London weist die Vorwürfe zurück.
Ost-Berlin: Die SED kündigt neue „Vorschläge für
einen attraktiven Sozialismus“ an.
In Sarajevo beginnt der Prozess gegen 25 Angeklagte wegen des Attentats auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand.
Nach Frankreich lehnt auch Großbritannien das
Friedensangebot Hitlers ab. Deutschland solle
seine Friedensbereitschaft durch Taten und nicht
durch Worte zeigen, sagt Premierminister Chamberlain.
Das Europäische Parlament in Brüssel ruft die
DDR zu demokratischen Reformen auf.
Der US-amerikanische Erfinder Garrett Morgan
erhält das Patent auf seine Gasmaske.
Die Wehrmacht gibt im Frontbericht bekannt: Im
Osten (Polen) stehe man kurz vor der mit den Sowjets vereinbarten Demarkationslinie; im Westen
sprengten die Franzosen mehrere Rheinbrücken.
Die Dresdner Polizeiführung legt unter Führung
von SED-Bezirksleiter Modrow einen Geheimplan
zur Unterdrückung von Bürgerunruhen vor.
An der Ostfront tobt seit Monatsbeginn die
Schlacht an der Weichsel. Die Deutschen kommen bis dicht vor Warschau.
Das deutsche U-Boot U 47 unter dem Kommando
von Günther Prien versenkt das britische
Schlachtschiff „Royal Oak“ in der Bucht Scapa
Flow, einem Stützpunkt der britischen Flotte. 833
Menschen sterben. Die NS-Propaganda nutzt den
militärischen Erfolg für ihre Zwecke.
Die 1. Landeskonferenz des „Neuen Forums“ findet in Ost-Berlin statt.
Deutsche Truppen erreichen die Kanalküste in
Flandern. Ostende und Zeebrügge werden deutsche U-Boot-Stützpunkte.
Das Deutsche Reich vereinbart mit Estland, die
Volksgruppe der Deutschbalten umzusiedeln. Sie
sollen vor allem im besetzten Polen angesiedelt
werden.
Der tschechische Schriftsteller Václav Havel erhält
den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er
bekommt von der CSSR keine Ausreiseerlaubnis
nach Frankfurt am Main.
Das Internationale Rote Kreuz richtet eine Zentralstelle für Kriegsgefangene ein, über die Familien Geld, Päckchen und Briefe schicken können.
Im deutschen Rundfunk ertönt zu Meldungen
über Erfolge im Seekrieg gegen die Briten das
Lied „Denn wir fahren gegen Engeland“ des Dichters Hermann Löns.
Bei einer Demonstration in Leipzig fordern über
100.000 Menschen Reise-, Presse- und Meinungsfreiheit. Bei freien Wahlen soll auch das
Neue Forum kandidieren können.
Die russischen Truppen bei Warschau werden
verstärkt; Generaloberst Hindenburg leitet den
Rückzug der deutschen 9. Armee ein. Es geht zurück an die schlesische Grenze.
Strafverfahren gegen Angehörige der SS und Polizei werden künftig vor eigenen Sondergerichten
verhandelt und so der allgemeinen Gerichtsbarkeit entzogen.
Die Absetzung von Erich Honecker wird vom
SED-Politbüro beschlossen.
In aller Stille nimmt die Frankfurter Universität die
Arbeit auf. Die Eröffnungsfeier fällt wegen des
Krieges aus. Eingeschrieben sind 618 Studenten.
In Deutschland arbeiten Zehntausende polnische
Zwangsarbeiter, meist in der Landwirtschaft. Ihre
Zahl wächst bis Jahresende auf rund 300.000 an.
Machtkampf in der SED. Erich Honecker wird gestürzt, er geht „aus gesundheitlichen Gründen“.
Neuer SED-Generalsekretär wird Egon Krenz. Er
kündigt eine „Wende“ und neue Reisebestimmungen an.
In England steigt die Furcht vor deutschen Luftangriffen durch Zeppeline. Lloyds verkauft Versicherungspolicen gegen Luftschiffgefahren.
Die französischen Truppen ziehen sich wieder aus
dem Saarland zurück. Der „Sitzkrieg“ an der
Westfront, gekennzeichnet von militärischer Zurückhaltung auf beiden Seiten, geht weiter.
Halle: Mehrere Mitglieder des „Neuen Forums“
werden festgenommen.
Beginn der Ersten Flandernschlacht. Die Oberste
Heeresleitung setzt schlecht ausgebildete jugendliche Freiwillige ein, die zu Tausenden sterben.
Papst Pius XII. erlässt seine erste Enzyklika:
„Summi pontificatus“. Darin zeigt er sich besorgt
über den Kriegsausbruch und beklagt die Zerstörung von christlichen und moralischen Werten.
Laut „Aktuelle Kamera“ wird die sowjetische Monatszeitschrift „Sputnik“ wieder zugelassen und
soll schnellstmöglich wieder frei verkäuflich sein.
An der Front bei Lille arbeitet der Impressionist
Max Slevogt als Kriegsmaler. Nach drei Wochen
kehrt er erschüttert von den Kriegserlebnissen
heim.
„Heim ins Reich“: Deutschland einigt sich mit Italien auf die Umsiedlung von deutschstämmigen
Südtirolern ins Reichsgebiet.
In vielen Orten der DDR wird an diesem Samstag
für Reise- und Meinungsfreiheit sowie freie Wahlen demonstriert.
Bei der ersten Kriegssitzung des preußischen
Landtags fordert die SPD, das Dreiklassenwahlrecht aufzuheben. Die meisten Abgeordneten erscheinen in grauer Felduniform.
