EntSchuldigung - Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen

Transcription

EntSchuldigung - Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen
Evangelische
Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen
Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land
2012/ 2013
EntSchuldigung
” Von Schulden
und Schuldigen
” Neues aus Bezirk
und Gemeinden
” Aktuelle
Informationen
Inhalt
3 Editorial
Gerlinde Hühn
4 Impuls: Eltern haften für ihre Kinder
Pfarrer David Dengler
43 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen
Türkheim – Das wandernde Gottesvolk
8 Umfrage: Wann entschuldigen Sie sich?
Herausgeber:
Evangelischer Kirchenbezirk
Geislingen
Hansengasse 2,
73312 Geislingen (Steige),
Tel. (0 73 31) 4 17 61
Email:
Dekanatamt.Geislingen@elkw.de
www.kirchenbezirk-geislingen.de
Bankverbindung:
Kontonummer 6 00 86 28
Bankleitzahl 610 500 00
Kreissparkasse Göppingen
Druck:
C. Maurer, Druck und Verlag,
Geislingen (Steige)
Layout, Repro, Satz:
Typografie + Medienwerkstatt
Hermann, Schlat
Auflage: 20.000
Vertrieb:
Evangelischer Kirchenbezirk
Geislingen
Titelbild:
Jörg Schaber, Wiesensteig
Rückseite:
Taufsteine der evangelischen
Kirchen im Kirchenbezirk Geislingen
Die Amstetter Kirchenstiftung
Das Schalkstetter Altarbild
6 Aus der Landessynode
Anita Gröh, Geislingen
Beate Keller, Süßen
Zeitung des
Evangelischen Kirchenbezirks
Geislingen (Steige)
Nr. 15 – 2012/2013
vom 1. Juli 2012
32 DISTRIKT ALB
42 Hier finden Sie Information und Hilfe
Aus Kirche und Gesellschaft
Impressum
Aus den Distrikten
10 Auge um Auge und die ganze Welt wird erblinden
Karlheinz Bauer, Amstetten
12 Portrait Reinhard Wenger,
Amtsrichter in Geislingen
13 Schuld und Erinnerung – Richtiges Zeugnis reden
am Beispiel der „Lokalen Geographie der Schuld“
Martin Bauch, Süssen
33 DISTRIKT GEISLINGEN
Abendgebet in der Stadtkirche
100 Jahre Gesamtkirchengemeinde Geislingen
Kunst in den Sommerferien
Kunstbetrachtungen in der Stadtkirche
Abendgottesdienste in Geislingen
Schulseelsorge an der Lindenschule Geislingen
36 DISTRIKT OBERE FILS
Deggingen – 50 Jahre Christuskirche
Christusgemeinde i.T. Fusion von
Deggingen-Bad Ditzenbach und Auendorf
16 Mission und Schuld
Klaus Rieth, Stuttgart
Herz-Schmerz in Deggingen
17 Schuld und Schuldgefühle
Heinz Grötzinger, Stuttgart
Die Gruibinger Martinskirche
18 Für unsere Schuld gestorben? –
Ein theologischer Zwischenruf
Klaus Hoof, Bad Überkingen
1150 Jahre Wiesensteig
Kirchenmuseum in Gruibingen
38 DISTRIKT UNTERES FILSTAL
20 Fromm aber nicht hetero
Stéphane Schmid, Sigmaringen
Donzdorf – Fastengebet und Fastensuppe
22 Schuld und Strafvollzug
Hans-Ulrich Agster, Stuttgart
Kuchen – Neubau Pfarrhaus
24 Die Kirche und das Geld
Hätten Sie es gewusst?
25 Giraffensprache im Kindergarten
Angelika Staffhorst
Donzdorf – Treffpunkt Bücherbazar
Süßen – Gemeindereise nach Südindien
Sommer-Predigtreihe
Hund, Katze, Maus – Tierisches in der Bibel
Gingen – Michakurs
26 Schuld und Schulden
Dr. Peter Aubin, Volksbank Göppingen
Aus dem Kirchenbezirk
28 Regionalisierung ist angesagt – Pfarrplan 2018
Gerlinde Hühn
29 40. Ökumenische Ostereieraktion
im Bezirk Geislingen
Helmut Poloczek, Wiesensteig
30 Religionsunterricht in der Diaspora
Viola Schenk, Donzdorf
Redaktion:
Günther Alius,
David Dengler,
Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer,
Anita Gröh,
Klaus Hoof,
Daniela Hartmann,
Friederike Maier,
Gertraude Reich-Bochtler
Fotos:
Privat
V.i.S.d.P.:
Dekanin Gerlinde Hühn,
Hansengasse 2,
73312 Geislingen (Steige)
Das Redaktionsteam v.l.n.r.: Anita Gröh, Friederike Maier, David Dengler, Daniela Hartmann, Klaus Hoof,
Gertraude Reich-Bochtler, Günther Alius, Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer
2 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser
unserer Kirchenbezirkszeitung,
Schuld ist ein wichtiges und zugleich schwieriges
Thema. Das Wort hat eine breite Bedeutungsspanne:
von Schulden, die man im Finanziellen macht, bis
zu Schuld und Schuldgefühlen aufgrund von
eigenem Vergehen oder Unterlassenem.
Schuld treibt um. Was ist Schuld? Worin besteht
sie? Wie bewältigt man sie?
immer so war, was täglich geschieht, was alle tun
und glauben, das legitimiert sich dadurch, dass alle
es tun und dass es immer so war“.
In ähnlicher Weise werden auch wir Heutigen nicht
wissend-wissend schuldig, weil wir darin verstrickt
sind, dass Erwachsene und Kinder in der dritten
Welt ausgebeutet werden. Objektiv werden wir
schuldig. Wir machen es uns nicht klar, könnten es
aber wissen.
Kein Wunder dass sich das Buch von Ferdinand
von Schirach „Schuld“ sofort auf der BestsellerListe wiederfand. Der Autor ist Rechtsanwalt und
erzählt von verzwickten Fällen aus seiner Anwaltspraxis. Besonders verstörend ist der erste Fall: eine
Gruppe von Männern vergewaltigt eine junge Frau
und misshandelt sie. Aber alle schweigen still, die
DNA-Spuren verkommen in der Hitze: Jeder weiß,
sie sind schuldig, aber keinem Einzelnen kann man
die Schuld nachweisen. Sie werden freigesprochen,
obwohl sie schwere Schuld auf sich geladen haben.
Schuld sein und schuldig gesprochen zu werden
sind in unserem Rechtsstaat zwei verschiedene
Dinge. Verstörend! Das Buch regt an, über Schuld
und Schuldigwerden nachzudenken.
In differenzierter Weise ist das Redaktionsteam den
verschiedensten Bedeutungen von Schuld nachgegangen und hat Interviews mit überraschenden
Gesprächspartnern geführt. Ein Dank für die vielschichtige Durcharbeitung des Wortes Schuld.
Als Strafverteidiger denke man nicht darüber nach,
ob jemand schuldig ist oder nicht, sondern es gehe
nur um die Frage: Reichen die Beweise aus, um
jemanden zu verurteilen? Das sei etwas völlig
anderes. Bei Gericht gehe es um eine Wahrheit,
die mit den Mitteln des Strafprozessrechtes erkannt
werden kann.
Ein Dank an alle, die zum
Gelingen der Zeitung beigetragen
haben. Besonders auch an die vielen ehrenamtlichen
Austräger und Austrägerinnen in den Gemeinden.
Fulbert Steffensky weist in einer Abhandlung über
Schuld auf folgendes hin: Im Dritten Reich gab es
viele Menschen, die sagten: wir haben es nicht
gewusst! Aber sie hätten es wissen können! „Die
Gewöhnung machte das Unrecht geläufig. Was
Provozierend mögen die Artikel über den Kreuzestod Jesu und über das Thema: „Fromm aber nicht
hetero“ wirken. Aber sie gehören in den Kontext.
Pfarrer Schaber aus Wiesensteig
hat wieder das Titelbild gestaltet.
Es zeigt den blutigen Riss, der
durch den Lebenszusammenhang
geht, wenn Schuld geschieht.
Ihre
Gerlinde Hühn
Dekanin in Geislingen
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3
Das Bürgerliche Gesetzbuch legt die
Haftung fest
Im Bürgerlichen Gesetzbuch jedenfalls ist dies so
festgehalten: „Wer kraft Gesetzes zur Führung
der Aufsicht über eine Person verpflichtet ist,
die wegen Minderjährigkeit oder wegen ihres
geistigen oder körperlichen Zustands der Beaufsichtigung bedarf, ist zum Ersatz des Schadens
verpflichtet, den diese Person einem Dritten
widerrechtlich zufügt“ (BGB § 832). Eltern sind
also kraft Gesetzes an ihre Aufsichtspflicht und
damit auch (im wahrsten Sinne des Wortes) an
ihre Haftpflicht gebunden.
Eltern haften
für ihre Kinder?!
DAVID DENGLER
Sie alle kennen dieses Schild: „Betreten der
Baustelle verboten! Eltern haften für ihre
Kinder!“ Meist steht es irgendwo an einer Baugrube oder an einem Gerüst. Da, wo es für
Kinder gefährlich ist. Da, wo es für Kinder
aber auch unheimlich viel zu entdecken gibt.
An einer Baustelle.
Für viele Eltern ist solch ein Schild ein großer
Horror: „Wenn hier etwas passiert, dann bin
ich schuld – denn ich hafte ja für mein Kind.“
Für die Baustellenbetreiber dagegen bedeutet
dieses Schild eine große Absicherung: „Wenn
hier etwas passiert, dann habe ich keine Schuld
– denn die Eltern haften ja für ihr Kind.“
Doch stimmt das überhaupt? Haften Eltern
tatsächlich für ihre Kinder? Können sie das
überhaupt? Wenn den Kindern etwas passiert
oder wenn sie einen Schaden verursachen –
wer ist dann schuld? Sie selbst? Oder die Eltern?
Oder aber jemand Drittes?
4 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Allerdings: Manchmal passiert den Kindern auch
etwas, obwohl die Eltern ihre Aufsichtspflicht
wahrnehmen. Kinder können trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auf eine Baustelle gehen und
dort einen Schaden verursachen. Was dann?
Dann liegt die Beweislast beim Baustellenbetreiber – denn er trägt die Verantwortung, die Baustelle ordnungsgemäß zu sichern. Die Eltern
sind in diesem Fall von ihrer Haftung befreit.
Die Kinder selbst sind bei alledem nur in
bestimmten Ausnahmefällen haftbar. Kinder bis
sieben Jahre zum Beispiel sind generell nicht
deliktfähig, d.h. sie sind unter keinen Umständen haftbar.
Eigentlich eine ganz schöne Vorstellung – für
die Kinder. Nicht verantwortlich sein zu müssen
für den Schaden, den sie verursachen. Zu wissen, dass es da jemanden gibt, der für ihre Taten
einsteht. Unter keinen Umständen selbst haftbar
zu sein.
Wie schön, wenn das bei uns Erwachsenen
auch so wäre. Nicht verantwortlich sein zu
müssen für den Schaden, den wir verursachen.
Zu wissen, dass es da jemanden gibt, der für
unsere Taten einsteht. Unter keinen Umständen
selbst haftbar zu sein.
Jedoch: Zum Erwachsensein gehört dazu, dass
man selbst Verantwortung für sein Tun übernimmt, dass man für den eigenen Schaden
einsteht, dass man haftbar – und damit auch
haftpflichtig ist.
Dies kann mitunter sehr schwierig sein. Solch
eine „Haftpflicht“ kann belasten – im Extremfall
sogar überlasten. Deswegen gibt es in Deutschland auch die sogenannte Haftpflichtversicherung. Eine Versicherung, die eintritt, wenn
Menschen einen Schaden verursacht haben.
er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere
Schmerzen. Er ist um unsrer Missetat willen
verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir
Frieden hätten, und durch seine Wunden sind
wir geheilt“ (Jes. 53,4f).
Die Idee solch einer Haftpflichtversicherung ist
verhältnismäßig neu. In Deutschland gibt es
diese Versicherung erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Tatsache dagegen, dass erwachsene Menschen selbst für ihr Tun verantwortlich
und damit haftpflichtig sind, ist allerdings überhaupt nicht neu. Diese Tatsache ist schon sehr
alt – beinahe so alt wie die Menschheit überhaupt. Schon damals im Paradies wurden Adam
und Eva für ihr Handeln zur Verantwortung
gezogen. „Warum habt ihr das getan?“, so
lautete die Frage, mit der Gott die Beiden auf
ihre Haftung ansprach. Adam und Eva, sie
mussten für den entstandenen Schaden haften,
den sie mit ihrem Ungehorsam angerichtet
hatten. Sie wurden von Gott nicht aus ihrer
Haftpflicht entlassen. Sie wurden schuldig
gesprochen und mussten die Konsequenzen
ihres Ungehorsams tragen: „Betreten des
Paradieses verboten! Niemand haftet für die
Sünder!“
Das ist die Botschaft des christlichen Glaubens:
Es gibt da tatsächlich jemand, der unsere Last
trägt. Es gibt jemand, der die Haftung für unser
schuldhaftes Tun übernimmt. Es gibt jemand,
der uns ent-schuldigt. Dieser Jemand ist Jesus
Christus.
Haftpflicht überlastet
Die Haftung für das eigene Tun zu übernehmen,
die Konsequenzen für schadhaftes Tun zu tragen, mit entstandener Schuld leben zu müssen
– das be- und das überlastet uns, gestern wie
heute. Und manchmal fragen wir uns: „Gibt es
da niemand, der uns diese Last abnehmen kann?
Gibt es niemand, der die Haftung für unser
Tun übernimmt? Gibt es niemand, der uns (im
wahrsten Sinne des Wortes) ent-schuldigen
kann?“
Gut, dass uns die Bibel mit diesen Fragen nicht
alleine lässt. Schon das Alte Testament berichtet
von jemand, der genau dies tut, der die Haftung
für unser schuldhaftes Tun übernimmt. Dieser
Jemand ist der sogenannte Gottesknecht. Von
ihm wird im Buch Jesaja berichtet: „Fürwahr,
Gott haftet für seine Kinder
Wie schön, dies zu wissen: dass es da jemand
gibt, der für unseren Schaden einsteht, der die
Haftung für uns übernimmt. Dieses Wissen
befreit – und dieses Wissen ermutigt. Es gibt
uns Kraft, das Leben hier auf dieser Erde – auf
unserer Baustelle „Alltag“ – in Angriff zu nehmen. Es ermutigt uns, mit Zuversicht auf dieser
unserer Baustelle zu arbeiten, denn: „Betreten
der Baustelle ‚Alltag‘ ausdrücklich erlaubt! Gott
haftet für seine Kinder!“
Gott haftet für seine Kinder. Er steht für den
Schaden ein, den wir verursacht haben. Er übernimmt die Haftung für unser schuldhaftes Tun –
und schenkt uns dadurch seinen Frieden.
Könnte man deswegen vielleicht sogar sagen:
Die Christen, sie sind eine GmbH, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung?
David Dengler ist Pfarrer
zur Dienstaushilfe bei der
Dekanin in Geislingen
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 5
Aus Kirche und Gesellschaft
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Die Zukunft in die Hand nehmen
ANITA GRÖH
Der Pfarrplan beschäftigt Landessynode,
Kirchenbezirke und Kirchengemeinden. Mit am
deutlichsten zeigt sich am Pfarrplan, welche
Auswirkungen Beschlüsse der Landessynode auf
die Bezirke und Gemeinden haben.
Die Landeskirche wird kleiner
Die Landessynode nimmt die demographische
Entwicklung in Württemberg deutlich wahr. Die
Zahl der Gemeindeglieder in der Evangelischen
Landeskirche in Württemberg wird von jetzt
noch aktuell 2,1 Millionen bis ins Jahr 2030 auf
ca. 1,7 Millionen Gemeindeglieder sinken.
Hauptursache sind weniger die jährlich ca.
12.500 Austritte und die 3.000 Umzüge evangelischer Gemeindeglieder aus Württemberg
hinaus, sondern dass mehr Menschen sterben
als geboren werden. In der Landeskirche sind
pro Jahr ca. 27.000 evangelische Bestattungen.
Und es ist nicht mehr selbstverständlich, dass
Neugeborene getauft werden. Konnte seither
von ca. 19.000 evangelischen Taufen pro Jahr in
Württemberg ausgegangen werden, zeigt die
Tendenz jedes Jahr 500 Taufen weniger. Dementsprechend sinken die Gemeindegliederzahlen
der Kirchengemeinden. Im Jahr 1981 zählte der
Kirchenbezirk Geislingen 32.392 Gemeindeglieder. Zum Ende des Jahres 2011 waren es 28.083
Gemeindeglieder.
Pfarrplan nimmt gesellschaftliche
Entwicklung auf
Im Jahr 1964 hatte eine Kirchengemeinde durchschnittlich 1.960 Gemeindeglieder, aktuell sind
es durchschnittlich 1.595 Gemeindeglieder. In der
Landeskirche wird von einer Pastorationsdichte
von 1.800 ausgegangen. Das heißt, dass im
Durchschnitt zu einer 100 %-Pfarrstelle 1.800
Gemeindeglieder gerechnet werden. Berechnet
wird dies nach einem gut überlegten Schlüssel
mit Berücksichtigung vieler Faktoren wie Religionsunterricht, Diaspora, Zahl der Gottesdienste
und anderes. Um die Zahl der Pfarrstellen den
Gemeindegliederzahlen entsprechend anzugleichen, wurde von der Landessynode eine dritte
Runde des Pfarrplanes beschlossen. In der Zeit
bis 2018 sollen die Kirchenbezirke die Zahl der
Pfarrstellen aufgrund des Beschlusses der Landessynode reduzieren. Der Kirchenbezirk Geislingen muss bis 2018 1,5 Pfarrstellen streichen.
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Es gilt nun, gute Lösungen zu finden. Eine
aktivere Zusammenarbeit der Kirchengemeinden
ist hierbei notwendig. Strukturelle Veränderungen werden kommen. Und diese sind auch
sinnvoll.
Auch Kirchenbezirke brauchen
Mindestgröße
Im Finanzausschuss der Landeskirche hat die
Diskussion um Fusionen von Kirchenbezirken
ebenfalls begonnen. Hier gilt ähnliches wie bei
Kirchengemeinden. Ein Kirchenbezirk braucht
eine bestimmte Größe, um leben und arbeiten
zu können. Wird diese Größe unterschritten,
sind die Aufgaben und Arbeitsbereiche, die in
einem Bezirk anfallen, nicht mehr auszuführen.
Dies betrifft u.a. diakonische Arbeit, Bildungsarbeit, Jugendarbeit, Kirchenmusik. Auch die
Vertretung in den Kirchengemeinden bei
Vakaturen, Urlaubs- bzw. Krankheitszeiten ist
gefährdet. Zudem ist zu prüfen, ob Kirchen,
Gemeindehäuser und Pfarrhäuser in einem
Kirchenbezirk alle erhalten werden können.
Im Finanzausschuss sind Überlegungen auf dem
Tisch, die finanzielle Förderung von Strukturreformen auf der Ebene der Kirchenbezirke der
Synode vorzulegen. Anreize sollen geschaffen
werden, dass die Fusion von Kirchenbezirken
auf freiwilliger Basis und nicht zum finanziellen
Nachteil der Bezirke erfolgt.
Strukturveränderung bringt Chancen
Wie bei den Kirchengemeinden gilt es auch auf
Ebene der Kirchenbezirke die Chancen einer
Strukturveränderung zu sehen. Zu bedenken ist,
dass die Rechtsform bzw. die Zahl der Gremien
nicht entscheidet über Inhalte der Gemeindearbeit. Und solange die Möglichkeit der aktiven
Mitwirkung bei Strukturveränderungen gegeben
ist, sollte diese genutzt werden, bevor aufgrund
finanzieller Engpässe nur noch reagiert werden
kann.
Anita Gröh, Geislingen,
Landessynodale,
Offene Kirche
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Versöhnungsarbeit in Europa
BEATE KELLER
Im Januar 2012 fand in der Akademie Bad Boll
die erste Europäische Synodaltagung statt, die
von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in
Europa (GEKE) und der Evangelischen Landessynode in Württemberg vorbereitet und durchgeführt wurde. 70 Kirchenparlamentarier aus
17 europäischen Staaten (u.a. England, Frankreich, Österreich, Schweiz, Ungarn, Polen,
Tschechien) nahmen daran teil und diskutierten
über die Themen: Menschenrechte, Zukunft
der Diakonie in Europa, Mitwirken von Laien
in Kirchenämtern, Verhältnis von Jugend
und Kirche.
Durch die Diskussionen und den regen Austausch über die vielseitigen Themen gewann
jeder Teilnehmer den Einblick in die unterschiedlichen Kirchenstrukturen in Europa.
Darüber hinaus wurde deutlich, wie wichtig Versöhnungsarbeit und Friedensdienste für die Kirchen in Europa sind. Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg leistet auf diesen
Gebieten seit Jahrzehnten durch internationale
Aufbaulager eine vorbildliche und wichtige
Arbeit.
Der Landessynode ist es wichtig, dass dieses
Thema regelmäßig behandelt wird. Informationen und Berichte sollten veröffentlicht werden,
um die Wahrnehmung dieser Zustände in der
Öffentlichkeit zu erhöhen und dadurch Menschen zu bewegen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten dagegen vorzugehen. Die Unterstützung
dieser Christen im Gebet ist eine wichtige Seite,
politisches Handeln eine andere. Dort muss
noch viel getan werden.
Das Jahr 2012 wurde von der Landeskirche als
Jahr des Gottesdienstes ausgerufen. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, in unseren Gottesdiensten diese Kraft der Versöhnung und
Vergebung den Menschen nahe zu bringen und
erlebbar zu machen, die durch Jesus Christus in
diese Welt gekommen ist.
Beate Keller, Süssen,
Landessynodale,
Lebendige Gemeinde
Versöhnung und Vergebung unter Menschen
und unter Völkern ist der entscheidende
Schlüssel für ein gutes Zusammenleben in
Europa und darüber hinaus. Dies gilt auch
oder besonders für die unterschiedlichen
Kirchen in Europa, die durch das „Vater Unser“
im Gebet vereint sind und gemeinsam beten:
„Und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir
vergeben unsern Schuldigern.“
Von einem friedlichen Miteinander sind viele
Christen in verschieden Ländern weit entfernt.
Anschläge gegen christliche Einrichtungen,
Verfolgung, Folter und Ermordung von Christen
werden in bestimmten Ländern begangen und
die Welt nimmt nur bedingt davon Kenntnis.
Gedenktafel in Warschau:
Der Kniefall von Willy Brandt
wurde zum Zeichen der
Versöhnung angesichts des
Holocaust
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 7
Aus Kirche und Gesellschaft
UMFRAGE:
Wann sagen Sie Entschuldigung?
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E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 9
Aus Kirche und Gesellschaft
Auge um Auge –
und die ganze Welt wird erblinden
KARLHEINZ BAUER
Schuld zwischen Rache und Vergebung
Von seinem sprachgeschichtlichen (althochdeutschen)
Ursprung her hängt der Begriff „Schuld“ mit den Verben
„sollen“ und „müssen“ zusammen. Gemeint ist, dass man
etwas tun soll oder muss, um eine Schuldigkeit abzulösen. Genauer betrachtet ist der Begriff aber doppeldeutig;
denn er beinhaltet das Schuldenmachen und das Schuldigwerden. Wer im finanziellen Sinn Schulden macht,
steht in der Verpflichtung, eine (Geld-)Leistung zu erbringen, die ihn von seinen Schulden befreit. Wer dagegen
schuldig wird, hat eine rechtliche, sittliche oder religiöse
Norm verletzt und steht in der Verantwortung, eine Sühne
zu leisten. Schuldenmachen ist grundsätzlich nicht ehrenrührig, Schuldigwerden folgt jedoch einer unrechten Tat.
Handlungen unter Berücksichtigung ihrer möglichen
Tragweite selbst zu bestimmen. An sich weder gut noch
böse, jedoch mit dem Hang zum Guten und zum Bösen
begabt, kann der Mensch das Gute in sich zur Herrschaft
bringen, wenn er die Achtung für die Normen zum Richtmaß seines Willens und seiner Grundsätze erhebt.
Doch wer kann Schuld beurteilen? Die nächstliegende
Instanz ist wohl das eigene Gewissen, vor dem der
Mensch sich als schuldig erfährt. Auch die soziale Gruppe
und die Gesellschaft, in der Menschen leben, bewerten
nach den jeweils für sie gültigen moralischen Normen;
im juristischen Sinn urteilen Gerichte nach geltendem
Recht. In den östlichen Religionen bestimmt das unerbittliche Gesetz des Karma das Rad der Wiedergeburten,
und in der Tradition der abrahamitischen Religionen ist es
schließlich Gott, der menschliches Handeln abschließend
bewertet.
