Kühl, aber trocken servierte Filmperlen
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Kühl, aber trocken servierte Filmperlen
INLAND LIECHTENSTEINER VATERLAND | DIENSTAG, 26. JULI 2011 3 Kühl, aber trocken servierte Filmperlen Ein Filmfest Vaduz ohne Regen ist kaum vorstellbar. Doch durchgehend so schlecht war das Wetter am Liechtensteiner Open-Air-Kino schon lange nicht mehr. Das schlägt sich in den Besucherzahlen nieder. Von Richard Brunhart Vaduz. – Gerne bedienten sich die Filmfest-Besucher bei den Polstern für die Stühle in diesem Juli ein zweites Mal, um sich besser gegen die Kälte von unten zu schützen. Polster waren genügend vorhanden. Denn lange Warteschlangen vor dem Kassenhäuschen am Rathausplatz waren am diesjährigen Open-Air-Kino in Vaduz selten zu sehen. Nur einige Besucher mehr als 2006 – im bisher besucherschwächsten Jahr unter neuer Leitung – verzeichnete das diesjährige Filmfest, erklärt Filmfest-Organisator Markus Wille. Kälte trübt Filmgenuss Das Ergebnis vermag angesichts des Wetters kaum zu verwundern. Zwar fanden an den 17 Abenden immer einige Filmfans den Weg zum Rathausplatz. Diese hätten sich aber wohl den einen oder anderen Film zusätzlich angesehen, wenn die Umstände einladender gewesen wären. Er habe sehr viele positive Rückmeldungen zum Programm erhalten, so Wille. An Abenden, an denen das Quecksilber im Thermometer etwas höher stieg, waren auch tendenziell mehr Gäste zu verzeichnen – beispielsweise bei «Source Code». Doch Regen liess die Temperaturen an den meisten Abenden auf ein herbstliches Niveau sin- ken. Gegen Nässe waren zwar alle Zuschauer geschützt, gegen die Kälte mussten diese aber selbst etwas unternehmen. Finanziell sei ein Filmfest zwar auch ein Risiko, das mit dem Ankauf von eigenem Projektionsmaterial etwas vermindert werden konnte. «Das Frustrierende ist aber, dass man nichts gegen die Kälte unternehmen kann», sagt Wille. Für ihn sei verständlich, dass manche potenziellen Zuschauer warten, bis ein Film, der sie interessiert, im Kino anläuft. «Wenn man damit beschäftigt ist, sich zu wärmen, ist es schwieriger, in den Film zu finden», sagt Wille. Zudem spreche das OpenAir-Kino auch Menschen an, die sich gerade aufgrund des besonderen Ambientes auf einen Arthouse-Film einlassen – aber eben fast nur bei schönem Wetter. Eingangstür zum Arthouse-Kino «Mit dem Filmfest haben wir eine Art Eingangstür fürs Arthouse-Kino geschaffen», ist Wille überzeugt. Die Haltung, sich an bekannte Filme zu halten, die schon Monate vor der Premiere beworben werden, will das Filmfest etwas auflockern. Mit dem grossen Anteil an Vorpremieren und Premieren, die es schwieriger haben, Publikum anzulocken, sei die Veranstaltung in Vaduz auch eher ein Festival denn ein Open-Air-Kino. «Wir möchten, dass sich die Zuschauer auf etwas einlassen, ohne hundertfach in Zeitungen gelesen zu haben, dass man einen Film gut finden muss», sagt Wille. «Die Zuschauer sollten die Filme unbelastet geniessen und sich eine eigene Meinung bilden.» Um unbekannteren Filmen wie «Mr. Nice» eine breitere Plattform zu Letzte Chance genutzt: Am letzten Abend des 16. Filmfests Vaduz fanden nochmals über 300 Filmfans den Weg auf den Rathausplatz Vaduz. Bild Daniel Ospelt bieten, werden sie auch eher an den Wochenenden gezeigt. Filme wie beispielsweise «127 Hours», die bereits bekannter sind, ziehen auch unter der Woche Publikum an. Wille überlegt aber, ob dieses Vorgehen in Zukunft geändert werden soll. Austragungsmodus im Gespräch Verändern wird sich möglicherweise