Animation Creates The Video Star
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Animation Creates The Video Star
Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Animation Creates The Video Star _______________________________________ Wie wirkt sich die filmische Bildgestaltung der Kamera auf die Bandinszenierung im animierten Musikvideo aus? 14. Oktober 2013 Begleitung Masterthesis: Franziska Trefzer Axel Vogelsang Robert Müller Herzlichen Dank an: François Chalet, Anna Furrer, Sascha Tittmann, Florian Krautkrämer, Ulrike Bergermann, Katharina Flieger und Tom Knill Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Abstract Das Medium Musikvideo ist sehr vielschichtig und deckt verschiedene Themenbereiche zwischen Musik und Video ab. Sei es Rhythmus, Text, Narration oder Bildgestaltung. Obwohl das Musikfernsehen aktuell nicht gleichermassen präsent ist wie in den 90er Jahren, nutzen lokale und internationale Musiker das Medium zu Promotionszwecken im Internet, um ihr Bandimage zu verbreiten. In dieser Thesis werde ich der Frage nachgehen, welche Rolle den animierten Musikvideos zukommt. Im ersten Teil der Thesis wird einleitend eine Einführung ins Thema Musikvideo gegeben sowie ein kurzer historischer Abriss von dessen Entwicklung beschrieben. Weiterführend wird die Animation im Musikvideo thematisiert und anhand von Experteninterviews übergreifende Eigenheiten in der Produktion von Musikvideo festgehalten. Die Voranalyse einer Auswahl wichtiger animierter Musikvideos leitet über in das zweite Kapitel, in welchem die Frage der Bildgestaltung mit der Kamera auf Grund einer visuellen Analyse von drei spezifischen Beispielen untersucht wird. Die Analyse beschreibt, inwiefern sich die Gestaltung der Kameraführung auf die Inszenierung einer Band im animierten Musikvideo auswirkt. Die Thesis „Animation Creates the Video Star“ kommt zum Schluss, dass die Eigenschaften der Animation einem Musikvideo wie auch dem Bandimage eine Originalität zu verleihen helfen, in der breiten Masse aufzufallen. Die Bildgestaltung durch die Kameraführung ist dabei ein möglicher Ansatz, um ein dynamisches und lebendiges Musikerlebnis zu inszenieren. 2 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Inhaltsverzeichnis Einleitung Thema...........................................................................................................4 Motivation....................................................................................................5 1 State of the Art 1.1 Einführung ins Medium Musikvideo.....................................................6 1.2 Animation im Musikvideo...................................................................10 1.3 Meilensteine im animierten Musikvideo.............................................15 2 Analyse............................................................................................................18 2.1 Wilco - Dawned On Me.......................................................................19 2.2 Peter, Björn & John - Young Folks......................................................24 2.3 Daft Punk - One More Time................................................................28 3 Fazit..................................................................................................................32 Quellen............................................................................................................34 Anhang................................................................................................................36 3 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Einleitung Thema Im Fokus meines Interessens für meine schriftliche, wie auch für meine praktische Masterthesis, ist das Thema der zweidimensionalen digitalen Animation im Musikvideo, die auch Vektoranimation oder digital cut-out genannt wird. Als Ausgangslage für meine Überlegungen in der folgenden Masterthesis dient meine praktische Arbeit. Im Auftrag der Band „The Homestories“ aus Winterthur werde ich ein animiertes Musikvideo1 produzieren, für welches die Animationstechnik auf digital cutout festgelegt wurde. So wurde das Interessensfeld für meine schriftliche Masterthesis mitbestimmt und gleichzeitig ein Praxisbezug zu meinem Masterprojekt hergestellt. Einleitend werde ich mich dem Themenfeld Musikvideo als Medium widmen, um dann vertieft auf die Bildgestaltung im Bereich animierte Musikvideos einzugehen. Ein besonderes Augenmerk werde ich auf animierte Musikvideos bzw. Videoclips richten, die auf Grund von analogen oder digitalen 2D Grafiken oder Illustrationen animiert sind. Im ersten Teil der Thesis mit einem Überblick zum Thema Musikvideo, sowie im zweiten Teil mit Sequenzanalysen der Kamera bei Bildern der Band, stütze ich mich einerseits auf Fachliteratur und andererseits auf Experteninterviews.2 Vorgehen Master Thesis Fragestellung schriftliche Masterthesis praktische Masterthesis Produktion animiertes Musikvideo „Paris Alone“ -Stärken des animierten Musikvideo? Musikvideo animierte Musikvideos Kamera auf Band Animation -Bildgestaltung der Kamera bei Bandperformanceszenen? Erkenntnisse schriftliche MA-Thesis Abb 1: Schema meines Vorgehens für die Masterthesis. 4 Musikvideo Paris Alone __________________ 1 Ein Musikvideo, welches entweder animierte Sequenzen enthält oder vollständig animiert ist unabhängig von der verwendeten Animationstechnik, wird im Folgenden als animiertes Musikvideo bezeichnet. 2 Interview mit François Chalet vom 3. 7. 2013 und Interview mit Büro Sequenz vom 4. 7. 2013 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Motivation Ein Grund dafür, dass mein Interessensgebiet beim animierten Musikvideo liegt, hat damit zu tun, dass ich mit meinen älteren Geschwistern bereits früh das MTV der 90er Jahre geschaut habe. Insbesondere die Chartshow3-Formate, die seit dem Sendestart von MTV am 1. August 1981 zum grundlegenden Konzept von MTV gehörten.4 Viel wichtiger jedoch ist, dass ich beim Blick auf meine bisherige Laufbahn erkenne, dass sich im animierten Musikvideo meine privaten Interessen mit meinen professionellen Erfahrungen kombinieren lassen. Die frühen Musikvideos, welche nahe beim Experimentalfilm angegliedert werden,5 stehen in Bezug zu meiner Bachelor-Ausbildung in Medialer Kunst. Meine Arbeit für das junge und alternative Radio Stadtfilter in Winterthur sowie meine Bandprojekte weckten weiter das Interesse an Musik und deren Industrie. Mein aktueller Job im Comic Shop (Zappa Doing in Winterthur) gibt mir zudem die Begeisterung für grafische und zweidimensionale Bildsprachen. Das Medium Musikvideo vermag es, die ganze Bandbreite meiner Inspirationsquellen zu vereinen - was sich unmittelbar auf die Motivation meiner Masterthesis auswirkt. Mich fasziniert am Feld des Musikvideos, dass hier alles erdenkbare möglich ist, solange es sonderbar, ungewohnt Abb 2 & 3: Mein erster bewusster Kontakt mit Musikvideo. Still aus dem Intro der European Top 20 (oben) und deren VJ Pip Dann, 1991. (unten) oder neuartig ist. Jason Middleton und Roger BeeBee formulierten es so: „Videos create visual structures in relation to music and lyrics, and having interviewed directors and others in the field I believe that the earliest writing had one idea essentially right: music video is irreductibly strange“6 Diese Aussage lässt mich vermuten, dass die Praxis von Musikvideo für die Theorie noch nicht ganz greifbar ist. Da mich die Fragen an der Stelle direkt betreffen und hinsichtlich meiner praktischen Masterthesis spezifisch interessieren, versuche ich nun mit meiner schriftlichen Thesis, genau dort anzuknüpfen. Bei der Kombination von Musikvideo und Animation scheint sich tatsächlich der Gestaltungsfreiraum noch weiter zu eröffnen. Wie die Animationsfilm- und Musikvideoregisseure François Chalet, sowie Sascha Tittmann und Anna Furrer von Büro Sequenz im Interview bestätigten, liegt der Reiz im animierten Musikvideo darin, dass ganze Welten bis auf jedes einzelne Bild frei erfunden werden können.7 Die Variation und Vielfalt von Darstellungsmöglichkeiten steigert sich jenseits von physikalischen Gesetzen ins unermessliche und lässt zu, was auch immer aus der Vorstellungskraft eines Regisseurs entspringen mag. Darin liegt meine Faszination für animierte Musikvideos begründet, weshalb ich mich nun vertieft mit der theoretischen und praktischen Seite dieser Thematik auseinander setze. __________________ 3 Vgl. Abb 2 & 3 4 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/MTV 5 Siehe Anhang 1: Bergermann Ulrike, Literaturliste zum Seminar, Reload: Musikclips 6 Beeebe (2007) S 111 / Z 18 7 Vgl. Interview mit François Chalet und Büro Sequenz 5 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 1. State of the Art 1.1 Einführung ins Medium Musikvideo Die genaue Geburtsstunde des Musikvideos kann nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden. Ob die bei „Video Killed The Radio Star“ von „Buggles“ beginnt, dem ersten Video, welches MTV beim Sendestart 1981 ausstrahlte8 oder bereits bei den Lichtprojektoren von Leonardo da Vinci und den optischen Musikinstrumenten von Thomas Edison, wurde bereits diskutiert, ohne auf ein genaues Ergebnis zu stossen.9 Wenn wir wie Keazor davon ausgehen, dass sich ein Musikvideo über die Bewegungen von Farbe, Formen und Musik definiert, blendet man angeblich schnell aus, dass dies ebenso auf jedes Live-Konzert und jede Oper, wie auch auf dokumentarische Aufnahmen eines Konzertes zutrifft. Bei all den genannten Beispielen wird mit Klang und Optik ein entsprechender Gesamteindruck erzielt.10 Als Kriterium zur Unterscheidung von Aufführung und Video gilt laut Keazor die Manipulation durch technische Eingriffe wie z.B. Zeitlupe oder Montage.11 Solche Eingriffe brechen die zeitliche Kontinuität, die synchron zum Bild läuft. Zudem können auf der Tonebene im Video Eingriffe vorgenommen werden, die als Stilmittel zur Übertreibung dienen. Beim „Mickey-Mousing“ z.B. steigt eine Figur die Treppe hinunter, während zu jedem Schritt ein Ton gespielt wird. Genauso kann umgekehrt die Tonebene abgeschwächt werden. Wenn z.B. eine Figur wie wild auf ein Schlagzeug trommelt und nur ein sanfter Beat eines Drum-Computers zu hören ist. Eine Kombination von Eingriffen vorzunehmen, die gleichzeitig auf Zeit, Raum und Akustik wirken, wurde erst möglich durch das Aufnehmen und Wiedergeben von Bildern zu Musik und Geräuschen.12 In Zeiten des Stummfilms wurden die Filme von Pianisten mit Musik begleitet. Später wurden dafür eigens Geräte erfunden, wie z.B. 1891 das Kinetophone. In den 40er Jahren wurden dann sogenannte „Soundies“ entwickelt, um Hollywoods Kurzfilme unter die Leute zu bringen. Eine Art Jukebox für Musikvideos kam in den 60er Jahren (vor allem in Frankreich und den U.S.A) unter dem Namen Scopitone13 auf den Markt. Die beliebten Geräte zeigten singende Stars wie Jaques Brel, Brigitte Bardot oder Serge Gainsbourg. Die Scopitones wurden häufig zur Unterhaltung in Bars und Nachtclubs aufgestellt, verkamen aber zunehmend auch zu Schaukasten für Pin-up-Videos und bekamen dadurch ein gewisses Schmuddel-Image. Die Produktion der Scopitones wurde später wegen Verstrickungen mit der Mafia eingestellt.14 Susan Sonntag unterstreicht den Aspekt des Kitschs von Musikvideojukeboxen, indem sie in ihren „Notes on Camp“ die Scopitones gleich an Abb 4: Ein französisches Model einer Scopitone Jukebox ST36 aus den 60er Jahren. 