Predigten und GD Abl. 2008 - AKTION KIRCHE UND TIERE eV

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Predigten und GD Abl. 2008 - AKTION KIRCHE UND TIERE eV
Aktion Kirche und Tiere (AKUT) e. V
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Informationen:
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Stellvertreter: Pfarrer Holger Janke, Försterweg 14, 22525 Hamburg, Tel. 040-543109, Mail:
holgerjanke@gmx.de
„Kommen Tiere in den Himmel?“
Predigt von Pfr. Holger Janke, 2. Vorsitzender von AKUT,
beim Gottesdienst für Mensch und Tier am 20. Jul. 2008,
in der Gemeinde „Zum guten Hirten“ in Hamburg-Langenfelde
„Kommen Tiere in den Himmel?“ Eine interessante theologische Frage, wobei die eine sagt:
„Um Gottes Willen! Bitte keine Spinnen in den Himmel“ und der andere „Gott sei Dank!
Dann sehe ich meine geliebte, verstorbene Katze wieder.“ Abgesehen von diesen
menschlichen Befindlichkeiten, ist es die ernsthafte Frage nach der Gnade Gottes, wie sie z.
B. in Psalm 36 formuliert ist: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist ... Du hilfst
Menschen und Tieren.“
Gemeinhin behauptet die Mehrheit der Bevölkerung und der Theologen, dass der Himmel
auch für Allergiker geeignet sei, da dort keine Hundehaare zu befürchten sind. Denn sie
proklamieren den Himmel allein für die Gattung Mensch und bleiben damit im Zeitgeist;
„Kinder ihrer Zeit“. Tiere gelten nicht als Persönlichkeit, sondern sind Sachgegenstände, die
per Gesetz als solche auch zu behandeln sind. Und was auf der Erde gilt, wird auch für den
Himmel festgeschrieben: „Kein Platz für Tiere im Himmelreich!“ behaupten sie. Damit
entspricht der geistige Horizont der Theologie auch den weltlichen Grenzen des
Gegenwärtigen. Der durchschnittliche Theologe, Philosoph oder Jurist bewegt sich damit
ganz im anthropozentrischen Mainstream der Menschheitsgeschichte und akzeptiert die
massenhafte Tierquälerei auf Erden als eine Sachbeschädigung, die im Himmel nicht
stattfinden kann, weil es dort alles rein menschlich zugeht.
Bei dieser Auffassung gruselt es so mancher empfindsamen Seele, die schon in der Bibel die
breite Spur der Gewalt und Vernichtung durch den Menschen nachlesen kann: Kain erschlägt
Abel, „Sodom und Gomorra“, selbst Gottes eigener Sohn wird von den Menschen brutal
hingerichtet. Die Gattung Mensch steht stets für Gewalt, Unrecht und Gottesferne. Die Bibel
nennt diesen Zustand des Menschen: Sünde!
Und allein für diesen sündigen, brutalen Menschen ist der Himmel reserviert? Reicht die
Gnade Gottes für Adolf Hitler, aber nicht für den Ackergaul, der 20 Jahre treu den Pflug zog?
Nun ja, es gibt ja noch das Gericht. Ganz ungeprüft kommt der Mensch nicht ins
Himmelreich. Während die einen in der Kirche die Hölle ausmalen und dort gerne alle
schmoren lassen wollen, betonen die anderen jene umfangreiche Vergebung Gottes mit der
Begründung, dass ja kein Mensch ohne Sünde sei. Der Himmel wäre also leer! Stelle dir vor,
du besuchst den Himmel und allein Jesus wohnt dort, weil er allein ohne Sünde war?
Nun verspricht uns die Bibel am Ende in der „Offenbarung“, dass Gott und Mensch
zusammen wohnen werden. Es ist der Text über das „neue Jerusalem“: „Gott wird abwischen
alle Tränen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz.“ D.h.
Adolf Hitler wird all die vergasten Menschen treffen, Sinti und Roma, Sozialisten, Juden,
Homosexuelle und Behinderte. Das könnte sein Gericht sein! Ich könnte diesbezüglich die
Volksweisheit wiederholen: „Man trifft sich im Leben immer zweimal!“ Und das Leben geht
ja nach biblischer Auffassung über den Tod hinaus.
Dass es im Himmel ein Miteinander geben wird, ist ebenso unvorstellbar wie wunderbar, aber
Gott hat uns den Himmel versprochen! Das gilt auch für die unauffindbaren Geschöpfe; die
Menschen, die im Krieg von Bomben zerfetzt und in Massengräber verschart worden sind.
Auch die Tausenden von Menschen, die im World Trade Center verschwanden, werden von
Gott mit Namen gerufen und im Himmel erwartet. Eine tröstliche Verheißung angesichts der
Bilder des Attentates und der Gedenkstätten dieser Welt. Gott muss im Himmel vieles
wiederbeleben, was auf Erden nicht zur Blüte kam. Der Mensch in seinen Zerstörungswahn
beschert Gott große Arbeit. Aber im Himmel herrscht Frieden. Gottes Gnade ist weit wie der
Himmel, und er hilft Menschen und Tieren.
Kommen also auch all die gequälten Geschöpfe, die wir Schlachtvieh, Nutztiere oder
Zuchtrassen nennen, in den versprochenen Himmel Gottes, wo sie ohne Geschrei und ohne
Schmerzen leben können? Gilt Gottes Vollmacht auch für die Tiere, wie im Psalm 36
versprochen oder hat Gott sich nur versprochen? Das glaube ich nicht!
Wir hörten heute die Frage nach Jesu Vollmacht als Evangelium (Matth. 21,23 ff). Jesus fragt,
ob die Vollmacht der Taufe vom Himmel oder von den Menschen kommt? Als die Menschen
sie als Geschenk des Himmels in Betracht ziehen, stellt sich die Frage, warum sie es nicht
glaubten?
Genauso könnte uns Jesus heute fragen, ob die Tiere vom Himmel oder von den Menschen
kommen? Und trotz aller Genmanipulationsphantasien der Biologen müssten auch wir sagen:
Tiere kommen vom Himmel. Sie sind von Gottes Hand geschaffen, wie es ja in der Bibel
geschrieben steht. Folglich würde Jesus auch uns heute fragen: Warum habt ihr es dann nicht
geglaubt?
Wenn wir unser irdisches Gefängnis der Sünde aufbrechen und den Blick zum Horizont
richten, können wir die Weite des Himmels erleben und die Größe der Gnade Gottes. Gottes
Güte reicht so weit der Himmel ist, und er hilft Menschen und Tieren. Er führt jede gequälte
Kreatur zum Ziel, und im himmlischen „Neuen Jerusalem“ ist kein Geschrei, kein Leid und
kein Schmerz mehr. Das gilt für das ungeborene Kind, dem Demenzkranken, dem Kriegsoder Gewaltopfer wie auch dem Gewalttäter, wenn er Buße tut und sich bekehrt zu Gott.
Um wie viel mehr gilt es für die Tiere, die ohne Sünde sind, die sich nie gegen Gott auflehnte,
sondern ihm stets treu dienten. Die Tiere haben seit der Schöpfung das getan, was Gott wollte
und wofür er sie in die Welt setzte. Der Löwe verschonte sogar auf Gottes Geheiß Daniel, der
Wal rettete Jona und die Eselin führte Jesus sicher durch Jerusalem.
„Warum glaubt ihr nicht an die Himmlische Gnade Gottes? Gott ist mehr als das Geschöpf
begreifen kann und seine Güte ist größer als der Horizont des sündigen Menschen. Gottes
Gnade riecht soweit der Himmel ist! Wenn Tiere nicht in den Himmel kommen, wer dann?
Amen
Deutsch-niederländischer Gottesdienst in Dordrecht
am 9.2.2008 mit Pfr. Friedrich Laker - Dormund
Liebe Freundinnen und Freunde,
ich begrüße euch zu diesem außergewöhnlichen kleinen Gottesdienst an einem außergewöhnlichen Ort.
Wir sind mit unseren Gedanken und unseren Gefühlen bei unseren Mitgeschöpfen, die hier und an anderen
Orten in ein Todeslager verfrachtet wurden.
Wir trauern um unsere tierischen Geschwister. Viele von uns sind verzweifelt. Viele spüren eine große Wut,
manche Hass. Viele wissen nicht, wohin mit ihren Gefühlen.
Wir wollen uns mit diesem kleinen Gottesdienst in Gedanken und Gefühlen verbinden mit den unschuldigen
Hunden, die in diesem und in anderen Lagern leiden und vom Tode bedroht sind. Wir wollen sie nicht allein
lassen.
Wir wollen uns verbinden mit dem Gott des Lebens und der Liebe, der in allen Geschöpfen dieser Erde lebt, der
mit ihnen leidet, mit ihnen gekreuzigt wird.
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen der Liebe, der Hoffnung und der Gerechtigkeit, die stärker sind als der
Tod. Wir feiern diesen Gottesdienst, im Namen Gottes, der uns niemals allein lässt – auch in aller Verzweiflung
nicht. Amen.
Es stimmt nicht, dass Gott als allmächtiger Herrscher an einem fernen Ort über uns und die Welt nach seinem
Willen regiert. Es stimmt nicht, dass nur der Mensch nach seinem Ebenbild geschaffen ist.
Gott ist in jedem Tier, in jeder Pflanze, in jedem Mensch. Alles ist nach seinem Ebenbild geschaffen.
Er ist uns näher als wir uns selbst nah sein können.
Er ist Geist. Er ist Lebensenergie. Seine Regentschaft ist Liebe.
Zu diesem Gott beten wir, indem wir unsere Gedanken konzentrieren, unsere Gefühle besänftigen, unsere
Herzen öffnen. Unser Gebet ist eine Meditation. Eine bewusste Haltung zu dem, was tief in unserer Seele liegt.
Gott, du bist nah. Du bist da.
Du bist unsere Hoffnung über alle Grenzen hinweg.
Wir wissen um das Leiden unserer Geschwister hinter dem Zaun und hinter den Mauern und können doch nur so
wenig tun.
Wir wissen nicht, wohin mit unserer Trauer.
Wir können sie nicht berühren, nicht streicheln, sie nicht trösten, sie nicht befreien.
Doch wir senden ihnen nun mit unseren Gedanken und Gefühlen all unsere Liebe. Wir senden ihnen unsere
Botschaft, dass wir sie nicht allein lassen, dass wir ihnen weiter verbunden sind, dass keine Mauer unsere Liebe
trennen kann. Wir wissen, dass es dieses unsichtbare Band zwischen uns gibt.
Wir sind nun einen Augenblick still. Wer einen Hund hinter diesen Mauern oder anderswo kennt, kann still für sich
diesen Namen nennen. Wir senden alle unsere Liebe und sind überzeugt. Unsere Freunde werden dies spüren.
………
AMEN.
Liebe Freundinnen und Freunde,
wie weit sind Menschen von der Liebe zu ihren Mitgeschöpfen entfernt, wenn sie so ein lebensfeindliches und
absolut unsinniges Gesetz erschaffen wie das RAD.
Wie weit sind Menschen von der Vernunft entfernt, wenn sie so ein vernichtendes Todesurteil über Tausende von
Hundeleben mit einer Rassenideologie begründen, die jegliche wissenschaftliche Erkenntnis vermissen lässt.
Wir sind sehr traurig, fassungslos, verzweifelt und voller Wut. Da werden unschuldige Tiere ihren Haltern von
einem Tag auf den anderen weggenommen und sie können diese erst wieder sehen, wenn sie bereits getötet
wurden.
Wir fragen uns: wie kann so etwas passieren? Und was können wir tun?
Das Gesetz ist im Namen des Lebens geschaffen worden. Es soll das Leben unschuldiger Menschen schützen,
weil es angeblich bedroht ist durch Hunde eines bestimmten Aussehens, Hunde mit bestimmten Merkmalen und
Äußerlichkeiten. Das wird unabhängig von ihrem Verhalten betrachtet, unabhängig auch von dem einzelnen
Individuum.
Werden diese Hunde Schritt für Schritt ausgerottet, so die Meinung, dann sei Gefahr und Unheil vom Menschen
abgewendet.
Eine solche Rassenideologie –angewendet auf den Menschen – hatte einmal in der Geschichte verheerende
Folgen, brachte millionenfaches Leid mit sich.
Wird eine solche Herangehensweise besser, wenn man sie auf Tiere anwendet?
Wenn ein Gesetz Leben schützen soll, muss es die Ursache von Gefahren bekämpfen, die von einzelnen
wenigen Hunden tatsächlich ausgeht. Und die liegt immer beim Menschen und niemals beim Tier.
Weil es aber nicht die Ursache bekämpft, schützt es kein Leben, sondern vernichtet es unschuldiges Leben.
So wird der Mensch in seiner Überheblichkeit gegenüber dem Tier wieder schuldig, so wie er es oft in seiner
Geschichte wurde.
Die Kirche hat die Arroganz des Menschen gegenüber dem Tier leider in ihrer Geschichte vielfach unterstützt und
damit selbst unglaubliche Schuld auf sich geladen. Sie hat sehr früh schon den Tieren die Seele abgesprochen
und hat damit jeglicher Willkür und Gewalt Tür und Tor geöffnet. Sie hat damit einen großen Anteil an
ungezähltem Leid.
Denn natürlich hat jedes Tier eine Seele, natürlich jeder Hund egal welcher Rasse oder welcher Mischung. Und
die Seele jedes einzelnen Hundes hinter diesen Mauern hier leidet an Schmerz und Einsamkeit wie die eines
Menschen, der in vergleichbarer Situation leben muss.
Es ist die Seele eines Tieres, die ein so starkes Band der Freundschaft und der Liebe zu einem Menschen
knüpfen kann, dass selbst der Tod es nicht zu zertrennen vermag.
Jeder, der sich vorurteilslos und mit Liebe auf ein Tier einlässt, weiß, wovon ich spreche.
Darum, liebe Freundinnen und Freunde, kann uns aber auch niemand trennen von diesem Band der Liebe, das
zu unseren tierischen Geschwistern besteht, darum kämpfen wir und lieben wir auch über den Tod hinaus und
geben nicht eher Ruhe, bis dieses lebensfeindliche Gesetz aus der Welt geschafft wird.
Christinnen und Christen haben ein provokantes Symbol für den Kampf der Liebe, ein Symbol, das allerdings
vielfach missbraucht wurde, sogar im Namen schlimmster Gewalt geführt wurde. Es ist das Kreuz.
Ursprünglich steht es für die Ermordung eines unschuldigen Menschen, eines Menschen, der Liebe in einer
beeindruckenden Weise und Konsequenz gelebt hat, der Leben geheilt, Menschen gestärkt und ermutigt hat, der
getröstet und befreit hat. Sein Leben war ein Leben im Namen des Gottes der Liebe.
Seine Nachfolger verehrten und verehren ihn als Christus, als Heiland des Lebens. Sie haben ihm ein Wort in
den Mund gelegt, das ganz in seinem Sinne gesprochen ist, das seinem Wort und seinen Taten entspricht.
Wenn es im Übergang von diesem Leben zu einem anderen am Ende unserer Zeit dazu kommt, dass wir uns
fragen müssen, wie verantwortlich wir unser Leben geführt haben, dann – so sagt es uns Matthäus 25 aus der
Bibel – dann wird uns dieser Christus sagen:
„Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Es ist ein starkes Wort. Christus ist mehr als ein einzelner Mensch, der vor mehr als 2000 Jahren gelebt hat. Er
ist das, was uns mit allen Geschöpfen verbindet. Die Liebe unseres Schöpfers.
Und was wir jedem einzelnen Geschöpf antun, das tun wir unserem Schöpfer an, das tun wir Christus an.
Es ist provokant, wenn auf dieser Demonstration ein Kreuz getragen wird, an dem symbolisch ein pitbullartiger
Hund hängt. Aber es trifft den Nagel auf den Kopf.
Es sagt mehr als viele Worte. Nicht nur Jesus Christus ist in der Geschichte des Menschen gekreuzigt worden,
sondern mit ihm ungezählte unschuldige Menschen und Tiere.
Jesus Christus steht auf ihrer Seite. Er kennt ihr Leid und ihren Schmerz. Er weiß aber auch und das hat er mit
Leben und Tod gezeigt: die Liebe ist stärker. Die Gerechtigkeit wird eines Tages siegen.
Das Kreuz ist zu einem Lebenssymbol geworden, zu einer Kraft nicht nur der Hoffnung und des Trostes, sondern
auch der Liebe in diesem Leben.
Das Kreuz ist ein Symbol des langen Atems geworden.
Wenn wir fragen, was wir tun können, dann ist es das:
Wir geben nicht auf, weil unsere Liebe zu unseren Tieren nicht aufhört. Wir lassen uns selbst nicht die Liebe
nehmen. Auch durch unsere Wut nicht. Wir wollen keine Rache und keinen Hass. Wir wollen einen neuen
Umgang miteinander und mit unseren Tieren.
Wir appellieren an die Vernunft und an die Liebe.
Wir hören nicht auf, auf das Leiden unserer Tiere aufmerksam zu machen, bis sich eines Tages die Türen für sie
und uns öffnen.
Wir bitten um den Segen, die Kraft und den Trost des mitleidenden Gottes. Wir bitten um die Kraft der
Erneuerung und wir fordern von der Politik:
im Namen Gottes und der Liebe: hört endlich auf, unschuldige Tiere zu töten. Setzt dem Wahnsinn endlich ein
Ende.
Amen.
FÜRBITTEN
1 Gott des Lebens und der Liebe,
wir bitten um deinen Segen für unsere bedrohten Tiere.
Stehe ihnen bei. Lass sie nicht allein. Begleite sie und beschütze ihre Seele. Tröste sie und schenke ihnen Kraft.
2 Gott des Lebens und der Liebe,
wir bitten dich: lass uns nicht zerbrechen an unserer Trauer. Hilf uns in unserer Hilflosigkeit. Lenke und steuere
unsere Wut, dass daraus eine neue Kraft im Widerstand erwächst, die an Liebe und Vernunft appelliert.
3 Gott des Lebens und der Liebe,
….
4 Gott des Lebens und der Liebe,
lass uns einen langen Atem haben – selbst über den Tod hinaus. Das Leben ist kostbar und heilig. Und es ist
mehr als das, was wir hier im Leben auf dieser Erde erfassen und begreifen können.
Schenk uns auch mit unseren verstorbenen Tieren ein Wiedersehen. Eines Tages wird deine Liebe dann
endgültig siegen. Lass uns mit dieser Zuversicht leben.
Lasst uns das Vaterunser gemeinsam sprechen. Jeder von euch kann das in seiner Sprache tun.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit - AMEN.
SEGEN
Gott segne und behüte euch mit seiner Liebe und seinem Frieden.
Gott segne und behüte unsere Tiere und Freunde, deren Leben bedroht ist mit seiner Liebe und seinem Frieden.
Gott segne und behüte alle, die die Macht haben, über Leben und Tod zu entscheiden und schenke ihnen seine
Liebe und seinen Frieden.
Gott sei bei euch mit seiner Kraft – jetzt und alle Tage bis in Ewigkeit.
Amen.
