Tagungsband Magdeburger Logistiktagung 2010
Transcription
Tagungsband Magdeburger Logistiktagung 2010
TAGUNGSBAND 15. MAGDEBURGER LOGISTIKTAGUNG EFFIZIENTE UND SICHERE LOGISTIK IN KOOPERATION MIT: 13. IFF-WISSENSCHAFTSTAGE 16.-17. JUNI 2010 15. Magdeburger Logistiktagung EFFIZIENTE UND SICHERE LOGISTIK Herausgeber: Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk, Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek, Prof. Dr.-Ing. Klaus Richter, Dipl.-Ing. Holger Seidel Eine gemeinsame Initiative von: INSTITUT FÜR LOGISTIK UND MATERIALFLUSSTECHNIK Medienpartner: INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk, Institut für Logistik und Materialflusstechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, Magdeburg Seite 1 Grußwort Dr. rer. nat. Karl-Heinz Daehre Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt Seite 3 Grußwort Prof. Dr. phil. habil. Erich Pollmann Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Seite 5 Impulsvorträge Ressourceneffizienz als Gewinnerstrategie Dipl.-Ing. Johannes Lackmann VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin Seite 7 Identifikation und Traceability in der Elektronikindustrie – Herausforderungen für die Lieferkette Dipl.-Ing. (FH) Peter Erhard KRATZER AUTOMATION AG, Unterschleissheim Seite 15 CO2 Kalkulation zwischen (Kunden)Wunsch und Wirklichkeit Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich Seite 21 Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen Lean Warehousing – Synchronisation von Technik und Mensch zur effizienten und nachhaltigen Lagerprozessgestaltung Prof. Dr.-Ing. Harald Augustin ESB Business School, Hochschule Reutlingen Integration des Bahntransports in intelligente Logistiksysteme Dipl.-Ing. (FH) Hans G. Unseld CargoTechnologies GmbH, Wien Prof. Dr. Herbert Kotzab Copenhagen Business School, Kopenhagen, Dänemark Trends der Objekterkennung von Robotiksystemen in Logistikfabriken – Von der zustandsbasierten Erkennung zum Objekttracking Dipl.-Ing. Pat.-Ing. Claudio Uriarte, Dipl.-Wi.-Ing. Matthias Burwinkel, M.Sc. Christian Gorldt BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH, Bremen Logistikstandorte der Zukunft Dipl.-Kfm. Thoralf Schuster-Gutjahr ECE Industries und Logistics GmbH & Co. KG Dipl.-Soz.-Wirt. Alexander Nehm Fraunhofer SCS, Nürnberg Seite 27 Seite 37 Seite 47 Seite 61 Taxibot – Infrastrukturelle und logistische Herausforderungen beim Schleppen von Verkehrsflugzeugen zum Startpunkt Dipl.-Ing. Alexander Stern Lufthansa Engineering & Operational Services, Frankfurt (Main) Seite 69 Identifikation und Traceability von mobilen Objekten in der Aluminiumindustrie Dipl.-Phys. Michael Ließmann Aluminium Norf GmbH, Neuss Seite 77 FAM-Teleservice: Von der Idee zum Standard Dr.-Ing. Sergiy Kaverynskyy, Dipl.-Ing. (TU) Bernd Petermann FAM Förderanlagen Magdeburg Seite 81 Sequenz B – Intelligente Logistik Antizipative Veränderungsplanung intralogistischer Systeme als Beitrag zur Wandlungsfähigkeit von Produktionssystemen Dipl.-Wirt.-Ing. André Wötzel TU Dortmund PD Dr.-Ing. habil. Gerhard Bandow Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund Optimierung der Instandhaltungs-Supply Chain und des Ersatzteilmanagements auf Basis einer IT-Plattform Dipl.-Wirt.-Ing. Arno Schmitz-Urban, Dipl.-Wirt.-Ing. Christian Fabry, Dipl.-Wi.-Ing. Gregor Klimek FIR e. V., Aachen Seite 89 Seite 99 Energiesparen mit System Dr.-Ing. Meinhard Schumacher SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG, Bruchsal Seite 107 Transport gefährlicher Güter in logistischen Ketten Prof. Ing. Václav Cempírek, Ph.D., Dr. habil. Dipl.-Ing. Jaromír Siroký, Ph. D. Ing. Hana Císarová Universität Pardubice, Tschechien Seite 113 Intelligente und dynamische Steuerung von Gepäckströmen an Hub-Flughäfen Dipl.-Ing. Stefan Wollschläger, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Patrick Katsoulis Visality Consulting GmbH, Berlin Seite 117 IMOTRIS – Intermodales Transport Routing Informationssystem Dipl.-Phys. Michael Scheller Scheller Systemtechnik GmbH, Wismar Seite 127 Ein wissensbasiertes Verfahren zur simulationsgestützten Steuerung von fahrerlosen Transportfahrzeugen in Distributionszentren Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier, Dr. rer. pol. Marc Aufenanger, Dr. rer. pol. Christoph Laroque, Alexander Klaas B. Sc. Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn Seite 133 Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik Smart City Logistics – Ein Konzept für stadtverträgliche und sichere Transportketten Dipl.-Ing. Christian Priemer, Prof. Dr.-Ing. Bernhard Friedrich TU Braunschweig Seite 143 Paketdienst mit Wechselbehälter – ein Betreibermodell Marc Hackländer FPL FRESHParcel Logistik GmbH & Co. System KG, Köln Seite 155 Technische Systemkomponenten für den Containerumschlag im Citytransport Dr.-Ing. Klaus Hucke EBF Dresden GmbH Seite 161 Fahrwegoptimierung für Brückenkrane mit Pendeldämpfung Dr.-Ing. Mario Lehnert Lehnert Regelungstechnik GmbH, Magdeburg Seite 167 RFID für effiziente Erfassungsprozesse in der Logistik Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marcel Schirmer Deutsche Post DHL, DHL Innovationcenter, Troisdorf/Spich Seite 171 Sichere Ortung und Kommunikation in kooperativen Verkehrssystemen – Anwendungspotenziale in Wirtschaftsverkehr und Logistik Dipl.-Ing. Andreas Herrmann, Dipl.-Ing. Franziska Wolf Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg Seite 175 FlexPro – Flexible Produktionskapazitäten innovativ managen Flexibilität als Unternehmensstrategie Jörg von Garrel M.A., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Thomas Dengler, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Nadine Doden M.Sc. Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, Magdeburg Seite 183 Einflussgrößen der Anlernzeit Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Tim Jeske, Dipl.-Päd. Katharina Hasenau, Dipl.-Wirt.-Ing. Sven Tackenberg, Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Christopher M. Schlick Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen University Seite 191 Internationale Partnerbeiträge Der virtuelle Marktplatz und seine Möglichkeiten zur Bestandsverwaltung Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D. Universität Miskolc, Ungarn Seite 199 Periodic Timetable Optimization in the Public Road Transport Services Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D. Universität Miskolc, Ungarn MsC Richárd Ladányi Bay Zoltán Foundation for Applied Research Dipl. Ing., Dipl. Wirtsch. Ing., EUR-Ing. György Sárközi Borsod Volán Public Transport Company Seite 209 Programmbeirat Seite 217 Autoren Seite 219 Impressum Seite 222 VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Partner und Freunde, unsere 15. Magdeburger Logistiktagung wird in diesem Jahr erstmalig gemeinsam mit den 13. IFFWissenschaftstagen des FraunhoferInstituts für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF durchgeführt. Dabei ist die Kombination aus universitärer und angewandter Forschung sehr vielversprechend. Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Geschäftsführender Leiter des Instituts für Logistik und Materialflusstechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Foto: Viktoria Kühne In den Fachvorträgen der 15. Magdeburger Logistiktagung werden innovative Entwicklungen, Methoden, Techniken und Organisationsmodelle zum Thema «Effiziente und Sichere Logistik» vorgestellt und diskutiert. Ein Schwerpunkt der Tagung liegt in der Anwendung von neuesten Identifikations- und Ortungstechnologien in verschiedenen Applikationsgebieten der Logistik. Aber auch der effiziente und effektive Umgang mit Ressourcen wird im Fokus der Diskussionen stehen. Hochkarätige Referenten werden uns an ihren erfolgreichen Strategien teilhaben lassen und innovative Technologien und deren Anwendungen vorstellen. Teilnehmer der Veranstaltungen können von Erfahrungen und Erkenntnissen der Experten aus Wissenschaft und Praxis nur profitieren. Im Tagungsband wurden die neuen Denkanstöße und Ideen gesammelt. Ich freue mich auf ein Wiedersehen zur 16. Magdeburger Logistiktagung und den 14. IFFWissenschaftstagen in Magdeburg. Ihr Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Die stärker anwendungsorientierte Workshopreihe Logistik der 13. IFFWissenschaftstage greift am Folgetag die Fragestellung der Fachtagung auf. Dabei sollen Teilnehmer aus klein- und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit nutzen Probleme und Fragestellungen zu den Themen »Total Resource Management«, »EuropaLogistik«, »Flexible Produktionssysteme« und »Intelligente Logistik« mit Experten aus der anwendungsorientierten Forschung zu diskutieren. Ein besonderes Ereignis dieser Tage wird die Eröffnung der LogistikPlattform des Galileo-Testfeldes im Magdeburger Hansehafen. Künftig können hier satellitengestütze Telematiktechnologien und deren Anwendungen von global und regional agierenden Unternehmen getestet und weiterentwickelt werden. 1 GRUSSWORT Dr. rer. nat. Karl-Heinz Daehre Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt Foto: Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt Zum 15. Mal fand in diesen Tagen die Magdeburger Logistiktagung statt. Erstmalig verschmolzen in diesem Jahr die Logistikveranstaltungen der Otto-vonGuericke-Universität und des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF. Bei der konzeptionellen Gestaltung ist es den Organisatoren hervorragend gelungen, das wirkungsvolle Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und der Wissenschaft – den Entwicklern – eindrucksvoll darzustellen. wickeln, mit denen Verkehr und Logistik künftig leistungsfähiger, umweltverträglicher und sicherer gestaltet werden können. Für Forschungseinrichtungen und Unternehmen des Landes werden so Grundlagen dafür geschaffen, sich an dieser technologischen Entwicklung zu beteiligen. Die Exzellenz des Galileo-Testfeldes basiert dabei auf dem Verbund des Forschungskompetenznetzwerkes mit den Telematikund Logistik-Testfeldern in Magdeburg und Halle (Saale). Das konstruktive Miteinander der unterschiedlichen Beteiligten war auch von großem Vorteil bei der Erarbeitung des Logistikkonzeptes des Landes Sachsen-Anhalt. Ziel der Landesregierung ist es, bei den Zukunftsthemen in der angewandten Verkehrsforschung sowie bei der Einführung intelligenter Verkehrssysteme möglichst weit vorn zu sein. Dafür gilt es Schlüsseltechnologien, wie Ortung, Navigation und Kommunikation, verstärkt in Verkehr und Logistik zu integrieren. Im März 2010 wurde an der Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg das Entwicklungslabor des Galileo-Testfeldes Sachsen-Anhalt eingeweiht. Im Rahmen der 13. Wissenschaftstage folgte nun im Juni 2010 die Eröffnung der Logistik-Plattform des Galileo-Testfeldes Sachsen-Anhalt im Magdeburger Hansehafen. Das Entwicklungslabor und die Logistik-Plattform des GalileoTestfeldes für Ortung, Navigation und Kommunikation in Verkehr und Logistik sind einzigartig in ganz Deutschland. Damit werden künftig an der Universität Magdeburg modernste satellitengestützte Anwendungen für die Verkehrsund Logistikbranche, den öffentlichen Nahverkehr, die Telematik sowie die funkgestützte Kommunikation getestet und weiterentwickelt. Langfristiges Ziel sind die Vernetzung der verschiedenen Technologien und der Aufbau von intelligenten und umweltorientierten Verkehrssystemen für Sachsen-Anhalt. In den Vortragssequenzen der Fachtagung „Effiziente Infrastrukturen“ und „Intelligente Logistik“ wurden Themen zur Vernetzung der verschiedenen Technologien aus Verkehr, Logistik und Mobilität zur Entwicklung neuer Logistik-Services, so z. B. mit der Integration dynamischer Verkehrsdaten für eine intelligente und umweltorientierte Zustelllogistik in der Smart City, mit der Entwicklung neuer Behälter-Konzepte für die Frische-Logistik der Zukunft oder mit der Einbindung neuer Funktechnologien für den intelligenten Hafen, behandelt. Neben dem bereits bestehenden Galileo-Testfeld am Standort Halle (Saale) wird an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ein Forschungsumfeld aufgebaut, das Galileo/-Satellitengestützte Anwendungen im Verkehrs- und Logistikbereich ermöglicht. Ein Ziel ist es, intelligente Navigationsund Kommunikationssysteme zu ent- Ich bin überzeugt davon, dass mit dem Logistikkonzept des Landes praxisnahe Ansätze zur Weiterentwicklung des Logistik-Standortes Sachsen-Anhalt sowie zur effizienteren Gestaltung der Wirtschaftsverkehre entwickelt werden. Ihr Dr. rer. nat. Karl-Heinz Daehre, Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt 3 GRUSSWORT Liebe Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmer, Prof. Dr. phil. habil. Klaus Erich Pollmann Rektor Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Foto: Viktoria Kühne Auch in diesem Jahr laden das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung sowie die Ottovon-Guericke-Universität zu einer prominent besetzten Logistik-Tagung ein. In den letzten 15 Jahren ist diese Tagung zu einer festen Größe und einem Markenzeichen des LogistikStandortes Magdeburg geworden. Damit einher geht die wachsende Bedeutung der Logistik-Branche in Magdeburg und seiner größeren Umgebung sowie der höhere Stellenwert der Logistik in Forschung und Lehre. In den vergangenen Jahren hat der Studiengang Logistik eine bis dahin unbekannte studentische Nachfrage erfahren, die uns veranlasst hat, die Zulassung zu diesem Studiengang zu beschränken. Im kommenden Jahr werden die ersten Absolventen über einen BachelorAbschluss verfügen und dann entscheiden können, ob sie mit diesem Zeugnis den Arbeitsmarkt testen oder aber sich um einen Studienplatz im Masterprogramm bemühen, was gewiss für die besseren Studierenden eine gute Entscheidung ist. Zusätzliche Impulse sind von dem Forschungsprogramm der Telematik/ Logistik auf der gerade eröffneten Galileo-Testfeld-Anlage zu erwarten. Es wird unser Forschungspotential erhöhen und steht den Nutzern aus den Unternehmen und Forschungseinrichtungen offen. Ich wünsche der Tagung viel Gelegenheit zum fachlichen Austausch und viel Erfolg! Ihr Prof. Dr. phil. habil. Klaus Erich Pollmann Das Institut für Logistik und Materialflusstechnik sowie das IFF haben in den letzten Jahren ihre internationalen Kontakte vor allem in Osteuropa ausgeweitet und vertieft. Das ermöglicht intensive Kooperationen, die in diesem Bereich unerlässlich sind, Austausch von Forschungsergebnissen und Auslandserfahrungen für unsere Studierenden, Doktoranden und Postdocs. Von jeher ist die Logistik ein disziplinübergreifendes Fach, das von Ingenieuren, Wirtschaftswissenschaftlern, Informatikern und Mathematikern erforscht wird. Dieser interdisziplinäre Approach hat diese Tagung besonders geprägt. 5 Impulsvortrag RESSOURCENEFFIZIENZ ALS GEWINNERSTRATEGIE --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Johannes Lackmann VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin LEBENSLAUF Dipl.-Ing. Johannes Lackmann VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Geschäftsführer VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH Reinhardtstraße 27 C Telefon: +49 30 2759 50 60 Telefax: +49 30 2759 50 60 E-Mail: lackmann_j@vdi.de 1994 Entwicklung mehrerer Bürgerwindparkprojekte im Raum Paderborn. Seit dieser Zeit Geschäftsführer der Lackmann Phymetric GmbH 1996 - 2007 Vorstandsmitglied im Bundesverband WindEnergie e.V. 1999 - 2008 Präsident Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), dem Dachverband für die Fachverbände aus allen Sparten der erneuerbaren Energien. 2008 - 2009 Geschäftsführer Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB) Seit 07.2009 Geschäftsführer VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH RESSOURCENEFFIZIENZ ALS GEWINNERSTRATEGIE Dipl.-Ing. Johannes Lackmann 1. Einleitung Der weltweite Bedarf an Ressourcen steigt kontinuierlich. Dem gegenüber steht die stetige Abnahme natürlicher Vorkommen. Sie geht Hand in Hand mit steigenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Kosten des Abbaus dieser Ressourcen und damit einer wachsenden Gefahr internationaler Konflikte. Für die Wirtschaft ist es nicht ausreichend, dass abstrakte globale Reserven vorhanden sind, sondern die verlässliche Verfügbarkeit der Rohstoffe für die Produktion sowie überschaubare Preisschwankungen stehen im Vordergrund. Versorgungsengpässe, die durch Preisvolatilitäten und mangelhafte Erschließung ausgelöst werden, können ganze Wertschöpfungsketten gefährden. Über 50 Milliarden Tonnen Rohstoffe werden jährlich weltweit gefördert und geerntet. Hinzu kommen 40 Milliarden Tonnen, die bei Abbau und Ernte umgesetzt werden, aber nicht in die Produktionsprozesse gehen. Die Arbeitsproduktivität hat sich seit 1870 etwa um den Faktor 17 erhöht, während die Ressourcenproduktivität seit Jahren stagniert. Daher ist es dringend notwendig, die Effizienz in der Anwendung nicht nur um einige Prozentpunkte zu steigern. Es muss eine sichtbare Verbesserung der Ressourcennutzung um Größenordnungen erreicht werden. Das heißt vorhandene Ressourcen müssen schonender und intelligenter genutzt werden, wenn aktuelle Lebensbedingungen – Wohlstand, Bildung und Zufriedenheit – erhalten werden sollen. Deswegen hat sich die Bundesregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 eine Verdoppelung der Ressourcenproduktivität bis 2020 (Basis 1994) zum Ziel erklärt. Abbi l du ng 1: Ent wi ckl ung R o hs t of f - und Per s onal pr odukt i v i t ät im v erar bei t enden Gewer be VDI-Präsident Prof. Braun: „Ressourceneffizienz ist die Grundlage für ein ökologisch verantwortungsbewusstes Handeln und der Schlüssel für den Erfolg unserer Wirtschaft im globalen Wettbewerb. …Deutschland muss zu einem Leitmarkt für Ressourceneffizienz werden.“ Daher hat der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums im Juni 2009 ein Kompetenzzentrum für Effizienztechnologien gegründet. Zielgruppe sind Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU). Hier finden sich nicht nur erhebliche Einsparpotenziale im Materialverbrauch und der Prozessgestaltung, Effizienzsteigerungen machen sich auch besonders schnell durch Kosteneinsparungen bemerkbar. Die Aufgaben des Zentrums für Ressourceneffizienz stellen sich folgendermaßen dar: – Zu den Aufgaben des VDI Zentrum Ressourceneffizienz (ZRE) zählt den integrierten Einsatz von Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutztechnologien allgemein verständlich und umfassend darzustellen und zu fördern. Dazu werden Informationen, Wissen und die Expertise im Hinblick auf den effizienten Einsatz von Ressourcen gebündelt, aufbereitet und auf breiter Basis anwenderbezogen zur Verfügung gestellt. Zu diesem Zweck wurden verschiedene meist webbasierte, öffentlich zugängliche Instrumente entwickelt, welche kosteneffizient und einfach genutzt werden können, um Potentiale auf Ebene von KMU zu erkennen, Anbieter in verschiedenen Bereichen der Ressourceneffizienz zu identifizieren und Ziele zu formulieren. – Darüber hinaus hat das ZRE den Auftrag politische Institutionen zu beraten, Hemmnisse zu identifizieren, Anreiz- und Förderprogramme zu initiieren und gesetzliche Vorhaben in Bezug auf Ressourceneffizienz zu begleiten. Darunter fallen auch die Überprüfung bzw. Weiterentwicklung vorhandener VDI-Richtlinien im Hinblick auf Ressourceneffizienz. – Die fachlichen Schwerpunkte liegen zunächst im Bereich produzierender Unternehmen und im Baugewerbe. 2. Logistik und Ressourcenschonung In diesem Beitrag wird der Bereich Logistik unter dem Aspekt der Ressourcenschonung bzw. der Frage nach Optionen für Ressourceneffizienz betrachtet. Laut Bundesverkehrsministerium ist die deutsche Güterverkehrslogistik heute in Europa führend. Für das Jahr 2006 wird ihr Umsatz auf mehr als 170 Milliarden Euro geschätzt. Das sind rund 7 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Güterverkehrslogistik hat nach Handel und Automobilindustrie den drittgrößten Umsatz in Deutschland mit geschätzten 2,6 Millionen Beschäftigten. Trotzdem scheint die Bundesregierung ihre Prioritäten in diesem Bereich nur unzureichend in kohärente Maßnahmen umsetzen zu können. Zu diesem Schluss kommt man zum einen, wenn man das verkehrsmittelübergreifende Bild von Subventionen und fiskalischen Belastungen betrachtet. Ein konkretes Beispiel bietet außerdem eine unveröffentlichte Streichliste für eine große Anzahl von Bahnprojekten, die zurzeit kursiert. Unter anderem betrifft dies den Ausbau einer Gütertrasse von Süddeutschland in die Schweiz. Dies hat bereits zu massiven Vorwürfen der Schweizer Bahngesellschaft gegen die Bundesregierung geführt. Es wurde betont, dass man erwarte, dass geschlossene Staatsverträge eingehalten werden. Vom Nutzen der Güterlogistik Effiziente Logistik ist eine Voraussetzung für Wettbewerb. In der globalisierten Welt gibt es keine Marktabgrenzungen mehr. Das globale Transportsystem ermöglicht eine kostengünstige Versorgung mit einem riesigen Produktangebot. Fast alle Waren können an fast jeden Ort der Erde transportiert und vor Ort genutzt werden. Der Verbraucher erhält Waren zu niedrigen Preisen. Nicht das Lohnniveau in der eigenen Region ist der begrenzende Faktor. Meist können Produkte an Orten produziert werden, wo die Produktionskosten niedrig sind um anschließend in hochpreisige Regionen transportiert zu werden und dort – trotz Transport – günstiger als regionale Produkte angeboten werden. Beispiele dafür gibt es sowohl in der Textil- oder Elektronikindustrie und vielen weiteren Branchen. Kleidungsstücke werden sehr günstig in Ostasien produziert, per Schiff -oder gar per Flugzeug sofern es sich um zeitlich begrenzte Modeartikel handelt- nach Europa transportiert und trotz Transportkostenaufschlag günstiger im Handel angeboten als regional produzierte Ware. Darüber hinaus ermöglicht die Logistik auch gerade in der Nahrungsmittelherstellung Produkte unabhängig von ihrer Reifesaison überall und jederzeit anzubieten. Dieser Nutzen der Güterlogistik hat auch nachteilige Folgen vor allem für die Umwelt: – Der Ressourcenverbrauch steigt; – Die Lärmbelastung und Schadstoffemissionen durch Transport, mit negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit steigt; – Der Erdölverbrauch für Transportkraftstoffe steigt; – Der Flächenverbrauch für Transportinfrastruktur steigt; – Reboundeffekte Æ gesteigerter Konsum aufgrund geringer Kosten. Ein deutliches Reduzierungspotential der Nutzung natürlicher Ressourcen in der Güterlogistik ist vorhanden und könnte mit bestehenden Mitteln umgesetzt werden. Laut dem Umweltbundesamt könnten bei stetig wachsendem Transportsektor durch die Umsetzung bestehender Instrumente wie Raumstruktur, kein Straßenausbau, Förderung Schienenverkehr und LKW Maut die Verkehrsaufkommenszuwächse bis 2025 im Vergleich zum Basisjahr 2008 fast halbiert werden. Dies setzt jedoch eine kohärente Verkehrs- und Infrastrukturpolitik, insbesondere auch im Bereich fiskalischer Anreize voraus. Abbi l du ng 2: Ver kehr s auf wandmi nder u ng U BA S z enar i a 2025 Quell e: UBA S tr at egi e f ür ei nen nachhaltigen Güterverkehr, 2009 Effizienzpotentiale im Verkehr Der Verkehrssektor steht für 23% des globalen Energieverbrauchs, davon entfallen ein Drittel auf den Güterverkehr (Quelle: Weizsäcker et.al, 2010) Die Transportenergie stammt in den OECD-Ländern fast ausschließlich aus Erdöl, einer endlichen natürlichen Ressource. Dreiviertel davon werden im Straßenverkehr verwendet. Durch den starken Zuwachs im Transportgewerbe stiegen und steigen die verkehrsbedingten Kohlendioxid (CO2)-Emissionen exponentiell. Um eine Verbesserung der Effizienz zu erreichen und damit eine drastische Absenkung der verkehrsbedingten CO 2Emissionen, sind laut Weizsäcker die Umsetzungen folgender Strategien notwendig: – Drastische Verbesserung der Energieeffizienz aller Verkehrsmittel Æ Aus Klimagesichtspunkten ist der Bahntransport deutlich vorteilhafter als der Straßentransport. Dennoch gibt es auch hier noch erhebliche Effizienzpotentiale. So belegt eine am Argonne National Labaratory veröffentlichte Studie folgende erhebliche Effizienzoptimierungen: Motoreffizienz 20%, Leerlaufminderung etwa 10%, Beleuchtung bis zu 50% Verringerung des Luftwiderstandes 5-10% Verbesserung. – Übergang zu energieeffizienteren Verkehrsträgern, vor allem im Güterverkehr umstieg von Straße auf Schiene und Wassertransport Æ Wird der LKW nur noch als Kurzstreckenfahrzeug vom Hafen oder Bahnhof zum Bestimmungsort verwendet könnte dies den Ausstoß von Treibhausgasen pro Tonne transportgut um bis zu 85% verringern. – Verwendung klimaverträglicherer Treibstoffe und Primärenergie aus Erneuerbaren Energien sowie Verwendung von Hybrid und/oder Elektroantrieben. Æ Elektro-Hybrid LKW der Firma Navistar (USA) für Innenstadt-Lieferdienste verbrauchen 20-25% weniger Treibstoff, gleichzeitig sind die Kohlenwasserstoffemissionen um bis zu 33% und die Stickoxidemissionen um 35% geringer als bei herkömmlichen Diesel LKW. 3. Logistik, Rebound Effekte und Marktverzerrungen Effizienzgewinne können dazu führen, dass nicht weniger Ressourcen verbraucht werden, sondern durch die Verbreitung einer effizienten und kostengünstigen Technik letztlich der Ressourcenverbrauch insgesamt steigt. Die Kosten für eine Fahrt sinken durch den Effizienzgewinn und wegen der Kosteneinsparung wird dann häufiger gefahren. Bzw. es werden plötzlich zusätzlich Strecken gefahren, die bisher gar nicht rentabel waren. Reboundeffekte lassen sich durch entsprechende gesetzliche Maßnahmen trotz des Zielkonfliktes mit Umsatzzielen begrenzen. In der Logistikbranche kommt es außerdem häufig zu fiskalisch verursachten, künstlichen Mark- oder Preisverzerrungen (Subventionen und Steuervergünstigungen). Dieser Umstand führt dazu, dass es vielfach wesentlich günstiger ist Produkte fern ab des Konsumortes zu fertigen und sie zu transportieren als sie regional herstellen zu lassen. Legendäre Beispiele dafür sind das Anbieten von transalpinem Mineralwasser in Nordeuropa und die Krabbenverarbeitung. D.h. Krabben aus der Nordsee werden nach Nordafrika zum Puhlen transportiert und anschließend nach Deutschland gefahren und dort wiederum im Handel angeboten. Auf der anderen Seite werden Güter mit dem Flugzeug oder dem LKW transportiert, weil die fiskalischen Kostenbelastungen für diese Verkehrsträger viel geringer sind als für die Bahn (diverse Studien). D.h. die potentielle Einsparung durch effiziente und günstige Logistik wird nicht realisiert oder gar ins Negative gekehrt, in dem Transporte durchgeführt werden, die letztlich vollkommen widersinnig erscheinen. Abbi l du ng 3: Dur chs chni t t l i che ex t er ne Kost en des Güterverkehrs 2005 , Quelle: UBA Strategie für ei nen nachhaltigen Güterverkehr, 2009 4. MIPS in der Logistik Die Materialintensität pro Serviceeinheit (MIPS) ist ein Kennzahlensystem zur Bewertung der massebezogenen Ressourcenintensität von Stoffen. Sie umfasst alle der Natur primär entnommenen genutzten und ungenutzten Materialien, einschließlich der in ihr bewegten Materialien die systemweit erforderlich sind. Die Materialintensität MIT, ausgedrückt in Tonnen pro Tonne, wird dabei einer funktionalen Einheit – der Serviceeinheit – zugeordnet. Im Folgenden wird beispielhaft für Finnland das MIPS Konzept für das Transportwesen dargestellt. Beim Materialinput werden abiotische und biotische Faktoren wie Wasserverbrauch, Luftverbrauch und abiotische Produktionsstoffe, z.B. Rohstoffe wie Erze etc. berücksichtigt. So wird beispielsweise dargestellt, dass zur Beförderung einer Tonne Fracht pro Kilometer mit Kleintransportern ca. 11 kg abiotische Rohstoffe verbraucht werden (rechte Seite der Tabelle). Tabel l e 1: Mi tt l er er Ver br auch nat ür l i cher Res s or ucen, Quel l e: Tr an s por t MI PS , 2006 5. Wettbewerbsvorteile in der Logistik durch Wettbewerbsverzerrung 5.1 Subventionen Die Reduzierung der Transportkosten ermöglicht einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil in der Logistikbranche und stellt damit ein permanent verfolgtes Ziel der Betriebe dar. Die Reduzierung dieser Kosten im Sinne der Standortsicherungspolitik führte in der Vergangenheit zu einer erheblichen Subventionierung des privaten Transportsektors in vielen Ländern. Laut Umweltbundesamt stellen sich die Subventionsprofile der verschiedenen Verkehrsträger wie folgt dar: Quelle: UBA, EXTERNE KOSTEN KENNEN –UMWELT BESSER SCHÜTZEN, 2009 – „Straße (125 Mrd. EUR an jährlichen Subventionen ermittelt). Der Löwenanteil der Straßenverkehrssubventionen besteht aus Infrastruktursubventionen (110 Mrd. EUR). Dies gilt, soweit bestimmte Steuern, die von Autofahrern entrichtet werden, nicht als Nutzungsabgaben für die Straßeninfrastrukturbetrachtet werden. – Schiene (73 Mrd. EUR an jährlichen Subventionen ermittelt) Hier machen die Infrastruktursubventionen den größten Teil aus (37 Mrd. EUR), dicht gefolgt von anderen Haushaltssubventionen (33 Mrd. EUR). – Luft (27 - 35 Mrd. EUR an jährlichen Subventionen ermittelt) Die Befreiungen von der Kraftstoffsteuer sowie die fehlende MwSt. auf internationale Flüge sind die wichtigsten Subventionstatbestände. Dazu kommt die fehlende Belastung durch den Emissionshandel, dem der Schienenverkehr durch den Bezug von Kohlestrom ausgesetzt ist. Außerdem täuschen die absoluten Zahlen darüber hinweg, dass prozentual der Löwenanteil der Transportleistung immer noch auf Straße und Schiene erbracht werden, was diesem absolut vergleichsweise geringen Betrag großes Gewicht verleiht, wenn man es auf die geleistete Serviceeinheit herunter bricht (z. B. Personenkilometer bzw. Frachtkilometer). – – Wasser (14 - 30 Mrd. EUR an jährlichen Subventionen ermittelt). Infrastruktursubventionen machen einen signifikanten Anteil an den Gesamtsubventionen für den Verkehr auf dem Wasser aus, 30 - 70 % der für diesen Verkehrsträger ermittelten Subventionen. Mehrere Verkehrsträger (30 Mrd. EUR an jährlichen Subventionen ermittelt)“. Ein beträchtlicher Betrag von Verkehrssubventionen konnte nicht einem einzelnen Verkehrsträger zugeordnet werden. Es wird deutlich, dass der Schienenverkehr keineswegs einen klaren fiskalischen Vorteil gegenüber den Verkehrsträgern Flugzeug und Straßenverkehr besitzt. Dies ist aufgrund der öffentlich proklamierten Ziele der Politik verwunderlich. Wohlbefinden. Ökologische und ökonomische Kosten fallen zwar bei den Menschen an, werden aber durch die Ausgaben, Kosten bzw. Preise im Transportsektor nicht gedeckt. Abbi l du ng 4: Dur chs chni t t l iche ex t er ne Umwelt kos t en i n Cent pr o F ahr z eugki l ometer , Quell e: UBA, EXTERNE KOS TEN KENNEN – UMWEL T BES S ER S CHÜTZEN, 2009 6. Schlussfolgerungen Es ist deutlich geworden, dass der weltweite Güterverkehr nur scheinbar zu sehr günstigen Kosten abzuwickeln ist, da ein Großteil der externen Kosten nicht transparent gemacht bzw. nicht berücksichtigt wird. Die geringen Kosten für den Güterverkehr sind neben dem erheblichen Konkurrenzdruck innerhalb der Logistikbranche u.a. auf die Subventionierung durch direkte Finanzhilfen, Mehrwertsteuerbefreiung, mangelnde Treibstoffbesteuerung und viele weitere Tatbestände zurückzuführen. Um einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit endlichen Ressourcen und eine ökosystemische Stabilität zu ermöglichen, müssen externe Kosten die beim Transport anfallen internalisiert werden. 5.2 externe Kosten 7. Neben der direkten und indirekten Subventionierung ermöglicht die Nicht-Berücksichtigung externer Kosten die geringen Preise für Transporte. Externe Kosten wie Umweltverschmutzung durch Transport oder Kosten für die Wiederherstellung und Beibehaltung der Gesundheit trotz massiver Belastungen durch Schadstoffemissionen und Lärm werden nicht berücksichtigt und weder an Verursacher noch an Verbraucher weitergegeben. Eine Internalisierung externer Kosten erfolgt also nicht- zum Nachteil von Umwelt, Gesundheit und Literatur Deutsche Bundesregierung, 2008, Masterplan Güterverkehr und Logistik, Berlin, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung European Environment Agency, 2009, Transport at a crossroads, TERM 2008: indicators tracking transport and environment in the European Union, EEA Report, No. 3/2009, Copenhagen, EEA – Publications Office Faulstich, Prof. Dr. Martin, Leipprand, Anna (Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), Mocker, Dr. Mario (ATZ Entwicklungszentrum), Lauber, Ursula (Statistisches Bundesamt), Brüggemann, Anke, Wied, Thomas (KfW Bankengruppe), 2009, Perspektive Zukunftsfähigkeit – Steigerung der Rohstoff- und Materialeffizienz, KFW-Research, Sonderpublikation, Frankfurt/Main, KfW Bankengruppe Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Technologien der LogistikDienstleistungswirtschaft ATL, 2009, Der Logistikmarkt im Schatten der Krise, Bis zu 8% verliert die Logistik in Europa in 2009 an Marktvolumen– aber eine Erholung ist schon in Sicht, Nürnberg, Fraunhofer IIS GTZ Transport Policy Advisory Services, 2008, GTZ International Fuel Prices, 6th Edition - Data Preview, Eschborn Hakosalo, Mika, 2004, MIPS am Zug, Wie sich MIPS für die Dienstleistung Bahntransport berechnen lässt, aus: Der ökologisch Rucksack, Wirtschaft für die Zukunft, Hirzel Verlag, 2004, Stuttgart, Hrsg. Friedrich Schmidt-Bleek Korschinsky, Claus, 2009, Erfolgsstrategien in bewegten Zeiten, IKB Information, Transport und Logistik, Dezember 2009, IKB Deutsche Industriebank AG Lähteenoja, Satu, Lettenmeier, Michael, Saari, Arto, 2006, Transport MIPS, The natural resource consumption of the Finnish transport system, The Finnish Environment, 820en, Helsinki, Ministry of the Environment Lambrecht Martin, et.al., Umweltbundesamt, 2009, Strategie für einen nachhaltigen Güterverkehr, UBA-Texte, 18/2009, Downloadpublikation, Dessau, Umweltbundesamt Umweltbundesamt, 2007, Externe Kosten kennen – Umwelt besser schützen, Die Methodenkonvention zur Schätzung externer Kosten am Beispiel Energie und Verkehr, Dessau, Umweltbundesamt Weizsäcker, Ernst Ulrich, Hargroves, Karlson, Michael Smith, 2009, Faktor Fünf, Die Formel für nachhaltiges Wachstum, Droemer Verlag 2010, München Impulsvortrag IDENTIFIKATION UND TRACEABILITY IN DER ELEKTRONIKINDUSTRIE – HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE LIEFERKETTE --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. (FH) Peter Erhard KRATZER AUTOMATION AG, Unterschleissheim LEBENSLAUF Dipl.-Ing. (FH) Peter Erhard KRATZER AUTOMATION AG, Geschäftsbereichsleiter Industrial Automation Gutenbergstr. 5 85716 Unterschleissheim Telefon: 089 / 32152-201 Telefax: 089 / 32152-599 E-Mail: peter.erhard@kratzer-automation.com 1980 Abitur 1980 - 81 Bundeswehr 1981 - 86 Fachhochschule Aalen Dipl.-Ing. (FH) Elektronik 1986 - 92 Produkt-Manager, Produkt-Spezialist, Applikations-Ingenieur Qualitätsmanagement-Produkte für die Elektronikfertigung GenRad GmbH 1992 - 2000 Operations Manager, Produkt-Manager Advanced Diagnostic Solutions Diagnose und Prüfsysteme für Automobilelektronik GenRad GmbH 2000 - 2002 Geschäftsführer, Niederlassungsleiter Technische Informationssysteme für Diagnose und Service Sörmann GmbH 2002 - jetzt Geschäftsbereichsleiter Industrial Automation Manufacturing Execution Systeme (MES) für die Elektronikindustrie KRATZER AUTOMATION AG IDENTIFIKATION UND TRACEABILITY IN DER ELEKTRONIKINDUSTRIE – HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE LIEFERKETTE Dipl.-Ing. (FH) Peter Erhard Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) hat Ende vergangenen Jahres sein universell einsetzbares Traceability-Konzept vorgestellt. Der neue Leitfaden betrachtet den gesamten Themenkomplex der Identifikation und Rückverfolgbarkeit und zeigt Strategien für interne und externe Traceability auf. Angefangen vom Bauelementehersteller über die Distribution bis zu den Baugruppen- und Geräteherstellern ist dabei die komplette Lieferkette in der Elektronikfertigung abgebildet. Aus logistischer Sicht besonders interessant sind die in dem Leitfaden enthaltene neue Kennzeichnungsmatrix zur Datenweitergabe sowie die vorgeschlagene Definition einer webbasierten Schnittstelle für externe Datenabfragen. Diese Standardisierungsinitiativen können dazu beitragen, die praktische Umsetzung von Traceability-Konzepten entlang der Lieferkette in Zukunft erheblich zu vereinfachen. Maßnahmen leiten und unterstützen. Kernpunkte sind Definitionen, Nutzen- und Aufwandsbetrachtungen, Daten für die Rückverfolgbarkeit, Technologien von Schnittstellen und Beispiele aus der Praxis. Vom Fachverband Bauelemente Distribution e.V. (FBDi) wurde im Anschluss ebenfalls ein Leitfaden Traceability erstellt, der mit dem ZVEI-Leitfaden abgestimmt ist. Das Thema Traceability hat für die Elektronikbranche in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen. Viele Kunden erwarten heute von ihren Lieferanten, dass sie über Systeme verfügen, die eine eindeutige Identifikation und Rückverfolgung jedes beliebigen elektronischen Bauteils ermöglichen. So lassen sich im Mängelfall die möglichen Fehlerquellen schneller eingrenzen und ganz gezielte Rückrufaktionen auslösen. Auch die Elektronikhersteller selbst können von der durchgängigen Traceability profitieren: Höhere Transparenz ist der Schlüssel zu nachhaltigem Kostenmanagement und Prozessoptimierung im eigenen Unternehmen. Der Fachverband Electronic Components and Systems des ZVEI hat daher im Jahr 2008 eine Traceability-Initiative mit dem Ziel gestartet, einen gemeinsamen Leitfaden „Identifikation und Traceability in der Elektro- und Elektronikindustrie" zu erstellen. An der Initiative waren mehr als 130 Vertreter aus über 80 Unternehmen beteiligt – von der Automobilindustrie, Medizintechnik und "Weißen Ware“ über Baugruppenproduzenten, Hersteller von Halbleitern, passiven Bauelementen, elektromechanischen Bauelementen und Leiterplatten bis hin zu Distributoren, Versicherungen und Softwareherstellern. Auf der productronica 2009 wurden die Ergebnisse aus eineinhalb Jahren Arbeit vorgestellt: Der neue ZVEI-Leitfaden ermöglicht eine Traceability-Betrachtung aus technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht und soll den Anwender bei der Planung und Realisierung der erforderlichen Abbildung 1: ZVEI Leitfaden Von interner zu externer Traceability Voraussetzung für die Umsetzung von durchgängiger Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette ist ein gemeinsames Verständnis der unterschiedlichen Ausprägungen des Themas. Unter Traceability wird heute ganz allgemein die Identifizierung und Rückverfolgbarkeit von gefertigten Produkten verstanden. Mit Hilfe einer eindeutigen Kennzeichnung lässt sich der Ursprung eines Endproduktes über die gesamte Lieferkette bis hin zum einzelnen Bauteil zurückverfolgen. Eine saubere Traceability- Kette ermöglicht dabei die Fehlersuche in zwei Richtungen: vom Endprodukt zurück zur Fehlerursache (Forward Tracking) bzw. vom Fehler zum Endprodukt (BackwardTracking). Abbi l du ng 2: F or war d und B a ckwar d Tr aceabi l it y Wenn es um die konkrete Implementierung von Lösungen zur Rückverfolgbarkeit geht, wird meist zwischen Produktund Prozess-Traceability unterschieden. Um ProduktTraceability zu erreichen, muss festgehalten werden, welche Bauteile und welche Materialien bei der Herstellung eines Produkts verarbeitet wurden. Dazu ist es notwendig, den kompletten Materialfluss und alle Rüstungen von Maschinen und Handarbeitsplätzen zu erfassen. Stellt sich heraus, dass eine Charge des Lieferanten fehlerhaft war, können die entsprechenden Baugruppen sofort ermittelt und gesperrt werden. Die schnelle Prozessverriegelung verhindert, dass sich Produktionsfehler über alle nachfolgenden Fertigungsstufen ausbreiten, im schlimmsten Fall bis in die ausgelieferten Produkte. Gleichzeitig wird vermieden, dass fehlerhafte Baugruppen unnötig weiterveredelt werden. Beim Thema Prozess-Traceability geht es um die Frage, wie ein bestimmtes Produkt gefertigt wurde, zum Beispiel auf welcher Linie, unter welchen Bedingungen, mit welchen Betriebsmitteln und von welchen Mitarbeitern. Dazu erfasst das Traceability-System unter anderem wichtige Produktionsparameter und Maschineneinstellungen. In der Elektronikfertigung können das Angaben wie das Temperaturprofil der Lötanlage sein – oder auch die Anzahl der Bearbeitungszyklen eines bestimmten Werkzeugs. Die umfassenden Prozess- und Produktdaten, die ein Traceability-System sammelt, helfen im Reklamationsfall beim Aufspüren von Fehlerquellen und tragen dazu bei, den Fertigungsprozess zu optimieren und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. So nutzen Unternehmen heute die gewonnenen Informationen über den Materialfluss, um Materialbestände zu minimieren und Ressourcen einzusparen. Auch eine permanente Inventur wird durch die lückenlose Dokumentation der verwendeten Bauteile und Materialien ermöglicht. Darüber hinaus trägt die kontinuierliche Überwachung von Fertigungsparametern zu einer Erhöhung der Prozesssicherheit bei. Bei Abweichungen von bestimmten Standardwerten können automatisch Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, bevor die Toleranzgrenzen erreicht sind. Traceability entwickelt sich damit immer stärker von einem passiven zu einem aktiven Instrument der Fertigungssteuerung. Rückverfolgbarkeit darf dabei allerdings nicht an den Unternehmensgrenzen enden, sondern muss auch in den vor- und nachgelagerten Stufen der Lieferkette realisiert werden. Der neue ZVEI-Leitfaden unterscheidet aus diesem Grund zwischen externer und interner Traceability. Mit interner Traceability dokumentiert der Produzent alle internen Prozesse und die verwendeten Materialien – also seine eigene Wertschöpfungskette. Die externe Traceability fokussiert dagegen auf die Lieferkette vom BauelementeHersteller bzw. Distributor bis zum Wareneingang des Fertigungsunternehmens. Damit wird die Rückverfolgbarkeit von Informationen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer sichergestellt. Interne und externe Traceability sollten stets über einen internen Schlüssel verknüpft sein – so lassen sich weiterführende Informationen bei Bedarf schnell zur Verfügung stellen. Materialkennzeichnung mit dem ZVEI-Label Ein wichtiger Übergangspunkt zwischen externer und interner Traceability ist der Wareneingang. Eine lückenlose Rückverfolgbarkeit ab dem Materialeingang bedeutet heute für Elektronikhersteller in der Regel einen relativ hohen Aufwand, da das Traceability-System zunächst mit zahlreichen Informationen gefüttert werden muss: Jede Gebindeeinheit, die im Wareneingang eintrifft, muss erfasst und mit einer eindeutig identifizierbaren Kennung versehen werden. Diese Traceability-Informationen behält das System dann während des gesamten Produktionsprozesses bei. Die Trace-Nummer verweist auf einen Datensatz, der das Bauteil detailliert beschreibt und Angaben über Charge, Verfallsdatum und ähnliches enthält. Nicht direkt identifizierbare Bauteile und Materialien wie Rollen oder Schüttgut müssen in ihre Chargen und Gebinde vereinzelt werden. Die Materialverfolgung muss auf Basis einer eindeutigen Trace-Nummer pro kleinster Verpackungseinheit erfolgen, da bestimmte Parameter wie zum Beispiel die Offenzeit bei MSD-Bauelementen pro Verpackungseinheit und nicht nur pro Herstellercharge überwacht werden müssen. Auch beim Nachrüsten mischen sich typischerweise Chargen und es entstehen Unschärfebereiche. Diese können durch eine übergangsweise Verbuchung der alten und der neuen Charge berücksichtigt werden. Die Herausforderung bei der Erfassung liegt allerdings darin, dass die angelieferten Bauteile und Materialien heute sehr unterschiedlich ausgezeichnet sind. Hersteller verwenden vielfältige Formate, um Produktinformationen weiterzugeben – viele Daten müssen heute im Wareneingang nach wie vor manuell erfasst werden. Der ZVEI hat daher in seinem neuen Leitfaden eine standardisierte Kennzeichnungsmatrix für die Weitergabe von Traceability-Informationen entwickelt. Ziel ist, ein einheitliches Datenformat zu etablieren und damit den Übergang von externer zu interner Traceability so einfach und sicher wie möglich zu machen. Das neue ZVEIMateriallabel schreibt dabei keine bestimmte physikalische Form vor – Hersteller können die erforderlichen Daten zum Beispiel als Barcode / 2D-Code auf ein Etikett drucken oder auch auf einem RFID-Chip speichern. Entscheidend ist vielmehr, dass die richtigen Informationen in der vorgesehenen Struktur enthalten sind. Inhaltlich besteht das ZVEI-Materiallabel aus zwei unterschiedlichen Datensätzen – dem Verpackungslabel Produkt und dem Verpackungslabel Logistik. Das Verpackungslabel Produkt enthält alle technischen Produktdaten des Herstellers: Dazu gehören zum Beispiel Produktbezeichnung, Seriennummer, Herstellungsort und datum, maximale Haltbarkeit und Informationen zur Feuchtigkeitsklasse. Vier unterschiedliche Level innerhalb des Produktlabels geben zudem Auskunft darüber, ob es sich um ein verarbeitungskritisches Bauteil handelt und in welchem Code-Format (Barcode / 2D-Code) das Produkt gekennzeichnet ist. sich ein Großteil der heute verwendeten Kennzeichnungen effizient in ein zentrales Traceability-System übernehmen lassen: In der Erfassungs-Software sind dazu Muster aller gängigen Herstelleretiketten hinterlegt und mit entsprechenden Datenmasken verknüpft. Der Mitarbeiter wählt vor dem Scan-Vorgang aus diesem Pool die richtige Vorlage aus. Anschließend werden die erfassten Informationen automatisch in die richtigen Datenfelder eingetragen. Mit dem ZVEI-Materiallabel lassen sich in Zukunft die Datenerfassung und die Schnittstellen in der Prozesskette standardisieren. Im Wareneingang kann mittels ZVEI-Label die Vereinnahmung von Material vereinfacht und die Datenqualität gesteigert werden. Voraussetzung ist, dass Bauelementehersteller – oder in der Praxis vielmehr die Distributoren – ein entsprechendes Label für die Materialkennzeichnung verwenden. Baugruppen- und Gerätehersteller, die Teil der Lieferkette sind, müssen künftig ebenfalls in der Lage sein, ein ZVEI-Label auf ihre Produkte aufzubringen. TraceQuery als Minimalstandard für TraceabilityAbfragen Externe Traceability nach dem ZVEI-Leitfaden definiert darüber hinaus auch, zu welchen Informationen ein Hersteller oder Distributor auskunftsfähig sein muss. Für diese Aufgabenstellung hat der Leitfaden das Konzept der so genannten TraceQuery-Schnittstelle entwickelt. Abbi l du ng 3: S chni t t st el l en – Ex t er ne Tr aceabi li ty Mit dem Verpackungslabel Logistik werden alle kundenspezifischen Informationen zusammengefasst, die sich typischerweise vor allem auf die logistische Abwicklung beziehen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Informationen wie die Bestellnummer, die Liefermenge oder den Lieferort. Produkt- und Logistiklabel sollten vom Hersteller möglichst zusammen auf der kleinstmöglichen Verpackungseinheit aufgebracht werden. So ist in Zukunft eine zeitsparende Erfassung aller Traceability-Informationen mit einem einzigen Scan-Vorgang möglich. Das Interesse in der Elektronikbranche an einem einheitlichen Kennzeichnungsstandard ist groß, da letztlich alle Marktteilnehmer davon profitieren können. Bis sich das neue ZVEI-Materiallabel flächendeckend durchsetzt, dürfte allerdings noch eine gewisse Zeit vergehen. Auch heute schon gibt es jedoch Ansätze, die die Erfassung von Produktund Logistikdaten im Wareneingang vereinfachen: Es gibt beispielsweise ein halbautomatische Verfahren, mit denen Viele Unternehmen verwenden heute bereits Web-basierte Lösungen für die Abfrage von Traceability-Informationen. Über eine Browser-basierte Oberfläche lassen sich zum Beispiel nach der Eingabe der Seriennummer eines Produktes Daten zu den verbauten Materialchargen abrufen. Noch werden diese Informationen meist für die interne Produktund Prozess-Traceability verwendet – im Zuge der zunehmenden Vernetzung zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern wird aber immer häufiger erwartet, bestimmte Datenabfragen auch externen Partnern zu ermöglichen. Erstellt beispielsweise ein Unternehmen als Auftragnehmer Baugruppen, die ein anderes Unternehmen als Auftraggeber in ein Gerät einbaut, kann es vorkommen, dass bestimmte Fehler erst beim Einbau entdeckt werden. Hier wäre eine einheitliche Schnittstelle für den unternehmensübergreifenden Datenaustausch von großem Nutzen. Die im ZVEI-Leitfaden vorgestellte TraceQuery-Definition beinhaltet die grundsätzlichen Anforderungen an ein derartiges Abfragesystem für Traceability-Informationen. Die Schnittstelle kann damit in Zukunft als Basis für detailliertere Festlegungen verwendet werden, um die Vernetzung der Unternehmen entlang der Lieferkette weiter zu vereinfachen. Grundsätzlich muss heute jedes Traceability-System eine Möglichkeit zur Abfrage der gespeicherten Daten bieten – Format und Struktur der ausgegebenen Informationen unterschieden sich jedoch häufig erheblich. Bei der Festlegung von Art, Umfang und Verfügbarkeit der Daten spielen neben den gesetzlichen Vorschriften auch interne Regeln eine wichtige Rolle. – Verknüpfung von Informationen: Die Schnittstelle muss die Verwendung von Hypermedien ermöglichen. Die vorgeschlagene TraceQuery-Schnittstelle sollte auch in kleineren Unternehmen realisierbar sein und mit minimalen technischen Möglichkeiten abgefragt werden können. Für die Umsetzung empfiehlt der ZVEI den Einsatz von HTTP – ggf. auf SSL (https://...) – als bewährte und etablierte Technologie. Dabei ist darauf zu achten, dass die ausgegebenen Daten auf allen gängigen Webbrowsern angezeigt werden können. Hinsichtlich der Abfragemöglichkeiten an ein TraceabilitySystem wurden folgende Mindestanforderungen für die TraceQuery-Schnittstelle definiert: – Abbi l du ng 4: Tr aceabi l i ty i n der L i ef er ket t e Die TraceQuery-Schnittstelle soll hier einen Minimalstandard schaffen, den jedes Traceability-System auf der Ausgabeseite erfüllen muss. Dabei unterscheidet der ZVEI in seinem Leitfaden zwischen den grundlegenden funktionalen Anforderungen – also der Frage, welche Eingaben zu welchen Ergebnissen führen – und den darüber hinaus gehenden non-funktionalen Anforderungen, die zum Beispiel die Abhörsicherheit des Übertragungsprotokolls betreffen. Grundsätzlich soll das TraceQuery-Konzept eine einfache suchmaschinenartige Bedienbarkeit ermöglichen und gleichzeitig sicherstellen, dass kein unerwünschter Know-how-Transfer stattfindet. Für die technische Ausgestaltung der Schnittstelle gibt der ZVEI-Leitfaden keine expliziten Spezifikationen vor, empfiehlt allerdings einige Rahmenbedingungen, die von den beteiligten Unternehmen eingehalten werden sollten. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Speicherung der Daten auf einem Server erfolgt, während die Benutzer-Interfaces auf davon getrennten Clients laufen. Alle Anforderungen sind dabei so aufgebaut, dass eine spätere Erweiterung auf einen Webservice möglich ist. Im Einzelnen gingen folgende Anforderungen in den Entwurf der ZVEI-Empfehlung ein: – – – Synchroner Informationsaustausch: Die Schnittstelle soll synchron sein, damit beispielsweise bei der Nachbearbeitung eines vorgefertigten Nutzens sein Zustand ohne Zeitverlust online abgefragt werden kann. Datenfilter zum Schutz von Unternehmens-Know-how: Die Schnittstelle sollte auch von eng kooperierenden Unternehmen verwendet werden können – dazu muss es möglich sein, Daten über entsprechende Filter in verschiedenen Detaillierungsgraden auszugeben. Verschlüsselung der Kommunikation: Die Schnittstelle muss ein abhörsicheres Protokoll verwenden können. – – – – – Nach Eingabe einer Seriennummer müssen alle Prozesse zusammen mit den relevanten Traceability-Daten ermittelt werden können, die diese Seriennummer durchlaufen hat. Sofern Seriennummern durch Einbau, Verpackung o.ä. in andere Seriennummern übergehen, müssen diese Übergänge ebenfalls ausgegeben werden. Nach Eingabe einer Chargennummer müssen die Seriennummern aller Nutzen zu ermitteln sein, in die Bauteile dieser Charge eingebaut wurden oder aufgrund von Grauzonen eingebaut sein könnten. Nach Eingabe einer Seriennummer müssen unter Berücksichtigung der Grauzonen alle Chargen zu ermitteln sein, die für diese Seriennummer verwendet wurden. Nach Eingabe einer Seriennummer müssen alle Prozesse, die die Fertigung dieser Seriennummer betreffen, mit ok/nok-Information ermittelt werden können. Für vorher festgelegte Prozess- oder Prüfmerkmale müssen alle Seriennummern, deren Werte bestimmte Bedingungen erfüllen, ermittelt werden können. Fazit Der neue ZVEI-Leitfaden hat insgesamt deutliche Auswirkungen auf alle in der Lieferkette der Elektronikindustrie beteiligten Firmen. Standardisierte Label und Schnittstellen bringen viele Vorteile und ermöglichen schnelleren und präziseren Datenaustausch und somit letztlich genauere und schnellere Aussagen zur Eingrenzung von Rückrufaktionen. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und bei der Rückverfolgbarkeit eine konsequente Strategie verfolgen, können in Zukunft gleich mehrfach profitieren: Sie erhöhen die Produktqualität und die interne Prozesssicherheit und stellen gleichzeitig sicher, dass sie die Marktforderung nach mehr Transparenz in der Lieferkette erfüllen. Impulsvortrag CO2 KALKULATION ZWISCHEN (KUNDEN)WUNSCH UND WIRKLICHKEIT --------------------------------------------------------Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich LEBENSLAUF Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik WU Wien Nordbergstrasse 15 1090 Wien Telefon: +43 1 313364610 Telefax: +43 1 313 716 E-Mail: skummer@wu.ac.at 1982-1987 Studium der Volkswirtschaftslehre, Philosophie und Betriebswirtschaftslehre in Tübingen und Köln 1987-1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent am Lehrstuhl für Controlling und Logistik von Professor Dr. Jürgen Weber an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Vallendar (WHU), Promotion und Habilitation. 1987-1993 Geschäftsführer der Zahnradfabrik Unna GmbH (1987-1993) 1996-2001 Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Verkehrsbetriebslehre und Logistik an der Fakultät Verkehrswirtschaft der TU Dresden Seit 2001 Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik, Wirtschaftsuniversität Wien und Geschäftsführender Gesellschafter der ZTL Logistik Schulungs- und BeratungsGmbH Seit 2006 Direktor der europäischen Sektion des MIT Forums Supply Chain Innovation Seit 2007 Weitere Informationen Leiter des Forschungsinstituts Supply Chain Management, Wirtschaftsuniversität Wien Sebastian Kummer war und ist Gastprofessor, bzw. Dozent an Universitäten in China, Deutschland, Indonesien, Österreich, Russland, Schweiz, Ukraine und Vietnam. Er ist in zahlreichen Verbänden und Institutionen tätig unter anderem wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft, Vorstand der (österreichischen) Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der deutschen BVL, Präsident des Deutschen Schiedsgerichts Logistik, Präsident des Europäischer Verband für Defence Public Private Partnership e. V., stellvertretendes Mitglied der Schienen Controll Kommission (Österreichischer Schienenregulator) sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des österreichischen Verteidigungsministers. Er leitet die Jury des Peter Faller Preises und ist u.a. Mitglied der Jury des Austrian Supply Ecellence Award sowie der Jury der Logik Hall of Fame. Sebastian Kummer ist im Beirat der Telego GmbH. Sebastian Kummer ist Autor von 10 Fachbüchern, u.a.: Einführung in die Verkehrswirtschaft, 2. Aufl. Wien 2010 (UTB) Beschaffung, Produktion Logistik, München, 2. Aufl. Boston u.a. 2009 (Pearson) Internationales Transport- und Logistikmanagement, gemeinsam mit Schramm, H.J. und Sudy, I., 2. Aufl. Wien 2010 (UTB) und mehr als 100 weiteren Veröffentlichungen. Er ist im Herausgeberbeirat der Zeitschriften „Logistics Research“ und „Internationales Verkehrswesen“ Als praxisorientierter Wissenschaftler führt Sebastian Kummer gemeinsam mit seinen Mitarbeitern mehr als 100 wissenschaftliche Forschungsprojekte sowie praxisbezogene Beratungsprojekte in den Bereichen, Transportwirtschaft, Logistik und Supply Chain Management durch. CO2 KALKULATION ZWISCHEN (KUNDEN)WUNSCH UND WIRKLICHKEIT Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer 1. Ausgangslage Mobilität und funktionierende Logistiksysteme sind wichtige Voraussetzungen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Doch gehen von Transportwirtschaft und Logistik auch negative Effekte aus. So sind sie den EU-27 Ländern für ungefähr 20% der CO2 Emissionen verantwortlich (in Österreich waren es im Jahr 2005 sogar 26,2%). Obwohl die einzelnen Verkehrsträger sehr große Unterschiede bei der CO2 Verursachung haben werden diese Differenzen bisher kaum bei der Transportplanung explizit berücksichtigt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen gibt es für Unternehmen bisher kaum Anreize, Transporte und Logistiksysteme so zu wählen, dass Sie zu einer geringeren CO2 Belastung führen. Zum anderen gibt es bisher nur wenig Instrumente, die den Unternehmen bei der Berechnung der CO2 Emissionen unterstützen. Hier ist über die Gesetzgebung hinaus Eigeninitiative auf betrieblicher Ebene gefordert, auch wenn vielerorts das Bewusstsein hinsichtlich der CO2-Problematik noch gering ausgeprägt ist. Speziell bei Klein- und Mittelbetrieben mangelt es an entsprechenden Controllinginstrumenten. Der Beitrag soll die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der CO2 Kalkulation für Transportwirtschaft und Logistik aufzeigen. Es wird ein Überblick über bestehende Instrumente gegeben. Außerdem werden die vom Institut für Transportwirtschaft und Logistik entwickelten Instrumente CO2 Kummertabelle und CO2 TEC (Transport Emission Calculator) vorgestellt.. Abbi l du ng 1 : Ges chät z t er Ans t i eg der CO2 Emis s i onen i m Ver kehrs ber ei ch (Quell e: The S us t ai nabl e Mobi l it y Pr oj ect , ht t p: / / www. wbcs d. or g/ web/ p ubl i cat i ons / mobi l i ty / ov er vi ew. pdf , 6. 11. 2009) Aufgrund der ökologischen Notwendigkeit ist absehbar, dass es – um CO2 Reduktionen zu erreichen - zu schärferen gesetzlichen Regelungen sowie zu ökonomischen Anreizen von staatlicher Seite kommen wird. Darüber hinaus wird aber eine schadstoffreduzierte Transportabwicklung in Zukunft einen zusätzlichen Wettbewerbsfaktor darstellen. Beispiele hierfür sind die Forderung nach CO2-Bilanzen, CO2-Etikette auf Produkten, Transportausschreibungen mit Emissionsauflagen, Förderung schadstoffarmer Transportketten, etc.. Abbildung 2 zeigt die Interessen unterschiedlicher Akteure als Treiber eines CO2 Ausweises und einer CO2 Reduktion. 2. CO2 Kalkulation als neue Herausforderung Im Hinblick auf die Kyoto-Ziele wurden von politischer Seite Maßnahmen formuliert, die speziell die Verbesserung des Gütertransports adressieren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es notwendig ist, die CO2 Emissionen bis zum Jahr 2050 völlig zu stoppen, damit die Erderwärmung auf +2 Grad beschränkt werden kann. Wie dramatisch diese Forderung im Gegensatz zu den geschätzten CO2 Emissionen im Verkehrsbereich steht, zeigt die Abbildung 1 Abbi l du ng 2: I nt er ess en unt er s chi edl i cher Akt eur e 3. Bestehende Ansätze zur CO2 Kalkulation Viele Unternehmen haben im Zuge des Umweltmanagements Initiativen zur CO2 Reduktion in Transport und Logistik gestartet. Im Einzelhandelsbereich gelten Tesco und Wal-Mart als Vorreiter. Tesco hat damit CO2-Tools Ecotransit Öffentlich Parameter zugänglich ja Go Green DHL nein; für Kunden: Carbon Check Maersk nein; CO2Kummertabelle Spedition Christ Klimarechner OMIT 2001 Verkehrs-mittel Länder Herausgeber/ Verantwortliche Straße, Schiene, See- zahlreiche & europäische Binnenschifffa Länder hrt, Luft Railon, Green Cargo AG, SBB, SNCF, Trenitlalia,... in Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie und Umweltforschung (IFEU) NTM- Calculatior von Network for Transport and Environment (NTM) ganz Europa; spezielle Straße, Angebote in Schiene, Luft, Deutschland, Seeschiffahrt Schweiz und Skandinavien Deutsche Post World Net (Logistikdienstleister DHL) NTM- Calculatior von Network for Transport and Environment (NTM); Greenhouse Gas Protocol Schiene, Straße, Seeschiffahrt, Luft Maersk Berechnungsmethodik entwickelt vom IFEU; direkter Betrieb der Fahrzeuge, sowie Verkehrsträger, Emissionen durch Herstellung Sendungseigenschaften (Volumen- oder Massengüter), der Endenergie; nicht Ladekapazität, Fahrzeuggröße, berücksichtigt sind Bau und Antriebsart, Emissionsklasse, Instandhaltung von Fahzeugen Straßenart, Strommix, und Infrastruktur, sowie Topographie der Länder Verbrauch von Gebäuden und Flug- und Bahnhöfen; 1. Stufe: Tonnenkilometer, Durchschnittsfahrzeug,Durchschnittsmotor, Treibstoffart und Qualität, Auslastung; 2. Stufe: verschiedene Fahrzeugarten; 3. Stufe: genaue Festsetzung welches Fahrzeug, welche Auslastung, wieviele zurückgelegte Kilometer. sämtliche Prozesse am Hafen, bei der Lagerung; direkte und indirekte Emissionen; treibstoff- oder entfernungsbasierte Berechnung als Betaversion verfügbar Klassifizierung der Emissionsquellen nach Wichtigkeit, fixe und variable Emissionen, Fahrzeugcharakteristika, Sendungsgewicht, Strommix,… eigene Methode, basierend auf dem Handbuch der bisher nur Emissionsfaktoren vom Straße Umweltbundesamt Wien Nein Klassifizierung der Emissionsquellen nach Wichtigkeit, fixe und variable Emissionen, Fahrzeugcharakteristika, Sendungsgewicht, Strommix,… Methode basierend auf EcoTransIT, OMIT 2001, Bahnstatistiken, Unternehmensdaten, Borken bei Christ nur Straße und Deutschland, Seeschiff-fahrt, Schweiz, Italien, Spedition Christ/ Climate Österreich, USA, Climate Partner Partner auch aber weitere möglich andere Verkehrsträger Nein Unterscheidung Massen- und Volumengüter, Fahrzeugcharakteristika, durchschnittliche Auslastung, Strommix,… Methode entwickelt von IFEU und Partnern internationale Straße, Transporte von Schiene, und nach Seeschifffahrt Dänemark bisher nur Österreich ZTL (Zentrum Transportwirtschaft Logistik), OeKB Business Services GmbH (Österreichische Kontrollbank) dänische Umweltschutzagentur, verschiedene dänische Institutionen aus dem Transportsektor und Forschung, IFEU Abbi l du ng 1 : Über bl i ck über CO2 Ber echnu ngs t ool s f ür Tr ans por t e . begonnen auf vielen Produkten den CO2 Footprint auszuweisen. Eine ähnliche Initiative hat Hofer (die österreichische Tochtergesellschaft von Aldi) bei ihrer Produktlinie „Zurück zum Ursprung“ die Bioanbau mit CO2 Einsparungen im Transport kombiniert gesetzt. Auch im Bereich der Transportwirtschaft gibt es einige Initiativen. So vertreibt DHL im Rahmen seiner GoGreen Initiative CO2 neutrale Produkte. Zwar beteuern sowohl die Unternehmen, als auch die Anbieter von CO2-Berechnungs-Tools, dass ihre Berechnungen transparent seien. Es ist aber schwierig genauere Informationen zu bekommen. Tabelle 1 versucht einen Überblick über ausgewählte, verfügbare CO2 Tools zu geben. 4. CO2 Kummertabelle Die CO2-Kummertabelle will mit akademisch fundiertem Wissen und Berechnungsmethoden, Transparenz bei verkehrsinduzierten CO2-Emissionen in der Transportwirtschaft schaffen und sowohl der verladenden Industrie als auch den Transport- und Logistikdienstleistern die Möglichkeit bieten, seine Transporte dahingehend zu analysieren. Die Analyse einzelner Tools, z.B. des Tools Ecotransit, das von mehreren europäischen Bahnen finanziert wird zeigte, dass an einigen Stellen mit Annahmen und Einstellungen gearbeitet wird, die den Interessen der finanzierenden Unternehmen entsprechen. Da CO2 Berechnung jedoch nicht dazu dienen sollten, die niedrigsten Werte für das eigene Unternehmen zu errechnen, sondern einen intersubjektiv nachvollziehbaren einigermaßen objektiven Vergleich zu ermöglichen, war es die Grundidee der CO2 Kummertabelle einen einheitlichen Standard zu schaffen, mit dem die CO2 Emissionen von Stückgutsendungen berechnet werden können. Der Nutzer kann CO2-Werte für jede beliebige Route innerhalb Österreichs und für jedes beliebige Gewicht pro Sendung im KEP- (Kurier-, Express-, Paketdienst) und Stückgutbereich sowie für Teilladungen berechnen lassen. Die zugrunde liegenden Emissionsfaktoren des Umweltbundesamtes Wien werden je nach Konfiguration zur Berechnung herangezogen und mit Geodaten zur Bestimmung der Straßenkategorien sowie mit LogistikKennzahlen über Leerfahrtenanteile und Auslastungsgrade kombiniert. Das Ergebnis ist ein Wert pro transportierter Sendung in kg CO2. Zur Berechnung der CO2-Emissionen mithilfe der CO2Kummertabelle wird ein zweistufiges Verfahren angewendet. Im ersten Schritt wird aus der CO2-Zonentabelle die relevante CO2-Zone einer Relation bestimmt. Die CO2Zonentabelle basiert wiederum auf Entfernungszonentabellen, die alle Postleitzahlen einer Quelle und Senke in Österreich beinhalten. Um die Komplexität zu reduzieren, wurde wie bei den Mauttabellen jeweils eine Postleitzahl, die das wirtschaftliche Zentrum innerhalb eines Bezirks bzw. einer Region darstellt, stellvertretend als Quelle bzw. Senke dieses Gebiets ausgewählt. Die Bestimmung der wirtschaftlichen Schwerpunkte erfolgt auf Basis eines Geoinformationssystem (GIS). Es wurden 12 CO2-Zonen definiert, wobei jede CO2Zone ein bestimmtes Intervall an kg CO2 darstellt. Die CO2Zonen wurden zudem im unteren Bereich (Zone 0 – 4) sehr differenziert gewählt. Somit soll auch die CO2-Belastung kürzerer Fahrten möglichst genau transparent gemacht werden. Im Unterschied zu den Kummer-Mauttabellen werden bei der Berechnung der CO2-Werte nicht nur die einfachen Fahrtkilometer über die Autobahn herangezogen, sondern es gibt bei den Fahrtkilometern eine Differenzierung in Autobahn-, Außerortsstraßen- und Innerortsstraßenkilometer. Dies ist eine wesentliche Notwendigkeit bei der Berechnung der CO2-Emissionen, da diese stark mit dem gefahrenen Tempo bzw. mit dem Straßentyp korrelieren. Im zweiten Schritt werden in Abhängigkeit des frachtpflichtigen Gewichts der Sendung die anteiligen CO2Emissionen je Sendung ermittelt. Für die Berücksichtigung des Transportgewichts, ebenfalls von großer Bedeutung für den Ausstoß von CO2-Emissionen, wurden drei CO2Gewichtstabellen entwickelt: CO2-Tabellen für Sendungen bis 50 kg (KEP-Verkehre) CO2-Tabellen für Sendungen zwischen 51 kg und 2.000 kg (Stückgutverkehr) CO2-Tabellen für Sendungen ab 2.000 kg (Teilladungsverkehre) Der gewichtsmäßige Auslastungsgrad ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie bspw. der Güterstruktur der zu transportierenden Güter, den Absendervorschriften, der Verpackungsart oder den bedienten Regionen. Darüber hinaus unterliegt die Auslastung auch jahreszeitlichen Schwankungen. Bei der Berechnung der Werte in der CO2Entfernungszonentabelle wurde mit branchenüblichen Durchschnittswerten gerechnet. Die gewichtsmäßige Auslastung wird bei Sendungsgrößen bis 2.000 kg als geringer angenommen als bei Sendungen ab 2.001 kg. Die Produktionsweise im KEP- und Stückgutverkehr unterscheidet sich vom Teilladungsverkehr. Während im Teilladungsbereich Direktverkehre zwischen Absender und Empfänger üblich sind, erfolgt die Produktion im Stückgutverkehr in der Regel über Depots und bei aufkommensschwachen Relationen unter Verwendung von Hubs. Im Stückgutverkehr sind folglich längere Fahrtstrecken für die gleiche Distanz zwischen Absender und Empfänger anzusetzen. Dies wird berücksichtigt, indem bei Sendungen bis 2 t ein so genannter „Depot/Hub-Aufschlag“ verwendet wird. Für die Berechnung der CO2-Emissionen von Transporten müssen auch die Leerfahrten berücksichtigt werden. Aufgrund der Unpaarigkeit von Verkehrsströmen ist es nicht immer möglich, Rückfrachten zu akquirieren. Durch vielfältige Bemühungen von Sammelgutspediteuren (z.B. Aufbau von Kooperationen mit anderen Speditionen) ist der Leerfahrtenanteil in diesem Segment in der Praxis jedoch relativ gering. Bei den Emissionsfaktoren wurde auf das „Handbuch Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs 2.1“ des Umweltbundesamts Wien (in Kooperation mit den entsprechenden Pendants in Deutschland und der Schweiz) zurückgegriffen. Dieses beinhaltet die Möglichkeit Emissionsfaktoren für unterschiedliche Komponenten (hier nur CO2) abzufragen basierend auf: Emissionsart (hier nur warme Emissionsfaktoren ohne Kaltstartzuschläge) Fahrzeugkategorie (hier nur leichte Nutzfahrzeuge (LNF) und schwere Nutzfahrzeuge (SNF als Sammelkategorie von LKW-Solo, Last- und Sattelzügen) Bezugsjahren (hier für 2010) Verkehrssituation (hier Durchschnittstempo auf allen Straßenkategorien, flüssiger Verkehr) Längsneigung der Straße (hier durchschnittliche Längsneigung) In der CO2-Kummertabelle wird ein gewichteter Standardmix an Straßengüterfahrzeugen angenommen. Dieser besteht aus Nahverkehrsfahrzeugen, 2-Achsern, 3Achsern sowie 4- und mehr Achsern. Ebenso wurde hinsichtlich der EURO-Emissionsklassen eine Annahme der Verteilung über diesen Standardfahrzeugmix angestellt. 5. CO2-TEC (Transport Emission Calculator) CO2-TEC (Transport Emission Calculator) ist ein kooperatives F&E-Projekt von OeKB Business Services GmbH –Konsortialführer ZTL Logistik Schulungs- und Beratungs GmbH ECONSULT Betriebsberatungsgesellschaft m.b.H. zur Entwicklung eines webbasierten EDV-Tools, mit dem es möglich ist differenzierte, unternehmensspezifische Transportketten hinsichtlich ihrer CO2-Emissionen zu bewerten, und damit Benchmarks für CO2-reduzierende Maßnahmen zu gewinnen. Das Tool wird Klein- und Mittelbetrieben der Transportwirtschaft bei der Umsetzung von ökologisch effizienteren Formen der Transportabwicklung unterstützen sowie Transparenz bei Schadstoff-Emissionen des Transports unserer Güter und Produkte erhöhen. Die Entwicklung wurde durch das FFG (Forschungs Förderungs Gesellschaft)-Programm „protecNET in COIN“ unterstützt. Der „CO2-TEC Transport Emission Calculator“ soll Unternehmen dabei unterstützen, sich auf die im Zuge der CO2-Reduktionsbemühungen zukünftig erwartbaren Anforderungen gezielt vorzubereiten und entsprechende Maßnahmen treffen zu können. Dabei handelt es sich um eine via Internet zugängliche Web-Applikation, die ohne zusätzliche IT-Aufwände benutzt werden kann - dies speziell im Hinblick darauf, um verstärkt KMU in den Prozess der Umstellung auf eine „ökologische Transportabwicklung“ zu integrieren. Der „CO2-TEC Transport Emission Calculator“ ermöglicht es Unternehmen ihre Transportketten hinsichtlich derzeitiger Schadstoffemissionen zu analysieren Alternative Lösungen und Maßnahmen der Schadstoffreduktion zu evaluieren Potenziale und erzielte Erfolge in der Schadstoffreduktion zu visualisieren. Das unabhängige Konsortium aus spezialisiertem ITDienstleister, universitätsnahem Forschungs- und Kompetenzzentrum und neutralem LogistikBeratungsunternehmen garantiert die Realisierung einer wissenschaftlich fundierten Anwendung zur Kalkulation von CO2-Emissionen als universelles Standard-Tool für alle Transportunternehmen. Mit der Entwicklung des Online-Tools CO2-TEC ist es gelungen, die hohen Anforderungen der Logistikbranche nach einer exakten „door to door“-Berechnung der transportbedingten CO2-Emissionen auf Basis verifizierter Daten und wissenschaftlich geprüfter Algorithmen zu erfüllen. Der Forderung nach einer Möglichkeit zur Dokumentation von Basisdaten, Berechnungsergebnissen und Emissionsvergleichen wurde ebenfalls Rechnung getragen. Die Datenbasis wird gebildet durch verifizierte Verkehrs-, Emissions- und Fuhrparkdaten. Diese werden durch Berücksichtigung differenzierter Fahrzeugklassen und praxisgeprüfter Leistungsdaten je Fahrzeugtyp (EURO-Norm, Auslastung, Treibstoffverbrauch, etc.) ergänzt. Sendungsspezifische und vom Benutzer definierbare Detailparameter wie Auslastungsgrad des Fahrzeugs, Leerfahrtenanteil, Zu- und Entladung sowie Routenänderungen wer-den im Berechnungsergebnis dokumentiert und sind im Emissionsprotokoll, das als pdfDatei verfügbar ist, nachvollziehbar. Eine exakte, produktspezifische und dokumentierte Emissionsberechnung innereuropäischer LKW-Transporte (Stichwort „CO2Rucksack“) ist damit ebenso möglich, wie auch die strategische Planung zukünftiger – emissionsreduzierter – Transportketten von Handel, Gewerbe und Industrie. Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen LEAN WAREHOUSING – SYNCHRONISATION VON TECHNIK UND MENSCH ZUR EFFIZIENTEN UND NACHHALTIGEN LAGERPROZESSGESTALTUNG --------------------------------------------------------Prof. Dr.-Ing. Harald Augustin ESB Business School, Hochschule Reutlingen LEBENSLAUF Prof. Dr.-Ing. Harald Augustin ESB Business School, Hochschule Reutlingen stellvertretender Dekan Studiendekan BSc International Logistics Management Alteburgstr. 150 72762 Reutlingen Telefon: (07121) 271-5012 Telefax: (07121) 271-905012 E-Mail: harald.augustin@reutlingen-university.de 1993 Maschinenbaustudium an der Universität Karlsruhe (TH) sowie in Frankreich, Australien, Kanada 1997 Promotion an der TH Kaiserslautern 1993 - 1996 Fachgutachter für die „Vernetzung von CIM-Bausteinen“ in Rheinland-Pfalz 1993 - 1998 Berater und Geschäftsführender Leiter einer Unternehmensberatung 1998 - 2001 Projektleiter internationaler Großprojekte und Abteilungsleiter für die europäische Logistik in einem Elektronikkonzern seit 1997 Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, u.a. Ecole Nationale d´Ingénieurs de Metz (ENIM): „Gestion d´Organisation de Production“, Universität Kaiserslautern : „Produktionsgestaltung - Interaktion von Arbeitsstrukturierung und Logistikgestaltung“ und „Multimedia Integrated Network Teaching (MINT)“, Steinbeis-Hochschule Berlin im MBA Entwicklungs- und Konstruktionsmanagement: „Integrierte Produkt- und Prozessgestaltung“ und „Arbeitswirtschaft und Informationstechnik“ seit 2001 Professor an der Hochschule Reutlingen: Fachgebiet: Fabrikplanung und Logistikplanung 2001 – 2003 Aufbau und Studiendekan „MSc Global Management of Technology“ 2002 – 2009 Aufbau und Studiendekan „MSc Logistics Management“ seit 2008 Aufbau und Studiendekan „BSc International Logistics Management“ seit 2008 stellvertretender Dekan der ESB Business School und Prodekan für Unternehmenskontakte, Alumni und IT seit 2002 Gründer und Leiter der Unternehmensberatung „Steinbeis-Transferzentrum Prozessmanagement in Produktentwicklung, Produktion und Logistik“ in Gomaringen seit 2003 Vorstandsmitglied der VDI-Bezirksgruppe Alb-Neckar INTEGRATIVE GESTALTUNG DER FAKTOREN TECHNIK UND MENSCH MIT LEAN WAREHOUSING FÜR EFFIZIENTE, NACHHALTIGE LAGERPROZESSE Prof. Dr.-Ing. Harald Augustin 1 Einleitung Lean Warehousing Die Automatisierung im Lager spielt für die Effizienzsteigerung in der Gestaltungsdiskussion eine wichtige Rolle. Allerdings steht die Automatisierung dabei immer auch vor der Herausforderung, Effizienz gegenüber der Flexibilität abzuwägen. Flexibilität bezieht sich dabei auf die Anpassung hinsichtlich Mengen-, Volumen- und Produktmixschwankungen. Daraus wird schnell ersichtlich, dass Automatisierung allein nicht ausreicht, um nachhaltige, effiziente Lagerprozesse zu gestalten. Vielmehr ist in Abwägung der Flexibilitäts- und Kostenziele bei der Auswahl eines geeigneten Automatisierungskonzepts zu beachten. In die Diskussion des Automatisierungsgrades muss aber auch der Aspekt des menschlichen Einflusses berücksichtigt werden. Dieser wird im Lager tendenziell unterschätzt und vielfach nicht ausreichend in die Diskussion und Konzeption von automatisierten Lagervarianten eingebracht. Eine Möglichkeit für die zielorientierte Berücksichtigung dieses Aspektes kann durch den Ansatz des Lean Warehousing erfolgen, das die ganzheitliche Optimierung von Prozessen im Lager verfolgt. 2 2.1 Lean Warehousing Struktur und Elemente des Lean Warehousing Lean Warehousing wurde aus den Managementphilosophien Lean Management und Six Sigma abgeleitet [9] und fokussiert stark auf die Prozessoptimierung unter stärkerer Betonung der menschlichen Komponenten [8] in manuellen und automati sierten Systemen, wobei eine ganzheitliche Sicht auf die wesentlichen Einflussfaktoren zur Optimierung der Effizienz und Flexibilität stattfindet. Abbildung 1 zeigt die zwei Säulen des Lean Warehousing und deren wesentlichen Inhalte. Basis-Philosophie 1: Basis-Philosophie 2: Lean Thinking / Lean Management Six Sigma 1. Kundenorientierung 2. Identifikation des Wertschöpfungsstroms 1. Qualitätssteigerung bei gleichzeitiger Kostenreduzierung 4. Pull-Prinzip 2. Kennzahlenbasierte, statistisch aufgearbeitete Prozessanalyse und -bewertung 5. Streben nach Perfektion 3. Prozesse ohne Streuung gestalten 3. Fluss-Prinzip 4. Anwendung klar strukturierter und definierter Vorgehensmodelle für Prozessverbesserungsprojekte Abbildung 1: Basismanagementphilosophien des Lean Warehousing. Aus den Basisphilosophien Lean Management und Six Sigma lässt sich dann vergleichbar der Systematik für Lean Production Systeme ein Lean Warehousing System ableiten. Die übergeordneten Strategien sind dafür Flexibilität, Standardisierung, Transparenz, Eigenverantwortung und Fehlervermeidung stets unter der Prämisse einer möglichst hohen Wirtschaftlichkeit. Die drei Kernmodule „Bedarfsgerechte und -synchrone Logistik“, „Führung und Mitarbeitereinbindung“ sowie „Qualität und robuste Prozesse“ untergliedern sich, wie in Abbildung 2 dargestellt, dann in die Einzelelemente des Lean Warehousing für die Gestaltung und das Management eines Lagers. Als ein über die Kernmodule reichendes Basiselement ist der Prozess zur kontinuierlichen Verbesserung zu installieren. Lagersystem (Lean Warehousing) Flexibilität - Standardisierung - Transparenz - Eigenverantwortung - Fehlervermeidung Führung und Mitarbeitereinbindung Bedarfsgerechte und -synchrone Logistik • • • • • • • • • • • • • • • • • • Lagersegmentierung Effiziente Kommissionierstrategie Wertstromdesign Rüstoptimierung Flexibles Arbeitszeitsystem Design for Supply Chain Kanban-Steuerung, Supermarkt, Milkrun (für Produktionslager) Qualität und robuste Prozesse • 5S-Methode • Six Sigma Tools • Prozess-FMEA • Qualitätsvereinbarungen • Problemlösungsmethoden • TPM • LCIA • Poka Yoke • Arbeitsplatzgestaltung • Arbeitssicherheit • Umweltbewusstsein • Auditierung KVP-Workshops Zielvereinbarung Visuelles Management Gruppenarbeit Job-Rotation Qualifizierungsmatrix Vorschlagswesen Mitarbeitertraining Regelkommunikation Flexibles Entgeltsystem Kennzahlensystem & Balanced Scorecard Kontinuierliche Verbesserung Abbildung 2: Gestaltungbereiche und Einzelelemente des Lean Warehousing. 2.2 Ziele des Lean Warehousing 2.3 In einer im Jahr 2009 durchgeführten Unternehmensstudie [1] wurden Lagerbetreiber befragt, welche Ziele sie mit dem Einsatz von Lean Management und Six Sigma verfolgen (vgl. Abbildung 3), um daraus Hauptansatzpunkte für den Einsatz des Lean Warehousing abzuleiten. Die Hauptziele sind dabei die Prozessoptimierung, Durchlaufzeitverkürzung, Qualitätssteigerung und Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Eine Reduzierung von Anlageninvestitionen wird zwar nur von etwa 20 Prozent genannt, zeigt aber den grundsätzlichen Bedarf, Automatisierungslösungen zu hinterfragen oder durch Verbesserungsmaßnahmen, Anlageninvestitionen zu verzögern oder zu substituieren. Mit Lean Management und Six Sigma verfolgte Ziele 100% 88,9% 85,7% 90% 80% 60% 73,8% 72,2% 66,7% 70% 61,9% 59,5% 59,5% 55,6% 50% 40% 30% 38,9% 35,7% 23,8% 20% 11,1% 11,1% 10% 9,5% 5,6% 0% Lean Management Six Sigma Abbildung 3: Lean Management und Six Sigma verfolgte Ziele (Mehrfachnennung möglich) [1]. Stand der Lean Warehousing Implementierung Entgegen der Aktualität und Professionalität vieler Implementierung von Lean Production Systemen in Unternehmen, ist die Ausprägung der Lean Warehousing Durchdringung noch relativ gering. Dies ergab sich ebenso aus den Unternehmensstudien im Jahr 2008 [3] und 2009 [1]. In diesen wurde untersucht, welchen Reifegrad das Lean Warehousing hat (vgl. Abbildung 4). Dazu wurden die fünf Stufen zur Reifegradbewertung für das Lean Warehousing vorgegeben, die dann der Einstufung zugrunde gelegt werden mußten. Die unterschiedlichen Ergebnisse im Jahresvergleich resultiert u.a. aus den unterschiedlichen Teilnehmerzahlen in den beiden Studien. So waren es im Jahre 2008 genauso viele Teilnehmer, die ihren Reifegrad bei fünf eingestuft hatten wie in 2009, prozentual ergab sich jedoch eine Differenz zu 2008 aufgrund einer wesentlich höheren Teilnehmerzahl in 2009. bei 245 Realarbeitstagen entspricht. Die unterschiedlich bewertete Gesamtbetriebszeit führt zu unterschiedlichen Ergebnissen, so dass ein TEEP- oder OEE-Vergleich nur bei gleichen Basiswerten erfolgen darf. Reifegrad des Lean Warehousing 45% 37,5% 40% 35,8% 35% 28,1% 30% 25% 21,9% 24,5% 3.2 24,5% 20% 13,2% 15% 9,4% 10% 3,1% 5% 1,9% 0,0% 0,0% 0% 0 1 2 2008 3 4 5 2009 Abbildung 4: Reifegrad der Lean Warehousing Implementierungen im Jahr 2008 Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. und 2009 Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.. Strategien zur Steigerung der Effizienz Um ein möglichst hohes Leistungsniveau im Lager zu erreichen, muss die Technik mit den Prozessen optimal zusammengeführt und in einem holistischen Ansatz in der Planung gestaltet oder im laufenden Betrieb verbessert werden. Zur Unterstützung dieses Prozesses werden im Folgenden Strategien dargestellt, die der Verbesserung der einzelnen Verlustbereiche aus der TEEP-Berechnung (vgl. Abbildung 5) dienen sollen. Gesamtbetriebszeit Nicht geplant Belegungszeit 3 3.1 Optimierung von Mensch-Technik-Systemen im Lean Warehousing Bewertung von Mensch-Technik-Systemen Die Einführung und Umsetzung von Lean Warehousing soll und kann die Automatisierung in Lagerprozessen nicht ersetzen. Vielmehr muss durch die Betrachtung der Wechselwirkung zwischen Mensch und Technik eine ganzheitliche Sicht gewonnen werden, die dann zu einer Effizienzsteigerung führen wird [5]. Rüst- und Leerlaufzeit, Störung Laufzeit Mögliche Versandmenge Tatsächliche Versandmenge Geschwindigkeitseinbußen Tatsächliche Versandmenge Einwandfreie Versandmenge Ausschuss, Nacharbeit Abbildung 5: Struktur zur Berechnung der TEEP für die Lagergesamtleistung ( einwandfreie Versandmenge). Erhöhung der Belegungszeit Die Effizienz von Mensch-Technik-Systemen kann mit unterschiedlichen Kennzahlen gemessen und bewertet werden. Für die folgende Betrachtung wird die TEEP (Total Effective Equipment Productivity, totale effektive Gesamtanlagenproduktivität) [10] herangezogen. Allerdings wird sie in erweiterter Form betrachtet, so dass sowohl die Leistung der Technik als auch des Menschen in die Bewertung des Gesamtsystems mit einbezogen wird, im Sinne einer ganzheitlichen Mensch-TechnikBewertung. Diese umfasst das gesamte Spektrum von automatisierten, semiautomatisierten und manuell betriebenen Lagern. Die TEEP wird, um eine ganzheitlichen Lagerbetrachtung sicher zu stellen, im folgenden auf die „Einwandfreie Versandmenge“ bezogen, damit alle Prozess des Lagers mit einbezogen werden können. In Abbildung 5 sind die dazugehörigen Bausteine zur Berechnung dargestellt. Die Literatur ist in der Darstellung und Berechnung der TEEP und der OEE (Overall Equipment Effectiveness) – diese ist ein Bestandteil der TEEP – uneinheitlich [12] insbesondere bei der Festlegung der Basisbezugsgröße, d.h. der Gesamtbetriebszeit. Diese wird je nach Sichtweise auf 24 Stunden x 365 Tage bezogen – dies ist die strengste Bewertungsgrundlage – oder auch auf eine reduzierte Tagesstunden- und Jahrestageszahl bezogen, z.B. 8 Stunden x 245 Tage, was einem Einschicht-betrieb Die Erhöhung der Belegungszeit führt zu einer höheren Auslastung der Anlage, die die Wirtschaftlichkeit der Anlage bezogen auf die Investition erhöht. Die wesentlichen Strate-gien sind in Abbildung 6 dargestellt, die sich neben der besseren Schichtauslastung insbesondere auf Verbesserungen in den Prozessen und deren Nivellierung beziehen. Dadurch kann eine gleichmäßig, hohe Auslastung erreicht werden sowie eine Verbesserung des Flusses in den Prozessen, womit u.a. ein wichtiges Kriterien nach den Lean Management Prinzipien erfüllt ist. Kommissionierstrategien optimieren Prozess nivellieren (Leveling) Optimalen Betriebspunkt fahren (vs. Energieeffizienz?) Belegungszeit Wechselspielleistung ausnutzen ABC-Sortierung optimieren Zusätzliche Schichten einsetzen ….. Abbildung 6: Strategien zur Erhöhung der Belegungszeit. Erhöhung der Laufzeit Die Laufzeiterhöhung kann durch drei Hauptstrategien erreicht werden: Rüstzeit-, Leerlauf- und Störungsreduzie- rung (vgl. Abbildung 7). Diese Hauptstrategien beinhalten wiederum rein technische Optimierungsansätze als auch auf den Menschen und damit den Prozess bezogene. Die technischen Optimierungen können analog zu denen eines Produktionssystems gestaltet werden, z.B. bei der Rüstzeitminimierung die Verringerung der Wechselzeiten bei Umstellung auf z.B. andere Produkte in einem automatisierten, dynamischen AA-Pickbereich, in dem die zu kommissionierenden Teile tages- oder stundenaktuell zur Verfügung gestellt werden. Die rüstminimale Gestaltung von Abläufen bezieht sich nicht nur auf die durch technische Anlagen induzierten Rüstzeiten sondern auch durch die durch den Menschen verursachten. In der Packerei kann es z.B. aufgrund aufwendiger Rüstvorgänge zu Stauungen kommen, die dann wiederum bis in das automatisierte Nachschubsystem über die Kommissionierung Einfluss nehmen können. Insofern ist die Rüstzeitminimierung eine ganzheitlich zu betrachtende und zu klärende Aufgabenstellung. Reduzierung von Geschwindigkeitseinbußen Die Strategien bzw. Maßnahmen zur Erhöhung der Geschwindigkeit, d.h. zur Erhöhung der möglichen Versandmenge, sind sehr vielfältig (vgl. Abbildung 8). Neben der besseren Anlagenausnutzung durch Betriebspunktoptimierung und damit Beschleunigung der durch die Technik bestimmten Prozesszeit greifen hier auch sehr viele gestalterische und menschbezogene Aspekte. Kommissionierstrategien optimieren Wege / Kommissionierrouten optimieren Greifzeiten optimieren Identifikationszeiten optimieren Prozess nivellieren (Leveling) Kontrollzeit durch stabile Prozesse reduzieren Geschwindigkeit Optimalen Betriebspunkt fahren (vs. Energieeffizienz?) Wechselspielleistung ausnutzen Behältermanagement optimieren Lagersystematik anpassen ABC-Sortierung optimieren Arbeitsplätze und Prozesse ergonomisch gestalten LCIA-Systeme einsetzen …… Wechselzeiten reduzieren Rüstzeit Alle Arten von Abläufen rüstminimal gestalten Abbildung 8: Strategien zur Erhöhung der Geschwindigkeit. …… Auslastung planen Optimierungsläufe durchführen Laufzeit Leerlauf Wareneingangs- / Versandprofile optimieren …… Präventiv instandhalten (TPM) Automatisierungsgrad optimieren Störung Präventiv Fehler vermeiden (FMEA, Poka Yoke) Optimalen Betriebspunkt fahren (vs. Energieeffizienz?) …… Abbildung 7: Strategien zur Erhöhung der Laufzeit. Zur Reduzierung des Leerlaufes ist eine Auslastungsplanung erforderlich, um eine bessere Nivellierung der Prozesse zu erzielen. Damit einhergehend sind auch Wareneingangs- und Versandprofile zu glätten, um z.B. Anlieferspitzen im Wareneingang zu vermeiden, die dann zu Stauungen und verzögerten Auslieferungen führen können. Die Verminderungen von Störungen ist wiederum technisch, z.B. durch geeignete TPM (Total Productive Management) Strategien zu lösen. Allerdings sind auch Qualitätsmanagementmethoden zur präventiven Fehlerentdeckung und Fehlervermeidung einzusetzen, z.B. die FMEA (Failure Modes Effects Analysis) oder Poka Yoke zur Absicherung von Prozessen. Der Betrieb an einem optimalen Betriebspunkt ist insofern wichtig, um vorzeitigen Anlagenverschleiß zu vermeiden aber auch um die Anlagen möglichst energieeffizient zu betreiben. Das Spannungsfeld zwischen maximaler Nutzung der Anlagenleistung und Energieeffizienz ist ein spezifisches Thema: Erste Ansätze dafür kommen derzeit aus der Antriebstechnik, die mit energieeffizienteren Motoren einen Beitrag dazu leistet. Ein sehr gutes Beispiel für die Geschwindigkeits-und damit auch Leistungserhöhung eines Systems ist bei der Firma Bosch Elektrowerkzeuge im Lager Worms implementiert [11]. Dort wird täglich mittels einer Wegeoptimierung bei der Kommissioniertourenplanung eine Effizienzsteigerung im zweistelligen Prozentbereich erzielt. In diesen Optimierungslauf wird die gesamte Prozesskette vom automatisierten Nachschub bis einschließlich zum Versand mit seinen destinationsabhängigen Cut-OffZeiten betrachtet, d.h. es werden Anforderungen aus automatisierten Systemen und manuellen Kommissionierverfahren kombiniert und dann in eine ganzheitlichen Optimierung eingebracht. Ein weiterer, wichtiger Aspekt im Lean Warehousing ist die mitarbeitergerechte Gestaltung von Prozessen, wobei insbesondere die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung eine große Rolle spielt. Diese bezieht sich u.a. auf die Gestaltung von Packplätzen oder auch auf die Aufteilung von Kommissionierzonen auf dem Kommissionierwagen, um beim Kommissionieren das Heben oder das tiefe Einlegen von schweren Artikeln auf ein Minimum zu beschränken. Im Rahmen der Arbeitsplatzgestaltung kann mit einfacher LCIA (Low Cost Intelligent Automation) neben der angestrebten Effizienzsteigerung im Prozess auch sehr oft eine ergonomische Verbesserung erreicht werden. LCIASysteme zeichnen sich dabei durch geringe Investitionskosten aus und sind sehr flexibel auf sich ändernde Anforderungen anpassbar. Reduzierung von Ausschuss und Nacharbeit Prozesse stabilisieren Präventiv Fehler vermeiden (FMEA, Poka Yoke) Um Ausschuss und Nacharbeit zu reduzieren, müssen die Prozesse auf einem hohen Qualitätsniveau stabilisiert werden. Mitarbeiter im Qualitätsbewusstsein schulen Ausschuss, Nacharbeit KVP leben Automatisierte Qualitätssicherungssysteme einsetzen (z.B. Gewichtsplausibilisierung) Hierzu muss neben einer darauf bezogenen Ausbildung der Mitarbeiter auch ein entsprechendes Qualitätsverständnisses bei den Mitarbeitern entwickelt werden. Darauf aufbauend ist an der ständigen Qualitätsverbesserung durch einen KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) zu arbeiten. …… Abbildung 9: Strategien zur Reduzierung des Ausschusses und der Nacharbeit. 3.3 Das präventive Fehlermanagement ist für die Arbeitsvorbereitung und Arbeitsplanung sehr wichtig und ist regelmäßig durchzuführen. Die einschlägigen Methoden hierfür sind die FMEA und Poka Yoke, die wiederum zu entsprechenden Verbesserungsmaßnahmen in den Prozesse führen, die dann eine weitere Stabilisierung herbeiführen. Die Optimierung von Mensch-Technik-Systemen im Lager bedarf einer ausgewogenen Sichtweise, so dass weder die Automatisierung noch allein der Mensch zu sehr in den Vordergrund gestellt werden. Vielmehr muss durch die ganzheitliche Betrachtung dieser hybriden Systeme im Sinne des Lean Warehousing eine Symbiose beider Aspekte erzielt werden. Im Verbesserungsprozess sind somit immer alle Aspekte der anhand der TEEP dargestellten Wirkungsfelder von Technik und Mensch zu betrachten. In vielen Fällen beeinflussen sie sich auch gegenseitig, so dass die ganzheitliche Betrachtung zwingend erforderlich ist, um keine Suboptima zu erzeugen. Audits durchführen Vorgehensmodell zur Umsetzung Eine bewährte Vorgehensweise zur Durchführung von kleinen (wenige Manntage) oder großen (mehrere Mannmonate) Verbesserungsprojekten ist die in Six Sigma verwendete DMAIC-Methode. Sie beschreibt einen Prozess von der Definition der externen/ internen Kundenanforderung über die Festlegung von Messgrößen und Kennzahlen, die Analyse des Prozesses mit Schwachstellen- und Ursachenanalyse, die Definition von Verbesserungsmaßnahmen bis zur Überprüfung der Ergebniswirksamkeit (vgl. Abbildung 10). In Kombination mit dem DMAIC-Prozess kann die Wertstromanalyse mit ihren zwei Phasen, dem Wertstrom-Mapping und dem WertstromDesign, sehr effektiv eingesetzt werden. Die Wertstromanalyse ist allerdings an die besonderen Anforderungen und Gegebenheiten des Lagers anzupassen und kann nicht in gleicher Form wie in der Produktion angewendet werden. Insbesondere die in der Wertstromanalyse verwendeten Kennzahlen sind auf die Bedürfnisse des Lagers anzupassen. Define • P Problembl und d Zi Zielformulf WertstromMapping lierung präzisieren WertstromMapping • Externe / Interne Kundenanforderungen methodisch fundiert ermitteln und operationalisieren Control Measure • Messkon Messkonzept ept entwickeln entwicke ent icke e und • Zielerreich Zielerreichung ng nach Messungen durchführen Einführung überprüfen • Statistiken auswerten • Nachhaltiges Prozess- management weiterführen WertstromDesign Desig Improve • G Geeignete i t Lösungen Lö suchen, bewerten und auswählen • Beste Lösung implementieren WertstromMapping Analyze • P Prozessablauf bl f und d Kennzahlen analysieren • Zusammenhänge von Ursachen und Wirkungen erarbeiten und verifizieren Abbildung 10: DMAIC-Vorgehensmodell für die Optimierung im Lean Warehousing. 4 Es wurde aufgezeigt, dass auf Basis der TEEP als eine zentrale Kenngröße im Lean Warehousing, eine sehr umfangreiche Betrachtung der Optimierungsmöglichkeiten des Systems Technik-Mensch im Lager möglich ist. Dieser zufolge ist eine ganzheitliche Sicht auch auf die Optimierung von technischen Systemen vorzunehmen, um eine umfangreiche und vollständige Effizienzsteigerung sicher zu stellen. Methodeneinsatz im Lean Warehousing Für die Umsetzung der o.g. Strategien und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung im Lager bieten die Managementansätze Lean Management und Six Sigma sehr viele Methoden an, die zur Anlagen- und Prozessoptimierung genutzt werden können. In Abbildung 11 sind einige dieser Methoden hinsichtlich ihrer Anwendungshäufigkeit untersucht worden [1]. Die Darstellung untergliedert die Methoden in verschiedene Anwendungsfelder, die für das Lean Warehousing von Relevanz sind. Diese Auswertung macht deutlich, dass die Methodendurchdringung im Lager noch relativ gering ist. Die Potenziale von Lean Warehousing werden in der Praxis positiv bewertet [1], wobei neben den Stärken auch Schwächen gesehen werden (vgl. Abbildung 12). Insgesamt aber wird sich Lean Warehousing sicher durchsetzen, denn 66 Prozent der Studienteilnehmer [1] bewerteten Lean Warehousing als wichtigen oder unerlässlichen Methodeneinsatz - Prozessanalyse, -gestaltung und -management 80% 70% Wertstromanalyse Automatisierung Arbeitssystem & Teamarbeit Logistik 56,6% 60% 50% 45,3% 41,5%41,5% 39,6% 37,7% 40% 34,0% 32,1% 30% 20% 10% 20,8% 18,9% 17,0% 15,1% 13,2% 17,0% 15,1% 13,2% 11,3% 9,4% 13,2% 7,5% 3,8% 5,7% 3,8% One-Piece-Flow Pull-Prinzip Heijunka (Prozessglättung) Jidoka (auch Autonomation genannt) Teilebahnhof / Supermarkt Kanban Standardisierte Behälter Lieferantenintegration und Konsignation Rüstworkshops TPM (Total Productive Maintenance) LCIA (Low Cost Intelligent Automation) Poka Yoke Teamecken / Teamtafeln KVP-Workshops Problemkommunikationsbericht (8D-Report) Problemlösungsprozess Rote-Karten-Aktion 5S / 5A Stationsblatt Wertstrom-Analyse (eigen entwickeltes Verfahren) Wertstrom-Analyse (Ursprung nicht bekannt) Wertstrom-Analyse (nach Rother: aus Produktion abgeleitet) Wertstrom-Analyse (nach MIFA: Materials and Information Flow Analysis) 0% Abbildung 11: Methodeneinsatz im Lean Warehousing (Mehrfachnennung möglich) [1]. 5 Zusammenfassung Lean Warehousing stellt ein ganzheitliches System für die Gestaltung und Optimierung von Lagerprozessen dar. Lean Warehousing ist nicht beschränkt auf manuelle Prozesse sondern ist vielmehr sowohl für automatisierte, semi-automatisierte und manuelle Lagersysteme anwendbar. Die Übertragung von Methoden aus den Lean Prduction Systemen erfolgt adaptiv, da sich die Anforderungen und Rahmenbedingung im Lager zu denen der Produktion in wesentlichen Aspekten unterscheiden. Ansatz für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und weitere 28 Prozent sehen eine positive Entwicklung dieser Managementphilosophie. Lean Warehousing wird also weitere Effizienzsteigerungen neben der Automatisierung in die Lagerprozesse einbringen. Stärken: Schwächen: • Kosten können gesenkt werden (87%) • Anwendung zu zeitaufwendig (57%) • Kundenzufriedenheit kann erhöht werden (76%) • Methoden zu umfangreich (43%) • Qualität kann erhöht werden (70%) • Methoden derzeit zu wenig im Lager angewendet und zu wenig Erfahrung (38%) • Gut strukturierte Methode (55%) • Anwendung zu kapazitätsintensiv (38%) • Methoden sind im Lager gut anwendbar (53%) • Methoden zu kompliziert (13%) • Methoden sind ausgereift, da in der Produktion schon • Anwendung zu kostenintensiv (8%) lange in Anwendung (28%) Chancen: • Neue Wege werden gegangen, frisches Blut in den Adern der Logistik (64%) • Es kann ein durchgängiges Managementsystem implementiert werden (58%) • Mitarbeiter können besser motiviert werden (56%) • Denken im Unternehmen wird revolutioniert (47%) Gefahren: • Philosophie und Denkweise ungewohnt (57%) • Zu geringe Motivation bei den Mitarbeitern für Veränderungen (50%) • Change Management wird nicht ernsthaft genug betrieben und die Projekte scheitern (49%) • Qualifikation der Mitarbeiter im Lager nicht ausreichend (49%) • Methoden noch zu unbekannt (43%) • Zu geringe Motivation der Führung für Veränderungen (32%) • Der Anspruch an die Fähigkeit der Führung kann nicht erfüllt werden (26%) • Keine ausreichende Unterstützung aus dem Top Management (26%) • Methoden nicht im Lager anwendbar (6%) Abbildung 12: SWOT-Analyse des Lean Warehousing (Mehrfachnennung möglich) [1] 6 Literatur [1] Augustin, Harald, 2009, Lean Warehousing, München, Huss-Verlag. [2] Augustin, Harald, 2008, Erweitertes Lagermanagement auf Basis des Lean Warehousing, Logistik Heute 30 (2008) 12, S. 30-31. [3] [4] [5] [6] Augustin, Harald, 2008, Lean Warehousing Ergebnisse einer Unternehmensstudie. Gomaringen: Steinbeis-Transferzentrum Prozessmanagement. Augustin, Harald, 2008, Lean Warehousing: Realisierungen in der Wirtschaft und Zukunftsszenarien, Logistik Heute Forum „Warehousing – Prozesse und Technologien mit Lean ProductionKonzepten neu gestalten“, CeMat 2008, Hannover, 27. Mai 2008. Augustin, Harald, 2008, Lean Warehousing: Methoden und Werkzeuge für die Praxis, Logistik Heute Forum „Warehousing - Prozesse und Technologien mit Lean Production-Konzepten neu gestalten“, CeMat 2008, Hannover, 27. Mai 2008. Augustin, Harald, 2008, Lean mit Perspektive im Lagermanagement, Logistik Heute 30 (2008) 5, S. 70 - 71. [7] Augustin, Harald, 2008, Lean Warehousing: Einführung und Umsetzung des Lean Warehousing, Logistik Heute 30 (2008) 3, S. 50 - 51. [8] Augustin, Harald, 2008, Lean Warehousing: Moderne Methoden der Lean Production nach Toyota und Six Sigma haben ihren Weg ins Lager gefunden, Logistik Heute 30 (2008) 1/2, S. 56-57. [9] Augustin, Harald, 2007, Lean Warehousing - Neue Managementansätze für die Lageroptimierung, Logistik + Recht aktuell! 12 (2007) 2, S. 2 – 3. [10] Hartmann, Edward H., 2007, TPM, 3. Auflage, Landsberg a. L., mi-Fachverlag. [11] Reinshagen, Henning, 2010, Innovative Add-ons zum bestehenden Lagerverwaltungssystem, Düsseldorf, VDI-Bericht 2094, VDI Wissensforum, S. 151 – 163. [12] Reitz, Andreas, 2008, Lean TPM, Landsberg a. L., mi-Fachverlag. Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen INTEGRATION DES BAHNTRANSPORTS IN INTELLIGENTE LOGISTIKSYSTEME --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. (FH) Hans G. Unseld CargoTechnologies GmbH, Wien, Österreich Prof. Dr. Herbert Kotzab Copenhagen Business School, Frederiksberg, Dänemark LEBENSLAUF Dipl.-Ing. (FH) Hans G. Unseld CargoTechnologies GmbH, Geschäftsführer Lerchenfelder Str. 44/1, A-1080 Wien Telefon: +43 1 4030371 Telefax: +43 1 4030371 88 E-Mail: unseld@cargotechnologies.com Bis 01.04.1964 Abschluss der Ausbildung durch ein Studium der Nachrichtentechnik und Kerntechnik und nach einer abgeschlossenen Lehre als Werkzeugmacher. Bis 31.03.1969 Kernforschungszentrum Karlsruhe: Entwicklungs- und Forschungsarbeiten in der Kernphysik und am Zyklotron bei Prof. K.H. Beckurts. Entwicklung eines neuen Neutronenpulsgenerators, der weltweit Benchmark bis in die 90er Jahre war. Bis 31.12.1974 Texas Instruments: Verkaufs- und Marketingleiter für Automotive, einschließlich Einführung von Qualitätsstandards bei europäischen Automotivkunden. Bis 31.12.1977 Smiths Industries: Marketingleiter Europa und Betreuer der Einführung des metrischen Systems in englischen Werken mit Sitz in London und D. Bis 30.09.1982 Robert Bosch: Leiter weltweite Produkteinführung für Digitale Motorelektronik, einschließlich Definition, Entwicklungsbetreuung und Marketing für neue Systeme und Produkte. Bis 30.09.1987 National Semiconductor: Leiter Großkundenbetreuung Europa, sowie Definition und Vorentwicklung für neue Produkte für den europäischen Markt. Bis 01.10.1989 Schrack AG: Vorstand Marketing und Entwicklung elektrischer Komponenten. Bis 31.10.2003 Selbständiger Berater: Entwicklung und Leitung von Technologie-, Verkehrs- und Transport-Projekten in Österreich und der EU und Gestaltung von Forschungsund Entwicklungsinhalten auf dem Gebiet der Innovationen für den Schienengüterverkehr. Dazu zählen auch die EU-Projekte FastRCargo (6RP: Automatische Hochleistungsladesysteme von Containern auf Züge), CO-ACT (5FP: Verlagerung des Luftfrachtersatzverkehrs zwischen Amsterdam und Frankfurt auf die Schiene), Rolling Shelf (4RP: Technologie und Markt für ein System zur automatisierten Verteilung von Paletten- und Kleincontainern mit der Bahn) und SURFF. seit 01.11.2003 Geschäftsführer im eigenen Unternehmen CargoTechnologies mit dem Ziel der Entwicklung von Innovationen im Transportsektor. Dazu zählt insbesondere die Markteinführung des raiload Verfahrens als zentrale Produktionseinrichtung für ein effizientes und wettbewerbsfähiges Logistikangebot der Bahn. INTEGRATION DES BAHNTRANSPORTS IN INNOVATIVE LOGISTIKSYSTEME Dipl.-Ing. (FH) Hans G. Unseld, Prof. Dr. Herbert Kotzab 1. Einleitung Die ‚Industrialisierung der Leistungsprozesse’ ist eine zentrale Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Das trifft für Transportprozesse wie dem Bahntransport in besonderem Masse zu. Durch seine klaren operativen Regeln sind an sich Grundvoraussetzungen für eine Industrialisierung der Prozesse gegeben. Trotzdem produzieren Bahntransportsysteme ihre Transportleistung mit Infrastrukturen und nach Verfahren, die im Wesentlichen seit mehr als 25 Jahren weitgehend unverändert bestehen. Damit liegen beste Voraussetzungen vor, sich mit der Frage der Integration des Bahntransports in innovative Logistiksysteme aus einem neuen Blickwinkel zu beschäftigen. Ohne Zweifel sind Bahnprozesse mit aktuellen Technologien in Teilbereichen verbessert und an die grundlegenden Anforderungen moderner Supply Chains angepasst worden. Auch der Ausbau der Kapazitäten von Produktionsanlagen, wie Intermodale Terminals und Rangierbahnhöfen, erfolgte schrittweise nach den Anforderungen des Marktes. Im Kern jedoch bestimmen Interoperabilität und bewährte Sicherheitsregelwerke die produktionstechnische Weiterentwicklung im Schienengüterverkehr. Hinzu kommen kaum verrückbare organisatorische Bestandsgrenzen bei Eigentums- und Nutzungsrechten der Infrastruktur, die einer integrativen Betrachtung nicht zugänglich sind. Sämtliche Zukunftsprognosen für den mittel- und langfristig möglichen Anteil der Bahn am Gesamttransportaufkommen beruhen auf den Annahmen, dass keine grundsätzliche Veränderung in der Bahnproduktionsstruktur, den angewandten Verfahren und damit auch keine bedeutende Steigerung deren Effizienz und der Kostenstrukturen stattfinden wird. Damit kommt zum Ausdruck, dass in einem zukünftigen Szenario dem System des Schienengüterverkehrs auch kein wesentliches systemimmanentes Zukunftspotenzial zugetraut wird. Jede Prozessanalyse des Schienengütertransports von Containern stellt fest: die Herausforderung, eine materialflusskompatible Schnittstelle an der Bahn zu schaffen, ist nicht zufriedenstellend gelöst. Systemtechnisch betrachtet stehen der herausragenden und konkurrenzlosen Leistungsfähigkeit des Bahntransports als solchem dessen archaisch anmutende Ladungs- und Zugbildungstechniken gegenüber. Dies gilt sowohl für den klassischen Einzelwagenladungsverkehr als auch für den kombinierten Verkehr in all seinen Ausprägungen. Wie in jedem technischen Großsystem wird die Leistungsfähigkeit in Summe von den Lösungen der Schnittstellenproblematik bestimmt. Im Fall der Bahn bestimmt sie darüber hinaus die grundsätzliche Marktposition des Schienengütertransports. In den meisten Forschungsprogrammen der letzten 20 Jahre werden daher auch dezidiert Lösungen eingefordert. Eingedenk der hohen Komplexität des Bahntransports und auch des Bestandsschutzes der Investitionen in Infrastrukturund Produktionsmittel muss aber das Machbare vom Wünschenswerten getrennt und das wirtschaftlich Vertretbare entschieden und getan werden (Engelmann 2003). 2. raiload Verfahren und Bahnlogistik Unter dem Begriff raiload wird ein neues automatisches Verfahren zum physischen Handling von Ladeeinheiten als Bestanteil von industrialisierten Bahn-Leistungsprozessen vorgeschlagen. Das Verfahren besteht aus drei Komponenten: Einem automatischen Ladeverfahren von standardisierten Ladeeinheiten unter dem Fahrdraht während eines Betriebshaltes in einer Ladezone, Einer betriebsrechtlichen Trennung von Bahn- und Logistikanlagen sowie der Prozessen in diesen Anlagen, Einer Organisation des Materialflusses nach logistischen Kriterien für einen Zug in seinem Zulauf, Aufenthalt und Ausfahrt auf seiner gesamten Länge mit Integration von Lade- und intra-terminal Transportprozessen in supply chain gerechte Managementprozesse. In einem mehrjährigen Entwicklungsprozess entstand daraus ein erstes Produkt: das Knotenterminal. 2.1 Automatisches Ladeverfahren in einer Ladezone Das automatische Ladeverfahren in einer Ladezone ist Ergebnis mehrerer Entwicklungspfade mit dem Ziel, die in Tabelle 1 genannten Eigenschaften zu erfüllen. Abbi l du ng 1 : De m ons t r ator FastRCargo (2009) Die Eigenschaften a) bis e) sowie die Zeitbedingung sind in dem von der EU geförderten Projekt ‚FastRCargo’ gelöst worden (Unseld 2008). Ein zentrales Ergebnis dieses Projektes ist der Bau von Maschinen für einen Demonstrator und eine Hardware-in-the-loop Simulation, siehe Abbildung 1. Der Demonstrator besteht aus einer Anordnung mit vier gleisgeführten Hebeliften, welche die auf einem Zugverband geladenen Ladeeinheiten identifizieren, diese an den unteren Eckbeschlägen auf dem Tragwagen greifen und die vertikalen Lastbewegungen ausführen, zu denen das Heben und Senken der Ladeeinheit an den Klappzapfen des Tragwagens zählen. Die Hebelifte befinden sich während der Zugein-, Zugaus- oder Zugdurchfahrt gesichert außerhalb des Licht raumprofils und nehmen ihre Funktion nur während eines Zugbetriebshaltes wahr. Das auf einem parallel zum Hauptgleis fahrende mobile Umschlaggerät bildet eine robuste temporäre Brücke, auf welcher die Ladeeinheit mittels einer Transferpalette horizontal verschoben und auf das mobile Fahrzeug übernommen wird. Dieser Demonstrator dient ausschließlich zum Nachweis der technischen Machbarkeit einer voll lastfähigen Lösung und ist nicht zum Einsatz in hoch performanten Logistiklösungen entwickelt worden! Verfahrenseigenschaften a) Handling von allen international zugelassenen Ladeeinheiten Parameter Priorität Keinerlei Einschränkungen 1 b) Bedienung aller in Europa zugelassenen Tragwagen in beliebiger Reihung c) Automatisches Handling d) Handling der Ladeeinheiten unter dem Fahrdraht in der Ladezone e) Paralleles Handling möglich f) Skalierbares und modulartiges Leistungsangebot in einer Ladezone g) Laden auf einen Ladungsträger zum automatischen Weitertransport h) Integration des Konzepts in den Bahnbetrieb; Betrieb einer ‚Ladezone’ als Ladestelle an oder in einem Gleisanschluss oder sonstigem geraden oder gebogenem Hauptgleis i) Hoch tolerantes und funktionsrobustes Verfahren mit Fernbedienung und Fernwartung Maximal 1 Fehler auf 106 Operationen Dauer des Einzel-Ladevorganges < 2 Minuten Tabel l e 1. Bahnl ades y st em, Ent wi ckl ungs z i el e In einem zweiten Entwicklungspfad sind weitere Lösungen für die Eigenschaften f) bis h) erforscht und erarbeitet worden. In einem dritten werden besonders die Gesamtintegration zu einem Terminal, sowie die wichtig Eigenschaften i) einer Lösung zugeführt. Damit ist für eine zentrale Schwachstelle des physischen Handlings von Ladeeinheiten an der Bahn eine prinzipielle ingenieurmäßige Lösung beschrieben. Das aktuelle Prinzip zur Abfertigung von Ladungen eines Zuges und deren Integration in den innerbetrieblichen Materialfluss ist in Abbildung 2 gezeigt. Die Maschinen sind eigene Konstruktionen aus dem dritten Entwicklungspfad. Teile der Ladeanlage raiload 1 1. Ankommende Ladeeinheiten 1 2. Ausgehende Ladeeinheiten 3. Containertragwagen 4. Fahrdraht 7 4 5. Hauptgleis 2 11 6. Hebegleis 7. Hebelift, Projekt raiload 7 3 8. Sortiergleis 12 9. Lademaschine, Projekt raiload 9 10. Transportmaschine 10 11. Transferpalette f. Horizontalverschub 12. Ladebrücke 6 5 6 8 Abbi l du ng 2: Uml adun g v on L adeei nhei t en (2008) 2.2 Die Trennung von Bahn- und Logistikbetrieb Eine weitere Schwachstelle des Schienengüterverkehrs für den Containertransport ist derzeit seine zeitraubende organisatorische und technische Vorbereitung der Ladung des Tragwagens, bzw. der Bildung von Wagengruppen und Zügen. Beim raiload Verfahren wurde ein Lösungsansatz gewählt, bei dem der Zugeinsatz als die werthältigste Ressource beim Bahntransport im Mittelpunkt steht. Die Minimierung der Betriebsunterbrechung für einen Ladevorgang war daher das primäre Ziel des raiload Ansatzes. Dazu wurde das Ladeverfahren sicherungs- und handlingtechnisch so gestaltet, dass die Zugfahrt in der Ladezone grundsätzlich und ausschließlich über die Streckensicherung bedient wird. Sämtliche Bewegungsoperationen am Hauptgleis sind während dieser kurzen Zeitspanne der Zugfahrt blockiert und ruhen. Voraussetzung dafür ist, dass vor jeder Einfahrt in die Ladezone bahnsicherungstechnisch deren ‚Unbedenklichkeit zur Einfahrt’ sicher zu stellen ist. Insofern ist die Ladezone für jeden Zug einem beidseitig gesicherten Bahnhofsdurchfahrtsbereich gleich zu stellen. Die Logistikprozesse andererseits sind in zwei Gruppen geteilt: a) dem Ladeverfahren am Zug, das ausschließlich nur während eines zweifelsfreien Zughalts ausgeführt wird, und b) die begleitenden Transport-, Bereitstellungs- und Positionierprozesse, die völlig unabhängig vom Bahnbetrieb nach seinen eigenen Regeln und Betriebsvorschriften ablaufen. Diese Trennung führt im Falle eines öffentlich zugänglichen Knotenterminals zu folgenden Besonderheiten. Die Gleisinfrastruktur, einschließlich Bahnoberbau ist Teil der öffentlich zugänglichen Terminalinfrastruktur. Sie kann aber auch – analog zum Personenbahnhof –als Teil der öffentlichen Bahninfrastruktur gesehen werden und somit gehört der komplette Teil des sicherungstechnisch abgeschlossenen Teils des Terminals zur öffentlichen Infrastruktur. Alle anderen Teile der erforderlichen Gleisanlagen für die gleisgebundenen terminalinternen Maschinen sind Teile eines Logistikbetriebs mit einem öffentlichen Leistungs- aber nicht ZufahrtsRecht. Dessen betriebliche Abläufe sind völlig unabhängig vom Geschehen auf der Bahnseite organisiert. Insofern kann ein öffentlich zugänglicher Knotenterminal auch praktisch als ein gesicherter Gleisabschnitt der Bahn gesehen werden, der um eine nach Maschinenbaurichtlinien errichtete Logistikanlage ergänzt worden ist. Ausführung und Leistungsparametern aus bewährten Seehafenterminals übernommen. Die Lkw-Beladung (5) erfolgt se Stras 1. Bahnanbindung mit integrierter Sortier- und Ladefunktion Bahnstrecke a. Zugentladung (bis 100%) Knoten Terminal Bahnstrecke Bahnstrecke b. Zugbeladung (bis 100%) c. Zug-Be- und Entladung (transloading) d. Stop-and-Go Ladungen e. Zug auf/von Lkw-Ladungen 2. Pufferlager als Blocklager 9. Eingangs- und Ausgangsgate External connection to intraterminal transport process ….. 8. Umfassende in Supply chain integrierte Prozess-Steuerung 6 Logistics Service Providers 5. Lkw-Beladung an der Terminal Außengrenze 7. Automatische Betriebsführung zum physischen Handling aller Container SP 1 SP n (terminal block storage) 4. Intra-terminal Transportsystem 6. Logistik-Service Provider mit Bedienung durch intra-terminal Transportsystem 2 Buffer Store 3. Temporäres Pufferlager auf Ladebrücken 9 Train main rail 3 Gate Buffer Store (temporary) Intra-terminal transport 4 Container Loading and Sorting Area „Entry of Terminal“ 9 Serial truck loading processing Gate „Entry of Terminal“ 5 1 Terminal checkin/out and train passing processing High performance parallel processing 7 8 Terminal checkin/out and train passing processing Train main rail Abbi l du ng 3 : Ar chi t ekt ur e i nes Knot e nt er m i nals Für einen effizienten Bahnbetrieb sind noch zwei weitere Fragen offen: das Setzen der Klappzapfen und die Frage der Wagenprüfung durch Wagenmeister. Für beide Fragen wird an technisch organisatorischen Lösungen gearbeitet. Damit sind Knotenterminals der Funktion nach die ersten Produktionseinrichtungen der Bahn, die mit zeiteffizienten automatischen Ladeprozessen die Ladung eines Zuges an ausgewählten Standorten einer Fahrtstrecke mit einem minimalen Zeitaufwand frei und flexibel bestimmen und automatisch einem weiteren nicht bahnbezogenen Logistikprozess zuführen können. Das Ausgangskonzept ist in (Kotzab/Unseld 2008) erstmals beschrieben. Das Verfahren ist durch einige Schutzrechte geschützt. 3. Das Knotenterminal 3.1 Architektur eines Knotenterminals Ein Knotenterminal mit einer Architektur nach Abb. 3 besteht aus einer zuglangen Ladezone in einem Streckenabschnitt (1, Container Loading and Sorting Area), einem krangeführten automatischen Blocklager (2, Buffer store, block storage), einem Pufferlager (3, Buffer store, temporary) und einem schienengeführten intra-terminal Transportsystem (4). Sämtliche eintreffenden Ladeeinheiten werden beim Passieren der Gates (9) auf ihren einfahrenden Zügen oder Lkws erfasst und jede weitere physische Bewegung in Echtzeit verfolgt und gesteuert (7). Das Blocklager (2) wird nach durch bewährte automatische Ladesysteme, die durch das intra-terminal Transportsystem versorgt werden. Ein Knotenterminal verfügt mindestens über zwei in beiden Richtungen befahrbare Hauptgleise, über die Züge typischerweise im Halbstundentakt einfahren können. In der Ladezone verkehren parallel zu beiden Seiten der Hauptgleise Gruppen von automatischen Hebeliften und Lademaschinen und übernehmen die Ladefunktionen an dem haltenden Zug in der Ladezone. Wie in Abb. 2 gezeigt, wird vom Tragwagen auf eine Ladebrücke und vice versa umgeladen. Da dieser Prozess zeitkritisch ist, werden zur Minimierung der Handlingzeiten die zu ladenden Ladeeinheiten vor Einfahrt des Zuges sortiert bereit gestellt. Sowohl die Bereitstellung als auch den Abtransport der abgeladenen Ladeeinheiten übernehmen die Transportmaschinen des intra-terminal Transportsystems. Eine mögliche Lösung dieser Aufgabe wird auf der Grundlage eines Konzepts mit Ladebrücken und eines schienengeführten intra-terminal Transportsystems mit passiven Weichen vorgeschlagen. Auf diesem verkehren automatisch geführte Transportmaschinen, die a) Ladeeinheiten auf ihren Ladebrücken zwischen den Ressourcen ‚Ladung’, ‚Lagern’ und ‚Bearbeiten’ transportieren, und b) sämtliche zeitkritischen Positioniervorgänge innerhalb des intra-terminal Transportnetzes übernehmen. 3.2 Kenndaten von Knotenterminals Für die weiteren Arbeiten mit Knotenterminals und deren logistischer Leistungsfähigkeit wurde ein erster Datenrahmen mit Leistungseckdaten definiert, siehe Tab. 2. Leistungs- Leistungs- Dimens. klasse 1 klasse 2 Anzahl Hauptgleise 2 4 700 1.050 Meter ~ 85 ~ 170 Meter Blocklagerkapazität 2.000 12.000 TEU Pufferlagerkapazität 600 1.800 TEU 40 80 150 450 Reaktionszeiten Bahn-Puffer 3…5 3…5 Minuten Reaktionszeiten Bahn-Bahn 2…5 2…5 Minuten Reaktionszeiten Bahn-Lager ~ 10 ~ 10 Minuten Reaktionszeiten Lkw-alles ~ 15 ~ 15 Minuten Ladezonenlänge Knotenterminalbreite (eff.) Theor. Abfertigungsleistung Ladeleistung K’terminal Züge/Tag Box/h Tabel l e 2. Knot ent ermi nal L ei s t ungs eckdat en Der Datenrahmen umfasst jene Leistungsdaten, die in weiteren Untersuchungen hilfreich sind. Sie sind aus Daten der ersten Ladesysteme abgeleitet und aus berechneten Leistungsdaten der Transportsysteme ermittelt worden. Weitere Daten werden in Simulationsmodellen gewonnen. Es zeigte sich bereits beim Entwurf des Grundkonzepts, dass ein modulartiger Aufbau eines Knotenterminals hilfreich ist. Für Knotenterminals werden zur Konzipierung des Materialfluss’ folgende Grundmodule vorgeschlagen: - Anzahl Hauptgleise durch die Logistikzone Anzahl Maschinengruppen für die Ladefunktion pro Hauptgleis (bestimmt die reine Ladeleistung am Gleis) Anzahl der Sortiergleise und deren Länge (bestimmt die Pufferlagerkapazität) Anzahl der Blocklagereinheiten zu je 2.000 TEU auf einer Länge von 320 Metern Anzahl der Lkw Ladestationen. Die übrigen technischen Einzelheiten des Knotenterminals bestimmen zwar seine Leistungsfähigkeit mit, spielen aber bei ersten Abschätzungen über die logistischen Potenziale der Knotenterminals eine untergeordnete Rolle. Für Überlegungen zum dynamischen Verhalten eines Knotenterminal sind die Abschätzungen zu Reaktionszeiten zwischen einer Handlungsinstruktion und Abschluss der Handlung für bahnbezogene und Lkw-Ladeprozesse angegeben. Die Angaben beziehen sich auf Abläufe aus der Sicht einer einzelnen Ladeeinheit. Sie sind schwarmweise organisierbar. 3.3 Logistikfunktion des Knotenterminals Knotenterminals können unterschiedliche Funktionen übernehmen. Sie reichen vom Bilden richtungsreiner Züge mit richtungsbuntem Zulauf im Seehafenhinterlandverkehr über Anbindung von regionalen Aufkommen an Frachtkorridore bis zu Rail-Crossdocking Funktionen in aufkommensstarken oder stark schwankenden Trassenbelegungsszenarien. Überall, wo starke Aufkommensschwankungen im Zu- oder Ablauf einer Logistikeinrichtung (z.B. Hafen, Großterminals, Großverbraucher, Montagewerke, etc.) zu Störungen führen können, ist ein Knotenterminal eine mögliche Lösung. Im Einzelnen kann ein Knotenterminal am Zug die folgenden logistischen Funktionen im Bahn/Bahn-Bereich umfassen: - Entladung von richtungsfremden Ladungen, Beladung von richtungsreinen gepufferten Ladungen, Teil-Ent- oder Zuladung zur Korrektur der Lastgrenzen, Vollständige Ent- und Beladung bei Shuttlebetrieb, Zeitprioritäres Umladen bei Verspätungen, Bedarfsweises Zuladen zur Auslastungsoptimierung, Sortieren von Ladungen nach Vorgaben, Verteilung von Ladungen an LSP um Umfeld vom Knotenterminal, Umladen bei Strecken oder Fahrzeugstörungen. Die feste Integration der Lkw-Ladestelle sichert höchstmögliche intermodale Flexibilität, weil die Systemsteuerung praktisch jederzeit Zugriff auf sämtliche zulaufenden, gepufferten und gelagerten Ladeeinheiten hat (Johansson 2009). Zusammenfassend verfügt ein Knotenterminal über die überragende Fähigkeit, die Ladung eines Zuges während eines verfügbar gemachten kurzen Betriebshalts physisch so zu verändern, dass er für seinen nächsten Streckenabschnitt optimal beladen ist. 4. Automatisierung im Schienengüterverkehr Mit dem Einsatz von Knotenterminal und raiload Verfahren eröffnet sich die technologisch reizvolle Chance zur Automatisierung des Schienengüterverkehrs nach den Regeln moderner Produktionsorganisation. Eine derartige Transportorganisation erfordert robuste Systeme im physischen Handling als auch kreative ERP Systeme. Aber der Nutzen kann hoch sein und bietet ein weites Feld für Forschung und Entwicklung. Im Vordergrund steht die Frage nach der effizientesten Nutzung der im Bahntransport eingesetzten und meist sehr langlebigen Wirtschaftsgüter. Hier nimmt die Steigerung des Nutzungsgrades aller Ressourcen eine zentrale Stelle ein. Beispielsweise eröffnet eine Automatisierung des Ladevorgangs an der Strecke logistisch betrachtet die Chance, trassenmäßig unvermeidliche Stehzeiten tatsächlich zur Optimierung der Ladung zu nutzen oder regionale Anforderungen zu erfüllen. Die Automatisierung des Ladevorgangs eröffnet außerdem die Chance, die Ablauforganisation von Transportproduktionen innerhalb des Bestandsnetzes regional und streckenbezogen zu hinterfragen, geschickt zu ergänzen und neu zu organisieren. Das kann beispielsweise zu einer Strategie führen, an Stellen mit zeitlichen Sprüngen der Netzkapazität permanent verfügbare Knotenterminals als „Pufferstationen“ vorzusehen, um so die Netznutzung nach planbaren Methoden gezielt zu entzerren und zu steigern. 5. Fliessprinzip als theoretisches Grundkonzept müsste in einem voll modellierten Netzwerk gelingen. Was bisher gefehlt hat, ist eine Einrichtung, welche höchst flexibel das physische Handling der Ladeeinheiten, wie Container und Wechselbrücken übernehmen konnte. Dann geht es nur noch um die Steuerung des Ressourceneinsatzes, sowie deren zeitlichen Zuordnungen, um die Serviceziele mit den günstigsten augenblicklich geltenden Kosten zu erreichen. Ingesamt bietet dieses Verfahren die Gewähr und die Chance, Produkte und Services zu bestmöglichen Kosten mit bestehenden Anlagen zu „produzieren“. Bei Transportdienstleistungen nach logistischen Kriterien ist die Kenntnis dieser Produktionskosten und die Fähigkeit, sämtliche Prozesse – oft nach „hauseigenen“ Regeln – unter Kostenkriterien zu steuern meist der zentrale Erfolgsfaktor schlechthin. Die beschriebene Entwicklung führt den Bahntransport in direkter Linie zur ‚Industrialisierung der Leistungsprozesse’, der Herausforderung des 21. Jahrhunderts (Gudehus, 2005). Als erster Schritt und zentraler Ausgangspunkt für die Planung wird eine betriebsorganisatorische Betrachtung aller Ressourcen nach einem OEE (overall equipment efficiency) Ansatz vorgeschlagen, wie er in der auf hohe Flexibilität und höchstmögliche Auslastung ausgerichteten Produktionsindustrie mit werthältigen Ressourcen üblich ist. 5.1 Bahntransport und Fliessprinzip 5.2 Wagenladungs- und kombinierter Ladungsverkehr Grundlegend für das moderne Verständnis über Logistik ist das Flusskonzept (Vahrenkamp 2008). Aus dem traditionellen Fliessprinzip der Fabrikorganisation abgeleitet, beschreibt es das kostengünstigste ablauforganisatorische Prinzip des Fertigungsprozesses (Wildemann 2004), bei dem der Materialfluss im Mittelpunkt steht. Aufgrund der starken technologisch-wirtschaftlichen Interdependenz von Ressourcen und Hilfsaggregaten wird dieser aus der innerbetrieblichen Produktionsorganisation stammende Ansatz auch für eine neue Organisation des Bahntransports vorgeschlagen. Wenn mit dieser Anordnung kurze Übergangszeiten, minimale Kosten, minimale Durchlaufzeiten und kleinste Pufferlagerbestände im Produktionsbereich möglich werden, ist zu hinterfragen, ob dies nicht auch im Bahnbereich möglich ist. So betrachtet, erscheint daher das Fliessprinzip auch als Paradigma für die Organisation und Steuerung von komplexen Bahntransportprozessen geeignet. Dies gilt besonders dann, wenn Prozessmodelle mit der Sichtweise gewählt werden, die den Bahntransportprozess als transportkostenführend und den Container als zeitflexiblen Teil des Transportes in den Mittelpunkt stellen. Wenn dieses Organisationsprinzip auf einen Transportnetzabschnitt übertragbar ist und die Parameter der Ressourcen und der Nutzungspläne (als bahnbetriebstechnisches Äquivalent der Arbeitspläne) in ihrem zeitlichen Ablauf – wie in einer Produktion – bekannt sind, dann muss diese Analogie gestattet sein und folglich die bewährten Regeln aus der Produktion auch auf den Bahntransport übertragbar sein. Um das Ganze in seiner Gesamtheit abzubilden ist nicht nur die Kenntnis der augenblicklichen, sondern auf die für die Dauer der Ressourcenbelegung bis zum Ende des Transportes geplanten Rahmenbedingungen notwendig. Auch dies Der Bahntransport verfügt über zwei Systeme, die sich im Wesentlichen durch ihren Zugang zum Streckentransport bzw. Hauptlauf unterscheiden: dem Einzelwagenverkehr, und dem kombinierten Ladungsverkehr. Während ersterer stets mit der Ausfahrt aus einen dem Gleisanschluss folgenden Rangierbahnhof beginnt und endet, bedient sich der zweite den KV-Terminals als Start- und Endpunkt des Hauptlaufs. Beide nutzen im Hauptlauf bestehende BahntransportRessourcen in unterschiedlichem Ausmaß und im Wettbewerb, wobei die Nutzungsparameter durch die gegenwärtig praktizierten Prozesse bestimmt werden. Unter dem Aspekt der Kosteneffizienz des Schienentransports und der Flexibilität der Ladung des Containertransports per se erscheint deren gemeinsame und zusammengefasste Betrachtung sinnvoll. Insofern erscheint auch ein nach dem Fliessprinzip organisiertes Gesamtsystem vom Versender bis zum Empfänger aller Schienengütertransporte als eine Grundvoraussetzung für eine optimale Neuordnung des gesamten Schienengüterverkehrs. Es steht zu erwarten, dass allein durch die Organisation des Schienengüterverkehrs nach dem Fliessprinzip eine signifikante Kostenreduktion über die Summe aller Transporte durch eine Steigerung der Ausnutzung von derzeit verfügbaren Ressourcen möglich ist. Selbst der Einsatz von Anlagen nach Betriebskonzepten nach „pay-by-resource-use“ Regeln ist hierbei vorstellbar. Wie erste Analysen zeigten, sollten derartige Stationen innerhalb des Bestandsnetzes an immer noch vorhandenen freien Flächen errichtet werden können. Ein so geänderter organisatorischer Aufbau des Transports kann seine volle Leistungskapazität erst durch ein adäquates ERP-System erlangen. Ein solches wird aus fahrplanmässig verfügbaren Transport- und aus sonstigen permanent verfügbaren Schnittstellen-Ressourcen eine nach Kosten, Qualität oder Zeit optimierbaren Gesamteinheit bilden. Einer vollen Integration des Bahntransports in Supply Chain gerechte Regelwerke wird damit der Boden bereitet. Die Kunst der Transportsteuerung besteht darin, eine jetzt und heute gültige exekutierbare Strategie zu entwickeln, um die mit Kunden vereinbarten Vorgaben zu geringsten eigenen Kosten zu erfüllen. Die operativen Teilnehmer an diesem Prozess werden in einer transparenten und fairen Form in den Teilabschnitt eingebunden, den sie vertragsgemäß erfüllen wollen. Auch die vor- und nachgelagerten Logistik- und Transportsysteme folgen denselben Regeln. 5.3 Automatisches physisches Handling Für die Einführung des Fliessprinzips als neues Paradigma im Containertransport mit der Bahn sind geeignete Einrichtungen und Anlagen zum gesteuerten physischen Handling dieser Ladeeinheiten an logistisch geeigneten Stellen mit einer zeitlichen Verfügbarkeit nach einem 24/7/365h Betrieb neu zu schaffen: sie sind eine conditio sine qua non. Dies betrifft nicht nur die Ladung von Containern auf und von den Tragwagen, sondern auch deren automatisierbaren Transport innerhalb des Terminalumfeldes, deren Pufferung und Lagerung. Außerdem sind automatisch bedienbare Fahrzeuge für innerbetriebliche Transporte zwischen LogistikService Providern und externen Lkw-Ladestationen erforderlich. Am Gewicht der prozessierten Einheit und den sich daraus ergebenden Anforderungen an die Mobilitätsleistung der Transportsysteme scheiden sich die Parameter für das physische Handling, ganz besonders für die Flexibilität der logistischen Prozesse. Je geringer die Masse und je höher die Interoperabilität des physischen Handlings ist, desto einfacher und flexibler bleibt der gesamte Prozess. Prozessautomatisierung ist für Werkstücke und Handlingeinheiten mit kleineren Gewichten selbstverständlich. Wenn die Gewichte aber einige wenige Tonnen überschreiten und die Kubatur die Abmessungen von Luftfrachtbehältern übersteigt, beginnt ein Automatisierungsgebiet mit besonderen Anforderungen. Die bisher bekannten automatische Sonder-Förderanlagen und automatischen Lagerkrane in Hafenanlagen können keinen Beitrag an der Bahn im obigen Sinne leisten. Die Bereitstellung von robusten Systemen, wie dem hier beschriebenen, ist daher unabdingbar. 5.4 Entkopplung physischer Prozesse durch Puffer Im derzeit praktizierten Schienengüterverkehr sind mehr als eine Ressource beteiligt, deren Kostensensitivität und Reaktion bei kleinsten Störungen hoch bis sehr hoch ist. Es wird vorgeschlagen, auch im Bahnbetrieb des Containertransports Verfahren aus der Fliessfertigung anzuwenden. Dazu zählen die Organisation einer Funktionsgruppe mit einer dominanten Ressource im Mittelpunkt, oder Verfahren mit aktiver Einbindung von Pufferlagern. Für die Prozesse im Bahnbetrieb bieten sich wahrscheinlich Pufferlager als Lösung zur Entkopplung der Ressourcen an bestehenden oder erwarteten Engpässen an. Die Integration dieser Pufferlager in einen Bahnbetrieb ist eine technische Herausforderung, die nur mit einem effizienten und automatisierten physischen Ladeprozess, wie beispielsweise nach dem raiload-Verfahren, erfüllt werden kann. Abgesehen von seiner technischen Realisierbarkeit spielen darüber hinaus geeignete Planungs-, Steuerungs- und Simulationsmodelle, deren Sichtweisen und Algorithmen und die Frage von Echtzeit-Datenkommunikation eine wichtige Rolle. 6. Zusammenfassung und Ausblick Für eine Steigerung der logistischen Attraktivität des Bahntransports zählt neben einem automatischen physischen Handling der Ladeeinheiten auch die Effektivität einer künftigen Transportsteuerung, die auf allen Systemebenen ansetzen kann und von beteiligten Akteuren an unterschiedlichen Standorten bedient und verantwortet wird. Auf der Grundlage des automatischen Ladesystems unter dem Fahrdraht nach dem raiload Verfahren scheint seine Realisierung technisch möglich zu sein. Ein so nach den Anforderungen logistischer Systeme gestalteter Bahntransport wird nicht nur leistungsmäßige, sondern auch bezüglich seiner Umweltfreundlichkeit neue Maßstäbe setzen. Während die Zugtransporte sowohl mit elektrischer als auch mit nicht-elektrischer Traktion bedient werden können, erfolgen sämtliche physische Manipulationen innerhalb des Terminals mit einem systemtechnisch bedingten deutlich niedrigeren Masse-Weg-Bewegungsprofil und somit geringerem Energiebedarf als heutige Terminals. Es ist vorstellbar, nach dieser Technologie auch “Zero-Energy-Terminals“ zu errichten und zu betreiben. Erste Schätzungen über Kosten lassen auf ein attraktives Gesamtkostenniveau schliessen; dieses facettenreiche Thema ist stets fallweise zu untersuchen und es ist noch zu früh, allgemein gültige Zahlen zu publizieren. Zur Bildung von Szenarien für künftige Anwendungen werden die folgenden vier Hypothesen für eine signifikante Kostensenkung die neue Sichtweise auf den Bahntransport angeboten. Die Hypothesen sind nach Inhalt und Zeitraum gestaffelt und fallweise zu wichten: – Hypothese 1: Durch eine technische und automatisierbare Lösung des Ladeproblems unter dem Fahrdraht lassen sich Zugabfertigungsleistungen von normierten Ladeeinheiten an Zügen mindestens um den Faktor zwei im Vergleich zu den heute installierten KV-Terminals erhöhen. In optimierten und verfahrensgesteuerten Produktionsanlagen steigt die Leistungserhöhungen auf den Faktor vier oder mehr. – Hypothese 2: Die Betriebsabläufe von Knotenterminals, die mit Technologien nach Hypothese 1 errichtet sind, erlauben nicht nur eine Kostensenkung im Bahn-Bahn-Umschlag, sondern auch eine im Bahn-Straßen-Umschlag. Dadurch wird es möglich werden, signifikant attraktivere und wettbewerbsfähige Marktangebote zu offerieren. Dieser Nutzen schlägt mit einer spürbaren Verlagerung des Straßen- auf den Bahntransport, oder einem zusätzlichen Aufkommens im Hinterlandtransport im Umfeld von Knotenterminals zu Buche. – Hypothese 3: Die in Deutschland bestehenden Bahnanlagen bieten nach Ort, Lage und Fläche Optionen zum Aufbau einer geeigneten Netzstruktur mit Knotenterminals, mit deren Hilfe die Netzeffizienz insgesamt im Netz gesteigert werden kann. Insgesamt einige Milliarden Zug-km-Trassen mehr könnten damit für den Güterverkehr zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. – Hypothese 4: Die Volumensteigerungen der norddeutschen Terminals lassen sich ab 2020 ohne Mehrkosten in ihrem gesamten Umfang GHG (green-house-gas) -neutral über die ‚first-100km/m-distance’, d.s. die ersten 100 km oder Meilen Transportdistanz ab Kaikante transportieren. Damit verfügen die norddeutschen Containerterminals nicht nur über die Option, neben den niedrigsten Kosten für die Anbindung des Hinterlands in Europa ab 2018 auch noch über einen etwas längeren Zeitraum das weltweit umweltschonendste Konzept einer Hinterlandanbindung umzusetzen. In diesem Beitrag sind Ansatzpunkte zur Umsetzung von technischen Lösungen beschrieben, die sich zur Verifikation der Hypothesen eignen. 7. Literatur Engelmann, Jens, 2003, Zielorientierte Forschung und Entwicklung für den Schienengüterverkehr, Berlin, Schriftenreihe A des Instituts für Land- und Seeverkehr, Universitätsverlag der TU Berlin. Gudehus, Timm, 2005, Logistik, Grundlagen Strategien Anwendungen, 3. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg. Johanson, Fredrik, 2009, Quay crane productivity? Beitrag zur Terminal Operators Conference Asia, Shenzhen. Kotzab, Herbert / Unseld, Hans G., 2008, Fast Transhipment Equipment and Novel Methods for Rail Cargo, in: Kersten, W., Blecker, T. und Flämig, H. (eds.): Global Logistics Management, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 393-403. Unseld, Hans G., 2008, Das EU-Projekt „FastRCargo“, Moderner Schienengüterverkehr, Seite 42 bis 53, Bahntechnik aktuell, 18:42-53. Vahrenkamp, Richard, 2008, Logistik, Management und Strategie, München, 5. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlags GmbH. Wildemann, Horst, 2004, Produktionsorganisation, Handwörterbuch Unternehmensführung und Organisation, 4. Auflage, Schreyögg, v. Werder [Hrsg.] Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen TRENDS DER OBJEKTERKENNUNG VON ROBOTIKSYSTEMEN IN LOGISTIKFABRIKEN – VON DER ZUSTANDSBASIERTEN ERKENNUNG ZUM OBJEKTTRACKING --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Pat.-Ing. Claudio Uriarte, Dipl.-Wi.-Ing. Matthias Burwinkel, M.Sc. Christian Gorldt BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH, Bremen LEBENSLAUF Dipl.-Ing. & Pat.-Ing. Claudio Uriarte Wissenschaftlicher Mitarbeiter BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Hochschulring 20 28359 Bremen Tel.: +49 (0)421 218 56 35 E-Mail: uri@biba.uni-bremen.de 13.09.1978 Geboren in Santiago de Chile 1998 – 2002 Universidad de Chile, Santiago de Chile Fachbereich Maschinenbau Abschluss: „Licenciatura en Ciencias de la Ingeniería, mención Mecánica“ (Magister in Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Mechanik) 2003 – 2008 Technische Universität Berlin Fachbereich Maschinenbau, Schwerpunkt Kraft- und Arbeitsmaschinen Abschluss: Diplomingenieur 2008 – 2009 FernUniversität Hagen Gewerblicher Rechtschutz, Abschluss: Patentingenieur 07.2007 – 06.2009 Jonas & Redmann Automationstechnik GmbH, Berlin Diplomand und Entwicklungsingenieur von Automatisierungstechnik in der Solarindustrie Seit 07.2009 BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung Logistikfabrik Forschungstätigkeiten in Bereichen: Automatisierungstechnik, Mechatronik, Objekterkennung und Bildverarbeitung LEBENSLAUF Dipl.-Wi.-Ing. Matthias Burwinkel Wissenschaftlicher Mitarbeiter BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Hochschulring 20 28359 Bremen Tel.: +49 (0)421 218 55 77 E-Mail: bur@biba.uni-bremen.de 31.10.1981 Geboren in 49393 Lohne, Deutschland 2001 – 2007 Universität Bremen, Bremen Fachbereich Produktionstechnik Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Abschluss: „Diplom-Wirtschaftsingenieur“ 2001 und 2007 Diverse Praktika in In- und Ausland Seit 07.2007 BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung Logistikfabrik Forschungsschwerpunkt: Standardisierung von Robotiksystemen LEBENSLAUF M.Sc. Christian Gorldt Wissenschaftlicher Mitarbeiter BIBA Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Hochschulring 20 28359 Bremen Telefon: +49 (0) 421 - 218 55 81 E-Mail: gor@biba.uni-bremen.de 19.04.1976 geboren in Bremen 1982-1995 Schulbildung, Abschluss Abitur 1995-1996 Wehrdienst 1996-1997 Universität Bremen, Wirtschaftswissenschaften 1997-2000 Akademie der Wirtschaft Bremen Studium Betriebswirtschaft Abschluss Betriebswirt (AdW) Abschluss Industriekaufmann Betriebspraxis Bremer Erfrischungsgetränke - GmbH (Coca-Cola) 2000-2004 Universität Bremen Studium Medieninformatik (Digital Media/Multimedia) Abschluss B.Sc. 2003-2004 Trinity College Dublin, Auslandssemester im Fachbereich Computer Science, Sokrates/Erasmus Stipendium 2004-2007 Universität Duisburg-Essen Studium Wirtschaftsinformatik Abschluss M.Sc. seit 07/2004 BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung Logistikfabrik Forschungstätigkeiten in den Bereichen: AutoID, RTLS, Telematik. Branche: KEP Dienst, Luftfracht TRENDS DER OBJEKTERKENNUNG VON ROBOTIKSYSTEMEN IN LOGISTIKFABRIKEN – VON DER ZUSTANDSBASIERTEN ERKENNUNG ZUM OBJEKTTRACKING Dipl.-Ing. Pat.-Ing. Claudio Uriarte, Dipl.-Wi.-Ing. Matthias Burwinkel, M.Sc. Christian Gorldt 1. Einführung Die Entwicklung der weltweiten Logistik hebt auch zukünftig die sogenannten Logistikfabriken in den Fokus der logistischen Wertschöpfung. Eine Logistikfabrik leistet als physische Einheit logistische Dienstleistungen in den Bereichen Input (Wareneingang und –vereinnahmung), Throughput (Warenbearbeitung und –veredlung) und Output (Warenausgang). Eine essentielle Aufgabe einer Logistikfabrik ist die optimierte Gestaltung der Material- und Informationsflüsse der Extra- und Intralogistik. Ein zentraler Ansatz der Optimierung der Materialflüsse in den Logistikfabriken ist der Einsatz von Robotiksystemen, welche unterschiedliche Aufgaben in der logistischen Kette abbilden können. Das Aufgabenspektrum der Systeme reicht beispielsweise von einfachen Pick and Place-Aufgaben bis zu komplexen Handhabungsaufgaben in dynamischen Szenerien. Weiterentwicklungen der Sensorik und im Hardund Softwarebereich der Objekterkennung machen es möglich, dass immer komplexere Aufgaben automatisiert werden können. können selbstverständlich erst nach Detektion der Änderung auf diese reagieren. Proaktive und präventive Maßnahmen, die auf Grund der neuen Situation erforderlich wären, werden demnach nicht rechtzeitig ergriffen. Als proaktive Maßnahme bezeichnet man Änderungen im Verhalten eines Roboters, die aufgrund von Änderungen seiner Umwelt hervorgerufen werden: Beispielsweise das Fahren einer alternativen Bahn bei einer unerwarteten Blockierung der ursprünglichen Bahn durch Hindernisse oder der Abbruch eines Greifzyklus, falls das zu bewegende Objekt plötzlich nicht mehr vorhanden ist. Die Entwicklung von neuer Sensortechnik wirkt sich stark auf die klassische Konzeption von Erkennungssystemen aus. Insbesondere die Technologie der Photonen-MischDetektoren (PMD) hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Derartige neue Technologien eröffnen neue Perspektiven der Objekterkennung in Robotiksystemen in Logistikfabriken. Sie ermöglichen die Erweiterung der Objekterkennung, hin zu einer kontinuierlichen Perzeption der prozessualen Zustände - das Objekttracking. Im Gegensatz zur Automobilindustrie herrscht in logistischen Szenarien eine signifikant geringere Prozessstandardisierung vor. Dies wird insbesondere durch die globale Entwicklung der Warenströme erzeugt. Diese Situation erzeugt dynamische und volatile Prozesse; Robotiksysteme in der Logistik müssen daher in der Lage sein, flexibel auf prozessuale Änderungen reagieren zu können. Diese Anforderung führt zu komplexen Systemen, die aus einer Vielzahl von Komponenten und Subsystemen bestehen. Besonders der Einsatz von Sensorik und Objekterkennungssystemen nimmt bei der geringstandardisierten Handhabung von Stückgütern eine zentrale Rolle ein. Objekttracking fokussiert auf eine stetige Wahrnehmung der Umwelt. Zentraler Aspekt des Objekttrackings ist die direkte Wahrnehmung von Veränderungen der Umwelt. Ändert sich plötzlich der Arbeitsbereich eines Robotersystems, beeinflusst dies nicht erst den nachfolgenden Zyklus, sondern kann zeitnah detektiert und entsprechend verarbeitet werden, so dass eine sofortige Reaktion erfolgt. Das Objekttracking bietet somit einen entscheidenden Ansatz zur Überwindung des Defizits der zustandsorientierten Wahrnehmung des prozessualen Umfelds; bei der Objekterkennung sollte 3DVideoerkennung eingesetzt werden. Insbesondere in den roboterbasierten Anwendungen in Logistikfabriken erscheint dieser Paradigmenwechsel potenzialträchtig. Die Algorithmen für die Objekterkennung basieren in der Regel auf dem Prinzip der zustandsbasierten Erkennung. Dieser diskrete Erkennungstypus nimmt das logistische Umfeld zu einem definierten Zeitpunkt auf und gibt diese Informationen an das Steuerungssystem weiter. Nachfolgend auftretende Änderungen des abgebildeten Umfelds werden demnach erst im folgenden Aufnahmezyklus erkannt. Die technischen Systeme, die die erworbenen Daten nutzen, 2. Objekterkennung in der Robotik-Logistik heute Das maschinelle Sehen spielt seit Jahren eine große Rolle in den logistischen Prozessen und ist zum Teil für das schnelle Wachstum der Branche in den letzten Jahren verantwortlich. Die Bildverarbeitung und Objekterkennung ermöglicht nicht nur die Automatisierung von vielen logistischen Prozessen, sondern auch eine Erhöhung der Zuverlässigkeit derselben. Diese Systeme bestehen aus Hardware, die zuständig für die Datensammlung der Szenarien ist und einer Software, die die aufgenommenen Daten auswertet und die gesuchten Objekte oder Features identifiziert. Die Hardware und Erkennungsmethoden, die in der Logistik angewendet werden, werden in diesem Kapitel beschrieben. 