Zahnerosionen: Regeln für die Mundpflege nach dem Genuss von

Transcription

Zahnerosionen: Regeln für die Mundpflege nach dem Genuss von
Nr. 114 Frühjahr 2012
Für die Schulzahnpflege
Zahnerosionen: Regeln für die Mundpflege nach
dem Genuss von Saurem. [ 3 ]
Der erste Jahreskongress der Stiftung für SZPI
findet am 31. Oktober 2012 statt. [ 2 ]
A K T UEL L [ 2 ] R EG IONEN [ 6 ] K URSE [ 9 ] [ 2 ]
A K T U EL L
EDITORI A L
Dr. Felix Magri
Redaktor der Stiftung für SZPI
Soll man nach dem Genuss von sauren Nahrungsmitteln oder Getränken mit dem Zähneputzen warten, um
eine Schädigung des Zahnschmelzes zu verhindern?
Diese Frage sorgt häufig für Unsicherheiten – nicht zuletzt durch entsprechende Hinweise in den Medien.
Welche Regeln nach den Erkenntnissen der Präventivzahnmedizin gelten, erfahren Sie auf den Seiten 3 bis 4
dieses Bulletins.
Unser Blick über die Kantonsgrenzen führt uns dieses
Mal in die Südschweiz. Im Tessin wurden Ende der
1960er Jahre die «Operatrici di Prevenzione Dentaria»
(OPD) für die schulische Kariesprophylaxe eingeführt,
fast parallel zu den Schulzahnpflege-Instruktorinnen
in der Deutschschweiz. Im Zuge der engeren Zusammenarbeit der Stiftung für SZPI mit der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO unterstützt die Stiftung vermehrt auch Aktivitäten im Tessin, dies besonders im Kurswesen. Seit letztem Jahr erscheint auch
eine italienische Version des Bulletins. Im Interview ab
Seite 6 berichtet der für die OPD zuständige Zahnarzt
Danilo Avolio über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Tessin.
Noch ein wichtiger Hinweis in eigener Sache: Am 31.
Oktober 2012 führt die Stiftung für SZPI erstmals eine
Jahrestagung für Schulzahnpflege-Instruktorinnen
durch. Die Veranstaltung widmet sich allgemeinen und
regionsübergreifenden Aspekten der Tätigkeit als SZPI.
Ziel der Veranstaltung ist es, Antworten auf häufig gestellte Fragen zu geben und den allgemeinen Wissensstand zu vergrössern. Die Veranstaltung soll aber auch
zeigen, welche Bedeutung dem Einsatz der SZPI im
Rahmen der Schulzahnpflege während der vergangenen
50 Jahre zukommt. Weitere Informationen entnehmen
Sie dem Hinweis auf Seite 2.
n r. 114 / F r ü h ja h r 2012
1. Schweizerische
Jahrestagung
für SchulzahnpflegeInstruktorinnen
Mittwoch, 31. Oktober 2012
Kongresszentrum Arte, Olten, 09:00 – 17:00 Uhr
Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO
und die Stiftung für SZPI haben in den vergangenen
Monaten ihre Zusammenarbeit intensiviert, um ein
gemeinsames Ziel zu verfolgen: Sie wollen den Einsatz der SZPI zur Kariesprophylaxe in den Schulen
in der gesamten Schweiz fördern. Diesem Ziel soll
künftig auch eine gesamtschweizerische Jahrestagung für Schulzahnpflege-Instruktorinnen dienen.
An dieser Tagung werden Themen aufgegriffen, die
über die Regionen und Kantone hinweg für alle SZPI
von grundsätzlicher Bedeutung sind.
Am Mittwoch, 31. Oktober 2012 findet die Tagung
zum ersten Mal statt. Referentinnen und Referenten
aus verschiedenen Fachgebieten vermitteln aktuelle
Informationen mit folgenden Schwerpunkten:
– Der aktuelle Stand der Zahnmedizin in der schulischen Kariesprophylaxe (Was tun bei Zahnunfällen? Das Kind in der Zahnarztpraxis).
– G esetzliche und rechtliche Regeln für Ihr Anstellungsverhältnis als Teilzeitbeschäftigte. Informationen und Tipps.
– Das Befinden der Kinder und Jugendlichen heute –
Bedeutung für die Arbeit als SZPI.
Weiter wird an der Tagung aufgezeigt, wie sich
die Zusammenarbeit der Stiftung für SZPI mit der
Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO jetzt
und in Zukunft gestaltet.
Das detaillierte Programm mit der online-Anmeldung
finden Sie auf der Website der Stiftung:
www.schulzahnpflege.ch.
IMPR ES S U M
Herausgeberin Stiftung für Schulzahnpflege-lnstruktorinnen (SZPI), www.schulzahnpflege.ch Redaktion / Abonnements Moussonstrasse 19, 8044 Zürich, szpi.info@zui.uzh.ch, CHF 30.– pro Jahr Erscheinungsweise 4 x jährlich Redaktionsteam Dr. Felix Magri, Stiftung für SZPI und Sandra Küttel.
