Weiterentwicklung des Recyclings von
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Weiterentwicklung des Recyclings von
Recycling von faserverstärkten Verbunden Weiterentwicklung des Recyclings von faserverstärkten Verbunden Jörg Woidasky 1.Einführung....................................................................................................242 2. Märkte und Mengen....................................................................................246 2.1.Composite.....................................................................................................246 2.2.GFK................................................................................................................246 2.3.CFK................................................................................................................247 2.4.Marktsegmente.............................................................................................248 2.5.Abfallmengen................................................................................................249 3. Übersicht über Recyclingverfahren und -ansätze....................................250 3.1. Molecular sorting: Designkonzept für Hybridbauteile und Verbundwerkstoffe.............................................250 3.2. Compocycle: Logistik und Einsatz bei der Zementherstellung.............251 3.3. Eurecomp: Solvolyse im Pilotmaßstab......................................................252 3.4. Pyrolyseverfahren – der klassische Ansatz...............................................253 3.5. Mechanisches bzw. Partikelrecycling: Neue Verfahrenstechniken.........................................................................254 4. Herausforderungen beim Rezyklateinsatz................................................256 5. Müssen wir immer alles rezyklieren?........................................................256 6.Zusammenfassung.......................................................................................258 7.Quellen..........................................................................................................258 Ziel dieses Beitrages ist die Darstellung der aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Marktentwicklungen, der Technologien für die Herstellung und der Verwertungsverfahren für Faserverbunde, insbesondere für GFK und CFK. 241 Jörg Woidasky 1. Einführung Faserverbundwerkstoffe nutzen vorrangig die spezifischen Festigkeiten ausgewählter Fasern in Verbindung mit einer einbettenden Matrix. Während die Fasern die Zugkräfte aufnehmen, ist das Matrixmaterial für die Bauteil-Form sowie die Druck- und Schubkraftaufnahme relevant. Fasern werden dabei als Einzelfasern, Faserbündel oder auch als Gewebe oder Gelege und in der Regel beschichtet eingesetzt. Das Matrixmaterial kann durch andere Stoffe weiter modifiziert werden, so dass mehr als zwei Werkstoffe zum Einsatz kommen. Beispiele sind Füll- oder Farbstoffe sowie Einleger (Schaum, Holz, Waben). In Verbindung mit Polymeren als Matrixmaterialien sind die wichtigsten Faserverstärkungen zum einen Glasfasern (GFK = Glasfaserverstärkte Kunststoffe) und Carbon-Fasern (CFK = Carbonfaserverstärkte Kunststoffe). Daneben werden auch Aramid-, Natur- oder Metallfasern eingesetzt. Typische Faserlängen sind hierbei Kurzfasern (im mm-Bereich), Langfasern (im cm-Bereich) sowie Endlosfasern (mit Faserlängen in der Größenordnung der Bauteilabmessungen). In Hybridbauteilen finden verschiedene Verstärkungsfasern Einsatz [1] wie derzeit z.B. in Rotorblättern von Windkraftanlagen. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden in anisotrope (richtungsabhängige) und isotrope (in allen Raumrichtungen mit gleichen Eigenschaften ausgestattete) Faserverbundwerkstoffe. Hochleistungs-Verbunde sind anisotrop, da hier zielgerichtet die Fasereigenschaften in Beanspruchungsrichtung bzw. entlang der Lastpfade genutzt werden. Durch diese Anisotropie lassen sich Werkstoffeigenschaften und Herstellungsverfahren (z.B. Faser-Ablegeverfahren, Tränkungs- und Aushärtungsprozesse) praktisch nicht trennen. Dies ist insbesondere für den hochwertigen Einsatz von Rezyklaten (Sekundärfasern) durch die Verfahrensanforderungen an Faserlängen, -orientierung und Handlingfähigkeit von hoher Relevanz. Tabelle 1: Systematisierung der Verbundwerkstoffe-Komponenten Matrixwerkstoffe Faserwerkstoffe Fasergeometrie/Länge Faserverarbeitung Metall Glas Kurzfaser (wenige mm) Keramik Carbon (Kohlenstoff) Langfaser (bis etwa 50 mm) Gestricke, Gesticke Mineralik (z.B. Beton) Aramid Endlosfaser Gewebe, Gelege, Geflechte Faser- Ablegeverfahren (bis Bauteilgröße) Polymere: Thermoplaste Mineralfaser (z.B. Basalt) Polymere: Duroplaste Naturfaser (z.B. Holz, Hanf) Nähverfahren vorrangig relevant für Temperaturbeständigkeit, Steifigkeit, Festigkeit, Langzeitverhalten, Schlagzähigkeit, chemische Beständigkeit, thermomechanische Eigenschaften Korrosionsverhalten Quelle: Henning, F.; Drechsler, K.; Chatzigeorgiou, L.: Faserverstärkte Kunststoffe. In: Henning, F.; Moeller, E (Hrsg.): Handbuch Leichtbau. Hanser Verlag, München, 2011 242 Recycling von faserverstärkten Verbunden Tabelle 2: Relativer Eigenschaftsvergleich von Faser-Verbundwerkstoffen Faser-Matrix- Kombination Carbonfaser + Duroplast- Carbonfaser + Glasfaser + Thermoplast- Duroplast- matrix matrix Glasfaser + Thermoplast- matrix matrix Steifigkeit sehr hoch hoch mittel mittel Festigkeit hoch hoch hoch mittel Gewicht sehr gering gering mittel mittel Kosten sehr hoch hoch gering gering besondere hervorragende kurze Zykluszeiten geringe Kosten geringe Kosten Eigenschaften mechanische und kurze Zykluszeiten Eigenschaften Beispiel- Kfz-Karosserie chemikalienbe- Windkraftanlagen-Kfz- anwendungen (z. B. BMW i3) ständige Gleitlager flügel (EP-GF oder (PEEK-CF)UP-GF) Motorraumbauteile (PA-GF) Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau; Roland