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Demonstration und Anpassung des SkySails-Systems auf dem Fischereifahrzeug ROS-171 „Maartje Theadora“ Abschlussbericht Laufzeit: 2009 – 2012 SkySails GmbH Veritaskai 3 21079 Hamburg Deutschland Seite 1 von 38 Zusammenfassung Ziel des Projektes war die Praxiserprobung eines vorentwickelten SkySailsSystems für Fischtrawler auf einem Fischereifahrzeug und die notwendige konstruktive Nachanpassung und Weiterentwicklung des Systems entsprechend der Anforderungen der Fischerei insbesondere im Trawlbetrieb. Leider musste das Projekt vorzeitig beendet werden, da sich die Einsatzbedingungen für die ROS-171 „Maartje Theadora“ 2011 bereits verändert hat; ab 2012 sind aufgrund fischereipolitischer Maßnahmen auf europäischer Ebene mit weiteren Veränderungen zu rechnen. Das Fahrzeug wird voraussichtlich in den größten Teil des Jahres in der Nordsee eingesetzt. Wichtigste Konsequenz ist der Wegfall langer Transferfahrten zwischen den Fanggebieten im Südpazifik und dem europäischen Heimathafen. Gerade diese Transferfahrten jedoch waren vorwiegend für den Einsatz des SkySailsSystems vorgesehen und werden nun ausfallen. Der Einsatz in europäischen Fanggebieten ist ebenfalls kritisch, da sich zunehmend mehr Fahrzeuge in einem Gebiet befinden und somit ein nicht erwartetes Sicherheitsrisiko entsteht. Im Gegensatz zu den Einsatzbedingungen während der Transferfahrten (ähneln denen der Frachtschifffahrt) ist das SkySails-System für einen Einsatz während des Fischens noch nicht ausrechend entwickelt. Dies gilt insbesondere für die derzeit auf der ROS-171 „Maartje Theadora“ betriebene Fangmethode. Dennoch gingen wichtige Erkenntnisse und Anregung für die Weiterentwicklung des SkySails Systems aus diesem Projekt hervor. Seite 2 von 38 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung ........................................................................................................... 2 Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................ 3 1 Thema und Zielsetzung des Projektes ................................................................ 5 1.1 Hintergrund ............................................................................................................ 5 1.2 Ziele des Projektes ................................................................................................. 6 1.3 Stand der Technik zu Projektbeginn ...................................................................... 7 1.4 Zeitlicher Ablauf und Aufgabenverteilung .......................................................... 11 2 Durchführung des Projektes ............................................................................. 13 2.1 Installation an Bord des Fischereifahrzeuges ROS-171 „Maartje Theadora“ ..... 13 2.1.1 Planung der Arbeitspakete und Erstellung des Zeitplanes ................................... 13 2.1.2 Durchführung der Installationsarbeiten ............................................................... 13 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 Einsatz an Bord und Weiterentwicklung des SkySails-Systems ......................... 17 Einsatz 1 ............................................................................................................... 18 Einsatz 2 ............................................................................................................... 20 Einsatz 3 ............................................................................................................... 21 Weiterentwicklung des SkySails-Systems während der Projektlaufzeit ............. 26 2.3 Öffentlichkeitsarbeit ............................................................................................ 29 2.3.1 Konzept der gemeinsamen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ............................. 29 2.3.2 Pressekonferenz Oktober 2009: Bekanntgabe des Pilotprojektes und Vertragsunterzeichnung ....................................................................................... 29 2.3.3 Presseausfahrt März 2010: Präsentation des SkySails-Systems auf der ROS-171 „Maartje Theadora“ ............................................................................................. 31 3 Ergebnisse des Projektes ................................................................................... 36 3.1 Einflussfaktoren für die Entwicklung und den Einsatz des SkySails-Systems an Bord eines Fischereifahrzeuges ........................................................................... 36 Lage und Entwicklung der europäischen Hochseefischerei ................................ 36 Einsatz während unterschiedlicher Fahrtregime .................................................. 37 Anforderungen der Schiffsbesatzung ................................................................... 37 Wetterbedingungen .............................................................................................. 37 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.2 Ausblick, Ergebnis und zukünftiges Potenzial der SkySails-Technologie für die Hochseefischerei .................................................................................................. 38 Seite 3 von 38 Abkürzungsverzeichnis AWA Apparent Wind Angle AWS Apparent Wind Speed CEO Chief Executive Officer EFF European Fisheries Fond SAM SkySails Arrangement Module SkyControl Systemsteuerung SMA SkySails Mastadapter SPP SkySails Power Pack SST Brücken-Steuerpult TWA True Wind Angle TWS True Wind Speed Seite 4 von 38 1 Thema und Zielsetzung des Projektes 1.1 Hintergrund Aufgrund der wirtschaftlichen Situation zum Zeitpunkt der Projektantragstellung in der europäischen und weltweiten Fischereibranche sahen sich viele Eigener von Fischtrawlern einem immensen Kostendruck, teilweise sogar Existenznot ausgesetzt. Festgeschriebene Fangquoten, steigende Ölpreise und zunehmende Umweltauflagen zwangen und zwingen auch heute noch die Eigner, ihre anfallenden Kosten kontinuierlich zu reduzieren. Der Einsatz von teurem Dieseltreibstoff ist einer der größten Kostenfaktoren. Der Kostendruck aus hohen Ölpreisen nimmt ständig zu; das 2009 niedrige Ölpreisniveau (Zeitpunkt der Antragstellung) stellt in einer Industrie mit Investitionszyklen von 15 Jahren und länger keine Planungsgrundlage dar. Experten rechnen mit kurzfristigen und heftigen Anstiegen des Ölpreises. Ursache hierfür ist der nach wie vor hohe Ölverbrauch. Die Internationale Energie Agentur (IEA) rechnet für 2009 mit einem durch die Finanzkrise ausgelöstem Nachfragerückgang um 1% im Vergleich zum Jahr 2008. Die Produktion von billig zu förderndem, konventionellem Öl geht dagegen laut IEA je nach Investitionsniveau um 6 – 9% pro Jahr zurück. Das fehlende konventionelle Öl muss durch teures, unkonventionelles Öl ersetzt werden (Tiefsee, Ölsande). Festgeschriebene Fangquoten sind der Grund dafür, dass keine Möglichkeit besteht, Kostensteigerungen durch größere Fangmengen zu kompensieren. Hinzu kommt, dass die Fischereiindustrie sowie die gesamte Schifffahrt aufgrund der aktuellen Ressourcen- und Klimaproblematik vermehrt mit politischen Eingriffen konfrontiert werden. So werden Fischtrawlereigner zusätzlich durch Kosten aus Emissionsvorschriften belastet. Die zukünftig zu verwendenden Raffinate wie MGO und MDO, die geringere Schadstoffemissionen freisetzen, sind unabhängig vom Ölpreisniveau ungefähr doppelt so teuer wie das bisher überwiegend genutzte Schweröl. Der einzige Weg aus der Abhängigkeit vom Ölpreis ist die Erschließung alternativer Energiequellen für Fischereifahrzeuge. Dabei scheint die Nutzung kostenloser Windkraft besonders attraktiv. Ein Trawler wie die „Maartje Theadora“ muss mit jährlichen Treibstoffkosten von ca. 3.8 Mio € rechnen. Eine Treibstoff- und Emissionseinsparung von 10-35%, zeitweise sogar bis zu 50% durch den Einsatz eines SkySailsAntriebes ist somit außerordentlich sinnvoll sowohl aus ökonomischer als auch aus Seite 5 von 38 ökologischer Sicht. Produktentwickler dieses alternativen Antriebssystems ist die SkySails GmbH. Die im Jahre 2001 gegründete SkySails GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Hamburg unterhält in Wismar einen eigenen Standort mit 20 Mitarbeitern (Stand 2009). Im Wesentlichen werden in Wismar die SkySails- Kerntechnologien wie das Steuerungssystem gefertigt. Zudem ist Wismar Testzentrum des Unternehmens. Neben Reparatur und der Produktion von Testsystemen werden Testfahrten koordiniert und durchgeführt. Das Unternehmen ist derzeit weltweit Alleinentwickler- und Hersteller dieser Systemkomponenten. 