N atu Freund e Position
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N atu Freund e Position
www.naturfreunde-hessen.de 45. Jahrgang – Ausgabe 1/2015 Gesamtbelastungsstudie gefordert NaturFreunde in Hessen Die Grenzen der Belastbarkeit sind längst überschritten Neues Jahresprogramm Bereits auf ihrer Landeskonferenz 2010 befassten sich die NaturFreunde Hessen mit den wachsenden Umweltbelastungen in der Rhein-Main-Region und forderten eine Gesamtbelastungsstudie. Auch 2015 geben die NaturFreunde in Hessen wieder ein Jahresprogramm heraus. Mit der Programmbroschüre zeigen wir einen Ausschnitt aus der vielfältigen Angebotspalette der Orts- und Fachgruppen, des Landesverbandes und der Naturfreundejugend. Der Ausbau und Betrieb von Flughäfen in Frankfurt, Egelsbach und Erbenheim, Müllverbrennungsanlagen, Bau neuer Kohlekraftwerke (Industriepark Frankfurt Fechenheim), Autobahnausbauten stehen dabei beispielhaft für Umweltzerstörung und nachhaltige Zerstörung bzw. Schädigung der sozialen und ökologischen Lebensqualität, auch über das Rhein-Main-Gebiet hinaus. Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie bei ihren Genehmigungen nicht im Zusammenhang mit den anderen Projekten im gleichen Raum, sondern jedes für sich betrachtet werden. Eine alte Forderung – jetzt aktualisiert Das Netzwerk Umwelt und Klima hat seine alte Forderung nach einer Gesamtbelastungsstudie jetzt aufgearbeitet und aktualisiert. In einem Positionspapier wurden der vorhandene wissenschaftliche Stand zusammengefasst und neue Erkenntnisse zur Thematik formuliert. Auf einer Veranstaltung im Januar der NaturFreunde Rüsselsheim wurde dieses Papier jetzt vorgestellt und diskutiert. Darunter finden sich kulturelle Veranstaltungen genauso wie Wanderungen, Reisen und natursportliche Angebote für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Wir bitten unsere Leserinnen und Leser deshalb, das Positionspapier kritisch zu lesen und Änderungen und Ergänzungen zu formulieren. Das Papier kann von unserer Homepage herunter geladen werden (www. naturfreunde-hessen.de) Die Programmhefte können über die Landesgeschäftsstelle bezogen werden. Weitere Infos auch unter www.naturfreunde-hessen.de und www.naturfreundejugend-hessen.de Dirk Treber, Vorstandsmitglied der Rüsselsheimer NaturFreunde und Mitautor des Positionspapiers fasst nachstehend die Kernpunkte des Papiers zusammen. Jürgen Lamprecht, NaturFreunde Hessen Welchen Nutzen hat eine Gesamtbelastungsstudie? Im Kern fordern wir eine ökonomische Bewertung von Umweltkosten. Ein Vorbild hierfür ist die Schweiz, die nicht nur hinsichtlich der geografischen Ausdehnung und der Bevölkerungszahl mit Hessen vergleichbar ist, sondern gleichfalls als logistische Drehscheibe im Verkehrswesen bzw. als Transitland dient. Beispielhaft ist ein in der Schweiz etabliertes Berichtswesen, mit dem z. B. eine langfristig angelegte Verlagerung von Straßen- auf Schienenverkehr politisch, ökonomisch und ökologisch begründet werden kann. Fortsetzung auf Seite 2: NatuFreunde Position Foto: Walter Keber Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Recherchen sollen weiter diskutiert werden. Das Ziel des Netzwerkes Umwelt und Klima ist, noch in diesem Jahr die Forderung nach einer qualifizierten Gesamtbelastungsstudie an die Hessische Landesregierung heranzutragen. Fortsetzung von Seite 1: Flüchtlingen mit Respekt begegnen Pegida die Grundlagen entziehen Der Landesverband Hessen der NaturFreunde Deutschlands beobachtet mit großer Sorge die Entwicklung der so genannten „Pegida-Bewegung“. Viele Menschen in Deutschland empfinden berechtigten Unmut über die Arroganz der Macht, die von Politikern wie auch von vielen international operierenden Banken und Großkonzernen ausgeht. Sie fühlen sich ohnmächtig und fürchten, in Armut abzugleiten. [...] Benachteiligte Menschen werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt und dann noch für die soziale Ungerechtigkeit verantwortlich gemacht. Das hat in Deutschland eine üble Tradition. Was in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist, lehrt uns: Wenn man solchen Tendenzen nachgibt, ist das Ergebnis Totalitarismus, Menschenverachtung und Tod. [...] Wir begehen in diesem Jahr den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Wir denken dabei auch an die vielen NaturFreundinnen und NaturFreunde, die im Faschismus verfolgt, in Gefängnisse und Konzentrationslager gesperrt, ermordet oder ins Exil gezwungen wurden. Mit der Verankerung des Asylrechts im Grundgesetz, der Religionsfreiheit und vor allem der Unantastbarkeit der Würde des Menschen wurden die Lehren aus der Geschichte gezogen. Jedem Menschen ist mit Respekt zu begegnen und kein Mensch ist mehr wert als der andere, Flüchtlinge