ANGEBOT: PERSÖNLICHER SEGEN
Thomas Webel-Reiner ; Pfarrer Seelsorge. Psychologische Beratung.
Autor.
Kirchstraße 59
45888 Gelsenkirchen
Telefon 0209 24809
Telefax 0209 38966848
E-Mail: thomas-
webel@gelsen-net.de
Datum Mai.2008
„Kreativer Prozess“
Der Kreuzweg der Tiere
Unter Kreuzweg verstehen wir im kirchlichen Raum die bis zu 14 Stationen des Weges Jesu
in den Tod.
Der gläubige Mensch versenkt sich auf diesem letzten Weg Jesu, durch Nachvollzug der
Stationen in das Karfreitag Geschehen.
Diesen Gedanken greife ich auf:
Der Umgang mit den Tieren ist in unserer Gesellschaft ein Weg der Qual und des Todes,
geduldet, gewollt und vollzieht sich doch für die Öffentlichkeit weitgehend im Verborgenen.
Die Idee ist, die Leidensstationen der von Gott gesegneten Schöpfung Tier (siehe Genesis)
öffentlich, sichtbar und darum ein Stück nachvollziehbar zu machen.
Nur wer die Wahrheit / Wirklichkeit kennt hat Wissen und kann sich entscheiden, ob er /sie
mit der Wahrheit / Wirklichkeit leben will. Wissen gibt die Möglichkeit Entscheidungen zu
treffen. Der Kreuzweg will nicht moralisieren, sondern informieren und betroffen machen.
Der von Gott zur Liebe befähigte Mensch ist von Jesus Christus gerufen „in der Liebe“ zu
leben.
Die lieblose Wirklichkeit für die Tiere dieser Zeit öffne ich in 10 Tafeln zu 0,5x2 m unter
den Titeln:
Versuchsobjekt
Gegessen
Ausgebeutet
Vernichtet
Ausgezogen und weggeworfen
Verladen
Geschlachtet
Gequält
Missbraucht
Misshandelt
Diese Tafeln werden ergänzt durch ein Triptychon ( 3 Tafeln zu 0,5x2 m): Vater, Sohn,
Heiliger Geist.
Unter Verwendung von kleinen Metallobjekten, die Tiere darstellen, wird der Aspekt
Schöpfung, Schöpfer, Leid und Erlösung deutlich.
Die 14. Station ist ein schlichtes großes Kreuz, an das die Betrachter der Ausstellung
„Stellungnahmen“ heften können, so dass Reaktionen der Kreuzweg“wanderer aufgenommen
werden. Der Kreuzweg wird vom 05.07.2008 den Juli über in der Evangelischen
Altstadtkirche in Gelsenkirchen zu sehen sein.
Es ist vorgesehen, dass dieser Kreuzweg auch ausgeliehen werden kann (Kontakt .s.o.).
Selig sind die Sanftmütigen! Jesus
Mit freundlichem Gruß
Thomas Webel-Reiner
Predigt von Thomas Webel-Reiner, AKUT e. V.
aus Anlass der Ausstellung „Kreuzweg der Tiere“ Juli 2008
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
20 Und Gott sprach am Morgen des fünften Tages: Es wimmle das Wasser von lebendigem
Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels.
21 Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser
wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art.
Und Gott sah, daß es gut war. 22 Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret
euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden.
23 Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.
24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art:
Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so.
25 Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner
Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da
herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh
und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und Gott
schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann
und Weib.
28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die
Erde und machet sie euch untertan.
Liebe Gemeinde, die Tiere gehören zur Schöpfungsordnung Gottes. Sie sind gewollt,
geschaffen aus derselben Kraft, der Kraft, die das Universum ins Leben gerufen hat,
geschaffen von dem, den wir bekennen als den Schöpfer, der Himmel und Erde gemacht hat.
Gott ließ eine Ordnung entstehen, eine Schöpfungsordnung. Nachdem längst die Tierwelt
gesegnet wurde, es ist das erste Mal, dass das Segnen Gottes in der Bibel erwähnt wird,
nachdem also längst die Tierwelt gesegnet wurde, kommt der Mensch. Er wird hineingefügt
in die Ordnung Gottes als ein Teil, ein Teil, der aber Verantwortung trägt.
Darin unterscheidet sich der Mensch vom Tier, der Mensch hat Verantwortung. Er ist
beauftragt. Er kann selbst, von Gott gesegnet, ein Segen sein oder ein Unheilstifter. Für
Mensch und Tier gilt: Ihr seid auch dazu da, Gott zu loben. So heißt es zum Beispiel im Psalm
148 : Lobet den Herrn auf Erden, ihr großen Fische und ihr Tiere und alles Vieh, Gewürm und
alle Vögel. // Genau wie der Mensch, hat das Tierreich sein Gegenüber in Gott, dankbar
erkennt der Mensch zusammen mit dem Tier:
Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Die Tiere werden von Gott bewahrt/ gerettet, weil sie Teil der Schöpfung sind, wir kennen
alle die Arche, die Noah gebaut hatte, um Platz zu haben, Paar für Paar von jedem Tier. Die
Tiere werden von Gott in den Dienst genommen, genau wie der Mensch. In der Bibel lesen
wir davon, dass Gott zum Beispiel die Heuschreckenplage sendet, die Stechmücken, um das
Herz des Pharaos zu erweichen. Wir hören von einem Wal, der den Propheten Jona dorthin
bringt, wo er seinen Auftrag zu erfüllen hat. Wir hören von dem Esel, der die schwangere
Maria trägt. Der Heiland Jesus Christus reitet auf einem jungen Esel in Jerusalem ein. Zuvor
hat er dem Volk beigebracht, dass Gott an Tieropfern kein Gefallen hat. In seinem, Christi,
Tod ist das letzte „Opfer“ gebracht worden. Etwa 130 (!) Tierarten werden in der Bibel
erwähnt, darunter, z.B. Kamel, Affe und auch Wildschein, die Tiere sind somit eingebaut in
das, was es von dem Vater im Himmel zu sagen gibt, in das, was er uns zu sagen hat,
eingebaut in die Heilige Schrift, das Wort Gottes. Schön darin das Wort vom Hirten. Darin
werden Mensch und Tier auf im Bild einer Stufe gesehen, d.h. der Mensch ist gemeint in dem
Bild des Tieres. Psalm 23 spricht: Der Herr ist mein Hirte. Und Jesus selbst: Ich bin der gute
Hirte. Ihr seid meine Schafe, und wenn ihr mich kennt, dann folgt ihr mir nach. Doch das ist
der Punkt an dem sich vieles entscheidet und manches zerbricht: Die Nachfolge. Wir kennen
vielleicht das Bild (oft gemalt und gedruckt) wie Jesus in der Schafherde steht und als
liebender, fürsorglicher Gottes Sohn, ein kleines Schaf auf dem Arm hält. Wer mag sich bei
diesem Bild vorstellen, dass Jesus im nächsten Moment das Messer nimmt, und zusticht:
Leute lasst uns feiern und lecker essen. Geht gar nicht. Ihr seid meine Schafe, kennt ihr mich,
folgt ihr mir nach. Nachfolge:
Was heißt das eigentlich für den Umgang mit unseren Tieren, den Geschwistern des
Tierreiches?
Was heißt das, was bedeutet es in der Nachfolge zu sein, wenn es um die Tiere geht? Ich
glaube es ist richtig, wenn ich sage: Der himmlische Vater ist ein fürsorglich, liebender Vater,
der seine Liebe der ganzen Schöpfung schon allein darin erwiesen hat, dass er sie nach seinem
heiligen Willen geschaffen hat. Jesus Christus, der Sohn der Liebe, der uns an den Vater
erinnert, der uns zur Liebe aufruft und auch gleichzeitig zu ihr befähigt, spricht uns ins
Gewissen. So kann das Gebot der Stunde nur dies sein, dass wir unserem Gegenüber, der
Tierwelt unsere Achtung und unseren Respekt erweisen. Wir begegnen in den Tieren
unserem gemeinsamen Schöpfer. So wie wir in jeder menschlichen Begegnung immer dem
Schöpfer begegnen, dem, der alles gemacht hat, dich und mich.
Der Mensch ist der Schöpfungsordnung nach ein Bebauer und Bewahrer, kein Zerstörer und
kein Ausbeuter. Letzteres ist sicherlich nicht Gottes Wille. Dein Wille geschehe, wie im
Himmel so auf Erden.
Wir müssen uns, wenn wir die Schöpfung anschauen, und das was mit ihr geschieht, müssen
uns fragen, entspricht das Treiben der Menschen Gottes Willen. Würde es wohl im Himmel
so aussehen wie bei uns auf Erden. Schön, dass Paulus schon sagen konnte:
Die ganze (!) Schöpfung hofft auf die Erlösung (Römer 8).
Und die braucht sie auch. Auf den Tafeln dieses Projektes werden viele Probleme
angesprochen, die heutzutage vom Menschen verursacht, auf die Tierwelt einwirken:
Nehmen wir z.B. das sinnlose Töten der Stiere im spanischen Stierkampf. Nehmen wir die
Ausrottung der Wale. Immer wieder gibt es Arten von Tieren, die vom Aussterben bedroht
sind, und die es tatsächlich schon nicht mehr gibt. Nicht etwa weil sein Wille geschieht auf
Erden, nein, weil die menschliche Hand, aus Angst ums Überleben und für fragwürdigen
Profit, eingreift. Durch die Abholzung der Regenwälder (z.B.)wegen Sojaanbau, wird vielen
Tieren der Lebensraum entzogen. Die Meere werden bald leergefischt sein. In dem Maße wie
die Meere leerer werden, werden die Ställe der Massentierhaltung größer und mehr. Was hier
geschieht, durch menschliche Hand, ist zum Teil blankes Leid.
Man kann es heute leicht in Erfahrung bringen, was mit Tieren in Laboren und Fabriken
gemacht wird. Es läuft am Ende immer auf das Eine hinaus: Die Tiere werden entseelt als
Ware betrachtet. Sie werden wie seelenlose, Wesen behandelt, die weder Schmerz noch Leid
kennen. Ihnen wird zum Teil ein derart entwürdigendes, erdrückendes Schicksal aufgebürdet,
das, würde es Menschen geschehen, mit höchsten Strafen geächtet würde. Tatbestand:
Missbrauch, Körperverletzung und Mord. Doch es sind ja nur Tiere! Nur Tiere? Wie steht
das im krassen Widerspruch zum dem, was Menschen mit Tieren erfahren: Da gibt es Benno
den Schäferhund. Er ist ein Therapiehund, der ältere Menschen im Heim besucht und Freude
bringt. Da gibt es die für Katastrophen ausgebildeten Suchhunde, die Menschenleben retten.
Da sind die Delfine, die behinderten Menschen helfen, zu sich zu finden, und Türen für
Heilungsprozesse zu öffnen. Ochse und Pferd haben hunderte Jahre dem Menschen geholfen,
die Arbeit auf dem Feld zu verrichten. Kamele haben Salz und andere Kostbarkeiten durch die
Wüste getragen, um das Leben der Menschen zu bereichern. Brieftauben haben Nachrichten
verbreitet, längst bevor es die Post gegeben hat. Wie groß ist die Trauer, wenn der
Familienhund stirbt, der 15 Jahre ein Teil der Familie gewesen ist? Wie oft wurde sie schon
beschrieben, die buchstäbliche Freundschaft und Treue des Tieres zum Menschen.
Viele Menschen erhalten mehr Liebe durch ein Tier, als auf dem Weg von Mensch zu
Mensch. Es ist bekannt, dass Menschen, die sich um ein Tier zu kümmern haben, weniger
Probleme mit Vereinsamung haben als andere.
Wer freut sich nicht am Gesang der Vögel am Morgen, die, bevor noch der Mensch seinen
Tag beginnt, längst das Loblied in den Himmel steigen lassen.
Liebe Gemeinde, es ist, das ist meine feste Überzeugung, ein neues Hinsehen und Hinhören
notwendig, wenn es um unsere Mitgeschöpfe, die Tiere geht.
Das Leid, das Tiere in unseren Tagen erfahren, geht uns etwas an. Da wir die Bebauer
und Bewahrer sind, sind wir gefragt, wenn etwas nicht in Ordnung, in der Ordnung Gottes ist,
sind wir gefragt, sie wieder herzustellen, bevor Gott seinen Zusagen nach sein Reich
vollendet.
Gottes guter Geist segnet sicherlich jeden kleinen Schritt den wir tun werden.
Ich möchte nicht dazu aufrufen dieses oder jenes zu tun, aber wenn Sie es wollen, dann
schauen Sie einfach mal auf die hier ausgestellten Tafeln und lassen die Bilder und den Text
auf sich wirken, vielleicht sagt Ihnen die eine oder andere Botschaft etwas.
Die Tat-sachen sind erschreckend.
Bevor wir alle Anteil haben an dem großen Reich des Friedens, können wir Frieden schenken,
mit jeder guten Tat und jedem bewussten Schritt.
Gott segne unser Tun und unser Lassen. Und er helfe uns zu unterscheiden, und er überwinde
uns in unseren festgefahrene Meinungen und Verhaltensweisen. Er öffne uns hin zu neuem
Sein. Damit wir Botschafter und Wegbereiter sind der neuen Erde und Licht der Welt, wie
Jesus es gewollt hat.
Predigt von Frau Pastorin Ellen Bürger (AKUT e. V. Mitglied) am 3. August 08, beim 14.
ökumenischen Gottesdienst mit Menschen und Tieren in der Waldkirche auf Norderney
Thema:
„Mit ZORN und ZÄRTLICKEIT:
TIERSCHUTZ in Gottes Namen!“
Liebe Gemeinde!
Wir fahren auf der Autobahn , und es ist heiß. Die Klimaanlage läuft, trotzdem finden wir es
ziemlich unerträglich. Die Sonne war am letzten Wochenende einfach zu stark. Auf unseren
rund 200 km sind auch viele andere Autos unterwegs, darunter diverse Transporter. Wir
erkennen sie gleich, auch ohne ihre Aufschrift: lebende Tiere.
Die haben keine Klimaanlage und wie viele km – Stunden, Tage, Wochen – sie womöglich
unterwegs sind mag ich gar nicht denken. Jedes mal steigt die Wut in mir hoch, wenn wir
wieder einen dieser Laster überholen. Wie durstig werden die Tiere sein? Manche schon
verletzt, mit unsicherem Stand und voller Panik. Werden sie wenigstens ihre Pausen
bekommen, ein beruhigendes Wort, frisches Wasser?
Tier fühlen wie wir – das wissen wir doch längst von denen die mit uns leben, von unseren
Hunden Katzen, Pferden, vögeln, Kaninchen. Sie alle kennen Angst und Schmerzen und
merken doch sofort, ob wir einfühlsam – ich möchte ruhig sagen: zartfühlend, zärtlich mit
ihnen umgehen.
Unsere Haustiere haben es oft ja gut getroffen – immer leider auch nicht. Aber denken wir
weiter, packt einem der Zorn und das Grauen. Wer den Film „We feed the world“ gesehen
hat, wir die Bilder nicht mehr los: allein die Küken, Tausende – nur zum Sterben produziert –
und wie sie sterben müssen!
Und wohin mit unserem Zorn, dass Tiere zu zigtausenden in Laboren verbraucht werden, auf
Straßen überfahren, aus ihren Lebensräumen vertrieben, zum Aussterben verurteilt?
Wir sind gewaltig zornig, denn viel Leid wäre vermeidbar – das gilt für Menschen und für
Tiere. Da kann uns tatsächlich auch ein hl. Zorn packen, weil jedes Leid nicht nach Gottes
Willen ist – jede Seite in der Bibel sagt uns das.
So auch der Predigt Text für heute aus dem 2. Buch Mose. „Gerechtes Verhalten“ ist der
Abschnitt überschieben und leitet dann über zum Sabbatjahr und Sabbat. Hören wir, was im
23. Kap. gesagt ist:
2. Mose 23, 4+5. 10-13a:
4.Wenn Du dem Rind oder Esel deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so sollst du
sie ihm wieder zuführen. 5. Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last liegen
siehst, so laß ihn ja nicht im Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tiere auf.
.... 10. Sechs Jahre sollst Du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln. 11. Aber im
siebenten Jahr sollst du es ruhen und liegen lassen, dass die Armen unter deinem Volk davon
essen; und was übrigbleibt, mag das Wild auf dem Felde fressen. Ebenso sollst du es halten
mit deinem Weinberg und deinen Ölbäumen. 12. Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber
am siebenten Tage sollst du feiern, auf dass dein Rind und Esel ruhen und deiner Sklavin
Sohn und der Fremdling sich erquicken. 13a. Alles, was ich euch gesagt habe, das haltet.
Achtsam sein bei allem ...
Viele reagieren spöttisch oder sogar ärgerlich auf Gottesdienste mit Tieren. Ich kann nur
sagen: sie haben ihre Bibel nicht aufmerksam gelesen. Gott spielt nicht Menschen gegen Tiere
aus, sondern segnet beide und sorgt sich um beide. Da kann man getrost auch einmal
Gottesdienst mit Tieren feiern. Und deutlich machen: wir wollen beide im Blick haben, unsere
Fürsorge auf beide erstrecken.
„Wenn ein Rind oder ein Esel sich verirrt, bring ihn zurück, selbst wenn es zu deinem ärgsten
Feind ist.“
Schon das alte Testament kennt also die Feindesliebe und eben auch die Liebe zum Tier,
Tierschutz. Leider immer nur einzelne haben in der langen Kirchengeschickte von uns
Christinnen und Christen das Anliegen aufgegriffen. Manche sind in unserem Text- und
Liederheft zitiert: natürlich Franz von Assisi, dann Pfarrer Albert Knapp, der den ersten
Tierschutzverein gründete, Albert Schweizer vor allem und aus unserer Ggw. Jörg Zink.
Tierschutz in Gottes Namen – dafür stehen sie alle und ermutigen uns, nicht nachzulassen in
brennendem Zorn und zuwendender Zärtlichkeit im Sinn von artgerechter Haltung.
Im Predigttext geht es um die, die wir als Nutztiere bezeichnen. Esel schleppen Lasten, noch
heute in vielen Ländern. Rinder ziehen Pflüge und Karren – nicht alle Länder sind so hoch
industrialisiert wie wir. Doch auch unsere sog. Nutztiere müssen leisten – bis an ihr Ende:
Milch geben, Eier legen, Fleisch ansetzen im Akkord.
Wir hören: am 7. Tage sollen sie ruhen dürfen, wie der Mensch auch. Ja, der Mensch soll
sogar ruhen, damit Rind und Esel ausruhen und die menschlichen Arbeitskräfte, ob
einheimisch, ob Gastarbeiter aufatmen können. Niemand ist nur zum Arbeiten, nur zum
Ausnutzen geschaffen worden – Gott gibt das Leben auch zur Muße, zum Ruhen, zum Feiern.
Vor einer Woche waren wir auf der Autobahn unterwegs, weil wir zu einem Gartenfest mit
vielen Kindern und Erwachsene, diversen Hunden und sogar Pferd und Pony eingeladen
waren. Das riesige Grundstück bot Platz für alle und völlig entspannt spielten und krabbelten
die Kinder, spielten und lagen die Hunde, unterhielten sich die Erwachsenen und grasten die
Pferde und die Katze spazierte ums Haus. Auf der Weide nebenan standen Kälber mit ihrer
Mutterkühen. Ein Ruhetag, Sabbat für Mensch und Tier. Viel ist möglich, wenn wir es nur
wollen.
