Teenage pregnancies internationally

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Teenage pregnancies internationally
2 – 2007
Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
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FORUM
Sexualaufklärung und Familienplanung
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`
Teenagerschwangerschaften
international
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Minderjährige Schwangere
in Deutschland.
Statistische Daten zu
Schwangerschaftsabbrüchen
und Geburten
Evelyn Laue
Teenagerschwangerschaften
in Deutschland.
Studienergebnisse zu Risikofaktoren und Verhütungsfehlern bei Schwangerschaften
minderjähriger Frauen
Karin Block, Silja Matthiesen
Angebote und Hilfebedarf
für minderjährige Schwangere
und Mütter in Berlin und
Brandenburg.
Ergebnisse einer Expertenbefragung
Monika Häußler-Sczepan,
Sabine Wienholz
„Schwanger unter 18“.
Ein neues Internetangebot
der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
Petra Otto, Mechthild Paul
Geburtenraten minderjähriger
Mädchen in Europa.
Trends und Determinanten
Osmo Kontula
Teenagerschwangerschaften
in Irland
Stephanie O’Keeffe, Mary Smith
Sexuelle und reproduktive
Gesundheit.
Prävention ungewollter
Schwangerschaften und
Schwangerschaftsabbrüche
in Norwegen
Ulla Leth Ollendorff
Teenagerschwangerschaften
in Island
Sóley S. Bender
EDITORIAL
In diesem dritten Heft der Reihe FORUM zum Thema „Teenagerschwangerschaften“ wird die Perspektive erweitert: Neben Beiträgen über
aktuelle Studien aus Deutschland informieren wir über repräsentative
Daten und Präventionsansätze aus anderen europäischen Ländern.
Zu Anfang gibt das Statistische Bundesamt einen Überblick über die
Anzahl der Geburten und Schwangerschaftsabbrüche minderjähriger
Frauen in Deutschland und zeigt die Entwicklung in den Jahren 2000 bis
2006 auf.
Auf der Grundlage von Befragungen rund 1800 minderjähriger
Schwangerer in Beratungsstellen der pro familia haben sich Fachleute mit
Risikofaktoren und Verhütungsfehlern befasst, die häufig Ursache für
ungewollte Schwangerschaften sind.
Wir berichten über eine Studie im Auftrag der BZgA, in der auf der
Basis von 100 Experteninterviews ermittelt wurde, welche Angebote und
Hilfen es für minderjährige Schwangere in Berlin und Brandenburg gibt,
ob die bestehenden Angebote bekannt sind und ob sie von den Jugendlichen angenommen werden. Hintergrund sind die im Ländervergleich
relativ hohen Zahlen von Teenagerschwangerschaften in den ostdeutschen
Regionen.
„Schwanger unter 18“ heißt ein neues Internetangebot der BZgA,
dessen Grundlagen und Bausteine wir vorstellen. Es richtet sich an
schwangere junge Frauen, ihre Partner und Familien sowie an Jugendliche, die sich über das Thema informieren wollen.
Unser Autor Osmo Kontula hat es übernommen, einen Überblick über
Entwicklungen der Fertilitäts- und Geburtenraten minderjähriger Mütter
in ganz Europa zu geben. Die von ihm ausgewerteten Daten des Council
of Europe (Europarates) belegen einen Rückgang der Geburtenraten
Minderjähriger seit 1990, zugleich aber deutliche Unterschiede zwischen
West- und Osteuropa, für die er Faktoren wie soziale Ungleichheit,
Armut, den mangelnden Zugang zu Beratungsangeboten und sicheren
Verhütungsmitteln verantwortlich macht.
Autorinnen aus Norwegen, Irland und Island berichten über die sehr
unterschiedlichen Problemstellungen, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Präventionsansätze in Bezug auf minderjährige Schwangere
und Mütter in ihren Ländern.
Die internationalen Beiträge des Heftes machen deutlich, wie sehr
gerade der Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, wie sehr
Möglichkeiten und Maßnahmen der Sexualaufklärung und Familienplanung vom kulturellen Kontext abhängig sind, aus dem sie hervorgehen.
Die nächste Ausgabe des FORUM 3-2007 werden wir dem Thema
„Jugend/Pubertät“ widmen.
Ihre Redaktion
Redaktion FORUM
Sexualaufklärung und Familienplanung
Heike Lauer
Sachsenhäuser Landwehrweg 147
60599 Frankfurt
Telefon/Telefax (0 69) 68 20 36
heike-lauer@t-online.de
Minderjährige Schwangere
in Deutschland
Statistische Daten zu Schwangerschaftsabbrüchen und Geburten
Im Folgenden werden die aktuellen statistischen Daten zu Teenagerschwangerschaften
in Deutschland vorgestellt. Aufgrund der Ergebnisse der Schwangerschaftsabbruchstatistik und der Geburtenstatistik für die Altersgruppe der 10- bis 18-Jährigen im
Zeitverlauf von 2000 bis 2006 zeigt die Autorin Entwicklungen auf, die auch nach
Bundesländern aufgeschlüsselt werden.
Einleitung
Immer wieder wird die Frage nach der Zahl der Schwangerschaften in Deutschland gestellt, insbesondere nach der Zahl
der sogenannten Teenagerschwangerschaften. Deshalb gehört dieser Beitrag mit aktuellen Zahlen immer wieder zur
Standardausstattung für neue Veröffentlichungen zu diesem
Thema.
In der amtlichen Statistik gibt es keine systematische und
methodisch einheitliche Erfassung von Schwangerschaften.
Rückschlüsse über deren Anzahl sind im Wesentlichen über
Ergebnisse aus der Geburtenstatistik und aus der Schwangerschaftsabbruchstatistik möglich.
Schwangerschaftsabbruchstatistik
Die Ergebnisse dieser Statistik geben Auskunft über Anzahl,
rechtliche Grundlage und Art des Abbruchs sowie die Entwicklung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland.
Die Statistik liefert auch Angaben über ausgewählte Lebensumstände (Alter, Familienstand, Kinderzahl) der betroffenen
Frauen.
Aus den statistischen Informationen über die Schwangerschaftsabbrüche und die betroffenen Frauen lassen sich
strukturelle Aussagen ableiten. Zunächst soll die Gesamtzahl
aller Schwangerschaftsabbrüche betrachtet werden, um
danach den Blick auf die Gruppe der Minderjährigen zu
lenken. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass das tatsächliche
Alter der Schwangeren zum Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs direkt erfasst wird und nicht aus den Angaben von Berichtsjahr und Geburtsjahr der Schwangeren
berechnet wird.
Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2006
Für das Berichtsjahr 2006 wurden in Deutschland insgesamt
119 710 Schwangerschaftsabbrüche an das Statistische
Bundesamt gemeldet. Das waren 4 313 Meldungen weniger
(–3,5 %) als im Vorjahr (Tab. 1).
6 590 Schwangerschaftsabbrüche ließen minderjährige
junge Frauen vornehmen, 657 weniger (–9,1%) als im Vorjahr. Damit ist die absolute Zahl der Schwangerschafts-
abbrüche Minderjähriger das zweite Jahr in Folge rückläufig.
Von allen Frauen, die im Jahr 2006 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren 5,6% minderjährig.
Erwartungsgemäß waren die Minderjährigen zum weitaus überwiegenden Teil (99,6%) ledig. Ebenso ist es nicht
verwunderlich, dass bei den Minderjährigen der überwiegende Teil (97,2%) vor dem Schwangerschaftsabbruch noch
keine Kinder geboren hatte. Allerdings gaben 2,8% der Betroffenen an, bereits ein Kind zur Welt gebracht zu haben.
Auch beim Grund des Abbruchs ist eine andere Verteilung gegeben als bei der Gesamtheit der Schwangeren:
Bei den minderjährigen Schwangeren war nur in 1% der
Fälle eine medizinische oder kriminologische Indikation
gegeben, in 99% war die Beratungsregelung die rechtliche
Begründung für den Schwangerschaftsabbruch.
Auch bei der Dauer der Schwangerschaften gibt es Abweichungen in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen im
Vergleich zur Gesamtzahl. Insgesamt wurde in 47,2% aller
Fälle die Schwangerschaft vor der achten Schwangerschaftswoche abgebrochen, bei den unter 18-Jährigen betrug der
Anteil nur 40,8%. Der Anteil der Abbrüche in der achten
bis einschließlich zwölften Woche betrug an der Gesamtzahl
der Fälle 50,9%, in diesem Zeitraum wurden jedoch 58,6%
der Schwangerschaftsabbrüche bei Minderjährigen vorgenommen. Insgesamt wurden damit 98,1% aller Abbrüche bis
einschließlich zur zwölften Schwangerschaftswoche vorgenommen, bei den Minderjährigen waren es sogar 99,3%
der Fälle. Die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer liegt
bei den unter 18-Jährigen bei 8,1 Wochen und damit um
0,2 Wochen höher als in der Gesamtzahl der Fälle, bei denen
die durchschnittliche Dauer bei 7,9 Wochen liegt.
Nur 72,4% der Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger wurden ambulant in gynäkologischen Praxen durchgeführt, ambulant im Krankenhaus waren es 24,9% (von der
Gesamtzahl der Schwangerschaftsabbrüche wurden nur
19,0% ambulant in Krankenhäusern vorgenommen).
Die häufigste Abbruchmethode war auch im Jahr 2006
die Vakuumaspiration. Sie wurde bei den minderjährigen
Schwangeren mit 78,4% etwas häufiger angewandt als insgesamt mit 77,0%. Demgegenüber wurden Schwangerschaftsabbrüche mit dem Wirkstoff Mifepriston, der unter
dem Markennamen Mifegyne® („Pille danach“) vertrieben
wird, bei Minderjährigen nur in 8,7% der Fälle durchgeführt.
BZgA FORUM 2–2007
3
STATISTISCHE DATEN
Entwicklung der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche von 2000 bis 2006
Tab. 1
Schwangerschaftsabbrüche 2006 in Deutschland
(s. Abb. 1)
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche von über 18-jährigen
Frauen hat sich seit dem Jahr 2000 im Wesentlichen kontinuierlich verringert, mit einem Ausreißer im Jahr 2004.
Demgegenüber gibt es bei den Schwangerschaftsabbrüchen
von unter 18-Jährigen erst seit 2004 eine deutliche Verringerung – bis dahin war eine (fast) jährlich steigende Zahl
der Abbrüche festzustellen.
• Die Gesamtzahl der Schwangerschaftsabbrüche hat sich
von 2000 zu 2006 um 11,2% verringert. Im früheren Bundesgebiet sank die Gesamtzahl um 10,2%, in den neuen
Ländern um 12,8% und in Berlin um 16,2%.
• Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger hat
sich in diesem Zeitraum um 4% erhöht. Im früheren
Bundesgebiet stieg die Zahl um 9% und in Berlin stieg sie
um 4,1%. Demgegenüber sank sie in den neuen Ländern
um 9,9%.
• Der Anteil der Schwangerschaftsabbrüche der unter 18-Jährigen an der Gesamtzahl aller Schwangerschaftsabbrüche
ist im gleichen Zeitraum von 4,7 auf 5,5% gewachsen.
Bei den Schwangerschaftsabbrüchen unter 18-Jähriger sind
innerhalb der einzelnen Länder erhebliche Unterschiede in
den Veränderungsraten von 2000 auf 2006 zu verzeichnen.
Dabei sollte bedacht werden, dass die scheinbare Dramatik
dieser Prozentangaben durch niedrige absolute Zahlen
begründet ist. Die höchsten Zuwächse finden sich in Rheinland-Pfalz (+36%, von 200 auf 272 Fälle), in SchleswigHolstein (+34,2%, von 199 auf 267 Fälle) und in Bremen
(+28,4%, von 88 auf 113 Fälle). Auch wenn sich die Zahl der
Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger insgesamt im
Beobachtungszeitraum erhöht hat, ist in der Hälfte der
Bundesländer eine Verringerung zu verzeichnen, am stärksten in Mecklenburg-Vorpommern (–26,4%, von 296 auf 218
Fälle), gefolgt vom Saarland (–22,5%, von 80 auf 62 Fälle)
und Thüringen (–10,8%, von 268 auf 239 Fälle).
Der Vergleich der absoluten Zahlen für die einzelnen
Bundesländer ist nicht besonders aussagefähig, da die Länder
unterschiedliche Bevölkerungszahlen aufzuweisen haben,
die sich auch noch im zeitlichen Verlauf verändern. Um
diese demografische Komponente auszuschließen, bedient
man sich der sogenannten Quoten- oder auch Kennziffernberechnung. Dabei werden die absoluten Zahlen (hier die
Zahl der Schwangerschaftsabbrüche von minderjährigen
Mädchen) in Relation zur Grundgesamtheit gestellt, in diesem Fall zur weiblichen Bevölkerung der Altersgruppe von
10 bis unter 18 Jahren. Die untere Grenze wurde so gewählt,
da in einzelnen Fällen Schwangerschaftsabbrüche von
10-jährigen Mädchen gemeldet wurden.
In dieser Altersgruppe ist ein Rückgang in der Bevölkerungszahl festzustellen. Waren es im Jahr 2000 noch rund
3,63 Millionen, so sank deren Zahl im Jahr 2005 um 4,7%
auf rund 3,46 Millionen. Die Quote der „Schwangerschaftsabbrüche von minderjährigen Schwangeren je 10 000 Frauen
im Alter von 10 bis unter 18 Jahren“ wird berechnet, indem
die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche durch die Zahl
der Frauen in diesem Alter dividiert und mit 10 000 multipliziert wird. Für das Jahr 2006 wird eine vorläufige Quote
berechnet, da die Bevölkerungsangaben für dieses Jahr noch
nicht zur Verfügung stehen, und zwar auf der Basis der
Bevölkerungszahlen von 2005.
4
BZgA FORUM 2–2007
Gegenstand der Nachweisung
Anzahl
Prozent
119 710
100,0
Alter der Schwangeren
von ... bis unter ... Jahren
unter 15
15–18
18–25
25–30
30–35
35–40
40–45
45–55
542
6 048
37 037
26 530
21 580
19 106
8 211
656
0,5
5,1
30,9
22,2
18,0
16,0
6,9
0,5
Familienstand der Schwangeren
Ledig
Verheiratet
Verwitwet
Geschieden
61 919
51 119
382
6 290
51,7
42,7
0,3
5,3
3 046
28
116 636
2,5
0,0
97,5
13 204
92 146
7
2 964
11 389
11,0
77,0
0,0
2,5
9,5
117 390
2 137
183
98,1
1,8
0,2
93 880
22 753
3 077
78,4
19,0
2,6
Anzahl der vorangegangenen Lebendgeborenen
Keine
48 760
1
31 055
2
27 726
3
8 776
4
2 344
5 und mehr
1 049
40,7
25,9
23,2
7,3
2,0
0,9
Insgesamt
Grund des Abbruchs
Medizinische Indikation
Kriminologische Indikation
Beratungsregelung
Art des Eingriffs
Curettage
Vakuumaspiration
Hysterotomie/Hysterektomie
Medikamentöser Abbruch
Mifegyne / Mifepriston
Dauer der Schwangerschaft
von ... bis unter ... Wochen
unter 13
13–23
23 und mehr
Ort des Eingriffs
Gynäkologische Praxis
Krankenhaus (ambulant)
Krankenhaus (stationär)
© Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007; Vervielfältigung und Verbreitung,
auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 1
Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland nach Alter der Frauen
140 000
128 272
127 359
122 944
121 796
120 385
120 000
116 776
113 120
100 000
80 000
60 000
40 000
20 000
7 605
6 337
2000
2001
über 18 Jahre
7 443
2002
7 854
7 645
2003
2004
7 247
2005
6 590
2006
unter 18 Jahre
Abb. 2
Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger je 10 000 Frauen im Alter von 10 bis unter 18 Jahren
45,0
40,0
35,0
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
2000
2001
2002
Insgesamt
Früheres Bundesgebiet
2003
2004
2005
2006
Neue Länder
Berlin
BZgA FORUM 2–2007
5
STATISTISCHE DATEN
Abb. 3
Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger je 10 000 Frauen im Alter von 10 bis unter 18 Jahren
nach Wohnland der Frauen
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
0
5
2000
6
BZgA FORUM 2–2007
10
2001
15
20
2002
25
2003
30
35
2004
40
2005
45
50
2006
55
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 4
Lebendgeborene in Deutschlannd nach Alter der Frauen (exaktes Alter bei der Geburt des Kindes)
800 000
759 873
727 028
711 655
699 426
700 000
698 653
679 203
600 000
500 000
400 000
300 000
200 000
100 000
7 447
7 126
2000
2001
über 18 Jahre
7 295
7 595
2002
2003
6 969
2004
6 592
2005
unter 18 Jahre
Diese Quote lag für Deutschland im Jahr 2000 bei 17,
für 2006 bei 19. Den höchsten Wert innerhalb des Beobachtungszeitraumes erreichte sie 2004 mit 22 (s. Abb. 2).
Die für das frühere Bundesgebiet berechnete Anzahl der
Schwangerschaftsabbrüche je 10 000 Frauen im Alter von
10 bis unter 18 Jahren liegt im Beobachtungszeitraum
zwischen 15 und 16 bei einem Zuwachs der entsprechenden
Bevölkerungsgruppe um 4%. In den neuen Ländern verringerte sich die weibliche Bevölkerung zwischen 10 und 18
Jahren im gleichen Zeitraum um 35%. So ergab sich eine
steigende Quote der Schwangerschaftsabbrüche: Waren es
dort im Jahr 2000 noch 21, so waren 2006 rein rechnerisch
30 von 10 000 jungen Frauen im Alter von 10 bis unter 18
Jahren von einem Schwangerschaftsabbruch betroffen, wobei
die Quote nach dem Höchstwert von 35 im Jahr 2004 sinkt.
Für Berlin lag der Ausgangswert der Quote 2000 bei 35,
2006 erreichte er 43.
Die für die einzelnen Länder berechneten Quoten der
Schwangerschaftsabbrüche Minderjähriger bezogen auf die
entsprechende Altersgruppe der weiblichen Bevölkerung,
also die 10- bis unter 18-Jährigen, ermöglichen eine bessere
Vergleichbarkeit als die absoluten Zahlen (s. Abb. 3), sagen
sie doch aus, wie viele von 10 000 Mädchen dieser Altersgruppe einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen.
Dabei sind die höchsten Quoten für 2006 in den Stadtstaaten Bremen und Berlin zu finden, gefolgt von Mecklen-
1 Mittlerweile können Lebendgeburten nach dem Alter der Mütter auf
Landesebene für das Jahr 2006 unter www.destatis.de/GENESIS.online
abgerufen werden. Diese Daten standen bei Redaktionsschluss noch
nicht zur Verfügung.
burg-Vorpommern. Für Bayern, das Saarland und BadenWürttemberg ergaben sich die niedrigsten Quoten. Im
zeitlichen Vergleich ist festzustellen, dass der Quotenwert für
2006 mit Ausnahme von Bremen in allen Ländern rückläufig gegenüber den Vorjahren ist.
Entwicklung der Zahl der Geburten
von 2000 bis 2005
Seit dem Jahr 2000 werden in der Geburtenstatistik neben
den Ergebnissen nach der herkömmlichen Geburtsjahrmethode (hierbei wird die Altersangabe jeweils aus der
Differenz zwischen dem Berichtsjahr und dem Geburtsjahr
der Mutter berechnet) auch Auswertungen durchgeführt, die
das exakte Alter der Mütter zum Zeitpunkt der Geburt
berücksichtigen. An dieser Stelle werden – im Gegensatz zu
früheren Veröffentlichungen in der Reihe FORUM – nur
Ergebnisse verwendet, die das tatsächliche (exakte) Alter der
Mütter zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes beinhalten.
Die Anzahl der Lebendgeborenen von minderjährigen
Müttern nach der Geburtsjahrmethode (hierbei werden die
zum Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes noch 17-jährigen
Mütter, die im Laufe des Berichtsjahres noch das 18. Lebensjahr vollenden, nicht zu den minderjährigen Müttern gezählt) ist immer geringer als die Anzahl der Lebendgeborenen, deren Mütter zum Zeitpunkt der Geburt tatsächlich
minderjährig sind. Aus diesem Grund ist eine direkte Vergleichbarkeit mit früheren Darstellungen, in denen die
Angaben nach der Geburtsjahrmethode Verwendung fanden,
nicht gegeben. Die Geburtenzahlen liegen derzeit bis zum
Jahr 2005 vor (s. Abb. 4).1
BZgA FORUM 2–2007
7
STATISTISCHE DATEN
Abb. 5
Lebendgeborene minderjähriger Mütter je 10 000 Frauen im Alter von 10 bis unter 18 Jahren
35,0
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
2000
2001
2002
2003
Insgesamt
Früheres Bundesgebiet
Während sich bei der Zahl der Lebendgeborenen von
Müttern über 18 Jahren über die Jahre ein klarer Abwärtstrend zeigt, gibt es bei den Lebendgeborenen von unter
18-jährigen Müttern von 2000 bis 2002 zunächst einen
Anstieg, in den Folgejahren bis 2005 sinkt der Wert unter
den Ausgangswert von 2000.
• Die Gesamtzahl der Geburten hat sich von 2000 zu 2005
um 10,6% verringert. Im früheren Bundesgebiet sank die
Gesamtzahl um 11,9%, in den neuen Ländern um 4,4%
und in Berlin um 2,4%.
• Die Zahl der Geborenen minderjähriger Mütter hat sich in
diesem Zeitraum um 7,5% verringert. Im früheren Bundesgebiet sank die Zahl um 8,6%, in den neuen Ländern um
4,9% und in Berlin um 4%.
• Der Anteil der Geborenen von unter 18-Jährigen an der
Gesamtzahl aller Geburten ist im gleichen Zeitraum
geringfügig von 0,9 auf 1% angewachsen.
Die Zahl der Lebendgeborenen von unter 18-jährigen Müttern hat sich in allen Ländern mit Ausnahme von SchleswigHolstein (hier gab es 2000 211 und 2005 220 Geburten und
damit einen Zuwachs um 4,3%) verringert. Dabei gibt es
innerhalb der einzelnen Länder erhebliche Unterschiede in
den Veränderungsraten von 2000 auf 2005 (begründet in
den geringen Fallzahlen), die Werte liegen zwischen einer
Verringerung um 20,2% in Hessen (von 475 auf 379 Geburten) und 19,2% in Bremen (von 78 auf 63 Geburten) sowie
einer Verringerung um 1,7% in Sachsen (462 auf 454 Geburten) und 1% im Saarland (102 auf 101 Geburten).
Um auch hier die demografische Komponente auszuschließen, die durch unterschiedliche Bevölkerungszahlen in
den einzelnen Bundesländern hervorgerufen wird, betrachtet
8
BZgA FORUM 2–2007
2004
2005
Neue Länder
Berlin
man die Quote der Lebendgeborenen von minderjährigen
Müttern je 10 000 Frauen im Alter von 10 bis unter 18
Jahren; diese Altersabgrenzung wurde wegen der Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen der Schwangerschaftsabbruchstatistik gewählt.
Die Quote der Lebendgeborenen je 10 000 Frauen im
Alter von 10 bis unter 18 Jahren für Deutschland insgesamt
verringerte sich von 2000 bis 2005 von 20 auf 19, dabei gab
es zunächst von 2000 bis 2002 einen Anstieg. Für das frühere Bundesgebiet liegt die berechnete Anzahl der Geburten
je 10 000 Frauen im Alter von 10 bis unter 18 Jahren für
2000 bei 19 und für 2005 bei 16, nachdem es von 2000 auf
2001 einen Anstieg gab. In den neuen Ländern ist von 2000
bis 2005 ein kontinuierlicher Anstieg der Quote von 23 auf
33 zu verzeichnen. Auch für Berlin ist von 2000 zu 2005 ein
Anstieg der Quote von 25 auf 29 zu beobachten, wenngleich
die Kurve in den letzten Jahren keinen kontinuierlichen
Verlauf nahm (s. Abb. 5).
Die Quoten der Lebendgeborenen je 10 000 Frauen im
Alter von 10 bis unter 18 Jahren im Ländervergleich von
2000 bis 2005 (s. Abb. 6) zeigen ein noch differenzierteres
Bild als der grobe Regionalvergleich. Für die Länder des
früheren Bundesgebietes ergibt sich einheitlich, dass die
Quote für das Jahr 2000 über der für 2005 liegt. In den
dazwischen liegenden Jahren lassen sich jedoch kaum Gemeinsamkeiten im Quotenverlauf erkennen. In den neuen
Ländern liegt die Quote 2005 über dem Wert von 2000 –
mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern wird in diesen Ländern 2005 der höchste Wert während des Beobachtungszeitraumes erreicht.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 6
Lebendgeborene minderjähriger Mütter je 10 000 Frauen im Alter von 10 bis unter 18 Jahren
nach Wohnland der Frauen (exaktes Alter bei der Geburt des Kindes)
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
0
5
2000
10
2001
15
20
2002
25
2003
30
35
2004
40
45
50
55
2005
BZgA FORUM 2–2007
9
STATISTISCHE DATEN
Abb. 7
Schwangerschaftsabbrüche und Lebendgeborene (nach exaktem Alter der Mutter)
bei in Deutschland lebenden Minderjährigen
8 000
7 589
7 447
7 426
7 595
7 833
7 631
7 126
7 295
7 230
6 969
7 000
6 592
6 323
6 000
5 000
4 000
3 000
2 000
1 000
887
1019
978
1046
1124
1097
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Schwangerschaftsabbrüche
Lebendgeborene
Zusammenfassung der Ergebnisse
beider Statistiken
(s. Abb. 7)
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei Minderjährigen
und die Zahl der Lebendgeborenen von minderjährigen
Müttern nach dem exakten Alter gibt einen ungefähren
Überblick über die Größenordnung der „Schwangerschaften
bei Minderjährigen“. Ohne Berücksichtigung der Fehl- und
Totgeburten gab es 2000 mindestens 13 449 Schwangerschaften Minderjähriger. Von 2000 zu 2005 ist eine Steigerung um 2,8% auf 13 822 zu verzeichnen. Dabei ist festzustellen, dass die Anzahl von Schwangerschaftsabbrüchen
nur in den Jahren 2000 und 2002 unter der Zahl der
Lebendgeborenen lag, was auch an der Quote der Schwangerschaftsabbrüche bezogen auf 1 000 Lebendgeborene
abzulesen ist.
Wie wird die Schwangerschaftsabbruchstatistik erstellt?
Die Bundesstatistik über Schwangerschaftsabbrüche wird
in Deutschland vierteljährlich auf der Grundlage des
Schwangerschaftskonfliktgesetzes in der Fassung vom
21. August 1995 durchgeführt. In den Paragrafen 15 bis 18
ist festgelegt, dass die Daten direkt vom Statistischen
Bundesamt in vierteljährlichem Abstand erhoben werden,
welche Angaben erfragt werden und wer Daten zur Statistik
melden muss. Auskunftspflichtig sind die Inhaberinnen
10
BZgA FORUM 2–2007
Quote der Schwangerschaftsabbrüche je 1000
und Inhaber der Arztpraxen und die Leiterinnen und Leiter
der Krankenhäuser, in denen Schwangerschaftsabbrüche
vorgenommen werden.
Die meldepflichtigen Ärzte, Ärztinnen und Krankenhäuser müssen auf einem abtrennbaren Teil des Fragebogens
ihre Anschrift angeben. So ist es möglich zu prüfen, ob sie
auch regelmäßig melden. Säumige Melder werden gemahnt.
Häufig werden Fragen zu den Gründen für einen
Schwangerschaftsabbruch gestellt, die durch die amtliche
Statistik jedoch nicht beantwortet werden können, weil entsprechende Fragen zur Motivation nicht im gesetzlich vorgegebenen Erhebungsprogramm enthalten sind.
Evelyn Laue
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Evelyn Laue ist seit 1990 im Statistischen
Bundesamt in der Zweigstelle Berlin tätig,
seit 1999 in der Zweigstelle Bonn. Ihre
Aufgabenschwerpunkte sind unter
anderem Pressearbeit, Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe, Kinder- und
Jugendhilfestatistiken. Seit 2001 ist sie als
Referatsleiterin in der Gruppe VIII A
„Gesundheit“ für die Statistik der
Schwangerschaftsabbrüche und Fragen
zur Gesundheit aus dem Mikrozensus
zuständig.
Kontakt:
Statistisches Bundesamt, Zweigstelle
Bonn, Gruppe VIII A
Postfach 170377
53029 Bonn
Telefon (0 18 88) 6 44-81 58
evelyn.laue@destatis.de
Servicetelefon des Referats:
Telefon (0 18 88) 6 44-81 54
Telefax (0 18 88) 6 44-89 94
schwangerschaftsabbrueche@destatis.de
Statistisches Bundesamt im Internet:
www.destatis.de
Literatur
Fachserie 1, Reihe 1.1: Natürliche Bevölkerungsbewegung 2003 bis 2005
Fachserie 1, Reihe 1.3: Bevölkerungsfortschreibung 2000 bis 2005
Fachserie 12, Reihe 3: Schwangerschaftsabbrüche 2000 bis 2006
(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden)
BZgA FORUM 2–2007
11
Teenagerschwangerschaften
in Deutschland
Studienergebnisse zu Risikofaktoren
und Verhütungsfehlern bei
Schwangerschaften minderjähriger Frauen
In dieser Studie der pro familia wurden rund 1800 minderjährige Frauen, die eine
Schwangerschafts- oder Schwangerschaftskonfliktberatung in Anspruch genommen
haben, nach ihrer sozialen und persönlichen Lebenssituation und den Umständen
ihrer Konzeption befragt.