auch der Austragungsmodus. Wille würde das Filmfest gerne um ein Wochenende verlängern, dafür beispielsweise an den Montagen und Dienstagen keine Filme vorführen. «Für das Team ist diese Zeit sehr anstrengend», erklärt Wille. Jeden Tag müsse ein Film vorbereitet und ein anderer wieder weggeschickt werden. Auch die Zuschauer möchten kaum jeden Abend ins Kino gehen. Problematisch sei allerdings, dass sich nur ein kurzes Zeit- fenster zwischen BeachvolleyballTurnier und im nächsten Jahr der Fussball-Europameisterschaft bietet, an dem das Vaduzer Städtle genutzt werden kann. Prinzipiell wäre möglich, das Filmfest in den August zu verschieben – manchen, würde es auch freuen, wenn die Filme früher beginnen könnten, wenn die Tage etwas kürzer werden. Doch im Juli haben das TaKino in Schaan und das Schlosskino in Balzers Sommerpause. Um im August gleichzeitig die beiden Kinos und das Filmfest zu betreiben, fehle aber das Personal. Open-Air-Kino im Wald Allerdings wird es dieses Jahr im September noch ein Open-Air-Kino in Liechtenstein geben. Wer das gemütliche Wohnzimmer in diesem Jahr dem Filmfest vorgezogen hat, hat also doch noch die Chance auf Kino unter freiem Himmel. Im September wird zum Jahr des Waldes in einer Lichtung in Schaan der neue Film von Sebastian Frommelt über den Liechtensteiner Wald Premiere feiern. «Zudem wird es zwei bis vier Vorstellungen von Filmen geben, die im Wald spielen, wie beispielsweise ‹Deliverance› oder ‹El Aura›», verrät Wille. Die nächsten Arbeiten für den Filmfest-Organisator stehen also bereits an. Davor geht es aber noch ans Festival del Film nach Locarno. Sicher gehe er an die Trade Show, ein Anlass innerhalb des Festivals, an dem sich die Kinobranche – Filmverleiher, Verbände und Kinobetreiber – trifft. Insbesondere kann er sich dort über die in nächster Zeit anlaufenden Filme informieren. Auf Mauritius ticken die Uhren langsamer Seine Freundin, Familie und ein währschaftes Schnitzel – das ist alles, was der Plankner Richard Keicher auf Mauritius vermisst. Dies hindert ihn aber nicht daran, seine Zeit auf der Trauminsel als Food & Beverage Manager zweier Hotels zu geniessen. Von Bettina Stahl-Frick Port Louis/Planken. – Richard Keicher träumte schon lange davon, auf der wunderschönen Insel Mauritius zu arbeiten. Mit der Zusage des Labourdonnais Waterfront Hotels in Port Louis erfüllte sich schliesslich im September vergangenen Jahres sein SER IE langjähriger Wunsch. Seit neun Monaten arbeitet er dort nun als Food & Beverage Manager und ist somit für den kompletten Restaurationsbereich in zwei Hotels verantwortlich. Dieser Bereich umfasst vier Restaurants, drei Bars, sechs Konferenzräume sowie den Roomservice für insgesamt 209 Zimmer. Sein Verantwortungsbereich reicht vom Einkauf der Ess- und Getränkewaren über deren Kalkulationen bis hin zur Angebotsgestaltung, der Mitarbeiterplanung und der operativen Leitung. «Die Arbeit ist sehr streng», sagt der gelernte Koch. «Aber ich fühle mich trotzdem pudelwohl hier. Es ist genau das, wonach ich gesucht habe.» Lehrgeld bezahlt Die Herausforderung sei sehr gross – «ich habe auch schon mein Lehrgeld bezahlt», sagt der 35-jährige Liechtensteiner. Er ezählt von einem ersten Erlebnis: «Ich war kaum hier, war ich schon inmitten derVorbereitungen für Weihnachten und den Silvesterabend. Schnell waren wir komplett ausgebucht und leider wurden die Materialbestellungen dafür nicht fristgerecht gemacht, weshalb bis zur letzten Minute noch Gläser, Besteck und Geschirr organisiert werden musste.» Dass