Alle 7 Jahre soll das Land brach liegen, die Armen dürfen es abernten und nach ihnen die
Tiere des Feldes. Wir merken ja längst, dass unsere ausgelaugten Böden immer mehr Dünger
benötigen und immer mehr Spritzmittel – und Südamerika hat Monokulturen soweit das Auge
reicht; Felder die von 30 Mähdreschern in einer Reihe gleichzeitig abgeerntet werden.
Regenwald stört dort – wohin sollen sich die Tiere nun flüchten? Was fressen? Wer lässt
ihnen auch nur ein braches Feld, wo Soja doch den Multis das große Geld bringt? Die Global
Players lassen viele noch tiefer fallen, darunter vor allem Kleinbauern deren Tiere kein
Weideland mehr finden.
„Ihr sollt achtsam sein bei allem, was ich euch gesagt habe.“ Das wollen wir und unseren
Zorn umwandeln in noch mehr Aufmerksamkeit für alle, die leben. Manche von uns haben
Gärten – auch die kann man mit Brachecken einrichten: Vögel und Insekten, Schmetterlinge
Igel u.a.m. werden es danken. Die wenigsten von uns haben Nutztiere, aber wir entscheiden,
wie viel Fleisch wir essen und welche Eier wir kaufen. Wir können Tierpatenschaften bei
Greenpeace übernehmen, die alte Nutztierrassen vor dem Aussterben retten; oder den WWF
unterstützen, der Lebensräume für Wildtiere auf kauft. Wir sind hoffentlich Mitglied in einem
Tierschutzverein oder unterstützen ein Tierheim. Albert Schweizer war einer der ganz Großen
in vieler Hinsicht: Theologe, Philosoph, Mediziner, begnadeter Orgelvirtuose, Streiter gegen
die atomare Bedrohung und Träger des Friedennobelpreises. Wie alle wirklich Großen ist er
dabei von entwaffnender Einfachheit gewesen, indem er das Einfache und Kleine immer auch
sah. So hat er abends im stickigheißen afrikanischen Lambarene bei geschlossenen Fenstern
am Schreibtisch gearbeitet, weil Insekten sonst von der Öllampe angezogen und verbrennend
hineingefallen wären. In diesem Sinne schreibt er auch:
„Wahrhaft ethisch ist der Mensch nur, wenn er sich scheut, irgend etwas lebendigem Schaden
zu tun.
Kommt er an einem Insekt vorbei, das in einen Tümpel gefallen ist, so nimmt er sich die Zeit,
Ihm ein Blatt oder einen Halm zur Rettung hinzuhalten.
Er reißt kein Blatt vom Baume ab, bricht keine Blume und hat acht, dass er kein Insekt
zertritt.
Geht er nach dem Regen auf der Straße und erblickt den Regenwurm, der sich darauf verirrt
hat, so bedenkt er, dass er in der Sonne vertrocknen muss, wenn er nicht rechtzeitig auf Erde
kommt, in der er sich verkriechen kann, und befördert ihn von dem todbringenden Steinigen
hinunter ins Gras.
Er fürchtet sich nicht, als sentimental belächelt zu werden. Es ist das Schicksal jeder
Wahrheit, vor ihrer Anerkennung ein Gegenstand des Lächelns zu sein.“
Sein Urwaldhospital war ein Segen für kranke Menschen und ebenso ein Zufluchtsort für
kranke oder alte Tiere.
Mit Zorn und Zärtlichkeit – so sieht sie aus.
Erinnern wir uns schließlich: auch Gott kann zornig werden – wie Jesus, als der Esel
geschlagen wird. Und Gott ist der zärtliche Hüter – wie eine Glucke, die ihre Küken sammelt;
wie ein Hirte, der dem verlorenen Schaf nachgeht; und als der, der alles neu machen wird, so
dass einmal Menschen und alle wilden und zahmen Tiere im Frieden miteinander wohnen
werden.
Das bleibt unsere Sehnsucht und unsere Hoffnung.
Amen
Kollekte für Nutzpferde in Rumänien (über Animals Angels)
Texte aus dem Gottesdienstheft:
Psalm 36, 6-10 ....
Text von Chung Hyun Kyung:
„Es ist an der Zeit,
dass wie die Bibel aus Perspektive der Vögel,
des Wassers, der Luft, der Bäume und der Berge,
die in unserer Zeit die Ärmsten der Armen auf der Erde darstellen,
neu lesen müssen.
Lied: Nun steht in Laub und Blüte
Lied: Der Gott der Menschen (Peter Janssens):
„1. Der Gott des Menschen ist auch der Gott der Tiere.
Er hat sie alle unbeschreiblich lieb.
Auch für die Tiere drehn sich Mond und Sterne,
denn deren Strahlen sind für alle da.
2. Der Gott der Menschen behütet auch die Tiere.
Sie sind ihm alle unglaublich viel wert.
Auch für die Tiere gibt’s Platz auf dieser Erde.
Sie sind ein Teil der Schöpfungsharmonie.
3. Der Gott des Menschen ist auch der Gott der Tiere.
Er hält sie alle fest an seiner Hand.
Auch für die Tiere ist Platz genug im Himmel.
Sie sind als Gäste alle dort zuhaus.“
Albert Schweizer:
„Erfurcht vor dem Leben umfasst Pflanzen, Tiere und Menschen“.
Und
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Prof. Dr. theol. Erich Gräßer:
„Tierschutz ist ein Dienst, den wir Gott schulden, er ist Gottesdienst.“
Lied: Sanfter Gott, wir loben Dich (Musik: Wien 1774 – Text: Gerhard Schöne 1990):
„Feuer, Erde, Wasser, Wind,
Vogelschwärme und Delphine,
Mann und Maus und Frau und Kind,
Wüste, Staubkorn und Lawine,
Mond und Sterne, Tag und Nacht,
sind von deiner Hand gemacht.
Gott, dein Atem ist so groß
und er haucht in Steine Leben.
Fruchtbar ist dein Mutterschoß.
Du kannst nehmen, du kannst geben.
Du erhältst uns lebenslang.
Nichts als Staunen mein Gesang.“
Franz von Assisi:
„Gott wünscht, dass wir den Tieren beistehen, wenn es vonnöten ist.
Ein jedes Leben in Bedrängnis hat gleiches Recht auf Schutz.“
Glaubensbekenntnis (nach James Thompson, Schottland):
„Alle Tiere sind von Gott geschaffen
(1. Mose 1, 24.25)
und sie sind sein Eigentum (1. Mose 9,10; Psalm 50.10.11)
Der Schöpfer sorgt für sie und erhält sie. (Psalm 104, 27.28)
Der Schöpfergott kennt jedes Tier und sorgt sich um ein jedes. (Lukas 12,6; Johannes 10,11)
Wir Menschen, als Gottes Ebenbilder, sind für Tiere verantwortlich (1. Mose 1,26)
und sollen sie in Ehrfurcht und mit Barmherzigkeit behandeln. (2. Mose 20,10; 5. Mose
22,6.7; 5. Mose 25,4)
Respekt vor Tiere ist Teil der Gerechtigkeit, die Gott schenkt und von uns erwartet. (Sprüche
12,10)
Tiere haben einen Platz im göttlichen Friedensreich (Jesaja 11,6-9)
Zu dem sich die gesamte Schöpfung hinbewegt und für das wir Christen voller Hoffnung
eintreten. (Römer 8, 19-23)“
Lob des Schöpfers (Nach Psalm 104 – Zu singen nach EKG 197: Du meine Seele singe)
„1. Du hast die Welt gegründet, den Himmel ausgespannt,
die Sterne angezündet mit schöpferischer Hand.
Du machst zu deinen Boten die Flammen und den Wind,
weckst Leben aus dem Toten und segnest, was beginnt.
2. Die Schöpfung zu erneuen, Herr, höre niemals auf.
Du sollst dich an ihr Freuen und ihrem Weiterlauf.
Hilf, dass wir Frieden halten mit deinem Eigentum
und diese Welt verwalten zu deines Namens Ruhm.“
AKUT e. V. - Berliner Erklärung vom ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003:
•
Die Welt ist nicht nur für die Menschen da, sondern für alle Geschöpfe Gottes
•
Jedes Geschöpf hat sein eigenes Lebensrecht. Jede, auch die unscheinbarste Art, ist
in sich vollkommen und hat ihre Bedeutung im Schöpfungsganzen.
•
Menschen und Tiere sind fühlende Wesen, mit Sinnen begabt, fähig zu genießen und
zu leiden.
•
Gott ist ein Freund des Lebens. Wer Gott liebt und ehrt, der liebt und ehrt auch
Seine Geschöpfe.
•
Wir schulden den Tieren kein Mitleid, sondern Gerechtigkeit.
Ich bin zu folgendem bereit:
Ich will mir Gottes Liebe und Barmherzigkeit zum Vorbild nehmen.
Ich werde für die Leidenden dieser Welt eintreten, auch für die Tiere.
Ich meide Produkte aus Massentierhaltung.
Ich werde mich dafür einsetzen, dem Gedanken der
Mitgeschöpflichkeit in meiner Kirche mehr Raum zu geben.
______________________________________________________________________________________________________________
Das Seufzen der Kreatur vernommen – Vom Entstehen des Tierschutzes:
„Albert Knapp (1798 bis 1864) ist als württembergischer Liederdichter bekannt. Zum
Beispiel stammt das Lied „Einer ist´s, an dem wir hängen“ (EKG 221) aus seiner Feder.
Viele Lieder des Gesangbuchs bearbeitete er. Maßgeblich war er an der Erneuerung des
Württembergischen Gesangbuchs beteiligt, das 1841 erschien. Und er gab den
„Evangelischen Liederschatz“ mit 3590 Liedern heraus. Als er in Stuttgart Pfarrer war,
gründete er 1837 den ersten deutschen Tierschutzverein.“
Teilhard de Chardin:
„Im Namen unseres Glaubens haben wir das Recht und die Pflicht, uns leidenschaftlich für
die Dinge dieser Erde einzusetzen.“
Aus EKD-Texte „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“ 1993:
„Zum Auftrag der Kirche gehört es, >den Mund aufzutun für die Stummen und für die Sache
aller, die verlassen sind < (Sprüche 31,8). Zu diesen gehören auch die Tiere
Lied: Menschenkinder:
„Ref: Menschenkinder auf Gottes Erde, Menschenkinder in Gottes Welt.
Dass Gottes Erde wachse, werde, sind Menschenkinder zum Schutz bestellt.
1. Dass die Bäume hoch aufragen, dass sie grüne Blätter tragen,
dass sie wachsen und gedeih´n, alle Bäume groß und klein.
2. Dass die Blumen jeden freuen, dass sie wachsen und gedeihen,
dass ihr Duft bei Tag und Nacht, Gottes Schöpfung fröhlich macht.
3. Dass ein jedes Tier sein Leben, das ihm selbst von Gott gegeben
ungehindert leben kann, gebt gut acht und rührt nichts an!
4. Dass ganz rein die Bäche fließen, zwischen Feldern, zwischen Wiesen.
Sauber fließt der Fluß daher, sauber auch das große Meer.
5. Mond und Sonne in der Ferne. Nachts der Himmel voller Sterne.
Gott schuf diese schöne Welt, dass es allen hier gefällt.
6. Luft zum Atmen, Brot zum Leben. Zeit und Raum von Gott gegeben.
Und Gott spricht: „Macht euch bereit, geht und wirket in der Zeit.“
Segen von Pastorin Ellen Bürger, Tiergottesdienst auf Norderney am 11. Juli 1999:
„Gottes Segen komme über euch und bleibe bei euch,
bei euch Menschen, großen und kleinen,
bei euch Tieren, wilden und zahmen.
Gottes Erbarmen senke sich auf alle, die Qualen und Not leiden, ob Mensch, ob Tier.
Gottes Güte schaffe sich Raum für alle, die er geschaffen hat.
Gottes Liebe werde spürbar für euch,
die ihr Fell und Federn, Krallen und Klauen, Hufe und Hörner habt,
und für uns in unseren Herzen und Sinnen und Verstand.
Gott sei uns gnädig und schenke der ganzen Schöpfung Frieden.
Amen.“
Ernesto Cardenal:
„Jedes Lebewesen ist eine Liebeserklärung Gottes an den Menschen“
Lied: Laß uns eine Welt erträumen: (1988 by Lied der Zeit)
„Laß uns eine Welt erträumen, wo man unentwegt
Pflanzen, Tiere, Luft und Wasser wie einen Garten Pflegt,
wo man um die ganze Erde Liebesbriefe schreibt,
und dann laß uns jetzt beginnen, dass es kein Traum bleibt.
Dr. Jörg Zink:
„Denn dem Menschen ist ein Auftrag gegeben, der seine Seele herausfordert, seinen Geist.
Der Mensch soll nicht nur seinen Anteil aus der Natur herauswirtschaften.
Er soll das Ganze im Auge behalten.
Er erfüllt seinen Auftrag, über die Tiere und die Pflanzen,
über den ganzen Garten Gottes zu herrschen nur,
indem er mehr wird als das stärkere Tier,
nämlich der sensible Bewahrer und Hüter seiner Brüder und Schwestern
in der sogenannten niederen Natur,
damit diese Welt am Ende Gottes Garten bleibt.“
Gottesdienst für Mensch und Tier
am Pfingstmontag, 12. Mal 2008, 11.00 Uhr,
St. Johanniskirche Altona
Mit Propst Dr. Horst Gorski, Pastor Alexander Höner und unter Beteiligung von AKUT e. V.
Orgel
Begrüßung
Lied: Wie lieblich ist der Maien
Lesung: Apostelgeschichte 2, 1-13
Glaubensbekenntnis
Lied: Laudate omnes gentes
Gedicht: Stadttauben
Lied: Wenn wir in höchsten Nöten sein
Eine Geschichte (Ansprache)
Lied: So nimm denn meine Hände 376, 1-3
Bildbetrachtung: Der halbversunkene Hund
von Francisco Goya
Lied: Herzlich lieb
Fürbitten
Vaterunser
Segen für die Tiere
Segen für alle
Lied: Wie lieblich ist der Maien
501,1-3
181.6
366, 1-5
397,1+3
501,4
Propst Dr. Horst Gorski
Pastor Alexander Höner
Mitwirkende von der "Aktion Kirche und Tier e.V."
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
den guten Hirten für Menschen und Tiere.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria
im Stall von Bethlehem bei Menschen und Tieren,
von einem Tier getragen auf seinem Leidensweg,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die lebenden und die toten Menschen.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben für alle Geschöpfe,
die Gott vertrauen - Menschen wie Tiere.
Gedicht von Frau Helga Ehms-Herzmann
S T A D T T A U B EN
Wie habt ihr Euren Tag verbracht,
Verfolgte, die man Ratten nennt,
emporgeschwungen auf dem First.
Wo ist die Bleibe für die Nacht.
Noch wärmt die Abendsonne.
Wohlbehagen macht sich breit,
für eine Weile Frieden.
Bildnis für Gleichklang,
Eintracht, Liebe.
Symbol zu sein ist Eure Pflicht.
Möglichst in Weiß,
Graublau geziemt sich nicht.
Als Friedensboten gern zitiert,
Picasso, Euer Meister.
Aufgeplustert hockt ihr da,
versonnen schaue ich.
Taubenblau, was heißt das schon,
Licht bricht sich im Gefieder,
läßt wahre Pracht erstrahlen.
Gentiana, Malachit,
gewelltes Anthrazit.
Kobalt, ein Preußisch Blau,
Zinn, silbrig glänzend grau.
Ein Streifen Weiß,
Amen.
der Vatermörder.
Stadttauben, die man Ratten nennt..
ihr kämpft ums Überleben.
Verfolgt, geächtet,
Vorurteilen preisgegeben.
Elend aus Menschenhand.
Gefiederte, mein Dank an Euch
für dieses Innehalten,
Beflügeltsein, Inspiration.
Mit Euch Verbundenheit,
Gleichwertigkeit, Bewunderung,
und auch, Respekt den Ratten.
Geschichte: Oscar the Cat
Ansprache von Pastor Alexander Höner
Liebe Gemeinde,
Oscar ist keine Schönheit. Wenigstens keine, die es in die Whiskas-Werbung schaffen würde. Wenn
man ihn sieht, ruft man nicht spontan aus: Oh, ist der süüß! Er strahlt eher den Charme von Garfield
aus und auf seinem Porträt-Foto auf dem Gang im Dementenheim guckt er grimmig wie Bud Spencer
durch schmale Schlitzaugen. Sein Fell ist an der Unterseite schmutzig-weiß und zottelig, als ob er
gerade durch’s Unterholz gestreift ist. Auf der Oberseite ist er grau-schwarz gestreift.
Oscar ist ein zwei Jahre alter Kater aus den USA. Er wohnt und arbeitet im Steere House Nursing and
Rehabilitation Center in Providence im Bundesstaat Rhode Island an der Westküste. Oscar ist ein
geachteter Kollege bei den Krankenschwestern und Pflegern sowie beim Ärzteteam. Sogar eine
Plakette an der Wand neben seinem Foto im Flur kündet von seiner einfühlsamen Arbeit. Was soll das
für ein Wunderkater sein, von dem ich hier erzähle? Was macht Oscar so besonders?
Wie jeder vernünftige Kater ist auch er ein fauler Geselle, er schläft viel, am liebsten auf dem Tisch im
Besprechungszimmer der Station. Wacht er auf, streckt er sich lang und ausgiebig und mustert seine
Umgebung. Dann macht er sich auf in den Flur. Schaut rechts und links und entscheidet sich für eine
Richtung. Besonders nahbar ist er nicht, eine demente alte Frau nähert sich ihm mit einem Rollator,
leise fauchend signalisiert Oscar: Lass mich in Ruhe, ich arbeite. Aber die Frau will auch gar nichts von
ihm, geht an ihm vorbei, sie ist in einer anderen Welt. Heute geht Oscar als erstes zu Frau Tucker in
Zimmer 310. Die Tür ist geschlossen. Er setzt sich davor und wartet. 25 Minuten später kommt eine
Krankenschwester aus dem Raum mit einem schmutzigen Laken. „Hallo, Oscar“, begrüßt sie ihn, „willst
Du reinkommen?“ Oscar zeigt keine Reaktion, lässt die Schwester an ihm vorbei gehen und betritt dann
erst das Zimmer. Frau Tucker liegt zusammen gerollt in ihrem Bett – wie ein Embryo. Ihr Körper ist
ausgezerrt, die Spuren der langen Brustkrebs-Krankheit sichtbar. Neben ihrem Bett sitzt ihre Tochter
und liest ein Buch. „Hallo Oscar, na, wie geht’s Dir heute?“ Oscar beachtet sie nicht und springt mit
einem Satz auf Frau Tuckers Bett. Er hält inne, lässt seine schmalen Augen langsam über Frau Tucker
wandern, dann schnüffelt er leise. Unvermittelt springt er wieder vom Bett und verlässt schnell das
Zimmer. Heute noch nicht.