Die Boulevardpresse berichtet immer wieder aufgeregt und
sensationsbetont über Schwangerschaften und Geburten von
minderjährigen Frauen. Diese Berichte vermitteln den
Eindruck, frühe Schwangerschaften seien ein neues und
zunehmend häufiges Problem. Demgegenüber weisen die
Daten des Statistischen Bundesamts seit 2001 einen leichten,
aber kontinuierlichen Rückgang von Jugendschwangerschaften nach: Zwischen 2004 und 2005 sind die Raten der
Schwangerschaften (pro 1000 15- bis 17-Jährige) von 8,3 auf
7,9, die Raten der Schwangerschaftsabbrüche von 5,0 auf 4,7
gefallen. Zwischen 2005 und 2006 verstärkt sich dieser
Rückgang.1 Das heißt: Gegenwärtig werden in Deutschland
acht von 1000 15- bis 17-jährigen Frauen schwanger, drei
bis vier von 1000 tragen die Schwangerschaft aus, fünf von
1000 entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch.
Dies sind im internationalen Vergleich niedrige Zahlen. Eine
Dramatisierung des Problems – darüber sind sich Fachleute
inzwischen einig – ist sachlich unangemessen und nicht
im Sinne der Betroffenen. Nichtsdestotrotz ist es ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen, ungewollte Schwangerschaften im Jugendalter möglichst zu vermeiden und junge
Frauen im Falle einer Schwangerschaft umfassend zu
beraten und zu unterstützen.
Um Risikofaktoren und soziale Hintergründe von Jugendschwangerschaften empirisch besser beschreiben zu können,
führt die pro familia seit 2005 ein Forschungsprojekt zu
Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen durch.2 Ziel der Studie ist es, praxisrelevante
Erkenntnisse für die Prävention ungewollter Schwangerschaften sowie für eine bedarfsgerechte Schwangerschaftsabbruchberatung und -versorgung zu gewinnen.
Die Studie
Die Untersuchung umfasst zwei Teilstudien. In der Teilstudie I (Dokumentation) wurden anhand eines standardisierten Fragebogens 1801 schwangere Frauen unter 18
Jahren, die eine Schwangerschaftskonfliktberatung oder eine
allgemeine Schwangerschaftsberatung in einer pro familiaBeratungsstelle aufsuchten, befragt. Der Bogen umfasste
40 Items zum sozialen und persönlichen Hintergrund der
jungen Frau, zu ihrem Partner und zur Situation, in der es
12
BZgA FORUM 2–2007
zur Konzeption kam. Diese Dokumentation erfolgte nach
dem Beratungsgespräch und wurde von pro familia-Beraterinnen und Beratern vorgenommen. An der bundesweiten
Untersuchung beteiligten sich 138 von 163 pro familia-Beratungsstellen. Die Teilnahmequote war mit 79% sehr hoch.
Es wurden etwa 20% aller minderjährigen Frauen, die im
Untersuchungszeitraum in Deutschland schwanger wurden,
erfasst.3
In der Teilstudie II (Interviewstudie) wurden zwischen
September 2005 und Januar 2007 leitfadengestützte Interviews mit 68 minderjährigen Frauen geführt, die einen
Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen. Das Interview
fand sechs bis zwölf Wochen nach dem Abbruch statt und
behandelt die Themen: Feststellen und Erleben der Schwangerschaft, Entscheidungsprozesse für einen Schwangerschaftsabbruch, Erleben des Schwangerschaftsabbruchs und
der medizinischen und beraterischen Versorgung, die
sexuelle Situation, in der es zur Konzeption kam, bisherige
Verhütungs-, Sexual-, und Beziehungsbiografie. Es wurden
Frauen aus allen Regionen Deutschlands befragt, 43 Interviews fanden telefonisch, 25 im persönlichen Gespräch mit
geschulten Interviewerinnen statt 4 (s. Tab. 1).
Gefährdete Gruppen
Wenn Frauen unter 18 Jahren schwanger werden, geht man
in unserem Kulturkreis wie selbstverständlich davon aus,
dass die Schwangerschaft ungeplant und meistens auch un-
1 Diese Aussage bezieht sich auf die Raten der Schwangerschaftsabbrüche;
über die Geburtenraten minderjähriger Frauen im Jahr 2006 lagen zum
Zeitpunkt der Veröffentlichung noch keine Daten vor. Sie können mittlerweile unter www.destatis.de/GENESIS.online abgerufen werden.
2 Das Forschungsprojekt wird unter der Leitung von Prof. Dr. Gunter
Schmidt vom pro familia-Bundesverband in Kooperation mit dem Institut
für Sexualwissenschaft der Universität Hamburg durchgeführt. Es wird
von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gefördert.
Aktuelle Publikationen sind unter www.jugendschwangerschaften.de
abrufbar.
3 Für eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse der Teilstudie I vgl.
Schmidt et al. 2006 a, b.
4 Es wurden ebenfalls zwölf Interviews mit den Partnern der Frauen geführt.
Die Ergebnisse der Interviewstudie sind noch nicht publiziert.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Tab. 1
Tab. 2
Pro familia-Forschungsprojekt:
Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch
bei minderjährigen Frauen
Alter schwangerer Frauen unter 18 Jahren
Teilstudie I: Dokumentation
Standardisierter Dokumentationsbogen
Themen: Soziodemografische und biografische Daten, Angaben
zum Partner, Angaben zu den Umständen der Konzeption,
bisherige sexuelle Erfahrungen und Beziehungserfahrungen
Dauer: 10 Minuten
Stichprobe: 1801 schwangere Frauen unter 18 Jahren
Teilstudie II: Interviewstudie
Leitfadengestützte Interviews
Themen: Feststellen der Schwangerschaft, Motive und Entscheidungsprozesse für den Abbruch, Erleben des Abbruchs,
Sexual-, Verhütungs-, Beziehungsbiografie
Dauer: zwischen 60 und 150 Minuten
Stichprobe: 68 Frauen und 12 Männer nach einem
Schwangerschaftsabbruch
gewollt ist. Dies trifft tatsächlich in den allermeisten Fällen
zu: 92% der von uns befragten jungen Frauen sind ungeplant schwanger geworden, 4% der Schwangerschaften sind
geplant, 4% der jungen Frauen sind sich ihrer Intention
unsicher, sie haben es „darauf ankommen lassen“.
Betrachten wir zunächst die Altersverteilung von
schwangeren Jugendlichen, so fällt auf, dass drei Viertel der
schwangeren Frauen 16 oder 17 Jahre alt sind – nur 1% ist 13
Jahre oder jünger. Dass vor allem ältere Mädchen schwanger
werden, ist nicht weiter verwunderlich, da sich das Risiko
einer Schwangerschaft proportional zu der Dauer der koitusaktiven Zeit vor dem 18. Geburtstag erhöht. In einfachen
Worten: Je mehr Sex eine Frau vor ihrem 18. Geburtstag hat
(und je schlechter sie verhütet), desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft.
Aus der Altersverteilung unserer Stichprobe lassen sich
Schwangerschaftsraten der verschiedenen Altersstufen
abschätzen. Danach werden heute pro Jahr etwa fünf von
100 000 12-Jährigen und zwölf von 1000 17-Jährigen
schwanger. Schwangerschaften oder Geburten sehr junger
Mädchen (13 Jahre oder jünger) sind also ein äußerst seltenes
Ereignis.5 Die kumulative Verbreitung von Schwangerschaften bei minderjährigen Frauen liegt heute bei 2,6%, das
5 Sie markieren aus statistischer Sicht das extreme Ende einer Verteilung,
die wie alle soziosexuellen Phänomene eine große Streubreite aufweist.
6 In der Gruppe der Hauptschülerinnen sind zusammengefasst:
Hauptschule mit oder ohne Abschluss, noch auf der Hauptschule oder
Förder-/Sonderschule.
7 Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Schulart besuchten
von den 14- und 15-jährigen Mädchen im Jahr 2005 25% eine Sonder- oder
Hauptschule, 28% eine Realschule, 38% ein Gymnasium und 9% eine
Gesamtschule. Verteilt man die Gesamtschülerinnen zu gleichen Teilen
auf die drei Schultypen, dann ergeben sich Anteile von etwa 30% (Hauptschule oder weniger), 30% (Realschule) und 40% (Gymnasium). Danach
wäre das Risiko einer Hauptschülerin noch etwas höher, das einer Gymnasiastin noch etwas niedriger als nach der obigen groben Schätzung.
Alter
12 Jahre
13 Jahre
14 Jahre
15 Jahre
16 Jahre
17 Jahre
Gesamt
Schwangerschaftsrate (per 1000 Frauen)*
0,05
0,2
2,
5,
10,
12,
29 ,**
* Geschätzte Werte, unter der Voraussetzung, dass (1) die Altersverteilung
schwangerer Frauen in der Stichprobe die Altersverteilung in der Population aller
schwangeren Minderjährigen abbildet, und (2) die Populationen der sechs
Jahrgänge in etwa gleich groß sind.
** Vermindert man diesen Wert um den Anteil der Mehrfachschwangerschaften
bei minderjährigen Frauen (10% in unserer Stichprobe), dann erhält man
einen Schätzwert für die kumulative Verbreitung von Schwangerschaften vor dem
18. Geburtstag. Demnach werden derzeit etwa 2,6% aller Frauen vor dem
18. Geburtstag mindestens einmal schwanger.
heißt, so viele Frauen werden vor ihrem 18. Geburtstag mindestens einmal schwanger (s. Tab. 2).
Welche Faktoren beeinflussen die Verbreitung von
Jugendschwangerschaften? In welchen Konstellationen und
Situationen ist das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft
besonders hoch?
Die Schulbildung hat einen massiven Einfluss auf die
Wahrscheinlichkeit, minderjährig schwanger zu werden.
Nach unseren Ergebnissen gehören die jugendlichen
Schwangeren überwiegend zur Gruppe der Hauptschülerinnen (54%); Gymnasiastinnen (11%) sind erheblich seltener
betroffen.6 Da in der Population der Jugendlichen Hauptschülerinnen und Gymnasiastinnen etwa gleich häufig sind,
kann man davon ausgehen, dass das Risiko einer Hauptschülerin etwa fünfmal so hoch ist, minderjährig schwanger
zu werden, wie das einer Gymnasiastin. 7
Diese Befunde müssen ernst genommen, aber sie dürfen
nicht dramatisiert werden. Auch bei den Hauptschülerinnen
ist eine Schwangerschaft vor dem 18. Geburtstag ein sehr
seltenes Ereignis. Unsere Daten erlauben Schätzungen der
Schwangerschaftsraten für die verschiedenen Bildungsgrade.
Danach werden im Jahr 15 von 1000 15- bis 17-jährigen
Hauptschülerinnen schwanger. Im internationalen Vergleich
sind dies eher wenige (aber deutlich mehr als bei Gymnasiastinnen, bei denen diese Rate bei 3 von 1000 liegt). Dies
festzuhalten ist wichtig, um stereotypisierende und diskriminierende Schlussfolgerungen über die Gruppe der Hauptschülerinnen zu vermeiden.
Gleichwohl ist unübersehbar, dass geringe Bildung das
Schwangerschaftsrisiko dramatisch erhöht und das Vorkommen von Jugendschwangerschaften stark vom sozialen
Hintergrund abhängt, denn minderjährige Schwangere sind
nicht nur im Hinblick auf die Schulbildung benachteiligt
(vgl. Tab. 3). Von den Befragten, die keine allgemeinbildende
Schule mehr besuchen, sind 51% ohne Arbeit oder Ausbildungsplatz. Ein unverhältnismäßig hoher Anteil der Eltern
ist arbeitslos (19% der Väter und 22% der Mütter).
BZgA FORUM 2–2007
13
STUDIE PRO FAMILIA
Tab. 3
Tab. 4
Wer wird schwanger?
Soziale Benachteiligung (in %)
Verhütung beim Geschlechtsverkehr, bei dem
es zur Konzeption kam (schwangere Frauen unter
18 Jahren) und beim letzten Geschlechtsverkehr
(Population der koituserfahrenen 14- bis 17-jährigen
Frauen) (in %)
Schwangere
Hauptschülerin
ohne Ausbildungsplatz/arbeitslos *
54
51
Partner
Hauptschüler
ohne Ausbildungsplatz/arbeitslos *
59
31
Eltern
Vater arbeitslos
Mutter arbeitslos
19
22
keine
unsichere
Verhütungsmethode***
Spirale, Diaphragma
Kondom
Pille
andere hormonelle
Verhütungsmethode
Kondom und Pille
* Nur Frauen bzw. Männer, die nicht mehr auf
eine allgemeinbildende Schule gehen.
Hauptschülerinnen sind besonders häufig von Arbeitslosigkeit betroffen, sowohl im Hinblick auf die eigene Arbeitssituation als auch im Hinblick auf die ihrer Väter und
Mütter.
Die soziale Situation der Partner, mit denen die jungen
Frauen schwanger geworden sind, doppelt diesen Befund der
sozialen Benachteiligung noch einmal: Unverhältnismäßig
viele Partner, nämlich 59%, sind Hauptschüler, und von
denen, die keine allgemeinbildende Schule mehr besuchen,
sind unverhältnismäßig viele, nämlich 31%, arbeitslos oder
ohne Ausbildungsplatz. Insgesamt zeigt sich: Jugendschwangerschaften sind stark assoziiert mit sozialer Benachteiligung. Prävention von Teenagerschwangerschaften heißt
deshalb auch, die sozialen Chancen und Perspektiven der
unterprivilegierten jungen Frauen und ihrer Partner zu
stärken.
Verhütungsfehler beim Koitus,
der zur Konzeption führte
Aus der hohen Zahl der ungeplanten Schwangerschaften
folgt, dass in der großen Mehrheit der Fälle Empfängnisverhütung nicht geklappt hat oder gar nicht erst praktiziert
wurde. Wie wurde in dem Fall, bei dem die junge Frau
schwanger wurde, verhütet? Natürlich schlechter, als es bei
Jugendlichen allgemein üblich ist (s. Tab. 4): Beim Koitus,
der zur Konzeption führte, wurde sehr viel häufiger nicht
verhütet als beim letzten Geschlechtsverkehr nichtschwangerer junger Frauen, und die Pille wurde sehr viel seltener
angewendet. Nur etwa ein Viertel der schwangeren Frauen
hat mit der Pille verhütet, in der Vergleichsgruppe waren es
50%. Dies zeigt noch einmal die große Bedeutung der Pille
für die Prävention von Teenagerschwangerschaften.
Wichtiger aber als diese eher trivialen Befunde ist Folgendes: 63% der minderjährigen Schwangeren – ältere wie
jüngere – geben an, dass sie sich mit Pille oder Kondom vor
14
BZgA FORUM 2–2007
schwangere
Frauen *
34
2
Population **
1
1
0,2
34
26
1
–
22
50
–
2
25
* Drei Frauen gaben an, beim Petting schwanger geworden zu sein.
** BZgA 2006, eigene Auswertung.
*** Unterbrochener Verkehr, „sichere Tage“, Zäpfchen.
einer Schwangerschaft geschützt hatten. Die Mehrheit wurde
also in einer Situation schwanger, in der sie mit sogenannten
„sicheren Methoden“ verhüteten. Das gilt für alle Altersund alle Schulbildungsgruppen. Dies deutet darauf hin, dass
Anwendungsfehler bei Kondom und Pille häufig vorkommen
und die Information gerade hier verbessert werden muss.
Riskante Situationen
Welche Gruppen sind bei dem Koitus, der zur Konzeption
führte, ein besonders hohes Risiko eingegangen? Abbildung 1
belegt, dass die Gefahr, ungewollt schwanger zu werden, in
folgenden Umständen und Situationen besonders groß ist:
Nichtegalitäre Beziehungskonstellationen
Besonders prekär ist das Verhütungsverhalten, wenn die
Initiative zum Geschlechtsverkehr überwiegend vom Mann
ausgeht oder der Koitus gar gegen den Willen der Frau
erfolgt. Grundsätzlich wird in Beziehungskonstellationen, in
denen geschlechteregalitäre Verhältnisse beeinträchtigt oder
nicht gegeben sind, überdurchschnittlich häufig nicht oder
unsicher verhütet. Eine solche Situation kann dann vorliegen, wenn der Partner deutlich älter ist als die Frau. Die
Partner der Befragten sind im Durchschnitt 3,3 Jahre älter,
20% der Frauen berichten über einen Partner, der fünf und
mehr Jahre älter ist als sie. Zwei Interpretationen dieses
Befundes sind denkbar: Zum einen könnten junge Frauen
gegenüber älteren Partnern eine schlechtere Verhandlungsposition und damit größere Schwierigkeiten bei der Durchsetzung sicherer Verhütungsmethoden haben. Zum anderen
könnten die Sorgsamkeit und die Zuverlässigkeit der Verhütung beim Geschlechtsverkehr mit einem deutlich älteren
Mann deshalb geringer sein, weil die Möglichkeit, mit ihm
Kinder zu haben, realistischer erscheint.
Neben einer hohen Altersdifferenz spielen auch kulturelle
Differenzen eine Rolle für die inkonsistente Anwendung
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 1
Verhütung beim Geschlechtsverkehr, bei dem
es zur Konzeption kam (schwangere Frauen unter
18 Jahren):
Anteil der Frauen, die nicht oder mit unsicheren
Methoden verhütet haben, in verschiedenen Gruppen
(in %)
männerdominierter
Koitus *
59
Musliminnen
54
erster GV mit diesem
Partner
53
keine feste Beziehung
52
Gescheiterte Verhütung –
verschiedene Szenarien
49
Partner aus Türkei/
Osteuropa/Afrika
41
Partner mindestens
5 Jahre älter
36
Alle
23
Partner aus
EU/Nordamerika
0
20
40
60
Die Altersunterschiede sind bei diesem Merkmal besonders
gravierend. Fast die Hälfte der 12- bis 14-Jährigen, aber nur
knapp 20% der 17-Jährigen sind bei den ersten fünf
Geschlechtsverkehren mit ihrem Partner schwanger geworden. Fazit: Zu Beginn der Sexualbiografie, am Anfang einer
neuen Beziehung und bei den ersten Geschlechtsverkehren
mit einem neuen Partner ist das Schwangerschaftsrisiko
signifikant erhöht – also in Situationen, in denen das Paar
sozial und sexuell noch nicht miteinander vertraut ist (vgl.
Abb. 1).
80
Signifikanzen: Die Unterschiede (Indexgruppe vs. alle anderen)
sind jeweils statistisch signifikant.
* Die Initiative zum Geschlechtsverkehr ging vom Mann aus, oder
der Geschlechtsverkehr erfolgte gegen den Willen der Frau.
sicherer Verhütungsmethoden. Frauen aus geschlechtertraditionellen Zusammenhängen (Musliminnen) und Paare, bei
denen der Mann aus einem Kulturkreis mit traditionellen
Geschlechtsrollen (Osteuropa, Türkei, Afrika) kommt, verhüten häufig unsicher oder gar nicht. Möglicherweise beeinträchtigen in diesen Situationen Machtungleichgewichte
zwischen den Geschlechtern und kulturelle Differenzen die
Handlungskompetenz und Durchsetzungsfähigkeit der
Frauen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Risiko
einer unerwünschten Schwangerschaft in heterosexuellen
Beziehungen erhöht ist, wenn die „personal power“ der Frau
beeinträchtigt oder eingeschränkt ist.
Soziale und sexuelle Fremdheit
Am Anfang einer Beziehung oder bei Sex außerhalb von festen Beziehungen ist das Risiko einer Schwangerschaft besonders hoch: Das Paar ist noch nicht eingespielt, Verhütung
noch nicht hinreichend besprochen oder verhandelt. Bei
den befragten schwangeren Mädchen erfolgte die Konzeption
in 10% der Fälle beim allerersten Verkehr mit einem neuen
Partner. Das Risiko, beim ersten Geschlechtsverkehr mit
einem Partner schwanger zu werden, ist somit dreimal so
hoch wie beim 5. Mal und zehnmal so hoch wie beim 15. Mal.
8 Abbildung 2 gibt eine Übersicht über das Spektrum der Szenarien,
in denen Jugendliche schwanger werden. Sie basiert auf der vorläufigen
Auswertung von 40 Interviews der Teilstudie II.
9 Alle Namen wurden geändert.
Bis hierher wurden die Risikofaktoren von ungewollten
Schwangerschaften im Jugendalter mittels soziodemografischer, partnerschaftlicher und soziokultureller Variablen
untersucht. Wenn Verhütung scheitert, spielen jedoch auch
Gründe eine Rolle, die auf anderen Eben liegen: individuelle,
sexualbiografische Erfahrungen, der emotionale Kontext der
jeweiligen sexuellen Situation, Hemmungen, Scham und
Ängste, oder auch einfach Vergesslichkeit oder Pech. Die
Interviewstudie erlaubt einen differenzierten Blick auf die
speziellen Situationen, in denen Verhütung scheitert 8. Betrachtet man die sexuellen Situationen und die besonderen
Lebensumstände junger Frauen einmal im Detail, so zeigt
sich eindrucksvoll, wie heterogen die Situationen sind, in
denen Verhütungspannen oder Anwendungsfehler zu einer
ungewollten Schwangerschaft führen (vgl. Abb. 2). Das
Spektrum reicht von denjenigen, die keinerlei Verhütungsabsicht hatten und völlig sorglos mit ihrem Partner geschlafen haben, über diejenigen, die sich verantwortungsvoll
und kompetent um Verhütung gekümmert haben und an
mangelndem Spezialwissen gescheitert sind bis hin zu denjenigen, die glaubwürdig versichern, dass sie mit Pille und
Kondom verhütet haben und trotzdem schwanger geworden
sind. Dazu zwei Fallgeschichten:
Petra 9 (15 Jahre, Förderschule) ist mit ihrem festen Freund
(15 Jahre) schwanger geworden, mit dem sie etwa drei
Monate zusammen war. Es kommt nach einem Streit und
einer Versöhnung zum Sex – heimlich, da beide in einem
Jugendheim leben, in dem es nicht erlaubt ist, dass die
Jugendlichen miteinander schlafen. Die Initiative zum
Geschlechtsverkehr geht vorwiegend von dem Jungen aus,
Petras eigene Motive, in den Sex einzuwilligen, bleiben
unklar. Eigentlich wollte sie, nachdem er angefangen hat, sie
auszuziehen, weggehen. Sie ist aber doch geblieben und
dann „ist es passiert“. Sexualität „passiert“ in Petras Leben
„einfach so“, ohne dass sie selbst dazu eine aktive, gestaltende Haltung einnehmen kann. Sie hat mit dem Freund, mit
dem sie schwanger wurde, nie verhütet. Auch in vorherigen
Beziehungen hatte sie häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr. Beim Sex, der zur Konzeption führte, versucht sie
noch, den Jungen „wegzuschubsen“, bevor er einen Orgasmus hatte. „Na ja. Hab ihn halt auch schon weggeschubst
und so und na ja, also in dem Moment, wo ich ihn weggeschubst habe, ist es dann wahrscheinlich irgendwie passiert.“
Die Pille hat Petra kurze Zeit genommen, sie aber abgesetzt,
weil sie davon „dick“ wurde. Kondome wurden in ihrer
bisherigen Verhütungsbiografie dann angewandt, wenn die
Jungen sie mitbrachten. Petras Haltung Sexualität und folgeBZgA FORUM 2–2007
15
STUDIE PRO FAMILIA
Abb. 2
Gescheiterte Verhütung – verschiedene Szenarien
„Dann hat
meine Mutter
mir Johanniskrautdragees
mitgebracht.“
„Ja, ich hab’
aus Versehen
die Pille
vergessen.“
„Die Kondome
lagen neben
uns, die haben
wir nicht
benutzt.“
„Über
Verhütung
haben
wir nie
gesprochen.“
„Und dann war
das ja zu Ende
mit der Pille.
Und dann hatte
ich mir noch
keine neue
geholt. Ja, weil
erstens muss
man sich da ja
auch einen
Termin holen
und so.“
Tina
hohe Zugangsschwelle,
keine
konsistente
Verhütung
Petra
keine
Verhütungsabsicht
16
BZgA FORUM 2–2007
„Das war ein
zu kleines
Kondom. Ich
glaube, dass es
da geplatzt ist.
Oder es hatte
ein Loch oder
is so indirekt
was raus
gekommen.“
Adriana
Kondom falsch
angewendet
Cora
Verhütungsmittel
nicht angewendet
Ulrike
schwanger
trotz guter
Verhütung
Sonja
fehlendes
Spezialwissen
Annabelle
Pillenfehler
„Wir waren
schon so’n
bisschen
eingespielt
und haben
mit Pille und
Kondom
verhütet.“
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
richtig auch Verhütung gegenüber ist sehr passiv. Ihr fehlen
kommunikative Kompetenzen, um sich selber aktiv vor einer
Schwangerschaft zu schützen.
Ulrike (16 Jahre, Realschule) wird mit ihrem Ex-Freund
(17 Jahre) schwanger, den sie seit drei Jahren kennt. Sie
waren ein Jahr zusammen, er war ihre „erste große Liebe“.
Ulrike trifft ihren Ex-Freund nach einer längeren Pause
zufällig. Sie kommt mit in seine neue Wohnung, wo sie sich
lange unterhalten und dann spontan miteinander schlafen.
Ulrike nimmt zu diesem Zeitpunkt die Pille. Sie erklärt, dass
sie gerade „am Ende ihre Periode“ gewesen ist, das heißt,
sie hatte 21 Tage die Pille genommen und dann sieben Tage
für die sogenannte Abbruchblutung die Einnahme ausgesetzt. Dies erzählt sie ihrem Partner, der ungefragt ein
Kondom dazu nimmt. Da beide schon eine längere sexuelle
Geschichte miteinander hatten, fühlen sie sich „eingespielt“
und haben kein Problem, in der Situation über die Verhütungsfrage zu sprechen. Mit Pille und Kondom fühlt sich
Ulrike sehr sicher, sie glaubt „es kann so oder so nichts
passiert sein“. Im Nachhinein spekuliert sie, dass das Kondom kaputt gewesen ist oder ein Loch hatte. „Also weiß
nicht, mir ist so was ja noch nie passiert. Vielleicht gibt es
das auch, dass die undicht sind oder so. Wahrscheinlich war
gerade das undicht oder sonst irgendwie, allerdings haben
beide nichts davon gemerkt.“ Ulrike nimmt seit ihrem ersten
Sex die Pille und hat sie „immer zuverlässig genommen“.
Sie ist über mögliche Anwendungsfehler gut informiert.
Petra und Ulrike sind Extrembeispiele für gescheiterte
Verhütungspraxis, Fälle wie diese sind selten. Sehr viel häufiger kommt es zu Anwendungsfehlern bei Pille und Kondom, für die in der Mitte von Abbildung 2 einige Beispiele
aufgeführt sind. Viele Jugendliche scheitern am Verhütungsmanagement, das heißt an der Aufgabe, angesichts oft
chaotischer Lebensverhältnisse, schwer planbarer Tagesabläufe und beträchtlicher organisatorischer Hürden ihr
Verhütungsmittel zur rechten Zeit am rechten Ort zu haben
und nicht zu vergessen. Verhütung ist ein Lernprozess, bei
dem ein verantwortlicher Umgang mit eigenen Ängsten
und Hemmungen sowie hohe logistische Kompetenz und
kontinuierlicher aktiver Einsatz gefragt sind. Ungeplante
und ungewollte Schwangerschaften sind – das zeigt Abbildung 2 – nicht immer auf Nachlässigkeit oder Inkompetenz
zurückzuführen. Sie passieren, weil nötiges Spezialwissen
fehlt oder schlecht vermittelt wird, weil in sexuellen Situationen Leidenschaft und Spontaneität unverzichtbar sind und
weil Verhütungsmittel auch bei richtiger Anwendung
versagen können.
Karin Block, Silja Matthiesen
Karin Block, Diplom-Soziologin, ist
wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem
pro familia-Forschungsprojekt „Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch
bei minderjährigen Frauen“.
Kontakt:
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Institut und Poliklinik für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon (0 40) 4 28 03 77 67
kblock@uke.uni-hamburg.de
Dr. phil. Silja Matthiesen, Diplom-Soziologin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin
in dem pro familia-Forschungsprojekt
„Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen“.
Sie ist Redakteurin der Zeitschrift für
Sexualforschung.
Kontakt:
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Institut und Poliklinik für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon (0 40) 4 28 03 77 67
smatthie@uke.uni-hamburg.de
Literatur
Schmidt, G. et al. (2006a): Jugendschwangerschaften in Deutschland.
Ergebnisse einer Studie mit 1801 schwangeren Frauen unter 18 Jahren.
In: Zeitschrift für Sexualforschung, 4/2006, S. 334–358
Schmidt, G. et al. (2006b): Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Teilstudie I: Soziale Situation, Umstände
der Konzeption, Schwangerschaftsausgang. Frankfurt a.M.: pro familia
Bundesverband
BZgA FORUM 2–2007
17
Angebote und Hilfebedarf für
minderjährige Schwangere und Mütter
in Berlin und Brandenburg
Ergebnisse einer Expertenbefragung
Angebote und Hilfen für minderjährige Schwangere in Berlin und Brandenburg
standen im Zentrum einer Studie im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA), die im Zeitraum von September 2005 bis September 2006
durchgeführt wurde. In 100 Interviews wurde das Erfahrungswissen von Expertinnen
und Experten ermittelt, die beruflich mit der Betreuung und Beratung von minderjährigen Schwangeren befasst sind.
