Kongressreihe 2006 - Bundesweite Gründerinnenagentur
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Kongressreihe 2006 - Bundesweite Gründerinnenagentur
* * ** UNTERSTÜTZUNG VON GRÜNDERINNEN gute praktiken in europa Kongressreihe 2006 s t u t t g a r t – e r f u r t – b o c h u m – p o t s d a m Impressum Herausgeber: Steinbeis-Europa-Zentrum Haus der Wirtschaft Willi-Bleicher-Straße 19 70174 Stuttgart Text und Editorial: Steinbeis-Europa-Zentrum Dr. Petra Püchner, Tracey French, Milena Mikosch, Anna Gromann Besonderer Dank gilt der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die uns erlaubt hatten sie zu zitieren. Gestaltung: wahl.visuellegestalter, Stuttgart Fotografie: Susanne M.K. Baur, Solveig Glaubrecht, Vera Dohmann, Renée Rudolph Druck: Henkel GmbH Druckerei Stuttgart Februar 2007 Das dieser Broschüre zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01FP0502 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. 02 03 * * ** Inhalt seite 05 Vorwort 06 Kongressreihe 2006 08 Frauen als Unternehmerinnen – Gute Praktiken und Initiativen zur Schaffung eines Unterstützungsklimas – erster Kongress Stuttgart 12 Frauen gründen anders – Erfahrungen mit frauenspezifischen Unterstützungsangeboten – zweiter Kongress Erfurt 18 Frauen nutzen Netzwerke – wie und wann vernetze ich wen für eine effektive Gründungsförderung – dritter Kongress Bochum 22 Ausbildung und Qualifizierung – Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Gründerinnen – vierter Kongress Potsdam 27 Rückblick Kongressreihe 2006 28 Beitrag der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) 04 05 * * ** Vorwort Bundesministerium für Bildung und Forschung Referat Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung Oktober 2006 Die Arbeitswelt in Deutschland ist in Bewegung. Der wirtschaftliche Strukturwandel, der mit wachsender Globalisierung einhergeht, bringt auch einen Wandel der Arbeitsstrukturen mit sich. Umbruchsituationen bieten immer auch besondere Chancen. Unternehmensgründungen eröffnen in diesem Zusammenhang besondere Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume. Daher gilt es, alle Potentiale für Unternehmensgründungen auszuschöpfen. Bisher gründen in Deutschland Frauen jedoch nur halb so häufig wie Männer. Wie kann es gelingen, mehr Frauen zur Unternehmensgründung zu bewegen? Es gibt keine einfache Antwort darauf. So vielschichtig, wie die Unterschiede zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern sind, so verschiedenartig sind auch die Ansatzpunkte für eine Steigerung des Frauenanteils an Gründungen. Verbesserungen in der Ausbildung, in der Beratung, besondere Unterstützungsangebote für Frauen, Schaffung eines positiven Klimas für Unternehmerinnen und die Unterstützung von Netzwerken für Frauen sind Kernelemente einer Politik, die eine stärkere Beteiligung von Frauen am Wirtschaftsgeschehen erreichen will. Helfen kann auch ein Blick über die Grenzen in Länder, die es bisher besser als wir geschafft haben, Frauen zur Unternehmensgründung zu motivieren. Neue Ideen wurden dort erfolgreich umgesetzt. Das Projekt ProWomEn hat eine ganze Reihe solcher Best Practise Beispiele auf europäischer Ebene zusammengestellt und veröffentlicht. Doch das alleine reicht noch nicht. Sie können nur dann erfolgreich auch in Deutschland umgesetzt werden, wenn sie zu unseren Rahmenbedingungen passen. Die gerade zu Ende gegangene Kongressreihe »Unterstützung von Gründerinnen – gute Praktiken in Europa« hat ein breites Forum dafür geboten, solche Fragen des Transfers zu erörtern. Mit der hier vorliegenden Zusammenfassung soll ein noch breiterer Kreis erreicht werden. Dr. Eveline von Gäßler Kongressreihe 2006 Transfer von Know-how und guten Praktiken in Europa zur Förderung der Existenzgründungen durch Frauen Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen an den Unternehmensgründungen deutlich zu erhöhen. Zur Erreichung dieses Ziels bedarf es nicht nur der Schaffung konkreter Angebote für Existenzgründerinnen, vielmehr muss den hierfür zuständigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ein Forum geboten werden, das ihnen Raum für Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer und fachlichen Kontakt bietet. Ein solches Forum hat die Kongressreihe geschaffen. Frauen werden bei der Existenzgründung häufig mit anderen Rahmenbedingungen konfrontiert als Männer. Sie unterscheiden sich vielfach in der Herangehensweise und dem Gründungsverhalten sowie in ihrer Erwerbsbiographie von männlichen Gründern. Gut ausgebildete Frauen mit innovativen Ideen tragen dazu bei, Arbeitsplätze zu schaffen und den Herausforderungen des Strukturwandels zu begegnen. Das europäische Netzwerk »ProWomEn – Promotion of Women Entrepreneurship« hat von 2001 bis 2003 mehr als 80 bewährte Maßnahmen identifiziert und die besten in einer Broschüre veröffentlicht. Das Projekt, bei dem sich 16 verschiedene Regionen zusammengeschlossen haben, wurde von der Europäischen Kommission unterstützt. Die identifizierten Maßnahmen lassen sich in folgende Themenbereiche gliedern: • Problembewusstsein • Unterstützungsprogramme • Regionale Netzwerke • Bildung und Qualifizierung »Vernetzung, Kooperation und eine entspannte und freundliche Atmosphäre.« Ulla Böcker, G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH, NRW, Bottrop 06 07 * * ** Aufbauend auf den Ergebnissen des Projektes »ProWomEn« veranstaltete das Steinbeis-Europa-Zentrum im Jahr 2006 vier Kongresse zum Thema »Unterstützung von Gründerinnen – gute Praktiken in Europa«. Jeder Einzelkongress verfolgte das Ziel, das im Rahmen von »ProWomEn« gesammelte Expertenwissen zu vermitteln und eine Diskussion zum jeweiligen Fachthema anzustoßen. Impulse kamen hierbei von Expertinnen und Experten aus den verschiedenen europäischen Regionen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit, mit den Expertinnen und Experten in einen direkten Dialog zu treten und Erfahrungen zu folgenden thematischen Schwerpunkten auszutauschen: – Frauen als Unternehmerinnen – Gute Praktiken und Initiativen zur Schaffung eines Unterstützungsklimas – Frauen gründen anders – Erfahrungen mit frauenspezifischen Unterstützungsangeboten – Frauen nutzen Netzwerke – wie und wann vernetze ich wen für eine effektive Gründungsförderung? – Ausbildung und Qualifizierung – Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Gründerinnen. Die Kongressreihe wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und in enger Zusammenarbeit mit der bundesweiten gründerinnenagentur (bga), dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg – ifex, THÜRINGEN innovativ GmbH, der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B. NRW) sowie der ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) durchgeführt. Die Veranstaltung richtete sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die sich mit der Förderung, Unterstützung und Beratung von Existenzgründerinnen befassen. »Also der Nutzen dieser Kongressreihe liegt für mich darin, ganz besondere Erfahrungen zu sammeln, wie machen andere ihre Arbeit, was passiert in anderen Bundesländern, was passiert in anderen Ländern, der Europäischen Union, beispielsweise auf dem Gebiet der Existenzgründungsunterstützung insbesondere für Frauen.« Yvette Dinse, IDB GmbH / Netzwerk ressourcen center, Rostock s t u t t g a r t – e r f u r t – b o c h u m – p o t s d a m Erster Kongress Stuttgart, 26. – 27. Januar 2006 Frauen als Unternehmerinnen – Gute Praktiken und Initiativen zur Schaffung eines Unterstützungsklimas Die Frau als Unternehmerin – trotz vieler Bemühungen von öffentlicher oder gesetzgeberischer Seite, z.B. in Bezug auf Gleichstellung, ist es immer noch keine Alltäglichkeit, wenn eine Frau sich als Unternehmerin in der Gesellschaft definiert. Entsprechend gering ist das Bewusstsein, dass Frauen vielleicht eine andere Form der Unterstützung benötigen. Der erste Kongress widmete sich deshalb der Frage, auf welche Weise die Frau als Unternehmerin auf den verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen wahrgenommen wird. Der Kongress zeigte zudem durch gute Praktiken aus Europa, wie regionale Entscheidungsträger für das Thema gewonnen werden und gute Öffentlichkeitsarbeit aussehen und gestaltet werden kann. Die Referate am Vorabend des Kongresses gaben interessante Impulse. Dabei zeigte Dr. Helga Breuninger zusammen mit dem Künstler Alfred Bast auf, die gegenseitigen Stärken von Mann und Frau zu einer Führungsriege im Unternehmen zusammen zu führen. Dass Männer und Frauen sich gegenseitig wichtige Impulse geben können – gerade auch im Bereich Unternehmensmanagement – berichtete Frau Dr. Helga Breuninger. Mann und Frau gemeinsam bilden ein Klima, das die beiden verschiedenen Pole (Ansichten, Schwerpunkte, Führungsstile) erfolgreich verbindet. Aus der Beratungserfahrung von Frau Breuninger, besonders in der Nachfolge von Unternehmen, mangelt es z.B. Töchtern häufig an dem notwendigen Selbstvertrauen, um die eigenen Stärken als gleich wichtig und Mehrwert bringend in eine Unternehmensführung einbringen zu können. 