dürfen nicht nach Nützlichkeit für die Wirtschaft aussortiert werden. Die NaturFreunde Hessen erklären: Wir stehen zu Demokratie, Völkerverständigung und Frieden. Wir wollen, dass Flüchtlingen, die vor Krieg und Verfolgung bei uns Asyl suchen, ein menschenwürdiges Leben ermöglicht wird. Wir begrüßen es, wenn Deutschland Einwanderung fördert, denn wir sehen die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen als Bereicherung an. Wir fordern die Rückkehr zu einem Asylrecht, das seinen Namen verdient, anstatt dieses Menschenrecht immer weiter auszuhöhlen. Wir fordern die Bundesregierung auf, nicht allein auf Wirtschaftswachstum zu setzen und dies als seligmachend zu verklären, sondern zu einer Politik des sozialen Miteinanders zurückzukehren. Es gilt, das immer stärkere Auseinanderfallen der Gesellschaft in die gut Verdienenden und profitable Unternehmen und in die in prekären Verhältnissen Beschäftigten zu verhindern. „Pegida“ wird unsinnig und einer seiner sozialen Ursachen beraubt, wenn Jugendliche keine Angst um ihre Zukunft und alte Menschen keine Angst um ein menschenwürdiges Altern haben müssen, die Gesellschaft als gerechter empfunden wird. NaturFreunde - Position Wir stellen pragmatische Forderungen Was wir mit dem vorliegenden Positionspapier fordern, ist keine neue wissenschaftliche Studie, sondern eine konsequente Anwendung aktuell vorliegender Studien und Publikationen. Dies ist auch in Zeiten eingeschränkter Haushaltsmittel mit einem realistischen Budget leistbar. Verkehrslärm und Luftschadstoffe sind nicht alles – aber vorrangig zu bewerten Mit unserem Positionspapier fordern wir eine Konzentration auf naheliegende Schwerpunkte, nämlich eine integrierte Betrachtung des Verkehrswesens mit den Hauptbelastungsfaktoren Lärm und Luftschadstoffe. Andere Umweltbelastungen sollen damit nur in den ersten Projektphasen außen vor bleiben. Dass die Belastung des Trinkwassers, aber auch Elektrosmog und Radioaktivität ebenso relevant sind wie der fortschreitende Flächenverbrauch zu Lasten der Biodiversität, ist für uns unstrittig. Das Rhein-Main-Gebiet wird im politischen Diskurs meistens als eine wirtschaftlich prosperierende Region dargestellt. Würden jedoch die monetär bewertbaren externen Kosten der damit verbundenen Umweltbelastungen im Rahmen einer Gesamtbelastungsstudie transparent dargestellt, dürfte eine Neubewertung bisheriger Prämissen der Regionalentwicklung im Sinne tatsächlicher Nachhaltigkeit unabdingbar sein. Dirk Treber, NaturFreunde Rüsselsheim Weitere Infos: www.umwelt-klima-rheinmain.net Beschluss Landesvorstand vom 6.2.2015 Vollständiger Text: www.naturfreunde-hessen.de Musik, Musik, Musik, ... Einladung zum 19. NaturFreunde-Musiksommer Ostermarsch 2015 Wir laden herzlich ein zum 19. Musiksommer am Üdersee im Biosphärenreservat Schorfheide! Vielfalt ist wie immer Programm: Viele AGs für Beginner, für qualifizierte Sänger(innen) und Musiker(innen) und noch mehr. Musik liegt in der Luft, wenn wir wieder gemeinsam im Orchester musizieren, im Chor singen, Gitarren, Flöten und Trommeln neue Rhythmen und Töne entlocken, tanzen, „offen“ singen und uns überraschen lassen, was uns noch alles einfällt und wozu wir fähig sind. NaturFreunde beteiligen sich Termin: 15.8. bis 23.8. 2015 Kosten: Erwachsene: Mitglieder 390,00 Euro - Nichtmitglieder: 450,00 Euro Kinder und Jugendliche zahlen 250,00 Euro. Anmeldung und mehr Infos über die Landesgeschäftsstelle (siehen Kasten S. 5) Alle Veranstaltungen: www.frieden-und-zukunft.de /?Aktionen:Ostermarsch_2015 Zentrale Abschlussveranstaltung Ostermontag, 6. April, 13.00 h, Römerberg Frankfurt am Main 1/2015 – 2 – 90 Jahre Büchergilde Gedanken zur Kulturarbeit bei den NaturFreunden Da kam im vergangenen Jahr ein Brief von der Büchergilde Gutenberg. Sie wollte mit der neuen Firmierung als Verlagsgenossenschaft „im Geiste unseres Wertekanons“ weiterarbeiten und sich treu bleiben. Trifft das uns NaturFreunde nur beiläufig oder hat das für uns und die Kulturarbeit noch Belang? Bei der Gründung der NaturFreunde vor über 100 Jahren waren schon unterschiedliche Ansätze zur Arbeiterbildung und zur Kulturarbeit zu erkennen. Das Selbstorganisieren bei uns brachte eine erfreuliche Vielfalt von kulturellen Ausdrucksweisen hervor, die zu generalisieren schwer fällt. Reine musische Kulturarbeit kann wunderschön sein, ein Beitrag zu unseren gesellschaftspolitischen Ansprüchen ist sie aber nicht. Das Festegestalten, das Anschauen, das Genießen, das Selbstpraktizieren der verschiedenen Kunstgenres sollte nicht zum Fluchtweg aus der Wirklichkeit werden. Unsere NaturFreundegeneration der Nachkriegsjugend hatte die Chance, viel bei Leo Kofler („..., dass die Mängel kapitalistischer Ordnung