„Eintopfsonntag“: Statt des üblichen Sonntagsgerichts sollen die Deutschen von Oktober bis März
einmal im Monat Eintopf essen. Das so gesparte
Geld wird von den Blockwarten eingesammelt
und dem Winterhilfswerk gespendet.
Zahlreiche DDR-Bürger gehen in Plauen und Rostock auf die Straße.
Filmpionier Oskar Messter zeigt im Kino seine
erste deutsche Wochenschau mit Berichten vom
Kriegsgeschehen.
Arthur Greiser, bis vor kurzem Senatspräsident
der Freien Stadt Danzig, wird zum Gauleiter vom
besetzten Posen (später Warthegau) ernannt.
300.000 Menschen kommen allein in Leipzig zu
Demonstrationen zusammen, Zehntausende sind
es in Magdeburg. Die Volksrepublik Ungarn wird
in Republik Ungarn umbenannt.
Der Wirtschaftskrieg geht weiter: Frankreich
schließt Firmen, die Deutschen oder Österreichern gehören.
Im besetzten Polen führt der Stadtkommandant
von Włocławek (Leslau) einen gelben Winkel zur
Kennzeichnung der jüdischen Bevölkerung ein.
Das SED-Politbüro will in absehbarer Zeit eine
neue Verordnung für Reisen von DDR-Bürgern
ins Ausland vorlegen. Parteichef Krenz wird auch
zum Vorsitzenden des Staatsrats und des Nationalen Verteidigungsrates gewählt.
Deutscher Großangriff an der Flandern-Front.
Durchbruchsversuche durch die Verteidigungslinien der Entente bei Arras, Diksmuide und Ypern
scheitern.
Die Militärverwaltung in den von Deutschland besetzten Teilen Polens wird aufgehoben. An ihre
Stelle treten Gauleiter und Generalgouverneur.
Staatssicherheits-Mitarbeiter sollen in Zukunft
eine Waffe tragen. Dies bestimmt Stasi-Chef
Mielke.
Die Kriegschemikalien AG wird gegründet. Sie
verwaltet Kriegsrohstoffe wie Salpeter und forscht
an Gaskampfstoffen. Ihr Leiter ist Fritz Haber.
Der Westteil Polens wird an das Reich angegliedert. Hier sollen vornehmlich Deutsche leben. Juden und Polen werden im östlichen „Generalgouvernement“ konzentriert und zur Arbeit gezwungen.
Führende SED-Funktionäre schließen die Verhängung des Ausnahmezustands nicht länger aus.
SED-Generalsekretär Krenz telefoniert mit Bundeskanzler Kohl.
Der Weizen ist knapp: Der Bundesrat ordnet an,
Weizenbrot und Gebäck auch Roggen- und Kartoffelmehl beizumischen.
In einer Rundfunkansprache dementiert US-Präsident Roosevelt Gerüchte, wonach die Vereinigten
Staaten in den Krieg in Europa eintreten wollen.
Der Staatsrat der DDR verkündet eine Amnestie
für alle Flüchtlinge und Demonstrationsteilnehmer. Ab 1. November könne man auch wieder visafrei in die CSSR reisen.
Urteile für die Sarajevo-Attentäter: 5 Personen
zum Tod verurteilt, 20 Jahre Haft für den minderjährigen Schützen. Eine Beteiligung der serbischen Regierung kann nicht nachgewiesen werden.
Am Gründungstag der Tschechoslowakei kommt
es in Prag zu Protesten gegen die deutsche Besatzung. Arbeiter und Studenten gehen auf die
Straße. Es gibt Schießereien und Festnahmen.
Die älteste DDR-Oppositionsgruppe „Initiative
Frieden und Menschenrechte“ konstituiert sich
landesweit.
Die türkische Flotte greift Odessa und andere russische Schwarzmeerhäfen an. Damit tritt das Land
an der Seite der Mittelmächte Deutschland und
Österreich-Ungarn in den Krieg ein.
Im besetzten Polen beginnen deutsche und sowjetische Vertreter damit, die Grenzlinie zu vermessen.
Ost-Berlin: Vor dem Roten Rathaus wird von Oppositionellen der Mauertoten gedacht. Man fordert den Abriss der Mauer.
Belgische Truppen öffnen die Seeschleuse bei
Nieuwpoort. Die Fluten drängen die Deutschen
zurück.
Deportationsbefehl Himmlers: Alle Juden und
zum Teil auch nichtjüdische Polen sollen von den
besetzten Gebieten im Westen Polens ins östlicher gelegene „Generalgouvernement“ gebracht
werden.
Die DDR-Fernsehsendung „Der schwarze Kanal“
des SED-Kommentators Karl-Eduard von Schnitzler wird aus dem Programm genommen.
Russland, Frankreich und Großbritannien schließen ihre Botschaften in Konstantinopel (heute
Istanbul).
Ein Umsiedlungsvertrag zwischen Deutschland
und Lettland sieht vor, dass die Deutschbalten ins
besetzte polnische Gebiet um die Stadt Posen
gebracht werden sollen.
Die USA und die UdSSR vereinbaren ein Gipfeltreffen für den 2./3. Dezember. Ort soll die Mittelmeerinsel Malta sein.
Chronik: 1. November
Hindenburg wird zum Oberbefehlshaber Ost ernannt und gerät in Konflikt mit Generalstabschef
Falkenhayn, der der Westfront mehr Priorität einräumen will.
Die ehemals polnische West-Ukraine wird an die
Sowjetunion angegliedert. Hunderttausende Polen und Ukrainer werden nach Sibirien deportiert.
