2013 New York

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2013 New York
Erfahrungsbericht
Auslandssemester in New York(USA)
Los ging die Reise am 23. August, am Frankfurter Flughafen, wir flogen mit Icelandair zuerst nach
Reykjavík und von dort zu John F. Kennedy Flughafen in New York.
Dies war aber nicht der Anfang der Bemühungen, da man zur Einreise in die USA für einen
Aufenthalt länger als 90 Tage ein Visum benötigt, musste man etwa drei Monate vorher ein OnlineFormular ausfüllen und danach zur amerikanischen Botschaft nach Frankfurt fahren, was ich nicht
so ganz verstand, da dort kein Interview gemacht wurde, um zu prüfen ob ich der englischen
Sprache mächtig bin, und die Fingerabdrücke wurden mir bei der Einreise in die USA wieder
genommen.
Vor einer so langen Reise musste ich mir auch überlegen, was ich alles brauchen könnte. Ich kam zu
dem Schluss, dass ich mir Sommer-und Winterkleidung für je eine Woche mitnehme, da ich ein
ähnliches Klima wie bei uns erwartete.
In der Woche vor der Abreise verabschiedete ich mich auch von Verwandten und Bekannten, da ich
noch nie so lange von zu Hause weg war. Am schwersten viel mir der Abschied von meiner Mutter,
die ich immer noch mindestens einmal die Woche gesehen habe. Aber die Aufregung war zu groß,
so dass ich es erst etwas später registrierte, dass ich sie erst in vier Monaten wieder sehe.
Angekommen in New York mussten wir uns beeilen, da wir nur eine Stunde Zeit hatten, um vom
Flugzeug zum Hotel zukommen, was eigentlich unmöglich war. Im Flughafen gingen die
Sicherheitschecks schnell voran, sodass wir rechtzeitig raus kamen. Als wir dort ankamen erwartete
uns die überaus nette Gastgeberin. In der Eingangshalle oder besser Esszimmer des Hauses trafen
wir auch eine andere deutsche Touristin, ich dachte noch Zufälle gibt es immer wieder.
Nach dem Essen erklärte die Gastgeberin wie man zur U-Bahn kommt und an welcher Station man
aussteigen muss um zur NYU-Poly zukommen, der Universität, die ich das Herbstsemester
besuchen würde. Ein kurzer Weg durch das Herz von Brooklyn, mit den Typischen zwei bis
dreistöckigen Gebäuden mit einer Treppe zur Haustür, und wir erreichten die U-Bahnstation. Beim
Ausstieg in Downtown Brooklyn erwartete mich ein völlig anderes Bild, überall Hochhäuser. Nach
etwas herumirren und der Hilfe eines Passanten erreichten wir schließlich die Universität, der
Eingang eine prächtige Glasfassade, und im Hof ein idyllischer Park. Vom Park sah die Universität
nicht mehr so prächtig aus, eher wie eine alte Fabrik oder so, da die Reinigung von den hohen
Häusern wohl sehr kostspielig ist.
Weiter ging es zu unserem Wohnheim, einen Weg den ich in den nächsten Monaten noch häufiger
gehen werde. Da man dort wie auch in die Universität nicht ohne einen elektronischen Ausweis
hinein darf gingen wir die Straße weiter und gelangten zu einem Park, am Rande Brooklyns mit
einer wunderschönen Aussicht auf die Skyline von Downtown Manhatten. Nun ging es über die
Brooklyn Bridge nach Manhatten, an den Rand von Chinatown, das wir sogleich zu Fuß erkundeten,
die beste Art zu lernen sich in der Stadt zurecht zu finden.
Danach ging es mit der U-Bahn zum Rockefellercenter, einem Einkaufzentrum und eine von zwei
Aussichtsplattformen. Vom Top of the Rock hatte man einen sehr guten Ausblick nach Uptown,
Richtung Downtown war er nicht ganz so gut, aber immer noch atemberaubend.
Nun folgte ein Fehler, den man nur einmal macht, ich verwechselte Street und Avenue und so lief
ich nicht nach Süden sondern Osten und wunderte mich, dass ich von der 50. zur Fünften kam und
nur an einem Block vorbei lief. Dann änderte ich meinen Plan und ging zum Centralpark, einem
sehr faszinierendem Ort, denn nach wenigen Schritten in den Park verstummen die Stadtgeräusche
zum größten Teil.
Nach einem Spaziergang durch den Park und einem guten Abendessen ging es zurück nach
Brooklyn, da ich nicht bei Nacht herumlaufen wollte.
