Franz Herrmann - Gietl Verlage
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Franz Herrmann - Gietl Verlage
Umschlag_Layout 1 12.09.14 10:56 Seite 1 Franz nn Herrma Regensburger Beat- und Popkultur Geschichte, Bands und Tanzlokale der 60er und 70er Jahre in Regensburg und Umgebung In dem Buch „Regensburger Beat- und Popkultur“ beschreibt der Autor, wie er die Entstehung der Beat- und Popmusikszene im Raum Regensburg erlebt hat. Dabei schildert er auch Modetrends, Tänze, Beatwettbewerbe und vieles mehr aus der damaligen Zeit und hat diese reich bebildert. Ebenso werden die Tanzlokale aus den 60er und 70er Jahren mit ihren Eigenheiten beschrieben und in Bildern gezeigt, in denen die Live-Bands in Regensburg und Umgebung auftraten. Der Autor konnte ehemalige Musikkollegen von 22 der damals besten Bands aus dem Raum Regensburg gewinnen, ihre Bandgeschichte aufzuschreiben. Das Buch soll diese schöne und interessante Zeit wieder ins Gedächtnis rufen und für junge Leute erlebbar machen. Franz Herrmann Franz Herrmann wurde 1950 in Regensburg geboren und beschäftigte sich schon von Kindesbeinen an mit Musik. Im Elternhaus und bei den Domspatzen wurden die musikalischen Grundkenntnisse vermittelt, die er in den 60er und 70er Jahren dann in der Beat- und Popmusik-Band „The Dick Herman Group“ anwenden konnte. 1974, nach etwa 10 Jaren Bandmusik beendete Franz Herrmann diese Karriere, um sich mehr der Familie und seinem Beruf als Sparkassenangestellter zu widmen. Regensburger Beat- und Popkultur roup Dick Herman G Preis: 29,90 EUR (D) The Beathovens Franz nn Herrma The Speedfires r e g r u b r s u n t l e u g e k p R o P d n u t a e B le a k o l z n a s und T nd a B , e t h re in h a J Geschic r e 0 d7 n u r e 0 bung e g m der 6 U nd u g r u b s Regen Hot Dogs ers The Robb Spotnicks Saturns Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 2 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 1 Franz Herrmann Regensburger Beat- und Popkultur Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 2 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 3 Franz Herrmann Regensburger Beat- und Popkultur Geschichte, Bands und Tanzlokale der 60er und 70er Jahre in Regensburg und Umgebung Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 4 Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-86646-304-2 1. Auflage 2014 © 2014 MZ-Buchverlag in der H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf (www.gietl-verlag.de) Alle Rechte vorbehalten. ISBN: 978-3-86646-304-2 4 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 5 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Umfeld und Entstehung der Beat- und Popmusik-Szene generell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Mode-Outfits/Medien/Autos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Übersicht der damals aktiven Bands und Musiker in und um Regensburg – Hauptbesetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Lokale/Szene/Fans/Musikerfrauen/Musikertreffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Veranstaltungen/Ereignisse/Wettbewerbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Ausrüstung/Anlage/Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Bandstories. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 5 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 6 VORWORT Vorwort Entstanden ist die Idee, diese Dokumentation zu erstellen 2010, im Urlaub in Burgund. Als ich einmal schlecht schlafen konnte und wach im Bett lag, fielen mir viele damalige Ereignisse ein und ich fand, dass es schade wäre, wenn diese Zeit des Aufbruches und des Ausbruches aus der konventionellen Musik im Raum Regensburg in Vergessenheit geraten würde. Zuhause angekommen, habe ich mit einer Stoffsammlung begonnen, die mir zeigte, dass es viele Vorkommnisse aus der Zeit gab, die es wert sind, aufgezeichnet zu werden. So habe ich mal aufs gerade Wohl losgeschrieben. Sehr schnell aber taten sich Lücken im Gedächtnis auf und es war klar: Ohne die Hilfe anderer ehemaliger Musiker ist eine umfängliche Dokumentation nicht zu machen. Ich habe daher Kontakt mit vielen ehemaligen Musikerkollegen aufgenommen, die mitgeholfen haben, die Dokumentation zu erstellen, insbesondere die Bandstories. Dies sind: Alois Abt Dieter Binninger Wolfgang Dallmeier Alfons Dobner Vitus Dorfner Heinz Fackler Heinz Forster Heinz Galli Werner Gallmeier Heinz Graf Rudi Hamm Herbert Hoffmann Fritz Hueber Volker Kannacher Astrid Kramar (geb.Kannacher) Willi Kurek Uli Listl Werner Manhart Gerd Matschiner Jo Meyer Jens Müller Peter Muth Heinz Preisler (verstorben 12.04.13) Alfred Schießl Evi Thomahogh Rainer Winkelhöfer Alfons Zenger Ihnen allen vielen Dank für die tatkräftige Unterstützung, ohne sie wäre diese Doku nicht gelungen. Ich hoffe, es hat allen so viel Spaß gemacht wie mir, in dieser „guten alten Zeit“ zu recherchieren und die Geschichten aufzuschreiben. Regensburg, den 01.09.2014 Franz Herrmann 6 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 7 g n u h e t s t n E d n k u i s d l u m p o Umfe P d n u t a e l l B e r r e e d n e g e Szen 7 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 8 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Rock and Roll In den 50er Jahren begann eine Revolution in der Unterhaltungsmusik, welche die jungen Menschen begeisterte und mitriss. Rock and Roll war die rhythmische Antwort der jungen Generation auf die als muffig und konservativ empfundene Musik der Eltern und Großeltern. Begeistert tanzten die Jungen mit Petticoat und Elvis-Tolle nach den neuen, wilden Songs der Rocklegenden wie Chuck Berry, Bill Haley und nicht zuletzt Elvis Presley. Diese Rhythmen brachten die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „in Bewegung“. Sie beeinflussten nicht nur die Musikszene sondern auch Mode, Lebensstil und Einstellung der jungen Nachkriegsgeneration. Plattencover von Rock around the clock Beat- und Popmusik Anfang der 60er Jahre entstand eine neue Protestbewegung. Man duckte und kuschte sich nicht mehr vor der Obrigkeit und schwieg, sondern man artikulierte seinen Protest gegen das Establishment. Der Generationenkonflikt wurde offen, ehrlich und überzeugend ausgetragen und dies auf allen Ebenen der Gesellschaft. Die später als 68er-Generation benannten jungen Menschen protestierten gegen Kapitalismus, Politik, Vietnamkrieg, prüde Sexualvorstellungen, scheinheilige Moral, Autorität, konservative Weltanschauung, antiquierten Lebensstil und vieles mehr. Dieser Widerstand fand seinen Ausdruck nicht nur in der Musik, sondern auch in der Kleidung und in provokanten Frisuren. So 8 kam eine neue, bisher noch nicht gehörte Musik aus England, insbesondere aus Liverpool, die lauter, härter und dreckiger war, als alles bisher Gehörte: der Beat. Dieser Umbruch vom Rock and Roll der 50er Jahre hin zur Beatmusik der 60er Jahre wurde maßgeblich beeinflusst durch Bands wie die Beatles, die Stones, die Kinks und viele andere neue Gruppen, die plötzlich Musik in einem neuen, stampfenden Rhythmus (Beat) und einer damals von vielen Älteren als wild Die „Fab four“ – The Beatles bezeichneten Show darboten. Diese neue Musik traf genau