nordspanien | jakobsweg
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NORDSPANIEN | JAKOBSWEG Seit dem frühen Mittelalter wandern Pilger durch den Norden Spaniens zum Grab des Apostels Jakob in 740 Kilometer über grüne Gebirge und windige Hochebenen, sieben Tage durch Regen und Hitze. Eine 186 TOUR 5/ 2007 HIMMEL, HILF! Santiago de Compostela. Zwei TOUR-Reporter folgten ihrem Weg – als Exoten mit dem Rennrad. sportliche Herausforderung oder spirituelle Übung? Pilgerdorf: Von einer Burg geschützt, liegt das mittelalterliche Castrojeriz in der ausgedörrten kastilischen Hochebene TOUR 5/2007 187 NORDSPANIEN | JAKOBSWEG TEXT: MARTIN ROOS FOTOS: JÖRG WENZEL J PILGER IN SICHT! Wofür die Gläubigen zu Fuß mehrere Wochen benötigen, das wollen wir auf schmalen asphaltierten Straßen in sieben Tagen schaffen: 740 Kilometer und 10.000 Höhenmeter, vorbei an hundert Kirchen und fünf Kathedralen. Mittags fordert die Hitze auf der Meseta eine ausgiebige Siesta. Noch Ende September jagt die Sonne das Quecksilber an die 30-Grad-Marke, nachmittags radelt es sich umso angenehmer. Das Einzige, was uns quält, ist der Westwind, der über die Hochebene fegt. Deswegen klebt immer einer von uns nah am Hinterrad des anderen. Die Pilger zu Fuß machen es umgekehrt: In der schattenlosen Weite wandern sie in größtmöglichem Abstand zueinander. Nachmittags jedoch laufen sie wie die Kugeln einer Murmelbahn in den Herbergs-Sammeltöpfchen ein, von denen es am Camino Francés mehr als 140 gibt. Wir fahren bis die Sonne untergeht und Dunstschwaden aus den feuchten Niederungen hinauf zu den goldenen Stoppelfeldern ziehen. Mit klammen Armen und Beinen steuern wir nach Terradillos, folgen den auf den Asphalt gepinselten gelben Herbergs-Hinweispfeilen und spähen nach einer Bar, in der wir nach dem Duschen die Zeit bis zum Abendessen bei einem Tellerchen Oliven und einem Bier überbrücken können. Abendessen vor neun gibt es in Spanien nämlich nur in den Touristenzentren. Staubig und mit klackernden Schuhplatten betreten wir den Gastraum der Herberge, wo sich Pilger mit sonnengeröteten Gesichtern müde über ihre Reisetagebücher beugen oder sich in 188 TOUR 5/ 2007 Meisterwerk der Frühgotik: Leóns Kathedrale Santa María de Regla gedämpftem Ton auf französisch, deutsch und englisch unterhalten. Der Raum riecht nach Schweiß und dem vorangegangenen Mahl: Besorgt lesen wir die auf der Kreidetafel angeschriebene Essenszeit: 18.30 bis 20 Uhr. Wirt Alberto beruhigt uns, weist uns ein Stockbett im Schlafsaal zu, der mit halbhohen Spanplatten in ein Dutzend Räume aufgeteilt ist, aus denen bereits Schnarchen tönt, und tischt uns auch nach offiziellem Küchenschluss auf: Suppe, Forelle mit Kartoffeln und Roten aus der Tonkaraffe. Vor zwanzig Jahren, als der Jakobsweg wieder in Mode kam, aber nur wenige Herbergen am Camino lagen, eröffnete Alberto sein Haus. Damals mit sechs Betten, heute sind es sechzig – alle belegt in dieser Nacht. Um halb elf kriechen wir als Letzte unter die Decken. WIE AUF DER BERGHÜTTE Der Kontakt zum Fußvolk will uns Radlern nicht so recht gelingen. Nicht, dass wir spät aufstehen: Gerade erst lugt fahles Morgenlicht durch die beschlagenen Fensterscheiben, doch seit zwei Stunden schon rumpeln Stiefel, rascheln Tüten, rauscht die Klospülung. Um halb acht ist der Frühstücksraum