Am zweiten Tag wurde uns morgens von der Haushälterin ein richtiges amerikanisches Frühstück
zubereitet mit Rührei, Speck und Pancakes, was zwar etwas viel ist, aber hervorragend geschmeckt
hat, und so musste man sich nicht zu früh Gedanken um die nächste Mahlzeit machen.
An diesem Tag wollten wir uns mal das Museum of Natural History ansehen, da man für dieses viel
zu lange braucht, um es an einem Tag nach den Vorlesungen zu besichtigen. Das Museum war sehr
interessant, es hat eine große Ausstellung von Fossilien und ausgestopften Tieren.
Am späten Nachmittag verließen wir das Museum und machten uns Richtung Times Square auf den
Weg. Dort erwartete uns eine riesige Menschenmenge über deren Köpfen Leuchtreklamen von
allem möglichen schienen. Sogar das McDonalds hatte ein riesiges leuchtendes M über der
Eingangstür.
Am dritten Tag war es dann endlich soweit, wir konnten ins Studentenwohnheim einziehen. Dort
erwartete mich die erste Enttäuschung, denn es gab keine zwei Einzelzimmer mit gemeinsamen Bad
wie ich dachte, sondern ein einfaches Doppelzimmer mit Bad, Kühlschrank und Mikrowelle. Nach
dem Auspacken gab es einen Kennenlernabend von EHS. Dort sah man sofort, dass wir nicht die
einzigen Ausländer waren. Denn es studieren noch etwa zwanzig Brasilianer an der NYU, die alle
bei uns im Wohnheim wohnen, welches elf Stockwerke hat und wohl mehr als eintausend Studenten
ein Zuhause ist. Im Erdgeschoss sind eine große Küche, zwei „Wohnzimmer“ mit Fernsehern und
Billardtischen, einige Studienräume und einen Screening Room mit großer Leinwand.
Erste Freundschaften wurden mit den Brasilianern geknüpft, welche alle sehr interessiert an
Deutschland sind. Viele wollen uns mal besuchen oder waren schon in Deutschland. Einige
sprechen sogar Deutsch.
Montags ging es los mit der Einführungswoche, welche hauptsächlich für Freshmen war, also
Studenten die gerade anfangen zu studieren. Wir besuchten hauptsächlich die verpflichtenden
Veranstaltungen und sahen uns dazwischen etwas im Bezirk um und besuchten die Parks. Was mich
sehr verwunderte, dass die älteren Studenten, welche die neuen einführten, diese keine Minute
alleine lassen durften, als einer etwas holen gehen wollte, musste er eine Art Bereitschaft anrufen,
die dann kam um uns zu beaufsichtigen.
An einem Abend in dieser Woche gab es ein Pizzaessen im Wohnheim, bei dem ich eine
Engländerin kennengelernt habe, die ebenfalls ein Auslandssemester macht.
Da Montag irgendein Feiertag war, begann unsere erste Studienwoche Dienstag. Was mir direkt
aufgefallen ist, dass der Stundenplan so aufgebaut ist, dass man Dienstags und Donnerstags
dieselben Veranstaltungen hat, für Montag und Mittwoch gilt dies ebenso, und die meisten Tutorien
sind Abends oder Freitags, damit sie sich nicht mit dem Rest überschneiden.
Ein großer Unterschied vor allem im Vergleich mit meinem Studienfach ist, dass dort alle
Hausaufgaben in die Endnote mit einzählen, also nicht wie bei uns nur qualifizierend wirken. Und
die Hausaufgaben sind auch mehr als bei uns, aber meist nur Schreibarbeit, da sie dafür nicht so
anspruchsvoll sind.
Die einzigen Fächer die etwas schwieriger waren, waren „Datenstrukturen und Algorithmen“ und
„Partielle Differentialgleichungen“. Das Erste nur, weil man dort viel mit C++ zu programmieren
hatte und ich die Sprache bisher nur lapidar beherrschte, dies legte sich aber nach den ersten
Übungsblättern. Die PDE waren an sich nicht so schwer, aber der Dozent setzte in meinen Augen
alles daran, uns nur noch mehr zu verwirren. Dass wir den Kurs mit elf Leuten begannen und nur
vier die Endklausur mitgeschrieben haben deutet an, dass es wohl nicht nur an den Studenten liegen
kann, vor allem da es ähnlich in den Jahren davor gewesen sein soll.