den Zeitgeist der jungen Generation und entwickelte sich – auch wieder begleitet von so etwas wie Rebellion gegen die Älteren – je nach Ausprägung von den melodiösen Songs der Beatles und dem Westcoastsound der Beach Boys oder den vom Rhythm and Blues geprägten Songs der Stones bis hin zu den sehr aggressiven Songs der Who. Soulmusik In den USA entwickelte sich aus Blues- und Gospelmusik der daDie Rolling Stones in Erstbesetzung mals unterdrückten schwarzen Bevölkerung die sogenannte Soulmusik mit Vertretern wie James Brown, Wilson Pickett, Otis Redding und vielen anderen. Diese Art von Musik drückte die Gefühle der einfachen, schwarzen Bevölkerung aus und entfachte bei der jungen Generation, auch wegen seiner Rhythmik, große Begeisterung. Sie transportierte vor allem den Protest und den Aufstand der Schwarzen gegen die herrschende Diskriminierung und Unterdrückung und wurde auch von vielen „Weißen“ unterstützt. Plattencover der LP-Sammlung „That’s soul“ Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 9 BEAT- UND POPMUSIKSZENE »The times they are a changing« Der König des Protestsongs – Bob Dylan Protestsongs Eine ganz andere Musikrichtung entwickelte sich aus der Folkmusik, vor allem in den USA. Bob Dylan und Joan Beaz, weiße Musiker, die das Establishment und die handelnden Politiker in ihren Songs anprangerten, waren die Protagonisten einer musikalischen Bewegung, die in ihren Liedern den politischen Protest als Inhalt hatten und ihn so besser transportieren konnten, um die jungen Leute aufzurütteln. Gerade Ende der 60er Jahre war der Vietnam-Krieg mit seinen Schrecken und Auswirkungen ein immer wiederkehrendes Thema Die „Grande Dame“ der kritischen Protestsänger Joan Baez in ihren Songs. Bob Dylan kündigte schon 1964 vorausschauend mit seinem Song „The times they are a changing“ an, dass sich die Zeiten, auch die musikalischen, ändern werden. 9 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:28 Seite 10 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Flower-Power-Musik Eine andere Bewegung vervollständigte das bunte Bild der damaligen Musikszene. Inspiriert auch wieder von den Folksängern, übernahm die Flower-Power-Bewegung wesentliche Elemente dieser Musikrichtung und entwickelte sich hin zu einer „Hippiemusik“, die in Scott McKenzies „San Francisco” ihre „Hymne“ fand. Deutsche Popmusik In Deutschland fanden deutsch singende Interpreten wie Peter Maffay, Chris Roberts, Heino, Christian Anders, Roy Black, Marianne Rosenberg, Peggy March und viele andere mit ihren Liedern, einprägsamen Melodien oder rhythmischen Songs ihre Fans. Ihr Podium hatten diese Interpreten vor allem in der „ZDF-Hitparade“, die von Dieter Thomas Heck moderiert wurde, sowie in der Sendung „Disco“ mit Ilja Richter. Weitere deutschsprachige Musiksendungen dieser Zeit waren auch „Musik aus Studio B“, gesendet ab 1961 und moderiert von Chris Howland, sowie die „Starparade“ ab 1968, präsentiert von Rainer Holbe und mit dem Orchester James Last. Plattencover von Scott McKenzies „San Francisco“ LP aus der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck Ilja Richter aus der Sendung „Disco“ Ihr Podium hatten diese Interpreten vor allem in der ZDF-Hitparade… 10 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 11 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Auswirkungen auf die Tänze Durch all diese neuen Musikformen änderte sich auch das Tanzverhalten. Hielt man noch in der Rock and Roll-Zeit die Partnerin beim Tanz im bzw. am Arm (wenn auch mit Überschlägen, „Wegschleudern“ usw.), so entwickelten sich