nicht allein in materieller Not liegen“ und von ihr „die humanistischen Probleme keinesfalls gelöst werden“) und Fritz Lamm (Kulturtage 1968: „Die NaturFreundebewegung kann ihren Anspruch Kulturorganisation zu sein nur beweisen, in dem sie zustimmend teilnimmt am Kampf gegen die Unkultur unserer Zeit“) zu lernen. Die Zitate von beiden lassen sich auch heute noch umsetzen. Um im gegebenen Umfeld wirksam Kulturarbeit zu betreiben, hatte der legendäre Bundesvorsitzende Fritz Rück ein „Kulturkartell“ angeregt. Zumindest im Jugendbereich hat das partiell mit der Gewerkschafts-jugend und den Falken geklappt. Zu so einem „Kulturkartell“ müsste man auch die Büchergilde heranziehen. Sie feierte im vergangenen Jahr ihren 90. Geburtstag. Auch sie, im August 1924 gegründet, ist ein Kind der Arbeiterbewegung. Gründer waren Buchdrucker. Bei uns war die Büchergilde immer präsent. Der ersten Veröffentlichung 1925 mit Mark Twain folgte 1926 mit B. Travens „Totenschiff“ der große Erfolg und das blieb so mit Upton Sinclair, Jack London, Andersen Nexö, Oscar Maria Graf bis die kurze Blüte der demokratischen Buchgemeinschaft 1933 durch die Nazis beendet wurde. NaturFreunde - Aktiv Verbandsentwicklung Aus dem Schweizer Exil zurück wurde die Büchergilde Gutenberg in Frankfurt am Main 1947 wiedergegründet. Sie baute ihr Vertrauensleutesystem auf und hatte trotz aller Beschaffungsprobleme in Trizonesien wieder Erfolg. Viele NaturFreunde waren zugleich auch für die Büchergilde aktiv. Der Zeitgeist machte ihr in den Jahren erheblich zu schaffen. Sie wollte als eine der letzten Buchgemeinschaften weiter wirken. Sie wollte unabhängiger von Banken werden. Um das zu erreichen, hat sie sich jetzt als Verlagsgenossenschaft organisiert. Wir wünschen ihr und somit auch uns viel Erfolg! Ihre Veröffentlichungen werden dann dazu beitragen die „Unkultur“ zu bekämpfen, wenn ihre Sprache die der Aufklärung und nicht die der Verschleierung ist. Karl Löffert, NaturFreunde Offenbach Termine Verbandsentwicklung Perspektiven der Ortsgruppen: 25. April 2015 in Darmstadt 18. Juli 2015 in Kaufungen Verbandsentwicklung: 20.Juni 2015, Darmstadt Mehr Informationen: www.naturfreunde-hessen.de Verbandsentwicklung ist kein Modewort, ist dringend, ist machbar – macht Spaß und braucht viele! Wer sind wir, wissen wir das wirklich? Wo wollen wir hin, ist uns das klar? Umweltschutz, sanfter Tourismus, Natursport und Kultur: diese Untertitel tragen wir nicht ohne Stolz in unserem Vereinsnamen. All das ist ein hoher Anspruch, aber auch der Unterschied gegenüber anderen Vereinen, die einzelne Ziele separat verfolgen. Bei uns NaturFreunden ist es gerade die Vielfalt, das Gemeinsame, das gemeinsam Erlebte – das macht uns einzigartig. Und dazu unser gesellschaftlicher wie selbstverständlicher Anspruch, „Welchen Anspruch haben wir an ein menschliches, soziales und freiheitliches Leben?“ „Wie soll unsere Gesellschaft in ihrem Umfeld zusammenleben?“ Uns sollte die Frage umtreiben: „Was können wir gut, was können wir besser als andere Verbände?“ Das können vor Ort ganz unterschiedliche Schwerpunkte sein. Wir müssen vor Ort nicht alles können. Aber, was gut funktioniert kann durchaus noch besser werden. Wie können verschiedene Ortsgruppen zusammenarbeiten, was benötigen wir vom Landes- und Bundesverband. Viele positive Beispiele sich verändernder Ortsgruppen, ihre geänderten Aktivitäten und die Öffnung nach Außen gibt es bereits in Hessen. Was können wir von denen lernen? Lassen wir es zu, etwas zu lernen? Der Landesvorstand wird deshalb zur Weiterentwicklung und Konkretisierung Aktiventreffen anbieten. Zwei Treffen wird es zu der Fragestellung „Zukunftsperspektiven von Ortsgruppenarbeit“ geben. Einsteigen wollen wir mit Beispielen von Ortsgruppen mit positiven Erfahrungen als Impuls und Anregung für die Entwicklung und Diskussionen eigener Ideen. Wir werden besprechen, wie wir uns gegenseitig helfen können. Unterstützung erhalten wir dabei von einem externen Berater, der den Blick von Außen auf unsere Arbeit wirft. Bei einem weiteren Treffen geht es um die grundsätzliche Entwicklung des Verbandes von der Bundesgruppe über die Landesverbände, Bezirke, Fachgruppen bis zu den Ortsgruppen. Wie stellen wir uns insgesamt für die Zukunft als Verband auf? Sind die Strukturen noch zeitgemäß? Was muss gestärkt werden? Was muss geändert werden? Alle drei Treffen richten sich grundsätzliche an alle interessierten NaturFreundinnen und NaturFreunde, unabhängig davon, ob sie eine Funktion wahrnehmen. Interessierte wenden sich bitte an die Landesgeschäftsstelle. Arno Enzmann, stellv. Landesvorsitzender 1/2015 – 3 – Rudi Müller Nachruf Die NaturFreunde Frankfurt und Hessen trauern um ihr langjähriges aktives Mitglied