Notfallsituationen beim Diabetiker mit diabetischem Fußsyndrom
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Notfallsituationen beim Diabetiker mit diabetischem Fußsyndrom
Notfallsituationen beim Diabetiker mit diabetischem Fußsyndrom Pathophysiologie und Prävention einer Infektion beim DFS Notfallsituationen beim diabetischen Fußsyndrom in der podologischen Praxis Nicht nur die Wunde focusieren, sondern den Menschen mit all seinen Problemen (und seiner Wunde) Disease-Management Multidisziplinäres Vorgehen 120 80 40 Das diabetische Fußsyndrom „assoziierte Komplikation im Rahmen einer Verletzung an der unteren Extremität bei Diabetes mellitus“ Das diabetische Fußsyndrom Definition: Infektion, Ulceration und/oder Zerstörung tiefer Gewebe am Fuß, verbunden mit neuropathischen Störungen sowie peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen (pAVK) unterschiedlichen Grades am Unterschenkel* *(nach der Definition der World Health Organisation; WHO) Das diabetische Fußsyndrom Was ist eine infizierte Wunde? Aseptische Wunden: • Wunde nach aseptischen Eingriffen, die durch Naht verschlossen werden und keine Zeichen einer Wundheilungsstörung aufweisen • Wunden nach bedingt aseptischen Eingriffen, die durch Naht verschlossen werden und ohne Wundheilungsstörung verheilen • Wunden nach Verletzungen, die durch Wundausschneidung und Naht versorgt werden und ebenfalls ohne Wundheilungsstörung verheilen Aseptische Wunde Das diabetische Fußsyndrom Kontaminierte Wunden: – – – – – – alle offen behandelten Wunden ohne Zeichen einer Infektion offen behandelte Verletzungswunden eröffnete Wundhämatome, Verbrennungswunden Austrittstellen von Drainagen Anus praeter, Tracheostoma chronische Wunden (Ulcus cruris, Dekubitus) Kontaminierte Wunden Das diabetische Fußsyndrom Infizierte Wunden: Im Bereich der Wunde und dem umliegenden Gewebe kommt es zu einer Entzündungsreaktion, die durch die klassischen Entzündungszeichen gekennzeichnet sind: 1. Rötung 2. Schwellung 3. Schmerz 4. Überwärmung 5. Funktionseinschränkung – eröffnete Eiterherde (Abszeß, Phlegmone, Panaritium) – Wunden, die zunächst durch Naht verschlossen waren und dann Zeichen einer Infektion aufweisen Infizierte Wunden Das diabetische Fußsyndrom Klinisches Erscheinungsbild – – – – atrophische, trockene Haut Hyperkeratosen „Hammerzehen“ plantares oder dorsales Ulcus – veränderte Fußstatik Pathogenese des diabetischen Fußsyndroms • diabetische Angiopathie • diabetische Polyneuropathie • gemischte Genese des diabetischen Fußes Diabetische Angiopathie • arterielle Durchblutungsstörung kann zu schmerzhaften ischämischen Ulcerationen führen • verminderte Hautdurchblutung (Ischämie) • trockene, kalte Haut • Ischämische Nekrosen (Zehengangrän) Diabetische Polyneuropathie • Diabetische Gangrän (Wagner III) • Mikrozirkulationsstörungen • rosiger, warmer Fuß bei bestehender Gewebehypoxie (arteriovenösen Shunt) • erschlaffter Hauttonus • brennende Füße (burning feet syndrom) • Hyperkeratose mit Einblutung und Ulcusentstehung • schwarze Nekrosen Pathogenese des Malum perforans* (*lat. durchbohrende Fußkrankheit) Regionen für Fußulzera bei diabetischen Patienten Primäre Ursache des Malum perforans • 1/3 aller Fußläsionen bei diabetischen Risikopatienten sind durch Schuhwerk verursacht • 50% von Amputationen bei DFS gehen schuhbedingte Läsionen voraus Inspektion des diabetischen Fußes • • • • • Hautfarbe Hauttemperatur Hautbeschaffenheit (Dyshidrose) Druckstellen, pathologische Schwielenbildung Deformierungen („Krallenzehen“) - Limited Joint Mobility • Läsionen (Lokalisation, Größe, Tiefe, Beschaffenheit, Schmerzhaftigkeit) • Infektionszeichen • Nagelveränderungen (Onychomykose, etc.) Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Inspektion des diabetischen Fußes Fußinspektion Gefäßstatus Zur differentialdiagnostischen Abgrenzung rein makroangiopathisch bedingter ischämischer Ulcerationen (10-20%) oder einer begleitenden peripheren arteriellen Verschlusskrankheit bei bestehender Neuropathie (30%) sollten die Palpation der Fußpulse und bei fehlenden Fußpulsen Dopplerdruckmessungen und gegebenenfalls Angiographie erfolgen Interdisziplinäre Versorgung des DFS Internistisch • Blutzuckerspiegel einstellen (max. 126mg/dl) – Insulin – orale Antidiabetika – Diät • Systemische Antibiose bei Infektionen • Antihypertonika Interdisziplinäre Versorgung des DFS Chirurgisch • gründliches Wunddebridement (Abtragen von Nekrosen und Hornhaut) • operative Maßnahmen (z.B. Hallux valgus) häufig: Resektion der Mittelfußknochen • möglicherweise: gefäßchirurgische Sanierung B. Arlt „lokalchirurgische Therapie am „diabetischen Fuß“ Interdisziplinäre Versorgung des DFS Professionelle Wundbehandlung z.B. durch das Wundmanagement 3 Wundheilungphasen: Wundreinigung Granulation Epithelisierung Phasen der Wundheilung Die Wundheilung ist ein Prozeß zur Reparation eines Gewebsdefektes durch Vernarbung des Stützgewebes, verbunden mit der Epithelgranulation. Exsudative Phase I Gefäßwände werden durchlässiger, Blutbestandteile treten aus (Exsudat) Histaminbildung (Wundödem) verstärkte Durchblutung am Wundgrund Frühkontraktion verstärkte Zellteilung am Wundrand Makrophagen reichern sich an Phasen der Wundheilung Exsudative Phase II Leukozyten sammeln sich im Wundbereich Enzyme reichern sich an; beginnen zerstörtes Material abzubauen Bildung von Kapillarsprossen im Wundgrund Fibroblasten wandern ins Wundbett ein Enzymproduktion; Enzymaktivität und Zellteilung benötigen Feuchtigkeit und Wärme !! Exsudationsphase = Reinigungsphase Phasen der Wundheilung Granulationsphase I Wundkapillaren durchziehen Wundgrund quer zum Wundspalt Kollagenfasern aus Fibroblasten füllen den Wundgrund auf (Granulationsgewebe) Myofibroblasten (Wundkontraktion) Bindegewebsgrundsubstanz wird gebildet Lymphgefäße bilden sich neu Zellen wachsen entlang der feuchten Oberfläche (Fibrinfäden) Fibringerüst in Gefäßen wird abgebaut Phasen der Wundheilung Granulationsphase II Wundkapillaren differenzieren sich zu echten Gefäßen Kollagenfasern richten sich in Richtung der Zugkräfte aus, werden dicker und fester Alle diese Prozesse benötigen Feuchtigkeit und Wärme Zu viel Feuchtigkeit wird ins Kollagen eingelagert und vermindert die Festigkeit der Narbe!!! Proliferationsphase = Granulationsphase Phasen der Wundheilung Epithelisierungsphase Granulationsgewebe wandelt sich in festes Narbengewebe um Wunde zieht sich weiter zusammen (Spätkontraktion) Epithel wächst vom Wundrand her über die Wunde Wachstum der Epithelzellen erfolgt entlang der feuchten Oberfläche Zellwachstum benötigt Feuchtigkeit und Wärme Regenerationsphase = Epithelisierungsphase Interdisziplinäre Versorgung des DFS Orthopädisch • Anpassen eines individuell vermessenen orthopädischen Schuhs • Prophylaxe durch Druckentlastung Notfallsituationen beim diabetischen Fußsyndrom Der infizierte diabetische Fuß Ursachen: – – – – – – Vernachlässigung der Füße für den Fuß unpassendes Schuhwerk pAVK Neuropathie eingewachsene Fußnägel Fuß- und Nagelmykosen Der infizierte diabetische Fuß Folgen: – – – – Hornhautbildung (Schwielen) Mazeration der Haut Ulkusentstehung (Malum perforans) Infektion Neuropathie • Der Patient nimmt durch den Ausfall der schmerzvermittelnden Schutzreflexe die Überlastung bzw. die traumatische Einwirkung nicht wahr • Es entwickeln sich Schwielen, Blasen die einreißen, einbluten und bakteriell besiedelt werden können • Bei fehlender Entlastung können sich die Bakterien auf tiefer gelegene Gewebe ausbreiten auch auf Knochen und Gelenke Periphere arterielle Verschlußkrankheit • Minderdurchblutung führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko bei Verletzungen. • Bagatellverletzungen können die Hautdurchblutung unterbrechen und zu schlecht heilenden Wunden führen • Nekrosen und damit assoziierte Infektionen breiten sich wesentlich schneller aus als beim neuropathischen Ulkus • Bei gleichzeitigem Vorliegen einer PAVK und Polyneuropathie ist die Prognose besonders ungünstig Fußinfektion Unterschieden wird nach: • oberflächlicher Haut und Subkutis betreffende Infektion • tiefe mit Beteiligung von Muskulatur, Sehnen, Faszien, Knochen und/oder Gelenken betreffende Infektion Die besonderen anatomischen Verhältnisse des Fußes begünstigen die Ausdehnung einer Infektion entlang der vorgegebenen Strukturen (Kompartimente). Fußinfektion • Tiefe unkomplizierte Infektionen zeigen das Bild von einer lokalisierten Zellulitis. • Tiefe komplizierte Infektionen zeigen das Bild einer ausgedehnte Phlegmone mit Lymphangitis und Lymphadenitis bis zum lebensbedrohlichen septischen Zustand. • Eine Knochenbeteiligung kann bei bis zu 60% der tiefen, ausgedehnten und länger dauernden Infektionen nachgewiesen werden. Entsprechend dem Infektionsweg ist zunächst der Knochenkortex, in Folge auch der Markraum betroffen. Einteilung nach Wagner in 5 Stadien Stadium 0 Klinischer Befund Risikofuß ohne Läsion (ggf. Fußdeformation) oberflächliches Ulcus (mit potentieller Infektion oder mit 1 Infektion nur im Wundbereich) 2 tiefes, gelenknah infiziertes Ulcus 3 penetrierende Infektion mit Knochenbeteiligung Osteomyelitis oder Abszeß 4 Begrenzte Vorfuß- oder Fersennekrose 5 Nekrose des Fußes Fußinfektion Therapie Bei leichten, oberflächlichen Infektionen: • effiziente Druckentlastung • Antibiotikatherapie • fachgerechte lokale Wundversorgung • • • • Bei mittelgradigen, schweren und tiefen Infektionen: chirurgischen Intervention parenterale Antibiotikatherapie fachgerechte lokale Wundversorgung effiziente Druckentlastung Fußinfektion Therapie • • • • Chirurgische Intervention bei: Gliedmaßen gefährdenden Infektionen ausgedehnte Weichteilzerstörungen Kompartment-Syndrom bedrohlicher Ischämie Bei ausgedehnten Nekrosen und/oder lebensbedrohlichen Zuständen kommt meistens nur die Amputation in Frage Die Revaskularisation sollte ebenfalls bei der Therapie im Vordergrund stehen. Fußinfektion Therapie • durch Aufklärung und Schulung der Patienten kann die Ulkusentstehung und Amputation reduziert werden • Einbeziehung der Angehörigen und Betreuer Wundbehandlungsansätze • Bei chronischen Wunden gilt : Schaffung der Voraussetzungen für den Beginn der reparativen Phase !!! Diabeteseinstellung Reperfusion Infektbekämpfung Exsudatpufferung Granulationsstimulation Wunddebridement Biochirurgie Amputation Immunstimulation Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!