Lieferungen in Mauritius bis zu drei, vier Monate dauern können, war sich Richard Keicher nicht bewusst. «So habe ich gelernt, dass in Mauritius die Uhren etwas langsamer ticken.» Aber nicht nur die Uhren: Auch die mauritische Kultur war dem Liechtensteiner fremd. «Zum Beispiel sind die Einwohner hier sehr gläubig.» So gläubig, dass sie an religiösen Feiertagen oder zu besonderen Gebeten einfach nicht zur Arbeit erscheinen würden, auch wenn sie dadurch ihren Job riskieren. «Am nächsten Tag tauchen sie einfach wieder auf, als wäre nichts gewesen.» Zwar würden sie dann zur Rechenschaft gezogen, ändern würde sich aber meistens nichts. «Es gibt keinen grossen Druck für die Mitarbeiter, da sie von Gesetzes wegen gut behütet werden und sie wissen, dass alle Hotels Mitarbeitermangel haben.» Anstrengende Sechs-Tage-Woche Unabgemeldet nicht zur Arbeit zu erscheinen, kann sich Richard Keicher nicht vorstellen. Im Gegenteil: Er kniet sich regelrecht in seine Arbeit hinein. «Ich arbeite sechs Tage die Woche täglich im Durschschnitt dreizehn, vierzehn Stunden im Hotel.» Am Sonntag hat er frei und nur einmal im Monat ist ihm mit dem Samstag ein ganzes Wochenende gegönnt. «Dann stehe ich vor der Entscheidung: ausschlafen oder an den Strand gehen.» Ab auf die Trauminsel: Richard Keicher vor dem Labourdonnais Waterfront Hotel in Port Louis. Meist entscheide er sich für eine Mischform. Bis vor Kurzem war seine Freundin für zweieinhalb Monate zu Besuch. «Es ist schon komisch, nun wieder so alleine hier zu sein.» Gott sei Dank gebe es Skype und Facebook – «so kann ich Kontakt mit meiner Freundin, meiner Familie und meinen Freunden halten.» Sie regelmässig zu hören, ist dem 35-Jährigen sehr wichtig. Auch das Essen vermisse er manchmal: «So ein Schnitzel oder Kaiserschmarrn wäre schon wieder mal was Feines», schwärmt der Auswanderer. Die kreolische Küche sei aber auch sehr gut und vielseitig. Eine Spezialität auf Mauritius seien die verschiedenen Fisch- und Meeresfrüchtegerichte: «Sie werden frisch und sehr lecker zubereitet.» Auch die traditionellen Currygerichte schmecken dem Koch. Offen in die Zukunft Etwas vom Ersten, was Richard Keicher jeden Morgen macht, ist den «Blick» online zu lesen. «Nur wegen der Fussballresultate», lacht er. Danach klicke er sich im Internet gleich durch die beiden Liechtensteiner Zeitungen. «Schliesslich muss ich auf dem Laufenden sein, was in Liechtenstein so alles passiert.» Bald wird Richard Keicher seine Heimat besuchen kommen: «Wahrscheinlich fliege ich kurz vor dem 15. August ab, sodass ich am Staatsfeiertag sicher zu Hause bin.» DasVolksfest sei eine gute Möglichkeit, viele Freunde zu treffen. Danach gehts aber wieder ab nach Mauritius. SeinArbeitsvertrag ist auf zwei Jahre befristet. Bild pd Wie es danach weitergeht, weiss Richard Keicher noch nicht. «Ich werde nach zwei Jahren Bilanz ziehen, und wie diese ausfällt, weiss ich heute natürlich noch nicht.» Eine nächste Herausforderung könnte für den 35-Jährigen ein Job in einem der vielen Resort Hotels auf Mauritius sein. Während im Labourdonnais Waterfront Hotel und im Suffren Hotel & Marina hauptsächlich Geschäftsleute verkehren, kann sich der Liechtensteiner auch vorstellen, mal wieder in einem Hotel mit Feriengästen zu arbeiten. Es ist auch möglich, dass es Richard Keicher in ein anderes Land verschlägt: «Beispielsweise Amerika,Australien oderAsien würden mich reizen.» Daher möchte er vorerst alles offen lassen. «Diese Einstellung hat mich bisher immer erfolgreich einen Schritt weitergebracht.»