08 09 * * ** Prof. Friederike Welter untersuchte das Bild der Unternehmerin in der deutschen Presse. Dabei wurde deutlich, dass Berichte über Unternehmerinnen eher im BoulevardTeil als in den Wirtschaftsseiten auftauchen und deren öffentliches Auftreten inklusive äußerer Erscheinung, Familienbilder oder Wohnungseinrichtungen in den Texten mehr Raum einnehmen als das Unternehmen selbst. Ganz anders fiel die Berichterstattung über Unternehmer aus: bei ihnen stand deren Leistung im Unternehmen und für die Gesellschaft im Mittelpunkt. Frauen gründen in frauentypischen Sektoren Das Institut für Mittelstandsforschung in Mannheim untersuchte die Entwicklung von Unternehmerinnen. Frauen und Männer sind in ihrer Entscheidung, ob sie unternehmerisch tätig werden wollen, von sozialen, gesellschaftlichen und institutionellen Faktoren beeinflusst. Bei Frauen spielt dabei die eigene Bildung eine weitaus größere Rolle. Auch die jeweilige familiäre Situation stellt einen wichtigen Faktor dar: Aus Gründen der Flexibilität und Unabhängigkeit fühlen sich Frauen mit kleinen Kindern eher in die Selbstständigkeit gezogen als Männer. Ein anderer wesentlicher Faktor entsteht aus der Berufswahl: Frauen in so genannten Männerberufen machen sich viermal häufiger selbstständig als in so genannten Frauenberufen. Allerdings sind 73 Prozent der Frauen in Frauenberufen tätig. Sozialisation und Rollenverständnis haben damit bereits einen großen Einfluss auf die Berufswahl und somit auf das Gründungsverhalten – denn die so genannten Frauenberufe bieten geringere Möglichkeiten zur Selbstständigkeit. »Wenn man daran denkt, der Unternehmer, der immer nur vorwärts stürmt, das sind also wirklich Klischees …« Prof. Dr. Gerda Lischke, Universität Lüneburg, Fakultät II, Lüneburg Die Wirtschaftspolitik erkennt die Wichtigkeit von Unternehmerinnen Interessant waren die Ausführungen der Expertinnen aus dem englischen Sprachraum. Im Vereinigten Königreich hat sich auf politischer Ebene die Sicht durchgesetzt, dass Frauen ein Wirtschaftsfaktor sind: Frauen als Unternehmerinnen steigern die Gesamtproduktivität, d.h. eine Wirtschaft kann es sich nicht leisten, auf Frauen als Unternehmerinnen zu verzichten. Mit diesem Hintergrund wird das Thema »Förderung der Existenzgründung durch Frauen« zum zentralen Thema in der Wirtschaftsförderung. Politisch hat den Frauen im Vereinigten Königreich geholfen, dass Patricia Hewitt, Mitglied des britischen Parlaments und damalige Staatssekretärin für Handel und Industrie sowie Frauenministerin, sich dieses Themas angenommen und es auf politischer Ebene vertreten hat. Mitarbeiter von Netzwerken und Organisationen, die Frauen in der Existenzgründung unterstützen, wie z.B. ProWess, gehen für eine Zeit lang in die Ministerien und andere politisch tätige Organisationen, um dort vor Ort die Entstehung von Gesetzesvorlagen oder Politikstrategien zu begleiten. Diese enge Zusammenarbeit ist sehr fruchtbar und führte zu einigen Aktionslinien und Plänen der Regierung, die der Förderung und Sichtbarwerdung von Frauen als Unternehmerin dienten. Die Wirtschaftspolitik Irlands konzentriert sich auf die »High potentials«, also Existenzgründer, die starkes Wachstum erwarten lassen. Frauengründungen, die häufig nicht im Technologiebereich sondern im Dienstleistungsbereich angesiedelt sind, werden hierunter nicht verstanden. Nichts desto trotz hat z.B. die Region rund um Dundalk die Teilnahme an einem von Europa geförderten Projekt dazu genutzt, regionale und nationale Entscheidungsträger auf die Probleme von Frauen im Bereich Unternehmerischer Selbstständigkeit aufmerksam zu machen. Daraus sind zwei Forschungsprojekte entstanden, die von der irischen Regierung finanziert werden: »Platzierung von Unternehmerinnen in Hochschulinkubatoren« und »Wachstumsstrategien für junge Unternehmerinnen«. Medienkampagnen mit Sponsoren und Preisverleihungen Um das Thema Unternehmerinnen in die Öffentlichkeit zu bekommen, gibt es verschiedene Ansätze. Bewährt haben sich Preisverleihungen oder die Einbeziehung bekannter Persönlichkeiten oder Firmen. Die Firma CocaCola unterstützt in Irland die Weiterbildung potentieller Unternehmensgründer. Über diesen Sponsor standen Finanzmittel und Zugang zu Medien bereit, um auch die Zielgruppe Frauen gezielt anzusprechen, z.B. über Radiospots oder Fernsehwerbung. Die englische Plattform ProWess verleiht Preise an solche Beratungseinrichtungen, die ihr Beratungsangebot Existenzgründerinnen angepasst haben. Erreicht das Angebot hier geprüfte Qualitätskriterien, wird der Preis mit viel Presse- und Medienaufwand verliehen. »Mein Traum wäre es, dass jede Frau, die es möchte, einen Arbeitsplatz hat, für den sie beruflich sich engagieren kann, tätig werden kann, für den sie dann aber auch das entsprechende Entgelt bekommt.« Yvette Dinse, IDB GmbH / Netzwerk ressourcen center, Rostock 10 11 * * ** Es braucht Vorbilder und gute Beispiele von Karrierewegen, um die Potenziale von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Große Veranstaltungen mit »Event-Charakter«, Preisverleihungen sowie die Einbeziehung medienwirksamer Persönlichkeiten führen zu einem Medieninteresse und damit zu einer guten Breitenwirkung. Sponsoren, wie z.B. global agierende Firmen, die sich des Themas im Rahmen ihrer internen »Corporate Responsibility« annehmen, sind ebenso hilfUm Sponsoren wie z.B. große Firmen zu erreichen, braucht es einen langen Atem. Es kann bis zu zwei Jahre reich wie starke Medienpartner. Politische Persönlichkeiten können unterstützend wirken, um entsprechende dauern, bis die richtigen Ansprechpartner in einem Aktionslinien und Prozesse in Gang zu bringen. Jede Konzern wie Coca-Cola gefunden werden, die sich für realistische Darstellung einer erfolgreichen Unternehdas anvisierte Thema begeistern können. Dies wurde auch von der Vertreterin des Avon Kosmetik Konzerns in merinnenpersönlichkeit hilft, den gesellschaftlichen Prozess in Gang zu setzen, damit Frauen als UnternehmerPolen bestätigt. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in verschiedenen Bereichen zu innen nicht mehr als Ausnahme angesehen werden, fördern – unternehmerische Selbstständigkeit gehört hier sondern zur Normalität gehören. auch aufgrund des eigenen Unternehmenskonzepts mit dazu. Jährlich verleiht Avon einen Preis für die Unternehmerin des Jahres – hierbei können sich Frauen aus allen Sparten bewerben. Die Preisverleihung erfolgt in Kooperation mit starken Medienpartnern und hat somit eine positive Breitenwirkung in ganz Polen. Große Veranstaltungen, die eine kritische Masse und möglichst auch die Präsenz bekannter Politiker oder anderer Persönlichkeiten erreichen, sind eine andere Möglichkeit, das Thema in den Medien platzieren zu können. Die NRW Offensive »Go!