Der neue SED-Generalsekretär Krenz erteilt bei
einem Besuch in Moskau einer deutschen Wiedervereinigung eine Absage. In vielen DDR-Städten gibt es erneut Demonstrationen.
Die britische Regierung erklärt die gesamte
Nordsee zum Kriegsgebiet. Neutrale Schiffe können nur noch auf eigenes Risiko passieren.
Uraufführung des Spielfilms „Die Reise nach Tilsit“ von Veit Harlan in der ostpreußischen Stadt.
1940 wird der Film auch in den Niederlanden und
den USA gezeigt.
Rücktritt von Volksbildungsministerin Margot
Honecker und FDGB-Chef Harry Tisch.
Der Dichter Georg Trakl tötet sich mit einer Überdosis Kokain. Er war als Militärapotheker in Galizien eingesetzt.
Das Deutsche Reich und die Sowjetunion unterzeichnen ein Abkommen über die Umsiedlung
der Volksdeutschen aus der Westukraine in den
Reichsgau Posen.
Rund 6000 Botschaftsflüchtlinge in Prag dürfen
laut SED-Politbüro direkt in die Bundesrepublik
ausreisen. SED-Generalsekretär Krenz betont
noch einmal den Erneuerungswillen der SED,
trotzdem kommt es zu neuen Ausreisewellen.
Lettow-Vorbecks zahlenmäßig unterlegene Truppe besiegt in Tanga (Deutsch-Ostafrika) britische
Einheiten. Erst 1916 greifen die Briten dort wieder
an - diesmal erfolgreich.
Die USA lockern ihre Neutralitätsbestimmungen
in Bezug auf den Waffenhandel. Begünstigt werden dabei Großbritannien und Frankreich.
Geschätzt bis zu 1 Mio. Menschen demonstrieren
auf Ost-Berlins Alexanderplatz für Meinungs- und
Versammlungsfreiheit. Politbüro-Mitglied Schabowski wird ausgepfiffen, das DDR-Fernsehen
überträgt.
Spanien entscheidet, im Weltkrieg neutral zu bleiben. Die Abgeordneten billigen die Neutralitätspolitik von Ministerpräsident Dato.
Zu Beginn der Fußball-Meisterschaft 1939/1940
wird die „Gauliga“ in „Sportbereichsklasse“ umbenannt, da den Nazis das Wort „Liga“ zu englisch
klingt.
Wie am Vortag gibt es Demonstrationen in fast
50 Städten der DDR. Am Wochenende sind über
20.000 DDR-Bürger über die CSSR in die Bundesrepublik ausgereist.
Carl Lody wird in London hingerichtet - er ist der
erste deutsche Spion, den die britischen Behörden im Ersten Weltkrieg fassen und verurteilen.
In Krakau werden 186 Professoren und Uni-Angestellte verhaftet, die meisten von ihnen ins KZ gebracht. Die Aktion, gerichtet gegen die polnische
Intelligenz, löst internationale Proteste aus.
Ein neuer Reisegesetz-Entwurf der SED findet in
der Bevölkerung keine Akzeptanz. Stasichef Erich
Mielke ordnet die Vernichtung der Akten seines
Amtes an.
Der deutsche Militärstützpunkt Tsingtau (China)
kapituliert nach siebentägiger Belagerung durch
japanische Truppen.
Ein Gesetz wird erlassen, wonach künftig alle
Kraftfahrzeughalter im Deutschen Reich eine
Haftpflichtversicherung abschließen müssen.
Der DDR-Ministerrat unter Vorsitz von Willi Stoph
tritt zurück. Die Bundesregierung lässt DDR-Unterhändler Schalck-Golodkowski mitteilen, finanzielle Hilfen könne es nur bei Zulassung von oppositionellen Gruppen geben.
Die Regierung lässt alle britischen Männer, die
sich im Reichsgebiet aufhalten, im Lager Ruhleben internieren.
Ein Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller scheitert. Der Tischler Georg Elser hatte
eine Bombe mit Zeitzünder deponiert. Als sie explodiert, hat Hitler das Gebäude bereits verlassen
- früher als geplant.
Mauerfall: 1 Tag vor 9. November 1989
Das SED-Politbüro tritt zurück. Im DDR-Fernsehen
rufen Künstler die Bürger auf, im Land zu bleiben
und für eine Demokratisierung zu arbeiten.
Eines der wichtigsten Kriegsschiffe der kaiserlichen Marine, die „Emden“, wird im Indischen
Ozean versenkt.
Im KZ Buchenwald werden als „Vergeltung“ für
das gescheiterte Attentat auf Hitler 21 jüdische
Häftlinge erschossen.
Mauerfall am 9. November 1989
Politbüromitglied Schabowski gibt am Abend
eine neue Reiseregelung bekannt, nach der ohne
Angabe von Gründen in den Westen gereist werden darf: „Ab sofort, unverzüglich“. Viele DDRBürger fordern die Öffnung der Tore. Eine vorgezogene Tagesschau meldet „DDR öffnet Grenze“.
Mythos von Langemarck: Ein strategisch sinnloser
Angriff auf ein Dorf in Flandern (2000 Tote) wird
als „Opfergang deutscher Jugendlicher“ verherrlicht.
Belgien ordnet Generalmobilmachung an.
Mauerfall: 1 Tag nach 9. November 1989
West-Berlin ist überfüllt. Bundeskanzler Kohl
bricht den Polen-Besuch ab und kommt zu einer
Kundgebung vorm Schöneberger Rathaus. Willy
Brandt sagt: „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“. In Moskau heißt es, die Ereignisse in
der DDR seien eine Angelegenheit der neuen
Führung des Landes.
