Chemnitz - dauerhaft abgehängt?

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Chemnitz - dauerhaft abgehängt?
www.derklareblick.de
DIE LINKE.Chemnitz
Der klare Blick
25. Jahrgang • 3. Themenausgabe • Juni 2016
Das Thema: Fernverkehrsanbindung
Chemnitz - dauerhaft abgehängt?
Fotos: Erich Westendarp und PeterSmola - Pixelio.de,
Collage: Lisa Runkel
Vor zehn Jahren, am 27 Mai 2006, verließ der letzte Interregio
nach Berlin den Chemnitzer Hauptbahnhof. Seitdem verfügt
Chemnitz über keinen direkten Anschluss an den schienengebundenen Fernverkehr mehr. In den 1990er Jahren konnte
man von Chemnitz direkt und ohne Umstieg nach Berlin und
zum Teil weiter nach Schwerin und Rostock fahren. 1994-95
gab es sogar eine Direktverbindung nach Kopenhagen. In südlicher Richtung führte ein Interregio von Dresden über Chemnitz und Hof nach München und zum Teil weiter in die Alpen,
ohne Umstieg.
Nach den Planungen der Bundesregierung wird im neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) die Elektrifizierung der Strecke
Chemnitz - Leipzig nicht aufgenommen, weil die Bahn auch
langfristig nicht vorhat, IC oder ICE Züge vom Fernverkehrsknoten Leipzig nach Chemnitz weiterzuleiten. Die Direktanbindung
der drittgrößten ostdeutschen Stadt an Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen, Frankfurt a.M. und Köln wird damit ein Traum
bleiben. Chemnitz wird so auf dem Abstellgleich ausrangiert,
Spendenempfehlung: 0,50 Euro
auf Kosten des Wirtschaftsstandortes und der Lebensqualität.
Eine Fernbahnanbindung unserer Stadt ist ab 2022 als IC von
Dresden nach München geplant. 2032 soll die Mitte-Deutschland-Verbindung über Thüringen nach Düsseldorf folgen, die
Foto: Anja Schale
ab Gera allerdings schon 2018 startet.
Dafür setzt sich die Partei DIE LINKE auf Kommunal-, Landesund Bundesebene ein:
Die versprochenen Direktanbindungen nach München und
Düsseldorf für die mehr als 240.000 Chemnitzerinnen und
Chemnitzer vor 2022 bzw. 2032, Direktanbindung nach Berlin,
den Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke Chemnitz Leipzig, barrierefreie Züge.
Lesen Sie auf den Seiten 4-8
2
Parteileben/aktuelles
Linke Zeitung für Chemnitz
Fiesta Cubana Solidaridad
am 23. Juli in Berlin
Die AG Politische Bildung - Wer
wir sind und was wir tun
Liebe Freunde Kubas,
wie jedes Jahr im Juli findet am Samstag, 23. Juli 2016, (Abfahrt ab Chemnitz ca. 9 Uhr Parkplatz Ecke Bahnhofstraße/
Augustusburger Straße) in Berlin Lichtenberg anlässlich des
Nationalfeiertages in Kuba zum 26. Juli 1953 (Sturm auf die
Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba, um den Sturz des
Batista-Regimes herbeizuführen) die Fiesta Cubana Solidaridad mit freundschaftlichen und interessanten Gesprächen,
aktuellen Informationen in Podiumsdiskussionen, viel guter
Musik, Cocktails und kulinarischen Spezialitäten statt.
Wer ab Chemnitz mit zur Fiesta Solidaridad nach Berlin fahren
möchte, meldet sich bitte im Stadtvorstand der Linken, Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz, Tel.: 0371/5619060, Mail: kontakt@
dielinke-chemnitz.de möglichst bis 30. Juni 2016 verbindlich
an (Unkostenbeitrag für die Busfahrt ca. 10 bis 15 Euro).
Liebe Genoss_innen,
unser Zukunftskongress liegt
nun mittlerweile ein Jahr zurück. An dessen Ende stand
unter den vielen Anregungen
und Ideen auch der Wunsch
nach mehr Angeboten zur politischen Bildung.
Um diesen Wunsch mit Leben zu füllen, fand sich im
Oktober des letzten Jahres
eine Handvoll Genoss_innen zusammen. Anfänglich
stellten wir uns grundsätzliche Fragen: Was macht politische Bildung im Kern aus,
wen wollen wir erreichen,
was ist unser Ziel, welche
Angebote und Träger gibt es
bereits? Die Absicht hinter
dieser intensiven Beschäftigung mit theoretischen und
praktischen Erwägungen lag
darin, ein solides Fundament
für die weitere Arbeit der AG
zu schaffen. Denn politische
Bildung selbst hat eine lange
und bewegte Tradition.
Angefangen bei den frühen
Versuchen der Selbstorganisation von Arbeiter_innen
während des Vormärz über
den Kampf um politische und
gesellschaftliche Beteiligung
im Kaiserreich bis zu der
Handvoll an linken Heim- und
Abendvolkshochschulen in
der Weimarer Republik. Weiter nach dem Ende des Nationalsozialismus, der Bildung
ausschließlich als Indoktrination verstand, über zwei
neue Stränge von politischer
Bildung in BRD und DDR, die
jede für sich mal mehr, mal
weniger versuchte, ältere Traditionslinien wiederaufzunehmen bis schließlich heute.
Dieser Eilschritt durch die
Geschichte mag wenig detailliert sein, zeigt aber eine
große Linie auf. War es von
bürgerlicher und konservativer Seite stets das Ziel, eine
„Volk-Bildung durch Volksbil-
Hand in Hand gegen Rassismus:
Aktionsbündnis für Menschenrechte und Vielfalt
zum Weltflüchtlingstag 2016
Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2016 wird ein breites
Aktionsbündnis aus 18 Organisationen ein Zeichen für ein
tolerantes und weltoffenes Chemnitz setzen. Auf dem Neumarkt findet ein vielfältiges Programm für Jung und Alt, für
Chemnitzer und Chemnitzerinnen wie für Geflüchtete statt.
Von 14 - 19 Uhr werden die einzelnen Organisationen mit
verschiedenen Infoständen und Aktionsangeboten auf dem
Neumarkt Chemnitz vertreten sein. Mit Spielen und Bastelmöglichkeiten für Kinder wird die UNICEF-Arbeitsgruppe
Chemnitz etwa einen „Child friendly space“ gestalten und
über die Kinderrechtslage in Flüchtlingsunterkünften informieren. Eine Lesung von Fluchtgeschichten durch den
TheaterJugendClub oder die Wanderausstellung „Asylum“
der AG In- und Ausländer machen die Einzelschicksale Geflüchteter greifbar. Neben verschiedenen Redebeiträgen
werden gegen 17 Uhr als ein symbolischer Akt gemeinsam
Luftballons mit Wünschen und Statements für ein friedliches
Miteinander steigen gelassen. Auch an einer Graffiti-Wand
können sich kreative Köpfe mit ihren Botschaften verewigen.
Impressum
Herausgeber:
DIE LINKE. Stadtverband Chemnitz,
09126 Chemnitz, Rosenplatz 4,
Tel.: 5 61 90 60; Fax: 56 19 06 17
www.dielinke-chemnitz.de
Mail: kontakt@dielinke-chemnitz.de
Verantw. Redakteur, Satz und
Layout: Margitta Zellmer
Verlag: Eigenverlag
Druck: Druckerei Willy Gröer GmbH &
Co. KG, Kalkstraße 2, 09116 Chemnitz
Vertrieb: Eigenvertrieb
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion widerspiegeln. Die
Redaktion behält sich das Recht vor,
Beiträge gekürzt wieder zu geben.
Unverlangt eingesandte Manuskripte
werden nach Maßgabe der Redaktion
in den Redaktionsplan eingeordnet.
Die Zeitung ist im Internet unter www.
derklareblick.de veröffentlicht.
Red.-Sitzung 7/16: 21.6. 2016,
17.30 Uhr, Rosenplatz 4, (öffentlich)
Erscheinungstag 7/16: 21.7. 2016
Bürgerkonsultationen zu sozialen Angelegenheiten des OV
Chemnitz und Umgebung der
Gesellschaft zum Schutz von
Bürgerrecht und Menschenwürde e. V. (GBM) jeden 1.und
3. Donnerstag im Monat 9-12 Uhr
oder nach Vereinbarung im Veranstaltungsraum des Rothaus
e.V. , Lohstraße 2, 09111 Chemnitz. Die Mitglieder der Projektgruppe behandeln das Anliegen
persönlich, vertraulich und unbürokratisch. Die Projektgruppe arbeitet unabhängig d.h. steht nicht
in Abhängigkeit von einer Einrichtung oder einem Kostenträger und ist konfessionsfrei, weltanschaulich und parteipolitisch
neutral. Diese Hilfe ist kostenlos
und kann nicht bei Behörden als
rechtsverbindliche Auskunft benützt werden.
(Telefon 0371 50346847, E-Mail:
gbmevchemnitz@web.de)
dung“ zu erreichen, fand diese wirklichkeitsverkennende
weil gesellschaftliche Konflikte überdeckende Richtung
immer wieder Kritik von links.
Die Begriffe „politisch“ und
„Bildung“ selbst sind keineswegs wert- oder herrschaftsfrei, sondern strukturell mit
den politisch-ökonomischen
gesellschaftlichen Verhältnissen verbunden.
Der Kern der politischen
Bildung liegt darin, das Politische zu vermitteln: Kritik- und Urteilsfähigkeit zu
aktivieren, Interessen und
Lebenswelten
zueinander
zu bringen, gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge
herzustellen und zur Beziehungs- und Organisationsfähigkeit zu verhelfen - gemäß
dem Ziel, dass andere Zustände möglich sind.
Dergestalt versteht sich die
AG als ein Projekt der SelbstBildung, der gegenseitigen
Vermittlung von Wissen und
Didaktik, um es euch Genoss_innen im Stadtverband
zur Verfügung zu stellen.
Weiterhin gilt, dass was der/
die Eine_r nicht weiß, weiß
wer Anderes. So haben wir
großes Interesse daran, von
euch zu erfahren, was euch
umtreibt, welche Anregungen
ihr an uns habt. Aber auch,
welches Wissen ihr mit euch
herumtragt, welche Themen
ihr vielleicht selbst umsetzen
möchtet. Dabei können wir
euch unterstützen, eigene
Formate und Inhalte zu entwickeln. Natürlich begrüßen wir
auch alle, die sich darüber hinaus mit in die AG einbringen
möchten.
Die AG Politische Bildung
trifft sich an jedem zweiten
Donnerstag des Monats um
19 Uhr in der Bibliothek der
Rosa-Luxemburg-Stiftung im
Rosenplatz 4.
Bürgertreff „bei Heckerts“ sucht
ehrenamtliche HelferInnen
(stunden- oder tageweise), möglichst mit PKW.
Bitte anrufen bei Jan Schulze, Tel. 0172/3 54 05 99.
Linke Zeitung für Chemnitz
Parteileben/Aktuelles
3
Chinesisch-europäisches Parteientreffen
Vom 16. bis zum 19. Mai
dieses Jahres fand in Peking
und in Zhengzhou, der Hauptstadt der Provinz Henan, das
5.
chinesisch-europäische
Parteientreffen statt. Diese
regelmäßigen Treffen wurden 2010 auf Initiative der
KP Chinas ins Leben gerufen
und sollen für eine Stabilisierung und Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden
Weltregionen sorgen. Dabei
werden dem Grunde nach
alle parlamentarisch vertretenen Parteien in der Europäischen Union und einiger
anderer Länder eingeladen,
linke Parteien sind dadurch
naturgemäß deutlich in der
Minderheit. Im Sinne der Kontinuität und der Bewahrung
der inzwischen schon traditionell guten Beziehungen zwischen der LINKEN und der
KP Chinas nehmen führende
Mitglieder unserer Partei dauerhaft an diesen Treffen teil,
in diesem Jahr fiel mir diese
Aufgabe als Mitglied des geschäftsführenden Parteivorstandes zu.
Das Leitthema dieser Beratung bildete die Vertiefung
Stefan Hartmann beim Besuch einer Einrichtung in China.
Foto: privat
der Handelsbeziehungen, vor
allem aber der Ausbau der
Verkehrswege zwischen Europa und China. Der Aufbau
einer sogenannten „neuen
Seidenstraße“, also moderner, vor allem schienengebundener
Verkehrswege,
aber auch stabiler Seewege
wurde vor allem von den VertreterInnen der chinesischen
Seite als große Aufgabe und
Herausforderung des kommenden Jahrzehnts gekennzeichnet. Dies wurde nicht
nur in Beratungen und Papieren ausgeführt, sondern in
diesem Rahmen besuchten
wir unter anderem die Zentrale der chinesischen Bahn, die
Yukon-Werke in Zhengzhou
(der Weltmarktführer bei der
Produktion von Bussen) oder
Logistikzentren.
