Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen
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Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen
Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen Plasmodium infections: attacking the parasite before malaria hurts Matuschew ski, Kai Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin Korrespondierender Autor E-Mail: matuschew ski@mpiib-berlin.mpg.de Zusammenfassung Malaria ist eine Armuts-bedingte Infektionskrankheit der Tropen und eine Herausforderung der medizinischen Grundlagenforschung. Ein besseres molekulares Verständnis der Mechanismen der Plasmodium-W irtsWechselw irkung und des komplexen Lebenszyklus ist Voraussetzung für neue, Evidenz-basierte Kontrollstrategien. Neue Erkenntnisse aus der klinisch unauffälligen Leberphase und von verw andten Parasiten in Afrotropischen Fledermäusen bieten bislang unerkannte Möglichkeiten, den Parasiten vor dem Ausbruch der Malaria aufzuhalten und dem W irt einen entscheidenden immunologischen Vorsprung zu geben. Summary Malaria is a poverty-related infectious disease in the tropics and a major challenge for medical research. A better molecular understanding of the underlying mechanisms of Plasmodium-host interactions and the complex parasite life cycle is the basis for innovative evidence-based intervention strategies. Novel insights from the clinically silent liver infection and related parasites in Afrotropical bats indicate previously unrecognized opportunities to stop the parasite prior to malaria onset and to induce a decisive immunological advantage in the host. Malaria: Warum ist der Mensch so verwundbar? Malaria ist immer noch die w eltw eit w ichtigste Vektor-übertragene Infektionskrankheit und gefährdet die Hälfte unserer Weltbevölkerung. Die zyklische Vermehrung des parasitären Einzellers Plasmodium in roten Blutzellen ist die einzige Phase in dessen komplexen Lebenszyklus, die die charakteristischen Fieber- und Kälte-Schübe erzeugt und den W irt schädigt. Infektionen mit eukaryotischen Pathogenen unterscheiden sich grundlegend von akuten bakteriellen und viralen Erregern. Die komplexe Biologie und das genetische Repertoire der Parasiten ermöglichen sehr erfolgreiche, spezielle Immunstimulation in Anpassungen der Regel nicht an den W irt, verhindern der Neuinfektionen kann. Das Fehlen selbst nach jahrelanger einer schützenden erw orbenen Immunantw ort hat auch die Entw icklung von Impfstoffen gegen Malaria verhindert. Herkömmliche und bew ährte Mittel zum Schutz gegen die tödlichen Folgen einer Infektion und zum Eindämmen der Verbreitung © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 1/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen der Malaria sind Stechmücken-Bekämpfung, Insektizid-imprägnierte Bettnetze, zuverlässige Diagnostik und Therapie mit Artemisinin- Kombinationspräparaten. Doch trotz intensiver und langjähriger Kontrollprogramme gelang es bisher nur in w enigen Regionen, die Malaria erfolgreich zurückzudrängen. Neben einer nachhaltigen Stärkung der lokalen Gesundheitsversorgung in den Tropen und Subtropen fehlen vor allem w irkungsvolle Strategien, die den Parasiten vor der potenziell tödlichen Blutphase aufhalten. Hier kann die infektionsbiologische Grundlagenforschung w ertvolle Impulse und Ansätze für klinische Studien liefern. Die Malariaforschung hat sich bislang vor allem auf die diagnostisch und klinisch relevante Blutphase des komplexen Parasiten-Lebenszyklus konzentriert. Die vorgeschaltete Leberphase ist dagegen noch w eitestgehend unerforscht und stellt sich inzw ischen als ideales Ziel für die Entw icklung von neuen Immunisierungs-Strategien heraus. In unserer Arbeit tragen w ir zu einem besseren Verständnis der molekularen und zellulären Mechanismen der Plasmodium-Leberstadienentw icklung bei, leiten daraus innovative Impfstrategien ab und validieren sie in präklinischen Studien. In enger Partnerschaft mit Kollegen im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung können w ir die Translation unserer Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in klinische Studien deutlich beschleunigen. Experimentelle Genetik in Plasmodium Plasmodium-Parasiten können nicht sofort nach einem Stich durch eine infizierte Anopheles Stechmücke die roten Blutzellen befallen. Typisch für Parasiten ist nämlich deren Stadienkonversion. Zu jeder Phase des Lebenszyklus w erden verschiedene Stadien ausgebildet, die maßgeschneidert sind für die intrazelluläre Vermehrung, das aktive Eindringen in W irtszellen oder die Kolonisierung eines neuen W irts. Bei dem infektiösen Stich w erden 10 µm lange Sporozoiten in die Haut übertragen. Sporozoiten haben eine charakteristische aktive Gleitbew egung entw ickelt, die auf einem spezialisierten Aktin/Myosin Motor basiert. So gelangen sie sehr rasch in die Blutzirkulation und infizieren gezielt Hepatozyten, in denen sie unbemerkt ihre Reifung für die nachfolgende Blutphase durchlaufen (Abb. 1). Anstelle der humanen Parasiten, die in dieser Phase nicht untersucht w erden können, w enden w ir ein Infektionsmodel mit Plasmodium berghei, das ursprünglich aus Baumnagern in Zentralafrika isoliert w urde, Anopheles stephensi, einem Malaria-Vektor auf dem indischen Subkontinent, und Mäusen an. © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 2/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen A bb. 1: Entwick lung von infe k tiöse n Plasmodium Me rozoite n in e ine r Le be rze lle . Na ch e ine m Ste chm ück e n-Stich ge la nge n Sporozoite n ge zie lt in e ine Le be rze lle , wo sie sich im e nge n Konta k t zum W irtsze llk e rn a brunde n (obe n link s). In de r W a chstum spha se wä chst de r intra ze llulä re P a ra sit schne ll und bilde t tubu-ve sik ulä re Struk ture n a us, die in da s W irtsze llZytopla sm a hine inre iche n (obe n re chts). Am Ende de r Le be rpha se ist die ge sa m te W irtsze lle m it Ta use nde n von Me rozoite n ge füllt (unte n link s). Die Me rozoite n bre che n a us de r infizie rte n Ze lle he ra us und ge la nge n in de n Blutk re isla uf, wo sie Erythrozyte n be fa lle n und die cha ra k te ristische n Ma la ria -Fie be rschübe a uslöse n (unte n re chts). Ba lk e n: 10 µm . Bla u: Ze llk e rne ; grün: P a ra site n-Zytopla sm a ; rot: pa ra sitophore Va k uole . © Ma x -P la nck -Institut für Infe k tionsbiologie /Silvie Mithilfe der reversen Genetik können Parasiten in der Blutphase genetisch verändert und dann im gesamten Lebenszyklus untersucht w erden. Neu entw ickelte Selektionstechniken erlauben uns, den Aufw and zur Gew innung rekombinanter Parasiten zu minimieren und mehr Zeit für die Funktionsanalyse zu verw enden [1]. Der gezielte Austausch von Promotoren ermöglicht auch die Analyse von essenziellen Genen im Laufe des Plasmodium-Lebenszyklus [2]. Die experimentell genetischen Studien gew ähren ein tieferes molekulares Verständnis des Entw icklungsprogramms eines parasitischen Einzellers und w erfen neue Perspektiven in der Zellbiologie auf. Die Analyse eines kleinen Hitzeschockproteins, HSP20, erbrachte beispielsw eise den genetischen Bew eis für eine w ichtige Funktion in der Migration eukaryontischer Zellen, die bislang nur durch biochemische Daten aus anderen Modellsystemen belegt w ar [3]. Studien zur Funktion des actin capping protein Dimers, einem essenziellen Co-Faktor für ein dynamisches Aktin-Zytoskelett, zeigten, dass beide Untereinheiten unabhängige und Stadien-spezifische Funktionen übernehmen können. Die besondere morphologische Diversität mit alternierenden intrazellulären Wachstumsphasen und bew eglichen extrazellulären Stadien und die Möglichkeit, das Genom systematisch zu verändern, positioniert Plasmodium einmal mehr als ungew öhnlichen, einzelligen Modellorganismus. Genetisch attenuierte Plasmodium Parasiten © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 3/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen Frühere Studien hatten gezeigt, dass ein maßgeschneidertes Ausschalten von Genen, die für die Entw icklung