2.1 Hardware Als Hardware bezeichnet man alle mechanischen, elektronischen und elektromechanischen Komponenten eines Systems. Bei Erkennungssystemen in der Robotik handelt es sich in der Regel um Kamera- und Scannertechnik, welche in zwei Gruppen unterteilt werden können: Intensitäts- und Entfernungssensoren. Zu der ersten Gruppe gehören zum Beispiel 2D- und Videokameras. Die meistverbreiteten Sensoren für Objekterkennung, die in der Automatisierungstechnik angewendet werden, basieren in der Regel auf CCD Technik (Charge-Coupled Device oder ladungsgekoppeltes Bauteil) (Haun, 2007) und bestehen aus ladungsgekoppelten Halbleiterbausteinen, die nach dem Eimerkettenprinzip (Gevatter & Grünhaupt, 2006) arbeiten. Die Intensität des Lichtes, das von einem Objekt reflektiert wird, wird von den in einem Raster angeordneten Photodioden erfasst und als 2D Matrizen mit den Grauwerten der einzelnen Pixel geliefert. Ein CCD-Sensor kann nur die Lichtintensität einer Wellenlänge erfassen. In der Regel hat diese die Länge 500nm, was der Farbe Grün entspricht. Diese Information wird als Schwarz-Weiß (S/W) Bild dargestellt. Durch die Kombination von 3 CCD-Sensoren mit entsprechenden Filtern, können die Intensitäten von unterschiedlichen Wellenlängen gemessen werden, in der Regel Rot, Grün und Blau (RGB), und somit Farbbilder erzeugt werden. Auf Grund des Aufbaus des Sensors erreichen diese Kameras hohe Einzelbildraten von typischerweise 25-30Hz. Sehr verbreitet bei diesen Kameras sind Auflösungen von 800x600 oder 1024x768 Pixel. Der Messbereich einer solchen Kamera hängt nicht nur von der Anzahl an Pixel, sondern auch von dem Öffnungswinkel des Objektivs und von der Entfernung des zu messenden Objektes vom Sensor ab. Da die Auflösung mit dem Satz des Pythagoras berechnet wird, ist sie nicht pauschal zu definieren und sollte je nach Anwendung berechnet werden. Eine Kamera mit einer Sensorauflösung von 800x600 Pixel und einem Objektiv mit 40° Öffnungswinkel bei einer Entfernung von 5m erreicht eine Auflösung von ca. 5mm pro Pixel. In der zweiten Gruppe –die Entfernungssensoren- wird der Abstand zwischen einem Objekt und dem Sensor erfasst. Diese Entfernungen können nach einer geeigneten Nachbearbeitung als XYZ-Punkte im Raum dargestellt werden – in einer sogenannten Punktwolke. Zu den üblichsten Sensoren, die in der Objekterkennung eingesetzt werden, gehören die LIDAR-Scanners (LIght Detection And Ranging), besser bekannt als Laserscanner. Sie nutzen das Licht, das von einer Lichtquelle im Scanner produziert wird und von einem Objekt reflektiert wird, um den Abstand zum Sensor zu ermitteln. Die LIDAR-Scanner lassen sich je nach Auswertungsmethode in zwei Kategorien unterteilen: Die Time-of-Flight Scanner (ToF) und die Phasenscanner. Bei Scannern der ersten Kategorie wird ein Lichtstrahl von einer Laserquelle im Scanner auf das Objekt gestrahlt. Das reflektierte Licht wird vom Scanner erfasst und die Zeit, die das Licht für den Hin- und Rückweg benötigte, von der Auswertungselektronik gemessen und der Abstand zum Objekt berechnet. Da die Lichtgeschwindigkeit bekannt ist, kann die Entfernung des Objektes unmittelbar berechnet werden. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit des Lichtes 6,6 Pikosekunden pro Millimeter- werden große Anforderungen an die Elektronik gestellt. Da der eindimensionale Laserstrahl über einen rotierenden Spiegel gelenkt wird, wird nur in einer Ebene gemessen (also 2D). Um die dritte Dimension einzubeziehen, muss der Scanner um eine Achse geschwenkt werden. Da die Lichtgeschwindigkeit konstant bleibt, kann die Entfernung des Objekts unabhängig zum Luftdruck, -feuchtigkeit und Umgebungslicht gemessen werden. Der LMS-200 der Firma Sick ist ein klassischer ToF-Laser-Scanner, bei dem ein Laser über einen rotierenden Spiegel gelenkt wird. Dieser hat einen Öffnungswinkel von 180°, eine maximale Winkelauflösung von 0,25° und eine Reichweite von 30m. Bei einer Winkelauflösung von 0,25° und einer Entfernung von 30m erreicht das System eine Auflösung von ca. 130mm. Bei gleicher Auflösung und einer Entfernung von 5m erreicht man eine Auflösung von 22mm. Sender Start Objekt Empfänger Stop Abbi l du ng 1: Ar bei t s pr i nzi p des ToF S canner S i ck L MS 200 Eine Alternative dazu stellen die Phasenscanner dar. Diese Scanner arbeiten -wie auch die ToF-Scanner- auf Grundlage des Lichts, das von einem Objekt reflektiert wird. Im Gegenteil zu den ToF-Scannern wird nicht die Laufzeit gemessen, sondern die Phasenverschiebung des reflektierten Lichts. Daraus kann die Entfernung des Objektes abgeleitet werden. Diese Scanner arbeiten, wie auch die ToF-Scanner, mit einem Laser, welcher über einen rotierenden Spiegel gelenkt wird. Phasenscanner haben jedoch den Vorteil, dass sie eine höhere Winkelauflösung haben und dass mehrere Messungen pro Sekunde gemacht werden können. Der Leica HDS6100 ist ein klassischer Phasenscanner mit einer Winkelauflösung von ca. 0,007° und eine Reichweite von maximal 79m. Auf Grund des Preises werden diese Systeme nicht in der Automatisierungstechnik sondern eher für Vermessungsaufgaben eingesetzt. Objekt Sensor Phasenverschiebung Moduliertes Ausgangssignal Reflektiertes Licht Abbi l du ng 2: Ar bei t s pr i nzi p des Phas ens canner L ei ca HDS 6100 Stereoskopie stellt ein alternatives Verfahren dar, das häufig angewendet wird, um 3D-Bilder und -Videos zu erzeugen. Bei diesem Verfahren werden mindestens zwei 2D-Bilder eines Szenarios gemacht, sogenannte Halbbilder, in der Nachbearbeitung werden korrespondierende Punkte mit Sondermerkmalen (Features) gefunden und die Bilder fusioniert. Zwischen einem Punkt und beiden Kameras bildet sich ein Winkel, welcher für jedes Feature gemessen wird. Je näher ein Punkt zur Kamera liegt, desto größer ist der Winkel und umgekehrt. Nach einer Kalibrierung der Kamera kann die genaue Korrelation zwischen Entfernung und Winkel berechnet werden. Für dieses Verfahren können hochauflösende CCD-Kameras eingesetzt werden. Die Auflösungsgrenze der 3D-Bilder liegt nicht an der Kameratechnik selbst, sondern an der Rechenleistung bei der Nachbearbeitung der Daten, da bei ansteigender Datenmenge die Nachbearbeitung und die Kalibrierverfahren der Kamera aufwendiger werden. Aufgrund der großen Rechenleistung sind diese Systeme bedingt geeignet für Echtzeitanwendungen (Hussmann, Ringbeck, & Hagebeuker, 2008). Kamera 1 Objekt Kamera 2 Abbildung 3: Ar beitsprinzi p der Stereokamera Bumbl ebee3 2.2 Anwendung und Methoden Die bereits genannten Aufnahmesysteme werden in einer Vielzahl von Erkennungsaufgaben eingesetzt. Die Barcodeund Zeichenerkennung, Pick-and-Place-Anwendungen und Griff-in-die-Kiste gehören mit Sicherheit zu den meistverbreiteten Anwendungen von Objekterkennung in der Logistik. Barcodes und Datamatrizen sind mit Sicherheit die bekanntesten Anwendungen der Objekterkennung. Dabei werden die einzelnen Linien oder Punkte des Codes mit einem Scanner gelesen und mit den in einer Datenbank gespeicherten Codes verglichen. Diese Systeme findet man heute in nahezu jedem Supermarkt. Zeichenerkennungssysteme, besser bekannt als OCR-Systeme (Optical Character Recognition), werden an Stellen eingesetzt, wo Buchstaben und Schrift erkannt werden müssen. Sie werden sehr oft von Postdiensten in der Erkennung von Adressen auf Briefen und Päckchen eingesetzt. Die zu erkennenden Codes und Zeichen werden mit einer CCD oder CMOS Kamera erfasst, welche entweder getriggert einzelne Aufnahmen machen oder kontinuierlich Bilder in Form eines Videosignales liefern. Ein Erkennungsalgorithmus sucht dann permanent nach Codes und Zeichen. Systeme für Barcode- und Datamatrixerkennung müssen vor der Anwendung „geteacht“ werden. Dies bedeutet, dass vor der Anwendung die Codes im System gespeichert werden müssen. Unbekannte Codes werden nicht erkannt. Zeichenerkennungssysteme können je nach Algorithmus unbekannte Symbole trotzdem erkennen und die passenden Buchstaben zuordnen. Ein OCR System, das auf neuronalen Netzen basiert, wurde von (Rajavelu, Musavi, & Shirvaikar, 1989) programmiert. Pick-and-Place Anwendungen sind ebenfalls sehr verbreitet, insbesondere in der Produktion, wo chaotisch angeordnete Objekte mit bekannter Form von A nach B transportiert werden müssen. Diese Systeme kennzeichnen hohe Genauigkeit sowie hohe erreichbare Geschwindigkeiten. Die Objekte werden zu einer Abnahmeposition befördert, wo sie von einem Handling- oder Robotersystem gegriffen und zu einer Ablageposition transportiert werden. Die Position und Orientierung der Werkstücke muss für das Handlingsystem bekannt sein und wird in der Regel mechanisch festgelegt. Diese wird entweder durch eine Zentriereinheit in der Aufnahmeposition oder durch einen Werkstückträger, der die Teile transportiert, definiert. Sollte es zu einer Fehlpositionierung kommen, fährt der Roboter leer zur Ablageposition oder es kommt im schlimmsten Fall zum Crash. Neuere Systeme machen ein Bild des Werkstückes mit einer CCD oder CMOS Kamera in der Aufnahmeposition. Die Position und Orientierung des Objekts wird über Geometrieabgleich, Form- und Farbanalyse (Lalitha, 2007) ermittelt und dem Roboter mitgeteilt. Wenn Transportbänder eingesetzt werden, können Videokameras die Position und Orientierung der Objekte auf dem Weg zur Abnahmeposition ermitteln. Sie werden dann verfolgt und von einem Handlingsystem entnommen. Dieses System setzt voraus, dass die Form und Höhe der Objekte bekannt ist. Griff-in-die-Kiste ist eine klassisch industrielle Anwendung mit Erkennungssystemen, wo Halbzeuge und Einzelbauteile aus Kostengründen chaotisch in Behältern transportiert und gelagert werden. Nach dem Transport werden Position und Orientierung der Objekte in dem Behälter identifiziert und an einem Roboter weitergeleitet. Er greift in die Kiste, nimmt die Teile heraus und legt sie ordentlich in einer Ablageposition ab. Robotersysteme werden für die Vereinzelung der Werkstücke bevorzugt, da diese platzsparender, leiser und schonender für die Bauteile als Beispielsweise Rütteltöpfe sind. Für die genaue Ermittlung der Position und Orientierung der Werkstücke ist eine 3D Aufnahme des Inhalts der Kiste notwendig. Die drei gängigen Methoden zur Objekterkennung sind mittels Stereoskopie, 3D-Scannern und texturiertem Licht. erkennt dies nicht und muss bei dem nächsten Zyklus neue Aufnahmen machen, um die Objekte neu zu identifizieren und deren Position und Orientierung zu ermitteln. All dies verlängert die Zykluszeiten unnötig. 3. Neue technische System ermöglichen neue Verfahren für neue Anwendungen 3.1 Neue technischen Komponenten Stereoskopische Aufnahmen werden entweder mit einer Stereokamera, welche zwei Halbbilder macht oder mit einer 2D Kamera, die mehrere Aufnahmen von unterschiedlichen Seiten macht, gemacht. Um diese Bilder zu erzeugen, muss die Kamera jedes Mal neu positioniert werden. Anschließend werden die einzelnen Intensitätsbilder kombiniert, um das 3D Szenario zu rekonstruieren. Dies kann je nach System bis zu fünf Sekunden pro Zyklus dauern. Alternativ kann strukturiertes Licht angewendet werden. Dabei wird ein ein- oder zweidimensionales Muster auf die Werkstücke von einem Beamer oder einem Laser projiziert und von einer 2D Kamera erfasst. Systeme, die einen Laserstrahl nutzen (eindimensional), müssen den Laser schwenken, um das ganze Szenario mit dem Muster zu beleuchten. Dies kann je nach System in der Produktionstechnik bis zu drei Sekunden dauern. Ein System mit einem zweidimensionalen Muster kann bis zu 120 Bilder pro Sekunde unter optimalen Bedingungen schaffen. Diese sind aber in industriellen Anwendungen kaum einzuhalten, da das Umgebungslicht nicht konstant gehalten werden kann. Eine dritte Alternative stellen 3D-Scanner dar. Die unterschiedlichen Messmethoden von 3D-Scannern wurden bereits erläutert. Da Laserscanner immer mit einem durch einen Spiegel gelenkten Laserstrahl arbeiten, müssen sie zusätzlich mit einem mechanischen Modul geschwenkt werden, um das Szenario vollständig zu erfassen. Dies dauert ca. zwei Sekunden pro Aufnahme. So ein System wurde bereits im Paketroboter verbaut. Die Erkennungsalgorithmen lassen sich in zwei Gruppen teilen. Bei der modellbasierten Erkennung werden die Aufnahmen mit bereits in einer Datenbank gespeicherten CAD-Modellen der Bauteile verglichen. Ein klassisches Beispiel ist die Entladung von Werkstücken aus einer Gitterbox. Zu der zweiten Gruppe gehören Anwendungen, bei denen die zu entladenden Objekte unbekannt sind und deren Form in einer Objekterkennung identifiziert werden muss. Robotersysteme für die automatische Entladung von chaotisch angeordneten Packstücken, wie der Paketroboter vom BIBA Institut, gehören zu dieser Gruppe. Ein großer Nachteil aller dieser Systeme ist, dass sie nur den Zustand der Objekte in der Kiste wahrnehmen, was eine Überwachung der Objekte unmöglich macht. Bei der Entladung eines Werkstücks kann es sein, dass benachbarte Teile sich bewegen oder verschoben werden. Das System Die Forschung und Entwicklung neuartiger Sensortechnologien hat sich in den letzten Jahren sowohl in der Grundlagen- als auch in der Industrieforschung signifikant ausgebreitet. Durch die industrielle Forschung wurde die evolutionäre Weiterentwicklung von Sensorsystemen dahingehend ausgeweitet, dass Leistungsperformance und Kosten von 3DScannern (z.B.SICK LMS-200) deutlich optimiert wurden. Des Weiteren wurde die Weiterentwicklung von Technologien der Objekterkennung, die auf der Nutzung von 3D-Daten basieren, intensiv vorangetrieben, sodass die Analyse von Machbarkeiten und Anwendungsimplementierung von Interesse sind. Unabhängig vom Erkennungsalgorithmus bieten 3D-Daten viele Vorteile gegenüber Verfahren, die auf 2D- Bildern und Intensitätsinformation basieren. Die Nutzung von Tiefendaten ist von robusterer Qualität und dadurch gut geeignet für Objekterkennungsanwendungen (Jähne, 2008). Aus den echten 3D-Daten können geometrische Körper und Oberflächen mit deren Abmessungen (Länge, Breite und Höhe), sowie Positionen und Orientierung direkt ermittelt werden. Die bisherigen Verfahren fokussieren auf die Gewinnung von 3D-Informationen aus 2D-Daten. Dieses Prinzip ist insofern nicht robust und nicht allgemein gültig, da diese Daten sehr stark von Reflexionen und der Umgebungsbeleuchtung beeinflusst werden(Ledermann, 2005). Eine beispielhafte industrielle Kamera, die auf dem Prinzip einer Objekterkennung unter Verwendung von 3D-Daten basieren, ist die sogenannte PMD-Kamera (Photonic Mixer Device). Sie arbeitet nach dem Time-of-Flight Prinzip, und wurde vor einigen Jahren in den Markt eingeführt. Bis dato wurde sie aufgrund ihrer limitierten Auflösung in Anwendungen als Abstandssensor oder Stützsensor für die Objekterkennung eingesetzt. Durch die Entwicklung zu höheren Auflösungen (204x204 Pixel) hat sich das Anwendungsfeld für diese Kamera erweitert, wodurch sie unter anderem interessant für den Einsatz in logistischen Anwendungen ist. Eine PMD-Kamera besteht aus einer Empfangsdiode, einem Verstärker, einem Bandpassfilter und einem Empfangssensor. Im Empfangssensor ist das sogenannte PMD-Pixel integriert. Dieser erfasst das modulierte Licht, das von den Dioden erzeugt und vom Objekt reflektiert wird. Dank eines integrierten Mischers, ermittelt das PMD-Pixel direkt die Entfernungsinformation, ohne Komponente der hochfrequenten Signalverarbeitung nutzen zu müssen. Durch die standardisierte Herstellung nach dem CMOS-Prinzip (Complementary Metal Oxide Semiconductor), können die Sensoren mit in einer Matrix angeordneten PMD-Pixeln gefertigt werden. Diese Pixel haben durch ihre Anordnung eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen Systemen, wie zum Beispiel Laserscanner oder Systemen, die beispielsweise nach dem Prinzip des Strukturierten Lichts arbeiten. Da die Pixel unabhängig voneinander das reflektierte Licht bearbeiten, können sie gleichzeitig die gesamten Tiefeninformationen des Szenarios ermitteln. Durch die schnelle Bildfolgefrequenz kann eine PMD-Kamera echte 3D-Videos liefern. Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist, dass sie als Nebenprodukt Intensitätsinformationen und die Amplitude jedes Pixel des Szenarios liefert. Diese Informationen sind einem Schwarz/Weiß-Bild gleichzusetzen, sowie die Amplitude einer Größe, die die Stärke des Signales darstellt. Ein Nachteil der PMD-Technik liegt daran, dass die Frequenz des gepulsten Lichtes (ca. 20kHz) einen Eindeutigkeitsbereich von 7,5m definiert. Das Licht, das von einem Objekt mit einem Abstand von mehr als 7,5m reflektiert wird, hat die gleiche Phasenverschiebung wie ein Objekt, das sehr nah am Sensor liegt. Die hier im Fallbeispiel genutzte Kamera ist eine CamCube 2.0 der Firma PMDTechnologies GmbH. Diese Kamera hat eine Sensorauflösung von 204x204 Pixel und eine Messreproduzierbarkeit unter 3mm für Entfernungen von 2m. Des Weiteren hat sie eine Bildfolgefrequenz von 25 fps (frames per second) und ein Blickfeld von 40° x 40°, welches aber nach Bedarf vergrößert werden kann. Zusätzlich zu den o.g. Eigenschaften besitzt die CamCube 2.0 eine sogenannte SBI-Funktion (Suppression of Background Illumination), die das Hintergrundlicht unterdrückt und somit die Messungen vom Umgebungslicht unabhängig macht. Abbi l du ng 4: CamCu be 2. 0 der F a. PMD -Technol ogi es GmbH 3.2 Mögliche Anwendungen der neuen technischen Systeme Die Möglichkeit sowohl Intensitäts- als auch Tiefeninformation in einem Signal ohne aufwendige Nachbearbeitung zu detektieren, eröffnet eine Reihe neuer Möglichkeiten für die Objekterkennung in der Logistik. Die Möglichkeit dieser Information als kontinuierliches Signal, in Form von Videos, weist Potenziale für die Entwicklung von Überwachungssystemen auf, die bisher nicht möglich waren. Weiterhin ermöglicht die Erfassung von 2D- und 3DInformationen mit einem Sensor die sofortige Nutzung der Daten, ohne auf die Probleme der Datenfusion achten zu müssen. Der Signalrausch, die unterschiedlichen Sensorauflösungen und insbesondere die Kalibrierung bei der Datenfusion (Santrac, Friedland, & Rojas, 2006) stellen nun kein Problem mehr dar. Die PMD-Technik wird für die im folgenden Abschnitt vorgestellten Anwendungen interessant, insbesondere bei Aufgabenstellungen, die dem Problem des Griffs-in-die-Kiste zugeordnet werden. Naheliegende Anwendungsmöglichkeit ist die Verwendung als Ersatztechnologie für Stereokameras oder Laserscanner. Der Austausch ermöglicht massive Potenziale der Taktzeitreduktion, da PMD-Kameras 1/25 Sekunde Aufnahmezeit für ein Bild benötigen. Die Algorithmen der Objekterkennung müssen nicht geändert werden, solange die Daten im richtigen Format gespeichert sind. Der größte Vorteil aber liegt darin, dass die PMD-Kamera Intensitäts- und Tiefeninformation liefert. Dies bedeutet, dass Algorithmen für die 2D- und 3D-Objekterkennung kombiniert werden können um robustere Systeme zu bauen. Die Vorteile dieser Kombination wurden bereits von (Pierard, Leens, & Van Droogenbroeck, 2009) bei der Segmentierung von hochauflösende Videosignalen erkannt. Schwierigkeiten in der Fusion von 2D- und 3D-Daten haben (Santrac, Friedland, & Rojas, 2006) und (Lindner, Lambers, & Kolb, 2008) gezeigt. Der Grund hierfür sind die unterschiedlichen Betrachtungspositionen, für die die beiden Kameras mit ihren Eigenschaften synchronisiert und kalibriert werden müssen. 4. Entwicklungen und Potentiale der Objekterkennung in der Robotik in Logistikfabriken Die Entwicklung der Robotik in der Logistik beginnt in den 50er-Jahren und hat sich seitdem massiv weiterentwickelt. Robotiksysteme bearbeiten heute die unterschiedlichsten Logistikprozesse wie das Handling, Lagern und Verpacken von Stückgütern. Hohe Stückgutvariabilitäten, geringe Prozessstandardisierung und dynamische und volatile Objektaufkommen stellen die Robotik in der Logistik vor große Herausforderungen. Hier nimmt die Verwendung von Objekterkennungstechniken einen zentralen Stellenwert ein. Im Folgenden sollen drei repräsentative Prozesse der drei Bereiche einer Logistikfabrik (Input, Throughput, Output) hinsichtlich heutiger und zukünftiger Objekterkennung näher dargestellt werden. 4.1 Input Der Bereich Input einer Logistikfabrik fokussiert auf die Einlagerung der Waren und Stückgüter. Dieser Bereich ist die physische Schnittstelle zur logistischen Außenwelt. Die Stückgüter werden zum Beispiel im Seehafen aus Übersee in Containern oder in Logistikzentren in Wechselbrücken auf Lastkraftwagen angeliefert. und an die Tore der Logistikfabrik angestellt. Die Waren kommen aus den unterschiedlichsten Regionen und Ländern weltweit und können palettiert oder lose, mit Laschmaterial oder Sicherungsnetzen versehen sein. Diese Verpackung ist also sehr variabel und häufig nicht bekannt. Des Weiteren können Versetzungsprozesse, Verschiebungen oder Beschädigungen der Waren auftreten. All diese Restriktionen müssen Robotiksysteme im Input-Bereich berücksichtigen können und darauf entsprechend reagieren. Die Handhabung der Güter wird mit Objekterkennungstechnologien gewährleistet. Die Erkennungsstrategie basiert grundsätzlich auf einer diskreten Detektionsmethode. Das technische Erkennungssystem nimmt eine vorhandene Situation im Input-Bereich auf und gibt diese Informationen weiter an die Steuerungen der Robotiksysteme. Vor jedem weiteren Greifzyklus wird erneut der Umgebungszustand aufgenommen. Die Prozesse der Objekterkennung und der Roboterbewegung lassen sich dadurch nur schwer parallelisieren, was sich negativ auf die Taktzeit auswirkt. Das Objekttracking kann einen Beitrag dazu leisten diese Herausforderungen zu überwinden und die folgenden Potenziale zu realisieren: – Aktive und stetige Aufnahme der Szenerie Der Grundansatz des Objekttrackings zielt auf die kontinuierliche Aufnahme und Verfolgung der Umweltszenerie ab. Dieser unterscheidet sich dadurch vollständig von der bisherigen Erkennungsstrategie. Anstatt einzelne Situationen der Szenario aufzunehmen, wird sie nun kontinuierlich erfasst und aktiv und stetig überwacht. So werden Verschiebungen der Stückgüter wie zum Beispiel zusammenbrechende Warenstapel direkt detektiert. Das Robotiksystem kann sofort reagieren und die Trajektorien und Greifstrategien direkt anpassen. – Von der Kollisionserkennung zur Kollisionsprävention Die Vermeidung von Kollisionen mit Objekten der Umweltszenerien (z.B. Containerwand) oder des Robotiksystems selber (Roboterarm) wird durch die Objekterkennung geleistet. Bis dato erfolgt die Erkennung von Kollisionen mit Hilfe der Bildverarbeitungs-Software und der Einbindung von Stützstellen in die Trajektorienplanung. Jede Stützstelle wird auf Kollision mit einem Objekt untersucht. Liegt ein berechneter Kollisionspunkt vor, wird die Berechnung einer alternativen Bahnbewegung angestoßen. Beim Tracking kann auf die Verwendung von Stützstellen verzichtet werden. Dadurch, dass nun die kompletten Objekte erkannt werden, kann die Trajektorienplanung auf Basis des spezifischen Umweltszenerios durchgeführt werden. – Parallelisierung von Objekterkennung und Roboterbewegung Durch den bisherigen Ansatz der zustandsorientierten Identifikation der Szenerie laufen die Roboterprozesse sequentiell ab. In einem ersten Schritt identifiziert die Objekterkennung die Umweltszenerie und berechnet auf dieser Basis die Robotertrajektorie, die das Robotersystem anschließend abfährt. Mit der Verwendung von Objekttracking können diese Prozessschritte parallelisiert werden. Nachdem die Objekte erkannt wurden, können sie mittels Tracking verfolgt werden. Dies kann auch dann durchgeführt werden, wenn der Roboter eine Bewegung durchführt und zum Beispiel ein Stückgut greift. Sollten es nach dem Greifen keine Änderungen in der Position der restlichen Pakete geben, kann unmittelbar ein weiterer Greifprozess anfangen werden, ohne erneut die Umgebung erkennen zu müssen. Die Parallelisierung dieser Prozesse optimiert den Prozessablauf sowie die Prozessgeschwindigkeit und die Prozesssicherheit. 4.2 Throughput Im sogenannten Throughput einer Logistikfabrik wird der Wert der Logistikleistung an der Ware erzeugt. Waren werden hier zum Beispiel ausgepackt, eingelagert, veredelt, nachbearbeitet und verpackt. Die vollständige Automatisierung dieser Prozesse ist bis dato aufgrund der Komplexität eine große Herausforderung. In diesem Bereich gibt es intensive Forschungsaktivitäten hinsichtlich MenschMaschine-Kooperationen. Das Robotiksystem agiert dabei als Helfer oder Zuarbeiter für den Menschen. Die Sicherheit des Menschen muss stets gewährleistet sein. Ansätze hier sind zum Beispiel reaktive Bahnbewegungen des Roboters, wenn der Mensch mit dem Roboter in Kontakt kommt. Ein alternativer Ansatz ist die Definition eines Sicherheitsbereichs, in den der Mensch nicht eingreifen darf. Hier wird bis dato eine Vielzahl von Objekterkennungstechnologien eingesetzt, die auf der zustandsbasierten Überwachung des Arbeitsraums basieren. Mit diesem Prinzip verbleibt stets ein gewisses Maß an Risiko bzgl. Kontakt zwischen Mensch und Maschine zwischen den diskreten Kollisionsüberprüfungen. Hier kann das Objekttracking ein Beitrag zur Steigerung der Sicherheit vor Kollisionen leisten. Die Erstellung von 3D-Videos ermöglicht die permanente Überwachung der Szenerie bzgl. Position des Menschen und Position des Robotiksystems. An einem zweiten Beispiel, Palettierung und Depalettierung von Kunststoffkisten und Versandhaus-Katalogen lassen sich die Potenziale des Objekttrackings sehr gut darstellen. Logistikdienstleister palettieren und depalettieren quaderförmiges Stückgut. Beladezyklus ab und passt die Beladestrategie dieser Änderung des Szenarios an. 5. Fallbeispiel Diese Waren können sowohl Kunststoffkisten als auch Versandhauskataloge sein. Eine Palette Versandhauskataloge kann zum Beispiel eine hohe Stückgutvariabilität oder die ungeordnete Stapelsituation aufweisen. Des Weiteren können die Kataloge eingeschweißt oder mit zu einem Gebinde verstrapst sein. Paletten sind mit Zwischenlagen versehen, die aus Pappe oder Papier bestehen. Die Handhabung erfolgt für diese Stückgüter generell mit einem vakuumbasierten Flächensauger. Diese hohe Schwankung der Prozessparametern der (De-)Palettierungsstation erfordert bis dato den Einsatz vielzähliger Sensoren. Des Weiteren ist es möglich, dass der Mensch eingreifen muss, um z.B. neue Zwischenlagen einzugeben oder neu auszurichten. Ein Objekttracking-Verfahren kann hier einerseits die Prozesssicherheit optimieren, indem z.B. sich verschiebende Zwischenlagen bei der Ablage von Versandhauskatalogen auf der Palette erkannt werden. Andererseits kann durch die reduzierte Notwendigkeit der Sensorenanzahl erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden. 4.3 Output Im Output-Bereich von Logistikfabriken wird die Ware für die Versendung bereitgestellt. Zum Beispiel werden sie, lose oder palettiert, in Container verladen. Hierzu werden auf manuellem Weg Stapler oder automatisierte fahrerlose Transportsysteme genutzt. Ebenso werden Robotiksysteme eingesetzt, die die Stückgüter von einem Förderband aufnehmen und in den Container stapeln. Objekttracking kann hier als zur Optimierung der Prozesssicherheit eingesetzt werden. Ein beispielhaftes Einsatzgebiet ist hier das Beladen von Paletten oder loser Ware in einen. Herkömmliche Beladesysteme detektieren die bereits containerisierte Ware und fahren dann „Blind“ in den Container hinein um die neuen Packstücke in eine gefundene Lücke zu laden. Mit dem Objekttracking können die bereits gefundenen Lücken während des Beladens kontinuierlich überwacht werden. Sollte durch das eventuelle Verrutschen bereits beladener Packtücke die Lücke blockiert sein, bricht das System der Die Objekterkennung basiert auf einem SICK-Laserscanner LMS-200, der auf ein Schwenkmodul der Firma Amtec montiert ist. Der Scanner hat eine Winkelauflösung von einem Grad und eine Reichweite von zehn Meter. © Thyssen Krupp Krause Abbi l du ng 5: Depal et t i erz el le i n ei ner L ogi s ti kf abr i k Im Rahmen dieses Kapitels soll anhand eines Fallbeispiels dargestellt werden, inwiefern ein bestehendes Robotiksystem von den vorteilhaften Eigenschaften einer PMD-Kamera profitieren kann. Dies wird anhand des Paketroboters aus dem Bereich Input einer Logistikfabrik vorgestellt. Dieses System wurde vom BIBA mit Industriepartnern entwickelt und wird von Thyssen Krupp Krause vertrieben. Das Robotiksystem entlädt vollautomatisch Container mit losem Stückgut. Es besteht aus einem Roboter, der die Packstücke aus dem Container entlädt und auf einem Teleskopband ablegt, das die Pakete aus dem Arbeitsbereich des Roboter wegtransportiert. Die Objekterkennung identifiziert die Pakete im Container und überträgt diese Informationen an die Robotersteuerung. Abbi l du ng 6: Ent l ader obot er des BI BA I ns t it ut s und TKK Dieses Arbeitsprinzip hat drei wesentliche Nachteile: – Zustandsorientierte Erkennung: Vor jedem Greifzyklus wird eine Aufnahme des Containerinnenraums gemacht. Diese wird ausgewertet und auf dessen Basis eine Robotertrajektorie berechnet. Der Greifprozess selber erfolgt „blind“. Dadurch kann der Roboter auf Änderungen im Szenario nicht reagieren. Dies kann als Konsequenz eine Kollision hervorrufen. As diesem Grund muss vor jedem Greifzyklus eine neue Aufnahme und Erkennung des Szenarios erstellt werden. Dies wirkt sich negativ auf die Taktzeiten aus. – Sequentielle Prozessablauf: Das zustandsorientierte Arbeitsprinzip bedingt einen sequentiellen Prozessablauf. Es muss stets im Vorfeld eine Aufnahme des Szenarios vorliegen, bevor der nachfolgende Prozess der Bahnplanung angestoßen werden kann. Zusätzlich können keine Aufnahmen erfolgen, wenn der Roboter im Einsatz ist, da er sich im Arbeitsbereich des Scanners befinden könnte. In diesem Fall blockiert der Roboterarm den Messbereich des Scanners. Eine Parallelisierung der Arbeit ist somit nicht möglich. Dies wirkt sich negativ auf die Taktzeiten aus. – Dauer der Aufnahme: Das dreidimensionale Bild wird mit einem 2D-Laserscanner und einer Schwenkeinheit erzeugt. Dieses mechanische Schwenken nimmt pro Zyklus zwischen einer und zwei Sekunden Zeitaufwand in Anspruch. Dies wirkt sich negativ auf die Taktzeiten aus. Die Änderung der Erkennungsstrategie von einer zustandsorientierte hin zu einer trackingbasierten Identifizierung kann einen Beitrag zu Überwindung der beschriebenen Probleme leisten. Die PMD-Kamera erzeugt echte 3D-Videos und ermöglicht dadurch die kontinuierliche Überwachung des Containerinnenraums. Dieses ermöglicht auch die Parallelisierung der Datenerfassung, Auswertung und Roboterbewegung. Durch Lieferung von Videosignalen verkürzt sich die Aufnahmezeit von ca. zwei Sekunden auf 1/25 Sekunde. All dies wirkt sich positiv auf die Taktzeiten aus. Desweiteren können diese Eigenschaften der PMD-Technik die herkömmliche Objekterkennungsstrategien in Logistikfabriken ändern. Diese basieren bisher auf 3DInformation und haben vor allem bei kleinen Abstandsunterschieden Probleme Objekte zu vereinzeln. Aufgrund der Schwierigkeiten der Datenfusion wurden in der Vergangenheit die Intensitätsinformationen aus 2DKameras nicht berücksichtigt. Die PMD-Aufnahme (Abbildung 7) zeigt ein Beispielszenario, das diese Nachteile zeigt. In Teilbild (a) und (c) sind eine isometrische und eine frontal Ansicht einer Stapelsituation im Container als Intensitätsbild zu sehen. Teilbild (b) zeigt die gleiche Situation als Tiefeninformation. Hier ist deutlich zu sehen, dass die Erkennung der einzelnen Pakete nicht möglich ist, wenn die Pakete zu einer sogenannten „Wand“ aufgebaut sind. Ein herkömmliches Erkennungssystem weist hier eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Fehlerkennung auf. Dieses kann durch eine einfache Detektion der Kanten aus einem Intensitätsbild (c) gelöst werden. Teilbild (d) zeigt die Ergebnisse einer solchen Detektion. a b c d Abbi l du ng 7: PMD-Bi l d ei ne S t apel si t uat i on im Cont ai ner 6. Fazit Der vorliegende Beitrag behandelt das Thema Objekttracking und dessen Einsatzmöglichkeiten in Robotiksystemen in Logistikfabriken. Objekterkennung in der Logistik ist ein zentraler Erfolgsfaktor für den Betrieb von Robotiksystemen mit der geforderten Prozessgeschwindigkeiten und Prozesssicherheiten. Aufgrund der volatilen und dynamischen Prozessumwelt und deren geringe Prozessstandardisierung übernimmt die Objekterkennung die Aufgabe, sich ändernde Prozessumwelten zu detektieren und das Robotiksystem daraufhin anzupassen. Repräsentative Anwendungen in den Bereichen Input, Throughput und Output in Logistikfabriken wurden vorgestellt. Hier werden die typischen Aufgabenstellungen für Objekterkennungssysteme dargestellt. Bis dato werden diese Aufgaben mit unterschiedlichen Erkennungstechniken durchgeführt. Dies können u.a. sowohl Laserscanner als auch CCD-Kameras sein. Sämtliche Erkennungstechniken werden jedoch nach dem Prinzip der zustandsbasierten Erkennung implementiert. Die zustandsbasierte Erkennung nimmt in diskreten Zeitintervallen die prozessuale Szenerie auf und leitet daraus die Roboterbewegungen und –aktionen ab. Dies bedingt zum Einen einen sequentiellen Prozessablauf des Robotiksystems und zum anderen das fehlende Wissen der Szenerie zwischen den Erhebungen der Szenariozustände. Das Robotiksystem reagiert somit erst mit der Erhebung des nächsten Zustands auf eine geänderte Szenerie. Dies gefährdet Prozessgeschwindigkeit und Prozesssicherheit. Ansätze des Objekttrackings sind bis dato noch nicht in industrielle Anwendungen gebracht worden. Dies lag bis dato an der fehlenden Reife der dafür notwendigen Technologien. In den letzten Jahren hat sich die PMD-Technologie signifikant weiterentwickelt. Die Grundlagenforschung hat die PMD-Technologie in den letzten Jahren derart vorangetrieben, dass mittlerweile neue Generationen dieser Kameras auf dem Markt kommerziell verfügbar sind. Industrielle Anwendungen hierfür sind bis dato nicht bekannt. Dieser Beitrag beschreibt die Fähigkeit der PMDKameras zur Implementierung des Objekttrackings in roboterbasierten Prozessen von Logistikfabriken. Werden in einem ersten Teil die Potenziale des Objekttrackings in logistischen Prozessen dargestellt, beschreibt der zweite Teil an einem konkreten Fallbeispiel den Einsatz von PMDKameras in einem Robotiksystem im Bereich Input einer Logistikfabrik. Zukünftig ist dieses Verfahren in industrieller Umgebung zu testen. Des Weiteren ist das Objekttracking in weiteren Prozessen der Logistikfabriken zu etablieren. 7. Literaturverzeichnis Gevatter, H.-J., & Grünhaupt, U. (Hrsg.). (2006). Handbuch der Mess- und Automatisierungstechnik in der Produktion. Berlin Heidelberg: Springer . Haun, M. (2007). Handbuch Robotik. Berlin: Springer Verlag. Hussmann, S., Ringbeck, T., & Hagebeuker, B. (2008). A performance review of 3D TOF vision systems in comparison to stereo vision systems. Wien, Österreich: I-Tech Education and Publishing. Jähne, B. (2008). Aktuelle Entwicklungen in der 2D und 3D Bildverarbeitung. 3. WorkshopObjekterkennung in der Robotik. Stuttgart: Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung -IPA-, Stuttgart. Lalitha, R. (2007). Interfacing Vision System with Robot for Pick and Place Operation. In Z. H. Yao, & M. W. Yuan, Computational Methods in Engineering & Science (S. 317). Berlin Heidelberg: Springer . Ledermann, T. (2005). Effiziente Bildverarbeitung in der Logistik. Stuttgart: FpF – Verein zur Förderung produktionstechnischer Forschung e. V. Lindner, M., Lambers, M., & Kolb, A. (2008). Sub-pixel data fusion and edge-enhanced distance refinement for 2D/3D images. International Journal of Intelligent Systems Technologies and Applications , 344–354. Pierard, S., Leens, J., & Van Droogenbroeck, M. (2009). Techniques to improve the foreground segmentation with a 3D camera and a color camera. 20th Annual Workshop on Circuits, Systems and Signal Processing (ProRISC) , 247-250. Rajavelu, A., Musavi, M. T., & Shirvaikar, M. V. (1989). A neural network approach to character recognition. Neural Networks , 387-393. Santrac, N., Friedland, G., & Rojas, R. (2006). High Resolution Segmentation with a Time of Flight 3d-camera Using the Example of a Lecture Scene. Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen LOGISTIKSTANDORTE DER ZUKUNFT --------------------------------------------------------Dipl.-Kfm. Thoralf Schuster-Gutjahr ECE Industries und Logistics GmbH & Co. KG Dipl.-Soz.-Wirt. Alexander Nehm Fraunhofer SCS, Nürnberg LEBENSLAUF Dipl.-Kfm. Thoralf Schuster-Gutjahr ECE Industries & Logistics G.m.b.H. & Co. KG, Geschäftsführung Heegbarg 30, 22391 Hamburg Telefon: 040 / 60 60 6 9423 Telefax: 040 / 6060 6 1 9423 E-Mail: Thoralf.Schuster-Gutjahr@ece.com März 1993 bis August 1993 Deutsche Shell AG: Controlling September 1993 bis Juni 1996: Hermes Versand Service: Mitarbeiter Bereich Controlling / strategische Unternehmensplanung Juli 1996 bis Juni 1997 Dreist-Textil: Leiter Vertrieb: Import (Fernost) und Vertrieb (Europa) von Textilien Juli 1997 bis Februar 1998 Reinecke & Associates: Personal- und Unternehmensberatung Logistik April 1998 bis Dezember 2000 Hermes Versand Service (HVS) / Hermes General Service (HGS) Abteilungsleiter Vertrieb HVS (April 1998 – Februar 1999) Abteilungsleiter Vertrieb HGS (März 1999 – Februar 2000) Bereichsleiter Vertrieb HGS (März 2000 – Februar 2001) - Akquisition und Betreuung von key-account-Kunden Januar 2001 bis Februar 2003 Hermes Versand Service, Bereichsleiter Serviceentwicklung, Mitglied der Geschäftsleitung - Ausbau Services - strategische Kooperationen März 2003 – Dezeber 2007 ECE Projektmanagement, Objektentwicklung, Leiter Logistics - Aufbau der Sparte ECE-INDUSTRIES / LOGISTICS - Akquisition und Realisierung neuer Logistikimmobilien - Masterplanung Industrieunternehmen Seit Januar 2008 ECE Industries & Logistics Geschäftsführer LOGISTIKSTANDORTE DER ZUKUNFT Dipl.-Soz.-Wirt. Alexander Nehm, Dipl.Kfm. Thoralf Schuster-Gutjahr 1 Logistikstandorte heute auch Logistikstandorte der Zukunft? Bevor die Frage nach den »Logistikstandorten der Zukunft« beantwortet werden kann, muss zunächst einmal geklärt werden wo bereits heute Logistikstandorte sind und was diese auszeichnet. Denn die Aufgabe der transparenten Bewertung von Logistikstandorten hinsichtlich ihrer Attraktivität bzw. ihrer tatsächlichen Stärke wurde in den vergangenen Jahren kaum beachtet. Und das, obwohl sich der Markt für Logistikimmobilien - zumindest bis zur Wirtschaftskrise - besonders in Deutschland in den letzten Jahren enorm entwickelt hat. Es mangelte in Deutschland nach wie vor an wissenschaftlichen Grundlagen für eine umfassende Untersuchung. Immobilien- wie Logistikbranche finden in öffentlichen Statistiken kaum Berücksichtigung. Zudem fehlten einheitliche Definitionen für den Begriff der Logistikimmobilie. Die Fraunhofer SCS hat im Mai 2009 die Studie »Logistikimmobilien in Deutschland – Markt und Standorte« veröffentlicht, die erstmalig eine transparente Methodik zur Bewertung und Klassifizierung und somit zur Vergleichbarkeit von Logistikstandorten anbietet. Die Untersuchung bezieht sich in Ihrer ersten Version auf den Deutschen Markt. Der vorliegende Artikel soll zeigen, wie Logistikstandorte generell bewertet werden können und wie die zukünftige Entwicklung von Logistikstandorten skizziert werden kann. 2 Vergleichbarkeit von Logistikstandorten »Logistikimmobilien in Deutschland – Markt und Standorte« Logistikstandorte können zum einen hinsichtlich Ihrer Attraktivität für logistische Ansiedlungen und zum anderen bezüglich der tatsächlichen Ansiedlungsdichte in einer Region bewertet werden. Dieses Vorgehen ermöglicht bspw. neben der Identifikation der wichtigsten Logistikstandorte auch das »Aufspüren« von »Hidden Champions«, nämlich dann, wenn eine hohe Attraktivität einer eher geringen Ansiedlungskonzentration gegenübersteht. 2.1 Attraktivität von Logistikstandorten Um nicht »Äpfel mit Birnen« zu vergleichen und Standorte bzgl. Ihrer Attraktivität für die logistische Nutzung bewerten zu können, müssen Bewertungsfaktoren auf gemeinsamer geografischer Zuordnung gefunden werden. 438 Kreise in Deutschland bieten eine gute Vergleichbarkeit, da diese statistisch vergleichsweise gut erfasst sind. Die zur Attraktivitätsbestimmung relevanten einzelnen Standortfaktoren, sowie deren Gewichtung werden letztlich von den Investoren bzw. den Nutzern von Logistikimmobilien bestimmt. Unterschiedlichste Parameter können eine Standortentscheidung positiv oder negativ beeinflussen. Dreierlei zusammenfassende Faktoren gilt es dabei zu unterscheiden, die für jeden Kreis dargestellt und indiziert werden können. Die Abbildung zeigt, wie sich letztlich ein Indexwert der Attraktivität von Logistikstandorten auf Kreisebene ermitteln lässt. Sie stellt ebenso die Gewichtung und die Detailtiefe der Einzelfaktoren dar. Abbildung 1: Attraktivitätsindex Angebotsfaktoren: Standortentscheidungen hängen in erster Linie von den Angeboten der einzelnen Kreise ab. Hierzu zählen vor allem infrastrukturelle Angebote des Standortes, wie die Anbindung an Autobahn, an Flug-, See- und Binnenhafen oder an Schiene bzw. multimodale Umschlagsmöglichkeiten. Zur Angebotsseite der Standorte zählen zudem Kostenaspekte, wie Miet-, Lohn- oder Grundstückspreise. Letztlich ist vor allem die strategische Lage des Standorts von Bedeutung. Nachfragefaktoren: Unternehmen streben bei der Standortentscheidung vor allem strategisch langfristige Ziele an. Dies bedeutet nachhaltige Standortattraktivität bei gleichzeitig günstigen Kosten. Logistikdienstleister achten darauf, dass der Standort auch Auftragspotenziale nach dem »Erstauftrag« bietet. Dies lässt sich am deutlichsten an der Industriedichte bzw. am Besatz der regionalen verladenden Wirtschaft feststellen. Wo diese hoch ist, ist die Wahrscheinlichkeit von zusätzlichem standortbezogenem Wachstum hoch. Verlader suchen die Nähe zu ihren Kundenmärkten. Im Handelsbereich sind dabei die Ballungsräume von besonderer Attraktivität für die Logistik. Managementfaktoren: Hier spielen vor allem »weichere« Faktoren eine Rolle. Die Faktoren bewerten, inwieweit eine Region »offen« für Logistikansiedlungen ist, bzw. ob diesbezügliches Know How angeboten wird. Nach wie vor zählt die Logistik nicht überall zu den wünschenswerten Ansiedlungsbranchen. Auch logistikspezifische Aus- und Weiterbildungsbildungsmöglichkeiten erhöhen die Attraktivität von Logistikstandorten. Die folgende Abbildung zeigt sowohl die Ergebnisse aus Attraktivitätsindex, als auch aus Intensitätsindex. Überall dort wo beide Werte einen festgelegten Grenzwert überschreiten, kann von einer Logistikregion gesprochen werden. Durch die Bewertung und die Gewichtung der Einzelfaktoren auf Basis öffentlich zugänglicher Statistiken (soweit wie möglich) kann für alle Kreise Deutschlands ein Attraktivitätswert generiert werden. Das Ergebnis zeigt sich in der folgenden Abbildung: Abbildung 3: Logistikregionen in Deutschland Die Attraktivität ist hier auf Kreisebene grau hinterlegt. Die Intensität ist den gelb/roten Einfärbungen auf 5stelliger Postleitzahlebene zu entnehmen. Überall dort wo Attraktivitätsindex und Intensitätsindex einen Index-Grenzwert überschreiten kann man von einer TOP-Logistikregion sprechen. Abbildung 2: Logistik-Attraktivität in Deutschland Vor allem die Ballungsräume schneiden hier durch ihr attraktives wirtschaftliches Umfeld positiv ab. Hier entstehen kontinuierlich logistische Aufträge. Ebenfalls zeigen sich Knotenpunkte an strategisch wichtigen Achsen mit guter Infrastruktur und/oder multimodalen Umschlagsmöglichkeiten hoch attraktiv (u.a. Bad Hersfeld, Ulm). 2.2 Intensität von Logistikstandorten Der Attraktivitätsindex zeigt vor allem das theoretische Potential von Logistikstandorten. Allerdings gibt er keinerlei Informationen darüber, wie erfolgreich der Standort für Logistikansiedlungen tatsächlich ist. Dieser Aufgabe kommt der Intensitätsindex nach. Hier werden anhand einer Datenbank mit mehr als 5.000 Einzeleinträgen die gebauten Quadratmeter Logistikflächen fünfstelligen Postleitzahlgebieten zugeordnet. So kann letztlich nahezu auf Gewerbegebietsebene ermittelt werden wo in Deutschland wieviel Quadratmeter gebaut wurden. Insgesamt gibt es in Deutschland 18 TOPLogistikregionen: – Berlin/Brandenburg – Bremen – Donau – Hamburg – Hannover – Kölner Bucht – Leipzig/Halle – Mitte »D« – Mittleres/Östliches Ruhrgebiet – München – Münster/Osnabrück – Niederrhein (Duisb., Düsseldorf) – Nürnberg – Rhein-Main – Rhein-Neckar – Saarland – Schwaben – Stuttgart Wie bereits erwähnt lassen sich nun zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten ableiten. So fällt bspw. auf, dass am Standort Göttingen bislang kaum Logistikansiedlungen zu verzeichnen waren. Dies war primär der fehlenden Autobahnverbindung in Richtung Osten geschuldet. Diese Verbindung wurde nun geschlossen, wodurch der Standort deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Keine Überraschung ist, dass es kaum nennenswerte Ansiedlungsverdichtungen abseits der Autobahnen gibt. Vielmehr zeigen sich starke Verdichtungen vor allem an Autobahnkreuzen. Die Auswertung der Daten deutet darüber hinaus deutlich auf eine Abwanderung der Logistik aus den Stadtgebieten in die umliegenden Speckgürtel hin. Gerade Berlin mit den umliegenden GVZ ist hierfür ein gutes Beispiel. Grundsätzlich zeigt sich, dass die Logistik auch in dezentralen Lagen eine attraktive Ansiedlungsbranche darstellt und damit zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. 3 Logistikstandort ist nicht gleich Logistikstandort - Differenzierte Betrachtung einer heterogenen Branche Die 18 TOP-Logistikregionen lassen sich nur schlecht in ein Ranking überführen. Wer dies tut vergleicht letztlich wieder »Äpfel mit Birnen«. Denn ein Interessent für den Logistikstandort Hamburg wird sich wohl kaum auch für den Standort Bad Hersfeld interessieren oder umgekehrt. D.h. die Standorte stehen nur bedingt im Wettbewerb. Für strategische oder für die Drittverwendung ausgerichtete Logistikimmobilien werden je nach Logistikkonzept Standortfaktoren wie die Anbindung an mehrere Verkehrsträger, die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, die Bevölkerungsdichte und Wirtschaftsstruktur der Region oder eine aktive Ansiedlungsunterstützung durch Wirtschaftsförderer und Logistikinitiativen u.v.m. teilweise sehr unterschiedlich gewichtet. Je nachdem welche Aufgabe die Immobilie im Logistikprozess des Nutzers einnimmt, kommt diesen Standortfaktoren bei der Standortwahl eine unterschiedliche Bedeutung zu: Die folgende Abbildung zeigt fünf Standorttypen der Logistik, die grundsätzlich voneinander unterschieden werden müssen. Top Standorte für diese einzelnen Typen stehen folglich wiederum sehr wohl in einem Wettbewerbsverhältnis. Typ 1: »Import« [Orientierung: Quelle] Logistikimmobilien an »Import«-Standorten dienen dem gebündelten Import von in Übersee produzierten Gütern und deren großräumiger Verteilung über mehrere Länder hinweg. Besonders stark gewichtet wurden bei diesem Typ vor allem die infrastrukturellen Aspekte wie Nähe zum Seehafen oder die Möglichkeit zum Containerumschlag. Besonders geeignet für den Ansiedlungstyp »Import« sind vor allem die infrastrukturstarken Regionen mit Seehafenanbindung Hamburg und Bremen. Bei dieser Betrachtung zeigt sich ein Küsten- und Hinterlandgürtel von Duisburg über Emden, Bremen und Hamburg bis nach Rostock. Darüber hinaus erhielten die Regionen ein positives Ergebnis, die über notwendige Kombiterminals verfügen und somit den Containerumschlag auch im Hinterland abbilden können. Auch Standorte mit Binnenhäfen wie Duisburg oder mit internationalen Flughäfen wie Frankfurt und Leipzig/Halle mit hohen Mengen- bzw. Frachtvolumina sind hier an der Spitze. Nischenanbieter, da lediglich bei diesem Ansiedlungstypen attraktiv, ist hier beispielsweise die Region Rostock. Typ 2: »Zentrale Distribution« [Orientierung: Senke] Bei diesem Ansiedlungstyp, der zentral in Zielregionen distribuiert, sind vor allem Autobahnknotenpunkte von besonderer Relevanz. Hannover eignet sich als zentraler Standort für Norddeutschland, die Region Ulm für die Belieferung in Süddeutschland. Die Regionen in der geografischen Mitte Deutschlands mit Bad Hersfeld und Göttingen sowie dem Gürtel von Rhein-Main bis nach Leipzig/Halle stellen attraktive Alternativen für die zentrale Distribution Gesamtdeutschlands dar. Zentrale Lagen für Warenverkehre nach Südosteuropa bieten Nürnberg und München. Kaum Relevanz hat bei diesem Ansiedlungstyp die Logistiknachfrageseite. Sicherlich sind vorhandene Ballungsräume und Industrieansiedlungen von Vorteil, jedoch nicht entscheidend. Da die attraktiven Regionen dieses Ansiedlungstyps primär außerhalb der Ballungszentren lokalisiert sind, also folglich bei Ansiedlungsentscheidungen nicht immer sofort im Fokus der Investoren sind, ist es umso wichtiger für diese Regionen, aktives Logistikstandortmarketing aufzubauen, um am Markt sichtbar zu sein. Die Region Erfurt, die in den letzten Jahren – auch durch attraktive Logistikansiedlungen – verstärkt auf sich aufmerksam gemacht hat, stellt für diesen Typen eine interessante Alternative dar. Typ 3: »Regionale Distribution«: [Orientierung: Senke] Hohe Kaufkraft und hohe Einwohnerdichte, folglich der vorhandene Ballungsraum, sind beim Typ »Regionale Distribution« die Argumente für eine Logistikansiedlung. Hauptsächlich Handelsunternehmen aus dem Bereich »Food«, die ihre Filialen versorgen, sind die Hauptadressaten. Die bekannten Ballungsräume sind hier das gesamte Ruhrgebiet, Berlin, Hamburg, München, die Kölner Bucht, Rhein-Main, Stuttgart und Rhein-Neckar, aber auch die Regionen Nürnberg, Hannover und Bremen sind für diese Investitionen interessant. Die dezentralen Lagen fallen dabei folglich stark ab, da hier keine ausreichende Nachfrage erreicht wird. Im Gegensatz zu Typ 2 sind Logistikimmobilien an Regional-Standorten für die Versorgung nur eines Ballungsraumes zuständig. Diese kleinräumige Distribution bietet sich besonders bei zeitkritischen Gütern an. Typ 4: »Produktion« [Orientierung: Quelle] Auch bei diesem Typ ist die Logistiknachfrage der entscheidende Faktor. Im Gegensatz zum Typ »Regionale Distribution«, bei dem die Ansiedlung an den Gütersenken, also den Kunden ausgerichtet ist, orientiert sich der Produktionstyp an der Industriedichte, folglich der Herkunft bzw. der Quelle der Güter. Die hohe Industriedichte gibt beim Typ »Produktion« den entschiedenen Ausschlag. Vor allem Industriehochburgen in Süddeutschland, Rhein-Main und NRW sollten bei diesem Ansiedlungstyp im Fokus der Investitionen liegen. Auch Standorte, die bisher weniger berücksichtigt wurden, wie Braunschweig/Wolfsburg, das Saarland, Halle/Leipzig, Dresden, Heilbronn, Schwaben (Ulm & Augsburg) sind interessante Alternativen. Die Methodik der 5 Typen ermöglicht es durch eine Umgewichtung der Faktoren jeweils spezifische Karten zu kreieren. Standorte haben dadurch die Möglichkeit ihre Tauglichkeit für unterschiedliche logistische Aufgaben zu prüfen. Anschließend ist es möglich deutlich fokussierter auf potentielle Investoren und Nutzer zuzugehen oder identifizierte Schwachstellen zu beheben. Ebenso haben Unternehmen die Möglichkeit die Faktoren hinsichtlich ihrer spezifischen Anforderungen zu gewichten, um sehr individuelle Standortoptionen passgenau zu identifizieren. Die einzelnen Karten für die fünf Standorttypen können der Studie »Logistikimmobilien in Deutschland – Markt und Standorte« entnommen werden. Aufgabe der Logistik, der hierfür errichteten Immobilien ist die Ver- bzw. Entsorgung eines oder mehrerer Standorte der produzierenden Industrie. Um eine möglichst schnelle Anlieferung von Produktionsteilen und Abholung von Fertigwaren zu gewährleisten, ist die Nähe zu diesen Produktionsstandorten von großer Bedeutung (z.B. Produktionslogistisches Zentrum eines Automobilherstellers). Auf Basis der beschriebenen Untersuchung und durch zahlreiche Gespräche mit Unternehmen aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistungswirtschaft wurden einige wichtige Trends erkannt, die in besonderem Maße auf die Zukunft von Logistikstandorten auswirken. Aus Sicht der Autoren werden sich folgende Logistikstandorte in Zukunft positiv entwickeln: Typ 5: »Strategischer Netzwerk-Logistikstandort: Für den Ansiedlungstyp »Netzwerk« spielen neben einer guten, möglichst multimodalen Verkehrsinfrastruktur auch »weiche« Faktoren wie das Image eines Standorts als Logistikregion oder eine gut ausgeprägte örtliche Logistikbranche eine entscheidende Rolle. Die eigene Präsenz an diesen renommierten Standorten kann Wachstums- und Synergiepotenziale für Logistikinvestoren erschließen. Am besten schneiden hier die Knotenpunkte der deutschen Verkehrsinfrastruktur, wie Hamburg, Berlin, Frankfurt a.M., Nürnberg oder München ab. Die strategisch günstige Lage im Verkehrsnetzwerk Europas lässt aber auch den Raum Nordhessen, Hannover, das Ruhrgebiet und das Saarland als attraktive Standorte erscheinen. Das hohe Potenzial für die Logistikbranche in diesen Regionen sollte, falls nicht bereits geschehen, gezielt durch eine aktive Vernetzung der verschiedenen Interessengruppen Logistikwirtschaft, Politik und Bildungsträger gefördert werden. Diese Logistikimmobilien dienen als Umschlagspunkte und Schnittstellen zwischen den Nah- und Fernverkehrsrouten eines Transportnetzwerks. Steht die Erweiterung oder Verdichtung dieses Netzwerks im Vordergrund der Standortentscheidung, wird besonders auf eine gute Verkehrsinfrastruktur und die Nähe zu anderen Logistikdienstleistern geachtet. Übliche Immobilien diesen Typs sind kleinere Umschlagsanlagen(z.B. Depot eines Stückgut-Spediteurs), teilweise auch mit technischer Ausstattung (z.B. Sortieranlagen). Standorte nahe der großen Ballungsräume, da diese kaum verlagerbar sind. D.h. zum einen, dass dort eine konstante Konsum-Nachfrage besteht, die für die Logistik sichere Aufträge bedeuten. Davon profitieren vor allem KEP (Kurier-, Express-, Paket-Dienstleister) und die Konsumgüterlogistik für den Einzelhandel. Allerdings ist in diesen Bereichen auch ein entsprechend enger Wettbewerb der Logistikdienstleister zu beachten. 4 Logistikstandorte der Zukunft Standorte die von wachsenden/neuen Güterströmen profitieren, da diese für viele Unternehmen strategische Planbarkeit bedeuten. Zum einen werden die Güterflüsse in Deutschland weiter zunehmen, Absatz-und Produktionsmärkte sind in Bewegung Zum anderen interessieren sich bereits heute steigende Zahl von Unternehmen zunehmend für die Häfen im Mittelmeerraum, um durch kleinere Feederverkehre die längere Strecke um die iberische Halbinsel bis zu den ARA-Häfen oder den deutschen Nordseehäfen Bremen und Hamburg zu sparen. Neue europäische Einfallstore werden zukünftig entstehen. Von den neuen Logistikketten werden vor allem Standorte im Süden Deutschlands profitieren, die hier infrastrukturell gut erschlossene Verteilerknoten anbieten können. Standorte, die noch Hidden-Champions sind und sich stark fokussieren, da diese konkrete Unternehmensanforderungen besonders gut abbilden können. Gute Beispiele gibt es hier genügend: Bad Hersfeld konnte sich in der Vergangenheit in der Nische für zentrale Logistikstandorte sehr gut positionieren. Auch Göttingen hat für diesen Markt beste Ausgangsmöglichkeiten. Auch der Bereich Schwaben, der sich stark auf die Produktion fokussiert und Leipzig/Halle, wo nach wie vor der Frachtflughafen für Logistikansiedlungen sorgt können hier genannt werden. Standorte, die sich im Bereich Nachhaltigkeit frühzeitig glaubhaft positionieren können, da dieser Trend nicht umkehrbar ist. Im Gegenteil: Unternehmen sind immer stärker gezwungen CO2-Bilanzen und Nachhaltigkeitsberichte nachzuweisen. Lieferketten werden sich unter diesem Druck ändern. Schließlich wird alles was diese Öko-Bilanzen positiv beeinflusst von Unternehmensseite zukünftig an Bedeutung gewinnen. Zukünftig und bekanntermaßen etwas langsamer als die Unternehmen werden deshalb auch ganze Logistikstandorte und –parks das Thema Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil für sich erkennen, wenn es darum geht Alleinstellungsmerkmale für potentielle Ansiedler herauszuarbeiten. Der ursprüngliche Synergiegedanke der Güterverkehrszentren (GVZ) wird dabei sicherlich eine Renaissance erleben und neben ökomischen ServiceKooperationen (gemeinsame Staplerpools, Personaleinrichtungen oder Entsorgungslösungen) auch nachhaltige, umweltschonende Lösungen beinhalten, wie bspw. gemeinsame Nutzung von Biogasanlagen. Gerade in bereits bestehenden Logistikstandorten oder GVZ liegen deshalb noch deutliche Potentiale der Nachhaltigkeit. Realisiert In Bau und Planung bzw. Dienstleis- Abbildung 4: Logistikprojekte der ECE Industries und Logistics Autor: Alexander Nehm Die im Artikel teilweise vorgestellten Ergebnisse sind Bestandteil der Studie »Logistikimmobilien in Deutschland – Markt und Standorte«, die 2009 von der Fraunhofer SCS 2009 veröffentlicht wurde. Die Fraunhofer SCS berät Unternehmen und Standorte darüber hinaus bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien. Neben der Realisierung einzelner Projekte erarbeitet ECE Industries & Logistics zusammen mit seinen Kunden darüber hinaus die Konzeption von Masterplänen, bei der Standorte und große Werksareale hinsichtlich Erweiterungsmöglichkeiten, Teilbarkeiten, Teilrückzügen, Umnutzungen und Veräußerungen überprüft werden. 5 Ein Logistikstandort mit Zukunft hängt insbesondere von folgenden Kernfaktoren ab: Logistikstandorte der Zukunft aus Sicht eines Projektentwicklers / Investors 1. Aufbauend auf den zuvor dargestellten Ergebnissen und Untersuchungen stellt sich für einen Entwickler und Investor die Frage, welche Logistikstandorte nachhaltig sind – im Sinne von langfristig abgesicherten Investments und damit verbundenen stabilen Rückflüssen. Die ECE Industries & Logistics entwickelt seit über 40 Jahren Industrieund Logistikimmobilien für ausgewählte Kunden an langfristig investitionssicheren Standorten. Die fast 500.000 qm Logistikflächen, die dabei realisiert wurden, befinden sich überwiegend in den Regionen, die gemäß den Fraunhofer-Untersuchungen zu den 18 TOP-Regionen in der Bundesrepublik gehören. Erfüllung der Anforderungskriterien des Kunden Dies bedeutet zunächst die Sicherstellung der langfristigen, flexiblen, wirtschaftlichen und effizienten Nutzungsmöglichkeit durch den Kunden und mögliche Nachnutzer. Ferner gehört dazu eine größtmögliche Flexibilität im Logistikprozess, in der Arbeitsplatzgestaltung, der Zuund Abwegung, Erweiterungs- und Teilbarkeitsszenarien sowie eine effiziente und nachhaltige Gebäudebewirtschaftung. 2. Einhaltung der Anforderungskriterien an einen etablierten Makrostandort Hierzu gehört aus Sicht eines Entwicklers ein Standort möglichst innerhalb der zuvor aufgeführten 18 TOPRegionen in Deutschland sowie die selbstverständlich passende Verkehrsträgerinfrastruktur, auskömmliches Planrecht für größtmögliche Ausnutzung und Flexibilität, uneingeschränkte 24-h-Nutzung sowie ein hinreichendes Arbeitskräfteangebot. Üblicherweise sind diese Faktoren an den etablierten Makrostandorten gegeben. 3. Erfüllung der Anforderungskriterien für den Mikrostandort Hier zählen die unmittelbar für die Projektrealisierung relevanten Eckdaten, wie insbesondere Größe und Zuschnitt des Grundstückes, Preis und Erschließungskosten, Baugrund sowie weiteres Bebauungs- und Erweiterungspotenzial. 4. Erfüllung der flexiblen Gebäudeanforderungen Ein nachhaltiger Logistikstandort setzt zwingend einen wirtschaftlichen und effizienten Zuschnitt des Gebäudes voraus. Hierzu zählen insbesondere Teilbarkeiten, flexible Einzelnutzungen und Erweiterungsmöglichkeiten sowie klassisch drittverwendungsfähige Gebäudeausstattungen / Merkmale, wie insbesondere - Hallenhöhe von ca. 10 bis 12 m, Stützenraster von mindestens 12 x 12 m, Bodenbelastung von mindestens 5 t / qm, min. 1 Laderampe pro 1.000 qm, 5 – 10 % Büroanteil, ESFR-Sprinklerung, ausreichende Tageslichtzufuhr zur Senkung des Energieverbrauches, ausreichende Dämmung des Gebäudes. Darüber hinaus sollten durch moderne Haus- und Heiztechnik die Betriebskosten weitest möglich reduziert werden, um somit das Gebäude langfristig nachvermietungsfähig zu gestalten. 5. Erfüllung der Mietvertragsanforderungen Langfristige Investments in Logistikstandorte setzen stabile und sichere Mietverträge voraus. Diese werden insbesondere gesichert durch bonitätsstarke Mieter, mittel- bis langfristige Mietverträge, volle Indexierung zur Sicherung des Werterhaltes für den Vermieter, Tragung der umfänglichen Betriebskosten durch den Nutzer / Mieter sowie eine marktübliche Mietsicherheit. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Logistikstandorte der Zukunft sowohl von der Makro- und Mikrolage, als auch von der Konzeptionierung des Grundstückes und Gebäudes sowie von der Stabilität des Erstmieters und der Nachmieter abhängig sind. Nur der Zusammenklang aller Faktoren ermöglicht ein nachhaltiges und gesichertes Investment in Logistikimmobilien für Projektentwickler und Investoren. Aus Sicht eines Kapitalgebers hängt die Zukunftsfähigkeit eines Standortes und seiner Nutzung davon ab, ob ein Zeitraum von mindestens 10, besser 15 oder 20 Jahren, gesichert erscheint. Schärfstes Kriterium hierfür ist die Fragestellung, ob alle an einem Projekt Beteiligten sich mit ihrem eigenen Kapital an einer Projektierung beteiligen würden. Wenn dies von allen Beteiligten bejaht und im Zweifelsfall auch praktiziert wird, ist dies ein sehr hoher Gradmesser für einen langfristig zukunftsfähigen Logistikstandort und ein gesichertes Investment. Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen TAXIBOT – INFRASTRUKTURELLE UND LOGISTISCHE HERAUSFORDERUNGEN BEIM SCHLEPPEN VON VERKEHRSFLUGZEUGEN ZUM STARTPUNKT --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Alexander Stern Lufthansa Engineering & Operational Services, Frankfurt (Main) LEBENSLAUF Dipl.-Ing. Alexander Stern Lufthansa Engineering and Operational Services Geschäftsführer Lufthansa – Basis 60546 Frankfurt-Flughafen Telefon: +49 69 696 2522 Telefax: +49 69 696 6416 E-Mail: alexander.stern@lht.dlh.de 1977 Absolvierung Grundwehrdienst 1979 Studium Allgemeiner Maschinenbau an TU Darmstadt 1984 Trainee der Lufthansa in Frankfurt im Technischen Kundendienst der Flugzeugwartung. Anschließend Team- und Gruppenleiter in der Produktionsplanung und Steuerung für die Basiswartung in Frankfurt. 1991 Assistent des Lufthansa Technik Vorstands 1993 Übernahme der Leitung der Betriebsplanung der Wartungsstationen innerdeutsch und weltweit. 1995 Leitung der die Produktionsplanung und Steuerung der Flugzeugmuster B747, B777, A300 und A310 im Geschäftsbereich Flugzeugwartung. 2000 Übernahme des Bereiches Flugzeugwartung der Station Frankfurt. 2005 Leiter der Flugzeugwartung Langstrecke, verantwortlich für die Instandhaltung der Typen A330, A340-300 und A340-600. 2008 Technischen Geschäftsführer der Lufthansa Engineering and Operational Services. Verantwortlich für die Entwicklung/ Beschaffung von Spezialwerkzeugen/ -fahrzeugen, die Gerätewartung, Personen-transportdienste und das Flugzeugschleppen. TAXIBOT – INFRASTRUKTURELLE UND LOGISTISCHE HERAUSFORDERUNGEN BEIM OPERATIONELLEN SCHLEPPEN VON VERKEHRSFLUGZEUGEN Dipl.-Ing. Alexander Stern 1 Einleitung Der internationale Luftverkehr ist durch ein stetiges Wachstum gekennzeichnet. Mobilitätsbedürfnisse und die globale Vernetzung von Wirtschaftsräumen beschleunigen diesen Trend. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Effizienz der benötigten Infrastruktur und Systeme. Flughäfen in Ballungsregionen sind baulich limitiert und unterliegen extrem langwierigen Entwicklungsprozessen. Politik und Gesellschaft fordern den Einsatz von umweltfreundlichen Technologien zur Sicherung der Lebensqualität in den Regionen. Airlines bemühen sich, den Einsatz der Flugzeuge über eine höhere tägliche Nutzung, effizientere Flug- und Bodenprozesse sowie Produktoptimierungen dem schärferen und globalen Wettbewerb zu begegnen. Flugzeughersteller, Infrastrukturbetreiber und Bodengerätehersteller sind mit diesen Veränderungen ebenso konfrontiert und stellen sich der Aufgabe, diese investitionsintensiven Technologien und Verfahren zu optimieren. Extrem vernetzte und voneinander abhängige Strukturen erfordern eine integrative Vorgehensweise. Verbände, Allianzen und andere Kooperationsformen sind nötig, um die Veränderung zu ermöglichen. Externe Faktoren, wie steigende Treibstoffpreise oder Umweltauflagen motivieren zu einer Beschleunigung dieser Entwicklung. Rollzeiten am Boden insbesondere zur Startposition, die sogenannte Taxizeit, sind ein weiteres Merkmal effizienter Infrastruktur. Je nach Taxizeit liegt der Treibstoffverbrauch eines Langstreckenflugzeuges zwischen 200 kg und 700 kg. Die Einflussgrößen auf die Taxizeit sind Wegstreckenlänge, Streckenführung (Kreuzungsverkehr, Kurvenfahrten), Rollgeschwindigkeit des Flugzeuges (auf 32 km/h limitiert) und die Wartezeit bis zur Startfreigabe. 1.2 Herausforderungen Start- und Landebahnen internationaler Flughäfen verfügen über Längen zwischen 4 und 5 km, sodass die Wegstrecken von der Abfertigungsposition zum Startbahnkopf in einer gleichen Größenordnung liegen. 1.1 Merkmale der Infrastruktur Große Start- und Landebahnsystem in Deutschland ermögliche 50 bis 70 Flugbewegungen pro Stunde. Die Anflugverfahren sind weitgehend treibstoff- und emissionsoptimiert. Ein in den internationalen Gremien behandeltes Floating Verfahren im Anflug fokusiert Einsparungen von 150-600 kg CO2 pro Anflug. Zu Verkehrsspitzenzeiten und im Falle von ungünstigen Wetterlagen oder flugsicherungsbedingten Engpässen können die Wartezeiten bis zur Startfreigabe um den Faktor 3-4 ansteigen. Während der gesamten Rollzeit bewegt sich das bis zu 400 Tonnen schwere Flugzeug durch die Schubkraft der eigenen Triebwerke vorwärts und verursacht Treibstoffemissionen, Lärm und Kosten. An bestimmten Verkehrsflughäfen kalkulieren die Piloten deshalb mehrere Tonnen Taxifuel (inkl. Sicherheitsmarge) ein. 1.3 Idee Lufthansa hat bereits in den frühen 90er Jahren die Idee des Dispatch Towing, das heißt des Schleppens von flugfertigen Flugzeugen nach der Abfertigung hin zum Startpunkt erprobt. Hierzu wurden mit der Firma Krauss Maffei die ersten stangenlosen Flugzeugschlepper mit entsprechendem Leistungsvermögen gebaut und zur Einsatzreife entwickelt. Diese Flugzeugschlepper haben sich in ihrer Bauart bis heute durchgesetzt und ermöglichen höchst effiziente Schleppvorgänge. Der Einsatz von Flugzeugschleppern für das Dispatch Towing scheiterte allerdings an zwei Punkten. Fehlende Einflussmöglichkeit des Flugzeugführers auf das Schleppgespann: luftrechtlich beginnt der Flug nach dem das Flugzeug die Abfertigungsposition verlässt. Ab diesem Moment übernimmt der Flugkapitän die alleinige Verantwortung für das Flugzeug und der Flugzeugführung. Durch die fehlenden Kontrolle beim Flugzeugschlepp, fehlte bislang die Akzeptanz der Cockpitbesatzung Hohe Krafteinleitung am Bugfahrwerk: Beschleunigen und Bremsen eines vollbesetzten Flugzeuges mit einem Schlepper führt zu einer großen Belastung der Flugzeugstruktur. Speziell das "leicht" gebaute und ohne Bremsen ausgestattete Bugfahrwerk wäre hierbei hohen Belastungen ausgesetzt. Folge wären sehr hohe Instandhaltungskosten für Fahrwerk und Flugzeugzelle gewesen. Zwei Jahrzehnte später: Steuerungs- und Messtechniken, sowie die Leistungsfähigkeit von Fahrantrieben sind so weit entwickelt, dass eine Kooperation aus Unternehmen, mit Hintergrund aus der Robotik, sowie dem Bau- und Betrieb von Flugzeugschleppern, die Idee des Dispatch Towing technisch neu bewertet, als operativ möglich und angegangen wurde. Lufthansa Engineering and Operational Services (LEOS) ist als Konzerngesellschaft seit vielen Jahrzehnten im Bodenbetrieb Experte für Schleppen ohne Schleppstange. Sie ist in der Entwicklung von Dispatch Towing stark beteiligt. In Zusammenarbeit mit Israel Aerospace Industries (IAI) hat sie das erste durch den Piloten gesteuerte Flugzeug-Transport– System entwickelt, das keinerlei Umbau des Flugzeugs erfordert. Unter der Kontrolle des Flugkapitäns und ohne laufende Triebwerke, wird das Flugzeug zur Startbahn geschleppt. Dies mindert die Triebwerkslaufzeiten, den Rollkraftstoffverbrauch, den Lärm und letztendlich die Luftverunreinigung. Um die Funktionsfähigkeit des Taxibot-Systems vorzuweisen, modifizierte Israel Aerospace Industries einen Stangenlosen Schlepper der Lufthansa LEOS mit ihrem patentierten Ankoppelsystem. Praktischen Erfahrungen konnten Piloten der Lufthansa und von IAI mit einer Boeing B747 in Dunsfold und mit einem Airbus A340 in Toulouse sammeln. Die Funktionsfähigkeit wurde hierbei bewiesen und die Akzeptanz der Piloten bestätigt. Abbi l du ng 1: Tax i Bot währ end des Er pr oben i n Duns f ol d (S ept 2009 bi s März 2010). 1.4 Praxistest Lufthansa LEOS wird dem SESAR-Programm - Single European Sky ATM Research - ein funktionierendes Demonstrationsmodell mit dem Namen Taxibot bereitstellen. Beim SESAR-Projekt werden optimale Flugverläufe - von “Gate to Gate“- an realen Linienflügen simuliert. Alle Durchläufe, vor dem Start, während dem Flug und nach der Landung, werden optimal gesteuert und bevorzugt behandelt. Die hierbei gewonnen Erkenntnisse über Kraftstoffverbrauch und Zeiten sollen helfen, Flugverläufe zu optimieren. Während diesem Programm, sollen erstmalig die Vorteile durch Dispatch Towing im Echtbetrieb bestätigt werden. Die Hauptvorteile des patentierten Taxibot-Prinzips sind: – – – – – – Verminderter Rollkraftstoffverbrauch Reduzierte Bugfahrwerkbeanspruchung Steuerung während des gesamten Rollbetriebs durch den Pilot Unverändert wahrgenommenes Fahrverhalten des Flugzeugs für den Piloten Den Piloten ist das System transparent Keine Modifikation des Flugzeuges 2 Technische Beschreibung 2.1 Das Lenken des TaxiBots Der Pilot lenkt das Bugfahrwerk wie gewohnt über das Steuerrad (Tiller) im Cockpit. Das Bugfahrwerk, eingespannt auf einer frei drehbaren Drehkreutzlattform, erkennt über Sensoren den Lenkwinkel und überträgt diese Information an die 4-Radlenkung des Taxibots. Durch die Zeitnahe und exakte Übertragung der Daten, entwickelt der Piloten das selbe „Gespür“ wie beim normalen Lenken des Flugzeuges. Abbi l du ng 3: Di e Pl at tf or m kann hi n u nd her pen del n. 3 Das Bedienen des TaxiBots 3.1 Push Back Der Push Back, d.h. das Herausdrücken des Flugzeuges aus einer Abfertigungsposition erfolgt durch den Schlepperfahrer gemäß des normalen Verfahrens für stangenlose Push-BackSchlepper: – – – – Abbi l du ng 2: Das Bugf ahr we r k wi r d an ei ner fr ei dr ehbar en Dr ehkr euz pl at t f orm gekl emmt. 2.2 Das Beschleunigen und das Bremsen des TaxiBots Der Fahrantrieb vom Taxibot ähnelt dem Automatikgetriebe eines PKW´s. Er zieht ständig leicht vorwärts, vergleichbar wie der Schub der Düsentriebwerke im Leerlauf. Der Pilot muss die Flugzeugbremsen betätigen, um Rollen zu vermeiden. Löst der Pilot die Bremse, wird dies von den Sensoren in der Drehkreuzpendelplattform erfasst. Der Taxibot fährt langsam an und beschleunigt. Zum Reduzieren der Fahrgeschwindigkeit, oder zum Anhalten, betätigt der Pilot die Flugzeugbremse. Taxibot passt sich hierbei automatisch der Bremsgeschwindgkeit an. Dadurch werden Bremskräfte am Bugrad vermieden und die Flugzeugstruktur entlastet. – Deaktivierung der Bugfahrwerkshydraulik und Ankuppeln des Schleppers Kommunikationsverbindung zwischen dem Pilot und dem Fahrer herstellen Bugfahrwerk aufnehmen und in der Plattform des Schleppers verspannen Flugzeug in die Rollrichtung ausrichten und Push Back durchführen Deaktivierung der Bugfahrwerkshydraulik entfernen 3.2 Rollbetrieb Der Schlepperfahrer übergibt die Steuerung des Taxibots an den Piloten indem er aus dem „Fahrermodus“ in den „Pilotsteuerungsmodus“ schaltet. Nach dem Lösen der Feststellbremse am Flugzeug hat der Pilot die volle Kontrolle über den Taxibot und führt das Rollen wie gewohnt aus. Die einzigen Unterschiede sind: – Alle Triebwerke sind ausgeschaltet – kein Kraft-stoffverbrauch – kein Lärm – keine Luftverunreinigung – Vermeidung von Schäden am laufenden Triebwerk durch eingesaugte Fremdkörper (so genannte FOD) – Die Hilfsturbine im Heck des Flugzeuges (APU) versorgt alle nötigen Flugzeugsysteme mit Energie (elektrisch, hydraulisch, pneumatisch). Während des Rollens des Flugzeugs verbleibt der Schlepperfahrer ohne Eingriff auf die Steuerungen in der Fahrkabine des Taxibots. 