Oscar geht den Gang weiter. Die Tür von Zimmer 313 ist nur angelehnt, er schlüpft durch den schmalen
Spalt, fast ohne die Tür zu berühren. Frau Karle liegt alleine in ihrem Bett. Ihr Atem ist gleichmäßig,
aber flach. Sie ist umgeben von Fotos ihrer Familie – Kinder, Enkelkinder und ihr Hochzeitsfoto. Auch
hier springt Oscar auf’s Bett, schaut sich Frau Karle genau an, hält seine Nase in die Luft und verweilt.
Er dreht sich zweimal und legt sich dann zusammen gerollt dicht neben Frau Karle. Eine Stunde
vergeht. Die Krankenschwester guckt ins Zimmer rein, um nach der Patientin zu sehen. Als sie Oscar
neben Frau Karle im Bett sieht, atmet sie tief durch und eilt zum Schwesternzimmer. Sie holt die Akte
von Frau Karle hervor und ruft ihre Verwandten an. Innerhalb einer halben Stunde sind alle vor Ort.
Auch der Priester kommt und salbt die Frau. Oscar ist die ganze Zeit dabei, angeschmiegt an Frau
Karle, leise schnurrend. Der siebenjährige Enkelsohn fragt seine Mutter, was der Kater hier mache und
die Mutter antwortet ihm unter Tränen: „Er hilft Oma, in den Himmel zu kommen.“ Eine halbe Stunde
später hört Frau Karle auf zu atmen. Oscar setzt sich auf, schaut um sich und verlässt leise das
Zimmer, so dass die Trauernden es kaum wahrnehmen. Er kehrt wieder zurück ins
Besprechungszimmer, schleckt an seinem Trinknapf, springt auf den Tisch und rollt sich zusammen für
einen langen Schlaf. Seine Arbeit ist getan. Niemand stirbt heute mehr auf seinem Flur. Seitdem die
Angestellten der Dementenstation ihn als junges Kätzchen aufgenommen haben, hat er 25 Sterbende
begleitet. Wenn er sich neben eine Patientin, einen Patienten legt, dann benachrichtigt das
Stationsteam sofort die Familie, damit diese sich von ihren Liebsten verabschieden können. Einige Male
war Oscar auch der einzige, der die Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet hat.
Warum diese Geschichte, die als erstes im vergangenen Jahr im renommierten Medizin-Journal
„Massachusetts Medical Society“ abgedruckt war, warum diese Geschichte in unserem Gottesdienst?
Ein Kater, der den Tod ansagt. Ist das nicht unheimlich?
Ich habe diese Geschichte ausgewählt, weil mich ein Freund vor diesem Gottesdienst folgendes gefragt
hat: „Warum wollt ihr die Tiere eigentlich segnen, die haben doch keine Seele?“ Beim Nachdenken über
diese Frage, ist mir die Geschichte von Oscar eingefallen. Ein Lebewesen, das so ein Gespür für den
nahenden Tod hat und den Sterbenden seine Nähe und Wärme schenkt, kann nicht seelenlos sein.
Pragmatiker könnten darauf erwidern: „Das hat nichts mit einer Seele zu tun, das ist der Instinkt der
Katze.“ Mich würde es wundern, wenn der Instinkt für dieses liebevolle Verhalten von Oscar
verantwortlich sein sollte. Denn der Instinkt sagt einem eher: Halt dich fern von allem, was mit dem Tod
zu tun hat. Ich bin deshalb überzeugt: Oscar hat eine Seele, alle Tiere haben eine Seele. Bei unseren
Schwestern und Brüdern des jüdischen Glaubens ist das Blut der Sitz der Seele und alles, was atmet,
hat den Odem Gottes eingehaucht bekommen. Warum sollte deshalb nicht jedes Lebewesen auch den
Segen Gottes zugesprochen bekommen?! Es ist meine feste Überzeugung, dass jedes Leben, was
gefährdet ist – und die Tiere sind in unserer Welt besonders gefährdet – dass diese umso mehr den
Segen Gottes bedürfen! Deshalb segnen wir heute auch die Tiere. Sie sind geliebte und gesegnete
Wesen Gottes. Amen.
Bildbetrachtung:
(Propst Dr. Horst Gorski)
zum Bild von
Francisco Goya:
Perro semihundido
(Halb versunkener Hund)
Ich lasse das Bild einfach einen Moment auf mich wirken. Seine
sandbraunen Farben. Seine großen Flächen, zweigeteilt in
einen nach rechts ansteigenden Erdboden und einen etwas
helleren Hintergrund. Kaum über den Erdboden ragend ein
Hundekopf mit dem Blick nach rechts oben.
Francisco Goya, der spanische Maler, hatte viele Jahre am
spanischen Hof gelebt und den Hof portraitiert. Als ihn die
Heuchelei und Verlogenheit, die er dort spürte immer mehr
abstieß, zog er sich in ein einsames Haus in der Nähe von
Madrid zurück (er nannte es „Quinta de sordos“ - Haus der
Tauben) und bemalte die Wände seines Hauses mit 14
Darstellungen, die man „pinturas negras“ nennt, d.h. überwiegend dunkle Bilder mit fratzenhaften,
albtraumartigen Darstellungen. Eines dieser Wandbilder hat Goya „Der halbversunkene Hund“ genannt.
Damit bekommen die sandfarbenen Töne eine Deutung. Der Erdboden erscheint als eine Art
Sanddüne, in der der Hund eingesunken ist. Der sandfarbene Hintergrund ist wie ein Sandsturm, oder
eine im Sonnenlicht über dem Sand flirrende Luft.
Seit ich dieses Bild das erste Mal sah, im vergangenen Oktober bei einer Reise nach Madrid, im Prado,
lässt mich eine Frage nicht mehr los: Wen guckt der Hund an? Guckt er überhaupt jemanden an? Mir
scheint es, als blicke er auf eine Person außerhalb des rechten Bildrandes. Vielleicht sein „Herrchen“
oder „Frauchen“? Der Blick ist hilfesuchend. Will der unsichtbar bleibenden Mensch nicht helfen? Oder
kann er nicht? Sinkt er vielleicht selber im Sand ein? Oder ist da niemand? Der Hund scheint mit den
Beinen zu rudern, um sich zu befreien, scheint aber durch seine Bewegung nur tiefer zu versinken.
Vielleicht geht es dem unsichtbaren Menschen ebenso. Vielleicht aber ist der Mensch auch einfach
mitleidlos.
Ich kann dieses Bild auch als Gleichnis lesen. Als Gleichnis auf die bedrohte, versinkende Kreatur.
Gequälte Tiere, hilflos dem Leid und dem Tod preisgegeben. In Tierversuchen, Viehtransporten,
Schlachthöfen oder gequält durch nicht wesensgerechte Haltung. Das Gesicht des Hundes erinnert
mich an die Worte des Paulus im Römerbrief: „Das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass
die Kinder Gottes offenbar werden.“
Auch die Unsichtbarkeit des Menschen auf dem Bild passt gut zum Gleichnis. Denn wo übernehmen wir
Verantwortung? Wenn es um Verantwortung für unser Handeln geht, dann machen wir uns gerne
unsichtbar. Zu Zuschauern, die außerhalb des Bildes, des Geschehens, bleiben.
Aber auch die Deutung, dass der Mensch außerhalb des Bildrandes selber am Versinken ist, hat tiefere
Bedeutung. Denn so ist es ja: Wenn unsere Mitgeschöpfe untergehen, werden wir auch nicht überleben.
Eine Weile vielleicht ja, aber auf Dauer nicht. Alle Geschöpfe Gottes sind in ihrem Leben und Überleben
als Mitgeschöpfe aufeinander verwiesen und aneinander gebunden. Selbst das Ende von etwas
scheinbar so Unwichtigem oder Lästigem wie den Bakterien wäre unser Tod.
So wird dieses Bild für mich zur Anfrage an unser Leben und Überleben. Schuldzuweisungen sind
schnell ausgesprochen, wenn wir an die Tierhaltung oder an Tierversuche denken. Letztlich aber geht
es doch um unser aller Lebensweise. Weil wir Fleisch essen wollen, natürlich nur zartes und fettarmes
Fleisch und billig dazu,weil wir zu jeder Jahreszeit Südfrüchte essen und Speisen aus der ganzen Welt
auf unserem Teller haben wollen, nur deshalb geschieht die Nahrungsmittelproduktion so, wie sie
geschieht. Es sind nicht einzelne Schuld. Wenn wir überleben wollen auf dieser Erde, nicht versinken
wollen, dann müssen wir alle unsere Lebensweise in Frage stellen. Von außerhalb des Bildes in das
Bild hineintreten und Verantwortung übernehmen. Für die Kreatur, für uns selber.
Ein Blick auf das Bild zum Schluss: Erst nach langem Betrachten erkannte ich, dass die scheinbar
zufälligen Hell-Dunkel-Abstufungen des Hintergrundes die Gestalt eines Engels ergeben. Wenn Sie
genau vom Hundekopf nach oben gehen, im oberen Drittel, ist der Kopf des Engels. Darunter der
Körper. Rechts ein nach oben ausgetreckter Flügel. Der andere Flügel ist am linken Bildrand nur
unvollständig zu sehen. Ein segnender Engel. Gott segnet seine Kreatur.
Als ich noch länger hinschaute, entdeckte ich über dem Kopf des Engels, etwas dunkler, zwei Fratzen,
wie von dunklen Dämonen. Die Augen müssen sich eine Weile einstellen, um Augen und Nasen dieser
Dämonen zu erkennen. Man könnte denken, das sei in das Bild hineininterpretiert. Da aber alle Werke
der „pinturas negras“ fratzenhafte Gesichter zeigen, wäre es eher unwahrscheinlich, dass sie in diesem
Bild fehlen sollten. Durch die Dämonen bekommt die Gestalt des Engels noch eine andere Bedeutung:
Nicht nur Segen, auch Schutz. Der Engel hebt schützend die Flügel.
Gott segnet und schützt alle seine Geschöpfe. Wie Paulus schreibt: „Denn auch die Schöpfung wird frei
werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Amen.
Fürbitten (AKUT e. V.):
Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt, du hast uns berufen , Salz dieser Erde und ein Licht für Deine Welt
zu sein, du hast uns den irdischen Lebensraum unseres Planeten anvertraut, begrenzt und verletzlich.
Hilf uns, den Wert unseres Lebensgrundes erkennen, wie sehr wir auf Gedeih und Verderb mit ihm
verbunden sind und lass uns den Schatz bewahren, über den du uns Macht und Vollmacht verliehen
hast.
Wir sehen, Herr, wie wir Menschen den Auftrag die Erde zu bewahren verraten haben. Wir haben nur
blind profitiert, die Erde und ihre Geschöpfe geschunden und rücksichtslos unseren Interessen
unterworfen statt zu fragen, was wir ihnen schuldig sind. Wir beklagen den Verlust an Böden, Wäldern
und sauberem Wasser, an Tieren und Pflanzen u.a. durch Produktion von Biosprit und Fleisch.
Schenke uns Herr, den Geist des Respektes, ehe es zu spät ist.
Wir bitten Dich für die Tiere, unsere Mitgeschöpfe in industrieller Mast, auf Transporten und in
Schlachthöfen. Wir denken z. B. an die Puten und Masthähnchen, die unter ihrem Gewicht
zusammenbrechen, an Hummer, deren empfindliche Fühler gebrochen und die in kochendes Wasser
geworfen werden, an den grausamen Tod von Hunden in China, aber auch an die Schweine bei uns mit
ihren feinen Nasen, die lebenslang unter Lungenentzündung leiden und in drangvoller Enge
dahinvegetieren! HERR wende doch die Herzen der Menschen, damit ihr Leiden endlich ein Ende hat
HERR, wir denken an die friedlichen Tauben, das Symbol Deines Heiligen Geistes, die so vielen
Menschen Freude machen, von anderen aber gehasst werden. Taubenzüchter setzen sie in fernen
Ländern aus, sie stranden in unseren Städten, wo sie verfolgt werden! O HERR, lass uns bedenken,
wie viel Schmutz wir Menschen machen! Herr, hilf uns, freundlich mit dem umzugehen, was wir uns
vertraut gemacht haben!
Herr, der maßlose Fleischkonsum führt zum Steigen der Getreidepreise. Das bedeutet Hunger und
Elend für Menschen in armen Ländern und Leid für Milliarden von Tieren pro Jahr!
Herr, hilf, dass ein Umdenken beim Konsumverhalten in Gang kommt.
Herr, wir Menschen peinigen einander und unsere Mitgeschöpfe, wie kein anderes Lebewesen dieser
Erde.
Wir bitten um das Kommen deiner neuen Welt, in der alle deine Geschöpfe aufatmen können und wir
bitten Dich - zeige uns jeden Tag, was wir tun können, um den Weg dafür zu bereiten.
Dein Reich komme!
Tiersegen (Propst Dr. Horst Gorski)
Gott segne die Tiere als unsere Mitgeschöpfe. Er schenke ihnen, was sie nach ihrer Art brauchen. Er
bewahre sie vor Schmerz und allem, was ihrer Art widerspricht. Gott schenke allen Geschöpfen
Achtung voreinander und lasse sie einander zum Segen sein. Im Namen Jesu, der zum Heil für die Welt
gekommen ist, im Namen des Heiligen Geistes, der das Band Liebe zwischen den Geschöpfen ist.
Amen.
Friedensgebet 2008 Nikolaikirche Leipzig:
Predigt Pfr. Dr. Ulrich Seidel – 1. Vorsitzender AKUT e. V.
„Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“
Matth. 5,7
Dieses Wort kommt aus den Seligpreisungen, die auf Jesus selbst zurückgehen schätzen in scheinbar
befremdlicher Weise besondere Menschen glücklich: die Barmherzigen und Zartfühlenden, die Friedfertigen, die
Trauernden, die über die Zustände in dieser Welt bedrückt sind und sich viel Leid zu Herzen nehmen. Gerade
diejenigen, die im Tierschutz arbeiten, wissen darum, wie viel Leid und Grausamkeit man mit sich herumtragen
kann. Dabei könnte das Leben doch viel leichter sein, wenn man halt weg schaut und sich nicht mit all den
schlimmen Dingen belastet, die der Mensch den Tieren antut…
Die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit: Hunger und Durst sind ganz fundamentale Bedürfnisse aller
Lebewesen, ohne deren Befriedigung sie zugrunde gehen würden. Hunger und Durst erinnern uns elementar an
unsere eigene Kreatürlichkeit, an all die Gefühle, die wir jenseits von Verstand und Vernunft mit allen Lebewesen
teilen. Es sind nicht nur Hunger und Durst, sondern auch Schmerzempfinden und Angst, Wachen und Schlaf,
Freude und Glücksempfinden, die alle Geschöpfe gemeinsam haben. Wer das leugnet, muss nur sehen, wie sich
ein Hund freuen kann. Wenn ich nach Hause komme – so begrüßt mich meine Frau nicht halb freudig wie mich
mein Hund, der mich in überschwänglicher Freude empfängt (wofür es vielleicht auch noch andere Gründe gibt?)
Es ist nicht zuletzt die Wissenschaft, die Stück um Stück, bis hin ins Genmaterial hinein, nachweist, wie tief
verwandt alle Lebewesen sind. Hunger und Durst, lassen wir das stehen als Symbol fürs Gemeinsame von
Mensch und Tier, auch wenn uns oft nicht bewusst ist, welche degradierende Sprache wir für die Tiere entwickelt
haben: der Mensch isst, das Tier frisst – der Mensch trinkt und das Tier säuft. Wenn wir einen Menschen bewusst
herabsetzen wollen, versehen wir ihn mit Ausdrücken aus der Tierwelt, der niederen Sphäre des Seins: „Du
Säufer“ zum Beispiel… Unser Schimpfwortschatz spricht Bände: von „Rindvieh“ bis „Gans“ sind es gerade die
Tiere, die wir am brutalsten und bedenkenlos ausbeuten, mit deren Namen wir einander verletzen. Unsere
entwürdigende Sprache verrät uns. Unsere Kultur hat einen tiefen Graben gezogen zwischen Mensch und Tier,
auch wenn ihn die Wissenschaft längst zugeschüttet hat. Glauben wir etwa, dass der Mensch in strahlenderem
Licht erscheint, wenn wir die Tiere herabsetzen? Der Psychologe Sigmund Freud sprach von der Kränkung, die
uns Menschen Charles Darwin zugefügt habe und die wir bis heute nicht verkraftet haben, dass wir Menschen
aus dem Tierreich kommen. Ja, wir sind „niederer Abkunft“. Aber wieso sind wir „niederer Abkunft“, wenn wir zum
Leben gehören und wie alle Lebewesen, das Dasein und die Seele in uns spüren? Wenn der Mensch nur endlich
seine Arroganz aufgäbe, mehr und besseres zu sein als die anderen Lebewesen, nur weil er „Verstand“ hat.
„Selig sind die Barmherzigen und die Sanftmütigen“, die die Welt mit dem Herzen sehen und durch die Brille des
Mitleids, denn nirgendwo in der Bibel wird unser kalter Verstand selig gepriesen, der uns oft genug auf Abwege
geführt hat.
„Selig, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit“ – auch die geschundene Tierwelt hungert und dürstet
nach der Gerechtigkeit. Auch wenn sie es nicht in Menschensprache ausdrücken können, kommt auch ihre Klage
vor Gott, wo sie uns verklagen Tag und Nacht, für das was wir ihnen antun. Ist es etwa gerecht, welche
unsäglichen Leiden wir im Industriezeitalter den Tieren auferlegt haben. Wir vergrößern damit das Leid auf dieser
Erde. Es gibt wirklich die „armen Schweine“, unsäglich gehalten, jährlich werden 45 Millionen von ihnen getötet.
Geflügel wird nur noch in Tonnen, aber nicht mehr in einzelnen Lebewesen gerechnet. Und wie eng das Leid der
Tiere und das Leid der Menschen zusammen hängen, das erkennen wir daran, dass die Hälfte aller Agrarflächen
der Erde nur dazu da sind, Getreide und Soja für die Tiermast der reichen Länder zu produzieren. Regenwälder,
Tier- und Pflanzenarten verschwinden unwiederbringlich. Ist das etwa gerecht? Es liegt an uns, wie weit wir
bereit sind, Gerechtigkeit nicht nur dem Menschen angedeihen zu lassen, sondern Güte und Barmherzigkeit, den
Geist der Seligpreisungen, auf alle Lebewesen auszudehnen und ob wir bereit sind, wie einst in die Arche des
Noah uns in die Prozession des Lebens einzureihen und mit allen Lebewesen zu fühlen. Davon wird auch unser
Überleben auf dieser Erde abhängen.
Wir haben nun schon unser 11. Friedensgebet und ich kenne zur Genüge die Sprüche, dass das ohnehin alles
keinen Sinn hat. Die Tiere sind nun mal kein christliches Thema, da steht der Mensch im Mittelpunkt. Nein: das
Leben gehört in den Mittelpunkt. Trotzdem glaube ich, dass die Menschen langsam immer sensibler für den
Umgang mit den Tieren werden. Man erkennt es zum Beispiel daran, dass die vegetarische Rubrik in den
Speisekarten des Restaurants immer länger wird. Vielleicht ist auch das ein Zeichen des Wirkens des Geistes
der Seligpreiszungen, für den Jesus steht: Selig die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, selig die
Barmherzigen.