Schuld als menschliche Urerfahrung
Schuld als soziale Störung
Die Geschichte der Religionen und die antike Tragödie
zeigen, dass Schuldigwerden eine Urerfahrung des Menschen darstellt, die in den mythologischen Erzählungen
aller Völker ihren Ausdruck findet. Menschen gleiten vom
Zustand der Unschuld in den Zustand der Schuld, wie es
im Alten Testament der Fall aus dem Paradies zeigt, oder
die schicksalhafte Macht der Schuld wird zum Verhängnis
des Menschen, wie es der Mythos des Ödipus darstellt.
Die archaische Sprache, die diesen Übergang mythologisch deutet, enthält in allen Kulturen eine Reihe wiederkehrender Bilder und sie spricht immer vom Schuldigwerden des Menschen, der Normen verletzt, vom Weg abirrt
oder sein Ziel verfehlt.
Das Problem, wie begangene Schuld wieder aufgehoben
werden kann, erweist sich als äußerst komplex. Dazu gab
und gibt es die unterschiedlichsten Antworten. Schuld
wird vergolten, gerächt, bestraft, gesühnt, gebüßt,
entschuldigt, abgetragen, bereut, wiedergutgemacht,
erlassen, amnestiert, verziehen oder vergeben.
Schuld bezieht sich auf menschliches Handeln und
bezeichnet immer ein Verhalten, das fremde Rechtsgüter
benachteiligt oder schädigt. Entstehen kann Schuld nur
vor dem Hintergrund bestimmter Normen. Im normenfreien Raum gibt es keine Schuld; in der freien Wildbahn
herrscht das Naturgesetz von Fressen und Gefressenwerden, wobei naturgegebene Vorgänge wertfrei sind. Im
menschlichen Zusammenleben trägt der einzelne Mensch
dagegen im Unterschied zum Tier Verantwortung für
sein Verhalten. Daraus erwächst eine natürliche Ordnung
als Gebot des sittlich Guten und als Verbot des sittlich
Schlechten, ein Sittengesetz, das von positiven Gesetzen
und menschlichen Konventionen unabhängig ist.
Immanuel Kant fand dafür die Formel: „Handle nur nach
derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst,
dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Zum Schuldbegriff gehört ein Zuwiderhandeln gegen das
natürliche Sittengesetz, gegen religiöse Gebote oder Verbote, die für bestimmte Bekenntnisse verbindlich sind,
oder gegen gesetzte Normen, die für menschliche Lebensgemeinschaften nach allgemeinem oder mehrheitlichem
Konsens gelten. Schuldfähig ist der Mensch, wenn er die
Freiheit hat, zwischen Alternativen zu wählen und seine
1 0 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
In der modernen Strafgerichtsbarkeit ist genau geregelt,
wie der Staat „im Namen des Volkes“ Verstöße gegen
Gesetze ahndet. Polizei und Gerichte müssen dem Täter
seine Schuld nachweisen, er selbst kann seine Tat abstreiten. Im Strafprozess muss geprüft werden, ob der Angeklagte der ihm zur Last gelegten Straftat schuldig ist, ob
die Tat und ihre Begehung durch den Angeklagten erwiesen ist, ob Vorsatz, Fahrlässigkeit oder Notwehr vorliegen,
ob Umstände zu berücksichtigen sind, die eine Strafe ausschließen, mindern oder erhöhen. Dennoch sind der
Schuldbegriff und auch der Strafzweck in der juristischen
Wissenschaft sehr umstritten. Die Praxis der Gerichte
schwankte in der Vergangenheit zwischen den Theorien
der Vergeltung, Prävention und Resozialisierung. Das sind
veränderbare, zeitbedingte Konzepte, mit denen die staatliche Justiz versucht, die durch eine Straftat entstandene
soziale Störung zu beseitigen.
Während die weltlichen Obrigkeiten im Lauf der
Geschichte sehr unterschiedlich und oft abhängig von den
jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen mit den Begriffen Schuld und Strafe umgingen,
waren die Religionen durch all die Jahrhunderte sehr
viel beständiger und konsequenter in der Bewertung
von Schuld und Sühne. Ihre Intention war vorrangig,
ein gestörtes Verhältnis zwischen Mensch und übermenschlichen Mächten wiederherzustellen. Zu diesem
Zweck finden sich die verschiedensten Formen, bis zur
rein mechanischen Leistung, wie etwa dem Drehen der
Gebetsmühle in Tibet, durch das automatisch die Vergebung der Sünden gewährt wird. Eine Beichte mit
anschließender Waschung oder innerer Reinigung durch
Einnahme eines Brechmittels, um damit der Sünden ledig
zu werden, kennen viele Völker. Oft wird dem Sünder als
Buße auch Blut entnommen, in Mexiko etwa demjenigen,
der sich auf sexuellem Gebiet verging. Bekannt sind die
babylonischen Bußpsalmen, die den Zustand des sündigen Beters schildern. Der allgemeinen Sündenvergebung
dienen besondere öffentliche Bußtage, wie im Judentum
der Versöhnungstag (Jom Kippur). Im Islam ist die Buße
meist freiwillig, sie umfasst Fasten, Waschungen und gute
Werke. In den Religionen des Ostens gibt es eine asketische Bußpraxis zur Schuldbewältigung, vor allem dort,
wo klösterliche Traditionen existieren.
Auch im Christentum ist Buße die Voraussetzung für die
Tilgung von Schuld. Die katholische Kirche kennt ein
besonderes Bußsakrament, die Beichte, bei der, aufrichtige
Reue vorausgesetzt, der Sünder die Lossprechung durch
den Priester erfährt. Nach evangelischer Auffassung ist
Buße eine Gesinnung der Umkehr, keine Leistung, auch
kein Sakrament, vielmehr Reue über die Sünde und
Glaube an Gottes Vergebung. Im Pietismus, Methodismus
und in den Erweckungsbewegungen steht die Buße in
der Mitte ihrer Auffassung vom Christsein, wenn auch
oft psychologisch übersteigert.
Schuld als Chance zur Versöhnung
Mahatma Gandhi, der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, entwickelte unter dem Einfluss der altindischen Lehre des Ahimsa (Sanskrit „Gewaltlosigkeit“),
der christlichen Bergpredigt und der Ideen Leo Tolstois
Formen des gewaltlosen Kampfes und machte auf die
unweigerlichen Folgen jeder gewaltsamen Rache aufmerksam. Ihm wird der Satz zugeschrieben: „Auge um Auge –
und die ganze Welt wird erblinden“.
In archaischen Gesellschaften herrschte die blanke Rache,
um erlittenes Unrecht auszugleichen. Rache war zwar
immer eine Gewalttat, wurde aber als rechtmäßiges Mittel
angesehen, den sozialen Frieden wiederherzustellen. Es
kam allerdings vor, dass selbst wegen kleinerer Delikte
Menschen erschlagen wurden, was in der Folge eine
Gewaltspirale, teils über Generationen, auslöste und in
gegenseitige Ausrottung ausartete (Blutrache). Dieser
Willkür setzte der Kodex des Königs Hammurapi von
Babylon (um 1700 v. Chr.) Grenzen, indem er verfügte,
dass grundsätzlich Gleiches nur mit Gleichem vergolten
werden sollte („Wie du mir, so ich dir“).
Diese altorientalische Rechtstradition ging vollinhaltlich
in die jüdische Thora ein. Sie begegnet uns im Alten
Testament der Bibel gleich dreimal: 2. Mose 21, 23-25;
3. Mose, 24, 17-21; 5. Mose, 19, 16-21. Es heißt dort: „So
sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn
um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um
Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.“ Diese
Aussage ist babylonischen Ursprungs und nicht spezifisch
biblisch; jedenfalls widerspricht der biblische Kontext die-
Justizia-Statue
ser Auslegung. In den Sprüchen Salomos steht (Spr 24,
29): „Sprich nicht: ‚Wie einer mir tut, so will ich ihm
auch tun und einem jeglichen sein Tun vergelten’.“ Nach
rabbinischer und historisch-kritischer Auffassung verlangte
die Formel „Auge um Auge“ angemessenen Schadenersatz vom Täter, um die im alten Orient verbreitete
Blutrache einzudämmen und durch eine Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Strafe abzulösen. Schon vor der
Zeitenwende war das Judentum unter dem Einfluss der
römischen Rechtstradition (außer bei Mord) von Körperstrafen zugunsten von Geldbußen abgerückt.
In der Bergpredigt (Mt 5-7) nimmt Jesus auf diese schon
vor seiner Zeit umstrittene Formel Bezug: „Ihr habt
gehört, dass gesagt ist: ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn’.
Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem
Übel, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe
schlägt, dem biete die andere auch dar.“ Solche Antithesen betonen den Kontrast des Rechtsverzichtes zur Vergeltung, was dem damaligen Judentum unbekannt war.
Paulus führt diesen Gedanken im Römerbrief fort (Röm
12, 17-21): „Vergeltet niemand Böses mit Bösem …
sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Karlheinz Bauer war
Stadtoberarchivrat
und Leiter des
Geislinger Kulturamtes
von 1965 bis 1977
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 11
Aus Kirche und Gesellschaft
PORTRAIT
„Ich mag die Menschen“
Reinhard Wenger, Richter am Amtsgericht Geislingen
ANITA GRÖH UND DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER
Reinhard Wenger, Amtsrichter in Geislingen, hat einen
Grundsatz. „Ich spreche das Urteil, das ich guten Herzens
vertreten kann“. Bisher habe er kein Urteil gesprochen,
das er für falsch halte. „Vielleicht“, so sagt der mit viel
Humor gesegnete Richter, „bin ich ein- oder zweimal zu
milde gewesen.“ Aber ihm ist auch schon von vorgesetzter Stelle gesagt worden, was von Geislingen komme,
habe Hand und Fuß.
Ein Richter trägt Verantwortung
Reinhard Wenger mag die Menschen und den Umgang
mit Menschen. Wichtig ist ihm immer die Lebensgeschichte der vor Gericht Stehenden. In seinen Urteilsbegründungen befasst er sich auch ausführlich mit den
Umständen, die zu einer Schuld führen. Früher, so erzählt
Reinhard Wenger, habe er sich nicht zugetraut, die Verantwortung als Richter zu übernehmen. Als tiefgläubiger
Mensch habe er aber Hilfe. Vor großen Prozessen bete er,
dass Gott ihm die Kraft gebe, zu einer befriedigenden
Lösung zu kommen.
Vom Staatsanwalt zum Richter
Reinhard Wenger ist 1950 in Stuttgart geboren und hat
1969 am Ferdinand-Porsche-Gymnasium in Zuffenhausen
das Abitur gemacht. Von 1969 bis 1971 war er bei der
Bundeswehr in Dornstadt. Anschließend bis zu seinem
Ausscheiden 2005 war er Reserveoffizier in verschiedenen
Einheiten, zuletzt im Stab II. Korps in Ulm als Oberstleutnant der Reserve.
An der Universität Tübingen studierte Wenger von 1971
bis 1976 Rechtswissenschaft. Anschließend kam er dann
zum Landgericht Ulm und war ab 1979 Staatsanwalt.
Neben Jugendsachen war er zuständig für Gewalt in der
Familie, Sexualdelikte, Wehrstraf-, Waffen- und Sprengstoffsachen, Zivildienstsachen. Er war auch Staatsanwalt
im Stadion für den SSV Ulm, zuständig für Fußball und
Hooligans. „Bei jedem Bundesligaspiel ist ein Staatsanwalt
im Büro der Polizei“, erzählt Reinhard Wenger. Wichtig
sei dabei, die Polizei ihre Arbeit machen zu lassen und als
Staatsanwalt zu beobachten und zu begleiten. Das alles
wurde dann irgendwann zu viel. Gesundheitliche Probleme traten auf. Es war Gottes Fingerzeig, erinnert sich
der Jurist, der ihm den Wechsel nach Geislingen ermöglicht habe. Seit Mai 2002 ist er in Geislingen als Schöffen-,
Jugend- und Strafrichter tätig. Ein Richter, der durch seine
22-jährige Tätigkeit als Staatsanwalt bestens weiß, wie es
am Tatort aussieht.
Gnade ist uns geschenkt
Was versteht ein Richter unter Schuld? Reinhard Wenger
differenziert. Als Strafrichter muss er mit Schuld umgehen.
Das Strafgesetzbuch ist die Grundlage. Es gibt die Möglichkeit zwischen Freiheitsstrafe mit oder ohne Bewährung
und Geldstrafe. Es sei im Strafrecht so, dass die Verurteilten
die Verlierer wären, die andern triumphierten.
Als Jugendrichter ist bei ihm der Erziehungsgedanke im
1 2 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Vordergrund. Er frage sich
immer, was erzieherisch
wichtig sei. Das Jugendrecht habe eine große
Variationsbreite mit
flexiblen Maßgaben wie
Weisungen und Auflagen.
„Ich versuche, das Gesetz so auszuführen, wie es in mir
drin anwendbar ist“. Oft frage er sich, ob man auf alles
knallhart reagieren müsse. Hier spielt auch sein Glaube
eine Rolle. Der Richter: „Wir haben kein Anrecht auf
Gnade, sondern sie ist uns geschenkt.“ Eine Bibelstelle aus
dem Brief des Paulus an die Epheser ist ihm wichtig:
„Denn aus Gnade allein seid ihr selig geworden durch
Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“
(Eph. 2, 8)
Jugend und Gewalt
Dass es in den letzten zwei oder drei Jahren wesentlich
mehr Straftaten im Jugendbereich gegeben hat, bestätigt
uns Richter Wenger. Schlägereien hätten zugenommen,
vor allem auch auf den Schulhöfen. Und die Schulleitungen würden kompromisslos Anzeige erstatten. „Den
Jugendbanden haben wir die Zähne gezeigt und haben
uns nicht vorführen lassen“, erzählt der Amtsrichter. Die
örtliche Polizei und die Bereitschaftspolizei sollen bei den
Verhandlungen für Ruhe sorgen. Jugendbanden wären
weniger aktiv seither. Die Zusammenarbeit mit der Polizei
ist sehr gut, bestätigt der Richter, obwohl, schmunzelt er
„Ich habe auch schon Polizisten verurteilen müssen.“
Persönlich bedroht war er in seiner Zeit als
Geislinger Amtsrichter noch nie, jedoch kennt
er Bedrohungen aus seiner Staatsanwaltszeit.
Wenger privat
Was tut Amtsrichter Wenger als Privatmensch?
Wichtig ist ihm seine Familie. Er ist seit
über 32 Jahren mit einer Pastorentochter
verheiratet, die als Erzieherin arbeitet.
Zwei erwachsene Kinder sind außer Haus.
Was ist sein Hobby? Reinhard Wengers
Augen leuchten: „Ich singe“. Er war als
Jugendlicher acht Jahre lang Mitglied im
Kaffeetassen auf
Stuttgarter Hymnuschor und singt jetzt in der dem Schreibtisch
Kantorei in Ulm. Lange Jahre hat er auch den des Amtsrichters
Chor der evangelisch-methodistischen Zionsgemeinde in Ulm geleitet. Mit viel Begeisterung und Fachwissen berichtet er von den Werken von Bach, Rossini
und Mendelssohn, die in der Ulmer Kantorei momentan
einstudiert werden: „Mendelssohn kannte die Werke
Bachs am besten“, so seine Überzeugung.
Wenn er es heute nochmals entscheiden könnte, würde
er wieder Jura studieren? Das Ja kommt ohne Zögern.
Nicht umsonst sei in der Geislinger Zeitung über ihn
gestanden: Mit Leib und Seele Geislinger Amtsrichter.
Das Gespräch führten Anita Gröh und
Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer
Schuld und Erinnerung –
Richtiges Zeugnis reden
am Beispiel der „Lokalen Geographie der Schuld“
MARTIN BAUCH
Wenn sich heute Neonazis mit sogenannten „Mahnwachen“
in Fußgängerzonen stellen, wie jüngst in Geislingen,
und das angesichts der vielen Toten und Opfer des
Nationalsozialismus, die uns aus dem Filstal bekannt sind,
so müssen wir durch Erinnerung den rechtsextremen
Ideologien entgegentreten.
Es gibt in ganz Deutschland, auch in unmittelbarer Nähe
hier im Filstal, Zeugnisse, die die Verbrechen der Nazis
sichtbar machen und die wir nicht vergessen dürfen.
Die Nazis haben in einer tödlichen Logik Menschen
stigmatisiert und isoliert.
Neonazis wiederholen, was damals geschah: sie isolieren
und werten Menschen als minderwertig ab. Mit Grauen
haben wir erlebt, dass bis heute immer wieder MitbürgerInnen von rechten Terroristen kaltblütig ermordet
werden, nur weil sie einer anderen Rasse, Religion oder
Nation angehören.
Mahnmale und Stolpersteine
sind Merkzeichen der Schuld
Der „Geschundene Kopf“ auf dem Friedhof Heiligenäcker
in Geislingen, in Süßen eine Szene auf dem Marktbrunnen, ein Mahnmal auf dem Friedhof und Stolpersteine,
sind Merkzeichen, die uns mahnen, heute nicht wieder
schuldig zu werden. Sie stellen eine „lokale Geographie
der Schuld“ dar.
Hier im Filstal lässt sich rekonstruieren, wie Juden ins KZ
deportiert wurden – aus Göppingen und Süßen. Es lässt
sich nachvollziehen, wie Zwangsarbeiter lebten, arbeiteten
und starben. Man kann wissen, dass jüdische Frauen hier
bei uns in Geislingen im Außenlager des KZ Natzweiler
im Elsass untergebracht waren. Darunter befanden sich
auch Kinder von zwölf Jahren, die älter gemacht wurden,
um bei der Selektion in Auschwitz als arbeitsfähig eingestuft zu werden.
Wir wissen, dass Kranke in mindestens zwei Transporte
aus dem KZ-Außenlager in den Tod geschickt wurden.
Zwölf Häftlinge des Geislinger KZ-Außenlagers starben,
das ist bekannt.
Den Häftlingen wurden die Haare abgeschnitten, sie
wurden in Häftlingskleidung gesteckt, an den Füßen
trugen sie Holzpantinen. Die einfachsten Formen der
Körperpflege wurden ihnen verweigert, die Verpflegung
war erbärmlich.
Die Menschen wurden durch Kennzeichnung entwürdigt:
Juden trugen den Judenstern, O stand für Ostarbeiter,
P für Polen. So wurden sie entmenschlicht und in
„Schubladen“ eingeteilt. Damit sollte es der einheimischen
Bevölkerung schwerer gemacht werden, in ihnen den
Nächsten zu sehen, der unsere Solidarität und unser
Mitgefühl braucht. Das Naziregime hat uns gelehrt,
wozu der Mensch fähig ist, wenn er im Anderen nicht
mehr den Mitmenschen, sondern den Untermenschen
sieht.
Das Erinnern muss uns dazu dienen, die Demokratie zu
gestalten und die Menschenwürde zu verteidigen, sonst
machen wir uns erneut schuldig. Wir müssen der Opfer
gedenken und Ursachen für die Verbrechen benennen.
Die Väter und Mütter des Grundgesetzes haben die
Lehren aus der Geschichte gezogen und als einen alle
Parteien übergreifenden Konsens im Grundgesetz festgelegt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Erinnerung an das Geschehene
Auch Schweigen kann ein „falsches Zeugnis wider den
Nächsten“ (8. Gebot) werden. Es beginnt auch heute
in vielen Ländern der Welt immer wieder mit der
Diffamierung von Menschen und in der Folge mit der
Außerkraftsetzung von Freiheit, Grundrechten, der Würde
jedes Menschen, der Rechtstaatlichkeit und der Presseund Meinungsfreiheit. Wir verurteilen dies, wenn es um
andere Länder geht, aber wir haben Berührungsängste,
wenn es um die Schauplätze bei uns zuhause geht.
In den Archiven der Kommunen befinden sich Zeugnisse
aus der Zeit des Dritten Reiches. Für Geislingen kann in
einem Heft von „Geschichte regional“ (1982) durch die
Arbeiten von Annette Schäfer (1988) und von Renate
Kümmel (1993) das Geschehene nachvollzogen werden.
In der offiziellen Geschichtsschreibung der Stadt Geislingen
sind sie lange ausgespart worden.
Im Jahre 1995 wurde – 50 Jahre nach Kriegende und nach
der Auflösung des KZ-Außenlagers – in verschiedenen
Veranstaltungen und mit einem Friedensmarsch der
Geislinger Schüler diese Zeit erneut aufgearbeitet.
Denkmal „Geschundener Kopf“, Heiligenäcker Geislingen
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 3
Aus Kirche und Gesellschaft
Zur Erinnerung: über 2000 Zwangsarbeiter bzw. Kriegsgefangenen aus 19 Nationen waren 1943 in mindestens
zehn Lagern in Geislingen untergebracht, eine Zahl, die
10 % der Einwohnerschaft entsprach. Es ist bekannt, dass
mindestens 24 polnische und 41 russische Menschen in
dieser Zeit begraben wurden. Von ihren Gräbern gibt
es keine Spur. Wir wissen von zwölf verstorbenen
sowjetischen Kindern, von einem französischen und
einem jugoslawischen Kind. Wir wissen von zwölf toten
jüdischen Frauen aus dem KZ-Außenlager und es ist
bekannt, dass kranke jüdische Frauen aus diesem Lager
in den Tod geschickt wurden.
Am 28. Juli 1944 trafen die ersten etwa 700 jüdischen
Frauen aus Ungarn ein, die bei der Selektion in Auschwitz
als „arbeitsfähig“ eingestuft worden waren. Sie mussten
zerlumpt, abgemagert und kahlgeschoren vom Bahnhof
ins KZ-Außenlager in der Heidenheimer Straße/RobertBosch-Straße laufen, später sind sie täglich zur Arbeit
durch die Straßen Geislingens zur WMF geleitet worden.
lien sind nicht bekannt. Auf Wunsch der Israelitischen
Kultusvereinigung Stuttgart wurden sie am 22. Juni 1946
ausgegraben und auf den Jüdischen Friedhof in Göppingen überführt. Wir vermuten auch, dass diese Liste nicht
vollständig ist.
Der totale Krieg ab 1943 verlangte die totale Kriegswirtschaft und das Mitwirken aller Industriebereiche. Die Facharbeiter, die an der Front waren, wurden ersetzt durch
Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge, die zu bedingungslosem Arbeitseinsatz gezwungen wurden.
Als die Front näher kam, wenige Tage bevor sie hätten
befreit werden können, wurde von der Firmenleitung der
WMF kein Wert mehr auf der Beschäftigung der Insassen
des KZ-Außenlagers gelegt, sie waren überflüssig, ja
bedrohlich, man wollte sie loswerden. Deshalb wurden
sie zur Vernichtung freigegeben und sollten nach Dachau
geschickt werden. Der Transport wurde zum Glück vor
Allach, einem Außenlager von Dachau, von den Alliierten
gestoppt, und die Häftlinge wurden befreit.
Im Oktober 1944 trafen sechs „politische“ und zehn
„asoziale“ Häftlinge aus Ravensbrück ein. Am 29. November
ein weiterer Transport mit 130 Häftlingen, am 28. März
1945 ein letzter mit etwa 230 Frauen. In der Zeit vom
1. Dezember 1944 bis 4. April 1945 wurden acht Tote
außerhalb der Friedhofsmauer verscharrt, nähere Persona-
Mahnmal im Alltag
1 4 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Es stünde der Kirche und der Kommune gut an, an einem
zentralen Ort, an dem man auch im Alltag vorbeikommt,
auf diese Opfer hinzuweisen. Die eindrucksvolle Skulptur
„Geschundener Kopf“ gehört nicht auf den Friedhof
Heiligenäcker, denn dort ist sie kein Stolperstein im Alltag
als Mahnung. Außerdem wurde den Toten damals ein
Platz auf dem Friedhof verweigert.
Eigentlich gehörte die Skulptur vor die WMF, in die
Fußgängerzone, auf einen Schulhof oder den Kirchplatz.
Nur wenn die Liste der Opfer uns erschüttert, wenn wir
ihnen als Menschen begegnen, wird sie uns anhalten,
richtiges Zeugnis zu reden.
Als Christen müssen wir immer beherzigen, dass die
Würde des Menschen darin begründet ist, dass Gott
„den Menschen nach seinem Bilde“ (1. Mose 1) schuf,
und dass damit allen Menschen die gleiche Würde
zusteht. In Bezug auf alle Menschen gilt: „Du sollst nicht
töten“ (5. Gebot). Töten beginnt mit sozialer Ausgrenzung, Diffamierung und Stigmatisierung und entfaltet
dadurch seine Logik. Wir haben aufmerksam zu bleiben.
Martin Bauch
Oberbürgermeister a.D.
Quellen: Materialien zu den Veranstaltungen 1983
in Süßen und 1995 in Geislingen.
DIE STUTTGARTER
SCHULDERKLÄRUNG
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland
begrüßt bei seiner Sitzung am 18. und 19. Oktober
1945 in Stuttgart Vertreter des Ökumenischen Rates
der Kirchen.
