Ausgabe 7 September 2011
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Ausgabe 7 September 2011
www.stephanuswerkstatt.de DIE Gratis zum Mitnehmen - Die Zeitung von Beschäftigten für Beschäftigte und Freunde! der Stephanus Werkstatt für Arbeit und Beschäftigung 4. Jahrgang Ausgabe 7 September 2011 Anerkannte Werkstatt nach §136 SGB IX zertifiziert nach TOP-THEMEN: WETZLAR ZUR ZEIT GOETHES - Historische Betrachtung • DIE TAFEL - Essen wo es hingehört • MUSEEN IN WETZLAR - Das Lottehaus • EINWEIHUNG - Neue Räumlichkeiten am Schmittenberg • TOURETTESYNDROM - Ein Tic anders • BIST DU BEHINDERT?! - Ein Erfahrungsbericht • ZWÄNGE - Immer wieder Grußwort Inhalt Inhalt Inhaltsangabe, Impressum, Grußwort, Herr Oliver Keller - 3 Wetzlar zur Zeit Goethes - 4 – 7 Wenn Arbeit krank macht - 9 – 11 Der neue Schulungsraum - 12 Museen in Wetzlar - 13 – 15 Bist du behindert?! - 17 Guildo Horn, sein Engagement... - 18 Rätselauflösung aus Heft Nr. 6 - 19 Essen, wo es hingehört - 20 - 21 Ochsenfest, ein Rückblick - 22 – 25 Krankheitsbild Tourettesyndrom - 26 – 30 Buch- und Filmtipp - 31 Reisebericht Schottland - 32 – 33 Neue Gruppenleiterinnen - 34 Projekt Wandbemalung - 35 Denksport - 36 Gewinnspielcoupon und Gewinner - 37 Zwangserkrankungen - 38 - 41 Einweihungsfeier Schmittenberg - 42 - 43 Alkoholsucht - 44 Reisemarkt Türkei - 46 Gehörlosigkeit - 47 -48 Berufsbildung - 49 Aktuelles & Termine - 50 wir sind stolz darauf Ihnen bereits die siebte (!) Ausgabe unserer Werkstattzeitung präsentieren zu können. Das Redaktions- und das Layout-Team hat wieder eine abwechslungsreiche und interessante Themenauswahl getroffen, fleißig recherchiert, formuliert, gestaltet und gefertigt. Impressum Impressum Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Harald Thöne Redaktion: Sabine Rühl, Patrick Thöne, Dirk Demand, Oliver Keller, Gabriele Borghardt, René Feuerriegel, Frank Brentrup, Mike Hofmann, Michael Klein, Harald Schreiber Layout: Uwe Will, Mike Hofmann, Gabriele Borghardt, Frank Brentrup, Michael Weber, Marcella Boer, René Feuerriegel Anzeigenleitung: (verantwortlich für Anzeigen) Uwe Will, Sabine Rühl Druck: Stephanus Werkstatt Weilburg Viehweg 19, 35781 Weilburg So versetzen wir Sie mit unserem Titelthema zurück ins Wetzlar des 18. Jahrhundert; auch ein Krankheitsbild, diesmal Zwänge, wird wieder beleuchtet. Wie lebt man mit einer Sucht oder wie geht man als Betroffener damit um, wenn „behindert“ als Schimpfwort verwendet wird? Ist es schwer als Gehörloser in unserer Gesellschaft zurechtzukommen? Wir stellen Ihnen die „Wetzlarer Tafel“ vor, berichten vom Wetzlarer Ochsenfest und einer Mitarbeiter-Reise. Die Buch- und Filmtipps, neuerdings ergänzt durch Reisetipps, gehören als Standardrubrik mittlerweile dazu, ebenso wie das Rätsel. Natürlich erfahren Sie Neuerungen und Aktuelles aus der Stephanuswerkstatt, wie z. B. von der Feier zur Werkstatterweiterung am Schmittenberg und einiges mehr. Vielen Dank an meine tatkräftigen Kolleginnen und Kollegen, in deren Stellvertretung ich dieses Grußwort verfassen durfte und an die betreuenden Gruppenleiter, die unserer Kreativität freien Lauf ließen. Hoffentlich habe ich Sie neugierig auf den Inhalt unserer Zeitung gemacht. Viel Spaß bei der Lektüre. Mitarbeiter des Redaktionsteam Diakonie Lahn Dill Stephanus Werk Stephanus Werkstatt 3 www.stephanuswerkstatt.de Wetzlar zur Goethezeit Wetzlar zur Zeit Goethes D as Erscheinungsbild Wetzlars und der Umgebung Die Umgebung Wetzlars gab zu Goethes Zeit wohl ein sehr idyllisches Bild ab: „Ein breites, wiesengeschmücktes Flusstal, sanfte Hügelrücken, unten mit Korn, oben mit Wald bedeckt, überragt von einzelnen charakteristisch geformten, stolzeren Bergen, von denen der Dünsberg und die Basaltkuppe des Stoppelbergs zur rechten und zur linken als die Herrscher des Thales sich emporstreckten… ; Das am meisten Charakteristische ist eben die Verbindung freier Fernsichten mit der knappsten Enge malerischer Nahesichten. Auch die wetterauische Fruchtbarkeit des Tales, die Obstwälder ringsum, die heitere Gartenumgebung gehören zu dem anmutenden Landschaftsbild.“(Zitate W. Herbst – Goethe in Wetzlar). Auch Goethe erwähnte in seinem „Werther-Roman“ die Natur um Wetzlar herum sehr lobend, im Gegensatz zu der Stadt selbst. Er beschrieb sie als „unangenehm“ und „übelgebaut“ Einen guten Eindruck zum damaligen Zustand der Stadt gewinnen wir aus den Inhalten der Briefe zweier Zeitzeugen: www.stephanuswerkstatt.de Johann Christian Kestner 1767: „Die Stadt liegt theils an, theils zwischen Bergen, welches verursacht, dass die Gassen uneben, bald auf, bald niederlaufend sehr unansehnlich sind und selten eine Aussicht in die Ferne darbieten. In der Tat gibt es darin wenig Gassen, sondern nur Winkel. Das Pflaster machen sehr glatte Marmorsteine aus, die zumahl wenn es geregnet, sehr oft zu Falle bringen,…; „Zu dieser Unannehmlichkeit kommt noch die schlechte Policey, indem Koth, Knochen, Austerschalen p. die Gassen noch unwegsamer und schlüpfriger machen.“; „Die Häuser sind schlecht gebaut…, daher man sagt, Wetzlar sei mit Marmor gepflastert und die Häuser mit Koth gebaut. Die Stadt steckt sehr im Schulden und gerät immer tiefer hinein, da die Rathsherren nur ihr besonderes Interesse während Verwaltung ihres Amtes besorgen, nicht aber das allgemeine der Stadt.“ Und Johann Arnold Günther schrieb: „Guter Gott, was für ein Nest! Lauter Häuser mit Bleifenstern und Schieferdächern; Gassen, so eng, dass man des Tages Licht nicht darin sieht, und so krumm, dass man nicht steigen kann; in einigen Straßen Treppen von 50 4 Wetzlar zur Goethezeit Stufen, um den Berg heranzukommen. - Günther wohnte auf dem Kornmarkt – „Ich…sehe den unteren Theil der Stadt aus meinem Fenster in die herrlichste Landschaft hinaus, wo der Fluß sich durch Wiesen und Kornfelder das Thal hinab zwischen 2 ungeheuren Bergen hinschlängelt; Die Berge stehen gleich vor der Stadt, und auf jedem ein verfallenes Schloss.“ Alles in allem herrschte zu dieser Zeit noch ein gewisses mittelalterliches Flair vor. wechselte es nach Wetzlar (Eröffnung am 15. Mai 1693). Von allen Reichsständen besetzt sollten unabhängig von einzelnen Fürsten und Ständen die Streitigkeiten der „Reichsglieder“ untereinander zu schlichten, sie in ihrem Recht zu schützen und auch den Untertanen bei Beschwerden gegen ihre Landesherren beizustehen sein. Es befasste sich nicht mit der Kriminalgerichtsbarkeit, sondern war nur Zivilgericht erster Instanz. Die Amtstracht: Alle Richter trugen eine sogenannte spanische Tracht bestehend aus schwarzen Umhängen mit Tressen und Borten besetzt, weißen Spitzenjabots und Zierdegen. Als Kopfbedeckung diente eine Allongeperücke und ein schwarzer Hut mit runder Krempe. 1806 wurde das Reichskammergericht aufgelöst. D ie Stadt Wetzlar und ihr Status Nach dem dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) sank der Wohlstand der Stadt. Daher bemühte sich der Stadtrat, trotz Widerstand, um die Verlegung des Reichskammergerichts nach Wetzlar. Die Stadt gehörte zum oberrheinischen Kreise und war bedenklich klein, fast ohne Territorium. Auf dem Regensburger Reichstag nahm es den letzten Platz der rheinischen Städtebank, noch hinter der Reichsstadt Friedberg, ein. Zudem war Wetzlar umgeben von ihr nicht andauernd wohlgesonnenen Nachbarstaaten, der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, den Fürstentümern Nassau-Weilburg und Dillenburg, SolmsHohensolms und Solms-Braunfels. Wetzlars Handlungsfreiheit als Reichsstadt war somit eingeschränkt und obwohl die Stadt geschichtlich nie eine große Rolle gespielt hatte und ihr Status einer Weiterentwicklung im Weg stand, waren die Bürger stolz auf „ihre Reichsstadt“ deren Freiheiten sie sogar auf Kaiser Rotbart (Barbarossa) zurückführten. Einen Preis, den die Stadt Wetzlar zum Erhalten des Reichskammergerichts zahlen musste, waren Zugeständnissen hinsichtlich der Religionsausübung - seit jeher bekämpften gerade die niederen Volksschichten der Stadt, welche streng protestantisch geprägt waren, vor allem den Einzug der katholischen Kirche. Einige wichtige katholische Kammergerichtsmitglieder versuchten ihren Einfluss durchzusetzen. Das führte immer wieder zu Konflikten mit der Bürgerschaft. Die einst so selbstbewussten Wetzlarer freie Reichsstadt-Bürger mussten sich nun gefallen lassen von den Mitgliedern des Reichkammergerichts als Bürger zweiter Klasse angesehen zu werden und wurden gleichzeitig wirtschaftlich immer abhängiger vom Kammergericht und waren somit größtenteils fügsam. Die unteren Volksschichten behielten allerdings einen Rest von Trotz und Stolz und begehrten das ein oder andere mal auf. Die Polizei und die Justiz waren zu dieser Zeit recht kraftlos. Mehr und mehr Fremde kamen in die Stadt, die Atmosphäre sowie die „sittlichen Zustände“ verschlechterten sich. Durch mehrere Konflikte religiöser, politischer und gesellschaftlicher Art wurde Wetzlar zwischenzeitlich von hessischen Soldaten belagert (z. B. 1763). Die eingeborene Bürgerschaft betrug 1772 zwischen 4000 – 5000 Menschen. Diese wurden durch die 900 zugewanderten Personen des Kammergerichts durch Besitz, Rang, Bildung und soziale Ansprüche überschattet. Zudem führte die große Kammergerichtsvisitation ab 1767 zu einer Überfüllung der Stadt. D ie große Visitation des Reichskammergerichts Eine Visitation des RKG, heute würde man sagen Untersuchung, sollte satzungsgemäß jährlich stattfinden. Aus verschiedenen Gründen fanden Visitationen aber nur sehr selten statt. Nach der Übersiedlung des RKG nach Wetzlar fand die Visitation nachweislich nur einmal statt: 1707 bis 1713. Für das Jahr 1767 erteilte der damalige Kaiser Josef II die Genehmigung zur sogenannten großen Visitation. Rund 300 Beamte machten sich während dieses Ereignisses auf den Weg nach Wetzlar. Die Aufgaben der Visitation waren die Aufklärung von Missständen, Missbräuchen (z. B. Korruption) sowie personellen Verfehlungen innerhalb des Kammergerichts. Der Zustand der Kanzlei und des Archivs sowie das Verhältnis zur Stadt sollten untersucht werden. Die Visitationsbehörde musste neue gesetzliche Vorschriften und Verbesserungen der „Kameralordnung“ und des gerichtlichen Verfahrens beantragen. Das Finanzwesen sollte untersucht und verbessert, die Ausübung der Justizgewalt vorangetrieben werden – laut Goethe hatten sich zu dieser Zeit rund 50000 Verfahren angehäuft. D as gesellschaftliche Leben um 1770 Das bis 1806 offiziell sogenannte „Heilige Römische Reich Deutscher Nationen“ setzte sich aus über 300 souveränen Territorien, Fürstentümern und einer Vielzahl von weitgehend selbstständigen Gebieten und Städten zusammen. Wie in den meisten deutschen Territorien war die ständische Gesellschaftsstruktur vorherrschend. König Adel - Klerus niederer Adel - Militär -Bürger Bedienstete und sozial Deklassierte D as Reichskammergericht Während des fortschreitenden Verfalls Deutschlands (dem hl. Römischen Reich deutscher Nationen) wechselte des Öfteren das „hochpreisliche“ Reichskammergericht seinen Sitz. Nach der Zerstörung Speyers durch die Franzosen im Jahre 1693 Die Sozialstruktur Deutschlands kann als Pyramide gezeichnet werden. An der Spitze standen der Adel und der Klerus (Kirche); es folgen der niedere Adel, das Militär und bürgerliche Beamte. 5 www.stephanuswerkstatt.de Wetzlar zur Goethezeit Kleidung im Rokokostil: Das Bürgertum selbst war sehr vielschichtig. Es setzte sich zusammen aus den führenden Funktionären der Handwerksgilden, reichen Kaufleuten, aus deren Reihen sich gewöhnlich die Stadträte zusammensetzten, Richtern, Akademikern, angesehenen Handwerksmeistern (z. B. Goldschmieden, Uhrmachern), wohlhabenden Kaufleuten, normalen Handwerksmeistern, Amtsknechten, gehobenen Gastwirten, mittleren Verwaltungsbeamten und den halbwegs wohlhabenden Kaufleuten. Am unteren Rand folgten dann Handwerksgesellen, Kneipenwirte, Krämer, selbstständige Bauern, städtische Bedienstete, ländliche Bedienstete, Manufakturarbeiter sowie Tagelöhner. Das gehobene Bürgertum profitierte von seiner umfangreichen Bildung. Durch diese war es zu großen intellektuellen Leistungen fähig und wirtschaftlich erfolgreich. Ende des 18. Jahrhunderts, im Zuge der französischen Revolution (1789 – 1799), erstarkte das Bürgertum generell und trieb durch seine Ideologien vor allem kulturelle Veränderungen an (Zeitalter der Aufklärung). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert näherten sich der Adel und das Bürgertum zwar an; reiche Kaufleute waren zum Teil wohlhabender als viele Adelige, aber die politische Macht der Fürsten in Deutschland war ungebrochen. Für die untere Schicht ging es mit deren Tätigkeiten weiterhin um die bloße Existenzsicherung. In diese Struktur wurde man hineingeboren und blieb im Allgemeinen zeitlebens darin eingebunden. Die krasse Ungleichheit innerhalb dieser Hierarchie wurde noch als von Gott gegeben hingenommen. Die Herren trugen Kniehosen, Schnallenschuhe, verzierte Schoßröcke und feine Spitzen; das Haar toupiert mit Seitenlocken und Zopf, z. Teil den Dreispitz (Hut) unter dem Arm. Die Frauen trugen Reifröcke und ihr Haar turmartig aufgebaut. Generell war alles in dieser Epoche verschnörkelt und reichlich verziert. D as Leben der einfachen Bevölkerung Die Verlegung des RKG nach Wetzlar brachte der Stadt, wie bereits erwähnt, einen wirtschaftlichen Aufschwung: Die Versorgung der Kameralen durch Handwerker und Kaufleute musste gewährleistet sein. Neue Gewerbe fassten Fuß, vor allem im Luxus-Mode-Gewerbe: Perückenmacher, Sockenstricker, Strumpfmacher, Knopfmacher, Handarbeiter, Chirurgen und Bader (Behandler , Ärzte der einfachen Leute) schlossen sich zu einem Kollegium zusammen. Vor allen profitierte das Gastgewerbe und macht die Wirte vermögend. Ebenso folgte ein Bau-Boom. Die Kameralen, welche über genügend finanzielle Mittel verfügten, ließen sich am Rande der Altstadt prächtige Wohnhäuser und Palais errichten. Fachwerkhäuser galten als kleinbürgerlich und bäuerlich, Steingebäude als erstrebenswert. Daher wurden viele Fachwerkhäuser verputzt, um den Eindruck von Mauerwerk zu erwecken. Übrigens gab es 1767 keine Hausnummern, sondern nur Straßen- und Gassennamen, bzw. Hausnamen durch Hauszeichen auf den Fassaden. L Der Großbrand am Buttermarkt eben im Umfeld des Kammergerichts Mit dem Kammergericht eröffneten sich der Stadt nicht nur neue finanzielle Quellen, es zog auch ein gewisser gesellschaftlicher Glanz damit ein. D. h., in der Zahl der juristisch gebildeten Beamten, in der Ansammlung reicher und adliger Familien wurde Wetzlar zeitweise nur von Regensburg und der kaiserlichen Hauptstadt Wien übertroffen. Dieser Personenkreis verkörperte, nach Aufzeichnungen mehrerer Zeitgenossen, in ihrem „steifen und zopfigen“, sowie sinnfreudigen, zierlichen und anmutigen, nahezu höfischem Auftreten das Rokoko. Gegenüber der normalen Bürgerschaft traten die Kameralen, speziell die Adeligen sehr hochmütig auf. Umgang hatten sie gewöhnlich nur mit Pfarrern, hohen Stadtbeamten, Militärs oder dem Stadtarzt. Wer ein „von“ im Namen trug war in der Kammergerichtsbarkeit hoch angesehen – dort herrschte sogar eine regelrechte Titelsucht. Zudem ließen es sich die hohen Damen und Herren sehr gut gehen: Es wurden viele Gesellschaften gegeben, Konzerte, Dichterlesungen, Bälle und, Theateraufführungen besucht, Frühstücke, Diners und Kaffeenachmittage gegeben, Brett- und Gesellschaftsspiele gespielt. Der Umgang zwischen den Geschlechtern war recht frei, aber dennoch genauso sittsam wie anderswo in dieser Zeit. Die Frauen pflegten in Begleitung eines Anbeters aufzutreten, was als normal angesehen wurde, obwohl sie verheiratet waren. Einer Frau die Liebe zu gestehen, wie es allgemein hieß „einer Dame die Tour machen“, wurde in der hohen Wetzlarer Gesellschaft „den Knopf machen“ genannt, der Anbeter war somit ein „Knopfmacher“. Mit diesem Ritual wurden regelrechte „Knopfmacherspiele und – Abende“ abgehalten. www.stephanuswerkstatt.de In der Nacht vom 13. auf den 14. August 1779 brannte es Stadtzentrum auf dem Buttermarkt. Viele Bauern wurden zum Löschen in die Stadt „gelockt“, spärlich mit Essen und Trinken versorgt. Vereinzelt halfen auch Gerichtspraktikanten und andere Bedienstete den Großbrand mit den wenig vorhandenen Löschinstrumenten, wie Spritzen und Brandeimern zu löschen. Von den Stadtoberen ließ sich niemand blicken. Nach mehrstündigen Löscharbeiten war die Bilanz ernüchternd: 4 Menschen starben unter Trümmern, zwanzig Häuser verbrannten, darunter das Rathaus sowie 13 Wohnhäuser. Die große Stadtwaage war zerstört. Das Kammergerichtsgebäude konnte gerettet werden. Dieses Beispiel zeigt auf, wie Ober- und Unterschicht, selbst im Notfall, miteinander umgingen, aber auch die Abhängigkeit voneinander. Deutlich wird auch, wie mangelhaft Wetzlar zur Brandbekämpfung ausgestattet war. Die bestehende Brandverordnung von 1730 wurde erst 1803 erneuert. Die erste freiwillige Feuerwehr gründete sich 1863 in Wetzlar. Allgemein blieb das Leben der einfachen Bevölkerung in der Regel beschwerlich. Hygiene war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts kein großes Thema. Man badete und wusch sich wenig. Viele Menschen glaubten sogar vom beim Baden in den Körper eindringendes Wasser aufgeschwemmt zu werden und verstopften daher Neugeborenen die Poren durch Öl und Talg. Badehäuser waren für die Armen unerschwinglich, ebenso wie gute Puder und erst recht Parfüme, welche gehobenes Bürgertum und Adel zur Hygienepflege einsetzten. Als sauber galt 6 Wetzlar zur Goethezeit Brief-Roman „Die Leiden des jungen Werther“, erschienen 1774, ein. Dieser machte ihn weltweit berühmt und löste ein wahres Werther-Fieber aus, was Wetzlar zur Pilger- und letztendlich zur Goethe-Stadt werden lies. damals, wer möglichst weiße uns saubere Wäsche trug. Erst später begann das Schönheitsideal sich zu verändern: Weg vom Künstlichen, hin zum Natürlichen. Während beim Adel die französische Küche dominierte, aßen die armen Familien aus einer gemeinsamen Schüssel, die in der Mitte des Tisches stand, ohne Besteck. Die Hauptnahrung bestand aus Suppe, Fleisch und Brot. Getrunken wurden Wasser, Buttermilch, Molke, Bier und Branntwein. Die Kartoffel, die Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt wurde, wurde zunächst sehr skeptisch und zögerlich in die Küche aufgenommen. Gefeiert wurde strickt getrennt nach Ständen. Städter und Landbewohner hatten ihre eigenen Feste. Die Stadtbevölkerung, die nicht zu den bürgerlichen Kreisen gehörte, vergnügte sich mit Kegelabenden, Wochen- und Jahrmärkten, Vogelschießen, Lotterien und Picknicks. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die handwerklich organisierte Familie vorherrschend. Der Meister, zugleich Vater und die dominierende Person im Hause, die Frau, die Kinder, Gesellen, Lehrlinge und Dienstgesinde lebten zusammen. Üblicherweise hatte man mindestens 10 Kinder, da ein Drittel bereits im ersten Lebensjahr starb und man sie ab dem siebten Lebensjahr als Arbeitskraft einsetzen konnte. Allgemein war der Bereich des Handwerks geprägt durch die Organisationsform der Zünfte, die durch genaue Absprache der Preise, der Gesellenzahl und der Meisterrechte für ein enges Standesdenken und Schutz der eigenen Privilegien sorgte. In Wetzlar stieß daher die Entstehung neuer handwerklicher Gewerbe nach Einzug des RKG bei den Zünften nicht auf Begeisterung, weil nicht mehr alle Gewerbetreibenden unter deren Kontrolle waren. Quellenangabe: Heinrich Gloel – Goethes Wetzlarer Zeit; Dr. Irene Jung – Zeitreise durch Wetzlar; Wilhelm Herbst – Goethe in Wetzlar; Wikipedia; www.pohlw.de; Gymnasium Wildeshausen – Projektarbeit Literaturgeschichte Oliver Keller Fußnoten: 1.Der Begriff Koth wurde nicht nur für Exkremente, sondern auch für Dreck, Erde, Lehm gebraucht. 2.Gemeint sind die Ruinen der Burg Kalsmunt und die der Dalheimer Kirche. 3.Epoche, Zeitabschnitt (1720 – 1785) – Der Begriff wurde geprägt durch den Schriftsteller G. E. Lessing und dessen Werk „Nathan der Weise“ 4.Begriff aus dem Französischen; Epoche (1730 – 1775), der aus dem Barock hervorging 5.Mitglieder des Reichskammergerichts 6.war Stadtmittelpunkt und Marktplatz, heute Domplatz 7.Von althochdeutsch zumft „zu ziemen“ – eine im Mittelalter entstandene Vereinigung von Handwerkern zur Wahrung gemeinsamer Interessen, nur in Städten, vergleichbar mit Gilden. 8. (1767 – 1785) – Eine Art Jugend- und Protestbewegung, die sich hauptsächlich in literarischer Form gegen die höfische Welt des Adels, bürgerliche Moralvorstellungen und die überkommene Traditionen in Kunst und Literatur richtete. Deutscher Orden, auch Deutschherren- oder 9.Deutschritterorden genannt = eine geistliche Ordengemeinschaft, heute Rechtsnachfolger des Ritterordens aus der Zeit der Kreuzzüge; vergleichbar mit den Johanniter- oder Malteserorden. G oethe in Wetzlar Nach Abschluss seines Jurastudiums im Mai 1772 kam Johann Wolfgang Goethe, auf Wunsch seines Vaters als Rechtspraktikant nach Wetzlar. Er wohnte am Kornmarkt im Haus des Hofrats Georg Wilhelm Ludolf, einem erfahrenen Juristen. Für ihre Ausbildung waren die jungen Rechtspraktikanten selbst verantwortlich. In ihrer Freizeit hatten sie genügend Gelegenheiten Tanzveranstaltungen, Bälle, Theatervorstellungen und andere Vergnügungen aufzusuchen. Neben Goethe trafen sich einige junge Juristen z. B. im Gasthaus „Zum Kronprinzen“ und schlossen sich zur „Rittertafel“ zusammen. Dabei waren andere zeitgenössische talentierte Dichter, wie Goué, Gotter und Karl Wilhelm Jerusalem. Sie werden der „Sturm und Drang-Epoche“ zugeordnet. Auf einem Ball lernte Goethe schließlich die damals neunzehnjährige Charlotte Buff, Tochter des verwitweten Deutschorden-Amtmanns Heinrich Adam Buff kennen. Als dessen Zweitälteste von 16 Kindern übernahm sie die Betreuung und Versorgung des großen Haushalts. Goethe verliebte sich in die junge Frau und besuchte sie fast täglich im Buffschen Haus. Da Charlotte aber bereits mit dem Legationssekretär Johann Christian Kestner verlobt war, musste Goethe seiner Liebe entsagen und verließ im September 1772 ohne Abschied die Stadt. Dramatischer endete die Geschichte seines Freundes Karl Wilhelm Jerusalem. Er litt unglücklich, verliebt in eine verheiratete Frau und zurückgesetzt durch seine adeligen Kollegen so sehr, dass er sich schließlich am 30. Oktober 1772 in seiner Wohnung am Schillerplatz das Leben nahm. Jerusalems Tat und seine eigenen Erfahrungen brachte Goethe in seinem 7 www.stephanuswerkstatt.de Werbepartner rg bu eil W Wir vermarkten unsere mit Liebe geschaffenen Produkte in unserem modernen Hofladen in Möttau auf dem Heidehof und in Braunfels direkt an den Endkunden - an Sie! B456 s Kraftsolm Sippel Heidehof L3054 ste r rg bu om dH Ba Sie erhalten unsere Erzeugnisse auf direktem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher und haben dadurch den 100%igen Herkunftsnachweis! Der Weg lohnt sich! We il m ün Möttau Wir freuen uns auf Ihren Besuch und stehen Ihnen für weitere Auskünfte gerne persönlich zur Verfügung. Wir bieten ihnen und Ihrer Familie Gesunde Fleischund Wurstprodukte mit 100%igem Herkunftsnachweis! Bei uns kaufen Sie gesunde und prämierte Produkte für eine bewusste Ernährung - für Sie und ihre Familie! Fleisch- und Wursterzeugnisse aus der eigenen bäuerlichen Tierhaltung, eigenen Schlachtung und eigener Produktion. 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Das steht für Martin Schubert von der Firma Timken aus Halle in Westfalen fest. Er ist der betriebliche Ansprechpartner der rund 750 Mitarbeiter und Führungskräfte für alle Fragen, die psychische Erkrankungen im Betrieb betreffen. Seit 2002 übt er diese Aufgabe aus. In dieser Zeit hat er sich mit Wahnvorstellungen, Verfolgungsängsten und manischen Depressionen auseinandergesetzt. „Das sind zum Teil Kollegen, mit denen man über 20 Jahre lang zusammen gearbeitet hat. Und plötzlich beginnen sie, sich merkwürdig zu verhalten, behaupten Dinge, die nicht stimmen.“ Gleichzeitig schaffen sie es nicht, ihre Arbeit in der vorgesehenen Zeit zu erledigen. Ihre psychische Erkrankung belastet sie zu sehr. Lange Zeit wurde im Unternehmen nicht über den Umgang mit psychischen Erkrankungen gesprochen. Das ändert sich jetzt. Für die Kollegen empfindet Schubert eine besondere Verantwortung. „Es ist ja nicht so, dass die nicht wollen. Die können einfach nicht“, sagt Schubert. Lange Zeit wurde im Unternehmen nicht über den Umgang mit psychischen Erkrankungen gesprochen. Die meisten Kollegen versuchten ihre Schwierigkeiten zu verstecken und zu tun, als ob nichts wäre. Doch mit großer Beharrlichkeit hat Martin Schubert dafür gearbeitet, Führungskräfte und Belegschaft zu sensibilisieren. Zweimal im Jahr treffen sich die Vorgesetzten für Schulungen, sprechen über Fälle in ihren Abteilungen und tauschen sich über Lösungen aus. Eine große Hilfe seien externe Fachleute, sagt Martin Schubert. „Wir bemühen uns, dass erkrankte Mitarbeiter so normal wie möglich weiterarbeiten können.“ Psychische Erkrankungen im Beruf sind kein Ausnahmephänomen. Nach einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) wurde 2006 bei etwa jeder fünften Erwerbsperson bei einem Arztbesuch die Diagnose psychische Störung gestellt. Hinter jedem zehnten Fehltag am Arbeitsplatz steckt eine psychische Erkrankung. Vor allem die Leistungsträger zwischen 35 und 45 Jahren sind betroffen. „In diese Zeit fällt die Hauptbelastung durch Arbeit und Familien“, sagt Michaela Speldrich von der TK. Vor allem Frauen leiden unter dem doppelten Druck, im Job an ihre Grenzen zu gehen und in der Familie ebenfalls den Hauptteil der Verantwortung zu tragen. Insgesamt ist die krankheitsbedingte Fehlzeit am Arbeitsplatz wegen psychischer Erkrankungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Nach Angaben des Berufsverbands Deutscher Psychologen und Psychologinnen (BDP) wurden 2001 rund 33,6 Millionen Ausfalltage gezählt. Im Jahr 2005 waren es hingegen 44,1 Millionen. Ärzte sind wachsamer geworden Für Thordis Bethlehem, Vizepräsident des BDP, liegt die Zunahme unter anderem daran, dass die Ärzteschaft besser für die Diagnose von psychischen Erkrankungen geschult ist und diese besser erkennen kann. Dies allein könne den starken Anstieg allerdings nicht erklären. Großen Anteil an der Entwicklung hätten vor allem die Veränderungen der Arbeitswelt. „Die Aufgaben haben sich sehr verdichtet und sind sehr komplex geworden. Gleichzeitig muss jeder Einzelne mehr Verantwortung tragen“, sagt Bethlehem. Zudem ist die Angst vor dem sozialen Abstieg groß: Jeder vierte befürchtet, eines Tages seinen Job zu verlieren. Insbesondere die neuen Aufgaben in einer Dienstleistungsgesellschaft würden auf die Menschen eine hohe emotionale Belastung ausüben, sagt Thordis Bethlehem: „Etwa wenn man im Call-Center für Reklamationen zuständig ist, sich den Ärger der Kunden anhören und zugleich ständig freundlich sein muss.