Kyrie eleison – die Klage
Ronny Valdorf: Tiere werden auf dieser Erde zu Millionen geboren, um vom Menschen „verbraucht“ zu werden.
Wir können überall anfangen: in Deutschland werden jährlich 50 Millionen männliche Küken vergast, weil sie das
falsche Geschlecht haben und zum Eier legen den in Batterien nutzlos sind.
Herr, erbarme dich
Frau Rammelt: In Ostdeutschland werden immer mehr Schweinemastanlagen gebaut: Hassleben/ SachsenAnhalt: 85.000 Tiere, Allstedt/Thüringen: 95.000 Tiere, die Schweinemast in Mecklenburg boomt, der
Weißenfelser Schlachthof soll auf 15.000 Schlachtungen pro Tag ausgebaut werden. Kirchgemeinden kämpfen
an vielen Orten gegen einen mächtigen Filz von Wirtschaft und Politik.
Herr, erbarme dich
Herr Böttger: Zur Produktion von 1kg Fleisch werden 10 kg Getreide oder Hülsenfrüchte verfüttert. Fleisch frisst
Menschen, denn die Futtermittel für die Industriemast und unsere gigantische „Fleischproduktion“ kommen aus
den armen Ländern. Sie könnten dort Menschen ernähren. Es gibt unglaublich viele „arme Schweine“ auf unserer
Erde.
Herr, erbarme dich
Ronny Valdorf: Im Labor zu Tode gequält: Mäuse, Hunde, Katzen und Rhesusaffen. Mit der neuen EUChemikalienverordnung, die alle in Europa benutzten Substanzen vom Scheuermittel bis zum Lack noch einmal
testen lässt, ist das Todesurteil über 30 Millionen Tiere gesprochen.
Herr, erbarme dich
Frau Rammelt: Im Magdeburger Zoo sind gesunde Tigerbabys getötet worden - keine Einzelfälle;
„Populationsmanagement“ heißt das, denn immer bleiben Tiere übrig. Der Blick hinter die Kulissen der Tierparks
kann sehr ernüchternd sein.
Wir hören Rainer Maria Rilkes berühmtes Gedicht
„Der Panther“ geschrieben im Botanischen Garten von Paris vor dem Käfig eines Panthers
U. Seidel:
Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille und hört im Herzen auf zu sein.
Flötenmusik ca 1-1/2 Min
Mittagsgebet am 28. Juli 2008 in der Frauenkirche Dresden
anlässlich des Weltvegetarierkongresses vom 27. Juli - 2. August 2008
Text von Pfr. Dr. Ulrich Seidel, 1. Vorsitzender von Aktion Kirche und Tiere (AKUT) e. V.
Biblischer Impuls: die Seligpreisungen Matth. Kap. 5
„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen…“
Ich habe kurz nach der Wiedereinweihung der neuen Frauenkirche an einer Führung durch
dieses Bauwerk teilgenommen, bei der der Kirchenführer erwähnte, dass beim ersten Bau der
Kirche die Bauarbeiter zusammen mit ihren Lasteseln auf der Baustelle zusammen gelebt,
geschuftet und geschlafen haben. Die Packesel haben die Steine und Lasten geschleppt und
haben den Bau als willig-unfreiwillige Diener und Gehilfen des Menschen mit errichtet –
wohl wissend wie sie unter der hand des Menschen geschunden wurden und wenig Erbarmen
gefunden haben, als Werkzeuge und Sklaven des Menschen, zumal in der Zeit, da es keine
Maschinen gab…
Hier stellen wir eine Frage, über der wir demütiger werden sollten: Was wären die
Kulturleistungen des Menschen ohne die Leistung der Tiere gewesen, die ihm den
Sklavendienst geleistet haben: die Lasten geschleppt, die Felder gepflügt und den Karren
gezogen; sie schufteten in den Bergwerken und man hat ihnen ihr Fleisch und ihre Milch
genommen. Der Dichter Christian Morgenstern sprach davon, dass „ganze Weltalter der Liebe
nötig wären, dien Tieren das zu vergelten, was sie für den Menschen getan haben.“ In
Wirklichkeit aber haben wir uns kaum gefragt, was wir dafür schuldig sind…
„Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ - warum nicht auch die
Barm-herzigkeit gegen die Tiere, die keine Stimme haben, die wirklich „nach Gerechtigkeit
hungern und dürsten“. Wir können die Gedanken der Seligpreisungen Jesu von Liebe,
Gerechtigkeit und Gewalt-losigkeit mühelos auf die ganze Schöpfung und alle ihre Wesen
beziehen und daran, wie wir bereit sind, das zu tun, wird das Überleben unserer Gattung auf
dieser Erde hängen. Auch wenn sich die christliche Welt moralisch nur dem Menschen
verpflichtet fühlt, ist es an der Zeit, in der Naturkrise der Gegenwart, auch all die anderen
Geschöpfe in unseren Glauben und die Ethik einzubinden.
Der Geist des Heiligen Franziskus ist doch lebendig, der nicht nur all seinen Reichtum
hergab, sondern lehrte, dass die Liebe des Schöpfers allen seinen Werken gilt. Er hat den
Tieren gepredigt und ist dafür belächelt worden. Aber er hat doch die Sprache der Seele und
der Liebe gefunden, die auch die Tiere verstehen, was jeder weiß, der selbst ein Tier hat. Wir
sind als Gottesgeschöpfe alle Verwandte der Schöpfung.
Wenn wir diese Andacht im Rahmen des vegetarischen Weltkongresses halten, den wir als
kirchliche Gruppe mit tragen, so wissen wir, dass unsere Zeit wieder sensibler geworden ist
für das Schicksal der Tier, die heute nur noch ein Produktionsfaktor in einer riesigen
Ausbeutungs-maschinerie sind. Immer mehr Menschen erinnern sich des ursprünglichen
Schöpfungsgebotes im ersten Buch der Genesis, das für uns Menschen die unblutige und
gewaltlose Kost vorsieht und sie tun damit einen guten Dienst an den Tieren.
Wir stehen zweifellos in der Schöpfungsfrage vor gewaltigen Herausforderungen. Aber wir
wissen auch aus unserem persönlichen Leben, dass jede Krise auch eine Chance bedeutet.
Unsere Aufgabe ist, den Geist der Seligpreisungen, die sich auf unserem Andachtzettel
schnell und leicht gelesen haben, lebendig zu machen. „Selig und glücklich die Sanftmütigen
und Gewaltlosen und die, die nach Gerechtigkeit verlangen“: allein müssen wir lernen, diese
Haltungen und Einstellungen nicht nur auf uns Menschen, sondern auf das Große und Ganze
der Schöpfung zu beziehen. Amen.
Predigt von Pfr. Dr. Ulrich Seidel, 1. Vorsitzender AKUT e. V.
zum Erntedankfest 2008, Schlosskirche Wittenberg
zum Abschluss des AKUT-Studientages.
Predigttext:
„Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit danken, indem wir ihn loben und uns zu seinem
Namen bekennen. Vergesst nicht Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, denn über solche
Opfer freut sich Gott.
(Hebräerbrief 13,15-16)
Ein kurzer, Griffiger und prägnanter Text, der in der Mahnung zum Teilen gipfelt, Gutes tun
nicht zu vergessen. Man könnte meinen, dass wir gleich mitten drin sind in den Fragen der
Zeit und des Lebens, die uns auf der Seele brennen. Aber bevor wir uns in das Getümmel der
irdischen Problem stürzen, die sich mit Essen und Nahrung zum Erntedankfest nahe legen,
kommt in unserem Text erst einmal das große Durchatmen der Seele und der Blick nach oben:
„Wir wollen Gott zu jeder Zeit danken und ihn loben.“ Dabei ist nicht an Konkretes gedacht,
aber an einem Tag wie heute, legt es sich nahe an den Erntesegen zu denken und darin Gott
„für alles“ zu danken: für unser Leben und dass es uns gibt, dass wir bei allen Problemen
unser Auskommen haben und im Frieden leben. Am Erntedanktag denken wir daran, dass wir
von den unsichtbaren Kräften leben, die wir nicht enträtseln können: Wachstum und Klima,
Sonne und Regen, Erde und Luft. Der universale Schöpfungsgedanke drängt sich auf und wir
sehen die ganze Biosphäre, zu der wir gehören und die das Leben überhaupt ermöglicht. Sie
sucht ihresgleichen in den Weiten des Kosmos und ist doch nur eine hauchdünne Schicht, die
sich um unseren Globus legt. Denn ließen wir unseren Globus zusammenschnurren von
seinen 27.000 km auf eine Kugel mit 1 Meter Durchmesser, dann mäße unsere Biosphäre vom
tiefsten Meer bis zur Ozonschicht nur 0,8 mm. Sie ist nur eine hauchdünne „Rostschicht“, wie
ein Wissenschaftler sagt, ein Flaum, der sich um den Erdball legt, von den 30 cm
Mutterboden, der alles Leben der Erde hervorbrachte, ganz zu schweigen. Das Wunder des
Daseins wird uns bewusst, für das wir den ehrfürchtigen Namen „Schöpfung“ haben und wir
sehen die Verletzlichkeit der Lebenssysteme, mit denen wir so robust umgehen. In all dem
wollen wir „Gott zu jeder Zeit danken“ und der Dank kann nicht umfassend genug sein. Der
Dank ist die erste und vornehmste Pflicht der Christinnen und Christen.
Dann erst kommt die Mahnung des Bibelwortes von heute und der Finger Gottes richtet sich
auf uns: „Vergesst nicht Gutes zu tun und miteinander zu teilen“. Nach dem Dank erst
nehmen wir in den Blick, was alles nicht stimmt in dieser Welt, was aus dem Lot ist, all den
Mangel und das Unrecht, das geschieht. Und Gott traut es uns zu, dass wir es ändern können.
Würde er sonst sagen: „Vergesst nicht Gutes zu tun und miteinander zu teilen“ – auch wenn
das recht schlicht klingt?
Mein Gefühl sagt mir: mit dem diesjährigen Erntedankfest ticken die Uhren anders als sonst.
Wir haben in diesem Jahr eine nicht für möglich gehaltene weltweite Verteuerung der
Lebensmittel erlebt. Durch Spekulation sind die Preise der Grundnahrungsmittel für die
Ärmsten auf Rekordniveau. Um die Hungerrevolten in den armen Ländern ist es durch die
gegenwärtige Finanzkrise wieder still geworden. Es gab die Debatte um „unseren“ Biodiesel
für den Agrarflächen in den Hungerländen in Anspruch genommen werden und auch bei uns
wächst „Energiegetreide“. Was wollen wir unseren geschundenen Böden denn noch alles
abringen? Aber das Problem liegt noch viel tiefer. Wussten Sie, dass die auf ca. 50% der
Weltagrarfläche Hülsenfrüchte und Getreide als eiweißreiches Hochleistungsfutter in den
Tiermägen der reichen Länder landet? Hier entsteht unter unglaublicher Verschwendung aus
7-10 pflanzlichen Kalorien nur 1 Kalorie Fleisch. Unsere in Massen gehaltenen Tiere werden
binnen kürzester Frist für unseren unverantwortlich hohen Fleischverbrauch gemästet. Vom
Elend der Tiere ganz zu schweigen. Nicht nur wir von AKUT versuchen, der geschunden
Tierwelt eine Stimme zu geben. Kürzlich las ich in der Zeitung, dass Bill Clinton schon vor
Jahren gesagt habe, dass, wenn in den reichen Ländern auch nur 10% weniger Fleisch
verzehrt würde, Nahrungsreserven für 600 Millionen Menschen frei würden. Die Weltbank
rechnet so etwas aus und ob Clinton das Schicksal der Tiere im Blick hat, wissen wir nicht.
Aber wer schon so weit denkt, sieht auch das ganze Elend. Über die seriösen Fernsehkanäle
ist es in jüngster Zeit ja oft genug geflimmert, wie das Brot der Armen und die Regenwälder
des Amazonasbeckens in unserer Fleischbrühe schwimmen.
„Gutes zu tun und miteinander zu teilen“ – das ist heute eine globales Problem, wo sich für
uns durchaus die Frage stellt, wann und ob wir zu einer Lebensumstellung bereit sind, die
dem Rechnung trägt. Bei den Essgewohnheiten erweist sich das fast als eine Herkulesaufgabe.
Und dennoch ist einiges in Gang gekommen. Die Welthungerhilfe hat schon vor Jahren ein
Kochbuch heraus gegeben, in dem Fleisch kaum noch vorkommt: „Weniger ist mehr“.
Weniger Fleisch bedeutet mehr Nahrung auf der Welt. Auch unsere Aktion „Gewaltfrei
Kochen“ nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise in die wunderbare Vielfalt unblutiger
Kost, die uns Mutter Erde schenkt. Vieles steht wieder auf unserem Speiseplan: Hirse und
Mangold, vom Sellerie bis zur Paranuss. Das heißt heute „Gutes zu tun und miteinander zu
teilen“ in der Dankbarkeit für Gottes Gaben.
Gutes Tun! Gutes tun durch Essen, etwas Schöneres gibt es doch gar nicht. Dasitzen und
speisen, ist doch wunderbar. Du tust gutes für dich und deinen Körper, es ist gut für die
Hungerleider der Welt, auch in der Sahelzone, denn selbst von dort kommt Futter. Es ist gut
für die Regenwälder, die keinen Sojaplantagen mehr weichen müssen, gut für unsere
Mitgeschöpfe und die vergüllten Landschaften, die endlich aufatmen können…
Ich höre auf, denn für die meisten ist das nicht neu und viele haben schon darüber
nachgedacht und den Vorsatz gehabt: „du müsstest eigentlich…!“
Man nimmt sich ja oft zum Neuen Jahr etwas vor – das Rauchen aufzugeben oder weniger
Schnaps zu trinken. Warum sollte man sich nicht einmal etwas zum Erntedankfest
vornehmen? Das mit dem Kochbuch zum Beispiel? „Gutes tun und teilen“ in einer globalen
Welt und auf dem eignen Essteller anfangen. Gutes muss für alle gut sein, sonst ist es nicht
gut.
Hier dämmert nun ein Gedanke aus den Schöpfungsgeschichten auf: „Und siehe, es war
gut…“ – die ganze herrliche Welt: Stein und Erde, Wasser und Luft, Menschen, Tiere und
Pflanzen. Eine Welt mit Menschen soll besser sein, als eine Welt ohne Menschen – welcher
Gedanke! Damit sind wir wieder am Anfang und der Kreis schließt sich. Wir können mit
einem dankbaren JA zum Leben und zum Dasein gütig in der Schöpfung leben, statt sie
räuberisch zu plündern. Und dieses Gute, das traut Gott uns zu. Amen.
Tierschutzgottesdienst
07. 9. 2008, 11 Uhr im Big Tipi
Predigt Pfr. Friedrich Laker – 2. Vorsitzender AKUT e. V.
Vor dem Gottesdienst: Stühle stellen; Bühne vorbereiten – Altar!
Begrüßung
Kids for Pop
Psalm und Gebet
2 Min.
5 Min.
3 Min.
Halleluja, preist Gott - Kraft und Atem unseres Lebens !
Gott unser Schöpfer, wir loben dich,
denn du bist groß und hast unsere Welt herrlich gemacht.
Du bist wie die Sonne, die uns wärmt.
Du bist wie das Licht, das unser Dunkel hell macht.
Du bist immer und überall da.
Halleluja, preist Gott - Kraft und Atem unseres Lebens !
Gott unser Schöpfer, wir loben dich.
Du hast Himmel und Erde geschaffen,
das Wasser vom festen Land getrennt.
Du hast Lebensraum geschaffen für Menschen,
Tiere und Pflanzen.
Halleluja, preist Gott - Kraft und Atem unseres Lebens !
Gott unser Schöpfer, wir loben dich.
Wir können im Wasser schwimmen und baden.
Das Wasser löscht den Durst aller Lebewesen.
Es erfrischt uns und gibt Menschen, Tieren und Pflanzen Lebenskraft.
Dafür danken wir dir und loben dich.
Halleluja, preist Gott - Kraft und Atem unseres Lebens !
Guter Gott, wir freuen uns, dass wir hier sind –
zusammen mit unseren kleinen und großen tierischen Freunden!
Wir feiern diesen Gottesdienst, denn wir freuen uns über unsere Tiere!
Sie sind unsere besten Freunde, teilen Freude und Leid mit uns.
Wir freuen uns, Gott, an deiner Schöpfung.
Danke, dass ein so großes Herz für die Kleinen und Unscheinbaren hast, dass du kein Tier verachtest. Amen.
Kids for Pop
5 Min.
Einstieg ins Thema
2 Min.
u.a.: es geht um besondere Fähigkeiten der Tiere…
Kids for Pop
5 Min.
Währenddessen können die Besucher/innen Erlebnisse mit ihren Tieren aufschreiben. Einige davon werden zu
Beginn der Ansprache vorgelesen.
Ansprache Teil 1
Vorlesen: Erlebnisse mit den Tieren
Interview mit Fr. Scheffer
3 Min.
Rupert Sheldrake hat ein Buch geschrieben mit dem Titel “Der 7. Sinn der Tiere“. Dort hat er verschiedene
Phänomene, die fast jeder Tierhalter kennt, wissenschaftlich untersucht, nämlich:
- dass Tiere wissen, wann Frauchen oder Herrchen nach Hause kommen
- sie finden von einem unbekannten Ort nach Hause zurück
- sie wissen, wenn es dem Besitzer nicht gut geht, egal, wie viele km er vom Tier entfernt ist
- Tiere ahnen Katastrophen wie Gewitter und Erdbeben voraus.
Sheldrake wollte heraus finden, wie die Tiere das alles erspüren können. Per Geruch? Durch elektronische
Entladungen und Spannung? Alle bekannten Modelle konnten die fast täglichen Erlebnisse nicht erklären. Er fand
heraus: es muss eine Verbindung zwischen Mensch und Tier geben, die unabhängig von der Entfernung und der
Zeit wirkt. Eine Verbindung, die er mit einem Gummiband verglichen hat. Wie ein Gummiband sind Herrchen oder
Frauchen mit ihrem Tier verbunden. Diese Gummibänder – Sheldrake nannte sie morphische Felder –
beeinflussen das Verhalten der Tiere. Beabsichtigt ein Besitzer, nach Hause zu kommen, kann es sein, dass das
Tier sich an die Tür oder ans Fenster setzt. Mein Hund wird z.B. unruhig, wenn ich mit ihm spazieren gehen will.
Ich stehe auf, ziehe mir Schuhe an (wie so oft am Tag), und mein Hund weiß, ich will mit ihm raus. Das passiert
selbst, wenn ich ihn dabei völlig ignoriere.
Frau Scheffer, Sie haben viel mit Besitzern von Tieren zu tun, bekommen viel mit. Sie haben sicher eine Reihe
an Geschichten auf Lager, die Ihnen von Tierhaltern erzählt wurden. Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis?