Sultan Mehmed V. ruft den „Heiligen Krieg“
(Jihad) gegen die Entente-Staaten Russland,
Großbritannien und Frankreich aus.
Staatsakt in München für die sieben Todesopfer
des Attentats auf Hitler. Ein achtes Opfer stirbt
später.
Mauerfall: 2 Tage nach 9. November 1989
Banken in West-Berlin beginnen, das Begrüßungsgeld in Höhe von 100 DM an DDR-Bürger
auszuzahlen. Straßenverkehr wie auch öffentlicher
Verkehr in der Stadt brechen zusammen. Bundeskanzler Kohl versichert Gorbatschow telefonisch,
er wünsche keine Destabilisierung der DDR.
Im besetzten Belgien führt der deutsche Gouverneur die mitteleuropäische Zeit ein. Als Zeichen
des Widerstands verabreden sich viele Belgier
weiter nach Greenwich-Zeit.
Generalgouverneur Frank erklärt das besetzte
polnische Gebiet zum „ersten Kolonialgebiet der
deutschen Nation“.
An diesem Sonntag reisen rund eine Million DDRBürger nach West-Berlin. Die Polizeidienste der
beiden Stadthälften sind erstmals seit Jahrzehnten wieder miteinander verbunden.
US-Präsident Woodrow Wilson erklärt den neuen
Panama-Kanal zur neutralen Zone.
Die Verhandlungen zwischen Finnland und der
Sowjetunion über eine von Moskau geforderte
Verschiebung der Grenze zwischen beiden Staaten enden ergebnislos.
Die DDR-Blockparteien kündigen der SED die Gefolgschaft auf und fordern freie Wahlen. Die Rede
von Stasi-Minister Mielke in der Volkskammer
(„Ich liebe doch alle“) löst Gelächter aus. Hans
Modrow wird neuer DDR-Ministerpräsident.
Der oberste islamische Geistliche im Osmanischen Reich bekräftigt den „Heiligen Krieg“ gegen die Entente. Berlin hofft auf islamische Aufstände in den französischen Kolonien Nordafrikas.
Die „Reichskleiderkarte“ wird eingeführt. Die Vergabe der Textilien erfolgt nach einem Punktesystem: 4 Punkte für Socken, 25 für einen Pullover.
Die DDR spricht Übersiedlern das Recht zu, zurückkommen zu dürfen. Laut RIAS gehen WestBerliner in der DDR einkaufen.
Das Deutsche Rote Kreuz braucht Geld. Die Bevölkerung wird aufgerufen, Sondermarken zu
kaufen und auf Briefe und Karten zu kleben: den
„Kreuz-Pfennig“.
In Prag kommt es am Rande einer Trauerfeier für
einen getöteten Studenten erneut zu Protesten
gegen die deutschen Besatzer und Zusammenstößen mit den NS-Sicherheitskräften.
Allein in West-Berlin sind bislang 150 Mio. DM
Begrüßungsgeld ausgezahlt worden.
Die britischen Abgeordneten bewilligen Kriegskredite in Höhe von 225 Mio. Pfund (4,6 Mrd.
Mark). Laut Premierminister Asquith kostet jeder
Tag Krieg derzeit etwa eine Million Pfund.
Göring, Beauftragter für den Vierjahresplan zur
Aufrüstung der Wehrmacht, weist die Arbeitsämter an, verstärkt Arbeitskräfte aus Polen anzuwerben.
Der Bundestag debattiert über die Lage in der
DDR und eine mögliche Wiedervereinigung. Darüber müsse die DDR-Bevölkerung selbst entscheiden, so Kohl.
Kriegsbegeisterung: In Berlin fordern 172 evangelische Pfarrer, auch mit der Waffe kämpfen zu
dürfen. Bisher nahm sie das Reichsmilitärgesetz
davon aus.
„Sonderaktion Prag“: Neun Studentenvertreter
werden wegen der Proteste gegen die deutsche
Besatzung standrechtlich erschossen, alle tschechischen Hochschulen geschlossen.
Ministerpräsident Modrow hält vor der DDRVolkskammer seine Regierungserklärung. Er
schlägt Bonn „nähere Beziehungen“ vor. Wiedervereinigung lehnt er ab.
Die Oberste Heeresleitung bricht die 1. Flandernschlacht erfolglos ab. Ypern kann nicht besetzt
werden. Die Briten halten ihre Versorgungslinien
aufrecht.
In Krakau müssen Juden eine weiße Armbinde mit
blauem Davidstern tragen. Ab Dezember wird der
„Judenstern“ Pflicht für alle Juden im besetzten
Polen.
Ost-Berlin: Die neue, von SED und Blockparteien
gebildete „Demokratische Koalitionsregierung“
nimmt ihre Arbeit auf.
Generalstabschef Falkenhayn drängt auf einen
Separatfrieden mit Russland, um im Westen gewinnen zu können. Ein Sieg an beiden Fronten sei
nicht machbar.
Die Gestapo verhört den Hitler-Attentäter Georg
Elser in Berlin. Er wird danach ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht und kurz vor
Kriegsende im KZ Dachau ermordet.
Der DDR-Nachrichtenagentur ADN spricht davon,
dass am Wochenende über 3 Mio. DDR-Bürger
die Bundesrepublik oder West-Berlin besucht haben.
In Westpolen tobt die Schlacht um Lodz: Die 9.
deutsche Armee drängt die russischen Truppen
zurück. Es gelingt ihr aber nicht, die Stadt zu erobern.
Hitler erlässt die Weisung Nr. 8, in der er einen
weiteren Aufmarsch an der Westgrenze befiehlt.