Im Austausch zwischen den
VertreterInnen der Parteien
wurde sehr deutlich, dass
weit überwiegend im Rahmen der Paradigmen des
„freien Welthandels“ diskutiert wurde. Auch wenn wiederholt und besonders von
chinesischer Seite auch die
ökologischen Herausforderungen benannt wurde, verblieb mir als Vertreter der
politischen LINKEN die Aufgabe, Regulationen im internationalen Handelsverkehr
als sinnvoll anzumahnen, um
insbesondere soziales oder
ökologisches Dumping zu
verhindern. Das die neoliberale Deregulierungspolitik der
letzten Jahrzehnte den Abstieg großer Teile der europäischen Mittelklasse und die
Verarmung anderer Bevölkerungsschichten nach sich gezogen hat, wurde im Rahmen
dieser Veranstaltung nicht
reflektiert. Sicher ist es nicht
die Aufgabe der LINKEN,
der KP Chinas Ratschläge
zu erteilen. Allerdings ist es
einigermaßen tragisch, wenn
von Seiten nahezu aller anwesenden europäischen Parteien der Weg der Deregulierung und des freien Marktes
wie eine Monstranz vor sich
her getragen wird. Offensichtlich sind die dramatischen sozialen Verwerfungen in vielen
Ländern Europas kein Warnsignal, sondern nur die Aufforderung dazu, noch mehr
von der selben schädlichen
Medizin zu verabreichen.
Stefan Hartmann
Mein erster Bundesparteitag: Mit gemischten Gefühlen zurückgekehrt
Da saß ich nun. Im Bus für
die Delegierten des Bundesparteitages. Zu verdanken
hatte ich das in erster Linie
den Genoss*innen, die mich
im November 2015 auf dem
Stadtparteitag gewählt haben, doch auch mein Wille,
die Partei aktiv mitzugestalten, hat mich hierher gebracht. Früh um sechs trafen
sich die Chemnitzer Delegierten am Busbahnhof um zirka
drei Stunden später auf dem
Magdeburger Messegelände
einzutreffen. Nach der Anmeldung fand ich mich auf
meinem Platz ein. Der Parteitag begann mit einer saftund kraftvollen Rede Bernd
Riexingers, die durch den
Tortenwurf auf Sarah Wagenknecht leider unterbrochen
wurde. Eine nicht besonders
sinnvolle Aktion. Einerseits,
weil die sachliche Kritik nicht
im Mittelpunkt stand, andererseits, weil genau diese
doch so nötige inhaltliche
Auseinandersetzung durch
die folgende bedingungslose
Solidarität mit Sarah verhindert wurde. Trotz der Aufregung im Saal versuchte man,
mit der Tagesordnung fortzufahren. Es folgten Debatten
über die Leitanträge, Reden,
Berichte, Wahlen und Abstimmungen. Trotz besten Bemühens ist es uns leider nicht
gelungen, den Zeitplan einzuhalten. Ungefähr drei Stunden Verzögerung sorgten dafür, dass der wohlverdiente
Feierabend erst gegen 1:30
Uhr eintraf. Damit habe ich
nicht gerechnet, dementsprechend erschöpft war ich,
als der erste Tag endlich geschafft war. Das hielt mich
und andere Genoss*innen
aber nicht davon ab, den
Abend bei Sekt und Musik
ausklingen zu lassen.
Am Sonntag ging es früh um
neun weiter. Auf dem Plan
standen weitere Berichte,
Wahlen und die Diskussion
und Beschlussfassung über
den 3. Leitantrag. Pünktlich
gegen 15 Uhr wurde dann die
Versammlung beendet. Verlassen hab ich Magdeburg mit
gemischten Gefühlen. Zwar
haben wir uns mit den Leitan-
trägen gut positioniert, doch
fehlt es in gewissen Themen
an inhaltlicher Schärfe. Das
liegt, denke ich, primär daran, dass Anträge wie zum
Beispiel der Laizismus Antrag
aus Sachen es leider nicht in
die Debatte geschafft haben.
Nikos Richter
4
das thema
Linke Zeitung für Chemnitz
Fernverkehrsanbindung von Chemnitz
Die schlechte Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr der
Deutschen Bahn wird immer wieder aufs Neue heiß diskutiert
und belastet die Entwicklung unserer Stadt nach wie vor. Eine
neue große Diskussionswelle begann im April dieses Jahres
mit der Veröffentlichung des sogenannten Referentenentwurfs
des neuen Bundesverkehrswegeplanes 2030 (siehe Kasten
auf dieser Seite) und wurde von der Debatte um den geplanten
Abriss des Chemnitztalviadukts flankiert beziehungsweise zusätzlich angeheizt. Zwar plant die Bahn in den nächsten Jahren
alle deutschen Großstädte an den Fernverkehr anzuschließen,
doch wird Chemnitz von Anzahl und Frequenz der Verbindungen her auch nach Eröffnung der zwei geplanten IC-Strecken bundesweit das Schlusslicht bleiben. Ab 2022 soll ein IC
Rostock - Berlin - Dresden - München durch Chemnitz fahren
und bis 2032 die Strecke Aachen - Gera nach Chemnitz verlängert werden. Jedoch wird die Verlängerung einiger ICE-Linien
Was ist der
Bundesverkehrswegeplan?
Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ist das zentrale
Planungsinstrument
der Verkehrspolitik der Bundesregierung, das verkehrsträgerübergreifend
alle
Investitionen des Bundes
(Neubau, Ausbau und Erhalt) in die Bundesfernstraßen, Bundesschienenwege
und Bundeswasserstraßen
enthält. Er wird für Zeiträume von zehn bis 15 Jahren
als Regierungsprogramm
beschlossen und hat keinen Gesetzescharakter. Zu
seiner Umsetzung werden
Bedarfspläne erstellt, die
als Anlage zu den Ausbaugesetzen für Schiene und
Straße Rechtskraft erlangen. Anfang dieses Jahres
wurde die Fortschreibung
des BVWP für 2030 mit
einem Investitionsvolumen
von insgesamt 264,5 Milliarden Euro öffentlich diskutiert. Das Papier wird derzeit
nach Eingang tausender
Eingaben vom Verkehrsministerium in Berlin überarbeitet. Im Sommer sollen
Kabinettsbeschluss und die
Einbeziehung der Bundesländer im Bundesrat folgen.
Anfang 2017 sollen die konkreten Ausbaugesetze im
Bundestag
verabschiedet
werden. Bereits 2013 waren
über 2500 Vorschläge eingegangen, 2000 Projekte
wurden bis 2015 geprüft und
die Hälfte davon in die Gesamtplanung übernommen.
von Leipzig nach Chemnitz dabei wohl ein Traum bleiben.
Nahezu alle politischen Akteure, von der Kommune bis zum
Bund, von den Kammern und Verbänden bis zu Unternehmen
mischen sich in die Debatte ein und schieben sich gegenseitig
die Verantwortung in die Schuhe. Die Gründe für die sich seit
über 20 Jahren vollziehende Abkopplung eines ganzen Ballungsraumes vom Fernverkehrsnetz der Bahn sind dabei genauso vielfältig wie die Argumente für die Notwendigkeit einer
direkten und vielfältigen Anbindung.
Doch geht es nicht nur um die Elektrifizierung der Strecke nach
Leipzig, wie die mediale Diskussion glauben macht. Es gibt
auch alternative Vorschläge, wie mit vergleichsweise kleinen
Maßnahmen Fahrzeiten verkürzt und Anbindungen verbessert
werden könnten.
Mehr erfahren Sie/erfahrt ihr, liebe Leserinnen und Leser, auf
den nächsten Seiten.
Mit der Bahn in die Hauptstadt –
Vergangenheit und Gegenwart
Mit dem ab 4. November1946
begann nach dem II. Weltkrieg der Fernverkehr in
Chemnitz langsam wieder,
auch mit einem täglichen Eilzug über Röderau mit Kurswagen von und nach Berlin.
Über viele Jahrzehnte fuhren
dann täglich drei D-Züge von
Karl-Marx-Stadt über Falkenberg nach Berlin, einer davon
über
Neustrelitz/Stralsund
nach Putbus auf Rügen.
Im Wendejahr kam dann
eine Verbindung über Elsterwerda nach Berlin dazu.
Im Fahrplan 1991/92 wurde
von drei auf fünf Zugpaare
täglich ausgeweitet; welch
ein Luxus! Ab 1992 wird die
5-Züge-Verbindung in das
InterRegio(IR)-Netz aufgenommen und 1993 fuhr ein
IR bis Schwerin, 1995 sogar
nach Kopenhagen. Chemnitz
war international, zumindest
europäisch! Bereits im Winter
war in Warnemünde Schluss,
aber es gab zumindest noch
den direkten Anschluss nach
Kopenhagen bis der Fährverkehr Warnemünde - Gedser
eingestellt wurde. Alle fünf IRPaare fuhren über Berlin bis
nach Rostock/Warnemünde,
zeitweilig teilweise auch wie-
Mit einer spektakulären Aktion machten Vertreter der Chemnitzer LINKEN am 27. Mai unbehelligt von den Sicherheitkräften im Hauptbahnhof mit einem symbolischen Sarg und einem
Grabstein auf das Ende des Chemnitzer Schienenfernverkehrs
vor genau zehn Jahren aufmerksam. Sie verteilten zudem Flyer, auf denen die LINKE ihre Forderungen formuliert hatte.
der nach Neubrandenburg/
Stralsund.
Im Jahr 2002 begann der Abstieg des FC, nein nicht der
des Fußballclubs, der war
bereits ein Jahr zuvor aus
der 2. Bundesliga abgestiegen, sondern der langsame
Abstieg des „Fernverkehrs
Chemnitz“, indem die Verbindung wieder auf Berlin eingekürzt wurde.
Bis Ende Mai 2006 blieb diese Verbindung als letzte IRLinie noch bestehen; teilweise sonntags sogar eine
durchgehende
Verbindung
bis nach Köln und in der Gegenrichtung aus Flensburg
(abschnittsweise sogar als InterCity/IC). Genau vor Beginn
der Fußball-WM strich die DB
diese Verbindung wieder,
einzelne RE-Paare zwischen
Berlin und Chemnitz bleiben kurzzeitig erhalten, verschwanden aber Ende 2006
endgültig. Damit war eine direkte Verbindung nach Berlin
mit der DB passé.
Zwischenzeitlich bot die Vogtlandbahn eine direkte Verbindung von Plauen nach Berlin
über Chemnitz an, die aber
aus betriebswirtschaftlichen
Gründen schnell wieder eingestellt wurde. Das war logisch, weil diese Verbindung
drei entscheidende Nachteile
hatte. Die Benutzung war erstens fast ausschließlich den
(weiter auf Seite 5)
Linke Zeitung für Chemnitz
(Fortsetzung von Seite 4)
Berlin-Tagestouristen vorbehalten, weil für das Berliner
Umland kein direktes Ticket
erwerbbar war. Bahncards
oder Vorteile für Familien und
kostenlose Kindermitnahme
waren nicht nutzbar. Auch
verlängerte sich die Fahrzeit
enorm, da innerhalb Berlins
nur Nebengleise befahren
und die traditionellen Berliner
Fernbahnhöfe nicht angefahren wurden.
Mittlerweile kann man mit drei
Verbindungen nach Berlin
kommen. Die Fahrplansuche
im Netz bietet die Verbindung
über Leipzig als schnellste
Verbindung an. Man hat die
Wahl zwischen ICE und IC ab
Leipzig zu 60 E bzw. 49 E mit
einer Fahrzeit von 3:02 bzw.
3:14 Stunden, jeweils mit 45
Minuten Wartezeit in Leipzig.
Nicht viel langsamer, aber
deutlich preiswerter (40,60
E), ist man über Elsterwerda.
Bei optimalem Anschluss in
Elsterwerda kann man schon
in 3:33 Stunden in Berlin
Hauptbahnhof sein. Die dritte
Verbindungsmöglichkeit ist
über Dresden, kostet auch 49
E und dauert 3:42 Stunden,
ist also nur informeller Art.
Aber man könnte auch
schneller, vergleichbar zu
Leipzig, aber deutlich preiswerter nach Berlin oder auch
nach Rostock oder Stralsund
kommen, wenn man die „alte“
Verbindung über Falkenberg/
Elster ins Auge fassen würde. Der Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg fährt von
Elsterwerda-Biehla über Falkenberg mit RE-Zügen nach
Berlin hauptbahnhof; Fahrzeit
1:45 Stunden. Rechnet man
die Zeit Chemnitz-Riesa mit
einer Stunde hinzu, sind es
5
das thema
2:45 Stunden. Leider fehlen
27 km! Die Verlängerung der
Verbindung Chemnitz-Mittweida-Riesa bis Falkenberg
würde einen Anschluss an die
gemeinsame
Regionalverbindung der Berlin-Brandenburgischen und Mecklenburgischen
Verkehrsverbünde
mit Wagendurchlauf von
Falkenberg bis Stralsund im
Zwei-Stunden-Takt bringen.