menschenleer, wir sind wieder die Letzten. Zwei Scheiben Weißbrot, Marmelade, Kekse, Kaffee. Das karge Herbergsfrühstück kümmert uns kaum, denn die Dichte der Bars am Jakobsweg übertrifft locker diejenige der romanischen Bauwerke. Und was gibt es schöneres, als nach einem Stündchen des Einrollens im taufrischen Morgen, noch ganz ohne Gegenwind, in ein hübsches Dorf zum zweiten Frühstück einzubiegen? In Sahagún holen wir Juan ein, der aus einem Bergdorf unweit des Mittelmeers stammt, die Pilgerstrecke per Mountainbike fährt, kein Schlammloch scheut und keinen P I C T U R E - A L L I A N C E / D PA acques hat Zeit. Ruhe strahlt aus seinen blauen Augen, die in der Morgensonne schimmern wie der nahe Golf von Biskaya vor der baskischen Küste. Eigentlich wollen wir den alten Mann mit dem Pilgerstab und der braunen Weste nur eben nach dem Weg fragen, wir begegnen ihm einige Kilometer nach unserem Start in Bilbao, der größten Stadt des Baskenlandes. Aber Jacques, der aus Reims in Frankreich stammt, plaudert gern: „Hinüber zur Hauptroute wollt ihr queren, nach Burgos? Das wird einsam. Und einsam bleibt es vielleicht für Euch auch später, denn die Fußpilger sind Eigenbrötler, weil sie sich oft gegenseitig auf die Nerven gehen.“ Er grinst. Der Alte behält recht: Die beiden ersten Tage vom Atlantik auf die kastilische Hochebene, wo wir zwischen Bilbao und Burgos auf Varianten des Jakobswegs unterwegs sind, der in Spanien „Camino Santiago“ heißt, bekommen wir keinen Pilger zu Gesicht. Erst ab Burgos sehen wir sie. Wie Perlen auf eine unsichtbare Schnur gereiht, ziehen sie über die Hügel der kargen Hochebene, der Meseta. Über rund 800 Kilometer spannt sich die imaginäre Schnur auf der Hauptroute des Jakobswegs: von der spanischfranzösischen Grenze in den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela. Es ist der „Camino Francés“, auf dem sich seit mehr als tausend Jahren Menschen vieler Glaubensrichtungen die Füße wund laufen. Avantgarde in Bilbao: Hinter der Fußgängerbrücke glänzt das vom amerikanischen Architekten Frank O. Gehry erbaute Guggenheim-Museum Felspfad auslässt. Unsere Klage über die unruhige Nacht amüsiert ihn. Wir sollten eher froh sein über eine der komfortableren Herbergen! Juan weiß, wovon er spricht: „Vor einem Jahr ging ich zu Fuß“, erzählt er und hält inne, um aus einer ellenlangen, mit Käse und Schinken belegten Weißbrotstange ein Stück herauszubeißen. „Aber dieser Pilgerstress! Du stehst im Dunkeln auf, weil du dir Sorgen machst, ob du am Ende der Etappe einen Herbergsplatz bekommst. Das ist wie ein Wettlauf: Wer mittags sein „Arena“: So heißt der weite Biskaya-Strand unweit von Bilbao Canyon durchs Küstengebirge: Der Ebro fließt noch bis ins Mittelmeer Der Holzpfahl unterm „Cruz de ferro“: Jeder Pilger hinterlässt ein Andenken TOUR 5/2007 189 NORDSPANIEN | JAKOBSWEG Die schöne Strecke von Bilbao nach Burgos lassen Pilger zu Fuß meist unbeachtet Tagesziel erreicht, hat noch Chancen auf einen Platz. Und dann lungerst du den Rest des Tages herum und überlegst, den Wecker auf fünf zu stellen, um eine Doppeletappe zu gehen. Aber du weißt nicht, wie viele dasselbe vorhaben.“ Nordspanien erlebt eine Pilgerschwemme. 