Rudi Müller. Rudi ist in den letzten Januartagen des neuen Jahres gestorben. Zuletzt lebte Rudi in einem Pflegeheim der AWO in Frankfurt. Leider ging es ihm gesundheitlich immer schlechter. Bei meinem letzten Besuch vor Weihnachten konnte er schon nicht mehr mit mir sprechen. Ich glaube, dass der Tod jetzt eine Erlösung für ihn ist. Rudi ist 85 Jahre alt geworden. Rudi war seit seiner Jugend bei den NaturFreunden. Zuerst in der Ortsgruppe Wetzlar. Bereits 1947 nahm Rudi als Jugenddelegierter an der ersten Landeskonferenz der NaturFreunde Foto: Elke Lamprecht Hessen nach der Wiederzulassung durch die Alliierten im NaturFreunde-Haus „Rosenhöhe“ in Offenbach teil. Schon bald lernte Rudi auf einem Jugendtreffen im NaturFreundeHaus Riedberg in Eberstadt seine Frau Irmgard kennen. Später war Rudi dann Mitglied in der Ortsgruppe Frankenthal in Rheinland Pfalz. Dies kam durch seine enge berufliche Verbindung mit dem „Rahnenhof“, wo er unzählige Seminare für die IG Metall durchführte. Der gelernte Schriftenmaler engagierte sich schon bald auch gewerkschaftlich. Dieses Engagement führte über ein Studium an der Akademie der Arbeit in Frankfurt zum hauptamtlichen Gewerkschaftssekretär. Über Tätigkeiten für den DGB kam Rudi zur IGM und war dort bis zu seinem Ruhestand in der Bildungsabteilung beim Hauptvorstand tätig. Diese Arbeit war nicht nur ein Beruf, für Rudi war es eine Berufung! Er ging in seinem Beruf auf, wenn es auch bedeutete, dass er immer quer durch Deutschland unterwegs war und deswegen oft auch nicht zu Hause sein konnte. Die Betriebsrätelehrgänge waren sein besonderes und geliebtes Metier. Wobei es Rudi nicht nur um Vermittlung der Aufgaben für Betriebsräte ging, sondern immer auch um die Aufklärung über die politischen Verhältnisse. Auf vielen Ostermärschen der 1960iger Jahre sprach er für die IGM. Mit dem Eintritt in die Rente schloss sich Rudi der Ortsgruppe Frankfurt am Main an. Dort wurde er auch gleich aktiv. Unvergessen bleibt er mit seinen politischen Frühschoppen, die er über zwei Jahrzehnte im NaturFreundeHaus in Niederrad organisierte und moderierte. Aber auch seine tatkräftige Unterstützung bei Arbeiten am Haus bleiben uns in bester Erinnerung, seien es Weißbinderarbeiten oder auch „nur“ Laubkehren. Rudi versäumte kaum eine Veranstaltung. Er war einfach immer da. Auf den Jahreshauptversammlungen war es Rudi, der immer auch mahnend die Stimme erhob und die NaturFreunde aufforderte, politsch Stellung für soziale Gerechtigkeit zu beziehen. Auch auf Landesebene engagierte sich Rudi. Hier war er 13 Jahre als Kulturreferent und später lange Jahre als Schriftleiter unserer Mitgliederzeitschrift „NaturFreundeHessenINFO“ im Landesausschuss vertreten. Rudi redigierte nicht nur die Artikel. Er lieferte selbst viele Beiträge. In Erinnerung bleiben uns die Beschreibungen der Ortsgruppen und Häuser und vor allem seine regelmäßigen Buchbesprechungen. Bei ihnen ging es Rudi immer besonders um Literatur, die die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten beschrieb und Wege für eine bessere Gesellschaft aufzeigte. Den stärksten Fußabdruck im Landesverband dürfte Rudi aber mit der Nachrufe NaturFreunde-Aktiv Konzeption der „Kulturwege Hessen“ hinterlassen haben. Es bereitete ihm sehr große Freude, Wanderwege in Hessen herauszusuchen und zu beschreiben, die unsere NaturFreunde-Häuser miteinander verbinden und den Wandernden ganz besondere Hinweise auf ihren Weg mitgibt. Das Besondere sind Informationen zur Arbeiterbewegung verbunden mit der Industriegeschichte des Landes, aber auch Hinweise auf Stätten der Verfolgung und des Widerstandes zur Zeit des Nationalsozialismus. Rudi war durch und durch ein kritischer und politischer Mensch! Und Rudi liebte das Leben und genoss es auch! Gerne denken wir an viele schöne gemeinsame Feste und Feiern zurück! Wir vermissen Rudi sehr! Wir haben einen lieben Freund und starken Kämpfer verloren. Rudi wird uns immer in bester Erinnerung und ein Vorbild bleiben. Jürgen Lamprecht, Landesvorsitzender Hans Hilger Nachruf Hans Hilger, der Unermüdliche, ist nach langer schwerer Krankheit im November 2014 gestorben. Die NaturFreunde Eschwege und der Landesverband trauern mit seiner Frau Silvia. Über 50 Jahre war Hans Mitglied bei den NaturFreunden. Er kam über die Ortsgruppen Hannover und Mannheim nach Eschwege. Hans hat die Entwicklung der Ortsgruppe Eschwege und des „Hauses am Meinhard“ entscheidend mitgeprägt. Immer engagiert, mit hohem Sachverstand und immer für einen guten Rat gut. Von Anbeginn hat Hans Verantwortung übernommen, war in vielen Positionen aktiv, als Wanderwart, Hausreferent, Schriftführer, Kassierer und die letzten Jahre als 2. Vorsitzender. Lange Jahre war Hans auch im