Berlin und Stralsund wären mit Regionaltarifen von
Chemnitz aus im Zwei-Stunden-Takt erreichbar.
Allerdings würde dies bei den
regionalen Aufgabenträgern
ein gewisses Engagement für
neue Ideen und eine sicherlich nicht leichten Organisationsprozess voraussetzen.
Allein auf den Ausbau der
Strecke nach Leipzig als „Allheilmittel“ für den Fernverkehrsanschluss von Chemnitz
zu setzen, ist wenig kreativ.
Außerdem ist selbst bei unverzüglichem Beginn nicht vor
2023 damit zu rechnen. Die
„Falkenberg-Variante“
wäre
schneller zu erreichen, setzt
aber politischen Willen voraus.
Der Stadtrat beauftragte bereits 2009 mit großer Mehrheit
auf Antrag der Fraktion DIE
LINKE die Oberbürgermeisterin, diese Variante im ZVMS
voranzutreiben, wurde aber
seitens des VMS abgelehnt.
Es geht aber nicht darum, das
Vorhandene als gegeben zu
akzeptieren, sondern nach Alternativen und Kompromissen
zu suchen. Viele Verkehrsverbünde in anderen Teilen
Deutschland haben „kreativ“
ihre Möglichkeiten so genutzt,
das ausgedünnte Streckennetz der Deutsche Bahn wiederzubeleben.
Thomas Scherzberg
Fernbahnanbindung Chemnitz: eine politische Entscheidung
Im Grunde war die Einigkeit
groß bei der Podiumsdiskussion des BUND Chemnitz: Es
ist ein Unding, dass Chemnitz
als einzige Stadt dieser Größe in Deutschland auf lange
Sicht vom Fernverkehr der
Deutschen Bahn abgekoppelt
bleiben soll. Es geht um den
fehlenden Ausbau der Strecke Chemnitz - Leipzig. So
steht es im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030,
über den der BUND mit den
Chemnitzer Bundestagsabgeordneten aller Parteien
bei einer Podiumsdiskussion
im Tietz diskutieren wollte.
Bis auf Detlef Müller von der
SPD, der vom verkehrspolitischen Sprecher der SPD im
Sächsischen Landtag vertreten wurde, waren auch alle
gekommen.
Das Thema ist natürlich nicht
neu. Es wurde nun, da das
Kind schon weitgehend in
den Brunnen gefallen ist, diskutiert, wie sich doch noch
etwas erreichen ließe. Unter
anderem wurde von einer höheren Beteiligung des Landes
Sachsen oder dem Auffangen der fehlenden Verbindung durch andere Lösungen
geredet. Geradezu grotesk,
dass in diesem Zusammen-
Podiumsdiskussion des BUND Chemnitz. Foto: privat
hang allen Ernstes vom SPDVertreter dem Ausbau grenzüberschreitender
Strecken
der Vorrang gegeben wurde.
Es ist wichtig, dass auch über
Partei- und Koalitionsgrenzen
hinweg in dieser Frage im
Interesse unserer Stadt gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Und dennoch: Der
Bundesverkehrswegeplan
hat sich sehr lange angekündigt. Die Konzeptphase zur
Erstellung der Grundkonzeption und Überarbeitung der
Bewertungsmethodik begann
Anfang 2011, die informellen
Vorbereitungen und damit natürlich auch die Gespräche,
wo welcher Bedarf besteht,
aber schon eher. Wenn wir
noch weiter zurückschauen,
landen wir sogar bei dem
Bundesverkehrswegeplan
2003, dessen Bedarfspläne
für die Bundesschienenwege
und für die Bundesfernstraßen dem gesetzlichen Auftrag entsprechend fünf Jahre
nach ihrem Inkrafttreten im
Jahr 2004 überprüft wurden.
Das war 2009. 2006 hat der
letzte Fernzug der Deutschen
Bahn Chemnitz verlassen.
Ich frage mich, warum die
Chemnitzer Vertreter der
CDU / CSU-SPD -Koalition,
aber auch schon der Regie-
rungskoalitionen zuvor im
Bundestag nicht all ihren Einfluss bei ihren KollegInnen
im Verkehrs- und Haushaltsausschuss geltend gemacht
haben, um zu erreichen, dass
dem Ausbau der Strecke
Chemnitz - Leipzig höchste
Priorität eingeräumt wird. Zumindest in dieser Wahlperiode war niemand von ihnen bei
dem zuständigen Hauptberichterstatter von der CDU im
Haushaltsausschuss, wie ich
weiß. Ausgerechnet ich als
LINKER
Haushaltspolitiker
war der erste, der bei Norbert
Brackmann nachgefragt hat.
Den Vorwurf, sich nicht oder
zu spät um Chemnitzer Interessen gekümmert zu haben,
müssen sich zumindest Frank
Heinrich von der CDU und
Detlef Müller von der SPD gefallen lassen.
Für mich steht fest: Am Ende
ist es eine politische Entscheidung, ob die Strecke
doch noch höchste Priorität
bekommt oder nicht. Das ist
auch nach dem Ende der offiziellen Einspruchsfrist Anfang
Mai noch möglich. Ich werde weiterhin Druck machen,
damit eine Entscheidung für
Chemnitz gefällt wird.
Michael Leutert, MdB
6
Das Thema
Linke Zeitung für Chemnitz
Projekte der Agenda 21 für den Bundesverkehrswegeplan
Wenn ein Bürger der Stadt
Chemnitz mit der Eisenbahn
verreisen will, kommt er in
alle Richtungen nur 80 Kilometer weit, dann ist Umsteigen angesagt. Der große
Vorteil einer Eisenbahnreise
ist danit zerstört und das hat
seine Gründe: Der Chemnitzer Wirtschaftsraum mit zirka
einer Million Einwohner (einer
der zehn größten Verdichtungsräume in Deutschland)
ist von allen Eisenbahnfernverbindungen abgehängt. Die
IR/IC-Relationen DresdenNürnberg - München sowie
Chemnitz - Berlin - Rostock
wurden von der DBAG storniert, die RE-Verbindung
nach Nürnberg und nach
Göttingen wurden vom VMS
in Hof bzw Glauchau gekappt
- mit Zustimmung unserer
Oberbürgermeisterin. Als Ersatz dafür wurde eine große
Polemik losgetreten, um die
Strecke Chemnitz-Leipzig zu
elektrifizieren, als Voraussetzung für eine dann (eventuell)
mögliche IC-Fernverbindung
nach Hannover. Sehr schnell
erwies sich, dass diese IC-Linie nicht durch den Citytunnel
in Leipzig eingeordnet werden kann. Deshalb ist nur der
Ausbau über Bad Lausick realistisch. Im Zusammenhang
mit der Neubearbeitung des
Bundesverkehrswegeplanes
haben sich deshalb die Stadt
und die sächsische Regierung für die Aufnahme dieses
Projktes in den neuen Plan
eingesetzt – aber auch nur für
dieses Projekt. Die AG „Mobilität“ der Lokalen Agenda 21,
die sich zielstrebiger für die
Mobilität der Bürger einsetzt,
reichte deshalb selbst und
direkt acht Projekte für den
Bundesverkehrswegeplan
ein. Sie sollen die Voraussetzung schaffen für ein mitteldeutsches Fernbahnkonzept
auf den Strecken „Dresden
– Chemnitz – München“,
„Chemnitz – Jena – Erfurt
– Dortmund“, „Chemnitz –
Leipzig – Hannover“ und
„Chemnitz – Riesa – Berlin
– Rostock“, was es eigentlich
alles schon einmal gab. Dafür
beantragt die AG Mobilität die
unverzügliche Fertigstellung
Die Weichen müssen für Chemnitz neu gestellt werden.
Foto: Georges/Pixelio.de
bzw. Umsetzung laufender
und
neuer
Ausbaumaßnahmen im Rahmen des
Bundesverkehrswegeplans.
Das betrifft den Ausbau der
Sachsen-Franken-Magistrale
Nürnberg – Dresden/Leipzig
einschließlich der Elektrifizierung des Abschnitts „Hof
– Nürnberg“, den Ausbau der
Mitte-Deutschland-Strecke
„Dortmund – Kassel – Erfurt –
Chemnitz“ für durchgehende
Zweigleisigkeit und Elektrifizierung des Abschnitts „Weimar – Glauchau“ sowie den
Ausbau Chemnitz – Leipzig
ebenfalls mit durchgehender
Zweigleisigkeit und Elektrifizierung.
Der Streckenausbau nach
Leipzig muss für eine durchgehende Streckengeschwindigkeit von 160 km/h erfolgen. Das erfordert allerdings
erhebliche Eingriffe in die
Linienführung dieser Strecke,
die seit 1899 wesentliche Abschnitte mit 80 km/h Höchstgeschwindigkeit besitzt. Die
DBAG hält dagegen, dass
zwischen
Chemnitz
und
Leipzig keine Nachfrage hinsichtlich des Personenverkehrs bestünde und auch der
Güterverkehr aufgrund des
Nachfragerückgangs
nach
Braunkohle abnehmen würde. Vielmehr ist die bestehende regionale Linie zwischen
Chemnitz und Leipzig sehr
stark frequentiert und wür-
de bei einem hochwertigen
Fernverkehrsangebot weiter
steigen. Denkbar wäre die
Verlängerung der bestehenden IC-Verbindung „Hannover – Leipzig“ nach Chemnitz
sowie die Zugteilung der ICELinie Frankfurt – Dresden in
Leipzig, das heißt ein Zugteil
nach Chemnitz, einer nach
Dresden.
Derzeitig ist das Projekt „ABS
Paderborn – Bebra – Erfurt –
Weimar – Jena – Chemnitz“
(Ausbau und Elektrifizierung
zwischen Weimar und Gößnitz) leider nur als „Vorhaben
des potentiellen Bedarfs“ eingeordnet, also nicht für eine
mittelfristige
Umsetzung.
Aber Die Deutsche Bahn
plant mit aktiver Zuarbeit des
Freistaates Thüringen mit finanzieller Beteiligung eine
Fernverkehrslinie als IC bis
Gera neu einzurichten. Für
eine Weiterführung müssten
sich der Freistaat Sachsen
sowie die Stadt Chemnitz
ganz energisch einsetzen diese Aufgabe hat nun die AG
Mobilität übernommen. Mit
einer durchgehenden Elektrifizierung und dem zweigleisigen Ausbau ist eine Weiterführung nach Chemnitz auf
der stark frequentieren Entwicklungsachse
zwischen
Chemnitz und Weimar/Erfurt
möglich. Unmittelbar damit
verbunden ist auch das eingereichte Projekt „Ausbau und
Neubau der Streckenverbindung „Gößnitz – Mosel (der
sogenannte Dennheritzer Bogen) – Glauchau-Schönbörnchen“. Dieser Gleisbogen
würde die Direktverbindung
zwischen „Sachsen-FrankenMagistrale“ und der „MitteDeutschland -Verbindung“
herstellen. Die sächsischen
Oberzentren würden nicht nur
besser an den süddeutschen
Raum angebunden, sondern
auch die Leistungsfähigkeit
im Nord-Süd-Verkehr entscheidend verbessert.
Für die „Sachsen-FrankenMagistrale“
wurden
vier
Einzel-Projekte eingereicht:
Neubau einer „Vogtlandverbindung zwischen Kürbitz
und Gutenfürst“ ( 9,4 km
Neubaustrecke mit Fahrzeitein-sparung von mehr
als 15 Minuten und Streckenverkürzung um rund 25 km),
„Niederbobritzsch – Freiberg“, „Frankenstein – FlöhaHetzdorf“ und „Neumark –
Reichenbach“ mit analogen
Fahrzeitreduzierungen und
Streckenverkürzung.
Und
diese Projekte haben eine
eigene Geschichte. Sie waren nicht nur schon geplant,
sondern auch schon projektiert. Von der DBAG wurden
sie aber bei der milliardenschweren Generalreparatur
(offiziell: „Ausbau“) entgegen
den Bemühungen von Dr.
Schommer (CDU) aber mit
Billigung durch Prof. Biedenkopf (CDU) in den Papierkorb
geworfen. Sie sind aber die
Voraussetzung für einen wirtschaftlichen und schnelleren
interregionalen bzw. Fernverkehr sowie einem integralem
Taktfahrplan. Unter Berücksichtigung der bestehenden
ordnungspolitischen
Rahmenbedingungen – insbesondere dem eigenwirtschaftlichen Betrieb im Fernverkehr
– werden Eisenbahnverkehrsunternehmen nur dann
Fernverkehr in unserer Region aufnehmen und anbieten,
wenn diese Voraussetzungen
gegeben sind, oder aber die
staatlich gesetzten Rahmenbedingungen werden durch
neue Konzepte und andere
Finanzierung ersetzt.