Im Sommer konnte man es sich nach den Vorlesungen noch in einem Park gemütlich machen und
ein Buch lesen oder in das für uns kostenlose Fitnessstudio gehen. Abends versuchte ich oft in der
Lounge neue Freunde zu finden oder Freundschaften auszubauen. Am Sonntag der ersten Woche
wurde auch die Footballsaison eröffnet, ein komplizierter aber auch sehr interessanter Sport. Ich
versuchte mindestens ein Footballspiel in der Woche zusehen, meistens ein Giants Spiel, die
bekanntere der zwei New Yorker Mannschaften.
Da der Herbst naht und ich auf jeden Fall eine Motorradtour machen wollte, musste ich schleunigst
beginnen zu planen. Da die Zweigstelle weit in Queens war und dort keine U-Bahn hinfuhr, musste
ich alles Online über E-Mails klären. Ich entschied mich für eine selbst geführte Dreitages Tour,
von New York nach Motauk, ein kleines Städtchen an der Spitze von Long Island, dann rüber nach
Connecticut und von dort nach Hyannis, um am letzten Tag wieder nach New York zu kommen.
Am 21. September ging es dann los, meine Motorradtour starte in Jamaica, einem Stadtteil von
Queens. Obwohl er am Rande von New York ist, brauchte ich trotzdem über eine Stunde um aus der
Stadt auf den Highway zukommen, auf denen man nur 55-60 Mph fahren darf, also etwa 90-100
Km/h. Ich erreichte Montauk erst gegen sechs Uhr abends. Hier war ich in einem Motel
untergebracht, wie man es aus Filmen kennt. Ich suchte mir ein Restaurant und ging danach noch in
eine deutsche Bar. In der Bar hatte ich noch bevor ich mein erstes Getränk beendete einen
Gesprächspartner.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter. Ich musste zwei kleine und eine größere Fähre nehmen
und war erst im frühen Nachmittag in Conneticut. Da ich nur eine Beschreibung der Route von
Google und eine nicht so gute Karte hatte, brauchte auch wieder bis in die Abenddämmerung für die
Tagestour. Ich suchte mir wieder eine Bar, in der ich was Essen konnte. Ich fand eine direkt neben
dem Hotel. Auch hier gesellte sich nach dem Essen ein Einheimischer zu mir. Er riet mir früh
loszufahren, da ich mittags um drei das Motorrad zurückgeben musste.
Ein etwas regnerischer Tag war leider das Ende der Motorradtour, da es kaum Verkehr gab, kam ich
rechtzeitig wieder an.
Abends ging es zum ersten Konzert, nach Anstehen in einer Schlange, die halb um den Block ging,
kamen wir auch rein und es war viel weniger los als gedacht.
Bei einem Event vom Wohnheim bei dem es so genannte Roat Beer Floats gab, was Eis mit Roat
Beer oder auch Cola, Fanta ist, lernte ich auch einige New Yorker kennen. Dass ich mal New Yorker
kennen lernte war ein Glücksfall, denn eine der ersten Fragen ist immer „Wo kommst du her?“ und
die Antwort ist selten „Von hier.“. Des Weiteren freundete ich mich mit eine Gruppe von Leuten an,
die fast jeden zweiten Tag Videospiele auf den großen Fernsehern spielte, die meisten von ihnen
kamen aus der Gegend um Los Angeles.
Nun kündigten sich die ersten Zwischenklausuren an, diese zählen meist nicht so viel wie die
Endklausur, sind aber fast genauso anspruchsvoll, aber auch in ihnen musste nur gerechnet werden.
Beweise kamen erst in den Master Kursen, wie ich von einem Mitstudenten erfuhr.
Als die meisten Zwischenklausuren geschrieben waren, in manchen Kursen gab es mehr als eine,
lasen wir, dass sich ein Hurrikane ankündigte, der in der Nähe von New York auf die Küste treffen
sollte. Wir legten uns also Vorräte an. Am Abend des Hurrikans sollten wir im Zimmer bleiben, was
blieb mir also anderes übrig als im Internet zu surfen und die Nachrichten zu verfolgen. Da wir in
Brooklyn Heights wohnten, wurden wir von Überflutung verschont, also auch von Stromausfällen.
Am nächste morgen hatten wir kein Telefon bis mittags, aber sonst hatten wir keine Probleme. Als
ich rausging sah man, dass einige Äste abgebrochen sind, aber es gab eigentlich keine schweren
Schäden an Gebäuden. Die U-Bahn war aber zum größten Teil überflutet, was dazu führte, das wir
die ganze Woche keine Vorlesungen hatten, diese wurden aber an den nächsten Samstagen
nachgeholt.