Bei der Montagsdemonstration in Leipzig wird
erstmals „Deutschland, einig Vaterland“ gerufen.
Die DDR fordert von Bonn finanzielle Hilfen zur
Fortsetzung des Reformprozesses. In Rumänien
lehnt Parteichef Ceausescu Reformen ab.
Die Briten erobern Basra (heute Irak). Ihr Ziel: Erdölanlagen gegen türkische Angriffe abschirmen
und so die Treibstoffversorgung ihrer Flotte sichern.
Der britische Premierminister Chamberlain kündigt die Ausdehnung der Seeblockade auf deutsche Ausfuhrgüter an, bislang waren nur Importe
betroffen.
Kanzlerberater Teltschik erfährt vom russischen
Politiker Portugalow, die UdSSR könne in der Zukunft einem wie auch immer aussehenden deutschen Zusammengehen positiv gegenüberstehen.
Die „Tennessee“-Affäre wird beigelegt: Der USamerikanische Kreuzer war von den Türken beschossen worden. Beide Seiten einigen sich auf
einen Irrtum - Amerika scheut den Kriegseintritt.
Der „Völkische Beobachter“, das Parteiorgan der
NSDAP, meldet, dass der britische Geheimdienst
hinter dem Attentat auf Hitler am 8. November
stecke.
Die SED ist bereit, mit Bürgerrechtlern und Blockparteien einen Runden Tisch zu bilden. In Prag
demonstrieren Hunderttausende gegen das
Machtmonopol der KP.
Die US-amerikanischen Besatzungstruppen ziehen sich aus Mexiko zurück. Sie waren nach der
Verhaftung von US-Matrosen in Veracruz im April
an Land gegangen.
Hitler verkündet vor der Armeeführung, Frankreich und Großbritannien baldmöglichst angreifen zu wollen.
Gegen Erich Honecker wird ein Parteiverfahren
angestrengt. Die SED schließt den Ex-ZK-Sekretär
für Wirtschaft, Günter Mittag, aus der Partei aus.
Die Führung der KP in der CSSR tritt zurück.
Der dänische König bietet Berlin an, zwischen den
kriegführenden Ländern zu vermitteln. Kanzler
Bethmann Hollweg lehnt eine deutsche Friedensinitiative ab. Die andere Seite müsse aktiv werden.
Garmisch-Partenkirchen gibt den Auftrag für die
Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 1940
an das IOC zurück.
KPdSU-Mann Valentin Falin versucht mit SEDChef Krenz und DDR-Ministerpräsident Modrow
Entwürfe für die Zukunft der beiden deutschen
Staaten durchzuspielen.
Benito Mussolini wird wegen zunehmend nationalistischer Äußerungen aus der Sozialistischen
Partei Italiens ausgeschlossen.
Laut einer Denkschrift des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP müssen im besetzten Polen alle
„nicht eindeutschbaren Elemente rücksichtslos
beseitigt“ werden. Gemeint ist zunächst die Abschiebung ins „Generalgouvernement“.
Erste öffentliche Forderungen nach einer Wiedervereinigung Deutschlands werden laut, so zum
Beispiel in Plauen.
Außenminister Jagow lehnt die Idee des Sonderfriedens mit Russland ab. Das sei mit den Kriegszielen der Verbündeten Österreich und Osmanisches Reich nicht vereinbar.
Nahe der finnisch-sowjetischen Grenze werden
vier Rotarmisten erschossen. Die Sowjetunion beschuldigt Finnland, das Feuer eröffnet zu haben.
In dem Aufruf „Für unser Land“ sprechen sich
Bürgerrechtler, Künstler und SED-Reformer für einen reformierten Sozialismus innerhalb der DDR
aus.
Englands erste drei Polizistinnen nehmen ihren
Dienst auf. Auf ihren Patrouillen sollen sie gegen
Prostitution und Trunkenheit vorgehen, verhaften
dürfen sie aber nicht.
Finnland streitet ab, das Feuer auf sowjetische
Stellungen an der Grenze eröffnet zu haben und
gibt Moskau die Schuld an dem Tod von vier
sowjetischen Grenzsoldaten.
„Deutschland einig Vaterland“ heißt es bei der
Montagsdemonstration in Leipzig.
In Berlin wird zum Weihnachtsgeschäft eine
Messe für Soldatenbedarf eröffnet. Kaufen kann
man dort zum Beispiel Wärmeöfen für die Tasche.
Die Wehrmacht gibt bekannt: Das U-Boot U 47
von Kapitänleutnant Günther Prien habe einen
britischen Kreuzer versenkt.
Bundeskanzler Kohl stellt einen Plan zur Überwindung der deutschen Teilung vor. Zeitfenster: 5 bis
10 Jahre. Stefan Heym fordert in seinem Aufruf
„Für unser Land“ das Weiterbestehen der DDR in
einem reformierten Sozialismus.
Österreich-Ungarns Balkanheer rückt in Serbien
vor, trifft aber auf mehr Gegenwehr als erwartet.
Belgrad kann nur einen Tag lang gehalten werden.
Philipp Scheidemann stirbt im Exil in Dänemark.
Der SPD-Politiker hatte 1918 in Berlin die Republik ausgerufen.
Der FDGB schließt seinen Ex-Vorsitzenden Harry
Tisch als Gewerkschaftsmitglied aus. Die SED-Politiker Krenz und Modrow erklären sich mit der
„Für unser Land“-Bewegung solidarisch.
Frankreichs Truppen haben eine neue Uniform:
Die blaugraue Farbe soll in der Winterlandschaft
schwer sichtbar sein, die roten Hosen sind passé.