“ Telefonisten führen dementsprechend auch die Liste der TK der am häufigsten von psychischen Störungen betroffenen Berufsgruppen an. Sie stehen vor Kindergärtnerinnen, Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, die ebenfalls in ihren Berufen unter einer hohen emotionalen Belastung stehen. Seltener trifft es laut TK Angestellte in naturwissenschaftlichen Berufen, Ingenieure oder Humanmediziner. Diejenigen seien vor allem www.stephanuswerkstatt.de 10 Wenn Arbeit krank macht gefährdet, deren Beruf mit Zielen verbunden werde, die kaum erreicht werden können, heißt es beim BDP. Vor allem auf Dienstleistungsjobs trifft dies häufig zu. Wenn etwa Krankenschwestern kaum ihre Runde durch die Krankenzimmer schaffen und trotzdem jedem Kranken die Aufmerksamkeit widmen sollen, die notwendig wäre. Wenn einfach die Ressourcen fehlen, eine Aufgabe zu bewältigen. Angst vor dem Eingeständnis Sich einzugestehen, dass man überfordert ist, gehört zu den größten Schwierigkeiten, mit denen die Betroffenen von psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Nicht mehr belastbar zu sein, gehört zu den schlimmsten Vorwürfen in einer Leistungsgesellschaft. Doch die Ängste zu verbergen, die Niedergeschlagenheit bei einer Depression, belastet noch mehr. Marlies Hommelsen vom Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK) rät dazu, sich einem Arzt anzuvertrauen, wenn man an sich beunruhigende psychische Veränderungen wahrnimmt. Für erste Informationen zum Thema bietet der BApK eine Beratungshotline an. Im Betrieb können Ansprechpartner Sozialberater oder der Betriebsarzt sein. Bevor der Vorgesetzte aufgesucht wird, um mit ihm die Lage zu besprechen, könnte der Betriebsrat ins Vertrauen gezogen werden. Das alles setzt allerdings voraus, dass der Betroffene den Mut hat, offen mit seiner Erkrankung umzugehen, was bei psychischen Beschwerden, bei denen meist auch das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl eingeschränkt sind, nicht immer zu erwarten ist. Verständnisvolle Kollegen gefragt Es ist deshalb auch eine wichtige Aufgabe von Kollegen und Führungskräften, zu lernen, wie sie mit psychischen Erkrankungen umgehen sollten. „Kollegen sind diejenigen, die am ehesten merken, ob sich der Betroffene verändert“, sagt Hommelsen. Sie können Rückmeldung geben, dass ihnen etwas auffällt. Ihn aber auch motivieren oder Hilfe anbieten. „Aber immer nur bis zur eigenen Grenze. Es ist nicht ihre Aufgabe, etwas zu bewältigen, für das sie nicht genügend Kraft besitzen“, sagt Hommelsen. Für Führungskräfte hat der BApK zusammen mit dem Betriebskrankenkassen Bundesverband (BKK) deshalb einen Leitfaden für den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Arbeitsleben erstellt. „Hilfe“ heißt das Konzept. Bestehend aus den Anfangsbuchstaben Hinsehen, Initiative ergreifen, Leitungsfunktion wahrnehmen, Führungsverantwortung übernehmen und Experten hinzuziehen. „Die Probleme zu erkennen ist der erste Schritt“, sagt Hommelsen. Unternehmen gehen nicht gerne offensiv mit dem Thema um. Und wer persönlich betroffen ist, möchte nicht stigmatisiert werden. Führungskräfte sollten deshalb das Gespräch mit dem Mitarbeiter suchen. „Hier kann herausgefunden werden, ob der Grund der psychischen Beschwerden im Unternehmen zu finden ist“, sagt Hommelsen. Auseinandersetzungen mit den Kollegen, ein schlechtes Betriebsklima, der Wunsch in einem anderen Betriebsteil zu wechseln. Liegen die Ursachen tiefer, kann im Einverständnis mit dem Betroffenen externer Rat, etwa durch einen Arzt oder Sozialdienst, eingeholt werden, mit dem Maßnahmen für eine bessere Arbeitssituation erörtert werden können. „Das kann etwa eine Verkürzung von Arbeitszeiten sein, ein Verzicht auf Nachtschichten, die Verlegung von einem Großraum- in ein Einzelbüro.“ Bei allem Entgegenkommen solle der Kollege allerdings nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. „Konkrete Arbeitsziele sollten festgelegt werden“, rät Marlies Hommelsen. Schonen und unterfordern schadet eher. Die Normalität der Ansprüche gibt dem Mitarbeiter das Gefühl, ernst genommen zu werden. Schließlich geht es um Menschen, die Arbeiten wollen und trotz ihrer Beeinträchtigung zum Erfolg des Unternehmens beisteuern können. Bei der Firma Timken arbeiten Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen ganz normal in den verschiedenen Produktionsteams mit. „Wir schieben unsere Leute nicht einfach ab“, sagt Martin Schubert von Timken. „Die haben den Ehrgeiz, genau so gut zu sein, wie alle anderen.“ Beratungshotline zu psychischen Erkrankungen im Arbeitsleben des BApK: Tel.: 01805/950951 (12 Cent/Min) Quelle: Welt-Online: Autor: Henning Zander vom 17.08.2008 www.stephanuswerkstatt.de 11 Neuer PC-Schulungsraum Der neue Schulungsraum Februar 2011: Der Schulungsraum wurde in den ehemaligen Büros der Werkstattleitung und des Sozialdienstes in der Westendstraße 13 eingerichtet. Hierzu wurde am 25.08.2010, während des Betriebsausflugs, die Wand zwischen den beiden ehemaligen Büros eingerissen, so dass aus zwei bisher getrennten Räumen ein Ganzer wurde. Dann wurde mit der Einrichtung begonnen, es wurden sieben PC Plätze für die Mitarbeiter und ein PC Platz für den Übungsleiter eingerichtet. Außerdem wurde ein Plasma Bildschirm an der Wand installiert, der mit dem PC des Übungsleiters verbunden ist, so dass Übungen und Erklärungen direkt mitverfolgt werden können. Es werden hier unter anderem die Hamet Schulungen, Schulungen in Office, Schulungen in allgemeinen PC Grundkenntnissen usw. abgehalten. Ein PC Platz ist speziell für Übungen mit dem Programm Cogpack eingerichtet. Auch das Layout- und Redaktionsteam der Werkstattzeitung, trifft sich und arbeitet in diesem Raum. Besonderer Dank sei an dieser Stelle Herrn Thomas Ludwig von der Fa. Papier Ludwig ausge-sprochen, der uns einen Farblaser-Drucker für den Schulungsraum spendete. Herr Ludwig übergibt den neuen Farblaser-Drucker an Herrn Roth von der Stephanus Werkstatt www.stephanuswerkstatt.de 12 Museen in Wetzlar - Teil 1 13 www.stephanuswerkstatt.de Museen in Wetzlar - Teil 1 Das Lotte-Haus gehörte ursprünglich zur Niederlassung des Deutschen Ordens in Wetzlar. Diese wurde um 1285 als „Haus Wetzlar“ eingerichtet und im Laufe der Zeit um mehrere Gebäude erweitert. Das Lotte-Haus selbst wurde 1653 in Fachwerkbauweise als Wohnsitz für den Verwalter des Ordenshofes errichtet. 1740 bezog Heinrich Adam Buff das Lotte-Haus, nachdem er als Verwalter in den Dienst des Deutschen Ordens eingetreten war. Seine Tochter Charlotte, nach der das Haus heute benannt ist, wurde dort am 11. Januar 1753 geboren. Nachdem Charlotte durch ihre Bekanntschaft mit Goethe und als Vorbild für die Figur der „Lotte“ in dessen Roman „Die Leiden des jungen Werther“ (1774) berühmt geworden war, richteten ihr die Bürger Wetzlars 1863 im Haus eine Gedenkstätte ein. Heute gehört das Haus zu den Museen der Stadt Wetzlar und beherbergt eine ständige Ausstellung. Diese beinhaltet Bilder und Informationen zu Familie Buff sowie Mobiliar und Alltagsgegenstände aus dem 18. Jahrhundert. Darüber hinaus sind drei Ausstellungsräume dem Werk Goethes und insbesondere der (zeitgenössischen) Rezeption des Werther gewidmet. Quelle: Wikipedia Öffnungszeiten des Museums Di bis So: 10 - 13 Uhr, 14 - 17 Uhr Lottestraße 8–10, 35578 Wetzlar Telefon: (0 64 41) 99-41 40 14 www.stephanuswerkstatt.de Museen in Wetzlar Museen in Wetzlar Das Palais Papius befindet sich zuzeit im Umbau und wird voraussichtlich im Frühjahr 2012 wieder eröffnet. Eine Auswahl wichtiger Stücke der Sammlung von Lemmers-Danforth ist momentan im Ergeschoss der Zehntscheune des Stadt- und Industriemuseums zu sehen. Öffnungszeiten: Di-So 10 Uhr bis 13 Uhr und 14 Uhr bis 17 Uhr Kornblumengasse 1 35578 Wetzlar Telefon: 06441/99366 Jerusalemhaus mit Museumsverwaltung Eine Gedenkstätte an den "Werther" in Goethes Roman, Karl Wilhelm Jerusalem. Lottehaus Geburtshaus von Charlotte Kestner geb. Buff, die als "Lotte" in Goethes Roman "Die Leiden des jungen Werther" und in Thomas Manns Roman "Lotte in Weimar" weltberühmt wurde. Zahlreiche Bildnisse, Gegenstände von Charlotte sowie das Mobiliar lassen den Besucher in die damalige Zeit eintauchen. Öffnungszeiten: Di-So 10 Uhr bis 13 Uhr und 14 Uhr bis 17 Uhr Lottestr. 8-10 35578 Wetzlar Telefon: 06441/99-4131 Stadt- und Industriemuseum Eine Gedenkstätte an den "Werther" in Goethes Roman, Karl Wilhelm Jerusalem Öffnungszeiten: Di-So 14 Uhr bis 17 Uhr Schillerplatz 5 35578 Wetzlar Telefon: 06441/99-4131 Fax: 06441/99-4134 Sammlung Dr. Irmgard von LemmersDanforth Das in einem der schönsten historischen Stadthäuser untergebrachte Museum zeigt kostbare Möbel, Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie Keramiken aus den besten Renaissance- und Barockwerkstätten Europas. Öffnungszeiten: Di-So 14 Uhr bis 17 Uhr Schillerplatz 5 35578 Wetzlar Telefon: 06441/99-4131 Fax: 06441/99-4134 Reichskammergerichtsmuseum und Forschungsstelle der Reichskammergerichtsforschung e.V. Dieses Museum ist der Zeit des Reichskammergerichts in Wetzlar (1689-1809) gewidmet. Darin werden Originalzeugnisse aus drei Jahrhunderten deutscher Reichtsgeschichte dargestellt. Öffnungszeiten: Di-So 10 Uhr bis 13 Uhr und 14 Uhr bis 17 Uhr Hofstatt 19 35578 Wetzlar Telefon: 06441/99-4160 Landwirtschaftliches Museum Wetzlar Hier wird dem Besucher eine umfangreiche Sammlung von Zeugnissen der bäuerlichen Ackerbautradition der heimischen Region vorgestellt Öffnungszeiten: nach Vereinbarung Frankfurter Str. 113, Finsterloh 35578 Wetzlar Telefon: 06441/782220 15 www.stephanuswerkstatt.de Werbepartner www.stephanuswerkstatt.de 16 Erfahrungsbericht Bist du behindert??!! Durch meine Frühgeburt fing mein Leben mit unterschiedlichen Defiziten an. Aus einer Hüftfehlstellung resultierte eine Gehbehinderung und aus einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns Störungen der Bewegungsabläufe, die sich zum Teil in Spasmen äußern. Als Kind wurde ich überwiegend mit großer Selbstverständlichkeit behandelt, auch wenn ich zum Beispiel länger gebraucht habe, um Fahrradfahren zu lernen. An Spaziergänge aus meiner Kindheit erinnere ich mich nur ungern. Mein Vater versuchte ständig, mir das „normale Gehen“ beizubringen. Die Grundschulzeit verlief unauffällig. Im Sportunterricht konnte ich mich meinen Möglichkeiten entsprechend bewegen und wurde nicht schlecht beurteilt. Das erste mal, dass ich wegen meiner Behinderung beschimpft wurde, war in der Realschule. „Spasti“ war damals ein beliebtes Schimpfwort, nicht nur für Menschen mit Spasmen. Meine sportlichen Leistungen wurden mit „mangelhaft“ bewertet. Nach dem meine Mutter meinen Lehrer auf meine Behinderung aufmerksam gemacht hatte, bekam ich dann für alle Zeiten die Sportnote „ausreichend“, was mir auch ausreichte!! Was seit der Realschulzeit zu meinen wiederkehrenden Erfahrungen gehört ist z. B. folgende Situation: Ich bewege mich durch die Altstadt von Wetzlar, mit einer gewissen Unsicherheit im Gang. Da macht mich ein wildfremder junger Mann von der Seite an: „Bis du behindert?!!“ schreit er voller Aggression. „Ja“, denke ich, ziehe es vor den Typ zu ignorieren. Hätte ihm wohl meinen Behinderten Ausweis zeigen sollen. Ich gebe es zu, ich bin dann erst mal verletzt. Nie werde ich akzeptieren nur wegen meiner Behinderung beleidigt zu werden. Fortschritt kam, habe ich das Experiment abgebrochen, war aber froh, es wenigstens versucht zu haben. Ich habe dann meine Energie lieber in andere Interessen investiert und beispielsweise Arabisch gelernt. Dadurch hab ich auch interessante Menschen kennengelernt und die schönste Reise meines Lebens nach Marokko gemacht. Überhaupt sind Begegnungen mit Menschen für mich sehr wichtig geworden, mögen es Begegnungen im Alltag oder mit Freunden sein. Ich habe heute Freunde, die mich so mögen wie ich bin, mit meinen Behinderungen und Stärken, und dafür bin ich dankbar. Ich bin immer wieder neugierig auch auf interkulturelle Begegnungen. Seit einem ¾ Jahr gehe ich z. B. in eine Sikh-Gemeinde in Frankfurt (monotheistische Religionsgemeinschaft aus Indien). Obwohl ich dort als einziger Deutscher auffalle wie ein bunter Hund, fühle ich mich dort ernst genommen und wie selbstverständlich aufgenommen. Das ist natürlich mein ganz persönlicher Weg, aber wir gehören alle zur selben Menschheit, behindert oder nicht behindert, egal welcher Weltanschauung oder Nationalität wir angehören. Ich wünsche es jedem, dass er Menschen findet die ihn annehmen und wertschätzen. Ich wünsche mir, dass wir alle mit unseren Grenzen und Stärken leben lernen. Meines Erachtens ist das ein lebenslanger Prozess, weil das Leben nichts Statisches ist. Was mir heute hilft ist, ich habe meine Behinderung und ihrer Komplexität auch mit ihren psychischen Anteilen weitestgehend angenommen. Bin eigentlich ganz zufrieden mit meinem Leben. (Natürlich nicht immer, aber wer kann das schon von sich behaupten.) Trotz der feinmotorischen Störung habe ich z. B. vor einigen Jahren versucht Gitarre zu lernen. Nach einem halben Jahr regelmäßigen Übens, bei dem es zu nahezu keinem 17 . h c i n i b Ja, ! ! ? d n u a N www.stephanuswerkstatt.de Frank Brentrup Guildo Horn n r o H o d l i u G t n e m e g a g n E s e agiert l a i rier) eng z T o in 3 s 6 19 n i e s Februar d n rn (*14. u ildo Ho n. iner nger Gu ä s r derunge e Jahr in e g in s h la e h le c B ia S z it o e Trier. m ss nnt enschen ungen in eiwillige r M fr e Der beka iplom r d in fü in e h n r e e bitu h dem D ahr en B c J A a ig it t n m e is e s e e t in h g e e it sic hs mit nd arbe tiger ierte nac enschen agogik u nschen mit geis d ä P Er absolv Werkstatt für M t ä it mit Me ilfe Univers enshilfe Lebensh r Trierer b e e d L Titel r n e a r e rt Trie mit dem g n u d Er studie erapeut bei der n e Se th SWR ein im als Musik g. mit n r o H t enschen erier run M d e o d n r m in e h 6 d e 0 B 0 iten, son 18. Juli 2 ste“. önlichke s r ä e Seit dem P G n e e oche. und sein eine prominent „Guildo ufenen W mit dem k la r e e g t b w a ie s il 06 rv ng. mber 20 der jewe Hier inte u e r n v mee e o d N m in e h h im Be dolf-Grim die T mat A r r o n e F e b d s ü e r geistiger n s e für die waren fü t mit ihn wurden net und R h Er sprich W ic S e z d e n g aus orn u Guildo H pic Media Award m ly BG Para miniert. o n Preis Am 11. März 2007 wurde er für die Sendung außerdem mit dem „Bobby“ dem Medienpreis der „Bundesvereinigu ng Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“ ausgezeichnet. In der Begründung hieß es, das s Guildo Horn als Pädagoge und Musiktherapeut locker, aber auch einfühlsam und mit Respekt mit seinen Gästen gesprochen habe. Auch der Sender und die ausfüh rende Produktionsfirma waren für den Preis nominiert. Der Preis ist nach dem Schauspie ler Bobby Brederlow benannt, der mit dem Down Syndrom geboren wurde . Mit vielen seiner ehemaligen „Be treuten“ aus der WfbM ist Guildo heute befreundet, musiziert und spielt Theater mit ihnen. Auf die Frage „Können Menschen mit geistiger Behinderung glückli ch sein?