Linke Zeitung für Chemnitz
7
Das thema
Am Viadukt scheiden sich die Geister, oder …
Ziel der DB ist es seit Jahren, das Chemnitztal-Viadukt
durch eine neue Brücke zu
ersetzen. Dieses Bahnprojekt
ist Teil des Planfeststellungsverfahrens für innerstädtische
2,8 Kilometer im Vorhaben
„ABS
Karlsruhe-StuttgartNürnberg-Leipzig/Dresden“.
Es besteht für die Stadt
Chemnitz nur die Beteiligung
als betroffene Gemeinde und
als Träger öffentlicher Belange im Planfeststellungsverfahren. Einwände werden durch
die Landesdirektion mit den
eingereichten Unterlagen der
Deutschen Bahn abgewogen. Letztendlich verbleibt bei
Nichtbeachtung der Einwände
oder einer direkten Einigung
mit der DB nur der Weg einer
juristischen Aus-einandersetzung.
Im Fokus steht natürlich das
Viadukt. Davon ausgehend
und auch um eine klare Linie zu setzen, sind bei allen
Bauwerken in der durch den
Stadtrat bestätigten Chemnitzer Einwendung Denkmalschutzaspekte in den Mittelpunkt gerückt worden.
Die Planungsvorlage der DB
ist fachlich äußerst angreifbar.
Als Beispiel ist der Planungsvorschlag zum „Südbahnhof“
nennen. Allein aus betriebswirtschaftlichen Gründen sollen „Hohlräume“ verfüllt und
mit „Fiktiv-Fenstern“ versehen
werden. Ein Blick nach Berlin
zeigt, dass es auch anders
gehen kann. Am Alexanderplatz besteht eine ähnliche
architektonische Lösung für
einen Bahnhof in Verbindung
mit Brückenbauwerken und
einem Bahndamm aus der
Gründerzeit. Teilweise verfüllt,
als Lagerraum genutzt oder
eben ungenutzt überdauerten
dort die Räume unterhalb der
Eisenbahntrasse die Jahre. Im
Zuge der Neugestaltung des
Bahnhofs
„Alexanderplatz“
wurden diese Räume wieder
restauriert und werden nun
überwiegend als Ateliers mit
Verkauf oder Ausstellungsraum, als Bar/Pub oder eben
als Einkaufsshop für spezielle
Produkte genutzt.
In Chemnitz ist „glücklicher-
weise“ kein so große Anzahl
von Räumen unter dem Bahndamm wie in Berlin, aber eine
ähnliche Nutzung, gerade in
Verbindung mit der TU würde
der Urbanität in Altchemnitz
und Bernsdorf auch mit der
Neugestaltung des Stadlerplatzes mehr als förderlich
sein.
Insgesamt stehen alle Bauwerke außer der Brücke über
die Bernsdorfer Straße unter
Denkmalschutz. In Summe
wären die „kleineren Brücken“
bei Durchsetzung der Planungen gemäß den Unterlagen der Planfeststellung „verschmerzbar“, aber im Sinne
einer „Stadt der Moderne“
nicht als Nostalgie sondern
als Bewahrung von Industriearchitektur nicht gerade förderlich.
Auch die Brücke am Bahnhof
Chemnitz-Mitte, ursprünglich
„Nikolai-Bahnhof“ bildet mit
dem im Jugendstil erbauten
Empfangsgebäude quasi eine
architektonische Einheit. Der
neue Eigentümer des Gebäudes wird ihm seinen alten Namen zurückgeben. Ein
Brückenneubau würde das
Ensemble zerstören und dem
Ziel der denkmalgerechten
Sanierung des Gebäudes entgegenstehen.
Beim Chemnitztalviadukt ist
ein Erhalt – wie aus zwei Gutachten ersichtlich – nicht nur
möglich, sondern auch mit
einem vertretbaren Aufwand
realisierbar. Bereits ein weit im
Vorfeld vorgelegtes Gutachten
der „Abrissgegner“ legte dar,
dass eine Sanierung möglich
ist und die Kosten dafür zu
hoch und für den Neubau zu
tief angesetzt sind, was durch
ein neuerliches drittes Gutachten unterstützt worden ist.
Hinzu kommt, dass die DB
seit der Wende die Bauwerke
insbesondere das Viadukt
„auf Verschleiß gefahren“ und
eigentlich
vorgeschriebene
Instandhaltungsmaßnahmen
nicht durchgeführt hat. In den
1980er Jahren wurde das Viadukt nachweislich komplett
saniert und die gegenwärtige
Situation wäre bei korrekter
Vorgehensweise
sicherlich
auch eine andere.
Alle Aktivitäten der DB zielten
letztlich nur noch auf einen
betriebswirtschaftlich begründeten Abriss und auf Neubau
ab. Die Aussage, dass nur
ein Neubau die notwendigen
Geschwindigkeiten zulässt,
hat sich als haltlos erwiesen,
da der Bogen der Bahnlinie
nur maximal 80 km/h (auch
bei Neubau) zulässt. Eine
Ertüchtigung der Bahnstrecke für den Güterfernverkehr
ist über das Viadukt nicht
möglich und auch nicht anzustreben, weil selbst bei maximalen Lärmschutz die Bela-
stungen für das Stadtgebiet
enorm sind.
Die Stellungnahme der Stadt
ist stimmig und bietet sicherlich auch „genug Verhandlungsmasse“, das Chemnitztalviadukt zu erhalten.
Wirkliche
Sachargumente
außer den fragwürdigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen
sind bisher jedenfalls den eingereichten Unterlagen nicht
zu entnehmen. Eines ist aber
klar: Die Zukunft des Chemnitztalviadukts wird im Falle
des Nichteinlenkens der DB
juristisch entschieden werden. (TS)
Das Chemnitztal-Viadukt ein Wahrzeichen einst und heute
Foto: Sammlung Schmalfuß
Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer wollen ihr Viadukt behalten. Dazu hat sich ein Verein gegründet, tausende Postkarten erreichten die Staatskanzlei. Zwei internationale
Denkmalschutzvereinigungen, ICOMOS und TICCIH, und
die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst,
Eva-Maria Stange, plädierten dringend für den Erhalt des Viaduktes. Parlamentarier aller Parteien positionieren sich eindeutig und parteiübergreifend und fordern die Ertüchtigung der
denkmalgeschützten Brücke.
8
Linke Zeitung für Chemnitz
das thema
Detaillierte Begründung liegt nicht vor
Interview mit Baubürgermeister Michael Stötzer
Welche Bedenken hat die
Stadt gegen den Entwurf
des Bundesverkehrswegeplans?
Michael Stötzer: Grundsätzliche Bedenken bestehen
im Umgang des Bundes mit
der Anmeldung des Freistaates Sachsen zu allen
Schienenverkehrsprojekten.
Besonders kritisch sieht die
Stadt Chemnitz die fehlende
Berücksichtigung der Strecke Chemnitz – Leipzig im
BVWP. Die Art und Weise
der fachlichen Prüfung des
Ausbauprojektes Chemnitz
- Leipzig ist für uns völlig
unakzeptabel. Der Streckenausbau wurde nicht in den
Entwurf des BVWP bis 2030
aufgenommen. Der Antrag
des Freistaates Sachsen
zum zweigleisigen Ausbau
und zur Elektrifizierung der
Eisenbahnstrecke
Chemnitz - Geithain - Bad Lausick
- Leipzig findet weder im vordringlichen Bedarf noch im
weiteren Bedarf des neuen
Bundesverkehrswegeplans
Berücksichtigung.
Eine detaillierte Begründung
für diese Entscheidung ist aus
den vorliegenden Unterlagen
nicht ersichtlich. Obwohl für
die Strecke bereits eine abgeschlossene
Vorplanung
der DB Netz AG vorliegt, wurde sich bei der Erstellung des
BVWP mit dieser Planung
augenscheinlich nicht auseinandergesetzt, sondern es
blieb nur bei einer allgemeinen „Grobbewertung“, die
jedoch fachlich in der Unterlage nicht weiter dargestellt
wird. Obwohl für die Strecke
bereits eine abgeschlossene
Vorplanung der DB Netz AG
vorliegt, wurde sich bei der
Erstellung des BVWP mit dieser Planung augenscheinlich
nicht auseinandergesetzt
Mit dem vorliegenden Entwurf zum BVWP bleibt die
Wirtschaftsregion
Chemnitz mit über 1,6 Millionen
Einwohnern auf Dauer vom
Schienenpersonenfernverkehr abgeschnitten. Das ist
nicht hinnehmbar. Kein wirt-
schaftliches Ballungszentrum
wird in Sachen Fernverkehrsanbindung ähnlich vernachlässigt wie Chemnitz.
Die Argumentation der Gutachter des Bundes bei der
Bewertung der Strecke, es
bestände keine Nachfrage
für den Schienengüterverkehr und die Strecke würde
überregional nicht genutzt
werden, ist in keiner Form
nachvollziehbar. Das für die
Region wichtige Thema des
Schienenpersonenfernverkehrs wird in der gutachterlichen Stellungnahme zur Bewertung des Antrages weder
mit verkehrlichen Daten noch
mit regionalplanerischen Fakten untersetzt.
Wesentliche Ziele des neuen
BVWP sind unter anderem
eine reibungslose Mobilität im
Personenverkehr und ein leistungsfähiger Güterverkehr.
Ebenso soll der
umweltverträgliche Verkehrsträger
Schiene durch Verlagerung
der Verkehre gestärkt werden. Die dafür im Plan definierten übergeordneten Ziele
wie unter anderem:
- Mobilität im Personenverkehr ermöglichen, durch u.a.
Verbesserung Verkehrsfluss/
Engpassbeseitigung sowie
von Erreichbarkeiten/Anbindungsqualität,
- Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch Verbesserung
Verkehrsfluss/Engpassbeseitigung, die Erhöhung der Zuverlässigkeit von Transporten
sowie die Verbesserung der
Anbindung von intermodalen
Drehkreuzen,
- Reduktion der Emissionen
von Schadstoffen und Treibhausgasen, durch u.a. Verkehrsverlagerung auf emissionsarme Verkehrsträger,
- Verbesserung der Lebensqualität …,
müssen auch für den Ballungsraum Chemnitz gelten.
In Anbetracht der wachsenden Güterverkehrsleistungen
( L and esver kehr sent wi c klungsplan 2025) und dem
Ziel der weiteren Verlagerung
des Güterverkehrs auf die
Schiene werden mit dieser
Entscheidung der Region die
Perspektiven für den Schienenpersonenfernverkehr und
ebenso die Entwicklungsmöglichkeiten für einen zukunftsorientierten Schienengüterverkehr genommen.
Die Stadt Chemnitz fordert
die Aufnahme des Ausbaus
der
Schienenverbindung
Chemnitz – Leipzig entsprechend der Antragstellung
des Freistaates Sachsen in
den BVWP 2030 als Voraussetzung für die Wiederanbindung der Region Chemnitz
an den Schienenpersonenfernverkehr.
Was hat die Stadt bisher
getan, um ihre berechtigten
Forderungen deutlich zu
machen?
Michael Stötzer: Zur Verbesserung der Anbindung
der Region Chemnitz an den
Schienenpersonenfernverkehr wurde schon vor einigen
Jahren, auf Betreiben der
Stadt Chemnitz, eine Fernbahninitiative unter Beteiligung führender Vertreter aus
Wirtschaft, der Universitäten,
Kultur und Politik gegründet.
Neben der Stadt Chemnitz
haben auch alle Mitglieder
der Fernbahninitiative eine
entsprechende Stellungnahme zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplans abgegeben.
Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung des Entwurfs des
Bundesverkehrswegplans
gab es auch eine Vielzahl von
Gesprächen mit Bundestagsund Landtagsabgeordneten.
Im April 2016 erfolgte eine
Abstimmung der Oberbürgermeisterin, Frau Ludwig,
mit dem Sächsischen Wirtschaftsministers, Herrn Dulig,
im Beisein einer großen Zahl
von Mitgliedern der Fernbahninitiative, zum weiteren Vorgehen gegenüber dem Bund.
In der Folge kam es dann zu
einem direkten Gespräch zwischen der Oberbürgermeisterin, Frau Ludwig, und dem
B u n d e sve r ke hr s m i n i s te r,
Herrn Dobrindt, zum Thema
der Aufnahme der Strecke
Chemnitz – Leipzig in den
Bundesverkehrswegeplan.
Wie schätzen Sie die Chancen für Chemnitz ein, noch
etwas im Sinne der Stadt zu
erreichen?
