Genom-weite Screens zur systematischen Untersuchung
Transcription
Genom-weite Screens zur systematischen Untersuchung
Jahrbuch 2005/2006 | Buchholz, Frank; Kittler, Ralf; Putz, Gabriele; Pelletier, Laurence; Poser, Ina; Heninger, Anne-Kristin; Drechsel, David; Fischer, Steffi; Konstantinova, Irena; Habermann, Bianca; Grabner, Hannes; Yaspo, Marie-Laure; Himmelbauer, Heinz; Korn, Bernd; Neugebauer, Karla; Pisabarro, Maria Teresa | Genomw eite Screens zur systematischen Untersuchung elementarer biologischer Prozesse Genom-weite Screens zur systematischen Untersuchung elementarer biologischer Prozesse Genome-wide Screens as a systematic approach to study key mechanisms in biology Buchholz, Frank; Kittler, Ralf; Putz, Gabriele; Pelletier, Laurence; Poser, Ina; Heninger, Anne-Kristin; Drechsel, David; Fischer, Steffi; Konstantinova, Irena; Habermann, Bianca; Grabner, Hannes; Yaspo, Marie-Laure; Himmelbauer, Heinz; Korn, Bernd; Neugebauer, Karla; Pisabarro, Maria Teresa Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, Dresden Korrespondierender Autor E-Mail: buchholz@mpi-cbg.de Zusammenfassung Genom-w eite Screens sind für die moderne Biologie ein unerlässlicher Bestandteil einer erfolgreichen Forschungsarbeit. Mit ihnen steht der W issenschaft ein außergew öhnliches Werkzeug zur Verfügung, um systematisch die einzelnen Gene eines Genoms auf ihre Funktion bei allen elementaren biologischen Prozessen in der Zelle zu untersuchen. Am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPICBG) w urde ein Screening-Großprojekt aufgebaut, das diese neue Technologie als europäische Plattform anbietet. Ein erster Genom-w eiter esiRNA-Screen der Arbeitsgruppe von Frank Buchholz konnte in menschlichen Zellen Zellteilungs-Gene identifizieren. Die Ergebnisse sind speziell für die Krebsforschung von Bedeutung, beruht doch diese Krankheit darauf, dass der Prozess der Zellteilung außer Kontrolle gerät. Das MPI-CBG hat beim Aufbau des Screening-Großprojektes vor allem auf geeignete Partnerschaften gesetzt – Dr. Ivan Baines, der am MPI-CBG für die Technologiekoordination zuständig ist, hat exzellente W issenschaft mit starken Partnern aus der W irtschaft zusammengebracht und so ein neues Modell umgesetzt, das die komplexen Fragestellungen der modernen Biologie angehen kann. Summary Genom-w ide screens are a major and significant part in modern biology. They provide a perfect tool to study the function of various genes w ith clinical relevance and in key mechanisms in the cell. The Max Planck Institute for molecular cell biology and genetics (MPI-CBG) has built up a Screening Facility that serves as a European screening resource for the research community. An esiRNA screen in human cells performed by the research group of Frank Buchholz has identified genes essential for cell division. Results like that have major clinical relevance, and a medical implication especially for cancer research, since malfunctions of the mechanisms underlying cell division are the cause for cancer. The MPI-CBG has found the right partners to build up this screening project – Dr. Ivan Baines, Director of Services and Facilities at the MPI-CBG, brought together expertise from the industry and excellent basic research to form a new model that is w ell-equipped to find answ ers to the very complex questions in modern biology. © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/5 Jahrbuch 2005/2006 | Buchholz, Frank; Kittler, Ralf; Putz, Gabriele; Pelletier, Laurence; Poser, Ina; Heninger, Anne-Kristin; Drechsel, David; Fischer, Steffi; Konstantinova, Irena; Habermann, Bianca; Grabner, Hannes; Yaspo, Marie-Laure; Himmelbauer, Heinz; Korn, Bernd; Neugebauer, Karla; Pisabarro, Maria Teresa | Genomw eite Screens zur systematischen Untersuchung elementarer biologischer Prozesse Forschung im postgenomischen Zeitalter Als Gregor Johann Mendel Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Klostergarten