“ antwortete er:„Geistig Behinderte und Leute mit Lernschwäche hab en es oft einfacher, zufrieden und glücklich zu sein“ G o d l i u Bilder von Guildo Horn und sein en Gästen bei „Guildo und seine Gäste“ Gemeinsam mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe suchte Guildo Horn deutschlandweit die drei besten Bands, in denen Menschen mit geistiger Behinderung spielen oder singen. Guildo Horn unterstützt behinderte Menschen und die Lebenshilfe seit vielen Jahren, seine berufliche Laufbahn startete er als Musiktherapeut bei der Lebenshilfe Trier: „Ich habe bei der Lebenshilfe so viele tolle Leute kennen gelernt. Menschen, die nicht ständig jammern, sondern gerne viel lachen und ihr Leben genießen. Egal, wie schwer sie es haben. Vor diesen Menschen habe ich großen Respekt. Da will ich dabei sein”. www.stephanuswerkstatt.de 18 Quelle: Internet Denksport - Lösung LÖSUNG DES GEWINN RÄTSELS AUS HEFT NR. 6 1 Z 2 W U E 6 I A T 7 9 S L I P N U 8 E 10 O G 13 G R I L S I A C F T R 18 Ö L N 4 E 5 B S C I S 19 C H H S L E I S 11 E 14 M G 15 16 20 E 21 D S A O L R 17 T N E C H A 3 O L T 12 T A I F E L E I L F E L G S U Quelle:bonedo 19 www.stephanuswerkstatt.de Tafel-Laden und Mahlzeit Essen, wo es hingehört www.stephanuswerkstatt.de 20 Tafel-Laden und Mahlzeit Nicht alle Menschen haben ihr „täglich Brot“, und doch gibt es Lebensmittel im Überfluss. Die Tafel in Wetzlar bemüht sich hier um Ausgleich – mit ehrenamtlichen Helfern für die Bedürftigen der Stadt. Das Ziel der Tafel ist es, alle qualitativ einwandfreien Nahrungsmittel, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden können, an Menschen in Not zu verteilen. Supermarktketten, Bäckereien und andere Einrichtungen geben was sie nicht verkauft haben, und bei denen das Haltbarkeitsdatum bald abläuft an die Tafel ab. Die gesammelten Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs werden an bedürftige Personen weitergereicht. Für die Warenlieferung und die Verwaltung (z.B. Das Ausstellen von Berechtigungskarten) ist die Kirchengemeinde Niedergirmes zuständig Der Schwerpunkt liegt bei Lebensmitteln, die nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind. Die Abgabe der Lebensmittel erfolgt kostenlos oder gegen einen symbolischen Betrag. Seit Anfang dieses Jahres ist die Tafel auch in der Bahnhofstraße 7, der ehemalige „Quelle-Filiale“, vertreten. Öffnungszeiten „Mahlzeit” Wiesenstr. 2, Wetzlar-Niedergirmes Mo, Mi, Do 16:30-18:00 Di und Fr 10:00-11:30 Tafel Laden Tafel Laden Bahnhofsstr. 7 Oberstraße 8a Wetzlar Ev. Gemeindehaus Di, Mi, Do, Fr 10:00-12:00 Asslar Mo und Do 16:00-18:00 Di 14:00-16:00 Täglich nehmen ca. 150 Menschen, den Dienst der Tafel in Anspruch und holen sich Lebensmittel in den Ausgabestellen ab. In Niedergirmes ist außerdem ein Mittagtisch „Gesegnete Mahlzeit“ eingerichtet, der mit einer warmen Speise zu Tisch bittet. Für gehbehinderte Menschen die am Mittagstisch teilnehmen wollen, ist ein Fahrdienst eingerichtet, der unter der Telefonnummer 06441- 32879 eine Anmeldung erfordert. Jugendliche aus Kirchen, Freikirchen und Werken aus Wetzlar haben am Samstag, den 09.04.2011 eine Initiative "Hoffnung Dienen mit Wort und Tat" gestartet. Beim Auftakt im Foyer des Neuen Rathauses haben rund sechzig vorwiegend junge Menschen „Ballons der Hoffnung“ in den Himmel aufsteigen lassen. Einige der Junge Menschen, haben sich dazu bereit erklärt ein Praktikum in der Wetzlarer Tafel zu absolvieren. Oberbürgermeister Dette hofft durch diese Initiative, dass mehr Junge Menschen sich ehrenamtlich einsetzen und die Arbeit der Tafeln unterstützten. www.stephanuswerkstatt.de 21 RÜCKBLICK Ochsenfest 1846 bis 2011 www.stephanuswerkstatt.de 22 Ochsenfest Was im Sommer 1846 als eine, auf eine Initiative des Gründers des Landwirtschaftlichen Vereins, Landrat von Sparre, und in der Starken Weide in Wetzlar stattfindende, Tierschau mit Preisverleihung begonnen hatte, ist mittlerweile zum größten Volksfest Mittelhessens geworden. Zu Anfang waren nur Mitglieder des Vereins als Viehhalter und somit als Aussteller zugelassen. Ein zusätzliches Kriterium war, dass Kühe, Rinder und Fohlen selbst aufgezogen sein mussten. Zuchtstiere und Zuchteber konnten auch jung angekauft sein. Es wurden nur ausgezeichnete Tiere, aber „keine mittelmäßigen, unpreiswürdigen Exemplare” prämiert. Unter den gleichen Bedingungen fand am 28. Juli 1847 die zweite Tierschau in der Starken Weide statt. Hierbei wurde die Prämiensumme auf 65 Taler erhöht und bei den Rindern sollte nur noch die Vogelsberger Rasse berücksichtigt werden. Am 11. Juli 1849 fand die Tierschau letztmalig in der Starken Weide statt. Erstmalig waren nicht nur Vereinsmitglieder sonder alle Einwohner des Kreises aufgefordert, sich an der Ausstellung zu beteiligen. Anfang Mai 1852 trat erstmals die „Kommission zur Förderung der Viehzucht“ mit dem Plan zur Abhaltung einer Tierschau mit Preisverleihung, verbunden mit einer Verlosung landwirtschaftlicher Tiere und Geräte, an die Öffentlichkeit. Den entsprechenden Beschluss fasste diese Kommission am 7. Mai 1852. Landrat Groos kündigte dabei an, dass die Tierschau künftig alljährlich und mit einer feierlichen Form der Preisverleihung stattfinden solle. In der Zeitung vom 2. Juli 1892 (Anm. Hier ist unter Umständen das Jahr 1852 gemeint) lud Landrat Groos „Alle Freunde der Landwirtschaft und der Viehzucht insbesondere aus der Nähe und Ferne…“ zur Teilnahme an der ersten Tierschau im Finsterloh ein. Mit Ausnahme der Jahre 1866 und 1871 fanden von 1852 bis 1877 jährlich Tierschaufeste statt. Im Jahr 1877 erfährt das, nun auch in der Berichterstattung immer häufiger als „Ochsenfest“ bezeichnete, Tierschaufest eine wesentliche Neuerung. Der Landwirtschaftliche Zentral-Verein für Rheinpreußen hatte unter der Bedingung, dass keine Prämie unter 100 Mark verteilt werde, eine Gesamtprämie von 1160 Mark „zur Hebung der Rindviehzucht“ zur Verfügung gestellt, die aber nur alle drei Jahre zugewiesen wurde. So beschloss der Landwirtschaftliche Verein Wetzlar ganz folgerichtig, die Tierschau ab sofort nur noch alle drei Jahre abzuhalten, wobei dann aber erheblich höhere Preise verteilt werden konnten. Eingeleitet wurden all diese Tierschaufeste, jeweils etwa eine Woche vorher, durch das sogenannte „Kleine Ochsenfest“ mit Verlosung, Verteilung bzw. Verpachtung der Stände. Zu den Preisen für die schönsten Tiere, deren Zahl und Wert sich dank der gesunden finanziellen Lage des Vereins ständig steigerten, traten bald noch Prämien für gut gepflegte Düngerstätten, Obstbaumschulen, Maulbeersamenschulen und Maulbeerpflanzungen sowie Buchpreise für ausgezeichnete Leistungen in der Wetzlarer Fortbildungsschule für junge Handwerker. Ein Höhepunkt eines jeden Tierschaufestes ist der Festzug, der von unterschiedlichen Standorten in Wetzlar aus durch die Stadt hinauf zum Festplatz im Finsterloh führt. Ursprünglich war es wohl so, dass der Festzug förmlich den gemeinsamen Gang aller Festteilnehmer zum Finsterloh darstellte; denn erst nach Eintreffen des Festzuges, begannen die Feierlichkeiten. Vereinsvorstand, Festkomitee, Preisrichter und Verlosungskommission zogen im Festzug mit nach oben. Schon 1854 wurden die schönsten Festzugwagen mit Preisen bedacht. Und schließlich wurde es bereits in den ersten Jahren üblich, den Abend des Festes durch ein Feuerwerk zu verschönen. Zum Brauchtum des Ochsenfestes gehören aber nicht nur der Festzug und das Feuerwerk sondern auch der 23 www.stephanuswerkstatt.de Ochsenfest „Ochsenfestmarsch“, dessen Komposition dem Musikmeister der „Rheinischen Jäger“, Gottfried Wilhelm Merstedt zugeschrieben wird. Ganz sicher sind sich die Experten hier allerdings nicht. Lange Jahre gehörte auch das Vortragen des Festgedichtes bei der offiziellen Eröffnung durch Wetzlars Stadtbildpfleger Walter Ebertz, der inzwischen leider verstorben ist, zur Tradition. In einem dieser Festgedichte beschreibt er den Besuch eines Verwandten bei der Tierschau: Es gab einen weitläufigen Verwandten. Zu seiner Frau, da saacht ich Dande, dem Mann sei Stut, die wurd premiert, sie hat sich wunderbar geführt, vor Freude in seim Glücksgefühl verschwand der Onkel im Gewühl, viel später hat man dann gefunne: am Waldrand lag er, arg zerschunne. Beim Sturz hat er sein Rock zerisse, un ach die Hos, die war besch…miert. Er hat weiß Gott net gut geroche, die Dande, die war schön am koche. Diether Spieß, der von 1995 bis 2007 als Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Vereins für das Ochsenfest verantwortlich war und in diesem Jahr diese umfangreiche Aufgabe nach dem plötzlichen Tod seines Nachfolgers Detlev Scharmann, zur Erleichterung aller, wieder übernommen hatte, merkte noch an: „Ach ja, noch eins gehört zu den Traditionen des Festes – der Regenschauer, der mindestens einmal an den Tagen im Finsterloh die Besucher heimsucht. Wenn ich mich der derben Sprache der Produzenten der Ochsenfestgedichte bedienen wollte, müsste mein zweideutiger Schlusssatz in etwa lauten: Den Besuchern, Ochsen und Rindviechern kam der Regenguss zur Abkühlung sehr gelegen.“ Abweichend vom üblichen Rhythmus fand das Ochsenfest in diesem Jahr vom 28. Juni bis zum 5. Juli statt, da Wetzlar im kommenden Jahr Austragungsort des Hessentages ist. In diesem Jahr fanden erstmals alle Veranstaltungen im großen Festzelt statt und das kleine Festzelt wurde durch einen Biergarten ersetzt. Neu war auch, dass die Wahl der „Miss Lahn-Dill“ am Dienstag, 28. Juni ab 20 Uhr vom Lahn-Dill-Anzeiger erstmals gemeinsam mit Hitradio FFH ausgerichtet wurde. Offiziell eröffnet wurde das Fest beim Fassbieranstich am Mittwoch, 29. Juni um 19 Uhr von der CDUBundestagsabgeordneten und Schirmherrin Sibylle Pfeiffer und dem Vorsitzenden Hofmann. Am Donnerstag, 30. Juni folgte um 11 Uhr die Eröffnung der Verbraucherausstellung. Auf über www.stephanuswerkstatt.de 15.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, bestehend aus neun Zelthallen und dem Freigelände, präsentierten sich circa 230 Aussteller aus der heimischen Region sowie dem gesamten Bundesgebiet aus den Bereichen Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und Technik. Ein weiterer Höhepunkt des Festes war natürlich die traditionelle Tierschau mit Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen und Kleintieren, die am Freitag, 1. Juli besucht werden konnte. Zur Prämierung der Sieger der Schau gab sic die hessische Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) die Ehre. Am Samstag fand nach dem Frühschoppen das Schaudreschen der Landjugend statt. Der große Festzug zog sich dann am Sonntag, 3. Juli ab 13 Uhr durch die Stadt in Richtung Finsterloh. Den glanzvollen Abschluss des Festes bildete am Dienstag, 5. Juli das traditionelle Höhenfeuerwerk um 23 Uhr. Zuvor organisierte der Bürgerverein einen Seniorennachmittag, der erstmals in einem abgetrennten Bereich des großen Festzeltes stattfand. Einen Einblick in das Landleben bekam man unter anderem am 2. Juli durch das Schaudreschen der Landjugend und auch durch das anschließend stattfindende Kartoffeldämpfen. Außerdem hatte man während der gesamten Festtage die Möglichkeit das Landwirtschaftliche Museum zu besuchen. Der Landwirtschaftliche Verein Lahn-Dill sammelt seit nun mehr rund 30 Jahren Maschinen, Einrichtungen und Gerätschaften, die über viele Jahrzehnte, ja zum Teil sogar Jahrhunderte, das Leben und Arbeiten der bäuerlichen Bevölkerung im heimischen Raum geprägt und bestimmt haben. Die gesammelten Gegenstände werden in zwei Gebäuden, dem 1985 gebauten Museumsgebäude und der 1994 errichteten Dr.