Michael Stötzer: Die Vielzahl der gemeinsamen Initiativen in den letzten Monaten
hat zu einem gewissen Umdenken bzw. Handlungsdruck
im Bundesministerium geführt. Der Bundesminister hat
gegenüber der Oberbürgermeisterin eine erneute Überprüfung der Strecke Chemnitz – Leipzig zugesagt und
eine Einordnung in den noch
ausstehenden Regierungsentwurf zum BVWP 2030
nicht ausgeschlossen. Somit
sind die Chancen aus unserer
Sicht wieder gewachsen. Es
bedarf aber auch weiterhin
einer starken „Lobbyarbeit“
für die Wiederherstellung der
Fernverkehrsanbindung für
die Stadt Chemnitz und die
gesamte Region. Die Fernverkehrsanbindung wird jedoch nur gelingen, wenn der
Ausbau der Infrastruktur entsprechend der bereits vorliegenden Vorplanung zeitnah
umgesetzt wird.
Welche rechtlichen Möglichkeiten kann die Stadt
noch nutzen bzw. tut das
schon - auch im Hinblick
auf die Erhaltung des
Chemnitztal-Viaduktes?
Michael Stötzer: Im Rahmen
des Planfeststellungsverfahrens hat die Stadt Chemnitz
als betroffene Gemeinde
und als Träger öffentlicher
Belange eine umfangreiche
Stellungnahme für den Erhalt des Viaduktes eingereicht. Die Stadt geht gegenwärtig davon aus, dass diese
im Verfahren berücksichtigt
wird. Da zum Ausgang des
Verfahrens zum jetzigen
Zeitpunkt keine Prognose
erfolgen kann, ist erst in der
Folge über weitere rechtliche
Schritte zu befinden.
Linke Zeitung für Chemnitz
9
landtag
Krankenhäuser: Finanzierung von Betriebs-und Investitionskosten verbessern
Im letzten Plenum brachten
wir diesen Antrag in die Debatte ein. Er zielt darauf, dass
die wohnortnahe und hochqualifizierte
medizinische
Versorgung aller Bevölkerungsschichten
gesichert
wird. Seit Januar gilt ein
neues Krankenhaus-Strukturgesetz. Probleme der Finanzierung und Personalausstattung werden jedoch damit
nicht gelöst.
Festzustellen ist vielmehr,
dass immer mehr Krankenhäuser unter struktureller
Finanz- und Personalnot leiden. Es muss, auch in Anbetracht demografischer Unterschiedlichkeit, dauerhaft eine
flächendeckende stationäre
Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger gesichert
werden und die Krankenhausfinanzierung ist entsprechend auszugestalten. Der
Zweck eines Krankenhauses
ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Versorgung
der Bevölkerung mit notwendigen stationären Leistungen.
Für eine patientenorientierte
Versorgung sind neue, das
Krankenhaus
ersetzende
Therapieangebote im ambulanten Bereich nötig, wie
die stärkere Einbeziehung
der Krankenhäuser in das
ambulante Leistungsgeschehen. Wenige Tage vor dem
Plenum gab die Sozialministerin bekannt, dass das
Land plant, Krankenhäuser
im ländlichen Raum in Medizinische Versorgungszentren
umzuwandeln.
Da fällt mir aber nichts anderes ein, als dass es sich bei
den Versorgungszentren keineswegs um eine neue Idee
handelt. Ein ähnliches Angebot gab es an den Polikli-
Militärkonvoi durch Sachsen:
Kooperation statt Konfrontation!
Anfang Juni durchquerte auf
dem Weg zu einem Manöver in Estland ein Konvoi aus
1.200 US-Soldaten Sachsen.
Die Übungen „Drachenritt“
und „Säbelschlag“ sollen offiziell die Zusammenarbeit der
NATO-Partner beim Verlegen
von Einheiten verbessern. Die
räumliche Nähe zu Russland
und die zeitliche zum Warschauer NATO-Gipfel können
indess auch als Säbelrasseln
in einer neu aufziehenden
Ost-West-Auseinandersetzung gedeutet werden.
Gerade Deutschland steht
dies nicht zu: Im „2 plus 4-Vertrag“, der völkerrechtlich Voraussetzung für das Zustandekommen der deutschen
Einheit war, heißt es im Artikel
5, Absatz 3: „Ausländische
Streitkräfte (…) werden in diesem Teil Deutschlands [dem
Gebiet der ehemaligen DDR]
weder stationiert noch dorthin
verlegt“. In einer Protokollnotiz
wird weiter konkretisiert: „Alle
Fragen in Bezug auf die Anwendung des Wortes "verlegt"
(...) werden von der Regierung
des vereinten Deutschland in
einer vernünftigen und verantwortungsbewußten Weise
entschieden, wobei sie die
Sicherheitsinteressen jeder
Vertragspartei (…) berücksichtigen wird“.
Nicht nur Russland als
Rechtsnachfolger der Sowjetunion, sondern auch die
Bundesrepublik sollten sich
den Geist des deutsch-sowjetischen Nachbarschaftsabkommen vom 13. November
1990 ins Gedächtnis rufen,
der von der „Notwendigkeit
(…) eine(r) dauerhafte(n) und
gerechte(n) europäische(n)
Friedensordnung“, d.h. der
Unverletzlichkeit der europäischen Grenzen, Gewaltverzicht,
Abrüstung
und
Kooperation ausgeht. Nicht
nur die völkerrechtswidrige
Annektierung der Krim durch
Russland, auch die „Abschreckungs“- und Sanktionspolitik
unter Beteiligung Deutschlands verstoßen dagegen.
Kooperation statt Konfrontation wäre für alle Beteiligten
die bessere Lösung – nicht
zuletzt für die sächsische
Wirtschaft, die traditionell
gute Kontakte nach Russland
pflegt und von den Sanktionen stark getroffen wird.
Klaus Bartl, MdL
niken, die nach 1990 aus rein
ideologischen Gründen bekämpft und geschlossen wurden. Es gab dort allerdings
oft teil-und vorstationäre Betten – was jetzt wohl nicht geplant ist. Krankenhäuser sind
gleichwohl mehr als nur Orte
stationärer
Behandlungen.
Krankenhäuser sind Institutionen. Ihnen obliegt eine
breitere medizinische Versorgung. Wir fordern, dass die
Staatsregierung verhindert,
dass weitere Krankenhäuser
geschlossen werden. Krankenhäuser sind nicht nur für
die stationäre oder ambulante Versorgung, sondern
vor allem auch für die Notfall-
versorgung und rettungsärztliche Einsätze notwendig. Wir
fordern weiter, dass die Mittel
des Pflegestellenförderprogrammes auch tatsächlich
zur Finanzierung von Pflegepersonal eingesetzt werden.
Wir wissen alle, dass die
Pflegefälle in den nächsten
Jahren steigen werden. Auch
deshalb wollen wir, dass
sektorenübergreifend
geplant wird, Planungsprozesse
transparenter gestaltet werden und die Versorgungsqualität der Krankenhäuser durch
bessere Betreuungsverhältnisse von Pflegekräften erhöht wird.
Susanne Schaper, MdL
CDU und SPD messen Chemnitzer
Eisenbahnverbindung keine Bedeutung bei
Im Mai beschloss der sächsische Landtag mit den Stimmen von CDU und SPD einen
Antrag, der die Verbesserung
der Bahnverbindung von Dresen nach Görlitz fordert und
den Neubau der internationalen Schnellfahrstrecke von
Dresden nach Prag als das
zentrale Eisenbahnprojekt im
Freistaat bezeichnet. Die Kosten dafür werden derzeit auf
mindestens fünf Milliarden
Euro geschätzt.
Die
Verbesserung
der
Bahnanbindung von Chemnitz fand jedoch gegen den
Widerstand der Linken keinerlei Beachtung in diesem
Landtagsbeschluss.
Damit
setzt sie einen Kurs fort, der
schon seit längerem charakterisiert, welche Bedeutung
SPD und CDU im Landtag
der
Bahnanbindung
von
Chemnitz beimessen. Bereits im letzten Jahr wurden
auf Vorschlag des zuständigen
Wirtschaftsministeriums im Haushalt die für
Vorplanungen zum Ausbau
und zur Elektrifizierung der
Verbindung Chemnitz-Leipzig
geplanten Gelder gestrichen.
Erwartungsgemäß wurde das
in Berlin als klares Signal verstanden, dass Sachsen am
Ausbau der Strecke kein Interesse mehr hat. Die Folgen
sind bekannt: Der Ausbau ist
im Entwurf des neuen Bun-
desverkehrswegeplans nicht
enthalten.
Das Interesse der Staatsregierung im Fernverkehr konzentriert sich ausschließlich
auf Dresden und Leipzig.
Im Regionalverkehr nimmt
man
Streckenstilllegungen
schulterzuckend zur Kenntnis. Während andere Bundesländer die sogenannten
Regionalisierungsmittel der
Bundesregierung
verwenden, Nahverkehrszüge zu
fördern, werden in Sachsen
davon touristische Schmalspurbahnen und der Schülerverkehr bezahlt, um hier eigenes Geld sparen zu können.
Zugverbindungen wie die
Strecke Chemnitz-Aue stehen so in den nächsten Jahren absehbar vor dem Aus. In
einer aktuellen Debatte, die
DIE LINKE dazu im Landtag
gefordert hat, bemerkte der
zuständige Minister einfach,
dass man ja auch Bus fahren
könne. Hier beißt sich dann
die Katze in den Schwanz:
da wo es keine funktionierenden Anschlusszüge in das
Umland mehr gibt, da werden
auch in Zukunft keine Fernbahnen mehr fahren.
So sorgt die Staatsregierung
mit ihrer Politik dafür, dass
Städte wie Chemnitz immer
weiter von der Schiene abgekoppelt werden.
Nico Brünler, MdL
10
fraktion
Linke Zeitung für Chemnitz
Stadtratssitzung vom 18. Mai
Fortschreibung des Asylkonzeptes beschlossen
Auf der Tagesordnung der
Stadtratssitzung im Mai befanden sich Themen wie die
Fortschreibung des Asylkonzeptes, die Stellungnahme der
Stadt Chemnitz zum Regionalplanentwurf und der Ausbau des Radwegekonzeptes
nach Rabenstein. Zu Beginn
gab es eine außerdem eine
kleine Premiere, denn die Sitzung war die erste von Kameras aufgezeichnete Stadtratssitzung. Künftig wird es nun
möglich sein, jede Sitzung
des Stadtrates live im Internet
verfolgen zu können.
Am 25. März 2015 beschloss
der Stadtrat das Konzept zur
Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern. Hiermit verabschiedet die Stadt
Chemnitz Leitlinien für die
Arbeit mit Geflüchteten und
Asylbewerbern. Seither hat
sich hinsichtlich des Themas
Asyl eine vorher nicht abzuschätzende Dynamik entwickelt, die mit geänderten
Anforderungen für die Stadt
Chemnitz einhergeht. Deshalb war eine Überarbeitung
der Leitlinien für die Arbeit
mit Geflüchteten und Asylbewerbern erforderlich. Die
Fortschreibung des Asylkonzeptes wurde mehrheitlich
beschlossen.
Die Stellungnahme der Stadt
Chemnitz zum Regionalplanentwurf Region Chemnitz war
der nächste wichtige Tagesordnungspunkt. Der Regionalplan formuliert im Detail
die Ziele der räumlichen Entwicklung aus und kann, ebenso wie die Stellungnahme,
online eingesehen werden.
Hierzu sprach Hans-Joachim
Siegel. Er forderte „die Einbindung und Einbeziehung
der Ortschaftsräte bei zukünftigen Entscheidungen.“
Des Weiteren wurden der
Bau eines Rettungswegs und
die Schaffung von Horträumen für die Grundschule
Euba sowie die Neufassung
der Kleingartenförderrichtlinie beschlossen.
Der Park im Chemnitzer
Stadtteil Siegmar, zwischen
Rosmarinstraße und Zwickauer Straße wurde außerdem mit dem Namen „FreiOtto-Park“ versehen. Der in
Chemnitz geborene Architekt
gehört zu den bedeutendsten
Baumeistern des 20. Jahrhunderts.
Und auch einem Antrag auf
Erweiterung des Radwegekonzepts in Rabenstein
haben wir zugestimmt. Der
Ausbau des Radverkehrskonzeptes unter Einbeziehung des Viadukts in Rabenstein ist ein wichtiger
Baustein,
um
zukünftig
die Region im Norden von
Chemnitz besser an das
Naherholungsgebiet Rabensteiner Wald anschließen zu
können und ist ein langjährig
bekanntes Anliegen von unserer Fraktion.