6 __________________ 8 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/MTV 9 Keazor (2011) S 59 / Z 1 10 Keazor (2011) S 60 ff. 11 Ob zu dieser Liste die Kameraperspektive dazugehört werde ich im 2. Teil der Thesis untersuchen. 12 Vgl. ebd. 13 Vgl. Abb. 4 14 Keazor (2011) S 62 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis die dritte Stelle setzte, der „Random examples of items which are part of the canon of camp“.15 Ende der 70er Jahre erkannte Michael Nesmith das künstlerische Potential des Mediums, nutzte es als Pionier und trug zu dessen Verbreitung bei. John Lack kaufte im Interesse seines damaligen Senders „Warner Cable“ das Konzept inkl. Namen des neuen Musikformats und etablierte eine Plattform für Identifikation, Band Images und deren verkaufsfördernde Visualisierung die auf einen Werbeeffekt der Musikindustrie zielt.16 Darauf begann der Erfolg von Musikvideo im Sinne von Musikfernsehen. Videoclips von Queen17, ABBA und Rod Stewart fanden ihren Weg in die Wohnzimmer, in denen das jugendliche Zielpublikum sass. Bei der Diskussion um Musikvideo ist es wichtig, den Begriff von Musikfernsehen im Sinne von MTV Music Television (USA) und der des Musikvideos zu unterscheiden. Seit 2004 distanzierte sich die Firma MTV mit ihrem Programm immer mehr vom „M“, das im Akronym MTV für „Music“ steht, um sich mehr auf „TV“ zu konzentrieren, z.B. mit Reality-Shows und Klingeltonwerbung. Im Jahr 2010 wurde der Schriftzug „Music Television“ endgültig aus dem Logo gestrichen, was zu dem Zeitpunkt auch als Totsagung von Musikvideo dikutiert wurde.18 Abb 5: Still aus Queen‘s Bohemian Rhapsody. Eines als „erstes“ gehandeltes Musikvideos das fürs Musikfernsehen produziert wurde. In dem Video wird die Band ähnlich wie auf dem zu der Zeit aktuellen Plattencover inszeniert. Gleichzeitig kam der Übergang ins Internetzeitalter einher und hatte der Jugend der nächsten Generation etwas Neues zu bieten. Nämlich schnellere Verfügbarkeit einer breiteren Vielfalt an Musikvideos nach eigener Wahl. Aktuell sind auf MTV diverse Reality TV-Shows zu sehen, die sich den Problemen heutiger Jugendlichen widmen. Bands nutzen heutzutage ihre Websites oder Musikplattformen im Internet, wie z.B. MX3 um ihre Musikvideos zu verbreiten. Ein Musikvideo kann schnell ein lebendiges Bandimage vermitteln, auf welches ihre selbst produzierten Plattencover bis hin zu den Bühnenauftritten alles abgestimmt wird. Die Platzierung von Musikvideos im Internet ermöglicht es auch kleineren und unabhängigeren Produktionen, sich zu vermarkten. Dennoch überzeugen nach wie vor überwiegend Innovation und Qualität. Die Herausforderung, aufzufallen und sich durchzusetzen, bleibt folglich bestehen. Der Traum von Berühmtheit wurde zwar günstiger und greifbarer, die Konkurrenz dadurch wohl umso grösser. Marshall McLuhan hätte wahrscheinlich Musikvideo als ein sehr kaltes Medium bezeichnet, bei dem die grundsätzlich fragmentarischen und unvollständigen narrativen Strukturen den Betrachter dazu zwingen, die Lücken im Zusammenhang selber zu schliessen.19 Musikvideo ist also ein anregendes Medium und erfordert eine, wenn auch unbewusste, Beteiligung des Publikums. Der Betrachter oder die Betrachterin eines Vi- __________________ 15 Keazor (2011) zitiert S64 Sontag „Notes on Camp“ (1966) S 277 16 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/MTV 17 Vgl. Abb. 5 18 Beebee (2007) S 1 & MTV - Eintrag Wikipedia (2013) 19 Beebee (2007) zitiert S 3 Mc Luhan „Unterstanding Media“ (1964) „Music video itself would have been considered by McLuhan a very „cool“ media form, in that its generally fragmentary and incomplete narrative structures compel the viewer toward a greater interaction with the text, filling in the gaps him or herself.“ 7 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis deos kann für ungefähr vier Minuten, solange wie ein Popsong durchschnittlich dauert, in eine fantastische Bildwelt eintauchen. Wenn der Clip gut aufgebaut ist, wird er die Zuschauer in seinen Bann ziehen und bewirken, dass sie ihn sich mehrfach anschauen mögen. Manchmal kommt es vor, dass man bei einem Video mit jedem mal schauen mehr Details entdeckt, die einem bei erster Betrachtung gar nicht auffielen oder dass etwas derart erstaunliches geschieht, dass man sich kaum sattsehen kann. Dies mag aus künstlerischer Perspektive ganz im Sinne des Regisseurs sein. Mit Sicherheit machen sich die Werbestrategen für Bandpromotion diese Wirkung ebenfalls zu Nutze. Die Aufgaben eines Musikvideos sind jedoch vielfältiger, als lediglich zu faszinieren und als Marketinginstrument zu dienen und damit Musiker zu Pop- oder Rockstars zu machen. Ein Videoclip soll einerseits Stars präsentieren, ein Gefühl oder eine ganz bestimmte Stimmung vermitteln oder auch Textstellen hervorheben und musikalische Strukturen betonen. Das bemerkenswerte dabei ist, dass jede Art von visuellen, musikalischen oder lyrischen Elementen in den Vordergrund rücken können.20 Bei der Entwicklung eines Musikvideos geht es also darum, Entscheidungen zu fällen um visuelles, akustisches und narratives Material zu ordnen und auf der Wahrnehmungsebene Akzente zu setzen. Wegen seiner Vielschichtigkeit kann innerhalb eines Musikvideos alles Mögliche passieren. Es kann sogar ein progressiver Eindruck oder ein tiefer Einblick einer zwischenmenschlichen Beziehung gezeigt werden.21 Wenn beispielsweise in einer Eröffnungsszene ein Mädchen und ein Junge auf einer Parkbank sitzen und ihre Blicke nicht von sich ab lassen, kann der Betrachter oder die Betrachterin leicht daraus schliessen, dass es zwischen diesen zwei Figuren „funkt“ bzw. eine gewisse „Chemie“ vorhanden ist. Unter „Chemie“ ist in dem Kontext ein progressiver Eindruck zwischenmenschlicher Beziehung zu verstehen, der im Verlauf des Videos weiterentwickelt werden kann, falls sich die beiden z.B. später küssen würden. Damit der Betrachter dem Video folgen kann ist es nicht unbedingt nötig, diesen Faden weiter aufzunehmen. Ein reizvoller Aspekt von Musikvideo ist meiner Meinung nach, dass schnelle Eindrücke und implizite Stimmungen auf das Publikum übertragen werden. Darum nimmt sich die Disziplin Musikvideo die Freiheit, solche Fragmente von Eindrücken auch mal stehen zu lassen wie sie sind. Häufig konzentrieren sich die Figuren im Verlauf eines Musikvideos darauf, was gerade im Gange ist, z.B. eine Party trotz Ausgehverbot, ein Konzert für das es keine Tickets mehr gab, eine Gruppenchoreografie oder fortlaufend bewegende Gegenstände.22 Insofern unterscheidet sich die Erzählstruktur im animierten Musikvideo vom Animationsfilm, weil beim Musikvideo eine kohärente Erzählung in drei Akten23 keine zwingende 8 __________________ 20 Vernallis (2007) S 112 Z 28 „As Music Videos attempt to fullfill many requirements such as showcasing the star, highlighting lyrics and underscoring musical structures, a remarkable thing occurs: any visual, musical, or lyrical element can come to the fore.“ 21 Vernallis (2007)S.113 Z 7 „Some of music video’s excitement stems from the sense that anything can happen – even an insightful or progressive image of social relations.“ 22 Vgl. ebd. 23 Vorlesung Filmförderdossier Ted Sieger am 11.10. 2012, Hochschule Luzern Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Voraussetzung ist. Anstelle eines Dialogs der Schauspieler wie im Film, dominiert im Videoclip die Musik. Dies vermittelt zwar den Eindruck einer Erzählung, wird aber häufig durch eine typische Darstellung einer Bandperformance wie bei einem Konzert gebremst.24 Eine weitverbreitete Möglichkeit, diese Dynamik wieder auszugleichen, ist eine schnelle Schnittfolge. Musikvideoregisseure entwickelten ein Palette an eigener Praxen, Bilder in Musik zu integrieren, wobei das Bild einen Teil seiner Autonomie und seines symbolischen Charakters aufgibt und im Gegenzug an Flexibilität sowie Mehrdeutigkeit gewinnt und spielerischer werden kann.25 Die Bedeutung eines Musikvideos liegt im Wechselspiel zwischen Musik, Bild und deren Beziehung zu den verschiedenen Variationen an Kontinuität innerhalb eines Musikvideos.26 Keazor nennt diese Wechselwirkung auch Text-Musik-Bild Bezug.27 Anna Furrer, Animationsfilm- und Musikvideoregisseurin von Büro Sequenz beschrieb die Eigenheit von Musikvideo aus ihrer Praxis so: „Musikvideos eignen sich für freie Erzählformen. Dabei wird häufig angestrebt eine Geschichte zu entwickeln mit Ablauf und Höhepunkt. Der Rhythmus der Musik kann diese aber beeinflussen indem z.B. mit Wiederholungen gearbeitet werden kann...