Wir sind für diesen Besuch um so dankbarer, als wir uns
mit unserem Volk nicht nur in einer großen Gemeinschaft
der Leiden wissen, sondern auch in einer Solidarität der
Schuld. Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist
unendliches Leid über viele Länder und Völker gebracht
worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt
haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen
Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im
Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im
nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an,
daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht
fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.
Stuttgart, den 19. Oktober 1945
Landesbischof D. Wurm
Landesbischof D. Meiser
Bischof D. Dr. Dibelius
Superintendent Hahn
Pastor Asmussen D. D.
Pastor Niemöller D. D.
Landesoberkirchenrat Dr. Lilje
Superintendent Held
Pastor Lic. Niesel
Dr. Dr. Heinemann
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Aus Kirche und Gesellschaft
Mission und Schuld
KLAUS RIETH
Mission und Schuld, beide sind seit es Mission gibt, oft
eine unheilige Allianz eingegangen. Zu erinnern ist da
etwa an die Missionierung oder müsste man nicht besser
sagen: Unterwerfung und Eroberung, Lateinamerikas. An
die unsäglichen und unzählbaren Grausamkeiten, die mit
dem Evangelium nichts, aber auch gar nichts zu tun hatten. Hier haben wir uns als Kirchen im Norden schuldig
gemacht und können unsere Schwestern und Brüder in
diesen Ländern nur demütig um Entschuldigung und
Vergebung bitten.
Gehet hin in alle Welt …
Zu erinnern ist auch bis heute an brutale Missionsversuche weltweit, wenn es darum geht, eine andere Religion
zu übertreffen oder den eigenen Standortvorteil auszunutzen. Mission auf Bezahlung nennt man das oder mit
Sachmitteln wie etwa Bestechung mit kostenlosem Schulbesuch für die Kinder. All das ist verwerflich und kann
nicht im Sinne dessen sein, der gesagt hat: „Gehet hin in
alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker!“ Um diesen
schuldbeladenen Missionsstrategien der Vergangenheit
und leider auch manchmal der Gegenwart einen Riegel
vorzuschieben, haben katholische, evangelische, orthodoxe und evangelikale Kirchen eine Erklärung unterschrieben, in dem sie auf zwangsweise Mission mit unlauteren
Mittel freiwillig verzichten. Dies ist ein erster Schritt,
dem weitere folgen müssen. Etwa in der Frage des Bibelverständnisses.
Das Verständnis der Bibel
Es waren deutsche Missionare, die vor mehr als hundert
Jahren nach Afrika gegangen sind, um die Menschen zum
christlichen Glauben zu bekehren. Sie brachten den
„Ungläubigen“ dort bei, dass die Bibel Grund und Basis
allen Glaubens, und dass sie wörtlich zu verstehen sei.
Dieses wörtliche Bibelverständnis herrscht bis heute in
vielen afrikanischen Kirchen vor. Als ob es keine Weiterentwicklung der theologischen Forschung gegeben hätte.
Und nun haben wir die bizarre Situation, etwa in Fragen
der Homosexualität, dass viele afrikanische Kirchen hier
eine extrem fundamentalistische Haltung einnehmen und
wir im Norden sagen, dass diese Fragen aus dem Kontext
heraus zu verstehen und zu lösen seien. Haben wir es
hier versäumt, theologische Forschungsergebnisse weiterzuvermitteln, haben wir bewusst unsere Schwestern und
Brüder im Süden im Unklaren gelassen? Haben wir so
Schuld auf uns geladen?
Heute sprechen wir von kontextueller und von interkultureller Mission. Das heißt, man nimmt den, der die frohe
Botschaft von Jesu hören soll, ernst in seiner Kultur,
seinen Lebensumständen, seiner Sprache und seinen
Möglichkeiten.
1 6 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Mission im eigenen Land
Noch ein letztes: Vielleicht machen wir uns gegenwärtig
auch schuldig, wenn wir nicht genug missionieren im
eigenen Land. Wenn wir suchenden Menschen die frohe
Botschaft von der Sündenvergebung vorenthalten. Wenn
wir nicht fröhlicher glauben und bekennen, was uns
geholfen hat. Wenn wir uns hinter Strukturveränderungen
und Sparplänen verstecken anstatt dem Heiligen Geist
Wirkungsmöglichkeiten zu gewähren.
Kirchenrat Klaus Rieth
ist zuständig für Mission,
Ökumene und Entwicklung in der
Evangelischen Landeskirche
in Württemberg
Schuld und Schuldgefühle
HEINZ GRÖTZINGER
Ich schreibe meine sehr persönlichen Zeilen auf dem
Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen.
Mit Schrecken erinnere ich mich noch an eine Zeit, da ich
von Schuldgefühlen geplagt wurde. In dieser Zeit hatte
ich einen strengen, unnachsichtigen Gott. Dieser Gott war
bereit, mich schon wegen Kleinigkeiten, etwa wegen
meines falschen Glaubens, zu bestrafen. Natürlich war es
nicht der reale Gott, sondern mein Gottesbild, meine
eigene Vorstellung, die ich von ihm hatte. In meinem
Erleben war das jedoch dasselbe. Psychologen empfahlen
mir, mich von meinen Schuldgefühlen zu befreien. Schon
der Gedanke daran erzeugte bei mir zusätzliche Schuldgefühle. Es kam mir so vor, als würde ich allem Negativen
Tür und Tor öffnen, wenn ich keine Schuldgefühle hätte.
Ich denke heute, dass diese Einstellung das Ergebnis
meiner christlichen Erziehung, aber auch der christlichen
Verkündigung in Religionsunterricht und Predigt war.
„Wir sollen Gott fürchten und lieben“ – Ist das überhaupt
möglich? Können wir etwas lieben, das wir fürchten?
Und wenn wir etwas lieben, werden wir das fürchten? Zu
häufig, denke ich, wird in Erziehung und Verkündigung
mit Drohung, Strafe und auch Moral oder, wenn man letzteres vornehmer ausdrücken will, mit Ethik gearbeitet.
Man sollte ganz darauf verzichten.
Das Gottesbild verwandeln
Es war ein sehr langer Prozess der inneren Arbeit bis sich
nach vielen Jahren mein Gottesbild von einem strafenden
in einen liebevollen, unterstützenden Gott verwandelte.
Und ich wünschte mir, dass dieser Prozess auch in
unserer Kultur vollzogen werden könnte.
Jeder, der sich mit einigermaßen offenen Augen in unserer
Kultur umsieht, kann leicht erkennen, welch unselige Wirkung gerade die Schuldgefühle auf jeden einzelnen, aber
auch auf unsere Kultur insgesamt haben. Ich will das an
einem allfälligen Beispiel illustrieren: Ich habe bislang noch
kein Ehepaar erlebt, das einen tiefen Konflikt hatte oder gar
in Scheidung lebte, bei dem jeder der Partner die gleiche
Geschichte berichtete. Jeder erzählte eine Story, nach der
jeweils der andere die gesamte Schuld an diesem Konflikt
hatte. Die Geschichte des einen hatte mit der Geschichte
des anderen überhaupt nichts zu tun. Warum ist das so?
Warum sagen sie nicht einfach: „Unsere Interessen sind
verschieden, wir haben gemeinsam beschlossen, uns zu
trennen“? Warum muss die Schuld auf den jeweils anderen
Partner abgeschoben werden? Warum muss es überhaupt
einen Schuldigen geben? Ist das nicht so, weil jeder den
Konflikt unter einem moralischen Gesichtspunkt betrachtet?
„Es darf nicht sein, dass wir uns trennen. Und wenn wir uns
schon trennen, dann bin ich jedenfalls nicht der Schuldige!“
Schuldgefühle führen zur Weigerung, die Wahrheit anzuschauen, wie sie ist. Wer die Wahrheit nicht anschaut, kann
nichts daraus lernen. Er kann sich nicht verändern und wird
in der nächsten Beziehung wieder die gleichen Probleme
haben! „Die Wahrheit wird euch freimachen.“ Ist es nicht
so? Schuldgefühle und Angst vor Strafe machen die Menschen nicht besser, im Gegenteil, sie konservieren die vorhandene Einstellung und die daraus resultierenden Probleme.
Moralisieren und Verurteilen
Schauen wir uns in unserer Gesellschaft um, wenn
irgendwo was passiert, suchen wir sofort nach einem
Schuldigen, auf den wir mit Fingern zeigen können.
Dann fühlen wir uns gut. Das ist genau das Gegenteil
der Verkündigung Jesu. Er hat nie jemanden verurteilt,
nie moralisiert. Umso häufiger geschieht das bei uns.
Moralisieren und Verurteilen sind die Kehrseite der
Schuldgefühle! Ermutigt uns nicht Paulus, zu uns zu
stehen, zu dem, was wir tatsächlich sind? „Wir sind allzumal Sünder …“ Es scheint noch ein weiter Weg zu
sein, bis wir tatsächlich und ganz konkret im Einzelfall
zu dem stehen können, was wir sind. Solche Aussagen
verschieben wir allzu gerne in den Andachtsraum, um
sie aus unserem konkreten Leben fernzuhalten!
Schuld ohne Selbstverurteilung und ohne Ausreden
Jedoch: „Wenn keine Schuldgefühle mehr da sind, ist es
dann nicht so, dass du unmoralisch handelst, deinen egoistischen Wünschen auf Kosten der anderen Menschen
folgst? Ist nicht Schuld eine reale menschliche Erfahrung?“
Ja natürlich, Schuld ist eine reale Erfahrung, die uns allen
bekannt ist. Allerdings können zu schnelle Selbstvorwürfe
und Schuldgefühle meinen Blick trüben und so verhindern, dass ich zu meiner wirklichen Schuld auch tatsächlich stehen und sie anerkennen kann. Andernfalls werde
ich zehntausend Ausreden erfinden. Allzu schnell sind wir
bereit, uns freizusprechen von jeglicher Schuld und sie
anderen zuzuschieben.
Wenn ich mich nüchtern und ohne Selbstverurteilung
anschaue, dann werde ich erkennen, dass ich etwas getan
habe, was nicht meinem Selbst entspricht. Dass ich mich
nicht meinem Selbstbild gemäß verhalten habe. Das ist kein
angenehmes Gefühl. Denn ich muss erkennen, dass ich
nicht so bin, wie ich gerne sein möchte. Das ehrlich wahrzunehmen, dazu zu stehen, hilft mir, mich in Zukunft zu
korrigieren. Das ist keine einmalige Entscheidung, sondern
lebenslange Aufgabe. Es ist ein lohnenswertes Unterfangen,
dessen Ziel die eigene persönliche Transformation ist. Es gilt
hinzuschauen und mich mit der Wirklichkeit auseinander zu
setzen. Dann kann ich Wege finden, meine Schuld abzutragen. Wenn ich das, was ich jemand schuldig geblieben bin,
wieder in Ordnung bringen kann, dann stärkt das mein
Selbstgefühl. Wenn ich es nicht mehr in Ordnung bringen
kann, kann ich es getrost dem überlassen, der mehr kann
und weiß. Mit Schuldgefühlen kann
ich keine Wirklichkeit verändern!
Ich kann mir nur selbst das Leben
verbittern. Kein liebevoller Gott
verlangt das von uns!
Heinz Grötzinger war beim
Diakonischen Werk Württemberg
tätig
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 7
Aus Kirche und Gesellschaft
Für unsere Schuld gestorben?
Ein theologischer Zwischenruf
KLAUS HOOF
„Ach, das hat unsre Schuld und Missetat verschuldet“,
dichtete Adam Thebesius 1652 in seinem Passionslied
„Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen“
(EG 87). Ist es so?
Erfahrungen
Weinend kommt die siebenjährige Laura aus der Schule
nach Hause. Die Mutter nimmt sie in den Arm: „Was ist
denn passiert? Hast Du ein schlechtes Diktat geschrieben?“
„Nein,“schluchzt die Kleine, „ich bin schuld, dass Jesus ans
Kreuz geschlagen worden ist.“ – „Aber Kind, wer sagt denn
so was?“ – „Unser Lehrer hat uns das vorhin in Reli
gesagt.“ – „Aber das hat er bestimmt nicht so gemeint!“ –
„Doch, das hat er gesagt. Wir sind daran schuld, weil wir
so böse Gedanken haben, weil wir lügen, weil wir uns
streiten und schlimme Wörter hinter anderen her rufen.“
Krankenbesuch in der Helfenstein Klinik. Mit Blick auf das
Kruzifix, das auf dem Nachttisch seines Zimmergenossen
steht, sagt mir der Patient: „Wissen Sie, Herr Pfarrer, so
ein blutrünstiger Gott kann mir gestohlen bleiben. Was ist
das denn für ein Gott, der seinen Sohn ans Messer liefert,
damit er und sein gekränkter Gerechtigkeitssinn zufriedengestellt werden?! Solche Väter haben schon immer ihren
Söhnen entweder das Genick gebrochen oder ihre Seelen
mit Hass vergiftet.“ Und er fügt hinzu: „Ich weiß, wovon
ich rede.“
Sühnopfertheologie
„Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen“?
Hinter dieser Auffassung steht die „Sühnopfertheologie“
des im Jahr 1109 verstorbenen Theologen Anselm von
Canterbury. Er war der Meinung, dass Gott Mensch werden
musste, um die durch die Erbsünde gefallene Menschheit
wieder mit sich zu versöhnen. Sünde muss gesühnt werden, meinte er, und auf diese Sühne kann Gott um der
Gerechtigkeit willen nicht verzichten. Der Mensch allerdings
kann seine Schuld nicht aus eigener Kraft sühnen. Aber
Gott hat den Menschen aus Liebe geschaffen und liebt ihn
weiter. Deshalb musste Gott selbst in Gestalt seines Sohnes
Jesus Mensch werden und die nötige Sühne durch sein
vergossenes Opferblut erbringen.
Diese Denkweise ist tief in die Tradition der Kirche eingedrungen. Paul Gerhardt hat ihr in seinem ergreifenden Lied
„Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und
ihrer Kinder“ (EG 83) ein dichterisches Denkmal gesetzt.
Nichtsdestoweniger gilt es aber festzuhalten, dass diese
Interpretation auf zeitbedingten mittelalterlichen Vorstellungen fußt, die Gott als Feudalherren versteht, der juristische Ansprüche an seine Untertanen hat, denen Genugtuung zu leisten ist. Ich halte sie nicht für biblisch.
Wie kann man den Kreuzestod Jesu verstehen?
Der Kreuzestod Jesu war für das kleine Häuflein der Jesusanhänger ein Schock. Wie konnten sie verstehen, was
doch nicht zu verstehen war? Ist es verwunderlich, dass
sie in ihrer Verstehensnot mit Bildern aus ihrer Zeit und
Tradition versuchten, das Ungeheuerliche zu deuten?
Drei Beispiele von vielen:
• Da war im Buch des Propheten Jesaja von dem leidenden Gottesknecht die Rede, der 600 Jahre vor Jesus
gelitten hatte: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir
Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt“
(Jes. 53). War es Jesus nicht geradeso ergangen?
War dieser leidende Gottesknecht nicht das Urbild für
Jesu Schicksal?
• In der damaligen Sklavenhaltergesellschaft geschah es
je und dann, dass jemand auf dem Sklavenmarkt einen
Sklaven „loskaufte“ und ihn frei gab. War das nicht ein
treffendes Bild dafür, dass Jesus Menschen aus der Gewalt
böser Mächte loskauft und zum Leben befreit?
• Die ersten Jesusnachfolger waren mit dem Jerusalemer
Opferkult vertraut. Ein Lamm wurde z.B. geschlachtet
und geopfert, damit der das Opfer darbringende Mensch
von seiner Schuld entlastet und Gott besänftigt wird.
Um seinen ehemals jüdischen Lesern zu erklären, was am
Kreuz geschehen ist, deutet Matthäus den Tod Jesu mit
dem damaligen jüdischen Opferverständnis. Er überliefert
z.B. die Einsetzungsworte des Abendmahls so: „Und er
nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach:
Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“.
Es fällt auf, dass die Passage „… das vergossen wird für
viele zur Vergebung der Sünden“ sowohl bei Paulus
(1. Kor.11, 23-26) als auch bei Markus und Lukas fehlt.
Für sie ist das Abendmahl eher ein Gemeinschafts- und
Erinnerungsmahl an Jesu Leben und Tod („das tut zu meinem Gedächtnis“). Das Johannesevangelium überliefert
keine Erzählung von einem Mahl, das Jesu Tod deutet.
Die Sühneopferdeutung des Todes Jesu fehlt in ihm.
Chorgestühl Maulbronn
Opfer Kain und Abel
Fresko Geiselkammer
Maulbronn
1 8 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Abschied von Deutungen, die Glauben hindern
Und was sagen wir nun der weinenden Laura und dem
Patienten in seinem Krankenbett, der mit einem BrutaloGott längst abgeschlossen hat?
Es ist höchste Zeit, dass wir den Mut aufbringen, uns als
Kirche von zeitgebundenen Deutungen zu verabschieden,
die dem Glauben an einen liebenden Gott heute im Wege
stehen. Wir sollten uns auf die Suche nach Bildern und
Deutungen machen, die uns und unseren Zeitgenossen
helfen, den Tod Jesu am Kreuz zu verstehen.
Das Gottesbild Jesu – Schlüssel für das Verstehen
des Kreuzes
Es gilt neu auf das Leben und Reden Jesu zu sehen.
Wenn wir darauf achten, wie er von und mit Gott geredet
hat, stellen wir unschwer fest, dass zwischen einem
Genugtuung fordernden Vater-Gott und dem Gott, den
Jesus in der liebevoll-vertrauten, aramäisch-umgangssprachlichen Form als „Abba“ (im Deutschen am ehesten
mit „Papa“ wiederzugeben) anspricht, unüberbrückbare
Abgründe klaffen. Jesus selbst spricht Gott an – und er
lädt seine Jünger ebenso dazu ein – mit einem „Urwort
des Vertrauens, mit einem der beiden ersten Worte, die
der Mensch sagen lernt, wenn er sich der bergenden,
liebenden Gegenwart von Mutter und Vater bewusst
wird“ (Körner, S. 70).
Von einem solchen Gott zu hören, zu erleben, wie dieser
Gott der Liebe in den Begegnungen Jesu mit den Menschen erfahrbar wurde, das war für viele eine Befreiung.
Sie spürten, wie da ein neuer Geist in ihr Leben und in
die Welt gekommen war. Sie erfuhren Heilung von ihren
Ängsten, Erlösung aus knechtenden, religiösen Strukturen,
Befreiung von einem strafenden Richtergott.
Für andere wurde Jesus durch seine Art von Gott zu
reden und dementsprechend zu handeln zum Ketzer. Die
einflussreichen Berufsstände, die von und für den Tempelkult lebten, spürten die Gefahr für die althergebrachte
Gottesverehrung im Opferkult und für ihre Macht. Für sie
war klar: „Es ist besser, dass ein Mensch stirbt, als dass
das ganze Volk verderbe“ (Joh. 11,49). Das hat Jesus ans
Kreuz gebracht und nicht ein Sühne verlangender GottVater oder gar ein Schulkind, das einem anderen ein
Schimpfwort hinterherruft!
Das Kreuz – Gott bei den Leidenden
Der drohende Tod und sein Sterben haben Jesus nicht
von seinem Vertrauen in die Liebe seines „Abba“ abgebracht. Am Kreuz hängend betet er mit Blick auf seine
Henker: „Abba, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie
tun“. Und er stirbt mit den Worten: „Abba, in deine
Hände befehle ich meinen Geist“. Und so ist er den
Leidenden und Sterbenden aller Zeiten nahe gekommen.
Wer über dieses Thema weiterdiskutieren möchte, kann bei dieser
Veranstaltung mit der Kirchenbezirkszeitung ins Gespräch kommen:
N O T W E N D I G E S O P F E R ?!
Theologischer Salon mit Klaus Hoof und Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer
Ein offenes Gespräch über die Bedeutung, die wir persönlich dem
Kreuztod Jesu geben.
Moderation: Günther Alius, Bildungsreferent
Mittwoch, 17. Oktober 2012, 19.30 Uhr
Haus der Begegnung, Bahnhofstraße 75, Geislingen
Sein Tod am Kreuz zeigt: Gott ist auch im Leiden und
Sterben bei uns. „Er wird zum Vorausgänger für die, die
‚ihm durch viele Drangsale nachfolgen‘ (Apg. 14,22)“
(Zink, S. 321). Darin vor allem liegt die Bedeutung seines
Todes. Er „leistet nicht irgendeine Sühne, er geht vielmehr
vor uns her und macht uns den Weg frei“ (Zink, ebd.).
Unsere Schuld –
durchschaut und „durchliebt“
Jesus hat schon in seinem Erdenleben
Menschen vollmächtig Vergebung zugesprochen! Was könnte sein Tod darüber
hinaus noch mehr bewirken?! „Wer Gott
um Vergebung bittet, wird sie bekommen
und kann sie weitergeben an andere. Für
diese Botschaft hat Jesus gelebt und sich
umbringen lassen“ (Jörns, S. 23). Er hat
„jeden einzelnen Menschen so angeschaut, dass er sich nicht nur ganz und
gar durchschaut, sondern – wenn dieser
Ausdruck erlaubt ist – auch ganz und gar Ikone aus Zypern
‚durchliebt‘ wusste“ (Menke, S. 102).
Lukas erzählt, was Petrus durch dieses Anschauen erlebt.
Im Palast des Hohenpriesters hat er den gefangenen Jesus
dreimal verleugnet. „Und der Herr wandte sich um und
sah Petrus an. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich“ (Luk. 22, 61.62) – durchschaut und durchliebt.
Ganz ähnlich erging es einer Frau unserer Tage. Sie
erzählt: „Wenn ich mit Gott redete, hatte ich immer das
unangenehme Gefühl, er wolle, dass ich ihm in die Augen
sah. Doch ich sah immer weg, denn ich hatte Angst, dort
einen Vorwurf zu finden wegen irgendeiner noch nicht
bereuten Sünde. Ich dachte, irgendetwas wollte er wohl
von mir. Eines Tages fasste ich Mut und blickte ihn an!
Da war kein Vorwurf. Da war keine Forderung. Die Augen
sagten nur: Ich liebe Dich. Ich blickte lange in diese
Augen, forschend blickte ich in sie hinein. Doch die
einzige Botschaft lautete: Ich liebe dich. Und ich ging
hinaus und wie Petrus weinte ich“(Körner, S. 193).
Solche Erfahrungen mit einem liebenden Gott zu erzählen,
das brauchen wir heute!
Klaus Hoof ist Pfarrer.
Bis zu seiner Pensionierung
war er Klinikpfarrer an der
Helfenstein-Klinik Geislingen
Zitierte Literatur:
Reinhard Körner, Das Vater unser, Leipzig 2009
Karl-Heinz Menke, Handelt Gott, wenn ich ihn bitte? Regensburg 2000
Klaus-Peter Jörns; Abschied vom Sühneopfer, in: Für uns gestorben,
Themenheft des Evang. Gemeindeblattes für Württemberg
Jörg Zink, Jesus, Stuttgart 2008
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 9
Aus Kirche und Gesellschaft
Fromm aber nicht hetero
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut (Gen. 1, 31)
STÉPHANE SCHMID
Sonntagnachmittag in Stuttgart. In einer Kirche treffen
sich Männer und Frauen verschiedenen Alters zum
Hauskreis. Es werden Kirchenlieder und neueres Liedgut
gesungen, es wird gebetet, einer Andacht wird zugehört,
Gespräche werden geführt und zur Nachmittagszeit
gebührend Kaffee und Kuchen verzehrt. Evangelikales
Idyll in der modernen Schwabenmetropole – bisher nichts
Ungewöhnliches.
Doch die Christen, die hier über Konfessionsgrenzen
hinweg gemeinsam Hauskreis feiern, stellen einige überkommene Weltbilder in Frage: Sie sind «fromm aber nicht
hetero», wie sie es selbst bezeichnen, in anderen Worten:
evangelikal/pietistisch geprägt und homosexuell.
Eigentlich geht das nicht
Man kann nicht fromm und schwul sein. Man kann sich
nicht als Kind Gottes ausgeben und gleichzeitig gegen
seine Gebote (vgl. Lev. 18, 22), und noch schlimmer
gegen die Schöpfungsordnung verstoßen. Das war meine
Überzeugung als junger Christ.
In diesem Dilemma befand ich mich mit Anfang 20.
Bisher behütet aufgewachsen in einem kleinen württembergischen Dörfchen im Schwarzwald, christliches,
intaktes Elternhaus und fest im Pietismus durch Kinderstunde, Jungschar, «d’Schtond» etc. verankert. Homosexualität gab es in dieser Wirklichkeit nicht, wenn dann
nur im Fernsehen à la Dirk Bach und Konsorten.
