Chronik zum 175jährigen Bestehen.

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Chronik zum 175jährigen Bestehen.
175 JAHRE ZUR UNVERBRÜCHLICHEN EINIGKEIT
Unsere Johannistage
ZUR UNVERBRÜCHLICHEN EINIGKEIT
von 1817
in der Geschichte der
Freien und Hansestadt Hamburg
Zum 175. Stiftungsfest
im Februar 1992
WIR GEDENKEN DER BRUDER
DIE VOR UNS DAS LICHT TRUGEN
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Vorwort
In den 175 Jahren unserer Logengeschichte ist von den Brüdern unserer Loge
im Dienste der Freimaurerei erhebliche Arbeit geleistet worden. Daran
mitgewirkt haben alle BBr., viele unbekannte und jene, die durch besondere
Leistungen hervorragten. Höhen und Tiefen prägten unsere Loge im Laufe der
vergangenen Zeit.
Wie soll es nun weitergehen? Wie sind die Aussichten unserer Loge in der
vor uns liegenden Zeit?
Wie es schon immer war, liegt die Zukunft in den Händen aller Brüder, vom
jüngsten Lehrling bis hin zum ältesten Bruder. Eingedenk der Verpflichtung,
die wir alle eingegangen sind, müssen wir dafür Sorge tragen, daß der Bestand
der Loge und des Ordens gewahrt und ausgebaut wird. Das können wir nur,
wenn wiruns stetig unserer Pflicht erinnern.
Wir müssen unentwegt die Ordenslehre in uns vertiefen. Wir müssen die
Meistertugenden leben, und wir müssen als Freimaurer ausstrahlen. Nur so
werden wir in der Lage sein, Außenstehende auf uns aufmerksam zu machen.
Nicht Orden und Ehrenzeichen machen den Bruder zum Freimaurer. Innere
Stärke, ausstrahlende Liebe, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Barmherzigkeit und Treue, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, unbeirrbarer Glaube
an unsere Ordenslehre und an uns selbst sollen uns den Weg in die Zukunft
weisen.
Unser Dank gilt allen Brüdern, die vor uns die Geschicke der Loge lenkten,
und wir wollen unser Haupt neigen vor dem 3fach gr.B.d.g.W., dessen Segen
immer mit uns war.
Wir sind weiter auf dem Weg zum Ziel. Es ist noch ein langer, beschwerlicher
Weg. Wir wissen, daß wir unvollkommen sind und es noch unermüdlicher
Arbeit an uns selbst bedarf. Die Arbeit am Rauhen Stein hört niemals auf, und
je ernster wir arbeiten, desto mehr innere Freude erfüllt uns. Auch wenn wir
wissen, daß wir auf dem Wege zum Ziel unendlich viele Hindernisse beiseite
räumen müssen, daß wir immer nur kleine Schritte vorankommen und daß wir
unser Ziel kaum erreichen, so sind wir doch auf dem Wege dorthin. Und „Dasauf-dem-Wege-Sein" ist wichtig und erfüllt uns mit Freude, gibt uns Mut und
Kraft und Zuversicht.
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Sicher gibt es noch viele Menschen, die sich gern mit uns auf diesen Weg begeben würden. Finden wir sie!
Irgendwann fühlt doch jeder intelligente Mensch einmal, daß das Leben, sein
Leben, nicht nur von den Bedürfnissen körperlicher Art abhängt. Auch sein
Geist hat das Bedürfnis nach Weiterbildung. Bildung und qualifizierte
Ausbildung tragen zu seinem Weiterkommen bei. Je weiter er in diesem Punkt
vorankommt, um so besser ist er in der Lage, die wissenschaftlichen
Wahrheiten und Zusammenhänge seines Lebens zu begreifen. Dieses Wissen
beseitigt bei vielen Menschen aber sicher nicht das Gefühl, daß noch irgend etwas fehlt, daß es noch ein anderes Bedürfnis gibt, die Suche nach einem inneren
Ziel. Jeder Mensch sträubt sich doch innerlich gegen Ziellosigkeit und
versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben. Er sucht nach einer inneren
Heimat, seine Seele sucht nach Licht und Wahrheit. Hierbei kann die
Freimaurerei eine große Hilfe sein. Die Freimaurerei ist, wie wir wissen, eine
Lebenseinstellung und eine Geisteshaltung. Sie hilft uns, eine klare Linie in
unser Leben zu bringen.
Reichen wir unserem Mitmenschen die Hand und nehmen ihn mit auf
unserem Wege!
Bruno Masuch
Logenmeister
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Unsere Johannis-Loge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit"
in der Geschichte der Hansestadt Hamburg
In unsere Johannis-Loge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit" wurde am
6. Februar 1817 das freimaurerische Licht eingebracht und leuchtet seit
nunmehr 175 Jahren - wenn man die dunkle Zeit von Juli 1935 bis Februar 1948
unberücksichtigt lassen darf - den Brüdern ununterbrochen!
Nun besagt ein solches Datum zunächst nichts weiter, als daß ein gewisser
Verwaltungsakt vollzogen wurde. Auch wenn die Daten nicht den genauen Tag
für diesen Vollzug angeben. Er ist dennoch Voraussetzung, um zugelassen zu
werden, ganz gleich ob es sich um die Genehmigung durch eine Großloge oder,
seit der Jahrhundertwende, um die Eintragung in das Vereinsregister handelt.
Wenn wir aber von dem in unsere Loge „eingebrachten freimaurerischen
Licht" sprechen wollen, so ist damit der Blick zugleich auf das gerichtet, was
den Grund, den Inhalt unserer Logenneugründung ausmacht, und das, was die
„freien Männer von gutem Ruf" in ihrer Loge seit 175 Jahren zusammenführt,
was sie in ihrer Loge sehen und welche Kräfte sie in ihrer Loge verwirklicht sehen möchten, um selber Kraft aus ihr schöpfen zu können. „Verwirklicht sehen
möchten" umreißt die gewünschte Wirkung der Loge allerdings nur unzureichend, denn die freimaurerische Arbeit vermittelt ja kein Verstehen irgendwelcher Handlungen, kein Wissen um irgendwelche Thesen, sondern beruht auf
dem Erleben des einzelnen, das von Symbolen und Allegorien ausgeht, die das
Unterbewußtsein ansprechen und allmählich den Menschen - bei innerer
Öffnung und Hingabe - mehr und mehr umformen, so daß er sein profanes Leben mit immer wesentlicherer Objektivität zu betrachten imstande wird.
Und das ist ein ganz und gar „ungeschichtlicher" Themenkreis, ungeeignet
für den Versuch, über das Werden und Wirken unserer Loge in unserer
Heimatstadt zu berichten - denn „Loge" liegt auf einer anderen Ebene und
kann unmittelbar nicht nachgezeichnet werden.
Mittelbar sind aber wohl doch Reflexionen und Schlüsse erlaubt, die, von
realen Fakten ausgehend, durch Hinweise auf bekannte geschichtliche Umstände, deren Zeitläufe die damaligen Brüder formten, genauso wie sie auch
die heutigen Brüder formen und das Leben in der Loge beeinflussen,
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schlaglichtartige Einblicke in Entwicklungen gewähren. Allerdings können sie
keinen Anspruch auf chronologische Vollständigkeit erheben. Das soll mit
dem vorliegenden Versuch auch nicht erreicht werden. Dieses um so weniger,
als alle Unterlagen unserer Loge und Aufzeichnungen aus der Zeit vor 1935 mit
denen der anderen Hamburger Logen dem Vernichtungswillen der Hitler-Zeit
zum Opfer fielen.
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3. Januar 1814. Marschall Davout läßt die Vorstadt St. Pauli abbrennen
Blicken wir zurück, so ergibt sich die merkwürdige Tatsache, daß, wenn wir
von „Lichteinbringung" in unsere Loge sprechen und damit die Notwendigkeit
meinen, geistige Haltungen verwirklichen zu wollen, wir beim ersten Hinsehen
am Anfang unserer Logenexistenz eigentlich nur eine vordergründige Zweckmäßigkeit erkennen können: Die in Altona im Jahr 1771 gegründete JohannisLoge „Zum Pelikan" suchte für einen Teil ihrer Brüder einen neuen,
zweckmäßig gelegenen Versammlungsraum, da sie nach Hamburg umziehen
mußte. Ihr bisheriges, auf dem Hamburger Berg gelegenes, erst wenige Jahre
altes Logenhaus wurde am 3. Januar 1814 niedergebrannt, um den französischen Kanonen auf den zwangsweise wiedererrichteten Wällen Hamburgs
freies Schußfeld zu gewähren und die Stadt für die erwartete Belagerung aus
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dem Norden verteidigungsfähig zu machen. Die Hamburger Brüder halfen den
Pelikan-Brüdern und ließen sie in Hamburg arbeiten (soweit es in dieser
schweren Zeit überhaupt Arbeiten gab). Ein Teil der Pelikan-Brüder wollte
damals aber nicht mit umziehen, da sie in dem damals dänischen Altona oder
auf dem Hamburger Berg wohnten und in Hamburg noch die „Torsperre"
bestand. Wer nach einer bestimmten Uhrzeit das Millerntor passieren wollte,
mußte dafür bezahlen - für die meisten „ärgerliches Geld".
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Der Hamburger Berg um 1815
Auf die äußeren Zustände unserer Stadt unmittelbar vor und während der
Zeit der Gründung unserer Loge müssen wir später noch genauer eingehen, um
uns einen Eindruck des Umfeldes verschaffen zu können.
So sind wir aber nun, wenn wir auf der Suche nach dem zündenden Funken
des freimaurerischen Lichtes in unserer „Unverbrüchlichen Einigkeit" sind,
gezwungen, diesen Anfang ca. 50 Jahre früher, in dem Anfang unserer
Mutterloge, der Johannis-Loge „Zum Pelikan", zu suchen. Doch auch an
dieser Stelle stoßen wir wieder auf Gründungsmotive, die ihrerseits auf
„Vorgeschichte" und Umstände hinweisen, die der Gründung unserer Mutterloge vorausgingen.
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Bei der Betrachtung von Vorgängen der Vergangenheit machen wir
Heutigen leider sehr leicht den Fehler, die so weit zurückliegenden Situationen
mit den Augen zu sehen, die unsere heutigen Erfahrungen und Erwartungen
und Haltungen einschließen, und kommen dadurch sehr oft zu Wertungen, die
der damaligen Gegenwart nicht gerecht werden.
Wir müssen berücksichtigen: Um 1771 verlief hinter dem Hamburger
Millerntor und dem Hamburger Berg (heute St. Pauli) immer noch die
dänische Grenze, die erst ca. 90 Jahre später fallen sollte. Altona war.dänisch,
und das Verhältnis zwischen den Nachbarn war gespannt - jedenfalls politisch.
Kopenhagen hatte lange Zeit den Anspruch erhoben, daß Hamburg dänisch zu
sein habe. Die Hamburger hingegen waren sehr auf ihre „reichsstandschaftliche" Selbständigkeit bedacht. Sie waren es, die im Wohlstand lebten, das Geld
verdienten - die „Hamburger Mark Banco" war damals die härteste Währung
der ganzen Region.
Doch nicht nur aufs Geldverdienen verstanden sich unsere Vorfahren. Sie
nutzten sehr geschickt den Vorteil ihrer unabhängigen Stellung zwischen den
rivalisierenden Fürstentümern rund um sie herum. Hatten sie doch dem
dänischen Haus in Schleswig erhebliche Darlehen gewährt, wenn auch
manchesmal - meist mehr als weniger drohend - ein Gewehrlauf auf die
hamburgische Kaufmannsbrust dabei gerichtet war. So war es denn auch
letztlich der Strich, den die Hamburger durch die Summe der nicht zurückgezahlten Darlehen mit Zins und Zinseszins machten, der den dänischen König
1768 im Gottorper Vergleich veranlaßte, seinen Anspruch auf Hamburg zähneknirschend - aufzugeben und Hamburg als Kaiserliche Freye Reichsstadt anzuerkennen.
Aber Altona war dänisch.
Doch unbeeindruckt davon bestand ein enger Kontakt zwischen der
Bevölkerung hinüber und herüber. Besonders wirtschaftlicher Art. Wobei
ihrerseits die Hamburger „Ämter" widerwillig zusehen mußten, daß z.B. die
„Große Freiheit" die Region war, in der zugereiste Handwerker sich
niederlassen und arbeiten konnten, ohne der Aufsicht der Hamburger Ämter
erreichbar zu sein. So wurde der Zunftzwang umgangen, die Abgaben an die
Ämter gespart, und der Verkaufspreis der in Altona hergestellten Gegenstände war entsprechend günstiger.
In geistiger und gesellschaftlicher Hinsicht aber war die Grenze zwischen
Hamburg und Dänemark noch durchlässiger, so daß man kaum noch von einer
Grenze sprechen darf.
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Alle europäischen Staaten - König- und Fürstentümer im allgemeinen,
ebenso wie die überkommenen Wertungen von Hierarchien und Patriarchaten
- waren einem großen Gährungsprozeß ausgesetzt, der eben den „Ausgang des
Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" (Kant) ausmachte,
zu neuen Denkansätzen aufforderte und die Abhängigkeiten von Kanzeln,
Kathedern und Kanzleien in Frage stellte. Die relativ großen Freiräume, die
Hamburgs Verfassung nach dem Rezeß von 1712 bot, kamen aufklärerischen
Initiativen entgegen und eröffneten anderswo selten anzutreffende Möglichkeiten. Während Antriebskräfte und Impulse der Aufklärung im friderizianischen Preußen nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges wesentlich
höfischen Ursprungs waren, kamen sie in Hamburg aus der „Gesellschaft".
Erst aus kleinen, später größer werdenden Kreisen, die für Veränderungen
eintraten - aus einer zunächst literarisch-wissenschaftlichen Richtung, die sich
zur breiten literarisch-publizistischen Strömung entwickelte und schließlich zur
gemeinnützig-praktischen Reformbewegung. In enger Beziehung und in
Wechselwirkung mit der Ausbreitung der Aufklärung standen zwei weitere
grundlegende Wandlungsprozesse: Die Herausbildung der „Öffentlichkeit"
(die Sphäre der zum Publikum versammelten Privatleute, die sich in vielen
„Lesegesellschaften" und „Bildungsclubs" zusammenfanden, und an denen
zum Teil auch schon Frauen teilnahmen) und die Entstehung der „Freizeit"
(Zeit für individuelle Freiheit). So ist auch in Hamburg die Aufklärung der
Beginn und die eigentliche Grundlage der modernen Periode.
So reizvoll es sein könnte, den vielfältigen Strömungen der Aufklärungszeit
in Hamburg und dem benachbarten Altona nachzuspüren, so unmöglich ist es,
aufzuzeigen, welche vielfältigen Einrichtungen geschaffen wurden, gerade
auch solche, an denen Freimaurer in Hamburg maßgeblichen Anteil hatten, an
Namen zu erinnern, die noch heute in Hamburg nachhallen (Busch, Bode,
Reimarus, Jaenisch oder Friedrich Ludwig Schröder, Claudius, Voß oder
Stollberg - die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen). Doch einzig die
Umstände, unter denen unsere Mutterloge „Zum Pelikan" im Jahre 1771 in
Altona gegründet wurde, sollen hier näher beleuchtet werden. Sie hat den
entscheidenden Beweggrund und ist nur verständlich aus der Situation, in der
sich die Freimaurerei in den Jahren nach 1764 befand.
Die in diesem Jahr von Br. von Hund ins Leben gerufene „Strikte
Observanz" verbreitete sich schnell und machte deutlich, wie anfällig die
Brüder in den meisten Logen noch gegen Viren mystifizierender Verheißungen
waren, sich statt klarer kritischer Selbstfindung diffusen, bequemeren
Abhängigkeitsvorstellungen hingaben, die dem Primat der Vernunft so
entgegengesetzt waren. Eine „rotweiße Maskerade", wie Br. Goethe sie
nannte, oder - was es wohl wirklich war - eine Eitelkeitskitzelei mit Ritter-
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Spielchen um einen „unbekannten Oberen". Große Verunsicherung unter den
Brüdern war die Folge. Immerhin waren, als im Jahre 1772 der Herzog
Ferdinand von Braunschweig in voller maurerischer Bekleidung zum Konvent
von Braunschweig zog, nicht weniger als 26 deutsche Fürsten in seinem
Gefolge, die nicht nur den Prunk der freimauerischen „Strikten Observanz"
darstellten, sondern auch das tatsächliche und noch immer wirkende Machtpotential in Deutschland verkörperten. Die Französische Revolution (1789) lag
zwar schon in der Luft, war aber immerhin noch 17 Jahre entfernt - und zudem
„weit weg", in Paris, in Frankreich.
Trotzdem. Es gab auch erhebliche Gegenströmungen in der Freimaurerei
und unter den Brüdern, denen die Spielchen der angemaßten Ritterschaft
suspekt erschienen. Selbst der kühlere Kaufmannsgeist der Hamburer Brüder
ließ sich derart verwirren, daß sogar die erste Loge auf deutschem Boden, die
Loge „Absalom zu den drei Nesseln", ihre Arbeiten ganz einstellte und erst
nach einigen Jahren wiederaufnahm. Besonders der eigenwillige, durch
friderizianische Gründlichkeit geprägte Feldstabsmedicus der preußischen
Armee, Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf, war es, dem die 1764
verliehenen Würden der Strikten Observanz als „Eques a lapide nigro" und
„Präfekt" der „Präfektur Templin" (Mark Brandenburg und Pommern) und
die erlangten „Kenntnisse" nicht genügten. Er sagte sich 1767 von der
„Mutterloge zu den drei Weltkugeln", deren Meister er war und die sich der
Strikten Obersvanz angeschlossen hatte, los. Nach vielen Bemühungen und
Enttäuschungen konnte er die Erlangung des „Eckleffschen Wissens um die
wahre Freimaurerei" durchsetzen, die dann letztlich 1770 zur Stiftung der
„Großen Landesloge" führte.