Berger Strategy Consultants (Hrsg.): Lässig, R. et al.: Serienproduktion von hochfesten Faserverbundbauteilen. Perspektiven für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Frankfurt, Juni 2012 Bild 1 zeigt einen Vergleich von Kosten und Massen eines Musterbauteils aus verschiedenen Werkstoffen, normiert auf ein konventionelles Stahlbauteil. Dabei zeigt sich in der gewählten logarithmischen Darstellung beim Einsatz von Carbonfaser-Compositen im Vergleich zu Lösungen in Metall (Hochleistungs-Stähle oder Aluminium) ein überproportionaler Kostenanstieg: Während bei Aluminium die Halbierung der Bauteilmasse lediglich zu maximal 2,5 fach erhöhten Bauteilkosten führt, wird bei anisotropem CFK eine Massenreduktion auf 25 Prozent mit einem Kostenanstieg auf bis knapp das Zehnfache erkauft. Blickt man auf die Aufteilung der Kostenarten für die Bauteilherstellung in Stahl und CFK, so zeigt sich direkt die Motivation für ein hochwertiges Recycling von Fasern (Bild 3): Am Beispiel eines flächigen Bauteils von 0,8 x 0,8 m Kantenlänge und einer Masse von 1,8 kg (CFK, RTM-Verfahren) bzw. 4,5 kg (Stahl) wird deutlich, dass bei beiden Varianten die Werkstoffkosten den Hauptanteil (bei CFK knapp 50 Prozent, bei Stahl etwa 75 Prozent) ausmachen. Bei CFK stellt mit Abstand die Faser den höchsten Einzel-Kostenblock mit etwa 22 Euro pro Werkstück bzw. Bauteil dar. Daher ist die Herstellung kostengünstigerer Fasern im Fokus derzeitiger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Neben der Prozessoptimierung (Automatisierung, endkonturnahe Preforms, Organoblech-Entwickung mit einem GesamtKostensenkungspotential von bis zu vierzig Prozent bis 2020), der Veränderung der Harzsysteme (Substitution durch Thermoplaste oder schnellere Duroplast-Aushärtung zur Verringerung der Zykluszeit mit Gesamt-Kostensenkungspotential von bis zu zehn Prozent bis 2020) oder Veränderung der Carbonfaser-Herstellung (Precursoren z.B. auf Ligninbasis, Energieeinsparung bei der Carbonisierung z.B. durch Mikrowellen mit Gesamt-Kostensenkungspotential von bis zu 25 Prozent bis 2020 [1]) bietet hier der Einsatz von Rezyklat-Fasern mit einem potentiell günstigeren Kosten-zu-EigenschaftsVerhältnis prinzipiell gute Möglichkeiten. 243 Jörg Woidasky Bauteilmasse/ Bauteilkosten 1.000 800 600 900 700 250 150 120 100 100 150 95 75 60 50 43 48 25 25 10 Stahl Bauteilmasse min Bild 1: hochfest Stahl Aluminium Bauteilmasse max CFK isotrop Bauteilkosten min CFK anisotrop Bauteilkosten max Relativer Kosten- und Massenvergleich von Bauteilen aus verschiedenen Werkstoffen Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau; Roland Berger Strategy Consultants (Hrsg.): Lässig, R. et al.: Serienproduktion von hochfesten Faserverbundbauteilen. Perspektiven für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Frankfurt, Juni 2012 Zieht man (nur) die Werkstoffmasse zum Vergleich der Umweltauswirkungen eines CFK- mit einem Stahlbauteil auf Basis der Werte in Bild 11 heran und bewertet man damit das Musterbauteil (alternativ aus 1,8 kg CFK oder aus 4,5 kg Stahl hergestellt), so erhält man die in Bild 2 gezeigten Ergebnisse. Daran wird deutlich, dass mit Blick auf die Umweltbelastungen der Werkstoffherstellung das CFK-Bauteil in allen Fällen schlechter abschneidet – ein weiteres Indiz für die Sinnhaftigkeit eines werkstofflichen, hochwertigen Verwertungsweges. Zusätzlich ist allerdings für eine vollständige Beschreibung der Umweltauswirkungen vor allem die Nutzungsphase des Bauteils z.B. in einer Kfz-Anwendung mit einzubeziehen. Hier kann durch die Masseneinsparung von sechzig Prozent bei der Verwendung von CFK im Vergleich zu Stahl eine erhebliche Umweltentlastung realisiert werden. Diese beträgt durch die Masseneinsparung bei PKW direkt 0,12 L/100 kg*100 km (für Dieselantriebe) bzw. 0,15 L/100 kg*100 km (für Benzinantriebe). Berücksichtigt man die Sekundäreffekte im Gesamtsystem, so kann dieser Fuel reduction value auf 0,28 bzw. 0,35 L/100 kg*100 km steigen [3]. 244 Recycling von faserverstärkten Verbunden relative Umweltauswirkungen 140 120 100 80 60 40 20 0 Fossile Ressourcen Überdüngung Ozonabbau Sommersmog Relativimpact Bauteil aus CFK Bild 2: Globale Erwärmung Versauerung Relativimpact Bauteil aus Stahl Abschätzung der Umweltauswirkungen zweier Musterbauteile (CFK, Stahl) Kosten EUR 60 insgesamt 50 bis 60 50 40 Harz 5,5 C-Halbzeug 22 30 11 20 8,25 Bild 3: insgesamt < 10 10 7,5 8,25 0 CFK-Bauteil Material Sonstiges 0,8 1,2 0,5 Stahlblech-Bauteil Arbeit Maschinen und Werkzeuge Kostenarten-Vergleich eines Musterbauteils in CFK und Stahl Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau; Roland Berger Strategy Consultants (Hrsg.): Lässig, R. et al.: Serienproduktion von hochfesten Faserverbundbauteilen. Perspektiven für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Frankfurt, Juni 2012 245 Jörg Woidasky 2. Märkte und Mengen 2.1. Composite Als Treiber für den Einsatz von Faserverbundwerkstoffen werden derzeit vor allem die technische Notwendigkeit (z.B. sehr geringe thermische Ausdehnungskoeffizienten für Präzisionsanwendungen in großen Temperaturbereichen), die Effizienz (Kostenvorteil bei direkten oder Lebenszykluskosten wie z.B. für Mobilitätsanwendungen), Marketingaspekte (ästhetische Aspekte z.B. für Kfz-Zierblenden oder Armbanduhren) sowie gesetzliche Vorgaben (z.B. Vorgaben zum Kfz-Flottenverbrauch) [1]. Die typischen Anwendungsfelder faserverstärkter Kunststoffe finden sich somit in den Branchen Kfz, Energietechnik, Luft- und Raumfahrt, Sport, Maschinen- und Anlagenbau sowie im Baubereich, von denen der Kfz-Bereich, Luft-/Raumfahrt und Energietechnik/Windenergie derzeit die wichtigsten Segmente für Faser-Verbundwerkstoffe sind. Tabelle 3 zeigt eine Abschätzung der Nachfrage nach endlosfaserverstärkten Faserverbunden weltweit (daneben werden kurz- und langfaserverstärkte Verbunde wie z.B. SMC und BMC eingesetzt). 