1.2 Ziele des Projektes Ziel des Projektes ist die Praxiserprobung eines vorentwickelten SkySails-Systems für Fischtrawler auf einem Fischereifahrzeug und die notwendige konstruktive Nachanpassung und Weiterentwicklung des Systems entsprechend der Anforderungen der Fischerei insbesondere im Trawlbetrieb. Besonderes Augenmerk gilt dabei den sich mitunter plötzlich durchgeführten Kursänderungen während des Fischens sowie die Auswirkungen des Schleppens von Netzen. Ergebnis des Projektes ist die Ermittlung der möglichen Treibstoff- und Emissisionsersparnis auf Fischereifahrzeugen und die Bereitstellung eines tauglichen SkySails-Systems für den Fischereibetrieb. Das Pilotprojekt dient zur Erprobung der technischen Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit des alternativen Antriebssystems für Fischereifahrzeuge der großen Hochseefischerei unter realen Einsatzbedingungen um technische und wirtschaftliche Kenntnisse über die betreffende Technik zu gewinnen und zu verbreiten. Einkünfte werden damit nicht erzielt. Das Pilotprojekt dient unmittelbar einem kommerziellen Zweck, es dient der Vorbereitung der kommerziellen Nutzung zur Kostensenkung und des Emissionsausstoßes bei Ausführung der Großen Hochseefischerei. Seite 6 von 38 1.3 Stand der Technik zu Projektbeginn Erprobungsträger Die „Maartje Theadora“ ist ein 1999 gebauter Hecktrawler, welcher im März 2007 von der Westbank Hochseefischerei GmbH aus den Niederlanden angekauft wurde. Mit einer Vermessung von 9.082 BRZ ist es das größtes Fischereifahrzeug Deutschlands (Tabelle 1). Das Fischereifahrzeug ist ganzjährig (300 – 330 Seetage/Jahr) im weltweiten Einsatz tätig (Tabelle 2). Der Fang besteht ausschließlich aus Schwarmfisch (Hering, Makrele, Holzmakrele , Blauer Wittling). Dieser wird an Bord sortiert und anschließend unbearbeitet, voll gefrostet. Die Lagerkapazität beträgt ca. 6.000 t Frostware. Tabelle 1: technische Parameter des Schiffes Reederei Fischereikennung Name Rufzeichen KW BRZ IMO-Nr. Länge ü.a. Westbank Hoch- ROS 171 Martje Theadora DEAN 2 8.640 9.082 9182801 140,8 seefischerei GmbH Der Schiffsantrieb wird durch zwei Hauptmotore vom Typ MAK 9M32 mit einer Leistung von je 4.320 KW realisiert. Der durchschnittliche Treibstoffverbrauch beträgt beim Schleppen des Fanggeschirrs ca. 35 t IFO 380/Tag (v = 4 – 6 kn) und bei Freifahrt ca. 40 t IFO 380/Tag (v = 14 – 16 kn) Seite 7 von 38 Tabelle 2: Beispiel für ein Jahreseinsatzregime des Schiffes Monat Einsatztage Januar 29 Fanggebiet Fischart Nordsee, westbrit. Ge- MAC,JAX wässer Februar 20 März April Nordsee, westbrit. Ge- MAC,JAX wässer Überfahrt Pazifik Summe160 Pazifik CJM,MAS Mai Pazifik CJM,MAS Juni Pazifik CJM,MAS Juli Pazifik CJM,MAS August Pazifik CJM,MAS September Pazifik CJM,MAS Oktober Überfahrt europäische Gewässer November 25 Mauretanien Sardinella , JAX Dezember 22 Mauretanien Sardinella , JAX Bemerkung: JAX= Holzmakrele; MAC= Makrele; CJM= pazifische Holzmakrele; MAS= pazifische Makrele Die SkySails-Technologie Es ist eine einfache Tatsache: Wind ist billiger als Öl und auf hoher See die kostengünstigste und umweltfreundlichste Energiequelle. Trotzdem wird dieses attraktive Ersparnispotenzial in der Schifffahrt nicht mehr genutzt – aus einem einfachen Grund: Bisher konnte kein Segelsystem den Anforderungen der modernen Frachtschifffahrt genügen. SkySails bietet das einzige Windantriebssystem an, das diesen Anforderungen gerecht wird. Die ersten Pilot-Systeme befinden sich auf Frachtschiffen im Einsatz. Für Frachtschiffe bietet SkySails derzeit Zugdrachen-Antriebssysteme mit einer effektiven Zugkraft zwischen 8 und 32 Tonnen an. Das geplante Produktprogramm umfasst Zugdrachen-Antriebssysteme mit einer effektiven Zugkraft von bis zu 130 Tonnen. Das SkySails-System kann als zusätzlicher Windantrieb auf nahezu allen bestehenden Frachtschiffen und auf Schiffsneubauten installiert werden. Seite 8 von 38 Das SkySails-System besteht aus drei einfachen Hauptkomponenten: Einem Zugdrachen mit Seil, einem Start- und Landesystem sowie einem Steuerungssystem für den automatischen Betrieb. An Stelle traditioneller Segel mit Mast nutzt SkySails große Zugdrachen zur Erzeugung des Vortriebs. Ihre Form ist vergleichbar mit der eines Gleitschirms. Der Zugdrachen besteht aus hochfesten und witterungsbeständigen Textilien. Die gefesselt fliegenden SkySails können in Höhen zwischen 100 und 300m operieren, in denen stärkere und stetigere Winde vorherrschen. Ihr Doppelhüllenprofil verleiht den Sky Sails-Zugdrachen aerodynamische Eigenschaften, die mit denen eines Flugzeugflügels vergleichbar sind. Mit dem SkySails-System können daher nicht nur Vorwindkurse, sondern auch Kurse bis 50° am Wind gefahren werden. Die Testergebnisse zeigen, dass in der Praxis auf Frachtschiffen gute Vortriebswerte bei Halbwind-, Raumschot- und Vorwind-Kursen von 90° bis 270° erzielt werden können. Durch dynamischen Flug, z.B. in Form einer „8“, erzeugen SkySails im Vergleich zu normalen Segeln pro Quadratmeter Fläche die zwei- bis fünfundzwanzigfache Vortriebskraft. Die Zugkräfte werden über ein hochreißfestes Kunststoffseil auf das Schiff übertragen. Durch ein in das Zugseil integriertes patentiertes Spezialkabel wird die Energieversorgung der Steuergondel sichergestellt. Zum Start wird der ähnlich einer Ziehharmonika zusammengefaltete Zugdrachen mit dem Teleskopmast aus der Zugdrachenstauung gehoben. Anschließend fährt der Teleskopmast auf seine Maximalhöhe aus. Dort entfaltet sich der Zugdrachen bis auf seine vollständige Größe und kann gestartet werden. Mit der Winde wird das Zugseil ausgefahren, bis die Arbeitsflughöhe erreicht ist. Der Landevorgang läuft in umgekehrter Reihenfolge ab: Die Winde fährt das Zugseil ein und der Zugdrachen wird an den Start- und Landemast angedockt. Danach wird der Zugdrachen gerefft. Der Teleskopmast fährt ein und Zugdrachen und Steuergondel werden im Lagerbehälter verstaut. Der Start- und Landevorgang des Zugdrachens erfolgt weitgehend automatisch und dauert jeweils ca. 10-20 Minuten. Seite 9 von 38 Das Steuerungssystem des SkySails-Antriebs arbeitet automatisch. Der Zugdrachen richtet sich in Abhängigkeit von Windrichtung, Windstärke, Schiffskurs und Schiffsgeschwindigkeit aus, so dass er optimalen Vortrieb leistet. Das Steuerungssystem des SkySails besteht aus der Steuergondel sowie dem Controlsystem. Die Funktion der Steuergondel ist vergleichbar mit dem Piloten eines Gleitschirms: Sie verkürzt oder verlängert die Steuerleinen rechts oder links. Dadurch wird das aerodynamische Profil des Zugdrachens verändert und damit seine Flugbahn beeinflusst. In der Steuergondel sind sowohl die mechanische Steuerungsaktorik als auch die Elektronik und die Autopilot-Software für die Steuerung des Zugdrachens installiert. sobald die Genehmigungen durch die Klassifikationsgesellschaft zum Umbauprojekt vorliegen und die entsprechenden Die technischen Möglichkeiten, die sich durch die räumliche Trennung von Schiff und „Segel“ bzw. Zugdrachen ergeben, verleihen SkySails ein völlig neuartiges Leistungsspektrum. Im Vergleich zu normalen Segeln erzeugen SkySails pro Quadratmeter Fläche leicht das 5- bis 25-fache an Vortriebskraft. Das SkySails-System für Fischereifahrzeuge Mit