Inzwischen waren auch an anderen Orten mehrere Johannis-Logen entstanden, die nun nur noch nach dem „Schwedischen Ritual" arbeiteten. In
Hamburg waren es die im Januar 1770 gegründete Loge „Zu den drei Rosen"
und die im August 1770 gegründete „Goldene Kugel". Die gutnachbarlichen
Beziehungen zu den dänischen Freimaurern in Altona wurden aber dadurch
belastet, daß der König von Dänemark die „Lehrart" der „Strikten Observanz"
für die Logen in seinem Land verbindlich forderte. Im März 1771 wurde unter
Mitwirkung der Brüder der Hamburger Logen „Zu den drei Rosen" und der
„Goldenen Kugel" von dem Obrist-Lieutenant bey der Cavallerie in Königlichen Dänischen Diensten Kossela de Solna - auf dänischem Gebiet (!) - eine
neue Johannis-Loge gegründet. Sie arbeitete - entgegen dem Gebot des
Königs - nach der Schwedischen Lehrart und erhielt den Namen „Zum
Pelikan". Unsere Mutterloge hatte also von Beginn an eine gewisse missionarische, kämpferische Aufgabe: die „wahre Freymäurerei" gegen das bestehende
Verbot zu behaupten.
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Das mußte verständlicherweise zu Schwierigkeiten führen - die sich auch
sehr bald einstellten: Ein Arbeitsverbot wurde erlassen, das Inventar beschlagnahmt, so daß die Loge in Dänemark nicht arbeiten konnte; erst nach 21/2 Jahren wurde es zurückgegeben und die Erlaubnis erteilt, ab 16. März 1779 die Arbeiten wiederaufnehmen zu dürfen. Zwar setzte die 1796 in Altona gegründete
Loge „Carl zum Felsen", die gemäß der Lehrart der Strikten Observanz zu
arbeiten hatte, erneut ein Verbot der Arbeiten der Pelikan-Loge auf
dänischem Gebiet durch, doch der „Pelikan" zog zum Hamburger Berg und
weihte dort im Juli 1801 das eigene Logenhaus ein.
Doch welche ungeheuren Umwälzungen hatten inzwischen die politische
und vor allem geistige Landschaft verändert! Mit der Erstürmung der Bastille
in Paris am 14. Juli 1789 war - einer gewaltigen Eruption gleich - der „Vierte
Stand" als wirkende Kraft sichtbar geworden, und die Rufe nach „Freiheit,
Gleicheit und Brüderlichkeit" tönten nicht nur in Frankreich, sondern in allen
Köpfen und Herzen (!) wider, die nun den so lange und heißersehnten
„Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit" für angebrochen feierten! - Auch die junge Generation der sonst so kühlen Hamburger sah
das Morgenlicht eines neuen Zeitalters angebrochen, das in vielen Liedern,
Versen, Festen und Würdigungen nicht genug gefeiert werden konnte. Man
fühlte sich durch die Ziele der Revolution in seinem eigenen Innern bestätigt
und den französischen Idealisten sehr nahe verwandt, denn man meinte, in der
Hamburger Verfassung von 1712 das schon weitgehend erreicht zu haben, was
jetzt in Frankreich erst blutig erkämpft werden mußte. Also auch in Hamburg:
stürmische Begeisterung, wie bei allen deutschen Intellektuellen überhaupt.
Zunächst!
Der Verlauf der Französischen Revolution aber, besonders nach der
Hinrichtung des Königs und der Blutherrschaft der Jakobiner, bewirkt auch in
Hamburg einen grundlegenden Wandel, einen totalen Stimmungsumschwung!
Der junge Hamburger Kaufmann Georg Heinrich Sieveking z. B., der mit
seinem Freund Caspar Voght ein Jahr nach der Erstürmung der Bastille am
14. Juli 1790 in seinem Gartenhaus in Harvestehude ein „Freiheitsfest" gefeiert
hatte - sehr argwöhnisch von den Konservativen beobachtet - , mußte sich 1793
öffentlich mit einer Schrift „An meine Mitbürger" entschuldigen und erklären,
daß er kein „Jakobiner" sei. So Sieveking, während Voght für eine Weile nach
England verschwand. Enttäuschungen und Verbitterung verstärkten sich noch
erheblich, als die Ströme der vor den französischen Schrecken Flüchtenden
auch Hamburg überfluteten. In den Herzen der einst so Hoch gestimm ten
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blieben nur Trauer und Resignation zurück. So schrieb im März 1793 Sophie
Reimarus (die Gattin des Arztes - der Freimaurer war, so wie Sieveking und
Caspar Voght):
„Was um uns ist, Freiheits- oder Despotensieg, mag der Himmel
wissen, auch wo ja die Freiheit wohnen mag - in Frankreich ja wohl
nicht - die Scheusale! Ich freue mich über nichts, betrübe mich
über manches und denke: Wohl dem, der sich in seinem Hause wie
in eine Nußschale zurückkriechen und mit seinen Freunden leben
und die Welt vergessen kann."
Es muß hier eingefügt werden, daß die Aufklärung in Hamburg eine
Bewegung blieb, die von einer „Avantgarde" getragen wurde, einer Minderheit der Stadtbevölkerung, die zwar neue Denkweisen, Verhaltensformen,
neue Organisations- und Gestaltungsprinzipien geschaffen hatte, doch hatte sie
keineswegs größeren Anhang gefunden. Als umfassende Reformbewegung
praktizierter Menschlichkeit stand sie noch aus.
So bestanden auch in Hamburg nach wie vor ganz erhebliche Diskrepanzen
im Einkommens- und Wohnbereich. Bürgermeister Caspar Voght war
genötigt, um einen Ansatzpunkt für soziale Hilfeleistungen zu ermitteln, eine
erste Erhebung des Existenzminimums errechnen zu lassen; danach empfingen
im Winter 1788/89 7391 Menschen Unterstützungsgelder, aber nur solche, die
weniger als 24 Schillinge in der Woche verdienten. (Stricker z. B. verdienten
12 bis 18 Schillinge in der Woche.)
Aus dem unruhigen Umland zog es viele Menschen in die Stadt. Da sie
hofften, dort Arbeit zu finden, besonders im Hafen, wuchs die Einwohnerzahl Hamburgs in den Jahren 1788 bis 1797 um 28 000 Menschen; Mieten und
Preise für Lebensmittel schössen teilweise um 100 Prozent in die Höhe. Johann
Georg Busch gesteht: „Ich vermag das Verhältnis unserer Armen zu der ganzen
Zahl unserer Einwohner nicht auszudrücken." Im Winter suchten viele
freiwillig Aufnahme und Arbeit im „Zuchthaus", in dem die Bedingungen
wirklich nicht erstrebenswert waren. Die Betten wurden kurzerhand dreifach
belegt.
Was Freimaurer-Brüder - auch Brüder unserer Mutterloge - im einzelnen
leisteten, um die Not der Armen zu lindern, ist nicht mehr nachweisbar, da sie
als einzelne Bürger in den verschiedenen Ämtern und Berufen arbeiteten und
nicht als „Freimaurer" auftraten. Daß sie es aber taten, darf man als gewiß annehmen. Daneben wirkten sie auch als Organisation und bauten aus privaten
Mitteln das erste (Freimaurer-)Krankenhaus für die weiblichen Dienstboten,
die, wenn sie krank wurden, sonst keinerlei Schutz, Pflege und Betreuung
hatten. Dem wurde bald auch ein Flügel für männliche Kranke angebaut.
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Bisher war es den Hamburger Ratsherren gelungen, die Stadt aus den
kriegerischen Verwicklungen gegen und in der jungen Republik Frankreich
herauszuhalten. Das änderte sich aber katastrophal, als der Konsul Bonaparte
sich 1804 zum Kaiser Napoleon I. ausrief und ganz Europa mit Krieg überzog.
Am 14. Oktober 1806 hörte Preußen durch die Niederlage in der Schlacht bei
Jena und Auerstedt praktisch auf zu existieren. Am 19. November 1806
besetzte Napoleon durch den Marschall Mortiers Hamburg, und zwei Tage
später verhängte Napoleon die „Kontinental-Sperre".
Damit begann für Hamburg und seine Bürger eine Zeit unvorstellbarer
Demütigungen. Der vorgegebene Grund, Englands wirtschaftliche Macht auf
dem Kontinent zu brechen, bot den willkommenen Vorwand, sich selbst der
vorhandenen Werte zu bemächtigen. Auf den 20. November, also einen Tag
nach dem Einmarsch von Marschall Mortiers in Hamburg, datiert ein
Schreiben an den Senat der Stadt, in welchem, dem Willen Napoleons gemäß,
vorgeschrieben wurde, daß alle in der Stadt und deren Gebiet befindlichen
englischen Waren versiegelt und mit Beschlag belegt werden sollten sowie daß
„-- sämtliche Banqiers und Kaufleute, welche Geld oder Waren in Händen
hatten, die der englischen Industrie entstammten, gleichviel ob sie Engländern
oder anderen gehörten, darüber binnen 24 Stunden eine schriftliche Declaration einzureichen hätten".
Wenn man sich vergegenwärtigt, welche Bedeutung der englische Handel
bisher für Hamburg gehabt hatte, daß nach ungefährer Schätzung sich damals
für 50 Millionen Mark Banco Hamburgisches Eigentum auf dem Meere oder in
fremden Ländern befand, das, wenn England Repressalien gebrauchen wollte,
für Hamburg verloren war, so begreift man, daß diese Befehle größte
Bestürzung hervorriefen. Außerordentliche Anstrengungen wurden gemacht,
den Kaiser umzustimmen oder ihn wenigstens zur Milderung der Anordnungen
zubewegen.
Eine Abordnung reiste ihm sogar bis ins polnische Gebiet nach. In einer
Audienz, die dem Syndikus Doormann vom Kaiser gewährt wurde, erklärte
dieser jedoch: „Um England durch Repressalien zum Frieden zu bestimmen,
sei er gezwungen, Maßregeln zu ergreifen, die unter anderen Umständen
abscheulich und nur der Barbaren und Ostgoten würdig sein würden". (Aus
dem Berichtdes Freihern von Grote,24.12.1806)
Der Schlag gegen den Lebensnerv Hamburgs, gegen seinen Handel, hatte
ungeheure Folgen!
So schrieb 1809, Ende August, von Hennings: „-- Wie unbeseelt floß die Elbe
bei Neumühlen; -- ich hörte am Ufer kein Geräusch als Axt und Säge eines Aufkäufers verleckter Schiffe, der sie am Rande zerschlug. -Man wird schaudern
über den Vandalismus, der alles zerschlug".
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Georg Kerner, in Hamburg seit 1803 Arzt, schrieb:
„Wir sind hier so tief gefallen, daß wir bereits auf dem Punkte
stehen, das letzte ausgeraubte Dorf zu beneiden."
Und Joh.E.M Westphalen in einem offiziellen Schreiben an Bourienne, in
dem er nachzuweisen suchte, daß die Verluste, die Hamburg seit November
1807 erlitten durch französische Einquartierungen, Requisitionen und namentlich durch die Störung des Handels, etwa 91 Millionen Mark Banco betrügen.
Im gleichen Schriftstück schildert er den damaligen Notstand, der ihm auf einer
Versammlung der damaligen Armenvorsteher entgegentrat:
„Es seien Frauen mit zahlreicher Familie erschienen, die vielleicht
10 bis 20 Jahre von den Familienhäuptern redlich ernährt worden,
bis diese plötzlich die Ihrigen verlassen hatten, zum Teil aus
Verzweiflung über die Nahrungslosigkeit dem Wahnsinn verfallen
oder zum Selbstmord getrieben. Keine Möglichkeit bestehe mehr,
den Armen Arbeit zu verschaffen, und bald könne man überhaupt
nichts mehr tun für sie".
Hingegen Bourienne an anderer Stelle: „Die Reichtümer dieser Stadt sind unerschöpflich. Selbst das Pflaster ist hiervon Gold". (Napoleon legte ihm später
zur Last, daß er sich selbst ca. 7 bis 8 Millionen unerlaubt angeeignet habe.)
An der Ausbeutung der Stadt änderte sich auch nichts, als nach dem
9. Februar 1811 der Marschall Davout, Fürst von Eckmühl, der Sieger, der für
Napoleon die Schlacht von Jena und Auerstedt gewonnen hatte, in der Stadt
eintraf und Befehlshaber wurde.
Davout war den Kaufleuten und dem Senat gleichermaßen abgeneigt wie
sein Vorgänger Bourienne. Dennoch ist dem Marschall in seiner Strenge eine
gewisse unpersönliche Sachlichkeit nicht abzusprechen. Im März 1812 verließ
Davout die Stadt, um sich dem Heereszug gegen Rußland anzuschließen. Die
Vorgänge um die französische Expansionspolitik aber und der Widerstand
dagegen werden immer drängender und tumultarischer, doch der Nimbus der
Unbesiegbarkeit der französischen Waffen schmolz mehr und mehr dahin. Erst
die Katastrophe in Rußland bildete jedoch einen Wendepunkt in der
Geschichte der Stadt, wie im allgemeinen. - Tumulte im Februar 1813 gegen
die verhaßten Douaniers, die Zöllner, mit Schüssen, Totschlag und Lynchjustiz; am 12. März dann der überraschende Abzug der Franzosen aus Hamburg
und drei Tage später die „Befreiung" durch Tettenborn und seine Kosaken, die
in die Stadt einrückten, ohne einen Schuß abgefeuert zu haben, denn die
Franzosen waren bereits abgezogen! - Tettenborn hielt 9000 Louisdors (für
seinen persönlichen Einsatz), für diesen Befreiungsakt angemessen. Die
Hamburger überreichten ihm als kleine Anerkennung 5000 Louisdors, und als
die Franzosen am 30. Mai unter General Vandamme wiederkamen, war
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Tettenborn nicht mehr da. - Der Oberbefehl über die Stadt wurde dem
„bewährten" Marschall Davout wieder übertragen, der sich nun keine
Hemmungen mehr auferlegte und die Hamburger den Aufruhr im Februar
gegen die französischen Zöllner und die Wochen der Huldigungen Tettenborns
fühlen ließ.
Die der Stadt auferlegte Kontribution belief sich auf 48 Millionen Francs.
Da die wirtschaftlich völlig ruinierte Stadt diese Summe nicht aufbringen
konnte, ließ Davout die Silberbarren der Hamburger Bank im Werte von 7,5
Millionen Mark Banco beschlagnahmen.
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Es folgten die bekannten Zwangsmaßnahmen, wie die Wiedererrichtung der
Befestigungsanlagen - zu den Schanzarbeiten wurden alle Bürger ohne
Ausnahme gezwungen, da man einen Angriff aus dem Norden erwarten mußte,
für freies Schußfeld der Kanonen auf den Wällen wurden die Vorstädte
niedergebrannt, die Schändung der Kirchen (bis auf die Michaeliskirche), die
zu Pferdeställen wurden, und der berühmt-berüchtigte Befehl an die Bürger,
sich für sechs Monate mit Verpflegung zu bevorraten, was ein großer Teil der
Bevölkerung - wohl 20 000 - natürlich nicht konnte und unbarmherzig in der
Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1813 bei klirrender Kälte in der
Petrikirche zusammengetrieben und am nächsten Morgen aus der Stadt
gewiesen wurde, von denen an Unterernährung und Kälte 1138 Menschen
allein in Altona starben.
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1 rauerdenkmal für die 1138 vertriebenen Hamburger in Ottensen
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Doch die Macht Napoleons und der französischen Armee war gebrochen.
Am 31. Mai 1814, um 5 Uhr in der Frühe, verließen die letzten französischen
Truppen die Stadt Hamburg - Hamburg war wieder eine freie Stadt!
Die Frage, warum diese Ereignisse so breit aufgefächert und nicht nur kurz
erwähnt wurden, mag berechtigt sein. Aber: Rückblickend und aus gesicherter
Position heraus glorifizieren oder pauschalieren wir leicht. Alle Ereignisse
dieser Epoche sind aber doch die Erlebnisse der Brüder, die unsere Loge
gründeten. Sie haben die Last der Zeit unmittelbar und am eigenen Leibe
erlebt und erlitten. Auch wenn sie teils in Altona, das heißt, jenseits der Grenze
wohnten - es war der Alltag unserer Logenväter und die zu lösenden Probleme
waren ihre Probleme! Sie mußten Wege aus der politischen und wirtschaftlichen Katastrophe und dem damit verbundenen Verfall innerer Werte finden! Wenn wir Anfang und Fortgang unserer Loge betrachten, so kann man sie nicht
aus jener Zeit lösen, die die inneren und äußeren Umstände bestimmten!
Zunächst aber herrschte an jenem 31. Mai 1814 unbeschreiblicher Jubel, als
- am gleichen Tage noch - die von dem Dachdeckermeister David Christian
Mettlerkamp im Sommer 1813 in Ratzeburg gegründete Hanseatische Legion,
in der 3788 junge Hamburger dienten, das „Corps zur Befreiung der
Heimatstadt" in Hamburg einzog! Obgleich Mettlerkamp (Provinzial-Großmeister von 1821-1822) für die Aufstellung und Besoldung des Corps sein
gesamtes Vermögen bereitgestellt (und verbraucht) hatte, hat die Stadt ihm
weder eine Vergütung noch Anerkennung gezollt. Im Gegenteil. Er und seine
Männer mußten zudem noch den Spott ertragen! - Durch die Besatzungszeit
gefördert - es gehörte zum „guten Ton", die Bestimmungen der französischen
Behörden und die Beschränkungen der Kontinentalsperre durch Schmuggel
über die dänisch-altonaische Grenze zu unterlaufen - , waren die Gewohnheiten und das Niveau auf die primitivsten Egoismen abgesunken. Raffgier,
Denunziationen und Verrohung der Sitten waren allgegenwärtig, und es
dauerte noch eine ganze Zeit, bis die, wie der Buchhändler Perthes (Freimaurer und Schwiegersohn von Matthias Claudius) sagte, „gemeinen Gesinnungen" allmählich zurückgingen!