In diese heile Welt brach dann aber die Erfahrung, dass
ich mich von einem Freund in einer Weise angezogen
empfand, wie ich es bisher noch nicht kannte. Später
stellte sich dann die Erkenntnis ein, dass ich homosexuelle Empfindungen ihm gegenüber hegte.
Überzeugt von der Unvereinbarkeit meines Glaubens
und der Homosexualität, vertraute ich darauf, dass Gott
«diesen Kelch» an mir vorübergehen lassen würde. Nur
eine Phase, eine Prüfung des Glaubens. Ein paar Monate
später, eine Veränderung konnte ich noch nicht wahrnehmen, versuchte ich es mit intensiven Gebeten, Gelübden,
weihte meinen Hauskreisleiter ein und bat ihn um Gebetsunterstützung. Gott solle mir die Partnerin zeigen, die er
für mich vorgesehen hat, dann wäre alles erledigt und in
Ordnung. Ich lernte dann auch eine überaus attraktive
Christin kennen; ich hoffte auf das Wunder. Es kam aber
mein Damaskus. Noch bevor die Beziehung richtig beginnen konnte, musste ich an einem schönen gemeinsamen
Abend feststellen, dass die homosexuellen Regungen in
mir stärker waren als die Zuneigung zu dieser Frau.
Danach versuchte ich noch zwei Jahre lang, Änderung
– manche Mitchristen nennen es auch Heilung – zu erlangen. Jedoch ohne Erfolg. Am Ende dieser Phase stand ich
vor der Wahl: Glaube oder Neigung. An Gott verzweifeln
oder auf ein Leben in Partnerschaft verzichten. Jede Entscheidung käme einer grausamen seelischen Amputation
gleich.
Eigentlich geht das doch
Gut lutherisch ereignete sich die Wende in meiner Krise
ausgehend von einer Vorlesung zum Römerbrief. Es ging
um das neue Gesetz Christi vom Kreuz und was dieses
gerade in der Auseinandersetzung mit dem alten Gesetz
bedeutet. Jesu Antwort auf die Frage der Pharisäer kann
diesen Gedanken konkreter werden lassen: «Der Sabbat ist
um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch
um des Sabbats willen.» (Mk 2, 27). Jesus zeigt hier auf,
dass das oberste ethische Kriterium die Liebe sein soll
und nicht die Buchstabentreue zum Gesetz.
Dieser Erinnerungsruf an die Gnade Gottes half mir, mich
selber als schwulen Christen zu akzeptieren. Ja, Gott hat
mich so gemacht, wie ich bin, und er liebt mich so, wie
ich bin. Nichts kann mich aus meiner Gotteskindschaft
vertreiben, auch keine homosexuellen Gefühle. Ganz
wichtig ist mir in dieser Zeit ein Vers aus dem ersten
Schöpfungsbericht geworden, mit dem die Schöpfung
nach ihrer Entstehung qualifiziert wird: «Und Gott sah
alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr
gut» (Gen. 1, 31). Dieses göttliche «sehr gut» lernte ich
nun auch über meinem Leben zu formulieren. Wenn Gott
die Vereinbarkeit von Glaube und Homosexualität in
meinem Leben gut heißt, warum wage ich ihn dann
zu kritisieren?!
Was sagt die Bibel dazu?
Doch wie geht man als guter Christ mit den einschlägigen
Bibelstellen um, die den geschlechtlichen Akt zwischen
zwei Männern oder Frauen verbieten oder als Verwirrung
betrachten?
Die Homosexualität, wie wir sie heute kennen, gab es
weder zu Zeiten des Alten noch Neuen Testamentes.
Der Bibel Antworten zu diesem Thema abzuringen, ist
ähnlich schwierig, wie eindeutige biblische Positionen zu
anderen Themen wie atomarer Energie, Patchworkfamilien
oder dem islamisch-christlichen Dialog zu finden.
Zur Zeit von Paulus war es hauptsächlich im griechischen
Kulturraum verbreitet, dass ein verheirateter, gut situierter
Mann einen Lustknaben haben konnte. Oft nahm der
Stéphane Schmid (links) mit Partner
2 0 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
ältere Mann die
Rolle des Mäzen
oder Mentors ein.
In diesem Zusammenhang kann
man auch verstehen, wenn Paulus
im 1. Kapitel des
Römerbriefs davon
spricht, dass die
Männer oder
Frauen ihren
«natürlichen mit
dem widernatürlichen Verkehr vertauscht haben» (V. 26 f).
Paulus sieht hier Männer vor sich, die ihre sexuelle Orientierung wechseln können. Dass man seine Orientierung
aber nicht so einfach wechseln kann, musste nicht nur
ich erfahren. Auch sieht Paulus diese Verwirrung in einer
absichtlichen und wider besseren Wissens durchgeführten
Ablehnung Gottes begründet. Die «Heiden» haben sich
von Gott abgewendet und bekommen nun das, was sie
verdienen. Paulus konnte sich nicht vorstellen, dass
es auch Gläubige geben wird, die schon als Gläubige
homosexuell empfinden.
Orientierung in den Herausforderungen der heutigen Zeit
sollte uns eher die «Mitte der Schrift» geben, nämlich das
Doppelgebot der Liebe. Die Liebe zu den Menschen soll
unser Handeln und Denken bestimmen und nicht die
Ablehnung.
Ich würde mich über eine Kirche freuen, die den Mut hat,
ihre Position gegenüber Homosexuellen auch im kirchlichen Dienst zu überdenken, und so gegen die stille
Abwanderung schwuler und lesbischer Gemeindeglieder
vorgeht. Ich würde mich freuen, wenn der gemeinsame
Glaube in unserer Kirche höher geachtet würde als die
sexuelle Orientierung und somit auch homosexuelle
Männer und Frauen bei ihrem Seelsorger und in ihren
Gemeinden offene Türen anstatt Ablehnung oder Angst
vorfinden könnten. Ich würde mich freuen, wenn nicht
Hass und Abgrenzung die Diskussionen prägen würden,
sondern die Einheit im Glauben durch gelebte Liebe
bezeugt würde.
Stéphane Schmid
Sigmaringen
Der eingangs erwähnte Hauskreis trifft sich einmal
im Monat an einem Sonntagnachmittag in Stuttgart.
Er gehört zur ökumenischen Initiative «Zwischenraum
e.V.» und besteht seit 2004 im Großraum Stuttgart.
Weitere Informationen und Kontakt zu Zwischenraum:
www.zwischenraum.net
Rund um die Schuld(en)
Schuld
schulden
schuldig
schuldlos
unschuldig
beschuldigen
(sich) entschuldigen
etwas verschulden
schuldig sprechen
Schuldgefühl
Schuldspruch
Bringschuld
Schuld verdrängen, aufladen, übernehmen,
bekennen, erlassen, sühnen
Vergebung der Schuld
Schulden
Schuldner
Schuldenfalle
sich verschulden
entschulden
Schuldnerberatung
Schuldenerlass
Schuldenkrise
Restschuld
Staatsschulden
schuldenfrei
Schuldenberg
Schuld und Sühne
Entschuldigung!
Ich bin unschuldig!
Du bist schuld!
Entschuldigen Sie mal!
Schuld sind immer die anderen!
Ich bitte um Entschuldigung.
Ich steh in deiner Schuld.
die Unschuld vom Lande
… und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir
vergeben unsern Schuldigern …
„Schultes“ oder „Schultheiß“ [bezeichnete einen in
vielen westgermanischen Rechten auftretenden
Beamten, „der Schuld heischt“, das heißt, der im
Auftrag eines Herren (Landesherrn, Stadtherrn,
Grundherrn) die Mitglieder einer Gemeinde zur
Leistung ihrer Schuldigkeit anzuhalten hat, also
Abgaben einzieht oder für die Einhaltung anderer
Verpflichtungen Sorge zu tragen hat.*]
Friederike Maier
* Quelle: Wikipedia
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 1
Aus Kirche und Gesellschaft
Schuld und Strafvollzug
Gespräch mit Hans-Ulrich Agster, Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart
DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER
Was hat Sie bewogen, Pfarrer in einer JVA zu
werden? War das Ihre Traumstelle?
Agster: Als Theologiestudent und Vikar habe
ich nicht daran gedacht, in einem Gefängnis
zu arbeiten. Auf den Gemeindestellen in
Schwäbisch Hall und Langenau bei Ulm bin
ich aber mit der Arbeit der Gefängnisseelsorge
in Kontakt gekommen. Das Angebot des
Oberkirchenrats hat mich gereizt, weil es eine
Herausforderung für mich war, als Pfarrer in
ganz anderen als den gewohnten Kirchenstrukturen zu arbeiten und mit Menschen
zusammenzukommen, denen man sonst nur
selten begegnet. Und ich habe das nicht bereut.
Als Pfarrer sind Sie kirchlicher Mitarbeiter,
gleichzeitig arbeiten Sie in einer staatlichen
Einrichtung mit ihren eigenen Strukturen.
Wie geht das?
Agster: Die Mitarbeitenden in der Seelsorge
unterstehen zwar der Dienstaufsicht der
Anstaltsleitung, sie sind aber inhaltlich frei in
dem, was sie machen. Die Arbeit erfolgt innerhalb des Sicherheitsrahmens, den die Anstalt
festlegt. Der kirchliche Dienst in der JVA arbeitet
ökumenisch und ist für alle Menschen da, die
im Vollzug leben und/oder arbeiten. Im Blick auf
die Gefangenen ist die Zuständigkeit der zwei
evangelischen und zwei katholischen Seelsorgenden nach Abteilungen aufgeteilt.
Man hört immer wieder, dass die meisten
Häftlinge sich unschuldig fühlen. Stimmt das?
Agster: Das kann man generell so nicht sagen.
Es gibt viele, die sich durchaus bewusst sind,
dass sie gegen Gesetze verstoßen und Schuld
auf sich geladen haben. Probleme haben viele
mit einem Urteil, das ihnen nicht angemessen
erscheint und ihrer Persönlichkeit zu wenig
gerecht wird. Viele lassen sich auch auf sogenannte Deals ein, d.h. ein Gerichtsverfahren
wird verkürzt und eine mildere Strafe in
Aussicht gestellt, wenn sie gestehen. Hinterher
haben sie aber Schwierigkeiten mit solchen
Geständnissen. Da die Gerichte unter erheblichem Zeitdruck arbeiten, bleibt gar nicht genug
Zeit, um die persönlichen Hintergründe einer
Tat zu klären. Schon von daher können die
Gerichte nur sehr vorläufig für die irdische
Gerechtigkeit sorgen.
Dass im Zweifel für den Angeklagten entschieden werden soll, erleben viele so nicht. Trotz
Vergütungsordnung werden die Rechtsanwaltsgebühren frei vereinbart, damit können sich
einkommensschwache Menschen kaum einen
Anwalt leisten, der sich engagiert für sie
2 2 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
einsetzt. Die Überlastung von Gerichten und die
komplexen und umfangreichen Ermittlungen
führen dazu, dass die Untersuchungshaft oft bis
weit über ein Jahr dauert, obwohl nur sechs
Monate vom Gesetz her zulässig sind.
Welche Möglichkeiten hat eine JVA, zur
Resozialisierung beizutragen, d.h. zu einem
Leben ohne erneute Straffälligkeit?
Agster: Die Freiheitsstrafe ist nur sinnvoll,
wenn es im Vollzug auch gute und ausreichende Arbeits-, Ausbildungs-, Fortbildungsund Therapieangebote gibt. Jeder Strafentlassene
sollte eine echte zweite Chance bekommen.
Das ist eine Aufgabe der Gesellschaft, zum
Beispiel von möglichen Arbeitgebern und
Vermietern. Der Übergang in ein „normales“
Leben muss am Ende der Haftstrafe eingeleitet
werden. Die Angehörigen und verschiedene
Organisationen, die Straffälligen helfen, müssen
einbezogen werden. Und selbstverständlich
muss der straffällig Gewordene das selbst auch
wirklich wollen. Für viele bleibt es schwer, ihr
gewohntes soziales Umfeld zu verlassen und
sie müssen meist bereit sein, z.B. mit weniger
Geld zufrieden zu sein.
Wie ist Ihr Kontakt zu den Inhaftierten?
Agster: Es gibt viele Anfragen, um Alltagsfragen
in der JVA zu klären. Besonders Menschen, die
zum ersten Mal in Haft sind haben erhebliche
Probleme die Situation zu akzeptieren. Es gibt
(Lebens-)Beichten und viele tiefgehende
Gespräche. Im Schutz des Seelsorgegeheimnisses öffnen sich Menschen und reden über ihre
Lebensgeschichte, über ihre Ängste und Süchte,
über ihre Enttäuschungen und Hoffnungen. Oft
geht es um die Frage nach einem Sinn, um die
Frage nach Gott, um die Möglichkeiten der Veränderung des Lebens. Es wird auch deutlich,
dass viele keine wirkliche Chance zu einem
„normalen“ Leben hatten und wahrscheinlich
auch nicht haben werden.
Pfarrer Hans-Ulrich Agster
Wie nimmt die Gesellschaft den Strafvollzug
wahr?
Agster: Bei wenigen gravierenden Straftaten gibt
es eine öffentliche Diskussion, die fast nur Strafverschärfung im Blick hat und schnell wieder
abebbt. Meist sind die Mitbürger froh, wenn
Inhaftierte eingesperrt sind und man sie nicht zu
sehen bekommt. Sichere Verwahrung scheint
wichtiger als das Ziel der Resozialisierung. Auch
in der Politik ist der Strafvollzug ein Randthema,
politische Mehrheiten lassen sich kaum finden,
wenn es um sinnvolle Verbesserungen im
Strafvollzug geht.
Welche Aufgabe hat das Personal in der JVA
für den Strafvollzug?
Agster: Für die Arbeit im Vollzug und für das
Leben der Inhaftierten sind die Justizvollzugsbediensteten sehr wichtig. Wichtig wäre für sie,
dass ihre Belastungen gesehen werden und sie,
zum Beispiel in Supervisionsgruppen, die Möglichkeit zur Bearbeitung von Problemen hätten.
Viele machen eine engagierte und gute Arbeit,
es gibt aber auch Ermüdung und Resignation.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den
sozialen Diensten in der JVA?
Agster: Für den kirchlichen Dienst ist die
Zusammenarbeit mit den anderen sozialen
Diensten, den Sozialarbeitern und den Psychologen und den Lehrern sehr wichtig. Die unterschiedlichen Menschenbilder der einzelnen
Berufsgruppen sind da manchmal hinderlich.
Bei Absprachen ist es wichtig, mit den Inhaftierten vorher zu klären, welche Informationen ich
als Pfarrer weiter geben darf.
Welche Angebote macht die kirchliche
Seelsorge?
Agster: Am Sonntag finden zwei ökumenische
Gottesdienste statt, an denen alle teilnehmen
können, die das wollen, sofern nicht Sicherheitserwägungen dagegen stehen. 10 bis 15 % der
Inhaftierten, d.h. 50 bis 80 Personen, besuchen
regelmäßig die Gottesdienste. Neben den Gottesdiensten besteht der Schwerpunkt der Arbeit
in Einzelgesprächen. Und wir können sogenannte (zusätzliche) Sonderbesuche ermöglichen, z.B. in sehr schwierigen Paar- und Familienbeziehungen, denn die Haft kann für die
Angehörigen zu einer extremen Belastungssituation werden. Es gibt Gesprächsgruppen und
einen Chor. Wichtig ist, Kontakte nach draußen
herzustellen, in der kirchlichen Öffentlichkeit
über die Arbeit im Vollzug zu informieren und
Verständnis für Inhaftierte zu wecken. Die
kirchliche Seelsorge hat auch ein offenes Ohr
für die Bediensteten. Die Begleitung der
Angehörigen müsste verstärkt werden.
Wie begegnen Sie islamischen Inhaftierten?
Agster: Über ein Viertel der Inhaftierten sind
Muslime. Monatlich kommt ein Hodscha der
DITIB, der türkischen staatlichen Religionsbehörde. Er erreicht die Muslime anderer Nationalität kaum. Es ist bisher nicht gelungen, z.B.
ein Freitagsgebet für alle, besonders auch für die
nicht-türkischen Gefangenen, zu organisieren.
Seelsorge in unserem Sinn gibt es im Islam
traditionell nicht. Hier gibt es aber seit kurzem
Interesse von islamischen Geistlichen und da
wird sich manches noch entwickeln.
Wie beurteilen Sie die gesellschaftliche
Perspektive für die Gefängnisseelsorge?
Agster: Bisher werden je eine evangelische
und katholische Pfarrstelle an allen großen
Vollzugsanstalten des Landes vom Land BadenWürttemberg finanziert. Aufgrund der veränderten Situation im Blick auf Religions- bzw.
Konfessionszugehörigkeit in Deutschland sind
Veränderungen zu erwarten, die aber noch nicht
klar erkennbar sind.
Herr Agster, ich danke Ihnen für das offene
Gespräch.
Die Fragen stellte Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 3
Aus Kirche und Gesellschaft
Die Kirche und das Geld
Hätten Sie es gewusst?
Die können doch gar nicht richtig mit Geld umgehen – sagt der Banker.
Die haben die Zeichen der Zeit verschlafen – sagt der Journalist.
Die sind doch reich – sagt der Mann auf der Straße.
Wir haben nicht genug, um allen Erwartungen zu entsprechen – sagt der Bischof.
Ja, was denn nun?! Wer hat recht bei diesem Thema, zu dem jede und jeder was zu sagen weiß?
Dazu im Folgenden einige Informationen:
Kirchensteuer – 8 % von der Einkommensbzw. Lohnsteuer
Die wichtigste Einnahmequelle der Kirchen ist
die Kirchensteuer. Knapp acht Milliarden Euro
Kirchensteuern zahlen die 52 Millionen Mitglieder der evangelischen und der katholischen
Kirchen. 14 Milliarden Euro Tabaksteuer zahlen
die 17 Millionen Raucher im Land. Was ist viel,
was ist wenig?
Staatsleistungen – nur zwei Prozent
der Einnahmen
Eine andere Einnahmequelle – die z. Zt. wieder
einmal groß in die öffentliche Diskussion
gekommen ist – sind die sogenannten „Staatsleistungen“ an die großen Kirchen in Deutschland. Sie betragen insgesamt etwa 450 Millionen
Euro pro Jahr, also deutlich weniger als die
Kirchensteuereinnahmen. Die Staatsleistungen
haben ihre Grundlage darin, dass immer
wieder in der Vergangenheit kirchliche Güter
und Besitzungen enteignet bzw. verstaatlicht
wurden.
In besonders großem Ausmaß geschah dies am
Beginn des 19. Jahrhunderts, im sogenannten
Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803.
Damals übernahmen die Landesherren die
Verpflichtung, die Besoldung und Versorgung
der Pfarrer – sofern erforderlich – sicherzustellen.
Es handelt sich also um eine Art von Pachtersatzleistungen und nicht um irgendwelche
Zusatzzahlungen, sie sind durch Artikel 140 des
Grundgesetzes verfassungsrechtlich verbürgt.
Die Staatsleistungen machen übrigens nur
etwa zwei Prozent der gesamten kirchlichen
Einnahmen aus. Im Grundgesetz und bereits
gleichlautend in der Weimarer Reichsverfassung
wird gefordert, dass die Staatsleistungen an die
Kirchen gegen eine angemessene Entschädigung
aufgehoben werden. Deswegen gibt es die
Staatsleistungen wohl noch immer, denn der
Staat scheut eine erhebliche Einmalleistung und
zahlt lieber Jahr für Jahr weiter.
Alle öffentliche Polemik, die Kirchen sollten von
sich aus ersatzlos auf die Staatsleistungen verzichten, entbehrt jeder Grundlage. Das wäre so,
als wenn ein Mieter (in diesem Fall der Staat)
einem Besitzer (in diesem Fall den Kirchen) lange
Miete zahlt und auf einmal behauptet, das Haus
gehöre ihm, ohne das Haus kaufen zu wollen.
2 4 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Die beiden großen Kirchen haben aber immer
wieder gesagt, dass sie zu Gesprächen über
eine Ablöse bereit sind. Bisher haben staatliche
Stellen diesen „Ball“ aber nicht aufgenommen.
Kostenerstattungen für
öffentliche Aufgaben
Achtung: Nicht zu den Staatsleistungen gehören
Kostenerstattungen an die Kirchen für die
Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben, zum
Beispiel den Betrieb von Kindergärten, Altenheimen und Krankenhäusern. Solche Leistungen
erhalten alle Wohlfahrtseinrichtungen, nicht nur
die Kirchen.
Was geschieht mit den
kirchlichen Geldern?
Wer bestimmt, was mit dem Geld der Kirche
geschieht? Wer verwaltet es? Wer kontrolliert
das? Gewählte Gremien wie die Landessynode,
Bezirkssynoden und Kirchengemeinderäte sind
dafür zuständig.
Weitere Antworten gibt es unter
www.kirchenfinanzen.de, einer Website,
die das Kirchenamt der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) eingerichtet hat.
Quelle: Gemeindebrief.de, 3/2012
Giraffensprache im Kindergarten
Den Schuldigen suchen – oder verstehen, was der andere wirklich braucht?
ANGELIKA STAFFHORST
„Lena hat meinen Turm umgestoßen. Immer macht sie
alles kaputt!“, schreit Rosi und beginnt zu weinen.
Alltag im Kindergarten. Marianne Witziok, Leiterin des
Kindergartens in Aufhausen, erzählt aus der Praxis:
„Wie überall gibt es auch bei uns Streit und Konfliktsituationen. Wir Erzieherinnen wollen dabei deeskalierend wirken, den Kindern Orientierung geben und ihnen die Konsequenzen ihres Verhaltens aufzeigen. Früher fragten wir oft
nach den Schuldigen und glaubten, durch Sanktionen eine
„Besserung“ erreichen zu können. Häufig mussten wir
erleben, dass wir dadurch eher Widerstand provozierten.
Dabei ging es uns doch darum, dass die Kinder freiwillig –
sozusagen aus Einsicht – das tun, was wir für das Richtige,
das für sie Beste hielten. War das eine Illusion?
Seit wir Erzieherinnen gemeinsam mit den Kindern eine
neue Sprache lernen, die sogenannte Giraffensprache,
gelingt es uns immer mehr, eine wertschätzende
Beziehung zu einander aufzubauen als Basis für ein
respektvolles Miteinander.
In der Szene am Anfang wäre z.B. eine herkömmliche
Reaktion gewesen:
„Lena, du sollst nicht immer die Sachen der anderen kaputtmachen. Jetzt gehst du weg aus der Spielecke und malst.“
Dabei handelt es sich um eine moralische Beurteilung:
Lena hat etwas falsch gemacht, sie ist schuld und muss
bestraft werden.
In Giraffensprache könnte es so lauten:
Erzieherin: „Lena, du siehst, der Turm ist umgefallen und
Rosi weint. Was sagst du dazu?
Lena: „Ich wollte doch den Turm gar nicht kaputt
machen. Ich wollte doch bloß mithelfen.“
Erzieherin: „Du wolltest auch mitspielen? Hast du denn Rosi
gefragt, ob sie den Turm mit dir zusammen bauen möchte?“
Hier fehlt die Schuldzuweisung. Die Erzieherin versucht
vielmehr, Lenas Bedürfnis hinter ihrem Tun zu erraten,
und überlegt, wie es erfüllt werden könnte.“
Die Sprache des Herzens
Was verbirgt sich nun hinter der Giraffensprache und wie
hängt dies mit dem Thema Schuld zusammen?
Die Giraffensprache, auch einfühlsame oder gewaltfreie
Kommunikation genannt, geht auf ihren „Erfinder“
Marshall B. Rosenberg zurück (Psychologe und Religionswissenschaftler aus den USA, der sich als Mediator weltweit um ein friedliches Zusammenleben der Menschen
bemüht). Für ihn ist sie eine Sprache, die dem Leben
dient, die ein respektvolles, verständnisvolles Miteinander
ermöglicht. Zur Veranschaulichung dieser „Sprache des
Herzens“ bedient er sich einer Handpuppe, der Giraffe, als
Symboltier, weil sie das Landtier mit dem größten Herzen
ist. Sie steht für eine Herz-zu-Herz-Verbindung, bei der
die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und die der anderen
gleichermaßen ernst und wichtig genommen werden.
Dabei geht er davon aus, dass alle Menschen die gleichen
Bedürfnisse haben und dass allem, was sie denken, sagen
und tun eine positive Absicht zugrunde liegt, nämlich
sich diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Wenn jemand also etwas gesagt
oder getan hat, was nicht übereinstimmt mit unseren Wertvorstellungen, ist es für Rosenberg nicht
hilfreich, ihn moralisch zu beurteilen. Es hilft nicht, ihn als respektlos, aufmüpfig oder gar böse, eben
als schuldig, abzustempeln und
ihn dementsprechend als jemanden zu sehen, der Strafe verdient Marianne Witziok mit Handpuppe
hat, damit er sich ändert. Stattdessen ermutigt uns Rosenberg, hinter Beleidigungen oder
Vorwürfen die unerfüllten Bedürfnisse zu entdecken. So
können wir unser Gegenüber verstehen und gemeinsam
mit ihm nach Alternativen suchen.