Nicht durch Redaktionskürzel oder durch Verfassernamen und Firmennamen gekennzeichnete
Beiträge geben die Auffassung der Verfasser wieder, die der Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen
braucht Layout Claudia Bernet, Bern Druck Schippert AG, 8123 Ebmatingen Konzept forum | pr. Auflage 4500 Ex. Bilder iStockphoto, Sandra Küttel
© Stiftung für Schulzahnpflege-Instruktorinnen SZPI
Alle Rechte liegen bei der Redaktion. Vervielfaltigung ganzer Nummern zur Weiterverteilung ist nicht erlaubt.
Nachdruck mit Quellenangabe ist gestattet.
Tagungsgebühr inkl. Verpflegung und Kaffeepausen:
SZPI CHF 150.–, andere Personen CHF 250.–
Wir laden Sie herzlich zu dieser Tagung ein und
freuen uns, Sie in Olten begrüssen zu dürfen.
[ 3 ]
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Zähneputzen nach Saurem –
ja oder nein?
Immer wieder wird die Frage gestellt: Soll man nach dem Genuss von
Saurem – vor allem sauren Getränken – mit dem Zähneputzen warten, um
Erosionen zu verhindern? Und wenn ja, wie lange? Hier finden Sie
Antworten auf diese Fragen.
Zusammengestellt von Felix Magri
Das Risiko für Karies ist heute dank
der Erkenntnisse der präventiven Zahnmedizin gut kontrollierbar. Die Zähne
eines Grossteils der Kinder und Jugendlichen sind weitgehend gesund
und weisen keine oder nur wenig Karies
auf. Dafür tritt das Risiko für Erosionen
mehr in den Vordergrund.
Was bedeutet das für die Zahnpflege?
Es darf bei aller Vorsicht bezüglich Erosionen nicht vergessen werden, dass
Karies in der Bevölkerung immer noch
das Hauptproblem darstellt. Für die
Prophylaxe der Karies gilt im Normalfall
deshalb nach wie vor die Regel: Nach
dem Essen die Zähne putzen.
Soll man nach dem Genuss
von Saurem mit dem
Zähneputzen warten, um
Erosionen zu verhindern?
Bei Karies produzieren Plaquebakterien die Säure. Bei Erosionen wirken
Säuren direkt auf den Zahn. Diese
stammen aus säurehaltigen Nahrungsmitteln und Getränken oder aus dem
Magen bei saurem Aufstossen (Reflux)
bzw. häufigem Erbrechen (Ess-BrechSucht / Bulimie). Sind diese Säureattacken häufig oder lang andauernd,
können die im Speichel vorhandenen
Mineralstoffe den aufgeweichten Zahnschmelz nicht mehr genügend remineralisieren. Der Schmelz wird grossflächig abgetragen, bei fortgesetzter
Säurebelastung bis auf das Dentin, das
dann ebenfalls abgetragen wird.
Die bisherigen Zahlen über das Auftreten von Erosionen zeigen, dass Erosionen schon im Milchgebiss vorkommen und vor allem bei der jüngeren
Bevölkerung eher zunehmen. Ähnlich
wie bei der Karies zeichnet sich in den
Daten ab, dass die Erosionen ungleich
verteilt sind: relativ wenige Kinder und
Jugendliche weisen viele von Erosionen betroffene Zähne auf, während die
Mehrzahl wenige oder keine Erosionen
zeigt.
Bei Kindern und Jugendlichen ist die
Etablierung fester Gewohnheiten wichtig. Dazu ist der Zeitpunkt nach dem
Essen besonders geeignet. Nur bei
bestehenden Erosionen sowie nach
einem massiven Säurekontakt sollen
die Zähne nicht unmittelbar nach dem
Säurekonsum gereinigt werden. Die
häufig angegebene Wartezeit von einer
halben bis einer Stunde genügt aber
nicht. Der Speichel braucht bedeutend
länger, um erweichte Zahnhartsubstanz
so zu reparieren. Eine solche Wartezeit
generell zu propagieren, birgt allerdings
die Gefahr, dass die Zähne unter Umständen gar nicht gereinigt werden.
Um Erosionen generell zu vermeiden
gelten folgende Regeln für alle
(Primärprävention):
– Vermeidung von massivem, d.h. übermässig häufigem oder lang andauerndem Kontakt der Zahnoberflächen
mit Säuren. Den besten Schutz bietet
normales Ess- und Trinkverhalten,
das heisst: drei Hauptmahlzeiten und
zwei Zwischenmahlzeiten pro Tag.