20112015 2020 (Prognose)(Prognose) 1.000 t Endlosfaserverstärkte CFK Luft-/Raumfahrt 8 1521 Sport 78 9 Windenergie 8 2242 Automotive 3 945 Maschinen-/Anlagenbau und sonstige 13 24 43 SUMME CFK 39 78 160 Endlosfaserverstärkte GFK Bauindustrie 504605 762 Automotive 177232 326 Windenergie 256311 397 Marine 92 103120 Luft-/Raumfahrt 71 93131 Maschinen-/Anlagenbau und sonstige SUMME GFK 377 441 537 1.477 1.785 2.273 Tabelle 3: Nachfrage nach endlosfaserverstärkten Faserverbunden 2011 bis 2020 Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau; Roland Berger Strategy Consultants (Hrsg.): Lässig, R. et al.: Serienproduktion von hochfesten Faserverbundbauteilen. Perspektiven für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Frankfurt, Juni 2012 2.2. GFK Derzeit machen Glasfaser-Composite 95 Prozent aller Faserverbundwerkstoffe aus. In Europa wurden 2012 1,01 Millionen t glasfaserverstärkter Kunststoffe hergestellt. 246 Recycling von faserverstärkten Verbunden Daran haben im langjährigen Mittel die (großserienfähigen) Verfahren der SMC/BMCVerarbeitung einen Anteil von etwa 25 Prozent. Der Branchenmix der Anwendungen betrug für Transportanwendungen 34 Prozent, Elektro-/Elektronikbereich 14 Prozent, Baubereich 35 Prozent, Sport/Freizeit 15 Prozent und sonstige 2 Prozent [4]. 2.3. CFK Die derzeitige Carbonfaser-Herstellungskapazität liegt bei etwa 90.000 t/a, davon jeweils etwa ein Viertel in USA, Japan und Europa. Etwa 95 Prozent der Carbonfasern werden in CFK eingesetzt, die restlichen 5 Prozent in anderen Matrixmaterialien (Carbon, Keramik, Metall) z.B. für Bremsscheiben. Global wurden 2011 etwa 37.000 t Carbonfasern eingesetzt [4]. Dies entsprach einem Marktvolumen von 72 Milliarden Euro. Für 2012 wird mit einem Verbrauch von 42.000 t und 2020 mit 130.000 t gerechnet. Davon sollen die Wide-body aircrafts 2020 etwa 9.000 t Carbonfasern einsetzen. Die Automobilindustrie setzt 2010 etwa 2.000 t Carbonfasern ein, hier wird mit jährlichen Steigerungsraten von 15 Prozent gerechnet. Derzeit stellt sich die Kostensituation noch als Hemmnis dar (Kosten für CFK in Automobilanwendungen etwa siebzig Euro/kg; Stahl drei Euro/kg, hochfeste Stähle sechs Euro/kg und sieben Euro/kg für Aluminium): Treiber sind hier neben der Elektromobilität auch der Einsatz von CNG-Tanks auf Compositbasis (2011 wurden hierfür 1.540 t eingesetzt, 2020 sollten 7.480 t eingesetzt werden) anstelle von StahlHochdrucktanks [4]. Insgesamt wurden in 2011 weltweit 57.000 t CFK (Compositmaterialien aus Fasern und Matrix) verbraucht. Bild 4 zeigt die Aufteilung der Verarbeitungsmenge nach Carbonfaser-Verarbeitungsverfahren im Jahr 2011. Für derzeit übliche SekundärFasern sind ausschließlich die Schnittfaser-Anwendungen geeignet. 92 Prozent dieser Schnittfaser-Anwendungen sind CFK-Compounds, die restlichen acht Prozent werden in SMC (zwei Prozent), in der Papierherstellung (ein Prozent), im Baubereich (drei Prozent) und für Leifähigkeitsanwendungen (zwei Prozent) eingesetzt [4]. Schnittfaser-Anwendungen werden bis 2020 auf etwa 14.000 bis 16.000 t Jahresverbrauch ansteigen [4]. Insgesamt wird weltweit bis 2020 mit jährlichen CFK-Wachtumsraten von 13 [4] bis 17 Prozent gerechnet [1]. Der wichtigste Volumenmarkt für Carbonfasern sind Windkraftanlagen, deren Verbrauch 2011 bei etwa 8.500 t lag und der bis 2015 auf 22.700 t (2020 auf 54.270 t) ansteigen soll. Somit wurden in dieser wichtigsten Einzelanwendung 23 Prozent des CFK eingesetzt. 77 Prozent dieser Carbonfasern in Windkraftanlagen werden als UD-Prepregs, zwanzig Prozent für Pultrusion und drei Prozent als Gewebe eingesetzt. Daneben sind relevante Anwendungsgebiete für CFK die Luftfahrt (16 Prozent), Sport/ Freizeitprodukte (16 Prozent), Kurzschnittanwendungen (18 Prozent), Bauindustrie (neun Prozent) und Automobil- und Druckbehälteranwendungen (jeweils sechs Prozent) [4]. 247 Jörg Woidasky Wickelverfahren Pultrusion 15 % 8% Gewebe, Geflechte Schnittfasern 5% 18 % Prepregs woven 12 % Prepregs unidirektional 42 % Bild 4: Marktanteile von Carbonfaser-Verarbeitungsverfahren 2011 Quelle: Carbon composites; AVK (Hrsg.): Witten, E.; Jahn, B., Karl, D.: Composites Market report 2012. Frankfurt/Main, 8. October 2012 2.4. Marktsegmente Während im Motorsport CFK-Anwendungen seit der Erstanwendung 1981 bei McLaren im MP4/1 z.B. für das Monocoque (selbsttragende Karosserie) üblich sind, waren bisher CFK-Serienanwendungen eher selten zu finden. So wurde z.B. ein UnimogFahrerhaus zum Erreichen geringer Achslasten aus CFK gefertigt. Die steigenden Anforderungen der EU an CO2-Flottenemissionen (95 g CO2/100 km im Jahr 2020, 10 bis 35 g im Jahr 2050) und die Marktdurchdringung der Elektromobilität unterstützen zur Zeit Leichtbau-Ansätze. Der Vorreiter ist hier neben Audi mit dem R8 der Hersteller BMW mit den i3- und i8-Modellen mit Carbon-Karosserie auf AluminiumFahrwerk mit Herstellungszahlen im Bereich von 10.000 Stück/a [1] [5]. GFK hingegen ist in Fahrzeugbau bereits langjährig etabliert, vor allem durch den Einsatz von SMC/BMC (Sheet/Bulk moulding compounds) im Pkw- und Lkw-Bereich für Stoßfängerkomponenten, Klappen oder Teile des Fahrerhauses. Auch werden bereits Blattfedern in GFK gefertigt. Im Flugzeugbau wurde 1987 bereits ein Airbus A310-Seitenruder in CFK gefertigt. Seit 2011 wird die Boeing 787 (Dreamliner) mit einem weitgehend aus CFK gefertigten Rumpf in Serie produziert [5]. Auch die Airbus A350-Struktur wird zu mehr als fünfzig Prozent aus Compositmaterial hergestellt, beim A380 sind es etwa 25 Prozent, wobei etwa 85 Prozent der Compositmaterialien CFK sind [6]. Zahlreiche weitere Anwendungen finden sich im Innenraum. Eine vollständige Abkehr von AluminiumStrukturen ist derzeit jedoch nicht zu erwarten, da Fragen der Reparierbarkeit und der Schadensidentifikation in Compositmaterialien noch