Das von Rosenberg entwickelte Modell der Gewaltfreien
Kommunikation und die Lebenshaltung dahinter erleichtern
eine wertschätzende Verbindung von Mensch zu Mensch –
und sie sind erlernbar! Und Kinder lernen leichter als wir
Erwachsenen. Sie müssen nicht so viel verlernen! Eine gute
Motivation, schon im Kindergarten damit zu beginnen.
Vielleicht hat das Beispiel aus dem Kindergarten gezeigt,
dass wir in der Gewaltfreien Kommunikation nicht fragen:
„Was hat der andere, was habe ich falsch gemacht?“ und
dementsprechend nicht nach dem Schuldigen suchen.
Wir lernen vielmehr zu erforschen, aus welchen „guten“
Gründen wir bzw. die anderen etwas getan haben,
welche Bedürfnisse durch die jeweilige Handlungsweise
erfüllt werden sollten. Wenn wir uns und den anderen so,
nämlich verständnisvoll und liebevoll, begegnen, schaffen
wir einen sicheren, geschützten Raum, in dem es möglich
ist, ohne Angst vor Strafe oder Scham offen zu dem zu
stehen, was getan wurde, und dies auch zu bedauern.
Dann sind wir eher bereit, neue hilfreichere Strategien
auszuprobieren. (Wie z. B. in der Bibel Zachäus bei seiner
Begegnung mit Jesus).
Wenn wir versuchen, mit Empathie statt mit moralischen
Urteilen sowohl unseren eigenen Begrenztheiten als auch
den Unzulänglichkeiten der anderen zu begegnen, können
wir daraus lernen und im weitesten Sinne zum Frieden
mit uns selbst und mit den anderen beitragen.
Angelika Staffhorst
ist zertifizierte Trainerin
in der Gewaltfreien
Kommunikation und Mediatorin
Literatur: Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation –
Eine Sprache des Lebens, Junfermann Verlag 2010, 9. Auflage
Frank und Gundi Gaschler, Ich will verstehen, was du wirklich brauchst
– Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Das Projekt Giraffentraum,
Kösel Verlag 2009, 3. Auflage
Internet: www.gewaltfrei.de
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 5
Aus Kirche und Gesellschaft
Schuld und Schulden
Interview mit Dr. Peter Aubin, Vorstandssprecher der Volksbank Göppingen
ANITA GRÖH UND DR. KARL-HEINZ DRESCHER-PFEIFFER
Herr Dr. Aubin, wir bedanken uns, dass Sie als Vorstandssprecher der Volksbank Göppingen für ein Gespräch zum
Thema Schuld und Schulden zur Verfügung stehen.
Dr. Aubin: Ich finde es interessant, dass Sie Schuld und
Schulden in einem Zusammenhang nennen. Das begegnet
mir nicht oft.
Das Wort Kredit kommt ja vom lateinischen credere,
es bedeutet vertrauen. Von daher ist der Zusammenhang
schon gegeben.
Wie sind Sie Vorstandssprecher der Volksbank Göppingen geworden?
Dr. Aubin: Wir sind im Vorstand der Volksbank Göppingen zu zweit. Ich bin ausgebildeter Volljurist. Ich war
18 Jahre bei der Deutschen Bank und hatte viele und auch
im Ausland leitende Positionen inne, etwa in
Argentinien. Nach der Rückkehr nach Deutschland reifte
in mir die Einsicht: Vorstand wirst du bei denen nicht.
Meine Bewerbung im Jahre 2000 bei der Volksbank
Göppingen war erfolgreich. Inzwischen bin ich ein überzeugter Genosse.
Wie unterscheiden sich im Geschäftsgebaren Volksbank
Göppingen und Deutsche Bank?
Dr. Aubin: Bei der Deutschen Bank wurde in den letzten
20 Jahren das Investmentbanking immer wichtiger und
die normale Geschäftsbank immer unwichtiger. Das war
auch der sachliche Grund dafür, dass ich dort ausschied.
Die Geschäftsbanken bedienen den shareholder value,
d.h. den Gewinn der Eigentümer/Aktionäre. Die Volksbank
Göppingen gehört ihren Kunden, die halten Geschäftsanteile. Der aus Geschäftsanteilen erzielbare Gewinn ist von
vornherein begrenzt. Unser Geschäftsgewinn bleibt in
der Bank. Wichtig ist uns ein guter Service zu guten
Konditionen. Dafür betreiben wir 40 Zweigstellen. Unser
Kerngeschäft sind günstige Giro- und Sparkonten sowie
Baufinanzierungen.
Ist die Volksbank denn nicht gewinnorientiert?
Wie erging es der Volksbank Göppingen in der
Finanzkrise?
Dr. Aubin: Wir kamen glänzend durch die Finanzkrise und
erzielten in den letzten vier Jahren sogar 5,4 Millionen
Euro Gewinne. Und das bei einer im Landkreis durchwachsenen und in Geislingen katastrophalen wirtschaftlichen Situation und einer einseitigen Ausrichtung im
Landkreis auf Metall- und Autozulieferbetriebe.
Hat sich die Volksbank Göppingen nicht an
Finanzspekulationen beteiligt?
Dr. Aubin: Auch wir verdienen Geld mit Kreditausfallversicherungen. Sie sind nichts anderes als Ausfallbürgschaften. Alle Finanzgeschäfte, nicht nur hochriskante, sind
insofern Spekulation, als mindestens eine der beiden
Parteien eine Risikoposition eingeht und damit Geld
verdienen will. Bei jedem Geschäft wird sozusagen eine
Wette abgeschlossen. Der Kreditgeber vertraut darauf,
dass er sein Geld plus Zinsen zurückbekommt. Dafür gibt
es keine Garantie.
Wenn Spekulation immer eine Rolle spielt,
ist sie dann auch immer gut?
Dr. Aubin: Das Problem ist, dass die „Wette“ inzwischen
zum Selbstzweck geworden ist und sich von der Realwirtschaft abgekoppelt hat. Inzwischen gab es zum
Beispiel in der Spitze ca. 6 Billionen US Dollar Kreditausfallbürgschaften. Das ist ein unvorstellbarer Betrag.
Es gibt auch ethisch problematische Spekulationen auf
Preisanstiege bei Agrarrohstoffen und damit letztlich bei
Lebensmitteln und Biosprit. Die spekulative Nachfrage der
Investoren nach Agrarrohstoffen erhöht in vielen Ländern
den Preis dermaßen, dass Lebensmittel für arme Leute oft
unerschwinglich werden. Da ist eine Grenze erreicht.
Wenn Finanzgeschäfte der Realwirtschaft dienen, sind sie
grundsätzlich in Ordnung.
Welche Motive führten zu dieser problematischen
Zuspitzung der Finanzgeschäfte?
Dr. Aubin: Die Gier sowohl bei den Banken als auch bei
den Kunden war sicher ein wichtiges Motiv. Denken Sie
Dr. Aubin: Auch die Volksbank Göppingen braucht
Gewinne. Herr Ackermann wollte mal 25 % vor Steuern
und korrigierte sich auf 18 %. Uns genügen 8 bis 9 % vor
Steuern, damit genug Eigenkapital zum Wachsen da ist.
Unsere Gewinne stammen aus der Anlage des Eigenkapitals, nicht aus dem Kundengeschäft. Das Kundengeschäft trägt sich.
Wo und wie legt die Volksbank Göppingen ihr Geld an?
Dr. Aubin: Die Volksbank Göppingen hat einen Überhang
der Einlagen über die Kredite von 600 Millionen Euro
und etwa 200 Millionen Euro Eigenkapital. Diese ca.
800 Millionen legt sie an den Kapitalmärkten an. Sie setzt
auf sichere Anlagen, d.h. Pfandbriefe, Bundes- und Landesanleihen, internationale ungedeckte Bankanleihen mit
gutem Rating. Sie gab kein Geld in die Staaten an der
Peripherie der EU.
2 6 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Dr. Peter Aubin
eine Börsenumsatzsteuer. Sie wurde im Zuge der Deregulierungen in den 80-er Jahren in Deutschland abgeschafft.
Wie ergeht es Privatkunden, die ihre Kredite nicht
zurückzahlen können?
an die Anlagen deutscher Bankkunden bei isländischen
Banken, die später in Insolvenz gingen. Da wollten die
Kunden einige Prozentpunkte mehr an Zins erreichen.
Dr. Aubin: Personen und Firmen erhalten Kredite, wenn
die Rückzahlung ausreichend gesichert erscheint. Bei
Problemen mit der Rückzahlung können die Tilgung ausgesetzt oder die Kredite gestundet werden, es gibt aber
keine weiteren Kredite. Kredite werden auch abgeschrieben, wenn Kunden sie dauerhaft nicht mehr bezahlen
können.
Wie ist Ihr Verhältnis zur Kirche?
Wie beurteilen Sie die Finanzentwicklung der letzten Zeit?
Dr. Aubin: Die Staatsschulden- und Bankenkrise in Europa
erschütterte das Vertrauen der Investoren in die Staaten
und Banken und das Vertrauen unter den Banken. Keiner
weiß, wie viele „Schrottanleihen“ jeweils eine Bank hat.
Die Banken und die Peripheriestaaten bekamen an den
Kapitalmärkten kein Geld mehr, um ihre fälligen Anleihen
zu bedienen.
Was läuft denn mit der hohen Staatsverschuldung falsch?
Dr. Aubin: Das Problem liegt in einer großen Schwäche
der Demokratie: es gibt keine Mechanismen, Politiker zu
sparsamen Ausgaben zu zwingen. Weil Politiker gewählt
werden wollen, verschaffen sie ihren vermeintlichen
Wählern Vorteile. Als die SPD und die Grünen nach der
Wiedervereinigung sagten, dass diese nicht aus der Portokasse zu bezahlen ist, wurden sie nicht gewählt. Wir
leben alle über unsere Verhältnisse, erst recht die Länder
im Süden Europas. Ehrlicherweise sollte man wie Churchill
„Blut, Schweiß und Tränen“ versprechen. Die Dritte Welt,
unsere Kinder und die Umwelt werden unsere Fehler
bezahlen müssen, weil wir nicht unseren Lebensstandard
reduzieren wollen.
Ist die Finanzfrage stärker als die Demokratie?
Dr. Aubin: Wenn kein Geld da ist, ändern auch demokratische Mehrheitsbeschlüsse das nicht. Die Demokratie
funktioniert immer gut in Zeiten des Wachstums, wenn
es etwas zu verteilen gibt. Wirtschaftskrisen sind für die
Demokratie gefährlich, weil die extremen Parteien Zulauf
bekommen. Trotzdem müssen würdige Verhältnisse für
die Mehrheit der Bevölkerung immer das Ziel einer
Demokratie bleiben. Denn die Beurteilung, was arm ist,
ist abhängig davon, wie es einer Gesellschaft geht.
Dr. Aubin: Ich bin zahlender evangelischer Christ, aber
nicht aktiv in der Gemeinde.
Was sollte die evangelische Kirche in der Gesellschaft
machen?
Dr. Aubin: Was die evangelische Kirche macht, ist gut
und in Ordnung. Sie liegt nicht im gesellschaftlichen
Mainstream. Sie kann auch in einer Minderheitenposition
positiv wirken. Sie leidet auch unter den Fehlern, die die
katholische Kirche macht, z.B. der Zölibat oder das
Frauenbild. In unserer Gesellschaft sind leider viele Werte
und Vorbilder verloren gegangen.
Wie beurteilen Sie kirchliche Stellungnahmen zu
Wirtschaftsfragen?
Dr. Aubin: Die Kirche hat das Recht und die Pflicht, zu
Fragen der Wirtschaft Stellung zu nehmen. Sie sollte
dabei aber stärker Fachwissen einbeziehen. Oft bestehen
gegenüber Banken auch Vorurteile. Bis heute konnte man
sich nicht zu einer positiven Bewertung des Zinses durchringen. Es gibt auch ethisch orientierte Banken. Die Volksbanken sind dafür das beste Beispiel. Der Genossenschaftsgedanke zielt auf Hilfe zur Selbsthilfe, um sich
selbst zu organisieren und nachhaltiges Wachstum im
Interesse ihrer Kunden zu schaffen. Sie zeigen, dass es
nicht nötig ist, immer nach dem Staat zu rufen.
Herr Dr. Aubin, haben Sie noch ein Schlusswort?
Dr. Aubin: Ich bedanke mich für das offene Gespräch
und möchte nochmals betonen: Banker sind auch ganz
normale Menschen.
Die Fragen stellten Anita Gröh
und Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer.
Gibt es Möglichkeiten, Finanzgeschäfte zu regulieren?
Dr. Aubin: Ja, und diese Möglichkeiten werden jetzt auch
genutzt. Die Regierungen zwingen die Banken über
strengere Aufsichtsregeln, ihre Risikopositionen mit mehr
Eigenkapital zu unterlegen. Das wird den Umfang der
Finanzgeschäfte ohne Bezug zur Realwirtschaft wieder
eindämmen, ohne das Allheilmittel zu sein. Positiv sind
deshalb auch die Bestrebungen zur Einführung einer
Finanztransaktionssteuer – sie wird die Aktivitäten an den
Finanzmärkten auch bremsen. Eine Möglichkeit wäre z. B.
Stellungnahme der Evangelischen Kirchen Deutschlands (EKD):
Denkschrift Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage in der
evangelischen Kirche, EKD-Text 113, 2011
Diese und weitere Stellungnahmen der EKD sind im Internet zu finden:
http://www.ekd.de/EKD-Texte/
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 7
Aus dem Kirchenbezirk
Pfarrplan 2018
Regionalisierung ist angesagt
GERLINDE HÜHN
Alle sechs Jahre wird in der evangelischen Landeskirche
die Zahl der Pfarrstellen überprüft. Sie muss an die zurückgehenden Gemeindegliederzahlen und an die damit
zurückgehenden finanziellen Ressourcen angepasst
werden. Dieser Vorgang bringt verständlicherweise immer
wieder Unruhe in die betroffenen Gemeinden hinein,
zumal oftmals dieselben Gemeinden erneut betroffen sind.
Das liegt daran, dass es im Kirchenbezirk Geislingen viele
kleine Gemeinden gibt und einige wenige große,
die überdurchschnittlich viele Gemeindeglieder haben und
deshalb (vorerst!) vom Pfarrplan nicht betroffen sind.
Der Pfarrplan-Ausschuss im Kirchenbezirk Geislingen
Einige Zahlen
Landesbischof Frank O. July hat auf der Sommersynode
2010 gesagt: „Jede Gemeinde wird auch künftig einen für
sie zuständigen Pfarrer oder eine Pfarrerin haben – nur hat
nicht jede Gemeinde einen Pfarrer für sich allein“. Es ist
deutlich, dass damit nicht jede selbständige Gemeinde
eine eigene 100 % Pfarrstelle haben wird. Übergemeindliche
Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde!
Dazu gibt es mehrere Formen: Fusion, Gesamtkirchengemeinde, Gemeindeverbund mit vertraglicher Regelung, ein
Gemeindeteil in A „wird mitversorgt von“ Pfarrstelle B.
Die Gemeinden gewöhnen sich z. T. nur schwer daran,
über die Gemeindegrenzen hinauszudenken. Leicht fühlt
man sich über den Tisch gezogen oder benachteiligt,
statt auf das zu achten, was es an Vorteil und auch
an Bereicherung bedeuten könnte, mit den Anderen
zusammen zu sein. Wenn wir doch öfters den Anderen,
(den so anders Anderen) als Geschenk betrachten
könnten!
Der Kirchenbezirk Geislingen ist von 32.515 (1994) auf
28.083 (2011) Gemeindeglieder geschrumpft, das sind
4.432 Menschen weniger. Die Gesamtkirchengemeinde
Geislingen hat im genannten Zeitraum 2.497 Gemeindeglieder verloren! Das liegt nicht an den Austrittszahlen,
wie fälschlicherweise immer vermutet wird, sondern
am demographischen Wandel: Die Zahl der Taufen ist
geringer als die Zahl der Beerdigungen.
In dieser Runde, die „Pfarrplan 2018“ heißt, weil die
Kürzungen bis spätestens 2018 umgesetzt sein müssen,
hat der Kirchenbezirk Geislingen 1,5 Pfarrstellen zu
streichen.
Wie geht man vor?
Die Bezirkssynode hat einen Pfarrplan-Ausschuss eingesetzt, in dem alle vier Distrikte (Alb, Geislingen, Obere
Fils, Unteres Filstal) paritätisch vertreten sind. Die Vorschläge des Ausschusses werden allen Gemeinden mitgeteilt, und sie können dazu gut begründete Gegenvorschläge machen; so ergeben sich mehrere Rückmeldeschleifen. Die Herbstsynode 2012 wird dann den
endgültigen Vorschlag des Kirchenbezirks Geislingen
beschließen, den die Landessynode ihrerseits übernimmt
oder weiter entwickelt.
Wer ist betroffen?
Der im Augenblick gültige Vorschlag lautet: 50 % in
Geislingen-Altenstadt, 50 % in Geislingen Pauluskirche
und 50 % zwischen Süßen und Donzdorf zu kürzen.
Die Gemeinden versuchten, in extern moderierten Beratungsrunden, sich mit diesen Vorschlägen auseinander zu
setzen. Die externe Moderation wird vom Innovationsfonds des Bezirks bezahlt.
In einer Großstadt oder einer dicht besiedelten Region ist
das anders als auf dem Lande. Ein wichtiges Ziel der
neuen Pfarrplan-Runde ist also, die Zahl der Teilzeitstellen
zu verringern und die Besetzbarkeit einer Pfarrstelle zu
erhöhen. Was hülfe es einer Gemeinde, wenn sie eine
50 % Pfarrstelle gewönne, aber sich niemand darauf
bewürbe?
Was sind die Konsequenzen?
Wir müssen lernen, in Regionen zu denken
Die Prozesse, die man in Ostdeutschland in viel einschneidenderem Maße durchläuft, können eine Hilfe sein.
In der Region „Nördliches Zeitz“ z. B. versorgen zwei Pfarrstellen 20 Kleinstgemeinden. Und sie bekommen das hin!
Erstaunlicherweise! Und sie versinken darüber nicht in
Depressionen, sondern denken sich kreative Lösungen aus.
Gut, dass wir noch nicht soweit sind und hoffen wir, dass
es soweit bei uns nicht kommen möge, aber wir könnten
ein Stück von diesen frohgemuten Wagnissen abschauen.
Vergessen wir nicht: Unser Herr hat gesagt:
Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28)
Was sind die Ziele?
Es hat sich in den letzten sechs Jahren gezeigt, dass im
Geislinger Bezirk zu viele Teilzeit-Pfarrstellen eingerichtet
worden sind: 50 %- und 75 %-Stellen. Diese Art von
Stellen war fast nicht auf normalem Wege zu besetzen.
2 8 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Dekanin Gerlinde Hühn
40. Ökumenische Ostereieraktion im
Bezirk Geislingen
HELMUT POLOCZEK
Seit 1973 wird die „Aktion Osterei“ in ununterbrochener
Reihenfolge von der evangelischen und katholischen
Jugend gemeinsam durchgeführt. 2011 schloss sich das
Evangelische Jugendwerk Göppingen dieser jährlichen
Aktion an, sodass es nun eine kreisweite Aktion geworden ist. Ziel und Zweck dieser Aktion war und ist es, auf
die Nöte der Kinder und Jugendlichen in der sogenannten
„Dritten Welt“ aufmerksam zu machen und finanzielle
Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Dazu dienen Opfergelder
und Spenden aus Verkaufsaktionen.
Wie es begann
In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden
die Nöte der Menschen in den unterentwickelten Ländern
der Erde bekannt. Kriege und Naturkatastrophen erschütterten und vernichteten die Lebensgrundlage der betroffenen Menschen, besonders auch der Kinder und Jugendlichen. Aufrufe zur Hilfe verhallten nicht und Aktionen
verschiedener Art wurden ins Leben gerufen, an denen
die großen Kirchen starken Anteil hatten.
Die Jugendlichen, besonders auch die kirchlich organisierten,
entwickelten zahlreiche Aktivitäten für die „Dritte Welt“,
Informationsveranstaltungen, Schulungen und konkrete
Hilfsaktionen. Eine breite Bereitschaft der Zusammenarbeit
zeigte sich auch in unserem Bezirk bei evangelischen wie
katholischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Gemeinsame Veranstaltungen wie die Jungschartage auf der
Oberböhringer Heide, Jugendgottesdienste, Schulungen und
Jugendtage sowie Aktionen zugunsten der Kinder in der
„Dritten Welt“ wurden durchgeführt.
Hungerball, Manjana und Osterei
Als 1963 der Biafrakrieg in Afrika tobte und sich eine
Hungerkatastrophe für die Bevölkerung anbahnte, wurde
deutschlandweit zur Hilfe aufgerufen, um die Katastrophe
zu lindern. Die evangelischen und katholischen Jugendlichen
im Kirchenbezirk engagierten sich für die Notleidenden.
Es wurden Kugelschreiber verkauft, Tanzveranstaltungen
mit Kabarett als sogenannter „Hungerball“ in der Jahnhalle durchgeführt.
Schließlich gingen die Jugendlichen in einem Schweigemarsch mit Fackelzug durch die Stadt und hielten am
Laufenplatz eine Schlusskundgebung ab. Selbst Oberbürgermeister von Au richtete einen Aufruf an die Bevölkerung zur Unterstützung der Jugendaktion.
1970 fand im Kreis Göppingen ein Friedensmarsch statt,
der von Geislingen entlang der B 10 nach Göppingen
führte. Neben der kirchlichen Jugend beteiligten sich viele
andere Organisationen, wie Junge Union und Jungsozialisten an der siebenstündigen Aktion. Es folgten noch mehrere Kleidersammlungen unter dem Titel „Manjana“, die
besonders von den Kirchen getragen wurden und auch in
unserem Dekanat mit Unterstützung von Jugendlichen
durchgeführt wurden.
Aus diesen Aktionen entwickelte sich 1973 die „Aktion
Osterei“. Zunächst wurden in den Dörfern bei Hühner-
haltern Eier eingesammelt, die in den Jugendgruppen
gekocht, gefärbt und andernorts meist vor der Kirchentür
verkauft wurden. Als später die Zahl der Hühnerhalter
zurückging und die Aktion sich auf viele Gemeinden ausgeweitet hatte, wurden die Eier gekauft (zeitweise über
5000 Stück) und nach Bestellung ausgeliefert. Beim
Basteln von Osterkörbchen wurden Informationen über
die Spendenempfänger in der „Dritten Welt“ weitergegeben und es gab auch noch einzelne Informationsabende dazu.
Heute werden zwar immer noch gefärbte Eier und Gebasteltes verkauft, aber ein großer Teil der Spenden kommt
durch den Verkauf von Blumen zusammen, die günstig
über die Gärtnerei Pressmar/Eisele und heute über deren
Nachfolger „blumenduft“ bezogen werden. Auch die GZAktion hat unsere Spendenprojekte schon unterstützt.
Global und lokal engagiert
Wichtig war immer ein persönlicher Bezug zu den
Spendenempfängern – etwa zu Vikar Weber, Mattias
Stahl, Simon Wittlinger, Freundeskreis Uganda und
anderen.
Seit einigen Jahren sind auch lokale Spendenempfänger
dazu gekommen, die sich der Armut der Kinder in
unserem Landkreis annehmen (Kinderschutzbund,
Aktion Rückenwind).
In den vergangenen 39 Jahren sind rund 220.000 DM und
30.500 € gespendet worden – beachtlich! Wir sind
gespannt auf das Ergebnis von 2012, in dem die Gelder
wieder an die Aktion Rückenwind und an ein Jugendprojekt des YMCA in Nigeria fließen werden. CVJM
Göppingen, BDKJ Göppingen/Geislingen und die Evangelischen Jugendwerke von Göppingen und Geislingen haben
zum 40. Jubiläum der Aktion gemeinsam einen Jugendkreuzweg in Göppingen gestaltet.
Ich hoffe und wünsche, dass diese Aktion noch weitere
Jahrzehnte Bestand hat und dass die Zusammenarbeit der
katholischen und evangelischen Jugend weiter wächst.
Helmut Poloczek wohnt in Wiesensteig, ist dort in der katholischen
Gemeinde aktiv und schreibt an
der Chronik der Stadt Wiesensteig.
Er war viele Jahre lang Leiter der
Grundschule in Unterböhringen.
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 9
Aus dem Kirchenbezirk
Religionsunterricht in der Diaspora –
eine Donzdorfer Perspektive
VIOLA SCHENK
Evangelischer Religionsunterricht in
der Schule – eine Selbstverständlichkeit?
