Globus SB-Warenhaus Idar-Oberstein schließt Zielvereinbarung für
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Globus SB-Warenhaus Idar-Oberstein schließt Zielvereinbarung für
Globus SB-Warenhaus Idar-Oberstein schließt Zielvereinbarung für barrierefreies Einkaufen ab Anfang 2010 haben sich Behindertenverbände und einige Häuser der SB-Warenhaus-Kette Globus an einen Tisch gesetzt und eine Zielvereinbarung zum Thema "Barrierefreies Einkaufen" formuliert. Eine Zielvereinbarung zu formulieren ist eine Sache. Das Ganze aber dann umzusetzen, das ist nicht immer so einfach, wie es sich am grünen Tisch so angehört hat. Wie geht man mit Falschparkern auf Behindertenparkplätzen um? Wie kommen Rollstuhlfahrer in die oberen Etagen,wenn kein Lift da ist? Wie finden Blinde sich in Großmärkten zurecht? Wie breit müssen die Gänge sein, damit zwei E-Rollstuhlfahrer aneinander vorbei fahren können? Reicht dieser Abstand in den Hauptgängen oder müssen die Nebengänge auch so breit sein. Dirk Burkholz vom Verein Mobil mit Behinderung e.V. sprach darüber mit Gerhard Schuh, Geschäftsleiter des Globus SB-Warenhauses Idar-Oberstein. MMB: Vielen Dank für die Einladung, Herr Schuh. Bitte erzählen Sie, wie es zu der Zielvereinbarung kam. Schuh: Die Landesarbeitsgemeinschaft behinderter Menschen ist auf uns zugekommen, um möglichst vielen behinderten Menschen ein barrierefreies Einkaufen zu ermöglichen. Vor ca. 2 Jahren haben bereits die Betriebe in Gensingen und Zell Zielvereinbarungen abgeschlossen. Es ist ein großer Unterschied, ob es ein ebenerdiger Markt ist, oder ob es ein Betrieb mit mehreren Etagen ist, ein neues Gebäude, oder ein Haus, das 30-35 Jahre alt ist und seinerzeit gar nicht so gebaut wurde. Wir haben lange damit „gekämpft“, welche Voraussetzungen müssen wir erfüllen, was können wir erfüllen, welchen Zeitraum haben wir, um da hin zu kommen? Es geht auch nicht nur in erster Linie darum, zu sagen, barrierefreies Einkaufen heißt, ein Rollstuhlfahrer findet einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs, die Shop-Zone ist breit und er hat breite Gänge. Es geht auch um andere Menschen, z.B. muss ein Rollstuhlfahrer an einen Scanner heran kommen, ein InfoTelefon, oder eine Gemüsewaage, das Gleiche gilt aber auch für kleinwüchsige Menschen. Dann geht es auch weiter mit sonstigen Einrichtungen. Wir haben zum Beispiel Desinfektionsstationen, es war Kundenwunsch, dass man die Griffe der Einkaufswagen desinfizieren kann, dass man sich auch die Hände mal desinfizieren kann. Das ist natürlich schnell irgendwo angebracht, aber da stellt sich jetzt die Frage, wo bringen wir es an? Bringen wir das in einer Höhe für normal große Menschen an, dann kommt der Rollstuhlfahrer nicht dran, hängen wir es tiefer, besteht die Gefahr, dass Kinder damit spielen und Desinfektionsmittel ins Auge bekommen. Wir müssen also entweder verschiedene Stationen bauen, oder eine Möglichkeit schaffen, dass so eine Station variabel ist. So eine Idee ist schnell geboren, aber in der Umsetzung hinterher nicht immer so einfach. Bei einem Mehr-Etagen-Betrieb kann man auch nicht einfach Einkaufswagen für Behinderte einsetzen, also Einkaufswagen die man an einen Rollstuhl klemmen kann, denn wir haben Rollgleiten. Der Rollstuhlfahrer kann nicht sich selbst festhalten und auch noch den Einkaufswagen. Da müssen wir sagen, im Erdgeschoss können wir die Einrichtungen so einsetzen, aber der Rollstuhlfahrer darf mit dem Einkaufswagen nicht auf die Rollgleite. Er kann nur ein Gerät sicher beherrschen, entweder den Rollstuhl oder den Einkaufswagen. Das sind Dinge, die müssen einfach geklärt werden, auch wie das Ganze rechtlich