Die Sowjetunion greift Finnland im Streit um Gebietsforderungen an. Der „Winterkrieg“ gegen
den Nachbarn dauert länger als gedacht: bis März
1940.
SED-Mitglieder in verschiedenen volkseigenen
Betrieben fordern Neuwahlen und entziehen der
Partei ihr Vertrauen. In Bad Homburg wird Deutsche-Bank-Chef Herrhausen von RAF-Terroristen
ermordet.
Chronik: 1. Dezember
Der Krieg findet den Weg auch in die Kinderzimmer: Käthe-Kruse-Puppen gibt es nun in feldgrauer Uniform.
Im Reichsgau Posen beginnt die Umsiedlung von
150.000 Polen in das Generalgouvernement. Auch
aus Westpreußen werden die Einheimischen vertrieben.
Der SED-Führungsanspruch wird aus der Verfassung der DDR gestrichen.
Im Reichstag wird über neue Kriegskredite abgestimmt. Karl Liebknecht verweigert als einziger
Abgeordneter die Zustimmung. Sein Potsdamer
Wahlkreis steht hinter ihm.
Außenminister Molotow weist Vorwürfe der USRegierung zurück, die Sowjetunion habe im Krieg
gegen Finnland die Zivilbevölkerung bombardieren lassen.
Gorbatschow und Bush treffen sich auf Malta zur
Erörterung der Deutschlandfrage. In der DDRVolkskammer wird Korruption in der SED-Spitze
offengelegt.
Die SPD erteilt Karl Liebknecht eine offizielle
Rüge für sein Nein bei der Abstimmung zu neuen
Kriegskrediten.
Die deutsche Bevölkerung wird im Rundfunk über
das richtige Verhalten gegenüber Kriegsgefangenen belehrt.
Das SED-Zentralkomitee und das SED-Politbüro
treten zurück. Mehrere Mitglieder des alten SEDZentralkomitees werden in U-Haft genommen.
Laut Ministerpräsident Modrow hat sich „Devisenbeschaffer“ Schalck-Golodkowski mit unbekanntem Ziel abgesetzt.
Weitere Reservisten werden mobilisiert: Kaiser
Wilhelm II. ordnet an, dass sich der Landsturm
zweiten Aufgebots bis zum 20. Dezember melden
muss.
Der Krieg spielt sich nun vor allem auf See ab:
Das britische Schlachtschiff „Nelson“ wird durch
eine Mine vorerst außer Gefecht gesetzt.
Gorbatschow weist gegenüber Genscher das
bundesdeutsche Zehn-Punkte-Programm als
„Diktat“ zurück. In Leipzig dringt man in die StasiZentrale ein, um das Vernichten von Akten zu unterbinden.
Das italienische Parlament beschließt, die Neutralitätspolitik Italiens vorläufig beizubehalten.
In New York versammelt sich die „American Association of Former German Jurists“. Sie soll emigrierten Juristen helfen, in den USA beruflich Fuß
zu fassen.
Zwangsumtausch und Visazwang sollen für DDRBesucher ab 1. Januar 1990 entfallen. Die DDRCDU und die LDPD erklären ihren Austritt aus
dem Demokratischen Block.
Deutsche Truppen nehmen die polnische Stadt
Lodz ein. Der Vormarsch der Russen auf Ostpreußen ist damit erneut gestoppt.
Das Musical „Du Barry was a Lady“ von Cole Porter feiert in New York Premiere. Es wird 1943 mit
Gene Kelly verfilmt.
Egon Krenz legt sein Amt als Staatsratsvorsitzender der DDR nieder. „Devisenbeschaffer“ SchalckGolodkowski stellt sich der West-Berliner Justiz.
In Lille brennt das deutsche Kriegslazarett durch
Brandstiftung nieder.
Beginn der Schlacht von Suomussalmi: Die zahlenmäßig unterlegenen Finnen zerschlagen zwei
sowjetische Divisionen. Der Verlauf des Krieges
veranlasst die Deutschen dazu, die militärische
Stärke der Sowjets zu unterschätzen.
Der Runde Tisch kommt erstmals in Ost-Berlin
zusammen und fordert freie Wahlen für den 6.
Mai 1990 sowie eine neue Verfassung.
Die britische Marine vernichtet bei den FalklandInseln ein deutsches Kreuzergeschwader. Der
Seekrieg in Übersee ist bisher verlustreich für die
Deutschen.
Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß eröffnet im oberschlesischen Gleiwitz den 41 km langen AdolfHitler-Kanal zur Oder. Gleichzeitig setzt er den
ersten Spatenstich für den Oder-Donau-Kanal,
der aber nicht fertiggestellt wird.
Die DDR-Generalstaatsanwaltschaft kündigt Ermittlungen unter anderem gegen Honecker und
Mielke wegen Amtsmissbrauchs an.
Die französische Regierung ist wieder zurück in
Paris. Sie war im September nach Bordeaux ausgewichen.
Thomas Priday fällt als erster britischer Soldat im
2. Weltkrieg. Er wird bei einer Patrouille entlang
der Maginot-Linie in Frankreich versehentlich von
der eigenen Truppe erschossen.
Gregor Gysi wird als neuer Vorsitzender der SED
gewählt. In Straßburg erkennt das EU-Parlament
das Recht der Deutschen auf staatliche Einheit an.
In Stockholm werden die Nobelpreise verliehen.
Wegen des Kriegsausbruchs wird erstmals kein
Friedensnobelpreis verliehen.