Arbeitskreis Häuser des Landesverbandes aktiv und damit auch Mitglied im Landesausschuss der hessischen NaturFreunde. Wir haben mit Hans einen engagierten, zuverlässigen, hilfsbereiten, weltoffenen NaturFreund verloren und werden ihn in bester Erinnerung behalten. Axel Ziska, NaturFreunde Eschwege Jürgen Lamprecht, NaturFreunde Hessen 1/2015 – 4 – 100 Jahre Brombacher Hütte Die Geschichte des Wanderns und Bergsteigens in den Alpen Ich stand in einer alten Frankfurter Buchhandlung, deren Name so ein bisschen an ein Bockbier denken lässt, blätterte in dem Buch. Naja, ich gehe gerne klettern und Bergwandern, aber die Geschichte der diversen alpinen Erstbegehungen ist nun nicht mehr so neu und mittlerweile spielen sich die großen Begehungen ja auch längst im Himalaya oder in den Anden ab – und überhaupt, was soll nach 14 Achttausendern ohne künstlichen Sauerstoff noch viel Neues kommen – Breitwandgeschwafel über metaphysische Erlebnisse, die Reise zu sich selbst und Nahtoderfahrungen gibt es mittlerweile ja auch ungefähr so selten wie Reiseführer über Venedig oder die Nordsee – also eigentlich … Aber schon am Eingangstext blieb ich hängen: „Die Geschichte des Alpinismus wird immer von oben erzählt: von den Erstbesteigern, den hohen Gipfeln, den großen Helden. Aber der Anstieg beginnt immer unten.“ Und genau das gelingt dem Autor. Er nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Geschichts- und Bergtour der anderen Art. Wieso hatten Erstbegeher eigentlich Führer? Wie kann es Führer geben auf völlig neuen, unbekannten Wegen? Und so erfahren wir nach und nach mehr über Säumerinnen und Säumer, Trägerinnen und Träger, Wilderer, Schmuggler. Und auch darüber, dass der Kampf um die Gipfel nicht nur den Erstbegehungen galt. Denn die Berge, sie waren nicht so frei und unpolitisch wie es in verklärten Darstellungen scheinen mag, erhoben über die Konflikte und Niederungen des Alltags. Informationen www.naturfreunde-hessen.de NaturFreunde Hessen Herxheimerstraße 6 60326 Frankfurt am Main Telefon 069. 6 66 26 77 info@naturfreunde-hessen.de Sie „gehörten“ den Männern, am besten christlich getauften deutschen Staatsbürgern oder den Mitgliedern akademischer Klettervereine, nicht den Frauen, den Juden, den Sozialisten und überhaupt am besten nur wenigen. Preuß, Piaz, Dülfer und Dibona, sie tauchen hier auf, nicht nur als Bergsteiger, sondern als politische Menschen – als Juden, Arbeiter, Kommunisten. Und auch die NaturFreunde erscheinen in diesem Buch mit ihrem Grundanliegen, einfachen Menschen den Zugang in die Natur zu öffnen und mit ihren geschichtlichen Irrungen, Wirrungen und Leistungen. Und wer weiterliest, der wird erfahren, dass die Bergvagabunden keine Wandergruppe waren und die Pässe in die Schweiz nicht nur von Touristen überquert wurden und werden. Noch viel mehr wäre zu erzählen und zu berichten aus diesem Buch, aber das ist Unsinn, denn schließlich gibt es das Buch ja schon – und es ist wirklich sehr empfehlenswert für alle, die etwas über Bergsteigen, Geschichte und auch NaturFreunde erfahren wollen. Werner Battenhausen, NaturFreunde Bad Vilbel Martin Krauß: „Der Träger war immer schon vorher da“. Die Geschichte des Wanderns und Bergsteigens in den Alpen. Nagel & Kimche, 2013, 224 Seiten, ISBN 978-3-312-00558-1 Buchvorstellung „Der Träger war immer schon vorher da“ Das älteste NaturFreunde-Haus in Hessen feiert in diesem Jahr einen großen Geburtstag. Die Brombacher Hütte wird 100 Jahre alt! Sie liegt mitten im Naturpark Hochtaunus in einem Wiesental oberhalb der Gemeinde Schmitten-Brombach und am Fuße des „Pferdskopfes“ (663m). Es ist ein uriges Selbstversorgerhaus mit Ofenheizung, Brunnenwasser und Toilette „über dem Hof“. 1914 erwarben die NaturFreunde Frankfurt das Grundstück und bauten die erste Hütte. Sie wurde im Sommer 1915 „eingeweiht“, mehrmals erweitert, aufgestockt und umgebaut. Im Sommer 1930 hatte sie 50 Betten und mit einem Teich sogar eine Badegelegenheit. Viele Mütter verbrachten ganze Wochen mit ihren Kindern auf der Hütte. Von 1933 bis 1945 waren die NaturFreunde verboten, die Hütte und das gesamte Vermögen von den Nazis beschlagnahmt. 