mit Erbsen und Bohnen experimentierte, hatte er noch keine Ahnung von der Komplexität, die die von ihm begründete W issenschaftsdisziplin eines Tages haben w ürde. Heute ist das menschliche Genom sequenziert und Mendels Nachfolger stehen vor der großen Aufgabe, die Funktionen von rund 30.000 Genen zu entschlüsseln – das postgenomische Zeitalter ist angebrochen. Dabei hilft ihnen die so genannte RNA-interference-Methode (RNAiMethode), ein raffiniertes Werkzeug, um Genfunktionen in Genom-w eiten Screens herauszufinden. Sie ermöglicht das gezielte Ausschalten von Genen und ist damit ein entscheidender Schritt zum Erkennen ihrer Aufgaben. Genom-w eite Screens sind für die moderne Biologie schon jetzt unerlässlicher Bestandteil einer erfolgreichen Forschungsarbeit, und ihre Bedeutung w ird sich noch w eiter steigern. Mit ihnen steht der W issenschaft ein außergew öhnliches Werkzeug zur Verfügung, um systematisch die einzelnen Gene eines Genoms auf ihre Funktion bei allen elementaren biologischen Prozessen in der Zelle zu untersuchen. Genom-w eite Screens verdanken ihre heutige Signifikanz vor allem der Sequenzierung des menschlichen Genoms oder anderer Säugetiere w ie der Maus, w as zugleich eine ungemeine Bedeutung für die klinische Forschung mit sich bringt. W ichtig für die Forschung ist auch die Entschlüsselung der Genome anderer in der Grundlagenforschung etablierter Modellorganismen, w ie dem des Fadenw urms C. elegans, der Fruchtfliege Drosophila melanogaster, des Kohlgew ächses Arabidopsis oder des Zebrafisches. Neue Technologien w urden entw ickelt und sind mittlerw eile routiniert im Einsatz; sie ermöglichen eine w eitere Ausw ertung der durch solche Sequenzanalysen ganzer Genome gew onnenen Informationen. Beispielsw eise erlaubt es die RNA-interference (RNAi)-Methode, einzelne Gene in einem sequenzierten Genom auszuschalten (knockout) oder w ahlw eise auch jedes beliebige sequenzierte Gen in einem noch nicht vollständig entschlüsselten Genom eines Organismus, in dem diese Technik prinzipiell anw endbar ist. Eine w eitere Technik ist das so genannte TILLING (Targeting Induced Local Lesions in Genomes), das quasi die Umkehrung der RNAi-Methode darstellt: Im Gegensatz zur Knockout-Technik w erden beim TILLING nicht speziell Mutationen in einem bestimmten Gen erzeugt, sondern aus einer Anzahl mutagenisierter Organismen gezielt diejenigen gesucht, die Mutationen in einem gew ünschten Gen besitzen. Ursprünglich für Arabidopsis entw ickelt, ist TILLING mittlerw eile auch für den Modellorganismus Zebrafisch eine etablierte Technik, und – w ie neueste Ergebnisse zeigen – w ohl auch in naher Zukunft für Drosophila, C. elegans und die Maus einsetzbar. Die Analyse von Genexpressionen, speziell im Zusammenhang mit DNA-Chips und Microarrays, ist ein ebenso geeignetes Werkzeug, das auch in Organismen zum Einsatz kommen kann, deren Genom noch nicht vollständig sequenziert ist, sofern eine EST-Bibliothek vorhanden ist. Genome sind von einer ansehnlichen Größe, sie umfassen etw a 9.000 Gene in Hefe, beim Fadenw urm und der Fruchtfliege ungefähr 20.000 Gene oder bis zu 35.000 Gene im Menschen und in der Maus. Um einen Genomw eiten Screen in einer akzeptablen Zeitspanne zu vervollständigen, bedarf es deshalb einer ausreichend hohen Durchsatzleistung. Bisher w aren Durchlaufleistungen nur für Pharmakonzerne vor dem Hintergrund der Medikamentenentw icklung von Interesse, w ährend sich W issenschaftler in der Grundlagenforschung mit solchen Fragen nicht beschäftigten. Mittlerw eile w urden auch für den w issenschaftlichen Betrieb diese Techniken eingesetzt, um im postgenomischen Zeitalter die ungleich komplexeren Forschungsfragen bearbeiten und beantw orten zu können. Dazu w urden Screens ebenfalls in solcher Weise automatisiert und optimiert, dass die gew ünschte und benötigte Durchsatzleistung erzielt w erden kann. Dazu kommt eine w eitere große Herausforderung: Solche Screens produzieren eine riesige Datenmenge, und © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 2/5 Jahrbuch 2005/2006 | Buchholz, Frank; Kittler, Ralf; Putz, Gabriele; Pelletier, Laurence; Poser, Ina; Heninger, Anne-Kristin; Drechsel, David; Fischer, Steffi; Konstantinova, Irena; Habermann, Bianca; Grabner, Hannes; Yaspo, Marie-Laure; Himmelbauer, Heinz; Korn, Bernd; Neugebauer, Karla; Pisabarro, Maria Teresa | Genomw eite Screens zur systematischen Untersuchung elementarer biologischer Prozesse Dazu kommt eine w eitere große Herausforderung: Solche Screens produzieren eine riesige Datenmenge, und diese Daten müssen von höchster Qualität sein und von Anfang an generiert w erden, um eine hochkomplexe und detaillierte Fragestellung zu beantw orten. Andernfalls w ürden alle Screenversuche der akademischen Forschung im Ansatz stecken bleiben. Einzelne Versuchsanordnungen sind bezüglich der Physiologie oder bestimmter biologischer Mechanismen nicht ausreichend aussagekräftig, insofern müssen ganze Sets von kombinierten Versuchsanordnungen entw ickelt w erden (mit einer Durchsatzleistung von Tausenden untersuchter Proben pro Tag), die dann brauchbare Daten und w ahre Einblicke in biologische Abläufe geben können. Des Weiteren müssen die gew onnenen Daten auch deshalb in enormer Quantität generiert w erden, um sie für w eitere Tests oder andere Techniken brauchbar zu machen, speziell, w enn solche Screens mit einem vergleichenden Ansatz durchgeführt w erden. Dies beispielsw eise, um die biologischen Gegebenheiten in normalen und krankhaften Systemen zu vergleichen. esiRNA-Screen in menschlichen Zellen identifiziert Zellteilungs-Gene Am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik w erden schon seit langem Genom-w eite Screens durchgeführt, die nicht nur geholfen haben, die Screening-Technologie w eiterzuentw ickeln und zu perfektionieren, sondern die auch immens w ichtige Daten für die Grundlagenforschung in der modernen Zellbiologie bereitgestellt haben. Ein Beispiel: Die Arbeitsgruppe von Frank Buchholz hat die RNAi-Methode – die bisher vor allem bei W irbellosen gute Ergebnisse erzielte – w eiterentw ickelt, um den Genen der Zellteilung in Säugerzellen auf die Spur zu kommen. In mehreren aufeinanderfolgenden Screens ist es den Forschern gelungen, 37 Gene herauszufischen, die für die Zellteilung eine Rolle spielen. Sieben davon w aren bisher nicht charakterisiert. Ihre Methode des esiRNA-Screens erw eist sich damit als brauchbares Werkzeug beim Genomw eiten Aufspüren von Genfunktionen in Säugerzellen. Um herauszufinden, an w elchen zellulären Prozessen ein bestimmtes Gen beteiligt ist, w ird genau dieses Gen ausgeschaltet – gleichsam zum Schw eigen gebracht – und dann der Effekt beobachtet. Dabei hilft die RNAinterference-(RNAi)-Methode, die Funktion von bestimmten Genen zu identifizieren. Die Methode nutzt einen in jeder Zelle ablaufenden Mechanismus – der ein Genregulationssystem und gleichzeitig einen Abw ehrmechanismus darstellt: Die Zelle reagiert auf doppelsträngige RNA-Moleküle mit der sofortigen Zerstörung des komplementären m-RNA-Abschnitts; ein Strang des RNA-Moleküls lagert sich an die passende aktive m-RNA an und löst damit deren Abbau aus. Das Protein, für das die Nukleinsäure kodiert, kann nicht entstehen. Zielgenau kann also mit diesen RNA-Molekülen ein Gen ausgeschaltet w erden. Bei W irbeltieren müssen für diesen Vorgang kleinere doppelsträngige RNA-Abschnitte produziert w erden, so genannte short interfering RNAs (siRNAs) von etw a 21 bis 30 Nukleotiden Länge. Größere RNA-Abschnitte führen meist zu unspezifischen Reaktionen. Die Arbeitsgruppe um Buchholz hat deshalb aus 15.497 menschlichen Genen mithilfe eines Enzyms, der Endoribonuklease RNAseIII, entsprechend kleine RNA-Stücke (esiRNA) produziert und sie zu einer Bibliothek zusammengestellt. Dieser Sammlung entnahmen sie 5.305 esiRNAs und suchten damit in