Susanne Schaper,
Fraktionsvorsitzende
Öffentliche Fraktionssitzung zum Thema Seniorenmitbestimmung
schen den Generationen,
aber auch als ressortübergreifendes Zusammenwirken
der Verwaltung sowie als Erschließung und Bündelung
regionaler Ressourcen verstanden werden.“
Mit Bürgerinnen und Bürgern
unserer Stadt sowie Vertretern des Seniorenpolitischen
Netzwerkes, des Seniorenbeirates und der AG Senioren
DIE LINKE.Chemnitz diskutierten wir vor allem über die
Möglichkeit und Notwendigkeit einer/eines SeniorenbeAm 30. Juni führte die Fraktion DIE LINKE erstmalig
eine gemeinsame öffentliche Fraktionssitzung mit
der
Fraktionsgemeinschaft
VOSI/Piraten zum Thema
„Mitwirkung, Mitbestimmung
und Interessenvertretung von
Seniorinnen und Senioren in
Chemnitz“ durch.
In einem Einleitungsstatement führte unsere Fraktionsvorsitzende und Sprecherin
für Sozial- und Gesundheitspolitik im Sächsischen Landtag, Susanne Schaper, in das
Thema ein. Sie vermittelte die
seniorenpolitischen Standpunkte unserer Fraktion und
ging auf den Gesetzentwurf
der Landtagsfraktion ein.
Zum Stand 31. Juli 2015
lebten in Chemnitz 85.088
Menschen, die älter als 60
Jahre sind. „Gerade vor dem
Hintergrund des sich weiterhin vollziehenden demografischen Wandels müssen
Seniorinnen und Senioren
an dem Meinungsbildungsprozess teilnehmen können“,
betonte Susanne Schaper.
„Seniorenpolitik muss als
Querschnittsaufgabe
zwi-
auftragten in Chemnitz. Es
wurde außerdem über die demokratische Mitbestimmung
und politische Bildung von
Seniorinnen und Senioren
gesprochen, ebenso wie über
die Koordinierung und Arbeit
der Begegnungsstätten.
Wir möchten uns bei allen
Gästen und vor allem bei unseren Genossinnen und Genossen für die angeregte und
konstruktive Gesprächsrunde
bedanken.
Lisa Runkel,
Fraktionsgeschäftsführerin
Sprechstunden
der Stadträtinnen/Stadträte
der Fraktion DIE LINKE im Juli 2016
12. Juli, ab 18:00 Uhr, Stadtrat Thomas Scherzberg
und Stadträtin Dagmar Weidauer
Ort: „Bürgertreff“, Flemmingstr. 8, Haus 19
(Termin unter Vorbehalt – Bitte dem Amtsblatt entnehmen oder
telefonisch nachfragen.)
18. Juli, 16:00 – 17:00 Uhr, Stadtrat Dr. Eberhard Langer
Ort: Rathaus, Markt 1, Zimmer 111
Weitere Termine mit unseren Stadträtinnen und Stadträten
können telefonisch vereinbart werden.
Tel.: (03 71) 4 88 13 20 oder 13 21 • Fax: (03 71) 4 88 13 95
www.linksfraktion-chemnitz.de • e-mail: Linke.Fraktion@stadt-chemnitz.de
Linke Zeitung für Chemnitz
11
fraktion
Der Lehrermangel führt zum Bildungsnotstand
Seit Jahren wusste die sächsische Staatsregierung, dass
sehr viele Lehrer aus dem
Berufsleben
ausscheiden.
Wir verstehen nicht, dass die
Sache einfach ignoriert wurde. Die jetzige Situation ist
an vielen Schulen nicht mehr
hinzunehmen. Besorgte Elternräte sowie Eltern wenden
sich an uns. Es fallen Unterrichtsstunden über längere
Zeiträume aus.
Beispiele wären viele anzuführen. Es sind nicht nur einzelne Stunden, sondern Ausfälle über längere Zeiträume
in einzelnen Fächern. In der
sächsischen Verfassung ist
festgeschrieben, dass das
Schulwesen unter Aufsicht
des Freistaates steht. Für diese „Aufsicht“ können wir der
Staatsregierung nur das Prädikat mangelhaft bis ungenügend verleihen.
Die Staatsregierung kennt das
Problem des Lehrermangels
schon sehr lange, schlimmer
noch, sie ist sehr genau informiert, dass dieser Mangel
immer größer wird. Es wurde
und wird weiter verharmlost
und ignoriert. Die Lehrerinnen
und Lehrer werden maximal
ausgebeutet. Sie verdienen
einen Tarifvertrag, der ihre
Leistungen voll anerkennt.
Dann werden auch wieder
junge Menschen motiviert,
diesen anspruchsvollen Beruf
zu ergreifen.
Das, was die Staatsregierung
macht, ist weder eine nachhaltige, noch eine weitsichtige
Personal-Politik. Unsere Kinder haben ein Recht auf ordentliche Schulbildung, denn
dies ist Voraussetzung für ihren weiteren Lebensweg.
Angela Müller,
Schulpolitische Sprecherin
Stadtrat beschloss einstimmig die Kleingartenförderrichtlinie:
Kleingartenanlagen als wichtiger Faktor der Stadtgestaltung
Vor drei Jahren beschloss
der Stadtrat die Fortschreibung der Kleingartenkonzeption bis zum Jahre 2020.
Diese unterstützt sachbezogen das Handeln der Stadt
und der Kleingärtnervereine.
Dabei können sich Stadt und
Kleingärtner auf eine lange
und erfolgreiche Tradition der
Schrebergar tenbewegung
stützen.
Die Kleingartenanlagen sind
fester Bestandteil der Stadtgestaltung und -entwicklung
und tragen damit zum sozialen Wohlbefinden zahlreicher Chemnitzerinnen und
Chemnitzer bei. Die gemein-
nützigen und ausschließlich
ehrenamtlichen Leistungen in
den Kleingärtnervereinen sind
ein unverzichtbarer Beitrag für
eine lebenswerte Stadt.
Das erfordert sowohl von der
Stadtverwaltung, als auch
von den Vereinen, mehr für
die zukunftsorientierte Gestaltung der Kleingartenanlagen zu tun, um insbesondere die öffentliche Nutzung
der Kleingartenanlagen innerhalb der Wohngebiete
aufzuwerten. Der Stadtrat
beschloss nunmehr eine
überarbeitete Kleingartenförderrichtlinie, deren Leitlinie
die Kleingartenkonzeption in
der jeweils beschlossenen
Fortschreibung ist.
Förderschwerpunkte
sind
unter anderem die verbesserte Einbindung der Anlagen in das Freiraumsystem
der Stadt, die Entwicklung
von Kleingartenparks mit höherer Aufenthaltsqualität für
Besucherinnen und Besucher, sowie Anwohnerinnen
und Anwohner, die Verbes-
serung des Umwelt- und Naturschutzes, der Bau bzw. die
Erhaltung von Kinderspielplätzen usw.
Mit dieser Förderung wird das
ehrenamtliche Engagement
der Kleingärtnerinnen und
Kleingärtner zielgerichtet unterstützt.
Hans-Joachim Siegel,
Sprecher für Kleingartenwesen
Jeder Fall ist einer zu viel
Häusliche Gewalt ist ein Thema, das heute immer noch
tabuisiert wird, aber dennoch
da ist. Oft sind Kinder und
Jugendliche Opfer von häuslicher Gewalt. Allein 2015
verzeichnete der Allgemeine
Sozialdienst bei Inobhutnahmen 13 Fälle von körperlicher
und 15 Fälle von psychischer
Misshandlung. Die Beratungsstelle IKOS verzeichnet
sogar einen Anstieg bei Kindern und Jugendlichen, die
direkt von häuslicher Gewalt
betroffen sind.
Jeder Fall ist einer zu viel.
Auch wenn die statistischen
Zahlen einen Rückgang der
mittel- und unmittelbar betroffenen Kinder und Jugendlichen aufzeigen, so besteht
hier Handlungsbedarf. Vor
allem im Bereich der Beratung und Unterstützung. In
Chemnitz gibt es derzeit kei-
ne Möglichkeiten, Kindern
und Jugendlichen, die Gewalt
zwischen ihren Eltern miterleben und/oder selbst davon
betroffen sind im vertrauten
Umfeld zeitnah psychosozial
zu begleiten. Hier müsste die
Kommune Abhilfe schaffen.
Die Initialisierung eines Beratungsangebotes für Kinder
und Jugendliche in akuten
Fällen von häuslicher Gewalt, wie es die Chemnitzer
Initiative „Mandala“ fordert,
unterstütze ich daher. Zumal
Chemnitz damit die erste
Kommune in Sachsen wäre,
die ein Modellprojekt initiiert,
um den Gewaltkreislauf mit
Blick auf die nächste Generation und den damit verbundenen Folgekosten zu durchbrechen.
Sabine Pester,
Kinder- und jugendpolitische Sprecherin
Kleingartenanlagen sind fester Bestandteil der Stadtgestaltung
und -entwicklung und tragen damit zum sozialen Wohlbefinden
zahlreicher Chemnitzerinnen und Chemnitzer bei.
Eingeschränkte Öffnungszeiten
der Fraktionsgeschäftsstelle
Die Fraktionsgeschäftsstelle ist während der Sommerpause
vom 27.6. bis 5.8. nur eingeschränkt besetzt:
Montag - Mittwoch: 10:00 bis 14:00 Uhr
Donnerstag:
10:00 bis 16:00 Uhr
Freitag: 10:00 bis 12:00 Uhr
Am 11.7. ist die Geschäftsstelle ganztägig geschlossen.
Ihr könnt uns außerdem jederzeit postalisch, per E-Mail oder
während der Öffnungszeiten gerne auch telefonisch erreichen.
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Linke Zeitung für Chemnitz
jugendseite
Wohin führt Nationalismus?
Alle Jahre wieder steht ein internationales Herren-Fußballevent auf dem Plan. Alle Jahre
wieder nutzt die sächsische
CDU dies als Aufhänger für
die Forderung nach einer neuen
„Patriotismusoffensive“.
Und alle Jahre wieder kriechen
die „Partypatriot*innen“ hervor, um den nationalismuskritischen Volksverräter*innen zu
zeigen, dass ihr Patriotismus
ganz harmlos sei und sich nur
auf die Erfolge der Nationalmannschaft bezieht. Dass dem
nicht so ist, wurde bereits am
Beispiel des WM-Finales 2014
bewiesen.1) Doch was ist Nationalismus, woher kommt er und
wohin führt er?
Eine allgemein geläufige Definition von Nationalismus
lautet etwa, dass dieser die
Überhöhung der eigenen Nation (also beispielsweise „dem
Kollektiv der Deutschen“) über
andere Nationen ist. Dem*der
Nationalist*in werden Sätze
wie „Deutschland über alles“,
„Wer Deutschland nicht liebt,
soll Deutschland verlassen“
oder andere nachgesagt. Der
Patriotismus dagegen wird als
der „kleine Bruder“ des Nationalismus gehandelt. Er sei lediglich die Liebe und der Stolz
zur eigenen Nation, der andere
nicht abwertet. Auch diese Ab-
Unser Treffen findet immer
freitags, 20 Uhr, im Haus Rosenplatz 4 statt.
grenzung ist Quatsch, wie bereits vor Jahren bewiesen wurde.2)
Jetzt haben wir zwar mit Definitionen um uns geschmissen,
so richtig an den Kern der Sache, nämlich was die Nation
ist, sind wir noch nicht gelangt.
Historisch betrachtet stellte die
Idee der Nation für das Bürgertum die verwirklichte Freiheit dar. Als historische Idee
stand sie für die Überwindung
des Feudalismus hin zu einem
Verein freier Bürger*innen.
Die Verwandlung der unmittelbaren Herrschaft der Fürsten
zur vermittelten Herrschaft von
Ware und Kapital stellte jedoch
nur einen Fortschritt, nicht das
Heraustreten aus der gewaltförmig organisierten Gesellschaft
dar. Das Konstrukt Nation nun
ist im Sinne dieser Analyse eine
Form von Herrschaft, die die
Gesellschaft organisiert. Nation
konstruiert eine Gemeinschaft
(„Die Deutschen“), die sich als
einheitlich präsentiert. Diese Einheit kann ausschließlich
mit dem Uneinheitlichen („Die
Anderen“) gedacht werden. Das
Kollektiv Nation fungiert nun
als eine Art Schicksalsgemeinschaft, die die Gewaltförmigkeit
des Kapitalismus transzendiert
und als eine Art „Naturhaftes“
darstellt. Sich für Deutschland
zu Tode zu arbeiten ist etwas
Schicksalhaftes, das nicht zu
hinterfragen ist. In diesem
Sinne wird nun aber alles außerhalb der Nation stehende als
Böses betrachtet – seien es ausländische Kokurrenzkapitale,
der „amerikanische Raubtier-
Bild von: ~wildxside (CC BY 3.0)
kapitalismus“ oder ganz plump
die Juden™, die immerfort
versuchen, die gute deutsche
Wirtschaft, also die Nation, zu
schädigen.