Zu dieser moralischen Wüstenei kam die wirtschaftliche sowie die buchstäbliche Verwüstung der Vorstädte hinzu! Damals schrieb ein Hamburger:
„-- Nirgends war ein Dach geblieben, schwarze Mauern vergegenwärtigen die Schreckensnächte, wo der Horizont den Winter
hindurch von Flammen gerötet war. Keines Baumes, noch der
Gärten war geschont worden; niedriges Gesträuch und Unkraut
wucherten spärlich auf den Trümmern. Aus den losen Steinen
hatten verarmte Familien hier und da zwischen den Ruinen sich
eine kleine Schutzwehr gegen das Wetter gebaut.-"
20
Von den im Jahr 1800 in Hamburg lebenden 130 000 Menschen waren 1814
nur noch 100 000 in Hamburg. - Die Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten
waren durch den schwer getroffenen Handel sehr schlecht geworden. Hamburg
war in den Wirren des Anfangs der Französischen Revolution auf dem
Kontinent zwar der Einfuhrhafen für englische und amerikanische Kolonialwaren gewesen. Durch die Kontinentalsperre aber waren alle Verbindungswege
und Handelsbeziehungen von den englischen Kaufleuten willig übernommen
worden. Hamburgs Lebensnerv war durchtrennt.
Das Millerntor im Jahre 1800 von Altona aus gesehen
In diesem so gearteten Alltag faßten unsere Vorväter den Entschluß, eine
neue Freimaurer-Johannis-Loge zu gründen! Gewiß: die äußere Veranlassung
zu diesem Entschluß waren die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren,
daß die Mutterloge nach dem Verlust des eigenen Logenhauses auf dem
Hamburger Berg - der seit 1682 eigentlich die Vorstadt St. Pauli hieß zusammen mit den Hamburger Logen „3 Rosen", „Goldene Kugel" und
„Rother Adler" in deren Logenhaus in der Mühlenstraße arbeitete und die
Brüder nach den anschließenden und meist auch ausgedehnten Tafellogen
nicht mehr vor der Sperre das Tor passieren und ihre Wohnungen in St. Pauli
oder Altona erreichen konnten und jedesmal für die Passage bezahlen mußten.
2.1
Und so richteten am 2. April 1816 die Brüder Franz Heinrich Dreyer
(Logenmeister des Pelikan von 1812 bis zum 20. März 1816) und der
Abgeordnete Meister (Prof. Dr.med.) Woldemar Nissen (vom März 1812 bis
März 1813) an die Große Landesloge das Gesuch, auf dem Hamburger Berg
eine Loge errichten zu dürfen. Die Großloge lehnte ab, weil sie Nachteile für
die Pelikan-Loge fürchtete. Auch die Provinzialloge war verstimmt, weil das
Gesuch direkt und nicht auf dem „Instanzenweg" über die Provinz an die
Großloge gerichtet worden war. - Ein erneutes Gesuch mit fast ultimativem
Charakter und der Androhung, im erneuten Verweigerungsfall sich einer
anderen Obödienz anzuschließen, und durch die Befürwortung des damaligen
Provinzial-Großmeisters Bruder Hoffmann, der diesesmal eingeschaltet worden war, genehmigte die Großloge das Gesuch am 16. Oktober 1816. Das
Konstitutions-Patent (6. Februar 1817) wurde am 8. März 1817 übersandt und
darin der Bruder Woldemar Nissen als Logenmeister benannt.
Die streitbaren Brüder Nissen und Dreyer hatten erreicht, was sie für richtig
und berechtigt hielten. Die Stiftung der neuen Loge wurde am 7. Februar in der
Quartalsversammlung der Großen Landesloge angezeigt und die Provinzialloge von Niedersachsen beauftragt, die Einsetzung von Br. Nissen als Logenmeister zu vollziehen, was am 19. Juni 1817 geschah. Patenstellen für die neue Loge
hatten die Brüder Häseler (Pastor zu St. Michaelis) und Blank übernommen.
Die Arbeit in der neuinstallierten Loge muß sehr intensiv gewesen sein.
Trotzdem blieben Aufnahmen neuer Brüder und Annahmen zahlenmäßig
verhältnismäßig bescheiden. Im ersten Jahr waren es fünf BBr., im zweiten
vier, im dritten 12 BBr. Die wirtschaftliche Erholung der Stadt hatte zunächst
Priorität, verlangte den Bürgern, die sich vorerst auf nahegelegene Ziele
fixierten, große Anstrengungen ab. Deren Bewältigung hat bestimmt zu sehr
kontroversen Diskussionen über Richtigkeiten und Prioritäten geführt, zumal
die Anregungen der 1814 schon gegründeten, aus zwanzig Mitgliedern
bestehende „Reorganisations-Commission" meist erfolglos blieben - und wohl
auch erfolglos bleiben mußten, denn es sollte eben alles wieder so werden, wie
es vorher gewesen war, obgleich die geistige Entwicklung seit dem „Rezeß",
seit 1712 ein Jahrhundert älter geworden war. - Weitere Schwierigkeiten
kamen hinzu, Epidemien und Naturkatastrophen. 1824 suchte eine Pockenepidemie die Stadt heim, und im gleichen Jahre überschwemmten Sturmfluten
(ebenso wie 1825) große Teile der Altstadt. Sechs Jahre später war es eine
Cholera-Epidemie, der die - allerdings unwirksame - Quarantäne aller aus der
Ostsee kommenden Schiffe vorausgegangen war. Direkten Einfluß auf die
Arbeit in der Loge hatten diese Ereignisse wohl kaum, indirekt aber um so
mehr! Menschen, die mit aller Kraft ihre eigenen Lebensumstände meistern
müssen, legen ihre Art zu denken auch dann nicht ab, wenn es um die äußeren
22
Belange ihrer Logenexistenz geht. Durchsetzen einer einmal gefaßten persönlichen Meinung ist nicht immer dem Ganzen dienlich, und sachlich kompetente
Konsequenz nicht immer klar von egozentrischer Eitelkeit zu trennen.
Erscheinungen, die nicht nur in Logenfrühzeiten auftreten. - Und so scheinen
die ersten Lebensjahre unserer Loge durchaus nicht immer „unverbrüchlich
einig" und der Logenname mehr ein Wunschziel als eine unverrückbare
Tatsache gewesen zu sein.
Als der Mitbegründer der Loge, Br. Franz Heinrich Dreyer, zum EhrenGroßmeister der Loge ernannt wurde, begannen vieljährige Wirren in der
Bruderschaft, und als der Logenmeister zwei Herren der Loge zuführen wollte,
die den anderen Brüdern überhaupt nicht genehm waren, gab es so starke
Spannungen, die zu schlichten nicht nur die Provinz, sondern sogar der
Landesgroßmeister eingeschaltet werden mußte.
Zum 1. Oktober 1824 mußte das bis dahin benutzte Logenlokal auf dem
Hamburger Berg geräumt werden. Die Brüder beschlossen im Fühjahr 1824,
ihre Arbeiten in die Stadt zu verlegen und das Logenhaus mit den Hamburger
Logen zusammen zu benutzen. Die BBr. in Hamburg befürchteten aber einen
Abbruch an ihren eigenen Logen und lehnten das Ansuchen ab. Im gleichen
Jahre wurde das Haus in der Mühlenstraße von den Hamburger Logen verkauft
- es gab keine Möglichkeit der Zusammenarbeit mehr. Doch die Große
Landesloge hatte entschieden, daß die „Unverbrüchliche Einigkeit" ihre
Arbeiten in Hamburg durchführen dürfe. Damit waren die Schwierigkeiten
und die Streitereien mit der Provinz aber keineswegs ausgeräumt. Alle/von
dem Bruder Nissen vorgeschlagenen Logenlokale wurden von dem ProzinzialGroßmeister als angeblich ungeeignet abgelehnt. Wieder mußte die Große
Landesloge im Streit zwischen der Provinz und unserer „Unverbrüchlichen
Einigkeit" vermittelnd eingreifen. Als Bruder Nissen für seine Loge, ohne
Zustimmung der Provinz, einige Räume in dem Kramer-Amtshaus mietete,
kam es zu langanhaltenden und unversöhnlichen Zerwürfnissen zwischen den
eigenwilligen Persönlichkeiten des Provinzial-Großmeisters und des Logenmeisters. 1829 schien eine Versöhnung möglich, doch wurde der Kompromiß
nicht allen Teilen gerecht. Die alten Gegensätze brachen wieder auf, und so
wurde 1830 in einem Verfahren gegen Bruder Nissen entschieden, das mit
seinem Ausschluß endete. Der Einspruch zweier Brüder der Pelikanloge
vermochte daran nichts zu ändern. Am 5. Februar 1832 starb der erste
Logenmeister der Johannisloge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit", Bruder
Woldemar Nissen.
Mit der Übernahme des Ersten Hammers unserer Loge durch den 1820 von
der Pelikan-Loge kommenden Br. J. D. Trennert scheint eine Zeit der ruhigen
Entwicklung angebrochen zu sein. - In seiner Amtszeit verdoppelte sich fast
23
die Mitgliederzahl der Loge auf 51 Brüder, die in den letzten zehn Jahren der
Hammerführung des Br. Nissen als Folge der ständigen Unruhe in der Loge
von 45 auf 28 Brüder zurückgegangen war.
Der wirtschaftliche Gesundungsprozeß der Stadt mag zu der günstigen
Entwicklung der Loge beigetragen haben. Die Bemühungen, die durch die
französische Besetzung zerstörten Handelsbeziehungen wieder herzustellen,
hatten allmählich Erfolg. Von 1830 bis 1840 stiegen die Umsätze auf das
Fünffache, wobei sich das Interesse der Hamburger Kaufleute mehr auf LateinAmerika richtete. 1827 wurde die Schiffsschraube erfunden und 1829 die ersten
Versuche mit einem Schraubenschiff angestellt; eine neue Ära der Seefahrt
kündigte sich an. Ihre größere Unabhängigkeit von Wind und Wetter,
Sicherheit und Pünktlichkeit sind Faktoren, die den Handel begünstigten.
Doch auch die Struktur der Hamburger Handelshäuser paßte sich der neuen
Zeit an, indem sie sich auf bestimmte Handelsgüter spezialisierten und den
überkommenen Typus des „Merchant-Banker-Houses" aufgab. Die immer
schneller und immer radikaler werdenden Entwicklungen des 19. Jahrhunderts
mit den Möglichkeiten des sich andeutenden Maschinen- und IndustrieZeitalters stellten ganz neue Forderungen an die Menschen. Die Strukturen
des Zusammenlebens änderten sich mit bisher nicht gekannter Geschwindigkeit. Der individuelle Arbeitsrhythmus zwischen Arbeitsintensität und Müßiggang mußte in dem Maße abnehmen, wie die Arbeitsvorgänge synchronisiert
werden mußten: „Maschinen bedeuten Disziplin". Und Disziplin ist mit einem
gewissen Verlust an Individualität verbunden. Konflikte, die besonders den
Ausgang des 19. Jahrhunderts erschüttern werden und die auch unsere Jetztzeit
noch bedrängen.
Die hier angedeuteten Entwicklungslinien aber waren zu der Zeit der
Hammerführung von Bruder Trennert - von 1830 bis 1848 - erst in Ansätzen
erkennbar. Zunächst galt den Freimaurerbrüdern noch die Idealvorstellung
des Menschenbildes der bürgerlichen Aufklärung, die den Glauben an das
individuell Gute im Menschen voraussetzt, das aber nur realisiert werden kann,
wenn der einzelne die Möglichkeit'zur Vernunft an sich begreift, eben über sich
selbst aufgeklärt wird und Einsicht zeigt. Denn der Mensch ist vernunftbegabt,
um seine Bestimmung als Teil des gesellschaftlichen Ganzen zu verwirklichen.
Erst in der Gesellschaft erhält der Mensch seine Veredelung; wo aber diese
Selbsterkenntnis fehlt, kann die vernünftige Einsicht, soziale Nützlichkeit
auszubilden, nicht erbracht werden.
Tatsächlich hat sich der Begriff „Gesellschaft" erst in der Zeit der Aufklärung herausgebildet, im Sprachgebrauch seither aber fast ausschließlich
eine soziale und wirtschaftliche Färbung angenommen. Dem Freimaurer jedoch
ist die so geartete Einschränkung fremd, seit er die Botschaft der ersten Säule
24
seines Tempels richtig zu lesen versteht und ihm der Auftrag des „Behauenen
Steines", um in den „Tempelbau" eingefügt zu werden, zur Aufgabe erwuchs.
Der soziale Aspekt des Begriffes „Gesellschaft" war damit keineswegs
ausgeklammert, sondern er forderte die Brüder und ihren Logenmeister,
Bruder Trennert, zu ständiger Aktivität, denn unsere Heimatstadt erholte sich
nur langsam und hatte mit immer neuen Schwierigkeiten zu kämpfen! An der
schon erwähnten Cholera-Epidemie im Jahre 1831 waren bis Februar 1832, als
die Seuche erlosch, 482 Menschen gestorben. Um wirkungsvolle oder gar
grundsätzliche Gegenmaßnahmen treffen zu können, die die Wiederholung
solcher Katastrophen weitest ausschließen könnten, war die Struktur der Stadt
noch zu mittelalterlich zusammengedrängt. Es fehlten in der immer noch
kränkelnden Kommune die Mittel, besonders aber wohl die ärztlich-wissenschaftlichen Erkenntnisse, um die Ursachen wirksam bekämpfen zu können.
So waren Wiederholungen der Epidemien immer möglich, die auch prompt
eintrafen und im Jahre 1848: 1573 Tote und 1859: 1300 Tote forderten. Erst
nach der furchtbaren Seuche von 1892, von der fast 17 000 Personen ergriffen
wurden und an der 8605 starben, war man bereit, wirtschaftlich und
wissenschaftlich den Kampf gegen die Seuche aufzunehmen und gründliche
hygienische Änderungen durchzusetzen.
Die größte Belastung der Bürger und die einschneidendste Unterbrechung
des wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt, deren Stellung im internationalen
Handel als Schnittpunkt im Warenaustausch zwischen Amerika und Osteuropa
und zwischen London und Skandinavien beruht, trat ein, als am 5. Mai 18,42,
um 1 Uhr morgens , der Ruf ertönte: „Füer! Füer in de Diekstraat". - Der
Großbrand wütete drei Tage. - Das Ausmaß der Vernichtung wurde nur noch
von jenem übertroffen, das 101 Jahre später ganze Stadtteile auslöschte. 1842.
hatten 20 000 Menschen ihre Wohnungen, Hab und Gut verloren, 1100 Häuser
waren zerstört.
Diesen am direktesten Betroffenen sowie den Hinterbliebenen der 51
Todesopfer und den 120 bei dem Brand Verletzten galt nun natürlich die
unmittelbarste Hilfe. Aber es galt auch, die Bürger der Stadt und ihr Eigentum
vor plündernden Banden zu schützen, da ca. 70 000 der insgesamt 160 000
Einwohner vor dem Feuer geflohen und ihre Häuser und Wohnungen
unbewacht waren.
Die Bürgerwehr wurde abkommandiert, Preußen schickte ein ganzes
Infanteriebataillon, Bremen 265 Infanteristen und Lübeck seine Stadtdragoner. Die umliegenden Gemeinden und Regionen halfen, wo immer es nötig
war. Ein Viertel aller Bäckereien und 94 Gaststätten waren zerstört. Zwei
Wochen lang stiftete Altona täglich 1000 Portionen warmer Suppe. Aus
Preußen kamen 20 000 Brote und 2000 Wolldecken.
25
Die Freimaurerbrüder waren durch die Katastrophe plötzlich vor neue,
schwere Aufgaben gestellt. Teilweise selbst betroffen, traten ihre persönlichen
Sorgen in den Hintergrund, um den in größere Not geratenen Bürgern zu
helfen! Aus ganz Deutschland gingen beim Hilfskomitee namhafte Spenden
der Logen ein, so daß bis September etwa 8000 Mark Courant verteilt werden
konnten. Das Logenhaus war von den Flammen verschont geblieben. Die
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Das Logenhaus der Großloge von Hamburg an der Großen Drehbahn
Räume wurden vorübergehend für einen Mittagstisch, mehreren Kommissionen und Vereinen zur Verfügung gestellt. Das Logeninventar war durch den
Einsatz eines Bruders, der einen Fuhrbetrieb besaß, vollständig in Sicherheit
gebracht worden. - Auch die Freimaurer-Brüder der Großloge von Hamburg,
die Vereinigten Fünf Logen, leisteten ihren großen Einsatz. Sie stellten den
großen Speise- und Festsaal ihres Logenhauses an der Drehbahn der von dem
Feuer zerstörten Hamburger Börse zur Verfügung, und bis zum September
wendete die Hamburger Großloge der schwer getroffenen Hamburger Bevölkerung Unterstützung von fast 25 600 Mark zu.
„Solidarität" war verlangt, wurde nach bester Überzeugung und bester
Möglichkeit geübt. Nicht nur von Freimaurern, denen der „Mensch nebenan"
26
sowieso ein „Bruder" ist, sondern Solidarität besonders mit den wirtschaftlich
und geistig Minderbemittelten. Französischer Blut-Terror-Ekel, kaiserliche
Machtgelüste und hochgeputschte Prädestinations-Gaukeleien einer „Grand
Nation" waren im russischen Schnee und bei Leipzig zusammengebrochen.
Was aber von den hohen ersten Ansprüchen der Revolution geblieben war, war
als Forderung lebendig, harrte aber noch immer der Verwirklichung. Wenn
auch im nachnapoleonischen Zeitalter die alten Machtverhältnisse in Europa
durch den Wiener Kongreß wiederhergestellt wurden, so wurde doch der
„Druck von unten" immer stärker, und alle Versuche einer gesellschaftlichen
Veränderung in allen Regionen des Abendlandes wurden äußerst gespannt
verfolgt: Die März-Revolution 1848 mit dem Ziel demokratischer Verfassung;
- im Mai trat die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt in der
Paulskirche zusammen.