–Werner-Best-Halle, ausgestellt. Der Ideenreich- tum, in welcher Form dem Besucher das Leben und Arbeiten von anno dazumal am anschaulichsten präsentiert werden kann, ist nahezu unbegrenzt. Der Besuch des Museums ist auch außerhalb der 24 tourett 26 Tourette Syndrom Was ist das Tourettesyndrom? Das Tourette-Syndrom, benannt nach dem französischen Arzt Georges Gilles de la Tourette (1857-1904), ist eine neurologisch-psychiatrische, ätiologisch noch ungeklärte Erkrankung, die durch das Auftreten von Tics charakterisiert wird. Im Alter von ca. 7 Jahren treten die sogenannten Tics bei betroffenen Personen das erste Mal auf und prägen sich meist bis zum 14. Lebensjahr voll aus. In der Pubertät ist oft eine Verstärkung festzustellen, während bei 70 % aller Betroffenen die Intensität der Tics zwischen dem 16. und 26. Lebensjahr wieder nachlässt. Jedoch muss die Mehrheit der Betroffenen ein Leben lang versuchen mit den Tics zurechtzukommen. Die Tics können in 4 Stufen unterschieden werden: Einfache motorische Tics: Hierbei können sich Einfache motorische Tics:die Tics als Augenblinzeln, Naserümpfen, Hierbei können sich die Tics als Augenblinzeln, Kopfwerfen oder Grimassen manifestieren. Naserümpfen, Einfacheoder vokale Tics: manifestieren. Kopfwerfen Grimassen Beispiele vokale hierfürTics: sind z.B. das Ausstoßen von Einfache bedeutungslosen Lauten, Husten oder dasvon Beispiele hierfür sind z.B. das Ausstoßen Nachahmen von Tiergeräuschen. bedeutungslosen Lauten, Husten oder das Komplexe Tics: fallen im motorischen Nachahmen von Hierunter Tiergeräuschen. Bereich das Grimassieren, das Imitieren anderer Komplexe Tics: Leute (Echooder auch Bereich selbstverletzende Hierunter fallenpraxie) im motorischen das Handlungen. Grimassieren, das Imitieren anderer Leute (EchoKomplexe vokale praxie) oder auch Tics: selbstverletzende Handlungen. Diese sindvokale das Wiederholen von Wörtern Komplexe Tics: (Echolalie bzw.Wiederholen Palilalie) oder als Koprolalie Diese sind das vondas Wörtern (Echolalie bekannte Herausschleudern von obszönen und bzw. Palilalie) oder das als Koprolalie bekannte aggressiven Wörtern. Herausschleudern von obszönen und aggressiven Wörter. Am Tag treten die Symptome mehrfach und zumeist in Serien auf, oder kehren zwischendurch immer wieder. Anzahl, Häufigkeit, Art und Lokalisation der Tics be- finden sich in einem wiederkehrenden Wechsel. Während des Schlafs verschwinden die Beschwerden in der Regel. In emotional belastenden Situationen wie z.B. Ärger, Anspannung, Stress etc., treten die Tics verstärkt auf. Manche Patienten können die spontan auftretenden Tics in einem gewissen, aber beschränkten Maße kontrollieren. Dieses führt zur einer zeitlichen Verschiebung der heftigen, sogenannten „Tic Entladungen“. Der Tic kann jedoch nicht gänzlich unterdrückt werden. Als Vergleich hierzu werden manchmal das Niesen oder der Schluckauf herangezogen. So weit sie die Möglichkeit dazu haben, ziehen sich Menschen mit Tourette-Syndrom meist in einen Schonraum zurück, um ihren Symptomen freien Lauf lassen zu können, wenn sie die Tics zuvor über lange Zeit (z.B. in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit) unterdrücken konnten. Da die möglichen Tics äußerst vielfältig sind, wird eine eindeutige Diagnose erschwert. Der Verlauf der Erkrankung ist in der Regel chronisch, die Lebenserwartung wird nicht eingeschränkt. Betroffene zeigen außerdem eine gewöhnliche Normalverteilung bezüglich ihrer Intelligenz. Das heißt, dass Personen unabhängig von ihrer Intelligenz erkranken. Ein großer Anteil der Tourette-Patienten zeigt häufig noch weitere Störungen und Auffälligkeiten (Komorbidität). So werden beispielsweise ADS/ADHS, Asperger-Syndrom, Restless-Legs-Syndrom, Konzentrations- und Lernschwierigkeiten, Schlafstörungen und Depressivität bei ihnen gehäuft festgestellt. Auch Hypersexualität wird zuweilen mit dem Syndrom assoziiert. Die Betroffenen leiden vor allem unter der Reaktion ihrer Umwelt auf ihre Symptome. Die Menschen mit Tourette-Syndrom haben auf ihre Tics keinen Einfluss und von anderen Menschen werden die damit verbundenen Auffälligkeiten häufig als schlechte Angewohnheiten gedeutet. esyndrom EIN TIC ANDERS Tourette Syndrom Selbst die eigenen Eltern können Schuldgefühle wegen ihrer vermeintlich verfehlten Erziehung entwickeln. Die Heranwachsenden selbst treffen in Öffentlichkeit und Schule auf viel Unverständnis und Ablehnung, was wiederum zu einer Verstärkung der Auffälligkeiten führen kann. Auch Erwachsene mit Tourette-Syndrom werden vielfach diskriminiert und erfahren oft Einschränkungen in ihrer beruflichen und privaten Entfaltung. Auf Außenstehende wirken die unwillkürlichen Tics wie eine Provokation. Nach Oliver Sacks sind vor allem der Jazz und die Rockmusik wegen ihrer schweren Beats und der Freiheit zur Improvisation sehr attraktiv. Nach Kirsten Müller-Vahl besitzen viele Tourette Betroffene ein sehr rasches Auffassungsvermögen und eine besondere Schlagfertigkeit. Auch ein gutes mathematisches Verständnis, sowie ein ausgeprägtes Langzeit-, Personen- und Zahlengedächtnis sind häufig zu beobachten. Daneben sollen alle Betroffenen besonders pünktlich sein. Dies ist besonderes beim Herausschreien von obszönen und aggressiven Wörtern zu beobachten und kann zu einer Zuspitzung solcher Situationen führen. Auf die Leistungsfähigkeit der Patienten hat die Erkrankung für gewöhnlich keinen Einfluss. Sie sind ebenso leistungsfähig wie ihre Altersgenossen und können theoretisch in Freizeit und Beruf alle ihre Wünsche verwirklichen. Erschwert wird die praktische Umsetzung jedoch durch die Reaktionen von uniformierten oder intoleranten Mitmenschen. Auch die Neigung zu selbstverletzendem Verhalten und schwere Tics bei der Berufsausübung in Bereichen mit Publikumsverkehr können für die Betroffenen zum Problem werden. In seinen verschiedenen Publikationen thematisiert Oliver Sacks das Verhältnis des Tourette-Syndroms zum Selbst des betroffenen Menschen. Für ihn entwickelt das Syndrom im Laufe des Lebens eines Betroffenen eine oft komplizierte Verflechtung mit der Persönlichkeit. Die Beziehungen können destruktiv sein, so dass die Patienten „angesichts des verwirrenden Chaos und des gewaltigen Drucks der Impulse“ kaum ihre wahre Identität finden. Anderen Patienten gelingt es, das Syndrom in ihre Persönlichkeit zu integrieren und „aus dem rasenden Tempo der Gedanken, Assoziationen und Einfälle, die dieses Syndrom mit sich bringt, einen Nutzen zu ziehen.“ Das Syndrom kann zu „ungewöhnlichen und manchmal verblüffenden Leistungen“ führen. Eine positive Auswirkung des Tourette-Syndroms ist, dass viele der Betroffenen eine gute Reaktionsfähigkeit besitzen. Durch geringere zentralnervöse Hemmungsmechanismen lassen sich Bewegungen leichter auslösen. Die psychomotorische Genauigkeit ist bei vielen Patienten erhöht. Oliver Sacks schreibt von „außerordentlich raschen und genauen Reaktionen“ sowie „überschäumenden, zügellosen motorischen Impulsen“, weswegen viele Betroffene eine Neigung zu Sport und Musik haben. Sacks thematisiert den Zusammenhang zwischen Tourette und Musik in zwei Kapiteln seiner Bücher. Darin beschreibt er das Syndrom als impulsiv und produktiv. Einerseits könne es zu repetitiven (= wiederholten) Bewegungen führen, andererseits eine „elaborierte, phantasmagorische Form annehmen“. Menschen mit einem phantastmagorischen Tourette-Syndrom könnten, wenn es ihnen gelänge es nutzbar zu machen, „eine überschämende und fast unbezähmbare Kreativität an den Tag legen“. Der amerikanische Komponist Tobias Pricker hat das Tourette-Syndrom und ist während des Komponierens und Musizierens frei von Tics. Er selber glaubt dass die Tics Eingang in sein kreatives Vorstellungsvermögen gefunden haben. Auch der englische Pianist Nick van Bloss sieht sein TouretteSyndrom als Energie welche er beim Musizieren nutzt und kanalisiert. www.stephanuswerkstatt.de Dr. Georg Gilles de la Tourette (1757-1804) Dr. Georg Georg Gilles Gilles de de la la Tourette Tourette (1757-1804) (1757-1804) Dr. Die pathophysiologischen Ursachen des TouretteSyndroms sind noch nicht vollständig geklärt. Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei TourettePatienten Stoffwechselstörungen im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten (in den Basalganglien). Insbesondere betrifft dies die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin. Diese dienen im Gehirn der Signalübertragung (beispielsweise für Bewegungs- 28 Tourette Syndrom abläufe) und sind teilweise übermäßig aktiv. Aktuellen Erkenntnissen zufolge wird neben einer nicht-genetischen Form auch eine genetische Form des Tourette-Syndroms vermutet. Wissenschaftlern zufolge gibt es Hinweise darauf, dass Mutationen im Gen SLITRK1 auf Chromosom 13q31.1. die normale Ausbildung von Nervenzellen behindern und diese Fehlbildung zum Tourette-Syndrom führen könnte. Wenn ein betroffenes Elternteil die nicht notwendigerweise vorhandene Erbanlage für das TouretteSyndrom in sich trägt, wird vermutet, dass sein Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 bis 10% von Tics (nicht zwangsläufig im Vollbild eines TouretteSyndroms) betroffen sein kann. Wie hoch die Zahl der Patienten mit Tourette-Syndrom tatsächlich liegt, ist nicht bekannt. Dies liegt daran, dass das relativ seltene Syndrom bis heute oft fehldiagnostiziert wird. Allgemein geht man davon aus, dass etwas 0,05% aller Menschen mit dem TouretteSyndrom leben. Männer sind dabei etwas dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Die Diagnose des Tourette-Syndroms wird nur aufgrund der beobachteten Symptome und des bisherigen Krankheitsverlaufs gestellt. Es existieren keine neurologischen oder psychologischen Verfahren, die eine Diagnose des Tourette-Syndroms leisten können. multiple Ticstörung vom Tourette-Syndrom dadurch, dass letzteres auch einen vokalen Tic beinhaltet. Es muss weiterhin ausgeschlossen werden können, dass die Auffälligkeiten eine körperliche Reaktion auf eine eingenommene Substanz sind, oder einem anderen medizinischen Krankheitsfaktor entspringen. Bedingungen für die Diagnose sind mindestens ein vokaler und mindestens zwei motorische Tics in der Anamnese; diese müssen aber nicht gleichzeitig aufgetreten sein. Die Symptome treten mehrmals täglich, zumeist anfallartig entweder fast jeden Tag oder über ein Jahr lang wiederkehrend auf. Sie müssen vor dem 21. Lebensjahr erstmals aufgetreten sein, die Stärke spielt keine Rolle in der Diagnosestellung Therapie: Die Erkrankung ist nicht heilbar, deshalb geht es bei einer Therapie um eine Verbesserung der Symptome. Dazu kann generell zwischen pharmakologischen und psychologischen Therapiemaßnahmen unterschieden werden. Zur Abklärung individuell abgestimmter Therapiemaßnahmen ist der fachliche Rat von Ärzten, Psychiatern, oder Nervenärzten einzuholen. Die beobachtbaren Symptome lassen sich hauptsächlich durch Behandlung mit Psychopharmaka aus der Gruppe der Neuroleptika mindern, jedoch sind die meisten Personen mit Tourette-Syndrom nicht so schwerwiegend beeinträchtigt, dass eine Medikation oder sonstige fachliche Hilfen notwendig werden. Es stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, deren individuell verschieden notwendige Dosis durch behutsame Steigerung erst herausgefunden werden muss. Pädagogische und sonderpädagogische Beratungen können im Umgang mit den häufig auftretenden Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen hilfreich sein. Vor allem an der Universitätsklinik Köln werden erfolgreich sogenannte tiefe Hirnstimmulationen zur Behandlung eingesetzt. Mit Hilfe von Fragebögen und Schätzskalen zur Beurteilung des Tic-Schweregrads und medizinischen Untersuchungen wie z.B. einem Elektroenzephalogramm (EEG) wird eine Abgrenzung des Symptoms von anderen Erkrankungen versucht. Beispielsweise unterscheidet sich gemäß ICD-10 die Als Alternative gibt es Entspannungsverfahren und verschiedene verhaltentherapeutische Ansätze, die den Umgang mit Stresssituationen, die zu einer Verstärkung der Tics führen, lehren können. Durch Selbstkontrolltrainings können teilweise sozial unangenehme Tics durch einen sozial eher akzeptierten Tic ersetzt werden. 29 www.stephanuswerkstatt.de Tourette Syndrom Auch aus der Musiktherapie sind positive Ergebnisse bei der Sublimierung von Tics bekannt. Nervöse Impulse lassen sich teilweise durch das Spielen eines Instruments ableiten. Hierzu zählen besonders schnelle Instrumente, sowie Instrumente bei denen der Spieler mit Händen und Füßen aktiv ist, z.B. das Schlagzeug und die Orgel. Filmtipp zum Thema Auch kommt die Neigung zur Palipraxie dem steten Wiederholen von Phrasen, Takten und Tonleitern beim Üben entgegen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit Kontrollzwänge sinnvoll in den Übungsablauf einzubauen. Vokale Tics können in manchen Fällen dagegen in Stimmbildungsübungen oder bläserische Artikulationsübungen umgewandelt werden. Nach US-amerikanischem Vorbild bildeten sich auch in anderen Ländern Hilfsorganisationen, die es sich allgemein zur Aufgabe machen, durch Information und Aufklärung zu vermehrter Toleranz zu führen, aber auch die Ausbildung von Fachpersonal zu verbessern, so dass sowohl medizinische Früherkennung als auch pädagogischer Umgang mit den Symptomen forciert werden. Zudem wird die Hilfe zur Selbsthilfe propagiert und Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit des Austausches unter Betroffenen. In Deutschland wurde 1993 die TGD (Tourette Gesellschaft Deutschland e.V.) gegründet. 