Erkenntnisleitend war die Frage, welche Angebote und
Hilfen es für jugendliche Schwangere in Berlin und Brandenburg gibt und wie die mit der Thematik befassten Fachleute die Situation einschätzen. Ob die bestehenden Angebote bekannt sind und von den Jugendlichen angenommen
werden beziehungsweise warum sie die minderjährigen
Schwangeren nicht erreichen, welche Gruppen besonders
benachteiligt sind sowie die Situation von ausländischen
Minderjährigen waren weitere zentrale Fragestellungen.
Erarbeitet wurde die Studie von Forscherinnen aus
Sachsen und Sachsen-Anhalt in einem Kooperationsverbund
der Hochschulen Mittweida und Merseburg mit der Universität Leipzig. Anlage und Aufbau der Untersuchung orientieren sich an einer sächsischen Pilotstudie (HäusslerSczepan et al. 2005), die mit ähnlicher Fragestellung und
Zielgruppe überwiegend im Jahr 2004 erstellt wurde. Ein
Vergleich der Erhebungen macht deutlich, dass sich im
kurzen Zeitraum von ein bis zwei Jahren vor allem die Wahrnehmung des Phänomens Teenagerschwangerschaften
verändert hat: Trotz insgesamt geringer Fallzahlen ist es den
Fachleuten selbstverständlicher geworden, wird es im Jahr
2006 stärker akzeptiert und in die Beratungsarbeit eingebunden. Die folgende Aussage einer Beraterin aus Brandenburg verdeutlicht den aktuellen Paradigmenwechsel weg
von der unbedingten Verhütung und Prävention zu mehr
Akzeptanz und Gelassenheit: „Wenn die jungen Frauen das
möchten, dann denke ich, hat keiner das Recht, es verhindern zu wollen.“ (1-02 Beratungsstelle Brandenburg)
Im Folgenden werden Ergebnisse und Empfehlungen der
statistischen Analyse und Expertenbefragung in Berlin und
Brandenburg aus dem Jahr 2006 vorgestellt.
Statistische Analyse und Vergleich
mit anderen Studien
In der Bundesrepublik Deutschland schwankt die Rate
minderjähriger Mütter seit zehn Jahren um etwa drei von
1000 jungen Frauen. In Berlin und Brandenburg sind die
Raten erheblich höher. So wurden im Jahr 2005 in Berlin
4,2 Lebendgeburten auf 1000 junge Frauen zwischen
13 und 17 Jahren registriert, und in Brandenburg brachten
3,9 Frauen dieser Altersgruppe ein Kind zur Welt. Im
18
BZgA FORUM 2–2007
internationalen Vergleich ist die deutsche Rate der Teenagergeburten bei 15- bis 19-jährigen Mädchen mit 13 Geburten
auf 1000 Mädchen der Altersgruppe deutlich im unteren Bereich der Industrienationen angesiedelt (USA 52, Großbritannien 31, Niederlande/Schweden 7, vgl. UNICEF 2001).
Bezieht man die Schwangerschaftsabbrüche mit ein,
so zeigt sich eine leichte Steigerung von Schwangerschaften
bei minderjährigen Frauen in Deutschland in den Jahren
2000 bis 2005. Während die Schwangerschaftsabbruchrate
in diesem Zeitraum von 2,8 auf 3,2 (bezogen auf 1000
Mädchen im Alter von 13 bis unter 18 Jahren) stieg, ist die
Geburtenrate im Wesentlichen konstant geblieben. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass die Quote durch die Einbeziehung
der 13- bis 14-Jährigen nach unten gedrückt wird 1. Die
übergroße Mehrzahl der Schwangerschaftsabbrüche und der
Lebendgeburten von Teenagern erfolgt in der Altersgruppe
der 16- und 17-Jährigen. Die in der Literatur beschriebenen
Steigerungen bei den ganz jungen Altersgruppen (Kluge
2002) können aufgrund der zugrunde liegenden zu kleinen
absoluten Zahlen so nicht bestätigt werden.
Vergleichende Betrachtungen zwischen den Bundesländern zeigen große regionale Unterschiede. Eine länderspezifische Analyse des Datenmaterials zeigt besonders
auffällige Entwicklungen in den ostdeutschen Bundesländern
sowie den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin. Hier
liegen die Werte der Teenagerschwangerschaften, sowohl
den Schwangerschaftsabbruch als auch die Lebendgeburten
betreffend, deutlich höher als in den meisten westdeutschen
Bundesländern. Unter den Stadtstaaten ist vor allem Berlin
hervorzuheben. Während die Schwangerschaftsabbruchquote
der 13- bis 17-jährigen Mädchen zwischen 2000 und 2004 in
den westdeutschen Bundesländern von 2,5 auf 3,0 anstieg,
wuchs sie in den ostdeutschen Bundesländern von 3,1 auf 4,7
und in Berlin von 5,5 auf 5,9. Die Quote der Lebendgeburten
sank in Westdeutschland in diesem Zeitraum von 3,1 auf
2,4 pro 1000 Mädchen der Altersgruppe, in Ostdeutschland
wuchs sie von 3,5 auf 4,2 und in Berlin von 4,0 auf 5,0,
bezogen auf 1000 Mädchen der Altersgruppe.
1 In der Studie „Teenagerschwangerschaften in Sachsen“ wurden aus
statistischen Gründen die 10- bis unter 18-jährigen jungen Frauen und
Mädchen erfasst. Da die Raten dadurch noch stärker nach unten
verschoben werden, wird in der aktuellen Studie die Altersgruppe der
13- bis 17-Jährigen betrachtet.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Interessant ist das Entscheidungsverhalten der jungen
Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch oder das
Austragen entscheiden, wie es sich aus der Quote der
Schwangerschaftsabbrüche pro Lebendgeborene schließen
lässt: Während in den westdeutschen Ländern von 2000 bis
2004 das Verhältnis von Schwangerschaftsabbrüchen zu
Lebendgeburten bei den 13- bis 17-jährigen jungen Frauen
von 0,8 auf 1,3 gestiegen ist, ist es in Berlin von 1,4 auf 1,2
gesunken und in Ostdeutschland lediglich von 0,9 auf 1,1
angewachsen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich in den
ostdeutschen Bundesländern minderjährige Schwangere
zwar immer noch eher für einen Schwangerschaftsabbruch
als für das Austragen entscheiden, aber im Vergleich zu
Gesamtdeutschland tendenziell häufiger zum Austragen der
Schwangerschaft neigen.
Diese Zahlen geben Grund zu der Annahme, dass vor
allem schwierige soziale Lebensbedingungen und mangelnde
Zukunftsperspektiven für Jugendliche die Entstehung von
Teenagerschwangerschaften sowie ihr Entscheidungsverhalten für einen Schwangerschaftsabbruch oder das Austragen
der Schwangerschaft beeinflussen.
In der sächsischen Pilotstudie im Jahr 2004 wurde bestätigt, dass minderjährige Schwangere häufig aus einem
benachteiligten sozialen Milieu stammen und daher die Realisierbarkeit von Teilhabechancen eine wesentliche Basis für
eine erfolgreiche präventive sexualpädagogische Arbeit bildet
(Häussler-Sczepan et al. 2005, S. 20). Jugendliche, die nur
geringe Teilhabechancen besitzen, sehen in einer frühen
Elternschaft ihre Zukunft und Identität als Erwachsene. Es
fehlen Angebote zur Unterstützung der jungen Familien
über den Zeitpunkt der Erlangung der Volljährigkeit hinaus,
um Armutskarrieren zu vermeiden und die Entwicklung
sozialer und wirtschaftlicher Selbstständigkeit zu fördern
(ebenda). In der UNICEF-Studie (2001) wird darauf verwiesen, dass Schule und Berufsausbildung und damit die
Chance auf einen qualifizierten Beruf in den Hintergrund
treten mit der Folge, dass das Armutsrisiko steigt. Es wird
festgestellt, dass im Alter von 30 Jahren in Deutschland 54%
der ehemaligen Teenagermütter zu den 20% der ärmsten
Haushalte gehören (Köln 2002). Diese Zahlen verweisen auf
einen Bedarf an spezifisch auf die Lebenslagen und Bedürfnisse dieser Mädchen abgestimmten Beratungsangeboten
und Hilfen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle
Studie, die in Beratungsstellen der pro familia durchgeführt
wurde: „Die Prävention von Schwangerschaften minderjähriger Frauen hat also ganz klar eine starke soziale Komponente“ (pro familia 2006, S. 24). Demzufolge ist das Risiko
einer Hauptschülerin, minderjährig schwanger zu werden,
etwa fünfmal so hoch wie das einer Gymnasiastin (ebenda).
Ergebnisse der Expertenbefragung
Im Zeitraum von November 2005 bis April 2006 wurden in
Berlin und Brandenburg jeweils 50 teilstrukturierte mündliche Interviews mit Expertinnen und Experten durchgeführt,
die beruflich mit der Beratung und Betreuung minderjähriger Schwangerer zu tun haben. Die Auswahl der Personen
und Einrichtungen, die in die Befragung einbezogen wurden,
orientierte sich am möglichen „Weg“ einer Hilfe suchenden
minderjährigen Schwangeren in Deutschland. Die folgende
Übersicht (s. Tab. 1) zeigt die geführten Interviews, differenziert nach Bundesländern, Berufsgruppen und Einrichtungen.
Tab. 1
Ausgewählte Einrichtungen
Bereich
Beratung
Schwangerschaftsberatungsstellen
Kliniksozialdienste
Berlin
17
16
1
Brandenburg
21
21
–
Jugendhilfe
Jugendämter
Mutter-Kind-Einrichtungen
10
6
4
11
7
4
Schulische und
berufliche Ausbildung
10
9
Allgemein- und ausbildende Schulen
Agenturen für Arbeit (U25-Teams)
6
4
6
3
Medizinische Betreuung
Gynäkologinnen/Gynäkologen
Hebammen
9
4
5
9
5
4
Vereine der Jugend-, Mädchenund Migrantenarbeit
4
–
50
50
Gesamt
Quelle: Teenager B&BB 2006
Bei der Auswahl der Gesprächspartnerinnen und -partner
wurden die unterschiedlichen regionalen und sozialen Merkmale der beiden Bundesländer berücksichtigt.
Im Ballungszentrum Berlin wurden Stadtteile mit hohem
Ausländeranteil besonders beachtet, um die Situation von
Migrantinnen erfassen zu können. In Brandenburg wurden
gleichermaßen Regionen nahe Berlin als auch entfernte
ländliche Regionen in die Untersuchung einbezogen, um die
Auswirkung struktureller Unterschiede von Hilfsangeboten
und Infrastruktur überprüfen zu können.
Befragte in Berlin und Brandenburg
Soziale Tätigkeiten und Berufe gelten in Deutschland nach
wie vor als Frauendomäne, was sich auch in der Beratung
und Betreuung minderjähriger Jugendlicher in Krisensituationen zeigt, zu denen Schwangerschaften im Jugendalter
zählen. Von den 100 befragten Personen waren nur sechs
Männer.
Professionen im Sozialbereich setzen ein hohes Maß an
Berufs- und Lebenserfahrung voraus, was sich sehr deutlich
in unserer Stichprobe widerspiegelt.
Die Hälfte der Befragten ist 48 Jahre und älter und gehört
damit zu einer Altersgruppe, die in der Generationenfolge
nicht selten über den zukünftigen Großeltern, das heißt den
Eltern der minderjährigen Schwangeren, steht ( Tab. 2)
Dies gilt in unserer Stichprobe vor allem für die Fachärzte
und -ärztinnen für Gynäkologie sowie für einen Großteil der
Mitarbeiterinnen in den Bildungseinrichtungen und den
Jugendämtern. Dem gegenüber ist nur etwa ein Viertel der
Befragten unter 40 Jahre alt. Diese „jüngeren“ Beraterinnen
arbeiten überwiegend in Mutter-Kind-Einrichtungen.
BZgA FORUM 2–2007
19
BERLIN UND BRANDENBURG
Tab. 2
Soziale Daten der Befragten
Soziale Daten
Altersdurchschnitt
Berlin
47,6 Jahre
Brandenburg
47,1 Jahre
unter dem Altersdurchschnitt
Mitarbeiterinnen in Mutter-KindEinrichtungen, Hebammen
Mitarbeiterinnen in Mutter-Kind-Einrichtungen,
Jugendämtern, Agenturen für Arbeit
über dem Altersdurchschnitt
Gynäkologinnen/Gynäkologen, Mitarbeiter/
Mitarbeiterinnen in Bildungseinrichtungen,
Jugendämtern, Agenturen für Arbeit
Gynäkologinnen/Gynäkologen
Hebammen
durchschnittliche Berufserfahrung
20 Jahre
20 Jahre
Geschlechterverteilung
47 Frauen
3 Männer
47 Frauen
3 Männer
Quelle: Teenager B&BB 2006
Die meisten der Befragten können auf eine langjährige
Berufserfahrung zurückblicken. Die durchschnittliche
Berufserfahrung im erlernten Beruf liegt bei 20 Jahren, die
durchschnittliche Beschäftigungszeit in der jeweiligen
Einrichtung beträgt zwölf Jahre.
Situation der minderjährigen Schwangeren
aus Sicht der Fachleute
Wie auch schon in der sächsischen Pilotstudie basieren die
Auskünfte zum sozialen Hintergrund der Minderjährigen
auf dem Erfahrungswissen der Befragten und nicht auf der
Erfassung der Sozialdaten in den jeweiligen Einrichtungen.
Dargestellt werden im Folgenden die Erfahrungen der
Expertinnen und Experten mit den Herkunftsfamilien der
Jugendlichen, deren Ausbildungssituation, einigen Angaben
zu den Motiven, die sich hinter den Schwangerschaften
verbergen und Aussagen zu den Vätern der Kinder.
Die Antworten auf die Frage: „Was können Sie zu den
Herkunftsfamilien sagen?“ ließen sich in der Auswertung in
die Oberkategorien Familienklima, soziale Schicht und
spezifische Merkmale einteilen. Die in der Sachsen-Studie
am häufigsten und spontan genannte Antwort „Sie kommen
aus allen sozialen Schichten“ (Häussler et al. 2005, S. 99)
ließ sich in der aktuellen Untersuchung nur noch vereinzelt
wiederfinden. Im Gegenteil, die Aussagen zeigen ein sehr
differenziertes Bild der Herkunftsfamilien, die sich nach
Bundesländern lediglich dahingehend unterscheiden, dass in
Berlin der Begriff „Unterschicht“ häufiger auftauchte und in
Brandenburg die Familien häufiger als „konflikthaft“ beschrieben wurden. Ansonsten bestand weitestgehend Konsens darin, dass die Herkunftsfamilien der minderjährigen
Schwangeren und Mütter als vorwiegend instabil und konflikthaft erscheinen oder einer bestimmten sozialen Schicht
entstammen: „Die Beratungsstelle wird auch frequentiert von
Klienten aus allen sozialen Schichten, aber eine Tendenz ist
da, dass es eher Familien sind, die ich eher so der niedrigen
sozialen Schicht angliedern würde und der Mittelschicht.“
(2-12 Beratungsstelle Berlin).
Die soziale Lage der Familien zeigt sich an spezifischen
Merkmalen wie Arbeitslosigkeit und Armut in Form von
20
BZgA FORUM 2–2007
ALG-II-Bezug sowie alleinerziehende Elternteile. Ergänzend
dazu finden sich Angaben über eine hohe Kinderzahl und
„dass […] die Mutter selber schon sehr früh schwanger war“
(5-13 Beratungsstelle Brandenburg). In Berlin wurden zudem
Aussagen getroffen, dass die Familien bereits Jugend- und
Familienhilfemaßnahmen in Anspruch genommen hätten,
sie teilweise Suchtproblematiken aufwiesen und das
Phänomen Patchwork-Familie häufiger auftauche.
Das in der pro familia-Studie (2006) und ebenfalls in der
Sachsen-Studie beschriebene Phänomen des schichtspezifischen Entscheidungsverhaltens ließ sich auch in den Antworten der Befragten aus Berlin und Brandenburg wiederfinden: „Jugendliche, die eigentlich ein geschütztes Umfeld
haben und schwanger werden, entschließen sich häufiger
zum Abbruch als junge Mütter, die nicht aus so einem behüteten Umfeld kommen […] die bekommen ihre Kinder.“
(7-09 Beratungsstelle Brandenburg) So kann festgehalten
werden, dass sich verstärkt minderjährige Schwangere mit
prekärem Hintergrund für die Mutterschaft entscheiden.
Ein ähnliches Bild ergibt die Analyse der Ausbildungssituation. „Das sind eher Mädchen mit niedrigem intellektuellem Status und aus niedrigen sozialen Verhältnissen.
Häufig haben wir Mädchen aus Förderschulen.“ (8-10 Gynäkologe Berlin) In Berlin ordnen 72% der Befragten die
Minderjährigen eher dem unteren Bildungsniveau zu, in
Brandenburg sind es 64% der Befragten. Der Begriff „unteres Bildungsniveau“ setzt sich zusammen aus den Schultypen Hauptschule und Lernförderschule, aber auch Berufsvorbereitendes Jahr und Schulabbrecherinnen sind darin
inbegriffen. Im Vergleich dazu rechnen 20% der Berliner
Befragten die jungen Frauen dem mittleren und hohen
Bildungsniveau zu, in Brandenburg sind es sogar 40%. Das
lässt die Schlussfolgerung zu, dass im Land Brandenburg das
Phänomen Teenagerschwangerschaft stärker bildungsheterogen und damit breiter gefächert anzusiedeln ist, während
in Berlin die Befragten doch sehr stark auf die bildungsferne
Schicht verweisen (Abb. 1, 2.)
Somit stammen Teenagerschwangere laut Expertenmeinung mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem sozial
deprivierten Milieu mit vielseitigen und schwerwiegenden
Problemkonstellationen. Sie entwickeln kaum Alternativen,
diesem Milieu zu entkommen, da sich einerseits ihr schu-
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 1
Ausbildungssituation Berlin
6
Vereine
Ausbildung
8
Jugendhilfe
8
2
2
2
3
0
10
20
2
1
6
7
Medizin
1
3
10
Beratung
2
2
30
40
50
60
unteres Bildungsniveau
mittleres und hohes Bildungsniveau
1
70
80
1
90
100%
sonstiges
keine Angabe
Quelle: Teenager B&BB 2006, Absolutzahlen (Mehrfachnennungen)
Abb. 2
Ausbildungssituation Brandenburg
Ausbildung
9
Jugendhilfe
2
6
Beratung
5
11
10
20
5
4
30
40
unteres Bildungsniveau
mittleres und hohes Bildungsniveau
50
60
2
70
1
2
9
6
0
2
9
Medizin
1
80
1
90
100%
arbeitslos
keine Angabe
Quelle: Teenager B&BB 2006, Absolutzahlen (Mehrfachnennungen)
lischer Hintergrund defizitär gestaltet und sich andererseits
familiäre Vorbilder nicht in Richtung autonome Lebensgestaltung bewegen, die unabhängig von Transferleistungen
wäre. Die Lösung in einer Mutterschaft zu suchen, erscheint
gerade für sozial benachteiligte Jugendliche als eine lohnenswerte und realisierbare Alternative.
Die vielfach in der Literatur beschriebenen Motive einer
minderjährigen Schwangerschaft beziehungsweise Mutterschaft lassen sich auch bei unseren befragten Expertinnen
und Experten wiederfinden (vgl. Häussler et al. 2005,
Friedrich/Remberg 2005, Franz/Busch 2004, Garst
2003), allerdings vor dem Hintergrund, dass die jungen
Frauen immer wieder berichten, ungeplant schwanger geworden zu sein (vgl. pro familia 2006).
Das am häufigsten genannte Motiv für das Austragen
der Schwangerschaft ist der Wunsch nach emotionaler
Wärme und Stabilität, die im Elternhaus nicht oder nicht
ausreichend erlebt wurde: „Das ist sicher ein Punkt, der mich
persönlich besonders berührt, wo ich merke, diese Schwangerschaft, dass sie das Kind kriegen, hält die im Leben. Also
die brauchen etwas, und das Kind gibt ihnen so viel, was sie
gesucht haben, Wärme, Geborgenheit, Nähe, jemand der da
ist, mit dem sie zärtlich sein können und so.“ (2-07 Beratungsstelle Berlin)
Neben dem Wunsch nach Defizitausgleich steht der
Versuch im Vordergrund, durch die Gründung einer eigenen
Familie die Abgrenzung beziehungsweise Ablösung vom
Elternhaus realisieren zu können. Diese Wünsche symbolisieren die Hoffnungen und hohen Erwartungen, die mit der
Schwangerschaft beziehungsweise dem Kind verbunden
sind. Gleichzeitig bietet eine frühe Mutterschaft eine gute
Möglichkeit, Erwachsensein zu demonstrieren und damit die
ersehnte Beachtung und Wertschätzung zu erhalten. In
Berlin wurden zudem die schlechten beruflichen Chancen
und eine daraus resultierende Perspektivlosigkeit als Gründe
für eine frühe Mutterschaft angenommen, während dies im
Land Brandenburg seltener angegeben wurde. Dort wurde
am zweithäufigsten der Ausschluss eines Schwangerschaftsabbruchs genannt, der auf moralischen Grundsätzen, Angst
oder Duldung basiert. Als ein weiteres Motiv taucht der
traditionelle Lebensentwurf auf, der einerseits durch ein
Selbstverständnis und eine Idealisierung von Mutterschaft
aufgrund eigener Erfahrungen in der Herkunftsfamilie
entstanden ist, andererseits durch mediale Vorbilder.
BZgA FORUM 2–2007
21
BERLIN UND BRANDENBURG
Abb. 3
Angaben zu den Vätern der Kinder
gleichaltrig/älter
42
36
deutlich älter
11
10
in Ausbildung
19
24
ohne Ausbildung/
Abschluss
12
10
deutsch
21
40
mit Migrationshintergrund
14
7
0
10
20
30
40%
Berlin
Brandenburg
Quelle: Teenager B&BB 2006, Absolutzahlen (Mehrfachnennungen).
Keine Angabe: Berlin n=4, Brandenburg n=2
Bei den (werdenden) Vätern zeigt sich ein ähnliches Bild
wie bei den minderjährigen Schwangeren und Müttern: „Die
Väter liegen meistens mit in diesem Raum zwischen 16 und
18. Sagen wir mal selten, dass sie schon 20, 21 sind. Aber
älter sind die Väter auch nicht. […] Die Väter gehen meistens
auch noch zur Schule, haben eine abgebrochene Lehre, sind
zu Hause oder beziehen ALG II. Sehr viel Hilfe und Unterstützung haben die jugendlichen Schwangeren durch sie
auch nicht.“ (1-03 Beratungsstelle Brandenburg)
Wie in Abbildung 3 zu erkennen, sind die (werdenden)
Väter entweder gleichaltrig oder nur wenig älter, weit seltener sind sie deutlich älter. Aus den Aussagen lässt sich
zudem schlussfolgern, dass es sich bei den jungen Vätern
vorwiegend um beruflich und finanziell noch nicht etablierte
Personen handelt. Sie befinden sich entweder in Ausbildung,
blicken dabei aber teilweise auf defizitäre Bildungskarrieren
zurück oder haben die Ausbildung abgebrochen und sind
bereits in die Arbeitslosigkeit übergegangen. Der Anteil an
jungen Männern mit Migrationshintergrund kann in Berlin
als recht hoch eingestuft werden.
Außerdem wird berichtet, dass es sowohl Väter gibt, die
unterstützen als auch solche, die sich der Verantwortung entziehen. Eine eindeutige Tendenz kann diesbezüglich nicht
ausgemacht werden.
Erwartungen an die Beratung
Dass die Jugendlichen völlig selbstständig eine Beratungsstelle oder andere Formen der Beratung aufsuchen, ist keine
Seltenheit, meist erscheinen sie jedoch in Begleitung einer
ihnen nahe stehenden Person. Das ist in erster Linie die
22
BZgA FORUM 2–2007
Mutter, aber auch Freundinnen, der Partner oder spezifische
Fachkräfte wie Lehrer/Lehrerin oder Heimbetreuer/-betreuerin begleiten die junge Frau beim Erstgespräch.
Damit findet das erste Kennenlernen in der Regel unter
mindestens drei Personen statt: Beraterin/Berater, Begleitperson und Minderjährige. Geht man jeweils vom häufigsten
Fall aus, so ergibt sich daraus ein Alters-, nicht selten sogar
Generationengefälle. Die Minderjährige sieht sich demzufolge nicht nur mit der älteren Begleitperson (ihrer Mutter),
sondern zusätzlich einer noch älteren Fachkraft konfrontiert,
die ihr einerseits aufgrund jahrelanger Berufserfahrungen
Zukunftsperspektiven zu offerieren versucht, andererseits
von der Lebenswelt der jungen Frau biografisch sehr weit
entfernt ist. Dieses Problem stellt eine besondere Anforderung an eine professionelle Gesprächsführung dar.
Nur ein kleiner Teil der Befragten kritisierte, dass die
Jugendlichen keine oder kaum Fragen hätten und eher unwissend in die Beratung gingen. Im Gegenteil, der Großteil
gab an, dass die Anliegen der Jugendlichen sämtliche Bereiche beinhalten, die eine Schwangerschaft in diesem Alter
umfasst. Aus den Antworten der Befragten lässt sich gut
erkennen, dass Fragen zur finanziellen Unterstützung und
zu den Wohnmöglichkeiten deutlich im Vordergrund stehen,
während schulische beziehungsweise die Ausbildung
betreffende Angelegenheiten etwas in den Hintergrund
rücken.
Ein Vergleich zwischen den Hilfesuchenden und den
Hilfegebenden verdeutlicht, dass das Hauptanliegen minderjähriger Schwangerer und Mütter zum Großteil auf Fragen
zur existenziellen Grundsicherung fokussiert, auch wenn die
Anforderungen, die mit einer Schwanger- und Mutterschaft
einhergehen, vielfältig und die Hilfeangebote breit gestreut
sind. „Die werden auch so ein bisschen schon geleitet, denke
ich, vom Frauenarzt, dass gesagt wird, ja, da können sie in
die Beratungsstelle gehen und da können sie Geld beantragen für die Babyerstausstattung.“ (7-04 Beratungsstelle Brandenburg) Somit wird erreicht, dass jugendliche Schwangere
aus dem Bedarf nach finanzieller Unterstützung heraus
Hilfeangebote wahrnehmen und gleichzeitig umfassend und
ausführlich über sozialrechtliche Ansprüche, Schwangerschaft und Geburt, Ausbildung, Betreuungsoptionen etc.
beraten werden können. Im Umgang mit den unterschiedlichen Erwartungen und Zielstellungen der Beteiligten liegt
die besondere Herausforderung der Beratungssituation.
Professionelle Beratung respektiert die Beratungsanliegen
der Klientinnen und unterbreitet zugleich darüber hinausgehende Angebote zum Beispiel durch sachkundige Informationen, die den Handlungs- und Entscheidungsrahmen der
minderjährigen Schwangeren und Mütter erweitern.
Empfehlungen
Die Angaben der befragten Expertinnen und Experten
bestätigen, dass minderjährige Schwangere, die sich für das
Austragen einer Schwangerschaft entscheiden, eine zahlenmäßig kleine Gruppe bilden. Verändert haben sich vor allem
soziale und familiäre Strukturen sowie die Wahrnehmung
und Akzeptanz dieses Phänomens in der (Fach-)Öffentlichkeit. In den Ergebnissen der vorliegenden Studie lassen sich
die großen demografischen und sozialstrukturellen Veränderungen unserer Gesellschaft erkennen: zunehmende Alterung, die Veränderung von Generationenbeziehungen sowie
Bildungssegregation und soziale Benachteiligung.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Die Interviewten hatten zum Zeitpunkt der Befragung,
Anfang des Jahres 2006, ein Durchschnittsalter von 48
Jahren. Die beratenden Fachkräfte sind daher häufig noch
älter als die werdenden Großeltern. Daraus resultiert, dass
sich die Beratenden auf die professionellen Anforderungen
eines Mehrgenerationengesprächs einstellen müssen, bei
dem die jungendliche Schwangere keine gleichaltrigen
Ansprechpartnerinnen und -partner vorfindet. Im Sinne
eines „peer counseling“ beziehungsweise „peer support“
wäre ergänzend ein Beratungskonzept wünschenswert, das
die Beteiligung einer jungen Frau in einem intergenerativen
Beratungsteam vorsieht. Dies könnte zum Beispiel eine
studentische Praktikantin sein oder im Idealfall eine junge
Frau, die über eigene Erfahrungen mit minderjähriger
Schwangerschaft verfügt.