Hamburg hatte allerdings nach dem Brand von 1842 noch gegenwärtigere
Sorgen, hatte doch die Katastrophe deutlich gemacht, daß die unzeitgemäßen
Elemente des Hauptrezesses von 1712 durch ein neues Staatsgrundgesetz zu
erneuern seien (Reformdeputation 1848), und nach der Wirtschaftskrise von
bisher ungekannten Ausmaßen, im Jahre 1857, konnte endlich in der
Verfassung von 1860 das Fundament gelegt werden für Hamburgs Aufstieg zur
modernen Großstadt.
Logen können nicht aus sich alleine bestehen, sie stehen alle in ihrer Zeit, aus
der sie sich nicht lösen können. So ist die Arbeit der Loge in dieser Zeit stark
durch die schwierigen Umstände bestimmt und freimaurerische Gesinnung,
verbunden mit großer Opferbereitschaft gefordert. Die anstehenden noch nicht
gelösten Probleme der Zeit werden von Logenmeister zu Logenmeister
weitergegeben.
Bruder Trennen führte den Ersten Hammer der Loge während des Brandes
und danach bis 1848, von 1848 bis 1854 war Bruder J.W.L. Hesse Vorsitzender
Meister, der den Hammer am Stiftungsfest 1854 dem Bruder F.C.L. Wage
übergab. Der bei der Hammerübergabe erst seit acht Jahren im Orden, damals
32jährige Br. Wage hat seine Aufgabe mit selbstlosem Eifer, erheblichem
Willen angegangen und die Loge mit großem Erfolg geführt! - Die Mitgliederzahl verdreifachte sich während seiner Hammerführung. Von 1872 bis 1882 war
Bruder Wage Kapitelmeister unseres Ordenskapitels "Inviolabilis".
Bruder Wage stellte nicht nur an sich selbst, sondern auch an die Brüder der
„Unverbrüchlichen Einigkeit" erhebliche Anforderungen. So griff die Loge
am 22. Januar 1856 ein, als aus Mangel an finanziellen Mitteln die „Warteschule" außerhalb des Dammtors geschlossen werden sollte. Durch das Bemühen
mehrerer Brüder stellte der Hamburger Staat unentgeltlich einen 10 000
Quadratfuß großen Bauplatz zur Verfügung, auf dem die Loge ein entspre-
27
ber Coge
JBur unoerlmilfiuW dinigleit".
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Freimaurer von Heutfdjlant
(Sitte UeBerftdjt iljcet ©ttrtdjtungen.
SÜS £anbft$rift für gretmaucer getrudft.
f8cvlin 1889.
Die Soge „ 3 « c unberbructjlidjett Siittgfeit" grün«
bete biircfi, iljre 2ftitgtieber eine SBerlaffenfdjaftfbftege, meiere «m
6. g e b t u a r 1859 in'« Seben trat.
Slm 6. g e b r u a r 1866 ttmrbe in Seranfoffung beä 3ubel«
feffeS $unt 50jäf)tigen Seftetjen ber Soge „Qm unberbrüc§ticr)en
Ginigfeit" befätoffen, ber 5öerIafjenfcb,ctft3pjTege ein Sabttal bon
.4t 3600 ju überroeifen, unb mürben bie Sujrfjäffe au§ ber
Sogenfaffe, toie in § 11 aufgeführt, feflgcfteHt.
Gine mit ber 3"t nott)ioenbig gemorbene SIbänbenntg ber
Statuten u>urbe in ber äRitgtieberloge nm 10. Sanuar 1890
beftätigt.
§15)er Qtved ber SerfaffeiifdjQftgpflege ift:
25ie b,iefigett actiben SKitgtieber ber Soge „Q.
v. S." in ÄranftyeitgfäHen ju befugen unb itmen mit JRan)
unb 2I)at gut ©eite ju [tetjen.
3)cr gam'tlte jeben beworbenen oettben Mit'
gliebeS ber Soge „Q. u. G." mit Maty unb, wenn e§nöu)ig,
mit ©etbunterfiüfcung, folueit bie SBerfjättnifje ber Äoffe bie
lefctere geftatten, tjütfreidj be^ufte^en, fattg nietjt fotct)er 58eift<tnb
»on ben Hinterbliebenen.nbgete|nt roirb.
§2.
9?ur ben Hinterbliebenen bon actiben 5D?itgliebern ber Soge:„3. u. ©." fonn bie SBoljftljat ber S3er«
foffenfc^aftspflege JJU Streit tuetbett unb jerftreeft ftaj bie %&u
forge bei SuratoriumS berfefben nur mif. bie SBiitroe, bie an«
©«brudt in 6 « Äönigt. $of6uc$bniderei ber S39r.\ C. ©. mittler & ©o§n,
«oflffrttÄ« «8—70.
28
29
chendes Haus bauen konnte. Schon am 16. August 1860 wird es eingeweiht und
seiner Bestimmung übergeben. Die Aufgabe dieser Warteschule war es,
unbeaufsichtigte Kinder, deren Eltern beide einer Arbeit nachgehen mußten,
zu beaufsichtigen, sie mit einer warmen Suppe zu verpflegen und sie zur
Ordnung anzuhalten und, falls diese Kinder schon eine Kirchen-, Vereins- oder
Stiftungsschule oder eine der seit ca. 1815 entstandenen „Armenschule"
besuchten, sie nach deren Schulzeit aufzunehmen. (Die allgemeine Schulpflicht wurde erst 1871 eingeführt). - Die Schwestern der Loge mögen wohl die
Hauptlast dieser Einrichtung getragen haben. 1867, am Tage des 50.
Stiftungsfestes unserer Loge, betreute die Warteschule 75 Kinder.
Am Tag des 50jährigen Stiftungsfestes aber, das am 10. Februar 1867 gefeiert
wurde, das viele Brüder aus nah und fern zusammenführte, an dem die Festloge
um 14 Uhr begann und sich hieran drei Stunden später eine Tafelloge anschloß,
an diesem Tag hatten die Brüder beschlossen, der "...Verlassenschaftspflege
ein Capital von 3600 zu überweisen".
Wir wollten die Seiten 1 und 7 des Handbuches der Großen Landesloge der
Freimaurer von Deutschland im Original abbilden (wobei wir feststellten, daß
der Druckfehlerteufel auch 1889 schon sein Unwesen trieb, denn das
Stiftungsfest unserer Loge wurde 1867 und nicht 1866 gefeiert). Die Gründung
dieser Stiftung ist aber sicherlich der Aktivität des Bruders Wage zuzuschreiben, der die Unsicherheit der wirtschaftlichen Lage nach der Brandkatastrophe einerseits, andererseits auch die Wirren des Deutsch-Dänischen Krieges
1848/50 vor den Toren Hamburgs vor Augen gehabt hat und die sich jederzeit
wiederholen konnten - wie 1864 ja auch geschehen. So beschlossen die Brüder
unserer Loge am 6. Februar 1859, die „Verlassenschaftspflege der Johannisloge ,Zur unverbrüchlichen Einigkeit' ins Leben treten zu lassen". Wie hoch das
Kapital zu diesem Zeitpunkt war, ist nicht mehr auszumachen. Ein von und aus
der Loge gewähltes Curatorium von 6 Brüdern Meister, dazu der jeweilige
Schatzmeister der Loge, ist für die Einhaltung der Statuten und deren
Ausführung verantwortlich.
Der § 10 der Statuten lautet:
In Erwägung der Ungewißheit und Veränderlichkeit der menschlichen
Schicksale und in Berücksichtigung des Anrechtes der Hinterbliebenen eines
jeden Mitgliedes der Loge „Zur unverbrüchlichenEinigkeit" auf Unterstützung seitens der Verlassenschaftspflege wird jeder Bruder es als seine Pflicht
erachten müssen, auch einen seinen Verhältnissen entsprechenden Beitrag für
die Verlassenschaftspflege zu leisten.
Zu dem Zweck ist der Bruder Schatzmeister beauftragt, die neu in die Loge
aufgenommenen Brüder innerhalb eines Monats nach ihrem Eintritt zur
Leistung eines Beitrages aufzufordern, unter Beifügung dieser Statuten.
30
Der §11 heißt:
Die Einnahmen der Verlassenschaftspflege bestehen:
I. aus Zuwendungen der Loge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit"
a) aus zwei Drittheilen (2/3) des reinen Überschusses der Logeneinnahmen nach abgelegter Abrechnung in der Mitglieder-Loge am
Stiftungsfest, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß diese
Zuwendung alljährlich in der oben genannten Mitglieder-Loge einer
Bestätigung durch Beschluß der Brüder bedarf;
b) aus den Sammlungen am Stiftungsfest und bei den Tafellogen,
Ausnahmen durch Mitgliederbeschluß vorbehalten.
II. aus freiwilligen jährlichen und einmaligen Beiträgen der Mitglieder
der Loge „Z.u.E."und aus Legaten und Geschenken.
III. aus den Zinsen des Capitals und des Reservefonds der Verlassenschaftspflege.
Die Paragraphen, die die Leistungen der Verlassenschaftspflege nur auf
Brüder der „Z.u.E." begrenzten, müssen später geändert und der Wirkungsbereich über diesen engen Kreis hinaus auf alle Hilfsbedürftigen des FreimaurerOrdens (sogar teilweise darüber hinaus) erweitert worden sein. Der Club „Die
Brüderliche Einigkeit" besteht noch heute mit den gleichen Pflichten. Die
Wirkung dieses karitativen „Clubs" von 1859 ist allerdings in seiner (buchstäblichen!) Not-Wendigkeit und somit in seinem sozialen Wert erheblich
geschrumpft. Seit Bismarck gab es im Deutschen Kaiserreich und seither
ununterbrochen ab 1883 die Kranken-, ab 1884 die Unfall- und seit 1889 die Invaliden- und Altersversicherungen.
Wir Heutigen haben uns leider sehr daran gewöhnt, die Fürsorge für unsere
Mitmenschen dem anonymen Staat zu überlassen und uns selbst in unserm
Denken und Handeln „außen vor" zu lassen. Denn: „Fürsorgepflicht ist Sache
des Staates". Dadurch wird aber auch die Karitas so unpersönlich wie der Staat
selbst, und die Einzelperson, die sich früher zur Hilfe oder wenigstens zur
Mithilfe angesprochen fühlte, wird mehr und mehr in die Untätigkeit und damit
sogar in die eigene Isolation gedrängt. - Ein dichtes soziales Netz ist bestimmt
gut, doch wird auch mancher Preis dafür mit Einsamkeit bezahlt.
Für die Tätigkeit und Wirkung des Vorsitzenden Meisters in dieser Zeit,
Bruder F. C. Ludwig Wage, gibt es vielseitige und interessante Belege und
Hinweise darauf, daß die brüderlichen Kontakte weit über die eigene Loge
hinaus gepflegt wurden. So wurde berichtet, daß dem Bruder Peter Lorenz
Harder von der ehrwürdigen Loge „Zum Rothen Adler" am Tage seines
25jährigen Maurerjubiläums (21. Janaur 1860) die Ehrenmitgliedschaft der
Z.u.E. erteilt wurde. Eine Ehrung, die nur nach längerer und inniger
Zusammenarbeit erwiesen werden kann. Von der befreundeten dänischen
31
Johannisloge „Josva til de tre broer" in Hadersleben wurde uns am Stiftungsfest 1979 ein von Bruder Wage ausgestellter und unterschriebener Reisebrief
für den ehemaligen Bruder Anton Peter Jörgensen aus dem Jahre 1854
geschenkt. Auf einen weiteren „Reisebrief" aus dem Jahre 1856 wurden wir auf
eine eher heitere Weise aufmerksam. Der Vorsitzende Meister der Loge erhielt
im Februar 1988 ein Schreiben von einem Herrn (Name ist nicht wichtig - aber
kein Freimaurer), in dem nach dem früheren Bruder unserer Loge, Carl
Michael Frank, gefragt wurde. Der Brief kam aus Österreich, der Herr ist
Sammler und interessiert an Dingen, die mit der Freimaurerei zusammenhängen, und der hat den Reisebrief zusammen mit einem (Meister-)Schurz und
einer in Perlenstickerei ausgeführten Werkzeugtasche von einem Antiquar
erstanden. Aus persönlichen Gründen suchte er Näheres über den früheren
Bruder Frank zu erfahren. Leider blieben unsere Nachforschungen erfolglos.
Ein Meister-Schurz unserer Loge, wie er schon 1856 getragen wurde
32
Interessant für uns aber ist das aus Österreich mitgeschickte Foto des Schurzes
des Bruders Frank, das bis auf eine winzige Veränderung mit unserem heutigen
übereinstimmt.
In der Zeit der Hammerführung des Bruders Wage fällt auch die Vorbereitung und Durchführung des 50jährigen Stiftungsfestes der Loge am 10. Februar
1867. Bruder Wage erfährt an diesem Tage - wie an anderen vorher und auch
später - zahlreiche Würdigungen seiner Verdienste um die Freimaurerei im
allgemeinen und seiner Loge insbesondere, die zu der Zeit des 50. Stiftungsfestes die mitgliederstärkste F.O.-Loge in Hamburg war.
Das Erstarken Preußens, das Zusammenwachsen mit den bisher souveränen
Kleinstaaten, dann der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 und die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches in Versailles, besonders aber die mit diesen
Entwicklungen zusammenhängende Stärkung der wirtschaftlichen Kraft der
sich allmählich formierenden Industrienation haben günstige Einflüsse auf die
Entwicklung der Loge und ihrer Arbeiten ausgeübt. Wesentlich muß jedoch
die ständige selbstlose Arbeit des Bruders Wage für diese Entwicklung
gewesen sein.
Im Mai 1870 wird im Orden der Versuch unternommen, dem Mangel an
kompetenter Auslegung unserer Ordenslehre zu begegnen, indem monatlich
zwei von einem Komitee ausgewählte Arbeiten in Druck gegeben werden und
so eine Logenmeister-Information ins Leben gerufen wurde. Mit-Initiatorund
Mitbegründer dieser Idee ist Bruder Wage, zusammen mit dem Logenmeister
einer Berliner Loge, dem Bruder A. Widmann, der ein Ehrenmitglied unserer
Loge war. Die hervorragende Wirksamkeit des Bruders Wage für seine Loge
wie für die gesamte Freimaurerei fand leider einen persönlich tragischen
Abschluß. Nach langer, 33jähriger kaufmännischer Arbeit mußte er seine
Zahlungen einstellen, und da keine Möglichkeiten mehr zu bestehen schienen,
diesen wirtschaftlichen Zusammenbruch abzuwenden, legte er nach 36jähriger
Zugehörigkeit zum Orden seine Ämter nieder und schied aus. Ein Jahr später,
mit 61 Jahren, starb Bruder Wage im Jahr 1883.
Nach den stärkeren Ausschlägen der Lebenskurve unserer Loge unter der
Wirkung einer starken Persönlichkeit ist es wohl normal, wenn in der Folgezeit
die Zeigerausschläge etwas bescheidener ausfielen. Die Logenarbeit in der
„Unverbrüchlichen Einigkeit" ist aber sicherlich mit großer Unbeirrbarkeit
von den dem Bruder Wage folgenden Logenmeistern fortgeführt worden. Das
zeigt sich daran, daß in den folgenden drei Jahrzehnten(l) die Mitgliederzahl
bei etwa 200 konstant geblieben ist, und das trotz aller Veränderungen der
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in unserer Vaterstadt.
Gewiß, die die profane Welt betreffenden Entwicklungen und Konflikte
bleiben vor dem Tor des Tempels. Die Stellungnahme der Brüder aber
33
außerhalb des Tempels zu den Entwicklungen draußen und ihre tätigen
Antworten daraufsind doch im Grunde das, was den „Tempel der Humanität"
ausmacht, ist doch der Bau, in den die vielen rechtwinklig behauenen Steine
einzufügen sind. Und so erfüllt es mit einigem Erstaunen, daß die vielen und so
grundsätzlichen Veränderungen des öffentlichen Lebens in den letzten
Jahrzehnten jenes 19. Jahrhunderts keine sichtbaren Zeugnisse in der Loge
hinterließen. Allerdings muß man berücksichtigen, daß das Logenmaterial ja
der Verblendung und dem Vernichtungswillen in den 30er Jahren zum Opfer
fiel.
Zunächst aber waren noch die von Bruder Wage ins Leben gerufenen
Einrichtungen vorhanden und wurden weiter gepflegt. So die Warteschule, um
deren Verwaltung sich der Bruder T.T.C. Albert, der 16 Jahre lang das Amt
des 1. Aufsehers versah, sehr verdient gemacht hat, der gleichzeitig jahrelang
der Vorsitzende der „Verlassenschaftspflege" und der Kommission für den
Besuch erkrankter Brüder war - der Club „Die Brüderliche Einigkeit" besteht
noch heute mit unveränderten Zielen und Pflichten. Bruder T.T.C. Albert war
zudem längere Zeit Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Den Nachfolgern
von Bruder Wage, die Meister Dannenberg (bis 1876), Gumbrecht (bis 1883),
Vogel (bis 1896), Moritz (bis 1899), Erichson (bis 1902) war es gegeben, das
Vorhandene zu bewahren und es im Jahre 1902 dem Bruder G.W. A. Römer zu
übergeben, der dann 23 Jahre lang den Ersten Hammer der Loge führte. Aus
dieser relativ langen Zeit des Stillschweigens, in der weder etwas von den
äußeren Bewegungen der Zeit nach innen in die Loge zu dringen, noch
umgekehrt von der Logenbewegung nach außen zu dringen scheint, sind zwei
Folgerungen festzuhalten wichtig: Zunächst: der politische Strukturwandel der
vielen me,hr oder weniger selbständigen Kleinstaaten zu größeren politischen
Einheiten.
- Hamburg gehörte seit 1815 zum „Deutschen Bund", dem Staatenbund der
nachnapoleonischen Zeit, unter Vorsitz Österreichs, von 1864 dem „Norddeutschen Bund", Vormacht Preußens und nach dem Deutsch-Französischen
Krieg 1870/71 dem „Deutschen Reich" an; alles Eingehen in eine größere
Einheit bedeutet gleichzeitig eine Schmälerung der Eigenständigkeit wie auch
der Übersichtlichkeit.