beginnend mit dem Twist und danach mit den stampfenden BeatRhythmen Tänze, die getrennt getanzt wurden. Dies geschah mit Bewegungen der Arme/ Füße und des ganzen Körpers im Takt der Musik, wobei sich manchmal die Paare gegenüber, aber auch teilweise getrennt voneinander, bunt verteilt Twist-Tanzen in den 50ern auf einer Tanzfläche, zur Musik bewegten. Die Tanzschulen der damaligen Zeit versuchten nun auch neben den Standard-Tänzen diese neuen Tanzformen zu vermitteln. Dies waren in Regensburg vor allem die Tanzschulen Neubert, Weber und Huber. Jedoch entwickelten sich die neuen Tänze, überwiegend aus England kommend, rasend schnell, sodass sie oft nur durch Hingucken, (Fernsehen, in den Lokalen oder zuhause) vor dem Spiegel nachahmend, schnell von den jungen Menschen selbst einstudiert und erlernt werden konnten. Man wollte und musste immer „in“ sein. Beat-Tanz in den 60ern Typisches Tanzschulenfoto aus dieser Zeit – hier Tanzschule „Neubert“ 1966 im Treppenhaus des Kolpinghauses 11 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 17.09.14 14:05 Seite 12 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Die MZ veröffentlichte im April 1966 einen Artikel über die modernen, neuen Tänze, der zeigt, wie lächerlich die damalige Musik und die Tänze von der Presse gemacht wurden. Insbesondere die Zeitangabe zur Haltbarkeit des Beats als „Eintagsfliege“ zeigt, wie sehr die damaligen Presseschreiber irrten! Hier das Ehepaar Neubert bei der Tanz-Demo zum Artikel Beat-Partys in Tanzschulen waren „in“ Die Tanzlehrer geben dem Beat noch eine Saison Presseartikel der MZ von 1966 12 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 13 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Mikrofon eines Grundig-Tonbandgerätes Tragbarer Plattenspieler aus den 60ern Altes Röhrenradio, anfangs als Verstärker genutzt Auswirkungen auf die Musikszene Die neue Musikrichtung bot nun auch den aufstrebenden Musikern ein schier unerschöpfliches Reservoir an Songs und Musikrichtungen, die es zu interpretieren galt. Instrumente In der Folge versuchten nun junge Musiker die neue, dem Geschmack des jungen Publikums entsprechende Musik nachzuspielen und entwickelten Fertigkeiten und Fähigkeiten bei den nun angesagten Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug. Viele erlernten diese Instrumente als Autodidakt. Da es keine Lehrer für Beatmusik gab, blieb den jungen Leuten nur das Abschauen oder Imitieren von Profibands. Hier kamen vielen Musikern oft die Kenntnisse aus den erlernten, traditionellen Mu- Plattencover von den Beatles sikinstrumenten wie Geige, Akkordeon, Klavier oder einem Blasinstrument zugute. Häufig wurden die Stimmen und Musikinstrumente durch Röhrenradios verstärkt, um überhaupt gehört zu werden. Verwendet wurden auch Mikrophone von Tonbandgeräten wie die von der Marke Grundig. Leider blieb so manches Röhrenradio auf der Strecke, denn für eine solche Belastung waren diese Geräte nicht konzipiert. Um einen besseren Sound erzielen zu können, mussten Verstärker und Lautsprecher gekauft werden, die von der nun entstehenden Musikindustrie hergestellt und angeboten wurden. Besetzung der Bands Waren es Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre häufig noch Combos oder Trios in der Besetzung Schlagzeug, Akkordeon und Bass, manchmal auch Gitarre, wurde es durch die Vorbilder aus den 60ern nun „in“, in der 4er-Formation mit • Leadgitarre • Begleitgitarre • Bass und • Schlagzeug aufzutreten. Später kam dann manchmal auch noch eine Orgel hinzu. Gerade an den Bands, die bereits Anfang der 60er Jahre zu