Evangelische Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen Evangelische
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Evangelische Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen Evangelische
070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:48 Uhr Seite 1 Evangelische Kirchenbezirks-Zeitung Geislingen Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land 2007/2008 ? In welcher Gesellschaft wollen wir leben ” Neues aus den Kirchengemeinden ” Von Menschen, die sich in Kirche und Gesellschaft engagieren ” Termine Aktuelles Informationen 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:48 Uhr Inhalt 3 Editorial Seite 2 Gerlinde Hühn Aus dem Kirchenbezirk Anita Gröh 33 ejw – Time to say goodbye Johannes Walter, Geislingen 4 Impuls 7 In eigener Sache . . . 8 So merkst du, dass du im Jahr 2007 lebst 26 Wo finde ich Information und Hilfe Aus Kirche und Gesellschaft 6 Umfrage: Warum engagieren Sie sich in dieser Gesellschaft? Impressum Zeitung des Evangelischen Kirchenbezirks Geislingen (Steige) Nr. 10 – 2007/2008 vom 1. Juli 2007 Herausgeber: Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen Hansengasse 2, 73312 Geislingen (Steige), Tel. (0 73 31) 4 17 61 Email: Ev.Dekanat.Geislingen@t-online.de www.kirchenbezirk-geislingen.de Redaktion: Anita Gröh, Daniela Hartmann, Judith Heiter, Daniela Janke, Susanne Jutz, Friederike Maier Druck: C. Maurer, Druck und Verlag, Geislingen (Steige) Layout, Repro, Satz: Typografie + Medienwerkstatt Hermann, Schlat Auflage: 20.000 Vertrieb: Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen Titelbild: „Fragmente“ Ingeborg Brüning, Steinenkirch Rückseite: „Undercover“ im Auftrag des Herrn Fotos: Anita Gröh: 3, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 12, 18, 19, 21, 28, 29, 35, 45, 46, 47 Privat: 6, 7, 9, 9, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 22, 23, 27, 30, 31, 33, 34, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 46, 47, 48 8 Gedanken der Landessynodalen Martin Bauch, Süssen Beate Keller, Süssen 10 Portrait Leni Breymaier Anita Gröh 13 Änderung der Gesellschaft nach der Wende Barbara Fischer, Saalfeld 14 Ein Abstecher in die Geschichte: In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt? Karlheinz Bauer, Amstetten 16 Platz für Kinder Andrea Eberhard, Geislingen 17 Wie stirbt man in unserer Gesellschaft? Friederike Maier, Süßen 18 „Bibel in gerechter Sprache“ – für eine gerechtere Gesellschaft?! Gabriele Wulz, Ulm Dietrich Crüsemann, Geislingen 34 Begeistert von TRAINEE Schwester Claudia Günther, Amstetten 35 Unter einem gemeinsamen Dach, auf einem gemeinsamen Fundament Susanne Jutz, Bad Überkingen 36 Kirchenwahl 2007 44 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen Aus den Distrikten 24 Sommerpredigtreihen DISTRIKT ALB 38 Aus der Not eine Tugend gemacht Ingeborg Brüning, Steinenkirch 38 Kindermusical begeistert Hofstett-Emerbuch Andrea Ziegler, Hofstett-Emberbuch DISTRIKT GEISLINGEN 39 80 Jahre Posaunenchor an der Martinskirche Geislingen 39 Kirchenkino regt zum Nachdenken über Gott und die Welt an Christoph Wiborg, Geislingen 40 Eybacher Kirchengemeinde packt Neues an Peter Heiter, Eybach 20 In welcher Kirche möchte ich leben? Gerlinde Hühn, Geislingen 40 Maria Glatz: 20 Jahre Mesnerin Sabine Kluger, Geislingen 22 Mit Behinderungen in unserer Gesellschaft leben Gisela Kohle, Eybach 41 Wer ist „ER“? 23 Bilder sprechen lassen Ingeborg Brüning, Steinenkirch 27 Deutschland zwischen Sommermärchen und Realität Peter Heiter, Eybach 28 Kirche und Politik – Einmischen oder Raushalten? Matthias Wittlinger, Uhingen 30 Was erhofft man sich in Afrika vom Leben? Matthias Banzhaf, Republik Niger 31 Frauen, Quote und Qualität im Fernsehen Anja Görzel-Bub, Stuttgart 32 Wie Schule gelingen kann Christof Straub, Geislingen V.i.S.d.P.: Dekanin Gerlinde Hühn, Hansengasse 2, 73312 Geislingen (Steige) 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Peter Heiter, Eybach DISTRIKT OBERE FILS 41 „Zwischen Himmel und Erde – Georg Braunmüller, Unterböhringen DISTRIKT UNTERES FILSTAL 42 Renovierung in der Jakobuskirche Kuchen Frank Bendler, Kuchen 42 Kirchenjubiläum Süßen 2007: „Unsere Ulrichskirche – mittendrin“ 43 Gingen:„Gottes Spuren entdecken“ Thomas Kopfer, Gingen 43 Evangelisch im Lautertal Gerd-Ulrich Wanzeck, Donzdorf 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:48 Uhr Seite 3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, es ist kaum zu glauben, Sie halten hiermit ein Exemplar unserer 10. (!) Ausgabe der Kirchenbezirks-Zeitung in der Hand. Wer hätte das gedacht, dass uns zehn Jahre lang der Stoff nicht ausgehen würde? In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Das ist die leitende Frage dieser Ausgabe. Sie wird beantwortet in vielen Artikeln, die das Thema aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchten: aus dem Blick der Kunst auf die uns umgebende Realität, der Erziehung im Kindergarten, der Wertevermittlung in der Schule, der Gesellschaften früherer Zeiten, der Erwartungen von Menschen in ferneren Kontinenten, der Frage nach dem Engagement in und für die Gesellschaft. Thema ist auch die kommende Kirchenwahl. Sie haben die Möglichkeit, sich Ihre Kirche zu wählen. Wie in den vergangenen Jahren kommen die Landessynodalen unseres Kirchenbezirks zu Wort, Martin Bauch und Beate Keller. So haben Sie als Gemeindeglieder die Möglichkeit, an der Arbeit der Landessynode ein wenig teilzunehmen. In dieser Jubiläumsausgabe ist es an der Zeit, einmal dem Redaktionsteam zu danken, das in unermüdlicher Sitzungsarbeit Themen sammelt, Ideen umsetzt, die Motivation nicht verliert und den Schreibstil unserer Autoren in lesbare Form bringt. Im Laufe der zehn Jahre hat die Zusammensetzung des Redaktionsteams immer wieder gewechselt. Eine Person war die ganze Zeit über dabei und hat mit ihrer Sachkompetenz den Stil und das Erscheinungsbild unserer Zeitung geprägt: Anita Gröh. Wir sind ihr sehr dankbar für ihre phantasievolle, genaue und verlässliche Arbeit. Danke! Wie immer erscheint die Kirchenbezirkszeitung im Juli, so haben Sie in der Sommerzeit etwas Interessantes zu lesen. Wieder haben Ihnen die Frauen und Männer des Gemeindedienstes Ihr Heft nach Hause gebracht. Vielen Dank auch ihnen für ihre wichtige ehrenamtliche Arbeit. Ich grüße Sie herzlich und wünsche eine schöne Sommerzeit. Ihre Dekanin Gerlinde Hühn E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 impuls 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:48 Uhr Seite 4 Die Würde des Menschen ist unantastbar . . . ANITA GRÖH Das hatte ich noch nie erlebt. Wir standen im Supermarkt, und es gab nichts zu kaufen. Wenige Stücke Kernseife und verschimmelte Zitronen lagen noch herum. Sonst waren die Regale leer. Die Bank neben dem Supermarkt hatte ihre Türen verschlossen. An Bargeld war nicht heranzukommen. Um einen Reisepass zu erhalten, mussten die Menschen sich in langen Schlangen vor dem Amt anstellen. Ohne viel mitgebrachte Wartezeit und verdeckt über die Tische geschobene Geldscheine lief hier nichts mehr. Aber die wenigsten hatten die Möglichkeit zu gehen. In den Vierteln rund um die Hauptstadt sammelte sich Elend und Not. Die Unterkünfte bestanden aus Wellblech und zusammen getragenen Backsteinen. Erstaunlicher Weise ragte aus den meisten dieser Hütten eine Fernsehantenne. So war wenigstens die Flucht in eine Traumwelt möglich, in der es schöner war als in der Realität. Und die Regierung sorgte für kostenloses Fernsehen mit jeder Menge Spielshows, die Geld und Jobs versprachen. Es entstand der Eindruck, jeder habe eine Chance und könne es schaffen, wenn er es nur wolle. Erlebt habe ich dies in Argentinien vor wenigen Jahren. Es herrschte Neoliberalismus pur. Nur mehr. Die Würde des Menschen ist nicht mehr unantastbar. Die Ellbogen sind spitziger geworden und häufig noch mit Stahlkappen versehen. Geiz wird als geil empfunden, bestimmte Gesellschaftsgruppen müssen als Sündenböcke herhalten. Verlangt wird heute der grenzenlos flexible, uneingeschränkt belastbare Arbeitnehmer, unglaublich gesund, unglaublich robust und unbegrenzt einsatzfähig. Wer zu jung oder zu alt ist, wer krank oder arbeitslos ist, wer nicht den Normen entspricht, ist selbst schuld und fällt durchs Raster. Die Kinder der Hauptschule haben keine Chance auf eine Lehrstelle – viele können keine zwei Sätze ohne Stottern lesen, ab 50 ist der Kostenfaktor Mensch für den Arbeitsmarkt zu teuer, Städte verkaufen ihre Sozialwohnungen und leasen ihre Wasserversorgung zurück, Volkshochschulen verändern sich zum Profit-Center und zur Universität können nur noch finanziell gut situierte Studentinnen und Studenten gehen, in der Wirtschaft werden Menschen wegen der Dividende „freigesetzt“, Ärzte verdienen nichts an Kassenpatienten, die Justiz scheint mildere Urteile zu sprechen, wenn der Angeklagte Hartz heißt und vermögend ist, der öffentliche Nahverkehr wird aus finanziellen Gründen gekürzt. Kurzum: In der Gesellschaft gilt der Kommerz, es zählt allein das Geld. Trotz Gold verhungern Das Urbild der Rationalisierer in der klassischgriechischen Sage, König Midas, wollte auch alles zu Gold machen. Von Dionysos wünschte er sich, dass alles, was er berühre, zu Gold werde. Der Wunsch erfüllte sich, und Midas wäre beinahe verhungert, denn auch Speis und Trank verwandelten sich zu Gold, sobald er sie berührte. Elendsviertel in Buenos Aires Anstellen für Dokumente Markt und Geld zählten. Ich muss zugeben, dass ich dankbar dafür war, einen bundesdeutschen Reisepass zu haben, der mich als Bürgerin eines sozialen Rechtsstaates ausweist, in dem die Würde des Menschen im ersten Artikel seiner Verfassung für unantastbar erklärt ist. Nur Gold zählt In den letzten Jahren verändert sich unsere deutsche Gesellschaft durch die so genannte „Liberalisierung“ bzw. „Globalisierung“ immer 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Leider ist es gesellschaftsfähig geworden, unseren Sozialstaat, und damit die Würde des Menschen, schlecht zu reden. „Das Soziale“ wird als Luxus deklariert. Es zählt der freie Markt, jeder ist allein für sich selbst verantwortlich. In der Politik wird dies dann schön formuliert mit „mehr Wettbewerb“ und „die Menschen möchten mehr eigene Entscheidungen treffen“ ganz nach dem Motto: „Möchten Sie heute schon bei Wasser und Brot existieren, weil Sie die vielen privaten Vorsorgeversicherungen kaum mehr bezahlen können oder erst in der Altersarmut?“ Je mehr der Sozialstaat diskreditiert wird, umso kälter und zynischer wird der Ton unter den Menschen, umso mehr verliert die Würde. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:48 Uhr Seite 5 Selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger Wir leben als Bürgerinnen und Bürger in einer demokratischen Gesellschaft. Der Bürger ist das Gegenbild zum Untertan. Das Wort „Bürger“ war einmal Ausdruck von Selbstbewusstsein und sollte es wieder sein. Bürgerinnen und Bürger bilden die Gemeinschaft von Freien und Gleichen unter der Herrschaft des Rechts. Dies garantiert uns Würde. Warum lassen wir uns das nehmen? Warum begeistern wir uns nicht für eine solidarische, gerechte und würdevolle Gesellschaft und bilden dazu Fan-Meilen? Erinnern Sie sich zurück an die Fußball-WM im vergangenen Jahr, als wir nicht die Abgrenzung zu anderen feierten, sondern eine kleine Globalisierung, die wir uns mit der WM nach Deutschland geholt hatten. Es war ein globaler Wettstreit, der sich vom Alltag abhob, weil er spielerisch ausgetragen wurde – und weil wir die Regeln verstanden haben. Ein Gefühl, das Sicherheit gibt. Dies ist der Unterschied zu unserem Alltag. Sieg und Niederlage scheinen in der wirklichen Welt Regeln zu folgen, die keiner begreift und die keiner überzeugend zu erklären vermag. Und einfacher ist es allemal, nur zuzuschauen, wie beim Fußball, als mitzumachen. Unsere Stimme ist notwendig Als Bürgerinnen und Bürger können wir die Regeln mit bestimmen. Dazu müssen wir unsere Stimme erheben, um den Kindern der Hauptschule mit einer gerechten Zukunft Würde zu geben. Diese Kinder können vielleicht nur mit Schwierigkeiten lesen, schreiben aber blind unterm Tisch ihre SMS. Wir müssen unsere Stimme erheben, um allen den Zugang zu Bildungseinrichtungen ohne finanzielle Schranken zu ermöglichen, vom Kindergarten bis zur Universität. Wir müssen unsere Stimme erheben, damit eine soziale Stadtplanung gemacht wird, die generationenübergreifend ist und für die Einzelnen bezahlbar bleibt. Wir müssen unsere Stimme erheben, um eine gerechtere Verteilung der Einkommen zu gewährleisten, damit nicht bei steigendem Bruttoinlandsprodukt der Durchschnittsbürger ärmer ist als vor fünf Jahren und Kommunen unter ihrer Schuldenlast zerbrechen. Wir müssen unsere Stimme erheben, damit Gesundheit nicht vom Einkommen abhängig ist. Wir müssen unsere Stimme erheben, damit die Justiz alle gleich behandelt. Wir müssen unsere Stimme erheben, um ein Umdenken im Umgang mit unserer Umwelt einzuleiten: Kyrill und Lancelot, Frühjahrstemperaturen an Weihnachten, Hochwasser und Hitzeperioden zeigen uns die Grenzen unseres Technikglaubens, alles sei machbar, auf. Mein Traum Ich träume von einer Gesellschaft, in der die Menschen sich der Würde jedes Einzelnen bewusst sind und sich darum verantwortlich fühlen. Ich träume von einer Gesellschaft, in der das Wahlrecht als das wichtigste Recht begriffen wird, das wir in der Demokratie haben. Denn wir Wählerinnen und Wähler definieren die Spielräume der Verantwortlichen. Und wir sind die Expertinnen und Experten des Alltags und haben eine Vorstellung davon, wie es gut funktionie- ren kann. Auch wenn Manfred Rommel so nett formuliert hat: „Der Lehrer klagt: / Wie soll ich diesem Knaben denn / den Weg zur Tugend zeigen, / wenn ständig mich die Mutter stört, / vom Vater ganz zu schweigen“, so sind es doch die Eltern, die ihr Kind kennen und die Verantwortung für dieses tragen und es zur Verantwortung erziehen – und sich deshalb einmischen sollen. Geschichten der Hoffnung lehren uns Handeln Unsere Gesellschaft lebt von Menschen, die Verantwortung übernehmen und handeln. Als Grundlage dazu haben wir Werte wie Treue, Barmherzigkeit, Weisheit, Mäßigung, Gerechtigkeit. Es gibt die Hoffnung und den Glauben. Ist dabei nicht der Glaube das Einzige, was noch eine Gemeinschaft stiften kann, wenn wir den Halt in unserer komplexen Welt verlieren, wenn Traditionen und Rituale verloren gehen, wenn es würdelos wird? Denn unser christlicher Glaube gibt sich nicht mit dem bestehenden Zustand der Welt zufrieden. Er strebt Parteinahme für die Entwürdigten an. Dazu gibt der Glaube uns Hoffnung, die uns in Bildern, Erzählungen und Liedern begegnet. Haben Sie diese Hoffnung nicht auch schon erlebt in einem Advents-Gottesdienst beim gemeinsamen begeisterten Singen von „Macht hoch die Tür“? Mir persönlich hat es dabei immer besonders die dritte Strophe angetan: „O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und spat.“ (EG 1, 3) Für mich verbindet sich mit dieser Strophe der Hoffnung die Erwartung, dass unser Handeln sich ausrichtet an unseren Träumen von der Gesellschaft, in der die Würde geachtet ist. Maßstab dafür ist unser Gewissen, wobei wir nicht nur verantwortlich sind vor unserem Gewissen, sondern auch für unser Gewissen. Denn ein Gewissen ist nicht selbstverständlich. Gewissen müssen wir lernen. Hier weist uns das Evangelium den Weg. Es lehrt Hoffnung, es lehrt Gewissen und es lehrt Würde. Es ist Aufgabe meiner Kirche, einer traumlosen Gesellschaft die Erinnerung an die Träume zu geben. Viele suchen nach Geschichten der Hoffnung, die ihnen zu Träumen und einem Gewissen verhelfen. Sie wollen in einer Gesellschaft leben, in der die Würde des Menschen, egal, welchen Status er hat, unangetastet ist. Denn jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Anita Gröh ist Geschäftsführerin im Dekanatsbüro in Geislingen E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 5 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 6 Aus Kirche und Gesellschaft U M F R A G E: Warum engagieren Sie sich in dieser Gesellschaft? Christel Wittmann, Geislingen-Weiler, Leiterin des Amadeus-Kinderchores: Martin Geiger, 2. Vorsitzender des ejw und Mitglied des Waldheimleitungsteams: Für mich gibt es zwei Gründe, zum Einen: Musikalische Begabung und die Liebe zu Kindern hat Gott mir in die Wiege gelegt. Und wenn man Fähigkeiten und Gaben geschenkt bekommen hat, halte ich es für eine Verpflichtung, diese zu nutzen. Der zweite Grund: Peter Rosegger schrieb: „Wenn Du recht schwer betrübt bist, dass Du meinst, kein Mensch auf der Welt könne dich trösten, so tue jemand etwas Gutes, und gleich wird’s besser sein.“ Deshalb engagiere ich mich. Ich engagiere mich in der evangelischen Jugendarbeit, weil es mir wichtig ist, Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt zu begegnen – und ihnen dort Räume zu schaffen, in denen Glaube erlebbar werden kann. Diese Arbeit lebt von den Kontakten und persönlichen Beziehungen, welche mir selbst viel Kraft zurückgeben und zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dorothee Joos, Bad Überkingen, Familien-Managerin: Die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft. Wenn es den Familien gut geht, tut dies auch der Gesellschaft wohl. Deshalb versuche ich in erster Linie, meinen vier Kindern mit viel Zeit und Liebe positive Werte zu vermitteln, die sie nach außen tragen und in die Gruppen einbringen können, in denen sie sich bewegen. Darüber hinaus engagiere ich mich bei der Organisation von kirchlichen Veranstaltungen, in der Kirchenmusik, bei Schul-Projekten und als Schöffin am Landgericht Ulm. Damit möchte ich an dem Platz, an dem ich stehe, jeden Tag aufs Neue Verantwortung übernehmen für ein liebesvolles Miteinander, Frieden, Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit unter den Menschen, die meine Wege kreuzen. Theo Banzhaf, Geislingen, Mitarbeiter in der Vesperkirche: Ulrike Schurr, Süssen, Kirchengemeinderätin: Ich habe nicht den Eindruck, dass ich mich so stark engagiere. Ich bringe mich in der Kirchengemeinde ein aufgrund meines Glaubens an Jesus Christus; er ist die Grundlage für mein Leben. Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen und habe von klein auf gelernt zu sehen, was zu tun ist und mit anzupacken, wo ich wichtig bin und gebraucht werde. So verstehe ich auch mein Engagement für die Gemeinde. Ich bringe mich ein und das tue ich gern. 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Die Jahreslosung heißt: „… siehe, ich will ein Neues schaffen…“. Ich frage mich, ob ich in mir selber etwas Neues schaffen muss, etwa die Erkenntnis, dass es Menschen gibt, die für ein tägliches warmes Essen nicht mehr aufkommen können. Das Mithelfen in der Vesperkirche ist für mich der Einstieg, diese Menschen kennen zu lernen und ihnen Hilfe zu geben. Und zudem verstehe ich mein ehrenamtliches Engagement als Signal gegen den gesellschaftlichen Trend, dreimal jährlich in den Urlaub gehen zu müssen. Hans Schaal, Geislingen, Kirchengemeinderat Stadtkirchengemeinde: Ich engagiere mich, weil diese Gesellschaft meine Gesellschaft ist, in der ich gern lebe. Deshalb freut es mich, mit Menschen und für Menschen etwas zu tun. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 7 DIE REDAKTION In eigener Sache . . . Rüdiger Brause, Bad Überkingen, Vorstand des Turn- und Sportvereins e.V.: Die „ichbezogene Selbstverwirklichung“ in unserer Konsum- und Spaßgesellschaft sowie der materielle Wohlstand bringen keine Zufriedenheit und Sinn in unser Leben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in meinem Leben Sinn und Zufriedenheit finde, wenn ich anderen Menschen helfen kann und Gemeinschaftsaufgaben übernehme. Als Vorstand eines „Mehrspartenvereines“ macht es Spaß, zusammen zu rücken und sich zu solidarisieren. Teamgeist und neue Kontakte gibt es durch diese ehrenamtliche Tätigkeit gratis! Dieses Engagement hilft den anderen und bringt mir selbst innere Zufriedenheit, denn: „Ich werde gebraucht – ich mache mit!“ Fabian Fritz, Geislingen, Mitorganisator der „Demo gegen Rechts“, Stadtjugendring und im Jugendhaus „Maikäferhäusle“: In der Jugendarbeit engagiere ich mich, weil es mir selbst Spaß macht, wenn andere sich freuen. Dann merke ich, dass sich meine Arbeit lohnt. Die „Demo gegen Rechts“ habe ich mitorganisiert, weil ich nicht mit einem ruhigen Gewissen leben kann, wenn an Schulen oder bei Konzerten rechtsextremes Gedankengut verbreitet wird. Ich will durch das was ich tue, Geislingen für Jugendliche attraktiver machen und ich wünsche mir eine Stadt ohne Rassismus. Rosi Guter, Donzdorf-Winzingen, Küchenleiterin im Waldheim Stötten: Arnulf Wein, Süssen, Sonderschullehrer, SPD-Kreisrat, Gewerkschaftler und Personalrat: Die indianische Weisheit „wir haben Mutter E r d e nicht von unseren Eltern geerbt, sondern für unsere Kinder geliehen", leitet mein umweltpolitisches Engagement. Mein urchristlich geprägtes „linkes“ Herz speist meinen Drang nach Gerechtigkeit für die Armen, Schwachen und Benachteiligten. Warum ich mich ehrenamtlich engagiere? Dafür gibt es viele Gründe: 1. Ich liebe Kinder und ich liebe es, für sie zu kochen. 2. Als ich ein Kind war, gab es viele Menschen, die etwas für mich getan haben. Jetzt möchte ich etwas für andere tun. Und ich hoffe, dass wenn ich mal nicht mehr kann, andere für mich da sind. 3. Durch mein Engagement will ich Zeichen setzen. 4. Und nicht zuletzt: Waldheim macht süchtig! Gut erinnern wir uns an die erste Ausgabe der KirchenbezirksZeitung vor zehn Jahren. Und auf die Reaktionen dazu „Nicht schlecht, aber Ihnen werden für künftige Ausgaben die Themen ausgehen.“ Mit der Jubiläums-Ausgabe – der 10. Evangelischen Geislinger Kirchenbezirks-Zeitung – liefern wir den Gegenbeweis. Es gehen uns die Themen nicht nur nicht aus, sondern wir haben Mühe, sie unterzubringen. Die Seitenzahl der Kirchenbezirks-Zeitung hat sich kontinuierlich erhöht. Weiterentwickelt haben wir die Gestaltung. Die KirchenbezirksZeitung ist übersichtlicher geworden. Sie können nun schon der Titelseite entnehmen, was das „Haupt-Thema“ dieser Ausgabe ist. Damit uns die nächsten zehn Ausgaben ebenso gelingen und Sie diese weiterhin gerne zur Hand nehmen, sind wir über Ihre Rückmeldungen dankbar. Schreiben Sie uns doch, ob per Brief, Postkarte, Email (ev.dekanat.geislingen@t-online.de). Gerne nehmen wir konstruktive Kritik entgegen und freuen uns auch über Lob. Ihr Redaktionsteam E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 7 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 8 Aus Kirche und Gesellschaft G E D A N K E N So merkst du, dass du im Jahr 2007 lebst, weil: 1 2 3 4 5 6 7 8 10 11 12 13 14 15 16 17 du unabsichtlich deine PIN-Nummer in die Mikrowelle eingibst du schon seit Jahren Solitär nicht mehr mit richtigen Karten gespielt hast du eine Liste mit 15 Telefonnummern hast, um deine Familie zu erreichen, die aus drei Personen besteht du eine Mail an deinen Kollegen schickst, der direkt neben dir sitzt In welcher Gesellschaft wollen wir leben? du den Kontakt zu Freunden verloren hast, weil sie keine E-Mail Adresse haben MARTIN BAUCH du nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommst und dich mit Firmennamen am Telefon meldest du auf deinem Telefon zu Hause die Null wählst, um ein Amt zu bekommen du seit vier Jahren auf deinem Arbeitsplatz bist, allerdings für drei verschiedene Firmen alle Fernsehwerbungen eine Web-Adresse am Bildschirmrand zeigen du Panik bekommst, wenn du ohne Handy aus dem Haus gehst, und umdrehst, um es zu holen du morgens aufstehst und erstmal Outlook/ LotusNotes aufmachst, bevor du Kaffee trinkst du den Kopf neigst, um zu lächeln :-) Bei einer Bahnfahrt nahm ich mir vor, fünf wichtige Gedanken dazu zu formulieren. Herausgekommen sind folgende Stichworte: Ich möchte leben in einer Gesellschaft ” wo menschliche und soziale Maßstäbe dominieren und nicht technologische und ökonomische ” mit einem Blick für die Schöpfung, ohne auf Kosten der Mitwelt und der künftigen Generationen zu leben ” in der Menschen zusammen leben in Dankbarkeit für das Geschenk ihres Lebens ” in der spürbar ist, dass uns in jedem Menschen Gott begegnet, in der deshalb die Würde des Menschen und die Menschenrechte über allen materiellen Werten stehen ” in der die Menschen nicht rastlos von Ort zu Ort, von Beziehung zu Beziehung und von Job zu Job ziehen, sondern Phasen und Orte der Ruhe und Besinnung respektieren. du diesen Text liest und grinst Schlimmer noch, dass du bereits weißt, wem du diesen Text weitergeben wirst du zu beschäftigt bist, um festzustellen, dass in dieser Liste die 9) fehlt und du die Liste jetzt noch mal durchgehst, um nachzuschauen, ob wirklich die 9) fehlt . . . und jetzt lachst . . . 