Die mit dem Ende der 40er Jahre sich rapide steigernde Entwicklung zur
Industriestadt - Hamburg weist neue Industrieflächen in Steinwerder, auf dem
Grasbrook und dem trockengelegten Hammer Brook aus - und mit dem damit
verbundenen Anstieg der Bevölkerung Hamburgs - in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts vervierfachten sich die Bewohner, und 1910 wird Hamburg
Millionenstadt - verwischen sich und verschwinden weitgehend die vorher
eher patriarchalischen Verhältnissse der Bewohner zueinander und mit ihm die
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Verantworlichkeit füreinander; die Fremdheit wächst in die Isolation. Die
fortschreitende Industriealisierung bringt einen ganz neuen „Stand" hervor,
die „proles", die, die nichts haben als ihre Nachkommen, die nun aber als
Industriearbeiter ihre Ansprüche immer unüberhörbarer geltend machen und
die Bismarck das berühmte „Sozialisten-Gesetz" im Jahre 1878 verabschieden
ließ - aus Sorge um den Fortbestand der alten Gesellschafts- und Güterordnung und gegen die „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokraten". Sozialdemokrat wurde ein Schimpfwort. Auf der anderen Seite die Logen
und die Brüder Freimaurer in dieser Zeit.
Aus den Reihen der Proletarier und der Sozialdemokraten kamen sie
bestimmt nicht; auch nicht aus den Reihen der „ersten" Sozialdemokraten,
denen ja ein Glaube an das Gute im Menschen und an die Entwicklungsmöglichkeit zum Guten, wenn ausreichende äußere Lebensumstände erfüllt sind,
eigen ist und ein unumstößlicher Bestandteil ihrer Ideologie war. Doch
wesensfremd und innerlich abstoßend muß den Brüdern Freimaurer sofort die
Diesseitigkeit, die Präferenz des Materialismus sein. Da galt es — genau wie in
der „guten Gesellschaft" - , solche Einflüsse „gemeingefährlicher Bestrebungen" mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln von den Logen und den
Brüdern fernzuhalten.
Heute brauchen wir keine Diskussion mehr über die Richtigkeit oder
Unrichtigkeit einer solchen von wirtschaftlichen Strukturen abhängigen
Ideologie zu führen, die Geschichte hat die Antwort geschrieben. Damals
aber war alles, was die „Gesellschafts- und Güterordnung" zu stören schien, ein
großes drohendes Gespenst. Man spann sich ein, im Bewußtsein der besseren
Einsicht, man grenzte sich ab gegen alle „niederen Strömungen", und so wurde
fast zwangsläufig aus einer nur „nicht öffentlich" arbeitenden Bruderschaft ein
„Geheimbund der Auserwählten". Es ist absolut verständlich, sich gegen - wie
man meint erkannt zu haben - schädigende Einflüsse abzuschließen, an den
Nachwirkungen der Radikalität solcher Abschottung aber haben auch wir
Heutigen noch zu leiden. Hinzu kommen auch heute noch die Nachbeben der
Mathilde- und-Erich-Ludendorff-Ära und der NS-Zeit.
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Man tut den nach der Zeit von Bruder Wage amtierenden Brüdern
Logenmeistern vermutlich bitter Unrecht, wenn man grob verallgemeinernd
sagt, sie hätten nur das Vorhandene zu bewahren gehabt. Die politischen und
sozialen Strömungen der Zeit verliefen so aufgefächert, die geistigen Veränderungen, die mit solchem Wechsel verbunden sind, griffen so tief in das gesamte
Umfeld ein, daß ihr Einfluß auch den Brüdern und Brüdern Logenmeistern
Verhaltensnuancierungen abpreßte. Es sind nur keine sichtbaren Zeichen der
Wechselbeziehungen mehr sichtbar geblieben.
Wenn man das Wohlergehen der Stadt und ihrer Bürger, einschließlich
derjenigen, die Brüder einer Freimaurerloge waren, nur nach der Handelsbilanz beurteilt, so ist es im Deutschen Reich nach 1870/71 nur stetig besser
geworden, hat sich die wirtschaftliche Lage stetig gebessert. Deutschland
wurde Industrienation, es hatte Kolonien. Auch Hamburg, das sich lange
wehrt sich der Zollunion anzuschließen, muß letztlich doch einsehen, daß ihr
Handel zwar in etwas anderen Bahnen verläuft, doch nicht weniger lukrativ ist.
Wenn der Hamburger Kaufmann auch zu stolz ist, von dem Kaiser einen Orden
anzunehmen, in der Gunst-Sonne des wirtschaftlich, politisch und - leider auch militärisch gewachsenen Kaisereiches wärmte er sich doch gerne. Gegen
den Dünkel der späten, so hyperpreußisch gefärbten Kaiserzeit waren die
Hamburger Kaufleute aber auf Grund'ihrer weltweiten freundschaftlichen
Handelsverbindungen weitgehend immun, sahen sie doch, daß jenseits der
schwarz-weiß-roten Grenzpfähle auch Menschen lebten.
Der Blick der Hamburger nach außen war immer etwas weiter als der ihrer
Zeitgenossen, die nicht über so weltweite Kontakte verfügten. Manchmal ging
er sogar über die Konventionsgrenzen hinaus - und das sogar im Leben der Logen. So lockerte man das maskuline Tabu, das bisher über allem Logengeschehen lag, und feierte bereits 1900 (!) gemeinsam mit den Schwestern ein Fest.
Dieser Brauch ist bis heute selbstverständlich geblieben.
Bei der Übernahme des Ersten Hammers unserer Loge konnte Bruder
Römer keineswegs ahnen, welche schweren Zeiten auf ihn und die „Z.u.E."
zukommen würden! Die Arbeiten mit den etwa 200 Brüdern wurden zwar
intensiv und gleichgemäßig geführt. Sorgen bereitete aber das begrenzte
Fassungsvermögen des Logenhauses am Valentinskamp'. Die sechs Johannislogen, 3 Rosen, Goldene Kugel, Rother Adler, Pelikan, Unverbr. Einigkeit und
Boanerges, dazu die Andreas-Loge Fidelis beschlossen dann, ein neues Haus
zu bauen und das alte zu verkaufen. Jeder Bruder beteiligte sich durch
die Zahlung eines höheren Jahresbeitrages, die einzelnen Logen stellten
einen namhaften Betrag zur Verfügung, eine Baukommission wurde gebildet,
der neben dem Provinzial-Großmeister der Abgeordnete Provinzialmeister,
der Wortführende Meister, die Logenmeister der sechs Johannislogen
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angehörten. Die Kommission schrieb einen Wettbewerb aus, deren erste drei
Gewinner die Brüder Strelow, Schomburgk und Gerhardt waren. (Bruder Chr.
Leopold Strelow war Bruder unserer Loge, der er 65 Jahre angehörte).
In den Jahren 1908-1909 wurde das heutige Logenhaus an der Moorweidenstraße nach den Plänen unseres Bruders Leopold Strelow errichtet: An
markanter Stelle Hamburgs gelegen, gibt es dem Einsichtigen seither durch
Unser von Bruder Strelow erbautes Logenhaus
seine Architektur ein sichtbares Zeichen des Aufbaues und der Lehre unseres
Ordens. Hier sei auszugsweise noch einmal wiederholt, wie Bruder Strelow
den Brüdern in einem Festvortrag beim Stiftungsfest unserer Loge 1926 seine
Gedanken zur Konzeption des Hauses erläuterte: „Jedermann erkennt schon
von außen, daß das Gebäude ganz besonderen Zwecken dient, und vielen ist es
erkenntlich, daß es ein Logenhaus ist. Aber in den Formen kann nur ein
Eingeweihter lesen, aus ihnen schon die Kennzeichen unserer Lehrart deuten.
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Am Mittelbau ist das untere Geschoß aus rauhen Quadern geschaffen, dem
rauhen Stein unserer Lehrlingstafel vergleichbar, auf den sich dann der
Oberbau mit zwei Säulen in der Mitte erhebt, wieder an die beiden Säulen auf
dem Teppich erinnernd. Links und rechts von diesen Säulen sieht man, in
Glasmosaik hergestellt, die Bilder Johannis des Täufers und des heiligen
Andreas mit ihren Abzeichen. Über dem Gebälk der Säulen ist das mächtige
Giebeldreieck aufgebaut, in dessen Fläche - wiederum in Glasmosaik - das
rote Kapitelkreuz, von den Strahlen der Sonne umgeben, leuchtet.
So deutet das Gebäude schon im Äußeren die drei Hauptstufen unserer
Lehrart, der rein christlichen, an, nämlich die Johannisgrade, die Andreasgrade und die Kapitelgrade.
Durch meinen Vortrag hoffe ich, Ihnen das, was die Wände reden,
nähergebracht zu haben. Sie reden, bzw. sie sollen es, wie die Lehrlingsarbeitstafel. Sie ist gewißermaßen ins Plastische übersetzt. Viele von Ihnen werden
dieses schon bewußt oder unbewußt empfunden haben, so daß meine Worte
Ihre Empfindungen nur noch erläutern konnten.
Mögen diese Empfindungen sich noch bei Ihnen verstärken, auf daß Sie sie
allen Neuaufzunehmenden und anderen Brüdern übermitteln können. So
denke ich, auch in meinem Leben etwas geschaffen zu haben, was noch wirkt
und seine Kraft ausübt, wenn ich selbst schon lange nicht mehr auf der Erde
sein werde. - So geschehe es zum Besten unserer K.K., unseres Ordens und
unserer geliebten Loge "Zur unverbrüchlichen Einigkeit".
Soweit Bruder Leopold Strelow vor 66 Jahren!
Sein aus Stein gebildetes Vermächtnis erfüllt uns noch heute. Es wären in unserer Vaterstadt noch viele seiner Wirkungsstätten aufzuspüren , hat er doch
als Architekt und in vielen Ämtern und Organisationen sein Wissen eingebracht. Doch der Bau des Logenhauses hat ihn stets mit besonderer Freude erfüllt. Der Bau unseres Logenhauses!
Die Älteren erinnern sich immer noch in liebevoller Bewunderung an diesen
vorbildlichen Bruder, der kaum eine Arbeit der Johannis-, der Andreasloge
und des Kapitels ausließ und der nach den Arbeiten im brüderlichen Kreis voll
Humor die Unterhaltung würzte und später dann bis ins hohe Alter lächelnd
genoß. Das große Ordensfest am 21. März 1964 war seine letzte freimaurerische Arbeit. Nur acht Wochen später, am 23. Mai 1964, ist Bruder Lepold
Strelow in seinem 99. Lebensjahr uns i.d.e.O. vorausgegangen - ein
wundervoller Bruder, ein weit über seine Zeit hinaus wirkendes Vorbild hat
seine irdischen Werkzeuge in die Hände des Ewigen Baumeisters zurückgegeben!
Das Bauwerk an der Moorweidenstraße ist Bruder Strelows steingewordenes Vermächtnis an uns. Sind wir aber die sieben Stufen des Eingangs
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hinaufgestiegen, so steht auf dem Podest des Treppenaufgangs die Figur
unseres Namenspatrons, der mahnend die Hand erhebt: Ändert euren Sinn!
Und auch dieses Werk haben wir Bruder Strelow zu verdanken. Durch den Teil
seines Nachlasses, den er seinen beiden Logen, dem Kapitel und der Provinz
vermachte, konnte diese Plastik, in Eichenholz gearbeitet, finanziert werden.
Doch wir sind der Zeit vorausgeeilt:
Die Arbeiten in den Tempeln des neuen Logenhauses hatten einen würdigen
Rahmen gefunden, regten Geist und Andacht an. Die Anzahl der Brüder
unserer Loge wuchs von Jahr zu Jahr - Möglicherweise litt die Beziehung
zueinander unter dieser Fülle: 1912 hatte die Loge 236 Mitglieder. Bei einem
Teil von ihnen reifte der Wunsch, etwas „familiärere Verhältnise" zu schaffen.
Im Mai 1913 verließen 26 Brüder die „Unverbrüchliche Einigkeit" und stifteten
die Johannisloge „Zum Gral", zu deren erstem Logenmeister der von der Loge
„Zur Goldenen Kugel" kommende Bruder Clemens Schultz gewählt wurde.
Leider waren dem Pastor aus St. Pauli nur noch acht Lebensmonate
zugemessen. Am 13. Januar 1914 wurde er im 52. Lebensjahr in die Ewigkeit
abgerufen. Der Klang aller hamburgischen Kirchenglocken begleitete ihn auf
seinem letzten Gang.
Wenige Monate später aber läuteten die Glocken aller deutschen Kirchen
Sturm über das Land, über die ganze Welt! Die Schüsse von Sarajewo lösten
den Ersten Weltkrieg aus. An dessen Ende stand nicht nur ein militärisch und
wirtschaftlich zerschlagenes Deutschland, sondern für den Staat und die
meisten seiner Bürger war es auch das Ende einer Ära, die scheinbar doch
gottgegründet und so ehern fest zu stehen schien.
Im Jahr des 100jährigen Stiftungsfestes unserer Loge (1917) zeichnete sich
der Zerfall der alten Ordnungen bereits ab. Der „Steckrüben-Winter" 1916/17,
in dem der Widerstand der „Heimatfront" fast zusammenbrach, veranlaßte
den Logenmeister und die Brüder, den seit 1907 bestehenden besonderen
Sparfonds, der die festliche Ausgestaltung des 100jährigen Stiftungsfestes
ermöglichen sollte, zu benutzen, um den 35 im Felde stehenden Brüdern
Liebesgaben-Pakete zu senden. Weiteren Brüdern, die als Kapitäne und
Offiziere der Handelsmarine in fremden Ländern interniert waren, konnte
man einen solchen Liebesgruß und Zeichen der Verbundenheit nicht zukommen lassen. So fand man sich am 6. Februar 1917 zu einer einfachen Feier zusammen, zu der Glückwunschschreiben des Ordens-Meisters, Bruder Friedrich Leopold Prinz von Preußen, Kgl.-Hoheit und ein weiteres von der Großen
Landesloge eingingen. Als Jubiläumsgeschenk wurde der Loge ein Hammer
überreicht.
Militärischer Zusammenbruch der Westfront; die von Kiel ausgehende
Matrosen-Revolte; Kapitulation des Heeres und der daraus folgende Ver-
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sailler-Vertrag; Abdankung des Kaisers und seine Flucht nach Holland; RäteRepublik; Straßenkämpfe; unklare Versuche, die Lage zu stabilisieren und in
republikanische Staatsformen einmünden zu lassen.
Wie es Bruder Römer in diesem Taumel überhaupt möglich war, eine
halbwegs regelmäßige Arbeit in dieser Zeit fundamentalen Umbruchs zu
gestalten, ja, wie die freimaurerischen Arbeiten überhaupt unter solchen
Umständen möglich waren, muß ein ganz besonderes Verdienst dieses
Logenmeisters gewesen sein. Als Bruder G.W.A. Römer sein hohes Amt nach
23jähriger Hammerführung im Jahr 1925 abgab, war er gewiß, daß wieder
ruhigere Zeiten angebrochen waren und die Freimaurerei wieder eine
zukunftsweisende Rolle übernehmen konnte.
Die Zeit einer neuen, psychologisch interessanten Epoche brach an. Auf die
Freimaurer-Logen setzte ein wahrer Ansturm ein. Die Zahl der Brüder unserer
Loge stieg von 206 (1916 - darunter der Lt. Jng. Hinrich Eitzen, Vater und
Großvater der heutigen BBr. Otto und Jörg Eitzen) auf 275 im Jahre 1922, weiter auf 364 (1924). Das hatte wenig mit der „Suche nach Licht" zu tun, war eher
die Flucht aus einer Welt, die alle überkommenen Werte relativierte: Die Mark
war an den amerikanischen Dollar gebunden und wurde zu einem Kurs von 1 zu
Einer-Million-Millionen-Mark gehandelt (entspricht einer 1 mit 12 Nullen).
Ob Bruder Römer am Ende seiner Amtszeit in dem Zuwachs an Mit-Brüdern
eine Bestätigung seiner freimaurerischen Tätigkeit gesehen hat, ist nicht
ersichtlich. Jedenfalls: Bruder Römer hat aus der freimaurerischen Arbeit die
Kraft bezogen, die es ihm, dem langjährigen Lehrer an der (heutigen)
Seefahrtsschule, ermöglichte, sein sehr schweres persönliches Schicksal zu
meistern und nach seiner Pensionierung 1926 bis 1951 in Fissau bei Eutin zu leben, woerim 92. Lebensjahri.d.e.O. abberufen wurde.
1925 mag einen Teil unserer Brüder ein ähnliches Empfinden beschlichen
haben wie 12 Jahre vorher. So trennten sich wieder einige Brüder von ihrer
Mutterloge und stifteten am 29. -August 1925 eine neue Johannisloge, der sie
den Namen „Licht und Wahrheit" gaben und deren erster Logenmeister der
Bruder Harry Puls war. Trotz hoher Mitgliederzahlen: Unsere Logenmeister
hatten ihre freimaurerischen Ursprünge oft in anderen Logen. Und das,
obwohl die Befähigung für ein so hohes Amt (und die Bereitwilligkeit dazu)
doch wohl vorhanden gewesen sein müßte. Oder sollte die Einigkeit unter den
Brüdern doch nicht ganz so unverbrüchlich gewesen sein, wie unser Logenname glauben macht?
Die zu bewältigenden Aufgaben in dieser Zeit der noch jungen Republik
waren enorm. Die Menschen konnfen - noch weniger als heute - nicht mit der
Freiheit umgehen, begriffen nicht, daß auch die deutsche Wirtschaft mehr und
mehr in internationale Vorgänge verflochten (und damit abhängig) war. Das
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wurde ihnen erst Ende der 20er Jahre deutlich: „Schwarzer Freitag" an der
Wallstreet, Bankzusammenbrüche, Korruption, steigende Arbeitslosenzahlen; politische Zerrissenheit in 27 Parteien, die sich um die Reichstagsmandate
stritten, ständige Demonstrationszüge, die oft in blutige Schießereien mündeten. Und die verzweifelten Regierungsversuche, mit „Notverordnungen" die
verfahrene Lage zu festigen. Dazu der immer stärker und immer gewaltsamer
werdende Extremismus, sowohl von links (Spartakus-Bund in München,
Putschversuch 1923 in Barmbek) als auch von rechts (Marsch auf die
Feldherrenhalle 1924).
