LIGHTS - L et V Verlag GmbH
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H H IG L I G H T S Fakten und Hintergründe – Das Onlinemagazin zur Gesundheitspolitik 10/12 : 25.4.2012 Schwerpunkt: AMG-Novelle Statements von: Einführung Seite 2 Impressum Seite 29 Biggi Bender 4 Birgit Fischer Bork Bretthauer 6 Henning Fahrenkamp Johann-Magnus v. Stackelberg 15 9 Marlies Volkmer Dokumentation Positionspapier der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSUBundestagsfraktion Seite 30 13 19 Harald Weinberg 21 Martin Weiser 23 Heinz-Günter Wolf 26 Boulevard Parlamentarischer Abend des BPI Seite 35 TK-Frühlingsempfang Seite 42 Abendveranstaltung des DRG-Forums Seite 50 >> EINFÜHRUNG >> Seite 2 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Am 26.4. beginnen mit der 1. Lesung im Bundestag die parlamentarischen Beratungen zum Entwurf eines „2. Gesetzes zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ (AMG-Novelle). Obwohl in dieser AMG-Novelle im Wesentlichen nur europäisches Recht umgesetzt wird, stand sie schon in der Endphase der Beratungen des GKV-Versorgungsstrukturgesetzes im Fokus politischer Überlegungen unterschiedlicher Akteure, sie mit noch mit weiteren Regelungen „anzureichern“. Da sie zustimmungspflichtig ist, für Gesundheitsgesetze seit der Föderalismusreform beinahe schon die Ausnahme, entscheiden die Länder mit, was das Verfahren komplizierter macht. Den Startschuss für die „heiße“ Diskussion um Ergänzungen der AMG-Novelle feuerte Jens Spahn am 23.1. mit dem Entwurf für ein „Positionspapier für weitere notwendige Regelungen im Rahmen der AMG-Novelle“ ab. In diesem Papier werden neue Regelungen zu AMNOG, Apotheken, Biosimilars / Generika in die Debatte geworfen. Die Reaktionen, vor allem in den Medien und der Krankenkassen, waren ablehnend bis empört. Jens Spahn reagierte heftig, z.B. mit dem Eintrag „bloß keine Medienschelte“ in seinem eigenen Blog vom 1.2. Etwa 2 Monate später, am 31.3., wurde ein „in der AG Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach eingehender Beratung und verschiedenen Expertengesprächen einstimmig beschlossenes Positionspapier“ öffentlich, das wir in dieser Ausgabe wegen seiner Bedeutung vollständig dokumentieren. Es ist nach wie vor ein Mixtum konkreter Forderungen, Prüfaufträgen, Klarstellungen, Merkposten und Grundsätzen und unterscheidet sich in einigen Punkten von der Erstfassung Jens Spahn: Neu zur AMNOG-Nutzenbewertung (= I. des Papiers) ist ein Passus zu Orphan Drugs, nach dem u.a. der Ausmaß des Zusatznutzens erst im Rahmen der Verhandlungen von GKV-SV und pharmazeutischem Unternehmen zu definieren ist. Neu ist auch ein Abschnitt zum gebotenen „partnerschaftlichen gegenseitigen Verständnis“, um die „gegebenen untergesetzlichen Spielräume im Sinne und Geiste des AMNOG“ zu nutzen. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> EINFÜHRUNG >> Seite 3 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Abgeschwächt wird die Forderung nach Einbeziehung des Bestandsmarkts. In „II. Apotheken“ wird die Bundesregierung explizit aufgefordert, „endlich einen (verfassungskonformen) abgestimmten Vorschlag“ zum Verbot der Pick-Up-Stellen vorzulegen. „III. Biosimilars / Generika“ enthält einen neuen Vorschlag, nach dem Kassen und KVen auf regionaler Ebene Mindestquoten für die Verschreibung von Biosimilars vereinbaren sollen. Auch der Bundesrat hat in seiner insgesamt 74 Punkte umfassenden Stellungnahme vom 30.3. Forderungen formuliert, die über den arzneimittelrechtlichen Kern der Novelle hinausgehen, so z.B. ein Versandhandelsverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel. Die Länder haben sich außerdem einige Hauptforderungen der Industrie zur AMNOG – Arzneimittelbewertung zu eigen gemacht, etwa die regelmäßige Beteiligung der Zulassungsbehörde bei der Festlegung der Vergleichstherapie oder die vertrauliche Abwicklung der Preisabschläge. Der Bundesgesundheitsminister, der sich insgesamt in dieser Diskussion bisher zurückhält, hat in seiner Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates am 18.4. darauf hingewiesen, dass es u.a. wegen der Umsetzungsfrist des EURecht (21.7.2012) nur geringe Spielräume gebe, diesen Gesetzentwurf zu erweitern. Es wird sich allein deshalb wahrscheinlich schnell entscheiden, wie die AMG-Novelle insgesamt aussehen wird. Ein aufwendiges Vermittlungsverfahren kann sich das BMG nicht leisten. Aber warum hat man so lang mit der Umsetzung von EU Recht gewartet? Mittlerweile haben sich alle relevanten Verbände positioniert. Die vorliegende Ausgabe spiegelt mit ihren Statements und der Dokumentation die Spannbreite der Positionen zur AMG-Novelle wieder – von den Kernbestandteilen der Novelle, die auch strittig sind, bis hin zu den unterschiedlichen Weiterungen. Ihr highlights team H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 4 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Wettbewerb, Rabattverträge, kollektive Preisverhandlungen, Kartellrecht Biggi Bender MdB, Gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Rabattverträge Von Generikaherstellern werden insbesondere Rabattverträge mit Originalherstellern, die über den Zeitpunkt des Patentablaufs hinausgehen, als wettbewerbsbehindernd dargestellt. Diese Kritik wurde von Gesundheitspolitikern der Union in einem im Januar schnell vom Tisch gefegten, aber Ende März wieder auferstandenen Arzneimittelpositionspapier aufgegriffen. Wir Grünen wollten in einer Kleinen Anfrage von der Bundesregierung Näheres erfahren – dieser liegen jedoch keine Informationen vor, die eine differenzierte Bewertung von Rabattverträgen ermöglichen. Sie trifft dennoch die Schlussfolgerung, dass kein Handlungsbedarf besteht (siehe BTDrs. 17/9115). Ob die Annahme der Bundesregierung, dass Krankenkassen beim Abschluss von Rabattverträgen immer wirtschaftlich agieren, der Realität Stand hält, ist offen. Eine Überprüfung von außen ist schwierig, da die Konditionen von Rabattverträgen aus guten Gründen geheim bleiben. Gerade bei Rabattverträgen, die über H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 5 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums die Laufzeit eines Patents hinausgehen, ist jedoch auch kassenintern eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit schwierig. Es müssen spekulative Annahmen über den Markteintritt und die Preise von Konkurrenzprodukten getroffen werden. Ob diese Annahmen dann so zutreffen, ist unklar. Insofern kann ich nur hoffen, dass gerade bei solchen Verträgen kurzfristige Ausstiegsklauseln für die Kassen existieren, um auf die tatsächliche Marktsituation nach Patentablauf reagieren zu können. Die Behauptung der Bundesregierung, dass bestehende Rabattverträge mit Originalherstellern keinerlei Einfluss auf Markteinführung und -chancen eines Generikums haben sollen, ist schwer verständlich. Wenn Rabattverträge für ein Produkt in größerem Umfang von Kassen abgeschlossen wurden, dürfte dies zu einem relevanten Aspekt der Entscheidung von Generikaherstellern werden. Welchen Einfluss dies dann in der Realität haben wird, wird die Zukunft zeigen. Verträge mit Originalherstellern über die Laufzeit des Patents können für die einzelnen Krankenkassenn wirtschaftlich sein und dennoch langfristig volkswirtschaftlich mit negativen Folgen verbunden sein: Weniger Anbieter, späterer Markteintritt oder höhere Generikapreise könnten langfristig für alle Krankenkassen zu steigenden Kosten führen. Daher muss das Marktgeschehen genau beobachtet und, falls es hierfür Anzeichen gibt, politisch gehandelt werden – etwa in Form der gesetzlichen Begrenzung von Vertragslaufzeiten. Kollektive Preisverhandlungen Ebenfalls nicht im aktuellen Gesetzgebungsverfahren aufgenommen (obwohl von der Union im Positionspapier verbreitet) ist die von der Pharmaindustrie geforderte Geheimhaltung der ausgehandelten Erstattungspreise für neue Arzneimittel, deren Zusatznutzenbewertung abgeschlossen ist. Diese Forderung liegt in der Logik des AMNOG, das wir Grünen u.a. deshalb kritisiert haben. Dass zwischen GKV und Herstellern keine Preis-, sondern Rabattvereinbarungen abgeschlossen werden, war der Absicht geschuldet, die Gewinnchancen der Hersteller auf den Auslandsmärkten nicht zu beeinträchtigen. Hierbei verwundert mich die Blauäugigkeit der Hersteller – selbstverständlich wird der Erstattungspreis in anderen europäischen Ländern zukünftig Berücksichtigung finden – Vertraulichkeit hin oder her. Wer die entsprechenden Rabatte H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 6 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums nicht kennt, der wird grobe Schätzungen anstellen und mit diesen operieren. Spannend an dieser Debatte ist, dass sich die Koalition plötzlich zwischen den Stühlen zweier von ihr hofierter Lobbygruppen befindet. Da die Rabatte auch für die PKV, SelbstzahlerInnen und die Beihilfe gelten, würden diese bei einer Vertraulichkeit nicht mehr von den Rabatten profitieren. Auch der vom vfa in Auftrag gegebene Lösungsvorschlag – die Abwicklung über die „Zentrale Stelle zur Abrechnung von Arzneimittelrabatten“ schmeckt der Privaten Krankenversicherung nicht: PKV-Versicherte mit Selbstbehalten würden nur dann in den Genuss der Rabatte kommen, wenn sie ihre Rechnungen einreichen, um dann ggf. eine Erstattung zu erhalten. Ein zentrales Erstattungsverfahren riecht der PKV zu sehr nach GKV. Also wird es nicht zu einer Geheimhaltung kommen. Kartellrecht Das Gesundheits- und Wirtschaftsministerium plant, die Geltung des Wettbewerbsrechts auszuweiten. Dies wird von Kassenseite, aber auch von den Bundesländern etwa bzgl. der Fusion von landesweiten Kassen massiv kritisiert. Die Pharmaverbände wittern dagegen Morgenluft und fordern, das Kartellrecht explizit auch auf die Erstattungsbetragsverhandlungen nach § 130b SGB V zu beziehen. Die Hersteller zielen darauf, das Kartellrecht auch dort anzuwenden, wo