Dazu Wasser als Hauptgetränk, gelegentlich Milch (die eigentlich als
Nahrungsmittel gilt) und nur etwa
einmal täglich ein Süssgetränk (Softdrink), möglichst zu einer Hauptmahlzeit. Wichtig ist vor allem, dass
Softdrinks und Sportgetränke nicht
langsam bzw. in kleinen Schlucken
verteilt oder gemächlich geschlürft
werden, um zu vermeiden, dass die
Säure ihre Wirkung auf den Schmelz
voll entfalten kann.
– Bei der jährlichen Kontrolle sollte auf
Zeichen beginnender Erosionen geachtet werden und, falls solche vorhanden sind, eine entsprechende
Risikoabklärung und Instruktion vorgenommen werden.
– Mit wenig Druck reinigen, um eventuell erweichten Schmelz nicht abzutragen. Der Druck ist entscheidend,
weniger die Härte der Bürstenborsten. Besonders abrasive Zahnpasten
(Weissmacher) nicht regelmässig,
am besten nur in Absprache mit Fachpersonen verwenden.
– Nach dem Verzehr von besonders
sauren Lebensmitteln oder nach Erbrechen sollte der Mund gründlich
Fortsetzung Seite 4 [ 4 ]
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Für die Prophylaxe der Karies
gilt nach wie vor die Regel: Nach
dem Essen die Zähne putzen!
mit Wasser, Milch oder einer F-Spüllösung gespült werden.
– Immer eine Fluoridzahnpasta benützen, welche die Wiedereinlagerung
von Mineralien fördert und zur Reparatur des an der Oberfläche aufgelösten Schmelzes beiträgt.
– Nach dem Zähneputzen abends
sollte weder Süsses noch Saures
konsumiert werden. Denn nachts ist
der Speichelfluss um ein Mehrfaches
geringer als tagsüber.
– Durch das Kauen von Kaugummi wird
der Speichelfluss erhöht. Dies führt
zu einer Erhärtung von erodiertem
Schmelz und vermindert Reflux nach
Mahlzeiten. Zahnschonende Kaugummis sind auch bei vermindertem
Speichelfluss die erste Wahl.
– Achtung: Bei häufig übersäuertem
Magen bzw. Reflux die Ursachen abklären und Massnahmen einleiten,
dazu die Zähne kontrollieren lassen.
– Besonders zu beachten ist: Nahrungsmittel wie Joghurt, Sauermilch
und Bier ebenso Mineralwasser mit
Kohlensäure sind zwar sauer, enthalten aber auch Kalzium und Phosphat.
Diese Hauptbestandteile des Zahns
schützen das Gebiss vor Säureattacken. Solche Produkte sind deshalb
nicht erosiv.
Bezüglich der Faktoren Zeit und Fluoridieren gelten also dieselben präventiven Regeln wie für die Kariesprävention: Geringe Häufigkeit sowie kurze
Verweildauer sowohl von Süssem wie
Saurem im Mund. Schnelle Entfernung
bzw. Neutralisation der Säure durch
Spülen oder Verwendung von Kaugummi. Nichts Süsses oder Saures vor
dem Schlafen. Regelmässige Verwendung von Fluoriden.
Für Personen, bei denen Erosionen
bereits diagnostiziert wurden,
gelten folgende zusätzliche Regeln
(Sekundärprävention):
– Eine Fachperson muss die individuell
optimale Prophylaxe instruieren und
periodisch deren Umsetzung kontrollieren. Nur so kann gewährleistet
werden, dass die adäquate Prophylaxe eingeleitet und weitergeführt
wird.
– Es muss unbedingt auf schwach abrasive Zahnpasten und schonende
Bürsttechnik geachtet werden.
– Ist eine Säureeinwirkung zu erwarten,
können vorher die Zähne geputzt
und / oder eine Spüllösung angewendet werden. Empfohlen ist eine
Zahnpasta, die nebst Fluorid auch
Zinn enthält – beide Substanzen bilden eine schützende Schicht auf
dem Zahn.
– Nach der sauren Attacke sofort mit
einer (zinn- und) fluoridhaltigen Spüllösung oder mit Wasser bzw. Milch
spülen.
Nähere Informationen zum Thema «Erosionen» finden Sie hier:
«Erosionen», CD der Stiftung für SZPI
(Bestellung über Website der Stiftung unter «Unterrichtsmaterial» > «Zu den Publikationen»)
Website der SSO > Suche > «Erosionen»
Der Fortbildungskurs «Ernährung – Erosionen» der Stiftung für SZPI behandelt Risiken, Entstehung,
Erscheinungsformen und Prävention von Erosionen ausführlich, einschliesslich Lektionen dazu.
Bei genügend Nachfrage wird dieser Kurs ausgeschrieben.
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PRODU K T E
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GABA News Nr. 1/2012
Info zur elmex ® Kinder-Zahnpasta
52% mehr Remineralisation durch 500 ppm
Fluorid im Vergleich zu 250 ppm
Ab sofort gibt es die elmex ® Kinder-Zahnpasta mit
einer neuen Formulierung. Die wichtigste
Änderung: Der Fluoridgehalt wurde erhöht. Statt
wie bisher 250 ppm enthält das Produkt fortan
500 ppm Fluorid aus Aminfluorid, also die doppelte
Konzentration wie bisher.