aussieht. Darüber hinaus haben wir in der Zielvereinbarung auch Dinge vorgesehen, wie die Lesbarkeit von Kundenscannern. Behinderungen spielen sich ja nicht nur im Bereich der Mobilität ab, beispielweise haben wir auch Sehbehinderte. Unsere neuen Multimedia-Scanner werden, wenn der Kunde einen Artikel anscannt, ihm eine Produktinformation anbieten. Das ist die Zukunft. Im Moment haben wir eine grüne Schrift auf blauem Grund. Die kann ein Sehbehinderter nur schwer erkennen. Die Schriftgröße ist zu klein. Bei unseren alten Scannern war die Schriftgröße einwandfrei. Die hatten eine Schriftgröße von 3 cm und durch die Punktschrift ist das ideal. Das sind Dinge, die wir in unserer IT weiter oder anders entwickeln müssen. Das sind Dinge, an die man im ersten Moment nicht denkt. Wichtig für Rollstuhlfahrer, aber ganz besonders für Blinde sind Plakataufsteller, Mülleimer, also Dinge, mit denen wir in der Shop-Zone einfach auf etwas aufmerksam machen. Wenn das ein Gestell ist, dann ertastet der Blinde mit seinem Stock möglicherweise zwischen den Füßen des Gestells einen freien Raum und fällt nachher über den Ständer. Solche Aufsteller müssen also zwischen den Füßen geschlossen sein, oder dürfen einfach nicht im Laufweg stehen. Dara muss man einfach denken. Die Zielvereinbarung ist für uns mehr ein grober Rahmen, wir bekommen auch Impulse von außen, von den Behindertenverbänden, die uns Anregungen geben, die wir dann umsetzen. In IdarOberstein haben wir einen sehr kritischen Kunden, das ist ein Rollstuhlfahrer, der uns immer wieder Vorschläge macht, was man verbessern kann. Deswegen sind zum Beispiel die Behindertenparkplätze vor dem Eingang bei uns blau markiert, weil man sie einfach besser erkennt. Im Rahmen der Renovierung werden die Behindertenparkplätze auch wieder blau markiert. MMB: Die Punkte, die jetzt in der Zielvereinbarung fest verankert wurden, kamen die mehr von Globus, oder eher von den Behindertenverbänden? Schuh: Die kamen von den Behindertenverbänden. Wir haben das durchgesprochen und das Machbare daraus formuliert, also was ist machbar, was können wir umsetzen, wie können wir es umsetzen? Wir bauen unsere Betriebe zwar nicht regelmäßig um, aber es gibt doch immer wieder Veränderungen, die Sortimente leben. Die Blinden baten zum Beispiel um einen Plan, den sie in Blindenschrift lesen können, einen taktil erfassbaren Plan. Wenn das sich ändert, dann muss natürlich auch der Plan nachgeführt werden. Es ist leicht, zu sagen:“Das machen wir schnell“, aber es muss natürlich auch immer jemanden geben, der die Nachfolgeprozesse auf die Reihe bringt. Wie gesagt, das kam von den Behindertenverbänden. Wir haben dann das Machbare in Worte gefasst. MMB: Das ist ein enormer finanzieller Aufwand, stelle ich mir vor. Schuh: Ich habe schon einmal einen neuen Betrieb mit gebaut, in Forchheim. Dort haben wir gleich von Anfang an einen Kundenaufzug mit eingebaut. Der war für Rollstuhlfahrer, ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen. Diese Einkaufswagen mit Babyschalen dürfen eigentlich nicht auf den Rollgleiten eingesetzt werden. Wenn das Baby nicht festgeschnallt ist und es gibt eine Panne mit dem Rollgleiter, kann das Kind aus dem Wagen heraus fallen. Für so etwas ist natürlich ein Personenaufzug ideal. In einem Altbetrieb, der 30-35 Jahre alt ist, wo wollen Sie denn dort noch so einen Kundenaufzug installieren? Die Infrastruktur ist gar nicht da, um nachträglich einen Personenaufzug einzubauen. Da muss man dann Möglichkeiten schaffen, um einen Rollstuhlfahrer beispielsweise mit einem Lastenaufzug in die obere Etage zu schaffen. Der muss natürlich sicher sein, da muss auch