1949 wurde sie wieder an die Ortsgruppe Frankfurt zurück gegeben. In den Sommermonaten der Jahre 1950 bis 1970 war die Brombacher Hütte an jedem Wochenende voll belegt. Es war preiswert, ein Wochenende dort im Grünen zu verbringen. Man fuhr mit dem Fahrrad oder mit der Straßenbahn zur Hohemark und stieg in den Bus oder wanderte hinauf. Heute ist unsere „Brombacher Hütte“ immer noch ein beliebtes Ziel für Wandersleute und Naturliebhaber*innen. Sie hat 27 Betten in 2-, 3- und Mehrbettzimmern, eine Küche und einen Aufenthaltsraum mit neuem Holzofen. Unterhalb des Hauses ist eine riesengroße Spielwiese. Im letzten Herbst bekam die Hütte einen neuen Anstrich. Die Naturfreundejugend Frankfurt unterstützt von der Naturfreundejugend Internationale (NFJI) war zwei Wochen in den Ferien dort, um mit Jugendlichen aus Belgien, der Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Italien, Portugal und Spanien Neues zu schaffen. Die Grillhütte wurde erweitert und umgebaut und eine neue Outdoor-Küche bekam hinter dem Haus ihren Platz. Unser uraltes NaturFreunde-Schild bekam einen neuen Anstrich und hängt nun leuchtend im Eingangsbereich der Hütte und begrüßt alle Gäste auf das Herzlichste! Am 27.06.2015 wird nun der große Geburtstag mit einem Bergfest gefeiert. Das genaue Programm findet man unter www.naturfreunde-frankfurt.de Elke Lamprecht, NaturFreunde Frankfurt Arbeiten am Erweiterungsbau der BrombacherHütte im Jahr 1926. (Foto: NaturFreunde Frankfurt) 1/2015 – 5 – Buchbesprechung Herr der Diebe von Cornelia Funke Dankeschön – Buffet 2014 Und wieder ist ein Jahr vorbei und am 29.11.2014 stand auch schon wieder das Dankeschön-Buffet vor der Tür, welches diesmal in der Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim in Frankfurt stattfand. Seit einigen Jahren findet Ende des Jahres ein gemeinsames Essen für Ehrenamtliche und Interessierte statt, die im vergangenen Jahr in der Naturfreundejugend Hessen aktiv waren oder Lust hätten, im nächsten Jahr Teil eines Veranstaltungsteams zu sein oder anders aktiv zu werden. Eingeladen waren also Alle! Das DankeschönBuffet ist nämlich nicht nur ein großes DANKESCHÖN der Landesleitung und Geschäftsstelle, sondern bietet auch Raum, um die in der Jahresplanung beschlossenen Veranstaltungen vorzustellen und mögliche Teams und Teilnehmer*innen für diese zu finden. Um 17:30 Uhr sollte es dann also losgehen…eigentlich! Dank Bus und Bahn kam ich leider etwas später, aber gerade noch richtig, um das spektakuläre, preisverdächtige und atemberaubende Luftballonkonzert der zwei Naturfreundeensembles genießen zu können. Die Ehrenamtlichen hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt und jeweils einen bekannten Song auf Luftballons eingeübt. Es wurde gequietscht, geklopft und am Ende konnte man sogar erkennen, welche Melodie man eben hören durfte. Die eine Gruppe gab „We will rock you“ von Queen zum Besten, die anderen „Jingle Bells“. Danach ging es auch schon weiter mit dem Kennlernprogramm. Und nachdem wir uns alle ausgiebig und eigenartig wie Menschen „aus aller Welt“ begrüßt hatten, zum Beispiel mit gefalteten Händen und einer Vorbeugung wie in „Indien“ oder Hinterteil an Hinterteil und mit einen Handschlag wie in „Neuseeland“, ging es dann auch so langsam zum „richtigen Programm“. Die Veranstaltungen wurden vorgestellt und neben den Klassikern wie beispielsweise dem Pfingstzeltlager, waren dieses Jahr auch Neue dabei, wie das Naturgartenbauprojekt, in welchem der Vorgarten der Geschäftsstelle „upgecycelt“ werden soll. Zu jeder Veranstaltung hing ein kleines Plakat aus - und wer Interesse daran hat, eine zu teamen, konnte sich eintragen. Und dann wurde auch schon das Buffet eröffnet und es wurde gequatscht und sich ausgetauscht. Einige Mitglieder der Landesleitung machten Werbung für die Mitarbeit im Vorstand und ein paar Andere kamen auf die Idee, Schokofondue mit einer Kerze und Schokobons zu kreieren… Auf ein neues, erlebnisreiches und vor allem naturfreundliches Jahr 2015! Svenja Kohle & Kultur Ein vielfältiges Veranstaltungsjahr ging zu Ende… Nach dem Tod ihrer alleinerziehenden Mutter reisen Prosper und Bonifazius nach Venedig, um dadurch ihrer Tante Esther und deren Mann zu entgehen, die Bonifazius bei sich aufnehmen und Prosper in ein Internat stecken wollen. Dort schließen sie sich der Diebesbande um den jungen Scipio an und finden Unterschlupf in einem antiquierten Kino. Bald darauf erfahren sie durch den zwielichtigen Händler Ernesto Barbarossa, für den Scipio gelegentlich auf Beutezug geht, von einem äußerst einträglichen Auftrag. Ein geheimnisvoller älterer Herr vermisst einen hölzernen Flügel, der zu einem ganz besonderen Karussell gehören soll, und setzt eine hohe Summe für die Wiederbeschaffung aus. Aufgeregt begibt die Bande sich auf die Suche. Derweil setzt Esther den Detektiv Victor Getz auf Prosper und Bonifazius an, der sich alle Mühe gibt, sie zu finden, und ihnen schon bald in die Quere kommt. Die deutsche Schriftstellerin Cornelia Funke nimmt ihre Leser*innen mit in die Stadt der tausend Brücken und erzählt mit viel Fantasie und Liebe zum Detail eine zauberhafte Geschichte über Freundschaft und Familie, Kindheit und Erwachsenwerden. Die geradlinige und zugleich tiefgründige Handlung, liebenswerte Charaktere und eine überaus mitreißende Erzählweise sorgen für unterhaltsame Lesestunden. Und nicht zuletzt vermittelt die Handlung zuweilen Lehrreiches über Venedig und die italienische Sprache und Lebensart. Der Roman „Herr der Diebe“ von Cornelia Funke vereint auf besondere Art die Genres Krimi und Fantasy in sich und ist für Buchliebhaber*innen jeden Alters äußerst lesenswert. Marie-Claire Cornelia Funke: Herr der Diebe, erschienen im Dressler Verlag ISBN: 3-7915-0457-6 1/2015 – 6 – Fit durchs Leben Ganz sicher eine Baustelle „Wie sagt man drei Mal hintereinander Plastiktüte?