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Beim Lesen fielen mir noch weitere Stichworte ein. Ich will einen Gedanken, der mir wichtig ist, herausgreifen: Es geht bei dieser Frage um die Zukunft. Zukunft wird immer mit Erinnerung und Verantwortung zusammen gesehen werden müssen. Die Kirche ist eine Institution des Gedächtnisses, sie erschließt aus der biblischen Erinnerung und Tradition für uns Menschen Zukunft. Wir müssen auch in der Gesellschaft immer wieder die Vergangenheit bearbeiten um der Zukunft willen. In welcher G 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd D E R L A N 13.06.2007 D E 9:49 Uhr S Ich möchte also in einer Gesellschaft leben, in der die Menschen die Erkenntnis gemeinsam in demokratischer Weise durchbuchstabieren: Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gehören für uns zusammen. Es gilt: Meine Zukunft ist auch deine Zukunft, sie ist unsere gemeinsame Zukunft. Wir dürfen nicht allein unsere eigenen Anliegen zur Zukunftsprojektion machen, vielmehr müssen wir den Nächsten in der Nähe und Ferne sehen und einbeziehen, mit ihm gemeinsam eine Weggemeinschaft bilden. Und vielleicht hilft uns dabei das, was der Vizepräsident des EKD Kirchenamtes, Friedrich Hauschildt, am Ende einer Predigt im März dieses Jahres zusammenfassend formuliert hat: „Der Weg in die Zukunft ist nicht eben und breit. Er hat Engpässe und Übergänge. Und Übergänge haben es in sich. Uns wird klar: Nicht unsere Strategie führt uns in die Zukunft, sondern Gottes Güte. Und wir gehen als Gesegnete und Gezeichnete in Gottes gute Zukunft.“ Martin Bauch, Süssen Mitglied der Landessynode Offene Kirche In welcher Gesellschaft wollen wir leben? BEATE KELLER Diese Fragestellung könnte beim schnellen Lesen den Anschein erwecken, als ob wir uns die Gesellschaft aussuchen könnten, in der wir leben wollten. Dass dies aber nicht so ist, wissen wir alle. Was steckt dann hinter dieser Frage? Es geht nicht um ein Aussuchen, sondern um ein Mitgestalten. Die so genannte „Gesellschaft“ S Y Seite 9 N O D A L E N ist ein Spiegelbild unseres Handelns. Die Werte, die wir leben, bestimmen unsere Gesellschaft. Gemeinsame Werte, die von allen akzeptiert und gelebt werden, prägen das Bild unserer Gesellschaft. Was sind diese Werte? Die Werte des christlichen Glaubens sind seit Jahrhunderten das Fundament unserer abendländischen Gesellschaft. Sie geben Halt und Orientierung. Die Nächstenliebe ist eine der Grundwerte, die von den meisten geschätzt und anerkannt wird. Die Nächstenliebe ist der Ursprung für Hilfsbereitschaft, Fairness und Toleranz. Sie kommt sämtlichen Gesellschaftsgruppen und den unterschiedlichen Generationen zu Gute. Die Nächstenliebe macht beim Menschen nicht halt, sondern geht auf Tiere und Pflanzen, auf die ganze Natur über. Wer die Natur liebt, wird verantwortlich und behutsam mit ihr umgehen. Durch die jüngsten Berichte von Klimaforschern wurde uns allen deutlich gemacht, dass das Handeln jedes einzelnen Menschen das Leben hier auf unserer Erde bestimmt. Keiner ist ausgenommen. In welcher Gesellschaft wollen wir leben, in welcher Welt wollen wir leben? Wir haben es selber in der Hand, Gott hat uns als freie Mensch geschaffen. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, unser Leben im Alltag, in Familie und Beruf, in Gremien und Kreisen nach den Werten der Bibel auszurichten und danach zu handeln. Wir stehen in einem Wertekampf. In unserer Gesellschaft wird sehr vieles, um nicht zu sagen fast alles, als erstes auf seinen Wert hin abgefragt und geprüft. Was wertvoll ist, wird behalten, was wertlos ist, wird abgestoßen. Was bestimmt den Wert einer Sache? In vielen Dingen ist es hauptsächlich der finanzielle Wert, der etwas wertvoll oder wertlos erscheinen lässt. Hier müssen wir lernen, weiter und tiefer zu schauen: Friede sei dein höchstes Ziel: Friede bei deiner Arbeit, Friede in deinen Gesprächen, Friede in deinem Haus, Friede auf all deinen Wegen. „Das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist.“ (1. Korinther 1,28). Wenn wir unter diesem Blickwinkel Gottes den Nächsten und unsere Umwelt sehen und unser Leben nach den Werten der Bibel ausrichten, werden wir in einer Gesellschaft leben, in der wir leben wollen. Beate Keller, Süssen Mitglied der Landessynode Lebendige Gemeinde Gesellschaft wollen wir leben? E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 9 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 10 P O R T R A I T Leni Breymaier Den Menschen im Blick haben Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin von Ver.di Baden-Württemberg ANITA GRÖH Leni Breymaier ist nicht heimlich auf der Welt. Wer ihr gegenüber steht, spürt ihre Energie und ihre Kreativität. Sie versteht es, anderen innerhalb kurzer Zeit ihre Ziele zu vermitteln. Engagiert bringt sie diese Ziele in unsere Gesellschaft ein. Leni Breymaier will verändern. Ein Leben in Würde Als Landesbezirksleiterin von Verdi in Baden-Württemberg hat sie dazu wichtige gesellschaftliche Themen auf ihre Tagesordnung gesetzt. Leni Breymaier will die Situation der Menschen verbessern. Sie spricht von Deutschland als einem „furchtbar reichen Land“. Und da müsse mehr Verteilungsgerechtigkeit sein. Alle Menschen, so ihr Ziel, müssten so abgesichert sein, dass ein Leben in Würde möglich ist. Es dürfe nicht sein, dass für abhängig Beschäftige und Rentnerinnen und Rentner zu wenig übrig bleibe. Sie kritisiert die Arbeitslosigkeit, die Menschen ausschließe, obwohl diese am Arbeitsleben teilhaben möchten. Gewerkschaftlich orientiert Als jüngstes von fünf Kindern ist Leni Breymaier 1960 in Ulm geboren. Ihre drei älteren Brüder seien eine gute Schule fürs Leben gewesen, lacht sie. Und es war für sie selbstverständlich, Klassen- und Schulsprecherin zu sein. Nach der Schulzeit ging sie zum Kaufhaus „Horten“ in Ulm und wurde zur Einzelhandelskauffrau ausgebildet. Sie absolvierte die Führungskräfte-Fortbildung der Firma. Mit Beginn ihrer Berufstätigkeit war sie Mitglied bei der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG), aktiv als Jugendvertreterin und Betriebsrätin. Bei Horten erlebte sie, wie Abteilungsleiter-Stellen abgebaut wurden und plötzlich eine Person für Kaufhäuser in Kempten, Ulm und Heidenheim zuständig wurde. Um schließlich selbst Abteilungsleiterin werden zu können, waren praktische Erfahrungen zu sammeln. „Es ging zu wie bei der Kinder1 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Landverschickung, dauernd unterwegs von einem Haus zum nächsten“, erinnert sie sich. Als Verkaufsleiterin verließ sie Horten und machte bei der DAG die Ausbildung zur Gewerkschaftssekretärin. In Mannheim war sie viereinhalb Jahre als Gewerkschaftssekretärin tätig. Nachdem ihr damaliger Freund und heutiger Ehemann eine Stelle in Schwäbisch Gmünd annahm, ging sie zur DAG nach Göppingen, ein Jahr später nach Stuttgart. Mit dem Zusammenschluss der Dienstleistungs-Gewerkschaften wurde Leni Breymaier Ver.di-Landesfrauensekretärin. Im Februar 2002 wählten die Gewerkschaftsdelegierten sie zur stellvertretenden Landesvorsitzenden des DGB und 2006 wurde sie, wie sie stolz berichtet, mit 97 % wiedergewählt. Ende April 2007 wurde sie Ver.di-Vorsitzende in Baden-Württemberg. Auch hier betrug ihr Wahlergebnis 96 %. Trotz aller Ämter bodenständig Beim DGB war sie für das interne Personal, die Medienpolitik, Frauen und Gleichstellung, Gender Mainstreaming, Bildung und Gesundheit zuständig. Hinter diesen Aufgaben verbarg sich natürlich viel Gremienarbeit. Als Ver.di-Landeschefin ist sie nun verantwortlich für den öffentlichen Dienst. Für die SPD sitzt sie in der Regionalversammlung der Region Stuttgart. Im Regionalvorstand der SPD ist sie dabei und in der Antragskommission für die Landesparteitage der Partei; auch ist sie stellvertretende Vorsitzende des Baden-Württembergischen Krebsverbandes. Sie hat bei all diesen Ämtern die Bodenhaftung nicht verloren, was nicht immer selbstverständlich ist. Denn trotz dieser hochkarätigen Tätigkeiten sind ihr die Mitgliedschaften 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 11 bei der AWO, Pro Familia, Ver.di, VdK und dem Krebsverband wichtig. Und stolz ist sie darauf, Gründungsvorsitzende von efa zu sein, der Eislinger Frauen-Aktion. Es ist mit ihr Verdienst, dass sich in ihrem Wohnort Eislingen frauenpolitisch viel getan hat. Und Frauenpolitik ist ihr wichtig. „Das mache ich, weil ich eine Frau bin“, sagt sie klipp und klar. „Denn es ist nicht okay, die Hälfte der Menschheit von Entscheidungen, von Macht, von Geld, auszuschließen. Dies widerspricht elementar meinem Verständnis von Gerechtigkeit“. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, gleiche Chancen für Randgruppen, wie z. B. Behinderte und Menschen mit Migrationshintergrund, und Gewaltfreiheit prägen die Vorstellung von einer Gesellschaft, in der Leni Breymaier leben möchte. „Wir müssen die Menschen mit ihren Talenten und ihren Interessen sehen und nicht nur den Geldbeutel im Blick haben“. Sie sieht in Deutschland sehr wohl positive Entwicklungen in den letzten Jahren. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sei früher beinahe alltäglich gewesen, berichtet sie, heute in großen Teilen undenkbar. Es gebe auch eine weitaus größere Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben, und die Menschen hätten viel mehr Sensibilität entwickelt für einen verantwortlichen Umgang mit der Umwelt. So sei es z. B. selbstverständlich geworden, Altpapier zu sammeln. Solidarität ist notwendig Leni Breymaier hält die Solidarität in unserer Gesellschaft für eine Grundvoraussetzung menschlichen Zusammenlebens. Die ganzen sozialen Sicherungssysteme bauten darauf. Allerdings würden diese Sicherungssysteme in letzter Zeit kampagnenartig abgeschossen. „Junge stimmgewaltige Funktionsträger hinterfragen sie lautstark nach dem Motto: Was habe ich dann mal? Dabei vergessen sie völlig, dass sie die ersten 25 Jahre ihres Lebens von einer solidarischen Gesellschaft getragen worden sind.“ Generationenverträge basierten auf Solidarität und gingen nicht nur zu Lasten der heute jungen Menschen. Leni Breymaier verdeutlicht die Situation: Aktuell betrage die Durchschnittsrente von Männern im Monat 1.000 € und von Frauen 500 €. Kritik übt sie an der aktuellen Rentenpolitik. Die demografische Entwicklung werde hier viel zu dramatisch dargestellt und es hätte ihr auch noch niemand erklären können, warum eine private Renten-Vorsorge demografiefester sein solle als die gesetzliche. In Deutschland schwindet ihrer Auffassung nach das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Gesellschaft nehme sich dazu selbst wichtige Rahmenbedingungen. Durch den Fall des Ladenschlusses an Werktagen etwa stellt sich für viele die Frage, wann man sich überhaupt noch in der Familie, in Vereinen oder im Bekanntenkreis treffen könne. Denn Rund-um-die-Uhr-Arbeitszeiten verhindern gemeinsame (Frei-)Zeit. Bildung ist die Grundlage Auf die Frage, warum es in Deutschland keine solchen Protestwellen gebe wie in Frankreich, lacht Leni Breymaier. In Frankreich seien laut Tarifvertrag zwei Arbeitstage pro Jahr für Protestaktionen vorgesehen. In Deutschland dürfe, so die juristische Mehrheitsmeinung, während der Arbeitszeit nicht gestreikt werden, und politische Streiks seien demnach verboten. Zudem seien die gesellschaftlichen Themen sehr komplex. Die Leute hätten das Gefühl, sie blickten da nicht durch. Hier sieht Leni Breymaier eine Aufgabe für Gewerkschaften und Kirchen. Durch Bildungsarbeit müssten die Themen so eingedampft werden, dass die Essenz übrig bleibe und somit verstanden werde. Dies vermindere das Ohnmachtsgefühl nach dem Motto „Was kann ich schon bewegen?“. Bildungsarbeit hält Leni Breymaier für eine der wichtigsten Aufgaben. In Baden-Württemberg würde hier viel zu wenig geschehen. Ohne bevormundend sein zu wollen, spricht sie den Rechtsradikalismus in etlichen neuen Bundesländern an. Rechtsradikale hätten sich früher höchstens in Hinterzimmern getroffen, heute spielten sie sich als Helfer auf. Sie hält dies für außerordentlich gefährlich. Hier seien wir alle gefragt. „Wir müssen die Menschen mit ihren Themen abholen und ihnen erklären, was gemacht wird.“ Dies dürfe allerdings nicht mit einer Tagesordnung nach dem deutschen Vereinsrecht passieren. Es gelte, Themen so herauszustellen, dass die Leute sich darin erkennen. Denn die Erfahrung lehre, dass bei eigener Betroffenheit Menschen eine ungeheure Kraft und großes Potenzial entwickelten. Qualitäts-Offensive Brustkrebs initiiert Wie durch eigene Betroffenheit Energie frei wird, erzählt Leni Breymaier anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte. Durch ihre Brustkrebserkrankung hat sie sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Sie initiierte die „QualitätsOffensive Brustkrebs“, die fordert, dass in Deutschland mehr getan wird in Ursachenforschung, Früherkennung, Behandlung und Nachsorge der Krankheit. In den letzten E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 1 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 12 Was sagt Leni Breymaier zu . . . Gesundheitsreform: Verzichtbar Betriebsrat VW: Betriebsrat notwendig, VW-Vorsitzender: peinlich und schädlich für alle Arbeitnehmervertretungen, die täglich engagiert ihre Arbeit machen Kanzlerin: Frau gut – aber nicht meine Partei Jahren sei hier zwar viel passiert, aber es gäbe noch viel zu tun. „Wir müssen auf die Gesundheitspolitik insgesamt den Geschlechterblick lenken. Es ist immer noch Tatsache, dass Frauen den schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung haben. Frauen werden schlechter behandelt und bekommen billigere und auch ältere Medikamente. Auch ist es Fakt, dass Arme früher sterben, auch aufgrund nicht ausgewogener und ungesunder Ernährung sowie fehlender Fitnessprävention. Und die Gesundheitsprogramme der Krankenkassen sind üblicherweise ausgerichtet auf den Mittelstand“. Regeln des Zusammenlebens Für ihr Engagement in der Qualitäts-Offensive Brustkrebs wurde Leni Breymaier 2004 mit dem Barbara-KünkelinPreis der Stadt Schorndorf ausgezeichnet. Sie erhielt ihn gemeinsam mit dem Landesfrauenrat. Besonders wohltuend war die Unterstützung durch die Landfrauen, die hier engagiert mitgewirkt hätten. Bündnispartner sind Leni Breymaier wichtig. Sie zählt auch die Kirchen dazu. Ihre Erziehung war nicht religiös, und zu ihrer Kindheitserfahrung gehörte ein schlagender katholischer Pfarrer an der Schule. Auch die Beerdigung ihres Schwagers empfand sie furchtbar. „Der Pfarrer hörte nicht zu, was die Familie ihm sagte“. Imponiert hat ihr allerdings immer ihre sehr religiöse Patentante. Ebenfalls beeindruckte sie, wie in der früheren DDR die Kirche den Menschen Halt gab. Ohne Zögern äußert sie ihre Auffassung, dass nach dem Tod nicht Schluss wäre. Es würde weitergehen, wenn auch nicht im Sinne einer Abrechnung. Für Leni Breymaier ist es außerdem wichtig, dass es Regeln des Zusammenlebens gibt, die nicht vom Gesetzgeber gemacht sind. Dies hält sie für eine wichtige Aufgabe der Kirchen. Landkreis Göppingen: Stärken stärken: Naherholung, Gesundheit. Wegbrechende Industriearbeitsplätze ausgleichen Parteien: Notwendig Ehrenamt: Muss Freude machen Singen: Ich singe gern Lieblingsbuch: Hermann Hesse: Unterm Rad Lieblingsessen: Kaiserschmarrn mit Apfelmus Vorbild: Teile von vielen einzelnen Persönlichkeiten finde ich bemerkenswert. Aber DAS Vorbild habe ich nicht. Sterben: Teil des Lebens. Wir haben wenig Platz für Sterben in unserem Alltag. Ich bin absolut gegen Sterbehilfe. Globalisierung: Muss sozial gestaltet werden. Es geht nicht nur um Geld, die Menschen müssen gesehen werden. Die Deutschen sind oft nicht Getriebene, sondern Treiber. Lieblings-Märchen: Des Kaisers neue Kleider Netzwerke: Müssen geknüpft und gestärkt werden Demografische Entwicklung: Ist nicht so dramatisch wie dargestellt. Wird benutzt, um soziale Sicherungssysteme kaputt zu machen Ihre Stärken: Komplexe Sachverhalte so darstellen, dass sie begriffen werden. Humor. Das Gespräch führte Anita Gröh, Geschäftsführerin im Dekanatsbüro in Geislingen 1 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Ihre Schwächen: Kann schlecht verlieren. Ungeduldig. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 13 Änderung der Gesellschaft nach der Wende BARBARA FISCHER „Wie sich die Gesellschaft in der ehemaligen DDR nach der Wende verändert hat?“, erledigt bzw. beantwortet nicht die Frage, die diese Ausgabe der Kirchenbezirkszeitung stellt: „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“. Anders gesagt: Alle Veränderungen, die wir in den so genannten „neuen Bundesländern“ in den letzten knapp 20 Jahren erlebt haben, lassen dennoch eine Sehnsucht offen. Die Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit, nach Sinn und Ziel im Leben des einzelnen Menschen, nach Geborgenheit und Freiheit, nach Glück und Erfüllung. Positive Veränderungen nach der Wende Wie hat sich die Gesellschaft in der ehemaligen DDR nach der Wende verändert: viel ist dazu in den vergangenen Jahren geschrieben, gesagt, veröffentlicht worden. Sicher haben auch Sie ganz persönliche Erfahrungen mit diesem Thema gemacht – durch Beziehungen, die Sie zu Menschen in Thüringen oder anderswo aufgebaut oder vertieft haben, sei es durch den Kontakt mit Kirchgemeinden oder auf andere Weise. So möchte ich hier nur einige wenige Dinge nennen, die mir wichtig scheinen. Wenn ich zurückdenke an die Zeit vor 1989 und sie mit heute vergleiche, dann sehe ich viel positive Veränderung. Schön, dass wir freier geworden sind, sowohl innerlich als auch äußerlich. Selbstverständlich ist es inzwischen geworden, dass wir als Kirche und Gemeinde eine feste Größe in der Gesellschaft geworden sind. Unsere Veranstaltungen und was wir sonst möchten, werden in der Tageszeitung veröffentlicht; öffentliche Fördermittel, auch wenn sie knapper geworden sind, werden auch unseren Kirchgebäuden zugedacht da besteht noch immer ein großer Bedarf; zur Jubiläumsfeier „800 Jahre Stadtrecht Saalfeld“ im nächsten Jahr wird die Kirche selbstverständlich mit Veranstaltungen präsent sein. Gerade sind wir im Begriff, in Saalfeld eine freie christliche Grundschule zu gründen. Die Diakonie ist inzwischen eine der größten Arbeitgeberinnen geworden. All dies wäre vor der Wende undenkbar gewesen und das sind nur wenige Beispiele. Die Kehrseite der Medaille Aber natürlich gibt es auch Negatives: die hohe Arbeitslosenquote, die zunehmende Kinderarmut, die damit einhergehende Resignation. Die Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinanderklafft. Ich glaube, darin unterscheiden sich „Ost und West“ nur wenig. Und noch immer suchen und sehnen sich viele Menschen, wie schon angedeutet, nach dem, was ihr Leben trägt. Die evangelische Kirche ist da nur eine von vielen Anbieterinnen auf dem großen und weiten „Markt der Möglichkeiten“. Der Kirchenbesuch am Sonntag ist meist nicht gerade überwältigend, die Zahl der Konfirmanden und Konfirmandinnen könnte gern höher sein, die Jugend ist in der Kirche eher wenig vertreten. Auch wenn oder gerade weil man sich heute frei entscheiden kann – für die Kirche entscheidet sich nur ein kleiner Teil der Menschen. Was wirklich zählt So möchte ich ein paar ganz persönliche Wünsche äußern, beim Nachdenken darüber, welche Gesellschaft erstrebenswert wäre. Ich stelle mir eine Gesellschaft vor, in der die Menschen aufeinander achten. In der sie fragen und auch selbst dafür sorgen, dass alle haben, was sie zum Leben brauchen. In der Egoismus, Neid und die Gesinnung der Ellenbogen der Vergangenheit angehören und die Güter gerechter verteilt sind. In der wir alle uns darauf besinnen, was wirklich zählt: Freude, Lachen und Glück miteinander erleben und teilen; Leid und Trauer gemeinsam tragen. Zufriedener sein und werden. Über unseren eigenen Horizont hinaussehen und die nicht vergessen, die im Elend leben. Offene Türen füreinander haben. Verschiedene Generationen leben gemeinsam und verstehen einander. Gottes Zusage vertrauen, dass wir Menschen seines Friedens werden und sein können. Dass Leben gelingt, so dass wir einmal sagen können: es war gut. Verstehen und spüren: auf Gott ist Verlass, unsere Sehnsucht kommt zum Ziel. Diakonieladen in Saalfeld Noch sind wir auf dem Weg Eigentlich sind dies alles ganz einfache Dinge, aber noch sind sie nicht Wirklichkeit. Es ist gut, dass viele Veränderungen seit der Wende möglich wurden. Aber sie sind noch nicht das Ende aller Möglichkeiten. Am Ziel sind wir noch nicht. Jesus hat oft vom Reich Gottes gesprochen, das zeichenhaft unter uns beginnen will. Ich wünsche uns, dass viele solcher Zeichen dieses Gottesreiches sichtbar werden. Dann sind wir auf dem Weg ein Stück weiter gekommen. Barbara Fischer ist Pastorin in der Partnergemeinde Saalfeld, Thüringen E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 3 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 14 Ein Abstecher in die Geschichte: In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt? KARLHEINZ BAUER Wenn man sich so umhört, was die Leute reden, auf der Straße, im Supermarkt, im Wirtshaus, oder wenn man die Medien aufmerksam verfolgt, fällt auf, wie hoch das Potenzial der Unzufriedenen ist. Würde man einen Meinungstest starten zu der Frage „Sind Sie zufrieden mit Ihren persönlichen Lebensverhältnissen?