sichergestellt sein, dass der Rollstuhlfahrer sich eine Mithilfe holen kann. Das geht dann über das Kundentelefon, er sagt am Kundentelefon: "Ich möchte gerne in die andere Etage" und die Mitarbeiter wissen dann, was zu tun ist. Der finanzielle Aufwand hält sich eigentlich in Grenzen, ich denke, das, was hier drin steht, ist in den nächsten Jahren mit verhältnismäßigen Mitteln umsetzbar. MMB: Sind diese Dinge speziell für Behinderte gedacht oder auch für ältere Kundschaft? Schuh: Viele Dinge, die wir jetzt machen, sind nicht nur für Behinderte von Vorteil, sondern auch für ältere Menschen. Beispielsweise testen wir in einem Markt Leselupen an den Regalen. Die sind für Sehbehinderte, ältere Menschen können sie aber auch nutzen. Das geht mir ja schon so, da nimmt man eine Packung in die Hand und sagt: “Oh, wie klein ist das denn“? Dann passt vielleicht sogar der Kontrast nicht, dann ist so eine Leselupe eine ganz praktische Einrichtung auch für ältere Menschen. Auch andere Einrichtungen, z.B. eine Waage, die nicht besonders hoch angebracht ist, da kommt ein älterer Mensch auch leichter dran, als an eine normale SB-Waage. Oder auch Kinder könnten sich da etwas abwiegen. Es ist also nicht alles nur für einen ganz bestimmten Personenkreis gedacht, sondern es können durchaus mehr Menschen davon profitieren. MMB: Manche Behinderte können zwar selbst Autofahren, aber nicht allein einkaufen. In der Zielvereinbarung gibt es einige Punkte, dabei geht es einmal um die Hilfe beim Einpacken, Andererseits kommt man als Rollstuhlfahrer an manche Dinge im Regal einfach nicht heran, da haben sie eine Vorreiterrolle. Schuh: Gut, da muss man natürlich noch einiges organisieren. Es heißt jetzt nicht, am 27. Januar wird die Zielvereinbarung unterschrieben und dann ist alles perfekt organisiert. Zunächst mal wird es sich so abspielen, dass der Behinderte sich an der Information meldet, oder er verwendet eins der Kundentelefone im Markt. Er sagt z.B.: "Ich brauche Hilfe im Konservengang", und eine Mitarbeiterin kommt und hilft ihm ganz spontan um ihm vielleicht aus dem oberen Bereich etwas heraus zu geben. Das ist diese kleine Hilfestellung. Er sagt dann „OK, vielen Dank, ich kann jetzt allein weiter einkaufen.“. Wenn jetzt jemand mehr Unterstützung braucht, dann meldet er sich an der Information am Eingang und wir organisieren ihm eine Begleitung. Wenn ein Kunde komplett alleine einkaufen kann und nur hier und da etwas Hilfe benötigt, weil ein Artikel für ihn nicht erreichbar steht, aber dann seine Einkäufe nicht alleine ins Auto einladen kann, dann kann man es auch organisieren, dass einfach jemand mitgeht. Ein Mitarbeiter aus dem Markt, ein Auszubildender, oder sonst jemand begleitet ihn von der Kasse zum Auto und lädt ihm die Einkäufe ein. Das ist alles organisierbar, denn es werden sicherlich im Markt immer noch Menschen sein, die für kurze Zeit verfügbar sind. MMB: Der Markt in Güdingen hat dieses Konzept bereits eingeführt, soweit ich weiß. Dort stehen dann Azubis oder Hilfskräfte zur Verfügung, die beim Einkauf helfen. Wie ist diese Hilfestellung in Idar-Oberstein geplant? Schuh: Gut, das geht mehr oder weniger auf Zuruf. Sobald die Anforderung gestellt wird, dann wird geschaut, wer ist momentan verfügbar, und dann wird gesagt, du geh mal da mit. Das ist auch ein Punkt, der gilt nicht unbedingt nur für Rollstuhlfahrer. Es können ja auch Senioren sein, die sagen: „Ich habe den Einkauf jetzt fertig, können sie mir das bitte zum Auto bringen?