Die vorliegenden Beratungskonzepte berücksichtigen
nicht die komplexen Verflechtungen und Veränderungen der
Familienstruktur und die Anliegen der minderjährigen
Schwangeren. Dies wird bei der Beurteilung der Beratungsinhalte deutlich. Die Jugendlichen erwarten vor allem
finanzielle Unterstützung und Informationen über derartige
Unterstützungsmöglichkeiten, während Beratende beraten
wollen, das heißt, das gelernte professionelle Wissen über
Partnerschaft, Familie, Ausbildung, Beruf und Lebensgestaltung anwenden – aus der Perspektive einer anderen Generation. Dieser Interessenkonflikt zwischen jugendlicher
Ratsuchenden und älterer Beraterin oder älterem Berater
entsteht durch unterschiedliche Erfahrungswelten der Beteiligten. Besonders Jugendliche mit niedrigen Bildungsabschlüssen und aus sozial benachteiligten Gruppen sehen in
der Mutterschaft eine Perspektive, die ihnen sonst in der
Gesellschaft oft verschlossen bleibt. Neben adäquaten
Beratungsangeboten, die eine Peer-Beratung in Bezug auf
realistische Lebensentwürfe einschließt, ist jedoch zur
Prävention von Teenagerschwangerschaften vor allem die
Politik gefragt. Jugendliche brauchen berufliche Perspektiven
und Teilhabechancen.
einer geringen Schulbildung und hoher sozialer Benachteiligung ein besonders hohes Risiko haben, minderjährig
schwanger zu werden. Große Wissensdefizite bestehen nach
Aussagen der Expertinnen und Experten vor allem in der
Anwendung der Verhütungsmittel und bezüglich der
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Sie fordern,
dass rechtzeitig mit der Aufklärungsarbeit begonnen werden
soll und diese altersspezifisch, geschlechtsspezifisch getrennt
und lebensweltorientiert erfolgen sollte. Insbesondere für
bildungsschwache Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund sollten zielgruppenspezifische Präventionskonzepte entwickelt und angeboten werden. Bildungsmodule sollen durch Kompetenztrainingseinheiten und
Schulungen zu den Ansprüchen und Aufgaben von Elternschaft ergänzt werden.
Monika Häußler-Sczepan, Sabine Wienholz
Spezielle Angebote für bildungsschwache
Jugendliche und für Jugendliche mit
Migrationshintergrund
Minderjährige Schwangere und ihre meist gleichaltrigen
Partner stammen häufig aus einem benachteiligten sozialen
Milieu. Die Schwangerschaft wird nicht nur durch mangelndes Verhütungswissen begünstigt, sie entsteht auch vor dem
Hintergrund mangelnder beruflicher Perspektiven und
Lebenschancen (vgl. auch Häussler-Sczepan et al. 2005; pro
familia 2006). Sozial benachteiligte Jugendliche sehen in
der Realisierung einer frühen Elternschaft ihre Zukunft und
ihre Identität als Erwachsene. Die effektivste Prävention von
Schwangerschaften Minderjähriger bestünde hier in der
Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen beziehungsweise realisierbaren Teilhabechancen. Der Förder- und
Unterstützungsbedarf der jungen Familien besteht auch
nach der Erlangung der Volljährigkeit. Hier müssen neue
Wege der Unterstützung und Hilfe gefunden werden, um die
Festschreibung sozialer Segregation und den Einstieg in
„Armutskarrieren“ zu verhindern.
In der Einschätzung der Befragten wird ein hoher Anteil
der minderjährigen Schwangeren einer niedrigen Bildungsschicht zugeordnet. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der
aktuellen Studie von pro familia (2006), wonach Frauen mit
BZgA FORUM 2–2007
23
BERLIN UND BRANDENBURG
Prof. Dr. Monika Häußler-Sczepan ist
Dozentin im Fachbereich Soziale Arbeit
an der Hochschule Mittweida (FH). Ihre
Forschungsgebiete: Lebenslage behinderter
Menschen, regionale Versorgungsstrukturen und Situation von minderjährigen
Schwangeren und Müttern.
Kontakt:
Prof. Dr. Monika Häußler-Sczepan
Hochschule Mittweida (FH)
Döbelner Straße 58
04741 Roßwein
Telefon (03 43 22) 4 86 48
Telefax (03 43 22) 4 86 53
haeussle@htwm.de
Sabine Wienholz, Soziologin M.A., ist
wissenschaftliche Mitarbeiterin der Selbständigen Abteilung Sozialmedizin an der
Medizinischen Fakultät der Universität
Leipzig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind
Teenagerschwangerschaften, Sexualpädagogik und Familienplanung.
Kontakt:
Sabine Wienholz
Universität Leipzig
Institut für Arbeits- und Sozialmedizin
Selbständige Abteilung Sozialmedizin
Riemannstraße 32
04107 Leipzig
Telefon (03 41) 9 71 54 25
Telefax (03 41) 9 71 54 19
Literatur
Franz, J., Busch, U. (2004): Schwangerschaften Minderjähriger –
Hintergründe und beraterische Anforderungen. In: Forum Sexualaufklärung
und Familienplanung 4/2004: Jugendliche Schwangere und Mütter. Köln:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Friedrich, M., Remberg, A. (2005): Wenn Teenager Eltern werden …
Lebenssituation jugendlicher Schwangerer sowie jugendlicher Paare mit Kind.
Fachheftreihe „Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung“ 25/2005. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Garst, A. (2003): „Discofieber und Muttersorgen“ – Wenn 14-Jährige
Kinder kriegen. In: „Sie ist doch selber noch ein halbes Kind ...“. Fachtagung
zu jugendlichen Elternschaften am 10. 10. 2002 im Auftrag der BZgA, pro
familia Schleswig-Holstein und des MJFJF Schleswig-Holstein
Häussler-Sczepan, M., Wienholz, S., Michel, M. (2005):
Teenagerschwangerschaften in Sachsen – Angebote und Hilfebedarf aus
professioneller Sicht. Fachheftreihe „Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung“ 26/2005. Köln: Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
Kluge, N. (2002): Schwangerschaftsabbrüche bei Minderjährigen in der
Bundesrepublik Deutschland: gesteigerte Zunahme statt des erwarteten
Rückgangs. Forschungsstelle für Sexualwissenschaften und Sexualpädagogik,
Universität Landau, http://fss.uni-landau.de 19. 09. 2002
Köln (2002): Kindereltern. UNICEF-Studie: Außenseiter mit Kind.
http://www.inidia.de/kindereltern.htm
pro familia-Magazin (2006): Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Erste Ergebnisse eines pro familiaForschungsprojektes. pro familia-Magazin 02/2006, S. 23–27
UNICEF (2001): A league table of teenage births in rich nations, Innocenti
Report Card No. 3, July 2001, Florence: UNICEF Innocenti Research Centre
24
BZgA FORUM 2–2007
„Schwanger unter 18“
Ein neues Internetangebot der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung
Im November 2007 geht der Informationskanal „Schwanger unter 18“ online. Er ist
gedacht für minderjährige Schwangere, Mütter, Väter und Paare mit Kind und entspricht in Form und Stil dem Rezeptionsverhalten von Jugendlichen. Die Autorinnen
erläutern die Hintergründe für dieses Angebot und stellen die Bausteine des
Programms detailliert vor.
Teenagerschwangerschaften sind ein sensibles Thema in
Deutschland. Sie konterkarieren in gewisser Weise die
gegenwärtige gesellschaftliche Vorstellung eines gelungenen
Lebenswegs junger Frauen, die eine gute schulische und
berufliche Ausbildung vor der Kinderphase vorsieht. So haben Schwangerschaften Minderjähriger in den letzten Jahren
ein großes Medienecho gefunden.
Obwohl sich die prozentuale Steigerung von Schwangerschaften unter 18 dramatisch anhört, in absoluten Fallzahlen
sind sie ein wenig spektakuläres Phänomen, das sich im
internationalen Vergleich auf eher niedrigem Niveau bewegt
(vgl. Beitrag Laue, S. 3¤. in diesem Heft).
Doppelte Herausforderung
Von den rund 13 800 Schwangerschaften Minderjähriger
im Jahr 2005 ist die Zahl ausgetragener Schwangerschaften
und Schwangerschaftsabbrüche in etwa gleich hoch (ebenda).
Dabei stellt jede unerwünschte wie auch erwünschte
Schwangerschaft Minderjährige vor ernsthafte psychische
und soziale Probleme, bei denen sie ein großes Maß an
Unterstützung brauchen.
Psychisch hat eine minderjährige Schwangere zwei
Entwicklungsprozesse zu bewältigen: Den der Pubertät, das
heißt vom Kind zur jungen Frau, und den von der jungen
Frau zur Mutter und beides zeitgleich. Jeder dieser Entwicklungsschritte gilt allein schon als Reifungskrise; in der
Gleichzeitigkeit bedeuten sie eine Höchstanforderung für
Körper und Seele, die kaum allein zu bewältigen ist. In
abgeschwächter Weise, denn er ist nicht körperlich betroffen,
gilt das auch für den dazugehörenden werdenden Vater.
Hintergründe und Motive
Jugendliche geraten aus unterschiedlichen Gründen in diese
komplizierte und komplexe Situation: In seltenen Fällen gewollt, werden sie eher aus Unkenntnis über Fortpflanzungsvorgänge und fehlerhafter Anwendung von Verhütungsmitteln schwanger. Ebenso tragen fehlende Berufs- und Zukunftsperspektiven zur Entscheidung früher Elternschaft bei.
In diesem Zusammenhang wirken das Ideal einer heilen
Familie als Alternative zur Perspektivlosigkeit und Mangel an
selbst erlebter Zuwendung und Liebe als starke Triebkräfte.
In vielen Fällen wird unbewusst auch der notwendige Ablösungsprozess von den Eltern provoziert. Eine eigene Wohnung und eine gewisse finanzielle Selbstständigkeit rücken
durch staatliche Hilfen in erreichbare Nähe. Durch ein Kind
kann so das Erlangen des Erwachsenenstatus beschleunigt,
dann aber auch durch falsche Erwartungen und Überforderung im Alltag wieder verzögert oder verhindert werden.
Eindeutig spielen die psychische und soziale Situation
des Mädchens oder des Paares und ihrer Herkunftsfamilien,
ihr Bildungsstatus und ihre Lebensperspektiven eine entscheidende Rolle, wie mit dem Konflikt Schwangerschaft
umgegangen wird, wobei schlechtere Zukunftsperspektiven
eher zum Austragen, bessere eher zum Abbruch führen.
Da diesbezüglich immer noch umfassende empirische
Untersuchungen fehlten, die sozialdemografische, biografische und psychologische Aspekte einbeziehen, hat die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verschiedene
Studien und Befragungen veranlasst, die die Lebenswelt
minderjähriger Schwangerer, Mütter und Paare mit Kind(ern)
untersuchen, die gesellschaftliche und individuelle Relevanz
des Themas analysieren und anwendungsorientierte Schlussfolgerungen ziehen. Sie sind im Informationspaket zur Prävention von Schwangerschaften bei Minderjährigen zusammengefasst (siehe infothek).
Das Internetangebot
Auf der Basis dieser empirischen Ergebnisse, Erfahrungen
von Beratungsstellen und Erfahrungsberichten junger
Schwangerer, Mütter/Väter und Eltern erstellt die BZgA im
Rahmen ihres Internetportals www.familienplanung.de/
www.schwanger-info.de gegenwärtig einen Informationskanal
für minderjährige Schwangere und deren Partner, der die
gravierenden Lebensveränderungen und Anforderungen aufgreift und Anpassungsprozesse an die neue Situation unterstützen will. Primäre Zielgruppe sind minderjährige
Schwangere sowie ihre Partner und ihr unmittelbares soziales Umfeld (Freunde, Familie, Betreuerinnen und Betreuer).
Angesprochen werden aber auch Jugendliche, die nicht
betroffen sind, sich aber informieren wollen.
Der Kanal bietet in zielgruppengerechter Ansprache
Unterstützung für den weiteren Verlauf der Schwangerschaft,
BZgA FORUM 2–2007
25
„SCHWANGER UNTER 18“
sowohl bei der Entscheidung für das Austragen der Schwangerschaft als auch bei der Entscheidung zum Abbruch. Es
wird keine wertende Haltung zu einer bestehenden Schwangerschaft eingenommen. Unterstützung ohne Bevormundung, Stärkung der vorhandenen Ressourcen, Ermutigung
zur Selbstständigkeit und Abwägung der Konsequenzen
selbstbestimmten Handelns sind die Leitgedanken.
Beratungsbedarf
Aus der Beratungspraxis und aus den Studien und Befragungen hat sich bei der Mehrheit der Betroffenen ein erheblicher
Beratungsbedarf ergeben. Er bezieht sich hauptsächlich auf
• Schwangerschaftskonfliktgespräche,
• finanzielle und materielle Unterstützung,
• Auseinandersetzung mit Elternreaktionen, Entwicklung
von Autonomie,
• psychosoziale Aspekte/Verhinderung sozialer Isolierung,
• Fragen zu Schwangerschaft und Geburt/Umgang mit
dem Kind.
Relativ geringer Bedarf bis zur vollkommen ablehnenden
Haltung besteht gegenüber prä- und postnatalen Angeboten
(z.B. Geburtsvorbereitung). Hier wurden Unsicherheiten
gegenüber den älteren Kursteilnehmerinnen und Angst vor
Kontrolle und Bevormundung genannt. Die Angebote gelten
eher als „sinnlos“ und „überflüssig“, und es herrscht die
Ansicht vor, es sei besser, sich die nötigen Informationen im
Umfeld zu beschaffen.
Hier stellt sich der Kanal die Aufgabe, in Texten und
Erfahrungsberichten den Wert professioneller Angebote zu
vermitteln. Zielgruppenspezifische Beratungsmöglichkeiten
und Kurse werden vorgestellt.
Langfristiger oder wiederholter Beratungsbedarf besteht bei
folgenden Punkten:
• Rückkehr in die ursprünglichen Ausbildungsgänge oder
Alternativen bezüglich Ausbildung und Beruf, Teilzeitberufsausbildung,
• Sicherung der Existenzgrundlage,
• Stabilisierung in schwierigen Lebenssituationen
(Drogenkonsum etc.),
• Partnerschaft hinsichtlich der Gestaltung des Zusammenlebens und des wirtschaftlichen Auskommens,
• Gestaltung der Mutter- und Vaterrolle und der Prioritätensetzung im Fall der Überforderung,
• Hilfe bei Alltagsbewältigung und Versorgung des Kindes,
• Hilfe bei der Loslösung vom Elternhaus, Entwicklung von
Unabhängigkeit,
• Hilfe bei der Gefahr sozialer Isolierung.
Schwerpunktsetzungen
Liebe, Lust und Leidenschaft
Der Themenbereich „Liebe, Lust und Leidenschaft“ beschäftigt sich mit den ersten Liebeserfahrungen, vom ersten
Verliebtsein bis hin zum ersten Geschlechtsverkehr, mit
Träumen und Enttäuschungen. Er bietet Informationen zur
rechtlichen Situation in Bezug auf Geschlechtsverkehr bei
Jugendlichen und spricht Grenzsituationen und Negativerlebnisse mit Sexualität an. Auf Hilfen und Beratungsstellen
wird verwiesen.
26
BZgA FORUM 2–2007
Sexualität und Verhütung
Dieser Themenbereich klärt die Jugendlichen zielgruppenspezifisch über Fortpflanzung und Verhütung auf. Die Texte
dienen besonders auch der Prävention ungewollter Schwangerschaften und sexuell übertragbarer Krankheiten.
Da die meisten Studien und Befragungen einen Mangel
an Basiswissen über die Zusammenhänge von Fruchtbarkeit
und körperlichen und hormonellen Abläufen bei Mann und
Frau, über sexuelles Erleben und Mittel und Methoden der
Empfängnisverhütung deutlich machten, verweist das auf die
Aufgabe, die Aufklärung noch zielgruppengerechter zu
gestalten, insbesondere für sozial benachteiligte Jugendliche.
Hier werden vor allem auch die männlichen Jugendlichen
und jungen Väter angesprochen, denn sie sehen mehrheitlich noch die Verantwortung für Verhütung bei den
Frauen. Bei der Verhütung ist ein Maß an Konsequenz und
Durchsetzungsvermögen bei Mädchen gefordert, das kaum
von ihnen erwartet werden kann und sicher im Einzelfall
auch überfordert.
Hier erfüllt dieses Online-Angebot durch die Einbeziehung von jungen Männern eine besonders wichtige Aufgabe.
Ich bin schwanger – was nun?
Unter diesem Titel werden die ersten körperlichen Anzeichen der Schwangerschaft und die möglichen Gefühlslagen
und emotionalen Wechselbäder subsumiert wie Auseinandersetzug mit den Eltern und Reaktionen der Peergruppe,
Angst davor, ausgeschlossen zu werden und Alleinsein mit
Kind. Erfahrungsberichte sollen ein realistisches Bild
möglicher Gefühle und Reaktionen auf die Schwangerschaft
vermitteln.
Schwanger – kein Drama
Der Themenbereich „Schwanger – kein Drama“ dient der
Entdramatisierung der Situation und hilft, einen möglichst
klaren Kopf zu bewahren. Die Jugendlichen bekommen
einen Leitfaden, der sie unterstützt, die oft sehr verwirrende
Situation mit ihren vielen Fragen und auch Ängsten anzugehen. Die Überwindung, mit den Eltern zu sprechen, eine
Ahnung der Möglichkeiten für die Zukunft zu bekommen
und sie zu überdenken, sind wichtige Aspekte. Besonders die
Heranführung an Hilfen und Beratungsstellen soll den
Mädchen helfen, mit der Schwangerschaft umzugehen und
eine für sie passende Entscheidung zu treffen.
Entscheidung für oder gegen ein Kind
Die entscheidende Frage, die sich im Fall einer Schwangerschaft für die Minderjährige und den dazugehörenden
werden Vater stellt, ist oft schwer zu beantworten: Kann ich
mir vorstellen, jetzt schon Mutter/Vater zu werden? Oder
fühle ich mich über meine Möglichkeiten hinaus wahrscheinlich dauerhaft überfordert?
Der Themenbereich „Ich kann jetzt noch nicht Mutter/
Vater sein“ zeigt die verschiedenen Optionen, wenn die
Entscheidung gegen das Kind getroffen wurde: rechtliche
Voraussetzung und medizinische Methoden des Schwangerschaftsabbruchs, Adoption, Pflegschaft, Babyklappe und
anonyme Geburt werden kurz und leicht verständlich
vermittelt.
Ebenso wird auf die psychische Verarbeitung des Trennungserlebnisses vom Ungeborenen und mögliche Schuldgefühle eingegangen; zudem werden Beratungsstellen
benannt, die im Fall einer großen psychischen Belastung
helfen können.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Der Themenkomplex „Ich möchte Mutter/Vater werden“
gibt leitfadenähnlich einen groben Überblick über alles, was
bedacht werden muss, wenn die Entscheidung für die Mutterschaft gefällt wurde: Schwangerschaftsvorsorge, Erledigungen bei verschiedenen Ämtern, Tipps und Vorschläge, die
Geburt und die Zeit danach (z.B. Geburtsvorbereitungskurse,
Hebammensprechstunde, psychologische Beratung und
Begleitung).
Schwangerschaft
Unter diesem Stichwort werden die Jugendlichen zielgruppengerecht und detailliert über den Ablauf einer Schwangerschaft informiert. Es beinhaltet grundlegende Texte zur
Entwicklung der Schwangerschaft, zur vorgeburtlichen
kindlichen Entwicklung, einer gesunden Lebensführung und
Ernährung sowie Hilfen, um den Konsum von Nikotin,
Alkohol und andere Drogen zu vermeiden.
Auch die Vorteile des Stillens für den Säugling werden an
dieser Stelle ausführlich behandelt, um eine positive
Voreinstellung und Akzeptanz dem Stillen gegenüber zu
erreichen.
In einem fiktiven Tagebuch werden die Jugendlichen
angeregt, über die subjektive Wahrnehmung und Verarbeitung der Schwangerschaft, den Kontakt und die Gefühle zum
Ungeborenen nachzudenken.
Geburt
Dieser Themenbereich informiert über den Geburtsverlauf.
Die verschiedenen Geburtsphasen und geburtserleichternde
Maßnahmen werden beschrieben. Dieser Wissensbaustein
soll den jugendlichen Schwangeren unnötige Ängste vor der
Geburt nehmen, den Ablauf aber trotzdem realistisch
vermitteln.
Medizinische Versorgung
In den Befragungen von minderjährigen Schwangeren im
Rahmen einer Studie (Friedrich/Remberg 2005) ergab
sich, dass die gynäkologischen Untersuchungen in der
Schwangerschaft und nach der Geburt von den jugendlichen
Schwangeren zwar akzeptiert werden, dies aber in vielen
Fällen mit großer Abneigung bis hin zu Angst-, Scham- und
Ekelgefühlen. In vielen Fällen wird ein hohes Maß an Sympathie, Zeit, Vorsicht, Sensibilität und eine entspannte Atmosphäre in der Praxis und vom ärztlichen Personal erhofft.
Diese Hoffnung wird aber eher selten erfüllt.
Nach der Geburt wird der Praxisbesuch, wenn möglich,
wieder umgangen. Wenn, dann ist der Wunsch nach Verhütungsmitteln, nicht aber der Gesundheitsaspekt das Motiv
für einen Praxisbesuch.
Hier stellt sich der Kanal die Aufgabe, die Ausstattung
eines gynäkologischen Behandlungsraums sowohl fachlich
als auch bildlich zu erklären und darüber hinaus auch Hilfestellung zu geben, mit dem Arzt oder der Ärztin über Wünsche oder Gefühle bezüglich der Behandlung zu sprechen.
Väter
Die Friedrich-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bisher
adoleszente Väter kaum eine Rolle in der (populär-)wissenschaftlichen Literatur spielen und es so gut wie keine Daten
über sie gibt. Ansatzweise erkennbar sind aber Veränderungen bei der Akzeptanz früher Vaterschaft bei jungen
Männern.
In der Umfrage äußerten junge Väter, dass ihnen keine
Unterstützungsangebote, die über finanzielle Leistungen
hinausgingen, für leibliche oder soziale Väter bekannt seien.
Mehr als drei Viertel der Befragten fänden jedoch eine darüber hinausgehende Beratung gut. Weitgehend unbekannt
ist, dass § 2, Absatz 1 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes
(SchKG) den gesetzlichen Anspruch auf professionelle
emotionale Unterstützung bei Ängsten und Problemen auch
für Väter vorsieht. Die meisten Väter gaben jedoch an, sie
fänden eine solche Beratungsmöglichkeit zwar gut, würden
sie allerdings eher nicht in Anspruch nehmen. Sie suchen
oder erhoffen Hilfe, wenn überhaupt, im Freundes- oder
Verwandtenkreis. Von den Beratungsstellen und -konzepten
fühlen sie sich überwiegend nicht angesprochen. Der Kanal
will deshalb auf die besonderen Bedürfnisse, aber auch auf
die Verantwortung junger Väter eingehen und die Wichtigkeit der Kommunikation über ihre Gefühle und Wünsche
bewusst machen.
Soziales Umfeld
Die Mehrheit der jungen Eltern erhält letztendlich aus ihrem
unmittelbaren Umfeld mehr Unterstützung, als sie vorab
erwarten (z.B. emotionale Unterstützung, Geld, Geschenke,
Kinderbetreuung, kostenloses Wohnen und Essen, Unterstützung bei Behördenangelegenheiten). Die Herkunftsfamilien der jungen Paare, ihre Peerbeziehungen sowie andere
soziale Kontakte sind demnach für das Gelingen der Schwangerschaft und das Leben mit Kind wesentlich.
Dieser Themenbaustein unterstützt das Zutrauen der
Schwangeren, Hilfe anzunehmen und zu organisieren, ohne
dabei die eigene Autonomie aufzugeben.
Professionelle Unterstützung
Die Mehrheit der befragten Jugendlichen hat eine ambivalente Einstellung zu den Ämtern und fühlt sich durch Bürokratie und Formulare überfordert. Sie erwarten, als Bittsteller
und mit Geringschätzung behandelt zu werden. Sozial-,
Jugend-, Wohnungs-, Versorgungs-, Arbeitsamt, Berufsberatung, Arbeitsvermittlung – die Funktionen dieser Anlaufstellen sind für Laien und Ungeübte schwer zu durchschauen. Hier soll ein einfach gegliederter „Leitfaden durch den
Ämterdschungel“ helfen, die in der jeweiligen Situation
richtigen Ämter zu kontaktieren.
Vereinbarkeit von Kind, Ausbildung und Beruf
Hier werden die Möglichkeiten und Bedingungen der Vereinbarkeit von Elternschaft sowie Ausbildung und Berufstätigkeit, zum Beispiel die Teilzeitberufsausbildung, aufgezeigt, dazu Optionen bei der Kinderbetreuung und mögliche
sozialpädagogische Unterstützung bei der Bewältigung der
Doppelbelastung.
An Beispielen wird dargestellt, dass auch mit Kind eine
berufliche Ausbildung fortgesetzt werden kann, aber auch,
welche organisatorischen Anforderungen und persönliche
Disziplin dazu erforderlich ist.
Mit dem Kind zu Hause
Dieser Themenbereich gibt den jungen Müttern größtenteils
eine praktische Anleitung zum Umgang mit dem Kind.
Besonders bei jungen Müttern kommt in der ersten Zeit
schnell ein Gefühl der Überforderung auf. Die Gefühlswelt
der Mutter nach der Geburt, die körperlichen Vorgänge in
der Zeit des Wochenbetts, ärztliche Untersuchungen von
Mutter und Kind nach der Geburt sowie Hebammenbetreuung zu Hause werden angesprochen. Auch Stillen ist an
dieser Stelle noch einmal Thema.
BZgA FORUM 2–2007
27
„SCHWANGER UNTER 18“
Besonders wichtig ist hier der Hinweis auf Hilfsmöglichkeiten (Beratungsstellen, Familienhebammen).
Betreute Wohnformen
Für alle, die sich von der häuslichen Situation mit Kind oder
Familie überfordert fühlen, werden an dieser Stelle verschiedene Wohnformen vorgestellt, die einen Ausweg aus der
aktuellen Überlastung und als Übergang in die Selbstständigkeit bieten können: Mutter-Kind-Einrichtungen, betreute
Lebensformen, Wohnung mit institutioneller Anbindung,
eigene Wohnung mit Betreuung.
Leben als Familie, Eltern sein
Hier werden die Partnerschaft nach der Geburt und rechtliche Fragen rund um die Bereiche Vaterschaftsanerkennung,
Personensorge, gesetzliche Vertretung des Kindes, Unterhaltspflicht, Besuchsrecht etc. thematisiert. Bei der Partnerschaft werden mögliche Klippen und häufig auftretende
Problempunkte des Lebens zu dritt angesprochen. Die Notwendigkeit von Aushandlungsprozessen mit dem Partner/
der Partnerin, den Eltern und dem sozialen Umfeld wird
deutlich gemacht, und an Beispielen werden Lösungsansätze
vorgestellt.
Petra Otto ist Diplom-Pädagogin,
Geburtsvorbereiterin und Fachjournalistin
(DFJV). Schwerpunktthemen ihrer Arbeit
sind Schwangerschaft und Geburt.
Kontakt:
Petra Otto
petraotto@aol.com
Telefon (02 21) 7 12 79 40
Mechthild Paul ist Diplom-Pädagogin
und leitet das Referat für Familienplanung
in der Abteilung Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung der BZgA.
Kontakt:
Mechthild Paul
Abteilung Sexualaufklärung, Verhütung
und Familienplanung
mechthild.paul@bzga.de
Design, Form und Stil
Das Design von „Schwanger unter 18“ unterscheidet sich
von dem der übrigen Informationskanäle im Portal
www.familienplanung.de/www.schwanger-info.de, die den
Informationsgewohnheiten Erwachsener entsprechen. Im
Gegensatz dazu orientieren sich Ansprache, Stil, Länge
und Komprimiertheit der Texte von „Schwanger unter 18“
am Rezeptionsverhalten von Jugendlichen. Da insbesondere
bildungsferne Mädchen von frühen Schwangerschaften
betroffen sind, ist eine leicht verständliche Aufbereitung
der Inhalte notwendig. So wurden, soweit es möglich war,
auch andere Darstellungsmöglichkeiten als die Textform
gewählt. FAQs, das heißt häufig gestellte Fragen, Erfahrungsberichte und die redaktionelle Einbindung betroffener
Jugendlicher lockern die kompakten Sachinformationen auf
und stellen in Sprache und Stil den Bezug zur Lebenswelt
der Jugendlichen her. Sie werden ergänzt durch bildliche
Darstellungen – Fotos, Grafiken, Image-Maps – und attraktive interaktive Elemente wie Umfragen, Quizfragen, Chats
und Foren. Darüber hinaus ist die Einrichtung einer
„Sprechstunde“ geplant, in der zu bestimmten festgelegten
Zeiten Fragen an Expertinnen und Experten gestellt werden
können.
Die Startversion des Kanals „Schwanger unter 18“ wird
im November 2007 online gehen. Das Inhaltsangebot wird
danach fortlaufend erweitert.
Petra Otto, Mechthild Paul
Literatur
forum Sexualaufklärung und Familienplanung 4/2004: Jugendliche
Schwangere und Mütter. Köln: BZgA
Friedrich, M./Remberg, A. (2005): Wenn Teenager Eltern werden. Fachheftreihe „Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung“
Band 25. Köln: BZgA
Häussler-Sczepan, M./Wienholz, S./Michel, M. (2005): Teenagerschwangerschaften in Sachsen. Fachheftreihe „Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung“ Band 26, Köln: BZgA
Schmidt, G. (2006): Forschungsbericht: Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Köln: BZgA
28
BZgA FORUM 2–2007
Geburtenraten minderjähriger Mädchen
in Europa. Trends und Determinanten
Zwei Drittel aller europäischen Länder erlebten zwischen 1990 und 2003 einen Rückgang der Geburten minderjähriger Mütter, allerdings liegen die Raten in den weniger
entwickelten Regionen immer noch deutlich höher als in Westeuropa. Der Autor
analysiert sozioökonomische und andere Faktoren, die für frühe Schwangerschaften
ursächlich sind, und resümiert: „Sehr häufig haben ungewollte Schwangerschaften
und durch sexuelle Kontakte entstandene Gesundheitsrisiken bei Minderjährigen mit
sozialer Ungleichheit und Armut zu tun.“ Er weist auch auf die Bedeutung von vertraulichen Beratungsangeboten zur Sexualaufklärung und der Verfügbarkeit sicherer
Verhütungsmittel hin.