«Mit dieser Erhöhung wollen wir den Milchzähnen
der Kinder von 0 bis 6 Jahren einen noch besseren Kariesschutz bieten», erklärt Dr. Jan Massner
von der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung
der GABA. Ermöglicht hat die Erhöhung des
Fluoridgehalts eine Änderung der Schweizer
Rechtslage: Neuerdings dürfen auch Kinder-Zahnpasten mit einem Fluoridgehalt von 500 ppm in
der Schweiz angeboten werden. Daher kann
GABA nunmehr den Forderungen von Schweizer
Experten der Kinderzahnmedizin nachkommen
und den Fluoridgehalt erhöhen. Wie eine klinische
Studie (Hellwig et al. 2010) zeigt, trägt eine Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid
wesentlich besser zur Remineralisation initialer Kariesläsionen
von Milchzähnen bei als eine
Zahnpasta mit nur 250 ppm.
Umgekehrt aber erhöht sich die
Wirkung bei noch höheren Konzentrationen nur noch unwesentlich.
«Mit 500 ppm Fluorid haben wir daher einen idealen Wert für die KinderZahnpasta gefunden, der einerseits
einem bestmöglichen Kariesschutz
Rechnung trägt, ohne andererseits
die Milchzähne dem Risiko von
Fluorosen auszusetzen», fasst
Dr. Massner die Intention der GABA
zusammen.
– Remineralisation von Milchzahnschmelzproben in situ
– Behandlung der Proben mit Säure, um eine der Karies ähnliche
Demineralisation zu erzeugen
– Probanden trugen die Zahnschmelzproben während dem
3x täglichen Zähneputzen
Info zur elmex ® Kinder-Sanduhr
Ab sofort ist die elmex ® Kinder-Sanduhr nur
noch kostenlos, in einer einzigen Variante und im
abgebildeten Design erhältlich.
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[ 6 ]
R EG ION EN
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«Es ist unser Ziel, dass SchulzahnpflegeInstruktorinnen flächendeckend
in jeder Gemeinde eingesetzt werden»
Interview mit dem Schulzahnpflege-Verantwortlichen der ZahnärzteGesellschaft des Kantons Tessin, Danilo Avolio
Interview: Felix Magri
Wie ist die schulische Kariesprophylaxe im Kanton Tessin
organisiert?
Im Tessin wird die Prophylaxe von der
Zahnärzte-Gesellschaft gefördert, die
im Auftrag des Kantons Grundkurse
und Fortbildungen für angehende Schulzahnpflege-Instruktorinnen – oder
«operatrici di prevenzione» (OPD), wie
wir sie nennen – anbietet. Die Kurse
werden vom Schulzahnpflege-Verantwortlichen vorbereitet, zurzeit bin ich
mit dieser Aufgabe betraut. Nach ihrer
Ausbildung werden die OPD von den
Gemeinden angestellt und unterrichten
dann in Kindergärten und Grundschulen. Wo keine OPD tätig ist, ist der
Schulzahnarzt bzw. im Kindergarten
die Kindergärtnerin für die Prophylaxe
zuständig.
Findet die schulische Kariesprophylaxe flächendeckend in
jeder Gemeinde statt?
Den Prozentsatz der Gemeinden, die
eine OPD angestellt haben, kann ich
nicht genau angeben. Ich weiss aber,
dass es 2010 im Tessin 157 Gemeinden
gab, daher denke ich, dass dieser Prozentsatz sehr hoch ist, weil mindestens
150 OPD tätig sind und einige von ihnen
in mehreren Gemeinden arbeiten.
Wie oft besuchen die Schulzahnpflege-Instruktorinnen ihre Klassen?
Laut kantonaler Regelung müsste eine
OPD jährlich sechs Besuche in jeder
<
Danilo Avolio: «Angesichts der
derzeitigen Finanzlage
tendieren viele Gemeinden dazu,
die Anzahl der Besuche zu
kürzen und die SZPI direkt durch
den Klassenlehrer zu ersetzen.»
Sektion machen. Angesichts der derzeitigen Finanzlage tendieren viele Gemeinden dazu, die Anzahl der Besuche
zu kürzen und die OPD direkt durch
Lehrpersonen zu ersetzen.
Wie lange dauert ein Einsatz
in einer Schulklasse?
Die Unterrichtsstunden dauern im Tessin je 45 Minuten, d. h. genau so lang
wie eine gewöhnliche Schulstunde.
Über welchen beruflichen Hintergrund verfügen die OPD?
Auch in diesem Fall liegen mir die genauen Statistiken mit den Prozentsätzen nicht vor; ich schätze aber, dass
die Mehrheit Lehrpersonen sind, ein
guter Teil aus Dentalberufen kommt,
wie Dentalassistentinnen oder Dentalhygienikerinnen, und ein kleinerer Teil
Familienfrauen mit unterschiedlichem
Bildungshintergrund sind.