Diese Argumentationsstrategien finden sich vielfach im
modernen Diskurs wieder –
nicht nur in Deutschland. So
beschwören beinahe alle europäischen Staaten, dass die
Aufnahme Geflüchteter ihre
nationale Einheit bedrohe – das
Außen bedroht wieder einmal
das Innen. Daran geht die Idee
Europa und ihre Institution
EU als postnationales Projekt
kaputt – anstatt sich um die Lösung der Krise zu kümmern,
werden dutzendfache nationale
Einheiten beschworen. Ein Regress, der dem modernen Nationalismus innewohnt. Dazu
wird am 16. Juni. ausführlicher
ein Referierender aus Plauen
mit uns diskutieren.
Über die Spezifik der deutschen
Nation, die sich schon immer
völkisch und nicht staatsbürgerlich konstituierte, referiert
am 23. Juni Anne Helm im
Lokomov, wenn sie über postnazistische Verschwörungsideologien, die sich prima im sich
renationalisierenden Deutschland integrieren, referiert.
1) Eine Chronik von „Netz gegen Nazis“: http://gleft.de/1la
2) Der Jenaer Psychologe Christopher Cohrs schreibt dazu:
„Menschen mit patriotischen
Einstellungen lehnen Nationalismus nicht ab. Vielmehr geht
beides oft Hand in Hand.“ (Vgl.
http://gleft.de/1lb)
Linke Zeitung für Chemnitz
rosa-luxemburg-stiftung
Donnerstag, 30. Juni, 8.00 Uhr
Exkursion: Jugendbildungsfahrt
in die Gedenkstätte Buchenwald
Abfahrt: Parkplatz Augustusburger/Ecke Bahnhofsstraße
Die Bustickets kosten 15 Euro (Soli), 10 Euro oder ermäßigt 5
Euro. Wir bitten um vorheriger Anmeldung unter chemnitz@
rosalux-sachsen.de, da die Plätze begrenzt sind.
Im April 2016 wurde eine neugestaltete Dauerausstellung zur
Geschichte des KZ im historischen Kammergebäude eröffnet.
Diese Ausstellung soll „nicht nur eine über das KZ Buchenwald sein, sondern zugleich auch eine über die deutsche Gesellschaft im Nationalsozialismus; eine Gesellschaft, die die
Lager überwiegend akzeptierte, für gerechtfertigt und notwendig hielt und die schließlich [...] von Lagern beinahe flächendeckend durchsetzt war“, so Gedenkstättenleiter Dr. Volkhard
Knigge zur Konzeption.
Rundgang über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald und Besuch der neugestalteten Ausstellung, 17.00 Uhr Rückfahrt, 19.30 Uhr Ankunft in Chemnitz
Donnerstag, 14. Juli, 14.00 Uhr
Lesung: Fernferne Schwester –
Lyrik von Frauen aus der DDR
Mit Mike Melzer (RLS Sachsen). Eine Kooperation der RLS
Sachsen mit der Frauenbegegnungsstätte Eva
Frauenbegegnungsstätte Eva, Straße Usti nad Labem 37
Was ist aus dem Versprechen der DDR geworden, Selbstbestimmung und Emanzipation voran zu bringen? Das Programm
will anhand von Texten von Frauen, die ihre Erfahrungen in der
DDR zu Gedichten verarbeiteten, dieser Frage nachspüren.
Lesehinweise zum Thema Rechtsentwicklung in der
Gesellschaft aus der Bibliothek der RLS Sachsen:
Völkischer Aufbruch: Rassismus, Rechtspopulismus, rechter
Terror. Manuskripte Neue Folge von Friedrich Burschel.
Dieser Manuskripteband vereinigt die spannenden Beiträge
von zwei Treffen des Gesprächskreises Rechts der RosaLuxemburg-Stiftung. Der Takt der bedrückenden Ereignisse
hat noch zugenommen und nach der Aufregung über Pegida,
AfD und andere neue und alte reaktionäre Entwicklungen legen wir gerade die Ohren an, wie sich die rassistischen Stimmungen im Lande angesichts der Ankunft Zehntausender
Geflüchteter wohl verändern werden. So ist es leider geblieben und die Ereignisse, die sich als rechter und rassistischer
Dammbruch nun auch in Deutschland bezeichnen lassen,
überschlugen sich in den zurückliegenden Wochen. Unterdessen liegen erste unfassbare Zahlen zu rassistischen Angriffen
auf Geflüchtete und zu Brand- und Sprengstoffanschlägen auf
deren Unterkünfte vor: Laut Tagesschau vom 13. Januar 2016
hat es in den Jahren 2014 und 2015 ganze 1.123 Angriffe auf
solche Unterkünfte gegeben – häufig auf bereits bewohnte Gebäude. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch TäterInnen zu diesen Verbrechen ermittelt werden, liegt bei kaum 30 Prozent.
Das korrespondiert auf erschreckende Weise mit den Befunden, die uns Felix Korsch für die sächsischen Verhältnisse
präsentierte: Vielfach nimmt ein Bürgermob „die Sache in die
Hand“, um die Ansiedlung von Geflüchteten zu verhindern.
13
Polizei und Behörden lassen die „besorgten Bürger“ vielfach
gewähren, greifen nicht ein oder signalisieren sogar gewisse
Sympathien für die entfesselten RassistInnen. Die Bilder von
Clausnitz, Bautzen und Löbau illustrieren ein erschreckendes
Ausmaß an menschlicher Verwahrlosung großer Teile der Bevölkerung – und das ganz gewiss nicht nur in Sachsen.
Aktuell verdauen wir gerade schlecht gelaunt die Landtagswahlen in den drei Bundesländern Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, wo die AfD auf ihrem erschreckend strammen Weg nach ganz weit rechts zweistellige
Ergebnisse aus dem Stand eingefahren hat. Sachsen-Anhalt,
wo die AfD ein Viertel der abgegebenen Stimmen auf sich
vereinen konnte und mit den Stimmen der NPD fast auf ein
Drittel aller WählerInnen kommt, scheint für die kommenden
Jahre – wie Sachsen – „für die Demokratie verloren“ (so ein
Teilnehmer am Treffen des Gesprächskreises in Potsdam):
Das nächste Horrorszenario in einer an Szenarien dieser Art
nicht armen Zeit.
Im Rahmen des Projektes „Chemnitz spielt! - Chemnitz als alte
und neue Heimat“ am Chemnitzer Schauspielhaus entstand
folgender Text:
Vielleicht ist Heimat …
Heimat hat einen merkwürdigen zwiespältigen Klang. Er
ist wie Angst und Hoffnung,
Fremdsein und Zuflucht.
Es riecht nach dem Weihnachtsbraten mit Klößen bei
der Oma, klingt nach aufgeschundenen Knien und riecht
nach der Medizin, die die Mutter darauf verrieb. Es sieht aus
wie der Rosenstrauch im Garten, den ich selbst gepflanzt
hatte und es riecht nach dem
Tabak meines Opas.
Die eine Heimat habe ich mit
der Kindheit verloren, die Unschuld auch des Landes, aus
dem ich komme.
Ich suche Heimat und finde
sie nur in der Vergangenheit,
als alles klar und einfach war.
Wenn ich weg war, konnte ich
in die Geborgenheit der Eltern zurück – immer. Es gab
für mich dort immer Wärme,
Licht, Sicherheit.
Heimat sind auch die Märchen
der Kindheit, immer liebevoll
abends am Bett vom Vater
vorgelesen aus kleinen selbstgebastelten Märchenbüchern.
Aber auch die Legenden des
Erzgebirges vom Astelwitz
und der weißen Frau in Rabenstein oder vom grünen Rebell, dem Stülpner-Karl.
Heimat ist auch Sprache, ist
Lesen. Wie gern wollte ich
wie Timur den Menschen helfen, wie Gavroche die Freiheit
frech erstreiten, wie Tom Saywer und Huckleberry Finn die
Sklaven befreien. Mein war
die Insel von Robinson und
mit Trini begann ich die Revolution in Mexiko. Ich litt mit Alfons Zitterbacke wegen seines
Namens und lachte hintersinnig über Ottokar.
Heimat ist aber auch Angst.
In einer Wohnung in der Nähe
der meinigen, haben Sie gehockt, die Bombenleger des
NSU. Sind sie noch da? Sie
rufen laut nach Weltherrschaft
und zur Menschenhatz, es
brüllt vorm Haus nach „Ausländern raus!“. Es, nein, sie
verbreiten Angst und sie zündeln weiter!
Heimat ist aber auch Hoffnung. Hoffen auf Zuneigung,
Verständnis, Toleranz.
Vielleicht ist Heimat doch kein
Ort Nirgends …
Mike Melzer
14
Linke Zeitung für Chemnitz
leserbriefe
Ein Solidaritätsobjekt – die Schule „Tamara Bunke“
in Valle del Perú, Provinz Mayabeque
Es war ein erfreulicher und
beruhigender Anblick im April
des Vorjahres, als sich beim
Besuch ein kleines Wunder
ergab: keine kaputten Fenster mehr, sondern ringsum
alles neu mit den typischen
Fensterlamellen aus verzinktem Blech repariert. Eifrig
war fotografiert und skizziert
worden, was denn noch nötig
sei.
Zur „Fiesta“ am 25. Juli 2015
übermittelte Lutz Naumann
von Cuba Si Chemnitz die
Materialliste, die alles enthielt, was wohl von kubanischer Seite aus gewünscht
und bei einem Baumarkt erworben worden war, um es
auf den Weg zur Schule zu
bringen.
Mit den Protokollen vom Koordinierungsrat von Cuba
Si Berlin konnte der Gang
der Dinge verfolgt werden.
7409,39 Euro konnten dank
vieler Spenden aus der Region bereitgestellt werden
(3. Juni 2015). Der Container
wurde am 2. Juli 2015 beladen und das Geld dafür am
10. Juni 2015 beschlossen.
Endgültig wurde der Container am 11. August 2015 gepackt, auch mit zehn neuen
Material aus Deutschland lagert in der Bananenreife.
Foto: Wandel
Computern für die Schule (12.
August 2015). An der Schule
ist der Container angekommen und zwei Freunde werden nach Kuba reisen, um bei
der Sanierung zu helfen (9.
März 2016).
Gewissheit sollte am 25.
April 2016 erlangt werden:
Tatsächlich, es fanden sich
die Dinge der Materialliste in
der Schule. Die Dachbahnen
in der Bananenreife, Klebeund Fugenmörtel im Regal
des Direktorenzimmers und
das meiste in der Bibliothek
beziehungsweise im Traditionskabinett hinter einer Spa-
nischen Wand. Stolz führte
die Direktorin zu diesen
„Schätzen“ der Schule. Selbst
die fünf Besenstiele waren es
wert, gezeigt zu werden.
Ein akribischer Vergleich mit
einer Liste unterblieb; immerhin handelte es sich nun um
das Eigentum der Schule. Allerdings war man sich einig:
Alles sollte schnell verbaut
werden! Wer weiß schon, wie
lang sich Kleber und Mörtel
unter kubanischen Klimabedingungen
verarbeitungsfähig halten? Genauso wie
der Dach- und Fassadenanstrich? Was geschieht mit all
dem Material letztendlich?
Die Hoffnung ruht auf den
beiden Companeros aus Berlin und Gera, die sich rasch
an die Arbeit machen wollen.
Oder es gibt gar kubanische
Experten, die zum Beispiel
mit dem neuen und damit ungewohnten Sanitärmaterial
umgehen können!
Nicht, dass diesen Sachspenden das gleiche Schicksal beschieden ist wie der Biogasanlage. Seinerzeit wurden
3.000 DM dafür gespendet,
nie aber ging sie in Betrieb.
Die traurigen Reste sah man
im Vorjahr noch liegen.
Also es lohnt, sich an der
Schule „festzubeißen“. Und
vielleicht gelingt es, dem nahegelegenen Heim für Menschen mit auch Mehrfach-Behinderungen, der vormaligen
Poliklinik „Tamara Bunke“,
gleichfalls solidarische Hilfe
angedeihen zu lassen. (Das
auf LKW-Leinwand vor neun
Jahren reproduzierte Porträt
hängt noch in der Eingangshalle.) Ein Elektroschweißgerät könnte genutzt werden,
um altersschwachen Bettgestellen zunächst wieder auf
die Beine zu helfen. Mehr ist
drin.
Ronald Wandel
Krass! Man will uns ein X für ein U vormachen
Die große Koalition regelt
Zeitverträge und Werksverträge neu, Leiharbeiter sollen
nach neun Monaten mit dem
Tarif der Festangestellten
entlohnt werden und nach
achtzehn Monaten muss die
Festeinstellung erfolgen. Die
Gewerkschaften feiern die
Vereinbarung.