“28 Egal mit welcher Technik gearbeitet wird, bei einem Musikvideo ist die Musik das Abb 6: Das Video zu Sledgehammer von Peter Gabriel wurde in den Aardman Studios produziert und bekam 1987 einen MTV Video Music Award. Das Video ist in Stop-Motion Technik gemacht und illustrativ umgesetzt. Es erzählt nicht wirklich eine Geschichte, sondern zeigt abstrakte Bildwelten mit denen es die Bedeutung des Liedes verdeutlicht. Ausgangsmaterial. Wenn ein Regisseur den Auftrag bekommt, ein Musikvideo zu gestalten, ist der Song bereits produziert. Der Regisseur übernimmt die Verantwortung für den Song im Namen der Musiker und des Plattenlabels.29 François Chalet schilderte aus seiner Erfahrung in der Praxis den Umgang mit der Musik, dass es schnell passieren kann, dass bei langen Produktionsprozessen mit vielen beteiligten Personen ein Video „tot und zu durchkonzipiert“30 wirken kann. Darum ist es wichtig, den Bezug zur Musik von Anfang an herzustellen und aufzugreifen, was einen darin berührt. Der Regisseur muss den Dialog zwischen Musik und Video herstellen und vermitteln. Darin liegt die Qualität in einem Musikvideo. Chalet beschreibt sein Qualitätskriterium folgend: „Ich glaube der beste Musikclip entsteht, wenn du die Musik hast und das Bild und die Musik in einen Dialog treten und das daraus etwas Drittes entsteht. Der schlechteste Musikclip entsteht wenn du ein Text hast und jemand illustriert ihn, so dass Text und Bild teilweise sogar noch wiederholen, was gesagt wird. Es ist eigentlich, wie wenn zwei Menschen reden die nicht unbedingt miteinander einverstanden sind aber jeder hat eine Meinung auf einer anderen Ebene und gehen sie aufeinander ein, dann funktioniert es ziemlich gut.“ __________________ 24 Vernallis (2007) S 115 „Most often in music video the perfomance footage oft the band has the effect of blunting narrative drive...“ 25 Vgl. Abb. 6 26 Vernallis (2007) S 112 „Videomakers have developed a set of practices for putting image to music in which the image gives up it’s autonomy and abandons some of it’s representational modes. In exchange, the image gains in flexibility and play, as well as in polyvalence of meaning. Many of the meanings of music video lie in this give and take between sound and image and in the relations among their various modes of continuity.“27 Keazor (2011) S. 472 28 Interview mit Anna Furrer & Sascha Titmann von Büro Sequenz vom 4.7.2013 (2.20min) 29 Vernallis (2007) S112 Z10 „indeed, the music video should be taken most seriously, because music videos derive from the songs they set. The music comes first – the Song is produced before the video is conceived. The Video is therefore responsible for the song in the eyes of the artist & record company“ 30 Interview mit François Chalet vom 3.7.2013 (6.12min) 31 Vgl. ebd. 31 9 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Aufzugreifen was einen berührt ist ein intuitiver Prozess und für die Qualität im Musikvideo sehr wichtig. Dieser Vorgang ist eine Art von experimentellem Handeln, so Sascha Tittmann im Interview: “Die Musik gibt mir den Freiraum, einfach zu machen und auszuprobieren.“32 Ein Musikvideoregisseur muss vieles können. Nicht nur das Handwerk und die Konzeption von Video muss er beherrschen, sondern auch das Feingefühl für Musik und Rhythmus mitbringen. Beim animierten Musikvideo kommen die zeichnerischen Fertigkeiten sowie physikalische Kenntnisse dazu. So schilderte mir François Chalet im Gespräch die Voraussetzungen um ein gutes Musikvideo zu gestalten.33 Beebee meint, dass auch bei der theoretischen Auseinandersetzung mit Musikvideo ein musikalisches Interesse eine Voraussetzung ist: „One difficulty in music video studies in relation to television studies is the fact that theorists of the visual are often not trained in musical analysis and perhaps are not even particularly familiar or interessted in popular music itself.“34 1.2 Animation im Musikvideo Warum wird bei einer Musikvideoproduktion, die meistens im Auftrag eines Labels zu Stande kommt zur Animation gegriffen? Etwa weil Animation als niedlich und familienfreundlich wahrgenommen wird und so das breiteste Publikum anspricht? Oder soll die Zielgruppe von jungen Musik Fans mit Comic Fans erweitert werden? Eine spannende Erklärung dafür bietet ein Artikel aus der Online Version des Rolling Stone Magazines: „Animated music videos are a staple of the medium and a go-to for artists who either do not want to appear in their own clips or – for one reason or another – don‘t have the time to turn up for a video shoot. Animation has become a lot cheaper and easier to produce in recent years, so the number of cartoon clips have skyrocketed, particularly among smaller acts on a tight budget.“35 Die Kombination von Cartoon und Musik haben unter wirtschaftlichen Aspekten eine Erweiterung der Zielgruppe als positive Synergien zur Folge. Beispielsweise bei der Band Gorillaz, die ihre gesamte visuelle Identität von ihren Videos bis hin zu ihren Live-Auftritten, bei denen fiktive Alter Egos auf einer Leinwand auftreten, als Gesamtwerk konzipierten. Wie die Synergien der Kombination von Cartoon, im Sinne von Comics, Trickfilm und Musik unter wirtschaftlichen Aspekten genutzt werden können, zeigt sich bei dieser Band besonders klar. Ihr Öffentlichkeitauftritt zieht sich konsequent durch das GesamtkonAbb 7: Gorillaz bei einem Auftritt in London 2010. Im Hintergrund sieht man die dominante Leinwand mit den animierten alter Egos der Bandmitglieder, die zu der Performance beitragen. 10 zept bis ins Detail, 36 wie bei Interviews, Zeitungsartikeln, wie auch mit ihrer Leinwandpräsenz an Live-Auftritten.37 Die Gorillaz scheinen eindeutig die Band zu sein, welche die Idee des alter Egos einer Band in Kombination mit Animation bisher am weitesten __________________ 32 Interview mit Anna Furrer & Sascha Titmann von Büro Sequenz vom 4.7.2013 (9.38min) 33 Interview mit François Chalet vom 3.7.2013 34 Beebee (2007) S 5 35 Matthew Perpetua für das Rolling Stone Magazine die Englische Online Ausgabe 36 Browne Cass & Gorillaz (2011) Interviews und Bildmaterial 37 Vgl. Abb. 7 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis ausreizte, ganz im Sinne von Goodwin, der bereits 1992 festhielt, dass „Pop has always stressed the visual as a necessary part of ist apparatus – in performance, on record covers, in magazine and press photographs, and in advertising“38 Die Cartoon-Formation The Archies welche diesbezüglich als historische Vorreiter der „Gorillaz“ erachtet werden können, haben bereits 30 Jahre zuvor, eine ähnlich Strategie verfolgt. Die Figuren „Betty & Veronica“39 waren aus frühen Comics der 40er Jahre in den U.S.A. weit verbreitet. Später war die gesamte Band als The Archies in einer Trickfilmserie zu sehen, in der oft gesungen und musiziert wurde, um Spass zu haben. Der Sänger Ron Dante war der Kopf hinter den „Archies“. Er schrieb Songs wie „Sugar Sugar“ oder „Yummy Yummy Yummy“. Mit ständig wechselnden Studiomusikern hat er die Songs eingespielt. Solange die Show „The Archies“ im Fernsehen gesendet wurde, verpflichtete er sich dazu, nicht als Urheber der Songs an die Öffentlichkeit zu treten, um die Illusion der Archie-Band nicht zu zerstören.40 Animation im Musikvideo bringt es folglich zustande, wie z.B. bei „Gorillaz“ oder „The Archies“, fiktive Identitäten zu Abb 8: Panel aus einem Betty & Veronica Comic. Die Figuren sind Teil der Archie-Band, schauen sich die Beatles auf einem Scopitone an. Das Bild macht den Bezug von Comic und Musikvideo innerhalb der Popkultur deutlich. kreieren, die als Alter Ego der Musiker als Ursprung ihrer Musik gehalten werden und ihr Image prägen. Unter dem Gesichtspunkt der Vermarktung hat dies den Vorteil, dass ein Mythos geschaffen werden kann, falls die Band gerne anonym bleiben will, wie dies etwa bei Daft Punk der Fall ist. Animation kann in dem Zusammenhang auch dann von Nutzen sein, wenn eine Band nicht über genügend schauspielerisches Interesse oder Talent verfügt um einen mitreißenden Personenkult auszulösen. Beim 2000 veröffentlichen Video „Music“ von Madonna, die vermutlich über genügend Talent und Budget verfügt hätte, wurde sie als animierte Superheldin dargestellt, die durch ihre eigene Videogeschichte rannte. Bei ihr wurde in diesem Clip zur Animation gegriffen, weil sie angeblich schwanger war.41 Die Einbettung der animierten Szenen mit den real gefilmten Szenen wirkt in dem Fall vergleichsweise oberflächlich, wenn man sie vergleicht mit der raffinierten Verknüpfung von Bandperformance, abstrakter und realen Erzählebene, wie es im Video „Freak on a Leash“ von „Korn“ zu sehen ist,42 welches mein persönlicher Favorit unter den animierten Musikvideos ist. __________________ 38 Keazor (2011) S3 Z32 zitiert Goodwin aus „music television and popular culture“ (1992) S.33 ff Z19 39 Vgl. Abb 8 40 Keazor (2011) S 410 41 Das hab ich 2000 in einer Sendung MTV News gehört, aber auch Keazor (2011) S 408 42 Keazor (2011) S 408, siehe auch das Video von Korn Online, es lohnt sich! http://www.youtube.com/watch?v=jRGrNDV2mKc 11 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Die Art und Weise, wie die Band inszeniert wird, lässt enormen Spielraum offen. Nicht in jedem animierten Musikvideo muss eine figürliche Band im Vordergrund stehen. Als aktuelles Beispiel ist unter diesem Aspekt das von den „Aardman Studios“ im Januar 2013 veröffentlichte Musikvideo zu dem Lied „Winter Trees“ von „The Staves“ zu nennen.43 Bei der Umsetzung ist die Bandperformance so abstrakt dargestellt, dass man sich als Betrachter ganz auf die Bildwelt konzentrieren kann, ohne dass die Eigenschaften eines Musikvideos verloren gehen. Passend zu der Tonebene musizieren in einem grossen Baum versteckte Wesen auf organischen Instrumenten wie Pilzen oder einer Blättergitarre. Dadurch wird die Musik auf die Bildebene geholt. Durch den starken Abstraktionsgrad der Musiker bleibt genügend Raum für die Stimmung des Bildes, die stark von der Beleuchtung geprägt ist. Eine tief stehende Sonne wirft lange Schatten Abb 9 & 10: Still aus Winter Trees von The Staves, sehr stimmungsvoll und lebendig umgesetzt von den Aardman Studios (2013) über eine karge Landschaft mit weissen Bäumen. Dies passt wiederum zum Titel und der Stimmung des Lieds sowie zu den verschiedenen Fabelwesen, die sich in der Bildwelt bewegen. Die Animation ist mit einer Mischtechnik aus Analogen und digitalen Elementen gestaltet. Auf der Suche nach den beliebtesten animierten Videoclips44 sind momentan jene hoch im Kurs die mit „mixed-media“ umgesetzt wurden. D.h. in denen analoge und digitale Techniken gemischt werden. Dies äussert sich über bewegte Zeichnungen oder Typografien in Handschrift, die im Realvideo entweder digital „getrackt“ werden, wie z.B. bei „D.A.N.C.E“ von „Justice“ oder mit „Stop Motion“ dem Video einen „trashigen look“ verpassen, wie z.B. bei „My Drive Thru“ von „N.E.R.D.