…
In China hat man z.T. Tiere zur Erdbebenvorhersage genutzt. Man hatte beobachtet, dass Tiere sich kurz vor
einem Erdbeben anders verhalten. Diese Beobachtungen hat man ausgewertet und die Bevölkerung gebeten,
den Behörden Verhaltensauffälligkeiten mit zu teilen. Man wusste, in Haicheng, einer Großstadt mit ca. 500 000
Einwohnern, werde sich bald ein Erdbeben ereignen. Als sich die Tiere tatsächlich auffällig verhielten – Rinde,
Schweine, Hühner gerieten in Panik, Mäuse und Ratten kamen an die Erdoberfläche, Hunde bellten wie verrückt,
selbst das Brunnenwasser wurde trüb – bei diesen Anzeichen wurde Haicheng evakuiert. Am selben Tag
ereignete sich ein Erdbeben mit der Stärke 7,3 – es gab nur wenige Opfer. Nun haben Sie vielleicht auch
gelesen, dass sich unter den Tsunami-Opfern im Jahr 2004 in Südostasien keine Tiere befanden: sie waren
vorher in höher gelegene Gegenden geflohen. Ähnlich verhielt es sich mit Ureinwohnern: sie folgten den Tieren
und blieben unversehrt. Diese Berichte legen nahe, dass wir uns das Verhalten der Tiere viel stärker zu Nutze
machen müssten.
Erzählungen, dass der Hund oder die Katze weiß, wie es dem Tierhalter geht, rufen oft nur ein müdes Lächeln
hervor. Dennoch kann eine Vorwarnung des Tiers oft lebensrettend sein.
„In Leesburg, Virginia, springt Christine Murrays Hündin … Annie zwei oder dreimal pro Woche auf ihren Schoß
und fängt an, ihr Gesicht wie wild zu lecken. Christine lässt dann alles stehen und liegen und legt sich hin, und
ein paar Minuten später wird sie von einem epileptischen Anfall geschüttelt. ‚Es ist unglaublich’, sagt sie. ‚Ich
kann’s nicht erklären, woher Annie weiß, dass ich gleich einen Anfall haben werde.’“
Tiere werden nicht ernst genommen, sind ja nur Tiere. Menschen, die von solch außergewöhnlichen Vorfällen
berichten, werden als Esoteriker abgestempelt. Ich bin froh, dass ein Wissenschaftler wie Rupert Sheldrake diese
Phänomene rein wissenschaftlich untersucht hat. Tiere können den Alltag von kranken Menschen erheblich
erleichtern und für mehr Lebensqualität sorgen. Manch einer traut sich ohne sein Tier gar nicht mehr aus dem
Haus.
Am Schluss noch eine lustige Geschichte. Sie erschien am 25.6. in der WAZ:
Äußerst verblüfft war der Psychologieprofessor Dr. Gustav Eckstein, als er feststellte, dass sein Kater Willie jeden
Montag pünktlich um 19.30 Uhr zum Abendessen erschien, an allen anderen Tagen aber kam und ging, wie und
wann es ihm gerade passte. Die Neugier des Herrchens war geweckt: Wieso wusste Willie jede Woche ganz
genau, wann Montag war? Und wieso musste er ausgerechnet an diesem Wochentag so pünktlich fressen? Er
beschloss, Willie zu folgen, und staunte nicht schlecht, als der zielstrebig zur Fauenklinik lief (an roten Ampeln
wartete er übrigens) und auf eine bestimmte Fensterbank sprang. Erst nach ein paar Montagen wagte der
Professor, einen Blick durch das begehrte Fenster zu werfen: Dort spielten die Krankenschwestern Bingo.
Jeden Montag begann das Spiel um 19.45 Uhr und dauerte genau zwei Stunden. Also fraß Willie jeden Montag
um 19.30 Uhr, war pünktlich um 19.45 Uhr vor Ort und schaute gebannt zwei Stunden lang zu.
Wie auch immer man sich die Auffälligkeiten bei unseren tierischen Hausgenossen erklären mag, fest steht, sie
uns Menschen manches voraus haben und uns, so wir es zulassen, helfen können.
Kids for Pop
Ansprache Teil 2
5 Min
5 Min.
Geschichte von Bileam
Es ist ganz erstaunlich, was Tiere spüren. Wir Menschen scheinen diese Fähigkeiten auch einmal viel stärker
gehabt zu haben als heute in unseren modernen Gesellschaften.
Indianerkulturen – BIG TIPI.
Zu den eindruckvollsten Erfahrungen gehört, dass Tiere in bestimmten Augenblicken sogar die Engel
wahrnehmen können, die uns umgeben, die Botschafter einer ganz anderen unsichtbaren Welt, die uns umgibt.
Christen sprechen von Gottes unsichtbarer Welt. Das dies Tiere wahrnehmen, haben Menschen seit
Jahrtausenden erlebt, wie nicht nur Bileams Geschichte aus dem Alten Testament unserer Bibel belegt.
Zu den für uns berührungsvollsten Erlebnissen mit Tieren gehört, dass sie zu uns – ohne Worte und manchmal
auch ohne körperliche Berührung - auf eine ganz tiefe übersinnliche Weise Kontakt aufnehmen können und damit
ihre Liebe zu uns auf eine Art zeigen können, wie wir sie von Mitmenschen so oft nicht erleben.
Rupert Sheldrake spricht von morphischen Feldern, die die Tiere für diese Kontaktaufnahme nutzen. Tiere
kennen offensichtlich diesen unsichtbaren direkten Zugang ihrer Seele zu unserer Seele über Kraftfelder, die alle
Geschöpfe miteinander verbinden. Religiös ausgedrückt könnte man es so sagen: über das Kraftfeld Gottes, das
in Allem ist. Ich wage jetzt einmal diesen Vergleich. Es ist etwas, das ja die Indianer auch schon seit Urzeiten
wissen. Sie sagen: „Gott ist in Allem. Er schläft in den Steinen, er atmet in den Pflanzen, er träumt in den Tieren
und er erwacht im Menschen.“
Im Psalm 104 unserer Bibel wird diese Verbindung alles Lebendigen untereinander so umschrieben, dass Gott
allem seinen Lebensatem einhaucht. Durch ihn existiert alles. Wenn er seinen Lebensatem wegnimmt, stirbt das
Lebendige. Haucht er ihn wieder ein, erwacht es zu neuem Leben und wird das Gesicht der Erde erneuert.
Das ist also der Grund, warum uns die Liebe, die uns das Tier erweist, so direkt ins Herz geht und nicht mehr
loslässt. Sie nutzen das unsichtbare Band Gottes, seine Liebe zu uns. In ihrer Zuwendung zu uns, in ihrem
besonderen Mitgefühl, das sie uns gegenüber ohne Worte ausdrücken, drückt sich Gottes Liebe selbst zu uns
aus.
Unsere Tiere sind also immer wieder selbst Botschafter Gottes. Wir müssen nur dafür offen sein, unsere Herzen
dafür öffnen, dann können wir das spüren.
Das führt uns zu großer Wertschätzung unserer tierischen Freunde und Mitgeschöpfe, die eben nicht reine
Instinktwesen sind, die quasi automatisch funktionieren, wie Biologen das über 100 Jahre behauptet haben oder
seelenlose, leidensunfähige Wesen wie die Kirche das jahrhundelang behauptet hat. Weit gefehlt!
Wir täten –weiß Gott- gut daran, sie nicht als minderwertig zu betrachten, sondern an ihnen zu lernen! Die
Fähigkeiten, die sie sich bewahrt haben, haben wir Menschen zum Großteil verloren. Wir tun gut daran, sie
wieder neu zu erlernen, darauf sehr sensibel zu achten, was unsere Tiere von der unsichtbaren Wirklichkeit und
den Kräften um uns herum und in uns wahrnehmen, damit sie uns bewahren vor Schuld und vor Unheil, wie das
in der Geschichte Bileams so wunderbar erzählt wird.
Wie viel könnte unser Leben gar gewinnen, wenn wir durch die Tiere die Engel wieder entdecken können, die uns
schon immer umgeben haben.
Tiere sind wie alle Geschöpfe dieser Erde, wie auch wir selbst, heilig. Achten wir sie also, beschützen wir sie,
gehen wir sorgsam mit ihnen um, so wir selbst sorgsam mit uns umgehen sollten.
An Tieren können wir sogar lernen, das ist -glaube ich jetzt deutlich geworden- die Kraft Gottes zu entdecken, die
uns umgibt und in uns lebt. Mit dieser Kraft in uns sind wir stark und mutig, den zerstörerischen Kräften
entgegenzutreten, die unsere Welt eben leider viel zu oft beherrschen. Manchmal haben wir ja den Eindruck, sie
seinen größer als die lebenserhaltenden guten Kräfte.
Die Tiere aber leben viel unmittelbarer vom Urvertrauen ohne das kein Leben existieren kann als wir Menschen.
Sie sorgen sich nicht, sie zerbrechen sich keine Gedanken, sie klagen nicht. Sie leben die Kraft, die ihnen
geschenkt ist und in ihnen steckt. Wir sollten das auch wieder mehr tun. Uns über jeden Tag unseres Lebens mit
seiner immer neuen Lebens- und Schöpferkraft freuen und diese Kraft leben, sie einsetzen für den Erhalt des
Lebens auf dieser Erde, für den Schutz aller Mitgeschöpfe und für die Liebe, die Liebe untereinander und die
Liebe, die alles geheimnisvoll und unsichtbar miteinander verbindet, Gott selbst.
Amen.
3 Min.
Lied zum Mitsingen
Fürbitten und Vaterunser
4 Min.
Guter Gott, höre unser Gebet für unsere Freunde,
die Tiere,
Wir bitten dich für alle die Tiere,
die gejagt werden oder sich verlaufen haben
Wir bitten dich für die Tiere, die hungrig oder verlassen sind und sich fürchten;
Wir bitten dich für alle Tiere, die eingeschläfert werden müssen.
Sei du bei ihnen, denn sie liegen dir am Herzen.
Wir bitten dich für die Menschen, die mit ihnen umgehen,
gib ihnen ein mitfühlendes Herz,
eine sanfte Hand und ein freundliches Wort.
Mach uns selbst zu wahren Freunden der Tiere.
Gott, sei du bei allen Menschen, denen deine Schöpfung am Herzen liegt.
Vaterunserlied singen
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit - AMEN.
1 Min.
Segen
Komm Herr, segne uns.
Sei ein guter Hirte
für alle Menschen auf deiner Erde.
Damit sie in Frieden leben,
Freude und Nöte teilen.
Sei ein guter Hirte
für alle Tiere auf deiner Erde,
dass sie nicht aussterben
durch unsere Gedankenlosigkeit.
Sei ein guter Hirte
allen Pflanzen auf deiner Erde,
damit sie wachsen und gedeihen,
und wir uns an ihnen freuen.
Komm Herr, segne uns. AMEN.
5-10 Min.
Kids for Pop
Einzel – Segen für Mensch und Tier
30 Min.
89 Min.
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Gottesdienst in Bergheim Sep. 08
Von den beiden Flügeln Des Hauptgebotes.
Ein Gottesdienst im Freien (AB 2. Schuljahr und Familien)
Predigt Pfr. Willi Hoffsümmer
Vorzubereiten/Symbol
Ein gebastelter Vogel mit weit ausladenden Flügeln oder das vergrößerte Bild eines majestätisch schwebenden
Greifvogels/Adlers.
Anlässe:
Die Sonntage mit dem Hauptgebot: 30, Sonntag im Jahreskreis A, 31. Sonntag im Jahreskreis B, 15. Sonntag im
Jahreskreis C.
Lied zu Beginn:
Lobe den Herren, GL 258, 1. + 2. Str.
Gott liebt diese Welt GL 297
Begrüßung:
Wir stellen uns in den Schutz Gottes. Im Namen Des Vaters....
Hinführung:
Wer mit gefährdeten Kindern und Jugendlichen an die See oder in die Berge fährt, kann erleben, wie sie wieder
natürlicher werden. Das können Sie auch erleben, wenn Sie beim Lagerfeuer oder vor dem offenen Kaminfeuer
bei sich zu Hause Gesrpäche führen. Es gelingt eher, tiefer zu schürfen oder ehrlicher miteinander zu sprechen.
Offensichtlich hat die Jahrmillionen alte Entwicklung unseres Körpers in der Schöpfung ihre Spuren hinterlassen.
Schon ein Spaziergang stimmt uns innerlich harmonischer.
Bußakt:
Wir wissen durch tägliche Berichte, wie sehr diese Schöpfung gefährdet ist. Wir ändern im privaten Bereich aber
kaum etwas nachhaltig. Darum sprechen wir:
Ich bekenne.... GL 353,4 mit Vergebungsbitte
Wir singen dem, der die Schöpfung in Händen hält:
Lied zum Gloria:
Er hält das Leben... Tr. 973
Tagesgebet:
Lebendiger Gott, Du hast uns diese Erde anvertraut, Dein immer noch herrliches Kleid. Wir gehen aber
mit ihr um, als hätten wir nohc eine im Kofferraum. In manchen Bereichen ist es schon fünf Minuten
nach Zwölf. Wir bitten Dich: Hilf uns, den kommenden Gernerationen nicht die Zukunft zu verbauen –
durch Christus, unseren Herrn.
Lesung;
Lesung aus dem Buch Des Propheten Daniel.
Einleitung: Wir hören Verse aus dem Lobgesang der drei jungen Männer im Feuerofen.
Preiset den Herrn, all ihr Werke Des Herrn.
Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit.
Preiset den Herrn, ihr Himmel und ihr Engel Des Herrn.
Preist den Herrn, Sonne und Mond, und ihr Sterne am Himmel.
Preist den Herrn, aller Regen und Tau, auch Feuer und Glut, und all ihr Winde,
Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit.
Preist den Herrn, Licht und Dunkel, Berge und Hügel, Meere und Flüsse. Preist den Herrn, all ihr Vögel
am Himmel und ihr Tiere, Wilde und zahme.
Vor allem, ihr Menschen, preist den Herrn, ihr Demütigen und Frommen.
Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit. (nach Dan. 3,57 – 87 verkürzt)
Alternativ:
Ex. 19,3-6; Ich habe euch wie auf Adlerflügeln getragen (mit Hinweis auf GL, 258, 2. Str.)
Zwischengesang:
Mit der Erde kannst du spielen Tr. 773
Sende aus deinen Geist GL 253
Evangelium nach Matthäus:
Einleitung; Achtet einmal auf meine Arme
Einmal kamen die damaligen Priester zu Jesus. Ein Gesetzeslehrer fragte ihn: „Meister, es gibt so viele Gebote,
welches ist das Wichtigste?“ Da antwortete Jesus: „(L. Streckt jetzt den rechten Arm wie einen Flügel aus): „Du
sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, und mit all deinen Gedanken.“
(L.zieht den Arm zurück.) „Das ist das wichtigste und erste Gebot.. Ebenso wichtig ist das zweite. (L.streckt den
linken Arm wie einen Flügel aus.) „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“ (L. Zieht den Arm zurück.)
„Daran hängt alles.“ (nach Mt. 22,34 – 40)
Ansprache;
(L. Nimmt den gebastelten Vogel oder zeigt auf das vergrößerte Foto).
Für heute hatte ich ein paar Greifvögel bestellt, die mit weit ausladenden Flügel majestätisch ihre Kreise ziehen.
(L. Schaut nach oben.) Weil ich mir aber nicht sicher war, ob sie auch pünktlich sind -damit hat unser Nachwuchs
ja auch seine Schwierigkeiten-, habe ich diesen Vogel hier mit gebracht.
Verstehen wir noch die Sprache der Natur? Drei Gedanken möchte ich ausbreiten:
1. Wenn so ein Vogel starten will, braucht ER wegen der breit ausladenden Flügel einen kleinen Hügel,
sonst berühren sie den Boden – oder ER startet von einem Ast.
Wie ist das mit uns?, wenn wir morgens starten? Fallen wir einfach so aus dem Bett in den Tag hinein?
Die Art und Weise der ersten Minuten bestimmt den ganzen Tag mit.
Ist uns das Morgengebet abhanden gekommen? Einen Augenblick auf der Bettkante sitzen bleiben und
die beiden Wunderpillen verinnerlichen: Eigentlich kann ich dankbar sein, dass alle meine Sinne noch
funktionieren und : eigentlich muss ich doch zufrieden sein in diesem reichen Land.
2. (L. lässt den gebastelten Vogel wieder etwas schweben oder zeigt auf das Foto.) Wenn ein Flügel
unterentwickelt ist oder sich schwer verletzt, stürzt der Vogel AB. Darum habe ich eben im Evangelium
die Arme wie Flügel nach rechts und links ausgebreitet. Jesus hat uns natürlich verraten, wie wir nicht
abstürzen können. Vertrau auf Gott! Hieß der eine Flügel und dann gib von der Liebe, die du empfängst,
nach rechts und links an den Nächsten weiter. Oder wie die Mönche uns schon im Mittelalter vorgelebt
haben: Bete und arbeite. Die meisten von uns würden abstürzen, weil der Flügel der Arbeit
muskelbepackt ist. Wir arbeiten fast immer und tragen so zur Schöpfung bei. Aber wenn die Seele im
Gleichgewicht bleiben soll, braucht auch der andere Flügel Kraft. Nein, nicht nur beten. Aber all das,
was uns aufatmen lässt: Zeit für ein Hobby, einen Spaziergang, für die Musik, eine gute
Fernsehsendung. Jesus sagt: „Und Zeit dafür, dass du Gott an die erste Stelle setzt. Liebe ihn von
ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all deinen Gedanken. Dann stürzt du nicht ab.“
3. Die Flugzeuge, auch die Segelflugzeuge, haben alles den Vögeln abgeschaut. Deshalb halten sie sich
noch oben in der Luft. Aber wenn ein Flügel abbricht, dann stürzen sie ab.
Auch die Drachenflieger vertrauen auf die beiden Flügel. In den
Bergen habe ich sie beobachtet. Sie schrauben ihr Flúggerät
sorgfältig zusammen und treten dann in eine Rampe. Ein paar
Meter zum Abwärtslaufen und plötzlich gähnt da ein Abgrund.
Schon beim Zuschauen, stockt einem der Atem. Es gehört Mut dazu,
die paar Schritte zu wagen und sich den beiden Flügeln
anzuvertrauen. Aber dann: Ein unbeschreiblich schönes Gefühl, über
dem Abgrund zu schweben, einen Fluss zu überfliegen, die winzigen
Autos und die noch winzigeren Menschen zu sehen.
Das würde ich gerne den Jugendlichen hier sagen: Du musst den
Absprung wagen, um dann zu genießen, wohin dich die Flügel des
Glaubens tragen können. Hier sind viele, die könnten das am Mikro
bestätigen: Ja, der Glaube kann dich über alle Abgründe tragen.
(L. zeigt noch einmal den Vogel) Verstehen Sie noch die Sprache der
Natur?
(L. legt den Vogel auf einen Schemel vor den Altar.)
Lied zum Credo:
Von guten Mächten... TR 717
Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus GL 263
Fürbitten:
L: Es ist immer noch wunderbar, guter Gott, auf dieser Erde leben zu dürfen.