3.3 Triebwerkstart Flugzeugtriebwerke benötigen ca. 3 Minuten Warmlaufzeit, bevor die maximale Startleistung abgefordert werden kann. Dieser Zeitraum ist erforderlich, um den Verschleiß gering und das Leistungsvermögen hoch zu halten. Bei optimalem Betrieb sollten die Triebwerke kurz vor oder während der Abkoppelvorgangs des Flugzeugs gestartet werden. 3.4 Das Abhängen des Flugzeugs vom TaxiBot Der Flughafenbereich zum Abkuppeln des TaxiBots vom Flugzeug sollte im Idealfall nahe am Startbahnkopf und in einer Fläche liegen, wo es den normalen Verkehrsfluss nicht beeinträchtigt, z. B. in den Enteisungsflächen. Der finanzielle Anreiz für die Fluggesellschaften besteht darin, dass die Kosten für das Taxiing bei maximal gleichen Prozesszeiten und abhängig vom Treibstoffpreis um bis zu 50% reduziert werden können. Nach dem Erreichen des Trennbereichs in der Nähe des Startbahnkopfes finden folgende Teilprozesse statt: – Der Pilot legt die Flugzeugfeststellbremse an – Der Pilot fordert den Schlepperfahrer auf, aus dem „Pilotmodus“ in den „Fahrermodus“ zu schalten. – Der Schlepperfahrer setzt das Flugzeug ab – Der Schlepperfahrer entkoppelt das Kommunikationsgerät – Der TaxiBot fährt zum Betriebszentrum zurück Gleiches gilt für Geräusch- und Abgasemissionen. Hier ist von Bedeutung, dass sich die Luftverkehrsgesellschaften der IATA in Copenhagen zur Beibehaltung bzw. Reduktion der CO2 Emissionen erklärt haben und somit die Effizienz des Taxibot-Konzeptes weitere Bedeutung erhält. 4 Potenziale Die Vorlauf- und Entwicklungskosten des Taxibotsystems sowie der spätere Betrieb wurden in verschiedenen Szenarien bewertet. 5 Aktueller Stand und Ausblick Die bedeutendsten Meilensteine des Projektes waren der Bau und die erfolgreiche Erprobung des "Demonstrators" durch Piloten sowie die Freigabe des Verfahrens durch Airbus. Der Prototyp absolviert derzeit ein umfassendes Testprogramm in Toulouse. Die Zulassung des Gerätes ist bis Jahresende geplant. Die Technologie ist dann einsatzreif. Der Gesamtprozess der Abfertigungs- und Rollverfahren wird im Rahmen einer Computer- Simulation durch die DLR sowie der Teilnahme an dem CESAR Programm zur Durchführung extrem "treibstoffoptimierter" Flüge bis zur produktionsreife weiterentwickelt. In 2011 soll der erste praktische Einsatz an einem internationalen Verkehrsflughafen erfolgen. Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen IDENTIFIKATION UND TRACEABILITY VON MOBILEN OBJEKTEN IN DER ALUMINIUMINDUSTRIE --------------------------------------------------------Dipl.-Phys. Michael Ließmann Aluminium Norf GmbH, Neuss LEBENSLAUF Dipl.-Phys. Michael Ließmann Aluminium Norf GmbH, Projektleiter RDIF-Projekte, Anwendungen SAP Koblenzer Str. 120 , 41468 Neuss Telefon: +49-2131-937 8551 Telefax: +49-2131-937 8897 E-Mail: Michael.Liessmann@alunorf.de 1987-2000 Tätig in der Chemieindustrie / Automobilzulieferer im Bereich Verfahrenstechnik, Anlagenbau und Instandhaltung Seit 2000 Tätig in der Aluminiumindustrie bei der Aluminium Norf GmbH mit Sitz in Neuss. Zuständig für die Planung und Dokumentation der Instandhaltungsprozesse und deren Abwicklung im SAP ERP. Weitere Informationen Projektleiter diverser Projekte zur Einführung und Einbindung von RFIDTechnologie in bestehende Produktions- und Instandhaltungsprozesse. IDENTIFIKATION UND TRACEABILITY VON MOBILEN OBJEKTEN IN DER ALUMINIUMINDUSTRIE Dipl.-Phys. Michael Ließmann 1 Schwerpunkte - Behälter-, Barren-, Kokillenverfolgung - Ortungssytem im Recyclingcenter - Anbindung von SAP - Nutzen der Systeme für Produktion und Instandhaltung 2 Problematik / Anwendung In der Lagerhalle des im November 2009 eingeweihten Schrottrecyclingcenters der ALUNorf GmbH mit Sitz in Neuss sollte ein System für eine intelligente chaotische Lagerverwaltung mit automatisierter Überwachung der Warenein- und Warenauslagerung installiert werden. Mit diesem System sollte es in Zukunft möglich sein, alle Einund Auslagerungen zeitnah und ortsbezogen zu erfassen und automatisiert in die Datenbank des Lagerverwaltungssystem einzutragen. Der grundlegende Ablauf im Betrieb sieht vor, dass der Staplerfahrer über sein BDE-Terminal einen angenommenen und durchgeführten Ein- oder Auslagervorgang per Knopfdruck an eine Lagerverwaltungssoftware „fertig“ meldet. Die Lagerverwaltungssoftware fragt daraufhin ein Ortungssystem ab, das die Koordinate und die Ausrichtung des Staplers und darüber die genaue Position der ein- bzw. ausgelagerten Ware ermittelt. Aus der Analyse der Anforderungen an das System ergaben sich zwei Lösungswege: sich. Das gilt natürlich entsprechend auch bei der Erweiterung des Systems auf weitere Flächen. Es wurde sich für die Entwicklung einer Hybridlösung entschieden, die in vordefinierten, kleineren Bereichen mittels eines optoelektronischen Identifikations- und Lokalisierungsverfahrens die geforderte Ortungsgenauigkeit sichert. Zur ganzheitlichen Analyse der Logistikprozesse im Unternehmen wird für die Lokalisierung von Gabelstaplern eine feldstärkebasierte Fingerprint-Ortung auf Basis von WLAN genutzt, die niedrige Investkosten gestattet. Der Vorteil der WLAN-Ortungsmethode liegt in der flexiblen Erweiterbarkeit. Das im Recyclingcenter eingemessene System kann ohne Mehrkosten auf andere Gebäudestrukturen übertragen werden, wenn in den zu beobachtenden Bereichen eine WLAN-Infrastruktur vorhanden ist. 3 Ausblick Die Entwicklungsarbeiten haben gezeigt, dass in der Kombination von funkbasierten und optoelektronischen Verfahren zur Identifikation und Ortung neuartige Systemlösungen entstehen, die speziell auf die hohen Kundenanforderungen eingehen und darüber hinaus ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis aufweisen. Die Nutzung von Virtual Reality Szenarien erzielt hohe Einspareffekte in der detaillierten Planung von Videosystemen, da nachträgliche Korrekturen in der Installationsphase weitestgehend wegfallen. Diese VR-basierten Planungstätigkeiten sind weiter zu standardisieren. - Einsatz eines klassischen funkbasierten UWBOrtungssystems - Entwicklung einer Hybrid-Lösung in der Kombination von optoelektronischen und funkbasierten Verfahren Der Einsatz eines klassischen UWB-Ortungssystems in einem solchen Umfeld erfordert eine sehr hohe Anzahl an Empfängerstationen, um die geforderte Genauigkeit in dem abzudeckenden Bereich zu gewährleisten. Diese hohe Anzahl der Empfänger liegt im metallischen Umfeld, das sich zum Teil auch noch über die Zeit verändert, begründet, da hier mit einer beachtlichen Anzahl an Reflektionen zu rechnen ist. Außerdem lässt die angegebene maximale Lagerhöhe von 3 Meter Verdeckungen der kleineren Gabelstapler erwarten, womit die bei UWBSystemen geforderte freie Sichtlinie zwischen Sender und Empfänger bei einer geringen Empfängeranzahl nicht gewährleistet werden kann. Eine hohe Anzahl der Empfängerstationen zieht hohe Anschaffungskosten nach Sequenz A – Effiziente Infrastrukturen FAM-TELESERVICE: VON DER IDEE ZUM STANDARD --------------------------------------------------------Dr.-Ing. Sergiy Kaverynskyy, Dipl.-Ing. (TU) Bernd Petermann FAM Förderanlagen Magdeburg LEBENSLAUF Dr. Sergiy Kaverynskyy FAM Förderanlagen Magdeburg Mitarbeiter Servicedienst Sudenburger Wuhne 47 39112 Magdeburg Telefon: +49 0391 63 80 607 Telefax: +49 0391 63 80 504 E-Mail: sergiy.kaverynskyy@fam.de 01.07.1994 Nationale Technische Universität „KhPI“, Kharkow, Ukraine Fakultät für Maschinenbau, Fachrichtung „Fördertechnik, Bau-, Straßenbaumaschinen und Ausrüstung“. 01.10.1998 Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Fakultät für Maschinenbau, Teilstudium am Institut für Fördertechnik, Stahlbau und Logistik (IFSL) Diplomarbeit, Abschluss als Dipl.-Ing. 01.09.1999 SIGMA Innovation Magdeburg Praktikum 01.01.2000 Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Fakultät für Maschinenbau, Teilstudium am Institut für Fördertechnik, Stahlbau und Logistik (IFSL) Promotion, Abschluss als Dr.-Ing. 01.01.2002 bis heute FAM Förderanlagen Magdeburg Mitarbeiter Servicedienst Schwerpunkt: Entwicklung Teleservice-Systeme FAM-TELESERVICE: VON DER IDEE ZUM STANDARD Dr. Sergiy Kaverynskyy, Dipl.-Ing. Bernd Petermann 1. FAM Magdeburg FAM Förderanlagen Magdeburg ist ein mittelständiges Unternehmen mit Hauptsitz in Magdeburg, das mit seiner weit in das 19. Jahrhundert zurückreichenden Historie auf eine lange Tradition als Hersteller fördertechnischer Systeme verweisen kann. FAM stellt schlüsselfertige Anlagen für die Gewinnung, Förderung, Lagerung, Zerkleinerung, Homogenisierung und Verladung von Mineralien, Rohstoffen und Gütern her. Das gerätespezifische FAM-Know-how erlaubt es, den kompletten Service der fördertechnischen Anlagen hinsichtlich der Wartung und Instandhaltung innerhalb effizienter Infrastrukturen anzubieten, zu organisieren und durchzuführen. So werden im Moment die Kunden weltweit vom Servicedienst aus Magdeburg betreut, mit spezifischen Ersatzteilen und aktuellen Informationen versorgt. Neben dem zentralen Service gibt es regionale Filialen, die sich um die landesspezifischen Projekte kümmern und die Inspektions-, Wartungs- und InstandhaltungsMaßnahmen nach Absprache mit der Service-Zentrale in Deutschland durchführen. Zu den größten Service-Organisationen innerhalb der FAMGruppe gehören: – – – FAM Anlagen-Service GmbH (Deutschland) mit der Zentrale in Peitz zur Betreuung mehrerer Kohlekraftwerke und Tagebaue; FAM Servicio Minera Spence (Chile), um den Integralen Service der Kupfermine Spence von BHP Billiton zu gewährleisten; FAM Servicio Minera Escondida (Chile) für den Integralen Service der Leach Pad Anlagen des Betreibers Minera Escondida Limitada. Auf diese Weise fungiert FAM für den Kunden nicht nur als reiner Anlagenlieferant, sondern auch als Lösungsanbieter, der seine Maschinen und Geräte selbstständig entwickelt und herstellt, weltweit montiert, in Betrieb nimmt sowie im Betrieb wartet und pflegt. Gebündelt durch die modernen Kommunikations-Technologien bleiben die weltweit aufgestellten Anlagen immer greifbar, so dass der Kunde jederzeit unterstützt und betreut werden kann. Im Rahmen der 15. Magdeburger Logistiktagung wird die Entwicklung des eigenen Teleservice-Portfolios und dessen Integration in das standardisierte Produktangebot des Anlagenherstellers vorgestellt. Teleservice-Leistungen sind heute ein fester Bestandteil der kompletten Dienstleistungspalette des Unternehmens und werden als eigenständige Produkte neben den Anlagen und Maschinen der FAM angeboten. 2. Teleservice-Idee Fernerbrachte Dienstleistungen, die unter dem Sammelbegriff „Teleservice“ / „Remote Service“ zusammengefasst sind, werden seit Ende des 20. Jahrhunderts intensiv diskutiert und sehr umstritten dargestellt. In einem sind aber alle Anbieter und Anwender einig: Teleservice eröffnet eine faszinierende Welt an neuen Möglichkeiten, die durch strategische Ausrichtung seitens der Anbieter auf die Kunden-Besonderheiten, sowie entsprechende Gestaltung und Nutzung des erarbeiteten Portfolios den wirtschaftlichen Erfolg vieler Unternehmen zunehmend mitbestimmt. Besonders im Bereich des konventionellen Maschinen- und Anlagenbaus werden diese Leistungen mit dem enormen Potential immer öfter angeboten und eingesetzt. Für FAM, als einen klassischen Anbieter von langlebigen Gewinnungs- und Transportsystemen, stand vor einigen Jahren die anspruchsvolle Aufgabe, durch neue Dienstleistungen die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, weitere Geschäftsfelder zu erschließen, die vorhandenen Servicefelder zu erweitern und sich durch entsprechend qualifizierte Angebote von Billiganbietern zu differenzieren. Die Erarbeitung eines Teleservice-Portfolios wurde als eine der strategischen Schwerpunkte innerhalb der FAM-Gruppe festgelegt. 3. Motivation und Vision Folgende unternehmensinterne Anforderungen wurden an die zu erarbeitende Lösung definiert: – – – – – – Beurteilung der Anlagenfahrweise im Gewährleistungszeitraum, Analyse des Anlagenzustandes durch automatische Erfassung von Maschinen- und Prozessdaten, Senkung der Reisekosten sowie schnellere Unterstützung im Störfall durch Nutzung von Kommunikationsmedien, Unterstützung einer zustandsorientierte Instandhaltung, Kundenbindung durch langfristige Serviceverträge innerhalb sowie nach dem Ablauf der Gewährleistungsperiode, Informationsakquisition aus der Produktnutzungsphase. 4. Von der Idee zum Standard Der Startschuss wurde im Jahr 1998 mit der Test-Installation im Kraftwerk Heyden in Nordrhein-Westfalen gegeben. Das Kraftwerk Heyden ist ein deutsches Steinkohle-Kraftwerk und eines von siebzehn Steinkohle-Kraftwerken des Betreibers E.ON AG. Für FAM stand die Erprobung der Datenaufnahme und der Kommunikationsstrecken, der Organisation und der internen Informationsverteilung im Vordergrund. Er wurde entschieden, folgende Arbeitsschritte zu gehen: – – – – – – Aufbau eines Pilotprojektes, Erprobung des Datentransfers, Datenverdichtung und Aufarbeitung der Daten, Auswertung und Nutzung der aufgenommenen Signale, Pilotprojekt-Analyse, Formulierung der Anforderungen zur Ausrüstung weiterer Projekte. leistungsfähige Servertechnik, spezielle Software zur Verbindungssicherheit und Schnittstellen-Problematik ermöglichen es, die Daten zu sammeln, zu speichern und zu übertragen. Nach dem Einrichten der Datenaufnahme mit der Kommunikation zwischen dem FAM-Stammhaus und dem Server im Elektro-Raum der Kraftwerks-Leitwarte ist allen Projektbeteiligten bewusst geworden, dass es in Zukunft primär um Untersuchungen in Richtung der tiefen Diagnose des laufenden Anlagenzustandes mit der Möglichkeit der Trenderkennung, Restlebensdauer-Prognose und Zustandsorientierung in der Wartung von Maschinen und Anlagen handeln wird. Nur die speziellen teil- oder vollautomatisch ablaufenden Auswertungen der gesammelten Daten erlauben eine umfassende begleitende Anlagendiagnose durchzuführen und dem Wartungspersonal entscheidende Hinweise zu erforderlichen Instandhaltungsaktivitäten zu geben. Ohne diese Aufgaben wandeln sich die Daten rasant zu einem Daten-Friedhof und werden nie wieder angefasst und benutzt. Folgende generelle Schlussfolgerungen konnten nach der Pilotprojekt-Analyse formuliert werden: – – – – Ab b i l d u n g 1 : F AM - L ag e rp l a tz g e rä te Kra ftw e rk He yd e n Teleservice wird Bestandteil intelligenter DienstleistungsKonzepte. Teleservice wird multimedial und erlaubt parallele Übertragung von Daten, Videos und Sprache. Teleservice wird Werkzeug zur Begleitung der Anlage über den gesamten Lebenszyklus. Teleservice wird zum Standardangebot im Service von Schüttgut-Großanlagen gehören. Die Aufgaben des aufgebauten Systems umfassten: Genauso wurden auch die Probleme der neuen Dienstleistungsstrategie erkannt. – 5. Herausforderungen beim Einsatz von Teleservice – – – – – – Langfristige Erfassung und Speicherung aller Signale aus den Anlagensteuerungen durch die Installation eines Datensammlers in der Anlagenähe. Aufbau einer sicheren Fernverbindung ins Kraftwerk und Datentransfer per ISDN. Visualisierung des aktuellen Gerätezustandes. Generierung der Alarme, Hinweise und Empfehlungen im Ergebnis der Regel-Definition einzelner Anlagenparameter und deren Zusammenstellungen. Analyse des Anlagenbetriebes durch Erfassung von Betriebsstunden und Schaltzyklen einzelner Baugruppen und Bauteile. Detaillierte Recherche der Störungsursachen im Störfall durch die Erfassung und Auswertung aller relevanten Anlagenparameter zum Zeitpunkt der Störung sowie die Vorhistorie, um die Signal-Entwicklung nachzuvollziehen. Optimierung der Steuerungssoftware durch den autorisierten Fernzugriff auf die Steuerung. Alle geplanten Aktivitäten wurden erfolgreich realisiert. Zu den ersten Erkenntnissen gehörte damals u.a. die Feststellung, dass die Technik eine untergeordnete Rolle im Aufbau der zukünftigen Teleservice-Projekte spielen wird. Elektronische Telekommunikations-Technologien, Teleservice bringt, trotz des grundsätzlich festgestellten Nutzens, auch Herausforderungen mit sich. Sie sind einerseits für die Anlagenhersteller und andererseits für ihre Kunden, die Betreiber der Anlagen, aufzuzeigen. Nachfolgend sind die die wichtigsten erwähnt, mit denen die FAM im Rahmen der Konzept-Entwicklung konfrontiert wurde. – Organisation Es sind die organisatorischen Veränderungen zu analysieren und auszuwerten, die beim Servicegeber unternehmensintern erforderlich sind. Umfassende und interdisziplinäre Kompetenzen sind von allen Beteiligten (beim Anbieter sowie beim Kunden) zu bringen bzw. werden vorausgesetzt. Neue Qualifikationsprofile für Servicemitarbeiter (Sprachen, Kundenumgang) sind erforderlich. Auch geringe Erfahrungen mit Dienstleistungen müssen kompensiert werden. Das Angebot der speziellen Auswertungen oder einer Zustandsanalyse aus der Ferne stellt enorme Anforderungen an das eingesetzte Personal und birgt auch die Risiken einer Falschhandlung in sich, da der visuelle Kontakt zum Produktionsprozess oder zur Maschine oftmals komplett fehlt. Es wird auch befürchtet, dass es durch Teleservice zu einem Verlust an persönlichen Kontakten und Vor-Ort-Erfahrungsverlust kommen kann. Die Interdisziplinarität der Anforderungen und hohe Kooperationsintensität zwischen allen UnternehmensBereichen, beginnend mit der Projektierung bis zur Montage und Inbetriebnahme, erschweren die standardmäßige Einführung von Teleservice. – Teleservicefähigkeit der Maschinen An dieser Stelle sind Auf- und Umrüstungsmaßnahmen an bestehenden Maschinen und evtl. auch auf dem Umfeld zu erwähnen, die aufwendig oder gar technisch unmöglich sind, um das gezielte Niveau der Fernkommunikation zu erreichen. Oft sind Neuentwicklungen von Steuerungen und Bauteilen notwendig. – Akzeptanz und Vermarktung Ab b i l d u n g 2 : Kom p a k t-Sch a u fe l ra d b a gg e r b ei m Ab ba u d e s a u sg e la u g ten Ku p fe re rz e s (M i ne ra Ma n to ve rd e , Chile) In den Jahren 2006 und 2007 hat FAM zwei weitere chilenische Minen Spence und Escondida nicht nur hinsichtlich der Projektierung, Fertigung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der kompletten Tagebau-Ausrüstung, sondern auch für den integralen 24x7-Service und fest installierten Teleservice-Einsatz gewonnen. Geringe Akzeptanz von Teleservice seitens potentieller Anwender gehört zu den Herausforderungen, die durch gezieltes Marketing und Aufklärungsarbeit gelöst werden können, z.B. durch die Erhöhung der System-Transparenz sowie Darstellung komplexer Zusammenhänge in den technisch-informationellen Beziehungen zwischen den Teleservicepartnern. Die Immaterialitätseigenschaft erschwert es zusätzlich dem Servicegeber, den Nutzen bzw. Mehrwert von Teleservice dem Betreiber zu vermitteln. Die Lösung ist die Strategie, im Rahmen einer langfristig konzipierten Zusammenarbeit zwischen den Serviceparteien den Anwendern die Sicherheit vor missbräuchlicher Ausnutzung von z.B. sensiblen Anlageninformationen, bestimmten Ereignissen oder Kennzahlen zu geben. Der Kunde fühlt sich „beobachtet“, unsicher und lässt oft generell keine Fernzugriffe in die internen Netzwerke zu. 6. FAM-Teleservice in Chile Nach der Analyse der Pilot-Installation und erkannten Problemstellen wurde ein FAM-Teleservice-Konzept erstellt, in dem man einzelne Entwicklungen und Komponenten in Form von Leistungspaketen gebündelt hat, die standardmäßig zu jedem Projekt im Vertrieb als ZusatzPosition angeboten werden. Dieses Konzept wurde im Jahr 2003 im chilenischen Tagebau Minera Mantoverde des Kunden Anglo American erfolgreich umgesetzt. Zum Teleserviceumfang gehörten 6 Anlagen, deren Steuerungen via Internet angesprochen werden konnten, eine permanente Datenaufnahme mit der Anbindung an ein Instandhaltungs-Managementsystem und weitere Teleservice-Komponenten, wie fest installierte Schwingungsüberwachungssysteme, elektronische Ersatzteilkataloge und eine Online-Projekt-Dokumentation, die per Fernzugriff weltweit verfügbar waren. Ab b i l d u n g 3 : Au fh al d u n g ssyste m (M i ne ra Sp e nc e , Chile) Zum Einsatz kamen neben den bewährten Komponenten die Thermographie-Inspektionen, mobile SchwingungsMessungen, kundenspezifische Web-Portale, umfangreiches Berichtswesen und der Aufbau eines Service-Netzwerkes mit entsprechenden Sicherheits-Mechanismen, damit die ondemand-Unterstützung seitens des Stammhauses reibungslos funktioniert. Ab b i l d u n g 4 : Wel tw e i te E rre ic h b a rk e i t de r F AM Se rv i c e -Stü tz p un k te Das Teleservice-Portfolio ist flexibel aufgebaut. In Abhängigkeit vom Projektinhalt, Installationsort sowie vorgegebenen Rahmenbedingungen werden die Lösungen: – – – – – Ab b i l d u n g 5 : Th e rm o g ra p h i eb i l d e i n e s B a n d a n trie b -E l ek tro m o to r s (M i n e ra Sp e nc e, C h i le ) zur Anlagenüberwachung und Diagnose, zur Unterstützung der Anlageninstandhaltung, zur Versorgung des Betreibers mit den Ersatzteilen, zur Anlagendokumentation und Schulung, zum Berichtswesen und Knowledge Network angeboten. Am Ende sichert ein gesunder Mix der sinnvoll kombinierten Leistungen den Erfolg in der AnlagenBetreuung und Senkung der Instandhaltungskosten. 7. FAM-Teleservice 2010 Die FAM wird ihr Angebot an Dienstleistungen in den nächsten Jahren weiter ausbauen und entwickeln. Das Dienstleistungs-Portfolio wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Im Mittelpunkt aller Veränderungen steht weiterhin der Kunde. Nur wer seine Produkte und Dienstleistungen kundenorientiert entwickelt und präsentiert, wird sich erfolgreich gegenüber dem Wettbewerb differenzieren können. Für den Erfolg einer Dienstleistung ist es wichtig, dass die Prozesse und Potenziale der Leistungen systematisch geplant und entwickelt werden. Für die Servicequalität ist das Erkennen der Kundenanforderungen eine entscheidende Grundlage. Mit der systematischen Entwicklung und Erweiterung des Teleservice-Portfolios hat FAM eindeutig den Nerv der Zeit getroffen. Das Teleservice-Tätigkeitsfeld des FAM-Servicedienstes im Jahr 2010 umfasst das Konzipieren, Projektieren, Implementieren und Inbetriebnehmen komplexer (Fern)Überwachungssysteme sowie die Unterstützung bei ihrem Betrieb und ihrer Anwendung, das Erarbeiten der Kundenlösungen für die Instandhaltung und die Durchführung von Messungen zur Analyse des Anlagenzustandes während der flexiblen Service-Einsätze. Ab b i l d u n g 7 : Sc hw i n gu n g sme ssu n g am Ha mm e rb rec h e r (So to , Sp a n i e n ) Ab b i l d u n g 6 : Be i sp i e l d e r B ed i e n ob e rfl äc h e e i n e s e l e k tro n i sc h e n E rsa tz te il - Ka ta l og e s (F AM -i n te rn e Da rste l l u n g ) 8. Organisatorischer Ausblick Sehr gute Servicequalität mit einem breiten Spektrum an Dienstleistungen für einen angemessenen Preis ist die langfristige Strategie der FAM-Service-Organisation. Diese Strategie wird als Differenzierungsstrategie betrachtet. Hier steht das Angebot qualitativ hochwertiger Produkte und Dienstleistungen im Vordergrund, die sich gegenüber dem Wettbewerb durch einen hohen Zusatznutzen auszeichnen. Die konventionellen Dienstleistungen, wie Montage, Inbetriebnahme, Ersatzteildienst, Beratung, Wartung, Reparatur und Inspektion stellen derzeit eine große Bedeutung für die FAM-Gruppe dar. Die Bedeutung dieser traditionellen Dienstleistungen wird auch in der Zukunft sehr groß bleiben. Bestehende Kunden von FAM kennen dieses Angebot, da sie es ständig in verschiedenen Varianten in Anspruch nehmen. Erweiterte Dienstleistungen, wie Teleservice, Thermographie, Schwingungsüberwachung, E-Dokumentationen, weltweiter Remote Access auf die Steuerungsprogramme haben die Aufgabe, den Nutzen der konventionellen Dienstleistungen und des Sachproduktes für den Kunden zu erhöhen. FAM vergrößert sein Angebot an erweiterten, wissensintensiven und produktferneren Dienstleistungen und wandelt sich so in einen aktiven Anbieter von Dienstleistungen, wobei gilt, dass nicht die Zahl der angebotenen Dienstleistungen, sondern die Qualität und die Funktionalität dieser auf das Projekt und den Kunden zugeschnitten, entscheidend ist. Ein genereller Trend geht zu einer Erreichbarkeit des Servicedienstes von 24 h und 7 Tage in der Woche. Diese Erreichbarkeit wird von den Kunden im Bereich der industriellen Dienstleistungen sehr oft gewünscht. FAM-Service intensiviert die Anstrengungen in diesem Bereich und untersucht die Lösungen zum Aufbau eines Service-Portals und ServiceHelp-Desk-Systems. – Virtuelles Training Diese Art der Kundenschulung erlaubt es, prozedurale Fertigkeiten ohne Störung der laufenden Produktion zu vermitteln, personengefährdende Abläufe zu simulieren, Fehlerszenarien zu trainieren und noch nicht realisierte oder aufwändige Prozesse zu analysieren. In Richtung aktiver Vermarktung der FAM-Dienstleistungen wurden die Anforderungen der Kunden untersucht und mit den derzeit eingesetzten Medien verglichen. Fazit: Die Kunden fühlen sich sehr oft nicht ausreichend über die Dienstleistungen informiert und es besteht eine Differenz zwischen den eingesetzten und den gewünschten Medien. Drei aus Kundensicht wichtige Marketinginstrumente sind der Newsletter, ein Service-Flyer und die Darstellung von Referenzen. 9. Technischer Ausblick Qualitativ neue Erkenntnisse im Anlagenservice bringen neue Technologien und Messwerkzeuge, mit deren Hilfe das Bedien-, Wartungs- und Instandhaltungspersonal mit Informationen unterschiedlichster Natur versorgt wird, um die Einsatz-Entscheidungen schnell und sicher zu treffen. Diese Informationen sind in der modernen Zeit fast zu 100% digital vorhanden und können weltweit ohne großen Aufwand übertragen werden. Das Vorhandensein solcher Quelldaten stellt eine ideale Basis für das Angebot und die Erbringung der Teleservice-Leistungen. FAM bleibt ständig am Ball, verfolgt die aktuellen Entwicklungen, evaluiert das praxisorientierte Potential und setzt diese weltweit ein. Im Weiteren werden einige Beispiele zu den aktuellsten Forschungsrichtungen aus den Bereichen der Messtechnik und der Software dargestellt: – Akustische Zustandsanalyse mit dem Ziel, Ursachen und Wirkungszusammenhänge von betriebsbedingten Geräuschemissionen der Anlage zu analysieren und zu dokumentieren. Ab b i l d u n g 9 : Vi rtu e ll e r Si m u la to r e i n e s k o n ti n u i e rli c he n Sc hiffse n tl a d e rs (F AM -i n te rn e Da rste l l u n g ) Im Moment laufen die Untersuchungen zum handlungsgerichteten Einsatz im Bereich der Endoskopie und optischer Überprüfung an Bauteilen mit Bildkommunikation. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch die zunehmende Digitalisierung, weltweite Vernetzung und grenzenlose Kommunikation immer wieder neue Problemstellungen und Einsatzfelder der altbekannten sowie noch nie da gewesenen Technologien entdeckt werden. Bedingt durch den technischen Fortschritt und den ständigen Wandel der oft gesättigten Märkte mit starkem Preiswettbewerb ist die Entwicklung und Verbesserung von Dienstleistungen ein nicht endender Prozess. Ab b i l d u n g 8 : Vi su al i si e ru n g Ge rä u sc h e mi ssi o n a n L a g e rp la tz ge rä te n (M l a dá B o l e sla v , T sch ec h i sch e R e p u b l ik ) Sequenz B – Intelligente Logistik ANTIZIPATIVE VERÄNDERUNGSPLANUNG INTRALOGISTISCHER SYSTEME ALS BEITRAG ZUR WANDLUNGSFÄHIGKEIT VON PRODUKTIONSSYSTEMEN --------------------------------------------------------Dipl.-Wirt.-Ing. André Wötzel TU Dortmund PD Dr.-Ing. habil. Gerhard Bandow Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund LEBENSLAUF Dipl.-Wirt.-Ing. André Wötzel Lehrstuhl für Fabrikorganisation, Wissenschaftlicher Mitarbeiter TU Dortmund, Lehrstuhl für Fabrikorganisation Leonhard-Euler-Straße 5, 44227 Dortmund Telefon: +49 (0) 231/ 755 5770 Telefax: +49 (0) 231/ 755 5772 E-Mail: woetzel@lfo.tu-dortmund.de 03.01.1983 Geboren in Zwickau 01.09.1989 - 30.06.2001 Schulzeit mit Abschluss Abitur in Schneeberg 01.09.2001 – 31.05.2002 Ableistung des Grundwehrdienstes in Halle / Saale und Bad Frankenhausen 01.10.2002 – 31.03.2008 Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Dortmund mit dem Abschluss Diplom 01.11.2004 - 01.06.2006 Studentische Hilfskraft am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, Abt. Verpackungs- und Handelslogistik in Dortmund 01.08.2006 – 05.01.2007 Auslandssemester an der JAMK University of Applied Sciences in Jyväskylä, Finnland 01.08.2007 – 31.12.2007 Diplomand bei der AluNorf GmbH in Neuss Seit 01.04.2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fabrikorganisation in Dortmund. LEBENSLAUF PD Dr.-Ing. habil. Gerhard Bandow Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, Instandhaltungslogistik Fraunhofer IML Joseph-von-Fraunhofer-Straße 2-4, 44227 Dortmund Telefon: 0231 9743 188 Telefax: 0231 9743 77188 E-Mail: gerhard.bandow@iml.fraunhofer.de Jahrgang 1959 10/1978-09/1984 Studium der Allgemeinen Elektrotechnik an der Technischen Universität Dortmund, Abschluss Diplom 10/1984-06/1987 Software-Ingenieur bei der Krupp Atlas Elektronik GmbH in Bremen 07/1987-11/1988 Software-Ingenieur bei der Gesellschaft für Prozessautomatisierung mbH in Dortmund Seit 12/1988 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund 2001 Promotion 2009 Habilitation für das Fach „Industrielles Instandhaltungs- und Servicemanagement“ Seit WS 1999/2000 Lehrauftrag der TU Dortmund für die Vorlesung „Instandhaltungsmanagement I & II“ Seit 2005 Stellvertretender Leiter der Stipendiatenklasse „Instandhaltungslogistik“ der Graduate School of Production Engineering and Logistics an der Technischen Universität Dortmund (seit Oktober 2009 als Graduate School of Logistics weitergeführt) Seit 2008 Stellvertretender Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Forums Vision Instandhaltung e.V. Seit 2009 Mitarbeit im Curriculumsbeirat für den dualen Studiengang „Industrielles Servicemanagement“ an der Fachhochschule Dortmund ANTIZIPATIVE VERÄNDERUNGSPLANUNG INTRALOGISTISCHER SYSTEME ALS BEITRAG ZUR WANDLUNGSFÄHIGKEIT VON PRODUKTIONSSYSTEMEN Dipl.-Wirt.-Ing André Wötzel, PD Dr.-Ing. habil. Gerhard Bandow 1. Einleitung Heutige Produktionssysteme stehen vor der Herausforderung, schlecht prognostizierbare, dynamische Marktbedürfnisse bei einem permanent wachsenden Wettbewerbsdruck zu beherrschen. Produktionssysteme müssen daher wandlungsfähig sein. Unter einem Produktionssystem wird dabei nach Eversheim (1992: S. 2058ff) eine »technisch, organisatorisch (und kostenrechnerisch) selbstständige Allokation von Potentialund Mittelfaktoren zu Produktionszwecken« verstanden. Zu solch einem gehören nicht nur Elemente zur Herstellung eines oder mehrerer Produkte, sondern vor allem auch die Planung und Steuerung der Produktionsprozesse inklusive der damit verbundenen logistischen Prozesse. Diese beinhalten Transport und Lagerung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Halb- und Fertigteilen. Die logistischen Prozesse prägen das Logistiksystem, das aufgrund der unternehmensinternen Ausrichtung heute als 1 Intralogistiksystem bezeichnet wird. Produktions- und Intralogistiksystem stehen dabei in interdependenter Beziehung. Die dynamischen Anforderungen an ein Produktionssystem haben daher einen gravierenden Einfluss auf das zugehörige Intralogistiksystem (vgl. Dulliner 2000: S. 48). Als logische Konsequenz ist ein Forderungsgerechter Betrieb intralogistischer Systeme ebenfalls dynamischen Anforderungen unterworfen, die zu wechselnden Auslastungen von Kapazitäten führen (Figgener 2006: S. 26ff). Durch die unterschiedliche Nutzung der Kapazitäten entstehen Über- oder Unterlasten, die die geplante wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit eines Intralogistiksystems limitieren. Ziel muss es sein, die durch ein Produktionssystem induzierten, sich dynamisch verändernden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit eines Intralogistiksystems frühzeitig zu erkennen, um adäquate Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Auf diese Weise ist es möglich, den forderungsgerechten Betrieb von intralogistischen Systemen sicherzustellen. Zur Realisierung dieser Zielsetzung sind 1 Intralogistik: »Die Intralogistik umfasst die Organisation, Steuerung, Durchführung und Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses, der Informationsströme sowie des Warenumschlags in Industrie, Handel und öffentliche Einrichtungen« (Arnold 2006: S. 1). Simulationsmodelle erforderlich, die in der Lage sind, die unterschiedliche Nutzung der einzelnen Kapazitäten in 2 Abhängigkeit von der Systemlast abzubilden. Es bedarf einer nutzungsabhängigen Simulation, um aus ihren Ergebnissen den notwendigen Veränderungsbedarf abzuleiten und durch eine antizipative Veränderungsplanung wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen zur Systemanpassung zu ermitteln. Alternative Systemanpassungen sind dann wiederum mittels Simulation zu überprüfen, um zum einen die unter den gegebenen Rahmenbedingungen beste Lösung zu bestimmen und zum anderen eine Verkürzung der erforderlichen Implementierungszeit für die gewählte Lösung zu erreichen. So kann erreicht werden, dass die Wandlungsfähigkeit eines Produktionssystems nicht durch die mangelnde Wandlungsfähigkeit des zugehörigen Intralogistiksystems limitiert wird. 2. Wandlungsfähigkeit Als Wandlungsfähigkeit ist die Anpassung- und Entwicklungsfähigkeit über die Phasen der Lebenszyklen sowie aller Elemente eines Systems an veränderte Anforderungen definiert (i.A.a. Schenk, Wirth 2004: S.9). In diesem Kontext bedeutet (i.A.a. Schenk, Wirth 2004: S. 10f) Anpassungsfähigkeit – Flexibilität (Fähigkeit einer Anpassung von einer 3 oder mehreren Potentialklassen ), – Variabilität (zeitliche Anpassung an veränderte Anforderungen) und – Mobilität (räumliche Veränderung) und Entwicklungsfähigkeit – Agilität (Eigendynamik) und – Vitalität (Potential zur kontinuierlichen Verbesserung). 2 Systemlast: »Die Systemlast gibt die Menge von Leistungsobjekten an, die in einem Betrachtungszeitraum in einen Wirkraum (Netzwerk, Standort, System) zu definierten Zeiten (Zwischenankunftszeiten) und in definierter Anzahl (Pulklänge) eintreten« (Bernhard et al. 2007) 3 Potentialklassen nach (Kuhn et al.1995: S. 47) sind Personal, Fläche, Aufbauorganisation, Steuerung etc. (in Summe sind 17 Potentialklassen definiert). Auslöser für die Planung (Planungsanstöße oder Wandlungsauslöser) zur Ermittlung der notwendigen Wandlungsprozesse bei Produktions- bzw. Intralogistiksystem sind: – Systemlaständerung (neue Produkte, neue Menge, neues Sortiment etc.) – Kostendruck (Produktivität, Bestand, Kapazitätsauslastung etc.) oder – Leistungsveränderung (Servicegrad aller Art, Durchlaufzeiten, Termintreue etc.). Um ein Produktionssystem entsprechend dieser 4 5 determinierbaren oder schwer determinierbaren Planungsanstöße wandlungsfähig zu gestalten, existieren verschiedene Möglichkeiten, die die Führung, den Menschen, die Technik oder die Organisation eines Unternehmens betreffen (Westkämper et al. 2000: S. 24ff). Im Folgenden werden die genannten Planungsanstöße anhand des Gestaltungspunktes »Technik« - exemplarisch vorgestellt, da an diesem Beispiel der Einfluss der Wandlungsfähigkeit auf ein intralogistisches System besonders plakativ verdeutlicht werden kann. Eine Systemlaständerung kann beispielsweise die Erhöhung der Anzahl zu produzierender Produkte über einen längeren Zeitraum zur Folge haben. Das Produktionssystem muss dieser Änderung Rechnung tragen. Sind die vorhandenen Produktionsanlagen nicht in der Lage, die neue Produktionsmenge zu produzieren, führt der Produktionsmengenanstieg (zum Beispiel aufgrund der Erschließung eines neuen Marktes) zu einem Bedarf nach Investitionen in zusätzliche Anlagen. Das dazugehörige Intralogistiksystem muss dementsprechend die logistischen Prozesse anpassen. Eine größere Menge bedeutet, dass die Ver- und Entsorgung der einzelnen Produktionsstationen neu angepasst werden muss. Für die Neukonzeption bieten die 17 Potentialklassen des Dortmunder Prozesskettenmodells (Erhöhung der Pufferfläche, Neupriorisierung der Förderprozesse zwischen Quelle und Senke, neue Stetigbzw. Unstetigförderer etc.) einen bewährten Rahmen zur Identifikation und Verortung von Maßnahmen zum Wandel der Prozesse. Ein weiterer Wandlungsauslöser ist ein erhöhter Kostendruck auf ein Unternehmen. Dieser kann sich beispielsweise durch einen zu hohen Bestand im Lager bemerkbar machen. Ein zu hoher Bestand im Lager wird in einem Ganzheitlichen Produktionssystem als Verschwendung angesehen und indiziert meist eine Überproduktion von Produkten (vgl. Erlach 2007: S. 107). Möglichkeiten um Lagerbestände zu reduzieren, bieten unter anderem neue Logistikkonzepte, 4 Determinierbar: „vorhersagbare“ Engpässe / Über- oder Unterlasten (z.B. Ressourcenauslastung) sowie institutionelle Terminvorgaben (z.B. juristisch-rechtliche / vertragliche Vorschriften) (vgl. SFB 2010: S. 708). 5 Schwer determinierbar: schwer „vorhersagbare“ Störungen / Ausfälle (z.B. Ressourcenausfälle) sowie politisch, konjunkturelle Ereignisse / Katastrophen (z.B. Wirtschaftskrisen, Hallenbrand) (vgl. SFB 2010: S. 708). wie zum Beispiel Just-in-Time- oder Just-in SequenzLieferkonzepte. Eine Just-in-Time-Steuerung in einem bestehenden Intralogistiksystem zu etablieren, ist allerdings mit einem gewissen Wandlungsaufwand verbunden, der nicht zu unterschätzen ist. Eine Leistungsveränderung beispielsweise durch Änderungen der Durchlaufzeit stellt einen weiteren Wandlungsauslöser dar. Eine Durchlaufzeitverringerung kann als Reaktion auf eine veränderte Wettbewerbssituation auftreten. Um eine Verringerung der Durchlaufzeit eines Auftrages zwischen Quelle und Senke eines Unternehmens realisieren zu können, ist es notwendig die Produktionszeit sowie die Prozesszeit der Logistikprozesse zu optimieren. Eine mögliche Maßnahme bei intralogistischen Systemen kann eine Erhöhung der Fördergeschwindigkeit oder der Einsatz von mehr Personal bei Kommissionier- oder Palettierstationen bedeuten, die eine Änderung der Steuerung von intralogistischen Prozessen erfordern können. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass unter Wandlungsfähigkeit eine Systemeigenschaft zu verstehen ist, die ein System in die Lage versetzt, auf determinierbare oder schwer determinierbare Veränderungen effektiv und effizient zu reagieren. Eine innovative Möglichkeit, um proaktiv mit Veränderungen in intralogistischen Systemen umzugehen, ist das Dortmunder Konzept zur antizipativen Veränderungsplanung, mit dem auf eine Wandlung agiert werden kann (vgl. SFB 2010: S.704). 3. Antizipative Veränderungsplanung In der Literatur existieren verschiedene Lösungsansätze, die die Wandlungsfähigkeit von intralogistischen Systemen erhöhen. Beispiele, die an der Technik ansetzen, sind kleinskalige, multidirektionale Transportmodule (vgl. Overmeyer et al. 2010: S. 231ff), kleinskalige autonome redundante Intralogistiksysteme (Hippemeyer et al. 2009: S. 163ff) oder eine zellulare Fördertechnik (ten Hompel 2006). Diese technischen Innovationen werden heute bei der Planung von neuen intralogistischen Systemen berücksichtigt. Bestehende Systeme weisen solche technischen Möglichkeiten in der Regel jedoch nicht auf, wodurch der Bedarf für andere nicht technische Lösungsansätze steigt. Zusätzlich werden intralogistische Systeme in den Unternehmen lange genutzt. Üblicherweise werden sie für einen Planungshorizont von rund 20 Jahren konzipiert. Danach erfolgt eine Modernisierung, die oft auf eine Einsatzzeit von weiteren 15-20 Jahren zielt (Bandow et al. 2010: S. 383ff). Bei einer Anzahl von mehr als 10000 realisierten und betriebenen Intralogistiksystemen in Deutschland ist die Forderung nach Wandlungsfähigkeit entsprechend hoch (vgl. Dullinger 2000; S. 48f; Lange 2009). Eine Möglichkeit bestehende intralogistischen Systeme »wandlungsfähig« zu gestalten, bietet eine nutzungsabhängige Simulation zur antizipativen Veränderungsplanung. Nach Kuhn et al. (Kuhn et al. 2009: S. 136) ist darunter »das Vorhaben, künftige notwendige Umgestaltungsmaßnahmen in einem System, Standort oder Eine antizipative Veränderungsplanung ist ein methodisch, strukturiertes Vorgehen, welches mehrere Phasen (zum Teil iterativ) durchläuft. Abbildung 1 visualisiert die Phasen und die in den Phasen unterstützend eingesetzten Werkzeuge. Systemlast bestimmen Phasen Aktivitäten Geplante Aufträge Ungeplante Aufträge Werkzeuge Systemlastmodell Veränderungsbedarf bestimmen Veränderung planen Maßnahmen auswählen und überprüfen Engpässe ermitteln Veränderung umsetzen (Kostenfilter, Qualitätsfilter etc.) eine strukturierte Suche nach einer problemorientierten Lösung, welche sich in einem gewissen Flexibilitäts- und Leistungskorridor (vgl. Abbildung 3) befindet. 1 3 Leistung Netzwerk vorwegzunehmen [zu verstehen]. Sie umfasst Aktivitäten zur vorausschauenden Identifikation von zum Beispiel Kapazitätsänderungen in Logistik- oder Produktionssystemen sowie die Auswahl und Planung geeigneter Kompensationsmaßnahmen.« Als Basisgröße einer antizipativen Veränderungsplanung gilt die jeweilige antizipierte Systemlast. 2 Maßnahmen umsetzen und bewerten Simulationsmodell Maßnahmenfiltermodell Bewertungsmodell Abbi l du ng 1: Phas en un d Wer kz euge z ur anti zi pat i v en Ver änder ungs pl an un g (Uy gu n, Wöt z el 2009 : S . 1132 ). Zeit Legende: Das wesentliche Werkzeug einer antizipativen Veränderungsplanung ist die nutzungsabhängige Simulation eines intralogistischen Systems, der ein SimulationsRegelkreis-Modell zugrunde liegt (vgl. Abbildung 2). Erkenntnisse Modellierung Regelgrößen (betrachtete Leistungsgrößen) Systemlastparameter Reales Intralogistiksystem Simulationsmodell Störgrößen (Umwelteinflüsse) Parametrisierung, wenn möglich Kapazitätsdaten (Über- oder Unterlast) Experimentierbereich Führungsgrößen (Soll-Leistungsgrößen) Kapazitätsharmonisierung Regler (Maßnahmenselektion) Stellgrößen Parametrisierung Anpassungsmaßnahmen (kurz-, mittel- oder langfristig Abbi l du ng 2: S i mul ati ons -Regel kr ei s -Model l (v gl . Kuhn et al. 2009 : S. 138 ; Uy gun et al . 2009 : S. 273 ) Wie aus dem Modell ersichtlich ist, wird zu Beginn die Systemlast des zu untersuchenden Intralogistiksystems ermittelt, womit im Anschluss die Parametrisierung des Simulationsmodells (aktuelle und zukünftige Systemlast) erfolgt. Im Anschluss wird ein erster Simulationslauf durchgeführt, mit dessen Hilfe die Ergebnisse (Regelgrößen bzw. Führungsgrößen) der Simulation ermittelt werden können. Die anschließende Ergebnisauswertung des eingesetzten computerunterstützten Materialflusssimulators (Dosimis-3 der SDZ GmbH) erfolgt anhand von Graphiken und Tabellen. Mit Hilfe der Auswertungsfunktion des Simulators ist vom Anwender des Simulationsmodells frühzeitig erkennbar, ob und wo Handlungs- bzw. Veränderungsbedarf bei den Regelgrößen besteht. Wurde ein Handlungsbedarf identifiziert, sind im nächsten Schritt einer antizipativen Veränderungsplanung geeignete operative, taktische oder strategische ressourcen- oder kapazitätsbezogene Kompensationsmaßnahmen auszuwählen. Die Auswahl erfolgt mit dem sogenannten Maßnahmenfiltermodell (Uygun, Luft 2009: S. 213-231). Dieses Modell unterstützt durch seine verschiedenen Filter Obere bzw. untere Grenze eines Leistungskorridors Abbi l du ng 3: Ver s chi edene Lei s t ungs kor r i dor e über di e Zei t (Kuhn et al. 2009: S. 150) Die ausgewählte Kompensationsmaßnahme bzw. -maßnahmen werden mit dem Simulator auf ihre Eignung überprüft. Hierzu wird das Simulationsmodell entsprechend der ermittelten Lösung parametrisiert und der Simulationslauf erneut gestartet. Bei einem positiven Resultat der Simulation, d.h. die definierten Maßnahmen erfüllen die neuen Anforderungen, kann die Wandlungsmaßnahme realisiert werden. Wurde keine adäquate Lösung gefunden, werden weitere Maßnahmen mit Hilfe der nutzungsabhängigen Simulation auf ihre Wirksamkeit geprüft. Im Folgenden verdeutlicht ein Anwendungsbeispiel die praktische Umsetzung der theoretisch beschriebenen Vorgehensweise zur antizipativen Veränderungsplanung. 4. Anwendungsbeispiel In Abbildung 4 ist ein Intralogistiksystem entsprechend seiner vorliegenden Ausgangsituation (Ausgangsszenario) inklusive der zugehörigen technischen Spezifikationen (organisatorischen, technischen Daten) visualisiert. Die Dimensionierung des Simulationsmodells erfolgt in diesem Anwendungsbeispiel auf Basis von vorher festgelegten Rahmenbedingungen. Die Ausgangsituation stellt sich wie folgt dar: In den Wareneingang des Intralogistiksystem gehen zu verschiedenen Tageszeiten zum Einen sortenreine Paletten und zum Anderen Paletten mit drei verschiedenen Artikeln ein. Die sortenreinen Paletten werden direkt zum Palettenlager (statisches Lager mit Regalbediengerät) gefördert und eingelagert. Die Mischpaletten werden zuerst in die Depalettierstationen transportiert. Dort werden die Artikel sortenrein auf verschiedene Kleinladungsträger (KLT – 600x400x300 mm) verteilt. Die KLT werden anschließend in x x - 0,5 1 1 1 0,5 1 1 1 1 1 30 15 5 4 4 4 3 4 3 2 4 4 2 3 2 6 3 1 4 2 4 3 2 3 4 2 5 3 2 3 30 10 5 4 4 4 394 394 0,45 1 4 3 3 342 171 0,19 2 Flexibilität Bei dem vorliegendem Beispiel sind mit Hilfe des Maßnahmenfiltermodells (vgl. Abbildung 6) die Maßnahmen 6 Verklemmung oder Engpass – Begriff aus der Informatik Bedeutung Zieldreieck Eine Erhöhung der Systemlast im vorliegenden 6 Intralogistiksystem hat verschiedene „Deadlocks “ zur Folge. Ein Deadlock kann beispielsweise bei einer der Depalettierstationen identifiziert werden (vgl. Abbildung 5). Zusätzlicher Gabelhubwagen Neupriorisierung von Aufträgen 0,5 1 1 1 0,5 50 10 40 4 4 3 3 3 3 325 292 163 146 0,18 0,16 3 4 Q-Filter Abbildung 5: Zeitendi agramm einer Depalettierstation nach ei ner S ys t eml ast änder ung o K-Filter Zu Beginn der Betrachtung existiert ein computerunterstütztes Simulationsmodell, anhand dessen die Parameter (Regelgrößen) eines Intralogistiksystems bestimmt werden. Wenn ein Änderungsbedarf prognostiziert wird (Systemlasterhöhung), werden die entsprechenden Parameter in der vorhandenen Simulationsumgebung angepasst und neu simuliert. o o - Z-Filter Im weiteren Verlauf wird eine Systemlasterhöhung mit Hilfe des Simulations-Regelkreis-Modells (vgl. Abbildung 2) exemplarisch eingesteuert, um eine nutzungsabhängige Simulation zur antizipativen Veränderungsplanung zu verdeutlichen. - F-Filter Abbi l du ng 4: S i mul ati ons model l - Aus gangs model l o 1 1 1 1 1 Gewichtung Qualifikation rechtliche Voraussetzungen physischer Zustand psychische Einstellung Π Spezifische Flexibilität Kurze Umsetzungsdauer Beschaffungszeit Umsetzungszeit Auflösungszeit geringe Kosten Einführungskosten Anwendungskosten Auflösungskosten hoher Zielerreichungsbeitrag Prozessbeherrschung soziale Integrationsfähigkeit Belastbarkeit Σ Zieldreieck absolut relativ Rangfolge o o o zusätzlicher Mitarbeiter Ressourcen Prozess Struktur Lenkung akut chronisch Geschwindigkeitserhöhung Zusätzlicher Mitarbeiter Zusätzlicher Gabelhubwagen Neupriorisierung von Aufträgen I-Filter Maßnahmen Verlauf Problemart Die KLT werden bei Bedarf ausgelagert und zu den Kommissionierstationen transportiert, um dort die Artikel entsprechend der vorliegenden Aufträge zu kommissionieren bzw. zu palettieren, bevor die Paletten zum Warenausgang gefördert und mehrmals am Tag abtransportiert werden. Erhöhung der Fördergeschwindigkeiten, Einsatz eines zusätzlichen Gabelhubwagens (Wareneingang) sowie die Erhöhung der Taktzeit durch den „zeitbegrenzten“ Einsatz eines weiteren Mitarbeiters ermittelt worden, so dass diese genannten Maßnahmen (Stellgrößen) im Weiteren parametrisiert und simuliert werden. Geschwindigkeitserhöhung einem Kleinteilelager eingelagert, das mit zwei so genannten MultiShuttles als Fördertechnik ausgerüstet ist. Legende: I-Filter: Interdependenzenfilter; K-Filter: Kostenfilter; F-Filter: Flexibilitätsfilter; Q-Filter: Qualitätsfilter; Z-Filter: Zeitfilter „-“ limitierende Korrelation; „o“ neutrale Korrelation; „+“ unterstützende Korrelation Abbi l du ng 6: Abbl ei t un g v on Maßnahmen mi t H i l f e des Maßna hmenf i l t er model l s Nach einem erneuten Simulationslauf werden die Regel- mit den Führungsgrößen verglichen. Aus dem Ergebnis (vgl. Abbildung 7) des Simulationslaufs resultiert, dass die ermittelten Maßnahmen zur Kompensation des Engpasses gut geeignet sind. Dementsprechend werden diese Maßnahmen in die Realität umgesetzt. Abbi l du ng 7: Zei t endi agr amm - Depal et ti ers t ati on Das veränderte Simulationsmodell (vgl. Abbildung 8) repräsentiert nun das neue, veränderte System, das als Grundlage für die Ermittlung neuer Wandlungsbedarfe genutzt werden kann. Abbi l du ng 8: Ange pas s t es S imul at i ons model l mit Ber ücks i cht i gung v on o per at i v en Maßnahmen Das Beispiel hat veranschaulicht, dass die nutzungsabhängige Simulation zur antizipativen Veränderungsplanung sich durch folgende Charakteristika auszeichnet: – Präventiver und proaktiver Ansatz – Kontinuierliche Bewertung von Auswirkungen auf intralogistische Systeme – Kontinuierlicher Einsatz von Simulationsmodellen – Direkte Integration der Simulationsmodelle in die ITLandschaft eines Unternehmens. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die antizipative Veränderungsplanung einen ganzheitlichen Ansatz hinsichtlich Analyseobjekt und Funktionsumfang darstellt. 5. Fazit Unter einer antizipativen Veränderungsplanung kann wie im Beitrag aufgezeigt wurde, der Prozess verstanden werden, zukünftig notwendige »Wandlungen« eines Intralogistiksystems modellunterstützt zu analysieren und die abgeleiteten Veränderungsmaßnahmen entsprechend definierter Kriterien zu bewerten. Es stellt dadurch ein geeignetes simulationsunterstütztes Werkzeug dar, um die Wandlungsfähigkeit von Produktionssystemen ganzheitlich zu unterstützen. Wichtig bei der Betrachtung der Wandlungsfähigkeit von Produktions- und Intralogistiksystemen ist eine einheitliche und aktuelle Datenbasis. Nur dadurch ist eine »Wandlung« von Produktion und Intralogistiksystemen gegeben. Bei einem unterschiedlichen Datenbestand besteht das Risiko einer unterschiedlichen, nicht zielführende Wandlungen, so dass nicht adäquat auf eine zukünftig prognostizierte Situation problemorientiert agiert werden kann. Eine antizipative Veränderungsplanung kann bisher (Ende der ersten Phase des Sonderforschungsbereich 696, Teilprojekt C4) nur auf determinierbare Schwankungen angewendet werden. Zukünftig muss sie für schwer determinierbare Veränderungen eingesetzt werden können. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, wie Veröffentlichungen des Sonderforschungsbereiches 696 (Teilprojekt C3) zeigen, dass intralogistische Systeme bzw. deren Komponenten überdimensioniert und auf einen nutzungsgerechten und lebenszyklusorientiertes Niveau zu reduzieren sind (Bandow et al. 2008: S. 12ff; Wenzel, Bandow 2009: S. 142ff). Als logische Konsequenz entsteht somit die Notwendigkeit, z.B. Instandhaltungsmaßnahmen bei der Ableitung von Kompensationsmaßnahmen mit in die Betrachtung einzubeziehen. Dieses Beispiel verdeutlicht zusätzlich, dass die bisherige Systemlast nicht mehr nur als Durchsatz eines Intralogistik- bzw. Produktionssystems betrachtet werden kann, sondern auf die resultierende Nutzung der Systembereiche und -komponenten herunter gebrochen werden muss. Dies wird zukünftig die Forschung im Rahmen einer antizipativen Veränderungsplanung bestimmen. 6. Literatur Arnold, D. (2006): Intralogistik - Potentiale, Perspektiven, Prognosen, Berlin Heidelberg. Bandow, G.; Kohlmann, B.; Wenzel, S. D. (2008): Robustheit und Modernisierung - ein Widerspruch? Auslegung von Intralogistiksystemen. In: Modernisierungsfibel 2008 "Retrofit & Co." Bandow, G.; Wötzel, A. (2010): Modellierungsansätze zur antizipativen Veränderungsplanung in intralogistischen Systemen, in: Bandow, G.; Holzmüller, H. H. (Hrsg.): Das ist gar kein Modell - Unterschiedliche Modelle und Modellierungen in Betriebswirtschaftslehre und Ingenieurwissenschaften, Wiesbaden. Bandow, G.; Wenzel, S. D.; Köpcke, C. (2010): Reliability of Intralogistics-Systems - Oversizing or Maintenance, in: Proceedings of the 4th CIRP International Conference on Competitive Manufacturing, 03.-05.02.2010, Stellenbosch, Südafrika. Bernhard, J.; Hömberg, K.; Nagel, L.; Riha, I.; Schürmann, C.; Sieke, H.; Völker, M. (2007): Standardisierte Methoden zur Systemlastbeschreibung, in: Technical Report 07003 – SFB 559 „ Modellierung großer Netze in der Logistik“, Dortmund. Dullinger, K.-H. (2000): Logistik Leitfaden für die Praxis, Mönchengladbach. Erlach, K. (2007): Wertstromdesign - der Weg zur Schlanken Fabrik, Berlin Heidelberg. Eversheim, W. (1992): Flexible Produktionssysteme, in: Frese, E. (Hrsg.): Handwörterbuch der Organisation, Stuttgart. Figgener, O. (2006): Standards für die Intralogistik, in: Software in der Logistik - Marktspiegel – Anforderungen, Funktionalitäten und Anbieter in den Bereichen WMS, ERP, TMS uns SCM, München. Hippenmeyer, H.; Furmans, K.; Schönung, F.; Berbig, D. (2009): KARIS-Kleinskaliges Autonomes Redundantes Intralogistiksystem - Ein innovativer alternativer Ansatz für zukünftige Materialflüsse, in: VDI Berichte 2066 18.Deutscher Materialflusskongress, Düsseldorf. Kuhn, A.; Baron, C.; Bernemann, S.; Kaessler, J.; Manthey, C.; Wenzel, S.; Winz, G. (1995): Prozessketten in der Logistik - Entwicklungstrends und Umsetzungsstrategien, Dortmund. Kuhn, A.; Jungmann, T.; Bandow, G. (2007): Antizipative Veränderungsplanung - eine Simulationsaufgabe? In: Crostack, H.-A.; ten Hompel, M. (Hrsg.): 1. Kolloquium des SFB 696: Forderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen - Logistics on Demand, Dortmund. Kuhn, A.; Bandow, G.; Uygun, Y.; Wötzel, A. (2009): Grundmethodik der Antizipativen Veränderungsplanung intralogistischer Systeme - Eine theoretische Analyse, in: Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, 3/2009. Lange, E. (2009): Jungbrunnen für Lagertechnik, in: VDINachrichten 15/2009. Overmeyer, L.; Falkenberg, S.; Krühn, T. (2010): Kleinskalige, multidirektionale Transportmodule für den Einsatz in der Intralogistik, in: VDI Berichte 2094 - 19.Deutscher Materialflusskongress, Düsseldorf. Schenk, M.; Wirth, S. (2004): Fabrikplanung und Fabrikbetrieb – Methoden für die wandlungsfähige und vernetzte Fabrik, Berlin Heidelberg. Sonderforschungsbereich 696 - Anforderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen - Logistics on Demand, Zwischenbericht, Teilproject C4. ten Hompel, M. (2006): Zellulare Fördertechnik, in: eLogistics Journal, DOI 10.2195/LJ_Ref_ten_Hompel_E_042006. Uygun, Y.; Luft, N.; Wötzel, A.; Bandow, G.; Kuhn, A. (2009): Simulation-Based Improvement of Reliability of Intralogistics Systems, in: Proceedings of the 14th International Symposium on Logistics: Global Supply Chains and Inter-Firm Networks, Istanbul/Türkei. Uygun, Y.; Luft, N. (2010): Vorgehensmodell zur Maßnahmenselektion: Das Maßnahmenfilter-Modell, in: Bandow, G.; Holzmüller, H. H. (Hrsg.): Das ist gar kein Modell - Unterschiedliche Modelle und Modellierungen in Betriebswirtschaftslehre und Ingenieurwissenschaften, Wiesbaden. Wenzel, S., Bandow, G. (2009): Oversizing Or Maintenance Two Ways For Reliable Intralogistics-Systems, in: Proceedings of 14th Annual International Conference on Industrial Engineering - Theory, Applications & Practice, 18.21.10.2009, Anaheim, USA. Westkämper, E.; Zahn, E.; Balve, P.; Tilebein, M. (2000): Ansätze zur Wandlungsfähigkeit von Produktionsunternehmen - ein Bezugsrahmen für die Unternehmensentwicklung im turbulenten Umfeld, in: wt Werkstattstechnik 1,2/2000. Sequenz B – Intelligente Logistik OPTIMIERUNG DER INSTANDHALTUNGS-SUPPLY CHAIN UND DES ERSATZTEILMANAGEMENTS AUF BASIS EINER IT-PLATTFORM --------------------------------------------------------Dipl.-Wirt.-Ing. Arno Schmitz-Urban, Dipl.-Wirt.-Ing. Christian Fabry, Dipl.-Wi.Ing. Gregor Klimek FIR e. V., Aachen LEBENSLAUF !" # $%$$%&'(""$)%)*+#(,"-)(. /")0 $$)$"&)2"!)) 4- )$ 6 ") . ))&78 . ))&"978 :2"7"$%!";&<"")-) 6)%) 6 =6 6=6 $$)$"&)2"!))"#$%$$%&'(""$)%)* +#(,"-)(./")0>)))$)$%$"")) %-%$"&$))%<)$)+2"$)!"%,"-) (./") %--). "$"- "!)#$%$!))4-%?$$@$)" ?+A B ,-) . )"7:<?%))2)-)%C)"-%$!"$))4B2:&'% %-)$)2"!))"AB-)(./")0!)% C"$"")) 4"??"!)")D@$)E+F%"G$"")) ,02)?HE" +%@D"2"")),0("->))")@D$%"$ +I)"$2"")),%->2+$"-"%, b D$"#"!@ #$%$$%&'(""$)%)*+#(,"-)(./")0 $$)$"&)2"!)) 4-)$ 6 ") .))&78 .))&"978 :2"7$"&"!@;&<"")-) 6)%) 6 =6 6=6 $$)$"&)2"!))"#$%$$%&'#$%$$%&' (""$)%)*+#(,"-)(./")7>)) )$)$%$"")) %-%$"&$))%<)$) +#"%2"$)!"%,"-) (./") "!)%.)"7J:<?%))$)$)$%$?))$&' -):$")$?"%&>"$$))$))?$)/"-)$$@$)$K 4L)?"!)"-)M"@".)" C)$@")% .)"7J2"$$ D%$"4-%K %-)$)/&$?"&")?)%"$)"!-)(./")%- -)#$%$$%&'(""$)%)*-)(./") LEBENSLAUF E)H)? #()*0$$)$"&)2"!)) #$%$$%&'(""$)%)*"-)(./") 4-)$0 600") .))&78 .))&"978 :2"7E)H)?;&<"")-) $) %$!-%%()%$$"G)!)H)$C)!"->"-'?) 4"??%N$)&H"?)"%$+>))7I4%-)$C$", %-%-)$$"&$))%<)$)$"-)./H"$%)+#"%7 )))$"%, 4"??%!)G)2)- "EODHE+.)"74L)?"$$$) B")<)$), )?$%-))G?)!)#))E!/OD HE+>))74)$$?) %-I)"C)$E)$G&, $$$)-)$)C)))$!)"))2)-"00 +>))7 2")""%%-$!%, "!)"$%&'-%$)!))!$))%--%$))4-%? +4,H)"-)G)2)-" EODHE +.)"7H)9G$)-%)%%-4)$$?$))%!)-) :$"))?>))&)%""-C>"$$$)$&'D.))-) ")"C)C"), $$)$"&)2"!))"#$%$$%&'(""$)% +>))7)$)$%$"")), OPTIMIERUNG DER INSTANDHALTUNGSSUPPLY CHAIN UND DES ERSATZTEILMANAGEMENTS AUF BASIS EINER IT-PLATTFORM Dipl.-Wirt.-Ing. Arno Schmitz-Urban, Dipl.-Wirt.-Ing. Christian Fabry, Dipl.-Wi.-Ing. Gregor Klimek 1. Logistische Herausforderungen der Instandhaltungs-Supply Chain Einer der wichtigsten unterstützenden Bereiche industrieller Herstellprozesse ist die betriebliche Instandhaltung (IH), welche die Leistungsfähigkeit der industriellen Produktionsanlagen über den gesamten Lebenszyklus sicherstellt und somit entscheidend zur Wertschöpfung eines Unternehmens beiträgt (vgl. Abbildung 1). Mit einem volkswirtschaftlichem Umsatz von ca. 250 Mrd. € liegt die Instandhaltung zudem deutlich vor anderen industriellen Branchen in Deutschland (Neuhaus 2006). Branche Volkswirtschaftlicher Umsatz Volkswirtschaftlicher Umsatz in Mrd. in Mrd. Instandhaltung 250 250 Straßenfahrzeugbau 135 135 Baugewerbe 131 131 Elektrotechnik 122 122 111 111 Ernährungsgewerbe 108 108 Chemische Industrie 50 100 150 200 250 300 Quelle: FVI und GFIN 2006 Ab b i l d u n g 1 : Vo lk sw i rtsc ha ftl i ch e Re l ev a nz d e r I n sta n d h a l tun g 2 00 6 Parallel zur wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung der Instandhaltung nimmt der Anteil an vorbeugenden und zustandsorientierten Instandhaltungsstrategien zu. Dies wird insbesondere durch die Nutzung von InstandhaltungsPlanungs- und Steuerungssystemen (IPS-Systemen) sowie mobilen Endgeräten unterstützt (Lorenz 2007; Schuh 2009), was eine Zunahme an planbaren Maßnahmen zur Folge hat. Diese höhere Planbarkeit ermöglicht im Rahmen der Vorbereitung von Instand-haltungstätigkeiten eine bedarfsbezogene Bestellung eines wachsenden Anteils an Ersatzteilen. Diese Entwicklung in der Instandhaltung führt zu einer Erhöhung des Outsourcinganteiles im Ersatzteil-management (ETM), um darauf aufbauend Lager-bestands- und Beschaffungskosten zu minimieren. Dieses Auslagerungspotential ist nicht mehr nur für C-Teile möglich und wirtschaftlich. Auch die Bewirtschaftung höherwertiger oder im Sinne der Anlagenverfügbarkeit kritischer Bauteile (A- und B-Teile) kann zur Kostensenkung auf Seiten des Anlagenbetreibers nun an externe Dienstleister vergeben werden. Auf Grund der hohen Teilevielfalt und Anzahl von Lieferanten im ETM sind Aggregationseffekte, die zu einer Konsolidierung der Einzelbedarfe führen können, bisher systemimmanent nicht gegeben. Die Folgen sind schon heute geringe Sendungsgrößen und ein hohes Verkehrsaufkommen durch Ersatzteil-Einzellieferungen. In Forschung und Praxis hat die Optimierung logistischer Abläufe der Lieferkette bezüglich nachgelagerter und unterstützender Prozesse (Ersatzteillogistik) bislang eine sekundäre Rolle eingenommen (Barkawi 2004). Es bieten sich jedoch deutliche Optimierungspotentiale im Hinblick auf Verkehrsvermeidung sowie effizientere Fahrzeug-auslastung. In der bisherigen Transportplanung wurde der Fokus auf die optimale Ausgestaltung von Transporten zwischen Knotenpunkten (Hubs) in Logistiknetzwerken gerichtet (Stadtler 2005; Polster 2002). Eine knoten-übergreifende Betrachtung des Logistiknetzes erfolgte jedoch nur in Einzelfällen und nicht entlang der gesamten Transportkette. Der in Zukunft zu erwartenden Steigerung des Verkehrsaufkommens und den damit verbundenen Kapazitätsengpässen kann nur durch eine integrierte Betrachtung der Transportplanung vom Lieferanten bis zum Endkunden entgegengewirkt werden. Die relevanten Zielgrößen bestehen in der Aufrechterhaltung der Flexibilität sowie der Erfüllung des vom Kunden geforderten Servicegrades bei möglichst geringem Transportaufkommen. 2. Ziel des Forschungsprojektes MSCO Das Ziel des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Projektes MSCO - Maintenance Supply Chain Optimisation (Laufzeit 2007-2010) ist es, ein neues Logistikkonzept für ein bedarfsgerechtes ETM in der Instandhaltung zu entwickeln. Dieses soll durch die Integration aller am Geschäftsprozess Beteiligten und Synchronisation der gesamten Transportkette der MSC einen wesentlichen Beitrag zur Minimierung des Güterverkehrs in diesem Segment leisten. Der Fokus des Konzeptes für das bedarfsgerechte ETM ist auf die Koordination und Optimierung der gesamten Transport-kette für ein Ersatzteil gerichtet: vom Produzenten über den Lieferanten bis hin zum Endkunden. Durch die zunehmend zustandsorientierte Datenerfassung und -verarbeitung in der Instandhaltung ist eine höhere Planbarkeit von sporadisch auftretenden Instandhaltungs- ereignissen möglich (Kuhn 2006). Werden diese frühzeitig verfügbaren Informationen nicht nur unternehmensintern als Grundlage für Outsourcing-Entscheidungen und die Instandhaltungsmaßnahmenplanung verwendet, sondern darüber hinaus zeitnah an Ersatzteillieferanten und Logistikdienstleister weitergeleitet, so kann die logistische Bedarfsplanung und daraus folgend die Gestaltung der gesamten Transportkette verbessert werden. Der systematische Einsatz dieser planbaren Bedarfe in der Bestandsund Tourenplanung korreliert direkt mit einem verminderten Verkehrsaufkommen und einer Reduzierung der Lagerbestände des Ersatzteillieferanten. Auf Basis der Bedarfsplanung können die notwendigen Bestände in der richtigen Höhe an der richtigen Stelle der MSC vorgehalten werden. Dies führt unmittelbar zu einem verminderten Verkehrsaufkommen, da beispielsweise das Auftreten von Eilbestellungen und Sonderfahrten verringert wird. Des Weiteren können die Ergebnisse der Bedarfsplanung für die Tourenplanung des Logistikdienstleisters in Kombination mit der Disposition der Servicetechniker genutzt werden, um unnötige Transporte und Fahrtwege zu vermeiden sowie kürzere Lieferzeiten zu realisieren. Das neue Logistikkonzept stellt auf diese Weise, ausgelöst durch den über ein IPS-System generierten Bedarf, die zeitgenaue Versorgung des Endkunden (bzw. Instandhaltungsdienstleisters) mit genau den für die Instandhaltungsaufgabe notwendigen Ersatzteilen sicher. 3. Dienstleistungskonzept mittels integrativer ITPlattform Die technische Basis des neuen Dienstleistungskonzeptes für den Instandhaltungssektor unter Berücksichtigung der logistischen Anforderungen bildet eine IT-Plattform. Unter Nutzung dieser Plattform übernimmt z. B. ein Ersatzteilhändler in Form einer Komplettleistung das ETM des Kunden und ist verantwortlich für die Gestaltung der gesamten Transport- und Lieferkette sowie die Integration und Steuerung aller Beteiligten (Anlagenbetreiber, Ersatzteilhersteller, Ersatzteilhändler, Transportunternehmen, Servicetechniker, etc.) (vgl. Abbildung 2). Dabei werden die IT-Systeme der jeweiligen partizipierenden Unternehmen über die Plattform miteinander verbunden, so dass die Auftragsabwicklung innerhalb des LieferkettenNetzwerkes medienbruchfrei ausgestaltet werden kann. Manuelle Eingaben und somit ein Großteil der Fehlerquellen hinsichtlich falscher oder unvollständiger Datensätze sind nur noch vereinzelt notwendig. Mittels der qualitativ hochwertigen, zentral auf der IT-Plattform vorliegenden Auftragsdaten können die Ressourcen der Auftragsdurchführung (Personal- und Materialressourcen) übergreifend geplant und koordiniert werden (Transportund Distributionsplanung). Alle Beteiligten sind in die Transport- und Lieferkette integriert, so dass die gesamte Transportkette im Hinblick auf eine Minimierung des Güterverkehrs in diesem Segment synchronisiert und optimiert wird, allerdings unter strikter Berücksichtigung weiterer Randbedingungen wie Zeitrestriktionen, Servicequalität sowie Auftrags-priorisierung. Dabei ist eine Reduzierung sämtlicher Kosten (Auftragsabwicklungs-, Lager- und Bestands-, Instandhaltungsfolgekosten durch zu späte Lieferung usw.) sowie der Anzahl der insgesamt zurückgelegten Streckenkilometer bei einem konstant gehaltenen Servicegrad anzustreben. Für den Betrieb der IT-Plattform muss ein Unternehmen als Plattformbetreiber ausgewählt werden. Aufgabe des Plattformbetreibers ist die Bereitstellung der technisch funktionsfähigen IT-Plattform sowie die Sicherstellung des reibungslosen Betriebes. Der Plattformbetreiber ist dafür verantwortlich, die vom Nutzerkreis geforderten Funktionalitäten zu gewährleisten. Dies beinhaltet, neben der Abbildung erforderlicher (Markt-)Funktionen und deren Anpassung an Veränderungen der Rahmenbedingungen, auch die Übernahme der Verantwortung für die bereitgestellten Inhalte (z.B. Ersatzteilkataloge). Ferner bietet der Plattformbetreiber Support bei der Transaktionsabwicklung über die IT-Plattform. Im Rahmen des Plattformbetriebes muss ein Dienstleistungsportfolio mit einzelnen Leistungsbündeln definiert werden. Abbildung 3 zeigt die Leistungspyramide für das Dienstleistungsportfolio der IT-Plattform. Auf der untersten Ebene der Leistungspyramide befinden sich Einzelleistungen. Hierbei handelt es sich um einzelne Güter oder Dienstleistungen, die unabhängig voneinander Ab b i l d u n g 2 : Di en stl e i stu n g sp l a ttfo rm z u r Ko o rdi n a ti o n d e r I H -Ak tiv i tä te n d e r g e sa m te n M SC . gehandelt werden (z.B. Ersatzteile). Die zweite Ebene des Dienstleistungsportfolios enthält Leistungsbündel. Diese Bündel setzen sich aus Einzelleistungen zusammen und sollen einen Mehrwert für den Kunden generieren (z.B. Ersatzteileinbau). Das Angebot auf der dritten Ebene der Leistungspyramide beinhaltet eine strategische Partnerschaft. Es wird eine, über den Handel von Güter und Dienstleistungen hinaus gehende, Zusammenarbeit mit dem Kunden angeboten (z.B. Ersatzteilbewirt-schaftung). Im Rahmen dieser übernimmt der Plattform-betreiber definierte Aufgabenstellungen und zeichnet sich für deren Erfüllung verantwortlich. Die Spitze des Leistungsspektrums bildet das Full-Service Angebot. Der Plattformbetreiber wird in die Instandhaltungsprozesse des Instandhalters integriert und übernimmt weitrechende Planungs- und Steuerungsfunktionen. Integrationsgrad des Kunden/Partners Daraus folgt, dass der Ersatzteilhändler und der Instandhalter als am geeignetsten für den Betrieb der IT-Plattform einzustufen sind. Der Ersatzteilhändler zeichnet sich durch seine großen Kompetenzen bei der Ersatzteilbewirtschaftung aus und kann die IT-Plattform als zentrales Instrument zur Bewirtschaftung mehrerer Lager nutzen. Der Instandhalter empfiehlt sich auf Grund seiner Erfahrung bei der Organisation und Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen. Er kann neben dem Einbau von Ersatzteilen auch die komplette Instandhaltung über das elektronische System anbieten sowie, mit Einschränkungen, die Lagerbewirtschaftung übernehmen und zur Optimierung der MSC beitragen. Zur Konzeption eines Geschäftsmodells für die IT-Plattform wird hier der Ersatzteilhändler als Betreiber der IT-Plattform betrachtet. Dazu wird ein Geschäftsmodell (siehe Abbildung Integration von Kundenprozessen Verantwortung für komplette Instandhaltung, Anlagenverfügbarkeit vertraglich garantiert FullService Strategische Partnerschaft Ersatzteilbewirtschaftung Autonome Durchführung vorgegebener Aufgaben, Gemeinsame Ziele & Anreize Leistungsbündel Ersatzteilbeschaffung Ersatzteil -einbau Synergieeffekte, Reduktion des Koordinationsaufwandes Einzelleistungen Ersatzteile Servicetechnikerkapazitäten Transportkapazitäten Produktportfolio mit Basis Leistungen Ab b i l d u n g 3 : Le i stu n g sp yra m id e fü r d a s Die n stl e i stu n g s -po rtfo l i o d e r IT - P l a ttfo rm 4. Betreiberauswahl & Konzeption eines Geschäftsmodells zum Betrieb der IT-Plattform Vor dem Hintergrund des Forschungsprojektes, mit dem Fokus Ersatzteillogistik und dem Ziel der Optimierung der MSC, sind die Leistungsbündel Ersatzteilbeschaffung, Ersatzteileinbau sowie die strategische Partnerschaft der Lagerbewirtschaftung als besonders relevant für die Auswahl des Betreibers einzustufen. Im Gegensatz zu den Einzelleistungen, die lediglich die Unterstützung des Handels durch den Plattformbetreiber umfassen, beinhalten diese Leistungen die Möglichkeit zur Optimierung der Maintenance Supply Chain durch den Plattformbetreiber. Große Potenziale können insbesondere durch eine bessere Planung der Ersatzteilbeschaffung und eine effizientere Transportabwicklung erschlossen werden. Der Full-Service, als Spitze der Leistungspyramide, bietet zwar die größten Potenziale zur Optimierung, allerdings ist die Abwicklung dieses umfassenden Leistungsspektrums über die ITPlattform auf Grund des großen Abstimmungsbedarfs und dem erforderlichen Vertrauen aktuell noch nicht realistisch. 4) erarbeitet, welches das Leistungs-erstellungsmodell in den Mittelpunkt stellt (Gremmel 2004). Das Geschäftsmodell definiert die Rahmenbedingungen für das Leistungsbündel „Ersatzteilbeschaffung“, welches die Bestellung der Ersatzteile und die Transport-organisation umfasst. Es lässt sich in zehn Teilmodelle zerlegen: – – – – Das Beschaffungsmodell beschreibt, welche Leistungen (Ersatzteile, Transportkapazitäten) vom Ersatzteilhersteller oder Ersatzteilhändler bestellt werden müssen. Das Leistungserstellungsmodell definiert, was für die Abwicklung von Angebotsaufbereitung, Angebotspräsentation, Angebotsabwicklung, Kommunikation ET-Bedarf, Transportorganisation und Zahlungsabwicklung nötig ist. Das Informationsmodell benennt, welche ersatzteil- und transportmittelbezogenen Informationen benötigt werden. Das Finanzierungsmodell beschreibt die Verrechnung der verschiedenen Leistungen bzw. das Pricing, welches sich aus den Erlösen abzüglich der Kosten ergibt. UMWELT Informationsmodell Finanzierungsmodell Erlösmodell Leistungsangebotsmodell LIEFERANT Beschaffungsmodell Leistungserstellungsmodell NACHFRAGER Distributionsmodell Nachfragermodell Wettbewerbsmodell Ressourcenmodell (Infrastruktur, Mitarbeiter etc.) Ab b i l d u n g 4 : Ge sc h ä ftsm o de l l z u m B e tri e b de r I T -P l a ttfo rm – – – – – – Das Ressourcenmodell erfasst die Infrastruktur (Gebäude, IT, Kommunikation) und die Mitarbeiter (Technisches Personal, Spezialisten) die zum Betrieb der Plattform nötig sind. Das Erlösmodell definiert, wie durch Ersatzteile, Transportorganisation und sonstige Einnahmequellen Erlöse durch die Plattform zu erzielen sind. Das Leistungsangebotsmodell erfasst, welche Leistungen (Vertrieb von Standardteilen, Beschaffung von Sonderteilen) unter welchen Lieferbedingungen (Zeit, Ort) erbracht werden können. Das Distributionsmodell beschreibt wie die Abwicklung über die IT-Plattform erfolgen soll. Die physische Abwicklung erfolgt dabei über die Transporteure. Das Nachfragermodell gliedert die direkten (Instandhalter) und indirekten Nachfrager (Ersatzteilhersteller, Ersatzteilhändler, Transporteure) nach Anzahl, Größe, Nachfragevolumen, Standorte etc. Das Wettbewerbsmodell beschreibt den Markt potenzieller Teilnehmer (Ersatzteilhersteller, Ersatzteilhändler, Transporteure und Instandhalter). Darüber hinaus werden potentiell vergleichbare Plattformen betrachtet. erfolgen. Diese Integration ist notwendig, um alle relevanten Planungsdaten der Netzwerkpartner einbeziehen zu können. Auf diese Weise wird die Effizienz in der MSC gesteigert. Darüber hinaus sichert ein ständiger Austausch von Kundenund Lieferantendaten, dass die Lagerbestände optimiert und die Ersatzteilversorgung effizient gestaltet werden können. 