Projektbeginn befand sich das SkySails - Seriensystem für den Einsatz auf Frachtschiffen in der letzten Phase vor der Serieneinführung. Das Pilotprojekt diente dazu das SkySails-System für Frachtschiffe weiterzuentwickeln, um es für den Betrieb auf Fischereifahrzeugen, vor allem während des Trawlbetriebs, tauglich zu machen. Da sich die Einsatzbedingungen vor allem während des Fischens durch starkes und plötzliches Manövrieren voraussichtlich erheblich vom Einsatz auf kommerziellen Frachtschiffen unterscheiden, ist eine Übertragung der SkySails-Technologie für Frachtschiffe nicht ohne Anpassung möglich. Das Zugdrachensystem für Fischtrawler muss auf die besonderen konstruktions- und betriebsbedingten Eigenschaften eines Fischereifahrzeuges ausgerichtet sein. Dazu zählen vor allem konstruktive Unterschiede für einzelne Systemkomponenten: Neuausrichtung der Komponenten aufgrund geringen Platzes auf der Back, da Fischtrawler eine im Gegensatz zu Frachtschiffen unterschiedliche Schiffsstruktur aufweisen betriebsbedingte Anpassungen an das Flugsystem sowie die Steuerung durch den Autopiloten Seite 10 von 38 Eine weitere Herausforderung birgt die Tatsache, dass das System im Vergleich zum Frachtschiffsystem fortwährend in der Luft sein muss. Dadurch entsteht eine wesentlich höhere Betriebszeit von ca. 5.000 Flugstunden im Jahr, doppelt soviel verglichen mit einem Frachtschiff. Eine weitere Voraussetzung um in signifikantem Umfang zur Treibstoffersparnis beitragen zu können ist, dass bei den sehr häufigen und kurzfristigen Kurswechseln der laufende Betrieb des Fahrzeuges nicht behindert wird, insbesondere bei Manövern entgegengesetzt der Windrichtung. Zudem ist es notwendig, dass das System auf Grund der erhöhten Betriebsstunden und der Wetterbedingungen eine deutlich größere Haltbarkeit aufweisen muss. Dies gilt insbesondere für das einzusetzende Zugdrachen- Material. 1.4 Zeitlicher Ablauf und Aufgabenverteilung Die Projektbearbeitung wurde in vier Arbeitsphasen untergliedert. Im Einzelnen sind dies: Planungsphase (2009) In der Planungsphase sind die konstruktiven Unterlagen für die Installation der Systemkomponenten zu erstellen und werftseitige Realisierungsmöglichkeiten zu binden. Die schiffsseitigen konstruktiven Änderungen einschließlich der Systeminstallation sind im Genehmigungsverfahren mit der Klassifikationsgesellschaft abzustimmen. Die Planungsphase gilt als erfolgreich abgeschlossen, Arbeiten vertraglich gebunden worden sind. Installationsphase (2010) Unter Berücksichtigung des jährlichen Einsatzregimes des Schiffes kann mit den vorbereitenden Arbeiten (z.B. Fundamentierung, elektrische und hydraulische Anschlüsse) zur Installation der Systemkomponenten im Februar 2010 begonnen werden. Das Fahrzeug wird hierzu zwei bis drei Wochen in einer Werft liegen In diesem Zeitraum sind auch die Hardwarekomponenten des SkySails-Systems (SkySails Arrangement Module „SAM“, Winde, Brückeneinheit) zu installieren und das fliegende System (Kite, Seil, Gondel) zu liefern. Nach einer anschließenden dreiwöchigen Fangfahrt in Europa wird die „Maartje Theadora“ für maximal zwei Tage zurückkehren, um die abschließenden Installationsarbeiten auszuführen. Anschließend wird das Fahrzeug nach Südamerika versegeln und für ca. 6 Monate im Fischereieinsatz im Pazifik seien. Seite 11 von 38 Die vorbereitenden Arbeiten werden im Auftrag des Schiffseigners durch eigenes Personal bzw. Subunternehmen durchgeführt. Es erfolgt eine ständige fachliche Begleitung durch die die Firma SkySails GmbH & Co. KG .Genannte Firma übernimmt die Lieferung der Systemkomponenten und Beaufsichtigung der Montage und Installation dieser. Nach Abschluss der Arbeiten erfolgt eine technische Abnahme durch die Klassifikationsgesellschaft. Die Installationsphase gilt als erfolgreich abgeschlossen, sobald das Sky SailsSystem an Bord in Betrieb genommen werden konnte und eine bestätigte Abnahme durch die Klassifikationsgesellschaft vorliegt. Erprobungsphase (2010 bis 2011) Während der ersten Erprobungsreise in 2010 werden die Einsatzbedingungen des SkySails-Systems während der Transferfahrten sowie während des Fischens überprüft und auf das System auf das Schiff abgestimmt. Es ist davon auszugehen, dass das volle Potenzial erst dann ausgeschöpft werden kann, sobald alle notwendigen konstruktiven und flugtechnischen Anpassungen aufgrund der zu sammelnden Praxiserfahrungen umgesetzt worden sind. Technischen Anpassungsarbeiten und die wissenschaftlich/technische Weiterentwicklung (Re-Design) des Systems werden parallel zu den ersten Erprobungen durch die Firma SkySails GmbH & Co. KG aufgenommen. Eine Systemintegrierung der wissenschaftlich/technischen Ergebnisse aus der ersten Erprobungsreise erfolgt 2010/2011. Die zweite Testphase mit dem überarbeiteten System einschließlich der finalen Ermittlung der Treibstoff- und Emissionsersparnisse erfolgt in der Fangsaison 2011. Evaluationsphase (2010 bis 2012) Parallel zu den Tests auf See werden die gemessen Daten während der gesamten Projektlaufzeit wissenschaftlich ausgewertet. Verantwortlich hierfür zeichnet die Firma SkySails GmbH & Co. KG. Schwerpunkt bilden hierbei die Auswirkungen der Umweltbedingungen auf das Material, das Handling des Systems an Bord durch die Schiffscrew unter allen Einsatzbedingungen sowie Treibstoff- und Emissionsersparnisse. Die Evaluationsphase endet mit der Erstellung eines Abschlussberichtes, welcher die technische Machbarkeit auf Fischereifahrzeugen gleichen Bautyps wie ROS 171 „Maartje Theadora“ und die ermittelte Treibstoff- und Emissionsersparnis darstellt. Die technische und betriebswirtschaftliche Gesamtdarstellung und Bewertung wird veröffentlicht . Seite 12 von 38 2 Durchführung des Projektes 2.1 Installation an Bord des Fischereifahrzeuges ROS-171 „Maartje Theadora“ 2.1.1 Planung der Arbeitspakete und Erstellung des Zeitplanes Neben dem Controlling der Zeitpläne und Arbeitspakete ist die weitere Spezifizierung der Anforderungen an ein SkySails-Fischtrawler-Produkt nach wie vor Bestandteil des übergeordneten Projektmanagements. Hinsichtlich der Nachweisbarkeit von Einsparungen durch den Einsatz des Zugdrachen-Systems wurden Vergleiche zwischen Fischtrawlern und anderen Schiffstypen angestellt. Die Zugkraft des Netzes und die verschiedenen Energieverbraucher auf einem Fischereifahrzeug (Kühlung, elektrische Antriebe, hydraulische Systeme etc.) machten eine Anpassung der Berechnungsverfahren erforderlich. Seitens des Projektmanagements wurde eine Abstimmung mit der Systemerprobung auf dem Fischtrawler MS „Maartje Theadora“ und MS „Theseus“ vorangetrieben. Die Erprobung einzelner Komponenten und Weiterentwicklungen von der Theseus wurden gemeinsam mit den Erkenntnissen zum Betriebsumfeld von der Maartje Theadora in die genaue Produktspezifikation des SkySails-Systems für Fischtrawler einbezogen. 