Wir rufen zu dir:
1. Für die christlichen Kirchen: Lass sie Orte der Hoffnung und der Gerechtigkeit für alle Benachteiligten
sein.
2. Für unsere Mutter Erde, die uns ernährt. Lass sie nicht zugrunde gehen durch die Begierden des
Menschen.
3. Für alle Gemeinschaften: Hilf ihnen, ihren verschwenderischen Lebensstil zu verändern.
4. Für uns selbst: Verhilf uns zur Einsicht, dass Tiere und Pflanzen unsere Mitgeschöpfe sind, die wir nicht
ausbeuterisch wie eine Ware behandeln dürfen.
L: Denn dann loben und ehren wir dich, den Schöpfer des Himmels und der Erde – durch Jesus Christus,
unseren Herrn.
Gabenlied:
Gottes Schöpfung, gute Erde Tr 53
Gabengebet:
Guter Gott. Wir schenken dir die Gaben der Erde zurück: Brot und Wein. Erfülle sie mit deinen himmlischen
Geschenken, damit sie unserer Seele Flügel schenken – durch Christus unseren Herrn.
4. Kanon der Messe:
Darin heißt es: wenn die ganze Schöpfung von der Verderbnis der Sünde und des Todes befreit ist, lass
uns zusammen mit ihr dich verherrlichen in deinem Reich.
Vater unser – Friedensgruß
Lied zur Kommunion:
Wo Menschen sich vergessen Tr. 790
Meditation nach der Kommunion:
1. Unsere Erde ist ein wunderbarer Wohnplatz.
Wir Menschen und Tiere, Bäume und Blumen atmen dieselbe Luft, leben von derselben Sonne und
ernähren uns von den Früchten derselben Mutter Erde.
2. Jeder Anschlag auf die Natur, ist ein Anschlag auf uns selbst.
Wer zulässt, das das natürliche Gleichgewicht auf unserer Erde zerstört wird, macht aus diesem
wunderbaren Wohnplatz eine dürre Wüste.
3. Der Brudermörder Mensch sorgt für eine zerquälte Erde.
Der Moloch Technik frisst den Zauberlehrling, denn seine größte Sünde ist die Habgier.
4. Herr, lass die Schönheit deiner Schöpfung nicht besudelt werden. Wir brauchen ihre klaren Quellen, den
jubelnden Chor der Vögel und das Lied der Amsel am Abend.
Schlussgebet:
Herr, unser Gott! Gestärkt durch dein Wort, dein lebendiges Brot und durch die Nähe der Natur sagen wir dir
danke. Hilf uns jetzt, im Vertrauen auf dich die Hecken und Zäune zu überwinden, die uns das Leben
entgegenstellt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Segen – Schlusslied:
Laudato Si – Sonnengesang Tr. 142
Großer Gott, wir loben dich GL 257
(Willi Hoffsümmer)
Predigt von Helgo Matthias Haak
am 19. April in der Schlosskirche Ahrensburg (bei Hamburg)
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Eine Geschichte erzählt von der Beziehung zwischen einem Menschen, der Holzfäller war, und einer
Giftschlange:
„Ein armer Holzfäller geht Tag für Tag in den Wald, um Holz zu sammeln. Wenn er sehr fleißig ist,
schafft er bis zum Abend drei Bund. Die kann er für einen Preis verkaufen, der für drei kleine Brote
reicht: eins für seine Frau, eins für seinen Sohn und eins für ihn. Jahrelang fristen die drei Menschen so
ihr Leben in Kargheit und Genügsamkeit.
Eines Tages ist ihm die Arbeit schneller von der Hand gegangen als sonst. Er ist früher fertig geworden
als üblich. So zieht er denn seine Flöte aus der Tasche und beginnt auf ihr liebliche Melodien zu
spielen.
Kurz darauf kriecht eine Giftschlange aus ihrem Bau heraus und bewegt sich nach der gespielten
Weise. Als der Flötenspieler ermüdet, schlüpft die Schlange wieder in ihren Bau zurück. Sie schiebt ein
Goldstück heraus, das der Holzfäller gerne an sich nimmt. Freudig kommt er nach Hause, verkauft sein
Holz und kauft für das Goldstück noch mancherlei, das gerade im Haus nötig ist.
Von nun an spielt der Holzfäller jeden Tag nach der Arbeit der Schlange zum Tanze auf, und täglich
erhält er ein Goldstück. Unversehens wird er wohlhabend: Schafe und Lasttiere und sogar ein Kaufhaus
schafft er sich an. Täglich geht er noch immer in den Wald, nun nur noch, um der Schlange
aufzuspielen; denn Holzbündel verkauft er schon lange nicht mehr.
Eines Tages muss er nun des Geschäftes willen in eine andere Stadt reisen. Da ruft er seinen Sohn
herbei und trägt ihm auf, ihn eine Zeitlang zu vertreten und der Schlange zum Tanze aufzuspielen. Der
nimmt den väterlichen Auftrag an und erhält ebenfalls ein Goldstück.
Am nächsten Tag aber hat er eine große Idee: Er beschließt, die Schlange während des Tanzes zu
töten und danach den Bau aufzugraben und den gesamten Schatz auf einmal nach Hause zu
transportieren. Diesen Plan hält er für klug. Zielstrebig geht er an die Ausführung heran. Allein, der Stein
tötet die Schlange nicht. Er verletzt sie nur schwer. Die schnellt auf den jungen Mann zu und bringt ihm
einen tödlichen Biss bei.
Am nächsten Tag findet der Vater seinen Sohn tot vor dem Bau der Schlange. Gleichwohl nimmt er die
Flöte und spielt der Schlange zum Tanze auf. Die Schlange tanzt bis sie müde geworden ist. Dann gibt
sie ihm wieder das Goldstück und sagt: „Komme von nun an nicht mehr. Wir können jetzt nicht mehr so
unbefangen einander zugetan sein. Meine schwere Verletzung und dein toter Sohn stehen nun
zwischen uns. Gehe heim in Frieden!“
Da hat die Schlange wahrhaftig recht: Da steht etwas zwischen uns, zwischen Mensch und Tier.
Wann hat das angefangen? In dieser kleinen Geschichte hat das angefangen spätestens als der Sohn
gierig wurde und alles auf einmal wollte.
In der Geschichte unserer Gesellschaft hat es angefangen, möglicherweise und zum Beispiel, als die
Jagd auf Wildtiere nicht mehr nur aus notwendiger Nahrungssuche geschah, sondern zum
Freizeitvergnügen und Imponierritual der oberen Schichten wurde. Oder als nicht mehr allein an
besonderen Festtagen ein Tier geschlachtet wurde, sondern tägliche Nachfrage nach Fleischgenuss zur
industriellen Tierschlachtung führte. Oder als die Pharmaindustrie an die Börse ging?
Oder, oder, oder.
Die Prüffrage ist immer: Wer verdient mit dem Töten von Tieren Geld? Es ist die Gier, die Tiere und
genauso auch Menschen millionenfach ins Elend stürzt.
Es ließe sich das alles durchaus zurückdrehen, wenn wir Menschen es nur wirklich wollten!
Wir haben das diskutiert: Wenn wir alljährlich Gottesdienst für Mensch und Tier in der Schlosskirche
feiern, dann geht es uns nicht darum, Menschen zu Vegetariern zu erziehen, wenn gleich es ja heute
nicht mehr in Frage zu stellen ist, dass vegetarische Ernährung keine Mangelernährung sein muss.
Aber wir glauben nicht an den sündenfreien menschlichen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen, den
Tieren. Wir meinen aber, dass das, was Tieren von Menschen angetan wird, himmelschreiender,
grausamer Wahnsinn ist. Und wir meinen auch, dass wir Normalbürgerinnen und - bürger über die
wahren Zustände hinter den Kulissen, die uns vom Verein für Tierrechte soeben eindringlich
beschrieben wurden, nach Strich und Faden belogen werden.
Wofür wir den Blick öffnen wollen, ist, dass auch Tiere eine Seele haben!
Sie, die Sie heute ihre Gefährten in die Schloßkirche mitgebracht haben, wissen das. Ihnen braucht das
niemand zu predigen. So gesehen sind hier heute die Falschen in der Kirche? Weil, die es hören
sollten, werden im wahrsten Sinne des Wortes „einen Teufel tun“ hierher zu kommen? Aber nein. Sie
sind gerade die Richtigen!
Denn unser Gottesdienst ist ja so ein bisschen auch so etwas wie eine Demonstration! Die Tiere sollen
in der Kirche willkommen sein! Die Tiere sollen gesegnet sein! Und ich bin sicher: Gott segnet sie
genauso wie uns Menschen, denn er hat sie ja geschaffen, genauso, wie er uns geschaffen hat!
Es ist in letzter Zeit über die Intelligenz der Tiere in der Forschung viel Neues herausgekommen. Dass
Delphine oder Affen oder Krähen viel mehr können und wissen, als wir Menschen immer annahmen.
Natürlich sind wir Menschen viel, viel schlauer, oder?
James Krüss, der unvergessene Kinderdichter, hat das in seinem „Lied des Menschen“ einmal
beschrieben:
Lied des Menschen
Ich bin ein Mensch; doch bild ich mir nicht ein,
Ich könnt im Dunkeln besser sehn als Eulen,
Ich könnte lauter als die Wölfe heulen
Und könnte stärker als ein Löwe sein.
Ich bin ein Mensch; doch glaub ich nicht, ich sei
So glücklich wie Delphine, wenn sie springen,
So selig wie die Meisen, wenn sie singen,
Auch nicht so schnurrig wie ein Papagei.
Ich bin ein Mensch und doch in jedem Tier,
In Laus und Adler, Raupe, Pfau und Schnecke.
Sie sind die fernsten Ahnen, und ich stecke
In jedem Tier, und jedes steckt in mir.
Doch bin ich Mensch in ganz besondrem Sinn.
Wenn Tiere schnurrig sind, verspielt und heiter,
Dann sind sie schnurrig, heiter und nichts weiter.
Ich aber weiß es, wenn ich glücklich bin.
Was Tiere sind, das sind und bleiben sie.
Ein Wolf bleibt Wolf. Ein Löwe bleibt ein Löwe.
Doch ich kann alles sein, Delphin und Möwe.
Ich bin ein Mensch. Ich habe Phantasie.
Ein wunderschönes Gedicht. Und doch gibt es für mich da einen Punkt, an dem es kippt. Spätestens bei
der Phantasie. Der Verfasser James Krüss hatte die Phantasie, die aus einem reinen Herzen kam. So
aber sind nicht alle Menschen.
Sind wir Menschen nun schlauer als Tiere? Vor Gottes Angesicht wäre das wohl eine gewagte These.
Denn in Angelegenheiten des Reiches Gottes verfügen auch wir Menschen nur über eine begrenzte
Intelligenz und begrenzten Einblick. Im Schauen der Geheimnisse Gottes haben wir den Tieren
gegenüber nicht unbedingt einen Vorsprung. Möglicherweise haben die Tiere in ihrer Unmittelbarkeit
uns Menschen da sogar etwas voraus?
Und in einem Punkt denke ich anders als James Krüss: ich glaube, dass auch Tiere wissen, wenn sie
glücklich sind.
Im 1. Johannesbrief des Neuen Testaments steht im 4. Kapitel dieser Satz:
„Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“.
(1. Johannes 4, 16)
Gott ist die allumfassende Liebe, die alle Geschöpfe erreicht, die er gemacht hat. Und so kann auch
Gottes Segen nur ungeteilt sein. So seien gesegnet unsere Mitgeschöpfe, die Tiere, die Ihr heute mit in
die Kirche gebracht habt, und die auf der ganzen Welt leben als unsere Gefährten. Sie seien gesegnet!
Und Gott möge auch uns Menschen segnen, und unserer im Relativen so überragenden Intelligenz
aufhelfen, dass wir gerechten und sorgsamen Umgang mit seiner ganzen Schöpfung lernen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle geschöpflichen Gedanken, stärke und bewahre unsere
Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Gottesdienst für Mensch und Tier
am 21.12.2008 um 11.00 Uhr
in der Kirche "Zum guten Hirten"
Predigt Pfr. Holger Janke – AKUT e. V.
Geläut und (leise) Musik
Begrüßung und Verhaltensregeln
EG 428 „Komm, in unsere stolze Welt“
Psalm 42 (EG 723) „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser“
Epistel: Phil. 4,4-7 „Eure Güte lasst kundsein“
EG 170 „Komm, Herr, segne uns“
Evangelium als Predigttext: Lukas 1, 46-55
Das Glaubensbekenntnis für Mensch und Tier
EG 20, 1-5 „Das Volk, das im Finstern wandelt“
Predigt: „Gott stößt die Gewaltigen vom Thron, d.h. wir haben seien Gnade verspielt.“
EG 613 „Selig seid ihr“
Informationen (z.B. Kollekte, Abkündigungen usw.)
EG 1,1-3 „Macht hoch die Tür“
Fürbitten
Vaterunser
Segen
Musik und Geläut zum Ausgang
Das Glaubensbekenntnis für Mensch und Tier
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
den guten Hirten für Menschen und Tiere.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria
im Stall von Bethlehem bei Menschen und Tieren,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die lebenden und die toten Menschen.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben für alle Geschöpfe,
die Gott vertrauen -Menschen wie Tiere.
Amen.
Liebe Gemeinde!
Liebe Tierfreunde!
Unsere heutige Epistel aus dem Philipperbrief (4,4-7) endet mit der geistlichen Erkenntnis,
dass „der Friede Gottes“ höher ist als alle Vernunft. Ein wichtiger Glaubensgrundsatz, der im
Gottesdienst-ritus als Kanzelsegen seinen festen Platz bekommen hat. Dazu scheint das uns
heute vorliegende und vordergründig naive Krippenbild gut zu passen. „Da liegt es, das
Kindlein auf Heu und auf Stroh, die Tiere aller Art betrachten es froh!“, so könnten wir in
Anlehnung an ein bekanntes Weihnachtslied singen.
Aber heute ist nicht Weihnachten. Noch nicht. Heute ist 4. Advent.
Wir müssen uns für den heutigen Sonntag noch die Krippe leer vorstellen. Die Ankunft des
Gotteskindes steht noch aus.
Aber alles ist bereit. In voller Erwartung.
Lecker Heu liegt in der Krippe und einige der Tiere würden gerne kosten, ob das Gebette auch
gut genug für den Gottessohn ist? Stattdessen wird nicht gierig gefressen, sondern geduldig
gewartet. Ja, die Tiere wissen, was sich gehört! Die Tiere kennen die Stimme ihres Herrn.
Unser Krippenbild ist das Gleichnis einer intakten Beziehung. Die Tiere haben sich gleich auf
den Weg gemacht als die Engelchöre das Kommen des Christkindes verkündeten. Sie sind die
Ersten im Stall.
Das ist wie damals. Als schon Gott, der Vater, die Welt erschuf. Er machte alle Tiere aus
Staub und Odem. Alles war gut! Es war die paradiesische Ordnung Gottes. Alles lebte in
Harmonie miteinander. Ohne Menschen.
Wie auf unserem Bild. Das ist das Paradies. Das ist Weihnachten.
Aber wo ist der Mensch?
Wo sind Maria und Josef?
Wo ist die Magd, deren Loblied wir heute als Evangelium hörten:
„Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen von Thron und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (vgl. Lukas
1,47+51ff.)
Wo ist Maria?
Wie kann sie das frisch geborene Kind allein lassen?
Die Antwort ist die Armut. Was damals Israel war, ist heute z.B. noch Afrika. Mütter
überleben nicht immer die Geburt ihres Kindes. Ist Maria also nicht da, weil sie auf dem
Wochenbett verstorben ist? Muss Josef sich erst einmal um seine tote Frau kümmern?
Der Weg war lang, beschwerlich und bitter kalt. Keine optimalen Voraussetzungen für eine
hoch Schwangere. Außerdem ist ein Stall kein steriler Kreissaal. Kleinste Komplikationen
werden zum tödlichen Risiko.
Gerade sang Maria voller froher Erwartung noch die o.g. Gotteshymne. Nun musste sie mit
Gottvertrauen im Herzen, alles Weitere ihrem Schöpfer in die Hände legen. Für sie ist nun der
beschwerliche Weg zu Ende und ihr Werk getan.
Auch wenn die Bibel eine andere Geschichte erzählt, die Realität der Umstände zeichnen
dieses bittre Bild der Armut. Maria ist nicht mehr an der Krippe!
Unser anscheinend naives Krippenbild scheint mir realistischer als die Geschichte in der
Bibel.
Wo sind die Hirten?
Sie sind noch im Advent. Sie sind noch unterwegs!
Der Weg vom Felde in der Nacht -ohne Auto, ohne Straßenbeleuchtung- ist weit. Außerdem
sind sie aufgeschreckt inmitten der Nacht. Wie gerädert, taumeln sie los. Voller Zweifel, ob
der Engel nicht doch ein Traum, ein Gespinst gewesen ist?
Wo sind die Weisen aus dem Morgenland?
Auch noch unterwegs. Der Weg ist weit und nur des Nachts scheint der Stern von Bethlehem
und weist die Richtung. Dann noch die langen Gespräche mit dem fiesen Herodes. Empfänge
bei Hof. High society Verpflichtungen. Das alles kostet Geld und Zeit!
Es gab also diese Stunde der Eintracht, wie sie auf unserem Krippenbild festgehalten wurde.
Vergleichbar des 6. Tages der Schöpfung. Unser Bild weißt daraufhin. Nur die Tiere
gemeinsam mit Gott. Eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht –ohne Menschen!
Die Tiere wussten zuerst gar nicht, warum eigentlich Gott seinen Sohn auf die Welt schickt.
Tiere stehen doch seit Anbeginn der Schöpfung stets mit dem Schöpfer in Verbindung. Der
Wal von Jona, der Löwe von Daniel und die Eselin des Bileam zeigen es.
Warum kommt also Gottes Sohn in die Welt?
Der Menschen wegen!
Das verstand jedes Tier sofort. Das reicht als Erklärung!
Sofort verbreitete sich diese frohe Botschaft im Stall von Bethlehem, verbunden mit der
Hoffnung, dass damit die brutale Unterdrückung der Tiere durch den Menschen endet.
Die Tiere stimmten das Loblied Marias an: „Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist
freut sich Gottes, meines Heilandes.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt
die Gewaltigen von Thron und lässt die Reichen leer ausgehen.“
Das ist Weihnachten: endlich wurde unser Seufzen gehört (vgl. Röm. 8,19ff.)! Das Leid hat
ein Ende.
Die Tiere hatten sich immer gefragt, warum Gott so etwas zulässt? Dieses Jagen der
Menschen, obwohl genug zum Essen da ist, dieses Morden aus Neid und dieses Schlachten
auf Schlachtfeldern und in Schlachthäusern.
Ach wie gut, dass das ein Ende findet!
Hatte nicht der Prophet Jesaja davon gesprochen? Hatte er nicht das Friedensreich des
Messias prophezeit (vgl. Jes. 11)? Alle Tiere liegen beieinander.