“ Auch da ist so ein Service sinnvoll. MMB: Wie ist das mit Menschen, die nicht im Rollstuhl sitzen, aber von der Mobilität her soweit eingeschränkt sind, dass sie einfach nicht so weit laufen können? Schuh: Das ist das Thema Elektro-Fahrzeuge am Eingang. Das sagt man auch im ersten Moment, wozu stehen da Elektrofahrzeuge im Eingang? Wenn das ein Rollstuhlfahrer ist, dann hat er seinen Rollstuhl dabei. Es wird kein Rollstuhlfahrer in ein SB-Warenhaus kommen, und sagen, ich brauche jetzt einen Rollstuhl. Dort geht es jetzt um Menschen, die noch selbst fahren können, auch eine kurze Strecke gehen können. Aber im Innenbereich, selbst bei den kleineren Häusern, da sind die Strecken schon groß. MMB: Wie darf man sich einen solches Elektro-Mobil vorstellen? Schuh: Das ist so eine Art Scooter. In einigen Märkten stehen die schon. Da benötigt man aber schon eine Einweisung. Der wird über Batterien betrieben, man kann ihn an einer normalen Steckdose aufladen. Man kann sich darauf setzen, er hat einen Lenker, wie so ein Scooter. MMB: Da muss man sich vermutlich an der Information anmelden... Schuh: Ja, natürlich. Die Mobile sind abgeschlossen. Den Schlüssel bekommt man an der Information. Da kann sich aber nicht jeder darauf setzen, wie ich bereits sagte, man benötigt dafür eine Einweisung. Ein paar Details sind hier noch zu klären, u.a. die Versicherungsfragen. MMB: Wie ich gelesen habe, soll es auch Rollstühle geben. Schuh: Zunächst sind Elektromobile und rollstuhlgerechte Einkaufswagen geplant. Auch an Rollatoren denken wir. In der Übergangsphase werden sich vielleicht manche noch genieren, aber wir sind sicher, dass der Service schnell und gerne in Anspruch wird. MMB: Es gibt das Problem, dass andere Kunden denken, sie müssten länger warten, weil Behinderte bevorzugt behandelt werden, z.B. an der Frischetheke. Wie wird darauf eingegangen? Wird das Personal besonders geschult? Schuh: Dieses Problem ist bei uns zum Glück noch nicht so massiv aufgetreten. Es gibt immer mal wieder Kunden, die dazu eine "unschöne" Meinung haben und diese auch äußern. Meistens sind das Nicht-Behinderte. Das sind die, die auch auf den Behindertenparkplätze stehen. Die sagen klipp und klar, und zwar ganz persönlich, „Du hast die Wahl, ich kaufe meine Brötchen hier oder woanders.“. Das fragt man sich als Geschäftsmann, „Welchen nehme ich jetzt, den oder den?“ Es geht darum, dass wir eine Reihe von Rollstuhlfahrerparkplätzen hatten. Es gibt immer wieder Menschen, die sagen, „Das ist mir egal, du hast da 20 Stück von. Ich stelle mich da jetzt hin, hole meine Brötchen, das sind ja noch genug Parkplätze, ich bin ja gleich wieder weg.“ Nur, wenn jeder so denkt, dann reichen auch die 20 Behindertenparkplätze nicht. Diese Menschen könnten auch an der Frischetheke möglicherweise etwas, sagen wir einmal, ungehalten reagieren. Auf diese Situationen sollten wir wirklich unser Personal schulen, damit sie auf diese Dinge eingehen können. MMB: Es ist oft auch Unwissenheit oder Unverständnis mancher Menschen, sie wissen nicht, wie hart es für einen Behinderten ist, keinen geeigneten Parkplatz zu bekommen oder lange anstehen zu müssen. Schuh: Bei den Parkplätzen gibt es aber auch ein Problem, das sind die Menschen mit dem grünen Ausweis. Die haben auch ein Leiden, eine körperliche Einschränkung, aber sie sind nicht außergewöhnlich gehbehindert. Die parken dort, und sagen, „Auf dem Schild steht, nur mit amtlichem Ausweis, hab ich.