HeLa-Zellen, einer speziellen Linie von Krebszellen, nach denjenigen Genen, die die Zellteilung steuern oder beeinflussen (Abb. 1). In einem ersten, robotergesteuerten Hochdurchsatz-Screen w urden 275 Kandidaten ausgew ählt, die mit der Lebensfähigkeit der Zellen und so mit dem Prozess der Zellteilung in Verbindung zu bringen w aren. In einem zw eiten Durchlauf w urden diese Gene dann erneut und diesmal mithilfe der Videomikroskopie im Detail „durchgesiebt“ – anhand des entstehenden Erscheinungsbildes der Zellen konnten die Forscher feststellen, ob sich ein ausgeschaltetes Gen auf das Funktionieren der Zellteilung ausgew irkt hat oder nicht. Übrig blieben und identifiziert w urden nach diesem zw eiten Durchlauf 37 Gene, über die man nun sagen kann: Sie sind mit verantw ortlich dafür, dass sich eine Zelle teilt. © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/5 Jahrbuch 2005/2006 | Buchholz, Frank; Kittler, Ralf; Putz, Gabriele; Pelletier, Laurence; Poser, Ina; Heninger, Anne-Kristin; Drechsel, David; Fischer, Steffi; Konstantinova, Irena; Habermann, Bianca; Grabner, Hannes; Yaspo, Marie-Laure; Himmelbauer, Heinz; Korn, Bernd; Neugebauer, Karla; Pisabarro, Maria Teresa | Genomw eite Screens zur systematischen Untersuchung elementarer biologischer Prozesse verantw ortlich dafür, dass sich eine Zelle teilt. Die Funktion dieser 37 Gene w urde aber zunächst in der Forschungsliteratur und in einer Gen-Datenbank überprüft. Tatsächlich w ar für sieben dieser Gene noch gar keine Funktion bekannt. Mit der neuartigen Variante der esiRNA-Technologie konnten die Dresdner Forscher also sieben bisher uncharakterisierten Genen eine Funktion zuw eisen – die Funktion „Zellteilung“. Unter den 37 selektierten Genen w aren unter anderem Splicing-Faktoren, deren Knockdow n zu Defekten der Zellteilungsspindel führten. Interessant auch die Entdeckung eines Gens, das den Prozess der Zellteilung beschleunigt und dabei auch die Morphologie der Zellteilung verändert. All diese Ergebnisse sind für die Krebsforschung von Bedeutung, beruht doch diese Krankheit darauf, dass der Prozess der Zellteilung außer Kontrolle gerät. Zudem haben die W issenschaftler mit ihrer Versuchsreihe bew iesen, dass ihre esiRNA-Methode ein brauchbares Werkzeug für Genom-w eite Screens in Säugetierzellen darstellt: Sie ist effizient, schaltet zuverlässig und sehr zielsicher die gew ünschten Gene aus und kann leicht verschiedenen Versuchsanordnungen angepasst w erden. Die P hä notype n von Ze llte ilungsde fe k te n in He La -Ze lle n. Bla u e inge fä rbt ist die DNA, Tubulin ist rot m a rk ie rt zu se he n. Die De fe k te , die a us de m Ausscha lte n de r im Folge nde n a ufge führte n m e sse nge r-R NAs re sultie re n, sind de utlich zu se he n: KIF11 (b), DDX48 (c), SNW 1 (d, l), DHX8 (e , k ), MFAP 1 (f) DKFZP 564M082 (g) FLJ30851 (h) und im portin-β (i). Die P fe ile in de n Abbildunge n (j) und (k ) ze ige n die P osition de r Ze llte ilungsfurche a n. De r P fe il in de r Abbildung (l) de ute t a uf de n zusa m m e nge fa lle ne n Zytopla ste n. © Ma x -P la nck -Institut für m ole k ula re Ze llbiologie und Ge ne tik /Arbe itsgruppe Buchholz © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/5 Jahrbuch 2005/2006 | Buchholz, Frank; Kittler, Ralf; Putz, Gabriele; Pelletier, Laurence; Poser, Ina; Heninger, Anne-Kristin; Drechsel, David; Fischer, Steffi; Konstantinova, Irena; Habermann, Bianca; Grabner, Hannes; Yaspo, Marie-Laure; Himmelbauer, Heinz; Korn, Bernd; Neugebauer, Karla; Pisabarro, Maria Teresa | Genomw eite Screens zur systematischen Untersuchung elementarer biologischer Prozesse Screening als europäische Plattform Das MPI-CBG hat sich beim Aufbau des Screening-Großprojektes vor allem von der Erkenntnis leiten lassen, dass moderne akademische Forschung bei solch komplexen Fragestellungen nicht mehr isoliert arbeiten kann, sondern nur geeignete Partnerschaften zum Erfolg führen