Durch den Sturm wurde leider die Helloweenparade gestrichen.
Am ersten Wochenende im November als, die U-Bahnen wieder fuhren, ging es zum Lasertag.
Trotz der vielen Niederlagen machte es sehr viel Spaß und ich würde es gerne wiederholen, aber
leider ist das in Deutschland nicht so einfach.
In den letzten Wochen vor den Endklausuren war leider nicht mehr so viel los, da viele fleißig am
Lernen waren. Ich ging trotzdem einige Male auf Konzerte, welche nie ausverkauft waren, und ins
Kino, in dem man sich nicht wie in Deutschland einen festen Sitz kauft, sondern nur einen Sitz und
man früh dran sein muss, um einen guten Platz zu ergattern. Ansonsten verbrachte ich meine
Freizeit meistens mit Fitnessstudio, Pool und Videospielen.
Durch die Ausfälle während des Hurrikans waren Vorlesungen bis in die Woche der erste Prüfungen,
welche dann sehr stressig war, da man bis Mittwoch noch drei Aufgabenblätter abgeben musste und
Donnerstag die erste Prüfung hatte. Freitag folgte auch schon die Nächste, bei der der Professor
aber Pizza mitbrachte und somit die Stimmung etwas lockerte.
Sonntag kam mich ein sehr guter Freund aus Deutschland besuchen, dem ich die Stadt in vier Tagen
zeigen musste und noch zwei Klausuren zu schreiben hatte. Gut geplant ging es dann durch die
Stadt. Wir hatten sogar sehr viel Glück mit dem Wetter, denn die ganze Woche war die Spitze des
Empire State Building in Wolken getaucht, nur an dem Tag an dem wir auf die Spitze wollten war
sie wolkenlos.
Vom Empire State Building hat man einen viel besseren Ausblick als vom Rockefeller Center, weil
man hier ohne Hindernisse über Chinatown bis zu Downtown blicken kann. Vor allem bei Nacht ist
der Ausblick atemberaubend.
Am späteren Abend hatte ich uns einem Platz im BLT Steakhouse reserviert. Vor der Tür wunderten
wir uns wieso eine chinesische Familie Bilder von dem Restaurant machte. Als wir eintraten wurde
es uns etwas klarer, die Bar, an der Gäste warten konnten bis ihnen ein Platz zugewiesen wurde, war
voll und wir mussten uns bis zum Oberkellner durchzwängen. Da ich einen Tisch reserviert hatte,
wurden wir in wenigen Minuten zu einem freien Tisch geführt. Wir aßen eines der 28 Tage trocken
gereiften Steaks, das beste Steak das ich jemals gegessen hatte und sowieso eins der besten
Abendessen, die ich je hatte. Auf dem Heimweg schauten wir uns noch die Grand Central Station an.
Am nächsten Tag verabschiedete ich meinen Freund nach einer kleinen Shoppingtour im Macy's.
Und er war froh, dass er gekommen war und sagte, er wüsste nicht was er noch sehen wollte.
Donnerstag bin ich noch einmal zu Universität um mich bei der Organisatorin zu verabschieden und
einige Dokumente auszudrucken, unter anderem wollte ich mein Flugticket ausdrucken, zum Glück
fiel mir auf, dass ich meinen Flug am 24. und nicht am 23. gebucht hatte, wie ich eigentlich dachte.
Neben der Fehlbuchung stellte ich fest, dass das Konzert auf das ich an diesem Abend gehen wollte
ausverkauft war, was noch nie passierte, selbst bei viel bekannteren Bands.
Das letzte Wochenende nutzte ich um noch einige Erinnerungsstücke zu besorgen und mich von
allen, die ich kennengelernte, zu verabschieden, ein Abschied der mir fast schwerer fiel, als der von
meinen Bekannten am Anfang der Reise, da ich bei ihnen fast sicher sein kann, dass der Abschied
endgültig ist.
Der Heimflug verlief ohne Probleme und ich war rechtzeitig zum Weihnachtsessen wieder zu Hause.
Abschließend würde ich sagen die Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt, ich konnte mein Englisch
verbessern vor allem das Verständnis, da man sich mit vielen Dialekten auseinander setzten muss.
Die Erfahrung in einer so großen Stadt zu leben war auch interessant, aber ich hab das Leben im
ländlichen lieber. Was ich sicherlich anderes machen würde wäre nicht mit einem anderen
Deutschen ins Ausland zu gehen, zumindest nicht auf ein Zimmer.