spielen begannen, kann man diese Entwicklung ablesen. Tanz-Cafés Die Tanz-Cafés schossen wie „Pilze aus dem Boden“ und es gab ein großes Angebot an Live-Musik in und um Regensburg (siehe auch Kapitel 4). In den Lokalen liefen die Tanzveranstaltungen immer nach dem gleichen Schema ab. Üblicherweise wurde eine Tanzrunde mit drei Liedern gespielt und dazwischen eine ca. 10-minütige Pause eingelegt, um sich zu setzen, etwas zu trinken und um bei der nächsten Runde wieder ein Mädchen zum Tanz aufzufordern. Diese Tanzpause wurde häufig mit einer kurzen Melodie durch die Band angekündigt, individuell je Band. Die Tanzbands wurden vom Veranstalter meistens nach einem Stundensatz pro Bandmitglied bezahlt, erhielten häufig die Getränke und ein Essen frei und in der Bar oft einen Vorzugspreis für die dort ausgeschenkten Spirituosen. 13 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 14 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Plattenladen „Music-Center“ im Donaueinkaufszentrum Aussuchen/ Einstudieren der Songs Da es für die Musikstücke weder Texte noch Noten zu kaufen gab und sie aus Gründen der Aktualität rasch einstudiert werden mussten, konnten die Titel nur von einer Schallplatte, damals Single, abgehört und von den Musikern selbst in Text und Harmonien/ Melodien umgesetzt werden. Maßgebend für die Aktualität waren die wöchentlichen Hitparaden im Radio. Aussuchen und Kaufen – mit Beratung konnte man Schallplatten damals in einem richtigen Schallplattenladen. In Regensburg waren das z.B. Stereo 2000, Radio Eberl, Schallplatten Weidlich, Schallplatten Amend, Music Center usw. Oben ein Zeitungsfoto des von Karl Peinl (siehe auch Lokale mit Live-Musik in Regensburg) am 15.11.1967 im Donaueinkaufszentrum als „Music Center“ eröffneten Schallplattenladens. Wie damals üblich, wurden die Schallplatten in speziellen Ständern angeboten, die nach Musikart (Klassik, Operette, Beatmusik, Schlager) getrennt geordnet wa- 14 Musikcharts vom Januar 1965: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. Kleine Annabell (Kenn ein Land) Pretty Woman Das ist die Frage aller Fragen (Spanish Harlem) Memphis Tennessee Vergangen vergessen vorüber (So ein Tag...) Rag Doll Do Wah Diddy Diddy I Feel Fine Mama House Of The Rising Sun Seide und Samt Cinderella Baby Skinny Minnie Schneemann Baby Love Du du du gehst vorbei Tennessee Waltz Sein bestes Pferd Das kommt vom Rudern, das kommt vom Segeln Kiddy Kiddy Kiss Me Ronny Roy Orbison Cliff Richard Dave Clark Five (Bernd Spier) Freddy Quinn Five Tops (Four Seasons) Manfred Mann Beatles Margot Eskens The Animals Peter Alexander Drafi Deutscher Tony Sheridan (Rackets) Manuela Supremes Suzie Alma Cogan Martin Lauer Peter Lauch und die Regenpfeifer Rita Pavone & Paul Anka Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 15 BEAT- UND POPMUSIKSZENE Die Rangfolge der besten Schallplatten wurde im Laden ausgehängt, damit man sofort wusste, was angesagt war. Musikcharts vom August 1970 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. In The Summertime El condor pasa Yellow River Up Around The Bend A Song Of Joy Das schöne Mädchen von Seite 1 Cecilia Groovin´ With Mr. Bloe Du Question Ein Mädchen nach Maß American Woman Mungo Jerry Simon & Garfunkel Christie Creedence Clearwater Revival Miguel Rios Howard Carpendale Simon & Garfunkel Mr. Bloe Peter Maffay Moody Blues Chris Roberts Guess Who ren. An einer „Hörtheke“ konnte man sich die Platten mit Hilfe einer Hörmuschel mit Griff anhören und man saß dabei auf einer Art Barhocker. Karl Peinl war damals schon sehr modern und bot an