können: „Es bedarf nicht nur exzellenter W issenschaft, sondern auch starker Partner aus der Industrie und innovativer, kreativer Finanzierungsmodelle für eine solche Aufgabe, die nicht nur eine große w issenschaftliche, sondern auch eine finanzielle Herausforderung ist“, so Ivan Baines, der als „Director of Services and Facilities“ am MPI-CBG für die Technologiekoordination zuständig ist. Mit seinen früheren Erfahrungen als Berater bei Lizenzvergaben und als Entw ickler neuer Geschäftsmodelle hat er dazu den nötigen Background: „Die derzeitigen Forschungsaufgaben in der Zellbiologie sind vor allem unglaublich teuer – sie übersteigen das Budget einer akademischen Forschungsinstitution. Für die neuen Technologien und neuartigen Aufgaben brauchten w ir also auch neue Modelle der Umsetzung“, so Baines. Die derzeitigen Forschungserfolge w urden also auch und gerade durch eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit Partnern aus der W irtschaft erzielt. Spezielles Know -how zur RNAi-Technik beispielsw eise w urde von der Cenix BioScience GmbH beigesteuert, einem StartUp-Unternehmen, das aus dem MPI-CBG hervorgegangen ist (sow ie dem European Molecular Biology Laboratory, Sanger und BCCA). In einer w eiteren interdisziplinären Projektkooperation w urde beispielsw eise eine in der Entw icklung befindliche Bildanalyse-Softw are der Definiens AG im w issenschaftlichen Betrieb des MPI-CBG von den Forschern evaluiert. Auch mit der Evotec Technologies GmbH, die führend auf dem Gebiet des Ultra-Hochdurchsatz-Screenings und der Zellanalysatoren-Technologie ist, besteht eine solche Kooperation. Mit diesem Modell, das W irtschaft und W issenschaft als starken Verbund nutzt, kann garantiert w erden, dass die Screening-Einheit des MPI-CBG stets auf dem neuesten Stand der Technik ist und auch im Bereich der Technologieentw icklung der Input aus der angew andten Forschung in die Industrie gegeben w erden kann. Das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik hat in den durchgeführten biologischen Screens eine Vielzahl an technologischen Unterbereichen ausgebaut und in ihrer Exzellenz verfeinert. Die Einrichtung des Screening-Großprojektes stand von Anfang an unter den folgenden Zielsetzungen: Ausw eitung des technischen Know -how s für die Planung und Durchführung von automatisierten Workflow s für Hochdurchsatz-Screens, Anreicherung der fachlichen Kompetenz für das Entw ickeln grundlegender Versuchsanordnungen und deren Optimierung für den Hochdurchsatz, Aufbau einer Datenbank für Assays, die grundlegende Mechanismen der Biologie und Krankheitsbilder simulieren („Total Mechanism in Biology Simulation” TMBS und „Total Disease Indication Simulation” TDIS), Pilot-Screens, basierend auf Techniken w ie RNAi, Expressionanalyse oder TILLING. Zudem ist es erklärtes Ziel, das Screening-Projekt zu einem europäischem Screening-Center, einer Plattform von europäischer Bedeutung für Genom-w eite und zellbasierte Screens, auszubauen, und den Technologietransfer voranzutreiben, um erlangtes W issen und Ergebnisse der Grundlagenforschung in Anw endungen, Produkte und Start-Ups im kommerziellen BiotechBereich zu überführen. Das MPI-CBG hat mit seinen 24 Forschungsgruppen und rund 400 Mitarbeitern im täglichen Forschungsbetrieb einen großen Bedarf an Genom-w eiten Screens, um systematisch die einzelnen Gene eines Genoms auf ihre Funktion bei allen elementaren biologischen Prozessen in der Zelle zu untersuchen. Die bereits durchgeführten Pilotprojekte im Bereich des Genomic Screenings haben gezeigt, dass mit solch einem Modell eine Plattform von europäischer Ausstrahlung geschaffen w erden konnte, die der Grundlagenforschung die nötigen Arbeitsmittel an die Hand gibt und zugleich beim Generieren dieser eminent w ichtigen Daten und Erkenntnisse auch den Grundstock für w eitere Technologieentw icklungen bietet. © 2006 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/5