nicht hinreichend geklärt sind. Typische Verbrauchsmengen von Carbonfasern liegen bei etwa 20 t/Flugzeug bei den o.g. Typen. Bei Produktionsmengen von bis zu zehn Flugzeugen monatlich 248 Recycling von faserverstärkten Verbunden ergeben sich so Verbrauchsmengen von etwa 5.000 t/a für Großflugzeuge [6]. Darüber hinaus werden jedoch noch kleinere Geschäfts- und Freizeitflugzeuge, Hubschrauber und Militärmaschinen hergestellt. Im Sportbereich werden z.B. Carbon-Fahrradrahmen angeboten, die mit deutlich unter 1 kg etwa vierzig Prozent leichter als vergleichbare Aluminiumrahmen sind. Auch werden Carbon-Felgen, -Lenker oder -Sattelstützen hergestellt. [5] Weitere bewährte CFK-Anwendungsfelder sind Schläger (Tennis, Golf) oder Ski. Im Bootsbau werden vor allem Rümpfe und z.T. Aufbauten aus GFK gefertigt. Für Windkraftanlagen werden bereits seit Jahrzehnten Glasfaser-Verbunde eingesetzt. Neuere Anlagen wie z.B. die Nordex N117/2000 mit Blattlängen von 58 m nutzen jedoch auch Carbonfasern in Hybridbauteilen, um hohe Steifigkeiten zu realisieren. Dabei werden insbesondere die Gurtbereiche in Carbon statt in Glasfaser gefertigt. Derzeit werden weltweit etwa 60.000 Rotorblätter hergestellt [1]. Bei bis zu 90 m langen Rotorblättern, die vorrangig im Offshore-Bereich eingesetzt werden, wird die Verwendung von 300 bis 350 kg Carbonfaser pro Rotorblatt erwartet, so dass bei geschätzten 12.000 Neuanlagen/a ein Jahresverbrauch von etwa 11.000 t entstehen würde [6]. Der Maschinen- und Anlagenbau stellt stark segmentierte Anwendungsfelder mit geringen Volumina, jedoch hohen anwendungsspezifischen Anforderungen dar. Typische Anwendungen sind rotierende Teile wie Walzen, Rotoren oder Spannfutter [1]. Der Baubereich setzt Faserverbunde vorrangig in Profilen, Rohren und Behältern ein, die fast ausschließlich mit Glasfasern und vorrangig nicht mit Endlosfasern verstärkt werden. 2.5. Abfallmengen In Europa fallen aus den genannten Branchen insgesamt etwa etwa 40 bis 50.000 t Verbundwerkstoff-Produktionsabfall/a an. Daneben wird geschätzt, dass zusätzlich aus dem Nachnutzungsbereich (Boote, Kfz, Windkraftanlagen) etwa 30.000 t/a Verbundwerkstoffe anfallen. Tabelle 4 gibt dazu eine Übersicht nach Anfallort der Produktionsabfälle [7]. Anfallort Abfallmenge t/a Großbritannien und Irland 6,4 Belgien, Niederlande, Luxemburg 2,0 Skandinavien (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland)2,5 Spanien, Portugal 10,6 Italien7,5 Frankreich5,7 Deutschland7,9 Österreich, Schweiz 0,8 Zwischensumme Westeuropa 43,3 Osteuropäische Länder 6,4 Summe Europa 49,7 Tabelle 4: Verbundwerkstoff-Produktionsabfallmenge in Europa Quelle: Masson, S.: Eurecomp Project – Market Studies. Eurecomp Training Meeting; European Composites Recycling Services Company. Präsentation. Brüssel, 22. April 2012 249 Jörg Woidasky 3. Übersicht über Recyclingverfahren und -ansätze Die Frage nach der Verwertung von Verbundwerkstoffen ist in den vergangenen Jahrzehnten oft gestellt und mit vielen Verfahrensentwicklungen zu beantworten versucht worden. Während es zahlreiche technische Möglichkeiten gibt, Verbundwerkstoffe auch hochwertig zu verwerten ( Bild 5), sind die tatsächlich im Pilot- oder technischen Maßstab umgesetzten Verfahren praktisch an einer Hand abzuzählen. mechanisch Verfahrensbeispiele: Classisizer Elektrodynamische Fragmentierung chemischphysikalisch Verfahrensbeispiele: CFK Valley Stade (Pilot-/Techn.) EURECOMP (Projekt) mechanisch Verfahrensbeispiele: ERCOM (Pilotmaßstab, eingestellt) MUEG (Patent) chemischphysikalisch Verfahrensbeispiel: Compocycle (Pilot/Technikmaßstab) Auflösung des Faser-MatrixVerbundes Verwertung faserverstärkter Verbundwerkstoffe Design für RecyclingKonzept und Erprobung (Molecular Sorting-Projekt) Bild 5: Beibehaltung des FaserMatrixVerbundes Verwertung von Faser-Verbundwerkstoffen – Verfahrensübersicht 3.1.Molecular sorting: Designkonzept für Hybridbauteile und Verbundwerkstoffe Die Fraunhofer-Gesellschaft fördert seit 2011 im Rahmen ihres Programms Märkte von übermorgen mit dem Forschungsvorhaben Molecular Sorting eine methodenorientierte Technologie-Entwicklung mit dem Ziel, mittel- bis langfristig die Wieder- und Weiterverwertung von Werkstoffen durch neue, leistungsfähige Trennprozesse bis auf molekulare Ebene nach der Herstellung oder Nutzung von Produkten zu ermöglichen. Ein Teilaspekt dieser Forschungsarbeiten ist auch die werkstoff- und produktseitige Umsetzung des Design for Recycling-Gedankens bei Verbund- und Hybridwerkstoffen. Für die Entwicklung der Verfahren der Kreislaufwirtschaft der nächsten Generation haben sich insgesamt sieben Fraunhofer-Institute zusammengeschlossen. Anhand von ausgewählten Stoffströmen, den Demonstratoren, werden neue Methoden entwickelt und erprobt, die die Ressourceneffizienz steigern können. Die Methoden werden außer für Verbundwerkstoffe auch für Glas, Altholz, Metallsalzlösungen, heiße Gase oder 250 Recycling von faserverstärkten Verbunden Schlacken aus der Abfallverbrennung entwickelt, sollen jedoch zukünftig auch für weitere Stoffströme Anwendung finden. Daher ist die Untersuchung der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf weitere Stoffe und Branchen ein wichtiges weiteres Element der Technologieentwicklung. Neben der Technologieentwicklung werden in dem Vorhaben ergänzende Bewertungsschritte durchgeführt: Zum einen werden die Umwelteffekte der Verfahren im Rahmen einer ökologischen Bewertung bestimmt, zum anderen wird durch einen Szenarienprozess die Zukunftsfähigkeit der Technologien für die Märkte im Jahr 2030 untersucht. Insbesondere bei Hybridbauteilen bzw. Verbundwerkstoffen sollen neben den Anforderungen aus der Nutzungsphase wie z.B. minimale Masse oder lastpfadgerechte Gestaltung die Potentiale für die verwertungsgerechte Gestaltung identifiziert, ausgeschöpft und erprobt werden. Dazu werden insbesondere