2.1.2 Durchführung der Installationsarbeiten In den insgesamt zwei Installationszeiträumen Anfang Februar 2010 und Anfang März 2010 konnten die Installationsarbeiten des SkySails-Systems an Bord der „Maartje Theadora“ erfolgreich abgeschlossen werden. Die Installationsperiode vom 01.02. - 03.02.2010 wurde bewusst unterbrochen, da das Fischereifahrzeug auf eine geplante Fangreise nach Skandinavien ging. Nach Löschung der Ladung im niederländischen Ijmuiden wurden die Installationsarbeiten im Zeitraum vom 28.02. - 02.03.2010 fortgeführt und abgeschlossen. Zu den Hauptkomponenten eines SkySails-Systems gehören das Steuerungssystem, das Startund Landessystem und das fliegende System (Abbildung 1). Das Steuerungssystem übernimmt die automatische Steuerung des Gesamt - Systems, die von verschiedensten Sensoren aufgenommenen Messdaten werden hier verarbeitet. Das Start- und Landessystem ist im sogenannten SkySails Arrangement Module (SAM) beherbergt und übernimmt das Ausbringen und Einholen des Zugdrachens. Es ist auf dem Vorschiff installiert und besteht aus einem Teleskopmast, einer Staueinrichtung für den Zugdrachen, einer Reffwinde für die Führungsleine Seite 13 von 38 und dem Krafteinleitungspunkt für das Hauptzugseil. Bei dem fliegenden System handelt es sich um alle Komponenten, die sich während des Betriebs in der Luft befinden. Dies sind der Zugdrachen (Kite), das Zugseil und die Steuergondel. Kite und Steuergondel sind im SAM untergebracht, wenn das System nicht eingesetzt wird. Das Zugseil wird aufgespult auf der hydraulischen Zugseilwinde gelagert. Start- und Landesystem/SkySails Anemometer, Funkstrecke Arrangement Modul (SAM) Brückenpult / Systemsteuerung Fliegendes System Zugseilwinde Schaltschrank Hydraulikaggregat Abbildung 1: SkySails-System, Hauptkomponenten Besonderheiten zur Installation auf der „Maartje Theadora“: Das SAM ist zur Unterseite geöffnet und wurde bei bisherigen Installationen auf Frachtschiffen mit der Schiffstruktur verschraubt. Hierzu wurde die Decksstruktur geöffnet, ein Flansch an der Decksöffnung angeschweißt und dieser wiederum mit dem SAM verschraubt. Ein gewisser Teil des SAM (ca. 600mm) ragt in die Vorpiek des Vorschiffes und ist somit von unten vor Wetter- und Äußeren Einflüssen geschützt (Abbildung 2). Seite 14 von 38 Cargo Arrangement Decksdurchbruch Decksdurchbruch und Flansch Einführung SAM Verschraubung SAM / Flansch Abbildung 2: SkySails-System, Installation an Bord eines Frachtschiffes Ein Decksdurchbruch konnte bei dem Fischereifahrzeug „Maartje Theadora“ nicht realisiert werden, da sich unter dem Vordeck ein Frischwassertank befindet. Somit musste eine alternative Installationsmöglichkeit entworfen werden, um den Schutz des unteren SAM-Bereiches, der sich normalerweise unterhalb der Deckslinie befunden hätte, zu gewährleisten. Es wurde einvernehmlich entschieden, das SAM mit Hilfe eines Unterbaus um 1.000mm zu erhöhen, um alle empfindlichen Bauteile zu schützen. Durch diese Entscheidung musste ebenfalls der Arbeitsbereich um das SAM herum, der sich normalerweise auf Deckshöhe befindet, um 1.000mm erhöht werden. Hierzu wurden Laufstege in Form von Stahlgittern verbaut (Abbildung 3). Die Installationsarbeiten konnten ohne Probleme abgeschlossen werden. Seite 15 von 38 Arrangement Entwurf „Maartje Theadora“ Unterbau SAM Aufnahme SAM Einkranen Verschraubung Abbildung 3: Installationsarbeiten „Maartje Theadora Seite 16 von 38 2.2 Einsatz an Bord und Weiterentwicklung des SkySails-Systems Seite 17 von 38 2.2.1 Einsatz 1 Die Installationsarbeiten konnten problemlos und ohne Verzögerungen abgeschlossen werden, somit konnte wie geplant am 08. März der erste offizielle Einsatz des SkySails Systems an Bord des Fischereifahrzeuges ROS-171 „Maartje Theadora“ in der Nordsee stattfinden. Die vorherrschenden Windbedingungen lagen im unteren Grenzbereich, dennoch konnte der SkySails-Zugdrachen auf dem Vorschiff erfolgreich gesetzt und zu einem Demonstrationsflug ausgebracht werden. Abbildung 4 Erstflug Maartje Theadora Nach der erfolgreichen Präsentation des SkySails Systems vor internationaler Presse begann am 12.03.2010 die erste Betriebsbegleitung auf der Fahrt von Ijmuiden in den Niederlanden ins Fanggebiet im Pazifik vor Chile. Begleitet wurde diese Transitfahrt von 3 SkySails Service Technikern, die für den einwandfreien Betrieb und Einsatz des Systems verantwortlich waren. Laut statistischen Wetterdaten ist die Wahrscheinlichkeit für ausreichenden Wind in Äquatornähe zwischen den Breitengraden 10°N und 10°S erfahrungsgemäß sehr gering - die Realität bestätigte dies: Da die absoluten Windgeschwindigkeiten zu gering waren, um starten, fliegen und landen zu können, konnte das SkySails-System auf der Transitfahrt von Ijmuiden in den Niederlanden über den Atlantik bis in die Magellanstraße in Chile nicht eingesetzt werden. Trotzdem konnten hier schon wichtige Erkenntnisse gesammelt werde, unter anderem zu der Seite 18 von 38 Schiffsspezifischen Positionierung des Windmessers und den Einfluss der Positionierung auf die Windmessdaten bei Kursveränderungen und Vollkreisen. Auch auf dem zweiten Teilstück ab Magelanstraße bis ins Fanggebiet im Pazifik kam es aufgrund der niedrigen Windstärken und den verstäkten Fangaktivitäten zu keinem SkySails Einsatz. Dennoch konnte die Crew sich bereits innerhalb mehrerer Schulungseinheiten mit dem System vertraut machen und erste Erkenntnisse zu den speziellen Anforderungen an den Betrieb des SkySails Systems auf einem Fischtrawler gewonnen werden. Außerdem konnten die Fangaktivitäten, insbesondere Abläufe (Dauer von Fischsuche, Netz aussetzen, Trawlen, Netz einholen und Fisch abpumpen) dokumentiert werden, um die Möglichkeiten von Systemeinsätzen zu eruieren. Die umfangreichen Messdaten, die auf der Transferfahrt ins Fanggebiet in Chile und während des Fischens vor Ort gesammelt wurden, lieferten wertvolle Erkenntnisse. Abbildung 5 Fahrweise im Fischereibetrieb, Beispiel 10.04.2010 Start Ende Dauer 0:00 0:10 0:25 5:40 6:35 13:00 13:40 14:20 16:30 17:20 0:10 0:25 5:40 6:35 13:00 13:40 14:20 16:30 17:20 0:00 00:10 00:15 05:15 00:55 06:25 00:40 00:40 02:10 00:50 06:40 Schiffsgeschw. Netz einholen 1 1,5 m/s Fisch abpumpen 2 2,0 m/s Fisch suchen 3 6,7 m/s Netz aussetzen 4 2,8 m/s Trawlen 5 2,8 m/s Netz einholen 6 1,3 m/s Fisch abpumpen 7 1,4 m/s Fisch suchen 8 (4,3 m/s) Netz aussetzen 9 2,7 m/s Trawlen 10 2,9 m/s Betrieb Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Netz einholen Fisch abpumpen Fisch suchen Netz aussetzen Trawlen Netz einholen Fisch abpumpen Fisch suchen Netz aussetzen 10 Trawlen Seite 19 von 38 2.2.2 Einsatz 2 Die Maartje Theadora wurde in das Fanggebiet vor der Küste Marokkos und Mauretaniens verlegt, wo ab dem 27.09.2010 eine 4-wöchige Betriebsbegleitung durch zwei SkySails Techniker stattfand. Abbildung 6: Fischereigebiet - Mauretanien Im Rahmen dieser Betriebsbegleitung durch die SkySails Techniker sollten weitere Praxiserfahrungen an Bord der „ROS-171 Maartje Theadora“ gesammelt werden. Um die Zeit der Betriebsbegleitung optimal nutzen und weitere Betriebserfahrungen sammeln zu können, wurden im Vorwege mit allen Projektteilnehmern genaue Rahmenbedingungen definiert. Dieses Mal gaben die statistischen Windwahrscheinlichkeiten für dieses Seegebiet Hoffnung auf mehrere SykSails Systemeinsätze. Jedoch lagen die Windgeschwindigkeiten während des Einsatzes auf der „ROS-171 Maartje Theadora“ im Oktober deutlich unter diesen statistischen Durchschnittswerten. Im Mittel wurden in dem Zeitraum von 4 Wochen 11 knoten gemessen, die Statistik gibt einen Durchschnittswert von 15 knoten an. Diese nicht ausreichenden Windverhältnisse und der Fokus auf das Erzielen von Fangergebnissen begrenzten die Einsatzmöglichkeit des SkySails-Systems erheblich. So konnte das SkySails-System lediglich einmal am 04.10.2010 im Rahmen eines Fluges eingesetzt und weitere Praxiserfahrungen gesammelt werden. Seite 20 von 38 W indmessdaten (gem ittelt über 2 Stunden) 12 W indstärke [m/ s] 10 8 6 4 2 0 20 19 18 17 16 15 14 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 .1 13 12 11 10 09 08 07 06 05 04 .1 .1 .0 .1 03 02 01 30 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 10 10 10 0. 0. 0. 9. Datum W indm essdaten Gleitender Durchschnitt Abbildung 7 Gemessene Windgeschwindigkeit im Fischereigebiet Durch einen Kommunikationsfehler in der Steuerungssoftware stürzte das fliegende System nach einer fast einstündigen Flugzeit ab und wurde teilweise zerstört. Lösungen für dieses und weitere technische Fragestellungen, die sich durch den Praxisbetrieb ergeben haben, wurden im Anschluss an diesen Einsatz bearbeitet. Auf dem Einsatz konnte neben dem wertvollen Systemeinsatz auch noch ein Problem mit erhöhter Hydrauliköltemperatur behoben werden. Hierfür wurde mit an Bord verfügbaren Mitteln ein Ölwasserkühler gebaut, der bei diversen Tests seine Funktionsfähigkeit bewiesen hat. Des Weiteren wurden auf Seeschlag zurückzuführende Schäden (hauptsächlich gebrochenes Geländer, fehlende Gitterroste im Umlauf) am SkySails Arrangement Modul behoben. 