5.000 ließen sich 1990 in Santiago die offizielle Pilger-Urkunde aushändigen. Fünf Jahre später waren es 20.000, 2006 mehr als 100.000. Mehr Pilger sind nur in „Heiligen Jahren“ unterwegs, wenn der Sankt-Jakobs-Tag auf einen Sonntag fällt. Der Anteil der Radfahrer hingegen nimmt ab: von einem Viertel 1990 auf ein Sechstel 2006. „Zu Fuß hat selbst das baumlose Ödland seinen Reiz“, weiß Juan, „aber wie Auspuffgase und Verkehrslärm erbaulich oder läuternd wirken sollen, kann ich nicht nachvollziehen.“ Was er damit meint, verstehen wir nachmittags vor León. Meilenweit verläuft der Jakobsweg an Nationalstraße und Autobahn entlang. Im Abstand der Leitpfosten am Straßenrand ziehen die Pilger dahin. Zwei kanadische Kinder reiten auf Eseln, geführt von ihren Eltern. Eine Argentinierin schiebt einen Kinderwagen durch die Öde, in dem ihr fünf Monate alter Säugling döst. Nun zweifeln wir auch nicht länger an der Anekdote von Wirt Alberto über einer italienische Familie, die auf drei Kamelen unterwegs war. ZURÜCK INS GEBIRGE Die monotonen Kilometer vergessen Pilger jedoch sofort , wenn sie in León die Kathedrale betreten. Das Sonnenlicht scheint durch Abertausende Buntglasscheiben, nirgendwo in Nordspanien mischt die Gotik Strenge und Verspieltheit schöner. Hinter der Stadt, nach mehr als der Hälfte unserer Strecke, ist Schluss mit dem sanften Auf und Ab der Hochebene, die uns drei Tage lang zwischen der 800- und 1.000-Metermarke fesselte. Es geht dem kantabrischen 190 TOUR 5/ 2007 Küstengebirge entgegen, dessen Ostausläufer wir zu Be ginn der Reise, bei der Überfahrt vom Baskenland nach Kastilien, querten. Seitdem schien die Sonne. Jetzt drohen über den dicht bewaldeten Hängen und Kämmen, die der Herbst noch kaum verfärbt hat, dunkle Wolken. Sollte uns die erste kalte Dusche ausgerechnet im langen Anstieg zum höchsten Punkt der Reise treffen, dem knapp 1.500 Meter hoch gelegen Eisenkreuz Cruz de Ferro, einem, laut Reiseführer, „Erlebnishöhepunkt“? Es kommt anders. Das Wetter hält, die Serpentinenstraße ist kommod wie eine Tour im Alpenvorland. Das Eisenkreuz, an dem Pilger traditionell ein Felsstück aus der Heimat ablegen, entpuppt sich als erbärmliche Mülldeponie mit rostigem Messer, ausgelatschten Schuhen, zerfetzten Radschläuchen und alten Energieriegeln. Sogar ein verrenkter Kettenwerfer liegt zu Füßen des Kreuzpfahls, an dem eine Liedpartitur pinnt. Refrain: „Wenn du glaubst, ist alles möglich.“ „Verena: Gib Schubrakete! “ Das Graffiti am steilsten Abschnitt der Straße hoch zum Pedrafita-Pass verblasst bereits. Die längste Steigung auf dem Weg nach Santiago überwindet 800 Höhenmeter. Sie ist ein Genuss, denn der motorisierte Verkehr rollt zwar in Hörweite, doch weit entfernt auf der Autobahn. Auf der Passhöhe überschreiten die Pilger die Grenze von Kastilien-León nach Galicien. Es beginnt zu regnen. Erst befeuchten uns nur die Wolkenschwaden, die uns umfangen. Dann peitschen Regenschauer über die Straße, trommeln im schnellen Stakkato auf den Sturzhelm. Es gießt von oben, spritzt von unten. Mit tauben Fingern und Füßen steuern wir die Räder fast im Blindflug bergab durch die Sintflut. Der Nordwesten der Iberischen Halbinsel ist Spaniens grünes Paradies. Ähnlich wie an der baskischen Küste stemmt sich kein Gebirge den atlantischen Regenwolken P I C T U R E - A L L I A N C E / D PA Bei Cadagua ist Kastilien Bauernland 70 Kilometer bis Santiago. Unweit der