6. Literatur Barkawi, K., Monzanus, S., 2004, Effizientes Servicemanagement und Ersatzteillogistik. Industrie Management, Vol. 5. Gremmel, M., 2004, Internet Commerce: B2CGeschäftsmodelle im grenzüberschreitenden Geschäftsverkehr, ePub. Kuhn, A., Schuh, G., Stahl, B., 2006, Studie Nachhaltige Instandhaltung, Frankfurt, VDMA Verlag. Lorenz, B., Rieble, I., 2007, Nutzenpotenziale für die Instandhaltung durch Mobile und Ubiquitous Computing, VDI-Berichte Nr. 1991, Düsseldorf, VDI Verlag GmbH. Eingebettet in die Umwelt aus Nachfragern und Lieferanten, aber auch anderen Stakeholdern wie z.B. den Staat, kann so das Geschäftsmodell der IT-Plattform beschrieben und auf dieser Basis über eine Umsetzung des Betriebs der ITPlattform entschieden werden. Neuhaus, H., 2006, Forum Vision Instandhaltung, www.fviev.de. 5. Schuh, G. et al., 2009, Informations- und Kommunikationstechnologien für die Instandhaltungsplanung und –steuerung, Betriebliche Instandhaltung, Berlin, Springer-Verlag. Fazit Das in diesem Beitrag vorgestellte Geschäftsmodell für den Betrieb einer IT-Plattform zur Optimierung der Instandhaltungs-Supply Chain und des Ersatzteilmanagements, muss jetzt in der Praxis umgesetzt und genutzt werden. Dafür soll im nächsten Schritt die SoftwareIntegration aller möglichen Teilnehmer der Plattform Polster, R., Goerke, S., 2002, Strategischer Nutzen des Supply Chain Managements, Beschaffung Aktuell. Stadtler, K., Kilger, C., 2005, Supply Chain Management and Advanced Planning, 3. Aufl., Berlin, Springer-Verlag. Sequenz B – Intelligente Logistik ENERGIESPAREN MIT SYSTEM --------------------------------------------------------Dr.-Ing. Meinhard Schumacher SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG, Bruchsal LEBENSLAUF Dr.-Ing. Meinhard Schumacher SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG Product Management AC-Drives Ernst-Blickle-Str. 42 D-76646 Bruchsal Telefon: +49 7251 75 2417 Telefax: +49 7251 75 50 2417 E-Mail: meinhard.schumacher@sew-eurodrive.de 1990-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Fördertechnik, 1994 Universität Karlsruhe TH Promotion 1995-2004 viastore systems GmbH, Stuttgart 2004-2005 Gebhardt Fördertechnik GmbH, Sinsheim 2006-heute SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal ENERGIESPAREN MIT SYSTEM Dr.-Ing. Meinhard Schumacher 1. Einleitung „Der Mensch braucht keine Produkte sondern Lösungen “ – dieser Satz des langjährigen Firmeninhabers der SEWEURODRIVE, Hr. Ernst Blickle, bestimmt auch heute noch das Denken und Handeln des Unternehmens. Natürlich werden Produkte bei der Lösung von Problemen benötigt, aber ein Produkt per se schafft dieses nicht. Lösungen werden auch nur dann benötigt, wenn eine konkrete Problemstellung vorhanden ist – und zur Lösung gehört immer und vor allem auch der Verstand des Menschen, der seine Ideen sinnvoll einbringt und die Lösungsfindung optimiert. Eine der großen - aktuellen und zukünftigen Problemstellungen ist der Energieverbrauch der Menschheit und die damit verbundenen Umweltaspekte wie der CO2Ausstoß. Dabei ist der Weltenergieverbrauch nicht nur aufgrund des rasanten Weltbevölkerungswachstums stark angestiegen, vielmehr ist der Pro Kopf Energieverbrauch massiv gewachsen. Beide Verläufe – Bevölkerung und Energieverbrauch – sind in Bild 1 grafisch dargestellt, wobei verbrauchsdämpfende Effekte wie z.B. die Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts nur eine äußerst geringe Auswirkung auf den Verlauf zeigen. Bi l d 1 Welt bev öl ker ungs wachs t um und Wel t ener gi ev er br auch (Quelle: Technologie und Förderzentrum, Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten) Der überproportionale Anstieg des Energieverbrauchs verglichen mit dem Bevölkerungswachstum hat nicht zuletzt starken Einfluss auf den CO2-Ausstoß, da nur ein Bruchteil der Energie aus CO2-neutralen Energiequellen wie z.B. Wasser- oder Kernenergie gewonnen wird. Die Verknappung der Ressourcen (in manchen Fällen auch die gefühlte Verknappung von Ressourcen) führte in den letzten Jahren auch zu einem starken Anstieg der Preise für alle Arten von Energieressourcen. Noch Mitte 2008 lag der Ölpreis bei fast 150 $ pro Barrel. In Zeiten der Finanz- und mittlerweile Wirtschaftskrise haben sich die Energiepreise wieder ein wenig der nun sinkenden Nachfrage angepasst – der langfristige Trend zu steigenden Energiepreisen ist bei Experten jedoch unumstritten. Bezogen auf Deutschland lässt sich dies am Strompreisindex, den der VIK (Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V.) regelmäßig veröffentlicht, klar belegen (siehe Bild 2). Bi l d 2 St r ompr eis i ndex i n Deut s chl and (Quelle: VIK, Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V., April 2010) Der mittlere Strompreis hat sich von 2002 bis 2008 nahezu verdoppelt und ist erst in den letzten Monaten wieder deutlich zurückgegangen. Verbunden mit dem starken Anstieg des Energieverbrauchs – insbesondere auch der elektrischen Energie – sind Verbrauchssenkungsmaßnahmen dringend gefordert. Verschärfend kommen aus wirtschaftlicher Sicht die geplanten CO2-Abgaben hinzu. Einfache Lösungen zur Senkung des Energieverbrauchs gibt es nicht, da Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum eine weitere Steigerung des Verbrauchs erwarten lassen. Es bedarf deshalb intelligenter Lösungen zur Senkung des Verbrauchs bei gleichbleibender oder sogar wachsender Produktivität. 2. Einsparpotentiale in der elektrischen Antriebstechnik Der ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V.) hat bereits im Jahr 2006 die Einsparpotentiale in der elektrischen Antriebstechnik für die deutsche Industrie ausgiebig untersucht und in seiner Broschüre „Energiesparen mit elektrischen Antrieben“ publiziert. Nach dieser Studie beträgt das Einsparpotential bei elektrischen Antriebssystemen ungefähr ein Drittel des Gesamtverbrauchs, sofern alle Maßnahmen wie z.B. Einsatz von Energiesparmotoren (2,2 %), Einsatz von elektronischer Drehzahlregelung (9 %) und mechanische Optimierung umgesetzt würden. Allein diese Aussage verdeutlicht, dass pauschale Ansätze nur geringes Potential bieten. eine gut gemeinte Maßnahme zu einem letztendlich höheren Energieverbrauch führt. 3. Bi l d 3 St r omv er br auch und Ei ns par pot ent i al e i n der deutschen Industrie 2004 (Quelle: Energiesparen mit elektrischen Antrieben, ZVEI, April 2006) Die Verwendung von Energiesparmotoren, also Asynchronmotoren der Wirkungsgradklassen (IE2 und IE3), die zumeist am Netz geführt sind, bieten zwar dem Namen nach ein erhebliches Potential, die absolute Einsparung hält sich jedoch in einem relativ bescheidenen Rahmen. In einfachen Anwendungen als Dauerläufer in Pumpen und Lüfter ist der Einsatz unumstritten und absolut sinnvoll. Zu beachten ist allerdings, dass insbesondere in dynamischen Anwendungen ein Energiesparmotor sogar zu höheren Gesamtverbräuchen führen kann. Prinzipbedingt haben Energiesparmotoren höhere Massenträgheiten, was sowohl für Kupferrotoren als auch für Aluminiumrotoren gilt. Häufiges Beschleunigen und Verzögern in der Applikation kann durch die größere rotatorische Masse sogar einen höheren Energieverbrauch bewirken. Der Vorteil des besseren Wirkungsgrades können Energiesparmotoren nur dann ausschöpfen, wenn sie lange und möglichst in Konstantdrehzahl betrieben werden. Alleine dieses einfache Beispiel verdeutlicht, dass Lösungen, die mehr oder weniger auf einzelnen Produkten mit spezifischen Energiespareigenschaften aufgebaut sind, auch nur in bestimmten Applikationen funktionieren. Um das wirklich volle Einsparpotential nutzen zu können, bedarf es auf die Applikation angepasste Lösungen. Auch der häufig zitierte pauschale Ansatz, der Einsatz eines frequenzgeregelten Antriebes führe zu einem geringeren Energieverbrauch ist nur dann korrekt, wenn durch den Umrichter die Drehzahl abgesenkt werden kann und somit auch die abgegebene Leistung sinkt. Im direkten Vergleich mit einem Netzantrieb unter gleichen Betriebsbedingungen – also bei Konstantdrehzahl – verbraucht ein System mit Umrichter prinzipbedingt mehr Energie. Deshalb muss auch der Einsatz eines Frequenzumrichters bei der Energiebetrachtung auf die Anwendung angepasst werden, ansonsten kann auch hier der negative Fall auftreten, dass Potentiale der Energieeinsparung am Praxisbeispiel Regalbediengerät Viele Anwendungen in der Antriebstechnik können heute nur noch mittels Drehzahlregelungen und Lageregelungen sinnvoll umgesetzt werden. Als typisches Beispiel in der Antriebstechnik wird im folgenden das Regalbediengerät betrachtet, das sowohl Fahr- als auch Hubbewegungen durchführt. Diese Kombination von Bewegungen finden wir auch bei vielen Kränen – im englischen Sprachraum wird ein Regalbediengerät auch als „crane“ bezeichnet. Auch die Normen und Richtlinien bei Regalbediengeräten wurden letztlich aus Kranbaunormen abgeleitet. Um ein Regalbediengerät sicher und schnell von Position A nach Position B zu bewegen, werden üblicherweise frequenzgeregelte Antriebe eingesetzt. Bei kleineren Geräten kommen dabei bereits Servo-Motoren zum Einsatz, bei größeren Geräten findet man vorrangig DrehstromAsynchronmotoren, die vektorgeregelt betrieben werden. Die Aufgabe des Gerätes ist es, möglichst schnell die Ladung zu übernehmen und ins Regal einzulagern bzw. diesen Vorgang beim Auslagern in umgekehrter Reihenfolge abzuarbeiten. Energetisch betrachtet speichert das Regalbediengerät mit der transportierten Ladung potentielle Energie im Regal. Beim Auslagern wird diese Energie unter Berücksichtigung von Wirkungsgradverlusten wieder freigesetzt. Das Regal stellt somit einen riesigen Energiespeicher dar. Bei konventioneller Bauart wird die freiwerdende Energie des beim Senken generatorisch arbeitenden Motor über den Brems-Chopper des Umrichters in einem Bremswiderstand in Wärme umgewandelt. Sofern man das Regalbediengerät nicht als Heizung verwenden möchte ist die Energie damit zur weiteren Nutzung verloren. Die freiwerdende Energie kann aber sinnvoll genutzt – quasi recycled werden: - Recycling der Energie durch Rückspeisung ins Netz Direkte Nutzung der freiwerdenden Energie durch intelligente Zwischenkreiskopplung Beide Verfahren sind mittlerweile Stand der Technik und in vielen Anlagen erprobt. Das Einsparpotential beider Lösungen hängt jedoch von vielen Faktoren ab, so dass die wirtschaftlichste Variante von Fall zu Fall beurteilt werden muss. 3.1 Energieeinsparung mit Rückspeisung Ein am Netz betriebener Asynchronmotor wirkt bei übersynchronem Betrieb als Generator und speist im Schiebebetrieb – also beispielsweise beim Senken einer Last oder beim Verzögern – Energie zurück ins Netz. Auch am Umrichter erreicht der Motor in diesen Betriebsarten einen übersynchronen Betriebspunkt und entwickelt ein der Bewegung entgegengesetztes Moment. Die Leistung des Motors ist dabei negativ, d.h. die Energie muss über den Umrichter abgeführt werden. Die einfachste Maßnahme, die Energie zu entsorgen, stellt der Bremswiderstand da. Wird das maximale Spannungsniveau im Zwischenkreis des Umrichters überschritten, wird die überschüssige Energie über den Brems-Chopper durch den Bremswiderstand regelrecht verheizt. Bei kleinen Energiemengen ist dies technisch durchaus akzeptabel, bei großen Energiemengen ist jedoch der Einsatz einer Netzrückspeisung wirtschaftlich sinnvoll. Die überschüssige Energie wird dabei in der Rückspeisung recycled, was durch den Wechselrichter der Rückspeisung erfolgt. Im Falle des Regalbediengeräts hat man es beim Hubwerk mit durchaus nennenswerten Energiebeträgen zu tun, die im Falle der Senkbewegung des Hubwagens zurückgespeist werden können. Begünstigt wird die Rückspeiserate durch die üblicherweise hohen Wirkungsgrade der mechanischen Übertragungsglieder, so dass in der Hubachse bis zu 60 % der aufgewendeten Energie zurückgewonnen werden können. Im Fahren ist die Rückspeiserate geringer, da dort in der Konstantfahrt kontinuierlich Verluste auftreten und nur in der Verzögerung der Motor generatorisch betrieben wird. In den Messungen (Bild 4) sind jeweils ein Fahrzyklus in xRichtung sowie das Heben und Senken für ein Zwei-MastRegalbediengerät dargestellt. Alle Leistungen, die Werte kleiner Null annehmen, führen zu Energiebeträgen, die zurückgespeist werden. Die Gesamtrückspeiserate dieses Geräts unter Berücksichtigung aller möglichen Fahrkombinationen liegt knapp unter 50 %, d.h. die mit dieser Rückspeisung ausgestatteten Geräte verbrauchen nur halb so viel Energie wie Geräte in konventioneller Bauart. Je nach Anzahl der gefahrenen Spiele pro Stunde und Anzahl der Betriebstage im Jahr, ergibt sich eine unterschiedliche Amortisierungsdauer für die zusätzlichen Investitionskosten der Rückspeiseeinheit. Da Regalbediengeräte üblicherweise einer hohen Auslastung unterliegen, können Amortisierungszeiten in einer Größenordnung von 2 Jahren erreicht werden. Als nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt sollte die CO2-Einsparung berücksichtigt werden, die in dem beschriebenen Fall bei 35 t pro Jahr liegt. Regenerative Power supply Travel axis MOVIDRIVE® Hoist axis MOVIDRIVE® CO2 Energieverbrauch: Amortisierung: - 50 % < 2 Jahre - 35 t / a Bi l d 5 Ei ns par pot ent i al dur ch Rücks pei s ung bei Regal bedi en ger ät en 3.2 Energieeinsparung durch intelligente Zwischenkreiskopplung Power consumption travel unit Recycled energy Power consumption hoist Recycled energy Bi l d 4 Ver l auf der L eis t ungs au f nahme des F ahr - und Hub wer ks ei nes Regal bedi enger ät s mi t Rücks pei s ung Ein wesentliches Leistungskriterium des RBG ist die Anzahl der pro Stunde möglichen Einzel- und Doppelspiele nach FEM 9.851, die den Mittelwert der pro Stunde technisch möglichen Aus- und Einlagerungen spezifizieren. Der dabei erzielbare Durchsatz ist abhängig von der Nutzlast, der Regalgeometrie wie Länge und Höhe und den maximalen Geschwindigkeiten der RBG-Achsen und nicht zuletzt vom eingesetzten Lastaufnahmemittel. Hochleistungs-RBG sind dabei auf maximale Doppelspiele optimiert, der Energieverbrauch tritt zunächst in den Hintergrund. Da in den meisten Fällen eine chaotische Lagerverwaltung eingesetzt wird, sind die tatsächlichen Spielzeiten von den jeweiligen zufällig ermittelten Fachpositionen abhängig – der Mittelwert für ein Spiel stellt sich erst nach einem genügend langem Beobachtungszeitraum ein. Es ist daher auch nicht möglich, durch eine einfache Rechnung den typischen Energieverbrauch pro Doppelspiel anzugeben. Durch die Kombination aller möglichen Fahrten lassen sich jedoch die Einzelverbräuche ermitteln und daraus ein Mittelwert für ein typisches Spiel ermitteln. Die Idee der Optimierung des Energieverbrauch durch die Zwischenkreiskopplung beruht auf dem Prinzip, dass zwei Partner freiwerdende Energien teilen. Vereinfacht kann man sagen, was der eine gibt, nimmt der andere. Das Prinzip funktioniert dann optimal, wenn beide Partner ungefähr gleich stark sind. Als weiteres Kriterium gilt, dass die Spielzeit des RBG nicht verschlechtert werden darf – der Kunde möchte seinen Durchsatz ja beibehalten. Die Zwischenkreiskopplung beider Umrichter alleine führt aber nur zu einem geringen Einspareffekt, sofern die Steuerung die Fahr- und Hubbewegung nicht energieoptimal aufeinander abstimmt. Vor dem eigentlichen Abarbeiten des Fahrbefehls ermittelt die Steuerung MOVI-PLC® die optimalen Ein- und Umschaltzeitpunkte der Fahr- und Hubbewegung, wobei der Algorithmus die Gesamtspielzeit nicht verschlechtert. Erst diese intelligente Ansteuerung macht das Verfahren so effektiv, wie die Messung in Bild 6 zeigt. MOVI-PLC® Travel axis MOVIDRIVE® Hoist axis MOVIDRIVE® CO2 DC-Link S/R-machine 30 Total consumption without DC-Link Power [kW] sofort - 20 t / a Total consumption with DC-Link 15 10 5 0 0 5 10 15 20 Time [s] 25 30 35 40 45 Bi l d 6 Ver l auf der L eis t ungs auf nahme mi t und ohne Zwi s chenkr ei s koppl ung Für ein Einmast-Gerät mit 30 m Gesamthöhe ist die Leistungsaufnahme während zweier Fahr-/Hubzyklen dargestellt. Im ersten Bereich (bis t=22 s) fährt das Regalbediengerät in x-Richtung und der Hubwagen wird gleichzeitig angehoben. Im zweiten Zeitabschnitt fährt das Regalbediengerät erneut in x-Richtung, der Hubwagen wird jetzt aber abgesenkt. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten – mit (gestrichelt) und ohne (durchgezogen) intelligente Zwischenkreiskopplung - wird deutlich, wenn das RBG in Phase 1 im Fahrwerk bremst; der Energiebedarf sinkt dort deutlich ab während ohne Zwischenkreiskopplung der Energiebedarf konstant bleibt. Noch deutlicher wird dieser Effekt in Phase 2, wenn der Hubwagen abgesenkt wird und kontinuierlich Energie aus der Hubbewegung für die Fahrbewegung genutzt werden kann. Während der Konstantfahrphase in x-Richtung muss keine weitere Energie aus dem Netz zur Verfügung gestellt werden, der Energiebedarf ist zu diesem Zeitpunkt Null. Ein weiterer interessanter Aspekt dieser Messung ist, dass die Eigenfrequenz des Mastes direkt aus der Konstantfahrphase des Gerätes (Messung ohne Zwischenkreiskopplung) entnommen werden kann. Durch die Schwingung des Mastes wird das Gerät beschleunigt und verzögert, was zu Änderungen der Fahrgeschwindigkeit führt. Die Regelung reagiert auf diese Abweichungen und beschleunigt bzw. verzögert das Gerät, um die konstante Geschwindigkeit zu halten. Amortisierung: - 25 % Bi l d 7 Ei ns par pot ent i al dur ch i nt el l i gent e Zwi s chenkr ei s koppl ung bei Regal bedi en ger ät en 25 20 Energieverbrauch: Je nach Regalgeometrie kann die intelligente Zwischenkreiskopplung den Energieverbrauch des Geräts um bis zu 25 % senken. Für die Hardware sind keine Investitionskosten notwendig. Vielmehr wird der Gesamtaufwand sogar etwas geringer, da nur ein Bremswiderstand statt zwei benötigt wird. Sofern die Software einmal implementiert wurde, entstehen durch deren Multiplikation keine weiteren Kosten. Das System amortisiert sich also unmittelbar. In der beschrieben Ausprägung werden pro Gerät und Jahr ca. 20 t CO2 eingespart. 4. Zusammenfassung Zur Reduktion des Energieverbrauchs in der Antriebstechnik sind vor allem intelligente Lösungen gefragt. Je nach Anwendung können die richtigen Lösungen unterschiedlich ausfallen. Was für die eine Anwendung richtig ist, kann für eine andere Applikation sogar zu einem höheren Energieverbrauch führen. Die Analyse der Anwendung ist zur Lösungsfindung unverzichtbar und wie die beiden Beispiele des Regalbediengeräts zeigen, können selbst in einer Applikation unterschiedliche Konzepte zum Ziel führen. Durch die steigenden Energiepreise, verbunden mit der Diskussion zur Reduktion der Treibhausgase, werden die richtigen Maßnahmen zur Verbrauchsenkung inzwischen immer häufiger umgesetzt, weil sie sich auch wirtschaftlich darstellen lassen. Technologien und Produkte hierzu sind auf dem Markt verfügbar – sie müssen nur sinnvoll zu Lösungen kombiniert werden. Sequenz B – Intelligente Logistik TRANSPORT GEFÄHRLICHER GÜTER IN LOGISTISCHEN KETTEN --------------------------------------------------------Prof. Ing. Václav Cempírek, Ph. D., Doc. habil. Dipl. Ing. Jaromír Siroký, Ph. D., Ing. Hana Císarová Universität Pardubice, Tschechien LEBENSLAUF Prof. Ing. Václav Cempírek, Ph.D. Leiter des Lehrstuhls der Technologie und Steuerung des Verkehrs Universität Pardubice, Fakultät für Transportwesen Jan Perner Str. Studentská Nr. 95, PLZ: CZ-532 10, Ort: Pardubice Telefon: +420 466 036 176 GSM: + 420 607 935 278 E-Mail: vaclav.cempirek@upce.cz 1978 Absolvent der Hochschule für Transportwesen und Post- und Fernmeldewesen in Žilina (SK) Hochschule für Transportwesen und Post- und Fernmeldewesen in Žilina (SK) 2002 Habilitationsleitung im Fach Management und Leitung im Transport und Fernsteuersysteme an der Universität Pardubice (Doz. Habil.) 2008 Professurleitung im Fach Management und Leitung im Transport und Fernsteuersysteme an der Universität Pardubice (Prof.) 1978 - 1982 Tschechoslowakische Staatsbahnen, Leiter der Planungsabteilung für die Bahnbetriebswerke 1982 - 1996 Fachlehrer an der Verkehrsberufsschule in Ceska Trebova 1996 - bisher Professor an der Universität Pardubice, Fakultät für Transportwesen Jan Perner 2001 - bisher Mitglied des Redaktionskonsiliums der Zeitschriften Logistika und Logistic News 2009 – bisher Mitglied des Präsidiums der Tschechischen Logistischen Assoziation LOGISTISCHE KETTEN MIT GEFAHRGÜTERN Prof. Ing. Václav Cempírek, Ph. D., Doc. habil. Dipl. Ing. Jaromír Široký, Ph. D., Ing. Hana Císařová 1 Zusammenfassung Der Beitrag befasst sich mit dem Transport durch verschieden Transportarten (vor allem dem Eisenbahn- und Straßenverkehr). Er behandelt die technische Ausrüstung der Beförderungsmittel und ihre Sicherheit beim Transport von Gefahrgütern. Im weiteren Verlauf wird auch ein ökonomischer Vergleich der Kosten zwischen dem Eisenbahngüterwagen und LKW hinsichtlich ihrer Beschaffung vorgenommen. 2 Gütertransport im Binnen- und im internationalen Verkehr Der Binnenverkehr mit Gütern sank im Jahre 2008 auf 426.957 Tausend Tonnen, dh. um 0,47 % v im Vergleich zum Jahr 2000. Der Transport chemischer Produkte (Gütergruppe 8) sank in diesem Jahr auf 8.231 Tausend Tonnen, dh. auf 45,4 % des Umfangs des Jahres 2000. Im Jahre 2000 hatten chemische Produkte einen Anteil am gesamten Transportaufkommen von 4,23 %, im Jahre 2008 sank dieser Anteil auf 1,93 %. Auf den Eisenbahnverkehr entfiel 2008 ein Anteil von 0,28 %, auf den Straßenverkehr von 1,64 %. Die Eisenbahn transportiert im Binnenverkehr nur 17 % des Umfangs des Straßengüterverkehrs. Bild 1 zeigt die Entwicklung des gesamten Gütertransports bei den einzelnen Verkehrsarten. Der Beitrag befasst sich mit dem Eisenbahn- und Straßenverkehr unter Einbeziehung des kombinierten Verkehrs. Gesamttransport im Tsd. t 600 000 Gesamttransport (Tsd. t) 500 000 Eisenbahnverkehr 400 000 300 000 Strassenverkehr 200 000 Binnenverkehr 100 000 Luftverkehr 0 2000 2004 2005 2006 2007 2008 Im internationalen Verkehr kam es beim Import im Jahre 2008 zu einem Wavhstum des Transportumfangs auf 39.936 Tausend Tonnen, was 118,4 % im Vergleich zum Jahr 2000 entspricht. Der Anteil chemischer Produkte im Eisenbahnverkehr am Gesamtimport betrug im Jahre 2008 7,56 % und im Straßenverkehr 7,71 %. Im Import transportierte die Eisenbahn um fast 20 % mehr Güter als der Straßenverkehr. 2.1 Sicherheit im Verkehr Der Eisenbahnverkehr ist im Vergleich mit dem Straßenverkehr die sicherere Verkehrsart. Aus diesem Grund wäre es wünschenswert, dass der Eisenbahnverkeh seinen Anteil am Transport chemischer Produkte im Binnenverkehr erhöht. Die Unfallstatistiken enthalten keine Kategorie Straßenverkehrsunfälle mit Gefahrgütern, aber es handelt sich um häufige Unfälle. Im Eisenbahnverkehr passieren Unfälle mit chemischen Gütern nur vereinzelt. Die Verkehrspolitik sollte festlegen, welche Arten von Gefahrgütern nicht im direkten Straßenverkehr transportiert werden können. Der Hauptlauf kann dann mit Hilfe des kombinierten Verkehrs realisiert werden. Für solch einen Transport eignet sich im Binnenverkehr ein System von Wechselbehältern, das um das Telematiksystem E-Rail Tracking & Traviny ergänzt werden kann. Das System ermöglicht: – die Sendungen GPS-unterstützt im Internet zu verfolgen, – Elektronische Daten vom Kunden zu bekommen, – die Containerverladung zu verfolgen, – den Fahrplan zu kontrollieren, – ein höheres Niveau der Steuerung; mit Hilfe einer e-Mail weist es auf eine Überschreitung der Umschlagzeiten oder anderer Fristen, auf Änderungen einer geforderten Temperatur oder Anstöße hin. Telematiksysteme optimieren die Transporttrasse, die Verkehrsmittel können Schutzzonen umfahren (z.B. Wasserschutzgebiete). Pipelinen Jahren Abbi l du ng 1: Der Ges amt tr ans por t i n 1000 t Im internationalen Verkehr kam es beim Export im Jahre 2008 zu einem Rückgang des Transportumfangs auf 41.079 Tausend Tonnen, was 94,33 % im Vergleich zum Jahr 2000 entspricht. Der Anteil chemischer Produkte im Eisenbahnverkehr am Gesamtexport betrug im Jahre 2008 5,36 % und im Straßenverkehr 7,39 %. Im Export transportierte die Eisenbahn 79 % des Umfangs des Straßenverkehrs. 3 Anschaffungswert der Verkehrsmittel Im Zeitraum 2000 bis 2008 kam es zu einem Ansteig der Straßengütertransportmittel um mehr als 70 %, hingegen zu einem Rückgang des Eisenbahngüterwagenparks um 79 %. Das Ergebnis entspricht der schnelleren Anpassungsfähigkeit der Straßenverkehrsmittel an logistische Anforderungen. Im Eisenbahnverkehr sank mit verstärktem Rückgang des Transports auch die Anzahl der Güterwagen. Im Hinblick auf ihr Alter wurden viele verschrottet. Im Jahre 2008 betrug der Anteil des Eisenbahnverkehrs am gesamten Transportumfang in Tonnen ca. 17 % und der des Straßenverkehrs fast 80 %. Der durchschnitliche Anschaffungspreis eines neuen Kesselgüterwagens beträgt 2,6 Mio. CZK (100.000 €), der eines LKW-Aufliegers ca. 1,9 Mio. CZK (73.000 €). 3.1 Preisbeispiele für den Transport Im Markt sind die bedeutendsten Faktoren für den Kunden für die Auswahl des Transportmittels der Preis, die Transportdauer und die Zuverlässigkeit. Der Kunde kann dann aus den gebotenen Möglichkeiten gemäß seiner Prioritäten die optimale Möglichkeit wählen. Ein Vergleich der Transportkosten für Gefahrgüter für verschiedene Verkehrsarten: Für dieses Beispiel wurde ausgewählt: Schwefelsäure; NHM: 2807 (UN 1831, RID 8.0); Transportstrecke Lhotka nad Bečvou – Kralupy nad Vltavou; Ladung 500 t. Die Preise sind Richtwerte mit Rücksicht auf den Konkurrenzkampf auf dem Transportmarkt. Genaue Angaben können nicht gemacht werden, da diese vertraulich sind. Direkter Straßentransport die Transportentfernung im direkten Straßentransport beträgt ca. 400 km (berücksichtigt die Umfahrung von Wasserschutzgebieten). Die Transportdauer beträgt ca. 6 Stunden, der Vertragspreis für 20 t in einem ADRKesselauflieger beträgt 13 600 CZK (ca. 520 €); der Einheitspreis 680 CZK/t. 4 Abschluss Für den Transport von Gefahrgütern, die im direkten Straßenverkehr nicht transportiert werden dürfen, ist z.B. das Umschlagsystem „Mobiler“ geeignet. Es handelt sich um eine Vorrichtung, die auf Seren-LKW montiert werden kann. Das Eigengewicht dieser Vorrichtung beträgt 1,5 bis 2,5 t in Abhängigkeit von der Tragkraft, das bedeutet, dass die Leistungsparameter des Fahrzeugs nicht verrringert werden. Die Vorrichtung ist geeignet für den Umschlag von Wechselbehältern der Länge 7.150 bis 7 850 mm und für ISO 20´, 30´ und 40´-Container. Wechselbehälter müssen mit zwei Quertunneln im Bodenrahmen ausgestattet sein, in die die Umschlagschienen greifen können. Kessel-Wechselbehälter oder Container können mit einer dauerhaft montierten oder adaptiven Konsole für die Umschlagschienen ausgestattet sein. Für ihren Transport können LKW mit 3, 4 oder 5 Achsen oder Dreiachs-Auflieger mit Hydraulikkipper benutzt werden. Standardeisenbahnwagen für den kombinierten Verkehr müssen auf der Ladefläche über Querstreifen verfügen, weche die Bewegung der Umschlagschienen ermöglichen. Die „Mobiler“-Vorrichtung kann Transporteinheiten mit einem Gesamtgewicht von 18, 25 und 32 t umschlagen, sie kann flexibel an jedem Ort und zu jeder Zeitb eingesetzt werden, der Umschlag dauert nur einige Minuten (das Abladen einer leeren Transporteinheit und das Umladen einer beladenen Transporteinheit dauert ca.10 Minuten), der Umschlag ist unter Fahrleitung möglich und sicher auch für den Umschlag von Gefahrgütern. Das geplante Transportvolumen lässt sich mit 25 Aufliegern transportieren. Der gesamte Transportpreis beträgt 340.000 CZK (cca 13.075 €) Direkter Eisenbahntransport die Transportentfernung beim Eisenbahntransport beträgt 352 km; die Transportdauer einer einzelnen Sendung 5 Tage; der Vertragspreis für einen Privatkessselwagen (50 t) 20.300 CZK (405 €/t); der Vertragspreis für einen Privatkessselwagen (50t) in einem Ganzzug 14.900 CZK (300 €/t); der Preis für den Rücktransport eines leeren Wagens 3.450 CZK (70 €/t). Der Gesamtpreis des Ganzzuges beträgt 183.500 CZK (7.460 €). Bei Nutzung von Einzelwagen beträgt der Preis 237.000 CZK (9 115 €). Die Preise verstehen sich ohne weitere Gebühren. Der Vergleich zeigt, dass der Straßenverkehr um 69 % teurer ist. Trotzdem wird er im Hinblick auf die kürzere Transportdauer und seine Flexibilität häufiger genutzt. 5 Literatur [1] CEMPÍREK, Václav, Cargo Domino, Logistika, Praha 2004, 10, č. 3, s. 34. ISSN 1211-0957 [2] Cempírek, Václav a kol.: Logistické a přepravní technologie, Institut J. Pernera, o.p.s., Pardubice 2009 [3] CEMPÍREK, Václav. Evropský navigační systém Galileo, Logistika. 2004, 10, č. 3, s. 32. ISSN 1211-0957 [4] CEMPÍREK, Václav, KAMPF, Rudolf ml. Nebezpečné zboží v logistických systémech, Pardubice, 1. vydání, Institut J. Pernera, o.p.s. Pardubice: Ediční středisko Univerzity Pardubice, 2004. 83 s. ISBN 80-86530-22-1 Sequenz B – Intelligente Logistik INTELLIGENTE UND DYNAMISCHE STEUERUNG VON GEPÄCKSTRÖMEN AN HUB-FLUGHÄFEN --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Stefan Wollschläger, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Patrick Katsoulis Visality Consulting GmbH, Berlin LEBENSLAUF Dipl.-Ing. Stefan Wollschläger Visality Consulting GmbH, Managing Partner, Prokurist Fasanenstr. 5, 10623 Berlin Telefon: 030 81 45 23 916 Telefax: 030 81 45 23 9716 E-Mail: stefan.wollschlaeger@visality.de 1994 – 1999 Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und der Mathematik an der Technischen Universität Berlin; Abschluss: Diplom-Wirtschaftsingenieur 1996 - 1999 Stipendiat des Cusanuswerks 1999 - 2002 Projektleiter bei der Zentrum für Logistik und Unternehmensplanung (ZLU) GmbH 2003 – 2007 Partner der GÖK Consulting AG seit 2003 Managing Partner und Prokurist der Visality Consulting GmbH LEBENSLAUF Dipl.-Wirtsch.-Ing. Patrick Katsoulis Visality Consulting GmbH, Project Manager Fasanenstr. 5, 10623 Berlin Telefon: 030 81 45 23 919 Telefax: 030 81 45 23 9719 E-Mail: patrick.katsoulis@visality.de 1992 – 1999 Studium des Wirtschaftsingenieurwesens der Technischen Universität Kaiserslautern; Abschluss: Diplom-Wirtschaftsingenieur Studium im International Master‘s Programme of Manufacturing Management an der Universität Linköping, Schweden 1999 - 2003 Outsourcing Engineer/ Projektleiter der 3M Deutschland GmbH. 2003 - 2005 Planungs- und Logistikleiter für Industrie- und Telekommunikationsprodukte der 3M Deutschland GmbH Seit 2006 Project Manager der Visality Consulting GmbH INTELLIGENTE UND DYNAMISCHE STEUERUNG VON GEPÄCKSTRÖMEN AN HUBFLUGHÄFEN Dipl.-Ing. Stefan Wollschläger; Dipl.-Wirtsch.-Ing. Patrick Katsoulis 1. Einleitung Eine wesentliche Qualitätskennzahl an Hub-Flughäfen ist die Konnektivität von Passagier und Gepäck. Während Passagiere selbst in den Umsteigeprozess eingreifen können, indem sie sich vorab informieren, den kürzesten Weg erfragen und ihr Abfluggate direkt ansteuern können, muss beim sich völlig passiv verhaltenden Gepäck die Information zu knapper Übergangszeit, zum Weiterflug sowie zu einer ggf. exklusiven, beschleunigten Behandlung in einem Parallelprozess bereitgestellt und verarbeitet werden. Dafür sind z.T. hochkomplexe physische und informatorische Prozesse erforderlich, deren immanente, hochdynamische Steuerungsintelligenz im Folgenden beschrieben wird. Von Umsteigeprozessen gehen - aufgrund ihrer zeitlichen Kritizität und ihrer hohen Varianz der Eingangsgrößen - die weitaus größten Komplexitäts- und Ressourcenanforderungen aus (vgl. Abbildung 1). Insbesondere die intelligente und dynamische Steuerung der Gepäcklogistik unter Einhaltung höchster Sicherheitsanforderungen ist unerlässlich, um die von den Kunden (Airlines und Passagiere) erwarteten hohen Qualitätsanforderungen an den Hub-Prozess verlässlich zu erfüllen. 2.1 Minimale Umsteigezeit Die minimale Umsteigezeit (Minimal Connecting Time – MCT) dient internationalen Hub-Flughäfen als wesentlicher 2. Marktentwicklung und geltende Wettbewerbsfaktor. Hintergrund ist das Bestreben der Airlines, Rahmenbedingungen in der Luftverkehrsbranche möglichst kurze Gesamtflugzeiten für Umsteigeverbindungen zu realisieren, da diese beim Ticket-Verkauf in der Regel Internationale Hub-Flughäfen wie z.B. Frankfurt-Main, London- gemeinsam mit dem Ticket-Preis zur Entscheidungsfindung Heathrow oder Paris-Charles-de-Gaulles operieren aufgrund herangezogen wird. des stetigen Wachstums des Flugverkehrs seit Jahren an ihren logistischen Kapazitätsgrenzen. Die fortschreitende Da sich im Hub-Verkehr in der Regel n:mGlobalisierung und Integration der Weltwirtschaft wird Umsteigebeziehungen ergeben, ist davon auszugehen, dass langfristig zu Wachstumsraten im Luftverkehr von ca. 5% p.a. sich auf jedem Inbound- und auf jedem Outbound-Flug ein führen, wenngleich, so wie zurzeit, die Verkehrszahlen immer Gast und somit potenziell ein Koffer mit der minimalen Planwieder auch temporär rückläufig sein können. Dieses Umsteigezeit befindet. Zwar macht deren Anteil je nach Wachstum wird aufgrund der vorherrschenden Flughafen nur ca. 5-20% des Gesamtaufkommens aus, die Kapazitätsengpässe bei den langjährig etablierten GroßProzesse zur Sicherstellung der MCT müssen somit aber Flughäfen Europas und Nordamerikas vornehmlich in Gebieten permanent greifen. außerhalb dieser Regionen realisiert werden. Umso wichtiger sind für Hub-Flughäfen in diesen Regionen Die MCT wird neben den infrastrukturellen und Wettbewerbsfaktoren wie die minimale Umsteigezeit und die Handlingsprozess-bezogenen Einflussgrößen auch durch die Servicequalität. Sicherheitsanforderungen bestimmt. Start Landung A/C (Airline) Positionierung (Flughafen) Entladung (Ground Handler) Transport zur Einschleusung (Ground Handler) ggf. Zollprüfung (Zoll) Einschleusung (Ground Handler) Röntgenstufen (Flughafen/ Bundespolizei) Bereitstellung zur Verladung für Transport (Flughafen) Verladung für Transport (Ground Handler) Transport zur Position (Ground Handler) Verladung in A/C (Ground Handler) Abflug A/C (Airline) Transport in GFA (Flughafen) Ende Abbi l du ng 1: Wer t s chöpf ung s ket t e Tr ansf er gepäck So müssen Gepäckstücke, die auf ihrem Routing erstmalig die EU erreichen, einer mehrstufigen Röntgenkontrolle (MRK) zugeführt werden. Dabei wird geprüft, ob sich im Gepäck gefährliche Stoffe oder Gegenstände befinden, die zu einem Ausschluss vom Flug führen würden. Gem. der EU-Verordnung Nr. 2320/2002 muss außerdem sichergestellt werden, dass kein Gepäckstück verladen wird, dessen Besitzer selbstverschuldet nicht an Bord ist. Um dieser Sicherheitsanforderung zu genügen, erfolgt in der Regel ein Abgleich zwischen an Bord befindlichen Passagieren und Gepäckstücken, der prinzipiell zu einer Entladung der Gepäckstücke führt, deren Besitzer nicht den betreffenden Flug wahrnehmen. Effizienzprogramme der Kunden-Airlines, kann somit nicht auf die meist nur kurzen Spitzen ausgelegt sein und führt damit zwangsläufig zu temporären Infrastruktur-Engpässen. 2.3 Einfluss der Pünktlichkeit Der Luftverkehr reagiert trotz permanenter technischer Weiterentwicklungen erheblich stärker auf Wetterveränderungen als andere Verkehrsträger. Höhenwinde, Gewitterfronten, Nebel oder Schnee haben in der Regel unmittelbaren Einfluss auf die Pünktlichkeit der An- und Abflüge. So werden Lande- und Startraten bei schlechtem Wetter oder schlechter Sicht reduziert, um das Flughafensystem zu entlasten und die Sicherheit zu erhöhen. Abbildung 2: Ablaufschema Gepäck (Quelle:Frapor t AG) 2.2 Schwankungen im Luftverkehrsaufkommen Das Luftverkehrsaufkommen unterliegt extremen Schwankungen. Diese zeigen sich sowohl bei einer saisonalen (Ferien, Messen, Events) also auch bei Wochen(Montag, Freitag und Wochenenden) und einer TagesBetrachtung (2 oder mehr Peaks je Tag) (vgl. Abbildung 1). 120 Flugbewegungen 100 80 60 Ankünfte Abflüge 40 Gesamt 20 Die daraus resultierende Unpünktlichkeit zieht permanent Korrekturprozesse nach sich, die den Gepäckumschlagsprozess beeinflussen. Verspätete Inbounds bedeuten in der Regel geringere Ist-Umsteigezeiten, da auf dem Boden im Zuge der Abfertigung versucht wird, die in der Luft entstandenen Verzögerungen im Rahmen der prozessualen Möglichkeiten zu kompensieren. Verzögerungen im Outbound gehen mit einer längeren Blockierung der Flugzeug-Positionen einher, die wiederum eine kurzfristige Umpositionierung des nächsten geplanten Flugzeugs verursachen. Damit wird gleichzeitig der Startpunkt des Gepäckprozesses unmittelbar vor Bereitstellung der Mitarbeiter- und Equipment-Ressourcen räumlich verlagert. 00:00 01:00 02:00 03:00 04:00 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00 0 Tageszeit Abbi l du ng 3: Tages l as t kurv e F l ughaf en F r ankf ur t/ Mai n Diese ausgeprägten Peaks verdeutlichen, dass eine Auslegung der infrastrukturellen Kapazitäten auf die Spitzenbedarfe zu einer deutlichen Unterauslastung in den Off-Peak-Zeiten führen muss. Der wirtschaftliche Betrieb einer Gepäckinfrastruktur, getrieben durch die In Situationen hoher Unpünktlichkeit passiert es verstärkt, dass geplante Umsteigeverbindungen nicht gehalten werden können, da der jeweilige Outbound nicht auf alle geplanten Zubringer-Flüge warten kann. Das Ergebnis ist eine Vielzahl von Umbuchungen auf spätere Flüge zur ursprünglichen bzw. zu einer nahegelegenen Destination. Dabei hat der Passagier beispielsweise am Transfer-Schalter die Möglichkeit, den entsprechenden Weiterflug selbst zu bestimmen. Die Herausforderung für das Handling des Gepäckstücks liegt darin, diese häufig sehr kurzfristige Flugplanänderung bei dessen Routing umzusetzen. Werden ein Passagier und ein Gepäckstück an einer Vorstation durchabgefertigt, erhält der Passagier also schon seine 3. Kollaboration Weiterflugbordkarte und das Gepäckstück sein Label für den Weiterflug, wird automatisch je Gepäckstück ein Telex an den Flughafenbetreiber sind bestrebt, ihre Prozesse in der Umstiegsflughafen abgesetzt. Diese sogenannte Baggage Passagier- und Gepäcklogistik kontinuierlich zu optimieren. Source Message (BSM) enthält neben der eindeutigen Wird berücksichtigt, dass zum einen die Verkehrsmengen Identifikationsnummer des Gepäckstückes Daten zum permanent steigen und zum anderen der exakte Zeitpunkt des Passagier, zum Routing sowie zur Gepäcksicherheit. Letzteres Leistungsbedarfs (z.B. bei Unpünktlichkeit) erst wenige heißt, das Gepäckstück kann auf dem Anschlussflug verladen Minuten vorher bestimmt wird, so wird deutlich, dass werden, da auch der Passagier dafür erwartet wird (eine komplexe Umsteigeprozesse nur durch intensiven Wiederentladung, falls der Passagier sich nicht an Bord Datenaustausch zwischen allen Prozessbeteiligten gesteuert einfindet, kann dennoch erfolgen und wird zu einem späteren werden können. Hierzu müssen u.a. Daten aus Zeitpunkt veranlasst). Flughafensystemen, Daten von Vorstationen, Daten von Ground-Handling-Dienstleistern sowie Daten aus den Airline- Um die BSMs sowie weitere bereitgestellte Messages zu lesen Systemen von den jeweiligen Prozesspartnern bereitgestellt, und zu interpretieren, haben die Flughäfen, oftmals zentral verarbeitet und zur kollaborativen unterstützt durch die SITA (Société Internationale de Entscheidungsfindung aufbereitet werden. Télécommunication Aéronautique), IT-gestützte Übersetzungssysteme zwischengeschaltet, welche die 3.1 Daten aus den Flughafensystemen benötigten Informationen herausfiltern und zur Weiterverarbeitung an die entsprechenden Zielsysteme Wie erwähnt entstehen im Luftverkehr durch z.B. übermitteln. Aus dem Dateneingang ist der Flughafenbetreiber Unpünktlichkeiten permanent Abweichungen von den in der Lage, Details zu Umsteigemengen zu ermitteln. In Planflugplänen beispielweise bzgl. der Ankunfts- und Kombination mit den Daten des Flughafeninfosystems kann Abflugzeiten, der Positionierungsdetails oder der eingesetzten der zeitliche Anfall der zu verarbeitenden Gepäck- und Flugzeug-Typen. An den meisten großen Hub-Flughäfen wird Passagiermengen ermittelt werden. vom Flughafenbetreiber ein Informationssystem zur Verfügung gestellt, welches genau diese Details minutenaktuell Neben der eher passiven Rolle bei der beinhaltet. Zwar existiert kein Schnittstellenstandard für diese Informationsbereitstellung übernehmen Vorstationen immer Informationssysteme, die Schnittstellenprogrammierung und - stärker auch eine aktive. So werden bei der Gepäckverladung konfiguration ist allerdings in der Regel mit geringem Aufwand spezielle Gepäck-Container gebaut, in denen sich verbunden, so dass eine nahezu flächendeckende Einbindung ausschließlich Gepäckstücke mit knappen Verbindungszeiten, dieser Systeme bei den Prozessbeteiligten erfolgt. Diese also z.B. bis zu MCT +15 Minuten befinden. Diese Container speisen die Daten beispielsweise in Ihre Applikationen zur werden dann möglichst nah an der Tür verladen, damit sie am kurzfristigen Ressourcenallokation ein. Hub-Flughafen frühzeitig dem Gepäckumschlagsprozess zugeführt werden können. Ein ähnliches Ziel verfolgt die Weitaus seltener ist der Flughafenbetreiber auch in der Lage, Vorstation, wenn sie bei Großraum-Flugzeugen die Container Auslastungs- und Verfügbarkeitsinformationen der relevanten mit Transfer-Gepäck auf beide Laderäume verteilt und dieses Infrastruktur-Ressourcen bereitzustellen. Dies können zum dem Ground-Handler an der Umsteigestation durch eine Beispiel Details zu den Gepäck-Einschleusstellen sein, die entsprechende Informationsübermittlung auch anzeigt. So anzeigen, welche freien Kapazitäten in den nächsten Minuten kann bei hinreichender Geräteverfügbarkeit parallel entladen oder Stunden bereitstehen bzw. welche Ressourcen basierend werden, und der letzte Transfer-Container steht dem auf der derzeitigen Planung bereits an den Kapazitätsgrenzen Umschlagsprozess viele Minuten früher zur Verfügung, als das bei einer rein sequentiellen Entladung der Fall gewesen wäre. arbeiten und eher einer Entlastung bedürfen. 3.2 Daten von Vorstationen 3.3 Daten von Ground-Handlern Passagier und Gepäck halten sich in der Regel nur kurz an einem Hub-Flughafen auf. Um die Konnektivität erst dort initial zu planen und ggf. logistisch steuernde Maßnahmen einzuleiten, reicht die verfügbare Umsteigezeit nicht aus, sodass die Zubringer-Flughäfen bzw. Vorstationen als Datenlieferanten gefragt sind. Die Versorgung von möglichst detaillierten Informationen zu Passagier- und Gepäckströmen durch die jeweilige Vorstation erfolgt in der Regel durch den Versand von Telexen, für die die IATA (International Air Transport Association) Standards definiert hat. Ground-Handling-Dienstleister erbringen die Abfertigungsleistungen rund um das Flugzeug. Hierzu zählen z.B.: – – – – – – Flugzeugbe- und -entladung Gepäckhandling und -transport Containerhandling und -transport Frachthandling und -transport Ramp Agent Handling Push Back und Schleppen von Flugzeugen – – – – – De-Icing Fueling Catering Passagiertransport Cleaning In diesen Funktionen verfügt ein Ground-Handler über zahlreiche Prozess-Schnittstellen zum Flughafenbetreiber und zur Airline, über die er den gesamten Abfertigungsprozess beschleunigen oder verzögern kann. Der Ground-Handler ist somit angehalten, die Kunden-Airline unmittelbar zu informieren, wann immer es zu Ressourcen-Engpässen, technischen Problemen oder anderen Gründen für Verzögerungen kommt. Die richtige Kanalisierung dieser Informationen stellt sicher, dass einheitliche Entscheidungen zu Priorisierungen bzw. Depriorisierungen getroffen werden und ein unabgestimmter Ressourceneinsatz vermieden wird. Anders als der Flughafenbetreiber steuert der Ground-Handler lediglich seine eigenen Personal- und Geräteressourcen, hat bei der Belegung der Infrastruktur allerdings nur geringe Eingriffsmöglichkeiten. Umso wichtiger ist seine Rolle als Informationsgeber. Die in der Praxis genutzten Kommunikationsmedien wie Telefon oder Funk erlauben hier in den wenigsten Fällen eine Automatisierung. Erst wenn der Abfertiger auf Position mit einer elektronischen EingabeMöglichkeit ausgestattet wird, können die angesprochenen Informationen online in die erforderlichen Systeme übermittelt werden. Hierfür bieten sich z.B. robuste Tablet-PCs an, auf denen alle für die Abfertigung erforderlichen Informationen bereitgestellt werden können, welche sonst erst nach Nachfrage bei z.B. der Crew in Erfahrung gebracht werden könnten. Genau ersichtlich sind auf einem solchen Tablet-PC im Idealfall auch die Ladeorte für Container, die kritisches Gepäck beinhalten, damit diese bevorzugt von der Position abgefahren werden können (vgl. Abbildung 4). Eine weitere Anwendungsmöglichkeit stellt die Übermittlung von detaillierten Ladedaten an die entsprechenden Bereiche der Airline oder deren Dienstleister dar. Diese beinhalten die Verteilung von Containern und Fracht und somit dem Gewicht. Daraus werden letztlich die erforderlichen Einstellungen für den richtigen Trim, also die Ausbalancierung des Flugzeugs errechnet. Abbi l du ng 4: Mobi l es I nf or mat i ons - und Dokume nt at i ons -s ys t em f ür den L ades er v i ce (Quel l e: F r apor t AG) 3.4 Daten aus Airline-Systemen Die großen Netzwerk-Airlines richten in Ihren Netzen Umsteigeknoten (Hubs) ein, über die sie den gesamten Umsteigeverkehr abwickeln. Um das angebotene Streckennetz effektiv zu erweitern, wurde vor einigen Jahren begonnen, Airline-Allianzen aufzubauen. Das im deutschen Raum wohl bekannteste Beispiel ist die Star Alliance, in deren Mittelpunkt die Deutsche Lufthansa steht. Dabei ist das Ziel, die HubStrukturen noch intensiver auszulasten und ein für den Passagier komfortables Umsteigen von einer Airline auf eine andere innerhalb der Allianz zu ermöglichen. Damit einher gehen gesteigerte Anforderungen an den unternehmensübergreifenden Austausch von Daten zwischen den verbundenen Airlines. Details zu z.B. Umbuchungen, die bisher die Airline-eigenen Systeme nicht verlassen haben, müssen nun dem jeweils betroffenen Partner zur Verfügung gestellt werden. Da lediglich den Airlines die Buchungs- und schließlich die Boardinginformationen vorliegen, entscheiden sich viele Airlines dafür, die Überwachung der Umsteigeströme und die Identifikation von Gästen und Gepäckstücken mit knappen Verbindungszeiten selbst vorzunehmen. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Airline die Möglichkeit einer gezielten Prozessbeschleunigung gegeben ist. Dies könnte ein Direkttransfer von Inbound-Flug zum OutboundFlug sein, der die Gesamtprozesszeit sowohl für Passagier als auch für Gepäck deutlich reduziert. Der dafür erforderliche zusätzliche Aufwand entsteht in der Regel bei Bodenverkehrsdienstleister, der dafür entsprechende Ressourcen vorhalten oder aus seinem Bestand vorübergehend abstellen muss. Eine kollaborative Aufbereitung aller genannten Daten ist unerlässlich, um der hohen Dynamik, der der Flughafenbetrieb unterliegt, gerecht zu werden und die handelnden Personen und Systeme in die Lage zu versetzen, in kürzester Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. 4. Infrastrukturmanagement Das zentrale Element des Gepäckumschlags ist die Gepäckförderanlage (GFA), die an großen Flughäfen eine Gesamtlänge von über 70 km erreichen kann (vgl. Abbildung 5) Nebenstrecken, die schwächer genutzt werden. Dadurch ergeben sich i.d.R. jeweils mehrere Alternativen, um ein Gepäckstück von der Einschleus- zur Ausschleusstelle zu transportieren, die sich der Betreiber der GFA zu Nutze macht, indem er durch intelligente Steuerungsalgorithmen insbesondere in den stark ausgeprägten Hochlast- (Peak)zeiten zeitunkritische Gepäckstücke aktiv über einen längeren Fahrweg steuert, und so die kürzesten Verbindungen für zeitkritische Gepäckstücke entlastet. Zusätzliche Alternativen ergeben sich durch die Nutzung des manuellen Bodentransports abseits der GFA. Dies erfolgt in Form einer gezielten vorzeitigen Ausschleusung von Gepäck mit geringen Restzeiten, wenn sichergestellt ist, das der Bodentransport schneller als der Transport in der GFA erfolgen kann. Ebenso können Transporte von InboundGepäck auf diese Weise beschleunigt werden, indem die Einschleusung nicht in unmittelbarer Nähe des InboundFluges, sondern je nach Bedarf in der Nähe der Röntgenkontrollanlage bzw. der Ausschleusung erfolgt. Diese zumeist mit größerem Aufwand verbunden Sonderprozesse bedürfen eines gezielten Einsatzes ausschließlich für solche Gepäckstücke, deren Anschluss sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit verloren gegangen wäre. Moderne Gepäckflusssteuerungssysteme nutzen auf historischen Daten basierende Laufzeitmodelle und kanalisieren unter Berücksichtigung aktueller Anforderungen und Auslastungen die Gepäckströme Gesamtsystem-optimal, d.h. z.B. sie stellen die maximale Konnektivitätsrate mit den verfügbaren Ressourcen sicher. 5. Dynamik Abbi l du ng 5: Gepäckf ör der a nl age (Quel l e: Fr apor t AG) Hauptaufgaben der GFA sind neben dem reinen Gepäcktransport auch die Sortierung und die Sicherheitsüberprüfung (MRK). Wie bei jedem Straßen- oder Schienensystem gibt es hier zumeist Hauptverbindungen, die eine wesentlich höhere Verkehrsdichte aufweisen, und Die hierfür erforderliche Dynamik kann heute bereits zu einem großen Teil durch Systemintelligenz abgedeckt werden. Dabei werden Informationen zur aktuellen und erwarteten Ressourcenauslastung verarbeitet. Letztere basieren in der Regel auf einer Kombination aus historischen Daten zu Prozess- und Transportzeiten sowie Hochrechnungen, die aus den zur Verfügung gestellten Daten zu Umsteigemengen und -zeiten generiert werden. Die Systemsteuerung ermittelt darauf basierend u.a. Wegezeiten und Wartezeiten an Infrastruktureinrichtungen und berechnet für jedes Gepäckstück die sich daraus ergebende Gesamtprozesszeit. Ein in der Praxis bewährtes Optimierungs- und damit Steuerungsziel ist die Maximierung des Zeitfensters zwischen Verladung und Start des Outbound-Fluges, wobei als Startzeit immer die beste verfügbare Prognosezeit verwendet werden muss. Dies ist im schlechtesten Fall die in den Flugplänen veröffentlichte Scheduled Time of Departure (STD) und im besten Fall eine ständig in Abhängigkeit der laufenden Abfertigungsprozesse aktualisierte Target oder Confirmed Off Block Time (TOBT, COB). Durch die Pflege einer aktuellen Startzeit, die in der Regel durch den Flughafenbetreiber erfolgt, kann sichergestellt werden, dass knappe Ressourcen nicht auf Outbound-Ereignisse verwendet werden, die aufgrund anderer Einflussgrößen Verzögerungen erfahren und somit den Gepäck- und/oder Passagierprozessen zusätzliche Zeit gewähren könnten. Eine Ausrichtung sämtlicher Dienstleister an der TOBT oder COB setzt wiederum eine Vernetzung der Dienstleisterprozesse und der zeitführenden Systeme voraus. Da Prognosen der erwarteten Verzögerungen heute noch nicht automatisiert erfolgen können, ist in der Regel die mündliche Bereitstellung dieser Information erforderlich, beinhaltet demzufolge aber Ermessensspielraum der kommunizierenden Personen. Nur langjährige Erfahrung sowie die Bereitstellung von Entscheidungsunterstützungssystemen hilft, die Ungenauigkeit einer solchen Prognose auf ein Minimum zu reduzieren. Unplanbarkeiten, Komplexitäten und Dynamiken auf. Aber auch im Gesundheitswesen, z.B. auf dem Feld des OPManagements in Kliniken, lassen sich interessante Parallelen aufzeigen: auch hier stehen die Prozessbeteiligten vor der Herausforderung, weitgehend standardisierte, jedoch nicht bis in das letzte Detail planbare Prozesse in einem kapitalintensiven Infrastrukturumfeld unter hohem wirtschaftlichen Druck und höchster Knappheit der Ressource Zeit abzuwickeln. Angesichts der zahlreichen, teilweise unvorhersehbaren und sich schnell ändernden Einflussgrößen wird somit in vielen Fällen weiterhin dem Bediener die Möglichkeit gegeben, Systementscheidungen ggf. zu überstimmen. Eine geeignete komprimierte, in der Regel systemische Datenaufbereitung zur Entscheidungsunterstützung ist dafür unerlässlich. Dies trifft insbesondere in sogenannten Irreg-Situationen zu, in denen Eingangsgrößen deutlich über dem normalen Maß variieren. Die für den Standardprozess gültigen Entscheidungsalgorithmen würden in diesem Fall unter Umständen zu gravierenden Fehlsteuerungen führen. Damit an dieser Stelle Erfahrungswerte, mündliche Absprachen sowie Sonder- und Reparaturprozesse sinnvoll eingebracht werden, bedarf es eines klar definierten Eingriffsprozesses, bei dem die Freiheitsgrade und die Eskalationsstufen eindeutig bestimmt sind. Emmermann, Dr.-Ing. Marco, 2009, Aviation-Studie 2010, Effizientes Kunden-, Prozess- und Ressourcenmanagement bei Aviation-Dienstleistern 6. Ausblick Heute werden an führenden Hub-Flughäfen alle TransferGepäckströme durch intelligente GepäcksteuerungsSoftwares permanent und on-time verfolgt. Bei kritischen Strömen erfolgt eine eigenständige systemische Entscheidungsfindung zum optimalen Transportpfad vom Inbound- bis zum Outbound-Flug, sofern keine anderen Ströme tangiert werden. Im Konfliktfall wird ein Gepäckstrom-Steuerer eingeschaltet und gezielt mit allen entscheidungsrelevanten Informationen versorgt. Die Kollaboration aller Prozessbeteiligten in Hinblick auf Informationsbereitstellung, Optimierung von Prozessschnittstellen sowie abgestimmte Entscheidungsfindung ist unerlässlich für das Erreichen der herausragenden Steuerungsleistung. Diese erfolgreich praktizierten Ansätze für komplexe Logistikprozesssteuerung in einem hochdynamischen Umfeld lassen sich grundsätzlich auf zahlreiche weitere Bereiche des Verkehrswesens und der Logistikdienstleistungsbranche übertragen. Beispielweise weisen Cargo-Center für Landund Luftverkehr, Knotenpunkte des Bahnverkehrs oder Umschlagszentren des Handels ähnliche logistische 7. Literatur Deutsche Lufthansa AG, Fraport AG, 2008, Integrierte Passagier- und Gepäcklogistik am Aviation-Hub Frankfurt/Main Europäisches Parlament, 2002, Verordnung (EG) Nr. 2320/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 zur Festlegung gemeinsamer Vorschriften für die Sicherheit in der Zivilluftfahrt Stein, Dennis (Fraport AG), MoblS-L, Papierlos über die Rampe Weronek, Dr. Karsten, 2007, IT-Business Alignment am Beispiel eines Großflughafens Sequenz B – Intelligente Logistik IMOTRIS – INTERMODALES TRANSPORT ROUTING INFORMATIONSSYSTEM --------------------------------------------------------Dipl.-Phys. Michael Scheller Scheller Systemtechnik GmbH, Wismar LEBENSLAUF Dipl.-Phys. Michael Scheller Scheller Systemtechnik GmbH, Geschäftsführer Poelerstr.85a D-23970 Wismar Deutschland Telefon: +49 (03841) 46000 Telefax: +49 (03841) 460046 E-Mail: gl@scheller.de 16.02.1961 Geb. in Salzwedel / Altm. 1981-1986 Physikstudium Universität Leipzig 1986-1989 Wissenschaftlicher Mitarbeiter physikalisches Institut Universität Leipzig Entwicklung von Computersteuerungen für EPR-Spektrometer 1990-1992 Siemens AG, Hamburg 1992 Gründung der Scheller Systemtechnik GmbH, Wismar www.scheller.de Entwicklung von Computer-Netzwerklösungen für Industrie und Logistik Softwaresysteme für Collaboration Management Systeme für Identifikation, Ortung und Sensorik Projekte: 2003-2005 . EIP4Y- Entwicklung einer universellen Kommunikationsplattform für unternehmensübergreifende Geschäftsprozesssteuerungen 2005-2007 GNSS-INDOOR - Durchgehende Lösungen für Ortung und Navigation von Outdoor to Indoor in Logistkumgebungen 2005-2008 Holz Cluster Nord - Entwicklung von Logistiklösungen entlang der Wertschöpfungskette vom Wald ins Werk 2008- AFORS – automatisierter Fotogrammetrischer Rohholzvermessungsservice für Mobilfunkhandys IMOTRIS – INTERMODALES TRANSPORT ROUTING INFORMATIONSSYSTEM Dipl.-Phys. Michael Scheller 1. Ausgangslage 2. Ziele und Inhalte Bekanntlich führen viele Wege zum Ziel. Ziel des Projektes IMOTRIS ist die exemplarische Realisierung eines automatisierten Intermodalen Transport Routing Informationssystems, insbesondere für Nord-Süd-Verkehre über die deutschen Ostseehäfen. Dieses System soll Servicefunktionalitäten zur Optimierung von Planungs- und Prozessabläufe für die Transportkettenmitglieder einerseits und Routing-, Informations-, und Buchungsservices für Versender, Makler und international agierende Transportdienstleister als Auftraggeber andererseits, bereitstellen. Mit IMOTRIS sollen optimale Transportrouten unter Beachtung von Gutarten, Mengen, zu erbringenden Transport-, Umschlag- und Lager-Leistungen, Qualitätsaspekten, Verfügbarkeit, Geschwindigkeit, und ökologischen Aspekten automatisiert berechnet und angeboten werden. Berücksichtung finden dabei auch angebotene logistische Mehrwertdienstleistungen z. Bsp. im Lager- und Distributionsmanagement oder Übernahme ganzheitlicher Transportketten. Auf der Auftragnehmerseite wirkt IMOTRIS als Vertriebs- und Marketingplattform sowie als zentrale Schnittstelle für Zusatzfunktionalitäten. Diese umfassen die Planung und Überwachung von Frachtkapazitäten durch Ortungs- und Identifikationstechnologien sowie mögliche Zusatzdienstleistungen durch den Einsatz von Technologien zur Warenerfassung und Zustandsüberwachung. Die beschriebenen Funktionalitäten können in drei Kernschwerpunkte untergliedert werden: Gerade in Zeiten von Veränderungen in Osteuropa und Asien kommt es zu globalen Warenstromverlagerungen über sich neu etablierende europäische Verkehrwege wie bspw. der verstärkten Nutzung der Transportrouten von Italien über polnische Ostseehäfen nach Nord-Ost Europa. Dadurch werden Häfen, Reedereien und Speditionsunternehmen im internationalen Wettbewerb mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Der Transport von Gütern soll einerseits immer kostengünstiger erfolgen, anderseits sollen Waren ihren Bestimmungsort über immer kürzer werdende Transportzeiten erreichen. Dies erfordert u. a. eine schnelle und effiziente Verladung der Güter an den Knotenpunkten zwischen den Verkehrsträgern. Abbi l du ng 1: Di r ekt er S chr ott ums chl ag auf der Rel at i on S chi ff -S chi ene In vielen Fällen ist es jedoch kaum möglich, für die Planung der eigenen Logistikprozesse Informationen von Transportkettenpartnern, wie bspw. die zeitliche Verfügbarkeit von See- und Hinterlandverkehrsträgern, automatisiert zu erhalten. Darüber hinaus erfolgt der Informationsaustausch oft unkoordiniert und mit vielen Medienbrüchen zwischen unterschiedlichen IT-Systemen und Kommunikationswegen wie Telefon, Fax und E-Mail. Folglich sind schnelle und effiziente Reaktionen auf neue Anfragen, Anforderungen und Ereignisse nur eingeschränkt möglich. - Standardisierte Darstellung von logistischen Dienstleistungen Zusammenstellung von Transportketten mit unterschiedlichen Dienstleistern AdHoc- Warenzuladung 2.1 Standardisierte Darstellung von logistischen Dienstleistungen Logistische Dienstleistungen sind heute noch nicht einheitlich in der Logistik Branche beschrieben. Daher ist es schwierig für logistische Dienstleister in neue Transportketten aufgenommen zu werden, da der Umfang und die Qualität ihrer Leistungen für den Kunden nicht ohne weiteres ersichtlich sind. Mit Hilfe einer einheitlichen Darstellung und Beschreibung des Dienstleistungsangebotes können die Logistikangebote verschiedener Dienstleister besser miteinander verglichen werden. Spezialisierungen und höhere Qualitäten von Leistungen können neben dem Preis zu einem zusätzlichen Entscheidungskriterium werden. Weiterhin wird durch eine einheitliche transparente Beschreibung der Leistung eine Vertrauensbasis zum Dienstleister geschaffen, wodurch leichter neue Geschäftskontakte geknüpft werden können. Für die Erfassung der Leistungsfähigkeit eines Logistikunternehmens werden seine Transport-, Umschlagund Lagerleistungen anhand der Gutart sowie zugehöriger Eigenschaften wie z.B. Temperatur, Gefahrgutklasse, Abfallschlüssel definiert. Mit Hilfe eines Mengengerüstes (max. Stückgewicht, Abmaße etc.) können Leistungen weiter detailliert werden, um die Qualität der Angaben (des Angebotes) zu erhöhen. Zudem können Mehrwertdienstleistungen (z.B. Verpacken, Kommissionieren, Qualitätsprüfung) definiert werden, um das Leistungsportfolio des Unternehmens umfassend darzustellen. Die standardisierte sowie umfassende Beschreibung logistischer Dienstleistungen erhöht die Transparenz und ermöglicht eine Vergleichbarkeit von Dienstleistungen hinsichtlich der Qualität. 2.2 Zusammenstellung von Transportketten Für den intermodalen Verkehr und die Darstellung von intermodalen Routen sind ökologische sowie auf Schienenverkehr fokussierte Logistik-Webservices vorhanden. Der Schwerpunkt dieser Systeme liegt vor allem auf dem Routing oder dem Aufzeigen ökologischer Bilanzwerte. Die Funktionalität sowie Qualität der Systeme ist jedoch nicht für eine Transportkettenzusammenstellung mit Berücksichtigung von Leistungsmerkmalen und Güteranforderungen ausgelegt und bietet keine ausreichende Verknüpfung zwischen Strecke und ausführendem Dienstleister. Von diesen Lösungen hebt sich IMOTRIS durch ein intermodales, gutspezifisches und leistungsorientiertes Routing und das Aufzeigen von (alternativen) Transportwegen sowie streckenrelevanter Dienstleister ab. Folglich wirkt IMOTRIS als Bindeglied zwischen Versender und Dienstleister. Abbi l du ng 2: I MOTRI S - Zi el gruppe n un d pr i nz i pi el l e F unkt i ons wei s e Auf die Anfrage eines potenziellen Auftraggebers über die IMOTRIS- Plattform nach konkreten Logistikservices hin, werden mit innovativen Verfahren und Algorithmen, optimierte Transportrouten berechnet sowie verschiedenste Logistik- und Umschlagsdienstleister entlang dieser Route entsprechend ihrem Leistungsangebot ermittelt. Anschließend werden diese dem Auftraggeber zur Buchung vorgeschlagen. Im weiteren Schritt werden Angebotanfragen ausgelöst und über standardisierte Schnittstellen an die ausgewählten Auftragnehmer versendet. Prinzipiell geht es darum, die herkömmlichen und etablierten Wege bei der Zusammenstellung von Logistikketten auf der Auftraggeberseite durch einen manuellen Anfrage- und Angebotsprozess bei bereits bekannten und etablierten Transportkettenpartner einerseits, sowie auf der Auftragnehmerseite durch natürlich (Budget) beschränkte Vertriebs- und Marketingaktivitäten andererseits, durch innovative serviceorientierte sowie teilautomatisierte Prozesse zu ergänzen. 2.3 AdHoc-Zuladung Im Zuge der ökonomischen und ökologischen Optimierung von Transportprozessen, stellt die Vermeidung von Leeroder nur teilgefüllten Fahrten eine zentrale Zielstellung dar. Mit dem Ansatz der AdHoc-Logistik soll eine automatisierte Erfassung freier Transportkapazitäten (exemplarisch anhand von Hinterland-Straßentransporten Æ Spediteur) technologisch entwickelt und im Praxistest erprobt werden. Letztendlich ermöglicht die Einbeziehung der AdHocInformationen in die IMOTRIS-Plattform eine Vermarktung freier Kapazitäten. 3. Erwartete Ergebnisse und Nutzen Mit IMOTRIS entsteht eine intelligente, serviceorientierte Integrationsplattform, die das Auftragsmanagement in den Geschäftsprozessen kleinerer und mittlerer Häfen und Transportunternehmen mit intelligenten Schnittstellen und Planungsservices für intermodale Hinterlandanbindungen über die Schiene, Straße und Binnenwasserstraßen unterstützt. International agierenden Logistik-Providern, Maklern und Spediteuren werden mit IMOTRIS verlässliche Planungs-, Routing- und Buchungsservices unter Einbeziehung spezifischer Mehrwertdienste der Logistikdienstleister angeboten. Auf Grundlage der Erfahrungen bei der erfolgreichen Umsetzung der Ergebnisse von Forschungsprojekten der Entwicklungspartner wie HOLOMAN-IT 2006, Holz Cluster Nord: e-logistics, Galileo- GNSS-INDOOR, WISSLOG, etc. wird in IMOTRIS eine Serviceplattform geschaffen, mit der Innovation in Informationslogistik in der Breite den kleineren und mittleren Häfen, Dienstleistern und Hinterlandlogistikern zu mehr Umsatz, Effektivität und so zu einer Wettbewerbsstärkung im europäischen Maßstab verhilft. Ebenso werden volkswirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Transportmodi unterstützt, die Binnenwasserstraßen, Schiene und optimierte LKW-Verkehre wettbewerbsfähig einbeziehen. Durch den kombinierten Einsatz mehrerer innovativer aber erprobter Technologien in einem unternehmensübergreifenden Logistikszenario wird im Vergleich zu bereits bekannten Transportbörsen, eine völlig neuartige Qualität und Funktionalität geschaffen, die eine deutliche Optimierung in folgenden Bereichen erwarten lässt: – Synchronisation der Hafenhinterlandverkehre – Verbesserte Einbeziehung, insbesondere von kleinen und mittleren Häfen, Speditionen sowie weiteren Dienstleistungsunternehmen – Verlagerung von Transportvolumen auf alternative Transportwege (Binnenwasserstraßen, Schiene) – Erhöhung der Fahrzeugauslastung durch Zubuchung von Transportvolumen – Bessere Darstellung des Leistungsangebotes – Unterstützung der Marketingaktivitäten durch gezielte Anfrage einer Dienstleistung entsprechend dem Leistungsangebot des Dienstleisters – Alternativer Vertriebsweg, um bisher nicht bediente Marktsegmente zu gewinnen oder neue geographische Märkte zu erschließen In Folge der angebotenen optimierten und kosteneffizienten Logistikservices wird eine verstärkte Buchung von Logistikund Umschlagsdienstleistern im Umfeld der deutschen Seehäfen auf den Nord-Süd Transportrouten erwartet. 4. Partner – Scheller Systemtechnik GmbH – Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und automatisierung – Technische Universität Hamburg-Harburg – Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung – Seehafen Wismar GmbH – Rostocker Fracht- und Fischereihafen GmbH – Seehafen Stralsund GmbH – Magdeburger Hafen GmbH – Magdeburger Flitzer GmbH Weitere Details erhalten Sie unter: www.imotris.de Sequenz B – Intelligente Logistik EIN WISSENSBASIERTES VERFAHREN ZUR SIMULATIONSGESTÜTZTEN STEUERUNG VON FAHRERLOSEN TRANSPORTFAHRZEUGEN IN DISTRIBUTIONSZENTREN --------------------------------------------------------Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier, Dr. rer. pol. Marc Aufenanger, Dr. rer. pol. Christoph Laroque, Alexander Klaas B. Sc. Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn LEBENSLAUF Dr. Christoph Laroque Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn Wirtschaftsinformatik, insb. CIM Fürstenallee 11, 33102 Paderborn Telefon: +49-5251-60-6425 Telefax: +49-5251-60-6483 E-Mail: laro@hni.upb.de 1999-2003 Studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität Paderborn. 2003-2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachgruppe Wirtschaftsinformatik, insb. CIM, Universität Paderborn (Prof. Dr.-Ing. habil. W. Dangelmaier) und Stipendiat der International Graduate School of Dynamic Intelligent Systems der Universität Paderborn. Titel der Dissertationsschrift: „Ein mehrbenutzerfähiges Werkzeug zur Modellierung und richtungsoffenen Simulation von wahlweise objekt- und funktionsorientiert gegliederten Fertigungssystemen“. Seit Anfang 2007 Akademischer Rat und Leiter der Arbeitsgruppe Simulation & Digitale Fabrik an obigem Lehrstuhl. Weitere Informationen Dr. Christoph Laroque ist Gründer und Geschäftsführer der reQuire consultants GmbH, einem Beratungsunternehmen für kleine und mittelgroße Produktionsunternehmen in der Region OstWestfahlen-Lippe. EIN WISSENSBASIERTES VERFAHREN ZUR SIMULATIONSGESTÜTZTEN STEUERUNG VON FAHRERLOSEN TRANSPORTFAHRZEUGEN IN DISTRIBUTIONSZENTREN Prof. Dr.-Ing. habil. W. Dangelmaier, Dr. Mark Aufenanger, Dr. Christoph Laroque, BSc Alexander Klaas 1 Abstract Für die Leistungserstellung in Distributionsnetzwerken wird die immer weiter voranschreitende Dynamisierung der Märkte und Marktbedarfe die Herausforderung der nächsten Jahre sein. Dieser kann nur mit einer Dynamisierung der Prozesse und Strukturen mittels einer Adaption an die Absatz- und Bezugsmöglichkeiten begegnet werden. Die daraus resultierenden Anforderungen können mit Gestaltungs-, Planungs- und Steuerungsverfahren, die vorzugsweise auf statische Verhältnisse ausgerichtet sind, nur unzureichend erfüllt werden. Auf Steuerungsebene stellt dabei eine intelligente, dynamische Wegfindung eine wesentliche Herausforderung dar, die auf veränderte Transportanfragen sowie die aktuelle Verkehrssituation reagieren kann. Speziell die gegenseitigen räumlichen Beeinträchtigungen der Fahrzeuge müssen berücksichtigt werden. Die in dem Paper vorgestellten Steuerungsalgorithmen verfolgen einen simulationsgestützten Ansatz in Kombination mit maschinellem Lernen. Konkret wurde ein wissensbasiertes Verfahren entwickelt, das die gesamte Verkehrslage sowie die gegebenen Transportprobleme innerhalb des Distributionszentrums betrachtet und anhand geeigneter Situationsmerkmale klassifiziert. Aufgrund dieser Klassifikation und anhand simulativ trainierten Wissens werden die Steuerungsregeln für die einzelnen Fahrzeuge ausgewählt. Dabei werden aussagekräftige Trainingsbeispiele generiert und mit Methoden des maschinellen Lernens ausgewertet. 2 Motivation Für die Leistungserstellung in Distributionsnetzwerken wird die voranschreitende Dynamisierung der Märkte und Ihrer Bedarfe die Herausforderung der nächsten Jahre sein, der nur mit einer wachsenden Dynamik der Abwicklungsprozesse und -Strukturen begegnet werden kann. Neue Steuerungsverfahren müssen entwickelt werden, die herkömmliche Ansätze überwinden, die zumeist auf statische Verhältnisse ausgerichtet sind. Innerhalb einzelner Elemente solcher Distributionsnetzwerke bieten fahrerlose Transportsysteme (AGV) im innerbetrieblichen Materialtransport zahlreiche wirtschaftliche Vorteile. Sie werden deshalb regelmäßig unter anderem in Distributionszentren eingesetzt, um gegebene Transportaufkommen (Ein- und Auslagerung, bzw. Bereitstellung von Material) innerhalb des Distributionszentrums unter zeitlichen Restriktionen möglichst gut zu lösen, wobei des jeweilige Transportaufkommen für einen bestimmten Tag zumeist auf der übergeordneten Planungsebene erstellt und grob hinsichtlich verfügbarer Kapazitäten beplant wird, in der das betrachtete Distributionszentrum eingebettet ist. Auf der Steuerungsebene soll im gemeinsamen DFG-Antrag „Modellbasierte Methoden zur echtzeitnahen Adaption und Steuerung von Distributionssystemen“ der TU Dortmund und des Heinz Nixdorf Instituts der Universität Paderborn für den einzelnen Distributionsknoten eine wissensbasierte Methode zur ereignisorientierten und adaptiven Steuerung der intralogistischen, fahrerlosen Transportsysteme erarbeitet werden. Methodischer Ansatz zur Erreichung dieses Ziels ist ein simulationsbasiertes Verfahren, das einerseits die Systemmerkmale und Steuerungsregeln weiter aufschlüsselt, um in Steuerungssituationen differenzierter und vor allem vorausschauend reagieren zu können, und andererseits eine wissensbasierte Regelauswahlmethodik mit systemweiten Merkmalen trainiert, um eine dynamische / ereignisbezogene Regelauswahl zu ermöglichen. Eine besondere Herausforderung stellt dabei eine intelligente, dynamische Wegfindung dar, die auf veränderte Transportanfragen sowie die aktuelle Verkehrssituation reagieren kann. Speziell die gegenseitigen räumlichen Beeinträchtigungen der Fahrzeuge müssen berücksichtigt werden. Zudem kann bei einem realitätsnahen Ansatz nicht ausgeschlossen werden, dass äußere, unvorhergesehene Einflüsse das System ergänzend stören. Beispielsweise ist ein Ausfall eines Fahrzeuges oder eine unplanmäßige Anlieferung von Waren zu nennen. Für den Einsatz in der realen Anwendung muss die Wegfindung deshalb in Echtzeit berechnet werden können. 