Inwiefern sind die Schulzahnkliniken in die schulische Kariesprophylaxe involviert?
Im Tessin haben wir nur zwei Schulzahnkliniken, eine in Locarno und eine
in Bellinzona. Die beiden Zahnärzte der
Klinik beaufsichtigen den Unterricht,
den die angehenden OPD bei den
Schülern abhalten. Ausserdem haben
sie bei den Kontrollen, die im Laufe des
Schuljahres durchgeführt werden, direkte Aufsicht.
Mit welchen Herausforderungen
sieht sich die Sektion Tessin in
Zusammenhang mit der schulischen
Kariesprophylaxe konfrontiert?
Es ist unser Ziel, dass OPD flächendeckend in jeder Gemeinde eingesetzt
werden, um den bisher erzielten Präventionserfolg beizubehalten.
[ 7 ]
n r. 114 / F r ü hja h r 2012
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen und
den Schulleitungen?
Gewöhnlich wird die OPD von der Gemeinde angestellt und stellt sich bei der
Schuldirektion vor. Danach nimmt sie
Kontakt mit dem Zahnarzt auf, der die
Schule betreut, und unterbreitet ihm ihr
Programm für das laufende Jahr.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den kantonalen
Behörden?
Der Verantwortliche für die Ausbildung
der OPD gehört einer kantonalen Kommission zur Aufsicht über die Schulzahnpflege an. Die Kommission kommt
mehrmals im Jahr zusammen, um über
die aktuelle Lage zu beraten.
Gibt es Erfolgserlebnisse, über die
wir berichten können?
Die Schulzahnärzte stellen einen Rückgang beim Kariesbefall und grössere
Sorgfalt bei der Mundhygiene fest –
dies ist sicherlich auch auf den wiederholten Einsatz der OPD zurückzuführen. Nach dem Prinzip «lernen durch
Wiederholen».
Wie werden die SchulzahnpflegeInstruktorinnen im Kanton Tessin
rekrutiert?
Die angehenden OPD werden von den
Gemeinden nach einer öffentlichen
Ausschreibung angestellt und dann
den kantonalen Organen gemeldet.
Welche Auswahlkriterien werden
angewendet?
Es gibt keinen genauen Kriterienkatalog. Ich persönlich denke, dass einer
Lehrperson sicherlich die didaktische
Seite im Umgang mit den Kindern leicht
fällt, während eine Dentalassistentin
oder eine Dentalhygienikerin vermutlich
im engeren zahnärztlichen Bereich
bessere Kenntnisse mitbringt. In beiden Fällen sind die gegebenenfalls bestehenden Lücken zu füllen, und das
versuchen wir mit den Kursen für OPD
zu erreichen.
Zu welchen Bedingungen arbeiten
die Schulzahnpflege-Instruktorinnen im Kanton Tessin?
Wie gesagt fordert die kantonale Regelung sechs Unterrichtsstunden pro Jahr
in jeder Stufe. In den Gemeinden, die
sich keine OPD leisten könnten, kümmert sich normalerweise der Klassenlehrer darum. Im Tessin variiert der
Durchschnittslohn von Gemeinde zu
Gemeinde zwischen 30 und 35 Franken
pro Stunde.
Wie gestaltet sich ihre Aus- und
Weiterbildung?
Derzeit ist vorgesehen, alle zwei Jahre
einen zweitägigen Grundkurs abzuhalten und in den ungeraden Jahren einen
eintägigen Fortbildungskurs zu veranstalten.
Sind die Schulzahnpflege-Instruktorinnen im Tessin organisiert?
Im Tessin gibt es keine wirkliche Organisation der Schulzahnpflege-Instruktorinnen. Ich kann jedoch mit Gewissheit sagen, dass die OPD generell sehr
Spon sor en der Stiftu ng f ü r SZPI
aktiv und begeistert sind und grosse
Eigeninitiative zeigen. Der Austausch
zwischen kleinen lokalen Gruppen findet oft statt und wird sehr geschätzt.
Können Sie die Kosten der
Schulzahnpflege im Kanton Tessin
beziffern?
Die Gesamtkosten für Kontrollen, Prophylaxe, Zahnfärbetabletten, Fluoridlack, Individualprophylaxe und Zahnsteinentfernung betragen für 21’929
im Schuljahr 2010 / 2011 behandelte
Schüler CHF 1’817’519.–. Diese Zahlen
beziehen sich auf Behandlungen, welche die Zahnärzte in ihrer Tätigkeit
für die Schulzahnpflege durchgeführt
haben. Hinzuzählen müsste man noch
die Kosten für die SZPI, die sich nicht
leicht schätzen lassen. An dieser Stelle
möchte ich dem Präsidenten des Schulzahnpflegedienstes, Tazio Gada, danken, der mir diese Daten freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Gibt es weitere wichtige
Anmerkungen, die Sie noch
machen möchten?