“. Die haben zwar einen Behindertenausweis, aber denen fehlt der blaue mit dem G. Die haben den grünen vom Versorgungsamt, der blaue wird vom Ordnungsamt ausgestellt. Man geht mit dem grünen zum Ordnungsamt und, wenn man gehbehindert ist, bekommt man den blauen Ausweis, der zum Parken auf Behindertenparkplätzen berechtigt. Das ist vom Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, ich kenne das jetzt so. Das ist der Unterschied, das wissen viele nicht. Ich hatte auch schon einen Rollstuhlfahrer, der wollte gar nicht in der ersten Reihe stehen, der wollte lieber in der letzten Reihe stehen. Er sagte mir: „Ich fahre sowieso mit dem Rollstuhl. Dort hinten habe ich meine Ruhe, da kann ich meine Tür aufmachen, meinem Rollstuhl ausladen, in aller Ruhe umsteigen, meine Tasche ausladen und bin nicht vorn in dem Gedränge.“ Wichtig ist auch, und das werden wir jetzt bei uns in Idar-Oberstein für beide Eingänge realisieren, dass die Parkplätze gut anzufahren sind. Es nutzt nichts, wenn ich einen Parkplatz habe, der entsprechend breit ist, ich dazu aber erst viel herumkurven muss. Ich muss, wenn ich herein fahre, direkt, ohne viel abzubiegen, den Parkplatz ansteuern können. MMB: Viele Behinderte fahren ja ein großes Auto, gerade wegen des Rollstuhls. Aber der Parkplatz muss nicht nur größer sein, wegen der Fahrzeuggröße, sondern auch wegen des Platzes zum Aussteigen. Die Türen gehen weiter auf, manche haben eine Rampe. Das mit der Wegstrecke, das stimmt oftmals. Es gibt natürlich verschiedene Behinderungsformen. Mit einem Elektrorollstuhl ist der Weg jetzt nicht so schlimm, aber wenn es kalt und nass ist, dann ist es für einen Rollstuhlfahrer besonders unangenehm. Da ist man immer froh, wenn es nicht zu weit zum Eingang ist. Sind denn in Idar-Oberstein die Parkplätze am Eingang überdacht? Schuh: Nein, die sind alle im Freien. MMB: Manche Häuser haben ja überdachte Parkplätze oder sogar ein Parkhaus. Schuh: Das ist natürlich der Idealzustand. Das habe ich kürzlich in Grünstadt gesehen, die haben eine Tiefgarage. MMB: Viele Tiefgaragen haben nur eine Höhe von 2,10 m und das ist schon ein Problem, da passt z.B. mein Auto nicht mehr hinein. Schuh: Ja, überdachte Parkplätze oder ein ausreichend hohes Parkhaus sind schon eine feine Sache. Leider lässt es sich nicht überall realisieren. MMB: Mir wurde berichtet, dass Behindertenparkplätze als Aktionsfläche missbraucht wurden, für fliegende Händler, als Lagerplatz für zusammengeschobenen Schnee, oder für Christbaumverkäufe. Wie gehen Sie mit so etwas um? Schuh: Die werden freigehalten, auf jeden Fall die Behindertenparkplätze. Deswegen verlegen wir auch die Mutter-und-Kind-Parkplätze. Diese sind momentan in einem Feld, in das gerne einmal das Zelt oder das Kinderkarussell hingestellt wird. Bei uns werden die Behindertenparkplätze mit aller Macht freigehalten. Deswegen sind Sie ja auch blau markiert. Diese Diskussion ist bei uns durch. Diese Plätze sind ausgewiesen und werden freigehalten. MMB: Wie war denn bisher die Resonanz bei den anderen Häusern oder der Geschäftsführung? Schuh: Da haben wir bis jetzt noch keine Rückmeldung. Wenn die Zielvereinbarung unterschrieben wird, das wird im Rahmen einer Pressekonferenz gemacht, da haben wir die Presse eingeladen. Radio Idar-Oberstein, ein lokaler Sender hier, hat die Geschäftsführerin (der LAG Rheinland-Pfalz, Anm. d. Red.), Frau Schädler interviewt. Das haben die ausgestrahlt. Ich versuche das zu bekommen und möchte es zu diesem Anlass intern per eMail verschicken. Vor allem werden wir das, was jetzt an Presse herauskommt, firmenintern ein bisschen verbreiten. Ich möchte natürlich die Märkte, die die Zielvereinbarung ebenfalls abgeschlossen haben, nicht so in den Schatten stellen. Diese Märkte arbeiten mehr im Stillen. Wir kommen jetzt zusätzlich mit ins Boot und ziehen überall die Sahnehäubchen weg, das möchte ich natürlich vermeiden. Die Arbeiten genauso mit an den Themen und sorgen auch dafür, dass die Sachen abgearbeitet werden. MMB: Der Markt in Güdingen fällt mir dazu auch noch ein. Aber die Arbeiten nicht mit einer Zielvereinbarung, sondern mit einem Zertifikat. Schuh: Ja, die Zielevereinbarung ist mehr so eine Rheinland-Pfälzische Sache. MMB: Da ist Rheinland-Pfalz relativ weit. Schuh: Was mir auch noch einfällt, zum barrierefreien Einkaufen, es gehört ja auch eine barrierefreie Webseite mit dazu. Da sind wir allerdings noch gar nicht so weit, unsere Webseite hat da noch einige Schwachstellen. Da sind wir gerade dabei, zusammen mit Sehbehinderten. Es gibt ja diese Bilder, mit den Infotexten. Es gibt Software, da bekommen Sehbehinderte die Infotexte vorgelesen. Dann weiß ein Sehbehinderter, dort ist ein Bild und bekommt den Infotext vorgelesen, oder z.B. bei einem Link, dazu bekommt er gesagt, „Da ist ein Link, der führt zu dieser Webseite, möchtest du da hin gehen?“. Das gehört auch mit da rein. Ich habe schon mit unserem Webmaster gesprochen, der unsere Internet-Seiten betreut. Der sagt, machbar ist das schon. Wir sind allerdings regionalisiert, das heißt, wir haben nicht nur eine, wir haben 40 Websites. Wenn also an unserer Haupt-Webseite etwas geändert wird, dann muss jeder Betrieb das auf seiner Seite barrierefrei einpflegen. Das ist Pflegeaufwand. MMB: Das ist bestimmt auch ein großer Aufwand, das umzustellen. Soweit wir informiert sind, ist das Problem bekannt, aber erst einmal zurück gestellt. Ich war bei der Geschäftsführung, hatte die Zielvereinbarung dabei und habe gefragt, ob denn auch noch andere Häuser teilnehmen. Da warte ich noch auf Antwort. Die Abteilung Bauwesen hat mir auch schon einiges erklärt, wozu ein Betrieb verpflichtet ist, zum Beispiel. Da wird schon viel gemacht, um die neuen Auflagen umzusetzen. Gerade wird geprüft, ob die Sache mit den Behindertenparkplätzen auch bundesweit umsetzbar ist. Man will mit einem Schild darauf hinweisen, dass auf unseren Parkplätzen die StVO gilt und prüft, ob das reicht, um Falschparker abschleppen zu lassen. Aber es wird wohl kein Markt einen Kunden abschleppen lassen, was selbst ich als Behinderter verstehe. Schuh: Wir hatten den Kundenwunsch, dass man nicht nur bei den Parkplätzen auf den amtlichen Ausweis hinweist, sondern auf den Schildern neben dem Rollstuhlfahrersymbol den Ausweis abbildet. Damit könnten auch die Menschen, die nicht wissen, welcher Ausweis gemeint ist, auf dem Schild den blauen Ausweis mit dem G sehen. Dann schauen sie vielleicht ihren grünen Ausweis an und wissen, der passt nicht. MMB: Ich gehe aber davon aus, wenn jetzt jemand mit dem grünen Ausweis dort parkt, dann drückt man ein Auge zu. Schuh: Ja, natürlich. Uns geht es mehr darum, diese Rücksichtslosen anzusprechen, dass die in ihre Schranken gewiesen werden. MMB: Sie haben bestimmt auch selbst schon solche „Unterhaltungen“ erlebt… Schuh: Oh ja. In Forchheim zum Beispiel, da hatten wir vor dem Gebäude 25 Parkplätze komplett breit angelegt. Für Rollstuhlfahrer, für Mutter und Kind, die ganze Palette. Diese Parkplätze wurden sehr stark missbraucht. Wir wurden daraufhin von einem Rollstuhlfahrer angesprochen, hier stünden alle möglichen Leute, nur keine Rollstuhlfahrer, wir sollten doch bitte etwas tun. Da haben wir gesagt, sprechen wir die Leute einfach an. Ich habe mich also selbst mit vor die Tür gestellt und die Leute, die da geparkt haben angesprochen. „Entschuldigen Sie bitte, Sie stehen auf einem Behindertenparkplatz“. „Ja, ich will nur schnell Brötchen holen“. Oder: „Ich will nur mal schnell in den Baumarkt, ich brauche nur kurz was“. „Aber sehen Sie, das ist ein Behindertenparkplatz“. „Ja, da hinten sind doch noch welche frei“. Diese Gespräche haben wir zu Genüge geführt. Da war auch schon ein militanter Rollstuhlfahrer, der hat seine Sprüche auf Selbstklebeetiketten geschrieben und den Leuten auf die Scheibe oder auf die Tür geklebt. Das fanden die dann aber auch nicht so lustig. Ich sollte dann den Streit schlichten. Wissen Sie, ich bin eigentlich Geschäftsleiter. Wir kaufen Ware ein und verkaufen sie. Als Schiedsmann aufzutreten, das wollten wir jetzt auch nicht unbedingt. Also machen wir uns Gedanken über eine Beschilderung, mit der die Menschen die Notwendigkeit erkennen und auch respektieren. Deswegen auch die farbliche Markierung. Wenn der Parkplatz farblich ganz anders markiert ist, wenn er ausreichend markiert ist, wenn er auch von der Lage her aus der Hauptfrequenz heraus genommen wird, also nicht in die erste Reihe, sondern direkt vors Haus gelegt wird. Wenn der Parkplatz also nicht in den normalen Parkstreifen gelegt wird, sondern am Haus, direkt neben dem Eingang, zusammen mit den Eltern-mit-Kind-Parkplätzen, dann ist deutlich sichtbar, das ist eine separate Zone. Wir stellen dann auch die Box mit den Sondereinkaufswagen dorthin. MMB: Gibt es da schon Bildmaterial? So vorher – nachher Bilder? Schuh: Das haben wir in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt, bis Sommer wird das noch dauern. Aber das ist eine gute Idee, das muss ich mir gleich aufschreiben. MMB: Sie sind ja nun Vorreiter. Die Behindertenvereine möchten ja schon lange barrierefreies Einkaufen. Schuh: In den neuen Betrieben sind wir deshalb auch schon wesentlich weiter, als in den Altbetrieben. In den Altbetrieben, da ist immer das Problem mit der Baulichkeit, da sind Kassendurchgänge nur 60 cm breit, das reicht natürlich nicht. Der Betrieb in Idar-Oberstein zum Beispiel ist 35 Jahre alt. Da gab es zu Anfang noch nicht einmal Rollgleiten. Da hatten wir Treppen, so wie in St. Wendel. Treppen bis in den dritten Stock. Da kam erst später ein Aufzug. MMB: Bei den neueren Häusern sieht man schon einen großen Unterschied. Schuh: Wichtig sind auch breite Gänge. Wenn in einem Hauptgang zwei Einkaufswagen aneinander vorbei können, dann können auch ein Rollstuhl und ein Einkaufswagen aneinander vorbei. Oft sind die Gänge aber so schmal, dass nur ein Einbahnstraßenverkehr möglich ist. Das ist die Crux an der Geschichte. Wenn ich neu baue, so wie in Ludwigshafen oder Freilassing, dann kann ich das auch schön großzügig machen. Dann kann ich auch eine Eingangsanlage großzügig machen, eine Eingangsanlage, die sich öffnet, weil ich genug Platz habe. Wenn ich aber in so einer Puppenstube bin, dann muss ich, allein um die Menschenmassen zu lenken, Pferdeställe bauen. Das heißt, der Rollstuhlfahrer muss dann auch da durch, durch dieses Gatter. Eine Eingangshalle wie in Ludwigshafen, die so richtig breit aufgeht, die könnte ich in IdarOberstein gar nicht bauen. In Ludwigshafen, da geht direkt am Eingang die Rollgleite hoch. Da kann ich über den einen Eingang, den Kunden, der hoch will, direkt zur Rollgleite lenken und dem anderen gebe ich die Möglichkeit, dass er direkt in den Markt kann. In Idar-Oberstein haben wir sogar noch einen Nebeneingang mit einer Drehtür. Da ist die Rolltreppe ganz hinten in der Shopzone. MMB: Vielen Dank für das Gespräch. Bei Veröffentlichung des Interviews in der Presse, auch in Auszügen bitten wir um Übermittlung einiger Belegexemplare als Papier, sowie im .pdf-Format. Durch die Veröffentlichung des Interviews erklären sie sich damit einverstanden, dass der Verein Mobil mit Behinderung e.V. sowie die Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG den betreffenden Artikel auch in Auszügen gegebenenfalls unter Quellenhinweis veröffentlicht.