« nutzt das Unternehmerinnenforum, das zahlreiche Teilnehmer erreicht und immer von Landespolitikern begleitet wird. Ergebnisse des ersten Kongresses In Stuttgart ist deutlich geworden, dass die Frau als Unternehmerin noch immer eine Ausnahme in unserer Gesellschaft darstellt. Männliche Stereotypen gelten als Voraussetzung für ein erfolgreiches Unternehmertum und konfrontieren Unternehmerinnen mit Anforderungen, die sie nicht selbst bestimmt haben. Wird die unternehmerische Tätigkeit aber als männliche Disziplin eingeschätzt, hat dies Folgen, sowohl für die Berufsplanung junger Frauen, als auch für das Bild der Unternehmerin. Damit Frauen nicht in das Klischee »weiblicher Eigenschaften« rutschen und sich an männlichen Attributen messen lassen müssen, die sie an einer Gründung eher hindern, muss aktive Sensibilisierungsarbeit für ein weibliches Unternehmertum geleistet werden. »We have intensive training and mentoring programmes to encourage women into high-growth non-traditional businesses; particularly within science, engineering and technology, as women are under-represented in these sectors.« Marla Nelson, Women’s Business Development Agency, Vereinigtes Königreich s t u t t g a r t – e r f u r t Zweiter Kongress Erfurt, 23. – 24. März 2006 Frauen gründen anders – Erfahrungen mit frauenspezifischen Unterstützungsangeboten »... because in Romania […] there are a lot of success stories – unbelievable success stories of women entrepreneurs and I am convinced in a few years, women will obtain a good sector and a good segment.« Mihaela Cristea, National Agency for Small and Medium Sized Enterprises and Co-Operatives, Rumänien – b o c h u m – p o t s d a m Brauchen Frauen in der Existenzgründung eine andere Beratung als Männer? Im Gespräch mit Unternehmensberatern und Wirtschaftsförderern wird oft angezweifelt, dass der eigentliche Beratungsbedarf von Frauen im Bereich Existenzgründung ein anderer sei als der von Männern. Worin unterscheidet sich die Beratung? Müssen andere Inhalte vermittelt werden, oder ist es einfach eine andere Art der Ansprache und der Durchführung? Und wie erreiche ich potentielle Gründerinnen? Frauen abholen, vernetzen und befähigen (Empowerment) Die schwedische Idee der Women Ressource Centre ist ein Erfolgsmodell. Kommunen und Städte gründen in Partnerschaft mit Unternehmensberaterinnen Zentren, in denen Frauen aus der Region jede Unterstützung in Bezug auf Arbeitsplatz und unternehmerische Selbstständigkeit bekommen. Diese Zentren suchen ihr Klientel und verbreiten Informationsmaterial dort, wo Frauen sich aufhalten. Das kann die Stadtbücherei sein, ein Frauenbuchladen, eine Mutter-Kind-Gruppe etc. Die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern ist hierfür sehr wichtig. Dieses Prinzip, Zugang zu Frauen über bereits bestehende frauenspezifische Organisationen zu suchen, hat sich auch das Netzwerk »WIN Women into the Network« aus Nord-Ost-England auf die Fahne geschrieben. Um auch wirklich alle Schichten zu erreichen und – durch Selbstständigkeit – ein eigenständiges Leben zu ermöglichen, wurden alle frauenrelevanten Gruppen und Einrichtungen von Dinah Bennett, der Initiatorin von WIN, angesprochen, von der Krabbelgruppe bis zur Selbsthilfegruppe für missbrauchte Frauen, die Informationsangebote vernetzt und Beratung auch zur unternehmerischen Selbstständigkeit angeboten. Britt-Marie Torstensson aus Schweden berichtete, dass »Road Shows« zum Thema Entrepreneurship in Diskotheken abgehalten wurden, um vor allem junge Leute auf die berufliche Selbstständigkeit aufmerksam zu machen. 12 13 * * ** Die Zielsetzung, allen gesellschaftlichen Schichten die Möglichkeit zu unternehmerischer Selbstständigkeit zu geben, um aus Armut und Abhängigkeit heraus zu kommen, ist besonders für stark unterentwickelte Regionen wichtig. Das übergeordnete Ziel heißt »Empowerment« – Hilfe zur Selbsthilfe, Unterstützung, die eigenen Stärken zu sehen und aktiv einzusetzen. Dazu dienen individuelle Beratungen (in der Regel durch weibliche Berater) sowie Veranstaltungen zur Informationsvermittlung, Vernetzung und Weiterbildung. Genauso wichtig aber ist, dass sich wie z.B. in Schweden die schwedischen Ressource Center in aller Regel auch gesellschaftlich engagieren und auf verschiedenen Ebenen als Lobby für Frauenanliegen bzw. »Gender Mainstreaming« auftreten. Dazu gehört unter anderem das Pilotprogramm »On Equal Terms«, das Methoden entwickelt, um auf lokaler und regionaler Ebene den »Gender Mainstream« Gedanken in alle unternehmensrelevanten Entscheidungen und Politiken ein zu bringen. Das Projekt führt auch dazu, dass die Leistungen von Unternehmerinnen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region sichtbar gemacht werden. Um potentielle Gründerinnen zu erreichen und gemeinsam in Synergie zu beraten, agieren auch in Deutschland viele Beratungseinrichtungen in Netzwerken. Die Frauenbetriebe e.V. in Frankfurt sind regional mit Industrie- und Handelskammer (IHK), Arbeitsagentur, Hochschulen und anderen Beratungseinrichtungen vernetzt. In einigen Regionen Deutschlands wurde aber auch deutlich, dass reine Frauen-Netzwerke nicht mehr so attraktiv sind. Frauenbetriebe in Frankfurt z.B. hat die Erfahrung gemacht, dass gemischte Netzwerke bevorzugt werden. Die Multiplikatorinnen aus Sachsen-Anhalt berichteten, dass man mit Frauen-Netzwerken angefangen hat und jetzt mehr zu gemischten Netzwerken übergeht. Mit gemischten Netzwerken werden andere Unternehmerinnen erreicht als mit reinen Frauen-Netzwerken. Außerdem kann das Frauenthema dadurch eine höhere Sichtbarkeit in der Wirtschaftswelt erhalten. Frauen haben schlechteren Zugang zu Finanzen Studien zum Thema »Hindernisse für Existenzgründerinnen« stellen häufig den mangelnden Zugang zu Finanzen als wichtigen Faktor dar. Aus vergleichenden Analysen weiß man, dass Frauen oft mit weniger Startkapital anfangen, das Risiko eher scheuen und ihre Unternehmen oft darunter leiden, dass zu wenig Kapital im Unternehmen investiert wird. Frauen müssen in der Regel mehr Aufwand betreiben, um von ihrer Hausbank einen Kredit zu bekommen. Als Grund wird von der Bankenseite häufig die schlechtere Qualität der Geschäftspläne genannt. Befragt man Unternehmerinnen, so kann man überall in Europa noch erschreckende Berichte von klarer Diskriminierung hören. Frauen werden auch heute noch regelmäßig nach der Meinung ihres Mannes befragt oder müssen einen solchen mitbringen, um ernsthaft angehört zu werden. Das Bewusstsein für solches Handeln ist auf Finanzgeberseite allerdings noch wenig vorhanden. Die Ansprache macht den Unterschied Die isländische Regierung hat mit einem Innovationsförderprogrammen folgende Erfahrung gemacht: jahrelang gab es Innovationsförderung für Unternehmen, die Teilnahmerate von Unternehmerinnen aber war vernachlässigbar klein. Die Politik erkannte jedoch, dass Unternehmerinnen einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor und Potenzial für wirtschaftliches Wachstum darstellen. Da es Frauen schwerer haben, Gelder von der Bank zu erhalten, wurde in Zusammenarbeit mit Politik, Kommunen und Banken ein Garantiefonds eingerichtet, zu dem nur Unternehmerinnen Zugang erhalten und mit dem Kredite zur Implementierung von Innovation garantiert werden können. Interessanterweise wurde das Programm nun, da es speziell für Unternehmerinnen ausgeschrieben wurde, von diesen auch sehr stark genutzt, obwohl die Konditionen marktüblich waren, wie in den Vorläuferprogrammen auch. Im Schnitt sind durch jede Kreditvergabe im Rahmen dieses Programms zwei Arbeitsplätze in jedem teilnehmendem Unternehmen zusätzlich entstanden – bei einer Gesamtpopulation von »Alles, was ich tue oder eben nicht tue, habe grundsätzlich ich zu verantworten!« Dr. Judith Hesse, Firma adebar – Umstandmode für jeden Anlass – Verkauf und Verleih, Nordhausen »Der Kongress bot die Möglichkeit, Einblicke in zahlreiche Beratungsprojekte und Netzwerke für Jungunternehmerinnen zu erhalten und gab den Teilnehmern die Gelegenheit für intensive Gedankenaustausche und persönliche Gespräche.