2.2.3 Einsatz 3 Eine weitere Betriebsbegleitung durch SkySails Service Techniker fand auf einer Fangtour vor den Shettland Islands und Nord-Norwegen statt. Die Maartje Theadora legte am 03.09.2011 in Ijmuiden / Niederlande ab, fischte ca. 20 Tage im Zielgebiet und fuhr dann nach Sassnitz auf Rügen, um den Fisch dort ab dem 02.10.2011 zu entladen. Auch auf diesem Einsatz konnten wichtige Erkenntnisse über die operativen Einsatzbedingungen gewonnen werden: Dies gilt sowohl für die Transferfahrten als auch für den Einsatz während des Trawlbetriebes. Geplant war der Einsatz des SkySails-Systems in beiden Betriebsmodi, um weitere Messdaten aufzuzeichnen und die Weiterentwicklung in 2012 aufzuplanen. Trotz zeitweilig ausreichender Windbedingungen konnte das System aufgrund einer Reihe von entscheidenden Gründen nicht wie geplant eingesetzt werden: Seite 21 von 38 Aufgrund der sich bereits in 2011 deutlich geänderten fischereipolitischen Rahmenbedingungen wurden überwiegend Fanggebiete befischt, welche nicht wie zum Zeitpunkt der Projektantragsstellung im Südpazifik lagen. Daher fielen lange, für die weitere Erprobung unbedingt notwendige, Transferfahrten weg. Auf den kurzen Transferfahrten von der Nordsee in den Heimathafen, ließen vorherrschende Windbedingungen, zeitweilig aufgetretene technische Probleme sowie hohes Verkehraufkommen einen Einsatz des Zugdrachens nicht zu. Während des Trawlbetriebes wurde deutlich aufgezeigt, dass das hohe Aufkommen von Fischereifahrzeugen im Trawlgebiet, erhebliche Auswirkungen auf den Einsatz des SkySails-Systems hat. Trotz zeitweise ausreichenden Windverhältnissen konnte das System nicht eingesetzt werden, da aus Sicherheitsgründen (zu enger Abstand der Fahrzeuge) der Einsatz nicht möglich war. Diese anspruchsvollen Bedingungen erfordern zukünftig weiteres Personal auf der Brücke, was die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens negativ beeinflussen würde. Im Gegensatz zu den Einsatzbedingungen während der Transferfahrten (ähnlich denen der Frachtschifffahrt) ist das System derzeit für die besonderen Anforderungen während des Trawlbetriebes noch nicht ausreichend weit entwickelt. Abbildung 8 Hohes Verkehraufkommen in der Fischerei Seite 22 von 38 350 7 6 250 5 200 4 150 3 4a 100 50 3 5 4b 2 6 1 0 -300 1 0 200 700 1200 1700 2200 2700 3200 Tim e [s] Abbildung 9: Auswertung der Flugdaten am 04.10.2010 Markierung 1: 09:53 Uhr Ausdocken des Kites Markierung 2: 09:57 Uhr Erreichen der Flughöhe Markierung 3: 09:58 Uhr Start dynamischer Flug, manuell Markierung 3: 10:03 Uhr Ende dynamischer Flug, manuell Markierung 4a: 10:05 Uhr Start dynamischer Flug, Autopilot Markierung 5 10:24 Uhr Neustart des Autopilots, dynamischer Flug, Autopilot Markierung 6 10:46 Uhr Störung der Verbindung SkyControlRechner – Autopilot-Rechner, Absturz Markierung 7 10:48 Uhr Start Einwinschen Markierung 4b: 10:22 Uhr Ende dynamischer Flug, Autopilot (Störung der Verbindung SkyControl-Rechner – Autopilot-Rechner) Seite 23 von 38 3700 Ship Speed [m/ s] Kite Elevation [°] Line Length [m] 7 2 300 Abbildung 10: Leistungsdiagramm zum SkySails Flug am 04.10.2010 Seite 24 von 38 Erläuterungen zum Leistungs-Diagramm (Abbildung 10) Dargestellt sind die Zugseillänge (blau), als Indikator für den Start und das Ende des Fluges, die scheinbare Windgeschwindigkeit oder auch Apparent Wind Speed (AWS) auf dem Schiff (grau/schwarz) und die zur Hauptmaschine äquivalente Leistung, die vom Zugdrachen erzeugt wird (rot). Die scheinbare Windgeschwindigkeit (grau/schwarz) nimmt im laufe des Fluges kontinuierlich ab, von 9,0 m/s bei Start des Zugdrachens bis 7,4 m/s bei Flugende. Deutlich kann man zwei über die Zeit ansteigende Leistungsstufen erkennen (rot), die sich mit der stetigen Annäherung an die eingestellten Lastgrenzen des Autopiloten erklären lassen. Nach dem Start des Autopiloten wurde die Lastgrenze in der Autopilotsoftware stetig der vorher festgelegten oberen Lastgrenze von 12t angepasst. Der abrupte starke Abfall der Leistung im mittleren Teil des Fluges (Time: ~1710 s) von einem Maximum bei 310 kW auf 10 kW innerhalb von wenigen Sekunden ist mit einem Abbruch des dynamischen Fluges und der Bewegung des Kites in eine zugkraftärmere Position am Windfensterrand zu erklären. Hier war eine Störung der Verbindung zwischen SkyControl-Rechner und dem Autopilot-Rechner verantwortlich für den Abbruch der Flugfigur im dynamischen Flug und den Übergang in die „neutrale“ Position im Zenit bzw. Windfensterrand. Nach einem erneuten Start des Autopiloten wurde die Lastgrenze stufenweise wieder auf bis zu 12t erhöht, so dass die motoräquivalente „Kite Power“ hier bis auf 250 kW ansteigt. Berechnungen zu „Main Engine equivalent Kite Power“ Messwerte aus den „daily Logs“: Schiffsgeschwindigkeit [m/s]: Zugkraft, gemessen am Holepunkt [daN]: vs plcTowPoin tForce TowPointAz imuth Horizontalwinkel, gemessen am Holepunkt [deg]: Höhenwinkel, gemessen am Holepunkt [deg]: TowPointEl evation Berechnete Werte: Vorrauskraft am Holepunkt [daN]: F fwd _ shp average, Mittel: av. Main Engine equivalent Kite Power [kW]: PKD F fwd_shp plcTowPoin tForce cos(TowPointAzimuthComp PKD av.F fwd _ shp av.vS 0,5 π π ) cos(TowPointElevatio nComp ) 180 180 Seite 25 von 38 2.2.4 Weiterentwicklung des SkySails-Systems während der Projektlaufzeit 2.2.4.1 Zugdrachen Die Entwicklung am Zugdrachen wurde kontinuierlich fortgesetzt. Ein großer Teil der Entwicklung ist auf die Optimierung des Leinenbaums zwischen dem textilen Tragflächenprofil und der Steuergondel gerichtet. Das Thema Dauerfestigkeit weist eine starke Abhängigkeit vom Abfangen von Lastspitzen auf, so dass es auch in Abhängigkeit zum AutopilotArbeitspaket steht. Die Überarbeitung des Zugdrachen-Designs beinhaltet u.a. das Einbringen von Verstärkungselementen in der textilen Konstruktion. Die aufgetretenen Verschleißerscheinungen wurden umgehend in der Konstruktion berücksichtigt. Um grundsätzliche Erfahrungen zu sammeln, wurde ein Zugdrachen mit einem alternativen Aufbau mit tragender Tube im 160er-Maßstab zum Erstflug gebracht. Erkenntnisse konnten hauptsächlich in den Phasen Setzen/Bergen und Starten/Landen gewonnen werden. Ein Einsatz auf MS „Maartje Theadora“ war nicht möglich. Für das 160er System wurde ein Zugdrachen mit einer Größe von 225 m² entwickelt. Die vergrößerte Fläche führt nicht nur zu einer höheren Zugkraft des Zugdrachens, sondern auch zu einer Abnahme des relativen Gewichts des Systems (Gewicht fliegendes System im Verhältnis zur Zugdrachenfläche). Somit ist eine Reduzierung der Startwindgeschwindigkeit um 10 bis 20% möglich. Ein zweites Tuch wurde entwickelt und gestestet. Es basiert auf einer Beschichtung, welche das darunterliegende Polyamidtuch vor der Sonnenstrahlung schützt. Erste Tests zur Beeinflussung der Aerodynamik durch einen zweiten Aktor wurden im 20-m²Maßstab durchgeführt. 