2007 folgte der IVTS (Interessen Verband Tic & Tourette Syndrom e.V.). Im Juni 2010 folgte der AH-TA (ALLGEMEINHILFE TIC & ADHS e.V.), der sich auf reine Einzelfallhilfen vor Ort spezialisiert hat. Vincent will Meer (Deutschland 2010) Handlung Der am Tourette-Syndrom erkrankte Vincent wird nach dem Tod seiner Mutter von seinem Vater, einem Politiker, in eine Fachklinik eingeliefert. Dort macht er Bekanntschaft mit der magersüchtigen Marie und seinem an einer Zwangsneurose leidenden Zimmergenossen Alexander. Vincent möchte den letzten Wunsch seiner Mutter erfüllen noch einmal das Meer zu sehen, und so fliehen die drei mit dem Auto ihrer Ärztin Frau Dr. Rose nach Italien. Die Asche seiner Mutter hat Vincent in einer Bonbondose dabei. Es beginnt ein Road Trip, auf dem die Drei auf Umwegen schließlich ans Meer gelangen und Vincents Vater und Dr. Rose die drei suchen. Der Film erreichte nach seinem Kinostart mehr als eine Million Besucher. Darsteller Florian David Fitz: Vincent Karoline Herfuhrt: Marie Johannes Allmayer: Alexander Heino Ferch: Vincents Vater www.stephanuswerkstatt.de 30 Buch- und Filmtipp Johann Wolfgang Goethe Die Leiden des jungen Werther Passend zu unserem Hauptthema dieser Ausgabe, hier noch folgender Filmtipp: Eingeladen zu einem Ball auf dem Lande lernt der junge Werther die jüngere Lotte kennen. Er verliebt sich sofort in sie. Doch Lotte ist bereits mit Albert verlobt. In den Briefen an Freund Wilhelm schreibt Werther von seinen Begegnungen mit ihr, seiner Liebe und von seinen inneren Kämpfen – den Leiden. Wetzlar-Kenner finden sich in Natur- und Ortsbeschreibungen wieder, Goethe-Kenner in dessen persönlicher Geschichte. Goethes in Briefform verfasster Roman gilt als erster moderner Roman. Weder von Heldentaten, Abenteuern, Gefahren und Nöten ist inhaltlich die Rede, ausschließlich von der unbedingten Liebe Werthers zu Lotte. Von der ersten Begegnung beider bis zum tragischen Ende des einen, können die Leser / -innen sich in die Hauptfigur hineinversetzen und somit die besagten Leiden gut nachvollziehen. Goethes Roman war damals deshalb so erfolgreich, weil er in einer Epoche geschrieben wurde, in welcher die Menschen lernten sich als Persönlichkeiten, als Einzelne zu empfinden. Und genau das Empfinden um 1770 beschrieb er damit, traf genau den Nerv der Zeit. “Bürger lösten sich aus dem rechtlosen Gehorsam gegenüber einem absoluten Monarchen, Künstler lösten sich aus den Zünften, Christen lösten sich vom Glaubensanspruch einer in Dogmen erstarrten Kirche.” 1 Die von den Menschen gewonnene persönliche Freiheit drückte sich vor allem durch Gefühl aus. Goethes Werther-Roman strotzt nicht nur so vor Gefühl und geht ans Herz, heute wie damals, er beinhaltet zudem viel Gesellschaftskritisches. Für den jungen Dichter Johann Wolfgang Goethe war es der literarische Durchbruch, nachfolgenden Autoren ebnete er den Weg. Trotz der alten, leicht modernisierten Sprache, lässt sich der WertherRoman gut lesen. Der Regisseur Philipp Stölzl drehte im Jahr 2010 den Film „Goethe!” der über die Wetzlarer Zeit von Goethe erzählt. Handlungsauszüge: Im Mai 1772 schreibt sich Goethe auf Drängen seines Vaters als Praktikant beim Reichskammergericht in Wetzlar ein. Hier widmet er sich im Auftrag seines Vorgesetzen Albert Kestner (eigentlich Johann Christian Kestner) der Aufarbeitung von alten Gerichtsakten. Mit seinem Kollegen Karl Wilhelm Jerusalem freundet er sich an. Bei einer Tanzveranstaltung lernt er Charlotte Buff kennen, in die er sich sofort verliebt. Sein Freund Jerusalem verliebt sich auch, und zwar in eine verheiratete Frau. Charlotte Buff erwidert zunächst die Gefühle von Goethe und nach dem er ihr eines seiner Gedichte vorgetragen hat, fängt es an zu regnen und als sie in einer Burgruine Schutz suchen, werden sie intim. Goethes Vorgesetzter Kestner wirbt währenddessen bei Charlottes Vater um ihre Hand. Zunächst fällt es Charlotte schwer sich von Goethe zur trennen, doch schließlich gibt sie dem Werben von Kestner nach. Goethe weiß zunächst nicht, dass ausgerechnet sein Chef derjenige ist, der ihm Charlotte „genommen“ hat. Als er dahinter kommt ist er der Verzweiflung nahe, die noch dadurch gesteigert wird, dass sein bester Freund Jerusalem wegen der unglücklichen Liebe zu einer verheirateten Frau Suizid begeht. Filmfakten: Einiges in den Film entspricht nicht ganz den historischen Tatsachen, so z.B. war seine Liebe zu Charlotte Buff in Wirklichkeit nur rein platonisch. Gedreht wurde nicht an Originalschauplätzen in Wetzlar, sondern in Görlitz, Merseburg, Rossbach, Creuzburg, Quedlinburg, Osterwieck, Dresden, Bad Muskau und Krompach. zur Quelle: 1 Dieser Satz wurde dem im Buch enthaltenen Nachwort von Ernst Beutler entliehen. ISBN 978-315-000067-0 Preis: 3,00 € (ursprünglich verfasst 1774) www.stephanuswerkstatt.de 31 Darsteller /Regie J. W. von Goethe: Alexander Fehling Charlotte Buff: Miriam Stein Kestner: Moritz Bleibtreu K. W. Jerusalem: Volker Bruch Regie: Philipp Stölzl Buchtipps Schottlandurlaub Unser Schottland Zusammen mit meiner Freundin trat ich meine lang ersehnte Bus – und Schiffsreise nach Schottland an. Los ging es mit dem Bus in Siegen. Am frühen Abend erreichten wir den Hafen von Rotterdam. Nach der Kontrolle konnten wir schließlich unsere Fähre betreten. Nach der Kabinenzuweisung und anschließendem Abendessen wurde der Anker eingeholt und das Schiff legte ab in Richtung Hull (England). Am frühen Morgen betraten wir nach dem Frühstück endlich englischen Boden. Von Hull aus ging es nach York wo uns noch genügend Zeit blieb um uns einige Sehenswürdigkeiten dieser schönen historischen Stadt mit dem gotischen Stadttor Micklegate anzuschauen. York ist eine Touristenmetropole mit etwa 4 Mio. Besuchern pro Jahr. Hier befindet sich eine der bekanntesten Universitäten des vereinigten Königreiches die, University of York. Einige Höhepunkte der Stadtführung waren u.a. das Kings Manor, ein klassisches Gebäude welches einst der Abt der St. Mary`s Abbey bewohnte. Heute dient es der Universität von York. Ein mysteriöses Spukhaus durfte natürlich auch nicht fehlen. Was wäre schließlich England ohne seine Gespenster. Nach einer kleinen Stärkung ging es nun weiter in Richtung schottische Grenze. Spät nachmittags erreichten wir die Grenze, wo als besonderes Highlight die Besichtigung der Klosterruine Jedburgh Abbey auf dem Programm stand. Das Augustinerkloster wurde im Jahre 1138 von David I gegründet und zwischen 1544 – 1545 vom Earl of Hertford zerstört, der im gleichen Jahr Edinburgh in Brand setzte. Im Jahre 1560 ,während der Reformation, wurde das Kloster geschlossen und seine Gebäude im Laufe der Jahre als Steinbruch benutzt. Am 3.Tag ging es nach Edinburgh. Nach einer ausführlichen Stadtbesichtigung besuchten wir auch Edinburgh Castle. Wir standen einer eindrucksvollen Anlage aus dem 12. Jh. gegenüber. Neben den Kronjuwelen, die hier sicher untergebracht sind, befindet sich auch der Stone of Destiny in dem Gebäude wo Schottlands Könige gekrönt wurden. Weiter ging es dann mit dem Bus in die südlichen Highlands wo wir Edradour, die kleinste Whisky Destillerie Schottlands besichtigten. Bei der Ankunft wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und betraten so die verschiedenen Stationen. Hierbei lernten wir kennen, wie der Whisky auf traditionelle Art und Weise hergestellt wird. Natürlich durfte auch eine Kostprobe des berühmten schottischen Lebenselixiers nicht fehlen. Nachdem wir uns etwas gestärkt hatten, traten wir die Rückfahrt zu unserem Hotel an. Über Achnasheen, einem sehr kleinen idyllischen Dorf mit gerade mal 30 Einwohnern ging es durch eines der schönsten Täler Schottlands dem Tal – Glen Coe. Es befindet sich zwischen Rannoch Moor und Loch Leven, eingebettet von 1000 Meter hohen Bergen. Leider fand hier auch ein unrühmliches Kapitel Schottlands statt. 1692 fand an dieser Stelle das blutige Massaker am Mc Donald – Clan durch die Campells statt. Daher erhält es auch den Namen „ Tal der Tränen”. Gegen Abend erreichten wir unser Hotel. Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück gleich auf in nordwestliche Richtung. Unser heutiges Ziel war der Inverewe Garden, gelegen am Loch Ewe. Unterwegs nutzte ich eine kleine Pause um im malerischen Ort Gairloch und den umliegenden herrlichen Aussichtpunkten ein paar schöne Schnappschüsse für mein Urlaubsalbum zu schießen. Weiter ging es die Küste entlang zu einer der größten Sehenswürdigkeiten der Küste, den Inverewe Gardens. Nördlich von Poolewe begann Osgood Mc www.stephanuswerkstatt.de 32 Schottlandurlaub urlaub Kenzie auf einem Landvorsprung 1862 ein Garten mit mehreren exotischen Pflanzen, dessen Gelände mehr als 20 ha. beträgt, anzulegen. Durch seine günstige Lage direkt am warmen Golfstrom wachsen hier sehr vielfältige Pflanzen, u.a. die höchsten australischen Eukalyptusbäume Großbritanniens. Nach dem Mittagsessen traten wir unsere Rückreise an. Dieser heutige Tag war sehr ereignisreich und hat bei mir noch lang bleibende Erinnerungen hinterlassen. Ein Ausflug am vorletzten Tag führte uns zum wohl bekanntesten See Schottlands, dem „ Loch Ness.“ Hier entstand die Legende vom Seeungeheuer Nessi. Der Fotograf des berühmten Fotos von dem Monster gestand aber kurz vor seinem Ableben jenes Bild gefälscht zu haben. Der Loch Ness ist 37 km lang und etwa 1,5 km breit. Er ist Teil des Great Glen der die Highlands von Nordosten nach Südwesten durchschneidet. Eine direkt am Loch Ness gelegene Burgruine ist „ Urquhart Castle.“ Urquhart Castle wurde um 1230 erbaut und zählte zu den größten Burgen Schottlands. Ein informatives Multimediacenter lehrte uns etwas über die Geschichte der stolzen Burganlage. So erfuhr ich, dass die Burg im Jahre 1269 von den Engländern eingenommen wurde, wenig später aber wieder von Robert the Bruce, nachdem man ihn zum schottischen König gekrönt hatte, zurückerobert wurde. Von dessen Turm aus hatte ich eine sehr gute Aussicht über den See und die Berge der Highlands. Nach einem sehr schönen und ereignisreichen Tag erreichten wir am frühen Abend unser Hotel. Nach einem sehr reichhaltigen Abendessen verstauten wir unsere inzwischen gepackten Koffer im Bus und ließen noch mal die sehr erlebnisreiche und herrliche Woche an der Hotelbar Revue passieren. Am nächsten Morgen hieß es leider Abschied nehmen. Nach dem Frühstück fuhren wir los in Richtung Hull. In Glasgow machten wir einen kurzen Zwischenstopp und erkundigten einige wichtige Stellen dieser historischen Stadt. Vor allem das alte Rathaus mit seinem herrlichen Mosaikboden ließ mir als Kunstliebhaber das Herz höher schlagen. Am Nachmittag erreichten wir die englische Grenze. Zwischenstation machten wir in Gretna Green, wo wir eine kurze Pause einlegten. Gretna Green zählt zu den beliebtesten Hochzeitsorten der Welt. Ca. 5000 Hochzeiten werden hier jährlich geschlossen. Wir besuchten u.a. die bekannte Schmiede die 1712 erbaut wurde. Die Schmiede wurde im Laufe der Jahre zum Zentrum dieses Heiratshandels. Am Abend trafen wir nun im Hafen von Hull ein, wo wir nach der Ausweiskontrolle unsere Kabinen einnehmen durften. Nach dem Abendessen an Bord nahm ich mit meiner Freundin einen Platz auf dem Oberdeck ein und versuchte nochmals die schönen Eindrücke des Urlaubs, die ich gewonnen hatte zu realisieren. Früh am Morgen, nachdem die Fähre in Rotterdam anlegte, machten wir uns nach dem Frühstück auf den Rückweg zu unserem Heimatort. Am Spätnachmittag trafen wir in Siegen ein, wo wir schon herzlich empfangen wurden. Dieser Schottlandurlaub übertraf all meine Erwartungen und kann mir gut vorstellen, den Highlands nochmals einen Besuch abzustatten. Michael Klein 33 www.stephanuswerkstatt.de Vorstellung Unsere neuen Gruppenleiterinnen Petra Widmer Frau Widmer kommt aus der Schweiz und ist gelernte Köchin. Nach der Ausbildung zur Köchin absolvierte Frau Widmer einen Studienlehrgang in Hotelmanagement, wobei sie verschiedene Praktika in Hotels am Genfer See durchlief. Danach ging sie zurück nach Luzern und arbeitete bei der Firma Unilever in der Großkundenbetreuung. In Basel hat sie ihren Mann kennen gelernt, der aus Wetzlar stammt und mit dem sie seit 6 Jahren in Wetzlar lebt und eine Tochter hat. In Wetzlar arbeitete sie in einem Restaurant in der Langgasse als Köchin, bis sie von Herrn Rau das Angebot bekam, in der Stephanus Werkstatt in der Hauswirtschaft zu arbeiten. Seit dem 01.04.2011 unterstützt Frau Widmer nun das Team der Hauswirtschaft. Cornelia Groß Frau Groß ist gelernte Bauzeichnerin und absolvierte noch eine Weiterbildung zur kaufmännischen Sachbearbeiterin. Bevor sie zur Werkstatt kam, war sie Verwaltungsangestellte bei DW Frankfurt. Zur Werkstatt kam sie durch die Stellenausschreibung für eine Gruppenleiterin in der Montage. Frau Groß ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Sie wohnt in Herborn-Burg. Elisabeth Wilczek Frau Wilczek ist gelernte KFZ-Elektrikerin. Bevor sie in die Stephanus Werkstatt kam, hat sie bei der Firma Continental gearbeitet und dort die Produktionsprozesse unterstützt. In die Werkstatt kam sie durch die Stellenausschreibung für eine Gruppenleiterin in der Montage. Die Arbeit in der Werkstatt macht ihr sehr viel Spaß. Dirk Demand www.stephanuswerkstatt.de 34 Wandbemalung j Pro ekt Wandbemalung im Mehrzweckraum Schmittenberg Innerhalb von 3 Wochen hat ein Team, unter Anleitung von Herrn Will, den Mehrzweckraum am Schmittenberg mit einem tollen Wandbild verschönert. a Die Kreativ-Gruppe bestand aus den Mitarbeitern: a Marcella Boer (Druckerei) Daniel Vidal (Druckerei) Veit Overbeck (Bürodienstleistung) a Sie trafen sich jeden Tag, um rechtzeitig zu der Einweihungsfeier am 27. Mai fertig zu werden. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und man muss allen 4 Beteiligten ein großes Lob aussprechen. Dirk Demand 35 www.stephanuswerkstatt.de Denksport Bilder N N I W E G T I M Bild 1 Bild 3 Bild 2 Was ist das? Was das wohl ist? Bild 4 www.stephanuswerkstatt.de 36 Denksport LÖSUNG DES GEWINN RÄTSELS NR. 7 Zu Gewinnen gibt es ein T-Shirt mit einem Aufdruck ihrer Wahl! Bitte trennen Sie den ausgefüllten Lösungsbogen ab und bringen ihn vorbei oder schicken Sie ihn ausreichend frankiert an: Bild 1 Bild 2 Bild 3 Stephanus Werkstatt Westendstrasse. 