“ und „Santigold“. Ebenso werden digitale Schriften und Grafiken in analoge Settings integriert wie beispielsweise im Video zu „Berlin“ von „Modeselektor“.45 Zu vermuten ist, dass die Beliebtheit von Mischtechniken in animierten Videos als ausgleichender Kontrast zur allgemeinen Digitalisierungstendenz von Bildern wirkt. Dennoch distanziere ich mich vom Trend „mixed-media“ in Musikvideo in meiner Masterthesis und fokussiere wie in der Einleitung beschreiben auf digitale 2D-Animation. In der Schweiz hat bei den Best Swiss Video Clip Awards 2013 von „M4Music“ kein animiertes Video das Rennen gemacht, wobei von allen nominierten Videos lediglich ein animiertes Musikvideo dabei war. An Trickfilm- oder Musikfestivals gibt es häufig auch Wettbewerbe für Musikvideos, die gemessen am breiten Interesse des Publikums Abb 11-13: D.A.N.C.E. (oben), My Drive Thru (mitte) und Berlin (unten). Bei animierten Videos der vergangenen 6 Jahren sind oft Mischtechniken - mixed-media - aus analog und digital angewendet worden. 12 eher eine Nischenplatz einnehmen.46 Wenn man die heutige Musikvideolandschaft beobachtet, scheint bei Independent- und Low-Budget Produktionen der Anteil animierter Musikvideos gestiegen zu sein.47 Obschon unabhängige Produktionen häufiger zu Ani__________________ 43 Vgl. Abb 9 & 10 oder auch http://vimeo.com/58197196 44 Gemäss privaten Ranglisten auf Youtube, Google suche: „best animated music videos“ 45 Vgl. Abb 11-13 46 Interview mit François Chalet vom 3.7.2013 (Teil 1, 9.35min) 47 Vgl. Artikel von Matthew Perpetua für das Rolling Stone Magazine, Fussnote 22 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis mationstechniken greifen, bleibt der Anteil animierter Clips im Verhältnis zu realgefilmten Musikvideos kleiner. Ein animiertes Musikvideo kommt jenen halbprofessionellen Produktionen entgegen, denen es nicht nur an Budget, sondern auch an Auftrittskompetenzen mangelt.48 Ich vermute, da Personenkult eng mit Band Image und Identifikationsfiguren von Jugendlichen in Zusammenhang stehen, setzen insbesondere internationale Popproduktionen überwiegend auf inszenierte Performances der Musiker und geben damit einen Standard vor. Wenn man sich einen Gesamteindruck von Bandauftritten auf YouTube macht, ist festzustellen, dass eine Vielzahl an Videos zur Selbstvermarktung diesem Standard folgen. François Chalet erklärt sich dieses Phänomen folgend: „Bei all den Videoclips, die sich im Internet tummeln, ist es wahrscheinlich, dass ein Video noch vor dem Song selber ans Publikum gelangt. Durch ein spezielles Video kann man in der Masse eher auffallen. Heute ist es einfach, sein Handy zu zücken und drauf los zu filmen. Bei der Animation gibt es keine automatisierten Programme die schnell gut aussehen, sondern es steckt viel Handarbeit dahinter. Darum kann auch nicht jeder ein animiertes Video produzieren. Animation ist rarer und dadurch origineller. Das sind die Hauptmerkmale beim animierten Musikvideo.“49 Die Produktionskosten bei animierten Videos sind heute tiefer als bei einem professionell real gefilmten Video. Dies spricht für das animierte Musikvideo. Anna Furrer vergleicht die professionelle Produktion von Video und Animation aus ihrer Praxis: „Video zwingt zum strukturierten Arbeiten und setzt eine akribische Planung voraus. Andernfalls verliert man leicht den Überblick über die zehn Tonnen Filmmaterial die beim Dreh produziert werden und man denkt:“hätte ich doch blos dies und jenes zusätzlich inszeniert“. Bei der Animation besteht die Möglichkeit, während der Produktion Änderungen vorzunehmen und sich auf ein spontanes Gefühl zu verlassen.“50 Der Entstehungsprozess im animierten Video ist demnach viel flexibler. Es muss nicht streng linear vorgegangen werden, sondern es können einzelne Teile Schritt für Schritt zusammengefügt werden. Dies lässt mehr experimentellen Spielraum für Originalität zu. Sascha Tittmann erzählt aus seinen Erfahrungen51:„Ich brauche Trickfilmprojekte, um mich zu befreien und entwickle sie sehr intuitiv. Es geht mir bei der Arbeit an Musikvideos darum, Spass zu haben. Es gibt dafür ein Publikum welches dies zu schätzen weiss.“52 Die Gestaltungsfreiheit erwähnt auch François Chalet, wenn er die Vorteile, mit Animation zu arbeiten erklärt und die Unabhängigkeit von Ort und Wetter betont, sowie die totale Freiheit, eine ganze Welt zu erfinden. Zudem könne er bei der Produktion sehr Abb 14: Still aus dem Musikvideo „Too Long“ - Subraum Katzen Regie: Sascha Tittmann schnell funktionieren und reagieren. Als weiteren Einblick in seine Praxis gab er Preis, __________________ 48 Interview mit Anna Furrer von Büro Sequenz vom 4.7.2013 49 Interview mit François Chalet (Teil 1, 7.01min) 50 Interview mit Anna Furrer von Büro Sequenz 51 Vgl. Abb. 14 52 Interview mit Sascha Tittmann von Büro Sequenz (23.55min) 13 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis dass für ihn Musikvideo vor allem unterhaltsam sein sollte, denn man schaue diesen nicht, um tiefgründige Nahrung zu bekommen. Es sei schnelllebig und müsse Spass machen. Aber es kommt auch auf den Song an: Das Motto entstehe immer aus der Musik, die er am Anfang höre und ihn berühre, vielleicht ohne genau zu wissen, was es sei. Dann versucht er, etwas zu machen, das auch auf der visuellen Ebene berühren kann. Konkreter verriet Chalet, wie er bei seinem Musikvideo „Berlin“ vorgegangen ist, welches er für die Berliner Formation „Modeselektor“ innerhalb von drei Wochen produzierte: „Bei Modeselektor habe ich mit dem Duo „geskyped“ und sie gefragt was ihnen wichtig ist, oder was sie mit „Berlin“ genau meinen. Dann werden Details genannt wie der Flughafen der am verschwinden sei53, der Fernsehturm, Döner Kebap, Party etc... dann gehe ich auf die Musik ein, höre den Song und trete mit der Musik in einen Dialog. Das muss dann alles raus aus meinem Kopf und ich weiss, dass diese Bilder dann auch zur Musik passen. Das ist ein sehr intuitiver Vorgang. Ich dachte z.B an den Fernsehturm und überlegte, was könnte auf dem Turm sein, da dachte ich an King-Kong der dann - „Boom Boom“ - durch die Strassen geht.“54 Abb 15: Stil aus dem Musikvideo „Berlin“ - Modeselektor Regie: François Chalet MusikvideoregisseurInnen haben über die Jahre jeweils eine eigene Praxis entwickelt, Bilder in Musik zu integrieren,55 meint Vernallis. Jeder und jede angehende MusikvideoregisseurIn sollte demnach auch eine eigene Praxis entwickeln. Was aus den Experteninterviews jedoch als umfassend herauszunehmen ist, dass beim animierten Videoclip der Bezug zur Musik und der Spass an der Umsetzung zentral sind. __________________ 53 Vgl. Abb. 15 54 Interview mit François Chalet 55 Vernallis (2007) S. 112 Vgl. Zitat bei Fussnote 24 14 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 1.3 Meilensteine im animierten Musikvideo Wenn man sich die Sendung MTV Masters oder auf anderen Musiksendern wie MuchMusic die eher selten gewordenen Musikformate anschaut, werden meistens Ranglisten der besten 20 Videoclips innerhalb eines Genres gezeigt. Dabei ist zu beobachten, dass es in den letzten 20 Jahren auch die animierten Musikvideos in den Olymp der legendären Videoclips geschafft haben. Vorwiegend solche, die eine gewisse Innovation an Technik & Bildsprache mit sich brachten. Wie zum Beispiel „Take On Me“ von „a-ha“, in dem zum ersten Mal reale und illustrierte Szenen in eine kurze Liebesgeschichte verpackt wurden oder „Money For Nothing“ von den „Dire Straits“, in dem zum ersten Mal die aus der heutigen Sicht etwas banal wirkende 3D Animationstechnik verwendet wurde. In Anschluss stelle ich eine Übersicht der Meilensteine in der Geschichte der animierten Musikvideos vor. Die Auswahl basiert einerseits auf Literaturrecherchen und andererseits auf eigenen Erfahrungen, die ich mir aus persönlichem Interesse aneignete, indem ich manche Stunden meiner Jugend damit verbrachte, Chartsendungen auf Sendern wie MTV, „MuchMusic“ oder auf bereits verschwundenen Formaten wie SWIZZ und Viva Swizz zu schauen. Weiter habe ich mir mehrere anonyme Playlists von favorisierten animierten Clips auf YouTube angesehen, miteinander verglichen und in einer Timeline als Meilensteine im animierten Musikvideo zusammengetragen. Ebenfalls relevant für die Auswahl war der Artikel der Online Plattform des „Rolling Stone Magazines“. Deren Auswahl habe ich mit meinen bisherigen Recherchen abgestimmt und bin auf folgendes Resultat gekommen, welches ich auf den beiden folgenden Seiten dargestellt habe. Als Voranalyse56 habe ich die Auswahl der Musikvideos geordnet und geprüft, welche komplett animiert sind und welche „Performance Footage“ enthalten, d.h. in welchen Videos Szenen vorkommen in denen eine Band spielt. Zudem habe ich notiert, welche Musikvideos als Inspirationsquelle für meine praktische Masterthesis in Frage kommen. __________________ 56 Siehe Timeline und Analyse der ausgewählten Meilensteine des animierten Musikvideos S. 16 & 17 15 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Sugar Sugar The Archies 1969 Accident will Happen Elvis Costello 1979 Paranoid Android Radiohead Björk I Miss You Von hier an blind Wir sind Helden 2005 1985 Money for Nothing Dire Straits 1885 Freak on a Leash Korn 1997 1995 Take on me A-Ha 2006 2002 2000 Pearl Jam Do the Evolution 2002 Daft Punk One More Time D.A.N.C.E. Justice 2007 Queens of the Stone Age Go with the Flow Dawned on me Wilco 2011 Abb 16-33: Auswahl von Stils aus animierten Videoclips in einer Timeline über rund 40 Jahren dargestellt, als Meilensteine im animierten Musikvideo. Die Auswahl beinhaltet die verschiedensten Animationstechniken, Erzählformen und Musikstile. 