Traditionellerweise war der erste Geschlechtsverkehr bei
Frauen mit der Heirat verbunden.1 Besonders in südeuropäischen Ländern ging man davon aus, dass Frauen die ersten
Sexualkontakte mit ihren Ehemännern hatten. Die weite
Verbreitung zuverlässiger Verhütungsmittel, der steigende
Bildungsgrad bei Frauen, die rasche Ausweitung der weiblichen Erwerbsarbeit und tolerantere Wertvorstellungen in
allen sexuellen Dingen haben die sexuelle Autonomie der
Frauen enorm gestärkt. Das Alter beim ersten Geschlechtsverkehr ist daraufhin in Europa deutlich gesunken. Gleichzeitig hat sich die Zeitspanne vom ersten Geschlechtsverkehr
bis zum Zusammenleben in einer ehelichen Gemeinschaft
oder Ehe verlängert. Moderne Teenager und junge Erwachsene machen weniger verbindliche sexuelle Erfahrungen als die
Generation ihrer Eltern. Als Folge davon sehen sich junge
Menschen bei ihren sexuellen Kontakten auch häufiger dem
Risiko einer Schwangerschaft ausgesetzt.
Ungeachtet dieses gestiegenen Schwangerschaftsrisikos
ist das Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes
von 1980 bis 1998 um zwei Jahre gestiegen. Vor der politischen Wende heirateten junge Menschen in Zentral- und
Osteuropa relativ früh und bekamen ebenso früh ihr erstes
Kind. Durch die gesellschaftlichen Umwälzungen hat sich
das Bild gründlich gewandelt. Junge Menschen heiraten mit
geringerer Wahrscheinlichkeit, haben aber mit größerer
Wahrscheinlichkeit in jüngeren Jahren sexuelle Kontakte; die
Geburtenraten bei minderjährigen Müttern sind in der
gesamten Region gesunken, doch ist eine größere Anzahl
dieser Geburten unehelich und betrifft sehr junge minderjährige Mütter (UNICEF 2000).
Nach Ansicht der britischen Health Development Agency
ist inzwischen weithin anerkannt, dass eine frühe Schwanger- und Mutterschaft mit niedrigem Bildungsgrad, schlechter körperlicher und psychischer Gesundheit, sozialer
Isolation, Armut und ähnlichen Faktoren zusammenhängt.
Zunehmend wird auch deutlich, dass sozioökonomische
Benachteiligung sowohl Ursache als auch Folge einer frühen
Elternschaft sein kann (Kontula 2004).
In diesem Artikel werden Trends bei den Lebendgeburten
minderjähriger Mütter (Altersgruppe < 20) in Europa von
den 1980er- bis zu den frühen 2000er-Jahren sowie einige
1 In den meisten Entwicklungsländern gilt die bis heute (Kontula 2000).
ihrer Determinanten dargelegt. Die Zahlen basieren größtenteils auf der Publikation: „Recent demographic developments
in Europe 2005“ (Council of Europe/Europarat).
Fertilitäts- und Geburtenraten
1995 bis 2000 brachten weltweit geschätzt 14 Millionen
Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind zur
Welt. Im gleichen Zeitraum lag die weltweite Fertilitätsrate
bei 54 Geburten pro 1000 Mädchen im genannten Lebensalter. In den entwickelteren Regionen betrug sie 29 pro
1000, in den weniger entwickelten Regionen war sie mit 58
pro 1000 fast doppelt so hoch. In Osteuropa kommen mehr
als drei Viertel der Gesamtfertilität (79%) durch Frauen
unter 30 Jahren zustande, während der entsprechende Anteil
in Westeuropa bei nur 56% liegt. In den meisten industrialisierten Ländern bilden die Geburten minderjähriger Frauen
inzwischen einen geringeren Anteil an den Gesamtgeburten,
als dies noch 1980 der Fall war (Singh/Darroch 2000).
In den 1980er-Jahren blieben in Westeuropa die
Geburtenraten minderjähriger Frauen tendenziell stabil
oder nahmen ab (s. Abb. 1). In einigen zentraleuropäischen
Ländern gingen sie beträchtlich zurück. In den frühen
1990er-Jahren sanken die Fertilitätsraten bei Minderjährigen
auch in den meisten westeuropäischen Ländern stark.
Großbritannien und Island hatten die höchsten Raten, etwa
30 pro 1000. In die zweite Kategorie gehörten Österreich,
Portugal, Griechenland und Irland, wo die Rate bei 20 pro
1000 lag. In anderen Ländern der Europäischen Union lag
die Rate bei rund 10 pro 1000 oder gar darunter (in den
Niederlanden und in der Schweiz betrug sie 6–7 pro 1000).
Der Anteil der 20-jährigen Frauen, die bereits ein Kind zur
Welt gebracht hatten, reichte von 2% (Schweiz) bis 13%
(Großbritannien).
In den 1990er-Jahren waren die Geburtenraten minderjähriger Frauen in Osteuropa am höchsten. Am zweithöchsten waren sie in Zentraleuropa und am niedrigsten in
Westeuropa. Großbritannien bildete eine Ausnahme; seine
Rate war ebenso hoch wie die in Russland. Zudem war die
Geburtenrate minderjähriger Frauen in Großbritannien seit
den frühen 1980er-Jahren nicht zurückgegangen. Im
Gegensatz dazu hat Slowenien eine echte Erfolgsgeschichte
vorzuweisen; die Geburtenrate minderjähriger Frauen lag
BZgA FORUM 2–2007
29
GEBURTENRATEN IN EUROPA
Abb. 1
Lebendgeburten pro 1000 Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003
Bulgarien
Deutschland
Großbritannien
Moldavien
Niederlande
Polen
Russische Föderation
Slowenien
Ukraine
Ungarn
dort 2003 nur bei einem Zehntel der von 1980. Ungarn und
Bulgarien haben ihre Raten im gleichen Zeitraum halbieren
können. In Moldawien dagegen lag die Rate in den 1990erJahren höher als in den 1980er-Jahren.
In der EU ging die Geburtenrate bei minderjährigen
Müttern in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren generell
zurück (heute liegt sie zwischen 12 und 25 pro 1000
Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren). Die niedrigsten Raten
(5–7) finden sich in Italien, der Schweiz, den Niederlanden,
Schweden, Dänemark und Slowenien, seit kurzem auch in
Zypern (s. Tab. 1). Die höchsten Raten weisen Großbritannien (27), Portugal (20) und Irland (19) auf. Die zweithöchsten Raten (13–16) verteilen sich auf Österreich, Island,
Deutschland, Norwegen und Griechenland. Die Unterschiede, etwa zwischen Großbritannien mit 27 Geburten pro 1000
Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sowie Italien und der
Schweiz mit 5–6 Geburten pro 1000 Mädchen im genannten
Lebensalter sind erheblich.
Im Vergleich zu den westeuropäischen Ländern sind die
Geburtenraten bei minderjährigen Frauen in den meisten
weniger entwickelten Ländern noch immer hoch. In der
Ukraine, der Türkei und in Bulgarien liegt sie derzeit fast bei
40 pro 1000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. In Armenien, Aserbaidschan, Mazedonien, Georgien, der Republik
Moldawien, Rumänien und der Russischen Föderation sind
von 1000 Mädchen in diesem Alter rund 30 betroffen. Weiß30
BZgA FORUM 2–2007
russland, Estland, Ungarn, Litauen und die Slowakische
Republik weisen Raten von 20 pro 1000 auf. Die gravierendsten Rückgänge konnten in den 1990er-Jahren in einigen zentraleuropäischen Ländern verzeichnet werden.
In nur acht der Länder, aus denen uns Daten für beide
Jahre vorliegen, waren die Geburtenraten 1995 höher als
1970; alle diese Länder (Armenien, Weißrussland, Estland,
Georgien, Litauen, Mazedonien, Russische Föderation und
Ukraine) liegen in Osteuropa (Singh/Darroch 2000).
In 19 der 28 Länder, die regelmäßig von UNICEF inspiziert
werden, hatten sich die Geburtenraten bei Minderjährigen in
30 Jahren mehr als halbiert. In jungen Jahren ein Kind zur
Welt zu bringen war mit deutlichen Nachteilen im späteren
Leben verbunden (UNICEF 2001).
Noch in den frühen 1990er-Jahren lag die Schwangerschaftsrate in vielen osteuropäischen Ländern und in den
Ländern der früheren Sowjetunion bei 60–70 pro 1000. In
den Zeiten der sozialistischen Planwirtschaft konnte die
Situation relativ einfach staatlich gesteuert werden. Es gab
nur einen begrenzten Vorrat an käuflichen Kontrazeptiva auf
dem Markt, und die Anwendung operativer kontrazeptiver
Methoden (Sterilisation) war beschränkt. Der Grund hierfür
war auch ein ökonomischer: Das Regime konnte sich den
Import moderner Kontrazeptiva schlicht nicht leisten
(Philipov/Dorbritz 2003). Eine Folge davon war die hohe
Anzahl von Schwangerschaften bei Jugendlichen.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Tab. 1
Lebendgeburten pro 1000 Frauen in der Altersgruppe < 20 in europäischen Ländern 1990–2000
Geburten
Albanien
Armenien
Aserbaidschan
Belgien
Bosnien/Herz.
Bulgarien
Dänemark
Deutschland
Estland
Finnland
Frankreich
Georgien
Griechenland
Großbritannien
Irland
Island
Italien
Kroatien
Lettland
Litauen
1990
15
70
26
11
38
74
9
15
50
12
12
60
20
31
17
39
8
29
48
41
1991
15
77
32
11
–
75
9
16
48
12
12
62
18
31
18
35
8
25
50
46
1992
16
83
36
11
–
71
9
16
50
12
11
53
17
30
17
26
7
22
49
46
1993
17
77
39
10
–
67
9
15
43
11
11
61
15
30
17
23
7
20
44
42
1994
21
68
42
10
–
60
9
14
39
10
10
74
14
29
16
23
7
19
33
41
1995
23
56
38
9
–
53
8
13
36
10
10
72
13
29
16
23
6
18
30
40
1996
23
53
37
10
31
51
8
13
34
10
10
66
12
31
16
22
6
21
26
37
1997
19
44
42
10
36
44
8
13
30
9
10
61
12
31
18
24
5
20
22
32
1998
17
43
38
–
26
44
8
13
27
10
9
58
12
31
19
25
6
16
19
29
1999
16
31
33
–
20
48
8
13
26
10
10
51
11
30
20
25
7
16
20
26
2000
15
29
30
–
17
47
8
13
26
10
11
39
11
29
19
22
7
16
19
24
2001
–
27
28
–
17
45
8
13
24
11
11
32
11
28
19
19
7
15
18
22
2002
–
–
28
–
–
41
7
–
22
11
11
33
11
27
19
18
–
15
16
21
2003
–
–
28
–
–
40
6
–
–
10
–
34
–
27
–
16
–
14
17
21
Luxembourg
Malta
Mazedonien
Moldawien
Niederlande
Norwegen
Österreich
Polen
Portugal
Rumänien
Russische Föd.
Schweden
Schweiz
Serbien/Mont.
Slowak. Rep.
Slowenien
Spanien
Tschech. Rep.
Türkei
Ukraine
Ungarn
Weißrussland
Zypern
12
11
44
64
8
17
20
33
24
52
57
14
6
43
49
25
12
50
57
57
43
44
34
13
12
43
66
8
16
22
34
24
52
56
13
8
41
53
22
11
51
56
59
42
45
31
12
12
42
64
7
15
22
31
23
50
52
11
7
37
49
20
10
46
55
60
38
46
32
13
13
47
66
7
14
21
28
22
49
48
11
6
36
46
17
9
42
54
58
35
43
24
11
11
46
66
7
14
19
26
21
46
50
9
6
34
39
15
8
32
53
56
33
43
21
10
10
44
63
6
13
17
22
20
42
45
8
6
33
33
13
8
24
52
54
30
39
18
10
17
39
54
6
13
16
21
20
40
40
8
6
30
30
11
7
19
51
51
29
36
16
9
17
37
53
6
13
15
20
21
40
39
7
6
28
29
9
8
17
50
46
27
33
14
9
17
34
–
6
12
14
19
21
39
34
6
6
26
27
8
8
15
49
41
25
30
13
10
17
31
–
7
12
13
18
21
39
30
7
6
25
25
8
8
14
57
41
23
30
13
13
18
32
–
7
12
13
17
22
39
28
7
6
25
24
7
9
13
56
31
24
28
11
12
17
27
35
8
11
13
16
20
37
28
7
6
25
21
6
9
11
45
30
23
27
8
13
–
–
31
7
10
14
15
20
35
28
7
5
25
21
6
10
11
44
31
22
24
7
11
–
–
29
6
9
13
14
–
34
28
6
–
24
21
6
–
11
44
33
21
23
5
Quelle: Recent demographic developments in Europe 2005, Council of Europe/Europarat.
Zwei Drittel aller europäischen Länder (insgesamt 43
Länder) erlebten zwischen 1990 und 2003 einen Rückgang
der Lebendgeburten bei minderjährigen Müttern. In sieben
Ländern (Armenien, Zypern, Tschechische Republik,
Lettland, Litauen, Moldawien und Slowenien) war dieser
Rückgang beträchtlich. Fast in einem Drittel der Länder blieb
die Rate stabil. In vier Ländern (Dänemark, Italien, in den
Niederlanden und in der Schweiz) blieb sie während des
gesamten Zeitraums sehr niedrig.
Mit Ausnahme Irlands waren die Geburtenraten bei
minderjährigen Frauen in allen entwickelten Ländern Europas 1998 niedriger als 1970. Länder mit einem geringen
(weniger als 50% betragenden) Rückgang waren Großbritannien, die Slowakische Republik, Polen und Portugal. In den
Niederlanden, der Schweiz, Italien, Dänemark, Schweden,
Frankreich, Norwegen, Deutschland und Österreich sanken
die Raten mindestens um das Vierfache. Im Hinblick auf die
Gesamtfertilität der Länder höher als erwartet waren die
Raten in der Tschechischen Republik, der Slowakischen
Republik, Ungarn, Polen, Portugal und Großbritannien.
Diese Länder hatten im Hinblick auf die sexuellen Kontakte
ihrer jugendlichen Bevölkerung keine aktive Aufklärungspolitik betrieben.
BZgA FORUM 2–2007
31
GEBURTENRATEN IN EUROPA
Trends und ihre Determinanten
Nationale, in den späten 1980er-Jahren und in den 1990erJahren in Europa durchgeführte Untersuchungen zum
Thema Sexualität zeigen, dass bei den ersten sexuellen Kontakten in diesem Zeitraum vieles im Wandel war (Kontula
2003). Dieser Wandel begann in den nordischen Ländern
und weitete sich dann auf die meisten anderen westeuropäischen Länder aus. Das Durchschnittsalter der Frauen beim
ersten Geschlechtsverkehr sank seit den 1960er-Jahren in
allen westeuropäischen Ländern um zwei bis drei Jahre.
Seit den 1980er-Jahren blieb es tendenziell stabil. Erst zu
Beginn der 1990er-Jahre war ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. In Osteuropa begann der Wandel eine Generation
(20–30 Jahre) später. Das Durchschnittsalter beim ersten
Geschlechtsverkehr liegt für Männer und Frauen in Westund Zentraleuropa bei 17–18 Jahren, für Frauen in osteuropäischen Ländern bei 20 Jahren.
In den meisten westeuropäischen Ländern bestand
zwischen Eheschließung und erstem Geschlechtsverkehr
kein Zusammenhang. In Osteuropa waren beide deutlich
stärker miteinander verbunden. Die Frauen waren beim
ersten Geschlechtsverkehr älter, sie heirateten jünger, und
sie brachten ihr erstes Kind im Durchschnitt fünf Jahre
früher zur Welt als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen.
Die Geburtenraten bei Minderjährigen lagen in Osteuropa
3–4-mal höher als im Westen. In den späten 1990er-Jahren
lag die höchste Rate in Europa bei 50, die niedrigste bei 5–6
pro 1000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. In den
meisten Ländern gingen die Geburtenraten in den 1990erJahren zurück. Es gab aber auch Länder, in denen diese
Raten auf hohem Niveau stabil blieben. Hohe Raten gingen
auf fehlende und unzuverlässige Verhütungsmittel zurück.
Der Rückgang der Geburtenraten bei Minderjährigen
wird teilweise durch die in der Lebensplanung immer weiter
nach hinten verschobene Entscheidung zur Elternschaft und
das gestiegene Alter der Frauen bei der Geburt ihres ersten
Kindes erklärt – ein Trend, der sich sowohl im westlichen als
auch im östlichen Europa wiederfindet. In den meisten europäischen Ländern stieg das Durchschnittsalter bei der ersten
Geburt von 1990 bis 2002 um 1–2 Jahre. In gleicher Weise
oder noch stärker erhöhte sich das Durchschnittsalter der
Frauen bei ihrer ersten Eheschließung. Allerdings liegen diese Durchschnittswerte in Osteuropa noch immer deutlich
niedriger, und Schwangerschaft und Ehe sind enger miteinander verbunden. Jugendliche sind heute in allen Teilen
Europas sexuell aktiver als zuvor. Dank moderner Verhütungsmittel werden sie jedoch später schwanger und heiraten
auch später, als es früher der Fall war.
Der pragmatische europäische Ansatz zu den sexuellen
Aktivitäten Jugendlicher, der in der breiten Verfügbarkeit von
zuverlässigen Verhütungsmitteln und vertraulichen Beratungsangeboten seinen Ausdruck findet, wird für den rascheren Rückgang der Geburtenraten bei Minderjährigen in Nordund Westeuropa als zentraler Faktor angesehen (Singh/
Darroch 2000). Veränderte Werteorientierungen, die aus
einer größeren individuellen Autonomie in allen Bereichen
resultieren, passen zu einem Lebensstil, der die Entscheidung
über die jeweils bevorzugte Lebensform, zum Beispiel in
einer eheähnlichen Gemeinschaft oder in einer Ehe, jedem
Einzelnen überlässt. Jeder hat die Freiheit, Kinder innerhalb
oder außerhalb einer Ehe zu zeugen, sie allein oder mit einer
Partnerin oder einem Partner aufzuziehen, sie früher oder
später im Leben oder auch gar nicht zu bekommen.
32
BZgA FORUM 2–2007
Zu den Faktoren, die bei der Erklärung aktueller Trends
eine wichtige Rolle spielen, gehören die größere Bedeutung,
die einer guten Ausbildung zugeschrieben wird, die größere
Motivation junger Menschen, die Familienplanung aufzuschieben, um zunächst einen qualifizierten Abschluss und
entsprechende Berufserfahrung zu erlangen, die verbesserte
Aufklärung über geeignete Mittel, ungewollte Schwangerschaften zu verhüten, sowie schließlich die unkomplizierte
Verfügbarkeit dieser Mittel (Singh/Darroch 2000). Bei
Teenagern mit geringerer schulischer Leistung, weniger qualifizierter Ausbildung, nicht so hoch gesteckten beruflichen
Zielen und Erwartungen, aus armen Familien und mit
einem allein erziehenden Elternteil ist die Motivation, eine
Schwangerschaft zu verhüten, deutlich geringer.
Der Trend zu kleineren Familien ist mit einer utilitaristischen Einstellung zur Elternschaft verbunden: Die praktischen Vor- und Nachteile stehen im Vordergrund. Die Menschen streben zunehmend nach Selbstverwirklichung und
konzentrieren sich auf ihr eigenes Wohlergehen sowie auf
alles, was sie für ihr eigenes Leben als sinnstiftend begreifen
(Van de Kaa 2001). In Russland wurde der Rückgang der
Fertilitätsraten bei jungen Erwachsenen durch die wachsenden sozialen Aufstiegswünsche dieser Altersgruppe verursacht, wie eine Reihe von Umfragen in Moskau und den Provinzen belegen (Magun 1995). Der Ansatz der „neuen Hauswirtschaft“ (Becker 1994) argumentiert, die Tatsache, dass
Kinder „immer mehr kosten“, sei für den in vielen Ländern
beobachteten Geburtenrückgang verantwortlich.
Weite Bereiche Zentral- und Osteuropas sowie der baltischen Staaten haben in den 1990er-Jahren einen rapiden
Rückgang der Schwangerschaften minderjähriger Mädchen
erlebt. In dieser Zeit entstanden überall Beratungseinrichtungen und Organisationen, die über Möglichkeiten der
Familienplanung berieten und groß angelegte Aufklärungskampagnen über moderne Verhütungsmethoden entwickelten. Gegen Ende der 1980er- und in den 1990er-Jahren
stieg der Einsatz moderner Verhütungsmethoden denn auch
erheblich an. Das Recht der Menschen, so viele Kinder zu
bekommen, wie sie selbst es sich wünschen, wurde auch
ins Rechtssystem integriert. Die qualifiziertere Ausbildung
vieler Frauen ließ ihr Humankapital, also ihr berufliches
Leistungspotenzial, und damit auch ihre Einkommen
wachsen. Die Opportunitätskosten der mit der Familie und
der Kindererziehung verbrachten Zeit, also die entgangenen
Vorteile (Opportunitäten) der nicht wahrgenommenen
Berufstätigkeit, stiegen damit ebenfalls. Ein Absinken der
Geburtenraten war die Folge (Philipov/Dorbitz 2003).
Die rückläufigen Zahlen bei Teenagerschwangerschaften
und sexuell übertragbaren Krankheiten in Westeuropa gehen
auf die Säkularisierung der Sexualität und Liberalisierung der
damit verbundenen Einstellungen zurück. Sie ermöglichten
die weite Verbreitung relevanter Informationen über sexuelle
Themen und die öffentliche Sexualaufklärung. Breit angelegte HIV-Präventionskampagnen in den 1980er-Jahren
gaben der jungen Generation das Wissen an die Hand, das
sie brauchte, um sich selbst vor gesundheitlichen Gefahren
zu schützen. Leider war ein ähnliches Wissen in Osteuropa
zu der Zeit noch nicht verfügbar. Nach dem gesellschaftlichen Wandel in den frühen 1990er-Jahren bekam die junge
Generation auch dort die Freiheit, persönliche Entscheidungen zu treffen, besaß in der Regel jedoch weder das Wissen
noch die Mittel, um sich selbst zu schützen. Zur gleichen
Zeit wurden die Ausgaben für das öffentliche Gesundheitswesen gekürzt. Eine der Folgen war der Anstieg sexuell
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
übertragbarer Krankheiten im Osten (Kontula 2003). Auch
die Zahl der Teenagerschwangerschaften blieb auf einem
hohen Niveau.
Sehr häufig haben ungewollte Schwangerschaften und
durch sexuelle Kontakte entstandene Gesundheitsrisiken bei
Minderjährigen mit sozialer Ungleichheit und Armut zu tun.
Junge Frauen brauchen realistische Perspektiven, wie sie
auch ohne Mutterschaft sozialen Status erlangen können.
Die Schulbildung und die Motivation zu einer qualifizierten
Ausbildung, vor allem bei jungen Frauen, die in Armut
leben, müssen unbedingt vorangetrieben werden. Jede Ausbildung bietet kognitive und andere Ressourcen, die helfen,
das eigene Leben bewusster und selbstbestimmter zu
gestalten.
Alle Länder sollten für die Bereitstellung sachlicher,
wissenschaftlich fundierter und klar verständlich formulierter Informationen über Sexualität und Fortpflanzung sorgen.
Die Verhütung ungewollter Schwangerschaften und die
Risiken bei inadäquat durchgeführten Abtreibungen sollten
ebenfalls zu diesen Informationen gehören. Ergänzt werden
sollten die sachlichen Informationen durch eine individuelle,
vertrauliche und unvoreingenommene Beratung (Van
Lancker 2002). Eine solche Beratung empfiehlt sich auch
für die Prävention und Behandlung sexuellen Missbrauchs
sowie für die Ermutigung zu einer selbstbestimmten
Sexualität. Junge Menschen brauchen häufig Hilfe dabei, das
volle Potenzial der eigenen Sexualität zu akzeptieren und
positiv auszuschöpfen.
Osmo Kontula
Osmo Kontula, Ph.D, ist Research Professor am Population Research Institute of
the Family Federation of Finland, Dozent
an der Universität Helsinki und Honorary
Associate Professor an der Universität
Sydney. Er ist Präsident der Finnish Association for Sexology (FIAS), einer der
Herausgeber des Journal of Sex Research
(JSR), Mitglied des Scientific Committee
und des Sexuality Education Standards
Working Committee der World Association for Sexual Health (WAS) sowie
Mitglied des Executive Committee in der
European Federation of Sexology (EFS).
Außerdem gehört er zum wissenschaftlichen Beirat des Archivs für Sexologie in
Berlin.
Kontakt:
Osmo Kontula
Research Professor
The Population Research Institute
Family Federation of Finland
(Kalevankatu 16 B1, first floor)
P.O.Box 849
FIN-00101 Helsinki
Telefon +358-9-22 80 51 23,
+358-40-5 82 73 69
Telefax +358-9-6 12 12 11
Osmo.Kontula@vaestoliitto.fi
www.kontula.fi
Literatur
Becker, G. S. (1994): A Treatise on the Family: Enlarged Edition.
Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press
Kontula, O. (2000): Cultural Variations of Sexual Initiation. In:
Sexuality in the New Millennium (Eds. Ng EML, Borrás-Valls, J. J./PérezConchillo, M./Coleman, E.): Proceeding of the 14th World Congress of
Sexology, Hong Kong SAR. Bologna: Editrice Compositori, pp. 107–110
Kontula, O. (2003): Trends in Teenage Sexual Behaviour, Pregnancies,
Sexually Transmitted Infections and HIV infections in Europe. In: ‘Reproductive health behaviour of young Europeans.’ Volume 1. Population Studies
No. 42. Council of Europe Publishing. Strasbourg: Council of Europe,
pp. 77–137
Kontula, O. (2004): Reproductive health behaviour of young Europeans.
Volume 2: The role of education and information. Population Studies No. 45.
Council of Europe Publishing. Strasbourg: Council of Europe
Magun, V. S. (1995): Revolution of aspirations and changing of youth life
strategies. Moscow: Institute of Sociology of the Russian Academy of Sciences
Philipov, D./Dorbritz, J. (2003): Demographic consequences of economic transition in countries of central and eastern Europe. Council of Europe
Publishing. Population studies No. 39. Strasbourg: Council of Europe
Recent demographic developments in Europe 2005. Council of Europe
Publishing. Strasbourg: Council of Europe
Singh, S./Darroch, J. E. (2000): Adolescent Pregnancy and Childbearing:
Levels and Trends in Developed Countries. Family Planning Perspectives
32:1:14-23
UNICEF (2000): Young People in Changing Societies. Regional
Monitoring Reports, No. 7. Florence: UNICEF Innocenti Research Centre
UNICEF (2001): A Decade of Transition. The Monee Project.
CEE/CIS/Baltics. Regional monitoring report No. 8. Florence: UNICEF
Innocenti Research Centre
Van de Kaa, D. J. (2001): Postmodern Fertility Preferences: From
Changing Value Orientation to New Behavior. Pp. 290–331, in: Global Fertility
Transition, edited by Bulatao, Rodolfo A./Casterline, J. B.: Population and
Development Review. A Supplement to Volume 27. New York: Population
Council
Van Lancker, A. E. M. (2002): European Parliament report on Sexual and
Reproductive Health and Rights (2001/2128 [INI]). Committee on Women’s
Rights and Equal Opportunities
BZgA FORUM 2–2007
33
Teenagerschwangerschaften in Irland 1
Dieser Artikel wertet die zum Thema „Teenagerschwangerschaften in Irland“
verfügbaren statistischen Informationen aus. Am Anfang steht eine Dokumentation
der Fertilitätsraten bei Teenagern in Irland und anderen europäischen Ländern.
Abschnitt 2 befasst sich mit Teenagern, die von Irland nach Großbritannien reisen,
um dort einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Im dritten Teil
werden Daten zu Geburten und Schwangerschaftsabbrüchen gemeinsam betrachtet,
und es wird ein Gesamtbild der Trends bei Teenagerschwangerschaften in
Irland sowie im internationalen Umfeld vermittelt. Der letzte Abschnitt umreißt
verschiedene Initiativen im Bereich sexuelle Gesundheit und ungewollte
Schwangerschaft (crisis pregnancy).
1. Fertilität
Teenagerschwangerschaften werden von Analysten und
politischen Entscheidungsträgern oft mit Besorgnis erwähnt,
weshalb die fälschliche Annahme, die Fertilitätsrate irischer
Teenager sei im Anstieg begriffen, weit verbreitet ist. In
Wirklichkeit ging die Rate in den letzten fünf Jahren jedoch
zurück.
In diesem Abschnitt wird die Fertilitätsrate bei irischen
Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren von 1973 bis 2005
analysiert. Wenn nicht anders erwähnt, bezieht sich der
Begriff „Teenager“ auf junge Menschen zwischen 15 und
19 Jahren. Die Fertilitätsrate bezeichnet die Anzahl der
Geburten pro 1000 Vertreterinnen dieser Altersgruppe. Nur
in seltenen Fällen kommt es bei noch jüngeren Mädchen zu
Schwangerschaften. So betrafen im Jahre 2005 zum Beispiel
nur 2% (42) aller Geburten bei Teenagern Mädchen unter
15 Jahren. Außerdem werden in diesem Abschnitt die Fertilitätsraten irischer Teenager mit denen anderer Länder verglichen. Auch in Irland selbst gibt es geografische Unterschiede, die ebenfalls vorgestellt werden. Das Alter bei der
Geburt wird näher betrachtet, weil es zeigt, dass die meisten
Geburten auf Mädchen im Alter von 18 oder 19 Jahren
entfallen. Schließlich werden der Familienstand und die
Anzahl der Kinder pro junger Mutter untersucht.
Die Fertilitätsrate bei Teenagern wird durch die Anzahl
der Lebendgeburten pro 1000 Mädchen zwischen 15 und
19 Jahren bestimmt. Sie schließt abgebrochene Schwangerschaften nicht ein, die jedoch in der Schwangerschaftsrate
(siehe Abschnitt 3) Berücksichtigung finden. Auch Fehlgeburten werden hier nicht mitgezählt. Die Fertilitätsrate
irischer Teenager betrug im Jahre 1970 16,3 und stieg in den
Folgejahren an, bis sie im Jahre 1980 mit 23,0 ihren Höhepunkt erreichte. In den 1980er-Jahren sank die Fertilitätsrate
irischer Teenager. Seit 1995 nahm sie wieder kontinuierlich
zu, im Jahre 1999 betrug sie 20,2. Bis zum Jahre 2005 ging
sie auf 16,8 zurück (s. Abb. 1 und Tab. 2).
Abbildung 2 bietet internationale Vergleichsdaten zu
Fertilitätsraten zwischen 1985 und 2002. In einigen Ländern
war die Rate im gesamten Zeitraum niedrig. In Schweden
ging sie geringfügig von 10,35 im Jahre 1985 auf 6,9 im
Jahre 2002 zurück. Andere Länder erlebten einen dramatischeren Rückgang. In Portugal etwa sank die Rate im Verlauf
der dargestellten 17 Jahre von 32,87 auf 20,44. In Groß34
BZgA FORUM 2–2007
britannien blieb sie im gleichen Zeitraum fast unverändert
hoch und betrug 2002 noch 27,34. In Irland stieg sie geringfügig von 16,6 im Jahre 1985 auf 19,0 im Jahre 2001. Kane
und Wellings (1999) untersuchten die Fertilitätsraten von
Teenagern über einen Zeitraum von 40 Jahren in ganz
Europa und kamen zu dem Schluss, dass die Rate in Irland,
ebenso wie in Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und
der Schweiz, „gleichbleibend niedrig“ war.
Wie bereits erwähnt, fließen Schwangerschaftsabbrüche
nicht in die Fertilitätsrate ein. Die niedrigen Fertilitätsraten
in Norwegen und Schweden könnten deshalb teilweise eine
Folge der hohen Abbruchraten bei Teenagern in diesen
Ländern sein (siehe Abschnitt 3, in dem die Fertilitäts- und
Schwangerschaftsraten verschiedener Länder verglichen
werden).
Geografische Unterschiede
Bei der Fertilität irischer Teenager gibt es geografische
Unterschiede. Tabelle 1 zeigt die altersspezifischen Fertilitätsraten bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren in Countys
(Grafschaften) und County Boroughs (Grafschaftsfreien
Städten) in Irland in den Jahren 1996 und 2002. (Die Daten
des Zensus aus dem Jahre 2006 standen für die Aktualisierung dieser Tabelle noch nicht zur Verfügung.) Zu den
Countys/County Boroughs mit den höchsten Fertilitätsraten
in beiden Jahren gehören Limerick City (30,6 und 40,9),
Dublin City (25,2 und 32,1), Waterford City (20,8 und 27,2)
sowie Carlow (24,2 und 26,5). Countys/County Boroughs mit
den niedrigsten Fertilitätsraten sind Roscommon (7,1 und
7,2), Galway County (6,8 und 9,9) sowie Sligo (11,4 und
10,5). Die Mehrheit der Countys/County Boroughs erlebte
einen Anstieg der Fertilitätsraten bei 15- bis 19-jährigen
Mädchen. In Limerick City und Offaly war dieser Anstieg
besonders hoch.
Forschungsarbeiten in anderen Ländern gaben Hinweise
auf eine Verbindung von Teenagerschwangerschaften und
sozio-ökonomischer Deprivation (z.B. Lee et al. 2004). Leider
1 Dieser Artikel analysiert die Fertilitätsraten bei Teenagern in Irland und
basiert weitgehend auf einem von der Crisis Pregnancy Agency
veröffentlichten statistischen Bericht (O’Keeffe/McGrath/Smith 2006;
http://www.crisispregnancy.ie/pub/statistical_report2006.pdf).
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 1
Fertilitätsraten (Anzahl der Lebendgeburten pro 1000 Mädchen)
bei 15- bis 19-jährigen Teenagern in Irland 1970–2005
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004
Quelle: Central Statistics Office (CSO)
Die Fertilitätsrate irischer Teenager war in den letzten 35 Jahren relativ stabil.
Abb. 2
Internationaler Vergleich von Fertilitätsraten bei Teenagern 1985–2002 (pro 1000 Mädchen)
35,0
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Irland
Großbritannien
Norwegen
Schweden
Portugal
Niederlande
Quelle: Central Statistics Office (CSO)
wird eine Untersuchung dieses Aspekts im irischen Kontext
durch die mangelnde Verfügbarkeit von Schlüsseldaten
erschwert.
Alter bei der Geburt
Die Mehrheit der Teenagergeburten in Irland betrifft
Mädchen im Alter von 18 oder 19 Jahren. 2005 zum Beispiel
waren 75% aller unter 20-jährigen Frauen, die in Irland
entbunden hatten, 18 oder 19 Jahre alt (1815 von 2427 Teenagergeburten). Bei jüngeren Teenagern gab es nur eine sehr
kleine Anzahl von Entbindungen. 2005 entbanden in Irland
42 Mädchen unter 15 Jahren; das entspricht 2% aller
Teenagergeburten in diesem Jahr.
Tabelle 2 gibt die Anzahl der Geburten aller 12- bis
14-jährigen Teenager von 1991 bis 2005 wieder. Sie zeigt die
sehr geringe Anzahl von Entbindungen bei 12- bis 14-jährigen Mädchen.
Familienstand der Mütter
Während die Fertilitätsrate bei Teenagern in den letzten drei
Jahrzehnten keine erheblichen Schwankungen erlebte, veränderte sich der Familienstand der jungen Eltern dramatisch.
BZgA FORUM 2–2007
35
IRLAND
Tab. 1
Tab. 2
Altersspezifische Fertilitätsraten
bei 15- bis 19-jährigen Mädchen nach Wohnort
1996 und 2002
Anzahl der Geburten
bei 12- bis 14-jährigen Mädchen
1991–2005
Wohnort
Limerick City *
Meath
Dublin City *
Cavan
Waterford City *
Leitrim
Carlow
Kerry
Louth
Clare
Offaly
South Tipperary
Dublin South
Monaghan
Laois
Galway City *
Wexford
Jahr
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Cork County
Westmeath
Limerick County
North Tipperary
Mayo
Kildare
Kilkenny
Donegal
Waterford County
Dublin Fingal
DL/Rathdown
Longford
Sligo
Cork City*
Galway County
Wicklow
Roscommon
1996
30,6
13,5
25,2
12,5
20,8
12,2
24,2
12,3
21,5
9,1
14,3
18,8
24,5
15,3
15,4
12,3
22,3
2002
40,9
17,6
32,1
17,4
27,2
17,2
26,5
16,7
26,1
16,4
25,4
16,2
25,0
15,3
22,7
13,7
22,9
11,5
21,4
12,5
17,3
12,6
17,0
10,0
16,1
14,1
14,2
12,5
16,1
11,4
19,1
6,8
18,5
7,1
12,8
22,3
12,8
21,0
12,8
20,7
12,5
19,9
12,2
19,7
10,7
19,3
10,5
18,9
9,9
18,8
7,2
Quelle: Central Statistics Office (CSO), „Report on Vital Statistics“, 2001 und 2002.
* 1996 waren diese noch „County Boroughs“ („Grafschaftsfreie Städte“)
Waren 1984 noch 39,8% der unter 20-jährigen Frauen,
die in Irland Kinder entbanden, verheiratet, waren es 2005
nur noch 7% (CSO „Vital Statistics Yearly Summary“
2005). Obgleich die Anzahl der Geburten relativ stabil blieb,
stieg also der Anteil der unehelichen Geburten, und der
Anteil der ehelichen Geburten ging zurück. Wie von Fahey
und Russell (2001) angemerkt, sagen die Zahlen jedoch
nicht aus, dass die jungen Frauen, die uneheliche Kinder
zur Welt brachten, nicht in einer stabilen Beziehung lebten.
Anzahl der Kinder pro Mutter
Abbildung 3 zeigt, dass es sich bei der großen Mehrheit
aller Entbindungen bei Teenagern um Erstgeburten handelt.
2005 waren es 90%. 211 der geborenen Kinder waren
zweite, 19 waren dritte Kinder.
36
BZgA FORUM 2–2007
Geburten
7
6
11
10
11
3
10
11
11
10
9
8
12
3
7
Daten nicht verfügbar
Quelle: Central Statistics Office (CSO)
Die Mehrheit aller Teenagergeburten in Irland betrifft
Mädchen im Alter von 18 oder 19 Jahren.
2. Schwangerschaftsabbrüche
bei 15–19-jährigen Teenagern
Der vorangegangene Abschnitt befasste sich mit der Fertilitätsrate irischer Teenager. Wie bereits angemerkt, sind darin
abgebrochene Schwangerschaften nicht berücksichtigt. In
diesem Abschnitt wird deshalb die Anzahl der irischen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren in den Blick genommen, die
sich an britische Schwangerschaftsabbruchkliniken wendeten. Erfasst wurde nur die Anzahl der irischen Teenager, die
bei diesen Kliniken irische Adressen angaben. Auch wenn
diese Daten unvollständig sind, lassen sie für die letzten drei
Jahrzehnte einen erheblichen Anstieg erkennen (s. Abb. 4).
Seit 2001 ist die Anzahl der Teenager, die in britischen
Schwangerschaftsabbruchkliniken irische Adressen angaben,
allerdings wieder zurückgegangen. Dies könnte teilweise
damit erklärt werden, dass sie in andere Länder reisten, um
einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen.
Die Crisis Pregnangy Agency führt derzeit eine Studie durch,
um das Ausmaß dieses Phänomens näher zu untersuchen.
Wichtig ist jedoch anzumerken, dass die Anzahl der Lebendgeburten bei Teenangern seit 2001 ebenfalls abnimmt.
Erwähnt werden sollte, dass Irland nach internationalen
Maßstäben bei Teenagern eine sehr geringe Rate von
Schwangerschaftsabbrüchen aufweist. Internationale Vergleiche von Abbruchraten finden sich im nächsten Abschnitt.
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 3
Anzahl der Kinder
pro 15- bis 19-jähriger Mutter
2005
Erstgeburten
Zweitgeburten
9%
(211)
Drittgeburten
1%
(19)
Viertgeburten
0%*
(3)
Ohne Angaben
0%
(6)
Quelle: CSO, „Vital Statistics Yearly Summary“, 2005
* Prozentzahlen sind gerundet; tatsächlicher Anteil vierter Kinder: 0,12%.
Bei der Mehrheit aller Teenagergeburten
handelt es sich um Erstgeburten.
3. Schwangerschaften
(Geburten und Schwangerschaftsabbrüche)
Die vorherigen Abschnitte befassten sich mit den Fertilitätsund Abbruchraten 2 irischer Teenager, also mit den Geburten
beziehungsweise Schwangerschaftsabbrüchen pro 1000
Mädchen in der fraglichen Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren.
Die Schwangerschaftsrate kombiniert Fertilitäts- und Abbruchraten. Dieser Abschnitt behandelt die Schwangerschaftsrate irischer Mädchen von 15 bis 19 Jahren und einen
Vergleich der irischen Schwangerschaftsrate mit der anderer
Länder.
Schwangerschaftsrate bei Teenagern
1991 gab es in Irland 21,17 Schwangerschaften pro 1000
Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Die Schwangerschaftsrate bei Teenagern stieg in der zweiten Hälfte der 1990erJahre an und erreichte 2001 mit 25,67 ihren vorläufigen
Höhepunkt (s. Abb. 6).
Zu beachten ist, dass es bei der Berechnung von Fertilitätsraten über längere Zeiträume zu kleineren Ungenauigkeiten kommen kann. Dies liegt an den zum Zeitpunkt der
2 Die Daten zu den Schwangerschaftsabbrüchen geben nur die Anzahl der
Teenager wieder, die in britischen Abtreibungskliniken irische Adressen
angaben, müssen also in dieser Hinsicht als unvollständig gelten.
3 Entsprechende Forschungsarbeiten legen nahe, dass einige Teenager eine
positive oder zumindest ambivalente Einstellung zu ihrer Schwangerschaft
haben (Jaccard/Dodge/Dittus 2003; Condon/Donovan/Corkindale
2000), positiv auf die Nachricht reagieren, dass sie schwanger sind und
darin eine erfreuliche Entwicklung ihres Lebens sehen (Dempsey/Heslin/
Bradley 2001).
Berechnung zugrunde gelegten Bevölkerungsschätzungen
und der jeweils in die Berechnung einbezogenen Altersgruppe.
Internationale Vergleiche von Fertilitätsund Schwangerschaftsabbruchraten
Nach internationalen Maßstäben ist die Schwangerschaftsabbruchrate bei Teenagern in Irland gering. Abbildung 7
zeigt, dass eine Teenagerschwangerschaft in Irland weniger
wahrscheinlich in einen Abbruch mündet als in anderen
Ländern, vor allem, wenn man Länder wie Norwegen, Schweden und Dänemark einbezieht. Schwangerschaften von
Teenagern scheinen in diesen Ländern mit größerer Wahrscheinlichkeit abgebrochen zu werden.
Die Schwangerschaftsrate bei Teenagern in Irland ist
niedriger als die in England und Wales, Schottland, Neuseeland, Norwegen, Schweden und in den USA.
4. Irische Initiativen zur Förderung
von sexueller Gesundheit und die Arbeit
der Crisis Pregnancy Agency
In Irland gibt es eine Reihe von staatlichen Einrichtungen,
Nichtregierungsorganisationen und gemeinnützigen Verbänden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die sexuelle
Gesundheit junger Menschen zu fördern oder minderjährige
Eltern zu unterstützen. Es gibt jedoch keine nationalen
Strategien, die diese Ziele verfolgen. Allerdings gibt es ein
umfassendes Sexualerziehungsprogramm für Grundschulen
und weiterführende Schulen. Die Implementierung dieses
Programms ist noch unvollständig, wird jedoch ständig
verbessert. Für das Jahr 2005 gesammelte Daten zeigen, dass
41% aller weiterführenden Schulen das Programm in hohem
Maße, 36% teilweise und 24% nur unzureichend umsetzten
(Mayock/Kitching/Morgan 2007). Die Umsetzung ist im
ersten Jahr mit 81% am höchsten, nimmt allerdings ab,
wenn die Kinder älter werden. 30% der Schulen gaben an,
das Programm im dritten Jahr nicht zu verwenden, 48% der
Schulen unterrichten es nicht im Abschlussjahr.
2001 gründete die irische Regierung die Crisis Pregnancy
Agency, die 2002 voll funktionsfähig wurde. Die Hauptaufgabe dieser Einrichtung besteht darin, in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Regierungsressorts eine Strategie
für den Umgang mit Krisenschwangerschaften vorzubereiten
und umzusetzen. Als Krisenschwangerschaft wird eine
Schwangerschaft bezeichnet, die von der betroffenen Frau
weder geplant noch gewünscht wurde und für sie eine
persönliche Krise darstellt. Darüber hinaus gibt es Fälle, in
denen sich eine ursprünglich geplante oder erwünschte
Schwangerschaft aufgrund veränderter Umstände krisenhaft
entwickeln kann. Ziel der Crisis Pregnancy Agency ist es,
den strategischen Fokus der Gesellschaft auf das Thema
Krisenschwangerschaft zu richten und so die Arbeit bereits
existierender Einrichtungen aufzuwerten und zu unterstützen. Die Crisis Pregnancy Agency ist aber nicht ausschließlich mit der Prävention von Krisenschwangerschaften bei
Teenagern befasst, denn die meisten jungen Frauen und
Männer erleben diese erst, wenn sie Anfang 20 sind, und
längst nicht alle Teenagerschwangerschaften können als
Krisenschwangerschaften bezeichnet werden (O’Keefe
2004) 3. Der folgende Abschnitt fasst die Arbeit der Crisis
Pregnancy Agency kurz zusammen.
BZgA FORUM 2–2007
37
IRLAND
Abb. 4
Anzahl irischer Teenager (15–19 Jahre) mit Schwangerschaftsabbruch in Großbritannien 1991–2006*
1000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: NSO UK, britisches Gesundheitsministerium
http://www.dh.gov.uk/PublicationsAndStatistics/Statistics/StatisticalWorkAreas/StatisticalPublicHealth/fs/en
* Mädchen, die in britischen, auf Schwangerschaftsabbruch spezialisierten Kliniken irische Adressen angaben; Mädchen oder Frauen,
für die keine Altersangabe vorlag, wurden nicht berücksichtigt (seit 1985 betraf dies weniger als zwei Frauen pro Jahr).
Abb. 5
Schwangerschaftsabbruchrate irischer Teenager (pro 1000 15- bis 19-jähriger Mädchen) 1991–2006
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: Berechnung basiert auf Daten des britischen Gesundheitsministeriums
Bei der Anzahl irischer Mädchen, die zu einem Schwangerschaftsabbruch nach Großbritannien
reisten, gab es in den letzten drei Jahrzehnten einen erheblichen Anstieg; seit 2001 gehen die Zahlen
kontinuierlich zurück.
Abb. 6
Schwangerschaftsrate irischer Teenager (Summe aus Geburten und Abbrüchen pro 1000
15- bis 19-jähriger Mädchen) 1991–2005
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Quelle: Berechnung der CPA, basierend auf Zahlen von CSO, NSO und britischem Gesundheitsministerium
Die Schwangerschaftsrate irischer Teenager war zwischen 1991 und 2005 relativ stabil.
38
BZgA FORUM 2–2007
2004
2005
2006
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Tab. 3
Geburten, Schwangerschaftsabbrüche und Schwangerschaften –
Anzahl und Raten bei 15- bis 19-jährigen Mädchen in Irland
Jahr
Geschätzte
Anzahl 15- bis
19-jähriger
Mädchen in der
GesamtAnzahl
bevölkerung
Geburten*
Fertilitätsrate**
Anzahl
Abbrüche*
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
163618
162600
161000
161800
163800
165586
167568
167986
164687
160509
156165
152775
149767
146700
144567
17,1
16,9
16,3
15,0
15,1
16,7
17,5
19,1
20,2
19,3
19,6
19,4
19,0
17,1
16,8
693
711
650
619
691
760
812
891
919
874
932
901
826
787
682
2804
2740
2623
2435
2472
2767
2926
3230
3303
3106
3078
2940
2816
2490
2420
Abbruchrate**
Anzahl
Schwangerschaften*
(Geburten und
Abbrüche)
Schwangerschaftsrate**
(Geburten und
Abbrüche)
4,2
4,4
4,0
3,8
4,2
4,6
4,8
5,3
5,6
5,4
6,0
5,9
5,5
5,4
4,7
3497
3451
3273
3054
3163
3527
3738
4121
4222
3980
4010
3841
3642
3277
3102
21,4
21,2
20,3
18,9
19,3
21,3
22,3
24,5
25,6
24,8
25,7
25,1
24,3
22,3
21,5
Quelle: Berechnung der CPA, basierend auf Zahlen von CSO, NSO und britischem Gesundheitsministerium
* Bei 15- bis 19-jährigen Mädchen.
** Fertilitätsrate: Geburten 15- bis 19-jähriger Mädchen pro 1000 15- bis 19-jähriger Mädchen; Abbruchrate:
Abbrüche 15- bis 19-jähriger Mädchen pro 1000 15- bis 19-jähriger Mädchen; Schwangerschaftsrate:
Schwangerschaften 15- bis 19-jähriger Mädchen pro 1000 15- bis 19-jähriger Mädchen.
Die Crisis Pregnancy Agency hat drei Aufgaben:
1. Prävention von Krisenschwangerschaften
Ziel ist eine Reduktion von Krisenschwangerschaften
durch Aufklärung, Beratung und den vermehrten Einsatz
von Verhütungsmitteln.
2. Unterstützung in Krisenschwangerschaften
Ziel ist eine Reduktion von Schwangerschaftsabbrüchen
in Krisenschwangerschaften durch Hilfsangebote, die
andere Optionen attraktiver machen.
3. Unterstützung nach Krisenschwangerschaften
Ziel ist eine qualifizierte Beratung und medizinische
Betreuung nach einer Krisenschwangerschaft.
In den ersten fünf Jahren ihres Bestehens unternahm die
Crisis Pregnancy Agency mehrere konkrete Versuche, das
Thema Krisenschwangerschaften auf die nationale Agenda
zu setzen. Bei ihrer Einrichtung im Jahre 2001 gab es einen
Mangel an Forschungsarbeiten zum Thema Sexualität und
Krisenschwangerschaften in Irland. Inzwischen konnten
diese Lücken teilweise geschlossen werden: Auf der Website
der Crisis Pregnancy Agency sind über 20 Forschungsberichte nachzulesen, und das Wissen um die Faktoren, die
zur Entstehung von Krisenschwangerschaften beitragen, hat
sich verbreitert. Darüber hinaus ergaben sich in den letzten
fünf Jahren signifikante neue Trends, darunter eine große
Unterstützung für sexuelle Aufklärung (bei über 90% der
Allgemeinbevölkerung 4 ), das sinkende Alter beim ersten
4 siehe Layte/McGee/Quail et al. (2006); Rundle/McGee/Layte (2004).
sexuellen Kontakt und der zunehmende Einsatz von
Verhütungsmitteln.
Die Crisis Pregnancy Agency startete zwei landesweite
Werbekampagnen, von denen eine auf die Prävention von
Krisenschwangerschaften abzielte („Think Contraception“,
www.thinkcontraception.ie, Zielgruppe: 18- bis 24-Jährige)
und die andere auf Beratungsangebote für Frauen in Krisenschwangerschaften aufmerksam machte („Positive Options“).
Darüber hinaus entwickelte die Agency verschiedene Informationsmaterialien sowohl für die Öffentlichkeit als auch
für Fachleute zur Prävention von Krisenschwangerschaften
und zur Unterstützung von Frauen in Krisenschwangerschaften. Informationsmaterialien über Beratungsangebote
und medizinische Betreuungsmöglichkeiten nach einem
Schwangerschaftsabbruch wurden ebenfalls zur Verfügung
gestellt.
Die Crisis Pregnancy Agency finanziert Organisationen,
die Beratungsangebote machen und innovative Projekte
entwickeln. Die erste Aufgabe der Crisis Pregnancy Agency,
die Prävention von Krisenschwangerschaften, wird primär
durch die Finanzierung innovativer edukativer und informativer Projekte realisiert, die sich an junge Menschen von 13
bis 24 Jahren richten. Zum Beispiel finanziert die Agency
eine Reihe von „Jugend-Gesundheitscafés“, und gemeinsam
mit dem Health Service Executive finanziert sie den ersten
integrativen sexuellen Beratungsdienst für junge Teenager in
Cork. Der zweiten Aufgabe, der Unterstützung von Frauen in
Krisenschwangerschaften, wird die Agency hauptsächlich
durch die Finanzierung von Beratungsstellen, aber auch von
Einrichtungen zur Unterstützung junger Eltern und adoptionswilliger Frauen oder Paare gerecht. Den dritten Auftrag,
die Unterstützung nach einer Krisenschwangerschaft, erfüllt
BZgA FORUM 2–2007
39
IRLAND
sie in erster Linie durch die Finanzierung von Angeboten zur
Beratung und medizinischen Betreuung nach Schwangerschaftsabbrüchen.
Sicherzustellen, dass junge Menschen in der Schule und
zu Hause ein umfangreiches Wissen über Sexualität sowie
zwischenmenschliche Beziehungen, Verhütung, Geschlechtsverkehr und sexuelle Gefühle vermittelt bekommen, wird
in der Arbeit der Crisis Pregnancy Agency in den nächsten
Jahren eine hohe Priorität haben. Langfristig gesehen ist
dies ein Schlüsselelement zur erfolgreichen Prävention ungeplanter Schwangerschaften. Jedem jungen Menschen eine
so umfassende Sexualerziehung zukommen zu lassen, dass
er weiß, wie er glückliche, sichere und von gegenseitigem
Respekt getragene sexuelle Beziehungen aufbauen kann, ist
eine echte Herausforderung und eine Aufgabe, die von der
Crisis Pregnancy Agency nicht allein bewerkstelligt werden
kann. Eine enge Kooperation mit dem Familien- und Gesundheitsministerium, dem Ministerium für Erziehung und
Wissenschaft, der Health Service Executive sowie Lehrpersonal, Eltern, Schulleitungen und Schulträgern ist deshalb
wesentlich. Für die Agency wird diese Zusammenarbeit in
den kommenden Jahren primäre strategische Priorität
besitzen.
„Health Service Executive“ (HSE) ist die Bezeichnung der
staatlichen Einrichtung, die in Irland für die Prävention und
Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten verantwortlich ist. Das „Health Protection Surveillance Center“ ist Teil
dieser Einrichtung und bietet umfassende Informationen
über sexuell übertragbare Infektionskrankheiten in Irland,
sammelt die verfügbaren Daten und führt entsprechende
epidemiologische Forschungen durch.
Stephanie O’Keeffe, Mary Smith
Abb. 7
Internationale Vergleiche von Fertilitäts- und
Schwangerschaftsabbruchraten bei Teenagern
(pro 1000 Mädchen)
Dänemark
England
und Wales
Neuseeland
Norwegen
Schottland
Schweden
USA
Irland
0
10
20
30
40
50
Fertilitätsrate
Schwangerschaftsabbruchrate
Schwangerschaftsrate
Quelle: http://www.stats.govt.nz/domino/external/web/prod_serv.n
sf/0/36863e81f7da76d4cc256da30073ddb3/$FILE/Sept-03.pdf
Daten über Irland: CSO
Daten über Abtreibungen irischer Teenager: NSO UK
Anmerkung: Die Fertilitätsrate bei Teenagern ergibt sich aus der
Anzahl der Lebendgeburten pro 1000 15- bis 19-jähriger Mädchen
(geschätzter Mittelwert), die Abbruchrate aus der Anzahl der
Abbrüche pro 1000 15- bis 19-jähriger Mädchen (geschätzter
Mittelwert, basierend auf der Anzahl der Mädchen, die in
britischen Kliniken irische Adressen angaben, und Bevölkerungsdaten aus dem Zensus von 2002). Die Zahlen beruhen auf den
verfügbaren Daten von 1998 bis 2002. Die Schwangerschaftsrate
ist die Summe aus Fertilitäts- und Abbruchrate.
Nach internationalen Maßstäben
hat Irland eine sehr niedrige Rate von
Schwangerschaftsabbrüchen
bei Teenagern zwischen 15 und 19 Jahren.
40
BZgA FORUM 2–2007
60
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Dr. Stephanie O’Keeffe ist Sozialpsychologin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die
Theorie der Entscheidungsfindung,
Forschungsmethodologie und angewandte
Forschung. Derzeit arbeitet sie als
Research Manager für die Crisis Pregnancy Agency in Dublin, einer staatlichen
Einrichtung mit dem Ziel der Prävention
von Krisenschwangerschaften in Irland.
Mary Smith war im Bereich Krankenpflege und Geburtshilfe tätig. Ihr Interesse
gilt allen Fragen der Frauengesundheit.
Sie war Stipendiatin des Irish Health
Research Board und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu einer großen Bandbreite
gesundheitspolitischer Themen. Seit 2003
ist sie Research Officer bei der irischen
Crisis Pregnancy Agency.
Kontakt:
Crisis Pregnancy Agency
4th Floor, 89–94 Capel Street
Dublin 1
Telefon +353 01 8 14 62 92
Telefax +353 01 8 14 62 82
info@crisispregnancy.ie
Literatur
Condon, J. T./Donovan, J./Corkindale, C. J. (2000): „Australian adolescents’ attitudes and beliefs concerning pregnancy, childbirth and parenthood: the development, psychometric testing and results of a new scale“ in
Journal of Adolescence (24) (6) (729–242)
Dempsey, M./Heslin, J./Bradley, C. (2001): The experience of teenage
pregnancy in the south east of Ireland. Synopsis of a detailed report submitted
to the South Eastern Health Board in March 2000
Fahey, T./Russell, H. (2001): Family Formation in Ireland: Trends, Data
Needs and Implications, Policy Research Series No. 43, Dublin: Economic and
Social Research Institute
Jaccard, J./Dodge, T./Dittus, P. (2003): Do Adolescents Want to Avoid
Pregnancy? Attitudes Toward Pregnancy as Predictors of Pregnancy. Journal of
Adolescent Health. (33) (2) (79–83)
Kane, R./Wellings, K. (1999): Reducing the rate of teenage conceptions –
An international review of the evidence: data from Europe. London: HEA
Layte, R./McGee, H./Quail, A./Rundle, K./Cousins, G./Donnelly,
C./Mulcahy, F./ Conroy, R. (2006): The Irish Study of Sexual health and
Relationships. Crisis Pregnancy Agency and Department of health and
Children report
Lee, E./Clements, S./Ingham, R./Stone, N. (2004): A matter of choice?
Exploring reasons for variations in the proportions of under-18 conceptions
that are terminated. Joseph Rowntree Foundation
Mayock, P./Kitching, K./Morgan, M. (2007): Relationship and Sex
Education in the Context of Social Personal and Health Education: As Assessment of the Challenges to the Full Implementation of the Programme in
Post-Primary Schools. Dublin: Department of Education and Science and the
Crisis Pregancy Agency
O’Keeffe, S. (2004): A Review of Literature Exploring Factors Relating to
Crisis Pregnancy and Crisis Pregnancy Decision Making. Crisis Pregnancy
Agency Report No. 1. Dublin: Crisis Pregnancy Agency
O’Keeffe, S./McGrath, D./Smith, M. (2006): Crisis Pregnancy Agency
Statistical Report 2006: Teenage Pregnancy Data. Dublin: Crisis Pregnancy
Agency
Rundle, K./McGee, H./Layte, R. (2004): Irish Study of Contraception and
Crisis Pregnancy. A Survey of the General Population. Crisis Pregnancy
Agency report No. 7
BZgA FORUM 2–2007
41
Sexuelle und reproduktive Gesundheit.
Prävention ungewollter Schwangerschaften
und Schwangerschaftsabbrüche
in Norwegen
Mortalität und Morbidität von Müttern sind in Norwegen extrem gering. Das Gleiche
gilt für die Kindersterblichkeit. Im ganzen Land gibt es zahlreiche, leicht zugängliche
und gemeindenahe Angebote der Gesundheitsfürsorge für Mutter und Kind.
Die Autorin stellt die norwegischen Strategien zur Prävention ungewollter Teenagerschwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche vor.
Sichere Schwangerschaftsabbrüche
Seit 1979 haben Frauen in Norwegen bis zur 12. Schwangerschaftswoche bei entsprechendem Wunsch das Recht auf
einen Schwangerschaftsabbruch. Schwangerschaftsabbrüche
werden in öffentlichen Krankenhäusern durchgeführt und
von den Krankenkassen bezahlt. Die Frauen haben das
Recht auf eine qualifizierte Beratung. Nach der 12. Schwangerschaftswoche ist die Zustimmung eines medizinischen
Beirats notwendig.
Prävention ungewollter Schwangerschaften und
Schwangerschaftsabbrüche in Norwegen
Eine große Bandbreite von Maßnahmen zur Prävention
ungewollter Schwangerschaften begleitet das Gesetz zum
Schwangerschaftsabbruch. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat
die norwegische Regierung drei landesweite Aktionspläne
finanziert und durchgeführt. Die grundlegenden Ziele sind:
• Gewährleistung der sexuellen und reproduktiven
Rechte für die gesamte Bevölkerung,
• Senkung der Abbruchrate, vor allem bei Teenagern und
jungen Erwachsenen.
Strategien der Prävention – Empowerment
Schlüsselkonzepte der präventiven Arbeit in Norwegen sind
die Stärkung der Eigenverantwortung und die sexuelle Autonomie. Selbstbestimmung, Selbstvertrauen und Stolz auf
den eigenen Körper sowie die eigene Sexualität stehen im
Mittelpunkt. Junge Menschen sollen ermutigt werden, ihre
sexuelle und reproduktive Gesundheit selbst in die Hand zu
nehmen. Das Schlüsselprinzip ist: Alle Inhalte und Projekte
orientieren sich am jeweiligen Geschlecht, Alter und spezifischen kulturellen Hintergrund der Zielgruppen.
Strategien – konkrete Umsetzung
Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gehören:
• ein kontinuierlicher, offener Dialog mit jungen Menschen
zu allen Fragen der Sexualität,
42
BZgA FORUM 2–2007
• Vorbereitung von Jungen und Mädchen auf kompetente
Entscheidungen und Handlungen in sexuellen Situationen,
• leicht zugängliche Beratungsangebote und Verhütungsmittel,
• niedrigschwellige Angebote für eine qualifizierte Verhütungsberatung und geschlechtsspezifische Sexualerziehung
für Kinder und Jugendliche,
• kostenfreie Abgabe von Verhütungsmitteln an alle jungen
Menschen zwischen 16 und 19 Jahren,
• Präventionsarbeit als kontinuierlicher Prozess.
Erziehung und Beratung
Die Arbeit wird sowohl landesweit als auch vor Ort durchgeführt. Sexualerziehung ist an norwegischen Schulen
Pflicht und beginnt mit dem fünften Schuljahr. Norwegische
Studien zeigen, dass Teenager sich in allen Fragen der
Verhütung am ehesten von Angehörigen der Gesundheitsberufe beraten lassen. Eine entsprechende Information und
Beratung wird deshalb von allen Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge angeboten, die für die Betreuung junger
Menschen zuständig sind.
Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln
Sichere Verhütungsmittel sind für Jugendliche leicht
zugänglich:
• Junge Menschen können im ganzen Land bei den örtlichen
Gesundheitsdiensten Kontrazeptiva kostenfrei bekommen.
• Hormonelle Kontrazeptiva sind für Mädchen zwischen
16 und 19 Jahren ebenfalls kostenfrei verfügbar. Um den
Zugang möglichst niedrigschwellig zu halten, dürfen auch
Hebammen und Pflegekräfte mit spezieller Zusatzausbildung hormonelle Kontrazeptiva verschreiben.
• Seit dem Jahr 2000 sind Notfallkontrazeptiva in Norwegen
in allen Apotheken rezeptfrei erhältlich.
Geschlechtsspezifische Programme
Programme für Jungen
Da Jungen andere Informationskanäle nutzen und von anderen Arten der Information und Vorbereitung zu profitieren
scheinen, beschritten wir neue Wege, um sie noch gezielter
erreichen zu können. Verschiedene interaktive Informationsund Trainingsprogramme starteten in den vergangenen
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Jahren im Internet, über SMS und in Form von Computerspielen.
Programme für Mädchen
Eine Hauptstrategie, die für die meisten jungen Mädchen
besonders nützlich zu sein scheint, ist ein praxisorientiertes,
grundlegendes Selbstbewusstseinstraining. Wie man Grenzen zieht, wie man über den eigenen Körper bestimmt, wie
man lernt, sich in engen Beziehungen körperlich ebenso wie
verbal zu behaupten – all dies wird in einem Trainingsprogramm vermittelt, das im ganzen Land angeboten wird.
Lokale Peer-education-Angebote
für beide Geschlechter
Die jungen Menschen werden ermutigt, sich direkt in die
präventive Arbeit mit einzubringen. In vielen Orten richtete
man lokale Jugendgruppen ein, die von der landesweiten
Freiwilligenorganisation junger, auf sexuelle Themen
spezialisierter Medizinstudentinnen und -studenten geleitet
werden.
Einige wenige Projekte werden auch auf nationaler
Basis durchgeführt. So wird zum Beispiel eine Broschüre
über Safer Sex, die von einer örtlichen Gruppe von 15bis 16-jährigen Jungen entwickelt wurde, im ganzen Land
eingesetzt. Auch Jungen in Russland verwenden diese
Broschüre.
Ergebnisse
Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch
Mit Ausnahme des Jahres 2001 ging die allgemeine
Abbruchrate in den letzten zehn Jahren kontinuierlich
zurück.
• Seit dem Beginn der 1990er-Jahre sank die allgemeine
Schwangerschaftsabbruchrate in Norwegen um 19%.
2004 lag sie bei 12,6 pro 1000 Frauen.
• Bei der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen ging die
Abbruchrate von 1992 bis 2000 um insgesamt 24%
zurück; das Ausmaß des Rückgangs variiert in den einzelnen Landesteilen von 12% bis 31%. Seit 2002 ist eine
leichte Erhöhung zu verzeichnen.
• Bei der Abbruchrate bei Teenagern gab es einen dramatischen Rückgang von 20 Schwangerschaftsabbrüchen pro
1000 Mädchen im Jahr 2000 auf 13 pro 1000 Mädchen
im Jahr 2005 – die niedrigste Rate, die in dieser Altersgruppe je ermittelt wurde.
• Insgesamt ist bei den Teenagerschwangerschaften seit
1990 ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten.
Teenagergeburten sind ausgesprochen selten und machen
weniger als 5% der gesamten jährlichen Geburten aus. Das
Durchschnittsalter der norwegischen Frauen bei der Geburt
ihres ersten Kindes liegt bei 28 Jahren.
Abb. 1
Abb. 2
Schwangerschaftsabbrüche pro 1000 Frauen
1989/1999/2003 (Alter 15–19 Jahre)
Schwangerschaftsabbrüche pro 1000 Frauen
1989/1999/2003 (Alter 20–24 Jahre)
Dänemark
Dänemark
Finnland
Finnland
Island
Island
Norwegen
Norwegen
Schweden
Schweden
0
5
10
15
20
25
30
35
0
5
10
1989
1999
1989
1999
2003
2003
Quelle: Finn Egil Skjeldestad, Sintef Unimed 2004
15
20
25
30
35
Quelle: Finn Egil Skjeldestad, Sintef Unimed 2004
BZgA FORUM 2–2007
43
NORWEGEN
Gebrauch von Verhütungsmitteln
Der Gebrauch von Verhütungsmitteln hat in den letzten
fünf Jahren zugenommen. Die meisten Studien berichten
von einem häufigen Einsatz von Kontrazeptiva bei Teenagern in allen nordischen Ländern. Die Datenlage ist jedoch
nicht vollständig gesichert.
• Beim Gebrauch von Kondomen bei Jungen und jungen
Männern ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen.
• Einen definitiven Anstieg gibt es beim Einsatz hormoneller Kontrazeptiva bei Frauen aller Altersgruppen, vor allem
aber bei jungen Frauen, da diese Kontrazeptiva leicht
zugänglich sind und kostenfrei abgegeben werden. Die
Rate der jungen Mädchen, die diese Verhütungsmittel
benutzen, lag 2005 bei 588 pro 1000.
Schlussfolgerungen
und zukünftige Aufgaben
Die Ergebnisse aus Norwegen zeigen, dass eine gute Aufklärung nicht ausreicht, um die sexuelle Gesundheit junger
Menschen zu verbessern. Strategien zur Förderung der
sexuellen Gesundheit müssen auf einer ganzen Palette spezifischer Maßnahmen beruhen, die allesamt darauf abzielen, die sexuelle Autonomie zu stärken und den leichten
Zugang zu Verhütungsmitteln und entsprechenden Beratungsangeboten sicherzustellen. Die wichtigste Aufgabe in
den kommenden Jahren wird es sein, jungen Frauen die
gleichen Angebote zu machen wie Teenagern. Junge Frauen, die während ihrer Ausbildung häufig weit von ihrem
Heimatort entfernt leben, müssen heute erst ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufsuchen, um sich ein Rezept
für hormonelle Kontrazeptiva zu besorgen. Sowohl für
den Arzttermin als auch für die Kontrazeptiva müssen sie
außerdem selbst zahlen.
Ulla Leth Ollendorff
44
BZgA FORUM 2–2007
Ulla Leth Ollendorff ist Psychologin und
Senior Adviser beim Norwegian Directorate of Health. Seit 1994 ist sie mit der
Förderung der sexuellen Gesundheit in
Norwegen befasst. Sie publizierte in
verschiedenen norwegischen Zeitschriften
und ist Mitherausgeberin der „Nordic
Magazines“.
Kontakt:
Ulla Leth Ollendorff
seniorrådgiver
Sosial- og helsedirektoratet
Avdeling for miljø og helse
Pb 7000, St Olavs plass
0130 Oslo
Norwegen
Telefon +47 22 24 16 25 53
Telefax +47 22 24 16 30 01
ulo@shdir.no
Teenagerschwangerschaften in Island
In den vergangenen Jahrzehnten sanken zwar die Schwangerschaftsraten bei
isländischen Jugendlichen, sie sind aber im Vergleich mit den anderen nordischen
Ländern noch immer die höchsten. Im Rahmen einer allgemeinen „Geburtenfreudigkeit“ stoßen Teenagerschwangerschaften in der isländischen Gesellschaft
auf große Akzeptanz, andererseits regen sich immer häufiger auch kritische Stimmen.
Drei erklärende Faktoren für die vergleichsweise höheren Schwangerschaftsraten in
Island werden beschrieben: der kulturelle Kontext, die frühen sexuellen Erfahrungen
und der Mangel an altersgerechter Sexualberatung.
Isländische Jugendliche scheinen ihr sexuelles Debüt früher
zu erleben als ihre Altersgenossen in den anderen nordischen Ländern; gleichzeitig haben sie weniger Zugang zu
einer altersgerechten Sexualberatung. Entsprechende Studien
zeigen, dass sie bei der Suche nach Beratung zahlreiche
Hindernisse zu überwinden haben und zum Beratungsangebot widersprüchliche Aussagen erhalten. Nötig scheint daher
ein vereinfachter Zugang zu den verschiedenen Beratungsmöglichkeiten sowie zu kostengünstigen beziehungsweise
kostenfreien Verhütungsmitteln. Vor allem gilt es, neue
Wege zu einer sowohl qualifizierten als auch niedrigschwelligen Sexualberatung für junge Menschen zu finden, die
letztlich zu einem verantwortungsvolleren Sexualverhalten
in dieser Altersgruppe beitragen kann.
Einführung
Seit Jahrzehnten weist Island im Vergleich zu den anderen
nordischen Ländern (Dänemark, Finnland, Norwegen und
Schweden) die höchsten Schwangerschaftsraten bei Jugendlichen auf (Bender/Geirsson/Kosunen 2003a). Obwohl
die Raten von 70 pro 1000 in den Jahren 1976 bis 1980 auf
weniger als 40 pro 1000 in den Jahren 2001 bis 2004
zurückgingen (s. Abb. 1), ist selbst diese geringere Rate noch
immer beinahe doppelt so hoch wie etwa die entsprechende
Rate in Dänemark (s. Abb. 2) (Bender 2005a). Die hohen
isländischen Raten werfen mehrere Fragen auf: Wünschen
sich isländische Jugendliche eher eine Schwangerschaft?
Aufgrund der Ergebnisse einer landesweiten Studie lässt sich
sagen, dass eine große Mehrheit eine Schwangerschaft in
jungen Jahren nicht für erstrebenswert hält (Bender/
Kosunen 2005). Aber warum werden die Jugendlichen dann
häufig schwanger, wenn es nicht als wünschenswert gilt?
Gibt es in ihrem Umfeld etwas, das einem verantwortungsvollen Sexualverhalten entgegenwirkt? In diesem Artikel
werden zwei kontextuelle Faktoren beschrieben, die hier eine
Rolle spielen könnten: die isländische Kultur und das bestehende System von Gesundheitsdiensten im Bereich Sexualaufklärung und Familienplanung (sexual and reproductive
health services).
Teenagerschwangerschaften werden in der Literatur
übereinstimmend als multifaktoriell bedingt bezeichnet. Es
soll hier nicht versucht werden, alle diese Faktoren zu erklären; ein grundlegendes Verständnis ihrer Komplexität ist
dennoch wichtig.
Drei Arten von Faktoren sind hauptsächlich beteiligt
(Bender 2005a, b): erstens die Jugendlichen selbst (intraper-
Abb. 1
Fertilitäts-, Abbruch- und Schwangerschaftsraten pro 1000 der 15- bis 19-jährigen Frauen in Island, 1976–2004
70,0
60,0
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
1976 –1980
1981–1985
1986 –1990
1991–1995
1996 –2000
2001–2004
Fertilitätsraten
Schwangerschaftsabbruchraten
Schwangerschaftsraten
BZgA FORUM 2–2007
45
ISLAND
Abb. 2
Schwangerschaftsraten pro 1000 15- bis 19-jähriger Frauen in fünf nordischen Ländern, 1976–2002
70,0
60,0
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
1976 –1980
1981–1985
1986 –1990
1991–1995
1996 –2000
2001–2004
Island
Norwegen
Dänemark
Finnland
Schweden
sonale Faktoren), zweitens die Interaktionen der Jugendlichen mit ihren Bezugspersonen (interpersonale Faktoren)
und drittens die Gesellschaft als Ganze (extrapersonale Faktoren). Die intrapersonalen Faktoren beziehen sich auf den
sozioökonomischen Hintergrund des Individuums ebenso
wie auf seine kognitive und psychosoziale Reife, seine
Einstellungen und Überzeugungen, sein Wissen, seine Art
der Entscheidungsfindung und sein Verhalten (z.B. im
Umgang mit Sexualität und Verhütungsmitteln). Die interpersonalen Faktoren umfassen die Interaktionen sowie mögliche Einflüsse durch wichtige Bezugspersonen wie Eltern,
Freunde und Beziehungspartner. Die extrapersonalen Faktoren sind solche, die zur äußeren Umwelt gehören und zum
Beispiel mit kulturellen und gesellschaftlichen Normen,
öffentlichen Stellungnahmen, Sexualerziehung und Angeboten zur Sexualberatung zusammenhängen. Intra-, inter- und
extrapersonale Faktoren sind nicht leicht voneinander zu
trennen. Bei jedem Individuum sind sie auf vielfache Weise
miteinander vermischt. Außerdem sind zwei Ebenen der Entscheidungsfindung relevant. Die eine betrifft die Entscheidung, sexuell aktiv zu werden, die andere die Entscheidung,
Verhütungsmittel einzusetzen. In diesem Artikel werden wie
bereits gesagt drei Faktoren beleuchtet, die Island von den
anderen nordischen Ländern unterscheiden: erstens die
isländische Kultur, zweitens die frühe sexuelle Aktivität und
drittens der Mangel an jugendgemäßer Sexualberatung.
Kultureller Kontext
Das Gebären von Kindern genießt in der isländischen Kultur
von alters her hohe Wertschätzung. Die allgemeine Einstellung lautet: „Jedes Kind ist ein Segen“ (Blessun fylgir barni
hverju). Hohe Fertilitätsraten waren bis vor kurzem in Island
üblich und hielten sich dort sehr viel länger als in anderen
europäischen Ländern (etwa von 1960 bis 2000). Im Rahmen einer Studie in Island gaben rund 70% der befragten
Personen an, sich drei oder mehr Kinder zu wünschen, und
85% bezeichneten ein eigenes Kind als Voraussetzung für
das persönliche Glück (Gallup Iceland 1999). Auch unter
vielleicht nicht ganz optimalen Umständen Kinder zu bekommen, wird nicht als Unglück angesehen. Auch hier gilt
46
BZgA FORUM 2–2007
die weit verbreitete Einstellung „Die Dinge werden sich
schon von selbst regeln“ („Thetta reddast“). Die hinter dieser
Haltung stehende allgemeine Akzeptanz könnte zu den
relativ hohen Schwangerschaftsraten bei isländischen
Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten beigetragen
haben. Allerdings war es damals (von 1856 bis zu den frühen
1930er-Jahren) nicht üblich, dass isländische Mädchen schon
in jungen Jahren Kinder bekamen (s. Abb. 3).
Abbildung 3 zeigt, dass die Raten in den frühen 1930erJahren zu steigen begannen und in den 1960er- und frühen
1970er-Jahren ihren Höchststand erreichten (Statistics
Iceland 1997). Seitdem sind sie wieder gesunken (Bender
2005a). Die Einstellung zu frühen Schwangerschaften war in
den letzten Jahrzehnten in der isländischen Kultur im Allgemeinen eher von Akzeptanz geprägt, vor allem in bestimmten Regionen Islands, in denen Teenagerschwangerschaften
häufiger vorkamen (Bender 2005a). Gleichzeitig gibt es
allerdings auch Anzeichen der Nichtakzeptanz. Die akzeptierende Haltung scheint auf der Ansicht zu beruhen, dass
Kinder rasch erwachsen werden sollen, damit sie mitarbeiten
und so zum Überleben der Gemeinschaft beitragen können.
Diese Einstellung könnte besonders in solchen Gegenden
vorherrschend sein, in denen ein großer Teil des Einkommens auf der Fischindustrie basiert. Die nichtakzeptierende,
eher städtische Sichtweise andererseits stellt die Bedürfnisse
der jungen Mädchen nach einer individuellen Entwicklung
und einer fundierten Ausbildung vor der Familiengründung
mit dem Ziel in den Vordergrund, die Zukunftsperspektive
der jungen Frauen zu verbessern. Interviews, die die Autorin
dieses Artikels mit jungen Müttern führte, ergaben, dass sie
häufig negative Reaktionen und missbilligende Kommentare
zu hören bekamen – Ausdruck einer fehlenden Akzeptanz
früher Schwangerschaft (Sveinsdottir/Gudmundsdottir
2000).
Frühe sexuelle Kontakte
Die vorläufigen Ergebnisse der letzten beiden Studien über
die sexuellen Aktivitäten isländischer Jugendlicher zeigen,
dass 2006 deutlich mehr Mädchen und Jungen als noch
zehn Jahre zuvor angaben, bei ihrem sexuellen Debüt 15 Jah-
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
Abb. 3
Fertilitätsraten pro 1000 junger isländischer Frauen (≤ 20 Jahre), 1856–2004
90.0
80.0
70,0
60,0
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
1856
bis
1865
1866
bis
1875
1876
bis
1885
1886
bis
1895
1896
bis
1905
1906
bis
1915
1916
bis
1925
re oder jünger gewesen zu sein (Mädchen: 66% 2006 und
54% 1996; Jungen: 54% 2006 und 45% 1996; Bender
2002; Bjarnason et al. 2006). Eine frühere Studie (1996)
über 17- bis 20-jährige Jugendliche ergab, dass das Durchschnittsalter bei der ersten sexuellen Erfahrung bei den sexuell Aktiven (n=1405) bei 15,4 Jahren lag und dass zwischen
beiden Geschlechtern kein signifikanter Unterschied bestand
(Bender 1999; 2004). Dieser Studie zufolge nehmen
isländische Jugendliche früher sexuelle Beziehungen auf als
ihre Altergenossen in benachbarten Ländern wie Norwegen
und Schweden, wo das Durchschnittsalter beim ersten sexuellen Kontakt im gleichen Zeitraum bei 17 bis 18 Jahren lag
(Kraft 1991; Weinberg et al. 1995). Wichtig ist hier, dass
mehreren Studien zufolge frühe sexuelle Kontakte mit
riskanten Verhaltensweisen wie Rauchen, Alkohol trinken
und nachlässigem Umgang mit Verhütungsmitteln verbunden sein können (Mårdh et al. 2000; Manning et al. 2000;
Mott et al. 1996; Rosenthal et al. 1999). Eine landesweite
Studie in Island (1996) ergab, dass ein höheres Alter beim
ersten sexuellen Kontakt bei Mädchen mit einem vermehrten
Einsatz von Verhütungsmitteln verbunden war. Mädchen,
die mit 15 oder 16 Jahren den ersten Geschlechtsverkehr
hatten, setzten mit mehr als zweimal so hoher Wahrscheinlichkeit Verhütungsmittel ein als Mädchen, die beim ersten
Geschlechtsverkehr 14 Jahre und jünger waren. Waren die
Mädchen beim ersten Geschlechtsverkehr gar 17 Jahre und
älter, war die Wahrscheinlichkeit sogar fünfmal so hoch
(Bender/Kosunen 2005).
Beratungsangebote
Jahrelang waren die isländischen Gesundheitsbehörden eher
zurückhaltend, was die Einrichtung von Sexual- und Familienplanungsberatungsstellen anging; zudem gab es keinen
entsprechenden Aktionsplan. Im letzten Schwangerschaftsabbruchgesetz aus dem Jahre 1975 (Log um radgjof
Nr. 25/1975) wird die Bereitstellung von Sexualberatung für
alle im Rahmen der medizinischen Grundversorgung und in
den Krankenhäusern als Ziel genannt. Der präventive
Schwerpunkt wurde jedoch nur in sehr geringem Maße umgesetzt. Obwohl die Schwangerschaftsraten bei jungen
1926
bis
1935
1936
bis
1945
1946
bis
1955
1956
bis
1965
1966
bis
1975
1976
bis
1985
1986
bis
1995
1996
bis
2004
Mädchen in Island im Vergleich zu denen der anderen
nordischen Länder deutlich höher lagen, wurden Schwangerschaften bei Jugendlichen nicht als gesellschaftliches
Problem wahrgenommen. Möglicherweise ging man davon
aus, dass junge Mütter aufgrund des traditionell sehr engen
Familienzusammenhalts in Island bei ihren Angehörigen
ausreichende Unterstützung finden. Dieses Nichterkennen
eines gesellschaftlichen Problems stand insbesondere der
Entwicklung speziell auf die Bedürfnisse junger Menschen
zugeschnittener Programme zur Prävention von Teenagerschwangerschaften und zur gezielten Unterstützung sehr
junger Mütter im Weg. Erst 2001 wurden frühe Schwangerschaften erstmals in der isländischen Geschichte im Rahmen
eines nationalen Gesundheitsplans thematisiert. Gleichzeitig
formulierte man das Ziel, die Zahl der Teenagerschwangerschaften bis zum Jahr 2010 um 50% zu senken (Ministry
of Health and Social Security 2001). Infolge der in den
nordischen Ländern in den frühen 1970er-Jahren eingeführten Schwangerschaftsabbruchgesetze wurde die Bedeutung
der Prävention betont und eine verbesserte Sexualaufklärung
und Sexualberatung für junge Menschen angestrebt. In
Schweden etwa bezog man Hebammen in diesen Prozess
mit ein und erleichterte so den Zugang zu den präventiven
Angeboten. Gleichzeitig subventionierte man Verhütungsmittel und gab sie günstig oder vollkommen kostenfrei an
Jugendliche ab. In Island dagegen wurde auf präventive
Initiativen weniger Wert gelegt und damit die Entwicklung
einer jugendgemäßen Sexual- und Familienplanungsberatung versäumt. Hinzu kommt, dass junge Menschen bis
heute die Kosten für die von ihnen verwendeten Kontrazeptiva in voller Höhe selbst tragen müssen.
Das erste speziell für Jugendliche gedachte Angebot im
Rahmen der medizinischen Grundversorgung wurde 1999
in Akureyri im Norden Islands eingerichtet, später folgten
weitere Beratungsstellen in der Region um Reykjavik. Das
Vorsorgeangebot war breit gefasst, es schloss Fragen der
Sexualität und Verhütung ebenso mit ein wie auch andere
Aspekte körperlicher und seelischer Gesundheit. Von Anfang
an hatte es jedoch erhebliche Einschränkungen wie beispielsweise sehr reduzierte Öffnungszeiten (eine Stunde pro
Woche) gegeben. Außerdem mangelte es an einer regelmäßigen finanziellen Unterstützung für die Beratungsstellen.
BZgA FORUM 2–2007
47
ISLAND
2000 ermöglichten der Director of Public Health in Island
und die Icelandic Medicines Control Agency die direkte
Bereitstellung von Notfallkontrazeptiva durch isländische
Apotheken. Seit 2002 gibt es im Rahmen der medizinischen
Grundversorgung in der Region Reykjavik Beratungsangebote, die sich gezielt an 14- bis 18-jährige Jugendliche richten.
Sowohl in Gesundheitszentren und in Krankenhäusern als
auch in weiterführenden Schulen wird nun verstärkt auf
diese Angebote hingewiesen (Primary Health Care 2002).
Auch wenn dies positive Signale sind, sind sie bei weitem
nicht ausreichend. Es werden mehr Angebote gebraucht, und
es muss wesentlich mehr zur Absicherung ihrer Qualität
getan werden.
Innerhalb des isländischen Gesundheitssystems gelten die
Allgemeinärztinnen und -ärzte in der medizinischen Grundversorgung als Ansprechpersonen für die Verschreibung von
Kontrazeptiva. Entsprechende Studien zeigen jedoch, dass
junge Menschen erst viele Hürden überwinden müssen, um
dieses Angebot tatsächlich wahrnehmen zu können (Bender
2000; 2003b). Die Betroffenen berichteten zum Beispiel von
Schwierigkeiten, überhaupt einen Termin zu bekommen.
War ihnen dies schließlich doch gelungen, kam es nicht selten zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Interaktion
zwischen Klientin/Klient und Berater oder Beraterin. Viele
Jugendliche äußerten sich zudem sehr besorgt hinsichtlich
der Vertraulichkeit der Beratung. Vor allem der erste Besuch
wurde als schwierig empfunden. Die Jugendlichen machten
sich Sorgen, was ihr Gegenüber wohl über sie denken
mochte, und waren sich unsicher, welche Hilfe sie im Einzelnen erwarten konnten. Manche empfanden Arzt oder
Ärztin als wenig verständnisvoll und berichteten davon, keine
Gelegenheit bekommen zu haben, selbst Fragen zu stellen.
Manchen von ihnen wurde die Verschreibung von Kontrazeptiva sogar völlig verweigert, ohne dass andere Verhütungsmethoden besprochen oder empfohlen wurden. Außerdem
erhielten sie widersprüchliche Angaben über das gesetzliche
Mindestalter bei der Verschreibung von Kontrazeptiva sowie
das dafür erforderliche Einverständnis der Eltern. Einige
dachten, das gesetzliche Mindestalter liege bei 18 Jahren,
während andere ganz anderslautende Informationen
bekamen. Manchen Jugendlichen wurde auch gesagt, dazu
sei das Einverständnis der Eltern nötig. Tatsächlich gibt es
keine gesetzliche Regelung dieser Art in Island, die Verschreibung von Kontrazeptiva ist einzig und allein eine ärztliche Entscheidung. Alle diese Hemmnisse hängen mit
intrapersonalen Faktoren (Fragen der eigenen Identität, der
Unerfahrenheit usw.) der Jugendlichen, größtenteils jedoch
mit extrapersonalen Faktoren (Ausführung und Qualität der
bestehenden Angebote) zusammen. Diese extrapersonalen
Faktoren können zum Beispiel durch die Schulung der
beteiligten Fachkräfte und eine verbesserte Organisation
gezielt verändert werden.
Die Ergebnisse einer landesweiten Studie aus dem Jahre
1996 sowie einer weiteren Studie aus dem Frühjahr 2007
über junge Menschen, die die einzige organisierte Sprechstunde für sexuell übertragbare Krankheiten in Reykjavik
aufsuchten, zeigen, dass Jugendliche sich Beratungsstellen
mit großzügigen Öffnungszeiten wünschen, in denen
freundliche Menschen sie vertraulich beraten (Bender 1999;
Hafsteinsdottir/Ingvarsdottir 2007). Gezielte Studien
haben außerdem ergeben, dass Jugendliche darüber hinaus
auch gerne eine Beratung innerhalb der Schulen (für 16- bis
20-Jährige) hätten, dass für sie jedoch von ausschlaggebender
Wichtigkeit ist, wie diese Beratung organisiert ist. Ein sehr
48
BZgA FORUM 2–2007
bedeutender Aspekt ist für sie die Qualität. Sie wünschen
sich eine freundliche, verständnis- und respektvolle Beratung
in verständlicher Sprache, ohne jede Vorverurteilung und
ohne befürchten zu müssen, dass ihr Gegenüber von dem,
was sie sagen oder getan haben, schockiert sein könnte.
Zukunftsperspektiven
Die Prävention im Arbeitsbereich reproduktiver und sexueller Gesundheit hat in Island einen klaren gesetzlichen
Rahmen (Log um radgjof Nr. 25/1975). In den Strategien
des Ministeriums für Gesundheit und Soziales (Ministry of
Health and Social Security 2001) und der für die medizinische Grundversorgung in der Region Reykjavik zuständigen Behörde (Primary Health Care 2002) wird der Fokus
auf Prävention gerichtet. Das Manko beider Stellungnahmen
besteht darin, dass sie von keinem Aktionsplan begleitet
werden. Es gibt keine konkreten Vorstellungen über die für
die qualifizierte Beratung von Jugendlichen nötige Schulung
der beteiligten Fachleute und keine Überlegungen dazu, wie
die Angebote so organisiert werden können, dass sie leichter
zugänglich und attraktiver sind. Derzeit bekommen Jugendliche nur schwer einen Beratungstermin und machen die
Erfahrung mangelnder Beratungsqualität. Die hier präsentierten Daten zeigen, dass es einigen der beteiligten Fachleute an Motivation für den Umgang mit jungen Menschen
zu fehlen scheint. Darüber hinaus sind die gegebenen
Ratschläge oft widersprüchlich. Der Mangel an Motivation
und entsprechender Schulung als Voraussetzung für ein
qualifiziertes Beratungsangebot muss gezielt angegangen
werden. Schließlich sollten die Jugendlichen nicht diejenigen
sein, die unter den bestehenden Defiziten leiden müssen.
Eine Lösung könnte darin bestehen, andere Fachkräfte einzubeziehen, die von ihrer Ausbildung her (z.B. in den Bereichen der Prävention und Gesundheitsförderung) einen
anderen Hintergrund haben und sich im Hinblick auf die
benötigten Angebote als motivierter erweisen könnten.
Pflegekräfte und Hebammen zu schulen und in die präventive Sexualberatung einzubeziehen, könnte ein erster Schritt
sein, um den Zugang zu den Beratungsangeboten zu
vereinfachen und deren Qualität zu steigern.
Sóley S. Bender
TEENAGERSCHWANGERSCHAFTEN INTERNATIONAL
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Behavior, 24:409–437
Sóley S. Bender, RN, PhD, lehrt seit 1985
zu Themen der sexuellen Gesundheit an
der University of Iceland, Faculty of
Nursing. Sie ist Dekanin der Faculty of
Nursing sowie Director of Research and
Development for Sexual and Reproductive
Health an der University of Iceland und
am Landspitali-University Hospital. Ihr
Forschungsschwerpunkt ist die Förderung
der sexuellen Gesundheit.
Kontakt:
Sóley S. Bender, RN, PhD
Faculty of Nursing, University of Iceland
Eirberg, Eiriksgata 34, 101 Reykjavik
Telefon +354 5 25 49 80
Mobil +354 8 63 43 14
ssb@hi.is
www.hi.is/~ssb/
BZgA FORUM 2–2007
49
Infothek
BROSCHÜREN
Pränataldiagnostik
Die Broschüre der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. zur Pränataldiagnostik, über
die wir in FORUM 1/2007 ausführlich
berichtet haben, liegt vor. Die 48-seitige, von der BZgA geförderte Publikation informiert über vorgeburtliche
Untersuchungen, beantwortet viele
wichtige Fragen und zeigt vor allem
auf, was die verschiedenen Beratungsangebote im Kontext der Pränataldiagnostik leisten können.
Eine tabellarische Übersicht im
Anhang zeigt wie, warum und wann
die einzelnen pränataldiagnostischen
Verfahren angewandt werden, was
genau sie ermitteln (können) und was
es jeweils zu bedenken gibt.
Bestelladresse:
BZgA
51101 Köln
order@bzga.de
www.bzga.de
Best.-Nr. 13625300
Informationspaket
zur Prävention von Schwangerschaften bei Minderjährigen
Das Informationspaket der BZgA
beinhaltet eine Stellungnahme der
BZgA zu Teenagerschwangerschaften
in Deutschland, häufig gestellte Fragen
zum Thema „Schwangerschaften
Minderjähriger“, einen Sonderdruck
„Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen
Frauen“, einen weiteren Sonderdruck
der Materialliste der BZgA, die vorliegende Ausgabe 2/2007 der Zeitschrift
Forum Sexualaufklärung und Familienplanung zum Thema „Teenagerschwangerschaften international“, die Studie
„Jugendsexualität 2006“ sowie einen
Flyer zur Broschüre „Komm auf Tour“.
Das Informationspaket richtet sich an
50
BZgA FORUM 2–2007
Beratungskräfte und wird kostenlos
abgegeben (maximal fünf Exemplare).
Die Bausteine können über die
Homepage www.sexualaufklaerung.de
auch einzeln und zum Teil englischsprachig bestellt werden.
Bestelladresse:
BZgA
51101 Köln
order@bzga.de
www.bzga.de
Best.-Nr. 13050000
Migration und
öffentliche Gesundheit
Die BZgA gibt vierteljährlich eine
Druckversion des Informationsdienstes
„Migration und öffentliche Gesundheit“
heraus, der auch im Internet ständig
aktualisiert zur Verfügung steht. Er ist
aus dem gleichnamigen Arbeitskreis
hervorgegangen (vgl. Beitrag von Dorothea Grieger in FORUM 3/2006), der
vom Büro der Integrationsbeauftragten
der Bundesregierung koordiniert wird.
Auf je einer DIN-A4-Seite werden
Veröffentlichungen, Projekte, Termine,
Tagungen, Fortbildungen etc. vorgestellt. Die Redaktion freut sich über Beiträge und Bestellungen.
Kontakt:
T/S/Text und Service
Infodienst Migration
Horst Heinemann
Postfach 23 02 72
45070 Essen
TextServ@web.de
www.textundservice.de
www.infobrief-migration.de
Telefax (0 20 54) 9 35 79 46
Frauenrat
Der Informationsdienst des Deutschen
Frauenrates berichtet in Ausgabe
1/2007 unter anderem über Lebensentwürfe 12- bis 29-Jähriger in Deutschland. Der Schwerpunkt des Heftes liegt
auf den Themen Bildung und Beruf,
unter anderem geht es um Einstellungen von Mädchen zu Beruf und Familie, Mädchenbildung, Hochbegabung,
Girl’s day, junge Mütter zwischen Kind
und Beruf und die besondere Situation
von Teenagermüttern. International
werden die Folgen der Ein-Kind-Politik
in China („China gehen die Mädchen
aus“) und der Kampf gegen Menschenhandel in Albanien thematisiert.
Das Magazin erscheint sechsmal im
Jahr und kostet im Abonnement 23,52
Euro inklusive Versandkosten.
Bestelladresse:
Deutscher Frauenrat
Axel-Springer-Straße 54 a
10117 Berlin
Telefon (0 30) 20 45 69-0
Telefax (0 30) 20 45 69-44
kontakt@frauenrat.de
www.frauenrat.de
Deine Sexualität –
deine Rechte
„Können meine Eltern mir verbieten,
mit meiner Freundin zu schlafen?“,
„Was mache ich, wenn ich glaube,
schwanger zu sein?“, „Kann ich
die Pille bekommen, ohne dass meine
Eltern davon erfahren?“ – auf diese
Fragen gibt eine neue Broschüre
des pro familia-Bundesverbands
Auskunft.
In „Deine Sexualität – deine Rechte“
geht es um das Recht Jugendlicher,
Sexualität unabhängig von Herkunft,
Religion und Hautfarbe zu leben, über
Verhütungsmittel informiert zu werden
und sie zu nutzen. Zu den Rechten
gehört auch, vertraulich beraten, medizinisch betreut und vor sexuell übertragbaren Krankheiten geschützt zu
werden. Hierzu gibt es Adressen und
Hilfeangebote.
Um möglichst praxisnah an die
alltäglichen Fragen bezüglich Sexualität
und Partnerschaft anzuknüpfen, wurden Jugendliche beim Erstellen der
Broschüre, die kostenlos angefordert
werden kann, mit einbezogen.
INFOTHEK
Bestelladresse:
pro familia-Bundesverband
Stresemannallee 3
60596 Frankfurt
Telefon (0 69) 63 90 02
www.profamilia.de
Verein Pfiffigunde e.V.
Telefon (0 71 31) 16 61 78
Telefax (0 71 31) 77 29 22
info@pfiffigunde-hn.de
„Liebe verdient Respekt –
Sevgi Saygiya Deger“
Präventionspaket Zwangsheirat
Die Menschenrechtsorganisation
„Terre des Femmes“ hat einen Flyer
und Postkarten entwickelt, die
Mädchen mit Migrationshintergrund
ermutigen sollen, bei einer drohenden
Zwangsheirat oder einer Heiratsverschleppung ins Ausland eine der
aufgeführten Beratungseinrichtungen
zu kontaktieren. Der Flyer mit dem
Titel „Wer entscheidet, wen du heiratest?“ enthält wichtige Verhaltensregeln
und auch eine Notfallnummer des
Auswärtigen Amtes.
Die Postkarten mit zwei verschiedenen Motiven für Jugendliche zu den
Themen „Ehre“ und „Zwangsheirat“
sind in deutscher, arabischer, albanischer, persischer und türkischer
Sprache erhältlich. 100 Flyer kosten
4,90 Euro, 10 Postkarten 1,00 Euro
zuzüglich Versandkosten.
Bestelladresse:
Terre des Femmes
Menschenrechte für die Frau e.V.
Konrad-Adenauer-Straße 40
72070 Tübingen
www.frauenrechte.de
vertrieb@frauenrechte.de
Und wo bleibe ich?
Eltern im Spannungsfeld
sexuellen Missbrauchs
Diese wohl einmalige Broschüre ist
zur Unterstützung für Eltern gedacht,
deren Kinder einem sexuellen Missbrauchsdelikt zum Opfer gefallen sind.
Da die meisten dieser Straftaten im
engeren sozialen Umfeld geschehen,
ist dem Aspekt „Familiendynamik“ ein
ausführliches Kapitel gewidmet, das
betroffene Eltern stärken und ermutigen soll, auch innerfamiliärem Druck
zu widerstehen, um das Kind wirkungsvoll zu schützen. Gefühle wie Angst,
Scham, Wut und Schuld werden behandelt, der Umgang mit Behörden und
vieles mehr. Die 52-seitige Broschüre
kann für 2 Euro zuzüglich Versandkosten bestellt werden.
Bestelladresse:
Fachberatungsstelle bei sexuellem
Missbrauch und sexualisierter Gewalt
Dieses 68-seitige zweisprachige Heft
fasst die wichtigsten Informationen
rund um das Thema Homosexualität
und Coming-out zusammen: Ursachen,
Vorurteile, Religion, HIV/AIDS, Kultur,
Geschichte, Politik, Eltern, zudem
Adressen, Hilfsangebote und Tipps. Es
ist als Wegweiser für junge Schwule,
Lesben und ihre Angehörigen gedacht
und enthält sämtliche Texte in
deutscher und türkischer Sprache.
Herausgeber ist der Lesben- und
Schwulenverband Deutschland e.V.
(LSVD) Berlin-Brandenburg.
Bestelladresse:
LSVD-Zentrum MILES
Telefon (0 30) 22 50 22 15
miles@lsvd.de
www.miles.lsvd.de
BÜCHER
Volle Fahrt voraus.
Schwule und Lesben mit
Behinderung
Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung erzählen in diesem Lesebuch von Thomas Rattay und dem Jugendnetzwerk Lambda e.V. von ihrem
Leben.
Dem Buch liegt ein Interviewprojekt
zugrunde, in dem 18 Frauen und
Männer von ihrem Leben mit Behinderung und zugleich von ihrer Homosexualität und der Zeit des Coming-outs
berichten. Die persönlichen Lebenserfahrungen, die individuellen Umgangsweisen mit Problemen, Sehnsüchten
und Hoffnungen des Alltags, ergeben
eine Vielfalt eindrucksvoller Porträts.
Ein umfangreicher Adress-, Literatur- und Medienteil findet sich im
Anhang.
„Volle Fahrt voraus“ ist 2007 im
Querverlag erschienen, umfasst
188 Seiten und kostet 14,90 Euro.
Bezug:
Im Buchhandel
ZEITSCHRIFTEN
Balanceakte.
Psychische Grenzerfahrungen
von Mädchen und jungen Frauen
Die neue Ausgabe der bundesweit
erscheinenden Fachzeitschrift „Betrifft
Mädchen“ beschäftigt sich mit der
Bedeutung und Auswirkung von
psychischen Grenzerfahrungen in der
pädagogischen Arbeit mit Mädchen.
Die Beiträge vermitteln Fachwissen
über psychische Belastungen von Mädchen und jungen Frauen und stellen
Praxisbeispiele für die Arbeit mit
betroffenen Mädchen vor. In dem Heft
befinden sich unter anderem Beiträge
zu folgenden Themen: Psychische
Problematiken und Krisen von Kindern
und Jugendlichen im Geschlechtervergleich, Selbstverletzung als Bewältigungshandeln junger Frauen, Magersucht als Grenzerfahrung, Depressionen im Kindes- und Jugendalter aus
geschlechtsspezifischer Perspektive,
Arbeit mit traumatisierten Kindern und
Jugendlichen, Behandlungsgruppen
für Mädchen mit Borderline-Tendenz.
Herausgeberin ist die LAG Mädchenarbeit in NRW e.V. (lag@maedchen
arbeit-nrw.de, www.maedchenarbeitnrw.de).
Bestelladresse:
Juventa Verlag
Telefon (0 62 01) 90 20 13
steinmetz@juventa.de
www.juventa.de
NEWSLETTER
Frauen. Männer.
Gleichberechtigung
Im aktuellen Newsletter 03/2007
des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend
(BMFSFJ) wird über den nationalen
Integrationsplan der Bundesregierung
informiert, der unter anderem darauf
zielt, die Lebenssituation von Frauen
und Mädchen mit Migrationshintergrund zu verbessern und hier Gleichberechtigung zu verwirklichen. Das
BMFSFJ fördert in diesem Zusammenhang Projekte im Umfang von 70
Millionen Euro, unter anderem im
Bereich der frühen Sprachförderung
und der Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements von, für und mit
Migrantinnen und Migranten. Den
BZgA FORUM 2–2007
51
INFOTHEK
wichtigsten Beitrag sieht Bundesministerin Ursula von der Leyen aber
in der Unterstützung der Integration
von Frauen und Mädchen mit
Migrationshintergrund, etwa durch ein
gefördertes Mentoring-Programm für
Schülerinnen und Schüler sowie
Studierende. Ein weiteres Thema ist
etwa das Engagement des Ministeriums
für die Gleichstellung der Frauen bei
Löhnen und Gehältern, wie sie die EUKommission fordert.
Bezug:
www.bmfsfj.de/Kategorien/Service/new
sletter-abo.html
STUDIEN
Studie über „Abstinence-onlyPogramme“ in den USA
Die an öffentlichen Schulen in den
USA durchgeführten „Abstinence-onlyProgramme“ zur Propagierung sexueller Enthaltsamkeit vor der Ehe, die in
der Regel jede Form von Sexualkundeunterricht und Aufklärung über den
Gebrauch von Verhütungsmitteln ersetzen, wurden hierzulande häufig kritisiert. Sie geraten nun durch eine
Langzeitstudie des Mathematica Policy
Institute unter Druck, die keinerlei
Anhaltspunkte dafür fand, dass die
Enthaltsamkeitslehre den Beginn der
sexuellen Aktivität von Teenagern verzögert. Zudem ist die Zahl der Teenagerschwangerschaften bereits seit
1991, vor dem Start dieser Programme,
rückläufig, aber gerade in Texas, wo
das Abstinenzprogramm besonders
intensiv durchgeführt wird, sinken die
Schwangerschaftsraten am wenigsten,
wie Auswertungen der Regierungsstatistiken zeigen.
Eine Kurzfassung der Ergebnisse
kann auf der Homepage des Instituts
nachgelesen werden.
Kontakt:
www.mathematica-mpr.com/
publications/PDF.s/
impactabstinenceEs.pdf
52
BZgA FORUM 2–2007
FORTBILDUNGEN
Integrative berufsbegleitende
Weiterbildung „Sexualpädagogik
und Familienplanung“
Im Oktober 2007 startet Kurs 5 des
berufsbegleitenden integrativen
Studiengangs „Sexualpädagogik und
Familienplanung“ an der Hochschule
Merseburg. Die Hochschule bietet ein
deutschlandweit einmaliges, theoretisch
und praktisch ausgerichtetes Studienangebot im Feld der anwendungsorientierten Sexualwissenschaften. Sowohl
Professorinnen und Professoren der
Hochschule als auch ausgewiesene externe Expertinnen und Experten stehen
den Studierenden zu grundlegenden,
aktuellen und interessengeleiteten
Themenschwerpunkten zur Verfügung.
Das Studium qualifiziert zur Arbeit in
Schwangerschaftsberatungsstellen nach
dem SchKG wie auch zur Arbeit in vielfältigen anderen Themenfeldern und ist
für Berufstätige in den Bereichen Sozialpädagogik, Psychologie, Erziehung,
Pädagogik, Medizin, Krankenpflege etc.
geeignet. Für das Masterstudium gibt
es spezielle Zugangsvoraussetzungen
(Hochschulabschluss – Näheres siehe
Studienordnung). Es berechtigt zur
Zulassung zum höheren Dienst und
zur Promotion.
Der gebührenpflichtige Studiengang
beginnt bereits am 19. 10. 2007.
Kontakt:
Silke Ait-Kaki
Telefon (0 34 61) 46 12 00
silke.ait-kaki@hs-merseburg.de
Prof. Dr. Ulrike Busch
ulrike.busch@hs-merseburg.de.
www.sexpaed.de
www.hs-merseburg.de
Studiengang MA Gender Studies
in Bielefeld
Zum Wintersemester 2007/08 startet
der viersemestrige Masterstudiengang
„Gender Studies – Interdisziplinäre
Forschung und Anwendung“ an der
Universität Bielefeld. Mit Schwerpunkten in den Themenfeldern „Sozialisation, Bildung und Interkulturalität“,
„Arbeit und Organisation“, „Körper und
Gesundheit“ sowie „Transnationalisierung und Demokratisierung“ bündelt
und vernetzt der Studiengang die vielfältigen Aktivitäten im Bereich der
Geschlechterforschung an der Universität Bielefeld.
Der Studiengang bereitet auf die
Übernahme wissenschaftlicher Nachwuchspositionen an Hochschulen und
Forschungseinrichtungen vor und
befähigt zur Übernahme von Positionen
in öffentlichen und politischen Einrichtungen, in der Privatwirtschaft, in NichtRegierungsorganisationen und in Verbänden. Der Erwerb der Fähigkeit zur
Analyse und Reflexion der Geschlechterverhältnisse in professionellen Kontexten qualifiziert die Absolventinnen und
Absolventen für vielfältige Tätigkeitsfelder, unter anderem in den Bereichen
Bildung und Weiterbildung, Politik und
Verwaltung, Medien und Kultur, Public
Health, Soziale Arbeit und Sport.
Informationen:
http://www.uni-bielefeld.de/
genderstudies
Fokus Sexualpädagogik –
Supervision für sexualpädagogisch
Tätige
Die Sexualpädagogik ist ein vergleichsweise neuer Arbeitsbereich innerhalb
der Schwangerschaftsberatung, der in
den vergangenen Jahren zunehmend an
Bedeutung gewonnen hat. Viele Beraterinnen bieten inzwischen Projekte für
Schulklassen, Mädchengruppen etc. zu
den Themenfeldern Sexualität, Verhütung und Beziehung an. Das Anforderungsprofil unterscheidet sich dabei in
vielen Punkten von dem der Beratungsarbeit. Neben fachlichem Know-how,
etwa zu Jugendsexualität, Verhütung
und Fruchtbarkeit, ist gruppenpädagogisches und methodisches Wissen
sowie die Auseinandersetzung mit der
eigenen Rolle im Kontakt mit den
Jugendlichen erforderlich.
Neben explizit supervisorischen
Fragestellungen sind auch Elemente
von Fachberatung und kollegialem Austausch vorgesehen. In einer kleinen
Gruppe (8 bis max. 10 Personen)
können ganz spezifische sach- und
personenbezogene Themen bearbeitet
werden.
Die Veranstaltung findet am 10. und
11. Oktober in Dortmund statt. Die Kosten betragen inkl. Unterkunft und Verpflegung zwischen 60 und 120 Euro.
Informationen:
Sozialdienst katholischer Frauen
– Zentrale e. V. –
Referat Frauen und Familien
Gisela Pingen-Rainer
Agnes-Neuhaus-Straße 5
Telefon (02 31) 55 70 26-34
Telefax (02 31) 55 70 26-60
INFOTHEK
TAGUNGEN
Babysimulatoren in der
pädagogischen Praxis
Seit einigen Jahren greift die pädagogische Praxis auf computergestützte
Babysimulatoren zurück, um in
schulischen und außerschulischen
Zusammenhängen Mutterschaft oder
Elternschaft als Lebensentwurf zu
thematisieren. Mit der unabhängigen
Evaluationsstudie „Lebensplanung mit
dem Babysimulator – Konzepte, Umsetzungen und Reichweite eines sexualpädagogischen Präventionskonzeptes
(für Mädchen)“ liegen nun Befunde zur
pädagogischen Arbeit mit Babysimulatoren für Deutschland vor. Die Ergebnisse der Studie werden im Rahmen
einer Fachtagung am 12. September
2007 in der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg von Anke Spies, der
Autorin der Studie, präsentiert.
Informationen:
http://www.uni-oldenburg.de/
babysimulatoren/
Es geht ums Ganze, Constanze!
Am 20. Oktober 2007 findet ein Frauenkongress des FrauenMädchenNetz
NRW und der Friedrich-Ebert-Stiftung
in Bonn statt.
Was berührt Frauen und Mädchen?
Was begehren sie? Was bewegt sie?
Der Kongress bietet ein Forum, Bilanz
zu ziehen und attraktive Perspektiven
für die frauen- und mädchenpolitische
Arbeit zu entwickeln.
Themen der Fachforen sind:
„Frauen in der Waagschale – Recht
und Gerechtigkeit“, „Nicht Mangel
sondern Fülle – Zukunft der Bildung
und Arbeit für Frauen“, „Wer nicht
träumt … Macht ist die Möglichkeit zu
handeln“, „Immer in Bewegung –
schneller, schöner, total gesund?“
Die Veranstalter laden Pädagoginnen, Fachfrauen und Interessierte
aus der Mädchenarbeit dazu ein, sich
am Kongress zu beteiligen. Der
Kongress bietet auch die Möglichkeit,
eine Verbindung zwischen Mädchenund Frauenarbeit herzustellen.
Weitere Informationen:
www.frauenmaedchennetz-nrw.de oder
www.maedchenarbeit-nrw.de
Frauensachen –
Konferenz für Frauen mit
Behinderung
Vom 9. bis 11. November 2007 veranstaltet der Bundesverband für Körperund Mehrfachbehinderte e.V. in
Rheinsberg eine Frauenkonferenz als
Auftakt eines neuen Projekts für
Frauen und Männer mit Behinderung
mit dem Titel „Frauen sind anders –
Männer auch“. Ziel ist es, Konzepte zur
geschlechterspezifischen Arbeit mit
behinderten Frauen und Männern zu
entwickeln und zu erproben. Am
30. November und 1. Dezember wird es
in einer Folgeveranstaltung dieser
Reihe in Kassel um die Männer gehen:
„Neue Konzepte braucht der Mann!“
Kontakt und Information:
Bundesverband für Körper- und
Mehrfachbehinderte e.V.
Brehmstraße 5–7
40239 Düsseldorf
Projektbereich Frauen
Anne Ott
Anne.ott@bvkm.de
Projektbereich Männer
Fabian Schwarz
Fabian-schwarz@bvkm.de
Telefon (02 11) 6 40 04-21
www.bvkm.de
INTERNET
FORUM online
Eine neue Online-Version des FORUM
Sexualaufklärung und Familienplanung
bietet einen Überblick über Medien,
Projekte und Maßnahmen zur Sexualaufklärung und Familienplanung.
Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher
Untersuchungen und Evaluationen
werden vorgestellt. Alle Ausgaben der
Zeitschrift FORUM seit 1996 sind hier
zu finden: Insgesamt stehen über 1000
Artikel im Volltext zur Verfügung.
FORUM online bietet selbstverständlich
eine Schlagwortsuchfunktion, zahlreiche Links, die unter anderem das
Bestellen vereinfachen sowie eine Autorendatenbank mit Anschriften und
Kurzbiografien.
Kontakt:
www.forum.sexualaufklaerung.de
BZgA FORUM 2–2007
53
INHALT
Berichte
3
FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung
Eine Schriftenreihe der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA),
Abteilung Sexualaufklärung,
Verhütung und Familienplanung
Ostmerheimer Straße 220
51109 Köln
12
Teenagerschwangerschaften in Deutschland.
Studienergebnisse zu Risikofaktoren und Verhütungsfehlern
bei Schwangerschaften minderjähriger Frauen
Karin Block, Silja Matthiesen
18
Angebote und Hilfebedarf für minderjährige Schwangere
und Mütter in Berlin und Brandenburg.
Ergebnisse einer Expertenbefragung
Monika Häußler-Sczepan, Sabine Wienholz
25
„Schwanger unter 18“.
Ein neues Internetangebot der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
Petra Otto, Mechthild Paul
29
Geburtenraten minderjähriger Mädchen in Europa.
Trends und Determinanten
Osmo Kontula
34
Teenagerschwangerschaften in Irland
Stephanie O’Keeffe, Mary Smith
42
Sexuelle und reproduktive Gesundheit.
Prävention ungewollter Schwangerschaften und
Schwangerschaftsabbrüche in Norwegen
Ulla Leth Ollendorff
45
Teenagerschwangerschaften in Island
Sóley S. Bender
www.sexualaufklaerung.de
Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme
Forum Sexualaufklärung: Informationsdienst
der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung/BZgA
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung, Abteilung Sexualaufklärung,
Verhütung und Familienplanung – Köln: BZgA
Erscheint jährlich dreimal.
Aufnahme nach 1996,I
ISSN 1431-4282
Konzeption:
Abteilung Sexualaufklärung, Verhütung
und Familienplanung
Verantwortlich:
Monika Hünert
Text und Redaktion:
Heike Lauer, Frankfurt
Übersetzungen aus dem Englischen:
Irmela Erckenbrecht, Nörten-Hardenberg
Layout und Satz:
Dietmar Burger, Berlin
Druck: Moeker/Merkur, Köln
Auflage: 1./30./9.07
FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung
2–2007 ist kostenlos erhältlich unter der
Bestelladresse
BZgA, 51101 Köln
Best.-Nr. 13 32 92 06
order@bzga.de
Alle Rechte vorbehalten.
Namentlich gekennzeichnete oder mit einem
Kürzel versehene Artikel geben nicht in jedem
Fall die Meinung der Herausgeberin wieder.
Diese Zeitschrift wird von der BZgA kostenlos
abgegeben. Sie ist nicht zum Weiterverkauf durch
die Empfängerin/den Empfänger oder Dritte
bestimmt.
Minderjährige Schwangere in Deutschland.
Statistische Daten zu Schwangerschaftsabbrüchen
und Geburten
Evelyn Laue
Infothek
51
Broschüren, Bücher, Zeitschriften, Newsletter, Studien,
Fortbildungen, Tagungen, Internet
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