3 Stand der Technik Der folgende Abschnitt beschreibt die zum Verständnis des später vorgestellten Verfahrens notwendigen Grundlagen und stellt den aktuellen Stand der Technik hinsichtlich Verfahren zur automatischen Wegeplanung, Lernverfahren zur Steuerung von Transportfahrzeugen und kurz der Ablaufsimulation dar. 3.1 Automatische Wegeplanung Es existieren zahlreiche Anwendungsgebiete für Roboter, die sich in einem physischen oder abstrakten Raum bewegen sollen. Dazu ist stets ein Verfahren notwendig, um ihre Bewegung zu berechnen und zu planen. Das klassische Problem des Motion Plannings (Das „Piano Mover's“ Problem (LaValle, 2006, S. 155) liegt darin, in einem Raum aller möglichen Konfigurationen C eines Roboters (dazu gehören Position, aber je nach Anwendung auch etwa die Geschwindigkeit) den kürzesten Pfad von einer Startkonfiguration CS t ar t zu einem Endpunkt CE n d zu berechnen. Hindernisse und andere Bedingungen (wenn etwa eine maximale Geschwindigkeit gegeben ist) definieren in C eine Menge von erlaubten Konfigurationen CF r ee. Der gesuchte Pfad muss also durch CF r ee verlaufen. Eine Schwierigkeit liegt darin, die abstrakten Mengen C und zu beschreiben. Für typische Anwendungen, wie dem Navigieren eines Roboters in einem 2D Raum, existieren zahlreiche Algorithmen mit unterschiedlichen Laufzeiten bezüglich der Form der Hindernisse (Berg, et al., 2000). Betrachtet man mehrere Roboter, lässt sich durch Bildung des kartesischen Produktes der Konfigurationsräume der einzelnen Roboter ein Konfigurationsraum aller Roboter definieren. Dadurch können die bestehenden Algorithmen angewendet werden. Aus der Menge CF r ee müssen Bereiche, in denen Roboter-Roboter Kollisionen stattfinden, entfernt werden. Allerdings haben die Algorithmen dann eine exponentielle Laufzeit bezüglich der Anzahl der Roboter (LaValle, 2006, S. 317). Oft ist es möglich, den Konfigurationsraum erheblich einzuschränken, indem Roboter sich etwa auf vorgegebenen Routen anstatt frei im Raum bewegen. Dadurch lässt sich die Laufzeit steigern. Für alle konkreten Anwendungen ist eine Berechnung in Echtzeit erforderlich. Eine bisher oft eingesetzte Methode liegt im Modellieren eines Graphen mit Zeitfenstern, in dem Pfade gesucht werden (Qiu et al., 2002). Dies entspricht der Suche im abstrakten Konfigurationsraum für mehrere Roboter. Ein Zeitfenster gibt dabei für jeden Knoten an, wann dieser von Robotern belegt sein wird. Es sind performante Algorithmen für die Routensuche in solch einem Graphen entwickelt worden, die polynomielle Laufzeit haben (Kim & Tanchoco, 1991) und demonstrierbar für realistische Anwendungen in Echtzeit funktionieren (Möhring et al., 2004). Bei diesen Verfahren werden Routenpläne für alle AGVs a priori erstellt. Im Gegensatz dazu existieren dynamische Ansätze, bei denen die Pfade nicht im Voraus berechnet werden, sondern sukzessive und situationsabhängig Teilbewegungen berechnet werden. Insbesondere wird dabei die Vermeidung bzw. Auflösung von Deadlocks berücksichtigt, die bei einer a priori Planung natürlicherweise vermieden werden können. Der Vorteil liegt in der Reaktionsfähigkeit auf ungeplante Veränderungen wie Verspätungen oder Ausfall von AGVs. Bei Verfahren mit einer off-line Berechnung der Pfade kann der berechnete Plan in solchen Situationen nicht angepasst werden und muss ungültig gesetzt werden. Andererseits können dynamische Verfahren keine Optimalität erreichen, da nur über einen kurzfristigen lokalen Horizont entschieden wird, ohne das globale Optimum (und das eigentliche Ziel der AGVs) zu betrachten (Maza & Castagna, 2005). Beispielsweise wird bei dynamischen Ansätzen mittels einer Heuristik wie „Verkehrsaufkommen“ abgeschätzt, welche der möglichen Bewegungsrichtungen den schnellsten Weg zum Ziel darstellt (Taghaboni-Dutta & Tanchoco, 1995). Hybridlösungen setzen auf einen optimalen, vorberechneten Routenplan, der durch ein dynamisches Verfahren ergänzt wird, sobald der Plan durch ein Ereignis ungültig wird (Maza & Castagna, 2005) (Sakakibara, et al., 2008). Bereits berechnete Pfade werden entweder verworfen und neu erstellt oder durch Verschieben der Zeitfenster weiter verwendet – diese stellen dann allerdings nicht mehr einen optimalen Routenplan dar. Mittels Simulation lässt sich die Gesamtsituation betrachten und in jeder Lage dynamisch die optimale Aktion auswählen, ohne vorher zeitaufwändig einen Routenplan zu berechnen. Gleichzeitig lassen sich langfristige Zieleverfolgen, indem auf vorher gesammelte Informationen zurück gegriffen wird. 3.2 Lernverfahren zur Steuerung von Transportfahrzeugen Beim Überwachten Maschinellen Lernen wird aus empirischen Lerndaten Wissen extrahiert, um damit zukünftige Daten zu beurteilen. Der Ansatz liegt darin, in beliebigen Zuständen passende Aktionen mittels zu lernenden Strategien auswählen zu können. Die Lerndaten aus konkreten Situationen und der optimalen zu wählenden Aktion (der Hypothesenwert) in der Situation. Eine zentrale Voraussetzung und Annahme ist es, dass sich die erlernten Strategien in neuen Situationen anwenden lassen. Eine Strategie weist also einer Situation eine Aktion zu. Trotz der kurzen Rechenzeit bei Anwendung einer Strategie fließen in die Entscheidung langfristige Gewinne ein. So bietet sich das Verfahren bei Problemen an, in denen Entscheidungsprozesse nur einen kurzen Zeithorizont betrachten, sich aber langfristig auswirken. Für das Routing von AGVs scheint es daher gut geeignet, wenn man ein dynamisches Verfahren wie im vorherigen Abschnitt beschrieben anstrebt (Russell & Norvig, 2003, S. 649) (Mittchell, 1997) Eine sehr erfolgreiche Form des Überwachten Lernens stellt das „Decision Tree Learning“ dar. Die Strategien werden in Form eines Entscheidungsbaums dargestellt. Es wird gelernt, welche Attribute einer Situation für die Auswahl der Aktion entscheidend sind. „Decision Tree Learning“ wurde bereits erfolgreich für die Auswahl von Prioritätsregeln bei der Erzeugung von Produktionsablaufplänen angewendet (Aufenanger, 2009). Dabei wird, analog zu hybriden AGV Routing Verfahren, zunächst a priori ein Schedule erstellt. Um auf Unsicherheiten im Fertigungsablauf zu reagieren, werden die erlernten Prioritätsregeln angewendet. Auch für die Steuerung von fahrerlosen Transportfahrzeugen wurde bereits künstliche Intelligenz eingesetzt. In einem statischen Routing Verfahren werden Konflikte zwischen AGVs auf initial berechneten Routen durch erlernte Regeln aufgelöst (Sakakibara, et al., 2008). Die Regeln stellen eine Priorisierung eines bestimmten AGVs dar. Das jeweils andere Fahrzeug passt seinen Pfad an. Sukzessive können alle Konflikte gelöst werden und das Verfahren resultiert in einen konfliktfreien Routenplan. Durch diesen Ansatz lässt sich die Berechnung dezentral gestalten, indem die Fahrzeuge ihre Routen gegenseitig übermitteln. Die zu lernenden Strategien bilden den Situationsraum auf eine Priorisierung ab. Die Autoren wenden einen Genetischen Algorithmus zum Erlernen der Strategien an. 3.3 Ablaufsimulation mit d³FACT insight 2.1 Für die Planung, Absicherung und Verbesserung der Produktionsprozesse innerhalb einer Vision der Digitalen Fabrik ist die Ablaufsimulation ein etabliertes Werkzeug, das die Erstellung von Struktur- bzw. Funktionsmodellen und die Bewertung deren dynamischen Verhaltensweisen erlaubt [LaKe00]. Am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn wird am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, insb. CIM seit Jahren mit d³FACT insight ein Materialflusssimulator entwickelt, der neue Einsatzbereiche der Ablaufsimulation erschließen und den Anwender besser bei der Durchführung von Simulationsstudien unterstützen soll[Lar07]. Die Software lässt sich in verschiedene Funktionsmodule untergliedern. Neben Modulen zum Erstellen und Bearbeiten von Simulationsmodellen bieten insbesondere der Kernel sowie die verschiedenen Visualisierungskomponenten die Möglichkeit, die dynamische Ausführung eines Simulationsmodells zu visualisieren und zur Laufzeit mit dem Modell zu interagieren. Für die Datenhaltung der Modelle kann sowohl auf die lokale Festplatte zurückgegriffen werden, als auch eine Simulationsdatenbank angesteuert werden, in der alle relevanten Informationen für ein Simulationsexperiment hinterlegt werden können. Zur Zeit befindet sich d³FACT insight in einer Redesign-Phase, wird aber stetig weiterentwickelt. Aktuell werden alle Funktionen für die Materialflusssimulation als eine JavaProgrammbibliothek (API) zur Verfügung gestellt, in der Simulationsmodelle modelliert, simuliert, analysiert und visualisiert werden können[d3FACT10-ol]. 4 Konzept Der in dem Paper vorgestellte Steuerungsalgorithmus verfolgt einen simulationsgestützten Ansatz. Es wurde ein wissensbasiertes Verfahren entwickelt, das die gesamte Verkehrslage sowie die gegebenen Transportprobleme innerhalb des Distributionszentrums betrachtet und anhand geeigneter Situationsmerkmale klassifiziert. Aufgrund dieser Klassifikation und anhand simulativ trainierten Wissens werden die Steuerungsregeln für die einzelnen Fahrzeuge ausgewählt. Dabei werden aussagekräftige Trainingsbeispiele generiert und mit Methoden des maschinellen Lernens ausgewertet. Der Vorteil des gewählten Ansatzes liegt im Vergleich zu bisherigen Methoden darin, dass bei genügend großer Wissensbasis in beliebigen Situationen in Echtzeit eine „passende“ Steuerungsregel berechnet werden kann. Im Gegensatz zu traditionellen, dynamischen Wegefindungsalgorithmen, die bei einer Veränderung des Systems entweder neu planen oder bestehende Pläne verändern müssen, sind bei diesem Ansatz für die Rechenzeit äußere Einflüsse unerheblich. Unter allen Umständen ist somit eine Berechnung in Echtzeit möglich. Im betrachteten Anwendungsfall kann aus einer begrenzten Anzahl von operativen Maßnahmen wie „Hinzunehmen von zusätzlichen Fahrzeugen“ ausgewählt werden, damit in einer zweistufigen Simulation berechnet werden kann, durch welche zusätzliche Maßnahmen definierte Kennzahlen erreicht werden können. Hier passt sich der Algorithmus zur Wegfindung automatisch auf die veränderten Rahmenbedingungen an. Durch die Simulation wird die genaue Ermittlung der Effektivität der Maßnahmen sichergestellt. 4.1 Problemdefinition In einem Distributionslager, bestehend aus einer Menge von Abladepunkten sowie Hindernissen, sollen Transportaufträge erfüllt werden. Die Transportaufträge sind durch eine Menge von Tupeln (x; y) 2 (N; Ar ti kelsor ten) sowie eines Zieles und einer Deadline definiert. Ziel ist es, die AGVs so zu steuern, dass möglichst viele der Transportaufträge vor ihrer Deadline erfüllt werden. Es sollen außerdem andere Ziele wie energieeffiziente Wege verfolgt werden. Zusätzlich soll die Effektivität von operativen Maßnahmen wie „Hinzunehmen von zusätzlichen Fahrzeugen“ untersucht werden. 4.2 Grundlegender Algorithmus Die zu untersuchenden operativen Maßnahmen verändern die Parameter der eigentlichen Simulation und werden in einer ersten Phase festgelegt. Die zweite Phase wird für jede Kombination von Maßnahmen separat ausgeführt. Das Dispatching, also das Zuweisen eines AGVs zu einem eintreffenden Transportauftrag wird, wie das Ermitteln eines Ablageortes für zu einlagernde Waren, durch eine Heuristik gelöst. Der Fokus des entwickelten Verfahrens liegt im anpassungsfähigen Routing der Fahrzeuge. Im Folgenden wird das grundsätzliche Vorgehen erläutert: Das verwendete wissensbasierte System basiert auf dem Ansatz, aus durch Simulation gewonnenen Erfahrungen zu lernen und in "`ähnlichen"' Situationen auf diese zurück zu greifen. Dazu sind folgende Definitionen erforderlich, die stark von der Anwendung abhängen. Ihre Wahl beeinflusst die Leistungsfähigkeit des Ansatzes erheblich. Da Schritt 2. nur kurze Laufzeit benötigt, müssen die AGVs nicht den kompletten Pfad bis zum Ziel voraus berechnen. So ergibt sich ein echtzeitfähiges Verfahren, dass in jeder Situation eine optimale Bewegungsrichtung ermittelt. 1. Situationsmerkmale. Sie beschreiben eine Situation. Zudem muss eine Ähnlichkeit auf dem Merkmalsraum definiert werden, um von noch nicht gelernten Situationen auf andere schließen zu können. 2. Aktionen. Zu lernen sind Situation - Aktion Zuweisungen, die in der konkreten Anwendung beschreiben wie auf eine Situation reagiert werden soll. Die Aktionen sind die Möglichkeiten, zwischen denen ein AGV auswählen kann. 3. Generierung der Trainingsdaten - Die möglichen Aktionen müssen bewertet werden, um eine entsprechend optimale definieren zu können. Die Beispiele bestehen aus Attributen – Hypothesenwert Paaren4. Verfahren zum Aufbau der Wissensbasis aus Trainingsdaten. Dabei muss insbesondere das Problem des "`Overfitting"' beachtet werden (Russell & Norvig, 2003, S. 662). 4.3 Die Punkte 1.-4. müssen für die konkrete Anwendung gewählt werden. 1. Für alle AGVs wird der kürzeste Pfad zu ihrem Ziel mittels einer performanten Methode wie etwa in (Chen et al., 1997) berechnet. Die Wege müssen nur bis zur ersten auftretenden Kollision mit anderen AGVs berechnet werden. 2. Auftretende Kollisionen zwischen AGVs werden durch Zurückgreifen auf die simulativ trainierte Wissensbasis gelöst. 3. Nach Auflösen einer Kollision wird die Berechnung des kürzesten Pfades bis zur nächsten Kollision fortgesetzt. Wissensbasis Der entscheidende Beitrag der Arbeit liegt in der Auflösung von Kollisionen mittels einer Wissensbasis in Schritt 2 im Abschnitt 4.2. Im Folgenden soll der Aufbau der Wissensbasis sowie das verwendete Verfahren zum Training der Daten beschrieben werden. 1. Situationsklassifikation: Es müssen relevante Merkmale, die die Situation in der sich die AGVs bei Erkennung einer Kollision befinden, bestimmt werden. Merkmale hier sind relative Positionen der Hindernisse und der anderen AGVs, deren Ziele und die Deadlines der aktiven Transportaufträge. Abbi l du ng 2: Regel 1 - AGV2 wei cht aus Abbi l du ng 1: Regel 2 - AGV2 bl ei bt st ehen Abbi l du ng 3: Regel 3 - bei de AGVs f ahr en ei nen Umweg 2. Kollisionen werden durch Anpassen des Pfades aufgelöst. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten: R1: AGV2 umfährt die Kollisionszone, AGV1 verfolgt den kürzesten Pfad (Abbildung 2). AGV2 muss einen Umweg fahren. 4. Die Wissensbasis wird durch das entsprechende Lernverfahren mittels der berechneten Trainingsbeispiele aufgebaut. „Decision Tree Learning“ ist ein weit verbreitetes und kommt hier zur Anwendung. Es wurde auch schon erfolgreich in der Produktionsfertigung eingesetzt. R2: AGV2 bleibt stehen, AGV1 fasst AGV2 als Hindernis auf und berechnet kürzesten Pfad (Abbildung 1). AGV2 verliert Zeit. 4.4 R3: AGV1 und AGV2 weichen einander aus (Abbildung 3). Beide müssen einen Umweg fahren. In R1 und R2 wird jeweils AGV1 priorisiert, weshalb zusätzlich R1b und R2b definiert sind: Hier wird AGV2 priorisiert. Alle Regeln sind für eine beispielhafte Kollisionssituation dargestellt. Sie sind auf andere übertragbar. Es wird aufgrund der Fülle an Kollisionsstellungen nicht ein genauer Pfad, sondern ein Verhalten als Regel vorgegeben. Da im Betrieb die Pfade der AGVs nicht voraus berechnet werden, sondern bei jeder Kollision immer auf bereits gelernte Situationen verwiesen wird, kann auf natürliche Weise im laufenden Betrieb auf Störungen sowie Änderungen der Transportaufträge durch externe Einflüsse reagiert werden. Es müssen im Gegensatz zu anderen dynamischen Methoden keine bestehenden Pläne zeitaufwendig angepasst werden. Zudem garantiert das Verfahren auch in dynamischen Situationen Vollständigkeit, da alle auf alten Zuständen basierenden Entscheidungen in Echtzeit neu berechnet werden können und keine Neuberechnung eines existierenden Planes notwendig ist. 5 3. Im Trainingsverfahren wird für eine Kollisionssituation der weitere Simulationsverlauf bei Auswahl jeder Regel berechnet. Der Zeithorizont endet an dem Moment, an dem alle aktiven AGVs ihr Ziel erreicht haben werden. Die ausgewählte Regel wird nach der Anzahl der pünktlich erfüllten Transportaufträge bewertet. Bei im weiteren Verlauf auftretenen Kollisionen verzweigt sich die Simulation weiter, wobei mittels Pruning (Russell & Norvig, 2003, S. 162) nur relevante Verzweigungen verfolgt werden. Betrachtungen Umsetzung und Architektur Der Materialflusssimulator D3Fact wurde um das Verfahren erweitert. Es wurde hierzu eine neue Komponente „WBSMP“ entwickelt, die sich in bereits existierende Materialflussmodelle einbetten lässt. Abbildung 4 stellt diese Einbettung sowie den inneren Aufbau der Komponente dar. Ein Materialflussmodell besteht aus verschiedenen Komponenten; klassischerweise Senken, Prozessoren oder etwa Puffern sowie Verbindungen zwischen ihnen. Der Abbi l du ng 4: Ei nbet t ung der Kompone nt e "WBS MP" i n das Mat eri alf l us smodel l und i nner er Auf bau Materialfluss wird durch sogenannte Tokens und ihren Weg durch das System modelliert. Ausschnittsweise sind in Abbildung 4 zwei Puffer des Modells zu sehen, die mit der „WBSMP“ Komponente verbunden sind. Die Token fließen also von den Puffern in die Komponente und werden, nachdem durch die Simulation der Transportfahrzeuge ein Abladezeitpunkt ermittelt wird, zu diesem wieder in den Rest des Modells gegeben. Der Weg der Materialen während des Transports durch die Fahrzeuge hat für den Rest des Modells keine Relevanz und wird deswegen durch die Komponente gekapselt. Der interne „WBSMP“ Scheduler erstellt die Ereignisse, zu denen die Token die Komponente verlassen bzw. betreten. Der AGV Manager verwaltet die AGVs und simuliert ihre Bewegungen. Der AGV Planer gibt diese Bewegungen vor und stellt den grundlegenden Algorithmus aus Abschnitt 4.2 dar. Er verwendet zur Berechnung des kürzesten Pfades innerhalb des Distributionszentrums unter Berücksichtigung der Hindernisse aus der „Layout Map“ ein separates Verfahrens („Kürzester Pfad“). Um Konflikte aufzulösen, greift er auf die Wissensbasis zurück. In dieser Wissensbasis sind die erlernten Strategien, die jeder Situation eine Regel zuweisen gespeichert, wie in 4.3 beschrieben ist. Die Wissensbasis wiederum muss die Strategien zunächst offline trainieren mittels einer Lernkomponente. Dieser Lernkomponente müssen Trainingsbeispiele zur Verfügung gestellt werden. Trainingsbeispiele bestehen aus Situation – Aktion Paaren, die im Trainingsbeispielgenerator erzeugt werden mithilfe einer Bewertungsfunktion, die den Gewinn aller möglichen Aktionen errechnet. Es lassen sich verschiedene Pläne von Distributionszentren laden und diverse Parameter wie „Anzahl an Fahrzeugen“ per Kommandozeile spezifizieren. Ebenfalls werden die zu untersuchenden operativen Maßnahmen vorher eingegeben. Deren Effektivität kann dann anhand der ausgegeben Ergebnisse und Kennzahlen bestimmt werden. 6 Zusammenfassung und Ausblick Der vorliegende Beitrag beschreibt ein Verfahren zur wissensgesteuerten Wegeplanung fahrerloser Transportfahrzeuge in Distributionslagern. Hauptziel der Entwicklung stellt die „intelligente“ Wegfindung dar, die auf veränderte Transportanfragen sowie die aktuelle Verkehrssituation reagieren kann. Hierzu wurde zunächst untersucht, inwieweit bereits vorhandene wissensbasierte Methoden, die zur Produktionssteuerung entwickelt worden sind, auf fahrerlose Transportsysteme übertragbar sind. Vorhandenes Wissen konnte erfolgreich transferiert werden. Das entwickelte Verfahren wurde in der Simulationsumgebung d³FACT insight implementiert, wodurch eine umfangreiche Visualisierung und Wiederverwendbarkeit im Rahmen zukünftiger Projekte erreicht werden kann. Zur Evaluierung musste zunächst bestimmt werden, wie sich die Güte der Klassifikation messen lässt. Die Implementierung zeigt zunächst, dass eine funktionierende Lösung des Problems erreicht wurde. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass insbesondere unter wechselnden Umständen, bei genügend großer Trainingsbasis, eine gute Leistung erreichbar ist. Der Vergleich zu herkömmlichen Verfahren ist nur unter Vereinfachung der Restriktionen möglich. Zukünftig sollen genauere Untersuchungen und Benchmarks das Verfahren gegen gängige Einplanungsstrategien genauer evaluieren und weiter verfeinern. 7 Literatur Aufenanger, M. (2009). Situativ trainierte Regeln zur Ablaufsteuerung in Fertigungssystemen und ihre Integration in Simulationssysteme. Berg, M., Cheong, O., Kreveld, M., & Overmars, M. (2000). Ein Lernalgorithmus aus dem Framework „Weka 3“ (Frank, et al., 2010), das zahlreiche Verfahren aus der Künstlichen Intelligenz bereit hält, wird verwendet. Computational Geometry: Algorithms and Applications. Berlin Heidelberg: Springer. Chen, D. Z., Szczerba, R. J., & Uhran, J. J. (October 1997). A Framed-Quadtree Approach for Determining. IEEE TRANSACTIONS ON ROBOTICS AND AUTOMATION , S. 668681. d3FACT10: Projektgruppe d FACT: d FACT2.1.x Projektwiki. Webseite: https://macabeo.cs.upb.de/projects/kernel/wiki/2.1.x, besucht am 12.5.2010 Frank, E., Hall, M., Holmes, G., Mayo, M., Pfahringer, B., Smith, T., et al. (2010). Abgerufen am 05. Mai 2010 von Weka 3: Data Mining Software in Java: http://www.cs.waikato.ac.nz/ml/weka/ Kim, C. W., & Tanchoco, J. M. (1991). Conflict-free shortesttime bidirectional AGV routeing. International Journal of Production Research , S. 2377 - 2391. Laroque, C.: Ein mehrbenutzerfähiges Werkzeug zur Modellierung und richtungsoffenen Simulation von wahlweise funktions- und objektorientiert gegliederten Fertigungssystemen, HNI Verlagsschriftenreihe, Paderborn, 2007 Law A. M., Kelton W. D.: Simulation Modeling and Analysis; Third Edition; McGRAW-Hill International Series, Boston 2000; LaValle, S. M. (2006). Planning algorithms. Cambridge University Press. Maza, S., & Castagna, P. (2005). A performance-based structural policy for conflict-free routing of bi-directional automated guided vehicles. Computers in Industry , S. 719733. Mittchell, T. (1997). Machine Learning. Mcgraw-Hill Higher Education. Möhring, R. H., Köhler, E., Gawrilow, E., & Stenzel, B. (2004). Conflict-free Real-time AGV Routing. Operations Research Proceedings (S. 18-24). Berlin, Heidelberg: Springer. Qiu, L., Hsu, W.-J., Huang, S.-Y., & Wang, H. (2002). Scheduling and routing algorithms for AGVs: a survey. International Journal of Production Research , S. 745-760. Russell, S., & Norvig, P. (2003). Artificial Intelligence: A Modern Approach (2 ed.). Upper Saddle River, New Jersey, USA: Pearson Education. Sakakibara, K., Fukui, Y., & Nishikawa, I. (2008). GeneticsBased Machine Learning Approach for Rule Acquisition in an AGV Transportation System. Eighth International Conference on Intelligent Systems Design and Applications , S. 115-120. Taghaboni-Dutta, F., & Tanchoco, J. M. (1995). Comparison of dynamic routeing techniques for automated guided vehicle system. International Journal of Production Research , S. 2653 - 2669. Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik SMART CITY LOGISTICS – EIN KONZEPT FÜR STADTVERTRÄGLICHE UND SICHERE TRANSPORTKETTEN --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Christian Priemer, Prof. Dr.-Ing. Bernhard Friedrich TU Braunschweig LEBENSLAUF Dipl.-Ing. Christian Priemer Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Doktorand Institut für Verkehr und Stadtbauwesen Rebenring 31, 38106 Braunschweig Telefon: +49 531 391-7933 Telefax: +49 531 391-8100 E-Mail: c.priemer@tu-braunschweig.de seit 01.10.2009 Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig Institut für Verkehr und Stadtbauwesen Doktorand 30.09.2009 01.09.2004 Leibniz Universität Hannover Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen und Städtebau Wissenschaftlicher Mitarbeiter 31.08.2004 01.03.2004 Ingenieurgemeinschaft Schnüll Haller und Partner (SHP – Ingenieure) Projektingenieur 28.02.2004 01.10.1998 Leibniz Universität Hannover Studium des Bauingenieurwesens Schwerpunkte: Verkehrsplanung, Verkehrsmanagement SMART CITY LOGISTICS – OPTIMIERUNGSPOTENTIALE FÜR STADTVERTRÄGLICHE UND SICHERE TRANSPORTKETTEN Dipl.-Ing. Christian Priemer, Prof. Dr.-Ing. Bernhard Friedrich 1. Motivation Deutschland rückt hinsichtlich der Verkehrsnachfrage durch die EU-Osterweiterung in die zentrale Rolle der Logistikdrehscheibe Europas. Die Globalisierungsdynamik und deren Folgen für die weltweite Arbeitsteilung sorgen darüber hinaus für einen fortlaufenden Anstieg im Güterverkehr. Auf der Seite des Verkehrsangebots ist eine weitere Verlangsamung des Fernstraßenausbaus zu beobachten. Dazu im Gegensatz herrscht eine starke Dynamik im Bereich der IuK-Technologien, die bedeutende Lösungspotenziale für den Verkehrsbereich eröffnen. Die Disparität von Wachstum des Güterverkehrs auf der einen und Restriktionen beim straßenseitigen Infrastrukturausbau auf der anderen Seite spiegelt sich in Stauungen und Störungen des Verkehrsablaufs in einzelnen Streckenabschnitten, einem erhöhten Unfallrisiko und verminderten Verbindungsqualitäten wider. Wesentlich negativ beeinflusst wird hierdurch die Terminzuverlässigkeit von Transportketten. Insbesondere in Ballungsräumen werden aufgrund der bisher schon hoch ausgelasteten Verkehrsinfrastrukturen erhebliche Behinderungen für die Wirtschaft und die Bevölkerung zu erwarten sein. Bereits heute treten in der morgendlichen und abendlichen Spitzenverkehrszeit erhöhte Emissionsbelastungen durch Lärm und Kraftstoffe auf. Ein wesentlicher Faktor für die Verkehrserzeugung in Ballungsräumen sind Kurier, Paket und Express-Dienste (KEPDienste). KEP-Dienste transportieren Sendungen schnell und flexibel und ermöglichen so die Beschleunigung vieler wirtschaftlicher Prozesse. Kauf und Verkauf von Produkten über das Internet wären ohne die Transportdienstleistung der KEP-Dienste nicht denkbar. Das Transportaufkommen der KEP-Dienste folgt deshalb direkt der Entwicklung des Internet-Handels und verläuft ausgesprochen dynamisch. Nach dem Umschlag der Waren in den Verteilzentren auf Fahrzeuge bis 3,5t Nutzlast beliefern diese ihre Kunden insbesondere in den Ballungsräumen. Die Verkehrsbelastung trifft damit vor allem die städtischen Straßennetze. Um für das sensible städtische Umfeld verträgliche Lösungen bereit zu stellen, werden deshalb in der Zukunft weitaus stadtverträglichere und umweltfreundlichere Fahrzeuge benötigt. Abbi l du ng 1: KEP-S t udi e 2008/ 2009, Wi rt s chaf tl i che Bedeut u ng der Kur i er -, Paket - und Ex pr es s di enst e – Ent wi ckl ung un d Pr ogn os e Zunehmend rückt der Begriff der „Grünen Logistik“ ins Blickfeld der Spediteure und Logistiker. Im Fokus steht hierbei steht die Einsparung von Energie und CO2 stellvertretend für Treibhausgase (THG) mit unterschiedlicher Klimawirkung. Der Transportsektor trägt mit ca. 25% zum Rohstoffverbrauch und den schädlichen THG bei (Riechers, 2010). Durch regulative und marktgetriebene Maßnahmen wie z.B. dem Emissionshandel, EURO VI, städtische Umweltzonen, dem Grünbuch Städtischer Verkehr und grünem Marketing ist der Beginn eines Umdenkprozesses in der Logistikbranche zu erkennen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, den CO2-Ausstoss um 40% bis 2020 gegenüber 1990 zu reduzieren (Heigl, 2010). Das Umweltbundesamt fordert darüber hinaus eine Erhöhung der Lkw-Maut von 17Cent/km auf 37Cent/km und eine Restriktion der Grenzwertbelastung in Wohngebieten auf 55db(A) in der Nacht (Brinkmann, 2010). Die Forderungen zeigen deutlich, dass effiziente und umweltbewusste Transportketten für die zukünftige Logistik Grundvoraussetzung sind. 2. Zielsetzung Die Zusammenführung von Kompetenzen aus Verkehrsplanung, Verkehrstechnik, Fahrzeugtechnik, IuKTechnologie und Logistik eröffnet neue Lösungsmöglichkeiten, auf diese Herausforderungen zu reagieren und Potentiale für grüne, sichere, stadtverträgliche Transportketten im Bereich der Logistik aufzuzeigen. Der Beitrag sieht vor, Optimierungspotentiale innerhalb der Transportketten zu identifizieren, welche den städtischen Güterverkehr in Zukunft CO2-effizienter, zuverlässiger und stadtverträglicher aus Sicht zu machen. Im Fokus des Beitrages stehen Methoden und Werkzeuge für die Planung von zuverlässigen, grünen Transportketten auf der Straße und Einsatzmöglichkeiten für alternative Fahrzeugantriebe. Grundvoraussetzung für die Identifizierung von Optimierungspotentialen ist eine valide Daten- und Wissensbasis über verkehrliche Muster im städtischen Wirtschaftsverkehr, die im Folgenden vorgestellt werden. den Zeiträumen 07:00 – 09:00Uhr bzw. 16:00 – 19:00Uhr. Die Ausprägung der Spitzenintervalle sowie deren zeitlicher Beginn können regional unterschiedlich sein. Zwischen den HVZ befindet sich die NVZ die deutlich geringere Verkehrsstärken aufweist. Als SVZ wird der Zeitraum zwischen der abendlichen und morgendlichen Spitzenverkehrszeit bezeichnet. Hier treten die geringsten Verkehrsstärken auf und können die höchsten Reisegeschwindigkeiten erzielt werden. 3. Daten- und Wissensbasis 3.1 Analyse von Güterströmen in städtischen Räumen Eine bedarfsorientierte Infrastrukturplanung sowie Konzepte zur Verkehrslenkung und -steuerung setzen eine valide und aktuelle Datenbasis voraus. Im Gegensatz zu dem Kenntnisstand im privaten Personenverkehr liegen nur unzureichend Kenntnisse über Verkehrsmuster im Wirtschaftsverkehr vor. Vor diesem Hintergrund gab das Bundesministerium Verkehr, Bau- und Wohnungswesen eine bundesweite und flächendeckende Erhebung zum „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland“ (KiD 2002) in Auftrag, welche am Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der TU Braunschweig federführend bearbeitet wurde (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003). Der Schwerpunkt der KiD 2002 Studie wurde auf den Wirtschaftsverkehr mit Kraftfahrzeugen bis einschließlich 3,5t Nutzlast gelegt, da hier noch eine signifikante Wissenslücke über die Verhaltensmuster bestand. Die Datengrundlage lässt zudem differenzierte Aussagen nach den Arten der Siedlungsräume (Agglomerationsraum, verstädtere Räume, ländliche Räume), nach siedlungsstrukturellen Kreistypen sowie Wirtschaftszweigen zu. Momentan wird die KiD 2010 Studie vorbereitet, dessen Ergebnisse im Frühsommer 2011 erwartet werden. Relevante Erkenntnisse zum Wirtschaftsverkehr in Innenstädten aus der KiD 2002 (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003) werden im Zusammenhang mit identifizierten Optimierungspotentialen im Folgenden vorgestellt. 3.1.1 Tageszeitliche Verteilung der städtischen Verkehrsstärken und Abfahrtszeiten im Wirtschaftsverkehr Abbildung 2 zeigt die Tageszeitganglinie der werktäglichen Fahrten im Wirtschaftsverkehr in der Fahrzeugklasse bis 3,5t aus der KiD 2002-Studie (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003). Der überwiegende Teil aller Fahrten findet zwischen 06:00Uhr morgens und 17:00Uhr abends statt. Das Maximum wird mit ca. 12% in der Zeit zwischen 07:00 und 08:00Uhr erreicht. Damit entspricht die dargestellte Verteilung der Abfahrtszeiten einer typischen werktäglichen Tagesganglinie des gesamten Kraftfahrzeugverkehrs wie sie Abbildung 3 exemplarisch für die Innenstadt der Landeshauptstadt Hannover zeigt. Unterschieden werden Hauptverkehrszeiten (HVZ), Nebenverkehrszeiten (NVZ) und Schwachverkehrszeiten (SVZ). Die HVZ sind charakterisiert durch den morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr in Die Höhe der Verkehrsstärke beeinflusst maßgeblich die realisierbaren Geschwindigkeiten und damit die Reisezeiten zwischen Abfahrtsort und Zielort. Zudem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Störungen des Verkehrsablaufs in Form von Störungen und Staus im Verkehrsablauf in Folge hoher Verkehrsnachfrage. Die Kapazität von Elementen der Verkehrsinfrastruktur wie z.B. Autobahnabschnitte, Stadtstraßen und Lichtsignalanlagen wird teilweise bereits heute in den HVZ erreicht. Neben Kapazitätsproblemen in Kombination mit Flächenrestriktionen, die einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in den Ballungsräumen erschweren, führt ein erhöhtes Unfallrisiko in Folge vermehrter Interaktionen der Verkehrsteilnehmer untereinander zu weiteren Störungen im Verkehrsablauf. In der Folge erhöht sich die Emission von THG und Lärm durch die steigende Anzahl von Halt- und Anfahrvorgängen. Insbesondere in Ballungsräumen, so z. B. an intermodalen Logistikknoten, werden aufgrund der bisher schon hoch ausgelasteten Verkehrsinfrastrukturen erhebliche Behinderungen für die Wirtschaft und die Bevölkerung zu erwarten sein. Die Herausforderung besteht darin, Engpässe zu entschärfen, die vorhandenen Kapazitäten der Verkehrsinfrastruktur möglichst schnell zu aktivieren und dabei eine weitgehende Verlässlichkeit der Transportdauer sowie der Ankunftszeit von Ladungen zu sichern. Abbildung 4 zeigt deutlich wie sehr die Wahl der Abfahrtszeit die Qualität und die Verlässlichkeit einer Verbindung beeinflusst. Dargestellt sind 10 Trajektorien für die Verbindung zwischen den Zentren des Oberzentrums Frankfurt a. Main und dem Mittelzentrum Seligenstadt, die mit Hilfe von Floating Cars generiert wurden. Als Floating Cars werden mit GPS-Modulen ausgestattete Messfahrzeuge bezeichnet, die im Verkehr mitschwimmen und im Idealfall das mittlere Geschwindigkeitsniveau auf der jeweiligen Strecke aufzeichnen. Zur Absicherung der Floating Car Daten wurden Massendaten aus ANPR-Systemen (Automatic Number Plate Recognition Systems) hinzugezogen. Die Distanz zwischen Quelle und Ziel beträgt für die betrachtete Verbindung Frankfurt a. Main – Seligenstadt ca. 23km. Die erreichte Reisezeit in der NVZ beträgt ca. 15min und entspricht damit einem Level of Service von B (gute Qualität der Verbindung). Bedingt durch die Verkehrsnachfrage in der morgendlichen Spitzenverkehrszeit verringert sich die mittlere Reisegeschwindigkeit per se um ca. 10 min (Abfahrtszeit 07:05Uhr) entspricht allerdings noch LoS B. Innerhalb der morgendlichen HVZ erhöht sich die Reisezeit sukzessive. Das Maximum von ca. 40min wird um 08:15Uhr erreicht. Dies entspricht einer Zunahme von 15min bzw. 37,5% innerhalb eines Zeitintervalls von 1:10h auf lediglich 23km. Die Qualität der Verbindung entspricht LoS E (mangelhafte Verbindungsqualität). Anzumerken ist, dass auf dem untersuchten Abschnitt zum Zeitpunkt der Messungen bereits Kapazitäts-erhöhende Maßnahmen seitens der Verkehrszentrale Hessen aktiviert wurden, wie z.B. die Freigabe des Seitenstreifens auf der BAB 3 und die Störungen allein aus der täglich auftretenden Verkehrsnachfrage in der morgendlichen HVZ und nicht etwa einem Unfall resultieren. Die Analyse zeigt deutlich, dass eine zeitlich zuverlässige Tourenplanung bzw. die Planung von Transportketten mit zeitsensiblen Gütern nur unter Berücksichtigung der Verkehrsnachfrage und der Wahl unkritischer Abfahrtszeiten zielführend ist. Abbi l du ng 2: Tages z ei tl i che Ver t eil ungen der Abf ahr t s z ei t en; L kw bi s ei ns chl i eßl i ch 3, 5t Nut zl ast gewer bl i cher und privater Halt er in Deut schl and (Mont ag – Freitag) (KiD 2002) (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003) 9,00 Anteil #Fahrzeuge am Tagesverkehr [% ] 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 :0 0 01 00 :0 0 -0 1: 00 -0 02 2: 00 :0 0 -0 03 3: 00 :0 0 -0 04 4: 00 :0 0 -0 05 5: 00 :0 0 -0 06 6: 00 :0 0 -0 07 7: 00 :0 0 -0 08 8: 00 :0 0 -0 09 9: 00 :0 0 -1 10 0: 00 :0 0 -1 11 1: 00 :0 0 -1 12 2: 00 :0 0 -1 13 3: 00 :0 0 -1 14 4: 00 :0 0 -1 15 5: 00 :0 0 -1 16 6: 00 :0 0 -1 17 7: 00 :0 0 -1 18 8: 00 :0 0 -1 19 9: 00 :0 0 -2 20 0: 00 :0 0 -2 21 1: 00 :0 0 -2 22 2: 00 :0 0 -2 23 3: 00 :0 0 -2 4: 00 - Tageszeit [hh:mm] Abbi l du ng 3: Tages gangl i ni e des Kr af tf ahr z eugv er kehrs an ei nem Wer kt ag i n der I nnens t adt der L andes haupt s t adt Hannov er (ei gene Er hebu ngen) ANPR 2 ANPR 1 3000 2500 LOS E time [s] 2000 LOS D LOS C 1500 LOS B 1000 start 07:05 start 07:25 start 07:50 start 08:15 start 08:50 start 16:10 start 16:40 start 16:45 start 17:45 start 18:15 500 0 0 5000 10000 15000 20000 25000 distance [m] Abbi l du ng 4: Ent wi ckl ung de r Rei s ez ei t en f ür di e Ver bi ndung F r ankf ur t a. Mai n – S eligens t adt i n Abhängi gkei t der Abf ahr t s z ei t (F ri edr i ch, Fr i edr i ch, Pr i emer , 200 6) 1 Der Level of Service (LoS) für Verbindungen wird in der Verkehrsplanung anhand der Luftliniengeschwindigkeit gemäß den Richtlinien für die integrierte Netzgestaltung (FGSV, 2008) bestimmt. Es werden LoS von A (sehr gute Qualität) bis LoS F (schlechte Qualität) definiert. 1 3.1.2 Fahrtzweck, Fahrtweiten und Anzahl der Fahrten im Wirtschaftsverkehr für Lkw bis 3,5t Nutzlast Neben der Kenntnis der Verkehrsnachfrage und den Abfahrtszeiten sollen die im Folgenden betrachteten verkehrlichen Kenngrößen: Fahrtzweck, mittlere Fahrtweite und die mittlere Anzahl an Fahrten eine wichtige Basis liefern, um Verbesserungspotentiale im Bereich der straßengebundenen Logistik aufzuzeigen. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse stammen aus der bereits erwähnten KiD 2002-Studie (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003). Angaben über den Stichprobenumfang sind in den folgenden Abbildungen enthalten. Abbildung 5 zeigt die Fahrtzweckverteilung bei dienstlichen und geschäftlichen Fahrten zwischen den Werktagen Montag und Freitag. Mehr als die Hälfte aller Kfz-Fahrten dienten typischen Spediteursaufgaben wie dem Holen, Bringen, Transportieren von Gütern, Waren, Material, Maschinen und Geräten. Auffällig ist der hohe Anteil an Fahrten von 20%, die allein der Rückfahrt zum Betrieb bzw. zum Stellplatz dienen. Dies lässt die Vermutung zu, dass es sich hierbei um Leerfahrten handelt, die sowohl aus ökonomischer wie auch ökologischer Sicht als kritisch anzusehen sind. Abbi l du ng 5: F ahr t z weckv er tei l ung bei di ens t l i chen F ahr t en; L kw bi s ei ns chl i eßlich 3, 5t Nut zl as t (Ki D 2002) (Wer mut h, Wi rt h, Neef et al . 20 03) Den genauen Anteil von Leerfahrten an allen betrachteten Kfz-Fahrten zeigt Abbildung 6. Von den 7.022.314 aller erhobenen Fahrten mit Lkw bis zu einer Nutzlast von 3,5t fand fast ein Drittel ohne Ladung statt. Die genauen Hintergründe für diese Leerfahrten wurden zwar nicht erhoben, jedoch kann festgestellt werden, dass hier ein hohes Optimierungspotential vorliegt, um Wirtschaft und Umwelt zu entlasten. Für die Potentialabschätzung von alternativen und umweltschonenden Fahrzeugantrieben in der städtischen Logistik ist die Kenntnis der mittleren Fahrtweiten von entscheidender Bedeutung. Insbesondere der Einsatz von Elektromobilität im Bereich der Lkw bis 3,5t Nutzlast könnte zu einer signifikanten Verbesserung der Emissionsbelastung von Innenstädten beitragen. Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Fahrtweiten für Lkw bis 3,5t Nutzlast im werktäglichen Zeitraum Montag – Freitag. Über 50% aller Fahrtweiten sind mit maximal 10km sehr kurz. Die obere Darstellung von Abbildung 7 betrachtet daher diese relevante Fahrtweitenklasse von 0-10km im Detail. Es zeigt sich, dass der Großteil aller Fahrten eine Fahrtweite von maximal 9-10km hat. Die mittlere Anzahl an Fahrten pro Tag beträgt gemäß KiD 2002 bei Betrachtung aller Siedlungsformen 4,34 Fahrten je Werktag – in Kernstädten im Mittel >6Fahrten (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003). Da 80% aller Fahrten eine Weite von unter 20km aufweisen, wäre eine derzeit limitierte Reichweite für Elektrofahrzeuge von ca. 80 km somit kein Ausschlusskriterium für den Einsatz von umweltschonenden Elektroantrieben im Bereich der städtischen Logistik. Abbi l du ng 6: Ant ei l der F ahrt en mi t L adung an al l en di ens t l i chen/ ges chäf tl i chen F ahr t en; L kw bi s ei ns chl i eßl i ch 3, 5t Nut zl as t (Ki D 2002) (Wermut h, Wi r t h, Neef et al. 2003) Abbi l du ng 7: Kumul i er t e F ahr t wei t en nach unt er s chi edl i chen Wi r t s chaft sz ei gen, L kw bi s ei ns chl i eßli ch 3, 5t Nutzlast, Mont ag – Freitag (KiD 2002) (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003) 4. Effiziente und umweltschonende Tourenplanung Ein wesentliches Optimierungspotential sehen die Autoren in der Tourenplanung. Der straßengebundene Transportweg vom Verteilungszentrum zum Endkunden birgt, aufgrund der wechselnden Verkehrslage in Innenstädten, die größten Risiken hinsichtlich unerwünschter Terminverschiebungen. Aus Sicht der Verkehrsplanung wird die Tourenplanung nach drei Entwicklungsstufen unterschieden: – – – ohne Berücksichtigung der Verkehrslage unter Berücksichtigung von Tagesganglinien und unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage In der Regel erfolgt die Festlegung der Routen zwischen Quelle und Ziel anhand einer Kürzesten-Wege-Suche im unbelasteten Straßennetz. Ein bewährter und häufig verwendeter Routingalgorithmus stammt von Dijkstra. Insbesondere in den HVZ, in denen laut der KiD 2002–Studie (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003) der überwiegende Anteil aller gewerblichen Fahrten im städtischen Bereich stattfindet, kommt es vermehrt zu Überlastungen der vorhandenen Straßeninfrastruktur. In der Folge entsteht eine Diskrepanz zwischen erwarteter und realisierbarer Ankunftszeit, die zu Verspätungen in den Transportketten führen. Vor diesem Hintergrund wurden Softwaretools entwickelt und zur Marktreife gebracht, welche anhand historischer Tagesganglinien die aktuelle und zukünftige Verkehrsnachfrage prognostizieren, um eine zuverlässigere Schätzung der Reisezeit zu ermöglichen. Exemplarisch für diese Planungstools wird das Programm Map&Guide der PTV AG an dieser Stelle erwähnt. Wesentlicher Vorteil dieses kostenpflichtigen Programms ist die große, bundesweite Datenbank mit historischen Verkehrsdaten. Neben der verkehrsabhängigen Routenplanung können zudem Emissionsberechnungen für jede betrachtete Route durchgeführt werden. Die Möglichkeit eine intermodale Emissionsberechnung für weltweite Transportketten durchzuführen ermöglicht das frei zugängliche online Planungstool EcoTransIT (Radtke, 2010). Zunehmend mehr Logistikunternehmen und für den globalen Markt produzierende Firmen interessieren sich für die ökologischen Auswirkungen von intermodalen Transportketten, um diese Auswirkungen reduzieren zu können. Vor diesem Hintergrund haben das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), Heidelberg, und die Rail Management Consultants GmbH (RMCon) ein Softwaretool mit dem Namen „EcoTransIT“ entwickelt, um die Emissionen des Güterverkehrs quantifizieren zu können. Dieses Projekt wurde von europäischen Eisenbahngesellschaften initiiert: Railion AG, Schweizerische Bundesbahnen (SBB), Green Cargo AB, Trenitalia S.p.A, Société Nationale des Chemins de Fer (SNCF). Im Laufe der Zeit haben sich neue Partner der Projektinitiative angeschlossen, wie Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles (RENFE), Nationale des Chemins de fer Belges (SNCB) und English Welsh & Scottish Railway Ltd (EWS). Seit dem Jahre 2000 bringen alle Projektpartner ihre Datenbestände in die gemeinsame Arbeit ein und entwickeln das Tool ständig ihren nationalen Richtlinien und dem Stand der Technik entsprechend weiter. EcoTransIT vergleicht den Energieverbrauch und die Emissionen für Güter, die per Zug, Lkw, (Binnen-) Schiff und Flugzeug transportiert werden. Berücksichtigt werden auch intermodale Transportdienste und die unterschiedlichen technischen Standards der Fahrzeuge. Die Basis dieses Planungstools, welches für die Berechnung von CO2-Belastungen entwickelt wurde, bildet eine GIS-basierte Kartengrundlage für Straßen- und Schienenetze sowie Flug- und Schifffahrtsrouten. Zudem werden für regionale Fahrzeugtypen Emissionswerte innerhalb der Datenbank hinterlegt. Die Abbildungen 8 und 9 zeigen exemplarische CO2-Analysen für die Verbindung Hannover – Magdeburg. Betrachtet werden die Verkehrsmittel Lkw, Zug und Binnenschiff. Eine Berücksichtigung der Verkehrslage auf Basis historischer oder aktueller Verkehrsdaten ist allerdings in EcoTransIT nicht integriert. Die Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage anhand von stationären Detektordaten und Floating Car Daten innerhalb der Tourenplanung wäre das Idealszenario. Nur so können straßengebundene Routen und Touren optimiert werden. Diese Daten liegen allerdings in der Regel nur für Ballungsräume vor und sind in der Regel nicht frei zugänglich, sondern der öffentlichen Hand vorbehalten. Einen neuen Weg für die Generierung einer flächendeckenden online Verkehrslage geht das Unternehmen TomTom als Hersteller und Vertreiber von Navigationsgeräten. Im Rahmen des Tools HD Traffic werden Handydaten von sich im Fahrzeug befindlichen Personen genutzt, um Staus und Störungen innerhalb eines Verkehrsnetzes anhand der ermittelten Geschwindigkeit zu identifizieren und innerhalb der Routenplanung zu berücksichtigen. Die generierten Echtzeitdaten werden mit Daten von Verkehrs-informationsdiensten ergänzt. Abbi l du ng 8: CO2 -Emi s s i onen s ber echnu ng f ür di e Ver kehr s art en L kw, Zug und Bi nnens chi f f f ür di e Ver bi ndun g Han nov er -Magd ebur g mi t EcoTr ans I T Abbi l du ng 9: Di s t anz bes ti mmung f ür di e Rout e Hann ov er -Magdeb ur g f ür di e Ver kehr st r äger S tr aße, S chi ene und Was s er st r aße mit EcoTr ans I T 5. Planung der Abfahrtszeiten Den ökonomischen und ökologischen Nutzen einer smarten Planung von Abfahrtszeiten unter Berücksichtigung von Verkehrsdaten in Form einer höheren Terminzuverlässigkeit der Transportketten, weniger Emissionen und einem geringeren Energieverbrauch wurde bereits in den vorherigen Abschnitten angesprochen (vgl. Abbildung 4). Insbesondere die Anlieferung von Waren in sensiblen innerstädtischen Gebieten (z.B. historische Ortskerne, Fußgängerzonen) unterliegt allerdings zahlreichen Restriktionen seitens der Kommunen und Städte, so dass hier das Zeitfenster für eine Optimierung a priori eingeschränkt wird. Die IHK Stuttgart schreibt hierzu: „Die Warenanlieferung in den Städten der Region muss den Erfordernissen des Handels, des produzierenden Gewerbes und der Gastronomie Rechnung tragen. Vor allem in vielen Innenstädten wird die Anlieferung von Gütern sehr erschwert. Restriktionen der Kommunen schränken die Anlieferzeit auf enge Zeitfenster ein. In besonderem Maße betroffen sind hiervon die Fußgängerzonen, in denen durch die hohe Einzelhandels- und Gastronomiedichte ein intensiver Liefer- und Entsorgungsverkehr anfällt. Die Transportunternehmen sind dadurch zu Anlieferungen in den Spitzenzeiten des morgendlichen Berufsverkehrs gezwungen. Dies führt nicht nur zu Behinderungen des Berufsverkehrs, sondern verhindert auch eine Optimierung der Routenplanung, was zu schlechterer Fahrzeugauslastung und damit zu noch mehr Verkehr führt. Deshalb muss die Anlieferung zu den Zeiten möglich sein, die den Erfordernissen des Handels und der Transportunternehmen entgegen kommen.“ Auch in den niedersächsischen Mittelzentren Hameln und Hildesheim finden sich Beispiele für eingeschränkte Lieferund Ladezeiten: Im Zuge der Einrichtung einer Fußgängerzone in der historischen Innenstadt Hamelns wurde z.B. der Kfz-Verkehr bereits vor Jahren aus dem überwiegenden Teil des Stadtkerns herausgenommen. Für den Lieferverkehr wurde ein Zeitfenster von 18:00Uhr abends bis 10:00Uhr morgens geschaffen und das zulässige Gesamtgewicht der Lieferfahrzeuge auf 3,5t Nutzlast beschränkt (TU HH-H 2010). Ein entsprechendes Zeitfenster existiert auch in Hildesheim (19:00Uhr-11:00Uhr). Quak et. al (2008) identifizieren ein Optimierungspotential für die Planung von Abfahrtszeiten durch die gezielte Beeinflussung des Endverbraucherverhaltens über monetäre Anreize. Der Endkunde möchte in der Regel die georderte Ware, insbesondere bei KEP-Diensten so schnell als möglich empfangen möchte. Dies entspricht in den meisten Fällen dem Vormittag am folgenden Tag. Eine Zustellung fällt somit zeitlich mit der morgendlichen HVZ zusammen. Möglichkeiten das Verbraucherverhalten im Sinne der Ökologie und Ökonomie positiv zu beeinflussen, sehen Quak et al. in monetären Anreizen. So wäre vorstellbar einen Preisnachlass zu gewähren, wenn mehrere Kunden für den gleichen Zeitraum Waren ordern (Bündelung von Transporten, Vermeidung von Leerfahrten). In Zeiträumen, in denen die Nachfrage höher ist als die Kapazität kann ebenfalls über den Zustellungspreis steuernd eingegriffen werden. Ein solcher Zeitraum stellt beispielsweise die Weihnachtszeit dar. Analog zu time-slots an Flughäfen für Starts und Landungen können so Preise für Zustellzeiträume definiert werden. Vormittagszustellungen würden so entsprechend teurer sein als Zeitfenster im off-peak Bereich. Auch eine vom Wochentag abhängige Tarifstruktur wäre denkbar. Auf diese Weise könnte steuernd auf die Planung von Abfahrtszeiten seitens des Zulieferers eingegriffen werden, die Infrastruktur entlastet und die Zuverlässigkeit der Transportketten erhöht werden. 6. Zusammenfassung Der Beitrag zeigt Optimierungspotentiale im Bereich der städtischen Logistik aus Sicht der Verkehrsplanung auf. Als Optimierungsfelder werden im Rahmen der Tourenplanung das Routing unter Berücksichtigung der (historischen) Verkehrsnachfrage und die Terminierung der Abfahrtszeiten fokussiert. Die Basis hierfür bilden Kenntnisse zum städtischen Wirtschaftsverkehr aus der KiD 2002-Studie (Wermuth, Wirth, Neef et al. 2003). Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Grüne Logistik und damit die Reduzierung von CO2-Emissionen. Vor dem Hintergrund bekannter Fahrtweiten und der mittleren Anzahl an Fahrten je Werktag werden zudem Möglichkeiten zur Einführung alternativer, umweltschonender Antriebe basierend auf Elektromobilität für Lkw mit einer Nutzlast von 3,5t Nutzlast im städtischen Bereich aufgezeigt. 7. Literatur Brinkmann, A. (2010): Strategie für einen nachhaltigen Güterverkehr, DVWG und 2.combi*net Seminar – Green Logistics: Anforderungen und mögliche Umsetzungen im Mittelstand FGSV (2008) RIN: Richtlinien für die integrierte Netzgestaltung., Köln, FGSV Verlag. Friedrich, B.; Friedrich, M.; Priemer, Ch. (2006): Impacts of the service quality of single road facilities on the service quality in networks. Proceedings of the 5th International Symposium on Highway Capacity and Quality of Service Volume 2 – Technical Papers, Transportation Research Board, 25. - 29. July 2006, Yokohama, Japan Heigl, P. (2010): Green Logistics aus der Perspektive der mittelständischen Dienstleister, DVWG und 2.combi*net Seminar – Green Logistics: Anforderungen und mögliche Umsetzungen im Mittelstand KEP (2008): KEP-Studie 2008/2009, Wirtschaftliche Bedeutung der Kurier-, Paket- und Expressdienste – Entwicklung und Prognose. Bundesverband Internationaler Kurier- und Expressdienste e.V. Quak, H.; Agatz, N.; van Nunen, J. (2008): Customized policies for sustainable urban distribution in Innovations in City Logistics, ISBN: 978-1-60456-725-0 Radtke, A. (2010): EcoTransIT – Energieverbrauch und Umweltdaten weltweit bilanzieren, DVWG und 2.combi*net Seminar – Green Logistics: Anforderungen und mögliche Umsetzungen im Mittelstand Riechers, E. (2010): Anforderungen an Green Logistics aus Sicht der Verlader, DVWG und 2.combi*net Seminar – Green Logistics: Anforderungen und mögliche Umsetzungen im Mittelstand Wermuth, M.; Wirth, R.; Neef, Ch. et. al. (2003): Kontinuierliche Befragung des Wirtschaftsverkehrs in unterschiedlichen Wirtschaftsräumen – Phase 2, Hauptstudie – Schlussbericht zum Forschungsprojekt 70.0682/2001 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Braunschweig, 2003 TU HH-H (2010) : (http://www.vsl.tharburg.de/gv/4/test?menu=4c&inhalt=4c1 Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik PAKETDIENST MIT WECHSELBEHÄLTER – EIN BETREIBERMODELL --------------------------------------------------------Marc Hackländer FPL FRESHParcel Logistik GmbH & Co. System KG, Köln LEBENSLAUF Marc Christian Hackländer FPL FRESHParcel Logistik GmbH & Co. System KG, Geschäftsführer FRESHParcel Logistik GmbH & Co. System KG Sachsenring 81, 50677 Köln Telefon: +49 (0) 541 – 580 536-72 Telefax: +49 (0) 541 – 580 536-66 E-Mail: marc.hacklaender@fplogistik.de 16.09.1967 geboren in Leverkusen Mai 1988 Abschluss der Hochschulreife 14.08.1989 Ausbildung zum Speditionskaufmann 01.03.1992 Transportberater im Außendienst, trans-o-flex, Weinheim 01.04.1995 Vertriebsleiter (Prokurist) der Region West, trans-o-flex, Weinheim 01.10.1999 Leiter International und Unternehmensentwicklung, trans-o-flex, Weinheim 01.04.2002 Direktor International, trans-o-flex Weinheim 01.10.2005 Geschäftsführer EURODIS GmbH 01.06.2009 Mitglied der Geschäftsleitung der FP Logistikentwicklungsges.mbH., Osnabrück 01.01.2010 Geschäftsführer der FPL FRESHParcel Logistik GmbH & Co. System KG, Köln INTELLIGENTE LOGISTIK – DAS FRESHPARCEL – SYSTEM Marc Christian Hackländer 1. Von der Idee zur Realität Am Anfang stand die Überlegung, dass es in unserer heutigen Zeit für alle erdenklichen logistischen Herausforderungen bereits eine oder mehrere Lösungen zu geben scheint. Weltweite Beschaffung oder europaweite Express-Distribution sind heute wesentliche Bestandteile aller Wertschöpfungsketten. Konsumenten haben sich längst daran gewöhnt, Waren, wie Bücher, Haushaltsgeräte oder Computer über das Internet einzukaufen. Große geografische Entfernungen oder Grenzen scheinen dabei kaum eine Rolle zu spielen. Scheinen - denn für Hersteller und Händler von hochwertigen Nahrungsmitteln, die in kleineren Mengen streng temperaturgeführt und überwacht distribuiert werden müssen, gab es bislang keine Lösung. Frische Lebensmittel, die üblicherweise zuhause im Kühlschrank aufbewahrt werden, müssen von der Herstellung über die Lagerung bis zum Endkunden in einer geschlossenen und überwachten Kühlkette behandelt werden. Grundsätzlich darf dabei eine Temperatur von 0 Grad nicht unterschritten und eine Temperatur von +7 Grad nicht überschritten werden. einer solchen Verpackung nach 36 Stunden außerhalb des vorgeschriebenen Temperaturbereiches angelangt und nicht mehr ohne Bedenken zum Verzehr geeignet. Viele Hersteller und Händler unterhalten seit geraumer Zeit einen eigenen Fuhrpark, mit dem sie meist regional begrenzt, Kunden im Umkreis beliefern. Alle diese Ansätze passen nicht zu den Anforderungen, wenn es darum geht, frische und hochwertige Lebensmittel in kleineren Mengen deutschlandweit zu verteilen. Wenn FRESHParcel Anfang 2011 an den Start geht, dann können alle Hersteller und Händler endlich ihre Frischeprodukte in kleinen Mengen verkaufen, brauchen keinen kostenintensiven Fuhrpark, müssen keine Mindestbestellmengen verlangen und können kostengünstig, sicher und zuverlässig jeden Kunden in ganz Deutschland erreichen. Dabei sind speditionelle Anbieter im temperaturgeführten Transport auf große Stückgutsendungen und Komplettladungen ausgerichtet. Dies liegt daran, dass rund 80% aller Nahrungsmittel über den klassischen Lebensmitteleinzelhandel abgesetzt werden. Diese LEHKetten unterhalten große Regionalläger von denen die Ware palettenweise zu den Filialen transportiert wird. Einzelhändler, wie Feinkostgeschäfte oder Bioläden können sich nicht palettenweise bevorraten, da sie nicht über entsprechende Kapazitäten verfügen und frische Lebensmittel ein natürliches Verfallsdatum besitzen, das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Dies allein zwingt entweder zum schnellen Abverkauf oder zum Bestellen kleinerer Mengen, die innerhalb einer gegebenen Zeit abgesetzt werden können. Ordern von kleinen Mengen ist aber derzeit kaum möglich, da die logistischen Anbieter auf große Sendungen ausgerichtet sind. Händler, die frische Lebensmittel im Internet anbieten, müssen sich einerseits auf spezielle und teure Isolierverpackungen und anderseits auf die Liefergenauigkeit des logistischen Dienstleisters (i.d.R. Paketdienst) verlassen. Je nach Umgebungstemperatur ist der empfindliche Inhalt Ab b i l d u n g 1 : Re a k ti on ü b e r w ww . xi n g .c om 1. Die Umsetzung FRESHParcel ist der einzige logistische Dienstleister für die flächendeckende Distribution temperatursensibler Güter (+2 Grad bis +7 Grad Celsius) mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum im Paketdienstsegment. Wie bereits dargestellt, ist die Situation in der Lebensmitteldistribution vergleichbar mit der Zeit vor der Gründung der großen Paketdienste in den 1970er Jahren im Trockengutbereich (ohne Temperaturführung). Auch damals suchte der Markt nach einer Lösung für kleinere Sendungsgrößen. Über das neue FRESHParcel System werden Sendungen schonend, sicher, hygienisch und kostengünstig distribuiert. Diese neue Systematik heißt: Depotlose Distribution. Die depotlose Distribution benötigt nur noch einen Hauptumschlagsbetrieb und keine weiteren Depots oder Niederlassungen, wie in herkömmlichen Systemen. Um eine bundesweite Distribution ohne Depots in der Fläche zu ermöglichen, kommen speziell von FRESHParcel entwickelte Wechsel-Boxen mit aktiver Kühlung zum Einsatz. Diese Wechselboxen mit Volumen von 10,8 Kubikmeter kühlen autark. Dies bedeutet, dass sie sowohl auf den Trägerfahrzeugen, als auch über eine normale 230 V Steckdose mit dem notwendigen Strom versorgt werden. Damit sind die Boxen universell in der Beladung, den Transport und in der Auslieferung einsetzbar. Alle Sendungen, die bei Kunden übernommen worden sind, werden in diesen speziellen Wechsel-Boxen, die auf den Trägerfahrzeugen arretiert sind, transportiert. Dabei befinden sich die Pakete in Rollregalen, die zur schnellen und einfachen Be- und Entladung der Boxen dienen. Jeweils sechs Rollregale befinden sich in einer Wechsel-Box. Das Trägerfahrzeug selbst hat ein maximales Gesamtgewicht von 3,5 to. und kann somit von jedem Inhaber eines EUFührerscheines „B“ bedient werden. Ab b i l d u n g 3 : La yo u t d e r So rti e ra n la g e Die einzigartige auf das FRESHParcel System angepasste Speditions-Software mit dynamischer Tourenplanung berechnet dabei anhand der aktuellen Tagesdaten die optimale Verteilung auf die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge an den FRESHPoints. Dies bedeutet, dass grundsätzlich immer optimale Touren unter Wirtschaftlichkeitsaspekten gebildet werden und andererseits, dass bereits in den Abendstunden die Auslieferungen für den nächsten Werktag virtuell disponiert worden sind. Das Fahrzeug und weitere aus der Region fahren nach der Abholtour zu einem regionalen Konsolidierungspunkt, dem FRESHPoint. Ein FRESHPoint ist kein kostenintensives Depot bestehend aus Gebäude und Technik - sondern lediglich eine befestigte, ausreichend große Fläche von ca. 1.500 qm. An dem FRESHPoint werden die auf den Trägerfahrzeugen arretierten Boxen mittels Gabelstapler auf einen Fernverkehrszug umgeladen. Ab b i l d u n g 4 : To u re n p la n u n g Ab b i l d u n g 2 : FR E SHP o i n t Der Fernverkehrszug besteht aus einer Sattelzugmaschine und einem speziell konstruierten Trägerrahmen, der sieben Wechsel-Boxen aufnehmen kann. Dieser wiederum fährt an den HUB (Hauptumschlagsbetrieb). Am HUB werden die Rollregale aus den Boxen entladen und an die Auflagestationen der Sortieranlage geführt. Die Sendungen werden durch eine leistungsfähige Sortieranlage gemessen, gewogen, gescannt und qualifiziert sortiert. Die Besonderheit dabei ist, dass die Sortierung gleich auf die Endempfänger erfolgt. Gerade für Internetbesteller bietet sich dadurch der Vorteil, dass diese eine Kurznachricht mit der Auslieferzeit auf ihr Mobilfunktelefon erhalten können. Die Boxen werden daraufhin in der Reihenfolge der Ausliefertour qualifiziert beladen. Die Hauptlauf-Fahrzeuge fahren mit sieben für die Auslieferung fertig beladenen Wechsel-Boxen zu den FRESHPoints. Dort werden die Boxen wieder mittels Gabelstapler auf die Nahverkehrsfahrzeuge umgeladen und die Ausliefertour kann starten. Die Fahrer müssen ihre Fahrzeuge nicht selbst beladen. 2. Auswirkungen des FRESHParcel Systems Die depotlose Distribution verbraucht weniger Ressourcen, als ein Distributionsnetzwerk mit Niederlassungen in der Fläche. Dadurch entstehen Vorteile sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht. 2.1 Ökonomische Auswirkungen Alle Sendungen werden in einem einzigen Umschlagsbetrieb gescannt und qualifiziert sortiert. Dadurch benötigt das FRESHParcel System keine Niederlassungen in der Fläche, die in diesem speziellen Fall bei +2 Grad bis +7 Grad betrieben werden müssten. Die Kosten für eine derartige Infrastruktur führen naturgemäß zu einer nicht unerheblichen Kostenbelastung pro Auftrag (Paket oder Sendung). Herkömmliche Paket- und Expressnetzwerke benötigen daher immer eine Mindestanzahl an Paketen oder Sendungen, die täglich durch das System abgewickelt werden. Diese Mindestmenge ist im FRESHParcel System aufgrund der nicht vorhandenen Fixkosten deutlich geringer. Dadurch ist es erstmals möglich, bereits mit wesentlich geringeren Auftragsmengen ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis zu erzielen. In herkömmlichen Paket- und Expressnetzwerken werden die Sendungen grundsätzlich anhand eines feststehenden Postleitzahlenschlüssels den Ausliefertouren zugewiesen. Da die Tagesmengen in der Auslieferung stark schwanken, (bis zu 30% täglich), ist eine effiziente Tourenauslastung nicht möglich, da jede Tour ein ihr zugewiesenes Auslieferungsgebiet bedienen muss. Im FRESHParcel System existieren keinen festen Postleitzahlenschlüssel. Die jeweilige Tagesmenge wird immer am HUB optimiert auf die vorhandenen Nahverkehrskapazitäten verteilt, so dass sich nicht die Mengen pro Tour, sondern die Tour selbst ändert. 2.2 Ökologische Auswirkungen Weniger temperierte Gebäude bedeuten weniger Energieverbrauch und CO2 Ausstoß. Um die Leistungen des FRESHParcel Systems mit herkömmlichen Niederlassungsstrukturen umzusetzen, würden 30 Kühlgebäude zum Einsatz kommen müssen. Im FRESHParcel System existiert nur ein HUB, welches bei +2 Grad bis +7 Grad betrieben wird. Im Nahverkehr werden die Ausliefertouren immer unter Produktivitätsgesichtspunkten gebildet. Dies bedeutet, dass die Fahrzeuge (Wechsel-Boxen) stets unter optimaler Auslastung zum Einsatz kommen. Dies spart Leerkilometer, Kraftstoff und minimiert umweltbelastende Emissionen. Im Fernverkehr kommen 2 x 57 (=114) Linien mit je 320 km zum Einsatz. Die Tagesleistung im Fernverkehr beträgt 36.500 km. Bei einem Konzept mit Direktverkehren würden 217.000 km anfallen. Die Einsparung hinsichtlich Kraftstoff und CO2 ist auch hier enorm. Bei Wachstum wird der Produktivitätseffekt im Nahverkehr noch erhöht, da die Strecke zwischen FRESHPoint und den zu tätigenden Stopps immer kleiner wird. Die Touren, die fertig beladen am HUB stehen, werden im Hauptlauf zu je sieben Wechsel-Boxen pro Fernzug zu den FRESHPoints transportiert. Bei dem FRESHParcel System handelt es sich um ein striktes HUB-and-Spoke Verfahren. Möglich ist dies aufgrund des Zeitgewinns, da die Sendungen nur ein einziges Mal sortiert werden. Bei zwei oder mehr Sortiervorgängen, wie in anderen Systemen, könnte ein 24h-Dienst bundesweit nicht mehr sichergestellt werden. Der Vorteil ist, dass 114 Linienverkehre ausreichen, um die gesamte Transportleistung zum und vom HUB darzustellen. In anderen System mit einem hohen Anteil an Direktverkehren zwischen den einzelnen Niederlassungen kommen durchschnittlich zwischen 450 bis 800 Linienverkehre zum Einsatz. Bei steigenden Mengen wird die Anzahl der FRESHPoints in der Fläche einfach erhöht. FRESHPoints sind befestigte Flächen – keine Gebäude. Neue FRESHPoints, die eine eigene Fernverkehrsanbindung erhalten, werden verkehrsoptimiert eingerichtet. Dies bedeutet, dass bei steigenden Mengen die Produktivität des Nahverkehrs weiter steigt, die Kosten auf der letzten Meile sinken und weniger Anfahrstrecke zu dem Empfängern anfällt. Das Netz wird so immer dichter. Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik TECHNISCHE SYSTEMKOMPONENTEN FÜR DEN CONTAINERUMSCHLAG IM CITYTRANSPORT --------------------------------------------------------Dr.-Ing. Klaus Hucke EBF Dresden GmbH LEBENSLAUF Dr.-Ing. Klaus Hucke Weißes Textfeld entfernen, Rechtsklick auf graues Feld -> Bild ändern -> Bild wählen EBF Dresden GmbH Forschung, Entwicklung, Erprobung Clara-Zetkin-Str.31 01309 Dresden Telefon: 0351 42291- 0 Telefax: 0351 42291-19 E-Mail: ebf.dd@t-online.de 1962 - 1966 Abitur und Berufsausbildung als Lokomotivschlosser im Bahnbetriebswerk Erfurt 1966 - 1971 Studium und Diplomabschuss an der Hochschule für Verkehrswesen Dresden Fachrichtung Fahrzeugtechnik 1971 - 1976 Wissenschaftlicher Assistent an der Hochschule für Verkehrswesen Dresden 1978 Promotion zum Dr.-Ing. an der Hochschule für Verkehrswesen Dresden 1976 - 1981 Abteilungsleiter für technische Importvorbereitung/Maschinenprüfung 1981 – 1982 Gruppenleiter Technische Diagnostik, Institut für Baumechanisierung Dresden 1983 – 1987 Fachdirektor Qualitätssicherung Messwesen Stammbetrieb und Kombinat Baumechanisierung Dresden 1988 - 1990 Bereichsdirektor Forschung und Entwicklung Stammbetrieb und Kombinat Baumechanisierung Dresden Seit 1990 Gründung EBF Dresden und Geschäftsführer Arbeitsgebiet Maschinen- und Ausrüstungsentwicklung . TECHNISCHE SYSTEMKOMPONENTEN FÜR DEN CONTAINERUMSCHLAG FÜR DEN CITYTRANSPORT Dr.-Ing. Klaus Hucke 1 Ausgangssituation Für kleinvolumige Ladungen, z.B. im Frischedienst oder bei der Versorgung kleiner Handelseinrichtungen sollen Transporter bis 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht genutzt werden. Die Nutzung dieser Transporter wird entscheidend beeinflusst durch die Marktforderung, die Fahrzeuge mit PKW Führerschein zu fahren und damit auf eine breite (kostengünstige) Personalbasis zurückgreifen zu können. Aktueller Stand der Wissenschaft und Technik ist bei den Aufbauten vorwiegend die Nutzung von Isolierkoffern, teilweise mit aufgebautem batterie-gebundenem oder motorgebundenem Kühlaggregat. Diese Kofferaufbauten sind in der klassischen Paneelsbauweise mit Aluminium Eckverbindungen ausgeführt und mit einem stabilisierenden Zwischenrahmen fest auf Transporterfahrgestellen aufgebaut. Der Ladungswechsel erfolgt in körperlich relativ schwerer Arbeit, indem die Einzelverpackungen manuell beund entladen und in die Lager transportiert werden. Erste neuere Ansätze, die von Fraunhofer IFF und RKB Döbeln entwickelt wurden, nutzen bereits kleinvolumige Wechselbehälter unterhalb des Wechselbehältertyp C. Sie werden allerdings aus Gründen des Gewichtes des Fahrzeugaufbaues über liftbare Rollenbahnen und Scherenhubtische manuell verschoben. Dieses Konzept kommt den Zielen sehr nahe, mindert aber den Verbreitungsgrad noch durch das zusätzlich zum Fahrzeug am Entladeort notwendige Equipment und die fehlende Durchgängigkeit des hier beschriebenen Logistikkonzeptes. Sowohl hinsichtlich eines fahrzeuggebundenen Absetzgerätes, der masseminimierten Bauweisen, des emissionsfreien Betriebes, der Antriebsenergie einschließlich des Energiemanagements besteht noch erheblicher Entwicklungsbedarf. Nachfolgend sollen dazu einige grundsätzliche Überlegungen vorgestellt werden. 2 Technische Zielparameter für Gesamtsystem Im Interesse der Befahrbarkeit auch von Toreinfahrten und Ladenpassagen entsteht für den Wechselbehälter ein optimaler Abmessungsbereich Länge/TiefexBreitexHöhe von etwa 2500x2000x2000 mm, wobei die Höhe in Abhängigkeit vom Ladegut und möglichen Einbauten festzulegen ist. Das wesentliche Maß ist die Länge von 2500 mm wegen der quer orientierten Beladung von bis zu 6 Containern auf LKW-Sattelaufliegern im Bereitstellungsverkehr. Da der Transport im Verteilerverkehr auf 3,5 t Transportern erfolgen soll, deren Breite einschließlich fahrzeuggebundener Umladeeinheit 2100 mm, maximal 2300 mm, nicht überschreiten darf, ist eine maximale Außenbreite von 2000 mm erforderlich. Die Nutzmasse des Containers sollte bei 1000 kg liegen. Damit ergibt sich eine Masseverteilungsstruktur für das Transportsystem - Basisfahrzeug 1650 – 1700 kg - Containermasse 400 – 425 kg mit Energieversorgung, Telematikausstattung, rollstabiler Bodenplatte, Kühlmöglichkeit - Absetzgerät 425 kg Aus diesen Zielparametern ergeben sich auch die konzeptionellen Grundforderungen an das Grundsystem Behälter – Absetzgerät. - Die Wechselbehälterhülle mit Türen ist als selbst tragendes Gehäuse aus Faserverbund-Konstruktionselementen auszulegen. An den Orten konzentrierter, punktueller Krafteinleitungen sind Anschlusselemente aus hochfesten Materialien (Stahl oder Aluminium) durch Klebe- oder Laminiertechnik zu integrieren. Feste Rahmen und Eckbeschläge wie bei Kühlcontainern entfallen. - Zur Kompatibilität mit konventionellen Umschlaggeräten, die konzentriert Kräfte einleiten (Rollenbahnen, Stapler) sollen Metall-Bodengruppen in Formleichtbauweise entwickelt und hergestellt werden, bei denen in Hohlkastenprofilen Teile des Energiespeichersystems und ggf. der Kühltechnik untergebracht werden. Die Entscheidung zum Material wird im Ergebnis der Festigkeitsund Stabilitätsuntersuchungen getroffen. Die Verbindung mit den tragenden Faser-Verbund-Kunststoff-(FVK-) Flächenelementen des Containers erfolgt durch Klebeverbindungen. Diese Struktur wirkt als Verbundtragstruktur zusätzlich massereduzierend - Die Sandwichstruktur des Containers ist geeignet, Elemente des IT Systems wie großflächige Abschirmungen in Form von Metallgeweben, Antennenflächen oder auch im Inneren elektrische Kühlelemente aufzunehmen. Das kann bei Unterbringung des Kühlaggregats in die Bodenbaugruppe auch die Einbettung von Luftkanälen in den Sandwichbau beinhalten, - Die Entladeeinheit soll als Leichbau-Absetzsystem mit ausschließlich auf den speziellen Zweck minimierter Kinematik entwickelt werden. Dabei sollen die Hauptelemente aus höherfesten Aluminium und KunststoffKomponenten bestehen. Ergänzend ist die konstruktive und technologische Möglichkeit von CFK Verstärkungen in den Im Interesse der Befahrbarkeit auch von Toreinfahrten und Ladenpassagen entsteht für den Wechselbehälter ein optimaler Abmessungsbereich Länge/TiefexBreitexHöhe von etwa 2500x2000x2000 mm, wobei die Höhe in Abhängigkeit vom Ladegut und möglichen Einbauten festzulegen ist. Das wesentliche Maß ist die Länge von 2500 mm wegen der quer orientierten Beladung von bis zu 6 Containern auf LKW-Sattelaufliegern im Bereitstellungsverkehr. Da der Transport im Verteilerverkehr auf 3,5 t Transportern erfolgen soll, deren Breite Zugzonen in Modell- und Prototypstrukturen zu untersuchen. 3 Analyse der fahrzeugtechnischen Basis Das Angebot an Transporterfahrgestellen mit zulässigen Gesamtgewichten von 3,5 t ist breit, die Differenzen in der Eigenmasse allerdings ebenfalls, wie die nachstehen-de Übersicht zeigt. Fahrzeugmodell Ges.