16 1993 Fell in Love With a Girl The White Stripes 2001 1998 Hold me thrill me kiss me U2 1990 Clint Eastwood Gorillaz 1999 Young Folks Peter Björn & John Opposite Attracts Paula Abdul Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Analyse der ausgewählten Meilensteine des animierten Musikvideos VIDEOCLIP INTERPRET JAHR TECHNIK Sugar Sugar Accident Will Happen Take On Me Money for Nothing BEMERKUNGEN / ANTEIL BAND Animation Performance REFERENZEN ca. Relevant voll illustriert erste Cartoon Formation (TV) musik von ron dante referenz: hanna-barbera voll illustriert experimentell, abstrakt referenz: Roy Lichtenstein Nein 80% realfilm/ manipuliert Handstrich sichtbar/Kulisse passt zu Zeichnung Nein 80% realfilm/ manipuliert erster 3D videoclip 1990 zeichentrick/ halb The Archies 1969 zeichentrick Elvis Costello 1979 zeichentrick A-HA 1985 zeichentrick Dire Straits PRAXIS von hand von hand von hand 1985 3d animation Ja Nein real film sängerin immer real/“Animated Friend“ MC Skat Cat Nein Opposite Attracts Paula Abdul Hold me Thrill me Kiss me Kill me U2 1993 zeichentrick von hand 80% illustriert Kino filmsequenzen & Comic Referenz: BATMAN Nein Björk 1995 zeichentrick/ montage 80% real film/ illustriert Referenz: Ren & Stimpy (TV) stark abstrahiert Nein Paranoid Android Radiohead 1997 zeichentrick von hand voll keine sehr naiv/einfach gezeichnet referenz: Beavis & Butthead Nein Do the Evolution Pearl Jam 1998 zeichentrick evt. digital voll keine aufwändiger Cartoon gem. state of the Art 1998 Nein Freak on a Leash Korn 1999 zeichentrick evt. digital halb real film Todd Mac Farlane CAN hat auch für Comicserien Spawn Nein One More Time Daft Punk 2000 digitaler zeichentrick voll illustriert Animé musical Interstella 5555/ jap. Manga Aesth. Ja Clint Eastwood Gorillaz 2001 digitaler zeichentrick voll illustriert Cartoon Formation Konzept / Stellvertreter für Musiker Salonfähigkeit der „trashigen“ Ja stop-motion/ The White Stripes 2002 objekt- voll animiert Stop-Motion Animation durch Michel Gondry Nein 2002 3d animation voll illustriert chris harding von Shynola studio/ motion graphics von hitchhikers guide t.t. galaxy Ja 2005 digitaler voll keine referenz: Comicvorlage Tim in Tibet von Hergé/ Fokus auf narration Ja 2006 digital cut out voll illustriert Graham Samuels SWE illustration & animation Ja I Miss You Fell in Love with a Girl Go with the Flow Queens of the Stone Age Von Hier An Blind Wir sind Helden Young Folks Peter Björn & John D.A.N.C.E. Justice Dawned On Me Wilco studio animation mit 2d look zeichentrick 2007 motion graphics/ tracking 2011 digitaler zeichentrick von Hand voll voll keine illustriert Typografie im Video, Motion Graphics sind dominant & erzählen Story/Bildwelten schwarz und weiss, mit Intro wie bei Popeye Cartoon/vertraute Figuren tanzen Nein Ja 17 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 2 Analyse Nach der Voranalyse animierter Musikvideos werde ich in diesem Kapitel mein Themenfeld vertiefen und das „Mise-en-Scène“ von drei animierten Musikvideos genauer anschauen. Bei der Analyse werde ich nach den Prinzipien einer kritischen visuellen Analyse57 vorgehen. Die Analyse soll die Fragen zur Bildgestaltung klären. Konkret will ich mich dem Umgang mit der Kamera in animierten Musikvideos mit „Performance Footage“ nähern. Für die Mikroanalyse berücksichtige ich die Einstellungsgrösse, das Achsenverhältnis und die Perspektive der Kamera. Dafür habe ich jeweils in einer Timeline das „Performance Footage“ der Videos chronologisch geordnet und auf die drei Kriterien der Kamera untersucht. Bei der Definition der Kameraeinstellung, - achse und -perspektive halte ich mich an das Modell von Alice Bienk.58 Die Mikroanalyse richtet sich jeweils auf die Standbilder in denen Musiker, deren Instrumente oder Equipment sichtbar ist, welches mit musizieren in Verbindung gebracht werden kann. Mich interessiert, inwiefern die Kamera in Wechselwirkung mit der inszenierten Band steht und inwiefern eine professionelle Handhabung der Kamera die Inszenierung einer fiktiven Band beeinflusst. Die drei für die Analyse verwendeten Videos wurden einerseits auf Grund der Auswertung der Meilensteine des animierten Musikvideos ausgewählt59 Zudem waren folgende Kriterien für die Auswahl ausschlaggebend: • Das Musikvideo ist durchgehend animiert • Das Musikvideo ist mit einer 2D Technik animiert • Im Musikvideo wird eine Band dargestellt Die Videoclips „Dawned On Me“, „Young Folks“ und „One More Time“ erfüllen die oben genannten Kriterien. Sie unterscheiden sich jedoch einerseits in dem, dass „Dawned On Me“ keine Lippensynchronisation anwendet und andererseits, dass „One More Abb 34: Kameraeinstellungsgrössen nach Bienk (2010) S. 54/55 Time“ in ein Animé Musikvideo Musical eingebettet ist. Der Langfilm heisst „Interstella 5555 - The 5tory oft he 5ecret 5tar 5ystem“ (2003)60. Bell bezeichnete (2004) dieses 7 Mio. Dollar Gesamtwerk, das zum Daft Punk Album „Discovery“ produziert wurde als „ultimately extended music video“61 oder wie es der Werbeslogan beschrieb „animated House Musical“41. Da „One More Time“ als eigenständige Single mit Musikvideo publiziert wurde, werde ich diese Unterschiede vernachlässigen. Als Hintergrundinformation zu „Dawned On Me“ ist zu erwähnen, dass es von Hand gezeichnet wurde, in Abb 35: Kameraperspektiven nach Bienk (2010) S. 57 18 Zeiten in denen die grossen Studios immer weniger auf Zeichentrick setzen.62 70 Jahre nach dem Tod des Popeye Schöpfers Elzie Crisler Segar, erlangten die Cartoons und die __________________ 57 Denzin (2009) S. 426, siehe auch im Anhang 58 Bienk (2010) S. 54-57, siehe auch links Abb. 33&34 59 Vgl. Timeline & Analyse der Meilensteine im animierten Musikvideo auf Seiten zuvor 60 Keazor (2011 zietiert Bell (2004) S.48) S.415 61 Keazor (2011) S.414 62 Bericht zu Disney schliesst Zeichentrickabteilung, 14.April 2013 http://www.animationsfilme.ch/2013/04/14/disney-schliest-zeichentrickabteilung-150-entlassungen-auch-star-animatoren-betroffen/ Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Figuren 2009 Gemeinfreiheit, was wahrscheinlich die Verwendung der Figuren für das Wilco Video überhaupt ermöglichte.63 2.1 Wilco - Dawned On Me Jahr: 2011 Regie: Darren Romanelli Studio: Peach Blossom Media, Südkorea Dauer: 4:03 min Technik: Zeichentrick Das Video beginnt mit einem Vorspann von 23 Sekunden, der in einem leichten SepiaTon gehalten wird. Dabei ist eine schnelle Midi-Version des Popeye Themas zu hören. Sobald das Lied „Dawned On Me“ beginnt, wechselt das Bild auf Schwarz/Weiss und wird von einem leichten Flimmern wie bei älteren Röhrenfernsehern begleitet. Das Setting spielt während dem ganzen Clip an einem Pier. Im Hintergrund ist ein Boot mit dem Namen Wilco zu sehen. Auf dem Pier ist die sechsköpfige Wilco Band aufgestellt. Wilco der Sänger, mit demselben Namen wie jener der Band, steht vorne in der Mitte. Die Figuren sind so gezeichnet, dass sie als jeweilige Mitglieder der Band zu erkennen sind und gleichzeitig in die abstraktere Bildwelt von Popeye passen. Sobald Popeye aus einer herumliegenden Konservendose schlüpft, wird auch der formelle Bezug der Umsetzung der Bandfiguren zu den frühen Popeye Cartoons deutlich. Hintereinander treten vier weitere Figuren aus den Popeye Cartoons durch die Büchse ins Bild. Brutus, Swee’Pea, Wimpy und Popeye’s Angebetete Olive Oyl, die entzückt zu der Musik tanzt. Die Popeye Figuren werden durch überzeichnete rhythmische Elemente mit den Bandfiguren verknüpft. Beispielsweise wird Popeye durch eine Trommel geworfen, worauf sein Kopf hindurch guckt und der Schlagzeuger auf diesem weiter trommelt64. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Baby Swee‘Pea, das als Geigenbogen zum Einsatz kommt65. Wie man es sich aus Popeye Cartoons gewohnt ist, buhlen Brutus und Popeye um Olive’s Gunst. Auch bei „Dawned On Me“ packt Brutus Olive unter seinen Arm, um mit ihr durchzubrennen. Heldenhaft befreit Popeye sie aus Brutus‘s Fängen. Das ewige hin und her des einseitigen Liebespaars, welches sich auch bei den Popeye Cartoons als „running gag“ durchzieht, passt als Sinnbild zu dem von Wilco gesungenem Text. In diesem geht es darum, dass er zurück zu seiner Liebsten möchte, er bereut dass er sie gehen liess. Anders als bei den Popeye Cartoons ist letzten Endes Olive Oyl Wilco’s Charme erlegen und verlässt mit Wilco und der Band das Pier, nachdem Popeye sich geschlagen gibt und zurück in die Spinatbüchse kriecht. Das Video endet mit einer Detailaufnahme der Spinatbüchse, auf der welcher nicht mehr Popeye, sondern die Wilco Abb 36 & 37: Stills aus „Dawned On Me“ bei denen Popeyefiguren mit der Band gemeinsam in Aktion treten und die Erzählebene mit der Bandperformance verbunden wird. Band abgebildet ist. __________________ 63 http://de.wikipedia.org/wiki/Popeye, 14.April 2013 64 Vgl. Abb. 36 65 Vgl. Abb. 37 19 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Mikroanalyse Beim Musikvideo „Dawned On Me“ ist die Kameraperspektive66 auf Augenhöhe gehalten. Die Figuren im Video sind bei 14 von 17 Szenen - also mehrheitlich- im 90° Winkel zur Kameraachse und auf drei Aufnahmen in 60° Winkel gehalten. Die Kameraeinstellungen67 variieren zwischen Weit und Halbnah, wobei auch einige Totaleinstellungen gefilmt werden. Die meiste Zeit des rund vierminütigen Auftritts, wird dem Zuschauer die Band in einer frontalen konzertähnlichen Situation präsentiert. Das letzte Bild in dem die Band zu sehen ist ändert auffallend einerseits die Perspektive auf „hoch“ und die Einstellungsgrösse auf „Gross“. Die frontale Kameraachse, die tendenziell im ganzen Video gleich bleibt, versetzt das Publikum in eine Beobachter-Rolle. Diese Distanz wird kompensiert mit der Referenz zur Popeye Aesthetik, die das Publikum auf der Ebene von Kindheitserinnerungen emotional anspricht. In jenen Einstellungen, in welchen die Kamera mehr Nähe und somit Betroffenheit zulässt, werden die einzelnen Musiker in Halbnaher Einstellung mit fröhlicher Mimik gezeigt. Die Musiker, die in den Totalen meistens hinter ihrem Bandleader untergehen, werden im Video plötzlich nahbar und gewinnen an Präsenz. Die Figuren, die nicht zu der Band gehören, also die Popeyefiguren, wirken beim Performance Footage als Nebendarsteller. Bei Szenen ausserhalb der Bandinszenierung sind die Popeyefiguren federführend und bewegen sich, wie aus den Cartoons gewohnt, überzeichnet. Da die Bandmitglieder in kleinen Szenen einbezogen werden68, tragen alle Figuren zur Erzählung der Geschichte bei. „Dawned On Me“ ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel, wie die Bandperformance in den Erzählfluss einer Geschichte eingebunden werden kann.69 Die Dynamik bei „Dawned On Me“ lebt stark von den Figuren und der Erzählung. Der Einsatz der Kamera bleibt einfach und statisch. Der Regisseur Darren Romanelli kreierte ein einfaches Setting, das dennoch genügend Spannung erzeugt. Einerseits hat die Anlehnung an die klassischen Popeye Cartoons einen starken Einfluss auf den Unterhaltungswert und verlangt ein einfaches Setting, damit die Referenz erkennbar ist. Andererseits wirkt die statische Kamera als beruhigenden Gegenpol zu den überschwänglichen Bewegungen und den surrealen Aktionen der Figuren. Vermutlich war für den Regisseur ein weiterer Grund, sich für ein schlichte Kamera zu entscheiden um den Aufwand für das handgefertigte Projekt in realisierbarem Rahmen zu halten. Ein weiterer Hinweis für diese Vermutung liegt darin, wie Romanelli das Problem der Lippensynchronisation löst: Er vermeidet es, die Synchronisation des Liedtexts zeichnen zu müssen, indem er 20 __________________ 66 Vgl. Abb.35 67 Vgl. Abb.34 68 Vgl. Abb 36 & 37 69 Vgl. Vernallis (2007) S.115 vgl. Fussnote 24 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Wilco‘s Lippen hinter einem grossen „Retro-Mikrophon“ versteckt, das wiederum zur Bildsprache passt. Der Liedtext kommt zudem in Bezug auf die Hauptrolle der Erzählung ins Spiel. Beide Figuren, Wilco und Popeye, haben auf jeweils der Ton- oder Bildebene ihre Rolle als Hauptfigur. Das Profil beider Figuren ist auf den Inhalt des Liedtexts übertragbar. Die bei Timecode 0:51min besungenen „voices in my head“ könnten bei Popeye genauso wie bei Wilco auslösen, dass es ihnen „dämmert.