2.2.4.2 Autopilot Die Lastregelung war Schwerpunkt der Autopilot-Programmierung. Das Steuerverhalten bei Böen und Mechanismen zur Stabilisierung des Fluges unter ungünstigen Bedingungen waren dabei entscheidende Punkte. Zu einer Randproblematik entwickelte sich der Windmesser, der auf MS „Maartje Theadora“ bei bestimmten Windrichtungen ungenaue Werte lieferte. Vor allem in der Start- und Landephase ist die Steuerungsautomatik auf zuverlässige Winddaten angewiesen. Das niedrigere Deckshaus und die Vielzahl sonstiger Aufbauten auf einem Fischtrawler führen zu starken Seite 26 von 38 Turbulenzen oberhalb der Brücke. An einer alternativen Windmesser-Position sowie an mathematischen Korrekturmöglichkeiten für die Winddaten wurde gearbeitet. In den Arbeitspaketen „stabiler Zenithflug“ und „spezifische Flugmuster“ wurden große Fortschritte erzielt, wenn auch nicht an Bord von MS „Maartje Theadora“. Das Starten unter Autopilot bei ungünstigen Bedingungen ist an die Funktion des zweiten Aktors gekoppelt, welcher im Rahmen von Modellen zur quantitativen Abschätzung des Einflusses extremerer Umweltbedingungen und einer Simulationsumgebung entwickelt wurde. Die Entwicklungen des Aktors in Bezug auf die automatische Landung unter Autopilot konnte erfolgreich implementiert werden. Im Bereich des Autopilot-gesteuerten Startens konnten während der Projektlaufzeit nicht alle Arbeiten vollständig abgeschlossen werden, sie werden nach Ablauf der Projektlaufzeit weitergeführt. Um bei gesetztem SkySails-System die maximale Manövrierfreiheit bei gleichzeitig minimalem Einfluss auf das Schiff zu erreichen, wurde ein Modus 'stabiler Zenitflug' entwickelt, der den Zugdrachen kraftarm und robust am Himmel hält. Da durch den kraftarmen Modus Sensorwerte mit größeren Fehlern als im regulären Flug behaftet sind, wurde zur Steigerung der Robustheit eine Verrechnung redundanter Sensoren eingeführt, die einen stabilen Zenitflug unter widrigen Bedingungen und sogar bei teilweisem Sensorausfall ermöglicht. So wurde am 13.12.2010 unter anderem erfolgreich demonstriert, dass der Zugdrachen über viele Minuten bei einem simulierten Schiffssensor-Ausfall mit dem Autopiloten in einer kraftneutralen Zenitposition gehalten werden konnte. Die durchgeführten Flug-Erprobungen wurden zudem verwendet, um die speziell in kraftarmen Flugsituationen auftretende Effekte wie z.B. kurzzeitiger Durchhang des Zugseiles aufgrund von Schiffsbewegungen durch Seegang, zu analysieren und zu modellieren. Für den Einsatz auf Fischtrawlern muss das SkySails-System Flugmuster beherrschen, die an die häufigen Kurswechsel beim Fischen angepasst sind. Die Funktion des Autopiloten, die Flugfigur bei Kursänderungen automatisch nachzuführen, wurde stetig verbessert. Mehrfach konnte die Funktion auch bei schnellen Kursänderungen von mehr als 60 °/Minute nachgewiesen werden, zuletzt während eines Fluges am 28.01.2011. Die Dynamik dieses Kurswechsels ist mit den Manövern vergleichbar, die auf dem Fischtrawler Maartje Theadora erfasst wurden. Die Autopilot-Funktion wurde mit diesem Test verifiziert. 2.2.4.3 Setzen/Bergen Im Gegensatz zum üblichen Frachtschiff-Aufbau ist der Platz im Vorschiff bei Fischtrawlern oft begrenzt, wodurch u.a. die Kühlung des Hydraulikaggregates erschwert wurde. Um temperaturbedingte Störungen in der Ablaufsteuerung zu vermeiden, wurden verschiedene Konzepte zur Ölkühlung erarbeitet und untersucht. Seite 27 von 38 Auf der MS „Maartje Theadora“ wurden die Arbeitsabläufe auf einem Fischtrawler protokolliert. Aus diesen Daten wurden die technischen Anforderungen an die Bedienbarkeit des SkySails-Systems während des Fischens abgeleitet. Die Modussteuerung für den Betrieb auf dem Fischtrawler „Maartje Theadora“ wurde entwickelt und an Bord des MS „Theseus“ erprobt. Die Modi wurden entsprechend den getroffenen technischen Absprachen zwischen Service und Entwicklung in der speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) umgesetzt. Damit konnte die Prozesskette auf dem Vorschiff vom gestauten SkySails-System über den Flugzustand bis zurück zum gestauten System gut abgebildet und bedient werden. Der automatische Ausgleich der Stampfbewegung während der Start- und Landephase des fliegendes Systems wurde während der Testfahrt auf der MS „Theseus“ konsequent benutzt und die Systemparameter parallel dazu aufgezeichnet. Anschließend fand im Hause eine Datenauswertung der Testfahrt zum Stampfausgleich statt, um Probleme bzgl. des Ansprechverhaltens und der Endgeschwindigkeit der Zugwinde näher einzugrenzen und zu beheben. Durch die Betriebserfahrungen an Bord des MS „Maartje Theadora“ konnte Optimierungspotenzial in der aus der Frachtschifffahrt übernommenen Bedienung des SkySails-Einsatzes identifiziert werden. Die erforderlichen Schritte zum Setzen und Bergen des Systems wurden in einem Bedienkonzept festgehalten, das die spezifischen Belange des Personals auf der Brücke und der Decksoffiziere eines Fischtrawlers berücksichtigt. Seite 28 von 38 2.3 Öffentlichkeitsarbeit 2.3.1 Konzept der gemeinsamen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ein wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Pilot- und Förderprojektes waren die öffentliche Kommunikation des Projektes an sich, sowie der Projektfortschritt und die Ergebnisse. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit innerhalb des Projektes erfolgte Hand in Hand und wurde eng zwischen den beiden Projektpartnern Parlevliet & Van der Plas / Westbank Hochseefischerei und SkySails, sowie den Fördermittelgebern seitens der EU und des Landes Mecklenburg-Vorpommern abgestimmt. Für den ersten Projektabschnitt (Oktober 2009 – ca. Ende 2010) wurde ein 3-stufiges Vorgehen zur bestmöglichen medialen Positionierung des Projektes, der Förderer und der Projektpartner vereinbart: 1. Bekanntgabe des Pilotprojektes und Vertragsunterzeichnung 2. Offizielle Präsentation der ROS-171 „Maartje Theadora“ nach erfolgreicher Installation und Inbetriebnahme des SkySails-Systems 3. Veröffentlichung erster Erkenntnisse und Ergebnisse nach Rückkehr der „Maartje Theadora“ von der ersten Trawlfahrt mit SkySails-System Zu jedem dieser drei Ereignisse wurde ein Set an PR-Maßnahmen definiert, d.h. festgelegt wie und in welchem Rahmen die jeweilige Nachricht kommuniziert werden soll. 2.3.2 Pressekonferenz Oktober 2009: Bekanntgabe des Pilotprojektes und Vertragsunterzeichnung Die öffentliche Bekanntgabe des gemeinsamen Förderprojektes und der Vertragsunterzeichnung zwischen Parlevliet & Van der Plas und SkySails fand am 06. Oktober 2009 im Rahmen einer Pressekonferenz auf dem Museumsschiff „Cap San Diego“ im Hamburger Hafen statt. Der EU-Kommissar für Fischerei und Maritime Angelegenheiten Joe Borg, sowie Dr. Gerhard Rudolphi aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, saßen auf dem Podium, um die Bedeutung des Projektes für ihre Institutionen - die Fördermittelgeber EFF und Land M/V - persönlich zu erläutern. Für Parlevliet & Van der Plas ergriff Chief Executive Officer (CEO) Diederick Parlevliet das Wort und SkySails wurde von Firmengründer und Geschäftsführendem Gesellschafter Stephan Wrage vertreten. Herr Gerard J. Van Balsfoort, Vorsitzender der Pelagic Freezer Trawler Association komplettierte das Podium. Nach Abgabe der einzelnen Statements durch die Podiumsmitglieder wurde eine offene Frage-und-Antwort-Runde für die anwesenden Vertreter der Presse, sowie die Gäste eröffnet. Danach folgten die Vertragsunterzeichnung und ein gemeinsamer Fototermin. Die Pressever- Seite 29 von 38 treter hatten anschließend Gelegenheit für individuelle Interviews mit den Podiumsmitgliedern. Die auf der Pressekonferenz kommunizierten Kernbotschaften wurden mittels einer Pressemitteilung direkt nach der Pressekonferenz zur größtmöglichen Streuung an einen vorbereiteten Presseverteiler ausgesendet. Zusätzlich wurde eine Sammlung an Informationsmaterial („Electronic Press Kit“) zusammengestellt und sowohl an die anwesenden Pressevertreter verteilt, als auch auf der SkySails-Webseite zum Download zur Verfügung gestellt. Abbildung 11: Unterzeichnung des Kauf- Abbildung 12: Gruppenfoto der Podivertrags. umsmitglieder. Von links: Diederick Parlevliet, Stephan Wrage Stehend: EU-Kommissar Joe Borg (rechts), Dr. Rudolphi (links), Sitzend: Diederik Parlevliet (links), Stephan Wrage (rechts) Insgesamt wurden 68 Artikel in Print-Medien und im Internet verzeichnet, zwei Berichte wurden im TV (Sender: SAT.1, Lokale Abend-Magazine HH und Schleswig-Holstein), sowie ein Beitrag im Hörfunk (auf NDR 90,3) ausgestrahlt. TV-Berichte 2 3% Hörfunk-Berichte 1 1% Artikel Print 21 30% Artikel Web 47 66% Abbildung 13: Aufteilung der Resonanz zur Pressekonferenz vom 06. Oktober 2009 nach Medientyp Was die Streuung der Print-Artikel anbelangt, so halten sich die Anzahl der nationalen und