« Inès A. Melamies, Blue Rondo International, Bochum nur 300.000 Menschen ein wichtiger Schritt zum Erhalt von Firmen und Arbeitsplätzen. Eine Bank geht als Vorbild voran Die Bank of Scotland ist eine der wenigen Banken in Europa, die Frauen als gewünschte und bisher schlecht erreichte Kundengruppe identifiziert haben – immerhin werden im Vereinigten Königreich 47% des Wohlstands durch Frauen erarbeitet. Die Bank of Scotland wird über eine Gruppe von vier weiblichen Beratern aktiv. Diese erarbeiten ein einheitliches Marketing-Konzept, denn jede Außenstelle der Bank soll für Unternehmerinnen attraktiv sein. Sie schulen die Mitarbeiter der Bank in Bezug auf Gender relevante Beratung und weisen auf diskriminierendes Verhalten hin. Außerdem tritt die Bank als Sponsor für Organisationen auf, die Frauen im Berufsleben oder Unternehmerinnen unterstützen. Dabei bietet die Bank keine frauenspezifischen Finanzierungsangebote. Inhaltlich ist die Beratung identisch, aber die Vorgehensweise, das Bewusstsein und die Beratungsweise werden angepasst. Mentoring und Coaching Mentoring hat sich als ein wichtiges Werkzeug herausgestellt, um Defizite von Frauen in Bezug auf Existenzgründungsvorhaben anzugehen. Frauen – wie so oft gezeigt – benötigen einerseits fachliche Inputs, andererseits wünschen Sie sich aber auch die persönliche und individuelle Herangehensweise eines Mentors. Die Mentorin als gute Freundin Ein erfolgreiches Mentoring Projekt ist seit Jahren das von der Käte Ahlmann Stiftung gegründete TWIN Programm »Two Women Win«: Eine gestandene Unternehmerin aus dem Verband der deutscher Unternehmerinnen (VDU) erklärt sich bereit, einer Existenzgründerin beratend zur Seite zu stehen. Die Auswahl erfolgt individuell, denn ein positives Klima zwischen beiden ist Voraussetzung. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Vermittlung unternehmerischer Prinzipien, der Motivation des Mentees und genereller Hilfestellung – nicht auf einer professionellen branchenbezogenen Unternehmensberatung. Aus diesem Grund werden in der Regel branchenübergreifende Mentorenpaare gebildet. Mentoring bietet Orientierung und hilft, die Dinge auch mal von einer anderen Seite zu sehen, unterstützt Entscheidungsprozesse, gibt Sicherheit und hilft, Barrieren und Ängste abzubauen – wie eine gute Freundin, nur dass hier die gute Freundin eben auch eine Unternehmerin ist und als Vorbild fungiert. Dieses Konzept hat überzeugt, auch im Ausland. North Yorkshire hat sich das Programm vor Ort angesehen und dann nach England übertragen – auch hier mit viel Erfolg. Online Mentoring Das Internet bietet zusätzliche Mentoring-Möglichkeiten, nämlich unabhängig von Ort und Zeit Informationen einzuholen und sich weiter zu bilden. Der Online-Kurs für Studentinnen und Hochschulabsolventinnen der Hochschule Karlsruhe bietet gezielte und inhaltlich orientierte Weiterbildung für potentielle Existenzgründerinnen an. Gleichzeitig ermöglicht der Kurs über Workshops, in denen die Teilnehmerinnen präsent sind, einen Austausch und persönliche Ansprache. Damit wird der Kurs all jenen gerecht, die eine fundierte Ausbildung in Rechnungswesen, Marketing etc. erhalten wollen, bevor oder während sie sich mit dem Thema Gründung beschäftigen. Inwieweit sich die Frauen hierbei einem persönlichen Mentoring durch die Trainer öffnen, bleibt ihre eigene Entscheidung. 14 15 * * ** Frauen sind nicht alle gleich. Gründerinnen haben je nach Ausgangsposition und persönlichem Umfeld unterschiedliche Ansprüche an eine Beratungs- oder Coachingleistung. Nicht jede braucht ein persönliches Mentoring durch eine feste Bezugsperson – oft reicht ein kurzer Hinweis aus, um den nächsten Schritt gehen zu können. Andere bevorzugen eine fachlich fundierte Weiterbildung mit möglichst wenig Ansprache. Wichtig und gut ist, dass Gründerinnen die verschiedenen Möglichkeiten von Mentoring und Coaching zur Verfügung stehen und diese auch bekannt gemacht werden. Ergebnisse des zweiten Kongresses Frauen müssen als Frauen angesprochen werden, wenn es um Themen wie unternehmerische Selbstständigkeit geht. Sie hinterfragen sehr viel kritischer und fundierter als ihre männlichen Kollegen und wollen genau wissen, wie sie konkret von Unterstützungsmaßnahmen profitieren können. Frauen müssen ermutigt werden, dazu gehört auch, dass Frauen sich, zumindest anfangs, in reinen Frauen-Zirkeln freier fühlen. Deshalb bevorzugen Frauen oft weibliche Berater. Frauenspezifische Unterstützungsangebote sollten auf praktischen Beispielen und workshopartigen Seminaren basieren und sich weniger nach theoretischen Abhandlungen richten. Frauen Erst- und Orientierungsberatung der bga Telefonprofitieren zudem eher von Mentoring-Angeboten als Hotline Männer – das liegt unter anderem daran, dass es wenige Persönlich und doch mit etwas mehr Anonymität funktioniert die Telefon-Hotline der bundesweiten gründerin- Vorbilder für erfolgreiche Unternehmerinnen in der Wirtschaft gibt und hängt auch damit zusammen, dass nenagentur (bga). Die Telefon-Hotline dient als erste Informationsanlaufstelle und primärer Informationskanal Frauen sich seltener Anerkennung und Motivation aus anderen Netzwerken holen. für potentielle Gründerinnen. Bei der bga-Hotline können Gründerinnen in allen Phasen des Gründungsprozesses Informationen erhalten. Der genaue Beratungsbedarf In Bezug auf Finanzierungsinstrumente braucht es vor der Anruferinnen wird ermittelt und die Gründungsinter- allem Investoren, die Unternehmerinnen als wirtschaftlichen Faktor anerkennen und deren Unterstützung als essierten erhalten erste Hilfestellungen, Unterstützung und Tipps auf dem Weg in Ihre geplante Selbstständig- Teil ihrer eigenen Investmentstrategie sehen. Erst wenn ein solches Bewusstsein vorhanden ist, wird es kaum eine keit. Auf Wunsch der Anruferin werden Kontakte zu Expertinnen und Netzwerken vor Ort in ganz Deutschland Rolle spielen, dass Frauen kleinere Kredite einholen und das Wachstum der Firma in kleineren Schritten vollziehen. vermittelt. Die Telefon-Hotline motiviert und ermutigt nicht nur bei den ersten Gründungsschritten, sondern steht in allen Fragen zur Gründung, Festigung oder Unternehmensnachfolge mit Rat zur Seite. »We are citizens in a more and more integrated Europe and we need to come together to get strength and support for integrating gender equality in different areas of concern. It is an important issue for women to learn how you work in different countries and how problems are being solved in another cultural environment.« Britt Marie Torstensson, Regional Resource Centre Saga in the County of Gävleborg, Schweden »Ich habe sehr viele gute Gespräche mit den Leuten geführt und auch Erkenntnisse mitgenommen.« Martina Haas, Konzept & Innovation, Berlin »I can see a huge benefit of the congress because I was really inspired by the last congress and therefore I decided to come again. It gave me some really good ideas that I have been introducing in Iceland.« Líney Árnadóttir, Directorate of Labour, Northwest Iceland, Island 16 17 * * ** s t u t t g a r t – e r f u r t – b o c h u m Dritter Kongress Bochum, 17. – 18. Mai 2006 Bochum Frauen nutzen Netzwerke – wie und wann vernetze ich wen für eine effektive Gründungsförderung? Nachdem Netzwerke schon im zweiten Kongress in Erfurt immer wieder als wichtiges Werkzeug zur Gründungsförderung angesprochen worden war, bot sich im dritten Kongress die Möglichkeit, das Thema anhand von Beispielen zu vertiefen. MultiplikatorInnen Netzwerke Netzwerke leben davon, dass »Frau« von ihnen weiß und sich daran beteiligen kann. Eine Vernetzung von Aktivitäten und damit von verschiedenen Akteuren macht Sinn, denn oft genug können dadurch Synergien entstehen und Ressourcen eingespart werden. Die potentielle Gründerin oder die Unternehmerin kann von der Vernetzung ebenfalls profitieren, da sie Informationen über Aktivitäten aus einer Hand erhält und die für sie geeigneten auswählen kann. In diesem Sinn ist auch die bundesweite gründerinnenagentur bga, bei der z.B. bundesweit alle Informationen über Weiterbildungsmaßnahmen und Veranstaltungen zusammen laufen, eine hervorragende Plattform. In Nordrhein-Westfalen existiert ein Netzwerk von Expertinnen, die gemeinsam Geschäftspläne von Existenzgründerinnen begutachten und Partnerschaften für Gründerinnen übernehmen. Das Netzwerk nennt sich »Unternehmerinnenbrief« und involviert auch Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Als MultiplikatorenNetzwerk trägt es dazu bei, dass die speziellen Herausforderungen von Existenzgründerinnen vor einem breiten Publikum thematisiert werden (siehe auch erster Kongress Stuttgart). – p o t s d a m 18 19 * * ** das Thema Netzwerke erforscht. Grundsätzlich ist der Unterschied bei Multiplikatoren-Netzwerken, dass