in der Leber essenziell sind, alle klinischen Symptome einer Plasmodium-Infektion verhindert. Außerdem w irken diese Mutanten als experimentelles lebend-attenuiertes Vakzin und lösen einen langanhaltenden Schutz gegen neue Infektionen aus [4]. Anders als in Vakzinen gegen virale oder bakterielle Pathogene, die vor allem Antikörper-vermittelte Immunantw orten induzieren, sind CD8 + T-Zellen der w ichtigste Bestandteil des Schutzes durch genetisch attenuierte Parasiten (GAPs; [5]). Um einen Immunschutz messbar zu machen und Vorhersagen mit Hilfe von Blutw erten treffen zu können, haben w ir eine genomw eite Analyse von CD8 + Epitopen durchgeführt [6]. Bioinformatische Vorhersagen möglicher Epitope, die von infizierten Zellen auf dem major histocompatibility cluster I (MHC I) präsentiert w erden könnten, w urden als Polypeptide synthetisiert und auf Erkennung in immunisierten Tieren getestet. Zw ei Befunde dieser Studie w aren unerw artet: Lediglich zw ei Epitope, die beide von Sporozoiten-Antigenen stammen, konnten gefunden w erden. Diese Immunodominanz unterscheidet sich auffallend von der breitgefächerten Erkennung von Antigenen in viralen Infektionen. Zum Zw eiten konnte eine gezielte Immunisierung gegen das Haupt-Antigen keinen Immunschutz auslösen. Dieses Beispiel illustriert eindrücklich, dass eine Vakzinierung gegen komplexe eukaryontische Pathogene besonders schw ierig ist und w omöglich nur durch attenuierte Lebendimpfstoffe gelingt. Die Generierung und Prüfung neuer GAPs, die in verschiedenen Phasen der Leberstadien-Entw icklung arretiert sind, ist eine w esentliche Grundlage für die Evidenz-basierte Herstellung von Impfstämmen gegen humane Parasiten, beispielsw eise Plasmodium falciparum. Durch das gezielte Ausschalten eines Proteins in dem Apicoplasten, einem Parasitenorganell, das Ähnlichkeiten zu pflanzlichen Chloroplasten aufw eist, konnten w ir eine spät arretierte Parasiten-Linie generieren. In den präklinischen Impfstudien mit diesen Parasiten w urde jedoch ein Dilemma sichtbar: Ein Anhalten gegen Ende der Parasitenreifung löst zw ar einen besonders starken Immunschutz aus, jedoch ist dieser Schutz nicht sicher, da in der Immunisierungsphase immer w ieder Parasiten in die Blutphase gelangen und damit eine Malaria verursachen. Lösungsansätze, die nun im Labor verfolgt w erden, sind kombinatorische Gendeletionen und die systematische Suche nach besonders sicheren Parasitenlinien. Abschwächung der Plasmodium Leberstadien durch Antibiotika Die experimentell genetischen Befunde, dass ein gezieltes Ausschalten des Apicoplasten die vollständige Parasitenreifung verhindert, eröffnete einen alternativen experimentellen Impfansatz, der sich zudem w esentlich rascher im Menschen verw irklichen lässt: Eine Infektion mit Sporozoiten unter gleichzeitiger Gabe von kausal-prophylaktischen Antibiotika führt zu einem vergleichbaren Ergebnis, nämlich zu einer umfassenden, klinisch unauffälligen Entw icklung in der Leber, ohne dass es zu der nachfolgenden Blutphase kommt [7]. Ein Schutz gegen Neuinfektionen kann so bereits nach der zw eiten Immunisierung erlangt w erden. Die Verw endung von Clindamycin und Azithromycin, Antibiotika, die für Kinder und Schw angere zugelassen sind, ermöglicht perspektivisch auch eine Anw endung für die Bevölkerungsgruppen, die von der Malaria am stärksten betroffen sind. Vergleichende Studien im Mausmodell belegten, dass dieser Ansatz den besten Immunschutz im Vergleich zu anderen Lebendimpfstoffen bietet. Der Vorteil scheint in einem verspäteten Effekt der Antibiotika auf die Leberstadien zu liegen (Abb. 2). Obw ohl der Apicoplast gleich zu Beginn der Entw icklung geschädigt w ird, teilt sich der Parasit zunächst w eiter und w ächst. Das überraschende Fehlen der üblichen Zellzyklus-Kontrolle führt dann aber möglicherw eise zu einer besonders breitgefächerten Präsentation von Parasiten-Antigenen und damit zu einem immunologischen © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 4/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen Vorteil für den W irt. A bb. 2: Inhibition de r Le be rsta die n-R e ifung durch Antibiotik a . Die Im m unfluore sze nz-Abbildunge n ze ige n die norm a le P a ra site n-Ex pa nsion m it ve rzwe igte m Apicopla ste n (link s). In Anwe se nhe it von Azithrom ycin ve rm e hrt sich de r P a ra sit und re ift, k a nn a be r nicht de n Apicopla ste n in Tochte rze lle n ve rte ile n (re chts). In e ine m „na türliche n“ Im pfa nsa tz induzie re n wie de rholte Ga be n von Sporozoite n unte r Azithrom ycin-Ga be e ine n a nha lte nde n ste rile n Schutz ge ge n Ne uinfe k tione n. Bla u: Ze llk e rne ; rot: Apicopla st. © Ma x -P la nck -Institut für Infe k tionsbiologie /Frie se n Der Ansatz aus dem Malaria-Mausmodell w ird bereits in klinischen Studien mit Freiw illigen getestet, in der Hoffnung, dass sich die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung auf die Malaria beim Menschen übertragen lassen. Im Erfolgsfall könnte dieser Ansatz auch in größerem Maßstab in Malaria-Endemiegebieten getestet w erden. Ein w esentlicher Vorteil w äre, dass die natürliche Übertragung vor Ort ein w esentlicher Bestandteil der Impfstrategie ist und damit die w eltw eite Diversität der Plasmodium Parasiten unmittelbar erfasst w ird. Zellbiologie der Plasmodium Entwicklung in der Leber Die Erfolge in präklinischen Immunisierungsmodellen begründen unser Interesse, die biologischen Prinzipien des Entw icklungsprogramms von Plasmodium besser zu verstehen. In unseren Arbeiten zur Funktion von Schlüsselproteinen der Sporozoiten-Übertragung und Leberentw icklung stoßen w ir immer w ieder auf überraschende Befunde. Beispielsw eise stellte sich heraus, dass ein Inhibitor von einer Klasse von Proteasen nicht, w ie bislang angenommen, beim Übergang von der Leber- in die Blutphase, sondern bereits viel früher im Lebenszyklus, nämlich bei der Kolonisierung der Speicheldrüsen der Überträgermücke, eine w ichtige Rolle spielt. Sporozoiten sind offensichtlich bestens ausgerüstet für die anstehende Reise zur Leber und regulieren ihre Genexpression auf der Ebene der Translation, die ein besonders schnelles Reagieren auf die neue Umgebung, zunächst in der Haut und dann im Blutkreislauf, erlaubt. © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 5/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen A bb. 3: Sche m a tische Da rste llung de s tubu-ve sik ulä re n Ne tzwe rk e s von Plasmodium-Le be rsta die n. W ä hre nd de r R e ifung bilde t de r P a ra sit dyna m ische tubulä re Struk ture n und Ve sik e l a us, die in die Le be rze lle hine inra ge n. Auf die se n Struk ture n k onnte n sowohl P rote ine de s P a ra site n (UIS4 und IBIS1) a ls a uch de r W irtsze lle (LAMP 1, C D36, und LC 3) na chge wie se n we rde n. © Ma x -P la nck -Institut für Infe k tionsbiologie /Scha d Sobald sich die Parasiten in einem Hepatozyten ausdifferenzieren, bilden sie ein dynamisches tubu-vesikuläres Organell aus, das w eit in die W irtszelle hineinragt [8]. Diese Struktur ist entscheidend für die Kommunikation mit der befallenen Zelle, und ihre Zusammensetzung ist erst unvollständig verstanden (Abb. 3). Auffällig ist, dass anders als in der Blutphase keine Proteine direkt in das Zytoplasma der W irtszelle exportiert w erden. Diese Beobachtung konnten w ir durch die Expression eines gut charakterisierten Antigens experimentell bestätigen. Ein solcher Schutzmechanismus erschw ert die Erkennung infizierter Zellen w esentlich und könnte ein w ichtiger Schlüssel für die Entw icklung verbesserter Impfstrategien sein. Von Fledermäusen lernen Auf der Suche nach natürlich vorkommenden Parasiten/W irtssystemen, deren Studium neue Einblicke in schützende Immunantw orten gegen Malaria-Parasiten ermöglicht, haben w ir uns auf afrikanische Fledermäuse und Flughunde konzentriert. Deren außergew öhnliches Immunsystem fällt immer w ieder im Zusammenhang mit hochpathogenen Viren auf und spiegelt sich in ihrer ungew öhnlich langen Lebenszeit und geringen Nachkommenschaft