Die Lage, die Bruder Tietzen vorfand, als er, der, von der Johannisloge
„Zum Rothen Adler" kommend, das Amt des Logenmeisters von Bruder
Römer übernahm, war unsicher - wie immer in Zeiten unklarer Horizonte.
Mancher Bruder mag wehmütig auf die „gute alte Zeit" zurückgeblickt haben,
in der alles „viel, viel besser" war. Kaum verwunderlich, daß manchem die
Arbeit in und für die Loge wie auf einer fernen Insel erscheinen konnte, die den
Bezug zu der sie umgebenden Realität verloren zu haben schien. Die
Mitgliederzahlen sanken. Nach sechsjähriger Amtszeit legte Bruder Tietzen
aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder, und Bruder Carl Schollmeyer,
der von der „Boanerges-Loge" kam, wurde am Stiftungsfest 1931 als
Logenmeister eingesetzt. Bruder Schollmeyer war Rechtsanwalt, mußte aber
im Hinblick auf seinen Beruf das Amt in einer Freimaurerloge 1934 aufgeben.
Zwischenzeitlich führte Bruder Leopold Strelow die Loge, bis am 117.
Stiftungsfest in dieser sehr schwierigen Zeit Bruder Charles Huwald zum
Logenmeister eingesetzt wurde. Ein Jahr war Bruder Huwald als Logenmeister
zugemessen, dann mußte er der „Selbstauflösung" der Loge zustimmen.
Die Tragödie brach über die gesamte Freimaurerei in Deutschland herein. Und nicht nur über die Freimaurerei!
An dieser Stelle der Geschichte unserer Loge in der Stadt angelangt, wird es für
jeden, der einen solchen Versuch der Schilderung unternimmt, schwierig.
Versucht man nachzuspüren, wie aufgeheizt, gedemütigt und hoffnungslos die
Stimmung im deutschen Volk Anfang der 30er Jahr war, wird man leicht falsch
interpretiert, weil es den Anschein haben könnte, daß man zu entschuldigen
sucht, was nie zu entschuldigen ist, und wird so in eine Kategorie eingeordnet, in
die man nicht gehört. Auf der anderen Seite ist man aber selber doch auch ein Teil
dieses Volkes und kann es eigentlich immer noch nicht begreifen, daß die
Unmenschlichkeiten, die geschehen sind, überhaupt möglich waren!
Anfang der 30er Jahre: der Sturm brach los. Wirtschaftlich und geistig. 15
Jahre nach dem Zusammenbruch des Heeres und aller überkommenen
Vorstellungen und Formen, die nun, nach zeitlichen Entfernungen von nur
einer halben Generation wohl sehr glorifiziert erschienen sein mochten,
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machten Korruptionen, Durchstechereien, Konkurse und Betrügereien das
Leben aus. 71/2 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Saalschlachten bei allen
Wahlversammlungen, Demonstrationsmärsche. „Rot Front" des „Frontkämpferbundes", Trommler- und Pfeifer-Kapellen des „Reichsbanner SchwarzRot-Gold" , Aufmärsche des (teils sogar mit) „Stahlhelm", braune SA-Märsche
(mit Sturmband der Mützen unterm Kinn) und „Deutschland erwache"-Rufe.
Und weil in diesem Chaos eine Partei noch lauter als andere die „deutschen Tugenden" pries, zu Aufrichtigkeit, Ordnung und Sitte zurückzukommen
verlangte, allen Arbeit und Brot versprach - und weil diese Partei sofort mit
Faust und Bajonett auf die „Wurzel allen Übels" (das „Weltjudentum") wies,
hatten die Hungernden, Verwirrten ihren Feind gefunden. Auch wenn sie
denen, die es nicht glauben wollten, ihre „Wahrheit" mit dem Gummiknüppel
einbleuten - das Volk taumelte vorwärts getrieben weiter.
Arme Brüder Freimaurer. Der Grat, auf dem sie sich bewegten, wurde
immer schmaler. Vielleicht war es verzweifelte Sehnsucht nach einer geordneten Welt, nach Verhältnissen, die den ethischen Grundsätzen der Freimaurerei
und des Christentums entsprechen, vielleicht auch bißchen Opportunismus,
wenn sie, um den immer stärker werdenden Druck der NS-Ministerien
abzuwenden, der Umwandlung der Großen Landesloge in den „DeutschChristlichen-Orden" zustimmten und aus unserer Ehrwürdigen Loge den
„Sankt Johannis Konvent zur brüderlichen Einigkeit" machen ließen.
Doch die noch im April 1934 vom damaligen Reichsminister des Inneren
zugesicherte Toleranz wurde nicht gewährt. Versuche der Großlogenführungen, von den skandinavischen Großlogen Unterstützung auf diplomatischer
Ebene für die deutsche Freimaurerei zu erhalten, wurde von den Brüdern in
Schweden wahrgenommen. Doch waren die mit den entsprechenden Machtbefugnissen ausgestatteten Gesprächspartner für die ausländische Delegation
„nicht zu sprechen". Als durchsickerte, daß der mit einer Amerikanerin
verheiratete Großmeister der Großen National-Mutterloge „Zu den drei
Weltkugeln", Bruder Bordes, von sich aus im Ausland Hilfe gesucht hatte,
wurden er und seine Frau kurzerhand verhaftet. Die Freilassung von Bruder
Bordes und seiner Frau wurde davon abhängig gemacht, daß die AltPreußischen Großlogen, also die 3WK, die Großloge „Zur Freundschaft"
(Royal York) und die Große Landesloge ihre „Selbstauflösung" beschließen
und durchführen würden. In diesem Sinne konsequent: Mit Schreiben vom 28.
Mai 1935 erklärten die Großlogen dem Reichs- und Preußischen Minister des
Innern ihre Auflösung!
Mit verhängnisvoller Akkuratesse wurde der verwaltungstechnische Ablauf
der Auflösungen vollzogen. Über die Pronvinzialloge von Niedersachen mit
Schreiben (Einschreiben) vom 29. Juni 1935, mit Tagesordnung und der
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„Unverbrüchlichen Einigkeit", die zu den Versammlungen auf Mittwoch, dem
17. Juli 1935, um 7 Uhr ins Logenhaus, Saal 3 einlädt.
Tagesordnung der 1. Versammlung
Beschlußfassung über folgende Anträge des Vorstandes der Loge:
a) Verwendung des Logenvermögens
b) Beschluß, die Auflösung mit einfacher Mehrheit zu beschließen
c) Satzungsbestimmungen, die den Beschlüssen a) und b) entgegenstehen, werden aufgehoben.
Tagesordnung der 2. Versammlung:
1. Antrag des Vorstandes auf Auflösung der Loge;
2. Beschlußfassung über die Bestellung des Liquidators.
Mit deutschem und ordensbrüderlichem Gruß!
In der No. 1475 des Notariats-Registers für 1935 hat der (mit
notarieller, also umständlicher Genauigkeit) unterzeichnete hamburgische, öffentliche und beeidigte Notar der Versammlung der
Mitglieder beigewohnt und amtlich das Protokoll geführt, auf
Grund dessen ich feststelle, was folgt: Der Vorsitzende der
Versammlung, Herr Charles Huwald, eröffnet um 7 Uhr 17 Min.
Er stellt fest, daß 28 stimmberechtigte Mitglieder erschienen
waren.
Tagesordnung:
1. Antrag des Vorsitzenden auf Auflösung der Loge.
2. Beschlußfassung über die Bestellung des Liquidators.
— und beschließt die Auflösung mit Wirkung vom 19.7.1935. Die
Abstimmung erfolgte durch Handaufheben unter Vornahme der
Gegenprobe. Für die Annahme stimmten sämtliche anwesenden
stimmberechtigten Mitglieder. Darauf wurde die Versammlung
um 7.25 Uhr von dem Vorsitzenden geschlossen. Unterschrieben
und besiegelt
Hamburg, den 19. (neunzehnten) Juli 1935
(neunzehnhundertfünfundreißig).
um 7 Uhr 17 von dem Vorsitzenden im Saal 3 des Logenhauses
Moorweidenstraße 36 eröffnet, um 7 Uhr 25 geschlossen. 8 (acht)
Minuten, die 118 Jahre Freimaurerei in unserer Ehrwürdigen
Johannisloge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit " von 1817 auslöschensollten!
So einfach geht das!
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Es gibt ein Ausmaß des Grauens,
das menschliches Fassungsvermögen so weit übersteigt,
daß es die Grauenhaftigkeit nicht mehr wahrnehmen kann.
Es gibt ein solches Ausmaß der Vernichtung dessen,
was menschlicher Fleiß und menschliche Tatkraft erschuf,
daß jeder Wortversuch daran sich verbietet.
Hamburg im Jahre 1943 undl 945.
AA
Keine Zahlen und keine Aufzählungen könnten etwas aussagen über die aus
hunderttausendfachen Einzelschicksalen sich zusammensetzende Katastrophe. Es ist kaum glaubhaft, daß aus der Trümmerwüste Hamburg wieder ein
funktionierendes Gemeinwesen und dann wieder der selbständige Stadtstaat
Freie und Hansestadt Hamburg wurde.
Trümmerschutt kann eingeebnet, ein Stadtteil in relativ kurzer Zeit wieder
aufgebaut werden. Was aber alles unter der fünf Meter dicken Schutthalde
verloren war, war nicht mehr auf den ersten Blick zu sehen. Deutlich aber
wurde, was in den Seelen der Menschen in den vergangenen Jahren zerschlagen
wurde. „Zerschlagen wurde" - ist nicht einmal die richtige Bezeichnung für
das, was geschah. Die Vernichtung ist viel teuflischer geschehen! Teuflischer,
weil ohne allen Zweifel hoch zu schätzende und im Bewußtsein der Menschen
auch so geachtete Tugenden mißbraucht, ihr ethischer und moralischer Inhalt
zu einem Zweck gefälscht oder ganz entfernt wurde, so daß nur das
sinnentleerte Wort übrigblieb! So sind besonders die noch gläubigen jungen
deutschen Menschen benutzt und für „Tugenden" begeistert worden, die des
moralischen Ursprungs gezielt beraubt waren.
Die finnische Erzählerin Sally Salminen hat in den 30er Jahren den in der
ganzen abendländischen Welt gelobten Roman „Katrina" geschrieben, in dem
sie den schweren Weg der einfachen Bäuerin nachzeichnet. Eine Gestaltung,
die ganz in die „Blut-und-Boden"-Propaganda zu passen schien.
Die Dichterin wurde von dem deutschen Verlag eingeladen, in dem ihr
Roman erschienen war. Sie wurde gelobt, gefeiert, und am Ende des
mehrwöchigen Aufenthaltes nach ihrem Eindruck von dem „neuen Deutschland" gefragt. Sally Salminen sagte damals, daß sie die Entwicklung, die sie hier
beobachtete, für gefährlich halte, denn es würden Ideale verkehrt und benutzt.
Das Buch wurde daraufhin von der Reichskulturkammer verboten. Die kluge
und unvorbelastete Frau hatte hinter die hochgelobte Fassade geblickt und
ausgesprochen, was sie gesehen hatte. . .
Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Stolz, auch vor Königsthronen - das waren die
als deutsche Tugenden gepriesenen Eigenschaften, gleichzeitig aber Jungvolk,
HJ und alle NS-Organisationen angehalten, „Abweichungen" von der Parteilinie unverzüglich zu melden, auch wenn es die eigenen Eltern sein sollten.
Glaube - er wurde mit der Bedingung der „artgemäßen deutschen
Gotterkenntnis" apostrophiert. Vaterland und Deutschtum war gleichbedeutend mit dem Begriff des „Herren-Menschen arischer Rasse". Nicht-Arier
gehörten nicht dazu.
Als nach dem Zusammenbruch aber das Falsche dieser - auf einen perfiden
Zweck gerichteten - Parolen deutlich wurde, blieben in den Seelen der
Deutschen unübersehbare Trümmerfelder zurück!
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Heute noch sind solche „Trümmer" sichtbar. Heute noch stoßen wir auf
tiefverwurzelte Skepsis, wenn ein Gespräch auf ideelle Bindungen kommt.
Nicht alle zwar, aber auch ein wichtiger Grund, der das Gespräch mit fr. S. erschwert. Tief wirken die Sünden der Vergangenheit bis in die Gegenwart fort.
Es war die gleiche Demagogie, die die „Jungen Pioniere" auf die Straße
schickte, sie bei Umzügen zur Feier dubioser Anlässe in der früheren DDR
„Freiheit, Freiheit" rufen und in der rechten Faust die Kalaschnikoff schwingen
ließ. Und sprechen wir heute mit den Deutschen in den neuen Bundesländern,
so tritt uns solche Skepsis fast greifbar entgegen. Nicht nur aus Gründen der
noch unsicheren wirtschaftlichen Verhältnisse.
Welche Aufgaben für die Freimaurerei, dort wieder Vertrauen zu säen!
1945. Die innere Situation der Freimaurer in diesem Jahre war selbstverständlich eine ganz andere als die der Allgemeinheit. Den Brüdern war die
Ordenslehre ein fester Halt in all den Jahren geblieben. Nun atmeten sie zum
ersten Male seit 10 Jahren wieder frei. Die Zeit des Verbots war vorüber,
während der sie sich nur geheim, an immer verschiedenen Orten und mit immer
verschiedenen Etiketten versehen zu „geselligen Zusammenkünften" trafen.
Nun konnten sie aus ihrer Illegalität auftauchen, wieder Freimaurer sein und
alles unternehmen, um Logen zu errichten, freimaurerische Arbeiten zu
ermöglichen und freimaurerisches Eigentum zurückzugewinnen. Wenige Tage
nach der Kapitulation, im Mai 1945, wurde in Hamburg von dem letzten
Provinzialmeister vor der Verbotszeit, von Bruder Dr. Ing. Emil Artus, der
erste Versuch zur Wiederzulassung unternommen. Zunächst aber waren noch
Zusammenkünfte aller Art von der Besatzungsmacht untersagt. Ein sehr
mühevoller Weg, der viele, viele Monate dauerte, wurde mit großer Beharrlichkeit beschatten.
Gleichzeitig mit den Bemühungen um öffentliche Zulassung der Freimaurerei in Hamburg, gingen die privaten Versuche, die verstreuten Brüder in der
zerbombten Stadt überhaupt wiederaufzufinden. Es gab weder intakte
Verkehrswege noch Telefonverbindungen. Der frühere Sekretär, Br. Emil
Hager, hat für die Loge die mühselige Kleinarbeit geleistet, die Verbindungen
wiederherzustellen. Es ist auch ein Brief von Bruder Friedrich Roos erhalten,
den er 1958 an den damaligen Logenmeister, Br. Friedrich Haas, schrieb. Br.
Roos war 1. Aufseher vor dem Verbot und „Zweites Vorstandsmitglied" des
Vereins, der juristisch die Wiedererrichtung der Loge ermöglichen sollte.
Auszüge aus dem Wortlaut des Briefes können deutlicher sagen, wie es
wirklich war und welche Sehwiergkeiten zu bewältigen waren:
„Ich war damals 1.Aufseher und sprach mit unserem Logenmeister Br.
Charles Huwald über die Angelegenheit; (Sammeln und Zurückführen der
Brüder) jedoch meinte er, es sei noch zu früh, die Brüder wieder zusammen-
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zurufen, und wir wollten noch warten. - Trotzdem suchte ich die noch in
Hamburg wohnenden früheren Beamten auf, aber keiner der Brüder hatte
Zeit, mir zu helfen. Daraufhin bin ich alleine ans Werk gegangen und habe
mir aus unserer letzten Matrikel die Adressen gesucht und an die Brüder
geschrieben. Antworten gingen sehr zögernd und sehr spärlich ein - dazu
kamen viele unzustellbare Rücksendungen. Durch Umfragen und über das
Einwohnermeldeamt erhielt ich weitere Adressen, an die ich erneut schrieb.
Allmählich hatte ich auf meiner Liste circa 30 bis 35 Anschriften von Brüdern
zusammenbekommen.
Nun hieß es, ein Lokal zu finden, in dem wir zusammenkommen konnten. Einfach war es nicht, denn durch die jahrelangen Verhetzungen und Diffamierungen durch die Nazis war die Atmosphäre doch sehr vergiftet. Unser später
verstorbener Bruder Wilhelm Olsen schloß sich mir an, und so sind wir dann
zusammen von einem zum anderen Versammlungslokal gezogen, bis wir
endlich im „Alten Rathaus" im Patriotischen Gebäude in Hamburg Unterkunft
fanden.
Ein weiteres Schreiben von mir an die Brüder benachrichtete diese über Ort
und Zeit des Treffens, und so konnte ich die erste Versammlung nach all den
Jahren abhalten. Zwei weitere folgten in den beiden nächsten Monaten.
Anschließend fanden wir ein passendes Lokal in der Feldbrunnenstraße in
Hamburg, und ich habe dort unserem Meister Br. Huwald die versammelte
Bruderschaft übergeben.
Erwähnen möchte ich noch, daß ich während der Nazizeit zu dem Kreise der
Brüder gehörte, die in heimlichen Zusammenkünften und Versammlungen die
Tradition unseres Ordens pflegten und weiterführten.
Ich begrüße Sie, Hochwürdiger Meister,
i.d.u.h.Z.
als Ihr treuv. Ordensbruder" (gez. Friedrich Roos)
Auf wessen Schultern die Hauptlast bei der Suche nach früheren Mitgliedern
der Loge gelegen haben mag, ob bei Bruder Hager oder Bruder Roos, ist
zweitrangig. Die gemeinsamen Anstrengungen führten jedenfalls dazu, daß am
Mittwoch, dem 18. Februar 1948, im Casino des Wirtschaftsamtes in der
Feldbrunnenstraße 17 eine Mitgliederversammlung stattfinden konnte.