Kollektivhandeln gesetzlich vorgeschrieben ist. Mit der Erweiterung der Befugnisse des Kartellamts wollen die beiden FDP-Minister Tatsachen schaffen. Dass das Instrumentarium des Wettbewerbsrechts für völlig andere Bereiche entwickelt wurde und nicht einfach auf die gesetzliche Krankenversicherung übertragen werden kann, ignorieren sie dabei. Viel sinnvoller wäre es, wenn sie sich an die Aufgabe machen würden, sozialrechtsspezifische Wettbewerbsregelungen zu entwickeln. HIGH LIGHTS Augenmaß gefragt Bork Bretthauer, Geschäftsführer Pro Generika Mit der aktuell diskutierten AMG-Novelle sollen die EU-Richtlinien zur Pharmakovigilanz und zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen in deutsches Recht umgesetzt werden. Pro Generika plädiert für ein System der Fälschungsbekämp- H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 7 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums fung, das sich an den tatsächlichen Risiken orientiert und den Verbrauchern damit maximalen Schutz bietet. Die Fälschungsrichtlinie sieht vor, dass künftig bestimmte Arzneimittel sowohl mit einer serialisierbaren Nummer auf der einzelnen Pakkung gekennzeichnet als auch mit einer Vorrichtung versehen sein müssen, die mögliche Manipulationen erkennbar macht. Dank der individuellen Nummer wird jede Arzneimittelpackung zum Unikat. Anhand eines Datenabgleichsystems wird in der Apotheke online geprüft, ob die jeweilige Pakkung auch von einem pharmazeutischen Unternehmer kommt. Erst wenn nachgewiesen ist, dass es keine Fälschung ist, darf die Apotheke das Arzneimittel abgeben. Welche Arzneimittel als fälschungsgefährdet und damit als kennzeichnungspflichtig anzusehen sind, will die EUKommission allerdings erst 2014 festlegen. Legaler Vertriebsweg in Deutschland ist sicher Pro Generika und seine Mitgliedsunternehmen bekennen sich ohne Wenn und Aber zur Arzneimittelsicherheit. Wer, wenn nicht die Hersteller selbst, haben das höchste Interesse daran, dass ihre Arzneimittel auch sicher zum Patienten gelangen? H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 8 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Deshalb haben Verband und Mitgliedsunternehmen gemeinsam mit Partnern im Markt die Initiative „securPharm“ gegründet, die ein Konzept zur praktischen Umsetzung der Fälschungsrichtlinie in Deutschland vorbereitet. Ob und inwieweit die Europäische Kommission das Konzept aufgreift, wird sich allerdings auch erst 2014 entscheiden. Doch allen Beteiligten ist klar: Das Risiko liegt nicht in den legalen Vertriebswegen, sondern im Bezug von Arzneimitteln aus unsicheren und illegalen Quellen (z. B. über dubiose Internetangebote). Diese aber werden von der EU-Richtlinie gar nicht erfasst. Angesichts der enormen Aufwendungen für ein System der Arzneimittelfälschungsbekämpfung in der legalen Vertriebskette – allein für Deutschland rechnet die EU-Kommission mit einem einmaligen Investitionsvolumen von rund 1,5 Mrd. Euro zuzüglich rund 100 Mio. Euro jährlicher Unterhaltskosten für das System – muss die weitere Ausgestaltung der Fälschungsrichtlinie entlang der zentralen Frage erfolgen: Welche Arzneimittel unterliegen nachweislich einem Fälschungsrisiko? Die Fakten, die bislang für Deutschland vorliegen, geben eine klare Antwort. Fälschungsgefährdet sind teure Arzneimittel und Lifestyle-Produkte. Laut Angaben des Bundeskriminalamts vom Dezember 2011 sind in Deutschland in vier Jahren lediglich sechs Fälle von Fälschungen in der legalen Kette aufgefunden worden (zum Vergleich: Im letzten Jahr wurden über 700 Mio. verschreibungspflichtige Arzneimittelpackungen abgegeben). Keines dieser Produkte war eine Totalfälschung, sondern sie enthielten den angegebenen Wirkstoff in einer gefälschten Aufmachung. Keines kostete unter 350 Euro. Kein Fall betraf Generika. Angesichts des Aufwandes, den Fälscher betreiben müssten, um ihre Ware in die legale Vertriebskette in Deutschland einzuschleusen, ist das nachvollziehbar. Die vorliegenden Erkenntnisse zeigen, dass Arzneimittel in der Preisklasse unter 100 Euro nicht fälschungsgefährdet sind. Abgeordnete des Europaparlaments haben bei der EU-Kommission völlig zu Recht nachgefragt, auf welche Fakten sich denn die Kommission bei ihren gesetzlichen Vorgaben bei der Fälschungsrichtlinie stützt. Die Antwort des zuständigen EU-Kommissars Dalli ernüchtert: Der Kommission liegen keine gesicherten Erkenntnisse zu Arzneimittelfälschungen in der legalen H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 9 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Vertriebskette in Europa vor. Auch in Bezug auf ein vermeintliches Fälschungsrisiko von besonders preisgünstigen Arzneimitteln, wie Generika, hat die Kommission keine Erkenntnisse. Das aber hält die EU-Kommission nicht davon ab, in den Raum zu stellen, dass alle Arzneimittel, die ab Werk zwei Euro kosten, als „teuer“ und damit fälschungsgefährdet anzusehen sind. Der Wert „zwei Euro“ ist mithin rein willkürlich gegriffen und folgt keiner faktenbasierten Risikoanalyse. Schon gar nicht werden die Implikationen erwogen, die dies insbesondere für preisgünstige Arzneimittel hat. Für eine Gesetzgebung mit Politikfolgenabschätzung Schon jetzt kann man sagen, dass eine so restriktive Auslegung der Fälschungsrichtlinie nicht nur an der Wirklichkeit vorbei geht, sondern auch sehr teuer würde. Die Industrie wäre naturgemäß gezwungen, ihre Mehrkosten an die Krankenkassen und damit letztlich an die Patienten weiterzugeben. Insbesondere in rabattvertragsgeregelten Wirkstoffmärkten haben Generikaunternehmen keine „Luft“ mehr für zusätzliche Effizienzreserven. Bei jeder Umsetzung von EU-Richtlinien in deutsches Recht hat der nationale Gesetzgeber Gestaltungsspielräume. Pro Generika appelliert daher an das BMG, sich in Brüssel für ein wirksames, effizientes und vor allem bürokratiearmes System der Fälschungsbekämpfung einzusetzen, das auf die tatsächlich fälschungsgefährdeten Arzneimittel abzielt. Das wird den Verbraucherschutz mehr befördern als die aktuelle Brüsseler Symbolpolitik. HIGH LIGHTS Die „16. AMG-Novelle“ ist da! Wird nur EU-Recht umgesetzt? Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) Als das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Dezember letzten Jahres die sogenannte „16. AMG-Novelle“ auf den Weg gebracht hat, war es vorrangiges Ziel, europäisches Recht umzusetzen – namentlich die Pharmakovigilanz(Richtlinie 2010/84/EU) und die Fälschungsrichtlinie (Richtlinie 2011/62/EU). H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 10 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Ziel dieser Regelungen ist es, die Arzneimittelsicherheit weiter zu optimieren. Außerdem musste das Heilmittelwerbegesetz an die europäische Rechtsprechung angepasst werden. Doch dabei beließ es das Ministerium nicht. Mit einschneidenden Maßnahmen wie dem Ausschluss von pharmazeutischem Sachverstand aus dem Sachverständigen Ausschuss für Verschreibungspflicht oder den Möglichkeiten für Landesbehörden, massiv in die Produktion von pharmazeutischen Unternehmen einzugreifen, ging das Ministerium weit über die europäischen Vorgaben hinaus. Wie jetzt der Bundesrat sagt, zu weit, denn seine Änderungsanträge sollen die Vorschläge teilweise wieder zurücknehmen. Pharmakovigilanzrichtlinie Hinsichtlich der Pharmakovigilanz sollen die Anforderungen an die Hersteller massiv ausgeweitet werden: Die Meldepflichten für Verdachtsfälle von Arzneimittelrisiken werden erheblich erweitert. Alle schwerwiegenden vermuteten Nebenwirkungen müssen innerhalb von 15 Tagen, vermutete nichtschwerwiegende Nebenwirkungen, die in der EU auftreten, innerhalb von 90 Tagen gemeldet werden. Mit der neuen Legaldefinition einer Nebenwirkung werden auch unerwünschte Wirkungen mit eingeschlossen, die bei Medikationsfehlern sowie bei H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 11 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums nicht-bestimmungsgemäßem Gebrauch auftreten können. Ferner sehen neue Risikomaßnahmen vor, dass nach und bei der Arzneimittelzulassung Anordnungen durch die zuständige Bundesoberbehörde zur Durchführung von neuen Unbedenklichkeits- und Wirksamkeitsprüfungen getroffen werden können. Insbesondere bei den bürokratischen Maßnahmen sollte der Gesetzgeber genau darauf achten, dass hier nicht weit über das Notwendige hinaus Reglementierungen eingeführt werden, teilweise auch solche, die nicht nur überflüssig, sondern sogar kontraproduktiv sein können. Fälschungsrichtlinie Für besonders fälschungsgefährdete Arzneimittel sehen die neuen Regelungen Sicherheitsmerkmale zur Authentifizierung und Identifizierung einzelner Arzneimittelpackungen vor. Die Anforderungen werden durch die Anpassung des Arzneimittelgesetzes, der Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung und der Betriebsverordnung für Arzneimitteigroßhandelsbetriebe umgesetzt. Die Einzelheiten werden jedoch erst in sogenannten delegierten Rechtsakten der EU-Kommission festgelegt, wonach ein risikobasierter Ansatz verfolgt wird. Es sind grundsätzlich nur verschreibungspflichtige Arzneimittel von dieser Regelung betroffen. OTC-Arzneimittel sollen grundsätzlich ausgenommen sein. Wobei es für beide Kategorien im Sinne des risikobasierten Ansatzes Ausnahmelisten geben soll. Es sind Übergangsvorschriften von bis zu vier bzw. sechs Jahren vorgesehen, sodass nicht vor dem Jahr 2017 mit einer Pflicht zur Aufbringung von Sicherheitsmerkmalen zu rechnen ist. Die Herstellerverbände, der pharmazeutische Großhandel und die Apotheker in Deutschland werden die Umsetzung der Vorgaben im Pilotprojekt securPharm erproben. Heilmittelwerbegesetz Das Heilmittelwerbegesetz (HWG) wird im Sinne der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) weiter an die Erfordernisse der informierten Öffentlichkeit angepasst. Die Änderungen sind längst überfällig. In Anpassung an das sogenannte „Gintec-Urteil“ des EuGH werden die sogenannten Publikumswerbeverbote neu gefasst. Die restriktiven Werbeverbote für Arzneimittel in Paragraph 11 HWG werden an die Regelungen in der Richtlinie 2001/83/EG angepasst. Verkaufskataloge und Preislisten für Arzneimittel sollen vom Anwendungsbereich des HWG ausgenommen werden. Zudem werden weitere Anpassungen H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 12 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums an das europäische Recht vorgenommen: Die Packungsbeilage, die Fachinformation und der Beurteilungsbericht über verschreibungspflichtige Arzneimittel, also die behördlich autorisierten Texte, sollen im Internet bereitgestellt werden können. Anders als vielfach behauptet geht es also nicht um die Freigabe der Werbemöglichkeit für pharmazeutische Unternehmen, sondern vielmehr um die sinnvolle Information und die Möglichkeit, Studien für eben diese Information zu nutzen. Weitere Änderungen Der Gesetzgeber sieht aber auch weitere Änderungen vor, die nicht auf europäisches Recht zurückgehen und die sowohl für die pharmazeutische Industrie als auch für die wissenschaftliche Debatte und die bestmögliche Versorgung von Nachteil wären: Die Vertreter der Praxis und der pharmazeutischen Industrie sollen zukünftig ohne Stimmrecht an den Sitzungen des Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht teilnehmen. Es stellt sich die Frage nach dem „Warum?“. Die bisherige heterogene Zusammensetzung des Ausschusses gewährleistet eine ausgewogene Interessenabwägung. Dies machen nun auch die Änderungsanträge aus dem Bundesrat deutlich, die auch weiterhin eine Beteiligung des Sachverstandes der pharmazeutischen Industrie fordern. Und es geht weiter: Mit einer neuen Regelung in Paragraph 34 Abs. 1b, 1d AMG soll die Veröffentlichung einer Entscheidung z. B. über eine Zulassungsversagung und deren Gründe unmittelbar mit der Grundentscheidung umgesetzt werden, sodass sie bereits vollzogen wäre, bevor Rechtsschutzmöglichkeiten zum Erfolg führen könnten. Dies ist verfassungsrechtlich mehr als bedenklich. Der Gesetzgeber verfolgt mit der Ausweitung der Transparenzregelungen einen politischen Trend, der zum Ausdruck bringen will, dass behördliche Entscheidungen – um deren Akzeptanz zu erhöhen – generell öffentlich zur Verfügung gestellt werden sollen. Der politische Trend darf jedoch Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nicht missachten. Und last but not least: Das BMG will neue Eingriffsbefugnisse für die zuständigen Behörden schaffen: „Im Falle unmittelbar drohender Gefahr eines erheblichen Versorgungsmangels (…) kann die zuständige Behörde (...) die notwendigen Anordnungen treffen, um eine bedarfsgerechte und kontinuierliche Bereitstellung H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 13 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums des Arzneimittels sicherzustellen.“ Welches Motiv steckt hier dahinter? Eine solche Regelung ist gar nicht erforderlich. Die Wahrscheinlichkeit von Versorgungsmängeln mit Arzneimitteln ist in Deutschland sehr gering. Es stellt sich vor allem die Frage, wer das wirtschaftliche Risiko trägt, wenn z. B. Produktionskapazitäten in erheblichem Maße ausgeweitet werden sollen, um einem Versorgungsmangel zu begegnen, diese Kapazitäten später jedoch gar nicht benötigt werden. Für diesen Fall eines staatlichen Eingriffs in privatwirtschaftliche Unternehmen muss zwingend eine angemessene Entschädigungsregelung vorgesehen werden. Besonders spannend wird dieser Vorschlag vor dem Hintergrund, dass sich die Länder im Bundesrat eben genau gegen eine solche Erweiterung ihrer Kompetenzen aussprechen. Licht und Schatten, so kann man die AMG-Novelle beschreiben. Es bleibt die Hoffnung, dass das parlamentarische Verfahren den bürokratischen Schatten aufhellt. HIGH LIGHTS Sinnvolle Inhalte – aber wesentliche Versäumnisse Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) Das „Zweite Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ – besser bekannt also sogenannte AMG-Novelle – wird derzeit von Bund und Ländern beraten: Für den 27. April steht die erste Lesung im Bundestag an. Es ist ein wichtiges Gesetz, das den Schutz der Patienten vor gefälschten Medikamenten ebenso weiter verbessern soll wie das rasche Erkennen potenziell problematischer Neben- und Wechselwirkungen bei Medikamenten. Auf mehrfache Weise wird das Gesetz die Arbeit forschender Pharma-Unternehmen beeinflussen. So wird es die Basis legen für securPharm – den „Schutzschirm“, der die legale Vertriebskette von gefälschten Arzneimitteln freihalten soll. Der vfa entwickelt das System derzeit gemeinsam mit vielen weiteren Verbänden und Unternehmen, die im Arzneimittelvertrieb tätig sind; ein Pilotversuch ist schon für 2013 geplant. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 14 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Die Überwachung der Risiken von Nebenwirkungen (Pharmakovigilanz) ist ein weiteres Kerngebiet der Arbeit der Hersteller. Sie wird durch dieses Gesetz EUweit (noch) besser vereinheitlicht und verzahnt, was letztlich über Deutschland hinaus allen Patienten in der EU zugute kommen wird. Die Patienten erhalten auch leichter Zugang zu Medikamenten-Informationen, weil künftig die Hersteller zu ihren Präparaten die Packungsbeilagen und Fachinformationen (d. h. die erweiterten, ursprünglich für medizinische Fachkräfte geschriebenen Fassungen der Pakkungsbeilagen) ins Internet stellen dürfen. Diese Dokumente bieten schließlich neutrale und von den Behörden autorisierte Informationen: insbesondere zur korrekten Einnahme, aber auch über mögliche Neben- und Wechselwirkungen, die beachtet werden sollten. Die jahrelange Uneinigkeit deutscher Gerichte zum Status dieser Texte wird damit endlich überwunden. Leider wird aber versäumt, zwei dringend novellierungsbedürftige Punkte im deutschen Arzneimittelrecht anzugehen: So ist der Schutz neuerer Medikamente vor vorzeitiger Zulassung und Markteinführung von Generika (der sogenannte „Unterlagenschutz“) lückenhaft geregelt, so dass er von Wettbewerbern mit auf Umwegen H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 15 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums beschafften Studienergebnissen zum Originalpräparat ausgehebelt werden konnte. Hier muss Deutschland dringend nachbessern, um den Originalanbietern die nötige Marktsicherheit zu geben. Eine weitere Lücke betrifft die Patientensicherheit bei Biopharmazeutika, also gentechnisch hergestellten Medikamenten. Anders als bei chemischen Präparaten gibt es hier ja keine Generika, sondern Biosimilars. Diese sind den Originalpräparaten ähnlich, aber nicht gleich, auch in ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit. Leider dürfen sie trotzdem den gleichen Wirkstoffnamen verwenden: z. B. Filgrastim oder Epoetin alfa. Tritt nun bei Anwendung eines solchen Präparats eine unerwünschten Arzneimittelwirkung auf, muss in der Meldung darüber an die Behörden nur der uneindeutige Wirkstoffname stehen. Im Sinne der Sicherheit reagieren können die Behörden und Hersteller aber nur, wenn sie auch wissen, um welches Medikament es geht. Deshalb sollte künftig in einer Meldung immer auch der Medikamentenname stehen. Eine einfache Anpassung des deutschen Rechts an die EU-Vorgaben könnte das gewährleisten! Noch ist es möglich, diese AMG-Novelle zu allen notwendigen Klarstellungen im Zulassungs- und Pharmakovigilanzwesen zu nutzen. Die Politik sollte diese Möglichkeit wahrnehmen, damit aus einem wichtigen Gesetz auch ein umfassend gutes wird. HIGH LIGHTS Alte Löcher schließen und keine neuen aufreißen! Johann-Magnus v. Stackelberg, Stellv. Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes Hier kommt jemand schnell zur Sache. Bereits im ersten Satz postulierte die Bundesregierung, was die Bürger von der 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG-Novelle) erwarten dürfen: Sie „dient im Wesentlichen der Umsetzung Europäischer Richtlinien“. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Schließlich soll der Verbraucher stärker vor Arzneimittelfälschungen geschützt und unerwünschte Nebenwirkungen systematisch erfasst werden. Hinzu kommen technische Regelungen. Auch daran ist größtenteils nichts Falsches zu finden. Alles klar, mag man meinen, eine einfache Gesetzgebung. Alles klar? Weit gefehlt. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 16 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Denn das Sozialrecht zeigt in der gelebten Praxis bei der Arzneimittelversorgung brüchige Stellen, die die 16. AMG-Novelle trotz Omnibusgesetz bisher nicht zu heilen versucht. Noch ist die Chance da, genau diese Stellen im Laufe der Gesetzgebung anzugehen. Politische Herausforderung dabei: alte Löcher zu schließen und dabei keine neuen Löcher zu reißen. 1. Apothekenabschlag Nach zwei Jahren erfolglosem Verhandeln und juristisch herbeigeführten Pattsituationen über ein Anpassen des Apothekenabschlags (§ 130 SGB V) sollte der Gesetzgeber endlich selbst für klare Rechtsverhältnisse sorgen. Zur Erinnerung: Die erfolgten Schiedsentscheidungen zur Abschlagshöhe für die Jahre 2009 und 2010 sind gegenwärtig in zweiter Instanz rechtsanhängig. Je nach Ausgang der Rechtsstreitigkeiten können sich neue Schiedsentscheidungen oder eine gerichtliche Weiterverfolgung über mehrere Jahre hinziehen. Was die Höhe des Finanzrisikos angeht: Hinter dieser offenen Frage steht ein dreistelliger Millionenbetrag. Hinzu kommt, dass je nach Ausgang der Verfahren nach mehrjähriger Verzögerung höchst komplexe Rückabwicklungen der erfolgten Apothekenabrechnungen für mehrere Jahre vorzunehmen sind. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 17 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Für die Jahre 2011 und 2012 wurde der Apothekenabschlag gesetzlich durch das Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG) als Übergangslösung festgelegt. Danach soll wieder verhandelt werden, und man braucht keine seherischen Fähigkeiten, um vorauszusagen, was ab 2013 passiert. Die bekannte Konfliktsituation wird sich wieder einstellen. Solange der vom Gesetzgeber formulierte Verhandlungsauftrag für Kassen und Apotheker auf den nicht auflösbaren Interessenkonflikt beider Seiten stößt, befindet man sich in einer Endlosschleife. Und täglich grüßt das Murmeltier … Der Apothekenabschlag wurde bei der bisherigen Gesetzgebung sachlich damit begründet, dass es sich um einen Großkundenrabatt der Apotheken für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) handelt. Außerdem sollte wie in anderen Versorgungsbereichen (z. B. Krankenhaus, Ärzte) ein Honorierungsabstand zu Privatkunden hergestellt werden, da ohne die GKV die breite Versorgungsinfrastruktur weder bereitgestellt noch erhalten werden könnte. Auch dafür ist ein finanzielles Zugeständnis der Apotheker an die Kassen in Form einer niedrigeren Vergütung der abgerufenen Leistungen gerechtfertigt. Die Idee, die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken durch ein Abschmelzen des GKV-Rabatts zu berücksichtigen, ist unsinnig und führt zukünftig zu einem Zuschlag – eine absurde Vorstellung. Im Sinne einer vernünftigen ordnungspolitischen Zielsetzung und wegen der auf dem Verhandlungswege unlösbaren Interessenskonflikte sollte der Gesetzgeber den Apothekenabschlag wieder auf den vormaligen Stand über die Arzneimittelpreisverordnung auf 2,30 Euro festsetzen. Soll die wirtschaftliche Situation von Apotheken berücksichtigt werden, so muss dies durch die Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung geschehen, die gleiche Preise sowohl für GKV-Versicherte als auch für Privatversicherte festlegt. 2. Packungsgrößenverordnung Wenn neue Regeln für die Versorgung der Versicherten nachweislich keinen Effekt bringen, die Verwaltung nicht vereinfachen oder verschlanken und noch dazu Geld kosten, spricht vieles dafür, die Gesetzesmaschinerie zu stoppen, bevor es zu spät ist. Die mit dem AMNOG beschlossene neue Einteilung der Packungsgrößen, die zum Juli 2013 greifen soll, wäre genau so ein Fall. Nicht nur, dass diese neuerliche, zum 01.07.2013 bestimmte Umstellung praxisfern ist, sie führte zudem für eine Reihe von Arzneimitteln zum Konflikt mit EU- H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 18 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums weiten Zulassungen durch die Europäische Behörde. Auch würden Packungsgrößen mit mehreren hundert Einheiten (z. B. Tabletten) zulässig. Wie sollte bei einem Therapie-Abbruch oder notwendigen Therapiewechsel dann noch eine zweckmäßige und wirtschaftliche Verordnung möglich sein? Der Arzneimittelverschwendung würde Tür und Tor geöffnet. 3. AMNOG Können die ersten beiden Punkte unter der Rubrik „alte Löcher schließen“ verbucht werden, geht es hier darum, keine neuen aufzureißen. Die AMG-Novelle darf nicht dazu benutzt werden, Änderungswünsche der Industrie bei den AMNOGRabatt-Verhandlungen durchzusetzen. Wie groß gegenwärtig diese Gefahr ist, zeigte sich noch vor Beginn der ersten Verhandlungsrunde über einen Erstattungsbetrag eines neuen Arzneimittels zwischen dem GKV-Spitzenverband und Astra Zeneca, als Stimmen lauter wurden, die eine gesetzliche Korrektur forderten. Bisheriger Höhepunkt war ein Papier aus der Unionsbundestagsfraktion, welches Ende März in modifizierter Form von der AG Gesundheit der Unionsbundestagsfraktion beschlossen wurde. Formuliertes Ziel dabei: „Fehlentwicklungen und Versäumnisse“ aufgreifen. Darunter verstehen die Verfasser jedoch nicht weniger als einen Frontalangriff auf zentrale Regelungen, wie z. B. den Umgang mit der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Beim Blick nach Europa sollten nur noch Hochpreisländer als Vergleichsgrößen herangezogen werden. Offensichtlich versucht die Pharmalobby hier, die Politik zu instrumentalisieren, um ihre Interessen, die sie weder in den offiziellen Rahmenverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband noch gegenüber der Schiedsstelle durchsetzen konnte, doch noch zu erreichen. Aus solchen Änderungen würde ein Wunschpaket für die Pharmaindustrie. Daher Hände weg von den AMNOG-Rabatt-Verhandlungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Ob und wenn ja welche Details im Sinne der Patienten und Versicherten weiterentwickelt werden müssen, wird man erst dann beurteilen können, wenn Verhandlungsergebnisse vorliegen und wirken. HIGH H G I H LIGHTS LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 19 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Ein schmaler Grat zwischen Patienten-Information und Werbung Dr. Marlies Volkmer, stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Mit der 16. AMG-Novelle sollen das Arzneimittelgesetz und die verwandten Gesetze an die europarechtlichen Entwicklungen und Vorgaben zur weiteren Gewährleistung der Sicherheit von Arzneimitteln angepasst werden. Dieses Ziel wird zumindest in Teilen erreicht: Die Erweiterung des Nebenwirkungsbegriffs bei Arzneimitteln um Wirkungen bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch und die Möglichkeit für Patientinnen und Patienten, beispielsweise Beipackzettel auch im Internet einzusehen, sind in diesem Zusammenhang sinnvolle Maßnahmen. Auch die Einrichtung eines PharmakovigilanzSystems zur Erfassung von Neben- und Wechselwirkungen ist – obschon noch ausbaufähig – ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass die vorgesehene Meldekette von den Patientinnen und Patienten bis zur „Eudra-Vigilance-Datenbank“ wie vorgesehen funktioniert, sie könnte schließlich als Musterbeispiel für ein ähnliches Verfahren bei Zwischenfällen bei Medizinprodukten dienen. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 20 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Es ist weiterhin vorgesehen, die Anforderungen an eine GMP-konforme Herstellung und Produktion von Arzneimitteln durch das Gesetz etwas zu verschärfen. Die Unternehmen müssen in Zukunft die Einhaltung auch in der Zulassung nachweisen können – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, daher natürlich zu begrüßen. Mit gefälschten Medikamenten werden jährlich Milliarden Euro umgesetzt. So kostet ein Kilo Plagiat des Lifestyle-Arzneimittels Viagra auf dem Schwarzmarkt ca. 90.000 Euro, ein Kilo Kokain ca. 65.000 Euro1. Doch nicht nur wirtschaftlich richten die gefälschten Medikamente Schaden an. Die Wirkstoffe sind oft von zweifelhafter Qualität, häufig sind völlig andere Substanzen enthalten, als auf der Packung angegeben. Sie gefährden die Gesundheit der Patientinnen und Patienten. Daher ist es zu begrüßen, dass Arzneimittelpackungen fälschungssicherer gestaltet werden sollen. Auch die Anforderungen an Hersteller, Importeure und Vertreiber von Wirkstoffen, die Transparenz der Handelswege zu erhöhen, sind sicherlich sinnvoll. Allerdings wird der größte Teil der gefälschten Arzneimittel nicht über die reguläre Lieferkette vertrieben. In der Regel stammen die nachgemachten Pillen von Versandhändlern außerhalb der EU. Ein Problem ist dabei, dass Kundinnen und Kunden seriöse von unseriösen Angeboten im Internet kaum unterscheiden können, da diese illegalen Anbieter auch vor dem Fälschen von Testsiegeln oder Logos (z.B. der Stiftung Warentest) nicht zurückschrecken. Daher bleibt abzuwarten, inwieweit die neuen Regelungen zu einer Verbesserung führen. Aber die Novelle bringt auch Änderungen, die sich negativ auswirken können. Da wäre zum einen die Erlaubnis, dass Hersteller mit ausgewählten Gutachten und fachlichen Veröffentlichungen werben dürfen. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was Wissenschaftler und Verbraucherschützer seit Jahren fordern. Damit Ärzten und Patienten eine umfangreiche und ausgewogene Information möglich ist, ist es vielmehr notwendig, dass alle Medikamentenstudien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dass nun zu Werbezwecken auf ausgewählte Studien verwiesen werden darf, die Nebenwirkungen und eventuelle Risiken für die Menschen ausblenden, finden wir eine absolute Fehlentwicklung. Hoch problematisch und unnötig sind auch die Anpassungen des deutschen Heilmittelwerberechts und der damit verbundenen Lockerungen des Werbever- H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 21 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums bots von Mitteln gegen Schlaflosigkeit und zur Beeinflussung der Stimmungslage. Hier besteht die Gefahr, dass ein erforderlicher Arztbesuch und damit eine Behandlung der Ursachen herausgezögert wird oder ganz unterbleibt. Weiterhin fördert dies die zunehmende Sorglosigkeit im Umgang mit Medikamenten nach dem Motto „es ist ja rezeptfrei, damit harmlos“. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die übermäßige Medikation von Menschen in Pflegeheimen sollten wir uns lieber darum bemühen, den besonderen Stellenwert von Arzneimitteln als besondere Güter, deren Einsatz wohlüberlegt sein muss, wiederherzustellen. 1 ABDA: Arzneimittelfälschungen lukrativer als Kokain. Pressemitteilung vom 5. Juni 2008, unter: http://www.abda.de/478.html HIGH LIGHTS Keine Geschenke an die Pharmaindustrie! Harald Weinberg, Gesundheitspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE Warum macht ein Unternehmen Werbung? Letztlich gibt es hierauf nur eine Antwort: Um den Umsatz zu steigern. Der Entwurf des Arzneimittelgesetzes enthält nun eine Ausweitung von Werbemöglichkeiten für die OTC-Industrie. Schwarzgelb will also erreichen, dass die Menschen in Deutschland mehr Pillen einwerfen. Das ist sicher etwas überspitzt ausgedrückt, trifft aber den Kern der Sache. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass die EU-Regelungen zur Begrenzung von Werbung für OTC-Arzneimittel als abschließend anzusehen sind. Die weitergehenden Regelungen des Heilmittelwerbegesetzes sind demnach EU-rechtswidrig. Die Bundesregierung hätte nach dem Urteil des EuGH aktiv werden und eine Änderung der Richtlinie anstoßen müssen. Davon war leider nichts zu merken. Sich jetzt hinter der Umsetzung der Richtlinie zu verstecken, reicht nicht aus. Wir erwarten Initiativen von Seiten der Bundesregierung oder der Koalition, welche die deutsche Ablehnung der marktliberalen Regelungen deutlich machen. Andernfalls gehen wir davon aus, dass die Regierung und Koalition dieses neuerliche Geschenk an die Pharmaindustrie billigen. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 22 Wir jedenfalls beziehen klar für eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung Stellung. Eine gute, unabhängige und objektive Information der Patientinnen und Patienten über Arzneimittel ist dafür unerlässlich, Werbung hat dabei aber nichts zu suchen. Schon jetzt kann die erlaubte Pharmawerbung in der Öffentlichkeit nur als irreführend bezeichnet werden. Eine weitere Lockerung der speziellen Werbeverbote nach § 11 Heilmittelwerbegesetz (HWG) eröffnet der Industrie weitreichende zusätzliche Möglichkeiten, etwa Ängste zu schüren oder heilkundliches Renomée anzudeuten. Arzneimittelrisiken werden frei- SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums willig meist gar nicht erwähnt. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass sich Werbung und gute Information ausschließen, denn jede einseitige Darstellung von Arzneimitteln läuft einem rationalen Gebrauch zuwider. Das alleine ist schon Grund genug, dieses Gesetz abzulehnen. Ein zweiter wichtiger Inhalt dieses Gesetzentwurfs ist der Schutz vor Arzneimittelfälschungen. In legalen deutschen Apotheken aber gibt es fast keine Fälschungen. Das liegt vor allem an der relativ stringenten Handelskette. Über den illegalen Internethandel sind Fälschungen aber auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Einerseits für den EU-Markt mit aufwändigen Siegeln und H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 23 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums ggf. zentralem Onlineabgleich von Packungsnummern Fälschungen zu bekämpfen und andererseits den Versandhandel zuzulassen und aufgrund der Nichtunterscheidbarkeit der Anbieter Einfallstore für Fälschungen zu eröffnen, erscheint uns kontraproduktiv. Zuverlässige und kontrollierte Handelswege sind bislang der beste Schutz gegen Arzneimittelfälschungen. Diese Instrumente zum Schutz gegen Fälschungen sind nämlich nicht nur extrem teuer – der Vollzugsaufwand des Gesetzes für die europäische Industrie wird mit 1 bis 9 Milliarden Euro in den nächsten 10 Jahren beziffert – sondern vielleicht auch vergebens. Denn bislang wurden alle Echtheitssiegel innerhalb kurzer Zeit gefälscht. Unbestritten erhöht diese Maßnahme den Aufwand für Fälscher. Ob dadurch der Markt für Fälschungen kleiner wird oder sich nur auf weniger Anbieter konzentriert, sei dahin gestellt. Einen absoluten Schutz kann auf absehbare Zeit nur eine sichere, individuelle Packungsidentifizierung bieten. Die dafür notwendige Internetanbindung und die zentrale Speicherung der Arzneimittel-Identifizierungsdaten sowie der immense Aufwand stellen das Vorhaben aber für den Moment infrage. Und letztlich bleibt bei diesem Gesetz abzuwarten, ob die Lobbyisten der Pharmaindustrie sich durchsetzen werden. Die haben nämlich noch ganz andere Pläne, die diesmal den Weg in die Unions-Fraktion gefunden haben. Dazu zählt die Aufweichung von AMNOG-Regelungen, die Geheimhaltung der PKV-Verträge mit Arzneimittelherstellern, die Frage der Referenzländer für Arzneimittelpreise und einiges mehr. Interessant wird, ob die FDP, die nach Mövenpick immer noch unter erhöhter medialer Aufmerksamkeit beim Lobbyismus-Thema steht, sich angesichts der Umfragewerte wieder trauen wird, Lobbyisten-Positionen umzusetzen. HIGH LIGHTS Auch hier steckt der Teufel im Detail Dr. Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) Nun liegt er endlich auf dem Tisch: der vom Bundeskabinett verabschiedete Regierungsentwurf zur 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG) oder korrekt – zum „2. Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften“. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 24 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Hierbei greift der Gesetzgeber im Wesentlichen die Punkte auf, die bereits auf europäischer Ebene im Rahmen der sogenannten Fälschungsrichtlinie und der Pharmakovigilanzrichtlinie beschlossen wurden. Zudem will der Gesetzgeber mit der AMG-Novelle Änderungen im Heilmittelwerbegesetz umsetzen, die sich aufgrund der aktuellen Rechtsprechung ergeben haben. Hinzu kommen weitere Änderungen im AMG. Doch der Reihe nach: Was bedeutet die AMG-Novelle nun für die ArzneimittelHersteller? Positiv zu bewerten ist hinsichtlich der beiden Richtlinien, dass der Entwurf in wesentlichen Bereichen die europäischen Vorgaben wörtlich übernimmt. Nationale Alleingänge vermeidet das Bundesgesundheitsministerium hier weitestgehend. Hinsichtlich der Pharmakovigilanzrichtlinie bedeutet dies, dass der zehnte Abschnitt des AMG grundlegend überarbeitet und erheblich erweitert wird. So fallen viele nationale Sonderregelungen weg, wie etwa die Anzeigepflichten von Missbrauchsfällen oder die bislang geforderte wissenschaftliche Einzelfallbewertung. Erfreulich ist zudem für die Hersteller, dass die Meldung der nicht-schwerwiegenden Nebenwirkungen bis zur Funktionsfähigkeit der bei der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) geplanten Datenbank nur in begründeten Einzelfällen notwendig sein soll. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 25 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Allerdings geben erste Ausführungsbestimmungen der EMA zur Pharmakovigilanzrichtlinie wenig Anlass zu Optimismus. So ist nach wie vor unklar, in welchem Umfang die EMA geplante Erleichterungen bei der PSUR-Pflicht für bekannte Wirkstoffe tatsächlich umsetzt. Eigentlich kein unmittelbares Thema der Novelle, aber dennoch relevant: Mit den von der EMA konkretisierten Anforderungen zum Aufbau des sogenannten „Extended Eudravigilance Medicinal Product Dictionary“ sind die Zulassungsinhaber künftig zu einer außerordentlich umfangreichen Übermittlung von Produktinformationen verpflichtet, die in dieser Weise weder sinnvoll noch von der europäischen Kommission so beabsichtigt war. Nach massiver Intervention des BAH und der europäischen Herstellerverbände hat die EMA nun den Anforderungsumfang deutlich reduziert. Forciert werden soll auch der Kampf gegen Arzneimittelfälschungen. Geplant ist beispielsweise, dass auf den Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel künftig Sicherheitsmerkmale aufgebracht werden müssen. Rezeptfreie Arzneimittel sind von dieser Regelung nur in Ausnahmefällen betroffen. Dennoch bedeutet die Umsetzung der Richtlinie für Apotheker, Großhandel und Hersteller eine große Herausforderung. Der BAH und weitere Verbände haben diese Herausforderung angenommen: Um die Vorgaben umzusetzen, haben sie einen gemeinsamen Verein namens SecurPharm gegründet. Ziel ist es, in einem Pilotvorhaben die Echtheit von Arzneimitteln bei der Abgabe in der Apotheke zu prüfen. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen sollen helfen, ein praxistaugliches und kosteneffizientes Konzept zu entwickeln. Dieses soll ab dem Jahr 2017 in der Fläche einsetzbar sein. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber die Novelle zum Anlass genommen, über die europäischen Vorgaben hinausgehende Änderungen vorzunehmen. Kritisch und wenig zielführend ist aus BAH-Sicht weiterhin die geplante Neuregelung für den beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte angesiedelten Ausschuss für Verschreibungspflicht. Die vorgesehene Änderung der Stimmrechtsverteilung ist weder sachgerecht noch nachvollziehbar. Aus Herstellerperspektive schafft der Gesetzgeber hier ohne Not eine seit Jahrzehnten bewährte und von allen Seiten akzeptierte Regelung ab, wenn künftig Vertreter aus Praxis und Industrie nur noch ohne Stimmrecht an den Sitzungen teilnehmen dürfen. Diejenigen, die durch ihre tägliche Arbeit mit den Patienten aus erster Hand Erfahrungen über Arzneimittel einbringen können, werden künftig von der Teilnahme an der Abstimmung ausgeschlossen. Da hilft es auch wenig, wenn nach Vorschlag der H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 26 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Regierung stattdessen künftig Sachverständige der Arzneimittelkommission der Ärzte, Tierärzte und Apotheker mit Stimmrecht im Ausschuss vertreten sein dürfen. Weiterhin kritisch ist aus Herstellersicht zudem die geplante Befugnis für die Aufsichtsbehörden, bei einem Versorgungsmangel unter anderen den pharmazeutischen Unternehmern gegenüber Regelungen zum Vertrieb und zur Belieferung von Arzneimittel anzuordnen. Trotz im Regierungsentwurf erfolgter Nachbesserungen sind weiterhin Fragen ungeklärt, wie zum Beispiel hinsichtlich einer Entschädigung bei erfolgter Anordnung einer Zwangsvermarktung. Positiv ist aus Perspektive der Industrie, dass der Gesetzgeber endlich die bereits vor längerer Zeit gefällten Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs national umsetzt, so etwa das wegweisende Gintec-Urteil und die Entscheidung darüber, ob der Pharmazeutische Unternehmer die Packungsbeilagen auch von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im Internet veröffentlichen darf. Auch dürfen die Hersteller künftig öffentlich mit Gutachten oder wissenschaftlichen Publikationen für ihr Präparate werben. Abschließend lässt sich sagen, dass mit der AMG-Novelle überwiegend europäische Regelungen in nationales Gesetz umgesetzt werden. Spannend bleibt hingegen, ob weitere zusätzliche Regelungen in das weitere Gesetzgebungsverfahren eingebracht werden, wie zum Beispiel die Vorschläge des CDU-Gesundheitspolitikers Jens Spahn gezeigt haben. HIGH LIGHTS Chance für gerechte Honorierung der Apotheker nutzen! Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA Das „Zweite Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften“, dessen Regierungsentwurf derzeit vorliegt, passt eine Vielzahl von Regelungen an neue Entwicklungen an. Exemplarisch werde ich zwei gleich für die Apotheken wichtige Bereiche herausgreifen: die Arzneimittelpreisverordnung für ausländische Versandapotheken und die Pharmakovigilanz. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 27 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Zunächst aber eine Forderung der Apotheker, die bislang noch nicht in den Gesetzentwurf aufgenommen wurde: Die Honorierung der Apotheker muss endlich angepasst werden. Der wirtschaftliche Druck auf die Apotheken ist so groß, dass jede Woche acht Apotheken die Türen dicht machen müssen, während nur vier neu eröffnen. Es gibt immer weniger Apotheken in Deutschland, aktuell sind es 21.238. Die deutschen Apotheker brauchen eine gerechte Honorierung für ihre gute Arbeit. Ihre Vergütung ist seit dem Jahr 2004 nicht mehr an die wirtschaftliche Entwicklung angepasst worden. Dafür haben wir verschiedene Lösungsvorschläge. Ein Bestandteil dieser Vorschläge ist es, den pro abgegebener Packung festgelegten fixen Vergütungsanteil zu erhöhen. Hier gibt es deutlichen Nachholbedarf. Wir betreiben die Apotheken zu den Kosten von heute und den Einnahmen von vor acht Jahren – das kann nicht länger gutgehen. Nach unseren Vorschlägen soll sich die Dynamisierung am Bruttoinlandsprodukt, der allgemeinen Lohnentwicklung, der Inflationsrate und den Packungszahlen orientieren. Auch der Nacht- und Notdienst, die Herstellung von Rezepturen oder die Versorgung mit Betäubungsmitteln müssen angemessen honoriert werden. Zuschussgeschäfte können wir uns nicht mehr leisten. Und nicht zuletzt: Mit dem Ende des Jahres 2012 muss auch die Doppelbelastung der H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 28 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums Apotheken in Deutschland ein Ende haben. Die 1,75 Euro gehören zur Klarstellung als Ausgangsbasis für die Verhandlungen über den Apothekenabschlag ins Gesetz. Unsere Forderungen haben wir der Politik und der Öffentlichkeit bereits vorgestellt. Zurück zu den bereits bestehenden Regelungen im Regierungsentwurf des Zweiten Änderungsgesetzes. Der Gesetzgeber will klarstellen, dass die Arzneimittelpreisverordnung auch für den Versandhandel aus dem Ausland an Endverbraucher in Deutschland gilt. Das begrüßen wir ausdrücklich. Wir fordern seit langem faire Wettbewerbsbedingungen für alle Versandapotheken, die in Deutschland Arzneimittel vertreiben. Neben diesen wirtschaftlichen Punkten befasst sich das Zweite Änderungsgesetz mit dem pharmazeutischen Thema der verbesserten Arzneimittelsicherheit. Auch dies begrüßen wir, da für uns der Patientenschutz oberste Priorität hat. Hier regen wir an, dass der Gesetzgeber die Heilberufe stärker als bislang einbindet. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) stellt gerne ihre Erfahrungen und Expertise zur Verfügung. Im Gesetzentwurf ist vorgesehen, in den Fachinformationen die Apotheker und Ärzte aufzufordern, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung an die zuständige Bundesoberbehörde melden. Das ist richtig, denn Nebenwirkungen sollten möglichst umfassend gemeldet werden. Die Meldung der Apotheke an die Bundesoberbehörden ist unerlässlich. Zusätzlich sind die Apotheker durch ihr Berufsrecht angehalten, Verdachtsfälle zusätzlich an die AMK zu melden. Die Meldung von Verdachtsfällen kann unserer Ansicht nach direkt von der Apotheke an die Bundesoberbehörden erfolgen – oder die Apotheke meldet den Verdachtsfall nur einmal an die AMK, die dann die Weiterleitung an die Bundesoberbehörden garantiert. Dies wäre eine bürokratische Erleichterung für die Apotheken. Wir haben in unserer Stellungnahme deshalb vorgeschlagen, den Apotheken alternativ beide Wege zu ermöglichen. Aber allein mit der Meldung eines Verdachtsfalls durch den Heilberufler ist es unserer Meinung nach nicht getan. Ärzte und Apotheker sollten, selbstverständlich unter strenger Beachtung des Datenschutzes, Informationen über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen erhalten, sofern diese auf Medikationsfehler zurückzuführen sind. Diese Informationen können interpretiert und zur Detektion und Prä- H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> STATEMENTS >> Seite 29 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums vention möglicher Fehlerquellen in der Arzneimitteltherapie verwendet werden. Unter Medikationsfehler verstehen wir dabei Fehler im Rahmen der Arzneimitteltherapie, die nicht auf vom Hersteller zu verantwortende Produktmängel zurückzuführen sind, sondern im gesamten Medikationsprozess auftreten können. Sie können insbesondere bei der Verordnung, Abgabe und Anwendung des jeweiligen Arzneimittels auftreten und zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl von Ärzten, Apothekern und anderen Angehörigen der Gesundheitsberufe, aber auch von Patienten, deren Angehörigen oder Betreuungspersonal verursacht werden können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der Arzneimitteltherapie im Rahmen der ärztlichen Therapiefreiheit auch Therapieversuche außerhalb der Indikation gemäß der arzneimittelrechtlichen Zulassung erlaubt sein können. Gibt der Gesetzgeber den Ärzten und Apothekern einen Zugang zu diesen weiterführenden Informationen, können die Heilberufe gemeinsam langfristig die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern. So würde das Zweite Änderungsgesetz dazu beitragen, die Arzneimitteltherapie noch sicherer zu machen. HIGH LIGHTS Impressum ISSN 1614-029X 9. Jahrgang 2012 Herausgeber: Dr. Andreas Lehr, Dr. Jutta Visarius Loeschckestr. 37, 53129 Bonn, Tel. 02 28 – 6 19 59 25, Fax. 02 28 – 6 19 59 26, E-mail: highlights@letv-verlag.de Redaktion: Dr. Andreas Lehr, Dr. Jutta Visarius, Julian Visarius M.A., Maike van Delden M.A. Luisenstr. 41, 10117 Berlin, Tel. 0 30 – 22 60 56 84, Fax. 0 30 – 20 67 46 43, Mobil. 01 71 – 6 46 57 00 oder 01 71 – 4 84 77 73, E-mail: highlights@letv-verlag.de Crossmedia Internetplattform: www.letv-verlag.de Satz und Layout: activisual, Siegfeldstr. 11, 53773 Hennef, Tel. 0 22 42 – 86 85 68, Fax. 0 22 42 – 86 85 69, E-mail: post@activisual.de Sämtliche Nutzungsrechte an den highlights liegen beim L et V Verlag. Jegliche Nutzung, insbesondere die Vervielfältigung, Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche Zugänglichmachung ist ohne die vorherige schriftliche Einwilligung des L et V Verlags unzulässig. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> DOKUMENTATION >> Seite 30 SCHWERPUNKT AMG-Novelle H G I H LIGHTS BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums 10/12 : 25.4.2012 >> DOKUMENTATION >> Seite 31 SCHWERPUNKT AMG-Novelle H G I H LIGHTS BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums 10/12 : 25.4.2012 >> DOKUMENTATION >> Seite 32 SCHWERPUNKT AMG-Novelle H G I H LIGHTS BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums 10/12 : 25.4.2012 >> DOKUMENTATION >> Seite 33 SCHWERPUNKT AMG-Novelle H G I H LIGHTS BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums 10/12 : 25.4.2012 >> DOKUMENTATION >> Seite 34 SCHWERPUNKT AMG-Novelle H G I H LIGHTS BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 35 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Parlamentarischer Abend des BPI Berlin, 21.3.2012 Parlamentarischer Abend des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie? Da weiß inzwischen jeder in der gesundheitspolitischen Szene – heute Abend treffen wir uns im futuristischen AXICA am Pariser Platz. Jeder weiß, auch hier werden Reden gehalten und zwar in Klartext, vor allem vom BPI Vorsitzenden Bernd Wegener. An diesen parlamentarischen Abenden ist kein Kuschelkurs mit Regierung, Parteien und Abgeordneten angesagt. In diesem Jahr allerdings war der Redeteil verkürzt, weil die Vertreter der Fraktionen FDP und DIE LINKE abgesagt hatten. Nach den arzneimittelpolitischen Auseinandersetzungen der letzten Wochen standen auch die Themen der BPI Agenda des BPI fest: Hersteller-Rabatt und frühe Arzneimittelnutzenbewertung. Bernd Wegener (BPI) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 36 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Damit die Gäste dieses Programm „durchhalten“ konnten, wurde ihnen gleich zu Beginn des Abends reichlich und wirklich köstliches Finger Food gereicht: Culatello mit geröstetem Bauernbrot und wilden Feigen, Shot von Tomate und Wodka mit Vanilleschaum, Kleiner Salat von Kräuterseitlingen und rotem Chicorée, Gambas mit Kichererbsen und scharfer Minze. Damit waren alle erst einmal gestärkt! Das Leitmotiv der Rede Bernd Wegeners war Fairness, Olympiade, der ungedopte Beste solle gewinnen, sie wollten nicht bestechen. Zur frühen Nutzenbewertung: Sei die Festlegung der Vergleichstherapie fair? Die FDA habe ganz andere Vorstellungen von Vergleichstherapien – für welche sollte sich der pharmazeutische Unternehmer in Phase-3-Studien entscheiden? Preisverhandlungen: hier stehe klein gegen groß, der GKV-SV reise quasi wöchentlich ins Trainingscamp, auf der anderen Seite stehe jeweils nur ein Unternehmen. Außerdem würden Schiedsrichter und Linienrichter – GBA und IQWiG – vom GKV-SV bezahlt. Schieds- und Linienrichter sollten sich aber um Unparteilichkeit bemühen. Fairness mahnte Wegener auch in der Streitfrage Dauer des Hersteller-Zwangsrabatts an. Die GKV schwimme im Geld, es seien mehr Rücklagen als nötig vorhanden. Dagegen stehe eine immense Belastung der pharmazeutischen Industrie. Das BMG habe eine Überprüfung versprochen, herausgekommen sei bislang nur eine lapidare Pressemitteilung im Januar, dass kein Grund zur Ände- H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 37 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B rung bestehe. Im Februar hätten sie die Entscheidungsgrundlage des Ministeriums erbeten. Sei das fair? „Fair ist mehr“, so Wegener zum Abschluss. Michael Hennrich, arzneimittelpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, ließ sich von Bernd Wegener allerdings kaum beeindrucken. Fairness bedeute für ihn in diesem Zusammenhang, dass der Marktzutritt für Unternehmen frei, die Positivliste vom Tisch und Deutschland auch weiterhin ein attraktiver Pharmastandort sei. Es habe mit den ArzneiMichael Hennrich (MdB CDU) mittelausgaben nicht so weitergehen können wie bisher. Die Öffentlichkeit glaube, das AMNOG mit seiner Nutzenbewertung wirke. Das stimme aber nicht, es wirke nur der gesetzliche Rabatt. Die Besten setzten sich am Markt durch, das AMNOG sei sogar ein Innovationsbeschleuniger. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 38 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Es sei noch ein lernendes System, im Workshop des GBA sei zugesichert worden, dass einiges besser werde; der GBA weiche von Bewertungen des IQWiG ab. Sie als Politik begleiteten das Thema konstruktiv – auf der Agenda ständen vor allem die Vertraulichkeit der Preise und der Bestandsmarkt. Am Schluss ein kleiner „Trost“ für die Hersteller: „Das Schlimmste haben Sie hinter sich!“ Im Unterschied zu Griechenland und manch anderen Ländern würden in Deutschland Rechnungen bezahlt und Patente anerkannt. Marlies Volkmer, für Arzneimittelpolitik in der SPD-Fraktion zuständig, positionierte sich nicht in den Auseinandersetzungen zwischen Regierung und BPI – sie hat diese Gesetze auch nicht zu verantworten. Sie wies nur darauf hin, dass noch kein einziges Medikament Preisverhandlungen durchlaufen habe und gesetzliche Änderungen zu diesem Zeitpunkt unangebracht seien. Das Bewertungsverfahren zu Pirfenidon sei ein deutliches Signal, dass Ergebnisse der Zulassungsstudien zu berücksichtigen seien. Im Mittelpunkt ihres Statements stand die Sicherheit von Medizinprodukten Marlies Volkmer (MdB SPD) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 39 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B und Arzneimitteln. Mit der AMG-Novelle werde der richtige Weg eingeschlagen: Pharmakovigilanz, Arzneimittelfälschungen bekämpfen. Mit gefälschtem Viagra werde mehr Geld als mit Kokain verdient. Negativ in der AMG-Novelle sei, dass Werbung mit ausgewählten Gutachten möglich sei und das Werbeverbot für Schlafmittel und stimmungsaufhellende Mittel falle. Bernd Wegener, zugleich Moderator, ergänzte, dass das Patent von Viagra demnächst auslaufe und dessen Fälschungen künftig kein Problem mehr darstellten – Generika würden aufgrund der niedrigen Preise nicht gefälscht. Biggi Bender, Gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, widmete sich wieder den hard facts der frühen Nutzenbewertung: Neue Arzneimittel ohne zusätzlichen Nutzen würden nur zur Intransparenz beitragen, wenn sie dazu noch teurer bezahlt werden müssten, würden noch mehr Mittel gebunden. Eine Bewertung des Zusatznutzens sei in vielen Industrienationen Standard. Welche Auswirkungen werde das v. l.: Johannes Singhammer (MdB CSU), Biggi Bender (MdB Grüne), Lothar Riebsamen (MdB CDU) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 40 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Ja, aber auf gleicher Augenhöhe und mit gleich langen Spießen müssten Verhandlungen geführt werden können, so Bernd Wegener – der im nächsten Satz zum Buffet überleitete, was dankbar aufgenommen wurde. v. l.: Thomas Trümper, Bernadette Sickendiek (beide PHAGRO) AMNOG auf die Struktur der Branche haben? Werde der Graben zwischen Forschenden und Generika größer? Wie Marlies Volkmer warnte sie vor gesetzlichen Nachbesserungen, das sei Aufgabe der Selbstverwaltung. Sie setze auf die Entwicklung einer Verhandlungsund Vertrauenskultur. Das Buffet: Vorspeisen – Pastrami mit Hagebutten-Zwiebel Chutney und gehobeltem Weißkohl, gebeizte v. l.: Heinz-Günter Wolf, Sebastian Schmitz (beide ABDA), Ruth Heintskill, Maria E. Wiedemann, Oda Hagemeier (Novartis) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 41 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Lachsforelle mit Espresso, Mascarpone und Wiesenkräutern, marinierter Brie mit Cremolata und Preiselbeerrelish, lackierte Wachtelbrust mit Staudensellerie und Buttermilch. Hauptgerichte – BBQ– Lachs mit Paprika-Mais Gemüse und gebratenen Süßkartoffeln, Poulardenbrust auf Kartof- v. l.: Silvia Heinz (HÄVG), Joachim Odenbach (BPI), Gunda Kohlke (Lundbeck) fel-Spargelragout und Wildkräutern, Tafelspitz mit Vichy Karotten und gegrillter Polenta, rote Beete Ravioli mit geschmolzenen Birnen und Meerrettichsauce. Dessert – Erdbeertrifle mit Basilikumschaum und Haselnussbisquit, Mousse von Bitterschokolade mit Balsamico-Kirschen und Melisse, Gewürzkuchen im Glas mit weißem Kaffeeschaum. Dazu wurden ein Marchesi de Frescobaldi 2010 Albizzia Chardonnay und ein Marchesi de’Frescobaldi 2010 Castiglioni Chianti gereicht. Die Angel & Jazzmen Band sorgten für eine stimmungsvolle Begleitung. Es wurde noch ein langer Abend… HIGH H G I H LIGHTS LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 42 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B TK-Frühlingsempfang – über den Dächern von Berlin Berlin, 28.3.2012 Auch in diesem Jahr lud die Techniker Krankenkasse zu ihrem Frühlingsempfang in ihre Berliner Dependance in der Luisenstraße, hoch über den Dächern von Berlin. Blendender Sonnenschein sorgte für eine entspannte Stimmung. Der Balkon füllte sich, und die, in die zur Partylocation umgestalteten Büroräume hineinströmenden Gäste betrachteten neugierig, wer sich wohl „da draußen“ tummelte und über was wohl gesprochen wurde. Augenscheinlich wurden drinnen mehr Neuigkeiten, mehr Politisches ausgetauscht, so herrschte auf dem Balkon Uneinigkeit, was mehr lockt – Neues zu erfahren oder den wunderbaren Ausblick zur Entspannung nach einem langen Arbeitstag eine Weile zu genießen. v. l.: Doris Pfeiffer (GKV-SV), Christoph Straub (BARMER GEK), Norbert Klusen (TK) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 43 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Fingerfood und kühle Getränke, mit denen der Service spontan auch die Sonnenanbeter auf dem Balkon versorgte, ließen trotz der noch recht frischen Temperaturen unvermittelt Frühlingsstimmung aufkommen. Den TK-Frühlingsempfang ließ sich kaum jemand entgehen – durch das dichte Gedränge boten sich unzählige Gelegenheiten, mit den Prominenten der gesundheitspolitischen Szene Persönliches austauschen, Aktuelles zu diskutieren und heftig zu netzwerken – kaum jemand, dem man im Flur nicht über den Weg lief. Es war doch auch ein ereignisreicher Tag, viele aktuelle Themen, die sich durch den Abend zogen: der Kabinettsbeschluss zum Pflegeneuausrichtungsgesetz vom Vormittag, die Anhörung zu Korruption im Gesundheitswesen vom Nachmittag oder auch die angekündigten Proteste der DKG. v. l.: Norbert Klusen (TK), Thomas Ballast (vdek) H G I H LIGHTS In guter Tradition begrüßte Norbert Klusen auf dem „Fest ohne Reden“, so der Nickname des TK-Frühlingsfestes, seine Gäste. 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 44 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B v. l.: Carola Reimann (MdB SPD), Franziska Künstler, Anna-Rosa Dehé (beide Büro MdB CDU Karin Maag) re Bilder kurz, die beiden Wahlberliner Franziska Hofmann und Willem Julius Müller. Unter Einsatz von Tusche, Acryl, Asphaltlack u.a. – einer Viel- Zahlreiche Abgeordnete, Mitglieder der Selbstverwaltung, Kassenfunktionäre, Vertreter von Verbänden und Vereinen, wie der Industrie waren der Einladung gefolgt. Noch eine Tradition wurde fortgeführt, das Frühlingsfest der TK ist immer auch eine Vernissage: Norbert Klusen präsentierte die beiden ausstellenden Absolventen der Berliner Universität der Künste und ih- v. l.: Harald Terpe (MdB Grüne), Hubert Hüppe (Behindertenbeauftragter Bundesregierung) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 45 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B falt an Materialien – beschäftigt sich das Werk von Franziska Hoffmann mit den Themen Figur und Raum, die, wie die Künstlerin erläuterte, von ihr eher metaphorisch als architektonisch behandelt würden. Auch Julius Müller freute sich über den interessierten Zuspruch. Sein Werk zeichnet sich besonders durch auffällige Kontraste von Leblosigv. l.: Ingo Kailuweit (KKH), Karin Maag (MdB CDU) v. l.: Mechthild Dyckmans (Drogenbeauftragte Bundesregierung), Ulrike Flach (BMG), Dagmar Walluf-Blume (Takeda) H G I H LIGHTS keit der Motive und lebendiger, intensiver Farbgebung aus. Aber nicht nur für künstlerische Anregungen, auch an das leibliche Wohl hatte die TK selbstverständlich gedacht. 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 46 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B v. l.: Lars Lindemann (MdB FDP), Steffen-Claudio Lemme (MdB SPD) Als Fingerfood wurden pikante Bouletten vom Perlhuhn auf Kartoffel-Rucolasalat, marinierter Schafskäse und gegrillte Auberginen, Kalbsfilet im WildreisPfannkuchen, mit Roquefortcrème gefüllte KräuterProfiteroles und ein delikater Räucheraal im Schnitt- lauchblini angeboten. Am warmen Buffet hatten die Gäste die Wahl zwischen marinierter Brust vom Maishähnchen mit Zitrone und Thymian, Meerrettichmousse, Paprikaconfit mit Olivenbrotchip, lauwarmem Linsensalat mit ma- v. l.: Franz Knieps (Wiese Consult), Christoph Pannen (TK) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 47 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B rinierter Rotbarbe, Tomatenconsomé mit Basilikumklößchen, Krustenbraten vom Havelländer Apfelschwein mit Ragout von Waldpilzen, Paprika-Lauchgemüse mit Gnocchis, Saltimbocca vom Buntbarsch mit Zucchinigemüse und Risotto (für uns der Spitzenreiter v. l.: Jens Baas (TK), Daniel Rühmkorf (Gesundheitsministerium Brandenburg) v. l.: Christina Tophoven (BPtK), Hartmut Reiners H G I H LIGHTS des Abends), Tortellini mit Spinat und Mascarpone mit Tomaten-Olivensugo und zum Dessert eine Zitronengras Pannacotta auf Mangomark, marmoriertes Schokoladenmousse mit glasierten Pfefferkirschen und kleine 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 48 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Syrah und einer Auswahl an fruchtigen Cocktails. Auf dem Flügel spielte Kim Weitzendorf. Ob mit Klassikern oder selbstkomponierten Stücken – der Pianobarbesitzer wusste die gesellig-heitere Atmosphäre zu verstärken, v. l.: Ulrich Mohr (vdek), Susanna Weineck (BARMER GEK) Topfenknödel mit Pflaumenröster, angefeuchtet von einem Cuvée aus Weißburgunder, Riesling und Grauburgunder, einem kräftigen Grenache- v. l.: Sandra Barnert, Antje Walther (beide TK) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 49 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B und so nahmen nur wenige in der separaten „Fußball-Ecke“ Platz, um das Spiel Bayern gegen Marseille zu verfolgen. Themen wie die Umstrukturierung des TK-Vorstands durch Norbert Klusens Nachfolger Jens Baas und den v. l.: Oda Hagemeier (Novartis), Karin Maag (MdB CDU) Wechsel von Thomas Ballast zur TK (Personalia sind doch immer noch das Schönste für Klatsch und Tratsch), natürlich auch Pflegeneuausrichtungsgesetz, Prävention und Patientenrechtegesetz waren offensichtlich spannender als das Viertelfinalspiel der Champions-League. Trotz voller Terminkalender für den nächsten Tag leerte sich das Berliner Büro erst lange, sehr lange, nachdem die Sonne untergegangen war. Ein gelungener Start in den Frühling. HIGH H G I H LIGHTS LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 50 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Abendveranstaltung des DRG-Forums – ein Abend unter Stars Berlin, 29.3.2012 Das DRG Forum ist seit Jahren ein „etablierter“ Kongress der Krankenhauslandschaft, auf dem Frank Heimig traditionell die neuen DRG Regelungen machtvoll und stolz verkündet. Es ist aber auch eine der Hauptbühnen für die politischen Anliegen der DKG und der in ihr organisierten Krankenhäuser. Kurz, das DRG Forum ist zu einer Institution geworden und damit auch das gemeinsame Abendessen am 1. Abend des Kongresses mit seinem Kulturprogramm: Unvergessen, wie Wulf-Dietrich Leber gegen Ende seiner Rede anlässlich einer Preisverleihung rappte, unvergesslich auch der „Film mit der Maus“ von Wulf-Dietrich Leber, in dem er kindgerecht erläuterte, wie, wo und von wem ein DRG „gebaut wird“. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 51 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B In diesem Jahr hatten die Veranstalter auf „Stars in Concert“ gesetzt. Weltstars traten im großen Saal des Estrels vor dem erlauchten Publikum auf die Bühne und versuchten, ihre Gunst zu gewinnen. Nach einem harten DRG-Tag war dies sicherlich nicht ganz einfach, und nicht jedermann hat ein Faible für diese Art von Unterhaltung. Vielleicht zieht der eine oder andere eine tiefgründigere Unterhaltung vor – aber nach einem DRG-Tag? Haben sich nicht alle eine leichte, entspannende Unterhaltung verdient? Wir meinen ja! v. l.: Wolfgang Pföhler (Rhön), Erwin Rüddel (MdB CDU) Doch zunächst stellte sich der neue Chefredakteur im Bibliomed Verlag (f&w, Die GesundheitsWirtschaft), des Veranstalters des DRG Forums, und Nachfolger von Uta Meurer, Stefan Deger, ausführlich dem Publikum vor und wünschte eine schönen Abend. Natürlich musste diesen niemand „ausgedörrt“ überstehen, eine Vielzahl alkoholfreier Getränke (Vorbildlich! Nicht jeder trinkt Alkohol und wer mag immer H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 52 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B nur Orangensaft und Wasser trinken?) standen zur Auswahl, ebenso mehrere Biersorten (auch alkoholfreies!), ein Chardonnay, ein Merlot und natürlich unterschiedliche Kaffees und Tee. An den Tischen wurde zunächst ein Vorspeisenrondell zur eigenen Bedienung aufgestellt, u.a. mit Flusskrebsschwänzen auf Couscous Salat, geräucherter Entenbrust auf Preiselbeer-Linsensalat, Roastbeef mit Thaispargel, dazu Asia Remoulade und Antipasti. Den Hauptgang mussten sich die Gäste am Buffet erkämpfen: Lachsseite unter einer Kürbiskruste, Rinderrücken im Kräutermantel mit Sauce Béarnaise, Ricotta Ravioli mit Gemüsebolognese, Frühlingsgemüse, Weizenrisotto und Kartoffelgratin. Auch die Vegetarier – immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch und einige davon auch auf Fisch – wurden an diesem Buffet satt. v. l.: Thomas Bublitz (BDPK), Herbert Rebscher (DAK-Gesundheit) H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 53 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Hervorragend gestärkt, erwarteten die Gäste gespannt das Programm und schon betrat ein Frank Sinatra Imitator die Bühne, begleitet von der hauseigenen sechsköpfigen Live-Band der Stars in Concert. Einschmeichelnde SwingKlänge des Mafia Protegés erfüllten den Saal. Allerdings fehlte der Stimme diese leichte Härte im Hintergrund, die allen Sechsen des Rat Packs zu eigen war. Nicht zu vergessen, Frank Sinatra war ein hervorragender Conférencier, und auch dieser Frank Sinatra führte mit dem unnachahmliches Las Vegas Charme der 50iger und 60-iger Jahre des letzten Jahrhunderts durch den Abend. Der Louis Armstrong Imitator, ebenso wie das Original mit der rauhen Stimme wie ein altes Reibeisen, aber mit einem unglaublichen Schmelz und einer anrührenden Wärme, seiner mehr als kräftigen Statur, führte jeden Liebhaber dieses Jazz in vergangene Tage zurück. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 54 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Der Imitator traf das Timbre der Stimme, die Bewegungen vor allem die der Augen (wer erinnert sich nicht an die rollenden Augen von Satchmo) in höchst sensibler Weise, der damit aber auch die Klischées über schwarze Musiker (nach eigenen Angaben geb. am 4.7. 1900) bediente und die heute eher beschämen. Bette Midler, die nächste Künstlerin, die an diesem Abend imitiert wurde, obwohl in Hawaii geboren, verkörpert (wie in gewisser Weise Barbara Streisand) den Typus der selbstbewussten, durchsetzungsfähigen, humorvollen, kumpelhaften, zuweilen komischen New Yorker Jüdin mit gutem Herz, die sich im Großstadtdschungel, auch in einer konservativen Umgebung zu helfen weiß. Ihre Songs gehören inzwischen zum klassischen Repertoire des 20. Jahrhunderts – auch sie ohne Frage gut getroffen, obwohl der Funke der echten Bette Midler bedauerlicherweise nicht so richtig überspringen wollte. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 55 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Der Höhepunkt der Show war die Imitation vom Marilyn Monroe, die gerade durch den aktuellen Film mit Michelle Williams „My Week with Marilyn“, 50 Jahre nach Marilyn Monroes Tod, wieder neu ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist. Diese Estrel Marilyn, noch deutlich junonischer als das Original, schaffte es, ihre Stimme auf die eher „piepsige“ und „schmachtvoll“ flüsternde Marilyn herabzuschrauben. Aber es waren eindeutig ihre Kurven, die vor allem die anwesenden Herren in ihren Bann zogen – verständlich, sieht man doch selten Ähnliches und dann auch noch äußerst attraktiv verpackt. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 56 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Ein solcher Auftritt schreit förmlich, die Show ein wenig zu „erotisieren“. Marilyn 2 bat folglich einen der Gäste, Günter Neubauer auf die Bühne, nein sie verführte ihn regelrecht dazu, ihr auf die Bühne zu folgen! Keine Chance! Der Gesundheitsökonom war anscheinend immun gegenüber solch` weiblichen Reizen, oder aber er befürchtete, dass seine „professorale Würde“ Schaden nehmen könnte oder welche Motivation er auch immer gehabt haben mag. Wer rettete die Situation? Natürlich ein deutscher Gesundheitspolitiker! Das Musterbeispiel eines Bundestagsabgeordneten, der sich jeder Herausforderung unerschrocken ohne Berührungs- H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 57 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B ängste mit der Bevölkerung stellt, der Herz und Menschlichkeit zeigt – eben Rolf Koschorrek, das kühle Nordlicht. Heiß soll es ihm wie in „Some Like it Hot“ nicht geworden sein, aber in seiner unterkühlten norddeutschem Art soll er durchaus Anerkennung für die Vorzüge einer gewissen Üppigkeit geäußert haben. Er mag sich in dieser „musikalischen“ Umgebung auch besonders wohl gefühlt haben, ist er doch als wirklich guter Trompeter bekannt. Auf deutsche Gesundheitspolitiker ist nun einmal Verlass. H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012 >> BOULEVARD >> Seite 58 SCHWERPUNKT AMG-Novelle BOULEVARD Parlamentarischer Abend des BPI TK-Frühlingsempfang Abendveranstaltung des DRG-Forums D R A V E L U O B Nach dieser großen Anstrengung wurden die Gäste mit einem Dessertbuffet gegen 22.45 Uhr belohnt – ein Schokoladenbrunnen mit Obstwürfeln, Topfenstrudel mit Marillensauce, Pina Colada Creme mit Ananasragout, Mousse au Chocolat mit Kirschragout, Pyramide von Profiteroles im Schokomantel und Tiramisu mit Amaretto-Pfirsichen – 888er Hüftgold (wenn Karl Lauterbach gesehen hätte, wie abertausende von Kalorien vom Dessertbuffet trotz später Stunde in die Mägen und von dort directement auf die Hüften wanderten, er wäre sicherlich verzweifelt). Uns hat es geschmeckt und wir freuen uns schon darauf, was wir auf dem DRG Forum und seinem Gesellschaftsabend im nächsten Jahr erleben dürfen. HIGH LIGHTS Besuchen Sie unsere Crossmedia Internetplattform: link F www.letv-gesundheitspolitik.de H G I H LIGHTS 10/12 : 25.4.2012