Ich möchte darauf hinweisen, dass es
neben den OPD, die rein prophylaktische Tätigkeit ausüben, im Tessin 71
Schulzahnärzte gibt, denen Bezirke zugewiesen werden. Sie werden von der
Kantonsregierung auf Vorschlag des
Amtes für Gesundheit eingesetzt. Die
Schulzahnpflege-Kommission wird nur
angehört, sie hat keine Entscheidungsbefugnisse.
Abschliessend möchte ich allen Schulzahnpflege-Instruktorinnen, die im Kanton tätig sind, für ihre hervorragende
Arbeit danken.
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Schall - Vibration
n r. 114 / F r ü hja h r 2012
K U RS E
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Kurse der Stiftung für SZPI
Schul-Zahn-Bus
Einführungskurs
Terminkalender Schul-Zahn-Bus 2012
Donnerstag, 24. Mai 2012, Zürich
Eintägiger Vorkurs
Dienstag/Mittwoch, 05./06. Juni 2012, Zürich Zweitägiger Einführungskurs
Jahrestagung der Stiftung für SZPI
Mittwoch, 31. Oktober, Olten, Hotel Arte
März 2012
12. – 14.
7205 Zizers
19. – 21.
8134 Adliswil
April 2012
3.
Regionen
3063 Ittigen
Mai 2012
Weiterbildung für die SZPI von TG, SG, AI und AR
Dienstag, 27. März 2012, Wil SG
«Wirkung der Fluoride gegen Karies –
so einfach lässt sich das erklären.»
Weiterbildung für die SZPI von AG und SO
8. – 11. 8402 Winterthur
14. – 16.
8402 Winterthur
21. – 25.
8402 Winterthur
29. – 31. 8402 Winterthur
Juni 2012
Donnerstag, 10. Mai 2012, Lupfig AG
25. Jahres- und Fortbildungstagung der
5. – 8.
8402 Winterthur
Vereinigung der Fachkräfte für
11. – 15.
8402 Winterthur
Schulzahnprophylaxe von AG und SO
18. – 22.
8402 Winterthur
25. + 26.
8402 Winterthur
Für die Details zu den Kursen und Fortbildungen siehe die Angaben auf der Website der Stiftung.
Oktober 2012
Fortbildungskurs für
Schulzahnpflege-Instruktorinnen
15. + 16.
In Zusammenarbeit mit der Kommission für orale Gesundheit der Luzerner
Zahnärzte-Gesellschaft wird ein Fortbildungskurs angeboten.
6023 Rothenburg
November 2012
6. 2533 Evilard
15. + 16.
9000 St.Gallen
10. – 14.
1400 Yverdon-les-Bains
Dieser Fortbildungskurs bietet Ihnen ein Programm für den Kindergarten an.
Es handelt sich dabei um ein Gruppenspiel zum Thema Prophylaxe und Ernährung.
Die Kinder spielen gemeinsam gegen die Kariesbakterien. Das Spiel wurde altersgerecht für die 4- bis 6-Jährigen konzipiert. Sie können ein Spielfeld, Spielsteine,
die Anleitung und eine Spielpuppe in einem Holzkoffer bestellen.
Zahnpaste-Herstellung: Ein Referent der Firma Gaba stellt im Detail die Herstellung der Zahnpaste vor. Es werden auch die Inhalts- und Wirkstoffe genau
erklärt und beschrieben.
Kursdatum
Donnerstag, 03. Mai 2012
Zeit
14.00 – 17.00 Uhr
Kursort
Im Berufsbildungszentrum Luzern, Bahnhof Luzern
Einsätze mit dem Schul-Zahn-Bus (Schulzahnpflege) sind nicht öffentlich.
Änderungen vorbehalten. Rufen Sie uns zur
Sicherheit an: 061 725 45 45
Kosten
SZPI des Kantons Luzern
CHF 100.00*
SZPI anderer Kantone CHF 100.00
Mitglieder vom VLSZPI
CHF 80.00
Schulzahnärzte und Schulzahnärztinnen des Kantons Luzern GemeindevertreterInnen und
gratis
SchulpflegerInnen / SchulleiterInnen CHF 100.00*
Spiel mit Holzkoffer für Kindergarten (so lange Vorrat)
CHF 200.00
*gemäss politischem Entscheid des Luzerner Grossrates fallen die kantonalen Subventionen weg
Auskunft
Schulzahnpflege-Instruktorin Therese Rohrer,
Panoramaweg 13, 6287 Aesch, throhrer@bluemail.ch,
Telefon 041 917 20 13, Fax 041 917 43 22
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Aktion Znünibox Zug
Aus Mangel an Zeit konsumieren Kinder immer häufiger Fertigsnacks als
Zwischenverpflegung. Die Aktion Znünibox reagiert auf diesen Trend.