hier nicht Personen, sondern Organisationen vernetzt werden, d.h. dass das Personal auch wechseln kann. Umso wichtiger ist es deshalb, ein gemeinsames Ziel formuliert zu haben, das der Gruppe und den wechselnden Personen eine Identität gibt. Der Aufwand solcher Netzwerke ist Vernetzung von Angeboten und Anbietern sind demnach primär erst einmal gering: eine der Multiplikatorinnen kümmert sich um Einladungen, Räume und etwas für eine umfassende Informationsweiterleitung an Gründerinnen sinnvoll. Darüber hinaus dient die Vernet- Bewirtung. Der Rest erfolgt ehrenamtlich über die Multizung auch einer Bekanntmachung des Themas – je mehr plikatorinnen und Multiplikatoren, z.B. das Verfassen von gemeinsamen Papieren, Handlungsvorschlägen etc. Auch Akteure sich zusammenschließen, desto eher reagieren der gegenseitige Austausch von Erfahrungen, Wissen Politik und Wirtschaft auf Anregungen und Initiativen. und Kontakten erfolgt sozusagen nebenbei. Aufwendiger Das englischsprachige WIN erschloss sich durch das Netzwerk Zugang zu Banken und konnte dort Weiterbil- wird es, wenn das Netzwerk auch die gemeinsamen dungsmaßnahmen anregen, damit Frauen/Unternehmer- Aktivitäten, z.B. in einer Region, koordinieren will. innen als Kunden ernster genommen werden. WIN bewirkte auch, dass der Unternehmerpreis des Jahres in Der Arbeitskreis »Gründungen durch Frauen« in NRW ist so ein Beispiel. Die Treffen, der Austausch erfolgt ehrenEngland nicht mehr an »Best Businessman of the Year« amtlich. Die Koordinierung wird von der G.I.B. Gesellging (auch wenn eine Frau gewann), sondern genderschaft für innovative Beschäftigungsförderung ebenso neutral an »Best Executive of the Year«. Dieser Einfluss konnte nur aufgrund der Menge an Mitgliedern geltend ehrenamtlich übernommen. Mitglieder kommen aus allen Bereichen und haben nur eines gemeinsam: das Grüngemacht werden (24.000 Mitglieder sind im WIN Netzwerk registriert, Stand Mitte 2006). Hier zeigt sich auch dungsgeschehen für Frauen in Nordrhein-Westfalen zu der größte Nutzen von MultiplikatorInnen Netzwerken – verbessern. Die Erfolge sind dennoch beträchtlich: das Mentoring Projekt TWIN – Two Women Win wurde je stärker eine Gruppe / Netzwerk ist, desto mehr wird mitinitiiert, Leitfäden und gemeinsame Broschüren sie gehört und kann Einfluss nehmen. erarbeitet sowie Pilotprojekte gestartet. Für gemeinsame Veranstaltungen sind alle zusammen auf Sponsorensuche Eine häufig formulierte Forderung ist, dass Frauen gegangen. In Baden-Württemberg gibt es einen ähnNetzwerken lernen müssen. Netzwerken ohne sofort lichen Arbeitskreis, der über eine Kerngruppe, die jährlich einen Nutzen zu erwarten (nicht gleich das eigene Produkt verkaufen), und dennoch darauf achten, sich für wechselt, die ehrenamtliche Arbeit verteilt. Gefälligkeiten zu revanchieren (»win-win«), scheint Frauen schwer zu fallen. »Jede Gründerin/Unternehmerin Die Europäische Kommission versucht den Kenntnisstand in Europa zur Förderung weiblicher Unternehmenssollte in zwei bis drei Netzwerken engagiert sein, dabei macht es die Mischung aus informellen sowie formellen gründungen über das Netwerk WES (»European Network to Promote Women’s Entrepreneurship«) zu vernetzen. Netzwerken«, sagt Isabelle Nitzsche von printTV. Zum Beispiel könnte man in einem informellen Netzwerk sein, Dazu stellt die Generaldirektion Unternehmen eine Plattform im Internet mit Studien und Informationen plus einem fachlichen Verband oder Netzwerk sowie in einem reinen Frauennetz (um auch gesellschaftlich das Thema Gender anzugehen). Prof. Friederike Welter hat Das Programm »Unternehmerinnen Baden-Württemberg« vernetzt alle in Baden-Württemberg laufenden Maßnahmen für Unternehmerinnen und versucht dabei auch eine Vernetzung der Netzwerke, wie dies von Nord-England bereits im Netzwerk WIN – Women into the Network seit einigen Jahren vorgelebt wird. zu Netzwerken in den verschiedenen Mitgliedsstaaten zur Verfügung. Regelmäßige Treffen der WES Mitglieder (diese werden von den nationalen Ministerien ausgewählt und gesandt) in Brüssel dienen dem Austausch von Informationen und auch einer Art Benchmarking von Unterstützungsmaßnahmen in Europa. »Das Netz« funktioniert wie ein Verkehrsverbund. Hierfür bestehen ein Fahrplan sowie unterschiedliche Verbindungen, Haltestellen, an denen gründungswillige Frauen losfahren, umsteigen oder zusteigen können. Der (Gründungs-) Fahrplan kann jedoch nur funktionieren, wenn alle Verbindungen ineinander greifen.« Christiane Stapp-Osterod, Frauenbetriebe - Qualifikation für die berufliche Selbstständigkeit e.V., Frankfurt am Main Multiplikatoren vernetzen sich also vor allem, um voneinander zu lernen, Erfahrungen auszutauschen und – wenn möglich – Synergien zu finden. Insbesondere regionale Netzwerke können durch Synergien, z.B. gemeinsame Veranstaltungen, gemeinsame Broschüren etc., Ressourcen einsparen. Der zweite wichtige Aspekt ist, dass das gemeinsame Auftreten auch die einzelnen Organisationen mit ihrem spezifischen Angebot sichtbarer macht. Damit kann der Bewegungsradius der einzelnen Organisation größer werden. Der Vermarktungsaspekt nach außen und nach innen ist nicht zu unterschätzen. Der dritte und nicht weniger wichtige Aspekt ist, dass größere Netzwerke auch eher von Politik und Gesellschaft wahrgenommen werden und die Stimme damit wirkungsvoller wird. Virtuelle Netzwerke In der heutigen Zeit wird das Internet immer mehr als schnelles und umfassendes Portal genutzt, um Zugang zu Wissen, Informationen und Kontakten zu erhalten. Logischerweise gibt es auch virtuelle Netzwerke im Internet, die sich dem Thema Existenzgründung durch Frauen annehmen. Chefin-online ist ein solches Portal, auf dem sich Unternehmerinnen aus NordrheinWestfalen vorstellen und das Informationsangebote für Gründerinnen und Unternehmerinnen in NRW darstellt. Eine Kooperationsbörse rundet das Angebot ab, d.h. die Vernetzung der Unternehmerinnen in Nordrhein-Westfalen wird direkt von der Webseite angeregt, erfordert aber Eigeninitiative des Einzelnen. 20 21 * * ** Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) agiert bundesweit: Unternehmerinnen, Gründerinnen und Multiplikatoren finden Informationen, Daten und Fakten, Studien sowie jede Veranstaltung in Deutschland, die sich mit dem Thema unternehmerische Selbstständigkeit von Frauen beschäftigt. Das bga-Portal unter www.gruenderinnenagentur.de wird neben Informationstransfer und Wissensmanagement insbesondere zur Vernetzung der Gründerinnen untereinander sowie der Mutliplikatoren und Expertinnen/Experten genutzt. Über 1.300 Expertinnen und Experten, Organisationen und Netzwerke in ganz Deutschland – mit aktuellen Leistungsprofilen der Gründerinnenspezialisten – umspannt das nicht nur virtuelle bga-Verbundsystem. Zusammenfassung dritter Kongress: Netzwerke machen Sinn – für Individuen genauso wie für Organisationen. Sie stellen einen Wissenspool dar, ermöglichen Wissenstransfer und Wissensmanagement, wobei hierfür jedes Netzwerk heutzutage auch Internet und Wissensportale nutzen sollte. Das physische Netzwerk erlaubt eher, dass auch zwischen den Mitgliedern langfristige Beziehungen aufgebaut werden, die nicht immer gleich einen messbaren Mehrwert liefern, langfristig aber von Bedeutung sind. Virtuelle Netzwerke dienen eher dem Wissensmanagement und können Projektabwicklungen erleichtern, weil die Teilnahme orts- und zeitunabhängig ist. So können gemeinsame Stellungnahmen von vielen eingesehen und ergänzt werden. Diese virtuelle Zusammenarbeit ist aber eher punktuell und bringt keine langfristige Bindung oder Das Netzwerk WINNET (»European Network of Women Resource Centres«) sieht das Internetportal vor allem als Beziehung hervor. Idealerweise verbinden deshalb Netzwerke beide Möglichkeiten. Vernetzung führt zu wichtige Ergänzung zu realen und physischen Netzeiner Verbesserung des Angebots, zu Synergien und werken – auch hier dient es dem Wissensmanagement und dem Marketing. Das Interessante hier ist, dass jedes Lerneffekten und gleichzeitig zu mehr Sichtbarkeit und Mitglied selber Informationen einstellen oder interaktiv damit Macht/Empowerment! an Diskussionen und Abstimmungen mitwirken kann. Damit kann jede Frau sich beteiligen, zu jeder Tageszeit und an jedem Ort (vorausgesetzt, die dazugehörige Organisation ist Mitglied). »Der größte Effekt besteht für mich hierin, ganz klar im viel zitierten Networking.