- Leer- Nutz- Radmasse masse last stand kg kg kg mm zul.Achslast kg 3500 1710 1790 3450 1850 2000 Fiat Ducato 35 3500 1710 1790 3450 1850 2000 Ford Transit 350 M 3500 1635 1865 3504 1750 2250 Mercedes Sprinter 35 3500 1771 1729 3665 1800 2250 Opel Movano 3500 1632 1868 3578 1750 2250 Renault Master 3500 120 1632 1868 3578 1750 2250 Volkswagen Crafter 35 1771 1729 3665 1800 2250 Citroen Jumper 35 3500 VA 4 Lösungszielstellungen für Absetzgerät Für die Be- und Entladung des Wechselbehälters sollen prinzipielle Lösungsvarianten für ein fahrzeuggebundenes Entladegerät vorgestellt und diskutiert werden, das ohne die aktuellen zusätzlichen externen Hubeinrichtungen wie Hubtische oder Stapler die Entladung vom Sattelauflieger und ein bodenebenes Aufnehmen und Absetzen der Ladeeinheiten erlaubt und an die Standardschnittstellen eines Serienfahrgestelles angepasst ist. Wegen der zu hohen Baumasse und erforderlicher spezieller Behältergestaltung sind existierende Absetzgeräte dafür nicht geeignet. Durch Nutzung einer Stahl-AluminiumMischbauweise soll das höhere Gewicht des Fahrzeugaufbaues trotz erweiterter Funktionen nicht über dem Gewicht von aktuellen starren Rolldecks liegen. Für das Gesamtsystem gilt das Ziel der konsequenten Gewichtsminimierung, ohne die breite Kompatibilität zu bestehenden bodenorientierten Umschlagsystemen wie Stapler und Rollenbahnen einzuschränken. Schwerpunkt der Entwicklung ist eine auf extremen Leichtbau orientierte Struktur des Wechselbehälters unter Berücksichtigung niedriger Kosten, da dieser Wechselbehälter in großen Stückzahlen benötigt wird. Die aus der Aufgabenstellung resultierenden maßlichen Beund Entladeverhältnisse sind in der nachfolgenden Prinzipdarstellung am Beispiel einer Absetzervariante dargestellt. HA Tabel l e 1: F ahr z eugaus wahl Neben der Forderung nach minimaler Gesamtmasse stellt sich die Forderung nach minimaler Hinterachslast des Fahrgestells im Leerzustand. Leider erfüllen diese Forderung nicht die in der Branche vorwiegend eingesetzten Marken. Gegenstand der weiteren Arbeit muss deshalb die Auslotung der akzeptablen Kompromisse hinsichtlich der Fahrzeugmarke und der möglichen Aufbaugewichte sein, da stärkere Batterien und ggf. erforderliche Hydraulikaggregate die Zuladung weiter vermindern. Abbi l du ng 1: Pr i nz i pdar st el lung A bs et z erv ar i ant e Der maximalen Vertikalbewegung von 1200 mm beim flurebenen Be- und Entladen ist eine Horizontal-verlagerung mindestens in Behälterlänge zu überlagern, dabei ist wegen des Ladegutes ein stoßfreier Bewegungsablauf zu gewährleisten. Als entscheidender Effekt sollen die Arbeitsschritte, für die bisher zusätzlich Hubtische und Gabelstapler vorgehalten werden müssen, entfallen. Damit gibt es hinsichtlich der Umschlagorte und –flächen keine systembedingten Einschränkungen. Damit erweitert sich auch der Einsatzbereich Vorzugsweise sind Aufnahmeelemente an den Wechselbehältern zu konzipieren, die eine einfache Handhabung beim Aufnehmen des Behälters und bodenseitig die volle Kompatibilität mit bestehenden Systemen wie Castordecks und Staplertechnologie gewährleisten. 5 Behälterkonzept Dieser Behälter muss eine robuste Handhabung ertragen und besonders für die Nutzung im Lebensmittelbereich entsprechend zu reinigen sein. Entscheidende Frage in der Entwicklung ist, ob durch die funktionelle Teilung zwischen Trag- und Behälter-funktion-, für den Fall des konzentrierten Lasteintrages in die Bodengruppe als Aluminium Leichtbau-Gruppe, ein minimales Gewicht erreicht werden kann. Damit kann die Auslegung der beiden Hauptkomponenten Boden und Behälter nach den Zielfunktionen „Schutz der Ladung und Temperaturführung, sowie IT-Integration“ und „Tragwerk und Energieintegration“ erfolgen. Die Bodengruppe wird nach den Zielvorstellungen aus statisch und technologisch gewichtsminimierten Profilen entwickelt, auf die der vorgefertigte Behälter aufgeklebt wird, der lediglich noch Führungen für die Ladegutsicherung oder Fixierungen für auf dem Boden aufgeständerte Einschubregale enthält. Ein solcher Behälter könnte als Einheit in spezialisierten Betrieben kostengünstig gefertigt werden. Die Auslegungsalternative ist ein selbst tragender Behälter mit tragenden Wänden, an denen die Tragelemente für die Lastaufnahme über integrierte Verstärkungen angeschlossen sind, In beiden Fällen müssen moderne Fügeverfahren wie Laminieren und Kleben untersucht und eingesetzt werden, um die extrem niedrigen Massevorgaben zu erreichen. Die meist bei Kühlaufbauten noch eingesetzte Verbindungstechnologie über Eckprofile mit Niet- oder Klebeverbindungen ist zu masseintensiv. 6 Sonderlösungen für den Umschlag von rollbaren Einheiten Als Sonderlösungen für den nicht öffentlichen Verkehrsbereich sollen zwei Entwicklungen unserer Firma, der Fährentrailer und das Portal-Shuttle kurz vorgestellt werden. Der Fährentrailer, Bild 2, dient dem Umschlag von Ganzzügen des innerbetrieblichen Transportes. Abbi l du ng 2: F ähr ent r ail er Grundlage ist ein durchfahrbarer Sattelauflieger der in übereinander oder parallel liegenden Spuren zwei Züge aufnehmen kann und dadurch Bereitstellungsflächen und Umladevorgänge einspart. Das Portalshuttle, Bild 3 ermöglicht im innerbetrieblichen Verkehr die staplerlose Be- und Entladung rollfähiger Ladeeinheiten und durch die deichsellose Lenkung eine extreme Kurvengängigkeit, die abhängig von der Ladeflächenlänge und –breite ist. Abbi l du ng 3: Por t al s hut t l e 7 Logistische Relevanz und Zukunftsfähigkeit Der Diskussionsgegenstand beschäftigt sich mit Fragen, die sich bereits aktuell unter veränderten Verbraucher- und Einkaufsgewohnheiten und dem demografischen Wandel stellen. Der Bedarf an Nah- und Direktversorgungskonzepten steigt. Das bedeutet, die Waren näher an den Endkunden heranzubringen, ohne vor Ort umfangreiche Lagerkapazitäten nutzen zu können. Der Kunde will die Ware wohnortnah abnehmen, das geht anders als bei Industriewaren im Frische- und Lebensmittelbereich mit den bisherigen Instrumentarien des Internet-Versandhandels nicht. Somit sind neue Lösungen notwendig, die sich an diese Methodik aber angliedern. Wer bei abnehmender Mobilität der Kunden Waren wunschgerecht heranbringt, erschließt sich ein zahlungsfähiges Kundenpotential. Das setzt aber neue Logistikstrategien, neue fahrzeugtechnische Lösungen und die Vernetzung mit den Möglichkeiten der modernen ITTechnologien voraus. Ein weiterer Vorteil insbesondere für kleine Handelsunternehmen wie Kioske, Tankstellen, Marktstände ist die Nutzung der Wechselbehälter als temporäres Lager, was die Kosten für eigene Ausstattungen reduziert. Hinzu kommen zunehmend Restriktionen bei der Befahrung von Innenstädten mit großen Transporteinheiten und mit zunehmend entstehenden Umweltzonen die Forderung nach emissionsarmen Fahrzeugen. Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik FAHRWEGOPTIMIERUNG FÜR BRÜCKENKRANE MIT PENDELDÄMPFUNG --------------------------------------------------------Dr.-Ing. Mario Lehnert Lehnert Regelungstechnik GmbH, Magdeburg LEBENSLAUF Dr.-Ing. Mario Lehnert Lehnert Regelungstechnik GmbH, Geschäftsführer Lehnert Regelungstechnik GmbH Werner-Heisenberg-Straße 3, 39106 Magdeburg Telefon: +49 391 535473-20 Telefax: +49 391 535473-21 E-Mail: mario.lehnert@weblehnert.de 1982-1986 Studium an der Technischen Hochschule Magdeburg in der Fachrichtung Elektrotechnik mit der Vertiefungsrichtung Elektroantriebstechnik und Elektroautomatisierungstechnik 1986-1989 Forschungsstudium an der Technischen Universität Magdeburg, Wissenschaftsbereich Elektroantriebstechnik und Elektroautomatisierungstechnik. Wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet intelligenter Antriebsmodule für Brückenkrane. 1990 Dissertation zum Thema "Intelligenter Antriebsmodul mit umrichtergespeisten Asynchronmaschinen für Fahrantriebe von Brückenkranen" 1989-1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Elektroantriebstechnik und Elektroautomatisierungstechnik der TU Magdeburg 1996-2009 Geschäftsführer der CePLuS Steuerungstechnik GmbH, Magdeburg 2010 Geschäftsführer der Lehnert Regelungstechnik GmbH, Magdeburg FAHRWEGOPTIMIERUNG FÜR BRÜCKENKRANE MIT PENDELDÄMPFUNG Dr.-Ing. Mario Lehnert 1. Automatikkrane mit elektronischer Pendeldämpfung In Coillagern, beim Futtermittelumschlag, bei der Bestückung von Pressen in der Automobilindustrie und in vielen anderen Anwendungsfällen werden Krane zunehmend teil- und vollautomatisch betrieben. Im teilautomatischen Betrieb wird ein Kranführer durch zeitweilige automatische Bewegungsvorgänge des Kranes entlastet. Im vollautomatischen Betrieb werden Krane ohne Kranführer von Leitsystem geführt. In beiden Fällen ist bei Kranen mit seilgeführten Lasten eine Beruhigung der Lastpendelungen erforderlich. Diese Aufgabe übernimmt – sofern keine mechanischen Verriegelungen vorgesehen sind – eine elektronische Lastpendeldämpfung. Das Grundprinzip einer elektronischen Pendeldämpfung besteht darin, dass die Lastschwingung ermittelt und daraus ein Fahr- oder Drehgeschwindigkeitsverlauf abgeleitet wird, der zur Beruhigung der Schwingung führt. Der berechnete Geschwindigkeitsverlauf berücksichtigt damit sowohl den Fahrbefehl als auch das Schwingungsverhalten der Last. Prinzipiell kann die Pendeldämpfung für jede Fahr- oder Drehachse eines Kranes eingesetzt werden. Besitzt ein Kran mehrere Achsen, so können überlagernd wirkende Pendeldämpfungen für alle Bewegungsrichtungen installiert werden. Die Pendelungen können mit einer Kamera gemessen werden. – Krane automatisch millimetergenau positionieren und – den möglichen Anhalteweg unter Berücksichtigung der Lastpendelung ermitteln Diese beiden Eigenschaften sind für eine automatische Fahrwegoptimierung von besonderer Bedeutung. Eine Pendeldämpfung kann den Kran um Hindernisse herum auf optimierten Wegen führen und rechtzeitig mögliche Kollisionen erkennen und verhindern. [1] [2] [3] [4] [5] 2. Fahrwegoptimierung Im Arbeitsbereich von Kranen kann es Hindernisse geben, die umfahren werden müssen. Das sind sowohl feststehende Objekte wie Halleneinbauten, Maschinen und Sicherheitsbereiche als auch variable Hindernisse, wie z. B. Übergabestationen, die sowohl vom Kran als auch von anderen Transportsystemen bedient werden. Diese Bereiche sind nur zeitweilig gesperrt. Eine Fahrwegoptimierung besitzt die Aufgabe, den schnellsten Fahrweg von einer beliebigen Startposition zu einem Ziel unter Berücksichtigung aller bekannten Hindernisse zu ermitteln. [6] 3. Hindernisbeschreibung Hindernisse in Kranfahrbereichen lassen sich durch Rechtecke beschreiben. Durch Verschachtelung und Überlagerung verschieden großer Bereiche können praktisch alle tatsächlichen Gegebenheiten abgebildet werden. Es genügen meist bis zu 20 Hindernisse, um das Layout eines Kranarbeitsbereiches zu beschreiben. Büro Lager Da eine Pendeldämpfung den aktuellen Schwingungszustand auf der Grundlage des physikalischen Verhaltens der pendelnden Last ermittelt, kann sie Übergabe Abbi l du ng 1: Kamer a z ur Mes s ung der L ast pendel un g. Abbi l du ng 2: Bei s pi el Coi l l ager Die Genauigkeit der Abbildung liegt im Bereich von 0,1 – 0,5 m. Zweckmäßiger Weise legt man um die eigentlichen Hindernisses noch Sicherheitsbereiche, die nur zum Erreichen von Start- und Zielpositionen befahren werden. 4. Algorithmus von Dijkstra Für das Umfahren eines rechteckigen Hindernisses kann man vier Punkte an den jeweiligen Ecken als befahrbar festlegen. N Hindernisse mit ausreichendem Abstand zueinander stellen somit 4*N Punkte – im Folgenden als Knoten bezeichnet – zur Verfügung, aus denen eine Auswahl für den kürzesten Weg von einem Start- zum Zielpunkt verwendet werden muss. Für die Bestimmung des kürzesten Weges eignet sich der Dijkstra-Algorithmus. Der Algorithmus von Dijkstra (nach seinem Erfinder Edsger W. Dijkstra) ist ein Algorithmus aus der Klasse der Greedy-Algorithmen und dient der Berechnung eines kürzesten Pfades zwischen einem Startknoten und einem beliebigen Knoten in einem kantengewichteten Graphen. Die Gewichte dürfen dabei nicht negativ sein. In unserem Fall ist das Kantengewicht die Zeit, die der Kran zwischen zwei Knoten benötigen wird. Der Algorithmus liefert die kürzesten Routen vom Startpunkt zu jedem einzelnen Knoten und folglich auch zum Zielknoten. gegenüber Störungen ist und trotzdem keine Kollisionen entstehen. Als einfach und wirkungsvoll hat sich dabei erwiesen, dass die einzelnen Fahrachsen mit Geschwindigkeiten und Beschleunigungen beaufschlagt werden, die das Einhalten der vorausberechneten Kurse gestatten aber die aktuelle Zielposition jeder Achse sich sowohl aus der nächsten Knotenposition als auch aus den Hindernisgrenzen der nächsten Hindernisse ergeben kann – je nachdem, welche Position näher ist. Damit ist das dem Lageregler übergebene Ziel immer ein sicheres Ziel, dass angefahren werden kann auch wenn die andere Achse ausfällt. 6. Ergebnisse Mit dem vorgestellten Fahrwegoptimierung ist es möglich allen Anforderungen an Kransteuerung gerecht zu werden, wie – Hindernisstrukturen, die für Kranarbeitsbereiche typisch sind, – Hindernisse, die nur zeitweilig aktiv sind, – Ausfall von Antriebsachsen und – Energieoptimale Steuerung der Fahrantriebe. Ziel 7. Literatur [1] Lehnert, Mario; 2002; Lastpendeldämpfung heute – Entwicklungen, Erfahrungen, Trends. – 10. Kranfachtung 2002, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, 07.06.2002 [2] Lehnert, Mario; 2003; Immer im Kreis - Pendeldämpfung für Drehkrane. - 11. Kranfachtagung 2003, Technische Universität Dresden, 16. Mai 2003 [3] Lehnert, Mario; 2004; Pendeldämpfungen für Krane. – Hebezeuge und Fördermittel, Berlin 44 (2004) 11 Start Abbi l du ng 3: Di j ks tr a -Al gor i t hmus : Der s chnel l st e Weg v om St ar t z um Zi el 5. Kollisionsschutz Die Möglichkeiten, einen Kran auf einer vorberechneten Linie zu führen, sind auf Grund der geringen Dynamik begrenzt. Mindestens an den Knoten wird der Kran die vorausberechneten Kurse verlassen. Je nach Geschwindigkeit kann es sich um mehrere Meter Abweichung handeln. Außerdem können unerwartete Störungen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen dazu führen, dass das Einhalten einer Bahn nicht möglich ist. Es geht folglich um eine Strategie, den Kran so zu steuern, dass er der vorausberechneten Bahn weitestgehend folgt, unempfindlich [4] Palis, Stefan; Palis, Frank; Lehnert, Mario; 2005; Robuste Regelung von automatisierten Drehkranen. – 13. Internationale Kranfachtagung 2005, Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg, 03.06. 2005; Tagungsband S. 1-10; ISBN 978-3-930385-53-8 [5] Palis, Stefan; Palis, Frank; Lehnert, Mario; 2005; AntiSway System for Slewing Cranes. – 22nd International Symposium on Automation and Robotics in Construction, September 11-14, 2005, Ferrara (Italy) [6] Lehnert, Mario; Rudolph, Torsten; 2008; Immer wieder neue Hindernisse – Pendeldämpfungen und Grenzbereiche. 16. Internationale Kranfachtagung 2008, Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg, 18.04.2008; Tagungsband S. 5-16; ISBN 978-3-930385-67-6 Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik RFID FÜR EFFIZIENTE ERFASSUNGSPROZESSE IN DER LOGISTIK --------------------------------------------------------Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marcel Schirmer Deutsche Post DHL, DHL Innovationcenter, Troisdorf/Spich LEBENSLAUF Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marcel Schirmer DHL Solutions & Innovations, Projektmanager Deutsche Post DHL Charles de Gaulle Str. 20 53113 Bonn Telefon: +49 (2241) 1203 144 Telefax: +49 (2241) 1203 333 E-Mail: M.Schirmer@deuschepost.de 11/2006-heute Senior Projekt Manager bei DHL Solutions and Iinnovations, Auto-ID & Standards 03/1999-10/2006 Projektmanager bei der Deutsche Post AG, Transport & Briefzentren 10/1993-03/1999 Studium an der Technischen Universität Dresden im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen, Vertiefungsrichtung Verkehrsbetriebslehre und Logistik 07/1992-07/1993 Grundwehrdienst 1980-1992 Schulausbildung RFID FÜR EFFIZIENTE ERFASSUNGSPROZESSE IN DER LOGISTIK Dipl.-Wirtsch.-Ing Marcel Schirmer 1. Informationsaustausch innerhalb der Lieferkette als Garant für einen reibungslosen Ablauf im logistischen Prozess 1.1 Status quo des Informationsaustauschs bei heterogenen Logistikketten Aufgrund der arbeitsteiligen Volkswirtschaft werden viele Produkte zentralisiert produziert und anschließend in die Zielmärkte transportiert. Ausgehend von der Konsolidierung der produzierten Waren in sogenannten „Vendor Hubs“, dem Übersee- oder Flugtransport in die Zielregionen (Forwarding) und der Zwischenlagerung bis zum abschließenden Endkundentransport ergeben sich lange und komplexe Lieferketten. Die Logistikkette kann allein nur von global aufgestellten und mit Erfahrungen in verschiedenen Logistikbereichen ausgestatteten Logistikunternehmen durchgeführt werden. Weit häufiger wird eine sogenannte End-to-End Supply Chain aus Kundensicht von verschiedenen Logistikunternehmen durchgeführt. Historisch bedingt verwenden die Kunden und natürlich auch die verschiedenen Logistikunternehmen Ihre eigenen Planungs- und Steuerungssystemen als isolierte IT-Lösungen und besitzen unterschiedliche Lösungen zum Informationsaustausch mit unterschiedlichen Formaten, wie bspw. EDI-Formate wie EDIFACT, EPC/GS1. 1.2 Die DPDHL Auto-ID Plattform verbessert den Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Bereichen von DPDHL Um den konsistenten Informationsfluss über die komplette Supply Chain (in Echtzeit) sicherzustellen, müssen die verschiedenen Systeme so integriert werden, dass alle relevanten Informationen zeitnah zur Verfügung stehen. DHL Solutions & Innovations (DSI) hat deshalb die DPDHL interne Auto-ID Plattform geschaffen die es ermöglicht, in Echtzeit Erfassungsinformationen zwischen den unterschiedlichen Bereichen von DPDHL auszutauschen. Ort und Ursprung (Barcode, RFID, manuelle Erfassung) können dabei beliebig sein, da die Plattform einerseits konzernweit zur Verfügung steht und andererseits aufgrund der internen Standardisierung der Informationsverarbeitung sämtliche Erfassungsdaten verarbeitet werden können. Dadurch wird konzernintern die Daten- und Informationsintegrität sichergestellt. Natürlich lässt sich der Austausch über die komplette Lieferkette ausweiten, so dass eine lückenlose Informationskette realisiert werden kann. Abbi l du ng 1: Nut z un g der DPDHL Aut o -I D Pl at t f or m i nner hal b der L ogi s t i kpr oz ess e v on DPDHL Abbi l du ng 2: S chemat i s che Dar s t el l ung der DPDHL Aut o-I D Pl at t f or m 2. RFID für effiziente Erfassungsprozesse in der Logistik anhand von Beispielprojekten bei DHL 2.1 Einleitung Um RFID erfolgreich in die logistischen bzw. operativen Prozesse einführen zu können sollten folgende Punkte unbedingt vorher untersucht werden: – Prozessanalyse: Darstellung der gegenwärtigen logistischen Prozess und Benennung des Anpassungsbedarfs, damit diese Technologie erfolgreich eingesetzt werden kann – Technische Analyse: Definition und Design der Erfassungskomponenten, damit die vorher definierten Erfassungsquoten tatsächlich auch erfüllt werden – Integrationsanalyse: Definition welche Standards bei der Datenerfassung und Datenübertragung werden eingesetzt werden, wie die Zielsysteme aussehen bzw. wie diese integriert werden müssen. Abbi l du ng 3 Hau pt kompo ne nt en ei ner RF I D L ös ung 2.2 Beispielprojekt DHL – Metro C&C Frankreich (Projekt des DHL Supply Chain Sektors „Consumer, Retail Fashion“) 2.2.1 Herausforderungen – Erster kompletter Rollout einer RFID Installation innerhalb der Lieferkette von Metro Cash & Carry und DSC – Transparenz über alle versendeten Paletten – Optimierung der Transport- und Erfassungsprozesse 2.2.2 Fakten – 6 DHL Lager für Metro France für Trockensortiment und Getränke – 91 Filialen von Metro Cash & Carry – DHL stattet für Metro Cash & Carry alle Paletten mit einen RFID Tag aus (Volumen: 1,3 Mio. Paletten p.a.) – Automatische RFID Erfassung im Warenausgang bei DHL und Transfer der Sendungsdaten zu den Metro Märkten – Automatische RFID Erfassung in der Wareneingangs- und Warenausgangskontrolle in den Metro Märkten 2.2.3 Mehrwert – Automatischer Eingangsprozess in allen Metro Cash & Carry Märkten Æ Beschleunigung der Eingangserfassung (Reduktion der Erfassungszeit um 50%) – Erhöhung der Produktivität und der Qualität in der Prozessen Æ Reduktion von Beschwerden – Automatischer Ausgangsprozess in allen DHL Lagern Æ Beschleunigung der Abgangserfassung (Reduktion der Erfassungszeit um 50%) 2.3 Beispielprojekt DHL – Sony (Projekt innerhalb von DHL Freight) 2.3.1 Herausforderungen – RFID Erfassung im Sektor „Consumer Electronics“ – automatisierte Ein-/Ausgangserfassungen – Diebstahlschutz und Warenverfolgbarkeit 2.3.2 Fakten – Sonys europäisches Zentrallager in Tilburg (NL) zeichnet jede Umverpackung mit einem RFID Tag aus – der Fernverkehr zum zentralen DHL Distribution Center für Sony Sendungen ist RFID unterstützt – ca. 10-12 Komplettladungen mit Sony Sendungen erreichen täglich DHL Freight in Köln – einfache Erweiterungsmöglichkeit für andere Kunden und/oder Logistikstandorte existieren 2.3.3 Mehrwert – automatische Kontrolle im Warenausgang bei Sony Æ Reduktion der Prozesszeiten bei Sony – proaktiver Diebstahlschutz und Plagiatschutz Æ Reduktion von Beschwerden der Empfänger – Beschleunigung des Wareneingangs bei DHL Freight in Köln (ca. 10 min pro Trailer) Æ Änderung des Wareneingangs vom „2-Schritt“ zum „1-Schritt“ Prozess 2.4 Beispielprojekt DHL – Gerry Weber (Projekt innerhalb von DHL Global Forwarding) 2.4.1 Herausforderungen – Source Tagging von Gerry-Weber Produkten schwerpunktmäßig in Asien – Identifikation auf Artikelebenen in der Supply Chain 2.4.2 Fakten – Ausstattung von jährlich ca. 25 Mio. Artikel mit eingenähten RFID Etiketten – Installation von RFID Lesepunkten in allen Gerry Weber eigenen Shops für die elektronische Artikelüberwachung (EAS) – Integration aller Logistikpartner in RFID Erfassungsprozesse – Nutzung von Standards (GS1/EPCglobal) zur einfachen Integration bei den Logistikpartnern 2.4.3 Mehrwert – Verbesserung der Prozess- und Datenqualität während der Erfassung Æ Reduktion der Durchlaufzeit und der Datenqualität durch automatische Erfassung – höhere Informationsdichte und Transparenz auf Artikelebene Æ Verarbeitung der zusätzlichen Informationen durch Integration in die DPDHL Auto-ID Plattform – 100%ig elektronische Artikelüberwachung mittels RFIDÆ Diebstahlschutz in den Shops 2.5 Resümee Die aufgezeigten Beispielprojekte machen deutlich, dass sich die RFID Technologie effizient in verschiedenen Bereichen der Logistik einsetzen lässt. Einerseits lassen sich mit RFID Prozesse optimieren (beschleunigen), die Prozessqualität verbessern oder zusätzliche Dienste anbieten. Auf der anderen Seite lässt sich RFID nicht wie Barcode „von der Stange“ kaufen und einfach integrieren. Es müssen vielmehr spezifische Lösungen gesucht und gefunden werden, damit die Technologie ihre Stärken voll entfalten kann. Außerdem ist von Anwendung zu Anwendung zu entscheiden ob und wie RFID als effizientere Technologie gegenüber dem Barcode einzusetzen ist. Insbesondere in Bereichen in dem mit Barcode die logistischen Prozesse weitestgehend optimiert sind, ist zum einen der Nachweis der Wirtschaftlichkeit oft schwierig und zum anderen der Einsatz von RFID nicht immer notwendig. Interaktiver Outdoor-Workshop – Intelligente Logistik SICHERE ORTUNG UND KOMMUNIKATION IN KOOPERATIVEN VERKEHRSSYSTEMEN – ANWENDUNGSPOTENZIALE IN WIRTSCHAFTSVERKEHR UND LOGISTIK --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Andreas Herrmann, Dipl.-Ing. Franziska Wolf Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg LEBENSLAUF Andreas Herrmann Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg Bereichsleiter Verkehrstelematik ifak e. V. Magdeburg Werner-Heisenberg-Str. 1, 39106, Magdeburg Telefon: +49 (391) 9901-440 Telefax: +49 (391) 9901-590 E-Mail: andreas.herrmann@ifak.eu Jahrgang 1969 1985-1987 Abitur an der ABF in Halle/Saale 1988-1990 Studium der Automatisierungstechnik mit Schwerpunkt Medizinische Gerätetechnik an der Technischen Universität Budapest 1990-1996 Studium der Automatisierungstechnik mit den Schwerpunkten Bildverarbeitung und Simulation an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg seit 1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg 2005-2006 Leiter des Forschungsschwerpunktes Verkehrsmanagement im ifak seit 2006 Leiter des Forschungsbereiches Verkehrstelematik im ifak SICHERE ORTUNG UND KOMMUNIKATION IN KOOPERATIVEN VERKEHRSSYSTEMEN – ANWENDUNGSPOTENZIALE IN WIRTSCHAFTSVERKEHR UND LOGISTIK Andreas Herrmann, Franziska Wolf 1. Motivation und Ausgangslage Die Entwicklung unserer Wirtschaft beruht im entscheidenden Maße auf der Möglichkeit, Güter und Personen kostengünstig, schnell, zuverlässig und pünktlich zu transportieren. Die zunehmend globalisierten Wirtschaftsprozesse erfordern eine hohe Auslastung der Produktionsmittel bei gleichzeitig niedrigen Durchlaufzeiten und Lagerbeständen. Hierfür ist eine leistungsfähige Infrastruktur für alle Verkehrsträger erforderlich. Wirtschaftswachstum und Verkehrswachstum stehen also in einem direkten Zusammenhang. Neben der Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur spielen Fragen des Umweltschutzes und der Verkehrssicherheit eine zunehmend wichtigere Rolle. Zur Lösung dieses Zielkonfliktes sind unter Berücksichtigung von wirtschaftlicher Effizienz sowie gesellschafts- und umweltpolitischen Ansprüchen innovative Ansätze im Bereich der Telematik – also der Verknüpfung von Telekommunikation und Informatik gefragt. Durch Nutzung von Synergien entlang der Transportketten und von moderner Informations- und Kommunikationstechnologie sowie durch den Einsatz von effizienten Umschlagtechniken soll zukünftig ein möglichst verkehrsarmer und intermodaler Wirtschaftsverkehr etabliert werden. Hierbei ist Logistik sehr viel mehr als die bloße Beförderung von Gütern. Aufgabe der Logistik heute und in Zukunft ist ebenso die Integration arbeitsteiliger Prozesse. Es muss dabei sichergestellt werden, dass die richtigen Güter, Personen und Informationen zur rechten Zeit in der richtigen Menge und der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten am richtigen Ort sind. Der nur noch eingeschränkt mögliche Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen in der Vergangenheit führt heute zu der Notwendigkeit, die vorhandenen Kapazitäten bestmöglich zu nutzen. Bestehende Überlastungen im Verkehrsnetz sind zurückzuführen auf permanente Übernachfrage, vor allem in der Morgen- und Nachmittagspitze, auf temporäre Faktoren wie Baustellen oder Verkehrsunfälle oder auf singuläre Ereignisse wie Großveranstaltungen. Das Nachfragemanagement mit Wechselwegweisung, Fahrstreifenwechsel, Verkehrsrundfunk oder individueller Navigation hat punktuell durchaus fühlbare Entlastungen gebracht. Die zahlreichen bereits verfügbaren Angebote an Verkehrsinformationen und -diensten in digitalen Medien orientieren sich bisher aber mehr an den Bedürfnissen des Personenverkehrs. Dabei liegt die Wachstumsdynamik in der Zukunft ganz eindeutig beim Wirtschaftsverkehr. Die Disponenten von Gütertransporten sind für ergebniswirksame Verbesserungen in der Logistik, im Flottenmanagement oder in der Standortplanung für Verteilzentren wesentlich empfänglicher als Autofahrer, die sich stärker an tägliche Routinen gebunden fühlen. Gleichzeitig sind die Anforderungen des Wirtschaftsverkehrs an die Inhalte, die Qualität, die Zuverlässigkeit und die Verfügbarkeit von Verkehrsinformationen ungleich höher als die des durchschnittlichen Verkehrsteilnehmers. Ortung, Navigation und Kommunikation sind hierbei eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung innovativer Anwendungen für Wirtschaftsverkehr, Logistik und Verkehr. Elektronisches Typenschild Stauassistent Verkehrsinfos Parkleitsystem Abstandsautomatik Navigationsgeräte Fahrzeug-FahrzeugKommunikation Dynamische Fahrgastinfos Behältermanagement Ortung Navigation Kommunikation SmartBox RFID Prozessoptimierung Baustellenlogistik Lokalisierung logistischer Objekte Abbi l du ng 1: Or t ung und Ko mmuni kat i on al s S chl üs s el f ür i nnov at iv e Anwendu nge n i n Ver kehr und L ogi s t i k Wirtschaftsverkehr und Logistik sind aber auch ein sensibles, zeitkritisches und störungsgefährdetes Geschäft. Entsprechende Bedeutung haben Sicherheitskonzepte für die Ware, den Transportprozess und die Kommunikation mit allen dafür nötigen Technologien. Die Sicherheit der Infrastruktur sowohl im Verkehr als auch in der Informationstechnik wird in Zukunft eine immer größere Rolle im internationalen Standortwettbewerb spielen und ein Entscheidungskriterium für Investoren sein. Um die durchgängige, zuverlässige und sichere Logistikkette vom Hersteller über den Lieferanten bis zum Verbraucher zu gewährleisten, sind verstärkt Risikoanalysen und Sicherheitskonzepte für die immer stärker vernetzte IT-Fahrzeuginfrastruktur gefragt. Hierzu sind letztendlich integrierte, praxisnahe, leistungsfähige Entwicklungs- und Testfelder notwendig, die neben fachlich-wissenschaftlichem Know-How auch technische und infrastrukturelle Ressourcen in geeigneter Weise bündeln und allen Interessierten aus Wirtschaft und Forschung anwendungsorientiert zur Verfügung stellen. 2. Sichere Ortung und Kommunikation in kooperativen Verkehrssystemen Kooperative Verkehrssysteme basieren im Wesentlichen auf einem Informationsnetzwerk, in dem Fahrzeugassistenz- und Informationssysteme, die kommunikationsfähige Verkehrsinfrastruktur wie Lichtsignalanlagen oder Wechselwegweiser und die Verkehrs- und Leitzentralen miteinander kommunizieren. Nutzen beispielsweise Fahrer- und Fahrzeugassistenzsysteme für die Datengewinnung bisher vor allem bordeigene Sensoren, greifen neue Komfort- und Sicherheitssysteme zunehmend auch auf Daten aus dem Fahrzeugumfeld sowie auf Informationen aus Verkehrszentralen und Meldestellen zu. Die Automobil- und Zulieferindustrie hat somit ein gesteigertes Interesse an der Nutzung qualitativ hochwertiger, externer Daten. Umgekehrt können auch Infrastruktursysteme, wie etwa Lichtsignalanlagen oder Verkehrsleitsysteme, die in Fahrzeugen erhobenen Daten und Informationen gewinnbringend nutzen. (Car2X) unter besonderer Beachtung des Kundennutzens im Individualverkehr. Die zunehmend globalisierten, intermodalen Warenketten erfordern aber mehr und mehr Möglichkeiten zur Produktidentifizierung und -verfolgung, zur Lokalisierung, zur Zustandsüberwachung sowie zur Prozess- und Flottensteuerung. Die Logistik wird die weiter anwachsenden Warenströme nur beherrschen können, wenn neue durchgängige, interoperable und kostengünstige Technologien eingesetzt werden, die den gesamten logistischen Prozess verfolgen, steuern und überwachen. Durch die Interaktion intelligenter und zuverlässiger Logistiklösungen mit sicherer Verkehrsinfrastruktur kann das Ziel, zeitnah und flexibel zu agieren und gleichzeitig die Auslastung der verschiedenen Verkehrsträger zu erhöhen, dauerhaft erreicht werden. Für den Wirtschaftsverkehr, Logistikflotten und den Kunden wird es also in Zukunft immer wichtiger, jederzeit den Ort und den Zustand von Waren und Sendungen über die gesamte Transportkette verfolgen zu können. Dabei haben Ortungs-, Navigations- und Kommunikationstechnologien in der Logistik (bspw. Containerortung, Flottenmanagement) bereits breite Anwendung gefunden und werden zunehmend um Innovationen der Fahrzeugtechnik erweitert. Auf unternehmerischer Seite werden größere Anstrengungen unternommen, alle erforderlichen Informationen echtzeitnah zu erhalten, zu verarbeiten und auszuwerten. Der weitreichende Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur mit modernen Technologien wie GSM/GPRS, UMTS, RFID oder WLAN/WiFi und die Verfügbarkeit hoch technisierter preiswerter Endgeräte kommen der Forderung nach sicherer, intelligenter Mobilität in Verkehr und Logistik entgegen. 100 Mbps Abbi l du ng 2: Pr i nz i p der Mult i kri t eri ell en Zi elf ühr ung f ür I ndi vi dual - und Wi r t s chaft s v er kehr (Quel l e: I NVENT VM) Die Verkehrsteilnehmer und Akteure im Verkehrsmanagement profitieren in mehrfacher Hinsicht vom Daten- und Informationsaustausch zwischen kooperativen Fahrzeug- und Infrastruktursystemen. Auf digitalen Straßenkarten basierende Navigations- oder Flottenmanagementsysteme können im Störungsfall – unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien wie Umwelt, Sicherheit oder Schnelligkeit – leistungsfähige Alternativrouten anbieten oder schneller vor Gefahrenstellen warnen (Abbildung 2). Kollektive Leitsysteme wie Lichtsignalanlagen steuern besser, weil ständig wechselnde Verkehrssituation im Kreuzungsumfeld mit zusätzlichen Fahrzeugdaten (Position, Geschwindigkeit, Fahrtrichtung) schneller und zuverlässiger erkannt werden können. Die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Verkehr und Logistik werden insgesamt durch das Zusammenwirken von Fahrzeugen, Fahrzeugführern und Verkehrswegen einschließlich der Verkehrsorganisation bzw. Verkehrslenkung bestimmt. Bisher lag der Entwicklungsfokus der Automobil- und Zulieferindustrie hauptsächlich im Bereich der Fahrzeug-Fahrzeugund der ergänzenden Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation Brutto-Datenrate IEEE802.11a WiMAX/IEEE 802.16 IEEE 802.11g 10 Mbps IEEE 802.11b IEEE 802.11p DECT UMTS 1 Mbps Bluetooth Proprietär 100 kbps IEEE 802.15.4 WirelessHART, Zigbee GPRS GSM maximale Entfernung 10m 100m 1000m 10000m Abbi l du ng 3: Br ut t o-Dat enr at en und mi t t l er e Rei chwe i t en akt uel l er F unks t andar ds Gerade Sonder- und Einsatzverkehre sowie Wirtschafts- und Güterverkehre an der Schnittstelle zwischen Verkehr, Logistik und Industrie stellen diesbezüglich andere, teilweise deutlich härtere Anforderungen an Kommunikationssysteme und technologien, die wiederum die Grundlage für Leit- und Steuerungssysteme im Verkehr bilden. Bewegen sich beispielsweise Fahrzeuge zum Be- und Entladen in der Nähe von Fertigungshallen oder Prozessanlagen, sind gegenseitige Beeinflussungen der Ortungs- und Kommunikationssysteme sowie der Prozessleitsysteme nicht ausgeschlossen. Da drahtlose Kommunikationssysteme wie Bluetooth, RFID oder WLAN häufig in allgemein und frei nutzbaren Frequenzbereichen arbeiten, greifen zudem die geltenden Gesetze und Bestimmungen zur Elektromagnetischen Verträglichkeit in der Praxis kaum. Die vor allem für stationäre Anwendungen in im Heim- und Büronetzwerken genutzten WLAN-Standards können bei niedrigen Geschwindigkeiten, kleinen Datenraten und wenigen Kommunikationspartnern durchaus für den Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur genutzt werden. Die Grenzen der Nutzung sind allerdings bei höheren Geschwindigkeiten jenseits der 60km/h Relativgeschwindigkeit erreicht. Hier kann aufgrund der relativ geringen Reichweite der Sender (s. Abbildung 3) (Rauchhaupt, 2008) und des dadurch eingeschränkten Kommunikationszeitfensters keine sichere Kommunikation etabliert werden. Sollen Fahrzeuge zukünftig spontan Kommunikationsnetzwer-ke aufbauen und über Single- und Multi-Hop-Kommunikation verbunden mit Geocast ihre relevanten Informationen weitergeben und austauschen, sind bessere und zuverlässigere Lösungen gefragt. Geocast ermöglicht die Adressierung von Daten an Kommunikationspartner eines räumlich abgegrenzten Gebietes. Daten und Informationen aus derzeit schon bestehenden Fahrzeugsensorsystemen sollen dabei nicht ersetzt sondern kooperativ genutzt werden, indem ihre Informationen anderen Fahrzeugen zur Verfügung gestellt werden. Die Reichweite der On-Board-Sensoren und Assistenzsysteme soll so vergrößert und Verkehrsinformationen und warnungen kooperativ übertragen und genutzt werden. Die zu erwartenden zahlreichen Kommunikationsvorgänge, beispielsweise bei Unfällen oder Extremwetter, sind durch die bisherigen WLAN-Standards nicht mehrabzubilden.So sollen in sich spontan erge-benen Vehicular Ad Hoc Networks (VANETs) eine Vielzahl von Teilnehmern bei hohen Geschwindigkeiten (Relativgeschwindigkeiten bis zu 400km/h) und damit kurzen Kommunikations-fenstern dynamische Informationen austauschen. Faktoren der Nachhaltigkeit, Standardisierbarkeit und fahrzeugherstellerübergreifender Nutzbarkeit stellen einen wesentlichen Faktor bei der Entwicklung zukunftsweisender Kommunikationgrundlagen intelligenter Verkehrssysteme (IVS) dar. Ein international nutzbarer und somit zukunftsfähiger Kommu-nikationsstandard ist für die Marktdurchdringung künftiger Applikationen in Verkehr und Logistik maßgeblich. Eine zu-kunftsweisende intelligente Verkehrstelematik kann nur dann erfolgreich sein, wenn auf lange Sicht hin ein spezifisches Spektrum ausschließlich für die Fahrzeug-Fahrzeugund Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation zur Verfügung gestellt und die entsprechenden Schnittstellen und Protokolle standardisiert werden. Standardisierung steht hier für die Möglichkeit einen einheitlichen Kommunikationsmechanismus für einen gänzlich neuen Markt möglichst so zu gestalten, dass die Zugangsbedingungen für die Teilnehmer, Hersteller, wie auch die späteren Nutzer optimiert werden (Lübke, 2008). Gerade in der ersten Phase der Markteinführung ist eine kritische Masse an Teilnehmern erforderlich, damit die geplanten kooperativen Systeme, wie etwa gegenseitige Warnund Störungsmeldungen oder bilaterale Kreuzungsassistenten, ihre gewünschte Wirkung zuverlässig entfalten können. Es ist somit notwendig, dass die unterschiedlichen Fahrzeughersteller vorwettbewerbliche Einigungen über später gemeinsam nutzbare Kommunikationstechnologien treffen, so dass entstehende Standards den Anforderungen aller Akteure und Nutzer im Verehr Rechnung tragen. Für kooperative Systeme des Verkehrs wurde daher auch in Hinblick auf entsprechende internationaler Standardisierungs-bestrebungen ein neues Frequenzband definiert, welches die Anforderungen bezüglich sicherheits- und zeitkritischer Aspek-te aller maßgeblichen späteren internationalen Akteure erfüll-bar macht. Anbieter von Fahrzeugsystemen diskuttieren zu-nehmend die Nutzung von Funktechnologien ausgehend von Computeranwendungen, wie sie durch verschiedene Varianten von Wireless LAN IEEE 802.11 gegeben sind. (European Common Allocation) Mobile ISM Part 2 non-safety realted IVC and R2V 5,850 5,865 Road Safety and Traffic efficiency IVC and R2V focus on R2V 5,875 Legende: Inter-Vehicle Communication Road to Vehicle Communication Part 1 Part 2 critical road safety Road safety and Traffic efficiency IVC and R2V focus on IVC IVC and R2V focus on R2V Control channel 5,885 5,905 5,925 GHz – IVC – R2C Abbi l du ng 4: F r equenz nut z ung des WL AN-S t andar ds I EEE 802. 11p (Dr aft ) i n Eur opa In Erweiterung der IEEE 802.11-Norm wurde Anfang 2009 der IEEE 802.11p-Draft für spezifische Applikationen der intelligenten Verkehrssysteme (IVS) im Frequenzband von 5,85 bis 5,925 GHz vorgestellt (Abbildung 4) (Wolf, 2009). Durch Multikanalnutzung soll so für die spezifischen Anforderungen künftiger Car2X-Kommunikation, wie hohe Begegnungsgeschwindigkeiten und kurze Kommunikationsdauer, eine technologische Basis für die Vehicular Ad Hoc Networks (VANET) geschaffen werden. Vor allen für den Nahbereich bis 1000 m sollen so zukünftig Positions-, Statusund Gefahrenmeldungen aber auch andere nützliche Informationen direkt zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur ausgetauscht werden. 3. Anwendungspotenziale in Verkehr und Logistik In Zusammenarbeit der öffentlichen Hand mit der Industrie wird mit GALILEO zukünftig ein europäisches Satellitennavigationssystem verfügbar sein, mit dessen Anwendungen weltweit über 100.000 Arbeitsplätze entstehen sollen. Weitgehend offen ist jedoch, wie sich GALILEO neben anderen globalen Navigationssatellitensystemen (GNSS – Global Navigation Satellite System) wie GPS oder GLONASS behaupten wird und insbesondere, welchen Anteil sich die deutsche Wirtschaft bei der Technologie und Anwendungsentwicklung sichern wird. Der überwiegende Teil der Anwendungen von GALILEO wird im Bereich Verkehr, Mobilität und Logistik liegen. Die zahlreichen Ansätze, die heute schon realisiert sind, werden um neue Produkte im Automotive-Markt, im öffentlichen und im Wirtschaftsverkehr oder bei mobilen Endgeräten ergänzt. Innovative Technologien in den Bereichen Ortung, Navigation und vor allem Kommunikation stellen dabei das Binde Neben der funktionellen Sicherheit (Safety - hier Schutz vor Personen- und Sachschäden) gewinnen Komfortfunktionen bei Fahrzeugen immer stärker an Bedeutung. Beide Themenkomplexe bedienen sich zunehmend innovativer Kommunikationstechnologien, mit deren Hilfe neue Anwendungen im Fahrzeugbereich möglich sind (Abbildung 5). Begünstigt wird dieser Fortschritt auch durch neue, kostengünstige und zuverlässige Sensor- und Aktorsysteme. Die offensichtlichen Vorteile bei Informationsgewinnung und Datenaustausch bedingen zugleich weitergehende Heraus Digitaler Rundfunk Verkehrsinfos, Infos in Krisenfällen GPS/Galileo Industrie Flottenmanagement Warenverfolgung Positionsdaten Navigation Flexible Bedienformen Wirtschaftsverkehr Fahrplaninfos Verkehrslage Internet Personalisierte Verkehrsinfos Mobile Reiseassistenz Linienbus Straßenbahn Linienbus Straßenbahn Wohnort P+R Arbeitsplatz Baustellenoder Stauinfos Car2XKommunikation KEPDienste Fahrplaninfos Disposition ÖPNV-Beschleunigung Verkehrsunternehmen (HAVAG) oder Auskunftsplattform (INSA) Wohnort Abbi l du ng 5: Anwe nd ungs f äl l e i n Ver kehr und L ogi s t i k glied zwischen Anwendungen in Verkehr und Logistik dar. Andererseits kommen aber die dafür notwendigen Entwicklungsarbeiten nicht richtig in Gang. Einige Gründe dafür sind u. a. die unzureichende Abstimmung zwischen den Akteuren im Verkehr und der eher technologieorientierten Welt der GALILEO-Entwickler sowie die Tatsache, dass die organisatorischen und technischen Randbedingungen von GALILEO nicht auf die Bedürfnisse des Hauptanwendungsgebiets Verkehr und Logistik ausgerichtet sind. Durch die enge Kopplung und Vernetzung von Geschäftsund Produktionsprozessen mit der bestehenden ITLandschaft werden die Systeme der Logistik und Verkehrstelematik zunehmend den bekannten und zukünftigen Bedrohungen der IT-Welt ausgesetzt. Dieser Umstand wird durch den verstärkten Einsatz von Standard-ITTechnologie in Hard- und Software befördert, die ursprünglich nicht für den harten industriellen Einsatz entwickelt wurde. Andererseits ist gerade die Standardisierung und Offenlegung von Protokollen und Schnittstellen ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Weiterhin sind die Koexistenz und die mögliche gegenseitige Beeinflussung von verschiedenen RF-Technologien noch nicht hinreichend unter den realen Bedingungen in Verkehr und Logistik untersucht. forderungen. Einerseits sind neue Methoden bezüglich der Speicherung (als Teil der Verfügbarkeit) der Informationen erforderlich. Gleichzeitig stellen sich Fragen zur Integrität von Daten und vor allem zur Gewährleistung der Vertraulichkeit zwischen Kommunikationspartnern. Letzteres erfordert zunächst eine Klassifizierung und Abstraktion sämtlicher fahrzeugsensitiver Informationen und macht eine Gefahren- und Risikoanalyse notwendig. Schwerpunkt von zukünftigen Untersuchungen wird daher auch verstärkt das Thema ITSicherheit (Security) mit den Aspekten Integrität, Verfügbarkeit und Vertraulichkeit bezogen auf sensitive Fahrzeug-, Prozess- und Infrastrukturdaten sein. Einerseits sind im Vorfeld von Geräte- und Komponentenentwicklungen die Grenzbedingungen zu ermitteln, unter denen ein ungestörter Betrieb aller Ortungs-, Navigationsund Kommunikationssysteme möglich ist. Anderseits sind die auf den Markt gebrachten Geräte auf die Einhaltung von Grenzbedingungen zu testen. Für beide Szenarien ist eine Testumgebung erforderlich, in denen u. a. folgende Geräte und Systeme vorhanden sind: – – – – – – satellitengestützte Navigationssysteme lokale funkgestützte Navigationssysteme Car2X-Kommunikationssysteme Mobilfunksysteme RFID-Systeme drahtlose lokale Kommunikationssysteme (WLAN, UWB) Die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Tests müssen systematisch, einheitlich und reproduzierbar erfolgen können. Im Fokus der Tests stehen z.B. – der zuverlässige Betrieb von Funklösungen unter den genannten Bedingungen, – die Verifizierung des Zeit- und Fehlerverhaltens, – die Koexistenz verschiedener Funkanwendungen, – die Eignung von Funksystemen für funktional sichere Anwendungen (Safety), – die Beeinflussung der Funkkommunikation durch Bewegung, bewegte Hindernisse. Die Verhaltensmodellierung auf der Grundlage der Testergebnisse schafft die Voraussetzung für gezielte Entwicklungen zuverlässiger Funklösungen. Die ersten Erfahrungen und praktische Untersuchungen in Verbundforschungsprojekten wie AKTIV oder simTD zeigen, dass drahtlose Kommunikationstechnologien wie insbesondere der WLAN-Standard 802.11p (Draft) grundlegend für kooperative Anwendungen in Verkehr und Logistik geeignet sind. Bisherige Entwicklungen und Untersuchungen sind allerdings noch sehr stark technologiegetrieben, d. h. es geht vorrangig um den Nachweis der prinzipiellen Funktionstüchtigkeit der Fahrzeug- und Kommunikationskomponenten. Seitens der Wirtschaft aber auch der Forschung und Entwicklung wächst gegenwärtig das Interesse an einem systematischen Nachweis der Zuverlässigkeit, Interoperabilität und Sicherheit funkbasierter Systeme im praxisnahen Zusammenspiel von Navigations- und Kommunikationstechnik. Die Hersteller von Geräten und Assistenzsystemen werden von der Automobilindustrie diesbezüglich in die Pflicht genommen und benötigen deshalb ein adäquates anwendungsund entwicklungsorientiertes Testfeld. Für einzelne Hersteller und Entwickler ist ein solches integriertes Testfeld, das alle genannten Aspekte berücksichtigt, nicht immer wirtschaftlich darstellbar und es würde darüber hinaus als Einzellösung auch nicht die erforderliche Akzeptanz bei der Automobilindustrie finden. Hier sind Wissenschaft, Forschung und insbesondere die Politik gefragt, geeignete Randbedingungen für Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu schaffen, die neue Dienstleistungen und Produkte für Ortung, Navigation und Kommunikation in den Bereichen Verkehr und Logistik entwickeln. Die Politik des Landes Sachsen-Anhalts ist darauf ausgerichtet, Im Rahmen der Landesinitiative Angewandte Verkehrsforschung / GALILEO-Transport Sachsen-Anhalt wird in Zusammenarbeit des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (MLV), des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt (MK), des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt (MW) und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OvGU) daher ein Entwicklungslabor und Testfeld für Ortung, Navigation und Kommunikation in Verkehr und Logistik (GALILEO-Testfeld Sachsen-Anhalt) errichtet. Wenn Endgeräte für Navigationssatellitensysteme und Kommunikation sowie darauf aufbauende Anwendungen hinsichtlich Kosten und Technik optimal aufeinander abge- stimmt werden, können wirtschaftlich ertragreiche und verkehrlich sinnvolle Lösungen entstehen, die in Bezug auf Sicherheit, Umweltaspekte, Finanzierung und Qualität des Verkehrsablaufs zukünftig neue Maßstäbe setzen. 4. Zusammenfassung und Ausblick Der optimierte Material- und Informationsfluss ist für die Industrie- und Handelsunternehmen unter den Bedingungen einer arbeitsteiligen, kundenorientierten und – national wie international – hochgradig vernetzten Wirtschaft zu einem der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren geworden. Seine Bedeutung wird zukünftig aber noch weiter zunehmen, denn Komplexität und Dynamik der Material- und Informationsflüsse werden weiter rapide wachsen. Die weltweite Verflechtung von Beschaffung, Produktion und Distribution wird immer enger. Diese Tendenz wird vor allem durch das Internet befördert, das die bisherigen Kaufund Lieferbeziehungen nachhaltig beeinflusst. Moderne Technologien zur Ortung, Navigation und Kommunikation wie GPS, GALILEO, GSM, UMTS, WLAN/WiFi oder RFID machen Material-, und Warenströme transparent und ermöglichen so eine verminderte Lagerhaltung und optimal angepasste Produktion. Dabei ist eine integrative Betrachtung von Waren- und Verkehrsströmen erforderlich, da diese immer stärker miteinander verflochten sind und sich so gegenseitig beeinflussen. Es werden mehr denn je innovative Lösungen gebraucht, wenn die Mobilität von Personen, Waren und Dienstleistungen gesichert werden soll. Durch die Migration von Telematiktechnologien in die Waren und die Wirtschaftsverkehre kann es gelingen, im Zeitalter der Globalisierung die inländische Lieferantenstruktur mit den weltweiten Warenströmen in Einklang zu bringen und so die Kostenpotenziale beim Material- und Informationsfluss auszuschöpfen. Forschung, Wissenschaft und Technik, gepaart mit leistungsfähigen, gut ausgestatteten Laboren und Testfeldern für Ortung, Navigation und Kommunikation leisten hierzu ihren sichtbaren Beitrag. 5. Literatur Wolf, F.; Libbe, S.; Herrmann, A.: 2009, Co-operative traffic light - Applications for Driver Information and Assistance, Third International Workshop on Intelligent Vehicle Controls & Intelligent Transportation Systems on 6th International Conference on informatics in Control, Automation and Robotics, 04.-05.07.2009 Milano. Proceedings Rauchhaupt, L., Gnad, A.: 2008, Multi-Functional Interface for Test of Industrial Wireless Solutions, embedded world Conference 2008, Proceedings & Conference materials, Session 13 "Wireless Technologies", ISBN 978-3-7723-39615, Nürnberg, 26.-28.02.2008 Lübke, A.: 2008, Der aktuelle Stand der Car-to-X Kommunikation, Zukunftstechnologien: Innovationen - Märkte – Nachwuchs, Proceedings: VDE-Kongress, München, 2008 IEEE P802.11p D4.0; Draft Standard for Information Technology - Telecommunications and information exchange between systems – Local and metropolitan area networks Specific requirements - Part 11: Wireless LAN Medium Access Control (MAC) and Physical Layer (PHY) specifications; Amendment 7: Wireless Access in Vehicular Environments AKTIV – Homepage der BMWi-Forschungsinitiative Adaptive und kooperative Technologien für den intelligenten Verkehr mit dem Projekt CoCar; http://www.aktiv-online.org/ simTD – Homepage des Forschungsvorhabens Sichere Mobilität – Testfeld Deutschland: http://www.simtd.de FlexPro – Flexible Produktionskapazitäten innovativ managen FLEXIBILITÄT ALS UNTERNEHMENSSTRATEGIE --------------------------------------------------------Jörg von Garrel M.A., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Thomas Dengler, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Nadine Doden M.Sc. Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, Magdeburg LEBENSLAUF Jörg von Garrel M.A. Fraunhofer IFF, Projektleiter Sandtorstr. 22 39106 Magdeburg Telefon: +49 (0) 391/40 90 714 E-Mail: joerg.garrel@iff.fraunhofer.de 1996 Albertus-Magnus-Gymnasium Friesoythe Abschluss: Abitur 1997 - 2004 Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg Studium Lehramt berufsbildende Schulen Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften, Nebenfach Mathematik 2004 -2005 Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Magisterstudium Hauptfach Berufs- und Betriebspädagogik Nebenfächer Mathematik und Betriebswirtschaftslehre Abschluss: Magister Artium (Note: 1,8) Seit 2006 Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung (IFF) Projektleiter FLEXIBILITÄT ALS UNTERNEHMENSSTRATEGIE Jörg von Garrel M.A., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Thomas Dengler, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Nadine Doden M.Sc. 1. Einleitung Produzierende KMU am Standort Deutschland sind in Zeiten von wirtschaftlichen Krisen, verschärften Wettbewerbs- und Konkurrenzbedingungen, erhöhter Marktdynamik und einer insgesamt voranschreitenden Globalisierung vielfältigen Turbulenzen ausgesetzt. Der globale Markt und die ansteigende Heterogenität von Kundenwünschen fordern somit innovative sowie schnell verfügbare Produkte, auch in geringen Stückzahlen, hoher Variantenvielfalt und zu geringen Kosten. Unternehmen müssen flexibel sein, denn „nur Unternehmen mit hoher Flexibilität sichern sich 1 langfristig ihre Existenz“. Die Grundvoraussetzung hierfür ist ein effizientes, flexibles Produktionssystem. Theoretische Forschungen zur Flexibilität von Produktionssystemen sind dabei in der Literatur weit verbreitet.2 Welchen Stellenwert die Flexibilität in der Unternehmenspraxis einnimmt, ist jedoch weit weniger erforscht. Im Rahmen des Artikels werden daher neben theoretischen Grundlagen zu dem Themengebiet Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Flexibilität dargestellt. 2. Flexibilität 2.1 Definition Der am häufigsten diskutierte Begriff zur Veränderungsfähigkeit von Produktionssystemen ist die Flexibilität.3 Im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich sind Forschungen zur Flexibilität bereits ab Beginn der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorzufinden4, wobei insbesondere die Anpassung von Unternehmen an Schwankungen des Marktes untersucht wurde. Der Begriff der Flexibilität wird dabei unterschiedlich verstanden. 5 So wurden im Rahmen einer Untersuchung über 50 verschiedene Definitions- und Klassifizierungsversuche für den Begriff der Flexibilität identifiziert.6 Eine einheitliche Begriffsterminologie herrscht hier allerdings nicht vor. Synonym werden von einigen Autoren auch die Begriffe Elastizität, Mobilität, Reaktionsfähigkeit, 1 Becker, J.; Kahn, D. (2005), S.10 Vgl. Sethi, A. K.; Sethi, S. P. (1990), S.290 3 Vgl. Wiendahl, H.-P. (2002), S.123 4 Vgl. Sethi, A. K.; Sethi, S. P. (1990), S.290 5 Vgl. Schi, D.; Daniels, R. L. (2004), S.415 6 Vgl. Sethi, A. K.; Sethi, S. P. (1990), S.289 2 Wandlungsfähigkeit, Agilität, Anpassungsfähigkeit oder Variabilität genutzt.7 Trotz unterschiedlichster Auffassungen über die Bedeutung der Flexibilität in der Produktion vertreten nahezu alle Autoren die Meinung, dass Flexibilität die Fähigkeit eines Systems ist, sich an Änderungen von Eingangsgrößen, Randbedingungen und sonstigen Einflussgrößen anzupassen. Anhang 1 gibt eine Übersicht über die in der Literatur am häufigsten verwendeten Flexibilitätsdefinitionen. Bei der Betrachtung der verschiedenen Begriffsdefinitionen ist zu erkennen, dass eine Gemeinsamkeit hinsichtlich der Elemente zur Beschreibung der Flexibilität vorhanden ist. So kann die Flexibilität verstanden werden als die Fähigkeit eines Produktionssystems sich 8 – innerhalb kürzester Zeit 9 – sowohl proaktiv als auch reaktiv 10 – in einem gegebenen Handlungsspielraum 11 – auf Veränderungen durch interne und externe Einflüsse anpassen zu können, um die vorgegebenen Ziele realisieren zu können12. Auf Basis einer von der OECD durchgeführten Operationalisierung kann die Flexibilität in die Flexibilitätsarten (1) interne vs. (2) externe Flexibilität sowie (3) numerische (quantitative) vs. (4) funktionale (qualitative) 13 Flexibilität unterschieden werden. Danach beschreibt die funktionale Flexibilität mitarbeiterbezogene Maßnahmen, die sich auf Funktionen oder Stellen im Unternehmen beziehen. Die numerische 7 Beispiele finden sich in den Arbeiten von Nagel, M. (2003), S.10 und Wirth, S. (2000), S.25ff. 8 Vgl. hierzu die Definitionen von REFA (1990), S.45; Spath, D.; Hirsch-Kreinsen, H.; Kinkel. S. [Hrsg.] (2008), S.11; Nyhuis, P. [u.a.] (2009), S.206 und Janssen, H. (1997), S.32 9 Vgl. hierzu die Definitionen von Kaluza, B.; Blecker, Th. (2005b), S.9; Voigt, K.-I.; Wildemann, H. (2007), S.46 und Oelsnitz, D. von der (1994), S.71 10 Vgl. hierzu die Definitionen von Pibernik, R. (2001), S.899; Hernández Morales, R. (2003), S.27 in Anlehnung an Westkämper, E. [u.a.] (2000), S.22ff.; Spath, D.; Hirsch-Kreinsen, H.; Kinkel. S. [Hrsg.] (2008), S.11; Tempelmeier, H.; Kuhn, H. (1992), S.18 und Janssen, H. (1997), S.32; Nyhuis, P. [u.a.] (2009), S.206 bezeichnen diese Handlungsspielräume auch als Raum innerhalb eines Korridors. 11 Vgl. hierzu die Definitionen von Pibernik, R. (2001), S.899; Engelbrecht, A. (2001), S.4; Hernández Morales, R. (2003), S.27 in Anlehnung an Westkämper, E. [u.a.] (2000), S.22ff.; Nagel, M. (2003), S.10; Kaluza, B.; Blecker, Th. (2005b), S.9; Voigt, K.-I.; Wildemann, H. (2007), S46; Günther, H.-O.; Tempelmeier, H.; Kuhn, H. (1992), S.18 und Pfohl, H.-C. (2000), S.319 12 Vgl. hierzu die Definitionen von Pibernik, R. (2001), S.899; Nagel, M. (2003), S.10 und Voigt, K.-I.; Wildemann, H. (2007), S46 13 Vgl. u.a. OECD 1986 Flexibilität betrifft die Kapazitätsanpassung durch Personalveränderungen bzw. flexible Arbeitszeitmodelle zur Kompensation saisonaler oder auftragsbedingter Schwankungen im Arbeitsprozeß. Die interne Flexibilisierung bezieht sich auf Veränderungen der Unternehmensstruktur. Die externe Flexibilisierung bezeichnet Kontakte des Unternehmens nach außen (PR-Arbeit, Informationsquellen, Internationalität). Internal Flexibility Veränderungen in der internen Unternehmensstruktur External Flexibility Kontakte zu anderen Märkten und Firmen Numerical Flexibility Je nach Arbeitsanfall variierende Mitarbeiteranzahl, flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitarbeit, Outsourcing Functional Flexibility Breit gefächerte Aufgabeübernahme, vielseitige Fähigkeiten, hohes Ausmaß an Aus- und Weiterbildung und Selbstmanagement Abbi l du ng 1: F l exi bi l it äts ar ten ( nach Wi l demann 2005) Darüber hinaus kann zwischen einer subjekt-, objekt- und vorgangsorientierten Flexibilität unterschieden werden. Auf dieser Basis ist es möglich, eine Matrix aufzuspannen, die mit unterschiedlichen Flexibilisierungsstrategien und – maßnahmen gefüllt werden kann. welche sich erst nach langer Einarbeitungszeit in Großunternehmen als rentabel erweisen. Derart verwendete Methoden14 versucht man wirtschaftlich sinnvoll auf KMU anzuwenden, jedoch gelingt eine Umsetzung bis hin zur Produktionsebene äußerst selten. Auf die Fragestellung, welche Eigenschaften flexible Produktionssysteme besitzen, lässt sich ein Katalog mit Anpassungsbefähigern mit folgenden Eigenschaften darstellen: – Modularität Unter Modularität lässt sich die Rekonfiguration eines Objekts für eine bestimmte Anwendung beschreiben. Darunter wird die Aufteilung eines Gesamtsystems in kleine Subsysteme, den Modulen, verstanden. Diese Module 15 müssen standardisiert und einfach austauschbar sein. Das Hauptziel der Modularisierung von Fertigungsmitteln ist die Reduktion der inneren Komplexität bei gleichzeitiger 16 Bereitstellung einer hohen äußeren Vielfalt. So lassen sich die Objekte mit Hilfe der Module zu einer gewünschten Konfiguration wie in einer Art Baukastensystem montieren und demontieren und für 17 spezifische Lebenszyklen gestalten . In technischer Hinsicht ist die Modularisierung des Produktionssystems eine wichtige Voraussetzung für ein flexibles Produktionssystem. „Module sind autonom agierende Einheiten oder Elemente, die eine hohe und aufwandsarme Austauschbarkeit sowie 18 Kompatibilität untereinander gewährleisten“ . Neben der rein technischen Auslegung, ist es aber auch denkbar personelle Ressourcen, bzw. deren Kompetenzen als Module intern numerisch funktional extern subjektorientiert Arbeitszeitmodelle Einstellungen und Entlassungen betriebsinterne Arbeitsplatzmobilität Zeitarbeit Werkstudenten, Aushilfen, etc. Vergütungssystem objektorientiert Anlagenauslastung Benchmarking, Marktanalyse subjektorientiert Hierarchieabbau Arbeitsorganisation (z. B. Job Rotation, Job Enrichment) (Weiter-)Qualifikation Auslagerung von Funktionen (Subcontracting, Personaldienstleister, Unternehmensberater) Einbinden der Kunden Öffentlichkeitsarbeit objektorientiert Fertigungskonzepte (z. B. integrative Fertigung, dezentrale Minifabriken) F&E im Unternehmen und Technologiefrühaufklärung Betreiber- und Leasingmodelle verteilte Produktentwicklung/Produktinnovationen Informationsbeschaffung (z. B. durch Lieferanten, Kunden, von Universitäten, etc.) vorgangsorientiert Dezentralisierung Segmentierung Gruppenarbeit Erschließung neuer Märkte, Marketingstrategien Prozessinnovationen Tabel l e 1: F l ex i bi li si er ungs maßnahme n un d -s t r at egi en 2.2 Unterstützende Eigenschaften In der Literatur existieren unterschiedliche Formen von bereits „erfolgsgekrönten Produktionssystemen“. Diese Produktionssysteme, die sich überwiegend vom Gedankentum des Toyota Produktionssystems (TPS) ableiten, beinhalten umfassende methodische Vorgehensweisen, 14 Vgl. Baszenski 2003, S. 32. Vgl. Heinen, T.; Rimpau, Ch.; Wörn, A. (2008), S.27 16 Vgl. Westkämper, E. (2001), S.479ff. 17 Vgl. Schuh, G. [u.a.] (2006), S.102 18 Hernández Morales, R. (2003), S.55 15 zu verstehen und diese entsprechend den Anforderungen zu konfigurieren. Auch die Zerlegung eines komplexen Produktionsprozesses in Teilprozesse bzw. Prozessmodule unterliegt der Eigenschaft Modularität. – Mobilität Nach Hernández Morales gewährleistet der Anpassungsbefähiger Mobilität „die örtliche, uneingeschränkte Beweglichkeit von Objekten in einer 19 Fabrik“ . Sie lässt sich zusammenfassend beschreiben, als die Fähigkeit eines Objekts im Rahmen von Veränderungen in der Struktur, den Standort zu wechseln. Sie hebt die klassische Trennung von Immobilien und Mobilien auf, so dass z.B. Betriebsmittel oder Teile von Gebäuden mit geringstem Aufwand verlagert werden und an anderen 20 Orten wieder aufgestellt werden können. So kann bei Betriebsmitteln eine Mobilität erreicht werden, indem sie mit 21 Transporthilfen (z.B. Rollen, Ösen) ausgestattet werden. Wesentliche Einflussfaktoren für die Mobilität sind vor allem das Gewicht, die Abmessungen und die Transportart (Aufnahmepunkte, Transportmittel). Die Mobilität der Mitarbeiter bezieht sich hingegen auf den Spielraum für Personalverschiebungen innerhalb von Abteilungen, aber auch in andere Abteilungen. Voraussetzung hierfür ist die positive Einstellung der Mitarbeiter gegenüber einem Arbeitsplatzwechsel. Organisatorische Möglichkeiten bestehen bspw. durch die Strategien Job-Enlargement, Job22 Enrichment oder Job-Rotation . – Universalität Unter Universalität wird die Fähigkeit von technischen Anlagen und Maschinen verstanden, für verschiedene Aufgaben, Anforderungen und Funktionen hinsichtlich Organisation, Produkt und Technologie verwendbar zu 23 sein . Die Universalität ist auch auf den Menschen übertragbar. Durch Schulung oder Weiterqualifikation kann auch das Personal befähigt werden, eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben zu übernehmen und somit flexibel einsetzbar zu sein. – Kompatibilität Die Kompatibilität beschreibt die Vernetzungsfähigkeit von Produktionsmodulen bzw. -elementen bezüglich Material, Medien und Energie sowie die Integrationsfähigkeit von Produktionsmodulen bzw. -elementen in bestehende Strukturen. Sie ermöglicht vielfältige, potentielle Material-, Informations- und Personalbeziehungen. Dafür leisten Schnittstellen einen wesentlichen Beitrag. Der Begriff Schnittstelle ist in diesem Zusammenhang nicht nur auf Verbindungen und Anschlüsse bezogen, sondern auch auf Logistikeinrichtungen und Systementscheidungen (Werkzeugsysteme). Relevante Schnittstellen sind die Maschinenanschlüsse (mechanische und energetische Schnittstellen), die Materialflussschnittstelle, die Informations- und Kommunikationsschnittstelle, die Steuerungsschnittstelle, die Benutzerschnittstelle und die Aufstellung (räumliche Schnittstelle, Umweltschnittstelle). Für Kompatibilität sorgt bspw. ein lückenloses Medienversorgungsnetz im Fabrikgebäude, an der Decke oder im Keller installiert, dass mit einheitlichen 24 Medienschnittstellen ausgestattet ist. – Skalierbarkeit Skalierbarkeit, also die maßstäbliche Anpassbarkeit der Leistungseigenschaften, beschreibt die Eigenschaft einer technischen Anlage oder Maschine bzw. der Ressource Personal mit streng begrenztem Mittel- und Zeiteinsatz auf wechselnde Anforderungen einstellbar zu sein. Diese Eigenschaft ist gekennzeichnet durch eine technische, räumliche, organisatorische und personelle 25 Atmungsfähigkeit. Das bedeutet also eine Erweiter- und Reduzierbarkeit für räumliche Freiheitsgrade bezüglich Ausdehnung, Wachstum oder auch Schrumpfung. Sie kann, übertragen auf die Produktionsmittel, zu einer Steigerung der Mengenleistung beitragen, indem durch die Parallelisierung der Bearbeitungsoperationen die Bearbeitungszeiten verkürzt werden. Ebenso ist die Minimierung unproduktiver Zeiten möglich, da mit Hilfe der Skalierbarkeit eine Steigerung der Betriebsmittelverfügbarkeit erreicht wird. Als Beispiele dienen der Automatisierungsgrad an Maschinen, flexible Arbeitszeitmodelle oder erweiterbare 26 Flächen von Fabriken. Ein Unternehmen, das über Flexibilität erfolgreich sein will, sollte sich strategisch entsprechend positionieren, operativ flexibilitätsorientiert agieren und den jeweils erreichten 27 Flexibilitätsgrad kontinuierlich monitoren. Inwieweit deutsche Unternehmen eine Flexibilitätsstrategie verfolgen und welche Performance die Unternehmen im Bereich der Flexibilität erreichen, ist jedoch weitgehend unbekannt. Eine bundesweite empirische Untersuchung, die vom Fraunhofer IFF durchgeführt wurde, soll Aufschluss über diese und weitere Fragestellungen geben. 3 Quantitative Untersuchung 3.2 Stichprobe Insgesamt nahmen 1227 Unternehmen an der Befragung teil. 835 dieser Unternehmen (ca. 68%) lassen sich dem produzierenden Bereich zuordnen. Weitere ca. 15% der befragten Unternehmen kommen aus dem tertiären Sektor. 19 Hernández Morales, R. (2003), S.55 Vgl. Roscher, J. (2008), S.28 21 Vgl. Heinen, T.; Rimpau, Ch.; Wörn, A. (2008), S.26 22 Die Begriffe Job-Enlargement, Job-Enrichment und Job-Rotation werden in Kapitel 3.2.4 näher erläutert. 23 Wiendahl, H.-P. [u.a.] (2005), S.26 20 24 Vgl. Heinen, T.; Rimpau, Ch.; Wörn, A. (2008), S.27 Vgl. Heinen, T.; Rimpau, Ch.; Wörn, A. (2008), S.27 26 Vgl. Wiendahl, H.-P. [u.a.] (2005), S.26; Vgl. Heinen, T.; Rimpau, Ch.; Wörn, A. (2008), S.27 27 Vgl. Kinkel u.a. 2007, S. 2 25 Ein anderes Bild zeigt dagegen die Auswertung des Veränderungsbedarfs. Über 44% der Unternehmen erachten eine Erhöhung ihrer Flexibilität für notwendig. Abbi l du ng 2: Ver t eil ung der an der Unt er s uchung t ei l nehmenden Unt er nehme n Hinsichtlich der Unternehmensgröße sind bei über 93% der befragten Unternehmen unter 250 Mitarbeiter beschäftigt. 3.3 Flexibilität als strategischer Faktor Analysiert man die in Deutschland verfolgten Unternehmensstrategien, stellt man fest, dass mehr als ein Viertel der teilnehmenden Unternehmen (ca. 29%) auf eine Flexibilitätsstrategie setzen. Damit ist die Flexibilität noch vor der Innovations- und Technologieführerschaft das zweitgenannte oberste Ziel in einem Unternehmen. Die Qualitätsführerschaft bildet das wichtigste Ziel. Über 40% der Unternehmen fokussieren ihre langfristigen Zielsetzungen auf diesen Faktor. Die Selbsteinschätzung der Flexibilität zeigt eine eher normalverteilte Charakteristik. Fast 82% der befragten Unternehmen schätzen ihre Flexibilität als (mindestens) hoch ein. Abbi l du ng 4: Zukünf t i ge F l ex i bi li t äts ei ns chätz ung Das Thema Flexibilität wird somit auch in Zukunft für die Unternehmen eine weiterhin wichtige Rolle einnehmen, so dass Unternehmen diesen Themenbereich auch zukünftig mit entsprechenden Maßnahmen untersetzen müssen. Zieht man nun die Größe der befragten Unternehmen in die Betrachtungen mit ein, wird deutlich, dass die Selbsteinschätzung der Flexibilität mit der Größe des Unternehmens sinkt. Im Mittelwert schätzen somit Kleinstunternehmen ihre Flexibilität im Vergleich zu Unternehmen mit anderer Größe als am höchsten ein, Großunternehmen hingegen als am geringsten. Abbi l du ng 5: F l exi bi l it äts ei ns chät z ung (nach Unt e r nehmens gr ö ße) Bei einer Betrachtung des zukünftigen Flexibilitätsbedarfes ergibt sich entsprechend der Selbsteinschätzung ein entgegengesetztes Bild, in dem die Großunternehmen einen erhöhten Bedarf zur Steigerung ihrer Flexibilität sehen. Abbi l du ng 3: F l exi bi l it äts ei ns chät z ung Nur ca. 3% der Unternehmen schätzen ihre Flexibilität als äußerst gering, sehr gering und gering ein. Aus der Einschätzung, dass ein Großteil der Unternehmen sich bereits für (mindestens) hoch flexibel hält, könnte geschlossen werden, dass die Unternehmen bereits entsprechende Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt haben. Abbi l du ng 6: Zukünf t i ge F l ex i bi l i t äts ei ns chätz ung (nach Unt er neh me ns gr öße) 3.4 Fazit Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass bei zunehmender Kostenkonkurrenz die Fähigkeit flexibel zu agieren für Unternehmen einen strategischen Wettbewerbsvorteil bedeutet. Neben der Qualität der Produkte ist die Flexibilität die wichtigste Möglichkeit sich von Wettbewerbern zu differenzieren und Kostennachteile zu kompensieren. Mehr als ein Viertel der deutschen Unternehmen setzt im Wettbewerb auf den Faktor Flexibilität. Den Kunden individuelle Lösungen anzubieten oder schnell und termintreu liefern zu können ist damit für viele Firmen das oberste Ziel. Dafür stehen den Unternehmen unterschiedlichste Strategien und Maßnahmen zur Verfügung, die geeignet sind, Flexibilitätsvorsprünge zu realisieren. Gleichwohl scheinen die Möglichkeiten dieser Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen Flexibilität in Deutschland noch nicht ausgereizt. Durch die Entwicklung von, auf die individuellen Bedarfe spezifisch zugeschnittenen, Konzepten, könnten weitere Flexibilitätspotenziale erschlossen und so die Wettbewerbsposition weiter verbessert werden. 4 Literatur Baszenski, Norbert (2003): Methodensammlung zur Unternehmensprozess-Optimierung. Institut für angewandte Arbeitswissenschaft eV (Hrsg.) Köln: Wirtschaftsverlag Bachem. Becker, J.; Kahn, D. (2005): Der Prozess im Fokus. In: Becker, J.; Kugeler, M.; Rosemann, M. [Hrsg.]: Prozessmanagement – Ein Leitfaden zur prozessorientierten Organisationsgestaltung. Berlin [u.a.]: Springer, 2005; 5., überarbeitete und erweiterte Auflage; S.3-16 Engelbrecht, A. (2001): Biokybernetische Modellierung adaptiver Unternehmensnetzwerke. Düsseldorf: VDI Verlag Günther, H.-O.;Tempelmeier, H. (2009): Produktion und Logistik. 8., überarb. und erw. Aufl. Dordrecht, Heidelberg, London, New York: Springer-Verlag Heinen, T.; Rimpau, Ch.; Wörn, A. (2008): Wandlungsfähigkeit als Ziel der Produktionssystemgestaltung. In: Nyhuis, P.; Reinhart, G.; Abele, E. [Hrsg.] (2008): Wandlungsfähige Produktionssysteme: Heute die Industrie von morgen gestalten. Garbsen: PZH Produktionstechnisches Zentrum, 2008; S.19-32 Hernández Morales, R. (2003): Systematik der Wandlungsfähigkeit in der Fabrikplanung. Düsseldorf: VDI Verlag, 2003 (Zugleich: Hannover, Universität, Dissertation, 2002) Janssen, H. (1997): Flexibilitätsmanagement: theoretische Fundierung und Gestaltungsmöglichkeiten in strategischer Perspektive. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 1997 (Zugleich: München, Universität, Dissertation, 1997) Kaluza, B.; Blecker, Th. (2005b): Flexibilität – State of the Art und Entwicklungstrends. In: Kaluza, B.; Blecker, Th. (2005a): Erfolgsfaktor Flexibilität: Strategien und Konzepte für wandlungsfähige Unternehmen. Berlin: Schmidt, 2005; S.125 Kinkel, S.; Lay, G. und Jäger, A.: Mehr Flexibilität durch Organisation. Mitteilungen aus der ISI-Erhebung Nummer zur Modernisierung der Produktion, August 2007 Nagel, M. (2003): Flexibilitätsmanagement: ein systemdynamischer Ansatz zur quantitativen Bewertung von Produktionsflexibilität. Wiesbaden: Dt. Universitäts-Verlag, 2003 (Zugleich: Eichstätt-Ingolstadt, Kath. Universität, Dissertation, 2002) Nyhuis, P. [u.a.] (2009): Wandlungsfähige Produktionssysteme: Ergebnisse der BMBF-Vorstudie „Wandlungsfähige Produktionssysteme“. In: wt Werkstattstechnik online, Jahrgang 99 (2009) H.4; S.205210 OECD (1986): Flexibility in the Labour Market: The Current Debate, OECD, Paris. Oelsnitz, D. von der (1994): Prophylaktisches Krisenmanagement durch antizipative Unternehmensflexibilisierung: theoretische und konzeptionelle Grundzüge der flexiblen Organisation. Bergisch Gladbach [u.a.]: Eul Pfohl, H.