“ Diese doppelt besetzte bzw. ineinander greifenden Hauptrollen werden zum Schluss nochmal deutlich, als Wilco auf Popeye’s Spinatbüchse abgebildet ist. Die Macher dieses Videos setzten das Wechselspiel zwischen Popeye-Story und der Inszenierung der Wilco Band geschickt ein, um mit einfachen Mitteln und einer sehr statischen Kameraführung genügend Spannung zu erzeugen. Zudem haben sie es geschafft, das „Performance Footage“ in das Musikvideo zu integrieren, ohne den Erzählfluss zu unterbrechen. Der Ansatz dieser Umsetzung eines animierten Musikvideos bewegt sich mit einem grossen Schritt auf den Animationsfilm bzw. auf Zeichentrick zu. 21 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Wilco - Dawned on me70 Frame Zeit Kameraeinstellung Kameraperspektive Kameraachse 0:24 min Total Augenhöhe 90° 0:38 min Weit Augenhöhe 90° strophe 1 1:07 min Total Augenhöhe 90° 1:19 min Total Augenhöhe 90° 0:56 min Total Augenhöhe 90° 1:03min Halbnah Augenhöhe 60° refrain 1 1:23 min Halbnah Augenhöhe 60° 1:26 min Total Augenhöhe 90° 2:25 min Weit Augenhöhe 90° Strophe 3 strophe 2 Bridge/Solo 2:38 min Weit Augenhöhe 90° 2:48 min Halbnah Augenhöhe 60° Refrain 2 3:34 min Nah Augenhöhe 90° Refrain 3 3:45 min Total Augenhöhe 90° __________________ 70 Alle Abb. in der Analyse aus dem Video Dawned on Me: http://www.youtube.com/watch?v=gbHTaPk8Qmk 22 2:50 min Halbtotal Augenhöhe 90° 3:20 min Total Augenhöhe 90° 3:30 min Total Augenhöhe 90° Repeat Instrumental 3:50 min Gross Hoch 90° Schluss Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 23 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 2.2 Peter, Björn & John - Young Folks Jahr: 2006 Regie: Graham Samuels Studio: unabhängige Produktion, Schweden Dauer: 4:42 min Technik: digital cut-out Das Video zu Young Folks ist in einem typischen Zeichentrick Stil gehalten, der wegen der sehr flächigen Grafik mit starken Konturen an amerikanische Comics von z.B. Daniel Clowes, Chris Ware oder Charles Burns erinnert. Diese Assoziation wird unterstrichen durch auftauchende Sprech- und Denkblasen, mit denen der Dialog zwischen den Figuren unabhängig vom Gesang der teilweise synchronisiert ist. Die Figuren sind grafisch sehr reduziert, dennoch in realistischen Proportionen und Farben dargestellt. Das Setting, in dem sich die Figuren bewegen, ist sehr bunt und in satten, auch pastellen Tönen gehalten. Einige Details deuten auf die 70er Jahre hin, wie die Farbigkeit der Bilder, die auffallend stark bemusterten Vorhänge oder die riesigen Kopfhörer die an einen Revox Verstärker angeschlossen sind. Im Video selber geschieht Folgendes: Ein Mädchen und ein Junge sitzen auf einer Bank. Er zeigt ihr, wie man pfeift. Dann fahren sie in einem Bus zu dem Jungen nach Hause zu einer Bandprobe. Während der Probe klingelt ein Telefon und man sieht, wie der Junge seine Bandmitglieder und auch weitere Gäste zu einer Party bei sich zu Hause einlädt. Parallel dazu hören die Bandmitglieder eine Aufnahme ihres Songs. Nachdem die Band vor einem abstrakten Hintergrund spielt, wobei mit wechselnden Farben und Formen bunte Kulissen vorbeiflitzen, ist man endgültig inmitten einer rauschenden Party angelangt. Diese findet bei dem Jungen daheim statt und hat viele Besucher angelockt. Alle Gäste scheinen die Musik gern zu mögen und haben gute Laune, was an den vielen lachenden Gesichtern zu erkennen kann. Gegen Ende des Liedes verschwinden plötzlich alle Gäste und nur der Perkussionist mit seinen Bongos bleibt im Zimmer zurück. Mit einem leicht melancholischen Schlussakkord und dem leeren Raum der zuvor auch Probe- und Partyraum war, endet das Video und der Ton wird ausgeblendet. Die zeitliche Komponente dieses Videos entzieht sich einem streng logischen Ablauf und scheint somit in den Hintergrund zu rücken oder löst sich auf. Dieses Phänomen wird als Bezug zum Inhalt des Liedtexts deutlich wenn bei Timecode 2:30 min gesungen wird: „I can tell there‘s something goin‘ on, hours seems to disappear - Everyone is leaving, I‘m still with you“ Mikroanalyse Bei „Young Folks“ bleibt die Kameraperspektive überwiegend auf Augenhöhe, wobei dies in acht von vierundvierzig Aufnahmen der Band mit einer leichten Unter- oder Obersicht durchbrochen wird. Die Kameraachse steht bei 80% der Aufnahmen, in 90° 24 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Winkel zu der Handlungsachse und bei den übrigen 20% in einem 60° Winkel. Wobei sich die Einstellungen, in denen die zwei Hauptfiguren zu sehen sind, mit 60° Kameraachsen wiederholen. Die Kameraeinstellungen sind in einem Spektrum zwischen Nahund Totalaufnahmen gefilmt. Sechsmal wird dies durch eine Detail- oder Grossaufnahme von Instrumenten oder Equipment in Aktion durchbrochen. Bei den Nahaufnahmen sind Bandmitglieder oder auch Musikequipment zu sehen. Die Nebenfiguren sind beim „Performance Footage“ in Halbtotalen um die Bandmitglieder positioniert. Die Musiker stehen dadurch im Fokus und gewinnen an Aufmerksamkeit. Am Anfang des Videos sind die beiden Hauptfiguren vom Zuschauer abgewendet. So fühlt man sich erst mal als aussenstehender Beobachter einer Teenager-Romanze. Nach knapp zwei Minuten holt einem der direkte Blick des Perkussionisten in einer Nahaufnahme durch die Kamera ab, worauf ein paar Detailaufnahmen folgen. Von diesem Moment wird das Publikum zunehmend in das Geschehen miteinbezogen. Dadurch rückt die Romanze in den Hinter-, das Musizieren bzw. die Party in den Vordergrund. Inhaltlich könnte man dies so interpretieren, dass der Song so gut ist, dass er sogar einen potenziellen Flirt aussticht. Ganz im Sinn von Frühlingsgefühlen oder Euphorie ist die Tranceähnliche Darstellung der bunt wechselnden Hintergründe zu verstehen. In Kombination mit den fröhlichen Farben und der Musik, in der sogar eine Melodie gepfiffen wird, was an sich schon ein Ausdruck von Fröhlichkeit ausdrücken kann, gelingt es dem Regisseur, mit dem Video eine positive Stimmung zu erzeugen, die sich auf den Betrachter oder die Betrachterin überträgt. Auch der Liedtext transportiert ein Gefühl der Leichtigkeit: Die beiden Protagonisten singen im Refrain davon, wie es ihnen gleichgültig ist, wenn die Jugendlichen, „Young Folks“ über jungen Style sprechen und die älteren über ihren Style sprechen. Alles was die beiden kümmert, sei über sich selber zu sprechen. In ihrer Versunkenheit mit sich selber spielt die Band ihre Musik. Ob das Szenario an einer Party oder in einem Traum spielt, bleibt dem Zuschauer oder der Zuschauerin überlassen. Die Bandmitglieder tragen beispielsweise Kopfhörer an der Party, genauso wie bei der Probe eben zuvor. Folglich könnte die Party auch ein Tagtraum sein, indem die Band mit den eigenen Freunden ihren Hit und sich selber feiert. Das psychedelische Intermezzo vor der Party spricht ebenso für eine mögliche Traumsequenz. Bei „Young Folks“ ist der Umgang mit der Kamera etwas statisch. Die Animation der Figuren ist ebenfalls sehr statisch und auf ein Minimum reduziert. Die gesamte Bildgestaltung ist somit einfach, dafür umso konsequenter gestaltet. Der progressive Umgang mit den Einstellungsgrössen erlaubt es dem Betrachter, Schritt für Schritt in die eigenartige Bildwelt einzutauchen die sich in der zeitlichen Wahrnehmung auflöst, so dass man sich gerne darin verlieren kann. 25 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Peter Björn & John - Young Folks71 Frame Zeit Kameraeinstellung Kameraperspektive Kameraachse 0:15 min Nah Augenhöhe 60° 0:28 min Nah Augenhöhe 60° 0:43 min Halbnah Bauchhöhe 90° Intro 1:37 min Halbtotale Augenhöhe 90° 1:43 min Halbnah Augenhöhe 90° 0:46 min Nah Augenhöhe 60° 1:01min Nah Augenhöhe 60° 1:36min Halbnah Bauchhöhe 90° strophe 1 1:53 min Nah Augenhöhe 90° 1:58 min Halbtotale Augenhöhe 90° 1:59 min Nah Augenhöhe 90° Refrain 1 2:19min Detail Hoch 90° 2:22min Nah Augenhöhe 60° strophe 2 2:26 min Detail Hoch 90° 2:30 min Total Augenhöhe 90° 2:32 min Halbnah Augenhöhe 90° 2:33 min Nah Augenhöhe 90° 2:40 min Detail Hoch 90° 2:42 min Nah Augenhöhe 90° 2:47min Gross Augenhöhe 90° 2:52 min Gross Augenhöhe 90° 2:53 min Detail Hoch 90° 2:59 min Halbtotale Hoch 90° 3:00 min Halbtotal Hoch 90° 3:01 min Total Augenhöhe 90° 3:02min Total Augenhöhe 90° 3:03min Total Augenhöhe 90° refrain 2 26 __________________ 71 Alle Abbildungen der Analyse von Young Folks ab folgender Seite: https://vimeo.com/20393517 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 3:07 min Total Augenhöhe 90° 3:08 min Total Augenhöhe 90° 3:11 min Total Augenhöhe 90° 3:13 min Total Augenhöhe 60° 3:14 min Gross Augenhöhe 90° 3:18 min Nah Augenhöhe 90° 3:20 min Nah Augenhöhe 90° 3:29 min Halbtotal Augenhöhe 90° 3:35 min Halbnah Augenhöhe 90° 3:39 min Halbnah Augenhöhe 90° 3:57 min Nah Augenhöhe 60° 4:08 min Gross Augenhöhe 60° 4:13 min Halbnah Augenhöhe 90° 4:20 min Halbtotal Augenhöhe 90° outro repeat refrain 3 repeat 4:22 min Nah Augenhöhe 60° 4:26 min Halbnah Augenhöhe 90° 4:30 min Totale Augenhöhe 90° Schluss 27 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 2.3 Daft Punk - One More Time Jahr: 2000 Regie: Leiji Matsumoto Studio: Toei Studios Dauer: 5:22 min Technik: digital animation Die Hauptakteure in diesem Videoclip sind die Mitglieder einer Band, deren Mitglieder bis auf ihre blaue Hautfarbe sehr realistisch wirken und im Stil der 70er Jahre, futuristisch gekleidet sind. Diese Darstellung verweist auf die Vorstellung einer ausserirdischen Spezies in Star Trek Filmen oder Serien. Bereits seit den 70er Jahren werden im Star Trek Universum, Aliens durch eine bunte Perrücke, Linsen oder Körperbemalung als solche gekennzeichnet und sind im Übrigen den menschlichen Schauspielern sehr ähnlich, so dass man sich als Betrachter in ihre Gefühlswelt hineinversetzen kann. Irgendwo in einer farbigen Galaxie auf einem bunten Planeten, findet eine Party statt unter einer sehr grossen Glaskuppel. Auf einer riesigen Bühne in der Mitte dieses Domes spielt die oben beschriebene vierköpfige Band im Glanze einer klassischen Disco mit vielen farbigen Scheinwerfern. Ringsherum klatscht und bewegt sich im Takt eine gutgelaunte tanzwütige Menge von verniedlichten weissen Menschenfiguren. Das Design und der Ausdruck aller Figuren ist im japanischen Animé-Stil gezeichnet und erinnert an die Fernsehserie Captain Future die Ende der 80er Jahre im Schweizer Kabelfernsehen zu sehen war. Mit sehr schnellen Schnittwechseln im Rhythmus der Musik sieht man die Band von allen Seiten und Winkeln. Zwischendurch sind bunte Häuschen zu sehen die teilweise voller tanzender und lachender Figuren sind. Dies erweckt den Eindruck, dass sämtliche Bewohner des Planeten an dem Konzert teilnehmen, tanzen und sich darüber freuen. Ganz im Sinne des Liedtextes bei Timecode 2:16 min: „celebrate tonight, celebrate don’t wait till late, no, we don’t stop, you can’t stop, we gonna celebrate, one more time...