“, so wäre wohl zu erwarten, dass sich ein respektabler Prozentsatz der Befragten zumindest mit Vorbehalten äußert. Sicherlich würden sich aber viele der Kritik anschließen, die heutzutage die Gesellschaft belastet. Wer kann schon zufrieden sein mit der Politik, mit der Lage am Arbeitsmarkt, mit dem Gesundheitswesen, mit steigenden Ausgaben, sinkenden Reallöhnen, mit all den tatsächlichen und vermeintlichen Benachteiligungen? Früher war das alles noch anders. Die gute alte Zeit! In der Steinzeit Leben wir in der falschen Zeit oder am falschen Ort? Müsste man auswandern? Aber wohin? Aussteigen auf Zeit ist für viele chic geworden. Raus aus der Hektik, raus aus dem Alltag, raus aus den Pflichten! Man wagt die Flucht ins Paradies. Eine Woche Wellness mit Ayurveda. Aber wer verwöhnt uns danach zuhause? Eine Woche leben wie in der Steinzeit. Wie gut, dass es dann hinterher eine warme Dusche gibt. Oder ein geruhsames Leben auf Mallorca mit Sonne und Meer? Aber einsam und sprachlos im fremden Land. In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt? Da gehen die Meinungen stark auseinander. Der eine sehnt sich zurück in ein naturnahes Leben, als Luft und Wasser noch sauber waren, der andere schätzt die Beschaulichkeit, als noch nicht die Industrie den Lebensrhythmus bestimmte und noch keine Verkehrslawinen die Landschaft überrollten. Der dritte träumt von einer Zeit, in der die Menschen noch mit Wenigem zufrieden waren und sich an einfachen Dingen freuen konnten. Ja, das waren noch Zeiten! Man liest es schon auf den ersten Seiten der Bibel: Das Paradies ist ein verlorener Zustand. Und die gute alte Zeit? Sie ist ein Trugbild unserer Fantasie, es hat sie nie gegeben. Zu jeder 1 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Zeit macht der Mensch gute und schlechte Erfahrungen, und es ist eine Gnade der Natur, dass der Mensch seine schlechten Erlebnisse verdrängt und die Vergangenheit in ein rosiges, verklärtes Licht rückt. Die gute alte Zeit? Wollten Sie in der Steinzeit gelebt haben? Es war eine Zeit, in der der Mensch noch völlig im Einklang mit der Natur lebte. Doch die Natur kann grausam sein. Die Männer streiften durch die Urwälder als Jäger und Sammler, bekämpften sich mit Faustkeilen um die Jagdbeute, derweil sich die Frauen in den Wohnhöhlen um den Nachwuchs kümmerten. Täglich bedrohten feindliche Stämme, wilde Tiere und allerlei Krankheiten das kärgliche Dasein. Den Lebensinhalt erfüllte die Sorge um das bloße Überleben, und die meisten Menschen starben schon vor der Blüte ihrer Jahre. Wollten Sie zur Zeit der Römer gelebt haben? Wir staunen über die antiken Hochkulturen, die bereits Weltreiche errichtet hatten, und gerne bewundern wir die imposanten Reste ihrer Kulturleistungen auf Urlaubsfahrten. Doch die Herrschaft der Imperatoren beruhte auf der Überlegenheit ihrer Heere, auf der Unterwerfung fremder Länder und Völker, auf den Söldnerdiensten und Ressourcen der Provinzen und auf den Schultern ihrer Sklaven. Der Einzelmensch besaß keinen Stellenwert. Wollten Sie im Mittelalter gelebt haben? Wir rühmen eine glaubensstarke Zeit, die mit dem Bau ihrer Himmel stürmenden Kathedralen das ganze Universum abzubilden versuchte, um dem Menschen das himmlische Jerusalem vor Augen zu führen. Aber die unablässigen Kämpfe zwischen universalem Staat und machtbewusster Kirche haben das Reich zerrissen. Die Gesellschaft war hierarchisch gegliedert Stadtkirche Geislingen in Oben und Unten. Die privilegierten Stände bildeten geschlossene Geburtskreise. Der einfachen Bevölkerung war jeder soziale Aufstieg verwehrt. Unterschichten waren verachtet. Wollten Sie während der Glaubenskriege gelebt haben? Renaissance, Humanismus und Reforma- 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 14.06.2007 11:10 Uhr tion ließen den Menschen als Individuum ein stärkere Beachtung erfahren. Die Freiheit eines Christenmenschen war gefordert. Doch geistige Bevormundung durch die Obrigkeiten und schneidende Intoleranz haben das gesellschaftliche Klima vergiftet. Was der Einzelne glauben sollte, bestimmten die Anderen. Ketzer und Hexen endeten auf dem Scheiterhaufen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) regierten Teuerung, Hunger und Pest. In unserer württembergischen Heimat haben zwei Drittel der Bevölkerung ihr Leben verloren, unzählige Städte und Dörfer sind abgebrannt, auf Jahrzehnte hinaus war das Land verwüstet. Es dauerte 150 Jahre, bis die Bevölkerungszahlen der Vorkriegszeit wieder erreicht waren. Wollten Sie im Barockzeitalter gelebt haben? Nach langen Jahrzehnten der Kriege führte ein zuvor nicht gekannter Bauboom zu neuer wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Eindrucksvoll präsentieren sich heute die Stadtbilder, Kirchen und Schlösser aus einer Epoche, die den Glanz des fürstlichen Absolutismus widerspiegeln. Doch das Volk war politisch unterdrückt. Soldaten wurden gegen Geld an fremde Mächte verkauft. Wer in Wort und Schrift die Willkür und Verschwendung der Herrschaften kritisierte, landete in der Festung. Der staatliche Hochmut bescherte dem Volk am Ende die Gewalttaten der Revolutionen. Wollten Sie in der Zeit Napoleons gelebt haben? Die Parolen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ formulierten erstmals die Menschenrechte und lösten allenthalben Hoffnungen aus. Tatsächlich wurden auch viele alte Machtstrukturen weggefegt. Aber aus der Asche der Revolutionen erwuchsen neue Zwänge. Eingespannt in Weltmachtgelüste hatten unsere Vorfahren bedingungslose Söldnerdienste zu leisten, und viele von ihnen verbluteten auf den Schlachtfeldern der so genannten Befreiungskriege, bei denen man fragen muss, wer eigentlich befreit wurde. Wollten Sie in der Zeit der Industrialisierung gelebt haben? Der Bau der Eisenbahn signalisierte den Beginn einer neuen Zeit. Das Zeitalter der Maschine begann und schuf die völlig neue Bevölkerungsschicht der Fabrikarbeiter. Viele zuvor verarmte Handwerker- und Bauernsöhne waren froh, endlich wieder Arbeit und Brot zu finden. Harte Arbeitsbedingungen mit 12- bis 14-Stundentag nahm man in Kauf. Aus den Dörfern der Umgebung kamen viele Arbeiter bei Wind und Wetter zu Fuß in die Fabriken. Zuhause warteten kinderreiche Familien auf die kärglichen Hungerlöhne der Väter. Kinderarbeit sorgte oftmals für ein Zubrot. An Freizeit war nicht zu denken. Wollten Sie in der Zeit der großen Weltkriege gelebt haben? Dem Hurra-Patriotismus nach der Seite 15 Bismarckschen Reichsgründung folgte der Erste Weltkrieg mit erheblichen Menschenopfern und die Inflation mit der Vernichtung des Volksvermögens. Die Hoffnungen auf die Weimarer Demokratie versanken in ideologischen Kämpfen und Massenarbeitslosigkeit. Die „Höhenflüge“ des Faschismus stürzten das Land in den Zweiten Weltkrieg mit Bombenterror, totalem Zusammenbruch, Massenvertreibungen und Flüchtlingselend. Den mühseligen Wiederaufbau des Staates mit allen Erfolgen, die heute selbstverständlich erscheinen, verdanken wir den nimmer müden Händen einer Generation, die ohne zu fragen zupackte, wo es Not tat. Industriealisierung Alles zu seiner Zeit Ist es vielleicht doch das kleinere Übel, dass wir heute leben? Jede Zeit hat ihre guten und schlechten Aspekte, und jede Zeit wird von den einzelnen Zeitgenossen unterschiedlich erlebt. Es kommt immer darauf an, ob man seine Zeit auf der Seite der Gewinner oder der Verlierer zubringt und an welcher Stelle der schicksalhaften Skala zwischen Oben und Unten der einzelne Mensch steht. Das derzeitige soziale Klima im Land wird ein Hartz-IV-Empfänger anders beurteilen als der Chef der Deutschen Bank. Das Grundgesetz garantiert uns glücklicherweise einen weit gesteckten Katalog von Grundrechten, wie Menschenwürde, Gleichheit vor dem Gesetz, Meinungsäußerung, Freizügigkeit, Religionsfreiheit, Wahlrecht, Eigentumsgarantie, Unverletzlichkeit der Wohnung, Minderheitenschutz, Anspruch auf rechtliches Gehör usw. Es war ein dornenvoller Weg, bis sich unsere Gesellschaft diese Freiheiten erkämpft hatte. Doch die Vielfalt der Freiheiten ist noch nicht alles. Zur persönlichen Freiheit gehört auch eine angemessene ökonomische Basis. Erst dann ist ein menschenwürdiges Leben gewährleistet. „Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“ (Bert Brecht). Karlheinz Bauer, Stadtoberarchivrat i. R. und Leiter des Geislinger Kulturamtes von 1965 bis 1977 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 5 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 16 Platz für Kinder ORIENTIERUNGSPLAN UND LEITBILD FÜR DEN KINDERGARTEN ANDREA EBERHARD Der Wunsch nach Kindern wird derzeit nicht mehr als reine Privatsache angesehen. Mittlerweile hat er gesellschaftspolitische Bedeutung. Kinder sind nicht mehr nur für ihre Familien kostbar, sondern werden zunehmend auch für die ganze Gesellschaft wertvoll. Der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern wird steigende Bedeutung zugemessen. Familienpolitik und Familienförderung rücken ins Zentrum politischer Bemühungen. Ergebnisse dieser Bemühungen sind unter anderem das neue Elterngeld, Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten, Bildungsoffensiven, Ausbildungsförderung. Auch in Baden-Württemberg gibt es Anstrengungen, um das Ziel zu erreichen, „Kinderland“ zu werden. Beispielhaft dafür können viele Förderprojekte der Landesstiftung Baden-Württemberg genannt werden, zu denen Sprachförderungs- und Bildungsprojekte in der vorschulischen Betreuung und in der Grundschule gehören. Die vorschulische Betreuung unterstützt Familien in ihrer Erziehungs- und Bildungsaufgabe und verbessert die außerhäusliche Kinderbetreuung. Besondere Aufmerksamkeit hat der „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung“ für die baden-württembergischen Kindergärten, der im vergangenen Jahr herausgegeben wurde. Er befindet sich derzeit in der Pilotphase und soll in weiterentwickelter Form ab dem Kindergartenjahr 2009/2010 in allen Kindertagesstätten eingeführt werden. In diesem Orientierungsplan stehen verbindliche Standards für vorschulische Bildung und Erziehung. Vor Ort wird viel getan Im Kirchenbezirk Geislingen finden derzeit für die Mitarbeiterinnen der Kindergärten, Fortbildungen statt, die die Einführung des Orientierungsplans begleiten und eine gute Umsetzung gewährleisten sollen. Parallel dazu fand im vergangenen Jahr für alle Kindergärten in Geislingen ein Prozess zur Qualitätsentwicklung statt. Es wurden verbindliche Standards für die Arbeit in den Geislinger Kindergärten definiert. Der 1. Leitsatz formuliert die gesellschaftliche Verantwortung evangelischer Kindergartenarbeit: Jedes Kind ist ein von Gott gewolltes einzigartiges Geschöpf. Es spürt, dass es ein wichtiges Mitglied unserer Gesellschaft ist. Es ist selbstverständlich, dass anderen Religionen und Kulturen mit Respekt und Achtung begegnet wird. Durch den Glauben, dass Frieden und Gerechtigkeit möglich ist, leisten die evangelischen Kindergärten ihren Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Der 2. Leitsatz formuliert den pädagogischen Auftrag: Eine ganzheitliche Förderung gibt jedem Kind die Möglichkeit, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen anzunehmen. Dazu gehört, die Kinder stark zu machen, dass sie ihren eigenen Weg finden. Sie sollen ihr Zusammenleben mit anderen so gestalten, dass sie ihre eigene Meinung vertreten können ohne die der Mitmenschen zu missachten. Kinder werden ermutigt Konflikte gewaltfrei zu lösen. Grundsätze der Zusammenarbeit mit den Eltern, den Kirchengemeinden, dem Träger und der Gemeinschaft werden in den weiteren Leitsätzen festgehalten. Durch die Arbeit in ihren Kindergärten leisten sie einen wertvollen Beitrag für eine Gesellschaft, in der es sich zu leben lohnt. Das Leitbild ist in allen evangelischen Kindergärten und Pfarrämtern der Gesamtkirchengemeinde Geislingen, in allen evangelischen Geislinger Pfarrämtern und auf der Kirchenpflege und unter www.kirchenbezirk-geislingen.de erhältlich. Leitbild für evangelische Kindergärten Um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und um mitzugestalten, hat die evangelische Gesamtkirchengemeinde Geislingen darüber hinaus im Verlauf des vergangenen Jahres ihr Leitbild der evangelischen Kindergärten entwickelt. In vier zentralen Leitsätzen sind das Selbstverständnis, die Werte und die Inhalte der evangelischen Kindergartenarbeit formuliert. Diese Leitsätze sind für alle Mitarbeiterinnen verpflichtend und dienen als Basis, die Qualität der Arbeit in den evangelischen Kindergärten Geislingens zu sichern und weiterzuentwickeln. 1 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Andrea Eberhard ist Fachberaterin der evangelischen Kindergärten in Geislingen 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:49 Uhr Seite 17 Wie stirbt man in unserer Gesellschaft? Eindrücke und Gedanken von Ellen Zimmermann vom Bestattungsinstitut Zimmermann, Salach-Süßen-Eislingen FRIEDERIKE MAIER Wie stirbt man in unserer Gesellschaft, Frau Zimmermann? Ellen Zimmermann In unserer Gesellschaft wird das Thema Tod oft ausgeklammert. Alle haben Angst davor, keiner will darüber reden. 80 % der Menschen sterben in einem Krankenhaus oder in einem Altenheim. Zu Hause zu sterben ist nicht mehr normal, damit halten wir uns dieses Thema möglichst weit vom Leibe. Spiegelt sich darin, wie bei uns insgesamt mit dem Thema Tod umgegangen wird? Ich denke ja. In unserer Gesellschaft ist der Tod ein Tabuthema. Die Konfrontation mit dem Sterben macht uns Angst, lässt Trostlosigkeit in uns hochkommen. Wir Menschen tun uns unendlich schwer in der Auseinandersetzung mit dem Sterben. Unbekümmert verdrängen wir in unserer Jugend erfolgreich das Bewusstsein um den Tod, der, medizinisch und nüchtern betrachtet, oftmals nur das Natürliche eines Jahrzehnte dauernden Verschleißprozesses ist. Ein Prozess, der doch so sichtbar ist, dass wir eigentlich nicht davor die Augen verschließen können. Aber irgendwie hoffen wir in der glücklichen Situation zu sein, dass es nicht uns betrifft, nicht unsere Familie – dass der Tod eine Ausnahme macht. Können Sie eine Veränderung im Vergleich zu früher feststellen, was Sterben und Tod anbelangt? Ja, es gibt starke Veränderungen um Sterben und Tod. Die Aufbahrung der Verstorbenen findet nicht mehr wie früher im Trauerhaus, sondern in der Friedhofskapelle statt. In Bayern sind noch 80 % der Bestattungen Erdbestattungen, in Großstätten wie zum Beispiel Berlin dagegen sind 80 % Feuerbestattungen, also ein deutlicher Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Gegenden, wobei auch in unserer Gegend die Feuerbestattung schon bei über 50 % liegt. In der Zunahme der Feuerbestattung spiegelt sich der allgemeine Trend zur Individualisierung, der oft zur Vereinsamung führt. Auch was den Friedhof betrifft, gibt es Veränderungen: Nach christlichem Verständnis ist der Friedhof ein Ort des Lebens und Ausdruck der Hoffnung auf Auferstehung der Toten. Für die Angehörigen ein Ort der Erinnerung. Früher war der Friedhof in direkter Nachbarschaft der Kirche, ein zentraler Ort. Heute dagegen werden Friedhöfe oft an den Ortsrand gelegt. Wie wird in anderen Kulturen mit dem Tod umgegangen? Gibt es da Unterschiede? Es gibt Unterschiede schon in der Farbe der Trauer, schwarz ist die Farbe in Mitteleuropa, weiß trägt man in Asien, blau in Mexiko, gelb im Iran und rot in Ghana. So unterschiedlich die Farben der Trauer sind, so unterschiedlich ist in den Kulturen auch der Umgang mit dem Tod. Der Islam zum Beispiel schreibt eine stille Trauer vor. Man soll drei Tage um einen Toten trauern. In dieser Zeit finden Trauerbesuche statt. Lautes Weinen oder Klagen weist der Islam ab. Moslems glauben an die leibhaftige Auferstehung, daher gibt es keine Feuerbestattung. Die Bestattung selbst ist meist Aufgabe der Männer. Der Tote wird auf die rechte Seite nach Mekka hin ausgerichtet gelegt und nur in Tücher gehüllt beerdigt. Die meisten Juden und Moslems sind bis heute gegen die Feuerbestattung und halten Gräber für den angemessenen Platz für Tote. Die Gräber sollen nicht neu belegt werden. Die Totenruhe darf nicht gestört werden. Was ist Ihnen persönlich wichtig im Umgang mit Sterben und Tod? Mir ist es wichtig, dass das Tabu um den Tod gebrochen wird. Der Tod gehört zu unserem Leben. Jeder muss sterben, jeder sollte sich mit dem Tod auseinandersetzen, sich aussprechen mit seinen Angehörigen. Miteinander sollte geklärt werden, welche Art der Bestattung in Frage kommt und wie die Trauerfeier gestaltet werden soll. Dabei ist auch zu bedenken: Wie kommen meine Angehörigen mit meinen Vorstellungen zurecht? Wie verstehen Sie Ihre Arbeit im Bestattungsinstitut? Wir versuchen, Menschen im Todesfall zur Seite zu stehen. Dies ist zum einen die Hilfe beim Erledigen der vielen Formalitäten. Über allem steht aber das Gespräch mit den Angehörigen. Es ist uns wichtig, zuzuhören, den Trauernden Raum zu lassen zum Erzählen, und ihnen gleichzeitig die Sicherheit zu geben, es wird für sie alles Nötige geregelt. Hilfe und Begleitung der Angehörigen in der Trauer, ebenso Dienst und Würde dem Verstorbenen gegenüber sind für uns nicht nur Beruf, sondern Berufung. Das Gespräch führte Friederike Maier. Sie ist Pfarrerin in Süßen Sterbende und ihre Angehörigen zu begleiten, haben sich die Hospizgruppen zur Aufgabe gemacht. Sie können für Sitzwachen angefragt werden. Kontaktadresse: Diakonische Bezirksstelle Ernst-Wilhelm Weid Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen Telefon (0 73 31) 4 14 89 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 7 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 18 „Bibel in gerechter Sprache“ – für eine g Kaum war die „Bibel in gerechter Sprache“ Ende 2006 erschienen, war die erste Auflage im Nu vergriffen: 20.000 Exemplare waren innerhalb weniger Tage verkauft. Und auch die 2. Auflage mit weiteren 20.000 Stück ging in kürzester Zeit über den Ladentisch. Die Bibel in gerechter Sprache findet reißenden Absatz. Die einen sehen in ihr ein ambitioniertes, fundamentales und wegweisendes Werk, das neue Fragen an alte Texte stellt und den Anspruch erhebt, eine Bibel für Frauen und Männer zu sein, die Gott, die Welt und sich selbst entdecken wollen. Feministische Exegese, die Befreiungstheologie und der christlich-jüdische Dialog war die Grundlage des Übersetzungsteams. Andere wiederum sehen in der Bibel in gerechter Sprache ein misslungenes, ein verkrampftes Projekt. Pfarrer Dietrich Crüsemann, Geislingen, und Prälatin Gabriele Wulz, Ulm, haben ihre Meinung zur „Bibel in gerechter Sprache“ formuliert, wobei wir Prälatin Wulz folgende Frage gestellt haben: Inwiefern kann die Bibel (in gerechter Sprache) zur Vision einer gerechten Gesellschaft beitragen? GABRIELE WULZ Kurz und knapp soll meine Antwort auf diese umfangreiche Frage ausfallen und so, dass man sie verstehen kann. Das ist kein einfaches Unterfangen. Ich versuche es und sage: Ja, die Bibel kann zur Vision einer gerechten Gesellschaft beitragen, aber dazu muss man sie lesen und das Gelesene auch beherzigen. geberinnen der Bibel in gerechter Sprache getroffen werden kann, ist zu bezweifeln. Zu viele Ungereimtheiten (z. B. uneinheitlicher Sprachgebrauch in den einzelnen Büchern) und willkürliche Entscheidungen, die mehr über den Willen der Übersetzer und Übersetzerinnen Auskunft geben als über das, was da steht, machen es nicht leicht, in dieser Übersetzung mehr zu sehen als den Versuch, die Bibel unserem Denken und unserem Zeitempfinden anzupassen. Das allerdings hat nun mit Gerechtigkeit gar nichts zu tun, sondern entwickelt eine Gewalttätigkeit, die im Grunde unter die Rubrik „Terror der Tugend“ fällt. Wenn allerdings über solcher Lektüre und Diskussion der biblische Text (wieder) spannend wird, wenn sich eingefahrene Routinen lockern, wenn Fragen laut werden und das Gespräch über die Bibel und über das, was sie zu sagen hat, in den Gemeinden in Gang kommt, dann ist das eine Chance, für die wir dankbar sein können und die wir nicht unterschätzen sollten. Altarbibel in der Stadtkirche Wenn es so ist, dass die Bibel das Schicksal der „Klassiker“ teilt (man hat sie im Schrank stehen, liest sie aber nicht), dann ist das kein Zustand, mit dem man sich zufrieden geben kann. Insofern ist es gut, wenn eine neue Bibelübersetzung („Die Bibel in gerechter Sprache“) Furore macht und die Menschen zu Stellungnahmen herausfordert. An der heftigen Kritik zeigt sich: Die Bibel ist kein Buch wie jedes andere, und es lässt die Menschen keineswegs gleichgültig, wie man mit ihr verfährt. Dabei ist jede Übersetzung eine Interpretation, eine Aneignung, und spiegelt auf die eine oder andere Weise das Vorverständnis des Übersetzers wider. Wenn Martin Luther in Römer 3, 28 „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ ein „allein“ hinzufügt, dann steht dieses Wort eben nicht da und ist doch gerade in dieser Zuspitzung sachgemäß. Ob ein solches Urteil auch im Blick auf die Entscheidungen der Herausgeber und Heraus1 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Bei aller Aufregung über die neueste Übersetzung sollten wir aber das Eine nicht übersehen: Die Bibel ist und bleibt ein „fremdes Wort“. Sie lässt sich nicht einpassen in unsere Maßstäbe. An Geschmacksfragen ist sie nicht interessiert. Darin ist sie anstößig. Keine Frage. Sie sagt nicht das, was wir schon immer irgendwie gut und richtig finden. Sie kritisiert uns, sie stellt uns und unser Weltund Gottesverständnis immer wieder in Frage. Sie irritiert unser Vorverständnis und schafft so eine Unruhe, die sich nicht beruhigen und beschwichtigen lässt. Das „Wort wie Feuer“ entzündet die Herzen und den Verstand und wird, wie es beim Propheten Jesaja heißt, nicht leer zurückkommen, sondern tun, was Gott gefällt (Jes 55, 11). So hält die Lektüre der Schrift wach – geistig und körperlich –, macht aufmerksam für das, was ist, und stärkt in uns die Hoffnung, dass das, was ist, nicht alles ist. Gabriele Wulz ist Prälatin in Ulm 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 19 e gerechtere Gesellschaft?! DIETRICH CRÜSEMANN Durch das Tuch geküsst Wer einen Text nicht im Original, sondern in einer Übersetzung liest oder hört, wer ein Gedicht oder eine Geschichte nicht in der eigenen Muttersprache vernimmt und deshalb zumindest im Kopf übersetzen muss, dem geht es wie einem Verliebten, der seinen Schatz nur durch ein Tuch küssen darf. So sagte es einmal ein Übersetzer, der es wissen muss, und recht hat er. Keine Sprache der Welt lässt sich 1: 1 in eine andere übersetzen, immer bleiben Reste, Akzente, die so in der anderen Sprache gar nicht vorkommen, Sinnverschiebungen, Fehler, die nicht zu umgehen sind. Die Originalsprachen der Bibel, althebräisch und altgriechisch, werden heute nicht mehr gesprochen. Wir sind alle ÜbersetzerInnen oder wir müssen uns anderer Übersetzungen bedienen, wenn wir Gottes Wort lesen und hören wollen. Nun liegt ein neues Buch auf dem Tisch, mit dessen Hilfe wir uns der Heiligen Schrift nähern können: die „Bibel in gerechter Sprache“. 