In verschiedenen Kantonen unterrichten Schulzahnpflege-Instruktorinnen ihre
Klassen in gesunder Zwischenverpflegung – so auch im Kanton Zug. Die
Redaktion hat eine Schulzahnpflege-Instruktorin bei ihrem Einsatz begleitet.
Sandra Küttel
«Eine Dose Red Bull und ein Buttergipfeli auf dem Schulweg – so sieht das
typische Frühstück vieler OberstufenSchüler aus», weiss Andrea Blattmann,
Schulzahnpflege-Instruktorin in der Zuger Gemeinde Baar. Nährwert? Vitamine? Kalorien? Ernährungsexperten
können sich ob solcher Esskultur nur
wundern – von der eigenwilligen Geschmackskomposition einmal abgesehen.
«Die Kinder wüssten eigentlich viel über
gesunde Ernährung, aber sie handeln
oft nicht danach», sagt Anika Anzidei,
Kinderzahnärztin aus Zug. Gerade deshalb ist es wichtig, sie immer wieder auf
die unerwüschten Konsequenzen einer
fett- und zuckerreichen Ernährung aufmerksam zu machen. Weil Anika Anzidei in Ihrer Praxis immer wieder mit
kariösen Kinderzähnen konfrontiert ist,
hat sie die Aktion Znünibox im Kanton
Zug lanciert. Und so unterrichten Zuger
Schulzahnpflege-Instruktorinnen ihre
Zöglinge nicht mehr nur im korrekten
Zähneputzen, sonder auch in gesunder
Zwischenverpflegung.
Lektion in gesunden Zwischenmahlzeiten
Andrea Blattmann ist eine dieser SZPI.
Sie hat einen Fortbildungskurs in gesunder Ernährung absolviert und besucht nun Schulen in Baar (ZG) als
Botschafterin für zahnschonende Znünis. Die Redaktion des Bulletins durfte
der Schulzahnpflege-Instruktorin bei
ihrer Arbeit über die Schultern gucken.
Über mangelnde Motivation ihrer Klasse
kann sich Andrea Blattmann wahrlich
nicht beklagen. Die kleinen ABC-
Aktion Znünibox
In den Kantonen Zürich, Solothurn, Bern und Zug unterrichten SZPI ihre Schützlinge in gesunden
Zwischenmahlzeiten. Schülerinnen und Schüler der 1. Primarklassen erhalten eine persönliche
Znünibox und einen Pausenapfel. Ein Znüniflyer vermittelt den Eltern wertvolle Tipps für die gesunde Zwischenverpflegung. Entwickelt wurde das Projekt vom Präventivzahnmedizinier Giorgio
Menghini. Die Aktion Znünibox wird getragen von der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft
SSO, der Gesundheitsförderung Schweiz und weiteren Sponsoren.
Schützen sitzen erwartungsfroh da, die
Zahnbürste einsatzbereit in den kleinen
Händen haltend. Nach einer Lektion im
korrekten Zähneputzen macht Andrea
Blattmann mit den Kleinen ein Nahrungsmittel-Quiz: Welche Zwischenmahlzeiten sind gesund? Und was
schadet den Zähnen? «Banane ist
ungesund!» ruft Federico im Brustton
der Überzeugung. «Ist das so?» fragt
Andrea Blattmann die Klasse. «Ja, sie
ist rutschig!» entgegnet die kleine
Ashvitha. Die Instruktorin schmunzelt:
«Nun, so gesehen kann Banane tatsächlich ungesund sein. Banane ist ein
feines und gesundes Lebensmittel für
den Körper, aber für die Zähne ist sie
klebrig und gibt sofort einen Belag. Das
heisst also, nicht jeden Tag eine Ba-
nane als Znüni, aber vielleicht einmal
pro Woche, das ist o.k.» erklärt sie.
Immer häufiger Fertigsnacks
Viele Eltern sind sensibilisiert und achten auf zahngesunde Znünis. Immer
häufiger beobachtet Andrea Blattmann
aber, dass Kinder Chips und FarmerStengel konsumieren. Aus einem Mangel an Zeit greifen viele Eltern auf Fertigsnacks zurück.
Hier setzt die Aktion Znünibox an. Ein
illustrativer Flyer gibt Tipps für schnell
zubereitete Zwischenverpflegungen,
die für die Zähne unbedenklich sind
und die Leistungsfähigkeit der Kinder
im strengen Schulalltag fördern.
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n r. 114 / F r ü hja h r 2012
Jahrestagung SVK
Bis zu 50% der Jungen und Mädchen sind vor dem 16. Altersjahr von einem Zahnunfall betroffen –
Ein einschneidendes Erlebnis für die Kinder, eine Herausforderung für den behandelnden Zahnarzt.
Aus diesem Grund hat die Schweizerische Vereinigung für Kinderzahnmedizin SVK das Thema
der Frontzahntraumatologie ins Zentrum ihrer Jahrestagung gestellt.