mit langen Tragzeiten w ider. Zunächst w urden Bestandsaufnahmen ihrer Malaria verw andten Parasiten in entlegenen Urw aldregionen Westafrikas gemacht [9]. Dabei haben w ir eine außergew öhnliche Diversität mitsamt vier Taxa und deren Verw andtschaft untereinander phylogenetisch beschreiben können. Diese Parasiten vermehren sich fast alle ausschließlich in der Leberphase und lassen die krankmachende Blutphase aus, © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w omöglich als evolutionäre w w w .mpg.de Antw ort auf die Immunkompetenz der 6/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen Fledermäuse (Abb. 4). In einer kleinen Fledermausart, Hipposideros cyclops (Cyclops Rundblattnase) konnten w ir eine so enge Verw andtschaft der Plasmodium-Parasiten zu unserem Nagetier-Erreger Plasmodium berghei nachw eisen, dass eine Herkunft dieser Art aus Fledermäusen sehr plausibel erscheint. A bb. 4: Zwe rg-Epa ule tte n-Flughunde (Micropteropus pusillus) sind hä ufig m it Hepatocystis-P a ra site n (k le ine s Bild), e ine m e nge n Ve rwa ndte n von Plasmodium, infizie rt. Im pe riphe re n Blut sind a usschlie ßlich se x ue lle Sta die n, die a uf de n Ve k tor übe rtra ge n we rde n, na chwe isba r. Die Ve rm e hrung de r P a ra site n ist a uf die Le be rpha se be schrä nk t, wa s vie lle icht e ine e volutionä re Ada pta tion a n da s a usge prä gte Im m unsyste m de r Flughunde da rste llt. © Ma x -P la nck -Institut für Infe k tionsbiologie /Scha e r Um diese Infektionen längerfristig studieren und sie eventuell an Laborsysteme adaptieren zu können, haben w ir eine Zusammenarbeit in Sierra Leone mit Kollegen im Gola Regenw ald-Nationalpark und dem Regionalkrankenhaus in Kenema aufgebaut. In einer ersten Querschnitts-Untersuchung in drei Habitaten haben w ir bereits w ichtige Erkenntnisse zu der Verbreitung von Plasmodium und ihrer nicht-pathogenen Verw andten erzielen können. Die Studien, die auch die enorme Biodiversität dieses Regenw alds belegen, w erden minimal invasiv durchgeführt und zeigten in einigen Fällen eine Infektionsrate von 100%. Ähnlich hohe Prävalenzen w erden auch bei Menschenaffen beobachtet und von einigen Kollegen als Merkmal einer ausgeglichenen Populationsdynamik, also keinesw egs als besorgniserregende Krankheitszeichen, bew ertet. So lieferte beispielsw eise die erste systematische Untersuchung von Nycteria-Parasiten, die sich ebenfalls ohne pathogene Blutphase entw ickeln, Hinw eise darauf, dass die Abfolge der Parasiten-Expansion in der Leber und die Ausbildung von sexuellen Stadien im Blut eine erfolgreiche evolutionäre Alternative zur Virulenz von Plasmodium Parasiten ist [10]. © 2015 Max-Planck-Gesellschaft w w w .mpg.de 7/9 Jahrbuch 2014/2015 | Matuschew ski, Kai | Plasmodium-Infektionen: Den Parasiten vor der Malaria angreifen In allen untersuchten Infektionen gab es, in Analogie zur Malaria beim Menschen, w enige Anhaltspunkte für eine natürlich erw orbene Immunität gegen die Leberstadien. Herausforderung und Chance für eine erfolgreiche Impfstoffentw icklung ist es, diese immunologische „Stille“ zu unterbrechen und ein anhaltendes TZell-Gedächtnis gegen die Leberstadien aufzubauen, um dem W irt einen deutlichen immunologischen Vorsprung vor dem Parasiten zu geben - einen Vorsprung, der nämlich unter natürlichen Bedingungen bedauerlicherw eise nicht ausgebildet w ird. Literaturhinweise [1] Kenthirapalan, S.; Waters, A. P.; Matuschewski, K.; Kooij, T. W. A. Flow cytometry-assisted rapid isolation of recombinant Plasm odium berghei parasites exemplified by functional analysis of aquaglyceroporin International Journal of Parasitology 42, 1185-1192 (2012) [2] Siden-Kiamos, I.; Ganter, M.; Kunze, A.; Hliscs, M.; Steinbüchel, M.; Mendoza, J.; Sinden, R. E.; Louis, C.; Matuschewski, K. Stage-specific depletion of myosin A supports an essential role in motility of malarial ookinetes Cellular Microbiology 13, 1996-2006 (2011) [3] Montagna, G. N.; Buscaglia, C. 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