-C. (2000): Logistiksysteme: betriebswirtschaftliche Grundlagen. Berlin [u.a.]: Springer-Verlag Pibernik, R. (2001): Flexibilitätsplanung in Wertschöpfungsnetzwerken. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft. Wiesbaden: Gabler; Band 71 Jahr 2001, S.893-913 REFA (1990): Methodenlehre der Betriebsorganisation: Planung und Betrieb komplexer Produktionssysteme. München: Hanser Verlag Roscher, J. (2008): Bewertung von Flexibilitätsstrategien für die Endmontage in der Automobilindustrie. Stuttgart, Universität, Dissertation, 2007 Schenk, M.; Wirt, S.; Müller, E. (2010): Factory planning manual - situation-driven production facility planning, Berlin [u.a.]: Springer-Verlag Schenk, M; Wirth, S (2004): Fabrikplanung und Fabrikbetrieb, Methoden für die wandlungsfähige und vernetzte Fabrik, Springer-Verlag Schuh, G. [Hrsg.] (2006): Produktionsplanung und steuerung: Grundlagen, Gestaltung und Konzepte. Berlin [u.a.]: Springer, 2006; 3., völlig neu bearb. Auflage Sethi, A. K.; Sethi, S. P. (1990): Flexibility in Manufacturing: A Survey. In: International Journal of Flexible Manufacturing Systems: design, analysis, and operation of manufacturing and assembly systems, 2 Jg., 1990, Nr. 4; S.289-328 Shi, D.; Daniels, R. L. (2003): A survey of manufacturing flexibility: Implications for e-business flexibility. In: IBM Systems Journal archive, Volume 42 , Issue 3, 2003, S.414427 Spath, D.; Hirsch-Kreinsen, H.; Kinkel. S. [Hrsg.] (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen: Unternehmenserfahrungen, Forschungs- und Transferbedarfe. Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag Tempelmeier, H.; Kuhn, H. (1992): Flexible Fertigungssysteme: Entscheidungsunterstützung für Konfiguration und Betrieb. Berlin [u.a.]: Springer-Verlag Voigt, K.-I.; Wildemann, H. (2007): Quantifizierung der Flexibilität im Rahmen wertschöpfungspartnerschaftlicher Zusammenarbeit. In: Günthner, W. A.: Neue Wege in der Automobillogistik: die Vision der Supra-Adaptivität. Berlin [u.a.]: Springer-Verlag, 2007; S.123-136 Westkämper, E. (2001): Modulare Produkte – Modulare Montage. In: wt Werkstattstechnik online, Jahrgang 91 (2001) H. 8; S.479-482 Wiendahl, H.-P. [u.a.] [Hrsg.] (2005): Planung modularer Fabriken: Vorgehen und Beispiele aus der Praxis. München [u.a.]: Hanser Verlag Wirth, S. (2000): "Flexible, temporäre Fabrik": Arbeitsschritte auf dem Weg zu wandlungsfähigen Fabrikstrukturen. Karlsruhe: Forschungszentrum, Technik und Umwelt FlexPro – Flexible Produktionskapazitäten innovativ managen EINFLUSSGRÖSSEN DER ANLERNZEIT --------------------------------------------------------Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Tim Jeske, Dipl.-Päd. Katharina Hasenau, Dipl.-Wirt.Ing. Sven Tackenberg, Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Christopher M. Schlick Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen University EINFLUSSGRÖSSEN DER ANLERNZEIT Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Tim Jeske, Dipl.-Päd. Katharina Hasenau, Dipl.-Wirt.-Ing. Sven Tackenberg, Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Christopher M. Schlick Kurzfassung Manuelle Tätigkeiten in Fertigung und Montage erfordern sowohl sensorische als auch motorische Fertigkeiten – sie werden als sensumotorisch bezeichnet. Da Fertigkeiten erlernt und durch Übung verbessert werden können bzw. müssen, wird bei der erstmaligen Ausführung einer sensumotorischen Tätigkeit eine geringere Leistung erbracht, als nach mehrfacher Wiederholung. Der Zeitraum übungsbedingter Leistungszunahme bis zum Erreichen einer vordefinierten Bezugsleistung wird als Anlernzeit bezeichnet. Die Kenntnis der Anlernzeit bei der Zeitplanung von Produktionsanläufen und Umstrukturierungsmaßnahmen kann deren Qualität erheblich verbessern. In diesem Zusammenhang kann auch die Liefertreue bei internen wie externen Kunden verbessert werden. Vor diesem Hintergrund wird eine Methode zur Prognose der Anlernzeit sensumotorischer Tätigkeiten entwickelt. Im Beitrag wird ein Überblick über die mit der Entwicklung verbundenen Arbeiten gegeben und eine empirische Untersuchung des Einflusses der kulturellen Herkunft von Arbeitspersonen auf die Anlernzeit beschrieben. Die Ergebnisse dieser Untersuchung bestätigen das Auftreten von Lerneffekten, jedoch keinen signifikanten Einfluss der Kultur. Arbeitsaufgaben sind zumeist manueller Art und erfordern sowohl sensorische wie auch motorische Fertigkeiten – sie werden daher als sensumotorisch bezeichnet. Da Fertigkeiten erlernt und im Falle wechselnder Arbeitsaufgaben angepasst werden müssen, können diese Aufgaben nach erfolgter Neuzuordnung nicht sofort produktiv ausgeführt werden (Rohmert et al. 1974). Dabei wird unter produktiver Arbeitsausführung das Erreichen bzw. Einhalten von Vorgabezeiten verstanden. Eine Bestimmung derartiger Vorgabezeiten kann mit Hilfe von Systemen vorbestimmter Zeiten (SvZ), wie Methods-Time Measurement (MTM) oder Work Factor (WF) erfolgen. Der Zeitraum, den eine Arbeitsperson benötigt, um eine ihr unbekannte Arbeitsaufgabe kennen zu lernen und die dazu benötigten sensumotorischen Fertigkeiten bis zum Erreichen der Bezugsleistung zu üben, wird als Anlernzeit bezeichnet. Die Kenntnis der Anlernzeit ist sowohl in heutigen, wie auch zukünftigen Produktionssystemen von großer Bedeutung. So kann die mangelnde Berücksichtigung von Anlernzeiten – insbesondere ein Unterschätzen –bei Produktionsanläufen beispielsweise dazu führen, dass sich die Markteinführung neuer Produkte verzögert und in Folge dessen Wettbewerbsvorteile nicht realisiert werden können. 2. Theoretischer Hintergrund 1. Einleitung Die in heutigen Produktionssystemen häufig eingesetzten hochautomatisierten Produktionsanlagen sind oftmals nicht zur effizienten Produktion von Kleinserien geeignet (bis hin zur Losgröße eins) und dementsprechend auch nicht flexibel genug, um zahlreiche Varianten herzustellen. Zukünftig werden in Produktionssystemen Menschen und Anlagen, wie beispielsweise Roboter voraussichtlich kooperativ zusammenarbeiten. Dabei können Roboter repetitive oder gefährliche Arbeitsaufgaben begrenzter Komplexität übernehmen, während der Mensch Aufgaben hoher Komplexität, wie beispielsweise Varianten bearbeitet, die nur mit großem Aufwand automatisierbar sind (Mayer et al. 2009). In diesem Zusammenhang werden Arbeitspersonen beständig mit wechselnden Arbeitsaufgaben betraut. In begrenztem Umfang ist dies bereits in heutigen Produktionssystemen der Fall. So führen Anlässe wie die Inbetriebnahme oder Umstrukturierungen von Produktionsanlagen zu veränderten Zuordnungen von Arbeitspersonen zu Arbeitsaufgaben. Ein Großteil der Arbeitsaufgaben an deren Ausführung der Mensch beteiligt ist, kann dabei den Bereichen Fertigung und Montage zugeordnet werden. Derartige Bereits Smith (1776) und Babbage (1832) beobachteten einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Ausführung einer Arbeitsaufgabe und der dabei erbrachten Leistung. Eine erste theoretische Beschreibung dieses Zusammenhangs, die auch ein mathematisches Modell beinhaltet, wurde von Wright entwickelt (Wright 1936, Laarmann 2005). Die mathematische Darstellung beschreibt Wright in Form einer Lernkurve wie folgt: tn n k t1 (1) mit: tn - Zeit der n-ten Ausführung n - Nummer der Ausführung k - Proportionalität t1 - Zeit der ersten Ausführung Dieses Modell wurde dahingehend kritisiert, dass es die Möglichkeit einer unbegrenzten Leistungssteigerung beinhaltet (Hieber 1991). Vor diesem Hintergrund entwickelte Levy eine Theorie und eine mathematische Beschreibung, die diesen Kritikpunkt berücksichtigen (Levy 1965). Statt einer Potenzfunktion nutzt Levy eine Exponentialfunktion zur Beschreibung der Lernkurve: tn (t1 c) e k ( n 1) c (2) mit: tn - Zeit der n-ten Ausführung n - Nummer der Ausführung k - Proportionalität t1 - Zeit der ersten Ausführung c - Grenzwert Der Zeitraum übungsbedingter Leistungszunahme bis zum Erreichen einer vordefinierten Bezugsleistung – die Anlernzeit – kann auf Basis von Lernkurven nur ex post dargestellt werden. Eine Prognose der Anlernzeit mit Hilfe von Lernkurven ist nur begrenzt und im Rahmen von Ähnlichkeitsbetrachtungen möglich. Eine allgemeingültige Aussage über die zu erwartende Anlernzeit kann auch nicht mit SvZ oder anderen Verfahren getroffen werden (Bokranz/Landau 2006). Zeitplanungen im Bereich von Produktion und Montage sind daher mit großen Unsicherheiten behaftet, was sich beispielweise in geringer Termintreue beim jeweiligen internen oder externen Kunden widerspiegeln kann. 3. Vorgehensweise: Um die Qualität von Zeitplanungen für Produktionsanläufe wie auch für Umstrukturierungen zu erhöhen, ist es erforderlich, Arbeitsplaner und Personaldisponenten in ihrer Arbeit mit einer Methode zur Prognose der Anlernzeit zu unterstützen (Jeske et al. 2009). Die Entwicklung einer solchen Methode für einfache sensumotorische Tätigkeiten ist Bestandteil des vom BMBF mit ESF Mitteln geförderten Forschungsprojekts FlexPro (Förderkennzeichen: 01FH09019). Im Rahmen dieses Projekts werden flexible Fertigungssysteme weiterentwickelt, so dass Fertigungsprinzipien tagesaktuell und auftragsabhängig ausgewählt bzw. verändert werden können. So soll beispielsweise eine Serienfertigung kurzfristig – in Abhängigkeit der Auftragslage – zu einem One-Piece-Flow umgestaltet werden können. Eine wechselnde Zuordnung von Arbeitspersonen zu Arbeitsaufgaben geht damit einher. In vorangegangenen Untersuchungen konnten bereits mehrere Einflussgrößen der Anlernzeit identifiziert werden. Diese lassen sich zwei wesentlichen Bereichen zuordnen: Einerseits Einflussgrößen, die charakteristisch für die Arbeitsaufgabe sind, wie beispielsweise die Zykluszeit einer einmaligen Ausführung einer Arbeitsaufgabe oder die Dauer eines solchen Zyklus. Andererseits Einflussgrößen, die die Art und Weise der Anlernung beschreiben. Zu diesen zählen u. a. die Methode der Arbeitsunterweisung sowie Art und Umfang ergänzender Schulungsmaßnahmen (Jeske et al. 2009). Ergänzend dazu sind die Einflüsse personenbezogener Merkmale auf die Anlernzeit zu nennen. Zur Quantifizierung der Einflussgrößen bzw. der Zusammenhänge zwischen den Einflussgrößen und der Anlernzeit werden verschiedene empirische Studien durchgeführt. Eine erste Laborstudie zum Einfluss von personenbezogenen Merkmalen wurde bereits abgeschlossen; die Ergebnisse werden nachfolgend vorgestellt. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Untersuchung des Einflusses der kulturellen Herkunft einer Arbeitsperson auf die Anlernzeit. So soll sichergestellt werden, dass das zu entwickelnde Verfahren eine Prognose der Anlernzeit für Arbeitspersonen mit beliebigem kulturellem Hintergrund ermöglicht und somit international einsetzbar ist. Vorläufige Ergebnisse dieser Studie wurden bereits in Jeske et al. 2010 veröffentlicht. Die Untersuchung erfolgte in Kooperation mit dem an der Fakultät für Maschinenbau der RWTH Aachen University angesiedelten Exzellenzcluster „ Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer“. Die Fragestellung des Exzellenzclusters bei der Durchführung der Laborstudie richtete sich auf einen möglichen kulturellen Einfluss auf die Aufbaustrategie einfacher geometrischer Objekte. Die Ergebnisse dieser Fragestellung werden im Rahmen dieses Beitrags nicht weiter betrachtet. Neben der Darstellung der Studie zu kulturellen Einflüssen, wird ein Einblick in eine weitere, laufende Untersuchung gegeben. Diese ist auf den Einfluss der Aufgabenbeschreibung auf die Anlernzeit gerichtet. 4. Laborstudie zum kulturellen Einfluss 4.1 Probanden Insgesamt nahmen 60 Probanden an der Studie teil, die zur Hälfte aus dem europäischen und dem asiatischen Kulturraum stammen. Die Probanden wurden in zwei Versuchsreihen aufgeteilt: Der Versuchsreihe A wurden die aus Deutschland stammenden europäischen Probanden zugordnet, der Versuchsreihe B die aus China stammenden asiatischen Probanden. Die Geschlechterverteilung ist jeweils balanciert. Das Durchschnittsalter in Versuchsreihe A (27,10 Jahre; SD: 4,163; Min: 21; Max: 41) ist höher als in Versuchsreihe B (22,87 Jahre; SD: 2,224; Min:19; Max: 29). Die Mehrheit der Teilnehmer ist rechtshändig (Versuchsreihe A: rechts: 28; links: 2; Versuchsreihe B: rechts: 30; links: 0). 4.2 Aufgabe und Versuchsaufbau Die Untersuchung erforderte von den Probanden die wiederholte Ausführung einer einfachen Montagetätigkeit. Dabei handelte es sich um das Aufbauen einer genau definierten Pyramide aus 30 identischen und grundsätzlich beliebig kombinierbaren Bausteinen. Die zu erstellende Pyramide wurde auf einem Bildschirm dargestellt und war auf einer definierten Arbeitsfläche zusammenzusetzen (siehe Abbildung 1). Die Erfassung der zum Aufbau benötigten Zeit erfolgte durch das Positionieren des Vorrats an Bausteinen in einer Apparatur, die bei jedem Hineingreifen einen Zeitwert speicherte. Die Zeiterfassung war vom Probanden durch Klicken auf eine Computermaus zu stoppen. Durch eine symmetrische Arbeitsplatzgestaltung hatten Rechts- sowie Linkshänder die gleichen Arbeitsbedingungen. Vorrat an Bausteinen Analysen gewählt. Regressionsmodelle wurden mit Matlab R2009a berechnet. 5. Ergebnisse und Auswertung Die Ergebnisse beider Versuchsreihen lassen das Auftreten eines übungsbedingten Leistungszuwachses bereits an Hand der Mittelwerte der einzelnen Arbeitsausführungsdauern und ihrer 95% Konfidenzintervalle erkennen (siehe Abbildung 2): Beginnend bei vergleichsweise hohen Werten für die erste Arbeitsausführung fällt der Zeitbedarf zunächst schnell ab, um dann ein annähernd stabiles Niveau zu erreichen, von dem aus nur noch geringfügige Verbesserungen erfolgen. Arbeitsfläche Spiegelbarer Aufbau Abbi l du ng 1: Ver s uchs auf bau 4.3 Unabhängige Variablen Als unabhängige Variable wurde die kulturelle Herkunft betrachtet. Abhängige Variablen waren die Arbeitsausführungszeiten (Bauzeiten) für die einzelnen Pyramiden. 4.4 Zunächst wurden die Probanden aufgefordert, einen Fragebogen hinsichtlich demografischer Daten wie Alter, Geschlecht etc. auszufüllen. Darüber hinaus wurden die Probanden zu ihrem Bildungsgrad und ihrer Erfahrung mit Montagearbeiten sowie mit den zu verwendenden Bausteinen befragt. Die Aufgabe wurde den Probanden in ihrer jeweiligen Muttersprache (Deutsch bzw. Chinesisch) mit Hilfe eines Leitfadens einheitlich erläutert. Die Probanden wurden angewiesen, die Aufgaben zügig auszuführen; eine zeitliche Vorgabe wurde jedoch nicht gegeben. Die Probanden wurden darüber informiert, dass ihre Hände während der Aufgabenausführung gefilmt und die benötigten Zeiten erfasst werden. Um einen ausreichenden Übungsgrad bzw. Lerneffekt zu erreichen, war die Aufgabe jeweils zehn Mal auszuführen. 4.5 Abbi l du ng 2: Gegen über s t el lung der mi t t l er en Ar bei t s aus f ühr ungs dauer n b ei der Vers uchs r ei hen Vorgehensweise Statistische Analyse Die statistische Auswertung wurde mit Hilfe der Software SPSS Version 18.0 durchgeführt. Der Leistungszuwachs der Probanden wurde mit einer multifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung untersucht. Dabei wurden die kulturelle Herkunft bzw. die Zuordnung zu den beiden Versuchsreihen als Zwischensubjektfaktor sowie die Wiederholung der einzelnen Arbeitsausführungen als Innersubjektfaktor untersucht. Für signifikante Ergebnisse wurde die Effektstärke ω² berechnet (Field 2005). Rangkorrelationen wurden nach Spearman zweiseitig analysiert. Als Signifikanzniveau wurde α=0,05 für alle Die statistische Analyse weist einen signifikanten Haupteffekt der Wiederholung der Aufgabenausführung auf die Ausführungsdauer nach (F=51,034; df=2,539; p=0,000) und bestätigt die zuvor beschriebene Leistungszunahme. Die zugehörige Effektstärke ist groß, sie beträgt ω²=0,352. Dieses Ergebnis konnte durch einen post-hoc Test nach Bonferroni bestätigt werden (siehe Tabelle 1). Insbesondere die erste Aufgabenausführung unterscheidet sich signifikant von allen folgenden Ausführungen (jeweils p=0,000). Darüber hinaus unterscheiden sich auch die zweite und teilweise die dritte Ausführung der Aufgabe signifikant von allen weiteren (p<0,05). Somit bestätigt die statistische Analyse die Existenz einer anlernbedingten Leistungszunahme und damit, dass sensumotorische Fertigkeiten erlernt und geübt werden können. Anzumerken ist, dass diese Leistungszunahme erreicht wurde, ohne Zeitdruck auf die Probanden auszuüben. 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 19,062* 23,438* 24,008* 24,378* 27,553* 27,353* 27,444* 27,224* 28,809* 2 19,062* 3 23,438* 4,376* 4 24,008* 4,946* ,57 5 24,378* 5,316* ,94 ,37 6 27,553* 8,492* 4,116* 3,545 3,175 7 27,353* 8,291* 3,915* 3,345 2,975 -,2 8 27,444* 8,382* 4,006 3,436 3,066 -,109 ,091 9 27,224* 8,163* 3,787 3,216 2,846 -,329 -,129 -,219 10 28,809* 9,747* 5,371* 4,801 4,431 1,256 1,456 1,365 4,376* 4,946* 5,316* 8,492* 8,291* 8,382* 8,163* 9,747* ,57 ,94 4,116* 3,915* 4,006 3,787 5,371* ,37 3,545 3,345 3,436 3,216 4,801 3,175 2,975 3,066 2,846 4,431 -,2 -,109 -,329 1,256 ,091 -,129 1,456 -,219 1,365 1,584 1,584 *Die mittlere Differenz ist signifikant (p<0,05) Tabel l e 1: Mi t t el wer t dif f er enz en der Aus f ühr un gs z ei t en Einflüsse persönlicher Merkmale Alle Probanden verfügen über eine Hochschulzugangsberechtigung, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihrer Montageerfahrung sowie ihrer Erfahrung mit den im Versuch eingesetzten Bausteinen. Die Werte für die Erfahrung wurden jeweils auf einer fünfstufigen Skala erfasst (0=keine, ... , 5=große Erfahrung). Gemessen am Mittelwert haben die europäischen Probanden (Mittelwert: 2,02). größere Montageerfahrung als die asiatischen Teilnehmer (Mittelwert: 1,23). Gleiches gilt für die Erfahrung mit den Bausteinen: Die europäischen Probanden (Mittelwert: 2,85) haben größere Erfahrung, als die asiatischen (Mittelwert: 0,97). Signifikante Zusammenhänge zwischen den Charakteristika der Probanden und den Arbeitsausführungszeiten konnten nicht ermittelt werden. Insbesondere konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter und den Arbeitsausführungsdauern festgestellt werden. Die Händigkeit konnte auf Grund der geringen Anzahl an Linkshändern nicht analysiert werden (zwei von sechzig). Darüber hinaus wurden die Charakteristika der Probanden auf Interdependenzen hin untersucht (siehe Tabelle 2). Die Auswertung zeigt einen signifikanten Zusammenhang (Versuchsreihe A; r=0,446; p=0,014) bzw. keinen signifikanten Zusammenhang (Versuchsreihe B; r=0,154; p=0,417) zwischen der Montageerfahrung und der Erfahrung mit den verwendeten Bausteinen. Die höhere Erfahrung, die die Probanden der Versuchsreihe A in beiden Bereichen aufweisen, kann möglicherweise durch eine Präferenz montageaffiner Personen für die eingesetzten Bausteine erklärt werden. Da weder die Montageerfahrung noch die Erfahrung mit den Bausteinen in einem signifikanten Zusammenhang mit den Arbeitsausführungszeiten stehen, wird diese Interdependenz im Rahmen zukünftiger Untersuchungen nicht betrachtet. Alter A – Europa (Deutschland) Erfahrung mit Montage Erfahrung mit Bausteinen Alter B – Asien (VR China) Alter Erfahrung mit Montage. Erfahrung mit Bausteinen 1,000 -,014 ,029 -,014 1,000 ,446* ,029 ,446* 1,000 1,000 -,384* ,179 Erfahrung mit -,384* 1,000 ,154 Montage Erfahrung mit ,179 ,154 1,000 Bausteinen *Korrelation ist zweiseitig signifikant (p<0,05) Tabel l e 2: Korr el at i ons koef f iz i ent en nach S pear man Weiterhin liegt in Versuchsreihe B ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter und der Erfahrung mit Montage vor (r=-0,384; p=0,036). Dieses Ergebnis kann mit den bestehenden Daten nicht ausreichend erklärt werden. Da ein signifikanter Zusammenhang weder zwischen dem Alter und den Ausführungszeiten noch zwischen der Montageerfahrung und den Ausführungszeiten vorliegt, wird dieser Zusammenhang im Rahmen weiteren Studien nicht untersucht. 5.2 Anpassung an bestehende Modelle Da ein signifikanter Lerneffekt nachgewiesen wurde, konnte untersucht werden, inwieweit eine Übereinstimmung der Daten mit den bestehenden Modellen zur Beschreibung von Lernkurven vorliegt. Zunächst wurden die Versuchsergebnisse beider Versuchsreihen an das Modell von Wright (siehe Gleichung 1) approximiert. Die ermittelten Potenzfunktionen weisen nur eine geringe Übereinstimmung mit dem Modell auf (siehe Abbildung 2). Dies wird auch an der Varianzaufklärung R² deutlich, die Werte von -0,1809 (Versuchsreihe A) bzw. 0,075552 (Versuchsreihe B) erreicht. A – Europa Wright Wiederholung der Ausführung Mittlere Ausführungszeit [s] 5.1 Versuchsreihe Mittlere Ausführungszeit [s] Die kulturelle Herkunft der Probanden hat keinen signifikanten Einfluss auf die Ausführungszeit (F=3,259; df=1; p=0,076). Somit zeigen die Ergebnisse keine signifikanten Unterschiede zwischen europäischen und asiatischen Probanden hinsichtlich des Erwerbs von Fertigkeiten zur Ausführung niedrig komplexer, sensumotorischer Aufgaben. Folglich hat die kulturelle Herkunft im Rahmen der durchgeführten Studie keine Auswirkung auf das Anlernen einfacher sensumotorischer Aufgaben. Ein Interaktionseffekt zwischen den einzelnen Arbeitsausführungen und der kulturellen Herkunft (F=0,609; df=2,539; p=0,583) kann ebenfalls nicht ermittelt werden. B – Asien Wright Wiederholung der Ausführung Abbi l du ng 2: Anpas s un g der Aus f ühr un gs z ei t en i n ei ner Pot enz f unkt i on f ür beide Ver s uchs r ei hen . Die Approximation der erfassten Daten an das Modell von Levy (siehe Gleichung 2) wurde ebenfalls untersucht. Die entsprechenden Exponentialfunktionen weisen eine wesentlich bessere Übereinstimmung auf, als die zuvor A – Europa Levy B – Asien Levy Mittlere Ausführungszeit [s] Mittlere Ausführungszeit [s] betrachteten Potenzfunktionen. Die Varianzaufklärung R² erreicht Werte von 0,56864 (Versuchsreihe A) bzw. 0,47439 (Versuchsreihe B). Die berechneten Grenzwerte c unterscheiden sich marginal (Differenz=4,6s). Aufgabe der Probanden ist es, den Vergaser insgesamt zehnmal hintereinander – basierend auf einer gleichbleibenden zufällig zugeteilten Aufgabenbeschreibung – zu montieren. Dazu steht ein standardisierter Montagearbeitsplatz zur Verfügung, an dem die jeweilige Aufgabenbeschreibung auf einem Touch-Screen Bildschirm dargestellt wird. Bisher liegen noch keine Ergebnisse vor, es wird jedoch erwartet, dass ein Lerneffekt nachweisbar ist und die Anlernzeit mit der Reichhaltigkeit der Aufgabenbeschreibung abnimmt. 7. Zusammenfassung und Ausblick Wiederholung der Ausführung Wiederholung der Ausführung Abbi l du ng 3: Anpas s un g der Aus f ühr un gs z ei t en i n ei ner Ex ponent i al f unkt i on f ür bei de Vers uchs r ei hen . Die nach dem Modell von Levy bestimmten Grenzwerte c ermöglichen einen Vergleich mit dem Zeitaufwand, der mit Hilfe von Systemen vorbestimmter Zeiten (SvZ), insbesondere mit Methods-Time Measurement (MTM), für die einmalige Ausführung der Versuchsaufgabe ermittelt werden kann. Wird das Grundsystem (MTM-1) – das genaueste der MTMSysteme – zur Bestimmung dieses Zeitaufwands verwendet, so kann ein Wert von 75s ermitteln werden. Dieser Wert unterscheidet sich um 14,5% (Versuchsreihe A, Differenz=11,0s) bzw. um 20% (Versuchsreihe B, Differenz=15,6s) von den Untersuchungsergebnissen. Diese Übereinstimmung kann als gut betrachtet werden, da die mit MTM ermittelten Werte für mittelgut geübte Arbeitspersonen gelten, so dass die Abweichungen durch einem vergleichsweise geringen Übungsgrad der Probanden erklärt werden können. Darüber hinaus ist auch hier zu berücksichtigen, dass den Probanden keine Zeitbegrenzung vorgegeben wurde, um Zeitdruck zu verhindern. 6. Laborstudie zur Arbeitsbeschreibung Aus dem Bereich der Einflussgrößen, die die Art und Weise der Anlernung umfassen, wird aktuell der Einfluss der Arbeitsaufgabenbeschreibung auf die Anlernzeit im Rahmen einer empirischen Studie untersucht. Dazu wurden drei unterschiedliche Beschreibungen für eine identische Arbeitsaufgabe erstellt, die sich in der Reichhaltigkeit ihrer Darstelllung unterscheiden. Als einfachste Form der Aufgabenbeschreibung – bei der Versuchsaufgabe handelt es sich um die Montage eines Vergasers – wurde eine rein textbasierte Beschreibung gewählt. Weiterhin wurde aus CAD-Daten des Vergasers eine Explosionszeichnung erstellt und um Hinweise auf besonders zu beachtende Aspekte, wie beispielsweise die Positionierung von Nuten oder anderen Marken ergänzt. Als reichhaltigste Art der Aufgabenbeschreibung wurde der Zusammenbau des Vergasers mit Hilfe der genannten CAD-Daten animiert. Alle drei Beschreibungen sind in drei vom Umfang identische und disjunkte Arbeitsschritte aufgeteilt. Die durchgeführten empirischen Untersuchungen mit europäischen und asiatischen Probanden geben keinerlei Hinweise darauf, dass die kulturelle Herkunft eine Auswirkung auf das Erlernen und Üben sensumotorischer Fertigkeiten für niedrig komplexe Montageaufgaben hat. Im Rahmen der weiteren Forschung sind zusätzliche personenbezogene Merkmale, wie formale Qualifikationen, Kompetenzen und allgemeine motorische Fertigkeiten hinsichtlich ihres Einflusses auf die Anlernzeit zu untersuchen. Zu diesem Zweck sind entsprechende empirische Versuchsreihen zu entwerfen, durchzuführen und auszuwerten. In diesem Zusammenhang steht die beschriebene aktuelle Studie zum Einfluss der Arbeitsaufgabenbeschreibung auf die Anlernzeit. Zusammen mit den auf die Arbeitsaufgabe und die zur Anlernung gewählte Methode bezogenen Einflussgrößen ist schließlich das angestrebte Prognosemodell zu konzipieren und in Fallstudien zu evaluieren. 8. Literatur Babbage, C. (1832). On the economy of machinery and manufactures. Philadelphia. Bokranz, R. Landau, K. (2006). Produktivitätsmanagement von Arbeitssystemen. Stuttgart. Field, A. (2005). Discovering Statistics Using SPSS. London. Hieber, W. L. (1991). Lern- und Erfahrungskurveneffekte und ihre Bestimmung in der flexibel automatisierten Produktion. München. Jeske, T. Hinrichsen, S. Tackenberg, S. Duckwitz, S. Schlick, C.M. (2009). Entwicklung einer Methode zur Prognose von Anlernzeiten. In: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (Hrsg.). Arbeit, Beschäftigungsfähigkeit und Produktivität im 21. Jahrhundert, Bericht zum 55. Kongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft vom 4. - 6. März 2009. Dortmund: GfA-Press. Jeske, T. Mayer, M.Ph. Odenthal, B. Hasenau, K. Schlick, C.M. (2010). Kultureller Einfluss auf das Erlernen sensumotorischer Fertigkeiten. In: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V (Hrsg.). Neue Arbeits- und Lebenswelten gestalten, Bericht zum 56. Kongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft vom 24. - 26. März 2010. Dortmund: GfA-Press. Laarmann, A. (2005). Lerneffekte in der Produktion. Wiesbaden. Levy, F.K. (1965). Adaptation in the Production Process. In: Management Science, 11(6), B136-B154 Mayer, M.Ph. Odenthal, B. Faber, M. Kabuß, W. Kausch, B. Schlick, C.M. (2009). Simulation of Human Cognition in SelfOptimizing Assembly Systems, In: Proceedings of the IEA2009 - 17th World Congress on Ergonomics, 09. - 14. August, Beijing (CD-ROM), Beijing. Rohmert, W. Rutenfranz, J. Ulich, E. (1974). Das Anlernen sensumotorischer Fertigkeiten. Frankfurt a. M. Smith, A. (1776). An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. London. Wright, T.P. (1936). Factors Affecting the Cost of Airplanes. Journal of the Aeronautical Sciences, 3(4): 122-128. Internationale Partnerbeiträge DER VIRTUELLE MARKTPLATZ UND SEINE MÖGLICHKEITEN ZUR BESTANDSVERWALTUNG --------------------------------------------------------Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D. Universität Miskolc, Ungarn LEBENSLAUF Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D. Universität Miskolc Kankalin u. 2. 3529 Miskolc Ungarn Telefon: + 36 46 565 111/17 37 Telefax: + 36 46 563 399 E-Mail: altilles@uni-miskolc.hu 1977 Dipl.-Ing. Maschinenbau, Technische Universität für Schwerindustrie Miskolc (NME) 1986 Promotion Dr.-tech., Universität Miskolc (ME) 1997 Erwerb des wissenschaftlichen Grades: Ph.D. 2006 Habilitation Dr.-Ing.-habil., Universität Miskolc (ME) 1977 bis 1979 Mitarbeiter der Abteilung Produktionsplanung und Entwicklung in der Maschinenbaufabrik Diósgyór (DIGÉP), Angestellter des Lehrstuhls für Förderanlagen an der TU Miskolc (NME) 1979 bis 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Miskolc 1986 bis 1997 Universitätsoberassistent, Universität Miskolc 1998 bis 2007 Universitätsdozent, Universität Miskolc ab 2001 Lehrstuhlleiter am Lehrstuhl für Materialfluss und Logistik, Universität Miskolc 2005 Ehrenprofessur Prof. h. c., TU Cluj-Napoca, Rumänien 2006 Zweiter Vorsitzender der Unterkommission für das Gebiet Logistik in der Kommission für Verkehrswissenschaft an der Ungarischen Wissenschaftlichen Akademie 2007 Professor an der Universität Miskolc 2009 Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Informatik Weitere Informationen Zweiter Vorsitzender der Wissenschaftsvereinigung für Maschinenindustrie Ungarns Mitglied der Ungarischen Logistikvereinigung Reaktionsmitglied des Logistics Research Springer-Verlags Redaktionsmitglied des Zeitschrift Manufacturing Engineering DER VIRTUELLE MARKTPLATZ UND SEINE MÖGLICHKEITEN ZUR BESTANDSVERWALTUNG Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D. Ein Merkmal für die dynamische Entwicklung der Dienstleistungen ist die Herausbildung von landesweiten Servicenetzen für unterschiedliche, länger haltbare Artikel. Voraussetzung für einen schnellen und kurzfristigen Service stellt die Bereitstellung von Ersatzteilen in ausreichender Menge dar. Das hat zur Folge, dass sich im Laufe der Zeit Restbestände herausbilden. Markenservices mit Ersatzteilen realisiert.Der Absatz auf dem virtuellen Marktplatz bei steuernder Logistik funktioniert wie folgt: – der Service mit dem Restbestand bietet über das Computernetz seinen Restbestand jedem interessierten Service, der als potentieller Käufer in Frage kommt, an, – die interessierten Käufer machen ihr Angebot zum Restbestand, – der Verkäufer holt für die einzelnen Kunden je ein Preisangebot für den Transport von den Logistikbetrieben ein, – entsprechend der verfügbaren Bestände, den Angeboten der Käufer, sowie den Transportkosten zum Käufer sucht der Verkäufer die, für ihn günstigsten u./o. mit dem größten Nutzen, Käufer und Logistikbetriebe heraus. Im Beitrag werden drei Varianten zur Behandlung von Restbeständen vorgestellt. Darüber hinaus werden die einsetzbaren Entscheidungsmodelle beim An- und Verkauf von Restbeständen behandelt. 1. Durch den Verkäufer beeinflusster, mit Logistik integrierter virtueller Marktplatz Der Verkäufer j bietet den Käufern vom Restbestand des Der funktionelle Ablauf des Absatzes auf einem integrierten, virtuellen Marktplatz unter logistischer Steuerung wird in Abbildung 1 gezeigt. Ersatzteils i die Menge qijE an. Der Verkäufer ist bemüht über den Restbestand den größtmöglichen Eigennutzen zu Markenservice als Verkäufer Informationsfluss Materialfluss (MS/V)2 . . . (MS/E)1 . . . . . . . Logistikbetriebe (MS/E)n (MS/V)n (MS/V)1 . . . (MS/V)n-1 Markenservice als Käufer Abbi l du ng 1: Dur ch den Ver k äuf er beei nf l uss t er, i nt egr i er t er vi r t uell en Mar kt pl at z unt er l ogi s t is cher S t euer ung Im skizzierten System sind die Elemente der Markenservice (MS) ersichtlich. Von denen einige als Verkäufer (MS/Ej) und erzielen, was er dann erreicht, wenn für den Restbestand die folgende Zielfunktion erfüllt wird: andere als Käufer (MS/ V ) auftreten. Natürlich kann auch jeder beliebige Markenservice als Verkäufer in Erscheinung treten. Beim Transport des Restbestandes ist ein Logistikbetrieb in Anspruch zu nehmen, der die Versorgung der n kijv ci s j xij max 1 1 (1) i=1 p dabei ist: p kijv eine ganzzahlige Programmierung ist, die bei der allgemeinen die Nummer des Ersatzteiltyps, vom Verkäufer j an den Käufer linearen Programmierung nur bei großen Zahlen angebotener Einheitspreis für das Produkt i, xij ci sj Für die Zielfunktion (1) bedeuten die Optimierung zwischen den Bedingungen (2), (3) und (4) ein allgemein bekanntes Modell der linearen Programmierung, wofür zahlreiche Computersoftware zur Verfügung steht. Es sei bemerkt, dass wegen der Bedingung xij Integer die Aufgabe in Wirklichkeit zij eine genaue Lösung ergibt. Für die Lösung zur ganzzahligen Programmierung ist entsprechende Software bekannt. die optimale Verkaufsmenge des Verkäufers j an den Beachten wir, dass das Optimum der Zielfunktion weiter verbessert werden kann, wenn der Verkäufer mehrere alte Käufer , Produkte je einem Käufer verkaufen kann, dann sinken wegen des gemeinsamen Transports die Transportkosten. In diesem die spezifischen Transportkosten des Produkts i Fall wird die Zielfunktion so modifiziert, dass bei der Auswahl Euro , des Käufers der gemeinsame Verkauf aller Produkte beachtet Stückkm wird. Damit ist die modifizierte Zielfunktion der Transportweg zwischen Verkäufer j und Käufer n . kijv Die Zielfunktion (1) muss bei der Optimierung sowohl den Einschränkungen bezüglich des Verkaufs als auch bezüglich des Einkaufs genügen: xij Integer und xij qiv ci s j xij max (5) 1i 1 wo: diejenige Menge des Restbestandes von Ersatzteilen, (2) vom Verkäufer j kauft, den der Käufer Da die gekauften Ersatzteile in Stückzahlen definiert wurden, ist weiterhin: 1 die gesamten Transportfaktoren, die umso kleiner sind, desto mehr Sorten von Restbeständen der n qijE xij 1 1 q , die Restmenge des Produkts i beim Verkäufer j. Der Verkäufer macht dem Käufer nur ein solches Angebot, das für ihn einen reell zu erwartenden Kostenrückerstattungssatz ausmacht. kijE kijv ci s j (4) wobei: k ijE der spezifische Kostenrückerstattungssatz, der minimal für den Restbestand i beim Verkäufer j gefordert wird. kijE die angeforderte Gesamtmenge des Produkt i durch den Käufer E ij vom Verkäufer j kauft. Bei der Zielfunktion (5) ergeben sich (2) und (3) als Bedingung, aber anstelle von (4) muss deren modifizierte Variante genommen werden. wobei: qiv Käufer (3) kijV ci s j (6) Die Optimierung nach Zielfunktion (5) ist wie folgt durchführbar: – – im 1. Schritt ist für die Zielfunktion (1) entsprechend der linearen Programmierung je nach Materialart der optimale Verkauf des Restbestandes bestimmbar, im 2. Schritt wird die Zielfunktion (5) berechnet und es ist ein solcher, heuristischer Algorithmus auszuarbeiten, der mit dem Senken der Käuferanzahl eine Erhöhung der Anzahl an gemeinsam zu transportierenden Produkten zur Folge hat. Der im Vorherigen vorgestellte, optimierbare Verkaufsablauf wiederholt sich zu den Zeitpunkten, wenn die Restbestände ein definierbares, kritisches Niveau erreichen. Die einzelnen Verkäufer können zu einem beliebigen Zeitpunkt den Verkauf Der Käufer ist bemüht, dass er seinen Ersatzteilbedarf aus den initiieren. In Abhängigkeit von der Regelung bezüglich des Restbeständen mit den möglichst geringsten Kosten bezieht, virtuellen Marktes können die Markenservices einen gegenseitigen Einblick auf die Restbestände gewinnen bzw. ist was er dann erreicht, wenn er die nachfolgende Zielfunktion dieser nicht zu sehen und lernen die Käufer nur den zum für jedes Ersatzteil i 1 p erfüllt: Bieten offerierten Bestand kennen. n Der durch den Verkauf gesteuerte elektronische Marktplatz ist auf den maximalen Nutzen des Verkäufers optimiert. j 1 j kijE ci s j yij (7) i 1 2. Durch den Käufer beeinflusster, mit Logistik integrierter virtueller Marktplatz min p dabei ist: y ij Der Aufbau eines vom Käufer beeinflussten, virtuellen Marktplatzes wird in Abbildung 2 gezeigt. die gekaufte Menge des Produkts i des Käufers j vom Service Die Elemente des skizzierten Systems ähneln denen aus der Abbildung 1 mit den Markenservices (MS), von denen einige als Käufer (MS/ V ) und die anderen als Verkäufer (MS/Ej) . Die Zielfunktion (7) muss bei der Optimierung die Einschränkungen bezüglich des Kaufs und des Verkaufs erfüllen. auftreten. Bei dieser Variante sind auch die Logistikbetriebe vertreten, die die Transportaufgaben übernehmen. y ij Integer und y ij qVi (8) Markenservice als Käufer Informationsfluss Materialfluss (MS/V)1 . . . . . . . (MS/E)2 . . . Logistikbetriebe (MS/V)n (MS/E)n (MS/E)1 . . . (MS/E)n-1 Markenservice als Verkäufer Abbi l du ng 2: dur ch de n Käuf er beei nf l uss t er, i nt egr i ert er v ir t uel l er Mar kt pl atz mi t l ogi s t is cher St euer ung Der durch den Käufer integrierte elektronische Marktplatz mit logistischer Steuerung funktioniert wie folgt: Da die Ersatzteile in ihrer Stückzahl definiert wurden, ist weiterhin: n – – – – der Käufer möchte Restbestände an Ersatzteilen kaufen und stellt über das Rechnernetzwerk eine entsprechende Anfrage an einen, solche Restbestände bietenden Service, die Serviceunternehmen machen dem Käufer zum Restbestand des gesuchten Ersatzteils ein Preisangebot, der Käufer holt die Preisangebote von den Logistikbetrieben, die von den einzelnen Anbietern den Transport durchführen, der Käufer wählt von den Preisangeboten den Verkäufer aus als auch von den Logistikbetrieben für den zugehörigen Transport, den mit den effektiv geringsten Kosten. Die vom Käufer qiV . 1 j yij qijE (9) Bei der Optimierung der Zielfunktion (7) tritt analog zur Zielfunktion (1) als weitere Bedingung (4) auf. Die Optimierung der Zielfunktion (7) lässt sich mit den Methoden, wie sie zur Zielfunktion (1) beschrieben wurden, durchführen. Für den Fall, dass der elektronische Marktplatz durch den Käufer gesteuert wird, ist zu beachten, dass ein Käufer mehr als ein Ersatzteil gekauft hat und dabei von je einem Verkäufer auch mehrere Ersatzteile stammen können. Sollten hierbei die gewünschte Kaufmenge vom Produkt i sei Ersatzteile von einem Verkäufer mit einem Mal transportiert werden, so kann dies eine Kostenverminderung ergeben. Analog zu (5) lässt sich die modifizierte Zielfunktion aufschreiben n j 1 i j kijEj cs j i j yij min (10) j – wo: j Das virtuelle Geschäfts- und Logistikzentrum funktioniert in seinen Teilen wie folgt: die Menge von Arten an Restbestandteilen, die der Käufer vom Verkäufer j erwirbt. Zur Optimierung der Zielfunktion (10) sind die Bedingungen (2), (3) und (6) heranzuziehen. Die Optimierung der Zielfunktion (10) kann mit dem Algorithmus, wie bei der Zielfunktion (5) beschrieben, erfolgen. Der durch den Käufer gesteuerte elektronische Marktplatz sichert dem Käufer den maximalen Nutzen. Je ein Käufer initiiert die Kauftransaktion zu dem für ihn aktuellen Zeitpunkt. Ansonsten funktioniert alles nach den gleichen Prinzipien wie es beim virtuellen Marktplatz für den Verkauf beschrieben wurde. 3. Mit Verkäufern, Käufern, Logistikbetrieben integriertes virtuelles Geschäfts- und Logistikzentrum Der Aufbau eines virtuellen Geschäfts- und Logistikzentrums, integriert mit Verkäufern, Käufern und Logistikbetrieben wird in Abbildung 3 vorgestellt. – – die Services mit Kaufabsicht machen dem VBLC ihr Angebot über die Ersatzteilarten, die sie verkaufen bzw. kaufen, die zugehörige Mengen- und Preisangaben, die Logistikbetriebe machen ihre Angebote über die Transportaufgaben, die in den einzelnen Beziehungen vorkommen, das VBLC ordnet die eingegangenen Angebote den Verkäufern, den Käufern und den Logistikbetrieben derart zu, dass o die Differenz zwischen den vom Käufer einfließenden Einnahmen sowie den bezahlten Kosten beim Verkäufer als auch beim Logistikbetrieb ein Maximum ergeben, o das Angebot der Verkäufer bzw. der Bedarf der Käufer soll in größtmöglichen Maß eine Lösung erhalten. Entsprechend der Arbeit des virtuellen Geschäfts- und Logistikzentrums optimiert das VBLC auf maximalen Gewinn. Das Erreichen des maximalen Gewinns kann einerseits dadurch gesichert werden, je billiger es einkauft, je teurer es verkauft und je niedriger es die Transportkosten hält. Andererseits wird die Höhe des Gewinns dadurch bedeutend beeinflusst, wie viel Markenservice das VBLC in Anspruch nimmt. Je größer die Anzahl der beteiligten Markenservices ist, desto mehr Markenservices fahren gut dabei, sowohl als Verkäufer als auch als Käufer. Das VBLC hat somit auch eine harmonisierende Rolle auszuüben. (M S) S) n (M 1 Markenservice Verkäufer und Käufer Logistikbetrieb VBLC virtuelles Geschäfts- und Logistikzentrum Informationsfluss VBLC Materialfluss (M S) k S) i (M Logistikbetrieb Abbi l du ng 3: Vi r t uel l es Ges chäf t s - und L ogi s t i kz ent r um int egr i er t mit Ver käuf er n, Käuf er n und L ogi s t i kbet r i eben Nach der Abbildung 3 ist das bestimmende Element des Virtuellen Geschäfts- und Logistikzentrums das VBLC, das eine Informationsverbindung mit jedem Element des Systems bei einer zweiseitigen Geschäftsverbindung abwickelt, als auch den Warentransport zwischen Verkäufer und Käufer disponiert. Das VBLC führt effektiv keinen Materialfluss durch. Die Entscheidungen im VBLC werden zu einem gegebenen Zeitpunkt durch die folgende Zielfunktion bestimmt: n n 1 j 1 j j kiV kijE ci s j z ij max (11) i 1 p wo: zij Die gekaufte Menge vom Restbestand an Ersatzteilen i des Verkäufers j mit Vermittlung des VBLC an den Käufer Bei der Optimierung der Zielfunktion (11) sind nachfolgende Kapazitätsbedingungen zu erfüllen: zij integer; n j 1 j n zij 0 (12) zij qiV (13) zij qijE (14) 1 j transportspezifische Kosten ci s j kiV koi (15) Produkts i zur Deckung der Kosten bzw. zum Erzielen eines ehrlichen Gewinns für das VBLC. Im Falle des VBLC müssen neben gut ausgerichteten Führungsstrategien gut ausgelastete Transportrouten disponiert werden. Somit muss verstärkt der Sammeltransport beachtet werden. Damit ist in diesem Fall die Zielfunktion (11) analog den Beschreibungen in den Punkten 1 und 2 zu korrigieren. n sind je Material und Bei Uj 1 . 0 Uj =1 wird der Transport beim Käufer j durch den Logistikbetrieb übernommen, bzw. bei k E ij j * ij ci s ziji max k ijV ci s j ci* s j s Uj xij max 1 j ci s j k0 i kiV 1...p und bzw. unter den Bedingungen ist auch (15) zu modifizieren: j (18) (16) j 1 j kijE =0 wird der n i V i Uj Transport beim Käufer j durch den Logistikbetrieb nicht übernommen. Als Folge daraus ergibt sich, dass auch die Zielfunktionen und die zugehörigen Bedingungen modifiziert werden. Beispielhaft ändert sich die Zielfunktion (1) bzw. die Bedingung (4) wie folgt: n k 1i j ci Betrieb unterschiedlich. In diesem Fall bildet sich bei der Optimierung ein Teil einer gegebenen Verkaufs-KaufAufgabe bei der Suche des optimalen Logistikbetriebes. Die Suche des Optimum bedeutet die Bestimmung der Matrix U, wobei Die spezifischen Kosten bezogen auf Einheiten des gehören. Im Allgemeinen Daneben gibt es auch solche Fälle, wo der Logistikbetrieb die Leerfahrt der Anreise und die Rückfahrt anrechnet, die wobei: k oi ci werden die Logistikbetriebe so agieren, dass sie die Transportrouten so disponieren, dass die Leerfahrten minimiert werden. In diesen Fällen erhält man bei der Optimierung keinen optimalen Logistikbetrieb. Dann setzt sich im Allgemeinen das Prinzip durch, dass der Logistikbetrieb, dessen Depot am nächsten liegt, die Transportaufgabe übertragen bekommt. transportspezifischen Kosten Eine weitere Bedingung der Einnahmen ist: kijE der leichteren Handhabung die Transportkosten vereinfacht wurden. Bei den Transportkosten wird ein solcher Fall beachtet, wenn die Auslieferung vom Verkäufer erfolgt bzw. die Kosten der Leerfahrt für die Rückfahrt vom Käufer von den Logistikbetrieben nicht berechnet wird, bzw. zu einem beliebigen Betrieb zu gleichen Waren gleiche (17) Für die Optimierung der Zielfunktion (16) ist auch der beschriebene Algorithmus für (5) gültig, mit der Ergänzung, dass als Ergänzung für jeden Käufer ein Sammeltransport optimiert werden kann. Es sei bemerkt, dass in den drei bisherigen Fällen beim Absatz der Restbestände die beschriebenen Optimierungsverfahren zu den Zielfunktionen (1); (7); (10); (11) und (16), des Weiteren zu den zugehörigen Bedingungen in den Ungleichungen (4); (15) und (17) wegen kijE kijV ci s j ci* s j s Uj (19) wobei: c i* die spezifischen Kosten der Leerfahrt beim Produkt i des Logistikbetriebes sind (die Abhängigkeit von i bedeutet bei der Leerfahrt, dass je nach Ware ein anderes Fahrzeug benötigt wird, das ist eigentlich von i unabhängig), s j bzw . s ist der zurückgelegte Weg vom Parkplatz des Logistikbetriebes zum Verkäufer, bzw. vom Käufer. Als Beschränkung kann zu einem gegebenen Zeitpunkt die verfügbare Anzahl von Fahrzeugen in einem gewissen Logistikbetrieb auftreten: n Uj D (20) j 1 j D ist die auftretende Begrenzung der Fahrzeugkapazität beim Logistikbetrieb . 4.1 Wann wird ein Ersatzteil als Restbestand eingeordnet? Die Einordnung als Restbestand kann zu je einem Ersatzteil als der verstrichene Zeitabschnitt seit dem Zeitpunkt seiner letzten Benutzung, der so genannten Toleranzzeit, definiert werden. Übersteigt ein Ersatzteil bei der Lagerung seine zugehörige Toleranzzeit, dann wird es als Restbestand eingeordnet. Die Toleranzzeit ist kürzer, wenn das Ersatzteil: Die Zielfunktion (18) ist eine Funktion zweier Veränderlicher, (Uj ; Xijj ), darum kann die Methode der linearen Programmierung wie in Punkt 1 nicht unmittelbar genutzt werden. In diesem Fall wird der Algorithmus wie folgt modifiziert: – – – 1. Schritt, zu jeder Verkäufer-Käufer-Beziehung kann der günstigste Logistikbetrieb bestimmt werden. Wir nehmen – – c i* unabhängig vom Produkt an und beachten auch die bei den Logistikbetrieben auftretenden Kapazitätsbeschränkungen. 2. Schritt, ist s j bzw . s Im Weiteren bleiben die Algorithmen unverändert. Die vorkommenden weiteren Zielfunktionen und mit ihnen verknüpften Bedingungen zu (18) bzw. zu (19) können auf analoge Weise korrigiert werden bzw. deren Algorithmen werden nach dem Obigen modifiziert. Aus den bisherigen Darstellungen folgt, dass für den Absatz von Restbeständen das virtuelle Geschäfts- und Logistikzentrum am vorteilhaftesten ist, sowohl bei der durch den Käufer als auch durch den Verkäufer gesteuerten virtuellen Markt. Zur Illustration müssen zwei Dinge hervorgehoben werden: – beim optimalen Verkauf, bzw. Kauf ist die Wahl deshalb vorteilhaft, weil zeitgleich aus dem Verkaufsangebot sowie dem Kaufbedarf gewählt werden kann, gleichzeitig ergibt sich eine umfangreiche Transportaufgabe, bei der man kürzere Routen und besser ausgelastete Fahrten erhält. Bei dem VBLC erschließen sich noch Möglichkeiten, dass über das VBLC der gesamte Ersatzteilverkauf der Markenservices abwickelt werden kann. 4. Strategische Fragen zu den Restbeständen Im Folgenden sollen in Verbindung mit der Handhabung der Restbestände vier strategische Fragen untersucht werden. 4.2 In welcher Menge sollte der Restbestand angeboten werden? bekannt, dann kann die Zielfunktion (18) nach dem vorher Beschriebenen mit der linearen Programmierung optimiert werden. – – von größerem Wert ist, ein größeres Volumen hat, während der Lagerung die Nutzzeit in größerem Maße sinkt, die weitere Nutzung mit geringer Wahrscheinlichkeit prognostizierbar ist, die Durchlaufzeit der Bestellung niedrig ist, beim erneuten Kauf der prognostizierte Preis kleiner oder unverändert ist. Wenn für den Restbestand: – – der Zeitpunkt seiner Wiederverwendung mit großer Wahrscheinlichkeit sehr fern ist , die Durchlaufzeit der Bestellung kurz ist , dann kann der ganze Restbestand veräußert werden, sogar zu 100% verkauft werden. Wenn für den Restbestand: – – nur eine gewisse Menge vom Restbestand existiert, dann gelangt er innerhalb kurzer Zeit zur Wiederverwendung. die Durchlaufzeit der Bestellung groß ist, und mit hoher Wahrscheinlichkeit mit steigenden Marktpreisen gerechnet werden muss, dann sind zwischen 30-60% der Restbestandsmenge für eine vorgeschriebene modifizierte Wartezeit aufrecht zu erhalten. Die stille Reserve muss für kurze Zeit gelagert werden. 4.3 Wie soll der Einheitspreis aus Verkäufersicht sein? Der Einheitspreis aus Verkäufersicht ist im allgemeinen kleiner als der ursprüngliche Beschaffungspreis, das Maß des Sinkens ist desto größer: – – – – je länger die Lagerungszeit ist, je größer der Wert ist, da die Gebundenheit des Zirkulationsmittels größer ist, je größer die Umfangsmaße sind, je größer die Wertminderung durch Nutzung eintritt, – je größer das Marktangebot ist. 4.4 Wie soll der Einheitspreis aus Käufersicht sein? Der Einheitspreis aus Käufersicht ist im Allgemeinen kleiner, als der augenblickliche Marktpreis des Produkts zum gegebenen Zeitpunkt, das Maß der Preissenkung ist desto kleiner: – – – je größer die Durchlaufzeit für die Beschaffung des Ersatzteils ist und die Nutzung in kürzester Zeit erfolgt, wenn während der Lagerzeit keine beachtenswerte Wertminderung für die Nutzung auftritt, wenn die Transportkosten niedrig sind. Zu den untersuchten strategischen Problemen können die Entscheidungen exakter gemacht werden, wenn die Funktionsbeziehungen zwischen den Merkmalen aufgedeckt und mathematische Modelle genutzt werden. 5. Literatur Cselényi, J.; Illés, B.; Kerepeszki, I.: Development of Virtual Logistics Networks - Improving supplier positions of Hungarian SMEs, Proceedings of 13th IPSERA Conference, Catania, Italy, April 4-7, 2004, pp C52 - C63. Illés, Béla; Bányainé, Tóth Ágota; Bányai, Tamás; Mang, Béla: Optimisation problems of multi-level collection systems of recycling processes, Proceedings of the Logistic 2000 Conference, 2000, Kosice, pp.7-12. Illés, Béla; Bányainé, Tóth Á.: Virtual logistic centre, controlling the purchasing of autonom divisions of large sized enterprises. MicroCAD2000, Anyagmozgatás, logisztika, robotika szekció, Miskolc, 2000.02.23-24. Internationale Partnerbeiträge PERIODIC TIMETABLE OPTIMIZATION IN THE PUBLIC ROAD TRANSPORT SERVICES --------------------------------------------------------Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D. Universität Miskolc, Ungarn Richárd Ladányi Bay Zoltán Foundation for Applied Research Dipl. Ing., Dipl. Wirtsch. Ing., EUR-Ing. György Sárközi Borsod Volán Public Transport Company LEBENSLAUF Dipl. Ing., Dipl. Wirtsch. Ing., EUR-Ing. György Sárközi Borsod Volán A.G. , Generaldirektor József A. u. 70. 3527 Miskolc Ungarn Telefon: + 36 46 515 000 Telefax: + 36 46 515 080 E-Mail: gsarkozi@borsodvolan.hu 1977 Dipl. Ing. für Kraftfahrzeugtechnik 1977 Dipl. Ing., TU Dresden, Sektion Kraftfahrzeug-, Land- und Fördertechnik 1985 Entwicklungsingenieur, VEB Borsod Volán 1989 Dipl. Wirtschaftsingenieur, TU Budapest, Sektion Verkehrstechnik 1990 Wirtschaftsakademie Kiel, Management und Marketing 1991 Direktor, VEB Borsod Volán 1992 Seminar Verkehrstechnik, JICA, Tokyo, 1993 EUR-Ing., FEANI Generaldirektor, Borsod Volán Personenbeförderungs AG PERIODIC TIMETABLE OPTIMIZATION IN THE PUBLIC ROAD TRANSPORT SERVICES Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D., Richárd Ladányi, Dipl. Ing., Dipl. Wirtsch. Ing., EUR-Ing. György Sárközi A prospering transport system is an important precondition for a modern society, for economic growth, employment and welfare. Concerning the development in rural areas an easy access to the infrastructures is essential. Making regional accessibility better is not only investing in the rolling fleets of public transport but also optimizing public transport networks. Changes in the elements and connections of transport networks have an influence on the quality and price of public services offered as well as on passenger satisfaction. In the following an analysis and optimization of public transport networks by object oriented logistical approach will be presented. implementation of a periodic timetable in the whole public transport network at once. Therefore after the transformation of the network structure the periodic timetable will be applied for only certain segments of the network whereas for other segments the “traditional” timetable will remain. 1. Introduction The analysis for obtaining solutions for reaching the goals described above was done in the frame of the following logical structure: Considering the success of periodic timetable on certain railway lines of the Hungarian State Railways (MÁV) and in order to prepare the regional integration and interoperability of the public transport services in the North Hungarian region the Borsod Volán Public Transport Company (BV Zrt.) in cooperation with the Bay Zoltán Foundation for Applied Research and also with the Logistics Department of the University of Miskolc have conducted researches for the implementation of periodic timetables in specific relations of the region. The examinations which have already been carried out refer to transformations of the recent traffic structure in the chosen agglomeration areas of the North Hungarian region. For this reason it is really important to create good interfaces between the connected network segments, which indulge the claims of network operators as well as the demands of the customers. One of the most important factors of this interface from the travelers’ point of view is how much time is needed to change buses. – – – – – – Both the passenger demand and the economical effectiveness have to be taken into account in the course of establishing a computerized, mathematical simulation model for transforming the existing traffic infrastructure. Using the elaborate simulation model it is possible to harmonize the timetables of the regional railway and bus companies in the near future. To reach this goal and establish this modern, effective traffic system according to the passengers’ demand some further practical questions have to be answered. 2. Problem Definition In the course of the simulation attempts the relationship of an existing intercity bus line operated on quasi periodic timetable and the connecting bus lines from the region agglomeration was analyzed. The reason for choosing this subject was that the large number of the external factors does not allow the – – determination of the general mathematical model of the logistical network of public transport from object oriented viewpoints, characterizing the network objects by general logistical parameters, revealing the connection system between the network objects, characterizing the network connections by logistical parameters, revealing the information technology background of the network operation, revealing optimization methods and restriction parameters by using information about the operational system, describing the optimal handling method of the expectations of procurer on the network operation and the operator’s economic claim, harmonization opportunities of the examined road transport network with other transport networks. 3. Mathematical basics Mathematical model of the public road transport network is derived from the graph theory. The objects in the examined transport system are the followings: 1. characteristic points, relation system and distances of the road network, 2. route parameters in relation with the road network, 3. vehicle parameters, 4. passenger-based parameters in relation with vehicle stops. 3.3 Vehicle parameter matrix 1 3.1 A possible set of the road network 2 2 4 5 1 2 F i gur e 3: Vehi cl e par amet er mat r ix Figure marks: x – vehicle type index, a – number of the vehicle types, y – vehicle type parameter index, b – number of the parameters of a vehicle type. m 3 j li , j i F i gur e 1: A pos s i bl e s et of t he r oad net wor k Figure marks: □ input-output points of the network (interface), ○ network nodes, - - network boundary. lij distances between nodes and/or input-output points. 3.2 Route parameters in relation with the road network II. l l I. l 1 Δ2 n Δ1 l 2 k 7700 Δk 4 600 60 l l p 5580 Δp Δ4 4 2 3 4400 3 Δ3 1 520 52 b ii, j a 3 1 l1,3 b B i, j x n y 1 2 5510 1 III. 5 m j IV. li , j Ordinary vehicle type parameters: 1. vehicle capacity (passenger/vehicle), 2. standard running cost (Euro/km), including: – fuel cost, – repair cost, – wage cost, 3. vehicle geometry (m): – length, – width, – height, 4. number of doors to go up, 5. number of doors to get down. 3.4 Passenger-based parameters in relation with vehicle stops The number of the passengers in a vehicle stop along an interval is stochastic in the course of a (demand driven) periodic timetable public transport system. The distribution function of the parametric variants is supposed to be equal. i F i gur e 2: Rout e par amet ers in r el ati on wi t h t he r oad net wor k Figure marks: □ input-output points of the network (interface), ○ network nodes, vehicle stops, - - network boundary. The number of the input-output points (interfaces): i=1,2,…,n, the number of the nodes: j=1,2,…,m, the number of the vehicle stops: k=1,2,…,p in the examined network. F x 1 0 x A B F i gur e 3: The di s tr i but i on f unct i on of t he par amet r i c v ar i ants f x transport) system are avoided by using simulation techniques. Functionality is examinable and state change evaluation can be carried out by the help of PC aided simulation tools. One of the main advances of the application of simulation tools is the comparison of the different functional alternatives. 1 1 B A The applied simulation tool is the SIMUL8 Professional, which is Windows based software. This software enables modeling mostly discrete processes and such systems (networks) which are built by discrete elements. The SIMUL8 Professional has object oriented programming language in this way the elements and connections of the examined system reproducible with ones of the in built object types. The SIMUL8 Professional software aids modeling stochastic processes accordingly any object parameter can be characterized with distribution or density functions. x 0 A B F i gur e 3: The di s tr i but i on f unct i on of t he par amet r i c v ar i ants The density function f(x) in this case: 1 f x B A 0 if A < x < B (1) else x ≠ A, x ≠ B These functions determine the minimal Ai and maximal Bi numbers of the passengers. 4. Characterization of the simulation model Simulation attempts mean such kind of examination methods which are applicable for modeling real environment processes. Interrupts and disturbances of the real (public The simulation model of the public transport network was established by SIMUL8 Professional in the course of the problem solving. The network objects and network parameters (e.g. the timetable of the agglomeration routes) which are defined in the mathematical section was strictly implemented. The practical periodical time can be calculated with the help of the simulation model for minimizing the time consumption of bus changing or the running costs of the transport system operation. The parameter evaluation and collection during the examinations enables observing the effectiveness and utilization of the network objects. F i gur e 4: The s i mul at i on model 5. Optimization The most typical features of the connection between network segments which are operated by different kind of scheduling principles are the followings: – – time consumption of bus changing from the travelers’ point of view (time parameter), periodical time related operational cost along the determined operation interval considering economic viewpoints (cost parameter). These parameters have to be evaluated in the following cases: – – in the case of the isolated operation of the intercity bus line, in the case of the attached agglomeration routes to the intercity bus line. New optimization procedure was worked out during the examinations with the elaborate computer simulation model which is applicable to make connection between the network sections operated on different kinds of timetables in a proper way from the view of operator as well as the customers. Using the optimal periodical time the average waiting time increases by approximately 20%, while the number of customers rises by 40% and the cost increases proportionately with the number of customers on the bus connection points in the examined area. Examining further problems related to the periodic timetable elaborate procedures will be applicable in the future; e.g. the efficiency of the road and railway public transport systems can be comparable. The following practical questions have to be considered in the course of future plans: – The differences between the parameter values in the above cases refer to the quality of the network segment connection. The aim of the examinations was to minimize the above mentioned differences therefore the determination of periodical time can be economically efficient and it will also guarantee competitive travel times with private transport in the examined relation. – – – – How correlate the periodical time of the bus departures to the utilization of the vehicle capacity? How influenced this correlation by the transport market supply? How can be determined the basic periodic time of the periodic timetable? How could the periodic time reflect on the travel demand changes during a day? Is it possible to apply a common (shared) periodic timetable on different populated areas? How can be reconciled the claims connected to public services with the periodical timetable? What kind of effect has the development of the market demand driven periodic timetable on the costs of operation? F i gur e 5: Opt i mi z at i on modu l e of t he s i mul at i on s oft ware 6. References Liebchen, Ch.; Peeters, L.: Some practical aspects of periodic timetabling. In Chamoni, P. et al.: Operations Research Proceedings 2001. Heidelberg: Springer, 2002. Liebchen, Ch.: Periodic timetable optimization in public transport. Dissertation, 2006. Nachtigall, K.: Periodic Network Optimization and Fixed Interval Timetables. University Hildesheim, 1998. Villumsen, J.C.: Construction of Timetables Based on Periodic Event Scheduling. Technical University, Denmark, Copenhagen, 2006. PROGRAMMBEIRAT Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier, Heinz Nixdorf Institut, Universität Paderborn Prof. Dr.-Ing. Bernd Hellingrath, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Logistik, Westfälische Wilhelms-Universität Münster Prof. Dr.-Ing.-habil. Béla Illés Ph.D., Lehrstuhl für Fördertechnik und Logistik, Universität Miskolc, Ungarn Jun.-Prof. Dr.-Ing. André Katterfeld, Institut für Logistik und Materialflusstechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Prof. Dr.-Ing. Klaus Richter, Institut für Logistik und Materialflusstechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, Magdeburg Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk, Institut für Logistik und Materialflusstechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, Magdeburg Dipl.-Ing. Holger Seidel, Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, Magdeburg Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Wilfried Sihn, Institut für Managementwissenschaften, Technische Universität Wien, Österreich Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Bundesvereinigung Logistik, Bremen Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek, Institut für Logistik und Materialflusstechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Prof. i. R. Dr.-Ing. h. c. Dietrich Ziems, Institut für Logistik und Materialflusstechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg AUTOREN Aufenanger, Mark, Dr. rer. pol. Universität Paderborn Heinz Nixdorf Institut Fürstenallee 11 33102 Paderborn Deutschland Doden, Nadine, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH), M.Sc. Fraunhofer IFF Sandtorstr. 22 39106 Magdeburg Deutschland Hasenau, Katharina, Dipl.-Päd. Technische Hochschule Aachen (RWTH) Institut für Arbeitswissenschaften Bergdriesch 27 52062 Aachen Deutschland Augustin, Harald, Prof. Dr.-Ing. ESB Business School Hochschule Reutlingen Alteburgstr. 150 72762 Reutlingen Deutschland Erhard, Peter, Dipl.-Ing. (FH) KRATZER Automation AG Industrial Automation Gutenbergstr. 5 85716 Unterschleissheim Deutschland Herrmann, Andreas, Dipl.-Ing. Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg WernerǦHeisenbergǦStr. 1 39106 Magdeburg Deutschland Bandow, Gerhard, PD Dr.-Ing. habil. Fraunhofer IML Instandhaltungslogistik Joseph-von-Fraunhofer-Straße 2-4 44227 Dortmund Deutschland Fabry, Christian, Dipl.-Wirt.-Ing. Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. (FIR) Pontdriesch 14/16 52062 Aachen Deutschland Hucke, Klaus, Dr.-Ing. EBF Dresden GmbH Forschung, Entwicklung, Erprobung Clara-Zetkin-Str.31 01309 Dresden Deutschland Burwinkel, Matthias, Dipl.-Wi.-Ing. BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Hochschulring 20 28359 Bremen Deutschland Friedrich, Bernhard, Prof. Dr.-Ing. Technische Universität Braunschweig Institut für Verkehr und Stadtbauwesen Rebenring 31 38106 Braunschweig Deutschland Cempirek, Václav, Prof. Ing. Ph.D. Universität Pardubice Studentská Nr. 95 CZ-532 10, Pardubice Tschechien Garrel, Jörg von, M.A. Fraunhofer IFF Sandtorstr. 22 39106 Magdeburg Deutschland Císařová, Hana, Ph.D. Ing. Universität Pardubice Studentská Nr. 95 CZ-532 10, Pardubice Tschechien Gorldt, Christian, M.Sc. BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Hochschulring 20 28359 Bremen Deutschland Katoulis, Patrick, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Visality Consulting GmbH Project Manager Fasanenstr. 5 10623 Berlin Deutschland Dangelmaier, Wilhelm, Prof. Dr.-Ing. habil. Universität Paderborn Heinz Nixdorf Institut Fürstenallee 11 33102 Paderborn Deutschland Hackländer, Marc Christian FPL FRESHParcel Logistik GmbH & Co. System KG Sachsenring 81 50677 Köln Deutschland Kaverynskyy, Sergiy, Dr.-Ing. FAM Förderanlagen Magdeburg Servicedienst Sudenburger Wuhne 47 39112 Magdeburg Deutschland Dengler, Thomas, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Fraunhofer IFF Sandtorstr. 22 39106 Magdeburg Deutschland Illés, Béla, Prof. Dr.-Ing.-habil., Ph.D. Universität Miskolc Kankalin u. 2. 3529 Miskolc Ungarn Jeske, Tim, Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Technische Hochschule Aachen (RWTH) Institut für Arbeitswissenschaften Bergdriesch 27 52062 Aachen Deutschland Klaas, Alexander, B.Sc. Universität Paderborn Heinz Nixdorf Institut Fürstenallee 11 33102 Paderborn Deutschland Klimek, Gregor, Dipl.-Wi.-Ing. Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. (FIR) Pontdriesch 14/16 52062 Aachen Deutschland Kotzab, Harald, Prof. Dr. Copenhagen Business School Institut für Produktion Solbjerg Plads 3, B.4.27 2000 Frederiksberg Dänemark Kummer, Sebastian, Univ.-Prof. Dr. Wirtschaftsuniversität Wien Nordbergstrasse 15 1090 Wien Österreich Lackmann, Johannes, Dipl.-Ing. VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH Reinhardtstraße 27 c 10117 Berlin Deutschland Ladányi, Richárd, MsC Bay Zoltán Foundation for Applied Research Iglói út 2. 3519 Miskolctapolca Ungarn Laroque, Christoph, Dr. rer. pol. Universität Paderborn Heinz Nixdorf Institut Fürstenallee 11 33102 Paderborn Deutschland Lehnert, Mario, Dr.-Ing. Lehnert Regelungstechnik GmbH Werner-Heisenberg-Straße 3 39106 Magdeburg Deutschland Ließmann, Michael, Dipl.-Phys. Aluminium Norf GmbH Koblenzer Str. 120 41468 Neuss Deutschland Nehm, Alexander, Dipl.-Soz.-Wirt. Fraunhofer SCS Nordostpark 91-93 90411 Nürnberg Deutschland Petermann, Bernd, Dipl.-Ing. FAM Förderanlagen Magdeburg Servicedienst Sudenburger Wuhne 47 39112 Magdeburg Deutschland Schumacher, Meinhard, Dr.-Ing. SEW-Eurodrive GmbH & Co KG Product Management , AC-Drives Ernst-Blickle-Str. 42 76646 Bruchsal Deutschland Schuster-Gutjahr, Thoralf, Dipl.-Kfm. ECE Industries & Logistics GmbH & Co. KG Heegbarg 30 22391 Hamburg Deutschland Priemer, Christian, Dipl.-Ing. Technische Universität Braunschweig Institut für Verkehr und Stadtbauwesen Rebenring 31 38106 Braunschweig Deutschland Široký, Jaromír, Dr. habil. Dipl.-Ing. Universität Pardubice Studentská Nr. 95 CZ-532 10, Pardubice Tschechien Sárközi, György, Dipl. Ing. Dipl. Wirtsch. Ing., EUR-Ing. Borsod Volán Zrt/Miskolci Egyetem József A. u. 70 3527 Miskolc Ungarn Stern, Alexander, Dipl.-Ing. Lufthansa Engineering & Operational Services FRA UN/T Lufthansa Basis 60546 Frankfurt/Main Deutschland Scheller, Michael, Dipl.-Phys. Scheller Systemtechnik GmbH Poelerstr.85a 23970 Wismar Deutschland Tackenberg, Sven, Dipl.-Wirt.-Ing. Technische Hochschule Aachen (RWTH) Institut für Arbeitswissenschaften Bergdriesch 27 52062 Aachen Deutschland Schirmer, Marcel, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Deutsche Post DHL DHL Solutions & Innovations Junkersring 55 53844 Troisdorf Deutschland Schlick, Christopher M., Prof. Dr.Ing. Dipl.-Wirt.-Ing Technische Hochschule Aachen (RWTH) Institut für Arbeitswissenschaften Bergdriesch 27 52062 Aachen Deutschland Schmitz-Urban, Arno, Dipl.-Wirt.-Ing. Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. (FIR) Pontdriesch 14/16 52062 Aachen Deutschland Unseld, Hans G., Dipl.-Ing. (FH) CargoTechnologies GmbH Lerchenfelder Str. 44/1 1080 Wien Österreich Uriarte, Claudio, Dipl.-Ing. Pat.-Ing. BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH Hochschulring 20 28359 Bremen Deutschland Wötzel, André, Dipl.-Wirt.-Ing. Technische Universität Dortmund Lehrstuhl für Fabrikorganisation Leonhard-Euler-Straße 5 44227 Dortmund Deutschland Wolf, Franziska, Dipl.-Ing. Institut für Automation und Kommunikation e. V. Magdeburg WernerǦHeisenbergǦStr. 1 39106 Magdeburg Deutschland Wollschläger, Stefan, Dipl.-Ing. Visality Consulting GmbH Managing Partner, Prokurist Fasanenstr. 5 10623 Berlin Deutschland IMPRESSUM 15. Magdeburger Logistiktagung »Effiziente und Sichere Logistik« 16.-17. Juni 2010, Magdeburg Herausgeber: Institut für Logistik und Materialflusstechnik an der Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk, Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek, Prof. Dr.-Ing. Klaus Richter, Dipl.-Ing. Holger Seidel (FraunhoferInstitut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF) Universitätsplatz 2 | 39106 Magdeburg Telefon +49 391 67-18 604 | Telefax +49 391 67-12 646 michael.schenk@ovgu.de http://www.ilm.ovgu.de Umschlaggestaltung: Bettina Rohrschneider Redaktion: Dr.-Ing. Katja Barfus Titelfoto: Jettainer GmbH/Lufthansa Cargo AG Fotos, Bilder, Grafiken: Soweit nicht anders angegeben, liegen alle Rechte bei den Autoren der einzelnen Beiträge. Herstellung: DocuPoint Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8396-0146-4 Alle Rechte vorbehalten Für den Inhalt der Vorträge zeichnen die Autoren verantwortlich. Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die über die engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes hinausgeht, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Speicherung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Bezeichnungen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und deshalb von jedermann benutzt werden dürften. Soweit in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VDI) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden ist, kann der Verlag keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. © 06/2010 Institut für Logistik und Materialflusstechnik an der Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg