08. Juni – 14. Juni 2001
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08. Juni – 14. Juni 2001
PROMISA NEC ASPERA CURANS WOCHENZEITUNG FÜR POLITIK, WIRTSCHAFT, GESELLSCHAFT UND KULTUR Nr. 23 08. Juni – 14. Juni 2001 WOCHENZEITUNG FÜR POLITIK, WIRTSCHAFT, GESELLSCHAFT UND KULTUR Nr. 23 R 97 * 8. – 14. Juni 2001 Pesetas 200 * Deutschland DM 5 * Österreich ÖS 35 * Schweiz SFR 5 Boris Becker will Finca verkaufen: Zu viele Erinnerungen an Babs Experten schätzen den Kaufpreis auf zehn Millionen Mark / Weiter Streit um Baulizenz Boris Becker hat sich entschieden: „Dieses Haus brauche ich nicht mehr“, sagte der ehemalige Tennisprofi in einem Interview mit der Bild am Sonntag. Die Ankündigung kam nicht überraschend, denn seit Becker das Landgut bei Artá gekauft hatte, veränderte sich einiges – in seinem Leben und auf Mallorca: „Es leben zu viele Erinnerungen in dem Haus“, erklärte der Deutsche den Entschluß. Ohne Frau und Kinder „ist das Anwesen einfach zu groß.“ Ihm reiche zur Zeit eine Drei-Zimmer-Wohnung. Zu den privaten Problemen kommen die end- losen Querelen um Beckers Baugenehmigung: Weil der Star trotz mehrfacher Verwarnungen auf seinem Grundstück eine viel größere Fläche als erlaubt bebaut hatte, drohen ihm jetzt der Zwangsabriß einiger Gebäudeteile und ein hohes Bußgeld. Immobilienexperten schät- zen den Wert des Landguts trotzdem auf zehn Millionen Mark. Leicht dürfte der Verkauf aber nicht fallen, denn die Häuser von Prominenten ziehen statt seriöser Käufer vor allem Neugierige an, die den einstigen Wohnsitz ihres Idols aus nächster Nähe betrachten wollen. Seite 10 Politik Vier Waldbrände an einem Tag Home Story: Kakteenzüchter Eckhard Priemer Kulinarische Wanderungen: Durch die Gärten der Alfabia Thema: Kunterbunte Körperkunst Auto: Volvo Cross Country Gesellschaft Einstand für den neuen deutschen Pfarrer Día & Noche Er hatte sich schon immer eine Auslandsgemeinde gewünscht: Monsignore Robert Kramer erzählt über die Gefahren im Insel-Paradies, deutsche Sozialfälle und die Modernisierung der Kirche. Offizielle Meinungen des Vatikans sieht der Seelsorger mitunter überraschend differenziert. Seite 14 Highlight der Woche: Liedermacher Daniel Hygiénico Ibiza-Special: DJ Timo Maas legt im Amnesia auf Nachtausgabe Mallorca: Klaviertalent David Gómez Alle Termine im Überblick: Agenda, TV-Programm, Kino Sport Mode & Beauty Modetrends: Neue Taschen von Etienne Aigner Stars modeln fürs Versandhaus Feel Good: Tai-Chi – Der sanfte Kampfsport Dariusz Michalczewskis Ratschläge für Residenten Kultur Italienische Harlekins in der Fundación Kühn Der Maler Cándido Ballester und seine Tochter, die Bildhauerin Maria Isabel, stellen in der Kunststiftung des Immobilienmaklers Matthias Kühn aus. Thema der Ausstellung sind die italienischen Figuren Harlekin, Pantaleon und Colombina. Seite 91 ISSN: 1575 - 5169 9 771575 516005 Auf einer Luxusyacht genossen Ralf Schumacher und seine Verlobte Cora Brinkmann die schönsten Buchten von Mallorca und Ibiza. Danach gab es im Hafen von Puerto Portals ein Treffen mit Manager Willi Weber. Doch die Erholungsphase war kurz: An diesem Wochenende steht der Rennfahrer im kanadischen Montreal wieder am Start. Seite 20 Lifestyle & Service Haus & Ambiente Großalarm für die Feuerwehr: Gleich vier Waldbrände mußten die Löschzüge auf Mallorca und Ibiza innerhalb von 24 Stunden bekämpfen. Dutzende Hektar Waldgebiet fielen den Flammen zum Opfer. In mindestens einem Fall geht die Polizei von Brandstiftung aus. Seite 9 Im Interview erzählt Boxweltmeister Dariusz Michalczewski, daß er eine Wohnung auf Mallorca sucht. Weil der in Deutschland lebende Pole die Schwierigkeiten des Ausländerdaseins kennt, gibt er den nordeuropäischen Inselbewohnern einige gutgemeinte Ratschläge. Seite 75 Ralf Schumacher und seine Verlobte in Puerto Portals Heike Makatsch in Paguera Mit ihrem erotischen und gleichzeitig selbstbewußten Auftreten veränderte Heike Makatsch das Bild der emanzipierten Frau mehr als jeder andere Fernsehstar. Doch aus der frechen Göre ist eine erwachsene Frau geworden: Die Schauspielerin mit den großen Augen feiert in Kürze ihren dreißigsten Geburtstag. Auf Mallorca hat Makatsch vor einigen Tagen die Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm „Die Affäre Semmeling“ beendet. Foto: Leidig/defd/milchstrasse Gemeinsam mit Dieter Wedel feierte sie bis zum Morgengrauen. / Seiten 3, 22, 23 Golf & Nautik Die VIP-Karte für Golfer Tips für den Gebrauchtbootkauf Energieversorger warnen vor neuen Stromausfällen Mallorcas Mietwagenkönig gefesselt und ausgeraubt Erdgaspipeline vom Festland nach Mallorca geplant Die Täter sind mit 36 Millionen Pesetas geflüchtet „In keiner spanischen Region steigt der Strombedarf so schnell wie auf den Balearen“, weiß Teresa Estevan, Sprecherin der Energiebehörde CNS. Mallorcas Stromversorger Gesa erwartet in diesem Sommer deshalb wieder zahlreiche Stromausfälle. Denn wenn das Thermometer auf über 30 Grad Celsius ansteigt, muß das betagte Elektrizitätswerk von Al- cudia binnen Minuten zusätzliche Energie in das Stromnetz einspeisen. Geht beim Hochfahren der Turbinen etwas schief, bricht die Stromversorgung zusammen. Abhilfe soll eine 180 Kilometer lange Erdgaspipeline vom Festland nach Mallorca schaffen. Erst dann könnten die vier Inselkraftwerke auf die erforderliche Kapazität ausgebaut werden. Seite 9 Die Fußmassage endete nicht so, wie es sich Hasso Schützendorf vorgestellt hatte: Zwei bewaffnete Männer drangen am vergangenen Donnerstag gegen 22.30 Uhr in seine Luxusvilla bei Valldemossa ein. Im Schlafzimmer überraschten sie den Multimillionär mit seiner 22jährigen „Krankenschwester“. Die deutschsprachigen Täter zwangen den Unternehmer zur Herausgabe von Bargeld und Wertgegenständen, fesselten ihn und flüchteten mit einer Beute im Wert von 36 Millionen Pesetas. Der Überfall kam für Mallorcas Mietwagenkönig nicht unerwartet: Seit vielen Jahren hatte Schützendorf schon davon gesprochen, daß er in ständiger Angst vor Überfällen lebte. Seite 8 Panorama 2 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Der springende Punkt Inhalt MEINUNG Rechtsstaat: 18.000 illegale Hotelbetten sind unübersehbar........................................ 4 MITTELMEER-REGION Elf-Skandal: Frankreichs Ex-Außenminister muß ins Gefängnis................................. 5 SPANIEN Baskenland-Wahlen: Das Ende der Eiszeit....................................................................7 Manipulation: Regierung mißbraucht Meinungsumfragen............................................7 BALEAREN Elektrizität: Im Sommer drohen erneut Sromausfälle................................................... 9 Umwelt: Fäkalienalarm in Ca’n Pastilla......................................................................11 Immobilien: Finca-Eigentümer lehnen Naturpark ab.................................................. 12 GESELLSCHAFT Einstand: Der neue deutsche Pfarrer stellt sich vor.....................................................14 Ralf Schumacher: Kurzurlaub auf der Luxusyacht..................................................... 20 Film-Party: Dieter Wedel feiert Drehschluß................................................................ 22 HAUS & AMBIENTE Homestory: Eckhard Priemers Kakteen-Garten.......................................................... 25 Auto: Volvo Cross Country – Geländetauglich und schnell........................................29 Bauen & Wohnen: Beton – Besser als sein Ruf............................................................30 Thema: Kunterbunte Körperkunst mit Henna-Tattoos ...............................................36 DIA & NOCHE Highlight der Woche: Mallorcas Liedermacher Daniel Hygiénico...............................39 Ibiza-Special: Madonna steht auf ihn – DJ Timo Maas...............................................40 Nachtausgabe Mallorca: Pianist David Gómez spielt in Palma...................................41 Kino: „Pearl Harbor“ – Herz statt Historie..................................................................43 Web for Fun: Mumien zur Adoption freigegeben .......................................................44 Essen und Trinken: Im Casa Karlos essen nicht nur Tennisstars................................. 45 TV-Programm: .............................................................................................................46 Wanderung: Durch die Gärten der Alfabia..................................................................48 MODE & BEAUTY Mode: Phantasievolle Taschen-Kollektion von Etienne Aigner..................................57 Trends: Deutsche Promis im Versandhauskatalog...................................................... 58 Wellness: Tai Chi – Der sanfte Kampfsport aus China...............................................60 GOLF & NAUTIK Green-Fees: VIP-Karte bietet 30 Prozent Ermäßigung...............................................67 Gebrauchte Yachten: Schnäppchen mit Risiko............................................................ 69 SPORT Mit dem Kamel nach Mallorca Wenn das Mittelmeer verdunstet: Eine Zukunftsvision aus dem Jahr 2054 D er Sommer naht. Wir befinden uns ein paar Jahre unserer Zeit voraus im Mittelmeerraum, und die Erderwärmung hat zu jährlichen Durchschnittstemperaturen von etwa 45 Grad Celsius geführt. Auf den mallorquinischen Fincas hat man schon seit einigen Jahren auf Kamelzucht umgesattelt, und auch in Palmas Innenstadt werden die mächtigen Wüstenschiffe vor die Touristenkutschen gespannt. Hans-Joachim Bratmops sitzt ein wenig verkatert in der Lobby seines Altstadthotels und wartet auf seinen Kumpel Gregor Pansen. Ein Kellner aus der Bar kommt auf ihn zu: „Soll ich Ihnen ein neues Kühlaggregat für die Badehose bringen, Señor? Die Temperaturen sollen zur Mittagszeit auf ungefähr 62 Grad steigen.“ „Vielen Dank, Pablo“, antwortet Bratmops, „aber ich habe mir gerade ein neues in die Tasche gesteckt. Wenn du mir vielleicht ein Glas Wasser besorgen könntest?“ – „Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß der Preis für einen Liter Wasser gestern auf 50 Euro gestiegen ist.“ – „Na, da trinke ich vielleicht besser ein Glas Benzin. Das ist wenigstens ein bißchen billiger.“ – Nachdem er den dritten Drink zu sich genommen hat, glaubt er, die erste Fata Morgana an diesem Tag zu erblicken. Es handelt sich allerdings lediglich um seinen Kumpel Gregor Pansen. Er trägt ein TuaregGewand und scheint sich auch sonst auf höhere Temperaturen eingestellt Boxen: Dariusz Michalczewski im Interview............................................................. 75 Real Mallorca: Wer wird der neue Trainer?................................................................. 75 WIRTSCHAFT fen hat. Kurz: Es ist eine Affenhitze! Das Flimmern der Luft macht eine Orientierung in den Straßen der Hauptstadt Mallorcas fast unmöglich. Doch die Freunde kennen den Weg zum Strand auswendig. Der einstige Yachthafen Club Náutico hat sich zu einem riesigen Parkplatz gemausert. Wo früher die Boote dümpelten, steht nun ein Auto neben dem anderen im feinen, trockenen Meeresboden. Einige Fischer laufen an den beiden deutschen Touristen vorbei, in Richtung Horizont. Sie sind unterwegs, um Stockfische zu sammeln, die bereits gepökelt am Strand liegen. „Wie breit ist denn der Strand mittlerweile?“ fragt Gregor Pansen seinen Kumpel. Hans-Joachim Bratmops zuckt mit den Schultern: „Keine Ahnung, es kommen jedes Jahr ein paar hundert Meter hinzu.“ Die beiden Urlauber mieten sich ein paar Kamele im alten Hafenbecken und machen sich auf in die sandige Wüstenei. Einige Surfer auf mit Rädern versehenen Brettern rasen vergnügt an ihnen vorbei, und in einiger Entfernung kann man einen kleinen Buggy flitzen sehen, der sich von einem großen Lenkdrachen über den Staub ziehen läßt. Endlich flirrt in der Ferne das Ziel der Reise, ein kleiner See, genannt Mittelmeer. Sie erreichen ihn schweißgebadet und lassen ihre Reittiere im Schatten eines großen Schildes rasten, auf dem in mächtigen Lettern steht: Hier entsteht in Kürze die neue Autobahn Mallorca – Barcelona. Dirk Schmitt zu haben. Eine gekühlte Migränebrille ziert sein Gesicht, und seine Füße stecken in mit Eiswürfeln gefüllten Sektkübeln. „Willst du so an den Strand?“ fragt ihn sein Freund. „Gestern habe ich ungefähr 20 Prozent meiner Schuhsohlen auf dem Vorplatz der Kathedrale von Palma eingebüßt, da sie nach nur zehn Schritten angefangen haben zu schmelzen.“ – „Ich trage einfach Schuhe mit Ledersohle“, schlaumeiert Hans-Joachim Bratmops. „Als ich sie gekauft habe, waren sie noch medium, jetzt, nach gut zwei Wochen, sind sie well done.“ Als sie einige Minuten später vor der Tür ihres Hotels stehen, hat sich die angekündigte Temperatur auf satte 68 Grad Celsius erhöht. Auf einem Baum in der Nähe des Eingangs sitzt ein Brathähnchen, das den Flug in den Schatten verschla- Wetter am Wochenende N Justiz: Streit um die Verhandlungsfähigkeit von Ignacio López................................ 77 Börse: Der Flughafen Frankfurt will expandieren......................................................78 15 KULTUR 18 Ausstellung: Spektakuläre Halbakte von Willi Kissmer............................................. 90 Premiere: Die „accents“ inszenieren ein neues Musical.............................................91 STANDARD 15 Impressum:....................................................................................................................4 Telefon-Nummern: Die wichtigsten Kontakte im Überblick....................................... 74 Das andere Hotel: Mallorca für Genießer und Entdecker............................................ 92 Sterne und Kreuzworträtsel: ........................................................................................94 17 12 15 15 Anzeigenrubriken Arbeitsmarkt...................................Bolsa de trabajo ......................................................86 Auto & Motor ..................................Vehículos y Motor ....................................................26 Bildung & Ausbildung......................Educación y Formación ............................................38 Das andere Hotel ............................Hoteles con encanto ................................................95 Gesundheit .....................................Salud .....................................................................71 Handwerk & Service .......................Servicios técnicos....................................................35 Immobilienmarkt ............................Mercado inmobiliario ...............................................80 Immobilienmarkt / Vermietung........Alquileres ...............................................................84 Inneneinrichtung.............................Decoración / Interiorismo .........................................62 Kapital & Geld.................................Capital y Dinero.......................................................89 Küche & Keller................................Cocina y Bodega .....................................................35 Kunst & Antiquitäten .......................Arte y Antigüedades.................................................50 Mode ..............................................Moda .....................................................................56 Nautik.............................................Náutica ..................................................................66 Recht & Steuern .............................Derecho .................................................................87 Rendez-Vous ..................................Amistades ..............................................................52 Second Hand Markt ........................Compras ................................................................35 Telefon, Web, Design .......................Teléfono, Web y Diseño ............................................52 Tiermarkt........................................Animales domésticos ...............................................68 Tischreservierung ...........................Reservá de mesa ....................................................21 Transport & Verkehr ........................Transporte y Tráfico. ................................................55 Unterhaltung...................................Diversión ................................................................70 23 27 28 21 28 31 Vorschau Balearen Freitag, 08.06. Sonne, Temperaturen bis zu 31 Grad, frischer Wind aus Südost mit drei Beaufort Samstag, 09.06. Sonne, Temperaturen bis zu 32 Grad, nachts starke Abkühlung auf 16 Grad, abflauende Winde Sonntag, 08.06. Bewölkt mit einzelnen Schauern, tagsüber 31 Grad, nachts 15 Grad, schwachwindig Vorschau international Berlin.................Regen .......................17°C Hamburg ...........Regen .......................16°C Frankfurt............stark bewölkt ............20°C München ...........wolkig. ......................20°C Athen.................sonnig.......................26°C Lissabon ...........sonnig.......................28°C London..............stark bewölkt ............19°C Mailand .............wolkig .......................24°C Moskau .............stark bewölkt ............20°C Paris ..................stark bewölkt ............20°C Rom ..................sonnig.......................24°C Stockholm.........wolkig .......................18°C Zürich ................unbeständig................2°C Die Seite Drei Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 3 Die freche Göre wird erwachsen Schauspielerin Heike Makatsch über ihren 30. Geburtstag, Kinderwünsche und Dreharbeiten auf Mallorca Ihre großen Augen sorgten bei einer ganzen Generation deutscher Teenager für schlaflose Nächte. Doch Heike Makatsch faszinierte auch die Frauen und prägte mit ihrem erotischen und gleichzeitig selbstbewußten Auftreten eine neue Form der Emanzipation. Auf Mallorca hat die Schauspielerin und Moderatorin gerade die Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm „Die Affäre Semmeling“ abgeschlossen. Von Silke Reinhold Palma Kurier: Mit Ihrer intelligenten und frechen Art veränderten Sie das Bild der emanzipierten Frauen mehr als jeder andere Fernsehstar. In den 90er Jahren galten Sie als Symbol für die deutsche Girlie-Bewegung. War es schwer, den Ruf der ewigen Jugendlichen loszuwerden? Heike Makatsch: Meine Zeit als freche Göre ist jetzt schon über sieben Jahre vorbei. Natürlich wird man älter, niemand bleibt ewig ein Teenager, und das ist ja auch gut so. Der Übergang hat eigentlich ganz gut funktioniert. Bei „Semmeling“ habe ich jetzt erstmals eine für mich sehr neue Rolle als Mutter und Lehrerin gespielt. Aber man wird ja auch nicht jünger, und deshalb ist es an der Zeit, mal reifere Rollen anzunehmen. Kurier: Das Girlie als Hausfrau? Makatsch: Meine Rolle ist durchaus emanzipiert. Nur weil man Kinder hat, muß man ja nicht seine Träume aufgeben. Es fiel mir nicht schwer, mich in die Rolle hineinzuversetzen. Kurier: Jetzt werden Sie dreißig. Ist das ein Moment, wo man sich einmal Gedanken über eine eigene Familie macht? Makatsch: Niemand möchte immer ein kleines Mädchen bleiben und ich auch nicht. Natürlich denke ich wie jede Frau, die ehrlich ist, auch daran, wie es weitergehen soll. Es ist überraschenderweise nicht so, daß es mich erschreckt, dreißig zu werden. Ich möchte demnächst auch einmal Familie und Kinder haben, aber nicht sofort. Ich habe ja auch noch Zeit. Kurier: Man sagt, daß Dieter Wedel ein sehr strenger Regisseur ist, wie haben Sie sich mit ihm verstanden? Makatsch: Sehr gut eigentlich. Sicher ist er ein anspruchsvoller Regisseur, und man hat ja auch schon viel darüber gehört, wie hart er mit seinen Schauspielern umgehen soll. Aber ich fand ihn eigentlich immer sehr gut gelaunt und sehr freundlich. Als Schauspielerin habe ich aus der Arbeit mit ihm sehr viel mitgenommen und enorm dazugelernt. Es war ein sehr schöne Zusammenarbeit. Kurier: Sie sind über ihre Arbeit bei dem Musiksender Viva zum Film gekommen und haben nie eine Schauspielschule besucht. Bringt Ihnen das manchmal Nachteile? Makatsch: Ich arbeite jetzt schon sieben Jahre als Schauspielerin. Mit Sicherheit habe ich bewiesen, was ich kann. Die fehlende Ausbildung stört heute niemanden mehr. Kurier: Gestern hatten Sie den letzten Drehtag auf Mallorca. Wer- Heike Makatsch: „Nur weil man Kinder hat, muß man nicht seine Träume aufgeben“ den sie die Insel vermissen? Makatsch: Ich bin erstmal froh, daß der Film im Kasten ist. Nach 14 Monaten Drehzeit habe ich auch Lust, mal wieder etwas anderes zu machen. Ich komme seit Jahren nach Mallorca und verbringe jeden Sommer viel Zeit in Deyá. Ich mag die Insel sehr gern. Aber das ganze Jahr auf der Insel zu verbringen, ständig Sommer und Sonne, wäre mir dann doch zu warm. Kurier: Sie haben ihren privaten Wohnsitz nach London verlegt. Warum? Makatsch: Nach London hat mich die Liebe verschlagen, nicht das Wetter. Ich bin zu meinem Freund Daniel Craig gezogen. Kurier Was sind ihren nächsten Projekte? Makatsch Ich werde jetzt erst mal drei Monate Urlaub machen. Ende des Jahres drehe ich dann noch Mit knalligen Haarfarben, schrägen Klamotten und dem burschikosen Auftreten in ihren Programmen bei dem Musikkanal Viva und Bravo TV wurde Heike Makatsch zur Ikone der Girlie-Bewegung und Identifikationsfigur unzähliger Teenager. erhielt sie den Bayerischen Filmpreis. katsch brach ihr Studium der Politik und Soziologie in Düsseldorf nach dem vierten Semester ab: „Ich wollte Resultate sehen, kreativ sein.“ Sie fing eine Schneiderlehre an, wurde aber dann für das Fernsehen entdeckt. Den Sprung ins Filmgeschäft schaffte sie ohne professionelle Ausbildung. Für ihre erste Rolle als lispelnde Maren in „Männerpension“ Auch negative Kritiken für den zweiten Film „Obsession“ konnten ihre Filmkarriere nicht stoppen: In „Bin ich schön“, „Die Häupter meiner Lieben“, „Schloß Gripsholm“ und zuletzt „Ein göttlicher Job“ stellte sie ihre Fähigkeiten deutlich unter Beweis. Die Tochter des ehemaligen Eishockey-Nationalspielers Rainer Ma- Erholsame Anonymität genießt Makatsch bei ihrem Freund in London, wo sie zur Zeit in einem kleinen Einzimmerapartment lebt. Foto: Leidig/defd/milchstrasse zwei Filme, deren Drehbücher mir sehr gut gefallen. Kurier: Sagen Sie uns auch, wie die Filme heißen werden? Makatsch: Tut mir leid, die Verträge sind noch nicht unterschrieben, und deshalb darf ich auch noch nicht mehr verraten. Ansonsten kriege ich Ärger mit den Regisseuren. Makatsch In dem Kinofilm „Männerpension“ haben Sie auch vor der Kamera gesungen. Der Song „Stand by your man“ wurde zum Hit. Könnten sie sich auch vorstellen, einmal die Kamera gegen ein Mikrofon einzutauschen? Makatsch: Ich mache gerne Musik, solange das mit meinem Beruf in Verbindung steht. Hauptberuflich auf der Bühne zu stehen, könnte ich mir aber niemals vorstellen. Dazu gefällt mir die Schauspielerei viel zu gut. Meinung 4 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Impressum Redaktion und Verlag Redacción y Administración Palma Kurier Calle San Cayetano, 4 07012 Palma de Mallorca Redaktion/ Redacción 971 21 32 01 Anzeigen/ Publicidad 971 21 32 02 Verlag/Editora 971 21 32 11 Fax 971 21 32 12 Info Service 971 21 32 00 E-Mail info@palmakurier.com Internet www.palmakurier.com Herausgeber / Consejero Delegado Timm D. Esser Chefredakteur / Director Clemens Heidel Chef vom Dienst / Ressortchef Layout Frank Wannenwetsch Systemchef: Hans-Jürgen Ufer Anzeigen-Koordination: Annie Feron Bildbearbeitung: Stefan Schwartze Lokalchef Andreas John Ressortchefin Gesellschaft Anja Finke Redaktion Maricruz Arroyas, Karl-Heinz Eiferle, Andreas Frahm, Frank Martin, Rosa Ortega Sánchez, Birgit van de Sand, Ana Vara de Rey Autoren Falk Bickel, Bernd Ewert, Faik Giese, Hans G. Kellner, Dr. Brigitte Lucke, Ana Menéndez, Wolfgang Müller, André Ohren, Renate Pentzien, José Mª Quiroga, Dr. A. Reichmann, Silke Reinhold, Michael Schultheiß, Friedhelm Schwarz, Brunhild SeelerHerzog, Wolfgang Winter Lektorat Birgit Schebsdau Fotografie Gori Vicens, Klaus Primke Grafik Rolf Siebert, Britta Wehrmann. Illustration: Miriam Bauer, Dirk Schmitt, Antonio Denga Anzeigen/Publicidad Anzeigenleitung / Directora de Publicidad Andrea Zadow E-Mail: andrea@palmakurier.com Office Manager: Yvonne Stier. Kundenservice: Carol Castilla, Rokaia Isa Kundenberater/Asesores Comerciales: Büro/Oficina Palma Germán Blanco Büro/Oficina Puerto de Andratx Betina Nissen Plaza Nova, L. 4, Puerto de Andratx Tel/Fax 971 67 25 67 E-Mail: betinanissenpk@2001.es Mallorca Nord/Norte Michael Pott Tel. 619 72 59 56 Mallorca Südosten/Sureste Gabriele Schmidt Tel. 607 79 04 04 Büro/Oficina Barcelona Ana Mamarbachi Tel. 93 30 20 523 Fax 93 30 24 060 Plaza Duque de Medinaceli 4, entlo 6 08002 Barcelona Verlag/ Editora Editora Hispano-Alemana, S.L. Palma de Mallorca Geschäftsführung: Timm Dietmar Esser Verwaltung/Controlling: Michael Wagner, Mónica Cabrero, Ana Mateu CIF B 07940026 ISSN 1575-5169 © Palma Kurier © Spanien Kurier © Insel Kurier Depósito legal PM 1417-1999 Vertrieb: Distribuidora Rotger SA, Palma Reproduktion: Omni, Palma Druck/Impresión: Rey Sol SA Avda. 16 de Julio, 75, Palma Illustration: Miriam Bauer 18.000 illegale Betten sind unübersehbar 18.000 camas ilegales delante de las narices Spanien im Wandel: Rechtsstaat setzt sich durch Viva España! Se impone el Estado de Derecho Von Clemens Heidel Por Clemens Heidel etzt ist das Geschrei groß: 50 Hoclubs in Palmas Altstadt waren seit tels auf den Balearen haben keine zwanzig Jahren und länger geöffBetriebslizenz. Die Herbergen net, bis sie plötzlich wegen fehlenmit insgesamt 18.000 Betten sind seit der Lizenzen geschlossen wurden. Jahrzehnten geöffnet, und niemand Ähnlich erging es Yachtclubs, Bauhat jemals etwas bemerkt. ern oder Einzelhändlern. Auf MalWie konnten Polizei und Steuerlorca fehlte früher fast jedermann fahnder diese illeirgend eine Lizenz. galen Geschäfte so Die Wahrheit ist: Die Beamten lange übersehen? Die Ämter hatten die schauten lieber Bürger jahrelang zum Schließlich ist die Insel überschaubar, und weg, statt scheinbar Gesetzesbruch genöbei den Hotels hantigt, denn die Behördelt es sich nicht um sinnlose Lizenzen denmühlen mahlten in versteckte Pensionen Spanien bis vor kurzu erteilen im Hinterland, sonzem noch unendlich dern um große, in Reisekatalogen langsam. Die Beamten schauten beworbene Häuser. lieber weg, anstatt sich die Mühe Der Beobachter aus Nordeuropa zu machen, vermeintlich überflüswundert sich immer wieder über sige Genehmigungen auszustellen. die späten Entdeckungen der BeErst jetzt, 25 Jahre nach Francos hörden. Doch das Szenario ist beTod, hat sich der Rechtsstaat auch kannt: Auch die Bars und Nachtin der Exekutive durchgesetzt. Ahora todos ponen el grito en el de Palma estuvieron funcionando ducielo: 50 hoteles de Baleares carecen rante más de veinte años hasta que, de de licencia. Estos establecimientos, pronto, tuvieron que cerrar por falta con un total de 18.000 camas, llevan de licencia. La misma historia es aplidécadas abiertos sin que nadie lo cable a los clubs náuticos, los agriculhaya notado. tores o los pequeños empresarios. A ¿Cómo pudo la policía pasar por todo el mundo le ha faltado alguna alto durante tanto tiemvez algún tipo de licencia po la existencia de Los funcionaros en Mallorca. estos ilegales negoLa verdad sea dicha: cios? Al fin y al cabo, han preferido hacer Los ciudadanos han estaMallorca se expone a la vista gorda a do saltándose las leyes a la luz del día y en este la torera durante años por caso, no se trata de pe- conceder licencias la negligencia de las adqueñas pensiones en el ministraciones, ya que superfluas interior de la isla, sino las cosas de palacio van de enormes edificios anunciados en despacio. Los funcionarios han prefecatálogos de viajes. rido hacer la vista gorda a tomarse la Estos tardíos descubrimientos de molestia de encargarse de unos permilas instituciones locales siempre sorsos que parecen estar de más. Sólo prenden a los visitantes. Pero el esceahora, 25 años después de la muerte nario ya era conocido: También mude Franco, el Estado de Derecho cochos bares y pubs del casco antiguo mienza a reinar en el ejecutivo. J Freitag, 8. Juni 2001 Mittelmeer-Region Palma Kurier 5 Elf-Skandal: Ex-Minister muß ins Gefängnis Überraschendes Urteil: Haftstrafen für hochrangige französische Politiker und Wirtschaftsbosse Vier Jahre muß Frankreichs ExAußenminister Roland Dumas ins Gefängnis. Der Prozeß um den Elf-Schmiergeldskandal könnte in die Geschichte eingehen: Dank juristischer Raffinesse gelang es zwei Pariser Richterinnen erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg, ein kriminelles Regierungsmitglied zur Rechenschaft zu ziehen. Von Dorothea Hahn Paris – „Schuldig.“ Das Urteil des Strafgerichtes trifft einen der einst höchsten Repräsentanten des französischen Staates. Es fiel exemplarisch aus. Roland Dumas (78), früher Außenminister, dann Präsident des Verfassungsrates, wurde gestern wegen „Mißbrauch von Unternehmensvermögen“ zu 30 Monaten Gefängnis – davon 24 auf Bewährung – und zu einer Geldstrafe von einer Million Franc verurteilt. Zahlreiche CDU-Politiker dürften erleichtert sein: Elf-Geldbote Alfred Sirven schweigt weiterhin Hohe Gefängnisstrafen erhielten auch drei weitere der insgesamt sieben Angeklagten im allerersten ElfProzeß. Die schwerste trifft Alfred Sirven, den Mann, der in dem französischen Mineralölimperium die Schmiergeldgeschäfte erledigte, bevor er auf den Philippinen untertauchte. Der gestrigen Urteilsverkündung blieb Sirven wieder fern, aus Protest gegen die „Justizparodie“. Im Vergleich zu den weltumspannenden, milliardenschweren Ausmaßen des gesamten Elf-Dossiers nimmt sich die Affäre, über die das Pariser Strafgericht zu befinden hatte, winzig aus. Es ging um 64 Millionen Franc (20 Millionen Mark), die zwischen 1991 und 1993 aus den Konzernkassen auf dem Umweg über Christine Deviers-Joncour (53) an verschiedene Personen gegangen sind. Darunter auch an den damaligen Außenminister Dumas. Er hat von seiner Ex-Freundin Deviers-Joncour Geschenke angenommen, die von Elf Ex-Außenminister Roland Dumas: 30 Monate Haft, davon 24 auf Bewährung finanziert waren – ein Paar Luxusschuhe, zwei wertvolle antike Statuetten und Essen in teuren Restaurants – und zusammen mit ihr die Pariser Wohnung genutzt, die sie mit Geldern aus dem damals noch staatlichen Konzern Elf gekauft hatte. Deviers-Joncour, die ihre Tätigkeit für Elf und ihr Verhältnis zu dem Exminister in drei Bestseller-Büchern vermarktet hat, erhielt gestern eine Gefängnisstrafe von drei Jahren. Ex-Elf-Chef Loïk Le Floch-Prigent (57), der sowohl von Deviers- Joncours Beschäftigung bei Elf als auch von ihren großzügigen Bezügen aus der Elf-Kasse wußte, bekam dreieinhalb Jahre Gefängnis. Gegen ihn laufen im Zusammenhang mit der Elf-Affäre noch 27 weitere Ermittlungsverfahren. Der frühere Vizechef von Elf Alfred Sirven, der Deviers-Joncour seinerzeit anstellte und instruierte, erhielt gestern vier Jahre Gefängnis. Alle wollen in Berufung gehen. Die gestrigen Urteile sind die höchsten, die je gegen solche poli- Foto: efe tisch und wirtschaftlich Verantwortlichen gefällt wurden, die in direktem Kontakt mit dem verstorbenen sozialistischen Staatspräsidenten François Mitterrand standen, und von denen mehrere von ihm in ihre Ämter berufen worden waren. Dennoch hat der Prozeß nur wenig Neues zutage gebracht. Die Schmiergelder bei einem Rüstungsgeschäft mit Taiwan, die Schwarzgeldüberweisungen in die CDU-Kasse bei der Übernahme des Leuna-Minol-Netzes und die private Bereicherung zahlreicher europäi- scher und afrikanischer Potentaten aus den Elf-Kassen – all das, was die Elf-Affären zum größten Skandal der Fünften Republik macht, blieb ausgeklammert Das war kein Zufall. Die beiden Pariser Untersuchungsrichterinnen Joly und Vichnievsky, die sich seit Jahren mit dem Elf-Dossier befassen, hatten ihre Ermittlungen ganz auf die privaten Aspekte konzentriert. Andernfalls hätten sie Ex-Minister Dumas gar nicht vor ein normales Gericht bringen können. Für Verfehlungen von Regierungsmitgliedern in Ausübung ihres Amtes ist ein Sondergericht zuständig, in dem Politiker über ihre Kollegen richten. Es tritt, wenn überhaupt, nur nach langen Vorlaufzeiten zusammen. Das Pariser Strafgericht ging nicht einmal der Frage nach, warum Elf die Beziehung zwischen Dumas und Deviers-Joncour so großzügig bedacht hat. Dabei hatte sowohl Deviers-Joncour selbst als auch frühere Mitarbeiter aus der Konzern-Spitze erklärt, daß sie eine Lobbying-Aufgabe hatte. Sie sollte „ihren Minister“ von dem Verkauf von sechs Kriegsschiffen an Taiwan überzeugen, gegen den er aus Rücksicht auf Peking lange opponiert hatte. Nicht nur Deviers-Joncour hat im Laufe des Verfahrens immer wieder darauf gedrängt, das „Verteidigungsgeheimnis“ aufzuheben. Nach seiner Verhaftung auf den Philippinen, die er selbst eine „Entführung“ nannte, versuchte auch Alfred Sirven die Fregatten in das Verfahren einzubeziehen. Seither hat Sirven sich eine andere Strategie überlegt. Der einst für die geheimen Kontakte von Elf zuständige Mann, der früher prahlte, er habe genügend Informationen, um die „Republik 20mal zu sprengen“, und der mit Enthüllungen in alle Richtungen drohte, schweigt, seit er in seiner Pariser Gefängniszelle sitzt. Vor der Urteilsverkündung brachte er das Gerücht in Umlauf, er schreibe seine Memoiren. Zugleich ließen Vertraute durchblicken, Sirven werde nur auspacken, wenn das Urteil gegen ihn milde ausfalle. Die vier Jahre, die er gestern bekam, dürften deswegen viele Politiker in Frankreich und Deutschland mit Erleichterung aufnehmen. Spanien Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 7 Baskenland: Das Ende der Eiszeit Erstmals seit 15 Monaten haben die baskischen Parteiführer wieder miteinander gesprochen Über ein Jahr lang haben der baskische Ministerpräsident Juan José Ibarretxe und der konservative Spitzenpolitiker Jaime Mayor Oreja nicht mehr miteinander gesprochen. Eine lange Funkstille. Jetzt haben sie beschlossen, dieser Eiszeit ein Ende zu bereiten. Die Koalitionsverhandlungen bleiben trotzdem schwierig. Von Hans-Günter Kellner Madrid – Grund für die außergewöhnliche Funkstille war die Art, wie Juan José Ibarretxe 1999 an die Macht gekommen war. Damals ließ sich der Nationalist mit den Stimmen der ETA-Partei Euskal Herritarrok (EH) zum Ministerpräsidenten wählen. Seine Baskische Nationalistische Partei (PNV) hatte sich zuvor klar für die Unabhängigkeit der Region ausgesprochen. Doch nur wenige Monate später verließ EH das Bündnis, Ibarretxe hatte keine Mehrheit mehr. Bei den darauf folgenden Wahlen am 13. Mai trat Mayor Oreja mit dem Ziel an, den baskischen Separatismus in die Schranken zu weisen. Es sollte zu einer Wahl gegen die Nationalisten werden, waren sich Konservative und auch Sozialisten einig. Doch es kam alles anders. Die Nationalisten erreichten mit 42,7 Prozent das beste Wahlergebnis in ihrer über 100jährigen Geschichte. Das sichert den Nationalisten erstmals eine einfache Mehrheit, mit der sie notfalls auch alleine regieren könnten. Das Ergebnis war für die im Baskenland oft gehässig „Españolisten“ genannten Verfechter der Zugehörigkeit zu Spanien ein Schock. Spaniens konservativer Ministerpräsident José María Aznar schien völlig von der Rolle zu sein und betrieb Wählerschelte. Die Basken hätten eben falsch gewählt, meinte er. Die neuen Wahlen haben vor allem eins gezeigt: Zumindest die Hälfte der baskischen Bevölkerung ist traditionell nationalistisch. Dabei handelt es sich offenbar nicht nur um eine politische Meinung, sondern um eine Weltanschauung, die wie eine Religion praktiziert wird. „Españolistische“ Parteien zu wählen, ist für diesen Bevölkerungsteil völlig undenkbar. Entsprechend stark zeigten sich herausragende Mitglieder der PNV nach der Wahl: „Der Natio- Historisches Treffen: Der baskische Ministerpräsident Juan José Ibarretxe und Volkspartei-Chef Jaime Mayor Oreja (rechts) nalismus hat die absolute Mehrheit“, sagte ein Sprecher. Doch solche Muskelspiele sind nicht Ibarretxes Stil. Er zeigt sich als verantwortungsbewußter Wahlsieger und predigt vor allem eine Philosophie des Dialogs. Demokraten müßten viel miteinander sprechen, betont er seither immer wieder. Dies gelte wohl vor allem für das Baskenland, wo ein Teil dieser Demokraten die Unabhängigkeit sucht, und ein anderer gerne bei Spanien bleiben möchte. Einzige Bedingung für diesen Dialog müsse sein, daß alle an den Gesprächen Beteiligten die Gewalt ablehnen. Das bedeutet: Eine politische Zusammenarbeit mit der ETA- Partei Euskal Herritarrok wird es nicht mehr geben. Das Experiment der PNV, mit der ETA Politik zu machen, ist folglich gescheitert. Statt dessen suchen die Nationalisten wieder die Zusammenarbeit mit den eigentlichen Wahlverlierern, mit Sozialisten und Konservativen. Der Händedruck mit seinem Kontrahenten Mayor Oreja ist ein Symbol für diese Annäherung. Ibarretxe bat in dem Gespräch mit Mayor Oreja, die Konservativen sollten „als größte Fraktion der Opposition im neuen Regionalparlament zu einem Klima des Dialogs und Vertrauens beitragen.“ Mayor Oreja versprach dem amtierenden und aller Voraussicht nach auch neuen baskischen Ministerpräsidenten daraufhin einen „Vertrauensvorschuß“, den er sich nach seiner Ankündigung, nicht mit den Mördern der ETA oder ihren politischen Repräsentanten zusammen arbeiten zu wollen, verdient habe. Während die Konservativen in den nächsten vier Jahren im Baskenland auch aus der Opposition heraus Politik machen wollen, ist dies bei den Sozialisten nicht so sicher. Ibarretxe macht keinen Hehl daraus, sie gerne wieder in einer baskischen Regierung zu sehen. Auch die kleine Vereinigte Linke, die sich gerne als vermittelnde Kraft sieht, fordert die Foto: EFE sozialistischen Politiker immer wieder auf, sich an einer Drei-ParteienRegierung zu beteiligen. Eine solche Beteiligung findet innerhalb der eigenen Reihen große Unterstützung. Allerdings könnte ein solcher Schritt auch einen großen Gesichtsverlust bedeuten. Immerhin führten die Sozialisten ihren Wahlkampf an der Seite der Konservativen gegen die Nationalisten. Inzwischen signalisieren sie, sich bei der Amtswahl von Ibarretxe möglicherweise enthalten zu wollen. Damit würde der Nationalist bereits im ersten Wahlgang wieder lehendakari, wie in der baskischen Sprache der Ministerpräsident bezeichnet wird. Spaniens Regierung mißbraucht Meinungsumfragen Opposition spricht von Manipulation bei staatlichem Statistikinstitut / Der Betrug hat eine lange Geschichte Madrid (hgk) – „Was denkt das Volk?“ Diese Frage beschäftigt die Mächtigen seit jeher. Im Mittelalter verkleideten sich die Könige angeblich als Bettler und mischten sich unter ihre Untertanen. Den Deutschen ist noch zu gut das Netz aus Stasi-Spitzeln der DDR in Erinnerung. Auch in Spanien gehört des Volkes Meinung zum ersehnten Herrschaftswissen. Hier untersucht das von der Regierung abhängige Zentrum für Soziologische Studien (CIS) regelmäßig die Ansichten der Spanier zu verschiedenen Themen. Besonderes Interesse gilt natürlich dem Wahlverhalten. Dank den repräsentativen Meinungsumfragen des CIS wissen wir, daß nur 47 Prozent der Spanier Nachrichten über die Europäische Union interessiert, oder, daß in 55 Prozent der Familien Sex ein Gesprächsthema mit den Kindern ist, aber nur 46 Prozent der Familien über Politik reden. Offiziell sind solche Umfragen wichtig, damit die Politiker politisch entsprechend handeln können. Vielleicht gibt es in Spanien ja jetzt so viele Möbelhäuser an den Landstraßen, weil 33 Prozent der Spanier 1997 angaben, sich neue Möbel kaufen zu wollen. Doch die Umfragen sorgen immer häufiger für heftige Polemiken. Da wirft die Opposition der in der Sonntagsfrage stets gut abschneidenden Regierung immer wieder Manipulation vor. Schon Winston Churchill soll ja bekanntermaßen nur selbstgefälschten Statistiken Glauben geschenkt haben. Doch die Kritik ist nicht unbegründet: Denn die staatlichen Meinungsforscher dürfen ihre Ergebnisse nicht etwa selbst publizieren. Sie überreichen die Dokumente statt dessen wie geheimes Spionagematerial der Regierung, die es dann entweder im Parlament selbst bekannt gibt oder verschweigt. So etwa kurz vor den baskischen Regionalwahlen am 13. März. Da wie- sen die Umfragen einen deutlichen Wahlsieg der Nationalisten aus. „Aus technischen Gründen“ wurde die Untersuchung erst wenige Tage vor dem Urnengang fertig. Zu spät. Umfragen dürfen in Spanien spätestens eine Woche vor Wahlen veröffentlicht werden, danach nicht mehr. Die Umfrage bekamen nur Politiker, mit der Auflage, sie vertraulich zu behandeln. In einer vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Umfrage zur politischen Situation in Katalonien fragten die Forscher, ob den Wählern nicht doch lieber wäre, Regionalpräsident Jordi Pujol würde sich nicht von der politischen Bühne zu- rückziehen, und, was sie davon halten würden, wenn die Volkspartei in Katalonien den Nationalisten ihre Unterstützung entziehen würde. „Die Regierung instrumentalisiert das CIS je nach ihren Interessen“, beschweren sich daher die Sozialisten. Dabei verschweigen die Oppositionsparteien allerdings, daß sie in ihrer Regierungszeit (1982-1996) mit dem Herrschaftswissen nicht anders umgegangen sind. Die vor den Parlamentswahlen 1992 und 1996 angefertigten Umfragen, als den Sozialisten der Machtverlust drohte, wanderten sofort nach Fertigstellung in den Reißwolf. Was da wohl drin stand? Balearen 8 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Hasso überfallen und ausgeraubt ■ Notizen Vermummte fesselten Mietwagenkönig Schützendorf und stahlen 36 Millionen Pesetas Zwei maskierte Männer überfielen den Multimillionär Hasso Schützendorf in seinem Haus in Valldemossa. Die Einbrecher drangen vermutlich durch das Fenster in die Villa ein, schlugen den Geschäftsmann mit einer Pistole nieder und bedrohten seine 22jährige „Krankenschwester“. Bei dem brutalen Raub erbeuteten die Verbrecher Bargeld und Wertgegenstände in Höhe von 36 Millionen Pesetas. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Palma Wieder falsche Polizisten verhaftet Die Guardia Civil hat erneut drei falsche Polizisten festgenommen, die seit mehreren Wochen in den Urlaubsorten Mallorcas arbeiteten. Zwei aus Rumänien stammende Männer und eine Frau verlangten mit gefälschten Dokumenten und Polizeiplaketten die Personalausweise der Urlauber. Dann stahlen sie ihnen aus den gezückten Brieftaschen Geld und Kreditkarten. Vor wenigen Wochen nahm die Guardia Civil bereits eine andere Bande falscher Polizisten fest. Von Karl-Heinz Eiferle Valldemossa – Die Fußmassage endete nicht so, wie es sich Hasso Schützendorf vorgestellt hatte. Zwei bewaffnete und maskierte Männer drangen am vergangenen Donnerstag gegen 22.30 Uhr in die Luxusvilla des Mietwagenkönigs bei Valldemossa ein. In seinem Schlafzimmer überraschten sie den Multimillionär sowie seine junge Krankenschwester Nadine, die gerade mit einer Fußmassage beschäftigt war, und bedrohten beide mit einer Schußwaffe. „Plötzlich hörte ich Lärm im Trügerische Idylle: Hasso Schützendorf mit Ex-Ehefrau vor seiner Luxusvilla Treppenhaus, dachte aber, daß sich einer meiner Angestellten noch in der Villa befände“, erklärte der sie die wehrlose 22jährige. „Sag schäftsmann zum Selbstschutz an75jährige. „Dann standen die beiuns, wo das Geld ist, oder wir geschafft hatte. den Gangster im Raum und richteschießen der Kleinen ins Bein“, solNachdem die Täter die Beute ten ihre Waffen auf uns.“ Einer der len die Täter laut Schützendorf in gefunden hatten, brachten sie Männer, erklärte Schützendorf perfektem Deutsch erklärt haben. Schützendorf wieder nach oben ins gegenüber dem Palma Schützendorf gab Schlafzimmer und fesselten ihn Kurier, „warf Nadine auf und verriet den und seine Gefährtin. Die Gangster Wie im Film: auf den Boden und Einbrechern, wo er schüchterten ihre Opfer erneut mit fesselte sie mit einem „Sag uns, wo das seine Barschaft verder Waffe ein und drohten damit, herausgerissenen Telesteckt. Rund 10 Millinoch ein dritter Komplize die Geld ist, oder wir onen Pesetas und daß fonkabel.“ Straße überwachen und sofort einAnschließend 150.000 Mark entschreiten würde, falls einer der beischießen der schlugen die Täter mit deckten die Ganoven nach ihrer Flucht um Hilfe ruKleinen ins Bein“ im Kamin der Luxus- den der Pistole auf den fen würde. Die beiden Gefesselten Geschäftsmann ein, villa. Darüber hinaus brauchten eine halbe Stunde, um damit er das Versteck und die stahlen sie eine mit Brillanten und sich zu befreien und die Polizei zu Kombination des Safes verriet. Diamanten besetzte Armbanduhr im benachrichtigen. Die sofort einge„Ich habe keinen Safe, erklärte ich Wert von 10 Millionen Pesetas, eine leitete Ringfahndung der Guardia ihnen.“ Nachdem die Gangster auf Kamera, einen Füller aus MassivCivil mit Kontrollen und Straßendiese Weise nicht zu der erwünschgold sowie eine Gas- und eine Luftsperren blieb aber erfolglos. ten Information kamen, bedrohten druckpistole, die sich der GeUnklar ist den Ermittlern, ob Mehr Schwarzbauten an Mallorcas Küste Illegale Strandbars und Müllkippen entdeckt Palma Feria de Abril: Müll lockt Ratten an Foto: PK tatsächlich noch ein dritter Ganove vor dem Anwesen Schmiere stand und den Fluchtwagen fuhr, oder ob es sich um lediglich zwei Täter handelte. Schützendorf, der bei dem Überfall mit leichten Verletzungen davonkam und sich schon nach wenigen Tagen von den Ereignissen erholt hatte, glaubt, den Täter zu kennen: „Tagelang vor dem Überfall wurde ich immer um dieselbe Zeit, abends gegen 22 Uhr, angerufen.“ Der anonyme Anrufer habe aber immer sofort den Hörer wieder eingehängt. „Ich glaube, es handelt sich bei dem Täter um denselben Mann, der bei mir vor ein paar Wochen als Leibwächter arbeiten wollte. Ich lehnte ab, seitdem bedroht und erpreßt mich der Mann.“ Neues aus der Tramuntana Mehr als zwei Wochen nach dem Ende des andalusischen Volksfestes „Feria de Abril“ in Palma, ist der Festplatz noch immer voller Müll. Kaputte Abfalleimer, Plastiksäcke, Glasscherben und zerbrochene Holzwände der Festbuden liegen über das gesamte Gelände verteilt und ziehen zahlreiche Ratten an. In einer an die Stadtwerke gerichteten Beschwerde haben die Oppositionsparteien dem Bürgermeister vorgeworfen, zwar „sofort die Standgebühren der Aussteller zu kassieren, sich für den Dreck der „Feria de Abril“ aber nicht zuständig zu fühlen.“ Lluchmayor Einwohner blockieren Durchgangsverkehr Rund 50 Einwohner blockierten am vergangenen Sonntag den Durchgangsverkehr in Lluchmayor. Sie schalteten die Fußgängerampeln an den beiden Kreisverkehren des Ortes auf Grün und überquerten eine Stunde lang die Zebrastreifen. Die Protestaktion verursachte kilometerlange Staus in beide Fahrtrichtungen. Die Demonstranten fordern den Bau einer Umgehungsstraße, da der gesamte Ausflugsverkehr der Küstenorte über die Hauptstraße durch Lluchmayor verläuft. Zudem verlangen sie bessere Straßenbeleuchtung und breitere Bürgersteige. Die Demonstrationen sollen während der Sommermonate jeden Freitag und Sonntag durchgeführt werden. Palma Palma (khe) – Die Zahl der illegalen Bebauungen an den balearischen Küsten ist wieder gestiegen. In dem vor wenigen Tagen vorgelegten Bericht hat das balearische Umweltministerium 110 schwere Verstöße gegen die Baugesetze an den Küstenstreifen angezeigt. Die Mehrheit der illegalen Bauvorhaben wurde in den Urlaubsgemeinden Santanyí, Alcudia und Calviá gefunden. In Santanyí registrierte die Behörde 31 Vergehen und leitete Strafverfahren gegen die verantwortlichen Bauherren ein. In Alcudia entdeckten die Kontrolleure acht und in Calviá sieben illegale Bauten. Insgesamt verschickten die Beamten im vergangenen Jahr 400 Strafbescheide wegen Bauvergehen im Gesamtwert von 99 Millionen Pesetas. Im Jahr 1998 waren es noch 311. 1999 stieg die Zahl der Anzeigen sprunghaft auf 387 an. Wie in den vergangenen Jahren gab es auf Mallorca im Inselvergleich die meisten Bausünder. 237mal mußte auf der größten Baleareninsel hinsichtlich illegaler Baumaßnahmen eingeschritten werden. Wie der Bericht des Ministeriums ausführt, wurden vor allem zahlreiche Strandbars ohne Baugenehmigungen aufgestellt. Die Lokale werden im Sommer oft über Nacht aufgebaut, so ein Sprecher der Behörde, und verstoßen auch gegen Gewerbe- und Gastronomieauflagen. Neben den Schwarzbauten haben die Kontrolleure entlang der mallorquinischen Küsten dieses Jahr aber auch 30 illegale Müllkippen entdeckt. Jetzt sucht die Umweltpolizei nach den Tätern. Mord: Staatsanwalt fordert 25 Jahre Haft Die Staatsanwaltschaft in Palma hat für einen mutmaßlichen Mörder eine Gefängnisstrafe von 25 Jahren gefordert. Ihm wird vorgeworfen, im Dezember des vergangenen Jahres einen Afrikaner im Arbeiterviertel von Son Dameto in Palma erstochen zu haben. Beide Männer gehörten einer Straßenbande an und hatten sich wegen des Verkaufs von Drogen gestritten. Im Beisein von zehn Zeugen erstach der Angeklagte den Mann. Danach kehrte er in seine Wohnung zurück und wusch sich das Blut von den Händen. Die Familienangehörigen des Ermordeten sind der Meinung, daß der Angeklagte den Afrikaner aus „rassistischen Gründen“ erstochen habe. Balearen Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 9 Ohne Gas kein Strom ■ Notizen Andratx Elektrizitätswerke warnen vor neuen Stromausfällen / Erdgasleitung vom Festland Illegale Müllsteuer wird zurückerstattet Auch diesen Sommer warnt Mallorcas Elektrizitätswerk Gesa wieder vor stundenlangen Stromausfällen. Die vier Kraftwerke werden den Energiebedarf während der Hauptsaison kaum decken können. Langfristig läßt sich die Energieversorgung nur durch den Bau der geplanten Erdgaspipeline vom Festland sichern. Ein Mammutprojekt mit ungewisser Zukunft. Von Andreas John Palma – Wenn an richtig heißen Vormittagen das Thermometer auf über 30 Grad Celsius schnellt, bricht bei rund einem Dutzend Technikern im Elektrizitätswerk Es Murterar bei Alcudia der Schweiß aus. Angstschweiß: Innerhalb kürzester Zeit müssen die sechs Turbinen der Anlage den steigenden Strombedarf Tausender von Klimaanlagen im Norden der Insel decken. Bleibt eine der Turbinen beim Hochfahren hängen, führt das augenblicklich zum Spannungsabfall im Netz. Die Stromversorgung bricht zusammen. Im vergangenen Sommer führte der Spannungsverlust in einem Umspannwerk zur Katastrophe. An einem Freitag mittag gingen auf Mallorca und der an das Netz angeschlossenen Schwesterinsel Menorca gleich für drei Stunden die Lichter aus. Geschäftsleute klagten über Umsatzverluste, Hausfrauen schmolz das Fleisch in den Gefrierfächern, und Urlauber konnten kein Bargeld aus dem Automaten ziehen. Zwar ließen die Elektrizitätswerke Gesa nur wenige Wochen nach dem Ausfall die Zahl der Turbinen erhöhen, eine endgültige Lösung schien dennoch nicht in Sicht. Hilfe versprach schließlich die Landesregierung. Das Energieministerium veröffentlichte vor rund zwei Monaten einen neuen Stromversorgungsplan für die Inseln. Dessen Herzstück ist der Bau einer unterseeischen Erdgasleitug von Valencia nach Ibiza und Mallorca. Die geplante Pipeline ist der Hoffnungsträger der Stromversorger. Mit dem Gas vom Festland könnten die vier Kraftwerke der Insel auf die erforderlichen Kapazitäten ausgebaut werden. Derzeit liegt der Strombedarf auf allen Balearenin- Die Gemeindeverwaltung von Andratx wird noch in diesem Jahr 52,6 Millionen Pesetas an ihre Einwohner zurückzahlen müssen. Dieser Betrag war in den Jahren 1998 und 1999 ungerechtfertigterweise als Müllverbrennungssteuer erhoben worden, obwohl der Gemeindemüll nicht zur Müllverbrennungsanlage nach Son Reus gebracht wurde. Die Oppositionspartei Union Mallorquina hatte bei Mallorcas Inselrat gegen die Steuer protestiert und ihre Rückzahlung gefordert. Die bezahlten Beträge werden entweder auf die Bankkonten der Steuerzahler überwiesen oder direkt im Rathaus ausgezahlt. El Molinar Bürgermeister lehnt Hafenerweiterung ab Überlastetes Elektrizitätswerk bei Alcudia: Der Strombedarf steigt jährlich um zehn Prozent seln zu Spitzenzeiten bei über 450.000 Megawatt pro Stunde, eine Leistung, die von den insgesamt sechs Kraftwerken nur mit Mühe aufgebracht wird, wenn die zum großen Teil veraltete Technik der Anlagen einwandfrei funktioniert. Auch Teresa Estevan, Sprecherin der spanischen Energiebehörde CNS, prophezeit den Balearen ohne das Erdgas vom Festland ein sicheres Versorgungsproblem. Grund: „In keiner Region ist der jährliche Zuwachs am Strombedarf höher als auf den Balearen.“ Gesa verkündet eine jährlich Steigerung von über zehn Prozent. Doch sowohl Ökologen als auch die Opposition in den Reihen der balearischen Volkspartei PP halten die Gaspipeline des Energieministers Villalonga für vollkommen utopisch. Insbesondere die Finanzierung des mit 46 Milliarden Pese- Foto: El Mundo tas veranschlagten Projektes sei, so die PP, „vollkommen ungeklärt.“ Villalonga hat dennoch das private Energietransportunternehmen Enagás mit den Plänen für die Pipeline beauftragt. Bereits im Oktober soll der Zentralregierung die Studie vorgelegt werden. Bis dahin werden Mallorcas Stromversorger sicherlich weiterhin mit plötzlichen Schweißausbrüchen zu kämpfen haben. Palma „Eine politische Frage“ Interview mit Landesenergieminister Príam Villalonga Palma Kurier: Wird es in diesem Sommer wieder zu Stromausfällen kommen? Príam Villalonga: Nein, die Versorgung ist garantiert. Es sei denn, es kommt zu einer technischen Katastrophe. Kurier: Ihr Plan sieht die Inbetriebnahme der Erdgaspipeline frühestens im Jahr 2004 vor. Kann es bis dahin zu einem Engpaß bei der Stromversorgung kommen? Villalonga: Wir hoffen, den steigenden Bedarf mit dem Bau neuer Turbinen in bestehenden Kraftwerken aufzufangen. Trotzdem sollten wir die Bevölkerung zum Energiesparen anregen. Kurier: Welche Sparmaßnahmen hat die Regierung vorgesehen? Villalonga: Beginnen wird bereits mit der Straßenbeleuchtung. Durch den Einbau von Sparlampen zum Beispiel, kann der Verbrauch um rund 30 Prozent gesenkt werden. Kurier: Wie beurteilen Sie den Vorschlag, statt einer teuren Pipeline selbst Gas auf den Insel herzustellen? Villalonga: Sicher, das wäre etwas billiger und schneller zu verwirklichen. Vergessen wird dabei allerdings der ökologische Aspekt. Die Umweltbelastung durch den Bau einer eigenen Gasfabrik ist sehr groß. Kurier: Glauben Sie, daß Madrid die Pipeline finanzieren wird? Villalonga: Das ist eine rein politische Frage. Dennoch bin ich mir sicher, daß wir eine Zusage erhalten. Vier Waldbrände an einem Tag Deutscher Betrüger in Calviá verhaftet Großeinsatz für Löschflugzeuge bei Alcudia 31 Millionen Mark vom Finanzamt erbeutet Palma (pk) – Vier Waldbrände auf Mallorca und Ibiza versetzten die Feuerwehr am 31. Mai in Großalarm. Der erste Brand wurde gegen 11 Uhr von einer Finca in der Nähe der Kiesgrube Ca’n Sion bei Alcudia gemeldet. Das Feuer war durch Funkenflug entstanden und griff auf ein Waldgebiet über. Feuerwehrzüge aus Inca, Ca’n Picafort, Sóller, Manacor und Lluchmayor sowie Löschflugzeuge des Umweltministeriums bekämpften die Flammen. Der Brand wurde nach sieben Stun- Palmas Bürgermeister Joan Fageda hat die Vergrößerung des Hafens von El Molinar um 1.000 Anlegestellen abgelehnt. Fageda hatte im Rathaus Vertreter verschiedener Bürgervereine des Wohnviertels El Molinar empfangen, die seit Wochen gegen die Hafenerweiterung protestierten. Der Bürgermeister versprach, ein neues Hafenprojekt ausarbeiten zu lassen, in dem Umwelt- und soziale Probleme des Wohnviertels berücksichtigt würden. Die Clubmitglieder des kleinen Fischerhafens El Molinar hatten vor mehreren Wochen die Erweiterung um 1.000 Anlegeplätze beschlossen. Anwohner befürchten jedoch tiefgreifende Veränderungen für den Vorort Palmas . den gelöscht. Rund acht Hektar Wald- und Buschgebiet wurden zerstört. Zur selben Zeit stand in der Gemeinde Selva das Waldgebiet von Ca’n Quet in Flammen. Das Feuer wurde gegen 19 Uhr gelöscht. Nur eine Stunde später brannte es in der Nähe von Pollensa. In den beiden letzten Fällen ist die Brandursache noch nicht geklärt. Auch auf Ibiza verwüstete ein Brand im Norden der Insel mehrere Hektar Wald. Hier geht die Polizei von Brandstiftung aus. Calviá (pk) – In Zusammenarbeit mit extra angereisten deutschen Kriminalbeamten nahm die spanischen Nationalpolizei in der Siedlung Punta Ballena einen per internationalem Haftbefehl gesuchten deutschen Betrüger fest. Dem 44 Jahre alten Mann wird vorgeworfen, gemeinsam mit vier Komplizen den deutschen Fiskus um 31 Millionen Mark betrogen zu haben. Darüber hinaus soll sich der Festgenommene über eine fiktive Informatikfirma Subventionen in sechsstelliger Höhe erschlichen haben. Die Beamten fanden in Palma ein Büro, von dem aus der Gesuchte seine Betrügereien koordiniert haben soll. Auch in Belgien und Norddeutschland sei der Deutsche laut Staatsanwaltschaft Mannheim in zahlreiche Steuerhinterziehungen verwickelt. Der Festgenommene wurde bereits dem mallorquinischen Untersuchungsrichter vorgeführt und befindet sich zur Zeit in Abschiebehaft. Inselrat will Ministerium auflösen Mallorcas Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar fordert die Auflösung des Landessozialministeriums. Grund: Soziale Belange sollten in Zukunft die alleinige Aufgabe ihrer Institution sein. Es gäbe also keinen Grund, so Munar gegenüber der Presse, daß sich das jetzige Sozialministerium in die Belange des Inselrats einmischen müßte. Bereits vor einer Woche hatte Munar die „Machtübernahme“ des Inselrats auf Mallorca angekündigt. Landespräsident Francesc Antich wies die polemischen Äußerungen Munars als „überzogen“ zurück. Sein Ministerium werde sich auch in Zukunft über „inselübergreifende Sozialfragen“ kümmern. Palma Hausbewohner droht mit Gasexplosion Ein 49jähriger Mann bedrohte Ende Mai nach einem heftigen Streit seine Nachbarn in Palma mit einer Gasflasche, die er zum Explodieren bringen wollte. Um den Einfüllstutzen der Flasche legte er brennende Stoffreste und schloß sich danach in seiner Wohnung ein. Bei seiner Festnahme gestand er, seinen Nachbarn nur einen Schrecken einjagen zu wollen. Er habe sich über den Müll geärgert, den die Nachbarn seit Monaten in seinen Innenhof geworfen hatten. Balearen 10 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Becker will seine Finca verkaufen Boris Becker: „Dieses Haus brauche ich nicht mehr“ / Weiter Streit um Baulizenz Gegenüber der Bild am Sonntag erklärte Boris Becker, daß er das Anwesen bei Artá nicht mehr benütze: „Es leben zu viele Erinnerungen in dem Haus“, so der ExTennisprofi. Immobilienexperten schätzen den Verkaufswert des Landguts auf rund zehn Millionen Mark. Von Andreas Frahm und Andreas John Palma – Jetzt ist es endlich raus: „Diese Häuser brauche ich nicht mehr“, antwortete Boris Becker in einem Interview der Bild am Sonntag (BamS) auf die Frage, ob er seine beiden großen Anwesen in München und auf Mallorca behalten wolle. Im Klartext heißt das: Becker sagt Mallorca adiós. Seine großen Pläne, die Insel als zweites Zuhause zu betrachten, dürften damit wohl erstmal auf Eis gelegt sein. Die Entscheidung kam nicht überraschend. Denn es hat sich seit den Tagen, als Boris Becker sich die große Finca in Artá kaufte, einiges verändert – im Leben von Boris Becker und auf Mallorca. Vor vier Jahren war Beckers Familie noch intakt. Boris, Barbara und seine Söhne, eine scheinbar unzertrennliche Einheit. Weil der Medienrummel um den kleinen Becker-Sohn in Deutschland immer größer wurde, spielten die Beckers sogar mit dem Gedanken, ihren Hauptwohnsitz späBecker Anwesen Son Coll bei Artá: „Nichts als Ärger am Hut“ ter einmal ganz nach Mallorca zu verlegen und den Sohn auf der Insel zur Schule zu schicken. Söhne in Florida. Er braucht kein plante Erweiterung der bewohnbaDoch dann kam vor einem halAnwesen mit 1.000 Quadratmetern ren Fläche von Son Coll. Trotzdem ben Jahr die Meldung, die ganz Wohnfläche, ihm reicht zur Zeit eine ließ der dreifache Wimbledon-SieDeutschland überraschte: Boris und Drei-Zimmer-Wohnung. Seine im ger weiterbauen. Nach einer InBarbara Becker trennen sich. Wie BamS-Interview genannten Gründe spektion im Juli 2000 stoppte die sich jetzt herausstellt: für den Verkauf der Gemeinde Artá alle Bauarbeiten Das Aus der Ehe beVillen in München und auf der Finca. Becker gab jedoch deutete gleichzeitig Sein 5-Sekunden- Mallorca sind nachnicht auf. Im November letzten auch das Aus des vollziehbar: „Erstens Jahres reichte er einen erneuten Abenteuer in Mallorca-Projektes: sind sie zu groß. ZweiAntrag auf eine Erweiterung des der Londoner Becker beteuerte Mittens leben zu viele ErBauvolumens beim Rathaus ein, te Februar, als er mit Wäschekammer innerungen in ihnen.“ der vergangenen März jedoch abInselratspräsidentin Gute und schlechte. geschmettert wurde. Jetzt muß kommt Becker Maria Antònia Munar Bei der Finca in Becker neben einer empfindlichen über die mögliche teurer zu stehen Artá dürften jedoch Geldstrafe auch mit dem Teilabriß Gründung einer Tennur unangenehme des Anwesens rechnen. nisschule verhandelErinnerungen überEine Belastung, die den Preis te, zwar: „Mallorca soll meine wiegen. Denn unterm Strich hat er der Finca bei einem geplanten zweite Heimat werden.“ Doch das mit seinem mallorquinischen LandVerkauf natürlich drücken könnte. war wohl nur Taktik, um den drositz seit dem Kauf nichts als Ärger „Es ist ratsam, daß Herr Becker die henden Abriß seiner Villa zu veram Hut – vor allem in den letzten rechtliche Lage seiner Immobilie hindern. zwei Jahren. vor der möglichen Veräußerung in Jetzt ist alles anders: Boris lebt Ende 1998 verweigerte MallorOrdnung bringt“, meint auch Lutz als Single, seine Ex-Frau und seine cas Bauaufsichtsbehörde die geMinkner, Geschäftsführer des auf ■ Notizen Son San Juan Altes Terminal A wieder in Betrieb Die alte Abfertigungshalle des Flughafens Son San Juan ist nach umfangreichen Umbauarbeiten wieder geöffnet. Wie die Flughafenverwaltung AENA mitteilte, verfügt das Gebäude nun über zwölf neue Abfertigungsschalter und fünf hydraulische Finger, die den direkten Zugang zu den Flugzeugen ermöglichen. Die elektrische Installation und die Zwischendecken des Terminals A wurden vollständig erneuert. Mehrere Rolltreppen und zwei Fahrstühle verbinden die beiden Stockwerke. Die Kosten für den Umbau der alten Abfertigungshalle beliefen sich laut AENA auf 900 Millionen Pesetas. Ibiza Armband schützt gegen Gewalttäter Foto: PK Mallorca ansässigen Immobilienunternehmens Profi Konzept. Einen möglichen Verkaufspreis für die Becker-Finca taxiert Minkner auf „circa sieben bis zehn Millionen Mark“. Das Hauptproblem beim Verkauf ist jedoch ein anderes: Der gegenwärtige Starkult um die 33jährige deutsche Tennislegende. „Ein solches Angebot lockt statt seriösen Käufern meist nur Neugierige an, die sich den Wohnsitz ihres Publikumslieblings aus nächster Nähe betrachten wollen“, so Minkner. Ein Trost bleibt: Sollte Becker seine Finca nur mit Verlust verkaufen können, wird ihn das bei einem geschätzten Gesamtvermögen von mehr als 150 Millionen Mark auch nicht ruinieren. Sein 5-SekundenAbenteuer in einer Londoner Wäschekammer kommt ihn jedenfalls wesentlich teurer zu stehen. Mit einem Armband können sich Frauen auf Ibiza ab sofort gegen Gewalttäter schützen. Das Band ist über Funk mit der Polizei verbunden. Auf Knopfdruck können bedrohte Frauen die Beamten herbeirufen. Das Schutzband wird in Zusammenarbeit mit Ibizas Inselrat vom Frauenverein „Dona“ ausgegeben. Wie Psychologin Sara Santacruz erklärte, habe die Zahl der mißhandelten Frauen im vergangenen Jahr um 16 Prozent zugenommen. Insgesamt seien auf Ibiza 285 Fälle sexuellen Mißbrauchs angezeigt worden. Cabrera Fischkutter nach Brand gesunken Der Fischkutter Nieva ist am vergangenen Montag vierzehn Seemeilen von Cabrera entfernt gesunken. Wie der Kapitän über Funk mitteilte, brach gegen neun Uhr Feuer im Maschinenraum aus. Die fünfköpfige Besatzung konnte den Brand nicht löschen und verließ das Schiff. Eineinhalb Stunden trieben die Männer im Rettungsboot auf dem Meer, bevor sie von dem Forschungsschiff Odon de Buen geborgen werden konnten. Ein Hubschrauber des Seenotrettungsdienstes flog die Mannschaft nach Palma, wo sie vorläufig in einem stattlichen Matrosenheim untergebracht wurde. Palma 50 Hotels ohne gültige Betriebserlaubnis Neuer Busbahnhof bereits jetzt zu klein 18.000 Betten wurden schwarz vermietet Ausfahrt zu eng / Zehn Stellplätze fehlen Palma (pk) – Im Rahmen der Datenerfassung zur Einführung der Ökosteuer deckte das Tourismusministerium zahlreiche Steuerdelikte auf: Rund 50 Hotels und Pensionen mit insgesamt 18.000 Betten auf den Balearen sind seit Jahren ohne Betriebsgenehmigung geöffnet. Den Hoteliers drohen Strafen zwischen 5 und 50 Millionen Pesetas. In letzter Konsequenz können die Betriebe auch ganz geschlossen wer- den, falls die Herbergen nicht innerhalb von 15 Tagen allen notwendigen Genehmigungen vorweisen. Jetzt will die Regierung eine Sondereinheit gründen, um systematisch gegen die Betreiber der illegalen Hotels vorzugehen. Die Kontrolleure gehen davon aus, daß auf Mallorca mindestens 30 weitere Hotels schwarz betrieben werden. Insider sprechen sogar von 120.000 nicht registrierten Betten auf den Balearen. Palma (pk) – Kaum eröffnet und schon umstritten: Der erst am Montag nahe der Plaza España in Palma eingeweihte neue Busbahnhof „ist eine absolute Fehlkonstruktion“. Der Präsident des Verbandes der Busunternehmer Rafael Llompart kritisierte die „reduzierten Ausmaße“ des Bahnhofs und die damit verbundenen Schwierigkeiten für die Busfahrer. Zwar könnten auf der 3.000 Quadratmeter großen Anlage 28 Autobusse mit einer Länge von zwölf Metern parken, die Ausfahrt auf die Straße sei aber zu eng und sofort von einer Ampel blockiert. Durch das entstandene Verkehrschaos hatten alle Linienbusse am Montag bis zu 30 Minuten Verspätung. Die Transportunternehmer waren sich einig, daß der Busbahnhof um mindestens zehn Stellplätze erweitert und die Ampelschaltung geändert werden müsse, um einen reibungslosen Verkehr zu garantieren. Balearen mit den wenigsten Arbeitslosen Im Juni wurden auf den Balearen 15.563 Arbeitslose registriert. Das entspricht 4,74 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung der Inseln. Allein im vergangenen Mai fanden 5.449 Personen Arbeit. Damit sind die Balearen in Spanien die Region mit der niedrigsten Arbeitslosenquote. Spanienweit beträgt die Arbeitslosigkeit durchschnittlich 8,76 Prozent. Das balearische Arbeitsministerium bezeichnete die Entwicklung des hiesigen Arbeitsmarktes als beispielhaft und hofft, die Zahl der Erwerbslosen innerhalb der nächsten zwölf Monate weiter senken zu können. Im Mai 1997 gab es auf den Inseln noch 23.168 Menschen ohne Arbeit. Freitag, 8. Juni 2001 Balearen Fäkalien-Alarm in Ca’n Pastilla 1.000 Kubikliter Abwasser ausgelaufen / Ohne neue Kläranlage droht Katastrophe Seit vier Jahren streiten sich Umweltschützer und Politiker um den Bau der neuen Kläranlage von Palma. Zu lange: Vergangene Woche liefen aus der bestehenden, vollkommen überlasteten Anlage 1.000 Kubikliter Schmutzwasser aus. Bei einem weiteren Ausfall droht die Verschmutzung der gesamten Playa de Palma mit Fäkalien. Die Folgen für Umwelt und Tourismus wären unabsehbar. Von Andreas John Palma – Keine Woche vergeht, an der nicht irgendein Strand Mallorcas für Stunden oder Tage gesperrt wird. Grund: Fäkalienalarm. Das seit Jahren überalterte Abwassersystem der Insel sorgte in der jüngsten Vergangenheit bereits öfter für übelriechende Überraschungen an Mallorcas Küsten. Insbesondere die Kläranlage der Hauptstadt Palma fällt nach 30jähriger Betriebszeit immer häufiger aus. Ende Mai legte ein Stromausfall die Anlage lahm. 1.000 Kubikliter ungereinigtes Abwasser verschmutzten für mehrere Stunden die Strände von El Arenal. Getrübte Badefreuden: Ungeklärte Abwässer verschmutzten den Strand von Ca’n Pastilla Foto: El Mundo Bereits Mitte der 90er Jahre hatte die damalige Landesregierung unter Jaume Matas zusammen mit vom Gestank und der möglichen wären. Derzeit muß das veraltete tion GOB will von einer neuen AnPalmas Bürgermeister Joan Fageda Grundwasserverschmutzzung beZweistufen-Klärwerk von Palma lage nichts wissen. „Reduzieren nach einer Lösung des Problems droht fühlen, Anfang letzten Jahres über 40.000 Kubikliter Brauchwasstatt Expandieren heißt unser Motgesucht. Eine neue Anlage sollte von der nationalistischen PSM-Parser täglich aufbereiten. „Fällt die to, und das gilt selbstverständlich größere Kapazitäten für die tei. „Der geplante Standort liegt nur Anlage wegen technischer Probleauch für die Wasseraufbereitung“, Wasseraufbereitung der Hauptstadt 700 Meter vom Dorf entfernt. Laut me für über vier Stunden aus, flieso GOB-Sprecher Miguel Angel und der anliegenden Urlaubsgebiete Richtlinien der EU sind aber zwei ßen aus dem ein Kilometer in die March. schaffen. Nach dreiKilometer vorgeBucht reichenden Abwasserrohr Das städtische Wasserwerk jähriger Verhandlung schrieben“, monierte mehr als 5.000 Kubikliter Fäkalien EMAYA besteht trotz ökologischer Seit 1998 mit der Zentralregievor wenigen Wochen ungehindert ins Wasser“, erklärte Ratschläge auf den Bau des geplanrung wurde das ProPere Esteve, Abgeordder Wartungstechniker Joan S. ten Klärwerks. „Es ist uns unververhindern jekt von Madrid neter der PSM im euDie Anwohner der betroffenen ständlich, daß gerade die PSM geUmweltschützer ropäischen Parlament. Gemeinden San Jordi und S’Aran- gen unsere Pläne mobil macht. Seit schließlich gebilligt. Anfang 1998 gab Esteve will jetzt mit jassa fordern statt eines Neubaus Jahren kritisieren sie das Abwasund Anwohner auch die Europäische Hilfe einer eigenen die Modernisierung und den Ausserproblem, und jetzt wehren sie den Bau der Union ihre ZustimKommission das Probau der bestehenden Anlage. Auch sich gegen eine Lösung“, so mung zur Finanziejekt zum Stoppen Mallorcas UmweltschutzorganisaEMAYA-Präsidentin María Crespo. neuen Kläranlage bringen, sprich, die rung und überwies vier Milliarden Peseeuropäische Union Schon bei kurzen Stromausfällen ist den Pesetas zu. Doch Anwohner, die tas aus dem europäischen Kohävon der Illegalität des geplanten Palmas veraltete Kläranlage hoffPartei PSM und Umweltschutzgrupsionsfonds. Klärwerks überzeugen und somit nungslos überlastet. Dann fließen die pen wollen den Bau mit SammelklaFür den Standort der Wasseraufdie bereits zugesicherte MilliardenAbwässer direkt in das Meer. gen verhindern. bereitungsanlage ist ein 70.000 Hilfe verhindern. Quadratmeter umfassendes Areal Sollte Esteves Vorhaben gelinSeit 1998 ist der Bau einer neuen Umweltkatastrophe: Sollten weitere bei dem Dorf Sant Jordi vorgesegen, könnte der Bucht von Palma Aufbereitungsanlage vom spanischen technischen Pannen im alten Klärwerk hen. Deren Einwohner aber wehren bei einem weiteren Ausfall der alUmweltministerium genehmigt. Die passieren, könnten Tausende von Kusich seit Bekanntgabe des Projektes ten Kläranlage eine Katastrophe Europäische Union sicherte Subvenbiklitern Fäkalien die Strände in der vehement gegen den Bau der neuen drohen, deren Folgen für die Umtionen in Höhe von rund vier MilliarBucht von Palma verseuchen. Anlage. Unterstützung erhielten die welt und die ohnehin angeschlageAnwohner, die sich insbesondere ne Tourismusbranche unabsehbar Palma Kurier 11 ■ Notizen Palma EU-Steuerfahndung: Ab 2003 vernetzt „Jeder vierte Ausländer auf den Balearen“, so der Steuerexperte Luis Miguel Alonso, „zahlt keine Steuern. Viele benutzen ihren zweiten Wohnsitz auf den Inseln dazu, auch im Heimatland das Finanzamt zu betrügen.“ Wie der Steuerfachmann Ende vergangener Woche auf einer öffentlichen Debatte der Sparkasse Caja Madrid erklärte, würde die Europäische Union ab 1. Januar 2003 gemeinsam gegen die Steuerhinterzieher vorgehen. Durch einen gezielten Datenaustausch wollen die EU-Länder verstärkt gegen die Steuersünder ermitteln. Alaró Ehemaliges Kraftwerk wird Museum Das im Jahr 1905 eingeweihte Kohlekraftwerk von Alaró wird restauriert. Wie ein Sprecher der Elektrizitätswerke Gesa mitteilte, handelt es sich um das älteste Kraftwerk der Insel. Es war für die Stromversorgung des Ortes und des Kohlebergwerks zuständig. Die schweren Dampfkessel wurden in der vergangenen Woche aus ihrer Verankerung gehievt und mit einem Sattelschlepper in das Kraftwerk von Alcudia gefahren. Nach ihrer Reinigung werden sie wieder in Alaró aufgestellt und Mittelpunkt des geplanten Museums sein. Mahón Langes Warten auf den Rettungsflug Erst mit vierstündiger Verspätung konnte ein zweijähriges englisches Kind von Menorca nach Palma in das Krankenhaus Son Dureta geflogen werden. Das Kleinkind fiel vergangene Woche in den Swimmingpool eines Hotels und war mehrere Minuten unter Wasser. Aufgrund des lebensbedrohlichen Zustandes alarmierten die Notärzte des dortigen Krankenhauses den auf Menorca stationierten staatlichen Rettungshubschrauber. Da der Hubschrauber aber durch einen Defekt nicht einsatzbereit war, mußte schließlich ein anderer Helikopter aus Barcelona angefordert werden. Das Kind befindet sich außer Lebensgefahr. Balearen 12 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Finca-Eigentümer gegen Naturpark Naturschutzgebiet bei Artá geplant / Wertverlust bei Immobilien befürchtet Das balearische Umweltministerium will im Nordosten von Mallorca knapp 18.000 Hektar Land und Küstengewässer zum Naturschutzgebiet erklären. Damit würde das Areal rund um Artá und Capdepera zum größten Naturpark der Balearen. Doch bereits im Planungsstadium hagelt es Kritik: Die Haus- und Grundbesitzer befürchten durch die Gesetzesänderungen einen drastischen Wertverlust ihrer Immobilien. Von Karl-Heinz Eiferle Palma – Die Mitarbeiter des balearischen Umweltministeriums haben viel zu tun: Kaum ein Tag verging in den letzten Wochen, ohne daß sie in den Gemeinden in und um das geplante Naturschutzgebiet Parc de Llevant unterwegs waren, um für das umstrittene Regierungsprojekt zu werben. Infostände in Artá und Diskussionsveranstaltungen in Capdepera sollten den Bewohnern die Vorteile des Naturparks plausibel machen. Aber längst nicht alle Bewohner der Region lassen sich von den Vorteilen des Parks überzeugen. Vor allem Haus- und Grundeigentümer zeigen sich besorgt über das geplante Naturreservat. Denn für sie hätte der Park negative Konsequenzen: Aufgrund des Bauverbots in Naturschutzgebieten verlören ihre Grundstücke beträchtlich an Wert. Selbst Umbaumaßnahmen an bestehenden Häusern wären dann nur noch im Einklang mit strengen Auflagen möglich. Auch die Angst vor Zwangsenteignungen grassiert unter den Immobilienbesitzern. Jäger fürchten um ihre Jagdgebiete und Fischer um die Fanggründe. Noch befindet sich das ganze Projekt in der Planungsphase. Sollte es wirklich in den kommenden Jahren realisiert werden, wäre dies einmalig in der Geschichte Mallorcas. Die bisher für den Park eingeplante Landfläche ist mit 13.496 Hektar so groß, wie alle derzeit bestehenden mallorquinischen Naturschutzgebiete zusammen, die 10.000 Hektar der Insel Cabrera mitgerechnet. Dazu kommen weitere 4.364 Hektar geschützte Wasserfläche. Sollten sich die Umwelt- Palma Steuerzahlung über das Internet In 44 Ortschaften der Balearen können die Einwohner ihre Gemeindesteuern jetzt über das Internet bezahlen. Das balearische Finanzamt entwickelte in Zusammenarbeit mit den Sparkassen Sa Nostra und La Caixa ein System, das die Computerüberweisungen erleichtert. Rund 350.000 Steuerzahler mit Konten bei den Sparkassen können nun über folgende drei Webseiten ihre Steuern entrichten: www.contribucions.org, www.sa-nostra.es und www.lacaixa.es. Palma Bilanz: Stadtkasse mit Rekordeinnahmen Mallorcas Nordosten: Fast 18.000 Hektar sollen zum Naturschutzgebiet erklärt werden schützer des GOB mit ihren Forderungen durchsetzen, würde sich die Gesamtfläche des Parks sogar auf knapp 25.000 Hektar erhöhen. Wer denkt, daß die Umwelt- schützer keine Unterstützung haben, irrt: Eine vom Umweltministerium im vergangenen Sommer durchgeführte Umfrage in Artá, Capdepera und Son Servera zeigte Foto: PK trotz der politischen Brisanz des Vorhabens eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung. Zwei Drittel der Befragten sprachen sich für den Naturpark aus. Die Stadtverwaltung Palmas hat das vergangene Haushaltsjahr mit einem Überschuß von fast drei Milliarden Pesetas abgeschlossen. Wie Finanzstadtrat Pedro Alvarez erklärte, sei die positive Bilanz vor allem auf Gebühren und Gemeindesteuern zurückzuführen. Er wies darauf hin, daß die Stadtverwaltung allein 900 Millionen Pesetas durch Baugenehmigungen und eine Milliarde Pesetas durch direkte und indirekte Steuern verbuchen konnte. 528 Millionen Pesetas stammen aus Regierungszuschüssen. Zudem habe die Stadtverwaltung gespart und die Ausgaben „so niedrig wie möglich“ gehalten. Palma „Es wird niemand enteignet“ Umweltministerin verspricht mehr Lebensqualität durch den Naturpark Die balearische Umweltministerin Margalida Rosselló ist eine energische Verfechterin des zukünftigen Parc de Llevant. Das geplante Naturschutzgebiet im Nordosten der Insel ist bei Politikern und Bewohnern heftig umstritten. Palma Kurier: Mit dem Parc de Llevant wollen Sie Naturschutz und wirtschaftliche Aktivitäten in Einklang bringen. Wie soll dieser Widerspruch umgesetzt werden? Margalida Rosselló: Wir haben ein neues Konzept für Naturparks ent- wickelt. Einerseits setzen wir uns dabei für den Erhalt der Artenvielfalt und den Landschaftsschutz ein, andererseits aber wollen wir einen für jeden offenstehenden Naturpark. Dies funktioniert nur im Einklang mit einer wirtschaftlichen Infrastruktur, die natürlich einem gewissen Reglement unterworfen sein muß. Aufgrund der Größe des Areals ist dies auch nicht so problematisch wie in kleinen Naturschutzgebieten. Kurier: Die in dem Gebiet lebenden Menschen haben Angst vor Enteignungen. Ist diese Sorge begründet? Rosselló: Nein. Es wird keine Ent- eignungen von Grund und Boden geben. Die bestehenden Fincas sind fester Bestandteil des Parks. Vielmehr wollen wir zusammen mit den Eigentümern einen Konsens suchen, der es den Besitzern ermöglicht, sich aktiv in den Naturpark zu integrieren. Kurier: Was bedeutet der Naturpark für die in dem Gebiet existierenden Gemeinden? Rosselló: Sie werden in erster Linie über mehr Lebensqualität verfügen. Darüber hinaus schafft der Park zahlreiche neue Arbeitsplätze. Die bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe könnten die Chance nutzen und ihre Produktion auf biologischen Anbau umstellen. Der Name des Naturparks könnte für die Qualität und die Herkunft der Produkte werben. A. Solano Straßenstrich verlagert sich nach El Arenal 57 blaue Flaggen auf den Balearen Hoteliers verlangen strengere Polizeikontrollen Calviás Strände sind die sichersten Mallorcas El Arenal (pk) – Die Opposition erklärte schon vor wenigen Monaten, daß die Strategie von Palmas Bürgermeister Joan Fageda (PP) zur Bekämpfung der Prostitution die Probleme nur verlagern, aber nicht beseitigen kann. Die massiven Polizeieinsätze in Palmas Altstadt haben tatsächlich nichts genutzt: Mehrere hundert Prostituierte haben ihr altes Revier an der Puerta de San Antonio und die benachbarten Avenidas gegen die Nebenstraßen der Playa de Palma vertauscht. Oft werden die Liebesdienste sogar in abgestellten Autos ■ Notizen mitten in den Wohngebieten geleistet. Wie der örtliche Hotelverband mitteilte, müsse mit „allen Mitteln verhindert werden, daß im Urlaubsort außer Sonne und Alkohol nun auch noch Sex angeboten werde.“ Der Verein der Geschäftsleute Arenals hat das Verhalten der Stadtverwaltung inzwischen als „zu diplomatisch“ kritisiert. Palmas Bürgermeister Joan Fageda hatte vergangenen Woche erstmals die Prostitution als „legalisierbar“ bezeichnet und angekündigt, in naher Zukunft von weiteren Polizeiaktionen abzusehen. Palma (pk) – Mallorcas Tourismusministerium kann zufrieden sein: Die Europäische Union hat die Balearen in diesem Jahr mit insgesamt 57 blauen Flaggen ausgezeichnet. 49 Strände wurden hinsichtlich ihrer Wasserqualität, Sauberkeit und Sicherheit von den Prüfern mit dem blauen Banner versehen. Auch acht Sporthäfen auf den Inseln dürfen die blaue Fahne hissen. Im vergangenen Jahr erfüllten auf den Balearen drei Strände und ein Sporthafen weniger die Kriterien für eine Vergabe. In Sachen Sicherheit lobten die Strandtester vor allem die Playas von Calviá. Der Rettungsdienst sei dort besonders gut organisiert und ausgebildet. Die blauen Flaggen werden seit 15 Jahren von der FEEA, einer internationalen Kommission der EU für saubere Badegewässer und Strände vergeben. In Spanien wurden in diesem Jahr insgesamt 390 Strände ausgezeichnet. Die Iberische Halbinsel liegt damit nach Frankreich an zweiter Stelle im europäischen Vergleich, gefolgt von Griechenland und Dänemark. Naturschutz für alle Freiflächen Die drei höchsten Beamten für Mallorcas Raumordnung, Manuel Cabellos, Onofre Rullan und Jaume Carbonero, forderten die Balearenregierung auf, den „Bauboom auf der Insel weiter zu bremsen.“ Laut ihrer Meinung reiche es nicht mehr aus, „nur bestimmte Regionen der Insel zu schützen.“ Mallorca sei inzwischen so verbaut, daß „alle noch freiliegenden Grundstücke unter Naturschutz gestellt werden sollten.“ Die für Wohnungsbau, Häfen und Küsten zuständigen Behördenleiter erklärten, daß es zur Zeit auf Mallorca 40.000 angefangene Bauvorhaben gäbe. „Mallorcas Landschaft besteht nur noch aus Baukränen“, so Cabellos. Palma Inselrat verpraßt Steuergelder Der Inselrat von Mallorca hat in den vergangenen sechs Jahren die Zahl seiner politischen und wissenschaftlichen Berater verdreifacht. 26 Fachleute stehen zur Zeit den Ministern des Consell Insular de Mallorca zur Seite. Jeder von ihnen wird mit einem Jahresgehalt zwischen 6,9 und 8,7 Millionen Pesetas für seine Arbeit entlohnt. Während 1995 nur 75 Millionen Pesetas für die Gehälter der Experten veranschlagt waren, müssen in diesem Jahr rund 250 Millionen Pesetas für den gestiegenen Personalstand ausgegeben werden. Inselratssprecher Miguel Nadal bezeichnete die gestiegene Zahl von Beratern als „völlig normal, da der Rat die eigentliche Regierung Mallorcas sei.“ 14 Palma Kurier Gesellschaft Freitag, 8. Juni 2001 „Auch im Paradies gibt es Schlangen“ Mallorcas neuer Pfarrer Robert Kramer über verarmte Rentner und die Tücken des Insellebens Am vergangenen Sonntag hat der neue deutsche Pfarrer sein Amt auf Mallorca angetreten. Im Interview erzählt Monsignore Robert Kramer über Gefahren im Paradies, deutsche Sozialfälle und die Probleme der katholischen Kirche im 21. Jahrhundert. Von Beate Müller-Blattau Palma Kurier: Sicher sind Sie darüber informiert, daß Sie eine schwere Hypothek zu tragen haben. Leider gibt es bittere Beschwerden über Ihren Vorgänger. Man wirft ihm vor, für Menschen in Not nicht offen gewesen zu sein. Schlimmer noch, er habe wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Basis gezeigt und sich lieber in Bücher vergraben. Nun müssen Sie die Kastanien aus dem Feuer holen. Monsignore Kramer: Ich habe beide Seiten gehört – von meinem Vorgänger Dr. Bosshard und von meinen Vorgesetzten. Ich denke, da sind bei beiden Parteien Fehler gemacht worden. Man sollte dieses Kapitel schnellstmöglich schließen. Eines möchte ich sagen: Es hat was für sich, wenn man wie ich die Seelsorge von der Pike auf gelernt hat. Und Dr. Bosshard ist eben Wissenschaftler. Ich habe jahrzehntelange Erfahrung mit Seelsorge. Geben Sie mir die Gelegenheit zu einem Neuanfang. Kurier: Ist der Wechsel von Deutschland nach Mallorca in Ihren Augen eine Strafversetzung oder eine Belohnung? Kramer: Strafversetzung auf keinen Fall. Ich denke, es ist eine Anerkennung meiner bisher geleisteten Arbeit. Nicht jedem wird die Gelegenheit geboten, als Auslandsseelsorger zu arbeiten. Ich hatte Monsignore Robert Kramer: „Ehrenamtliche Mitarbeiter sind herzlich willkommen“ Foto: Rosselló mich darum beworben – das Angebot Mallorca entsprach ein wenig meinen Interessen. Kurier: Ein wenig nur? Also ist es Augen zumachen und den Kopf in es nicht oft genug betonen: Hier ist Garten seine Rosen schnitt und nur Werdendes Leben muß auf jeden doch nicht Ihr Traumjob? den Sand stecken? ein offenes Pfarrhaus, und niemand mal eben über den Zaun guckte, um Fall geschützt werden – egal zu welKramer: Ich will es mal so ausKramer: Nein, keinesfalls. Die Vowird es als sogenannte Ruhestörung zu sehen, wer da ankommt. Das hachem Zeitpunkt. Ein klares Nein aldrücken: Wer nicht träumt, ist kein gel-Strauß-Politik liegt mir überempfinden, wenn sich Menschen in be ich übrigens nie getan! Das heißt so zu dieser ‘Pille danach’. Aber ich Realist. Ich bin vor 34 Jahren Pfarrer haupt nicht. Die Entwicklung, wie Not an mich wenden. Ich weiß, daß für mich auch, daß eine vernünftige akzeptiere auch und trage mit, wenn geworden, immer mit dem Wunsch, sie sich hier darstellt, werde ich es Leute gibt, die mit falschen ErÖffentlichkeitsarbeit gemacht werjemand in einen Konflikt geraten ist auch mal im Ausland zu arbeiten. nicht ignorieren. Mallorca mag ja wartungen nach Mallorca kommen den muß. Die Leute sollen wissen, und aus diesem Konflikt heraus hanKurier: Böse Zungen werden nun das Paradies sein, aber auch der Garund dann buchstäblich in der Gosse wo wir was machen. delt. Also ich verurteile die Betroffesagen: Mallorca ist nicht wirklich ten Eden hat seine Schlangen! Viellanden. Das finde ich im übrigen Kurier: Und was wäre, wenn jemand nen nicht. Ich denke nämlich, daß Ausland, in vielen Ecken der Insel leicht kann ich punktuell vermitteln, viel schlimmer als den vielzitierten anruft und sagt: ‘Ich hätte noch Zeit! man auch in solchen Situationen Gütrifft man vor allem deutsche Urdaß Urlaub auch mehr sein kann als ‘Ballermann-Exzeß’. Wir kommen Gibt es was für mich zu tun?’ te und Barmherzigkeit zeigen muß. lauber. Ballermann, also mehr als Exzeß. solche gescheiterten Menschen Kramer: Das ist ganz gefährlich Kurier: Was ist mit Aids? Ist das Kramer: Um ehrlich zu sein, das Aber mir ist klar, daß ich das nur am auch gerne besuchen, und ich wün(lacht). Wenn man mir eine Hand ein Thema für Sie, wovor man warkommt mir etwas entRande beeinflussen sche mir, daß sie ihre Scheu verliereicht, kann es sein, daß nen sollte? gegen. Ich bin jetzt 66 kann. Wichtig ist, daß ren und bei uns anrufen. Hausbesuich die zweite auch noch Kramer: Ja, ganz si„Auch in der Jahre alt und deshalb cher ist Aids ein The„Die Zeiten, als ich eine Mitarbeiterin che stehen ganz selbstverständlich nehme. Für Teamarbeit nicht mehr so wendig, habe, die sehr viel Erauf meinem Programm. Ich werde bin ich immer zu haben, ma. Wissen Sie, der katholischen der Pfarrer noch fahrung auf Mallorca auch mal die Kommunion bei sol- sogar mit Menschen, die um mich auf eine wirkUmgang mit der Gelich schwierige Ausim Garten seine hat, so daß ich durchaus chen Hilfesuchenden ins Haus brin- vielleicht keine Kirch- Kirche kommt schlechtlichkeit ist landssituation einzuallein bin. Es geht gen, damit Menschen, die nicht gänger oder überhaupt ein Problem. Die einiges vor, was eben Rosen schnitt, nicht stellen. Kollegen, die mir bei meiner Arbeit mehr Auto fahren können, sich nicht katholisch sind. Kirche als eine der nach Singapur gehen, vor allem um die Mennicht von der Kirche abgeschnitten Jeder, der bei mir aus nicht sein sollte“ letzten ‘Autoritäten’ in sind vorbei“ müssen noch harte schen, die aus der Bahn fühlen. Außerdem werde ich einen Interesse am Nächsten Anführungszeichen hat Aufbauarbeit leisten. geworfen sind. Wenn Gottesdienst auf Kassette aufnehanruft, ist herzlich willhier ganz klare AussaAuf Mallorca kann ich Dinge aus solche mit mir ein Gespräch haben men und allen Interessierten nach kommen. Ich hatte einmal in einer gen. Sie ist, was die Sexualität ander normalen Gemeindeseelsorge in wollen, dann werde ich immer ein Hause bringen. Seelsorgestelle eine Vorsitzende gegeht, ein einsamer Rufer! Wir erleben Deutschland einbringen. offenes Ohr und Haus haben. Kurier: Monsignore Kramer wird habt, die war aus der Kirche ausgeja schließlich in unserer heutigen GeKurier: Sie werden hier mitten an Kurier: Es gibt auf Mallorca eine also nicht im Elfenbeinturm sitzen treten. Und wir haben hervorragend sellschaft einen kolossalen Werteder Playa de Palma am Balneario 9 ganze Reihe von älteren deutschen und die Welt da draußen ignorieren? zusammengearbeitet. wandel oder gar Werteverlust. Meiner arbeiten. Hier ist nicht das Paradies Residenten, die sehr vereinsamt, Kramer: Unser Bischof hat immer Kramer: Sie leben ja nun in SpaMeinung nach dürfen wir uns vor dieauf Erden, sondern es gibt Tausende verzweifelt oder gescheitert sind. gesagt, wir sind eine ‘Zugeh-Kirche’ nien, hier ist gerade die ‘Pille dasen gesellschaftlichen Problemen keivon Menschen, die Alkohol bis zum Wie wollen Sie dieser Gruppe hel– wir gehen also auf den anderen zu. nach’ legalisiert worden. Entsetzt Sie nesfalls verschließen. Zum Beispiel Umfallen trinken, die hierher komfen? Wir müssen schlichtweg für unsere das als katholischer Seelsorger? gibt es für uns Priester ja das Zölibat. men, weil die Prostituierten billiger Kramer: Ich hoffe dabei auf die Sache werben und dürfen keine Kramer: Nun, da gibt es natürlich Aber, um ganz ehrlich zu sein, und Drogen jeder Art zu haben sind. Mitarbeit der Residenten, denen es Drohbotschaft, sondern die Frohe zunächst einmal die offizielle Aussakommt auch bei uns in der katholiUnd natürlich gibt es auch Kriminagut geht. Sie sollen mir helfen, die Botschaft verkünden. Die Zeiten ge der katholischen Kirche im Hinschen Kirche einiges vor, was nicht lität. Wird Monsignore Kramer die Verzweifelten zu finden. Ich kann sind vorbei, wo man als Pfarrer im blick auf Schwangerschaftsabbruch: sein sollte. Balearen Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 15 Die Vernissage wird zur Party Neue Ausstellung des italienischen Künstlers Bruno Bruni beim Galeristen Lambert Monet Zur Vernissage von Bruno Bruni trafen sich illustre Gäste aus ganz Europa in der Altstadt von Palma. Noch bis Ende Juli sind in der Galerie Monet Art Diffusion Gemälde, Skulpturen und Lithografien des renommierten Künstlers zu sehen. Von Falk Bickel Palma – Kunst muß nicht langweilig sein: Wenn die Galerie Monet Art Diffusion einlädt, verwandeln sich Vernissagen schnell in ausgelassene Partys. Auch die Eröffnung der Ausstellung des renommierten Künstlers Bruno Bruni war ein Highlight des mallorquinischen Kunstgeschehens. Box-Weltmeister Dariusz Michalczewski reiste eigens zur Vernissage seines Freundes Bruni aus Deutschland an. Kein Wunder: Der Künstler gestaltet die Kampfkleidung des „Tigers“. Sie kennen sich bereits seit vielen Jahren. Rolf Eden, einer „der letzten deutschen Playboys“ kam ebenfalls aus Berlin angeflogen, um die Ausstellung zu sehen. Auch die Galeristen und Immobilienmakler Lutz und Edith Minkner ließen es sich nicht nehmen, die Werke zu betrachten. Ihr Kollege Matthias Kühn kam mit seiner Mutter. Die ehemalige Moderatorin der Fernsehshow „Bitte Lächeln“, Martina Menningen, genoß ebenso wie Ingo Meyer, Geschäftsführer der ARDFernsehlotterie, das gepflegte Ambiente. Wie auch bei früheren Vernissagen verköstigte das Restaurant Artemis die Besucher mit ausgesuchten Leckereien. Nach der stilvollen Ausstellungseröffnung feierten die Gäste auf dem zweiten Geburtstag der benachbarten Discothek Golden Door bis in die frühen Morgenstunden kräftig weiter. Dort gab es eine große Überraschung für den „Tiger“: Im Nightclub in Palmas Altstadt traf er Ebby Thust, eine weitere schillernde Figur der deutschen Boxszene. Die erotischen Werke des 66jährigen italienischen Wahl-Hamburgers Bruno Bruni sind noch bis Ende Juli in der Galerie Monet Art Diffusion zu sehen. Galerie Monet Art Diffusion, C/ Sant Feliu, 6 Montag bis Freitag: 10.30 bis 13.30 Uhr und 17 bis 20 Uhr. Samstag: 11 bis 14 Uhr. Natur und Skulptur: Ästhetische Körper des italienischen Bildhauers (oben links); Begegnung: Der unumstrittene Boxweltmeister Dariusz Michalczewski und der umstrittene Boxpromoter Ebby Thust (oben rechts); Künstler Bruno Bruni und Lebenskünstler Rolf Eden (unten links); Mit Freund und schönstem Lächeln: TV-Moderatorin Martina Menningen (unten Mitte); Galeristen unter sich: Siegfried Blau, Edith und Lutz Minkner, Lambert Monet und Teofilos Klonares (unten rechts) Fotos: Image Point/Nowél (4), H. J. Ufer Rex Motors, S.A. Gran Vía Asima, 4 Pol. Ind. Son Castelló Tel.: 971 43 60 79 - 971 43 60 80 Palma de Mallorca Gesellschaft 16 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Jeder Pinselstrich muß sitzen: „Die Malerei auf Geschirr ist wesentlich schwieriger als auf Leinwand“ Fotos: Gori Vicens „Meine Zitronen sind wie Brüste“ Zu Gast bei Beuys-Schüler Rainer Reusch / Werke für Willi Weber und Wittgenstein Farbenfrohe Obst- und Gemüsemotive auf Bildern, Hauswänden oder auch Teppichen: Rainer Reuschs Werke gelten seit Jahren als Symbol für pralle Sinnlichkeit und sind begehrte Objekte. Ein Besuch bei dem Künstler. Von Anette Anthoni Costitx – Es gibt zwei Situationen, in denen man Reusch oft antrifft, und die er sehr unterschiedlich schätzt: Zum einen ist da das Malen. Eine seit Jahrzehnten gepflegte Passion und hier vor allem sein Faible für pralle, farbenfrohe Zitronen, Tomaten oder Auberginen. Obst als Motiv liebt er. Zum anderen ist da dieser Moment, in dem Reusch Gäste am schweren Eisentor vor seinem Haus in Costitx begrüßt, das Tor kurz öffnet und dann nur noch entsetzt ausruft: „Nein, nein, nein, nicht schon wieder!“ Sein Schäferhund Freddy nutzt die Chance sofort, um einmal abzuhauen. Worauf die Gäste den Hausherren erst einmal eine Viertelstunde lang nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil er den Hund wieder einfangen muß. „Freddy ist erst ein Jahr alt und interessiert sich sehr für zwei kleine Hunde in einer 500 Meter entfernten Finca“, erklärt Reusch. „Unser zweiter Schäferhund Ali und ich bemühen uns sehr, ihm das Ausrücken abzugewöhnen. Aber ich habe wohl nicht genug Überzeugungskraft.“ Dafür überzeugt Reuschs Schaffen um so mehr. Der 53jährige Kirchenmaler und Restaurator hatte nach einem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf von Kunsttheorie genug. „Obst und Gemüse stehen für mich für pralles, frohes Leben. Vor allem hier im mediterranen Raum, wo es eine große Fülle davon gibt“, schwärmt er. Seit 1990 sind Granatäpfel, Zitronen oder Erdbeeren sein Hauptmotiv. In klaren, strahlenden Farben und durchaus lustvoller Form. „Ja, meine Zitronen haben etwas von Brüsten und die Granatäpfel etwas von ei- Teller und Zigarrenschachteln mit Obstmotiven: Reusch erfüllt Kunstliebhabern fast jeden Wunsch nem Torso“, gibt Reusch lächelnd zu. Als Bild hängen sie zum Beispiel in der Finca von Willi Weber, Manager von Michael Schumacher. Reuschs neueste Passion ist Geschirr jeder Art, vor allem riesige Pastateller, wie sie Alfred Biolek in seiner Kochsendung „Alfredissimo“ verwendet. Jeder Teller ein Unikat, mit unterschiedlich vielen Radieschen, Tomaten oder Zwetschgen, je nach Grundmotiv einer Serie. „Es ist erheblich schwerer, Geschirr zu bemalen als Ölbilder, weil jeder Pinselstrich sitzen muß. Du kannst nichts mehr abtragen oder übermalen. Was drauf ist, ist drauf“, erklärt Reusch. Reusch hat seine Obstmotive schon auf vielen Gegenständen plaziert. Auch in seinem Haus liegt ein großer Teppich in strahlendem Rot und Blau, den er nach einem Bild mit Granatäpfelmotiv von Hand hat knüpfen lassen. Ein Teppich in Perserqualität. „Sechs Frauen brauchten sechs Wochen, um ihn nach der Bildvorlage fertigzustellen. Sie knüpften etwa eine Million Fäden.“ Oder – ebenfalls ganz neu – seine innen mit Obst bemalten Zigarrenkisten. „Auf einer Seite befindet sich eines meiner Obst-Werke, die zweite Innenseite gestalte ich nach Wunsch“, sagt Reusch. Einer seiner letzten Kunden wünschte sich Gesellschaft Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 17 Pralle Sinnlichkeit: Im Schlafzimmer wirkt das gemalte Obst besonders lustvoll prompt einen gemalten Ferrari. Ein weiteres Steckenpferd des Malers sind die „Trompe-l’Œil“, gemalte „Augentäuschungen“, die auf glatten Wänden imaginäre Landschaften vorgaukeln. Für Fürst von Wittgenstein zum Beispiel bemalte er in dessen Anwesen auf Mallorca eine ganze Schwimmhalle mit diesen Illusionslandschaften. Ein weiteres, wichtiges Motiv von Reusch sind Frauenbildnisse à la Botticelli. „Er ist mein Lieblingsmaler der Renaissance und hat mich zu meinem Deckengemälde in unserem Badezimmer inspiriert“, sagt Reusch. Drei nur mit Schleiern bedeckte, tanzende Grazien und ein kleiner Amor, der einen Schmetterling auf seiner Pfeilspitze hat. Für Willi Weber malte er in dessen Badezimmer eine adaptierte BotticelliVariante zur Gestalt der Venus. Der Maler Reusch ist nicht nur gelernter Kirchenmaler und Restaurator. Er hat die Kunstakademie absolviert und damit eine umfassende künstlerische Ausbildung erhalten. Einer seiner Dozenten war Joseph Beuys: „Mit dem habe ich mich oft über Zeichnungen unterhalten. Ich mag seine Aquarelle, die Butterbadewannen weniger.“ Reusch hat auch Philosophie studiert, hielt über 16 Semester philosophische Gesprächskreise an der Volkshochschule Köln und möchte Ähnliches auch auf Mallorca ins Leben rufen. Seit fünf Jahren wohnen Reusch, seine Lebensgefährtin Irene Bellmann und deren 13jährige Tochter Vivika in einem landschaftlich reizvoll gelegenen, weiträumigen Haus bei Costitx. Der Wohnbereich hat die Größe eines Lofts, ein Teil wird auch zum Malen genutzt. Seine Tochter hat ihr Zimmer in einem Turm. „Deshalb nenne ich Vivika auch Turmfräulein“, sagt Reusch schmunzelnd. Auch sie hat vor zwei Jahren mit dem Malen begonnen. Aber viel Zeit bleibt dem Teenager dafür nicht. Die Schule geht vor und ist vom Wohnort eine gute halbe Stunde Fahrtzeit entfernt. „Zweimal am Tag hin und zurück, das ist doch sehr aufwendig. Wir erwägen, bald in Richtung Palma zu ziehen“, so Reusch. Sein Faible für Obst und Gemüse als Motiv auf Tellern, Bildern oder Wänden fasziniert Reusch seit zehn Jahren. „Das wird auch so bleiben“, versichert er, „wenngleich ich vor wenigen Wochen mit meinen ersten Porträts begonnen habe.“ Obst zu essen, interessiert Maler dagegen überhaupt nicht: „Höchstens einmal einen Obstler oder einen Obstkuchen.“ Deckenkunst im eigenen Badezimmer Auf dem Tisch und an der Wand: Seine Werke dominieren das ganze Haus Früchte in XXL:„Hommage an die mediterrane Lebenslust“ Gesellschaft Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 19 Zu dir oder zu mir? Die Pille feiert ihren 40. Geburtstag / In Spanien blieb das Präparat bis 1978 verboten Mega-Mallorca mit drei Regierungen Die Antibabypille revolutionierte zu Beginn der 60er Jahre das Sexualverhalten in Westeuropa. Den Spanierinnen drohten zwar noch bis 1978 zwölf Jahre Gefängnis auf die Einnahme des Verhütungsmittels, die sexuelle Revolution fand aber trotzdem statt. Von Rosa Ortega Palma – Am 1. Juni 1961 begann der Pharmakonzern Schering, die Antibabypille in Deutschland zu verkaufen. Damals steckte Spanien in Sachen Verhütung noch in den Kinderschuhen. Was durchaus seine positiven Seiten hatte: Keine Schreckensmomente à la „Oh Gott, ich hab die Pille vergessen!“ Keine Hiobsbotschaften an den Freund: „Ich habe vor drei Monaten die Pille abgesetzt. Du hast doch nichts dagegen, oder?“ Beim Beischlaf wußte man noch, worauf man sich einließ. Nicht umsonst stand Spanien damals mit seiner Geburtenrate an der Weltspitze. 20 Jahre später bildet das Land der ach-so-kinderreichen Familien das Schlußlicht. Vom Babyboom zur Nachwuchsflaute. Wurde man damals ungewollt schwanger, blieben drei Möglichkeiten: austragen, nach Holland fahren oder der Gang zu einer „Helferin“. Letztere sorgte häufig für nachhaltige Verletzungen und Entzündungen. Deshalb waren es – abgesehen von den Frauen – vor allem Ärzte, die für die Legalisierung des oralen Verhütungsmittels plädierten. Tatsächlich blieb das kleine Ding mit den vielen Nebenwirkungen in Spanien aber bis 1978 verboten. Für den illegalen Gebrauch winkten zwölf Jahre Gefängnis. Das reaktionäre Regime von Francisco Franco ließ die katholische Kirche ungehindert ihren Einfluß ausüben. Trotzdem nahmen sie Millionen Frauen. Sie besorgten sie von Verwandten, die im Ausland als Gastarbeiter tätig waren. Oder sie hatten das Glück, bei einem der liberalen Ärzte in Behandlung zu sein, die damals schon unter der Hand mit dem begehrten Ding handelten. Das Ende des Franquismus brachte eine Umverteilung der Geschlechterrollen. Was in „Europa“ schon gang und gäbe war, bahnte sich in Spanien mit Vehemenz seinen bis dahin staureichen Weg. Die Ehe galt nicht mehr als einzig gülti- Die Antibabypille: Mit der neugewonnenen sexuellen Freiheit veränderte sich die spanische Gesellschaft ger Rahmen für ein befriedigtes SeMit der neugewonnenen sexuelxualleben. Junge Frauen zogen von len Freiheit kam das Streben nach zu Hause aus, teilten Wohnungen Unabhängigkeit. Ein Bedürfnis, das mit Gleichgesinnten. oftmals von keinem Sie probierten das ofErfolg gekrönt war. Auch nach fen aus, was die MänAllzu häufig durchFrancos Tod ner schon längst prakkreuzte eine ungetizierten, aber nur wollte Schwangerwurde die hinter einem schweren schaft die ehrgeizigEinnahme Vorhang. Außerdem sten Pläne. Mit der erkannten sie, daß die Pille hätte man diese der Pille mit schwache wirtschaftli„Unfälle“ unter Konche Situation mit ei- Gefängnis bestraft trolle halten können. nem eigenen EinkomHeute hat die Pille men zu verbessern war. Daß sie nur ihren Reiz größtenteils verloren. so der finanziellen Abhängigkeit Andere Methoden auf natürlicher entgehen konnten. oder physischer Basis ersetzen die Foto: Bickel Chemie. Trotzdem ist die Pille, gerade für Jugendliche, aus dem Leben nicht mehr wegzudenken. Nicht selten sind es die spanischen Mütter, die ihren Töchtern dazu raten, sie zu nehmen. Sie sind es auch, die eine Kontrollfunktion übernehmen: „Hast du sie heute schon genommen?“ Schließlich geht die Wirkung bekanntlich verloren, wenn man die Pille zwölf Stunden zu spät nimmt. Selbst wenn die Mütter selbst inzwischen zu anderen Verhütungsmethoden greifen: Im Namen ihrer Töchter sind sie dankbar für das kleine, runde Ding. Doch keine Adoption für Homosexuelle Nationalisten boykottierten Gesetzentwurf / Mallorcas Schwulenverbände protestieren Palma (bs) – Die Zeit der Diskussionen ist vorbei: Anfang Juni hat der Inselrat das Gesetz für Paare ohne Trauschein verabschiedet. Es stellt unverheiratete Paare, die in eheähnlicher Gemeinschaft zusammenleben, den Verheirateten fast gleich. Der Paragraph über das Recht auf Adoption wurde jedoch auf Drängen der nationalistischen Partei Unió Mallorquina in letzter Sekunde aus dem Gesetzestext gestrichen. Von dieser Änderung am stärksten betroffen sind homosexuelle Paare. Während heterosexuelle Partner heiraten können, dürfen Homo- Moment mal! sexuelle keine anerkannte Ehe eingehen – und demnach auch keine Kinder adoptieren. Mallorcas Homosexuellen-Vereinigung Ben Amics bekundete in einer Pressemitteilung ihre Enttäuschung. Der Verband erklärte, die Parteien des Regierungspakts hätten sich im vergangenen Wahlkampf explizit für die Rechte diskriminierter Gruppen eingesetzt. Nun aber hätten sie das Versprechen gebrochen und die betroffenen Minderheiten im Stich gelassen. Ben Amics forderte außerdem ein klärendes Treffen mit Sozialministerin Fernanda Caro. Keine Chance auf Kinder: Die Homosexuellen fühlen sich verraten Foto: PK Daß Mallorca die Insel der Superlative ist, können Fachleute und Medien nach intensiver Beobachtung der natürlichen, aber auch der politischen Landschaft nicht bestreiten. Laut Stadträtin María Crespo verfügt Palma über die „schönsten Strände des Mittelmeers“. Gesundheitsministerin Aina Salom weiß, daß wir die „beste Krankenversorgung Spaniens“ haben. Und die Bild-Zeitung informiert darüber, daß es hier die „längsten und gefährlichsten Haifische“ gibt. Bislang hat man eine Steigerung des Wohlbefindens auf dieser glücklichen Insel nicht für möglich gehalten. Nun hat aber eine politische Variante die inzwischen schon langweilig gewordenen Superlative zu absoluten „Megalativen“ anwachsen lassen. Während sich in anderen Ländern nur jeweils eine Regierung um die Amtsgeschäfte kümmert, hält Mallorca den Polit-Rekord: Gleich drei Regierungen mauscheln im politischen Brei. An erster Stelle die normale, die eigentlich langweilige, die Vorzeigeregierung mit ihrem volkstümlichen Präsidenten Francesc Antich. Auf Platz zwei der Regierungsliste steht der Inselrat, von der dynamischen Rechtsanwältin Maria Antònia Munar dirigiert. Auf dem dritten Platz steht der Hoteliersverband Mallorcas mit dem gerade erst wiedergewählten Präsidenten Pere Cañellas. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Reihenfolge auf dieser Liste zufällig ist. Alle genannten Präsidenten sind der Meinung, die einzigen zu sein, die das Wohl der Insel im Auge und für alle Probleme eine Lösung parat haben. Ansonsten bekriegt man sich mit Schwung und disqualifiziert wöchentlich den Gegner in gut vorbereiteten Statements. Munar empfiehlt dann dem Regierungspräsidenten Antich, seine Ministerien aufzulösen. Hotelierpräsident Cañellas drängt darauf, das Amt des fachunkundigen Tourismusministers durch einen fachkundigen Hotelbesitzer bekleiden zu lassen. Solchen Offensiven steht Präsident Antich, von seinen Freunden auch als „guter Junge“ bezeichnet, recht hilflos gegenüber. Im politischen Geschäft darf man aber nicht den Makel eines „guten Jungen“ haben. Vor allem, wenn man nicht von der Mehrheit gewählt wurde. Drum zieht sich Antich schmollend in die Stille seines Dorfes zurück. Präsidentin Munar hingegen diktiert, dirigiert und bestimmt den Inselrat so sehr, daß sie glaubt, sie sei der Inselrat. Präsident Pere Cañellas, mit absoluter Mehrheit in seinem Amt bestätigt, ist mit seiner Körperfülle das beste Aushängeschild für die Qualität der mallorquinischen Hotelküchen. Nun kann niemand mehr die Präsidenten namentlich auseinanderhalten. Das führte am Anfang der sich zuspitzenden Situation zu gewissen Schwierigkeiten. Mit Beginn der Strandsaison hat sich das Problem jedoch von selbst gelöst. Inzwischen stehen blonde Urlauberinnen und der bevorstehende Trainerwechsel bei Real Mallorca auf der Popularitätsskala der Gesprächsthemen wieder an erster Stelle. Wolfgang Müller Gesellschaft 20 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Ralf Schumacher auf Traumyacht Der Formel-1-Fahrer und seine Verlobte erholen sich in Puerto Portals und auf Ibiza Julian Lennon feiert in Palmas Altstadt Über Pfingsten waren Ralf Schumacher und seine Verlobte Cora Brinkmann für einige Tage auf den Balearen unterwegs. Mit der gecharterten Yacht Lady Alexandra ging es von Mallorca nach Ibiza und zurück. Danach gab es im Hafen von Portals ein herzliches Treffen mit Manager Willi Weber. Doch die Erholungsphase war nur kurz: Schon an diesem Wochenende muß der offensichtlich schwer verliebte Ralf im kanadischen Montreal wieder seine fahrerischen Fähigkeiten demonstrieren. Von Falk Bickel Puerto Portals – Ralf Schumacher, frisch verlobt und Papa in spe, hat einmal mehr klargestellt, daß sein für November erwartetes Baby ein „absolutes Wunschkind“ ist. „Unfälle passieren auf der Rennstrecke, aber nicht beim Kinderkriegen. Natürlich war es geplant“, sagte der 25jährige. Wegen des Babys hätten er und seine Freundin Cora Brinkmann (24) sich verlobt. Sie sei seine große Liebe, sie wolle er „so schnell wie möglich“ heiraten. „Dazu fehlt aber im Moment einfach die Zeit. Wann, kann ich noch nicht sagen. Vielleicht nächstes Jahr.“ Der Formel-1-Fahrer sieht sich privat am Ziel seiner Träume: „Ich habe jetzt mein Zuhause in Salzburg, eine einmalige Frau und in Kürze auch ein Kind. Mehr kann sich ein Mann nicht wünschen.“ Er befürchtet auch nicht, daß ihn das Baby langsamer machen könnte. So habe er in Imola Mitte April den ersten Grand Prix seiner Karriere gewonnen, als er schon von dem Baby gewußt habe. Gut sieht es auch um Schumachers Zukunft mit Williams-BMW aus. Ralf, der seit 1999 bei dem britischen Team fährt, soll bis 2004 bleiben. „In den nächsten Wochen“ werde sich alles weitere entscheiden, erzählte Schumi II erst vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit dem „ZDF-Sportstudio“. Hola Gente ■ Er kann sich kaum retten vor Enga- gements: Antonio Banderas dreht gerade in Mexiko den letzten Teil einer Trilogie des Regisseurs Roberto Rodríguez. In „Es war einmal in Mexiko“, unzweifelhaft inspiriert am legendären Epos „Es war einmal in Amerika“, wird auch Enrique Iglesias sein Filmdebüt haben. Zwischendrin mimt Banderas an der Seite von Selma Hayek eine kleine Rolle für „Frida“, biographische Verfilmung des Lebens der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo. Mit dabei ist Banderas Ehefrau Melanie Griffith – auf diese Weise demonstriert sie elegant, daß die Gerüchte über eine Ehekrise an den Haaren herbeigezogen sind. ■ Eine Bibel der speziellen Art plant Talk of the Town Königsfamilien aus aller Welt geben sich ein Stelldichein auf Mallorca: Vergangene Woche waren es Sarah Ferguson und ihre beiden Töchter, die Prinzessinnen Eugenie und Beatrice. Sie folgten einer Einladung von Sir Richard Branson, Eigentümer des Hotels La Residencia in Deyá, und wohnten in einer seiner Luxusvillen in Bañalbufar. Julian Lennon, Sohn des ermordeten Beatles, zeigte sich begeistert vom Edel-Club Golden Door: „Normalerweise spielen die DJ’s sofort ‘Give Peace a Chance’, wenn ich in eine Disco komme“, erzählt der Engländer. Unbehelligt von alten LennonSongs fühlte er sich sichtlich wohl und blieb bis zum Morgengrauen. Zur Weinprobe lud Birgit Müller (Cocina y Vida) nach Puerto de Andratx. Top-Winzer Christoph Tyrell Julian Lennon Sein Manager Willi Weber bestätigte am Pfingstmontag: „Ich gehe davon aus, daß bis Ende Juni alles klar ist. Fakt ist, daß Frank Williams den Ralf unbedingt will, und auch wir wollen selbstverständlich.“ Offen seien nur noch ein paar Punkte, „aber keine finanziellen Geschichten.“ Doch auch andere Rennställe, vor allem Jaguar, wollen den WM-Titelkandidaten verpflichten. Verliebt auf der Luxusyacht in Puerto Portals: Ralf Schumacher und Cora Foto: Image Point Brinkmann Frech & frühreif: Die neue Miss España feiert in Madrid der schwedische Verlag Fishtank: Um die heilige Schrift zu verbreiten, verkörpern internationale Models die biblischen Figuren. Claudia Schiffer kommt die Ehre zuteil, als Eva zu posieren. Markus Schenkenberg, Ex-Mann von Pamela Anderson, läßt sich als Adam ablichten. Inmitten der Kritiker gibt es selbst in spanischen Kirchenkreisen einige Bischöfe die das Projekt willkommen heißen. Das Motto: Der Zweck heiligt die Mittel. ■ Sie ist Miss España 2001, feierte gerade ihren 18. Geburtstag und zieht schon von zu Hause aus: Lorena Van Heerde bewohnt in Zukunft ein Apartment, das sie selbst gestaltet hat. Die Feier ihrer Volljährigkeit verband die Andalusierin geschickt Foto: Novell stellte eine Auswahl erlesener, leichter Weißweine vor. Sein Weingut Karthäuserhof in Trier-Eitelsbach gehört zu den besten Deutschlands. Parallel dazu präsentierte Antoni Salvà von der Weinhandlung Bons Vins sieben Rotweine und drei Champagner. Tenor René Kollo nutzte die Gelegenheit und ölte seine kräftige Stimme. Zurück aus Monte Carlo, wo sie an der Verleihung der Laureus Sports Awards teilnahmen, besuchten Michael Douglas und Catherine ZetaJones die Show von Mike Vidone im Nixe Club des Kulturzentrums Costa Nord. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen der Filmstars nehmen kein Ende: Noch am Dienstag krönten sie mallorquinische Schüler am WeltUmwelttag mit Preisen für ihre Arbeiten am Tramuntana-Natur-Projekt. mit der Einweihung einer neuen Mega-Discothek in Madrid. ■ Im Kampf gegen die Leukämie ist keiner so engagiert wie José Carreras. Der spanische Tenor, selbst seit Jahren von der Krankheit geheilt, gab eines seiner Benefizkonzerte in Madrid. Unter den zahlreichen Anwesenden lauschte auch Maribel Sanz dem Recital. ■ Isabel Preysler stand bei der Verleihung der „Aguja de oro“ – Goldenen Nadel – Pate. Das begehrte Objekt wird alljährlich in Madrid an Modedesigner verliehen. Im vergangenen Jahr freute sich Jean-Paul Gaultier, dieses Jahr war es Manolo Blahnik. „Der wunderbare Schuster“, wie Blahnik von seiner Kundschaft Antonio Banderas Foto: DKNY genannt wird, hat seinen Kreationen einen eigenen Namen gegeben: Die „Manolos“. Auf der Preisverleihung war auch Isabel Preysler, Exfrau von Julio Iglesias. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Kleid und – natürlich – ein Paar der beliebten Manolos. Michael Douglas Foto: Rosselló Garantiert keinen Preis verleiht RTL-Moderatorin Sonja Zietlow den Vermietern ihres Ferienhauses. Vom versprochenen Tennisplatz, der Yacht und dem Fitnessraum war nichts zu sehen. Zietlow wollte eigentlich mit ihren Freunden ein privates Tennisturnier austragen. Ein anderes Mal! Gesellschaft 22 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Dreh beendet: Große Film-Party Nach den Dreharbeiten des Polit-Thrillers „Die Affäre Semmeling“ feierte das Team im Hotel Villamil Mit einer großen Party im Hotel Villamil feierten zahlreiche deutsche Schauspieler das Ende der Dreharbeiten zu dem neuen Fernsehfilm „Die Affäre Semmeling“. Stefan Kurt und Heike Makatsch tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Von Silke Reinhold Paguera – Nach 14 Monaten Dreharbeiten feierte am Sonntag das Team der „Affäre Semmeling“ die Fertigstellung der sechsteiligen Serie. Die Party stieg im Hotel Villamil, wo Regisseur und Autor Dieter Wedel vor über zwei Jahren das Drehbuch schrieb. Die Schauspieler, die Samstag die ganze Nacht hindurch bis um halb sieben vor der Kamera standen, wirkten anfangs noch reichlich mitgenommen. Bei einem Glas Sekt und mexikanischer Musik taute das Team jedoch bald auf. Von den Spannungen am Set und den diversen Streitigkeiten, von denen man in letzter Zeit viel munkeln hörte, war nichts zu merken. Beim Buffet am Pool kam innerhalb kürzester Zeit ausgelassene Stimmung auf. Bücher mit Schnappschüssen aus den Drehtagen wurden verteilt, und Regisseur Dieter Wedel erzählte gut gelaunt von seiner Arbeit am Drehbuch im Hotel, in dem seine Mutter schon vor 22 Jahren Urlaub machte. Stefan Kurt, der neben Heike Makatsch die Hauptrolle belegt, verteilte an seine Kollegen CD’s, die er selber aufgenommen hatte. Auf die Frage, ob die Öffentlichkeit sie denn auch einmal zu hören bekommen würde, antwortete der Schauspieler bescheiden. „Das ist nicht so die Musik, zu der man tanzen kann. Es ist eher eine Collage von Geräuschen, und ich habe es mehr als ein persönliches Abschiedsgeschenk gedacht, das nicht an die Öffentlichkeit soll. Nach dem Film werde ich vielleicht auch einmal Musik machen, dann bekommen es alle zu hören.“ Seinen Beruf möchte er allerdings nicht wechseln. Auch er schien über das Ende der Dreharbeiten ziemlich erleichtert zu sein. „Natürlich ist ein bißchen Abschiedsschmerz dabei, aber ich bin froh, daß der Film fertig ist. Bei der Arbeit mit Dieter Wedel habe ich viel gelernt und bin als Schauspieler bestimmt ein Stück weitergekommen“, sagte Stefan Kurt diplomatisch. Über seine persönliche Beziehung zum Regisseur äußerte er sich nicht. Fernsehfrau Sandra Maischberger, die erst vor kurzem mit einem Journalistenpreis für ihre einfühlsamen Interviews ausgezeichnet wurde, begleitete die Entstehung der „Affäre Semmeling“ von Anfang an: Vom Drehbuchschreiben vor zwei Jahren bis zur Abschiedsfeier auf der gleichen Terrasse, mit vielen Interviews und Besuchen am Set. Marijam Agischewa, die im Film die Frau eines Politikers spielt, nahm ihren kleinen Sohn bei den gesamten Dreharbeiten mit an den Set. Auch auf der Abschiedsparty durfte der Kleine an der Seite seiner Mutter nicht fehlen. Ein anderes Filmkind, Matthias Kühn, zeigte sich von seinem ersten Auftritt vor der Kamera beeindruckt. „Zwölf Stunden harte Arbeit und später sind es nur drei Minuten, da sieht man das Ganze gleich Bei der Abschlußparty auf der Terrasse des Hotels Villamil gaben sich Stars und Statisten die Ehre: Stefan Kurt (links, mittleres Bild), Matthias Kühn (links unten), Marijam Agischewa mit ihrem Sohn (unten, mittleres Bild) Semmeling-Tochter Camilla Schiefler (unten rechts) und Sandra Fotos: Reinhold Maischberger (rechts, mittleres Bild) mit anderen Augen“, staunte Mallorcas Immobilienkönig. Neben Kühn bekam auch Heide Simonis, Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, eine Laienrolle. Theo Waigel wollte eigentlich die Rolle des Finanzministers im Politskandal von Wedel besetzen, aber angesichts der eigenen Parteispendenaffäre konnte er dann doch nicht in solch einer Rolle vor die Kamera treten. Heike Makatsch spielt im Film Frau Semmeling. Auf die Fete hatte sie einen befreundeten DJ aus ihrer Wahlheimatstadt London eingeladen und freute sich auf die After-HourParty nach dem offiziellen Teil im Hotel Villamil. Im Hotel Son Caliu ging’s weiter, und ihr Freund legte für die Tanzwütigen die neuesten HipHop-Scheiben auf. Für die letzten Szenen verwandelten die Bühnenbildner eine Siedlung in der Nähe von Ca’n Picafort in ein kleines Abbild von Jamaika. Dort suchen die Filmhelden Schutz vor der deutschen Steuerfahndung. Eine Statistin, die in einer der letzten Szenen erschossen wird, hat sich beim Fallen und durch die Sprengung der Blutpatronen verletzt. Trotz starker Schwellungen kam auch sie am nächsten Tag zum Drehtermin. Soviel Tapferkeit wurde von Wedel mit einem Blick in seinen heiligen Bildschirm und einem Sitz- platz neben sich belohnt. Pannen gab es auch noch am letzten Drehtag: Der Bus, der sämtliche Statisten für das jamaikanische Ambiente bringen sollte, streikte und verzögerte dadurch den Drehbeginn merklich. Die Anwohner von Ses Cassetes de Capellans verfolgten die Arbeiten in ihrem kleinen Stadtteil mit Interesse. Auch die Geräuschkulisse, die sie drei Nächte lang begleiteten, nahmen sie gelassen. Gesellschaft Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 23 Regieanweisungen im Sitzen: Wegen seiner Hüftprobleme konnte Wedel nur selten seinen Stuhl verlassen Foto: Roselló „Man hört den Berg weinen“ Regisseur Dieter Wedel über die Dreharbeiten und seinen Unmut über Mallorca Einer der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands hat auf Mallorca ein Stück Fernsehgeschichte beendet: Letzte Klappe für das Mammutprojekt „Die Affäre Semmeling“. Der Macher heißt Dieter Wedel, ein Geschichtenerzähler, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Auch nicht, wenn es um seine einstige Lieblingsinsel Mallorca geht. Makatsch) und den Kindern auf Jamaika an. Direkt neben seiner Hütte wird eine Nachbarin, eine ältere schwarze Lady, von zwei Räubern erschossen, weil sie ihr gestohlenes Radio wiederhaben wollte. Hier sind Special Effects mit im Spiel, und das bedeutet, daß jeder Take mindestens eine Stunde in Anspruch nimmt, da die Frau nach jeder Sequenz neu verkabelt werden muß. Die Kabel führen unter der Kleidung zu einer Von Renate Pentzien Explosion und geben dabei roten Palma Kurier: Dr. Wedel, wie steht Farbstoff frei, wenn der Räuber mit es jetzt, am vorletzten Drehtag für der Schrotflinte auf sie schießt. den Sechsteiler „Die Affäre SemmeKurier: Warum haben Sie diese ling“, um Ihre Nerven? Einstellungen nicht auf Jamaika geDr. Dieter Wedel: Ich bin schon dreht? ganz schön am Ende. Nach über 200 Wedel: Dort ist es einfach zu geDrehtagen merkt man, daß alle weit fährlich. Dort wurden wir rund um über ihre Kräfte gehen. Neulich ardie Uhr von Bodyguards überwacht, beiteten wir an einer Szene, die wir ich durfte keine Straße alleine entein dutzendmal drelang gehen. Nach vier hen mußten, weil die Wochen – Jamaika hat Schauspielerin einen „Ich bin drei Tage ja nur zwei Millionen Lachkrampf hatte – – kannten ins Hotel gezogen, Einwohner und zwar immer geuns zwar alle Leute nau an derselben Stelund riefen ‘Hi, Doc!’, um mich von le. Jedes Mal mußten es ist doch ein Preßlufthammer aber wir abbrechen. Bei der gefährliches Pflaster, Schauspielerin endete und Baustaub zu und es wird eben leider Lachkrampf der wirklich geschoserholen“ schließlich in einem sen. Wir fanden diese Weinkrampf. Daran Location auf Mallorkann man deutlich ablesen, wie es ca, und die Dreharbeiten hier sind um die Kraft des Teams inzwischen um ein Vielfaches leichter realisierbestellt ist. bar, keine Frage. Kurier: Was genau machen Sie jetzt Kurier: Wie ist das Gefühl, fast ferhier? tig zu sein mit Ihrem bisher größten Wedel: Wir drehen eine Sequenz, Fernsehprojekt? die wir auf Jamaika nicht drehen Wedel: Es ist schon viel Wehmut konnten. Siggi Semmeling (Stefan dabei. Man hat sich sehr aneinander Kurt) kommt mit seiner Frau (Heike gewöhnt, schließlich sind dies alles Dieter Wedel: „Wenn die Meinungsmacher Mallorca verlassen, hat das ein großes Echo“ nette Leute. Das Team funktioniert wie ein geölter Apparat, 14 Monate lang waren wir wie eine große Familie. Heinz Hoenig sagte gerade vorhin etwas Interessantes zu mir. Wenn er die letzten zehn Jahre Revue passieren läßt, merkt er, daß er mehr Zeit mit mir zusammen verbracht hat, als mit seiner eigenen Familie. Kurier: Gönnen Sie sich Urlaub, wenn die Drehtermine vorbei sind ? Wedel: Ein paar Tage werden wir erstmal nichts tun und uns erholen, was ich hier in meinem eigenen Domizil leider nicht kann. Ich bin doch tatsächlich für drei Tage ins Hotel gegangen, um mich von dem Preßluftgehämmere und dem Baustaub zu erholen. Und das, obwohl ich auf dieser Insel ein Penthouse für 1,5 Millionen Mark gekauft habe! Das ist eine Investition, die ich in den nächsten drei Jahre nicht nutzen kann. Im Klartext bedeutet das, daß mir rund 300.000 Mark Verlust entstanden sind. Hätte ich das Geld doch bloß auf der Bank gelassen. Wir haben Risse in den Wänden, und es wird jeden Tag, manchmal bis 23 Uhr, gebaggert und gehämmert. Auch samstags und sonntags. Ich habe jetzt langsam die Nase voll. Wenn die Behörden das nicht hinkriegen, mit dem Raubbau an der Natur Schluß zu machen, dann gehen wir weg von hier. Kurier: Meinen Sie das ernst? Wedel: Und ob. Die tragen bei uns vor der Haustür den ganzen Berg ab. Foto: Pentzien Sogar für Garagen! Man muß dieser Profitgier der Bauunternehmer einen Riegel vorschieben. Was hier passiert, ist die Vernichtung eines Paradieses. Einer sagte mir treffend: ‘Man hört den Berg weinen.’ Und wenn mir auch andere, wie Jürgen von der Lippe, sagen, daß sie weg wollen von Mallorca, dann sollten sich die Verantwortlichen schnellstens Gedanken machen. Wenn ein Herr Müller oder Herr Meier sich über Mallorca beschwert, dann schreibt vielleicht keiner drüber. Aber wenn die Meinungsmacher wegziehen, dann hat das ein ganz anderes Echo. Mal sehen, ob sie wenigstens während der Sommermonate den Baustopp einhalten. Sonst war es das für mich. Balearen 8 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Hasso überfallen und ausgeraubt ■ Notizen Vermummte fesselten Mietwagenkönig Schützendorf und stahlen 36 Millionen Pesetas Zwei maskierte Männer überfielen den Multimillionär Hasso Schützendorf in seinem Haus in Valldemossa. Die Einbrecher drangen vermutlich durch das Fenster in die Villa ein, schlugen den Geschäftsmann mit einer Pistole nieder und bedrohten seine 22jährige „Krankenschwester“. Bei dem brutalen Raub erbeuteten die Verbrecher Bargeld und Wertgegenstände in Höhe von 36 Millionen Pesetas. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Palma Wieder falsche Polizisten verhaftet Die Guardia Civil hat erneut drei falsche Polizisten festgenommen, die seit mehreren Wochen in den Urlaubsorten Mallorcas arbeiteten. Zwei aus Rumänien stammende Männer und eine Frau verlangten mit gefälschten Dokumenten und Polizeiplaketten die Personalausweise der Urlauber. Dann stahlen sie ihnen aus den gezückten Brieftaschen Geld und Kreditkarten. Vor wenigen Wochen nahm die Guardia Civil bereits eine andere Bande falscher Polizisten fest. Von Karl-Heinz Eiferle Valldemossa – Die Fußmassage endete nicht so, wie es sich Hasso Schützendorf vorgestellt hatte. Zwei bewaffnete und maskierte Männer drangen am vergangenen Donnerstag gegen 22.30 Uhr in die Luxusvilla des Mietwagenkönigs bei Valldemossa ein. In seinem Schlafzimmer überraschten sie den Multimillionär sowie seine junge Krankenschwester Nadine, die gerade mit einer Fußmassage beschäftigt war, und bedrohten beide mit einer Schußwaffe. „Plötzlich hörte ich Lärm im Trügerische Idylle: Hasso Schützendorf mit Ex-Ehefrau vor seiner Luxusvilla Treppenhaus, dachte aber, daß sich einer meiner Angestellten noch in der Villa befände“, erklärte der sie die wehrlose 22jährige. „Sag schäftsmann zum Selbstschutz an75jährige. „Dann standen die beiuns, wo das Geld ist, oder wir geschafft hatte. den Gangster im Raum und richteschießen der Kleinen ins Bein“, solNachdem die Täter die Beute ten ihre Waffen auf uns.“ Einer der len die Täter laut Schützendorf in gefunden hatten, brachten sie Männer, erklärte Schützendorf perfektem Deutsch erklärt haben. Schützendorf wieder nach oben ins gegenüber dem Palma Schützendorf gab Schlafzimmer und fesselten ihn Kurier, „warf Nadine auf und verriet den und seine Gefährtin. Die Gangster Wie im Film: auf den Boden und Einbrechern, wo er schüchterten ihre Opfer erneut mit fesselte sie mit einem „Sag uns, wo das seine Barschaft verder Waffe ein und drohten damit, herausgerissenen Telesteckt. Rund 10 Millinoch ein dritter Komplize die Geld ist, oder wir onen Pesetas und daß fonkabel.“ Straße überwachen und sofort einAnschließend 150.000 Mark entschreiten würde, falls einer der beischießen der schlugen die Täter mit deckten die Ganoven nach ihrer Flucht um Hilfe ruKleinen ins Bein“ im Kamin der Luxus- den der Pistole auf den fen würde. Die beiden Gefesselten Geschäftsmann ein, villa. Darüber hinaus brauchten eine halbe Stunde, um damit er das Versteck und die stahlen sie eine mit Brillanten und sich zu befreien und die Polizei zu Kombination des Safes verriet. Diamanten besetzte Armbanduhr im benachrichtigen. Die sofort einge„Ich habe keinen Safe, erklärte ich Wert von 10 Millionen Pesetas, eine leitete Ringfahndung der Guardia ihnen.“ Nachdem die Gangster auf Kamera, einen Füller aus MassivCivil mit Kontrollen und Straßendiese Weise nicht zu der erwünschgold sowie eine Gas- und eine Luftsperren blieb aber erfolglos. ten Information kamen, bedrohten druckpistole, die sich der GeUnklar ist den Ermittlern, ob Mehr Schwarzbauten an Mallorcas Küste Illegale Strandbars und Müllkippen entdeckt Palma Feria de Abril: Müll lockt Ratten an Foto: PK tatsächlich noch ein dritter Ganove vor dem Anwesen Schmiere stand und den Fluchtwagen fuhr, oder ob es sich um lediglich zwei Täter handelte. Schützendorf, der bei dem Überfall mit leichten Verletzungen davonkam und sich schon nach wenigen Tagen von den Ereignissen erholt hatte, glaubt, den Täter zu kennen: „Tagelang vor dem Überfall wurde ich immer um dieselbe Zeit, abends gegen 22 Uhr, angerufen.“ Der anonyme Anrufer habe aber immer sofort den Hörer wieder eingehängt. „Ich glaube, es handelt sich bei dem Täter um denselben Mann, der bei mir vor ein paar Wochen als Leibwächter arbeiten wollte. Ich lehnte ab, seitdem bedroht und erpreßt mich der Mann.“ Neues aus der Tramuntana Mehr als zwei Wochen nach dem Ende des andalusischen Volksfestes „Feria de Abril“ in Palma, ist der Festplatz noch immer voller Müll. Kaputte Abfalleimer, Plastiksäcke, Glasscherben und zerbrochene Holzwände der Festbuden liegen über das gesamte Gelände verteilt und ziehen zahlreiche Ratten an. In einer an die Stadtwerke gerichteten Beschwerde haben die Oppositionsparteien dem Bürgermeister vorgeworfen, zwar „sofort die Standgebühren der Aussteller zu kassieren, sich für den Dreck der „Feria de Abril“ aber nicht zuständig zu fühlen.“ Lluchmayor Einwohner blockieren Durchgangsverkehr Rund 50 Einwohner blockierten am vergangenen Sonntag den Durchgangsverkehr in Lluchmayor. Sie schalteten die Fußgängerampeln an den beiden Kreisverkehren des Ortes auf Grün und überquerten eine Stunde lang die Zebrastreifen. Die Protestaktion verursachte kilometerlange Staus in beide Fahrtrichtungen. Die Demonstranten fordern den Bau einer Umgehungsstraße, da der gesamte Ausflugsverkehr der Küstenorte über die Hauptstraße durch Lluchmayor verläuft. Zudem verlangen sie bessere Straßenbeleuchtung und breitere Bürgersteige. Die Demonstrationen sollen während der Sommermonate jeden Freitag und Sonntag durchgeführt werden. Palma Palma (khe) – Die Zahl der illegalen Bebauungen an den balearischen Küsten ist wieder gestiegen. In dem vor wenigen Tagen vorgelegten Bericht hat das balearische Umweltministerium 110 schwere Verstöße gegen die Baugesetze an den Küstenstreifen angezeigt. Die Mehrheit der illegalen Bauvorhaben wurde in den Urlaubsgemeinden Santanyí, Alcudia und Calviá gefunden. In Santanyí registrierte die Behörde 31 Vergehen und leitete Strafverfahren gegen die verantwortlichen Bauherren ein. In Alcudia entdeckten die Kontrolleure acht und in Calviá sieben illegale Bauten. Insgesamt verschickten die Beamten im vergangenen Jahr 400 Strafbescheide wegen Bauvergehen im Gesamtwert von 99 Millionen Pesetas. Im Jahr 1998 waren es noch 311. 1999 stieg die Zahl der Anzeigen sprunghaft auf 387 an. Wie in den vergangenen Jahren gab es auf Mallorca im Inselvergleich die meisten Bausünder. 237mal mußte auf der größten Baleareninsel hinsichtlich illegaler Baumaßnahmen eingeschritten werden. Wie der Bericht des Ministeriums ausführt, wurden vor allem zahlreiche Strandbars ohne Baugenehmigungen aufgestellt. Die Lokale werden im Sommer oft über Nacht aufgebaut, so ein Sprecher der Behörde, und verstoßen auch gegen Gewerbe- und Gastronomieauflagen. Neben den Schwarzbauten haben die Kontrolleure entlang der mallorquinischen Küsten dieses Jahr aber auch 30 illegale Müllkippen entdeckt. Jetzt sucht die Umweltpolizei nach den Tätern. Mord: Staatsanwalt fordert 25 Jahre Haft Die Staatsanwaltschaft in Palma hat für einen mutmaßlichen Mörder eine Gefängnisstrafe von 25 Jahren gefordert. Ihm wird vorgeworfen, im Dezember des vergangenen Jahres einen Afrikaner im Arbeiterviertel von Son Dameto in Palma erstochen zu haben. Beide Männer gehörten einer Straßenbande an und hatten sich wegen des Verkaufs von Drogen gestritten. Im Beisein von zehn Zeugen erstach der Angeklagte den Mann. Danach kehrte er in seine Wohnung zurück und wusch sich das Blut von den Händen. Die Familienangehörigen des Ermordeten sind der Meinung, daß der Angeklagte den Afrikaner aus „rassistischen Gründen“ erstochen habe. Balearen Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 9 Ohne Gas kein Strom ■ Notizen Andratx Elektrizitätswerke warnen vor neuen Stromausfällen / Erdgasleitung vom Festland Illegale Müllsteuer wird zurückerstattet Auch diesen Sommer warnt Mallorcas Elektrizitätswerk Gesa wieder vor stundenlangen Stromausfällen. Die vier Kraftwerke werden den Energiebedarf während der Hauptsaison kaum decken können. Langfristig läßt sich die Energieversorgung nur durch den Bau der geplanten Erdgaspipeline vom Festland sichern. Ein Mammutprojekt mit ungewisser Zukunft. Von Andreas John Palma – Wenn an richtig heißen Vormittagen das Thermometer auf über 30 Grad Celsius schnellt, bricht bei rund einem Dutzend Technikern im Elektrizitätswerk Es Murterar bei Alcudia der Schweiß aus. Angstschweiß: Innerhalb kürzester Zeit müssen die sechs Turbinen der Anlage den steigenden Strombedarf Tausender von Klimaanlagen im Norden der Insel decken. Bleibt eine der Turbinen beim Hochfahren hängen, führt das augenblicklich zum Spannungsabfall im Netz. Die Stromversorgung bricht zusammen. Im vergangenen Sommer führte der Spannungsverlust in einem Umspannwerk zur Katastrophe. An einem Freitag mittag gingen auf Mallorca und der an das Netz angeschlossenen Schwesterinsel Menorca gleich für drei Stunden die Lichter aus. Geschäftsleute klagten über Umsatzverluste, Hausfrauen schmolz das Fleisch in den Gefrierfächern, und Urlauber konnten kein Bargeld aus dem Automaten ziehen. Zwar ließen die Elektrizitätswerke Gesa nur wenige Wochen nach dem Ausfall die Zahl der Turbinen erhöhen, eine endgültige Lösung schien dennoch nicht in Sicht. Hilfe versprach schließlich die Landesregierung. Das Energieministerium veröffentlichte vor rund zwei Monaten einen neuen Stromversorgungsplan für die Inseln. Dessen Herzstück ist der Bau einer unterseeischen Erdgasleitug von Valencia nach Ibiza und Mallorca. Die geplante Pipeline ist der Hoffnungsträger der Stromversorger. Mit dem Gas vom Festland könnten die vier Kraftwerke der Insel auf die erforderlichen Kapazitäten ausgebaut werden. Derzeit liegt der Strombedarf auf allen Balearenin- Die Gemeindeverwaltung von Andratx wird noch in diesem Jahr 52,6 Millionen Pesetas an ihre Einwohner zurückzahlen müssen. Dieser Betrag war in den Jahren 1998 und 1999 ungerechtfertigterweise als Müllverbrennungssteuer erhoben worden, obwohl der Gemeindemüll nicht zur Müllverbrennungsanlage nach Son Reus gebracht wurde. Die Oppositionspartei Union Mallorquina hatte bei Mallorcas Inselrat gegen die Steuer protestiert und ihre Rückzahlung gefordert. Die bezahlten Beträge werden entweder auf die Bankkonten der Steuerzahler überwiesen oder direkt im Rathaus ausgezahlt. El Molinar Bürgermeister lehnt Hafenerweiterung ab Überlastetes Elektrizitätswerk bei Alcudia: Der Strombedarf steigt jährlich um zehn Prozent seln zu Spitzenzeiten bei über 450.000 Megawatt pro Stunde, eine Leistung, die von den insgesamt sechs Kraftwerken nur mit Mühe aufgebracht wird, wenn die zum großen Teil veraltete Technik der Anlagen einwandfrei funktioniert. Auch Teresa Estevan, Sprecherin der spanischen Energiebehörde CNS, prophezeit den Balearen ohne das Erdgas vom Festland ein sicheres Versorgungsproblem. Grund: „In keiner Region ist der jährliche Zuwachs am Strombedarf höher als auf den Balearen.“ Gesa verkündet eine jährlich Steigerung von über zehn Prozent. Doch sowohl Ökologen als auch die Opposition in den Reihen der balearischen Volkspartei PP halten die Gaspipeline des Energieministers Villalonga für vollkommen utopisch. Insbesondere die Finanzierung des mit 46 Milliarden Pese- Foto: El Mundo tas veranschlagten Projektes sei, so die PP, „vollkommen ungeklärt.“ Villalonga hat dennoch das private Energietransportunternehmen Enagás mit den Plänen für die Pipeline beauftragt. Bereits im Oktober soll der Zentralregierung die Studie vorgelegt werden. Bis dahin werden Mallorcas Stromversorger sicherlich weiterhin mit plötzlichen Schweißausbrüchen zu kämpfen haben. Palma „Eine politische Frage“ Interview mit Landesenergieminister Príam Villalonga Palma Kurier: Wird es in diesem Sommer wieder zu Stromausfällen kommen? Príam Villalonga: Nein, die Versorgung ist garantiert. Es sei denn, es kommt zu einer technischen Katastrophe. Kurier: Ihr Plan sieht die Inbetriebnahme der Erdgaspipeline frühestens im Jahr 2004 vor. Kann es bis dahin zu einem Engpaß bei der Stromversorgung kommen? Villalonga: Wir hoffen, den steigenden Bedarf mit dem Bau neuer Turbinen in bestehenden Kraftwerken aufzufangen. Trotzdem sollten wir die Bevölkerung zum Energiesparen anregen. Kurier: Welche Sparmaßnahmen hat die Regierung vorgesehen? Villalonga: Beginnen wird bereits mit der Straßenbeleuchtung. Durch den Einbau von Sparlampen zum Beispiel, kann der Verbrauch um rund 30 Prozent gesenkt werden. Kurier: Wie beurteilen Sie den Vorschlag, statt einer teuren Pipeline selbst Gas auf den Insel herzustellen? Villalonga: Sicher, das wäre etwas billiger und schneller zu verwirklichen. Vergessen wird dabei allerdings der ökologische Aspekt. Die Umweltbelastung durch den Bau einer eigenen Gasfabrik ist sehr groß. Kurier: Glauben Sie, daß Madrid die Pipeline finanzieren wird? Villalonga: Das ist eine rein politische Frage. Dennoch bin ich mir sicher, daß wir eine Zusage erhalten. Vier Waldbrände an einem Tag Deutscher Betrüger in Calviá verhaftet Großeinsatz für Löschflugzeuge bei Alcudia 31 Millionen Mark vom Finanzamt erbeutet Palma (pk) – Vier Waldbrände auf Mallorca und Ibiza versetzten die Feuerwehr am 31. Mai in Großalarm. Der erste Brand wurde gegen 11 Uhr von einer Finca in der Nähe der Kiesgrube Ca’n Sion bei Alcudia gemeldet. Das Feuer war durch Funkenflug entstanden und griff auf ein Waldgebiet über. Feuerwehrzüge aus Inca, Ca’n Picafort, Sóller, Manacor und Lluchmayor sowie Löschflugzeuge des Umweltministeriums bekämpften die Flammen. Der Brand wurde nach sieben Stun- Palmas Bürgermeister Joan Fageda hat die Vergrößerung des Hafens von El Molinar um 1.000 Anlegestellen abgelehnt. Fageda hatte im Rathaus Vertreter verschiedener Bürgervereine des Wohnviertels El Molinar empfangen, die seit Wochen gegen die Hafenerweiterung protestierten. Der Bürgermeister versprach, ein neues Hafenprojekt ausarbeiten zu lassen, in dem Umwelt- und soziale Probleme des Wohnviertels berücksichtigt würden. Die Clubmitglieder des kleinen Fischerhafens El Molinar hatten vor mehreren Wochen die Erweiterung um 1.000 Anlegeplätze beschlossen. Anwohner befürchten jedoch tiefgreifende Veränderungen für den Vorort Palmas . den gelöscht. Rund acht Hektar Wald- und Buschgebiet wurden zerstört. Zur selben Zeit stand in der Gemeinde Selva das Waldgebiet von Ca’n Quet in Flammen. Das Feuer wurde gegen 19 Uhr gelöscht. Nur eine Stunde später brannte es in der Nähe von Pollensa. In den beiden letzten Fällen ist die Brandursache noch nicht geklärt. Auch auf Ibiza verwüstete ein Brand im Norden der Insel mehrere Hektar Wald. Hier geht die Polizei von Brandstiftung aus. Calviá (pk) – In Zusammenarbeit mit extra angereisten deutschen Kriminalbeamten nahm die spanischen Nationalpolizei in der Siedlung Punta Ballena einen per internationalem Haftbefehl gesuchten deutschen Betrüger fest. Dem 44 Jahre alten Mann wird vorgeworfen, gemeinsam mit vier Komplizen den deutschen Fiskus um 31 Millionen Mark betrogen zu haben. Darüber hinaus soll sich der Festgenommene über eine fiktive Informatikfirma Subventionen in sechsstelliger Höhe erschlichen haben. Die Beamten fanden in Palma ein Büro, von dem aus der Gesuchte seine Betrügereien koordiniert haben soll. Auch in Belgien und Norddeutschland sei der Deutsche laut Staatsanwaltschaft Mannheim in zahlreiche Steuerhinterziehungen verwickelt. Der Festgenommene wurde bereits dem mallorquinischen Untersuchungsrichter vorgeführt und befindet sich zur Zeit in Abschiebehaft. Inselrat will Ministerium auflösen Mallorcas Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar fordert die Auflösung des Landessozialministeriums. Grund: Soziale Belange sollten in Zukunft die alleinige Aufgabe ihrer Institution sein. Es gäbe also keinen Grund, so Munar gegenüber der Presse, daß sich das jetzige Sozialministerium in die Belange des Inselrats einmischen müßte. Bereits vor einer Woche hatte Munar die „Machtübernahme“ des Inselrats auf Mallorca angekündigt. Landespräsident Francesc Antich wies die polemischen Äußerungen Munars als „überzogen“ zurück. Sein Ministerium werde sich auch in Zukunft über „inselübergreifende Sozialfragen“ kümmern. Palma Hausbewohner droht mit Gasexplosion Ein 49jähriger Mann bedrohte Ende Mai nach einem heftigen Streit seine Nachbarn in Palma mit einer Gasflasche, die er zum Explodieren bringen wollte. Um den Einfüllstutzen der Flasche legte er brennende Stoffreste und schloß sich danach in seiner Wohnung ein. Bei seiner Festnahme gestand er, seinen Nachbarn nur einen Schrecken einjagen zu wollen. Er habe sich über den Müll geärgert, den die Nachbarn seit Monaten in seinen Innenhof geworfen hatten. Balearen 10 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Becker will seine Finca verkaufen Boris Becker: „Dieses Haus brauche ich nicht mehr“ / Weiter Streit um Baulizenz Gegenüber der Bild am Sonntag erklärte Boris Becker, daß er das Anwesen bei Artá nicht mehr benütze: „Es leben zu viele Erinnerungen in dem Haus“, so der ExTennisprofi. Immobilienexperten schätzen den Verkaufswert des Landguts auf rund zehn Millionen Mark. Von Andreas Frahm und Andreas John Palma – Jetzt ist es endlich raus: „Diese Häuser brauche ich nicht mehr“, antwortete Boris Becker in einem Interview der Bild am Sonntag (BamS) auf die Frage, ob er seine beiden großen Anwesen in München und auf Mallorca behalten wolle. Im Klartext heißt das: Becker sagt Mallorca adiós. Seine großen Pläne, die Insel als zweites Zuhause zu betrachten, dürften damit wohl erstmal auf Eis gelegt sein. Die Entscheidung kam nicht überraschend. Denn es hat sich seit den Tagen, als Boris Becker sich die große Finca in Artá kaufte, einiges verändert – im Leben von Boris Becker und auf Mallorca. Vor vier Jahren war Beckers Familie noch intakt. Boris, Barbara und seine Söhne, eine scheinbar unzertrennliche Einheit. Weil der Medienrummel um den kleinen Becker-Sohn in Deutschland immer größer wurde, spielten die Beckers sogar mit dem Gedanken, ihren Hauptwohnsitz späBecker Anwesen Son Coll bei Artá: „Nichts als Ärger am Hut“ ter einmal ganz nach Mallorca zu verlegen und den Sohn auf der Insel zur Schule zu schicken. Söhne in Florida. Er braucht kein plante Erweiterung der bewohnbaDoch dann kam vor einem halAnwesen mit 1.000 Quadratmetern ren Fläche von Son Coll. Trotzdem ben Jahr die Meldung, die ganz Wohnfläche, ihm reicht zur Zeit eine ließ der dreifache Wimbledon-SieDeutschland überraschte: Boris und Drei-Zimmer-Wohnung. Seine im ger weiterbauen. Nach einer InBarbara Becker trennen sich. Wie BamS-Interview genannten Gründe spektion im Juli 2000 stoppte die sich jetzt herausstellt: für den Verkauf der Gemeinde Artá alle Bauarbeiten Das Aus der Ehe beVillen in München und auf der Finca. Becker gab jedoch deutete gleichzeitig Sein 5-Sekunden- Mallorca sind nachnicht auf. Im November letzten auch das Aus des vollziehbar: „Erstens Jahres reichte er einen erneuten Abenteuer in Mallorca-Projektes: sind sie zu groß. ZweiAntrag auf eine Erweiterung des der Londoner Becker beteuerte Mittens leben zu viele ErBauvolumens beim Rathaus ein, te Februar, als er mit Wäschekammer innerungen in ihnen.“ der vergangenen März jedoch abInselratspräsidentin Gute und schlechte. geschmettert wurde. Jetzt muß kommt Becker Maria Antònia Munar Bei der Finca in Becker neben einer empfindlichen über die mögliche teurer zu stehen Artá dürften jedoch Geldstrafe auch mit dem Teilabriß Gründung einer Tennur unangenehme des Anwesens rechnen. nisschule verhandelErinnerungen überEine Belastung, die den Preis te, zwar: „Mallorca soll meine wiegen. Denn unterm Strich hat er der Finca bei einem geplanten zweite Heimat werden.“ Doch das mit seinem mallorquinischen LandVerkauf natürlich drücken könnte. war wohl nur Taktik, um den drositz seit dem Kauf nichts als Ärger „Es ist ratsam, daß Herr Becker die henden Abriß seiner Villa zu veram Hut – vor allem in den letzten rechtliche Lage seiner Immobilie hindern. zwei Jahren. vor der möglichen Veräußerung in Jetzt ist alles anders: Boris lebt Ende 1998 verweigerte MallorOrdnung bringt“, meint auch Lutz als Single, seine Ex-Frau und seine cas Bauaufsichtsbehörde die geMinkner, Geschäftsführer des auf ■ Notizen Son San Juan Altes Terminal A wieder in Betrieb Die alte Abfertigungshalle des Flughafens Son San Juan ist nach umfangreichen Umbauarbeiten wieder geöffnet. Wie die Flughafenverwaltung AENA mitteilte, verfügt das Gebäude nun über zwölf neue Abfertigungsschalter und fünf hydraulische Finger, die den direkten Zugang zu den Flugzeugen ermöglichen. Die elektrische Installation und die Zwischendecken des Terminals A wurden vollständig erneuert. Mehrere Rolltreppen und zwei Fahrstühle verbinden die beiden Stockwerke. Die Kosten für den Umbau der alten Abfertigungshalle beliefen sich laut AENA auf 900 Millionen Pesetas. Ibiza Armband schützt gegen Gewalttäter Foto: PK Mallorca ansässigen Immobilienunternehmens Profi Konzept. Einen möglichen Verkaufspreis für die Becker-Finca taxiert Minkner auf „circa sieben bis zehn Millionen Mark“. Das Hauptproblem beim Verkauf ist jedoch ein anderes: Der gegenwärtige Starkult um die 33jährige deutsche Tennislegende. „Ein solches Angebot lockt statt seriösen Käufern meist nur Neugierige an, die sich den Wohnsitz ihres Publikumslieblings aus nächster Nähe betrachten wollen“, so Minkner. Ein Trost bleibt: Sollte Becker seine Finca nur mit Verlust verkaufen können, wird ihn das bei einem geschätzten Gesamtvermögen von mehr als 150 Millionen Mark auch nicht ruinieren. Sein 5-SekundenAbenteuer in einer Londoner Wäschekammer kommt ihn jedenfalls wesentlich teurer zu stehen. Mit einem Armband können sich Frauen auf Ibiza ab sofort gegen Gewalttäter schützen. Das Band ist über Funk mit der Polizei verbunden. Auf Knopfdruck können bedrohte Frauen die Beamten herbeirufen. Das Schutzband wird in Zusammenarbeit mit Ibizas Inselrat vom Frauenverein „Dona“ ausgegeben. Wie Psychologin Sara Santacruz erklärte, habe die Zahl der mißhandelten Frauen im vergangenen Jahr um 16 Prozent zugenommen. Insgesamt seien auf Ibiza 285 Fälle sexuellen Mißbrauchs angezeigt worden. Cabrera Fischkutter nach Brand gesunken Der Fischkutter Nieva ist am vergangenen Montag vierzehn Seemeilen von Cabrera entfernt gesunken. Wie der Kapitän über Funk mitteilte, brach gegen neun Uhr Feuer im Maschinenraum aus. Die fünfköpfige Besatzung konnte den Brand nicht löschen und verließ das Schiff. Eineinhalb Stunden trieben die Männer im Rettungsboot auf dem Meer, bevor sie von dem Forschungsschiff Odon de Buen geborgen werden konnten. Ein Hubschrauber des Seenotrettungsdienstes flog die Mannschaft nach Palma, wo sie vorläufig in einem stattlichen Matrosenheim untergebracht wurde. Palma 50 Hotels ohne gültige Betriebserlaubnis Neuer Busbahnhof bereits jetzt zu klein 18.000 Betten wurden schwarz vermietet Ausfahrt zu eng / Zehn Stellplätze fehlen Palma (pk) – Im Rahmen der Datenerfassung zur Einführung der Ökosteuer deckte das Tourismusministerium zahlreiche Steuerdelikte auf: Rund 50 Hotels und Pensionen mit insgesamt 18.000 Betten auf den Balearen sind seit Jahren ohne Betriebsgenehmigung geöffnet. Den Hoteliers drohen Strafen zwischen 5 und 50 Millionen Pesetas. In letzter Konsequenz können die Betriebe auch ganz geschlossen wer- den, falls die Herbergen nicht innerhalb von 15 Tagen allen notwendigen Genehmigungen vorweisen. Jetzt will die Regierung eine Sondereinheit gründen, um systematisch gegen die Betreiber der illegalen Hotels vorzugehen. Die Kontrolleure gehen davon aus, daß auf Mallorca mindestens 30 weitere Hotels schwarz betrieben werden. Insider sprechen sogar von 120.000 nicht registrierten Betten auf den Balearen. Palma (pk) – Kaum eröffnet und schon umstritten: Der erst am Montag nahe der Plaza España in Palma eingeweihte neue Busbahnhof „ist eine absolute Fehlkonstruktion“. Der Präsident des Verbandes der Busunternehmer Rafael Llompart kritisierte die „reduzierten Ausmaße“ des Bahnhofs und die damit verbundenen Schwierigkeiten für die Busfahrer. Zwar könnten auf der 3.000 Quadratmeter großen Anlage 28 Autobusse mit einer Länge von zwölf Metern parken, die Ausfahrt auf die Straße sei aber zu eng und sofort von einer Ampel blockiert. Durch das entstandene Verkehrschaos hatten alle Linienbusse am Montag bis zu 30 Minuten Verspätung. Die Transportunternehmer waren sich einig, daß der Busbahnhof um mindestens zehn Stellplätze erweitert und die Ampelschaltung geändert werden müsse, um einen reibungslosen Verkehr zu garantieren. Balearen mit den wenigsten Arbeitslosen Im Juni wurden auf den Balearen 15.563 Arbeitslose registriert. Das entspricht 4,74 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung der Inseln. Allein im vergangenen Mai fanden 5.449 Personen Arbeit. Damit sind die Balearen in Spanien die Region mit der niedrigsten Arbeitslosenquote. Spanienweit beträgt die Arbeitslosigkeit durchschnittlich 8,76 Prozent. Das balearische Arbeitsministerium bezeichnete die Entwicklung des hiesigen Arbeitsmarktes als beispielhaft und hofft, die Zahl der Erwerbslosen innerhalb der nächsten zwölf Monate weiter senken zu können. Im Mai 1997 gab es auf den Inseln noch 23.168 Menschen ohne Arbeit. Balearen 12 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Finca-Eigentümer gegen Naturpark Naturschutzgebiet bei Artá geplant / Wertverlust bei Immobilien befürchtet Das balearische Umweltministerium will im Nordosten von Mallorca knapp 18.000 Hektar Land und Küstengewässer zum Naturschutzgebiet erklären. Damit würde das Areal rund um Artá und Capdepera zum größten Naturpark der Balearen. Doch bereits im Planungsstadium hagelt es Kritik: Die Haus- und Grundbesitzer befürchten durch die Gesetzesänderungen einen drastischen Wertverlust ihrer Immobilien. Von Karl-Heinz Eiferle Palma – Die Mitarbeiter des balearischen Umweltministeriums haben viel zu tun: Kaum ein Tag verging in den letzten Wochen, ohne daß sie in den Gemeinden in und um das geplante Naturschutzgebiet Parc de Llevant unterwegs waren, um für das umstrittene Regierungsprojekt zu werben. Infostände in Artá und Diskussionsveranstaltungen in Capdepera sollten den Bewohnern die Vorteile des Naturparks plausibel machen. Aber längst nicht alle Bewohner der Region lassen sich von den Vorteilen des Parks überzeugen. Vor allem Haus- und Grundeigentümer zeigen sich besorgt über das geplante Naturreservat. Denn für sie hätte der Park negative Konsequenzen: Aufgrund des Bauverbots in Naturschutzgebieten verlören ihre Grundstücke beträchtlich an Wert. Selbst Umbaumaßnahmen an bestehenden Häusern wären dann nur noch im Einklang mit strengen Auflagen möglich. Auch die Angst vor Zwangsenteignungen grassiert unter den Immobilienbesitzern. Jäger fürchten um ihre Jagdgebiete und Fischer um die Fanggründe. Noch befindet sich das ganze Projekt in der Planungsphase. Sollte es wirklich in den kommenden Jahren realisiert werden, wäre dies einmalig in der Geschichte Mallorcas. Die bisher für den Park eingeplante Landfläche ist mit 13.496 Hektar so groß, wie alle derzeit bestehenden mallorquinischen Naturschutzgebiete zusammen, die 10.000 Hektar der Insel Cabrera mitgerechnet. Dazu kommen weitere 4.364 Hektar geschützte Wasserfläche. Sollten sich die Umwelt- Palma Steuerzahlung über das Internet In 44 Ortschaften der Balearen können die Einwohner ihre Gemeindesteuern jetzt über das Internet bezahlen. Das balearische Finanzamt entwickelte in Zusammenarbeit mit den Sparkassen Sa Nostra und La Caixa ein System, das die Computerüberweisungen erleichtert. Rund 350.000 Steuerzahler mit Konten bei den Sparkassen können nun über folgende drei Webseiten ihre Steuern entrichten: www.contribucions.org, www.sa-nostra.es und www.lacaixa.es. Palma Bilanz: Stadtkasse mit Rekordeinnahmen Mallorcas Nordosten: Fast 18.000 Hektar sollen zum Naturschutzgebiet erklärt werden schützer des GOB mit ihren Forderungen durchsetzen, würde sich die Gesamtfläche des Parks sogar auf knapp 25.000 Hektar erhöhen. Wer denkt, daß die Umwelt- schützer keine Unterstützung haben, irrt: Eine vom Umweltministerium im vergangenen Sommer durchgeführte Umfrage in Artá, Capdepera und Son Servera zeigte Foto: PK trotz der politischen Brisanz des Vorhabens eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung. Zwei Drittel der Befragten sprachen sich für den Naturpark aus. Die Stadtverwaltung Palmas hat das vergangene Haushaltsjahr mit einem Überschuß von fast drei Milliarden Pesetas abgeschlossen. Wie Finanzstadtrat Pedro Alvarez erklärte, sei die positive Bilanz vor allem auf Gebühren und Gemeindesteuern zurückzuführen. Er wies darauf hin, daß die Stadtverwaltung allein 900 Millionen Pesetas durch Baugenehmigungen und eine Milliarde Pesetas durch direkte und indirekte Steuern verbuchen konnte. 528 Millionen Pesetas stammen aus Regierungszuschüssen. Zudem habe die Stadtverwaltung gespart und die Ausgaben „so niedrig wie möglich“ gehalten. Palma „Es wird niemand enteignet“ Umweltministerin verspricht mehr Lebensqualität durch den Naturpark Die balearische Umweltministerin Margalida Rosselló ist eine energische Verfechterin des zukünftigen Parc de Llevant. Das geplante Naturschutzgebiet im Nordosten der Insel ist bei Politikern und Bewohnern heftig umstritten. Palma Kurier: Mit dem Parc de Llevant wollen Sie Naturschutz und wirtschaftliche Aktivitäten in Einklang bringen. Wie soll dieser Widerspruch umgesetzt werden? Margalida Rosselló: Wir haben ein neues Konzept für Naturparks ent- wickelt. Einerseits setzen wir uns dabei für den Erhalt der Artenvielfalt und den Landschaftsschutz ein, andererseits aber wollen wir einen für jeden offenstehenden Naturpark. Dies funktioniert nur im Einklang mit einer wirtschaftlichen Infrastruktur, die natürlich einem gewissen Reglement unterworfen sein muß. Aufgrund der Größe des Areals ist dies auch nicht so problematisch wie in kleinen Naturschutzgebieten. Kurier: Die in dem Gebiet lebenden Menschen haben Angst vor Enteignungen. Ist diese Sorge begründet? Rosselló: Nein. Es wird keine Ent- eignungen von Grund und Boden geben. Die bestehenden Fincas sind fester Bestandteil des Parks. Vielmehr wollen wir zusammen mit den Eigentümern einen Konsens suchen, der es den Besitzern ermöglicht, sich aktiv in den Naturpark zu integrieren. Kurier: Was bedeutet der Naturpark für die in dem Gebiet existierenden Gemeinden? Rosselló: Sie werden in erster Linie über mehr Lebensqualität verfügen. Darüber hinaus schafft der Park zahlreiche neue Arbeitsplätze. Die bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe könnten die Chance nutzen und ihre Produktion auf biologischen Anbau umstellen. Der Name des Naturparks könnte für die Qualität und die Herkunft der Produkte werben. A. Solano Straßenstrich verlagert sich nach El Arenal 57 blaue Flaggen auf den Balearen Hoteliers verlangen strengere Polizeikontrollen Calviás Strände sind die sichersten Mallorcas El Arenal (pk) – Die Opposition erklärte schon vor wenigen Monaten, daß die Strategie von Palmas Bürgermeister Joan Fageda (PP) zur Bekämpfung der Prostitution die Probleme nur verlagern, aber nicht beseitigen kann. Die massiven Polizeieinsätze in Palmas Altstadt haben tatsächlich nichts genutzt: Mehrere hundert Prostituierte haben ihr altes Revier an der Puerta de San Antonio und die benachbarten Avenidas gegen die Nebenstraßen der Playa de Palma vertauscht. Oft werden die Liebesdienste sogar in abgestellten Autos ■ Notizen mitten in den Wohngebieten geleistet. Wie der örtliche Hotelverband mitteilte, müsse mit „allen Mitteln verhindert werden, daß im Urlaubsort außer Sonne und Alkohol nun auch noch Sex angeboten werde.“ Der Verein der Geschäftsleute Arenals hat das Verhalten der Stadtverwaltung inzwischen als „zu diplomatisch“ kritisiert. Palmas Bürgermeister Joan Fageda hatte vergangenen Woche erstmals die Prostitution als „legalisierbar“ bezeichnet und angekündigt, in naher Zukunft von weiteren Polizeiaktionen abzusehen. Palma (pk) – Mallorcas Tourismusministerium kann zufrieden sein: Die Europäische Union hat die Balearen in diesem Jahr mit insgesamt 57 blauen Flaggen ausgezeichnet. 49 Strände wurden hinsichtlich ihrer Wasserqualität, Sauberkeit und Sicherheit von den Prüfern mit dem blauen Banner versehen. Auch acht Sporthäfen auf den Inseln dürfen die blaue Fahne hissen. Im vergangenen Jahr erfüllten auf den Balearen drei Strände und ein Sporthafen weniger die Kriterien für eine Vergabe. In Sachen Sicherheit lobten die Strandtester vor allem die Playas von Calviá. Der Rettungsdienst sei dort besonders gut organisiert und ausgebildet. Die blauen Flaggen werden seit 15 Jahren von der FEEA, einer internationalen Kommission der EU für saubere Badegewässer und Strände vergeben. In Spanien wurden in diesem Jahr insgesamt 390 Strände ausgezeichnet. Die Iberische Halbinsel liegt damit nach Frankreich an zweiter Stelle im europäischen Vergleich, gefolgt von Griechenland und Dänemark. Naturschutz für alle Freiflächen Die drei höchsten Beamten für Mallorcas Raumordnung, Manuel Cabellos, Onofre Rullan und Jaume Carbonero, forderten die Balearenregierung auf, den „Bauboom auf der Insel weiter zu bremsen.“ Laut ihrer Meinung reiche es nicht mehr aus, „nur bestimmte Regionen der Insel zu schützen.“ Mallorca sei inzwischen so verbaut, daß „alle noch freiliegenden Grundstücke unter Naturschutz gestellt werden sollten.“ Die für Wohnungsbau, Häfen und Küsten zuständigen Behördenleiter erklärten, daß es zur Zeit auf Mallorca 40.000 angefangene Bauvorhaben gäbe. „Mallorcas Landschaft besteht nur noch aus Baukränen“, so Cabellos. Palma Inselrat verpraßt Steuergelder Der Inselrat von Mallorca hat in den vergangenen sechs Jahren die Zahl seiner politischen und wissenschaftlichen Berater verdreifacht. 26 Fachleute stehen zur Zeit den Ministern des Consell Insular de Mallorca zur Seite. Jeder von ihnen wird mit einem Jahresgehalt zwischen 6,9 und 8,7 Millionen Pesetas für seine Arbeit entlohnt. Während 1995 nur 75 Millionen Pesetas für die Gehälter der Experten veranschlagt waren, müssen in diesem Jahr rund 250 Millionen Pesetas für den gestiegenen Personalstand ausgegeben werden. Inselratssprecher Miguel Nadal bezeichnete die gestiegene Zahl von Beratern als „völlig normal, da der Rat die eigentliche Regierung Mallorcas sei.“ 14 Palma Kurier Gesellschaft Freitag, 8. Juni 2001 „Auch im Paradies gibt es Schlangen“ Mallorcas neuer Pfarrer Robert Kramer über verarmte Rentner und die Tücken des Insellebens Am vergangenen Sonntag hat der neue deutsche Pfarrer sein Amt auf Mallorca angetreten. Im Interview erzählt Monsignore Robert Kramer über Gefahren im Paradies, deutsche Sozialfälle und die Probleme der katholischen Kirche im 21. Jahrhundert. Von Beate Müller-Blattau Palma Kurier: Sicher sind Sie darüber informiert, daß Sie eine schwere Hypothek zu tragen haben. Leider gibt es bittere Beschwerden über Ihren Vorgänger. Man wirft ihm vor, für Menschen in Not nicht offen gewesen zu sein. Schlimmer noch, er habe wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Basis gezeigt und sich lieber in Bücher vergraben. Nun müssen Sie die Kastanien aus dem Feuer holen. Monsignore Kramer: Ich habe beide Seiten gehört – von meinem Vorgänger Dr. Bosshard und von meinen Vorgesetzten. Ich denke, da sind bei beiden Parteien Fehler gemacht worden. Man sollte dieses Kapitel schnellstmöglich schließen. Eines möchte ich sagen: Es hat was für sich, wenn man wie ich die Seelsorge von der Pike auf gelernt hat. Und Dr. Bosshard ist eben Wissenschaftler. Ich habe jahrzehntelange Erfahrung mit Seelsorge. Geben Sie mir die Gelegenheit zu einem Neuanfang. Kurier: Ist der Wechsel von Deutschland nach Mallorca in Ihren Augen eine Strafversetzung oder eine Belohnung? Kramer: Strafversetzung auf keinen Fall. Ich denke, es ist eine Anerkennung meiner bisher geleisteten Arbeit. Nicht jedem wird die Gelegenheit geboten, als Auslandsseelsorger zu arbeiten. Ich hatte Monsignore Robert Kramer: „Ehrenamtliche Mitarbeiter sind herzlich willkommen“ Foto: Rosselló mich darum beworben – das Angebot Mallorca entsprach ein wenig meinen Interessen. Kurier: Ein wenig nur? Also ist es Augen zumachen und den Kopf in es nicht oft genug betonen: Hier ist Garten seine Rosen schnitt und nur Werdendes Leben muß auf jeden doch nicht Ihr Traumjob? den Sand stecken? ein offenes Pfarrhaus, und niemand mal eben über den Zaun guckte, um Fall geschützt werden – egal zu welKramer: Ich will es mal so ausKramer: Nein, keinesfalls. Die Vowird es als sogenannte Ruhestörung zu sehen, wer da ankommt. Das hachem Zeitpunkt. Ein klares Nein aldrücken: Wer nicht träumt, ist kein gel-Strauß-Politik liegt mir überempfinden, wenn sich Menschen in be ich übrigens nie getan! Das heißt so zu dieser ‘Pille danach’. Aber ich Realist. Ich bin vor 34 Jahren Pfarrer haupt nicht. Die Entwicklung, wie Not an mich wenden. Ich weiß, daß für mich auch, daß eine vernünftige akzeptiere auch und trage mit, wenn geworden, immer mit dem Wunsch, sie sich hier darstellt, werde ich es Leute gibt, die mit falschen ErÖffentlichkeitsarbeit gemacht werjemand in einen Konflikt geraten ist auch mal im Ausland zu arbeiten. nicht ignorieren. Mallorca mag ja wartungen nach Mallorca kommen den muß. Die Leute sollen wissen, und aus diesem Konflikt heraus hanKurier: Böse Zungen werden nun das Paradies sein, aber auch der Garund dann buchstäblich in der Gosse wo wir was machen. delt. Also ich verurteile die Betroffesagen: Mallorca ist nicht wirklich ten Eden hat seine Schlangen! Viellanden. Das finde ich im übrigen Kurier: Und was wäre, wenn jemand nen nicht. Ich denke nämlich, daß Ausland, in vielen Ecken der Insel leicht kann ich punktuell vermitteln, viel schlimmer als den vielzitierten anruft und sagt: ‘Ich hätte noch Zeit! man auch in solchen Situationen Gütrifft man vor allem deutsche Urdaß Urlaub auch mehr sein kann als ‘Ballermann-Exzeß’. Wir kommen Gibt es was für mich zu tun?’ te und Barmherzigkeit zeigen muß. lauber. Ballermann, also mehr als Exzeß. solche gescheiterten Menschen Kramer: Das ist ganz gefährlich Kurier: Was ist mit Aids? Ist das Kramer: Um ehrlich zu sein, das Aber mir ist klar, daß ich das nur am auch gerne besuchen, und ich wün(lacht). Wenn man mir eine Hand ein Thema für Sie, wovor man warkommt mir etwas entRande beeinflussen sche mir, daß sie ihre Scheu verliereicht, kann es sein, daß nen sollte? gegen. Ich bin jetzt 66 kann. Wichtig ist, daß ren und bei uns anrufen. Hausbesuich die zweite auch noch Kramer: Ja, ganz si„Auch in der Jahre alt und deshalb cher ist Aids ein The„Die Zeiten, als ich eine Mitarbeiterin che stehen ganz selbstverständlich nehme. Für Teamarbeit nicht mehr so wendig, habe, die sehr viel Erauf meinem Programm. Ich werde bin ich immer zu haben, ma. Wissen Sie, der katholischen der Pfarrer noch fahrung auf Mallorca auch mal die Kommunion bei sol- sogar mit Menschen, die um mich auf eine wirkUmgang mit der Gelich schwierige Ausim Garten seine hat, so daß ich durchaus chen Hilfesuchenden ins Haus brin- vielleicht keine Kirch- Kirche kommt schlechtlichkeit ist landssituation einzuallein bin. Es geht gen, damit Menschen, die nicht gänger oder überhaupt ein Problem. Die einiges vor, was eben Rosen schnitt, nicht stellen. Kollegen, die mir bei meiner Arbeit mehr Auto fahren können, sich nicht katholisch sind. Kirche als eine der nach Singapur gehen, vor allem um die Mennicht von der Kirche abgeschnitten Jeder, der bei mir aus nicht sein sollte“ letzten ‘Autoritäten’ in sind vorbei“ müssen noch harte schen, die aus der Bahn fühlen. Außerdem werde ich einen Interesse am Nächsten Anführungszeichen hat Aufbauarbeit leisten. geworfen sind. Wenn Gottesdienst auf Kassette aufnehanruft, ist herzlich willhier ganz klare AussaAuf Mallorca kann ich Dinge aus solche mit mir ein Gespräch haben men und allen Interessierten nach kommen. Ich hatte einmal in einer gen. Sie ist, was die Sexualität ander normalen Gemeindeseelsorge in wollen, dann werde ich immer ein Hause bringen. Seelsorgestelle eine Vorsitzende gegeht, ein einsamer Rufer! Wir erleben Deutschland einbringen. offenes Ohr und Haus haben. Kurier: Monsignore Kramer wird habt, die war aus der Kirche ausgeja schließlich in unserer heutigen GeKurier: Sie werden hier mitten an Kurier: Es gibt auf Mallorca eine also nicht im Elfenbeinturm sitzen treten. Und wir haben hervorragend sellschaft einen kolossalen Werteder Playa de Palma am Balneario 9 ganze Reihe von älteren deutschen und die Welt da draußen ignorieren? zusammengearbeitet. wandel oder gar Werteverlust. Meiner arbeiten. Hier ist nicht das Paradies Residenten, die sehr vereinsamt, Kramer: Unser Bischof hat immer Kramer: Sie leben ja nun in SpaMeinung nach dürfen wir uns vor dieauf Erden, sondern es gibt Tausende verzweifelt oder gescheitert sind. gesagt, wir sind eine ‘Zugeh-Kirche’ nien, hier ist gerade die ‘Pille dasen gesellschaftlichen Problemen keivon Menschen, die Alkohol bis zum Wie wollen Sie dieser Gruppe hel– wir gehen also auf den anderen zu. nach’ legalisiert worden. Entsetzt Sie nesfalls verschließen. Zum Beispiel Umfallen trinken, die hierher komfen? Wir müssen schlichtweg für unsere das als katholischer Seelsorger? gibt es für uns Priester ja das Zölibat. men, weil die Prostituierten billiger Kramer: Ich hoffe dabei auf die Sache werben und dürfen keine Kramer: Nun, da gibt es natürlich Aber, um ganz ehrlich zu sein, und Drogen jeder Art zu haben sind. Mitarbeit der Residenten, denen es Drohbotschaft, sondern die Frohe zunächst einmal die offizielle Aussakommt auch bei uns in der katholiUnd natürlich gibt es auch Kriminagut geht. Sie sollen mir helfen, die Botschaft verkünden. Die Zeiten ge der katholischen Kirche im Hinschen Kirche einiges vor, was nicht lität. Wird Monsignore Kramer die Verzweifelten zu finden. Ich kann sind vorbei, wo man als Pfarrer im blick auf Schwangerschaftsabbruch: sein sollte. Balearen Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 15 Die Vernissage wird zur Party Neue Ausstellung des italienischen Künstlers Bruno Bruni beim Galeristen Lambert Monet Zur Vernissage von Bruno Bruni trafen sich illustre Gäste aus ganz Europa in der Altstadt von Palma. Noch bis Ende Juli sind in der Galerie Monet Art Diffusion Gemälde, Skulpturen und Lithografien des renommierten Künstlers zu sehen. Von Falk Bickel Palma – Kunst muß nicht langweilig sein: Wenn die Galerie Monet Art Diffusion einlädt, verwandeln sich Vernissagen schnell in ausgelassene Partys. Auch die Eröffnung der Ausstellung des renommierten Künstlers Bruno Bruni war ein Highlight des mallorquinischen Kunstgeschehens. Box-Weltmeister Dariusz Michalczewski reiste eigens zur Vernissage seines Freundes Bruni aus Deutschland an. Kein Wunder: Der Künstler gestaltet die Kampfkleidung des „Tigers“. Sie kennen sich bereits seit vielen Jahren. Rolf Eden, einer „der letzten deutschen Playboys“ kam ebenfalls aus Berlin angeflogen, um die Ausstellung zu sehen. Auch die Galeristen und Immobilienmakler Lutz und Edith Minkner ließen es sich nicht nehmen, die Werke zu betrachten. Ihr Kollege Matthias Kühn kam mit seiner Mutter. Die ehemalige Moderatorin der Fernsehshow „Bitte Lächeln“, Martina Menningen, genoß ebenso wie Ingo Meyer, Geschäftsführer der ARDFernsehlotterie, das gepflegte Ambiente. Wie auch bei früheren Vernissagen verköstigte das Restaurant Artemis die Besucher mit ausgesuchten Leckereien. Nach der stilvollen Ausstellungseröffnung feierten die Gäste auf dem zweiten Geburtstag der benachbarten Discothek Golden Door bis in die frühen Morgenstunden kräftig weiter. Dort gab es eine große Überraschung für den „Tiger“: Im Nightclub in Palmas Altstadt traf er Ebby Thust, eine weitere schillernde Figur der deutschen Boxszene. Die erotischen Werke des 66jährigen italienischen Wahl-Hamburgers Bruno Bruni sind noch bis Ende Juli in der Galerie Monet Art Diffusion zu sehen. Galerie Monet Art Diffusion, C/ Sant Feliu, 6 Montag bis Freitag: 10.30 bis 13.30 Uhr und 17 bis 20 Uhr. Samstag: 11 bis 14 Uhr. Natur und Skulptur: Ästhetische Körper des italienischen Bildhauers (oben links); Begegnung: Der unumstrittene Boxweltmeister Dariusz Michalczewski und der umstrittene Boxpromoter Ebby Thust (oben rechts); Künstler Bruno Bruni und Lebenskünstler Rolf Eden (unten links); Mit Freund und schönstem Lächeln: TV-Moderatorin Martina Menningen (unten Mitte); Galeristen unter sich: Siegfried Blau, Edith und Lutz Minkner, Lambert Monet und Teofilos Klonares (unten rechts) Fotos: Image Point/Nowél (4), H. J. Ufer Rex Motors, S.A. Gran Vía Asima, 4 Pol. Ind. Son Castelló Tel.: 971 43 60 79 - 971 43 60 80 Palma de Mallorca Gesellschaft 22 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Dreh beendet: Große Film-Party Nach den Dreharbeiten des Polit-Thrillers „Die Affäre Semmeling“ feierte das Team im Hotel Villamil Mit einer großen Party im Hotel Villamil feierten zahlreiche deutsche Schauspieler das Ende der Dreharbeiten zu dem neuen Fernsehfilm „Die Affäre Semmeling“. Stefan Kurt und Heike Makatsch tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Von Silke Reinhold Paguera – Nach 14 Monaten Dreharbeiten feierte am Sonntag das Team der „Affäre Semmeling“ die Fertigstellung der sechsteiligen Serie. Die Party stieg im Hotel Villamil, wo Regisseur und Autor Dieter Wedel vor über zwei Jahren das Drehbuch schrieb. Die Schauspieler, die Samstag die ganze Nacht hindurch bis um halb sieben vor der Kamera standen, wirkten anfangs noch reichlich mitgenommen. Bei einem Glas Sekt und mexikanischer Musik taute das Team jedoch bald auf. Von den Spannungen am Set und den diversen Streitigkeiten, von denen man in letzter Zeit viel munkeln hörte, war nichts zu merken. Beim Buffet am Pool kam innerhalb kürzester Zeit ausgelassene Stimmung auf. Bücher mit Schnappschüssen aus den Drehtagen wurden verteilt, und Regisseur Dieter Wedel erzählte gut gelaunt von seiner Arbeit am Drehbuch im Hotel, in dem seine Mutter schon vor 22 Jahren Urlaub machte. Stefan Kurt, der neben Heike Makatsch die Hauptrolle belegt, verteilte an seine Kollegen CD’s, die er selber aufgenommen hatte. Auf die Frage, ob die Öffentlichkeit sie denn auch einmal zu hören bekommen würde, antwortete der Schauspieler bescheiden. „Das ist nicht so die Musik, zu der man tanzen kann. Es ist eher eine Collage von Geräuschen, und ich habe es mehr als ein persönliches Abschiedsgeschenk gedacht, das nicht an die Öffentlichkeit soll. Nach dem Film werde ich vielleicht auch einmal Musik machen, dann bekommen es alle zu hören.“ Seinen Beruf möchte er allerdings nicht wechseln. Auch er schien über das Ende der Dreharbeiten ziemlich erleichtert zu sein. „Natürlich ist ein bißchen Abschiedsschmerz dabei, aber ich bin froh, daß der Film fertig ist. Bei der Arbeit mit Dieter Wedel habe ich viel gelernt und bin als Schauspieler bestimmt ein Stück weitergekommen“, sagte Stefan Kurt diplomatisch. Über seine persönliche Beziehung zum Regisseur äußerte er sich nicht. Fernsehfrau Sandra Maischberger, die erst vor kurzem mit einem Journalistenpreis für ihre einfühlsamen Interviews ausgezeichnet wurde, begleitete die Entstehung der „Affäre Semmeling“ von Anfang an: Vom Drehbuchschreiben vor zwei Jahren bis zur Abschiedsfeier auf der gleichen Terrasse, mit vielen Interviews und Besuchen am Set. Marijam Agischewa, die im Film die Frau eines Politikers spielt, nahm ihren kleinen Sohn bei den gesamten Dreharbeiten mit an den Set. Auch auf der Abschiedsparty durfte der Kleine an der Seite seiner Mutter nicht fehlen. Ein anderes Filmkind, Matthias Kühn, zeigte sich von seinem ersten Auftritt vor der Kamera beeindruckt. „Zwölf Stunden harte Arbeit und später sind es nur drei Minuten, da sieht man das Ganze gleich Bei der Abschlußparty auf der Terrasse des Hotels Villamil gaben sich Stars und Statisten die Ehre: Stefan Kurt (links, mittleres Bild), Matthias Kühn (links unten), Marijam Agischewa mit ihrem Sohn (unten, mittleres Bild) Semmeling-Tochter Camilla Schiefler (unten rechts) und Sandra Fotos: Reinhold Maischberger (rechts, mittleres Bild) mit anderen Augen“, staunte Mallorcas Immobilienkönig. Neben Kühn bekam auch Heide Simonis, Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, eine Laienrolle. Theo Waigel wollte eigentlich die Rolle des Finanzministers im Politskandal von Wedel besetzen, aber angesichts der eigenen Parteispendenaffäre konnte er dann doch nicht in solch einer Rolle vor die Kamera treten. Heike Makatsch spielt im Film Frau Semmeling. Auf die Fete hatte sie einen befreundeten DJ aus ihrer Wahlheimatstadt London eingeladen und freute sich auf die After-HourParty nach dem offiziellen Teil im Hotel Villamil. Im Hotel Son Caliu ging’s weiter, und ihr Freund legte für die Tanzwütigen die neuesten HipHop-Scheiben auf. Für die letzten Szenen verwandelten die Bühnenbildner eine Siedlung in der Nähe von Ca’n Picafort in ein kleines Abbild von Jamaika. Dort suchen die Filmhelden Schutz vor der deutschen Steuerfahndung. Eine Statistin, die in einer der letzten Szenen erschossen wird, hat sich beim Fallen und durch die Sprengung der Blutpatronen verletzt. Trotz starker Schwellungen kam auch sie am nächsten Tag zum Drehtermin. Soviel Tapferkeit wurde von Wedel mit einem Blick in seinen heiligen Bildschirm und einem Sitz- platz neben sich belohnt. Pannen gab es auch noch am letzten Drehtag: Der Bus, der sämtliche Statisten für das jamaikanische Ambiente bringen sollte, streikte und verzögerte dadurch den Drehbeginn merklich. Die Anwohner von Ses Cassetes de Capellans verfolgten die Arbeiten in ihrem kleinen Stadtteil mit Interesse. Auch die Geräuschkulisse, die sie drei Nächte lang begleiteten, nahmen sie gelassen. Gesellschaft Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 23 Regieanweisungen im Sitzen: Wegen seiner Hüftprobleme konnte Wedel nur selten seinen Stuhl verlassen Foto: Roselló „Man hört den Berg weinen“ Regisseur Dieter Wedel über die Dreharbeiten und seinen Unmut über Mallorca Einer der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands hat auf Mallorca ein Stück Fernsehgeschichte beendet: Letzte Klappe für das Mammutprojekt „Die Affäre Semmeling“. Der Macher heißt Dieter Wedel, ein Geschichtenerzähler, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Auch nicht, wenn es um seine einstige Lieblingsinsel Mallorca geht. Makatsch) und den Kindern auf Jamaika an. Direkt neben seiner Hütte wird eine Nachbarin, eine ältere schwarze Lady, von zwei Räubern erschossen, weil sie ihr gestohlenes Radio wiederhaben wollte. Hier sind Special Effects mit im Spiel, und das bedeutet, daß jeder Take mindestens eine Stunde in Anspruch nimmt, da die Frau nach jeder Sequenz neu verkabelt werden muß. Die Kabel führen unter der Kleidung zu einer Von Renate Pentzien Explosion und geben dabei roten Palma Kurier: Dr. Wedel, wie steht Farbstoff frei, wenn der Räuber mit es jetzt, am vorletzten Drehtag für der Schrotflinte auf sie schießt. den Sechsteiler „Die Affäre SemmeKurier: Warum haben Sie diese ling“, um Ihre Nerven? Einstellungen nicht auf Jamaika geDr. Dieter Wedel: Ich bin schon dreht? ganz schön am Ende. Nach über 200 Wedel: Dort ist es einfach zu geDrehtagen merkt man, daß alle weit fährlich. Dort wurden wir rund um über ihre Kräfte gehen. Neulich ardie Uhr von Bodyguards überwacht, beiteten wir an einer Szene, die wir ich durfte keine Straße alleine entein dutzendmal drelang gehen. Nach vier hen mußten, weil die Wochen – Jamaika hat Schauspielerin einen „Ich bin drei Tage ja nur zwei Millionen Lachkrampf hatte – – kannten ins Hotel gezogen, Einwohner und zwar immer geuns zwar alle Leute nau an derselben Stelund riefen ‘Hi, Doc!’, um mich von le. Jedes Mal mußten es ist doch ein Preßlufthammer aber wir abbrechen. Bei der gefährliches Pflaster, Schauspielerin endete und Baustaub zu und es wird eben leider Lachkrampf der wirklich geschoserholen“ schließlich in einem sen. Wir fanden diese Weinkrampf. Daran Location auf Mallorkann man deutlich ablesen, wie es ca, und die Dreharbeiten hier sind um die Kraft des Teams inzwischen um ein Vielfaches leichter realisierbestellt ist. bar, keine Frage. Kurier: Was genau machen Sie jetzt Kurier: Wie ist das Gefühl, fast ferhier? tig zu sein mit Ihrem bisher größten Wedel: Wir drehen eine Sequenz, Fernsehprojekt? die wir auf Jamaika nicht drehen Wedel: Es ist schon viel Wehmut konnten. Siggi Semmeling (Stefan dabei. Man hat sich sehr aneinander Kurt) kommt mit seiner Frau (Heike gewöhnt, schließlich sind dies alles Dieter Wedel: „Wenn die Meinungsmacher Mallorca verlassen, hat das ein großes Echo“ nette Leute. Das Team funktioniert wie ein geölter Apparat, 14 Monate lang waren wir wie eine große Familie. Heinz Hoenig sagte gerade vorhin etwas Interessantes zu mir. Wenn er die letzten zehn Jahre Revue passieren läßt, merkt er, daß er mehr Zeit mit mir zusammen verbracht hat, als mit seiner eigenen Familie. Kurier: Gönnen Sie sich Urlaub, wenn die Drehtermine vorbei sind ? Wedel: Ein paar Tage werden wir erstmal nichts tun und uns erholen, was ich hier in meinem eigenen Domizil leider nicht kann. Ich bin doch tatsächlich für drei Tage ins Hotel gegangen, um mich von dem Preßluftgehämmere und dem Baustaub zu erholen. Und das, obwohl ich auf dieser Insel ein Penthouse für 1,5 Millionen Mark gekauft habe! Das ist eine Investition, die ich in den nächsten drei Jahre nicht nutzen kann. Im Klartext bedeutet das, daß mir rund 300.000 Mark Verlust entstanden sind. Hätte ich das Geld doch bloß auf der Bank gelassen. Wir haben Risse in den Wänden, und es wird jeden Tag, manchmal bis 23 Uhr, gebaggert und gehämmert. Auch samstags und sonntags. Ich habe jetzt langsam die Nase voll. Wenn die Behörden das nicht hinkriegen, mit dem Raubbau an der Natur Schluß zu machen, dann gehen wir weg von hier. Kurier: Meinen Sie das ernst? Wedel: Und ob. Die tragen bei uns vor der Haustür den ganzen Berg ab. Foto: Pentzien Sogar für Garagen! Man muß dieser Profitgier der Bauunternehmer einen Riegel vorschieben. Was hier passiert, ist die Vernichtung eines Paradieses. Einer sagte mir treffend: ‘Man hört den Berg weinen.’ Und wenn mir auch andere, wie Jürgen von der Lippe, sagen, daß sie weg wollen von Mallorca, dann sollten sich die Verantwortlichen schnellstens Gedanken machen. Wenn ein Herr Müller oder Herr Meier sich über Mallorca beschwert, dann schreibt vielleicht keiner drüber. Aber wenn die Meinungsmacher wegziehen, dann hat das ein ganz anderes Echo. Mal sehen, ob sie wenigstens während der Sommermonate den Baustopp einhalten. Sonst war es das für mich. HAUS&AMBIENTE My home is my castle Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 25 Achtung Stachel: Die Hauskatze schleicht vorsichtig über die Terrasse voller Kakteen Fotos: Gori Vicens WARTEN AUF DAS WUNDER Zu Besuch bei Kakteenzüchter Eckhard Priemer und seinen exotischen Pflanzen In zehn von zwölf Monaten sind Kakteen eigentlich recht langweilige Pflanzen. Erst wenn der Frühsommer beginnt, verwandelt sich Eckhard Priemers Finca in ein farbenfrohes Blütenmeer. Eckhard Priemer D er Duft ist betörend. An einer Mauer hinter Eckhard Priemers Finca rankt sich schlangenartig eine „Königin der Nacht“ empor. Das ist ein wunderschöner Kaktus, der Priemer zur Zeit den Schlaf raubt. Nicht wegen seines süßlichen, vanilleartigen Duftes, sondern weil es jeden Moment so weit sein kann, daß das langersehnte Wunder seinen Lauf nimmt: Daß die Königin der Nacht ihre großen, sonnenartigen Blüten austreibt. Daß eine Farbenpracht mit 30 Zentimetern Durchmesser sich entfalten kann, und daß die In- tensität des Duftes nicht mehr zu beschreibende Ausmaße annimmt. Dieses Schauspiel wiederholt sich jedes Jahr im Juni oder Juli. „Es beginnt mit der Abenddämmerung und ist schon gegen kurz nach Mitternacht vorbei“, bedauert Priemer. Das sind gerade einmal drei bis vier Stunden. Eine kurze Zeitspanne, auf die der Kakteenliebhaber ein ganzes Jahr sehnsüchtig gewartet hat. „Vielleicht ist es deshalb so spannend und schön, Kakteen zu züchten. Selbst wenn die Blüten immer nur kurz zu sehen sind.“ Daß Priemer in den Genuß dieses Naturspektakels kommt, verdankt er einem Zufall, beziehungsweise einem bißchen zuviel Wechselgeld in der Hosentasche. „In Lüttich auf einem Flohmarkt hatte ich ein paar belgische Franc übrig. Davon kaufte ich ein paar kleine Kakteen“, so schildert der 55jährige den Beginn einer nun schon über 20 Jahre währenden Leidenschaft. Mit kleinen Kugelkakteen fing es an. Es dauerte allerdings nicht lange, bis Priemer zwei Gewächshäuser voller Kakteen sein eigen nennen konnte. Vor zwei Jahren siedelte der 55jährige von Aachen nach Mallorca über. Das war nicht unkompliziert, schließlich wollte sich der Hobbyzüchter nicht von seiner Kakteensammlung trennen. Doch den Umzugsstress nahm der Hobbyzüchter gerne in Kauf, wußte er doch, daß seine stacheligen Lieblinge in der neuen Heimat in Santanyí erst so richtig aufblühen würden. „In Deutschland kann man Kakteen allenfalls im Sommer ins Freie stellen. Es fehlt einfach an Licht“, erklärt Priemer. Ganz anders auf der Sonneninsel HAUS&AMBIENTE Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 27 Home Story “Es ist wahnsinnig spannend und schön, Kakteen zu züchten, auch wenn die Blüten immer nur kurz zu sehen sind“ Eckhard Priemer, Kakteenzüchter aus Santanyí Kugelkakteen: Weil der mallorquinische Boden zu kalkhaltig ist, pflanzt Priemer seine Exoten in Töpfe mit schwarzer Torferde Wohnzimmer mit Galerie Mallorca. Egal ob die langstieligen Blattkakteen oder kleine und große Kugelkakteen – sie gedeihen Sommer wie Winter auf Terrassen oder Balkonen. Die Bodenbeschaffenheit der Insel ist für Kaktusgewächse allerdings nicht optimal, weiß der Experte zu berichten: „Kakteen brauchen saure, kalkarme und nicht mineralische Böden. Das Hobby geht über alles: Selbst in der Küche hängen Fotos mit Kaktusblüten Genau diese gibt es auf Mallorca nicht.“ Deshalb pflanzt Priemer seine Exoten notgedrungen in schwarze Torferde. Die Kakteen, die sich auf den Terrassen und Balkonen der Finca in Santanyí sonnen, gedeihen prächtig – und das Tausende von Kilometern von ihren Heimatländern entfernt. „Die Kugelkakteen kommen aus dem Dreieck Argentinien, Boli- vien und Chile“, erklärt der Hobbyzüchter, „die langstieligen Blattkakteen sind alpine Stauden aus den Hochanden, sie wachsen normalerweise in einer Höhe von 3.500 Metern.“ Vor über 200 Jahren haben Pflanzenfreunde auch in Europa begonnen, diese exotischen Gewächse zu züchten. „Aus den ursprünglich etwa zehn botanischen Arten sind bis heute etwa 12.000 bis 15.000 verschiedene Hybriden hervorgegangen“, sagt Priemer. Auch ihm sind völlig neue Züchtungen gelungen. Dieser Erfolg hat sich sogar bis nach Kalifornien zur „Epipgyllum Society of America“ herumgesprochen. Die internationale Kakteenvereinigung bekam über einen anderen Züchter ein Bild eines Hybriden zu sehen, den Priemer auf Mallorca gezogen hatte. Sie forderten ihn daraufhin auf, seine Neuzüchtungen offiziell ins Register eintragen zu lassen. Sie sollten sogar nach ihm benannt werden: „PriemerKakteen“. Worauf die meisten Sammler unheimlich stolz wären, ließ den stämmigen Mann mit dem schulterlangen Haar jedoch kalt. „Das hat mich überhaupt nicht interessiert“, sagt Priemer bescheiden. Nicht der Ruhm interessiert den Botaniker, sondern das Überraschungsmoment seines Hobbys. „Du weißt nie, was dich erwartet“, erklärt Priemer. So könne es ohne weiteres passieren, daß sich bei der Kreuzung eines rotblühenden Blattkaktus mit einem gelbblühenden ein Exemplar mit einer weißen oder beigen Blüte entwickkelt. „Nur blaue Blüten können nicht gezüchtet werden.“ Dafür aber betörend duftende Königinnen. Anette Anthoni Rustikal: Die Finca von Eckhard Priemer in Santanyí HAUS&AMBIENTE Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 29 Auto Der Volvo Cross Country: Dank seines permanenten Allradantriebs zeigt er auch am Strand eine gute Performance Foto: Volvo EINER FÜR ALLES Über Stock und Stein oder mit 210 km/h über die Autobahn: Der neue Volvo Cross Country J eder hat seine eigenen Träume: Eine Finca in der Tramuntana mit großem Garten für die Kinder zum Beispiel. Da fehlt dann eigentlich nur ein ideales Automobil, das trotz großzügiger Abmessungen mit schlammigen Feldwegen und verschneiten Straßen fertig wird. Der allradgetriebene Volvo Cross Country ist solch ein mobiler Kandidat, der Geräumigkeit, Komfort und Geländegängigkeit gekonnt vereint. Auf den ersten Blick erkennt man im Volvo Cross Country den im letzten Jahr vorgestellten V70. Bei genauerem Hinsehen sind jedoch einige Unterschiede zum erfolgreichen Familienkombi zu entdecken. Dunkel gefärbte Kunststoffstoßfänger schützen wirksam vor unschönen Lackschäden durch Stein- schläge. Eine stabile Metallplatte unter der Fahrzeugfront bewahrt den Motorraum vor ungewollten Eindringlingen. Die Radkästen und die Seitenschweller sind ebenfalls mit stabilen Kunstoffleisten versehen. Insgesamt macht der Cross Country also schon äußerlich einen robusten Eindruck. Wer beim Blick in den Innenraum ebenfalls ein rustikales Auftreten erwartet, wird jedoch schnell eines Besseren belehrt. Nach dem Öffnen der Fahrertür duftet es sofort angenehm nach Leder. Auf Knopfdruck fahren die bequemen Sessel in die richtige Position. Sofort fällt der stabile Metallgriff auf dem Getriebetunnel auf. Dort kann sich der Beifahrer festhalten, wenn es bei der Fahrt über Stock und Stein mal etwas wackeln sollte. Die Instrumente und Schalter sind Volvo-typisch sinnvoll angebracht und überfordern in der Bedienung nicht. Selbstverständlich gibt es eine Klimaautomatik mit getrennter Regelung für Fahrer und Beifahrer. Lüftungsdüsen in den mittleren Holmen versorgen zudem den Fond mit wehenden Lüften. Als technisches Highlight entpuppt sich ein Farbmonitor, der nach James-Bond-Manier auf Knopfdruck aus dem Armaturenbrett fährt. Das flimmerfreie Display kann für das Navigationssystem und sogar zum Fernsehen verwendet werden. Bei Fahrtantritt steht jedoch auf dem Minifernseher schlicht: driving. Na klar, man soll ja auch auf die Straße gucken. Auf der Asphaltstraße leistet sich das Fahrwerk des Cross Countrys keine Schwächen. Dank Allradantrieb liegt der große Schwede natürlich noch besser in der Kurve als der frontgetriebene V70. Nach einigen Kilometern biegen wir schließlich auf einen schlaglochübersäten Feldweg ab. Nun kommt es drauf an! Mit recht hohem Tempo bullern wir durch die schlammigen Löcher. Das trübe Wasser spritzt auf die Haube und die Windschutzscheibe. Der Kollege hält sich inzwischen am Metallgriff fest. Nach einigen holprigen Metern sitzt er wieder entspannt im Ledersessel und ist der Meinung: Dieser Volvo braucht sich vor keiner Piste zu fürchten. Den Antrieb des beherzten Schweden übernimmt das bekannte 2,5 Liter-Triebwerk mit fünf Zylindern und der opulenten Leistung von 147 kW/200 PS. Der drehmomentstarke Motor hat den immerhin 1,7 Tonnen schweren Volvo stets souverän im Griff. In Verbindung mit der komfortablen Fünfgang-Automatik wird das Fahren zum Kinderspiel. Wer es sportlich mag, kann dank Geartronic die Gänge auch nach Belieben hoch- und runterschalten; natürlich alles ohne Kupplungspedal. Wir freundeten uns mit der sportlichen Variante an und waren am Ende über den moderaten Durchschnittsverbrauch von 10,5 Litern Superbenzin pro 100 Fahrkilometer erstaunt. Der Volvo Cross Country ist in der Tat so etwas wie ein Tausendsassa. Antrieb und Fahrwerk harmonieren hervorragend mit dem hohen Nutzwert des geräumi- gen Schweden. Natürlich ist auch der von Volvo bekannte, hohe Sicherheitsstandard serienmäßig mit an Bord. Ein Fahrzeug, das so viel bietet, kann naturgemäß nicht als Schnäppchen daherkommen. So läßt sich ein Kaufpreis ab 71.387 Mark rechtfertigen. Wer in den Cross Country investiert, bekommt auf jeden Fall ein Auto, das auf allen Pisten besonders komfortabel unterwegs ist. fb TECHNISCHE DATEN Motor.......5-Zylinder Turbo R-Motor Leistung............................. 200 PS 0-100km/h........................8,6 sec Spitze............................. 210 km/h Verbrauch................10,5 l/100 km Preis...................... ..... 71.387 DM HAUS&AMBIENTE 30 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Bauen und Wohnen BESSER ALS DER RUF Dank neuer Techniken hat sich Beton zu einem äußerst dekorativen Baumaterial entwickelt Schlechter könnte das Image nicht sein: Bei Beton denkt man unweigerlich an häßliche Trabantenstädte und graue Fassaden. Doch das Baumaterial bietet dank neuer Mischtechniken überraschend vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten. Ein Loblied auf eine verkannte Erfindung. F rüher hat man auf Mallorca meterdicke Wände aus Naturstein gemauert. Die waren zwar sehr schön, die Herstellung jedoch äußerst aufwendig und vor allem zeitintensiv. Seit in den 60er Jahren der Bauboom auf der Insel einsetzte, wurde auch hier der Beton zum wichtigsten Baustoff. Die Hotelburgen in El Arenal und in anderen Urlaubszentren gelten zwar als unansehnlich, weil sie die herrliche Landschaft verschandeln. Doch das Baumaterial selbst hat sein negatives Image zu Unrecht erhalten. Schuld sind die Architekten, die es – zurückhaltend formuliert – unsensibel einsetzen. Schließlich kann man aus Beton sowohl eine Trabantenstadt als auch ein traumhaftes, freistehendes Landgut errichten. Tatsache ist: Beton gilt als einer der vielseitigsten Baustoffe überhaupt. Ob Hochbauten, Brücken und Fernsehtürme oder Schleusen und Stauwände – überall stellt der Beton seine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit unter Beweis. Und als Baumaterial für Zweckbauten dieser Art hat Beton nie ein schlechtes Image gehabt. Selbst im Fassadenbereich kann Beton seine Vielseitigkeit beweisen. Fernab vom glatten Einheitsgrau stehen heute verschiedenste Möglichkeiten im gestalterischen Bereich zur Verfügung. Einer der größten Vorteile: Beton ist frei formbar. Traumhafte Villa im Südwesten Mallorcas: Nicht nur das Haus wurde aus Beton gebaut, auch der wunderschöne Pool Eingefärbter Betonboden: Die Kreativität kennt keine Grenzen Er nimmt die Gestalt der Form an, in den man ihn gießt. Die Oberfläche muß nicht immer glatt sein, je nach Verfahren können unterschiedlichste Strukturierungen erzielt werden. Mit Techniken wie Feinwa- schen, Absäuern oder steinmetzartiger Bearbeitung kann jeder gewünschte Oberflächeneffekt erzielt werden. Auch das berüchtigte Schmutzgrau muß nicht sein. Durch entsprechende Gesteins- Foto: Ardex körnung mit oder ohne zusätzliche Pigmentierung, aber auch durch Wahl der Zementfarbe steht die farbliche Gestaltung relativ offen. Vor allem in Sachen Bodenbelag kennt die Kreati- vität bei Beton keine Grenzen. Mit den Creative Colors der Firma Ardex läßt sich beispielsweise gewöhnlicher Estrich in einzigartigen Bodenbelag verwandeln. Egal ob Einfärben der ganzen Fläche oder Aufmalen bestimmter Muster und Dekors, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Abschließend werden die Farben mit einer Schutzschicht gegen Abrieb gesichert. Dem Wunsch des Architekten nach individueller Gestaltung entspricht Beton also in optimaler Weise. Im Falle der Verwendung von Fertigteilen läßt sich das notwendige Fugenraster als zusätzliches Gestaltungselement benutzen. Fassaden aus Betonfertigteilen werden überwiegend als Mehrschichtentafeln ausgeführt. Die Vorsatzschale bildet das gestalterische Element, nach innen folgt eine Wärmedämmschicht und die Tragschale. Foto: PK Die Wärmedämmschicht läßt sich entsprechend den Anforderungen an den Wärmeschutz ideal anpassen. Dasselbe gilt für die Dicke der Tragschicht, die den Schutz gegen Außenlärm sicherstellt. Die Mehrschichtentafel als Betonfertigteil bietet damit dem Architekten ein ideales Bauteil, das alle gestalterischen, technisch-konstruktiven und bauphysikalischen Anforderungen erfüllt. In den letzten Jahren sind auf diese Weise Bauwerke entstanden, die als herausragende Beispiele für die individuelle, architektonisch anspruchsvolle und qualitativ hochwertige Errichtung von Betonfassaden aus Fertigteilen gelten können. Lexa Wilms Weitere Informationen zum Baustoff Beton erhält man bei Linx Balears S.L., Calle Quater de Novembre 14, Polígono Can Valero, Palma. Tel.: 971 75 16 11 oder unter www.ardex.de HAUS&AMBIENTE 36 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Body-Art Bei einer orientalischen Hochzeitszeremonie erhält die Braut die aufwendigste Bemalung. Der Bräutigam kann an den Motiven erkennen, wie weit seine Zukünftige in erotische Geheimnisse eingeweiht ist… KUNST AM KÖRPER Der Strand- und Partyspaß: Henna-Tattoos erobern Europas Metropolen A ls die junge Prominenz in Hollywood – Demi Moore, Drew Barrymore, Tafkap (Prince), Naomi Campbell, Madonna, Liv Tyler – sich an die alte indische Kunst der Körperbemalung erinnerte, wurde der Mehndi-Brauch weltweit bekannt. Der Film „Kamasutra“ trug ein übriges dazu bei. Besonders in England ist diese Kunst durch die dort lebende multikulturelle Bevölkerung weit verbreitet. Und nachdem John Galliano bei den London Fashion Weeks mit Mehndis geschmückte Models auf den Laufsteg schickte, erlebten sie dort eine Renaissance. Auch in Indien wurde diese eigentlich in den vergangenen Jahrzehnten nur traditionell angewandte Körperkunst neu entdeckt, und mittlerweile entwickelt sie sich dort zu einem modernen Trend. Heute hat die Mehndi-Bemalung auf der ganzen Welt einen ähnlichen Stellenwert wie die dekorative Kosmetik oder das Tätowieren. Die Schnellebigkeit von Moden und Trends ist sicherlich einer der Gründe, warum die MehndiBemalung sich momentan einer so großen Beliebtheit erfreut: Der Träger geht kein Risiko ein wie bei der dauerhaften Tätowierung und kann sich nach drei Wochen mit einem anderen Muster schmücken. Außerdem bereitet das Auftragen der Hennapaste keinerlei Schmerzen, da nicht mit Nadeln gearbeitet wird. Die Paste wird lediglich auf die Haut aufgetragen. Dadurch entsteht auch kein Gesundheitsrisiko – im Gegenteil, Henna pflegt die Haut. Im Zuge des heute praktizierten Körperkults ist es nicht verwunderlich, daß der Mehndi-Brauch so eine Popularität erreichen konnte. Aber auch die Rückkehr zu alten Werten, die Suche nach Wegen zur inneren Einkehr und der Versuch, Kraft zu schöpfen in einer immer hektischer werdenden Zeit verstärken den Wunsch, die Mystik der Mehndi-Kunst in unsere Welt hinüberzuretten. Henna wird schon seit Jahrtausenden im Nahen Osten, in Nordafrika und Südostasien zum Schmückken des Körpers verwendet. Es wird speziell bei religiösen Ritualen und Zeremonien angewandt, auch an Feiertagen und zu Hochzeiten. Die traditionellen Muster, die wie feine Spitzenhandschuhe oder Strümpfe erscheinen, werden auf Hände und Füße aufgetragen. Die jeweiligen landestypischen Motive finden sich in Teppichen, Schnitzereien, Textilien, Stoffen, Wandbehängen und der Architektur wieder. Die Ursprünge der Nutzung der Hennapaste gehen bis in das alte Ägypten zurück. An 5.000 Jahre alten Mumien fand man gefärbte Fingernägel, Zehennägel und Haare. Die vornehme Ägypterin färbte sich nicht nur Hände und Fußsohlen rot, sondern sie besaß verschiedene Salben, die Substanzen des Hennastrauches enthielten. Diese wurden zur Lippenpflege und zur Betonung des Augenlids verwendet. Experten gehen davon aus, daß Henna von den Mogul-Herrschern nach Indien gebracht wurde. Bereits vor mehreren Jahrhunderten entwickelte sich die Körperdekoration mit Henna zu einer hoch angesehenen Kunst. Die in der Mehndi-Bemalung verwendeten Ornamente wurden im Laufe der Zeit immer detaillierter und komplizierter. Feine Ziselierungen wurden mit floralen Ornamenten kombiniert und mit Zeichnungen von Tieren oder den Konterfeis der Brautleute oder anderer Personen verwoben. Hier erkennt der Betrachter oft eine Ähnlichkeit mit den in der Art Deco gebräuchlichen Ornamenten, die von den indischen Motiven beeinflußt wurden. Zunächst war die Mehndi-Bemalung ein Privileg der sozial Höhergestellten, später jedoch wurde diese Kunst im ganzen Land bekannt, und auch einfache und arme Menschen fanden Gefallen daran, sich für Festtage auf diese Art zu schmücken. Alte Abbildungen zeigen Hindu-Gottheiten, die ihre Hände und Füße mit HAUS&AMBIENTE Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 37 Body-Art von links nach rechts: Erscheinung aus 1001 Nacht: Feinste Körpermalerei und teurer Familienschmuck ergänzen sich harmonisch. Mit Ornamenten verzierte Hand kombiniert mit einem ausdrucksvollen Ring. Henna-Tattoos für Sie und Ihn sind in diesem Jahr total hip. Stars wie Madonna und Prince haben die Körperbemalung bei uns populär gemacht. Viele künstliche Fingernägel haben chemische Inhaltsstoffe, die nicht selten die eigentlichen Nägel angreifen. Organisches Harz ist deswegen die ideale Alternative: Es ist fester, beweglicher und wird mit der Zeit nicht gelb. Die Marke Creative ist weltweit marktführend. Das andere, sehr erfolgreiche Produkt E.Z. Flow ist innovativer: Farbenfrohe Bemalungen und sogar Reliefzeichnungen sind mit ihm möglich. Das Beautycenter All Nails in Palma bietet umfassenden Service. Mehndis schmückten. Auch Künstlerinnen, Schmuckhandwerkerinnen, Tempeltänzerinnen und Liebesdienerinnen trugen diese Bemalungen. Bei ihnen waren nicht nur Hände und Füße mit Mehndis verziert, sondern auch ihre Scham, die in Form eines Dreiecks bemalt wurde, nachdem die Schamhaare entfernt worden waren. Auch im Koran findet die Hennapflanze Erwähnung, und in der Bibel wird die Verwendung von Henna in Kombination mit Weihrauch als Räucherwerk zu religiösen Festlichkeiten aufgeführt. Im gesamten Orient wird die Hochzeitszeremonie immer von einer Mehndi-Bemalung begleitet. Mehndis werden jedoch auch zur reinen Verschönerung und als Körperschmuck angewandt. Dabei bedarf es nicht immer eines Anlasses, daß Frauen zusammentreffen, um sich einen ganzen Tag lang nur sich selbst und ihrer Schönheit zu widmen. Und auch den Männer ist es in einigen Regionen Indiens erlaubt, sich mit speziell ihnen vorbehaltenen Motiven zu schmücken. Die Körperbemalung hatte traditionell aber auch immer etwas mit Erotik zu tun. Im Kamasutra, dem berühmten altindischen Lehrbuch der Liebeskunst, werden Hennablätter als Aphrodisiakum und zu kosmetischen Zweckken empfohlen. Eine indische MehndiNacht, die zirka drei Tage vor der Vermählung stattfindet, geht folgendermaßen vonstatten: Alle Frauen der Familie kommen zusammen, und nachdem sie sich ausgiebig gereinigt und von sämtlichen Körperhaaren befreit haben, wird die Mehndi-Meisterin gerufen. Sie bemalt in der Regel alle Frauen, jedoch erhält die Braut das schönste und aufwendigste Mehndi. Die Mehndi-Meisterin ist gleichzeitig die Frau, die dafür sorgt, daß der Braut möglichst viele Informationen als Vorbereitung auf die Hochzeitsnacht anvertraut werden. Je ausgefeilter, feiner und aufwendiger das Mehndi, desto mehr ist die Braut in erotische Geheimnisse eingeweiht, und damit sollte sie folglich eine besonders gute Geliebte sein. Auf diesem Wege wird dem Bräutigam zur Kenntnis gebracht, wieviel Wissen seiner zukünftigen Frau zugänglich gemacht wurde. In das Mehndi werden überdies häufig die Initialen des Bräutigams verwoben, die dieser dann suchen muß. Dies ist ein raffinierter Weg, natürliche Hemmungen voreinander abzubauen. Immerhin hat sich das Brautpaar erst kurz vorher zum ersten Mal gesehen. Die Farbintensität des Mehndis hat im indischen Volksglauben eine große Bedeutung. Man glaubt, je dunkler das Mehndi wird, desto fruchtbarer wird die Braut sein, desto länger wird sie leben, und desto mehr Liebe wird sie von der Familie ihres Bräutigams und von ihrem zukünftigen Mann empfangen. Allgemein gilt, wer ein dunkelrotes Mehndi trägt, habe „heißes Blut“, also Temperament, und sei gesund. In einigen Ländern darf die Bemalung der Braut erst begonnen werden, nachdem die Mutter des Bräutigams den ersten Punkt auf die Hand der Braut aufgetragen hat. Die Braut verbringt die Mehndi-Nacht dick bandagiert, damit sich das Mehndi so gut wie möglich entwickelt. Am nächsten Morgen, nachdem die Bandagen entfernt wurden, hält die Braut ihre Hände über eine Pfanne mit zerstoßenen Nelken, die über hoher Flamme geröstet werden, damit das Henna noch mehr in die Haut einzieht, und eine intensivere Wirkung erzielt wird. Danach wird das Kunstwerk mit Henna-Öl eingerieben, um es zu schützen. Besonders die Braut bemüht sich um eine sorgsame Pflege, da sie während der Zeit, in der sie das Mehndi trägt, keine Hausarbeiten verrichten muß. Man hat schon davon gehört, daß Frauen in der Nacht aufgestanden sind, um sich erneut zu bemalen und so der Hausarbeit zu entkommen. Eigentlich ist diese Karenzzeit dazu gedacht, der Frau Zeit und Energie zu geben, sich körperlich ihrem Ehemann widmen zu können und eine perfekte Ehefrau zu werden, die ihren Mann sexuell zufriedenstellt und Nachkommen austrägt. Falk Bickel Bei Colors in Palma kann man neben Körperbemalung auch echte Tattoos bekommen. Natürlich ist auch das aktuelle Bodypiercing hier im Angebot. Spezialistinnen für Fingernagel-Modellage, elektrische Depilation, kosmetische Gesichts- und Körperbehandlungen finden sich im Institut Gloria in Palma. DIA&NOCHE Programm rund um die Uhr Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 39 Stiftung ACA Highlight der Woche Agenda Mallorca Experimentelle, elektro-akustische Musik des Komponisten Gabriel Cerini. Reproduziert wird eine Aufnahme der Musikhochschule Hamburg. 14. Juni, 21 Uhr. Musik, Bilder, Poesie: Hommage an das Naturschutzgebiet La Trapa. Am Piano: Antoni Caimari. 15. Juni, 21 Uhr, Stiftung ACA, Pianosaal, Finca Son Bieli, Buger. Konzert Patio-Konzerte In den Patios der Stadtpaläste von Palma finden bis zum 17. Juni täglich Kammerkonzerte statt. Das aktuelle Programm mit Terminen von Rundgängen und den Adressen der Patios ist bei allen TouristenInformationen erhältlich. Fundación Sa Nostra Ein Konzert von jungen Musikern. Mit Ramón Andreu an der Violine, Joan Xamena am Horn und David Mohedano am Piano. 14. Juni, 20.30 Uhr. Chamber Choir of Ireland Jazzabend mit dem Trio Franco Bombelli. 15. Juni, 20.30 Uhr. Kammerkonzert mit dem Chamber Choir of Ireland. 8. Juni, 20.30 Uhr. Stiftung Sa Nostra, C/ Constitución 12, Palma. Der Eintritt ist frei. Info: 971 72 52 10. Kulturstiftung Sa Nostra, C/ Concepción 12, Palma. Eintritt frei. IV.Trobada Joves Violinistes Lucrecia Treffen junger Violinisten aus Mittelmeerländern. Salsa-Klänge treffen auf Housemusik: Die kubanische Sängerin Lucrecia stellt ihre aktuelle CD vor. 9. Juni, 23.30 Uhr, Sala Gallery Club, Restaurante Rodeo Grill, Palma Nova. Konzert für Sopran, Violine und Piano. Gespielt werden Stücke von Toldrà. 15. Juni, 20.30 Uhr. Konservatorium, Capitan Salóm 60, Palma. Weiteres Konzert junger Violinisten. 16. Juni,18 Uhr, Konzertsaal Escolania, im Kloster Lluc. 1. Jazz Meeting 2001 Mega-Jazz-Event mit internationalen Jazzgrößen: Molly Duncan, Geoff Frosell, Jan von Klewitz, Carmen Jaime, Franco Bombelli, Kai Brückner, Jan Kobrzinowsky, Salvador Font. 9. Juni, ab 19.30 Uhr, Finca Son Bauló, Lloret, Straße von Lloret nach Pina. Info: 971 52 42 06. 20 Uhr, Galakonzert im Kloster Lluc, mit sechs mitreißenden Streichern. 17. Juni: Den ganzen Tag über finden Konzerte statt. Außerdem wird eine Riesen-Paella für 450 Personen zubereitet. Voranmeldung bis zum 10. Juni: 971 75 79 48. Quintett Alfábia Konzert für Streicher und Gesang. 9. Juni, 19 Uhr, Casal Can Gelabert, Binisalem. Eintritt frei. Oper Centro „A Contratemps“ Opernabend mit dem Sinfonieorchester der Balearen und dem Chor der Opernfreunde Sabadell und des Teatro Principal. Aufgeführt wird „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner. 8. Juni, 21 Uhr, Auditorium, Avda. Gabriel Roca 18, Palma. Info: 971 73 47 35. Der fliegende Holländer Konzert der Musikschule „A Contratemps“. Mit dem Orchester von San Lorenzo. Auf dem Programm stehen Werke spanischer Komponisten. 9. Juni, 21 Uhr, Kulturzentrum Sa Màniga, Cala Millor. Eintritt frei. Coral S’Alzinar Ballett Der Chor S’Alzinar singt mallorquinische Lieder. 10. Juni, 21 Uhr, in der Kirche Cala Ratjada. Conservatorio de Música Mallorca Jazz Factory Jam Session mit Daniel Roth, Sebastià Cardel, Franco Bombelli, Molly Duncan, Carmen Jaime, Geoff Frosell und anderen. 12. Juni, ab 20 Uhr. Mallorca Jazz Factory, Club Náutico, Paseo Marítimo, Palma. Der Eintritt ist frei. David Gómez Der Pianist David Gómez spielt Werke von Chopin, Albéniz und Granados. 13. Juni, 21 Uhr, im Teatro Municipal, Paseo de Mallorca 9 B, Palma. Info: 971 73 91 48. Jazz Puput Konzert mit dem Gitarrenduo Daniel Roth und Marc Rossi. 13. Juni, 21 Uhr. Restaurant Puput, C/ del Atajo 1, S’Arracó. Info: 971 67 47 03. Conservatorio de Música Gitarrenkonzert mit Schülern der Musikhochschule. Donnerstag, 14. Juni, 18 Uhr. Am Freitag, 15. Juni, um 19 Uhr Violoncellokonzert. Eintritt frei. Konservatorium, C/ Capitan Salóm 60, Palma. Daniel Hygiénico: Schimpansengekreische zu spanischer Rockmusik Foto: efe EIN AFFENTHEATER Der Liedermacher Daniel Hygiénico spielt im Sonotone E s ist noch keine fünf Jahre her, daß Daniel Hygiénico mit seiner Gitarre durch Palmas Altstadt tingelte. Doch seine poetisch-provokanten Songs machten ihn schnell in ganz Spanien berühmt. Der Liedermacher hat sich inzwischen mit der Quartet de Baño Band zusammengetan und füllt mit seinem tanzbaren spanischen Rock auch große Konzerthallen. Hygiénico ist ein Ausnahmemusiker, der sich ungern festlegt, dafür um so lieber unterhält. Die drei Zutaten, die aus seinen Konzerten ein Erlebnis machen, sind nach eigenen Angaben „Vergnügen, Ironie und Improvisation“. Der Leadsänger bereichert die einzelnen Songs mit akustischen Spezialeffekten wie Schnarchen, Schreien, Pfeifen oder Schimpansengekreische. Auch für abwechslungsreiche Optik ist gesorgt: Daniel verkleidet sich passend zu den Inhalten der Lieder. Nicht umsonst hat er den Ruf eines „Showman“. Doch die Widerspenstigkeit des Liedermachers ist trotz der Erfolge geblieben: „Wir leben in einer Gesellschaft, die ohne Etiketten nicht auskommt. Aber mich würde es langweilen, einen konkreten Musikstil zu verfol- gen. Ich liebe es einfach zu experimentieren.“ Die Band besticht vor allem durch einen weiteren Spitzenmusiker: Toni Pastor beherrscht von der E-Gitarre über die Laute bis hin zur Mandoline alles, was Saiten hat. lex Daniel y la Quartet de Baño Band. Freitag, 8. Juni, und Samstag, 9. Juni, im Sonotone (Plaza Gomila) um 22.30 Uhr. Karten im Vorverkauf bei Xocolat und Runaway und an der Abendkasse. Modernes Ballett mit Schülern der Musikhochschule. 8. und 13. Juni, 20 Uhr, im Konservatorium, C/ Capitan Salóm 60, Palma. Eintritt frei. Theater La Raya del Pelo de Holden Spanisches Theater mit den Schauspielern Manuel Galiana, Ana Torrent und José Luis López Vázquez. Eintritt: 3.500 Pesetas. 9. Juni, 22 Uhr, Auditorium, Avda. Gabriel Roca 18, Palma. Benefiz-Event 3. Welt-Aktion Solidaritätswoche: Verkaufsstände von Dritte-Welt-Hilfsorganisationen. Es werden historische mallorquinische Trachten ausgestellt. Jeden Abend Live-Musik. 8., 9. und 10. Juni, den ganzen Tag über im Garten La Misericòrdia, Via Roma, Palma. Die Einnahmen werden direkt an die Bedürftigen weitergeleitet. DIA&NOCHE 40 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Nachtausgabe Ibiza MADONNA STEHT AUF IHN DJ Timo Maas spielt bei der Opening Fete am 14. Juni im Amnesia, Ibiza Agenda Ibiza Copas Die Sommer-Partysaison auf Ibiza lockt die neuen Stars der Szene Bar Zuka Jahr regelmäßig House- und Technoscheiben in den ange- Der DJ spielt House- und AmbientMusik zum Entspannen. Mit Skulpturen und Bildern einheimischer Künstler. Ibiza Stadt. sagtesten Clubs der Insel. Bay Bar an: Auch der Schallplattenaufleger Timo Maas spielt dieses I m Jahr 1982 hat Timo Maas in seinem Heimatort Bückeburg in Niedersachsen erstmals Schallplatten aufgelegt. Heute, 19 Jahre später, ist er ein gefragter DJ, Produzent und Remixer. „Die immer gleiche DiscoMusik hat mich gelangweilt. Ich wollte etwas eigenes schaffen. Das Mixen habe ich deswegen anfänglich nur sporadisch betrieben, doch nach kurzer Zeit war ich davon absolut fasziniert.“ Nach den Clubgastspielen folgten Auftritte bei Großveranstaltungen und die ersten internationalen Engagements. Der Erfolg trat sofort ein, denn Timo ist kein Protagonist eines eigenen, individuellen Musikstils, sondern ein DJ, der sich stets an den aktuellen Trends orientiert. 1994 wurde er in den Hamburger In-Club „Tunnel“ eingeladen und prompt als Stamm-DJ engagiert. Im selben Jahr entschied sich Timo endgültig für das Schaffen und Wirken als DJ – er schmiß seinen Job bei der Telekom hin. Ein paar Monate später hat er mit Mega-Lo-Mania seinen ersten Hit: „The Final XS“. Bereits die zweite Veröffentli- chung mit dem eigenwilligen Namen „Die Herdplatte“ kam weltweit in die Charts. Doch Timo begnügt sich nicht damit, Scheinchen zu zählen. Er hat ein Herz für Bedürftige, spielte für die ZDF-Initiative „Aktion Sorgenkind“ 4.000 Mark ein. Im Dokumentarfilm „Heimatgefühle“ von Frank Müller ließ er sich als typischer Techno-DJ porträtieren. Bei seinen Produktionen vertraut er auf das Produzententeam Andy Bolleshon und Martin Buttrich. Die beiden bringen das technische Know-How mit ein, Maas die Erfahrung aus mehr als 1.001 DJ-Nächten. „Das Entscheidende in unserem Team ist die perfekte Chemie. Schließlich haben wir alle als Ursuppe angefangen“, erklärt Timo. Im Herbst 1997 kam dann der Durchbruch: Das Team hatte unter dem Projektnamen „Orinoko“, den Titel „Mama Konda“ veröffentlicht, der von einem eingängigen Afro-Sample lebt. Der Musiksender VIVA dudelte den Song unaufhörlich, der Musikgigant Sony Music nahm das Projekt unter Vertrag und veröffentlichte den Titel in 18 Ländern. FM Alle Infos zur Party mit DJ Timo Maas am 14. Juni im Amnesia siehe Spalte rechts. Großer Open-Air-Bereich mit traumhaftem Blick auf die Bucht. Die Kinder der Nacht relaxen am Swimmingpool. San Antonio. Café del Mar Früher Kultlocation, heute von Urlaubern überlaufen. Verträumte Musik bis zum Sonnenuntergang. San Antonio. Savannah Chill-Out-, Ambient- und TranceMusik. Spontane Jams, Fusionsessions und Percussion. San Antonio. Sunset Café Das Motto: sehen und gesehen werden. Speisen aller Art. Der DJ spielt House, Trance und Techno. Plaza del Parc, Ibiza Stadt. The Croissant Show Egal ob Frühstück, Nachmittagskaffee oder Vitaminschub für die nächste Party. Alles lecker. Ibiza Stadt. The Rockbar Elektronische Klänge dominieren. Elektro, Drum & Baß, Breakbeats, Garagehouse, Trance und Techno. Ibiza Stadt. Discos Amnesia Riesendisco für über 4.000 Tänzer. Am 14. Juni mit Seb Fontaine, Timo Maas, Hernan Cattaneo, Oliver Klein, Jo Mills, Andy Carroll, Mar T und Plastic Fantastic. Montag: Cocoon. Dienstag: Gods Kitchen. Mittwoch: Schaumparty. Donnerstag: Cream. Freitag: Dance Valley. Samstag: Zenith. San Rafael. Tel.: 971 19 80 41. www.amnesia.es. DC 10 DJ Timo Maas Von Bückeburg aus in die Welt Produzenten international bekannt gemacht. Azzido da Bass kletterte auf Platz acht der englischen Hitparade. Mit dem Superstar Moby tourt der DJ im Juli durch 13 Städte in den USA. „Die Herdplatte“, eine Co-Produktion mit Gary D., hat Timo Maas als Der Madonna-Single „Don’t Tell Me“ verpaßte Timo ein neues Soundgewand. Der Remix „Dooms Night“ für Im New Yorker In-Club Twilo spielt der DJ ebenso wie im The End in London oder auf Megaevents wie der Mayday. Ein eigenes Plattenlabel mit dem Namen „4:twenty recordings“ soll ab sofort in der Technoszene mitmischen. 15.000 MARK FÜR DREI STUNDEN Der britische DJ Judge Jules legt am 10. Juni im Eden auf Judge Jules ist in Nord-London aufgewachsen – sein Humor entsprechend trockken und sarkastisch – ganz im Gegensatz zu seiner Musik. Wie kaum ein anderer DJ schafft er es mit kindlicher Unbeschwertheit, an und für sich nicht vereinbare Musiktitel unterschiedlicher stilistischer und zeitlicher Epochen zusammenzuquirlen. House trifft auf Techno, „Relight my fire“ von Dan Hartman auf den „Firestarter“ von The Prodigy. Jules gehört zum Kreis der ganz Großen, denen die Ehre zuteil wurde, eine CD für die legendäre Mix-Serie „Journeys by DJs“ zu bespielen. Jules wurde für sein Schaffen mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt im Jahre 2000 vom Mix Mag Magazin als „Bester britischer DJ“. Doch Jules, der seit 18 Jahren in den angesagtesten Clubs der Welt für Beats sorgt, pfeift auf Lob und Preise. „Ich kenne die Regularien der Presse- und TV-Landschaft bestens, Eden Sundays Opening Party am 10. Juni mit Judge Jules, Lisa Lashes, Ferry Corsten, Gee und Daniel Kelly. Montag: HQ. Dienstag: Retro. Mittwoch: Big Bang. Donnerstag: Tonic. Freitag: Schaumparty. Samstag: Dance Anthem. San Antonio. Tel.: 971 80 30 61. www.edenibiza.com. El Divino Der kleinste der großen Clubs. Hier verkehrt der Jetset. Jeden Samstag spielen DJs aus den USA. Ibiza Stadt. www.eldivino-ibiza.com. schließlich bin ich selbst gelernter Journalist.“ 15.000 Mark Gage für einen „Auftritt“ steckt er trotzdem gerne ein. Seit Jahren veröffentlicht er Texte über das Nachtleben in einschlägigen Blättern. Dabei hält er der Szene, in der er sich liebend gerne bewegt, einen kritisch-komischen Spiegel vor. FM Alle Infos zur Party mit DJ Judge Jules am 14. Juni im Eden siehe Spalte rechts. Discothek in der Einflugschneise des Flughafens Richtung Salinas. Gespielt wird Psychadelic Trance. Pachá Montag: Made in Italy. Dienstag: Perfect. Mittwoch: Global Sounds. Donnerstag: Pachá presents. Freitag: Ministry of Sound. Samstag: Zenith & Defmix. Ibiza Stadt, Tel.: 971 31 54 77 www.pacha.com. Space DJ Judge Jules: Kritisch-komischer Spiegel Foto: seriousworld Kult-Club mit Open-Air-Terrasse. Sonntag, 14. Juni, von 8 Uhr morgens bis Montag 6 Uhr morgens. Eintritt 6.600 Pesetas. Platja d’en Bossa. Tel.: 971 39 67 93, www.space-ibiza.com. DIA&NOCHE Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 41 Nachtausgabe Mallorca BEGNADETE HÄNDE Agenda Mallorca Das Klaviertalent David Gómez spielt im Teatro Municipal Copas Ein Leckerbissen für Klassik-Fans: Am 13. Juni spielt der Café Sant Feliu Pianist David Gómez Werke von Chopin bis Lecuona. Die Tagsüber Café, am Abend Cocktailbar. An den Wänden hängen Filmplakate und Porträts bekannter Filmstars. Täglich von 9 bis 3 Uhr geöffnet. Palma, La Lonja. Geschichte eines Wunderknaben. El Garito Kultbar. Die DJs spielen Funk, House, Techno, Rare Grooves und Dub-Beats. Palma, Ca’n Barbara. Jahfarai Roots, Rock, Reggae, Dancehall und Dub-Ska. Montag bis Samstag ab 22 Uhr. Palma, La Lonja. G erade 14 Jahre war er alt, als er zum ersten Mal eine Bühne betrat, um dem erwartungsvollen Publikum seine Fingerfertigkeit am Klavier zu beweisen. Geboren wurde Gómez in der Schweiz, und schon in sehr jungen Jahren weckte seine Lehrerin Marta Christel in ihm die Liebe zur Musik. Er studierte am Konservatorium von Genf und erwarb schließlich am Konservatorium von Palma de Mallorca den Titel Grado Profesional de piano. Danach vertiefte er seine Studien bei dem Pianisten Michael Davidson am Konservatorium in Rotterdam mit einem Abschluß als Dirigent. Zudem belegte er einen speziellen Tango-Kurs für Klavier. Die Liste seiner Lehrmeister, bei denen er sein Spiel perfektionierte, liest sich wie ein Who’s Who der Pianisten: Er arbeitete mit Roberto Bravo, Walter Hauzig, Ramón Coll und vielen anderen. Seit seinem ersten Konzert hat er unzählige Auftritte absolviert, unter anderem mit dem Joven Orquestra Sinfónica de Baleares. Besonders hervorzuheben sind dabei seine erfolgreiche Interpretationen sämtlicher Klavier- Sonaten von Mozart sowie Auftritte bei zahlreichen internationalen Festivals. Im vergangenen Jahr war er auf Tournee in Asien: Indien, die Philippinen, Singapur und Indonesien standen auf seinem Programm. Im April 2001 unternahm er eine Konzertreise in den Nahen Osten und besuchte dabei Ägypten, Syrien und Abu Dhabi. Letztes Jahr erschien seine erste CD unter dem Titel „A. Piazzolla. Tangos para piano“, die in vielen europäischen Großstädten mit großem Erfolg vorgestellt wurde. Gerade hat er in Hamburg zusammen mit der deutschen Sopranistin Colette Sternberg eine weitere Platte aufgenommen, die demnächst in Spanien und Deutschland auf den Markt kommt. Gómez hat mit seinen 27 Jahren bereits zahlreiche nationale und internationale Preise gewonnen. Am 13. Juni gibt er ein Konzert im Teatro Municipal in Palma. Sein Programm heißt „Nocturno“ und besteht aus Werken von Chopin, Satie, Granados, Albéniz und Lecuona. lex Teatro Municipal de Palma, 13. Juni, Beginn: 21 Uhr, Eintritt: 2.000 Pts., Telefon: 971 73 91 48 La Barraca Kleine Snacks, große Auswahl an Brettspielen und Billard. Palma, Nähe Plaza España (C/Vinyassa) Mombatti Bar Hier treffen sich gutaussehende Leute um die 30, um hübsch einen zu trinken. Acid Jazz, House, Funk und Soul locken auf den Dance Floor. Palma, Santa Catalina. Vinilo Bar oder Disco? Hier starten Technofans ab zwölf in die Nacht. Der Eintritt ist frei. Palma, Paseo Marítimo. Discos Azzuro Karibische Rhythmen, Mojitos, Caipirinhas, Salsa- und Merenguémusik. Palma, Paseo Marítimo. Golden Door Schicker Club mit edlem Ambiente. Täglich ab 20.00 Uhr. Spezialität: Cocktails. Palma, La Lonja. Lokita Lokita Club in wechselnden Örtlichkeiten. Alle Infos: www. lokita.net Pachá Seit Jahren trendy. Häufig Mottopartys. Es läuft House- und Dancefloormusik. Palma, Paseo Marítimo. Tito’s Jung, gutaussehend, erfolgreich: Pianist David Gómez Foto: PK Hier feierten mehrere Generationen. Auch Marlene Dietrich war zu Gast. Heute tanzt die Jugend zu internationalen Hits. Palma, Paseo Marítimo. Live Musik HÖHLEN-CHARME DER FLIEGENDE HOLLÄNDER After Hour Party in der Piratenhöhle Richard Wagners romantische Oper im Auditorium An Techno-Events mangelt es auf der Insel nun wahrlich nicht. Will man die tanzwütigen Party People jedoch tatsächlich auch begeistern, so gehört schon mehr dazu, als gute DJs zu engagieren. Das haben auch die Initiatoren von „SwellRhythm“ begriffen. Seit einiger Zeit veranstaltet das Team Partys in „La Cueva del Pirata“. Die Höhle hat sich gerade für die Sommermonate als idealer Veranstaltungsort Das Teatro Principal präsentiert im Rahmen der 15. Opernsaison am 8. Juni eine Aufführung von Richard Wagners „Fliegender Holländer“. Wagners zweite Oper zählt heute zu den großen Klassikern der Operngeschichte. Die Handlung, die teilweise auf Sagenstoff, teilweise auf eigenen Erfahrungen bei einer stürmischen Überfahrt basiert, geht zu Herzen: Ein verfluchter Seemann (besagter Holländer) darf nur erwiesen: Wohltuende Kälte bewahrt vor drohenden Hitzschlägen, und lärmempfindliche Anwohner gibt es nicht. Am 10. Juni ist es wieder so weit: Ab 6 Uhr morgens sorgen Nico, Mario Alvarez, DJ Dany, Isaac Indart und andere DJs für den passenden Sound zur außergewöhnlichen Location. lex Carretera Portocristo – Cala Manída: Cueva Pirata, am 10. Juni, Beginn: 6 Uhr morgens, Eintritt: 3.000 Pts. alle sieben Jahre für eine Nacht an Land. In dieser Nacht muß er das Herz und die Treue einer Frau für sich gewinnen, um den Fluch zu brechen. Auch lange vor den Zeiten der Emanzipation ein äußerst schwieriges Unterfangen. Als er bereits davon überzeugt ist, in alle Ewigkeit verdammt zu sein, begegnet er Senta. Das Mädchen hat sich in ein Porträt von ihm verliebt und ist auch vom Original sichtlich ange- tan. So kurz vor der Erlösung kommen dem Holländer durch Mißverständnisse Zweifel an der Liebe des Mädchens, und er segelt davon. Senta stürzt sich vor Verzweiflung in die Fluten und errettet damit die Seele des Holländers, die sich mit der ihrigen im grandiosen Finale vereinigt. lex Auditorium, 8. Juni, 21 Uhr. Sänger: Hartmut Welker, Kurt Rydl, Sue Patchell, Robert Dean Smith. Sinfonieorchester der Balearen, Chor des Teatro Principal Bar Barcelona In heimeliger Atmosphäre spielen Soul- und Jazzbands. Hin und wieder auch Lateinamerikanisches und Flamenco. Palma, La Lonja. Blues Ville Szenetreff in der Calle Ma des Moro. Freakiges Publikum, Blues-, Funkund Soulbands. Der Eintritt ist frei. Jammin’ Livemusikbar mit Cocktailangebot. Jede Woche Jazz-, Funk- und Blueskonzerte. Palma, Plaza Gomila. Sonotone Hier spielen spanische und internationale Bands. Wenn kein Konzert ansteht, Disco bis um 6.00 Uhr. Faire Getränkepreise. Palma, Plaza Gomila. DIA&NOCHE Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 43 Kino Agenda Mallorca Museen Centre de Cultura Sa Nostra Fotoausstellung dritte Welt: „Sebastian Salgado“. Musikveranstaltungen und Konferenzen. C/. Concepción 12, Palma. Telefon: 971 72 52 10. Mo-Fr 10-13 Uhr und 17-20 Uhr. Fundación Juan March „Von Caspar David Friedrich bis Picasso“. C/. Sant Miquel 11, Palma. Telefon: 971 71 35 15/-71 26 01. Mo-Fr 10-18.30 Uhr, Sa 1013.30 Uhr. Fundació la Caixa-Gran Hotel Modernistisches Gebäude aus dem Jahre 1903. Ausstellung: „China, Himmel und Erde“. Sammlung Anglada Camarassa, Konferenzen. Plaza Weyler 3, Palma. Telefon: 971 72 01 11. Di-Sa 10-21 Uhr, So 10-14 Uhr. Fundació Pilar i Joan Miró Ausstellung: Miró auf Mallorca. Wechselnde Musik- und didaktische Veranstaltungen. C/. Joan de Saridakis 29, Palma. Telefon: 971 70 14 20. Di-Sa 10-19 Uhr, So 10-15 Uhr. La Lonja Wegen Umbau geschlossen. Plaza de La Lonja, Palma. Tel.: 971 71 17 05. Di-Sa 11-18 Uhr, So 11-13.30 Uhr. Casal Solleric Ausstellungen: Caty Juan del Corral und Eugenio Cano. Paseo del Borne 27, Palma. Tel.: 971 72 20 92 / 93. Di-Sa 10-13.45 Uhr und 17.30-21 Uhr, So und Feiertage 10-13.45 Uhr. Keine Rücksicht auf die Geschichte: Computereffekte statt Fakten Foto: PK HERZ STATT HISTORIE „Pearl Harbor“: Hollywood verwurstet den japanischen Angriff zur Schmonzette Zwei Piloten und eine hübsche Krankenschwester sind die Protagonisten in dem Film „Pearl Harbor“. Mit der wirklichen Geschichte des japanischen Angriffs im Jahr 1941 nimmt es Drehbuchautor Randall Wallace aber nicht so genau. Ü ber 300 Millionen Mark hat „Pearl Harbor“, der jüngste Wurf von Blockbuster-Produzent Jerry Bruckenheimer gekostet und ist damit zum teuersten Film des Jahres avanciert. Regie führte der Werbefilmregisseur Michael Bay, laut Hollywoods Marketingspezialisten der „Spielberg seiner Generation“. „Pearl Harbor“ ist großes Kino, ein wahres Heldenepos über Liebe und Krieg, zwei Piloten und eine hübsche Krankenschwester. Daß Drehbuchautor Randall Wallace dabei auf die tatsächliche Geschichte des Angriffs auf Pearl Harbor 1941 keine Rücksicht nahm, dürfte kaum überraschen. Schließlich setzt man in Hollywood seit eh und je auf Legenden mit Herzschmerz und appelliert dabei an den Patriotismus der Amerikaner. Knapp drei Wochen nach der Premiere in den USA läuft „Pearl Harbor“ auch in Spanien an. Hier wird zwar kein atombetriebener Flugzeugträger zur Premierenfeier aufgeboten, trotzdem erwarten die Macher allein durch die technischen Innovationen im Film reges Zuschauerinteresse. Große Teile des Streifens sind am Computer konstruiert. Die Geschichte hält sich eng an das Strickmuster von Erfolgsfilmen wie „Top Gun“. An Sentimentalitäten mangelt es nicht, in „Pearl Harbor“ strotzt Amerika nur so vor lauter Unschuld, aus der die ach so friedfertige Nation mit dem heimtückischen Angriff herausgerissen wurde. Daß die Militärs nur wenige Tage vor dem Vorfall die modernen Waffen, darunter die Flugzeugträger, in Sicherheit brachten, aber 1.100 Menschen dem Bombenhagel aussetzten – davon erzählt „Pearl Harbor“ nicht. Hier siegt der Herzschmerz: Rafe McCawley (Ben Affleck) und Danny Walker (Josh Hartnett) spielen zwei waghalsige junge Piloten des U.S. Army Air Corps. Rafe verliebt sich in Evelyn Johnson (Kate Beckinsale), eine hübsche und mutige Krankenschwester, die in der U.S. Navy dient. Im Krieg werden die beiden jedoch schon bald voneinander getrennt, als Rafe sich als Freiwilliger zum „Eagle Squadron“ meldet, einer Gruppe amerikanischer Soldaten, die auf Seiten der Engländer in der Luftschlacht um England kämpft. Mit dem feierlichen Versprechen, daß er zurück- kehren wird, begibt sich Rafe in den tödlichen Luftraum über dem Ärmelkanal, während Evelyn und Danny in das paradiesische Pearl Harbor auf Hawaii versetzt werden. Bald erreicht die Freunde die Nachricht, daß Rafe im Kampf gefallen ist. Voller Kummer sucht daraufhin jeder beim anderen Trost, bis die beiden sich schließlich ineinander verlieben. Doch die Nachricht war ein Irrtum, und Rafe kehrt zurück, was den dreien bei aller Freude auch eine gehörige Herzensverwirrung bereitet. Aber ehe sich ihnen eine Gelegenheit bietet, einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden, wird ihr privates Schicksal durch die Angriffe der Luftwaffe und der Marine des japanischen Kaiserreichs auf Pearl Harbor in den Hintergrund gedrängt. Michael Schultheiß Ses Voltes Dauerausstellung „Moderne mallorquinische Malerei“ und „Die Stadt Palma“ sowie diverse Veranstaltungen. Unterhalb der Kathedrale, Parque del Mar, Palma. Tel.: 971 72 87 39. Di-Sa 10-13.30 Uhr und 17-21 Uhr, So und feiertags 10-13.30 Uhr. Espai Ramón Llull Ausstellung: „New Faxhion Art“ von Rafel Adrover. C/. Ramón Llull 3, Palma. Tel.: 971 71 23 01. Mo-Fr 914 Uhr und 16-20 Uhr, Sa 9-14 Uhr. Casal Balaguer Ausstellung Juni: „Pintaron Mallorca“, Aquarelle. C/. Unión 3, Palma. Tel.: 971 71 24 89. Di-Sa 11-13 Uhr und 17-20.30 Uhr. Fundación Barceló Ausstellung der Preisträger des I. internationalen Wettbewerbs für junge Künstler. C/. Sant Jaume 4. Tel.: 971 72 11 16 / 72 24 67. MoFr 10-13 Uhr und 17-20 Uhr. Rentadors del Jonquet Kollektivausstellung: Kunsthochschule. Plaza dels Rentadors (Ecke Vía Argentina). Mo-Sa 18-23 Uhr. Banca March Wechselnde Ausstellungen. Calle Nuredduna, Edificio Banca March, Palma. Mo-Sa 10-13 und 17-20 Uhr. Centre Cultural Costa Nord Erzherzog Luis Salvador, Musikund Kulturveranstaltungen. Avda. de Palma 6, Valldemossa. Tel.: 971 61 24 25. Mo-Sa 9-19 Uhr. DIA&NOCHE 44 Palma Kurier a Navig@tor Infoseiten www.ballermann.de Bunt www.infomallorca.com Für Urlauber und Residenten, Kleinanzeigen www.mallorca.com Sehr aktuell und übersichtlich, hervorragende Informationen www.mallorca.de Aktuelles, Informationen, Reise, Kultur www.mallorca-info.de Informationsdienst für Mallorca www.mallorca-market.com Informationen, Reise, Gesundheit, Immobilien www.mallorcaonline.com Informationsdienst für die Balearen www.mallorca-service.de Täglich aktualisierte Internetzeitung, Flüge, Shop, Reiseführer www.mallorcaservice.de Informationen, Aktuelles, Reise www.mallorcaweb.com Politik, Freizeit, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur www.rufundspar.com Telefongesellschaft im Internet Golf und Nautik www.golf-mallorca.com/golfde.htm Die Deutsche Golfakademie www.kochnewton.net Verkauf und Charter von Mega-Yachten www.sailorsworld.com/mallorca/index.htm Häfen, Buchten, Charterfirmen Immobilien, Recht und Vermietung www.bellevue.de Immobiliendatenbank der Zeitschrift „Bellevue“ www.copp-menth.de Anwaltskanzlei Copp-Menth auf Mallorca www.domusmallorca.de Immobiliendatenbank www.fincas.de Fincavermietung auf Mallorca www.mallorca-mietboerse.com Immobiliendatenbank www.mallorca-immobilie.de Immobilien Hagen S.L. www.mallorcamakler.de Immo-Datenbank www.ra-becker.de Rechtstips für Deutsche in Spanien Medien www.inselradio.com Das deutsche Radio auf Mallorca www.mallorcafernsehen.com Das deutsche Fernsehen auf Mallorca www.palmakurier.com Der Palma Kurier im Internet Web-Design www.data-management.de Professionelles Webdesign www.dvision.de Grafik-Design, klassische Werbung, Webdesign www.palmanet.com Webdesign: Internet-Lösungen für Unternehmen Sonstige www.aena.es/ae/pmi/aepmi.htm Flughafen Palma – Fluginformationen / nur Spanisch www.dwd.de Deutscher Wetter-Dienst mit aktueller Wetterlage www.wetteronline.de/de/Mallorca.htm Mallorca-Wetter Freitag, 8. Juni 2001 Internet nda MUMIE SUCHT PAPA Archäologie-Liebhaber können im Internet echte Mumien adoptieren S eit Jahrhunderten fasziniert das alte Ägypten die Menschheit. Nicht nur, weil es die Wiege der Hochkultur ist und lange Zeit Machtzentrum der alten Welt war, die Forscher begeistert bis heute die Art und Weise, wie die Ägypter ihre Toten bestatteten: Sie mumifizierten ihre Herrscher und Würdenträger. Besonders beeindruckt ist die Welt von Echnaton, Nofretete und deren Sohn Tutanchamun. Während Echnaton die Welt des alten Ägypten durch Einführung einer Ein-Gott-Religion revolutionierte, ist seine Frau Nofretete eher durch ihre Büste berühmt geworden, die heute im Ägyptischen Museum in Berlin-Charlottenburg ausgestellt ist. Die Geschichte der beiden ist auf zahlreichen Seiten im Internet zu finden, so zum Beispiel unter http://www. antikeaegypten.de/name5. htm. Die Büste der Nofretete findet der Kunstfreund unter http://www.smb.spk-berlin. de/charts/nofretete.html. Nach dem Tod der beiden bestieg ihr Sohn Tutanchamun den Thron. Er überzeugte zwar nicht durch seine Regierungsarbeit (viel Zeit dafür hatte er ja auch nicht, da er bereits mit 18 Jahren eines gewaltsamen Todes starb). Berühmt wurde er jedoch, da sein Grab quasi unversehrt 1922 von dem Archäologen Howard Carter ausgegraben wurde. Näheres über sein kurzes Leben findet der User unter http://www. amun.de/tutenchamun.htm. Aber die Ägypter mumifizierten nicht nur ihre Herrscher und Würdenträger. Auch Tiere als Sinnbild ih- Uni-Projekt: Mumieneltern treffen sich auf der Seite animalmumies.com rer Gottheiten wurden konserviert und den Gräbern beigegeben. Viele der Mumien sind heute vom Zerfall bedroht und müssen in klimatisierten Behältnissen aufbewahrt werden. Weil den Ägyptern hierzu das Geld fehlt, hat die amerikanische Universität in Kairo ein Projekt zur Mumien-Adoption gestartet. Für 100 Dollar kann jeder Hobby-Archäologe sich eine Mumie mit anderen edlen Spendern teilen, die dann entsprechend konserviert wird. Wer seine eigene Mumie für sich alleine haben möchte, erfährt den Preis auf Anfrage. Als besonderes Angebot für Wallstreetbroker gibt es einen heiligen Bullen, Sinnbild des Gottes Apis, zur Adoption. Eventuell hilft er ja dank göttlicher Eingebung bei der Aktienauswahl. Für adoptionswillige Mumieneltern Foto: PK empfiehlt sich die Seite www.animalmummies.com. Wer es profaner liebt, schaut sich unter www. uip.de schon mal den Trailer zu „Die Mumie kehrt zurück“ an oder bestellt unter http://www.antikeaegypten. de/buch.htm das Spiel „Pharao“ und versucht sein Glück als Herrscher im alten Ägypten. dirk mutters mutters@teleline.es DIA&NOCHE Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 45 Essen und Trinken TOMMYS NUMMER EINS Nicht nur für Tennisstars ein Genuß: Restaurant Casa Karlos in Paguera Die Tips der Woche Restaurants Im Tenniscenter Paguera Ca’n Pedro spielte Peter Haas seinem Sohn vor 15 Jahren die er- Für alle, die es zünftig mögen: spanische Gerichte und gute Stimmung. Klassiker. Genova, Rector Vives 14. Tel.: 971 70 21 62 sten Bälle zu. Inzwischen El Cinco Hervorragende euroasiatische Küche, Partyservice und Film-Catering. Im Hafen von Porto Colom. Reservierung Tel.: 971 82 60 20 gehört Tommy zur Weltelite und die Sportanlage dem Pinos Vater. In dem benachbarten Restaurant, Bar, Garten. Täglich ab 18 Uhr. Dienstag Ruhetag. Sol de Mallorca, Urb. Las Villas del Sol. 200 m vor dem Casino Mallorca. Tel.: 971 13 30 93 Restaurant Casa Karlos geht nicht nur die berühmte Tennisfamilie ein und aus. Son Colom Mediterrane Küche und erlesene Weine. Catering-Service mit kompletter Abwicklung. Crta. FelanitxCampos, km 1, 07200 Felanitx. Tel.: 971 58 00 47 Calonge Essen wie Gott in Frankreich: Täglich wechselnde Speisen und exquisite Weine zeichnen das geschmackvolle Restaurant aus. Cala d’Or, Plaça Sant Miquel 3, Tel.: 971 83 94 14 El Cano Die Speisekarte ist gutbürgerlich, hat aber auch mediterrane Einschläge. Freitags stehen frische Gambas auf der Speisekarte. Puerto de Pollensa, Calle Elcano, Tel.: 971 86 70 27 Es Carreró Traditionelle mallorquinische Küche weiß Chefkoch Martí March auf vollendete Weise mit Haute Cuisine zu vereinbaren. Dazu kommt ein nobles Ambiente, in dem man sich einfach wohlfühlen muß. Bunyola, Calle Mayor 17, Tel. 971 61 35 88. La Terraza Peter und Brigitte Haas auf der Terrasse des Casa Karlos (oben); der rustikale Speisesaal (unten) K arlos Kupper grübelte: „Irgendwie kommt mir der Mann bekannt vor.“ Der Wirt des Casa Karlos lag mit seiner Vermutung richtig. Er kannte den großen Dunkelhäutigen mit den Rastalocken, der an der Seite von Peter Haas vor kurzem in sein Lokal spaziert zwar nicht persönlich, aber aus dem Fernsehen. „Ich möchte dir Yannick Noah vorstellen, einen Freund von mir“, klärte Haas das Rätsel schnell auf. Daß Spitzensportler wie der ehemalige französische Tennisstar und Daviscup-Kapitän Yannick Noah im Casa Karlos essen, ist keine Seltenheit. Denn das Restaurant gehört zum Tenniscenter Paguera. Eine Sportanlage, die viele Cracks für die Saisonvorbereitung nutzen. Kein Zufall. Denn Peter Haas ist der Eigentümer der Anlage. „Wir haben hier schon vor 15 Jahren mit unseren beiden Kindern Tennis gespielt“, er- innert sich der Vater und ExTrainer von Tennisprofi Tommy Haas. Das ist lange her. Inzwischen ist aus dem kleinen Tommy die Nummer eins des deutschen Tennis geworden und die Familie Haas in der ganzen Welt zu Hause: Tommy Haas hat sich vor einem Jahr eine 100-Quadratmeter-Wohnung mit großer Dachterrasse in der Residencial Betlem in der Nähe der Colonia de San Pedro gekauft. In Zukunft wird der Tennisprofi deshalb öfter nach Mallorca kommen und natürlich auch ins Casa Karlos, seinem Lieblingslokal auf der Insel. In dem von Karlos Kupper und seiner Frau Giesela betriebenen Restaurant ist der 24jährige aber nicht nur aus nostalgischen Gründen Stammgast. „Ich komme in der ganzen Welt herum, aber so ein Essen wie hier gibt es sonst nirgends“, schwärmt der Modellathlet. Im Casa Karlos ist die Küche international, Schwerpunkt: Elsässer Spezialitäten. Gerichte aus der Heimat Kuppers, der im Münchner Kempinski gelernt hat, und dessen Kochkünste schon prämiert wurden. Für eine von ihm kreierte ElsässerSauce gab es bei der „Saucen-Olympiade“ in Lyon die Goldmedaille. Das Rezept dieser „ausgereiften Béarnaise“, mit der Schweinelende im Blätterteig verfeinert wird, will der „Saucenfetischist“ (Karlos über Karlos) aber nicht preisgeben. „Das bleibt mein Geheimnis.“ Kein Geheimnis ist, daß alle seine Gerichte mit speziellen Kräutern der Provence verfeinert werden, die er extra aus Frankreich importiert. Zum Beispiel das Elsässer Nationalgericht Baeckeofe Kartoffeln, im Tontopf geschichtete Kartoffeln mit Gemüse, Rind, Fotos: Gori Vicens Auf einer der schönsten Terrassen der Nordküste lassen sich alle Köstlichkeiten des Meeres genießen. Große Auswahl vegetarischer Gerichte. Alcudia, Calle Pompeu Fabra 7, Tel. 971 54 56 11. Restaurante Colón Großstadt-Ambiente mit HafenBlick: Internationale Küche auf Haute-Cuisine-Niveau. Auch mittags geöffnet. Porto Colom, Calle Cristobal Colón 7. Tel.: 971 82 47 83 Coco la nuit Neue Wohnung: Haas mit Immobilienmakler Matthias Kühn Schwein und Lamm, das für 2.000 Pesetas serviert wird. Aber auch die Lachsforelle (1.350 Pts.) und die Froschschenkel in einer WeißweinSahnesauce (1.000 Pts.) sind besonders zu empfehlen. Was seine Küche außer den feinen Gewürzen so beliebt macht, verrät der Meisterkoch schon: „Französische Küche hat zwar den Ruf schwer zu sein. Ich habe mir aber einen Spaß daraus gemacht, sie in einer leichten Form zu präsentieren.“ Mit dieser Art des Kochens hat Kupper sogar den Franzosen Yannick Noah zu einem Mallorca-Fan werden lassen. Andreas Frahm Casa Karlos, Tenniscenter Paguera, C/ Joaquim Blume, 07160 Paguera, Tel.: 971 68 91 38 Sehr edles Ambiente im Barockstil mit Springbrunnen, Palmenpflanzen und gediegenen Sofas. Das Restaurant ist jede Nacht des Jahres geöffnet. Palma, Calle Sant Miguel 79. Tel.: 971 72 80 54 Diwali Bereits seit dreißig Jahren eine der besten Adressen für indische Küche. Palma, Calle Marqués de la Cenia 14. Tel.: 971 28 55 18 Balitx In dem 300 Jahre alten Gebäude scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Typisch mallorquinische Küche. Palma, Calle Cavalleria. Tel.: 971 72 20 15 48 Palma Kurier HAUS&AMBIENTE Freitag, 8.Juni 2001 Kulinarische Wanderungen Maurischer Brunnen: Dank der Bewässerungssysteme sind die Gärten auch im Sommer grün Fotos: Bernd Ewert SPRUDELNDE OASE Üppige Vegetation und plätschernde Brunnen: Ein Abendspaziergang durch die Gärten der Alfabia Dank eines von den Mauren errichteten Bewässerungssystems bleiben die Gärten der Alfabia auch im Sommer saftiggrün. Die zahllosen Teiche und Brunnen machen die Finca zu einem einzigartigen Ort der Entspannung. Nicht nur für Urlauber: Fotomotive – wohin das Auge blickt A ls 1229 aragonesische Truppen auf Mallorca landeten, um die Insel von den Mauren zurückzuerobern, verbündete sich der Moslem Ben-Abuet mit den Angreifern und ließ sich sogar taufen. Wieso? Er wollte die Gärten von Alfabia unbedingt behalten. Ben-Abuet war Herr über Pollensa und Inca. Das Landgut hatte er von seinen Landschaftsarchitekten und Gärtnern anlegen lassen, weil er eine Sommerresidenz brauchte – mit viel Schatten und viel Grün. Der Islam hat Grün nicht ohne Grund zu seiner Farbe erkoren, denn sie ist in der Wüste gleichbedeutend mit Leben und Fruchtbarkeit. Jede Karawane sehnt sich nach der nächsten Oase und ihrem Frischwasser – nicht umsonst wurden sie zum Inbegriff des Garten Eden. Paradiesisch ist es auch in den Gärten von Alfabia. Mit dichtem Grün überzogene Laubengänge, plätschernde Brunnen und stille Teiche inmitten einer subtropischen Pflanzenwelt verzaubern im ehemaligen arabischen Landgut garantiert jeden Besucher. Seit 1615 befindet sich das kurz vor dem Paß an der Straße von Palma nach Sóller gelegene Landgut im Besitz der Familie Zafortesa, die das Herrenhaus errichten ließ, HAUS&AMBIENTE Freitag, 8.Juni 2001 Palma Kurier 49 Kulinarische Wanderungen Edles Herrenhaus: Renaissance-Fassade aus dem 17. Jahrhundert das man heute noch besuchen kann. Vom maurischen Palast zeugt nur noch die Holzdecke mit den feinen Schnitzereien. In den arabischen Gärten sprudelt immer noch das Wasser: Schmale Gräben, tiefe Brunnen und plätschernde Fontänen dienen nicht nur der Verzierung, sondern sorgen für den Fortbestand der üppigen Vegetation. Das Bewässerungssystem wurde aus Lehm gebaut; es leitet das Wasser besonders sparsam, mit nur wenig Verdunstung, zu den Pflanzen. Weil Mallorcas Politiker sich um die Verantwortung drücken, sind das Landhaus und seine Gärten nicht im gepflegtesten Zustand, aber gerade darin liegt der Charme. Die Gärten von Alfabia betritt man durch eine Allee aus kanarischen Dattelpalmen. Überall in den Anlagen wandelt man unter Pergolen aus Bougainvillea, schlendert vorbei an Bambussträuchern, an Die Anlage betritt man durch eine Allee aus Dattelpalmen. Zypressen und Palmen. Die kleinen Bäche werden zu Teichen gestaut, in denen Zierfische schwimmen. Die Anlage liegt inmitten von Mandel-, Zitronen- und Orangenplantagen. Der Gang, der vielleicht heute ein Verdauungsspaziergang sein sollte, endet mit der Besichtigung der alten Villa. Die riesige Bibliothek und die alten Möbel sind sehr sehenswert. In Haus und Gartenanlage fühlt man sich vor allem in den heißen Sommermonaten wie in einer anderen Welt, alles ist grün, alles ist feucht. Einen scharfen Kontrast dazu bietet das felsige Land, in das die Oase hineingebaut worden ist. Das Restaurant Ses Porxeres kann man nicht verfehlen: Es liegt direkt neben dem alten Landhaus der Jardines de Alfabia. Bernd Ewert Tour-Informationen Route: Die Jardines de Alfabia (Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.30 - 17.30 und Sa 9.30 - 13 Uhr, an Sonnund Feiertagen geschlossen). Ausgangspunkt: Parkplatz des Restaurants Ses Porxeres an der Straße Palma - Sóller Durchschnittliche Gehzeit: 1 Std. Wegcharakter: Gartenwege Powered by Fabrikverkauf in der Calle Estación 40 · Lloseta · Mallorca · http://www.bestard.com Die Gärten: Einzigartiges Biotop inmitten der kargen Felslandschaft Restaurant Ses Porxeres Das Ses Porxeres ist eines der besten katalanischen Restaurants auf der Insel. Das Lokal ist sehr geräumig. Die Einrichtung typisch mallorquinisch mit viel Holz und Natursteinen, dabei aber gediegen und nicht aufdringlich. Besonders empfehlenswert sind die Fleischgerichte: Die Spezialität des Hauses sind Spanferkel oder Zickklein, auf glühenden Steinplatten serviert und so am Tisch noch weiter gegrillt. Ebenfalls köstlich: Jabalí, ein Wildschweinragout, in klassischer Wildsauce aus Wein, Lorbeer, Wacholder und Waldpilzen. Restaurant Ses Porxeres Carretera de Sóller 17 E-07110 Bunyola Tel.: 971 61 37 62 Täglich 13.30-15.30 und 20.30-23.30 Uhr (Sonntag abends, montags und im August geschlossen) Neben dem Landhaus: Das Restaurant Porxeres MODE&BEAUTY Style. You have it or you don’t Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 57 1 Wie im Aquarium: Die Fische scheinen sich zu bewegen 2 Ein ganz besonderes Modell: Die kleine „Hut-Tasche“ 3 Aquarius-Outfit: Die Clogs mit Holzboden passen perfekt zur Tasche 1 2 Pure Freude an der Inszenierung: Warme Rottöne für den Sommer Fotos: Etienne Aigner 3 TASCHEN-PHANTASIEN Frech und außergewöhnlich: Die neuen Ideen von Etienne Aigner Zu den vielseitigen Looks des Sommers sind coole Accessoires ein Must: Das Label Etienne Aigner demonstriert mit seinen aktuellen Taschen lustvolle Leichtigkeit und ausgesprochen viel Phantasie. D ie Formensprache ist so variantenreich wie nie zuvor: Schmückende, kleine Mini-Taschen, Zugbeutel und lässige Shopper liegen gleichauf im modischen Wettlauf. Aber auch Bowlingtaschen, Baguette- Formen, Etui- sowie elegante Bügeltaschen bereichern den Kleiderschrank der modebewußten Dame, die damit jedem Look – von Romantik über Safari bis hin zu Military – ein anderes Gesicht geben kann. Edle und ausgefallene Materialien wie Alligator, Rochen und Python zeigen die Anziehungskraft des Außergewöhnlichen! Femininen Chic versprühen glatte und matte Leder. Leinenjacquard, synthetische Materialien mit 3-D-Effekt und Shantungseide sind die Blickmagnete der Saison. Ideal für Shopping und Stadtbummel sind aufwendige Taschenmodelle, die sowohl praktische wie auch elegante Ansprüche erfüllen. Farben wie Amber, Coral und Aqua leuchten besonders stark in der Verbindung mit den hellen Tönen des Naturleders. Elegante und dekorative Damengürtel mit interessanten Schließen schmücken das Sommeroutfit und werden klassisch um die Taille oder lässig auf der Hüfte getragen – auch hier grüßt die Farbpalette des Sommers! Das Comeback der Feminität zeigen Slings und Pumps mit Y-Absatz oder Sabots, Pantoletten und Sandalen mit konstrastfarbiger Kontur und rot-emaillierten Logos. Spaß am Glanz bringen auch aufsehenerregende Stiletto-Sling-Pumps mit abgesetzten Kappen und Metallapplikationen, die alle Sinne ansprechen und verführerische Beine zaubern. Das Revival von exotischen Ledern favorisiert interessante Materialbilder wie die Straußenlederprägung. Liebevolle Details wie geflochtene Schulterriemen unterstützen die charmante Wirkung solcher Taschenmodelle, die in den Farben Ivory, Dune und Amber bis hin zu Black vielseitig zu kombinieren sind. Eine Prise Romantik und ein wenig Nostalgie zeigen verspielte Täschchen aus reiner Shantungseide mit zarter Blumenstickerei. Farbphantasie und aufwendige Verarbeitung bei einem Mini-Überschlagtäschchen bringen Spaß am kapriziösen Styling. Fun-Accessoires mit der Freude an Special Effects finden im Sommer 2001 ebenfalls ihren Platz. Aigner eröffnet mit dem „AquariusOutfit“ eine virtuelle Welt mit Korallen, Fischen und Delphinen, die sich zu bewegen scheinen. Wer sich etwas Besonderes gönnen möchte, dem seien die kleine „Hut-Tasche“ sowie die Clogs mit Holzboden als adäquate Sommerausrüstung wärmstens empfohlen. Auffallen ist hier garantiert! Petra Preis MODE&BEAUTY 58 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Trends 2 1 3 4 VERONAS SÜSSE TRÄUME Claudia Schiffer, Verona Feldbusch und die Klitschko-Brüder präsentieren exklusive Kollektionen für das größte Versandhaus der Welt Claudia Schiffer tut es, Verona Feldbusch tut es und die Klitschko-Brüder auch: Im Katalog des Otto Versands präsentieren Stars und Sternchen aktuelle Modetrends. B ereits zum siebten Mal präsentiert Claudia Schiffer ihre persönliche Kollektion exklusiv per Katalog. Das Topmodel zeigt auf acht Seiten eine umfangreiche Palette aktueller Modetrends. Für unterwegs empfiehlt Claudia unkomplizierte und klassische Modelle, vom femininen Hemdblusenkleid bis zum knielangen Rock, perfekt kombinierbar mit figurbetonten Blusen, Pullovern und Strickjacken. Unter dem Motto „Meeresbrise“ steht lässige Freizeitkleidung in der Gute-Laune-Farbe Türkis. Schicke Tops, mal rückenfrei, mal tief dekolletiert, sehen mit Hosen im aktuellen Palazzo-Schnitt richtig nach Urlaub aus. 7/8-Hosen und Röcke mit individuellem Musterdruck komplettieren das Angebot. In der Reihe „Exklusiv“ der Claudia-Schiffer-Kollektion findet sich edles Gold als Kettengürtel, Armreif oder Kugelkette und auch in reizvollen Reptilprint-T-Shirts und Sandaletten wieder. Besonders schön sehen hierzu weiche Naturtöne aus, wie die beige Hose mit weitem Beinabschluß und die sanft schimmernde Strickjacke. Für die Party am Abend oder ein Treffen mit Freunden wird es richtig trendy: Kunstleder im aktuellen Schlangen-Look zeigt sich in Hosen und Jacken. Das asymmetrische DreiecksTop mit entsprechendem Rock liefert den coolen Auftritt auf der Pool-Party. Und das „kleine Schwarze“ wird durch das tiefe Dekolleté zum exquisiten Hingucker. Aber nicht nur der Laufsteg-Star Claudia Schiffer ist bei Otto vertreten, auch die Fernsehprominenz hat ein Mode-Rendezvous: Die TV-Entertainerin Verona Feldbusch zeigt in einem separat bestellbaren Einhefter auf acht Seiten wunderschöne Dessous- und Bademode. Die erfolgreiche Ko- operation zwischen der Fernseh-Schönheit und dem weltweit größten Versender begann schon im Herbst/Winter 1999. Für die Frühjahr/Sommer Kollektion 2001 zeigt Verona aufregende Push-up-BHs und leicht transparente Slips. Zarte, aufwendige Spitze umspielt und betont die weiblichen Formen. Mal ganz lasziv in Schwarz und Bordeaux auf hautfarbenem Fond oder in sommerlich frischen Farben. Freitag, 8. Juni 2001 MODE&BEAUTY Trends 5 1 Verona Feldbusch zeigt Bademode: Triangel-Bikini mit Rüschen und Pareo 2 Mister Germany 2000 präsentiert Unterwäsche 3 Mode für Männer: Topmodel Marcus Schenkenberg 4 Boxer Klitschko im Freizeit-Outfit 5 Cooler Auftritt für die Pool-Party: Claudia Schiffer im asymmetrischen Dreiecks-Top 6 Veronas Träume: Zarte Spitze für Fotos: Otto Versand weibliche Formen Edle Nachtwäsche aus reiner Seide unterstreicht die natürlich-feminine Ausstrahlung.Der zarte Stoff ist mit romantischen Rosenblüten in Creme und Rot bedruckt. Für aufregende Formen hält Verona einen DessousTip bereit: Der Wasser-BH. Kleine Kissen mit einer Wasser-Ölgemisch-Füllung zaubern ein volleres Dekolleté und passen sich problemlos jeder Form an. Die kleine Brust kann mit „Veronas Dreams“-Silikoneinlagen vergrößert werden. Bei der Bademode setzt die attraktive Brünette auf schlichte Farben und Detaileffekte. Ein Triangel-Oberteil mit kleinen Rüschenborten auch am Slip, mit dazu passendem Pareo, gibt es in leuchtenden Farben von gelb, orange bis grün. Der hüftfreie Badeanzug in Rautenform ist ganz schlicht in Schwarz oder Weiß gehalten. Aber nicht nur weibliche Berühmtheiten sind bei Otto im Programm: Die zur Zeit auf allen Fernsehkanälen Furore machenden Boxbrüder Wladimir und Vitali Klitschko sind – absolut gentlemanlike – mit ihrer eigenen Kollektion im Katalog vertreten. „Alles, was für die Augen schön ist, tut der Seele gut, und wenn man gut angezogen ist, dann macht das gute Laune“, sagt Wladimir Klitschko. Unter diesem Motto präsentiert er zusammen mit seinem Bruder Vitali edle Anzüge in dezenten Farben. Businessmäßig kombiniert mit pastellfarbenen Hemden und Krawatten Ton-in-Ton oder lässig mit Strickpolohemden. In Jeans, Shirts und Strickpolos führen sie den männlichen Freizeitlook vor, voll nach dem internationalen Designertrend „Leder ist ein Muß“ mit edler Sheep-Nappa-Jacke. Auf den Herren-Wäscheseiten sorgt der gut trainierte Körper von Wladimir Klitschko für besondere Aufmerksamkeit. In heldenhafter Pose präsentiert er den Look von „Authentic Underwear Le Jogger“. Ebenso gut gebaut ist der amtierende Mister Germany Marcello Barkowski, der sogar bei der MisterWorld-Wahl den zweiten Platz belegte. Er präsentiert die Unterwäsche der Marke John Devin. Einer der attraktivsten Männer der aktuellen Modelszene ist sicherlich Marcus Schenkenberg. Schon seit Jahren bewegt sich der schöne Schwede an der Spitze der männlichen Modewelt und gehört zu den angesagtesten Modellen auf der Wunschliste der Designer. Nicht nur durch seine Beziehung zu Schauspielerin Pamela Anderson, sondern auch wegen seiner neuesten Ambitionen im Musik- und Fernsehgeschäft macht er von sich reden. bir 6 Palma Kurier 59 MODE&BEAUTY 60 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Feel Good Mit Mini-Bewegungen zu Maxi-Erfolg: Die chinesische Bewegungslehre Tai Chi findet täglich neue Anhänger Fotos: PK TAI CHI – SANFTER KAMPF 24 chinesische Figuren für gesunde Europäer Der Trend kommt wie immer aus den USA: In den Business-Zentren von Manhattan und Los Angeles wurde das Tai Chi (chinesisches Schattenboxen) als ultimativer Fitness-Workout neu entdeckt. Jetzt beginnt der Body & Soul Boom auch auf Mallorca. W er sich darauf einläßt, der wird, so sagen begeisterte Anhänger des Tai Chi, „geschmeidig wie ein Kind, gesund wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser.“ Wenn Körper und Geist gleichermaßen gefordert und gefördert werden, könne man über äußere Bewegung und Körperwahrnehmung auch innere Aus- geglichenheit und Entspannung erreichen. Dann „fließt“ es, und dieses „Flow-Erlebnis“ ist nach Meinung der Experten eigentlich nichts anderes, als optimal in Form zu sein. Bewegung, die von vornherein mehr will als nur bewegen, bietet eher die Chance für derartige Erlebnisse als klassische Sportarten, in denen solche Mo- mente zwar durchaus vorkommen, aber eher zufällig sind. Teilnehmer an Tai-ChiKursen, die Körper und Geist ins Gleichgewicht bringen sollen, schwärmen denn auch: Wer einen der inneren Wege geht, tritt ganz anders auf. Eine Reihe von Körperübungen, die aus China stammen, können die Gesundheit verbessern, indem sie den Stoffwechsel anregen und den Bewegungsapparat stärken. Dazu gehören das „Qigong“ (sprich tschigong oder tschi-gung) und das „Tai Chi“ (sprich taidschi). Beide finden sich in unterschiedlichsten Schreibweisen, wobei besonders das Tai Chi variiert: von „Tai Chi“ bis „Taijiquan“. Auch die Abgrenzung der beiden Formen ist nicht ganz einfach. Qigong („Übung der Lebensenergie“) ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Gesundheitstechniken, die einen Teil der traditionellen chinesischen Medizin bilden. Allen Übungen ist gemein, daß sie Atmung, geistige Aufmerksamkeit und zumeist langsame Bewegungen miteinander kombinieren. Nach Wilhelm Mertens, Vorsitzender des Netzwerks Tai Chi und Qigong in Hamburg, „beschäftigt man sich beim Qigong mehr mit sich selbst, während beim Tai Chi auch Wirkungen nach außen beachtet werden.“ Innerhalb des Qigong können zwei Richtungen unterschieden wer- den: Ruheformen und Bewegungsformen. Es gibt Übungen im Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen. Wichtigstes Ziel ist es in jedem Fall, den „Chi“-Fluß im Körper zu stärken. „Chi“, die unsichtbare Lebensenergie, zirkuliert nach dem chinesischen Verständnis auf bestimmten Bahnen, den sogenannten Meridianen, durch unseren Körper. Ist dieser Fluß gestört, kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen dem Ruhe und Passivität symbolisierenden „Yin“ und dem „Yang“, das für Bewegung und Aktivität steht. In einem gesunden Menschen müssen beide Kräfte ausgewogen sein. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu Störun- gen, die sich in Beschwerden äußern. Der Fluß der Lebensenergie läßt sich, so die Vorstellung, nicht nur durch Akupunkturnadeln an ganz bestimmten Stellen der Meridiane beeinflussen, sondern auch durch die Übungen des Qigong: Durch langsame Bewegungen und innere Sammlung werden die entscheidenden Körperpunkte reguliert. Dabei beschränken sich die Übungen auf ein Mindestmaß an Gesten. Sie sollen ohne große Anstrengungen ausgeführt werden, was diese Methode auch für ältere Menschen attraktiv macht. Die Konzentration ist nicht gespannt darauf gerichtet, den Organismus zu beherrschen, sondern diesen MODE&BEAUTY Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 61 Feel Good Oben: Tai-Chi-Partnerübungen sind etwas für Fortgeschrittene und dienen der Überprüfung der eigenen Praxis. Hier kommt der Kampfkunst-Aspekt zum Tragen. Links: „Energie freisetzen“ ist eine der wichtigsten Übungen des Tai Chi: Die Beine stehen im Abstand von zwei Schrittlängen. Das linke Bein leicht anwinkeln, das rechte gerade nach hinten strecken. Arme zur Seite führen und anwinkeln, die Fingerspitzen zeigen zum Himmel. Nun mit den Armen vor dem Körper ruhig und konzentriert Kreise nach innen ziehen. Einatmen, wenn sich die Arme oben kreuzen. Ausatmen, wenn sie sich unten begegnen. Nach 20 Kreisen die Fotos: PK Schrittstellung wechseln und wiederholen. Weiterführende Literatur Tai Chi. Buch und Videocassette. Wohlfühlen durch chinesische Bewegungskunst. Von Stefan Frey (Gebundene Ausgabe – Juni 2000) Preis: DM 11,80 Stille in Bewegung. Tai Chi und Qi Gong. Mit Übungen für Körper und Geist. Von sanft zu aktivieren und vorhandene Blockaden zu beseitigen. Da Qigong regulierend in alle Körpervorgänge eingreift, soll es Krankheiten lindern können. In diesem Zusammenhang werden Leiden des Herz-Kreislauf-Systems, der Lungen sowie hormonelle und sexuelle Probleme, nervöse Erschöpfung und schlechte Körperhaltung aufgeführt. Selbst chronische Rückenbeschwerden und Störungen des Bewegungsapparates sind Ziel der Therapie. Darüber hinaus wird durch die Kombination von Atmung und Konzentration beruflicher und privater Stress abgebaut. Der Überlieferung nach soll die Lehre von Mönchen Linda Myoki Lehrhaupt (Gebundene Ausgabe – 2001) Preis: DM 34,00 Die chinesische Bewegungsmeditation Tai Chi Chuan. Ein Lehrbuch für Anfänger und Fortgeschrittene. Von Klaus Moegling (Taschenbuch – 1988) eines Klosters entwickelt worden sein, dessen Mitglieder alle über 100 Jahre alt wurden. Als der damalige Kaiser davon erfuhr, befahl er die Mönche zu sich und erkundigte sich nach dem Geheimnis ihrer Jugend. Sie berichteten ihm, daß es ihnen gelungen sei, mit Hilfe einfacher Übungen, den Körper über die Energiekanäle des Meridiansystems zu aktivieren. Daraufhin verpflichtete der Kaiser die Mönche dazu, ihn die Kunst des Qigong zu lehren und niemandem davon zu erzählen. So kam es, daß jeder Kaiserdynastie spezielle Übungen vorbehalten waren, die dann mit dem Untergang der Herrscher in Vergessenheit gerieten. Erst Preis: DM 16,90 Die Kunst des Tai Chi. Übungen für Körper, Seele und Geist. Von Eric Chaline (Gebundene Ausgabe – Dezember 1999) Preis: DM 15,00 Tai Chi Melody. CD. (CD – 1991) Preis: DM 38,00 nach der Zeit der Kulturrevolution hat der letzte Nachfolger der daoistischen Mönche das Geheimnis der „Verjüngungsübungen der chinesischen Kaiser“ gelüftet und sie für die Nachwelt gerettet. Tai Chi wurde – der Legende nach – vor vielen Jahrhunderten ebenfalls von einem Mönch erfunden. Dieser hatte sich angeblich durch den Kampf zwischen einem Kranich und einer Schlange inspirieren lassen. Das Wort Tai Chi bedeutet „großer Balken“, der das Dach des Hauses trägt – im übertragenen Sinn die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Zwischen diesen beiden Polen soll auch der Mensch stehen. Übungen für die Körperstatik. Als typische Waffe der Frau gilt der Fächer Ursprünglich wurde Tai Chi hauptsächlich zur Selbstverteidigung eingesetzt. Mittlerweile ist aber der gesundheitliche Aspekt weit wichtiger geworden. In den letzten 20 Jahren fand diese Bewegungslehre auch im Westen immer mehr Anhänger. Aber bereits in den fünfziger Jahren wurde die aus 24 Figuren bestehende Peking-Variante als einfache Standardform ausgearbeitet. Mit dieser Maßnahme sollte vor allem der allgemeine Gesundheitszustand der chinesischen Bevölkerung verbessert werden. Beim Tai Chi, das man auch als „Schattenboxen“ bezeichnet, werden Bewegungen in einer festgelegten Reihenfolge, den sogenann- ten Formen, ausgeführt. Dabei agiert der oder die Übende aus einer entspannten Körperhaltung heraus in gleichmäßig fließenden Figuren. Dadurch werden die Koordination und das Körperbewußtsein gefördert. Langsame Schwerpunktverlagerungen schulen das Gleichgewicht. Bei der Drehung wird die Hauptlast von einem Bein auf das andere verlagert, was Fuß-, Knieund Hüftgelenke sanft massiert und die Fußmuskeln kräftigt. Insgesamt soll sich die bei den Übungen erfahrene körperliche und geistige Entspannung günstig auf das Nerven- und Kreislaufsystem, die Atmungsorgane und den Stoffwechsel auswirken. Wer regelmäßig Tai Chi übt, bewegt sich natürlicher, wirkt ausgeglichener und ruhiger. In einem Bericht des amerikanischen Ärzteblattes Jama wurde berichtet, daß die chinesische Sportart bei älteren Menschen die Verletzungen durch unfreiwillige Stürze um 25 Prozent reduzieren konnte. Tai Chi eignet sich optimal zur Steigerung von Konzentration und Koordination. Inzwischen wird es auch weltweit zur Prävention von Herz-KreislaufErkrankungen sowie bei Rücken- und Gelenkproblemen eingesetzt. fb Tai Chi in Palma: Asociación de Tai Chi Taoista de Mallorca, c/J. Ferron 64 GOLF&NAUTIK How to spend it Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 67 DIE VIPKARTE FÜR GOLFER Eine Service-Karte garantiert Greenfee-Discounts auf Golfplätzen in 75 Ländern Selbst für Gelegenheitsgolfer lohnt sich die Anschaffung: 65 Euro kostet eine Golf Fee Card. Dafür erhält man auf vier der schönsten Golfplätze Mallorcas bis zu 30 Prozent Rabatt. Capdepera Golf: Inhaber der Golf Fee Card erhalten 20 Prozent Ermäßigung aufs Greenfee M arty Wynton schwärmt: „Wir erhalten regelmäßig sehr positives Feedback unserer Mitglieder, die auf Mallorca spielen. Das Klima ist ideal, und der Zustand der Golfplätze ist top. Mallorca ist auf jeden Fall das beliebteste Ziel für Golfer innerhalb Europas.“ Die Worte Wyntons gleichen einem Ritterschlag für Mallorcas vielgescholtene Golfplätze. Denn der Marketingchef von Golf Fee Card-Division gilt als absoluter Kenner der Golfszene weltweit. Die Golf Fee Card ist so etwas wie eine VIP-Karte für Golfer. Die Besitzer der GFCKarte erhalten Greenfee-Discounts bis zu 50 Prozent auf ausgewählten Golfplätzen in 75 Ländern. Auf Mallorca gibt es in den Anlagen Pula Golf, Santa Ponsa I, Capdepera und Vall d’Or Ermäßigungen – je nach Club zwischen zehn bis dreißig Prozent. Bei einem Jahresbeitrag von jährlich 65 Euro (ca. 127 Mark) zahlt sich die Mitgliedschaft selbst für Gele- genheitsspieler aus. Für Partner kostet die Karte 40 Euro (ca. 78 Mark). Doch nicht nur auf der Insel kann man sparen: Weltweit sind GFC-Mitglieder in 1.800 Golfclubs und 4.000 Hotels in 75 Nationen gerngesehene Gäste, die bis zu 50 Prozent Rabatt erwarten können. In Schottland zählen „The Duke Golf Club“ in St. Andrews, in Frankreich der „Royal Mougins Golf Club“ an der Côte d’Azur und auf dem spanischen Festland der „Empordá Golf Club“ in Girona zu den TopAnlagen, die mit GFC kooperieren. Die USA sind mit etwa 650 Plätzen vertreten, und auch in Afrika, Asien und Australien arbeiten viele Clubs mit der deutschstämmigen Organisation zusammen. Inzwischen zählt der GFC-Club an die 30.000 Mitglieder, die meisten kommen aus Europa. Seit mittlerweile neun Jahren erscheint pünktlich zu jeder neuen Saison ein deutsch- und englischsprachiger Golf-Guide, der die Plätze und Hotels, die mit GFC zusammenarbeiten, ausführlich beschreibt. Die wichtigsten europäischen Golf-Anlagen sind mit Plänen zur Orientierungshilfe versehen. In diesem Jahr ist der Golf Fee Card-Guide 850 Seiten stark. Dreißig renommierte Golf-Journalisten haben viele der Plätze unter die Lupe genommen, um die Wahl für das geeignetste Green zu erleichtern. Dabei haben sie als Bewertungsmaßstab zwischen einem und fünf Sternen vergeben. Die Golf Fee Card läßt sich zudem mit vielen anderen Karten kombinieren. Durch die Partnerschaft mit Eurocard/ Mastercard läßt sich die Karte über einen Aufpreis von 80 Euro zum internationalen Zahlungsmit- Ihr Golf-Shop auf Mallorca ist die N° 550 qm Verkaufsfläche Privatparkplatz Am Autobahnring Ausfahrt Son Vida Zentralvertretung für: Callaway Golf, Gregor, Wilson, Ping & Foto: PK tel aufrüsten. Fluggesellschaften wie Lufthansa und Thai Airways und auch der ADAC bieten die Kombination mit den Mitgliedskarten ihrer Unternehmen an. Ermäßigung von bis zu dreißig Prozent beim Leihen eines Mietwagens gibt es auch. Jedes Mitglied des GFC ist auf deutschen, österreichischen und Schweizer Plätzen zusätzlich gegen Unfälle versichert. lex Weitere Informationen: Golf Fee Card-Division Tel.:0049 89 79 83 00 Info@golfcard.de www.golfcard.de in ganz Spanien Las GOLF Vegas CENTRE Camino de los Reyes, 121 · Son Rapinya · Palma de Mallorca · Tel.: 971 79 84 96 · Fax: 971 GOLF&NAUTIK Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 69 SCHNÄPPCHEN MIT RISIKO Der Kauf einer ausrangierten Charteryacht birgt mehr Gefahren als der einer Privatyacht Seelenverkäufer oder Schnäppchen? Der Boom des Chartertourismus hat sich auch auf den Gebrauchtbootmarkt ausgewirkt. Noch nie hatten Mallorcas Yachtbroker so viele ausrangierte Charteryachten zu günstigen Konditionen im Angebot. Doch wie gut wurden die Schiffe während ihrer Marathoneinsätze gepflegt? W enn im Sommer wieder die Charteryachten in Mallorcas Häfen einlaufen, tritt den Eignern der umliegenden Yachten der Schweiß auf die Stirn. Jeder macht sich bereit, um während des Anlegemanövers durch beherztes Eingreifen sein Schiff vor Beulen zu schützen. Nicht immer sind die Yachtbesitzer mit ihrem Verhalten im Unrecht. Viele der Freizeitkapitäne zeigen sich mit den immer größeren Charteryachten in Mallorcas engen Häfen überfordert. Täglich kommt es bei den hektischen Versuchen, kontrolliert anzulegen, zu Karambolagen und Sachschäden. Die Charteryachten werden extrem hohen Belastungen ausgesetzt. Vier Hauptfaktoren bestimmen den Zustand einer gebrauchten Yacht: der Nutzungsgrad, die Nutzungsweise, die Wartung und das Klima im Segelrevier. Eine Eigneryacht wird durchschnittlich nur an sechs Wochenenden pro Saison und zusätzlich maximal vier Wochen am Stück für den Jahresurlaub genutzt. Den Rest das Jahres, meist zwischen April und Oktober, liegt die Yacht sicher vertäut im Hafen. Eine Charteryacht ist dagegen laut Umfrage des Deutschen Seglerverbandes durchschnittlich 19 Wochen pro Jahr unterwegs. Auf Mallorca wird die Saison allerdings immer länger: Die meisten Mietschiffe waren in den vergangenen zwei Rekordsommern 27 Wochen und mehr auf See. Die Einsatzzeit einer Charteryacht ist also über viermal höher, der Motor hat bei gleichem Alter mehr Betriebsstunden, und die Segel nutzen sich schneller ab als bei durchschnittlichen Eigneryachten. Ehre und Gewissen sind inzwischen auch auf See ein Fremdwort: Weil das fehlerfreie Funktionieren eines Schiffes auf See lebenswichtig ist, sollte man jedes Schiff so sorgfältig wie möglich behandeln, egal ob es sich um die eigene Yacht oder ein Charterboot handelt. Doch die Realität sieht leider anders aus. Chartergäste scheinen ihre Mietyacht eher gleichgültig zu behandeln. Geht etwas kaputt, wird es bei der Rückgabe immer häufiger verschwiegen. Überprüft die Firma das Schiff nicht gewissenhaft, riskiert der nächste Mieter sein Leben. Der erhöhte Verschleiß durch schlampigen Umgang mit Ausrüstung, Motor und Segeln interessiert den Charterkunden nicht. Die aus der Nachlässigkeit resultierenden Kosten, wel- Charteryacht vor Mallorca: Erhöhter Verschleiß durch nachlässigen Umgang mit Ausrüstung, Motor und Segeln che einen Eigner bei seinem Schiff zu sorgfältigem Umgang anhalten, entstehen erst, wenn der Charterer schon wieder zu Hause ist. Für Charteryachten spricht, daß vor allem Anbieter höherer Preisklassen ihre Yachten Woche für Woche ausgezeichnet warten. Durch die regelmäßige Kontrolle bleibt kein Schaden länger als sechs Tage unentdeckt. Handelt es sich um einen seriösen Betrieb, sind die Handwerker Profis und kennen ihre Schiffe schon seit vielen Jahren. Weil die Unternehmen auf lange Sicht wirtschaften, reparieren sie alle Schwachstellen möglichst so, daß sie trotz des harten Einsatzes nicht wieder zum Problem werden. Ist dagegen auf einer Privatyacht einmal etwas kaputt, sind Eigner oft nachlässiger und versuchen den Schaden dilettantisch selbst zu beheben, um Kosten zu sparen. Grundsätzlich ist eine Charteryacht, die in einem windreichen Revier vermietet wurde, stärker mitgenommen als ein Schönwetterschiff. Auf den Balearen kommt eine Yacht wesentlich seltener in einen Sturm als an der Ostsee. Dafür ist hier die Saison länger, und die intensivere ultraviolette Strahlung greift den Baustoff GFK in südlichen Gefilden wesentlich mehr an. Beim Kauf eines ehemaligen Mietbootes sollte man vor allem feststellen, wie Foto: PK stark der Schiffskörper in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ist der Rumpf zu flexibel, lassen sich während starker Schräglage die Türen zwischen den einzelnen Schotten nicht mehr gut öffnen. Ein anderes Indiz für Überbelastung sind Haarrisse auf dem Deck. Zeigt das Schiff diese Bruchstellen in der unmittelbaren Umgebung der Wanten, hat die Yacht vielleicht trotz guter Pflege etwas zu harte Zeiten hinter sich. Sport Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 75 „Ich bin eine Bereicherung für die Insel“ Boxweltmeister „Tiger“ Dariusz Michalczewski über seine Kämpfe und den Umzug nach Mallorca Er ist der K.o.-König im Halbschwergewicht: 43 Profikämpfe hat der „Tiger“ bereits gewonnen, davon 37 vorzeitig. Nach Palma kam Dariusz Michalczewski jedoch nicht zum Boxen, sondern zur Ausstellungseröffnung seines Freundes Bruno Bruni. Im Interview erzählt der Sportler über seine Kämpfe und den geplanten Umzug nach Mallorca. Von Andreas Frahm Palma Kurier: Ihr 9jähriger Sohn machte gerade im Fernsehen von sich reden. Als Stargast bei Stefan Raab und in einem Werbespot, in dem er den Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko k.o. schlägt. Dariusz Michalczewski: Nicolas ist ein absolutes Multitalent. Er hat keine Angst, weder vor der Kamera, noch im Boxring. Kurier: Würden Sie es begrüßen, wenn er auch Boxer wird? Michalczewski: Nein. Wenn ich sehen müßte, wie er auf dem Boden liegt, würde mir das Herz brechen. Kurier: Früher wurden Boxer mit dem Rotlichtmilieu in Verbindung gebracht. Sie trifft man auf Kunstausstellungen an, die Klitschko-Brüder haben sogar beide einen Doktortitel. Das Image der Boxer hat sich verändert… Michalczewski: Früher gab es auch Boxer, die etwas im Kopf hatten. Die waren nur nicht so erfolgreich, also standen sie auch nicht im Rampenlicht. Davon abgesehen. Ich bin auch oft auf der Reeperbahn, früher habe ich sogar in der „Ritze“ trainiert. Wenn meine Kinder mich zum Training begleitet haben, waren auf den Monitoren jedoch niemals Pornos zu sehen. Kurier: Boxer gelten als Sexsymbol, nicht zuletzt wegen ihres Astralkörpers. Prominente und schöne Frauen wollen während ihrer Kämpfe möglichst nah am Ring sitzen. Michalczewski: Ach, das sollte man nicht überbewerten. Michael Schumacher gilt auch als Sexsymbol, er ist aber in Wirklichkeit klein und schmächtig. Kurier: Sie sind nach Mallorca gekommen, weil Bruno Bruni hier eine Ausstellung eröffnet. Welche Beziehung haben sie zu dem Künstler? Michalczewski: Wir kennen uns schon seit fast zehn Jahren. Er ist zu Dariusz Michalczewski: Ich gehe noch immer gerne auf die Reeperbahn” “ meinen Kämpfen gekommen, als ich noch kein Weltmeister war. Ich habe ihm gut gefallen, und so haben wir uns kennengelernt. Mich faszinieren seine Skulpturen und seine Bilder. Er hat auch das Design meines Kampfmantels und meiner Boxhose gestaltet. Darüber hinaus kocht er mir vor jedem Titelkampf Spaghetti. Kurier: Was bedeutet Ihnen dieses Ritual? Michalczewski: Es hilft gegen die Einsamkeit. Bei dem Essen herrscht immer eine lockere Atmosphäre. Das lenkt von dem Kampf ab und gibt mir Sicherheit. Kurier: Denken Sie in dieser Zeit an den Gegner? Michalczewski: Das natürlich auch. Aber vor allem mache ich mir über die ersten Runden des Kampfes Gedanken. Kurier: Tüfteln Sie für jeden Gegner eine spezielle Taktik aus? Michalczewski: Klar mache ich das. Aber oft muß ich bereits nach weni- Foto: PK gen Runden umdisponieren, weil der Kampf anders als erwartet verläuft. Bei mir sind die ersten drei, vier Runden nämlich immer die schwächsten. Kurier: Was macht einen guten Boxer aus? Michalczewski: Bei uns zählt Taktik, Präzision, Schnelligkeit, nicht der Muskelumfang, wie viele meinen. Die meisten Leute verwechseln Boxen mit Gewichtheben. Kurier: Sind Sie mit 33 Jahren denn noch genau so schnell wie vor zehn Jahren? Michalczewski: Das kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall boxe ich jetzt viel ökonomischer. Ich schlage weniger, dafür aber besonnener und präziser. Früher habe ich die Leute ausgeknockt, wußte aber gar nicht genau warum und wieso. Heute gehe ich an die Sache ganz gezielt heran. Kurier: Ihre Vorbilder? Michalczewski: Mohammed Ali und Thomas Hearns. Kurier: Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht? Michalczewski: Ich entscheide von Kampf zu Kampf, ob ich wieder in den Ring steige. Kurier: Was werden Sie nach Ihrer Boxkarriere einmal machen? Michalczewski: Ich habe eine Menge Projekte im Kopf. Viele davon haben nichts mit dem Boxen zu tun. Kurier: Könnten Sie sich vorstellen, später einmal auf Mallorca zu leben. Michalczewski: Ich war vorher noch nie hier, kannte die Insel nur aus Erzählungen. Es gefällt mir auf Mallorca aber so gut, daß ich beschlossen habe, mir hier eine Wohnung zu suchen. Aber das hat keine Eile. Kurier: Wollen Sie dann ganz hierherziehen? Michalczewski: Noch nicht sofort. Ich bin noch zu jung, um an einem Ort wie Mallorca ständig zu leben. Zur Zeit bin ich noch überall auf der Welt zu Hause und wo ich lebe – ob in Polen, Deutschland oder Mallorca – ist mir egal. Aber ich kann jetzt schon versprechen: Ich bin eine Bereicherung für die Insel. Kurier: Sie sind Deutsch-Pole... Michalczewski: Polen ist mein Vaterland, Deutschland mein Heimatland. Man kann auch sagen, daß ich ein Pole mit einem deutschen Ausweis bin. Kurier: Die Deutschen auf Mallorca sind in einer ähnlichen Situation wie Sie: Die Residenten hier leben in einem Land, in dem sie nicht geboren wurden. Können Sie denen einen Rat geben, wie sie sich am besten verhalten? Michalczewski: Das liegt alles an einem selbst. Wenn man nett ist und sympathisch, wird man nie Probleme bekommen. Nur diejenigen bekommen richtig Ärger, die sich daneben benehmen. Insofern ist es egal, ob man in China, Korea, Deutschland oder auf Mallorca lebt. Real Mallorca: Trainer verzweifelt gesucht Aragonés und Rojo lehnten das Angebot des Inselclubs ab / Heynckes wird neuer Trainer von Athletic Bilbao Palma (fra) – Real Mallorca ist in Spanien die Mannschaft der Stunde. Sie hat die beste Rückrunde der Liga gespielt und sich schon zwei Spieltage vor Ende der Saison frühzeitig für die Champions League qualifiziert. Man sollte meinen, daß sich jeder Fußballehrer darum reißt, diesen Verein in der kommenden Saison zu trainieren. Das ist aber nicht der Fall. Der jetzige Trainer will seinen Vertrag nicht verlängern. Luis Aragonés zieht es zum Zweitligisten Atlético Madrid, mit dem er in der kommenden Saison gegen Provinzmannschaften wie Murcia oder Eibar antreten muß – mit Mallorca hätte er in der Champions League auf Geg- Jupp Heynckes , Txextu Rojo (v.l.n.r.) Foto: el mundo ner wie Bayern München oder Manchester treffen können. Diese Namen, die jedem Fußballfan auf der Zunge zergehen, konnten auch Txextu Rojo nicht dazu bewegen, das lukrative Angebot Real Mallorcas anzunehmen. Der Baske will lieber Zaragoza coachen, eine mittelmäßige Ligatruppe. Jupp Heynckes wird zwar wieder in Spanien arbeiten. Aber nicht auf Mallorca, wo er als möglicher Aragonés-Nachfolger im Gespräch war. Sondern beim baskischen Traditionsclub Athletic Bilbao. Voraussetzung für den Wechsel nach Bilbao war die Wahl von Javier Uria zum neuen Präsidenten des Clubs. Elektronik-Unternehmer Uria (39) tritt die Nachfolge von José María Arrate an und hatte bereits vor seiner Wahl mit Heynckes die Details eines Kontraktes ausgehandelt. Heynckes (56) erhält einen Vertrag mit zweijähriger Laufzeit. Bereits von 1992 bis 1994 hatte der Deutsche, der mit Real Madrid den Champions-League-Titel gewann, als Cheftrainer in Bilbao gearbeitet und den Club damals überraschend in den UEFA-Cup geführt, was seinem Vorgänger Txextu Rojo zuletzt nicht gelungen war. Übrigens: Am Sonntag bestreitet Real in Alavés (21 Uhr) sein vorletztes Spiel dieser Saison – mit Luis Aragonés als Trainer. 76 Palma Kurier Recht & Service Freitag, 8. Juni 2001 Ein Bild aus der Vergangenheit: Inzwischen sind die Wechselkurse für den Euro festgelegt, nur bei den Steuerumrechnungen könnte sich der Kurs noch ändern Foto: EFE Euro: Einige Steuern werden erhöht Steuerrechtliche Vor- und Nachteile der Euro-Einführung / Abstufungen werden abgeschafft Am 1. Januar 2002 ist es soweit. Euromünzen und Euroscheine lösen die bisherigen Landeswährungen ab. Nicht nur bei den ersten Steuererklärungen muß der Verbraucher wichtige Details beachten. Von Christian Gerboth Palma – Seit dem 1. Januar 1999 ist der Euro nun im bargeldlosen Zahlungsverkehr zugelassen. Zwischenzeitlich hatten einige der an der Währungsunion teilnehmenden Staaten darüber nachgedacht, das Euro-Bargeld bereits vor 2002 in den Umlauf zu bringen. Aus logistischen Gründen ist das aber nicht möglich, da insgesamt 13 Milliarden Euro-Banknoten (ein Stapel von ca. 1.400 Kilometer Höhe) gedruckt und 56.000 Tonnen Euro-Münzen gepreßt werden müssen. Wer den Start des Euro-Bargelds am 1. 1. 2002 aber nicht mehr abwarten möchte, kann heute bereits mit Euro-Reiseschecks bezahlen. Die Euro-Reiseschecks lassen sich weltweit zu dem festgelegten Euro-Wechselkurs als Zahlungsmittel einsetzen, zum Beispiel in Geschäften, Hotels und Restaurants. Ab 1. Januar 2002 kommen die Euroscheine und –münzen in den europäischen Zahlungsverkehr. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Gesellschaften an die neue Währung angepaßt sein, auch wenn die Peseta zu Wechselzwecken weitere zwei Monate neben dem Euro genutzt werden kann. Das Gesetz über die Änderung währungsrechtlicher Vorschriften infolge der Einführung des Euro-Bargeldes regelt, daß der Euro ab dem 1. Januar wird der Umtausch nur bei einer 2002 das alleinige gesetzliche Zahüberschaubaren Menge kostenlos lungsmittel wird, so daß wir auch an geschehen. diesem Tag Abschied von der deutGrößere Geldbestände sollten schen Mark nehmen müssen. Die daher frühzeitig eingetauscht oder Deutsche Bundesbank soll ab Jahauf ein Konto eingezahlt werden, resbeginn 2002 das D-Mark-Bargeld da die Umrechnung des Kontostankostenlos in Euro-Bargeld umtaudes bei den meisten Banken koschen. Der Umtausch erfolgt nach stenlos erfolgt. Vorsicht ist geboten dem unwiderruflich bei Geldtransaktiofestgelegten Umrechnen ab 30.000 Mark, Wichtig: Beim nungskurs (1 Euro = da die Bank verUmtausch von 1,95583 D-Mark und pflichtet ist, alle Per1 Euro = 166,386 Pemehr als 30.000 sonalien zu notieren setas). und sechs Jahre aufzuMark müssen die bewahren – auch bei Nach den europäischen Gesetzen ist ein anonymen TafelgeBanken alle Parallelumlauf von schäften! SelbstverPersonalien Nationalwährung und ständlich kann die europäischer Währung Finanzverwaltung dieaufnehmen von sechs Monaten se Unterlagen im Vervorgesehen, der jedoch von den Mitdachtsfall einsehen. gliedstaaten gekürzt werden kann. Wie wirkt sich der Euro auf die Von dieser Möglichkeit will die Steuererklärung in Deutschland Bundesregierung Gebrauch machen, aus? Der erste Steuerbescheid, der um Belastungen für den Handel und auf Euro lautet und eine Zahllast die Kreditinstitute zu vermeiden. ausweist, kann im ersten Moment Dieses ist nach Auffassung der Glücksgefühle auslösen, ist die BeBundesregierung auch im Sinne der lastung rein optisch doch gegenüber Verbraucher, die nun nicht damit den früheren auf Mark lautenden Berechnen müssen, daß Handel und scheiden nahezu halbiert. Die FreuKreditinstitute ihre Mehrbelastungen de kann sich jedoch schnell in durch die Umstellung der Währung schlechte Laune verwandeln, da jeauf die Verbraucher abwälzen. dem bekannt ist, daß die Beträge Dennoch kann auch die Mark rechnerisch gleich sind. übergangsweise bis zum 28. FebruDoch ab wann muß die Steuerar 2002 im Handel, bei Banken und erklärung in Deutschland in Euro an Automaten weiterverwendet statt in Mark abgegeben werden? Da werden. Hierdurch soll der Umdie öffentliche Verwaltung die Eutausch von Bargeld zeitlich entzerrt roumstellung erst zum 1. Januar 2002 werden. In der Umtauschphase im vornimmt, bleibt noch etwas Zeit. Januar und Februar 2002 können Bei Einkommensteuererklärungrößere Mengen von Bargeld zu eigen und Körperschaftsteuererklänem Problem werden. In der Regel rungen gilt: Für Zeiträume bis zum 31. Dezember 2001 sind sie in Dagegen soll bei der ErbschaftsMark abzugeben und zwar auch steuer kräftig zuungunsten der Steudann, wenn sie nach diesem Zeiterzahler gerundet werden. So soll punkt eingereicht werden. Für Zeitder Umrechnungskurs mit 2 Mark räume ab dem 1. Januar 2002 muß zu 1 Euro statt eigentlich 1,95583 dann der Euro verwendet werden. Mark zu 1 Euro angesetzt werden. Sowohl für die UmsatzsteuervorDies wird zu recht hohen Steuerund Lohnsteueranmeldungen als mehreinnahmen führen, da durch auch für die Umsatzsteuerjahreserdiese Rundung praktisch alle Freibeklärung gilt, daß sie träge um 2,2085 Probereits für Zeiträume zent vermindert werDie deutsche ab dem 1. Januar 1999 den. Zudem ist wahlweise in Mark geplant, zukünftig auf Bundesregierung oder Euro abgegeben Lohn- und Einkomnutzt die Gunst der mensteuertabellen zu werden können. Die BundesregieStunde: Bei der verzichten. rung hat nun einen Es wird erwogen, Erbschaftssteuer statt dessen RechnerGesetzentwurf vorgelegt, der die Umrech- wird aufgeschlagen programme im Internung der in den einnet anzubieten und eizelnen Steuergesetzen ne Auskunftsstelle mit und Verordnungen enthaltenen Service-Telefonnummer einzurichMark-Beträge in Euro-Beträge zum ten. Mit dem Wegfall der Steuerta1. Januar 2002 regeln soll. In einibellen kommt es zwangsläufig zu gen Teilbereichen plant der Gesetzeinem Wegfall der bisherigen Abgeber sogar zugunsten der Steuerstufungen. Das kann für den Steuerzahler zu runden, wie zum Beispiel zahler eine nicht unerhebliche Steubeim Arbeitnehmerpauschalbetrag. ererhöhung bedeuten. Der Autor Christian Gerboth ist Rechtsanwalt für Zivilrecht, Handels- und Immobilienrecht sowie Gesellschaftsrecht Christian Gerboth Kanzlei ETL Mallorca im Netzwerk European Tax & Law Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte Paseo de Mallorca 18 07012 Palma de Mallorca Tel. 971 21 47 00 www.etl.de Wirtschaft Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 77 Superlópez kann nicht mehr ■ Trends Ministerin will „Intellektuelle Defizite“ sollen den Ex-Manager vor Auslieferung an die USA bewahren Tabaksteuer erhöhen Die Vergangenheit holt auch TopManager wie Ignacio López immer wieder ein. Wegen der Spionagevorwürfe von General Motors soll der Spanier jetzt auch in den USA vor Gericht gestellt werden. Doch der einstige „Superlópez“ hatte 1998 bei einem Autounfall schwere Gehirnschäden erlitten. Jetzt streiten die Gerichtsmediziner über seine Verhandlungsfähigkeit. Von Hans-Günter Kellner Madrid – „Du kannst es“, hieß sein Bestseller. In dem Buch verriet José Ignacio López de Arriortúa sein Erfolgsrezept, seine Methoden, die ihm zu dem Spitznamen verholfen haben, unter dem er als Erfolgsmensch weltberühmt wurde: „Superlópez“. Doch nur vier Jahre nach Erscheinen des Werkes ist vom einstigen Erfolg nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil. „Ich habe mich zur Ruhe gesetzt“, sagt der einst so dynamische Spitzenmanager heute. Superlópez kann nicht mehr. Doch jetzt soll er in den USA vor Gericht. Drei Dinge muß ein erfolgreiDer einstige VW-Manager Ignacio López: „Bei einem Autounfall schwere Gehirnschäden erlitten“ Foto: dpa cher Mensch im Leben haben: „Ein Ziel, einen Weg und den Glauben daran.“ López hatte alle drei dieser scheidungshierarchien ihrer UnterZulieferer, die erleben mußten, wie waltschaft von Detroit inzwischen Grundeigenschaften, und solch einnehmen nichts änderten, praktizierihre Abhängigkeit von nur wenigen ein Auslieferungsgesuch gestellt, fach gestrickter Unternehmergeist te López bei GM die moderne Kunden immer weiter ausgenutzt worüber derzeit der Nationale Gebeeindruckt offenbar vor allem Unternehmensführung. „Die Herwurde, und wie sie Kostensteigerichtshof in Madrid verhandelt. Die Amerikaner. Sie vertrauten ihm die ren Arbeiter“ wurden an Entscheirungen nicht mehr auf die Preise Auslieferung wäre wohl kein ProSanierung ihrer wichtigsten Kondungen über Produktionsorganisaaufschlagen durften. Wie viele Arblem, hätte der ehemalige Manager zerne an. Firestone, General Motors tion beteiligt, befragt, wie die beitsplätze López’ Methoden in der nicht 1998 in Nordspanien einen (GM) Spanien, Adam Opel AG und Arbeit, die sie doch selbst leisten, Zulieferindustrie gekostet haben, schweren Autounfall erlitten und GM-Europe waren effektiver gestaltet weiß niemand. Doch daß die Brananschließend drei Monate im Koma nur Zwischenstatiowerden kann. che ihn „Würger“ nannte, spricht gelegen. nen des Basken auf Wird López an die Die Mitbestimnicht für ein sehr kooperatives VerDamals habe López schwere dem Weg fast ganz an USA ausgeliefert, mung, einst von den halten des Einkäufers. Gehirnverletzungen erlitten, die ihn die Spitze eines der Unternehmern und Sein Fall begann mit seinem vor allem geistige Schäden zugedrohen dem größten Firmenimpeheute noch von der letzten Firmenwechsel. 1993 ging fügt hätten, plädiert die Verteidirien der Welt: Die Manager bis zu spanischen Regierung er von GM zu Volkswagen. Dabei gung darauf, daß er einem VerfahGM-Zentrale in Deals Vergesellschaftlisoll er vertrauliche Akten und Plären nicht mehr folgen und somit zehn Jahre Haft chung der Betriebe ne mitgenommen haben. GM zeigte nicht ausgeliefert werden kann. Lótroit machte ihn zum weltweiten Chefeingefürchtet, wurde Volkswagen wegen Industriespiopez’ Erinnerungsvermögen sei null käufer. In den USA werde er immer plötzlich von der Firmenleitung nage an und verlangte Schadeneroder nur stark limitiert, erklärt ein noch geliebt, sagt der einstige Spiteingeführt. López ernannte die bassatz in Milliardenhöhe. Schließlich spanischer Gerichtsmediziner. Er zenmanager auch noch nach seikische Kooperative „Mondragón“, einigten sich die Konzerne auf eine leide an Persönlichkeitsstörungen nem Weggang. „Iñaki ist mein mit Märkten wie Eroski einer der Zahlung von 100 Millionen USund einem „intellektuellem DefiHeld“, das wäre die Antwort von größten spanischen Einzelhändler, Dollar von VW an GM. Im Gegenzit“. Der Auftritt eines aufgeJack Welch, Vorsitzender der Genezum Modell für moderne Unternehzug erklärte sich GM bereit, wegen schwemmten, kindlichen López vor ral Electric, auf die Frage nach Lómensorganisation. Heute kommt des Falles nur noch den spanischen Gericht sollte diesen Eindruck pez, sagt López selbst. keine Stellenausschreibung mehr Manager López strafrechtlich zu wohl verstärken. Ein amerikaniDoch López war nicht nur ein ohne die Betonung auf „soziale verfolgen. In den USA würden ihm scher Arzt hält López dagegen für Blender. Lange bevor sämtliche Kompetenz“ und „Fähigkeit zur im Fall einer Verurteilung bis zu einen Schauspieler und meint, er Firmenleiter weltweit das ModeTeamarbeit“ aus. Anfang der achtzehn Jahre Gefängnis drohen. könne in den USA durchaus vor wort von der „emotionalen Intelziger Jahre bedeuteten diese Ideen López hat sich in der ZwischenGericht gestellt werden. Es wäre ligenz“ im Mund führten und eine Revolution. zeit in seine spanische Heimat zudas erste Mal, daß ein Spanier an trotzdem an traditionellen EntAuf der Kehrseite stehen die rückgezogen. Dort hat die Staatsandie USA ausgeliefert wird. Spanien stoppt Blockade der EU-Osterweiterung Forderung nach Beibehaltung der Ausgleichszahlungen besteht jedoch weiterhin Madrid (hgk) – Spanien hat die Blockade der EU-Erweiterung aufgegeben und besteht nicht weiter darauf, bereits jetzt die Fortführung der Ausgleichszahlungen aus Brüssel garantiert zu bekommen. Statt dessen gibt sich Spanien mit inoffiziellen Erklärungen einiger anderer EU-Staaten zufrieden, die eine Klärung des Problems zu einem anderen Zeitpunkt versprechen. Ministerpräsident José María Aznar sowie sein Außenminister Josep Piqué pochten bis zuletzt auf die Fortzahlung der EU-Strukturhilfen und des Kohäsionsfonds, auch nach einer voraussichtlich 2006 in Kraft tretenden Osterweiterung. Gleichzeitig blockierten sie den deutschen Vorschlag, die Niederlassungsfreiheit für Arbeitnehmer aus den neuen osteuropäischen Partnerländern innerhalb der EU um sieben Jahre nach dem Eintritt zu verschieben. Wenn in der EU über den deutschen Vorschlag debattiert werde, müßten auch Spaniens Hilfsleistungen thematisiert werden, forderten Vertreter der spanischen Delegation. Mit dieser Taktik hatte die spanische Regierung nicht nur das deutsch-spanische Verhältnis stark belastet, sondern sich auch innerhalb EU fast völlig isoliert. Nur Silvio Berlusconi unterstützte seinen Freund Aznar noch, nachdem auch Frankreich kein Verständnis für das Verhalten Spaniens gezeigt hatte. Selbst innenpolitisch wurde das Verhalten der Aznar-Regierung heftig kritisiert. Der spanische Ministerpräsident bezichtigte die Opposition daraufhin des unpatriotischen Verhaltens. Er wies den Vorwurf zurück, Deutschland mit seiner Blockade zu erpressen. Spanien bekommt bis 2006 voraussichtlich noch 42,9 Milliarden Euro aus dem Strukturfonds und zwölf Milliarden Euro aus dem Kohäsionsfonds. Aber auch Ostdeutschland bekommt im gleichen Zeitraum Strukturhilfen von 28 Milliarden Euro. Diese Fonds sollen den spanischen Forderungen zufolge auch danach weiterexistieren und zu den gleichen Kriterien verteilt werden. Andere Staaten wie Frankreich und Deutschland wollen dagegen die Strukturförderung wieder stärker bei den Einzelstaaten ansiedeln. Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte zur spanischen Forderung deutlich: „Das können wir uns nicht leisten.“ Gesundheitsministerin Celia Villalobos stößt bei ihrem Kampf gegen das Rauchen bei der eigenen Regierung auf taube Ohren. Auch ihr neuester Vorschlag, die Zigaretten aus dem bei der Berechnung der Inflationsquote herangezogenen „Warenkorb“ zu nehmen, wurde abgelehnt. Zigaretten machen 2,33 Prozent dieses „Korbes“ aus. Villalobos, selbst ehemalige Raucherin, erhoffte sich von einer solchen Maßnahme, daß die Regierung damit auch die Tabaksteuern schnell anheben könne, ohne die Preisstabilität negativ zu beeinflussen. Finanzminister Cristobal Montoro und Wirtschaftsminister Rodrigo Rato wollten die Tabaksteuer zunächst höchstens schrittweise bis 2004 auf nordeuropäisches Niveau anheben. Zeitungsberichten zufolge sterben in ganz Spanien jährlich rund 50.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Preise für Wohnungen explodieren Die Wohnungspreise auf Mallorca haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Auf den Balearen sind die Quadratmeterpreise für Wohneigentum einem Bericht der Zeitung El País zufolge von 104.380 Pesetas in 1997 auf heute 211.990 Pesetas gestiegen. Auch die Kanarischen Inseln haben deutliche Preissteigerungen verzeichnet. Dort kosten Wohnungen und Häuser jetzt im Schnitt 174.590 Pesetas, fast 70 Prozent mehr als 1997. Am teuersten ist Wohneigentum jedoch nach wie vor im nordspanischen Baskenland und in Madrid, wo der Quadratmeter über 255.000 Pesetas kostet. Marktexperten sehen auch in der Einführung des Euros am 1. Januar 2002 einen Grund für die stark steigenden Immobilienpreise. Offenbar werde beim Wohnungserwerb auch Schwarzgeld gewaschen, vermuten Immobilienbewerter. Ende der Krise bei Iberia-Tochter in Sicht In der Krise bei Aerolineas Argentinas kündigt sich eine Entspannung an. Der argentinische Wirtschaftsminister Domingo Cavallo hat die von der spanischen Staatsholding „Sepi“ geforderte Zahlung der seit April ausstehenden Gehälter der Angestellten der argentinischen Fluglinie, die 1990 von Iberia aufgekauft wurde, angekündigt. Die Staatsholding hatte mit der argentinischen Regierung die Sanierung des Unternehmens vereinbart, dabei jedoch zur Auflage gemacht, daß alle Gewerkschaften den Sanierungsplan unterzeichnen. 3,5 Millionen Online-Banker 3,5 Millionen Spanier, rund 30 Prozent aller spanischen Internet-Surfer, nutzen das Netz zum Online-Banking. 18,4 Prozent begnügen sich dabei lediglich mit Auskünften zu Bankkonten, rund zwölf Prozent geben dagegen auch ihre Überweisungen per Internet in Auftrag, ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstitut Opinatika. Die bevorzugten Internet-Banken der Spanier sind BBVA/uno-e sowie die Sparkassen La Caixa und Caja Madrid. Börse 78 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 Allianz legt Angebot für Dresdner vor Für zehn Dresdner-Bank-Aktien würden den Anteilseignern eine AllianzAktie und 200 Euro in bar geboten, teilte die Allianz mit. Das Angebot starte sofort und laufe voraussichtlich bis zum 13. Juli. Damit blieb es erwartungsgemäß bei dem bereits früher angekündigten Gebot. Vertreter von Kleinaktionären hatten zwischenzeitlich gefordert, die Allianz solle die Barkomponente noch einmal aufstocken. Der Vorstand der Dresdner Bank empfahl den Aktionären, das Angebot anzunehmen. Mit dem Übernahmeangebot gab die Allianz auch erstmals Zahlen für die zu erwartenden Synergieeffekte der Fusion bekannt. Bereits im Jahr 2002 werde man einen positiven Effekt von 290 Millionen Euro erzielen. Dieser Wert soll dann kontinuierlich auf jährlich 1,1 Milliarden Euro nach dem Jahr 2006 gesteigert werden. Bankgesellschaft braucht mehr Geld Die Bankgesellschaft Berlin braucht weit mehr Kapital als bisher angenommen. Drei Tochterfirmen müssen Wertberichtigungen in Milliardenhöhe vornehmen. Die von Konzernchef Wolfgang Rupf am 23. Mai genannten vier Milliarden Mark seien bereits wieder Makulatur, berichtet die Berliner Zeitung. Die landeseigene Holding sei nicht in der Lage, die Immobilien-Dienstleistungstochter IBAG mit dem im Januar zugesagten Eigenkapital von knapp einer Milliarde Mark auszustatten. Auch die Wertberichtigungen bei den Konzerntöchtern Landesbank (LBB) und Berlin Hyp fallen deutlich höher aus als erwartet. Allfinanz-Pläne offenbar gescheitert Die Deutsche Bank wird offenbar keine Kooperation mit dem französischen Versicherungskonzern Axa eingehen. Damit ist der Allfinanztraum wieder in weite Ferne gerückt. Die Gespräche zwischen den beiden Unternehmen wurden abgebrochen. Die Deutsche Bank ist der Meinung, daß Axa ihnen zu wenig zu bieten habe. Axa war vor allem an der Versicherungstochter der Deutschen Bank, dem Deutschen Herold, interessiert. Die Deutsche Bank hat schon länger signalisiert, daß diese nicht zum Verkauf steht. Durch das Scheitern der Gespräche steht die Deutsche Bank weiter ohne einen großen Versicherungspartner da. Die Versicherung Axa hätte Zugriff auf 50 Millionen Versicherungskunden gebracht. Ikea: Entdecke die Börsen-Möglichkeiten Das schwedische Möbelhaus bricht mit einer ehernen Tradition. Nach 58 Jahren könnten jetzt erstmals Teile des Unternehmens an die Börse gebracht werden. Der 75jährige Gründer des Möbelkonzerns, Ingvar Kamprad, sagte bei einem Wirtschaftstreffen in Göteborg, man erwäge, Aktien für den Immobilienzweig der Ikea oder die Industriegruppe Swedwood auszugeben. Auch der Börsengang des Finanzhauses Ikanobank, das Ikea und der Familie Kamprad gemeinsam gehört, sei möglich. Der Kern des Unternehmens, die internationale Möbelkette mit 140 Häusern in 22 Ländern, soll laut Kamprad aber keinesfalls durch Aktienausgabe geöffnet werden. Der Brief aus New York Faik Giese, Niederlassungsleiter Palma de Mallorca Hornblower Fischer AG Calle San Cayetano, 4 E-07012 Palma de Mallorca Tel.: 971 213 523 (Esp.) Tel.: (+49) 69-92022 240 (D) E-mail: office-mallorca@hornblower.de www. hornblower.de Die internationale Wertpapierhandelsbank Hornblower Fischer AG berät Institutionen, Vermögensverwalter und private Kapitalanleger bei Börsengeschäften. Die Niederlassung in Palma bietet eine umfangreiche Betreuung auch auf Mallorca. Ilja Perschbacher, Financial Consultant Palma de Mallorca Flughafen Frankfurt am Main – Ready for take off? Neue Kapazitäten durch Ausbau der Landebahn bis zum Jahr 2006 Es ist wieder soweit! Mit der vermeintlich zunehmend freundlicheren Börsenstimmung, wie wir sie in den letzten Wochen gesehen haben, stehen wieder neue Börsenaspiranten auf dem IPO-Kalender. Neben dem vollzogenen Börseneintritt von Müller, lila Logistik und GCI, wollen in der kommenden Woche nun World of Medicine, Essanelle, Zentaris und Fraport auf das Börsenparkett drängen. Mit Fraport erwartet die Aktionäre ein echtes Börsenschwergewicht. Legt man die mittlere Bookbuilding-Spanne zugrunde, dann ist Fraport nach dem Börsengang, der ausschließlich durch eine Kapitalerhöhung generiert wird, fast drei Milliarden Euro Marktkapitalisierung wert. Die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens ist dabei nicht nur im heimischen Frankfurt aktiv. Fraport ist auch gefragter Partner bei Planung, Entwicklung und Betrieb neuer Terminal- und Flughafenprojekte in aller Welt. Die Frankfurter sind zusammen mit der Amsterdamer Schiphol-Gruppe über ein Joint Venture an den Flughäfen von Brisbane (Australien) und Hongkong beteiligt. Zudem ist das Know-how des Airport-Konzerns an mehr als 40 anderen Standorten in der Welt gefragt. Mit den Erlösen aus dem Börsengang plant die Betreibergesellschaft jedoch, ihre Aktivitäten am Frankfurter Flughafen auszubauen. Durch eine neue Landebahn könnte die Passagierkapazität um rund 40 Prozent, die Zahl der Flugbewegungen auf bis zu 120 (derzeit maximal 78) pro Stunde gesteigert werden. Dieser Ausbau ist zwingend erforderlich, um in der internationalen Liga weiter groß mitzuspielen. Aber genau dieser Ausbau der Landebahn könnte zum Zankapfel werden, denn Anlieger haben bereits massiven Widerstand angekündigt. Fraport kann jedoch mit Rückhalt aus der Politik rechnen, die sich deutlich für eine Kapazitätserweiterung ausgesprochen hat. Denn auch nach dem IPO ist Fraport mit 74 Prozent mehrheitlich immer noch durch den Bund, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt vertreten, die den zwingenden Ausbau des Flughafens im eigenen Sinne unterstützen werden. Und vielleicht bilden sich als Pendant zu den privaten Airport-Gegnern demnächst sogar einige private Pro-Flughafenausbau-Vereinigungen, bestehend aus Aktionären aus dem Rhein-Main-Gebiet, die mit der bevorrechtigten Zuteilung gelockt wurden und in ihrer Hingabe für die Wertsteigerung ihres Portfolios agieren. Stephan Genske Entwicklung der wichtigsten Börsen seit Jahresbeginn Euroland Belgien Deutschland Finnland Frankreich Irland Italien Niederlande Österreich Portugal Spanien Dänemark England Griechenland Norwegen Schweden Schweiz USA USA Japan Schlusskurs 29.12.00 4.772,39 3.024,49 6.433,61 13.033,74 5.926,42 5.722,53 43.719,00 897,00 1.073,30 2.507,89 9.109,80 313,90 6.222,50 3.388,86 1.336,82 277,34 8.135,40 10.786,85 1.320,28 13.785,69 Euro Stoxx 50 Bel-20 Dax (Xetra) HEX CAC 40 Irish Overall MIB 30 CBS Allshare ATX-Index Lisbon BVL Ibex 35 DEN KFX FTSE 100 ASE Total Index Affärsvärlden Index*) SMI Dow Jones S&P500 Nikkei 225 Kurs 31.05.01 4.426,24 2.786,16 6.123,26 10.081,43 5.454,19 6.267,40 38.872,00 843,40 1.194,81 2.250,80 9.500,70 317,30 5.796,10 3.088,66 1.381,03 252,01 7.487,60 10.911,94 1.255,82 13.262,14 Veränd. gg. 29.12.00 -7,25% -7,88% -4,82% -22,65% -7,97% 9,52% -11,09% -5,98% 11,32% -10,25% 4,29% 1,08% -6,85% -8,86% 3,31% -9,13% -7,96% 1,16% -4,88% -3,80% Börsentermine Montag, 11. Juni SP zwischen 11. – 15. Juni SP 09:45 D zwischen 11. – 15. Juni D Dienstag, 12. Juni D 08:00 D 08:00 UK 10:30 D Mittwoch, 13. Juni SP 09:15 SP 09:15 UK 10:30 D Donnerstag, 14. Juni EU 12:00 EU 12:00 SP D zwischen 14. – 18. Juni D Freitag, 15. Juni F 08:45 US 14:30 US 15:15 D Leistungsbilanz März (in Euro) Industrieproduktion nsa April (YoY) Einzelhandelsumsätze real sa April (MoM) INDUS Holding AG: Bilanzpressekonferenz Feb.: 232,1 Mio. Mrz.: -3,7% Mrz.: -1,9% Leistungsbilanz April (in DEM) Handelsbilanz April (in DEM) Einzelhandelspreisindex Mai (MoM) Beiersdorf AG: Hauptversammlung Mrz.: 2,9 Mrd. Mrz.: 17,2 Mrd. Apr.: +0,5% Verbraucherpreisindex Mai (MoM) Verbraucherpreisindex EU-harmonisiert Mai (MoM) Arbeitslosenquote Mai Intershop Communications AG: Hauptversammlung Apr.: +0,5% Apr.: +0,4% Apr.: 3,2% EU12 Leistungsbilanz 1. Quartal (QoQ) (in Euro) EU15 Leistungsbilanz 1. Quartal (QoQ) (in Euro) Einzelhandelsumsätze April (MoM) Großhandelspreisindex Mai (MoM) Value Management & Research AG: Hauptversammlung Q4: -13,3 Mrd. Q4: -13,8 Mrd. Mrz.: +12,6% Apr.: +0,4% Warenhandelsbilanz April (in Ffr) Verbraucherpreisindex Mai Industrieproduktion Mai Gerresheimer Glas AG: Hauptversammlung Mrz.: 6,2 Mrd. Apr.: +0,3% Apr.: -0,3% YoY = Year over Year = im Jahresvergleich; MoM = Month over Month = im Monatsvergleich, k.A. Keine Angaben Die Baisse an der Technologiebörse Nasdaq könnte für einige Bankhäuser ein juristisches Nachspiel haben. So sollen bereits 21 Sammelklagen gegen Emissionsbanken von InternetFirmen von Aktionären bei Bundesgerichten in New York vorliegen. Auf der Liste der Beklagten stehen einige der renommiertesten Bankhäuser der Wall Street. Der Vorwurf: Sie sollen durch manipulative Verkaufsstrategien sichergestellt haben, daß die Aktienkurse von Internet-Firmen in der Zeit unmittelbar nach dem Handelsdebüt kontinuierlich steigen. Zugleich wird den Bankiers vorgeworfen, sie hätten von Kunden Provisionen in illegaler Höhe und Schmiergelder kassiert und ihnen im Gegenzug große Aktienpakete reserviert. Offenbar sehen einige Aktionäre dieser in letzter Zeit so geprügelten Internet-Firmen die Chance, sich einen Teil ihrer Kursverluste bei den Banken wiederzuholen. In den Verfahren geht es unter anderem um die Börsengänge von Firmen wie MP3.com, Marketwatch.com, DoubleClick und Ariba, die an der Technologiebörse zunächst spektakuläre Kursgewinne erzielt hatten, dann aber massiv an Wert verloren haben. Wären die Sammelklagen erfolgreich, könnten alle jetzigen und früheren Aktionäre der Dot.com-Firmen Milliarden Dollar an Schadenersatz erhalten. Die beschuldigten Banken sind sich keiner Schuld bewußt. „Wir halten die Klagen für gegenstandslos und werden uns energisch verteidigen“, sagte ein Sprecher von Credit Suisse First Boston. Der Brief aus Frankfurt Es gibt Reden, die bewegen. Und es gibt Reden, die nur Zeit stehlen. Was Telekom-Chef Ron Sommer seinen Aktionären auf der Hauptversammlung angeboten hat, gehörte eher zu der zweiten Kategorie. Es war keine Reaktion auf die berechtigten Sorgen der Anteilseigner, wie es zu erwarten gewesen wäre. Der Telekom-Chef zog es vor, unbeirrt emotionslos und gewohnt aalglatt, die immer gleichen Floskeln zu verlesen. Nicht verwunderlich, daß der Chef eines Unternehmens den Kurs seiner Aktie „absolut unbefriedigend“ findet, wenn dieser seit seinem Höchststand um 75 Prozent eingebrochen ist. Aber wo sind die Signale, daß es wieder Gutes zu erwarten gibt vom Ex-Monopolisten? Wo sind harte Fakten? Sommer lamentierte nur: VoiceStream sei der richtige Kauf zum richtigen Zeitpunkt, UMTS werde ganz sicher ein Erfolg, bei T-Online und der Qualität der Telekom-Leistungen gebe es nur Gutes zu berichten. Zweifel am Erfolg der UMTS-Technologie ließ Sommer einfach nicht gelten. Hier sind ihm seriöse Analysen offenbar nicht mehr wichtig. Auch die herbe Kritik am Mißmanagement von T-Online und dem Service der Telekom wich der Konzernchef wie ein Politiker aus. Wahrscheinlich hat Ron Sommer noch nie einen Telefonanschluß bei seinem Unternehmen beantragt. Nicht ein selbstkritisches Wort konnte man von ihm hören, angesichts der peinlichen Korrektur der eigenen Konzernzahlen. Zwei Milliarden Mark aus der Bilanz zu streichen, das war nach Sommers Lesart ein ganz normaler Vorgang. Zumindest hier hätte der Telekom-Chef die Sensibilität für die Sorgen der Aktionäre beweisen müssen. Börse Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 79 Technologieparks für junge Firmen Mit über 350 Einrichtungen ist die Sättigung des Marktes erreicht Unternehmensneugründer stehen gerade in den ersten Jahren ihrer Existenz vor zahlreichen Problemen. Denn: Eine Business-Idee muß erst einmal umgesetzt werden, wobei viele strukturelle Aufgaben zu bewältigen sind. Finanzierung, Buchhaltung und geeignete Büroräumlichkeiten mit einem Mindestmaß multimedialer Ausstattung stehen auf der Prioritätenliste ganz oben. Letztere werden in sogenannten Technologieparks angeboten. Diese werden mit öffentlichen Mitteln der regionalen Wirtschaftsförderung finanziert. Nach der Eröffnung des ersten Gründerzentrums 1983 in Berlin wurden besonders nach der Wiedervereinigung Anfang der 90er Jahre viele der Einrichtungen als Mittel zur regionalen Wirtschaftsförderung aus dem Boden gestampft. Mit 350 Einrichtungen klingt jedoch so langsam der Boom der klassischen Technologieparks ab. Das hindert jedoch nicht die privaten Betreiber von derzeit 14 Technologieparks, die Bonner IVG und den Partner der TelekomTochter DeTe-Immobilien, daran, ihr Konzept, in fünf Jahren 100 IT-Parcs zu gründen, umzusetzen. Mit zwei neu erworbenen Technologieparks in den USA kann man auch internationale Erfahrung vorweisen. Anders als die staatlichen Technologieparks verfolgen IVG und DeTe kommerzielle Interessen. Dabei müssen die Parks, die nicht selbst betrieben werden, strikten Anforderungskriterien genügen. Interessierte Firmen bekommen, neben einer im Vergleich zu staatlichen Parks hochwertigeren Ausstattung ihrer Büroräume, Zusatzleistungen rund um die Immobilie, damit sie sich ganz auf das ureigene Geschäft konzentrieren können. Angestrebt werden außerdem Verbindungen zu Hochschulen oder wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort. Bevorzugte Mieter sind Unternehmen der Branchen Telekommunika- Tip Das Börsenforum: Jeden Monat in Palma de Mallorca Das Börsenforum ist eine unverbindliche Gesprächsrunde für Börseninteressierte vom Einsteiger bis zum Profi. Nächstes Börsenforum: Donnerstag, 5. Juli, 19.30 Uhr Yachthafen Real Club Náutico Palma de Mallorca Thema des Abends: Alternative Investments tion, Energie- bzw. Elektrotechnik, Mikroelektronik, Biotechnologie, Medizintechnik und Medien. Die Einnahmen der IVG und der DeTe stammen zum größten Teil aus Mieterträgen. In den USA hingegen verzichten viele Betreiber von Technologieparks, wenigstens für einen gewissen Zeitraum (um die zwei Jah- re), auf die zu entrichtende Miete. Allerdings müssen die Existenzgründer den Betreibern Beteiligungen zwischen zwei und fünf Prozent ihres Unternehmens überschreiben. Das führte in den Jahren, in denen junge Unternehmen aus dem IT- beziehungsweise Biotechnologiebereich nur so an die Börse drängten, zu enormen Einnahmen. IVG und DeTe verfolgen mit den IT-Parcs das Ziel einer langfristigen Kundenbindung. Hierbei spielt die wirtschaftliche Entwicklung der Firmen eine eher untergeordnete Rolle. Durch die alleinige Fokussierung auf Miet- bzw. Serviceeinnahmen ist Planungssicherheit gewährleistet. Das Geschäft mit Gewerbeimmobilien ist das Kerngeschäft des Bonner IVG-Konzerns, der mit Immobilien im Wert von rund drei Milliarden Euro zu den Marktführern in Europa zählt. Auch mit den Technologieparks hat man sich bereits eine führende Stellung in Europa gesichert. IVG strebt mit seinen Investitionen in ITParcs eine Rendite zwischen sieben bis zehn Prozent an. Der Partner des Immobilienkonzerns, die DeTe Immobilien, bewirtschaftet derzeit 34 Millionen Immobilien der Muttergesellschaft Deutsche Telekom und zunehmend auch von externen Kunden. Die Gesellschaft setzt 3,8 Milliarden Mark um. Wie lohnend das Geschäft mit Technologieparks sein wird, hängt sicherlich in erster Linie von der Anzahl der Existenzgründungen ab. Derzeit ist der Bedarf an adäquaten Büroräumen hoch. 16 15 14 13 12 Jun 00 Jul 00 Aug 00 Sep 00 Oct 00 Nov 00 Dez 00 Nov 00 Dez 00 Kinowelt: Der Chart des am Neuen Markt gelisteten Medienkonzerns Kinowelt ist einmal mehr Beispiel dafür, wie einstige Börsenlieblinge abstürzen können. Die Zahlen waren weit schlechter als erwartet. Bei einem Umsatz von 71 Millionen Euro wurde im ersten Quartal ein Netto-Verlust von 33 Millionen Euro erwirtschaftet. Allerdings: Durch den Verkauf von Aktien an den kanadischen Filmproduzenten Alliance Atlantis ist demnach ein Buchverlust von 17 Millionen Euro entstanden. Besonders prekär ist, daß Kinowelt von seinem für teures Geld erworbenen Filmpaket keinen ein- zigen größeren Filmlizenz-Abschluß tätigen konnte. Kinowelt will sich nun durchgreifend umstrukturieren. Negativ auf den aktuellen Kursverlauf könnten sich auch die Ermittlungen des Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel auswirken. Bislang unbekannte Anleger hatten, unmittelbar vor der Bekanntgabe einer Gewinnwarnung am 23. März, 2,8 Millionen Aktien verkauft. Nun hat die Behörde eine förmliche Untersuchung auf Insiderhandel eingeleitet. Längerfristig könnte die Aktie schlechter als der Neue Markt laufen. Ein Neuengagement in Kinowelt scheint daher sehr risikoreich. Kinowelt Media AG Euro 70 60 50 40 30 20 10 0 Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dez Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 00 00 00 00 00 00 00 00 00 01 01 01 01 01 01 Kinowelt AG: Schlechter Kursverlaiuf des einstigen Börsenlieblings Alcatel Optronics: Gewinn niedriger als erwartet IVG Immobilien AG Euro Kinowelt AG: Nach der Umstrukturierung wieder rentabel? Jan 01 Feb 01 Mrz 01 IVG-Immobilien-AG: Gewerbeimmobilien sind das Kerngeschäft der Bonner Gesellschaft Apr 01 Mai 01 Jun 01 Die auf optische Netzwerk-Komponenten spezialisierte Tochter des französischen Telekom-Ausrüsters Alcatel hat die Erwartung für das Umsatzwachstum 2001 von plus 50 Prozent auf nur noch plus 20 Prozent bis plus 25 Prozent reduziert. Grund ist das unerwartet schwache Geschäft bei Untersee-Netzwerken, das im Vorjahr einen Umsatzanteil von 43 Prozent beisteuerte. Zu den deutlich verschlechterten Perspektiven tragen auch Auftragsstornierungen in den USA bei. Bei den neuen Planzahlen handelt es sich nach Angaben des Unternehmens um ein „Worst Case Szenario“. Mit der sehr konservativen Schätzung trägt man dem aktuell eingetrübten Umfeld Rechnung. Allerdings wird Alcatel Optronics damit immer noch deutlich über dem Marktdurchschnitt wachsen. Das Unternehmen ist im Weltmarkt sehr gut positioniert und sollte von einer Verbesserung des Umfelds überdurchschnittlich profitieren. Allerdings muß die immer noch geringe Akzeptanz der als „Tracking Stock“ konzipierten Aktie im Markt gesehen werden, die zu einem dauerhaften Bewertungsabschlag und einem verminderten Interesse bei Investoren führen kann. Kultur 90 Palma Kurier Freitag, 8. Juni 2001 „Ganz nackte Körper sind langweilig“ Willi Kissmer malt fotorealistische Halbakte und faltenwerfende Kleider Den Faltenwurf von Stoffen zu malen gehört seit jeher zu den Standard-Übungen während der Künstler-Ausbildung. Der Duisburger Maler Willi Kissmer hat daraus eine Passion gemacht. Niemand malt so akribisch textile Falten wie er. In Andratx ist jetzt eine Auswahl seiner spektakulärsten Motive zu sehen. Von André Ohren Andratx – Den Künstler Willi Kissmer einen „Schimanski“ der Kunst zu nennen, klingt vielleicht etwas daneben. Und doch ist etwas daran. Denn beide stammen aus dem Ruhrpott, aus Duisburg, und beide haben es mit den Falten. Nur: Was sich bei Schimanski im Gesicht und auf dem legendären Parka abspielte, das findet man bei Kissmer auf der Leinwand. Der 1951 in Duisburg als Sohn eines Minenarbeiters geborene Willi Kissmer gilt als Faltenexperte. Freilich malt er nicht nur Falten. Ein Großteil seiner hochformatigen Acryl-Gemälde besteht aus erotischen Motiven. Aber auch darauf finden sich in Falten geworfene Kleidungsstücke, meist so positioniert, daß nicht eindeutig zu klären ist, worauf es in diesem Bild ankommt: Auf den scheinbar makellosen Körper der Schönen oder auf das faltige Kleidungsstück, das diesen nur dürftig bedeckt. Kissmers Geschichte ist nicht untypisch für die Generation, deren Lebenswege sich in den 70er Jahren ebneten. 1980 entschied er sich, den Versuch, als Rockmusiker Karriere zu machen, aufzugeben. Immerhin finanzierte er als Gitarrist in der Gruppe „Bröselmaschine“ sein Studium der Freien Grafik an der Essener Folkwangschule. Noch heute stehen die alten Fender-Gitarren in seiner Wohnung. Bald malte Kissmer fotorealistische Motive für Discotheken, mehr zur Übung als zum Geldverdienen. Erste Anerkennung erwarb er sich mit Abbildungen trister Ecken, Gebrauchsanweisung für Portugal Häuser und Straßenzüge der Ruhrmetropole. Der Erfolg als Künstler stellte sich aber erst ein, als Kissmer begann, Falten zu malen. Die ersten Tuchbilder entstanden um 1984. Der junge Künstler malte Textilien so genau und wirklichkeitsgetreu, als liege das Stück leichten Stoffes wirklich auf der Leinwand. „So akribisch wie ein Geldfälscher malt Kissmer seine Falten-Landschaften. Die geschulten Augen registrieren im Stoff die winzigsten Verwerfungen, menschliche Gesichtszüge und einen magischen Mikrokosmos von Falten“, schwärmte ein Kritiker über Kissmers Bilder. Studienreisen führten Kissmer durch den gesamten Mittelmeerraum und nach Südamerika. Den bleibendsten Einfluß aber hatte die Kunst Asiens auf sein Schaffen. Deren „kompositorische Zurückhaltung“ und „starke Spiritualität“ gepaart mit „diszipliniert und effektiv eingesetzten gestalterischen Mitteln“ bestimmen bald auch die Ästhetik seiner eigenen Arbeiten. Dennoch ist der Künstler dem Ruhrpott treu geblieben. Er lebt und arbeitet seit 1989 in einem alten, 33 Meter hohen Kohle-Förderturm in Duisburg-Homberg. Als eine seiner Hauptinspirationsquellen nennt Kissmer gerne seine Freundin und Muse Beate, die ihm seit über 20 Jahren Modell steht. Die Darstellung des nackten Körpers finde er „langweilig“, hat Kissmer einmal bekannt. „Diese Klasse von Nacktheit mag ich nicht. Ich finde es erotischer und attraktiver, wenn der weibliche Körper sich gegen einen leichten Stoff abhebt. Wenn der Stoff zum Detektor dessen wird, was er selbst verdeckt und was darunter atmet“, so Kissmer. Erst durch die Verbindung mit Stoff bekomme Nacktheit Vielfalt. Der Körper artikuliere sich durch den Stoff. Willi Kissmer, Galerie Hella Maria Höfer, Calle Isaac Peral 52, Andratx, bis 7. Juli. Halbakt von Willi Kissmer:Kunstvolle Falten machten ihn erfolgreich Foto:PK Das geheime Alphabet Der Künstler Sineu stellt in der Galerie Espai aus Schrift wird zur Kunst: Joan Ramis alias Sineu Foto: Nerho Wowis Buchladen Cas Concos (ohr) – Sineu, wie das kleine Weindorf, nennt sich der mallorquinische Künstler Joan Ramis. Jetzt widmet ihm die Galerie Espai in Cas Concos eine Ausstellung. Unter dem Titel „Mensajes“ (Botschaften) präsentiert Sineu eine Reihe seiner aktuellen Arbeiten auf Leinwand, Papier und Keramik. Das Besondere: Die Ausstellung bezieht den Besucher aktiv ein. Der 1965 in Manacor geborene Sineu hat die Kunstfakultät in Barcelona absolviert. Basis seines aktuellen Werkes ist eine ausführliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Philosophien und Religionen. Seit zehn Jahren arbeitet der Künstler an einer Art Alphabet. Es besteht aus 22 Zeichen, die ihren Ursprung im Tarot und in der mediterranen Kultur haben und sich außerdem auf die Gedankenwelt des mallorquinischen Philosophen Ramón Llull beziehen. Mit Hilfe der 22 Zeichen will Sineu dessen Thesen in Bilder umsetzen. Gerade hat das Museum Casal Solleric in Palma seine große Ausstellung unter dem Titel „Ars Brevis“ abgeschlossen. Sineus „Botschaften“ sind demnach Kunst und Schrift zugleich. Eine Tatsache, die die Espai-Galeristin Ann-Kathrin Seif nutzt und die Ausstellungsbesucher zum aktiven Gestalten bittet. Ob dabei gleich ein Kunstwerk oder nur eine kurze Mitteilung entsteht, sei dahingestellt. „Wir laden den Besucher ein, seine eigenen Nachrichten mit Hilfe des Alphabets von Sineu auf Papier zu bringen“, so die Galeristin AnnKathrin Seif. „Mit Hilfe einer Anleitung, mit Stempeln, Papier und Keramikwürfeln kann jeder seine eigenen mensajes schreiben.“ „Mensajes“, Ausstellung bis 18. Juli, Galerie Espai, Calle Sant Pau 12, Cas Concos. Es gibt Zeiten, da fällt einem die Insel auf den Kopf. Da braucht man Luftveränderung. Zwei neu erschienene, etwas ungewöhnliche Reiseführer inspirieren zum Trip auf das spanische und portugiesische Festland. Eine farbige und anregende Lektüre sind die „Literarischen Reisebilder aus dem maurischen Spanien“ von Rolf Neuhaus und Jesús Serrano. Zusammen mit älteren und jüngeren arabischen Dichtern sowie europäischen, amerikanischen und natürlich spanischsprachigen Autoren fahren wir durch Andalusien. Die Straße von Gibraltar und die Küste Málagas entlang in die Berge nach Ronda, atmen in den Palästen und Gassen von Córdoba, Sevilla, Granada die süße Luft arabischer Poesie und Sinnlichkeit, reiten durch die Wüste nach Almería, schlendern in Zaragoza und Toledo durch Mythen und Weisheit, marschieren durch die Olivenhaine von Jaén und die Geschichte der Reconquista, pflücken in den Gärten von Murcia und Valencia Apfelsinen und Gedichte und kommen schließlich in die berberische Alpujarra. Entstanden ist ein farbiges und anregendes Reisebuch. Die Kunst der Autoren bestand darin, die mit bestechender literarischer Ausdruckkskraft formulierten Beschreibungen andalusischer Geschichte, Kultur und Landschaft an Hand der eigenen intimen Kenntnis des heutigen Andalusien zu neuem Leben zu erwecken. Das ist gelungen. Beim Wort „Gebrauchsanleitung“ durchzuckt manch Konsumenten ein Schreck. Denn sie sind in der Regel umständlich, mißverständlich und allenfalls eine Quelle unfreiwilliger Heiterkeit. Vielleicht litt deshalb die Länder-und Städte-Serie „Gebrauchsanweisung für...“ des Münchner Piper Verlag, einige Zeit unter Absatzschwierigkeiten. Unverdrossen blieben jedoch die Büchermacher ihrem Markenzeichen treu und legten, lediglich im Layout modernisiert, jedes Jahr neue Bände vor. Jetzt erschien Eckhart Nickels „Gebrauchsanweisung für Portugal. Der FAZ-Journalist und Schriftsteller ist seit vielen Jahren begeistert von Land und Leuten „jenseits des Touristen-Nirwana an der Algarve.“ Dem Reisenden bietet Portugal eine erstaunliche Vielfalt an Klimazonen und Landschaftstypen. Vom sonnenverbrannten Alentjo bis zum oft verregneten Gebirge im Nordosten an der Grenze zu Spanien. Böse Zungen behaupten übrigens, die Natur habe den Portugiesen die Berge geschenkt, damit die Wolken hier abregnen, und Spanien in der Dürre schmort. Nickel plaudert gescheit und oft amüsant von seinen persönlichen Erfahrungen beim „Essen, Trinken, Ausgehen und Unterkommen“. Es ist ein Buch für Portugal-Neulinge, und das sollte es ja auch werden. Wolfgang Winter Neuhaus/Serrano: „Andalusien“, KlettCotta Verlag 2001, 220 Seiten, 37,50 Mark Eckhart Nickel: „Gebrauchsanweisung für Portugal“, Piper Verlag 2001, 146 Seiten, 32 Mark Kultur Freitag, 8. Juni 2001 Palma Kurier 91 Alle wollen James ■ Szene Mallorcas Schauspielgruppe „accents“ hat das Musical „Der Auserwählte“ inszeniert Ein junger Mann soll innerhalb von zwölf Stunden heiraten. Wenn es ihm gelingt, ist er ein reicher Mann. Die in Deyá lebende Schauspielerin Maria Roxane hat das Musical mit deutschen, italienischen und österreichischen Inselbewohnern temporeich inszeniert. Palma (pk) – Was geschieht, wenn das Erbe des reichen Großvaters an eine Blitzhochzeit gebunden ist? Zu erfahren ist es in dem englischen Musical „The eligible male“ (deutsch: Der Auserwählte) von John Murdoch. Die deutsche Schauspielerin Maria Roxane hat es mit der internationalen Theatergruppe „the accents“ inszeniert. Darin geht es um arm und reich, um Geldgier und Romantik und um Helden, die gegen das System kämpfen oder sich daran bereichern. „Aber Helden haben immer auch eine unfreiwillige Komik“, sagt die Regisseurin Maria Roxane. Der schottische Theaterautor John Murdoch (62) hat es der 28jährigen Schauspielerin offenbar angetan. Erst vor wenigen Monaten spielte sie in dem Murdoch-Stück „Jennifer“ in Palma die Hauptrolle. In „Der Auserwählte“ ist die Moral erfreulich leicht verpackt und der Spaß garantiert. Murdoch steckt seine Akteure in ein Internat für höhere Töchter. Während James (Nicolas Neufcourt), der Sohn der Direktorin, selig schläft, erfährt seine Mutter (Luca Borsani) in der Anwaltskanzlei Fixler Neuigkeiten, die für viel Trubel sorgen werden. Das Millionen-Erbe ihres verstorbenen Schwiegervaters soll an Sohnemann James gehen; unter der Bedingung, daß dieser innerhalb der nächsten zwölf Stunden heiratet. Daß er den Grund für die eilige Vermählung nicht erfahren darf, erschwert die Lage nicht unerheblich. Bald nehmen die Internats-Schönsten das Projekt in Angriff. Die coole Vivian (Kristina Kofler), die verruchte Philomena („Eyle“) und das Naivchen Felicity (Maria Roxane) buhlen um die Gunst des schönen und tendenziell reichen James. In fünf Szenen spitzt sich das Chaos zu. Allein die süße Putzfrau Betty (Petra Streit ums Geld: Jazzfest abgesagt Das angekündigte 7. Jazzfestival von Cala d’Or findet nicht statt. Der Gelsenkirchener Veranstalter Rolf Wagemann und der Gemeinderat Cala d’Or waren laut Aussage von Bürgermeister Miguel Amengual über die Finanzierung des Festivals in Streit geraten. Der Ortsvorsteher spricht von „unsauberen Geschäftsmethoden“. Per Fax habe Wagemann die Veranstaltung schließlich abgesagt. Von dem Deutschen war keine Stellungnahme zu bekommen. Cala Millor Im Nebel in den Krieg geraten „¡Ay, Carmela!“ ist der Titel eines Theaterstückes, das im Kulturzentrum Sa Màniga zu sehen ist. Die Geschichte spielt zur Zeit des spanischen Bürgerkrieges. Die beiden Schauspieler Carmela und Paulino geraten bei Nebel in die Hände der Falange, mitten in den Krieg zwischen Republikanern und Faschisten. Die Soldaten zwingen sie, Theater zu spielen. Die Aufführung findet am Samstag, 16. Juni, um 22 Uhr statt. Palma Nova Mallorcas erstes Salsa-Tanzturnier Umgarnter Jüngling: James muß sich in nur zwölf Stunden zur Hochzeit entscheiden Zuwa) behält den Überblick. Die Musik zu den Liedern wird a cappella von einem spanisch, amerikanisch und deutsch besetzten Chor gesungen. Sie ist ein buntes Mosaik von Melodien und Rhythmen, das vom Chanson bis zum Rap reicht. „Der Auserwählte“ ist die erste Produktion der Theatergruppe „accents“, die seit Oktober 2000 in Palma besteht. Maria Roxane hat die englische Narretei geschickt umgesetzt und dabei die Unbefangenheit der Amateurschauspieler aus Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland betont. Hervorzuheben sind vor allem das italienische Feuerwerk Luca Borsani, die in der Rolle der Mutter überzeugt, Petra Zuwa, die die Putzfrau Betty grandios spielt und singt Foto: PK und Kristina Kofler (beide aus Österreich) als Vivian. Die Inszenierung wird auf englisch dargeboten. Weitere Vorstellungen sind geplant. Freitag, 8. Juni, im Theater Sa Nau in Palma, Calle Doctor Andres Feliu 23, Beginn: 22 Uhr, Eintritt: 1.500, ermäßigt 1.000 Pesetas. Kartenvorbestellungen unter Tel.: 971 20 14 08. Theater, Tanz und Film im neuen Gebäude Gemälde und Skulpturen in der Fundación Kühn gelingt es dem mallorquinischen Maler, die Farbigkeit sowie die Begeisterung und Schwärmerei, die sich in den Renaissance-Komödien widerspiegelt, dem Betrachter zu vermitteln. „Homenaje a Samuel Beckett“ (Würdigung an Samuel Beckett) nennt die Bildhauerin Maria Isabel Ballester ihre Skulpturen, die sie im Garten der Fundación aufgestellt hat. „Dort entfalten sie ihre ganze rituelle Attraktion und Expressivität“, sagt die Künstlerin über die Gesichter ihrer tragischen Figuren. „Meine fundamentalen Themen sind die Entwurzelung und die Einsamkeit der Menschen“, so Maria Isabel Ballester. Fundación Matthias Kühn, Calle Sol 12, bis einschließlich 6. August. In Palma Nova findet nächstes Wochenende das erste Salsa-Turnier Mallorcas statt. Stargast des Abends ist die kubanische Sängerin Lucrecia. Sie übernimmt die Moderation und wird auch ihre jüngste Platte vorstellen. Den Salsa-Abend organisiert die auf Mallorca lebende Sopranistin Amparo Depestre. Die beiden Künstlerinnen lernten sich bei Auftritten im mythischen Club Tropicana in La Habana kennen. Lucrecia wurde mit dem kubanischen Frauen-Orchester Anacaona international bekannt und lebt heute in Katalonien. Der erste Salsa-Wettbewerb beginnt am Samstag, 9. Juni, 23.30 Uhr im großen Festsaal „Gallery Club“ des Restaurants Rodeo Grill in Palma Nova. Artá Comedia del Arte Palma (pk) – Der Maler Cándido Ballester und seine Tochter Maria Isabel stellen ihre jüngsten Arbeiten in der Fundación Matthias Kühn in Palma aus. Cándido Ballester widmet sich in seinen Arbeiten der italienischen „Comedia del Arte“. „Die bekannten Figuren Harlekin, Pantaleon oder Colombina repräsentieren die menschliche Natur“, sagt Ballester. In seinen Bilder gebe er ihnen als Maler aber noch eine andere „spezifische“ Sicht. Seine Figuren haben spitze Gesichter und ein abgehacktes Lachen. „Es sind bittere Charaktere, gegensätzlich und tief menschlich“, so Ballester. Ballesters Strich ist kräftig, die erdfarbenen Töne Rot und Ocker dominieren auf seinen Bildern. So Cala d’Or „Ich warte auf Dich“: Skulptur von Maria Isabel Ballester Foto: PK Die Gemeinde Artá verfügt nun über ein eigenes Theater und Kulturzentrum. Vergangene Woche wurde das neue Gebäude im modernen Design mit einer großen Einweihungsfeier eröffnet. Der Direktor des Mehrzweckkomplexes Antoni Gomila plant neben Theater-, Ballett- und Musikveranstaltungen auch zahlreiche Filmprojektionen historisch bedeutsamer Werke. Das Angebot der Kunstförderung soll sowohl für Amateure als auch für professionelle Künstler interessant sein, so Gomila. Laut Bürgermeisterin Montserrat Santandreu ist für das kommende Jahr sogar die Gründung einer städtischen Theaterschule mit Kursen für Schauspielfans aus ganz Europa geplant. Die Finanzierung des Projekts ist allerdings noch nicht geklärt.