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Kupfermail Nr. 124 – Juni 2015 Die Aurubis Kupfermail informiert Sie monatlich über die Entwicklungen am Kupfermarkt. Im Fokus Es fällt auf, dass in der Marktberichterstattung der letzten Wochen vermehrt Berichte über die Aktivitäten von chinesischen Hedge-Fonds an den Rohstoff- und Metallmärkten aufgetaucht sind. Das mag der LME-Woche Asia geschuldet sein, in der der Fokus der Medien stärker auf regionalen Themen lag, das war aber sicher auch auf die langsam sichtbar werdenden Hintergründe zurückzuführen, die zu dem deutlichen Kupferpreisrückgang im Januar führten. Allein an der SHFE, der größten Rohstoffbörse Chinas, sind die Handelsumsätze im letzten Jahr insgesamt um 31 % gestiegen, während die LME nur um 3,5 % zugelegt hat. „Die Zahl der chinesischen institutionellen Investoren nimmt schnell zu und ihre Strategien sind ausgereifter“, kommentiert der Vize Chairman der Asset Management Association of China in einem Bloomberg-Bericht die Entwicklung. Damit könnte der Einfluss chinesischer Fonds auf die Metallmärkte ebenfalls zunehmen. 1 Konjunktur Auch hinsichtlich der Konjunkturentwicklung genießt China weiterhin die ungeteilte Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer. Im April stieg die Industrieproduktion zwar um 5,9 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat an, traf damit aber nicht die Erwartungen von Analysten. Bei anderen Indikatoren enttäuschten die veröffentlichten Daten ebenfalls, obwohl z. B. der HSBC Manufacturing PMI, mit 49,1 im Mai eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat (48,9) erreichte. Dennoch überwog die Annahme, dass China die Konjunktur weiter stützen werde. Seit November 2014 hat die chinesische Notenbank bereits dreimal die Leitzinsen gesenkt. Kupfer kompakt Während der Verband der japanischen Minenindustrie (JMIA) den Weltmarkt für raffiniertes Kupfer im Gleichgewicht von Produktion und Nachfrage sieht, geht das International Wrought Copper Council (IWCC), die Interessenvertretung der Kupferverarbeitenden Industrie, 2015 von einem Produktionsüberschuss von 225.000 t aus. Im Jahr 2016 soll dem ein Überschuss von 300.000 t folgen. Dabei liegt die angenommene Wachstumsrate in der Produktion 2015 bei 2,2 %; das sind gerade mal 475.000 t, also die Kapazität einer größeren Hütte. Da in der Rohstoffversorgung an den Märkten derzeit keine größeren Engpässe erkennbar sind, scheint dies wohl auch ein Zeichen dafür zu sein, dass die Phase der starken Hüttenexpansion in China langsam ausläuft. Allerdings soll die globale Kupfernachfrage 2015 lt. IWCC nur um 1,8 % steigen, also um 386.000 t. Die USA und die EU-28 liegen in ihrem Kupferbedarf prozentual mit einem angenommenen Zuwachs von 1,7 % (+ 31.000 t) bzw. 1,8 % (+ 54.000 t) in etwa gleichauf. Schwächen werden insbesondere China zugeschrieben. Das Land bleibt dennoch mit einem Zuwachs von 4,1 % (+ 400.000 t) der Haupttreiber der Nachfrage. Auch die chinesische Marktforschungsagentur Antaike sieht ein Bedarfswachstum in dieser Größenordnung. Nach 4 % im ersten Halbjahr 2015, rechnet sie für das zweite Halbjahr mit mehr als 5 %. Diese Aussicht deckt sich mit anderen Meinungen am Markt, die Chinas Kupfernachfrage in der zweiten Jahreshälfte stärker wachsen sehen und dies u. a. auf die konjunkturstützenden 2 Maßnahmen der chinesischen Regierung zurückführen. Auch soll die zuletzt zögerliche Ordertätigkeit der staatseigenen Energieunternehmen wieder Fahrt aufnehmen. In China hat auch eine andere marktrelevante Entwicklung ihren Ursprung. Es geht um die Kupfermarktaktivitäten chinesischer Hedge-Fonds, die für das Kurstief in der zweiten Januarhälfte verantwortlich gewesen sein sollen. In diesem Zusammenhang wird in den Medien immer wieder der Shanghai Chaos Investment Fund genannt, der zusammen mit anderen liierten Fonds massive Verkaufspositionen an der SHFE aufgebaut haben soll. Sogenannte Short-Positionen sind Wetten auf fallende Preise. Da sich die Kupferpreise aber seit Januar, gestützt durch einen schwachen Dollar und Produktionseinbußen, deutlich erholt haben, scheinen diese Wetten nicht aufgegangen zu sein. Es soll zu Deckungskäufen und zum Teil zu einem Drehen von Positionen gekommen sein. An der LME, so berichtet die Financial Times, hätten die Netto-Einkaufspositionen