« Michael Horstmann, Institut für Marktwirtschaft Gemeinnützige GmbH, Magdeburg s t u t t g a r t – e r f u r t – b o c h u m – p o t s d a m Vierter Kongress Potsdam, 14. – 15. September 2006 Ausbildung und Qualifizierung – Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Gründerinnen »Ich bin der Überzeugung, dass Frauen als Unternehmerinnen Lebensvorbilder brauchen, und nicht nur solche aus der Vergangenheit, sondern vor allen Dingen welche aus der Gegenwart, mit denen sie gemeinsam Lust haben, Zukunft zu gestalten.« Eva-Marie Meißner, BIAW Brandenburgisches Institut GmbH Aus- und Weiterbildung von Zielgruppen, Potsdam »We have initiatives targeted at young girls; sowing the seeds of enterprise and entrepreneurship very early on. In the UK, schools Career Advisors do not tend to suggest business ownership as a career option to young girls – we want to change that as we’re committed to increasing the levels of female entrepreneurial activity in the UK.« Marla Nelson, Women’s Business Development Agency, Vereinigtes Königreich »Man muss immer im Kopf haben, dass es eben ein ganz breites Spektrum an Möglichkeiten gibt und was ich als meine Aufgabe sehe ist, eben Studierende an dieses Spektrum heranzuführen und sie zumindest bereit zu machen, ihre Chancen zu ergreifen, wenn sie sich ihnen bieten.« Prof. Dr. Gerda Lischke, Universität Lüneburg, Fakultät II, Lüneburg 22 23 * * ** In Europa finden sich zahlreiche Initiativen, in denen Frauen in speziellen Kursen ausgebildet und für eine Firmengründung fit gemacht werden. Was ist eigentlich der Unterschied solcher Kurse im Vergleich zu regulären Existenzgründungsseminaren? Sind es die Inhalte oder ist es einfach nur die besondere Ansprache und geschlechtsspezifische Einladung, die Frauen in diese Kurse zieht? Frauenfreundliche Seminare in Irland Das Institute of Technology in Dundalk, ca. 100 km nördlich von Dublin in Irland, hat in Zusammenarbeit mit Coca-Cola seit einigen Jahren ein spezielles Entrepreneurship-Programm. Zunächst war dieses Programm nicht für Frauen gedacht. Es sollte Akademiker aus allen Bereichen befähigen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Im Vergleich zu anderen Existenzgründungsprogrammen, die vom eigentlichen Inhalt des Lehrangebots nicht so sehr unterschiedlich sind, konnte dieses Programm aber einen hohen Anteil an Frauen – zuletzt 50 Prozent – aus ganz Irland erreichen. Woran liegt das? Das Programm ist von Anfang an so konzipiert, dass sich auch Frauen gut einbringen können. Die Kurse finden samstags statt – Kinder können also vom Ehemann betreut werden. Jede Person im Kurs erhält einen Mentor, der in der Nähe der Person wohnt, so dass Reisetätigkeiten unter der Woche möglichst gering gehalten werden. Das Programm selbst wird von Frauen betreut – d.h. bei Interesse ist die Hürde geringer, Fragen zum Programm und zum Ablauf zu stellen. Prinzipiell wird das Programm so beworben, dass alle Existenzgründungsideen – nicht nur »High-Tech Ideen« – zur Teilnahme zugelassen sind. Und wieder macht die Ansprache, die Wortwahl den Unterschied Die Universität Lüneburg erhielt im Jahr 2005 den Preis für die gründungsfreundlichste Hochschule in Deutschland. Gesonderte Kurse nur für Frauen werden auch hier kaum angeboten, aber die Hochschule hat zum Ziel, alle Angebote und Lehrveranstaltungen zu »gendern«. Der Kerngedanke ist, in allen Fächern – auch im Bereich Unternehmensgründung – die spezifischen Herangehensweisen und Umstände von Frauen und Männern zur Sprache zu bringen und umzusetzen. Studentinnen und Akademikerinnen mögen keine frauenspezifischen Kurse – sie fühlen sich an der Hochschule nicht diskriminiert und wollen sich nicht als eigene Zielgruppe sehen. Diese Erfahrung aus Gesprächen in Lüneburg deckt sich mit der aus Brandenburg. Die FH Brandenburg hat mit frauenspezifischen Angeboten in Potsdam nur eine sehr geringe Resonanz bei den Studentinnen hervorgerufen. Gleichzeitig sehen Studentinnen und Akademikerinnen die berufliche Selbstständigkeit nicht als Zukunftsperspektive für sich selbst. Die Diskussion zeigte, dass dies oft schon an dem Verständnis des Begriffs »Unternehmer« liegt, mit dessen Klischee sich Frauen nicht gern identifizieren. In England hat man deshalb die Entrepreneurship-Kurse umbenannt. Karriereperspektiven, Kreativität und »Work-Life-Balance« – dies sind Begriffe, mit denen sich Frauen eher identifizieren. Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) wählt einen anderen Zugang mit ihrer Botschaft »Die eigene Chefin sein« – sie umgeht damit das Klischee »Unternehmer, Geld verdienen, Macht ausüben« und vermittelt »Eigeninitiative, Selbstverantwortung, das Leben nach eigenen Entwürfen gestalten«. Die bga knüpft an den Motiven der Gründerinnen an und begleitet sie mit einem breit Irland liefert uns hier ein Beispiel dafür, dass schon allein über die Struktur und den Ablauf eines Programms gefächerten Angebot zur Qualifizierung bei den einzelnen Schritten auf dem Weg in die berufliche Selbstständigmehr Frauen zur Teilnahme motiviert werden können. keit und als Chefin im eigenen Unternehmern. Selbstvertrauens als erstes Lernziel Ist es also doch in erster Linie die Ansprache, die Frauen zur Teilnahme an Gründungsseminaren ermuntert, zusammen mit einer ansprechenden Struktur (Tageszeit etc.) oder unterscheiden sich auch die Inhalte? Beim genaueren Nachfragen waren sich alle Expertinnen einig: Das erste Modul in der Weiterbildung zur Existenzgründung ist dazu da, das Selbstvertrauen der Frauen zu stärken. »Das ist die halbe Miete!« , durchaus auch bei Akademikerinnen. Zudem ist es wichtig, Vorbilder bekannt zu machen und die Perspektive des Unternehmerinnenseins vom männlichen Klischee zu trennen. Das muss und kann schon während der Ausbildung passieren, und der Ansatz Lüneburgs, alle Lehrinhalte zu gendern, kann hierfür ein erster Schritt sein. »… Ich finde ganz wichtig, die Stärken und Potenziale von Frauen zu fördern. Es ist mir, in meiner Arbeit mit Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen, ein hohes Anliegen, Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, sie auf dem Weg zur erfolgreichen Unternehmerin zu begleiten und Mut zu geben, auch mal ein Risiko einzugehen.« (Sandra Jung, Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V., Erfurt). innen. Die Schülerinnen bereiten das Interview vor, lernen die Unternehmerinnen kennen und berichten die Ergebnisse dann wiederum der Klasse. Im Schuljahr 2005/2006 haben 24 Schulen und 777 Schülerinnen daran teilgenommen. Das Konzept vermittelt den Mädchen auf einfache Art, dass Frauen erfolgreich und mit Spaß Unternehmerin sein können, ohne auf Familie oder »Frausein« verzichten zu müssen. In England wurde ein Computerprogramm entwickelt, mit dem Mädchen eine Apotheke in einer virtuellen Welt mit Kunden und Konkurrenten eröffnen können. Die dortigen Projektmitarbeiter hatten festgestellt, dass in gemischten Gruppen doch immer die Jungs die Managementaufgaben übernehmen. Nachdem die Mädchen aber dieses Entrepreneurship Programm durchlaufen, sind sie auch im sonstigen Schulalltag viel mutiger und gehen nicht automatisch in die zweite Reihe, wenn es um verantwortliche Aufgaben und Management geht. Sie haben gelernt, dass Konkurrenz und aktives Geschäftetreiben Spaß machen kann und Erfolg bringt. In Norwegen wurde ein Regierungsprogramm aufgelegt, das Unternehmertum als lebenslanges Lernen definiert. Basierend darauf wurde ein modulares Programm erstellt, Erziehung zu unternehmerischem Handeln das vom Kindergarten bis ins hohe Alter Norwegern das Eigentlich muss die Erziehung zu unternehmerischem Handeln aber schon viel früher anfangen – in der Schule selbstständige und unternehmerische Handeln nahe oder gar im Kindergarten. Wenn Frauen, die heutzutage bringt. Im Kindergarten bedeutet dies beispielsweise, dass Blumensamen gesät, gepflegt und dann die Blumen als Professorin, in der Politik oder im Management Karriere machen, zu einem Großteil ihre Ausbildung auf geerntet und verkauft werden. Kinder werden ermutigt, ihre Ideen laut auszusprechen und finden damit Gehör, Mädchenschulen erhielten, dann spricht dies für die was bereits zu innovativen Produktideen geführt hat. Wichtigkeit von Vorbildern aber auch davon, dass Frauen sind auch in Norwegen eine Zielgruppe, denn die Mädchen in ihrem Sozialisations- und Lernverhalten Regierung will 50 Prozent der Unternehmensvorstände vielleicht in einigen Fächern, wie z.B. den Naturwissenmit Frauen besetzen. Dazu braucht es auch entsprechend schaften, eine andere Ansprache als Jungen brauchen. ausgebildete Frauen. Pädagogische Untersuchungen, wie von Frau Prof. Dr. Kreienbaum von der Universität Paderborn, unterstreichen Ergebnisse des vierten Kongresses: diese These und plädieren hierbei sogar für getrennten Unterricht in technischen Fächern. Um Schülerinnen für Das Bild des Unternehmers ist in Europa immer noch stark männlich geprägt. In der Schule oder gar im unternehmerisches Handeln zu begeistern, treffen in Kindergarten können die Weichen dazu gestellt werden, Baden-Württemberg Schülerinnen auf Unternehmer- »I think that certainly at Potsdam I have already met some people from various other countries who have models and support initiatives that we would like to adopt in Ireland. This is a great forum for networking with other people who work in this field.« Dr. Colette Henry, Centre for Entrepreneurship Research, Dundalk Institute of Technology, Irland 24 25 * * ** dass Mädchen frühzeitig die unternehmerische Tätigkeit als Möglichkeit für ihre Zukunft ansehen. Die Stärkung des Selbstvertrauens ist hierbei besonders bei Mädchen und Frauen ein wichtiger Gesichtspunkt. Hier können auch Weiterbildungsmaßnahmen ansetzen. Zielgruppenspezifische Ansprache und frauenfreundliche Programmstrukturen helfen, dass solche Programme von Frauen wahrgenommen und genutzt werden. Voneinander lernen – der Transfer guter Praktiken Die Ressourcenzentren in Mecklenburg-Vorpommern haben sich – entgegen ihrem Vorbild in Schweden (siehe Kongress 1) – entschlossen, Frauen und Männer für die Existenzgründung mit Seminaren und Coaching/ Beratungen zu betreuen. Die Kurse sind von den Inhalten und von der Struktur her, auf die Frauen abgestimmt – und davon profitieren auch die teilnehmenden Männer. Mecklenburg ist hierbei ein Beispiel für den Transfer einer bewährten Maßnahme aus Schweden. Die schwedischen Zentren wurden genau studiert, die Umsetzung dann aber auf die Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern angepasst – eine sehr wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Transfer. »Kapieren und nicht kopieren« gab Frau Eva-Maria Meissner von den Brandenburgischen Institut GmbH für Aus- und Weiterbildung von Zielgruppen (BIAW) als Slogan für die Arbeit im Weiterbildungsbereich aus – und sie traf damit genau den Kern für einen erfolgreichen Transfer. Auch beim zweiten Transferbeispiel wurde dies deutlich. Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg agierte in Rumänien bei den dortigen Behörden als Mentor – unter anderem wurden auch die Maßnahmen für angehende Unternehmerinnen intensiv vorgestellt. In enger Kooperation mit der Agentur für kleine und mittlere Unternehmen wurden die Bedingungen vor Ort in Rumänien analysiert und die Möglichkeiten der Umsetzung der Frauen fördernden Maßnahmen aus Baden-Württemberg diskutiert. Heute hat Rumänien ein eigenes Programm, das sich an die Erfahrungen aus Baden-Württemberg anlehnt, aber eine eigene Form der Umsetzung gefunden hat. »Frauen orientieren sich zumeist nicht an männlichen Modellen, sondern setzen an ihren eigenen Stärken an. Die Vielfalt der Gründungen zeigt, dass Frauen eine hohe Motivation mitbringen, leistungsbereit sind und mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland voran bringen.« Anette Morhard, Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V., Erfurt 26 27 * * ** Rückblick Kongressreihe 2006 Mit dem letzten Kongress schließt sich der Kreis. Um schon früh Mädchen und Jungen an das Thema unternehmerische Selbstständigkeit heran zu führen, braucht es bei den verantwortlichen Stellen die entsprechenden Entscheidungen. Wie dieses öffentliche Bewusstsein, besonders bei Entscheidungsträgern in Politik, Verwaltung und Wirtschaft geschaffen werden kann, war im ersten Kongress in Stuttgart diskutiert worden. Basierend auf diesem Bewusstsein können die entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen betrachtet und »gegendert« werden, wie z.B. Finanzierungsmaßnahmen von Banken. Die Wichtigkeit der Vernetzung wurde in Bochum ausführlich diskutiert und neben den klassischen Themen der Weiterbildung im Bereich Entrepreneurship wurde in Potsdam immer wieder darauf hingewiesen, dass »Networking« gelernt und somit auch gelehrt werden muss. Die Kongressreihe 2006 hat, auch wenn noch zahlreiche weitere gute Praktiken in der Kongressreihe nicht berücksichtigt werden konnten, einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung von Gründerinnen geleistet. Die Veranstalter hoffen, dass die Kongressreihe zu vielen Anstößen und Impulsen führt, die in verschiedenen Regionen umgesetzt werden. Dr. Petra Püchner, Managing Director Steinbeis-Europa-Zentrum bundesweite gründerinnenagentur Die eigene Chefin sein! Aus Ideen werden Unternehmen... Bundesweite Hotline 01805 – 229022 www.gruenderinnenagentur.de Existenzgründung von Frauen ist ein Erfolgsfaktor (nicht nur) für die Wirtschaft – Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) unterstützt seit 2004 Aktivitäten rund um das Gründungsgeschehen von Frauen, so auch die Kongressreihe ProWomenPlus. Die bga wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF). 28 29 * * ** Die bga – ein starkes Kompetenz-Netzwerk Der Auftakt-Kongress zum Thema »Frauen als Unternehmerinnen – gute Praktiken und Initiativen zur Schaffung Frauen spielen eine tragende Rolle, wenn es darum geht, eines Unterstützungsklimas« fand in Stuttgart in unseren Räumlichkeiten statt. Um eine entsprechende Multiplidie Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts kation und Fachöffentlichkeit für die Veranstaltungen zu Deutschland zu stärken. Sie haben nicht nur bei der gewährleisten, haben wir über unsere Internetplattform Quote der abhängig Beschäftigten bereits fast mit den www.gruenderinnenagentur.de eine eigene ProjektdarMännern gleichgezogen. Auch im Bereich der Existenzstellung der gesamten Kongressreihe zur Verfügung gründungen zeigt sich ein Aufwärtstrend. So ist schon jeder vierte Selbstständige eine Frau. Unsere seit Anfang gestellt. Zusätzlich konnten wir auf unsere umfassende Expert/-innen-Datenbank mit über 2004 tätige bundesweite gründerinnenagentur (bga) trägt vor diesem Hintergrund als einziges bundesweites 1.300 Profilen aus rund 510 Beratungseinrichtungen, 570 Experten-Profilen und 280 Netzwerken zugreifen. Kompetenzzentrum mit ihren zahlreichen Aktivitäten dazu bei, die unternehmerische Selbstständigkeit von Vor allem der Aspekt der Mobilisierung regionaler und Frauen in Deutschland zu fördern und den Anteil von nationaler Entscheidungsträger für das Themenspektrum Unternehmensgründungen durch Frauen weiter zu erhöhen. Transparenz und Wissenstransfer über erfolgrei- Existenzgründung durch Frauen ist wesentlich. Unser Aktionsradius innerhalb unseres weit reichenden che Projekte und Aktivitäten – national wie auch international – zu schaffen, Empowerment für Frauen in allen Kooperations-Netzwerkes zeigt, wie wesentlich der enge und kontinuierliche Kontakt und die Zusammenarbeit in Phasen ihrer Gründungen ermöglichen, Qualität in Gründung und Gründungsberatung zu sichern und erfolg- einem bundesweiten Netzwerk ist, um Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen zu positionieren, Beratungsreiche Gründerinnen sichtbar machen, das ist Zieleinrichtungen und Multiplikator/-innen zu unterstützen vorgabe und zugleich Messlatte unseres Engagements. und damit einen positiven Bewusstseinswandel zu erreiDaher haben wir als Kooperationspartnerin für die chen. Nur durch eine nachhaltige Mobilisierung von releKongressreihe ProWomenPlus zur Unterstützung von Gründerinnen im europäischen Kontext sehr gern unsere vanten Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie eine personalisierte ÖffentlichkeitsErfahrungen und Kompetenzen wie auch unser umfassendes Netzwerk für die erfolgreiche Durchführung dieser arbeit mit erfolgreichen Gründerinnen können wir ein positives Gründerinnenklima in Deutschland erreichen Veranstaltungsreihe eingesetzt und inhaltlich bei der und den Anteil an weiblichen Existenzgründungen langProgrammgestaltung der einzelnen Veranstaltungen mitgewirkt. Denn die Themen- und Aktionsfelder dieser fristig erhöhen. Seit Sommer diesen Jahres ist die bga mit Regionalverantwortlichen in allen 16 Bundesländern Reihe, Problembewusstsein für die Lebenssituation und Anforderungen speziell an und von weiblichen Gründer- präsent, die uns in der Organisation der einzelnen innen zu schaffen, Unterstützungs- und Qualifizierungs- Veranstaltungen von ProWomen-Plus in den jeweiligen Bundesländern maßgeblich unterstützt haben. programme zu evaluieren und (regionale) Netzwerke zusammenzuführen, ist uns ein zentrales Anliegen. Gender-Expertise: Frauen gründen anders Wir brauchen Einsicht in und Kompetenz für die unterschiedlichen Anforderungen an und von weiblichen Gründerinnen innerhalb ihres gesamten Lebenskontextes. »Frauen gründen anders – Erfahrungen mit frauenspeziEin Beitrag von Iris Kronenbitter, Projektleitung der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) fischen Unterstützungsangeboten« war das Thema des zweiten Kongresses. Unsere Publikationen zu diesem Thema »Quantitative und qualitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen« bündeln die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten rund um frauenspezifisches Gründungsgeschehen und liefern zentrale wissenschaftliche Erkenntnisse für Wirtschaft, Politik und Medien. Unsere bundesweite Hotline, die täglich unter der Nummer 01 80 /5 22 90 22 telefonisch zur Verfügung steht und innerhalb des zweiten Kongresses präsentiert wurde, liefert als Servicedienstleistung für Frauen wertvollen Einblick in die Lebenssituation von Gründerinnen und damit eine gute Rückkopplung für politische Handlungsempfehlungen. Gründungserfolg und Unternehmensentwicklung durch strategisches Netzwerk Unsere Kompetenz als Netzwerk-Expertin fand ihren besonderen Niederschlag innerhalb des dritten Kongresses zum Thema »Frauen nutzen Netzwerke – wie und wann vernetze ich wen für eine effiziente Gründungsförderung«. Die bga hat sich von Beginn an als professionelles länderübergreifendes Netzwerk zu allen Fragen der weiblichen Existenzgründung aufgestellt und vermittelt über ihr Internetportal effiziente Kontakte für den direkten Austausch von Expert/-innen untereinander, aber auch von Gründerinnen und regionalen Ansprechpartner/ -innen sowie Beratungseinrichtungen. Seit Sommer diesen Jahres nun auch in allen 16 Bundesländern mit Regionalverantwortlichen vertreten, verstärkt die bga ihre Zielsetzung, über ein aktives bundesweites Netzwerk forcierte regionale Aktivitäten anzuregen und Gründerinnen zu mobilisieren. Unternehmerisches Denken schulen – Entrepreneurship-Education als ein Erfolgsfaktor für zukünftige Gründungen Die frühzeitige Heranführung an unternehmerisches Denken ist ein Erfolgsgarant für spätere Selbstständigkeit. Innerhalb unseres Arbeitsschwerpunktes »technologieorientierte und wissensbasierte Gründungen von Frauen« hat sich gezeigt, dass die Hochschule ein wichtiger Raum ist, Nachwuchswissenschaftlerinnen für eine spätere berufliche Selbstständigkeit zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Wir haben explizit zu diesem Thema einen Expert/-innen-Workshop durchgeführt, dessen Dokumentation auch vorliegt. Ein wesentliches Ergebnis dieses Worksshops war die Einschätzung, dass die wachsenden Zahlen von weiblichen Studierenden in technologie- und wissensbasierten Studienfächern auch ein hohes Gründungspotenzial freisetzen, das interdisziplinäre Initiativen durch eine konkrete Geschäftsidee-Entwicklung und die Zusammenführung von Wissenschafts- und Wirtschaftsexpert/-innen zukünftig ausbauen können. Ein besonderer Fokus sollte hier in der konkreten Gründungsbegleitung durch Coaching- oder Mentoring-Maßnahmen und die Unterstützung von Teamgründungen liegen. Weitere wichtige Aktionsfelder der bundesweiteren gründerinnenagentur liegen im Empowerment und der Qualitätssicherung von weiblichen Existenzgründungen in den Branchen, in denen die Stärken von Frauen liegen. Dazu gehören z.B. Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen, Kreativwirtschaft, die Freizeit- und Erlebniswirtschaft. Hier kooperieren wir mit Netzwerk-PartnerInnen eng in der Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen, z.B. im Rahmen der »Creative Power«-Fachtagung zu »Gründungen von Frauen im Kreativbereich« im Januar 2007 in Berlin. Zu zeigen, dass erfolgreiche Unternehmensgründung immer weniger an das Lebensalter gebunden ist, ist ein weiteres Anliegen unserer Arbeit. Unter dem Motto »47 Plus – Spät-Gründung ist keine Spät-Zündung« im Rahmen der NewCome06 initiierte die bga eine spannende Podiumsdiskussion mit bundesweiten erfolgreichen Gründerinnen dieser Alterstufe. 30 31 * * ** Netzwerke zur Qualitätssicherung und damit Gründungserfolg: Die bga bringt Initiativen, Expertinnen/ Experten und Gründerinnen zusammen und fördert den transdisziplinären Know-How-Transfer Der Erfolg der Kongressreihe »ProWomenPlus« hat gezeigt, wie wichtig der Erfahrungs- und Wissenstransfer im länderübergreifenden Netzwerk ist, um nachhaltig an dem gemeinsamen Ziel, den Anteil von weiblichen Existenzgründen zu erhöhen, zu arbeiten. Berichte: • Bericht über die volkswirtschaftliche Bedeutung unternehmerischer Tätigkeit von Frauen im nationalen und internationalen Vergleich (Bericht-Nr. 01, 2005) Faktenblätter: • Daten und Fakten der Existenzgründungen von Frauen in Deutschland (Nr. 01, 2005) • Qualitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen (Nr. 02, 2005) • Psychologische Aspekte der Gründungen durch Frauen (Nr. 03, 2005) • Unternehmensnachfolge durch Frauen (Nr. 04, 2005) • Technologieorientierte Gründungen durch Frauen (Nr. 05, 2006) • Selbstständigkeit von Frauen in der Informatikbranche (Nr. 06, 2006) Kontakt: bundesweite gründerinnenagentur (bga) Iris Kronenbitter Projektleitung bundesweite gründerinnenagentur (bga) Haus der Wirtschaft Willi-Bleicher-Straße 19 70174 Stuttgart Tel: 07 11/123 - 2669 Fax:07 11/123 - 2556 iris.kronenbitter@gruenderinnenagentur.de www.gruenderinnenagentur.de In Vorbereitung: Branchenblätter: • Gründungen von Frauen in der Kreativwirtschaft • Gründungen von Frauen im Wachstumsmarkt Seniorenwirtschaft Auch zukünftig ist es wichtig, dass Existenzgründung von • Gründungen von Frauen im Wachstumsmarkt Freizeitund Erlebniswirtschaft Frauen als Erfolgsfaktor für die Wirtschaft im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht. Dafür bauen wir konti- • Gründungen von Frauen im Wachstumsmarkt soziale und Gesundheitsdienstleistungen für Kinder und nuierlich den Kontakt zu öffentlichen Trägern und privaJugendliche ten Projektpartnern aus und beteiligen uns aktiv an • Gründungen von Frauen im ländlichen Raum weiteren Initiativen rund um die unternehmerische Selbstständigkeit von Frauen. Je mehr wir als bundeswei- • Gründungen von Frauen in den Geisteswissenschaften tes Netzwerk und Kompetenzzentrum die relevanten Themenblatt: Akteurinnen und Akteure in unserer gemeinsamen • Gründung von Frauen in der Lebensmitte Zielsetzung mobilisieren, ein gründerinnenfreundliches Klima in Deutschland zu schaffen, desto eher erreichen wir einen höheren Anteil von weiblichen UnternehmensBroschüren: gründungen. Und je mehr Frauen wir sichtbar machen können, die ein Unternehmen erfolgreich gegründet oder • Good-Practice-Beispiele von Gründerinnen-/Unternehmerinnenzentren in Deutschland übernommen haben, desto größer ist die Motivation und • Potentiale der Genossenschaften für Gründerinnen das Interesse von Frauen, es ihnen gleichzutun. Das ist • Good-Practice-Beispiele zur Förderung der unser Ziel. Unternehmensnachfolge durch Frauen