internationalen Medien in etwa die Waage. Ein deutlicher Unterschied ist jedoch hinsichtlich Seite 30 von 38 der Art und Ausrichtung der Print-Medien zu erkennen – ein weitaus größerer Teil der Berichterstattung erfolgte in Fachmedien. Print International 11 52% Print National D 10 48% Allgemeine Presse 7 33% Fachpresse 14 67% Abbildung 14: Aufteilung der Resonanz in Abbildung 15: Aufteilung der Resonanz in den Printmedien nach Nationalität den Printmedien nach Ausrichtung des Mediums Die auf der Pressekonferenz anwesenden Medien setzten sich aus der lokalen allgemeinen Print- / TV- und Hörfunk-Presse (z.B. HH Abendblatt, SAT.1, NDR 90,3), als auch aus hochkarätigen Fachmagazinen (z.B. Schiff und Hafen, Hansa, Motorship) zusammen. Einige internationale Medien aus der priorisierten Liste, zu denen ein enger Kontakt besteht, gaben die Rückmeldung, dass das Thema sehr interessant ist, jedoch der Reiseaufwand nach Hamburg aus Budgetgründen nicht möglich war. Hier fand dennoch (und wie angekündigt) eine umfangreiche Berichterstattung statt. Durch die Streuung der Meldung über den gesamten Presseverteiler, die gezielte Ansprache der Kernmedien und den Newsservice konnte eine sehr breite Berichterstattung, insbesondere in den Schlüsselmedien der Branche – z.B. auf der Titelseite von „Fishing News International“ und in hochkarätigen allgemeinen Medien erzielt werden. Die generelle Tonalität der Resonanz kann als überaus positiv betrachtet werden. In vielen Artikeln wird bereits auf eine weitere Berichterstattung abgezielt und sehr deutlich zurückgemeldet, dass die Journalisten das Thema weiterverfolgen werden. Auch die Artikelplatzierung und Größe spricht für sich: fast jeder Artikel wurde von einem großen Abdruck der Fotomontage begleitet und nahm beispielsweise in den Fachmagazinen oftmals bis zu einer halben DIN-A4-Seite und mehr ein. Insgesamt kann dieser erste Abschnitt der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des gemeinsamen Pilot- und Förderprojektes als durchweg positiv und erfolgreich bewertet werden. 2.3.3 Presseausfahrt März 2010: Präsentation des SkySails-Systems auf der ROS-171 „Maartje Theadora“ Die erste offizielle Präsentation des SkySails-Systems an Bord des Fischereifahrzeugs ROS171 „Maartje Theadora“ fand am 08. März 2010 im Rahmen einer Tagesveranstaltung vor der niederländischen Nordsee-Küste nahe Ijmuiden statt. Seite 31 von 38 Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern begleitete diese erste Ausfahrt unter SkySails-Antrieb persönlich und leitete als Schirmherr die Veranstaltung mit einem Grußwort an alle Gäste und Pressevertreter ein. Im Anschluss an Minister Dr. Backhaus Darstellung der hohen Motivation und des großen Engagement des Landes M/V in diesem Förderprojekt, ergriffen Dr. Uwe Richter, Geschäftsführer der Westbank Hochseefischerei GmbH und Stephan Brabeck, Technischer Geschäftsführer von SkySails das Wort und schilderten den aktuellen Projektstatus und die gemeinsam bereits erreichten Meilensteine. Ein Statement von Gerard J. Van Balsfoort, Vorsitzender der Pelagic Freezer Trawler Association bildete den Abschluss dieses ersten Teiles der Presseveranstaltung auf der „Maartje Theadora“. Im Anschluss daran fand die Präsentation des SkySails-Systems an Deck des Schiffes statt. Die vorherrschenden Windbedingungen lagen im unteren Grenzbereich, dennoch konnte der SkySails-Zugdrachen auf dem Vorschiff gesetzt und zu einem kurzen Demonstrationsflug ausgebracht werden. Abbildung 16: Stephan Brabeck, Techni- Abbildung 17: Minister Dr. Backhaus verfolgt scher Geschäftsführer von SkySails im In- begeistert die Präsentation des SkySailsterview mit RTL Nieuws Systems Während der gesamten Ausfahrt standen Minister Dr. Backhaus, Dr. Uwe Richter, Stephan Brabeck, Gerard J. Van Balsfoort, sowie Diederick Parlevliet und Stephan Wrage den Vertretern der Presse an Bord für Einzelinterviews und Gespräche zur Verfügung. Diese Gelegenheit wurde rege genutzt – teilweise auch per Live-Telefonkonferenz mit Journalisten, die nicht anreisen konnten. Ferner wurden Schiffsführungen mit Erläuterung der hochmodernen Fischereianlagen an Bord für die Pressevertreter und Gäste angeboten. Nach der Präsentation des Zugdrachens konnten sie sich ebenfalls eingehend über die SkySails-Technologie informieren. Die auf der Presseausfahrt kommunizierten Kernbotschaften wurden mittels einer Pressemitteilung direkt nach Anlegen der „Maartje Theadora“ in Ijmuiden zur größtmöglichen Streuung an den vorbereiteten Presseverteiler ausgesendet. Zusätzlich wurde wieder eine Sammlung an aktuellem Informations- und Bildmaterial („Electronic Press Kit“), sowie ein Seite 32 von 38 Footage-Zusammenschnitt zusammengestellt und sowohl an die anwesenden Pressevertreter verteilt, als auch auf der SkySails-Webseite zum Download zur Verfügung gestellt. Statistik Presseresonanz Analog zur Pressekonferenz / -mitteilung vom 06. Oktober 2009, wurde sich auch für die Veranstaltung vom 08. März 2010 für eine Presseresonanzanalyse ausschließlich durch das SkySails-Presseteam und ohne Beauftragung eines professionellen Clipping-Services entschieden. Das Vorgehen und die Auswertungen entsprechen dem unter Kapitel 2.3.2 beschriebenen Ablauf. Insgesamt wurden 127 Artikel in Print-Medien, auf deren Internet-Portalen und im Web generell verzeichnet, fünf Berichte wurden im TV, sowie ein Beitrag im Hörfunk ausgestrahlt. TV-Berichte 5 4% Hörfunk-Berichte 1 1% Artikel Print / Web 127 95% Abbildung 18: Aufteilung der Resonanz zur Presseausfahrt vom 08. März 2010 nach Medientyp Was die Streuung der Print/Web-Artikel anbelangt, so verteilt sich ein großer Teil der Artikel auf nationale (deutsche) Medien. Dies lässt sich zum einen durch die weitreichende Verbreitung der dpa-Meldung „Weltweit erster Fischtrawler mit „SkySails“-Zugdrachen“ vom 08. März 2010 erklären, da viele, insbesondere lokale Tageszeitungen auf den Agentur-Service zurückgreifen. Zum anderen kann sich durch die oben beschriebene Vorgehensweise des Clippings eine Unschärfe in der Verteilung der Artikel nach Nationalitäten ergeben, da nur ein Bruchteil der Medien (und hierbei deutsche Medien wesentlich einfacher) überhaupt erfasst werden kann. Ein deutlicher Unterschied ist ebenfalls in der Art und Ausrichtung der Print/Web-Medien zu erkennen – ein weitaus größerer Teil der Berichterstattung erfolgte in der allgemeinen Presse. Dies kann zum einen wiederum auf die Streuung der dpa-Meldung zurückgeführt werden und zum anderen auf das generelle Verhältnis von Fach- zu allgemeinen Medien – erstere beschränken sich insgesamt auf eine wesentlich kleinere Anzahl. Seite 33 von 38 Print/Web International 27 21% Print/Web National D 100 79% Fachpresse 18 14% Allgemeine Presse 109 86% Abbildung 19: Aufteilung der Resonanz in Abbildung 20: Aufteilung der Resonanz in den Printmedien nach Nationalität den Printmedien nach Ausrichtung des Mediums Im Vergleich zur Pressekonferenz vom 06.Oktober 2009 konnte hinsichtlich der TVBerichterstattung eine deutliche Steigerung und Internationalisierung und somit auch die für die Presseausfahrt definierten Kommunikationsziele für den TV-Bereich erreicht werden. Insgesamt wurden fünf Berichte angefertigt und in sehr hochkarätigen Medien ausgestrahlt – zwei Beiträge liefen auf dem ZDF (Sendung: Drehscheibe Deutschland und heute (EuropaAusgabe)), ein Beitrag auf dem NDR (Sendung: Nordmagazin), ein Beitrag zur „Prime Time“ um 19:30 Uhr im niederländischen Nachrichtenjournal RTL Nieuws und ein Bericht wurde von Reuters für ihre Agentur-Kunden als Video-Content zur Verfügung gestellt, was somit eine weitere, internationale Verbreitung des Beitrags bedeutet. TV International 2 40% TV National D 3 60% Abbildung 21: Aufteilung der Resonanz in den TV-Medien nach Nationalität Gesamtbild der Berichterstattung Die an der Presseausfahrt teilnehmenden Medien wurden wie oben beschrieben bereits im Vorfeld