Aus der Niederschrift über die Versammlung der Mitglieder der im Jahre
1935 aufgelösten JL „Zur unverbrüchlichen Einigkeit":
„Die Versammlung wurde von dem einstimmig zum Leiter der
Versammlung gewählten Herrn Charles Huwald eröffnet.
Bei Auflösung der Loge waren noch 88 Personen Mitglieder der Loge (zum
Vergleich: 1927 = 314, 1932 = 205). Seit der Auflösung sind, soweit bekannt,
19 verstorben.
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Die erschienenen Mitglieder hatten sich in die Anwesenheitsliste eingetragen. Es waren 25 Mitglieder. (Eine Kopie der Liste liegt bei.) (Zur
Überprüfung der eventuellen Nazi-Vergangenheit!)
Der Versammlungsleiter erinnerte in einer Ansprache an die Auflösung der
Freimaurerloge im Jahre 1935 und führte aus, daß sich die Johannisloge „Zur
unverbrüchlichen Einigkeit" im Jahre 1935 auf Anordnung des ehemaligen
Reichsführers Himmler ebenfalls hätte auflösen müssen. Eine Auflösungsfrist
sei damals gesetzt worden, und für den Fall, daß diese Frist nicht eingehalten
worden wäre, hätte die Gestapo Verhaftung der Vorstandsmitglieder angedroht. Das gesamte Sachvermögen der einzelnen Logen und der größere Teil
ihres Barvermögens sei trotz der Selbstauflösung doch noch enteignet worden.
Der Versammlungsleiter berichtet sodann über die Verordnung des Zentraljustizamtes vom 15. September 1947 und über die auf Grund dieser
Verordnung gegebene Möglichkeit, die 1935 aufgelöste Johannisloge „Zur
unverbrüchlichen Einigkeit" wiederherzustellen. Er forderte hernach die
Versammlung auf, über die Wiederherstellung der alten Loge zu beschließen.
Die Beschlußfassung erfolgte durch Abgabe von Stimmzetteln, durch die die
Stimme mit Ja oder Nein abgegeben werden konnte. Es wurden 25 Zettel
abgegeben; sämtliche Stimmzettel lauteten auf Ja. Der Versammlungsleiter
stellte fest, daß die Wiederherstellung,der Johannisloge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit" von der Versammlung einstimmig beschlossen wurde.—"
Unter gleichem Datum schreibt die Johannisloge „Z.u.E." an den Senat der
Hansestadt Hamburg
Betr.: Wiederherstellung aufgelöster rechtsfähiger Vereine. . . . die Beschlußfassung der Mitgliederversammlung über Wiederherstellung ihrer aufgelösten Loge.
Es werden überreicht:
1. Die Niederschrift über die Mitgliederversammlung in Urschrift und
Abschrift.
2. Verzeichnis der in der Mitgliederversammlung erschienenen ehemaligen Mitglieder.
3. Abschrift der Ladung zur Mitgliederversammlung und Einschreibezettel . (Eidesstattliche Erklärung über die Richtigkeit der Angaben).
Freimaurerei in Hamburg überhaupt. Das heißt: es mußte die „Provinzialloge
von Niedersachsen zu Hamburg" wiedererstehen, die alle Einzelbestrebungen
koordinieren und - für alle - mit den zuständigen Ämtern verhandeln konnte,
insbesondere über die Rückübereignung des früheren freimaurerischen
Eigentums.
- Dem kleinen Tempel unseres Hauses, in dem unsere Arbeiten im
Lehrlings- und Gesellengrad gefeiert werden können, wurde der Name „ArtusTempel" gegeben - in dankbarer Erinnerung an den Bruder Emil Artus, der
damals die Verhandlungen mit der Militärbehörde führte, die einen Teil ihrer
Befugnisse wieder deutschen Ämtern übertrug. Den großen Anstrengungen
aber war Bruder Artus nicht mehr gewachsen. Am 9. März 1947 wurder der
verdiente Bruder i.d.e.O. abberufen. Den Erfolg seiner Bemühungen durfte er
selbst nicht mehr erleben.
Bruder Fritz Ziss wurde zum Nachfolger gewählt. Er erreichte die Zulassung
der Logen als „Offene Vereine" am 23. Februar 1948. Die Eintragung in das
Vereinsregister wurde am 1. Juli 1948 beendet. Nun konnte auch die
Provinzialloge von Niedersachsen ihre Eintragung in das Vereinsregister in die
Wege leiten, und bereits am 2. Oktober 1948 teilte der Senat mit: „Auf Ihren
Antrag vom 13. August 1948 wird der .Provinzialloge von Niedersachsen'
gemäß Verordnung zur Wiederherstellung aufgelöster Vereine vom
15. September 1947 die Rechtsfähigkeit wieder verliehen".
So erfuhr die am 4. Juni 1777 errichtete, am 3. Juli 1777 feierlich eingesetzte
„Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg" ihre endgültige Wiederaufrichtung.
Als am 11. Januar 1949 der „Artus-Tempel" in unserem schönen, von
unserem ehemaligen Logenbruder Leopold Strelow erbauten Logenhaus in
der Moorweidenstraße und am 18. Oktober 1949 auch der Große Tempel mit
würdigen Feiern wieder geweiht werden konnten, hatten die Brüder des
Verbandes „Die unter der Provinzialloge von Niedersachsen hierselbst
arbeitenden hamburgischen Johannislogen" ihre Stätte ernster Arbeit zurückerhalten , in der sie ihres Gelöbnisses gemäß wirken sollen.
Zur Ehre Gottes,
zu des Ordens Gedeihen
und zum Heile der Brüderschaft.
So konnte nun wieder das Freimaurerische Licht in unserer Loge entzündet
werden.
Das mühevolle Zusammensuchen der früheren Bruderschaft war für jede der
ehemaligen Logen nicht nur brüderliche Pflicht. Sie war auch Voraussetzung
für die Wiederzulassung der Logen wie für die Wiederaufrichtung der
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Es wäre ein fundamentaler Irrtum gewesen zu glauben, daß nun, da die
äußeren Möglichkeiten zu freimaurerischer Arbeit wieder gegeben schienen,
die Freimaurerei nur wieder dort anzuknüpfen brauche, wo sie vor 13 Jahren
unterbrochen worden war. „Freimaurerei war immer", sagt Lessing. Die
Logen aber müssen sich immer wieder regenerieren.
Als 1949 unsere Loge 54 Brüder umschloß, war der größere Teil schon vor
der dunklen Zeit Mitglied gewesen, und dieser Teil wird glücklich gewesen
sein, eine Stätte der inneren Sammlung wieder erreicht zu haben, an der die
schemenhafte Flut der Dinge in der profanen Welt vorüberstob. Mit jeder
neuen Generation aber, die in die Loge einzieht, wird auch die Problematik
dieser neuen Generation mit eingebracht. Nicht, daß die Ordenslehre, nicht
daß das Lehrgut des Ordens verändert wäre oder gar verändert werden dürfte.
Die Aufnahmefähigkeit der Brüder aber wird durch den „Geist der Zeit"
mitbestimmt. Er wirkt wie ein Filter, der einen Teil der auf ihn fallenden
Strahlen absorbiert und nicht wirken läßt. Die rasanten Entwicklungen der
naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, der Raumfahrt, wie aller Verkehrsmöglichkeiten, der Medientechniken mit aller Elektronik, die uns stündlich mit
allen Begebnissen überall auf der Erde überfluten, sie zusammen bestimmen
den Menschen unseres Jahrzehnts. Der Mensch in seinem Kern ist wohl
unverändert, seine Orientierungsmöglichkeit aber ist verwirrter geworden,
seine Orientierungspunkte schwankender. Er wird in der ihn umflutenden
Umwelt immer verlassener, dadurch aber andererseits auch sensibilisierter für
das Echte, für das, was blutvoll ihm entgegengebracht wird, was ihn lebendig
überzeugen kann. Die Berufung zum Meister einer Loge ist in der Jetztzeit
inhaltsschwerer, schwieriger und verantwortlicher, als sie es in früheren Zeiten
war. Wir alle sind heute mehr von äußeren Einflüssen abhängig, als es uns
selbst lieb sein könnte. Darum gilt heute mehr als je zuvor, was im „Faust" von
Goethe steht:
„Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
wenn es nicht aus der Seele dringt"
und weiter:
„Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
wenn es euch nicht von Herzen geht."
Berufung - sie muß das Maß für den Meister sein.
Freimaurerei war immer.
Nur ein Jahr nach der Wiederaufnahme der Arbeit in unserer Loge stellte
Bruder Charles Huwald sein Amt auf Grund seines hohen Alters zur
Verfügung. Wie Bruder Huwald war auch sein einstimmig gewählter Nachfolger, Bruder Paul Krützfeld, aus der „Unverbrüchlichen Einigkeit" hervorgegangen. Am 16. Februar 1949 wurde er in sein Amt eingesetzt. Die für
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die „Unverbrüchliche Einigkeit" in brüderlichem Kreis florierende Bezeichnung „Küsten-Loge" hatte in Bruder Krützfeld ihre lebende Bestätigung
gefunden. Auch als Meister unserer Loge hat der weitgereiste Seemann den
Blick von der Brücke bis an den Horizont und darüber hinaus, Welt und
Himmel in seinen Vorträgen den Brüdern im richtigen Verhältnis darzustellen
vermocht. Anfang 1955 wurde Bruder Krützfeld überraschend i.d.e.O.
heimgerufen.
In der Vorbereitungszeit zur Berufung eines neuen Logenmeisters brachen
alte „Tugenden" der „Unverbrüchlichen Einigkeit" wieder auf - man konnte
sich nicht einigen. Darum griff der Provinzial-Großmeister Bruder Fritz Ziss
ein und „empfahl nachdrücklich", den Bruder Friedrich Haas aus der
„Goldenen Kugel" zum Logenmeister zu wählen. Am 8. Mai 1955 wurde
B ruder Friedrich Haas zum Meister eingesetzt. Er führte die Loge neun Jahre.
Inzwischen hatte sich die politische Situation in den drei westlichen
Besatzungszonen Deutschlands weitgehend entkrampft, die wirtschaftliche
Lage so gefestigt, daß vom „Wirtschaftswunder" gesprochen wurde. Sogar die
mitten durch Deutschland laufende, mit Stacheldraht, Selbstschußanlagen,
Minenfeldern und Spürhunden gesicherte Grenze wurde nach der gescheiterten Berlin-Blockade der Russen an einigen Stellen etwas durchlässiger, so daß
- von dieser immer schwärenden Wunde abgesehen - die äußeren Perspektiven wieder rosiger erscheinen konnten. Die Zeit war hektischer geworden. Der
Boden für die Freimaurerei war bereitet, die Loge bekam wieder einen
größeren Zulauf. Im wesentlichen aber ist der Aufschwung der Loge dem
Einfluß des Bruders Friedrich Haas zu verdanken. Das Wissen des Meisters,
verbunden mit unbändigem Arbeitseifer, spornten die Brüder zur Mit-Arbeit
an. Er verlangte viel von sich - ebenso von seinen Brüdern. Als Arzt in
Rahlstedt, in der ehrenamtlichen Arbeit im „Deutschen Roten Kreuz" sowie in
der Beaufsichtigungsarbeit für das Evangelische Kinderheim hat Bruder
Friedrich Haas die Meistertugenden der Ordenslehre vorgelebt und tiefen
Einfluß auch auf die profane Welt ausgeübt.
Wenn an dem Beispiel eines einzelnen Bruders vom Wirken in seiner
Umgebung gesprochen werden kann und daraus seine Wirkung auf das
Gemeinwesen angedeutet wird, so muß hier ausdrücklich betont werden, daß
es viel ungenannte Beispiele solcher Wirksamkeit in und auf die Kommunen
gibt. Jede ehrliche Berufsarbeit findet ihren Niederschlag in der Stadt. Auch
wenn sie - wie es in den meisten Fällen ist - nur durch die Zuordnung zu einer
größeren Gruppe wirken kann, als einzelne Tat aber verborgen bleibt. Das
auch ist „praktische Freimaurerei", so wie es auf der Arbeitstafel im Lehrlingsgrad symbolisch dargestellt ist: Die Loge strahlt vom innersten Räume in
alle vier Richtungen der Welt aus. Bruder Friedrich Haas hat das vorgelebt.
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Heute noch ist die Wirkung seiner Persönlichkeit bei den älteren Brüdern
gegenwärtig und in lebendiger Erinnerung.
Je größer ein Gemeinwesen ist, desto undurchschaubarer ist es. Hamburg ist
eine Millionenstadt. In ihrer Geschichte der neueren Zeit die Wirkung einer
kleinen Gruppe - wie es eine Loge nun einmal ist - aufzuspüren ist so gut wie
aussichtslos. Man muß sich auf anonyme Einflüsse und auf „Mit"-Wirkung
beschränken. Zwar kennt wohl jeder Hamburger seit fast 200 Jahren das
„Freimaurer-Krankenhaus", seit etwa acht Jahrzehnten auch das „FreimaurerLogenhaus", das unübersehbar in der Nähe des Dammtorbahnhofes steht und
an dem täglich Millionen Menschen vorübergehen. Die Ursprungsbezeichnung
„Freimaurer" wird aber kaum hinterfragt. Sie wird „wegregistriert" - wie jeder
beliebige Straßenname. . .
In unserer Loge bahnte sich aber Anfang der 60er Jahre unter der
Hammerführung von Bruder Haas eine Entwicklung an, die die Arbeit der
nächsten Jahre erheblich beeinflußte. Auf einer Urlaubsreise im Jahre 1961
gelang es Bruder Heinz Slotala, die Verbindung zu der Johannisloge „Josva til
de tre Broer" in Hadersleben aufzunehmen, aus der sich Verbindungen zu
weiteren dänischen Logen ergaben. („Akazien" in Randers, „Hafnia" in
Kopenhagen und „St. Christopher" in Kristianstad/Schweden). Schon im
November 1961 fuhr eine Gruppe unter Leitung des Logenmeisters nach
Hadersleben.
Der Besuch einer Loge außerhalb der Grenzen des eigenen Staates ist heute
eine Selbstverständlichkeit. 16 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges aber
und nur 16 Jahre nach der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen
waren allerdings noch Vorbehalte „den Deutschen" gegenüber zu spüren.
Auch wenn sie von den Brüdern nicht ausgesprochen wurden - eine
abwartende Reserve blieb.
Dennoch: Es dauerte nicht lange, bis aus Zurückhaltung brüderliche
Zuneigung wurde. Und als Bruder Friedrich Haas am Stiftungsfest 1964 wenige Wochen vor seinem Tode - sein Amt an Bruder Heinz Slotala übergab,
pflegte Bruder Slotala die Verbindung zu den skandinavischen Logen, so daß
kaum ein Jahr verging, in dem nicht die „Unverbrüchliche Einigkeit" entweder
nach Dänemark fuhr oder die dänischen Brüder nach Hamburg kamen. Die die
Welt umspannende Kette der Freimaurer bestätigte sich, so daß Bruder
Hermann Schacht für sie den bezeichnenden Begriff prägte: Bruderschaft ohne
Grenzen.
Die über die Logen hinausgehende Wirkung dürfte mittelbar aber einen wenn auch kleinen - Beitrag "zum Abbau der Vorbehalte zwischen den
Völkern, die nach der NS-Zeit und dem Krieg nur langsam schwanden,
geleistet haben. Bruder Slotala führte die Loge 18 Jahre.
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Wird eine Loge über eine so lange Zeit von einer Person geführt, ist es nie
auszuschließen, daß es hier und dort zu Spannungen kommt. Als der für die
Nachfolge als Meister vorgesehene Bruder aus Krankheitsgründen verzichten
mußte, für eine weitere Amtszeit des Bruders Slotala von der Ordensbehörde
aber die Erlaubnis verweigert wurde, gab es recht unklare Verhältnisse und
gereizte Stimmungen in der Loge. Es mußte schnell ein neuer Logenmeister
benannt werden. Am Stiftungsfest 1982 übernahm Bruder Richard SchultzeWolfhagen den Ersten Hammer der Loge. Damit waren die Spannungen in der
Loge aber noch nicht abgebaut, sie schienen sich an einigen Ereignissen immer
wieder neu zu entzünden und zu steigern, so daß einige Brüder die Loge
verließen und sich in einer anderen annehmen ließen. Sind Freundschaften
zwischen Logen gar zu persönlich geprägt, reagieren die Logen seismographisch auf solche Beben. So kam es, daß sich die Beziehungen zu einigen
skandinavischen Logen lockerten.
Die erste Zeit unter der Hammerführung von Bruder Schultze-Wolfhagen der einige Jahre Redner der Loge gewesen war - stand unter dem Bemühen,
wieder vertrauensvolle Ruhe in die Loge zu bringen.
Da in den vergangenen Jahren der Blick mehr auf die skandinavischen Logen
gerichtet war, war die innige Verbundenheit zu den Schwesterlogen im eigenen
Hause etwas verlorengegangen. Es zeigte sich ein gewisser Nachholbedarf.
Bald aber festigte sich die Loge wieder zu ernster Arbeit. Neben den zwar
gelockerten, aber immer noch bestehenden Verbindungen zu den nordischen
Logen wurden die Verbindungen zu ausländischen Logen erheblich erweitert.
(Sunderland/England). Eine größere Gruppe von englischen Brüdern und
Schwestern kam nach Hamburg, um an unserem Stiftungsfest 1988 und dem
Schwesternfest am Folgetag teilzunehmen. Diese Freundschaft dauert an und
wird durch Besuch und Gegenbesuch weiter gepflegt. - Einen besonderen
Akzent erfuhren die freimaurerischen Auslandsbeziehungen im Mai 1989, als
Bruder Schultze-Wolfhagen die Möglichkeit erhielt, bei der „Reunion of the
Anglo Foreign Lodges Association" im Großen Tempel der Grand Lodge of
England in London eine Aufnahmezeremonie nach dem Ritual der Großen
Landesloge in deutscher Sprache zu demonstrieren, zusammen mit der JL
„Wilhelm zum gekrönten Anker". Bei dieser Demonstration waren der Abg.