für Kupfer Mitte Mai den höchsten Stand des Jahres erreicht. Im Januar hatte hier noch eine starke Dominanz der Verkaufspositionen bestanden. • Preisentwicklung Der Kupferpreis hat sich im Mai über dem Ende April erreichten Stand von rund 6.200 US$/t (Settlement) etablieren können. Zumeist notierte Kupfer an der LME über 6.300 US$/t, an einigen Tagen auch über 6.400 US$/t. In der Terminsituation lag die Kursdifferenz zwischen Kassa- und Dreimonatsnotierungen im einstelligen Bereich. Contango (Kasse ˂ 3M) und Backwardation (Kasse > 3M) wechselten sich immer wieder ab. 3 • Kupferrohstoffe Am internationalen Markt für Kupferkonzentrate haben sich im Monat Mai keine grundlegenden Veränderungen ergeben. Die Lage bleibt weiter undurchsichtig, spielen doch diametral wirkende Faktoren eine Rolle: Einerseits soll es in den ersten vier Monaten 2015 zu stärker als erwartet eintretenden Produktionsstörungen bei Minen gekommen sein, andererseits nennen die von Cochilco, der chilenischen Kupferkommission veröffentlichten Produktionszahlen, für März 2015 eine landesweite Produktion von rund 332.000 t Kupferkonzentrat. Dies ist eine Erhöhung um 2,9 % gegenüber dem Vorjahreswert. Auch wird durch die anstehenden Wartungsstillstände bei Hütten ein entsprechend reduzierter Konzentratbedarf erwartet. In den Medien bewegen sich die Indikationen der TC/RCs für saubere Konzentratqualitäten in einer großen Bandbreite, die von unterschiedlichsten Faktoren abhängt. Mitglieder des China Smelter Purchasing Teams (CSPT) scheinen, einem Bericht des Metal Bulletin zufolge, jedoch für das zweite Quartal 2015 an der selbst gesetzten Marke von 100 US$/t und 10 cents/lb festzuhalten. Auch am europäischen Altkupfermarkt hat sich die von guter Mengenverfügbarkeit gekennzeichnete Situation nicht groß verändert. Hierzu dürfte erneut vor allem die Stabilisierung der LME-Kupferpreise (siehe Preisentwicklung) auf erhöhtem Niveau beigetragen haben. • Produktion Die Produktion von Kupfer wird in den kommenden Wochen zunehmend von Wartungsstillständen bei Hütten beeinträchtigt sein. Aktuell sind für Mai/Juni solche bei den chinesischen Hütten Jinchuan (Jahreskapazität 1 Mio. t), Xiangguang (Jahreskapazität 4 390.000 t, Dauer etwa 50 Tage) und Tongling avisiert und auch die philippinische Hütte Pasar wird in diesem Zusammenhang genannt. Zudem soll es zu Verzögerungen beim Start eines neuen größeren Hüttenprojektes in China gekommen sein. Nach Angaben des National Bureau of Statistics (NBS) von China wurden landesweit im April 603.498 t Kupfer und damit 5,2 % weniger als im Vormonat (636.351 t) produziert. Dies ist der niedrigste Stand seit einem Jahr. Dabei wird die Versorgungslage mit Rohstoffen als gut beschrieben, zumal die Importe von Kupferkonzentrat im April um 4 % über denen des Vorjahres gelegen haben. Desweiteren berichtet die indische Zeitung The Hindu, dass die Kapazität der indischen Kupferhütten von 950.000 t nur zu 80 % ausgelastet ist, als Folge einer niedrigen Binnennachfrage. • Bestände In den Lagerhäusern der Metallbörsen nehmen die Kupferbestände ab. Dies geschieht bei der LME und Comex zwar langsam und in kleinen Schritten, aber doch stetig. So lagerten in den LME-Lagerhäusern mit 327.800 t am 27.05. etwa 10.000 t weniger Kupfer als Anfang Mai. 113.900 t davon sind zur Auslieferung angemeldet, 50 % bis 80 % der Bestandsmengen können nach Angaben der LME einem Marktteilnehmer zugerechnet werden. Bei der SHFE fiel der Rückgang mit rund 25.000 t auf 162.636 t deutlicher aus. • Produktmärkte Die für die Vermarktung von Kupfer-Gießwalzdraht wichtige Branchenkonjunktur der deutschen Elektroindustrie hat sich im ersten Quartal 2015 positiv entwickelt. Insbesondere der März konnte überzeugen, obwohl hier Großaufträge die Monatszahlen relativierten. So 5 stieg die um Preiseffekte bereinigte deutsche Elektroproduktion im März um 6,6 % gegenüber Vorjahr und um 2,2 % im Quartal. Im April schwächten sich die Produktionspläne zwar ab, aber 22 % der Firmen gehen immer noch von einer Produktionserhöhung in den nächsten drei Monaten aus. Lediglich 6 % planen eine Senkung ein. Auch die Geschäftserwartungen für den Sechsmonats-Zeitraum sind nach Angaben des ZVEI (Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie) mit 31 % Steigerung und 66 % Stabilität hoffnungsvoll. 6