13, 35578 Wetzlar. Bild 4 T-Shirt mit Aufdruck nach Wunsch Gewinnspielcoupon Name: Straße, Nr.: PLZ, Ort: Telefon: E-Mail: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen Gewinnerin des Preisrätsels aus Heft Nr. 6 Wir gratulieren Frau Corynna Monique Gülcan Zeissberger zum Gewinn unseres Rätsel-Preises! Sie hat das Kreuzworträtsel richtig gelöst und erhält hierfür eine Wagen- bzw. Rollerpflege durch unser Fahrzeug-Pflegeteam. 37 www.stephanuswerkstatt.de Zwangserkrankungen Zwangs www.stephanuswerkstatt.de 38 Zwangserkrankungen Bei Zwangsstörungen besteht für die Betroffenen ein innerer Drang bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Der Betroffene wehrt sich gegen das Auftreten dieser Zwänge, er merkt dass sie übertrieben und sinnlos sind. Sie bringen deutliche Belastungen für das Alltagsleben der Erkrankten mit sich. Von der zwanghaften Persönlichkeitsstörung sind die Zwangsstörungen zu unterscheiden. ¥ Religion (Existenz Gottes, religiöse Praktiken und Rituale, Glaubenssätze, moralische Einstellungen/Magie) Sexualität (sexuelle Handlungen an sich oder anderen, inzestuöse Impulse, sexuelle Leistungsfähigkeit) Die für die diagnostische Klassifizierung nach der ICD-10 maßgebliche Haupt-Symptomatik der Zwangsstörung besteht in Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen. Bei mehr als 90% der Betroffenen finden sich beide Symptome. Aggressive Zwangsgedanken können sich darin äußern, dass eine Mutter den Gedanken hat ihre Familie vergiften zu wollen, obwohl sie dies niemals ausführen könnte, oder jemand den Zwangsgedanken hat jemanden zu schlagen oder gar eine Treppe hinunterzustoßen, was er niemals ausführen könnte, aber den Betroffenen dieser Gedanke quält. Zwangsgedanken: Zwangshandlungen: “Zwangsgedanken sind zwanghaft sich immer wieder aufdrängende, jedoch als Unsinnig erkannte Denkinhalte.” (Deister, 2001, S. 127f) Zwangsgedanken werden unterschieden in: Zwanghaft gegen oder ohne den Willen ausgeführte Handlungen. Beim Versuch die Handlungen zu unterlassen, treten massive innere Anspannung und Angst auf. Zwangsideen/Zwangsbefürchtungen/Zwangsvorstellungen: z. B. Zweifel, eine Arbeit nicht richtig gemacht zu haben, oder Ängste, dass der Partner, nahe Freunde, die Eltern, sonstige nahe Verwandte oder man selber sterben, schwer verunglücken oder schwer krank werden könnten. Die Betroffenen wissen, dass ihr Verhalten übertrieben und unvernünftig ist, sie versuchen Widerstand zu leisten, geben jedoch auf, wenn sie die Angst überfällt. Zwangsimpulse: Impulse bestimmte Handlungen auszuführen; die schädigende Handlungen gegen sich selber oder gegen andere beinhalten können. Grübelzwang: Bestimmte Gedanken müssen wieder und wieder durchdacht werden. Es ist nicht möglich, dabei zu einer Entscheidung oder zu einer Lösung zu kommen. Danach fühlen sie sich für eine kurze Zeitspanne entspannt, dann wieder ängstlich. Sie empfinden keine Freude am Ausführen ihrer Handlungen. Manche bauen die zwanghaften Handlungen zu einem Zwangsritual aus: die Zwangshandlung wird in einer bis ins Einzelne ausgearbeitete Art und Weise ausgeführt. Sie müssen das Ritual jedes Mal in exakt derselben Art und Weise wiederholen. Wenn dies nicht gelingt, entsteht weitere Angst, und das Ritual muss häufig von Anfang an wiederholt werden. Beispiel: Der Kontrollzwang: Bei Zwangsgedanken geht es also meist um angstvolle Gedanken und Überzeugungen, jemandem zu schaden (entweder durch aggressive Handlungen oder durch manische Handlungen), in eine peinliche Situation zu geraten oder ein Unheil anzurichten. Gedankengänge können nicht befriedigend abgeschlossen werden, so dass sie sich ständig wieder aufdrängen und wiederholt werden müssen, ohne zu einem realen Ergebnis zu gelangen. Häufige Inhalte sind: Schmutz oder Verseuchung (menschliche o. a. Exkremente, Schmutz, Staub, Samen usw.) ¥ Gewalt und Aggression (sich selbst oder andere körperliche Misshandeln, Unfälle, Missgeschick, Katastrophen, Krieg und Tod) ¥ Ordnung (penible Ordentlichkeit) 39 www.stephanuswerkstatt.de Zwangserkrankungen Die Betroffenen müssen immer wieder kontrollieren, ob sie nach dem Verlassen der Wohnung oder des Hauses auch wirklich die Tür abgeschlossen haben, sie müssen noch mal in die Wohnung oder ins Haus, um zu kontrollieren ob sie auch wirklich den Fernseher, den PC oder die Kaffeemaschine ausgemacht haben oder ob sie die Dusche oder den Wasserhahn abgedreht haben. ¥ Gelegentliche Panikattacken oder leichte phobische Symptome sind mit der Diagnose vereinbar. Obwohl bei Zwangsstörungen auch Ängste eine Rolle spielen, zählen sie nicht zu den Angststörungen im engeren Sinne. ¥ Zur Schizophrenie muss eine klare Abgrenzung hergestellt werden. Inzwischen ist durch Studien bewiesen, dass die Ansicht, die von dem Schweizer Psychiater Eugen Bleuler (1857-1939) vertreten wurde, falsch ist. Patienten die unter Zwangsstörungen leiden, haben kein erhöhteres Risiko an nicht Schizophrenie zu erkranken, als jemand der nicht unter Zwangsstörungen leidet. ¥ Auch zur zwanghaften Persönlichkeitsstörung besteht kein nachweisbarer Zusammenhang. ¥ Häufig tritt die Zwangsstörung gemeinsam mit Depressionen, Panikstörungen und sozialer Phobie Depressionen, Panikstörungen und sozialer auf.Phobie Rund 80 % Rund der Betroffenen depressive auf. 80 % der weisen Betroffenen weisent depressive Quelle:wakingupwilliams.com www.stephanuswerkstatt.de Symptome auf, die aber nicht ¥ nicht immer immer die die Diagnose „Depressionen“ rechtfertigen. Ein Diagnose „Depressionen“ rechtfertigen. Ein gutes gutes Drittel leidet mindestens Drittel leidet mindestens einmal imeinmal Lebenim anLeben einer an einer Depression. Bei der 12 %Kranken der Kranken Depression. Bei 12 % tritt tritt die die körperdysmorphe körperdysmorphe StörungStörung auf. auf. Körperdysmorphe Störung: Die Betroffenen nehmen ihren Körper oder einzelne Körperteile als hässlich oder entstellt wahr. Am häufigsten beziehen sich die betroffenen Körperteile auf das Gesicht oder den Kopf (wie z. B. Akne, Narben, eine zu große Nase oder Ohren, asymmetrische Gesichtszüge), aber es kann auch jedes andere Körperteil betroffen sein (z. B. Füße oder Geschlechtsteile). Die Betroffenen leiden wegen ihres Aussehens oft unter zwanghaften Gedanken, die bis zu mehrere Stunden am Tag andauern können. Weiterhin zeigen die Betroffenen oftmals sogenannte ritualisierte Verhaltensweisen: Das Überprüfen des Aussehens in Spiegeln oder anderen reflektierenden Oberflächen, das Vergleichen des eigenen Aussehens mit dem Aussehen anderer Personen, ritualisiertes Auftragen von Makeup oder anderen Kosmetikartikeln. Auch das Vermeiden sozialer Situationen, wie z. B. Partys oder Einkaufszentren aus Angst vor negativer Bewertung durch andere Personen, ist häufig vorzufinden. Es handelt sich um eine psychische Störung, bei der Betroffene befürchten, durch einen Defekt, der für andere entweder überhaupt nicht oder lediglich minimal erkennbar ist, stark entstellt zu sein. Aufgrund dieser Angst zeigen Dysmorphophobiker bestimmte Verhaltensweisen, die sich zum einen auf das Überprüfen und zum anderen auf das Kaschieren des vermeintlichen Makels beziehen. Viele der Betroffenen haben keine oder eine geringe Krankheitseinsicht, d.h. sie sind der festen Meinung, sie seien unattraktiv. Zudem fühlen sich die Betroffenen in der Öffentlichkeit von anderen angestarrt und fürchten, die vermeintliche Entstellung gebe anderen Anlass zu Ablehnung und Verachtung – was häufig einen Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben zur Folge hat. Aufgrund der befürchteten Hässlichkeit des eigenen Körpers ist es für Betroffene oftmals schwierig oder unmöglich, sich mit als attraktiv empfundenen Personen zu unterhalten oder gar eine Liebesbeziehung zu führen. Im Extremfall kann es zum totalen Rückzug in das eigene Zuhause und zur völligen Vereinsamung kommen. Die Betroffenen leiden häufig unter einer starken Angst vor negativer Bewertung durch andere, und die Komorbidität mit der sozialen Phobie ist sehr hoch. Interessanterweise konnte in einer Studie gezeigt werden, dass bei allen Individuen, die sowohl unter einer körperdysmorphen Störung als auch unter einer sozialen Phobie litten, der 40 Zwangserkrankungen Störungsbeginn der sozialen Phobie in allen Fällen vor dem Störungsbeginn der körperdysmorphen Störung lag (Wilhelm, Otto, Zucker, Pollack, 1997). Verbreitung und Verlauf: Bis Mitte der 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts war die Zwangserkrankung noch relativ unbekannt. Bei vielen Betroffenen entstand das Gefühl „alleine“ mit den sie quälenden Gedanken zu sein. Das erhöhte die Suizidgefahr und minimierte die Chancen sich in therapeutische Behandlung zu begeben. Man geht heute davon aus, das ca. 2% der Bevölkerung an Zwangsstörungen leiden. In der Bevölkerung ist die Krankheit wenig bekannt, und sie wird oft nicht richtig erkannt und behandelt. Es dauert oft 7 bis 10 Jahre, bis die Betroffenen zielführend behandelt werden. Oft beginnt die Erkrankung im Jugend- oder im frühen Erwachsenenalter vor dem 30. Lebensjahr. Im Durchschnitt erkranken mehr Jungen und Männer als Mädchen und Frauen. Die Erkrankung verläuft meist langsam und verschlimmert sich dann ständig. Ohne wirksame Therapie verläuft sie zu zwei Dritteln chronisch, zu einem Dritteln schubweise mit akuten Verschlechterungen unter besonderen Belastungen. Dirk Demand Zwangs 41 www.stephanuswerkstatt.de Einweihung Stephanus Werkstatt Wetzlar Einweihung unserer neuen Räumlichkeiten am Schmittenberg Am Freitag, dem 27. Mai war es so weit: Die Stephanus Werkstatt feierte ihre Erweiterung. Das angemietete Gebäude der Firma Yildiz CNC Drehtechnik wurde im Erdgeschoss von unserer Montageabteilung, Kabelabteilung und der Dreherei bezogen. Im oberen Stockwerk befinden sich u. a. die Büroräume der Verwaltung, des Sozialdienstes und der Werkstattleitung. Nachdem der, glücklicherweise, einzige Schauer des Tages abgeklungen war, eröffnete Herr Rau, Geschäftsführer der Diakonie-Lahn-Dill und des Stephanus Werks, die Feier im neuen Aufenthaltsraum mit einer kurzen Andacht. Werkstattleiter Herr Thöne begrüßte die geladenen Gäste, alle Mitarbeiter und Anwesenden. Er erläuterte wie die Werkstatterweiterung geplant und umgesetzt wurde. Anschließend würdigte Frau Kornmann die Arbeit und das Wirken der Stephanus Werkstatt und überreichte Herrn Thöne im Namen des Magistrats der Stadt Wetzlar ein Präsent. Nach dem offiziellen Teil stellten wir uns zum Essen holen an. Die Warteschlange erstreckte sich nahezu über den ganzen Hof. Neben Steaks und Würstchen sowie verschiedenen Salaten gab es Kaltgetränke, zum Kaffee später Kuchen. Auf der Ladefläche des Werkstatt-LKWs als Bühne spielte die Andy Pfälzer Band Klassiker aus Rock und Pop. Die Gäste konnten das neueingerichtete Gebäude besichtigen und Eindrücke von den Tätigkeiten in der Montage bekommen. Ein Blickfang war sicher auch die Wandbemalung im Mehrzweckraum im ersten Stock. Im Erdgeschoss verkauften Beschäftige Holzbänkchen, Schlüsselbretter und Glücksbäumchen aus eigener Herstellung. Unsere Praktikantin Frau McLaughlin bot den Besuchern an sich auf einem Bild künstlerisch einzubringen. Für Abwechslung und Unterhaltung war also gesorgt. Durch die gute Organisation, angenehmes Wetter, stimmungsvolle Musik und die zahlreich erschienenen Gäste erlebten wir somit eine rundum gelungene Feier. Dirk Demand www.stephanuswerkstatt.de 42 Einweihung 27.Mai 2011 43 www.stephanuswerkstatt.de Alkoholsucht Angefangen hat es in früher Jugend, damals war es cool mit den Kumpels um die Wette zu trinken und sich zu rühmen wer denn am meisten verträgt. Was sich zunächst nur auf die Wochenenden beschränkte, entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einer Odyssee. Zunächst war es der Führerschein der weg war, dann die Arbeit und das schlimmste war, als Frau und Kind auch noch fort waren. Was folgte war ein tiefer Fall, keine Hoffnung, kein Vertrauen und schon gar keine Zukunft oder Perspektive (dachte ich). Aber der “gute Freund“ war ja immer da, an jedem Kiosk, jeder Tankstelle oder Supermarkt stand er parat, Allzeit bereit. Die Abstände eines jeden Vollrausches wurden immer kürzer. Jeden Morgen das gleiche Spiel, erst mal den Kater verjagen - „hoffentlich ist noch was über von Gestern und wo kaufe ich denn heute wieder das Zeug ein?