der Hörtheke sogar Stereo-Kopfhörer an. Käuflich erwerben konnte man hier Plattenspieler, Verstärker, Tonband- und Kassettengeräte - und das alles auch in Stereo! Die Rangfolge der besten, am meisten verkauften Schallplatten, wurde natürlich als „Hitparade“ im Laden ausgehängt, damit man sofort wusste, was angesagt war. Obenstehend ein Beispiel für eine solche Hitparade, die damals für junge Musikliebhaber sehr wichtig war. Diese Musikcharts in Deutschland waren Anfang der 60er Jahre noch stark geprägt von deutschsprachigen Titeln. Später waren es überwiegend englischsprachige Songs, durchsetzt mit ein paar Titeln mit deutschsprachigen Schlagern. Die Musikcharts und Hitlisten waren auch wichtige Orientierungshilfen für die nun stark anwachsende Zahl an Amateurbands. Um die jungen Zuhörer zu begeistern, musste man immer aktuell sein, denn was in den Charts stand, war gefragt. Durch die verschiedensten technischen Möglichkeiten der Bands und die teilweise sehr unterschiedlichen Interpretationen der Stücke, kam es zu bandtypischen Klangfarben und Sounds, die allerdings dann auch zum Wiedererkennungsmerkmal für die jeweilige Band wurden. Reklamen von Regensburger Plattenläden GEMA-Liste Am Ende eines jeden Engagements kam bei den Musikern sehr häufig große Freude auf, denn der Veranstalter drückte – meistens dem Bandleader – die „GEMA-Liste“ in die Hand. Man musste sehr detaillierte Angaben zu den gespielten Stücken machen (Komponist, Interpret, Anzahl der Aufführungen im Tanzlokal usw.), damit die Künstlervertretung GEMA dem Wirt eine Rechnung stellen konnte, um die Urheberrechte entsprechend zu entlohnen. Diese Aufgabe wurde ungern und häufig mit viel Fantasie gelöst, Meistens wechselten sich die Bandmitglieder nach jeder Veranstaltung ab, denn es war echte „Strafarbeit“. 15 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 16 s t i f t u O e d Mo n e i d e M s o t u A 16 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 17 MODE-OUTFITS Mode Während in der Rock and Roll-Zeit bei den Damen Pferdeschwanz und Petticoat und bei den Herren Anzug, schmale Krawatte (meist aus Leder) und eine Frisur mit Elvis-Welle modern waren, änderte sich Anfang der 60er Jahre vor allem die Frisur der Männer. Viele nahmen sich die Haartracht (Pilzköpfe) der Beatles als Vorbild. In Regensburg beschäftigte sich lange Zeit auch die Presse mit diesem Thema und nahm vor allem die aufs Korn, die sich die Haare lang wachsen ließen. Lange Mähne und ausgefallene Kleidung waren danach für viele Leser das Beispiel für Faulheit und Arbeitsverweigerung. Auch ein Name für diese Jugendlichen war bald gefunden: Gammler. Ein Beispiel dafür liefert untenstehende Karikatur in der MZ von 1967. Angesagt als neuester Schrei in der Bekleidung waren Stiefeletten und Mützen, wie John Lennon sie trug. Die Herrenhemden waren nun blumig bedruckt, eng tailliert, oft mit Stehkragen und erinnerten an die Mode aus der Carnaby Street in London, die damals als Vorbild diente. Beatles-Mütze Die damaligen Modevorbilder „The Beatles“ mit Anzug und Krawatte Beatles-Stiefel Karikatur zum Thema „Gammler“ in MZ 1967 17 Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 18 MODE-OUTFITS Vor allem Hosen, oben mit engem Schnitt und unten mit einem weiten Schlag, teilweise auch am Absatz gestuft, revolutionierten die damalige Mode. Man unterschied die Hosentypen z.B. in: • „Slop“ • „Shake“ • „Stufen“ ohne Bund und Bundfalten, ab dem Knie ausgestellt wie die Slop, aber Hüfte wesentlich tiefer, mit breitem Gürtel wie Shake, aber mit Abstufung beim Schuh. Hosenwerbung 