Großmeister der Großloge von England sowie der Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bruder Ernst Walter, anwesend.
Bruder Schultze-Wolfhagen schied am Stiftungsfest 1990 aus Altersgründen
aus seinem Amt, und der Hammer wurde an Bruder Otto Feldmeth übergeben,
der die Loge in ihr 175. Stiftungsfest führt. Mit der glücklichen Wiedervereinigung der ehemaligen Ostgebiete mit unserem Vaterland sind für die gesamte
Freimaurerei in Deutschland neue Aufgaben erwachsen. Speziell auch für
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unsere „Unverbrüchliche Einigkeit". Alle verfügbaren Kräfte der Loge an
geistigen, aber auch an wirtschaftlichen Mitteln sind einzusetzen, um im Verein
mit allen diese große Aufgabe zu meistern.
Möge unsere Johannisloge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit" immer die
Kraft, den Mut und die Ausdauer aufbringen, um unter dem Segen des Dreifach
Großen Baumeisters der ganzen Welt an dieser Auf gäbe arbeiten zu können.
Benutzte Literatur:
Festschrift „Absalom zu der drei Nesseln"
„Ein Vierteljahrtausend Freimaurerei in Hamburg"
Festschrift JL „Zum Pelikan"
„215 Jahre Johannis-Loge „Zum Pelikan"
Festschrift JL „Zur unverbrüchlichen Einigkeit"
„150 Jahre „Zur unverbrüchlichen Einigkeit"
AdolfWohlwill
Aus drei Jahrhunderten der Hamburgischen Geschichte
Beiheft 5 zum Jahrbuch der Hamburgischen
Wissenschaftlichen Anstalten. 1897.
Freie und Hansestadt Hamburg/ Behörde für Arbeit,
Jugend und Soziales
Hans-Dieter Loose
Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Hoffmann & Campe 1982
Eckart Kiessmann
Geschichte der Stadt Hamburg. Hoffmann & Campe 1981
Brockhaus
Konversations Lexikon, Leipzig 1896 Geschichte der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg
1927-1952
Bilder:
Hamburgs Vergangenheit und Gegenwart. Verlag Wendt & Co,
Hamburg 1896
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Ausblick
Wir sind gewohnt, in Zeitabständen zu denken. Unser Leben fließt von der
Geburt an durch die Zeit der Kindheit, der Jugend, dem männlichen Alter,
dem Alter der Erfahrung, dem Greisenalter und mündet schließlich im Tod.
Alles hat in unserem Leben seine Zeit.
Und darum ist es gut und richtig, Zeitabschnitte rückblickend würdig zu
überdenken und angemessen zu begehen. So wie wir in diesen Tagen das
175jährige Bestehen unserer Loge im Bruderkreis und mit unseren Schwestern
begehen und feiern.
Laßt uns aus der Vergangenheit und aus unserer Zuversicht die Kraft
schöpfen, unsere Ideale in die Zukunft zu tragen und an die kommenden
Generationen weiterzugeben.
Das sind große Aufgaben, die vor uns liegen, und wir müssen uns ständig
neuen Situationen und Entwicklungen stellen. Die Strömungen in der
Gesellschaft sind heute transparenter denn je und wandeln sich häufiger und
schneller als früher. Die Politik ist in ihrer Ausrichtung nicht mehr rein national
orientiert, sondern wird in ihren Auswirkungen global beurteilt und dementsprechend betrieben. Normen und Verhaltensmuster, die früher maßgeblich
von den Kirchen und ihren jeweiligen Repräsentanten entscheidend mitbestimmt worden sind, werden heute öffentlich diskutiert und in unserem
Kulturkreis demokratischen EntScheidungsprozessen zugeführt und unterworfen. Da gibt es auch Kollisionen. Manches, was früher selbstverständlich war,
wird heute in Frage gestellt. Besonders auf politischem, gesellschaftlichem
Gebiet haben wir in diesen Jahren und Monaten erlebt, wozu guter Wille
einzelner, Vertrauen und Menschlichkeit und der Freiheitsdrang vieler in der
Lage sind. Diktatorische Systeme verabschieden sich, sind untergegangen.
Immer wenn sich in der Geschichte große Veränderungen vollzogen haben,
gingen jeweils auch Unsicherheit, Tränen und Leid damit einher, wie wir das
auch in diesen Tagen wieder beobachten müssen.
Wir Freimaurer haben darauf keinen Einfluß, und wenn, dann nur bedingt
und unmittelbar vor unserer Haustür. Dort aber liegen unsere Aufgaben und
unser Wirkungskreis nach außen.
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Auch in Zukunft sind wir gut beraten, die Königliche Kunst in der
althergebrachten Weise zu praktizieren. Wir müssen die Freimaurerei durch
unsere Verschwiegenheit schützen und durch die Öffnung unserer Herzen nach
außen tragen und verbreiten. Das ist auch künftig der richtige Weg. Wichen wir
davon ab, wir setzten uns der Gefahr aus, zwischen den Strömungen in der Gesellschaft, der Politik, der Kultur und den Konfessionen zerrieben zu werden.
Gewiß, manches wird künftig in Ruhe und Gelassenheit zu überdenken sein,
was z.B. unser Logenleben anbelangt. Nur in einer lebendigen und intakten
Loge können wir unsere Aufgabe erfüllen und uns unseren Zielen nähern. Man
wird sich einmal überlegen müssen, ob es weiterhin in dieser Form hinnehmbar
bleiben soll, wenn sich einzelne BBr. wieder von uns abwenden, indem sie dies
mit ihrem ständigen Fernbleiben dokumentieren? Ein Umstand, der in vielen
Logen offensichtlich mehr oder weniger ausgeprägt ist. Logenbruder zu sein,
um sich zu einem Freimaurer zu entwickeln, ist Privileg und Verpflichtung
gleichermaßen.
Jeder Bruder bleibt aufgerufen, in milder Brüderlichkeit zum Wohle unserer
Loge beizutragen. Unsere Loge lebt durch die individuelle Verschiedenheit
ihrer Mitglieder, und die Entwicklung in den letzten Jahren läßt optimistisch in
die Zukunft blicken, was die Anzahl und die Eignung anbelangt. Wir werden
nicht die Qualität unserer Loge der Menge evtl. Mitglieder opfern. Wir wollen
uns weiterhin in harmonischer Brüderlichkeit begegnen und jeder für sich in
der Bruderkette am eigenen rauhen Stein arbeiten. Aus dieser harmonischen
Brüderlichkeit, die wir weiter pflegen werden, schöpfen wir die Kraft für
unsere Arbeit. So wie wir, aufgerufen durch das Vorbild unseres Obermeisters,
des Zimmermanns aus Nazareth, uns vorbildlich zu verhalten bemühen, so
wollen wir durch Vorbildlichkeit zur Nachahmung anregen.
Freimaurerei tut not. Wir sehen das überall, wo Intoleranz und manchmal
Haß sich breitmachen. Trotz Wohlstands leiden viele Menschen an Ängsten,
Unsicherheit und Einsamkeit. Unserem Nächsten beizustehen, wo dies
angebracht ist und wir es vermögen, bleibt auch weiterhin unsere Aufgabe.
Stoßen wir die Tür in die Zukunft auf, und nehmen wir sie mit freudiger Erwartung an. Unsere Loge ist in Ordnung, und wir BBr. sind bereit. Arbeiten
wir an uns, erhalten wir uns den brüderlichen Umgang miteinander, und
vergessen wir darüber hinaus nicht die Barmherzigkeit. Dann braucht uns um
die Zukunft unserer Loge und um unsere Ideale nicht bange zu sein. Halten wir
es mit einem Vers von Hermann Hesse, der da lautet:
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„ Es scheint wirklich für den Menschen
nur eine Hoffnung zu geben:
Zwar nicht die Welt und die anderen,
aber wenigstens sich selbst einigermaßen
ändern und bessern zu können;
und auf denen, die das tun,
beruht im Geheimen das Heil der Welt"
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Verein „Vesta zu den drei Türmen", Boizenburg/Elbe
Der Verein Vesta zu den drei Türmen setzt sich aus Brüdern der
Johannisloge „Zur unverbrüchlichen Einigkeit" zusammen. Die Gründungsmitglieder des Vereins sind die Brüder: Walter Böttiger, Otto Eitzen, Otto
Feldmeth, Karl-Heinz Koch, Richard Schultze-Wolfhagen, Jürgen Bernin,
Klaus Loose, Bodo Ackermann, Helmut Litzenberger, Bruno Masuch,
Heinrich Zimmermann und Heinz Dollberg von der Johannisloge „Zur
Hanseatentreue". Die Brüder Gerhard Bartel und Dietrich Erdmann von der
Johannisloge „Matthias Claudius" und Br. Dirk Mänz aus der Johannisloge
„Zur unverbrüchlichen Einigkeit" traten den Verein im Laufe des letzten
Jahres bei.
Aufgabe des Vereins ist es, Gedanken und Ziele der Freimaurerei den
Boizenburger Bürgern näherzubringen und Suchende in der Hamburger Loge
aufzunehmen.
Als Vorsitzender des Vereins möchte ich chronologisch darstellen, was wir
seit Gründung des Vereins unternommen haben:
Von der Großen Landesloge kam nach der Grenzöffnung, die die spätere
Vereinigung der bis dahin geteilten deutschen Staaten brachte, die Anregung
der Vereinsgründungen. Über die Vereine sollen eventuelle Eigentumsansprüche an Grund und Boden sowie an Häusern geltend gemacht werden
können.
Hamburger Ordenslogen sollten sich zur Aufgabe machen, in den neuen
Bundesländern ehemalige Logen wieder zu aktivieren. 1935 wurden alle
Logenhäuser durch das nationalsozialistische Regime geschlossen und die
Arbeit der Logen verboten.
Wir reichten unsere Vereinsgründung an das Kreisgericht in Hagenow am
26.11.1991 ein, um sie in das Vereinsregister eintragen zu lassen.
Am 1. 12. 1991 fuhren wir mit einer Abordnung nach Boizenburg, um das
ehemalige Logenhaus unter Führung des Bürgermeisters Dr. Wieben sowie in
Begleitung des Leiters der Musikschule, Herrn Roland Krebs, zu besichtigen.
Das Gebäude wurde 1799 als Synagoge von ehemaligen jüdischen Bürgern
erbaut. Die 1822 gegründete Johannisloge „Vesta zu den drei Türmen" erwarb
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das Haus 1893, in dem sie bis 1934 ihre Arbeiten abhielt. Nach der Schließung
diente das Gebäude der Stadt als Museum, nach Entmachtung der Nazis
etablierte sich eine Musikschule in den unteren Räumen des Gebäudes, und in
den übrigen Zimmern wurden Bürger einquartiert. Das Museum bekam in
einem Haus am Kirchplatz 13 eine neue Bleibe zugeteilt.
Der Informationsabend im ehemaligem Logenhaus (28. Januar 1991) stand
unter der Schirmherrschaft der Provinzialloge von Niedersachsen. Bruder Rolf
Tilge, Provinzialmeister der Provinzialloge von Niedersachsen, hielt einen
Vortrag über das Thema: „Geschichtliches Werden der Freimaurer und ihre
besondere Bedeutung in der heutigen Zeit".
Der 4. März 1991 war für uns nicht so erfreulich, da vom Kreisgericht aus Hagenow die Mitteilung kam, daß unserer Vereinseintragung nicht stattgegeben
werden kann. Die Satzungen mußten noch ergänzt werden, die wir dann am 27.
März 1991 nachreichten. Nach der Satzungsergänzung vom 8. 6. 1991 wurde
dem Antrag vom 26.11.1990 stattgegeben.
Parallel hierzu wurde von der Großen Landesloge der Freimaurer von
Deutschland (GLdFvD) ein Schreiben an das Landratsamt des Kreises
Grevesmühlen weitergeleitet. Betreff: Rückgabe konfiszierter freimaurerischer Vermögenswerte. Einen Erlaß gibt es noch nicht, aber die Bestätigung
des Eingangs des Schreibens erfolgte am 5.8.1991.
Br. Masuch und Br. Ackermann trafen sich am 23.4.1991 mit Bürgermeister
Dr. Wieben zu einem offenen Gespräch im Rathaus in Boizenburg. Es ging um
die Vereinseintragung und um die Aufgaben und Ziele des Vereins in
Boizenburg.
Am 21. 9. 1991 bekamen wir die Mitteilung von der GLdFvD, daß die
Matrikelnummer 303 für die Loge „Vesta zu den drei Türmen" reserviert sei
und von Seiten der Großen Landesloge einer Reaktivierung nichts im Wege
stehe.
Auf Initiative unseres Logenmeisters Br. Otto Feldmeth wurden am 15.
November 199148 Bürger und Bürgerinnen aus Boizenburg nach Hamburg ins
Logenhaus eingeladen.
Die Schirmherrschaft übernahm die Provinzialloge von Niedersachsen.
Provinzialmeister Br. Vanselow hielt für die Gäste eine Ansprache im Großen
Tempel. Nach einer Besichtigung des Logenhauses fuhr man mit den Gästen
zur Zinnendorf-Stiftung in Hamburg-Eppendorf und gab Einblick des freimaurerischen Wirkens im öffentlichen Leben der Stadt. Dem schloß sich ein letztes
Beisammensein im Restaurant der Anschar-Stiftung an. Für die Boizenburger
ein ereignisreicher Tag, der wohl auch einen nachdenklichen Eindruck auf sie
hinterlassen hat.
Wir veranstalteten am 15.11.1991 in Boizenburg einen Gästeabend.
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Im Museum, Am Kirchplatz 13, stellte uns die Museumsleiterin, Frau Wulf,
einen Raum zur Verfügung. Leider folgten nur wenige Boizenburger unserer
Einladung - wir hatten wohl zu wenig geworben. Neben Herrn Busse von der
„Bergedorfer Zeitung" und Herrn Ebel vom „Boizenburger Anzeiger" war
auch Herr Walter Frank als freier Journalist bei dieser Veranstaltung zugegen.
Br. Bruno Masuch hielt ein Referat über das Gedankengut der Freimaurerei.
Die Gästeabende wollen wir in regelmäßigen Abständen in Boizenburg
fortführen und durch Presse- und Plakat-Aktionen auf die Veranstaltungen
aufmerksam machen.
Denn Aufgabe des Vereins ist und soll es sein, das Gedankengut der
Freimaurerei an die Boizenburger Bürger heranzutragen.
Unsere bisherigen Erfolge in Boizenburg verdanken wir in erster Linie
unserem Logenmeister, Br. Otto Feldmeth (gebürtiger Boizenburger). Br.
Feldmeth hatte auch in den Jahren, als die Grenze die Besuche erschwerten,
durch wiederholte Aufenthalte den Kontakt mit den Bürgern und seinen
Verwandten aufrechterhalten. Besonders aktiv wurde dieser Austausch nach
Öffnung der Grenze. Treffen mit Bürgern der Stadt sowie mit Angestellten des
Rathauses ermöglichten diese rege Teilnahme der Boizenburger an der
Einladung in das Hamburger Logenhaus.
Unsere Loge heute
Karl-Heinz Koch, Geburtstag: 14. 1.1924, Tag der Aufnahme: 28.1. 1959; Werner Henze, 17.1. 1908,19.
1.1949; Walter Böttiger, 27.4. 1923,20. 3. 1957; Gerhard Kühn, 8. 11. 1920,15. 5. 1957; Werner Eggers,
10. 3.1932,1. 6.1960; Kurt Olofsson, 8.12. 1931,15.3. 1961; Karl-Heinz Kreienbrink, 17.10.1911,22. 9.
1962; Hans Kleinpeter, 9. 1.1924,11. 12.1962; Alfred Boyks, 6. 7.1914,13. 3. 1963; Harald Mörer, 4.12.
1919,26.5.1965; Hermann Förster, 11.10.1937,23.3.1966; Otto Feldmeth, 29.5.1925,1.12.1964;Klaus
Loose,4.1. 1940,24.1.1968; Dirk Mänz, 25.11.1934,25.9.1968: Günter Ketelsen, 26.5.1938.9.4.1975:
Günther Beuck, 24.12. 1943,4. 6. 1975; Otto Eitzen, 16.6. 1915, 10.12. 1975; Dietmar Boyks, 4. 1.1944,
13.2.1976: Jürgen Bernin, 22. 8.1941.9. 2.1977, Hugo Miller, 13.1. 1938,25. 5. 1977; Richard SchultzeWolfhagen,26. 10. 1911,8. 10.1977; Werner Röseler, 9.10.1941,19. 11. 1977; Jörg Eitzen, 18.4. 1945,6.
9. 1978; Fred Eickemeyer, 6. 2, 1930, 24. 1. 1979; Harald Mischkowski, 22. 5. 1938,28. 4. 1982; Andreas
Smigielski, 10. 11. 1946, 10. 6. 1982; Dieter Kollmorgen, 5. 1. 1938, 13. 10. 1984; Bruno Masuch, 22. 9.
1938,13. 2. 1988; Bodo Ackermann, 9. 8. 1948, 13. 2. 1988; Helmut Litzenberger, 1. 8. 1946,29. 4. 1988;
Heinrich Zimmermann, 15. 8.1938,27. 9.1989; Hans-Jürgen Burmeister, 5. 5. 1964,10. 1. 1990; Michael
Fleck, 29. 4.1954,13. 2. 1991; Anton van Diem, 3. 5. 1946. 13. 2.1991; Ulrich Körber, 22. 1. 1948,10.4.
1991; Roland Krebs, 24.5.1957,22.1.1992; Frank-Jörg Zecher, 30.6.1968,22.1.1992.
Auswärtige Mitglieder; Rainer Storch, 18.7.1941,16. 9.1964; Fritz Florian, 3. 4.1925,15.6. 1966; MarkHilbertv.Roeder,24.9.1941,6.10.1969; Lothar Kreuzer, 20.10.1926,14.1.1976.
Helfender Bruder: Paul Schreiber, 8.10.1928,24.5.1961.
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