Bei der Verleihung der Nobelpreise fehlen die
Deutschen Gerhard Domagk (Medizin) und Adolf
Butenandt (Chemie). Hitler hat die Annahme verboten, nachdem der Friedensnobelpreis 1935 an
den Pazifisten Carl von Ossietzky ging.
Der Friedensnobelpreis geht an den Dalai Lama
für den gewaltlosen Widerstand gegen die chinesische Besetzung Tibets.
Neutralität: US-Firmen dürfen auf Anordnung ihrer Regierung keine U-Boote mehr an die Kriegsländer verkaufen.
Die Mehrzahl der Kaiser-Wilhelm-Institute, Vorgänger der Max-Planck-Institute, wird zu wehrpflichtigen Betrieben ernannt.
Weiter Montagsdemonstrationen in vielen Städten der DDR. Dort wird auch die deutsche Einheit
gefordert.
An der New York Stock Exchange wird wieder gehandelt. Wegen des Kriegs war die Börse viereinhalb Monate lang geschlossen gewesen.
Per Verordnung unterliegen Juden im Generalgouvernement im Alter von 14 bis 60 Jahren
„grundsätzlich dem Arbeitszwang“. Eine Vielzahl
von Zwangsarbeitslagern entsteht in dem Gebiet.
Erste Häftlinge werden im Rahmen einer Amnestie - mit Ausnahme für Kapitalverbrechen - freigelassen.
Die französische Regierung beruft zusätzliche
220.000 Männer als Soldaten ein.
Eine der Veröffentlichungen des Jahres ist Klaus
Manns „Der Vulkan. Roman unter Emigranten“ erschienen in einem Amsterdamer Verlag.
Die SED veröffentlicht den Entwurf von neuen
Parteistatuten, in denen auf den Führungsanspruch der Partei verzichtet wird.
Ex-Reichskanzler von Bülow reist als Sonderbotschafter nach Italien. Dessen Entzweiung mit
Österreich wegen der Südtirol-Frage kann er aber
nicht verhindern.
Wegen des Angriffs auf Finnland wird die Sowjetunion aus dem Völkerbund ausgeschlossen. Hitler
befiehlt, die Besetzung Norwegens zu planen.
Die DDR-Regierung beschließt die Auflösung der
ehemaligen Stasi. Die Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ legt einen Dreistufenplan hin zur
deutschen Einheit vor.
Serbische Front: Österreich-Ungarn muss hinter
den Grenzfluss Donau zurückweichen. Damit
scheitert auch die 2. Offensive gegen die kleinere
serbische Armee.
Das US-Bürgerkriegsdrama „Vom Winde verweht“
mit Vivien Leigh und Clark Gable feiert in Atlanta
Kino-Premiere. Der Gouverneur von Georgia hat
dafür extra einen Feiertag ausgerufen.
Auf dem Parteitag der Ost-CDU wird der kurz zuvor gewählte Parteivorsitzende Lothar de Maizière in seinem Amt bestätigt.
Der erste deutsche Angriff auf britischem Boden
in diesem Krieg: Deutsche Kreuzer beschießen die
Küstenstädte Scarborough, Whitby und Hartlepool. Über hundert Zivilisten sterben.
Der britische Marineminister Churchill schlägt die
Besetzung norwegischer Häfen vor, um Deutschland von den Erzlieferungen aus Schweden abzuschneiden.
Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
(SED) benennt sich in SED-PDS (Partei des demokratischen Sozialismus) um.
Schlacht von Limanowa: Österreichisch-ungarische Truppen stoppen den russischen Vormarsch
auf Krakau. Auch im Osten verfestigen sich nun
die Fronten.
Das Panzerschiff „Admiral Graf Spee“ wird von
der eigenen Besatzung vor Uruguay versenkt. Es
war im Seegefecht mit den Briten schwer beschädigt worden. Drei Tage später begeht Kapitän
Hans Langsdorff Selbstmord.
Beim Gründungsparteitag des „Demokratischen
Aufbruchs“ wird Wolfgang Schnur zum Vorsitzenden gewählt.
Großbritannien erklärt Ägypten zum britischen
Protektorat und entzieht es damit der osmanischen Oberherrschaft.
Luftschlacht über der Deutschen Bucht: Jagdflieger schießen 12 britische Bomber ab, die zu Aufklärungsflügen nach Wilhelmshaven unterwegs
sind.
Bei der Montagsdemo in Leipzig gedenken
100.000 DDR-Bürger der Opfer des Stalinismus.
Bundeskanzler Kohl beendet seinen Staatsbesuch
in Ungarn.
Die Heldenverehrung geht weiter: Zum Weihnachtsgeschäft kommen Hindenburg-Zigarren,
Hindenburg-Liköre und ein Hindenburg-Bier auf
den Markt.
Im Auftrag der britischen Marine wird eine Methode zur Entmagnetisierung von Schiffen entwickelt, damit sie nicht leichtes Ziel von Magnetminen werden.
Treffen von DDR-Ministerpräsident Modrow und
Bundeskanzler Kohl in Dresden. Sie werden von
der Bevölkerung begeistert empfangen. Gregor
Gysi plädiert für die Eigenständigkeit der DDR.
Aushänge an Bahnhöfen warnen deutsche Soldaten auf weihnachtlichem Heimaturlaub davor,
sich von fremden Personen militärische Geheimnisse entlocken zu lassen.
Der Generalrat für den Vierjahresplan beschließt,
dass 1,5 Millionen Polen im kommenden Jahr im
Deutschen Reich arbeiten sollen.
Der RIAS berichtet über den weltweiten Verkauf
von Mauer-Stücken - ein „Renner“ kurz vor Weihnachten.
Erster deutscher Luftangriff auf England: Über
Dover werden Bomben abgeworfen.