53 Menschen haben an ihr übersetzt, ein zehnköpfiger Herausgabekreis hat das Großprojekt über Jahre geleitet. Kurz: viele Menschen haben viel Leidenschaft, Enthusiasmus und Arbeitskraft gegeben. Das Echo war gewaltig und sofort wurde geredet über die neue Übersetzung. Vor allem wurde schnell geurteilt und nicht selten verurteilt. Wie haben die das bloß so schnell gelesen, konnte man sich nur bewundernd fragen. Medienwirksam wurden Ketzerhüte verteilt, und manche der so schnell Urteilenden erweckten den Eindruck, als seien sie ein bisschen traurig, dass man die Scheiterhaufen für solche Fälle abgeschafft hat. Professoren schienen beleidigt zu sein, dass man sie nicht um Mitwirkung gebeten hatte, Kirchenfunktionäre, dass dies keine amtliche Übersetzung mit amtlicher Übersetzerkommission war, in die sie gebührend hineinwirken konnten. Was hat es auf sich mit der neuen Übersetzung? Die „Bibel in gerechter Sprache“ will zuallererst zum Lesen der Heiligen Schrift verlocken. Das Ergebnis ist eine Übersetzung von großer Schönheit und Kraft. Das unterscheidet sie deutlich von anderen neueren Übersetzungen wie etwa der Einheitsübersetzung oder der Guten Nachricht. Das macht sie zu einem großen Geschenk für alle, die an der Bibel interessiert sind. Was brauchen wir aber eine neue Übersetzung, wo wir doch die wunderbare Lutherübersetzung haben, Worte und Texte, die vielen ans Herz und ins Herz gewachsen sind? Die Übersetzung will, wie jede Übersetzung, zuerst dem Urtext gerecht werden, und sie tut dies auf der Höhe gegenwärtiger wissenschaftlicher Forschung. Daneben gibt sie Anregungen und Anstöße, bekannte Texte neu zu hören, im ungewohnten Wortlaut überraschende Aspekte wahrzunehmen. Wo in anderen Übersetzungen Männer genannt werden, im Original aber Frauen mitgemeint sind, werden sie in dieser Übersetzung etwa explizit genannt und dem Lesenden fällt auf: stimmt, es gab nicht nur Jünger, es gab auch Jüngerinnen. Wo Gott in anderen Übersetzungen nur in männlicher Form vorkam, werden verschiedenen Möglichkeiten durchgespielt: männlich, weiblich, manchmal auch die hebräische Form „Adonaj“, und auf einmal wird klar: Gott lässt sich nicht fassen mit unseren Formen von Hebräische Wortspiele scheinen auch für uns durch, wenn etwa in der Urgeschichte übersetzt wird: „Die Schlange hatte weniger an aber mehr drauf als alle anderen Tiere des Feldes, die Adonaj, also Gott, gemacht hatte.“ (1. Mose 3,1) Vor allem also ist diese Übersetzung ein Buch, das zu lesen lohnt, mit dem es Spaß macht zu arbeiten und Bibelarbeit zu betreiben. Natürlich lassen sich manche Entscheidungen bei der Übersetzung anfechten und manche mögen falsch sein. Auch Luther hatte freilich an nicht wenigen Stellen falsch übersetzt, – etwa wenn aus der „jungen Frau“ die bei Jesaja schwanger wird, eine „Jungfrau“ wurde. Trotzdem würde deshalb niemand seine Gesamtleistung infrage stellen. Der Bibel in gerechter Sprache sind viele Leserinnen und Leser zu wünschen, und viele Bibelkreise, die mit ihrer Hilfe tiefer in die Heilige Schrift eindringen. Dietrich Crüsemann ist Pfarrer an der Stadtkirche in Geislingen Die „Bibel in gerechter Sprache“ wurde herausgegeben von Ulrike Bail, Frank Crüsemann, Marlene Crüsemann u. a., im Gütersloher Verlagshaus Wer übrigens eine Übersetzerin und Herausgeberin erleben möchte, hat dazu am Mittwoch, den 21. November 2007 in der Stadtkirche in Geislingen Gelegenheit. Dr. Marlene Crüsemann aus Bielefeld wird den Festvortrag beim diesjährigen Geislinger Bußtag halten. E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 1 9 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 20 In welcher Kirche möchte ich leben? GERLINDE HÜHN Ich interpretiere im Folgenden die Kernsätze: Was Sie bei uns finden können Glaube und Religion werden in weiten Teilen der Gesellschaft zur Privatsache erklärt. Aber die Kirche lässt sich nicht privatisieren. Die Kirche ist ein Teil der Gesellschaft und kein mit sich selbst beschäftigter Religionsverein. „Gehet hin in alle Welt, und lehret alle Völker . . .“ hat Jesus von Nazareth seinen Jüngern als Auftrag hinterlassen. Es heißt nicht: Gehet hin zu den anderen Christen oder zu den anderen Kirchen und Gemeinden, die brauchen uns auch, aber vor allem braucht die Welt Gottes gute Botschaft. Christen sollen, wollen und werden Einfluss nehmen auf die Gesellschaft, in der sie leben. Manchmal kann sie das Kopf und Kragen kosten – Gott sei Dank nicht bei uns. Christen übernehmen Mitverantwortung für das Ganze der Gesellschaft. Wie nehmen Christen Einfluss? Am besten dadurch, dass sie tun, was ihr Auftrag ist. Dabei kommt eine ungeheure und phantasievolle Vielfalt an Angeboten, Tätigkeitsbereichen und Ideen heraus, durch welche Kirche Gesellschaft mitgestaltet. Ein „Plakat“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fasst – wie ich finde – auf gelungene Weise zusammen, was man in der Kirche finden kann. Sich selber … Sich selber finden durch Stille, Gebet, Meditation. Die Fragen der Existenz wieder entdecken, die man in der Hektik des Alltags verdrängt. Antworten finden auf Fragen wie: Was trägt mein Leben wirklich? Was bin ich als Person (wert)? – und mehr als das Mehr als sich selber: die Gemeinschaft mit anderen. Das große Gegenüber, das wir Gott nennen. Menschen, die Zeit haben – auch für Sie . . . Zeit für seelsorgerliche Gespräche – Pfarrerinnen und Pfarrer sind offen, wenn jemand das Gespräch sucht. Beratung in der Diakonischen Bezirksstelle bei sozialen Fragen, in der Diakonie-Sozialstation bei Fragen, die das Alter betreffen, ebenso gibt es das Angebot der Suchtberatung. Auch engagieren sich Menschen, ehrenamtlich in Besuchsdiensten. … auch für mich? Das heißt, meine Fragen sind nicht unwichtig! Oder gehöre ich zu denen, die zu selbstsicher sind, um Fragen zu haben? Institutionen, die tatkräftig helfen wollen und können Was Sie bei uns finden können Sich selber – und mehr als das Menschen, die Zeit haben – auch für Sie Institutionen, die tatkräftig helfen wollen und können einen Ort, an dem Sie zur Ruhe kommen und neue Kräfte gewinnen eine Gemeinschaft, in der Sie singen können, selbst wenn Sie unmusikalisch sind Gedanken, die Sie herausfordern – auch Sie Worte, die Mut machen: Mut zu leben, zu glauben, zu lieben, zu hoffen – auch über den Tod hinaus. eine Wahrheit, die frei macht und aufrichtet den Gott, der für Gottlose da ist die Welt in einem neuen Licht Finden Sie davon nichts bei uns, dann sagen Sie uns Bescheid . . . Ihre Evangelische Kirche 2 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Die Katastrophenhilfe des Diakonischen Werks hilft bei einem Tsunami kompetent und zügig. Brot für die Welt legt Wert auf Hilfe zur Selbsthilfe. Evangelische Schulen, Gottesdienste, Kindergärten, Bahnhofsmission, Schwangerschaftsberatung, Telefonseelsorge, Gefängnisarbeit, Familienbildung, Altenbetreuung, Seemannsmission, Behindertenarbeit, Müttergenesung, DritteWelt-Projekte, Arbeitsloseninitiativen, Krankenpflege, Notfallseelsorge, Sterbebegleitung, und vieles andere mehr. … einen Ort, an dem Sie zur Ruhe kommen und neue Kräfte gewinnen Die schönen altehrwürdigen Kirchengebäude, eine Tagungsstätte, ein Kloster, ein christliches Krankenhaus, der Gottesdienst in seinen vielfältigen Formen. Das größte Geschenk an unsere Kultur ist der freie Tag, der Sonntag. Das spüren vor allem Menschen, die in einer Kultur leben, die keinen Sonntag kennt – Ingenieure zum Beispiel, die in China arbeiten. Ohne Sonntag ist jeder Tag Werktag. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 21 … eine Gemeinschaft, in der Sie singen können, selbst wenn Sie unmusikalisch sind Singen tut der Seele gut, befreit das Herz und ist gesund – das ist medizinisch nachgewiesen! Sie können in den Singkreis gehen, in die Kantorei oder in den Kirchenchor. Im Gottesdienst können Sie singen aus voller Kehle, wenn Ihnen danach ist. Zusammen mit anderen klingt es besser. Von der Orgel begleitet findet selbst der den richtigen Ton, der sonst nicht so gut singen kann. Gedanken, die Sie herausfordern – auch Sie „Kopf ab zum Gebet!“ Tucholskys Spott über die Kirche ist nicht angemessen. Von Anfang an hat die Kirche den Glauben durch das Denken begleitet. Sie ging in die Schule der Philosophie des Abendlandes, es hat ihr gut getan. Sie hat immer wieder philosophisch anspruchsvolle Antworten gefunden. Denken Sie nicht, wer glaubt, benutze seinen Verstand nicht. Die Theologie ist darin geübt, auch schwierigen Fragen und Zweifeln stand zu halten: Kosmologie, Physik, Psychologie, Evolutionslehre. (Auch große Physiker wie Carl-Friedrich von Weizsäcker gehörten zu den Glaubenden). Wenn die Theologie immer wieder einfache Antworten sucht, dann deshalb, weil die Wahrheit einfach ist. Einfach, aber nicht simpel. Worte, die Mut machen So ein Wort, wie es sich bei Jesaja findet: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ (Jesaja 43,1) Der Sohn einer Familie sitzt im Gefängnis, man will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Die Pfarrerin gibt der Familie das Gleichnis vom verlorenen Sohn zu lesen. Sie gehen wieder hin und besuchen ihn. Viele Geschichten der Bibel gehören zu den Mut-machGeschichten. Mut zu leben, zu glauben, zu lieben, zu hoffen – auch über den Tod hinaus Ein Mann wie Dietrich Bonhoeffer, der Widerstand leistete im Dritten Reich, den Tod nicht ersehnte, ihn aber auch nicht ängstlich vermied, sondern als letzte Konsequenz seines aus dem Glauben kommenden Handelns für die Gesellschaft auf sich nahm. Beim Gang zum Galgen sagte er: „Das ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens“. Ein Mensch, der stirbt, gelassen und gefasst, zu früh, weil er krank ist; und doch sich fallen lässt in Gottes bergende Hände. „Ich kann nicht tiefer fallen, als einer großen Liebe in die Hände“ … eine Wahrheit, die frei macht und aufrichtet Der Mensch ist für Gott um seiner selbst willen interessant, vor aller Leistung, vor allem Können. „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Eine Frau, traumatisiert durch einen Unfall, bei der ihr Kind starb, trägt an der „Schuld des Überlebens“. Einfühlsame Seelsorge kann lösen und neues Leben ermöglichen. … den Gott, der für Gottlose da ist „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“ so betete Jesus am Kreuz für seine Peiniger. Gott hat sich in Freiheit dazu entschlossen, der Liebende zu sein, davon lässt er sich nicht abbringen – durch keine Macht der Welt. Das ist der Bund, den Gott mit seinen Menschen schloss. „Wir Menschen können wohl gottlos werden, aber wir werden Gott nicht los“ (Karl Barth). … die Welt in einem neuen Licht „Haucht uns nicht der leere Raum an? Fallen wir nicht in ein unendliches Nichts?“ – könnten wir fragen. Dem ist nicht so, denn der Grund, warum es die Schöpfung gibt, ist Liebe. Aus Liebe schuf Gott die Welt. Er liebt seine Menschen und bestimmt sie dazu, freie Partner Gottes zu sein. „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt“ (Psalm 8). Aus Liebe kommt Gott herab zu uns in Gestalt eines kleinen Kindes. Das gibt der Welt wahrhaftig „ein’ neuen Schein“ (EG 23,4). Finden Sie davon nichts bei uns, dann sagen Sie uns Bescheid . . . Ihre Evangelische Kirche Dies alles und noch mehr lässt sich in der Kirche finden, und es wird unmittelbar deutlich, dass das auch der Gesellschaft, in der die Kirche lebt, gut tut. Jemand hat kürzlich geschrieben, man könne in Europa keine 1000 Schritte in irgendeine Richtung gehen, ohne einer wie auch immer gearteten Spur des Christentums zu begegnen. Und das ist gut so! Gerlinde Hühn, Dekanin E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 1 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 22 Mit Behinderungen in unserer Gesellschaft leben Selbstbestimmung. Gleichstellung. Chancengleichheit. Hinter Schlagworten stehen Menschen. „ die Vorwürfe an Eltern, einem behinderten Kind das Leben geschenkt zu haben „ Verweigern von Leistungen, die jemandem gesetzlich zustehen „ Verspotten von Menschen mit sichtbaren Schwächen GISELA KOHLE Wer nichts zu sagen hat, wirft gerne mit Schlagworten um sich: Selbstbestimmung. Gleichstellung. Chancengleichheit. Nachteilsausgleich. Und noch ein neuer Begriff: Teilhabe. Teilhabe? Ich lese doch nicht das Sozialgesetzbuch. Also: wer soll wann wie woran teilhaben, und wie viel? Und warum überhaupt? Erweitern wir noch einmal unseren Wortschatz um „Lebenserschwernisse“. Also etwa: nicht sprechen können, blind sein, spastisch gelähmt sein, fit und gesund aussehen, aber unsichtbar krank sein, gehörlos sein, auffällig aussehen oder missgebildet sein, epilepsiekrank sein, autistisch behindert sein oder einfach langsamer sein als andere. Dazu kommen noch die Lebenserschwernisse, welche von Menschen durch Gedankenlosigkeit, Geldgier, Rücksichtslosigkeit oder Berührungsängste verursacht werden: „ öffentliche Gebäude ohne Zugänge für Menschen mit Gehbehinderung „ Papierkrieg/Verwaltungsaufwand, um Hilfsmittel zu bekommen „ Sparen an Leistungen, die ein selbst bestimmtes Leben ermöglichen „ fehlende bzw. ungeeignete Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen „ das Denken über Behinderung als Strafe für Fehlverhalten „ das Ausschließen von Kindern mit Behinderungen aus Regelschulen ANDREA KOHLE Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd „ „ „ „ „ „ Die Lebensleistungen, die Menschen trotz Lebenserschwernissen erbringen, können nicht hoch genug geschätzt werden: einen Arbeitsplatz ausfüllen, ohne hören zu können freundlich sein und Kontakte pflegen trotz fortschreitender Krankheit seine Familie versorgen trotz Halbseitenlähmung das Gymnasium besuchen, ohne sehen zu können unter Leute gehen trotz der Angst, komisch angeschaut zu werden nach einem Motorradunfall täglich viele Stunden trainieren, und das Woche um Woche, Monat um Monat, um wieder arbeitsfähig zu werden. Menschen, die diese Lebensleistungen nicht sehen, gibt es. Doch es gibt auch Menschen, die Behinderte und ihre Familien begleiten, die die richtigen Fragen stellen, die Geduld mitbringen und das Anderssein, wenn es auch anstrengt, immer wieder als Bereicherung erfahren. Es gibt sie – bei uns und überall. Und sie sollen die Gesellschaft prägen, in der wir leben wollen. Gisela Kohle lebt in Eybach und engagiert sich für Menschen mit Behinderungen Andrea Kohle, 17 Jahre alt, hat folgendes Gedicht geschrieben Gedicht für Menschen, Tiere und Pflanzen In dieser großen weiten Welt leben Menschen, leben Tiere und Pflanzen leben hier, sie alle kommen, Gott, von dir. Vor vielen tausend Jahren, als noch nicht so viele Menschen auf der Erde waren, da ging es den Tieren und Pflanzen noch gut, denn der Mensch hat noch keinen Dreck in die Luft geraucht und nur gejagt, soviel er braucht. Die Blumen und Bäume haben viele schöne Träume. Gazellen, Libellen können über die Erde schnellen. Der Peter und die Fatima sind sich ganz nah. 2 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Heute gibt es auf der Welt soviel Gestank, der macht Menschen, Pflanzen und Tiere krank. Alle atmen dieselbe Luft, alle riechen denselben Duft. Gott hat die Erde gemacht, hat sich alles ausgedacht, doch wie die Menschen damit umgehen, das kann niemand verstehen. „Ihr Menschen, passt auf uns auf!“ rufen Tiere und Pflanzen. „Nehmt das nicht in Kauf mit Bomben und Lanzen. Ihr sollt lieber tanzen.“ Alle Menschen dieser Welt: jeder ist ein Held, der die Erde erhält. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 23 Bilder sprechen lassen Seiten nden vier e lg fo h c a en! Die n erausnehm Sie h ie S n e könn finden r Seite 23 itelbild Auf diese u ung z m T ib re h c s e die B INGEBORG BRÜNING Eigentlich war es ein schöner Abendspaziergang. Vor mir lag ein Feld in der untergehenden Sonne. Innerlich umgetrieben vom Irakkrieg, sah ich allerdings ein „Blutfeld“. Schon im Vorfeld des Krieges erlebte ich die, oft so fromm klingende, Argumentation des amerikanischen Präsidenten als fadenscheinig und unsauber. Nun hatte sich gezeigt, zu was für einem Desaster der Krieg geworden ist. Das Bild „Blutfeld“ malte ich bewusst mit schmutzigen Farben. In diesem Bild zerfließen die Sicherheiten. Die Wand, links im Bild, ist keine mehr. Sie löst sich auf, hat kein Fundament. Mancher Hartz IV-Empfänger muss „seine vier Wände“ verlassen, weil sie unbezahlbar geworden sind. Die neue Armut greift um sich, ist aber nicht nur bei Hartz IV zu spüren. Man weiß es oft nicht voneinander, aber inzwischen ist mancher wie in einen Kanal geraten (rechts im Bild), von wo aus er vielleicht sogar schon (ganz vorne) aus dem Blickfeld der Gesellschaft geschwemmt wurde. Da aber keiner aus dem Blickfeld Gottes gerät, besteht für die Gemeinde Jesu die Aufgabe, nicht einfach nur ein Spiegelbild der Gesellschaft zu sein, sondern zu einer Blickfelderweiterung zu kommen, die dem Fortschwemmen Einhalt gebietet. Diesen weiten Blick für die Gesamtheit der mit uns Lebenden und des mit uns Lebendigen, sowie den Blick für die persönliche und gemeindliche Relevanz, brauchen wir dringend. Dazu gehören die „neuen Gedanken“ (violett im nächsten Bild), die „alten Gedanken“ kennen wir zur Genüge. Sie glauben nicht an die eigene und die gemeindliche Relevanz. Sie glauben nicht an die Möglichkeiten. Sie sehen das Potential nicht, sondern nur die Schwierigkeiten. Die neuen Gedanken kehren die Sichtweise um (Umkehr, Buße, Farbe violett) und denken von der Erfüllung der Verheißungen Gottes her. Wenn wirklich Gottes Reich kommt, wie wir im Vaterunser beten, dann siegt das Leben (siehe Ostern). Wenn aber das Leben schon gesiegt hat, ist es unangemessen, in die Resignation zu gehen. Dann können wir hoffen und handeln. Vielleicht ist es das Bruchstückhafte in unserem Leben, das uns immer wieder resignieren lässt. Der große Lebensentwurf, die selbstgebaute Identität hält dem wirklichen Leben nicht stand. Schuld, Scheitern und Ereignisse von außen machen immer neu unser Leben zum Fragment. Dann puzzeln wir einzelne Bruchstücke zusammen und bauen am Selbstbild. Das gelingt uns mehr oder weniger, je nachdem wie scharfkantig die Bruchstücke sind. Aber Gott macht uns ein besseres Angebot, uns nämlich seinem Lebensstrom und seiner vergebenden Liebe zu überlassen, worin sich das Leben neu formiert. „Fragmente – mein Gott kreiert aus ihnen ein Neues“. Da kann man doch wieder aufs Leben gespannt sein. „Blutfeld“ „Zerbruch von Sicherheiten“ „Fragmente“ Ingeborg Brüning ist Pfarrerin in Steinenkirch. Von ihr stammt das Titelbild dieser Ausgabe „Fragmente“. E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 3 Aus den Distrikten 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 24 S O M M E R P R E D I DISTRIKT ALB Predigten zu Liedern von Paul Gerhardt Pfarrerin Ingeborg Brüning „Ich singe dir mit Herz und Mund“ . . . – EG 324 19. August 10.00 Uhr Steinenkirch 26. August 9.00 Uhr Amstetten-Bahnhof/10.00 Uhr Türkheim 2. September 9.00 Uhr Hofstett-Emerbuch/10.00 Uhr Bräunisheim 9. September 9.00 Uhr Waldhausen/10.00 Uhr Stubersheim Pfarrerin Reinhard Hoene „Gib dich zufrieden und sei stille“ . . . – EG 371 29. Juli 9.00 Uhr Türkheim/10.00 Uhr Amstetten-Bahnhof 26. August 10.00 Uhr Steinenkirch Pfarrerin Edeltraud Meyer „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ . . . – EG 503 29. Juli 9.00 Uhr Waldhausen/10.00 Uhr Stubersheim 5. August 10.30 Uhr Böhmenkirch Pfarrer Holger Platz „Die güldne Sonne voll Freud und Wonne“ . . . – EG 449 26. August 9.00 Uhr Schalkstetten/10.00 Uhr Stubersheim 2. September 10.30 Uhr Böhmenkirch 9. September 10.00 Uhr Türkheim Dekan i. R. Hermann Stahl „Befiehl du deine Wege“ . . . – EG 361 29. Juli 10.00 Uhr Steinenkirch 5. August 9.00 Uhr Amstetten-Bahnhof/10.00 Uhr Aufhausen 19. August 9.00 Uhr Hofstett-Emerbuch/10.00 Uhr Waldhausen Pfarrerin Helga Striebel „Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“ . . . – EG 112 5. August 9.00 Uhr Schalkstetten/10.00 Uhr Hofstett-Emerbuch 12. August 10.00 Uhr Steinenkirch 19. August 9.00 Uhr Aufhausen/10.00 Uhr Amstetten-Dorf DISTRIKT GEISLINGEN „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen,...“ Berge in der Bibel Dekanin Gerlinde Hühn Die Berge Morija und Golgatha – Braucht Gott Kinderopfer? 29. Juli 10.00 Uhr Pauluskirche 12. August 9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler 19. August 9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Markuskirche 9. September 9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach Pfarrer Martin Breitling Der Berg Tabor – Der Berg der Verklärung – Vom Gipfelglück der Weg zurück 5. August 9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche 12. August 9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach 19. August 10.00 Uhr Pauluskirche Pfarrer Peter Heiter Nebo – schöne Aussicht im Angesicht des Todes 29. Juli 9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach 5. August 9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler Pfarrerin Ulrike Knapp Der Berg Sinai – Der Gipfel der Freiheit 19. August 9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler 26. August, 10.00 Uhr Pauluskirche 2. September 9.00 Uhr Eybach/10.15 Uhr Stötten 9. September 9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche 2 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr G T R E I H E N Pfarrer Erhard Lerch Seite 25 2 0 0 7 Ararat – Noah: Neuanfang oder Ende 29. Juli 9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler 5. August 9.00 Uhr Eybach/10.15 Uhr Stötten 12. August 9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche Diakonin Zion – Der Unscheinbare Margarethe Stutvoet 19. August 9.00 Uhr Stötten/10.15 Uhr Eybach 26. August 9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler Pfarrer Christoph Wiborg Psalm 121 – Hilfe, die vom Berge kommt 26. August 9.30 Uhr Martinskirche/10.30 Uhr Markuskirche 2. September 9.30 Uhr Stadtkirche/10.30 Uhr Weiler 9. September 10.00 Uhr Pauluskirche DISTRIKT OBERE FILS 400 Jahre Paul Gerhardt (1607–1676) – Seelsorge in Liedern Pfarrer Nun lasst uns gehn – EG 58 Georg Braunmüller 29. Juli 9.00 Uhr Bad Überkingen/10.00 Uhr Oberböhringen 5. August 10.00 Uhr Auendorf 12. August 9.00 Uhr Wiesensteig/10.00 Uhr Deggingen/19.00 Uhr Gruibingen Pfarrerin Susanne Jutz Die güldne Sonne – EG 449 29. Juli 10.00 Uhr Gruibingen 2. September 9.00 Uhr Bad Überkingen/10.00 Uhr Oberböhringen 9. September 9.00 Uhr in Auendorf/10.00 Uhr Deggingen Pfarrer Christian Keinath Wer wohlauf ist und gesund – EG 674 19. August 9.00 Uhr Wiesensteig/10.00 Uhr Gruibingen/19.00 Uhr Auendorf 26. August 10.00 Uhr Bad Überkingen 2. September 9.00 Uhr Hausen/10.00 Uhr Unterböhringen Pfarrerin Johanna Raumer Sollt ich meinem Gott nicht singen – EG 325 2. September 10.00 Uhr Auendorf/11.00 Uhr Deggingen 9. September 9.00 Uhr Gruibingen/10.00 Uhr Wiesensteig Pfarrerin Martina Rupp Ich 26. 2. 