die Produktionsverfahren wie z.B. RTM (Resin transfer moulding) systematisch zum einen auf den Einsatz von Rezyklaten im Verfahren überprüft und zum anderen die technischen Möglichkeiten der Erhöhung der Verwertungsquote in hochwertigen Einsatzfeldern erschlossen. Ein Beispiel hierfür ist die Konzentrierung hochwertiger Komponenten in gut zugänglichen Bereichen des Bauteils und deren entsprechende Kennzeichnung und Identifizierbarkeit, die sich z.B. gut mit der lastpfadgerechten Verstärkung von Bauteilen kombinieren lassen kann. Andere Ansätze sind Verfahren des Debonding on demand [8] und zur Entfernung von funktionalen Additiven wie z.B. von Flammschutzmitteln aus Polymeren. Im Ergebnis soll neben der Methoden- und Technologieentwicklung ein durch praktische Versuche verifizierter Leitfaden für die kreislaufgerechte Gestaltung und Herstellung von Verbundwerkstoff- und Hybridbauteilen entstehen. 3.2. Compocycle: Logistik und Einsatz bei der Zementherstellung Unter dem Label Compocycle wird die vollständige stoffliche Verwertung von (GFK-) Verbundwerkstoffen in technischem Maßstab in der Zementindustrie angeboten und von zahlreichen europäischen Verbänden der Kunststoffindustrie unterstützt. Die Industriepartner Zajons Logistik und Holcim bieten die vollständige Verwertung von Rotorblättern angefangen von der transportgerechten Zerkleinerung mit einer mobilen Säge bzw. Wasserstrahltechnik zur Verminderung des Staubanfalls über die dosierungsgerechte Aufbereitung in einer stationären Zerkleinerung bis hin zur Verwertung in einem Zement-Drehrohrofen an. Dabei wird eine Mischung aus Sekundärbrennstoffen und GFK im Calcinator des Zementwerks mit einem Massenstrom von bis zu 11 t/h und einem mittleren Heizwert von 15 MJ/kg aufgegeben und dieser Massenstrom mit einem Wassergehalt von 25 Prozent vollständig zur Energiegewinnung bzw. der feste Rückstand als Bestandteil des Zementklinkers genutzt. [10] (Bild 6). Dabei sind insbesondere die Minimierung der Staubentstehung bei der Zerkleinerung sowie die Abrasion bei der Aufbereitung im Querstromzerspaner große Herausforderungen. Die Entsorgung von GFK-Produktionsabfällen und Windkraftanlagen-Flügeln wird für 114 Euro/t (excl. Logistik, incl. Lizenzgebühr für das Compocycle-Logo) angeboten. [9]. 251 Jörg Woidasky GFKAbfälle Bild 6: Vorzerkleinerung am Anfallort Transport Zerkleinerung auf < 50 mm (stationär) Metallabscheidung Vermischung Einsatz im Zementwerk Verfahrensablauf des Compocycle-Verfahrens Quelle: Schmidl, E. (Fa. Geocycle/Holcim Group): Verwertung von faserverstärkten Kunststoffen am Beispiel von Rotorblättern. Vortrag auf der Internationalen AVK-Tagung in Stuttgart, 26./27. Oktober 2009 3.3. Eurecomp: Solvolyse im Pilotmaßstab Das europäische Vorhaben Eurecomp nutzte die Hydrolyse von Epoxidharzen in Wasser als Verfahren zur Trennung von Fasern und duroplastischem Matrixmaterial. Dabei kamen unter- und nahkritische Verfahrensparameter zum Einsatz. Wasser wird bei 221 °C und 374 bar überkritisch und greift Ester-Bindungen hydrolytisch an, so dass im Ergebnis aus der Matrix Bruchstücke oder Monomere (Ethylen-Glykol, PropylenGlykol, Phtalsäure) gebildet werden. Es wurden Versuche bis 350 °C und 200 bar in einem Versuchreaktor mit Probenstücken bis 50 mm Kantenlänge durchgeführt. Dabei wurden maximal sechzig Prozent der Zugfestigkeit der Glasfasern erhalten. Der derzeit bereitstehende Versuchsreaktor hat ein Volumen von 25 L und kann somit pro Jahr etwa 11 t Verbundwerkstoffe umsetzen. Erste Verwertungsversuche mit zwanzig Prozent Rezyklatfasern in LKW-SMC-Anwendungen verliefen erfolgreich; die flüssigen Reaktionsprodukte können jedoch nicht direkt wieder eingesetzt werden [11]. Ein Behandlungszyklus im Reaktor dauert 40 bis 50 min [12]. Die Gesamtkosten für das Verwertungsverfahren liegen derzeit geschätzt bei fünf bis zehn Euro/kg, die Neumaterialien (Fasern, Chemikalien) lediglich bei ein bis zwei Euro/kg, so dass eine Wirtschaftlichkeit derzeit nicht gegeben ist. Auch ein Ökobilanz-Vergleich des Verfahrens mit dem GFK-Einsatz im Zementwerk, Pyrolyse sowie dem mechanischen (Partikel-)Recycling zeigte in den Wirkungskategorien Treibhauspotential, Versauerung, Rohstoffverbrauch die schlechtesten bzw. bei der Eutrophierung nach der Pyrolyse die zweitschlechtesten Ergebnisse [7] (Bild 7). Arbeitet man in überkritischem Wasser und gibt noch weitere Oxidationsmittel hinzu, so lässt sich eine gute, weitgehende Abtrennung der Matrix von Carbonfasern erreichen (Bild 8). Nachteilig wirkt sich jedoch außer dem großen Aufwand, der für das Erreichen der Behandlungsparameter zu treiben ist, aufgrund der Reaktorgeometrie die Erfordernis nach Vorzerkleinerung bzw. die Größenbeschränkung der einzubringenden Bauteile aus. 252 Recycling von faserverstärkten Verbunden relative Einheiten 0,0006 0,0004 0,0002 0 -0,0002 -0,0004 Umwelt-Wirkungskategorien: -0,0006 Globale Erwärmung Zementwerk Bild 7: Versauerung Eurecomp-Hydrolyse Eutrophierung Pyrolyse Fossile Ressourcen Partikelrecycling (SMC) LCA-Vergleich von GFK-Verwertungsoptionen Quelle: Masson, S.: Eurecomp Project – Market Studies. Eurecomp Training Meeting; European Composites Recycling Services Company. Präsentation. Brüssel, 22. April 2012 Bild 8: Rezyklat-C-Fasern aus Behandlung mit überkritischem Wasser Quelle: Fraunhofer-Institut für chemische Technologie/Pfinztal 3.4. Pyrolyseverfahren – der klassische Ansatz Die Umsetzung von faserverstärkten Compositmaterialien mittels Pyrolyse ist bereits umfangreich untersucht und seit Jahrzehnten Gegenstand von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten [13]. Weltweit wurden basierend auf diesen Ergebnissen bereits 253 Jörg Woidasky Anlagen in Betrieb genommen, die typischerweise jeweils etwa etwa 1.000 t/a Rezyklatfasern herstellen. So arbeitet die Anlage der Recycled Carbon Fiber Ltd. (West Midlands/UK) mit einem kontinuierlichen Prozess im Durchlaufofen. Weitere Anlagen existieren in Japan (Mitsui Mining Co./Omuta City) und in USA (Adherent Technologies/Albuquerque: Vakuumpyrolyse-Verfahren; Materials Innovation Technologies/ Lake City/SC). Das Unternehmen Firebird Advanced Material (Raleigh/NC/USA) setzt dabei zur Pyrolyse ein kontinuierliches Mikrowellenverfahren ein [14]. In Deutschland wird in einem Batch-Verfahren bei Hadeg GmbH/Stade pyrolysiert. Die CFK Valley Recycling Stade GmbH eröffnete 2011 in Wischhafen eine Anlage, die bei 500 °C arbeitet und etwa 90 bis 95 Prozent der Ursprungs-Faserfestigkeit der Carbonfasern im Rezyklatmaterial erhält [15]. Es wird angegeben, dass Recycling-Fasern etwa fünfzig bis siebzig Prozent der Neufaser kosten und im Vergleich zur Neufaser nur fünf Prozent des Energieverbrauchs verursachen [16]. Eine sehr interessante Ergänzung zu den Pyrolyse-Verfahren stellt die Umwandlung der Rezyklat-Fasern in Garne dar, die derzeit in UK untersucht und im Pilotmaßstab bereits von einem Firmenkonsortium unter Führung der Advanced Composite Group ACG umgesetzt wird. Die Untersuchungen zeigten, dass ein Verbundwerkstoff aus Carbonfaser-Rezyklat und PET fünfzig Prozent der Zugfestigkeit und neunzig bis hundert Prozent des Zugmoduls von vergleichbarer Neuware erreichte [17] (Bild 9). Bild 9: Carbon-PET-Garn (links) und -Gewebe (rechts) auf Rezyklatbasis Quelle: NN: Fibrecycle Press Release. Project Develops Low Cost Blended Carbon Fibre Yarns and Fabrics. Heanor/ UK, April 2011 3.5. Mechanisches bzw. Partikelrecycling: Neue Verfahrenstechniken Bereits in den 1990er Jahren wurde das Partikelreycling von GFK, damals vorrangig mit SMC- und BMC-Bauteilen in dem Verfahren der Firma Ercom in Rastatt in technischem Maßstab umgesetzt [18]. Vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen stellte das Unternehmen jedoch 2004 seinen Betrieb ein; das gleiche Schicksal ereilte das Unternehmen Phoenix Fiberglass in Kanada, die ein vergleichbares Geschäftsmodell mit einem ähnlichen Verfahren verfolgte, bereits 1996. Das Verfahren kann dennoch als beispielhaft für das Partikelreycling gelten: Es arbeitete mit einem zweistufigen Zerkleinerungsprozess mit nachfolgenden Sichterstufen, die das Faser-Matrix-Gemisch 254 Recycling von faserverstärkten Verbunden nach Korngrößen auftrennten. Die Produkte konnten in SMC technisch ohne Eigenschaftsverlust bis zu zwanzig Prozent der Primär-Füll- oder Verstärkungsstoffe substituieren, allerdings nahm dadurch die Produkt-Gesamtmasse geringfügig aufgrund des Matrix-Gehalts des Rezyklats ab. Die Herausforderungen bei der Aufbereitung lagen unter anderem in der Vermeidung von Faseragglomeraten beim Wiedereinsatz. Ob diese Probleme, die beim Einsatz der klassischen Prall- oder Hammermühlen auftreten, auch mit neueren Verfahren überwunden werden können, muss noch überprüft werden. Ein Beispiel hierfür ist der Prallreaktor, der auch als Classisizer angeboten wird [19] und der zu einem sehr guten Verbundaufschluss bei verschieden duktilen Werkstoffen führt. Insbesondere bei Multikomponenten-Verbundwerkstoffen kann hier erwartet werden, dass es zu einer guten Trennung der Werkstoffe kommen kann. Ein konkretes Anwendungsfeld hat sich das Unternehmen MUEG mit einem Verfahrenspatent zur Verwertung von Rotorblättern aus Windkraftanlagen erschlossen: Mit Hilfe eines Querstromzerspaners und nachgeschalteter Kugelmühle werden aus den Rotorblättern verschiedene, vorrangig feine Glasmehl-Fraktionen für die Glas- oder Kunststoffindustrie (bis etwa 200 µm Korngröße) erzeugt. Die darüber hinaus entstehenden Organikfraktion aus Matrix und Beschichtungen soll ebenfalls als Füllstoff oder mit einem Heizwert von etwa 20 MJ/kg energetisch nutzbar sein [20]. Ein anderer Ansatz zur Verbundtrennung kann durch den Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung beschritten werden [21]: Dieses Verfahren zeichnet sich durch eine hervorragende Trennung an Material- bzw. Korngrenzen aus und basiert auf einer Hochspannungs-Entladung. Diese Entladung erfolgt durch einen Feststoff, der im Fall von Verbundwerkstoffen Komponenten mit verschiedenen dielektrischen Konstanten enthält, an deren Grenzflächen es zu Feldüberhöhungen kommt. Entlang dieser Bereiche erfolgt bei einer schlagartigen elektrischen Entladung die Ausbildung eines Plasmakanals und nachfolgend einer Druckwelle ähnlich einem Blitzschlag. Durch diese sich im Material entwickelnde Druckwelle kommt es zu einer Schwächung und zum Aufschluss des Verbundwerkstoffs an den Grenzflächen. Nachteilig erweist sich auch hier die eingeschränkte Geometrie des Verfahrens, da nur Eingangsprodukte Bild 10: Elektrodynamische Fragmentierung von Carbon-Faser-Compositmaterialien (links: unbehandelt, rechts: behandelt) Quelle: NN: Can you frag? In: SelFrag (Hrsg.): The perfect grain. (Newsletter). SelFrag AG, Kerzers, Schweiz, Issue 3, Juni 2010 255 Jörg Woidasky unterhalb einer Korngröße von etwa 10 cm eingesetzt werden könne. Darüber hinaus ist die Behandlung aus physikalischen Gründen im Wasserbad erforderlich. Das Verfahren wurde bereits zur Abtrennung langer Carbon-Fasern aus Compositmaterialien erfolgreich eingesetzt [22] (Bild 10). 4. Herausforderungen beim Rezyklateinsatz Eine zentrale Frage neben der rein technischen Entwicklung von Verwertungsverfahren ist die Entwicklung von Rezyklatmärkten. Hieran scheitern zahlreiche an sich aussichtsreiche Ansätze: Blickt man auf den Anwendungsbereich des Flugzeugbaus, so ist hier insbesondere auf die lückenlose Nachverfolgbarkeit (Zertifizierung) der Ausgangsstoffe und Bauteile hinzuweisen. Nach den derzeitigen Zulassungsverfahren ist es nicht möglich, in Strukturbauteilen von Flugzeugen Rezyklatmaterialien mit einem nicht vollständig nachweisbaren Herstellungsprozess einzusetzen. Recyclinganstrengungen in diesem Bereich müssen daher zwangsläufig mit Teilen im Innenraum oder auch für die Flugzeugherstellung (z.B. Werkzeugformen) beginnen. Auch die Rückgewinnung langer Fasern oder sogar flächiger Gewebe steht aufgrund der Handling-Problematik derzeit noch sehr am Anfang. Rollenware (Gewebe) auf Rezyklatbasis exisitiert derzeit praktisch noch nicht, gleiches gilt für Endlosfasern. Die am einfachsten handzuhabenden Rezyklat-Faserlängen sind Mehle und Kurzfasern, die z.B. zur Verbesserung der Leitfähigkeit in Thermoplast-Spritzgussteilen eingesetzt werden. Dies ist zwar technisch gut umsetzbar, jedoch können alternativ auch Leitruße eingesetzt werden. Im Ergebnis führt die Faser-Einkürzung zu einer hohen Prozesssicherheit beim Wiedereinsatz, jedoch zu einem gleichzeitig hohen Wertverlust. Auch ist das Einsatzfeld der Rezyklatfasern damit praktisch auf die Schnittfaser- Substitution beschränkt. Abhilfe kann hier ein durch das Fraunhofer ICT entwickeltes und bereits zum Patent angemeldeten Verfahren schaffen, das eine grobe Vorzerkleinerung von Fasermaterialien z.B. aus dem Recycling mit einer direkt folgenden Ablegetechnik aus dem Luftstrom kombiniert. Auf diese Weise werden die Fasern durch einen Luftstrom z.B. auf einer Matte oder einem Halbzeug wie bei der SMC-Herstellung mit dem erforderlichen Fasergehalt vollflächig abgelegt, ohne dass es zu weiteren Verhakungen oder Agglomeratbildungen kommen kann. Herausforderungen organisatorischer und technischer Art bestehen somit insbesondere an den Schnittstellen der Recycling- und Verarbeitungsverfahren von Polymeren. Dazu gehören insbesondere Fragestellungen des Handlings von Fasern und Halbzeugen und Einzelschritt-übergreifende Kooperationen von Anlagenherstellern für Kunststoff- und Textilmaschinen, des Werkzeugbaus und der Bauteil-Herstellung durch Injektions- und Pressverfahren [1]. 5. Müssen wir immer alles rezyklieren? Die Kreislaufführung von Werkstoffen ist kein Wert an sich, sondern dient stets der Erreichung von Zielen wie z.B. der Schonung nichterneuerbarer Rohstoffe oder der Umweltentlastung. Diese Ziele können und sollten aber bereits bei der Materialauswahl 256 Recycling von faserverstärkten Verbunden berücksichtigt werden. Bild 10 gibt dazu eine auf Ökobilanz-Ergebnissen basierende Übersicht über die relativen Umweltauswirkungen verschiedener Werkstoffe, jeweils normiert auf die höchste Umweltauswirkung. Insbesondere bei den Werkstoffen mit sehr hohen Umweltauswirkungen ist eine (werkstoffliche) Verwertung dann sinnvoll, wenn die werkstoffliche Verwertung ermöglicht, gleichartige Werkstoffe bereitzustellen, jedoch ohne zahlreiche Schritte der (Primär-) Prozesskette zu durchlaufen. So können substantielle Umweltentlastungen bei der Werkstoffherstellung realisiert werden. Auswirkungen % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Bild 11: Fossile Ressourcen Überdüngung Ozonabbau Sommersmog Globale Erwärmung Versauerung Carbonfaser aus PAN (DL) Unges. Polyesterharz (DE) Edelstahl Kaltband (DE) Epoxidharz (DE) SMC (DL) Stahl 1,5 mm Kaltband (DE) Relative Umweltauswirkungen verschiedener Werkstoffe (bezogen auf jeweils 1 kg) Quelle: Baitz, M.: Ganzheitliche Bilanzierung und Nachhaltigkeit im Leichtbau. In: Henning, F.; Moeller, E. (Hrsg.): Handbuch Leichtbau. München, 2011, S. 1229 Die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft für die Materialauswahl und Bauteilgestaltung sind unter anderem die Homogenität und gute Verwertbarkeit von Werkstoffen. Diese Anforderungen sind vergleichsweise einfach zu erfüllen. Erweitert man jedoch den Blickwinkel auf Nachhaltigkeitsanforderungen, so treten im Zuge der Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung bis hin zu Beseitigung weitere Anforderungen, zum Teil widersprüchliche Anforderungen wie z.B. ein geringer Materialeinsatz oder geringe Verbräuche in der Nutzungsphase (z.B. durch Leichtbau) hinzu. Im Ergebnis kommt es zu einer Abwägung der Auswahlkriterien bei der Werkstoff- und Verfahrensauswahl. Hilfreich hierbei ist die Identifikation der Haupt-Umweltbelastungen eines Produkts entlang des Produktlebenzyklus, insbesondere in den Phasen der Rohstoffgewinnung, der Herstellung, Nutzung oder der Entsorgung [23]. 257 Jörg Woidasky Aufgrund der dichtespezifischen Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften von Verbundwerkstoffen und daraus gefertigten Bauteilen werden Verbundwerkstoffe typischerweise in bewegten Bauteilen (Mobilität, Energieerzeugung) in größerem Umfang eingesetzt, so dass die potentiellen Umweltbelastungen (oder deren Vermeidung) solcher Produkte vorrangig aus der Nutzungsphase stammen. Bei der Optimierung von Bauteilen bzw. Werkstoffe wird daher meist auf die Nutzung fokussiert. Die Frage nach der (hochwertigen) Verwertbarkeit in der Nachnutzungsphase wird während der Produkt- und Materialentwicklung sehr selten gestellt, so dass entsprechende Möglichkeiten (noch) nicht systematisch erschlossen werden. 6. Zusammenfassung Faserverstärkte Verbundwerkstoffe stehen besonders im Interesse der öffentlichen Diskussion, da bisher keine überzeugenden Verfahren für ihre hochwertige Verwertung umgesetzt und langfristig betrieben werden konnten. Ein Hauptgrund war bisher die sehr geringe potentielle Wertschöpfung. Während ein Großteil der Faser-Verbundwerkstoffe Duroplast-Glasfaser-Kombinationen (GFK) nutzte, scheint derzeit nach Jahrzehnten der erwartungsvollen Diskussion tatsächlich ein erhebliches Wachstum beim Einsatz von Carbonfasern in Verbundwerkstoffen (CFK) festzustellen zu sein. Dies wiederum führt zu einer verbesserten wirtschaftlichen Ausgangssituation für die Verwertung von Verbundwerkstoffen, da mit den Carbonfasern im Vergleich zu Glasfasern eine etwa um den Faktor zehn werthaltigerer Bestandteil im Recycling zurückgewonnen werden kann. Gelingt es darüber hinaus, noch die Geometrien wie z.B. Gewebe zu erhalten und dafür adäquate Anwendungsmöglichkeiten zu finden, so wird dieser hochwertige Verwertungsweg attraktiv. Alternativ dazu haben Verfahren für die Verwertung von GFK in Baustoffen bzw. Baubereich, die sich vor allem durch geringere Kosten- und technische Anforderungen auszeichnen, mittlerweile den Pilotbzw. sogar technischen Maßstab erreicht. 