belebten Nationalstraße, an der schwer bepackte Pilger marschieren, biegen wir auf einen kleinen Umweg in dichten Eichenwald. Wir wollen den Ulloa sehen, den zweitgrößten und schönsten Fluss Galiciens. Die Bäume schließen sich zum Tunnel über einem Sträßchen, gerade so breit wie ein Auto. Aber es kommt keines, 30 Kilometer lang nicht. Zwischen menschenleeren Weilern steigt das Sträßchen knackig an. Oder fällt steil und wegen des nassen Laubs gefährlich ab. Auf der Lichtung eines breiten Tals blinzelt Fleckvieh in die Morgensonne, Moos wuchert vom Rand eines Steinbrückchens bis auf die Fahrbahn. In Basadre wissen wir nicht weiter, fragen einen alten Mann, der sich unter mächtigen Kastanien nach deren Samen bückt, nach dem Weg. Über seiner braunen Weste hängt am Rücken zugeklappt ein ausgefranster Regenschirm. Der Alte richtet sich auf. Nein, Pilger kämen hier nie vorbei. Aber ja, wir seien auf dem richtigen Weg: rechts und dann am Fluss entlang. Wir danken, steigen aufs Rad, aber der Mann will uns noch etwas geben. Wortlos drückt er jedem drei Kastanien in die Hand. Wir stecken sie in die Trikottaschen und klicken in die Pedale. Ohne zu kurbeln rollen wir am Fluss entlang. Vor der Kathedrale in Santiago de Compostela wissen wir nicht, was wir zuerst tun sollen. Erinnerungsfoto schießen? Hineingehen, die versilberte und vergoldete Die Puente de Vizcaya verbindet seit 1893 Getxo mit Portugalete In Villafranca steht eine von 140 Pilgerherbergen am Camino Francés entgegen. In Galicien sprießt es selbst im Sommer, wenn das übrige Spanien unter Trockenheit stöhnt. Wegen des mutmaßlichen Grabes des Apostels Jakob gilt Galicien den Katholiken als gelobtes Land. Radlern kann es zur Hölle werden – wegen des Regens und des Reliefs: Die 180 Kilometer bis Santiago sind ein ständiges Auf und Ab. Als wir am Tagesziel Río Pambre klitschnass und zittrig vom Sattel steigen, stecken uns 2.400 Höhenmeter in den Beinen. Río Pambre liegt am Rand der Terras do Miño, einem von der UNESCO geschützten Biosphärenreservat, halb so groß wie der Stadtstaat Berlin. Von hier sind es nur noch Patschnass, aber glücklich erreichen die TOUR-Reporter Santiago Steinbüste des Apostels hinter dem Altar umarmen? Hinab in die Gruft zu den mutmaßlichen Gebeinen des Heiligen steigen? Essen? Trinken? Sich im Pilgerbüro die Urkunden abholen? Die verdreckten Räder an der Hand, legen wir den Kopf in den Nacken, um in den Wolkenschwaden die Spitze der Kathedrale zu suchen. Sieben Tage auf dem Jakobsweg verschwimmen wie die Regentropfen auf dem dunklen Granit. Wir sind nicht mehr sicher, ob unsere Fahrt eine Woche oder einen Monat dauerte. Nur eins ist gewiss: dass sich auch Rennradler als Pilger fühlen können. Jeder macht seinen eigenen Jakobsweg. TOUR 5/2007 191 NORDSPANIEN | JAKOBSWEG Im Zeichen der Muschel: Hinter Astorga weist die Jakobsmuschel Rad- und Fußpilgern den Weg in die Berge DER JAKOBSWEG In Spanien heißt er Camino de Santiago, was sich unausgesprochen auf die französische Route, den Camino Francés bezieht. Mit Blick auf leichte Anreise und attraktive Etappen empfehlen wir eine Kombination aus Camino Norte, Camino Bilbao-Burgos und Camino Francés. Mit 740 Kilometern ist diese nur 35 Kilometer kürzer als der komplette Camino Francés. Den Camino gibt es ohnehin nicht, allein auf der