Nein, keinesfalls – auch wenn selbst die allgemeine Schulpflicht ein „Kind“ der Reformation
bzw. der davon angestoßenen Fragen ist:
Gerade uns Evangelischen ist deswegen der
Religionsunterricht (wie überhaupt Bildung) sehr
wichtig. Hier in Württemberg können wir uns
Schule ohne RU kaum vorstellen. Dabei war im
„Kernland“ der Reformation, im östlichen Mitteldeutschland, 40 Jahre lang kein schulischer RU
möglich! Als die DDR dann Geschichte war, war
man sich keinesfalls schnell einig, ob und wie in
der Schule RU vorkommen sollte. Bei unseren
Nachbarn in der Schweiz findet der RU je nach
Kanton als Schulfach, als freiwilliges Angebot
in der Schule oder als Projektunterricht außerschulisch statt. Und die italienischen Evangelischen sind sogar stolz darauf, dass in ihren
kirchlichen Schulen kein RU erteilt wird und
möchten generell, dass religiöse Inhalte auch in
den öffentlichen Schulen außen vor bleiben:
Ihr Wunsch wäre ein streng laizistisches Schulsystem wie beispielsweise in Frankreich. RU in
der Schule muss also nicht zwangsläufig sein,
und wie damit umgegangen wird, ergibt sich
aus der politischen, kulturellen und religiösen
Situation und Geschichte eines Landes.
Wie Religionsunterricht …
… bei uns aussieht? In Baden-Württemberg
liegen ja evangelische und katholische Gebiete
nebeneinander; hier im Dekanat Geislingen/Steige
bildete die Fils jahrhundertelang nicht nur eine
politische, sondern auch eine Konfessionsgrenze. Noch vor 50 Jahren war eine Heirat
„über den Jordan“ fast ein Ding der Unmöglichkeit: die „Wiaschdgleibige“ (Evangelische)
akzeptierte man gerademal als Schloßgespenst
(ja, der Winzinger Holzbrockeler ist Lutheraner,
und Huidädää damit ein eigentlich evangelischer
Fasnetsruf!), und die Großsüßener waren auch
nicht gerade zimperlich mit Söhnen oder Töchtern, die um der Liebe willen der reinen Lehre
samt Gustav-Adolf-Verein in den Rücken fielen.
Das hat sich in den vergangenen 60 Jahren Gott
sei Dank deutlich zum Guten verändert – aber
noch immer ist die Mehrheit der Christen im
Filstal evangelisch, während hinter dem bereits
katholisch geprägten Kleinsüßen katholisches
Gebiet beginnt. Wir Donzdorfer Evangelischen
(und dazu zählen neben den Gemeindegliedern
in den Donzdorfer Ortsteilen auch die, die in
Lauterstein, also Weißenstein oder Nenningen,
wohnen) sind eine Minderheit, und unsere
Kirchengemeinde muss als Diasporagemeinde
3 0 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
ein sehr großes Gebiet abdecken – nur relativ
wenige Kinder und Jugendliche könnten
Gemeindeangebote in Donzdorf nutzen, ohne
gebracht und abgeholt zu werden. Das schränkt
auch die Möglichkeiten Jugendlicher zur Mitarbeit ein. Momentan ist das verlässlichste und
regelmäßigste evangelische Angebot, der Ort, an
dem alle evangelischen Kinder und Jugendlichen
erreicht werden, neben dem Konfi-Unterricht
der RU: In den größeren Schulen in Religionsklassen entsprechend der Klassenstufe, in den
kleineren Grundschulen in altersgemischten
Gruppen. Gerade in Winzingen und Reichenbach u. R. ist das die einzige ständige evangelische Präsenz im Ort! Um noch Zahlen zu
nennen: In Reichenbach werden 11 Kinder
(Klasse 1, 2, 3+4) unterrichtet, in Winzingen
13 (Klasse 1, 2+4). In Donzdorf sind es in der
Grundschule eine kleine Gruppe, größere
Gruppen in Klasse 2+4 und eine sehr kleine
Gruppe in Klasse 3.
Warum es wichtig ist …
… dass es bei uns evangelischen RU gibt? Für
eine gute Ökumene sind verschiedene Faktoren
nötig und dazu leistet der RU einen großen Beitrag: Kinder erfahren etwas darüber, in welche
Tradition hinein sie als Christen, und speziell
evangelische Christen, getauft wurden (oder
werden). Gegenüber der katholischen Mehrheit
kann eine Identität wachsen, die sich nicht nur
negativ als „Nicht-Katholisch“ definiert, sondern
sich positiv als „Evangelisch“ erfährt. Idealerweise wächst mit dieser Identität auch eine
Sprachfähigkeit, das Eigene – auch in seiner
persönlichen Ausprägung! – zu beschreiben, so
dass Kommunikation untereinander und zu
anders Glaubenden möglich wird. Wer sich
nämlich über seine eigene religiöse Identität
Gedanken machen und sich verständigen kann,
der hat damit auch das Handwerkszeug, ande-
gutes, ja, ein sehr gutes Verhältnis mit den
Kolleginnen und Kollegen und den Schulleitungen. Die Schulen stehen Schulgottesdiensten
sehr offen gegenüber, und ökumenische Gottesdienste sind die Regel und werden gemeinsam
geplant und gestaltet. Unser Donzdorfer Kirchengemeinderat ist an der RU-Situation interessiert, was vor allem mir als Pfarrerin gut tut,
weil ich sehe, dass diese Arbeit gewürdigt wird.
Ich würde mir persönlich noch mehr Bezug des
RU zur Gemeinde wünschen. Und ich würde
mir wünschen, dass nicht nur unsere Gemeinde
und unser außerordentlich engagierter Schuldekan, sondern auch die Kirchenleitung die
Bedeutung des RU, gerade in der Diasporasituation, erkennt und praktisch würdigt.
ren verstehend zu zuhören. Wer ein gesundes
Selbstbewusstsein hat, kann auch andere stehen
lassen. Neben diesen „inneren Raum“ schafft
der RU an der Schule auch den „äußeren“ Raum
für dieses Gespräch, weil die Verschiedenheit
(und zum Teil überhaupt die Existenz!) der
anderen sichtbar wird. Also: Katholische Kinder
realisieren, dass es auch Evangelische gibt –
weil es den RU gibt. Und evangelische Kinder
merken, ich bin evangelisch, das ist auch etwas!
Beide Seiten lernen Toleranz – dass nämlich
nicht immer alles gleich sein muss, und man
trotzdem miteinander unterwegs sein kann,
weil das wesentliche uns verbindet.
Schwierig ist …
… dass die Lehrersituation so angespannt ist.
In den letzten Jahren waren sehr viele Wechsel
vor allem im Grundschulbereich. Besonders in
den altersgemischten Gruppen, in denen nicht
nach „Normalcurriculum“ unterrichtet werden
kann, ist das ungünstig. Eine Kollegin und ich
sind an den Donzdorfer Grundschulen die
einzigen evangelischen Religionslehrkräfte, und
so ist bei Krankheit kaum eine Vertretung, nur
Betreuung möglich. Leider wurde letztes Jahr
auch noch die Stelle der kirchlichen Lehrkraft
gestrichen, was die Hauptschule sehr in Not
brachte. Unserer eigenen Landeskirche ist der
RU in der Diaspora so wenig wert, aber wir
Lehrkräfte sollen vor Ort dafür einstehen, dass
unsere kleine Religionsgruppe so wichtig ist
wie der Schulchor, ja, wie der zahlenmäßig
dreimal so große katholische RU. Das finde
ich schwierig.
Ich wünsche mir für unseren
Evangelischen Religionsunterricht …
… dass trotzdem weitergehen kann, was
gewachsen ist. Wir haben Kinder und Jugendliche, die gern in den RU gehen. Wir haben ein
Viola Schenk,
Pfarrerin in Donzdorf
es plagt mich
es plagt mich
das schlechte gewissen
wenn ich etwas erlebe
das dir auch gefallen hätte
wenn ich etwas anders mache
als du es gemacht hättest
wenn ich für ein paar momente meine
trauer vergesse
und mich beim lachen erwische
immer wieder meldet es sich
und macht mir das leben schwer
als müsste ich dafür bezahlen
dass ich noch am leben bin
doch alles schlechte gewissen der welt
kann das rad nicht zurückdrehen
dich nicht zurückbringen
deinen tod nicht sühnen
nicht pfand sein meiner liebe zu dir
Beate Schlumberger
Quelle: „Leben ohne dich. Begleitung durch ein Jahr der Trauer“
Schwabenverlag Ostfildern 2011
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 1
Aus den Distrikten
DISTRIKT ALB
Amstetter Kirchenstiftung –
Gemeinsam Zukunft gestalten
Das Ziel der Amstetter Kirchenstiftung ist, das Gemeindeleben in Zukunft noch attraktiver zu gestalten und weiterzuentwickeln. Um das Engagement intensivieren zu
können, ist die Gemeinde auf eine solide finanzielle Basis
angewiesen. Die Kirchensteuer allein wird auf Dauer nicht
ausreichen, um dies zu gewährleisten. Aus diesem Grund
hat sich die Evangelische Kirchengemeinde entschlossen,
die Amstetter Kirchenstiftung ins Leben zu rufen. Sie
wurde am 30. Oktober 2011 feierlich mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Fest in Anwesenheit
von Dekanin Gerlinde Hühn, Bürgermeister Jochen Grothe,
dem landeskirchlichen Fundraisingpfarrer Helmut Liebs
und Pfarrer Reinhard Hoene zusammen mit den
Gründungstifterinnen und -stiftern errichtet.
Projekte
Der sonntägliche Gottesdienst ist zentrale Lebensäußerung der Evangelischen Kirchengemeinde. Deshalb
müssen die Kirchengebäude in ihrer Substanz und Funktion langfristig erhalten bleiben. Dies gilt für die Friedenskirche in Amstetten-Bahnhof und das im Jahr 2004 fertig
gestellte Gemeindehaus, insbesondere aber auch für
unsere denkmalgeschützte, über 500 Jahre alte Laurentiuskirche in Amstetten-Dorf. Die Gemeinde freut sich,
auf Jahrzehnte einer segensreichen Jugendarbeit des „Albdistrikts“, jetzt EJW Geislingen Albdistrikt, in Amstetten
und Umgebung zurückblicken zu können.
Auch die Kirchenmusik ist ein Beispiel für einen kulturellen Beitrag, den die Kirchengemeinde für die Gesellschaft
leisten kann. In der Regel finden Konzerte darum immer
im Zusammenhang mit biblischen Lesungen, Gebet und
gemeinschaftlichem Singen statt.
Für die Amstetter Kirchenstiftung hat die Kirchengemeinde ein Mindestvermögen in Höhe von 50.000 Euro
veranschlagt, was erfreulicherweise schon bei Gründung
überschritten wurde.
Vorteile der Amstetter Kirchenstiftung
Das Wesen einer Stiftung liegt in ihrer Langfristigkeit und
Nachhaltigkeit. Die Amstetter Kirchenstiftung ist eine sehr
langfristig angelegte Einrichtung. Die Gelder werden
gewinnbringend angelegt und sichern so Erträge, die der
Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Amstetten
zugute kommen. Geldmittel, die dem Stiftungsvermögen
zugeführt werden, können die kirchengemeindliche Arbeit
in Amstetten über Generationen hinweg sichern. Die
Vorteile auf den Punkt gebracht: Das Vermögen ist sicher,
der Zweck ist gewiss, die Stiftung wirkt dauerhaft und
Zuwendungen sind für den Stifter steuermindernd.
Pfarrer Reinhard Hoene zeigt die Stiftungsurkunde
400 Jahre Altarbild in der Veitskirche Schalkstetten
Seit 400 Jahren ist das Altarbild die Mitte der Schalkstetter
Veitskirche. Genau gesagt ist es „anno 1611 am
20. Dezember von Ulm nach Schalkstetten gebracht und
aufgerichtet worden“. So ist es auf der Rückseite des
Altarbildes vermerkt. Der Rat der Stadt Ulm hat das Altarbild bei dem Ulmer Maler Hans Denzel (1572-1625) in
Auftrag gegeben. Es bildete den krönenden Schlusspunkt
der Generalinstandsetzung der Kirche damals samt ihrer
3 2 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Erweiterung um 2,40 m in Richtung Westen. Davon zeugt
bis auf den heutigen Tag die neben dem Turmzugang eingemeißelte Jahreszahl 1610.
Wie vor 400 Jahren so ist es auch heute: Wer die Kirche
betritt, der steht mit Maria, der Mutter Jesu, und Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu, unter dem Kreuz und wird
so zum Beobachter, wenn nicht gar zum Zeugen der
Kreuzigung.
Das war der Anlass, das Altarbild in der letztjährigen
Adventsmusik im Dezember in den Mittelpunkt zu
stellen. Prälatin Gabriele Wulz war zu Gast und hielt die
Predigt, in der sie das Altarbild mit dem Adventslied
„Gottes Sohn ist kommen“ (EG 5) in Beziehung setzte.
Musikalisch gestaltet wurde dieser stimmungsvolle
Abend-Gottesdienst vom Posaunenchor Schalkstetten
unter der Leitung von Andreas Eberhardt, dem Männerchor und dem Gemischten Chor „Il CHORetto“ des
Männergesangvereines Schalkstetten unter der Leitung
von Renate Menzel. Auch im Jahr nach dem Jubiläum lädt
das Altarbild zur Besinnung ein.
Das wandernde Gottesvolk
In der Türkheimer Kirche sind gerade die Handwerker.
Deshalb feiert die Gemeinde außerhalb. Die nicht sehr
beliebten Gottesdienste um 9 Uhr sind im Pfarrhaus,
wenn mehr Leute erwartet werden, ist im alten Schulhaus
mehr Platz. Für die Konfirmation oder ähnliche Großereignisse wird der Saal im Gemeinschaftshaus angemietet.
Alle Örtlichkeiten sind zwar nah beieinander, doch wollte
man niemanden auf der Suche nach dem Gottesdienst in
der Gegend herumirren lassen. So haben findige Köpfe ein
Banner geschaffen, der Fachmann spricht von einem
„Roll up“. Dieses steht nun an der jeweiligen Eingangstür
und lädt zum Gottesdienst ein. Man darf gespannt sein,
ob es auch auf dem Bosch-Hof zur Erntebittstunde am
8. Juli aufgerollt sein wird.
DISTRIKT GEISLINGEN
Abendgebet in der Stadtkirche
In Geislingen lässt sich ein Mittwochnachmittag mit Arzttermin, Besuch im Krankenhaus, Bildungsveranstaltung,
Schwimmbadbesuch, Einkehr in der Gastronomie und/oder
Einkauf bestens abschließen mit dem Abendgebet in der
Stadtkirche, Am Kirchplatz 1: Dort trifft man sich an jedem
Mittwoch in der Schulzeit um 19 Uhr im Chorraum vor
dem Daniel-Mauch-Altar, dem besonderen Kleinod der
Stadtkirche mit dem so liebevollen Bild der Maria mit dem
Christusknaben auf dem Arm.
In guter Gemeinschaft wird eine halbe Stunde lang inne
gehalten, singend und schweigend im Gebet, um vielleicht
eine Kerze für ein Gebetsanliegen anzuzünden und um
sicherlich gestärkt in den Abend zu gehen.
Jede/r ist herzlich dazu eingeladen!
100 Jahre Gesamtkirchengemeinde Geislingen
Zu einem Festgottesdienst anlässlich des 100. Geburtstages
der Geislinger Evangelischen Gesamtkirchengemeinde
wurde in die Stadtkirche Geislingen eingeladen. Am
6. April 1912 gründete sich die Gesamtkirchengemeinde
mit den Kirchengemeinden Geislingen und Altenstadt.
Im Hintergrund stand sicherlich der Zusammenschluss
von Geislingen und Altenstadt zur Stadt Geislingen am
1. April 1912. Die Schar der Gemeinden wurde dann am
10. September 1926 erweitert um die Pauluskirchen-
Regina Menzel, Uwe Glöckner, Isabella Rapp, Armin Beck
vertreten die Geislinger Kirchengemeinden
gemeinde und am 16. Januar 1985 um die Markuskirchengemeinde, eine Filialgemeinde der Martinskirche.
Weiler kam am 10. Oktober 1974 dazu.
Im Festgottesdienste predigte Dekanin Gerlinde Hühn über
„Suchet der Stadt Bestes“. Sie nahm das Chorgewölbe der
Stadtkirche als Symbol für die Gesamtkirchengemeinde:
„Von vielen einzelnen Säulen getragen erhebt sich ein
zusammenführendes, schützendes, geschmücktes Dach
über einem weiten Raum. Genauso tragen die Einzelgemeinden das Ganze. Und der Raum darunter trennt nicht
voneinander, er ist nötig, denn er bietet einen Freiraum
und führt zusammen: Er führt die Menschen zusammen,
die in ihm – im freien Raum – Gottesdienst feiern und dort
eine Gemeinschaft erleben, die höher ist als alle Vernunft.“
Zur geschichtlichen Entwicklung sprach Professor Dr. Hermann Ehmer im Festvortrag und beschrieb die Gründe der
Trennung von Kirche und Staat. Armenpflege, Personenstandsgesetz mit bürgerlichen Standesämtern, Baupflicht
der Kommunen, Industrialisierung mit Bevölkerungszuwächsen waren die Stichworte.
Noch das ganze Jahr 2012 wird mit vielen Veranstaltungen
das 100-jährige Jubiläum gefeiert (siehe www.kirchenbezirkgeislingen.de)
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 3
Aus den Distrikten
DISTRIKT GEISLINGEN
Kunst in den Sommerferien
In den Sommerferien ist in der Stadtkirche in Geislingen
Zeit für Kunst. Dekanin Gerlinde Hühn bietet an sechs
Abenden Kunstbetrachtungen an, musikalisch begleitet
von Bezirkskantor Thomas Rapp.
Bereits im vergangenen Jahr waren die Betrachtungen zu
den Psalmenbannern, die in der Stadtkirche ausgestellt
waren, gut besucht. Es zeigt sich, dass die Sommerferien
Zeit lassen für Kunst und Musik.
An sechs Abenden werden Gemälde des 15. bis 21. Jahrhunderts betrachtet. Zu dem jeweiligen Bild wird Bezirkskantor Thomas Rapp an der Orgel passend improvisieren.
Termine:
An den Mittwoch-Abenden in den Sommerferien 2012
1., 8., 15., 22., 29. August, 5. September
Uhrzeit: 19.00 Uhr bis ca. 19.30/19.40 Uhr,
Dauer 30 bis 40 Minuten
Ort: Stadtkirche Geislingen
Kunstfahrt der Pauluskirchengemeinde Geislingen
Alte Pinakothek München
Die Pauluskirchengemeinde Geislingen bot eine Kunstfahrt
zur Alten Pinakothek in München an, wo Kunsthistoriker
Jochen Meister in wahrhaft meisterlicher Weise das Werk
und Wirken Albrecht Dürers nahebrachte. Albrecht Dürer
kann in der Alten Pinakothek in München wie kaum sonst
in einem Museum an Hand seiner Gemälde anschaulich
gemacht werden. In der Führung mit Jochen Meister wurde
das malerische Werk mit dem ikonenhaften Selbstbildnis
im Pelzrock von 1500, den für das reformierte Nürnberg so
aufschlussreichen sogenannten Aposteln, dem frühen „alt-
gläubigen“ Paumgartner-Altar und vielen anderen Beispielen
in seinen künstlerischen und gesellschaftlichen Kontext
gesetzt. Dürer war ein Mensch, der die Zeichen der Zeit
erkannte, die Möglichkeiten, aber auch Gefahren einer
Lösung von traditionellen Bindungen – in der Kunst wie in
der Gesellschaft. Die Führung wurde zu einem Ausflug in
die Kunst der Reformationszeit und zugleich zu einer der
spannendsten Umbruchphasen der Kunstgeschichte. Auch
im nächsten Frühjahr wird es eine Kunstfahrt geben.
Geislinger Abendgottesdienste „Mit allen Sinnen“
Pauluskirche Geislingen
Im „Jahr des Gottesdienstes“ feiert die Pauluskirchengemeinde vier Abendgottesdienste in der Reihe „Mit allen
Sinnen“. Neue Lieder, eine zeitgemäße Sprache, hören,
sehen, riechen, schmecken, fühlen, ein Ständerling –
das alles erwartet Sie an diesen Abenden. Als „roter Faden“
dienen die vier Elemente, eines für jeden Abendgottesdienst: Wasser, Luft, Feuer, Erde.
Termine:
Sonntag, 16. September, 18 Uhr zum Thema „Feuer“
mit dem Chor Gsangklang
Sonntag, 11. November, 18 Uhr zum Thema „Erde“
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Schulseelsorge an der Lindenschule Geislingen
Seit nun fast zwei Jahren gibt es eine Kooperation zwischen Lindenschule, Gesamtkirchengemeinde Geislingen
und dem Evangelischen Jugendwerk Bezirk Geislingen,
die über das Standardmodell des Religionsunterrichtes
hinausgeht. Die Zusammenarbeit ist sehr vielseitig.
Wir sind ein Team von drei Hauptamtlichen: Pfarrer Frank
Esche (Religionsunterricht und Schulseelsorge), Bezirksjugendreferentin und Diakonin Sabine Angnes (Ganztagesbetreuung und Schulseelsorge) und Jugendreferentin
und Diakonin Romy Zerrenner (Religionsunterricht,
Ganztagesbetreuung, Mittagstisch, Schulseelsorge).
Schulseelsorge
Die Schulseelsorge ist ein Angebot für Schüler und
Schülerinnen, die ein persönliches Gespräch suchen.
Gründe dafür können Auseinandersetzungen mit KlassenkameradInnen, Probleme mit den Eltern, Krankheit oder
Tod eines Familienangehörigen oder anderes sein. Immer
wieder kommen auch Glaubensthemen zur Sprache. Der
Inhalt der Gespräche ist absolut vertraulich. Wir hören als
Schulseelsorger den SchülerInnen gut zu. Wir möchten
sie verstehen und suchen mit ihnen zusammen nach
neuen Wegen. So versuchen wir, die Stärken der Schüler
und Schülerinnen zu stärken. Schulseelsorge möchte
leben, was Paulus so beschreibt: „Lasst einander also
gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus
euch angenommen hat.“ (Röm 15,7)
Kooperation Jugendarbeit – Schule
Die Lindenschule in Geislingen-Altenstadt ist eine
Grund- und Werkrealschule mit Ganztagesbetreuung
in Klassen 1 – 7. Die SchülerInnen dürfen ihr Angebot
frei wählen und wechseln dieses drei Mal im Schuljahr.
Wir bieten für:
• Klassen 1 und 2: Jungschar (Romy Zerrenner)
Jeden Dienstagnachmittag treffen sich 10 – 15
Mädchen und Jungen um die spannende Geschichte
von „Schlunz“ zu hören, gemeinsam zu singen,
zu basteln und zu spielen. So vergehen 1,5 Stunden
wie im Flug.
• Klassen 3 und 4: Lernwerkstatt (Romy Zerrenner)
Dieses Angebot findet im Rahmen des Fächer-
verbundes Mensch, Natur und Kultur statt.
Wir beschäftigen uns als Gruppe spielerisch mit
sozialen und biblischen Themen.
• Klassen 3 und 4: KidsClub (Sabine Angnes)
Der KidsClub entspricht eigentlich der bekannten
klassischen Jugendarbeit: Jungschar. Nur eben an der
Schule und mit Kindern, die in unseren Gemeinden
sonst eher selten auftauchen. 10 – 15 Kinder singen,
hören eine (biblische) Geschichte, spielen, toben,
haben Spaß!
• Klassen 5 bis 7: Teenkreis (Sabine Angnes und
Romy Zerrenner)
Wir treffen uns im Evangelischen Jugendheim der
Kirchengemeinde Altenstadt, um mit den 12 – 24
Jugendlichen einmal nicht wie im Schulbetrieb nur
ruhig sein zu müssen, sondern auch mal toben zu
dürfen. Eine Andacht gehört genau wie die Spiele
zum Programm, ist aber oft viel spannender durch
die vielen verschiedenen Kulturen und Religionen,
die in dieser Gruppe aufeinandertreffen.
Das Zusammenspiel der vielen verschiedenen Funktionen,
die wir in der Schule inne haben, ermöglicht uns einen
intensiven Kontakt zu den Kindern. Das erleichtert den
Kindern und Jugendlichen das Annehmen des Seelsorgeangebotes und gibt uns die Möglichkeit auch zu anderen
Gruppen und Freizeiten der Gemeinde einzuladen.
Für uns ist die Jugendarbeit an der Schule eine neue
Erfahrung, die wir als sehr positiv empfinden. Durch die
Veränderungen im Schulsystem verbringen die Kinder
und Jugendlichen einen immer größeren Teil ihrer Zeit in
der Schule – vielleicht spüren sie die Auswirkungen
bereits in ihren Gemeindegruppen? Für Kirche ist es nicht
einfach, sich in der immer knapper werdenden Freizeit,
die jungen Menschen neben Sportverein, Musikschule
und Co. bleibt, zu etablieren. Der Schritt in die Schule
ist unseres Erachtens ein zukunftsweisender Weg, um
Kindern und Jugendlichen dennoch christliche Werte
außerhalb von Religionsunterricht und klassischer
Gemeindearbeit zu vermitteln.