7. Quellen [1] Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau; Roland Berger Strategy Consultants (Hrsg.): Lässig, R. et al.: Serienproduktion von hochfesten Faserverbundbauteilen. Perspektiven für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Frankfurt, Juni 2012 [2] Henning, F.; Drechsler, K.; Chatzigeorgiou, L.: Faserverstärkte Kunststoffe. In: Henning, F.; Moeller, E (Hrsg.): Handbuch Leichtbau. Hanser Verlag, München, 2011 [3] Baitz, M.: Ganzheitliche Bilanzierung und Nachhaltigkeit im Leichtbau. In: Henning, F.; Moeller, E. (Hrsg.): Handbuch Leichtbau. München, 2011, S. 1229 [4] Carbon composites; AVK (Hrsg.): Witten, E.; Jahn, B., Karl, D.: Composites Market report 2012. Frankfurt/Main, 8. October 2012 [5] NN: Carbon macht vieles leichter. In: Think.Ing kompakt (Zeitschrift), 4/2012, S. 5 [6] NN: Windkraft verdrängt Luft- und Raumfahrt als CFK-Abnehmer Nummer eins. In: Kunststoff Information (Zeitschrift), Nr. 2086/ 41. Jahrgang, 5. Dezember 2011, S. 7 258 Recycling von faserverstärkten Verbunden [7] Masson, S.: Eurecomp Project – Market Studies. Eurecomp Training Meeting; European Composites Recycling Services Company. Präsentation. Brüssel, 22. April 2012 [8] NN: Can epoxy composites be made 100% recyclable? In: Reinforced Plastics (Zeitschrift), September/October 2012, S. 26-28 [9] European Composites Industry Association (EuCIA): Competitive Composits Sustainability & Recycling Challenges. Debate Report. May 4, 2011, European Parliament, Brussels, 2011 [10]Schmidl, E. (Fa. Geocycle/Holcim Group): Verwertung von faserverstärkten Kunststoffen am Beispiel von Rotorblättern. Vortrag auf der Internationalen AVK-Tagung in Stuttgart, 26./27. Oktober 2009. [11]Eurecomp Newsletter. June 2012. 2 p. [12]La Salle, E. Le Gal: Eurecomp Project – Technological Aspects. Eurecomp Training Meeting; European Composites Recycling Services Company. Präsentation. Brüssel, 22. April 2012 [13]Pimenta, S.; Pinho, S. T.: Recycling carbon fibre reinforced polymers for structural applications: Technology review and market outlook. In: Waste Management 31 (2011), S. 378-392 [14]McConell, V.: Launching the carbon fibre recycling industry. In: Reinforced Plastics.com. March 29, 2010 [15]NN: CFK-Recyclinganlage von Karl Meyer offiziell in Betrieb. In: Euwid Recycling und Entsorgung (Zeitschrift), Nr. 6, 8. Februar 2011, S. 11 [16]Wood, K.: Carbon Fiber Reclamation: Going commercial. In: Composites world.com. 2. Februar 2010 [17]NN: Fibrecycle Press Release. Project Develops Low Cost Blended Carbon Fibre Yarns and Fabrics. Heanor/UK, April 2011. [18]NN: Aufbereitungsanlage für vorzerkleinertes SMC/BMC-Material. In: Plastverarbeiter (Zeitschrift) 43 (1992), Nr. 2, S. 82 - 83 [19]NN: Dieffenbacher ClassiSizer. Firmenschrift. Eppingen, September 2011 [20]Patentschrift DE 10.2010.046.685.A1 der Mitteldeutsche Umwelt- und Entsorgung GmbH. 29.03.2012 [21]Weh, A.; Monti di Sopra, F.: Aufschluß von Abfallströmen unter Nutzung gepulster Hochspannungs-Technologie. (Vortragsfolien). Workshop Wertstoff-Recycling, Hanau, 26.01.2012 [22]NN: Can you frag? In: SelFrag (Hrsg.): The perfect grain. (Newsletter). SelFrag AG, Kerzers, Schweiz, Issue 3, Juni 2010 [23]Wimmer, W.; Kun, M. L.; Quella, F.; Polak, J. : ECODESIGN – The Competitive Advantage. Springer Verlag, Heidelberg, 2010 259 Waste Management Jörg Woidasky 1 WASTE MANAGEMENT Karl J. Thomé-Kozmiensky Luciano Pelloni Karl J. Thomé-Kozmiensky Luciano Pelloni Karl J. Thomé-Kozmiensky Stephanie Thiel Thomé-Kozmiensky und Pelloni Thomé-Kozmiensky und Pelloni Thomé-Kozmiensky und Thiel Thomé-Kozmiensky und Pelloni WASTE MANAGEMENT 23 WASTE MANAGEMENT 2 WASTE MANAGEMENT WASTE MANAGEMENT Volume 1 WASTE MANAGEMENT Eastern European Countries WASTE MANAGEMENT Volume Volume 2 Waste Management Recycling Composting Fermentation Mechanical-Biological Treatment KARL J. THOMÉ-KOZMIENSKY 3 Energy Recovery from Waste Sewage Sludge Treatment Volume 3 STEPHANIE THIEL HRSG. Recycling and Recovery Copyright © 2012 TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky Alle Rechte vorbehalten. Das Einspeisen der Daten in Netzwerke ist untersagt. Waste Management, Volume 1 Publisher: Karl J. Thomé-Kozmiensky, Luciano Pelloni ISBN: 978-3-935317-48-1 Company: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky Released: 2010 Hardcover: 623 pages Language: English, Polish and German Price: 35.00 EUR Waste Management, Volume 2 Waste Management, Volume 3 CD Waste Management, Volume 2 CD Waste Management, Volume 3 Publisher: Karl J. Thomé-Kozmiensky, Luciano Pelloni ISBN: 978-3-935317-69-6 Company: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky Release: 2011 Hardcover: 866 pages, numerous coloured images Language: English Price: 50.00 EUR Language: English, Polish and German ISBN: 978-3-935317-70-2 Price: 50.00 EUR Publisher: Karl J. Thomé-Kozmiensky, Stephanie Thiel ISBN: 978-3-935317-83-2 Company: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky Release: 10. September 2012 Hardcover: ca. 780 pages, numerous coloured images Language: English Price: 50.00 EUR Language: English ISBN: 978-3-935317-84-9 Price: 50.00 EUR 110.00 EUR Package Price save 125.00 EUR Waste Management, Volume 1 • Waste Management, Volume 2 • CD Waste Management, Volume 2 Waste Management, Volume 3 • CD Waste Management, Volume 3 Order now on www. .de or Dorfstraße 51 D-16816 Nietwerder-Neuruppin Phone: +49.3391-45.45-0 • Fax +49.3391-45.45-10 TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky E-Mail: tkverlag@vivis.de 260