“ „Plas..haha Palashihihi was willste denn?“ Der Mann hinter mir sieht noch mehr nach Alkoholmissbrauch aus, als er riecht, und er riecht beträchtlich. Seine blauen Augen schmunzeln seinem Freund voller Vorfreude zu. „Dudd, Dudd, Dudd!“, triumphiert er. „Ist hessisch!“ Herausragende Persönlichkeit Alexander (Pete) Peters Wer bist du, beschreibe dich in drei Sätzen. Ich heiße Alexander Peters (die meisten in der NFJ kennen mich allerdings unter dem Namen „Pete“), bin 23 Jahre alt und wohne in einem Dorf namens Angersbach, das mitten in Hessen liegt. Ich gedenke irgendwann mal als Lehrer zu arbeiten und verbringe meine Zeit momentan am liebsten unterwegs, sei´s beim Kajak fahren oder bei anderen Aktivitäten. Ansonsten würde ich mich als vielseitige Person bezeichnen. Was wärest du gerne für eine Farbe? LSD In welchem Geschäft würdest du deine Kreditkarte überziehen? Ich stelle mir gerade vor, wie ich voller Entsetzen eine Kreditkartenabrechnung betrachte, nachdem ich in einem Outdoorshop mal so richtig Eskalationseinkaufen betrieben habe. …gut, dass ich keine Kreditkarte besitze. Wie siehst du dich in zehn Jahren? Lehrer, Ehemann, Papa? Tatsächlich weiß ich das nicht. Gewiss ist nur, dass ich bis dahin deutlich weniger Haare auf dem Kopf haben werde… Möchtest du gerne Kinder, wenn ja, wann und wie viele? Auf jeden Fall möchte ich Kinder haben. Am liebsten einen ganzen Haufen, sofern ich es finanziell und zeitlich managen kann. Wann genau hängt von einigen Kaffeesatz Hochengagiert, sportlich und für jede Gelegenheit ein passender Ratschlag: Pete ist seit vielen Jahren bei der Naturfreundejugend dabei. Kürzlich fiel uns auf, dass Pete einer unserer Teamer ist, der die meisten Veranstaltungen mitbegleitet - ob mit Kindern, Jugendlichen oder Familien, ob im Zeltlager, im Wasser, bei der Jahresplanung, bei Tag oder Nacht: Pete ist als Allrounder mit allen Altersgruppen und in allen möglichen Freizeitsituationen aktiv, bringt seine guten Ideen ein und hilft, wo er kann. Was er nicht verraten hat: Singen und Gitarre spielen kann er auch noch und bietet damit allerbeste Lagerfeuer-Unterhaltung! Go on, Pete! Faktoren ab, um die ich mir momentan noch keine Gedanken mache. Deine momentane Lebensweisheit? „Happiness is a choice.“ - Shaycarl Welches ist dein Lieblingsbuch, - film oder -musik? Buch: „Medicus“-Noah Gordon Film: „Last Samurai“ Musik: schwer festzulegen. Tendenz geht in Richtung Rock. Wenn du ein Tier sein könntest, welches möchtest du sein und warum? Delfin. Erstens weil ich super gerne im Wasser bin und zweitens weil ich mich dann mit meinen Delfinkollegen über die beschränkten Menschen lustig machen könnte^^. An welchen Ort würdest du gerne mal reisen? Japan. Tolle Kultur, abgefahrene Menschen. Und außerdem mache ich schon sehr lange Karate und würde unglaublich gerne mal im Honbu-Dojo in Tokio trainieren. Was war bisher dein schönstes Naturfreundejugend-Erlebnis? Wahrscheinlich das erste Mal als ich im Wildwasser gepaddelt bin. Hooked up since then. Der Supermarkt am Kottbusser Tor ist ein kurzer Reality Check zum Wochenstart, bevor ich zurück in meinen wohlsituierten vierten Stock ohne Aufzug in Berlin Mitte steige. Am Vortag hatte ich mir das Flughafenprojekt Berlin Brandenburg angeschaut, wo ich fast auf dem Mamorboden ausgerutscht wäre. Hier klebe ich auf dem PVC-Belag. Dafür funktioniert die Abfertigung auch schwer kalkulierbarer Besucher im Supermarkt reibungslos. Völlig unerwartet fühle ich mich hier wohl. Niemand will von mir, dass ich endlich versuche, mich „LowCarb“ zu ernähren, rund um die Uhr mit Bio-Lebensmitteln vollstopfe oder mich mal langsam im Fitnessstudio einschreibe. Ich muss keine coolen Bekanntschaften erwähnen, die unglaublich erfolgreich sind oder auf Open Source Software abfahren, mein Lieblings-Crowdfunding-Projekt auswendig wissen oder permanent meine Erfahrungen mit anderen teilen, um von ihrem Feedback zu lernen. Das Risiko ist zudem hoch, dass hier eine etwas rauere Feed-Back-Kultur herrscht. Dafür ist es am Kottbusser Tor ok, Döner und Pommes super zu finden, mehr als ein Baklava zu bestellen, kurz zu entscheiden, nichts zu tun zu haben und sogar so auszusehen. Mit einem freundlichen Lächeln und „Is was?