Adolf Eichmann wird Sonderreferent für die Deportation von Juden und Polen aus den annektierten polnischen Gebieten. Bei der bisherigen
Durchführung gab es Probleme.
Erst jetzt wird der Schießbefehl an der DDRGrenze offiziell aufgehoben. Der französische
Präsident Mitterrand stattet der DDR einen Besuch ab.
Der Abonnementpreis für die Verlustlisten mit
den Namen gefallener oder vermisster Soldaten
wird auf 1,75 Mark im Monat erhöht.
Am Bahnhof von Genthin fahren zwei D-Züge
aufeinander. Laut Reichsbahn sterben 186 Menschen, nach anderen Quellen sind es 278 - das
schwerste Eisenbahnunglück in der deutschen
Geschichte.
Am Brandenburger Tor in Berlin wird ein neuer
Grenzübergang geöffnet. Mit dabei: Modrow und
Kohl.
Die deutsche Reichsbank senkt Diskont- und
Lombardzinssatz um jeweils 1 %. Das Kreditwesen
soll wieder in Schwung gebracht werden.
Die IRA überfällt ein Munitionsdepot der irischen
Armee in Dublin und räumt es aus. Die Beute
wird später wieder aufgefunden. Der Coup geht
als „Christmas Raid“ in die Geschichte ein.
In Ost-Berlin debattiert das „Neue Forum“ darüber, ob es Partei oder Bürgerbewegung werden
soll.
Briten und Deutsche finden in Flandern zum
„Weihnachtsfrieden“: Tausende Soldaten stellen
eigenmächtig das Kämpfen ein, singen zusammen, spielen Fußball.
An Heiligabend ruft Hitler-Stellvertreter Rudolf
Heß in einer Radioansprache die Deutschen zur
Bildung einer unüberwindlichen „Kampfgemeinschaft“ auf.
Bundesbürger und Bürger von West-Berlin können visafrei nach Ost-Berlin und in die DDR reisen. Im DDR-Fernsehen werden erstmals evangelische und katholische Gottesdienste übertragen.
„You no fight, we no fight“: Auch am 2. Tag hält
der spontane Waffenstillstand vielerorts an der
Westfront. Die Vorgesetzten dulden ihn. Eine
Wiederholung an Weihnachten 1915 wird aber
verboten.
An Weihnachten ist es relativ ruhig an der Westfront. Hitler verbringt die Feiertage bei den Soldaten am Westwall.
Rumänien: Der bisherige Staatschef des Landes,
Nicolae Ceausescu, wird gemeinsam mit seiner
Frau hingerichtet.
In Japan löst Kaiser Joshihito das Parlament auf.
Dieses hatte gegen die Pläne der Regierung gestimmt, das Heer zu vergrößern. Japan ist deutscher Kriegsgegner.
Für deutsche Arbeitnehmer gilt offiziell der AchtStunden-Tag. Im Dezember 1939 beträgt die
durchschnittliche Wochenarbeitszeit aber 49,3
Stunden.
Außenminister Genscher und sein CSSR-Kollege
Dienstbier zerschneiden symbolisch den Grenzzaun am Übergang Waidhaus.
Gerüchte kursieren, Russland wolle Japan den
Norden der Insel Sachalin im Ausgleich für Rüstungslieferungen abtreten. Die russische Regierung dementiert.
Finnland beginnt eine Gegenoffensive gegen die
Rote Armee und schafft es, die sowjetischen
Truppen für einige Zeit in Schach zu halten und
zum Teil sogar zurückzudrängen.
Das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park von
Berlin wird mit antikommunistischen Sprüchen
beschmiert.
Die USA kritisieren Großbritannien für die Behinderung ihrer Handelsschiffe. Britische Zeitungen
sehen eine Verstimmung zwischen beiden Ländern.
In Großbritannien wird der Verkauf von Lebensmitteln rationiert.
Prag: Alexander Dubček wird zum neuen Parlamentspräsidenten der CSSR gewählt.
Der Erzbischof von Mechelen, Kardinal Mercier,
fordert die Belgier zum passiven Widerstand gegen die deutschen Besatzer auf.
Die amerikanischen Staaten protestieren gegen
die Verletzung der Sicherheitszone durch das
Seegefecht am Rio de la Plata, an dem auch die
„Admiral Graf Spee“ beteiligt war.
Prag: Václav Havel wird zum neuen Staatspräsidenten der CSSR gewählt.
Laut amtlicher Mitteilung sind zum Jahresende
8138 Offiziere und 577.875 Mann deutsche
Kriegsgefangene. Rund die Hälfte von ihnen sind
Franzosen.
Die Deutsche Reichsbahn steigerte 1939 im Vergleich zum Vorjahr ihre Passagierzahlen um 12 %
auf 2,3 Milliarden. Der Gütertransport stieg um
8,4 % auf 620 Millionen Tonnen.
Vorab erklärt Bundeskanzler Kohl zum Jahreswechsel, er würdige den Kampf der DDR-Bürger
um Freiheit und Selbstbestimmung.
Kriegsmüde: In Berlin kursieren Neujahrskarten
mit Motto: „Aus den Kanonen Schuss auf Schuss /
das ist des alten Jahres Schluss / im alten Jahre
Sieg auf Sieg / im neuen Frieden nach dem
Krieg.“
Die Wiener Philharmoniker geben unter Leitung
von Clemens Krauss ihr erstes Neujahrskonzert.
Danach findet es immer am 1. Januar statt. Das
Repertoire: Werke der Strauss-Dynastie.
Ost und West feiern gemeinsam Silvester am
Brandenburger Tor.

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