Iberischen Halbinsel existieren zwanzig Varianten, von denen die französische die bekannteste und kulturell reichste ist. Drei UNESCO-Kulturgüter werden passiert: die Schwebefähre zwischen Getxo und Portugalete sowie Altstadt und Kathedrale in Burgos und Santiago. Der Jakobsweg zählt per se als UNESCO-Kulturgut. CHARAKTERISTIK Die Route durchzieht die autonomen Gemeinschaften (vergleichbar Bundesländern) Baskenland (País Vasco/Euskadi), Kastilien-León (Castilla y León) und Galicien (Galicia). Heiß und kalt, trocken und feucht, flach und gebirgig, braun und grün – man trifft auf all diese landschaftlichen und klimatischen Facetten. Vom grünen Baskenland, das atlantischen Wetterlaunen ausgesetzt ist, geht es über das Kantabrische Küstengebirge auf die baumlosen Weizensteppen der Hochebene, der Meseta, die durchschnittlich 800 Meter über Meeresniveau liegt. Über deren Klima heißt es: neun Monate Winter, drei Monate Hölle. Im Nordwesten Kastiliens, hinter der 192 TOUR 5/ 2007 Stadt León, werden Vegetation und Höhenunterschiede wieder üppiger. Um nach Galicien zu gelangen, muss man ein zweites Mal über das Küstengebirge klettern. Bis Santiago führt die Route durch grünes, oft regenreiches Hügelland. Die Straßen sind durchweg ordentlich asphaltiert, teils in exzellentem Zustand. AUSRÜSTUNG Notpumpe und Werkzeug, auch für Speichen und vor allem zur Demontage von Pedalen und Lenker für den Flug. Keine Abendgarderobe: Entlang des Jakobswegs sind selbst feine Restaurants an Pilgeroutfit gewöhnt. Wir verteilten unser Gepäck auf kleine Rucksäcke und Sattelstützengepäckträger, beziehungsweise einen Gepäckträger, der auf dem Schnellspanner sitzt (www.tubus.net). BESTE REISEZEIT Den besten Kompromiss zwischen der sengenden Sommerhitze Kastiliens (von Juni bis August) und ergiebigen Regenperioden in Baskenland und Galicien (Oktober bis April) bieten die Monate Mai und September. AN- UND ABREISE Flug: Bei Air Berlin kann man Hin- und Rückflug nach Bilbao und von Santiago unabhängig buchen; Preis pro Strecke ab 69 Euro plus 20 Euro für Radtransport (anmelden!). Telefon 0 18 05/73 78 00, www.airberlin.de. Der Radtransport in kleineren Maschinen kann in Spanien problematisch sein: Jeder von uns musste, mit Air Berlin und Iberia von verschiedenen Orten nach Bilbao angereist, einen Tag auf sein Rad warten. Auto: Wer sein Fahrzeug in Bilbao (oder einem anderen Ausgangspunkt) geparkt hat, kann mit Bahn und gegebenenfalls Bus zurückreisen. Info: www.renfe.es FAHRRAD-SERVICE Bei der Suche nach Radläden helfen örtliche Touristeninfos sowie die Gelben Seiten (www.paginasamarillas.es); dort lassen sich unter Eingabe von „bicicleta“ (Fahr- Pilgerschlafsaal: dicke Luft und Schnarchkonzert UNTERKUNFT In einer der vielen Pilgerherbergen finden Radler immer ein Bett. Um dort zu übernachten, braucht man aber einen Pilgerpass (siehe Pilger). Empfehlenswert sind zudem (Seiden-)Schlafsack und Ohrstöpsel. Wir haben zwei Pilgerherbergen getestet, uns aber an den anderen Orten auch Bad, ausgiebiges Frühstück und die Ruhe eines Hotels gegönnt (angegebene Preise gelten für zwei Personen im Doppelzimmer bzw. Massenlager, mit Frühstück): Bilbao: Hotel Zenit, Autonomía 58, Telefon 00 34/94 41-0 81 08, www.zenithoteles.com; 107 Euro Cadagua: Palacete Villa Daría, (mit Restaurant), Telefon 