“ erreicht man mehr, als mit einem freundlichen Lächeln allein. Und trotzdem bleibt es Mainstream, das Ranzige anziehend und das Obsolete attraktiv zu finden. Die wievielte an diesem Tag ich wohl bin, die eine Runde durchatmet in Neukölln, um ihr selbst gewähltes AkademikerDasein wieder annehmbarer zu finden, will ich lieber gar nicht wissen. Auch über die Illusion nachzudenken, es gebe hier keine Regeln, nur weil die eigenen gerade nicht gelten, versuche ich erstmal kurz zu verhindern. Auf den Treppen zur U-Bahn rattert es im Hinterkopf, ohne, dass ich etwas dagegen tun kann. Diesen Witz, den hab ich schon mal gehört. Damals gings um trockenes Gras. Len Eva Kejíková. 1/2015 – 7 – Was, wann, wo, wer? Termine Die Veranstaltungen für 2015 stehen fest! Hier gibt es einen Überblick über ausgewählte Termine, alle weiteren Veranstaltungen findest Du online auf www.nfj-hessen.de/programm oder in unserem Veranstaltungsprogramm zum Download. Oder melde Dich in der Geschäftsstelle, wir senden Dir das Veranstaltungsprogramm auch gerne per Post zu: 069-75008235 Naturfreund*in unterwegs 14.03.2015 Landeskonferenz 2015 in Frankfurt, für alle Interessierten Ich quetsche mich durch die vielen Menschen im Minibus, auf meinen Wunsch hin hält der Fahrer direkt bei Piața Centrale, DEM Markt in Chișinău. Hier gibt es alles, von Gemüse, Obst, Schuhen, Kleidern, Tapeten, Werkzeug aller Art bis hin zu Brautkleidern. Die Verkäufer bemerken sofort, dass ich aus Deutschland komme und es wird ganz aufgeregt hinter meinem Rücken getuschelt. Ausländer sind eher eine Seltenheit. Jedoch hat jeder Moldawier mindestens einen Bekannten, der in Deutschland arbeitet. Deutschland ist für alle Moldawier das gelobte Land, umso unverständlicher für die meisten, wieso Deutsche nach Moldawien kommen. Ein Jahr lang wollte ich ein fremdes Land kennenlernen. Dafür musste ich nicht mal weit weg. Moldawien ist eines der ärmsten Länder Europas, ca. 3,5 Mio Einwohner, Tendenz fallend. Alle die können, gehen weg. Es ist klein, kaum größer als Hessen liegt es zwischen Rumänien und der Ukraine. Transnistrien - die östliche Hälfte des Landes hat sich selbst für unabhängig erklärt, wird jedoch von keinem Land anerkannt, von Russland jedoch unterstützt. Auch Teile des Südens sind autonom. So klein Moldawien ist, so zerrissen ist es auch. Die Bevölkerung spricht Russisch und Rumänisch, die Bilingualität und die Überreste der Sowjetrepublik sind noch überall präsent. Moldawien versucht den Spagat zwischen Europa und Russland. Es will sich einerseits Europa öffnen, andererseits kann es sich die Wirtschaft nicht leisten das Exportland Russland zu verlieren. Es zählt offiziell zu Europa, es ist jedoch komplett anders als das, was wir uns unter Europa vorstellen. Die Hauptstadt Chișinău mit 600.000 Einwohnern ist mit Abstand die größte Stadt. Fährt man aufs Land, merkt man, wie mit jedem Kilometer die Straße schlechter wird, irgendwann sind es nur noch Schotterpisten. Überall fallen einem die Brunnen ins Auge. Es ist keine Selbstverständlichkeit fließendes Wasser zu haben. Ich selbst war dort ein Jahr Freiwillige in einem Kinderheim. Zusammen mit anderen Freiwilligen versuchte ich vor allem für die Kinder da zu sein und sie mit den verschiedensten Angeboten zu unterhalten. Ich benutzte meine Zeit dort auch, um zu reisen. Moldawien hat viele bemerkenswerte Klöster und vor allem eine wunderschöne Natur zu bieten. Jeder sollte mal auf den Felsen von Orheiul Vechi gestanden haben und einfach den Ausblick genießen. Es ist ein echt beeindruckendes Land. Antonia Community Moldova – Ein Jahr im unbekannten Europa 22.05. – 25.05.2015 Pfingstzeltlager in Billtal (Königstein), 6-12 Jahre 04.06. – 07.06.2015 Jugendzeltlager in Lahntal (Villmar), ab 13 Jahre 19.06. – 21.06.2015 Jugendklettern in Poppenhausen (Rhön), 12-15 Jahre 02.08. – 16.08.2015 Sommerfreizeit Dänemark in Marbaek/ Esbjerg, 13-17 Jahre 31.08. – 04.09.2015 Naturgarten meets Upcycling: Kreatives Bauprojekt in Frankfurt, 16-26 Jahre ? Fragen, Anregungen Informationen NaturFreundejugend Hessen Herxheimer Straße 6 60326 Frankfurt Telefon 069. 75 00 82 35 Telefax 069. 75 00 82 07 info@ naturfreundejugend-hessen.de www.naturfreundejugend-hessen.de Impressum NaturFreunde – Hessen Info · 1/2015 Herausgeber NaturFreunde Hessen e.V. Herxheimerstraße 6, 60326 Frankfurt am Main Redaktion Roland Borst (verantw.) und Jürgen Lamprecht sowie die „HessenInfo-AG“ der NFJ-Hessen: Eva-Lena Battenhausen, Svenja Neumann, Marie-Claire Richardson und Simone Emanuel V.i.S.d.P. Jürgen Lamprecht Druck ReHa-Werkstatt Rödelheim Satz Jan Lamprecht und Sebastian Suk Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2015: 18.03.2015 1/2015 – 8 –