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 5
Aus den Distrikten
DISTRIKT OBERE FILS
50 Jahre Christuskirche in Deggingen
Das Fest
Für eine Kirche ist das ja eigentlich noch kein Alter.
Aber die Christuskirchengemeinde im Täle feiert trotzdem:
Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 23. September 2012.
Die Geschichte
Am 16. September 1962 wurde die evangelische Christuskirche in Deggingen eingeweiht. Denn erst nach dem
Krieg war die Zahl der Evangelischen im Täle groß genug
um einen Kirchenbau in Angriff zu nehmen. Pfarrer Kurt
Lamparter hat mit dem damaligen Kirchengemeinderat
1961 den Grundstein gelegt. Die Planung lag in den
Händen von Architekt Dr. Ruff aus Stuttgart. Zuvor
fanden Gottesdienste und das übrige Gemeindeleben im
Betsaal statt, dem heutigen Gemeindehaus.
In freundlicher Zurückhaltung gibt die Christuskirche
Raum für unterschiedliche Gottesdienste und Konzerte.
Durch ihre schlichte Innenausstattung eignet sie sich auch
gut dazu Kunstwerke auf Zeit zu beherbergen. So waren
in der Christuskirche schon Werke zu sehen von Christel
Fuchs, Josef Wehrle, Hannelore Fehse und Werner
Stepanek. Eine Stahlskulptur von Werner Stepanek hat als
Leihgabe ihren Platz vor der Christuskirche gefunden.
Die Christuskirche liegt am Radweg, der die Ortsteile
Reichenbach, Deggingen, Bad Ditzenbach und Gosbach
verbindet. Und es ist in der Tat so, dass sich die Evangelischen im Täle zum Gottesdienst ein gutes Stück auf den
Weg machen müssen. Da haben es die Auendorfer zur
Stephanuskirche näher, die sich seit dem Gemeindezusammenschluss als die sehr viel ältere Schwesterkirche
fühlen kann.
Christuskirche Deggingen
Psalmenausstellung im Gemeindehaus Auendorf
Sich aufmachen –
Festwoche zum Gemeindezusammenschluss
Unter diesem Motto stand die Festwoche zum Zusammenschluss der Kirchengemeinden Auendorf und
Deggingen-Bad Ditzenbach. Am Erntedankfest 2011
wurde die Ernte eingebracht von viel Beratungsarbeit und
so manchen gemeinsamen Aktionen in den Jahren davor.
Prälatin Gabriele Wulz legte in ihrer Festpredigt das
Gleichnis von der selbstwachsenden Saat aus. Auch
wenn bei einer Gemeindefusion natürlich nicht alles von
selbst geht, so gibt dieses Gleichnis die Erlaubnis zum
Atem holen und zum Geduld haben im Vertrauen darauf,
dass Gottes Segen das Geheimnis ist von allem Wachsen
und Gedeihen.
Zum Abschlussgottesdienst erklangen die Stimmen des
evangelischen Singkreises und des katholischen HeiligKreuz-Chors vereint zum Lobgesang als ein schönes
Zeichen ökumenischer Anteilnahme.
Nach dem Feiern kommt der Alltag. Und was in den
zurückliegenden Jahren schon eingefädelt wurde an
gemeinsamen Gottesdiensten, an Zusammenarbeit der
Gemeindegruppen wird nun weiter gepflegt, damit
Gemeinde wachsen kann. Eigentlich muss jetzt der neu
3 6 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Pfarrerin Birgit Enders
eingezäunte Gemeindegarten bewässert und bebaut
werden. Eigentlich braucht es jetzt die Zeit zum Abwarten,
was sich entwickelt. Aber diese Entwicklungszeit wird
schon wieder durcheinander gebracht durch die nächste
Pfarrplanrunde, die neue Veränderungen fordert.
Herz und Schmerz aus Sängersmund
und Dichtersbrust
Das evangelische Gemeindehaus Deggingen verwandelte sich in einen
musikalisch-romantischen
Salon. Als Hauptwerk
erklang die „Dichterliebe“
von Robert Schuman,
die Vertonung sechzehn
Gedichte aus Heinrich
Heines Buch der Lieder.
Christian Wilms (Tenor),
der Gesang mit Schwer-
punkt Oper an der Musikhochschule Stuttgart studiert,
gelang es überzeugend dem ewig alten Spiel von Liebessehnen und gebrochenem Herzen in ganz unterschiedlichen Stimmungen Ausdruck zu verleihen. Genial begleitet
wurde er am Klavier von Korrepetitor Eberhard Leuser.
Das zahlreiche Publikum ließ sich gerne vom Zusammenklang der beiden Künstler in Bann schlagen. Wie es sich
für einen musikalischen Salon gehört, war im Anschluss
bei Sekt und Häppchen noch Gelegenheit zu Unterhaltung und Gespräch, auch mit den beiden sympathischen
Künstlern.
1150 Jahre Wiesensteig
Gleich dreimal feierte die evangelische Kirchengemeinde
Wiesensteig im vergangenen Jahr Jubiläum. Durch die
Gründung des Kloster Wiesensteigs im Jahre 861 wurden
die Orte Hohenstadt, Mühlhausen und Wiesensteig mit
sieben weiteren Gemeinden erstmals urkundlich erwähnt.
Grund zum Feiern in den einzelnen Gemeinden und für
drei ökumenische Gottesdienste in den jeweiligen
Gemeinden.
Ausgehend von der Klostergründung Wiesensteigs mit
dem Ziel, Glauben zu wecken und die Entwicklung der
Region zu fördern, zeigten die beiden katholischen Pfarrer
Jürgen Mühlbacher und Andreas Frosztega und Pfarrer
Jörg Schaber als Vertreter der evangelischen Kirche mit
Worten aus der Bibel Wege zum Glauben und Vertrauen
auf Jesus Christus heute und zum verantwortlichen
Handeln in unseren Städten und Gemeinden.
Die Gottesdienste wurden festlich durch Chöre wie dem
Hohenstädter Kirchenchor, der Jagdhornbläsergruppe
Geierswalde (Partnergemeinde Mühlhausen), dem Gospelchor AmazSing (Ev. Kirche) und der Stadtkapelle Wiesensteig umrahmt.
Es waren schöne Höhepunkte im Jahr 2011. Durch die
Feierlichkeiten wurden Kontakte geknüpft und vertieft.
Pfarrer Jörg Schaber und Pfarrer Andreas Frosztega
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Aus den Distrikten
DISTRIKT OBERE FILS
Die Gruibinger Martinskirche – einer der ältesten
Kirchenstandorte in Südwestdeutschland
Die Gruibinger Pfarrkirche St. Martin wurde in romanischer Zeit um 1100 in ihrer jetzigen Form erbaut. Urkundlich wird der Sakralbau mit dem massiven Turm im
Westen erstmals 1184 erwähnt. Um 1350 wurde im
Osten der gotische Polygonalchor angebaut.
Die erste Vorgänger-Kirche entstand im 7. Jahrhundert
als Holzpfostenbau. Zu ihr gehörten sechs Gräber. Sie
waren bis auf eine Erdbestattung gemauert oder mit
Steinplatten umgeben. In zentraler Lage östlich des Altars
fand sich das Grab eines etwa 80 Jahre alten Mannes.
Die Ausstattung mit einem großen Messer und einer aus
Bein gearbeiteten Gürtelschließe weist den Toten als einen
Priester aus, der die Kirche wohl im ersten Drittel des
7. Jahrhunderts betreute. Zur Stifterfamilie gehörte eine
Frau, von deren reichen Ausstattung nur noch ein
goldener Ohrring mit Almandineinlagen geborgen werden
konnte. Ein weiteres Grab enthielt Bestandteile der Tracht
sowie einen beinernen Kamm und ein Tongefäß.
Im 8./9. Jahrhundert ersetzte man die Holzkirche durch
einen 12 m langen und 8 m breiten Rechteckbau mit einer
leicht ovalen Apsis im Osten. Im Kirchenschiff wurden
wiederum zwei Angehörige des Ortsadels in steinernen
Trogsarkophagen bestattet. Dieser ersten Steinkirche folgte
schließlich im 10./11. Jahrhundert ein weiterer Steinbau mit
halbrunder Apsis und einem Turm im Westen.
Die Gruibinger Pfarrkirche St. Martin hatte also drei Vorgängerbauten, die eine Kontinuität bis in die Merowingerzeit belegen. Die Holzkirche des 7. Jahrhunderts wurde
von der lokalen Adelsfamilie im Bereich ihres Herrenhofs
als Eigenkirche errichtet.
Sowohl der Herrenhof mit dem zugehörigen Sakralbau
als auch die nordwestlich anschließende Siedlung
„Griubinga“ wurden auf einem Höhenrücken gegründet,
auf dem zuvor bereits ein römischer Gutshof stand.
Dr. Reinhard Rademacher, Kreisarchäologie Göppingen
Ehrenamtliche engagieren sich für Kirchenmuseum
in Gruibinger Martinskirche
Neue Präsentation alter Fundstücke in der Gruibinger Martinskirche
Sie staunten nicht schlecht, als der Kreisarchäologe Dr.
Reinhard Rademacher im März letzten Jahres die Funde
begutachtete, die sie in einer Schachtel im Pfarramt ausgelegt hatten. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates
Walter Kuhn und der Kirchenführer Rudolf Härle waren
im November 2010 dem Hinweis des Mesners gefolgt,
oben in der Kirche läge eine Schachtel mit Schädelknochen. Neben dieser fand man dann in der hintersten
Ecke eine weitere Schachtel mit Scherben.
An der Vorbereitung des Jubiläumsfestes im Juni 2011 war
man schon auf den Standort der früheren „Marienkapelle“
im Süden neben der Kirche gestoßen und nun fanden sich
Beweise, dass Gruibingen wesentlich älter als angenommen
war. Es war bekannt, aber es war nicht nachweisbar.
3 8 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Nun sollten neben dem Ohrring, der 1982 als Replik vom
damaligen Bürgermeister Robert Knaus gestiftet wurde,
die Fundstücke in einer Vitrine im Turmraum der Kirche
ausgestellt werden. Der Turmraum der Kirche, in dem
auch der alte Steintaufstein und die wiedergefundenen
„Lettnergitter“ eine sakrale Ecke darstellen, soll nun bis
Sommer 2012 neu gestaltet werden. In der Vitrine
werden zwei weitere Nachbildungen (Saxortband und
Gürtelschnalle) ausgestellt und eine Hinweistafel wird
alles erläutern.
Damit wird mit der Marienkapelle, ein kleines Kirchenmuseum entstehen, das dieser kleinen, alle Ehre machen
wird. Zu besichtigen ist die Martinskirche immer sonntags
oder nach telefonischer Absprache auch unter der Woche.
DISTRIKT UNTERE FILS
Fastengebet und Fastensuppe
In einer Gemeinschaftsaktion haben die katholische und
die evangelische Kirchengemeinde Donzdorf in der
Fastenzeit jeweils am Mittwoch zum Mittagsgebet mit
anschließendem gemeinsamen Essen eingeladen. Im Gebet
in der katholischen Kirche wurden neuere Kirchenlieder
gesungen, in Abschnitten das Misereor–Hungertuch 2012
meditiert, jeweils ein biblischer Text gelesen und ausgelegt und Impulse für die kommenden Tage gegeben.
Die Stichworte, sichtbar zu lesen an großen Würfeln
waren: Um.kehren, Er.ahnen, Ent.scheiden, Nach.folgen,
Hin.geben. Bereits der sich dann jeweils anschließende
kurze Spaziergang zum katholischen Gemeindehaus St.
Martinus war kommunikativ und anregend. Auch beim
Essen der schmackhaften „Fastensuppe“, die von einem
kleinen Team von Frauen gekocht worden war, wurden in
den Tischgemeinschaften viele Gespräche geführt und so
das Motto umgesetzt: „Bewusst die Fastenzeit gestalten:
Miteinander beten – Miteinander essen – Miteinander reden“.
Treffpunkt Bücher-Basar in Donzdorf
Seit März ist jeden Montagnachmittag der
neue „Treffpunkt Bücher-Basar“ im Untergeschoss des Gemeindezentrums in Donzdorf
geöffnet. Viele, zum Teil auch recht neue
Bücher warten auf LeserInnen. Ein Team ehrenamtlich tätiger Frauen betreut den „Treffpunkt“.
Sie empfangen BesucherInnen mit Kaffee
oder Tee und helfen gern beim Aussuchen der
Bücher. Eine gemütliche Couch lädt zum
Schmökern ein. Alle Bücher und auch die
Regale sind gestiftet. Man findet nicht wenige
Raritäten! Auch nach den Gottesdiensten und
Veranstaltungen können Interessierte gerne in
den Buchbeständen stöbern. Jeder, der ein
Buch mitnimmt, wird gebeten, eine Spende zu
geben. Alle Spenden dienen der Finanzierung
neuer Stühle in der Christuskirche.
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Aus den Distrikten
DISTRIKT UNTERE FILS
Neues Pfarrhaus in Kuchen
Dass das „Häuslebauen“ hierzulande zum guten Ton
gehört, wird wohl kein Schwabe bestreiten können.
Allerdings: Wenn es sich dabei um den Bau eines „Pfarrhäusles“ handelt, wird der eine oder andere schon etwas
hellhöriger. Und so manch einer mag sich fragen: „Macht
das heutzutage überhaupt noch Sinn – ein Pfarrhäusle
bauen? Landauf landab werden doch Pfarrstellen gekürzt
und Gemeinden zusammengelegt – wozu also ein neues
Pfarrhaus?“
Nicht so die Kuchener. Am Anfang stand eine Immobilienkonzeption, die durch eine eigens hierfür einberufene
Kommission (besetzt aus evangelischen Bürgerinnen und
Bürgern, dem Kirchengemeinderat, Bausachverständigen
und dem Pfarrer) erarbeitet wurde. Deren Empfehlung war
klar: Das neue Kuchener Pfarrhaus muss zum Gemeindehaus! Und so wurde bereits im Jahr 2008 durch den
Kirchengemeinderat beschlossen, das alte Pfarrhaus zu
verkaufen und direkt neben dem Gemeindehaus ein neues
Pfarrhaus zu bauen. Da man einem neuen Pfarrer nicht
zumuten wollte, sich gleich zu Amtsantritt mit Baufragen
beschäftigen zu müssen, nutzt der Kirchengemeinderat
die Vakaturzeit und hat in den letzten Monaten mit den
Vorarbeiten begonnen. Und nun kann in Kuchen also
tatsächlich in die Hände gespuckt werden getreu dem
Motto: „Schaffe, schaffe, Pfarrhäusle bauen.“
Süßener Gemeindereise nach Südindien
Im Januar startete eine 14-köpfige Reisegruppe aus Süßen,
Schw. Gmünd und Stuttgart unter der Leitung von Julie
Lipp-Nathaniel und Dr. Leslie Nathaniel nach Südindien.
Julie Lipp-Nathaniel ist Kirchengemeinderätin in Süssen
und Tochter von Richard Lipp, dem ersten Bischof der
Südindischen Kirche. Die Gruppe besuchte verschiedene
Heime und Schulen, in denen die Mädchen und Jungen
Geborgenheit und Hilfe erfahren dürfen und auch eine
fundierte Ausbildung bekommen. Kutumba, ein Heim für
körperbehinderte Mädchen, die zuhause keine Chance auf
ein selbst bestimmtes Leben hätten, soll hier exemplarisch
erwähnt werden. Auch die Sehenswürdigkeiten kamen
nicht zu kurz. Erstes Ziel war Bangalore, eine Großstadt
mit fast 9 Mio. Einwohnern. Die Hindu Tempel in Mysore
und Trivandrum, die Altstadt von Chochin, eine Hausbootfahrt in den Backwaters, die Teestadt Munnar, ein
Ritt auf Elefanten, eine Aufführung des traditionellen Kathakalitanzes und vieles mehr standen auf dem Programm.
Interessante Gespräche, berührende Begegnungen und
herzliche Gastfreundschaft durften die Gruppe erleben
und viele neue Eindrücke mit nach Hause nehmen.
Von diesen Eindrücken, der Dankbarkeit und der Lebens-
4 0 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
freude, aber auch von der landschaftlichen und kulturellen
Schönheit berichteten unsere Reiseleiter, das Ehepaar
Nathaniel, mit Hilfe zahlreicher Bilder Ende März im
Süßener Gemeindehaus. Über 100 Besucher ließen sich
für dieses Land und seine Menschen begeistern und
probierten auch die verschiedenen indischen Speisen.
Wir bedanken uns bei allen die gekommen sind und für
die großzügigen Spenden. Dank Ihrer Hilfe können wir
einen Betrag von 600 Euro an das Heim Kutumba und
die beiden angeschlossenen Heime weiterleiten.
Hund, Katze, Maus – Tierisches in der Bibel
In den Sommerferien findet auch in diesem Jahr im Distrikt „Unteres Filstal“ wieder eine thematische Predigtreihe statt.
Herzliche Einladung!
Aber die Schlange war listiger als
alle Tiere auf dem Felde …
Pfarrer
05. Aug. 9 Uhr Süßen
Matthias Krauter 12. Aug. 9 Uhr Kuchen,
10 Uhr Gingen
Lämmer, Schafe, Böcke …
Pfarrer
Alfred Ehmann
05. Aug. 9 Uhr Kuchen,
19. Aug. 9 Uhr Süßen,
10 Uhr Gingen
10 Uhr Donzdorf
Die ungewollten Haustierchen
Pfarrerin z.A.
Viola Schenk
05. Aug. 9 Uhr Nenningen, 10 Uhr Donzdorf
02. Sept. 9 Uhr Kuchen,
10 Uhr Gingen
09. Sept. 9 Uhr Süßen
Von gefährdeten Schafen und
genügsamen Hunden
Pfarrer GerdUlrich Wanzeck
12. Aug. 9 Uhr Süßen,
26. Aug. 9 Uhr Kuchen
10 Uhr Donzdorf
Was bitte macht ein Klippdachs
in der Bibel?
Pfarrer z.A.
David Dengler
19. Aug. 9 Uhr Kuchen,
26. Aug. 9 Uhr Süßen,
10 Uhr Gingen
10 Uhr Donzdorf
Der dumme Esel!?
Pfarrerin
Friederike Maier
02. Sept. 9 Uhr Süßen,
09. Sept. 10 Uhr Gingen
10 Uhr Donzdorf
Der „Micha-Kurs“ –
ein Seminar der besonderen Art in Gingen
„JUST PEOPLE? – Der Micha-Kurs“ – so lautet der Titel
einer Seminarreihe, zu der sich in Gingen 25 Teilnehmende an sechs Abenden getroffen haben. Es ging um
den Themenkreis „Gerechtigkeit und globale Nächstenliebe“. In den ersten drei Kurseinheiten wurde die Armutsproblematik sowohl aus dem gesamtgesellschaftlichen als
auch aus dem biblisch-theologischen Blickwinkel betrachtet.
In den letzten drei Kurseinheiten setzten sich die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer damit auseinander,
wie sie ihren persönlichen Lebensstil und ihr gesellschaftliches Auftreten gerechter gestalten können. Abgeschlossen wird das Ganze mit einem konkreten Projekt. Die
Teilnehmer in Gingen beschlossen, einen Gottesdienst
zum Thema „Gerechtigkeit“ gemeinsam zu planen und
durchzuführen.
Das Kursmaterial wurde erstellt von der „Micha-Initiative
Deutschland“, dem deutschen Zweig der weltweiten
„Micah Challenge-Kampagne“. Dies ist eine Initiative der
Evangelischen Allianz, die es sich zum Ziel gesetzt hat,
Menschen auf verschiedenen Ebenen für Armut und
Gerechtigkeit zu sensibilisieren und von den Politikern
immer wieder die Einhaltung und Durchsetzung der
„Milleniumsziele“ einzufordern, die von den Vereinten
Nationen im Jahr 2000 in der sogenannten „Milleniumserklärung“ verabschiedet wurden. Die Kursmaterialien
sind so ausgearbeitet, dass eine Gemeinde oder Gemeindegruppe diesen Kurs ohne aufwändige Vorbereitung und
kompetente Spezialisten durchführen kann. Neben einem
Referat zum Thema und unterschiedlichen methodischen
Anregungen bietet das Kursbuch zu jedem Abend drei
Vertiefungsartikel für zuhause.
Interessant war die Zusammensetzung der Gruppe:
Sie war sowohl altersmäßig als auch vom Geschlecht her
durchmischt. Auch der theologische Hintergrund und
der persönliche Frömmigkeitsstil waren unterschiedlich.
Das war spannend und sehr bereichernd. Alle merkten
bald, dass von diesem Thema jede und jeder betroffen ist
und in den Gesprächen etwas beitragen kann.
Seinen Namen verdankt der Kurs Micha 6,8: „Es ist dir
gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir
erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und
Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem
Gott.“ Was gut ist und was Gott von uns erwartet,
darum soll es in einer Fortsetzung des Micha-Kurses
gehen.
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 1
Wo finde ich Information und Hilfe?
Evangelisches Dekanatamt
Dekanin Gerlinde Hühn
Hansengasse 2, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51
Email: Ev.Dekanat.Geislingen@t-online.de
Konto Evangelischer Kirchenbezirk:
Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00
Jugendheim Stötten
Belegung über
Kirchenbezirksrechner Klaus Machacek
Tel. (0 73 31) 4 11 54
Kirchenmusik
Thomas Rapp, Bezirkskantor
Schwärzwiesenstraße 16, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 94 61 16
Evangelisches Schuldekanat
Schuldekan Johannes Geiger
Helmut-Bornefeld-Straße 11, 89518 Heidenheim
Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47
Online-Seelsorge
http://www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html
Evangelisches Jugendwerk
Sabine Angnes, Daniel Dorn
Friedensstraße 44, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax (0 73 31) 4 47 12
Helfenstein-Klinik Geislingen
Pfarrer Volker Weiß
Oberböhringer Straße 5, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 9 86 88 03
Schulsozialarbeit
Jugendreferentin Romy Zerrenner
Tälesbahnstraße 7, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 30 37 48
Diakonie-Sozialstation Geislingen
Bronnenwiesen 16, 73312 Geislingen
IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20
Nachbarschaftshilfe, Tel. (0 73 31) 93 73-23
Pflegedienst, Tel. (0 73 31) 93 73-21
Diakonische Bezirksstelle
Hospizarbeit im Kirchenbezirk
Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall
Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46
Diakonieladen „Kunterbunt“
Moltkestraße 25, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 40 05 39
Diakonie-Kaffeehaus
Moltkestraße 27, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 98 48 96
Bikers Helpline
Tel. (01 80) 44 333 33
oder Buchstabenwahl 0180 – Helpline
Blindenseelsorge
Pfarrerin Friederike Maier
Heidenheimer Str. 59/1, 73079 Süßen
Tel. (0 71 62) 4 40 74
Email: friederike.maier@web.de
Evangelische Erwachsenenbildung
Günther Alius
Bahnhofstraße 75, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39
HIV-Infizierte und Aidskranke
Pfarrerin Sabine Kluger
Hohenstaufenstraße 35, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 6 39 60
Pfarrer Eckhard Ulrich
Markusplatz 1, 70180 Stuttgart
Tel. (07 11) 60 38 55
Email: aidsseelsorge@elk-wue.de und
aidsseelsorge_ulrich@yahoo.de
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Psychosoziale Beratungsstelle
für Suchtkranke und Suchtgefährdete
Susanne Wurster, Tanja Hoffmann
Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen
Tel. (0 73 31) 4 45 81
TelefonSeelsorge
(kostenlose Rufnummern)
0800 111 0 111 und 0800 111 0 222
VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN
Das Martinshaus in Gruibingen hat neue
Hausmeister
Ulrike Lauke hat ein gutes Jahr im Evangelischen Martinshaus für Sauberkeit und Ordnung gesorgt. Nun hat sie
eine neue Stelle gefunden und ihren Dienst Ende 2011
beendet. Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, die
Stelle der Reinigungskraft um die Hausmeistertätigkeit zu
erweitern. Brigitte und Jürgen Grathwohl aus Gruibingen
haben diese Aufgabe mit diesem Jahr übernommen.
Ehepaar Grathwohl
hatte. Immer wusste sie zu
antworten wenn es darum
ging: Was war damals eigentlich verabredet? Vor allem aber
trug sie mit ihrem freundlichen, sonnigen und doch
entschiedenen Wesen ganz
wesentlich dazu bei, dass in
diesem Gremium alles, auch
Gegensätzliches, gesagt
werden kann – und dass dies
einer guten Atmosphäre dennoch niemals Abbruch tut.