priorisiert und sehr selektiv eingeladen, so dass sich eine sehr hochwertige Zusammensetzung an Bord ergab – sowohl ZDF, NDR und RTL Nieuws waren mit einem Kamerateam vertreten, die internationale Agentur Reuters deckte alle Bereiche (Print, Video, Foto) mit ihrem Journalisten-Team ab, und auch der Printbereich war gut besetzt – u.a. mit der deutschen Agentur ddp und dem niederländischen Fachmagazin „Visserijnieuws“. Einige, insbesondere internationale (Fach-)Medien aus der priorisierten Liste, zu denen ein enger Kontakt besteht, gaben jedoch auch hier die Rückmeldung, dass der Reiseaufwand nach Ijmuiden aus Budgetgründen nicht möglich war. Als Alternative wurden zum Teil Telefoninterviews arrangiert und somit eine weitere Grundlage für eine umfangreiche Berichterstattung geschaffen. Seite 34 von 38 Das bereits bewährte Vorgehen der Veröffentlichung der Meldung über den gesamten Presseverteiler und insbesondere der großen Nachrichtenagenturen, sowie die gezielte Ansprache der Kernmedien erzielte die angestrebte Wirkung – die angepeilte Breite und Wertigkeit der Berichterstattung konnte nicht nur erreicht, sondern im Vergleich zur Pressekonferenz auch deutlich gesteigert werden. Die allgemeine Tonalität der Resonanz kann auch hier als überaus positiv bewertet werden. Schufen die PR-Maßnahmen zur Bekanntgabe der Kooperation eine erste, gute Grundlage, so konnten diese mit der offiziellen Präsentation des Systems an Bord der „Maartje Theadora“ und der begleitenden Pressemitteilung und –materialien konsolidiert und weiter ausgebaut werden. Die Projektpartner verzeichnen ein großes, langfristiges Interesse am Projekt und dessen weiteren Verlauf – viele Medien baten direkt im Anschluss darum, auf dem Laufenden gehalten zu werden bzw. fragten bereits bei den Projektpartnern Informationen zu ersten Ergebnissen an. Seite 35 von 38 3 Ergebnisse des Projektes 3.1 Einflussfaktoren für die Entwicklung und den Einsatz des SkySails-Systems an Bord eines Fischereifahrzeuges 3.1.1 Lage und Entwicklung der europäischen Hochseefischerei Durch die veränderte fischereipolitische Situation im Rahmen der Reform der europäischen Fischereipolitik werden die Möglichkeiten der Fernfischerei künftig sehr stark eingeschränkt. So hat das Europäische Parlament in seiner Sitzung am 14.12.2011 der Verlängerung des partnerschaftlichen Fischereiabkommens EU-Marocco abgelehnt. Die im Rahmen des bis zum 31.07. 2012 laufenden partnerschaftliche Fischereiabkommen EU - Mauretanien möglichen Fischereiaktivitäten wurden bereits im Mai 2012 aufgrund der Ausfischung der zur Verfügung stehenden pelagischen Quoten beendet. Momentan laufen bilaterale Gespräche für ein neues Fischereiabkommen, wobei die beiderseitigen Interessenlagen sehr weit auseinander liegen. Objektiv betrachtet, scheint ein zeitnaher Abschluss eher unwahrscheinlich. Somit bestehen auf nicht absehbare Zeit keine Fangmöglichkeiten mehr an der westafrikanischen Küste. Weiterhin ist zu verzeichnen, dass die Fischerei im Südpazifik aufgrund biologischer und Umwelteinflüsse in 2011 gänzlich zusammengebrochen ist. Eine Wiederaufnahme der Fischerei in diesem Fanggebiet wird durch die Reederei in naher Zukunft ausgeschlossen. Unter genannten Gründen entfallen künftig die langen Transferfahrten, welche ursächlich für den Einsatz des SkySails Systems zur signifikanten Treibstoff- und Emissions-Einsparung genutzt werden sollten. Die Fischereiaktivitäten werden sich künftig ausschließlich auf den Einsatz in europäischen Gewässern konzentrieren. Basis für die Fangquoten bilden die jährlichen Advice des ICES. Unter Anwendung des Prinzips des nachhaltigen Dauerertrages (MSY) bzw. des Vorsorgeansatzes sind auch bei den künftigen Quotenfestlegungen weitere Einschnitte für einige Hauptzielarten der pelagischen Fischerei zu erwarten. Die ab 2013 zu erwartende Gesamtsituation erfordert eine Überarbeitung der bisherigen Einsatzkonzeption der pelagischen Flotte. Der Einsatz von Kapazitäten im Fischeinkauf mit anschließender reiner Verarbeitung ohne Fangaktivitäten wie auch saisonbedingte, zeitweilige Stilllegungen wird derzeit diskutiert. Seite 36 von 38 3.1.2 Einsatz während unterschiedlicher Fahrtregime Künftig wird das Fahrzeug ausschließlich auf Fangplätzen in europäischen Gewässern eingesetzt werden. Auf diesen Fangplätzen herrscht eine sehr enge Verkehrsdichte. Daraus resultieren kurze Schleppzeiten mit einer hohen Anzahl von Kurswechseln. Für diese Einsatzfälle ist das System nicht effizient einsetzbar. Auch ist der derzeitige technische Entwicklungsstand nicht soweit fortgeschritten, dass eine praxisrelevante Lösung in naher Zukunft erprobt werden könnte. Für die Realisierung ist ein wirtschaftlich nicht zu vertretender ingenieurtechnischer- und Erprobungsaufwand zu betreiben. Im Zusammenhang mit der Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen (Verbot High Grading), ist in europäischen Gewässern oftmals ein sehr schnelles Reagieren an Bord notwendig (Abstoppen, Hieven). Unter Einsatz des SkySails System ist dies nicht möglich (Referenzzeit zum Einholen des Segels von ca. 20 min). Beispiel: Wenn der Catchsensor die gewünschte Fangmenge anzeigt muss sofort abgestoppt und gehievt werden. Wenn zum Bergen des Segels weitere 20 min vergehen ist die Fangmenge größer als die Bunkerkapazität. Der Steert muss geöffnet werden und die überschüssige Fangmenge entlassen werden (High Grading). Oftmals würde auch die technologische Zeit zum Setzen und Bergen des Segels die Gesamtzeit für einen Fischereihol überschreiten. 3.1.3 Anforderungen der Schiffsbesatzung Die vergangenen technischen Erprobungen zeigten, dass aus Sicherheitsgründen zum Betreiben des SkySails Systems zusätzliches Personal erforderlich ist (ein Nautiker, ein Decksmann). Die Kosten hierfür würden die mögliche Einsparungseffekte an Betriebsstoffen wieder aufheben. 3.1.4 Wetterbedingungen Unter Kapitel 2.2 Einsatz an Bord wurden bereits repräsentative Winddaten vorgestellt. Ein Beispiel soll im Folgenden die typischen Wetterbedingungen an Bord beschreiben: Von 29 Tagen auf See herrschte an 10 Tagen genügend Wind für einen potentiellen SkySails Einsatz. Nur an wenigen Tagen wurden die Arbeiten nicht durch Regen oder überkommendes Wasser auf dem Vorschiff behindert. Seite 37 von 38 3.2 Ausblick, Ergebnis und zukünftiges Potenzial der SkySailsTechnologie für die Hochseefischerei Während der Berichtsperiode konnten wegen der oben geschilderten Gründe keine weiteren Flüge realisiert werden. Dennoch konnten wichtige Ergebnisse über die operativen Einsatzbedingungen gewonnen werden. Die Einsatzbedingungen für die ROS-171 „Maartje Theadora“ haben sich 2011 bereits verändert; ab 2012 sind aufgrund fischereipolitischer Maßnahmen auf europäischer Ebene mit weiteren Veränderungen zu rechnen. Das Fahrzeug wird voraussichtlich in den größten Teil des Jahres in der Nordsee eingesetzt. Dies hätte unmittelbare Folgen auf den Einsatz und die Weiterentwicklung des SkySails-Systems and Bord. Wichtigste Konsequenz ist der Wegfall langer Transferfahrten zwischen den Fanggebieten im Südpazifik und dem europäischen Heimathafen. Gerade diese Transferfahrten jedoch waren vorwiegend für den Einsatz des SkySails-Systems vorgesehen und werden nun ausfallen. Der Einsatz in europäischen Fanggebieten ist ebenfalls kritisch, da sich zunehmend mehr Fahrzeuge in einem Gebiet befinden und somit ein nicht erwartetet Sicherheitsrisiko entsteht. Im Gegensatz zu den Einsatzbedingungen während der Transferfahrten (ähneln denen der Frachtschifffahrt) ist das SkySails-System für einen Einsatz während des Fischens noch nicht ausrechend entwickelt. Dies gilt insbesondere für die derzeit auf der ROS-171 „Maartje Theadora“ betriebene Fangmethode. Der wirtschaftliche Druck auf Grund der veränderten politischen Lage hat zudem Einfluss auf den Einsatz des Fahrzeuges und die zu erzielenden Betriebsergebnisse. Seite 38 von 38