00 34/94 712 64 23, -4 15 23; 82 Euro P I C T U R E - A L L I A N C E / D PA INFOS rad) und der gewünschten „localidad“ (Ort) entsprechende Läden finden. Wer von Santiago mit Iberia zurückfliegt, kann am Flughafen für sechs Euro einen Fahrradkarton kaufen. Alternativ bietet der Radladen „Oliveira“ Radkiste und -verpackung inklusive (Personen-)Transport zum Flughafen für 25 Euro. Telefon/Fax 00 34/ 9 81 52 33 06, E-Mail: BicicletasOliveira@ hotmail.com. Selbstverpacker decken sich im Schreibwarenladen „Papelería Compostela“ in der Cinco Calles 2 mit Luftpolsterfolie („papel de bolitas“) und Klebeband („cinta adhesiva“) ein. Burgos: Mesón del Cid, Plaza de Santa María 8, Telefon 00 34/94 72-0 87 15, www.mesondelcid.es; 149 Euro Terradillos de los Templarios: Albergue Jacques de Molay, Telefon 00 34/97 98 83-6 79, -662; 20 Euro León: NH Plaza Mayor, Plaza Mayor 15, Telefon 00 34/9 87 34 43 57, www.nh-hotels.com; 118 Euro Villafranca del Bierzo: Pilgerherberge, (unterhalb der Santiagokirche), Telefon 0034/9 87 54 26 80; 16 Euro Sambreixo: Balneario Río Pambre, (Heilbad im Wald, bei Palas de Rei), Telefon 00 34/9 82 15 32 32, www.balnearioriopambre.com; 75 Euro Santiago: San Francisco Hotel Monumento, Campiño de San Francisco 3, Telefon 0034/9 81 58 16 34, www.sanfranciscohm.com; 154 Euro ESSEN UND TRINKEN Ausweis: Stempel belegen die Pilgerreise PILGER Meist tragen sie eine Jakobsmuschel bei sich sowie einen Pilgerpass, den man bei der Fränkischen St. Jakobusgesellschaft Würzburg e. V. beantragt. Heinrich-vonBibra-Straße 17, 97769 Bad Brückenau, Telefon 0 97 41/3 37-6, www.jakobusgesellschaften.de. Nur mit Pass darf man in Pilgerherbergen übernachten; zudem gelten die Stempel, die sich Pilger unterwegs in Infobüros, Herbergen und Kirchen holen, in Santiago als Beleg, um die Pilgerurkunde in der „Oficina del Peregrino“ zu erhalten. Radler müssen 200 gefahrene Kilometer vor Santiago nachweisen. Dafür gibt es die Compostela-Urkunde „¡Buen Camino!“ Nur bessere Hotels tischen morgens üppig auf. Umso wichtiger: ein zweites Frühstück in einer Dorfbar, entweder süß mit Rührteigähnlichem („bizcocho“) oder deftig mit „bocadillo“, einem Baguette, dick belegt mit „queso“, „jamón“, „tortilla francesa“ oder „tortilla de patatas“ (Käse, Schinken, INFORMATIONEN Omelett, Kartoffelomelett). Der Energiekick Spanisches Fremdenverkehrsamt, in Kastilien heißt „bocadillo con morcilla“, Postfach 151940, 80051 München, Telefon Brot mit leckerer, knusprig gebratener Reis- 0 89/5 30 74 60, www.spain.info; Prospekte blutwurst. Mittags, zwischen 14 und 16 Uhr, zum Jakobsweg gibt es unter der Servicebieten viele Gaststätten ein dreigängiges nummer 0 61 23/9 91 34. Menü inklusive Wasser, Brot und Kaffee an, LITERATUR & KARTEN das oft weniger als zehn Euro kostet. Am frühen Abend stillen kalte und warme Tapas Reiseführer: „Nordspanien und der Jakobsweg“, Reise-Know-How-Verlag, ISBN (baskisch „pinchitos“) den gröbsten Hun3-8317-1346-4; 19,90 Euro. ger. Wem ab 20 oder 21 Uhr deftiges Fleisch Karten: Übersicht: „Spanien, Nord“, und dicke Meeresfrüchte (in Galicien 1:350.000 (wasserfest). „pulpo gallego“) schwer Reise-Know-How-Verlag, im Magen liegen, der beISBN 3-8317-7079-4; kommt auch fern des 8,90 Euro. Atlantiks hervorragenden Michelin „BaskenlandFisch („pescado“). Navarra-Rioja“, Klassische Rioja- und 1:250.000 Ribera-del-Duero-Weine (ISBN 2-06-100894-1), sind überall erhältlich. Es „Kastilien-León-Madrid“ lohnt sich jedoch auch, (ISBN 2-06-100901-8) regionale Weine zu kosund „Galicien“ ten. Im Baskenland den (ISBN 2-06-100886-0), Chacolí, in Nordwestkastilien den Bierzo, in Galicien beide 1:400.000; alle je die Ribeiro- und Rías7,50 Euro. Baixas-Weine. Dort wird Freizeitführer Radwanauch das Estrella Galicia dern: „Jakobsweg“, gebraut, eines der besten Tapas: für den kleinen Hunger Stöppel, ISBN 3-89987Biere Spaniens. 983-X; 15,50 Euro. vor dem späten Abendessen ROUTE ★ Sehenswürdigkeit 1. TAG: Abstecher zum Atlantik 74 Kilometer, 1.150 Höhenmeter, maximal acht Prozent Steigung Bilbao – Getxo – Portugalete – Zierbana (Strand) – Muskiz – Balmaseda – Nocedal – Hornes – Villasana – Vallejo – Cadagua Lohnender Umweg an die Biskaya; die direkte Fahrt (58 km) würde über die stark befahrene BI 636 führen. Von der Kathedrale in Bilbao auf der Correos-Straße bis zum Theaterplatz; Radweg Ría-abwärts. Km 3,5: rechts, am Kreisverkehr vorüber und hinauf bis zur Hauptstraße; links zur Straße am Ría-Kanal (Km 6). Auf ihr bis zur Schwebefähre Puente Vizkaya in Getxo (45 Cent Transfer). In Portugalete zur Touristeninfo, steil bergauf und der Avda. de Carlos VII bis zum Kreisverkehr (Km 14) folgen, dann dem Radweg zum Strand La Arena (Km 26,5). Kurz zurück und rechts nach Muskiz. Dort nach einer Brücke links, rechts auf der Hauptstraße 100 Meter. Beschilderung nach Balmaseda (Km 49) folgen, dort der Hauptstraße bis zum Abzweig rechts nach Nocedal, Hornes und Villasana. Dort am Stoppschild geradeaus, nächste links, nach 400 Metern rechts und über eine große Brücke nach Vallejo. Rechts über Sopeñano bis Cadagua. 2. TAG: Auf Altkastiliens Meseta 110 Kilometer, 1.610 Höhenmeter, maximal neun Prozent Steigung Cadagua – Sopeñano – Lezana – Villarcayo – Villalta (verfallen) – Peñahorada – Burgos Vom grünen Hügelland klettert die Route auf die karge, monotone Meseta. Über Lezana auf die CL 629, links und hinauf zum Puerto de El Cabrio (740 m). An Bercedo vorbei bis Rotunde (Km 17) und Villarcayo. Dort Wasser und Essen bunkern: Außer in einer Cafetería in Valdenoceda (Km 44, hervorragende Reisblutwurst) gibt es erst wieder hinter Peñahorada eine Einkehrmöglichkeit. Hinter Valdenoceda klettert die Straße zum Puerto de la Mazorra (Km 52; 1.000 m) auf die kastilische Hochebene und zum verfallenen Weiler Villalta (1.100 m). Nach dem Ortsschild von Burgos am großem Kreisverkehr (Km 107) in weitem Rechtsbogen den Schildern „centro ciudad“ – Stadtzentrum – folgen, später dem Schild der Information bis zur Kathedrale. 3. TAG: „Haute-Route“ der Pilger 134 Kilometer, 860 Höhenmeter, maximal fünf Prozent Steigung Burgos – Villanueva – Yudego – Villandiego – Convento San Antón – Castrojeriz – Castrillo – Boadilla – Frómista – Villalcázar – Villoldo – Cervatos – Terradillos Erster Tag auf dem meistbegangenen Pilgerweg, dem Camino Francés. Südlich des Río Arlanzón folgt man für 3,5 Kilometer dem Radweg nach Westen, danach der N 120 bis Kilometer 27, wo man links über Yudego nach Villandiego fährt; dort erneut links. Am Steinkreuz (Km 35) rechts, durch die Ruine des Konvents San Antón bis Castrojeriz (Km 50), wo im Oberdorf 14 Bars und einige Läden warten. In Castrillo links und über Boadilla nach Frómista (Km 78, sehenswerte San-Martín-Kirche). In Villalcázar links nach Villoldo abbiegen. Dort links, an der Kirche über den Río Carrión und links für 1,5 Kilometer der Hauptstraße folgen. Rechts nach Cervatos (Km 118), dahinter links Richtung Sahagún und nach Terradillos. 