Sandra Küttel*
das Sprechen im Grundsatz erworben,
wobei sich der Wortschatz weiter entwickelt. Einzig die Konsonanten s, sch
und r sind bis zum Alter von etwa 6
Jahren noch nicht vollständig ausgebildet. Bei Frontzahnverlust in dieser Periode kommt es zur Ausbildung von so
genannten Interdentallauten, was zu
Lispeln führen kann. Allerdings bedarf
sen». Beissen und Kauen von fester
Nahrung werden bewusst. Dadurch
lernt das Kind im Alter zwischen 18 und
24 Monaten, den Körper als eine Art
Gefäss zu begreifen, in das die Speisen
gelangen und auch wieder ausgeschieden werden: Es erkennt beispielsweise
unverdaute Maiskörner im eigenen
Stuhl. Dies erleichtert die Kontrolle
über den Stuhlgang.
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Thalia Jacoby, Präsidentin
der SVK, begrüsste
ein Full House mit 410
Teilnehmenden.
Die 29. Jahrestagung der Schweizerischen Vereinigung für Kinderzahnmedizin SVK vom 19. Januar 2012 fand im
Hotel Bellevue in Bern statt. Für die
Leserinnen und Leser des Bulletins war
das Referat der Logopädin und Psychologin Barbara Zollinger von besonderem Interesse.
es in diesen Fällen keiner Frühtherapie.
Eine logopädische Korrektur kann erst
wesentlich später erfolgen, wenn der
Zeitpunkt für das Kind richtig ist. Nichts
erzwingen, sondern erst einmal abwarten, lautet die Devise.
Die Sprache dient nicht nur
der Kommunikation
Sprechen lernen – die Sprache
entdecken
Barbara Zollinger führt in Winterthur ein
erfolgreiches «Zentrum für Kleinkinder»
mit logopädischer Praxis. Sie referierte
über die wichtigsten Etappen der sprachlichen Entwicklung beim Kleinkind.
Im ersten Lebensjahr kann das Kleinkind nur gurrende oder lallende Laute
von sich geben. Nach ca. 12 Monaten
kommen schon besser erkennbare Silben wie «Mama» oder «Papa» hinzu. Bis
zum Alter von 18 Monaten erlernt das
Kind langsam, Lautmalereien nachzubilden. Zwischen 18 und 24 Monaten
kommt es zu einer wahren Explosion
des Wortschatzes, mit 50 bis 100 Wörtern und der Bildung kleiner Sätze. Im
Alter von 3 Jahren haben die Kleinen
Ebenso wichtig wie das Erlernen des
Sprechens ist die Rolle der Sprache an
sich. Diese dient einerseits der Kommunikation, ist aber auch dazu da, Vorstellungen aufzurufen und aufzubauen.
Dazu ist das Kind mit ca. 18 bis 24
Monaten in der Lage. Während Kleinkinder mit ihrem Umfeld zunächst nonverbal kommunizieren, eröffnet die
Sprache die Möglichkeit, Dinge zu benennen, die nicht nur das Jetzt, sondern auch frühere oder spätere Ereignisse betreffen. Das Kind lernt z.B. zu
unterscheiden, dass es sich um «Grosis
Hund» handelt oder dass übermorgen
Sonntag ist.
Die Zähne bilden eine psychologische
Grenze zwischen «Innen» und «Aus-
Sprache bedeutet aber auch, Ansprüche zu haben und etwas mitzuteilen.
Hier setzt, etwa in derselben Periode,
die wichtige Entwicklung zur Individuation («Selbst-Werdung») ein: Das Kind
lernt, sein Befinden, seine Gefühle und
Absichten mitzuteilen. Damit kommt es
auch zur Abgrenzung von Anderen und
zu ersten Konflikten. Gerade in dieser
sogenannten Nein-Phase braucht es die
Sprache, um verstanden zu werden.
Auch Kleinkinder sind zur Selbstwahrnehmung fähig. Sie erkennen sich im
Spiegel, wobei die Zähne ein wichtiges
Element darstellen. Sind diese nicht
perfekt, kann das zu Schamgefühlen
führen, besonders auch im schulischen
Umfeld. Hingegen ist korrektes Artikulieren nicht das Wichtigste bei der
Sprachentwicklung. Hier kann auch
noch relativ spät korrigierend eingegriffen werden. Barbara Zollinger befindet
sich mit dieser Meinung im Gegensatz
zu vielen Logopädinnen. Zahnverlust in
der späteren Kindheit führt nicht zu
einem sprachlichen Rückschritt, die
Kompensation erfolgt sehr rasch. Auch
hier ist keine Therapie notwendig, meint
die Referentin.
* Originaltext von Thomas Vauthier, Redaktor Schweizer
Monatsschrift für Zahnmedizin SMfZ, Text gekürzt und bearbeitet durch Sandra Küttel