“ Diese Textzeile beschreibt gleichzeitig die hauptsächliche Handlung des Clips. Die Textpassage wiederholt sich zu der Musik in schnelleren und langsameren Tempi. Gegen Ende des Videos nähert sich dem Planeten ein Raumschiff. Überraschenderweise steigt eine eher finster dreinschauende Kampftruppe aus. Während ein roter Alarmknopf gedrückt wird, sind mehrere Glockenschläge zu hören und das Lied endet abrupt und lässt das Publikum eine unheilvolle Wendung erahnen. Mikroanalyse Bei „One More Time“ wird die ganze Bandbreite der Kameraperspektive eingesetzt von Frosch- bis Vogelperspektive. Dabei ist knapp die Hälfte der Bilder auf Augenhöhe gefilmt und ein Viertel auf Bauchhöhe. Die Handlungsachse steht in etwa der Hälfte der Szenen in einem 90° Winkel zur Kameraachse und in der anderen Hälfte in einem 60° 28 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Winkel. Bei der Kameraeinstellung wird die ganze Bandbreite von Weitwinkel bis Detaileinstellung genutzt. Die Einstellungsgrössen wechseln sich rege ab und nur an einer Stelle werden die Musiker dreimal in Folge in der gleichen Einstellung gezeigt, gerade dort wo sich auch das Tempo der Musik verlangsamt. Die Handhabung der Kamera ist bei „One More Time“ sehr dynamisch. Durch den häufigen Wechsel von Einstellung und Perspektive hat der Zuschauer den Eindruck, dass er jedes Detail eines unglaublich aufregenden Konzerts mitbekommt und genau nachempfinden können wie gut sich die Musiker auf der Bühne fühlen. Die Musik und insbesondere die Textpassagen wiederholen sich zwar ständig, trotzdem gelingt es dem Matsumoto die Spannung aufrecht zu erhalten. Mit „One More Time“ gelang es dem Regisseur, eine animierte Bandperformance so dynamisch und aufregend zu inszenieren wie nur möglich. Meiner Meinung nach wurden die Möglichkeiten der Arbeit mit der Kamera bis aufs Maximum ausgereizt. Mit diesem Ansatz wird das Bild lebendig und unterhaltsam, ohne dass etwas passiert, das zu einer Handlung beitragen würde. Als Betrachter oder Betrachterin dieses Musikvideos ist man Teilnehmer des Konzerts. Die Kameraführung stellt die fiktive Band so spektakulär in den Fokus, dass ein gewisser Starstatus der Figuren unverkennbar ist. Die positive Stimmung ist beim schauen dieses hypnotisierenden Musikvideos kaum zu verdrängen. Sogar auch dann, wenn einem die Musik weniger anspricht. 29 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Daft Punk - One More Time72 Frame Zeit Kameraeinstellung Kameraperspektive Kameraachse 0:31 min Detail Augenhöhe 60° 0:47 min Halbnah Bauchhöhe 60° 0:47 min Nah Bauchhöhe 60° 0:48 min Nah Augenhöhe 60° 0:49min Detail Augenhöhe 60° 0:51min Detail Bauchhöhe 60° 1:08 min Halbnah Bauchhöhe 60° 1:10 min Nah Augenhöhe 60° 1:12 min Detail Augenhöhe 60° 1:12min Halbtotal Augenhöhe 60° 1:27 min Total Augenhöhe 90° 1:29 min Halbnah Augenhöhe 90° 1:31min Nah Augenhöhe 60° 1:37min Halbtotal Augenhöhe 90° 1:37 min Weit Augenhöhe 90° Thema 1/One more Time... (ref 1) 0:53 min Total Augenhöhe 90° 1:04 min Nah Augenhöhe 60° 1:04 min Halbnah Bauchhöhe 60° One more Time... (ref 2) 1:18 min Halbtotal Bauchhöhe 90°/ 60° 1:22 min Halbnah Bauchhöhe 90° 1:23 min Nah Augenhöhe 90° 1:24 min Weit Augenhöhe 90° Don‘t stop the dancing... 1:32 min Detail Vogelperspektive 90° 1:34 min Nah Bauchhöhe 60° 1:34 min Nah Augenhöhe 90° 1:34 min Halbnah Bauchhöhe 60° One more Time... (ref 3) __________________ 72 Alle Abbildungen der Analyse von One More Time ab folgender Seite: http://www.youtube.com/watch?v=FGBhQbmPwH8 30 1:35 min Total Augenhöhe 90° Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 1:39 min Halbtotal Bauchhöhe 60° 1:41 min Nah Froschperspektive 60° 1:42 min Total Bauchhöhe 90° 1:43 min Halbtotal Hoch 60° 1:44 min Halbnah Augenhöhe 90° 1:55 min Halbtotal Hoch 90° 2:05 min Nah Augenhöhe 60° Don‘t stop the dancing... 2:06 min Weit Augenhöhe 90° 2:11 min Weit Vogelperspektive 90° 2:15 min Total Hoch 90° 2:22 min Nah/Total Augenhöhe/Hoch 60°/90° 2:26 min Nah Augenhöhe 60° 2:29 min Nah Augenhöhe 60° 2:32 min Nah Augenhöhe 90° Bridge/Thema 2 2:36 min Halbtotal Hoch 60° 2:41 min Nah/Nah Bauch/Augenhöhe 60°/90° 2:50 min Nah Augenhöhe 30° 3:03 min Halbnah Bauchhöhe 60° 3:11 min Gross Augenhöhe 60° 3:19 min Halbnah Bauchhöhe 90° 3:22 min Gross Augenhöhe 90° 3:24 min Weit Vogelperspektive 90° 3:31 min Nah Augenhöhe 60° 3:33 min Gross Augenhöhe 90° 3:34 min Nah Augenhöhe 90° 3:36 min Halbnah Bauchhöhe 60° 4:13 min Halbtotal Hoch 90° 4:15 min Halbtotal Augenhöhe/Hoch 90° Musik im Film 4:37 min Halbnah Bauchhöhe 90° 4:54 min Halbnah Bauchhöhe 90° Thema1/One more Time... 5:15 min Total Vogelperspektive 90° Schluss 31 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis 3 Fazit Aus den Experteninterviews mit den Regisseuren von animierten Musikvideos konnte ich zwei Schlüsse ziehen, welche in die unterschiedlichen Praxen der Musikvideoproduktion übergreifen. Einerseits scheint der Bezug zur Musik als Ausgangslage für ein gutes Musikvideo grundlegend zu sein. Anderseits soll die Produktion Spass machen. Dies gilt meiner Meinung nach sowohl für ein fröhliches wie auch für ein melancholisches Lied und ist im Sinne einer Gefühlsvermittlung zu verstehen. Zumindest der erste Teil dieser Erkenntnis stimmt mit der These von Vernallis überein. Sie beschreibt ebenfalls die Musik als Ausgangslage für die Gestaltung eines Musikvideos73. Chalet erweitert die Rolle der Musik von der Ausgangslage auf einen festen Bestandteil im Entstehungsprozess von Musikvideo.74 Dies spiegelt sich in der Analyse der Thesis wieder, da alle drei Clips auf unterschiedliche Art den Rhythmus der Musik aufnehmen und eine Stimmung transportieren, die mit dem Liedtext stimmig ist. Die Wechselwirkung der Musik mit der visuellen Ebene findet demnach auch im animierten Musikvideo statt. Dies ist daran festzumachen, dass sich die Charakteren und Musiker im „Performance Footage“ aller drei Videos bewegen. Sei es durch Kopfwippen, Taktklopfen des Fusses oder Anschlagen des jeweiligen Instruments. Was weiter bei der Analyse der animierten Musikvideos festzustellen ist, dass die animierten Musikvideos einen „Retro-Style“ einer vergangenen Epoche für sich reklamieren, wie dies Bereits Keazor in seinem Kapitel über Videos im Spannungsfeld von Computerspielen, Cartoons und Werbung beschreibt.75 Bei der Analyse dieser Masterthesis sind es ganz konkret die Referenzen zu den frühen Popeye Cartoons bei „Dawned On Me“, Amerikanische Independent Comics bei „Young Folks“ und japanische Animés der 80er Jahre bei „One More Time“. Durch die Mikroanalyse der Videoclips ist zu erkennen, inwiefern diese sich unterscheiden. Eine Inszenierung kann durch die Kamera dynamisch oder statisch gestaltet sein. Durch eine Dynamische Kamera kann einer einfachen Handlung mehr Spannung beigefügt werden. Ist der Einsatz der Kamera eher statisch, rückt diese in den Hintergrund für andere Gestaltungsschwerpunkte, wie beispielsweise der Narration oder dem Liedtext. Nicht bei allen drei Musikvideos wurde die Kamera als Gestaltungsschwerpunkt in den Vordergrund gestellt.76 Meine Analyse hat ergeben, dass sich die drei gewählten Musikvideos in ihren jeweiligen Gestaltungsschwerpunkten unterscheiden. Bei Wilco ist es der Aufbau der Erzählung, die im Vordergrund ist und die Spannung im Video ausmacht. Bei Peter Björn & John ist es ein detailreicher Bildinhalt, der sich stark auf den Liedtext bezieht und bei Daft Punk ist es die virtuose Kameraführung, welche die Bandperfomance zu einem aufregenden Konzert macht. Dies sind drei verschiedene Strategien, ein animiertes Musikvideo umzusetzen, folgend sind diese grafisch dargestellt: 32 __________________ 73 Vgl. Vernallis (2007) S. 112 Z10, siehe auch Fussnote 29 74 Interview mit François Chalet vom 3.7.2013 75 Keazor (2011) S. 408 Z 12 76 Vgl. Vernallis (2007) S 112 Z 28, siehe auch Fussnote 20 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Titel des animierten Kamera Animation Musikvideos Gestaltungsschwerpunkt im Vordergrund „Dawned On Me“ Wilco statisch dynamisch Narration/Erzählfluss „Young Folks“ Peter, Björn & John statisch statisch Transfer des Liedtexts dynamisch dynamisch Kamera/Inszenierung „One More Time“ Daft Punk Abb 38: Darstellung der Analyseresultate Für meine eigene Praxis werde ich mich, wie auch schon vor dem verfassen dieser These an den Werken meiner Vorbilder wie Michel Gondry oder den Aardman Studios orientieren. Was ich als Erkenntnis aus dieser schriftlichen Master Thesis nehme, ist dass ich trotz meiner theoretischen Auseinandersetzung mit Musikvideo und dem langen Entstehungsprozess im Dialog mit der Musik bleiben muss. Das heisst ich sollte mich auch während der konzeptuellen Arbeit daran erinnern was ich beim ersten mal hören des vorgegebenen Songs „Paris Alone“ empfunden habe, damit ich diese Emotionen bzw. diese Stimmung in der Umsetzung des Videoclips transportieren kann. Voraussichtlich werde ich mir überlegen welcher Gestaltungsschwerpunkt in den Vordergrund stellen werde. Durch meine Analyse habe ich auch erkannt welche Eigenschaften ein bewusster Einsatz der Kamera mit sich bringt. Die Bildgestaltung kann, muss aber nicht zwingend von einem dynamischen Umgang der Kamera geprägt sein. Vor Allem gilt es mutig zu sein um die scheinbar weiten Grenzen des Mediums auszureizen. Eine der unzähligen Varianten und Möglichkeiten die das Medium zu bieten hat sollte auf jedenfall genutzt werden. Am besten wohl jene die einem selber am besten liegt.zu nutzen. Am wichtigsten finde ich, was von Mentoren und Interviewpartnern einstimmig zu hören ist, den Spass an der Sache nicht aus den Augen zu verlieren. 