Vizekanzler
Gabriel und Bundesarbeitsministerin Nahles loben ihren
Abschluss mit den Unternehmerverbänden. Die SPD
braucht Erfolge! Die Partei
steht vor den Bundestagswahlen 2017 massiv unter
Druck, denn ihre Wahlwerte
drohen nach Umfrage, trotz
positiven Trends der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt, laut Politik und Medien, unter 20 Prozent zu
sinken. Doch die Realität:
Festanstellungen sind rückläufig. Statt dessen nehmen
Leiharbeit, Teilzeitarbeit und
Werkverträge, befristete und
geringfügige Beschäftigung
zu. Mit diesen Zuständen
der prekären Arbeitsverträge
lässt sich schlecht von Familienidylle und sozialer Sicherheit träumen. Natürlich geben
Leiharbeiter oft ihr Bestes in
der Hoffnung auf Festeinstellung. Davon kann ich ein
Lied singen. Zweimal war ich
im VW Werk Chemnitz Motorenfertigung für kurze Zeit
als Leiharbeiter angestellt.
Natürlich hoffte ich damals
auch auf die Chance einer
Festanstellung, wie so viele
meiner Leiharbeitskollegen.
Wahrscheinlicher als das war
ein Lottogewinn. Jetzt, denkt
man, bringt Frau Nahles nach
der Einführung des Mindestlohns auch bei den prekären
Arbeitsverhältnissen
endlich Ordnung in die soziale
Schlamperei. Doch Vorsicht,
das Ganze ist eine Mogelpackung! Denn die Sozialdemokratin hat sich offensichtlich
der Industrielobby und auch
parteitaktischen Spielen gebeugt. Alles ist zu halbherzig,
um wesentliche Verbesserungen für sozial abhängig
Beschäftige zu bringen.
Warum werden Leiharbeiter
erst nach 18 Monaten oder
bei nicht tarifgebundenen
Firmen nach 24 Monaten fest
eingestellt? Außerdem wird
schon wieder zweigeteilt, je
nachdem ob die Leihfirma
ihren Leiharbeiter in eine
nicht- oder tarifgebundene
Firma vermittelt. Und wie
sieht es tatsächlich mit der
Lohngleichheit aus? Warum
erst nach neun Monaten und
nicht nach drei? Die Mehrheit
der Leiharbeiter wird durchschnittlich nur ein Vierteljahr
in einem Betrieb beschäftigt,
damit haben sie nach wie vor
keine Gelegenheit, den Branchenlohn zu erhalten. Wie
lange wollen sich die Menschen noch verblöden lassen? Gleichwertige Bezahlung vom ersten Tag an, wäre
ein konsequentes Gesetz,
das beweist, dass es der
Bundesregierung ernst ist mit
sozialer Gerechtigkeit. Hier
zum Beispiel muss die Linke
ansetzen und die schamlose
Verlogenheit von Sigmar Gabriel und Andrea Nahles konsequent geißeln.
Dietmar Uhle
Linke Zeitung für Chemnitz
Termine ...
Nachruf
18.06., Park Arena Neukieritzsch,
Badstraße 6, 04575 Neukieritzsch
13. Landesparteitag der LINKEN. Sachsen
20.06., 18.00 Uhr, Rosenplatz 4, 1. OG
Beratung der AG Bedingungsloses Grundeinkommen
01.07., 17.00 Uhr, Quer Beet, Rosenplatz 4
Beratung des Stadtvorstandes DIE LINKE. Chemnitz
04.07., 19.00 Uhr, Turmbrauhaus
Stammtisch DIE LINKE. Chemnitz
14.07., 19.00 Uhr, Bibliothek der
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Rosenplatz 4
Beratung der AG Politische Bildung
19.07., 17.00 Uhr, Rosenplatz 4, AG Raum
Beratung der AG betrieb&gewerkschaft
20.07., Bibliothek, 1. OG, Rosenplatz 4,
ab 15.00 Uhr Annahme von Sachspenden für Kuba
16.00 Uhr Beratung der AG Cuba Si
21.07., 09.00-17.00 Uhr, Rosenplatz 4
Posttag für die OV und neue Ausgabe Der klare Blick
10.00 Uhr, Rosenplatz 4, Bibliothek
Beratung der AG Senioren- und Behindertenpolitik
17.30 Uhr, QUER BEET, Rosenplatz 4
Beratung des Stadtvorstandes
mit den Ortsverbandsvorsitzenden
25.07., Beratung der Kommunistischen Plattform
Gedenken an den 22. Juni 1941
Am 22. Juni jährt sich der Überfall der faschistischen Wehrmacht auf die Sowjetunion zum 75. Mal. Diesem beispiellosen
rassistischem Eroberungs- und Vernichtungskrieg fielen 27
Millionen SowjetbürgerInnen zum Opfer. Die Mehrheit davon
waren Zivilisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiterinnen.
Zur Ernährung der Heimat sowie der vollständigen Versorgung
des Krieges aus dem Kriege, sollten nach Planung deutscher
Bürokraten durch gezieltes Verhungern eigentlich noch viel
mehr Menschen sterben. Und trotzdem spielt der Krieg im
Osten im historischen Gedächtnis der Deutschen heute kaum
eine Rolle, erscheinen doch auch heute noch Studien deutscher Historiker, die entweder einer deutschen Notwehrthese
das Wort reden oder mit einer konstruierten Barbarisierung
des Krieges aus dem Kriege die Dimensionen dieses Krieges
sowie die deutsche Verantwortung herunterspielen wollen.
Wir erinnern an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren
und gedenken der gefallenen Angehörigen der Roten Armee
und aller zivilen Opfern dieses Krieges.
15
termine
Mit tiefer Betroffenheit und
Trauer nehmen wir Abschied von unseren Genossen
Harry Börner
Manfred Luckner
In dieser schweren Stunde drücken wir den Hinterbliebenen ganz fest die
Hand und sprechen ihnen
unsere tief empfundene
Anteilnahme aus.
DIE LINKE.
Stadtvorstand Chemnitz
Die Mitglieder
der Ortsverbände
Konzert mit
Gerardo Alfonso
am 15. Juli im AJZ
Herzlichen
Glückwunsch
allen Weggefährt*innen, die
im Juli einen runden Geburtstag feiern:
• zum 95. Geburtstag
17.07. Heinz Groß
• zum 90. Geburtstag
24.07. Christa Metzner
• zum 85. Geburtstag
13.07. Irmgard Heber
• zum 80. Geburtstag
08.07. Klaus Mauersberger
15.07. Dieter Eichhorn
15.07. Heinz Steger
20.07. Annemarie Claus
• zum 65. Geburtstag
06.07. Uwe Bachmann
29.07. Petra Kraft
Wir wünschen Euch viel
Am 2. Juli beginnt die Tour
Gesundheit, alles erdenkvon Gerardo Alfonso. Einer
lich Gute.
der großen kubanischen LieDIE LINKE.
dermacher gehört zur Nueva
Stadtvorstand Chemnitz
Trova Cubana (Neues kubanisches Lied). Viele seiner
Lieder sind zu Hymnen geworden wie „Sabanas Blancas“ (Weiße Laken), eine Liebeserklärung an Havanna, und „Son los sueños todavía“ (Es sind
immer noch die Träume), ein Lied über Che Guervara. Bisher
hat Alfonso 15 CD-Produktionen eingespielt – sie reichen vom
Solo mit akustischer Gitarre über Lieder mit eigener Band bis
zur großen Performance mit dem Symphonieorchester von
Camagüey. Zur Zeit arbeitet er im Auftrag der UNESCO am
Multimediaprojekt „Auf der Route der Sklaven“. Anlässlich des
Kuba-Schwerpunktes im Juli-Heft der Musikzeitschrift Melodie
und Rhythmus ist er auf Einladung der Tageszeitung „Junge
Welt“ und der Kuba-Solidaritätsbewegung auf Viva Cuba-Tour
unterwegs. Mit dabei ist sein Sohn, der 16-jährige Gitarrist und
Sänger, Tobías Alfonso. Station in Chemnitz ist am 15. Juli, 19
Uhr, im AJZ, Chemnitztalstr. 54.
Mittwoch, 22. Juni, 17 Uhr,
sowjetischer Friedhof am Richterweg
Stadtvorstand DIE LINKE.Chemnitz
DIE LINKE. Stadtverband Chemnitz • Tel.: (0371) 5 61 90 60 • Fax.: (0371) 56 19 06 17
www.dielinke-chemnitz.de • e-mail: kontakt@dielinke-chemnitz.de
16
Linke Zeitung für Chemnitz
kinderseite
Der klare
Kinderblick
Nach Berlin
ohne Fahrkarte
Der neunjährige Tim saß
im Zug von Mittweida nach
Chemnitz, als er bemerkte,
dass seine Fahrkarte verschwunden war. Dabei hatten
ihm die Eltern die Karte in die
Hand gedrückt, als sie ihn am
Bahnhof verabschiedeten. Er
konnte die Karte doch nicht
verloren haben! Bis nach
Berlin musste er zwei Mal
umsteigen. Nun wusste er
weder wie, noch wo. Tim unterdrückte einen Anflug von
Panik. Die Großeltern würden
ihn am Bahnhof Berlin erwarten. So lange hatte er sich auf
die Ferien gefreut. Ferien im
aufregenden,
chaotischen
und verrückten Berlin. Und
nun sollte es an der Fahrkarte scheitern? Nein. Von nun
an galt es, dem Schaffner zu
entkommen. Doch zunächst
musste er die Umsteigestationen erfahren. Tim beschloss
sich dumm zu stellen.
„Fährt der Zug nach Berlin?“,
fragte Tim eine ältere Dame,
die gerade ihre Sachen zum
Aussteigen
zusammen-
packte. Die Dame lachte: „Von
Mittweida geht kein Zug nach
Berlin. Du musst in Chemnitz
in den Zug nach Leipzig steigen und in Leipzig in den Zug
nach Berlin. Der Zug nach
Leipzig geht von Gleis 5“, verriet ihm die Dame noch. Und
so stieg Tim in Chemnitz aus
dem Zug. Eine Fahrkartenkontrolle hatte es glücklicherweise nicht gegeben. Der Zug
nach Leipzig kam innerhalb
von fünf Minuten. Diese Fahrt
war nicht so einfach, wie die
vorangegangene. Immer wieder musste er dem Schaffner
entwischen. So wechselte
Tim von Waggon zu Waggon.
Zwischendurch verdrückte er
sich auf die Toilette. Endlich
ertönte eine Durchsage mit
dem nächsten Halt in Leipzig.
Kurz darauf wurde der Zug
von der Bahnhofshalle verschlungen. Erleichtert sprang
Tim aus dem Zug. Ein netter
Herr, der gerade die Fahrpläne studierte, sagte Tim
auf seine Frage hin, dass der
Zug nach Berlin von Gleis 10
abfährt. Kurz darauf fuhr der
Schnellzug nach Berlin fast
geräuschlos in den Bahnhof
ein. Diesmal wollte sich Tim
keinem Versteckspiel mit dem
Schaffner ausliefern. Er hatte
eine Idee. Schnell schlüpfte
er in ein leeres Abteil und
kroch unter die Sitzbank. Tim
erschrak riesig, als die Abteiltür kurz danach aufgerissen
wurde. „Hier ist alles leer“, rief
eine donnernde Stimme. Kurz
darauf zählte Tim sechs Paar
Füße mit schweren, klobigen
Schuhen daran. Die Männer
unterhielten sich laut über
Baustellen in Leipzig. Offensichtlich handelte es sich um
Bauarbeiter auf dem Weg
nach Berlin. Tim traute sich
kaum zu atmen. Vielleicht
war das der Grund, warum
ihm immer mehr Staub in die
Nase stieg. Es juckte bald unerträglich: „Hatschiiii“. Oh je,
es war passiert. Noch nie zuvor hatte er sich so sehr eine
Tarnkappe aus dem Märchen
gewünscht.
„Habt ihr das gehört?“ rief die
donnernde Stimme. Bald darauf erblickte Tim struppige
Haare, Augen, Nase und einen Mund. Eine schwielige
Hand packte ihn an der Jacke
und zog ihn unter dem Sitz
hervor. Die anderen Arbeiter lachten. „Wen haben wir
denn da? Einen Ausreißer?
Einen blinden Passagier?“
Tim zitterte. „Ich möchte nach
Berlin“, sagte er so cool als
möglich. „Nach Berlin ohne
Fahrkarte?“, fragte der Bauarbeiter drohend.
Plötzlich fiel Tim etwas ein: Er
hatte die Karte in die Innentasche seiner Jacke gesteckt
- die Geheimtasche. Offensichtlich war sie so geheim,
dass er sie vergessen hatte. Nun zog er die Fahrkarte
hervor. Verblüfft schauten
die Bauarbeiter auf die Karte. Tim nutzte die Verwunderung, um aus dem Abteil zu
entwischen. Gerade fuhr der
Zug in den Berliner Hauptbahnhof ein.
Frohe Ferien wünscht
euch Yvonne
Für Kinder zum Ausmalen und Rätseln
Finde 10 Fehler! Quelle: Stadtteilzeitung „ReitbahnBote“