“. Tag ein Tag aus, das gleiche Spiel. Wahre Freunde mit denen man ernsthafte Gespräche über das Alkoholproblem führen konnte gab es nicht. Es waren nur Kumpane mit denen man eben gut trinken konnte – „Hauptsache nicht alleine sein“. Das Bewusstsein ein Alkoholproblem zu haben war schon lange da, aber es war ja auch so einfach die Probleme permanent weg zu spülen. Es war ein schleichender Prozess, den man als betroffener meistens erst sehr spät realisiert. Versuche kontrollierten Trinkens scheiterten in der Regel, mal ging es einige Tage aber dann wurde alles wieder aufgeholt. Nach circa 10 Jahren exzessiven Trinkens siegte die Vernunft. Volksdroge Alkohol Die Alkoholkrankheit ist eine chronische Suchtkrankheit. Sie zählt zu den psychischen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen. Der verursachende Stoff ist der Alkohol, genauer Ethanol (Ethylalkohol), der bei der alkoholischen Gärung entsteht. Männer sind weitaus häufiger betroffen als Frauen. Von den mehr als 4,3 Millionen Alkoholabhängigen in Deutschland sind circa 70 Prozent Männer, wobei die Tendenz bei Frauen steigend ist. Auch beginnt der Krankheitsverlauf bei Männern meist früher. Während Frauen im Regelfall erst im mittleren Lebensalter beginnen auffällig zu trinken, sind bei Männern die Anfänge eines exzessiven Trinkverhaltens meist schon in der frühen Jugend erkennbar. Obwohl Alkohol als harte Droge klassifiziert ist, wird die Droge dennoch oft verharmlost und ihre negativen Aspekte werden heruntergespielt. Die Alkoholkrankheit kann bereits durch den regelmäßigen Konsum kleinerer Mengen beginnen. Laut der DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) gibt es in Deutschland rund 9,3 Millionen Menschen, die einen riskanten Alkoholkonsum betreiben. Der riskante Konsum definiert sich bei Männern durch 30 bis 60 Gramm reinen Alkohol pro Tag, bei Frauen durch 20 bis 40 Gramm pro Tag. Jedes Jahr werden rund 238.000 Straftaten in Deutschland unter Alkoholeinfluss begangen. Etwa neun Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschäden hängen mit Alkoholkonsum zusammen. www.stephanuswerkstatt.de 44 Werbepartner CNC-Drehtechnik (06441) 21040-0 . 2 (06441) 21040-20 ( e-mail: contact@yildiz-drehtechnik.de . Internet: www.yildiz-drehtechnik.de Yildiz CNC-Drehtechnik . Am Schmittenberg 14 . 35578 Wetzlar 45 www.stephanuswerkstatt.de Reisemarkt - Türkei TÜRKEI KAPPATOKIEN Wer im Urlaub nicht nur Sonne, Strand und Meer geniessen möchte, sondern auch die Schönheiten des Landes kennen lernen will, hat in der Türkei eine Vielzahl von Möglichkeiten. Zu den schönsten Reisezielen kann man die wunderschöne Landschaft Kappadokiens zählen. Zahlreiche Reiseagenturen bieten Ausflüge in diese Region an. Wenn man per Bus oder Auto von der türkischen Riviera aus anreist, führt die Fahrt von der Mittelmeerküste ins Landesinnere über die Stadt Konya, die sich gut für einen Zwischenstopp mit Übernachtung eignet, bis hin nach Nevºehir. Hier beginnt die Region von Kappadokien, deren bekannteste Orte Göreme und Ürgüp sind. Hier hat man das Gefühl eine andere Welt zu betreten. Die Lavaströme der dortigen einst aktiven Vulkane wurden in diesem Gebiet im Laufe der Jahrhunderte durch Wind und Wasser zu außergewöhnlichen Gebilden geformt. Menschen haben in dem Gestein Wohnungen und Kirchen geschaffen, Zuflucht vor Verfolgung gesucht und gebetet. Und heute kann man das Leben in einer Höhlenwohnung nachempfinden, indem man sich in eines der Höhlenhotels einmietet. Gerade im Sommer, wenn die Temperaturen in Kappadokien sehr stark ansteigen, ist ein Aufenthalt in den Höhlenzimmern sehr angenehm, da auch ohne Klimaanlage eine relativ konstante angenehme Raumtemperatur herrscht. Sehr romantisch und traditionell präsentiert sich das kleine Hotel Asmali Cave House in Uçhisar, das in bemerkenswerter Weise renoviert wurde und mehrere geschmackvoll eingerichtete Höhlen-Suiten anbietet. Die Zimmer wurden mit viel Liebe für kleine Details eingerichtet. Da die Zimmer alle ins Gestein eingebettet wurden, wird dem Urlauber eine gewisse nostalgische Atmosphäre vermittelt. Für anspruchsvollere Gäste empfiehlt sich das im gleichen Ort gelegene Tourist Hotel Cappadocia, welches erst vor kurzer Zeit eröffnet wurde. Das Hotel ist in einen Hang hinein gebaut und bietet sehr viel Komfort und zahlreiche Einrichtungen wie Konferenzräume, einen Swimmingpool und ein Hamam. Von der Terrasse des Restaurants aus genießt man einen tollen Blick auf die einmalige Kulisse der charakteristischen Landschaft von Kappadokien. Sehr authentisch sind auch die Zimmer des Fairy Chimney Inns in Göreme. Es befindet sich außerhalb des lebhaften Ortszentrums direkt vor den Sehenswürdigkeiten der Feenkamine, die rund um Göreme zu finden sind. Weitere, fundierte Informationen zu den Feenkaminen können im Hotel erfragt werden. Diese Hölenanlage war früher Teil eines byzantinischen Klosters und wurde sorgfältig und mit Bedacht renoviert, was sehr zur angenehmen Atmosphäre in diesem Hotel beiträgt. Das Fairy Chimney Inn ist desweiteren Teil der Cappadokia Academy, daher finden in dem Haus auch regelmäßig Workshops und Veranstaltungen zu Kappadokien und weiterführenden Themen in den Bereichen Kunst und Kultur statt. Auch Kochkurse werden von der Chefin des Hauses angeboten. www.stephanuswerkstatt.de 46 Thema Gehörlosigkeit Gehörlos was nun? Nach meiner Berufsausbildung zog ich zurück in meine Heimat und bekam eine Arbeitsstelle, da ich gleich nach 2 Monaten wieder gekündigt wurde, weil die Mitarbeiter mich nicht gut genug ernst genommen haben, da ich noch keine Berufserfahrung hatte. Dann war ich lange Zeit ohne Arbeit, als ich wieder eine Arbeitsstelle, wurde ich ausgenutzt bekam also nicht den vorgeschriebenen Lohn und wurde betrogen. Nur ich frage mich warum das auf mich zukommt. Gehörlosigkeit Warum schreiben wir darüber? Weil Hörende oft mit Gehörlosen nicht gut klar kommen, sie kennen die Zeichensprache nicht, wissen oft nicht viel über die gehörlose Welt und denken anders. Oft passiert es, dass Gehörlose auf Abstand und für Dumm gehalten, sogar misstrauisch behandelt werden, aber wir sehen das anders, deshalb wollen wir sie aufklären. Erlebnisbeschreibung 2er Mitarbeiter Mitarbeiter1: Meine Mutter war schwanger und hatte Röteln. Nach der Geburt bleiben die beiden Gehör verloren. Seit ca 5. Lebensjahr sind die beiden Gehör weg. Damals bin ich bei einer Pflegefamilie und im Kindergarten in Bad Camberg gewesen. Dann war ich in der Gehörlosenschule in Friedberg /Hessen eingeschult und habe auch im Internat gewohnt. Dann ging ich in die Hörgeschädigtenschule in Essen – Ruhrgebiet. Ich habe zwei Ausbildungen (als Elektroinstallateur und dann als Masseur und medizinischer Bademeister) abgeschlossen. Den Arbeitsplatz als Masseur und medizinischer Bademeister kann ich nicht mehr annehmen, weil die KollegInnen mich minutenlang gehänselt (mobbing) und sexuell am Arbeitsplatz belästigt haben. Nachdem der befristete Arbeitsvertrag abgelaufen war habe ich deshalb aufgehört. Dann war ich jahrlang arbeitslos. Heute arbeite ich im Druckereigewerbe. Ich habe keine Probleme mit den Maschinen, z.B. sehen, spüren, fühlen. Gründe für Gehörlosikeit , Erkrankungen, … Erworbene Taubheit (Innenohrschaden) kann als Folge von z.B. (Meningokokken-)Meningitis, Enzephalitis, Scharlach, Masern, Tuberkulose, Osteomyelitis, Mittelohr-Erkrankungen, Otosklerose, (Baro-)Trauma u.a. (bei absoluter Taubheit stets mit Innenohr- oder Hörnervbeteiligung) auftreten. Angeborene Taubheit kann entweder vorgeburtlich durch Röteln-Embryopathie, Rh-Inkompatibilität mit Kernikterus, Labyrinthitiskonnatale Syphilis) oder Vererbung (meist autosomal-rezessiv) sowie durch Syndromen entstehen. Diagnose Es gibt eine Reihe von Störungen, von denen die Gehörlosigkeit genau abzugrenzen ist, z. B. · bewusstes "Nicht-Hören-Wollen" · Schwerhörigkeit · Stummheit und Aphasie (Sprechunfähigkeit) Mitarbeiter2: Ich bin wegen einer Gehirnhautentzündung (Meningitis) ertaubt. Mit 11 bekam ich ein Cochlear-Implantat und konnte wieder hören. Ich ging in die Gehörlosenschule nach Bad Camberg und lernte im Berufsbildungswerk für Gehörlose als Bauzeichner. · Sprachentwicklungsverzögerungen · autistisches Verhalten · Entwicklungsverzögerung bzw. geistige Behinderung · Aufmerksamkeitsstörung, vorwiegend 47 12 www.stephanuswerkstatt.de Gehörlosigkeit unaufmerksamer Typ ("Träumsuse"& "Begriffsstutzigkeit") · Schizophrenie mit Spracharmut (Alogie) und " Abschottung von äußeren Eindrücken (siehe auch: Schizophreniekonzepte) · Angstsyndrome und soziale Eine überdeutliche Aussprache wie "Laaaaaampeeeee" verzerrt ihr Mundbild. Gehörlose werden Sie trotzdem nicht hören! Schreien verzerrt das Mundbild und macht das Absehen von den Lippen unmöglich. Sie erschrecken höchstens andere Gesprächsteilnehmer. Unterstreichen Sie das Gesagte mit Mimik und Gesten und vergessen Sie nicht zu lächeln. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr gehörloser Gesprächspartner eine ausdrucksstarke Mimik benutzt. Phobie · psychogener Mutismus (seelisch bedingtes Schweigen) Umgang mit gehörlosen Menschen Diese Informationen soll Ihnen helfen besser mit Gehörlosen zu kommunizieren. Sicherlich haben Sie schon einmal beobachtet, dass Gehörlose untereinander in Gebärdensprache kommunizieren. Diese ist die Basissprache der Gehörlosen. Gebärdensprachen sind gleichwertige, visuelle Sprachen mit einer eigenen Gram-matik und spezifischem Lexikon. Sie sind nicht international. In Deutschland gebärdet man DGS - Deutsche Gebärdensprache. Diese hat wie die Deutsche Lautsprache ver-schiedene Dialekte. Wie unterhalte ich mich mit Gehörlosen? Auch Gehörlose können nicht sehen, was hinter ihnen gesprochen wird. Deshalb ist es erforderlich, dass Sie sich, bevor das Gespräch beginnt, dem Gehörlosen zuwenden und Blickkontakt aufbauen. Nennen Sie Ihrem gehörlosen Gesprächspartner zu Beginn der Unterhaltung das Thema. Dadurch ist es leichter, vom Mundbild auf das Wort zu schließen. Das Gespräch kann besser verfolgt werden. Teilen Sie Ihm auch mit, wenn Sie das Thema wechseln wollen. Die Zigarette im Mundwinkel, Kaugummi im Mund oder ein vom Bart zugewachsenes Gesicht erschweren das Absehen von den Lippen erheblich. Achten Sie immer darauf, dass Ihr Gesicht gut beleuchtet ist. Vermeiden Sie es, sich ins Gegenlicht zu stellen, da Gehörlose sonst beim Absehen von den Lippen geblendet werden. Lächeln Sie nicht verlegen und stimmen allem zu, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Bitten Sie um Wiederholung des Gesagten. Wenn das nicht hilft, bitten Sie den Gehörlosen es aufzuschreiben. Sprechen Sie langsam und deutlich, jedoch nicht übertrieben. www.stephanuswerkstatt.de Laaaampeee" Viel Spaß beim Ausprobieren dieser Tipps! Sie werden sehen, dass die Kommunikation so viel entspannter und interessanter für Hörende und Gehörlose abläuft. Geben Sie nicht sofort auf, wenn es nicht auf Anhieb klappt - Übung macht den Meister! Sollten Sie weitere Fragen zum Thema Gehörlosigkeit haben, besuchen Sie doch einfach Ihre gehörlosen Gesprächspartner. http://www.gl-cafe.de http://www.taubenschlag.de http://www.gehoerlosen-bund.de http://www.sign-lang.uni-hamburg.de http://www.gebaerdenfabrik.de 48 12 Berufsbildung bM Wetzlar Grundkurs PC • Aufbau eines PC • verschiedene Hardwarekomponenten • Eingabegeräte (Maus & Tastatur) • Umgang mit MS Paint • Umgang mit Dateien (Dateiorganisation) Grundlagen Offsetdruck • Aufbau der Druckmaschine • Bedienelemente • Anbauteile Funktionsweise • Pflege und Wartung • Einrichten der Druckmaschine • Reinigungs- und Wartungsarbeiten Berufsbildende Maßnahmen Beruflicher Integrationskurs • Praktikumsvorbereitung • Bewerbungstraining • Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche • Verhalten im Betrieb • Erfahrungsaustausch Wetzlar Kognitionstraining • COGPACK am PC Grundkurs Metall • Benennen und unterscheiden der Werkzeuge • Prüfen und messen mit Stahlmaß und Meßschieber • Anreißen und körnen • Sägen, feilen, bohren und Gewinde schneiden • Schraubenarten erkennen und benennen Wetzlar und Weilburg Unterricht • Mathematik • Deutsch (in Weilburg auch Geschichte) Maschinenschreiben • Zuordnung: Finger - Buchstaben • Zahlen & Zeichen • verschiedene Texte Internet • Grundlagenvermittlung Allgemeines • Grundlagenvermittlung Browser • Cookies • Warenshopsysteme • Verschlüsselung • Suchmaschinen Grundkurs MS Word • Umgang mit Worddokumenten (erstellen, öffnen, speichern und schließen) • Bildschirmaufbau (Menü-, Symbolund Bildlaufleisten, Ansichten) • Textgestaltung Ergonomie am Arbeitsplatz • Übungen zur Körperwahrnehmung • Ergonomie - Was ist das? • mögliche Schäden durch falsches Sitzen • Richtig Sitzen aber wie? • Dynamisches Sitzen? • Einfache Sitz- und Rückengymnastik • Funktionsweise von Arbeitsstuhl und Arbeitstisch Grundkurs technisches Zeichnen • 3 Ansichten kennen lernen • Anzahl der Flächen auf verschiedenen geometrischen Körpern erkennen • einfache Skizzen erstellen Grundkurs Corel Draw • Grundlagenvermittlung der Benutzeroberfläche • Kennenlernen und anwenden der Werkzeuge • Gestaltung von Texten und Grafiken Grundlagen Flurförderzeuge • Grundlagenvermittlung für handgetriebene Flurförderzeuge • Grundlagenvermittlung der Lagerwirtschaft 49 www.stephanuswerkstatt.de Aktuelles & Termine t Gesellschaftsspiele Dienstags 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr Aktuelles & Termine n! ie r fe bs e i tr Be Yoga und Entspannung zu Musik Mittwochs 10:45 Uhr bis 12:30 Uhr Kegeln Mittwochs, 14-tätig 13:30 Uhr bis 15:30 Uhr Wir haben Geschlossen Wandern Donnerstags 10:30 Uhr bis 12:00 Uhr u. 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr vom 23.12.2011 bis 01.01.2012 Werkstattzeitung Redaktionsteam Mittwochs 8:30 Uhr bis 11:30 Uhr Layoutteam Mittwochs 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr Freizeit Werkstattfreizeit vom 19.08. bis 26.08.2011 an das Weilburg Ijsselmeer Holland Tischtennis Mittwochs 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr Arbeitsbegleitende Maßnahmen Entspannung Mittwochs 10:00 Uhr bis 10:30 Uhr Wetzlar Nordic Walking Im Sommerhalbjahr Montags 13:30 Uhr bis 14:30 Uhr Gesellschaftsspiele Mittwochs 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr Gesellschaftsspiele Dienstags 13:15 Uhr bis 14:45 Uhr Wetzlar und Weilburg Tischtennis/Badminton Im Sommerhalbjahr Mittwochs 10:45 bis 12:15 www.stephanuswerkstatt.de Fußball (Wetzlar und Weilburg) Mittwochs, 14-tägig 9:45 Uhr bis 12:15 Uhr 50 Werbepartner Werbepartner