33 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Quellen Animation, Eintrag Wikipedia, 18. Juli 2013 http://de.wikipedia.org/wiki/Animation#Prinzipien_der_Animation Animationsfilme.ch, Blogbeitrag, 5. August 2013 http://www.animationsfilme.ch/2013/04/14/disney-schliest-zeichentrickabteilung-150-entlassungen-auch-star-animatoren-betroffen/ Beeebe Roger, Middleton Jason Medium Cool Duke University Press, 2007 USA Bienk Alice Filmsprache Schüren Verlag 2013, Marburg Browne Cass & Gorillaz Gorillaz - Rise of the Ogre Riverhead Books, 2006 New York Cristiano Giuseppe Storyboard Design, Stiebner Verlag GmbH, 2008, München Denzin Norman K. Reading Film – Filme und Videos als sozialwissenschaftliches Erfahrungsmaterial In: Flick, von Kardorff und Steinke. Qualitative Forschung – Ein Handbuch S. 416-428 Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 2009,7.Aufl., Reinbek bei Hamburg Friedrich Andreas Animationsfilm Reclam, 2007 Stuttgart Goodwin Andrew und Garry Whannel Understanding television Routeledge, 1995 London Keazor Henry und Thorsten Wübbena Video killed the Radio Star – 2005, Transcript Verlag, Bielefeld aktualisierte Auflage 2011 M4Music Swiss Music Video – Best Swiss Video Clip Award 2013, Interview mit Modeselektor, 18. Juli 2013 http://www.m4music.ch/archiv-2012.402.0.html MTV, Eintrag Wikipedia, 18. Juli 2013 http://de.wikipedia.org/wiki/MTV 34 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Perpetua Matthew, Rolling Stone Magazine Online, 18. Juli 2013 http://www.rollingstone.com/music/pictures/the-greatest-animated-music-videos-20120131 Popeye, Eintrag Wikipedia, , 14. April 2013 http://de.wikipedia.org/wiki/Popeye Sledgehammer, Eintrag Wikipedia, 18. Juli 2013 http://de.wikipedia.org/wiki/Sledgehammer_%28Lied%29 Steinmetz Rüdiger Licht, Farbe, Sound Zweitausendeins, 2009 Frankfurt a.M. Vernallis Carol (2007) Strange People, Weird Objects: The Nature of Narrativity, Character, And Editing in Music Video In: Beeebee & Middleton. Medium Cool S.111 Duke University Press, 2007 USA Bildnachweis Abb. 1: Grafisches Schema, Nina Mischler, Winterthur, 2013 Abb. 2: Intro der braun european top 20, http://www2.tv-ark.org.uk/otherchannels/mtveurope.html, 25. Juli 2013 Abb. 3: Pip Dann, MTV VJ 1991, http://www2.tv-ark.org.uk/otherchannels/mtveurope.html, 25. Juli 2013 Abb. 4: Scopitone Jukebox, http://www.scopitonearchive.com/scopitones/a_series.html, 25. Juli 2013 Abb. 5: Bohemian Rhapsody, Queen, http://www.youtube.com/watch?v=fJ9rUzIMcZQ, 25. Juli 2013 Abb. 6: Sledgehammer, Peter Gabriel, http://www.youtube.com/watch?v=Y_E0bvOPTRg, 25. Juli 2013 Abb. 7: Gorillaz, live 2010, http://en.academic.ru/dic.nsf/enwiki/7829, 25. Juli 2013 Abb. 8: Betty & Veronica, Comicpanel, http://www.collectorsweekly.com/articles/scopitone-60s-music-videos-youve-never-seen, 25. Juli 2013 Abb. 9: D.A.N.C.E., Justice, http://www.youtube.com/watch?v=sy1dYFGkPUE, 25. Juli 2013 Abb. 10: My drive thru, http://www.youtube.com/watch?v=GPZ5fnYFI4Q3, 25. Juli 2013 Abb. 11: Berlin, http://www.youtube.com/watch?v=PQbIfznortE, 25. Juli 2013 Abb. 12 & 13: Winter Trees, The Staves, http://www.animationsfilme.ch/2013/06/13/musikvideo-winter-trees-audiovisuelle-poesie-von-aardman-und-the-staves/ , 13. Juni 2013 Abb. 13: Sugar Sugar, http://www.youtube.com/watch?v=h9nE2spOw_o, 18.Juli 2013 Abb. 14: Accident will happen, http://www.youtube.com/watch?v=K8JkB-OR7H4, 18.Juli 2013 Abb. 15/17-18/21-25/31: http://www.rollingstone.com/music/pictures/the-greatest-animated-music-videos-20120131, 18.Juli 2013 Abb. 16: Money for Nothing, http://www.tape.tv/musikvideos/Dire-Straits/Money-For-Nothing, 18.Juli 2013 Abb. 20: Freak on a Leash, http://www.metacafe.com/watch/sy-10889424/korn_freak_on_a_leash_official_music_video 18.7.2013 Abb. 26: Go with the Flow, http://vimeo.com/28584105, 18.Juli 2013 Abb. 27: Von hier an blind, http://www.trickfilmlounge.de/WIR-SIND-HELDEN-Von-hier-an-blind (inkl. Making of), 18.Juli 2013 Abb. 28: Young Folks, http://www.youtube.com/watch?v=51V1VMkuyx0, 18.Juli 2013 auch für Analyse Abb. 29: D.A.N.C.E., http://www.youtube.com/watch?v=sy1dYFGkPUE, 18.Juli 2013 Abb. 31: Dawned on me, http://www.youtube.com/watch?v=PQbIfznortE, 18.Juli 2013 auch für Analyse Abb. 32: Subraum Katzen, Too Long, http://www.youtube.com/watch?v=3QkaFn0ya30 Abb. 33: Berlin, http://www.youtube.com/watch?v=PQbIfznortE, 25. Juli 2013 Abb. 34: Bienk (2010) Kameraeinstellungsgrössen, S. 54/55 Abb. 35: Bienk (2010) Kameraperspektiven, S. 57 Abb. 36: Stil aus Dawned on Me, http://www.youtube.com/watch?v=gbHTaPk8Qmk Abb. 37: Stil aus Dawned on Me, http://www.youtube.com/watch?v=gbHTaPk8Qmk Abb. 38: Grafische Darstellung der Resultate aus der Analyse, Nina Mischler, Winterthur, 2013 35 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Anhang Anhang 1: Weiterführende Literatur zum Thema animierte Musikvideos und Film Aust Michael & Kothenschule Daniel Pop Video – the art of pop video MAK, Köln, Distanz Verlag GmbH, 2011 Berlin Begleiter Marcie, Storyboards - Vom Text zur Zeichnung zum Film, Zweitauseneins Verlag, 2003 Frankfurt am Main Frith Simon und Goodwin Andrew On record – 2. Auflage Routeledge, 2000, N.Y New York Finke Tim Informotion - animated infographics die Gestalten, 2012, Berlin Katz Steven D Die Richtige Einstellung Zweitausendeins, 2004 Frankfurt am Main 36 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Anhang 2: Literaturliste zum Seminar von Ulrike Bergermann Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, HKB Reload: Musikclips Literaturliste Cliprezeption I: Die Achtziger und Neunziger Jahre Kollektiv blutende Schwertlilie [alias Jutta Koether und Dietrich Diederichsen], Wenn Worte nicht ausreichen. Was will das Video, und wer sind seine Eltern? in: Veruschka Bódy, Peter Weibel (Hg.), Clip, Klapp. Bum. Von der visuellen Musik zum Musikvideo, Köln (Dumont) 1987, 242-257 Peter Weibel, Was ist ein Videoclip? in: Bódy, Weibel (Hg.), Clip, Klapp, Bum, 274 f. Herbert Gehr, The Gift of Sound and Vision, in: Sound & Vision - Musikvideo und Filmkunst. Ausstellung/ Retrospektive, Deutsches Filmmuseum Frankfurt/M., 16.12.1993-3.4.1994, Katalog, Redaktion Herbert Gehr, Frankfurt/M. 1993, 10-27 Zum Experimentalfilm Peter Weibel, Von der visuellen Musik zum Musikvideo, in: Bódy, Weibel (Hg.), Clip, Klapp, Bum, 53-163; Auszüge Helmut Herbst, Mit den Augen denken. Konstruktion einer Augenmusik, in: Sound & Vision - Musikvideo und Filmkunst, 36-41 William Moritz, Bilder-Recycling. Die Wurzeln von MTV im Experimentalfilm, in: Cecilia Hausheer, Annette Schönholzer (Hg.), Visueller Sound. Musikvideos zwischen Avantgarde und Populärkultur, Luzern (Zyklop) 1994, 26-45 Thomas Mank, Im Mahlstrom der Bilder. Absoluter Film und Medienkultur, in: Hausheer, Schönholzer (Hg.), Visueller Sound, 14-25 Thomas Mank, Die Kunst des Absoluten Films, in: Sound & Vision, 73-87 Cliprezeption II Michael P. Aust, Die Rückkehr der Dinosaurier, in: ders., Daniel Kothenschulte (Hg.), The art of pop video, Berlin (Distanz) 2011 [zur Ausstellung im Filmmuseum Köln 2011], 6-16 Henry Keazor, Thorsten Wübbena, Video thrills the radio star: Musikvideos: Geschichte, Themen, Analysen, Bielefeld (transcript) 2007, 3. erw. Aufl. 2011, darin: dies., Einleitung, 55-77 Daniel Kothenschulte, Das Erbe der Cliptomanen - das Musikvideo im Kunstkontext, in: the art of pop video, 18-26 Georg Elben, Musikvideo in der Kunst, in: The art of pop video, 202-204 Zum Musicalfilm Reinhard Kloos, Thomas Reuter, Körperbilder. Menschenornamente in Revuetheater und Revuefilm, Frankfurt/M. (Syndikat) 1980, Auszüge Themen, Genres, Einzelanalysen Michael P. Aust, Barbara Foerster, The Dancing of Politics, in: The art of pop video, 128 Henry Keazor, Thorsten Wübbena, Video thrills the radio star [zur Thematisierung des Irakkriegs], 139-166 wo ist keazor/wübbena zu zensur/outside, 127-132+fn? Cathérine David und Kodwo Eshun im Gespäch mit Christian Höller, Pop? What pop? [zu Identitätspolitik, Schwarz und Weiß], in: Höller (Hg.), Pop unlimited?, hier 164 f. Olaf Karnik, Cunningham & Co. Körperinszenierungen in Elektronikclips, in: Meike Jansen/Club transmediale (Hg.), Gendertronics. Der Körper in der elektronischen Musik, Frankfurt/M. (Suhrkamp) 2005, 76-98 [zu Cunningham, Gondry u.a.] Mercedes Bunz, Das Mensch-Maschine-Verhältnis. Ein Plädoyer für eine Erweiterung der Medientheorie am Beispiel von Kraftwerk, Underground Resistance und Missy Elliott, in: Jochen Bonz (Hg.), Sound Signatures. Pop-Splitter, Frankfurt/M. (Suhrkamp) 2001, 272-290 Sebastian Handke, Berührungsangst und Lust im Cyberspace, in: taz, 4.8.1999, 14 Simon Reynolds, Seeing the Beat. Netzhautintensitäten in Techno- und Electronic-Dance-Videos, in: Christian Höller (Hg.), Pop unlimited? Imgetransfers in der aktuellen Popkultur, Wien (Turia + Kant) 2001, 93-107 Ulf Poschardt, DJ Culture. Diskjockeys und Popkultur, Reinbek (Rowohlt) 1997, Auszüge Tobias Vogt, Ein Buchstabenballett als Zeitzeichen. Selbstreflexion im Musikvideo Sign ‚O‘ The Times, in: Klaus Krüger, Matthias Weiß (Hg.), Tanzende Bilder. Interaktionen von Musik und Film, München (Fink) 2008, 173-187 Gulia Gabrielli, An Analysis of the Relation between Music and Image. The Contribution of Michel Gondry, in: Henry Keazor, Thorsten Wübbena (Hg.), Rewind, play, fast forward: the past, present, and future of the music video, Bielefeld (transcript) 2010, 89-110 kedves in spex buss in spex Carol Vernallis, Music Video and YouTube: New Aesthetics and Generic Transformations: Case Study Beyoncè‘s and Lady Gaga‘s Video Phone, in: Keazor, Wübbena (Hg.), Rewind, play, fast forward, 233-259 37 Hochschule Luzern Design & Kunst | Master of Arts in Design | Short Motion | Nina Mischler | Masterthesis Anhang 3 : Prinzipien einer kritischen visuellen Analyse nach Denzin (2009) 38