4. TAG: Königsstadt León 75 Kilometer, 400 Höhenmeter, maximal vier Prozent Steigung Terradillos – Sahagún – Bercianos – El Burgo – Mansilla – León Acht Kilometer hinter Sahagún rechts nach Bercianos. Vor der Autobahn links, über El Burgo und Villamoratiel (N 601) nach León. 5. TAG: Scheitel des Camino 136 Kilometer, 1.450 Höhenmeter, maximal zehn Prozent Steigung León – Montejos – Carrizo – Benavides – Cogorderos – Astorga – S. Catalina – Cruz de Ferro – El Azebo – Ponferrada – Villafranca Den Wegweisern bis zum Pedrafita-Pass (Km 29, 1.110 m) folgen. Links nach O Cebreiro (Km 33,5). Hinter Alto de San Roque (1.270 m) und Alto do Poio (1.335 m) bergab bis Triacastela. Am Eingang von Sarria links, am Kreisverkehr sowie dem folgenden Stoppschild rechts. Gleich links und kurz steil hinauf zum Kloster. Hinab, rechts zur Landstraße nach Portomarín. An der T-Kreuzung (Km 115) der Beschilderung „Ventos de Narón“ folgen – erst links, nach 100 Metern rechts. Hinter Palas do Rei links der Beschilderung nach „Castillo Pambre“, „Balneario“ und „Casa Blanca“ folgen. Am Ende des Weilers Sambreixo links ab zum Balneario Río Pambre, einem Heilbad mitten im Wald. 7. TAG: Den Apostel umarmen 71 Kilometer, 1.290 Höhenmeter, maximal acht Prozent Steigung 6. TAG: Grünes Galicien 137 Kilometer, 2.400 Höhenmeter, max. zwölf Prozent Steigung Villafranca – Pedrafita – O Cebreiro – Triacastela – Sarria – Portomarín – Ventos de Narón – Palas do Rei – Sambreixo Sambreixo/Balneario Río Pambre – Remonde – Ramil – Basadre – Portanova – Arzúa – Laracolla – Santiago de Compostela Hügelige Etappe, meist über Nebenstraßen. Vor Sambreixo links, nach 300 Metern rechts der Beschilderung „Remonde“ folgen. Nach weiteren 400 Metern ohne Wegweiser rechts, über Weiler, bis Remonde (Km 4). Am Ortsende links Richtung Macara, steil hinab und ohne Wegweiser rechts nach Ramil (Km 7,5), wo man sofort rechts abbiegt. Im Knick der Landstraße geradeaus nach Basadre; danach in einem Weiler rechts (Km 11,5, kein Wegweiser). Vor der Hauptstraße diese rechts unterqueren und vor Portanova (Km 13) links hinauf nach Santiso. Weiter bis Arzúa (Km 31). N 547 vor dem Kreisverkehr (Km 56,5) verlassen, links auf den Pilgerweg. Km 58: geradeaus und am Kreisverkehr vor dem Flughafen auf die Landstraße nach Santiago. CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN Über Calle La Torre und Gran Vía de San Marcos zum Fußweg am Parador über den Fluss. Von der Av. de Quevedo rechts in die Calle de Azorín nach San Andrés. Über Carrizo bis Benavides (Km 36), rechts nach Antoñán. In Cogorderos links nach Astorga (Km 60). Über Santa Catalina nach Rabanal und bergauf zum Cruz de Ferro (Km 87) sowie auf 1.500 Meter (Km 92,5). In Ponferrada über den Fluss, rechts dem Camino-Schild folgen zu drei Kreisverkehren: am ersten sowie einer T-Kreuzung links, am zweiten geradeaus, Richtung „estación de autobuses“, am dritten rechts, Richtung „Galicia NVI“. Über Cacabelos (Km 128) bis Villafranca.