Sie hat seit frühester Jugend mitgearbeitet in der Kinderund Jugendarbeit. Generationen von Konfirmandinnen und
Konfirmanden haben sie im Team bei den Freizeiten erlebt.
Unvorstellbar auf Konfirmandenfreizeit zu sein, ohne dass
Sonja in der Küche dafür sorgt, dass alle satt werden,
ohne mit ihr abends zusammen zu sitzen und im Team
zu klönen, während die Jungs und Mädchen immer noch
nicht ins Bett wollen.
So schwer zu begreifen, dass sie nicht mehr da ist. Immer
sind wir nur einen Wimpernschlag von der Ewigkeit entfernt. Dass es Gottes Ewigkeit ist, ist unser einziger Trost.
Wechsel im Pfarramtsbüro in Gruibingen
Sabine Kabel
Suse Schneider
Neuer Pfarrer für Eybach und Stötten
Am 14. November 1994 – also vor beinahe 18 Jahren, wurde Suse Schneider
als Pfarramtssekretärin eingestellt. Vier
verschiedene Kirchengemeinderäte,
drei Vakaturen, sechs verschiedene
Pfarrerinnen und Pfarrer hat sie erlebt.
Unzählige Stunden, Briefe, Telefonate.
Sie war 17 Jahre die gute Seele der
Kirchengemeinde. Suse Schneider hat
sich zum Ende letzten Jahresende in den
Ruhestand verabschiedet. Sie hat aber
nicht alle Aufgaben abgegeben, sondern
bleibt der Gemeinde als Briefausträgerin
und Vertretung erhalten. Nachfolgerin
von Suse Schneider ist Sabine Kabel.
Sie hat Mitte November 2011 angefangen und konnte so
gut in ihre Aufgaben eingeführt werden.
Sonja Rommel 1974 – 2011
Es gibt Dinge, die sind unvorstellbar und entziehen sich
jedem wirklichen „Begreifen“. Dass Sonja Rommel tot ist,
erscheint als schrecklicher Irrtum, als grausame Falschmeldung, als ein schlechter Traum. Und so wird es vielen
aus dem weiten Kreis ihrer Freundinnen und Freunde und
allen aus dem Kreis ihrer Familie gehen. Sonja hat vielen
sehr viel bedeutet – in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen, gerade auch für die Stadtkirche. Sie musste nicht
ständig laut auf sich aufmerksam machen. Sie war einfach
da und arbeitete und beriet mit.
So jung sie war, so lange war sie dennoch schon im Kirchengemeinderat. Sie war das „Gedächtnis“ des Gremiums
– nicht nur, weil sie über Jahre Protokoll schrieb, sondern
weil sie viele Beschlüsse und Entscheidungen im Kopf
Im Oktober zog Familie Beißwenger-Vinzenz ein ins Pfarrhaus in Eybach. Geboren wurde Jörg Beißwenger 1962 in
Stuttgart. Vor dem Theologiestudium machte er ein
einjähriges Praktikum in einem Krankenhaus in Cannstatt
und danach bei einer Vermessungsfirma in Stuttgart. Er
studierte Theologie in Erlangen mit einem Zwischenaufenthalt in Oslo und zum Schluss in Tübingen. 1991
heiratete er seine erste Frau, eine Norwegerin, und zog
nach dem Vikariat nach Tröndelag, wo sie sich eine Pfarrstelle teilten. Leider hielt diese Ehe nicht, und so kam Jörg
Beißwenger 1999 zurück nach Württemberg und arbeitete
beim Dekan in Calw als Pfarrer zur Dienstaushilfe. In Calw
lernte er seine heutige Frau, eine Kirchenmusikerin, kennen.
Sie heirateten 2002. Seine erste ständige Pfarrstelle war in
Möttlingen, Dekanat Calw. Nun ist die Familie seit Oktober
2011 in Eybach und Stötten. Die Ehefrau von Jörg
Beißwenger, Ursula Vinzenz, hat als Kirchenmusikerin
bereits vielfältige Betätigungsanfragen. So ist sie nun auch
neue Leiterin des Kirchenchores in Donzdorf.
Ehepaar Beißwenger-Vinzenz
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 3
Menschen – Begegnungen – Jubiläen
80 Jahre Kirchenchor Bad Überkingen
Der Kirchenchor Bad Überkingen feierte in einem musikalischen Abendgottesdienst sein achtzigjähriges Bestehen.
Rose Bischoff singt als dienstältestes Mitglied seit 56 Jahren
im Chor. Der Chor unter Leitung von Hans Martin Kröner,
der auch Organist in Bad Überkingen ist, singt Choräle
und anspruchsvolle Literatur in den Gottesdiensten an den
hohen Feiertagen und zu sonstigen Anlässen.
Trauer um Ernst-Ulrich Schäfer
Im Alter von 67 Jahren starb
am 29. September 2011
Uli Schäfer, langjähriger
Organist an der Christuskirche
Donzdorf und Leiter des
Kirchenchores. Zunehmend
hatte er im Ruhestand auch
Vertretungsdienste in den
anderen Gemeinden des
„Distrikts Unteres Filstal“ übernommen. Tief verwurzelt im
christlichen Glauben hat er seine Gaben für andere eingesetzt. Weil es ihm um das Zentrum in Jesus Christus ging,
konnte er mühelos die Konfessionen verbinden. In ökumenischer Weite schätzte er die großen Messen katholischer Komponisten genauso wie Bach‘sche Choräle und
gute, biblisch fundierte evangelische Predigten und
Gottesdienste. Er war ein exzellenter Musiker, begeisternder Dirigent und Pädagoge und hat durch sein Wirken am
Rechberg-Gymnasium Donzdorf und seine 25-jährige
Leitung des Liederkranzes Reichenbach, des katholischen
Kirchenchores Wissgoldingen und des Kirchenchores das
Leben der Kirchengemeinde und der Stadt mitgestaltet.
Von 1983 bis 1989 war er auch Mitglied des Kirchengemeinderats. Seine Tatkraft und sein Einsatzwille schienen
unerschöpflich. Wir haben mit ihm einen einfühlsamen,
feinen Menschen verloren, der vielen zum Freund geworden ist. Der von G. P. Telemann vertonte Kanon „Ich will
den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in
meinem Munde sein“ (Psalm 34,2) fasst eindrücklich
zusammen, was ihn bewegte und ausfüllte.
4 4 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Ursula Vinzenz ist Leiterin
des Kirchenchores in Donzdorf
Seit September 2011 wohnt
Ursula Vinzenz zusammen mit
ihrem Mann, Pfarrer Jörg
Beißwenger, und zwei kleinen
Kindern in Eybach. Bereits seit
November fährt sie über den
Berg nach Donzdorf und leitet
den kleinen Projektchor der
Kirchengemeinde. Der Tod
von Uli Schäfer hatte eine
große Lücke gerissen. Umso
dankbarer sind alle Sängerinnen und Sänger, ja die ganze
Kirchengemeinde, in Frau Vinzenz eine hervorragende und
engagierte Dirigentin gefunden zu haben. Innerhalb
weniger Wochen gelang es ihr, den Chor zu prägen. Eine
erste Kostprobe erlebten alle Besucher des traditionellen
Konzerts „Musik im Advent“, dessen Programm Ursula
Vinzenz zusammenstellte und auch durch eigene Beiträge
an der Orgel mitgestaltete. Man merkt, dass sie nach
ihrem Kirchenmusikstudium in Trossingen bereits elf Jahre
lang in Stuttgart als Kirchenmusikerin gearbeitet hat.
Vor und nach Ostern hat der Chor weitere Gottesdienste
mitgestaltet. Wenn man sie fragt, was sie sich wünscht:
„Ich empfinde die Atmosphäre im Chor und auch in den
Gottesdiensten als sehr wohltuend und wünsche mir
dringend viele gute neue Sängerinnen und Sänger in allen
Stimmlagen.“ Hoffentlich erfüllt sich dieser Wunsch!
Bezirksprädikantenpfarrerin Ingeborg Brüning
im Ruhestand
Werner Maier verabschiedet Ingeborg Brüning
Beim jährlich stattfindenden Bezirksprädikantentag haben
die Prädikantinnen und Prädikanten im Kirchenbezirk
„ihre“ Bezirksprädikantenpfarrerin, Ingeborg Brüning,
herzlich verabschiedet. Mit ihrem Stellenantritt auf die
Pfarrstelle Steinenkirch im Jahr 2002 hat Ingeborg Brüning
auch das Bezirksamt der Prädikantenpfarrerin übernommen. Die Arbeit mit Ehrenamtlichen im Verkündigungsdienst war ihr die ganzen Jahre über eine Herzensangelegenheit. Sie organisierte Fortbildungen und begleitete
die Prädikantinnen und Prädikanten mit Rat und Tat.
Prädikanten-Sprecher Werner Maier, Gingen, dankte
Ingeborg Brüning mit einem Blumenstrauß und wünschte
ihr für den Ruhestand, den sie mit ihrem Ehemann in
Lauterburg verbringen wird, alles Gute.
Pfarrer zur Dienstaushilfe bei der Dekanin:
David Dengler
Süßener Kirchengemeinderat
mit drei neuen Mitgliedern
Nach seinem Ausbildungsvikariat im Kirchenbezirk
Heidenheim ist David Dengler
als Pfarrer zur Dienstaushilfe
zur Dekanin nach Geislingen
gekommen. Der Oberkirchenrat
hat ihn damit beauftragt.
Der in einem Pfarrhaus groß
gewordene Dengler hat sich
mit großem Einsatz sofort ans
Werk gemacht und in der
Kirchengemeinde Kuchen die Vertretung auf der vakanten
Pfarrstelle übernommen. Auch hat David Dengler das
Redaktionsteam der Kirchenbezirks-Zeitung verstärkt.
Somit kommen wieder neue Ideen eines jungen Menschen
in den Kirchenbezirk.
Drei neue Kirchengemeinderätinnen sind in Süßen im
vergangenen Jahr in den Kirchengemeinderat nachgerückt:
Dorothea Brucker, Iris Knittel und Monika Findeis (v.l.n.r.).
Schön, dass sie die Nachfolge von Dafna Seybold,
Dorothea Schlaudraff und Ulrike Augenstein angetreten
haben, die aus Süßen weggezogen sind.
Wechsel in der Krankenhaus-Seelsorge
Klaus Hoof, Pfarrer an
der Helfenstein-Klinik in
Geislingen, wurde am
3. Advent vergangenen
Jahres in den Ruhestand
verabschiedet. Nach
einer Dienstzeit von
34 Jahren, die letzten
5 Jahre als Klinik-SeelPfarrer Klaus Hoof
sorger in Geislingen, ist
er aus dem Dienst ausgeschieden. Im Kirchenbezirk hat er auch Vertretung in
Wiesensteig übernommen und war immer bereit, bei
Gottesdiensten auszuhelfen. Auch im Ruhestand ist er
engagiert. Er ist nun Mitglied im Redaktionsteam der
Kirchenbezirks-Zeitung.
Die Nachfolge von Klaus Hoof haben im März das Ehepaar
Margret Ehni und Volker Weiß angetreten. Erfahrungen
haben sie als Seelsorgende im Krankenhaus Calw und in
der Kirchengemeinde Holzbronn gesammelt und wollen
diese in ihren zukünftigen Betätigungsfeldern vertiefen:
Pfarrer Volker Weiß als Krankenhausseelsorger in der
Helfensteinklinik und Pfarrerin Margret Ehni auf der Projektstelle „Seelsorge in der Palliativversorgung“ mit je 50 %
Dienstauftrag. Wie schon in Calw werden sie sich als
Ehepaar die kombinierte Stelle teilen. Die beiden wollen
Menschen begleiten in ihrer Suche nach Halt und Kraft
im Leben und im Sterben und bei der Entdeckung ihrer
eigenen Spiritualität.
90 Jahre Posaunenchor Süssen
Mit zwei Bläsern wurde an der Weihnachtsfeier des
Süßener Jünglingsvereins 1922 „Stille Nacht, heilige
Nacht“ gespielt. Der damalige Auftritt ging als Gründungstag des Posaunenchors in die Süßener Geschichtsbücher
ein. 1929 bestand der Chor bereits aus 12 Mitgliedern.
In den vergangenen 90 Jahren wurde der Chor von fünf
Dirigenten geleitet. Die Mitgestaltung von Gottesdiensten
und Gemeindeveranstaltungen, die Mitwirkung bei Gottesdiensten im Grünen, bei Landesposaunentagen und
gemeinsame Aktivitäten, Freizeiten und Reisen gehören
mit zum Programm. Derzeit spielen 43 Bläserinnen und
Bläser im Chor, darunter acht in der Seniorengruppe.
Aktuell werden sieben Jungbläserinnen und Jungbläser
ausgebildet.
Beim Festgottesdienst Anfang Mai war Zeit für vielfältige
Musik, die Geschichte des Chores und Begegnungen.
Geehrt wurde Bläser Albert Fischer für 60 Jahre Mitwirkung
im Chor.
Dekanin Gerlinde Hühn, Volker Weiß, Margret Ehni,
Dr. Karin Grau
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 5
Menschen – Begegnungen – Jubiläen
50 Jahre Posaunenchor Hausen
Brenzmedaille für Elisabeth Fetzer
Elisabeth Fetzer erhielt als Dank
für ihre langjährige ehrenamtliche
Tätigkeit in der Geislinger Pauluskirchengemeinde die bronzene
Brenz-Medaille. Pfarrerin Sabine
Kluger überreichte ihr die Auszeichnung beim Mitarbeiterfest.
Zunächst überrascht, freute sich
Elisabeth Fetzer dann sehr über
die unerwartete Ehrung.
Zu seinem 50-jährigen Bestehen gestaltete der Posaunenchor Hausen am Palmsonntag den musikalischen Festgottesdienst in der Dorfkirche. Nachmittags trafen sich Aktive,
Ehemalige und Freunde der Bläser zu einem unterhaltsamen Nachmittag im Bonhoeffer-Haus. Bei Kaffee und
Kuchen erinnerte man sich an die vergangenen Höhepunkte. Es gab Bilder von den musikalischen Einsätzen
bei verschiedenen Anlässen wie Gottesdiensten, Gemeindefesten, Altenfeiern, Jubiläen und insbesondere vom
Dorfblasen an Heilig Abend bei sehr unterschiedlichen
Wetterverhältnissen. Auch Ausflüge und Gebirgswanderungen konnten nochmals nacherlebt werden. Das Bläserteam des Kirchenbezirkes Geislingen unter der Leitung
von Axel Schlecht trug maßgeblich zur kurzweiligen
Unterhaltung und herzlichen Atmosphäre bei. Pfarrer
Georg Braunmüller dankte in seiner Ansprache allen,
die mit ihrem Einsatz zur musikalischen und religiösen
Bereicherung des Gemeindelebens beitrugen. Er ehrte den
inzwischen 80-jährigen Gründer des Hausener Posaunenchores, Gottfried Lamparter und überreichte der seit 1984
als Chorleiterin tätigen Leonore Dangelmaier eine Urkunde
zum runden Chorjubiläum.
25-jähriges Jubiläum des Steinenkircher
Kirchenpflegers
Kirchenpfleger Jürgen Schmitt
ist seit 25 Jahre im kirchlichen
Dienst. Gelassen und freundlich verwaltet er die Finanzen
der Kirchengemeinde Steinenkirch. Auch bei komplizierten
Bauangelegenheiten lässt er
sich nicht aus der Ruhe
bringen und behält stets den
Überblick. Auf die Frage, ob
ihm das schon immer leicht
gefallen sei, meinte er, er sei halt in die Aufgabe hineingewachsen. Kirchengemeinderat und Pfarrerin sind jedenfalls froh darüber, dass sie Jürgen Schmitt bei sich haben,
der sich auch sonst in der Gemeinde an allen Ecken und
Enden engagiert. Zusammen mit seiner Frau, die als
Pfarramtssekretärin gearbeitet hat, hat er auch mehrere
Pfarrerwechsel gemanagt. Das ist für alle eine Beruhigung.
Untereinander sagt man. „Der Jürgen weiß ja, wie es geht.“
Wechsel im Steinenkircher Gemeindebüro
Wechsel im Türkheimer Kirchengemeinderat
Doris Gold und Inge Schmitt
Lachend stehen sie nebeneinander, die neue und die
bisherige Pfarramtssekretärin. Seit September 2011 ist Doris
Gold offiziell im Amt. Einige Monate zuvor konnte sie sich
schon einarbeiten. Schnell hat sie sich auch mit einem
speziellen Computerprogramm vertraut gemacht – und
nun kommt schon das nächste an die Reihe. Schön, wenn
die Arbeit Spaß macht! Inge Schmitt kann es nach jahrzehntelanger Tätigkeit nun ruhiger angehen lassen, aber
sie ist nach wie vor in der Gemeinde engagiert und es
wird immer wieder auf ihre Erfahrungen zurückgegriffen.
„Schreibkraft“ nannte sich ihr Beruf anfangs. Zur „Kommunikationsmanagerin“ ist sie geworden. Zusammen mit
ihrem Mann, Kirchenpfleger Jürgen Schmitt, war sie immer
eine Stütze in der Gemeinde.
4 6 E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G
Im Gottesdienst Anfang des Jahres
wurde Andrea Steiner aus ihrem Amt als
Kirchengemeinderätin verabschiedet. Seit
der Kirchenwahl 2001 hat sie den
Kirchengemeinderat in Türkheim mit
ihren Ideen und großem Arbeitseinsatz
bereichert. Vor allem im Bereich der
Kinder- und Jugendarbeit hat sie
unschätzbare Dienste für die Kirchengemeinde geleistet. Mit guten Wünschen
wurde sie in ihre neue Heimat nach
Kuchen verabschiedet.
Als neues Mitglied im Kirchengemeinderat
wurde Sven Grewis begrüßt und in sein
Amt eingesetzt. Als Jugend- und Heimerzieher ist er beruflich in Kirchheim/Teck
tätig. Seit seiner Hochzeit 2008 wohnt er
in Türkheim. Da seine Frau Annette eine
der Organistinnen ist, war der Kontakt
zur Kirchengemeinde sofort da. Schwerpunktmäßig möchte Sven Grewis sich
um die Kinder- und Jugendarbeit in der
Gemeinde kümmern. Aber auch sonst wird er sich einbringen.
„Sitzungen machen mir Spaß“ versichert er glaubwürdig.
Birgit Wohland hat KESS-Kurs abgeschlossen
Seit einigen Jahren bereits ist
Birgit Wohland als ehrenamtliche Seelsorgerin im Auftrag
der Geislinger Pauluskirchengemeinde in der Helfensteinklinik
tätig und hat dort schon
viele der Gemeindemitglieder
besucht. Nun hat sie die
landeskirchliche Ausbildung
KESS – Kurs für ehrenamtliche
Seelsorgerinnen und Seelsorger
– absolviert. Viel Zeit und Engagement ist in diesen Kurs
geflossen, den sie zusammen mit sieben weiteren Frauen
aus unterschiedlichen Gemeinden unter fachkundiger
Leitung besucht hat. Ein Zertifikat bestätigt die erworbene
Qualifikation, die auch bei der Abschlussfeier deutlich zum
Ausdruck kam, als die Kursleiter und die Teilnehmerinnen
zurückblickten und den zuständigen Pfarrerinnen und
Pfarrern so manches Beeindruckende aus dem Kursverlauf
berichteten. Aus dem Geislinger Kirchenbezirk nahmen
außerdem noch teil Edith Frey aus Kuchen, Margret
Clement aus Süssen, Cornelia Lang aus Bad Überkingen,
Elfriede Schurr aus Kuchen und Gerlinde Wörz aus Gingen.
Doris Wiermann ist neue
Hausverwalterin und Mesnerin
Als neue Hausverwalterin
wurde im Gottesdienst in
Unterböhringen Doris Wiermann von Pfarrer Georg
Braunmüller begrüßt und
eingeführt. Sie ist seit Januar
2012 Hausverwalterin im
Paul-Schneider-Gemeindehaus in Unterböhringen.
Gleichzeit ist Doris Wiermann auch Mesnerin in
der Unterböhringer Peterund Paulskirche.
Verabschiedung Kirchengemeinderätin
Friedrike Kumpf
Im Juli 2011 wurde Friedrike Kumpf unter großer
Anteilnahme der Gemeinde im Gottesdienst als Kirchengemeinderätin verabschiedet. Über zehn Jahre arbeitete
sie im Kirchengemeinderat Bad Überkingen und in der
Gesamtkirchengemeinde kompetent, engagiert und ideenreich mit. Sie setzte sich vor allem für die Belange der
Kinder und Jugendlichen ein. Aus beruflichen Gründen
musste sie leider aus Bad Überkingen wegziehen. Die
Gemeinde ließ sie nur ungern ziehen.
Lore Späth nach 30 Jahren Kirchenpflege
verabschiedet
Lore Späth und die Kirchengemeinde Auendorf sind
beinahe dasselbe – die eine ist ohne die andere nicht zu
denken. 30 Jahre lang war Lore Späth Kirchenpflegerin in
Auendorf. Auch als Pfarramtssekretärin arbeitete sie für
ihre Kirchengemeinde. Und ehrenamtlich wirkte sie in vielen Veranstaltungen mit, besonders auch beim Auendorfer
Sommerfest. Dabei half sie unzählige Zentner Kartoffeln in
wunderbaren Kartoffelsalat zu verarbeiten. In einem Festgottesdienst in der Auendorfer Stephanuskirche wurde
Lore Späth nun als Kirchenpflegerin verabschiedet. Landessynodale Anita Gröh überreichte ihr im Auftrag des Herrn
Landesbischofs für ihren langjährigen kirchlichen Einsatz
die Brenz-Medallie und Pfarrerin Birgit Enders dankte
Lore Späth für all ihr Engagement.
Pfarrerin Birgit Enders, Landessynodale Anita Gröh,
Kirchenpflegerin Lore Späth
ABS und Gott –
Fünfter Mogo am Berghaus in Oberböhringen
Der Mogo (Motorradgottesdienst) an Himmelfahrt am
Berghaus in Oberböhringen ist für viele schon ein fester
Termin in ihrem Bikerkalender. Trotz Schnee am Vortag
ließen sich über 50 Motorradfahrer und weitere Gäste
nicht abhalten zum Gottesdienst zu kommen. Die Band
Timeless aus Geislingen spielte zum Auftakt und begleitete die Lieder im Gottesdienst. Pfarrer Georg Braunmüller
aus Unterböhringen sprach im Gottesdienst zum Thema:
ABS und Gott. Nicht ABS anstatt Gott, oder ABS ohne
Gott, sondern ABS und Gott. ABS hat das Motorradfahren
sicherer gemacht, aber trotz aller Technik und aller Vorsicht gerät man in brenzlige Situationen. Gott sei Dank,
wenn man unbeschadet herausgekommen ist. Gott sei
Dank, wenn er uns einen „Schutzengel“ gesandt hat. „Fahr
nie schneller als dein Schutzengel fliegen kann“ – dieses
Motto nimmt die beiden Seiten von „ABS und Gott“ auf:
Zum einen die eigene Verantwortung die jeder Motorradfahrer oder Verkehrsteilnehmer hat und zum anderen die
Erfahrung von „Schutzengeln“ im Verkehr.
E V A N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 7
SCHALKSTETTEN, VEITSKIRCHE
STEINENKIRCH, ULRICHSKIRCHE
STÖTTEN, MICHAELSKIRCHE
STUBERSHEIM, JOHANNESKIRCHE
SÜSSEN, ULRICHSKIRCHE
TÜRKHEIM, VEITSKIRCHE
UNTERBÖHRINGEN, PETER- UND PAULSKIRCHE
WALDHAUSEN, VEITSKIRCHE
WEILER, MARGARETHENKIRCHE
WIESENSTEIG
OBERBÖHRINGEN, STEPHANUSKIRCHE
KUCHEN, JAKOBUSKIRCHE
HOFSTETT-EMERBUCH, BARTHOLOMÄ USKIRCHE
HAUSEN, DORFKIRCHE
GRUIBINGEN, MARTINSKIRCHE
GINGEN, JOHANNISKIRCHE
GEISLINGEN, STADTKIRCHE
GEISLINGEN, PAULUSKIRCHE
GEISLINGEN, MARTINSKIRCHE
GEISLINGEN, MARKUSKIRCHE
EYBACH, CHRISTUSKIRCHE
DONZDORF, CHRISTUSKIRCHE
DEGGINGEN, CHRISTUSKIRCHE
BRÄUNISHEIM, PETRUSKIRCHE
BÖHMENKIRCH, LUTHERKIRCHE
BAD ÜBERKINGEN, GALLUSKIRCHE
AUFHAUSEN, MARIENKIRCHE
AUENDORF, STEPHANUSKIRCHE
AMSTETTEN-DORF, LAURENTIUSKIRCHE
AMSTETTEN-BAHNHOF, FRIEDENSKIRCHE