9. Pfarrer Rudolf Spieth Du, meine Seele singe – EG 302 5. August 9.00 Uhr Gruibingen/10.00 Uhr Wiesensteig 12. August 9.00 Uhr Auendorf/10.00 Uhr Bad Überkingen 19. August 9.00 Uhr Unterböhringen/10.00 Uhr Oberböhringen/19.00 Uhr Deggingen 26. August 10.00 Uhr Hausen Vikarin Eva Zähringer Ist Gott für mich – EG 351 5. August 10.00 Uhr Bad Überkingen/11.00 Uhr Deggingen 12. August 9.00 Uhr Unterböhringen/10.00 Uhr Hausen bin ein Gast August September September auf Erden – EG 529 9.00 Uhr Unterböhringen/10.00 Uhr Deggingen 9.00 Uhr Wiesensteig/10.00 Uhr Gruibingen 9.00 Uhr Hausen/10.00 Uhr Bad Überkingen E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 5 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 26 Evangelisches Dekanatamt Dekanin Gerlinde Hühn Hansengasse 2, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51 email: Ev.Dekanat.Geislingen@t-online.de www.Kirchenbezirk-Geislingen.de Konto Evangelischer Kirchenbezirk: Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00 Posaunenchorarbeit Armin Fischer Teilwiesenstraße 16, 73079 Süßen Tel. (0 71 62) 94 81 84 Klinik-Seelsorge Krankenhaus Geislingen Pfarrer Klaus Hoof Uhlandstraße 5/1, 73337 Bad Überkingen Tel. (0 73 31) 3 05 98 34 Altenheim-Seelsorge Pfarrerin Claudia Kupfer-Feine 73079 Süssen, Falkenstraße 6, Tel. (0 71 62) 9 46 06 78 Ökumenische Sozialstation Geislingen derzeit noch: Steingrubestraße 4, 73312 Geislingen IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20 Nachbarschaftshilfe, Ute Gröner, Tel. (0 73 31) 93 73-23 Pflegedienst, Ute Kothe, Tel. (0 73 31) 93 73-21 Evangelisches Jugendwerk Sabine Angnes Friedensstraße 44, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax 4 4712 Diakonische Bezirksstelle Hospizarbeit im Kirchenbezirk Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46 Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Klaus Kohle, Madlen Wagner Steingrubestraße 6, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 4 45 81 Diakonieladen „Kunterbunt“ Moltkestraße 25, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 40 05 39 TelefonSeelsorge (kostenlose Rufnummern) 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 Diakonie-Kaffeehaus Moltkestraße 27, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 98 48 96 Blindenseelsorge Pfarrerin Friederike Maier Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen Tel. (0 71 62) 4 40 74 friederike.maier@web.de Gehörlosenseelsorge Pfarrerin Edeltraud Meyer Pfarrweg 2, 73340 Stubersheim Tel. (0 73 31) 4 15 36, Fax (0 73 31) 44 03 00 Evangelische Erwachsenenbildung Eberhard Laun Bahnhofstraße 75, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39 HIV-Infizierte und Aidskranke Pfarrerin Sabine Kluger Hohenstaufenstraße 35, 73312 Geislingen Tel. (0 73 31) 6 39 60 Jugendheim Stötten Belegung über Kirchenbezirksrechner Klaus Machacek Tel. (0 73 31) 30 70 97-21 Kirchenmusik Gerhard Klumpp, Kirchenmusikdirektor Staufeneckstraße 7, 73312 Geislingen Tel./Fax (0 73 31) 6 13 77 2 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G cover« ... »Under Wo finde ich Information und Hilfe? 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd Alfred Ehmann Anita Gröh Annette Leube Ingeborg Brüning Christoph Wiborg Dietrich Crüsemann Edeltraud Meyer Frank Bendler Friederike Maier Georg Braunmüller Gerd-Ulrich Wanzeck Helmut Kienle † Helga Striebel Holger Platz Gerlinde Hühn Judith Heiter Christian Keinath Martin Breitling Martina Rupp Matthias Krauter Peter Heiter Johanna Raumer Reinhard Hoene Sabine Kluger Susanne Jutz Ulrike Knapp Yasna Crüsemann ...im Auftrag des Herrn 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 27 Deutschland zwischen Sommermärchen und Realität PETER HEITER Es war wirklich wie im Märchen: Menschen liegen sich in den Armen. Ein ganzes Volk im Freudenrausch. Wildfremde Menschen feiern miteinander. Wir Deutschen haben unsere Fahne, und ein bisschen unseren Nationalstolz wiederentdeckt, wir haben miteinander gewonnen und miteinander verloren – aber am Ende dann doch gewonnen – wenn auch nicht im richtigen, so doch im Finale der Herzen. Live mitbekommen habe ich vieles davon bei den Fußballübertragungen in der Eybacher Christuskirche. Eybacher und Stöttener Konfirmanden am Ball Es sind Erfahrungen wie im Märchen, nur dass es da meistens am Ende heißt: „Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Märchen oder richtiges Leben? Ein Jahr liegt nun dieses Fußballereignis zurück, das so viel mehr war als nur ein Fußball-Ereignis. Angesichts der Erinnerungen und Bilder, die wir alle aus diesen Tagen in uns haben, mag es der einen oder dem anderem so vorkommen, als ob das alles nur ein Traum gewesen sei, ein Märchen eben. War das wirklich? Was war das denn? Als Kind habe ich bei einer Erzählung gefragt „Ist das wirklich so passiert?“ Ich bekam die Antwort „Das ist eine wahre Geschichte!“ Ich war nicht zufrieden und dachte mir: „Aha, also doch bloß eine Geschichte.“ Mit Blick auf die WM gesprochen: Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Vielleicht blickt der eine oder die andere zurück mit einem ungläubigen Fragezeichen: Waren wir das, die da zusammen gefeiert und gelebt haben mit unseren teilweise wildfremden Mit-Deutschen? Sind wir das noch? Ist davon noch etwas da? Ist das unsere Lebenswirklichkeit? Oder gibt es das nur beim Fußballgucken? Märchen sind Leben Woody Allen hat einmal in einem Interview feinsinnig-ironisch gesagt: „Im Laufe des Lebens erfindet man Strategien, sich die Wirklichkeit vom Leib zu halten. Manche Leute gucken Fußball, andere malen oder töpfern.“ Ist das so, dass Fußballgucken eine Strategie ist, um sich die Wirklichkeit vom Leib zu halten? Auch wenn es immer wieder gute Argumente dafür gibt und der Satz für viele sicherlich eine große Wahrheit hat, möchte ich doch zu einem guten Teil widersprechen: Das Sommermärchen hat uns gezeigt, zu was für Gemeinschaftserfahrungen wir wirklich fähig sind. Es hat eine tiefe Lebens-Wahrheit, es ist eben eine wahre Geschichte. Märchen zeigen uns, wozu wir fähig sind – im Negativen wie im Positiven. Ich denke, das Sommermärchen ist hinsichtlich der gemachten Gemeinschaftserfahrungen nicht vorbei. Oder um es anders auszudrücken: Am Ende steht „Fortsetzung folgt“. Wir schreiben das Märchen mit unserem Leben fort. Es wird zur Geschichte, „die das Leben schreibt“, unser Leben schreibt sie. Und hoffentlich ist das „eine wahre Geschichte“ und nicht nur etwas, das 2006 stattgefunden hat, aber nichts mit unserer jetzigen Lebensrealität zu tun hat. Ich meine, dass wir zur Fortschreibung dieser wahren Geschichte schon auch mal miteinander Fußball gucken können – das ist keine Flucht vor der Wirklichkeit – aber wir werden auch andere Lebensäußerungen dazu finden können. Wirklichkeit im christlichen Glauben Als Theologe möchte ich noch einige Gedanken an den Schluss stellen: Meiner Meinung nach hat der christliche Glaube etwas von dieser gerade vollzogenen Gedankenbewegung ganz tief in sich: Wir Christinnen und Christen gehen von einer Wirklichkeit aus, auf die wir zugehen und die zugleich schon da ist. Wir nennen sie „das Reich Gottes“. Es ist bereits jetzt da, um es mit einem Lied zu sagen, „wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu, . . .wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu, . . .wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu“. Da, wo das Reich Gottes aufwächst, „da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns“. In dieser Gesellschaft, in der Gesellschaft des Reiches Gottes leben wir gut. Und am Ende heißt es dann vergleichbar, aber doch ganz anders als im Märchen: „Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende – und darüber hinaus!“ Peter Heiter ist Pfarrer in Eybach/Stötten und Fußballfan E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 7 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 28 Kirche und Politik – Einmischen oder Raushalten? MATTHIAS WITTLINGER Trennung von Staat und Kirche „Mischt Euch nicht in anderer Leute Angelegenheiten!“ schimpfen manche Politiker, wenn sich die Kirchen zu aktuellen politischen Fragen äußern. Andere haben grundsätzliche Bedenken dagegen, dass sich die Kirchen in tagespolitische Fragen einmischen: Sie halten es für undemokratisch, wenn die Kirchen ihre öffentliche Macht „ausnutzen“, um ihre politischen Vorstellungen durchzusetzen. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin – Kirche und Mahnmal Die Ursache Die Trennung von Staat und Kirche liegt in der Säkularisierung begründet. Säkularisierung bedeutet die „Ablösung der politischen Ordnung als solcher von ihrer geistlich-religiösen Bestimmung und Durchformung". Die Säkularisierung der Gesellschaft und ihrer Kultur ist die Folge der Verschiedenheit und des Gegeneinanders der vielerlei christlichen Konfessionen in der Neuzeit. Angesichts konkurrierender (christlicher) Wahrheitsansprüche fällt dem modernen Staat nur noch die Funktion der Befriedung von Gesellschaft und Gemeinwesen zu; die Leitung in Glaubensfragen gehört nicht mehr zu seinen Aufgaben. Dies hat zur Folge, dass das christliche Bekenntnis vor allem in den privaten Bereich verwiesen wird und der Staat weltanschaulich neutral zu sein hat: Er hat die Religionen und die Religionsfreiheit seiner Bürger zu schützen, darf keine Konfession bevorzugen. 2 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Glaube kann nicht entscheiden Das Verhältnis der ChristInnen zu Staat, Politik und Recht ist kompliziert. Es gab immer wieder Versuche, unmittelbar aus theologischen und biblischen Normen das Handeln im weltlichen Gemeinwesen zu bestimmen. Versuche dieser Art standen und stehen jedoch stets in der Gefahr, ideologisch zu verengen. Zwar werden ChristInnen aus theologisch-biblischen Ideen Richtlinien und Antriebe für ihr Handeln schöpfen. Aber die Entscheidung für diese oder jene politische Tat ist im weltlichen Bereich, in dem sie sich mit konkreten Sachverhalten auseinandersetzen müssen, nur aufgrund ethischer Bewertung zu treffen. So können ChristInnen im Falle sozialer Ungerechtigkeit durchaus für einschneidende oder gar revolutionäre Maßnahmen plädieren. Aber ob dieser Fall vorliegt, das ist eine sozialethische Frage. Hier ist der Glaube überfragt. Den ideologischen Missbrauch von Glaubensgrundsätzen erkennen wir in allen Kriegen, besonders aber im Dritten Reich. Die vor allem im Luthertum verbreitete Zwei-Reiche-Lehre, die weltliche Ordnung und Reich Gottes unterscheidet, betont die Eigenständigkeit der weltlichen Ordnung. Demgegenüber hebt die reformierte Theologie (wie Karl Barth und seine SchülerInnen) den umfassenden Anspruch Gottes auf die Welt hervor, womit Theologie und Kirche ein prophetisches Amt beanspruchen. Im Kirchenkampf des Jahres 1934 betonten die Mitglieder der Bekennenden Kirche gegenüber den „Deutschen Christen“ und dem nationalsozialistischen Totalitarismus den unbedingten Anspruch Gottes auf das „ganze Leben“ der ChristInnen. Ihre Lehre von der „Königsherrschaft Christi“ war die theologisch überzeugendste Form, den Missbrauch der Zwei-Reiche-Lehre, mit der die Politik im nationalsozialistischen Gewaltstaat gerechtfertigt wurde, zu bekämpfen. Diesen Missbrauch unterstützte die im Protestantismus lang geübte Interpretation des Römerbriefs (Römer 13,1 „es ist keine Obrigkeit außer von Gott“). Danach wurde die jeweils bestehende politische Herrschaft (bis 1918 das evangelische Landesfürstentum) religiös legitimiert. Dagegen hatten sozialethisch-rechtliche Begründungen für politische Herrschaft kaum Bedeutung. Vorbild ist gewünscht Es gibt viele Menschen, die sich gerade von den Kirchen eine grundsätzliche Orientierung auch in politischen Fragen erhoffen, weil sie darauf vertrauen, dass sich hier Menschen äußern, die nicht von Wahlen abhängig sind. Die Befürworter politischer Äußerungen seitens der Kirche berufen sich gerne auf die Propheten des alten Israel, die immer auch die falsche Politik der Könige als einen Abfall von Gottes Willen brandmarkten. Politische Äußerungen der Kirche werden vor diesem Hintergrund als notwendige Wahrnehmung eines „prophetischen Wächteramtes der Kirche“ verstanden, das eine Orientierung gebende und damit seelsorgerliche Funktion habe. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 29 Die direkte Berufung auf geistliche Autoritäten für Alltags- und Gegenwartsfragen – seien es der Papst, eine Synode oder der unmittelbare Rückgriff auf die Bibel – kann nach evangelischem Verständnis für das politische Amt nicht den alleinigen Maßstab bilden. Das ist Würde und Bürde der besonderen evangelischen Verantwortung in der Politik, so wie ich sie verstehe. Der Reichstag in Berlin – Wiederaufgebaut für das Volk Eine Meinung ist notwendig Für einen gewinnbringenden Dialog zwischen Kirche und Politik ist es unerlässlich, dass die jeweiligen Argumente klar und deutlich artikuliert und publiziert werden. Wer sich eine Meinung bilden will, muss die Argumente aller Beteiligter oder Betroffener kennen, um nach Abwägung zu einem eigenen Urteil und zu einer eigenen Meinung zu kommen. Letztendlich bedeutet dies, dass die Kirchen, auch wenn sie nicht steuernd in die aktuelle Politik eingreifen wollen, die Aufgabe und Verantwortung haben, kirchliche Positionen zu erarbeiten und den Gemeindegliedern bekannt zu machen. Christen in der Politik – gelebte Verantwortung Im Bewusstsein der Schwere, aber auch der Bedeutsamkeit der politischen Herausforderungen müssen wir als ChristInnen in der Politik immer wieder um die Lösung der Probleme in unserem Land ringen und uns glaubwürdig dafür einsetzen. Bei aller Vorläufigkeit des politischen Tuns werden wir immer den hohen Ernst und die Verantwortung dieses Berufes zu betonen haben. Zum Verhältnis von Glaube und Politik hat der zweite Bundestagspräsident, Dr. Hermann Ehlers, einmal sehr schön formuliert: „Die Verantwortung, die die Menschen für sich, für ihre Bürger, für die Gemeinschaft des Volkes tragen, muss eine andere sein, wenn sie nicht meinen, dass mit dem Tode alles aus ist, sondern dass ein letztes Gericht und eine letzte Gnade auf sie warten. Wo es keine große Hoffnung gibt, gibt es auch keine vernünftige Politik.“ Matthias Wittlinger Bürgermeister in Uhingen und ehemaliger Vorsitzender des Bezirksarbeitskreises für Jugendarbeit im Kirchenbezirk Geislingen Neben der Kirche hat in meinen Augen auch jeder Christ und jede Christin eine besondere Verantwortung, wenn sie in der Politik tätig ist. Christsein in der Politik ist immer konkret. Dazu gehört auch, dass man in einer bestimmten Konfession beheimatet ist. Was sind Kennzeichen protestantischer Verantwortung? Verantwortung in Politik und Gesellschaft gründet für mich als evangelischem Bürgermeister zunächst einmal darin, dass Gott einen Sünder aus Glauben rechtfertigt. Die eigene glaubensverantwortliche Gewissensentscheidung ist nicht delegierbar. Zugleich wird damit jede starre Gesetzes- und Prinzipienethik abgelehnt. Diese grundlegend evangelische Auffassung von der „Freiheit eines Christenmenschen“ mag es zwar schwierig machen, einen Konsens zu finden, doch gehört gerade diese Schwierigkeit zum protestantischem Verständnis von menschlicher Freiheit unabdingbar dazu. Die Reichstagskuppel Evangelische ChristInnen in der Politik wissen, dass das verantwortliche Ringen um die besten Antwortversuche nun einmal in den Streit und die Zweideutigkeiten dieser Welt gehört. Diese Zweideutigkeiten in der politischen Arbeit zu leugnen oder überspringen zu wollen, wären der theologisch wie politisch unzulässige Versuch, weltliches und geistliches Amt miteinander zu verwechseln. E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 2 9 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 30 Was erhofft man sich in Afrika vom Leben? MATTHIAS BANZHAF Lange habe ich überlegt, was ich zu der Frage schreiben kann. Trotz der vielen Jahre, die ich nun schon in Afrika arbeite, ist es mir immer noch nicht gelungen, die Tiefen der afrikanischen Seele zu verstehen. Wahrscheinlich wird mir das auch nie so richtig gelingen. Aber vielleicht kann ja das Beispiel von drei Freunden (Namen geändert) etwas zum Thema beitragen. Hamidou, der Straßenjunge, der immer zur Mittagszeit am Ausgang der französischen Schule steht, um sich dort seine tägliche Mahlzeit zu ergattern. An wen klammert er sich heute in der Hoffnung, etwas abzubekommen, seien es nur ein paar Centimes, ein Kugelschreiber, oder vielleicht auch mal ein paar neue Schuhe? Ein paar hundert Eltern holen ihre Kinder ab. Manche bleiben bei laufendem Motor im klimatisierten Auto sitzen, andere winden sich abwehrend durch die vielen ambulanten Gemüseund Bonbonverkäufer, Bettler und die anderen Straßenkinder, die alle gekommen sind, um von dem einen, kurzen Augenblick zu profitieren, wo die, die satt sind und eigentlich viel zu viel haben, an einem Ort versammelt sind. Aber es sind nur fünf Minuten, in denen es zu handeln gilt, danach sind alle wieder weg, verschanzt hinter ihren Mauern und beschützt von ihren Wächtern. Wer ist heute Hamidous Gönner? Wen begleitet er heute vom Auto bis zur Schulpforte und zurück, in der Hoffnung dass der dann nicht mehr anders kann als ihm etwas zu geben? Heute hat Hamidou den Falschen ausgesucht. Alles für die Katz! Der ausgesuchte Gönner hatte kein Kleingeld. Und schon sind alle anderen weg. Wieder eine Nacht schlafen, ohne etwas gegessen zu haben. Aber der eine, tagtäglich wiederkehrende Traum hält ihn wach: Irgendwann einmal auf der anderen Seite des automatischen Auto-Fensters zu sitzen und derjenige zu sein, der die Centimes verteilt. Djidda, der Viehnomade, der jahraus, jahrein mit seinen Rindern dem Regen folgt. Die Regenzeit im Sahel ist kurz, meistens dauert sie nur zwei Monate. Aber es regnet nicht überall. Manchmal muss Djidda mit seiner Frau und seinen drei Kindern 400 km laufen, um seine Herde dorthin zu führen, wo das Grün aus dem Boden sprießt. Er muss sich beeilen, bevor die anderen Viehnomaden dort eintreffen, um seinem Vieh das unberührte, zarte Grün bieten zu können. Es gibt eben nur diese eine kurze Periode, wo es sich sattessen kann. Nur eine satte Kuh gibt auch Milch! Also schnell die paar Habseligkeiten zusammenschnüren und auf die Esel packen: Kochtopf, Plastikplane, Schlafmatte, ein paar Löffel, das war’s dann auch fast schon. Dieses Jahr ist Djidda in die falsche Richtung gelaufen. Der Regen, den man ihm gemeldet hatte, war zu wenig, um einen richtigen Grasteppich wachsen zu lassen. Was bleibt nun? Alles wieder zusammen3 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G packen, ganz weit in den Süden zu laufen, über Grenzen ziehen und in der Fremde versuchen zu überleben, bis zur nächsten Regenzeit. Tausche eine Kalebasse Milch gegen eine Hand voll Hirse, das muss reichen. Auf was hofft Djidda im Leben? Eigentlich nur auf eines: auf eine Welt, in der es wieder mehr regnet, wo man den Bedürfnissen der Nomaden mehr Rechnung trägt, wo man mit offenen Armen empfangen wird statt mit Macheten. Etwas anderes kann sich Djidda eigentlich auch gar nicht vorstellen. Salifou, Beamter im Erziehungsministerium, der immer wieder woanders hin versetzt wird und selten pünktlich sein Gehalt bekommt (wenn er es überhaupt bekommt). Es ist wieder soweit. Im Radio werden die Versetzungen bekannt gegeben. Nach einer langen Aufzählung von Namen hört Salifou den seinigen. Er wird nach N’Gurti versetzt, 1.700 km von der Hauptstadt entfernt, eine kleine Militärstation am Rande der Wüste: kein Strom, Wasser aus dem Brunnen, nur ein paar Händler und die Familien der Militärs, die hier leben. Soll er dorthin seine Familie mitnehmen, nachdem er erst vor drei Monaten mit ihnen von einem ähnlichen Ort nach Niamey in die Hauptstadt gezogen ist? Was für eine Ungerechtigkeit, denkt Salifou. Weil wieder mal der Minister ausgetauscht worden ist, werden alle Stellen umbesetzt, weil der Neue seine Getreuen um sich haben will, und die, die ihm nicht nützlich sind, soweit wie möglich wegschickt. Wäre er doch Mitglied in der regierenden Partei, dann wäre alles einfacher für ihn. Aber das ist gegen seine Überzeugungen. Er will nicht seine Seele verkaufen, nur für ein paar Vorteile. Und doch hofft er, dass sich irgendwann alles zum Guten kehren wird: Eine Regierung, die stolz auf ihre Beamte ist, die jene fördert, die aufrecht arbeiten, und diejenigen bestraft, die auf Kosten anderer in ihre eigene Tasche arbeiten. Eine Welt, in der die eigene Leistung zählt und nicht die zufällige Verwandtschaft mit dem Minister. Hamidou, Djidda und Salifou sind alle drei praktizierende Moslems. Fünf mal am Tag neigen sie sich in Richtung Mekka. Dort bringen sie ihre Hoffnungen auf eine gerechtere Welt vor den Herrn, den sie Allah nennen. Sie tun dies mit dem gleichen Glauben und Vertrauen, in dem auch wir für eine bessere Welt beten. Matthias Banzhaf, Geislingen, ist im Entwicklungsdienst tätig und seit Januar in der Republik Niger, dem ärmsten Land der Welt 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 31 Frauen, Quote und Qualität im Fernsehen Prägt das Fernsehen die Gesellschaft oder die Gesellschaft das Fernsehen? ANJA GÖRZEL-BUB Das waren noch Zeiten. Keine Quoten, keine Marktanteilanalysen. Das Wort „Zappen“ war noch nicht erfunden. Es gab nur das Erste, Zweite und Dritte. Kein DschungelCamp und kein Daniel Kübelböck. Herrliche Tage für die öffentlich-rechtlichen Programme. Herrlich tatsächlich. Bis Mitte der achtziger Jahre wurde Fernsehen noch weitgehend von Männern bestimmt. Vor und hinter den Kulissen. Zwar gab es eine Wibke Bruhns, Dagmar Berghoff und Carmen Thomas – Frauen der ersten Stunde. Doch ein Versprecher – „Schalke 05“ – genügte, und schon war es aus mit der Karriere als Moderatorin im Aktuellen Sportstudio. Konkurrenz bringt Bewegung Überhaupt – Frauen und Sportberichterstattung: Erst 2004 war diese Männerdomäne bereit für eine Frau: Monica Lierhaus moderierte die Sportschau. Woher kam diese Lierhaus? Entdeckt hatten sie die Privaten. Im Privat-Fernsehen waren Frauen vor der Kamera häufiger vertreten, vor allem blonde. Fernsehen, das Medium fürs Auge. Auch da sollten wir uns nichts vormachen. Trotzdem: Mit der Konkurrenz durch die Privaten gab es auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Umdenken. Man musste sich messen lassen. Vieles wurde überdacht. Es entstand Bewegung und brachte so manche kluge Frau hervor und in unsere Wohnzimmer. Korrespondentinnen im Ausland zum Beispiel: Der WDR entdeckte für uns Gabriele Krone-Schmalz, Sonja Mikich und Tina Hassel. So sind Frauen heute aus dem Fernsehen, aus den Nachrichten nicht mehr wegzudenken. Dennoch belegt eine Umfrage des Emnid-Instituts von Mai 2005, dass in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch vorwiegend Männer das Informationsterrain besetzen. In einer Umfrage des NDR unter Zuschauerinnen und Zuschauern wurde Anne Will ihrem männlichen Pendant Ulrich Wickert als Assistentin zugeordnet. Alte Rollenklischees? Zwei von elf. Von Parität sind die Öffentlich-Rechtlichen noch weit entfernt. Dabei sind diese Sender der Verfassung und damit dem Gleichheitsgrundsatz verpflichtet. Ohne Quote geht nichts Wer aber wählt die Intendanten? Die Rundfunkräte, und diese sollten, so steht’s in den Staatsverträgen, zwar paritätisch besetzt sein, sie sind es aber – bis auf den Norddeutschen Rundfunk – nicht. Ende 2007 wird beim Südwestrundfunk die Zusammensetzung des Rundfunkrats neu besetzt. Die Kirchen, gesellschaftlich relevante Verbände, Organisationen und Parteien schicken ihre Abgesandten in diese Gremien. Schon jetzt appellieren Landespolitikerinnen dafür, mehr Frauen in die Rundfunkräte zu entsenden. Ob die Forderungen fruchtbar sein werden oder ins Leere laufen, werden wir sehen. Dabei sind starke Frauen gefragt. Im Fernsehen, im fiktiven Bereich. Lena Odenthal zum Beispiel, die „Tatort“-Kommissarin des Südwestrundfunks. Die Tatorte mit Ulrike Folkerts in der Hauptrolle sind Quotenhits. Oder aber Bella Block – ihre eigenwillige Kollegin im ZDF. Auch die bringt Quote zur Primetime am Samstagabend. Quote und Qualität. In diesem Fall sind sie eins. Ohne Quote geht es nicht. Auch nicht im ersten, zweiten und dritten Programm. Würden die Öffentlich-Rechtlichen nur noch auf Kultur und Wissenschaft setzen, wie oft verlangt, rutschten ARD und ZDF in die Nischen. Natürlich müssen auch die Nischen besetzt sein, Kultur und Wissenschaft müssen sein. Aber die Öffentlich-Rechtlichen müssen auch die Masse ansprechen – mit Qualität. Das ist der Auftrag. Nicht mit Schadenfreude und Kommerz wie bei den Privaten und ihren Dschungelshows, sondern mit Anspruch. Würde nur noch die Bildungselite in der ersten Reihe sitzen, wären die Rundfunkgebühren nicht mehr zu rechtfertigen und damit die Unabhängigkeit und Kontrollfunktion der öffentlich-rechtlichen Medien als die vierte Gewalt im Staat in Gefahr. Immer noch keine Chancengleichheit für Frauen Dabei sind die populären TV-Nachrichtenmagazine bei ARD und ZDF in der Moderation durchweg paritätisch besetzt. Beispielsweise im ZDF „Heute Journal“: Marietta Slomka und Claus Kleber. Aber Claus Kleber ist nicht nur Moderator sondern auch Redaktionsleiter. Hier liegt der feine Unterschied. Die Chefsessel, insbesondere die Chefredakteurssessel sind bei den Öffentlich-Rechtlichen in der Hauptsache von Männern besetzt. Die Kommentare in den „Tagesthemen“ sprechen vor allem Männer. Beim Bayerischen und Saarländischen Rundfunk hat 2006 keine einzige Frau kommentiert. Je höher die Posten, desto weniger Frauen. Ausnahmen: der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit ihren Intendantinnen Monika Piel und Dagmar Reim. Anja Görzel-Bub, geb. 1963 in Siegen, verheiratet, ein Sohn (12 Jahre), arbeitete als Hörfunkund Fernseh-Moderatorin, Reporterin, Redakteurin sowohl beim privaten (Antenne Niedersachsen, Hannover) als auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (SDR Mannheim, und SWF Baden-Baden). Seit 1998 ist sie beim SWR in Stuttgart Fernseh-Redakteurin bei „Baden-Württemberg aktuell“. Im Juni 2006 wurde sie zur Beauftragten für Chancengleichheit des Südwestrundfunks Stuttgart gewählt. E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 1 Aus Kirche und Gesellschaft 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Seite 32 Wie Schule gelingen kann Schülerinnen und Schüler eine Eintrittskarte ins Leben geben CHRISTOF STRAUB Kinder und Jugendliche in ihrer schulischen Situation und Lebenswelt interessieren, solange die eigenen Kinder bzw. die Enkel die Schule besuchen. „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“ erfordert aber genau hier eine Abkehr von dieser landläufigen Praxis. Sie fordert mehr denn je zur aktiven Auseinandersetzung und zum Mitmachen auf, damit die von mir gewählte Überschrift „Wie Schule gelingen kann“ zur Wahrheit wird. Was prägt Kinder? Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufseinstieg ist eine trag- und ausbaufähige Schulbildung 1. Seit geraumer Zeit beschäftigen sich alle Schulen und Schularten im Rahmen der Schulentwicklung mit Leitbildern und Leitzielen sowie ganzen Schulprogrammen. Dies dient letztlich auch zur Rechenschaftslegung und kann an jeder Schule eingesehen werden. Schulen haben also ihre Wertevermittlung schriftlich niedergelegt, aber ist das somit alles? Gerade Schulen bzw. die am Schulleben Beteiligten suchen Antworten auf zunehmend beobachtbare gesellschaftliche Veränderungen in den Familien und bei den Menschen selbst. Traditionelle Mehrgenerationenfamilien mit klar festgelegten Aufgabenverteilungen und Füreinanderdasein gibt es schon lange nicht mehr. Auch klischeehafte Familienbilder sind längst nicht mehr überall Realität. Teilfamilien, oft Einzelkinder, oder interkulturelle Bindungen und Verwurzelungen prägen heutige Familienstrukturen. Neu und gravierend ist die fehlende Sprechund Erzählkultur zuhause. Dies zieht sich durch die weniger werdenden Familien gleich welcher Nationalität und durch alle sozialen Schichten. Vor allem die Medien haben diese Kommunikationslosigkeit gefördert, von uns allen stillschweigend geduldet. Spaß steht über allem Vielfach beobachtbar ist das mangelnde Verständnis für Regeln und deren Einhaltung. Beispiele dazu gibt es genug: Pünktlichkeit zu Schulbeginn, Begrüßung und Verabschiedung, Ausreden lassen und Zuhören können. Bequemlichkeit kommt hinzu: oft genug werden den Kindern die Schultaschen bis zur Tür getragen. Schule mit ihrer Regelmäßigkeit wird häufig als die erlaubende und die verbietende Institution 3 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G gesehen und bleibt hier auf sich allein gestellt. Gegebene bzw. drohende Arbeitslosigkeit von Eltern und somit der fehlende Zugang zu finanziellen Mitteln verursacht eine fehlende Vereinskultur. Geändert hat sich beim einzelnen Jugendlichen die Einstellung zur Gewaltanwendung oder zum Aussprechen von unflätigen Ausdrücken. Werden diejenigen darauf angesprochen bekommt man die Einheitsantwort „War doch nur Spaß“. Hier findet eine Qualitätsminderung bei gleichzeitiger Verharmlosung statt. Der Spaßfaktor ist schwerwiegender als das Bewusstsein, für sein Verhalten bestraft zu werden bzw. eine Anzeige bei der Polizei zu erhalten. Perspektiven für Jugendliche Werte werden von Jugendlichen oft genug als „uncool“ angesehen und empfunden. Werte werden zuhause auch nicht vorgelebt. Es fehlt offensichtlich an Vorbildern in der eigenen Lebenswelt. Gleichzeitig bekommen die Jugendlichen von der Gesellschaft signalisiert „Wir brauchen euch nicht“, was zumindest die Lehrstellensituation für Hauptschülerinnen und Hauptschüler sowie die Diskussion um diese Schulart in der Tagespolitik betrifft. Hier sehe ich Aufgaben für die Schulen bzw. für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Schule und schulisches Lernen lassen sich auch in die drei Bereiche Vor-Leben, Nach-Denken und Mit-Machen gliedern2. Gerade das Mit-Machen erfordert Handlungsspielräume, in denen real Verantwortung übernommen werden kann. Schulen stellen sich dieser Aufgabe und dieser Verantwortung wie eingangs beschrieben. Ein Baustein für die Lindenschule ist die Ganztagesschule, die nunmehr im dritten Jahr besteht. Keineswegs ruhen sich Schulen im Streben nach Verbesserungen aus. Vertrauen geben und schenken, heißt Vertrauen zurückzubekommen und hierbei können Sie helfen: Kinder und Jugendliche an die Hand nehmen, sich einbringen in Form von Patenschaften usw. Dies kann für viele Schülerinnen und Schüler eine Eintrittskarte zum Leben bedeuten. Wir alle sollten den Kindern in der Schule und in der Freizeit zur Einübung von Durchhaltevermögen verhelfen und ihnen Perspektiven geben. Ein Zitat Erich Fromms soll dies verdeutlichen: „Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man strebt, nach der man sich sehnt, dann gibt es auch kein Motiv sich anzustrengen.“ 3 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:50 Uhr Vielerorts geschieht dies bereits durch Ihr Engagement als Lesepatinnen und -paten, Ihre Mitarbeit bei der Hausaufgabenhilfe, oder als Expertinnen und Experten im Unterricht. Warum nicht auch als Bewerbungs- bzw. Berufspaten? Dies wäre ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung und -reifung unserer zukünftigen Generation und das Schulklima würde besser. „Jugendliche, die das Schulklima positiv einschätzen, nehmen regelmäßiger als andere am Unterricht teil und neigen seltener zu körperlichen Gewalthandlungen.“4 Nur gemeinsam können wir Kinder und Jugendliche zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen lassen. Die Aussagen des Forum Bildung sollten wir uns zu Herzen nehmen und in Taten umsetzen. Die Schulen sind mit Ihrer Unterstützung dazu bereit: „Werte lassen sich nicht abstrakt vermitteln. Bildungseinrichtungen müssen verstärkt Gelegenheiten schaffen zum Erleben, Erfahren und Reflektieren von Werten. Sowohl im Rahmen der konkreten Lernsituation (Unterricht) als auch bei der Gestaltung des gesamten Lernumfelds bedarf es einer Kultur des Miteinanders . . . Der Erwerb von Werten hängt von Alltagserfahrungen und von Vorbildern ab, die Werte vorleben.“5 Christof Straub ist Schulleiter an der Lindenschule in Geislingen 1 2 3 4 5 vgl. BDA (2003), S. 7 vgl. Schirp (2004), S. 246f. Erich Fromm, in: Schratz (2003), S. 55 Deutsches PISA-Konsortium: PISA 2000, in: BDA (2002), S. 20 Empfehlungen und Einzelergebnisse des Forum Bildung. Forum Bildung, S. 28, in: BDA (2002),S. 18 Seite 33 „Time to say goodbye!“ – Das ejw Geislingen sagt dem Martin-Luther-Haus leise servus! JOHANNES WALTER So ähnlich lässt sich die Gefühlslage vieler Mitarbeitenden des Jugendwerks Geislingen (ejw) wohl am besten beschreiben. Anfang des Jahres 2007 zog das ejw aus dem Martin-Luther-Haus aus. Nach über 40 Jahren mit vielen Erinnerungen und Erlebnissen war es ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der geplante Verkauf des Gebäudes brachte den Umzug des ejw mit sich. Nach längerer Suche waren neue Räume im Jugendheim in der Friedensstraße gefunden. Als diese frei waren, hieß es zunächst den Pinsel schwingen. Die neuen Räume wurden mit frischen Farben hergerichtet, Kabel verlegt und mehr. Danach begann der erste Teil des Großprojektes „ejwUmzug“: das ganze ejw-Büro in Kisten und Kartons verpacken, Regale und Möbel abbauen und verladen. Viele Erinnerungen wurden wach an Aktionen und Situationen in und mit dem Martin-LutherHaus. Angekommen in den neuen Räumen in der Friedensstraße 44 ging es ans Einrichten. Trotz der vielen Arbeit war es sehr schön, die neuen Büros entstehen zu sehen und zu gestalten. Der Büroumzug war nur die halbe Miete. Das umfangreiche Das ejw im neuen Domizil: Materiallager des ejw Jugendheim, Friedensstraße 44 musste ebenfalls an den neuen Standort gebracht werden. Nachdem alles vollendet ist, freuen sich jetzt alle ejw-ler auf einen guten Start im neuen Haus und natürlich auf viel Besuch in den schönen Räumen. Wir sind gespannt darauf, was wir hier alles erleben werden! Johannes Walter ist Mitglied im BAK (Bezirksarbeitskreis) E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 3 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 34 Aus dem Kirchenbezirk Begeistert von TRAINEE SCHWESTER CLAUDIA GÜNTHER 29 Jugendliche unseres Kirchenbezirks haben ein besonderes Projekt: Sie besuchen einen Traineekurs und werden zu Leitenden in der Jugendarbeit ausgebildet. Angesprochen und eingeladen wurden vor allem die Konfirmierten der letzten Jahre und engagierte SchülerInnen. Trainee ist ein erlebnis- und praxisorientierter Kurs. Er lädt Jugendliche ein, ihre Kompetenzen zu trainieren, und fördert das Engagement in der Schule und in der Jugendarbeit. Etwa alle zwei Wochen findet ein Schulungstreffen statt. Im Rahmen von Trainee-Wochenenden und Praxiseinsätzen wird das Gelernte vertieft und gleichzeitig Gemeinschaft kennen und schätzen gelernt. Die Praktika finden in den Gemeinden statt, werden angeleitet und reflektiert. So bietet der Kurs eine positive Erfahrung des Mitarbeitens in der eigenen Gemeinde. Persönliche Themen und Glaubensfragen sind in das Kursprogramm eingebunden. Die Jugendlichen erhalten wichtige Impulse im Blick auf soziale Verantwortung, Teamfähigkeit, Leitungs- und Organisationskompetenz. So werden sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefordert und gefördert. 15 Trainees aus Donzdorf und Süßen haben sich für dieses Programm begeistern lassen und treffen sich regelmäßig in der Christuskirche in Donzdorf. Parallel findet ein zweiter Traineekurs mit 14 Teilnehmern aus Gemeinden des Albdistriktes und Geislingen statt. Was unsere Trainees und die Mitarbeiter dabei besonders gut finden, haben sie so ausgedrückt: Also mir gefällt, dass es so ‘ne tolle Gruppe ist. Man lernt viel, es macht voll Spaß und die Mitarbeiter sind Klasse. Man versteht sich einfach und es bringt was für den Alltag. Priyanka Komanapalli, Steinenkirch Trainee – ist gut, weil es immer lustig ist – da lernt man viel, z. B. Spiele, Geschichten erzählen… – man findet Ideen für Kinderstunden Sarah Dreher, Aufhausen Trainee ist toll, weil die Leute echt lustig sind, es mir auch für die Schule hilft und viele neue Freundschaften daraus entstanden sind. Dorothea Berg, Geislingen Cool ist, dass wir immer sehr viel Spaß haben und wir alles Gelernte selbst in Gruppenstunden anwenden können. Ich lerne, vor anderen zu reden und mich auf Neues einzulassen. Anja Weit, Hofstett-Emerbuch Ich bin begeistert von motivierten, engagierten Jugendlichen, die ihre Zeit und Ideen einbringen, um Mitarbeiter zu sein und zu werden. Es tut mir gut, mit den anderen zusammen zu sein, weil ihre Begeisterung mir wieder Freude an der Mitarbeit gibt. Martina Bail, Amstetten (Kursteam Albdistrikt) Schwester Claudia mit den Jugendlichen Ich bin dabei, weil ich lernen möchte, Jugend- oder Kindergruppen zu leiten und zu gestalten. Ich finde Trainee toll, weil man dort neue Leute kennen lernt und Freundschaften schließen kann. Mir gefällt die Gemeinschaft. Mareike Mack, Stubersheim Es macht sehr viel Spaß und da lernt man viel über Jesus und Gott, wie man ein gutes Team wird, miteinander umzugehen und den anderen so zu akzeptieren, wie er ist Yvonne Friede, Türkheim 3 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Die Planung und Durchführung des Kurses ist eine sehr spannende und vielseitige Aufgabe, die mir viel Freude macht und mich begeistert. Ich schätze die Möglichkeit der Schulung, die Zusammenarbeit und die Gemeinschaft mit jungen Mitarbeitern. Dabei erlebe ich, dass die Durchführung des Kurses ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist. Mich selbst beeindruckt an den Jugendlichen vor allem die Offenheit, mit der sie an neue Aufgaben, neue Themen und Arbeitsformen herangehen. Jutta Häussler (Kursteam Albdistrikt) Trainee ist gut, weil – es abwechslungsreich ist und nicht nur Theorie – man lernt, wie man mit Kindern umgeht und Gruppenstunden organisieren kann – man von Gott erfährt und es Kindern weitergeben kann Sarina Beutel, Amstetten 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 35 Unter einem gemeinsamen Dach, auf einem gemeinsamen Fundament Was mit dem Pfarrplan 2011 angestoßen wurde SUSANNE JUTZ Die diesjährige Frühjahrssynode im Kirchenbezirk Geislingen liegt gute drei Wochen zurück. Von Gruibingen und Wiesensteig treffen sich die Kirchengemeindräte. Ein Jahr lang hatten sie an der Aufgabe gearbeitet, bei ihren beiden vollen Pfarrstellen 50 % Stellenanteile „einzusparen“. Ein großer Brocken, ist doch insgesamt im Kirchenbezirk bis 2011 eine Pfarrstelle einzusparen – Wiesensteig und Gruibingen sind davon mit der Hälfte betroffen. In Bad Überkingen, Hausen und Unter-/Oberböhringen sind es „nur“ 25 % und in Aufhausen und Türkheim ebenso. Die Kirchengemeinde Auendorf mit ihren 359 Mitgliedern kommt im Verbund mit Deggingen-Bad Ditzenbach ohne Kürzung eine Runde weiter, ebenso die Stadtgemeinden. Die Zusage der Bezirkssynode war da, dass Kirchengemeinden, die miteinander eine Fusion eingehen, „übersprungen“ werden. Wiesensteig und Gruibingen wagen das „Unmögliche“ Sollten in Wiesensteig und Gruibingen zwei 75%-Stellen entstehen? Oder übernimmt ein Pfarramt – und wenn ja, welches – Mitverantwortung für die jeweils andere Kirchengemeinde und hat damit dann die 100 %-Stelle neben einem 50 %-Pfarramt? Gemeinschaftlich hat man sich für die 100 %/50 %-Lösung entschieden. Doch wie sollte das umgesetzt werden? Eine gemeinsame Lösung war nicht möglich. Wiesensteig und Gruibingen übergaben die Entscheidung der Bezirkssynode. Diese beschloss jedoch, das die beiden Gemeinden in einen neuen Beratungsprozess gehen sollen. Nun haben die Gemeinden noch einmal einen Zeitaufschub bekommen bis zur Herbstsynode. Ich selbst war Gast bei dem erwähnten „nachsynodalen“ Treffen. Ermüdung war spürbar im Blick auf den zurückliegenden Prozess. Ratlosigkeit, wie man es denn überhaupt Recht machen könne, vor allem den Gemeinden. Aber auch die Bereitschaft, einen neuen Ansatz zu wagen, das „Unmögliche“ vielleicht doch zu schaffen. Wie eine Spiegelung kam es mir vor: Es sind doch in vielem dieselben Befürchtungen und Vorbehalte, mit denen wir auch bei uns im „vorderen Täle“ umgegangen sind, und immer wieder die selben Wünsche und Ziele. Die Gesamtkirchengemeinde Bad Überkingen, Hausen, Unterböhringen Die drei Kirchengemeinden Bad Überkingen, Hausen und Unterböhringen mit (Oberböhringen) haben sich am Ende eines intensiven Prozesses vorgenommen, ein „Drei-Familien-Haus“ zu errichten unter dem Dach einer Gesamtkirchengemeinde. Bis zum Jahr 2011 soll das stehen, die jeweiligen Zimmer und Gemeinschaftsräume eingerichtet sein und auch die jeweiligen „Freibereiche“. Da wir hoffen, dass man durch das gemeinsame Wohnen und Leben wirklich sparen kann, sehen wir inzwischen der anstehenden Stellenreduzierung von 200 % auf 175 % mit der nötigen Gelassenheit entgegen. Wir haben uns dafür entschieden, dass das Pfarramt, das die „Hausverwaltung“ und die Betreuung der dort angestellten Personen übernimmt, mit 100 % Präsentation des Pfarrplans ausgestattet wird. Dies bei der Bezirkssynode wird aus jetziger Sicht das Pfarramt Unterböhringen sein. In einem fortgesetzten Beratungsprozess werden wir gemeinsame Vorhaben der drei „Familien“ planen und natürlich den Hausbau. Dabei werden wir auch schauen, wer in dem gemeinsamen Komplex welche Aufgaben und Schwerpunkte übernehmen kann. Türkheim und Aufhausen sitzen in einem Boot Am schwersten tun sich wohl nach wie vor die beiden Kirchengemeinden Aufhausen und Türkheim mit einem gemeinsamen Prozess. Die Kirchengemeinde Aufhausen hatte nach dem Weggang des seitherigen Pfarrers darauf bestanden, die Stelle zunächst noch einmal separat zu 50% auszuschreiben. Inzwischen hat allerdings die Landessynode den Beschluss der Bezirkssynode Geislingen vom Frühjahr 2006 bestätigt. Zudem konnte die Stelle in Aufhausen seither nicht besetzt werden. Nun wird eine Pfarrstelle Türkheim-Aufhausen zu 100 % ausgeschrieben, dabei aber eine Besetzung mit zwei mal 50 % bevorzugt, damit in Türkheim und Aufhausen jeweils ein Pfarrer sein kann. Fusion statt Reduzierung Die Fusionsprozesse der Martinskirchengemeinde und Markuskirchengemeinde sowie Stadtkirchengemeinde und Pauluskirchengemeinde in Geislingen sind eingeleitet, ebenso eine Fusion der Kirchengemeinden Auendorf und Deggingen-Bad Ditzenbach. Für erstere ist das Jahr 2008, für die zweiteren das Jahr 2010 und für die letztgenannten das Jahr 2011 Zielpunkt der Umsetzung. Susanne Jutz ist Pfarrerin in Bad Überkingen und Mitglied im Pfarrplan-Ausschuss E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 5 Aus dem Kirchenbezirk 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 36 Kirchenwahl 2007 uch nd a u – t es ht is rpflic iert, wie e g r Bü .. gen ress eil . stens ich inte ie richti r w e , s l d e m wah l es dass weil hen ahl, ens, wei ch will, c r w i n man eil i ur K irche Am 11. November 2007 sind in der weit dass rfährt, ur K –, und z t, und w mmen. he z , z e e t g e l Evangelischen Landeskirche in eh ko t eh ne Ich g ha Ich g tenpflich weiterg e Stelle ichti as davo w Württemberg Kirchenwahlen. g s i r e i t w t fü en Chr er Kirch die rich lingen h es n auch e Geisling c i Dabei werden der Kirchengemeins d i l n i e t mi chen a zel, G we nd dan enzel, ahl, n s derat und die Mitglieder der Men nne Me irchenw te hat u Hans M ä a Landessynode neu gewählt. Mari ehe zur K meinder e . Ich g Kircheng che läuft r i Die Evangelische Landeskirche in gute n der K weil i ahl, drechs w a Württemberg ist die einzige Evann e w irch Grun len gelische Kirche in Deutschland, zur K zu den rt. Wäh n. e h e t ö g h h l c e a te in der die Mitglieder der LandesIch ahlre schen g endig h W s b n le synode direkt von den Gemeinda er Me ratie ten: ten d , Demok degliedern gewählt werden kstet l a h t t, Sc eil heiß (Urwahl). Die Synodalen werden rhard hl, w ge a b w E für sechs Jahre gewählt. nn Mö chen erma r Kir t, meine ung H u z m is ehe Ich g r wichtig Mitbestim Sie bestimmen über die kirchlichen i es m iten zur n. Gesetze, die Finanzen, über Inhalte weil e ahl, henlichk zunehme w und Projekte in der Landeskirche n e c r irch r Kir wah und wählen den Landesbischof. zur K eit in de ihr üßen S e , h ß e n ie Ich g ie Mitarb tig ist. I irmiert el Fr h f hrist d c n i C r o i ein Die Leitung der örtlichen Kirchenm ,k ew eind getauft ebe ich m m e g gemeinde ruht auf mehreren rl ich urde traut. Hie Tag. w Schultern. Der Kirchengemeinn e ge en irch und tsein jed derat und die Pfarrerin oder der zur K finde, e s i h r e Ch Pfarrer leiten gemeinsam die Ich g weil ich Pflicht , r l u h z a t Gemeinde. „Getreu ihrem Amtsw ein ehör gem üßen das g Kirchen versprechen sind sie dafür verantnt, S e m e s e Cl eine glieds wortlich, dass das Wort Gottes Beat it m e n d verkündigt und der Dienst der ötte ahl, er, St h c Liebe an jedermann getan wird. s enw i h F c i r l i l Wi e, enKirchengemeinderäte und Pfarrer zur K ehe toll find er Kirch g h s d Ic sind verpflichtet, bei der Erfüllung n in ich e ng weil Mensche ntwortu d sich dieser Aufgabe zusammenzuwirken . a r dass inde Ve ollen un nbringen und der Gemeinde nach dem Maß i e w e gem ehmen keiten ihrer Gaben und Kräfte zu dienen.