1966 Rainer Winkelhöfer mit einer Stufen-Hose (etwa um 1967) 18 Bunte Mode Beginnend mit den 70er Jahren wurden die Farben knallig und die Hemdkrägen entwickelten sich zu Elefantenohren. Die Schlaghosen wurden extrem weit und die sehr breiten Krawatten wurden bunter und bunter. Zu dieser Zeit konnte man alles tragen, was gefiel und viele Jugendzeitschriften, vor allem Twen und Bravo, wurden zu modischen Trendsettern. Dies führte dazu, dass die jungen Leute die Kleidung ihrer Idole trugen, um genauso auszusehen. Die Mode wurde verrückter, Herrmann – Beat und Pop 1 – 4_Layout 1 15.09.14 08:29 Seite 19 MODE-OUTFITS „Gitarrengott“ Jimi Hendrix im „Indianer Look“ Janis Joplin im Hippie-Look bunter und vielfältiger. In der 2. Hälfte der 60er Jahre, inspiriert durch die Protagonisten des Woodstock-Festivals wie Jimi Hendrix und Janis Joplin, entwickelte sich der Hippie-Look, der wiederum die Modeentwicklung der damaligen Zeit beeinflusste. Wer „in und cool“ sein wollte, trug bunte Kleider mit Blumenmuster, viele Ringe und Armbänder, Stirnband und Sonnenbrille mit großen und getönten Gläsern. Als trendige Frisur galt der Lockenkopf. In Kalifornien entfaltete sich die Hippie-Kultur und die beginnende Flower-Power-Bewegung prägte überall das Leben und die Lebensanschauung der jungen Leute. In London erfand Mary Quant den Minirock, der von der älteren Generation als schamlos verteufelt wurde, aber je mehr dieser kritisiert wurde, umso beliebter wurde dieses Kleidungsstück bei den Mädchen und jungen Frauen. Models wie Twiggy und Sängerinnen wie Peggy March und Petula Clark trugen nun Minirock und/ oder Hot-Pants zur Schau und die Carnaby-Street in London wurde zum Modemekka. Sogar Kleider aus Papier wurden produziert und fanden ihre Abnehmer bei den jungen Leuten. Wer „in und cool“ sein wollte, trug bunte Kleider mit Blumenmuster … Twiggy in Hot-Pants 19 Umschlag_Layout 1 12.09.14 10:56 Seite 1 Franz nn Herrma Regensburger Beat- und Popkultur Geschichte, Bands und Tanzlokale der 60er und 70er Jahre in Regensburg und Umgebung In dem Buch „Regensburger Beat- und Popkultur“ beschreibt der Autor, wie er die Entstehung der Beat- und Popmusikszene im Raum Regensburg erlebt hat. Dabei schildert er auch Modetrends, Tänze, Beatwettbewerbe und vieles mehr aus der damaligen Zeit und hat diese reich bebildert. Ebenso werden die Tanzlokale aus den 60er und 70er Jahren mit ihren Eigenheiten beschrieben und in Bildern gezeigt, in denen die Live-Bands in Regensburg und Umgebung auftraten. Der Autor konnte ehemalige Musikkollegen von 22 der damals besten Bands aus dem Raum Regensburg gewinnen, ihre Bandgeschichte aufzuschreiben. Das Buch soll diese schöne und interessante Zeit wieder ins Gedächtnis rufen und für junge Leute erlebbar machen. Franz Herrmann Franz Herrmann wurde 1950 in Regensburg geboren und beschäftigte sich schon von Kindesbeinen an mit Musik. Im Elternhaus und bei den Domspatzen wurden die musikalischen Grundkenntnisse vermittelt, die er in den 60er und 70er Jahren dann in der Beat- und Popmusik-Band „The Dick Herman Group“ anwenden konnte. 1974, nach etwa 10 Jaren Bandmusik beendete Franz Herrmann diese Karriere, um sich mehr der Familie und seinem Beruf als Sparkassenangestellter zu widmen. Regensburger Beat- und Popkultur roup Dick Herman G Preis: 29,90 EUR (D) The Beathovens Franz nn Herrma The Speedfires r e g r u b r s u n t l e u g e k p R o P d n u t a e B le a k o l z n a s und T nd a B , e t h re in h a J Geschic r e 0 d7 n u r e 0 bung e g m der 6 U nd u g r u b s Regen Hot Dogs ers The Robb Spotnicks Saturns