“ g n über ren Fähi h i r u t z mi Von Ihrer Kirchengemeinde ehe Ich g enwahl, erhalten Sie im Oktober die Wahleim Kirch es nötig ürkh T , t benachrichtigung mit den Infor l i e e d we amit di z Bie Prospekten über die Kandidatinnen Hein ist, d e nicht und Kandidaten. Neu ist bei dieser ahl, Kirch ds einenw nde en h n g c e r l n Wahl, dass in den meisten Gemeini l i l o K is v zur t amtiere nft. r, Ge e ä e l h r den die Briefwahl-Unterlagen mit h e u h c g a s Ich auch nic re Kirche n la M u s der Wahlbenachrichtigung an alle r e l i U we rinnen ih lick hab B e Wahlberechtigten direkt versandt r r Pfa inde im e werden. en gem n. ging g e e t l D l so erin, Nutzen Sie die Chance, Pfarr , l l i eS die Kirche „mit zu wählen“, Ulrik so wie viele in unserem Kirchenbezirk dies tun: on v e i S hen hlrecht c a M Wa auch! m r Ihre Geb 3 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd rt, . en: n 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 37 t in selbs erat h c i eind weil ahl, chengem ahl w n Kir rW irche eur K lperiode mehr zu bung di en, z e t eh ah sü hr Ich g ritten W nun nich der Au der erfa t e d i i d n h m w der nd mic Währe er mer r und so e m i . u e ine d h g e i le t h bin n werd nte ic t h ä s W wic n ahl i stelle mtes ko auen der de eine e W ratischen h zu i e r f . n r nac Die mok ses A das Vert engemei mium ist unft. serer de einung h k e s r c u r s i G a Z M n d ren gu ner der K iesem Ihr ie de Erhaltun halb mei rs. auch eit in d w o n Sie pruch s e r e s g r b u e r r m u z d ü t n ie A Neh Kul Ans ählt en B ulen für d ruibinge chen gsten Sä m und z eines jed ur Wahl! ung in aft. e i l g a l G d , enen sfor nsch timm ie z chti Grun ard Fritz Kirch g wi ellschaft n Pflicht Gehen S r Mitbes n Gemei r h e r d e n e s Eb Ge liche olut itte: chtu weil ht de ahl, ige Einri nde ist. den abs meine B lles Rec en christ ch, w n ig ei ba vo lb dorf cht che esha nd wert r lebend f-Reichen dt Donz r Kir sehr wi chengem et sich D u z ta ine or su e Kir ine ehe öffn gute Wohle e , Donzd ats der S Ich g inderat e der einer inderat der Kirch r z r e e n e gem e Mitglie chengem mung in bendige ng zum ner Schü Gemeind i r e r u l i e s d m k i e r K r r t W ied d n fü ne Mitwi es gl in ei h de Mitb euDurc eg zur estalten edeutet der Betr st- Mit iri b r g eil K der W um Mit de. Das inder, an serer ch w , l z ah n n sam und engemei nserer K Erhalt u henw h die Zu liec r i u K h zur Kirc ziehung kung am ndeg r mic ir gehe einde fü r Gemei für Er w h n t i c e I h rge it de ch gem nd M istlic chen ehörigke nd in So rage dur ahl r chr r Alten u e d t u g re an men Freude utet. Ich irchenw bei. unse n i e it rK d ung r e e d r b e bei de ehörigke e d n a g m n n i e me Stim ahl, enw eine er Zusam h m c r i s h ie ver zur K zu d re, Eybac ehe ein akti atie g h h r Ic 91 Ja mok das m opf, weil g zur De st. n K a weil i a ahl, er Mart Beitr r Kirche w n e in d irch gen in de , Gin zur K on Laien ichtig ß e u h f e w t v th Ich g itarbeit de sehr agemen n Ro g n i M n Jürge e E i e m di as Kand enge ch d Kirch d weil i nen und abgabe n n m ist u andidati ner Stim i K der it me chte en m tzen mö l, t h a a d nw tü irche das Dorf nters K u r u z s en soll. ehe , das sling i e G Ich g ich finde itreden kert, m weil r Kirche in Ec r ea K eind r. D m , e in de n G an ren ein merm ler nde, ch mit ih t und m i i f Z g i i end ie si it Ra Hans ngen-We notw n sind, d und m arrerin li s r i ü e f G es gen r Pf iste il ich ierte Chr n einbrin t mit de e w n , e l eleb ngag verei wah chen in dem e Gemeind tiv und r i K s ruk zur ählen, in da konst ehe Ich g ium zu w igkeiten ivation, achstum h t grem n und Fä cher Mo etiges W i t l e s t b s Ga nd gei für ein gen. r ch , u o d s t Ta sin de zu enkir t n i b e Folgende offiziellen Wahlveranstaltungen mit den e t r best r Gemein apalli, S Kandidatinnen und Kandidaten für die Landessynode n e in d a Koma finden im Wahlkreis Göppingen/Geislingen, jeweils n i Reg um 19.30 Uhr statt: 27. September, Süßen, Gemeindehaus 09. Oktober, Amstetten, Gemeindehaus 16. Oktober, Bad Ditzenbach, Gemeindehaus 06. November, Geislingen, Jugendheim, Friedensstraße 44 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 7 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 38 Aus den Distrikten DISTRIKT ALB Aus der Not eine Tugend gemacht Das neue Gottesdienstangebot in Steinenkirch-Böhmenkirch-Treffelhausen INGEBORG BRÜNING Es hat unserer schönen, kleinen Lutherkirche nicht geschadet, dass die regulären Sonntagsgottesdienste dort nur noch einmal im Monat stattfinden und wir ansonsten die Gottesdienste zentral in Steinenkirch feiern. Wenn in Böhmenkirch Gottesdienst ist, sind jetzt anfangs die Kinderkirchkinder dabei. Sie erleben ein Stück Liturgie und bereichern den Gottesdienst. Erwachsene nehmen die monatliche Gelegenheit zum Gottesdienst in Böhmenkirch stärker wahr als die einstmals wöchentliche. Ergänzend finden schöne, kreative Abendgottesdienste in Böhmenkirch statt, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Am Gründonnerstag war z. B. eine große, festliche Tafel gedeckt. Das Gottesdienstteam entführte die Gemeinde nach Israel zu einem Sederabend. Wir erlebten mit, wie die Not in Ägypten und der Auszug aus der Knechtschaft in Israel in den familiären Erzählungen gegenwärtig sind. Leute aus dem Team lebten sich ein in die Rolle der jüdischen Hausfrau oder des Familienvaters. Und ein Kind aus der Gruppe stellte die berühmte Frage: „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen?“ Darauf konnte der Familienvater seine Erzählung beginnen. Nach der Erzählung wechselten wir die Szene und waren bei Jesus im Abendmahlsraum. Wie Jesus die Tradition aufnahm und gleichzeitig radikal anders interpretierte, konnte so miterlebt werden. Musikalisch begleitet werden die kreativen Abendgottesdienste von unserer Konfiband. Wer Freude daran hat, solche Gottesdienste mitzugestalten, ist gern im Team willkommen. Ingeborg Brüning ist Pfarrerin in Steinenkirch, Böhmenkirch und Treffelhausen Altar in der Lutherkirche in Böhmenkirch Kindermusical begeistert Hofstett-Emerbuch ANDREA ZIEGLER Einstimmen auf das Weihnachtsfest ließen sich zahlreiche Besucher von den Kinderkirchkindern Hofstett-Emerbuch und Stubersheim. Mit „Ein kleiner weißer Schneemann“ und „Kinder guckt naus“ führte der Männergesangverein unter der Leitung von Birgit Hammerath in den Abend ein. Fast 50 Kinder begeisterten dann mit ihrer Aufführung des Kindermusicals „Sonderbar“ das Publikum. Ein eigens dafür gegründeter Teenie-Chor begleitete ausdrucksstark die mit Pfiff und Elan gespielte Weihnachtsgeschichte mit Liedern. Unterstützt wurden sie von Claudia Häußler am E-Piano, Andreas Weit am Schlagzeug und Birgit Hammerath auf der Geige. Ein Höhepunkt waren die gemeinsamen Lieder der 25 Männer des Gesangvereins mit den zehn Mädchen des Teenie-Chors. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderkirche gaben sich große Mühe mit der Technik, den Kulissen, die mit Liebe zum Detail gestaltet wurden, den Sprechern, die ihre Rollen perfekt präsentierten, den kleinen Solo3 8 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G sängerinnen und den vielen kleinen Hirten und Engeln, die auf der Bühne umher schwirrten. Im bis auf den letzten Platz besetzen Gemeinschaftshaus in Hofstett dankte Pfarrerin Edeltraud Meyer allen großen und kleinen Akteuren für ihr Engagement und diesen gelungenen Abend. Andrea Ziegler ist Kinderkirchmitarbeiterin in Hofstett-Emerbuch und Stubersheim 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 39 DISTRIKT GEISLINGEN 80 Jahre Posaunenchor an der Martinskirche Geislingen Im Jahr 1927 war der Altenstädter Posaunenchor innerhalb des Evangelischen Jünglings-Vereins Altenstadt entstanden. Viele der in dieser Zeit starken christlichen Jungmännervereine beschlossen die Gründung eines Posaunenchores. So entsprang – bei genauer Betrachtung – die Posaunenchorarbeit aus der Jugendarbeit der Gemeinden. Dies zeigt sich bis heute darin, dass die Posaunenchorarbeit im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg integriert ist. 1927 formulierten die Altenstädter Bläser: „Wir spielen darum die Posaunen, um die Vereinsfeste zu verschönern, der Gemeinde beim Gottesdienst und anderen Gelegenheiten zu dienen und durch unsere Musik für unseren Herrn und Meister unter der Jugend zu werben.“ An den Aufgaben hat sich bis auf den heutigen Tag nur wenig geändert. Allein der Zustrom der Jugend wurde geringer. Jedoch freut sich die Martinsgemeinde über die regelmäßige Mitgestaltung der Gottesdienste sowie des Gemeinde- und Mitarbeiterfestes durch die Posaunen. Auch bei den Gottesdiensten im Grünen ist der Posaunenchor aus Altenstadt regelmäßig im Dienst. Heute umfasst er etwa 15 bis 20 Mitglieder. Einige Bläser blicken auf langjährige treue Mitgliedschaft zurück. Besonders verdient gemacht hat sich Karl Schmid. 1947 begann er in seinem Geburtsort Urspring Trompete zu spielen. Seit seinem Umzug nach Geislingen 1956 spielt er im Posaunenchor Altenstadt. Seit einigen Jahren hat der Chor keinen eigenen Dirigenten mehr. Karl Schmid übernahm daraufhin die Chorleitung. Er gibt die Einsätze durch ein Schwenken der Trompete oder ein Heben des Armes, während er selbst die Sopranstimme spielt. Weitere Jubilare im Posaunenchor Altenstadt sind: Silvia Birker (10 Jahre), Meike Huskamp (20 Jahre), Renate Grimaldi (25 Jahre). Mehr als 50 Jahre spielen Hans Joachim Pfahl und Adolf Ströhle. Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums findet eine festliche Abendmusik am 17. November 2007 um 19.00 Uhr in der Martinskirche statt. Dazu laden die Martinsgemeinde und der Posaunenchor herzlich ein. Wer Interesse hat das Posaunenspiel zu erlernen oder im Chor mitzuspielen, wende sich bitte an Karl Schmid, Heidenheimer Straße 199 (Telefon 0 73 31/6 04 17). Kirchenkino regt zum Nachdenken über Gott und die Welt an CHRISTOPH WIBORG Filme unterhalten für einen Abend, manchmal beschäftigen sie einen noch Tage danach. Oft liegt das daran, dass wir in ihnen Themen und Gefühlen begegnen, die uns innerlich bewegen. Filme erzählen vom Leben, von Schicksalen und Konflikten, von Liebe und Hass, von Schuld und Versöhnung, von Glück und Unglück. Dabei versucht mancher Film Antworten auf die letztlich religiösen Fragen des Lebens zu geben, etwa „Was ist der Mensch?“ oder „Was darf ich hoffen?“, „An welchen Normen soll ich mein Leben orientieren?“ Und nicht selten spielen Filme mehr oder weniger offen mit religiösen Motiven und Symbolen, etwa mit einer Erlöserfigur. Martinskirche lädt zu Film und Gespräch ein Seit nunmehr viereinhalb Jahren gibt es das Kirchenkino in der Martinskirche. Am 16. Juli wird mit dem Film „Sommer vorm Balkon“ mittlerweile der 45. Film gezeigt. In der Regel wird einmal im Monat, jeweils montags um 19.30 Uhr, ein unterhaltsamer Spielfilm gezeigt, der zum Nachdenken anregen und zum Gespräch einladen soll: über Fragen des Lebens, über den Glauben, kurz: über Gott und die Welt. Indem die Martinsgemeinde im Kirchenraum Filme zeigt, öffnet sie „Räume der Begegnung“. Räume für Menschen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, und Räume der Begegnung mit den Sichtweisen und Überzeugungen der Filme. Der Eintritt ist jeweils frei. Hin und wieder wird mit dem Film auch eine weitere Veranstaltung in der Martinsgemeinde verknüpft, sei es durch das Aufgreifen der Thematik in einem Gottesdienst, sei es durch einen ergänzenden Vortrag. Öffentlich für die Kirchenkinoteam nicht. Wer Interesse an den Filmen hat, kann das Programm entweder im Gemeindebrief der Evangelische Gesamtkirchengemeinde oder auf der Internetseite des Kirchenbezirks Geislingen www.kirchenbezirk-geislingen.de einsehen. Kirchenkino im Herbst (Änderungen vorbehalten): 16.07. Sommer vorm Balkon 17.09. Zum Weltkindertag: Nobody knows 15.10. Zur Deutschen Einheit: Das Leben der Anderen 19.11. Zum Thema Exorzismus: Requiem 10.12. Kirchenkino für Kinder: Das fliegende Klassenzimmer Christoph Wiborg ist Pfarrer an der Geislinger Martinskirche E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 3 9 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 40 Aus den Distrikten DISTRIKT GEISLINGEN Eybacher Kirchengemeinde packt Neues an PETER HEITER Was hat die Jahreslosung „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf . . .“ (Jesaja 43,19a) mit der Dachsanierung der Eybacher Kirchengemeinde zu tun? In der Tat – es gibt Neues zu vermelden aus Eybach: Die Dachsanierung ist im Frühjahr 2007 abgeschlossen worden. Gab es in der letzten Ausgabe der Kirchenbezirkszeitung noch zwei eher schlechte Nachrichten zu vermelden (1. die angespannte Haushaltslage allgemein, und 2. die anstehende Dachsanierung), so gibt es dieses Jahr sprichwörtlich „eine gute und eine schlechte Nachricht“. Zunächst die „schlechte“: Zwar ist es auch dank vieler Spenden gelungen, den Haushalt der Kirchengemeinde für das Jahr 2007 zu konsolidieren, aber langfristig besteht immer noch Handlungsbedarf. In der Fußballersprache ausgedrückt: Wir müssen weiter am Ball bleiben, zum Beispiel Energiesparen durch Umzug im Winter ins Gemeindehaus. Und nun die „gute“ Nachricht: Für die Dachsanierung wurde in einem nicht für möglich gehaltenen Maß gespendet. Mit den Gottesdienstopfern für diesen Zweck betragen die Spenden über 11.000 €. Unsere Kirchengemeinde dankt dafür herzlich. Möglich wurde dies durch „Neues“, das aus der Notsituation herauswuchs: Unterschiedliche Gruppen verkauften Kuchen nach dem Gottesdienst, die Jugendarbeit bot einen Filmtag, rund um die FußballWM gab es viele Aktionen, Basare, Feste und Konzerte. Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass Neues wachsen durfte in unserer Kirchengemeinde. Peter Heiter ist Pfarrer in Eybach und Stötten Maria Glatz: 20 Jahre Mesnerin und Hausmeisterin SABINE KLUGER Liebe Frau Glatz, am 1. Mai 1988 wurden Sie von Pfarrer Rudolf Dinkel in Ihr Amt als Mesnerin und Hausmeisterin an der Pauluskirche eingeführt. In den beiden Jahren davor hatte Ihr Mann diesen Dienst versehen, nun übernahmen Sie das Amt von ihm. Wie war das denn damals? Oh, das war nichts Besonderes, man ist vorgestellt worden, ich habe in meiner Kirchenbank gesessen und mich umgedreht, und das war’s schon. Jeder hat ja schon gewusst, wer ich bin. Dabei, da fällt mir ein … da gab es den Frauenkreis, den Frau Dinkel organisiert hatte, und mit dem waren wir einmal beim Minigolf in Bad Überkingen, und ich habe gewonnen. Da kam eine Frau zu mir und sagte: „Frau Glatz, Sie sind ja eine ganz normale Frau. Ich hab’ mir vorgestellt, da kommt so eine mit Kopftuch und langem Rock…“ Das fand ich nett, weil sie so ehrlich war. Ich war halt eine Rei’gschmeckte aus Siebenbürgen. Was hat sich denn in den 20 Jahren verändert? Für die Gemeindefeste haben wir – im Gegensatz zu heute – alles selber gemacht. Ich entsinne mich genau, als ich das erste Mal dabei war haben wir von 25 kg Mehl Spätzle gemacht, und 100 Maultaschen. Auch den Braten haben wir selber gemacht, die Sauce, die Salatteller. Hinterher aufgeräumt, ohne Spülmaschine! Die Küche war noch nicht umgebaut, es gab auch noch nicht diese schönen Töpfe. Mit nassem Bauch haben da unzählige Leute Geschirr gespült. Ja, und die Kirchengemeinderäte haben einen Sketch aufgeführt, das war immer sehr lustig. Die Gemeindediakonin, Frau Stutvoet, hat mit ihren Jungscharkindern immer eine Spielstraße gemacht. Sehnen Sie sich manchmal nach diesen Zeiten zurück? 4 0 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Für mich war das sehr wichtig damals, weil ich in Kontakt mit vielen Leuten gekommen bin. Ohne das hätte ich mich nicht so schnell eingelebt! Und ich habe viel gelernt. Ich bin ja aus einer ganz anderen Küche gekommen. Was war denn anders an der Küche Ihrer Heimat? Das war eine ganz andere Welt. Ich komme ja vom Land, da gab es nur im Sommer Frisches. Man musste alles einlegen oder einfrieren. Und hier konnte man heute kaufen für morgen – oder heute kaufen für heute! Was mir ganz wichtig ist: dass unsere Kinder und Enkelkinder in der Pauluskirche konfirmiert, getraut und getauft wurden. Unsere Kirche ist mir zur zweiten Heimat geworden. Ich freue mich, wenn ich ein volles Haus habe. Frage: Was würden Sie sich denn für Ihre weitere Arbeit in der Paulusgemeinde wünschen? Frau Glatz: Ich weiß nicht, ob man das hier sagen kann… Es tut mir sehr Leid, dass es in unserer Gemeinde keine Jugendgruppe mehr gibt. Kann man das irgendwie einrichten, dass unsere Jugendräume wieder belebt werden? Aber wer kann das machen? Ich sehe so oft die Jugendlichen, die auf der Bank bei uns auf dem Kirchplatz sitzen. Die sind noch keine Erwachsenen, sind keine Kinder mehr, und wissen nicht wohin. Überall, wo sie hingehen, kostet es viel Geld. Da denke ich oft dran, und das liegt mir sehr am Herzen. Und was wünschen Sie sich persönlich? Frau Glatz: Ach, was wünsche ich mir … ich bin wunschlos glücklich. Das Interview führte Sabine Kluger, Pfarrerin an der Pauluskirche Geislingen. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 41 Wer ist „ER“? Gedanken eines Dorfpfarrers über das Wetter in Stötten und anderswo PETER HEITER „Er bringt warmes Wetter!“ – ein alltäglicher Satz, den ich als Dorfpfarrer bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder zu hören bekomme: bei der Planung des nächsten Gottesdienstes im Grünen, bei Geburtstagsbesuchen oder bei der Frage, wie das Wetter bei der nächsten Feierlichkeit ist. Doch wer ist „ER“? Ich frage nach. Dabei erhalte ich verschiedene Antworten: „Der von der Stöttener Wetterwarte“, „Der Wetterbericht“, „Der Radiosprecher“ der „Der Radio“. Für mich liegt noch eine weitere Möglichkeit nahe Mit dem Satz „Er bringt warmes Wetter“ könnte ausgedrückt werden, dass wir Leib, Leben und auch das Wetter Gott verdanken. „ER“, das ist: Gott – nach Paul Gerhardt „der Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn“. Aber ist das wirklich so? Ist das, was bei der Stöttener Wetterwarte gemessen wird, wirklich alles von oben her gesteuert? Ist das Wetter etwas, das wir Menschen nur beobachten, wie wir es in der Stöttener Wetterwarte tun? Etwas, was ER tut und wir nur nachvollziehen können – oder eben im besten Fall: voraussagen? Das zwanglose Reden übers Wetter hat in der letzten Zeit seinen Charakter verändert, sozusagen von heiter nach wolkig. Schuld daran ist die Erkenntnis, dass wir für unser Wetter doch mehr verantwortlich sind, als man gemeinhin annimmt. Bei der Debatte über die Klimaerwärmung mag so mancher ins Stocken geraten: Hoppla, sind es doch wir, die das Wetter machen? Wir Christinnen und Christen wissen um die Verantwortung, die uns für unsere Welt übertragen ist. Gleichzeitig wissen wir, dass es nicht einfach ist, auf Annehmlichkeiten des Fortschritts zu verzichten. Ich beobachte an mir selbst, dass das Auto viel zu selbstverständlich zu einer alternativlosen Gewohnheit geworden ist. Dennoch vertraue ich darauf, dass mir immer wieder neue Anstöße begegnen, im Einklang mit der Natur zu leben. Ich glaube, dass ER uns Möglichkeiten und Wege schenkt, die wir gehen können, zum Beispiel auch mit unseren eigenen Füßen. Peter Heiter ist Pfarrer in Eybach/Stötten DISTRIKT OBERE FILS „Zwischen Himmel und Erde – Themen der Theologie erleben und bedenken“ Großes Interesse beim Theologiekurs 2007 GEORG BRAUNMÜLLER Pfarrerinnen und Pfarrer des Dekanats bereiteten für die Distrikte des Kirchenbezirks das Erwachsenenbildungsprojekt „Zwischen Himmel und Erde“ vor. Der Kurs soll in drei Staffeln mit jeweils sechs Abenden veranstaltet werden, mit Kursgebühr und verbindlicher Teilnahme. Im Oberen Filstal fand zu Jahresbeginn der Kurs im Gemeindehaus in Hausen statt. Das Interesse am Theologiekurs war so groß, dass Interessierten abgesagt werden musste, denn mit der Zahl von 34 TeilnehmerInnen war die Grenze längst erreicht. Sehr erfreulich war, dass Menschen aus fast allen Orten des Distrikts, unterschiedlichen Alters und mit ganz verschiedenen Lebenserfahrungen sich beteiligten. Dass Theologie und Erfahrung in Bezug gebracht werden indem neben informativen Vorträgen, Gespräche in Gruppen und im Plenum ihren Platz haben, scheint das besondere dieses Kurses zu sein. Denken und Erleben, geistlicher und geistiger Anspruch waren miteinander verknüpft. Beispielhaft ist das Thema „Im Strom des Lebens: Theologie und Biografie“, referiert von Dekanin Gerlinde Hühn. Nach Anknüpfungspunkten für Sinnfragen in unserer Bio- grafie wird ebenso gesucht wie nach Deutungsmöglichkeiten für diese Fragen mit Hilfe von Theologie. Ende dieses Jahres laden wir zur zweiten Staffel mit sechs weiteren Kursen im Oberen Filstal mit folgenden Themen ein: • Spuren des religiösen Heute. • Jesus – Hingabe an das Leben. • Wie kann Gott das zulassen? Aspekte zur Theodizee. • Arbeit war sein Leben!? Leistung und Rechtfertigung. • Gesundheit – Fitness – Wellness und der verletzliche Mensch. • …und ruhte am siebten Tag. Rhythmen und Rituale. Die genauen Termine und der Veranstaltungsort werden im Herbst veröffentlicht. Pfarrer Georg Braunmüller ist Pfarrer in Unterböhringen/Hausen E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 1 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 42 Aus den Distrikten DISTRIKT UNTERES FILSTAL Renovierung in der Jakobuskirche Kuchen FRANK BENDLER Aus Alt mach Neu – das kann nicht das Thema sein bei der Innenrenovierung der Jakobuskirche in Kuchen. In einem waren sich die Kirchengemeindrätinnen und -räte noch vor den ersten Bauüberlegungen einig: uns gefällt unser Gotteshaus mit seinem dorfkirchlichen Charakter. Trotzdem kann eine Kirche nicht mehr so ausgestattet sein wie vor hundert Jahren – und auch nicht mehr wie vor fünfzig Jahren. So lange ist nämlich die letzte Innenrenovierung her. In anderen Kirchen wurde in der Zwischenzeit längst schon renoviert. In Kuchen gab es Nachholbedarf. Angefangen hatte alles mit einer maroden Bankheizung. Zeitweilige Ausfälle, gestiegene Strompreise und Gedanken an den Umweltschutz setzten die Überlegungen in Gang, die Heizung zu erneuern. Mehrere Bauberatungen des Oberkirchenrates ergaben dringende weitere Maßnahmen. So ist durch einen ungünstigen Putzbelag die Feuchtigkeit im Mauerwerk gestiegen. Die Elektroanlage war veraltet. Darüber hinaus befand man, dass die Beleuchtung auch nicht das hergab, was ein Gemeindeglied zur Lesbarkeit seines Gesangbuchliedes benötigt. Wie das aber manchmal so ist: Aus „drei freien Wünschen“ wurden auf einmal ganz viele, die doch nicht alle erfüllt werden können. Dennoch kostet die Renovierung 450.000 Euro. Seit dem 8. Januar wird erneuert. Viele freiwillige und auch fachkundige Helfer sind im Einsatz. Die gesamten Gipserarbeiten im Innenbereich sind bereits ausgeführt worden. Die Erneuerung der Bänke steht noch aus – der Holzwurm war aktiver als es zunächst den Anschein hatte. Die Kassettendecke aus der Renaissancezeit wird fachkundig gesäubert, der Taufstein ist zu versetzen, ein störender Sockel im Altarbereich zu entfernen, die Emporenbrüstung soll einen neuen Anstrich bekommen, ganz zu schweigen von den vielen Detailarbeiten. Fundraisingaktionen begleiten den Bau. Ein Betrag von 80.000 Jakobuskirche Kuchen Euro war zu Beginn der Maßnahme noch zu erbringen. Inzwischen sind schon 40.000 Euro durch Spenden zusammen gekommen, für die die Kirchengemeinde dankt. Am Ende wird eine immer noch alte aber schmucke Kirche dastehen, der man wieder ihre Würde ansieht. Das werden wir Kuchener feiern, wenn wir wieder in unsere Kirche einziehen. Frank Bendler ist Pfarrer in Kuchen Kirchenjubiläum Süßen 2007: „Unsere Ulrichskirche – mittendrin“ Sonntag, 15. Juli, 9.30 Uhr: Gottesdienst zum Gedenken an den Brand vor 300 Jahren, Ulrichskirche Predigt: Dekanin Gerlinde Hühn, Geislingen Sonntag, 23. September, 17.00 Uhr: IMPULS-Gottesdienst: „Kirche wohin?“, Ulrichskirche mit Pfarrer Andreas Weidle, Göppingen Sonntag, 30. September, 10.30 Uhr Gottesdienst zum Erntedankfest, Ulrichskirche mit anschließendem Mittagessen im Ev. Gemeindehaus Unter diesem Motto feiert die Evangelische Kirchengemeinde Süßen den Wiederaufbau der Ulrichskirche vor 300 Jahren nach dem Stadtbrand im Jahr 1707. Bei verschiedenen Gottesdiensten und Veranstaltungen laden wir Sie ein, mit uns zu feiern. Genauere Informationen unter „www.suessen-evangelisch.de; hier ein paar Blitzlichter: 4 2 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Sonntag, 21. Oktober, 18.00 Uhr: Jubiläumskonzert mit dem Kirchen- und Posaunenchor, Ulrichskirche Montag, 22. Oktober, 19.30 Uhr Frauengeschichten vor 300 Jahren Das „Montagskränzle“ lädt ein, Ev. Gemeindehaus Sonntag, 11. November, 9.30 Uhr: Festgottesdienst am Tag der Kirchenwahl, Ulrichskirche Predigt: Prälatin Gabriele Wulz, Ulm 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 43 Bibelkurs „Gottes Spuren entdecken“ in Gingen THOMAS KOPFER In Gingen findet seit einem dreiviertel Jahr ein Bibelkurs statt. Jeden Mittwochabend treffen sich zweieinhalb Stunden lang die 34 Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 70 Jahren, um in 30 Lektionen an mit Texten des Alten Testamentes zu arbeiten. Darauf haben sich die KursteilnehmerInnen ausführlich mit den Kursmaterialien vorbereitet. Jeder Abend beginnt mit einer kurzen Andacht die reihum von zwei TeilnehmerInnen vorbereitet wird, die zuvor auch den Saal Bibelkurs in Gingen hergerichtet und den Imbiss für die Pause vorbereitet haben. Anschließend werden in lockerer Art Fragen zum Referat vom letzten Mal und zu den neu zu lesenden Bibeltexten beantwortet. Dann folgt ein Vortrag von Pfarrer Matthias Krauter. Danach ein Imbiss, der auch der Gemeinschaft und dem gegenseitigen Austausch unter den Teilnehmenden dient. Gruppenarbeit, Film oder eine Bildbetrachtung beenden den Abend. Obwohl die Abende viel Zeit bedeuten, auch durch Vorund Nachbereitung, sind bisher nur wenige Teilnehmer abgesprungen. Alle empfinden es als Bereicherung, sich so intensiv mit der Bibel zu beschäftigen, die großen Linien und Zusammenhänge zu entdecken, Fragen zu stellen oder einfach miteinander ins Gespräch zu kommen und im Glauben zu wachsen. Thomas Kopfer ist in Teilnehmer des Bibelkurses Evangelisch im Lautertal „Damit aus Fremden Freunde werden . . .“ GERD-ULRICH WANZECK Dieser Liedanfang ist ein gutes Motto für das Jubiläum „50 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Donzdorf“. Denn die Gemeinde verdankt ihre Existenz wesentlich der „Völkerwanderung“, ausgelöst durch den zweiten Weltkrieg. Etwa 18 Millionen Deutsche waren davon betroffen. Noch im 19. Jahrhundert lebten nur wenige Evangelische im Lautertal, das ja zum Gebiet der katholischen Grafen Rechberg und Degenfeld gehörte. Erst die Industrialisierung bewirkte einen allmählichen Wandel. Aber noch 1939 gab es nicht mehr als ca. 300 evangelische Bürger/innen im Lautertal. Sie gehörten zu verschiedenen evangelischen Kirchengemeinden: Degenfeld, Salach, Gingen und vor allem Süßen. Sie lebten verstreut in der „Diaspora“. Das kirchliche Leben war mühsam. Im Süßener Pfarrbericht von 1929 lesen wir: „Die Gottesdienste wurden bis vor kurzem im Lokal der katholischen Kleinkinderschule gehalten, in der Regel an jedem 1. Sonntag im Monat, vormittags um 1⁄ 4 9 Uhr“. Als Sitzplätze dienten die Kinderschultische. Ab Mitte 1946 hielt der Süßener Pfarrer Pfleiderer wöchentlich einen Gottesdienst in Donzdorf. Im Rathaus wurde ein Büro zum Andachtsraum umgestaltet, doch den beanspruchte auch bald die Schule. So war die Freude riesengroß, als Ende 1951 der Süßener Vikar Fischinger nach Donzdorf umzog und am 6. September 1952 eine in wenigen Wochen errichtete Montage-Kirche nach dem Entwurf von Prof. Otto Bartning eingeweiht werden konnte. Das Gemeindeleben blühte auf. Es dauerte aber noch fünf Jahre bis zur Selbständigkeit. Landesbischof Haug schrieb am 28.02.1957 „Ein lang gehegter Wunsch ist in Erfüllung gegangen; ihr seid nun eine selbständige Kirchengemeinde geworden … Ich freue mich mit euch von Herzen.“ Am 1. Mai 1959 wurde der bisherige Pfarrverweser Fritz Lang auf die neu errichtete Pfarrstelle Donzdorf ernannt und konnte als erster mit seiner Familie in das Donzdorfer Gemeindehaus und Christuskirche Pfarrhaus neben der „Diasporakapelle“ im Lautergarten einziehen. Nach der Gemeindereform 1973 gehören auch die Evangelischen in Lauterstein (also Nenningen und Weißenstein) zur Kirchengemeinde Donzdorf. Die evangelische Kirchengemeinde begeht dieses Jubiläum. Landesbischof Frank Otfried July hat der Gemeinde zum Jubiläum gratuliert: „Ich freue mich mit Ihnen, dass aus den kleinen Anfängen im Lautertal im März 1957 im Laufe der Jahre eine aktive und lebendige Gemeinde gewachsen ist, die aus dem heutigen kirchlichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Mein Dank gilt allen, die im Vertrauen auf Gott daran mitgewirkt haben! . . . Nicht wir Menschen erhalten die Kirche. Dies ist ganz allein Gottes Werk“. Das Jubiläumsprogramm der Kirchengemeinde Donzdorf können Sie im Internet nachlesen unter: www.donzdorf-evangelisch.de Gerd-Ulrich Wanzeck ist Pfarrer in Donzdorf E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 3 Aus dem Kirchenbezirk 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:51 Uhr Seite 44 VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN Nach 35 Jahren Ehrenamt in den Ruhestand Wie viele Teller Helga Jörke (68) aus Stötten gespült hat und wie viele Kilo Kartoffeln sie geschält hat, lässt sich nicht mehr nachzählen – eins steht aber fest, es waren sehr, sehr viele. Denn Frau Jörke arbeitete 35 Jahre lang in der Waldheimküche mit. Hochgerechnet half sie bei der Zubereitung von 94500 leckeren Mahlzeiten, die von Kindern und Mitarbeitenden gleichermaßen geschätzt wurden. Das Waldheim 2007 muss nun ohne ihre Hilfe auskommen, denn Frau Jörke hat sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Wir werden sie vermissen und danken ihr für ihre langjährige Tätigkeit. 40 Jahre Dienstjubiläum von Brigitte Büttner Zwei Generationen der Unterböhringer Kinder sind zu ihr in den Kindergarten gegangen: Brigitte Büttner ist seit 40 Jahren Erzieherin im Evangelischen Kindergarten in Unterböhringen. Ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin machte Brigitte Büttner im Seminar in Freudenstadt im Jahre 1964. Am 12. Juni 1967 kam sie in den Kindergarten. Seit 1968 ist sie die Leiterin. In diesen 40 Jahren hat sie sich mit großem Engagement für die Kinder und die Kirchengemeinde eingesetzt. Viel hat sie in dieser Zeit erlebt: Neubau des Kindergartens, Erweiterung und Reduzierung der Gruppen, Waldprojekt, neue Kindergartenkonzepte, Orientierungsplan, mehrmalige Wechsel im Pfarramt, Mitarbeit in der Mitarbeitervertretung, und mehr. Die Kirchengemeinde Unterböhringen dankt Brigitte Büttner herzlich für ihren Einsatz für die Kinder und den Kindergarten. Mesner-Wechsel in der Süßener Ulrichskirche Zum Ende des Jahres 2006 haben Melitta und Friedrich Jedig ihren Dienst in der Süßener Ulrichskirche altersbedingt beendet. 15 Jahre hatte sich das Mesnerehepaar treu und mit Liebe um die Kirche gekümmert, die ihr zweites Zuhause war. Ein herzliches Dankeschön! Eine ebenso zuverlässige Nachfolgerin wurde in Mathilde Bimbinneck gefunden. 4 4 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Motorradtreff: „Bike und Bibel!“ Wer Interesse hat am gemeinsamen Motorradfahren und am Gespräch über „Gott und die Welt“ ist eingeladen. Wir treffen uns jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat um 18.00 Uhr vor dem Pfarrhaus in Unterböhringen. Nähere Informationen erhalten sie bei Pfarrer Georg Braunmüller, Telefon: 07334/4364, 10 Jahre Kirchenbezirks-Zeitung Sie gilt als etwas besonderes innerhalb der Württembergischen Landeskirche: Die Geislinger Kirchenbezirks-Zeitung. Einmal im Jahr liefert sie Informationen über Kirche und Gesellschaft. Und sie wird gelesen. Auch außerhalb des Kirchenbezirks. Von der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart kam sogar eine schriftliche Mahnung, dass doch bitte ein Pflichtexemplar bei ihnen abzuliefern sei. Andere LeserInnen freuen sich darüber, über „alte Bekannte, viel Lebendiges, Neues und Engagement zu erfahren“, wie uns die die ehemalige Dekansfrau Johanna Lempp aus Schwäbisch Hall schrieb. Die Zehnte Ausgabe ist fertig, und wir möchten mit der Kirchenbezirks-Zeitung noch weitere Jubiläen feiern. Süßener Posaunenchor ehrt Jubilare Für langjährige Bläsertätigkeit im Süßener Posaunenchor wurden im Februar geehrt: Herbert Fischer für 50 Jahre; Ulrich Böheim für 40 Jahre; und Tobias Gering, Claudia Gröner, Marc-Ulrich Häderle, Michael Keller und Leonhard Kurz für 25 Jahre. Herzlichen Glückwunsch! Die Laster des Pfarrer Hoene Auch Pfarrer haben Laster, so auch Reinhard Hoene, Pfarrer in Amstetten. Der begeisterte Autofan ist im Besitz des Bus- und LKW-Führerscheins. Und wenn er mal frei hat, frönt er seinem Laster und fährt Laster. So hat sich Reinhard Hoene nun auch bereit erklärt, in diesem Jahr mit einem LKW die 20.000 Exemplare der Geislinger Kirchenbezirks-Zeitung von der Druckerei abzuholen und in die Kirchengemeinden im Bezirk auszufahren. Keine leichte Arbeit kommt da auf ihn zu: Sechs Paletten á 600 kg 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:52 Uhr Seite 45 wird sein Laster zu transportieren haben. Da Sie, liebe Leserin und lieber Leser, die Zeitung jetzt in Händen halten, können wir davon ausgehen, dass Reinhard Hoene „sein“ Laster fest im Griff hatte und alles gut gegangen ist. 800. Geburtstag von Elisabeth von Thüringen Noch heute wird Elisabeth verehrt. Sie ist Vorbild für tätige Nächstenliebe und gleichzeitig faszinierend als ungewöhnliche Frauengestalt ihrer Zeit. Anlässlich ihres 800. Geburtstages findet das Elisabethjahr 2007 statt. Elisabeth von Thüringen wurde am 7. Juli 1207 auf Burg Sárospatak in Ungarn geboren und starb am 17. November 1231 in Marburg an der Lahn. Mit vielen weiteren einflussreichen deutschen Adelshäusern und dem Kaiser war sie verwandt und wurde bereits wenige Jahre nach ihrem Tod am Pfingstfest 1235 heilig gesprochen. Elisabeth wird oft als die deutsche „Nationalheilige“ des Mittelalters bezeichnet. In der Kunst wird sie meist mit einem Korb voller Rosen oder Brot dargestellt, was auf die späte Legende des „Rosenwunders“ zurückgeht. Beliebt sind auch Darstellungen Elisabeths mit einem Bettler, den sie mit Kleidung, Nahrung oder Geld versorgt. Im MauchAltar im Chor der Geislinger Stadtkirche ist Elisabeth von Thüringen dargestellt. Neue Sekretärin bei der Erwachsenenbildung Mein Name ist Silke Neumann und ich habe zum 15. März die Stelle von meiner Vorgängerin, Alexandra Henning bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Geislingen, übernommen. Mit meinem Mann, meinen Söhnen im Alter von acht und elf Jahren und meiner Schwiegermama lebe ich in Stubersheim. Nachdem ich über 20 Jahre in einer Baustoffhandlung als Buchhalterin und auch als „Allrounderin“ gearbeitet habe, freue ich mich sehr über die neue Herausforderung in der Erwachsenenbildung. Ich freue mich darauf, mit Menschen zu tun zu haben, und mein Steckenpferd „Bildung“ zu unterstützen. Für mich ist es wichtig und unabdingbar, dass die Kirche ihre Mitglieder „bildet“. Mein Aufgabengebiet ist vor allem die Unterstützung des Bildungsreferenten bei seinen vielfältigen Aufgaben und die Organisation und Koordinierung der verschiedenen Veranstaltungen und Gruppen, die Erstellung der Halbjahresprogramme und die Werbung dafür. In meiner Freizeit lese ich für mein Leben gerne. Die meiste restliche Zeit verbringe ich mit meiner Familie. Außerdem schreibe ich die Artikel für die jüngsten Skispringer des Skiclub Degenfelds – und bin die Gesamtkirchenpflegerin der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stubersheimer Alb. Lektorentreffen in Albershausen Einmal im Jahr gibt es ein großes Treffen der Lektorinnen und Lektoren aus den Kirchenbezirken Geislingen und Göppingen. Albershausen war dieses Jahr die gastgebende Kirchengemeinde. Mit einem gemeinsamen Gottesdienst begann der Tag. Für die Göppinger Lektoren stand auch die Neuwahl des Sprechers auf dem Programm. Nach vielen Jahren gab Hellmut Dietelbach, Eislingen, dieses Amt an Anneliese Maier aus Uhingen weiter. Einen Blick über den eigenen Kirchturm hinaus brachte Pfarrerin Ulrike Schnürle aus Schlierbach, die aus ihrer langjährigen Tätigkeit in Bangkok berichtete. Pfarrer Kienle gestorben Der Kirchenbezirk Geislingen trauert um Pfarrer Helmut Kienle. Er starb Anfang des Jahres an einer schweren Krebserkrankung. Seit 1. Februar 1988 war Helmut Kienle als Krankenhaus- und Altenheimseelsorger tätig. Im Bürgerheim und Samariterstift, in der Helfenstein-Klinik in Geislingen und im Altenheim Bad Überkingen hat er sich um alte und kranke Menschen gekümmert. Mit seiner feinfühligen Art hat er in den 20 Jahren seiner Tätigkeit im Kirchenbezirk vielen Menschen in ihrem Leid zugehört, sie getröstet und ihnen geholfen. Den Pfarrerinnen und Pfarrern im Kirchenbezirk war er ein hilfsbereiter Kollege, der immer Vertretungen übernahm. Mit seinem Humor bereicherte Helmut Kienle viele Dienstbesprechungen. Der 1943 in Aalen geborene Helmut Kienle wäre am 1. Juli diesen Jahres in den Ruhestand gegangen. Dies durfte er nicht mehr erleben. Er verstarb am 25. Januar in der Helfenstein Klinik, in der er 20 Jahre lang anderen geholfen hat. Helmut Kienle hinterlässt eine große Lücke. Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung feiert Abschluss des Gründungsjahres Zu einer Feier zum Abschluss des Gründungsjahres der Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung lud der Stiftungsvorstand alle Gründungsstifterinnen und -stifter ein. Beim festlichen Abend wurde den GründungsstifterInnen die Urkunde überreicht, die sie als GründungsstifterIn ausweist. 200.000 Euro wurden in diesem Gründungsjahr für die Stiftung gegeben. Den Festvortrag an diesem Abend hielt Professor Dr. Rainer Jooß aus Esslingen. Er sprach über „Kirche und Frömmigkeit in Geislingen und Umgebung um 1500“. Mit Abschluss des Gründungsjahres besteht nun die Möglichkeit die Drei-Kirchen-Stiftung mit Zustiftungen zu unterstützen. „50 x 1000 und 1000 x 50“ heißt die Aktion, die der Stiftungsvorstand auf den Weg gebracht hat. Weitere Informationen gibt es unter www.kirchenbezirk-geislingen.de oder telefonisch (0 73 31) 4 17 61. E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 5 Aus dem Kirchenbezirk 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:52 Uhr Seite 46 40 Jahre Stephanuskirche in Oberböhringen Die Einweihung der Oberböhringer Stephanuskirche jährt sich in diesem Jahr das 40. Mal. Mit einem Gottesdienst am 22. Juli um 10 Uhr wird dieses Jubiläum festlich begangen. Der Posaunenchor und der Kirchenchor gestalten den Gottesdienst musikalisch. Hildegard Schmidt-Aichele seit 40 Jahren Organistin Die Oberböhringer Stephanuskirche hat seit 40 Jahren in Hildegard Schmidt-Aichele eine treue Organistin. Bei Wind und Wetter ist Hildegard Schmidt-Aichele am Sonntagmorgen auf dem Weg zu ihrer Oberböhringer Orgelbank, obwohl sie ihren Wohnsitz in Geislingen hat und selbst kein Auto fährt. Mit dem Bau der Stephanuskirche vor 40 Jahren hat Frau Schmidt-Aichele begonnen, die Oberböhringer Gottesdienste musikalisch zu begleiten, zuerst auf dem Klavier, dann – nachdem eine Orgel eingebaut werden konnte – auf der Orgel. Immer wieder hat sie ihre Flöten-Schülerinnen und -Schüler mitgebracht, um mit ihnen gemeinsam im Gottesdienst zu musizieren. Auch mit über 90 Jahren spielt sie weiterhin regelmäßig in Oberböhringen und begleitet, wenn Not am Klavier ist, gerne auch den Gesang in Geislinger Gemeindeveranstaltungen und Kreisen. Neue Seelsorgerin für Altenheime Seit 1. April 2007 ist Claudia Kupfer-Feine neue Seelsorgerin an den Alten- und Pflegeheimen in Geislingen. Die gebürtige Tübingerin war vorher sechs Jahre Gemeindepfarrerin in Stuttgart-Weilimdorf. Mit ihrem Mann, der jeden Tag nach Stuttgart zur Arbeit fährt und ihren zwei Töchtern hat die Familie eine neue Bleibe in Süßen gefunden. Mit umgezogen ist – gegen mancherlei Widerstände – eines ihrer Lieblingsstücke aus dem Keller: Ein über siebzig Jahre alter braun-emaillierter Allesbrenner mit funktionstüchtigem Ofenrohr. Wem sie es auf der neuen Stelle damit warm machen will, verrät sie nicht. Aber die Wärme und die Liebe Gottes aufnehmen und weitergeben, so sieht sie ihren Auftrag als Pfarrerin und das ist ihr wichtig. Uwe Glöckner, Samariterstift, Dekanin Hühn und C. Kupfer-Feine 4 6 E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G Der 50 % Auftrag ist vom Oberkirchenrat als Zugabe eingerichtet worden und soll die Altenheimseelsorge unterstützen sowie den Aufbau eines Netzwerks für alle AltenheimseelsorgerInnen im Kirchenbezirk im Blick haben. Einschlägige Erfahrungen mit dem Thema bringt die Pfarrerin aus ihrer Zeit am „Treffpunkt Senior“ in Stuttgart mit, wo sie nach dem Vikariat fünf Jahre tätig war. Für ihre neue Aufgabe wünscht sich die überzeugte Fahrradfahrerin: Begegnungen mit offenen Augen und auch Lust zu widersprechen, wenn die Sachzwänge unserer Zeit es kalt werden lassen. Doch erstmal heißt es für sie und die Familie: Ankommen im Tal und sei es auch mal zu Fuß. Neuer Klinikseelsorger Im Januar 2007 ist Pfarrer Klaus Hoof neu in den Kirchenbezirk gekommen. Sein Dienstauftrag umfasst 50 % Klinikseelsorge und 50 % pfarramtliche Vertretung bei längeren Vakaturen im Kirchenbezirk. Zusammen mit seiner Frau, Angelika Staffhorst, wohnt er in Bad Überkingen. Neben der ständigen Aufgabe als Klinikseelsorger in der Helfenstein-Klinik hat er vorübergehend die Vertretung im Pfarramt in Wiesensteig übernommen. Nach Gemeindepfarramt im Taubertal und Arbeit im Pfarramt für Mission, Ökumene und Entwicklung in Heilbronn hatte Klaus Hoof bis Ende 2006 die Projektstelle „Kloster für das Volk“ in Maulbronn inne. In den 90er-Jahren hat er in einer von ihm mitgegründeten Kommunität gelebt und im Umweltvorstand der Landeskirche mitgearbeitet. Auch wenn er die Weinberge des Taubertales oder Stromberges manchmal noch vermisst, fühlt er sich in der großartigen Landschaft am Albtrauf wohl und freut sich auf die neue berufliche Herausforderung. Pfarramtssekretärinnen bilden sich fort Für die Pfarramtssekretärinnen im Geislinger Kirchenbezirk ist es bereits schon Tradition, gemeinsam zur Fortbildung nach Denkendorf zu gehen. Nun fanden diese Fortbildungstage bereits zum sechsten Mal statt. Datenverarbeitungsprogramme im Pfarrbüro, Registratur und Archiv, Personal-Entwicklungsgespräche und besonders die Durchführung der Kirchenwahl im November waren die Inhalte der diesjährigen Fortbildung. Selbstverständlich stärkte diese Zeit auch die Gemeinschaft der Pfarramtssekretärinnen. 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:52 Uhr Seite 47 Süssen hat einen neuen Hausmeister Thomas Pernet ist seit Anfang März der neue Hausmeister im Evangelischen Gemeindehaus in Süßen. Auch um die Kindergärten Lindenstraße und Stiegelwiesen kümmert er sich. Als gelernter Mechaniker hat er ein geschicktes Händchen für alle Reparaturen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Vorgängerin Sigrid Nägele hatte ihren Dienst krankheitshalber beenden müssen. Australischer Besuch beim Stötten-Tag Mehr als 15 Jahre gibt es schon das Fest des Kirchenbezirks in Stötten, immer an Christi Himmelfahrt. In den Kirchengemeinden im Kirchenbezirk ist es bekannt. Aber dass auch in Australien der „Stötten-Tag“ ein Begriff ist, nahmen die Gäste dieses Jahr staunend zur Kenntnis. Gunther und Ute Bayha, wohnhaft in Clare in Südaustralien, besuchten den Stötten-Tag. Allerdings kannten die beiden das Bezirksfest noch aus ihrer Zeit in Bad Überkingen. Gunther Bayha war bis 1996 dort Pfarrer und lebt seit seinem Ruhestand mit seiner Frau in Australien. Dies hindert beide jedoch nicht, zum Stötten-Tag zu kommen, wenn sie gerade in Deutschland auf Besuch sind. Bildungsreferent Eberhard Laun geht in den Ruhestand Organisieren, hören, gestalten, mitmachen, tanzen, lachen, feiern, wandern, Rad fahren, kommunizieren – dies sind alles Tätigkeiten, die untrennbar mit Eberhard Laun verbunden sind. 22 Jahre lang ist die Evangelische Erwachsenenbildung im Geislinger Kirchenbezirk von ihm geprägt worden. Seine freundliche Art, seine Kompetenz und seine Neugier auf neue Horizonte ließ die Erwachsenenbildung zu dem werden, was sie heute in Geislingen an hohem Stellenwert genießt. 1942 ist Eberhard Laun im badischen Pforzheim geboren, aufgewachsen ist er im württembergischen Cannstatt. Auf der Karlshöhe in Ludwigsburg machte er die Ausbildung zum Diakon und Sozialpädagogen, in der Berufsakademie Remscheid kam die Kommunikationsberatung hinzu. Die Evangelische Gesellschaft in Stuttgart beauftragte ihn mit der Begleitung von Lehrlingen im Lehrlingswohnheim am Löwentor und von straffällig gewordenen Jugendlichen im Johannes-Falk-Haus. Als Jugendreferent war Eberhard Laun im Kirchenbezirk Schwäbisch Gmünd tätig, anschließend war er Landesreferent und Geschäftsführer für die Evangelische Jugend auf dem Land in Württemberg. Jugendgottesdienste, Freizeiten, Gruppentreffen, Studienfahrten und Seminararbeit gehörten zu seinem Berufsalltag. 1985 kam er als Referent für Evangelische Erwachsenenbildung nach Geislingen. „Ich habe diese Arbeit immer als die ausgestreckte Hand der Kirche zu den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen, Kreisen und Interessierten gesehen“, sagt Eberhard Laun. Der gesellschaftsdiakonische Aspekt der Erwachsenenbildung zeigte sich in den vielen Hilfe- und Selbsthilfegruppen am Haus der Begegnung: Behindertenarbeit, Alleinerziehende, Menschen mit seelischen Problemen, Asylsuchende, Hausaufgaben- und Sprachhilfe für ausländische Kinder. Eberhard Laun stützte, hörte zu, munterte auf, half. Stolz ist er darauf, dass der Modellversuch mit verschiedenen Freiwilligen, das Auto stehen zu lassen und mit Alternativen zum Ziel zu kommen, schon vor 15 Jahren von ihm mitorganisiert wurde. „Klimaschutz war damals noch nicht das große Thema“, meint Laun. Die Organisation von Fahrten zu Kirchentagen, die Fortbildung von Mitarbeitenden in der Erwachsenenbildung, der Seniorenarbeit oder in den Kindergärten bereitete ihm viel Freude. Bedauern empfindet er darüber, dass der Plan, die blühende Freizeitarbeit der Erwachsenenbildung an die Kirchengemeinden weiterzugeben, nicht funktionierte. Nach Auffassung von Eberhard Laun ist Evangelische Erwachsenenbildung ein Erlebnisbereich, den man einrichten müsste, wenn es ihn nicht schon gäbe. Denn sie sei der Ort der Spiritualität, der Kommunikation, der Solidarität, der Wissens- und Erfahrungsvermittlung und der Debatte. Den Ruhestand ab Dezember lässt er auf sich zukommen. Er habe sich keine guten Vorsätze gemacht. So müsste er dann auch nicht enttäuscht sein, sollten sie nicht realisierbar sein. Allerdings freue er sich darauf, Zeit für ausgiebiges Lesen zu haben, für kulturelle Entdeckungsreisen, Ausflüge ins Kabarett und Kleinkunsttheater, tanzen und Rad fahren. Und irgendwann, sagt Eberhard Laun, suche er sich – so wie er sich kenne – wieder eine schöne und befriedigende Tätigkeit. Dann allerdings als Ehrenamtlicher. Kinderkirch-Tag begeistert Unter dem Motto „Hoch hinaus“ bevölkerten 137 Kinder und rund 40 Mitarbeitende im Mai das Evangelische Gemeindehaus in Bad Überkingen. Zwölf Kinderkirchen aus dem Kirchenbezirk folgten damit der Einladung zum ersten Bezirks-Kinderkirchtag seit 1999. Mit dem Song „Einfach spitze, dass du da bist“ begann der Kindergottesdienst. Im Namen des „Bezirksarbeitskreises Kinderkirche“ begrüßten Pfarrerin Susanne Jutz und Vorsitzender Dieter Joos die große Schar. Dabei stellte sich jede Kinderkirche mit einem eigens mitgebrachten, selbst gestalteten „Baustein“ aus Karton vor. Diese Bausteine wurden gebraucht zum Turmbau in Babel, der im Folgenden mit einer Erzählung und einem Anspiel dargestellt wurde. Die Erfahrungen des Bauens und der Verwirrung wurden mit einem Zwölf-Stationen-Lauf rund um das Gemeindehaus aufgegriffen und spielerisch nachempfunden. E VA N G. K I R C H E N B E Z I R K S Z E I T U N G 4 7 070520_KIBEZ_07_08__Umbruch_3.qxd 13.06.2007 9:53 Uhr Seite 48 »Under cover« ... . . . . in Süssen . . . . in Geislingen . . . . in Donzdorf . . . . in Steinenkirch . . . . in Geislingen . . . . in Geislingen . . . . in Stubersheim . . . . in Kuchen . . . . in Süssen . . . . in Unterböhringen . . . . in Donzdorf . . . . in Geislingen . . . . in Türkheim . . . . in Schalkstetten . . . . in Geislingen . . . . in Geislingen . . . . in Gruibingen . . . . in Geislingen . . . . in Deggingen . . . . in Gingen . . . . in Eybach . . . . in Auendorf . . . . in Amstetten . . . . in Geislingen ...im Auftrag des Herrn Aufgedeckt auf Seite 26 . . . . in Bad Überkingen . . . . in Geislingen . . . . in Geislingen