Jetzt im Stall von Bethlehem hat sich dieses Wort erfüllt, der Frosch sitzt auf der Schildkröte,
der Löwe steht neben dem Esel und die Katze jagt keine Maus. Es herrscht Frieden!
Alle sind versammelt, um Gott die Ehre zu geben und sein Kommen zu bestaunen. Schön, das
Du gekommen bist!
Und der Mensch?
Erfüllen sich nun die Worte der Maria?
Übt Gott nun Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Stößt er nun die Gewaltigen von Thron und lässt die Reichen leer ausgehen?
Damit endet die sündige Menschheitsgeschichte. Das Paradies kann wiederkommen. Der
Sünder ist nicht nur ausgezogen, sondern eliminiert.
Jahrtausende hatte Gott den Menschen die Chance gegeben, sich zu ändern. Zum Leidwesen
der Tiere.
Am Ende war selbst das Weihnachtsfest verkommen. Keiner nahm mehr das Kommen des
Christkindes ernst. Im Gegenteil wurde der Anlass genutzt, um sich noch hemmungsloser und
ungezügelter zu verhalten.
Keine stille Stunde in Andacht und zu Ehren Gottes, sondern Fressparty mit
Dauerberieselung. Millionen Tiere wurden dazu in Schlachthöfe getrieben und in Akkord
hingerichtet, nachdem sie vorher artfremd industriell gemästet worden waren. Es wurde gelebt
auf Kosten anderer. Am schlimmsten waren die Menschen in den sogenannten
Industriestaaten.
Jetzt übt Gott Gewalt mit seinem Arm und zerstreut diese Hoffärtigen. Jetzt stößt er die
Gewaltigen von Thron und lässt die Reichen leer ausgehen!
Jetzt herrscht wieder Ordnung. Paradiesische Ordnung. Jetzt ist endlich wieder Frieden!
Die Menschen, sie haben ihren Lohn schon gehabt -in die Welt. Von Gott haben sie nichts
erwartet, noch auf ihn gehofft. Die biblische Geschichte von der Geburt im Stall von
Bethlehem war für den aufgeklärten, modernen Menschen nur noch ein Videospiel unter
anderen geworden. Fantasie!
Paulus hatte noch gewarnt, dass mit der Vernunft allein, Gottes Welt nicht zu erreichen ist.
Dazu bedurfte es Herz und Barmherzigkeit. Aber der Mensch...,er kultiviert lieber die
Gewaltherrschaft und besinnungslose Unterhaltung.
Selbst die Christen in der Kirche nahmen die Botschaft des Friedensreiches Gottes nicht mehr
ernst. Sie sind vom übrigen Volk nicht zu unterscheiden. Sie sind reich, hoffärtig und
gewaltbereit.
Die Sünde scheint ein Besitzstand der Menschen und der Kirche zu sein.
Dabei ist der Sohn Gottes der Menschen wegen in die Welt gekommen! Die Tiere haben
dieses Opfer nicht nötig. Sie leben seid dem Anbeginn der Zeit und der Schöpfung im
Einklang mit Gottes Gesetzen. Alles ist gut und die Tiere halten diese Gesetze.
Das Kind in der Krippe ist Willkommen in ihrer Mitte. Die Freude ist groß –aber auch die
Sorge, denn die Tiere wissen, zu was der Mensch im Stande ist.
Frieden?
Unter den Tieren, Ja! Der Prophet hat es vorausgesagt und der Maler unseres Krippenbildes
nimmt dieses Versprechen ernst.
Gott und die Tiere haben ein wunderbares Miteinander.
Aber ein Friedensreich mit Menschen?
Sie sind herzlich eingeladen!
„Freuet Euch! Eure Güte lasst kundsein allen. Sorgt euch um nichts. Der Friede Gottes,
welches höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus.“
Eigentlich hätte Paulus nur schreiben müssen:
„Vertraut Gott wie die Tiere.
Wer glaubt, wird selig!“
Amen.
Pastor Holger Janke (Jahrgang 1961) ist Gemeindepfarrer in Hamburg, Seelsorger für Motorradfahrer in der
Nordelbischen Ev.-Luth Kirche, Trauerbegleiter und Vorstandsmitglied bei AKUT Deutschland. Die „Aktion
Kirche und Tiere“ ist die Vereinigung der Tierschützer und -rechtler im kirchlichen Raum. In diesem
bundesweiten Netzwerk engagieren sich viele Christinnen und Christen in den Gruppen vor Ort und interessierte
Theologinnen und Theologen erforschen die Bedeutung der Tiere in der Heilsgeschichte Gottes, wie sie in der
Bibel dargestellt ist. Pastor Janke ist seit 7 Jahren bei AKUT aktiv und gestaltet regelmäßig „Gottesdienste für
Mensch und Tier“ und auch „Trauerseminare für Tierfreunde“. Er ernährt sich seit über 20 Jahren vegetarisch,
läuft Marathon und lebt im Pastorat zusammen mit seiner sich ebenfalls vegetarisch ernährenden Frau und vier
Katzen samt eines Hundes namens Tölpel.
„In meiner größten Not vertraute ich dem Tier“
Predigt zum Palmsonntag am 16.3.2008
Von Pfr. Holger Janke AKUT e. V.
Liebe Gemeinde!
Der heutige Predigttext im Hebräerbrief (Kap. 12,1-3) will uns nichts erklären oder
uns ermahnen, sondern er will uns ermutigen. Der unbekannte Verfasser dieses
Textes aus dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung will uns motivieren, Gott zu
vertrauen. Ihm geht es in diesen Zeilen nicht inhaltlich um das Bekenntnis zu Jesus
als den Christus, sondern um den Glaubensweg der Christinnen und Christen.
Berührt von der Frage der Nachfolge, will uns dieser Text begeistern, trotz aller
Widerstände in der Welt an Gott und seiner Verheißung des Friedensreiches
festzuhalten. Er erinnert uns dazu an eine „Wolke von Zeugen“.
Als entschiedener Christ mit Blick für die Mitgeschöpfe Gottes sowohl in der Welt als
auch in der Theologie, kreisen mir sofort authentische Christinnen und Christen als
Zeugen durch den Kopf:
Franz von Assisi (der den Tieren predigte), Pfarrer Albert Knapp (der den ersten
Tierschutzverein 1837 gründete), Albert Schweitzer (der als Theologe so mutig war,
die Bedeutung der Tiere ernsthaft wissenschaftlich zu bedenken), Eugen
Drewermann (der theologisch wie tiefenpsychologisch den Tieren ihre Seele
wiedergab) und natürlich Christa Blanke, die Gründerin von AKUT.
Diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollzähligkeit, denn es gäbe noch
gewiss viele andere, die als Zeugen zu nennen wären. Und doch habe ich die
wichtigste Person noch nicht benannt: Jesus von Nazareth!
Lasst uns aufsehen zu Jesus, der nicht die Freude, sondern das Kreuz wählte.
„Gedenkt an den, der soviel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat,
damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“, heißt es in unserem
heutigen Predigttext in der letzten Zeile. Dann lasst uns zur Ermutigung nun auch auf
Jesus schauen!
Am heutigen Palmsonntag zum Beginn der Karwoche hörten wir traditionell als
Evangelium die Erzählung aus der Bibel vom Einzug Jesu in Jerusalem. Jesus zog
danach nicht zu Fuß, verschwitzt und erschöpft wie ein Pilger, heimlich in einer
großen Masse in Jerusalem ein. Auch zog er nicht wie ein König zu Pferd ein, in aller
Macht mit großem Gefolge. Jesus von Nazareth ritt auf einem Esel. Dieses wird von
allen schriftlichen Zeugen, den Evangelien, beschrieben.
Die herkömmliche theologische Erklärung beruft sich auf das Prophetenwort des
Sacharjas und sieht in diesem Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel die Erfüllung
der prophetischen Weissagung des Judentums, wie sie im Alten Testament der Bibel
dokumentiert ist. Der Prophet Sacharja aus dem 6. Jahrhundert vor Christi Geburt
prophezeit nämlich das zukünftige Friedenseich Gottes (Kap. 9,9): „Du, Tochter Zion,
freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der
Eselin.“
Das erste Problem dieser theologischen Deutung ist die Tatsache, dass genau dieser
Vers in einem späteren Anhang zu finden ist. D.h. die Worte wurde dem alten
Propheten erst später literarisch in den Mund gelegt, waren aber zur Lebenszeit Jesu
schon bekannt. Ferner ist m.E. zu fragen, ob diese Deutung dem Menschen Jesus
gerecht wird, der sich ja nicht heroisch als der Messias sah? Der Mensch Jesus war
mit vielen Zweifeln behaftet. Vielleicht hatte er manchmal eine Ahnung von seinem
Weg, aber Jesus selbst sah sich nicht als die Erfüllung der jüdischen
Messiasbotschaft.
Und das dritte Problem ist, dass mit der herkömmlichen Deutung wir dem Tier gar
nicht gerecht werden. Der Esel wird als Mitgeschöpf gar nicht wahr- und
ernstgenommen.
Lassen Sie uns also zusammen einmal über diesen herkömmlichen Horizont der
theologischen Deutung schauen, ob nicht noch weitere Erkenntnisse bzw.
Überlegungen die Szene des Einzuges Jesu mit dem Esel beleuchten können, so
dass wir vielleicht einen tieferen Blick in den Heilsplan Gottes bekommen!
Jesus war „wahrer Mensch“, so heißt es im frühchristlichen Bekenntnis, das auch
heute noch in unserer Kirche gilt. Und Jesus war Jude. Wir können also davon
ausgehen, dass er viele bedeutende jüdische Geschichten kannte, die auch heute
noch im Alten Testament unserer Bibel festgehalten sind. Dort finden wir z.B. im 4.
Mose 22 die Geschichte des Bileams –auch mit einem Esel. Das interessante m.E.
ist, dass sich in dieser Erzählung herausstellt, dass dieses Tier eine Fähigkeit besitzt,
die der Mensch Bileam nicht nachwiesen kann: Der Esel sieht den Engel Gottes!
Eine weitere m.E. wichtige Feststellung ist, dass dieses Tier bereit ist, zum Schutze
des Menschen zu leiden, obwohl dieser Mensch ihn misshandelt. Wäre der Esel
weitergegangen, wie es Bileam selbst gewollt und mit dem Stock eingefordert hatte,
hätte ihn der Engel nach der Erzählung mit dem Schwert hingerichtet, weil er nicht
mehr dem Weg Gottes folgte.
Die Bileam-Erzählung im alten Testament beschreibt also auf wundersame Weise,
die unzerstörbare Treue eines Tieres zum Menschen und die Fähigkeit des Esels auf
dem Weg Gottes zu bleiben, weil er Gottes Boten sieht, die diesem Seelenwesen
den richtige Pfad weisen.
Jesus ist über 30 Jahre alt. Er ist erwachsen und verfügt über Lebenserfahrung. Er
kennt auch seine Jüngerschar und weiß um deren menschlichen Wankelmut. Und
nun soll bzw. will Jesus dem Ruf Gottes folgen und nach Jerusalem gehen. Aber er
weiß auch, dass in dieser Großstadt gerade zum Passahfest die Hölle los ist. Dort
sind Tausende von Menschen und viele Gruppierungen, die ihm nicht wohlgesonnen
sind und ihn nicht gern in der Stadt sehen, denn das Volk verehrt in großen Scharen
Jesus als einen Menschen, der mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet ist, die
eigentlich nur ein Geschenk Gottes sein können. Dass Jesus mit Gott im Bunde ist,
macht die machthungrigen Religionshüter nervös und die großen Scharen von
Anhängern sind den politischen Machthabern ein Dorn im Auge. So würde ich die
Situation Jesu in damaliger Zeit beschreiben.
Nun finde ich es überhaupt nicht abwegig, wenn sich Jesus in Erinnerung an diese
alte Bileamsgeschichte entscheidet, sich beim Einzug in Jerusalem einem Esel
anzuvertrauen. Wenn ihn ein Geschöpf Gottes sicher und treu durch den Tumult in
Jerusalem bringen kann, dann ist es dieses Tier, dass durch das Sehen der
göttlichen Boten den richtigen Weg finden wird. „In meiner größten Not vertraute
ich dem Tier“, könnte Jesus in dieser Situation gedacht haben, da kein Mensch ihm
in dieser Situation hätte schützen können. Und Bodyguards gab es damals noch
nicht. Außerdem würde das sowohl dem Selbstverständnis Jesu als auch dem
Prophetenwort Sacharjas widersprechen. Der Esel ist also der auserwählte
Wegbegleiter wie schon bei der schwangeren Maria, die zur Volkszählung nach
Bethlehem musste. So schließt sich der Kreis der guten Erfahrungen eines
Menschen mit einem Tier.
„In meiner größten Not vertraute ich dem Tier“ ist also nicht der Ausspruch einer
vereinsamten Tierschützerin, die sich voller Enttäuschung von den Mitmenschen
abgewandt hat, sondern die Einsicht Jesu, dass in seiner lebensbedrohenden
Situation beim Einzug in Jerusalem nur der Esel den Weg finden wird, den Gott für
ihn bestimmt hat und den er selbst nicht kennt.
Diese „artgerechte“ Interpretation des Einzuges Jesu in Jerusalem auf einem Esel
beachtet m.E. sowohl die Erfüllung der Prophezei-ung Sacharjas als auch die
Tatsache, dass Jesus als Mensch eine Vorahnung gehabt haben mag, aber sich
seines Weges nicht sicher war, sondern voller Gottvertrauen um den richtigen Weg
bzw. die richtige Entscheidung rang. Außerdem beachtet sie das Tier als Mitgeschöpf
mit all seinen von Gott zugewiesenen Fähigkeiten, die auch das menschliche Maß
des Möglichen übersteigen können. Sie stellt fest, dass Jesus kein fanatischer Held
war. Er war auch nicht suizidal. Jesus war voller Gottvertrauen und vertraute auch
den alten Erzählungen seines Volkes. Deshalb war die Wahl des Tieres genau der
richtige Entscheid, um den Weg Gottes in einer Welt der Sünde und Gewalt zu
finden.
Mit diesem Gottvertrauen, mit diesem Blick für das Leben sowohl der Menschen als
auch der Tiere und der richtigen Einschätzung der Situation wurde Jesus zum Vorbild
des Verfassers des Hebrä-erbriefes, der uns heute als Predigtext dient. Er will uns
ermutigen und stärken, genauso klug und weise auf dem Glaubensweg zu laufen.
„Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu
Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Dass dieser Weg voller Gewalt
ist und oft nur schwer auszuhalten, wird schon in der Wortwahl des alten Textes
deutlich. Da der Mensch in der gefallenen Welt Sünder ist, sind diese
Einschätzungen realitätsnah. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, in dieser Welt
sich einem Tier anzuvertrauen. Denn Tiere können etwas von Gott wahrnehmen,
was wir Menschen nicht sehen (vgl. Hiob 12,7ff.). Amen.
Ablauf des Gottesdienstes für Mensch und Tier
am 7. 9. 08
in der St. Matthäus Kirche in München
mit Pfarrer Steffen Welz und Holger Janke
Orgelvorspiel und Einzug
Begrüßung
Liebe Gemeinde. Unser Gottesdienst heute ist etwas Besonderes. Er ist jetzt schon der zweite
Gottesdienst in unserer Kirche, der sich besonders der Tiere annimmt. Deshalb sind auch
Tiere im heutigen Gottesdienst und auch sonst herzlich gesehen und ausdrücklich
willkommen. Als vor einigen Jahren Pfarrer Fliege hier auf der Kanzel stand und predigte,
bellte plötzlich ein Hund während seiner Ansprache. Dem Hundebesitzer war das peinlich.
Aber Fliege sagte nur: „Lassen Sie ruhig. Der Hund gehört auch in die Kirche. Ich habe noch
nie vor echten Hunden gepredigt.“
Also, so muss man folgern, falsche Hunde gibt es öfters in der Kirche – oder?
Und er hatte die Lacher auf seiner Seite und die peinliche Situation war gerettet.
Wenn Ihr Vierbeiner Laut gibt, ist das ok. Wir singen ja auch und geben laut, wie wir es
vermögen.
Martin Luther sagt: Gott hat uns geschaffen mit allen Kreaturen. Das vergessen wir oft. Mit
allen Kreaturen. Wenn der Mensch die Krone der Schöpfung ist, dann sind die Tiere aber
unsere Kronjuwelen.
Mein Kollege Holger Janke aus Hamburg hält heute die Predigt. Wir freuen uns schon darauf.
Und damit sie sich ein wenig an seinen hamburgischen Dialekt gewöhnen können, wird er
jetzt auch ein paar Worte zum weiteren Verlauf und Verhalten sagen.
Lied 455 „Morgenlicht leuchtet…“
Confiteor:
Wir bedenken jetzt unsere Situation vor Gott. Wie leben wir? Leben wir, als ob es Gott nicht
gäbe und nach dem Motto: Nach uns die Sintflut?
Oder: Leben wir mit Gott? Aber was heißt das? Und: Wie werden wir unserer Verantwortung
für die Schöpfung Gott gegenüber gerecht?
In der Bergpredigt verweist Jesus auf die Vögel. Er sagt:
„Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht. Sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte in
Scheunen – aber euer Vater im Himmel ernähret sie doch. Und seid ihr nicht viel mehr wert
als alle Vögel?“
Lothar Zenetti führt dazu aus:
Betrachtet die Vögel des Himmels:
Zum Beispiel die Wandertaube, den Madagaskarkuckuck,
die Blatthühnchenralle, den Karolina-sittich,
die Seychellen-Ohreule oder den arabischen Strauß,
den Steppenschlüpfer, den Kupferspecht aus Guadeluope,
nehmt die Inseldrossel und die Hawaidrossel,
den Inselschnäpper, den Tahiti-Monarch oder,
wenn ihr wollt, den Brillenvogel, den Krausschwanz aus Molokai,
die Hausbrandente, die Wakeralle, den Lappenkopf, den Aucklandsänger,
meinetwegen auch das Kupidohuhn –
das sind nur ein paar der dreiundvierzig Vogelarten,
von anderen Tieren ganz zu schweigen,
die Gottes Weisheit und Allmacht erschaffen
und die der Mensch, ja, die der Mensch
in unserem letzten Jahrhundert der Fortschritte ausgerottet hat,
darunter neunzig vom Hundert der Singvögel.
Betrachtet die Vögel des Himmels:
Sie haben nicht gesät und nicht geerntet,
sie haben es nicht vermocht, sich zu wehren.
Euer himmlischer Vater wollte sie ernähren.
Gott gab uns den Auftrag, über die Schöpfung zu herrschen. Er hat aber nicht gemeint, dass
wir die Schöpfung zerstören sollen. Das gleiche betrifft unser Verhältnis zu den Tieren. Unser
Umgang mit den Tieren, o Gott, das ist wirklich zum Erbarmen
Dabei haben Tiere wie Menschen Gefühle.
So freut sich mein Hund, wenn ich nach Hause komme, dann wedelt er, springt mich an und
holt das Bällchen, damit ich es werfe - und er ist traurig, wenn ich die Wohnung verlasse.
Ein Tier empfindet auch Angst und Schmerzen. Ich frage mich nur, wie konnte man je daran
zweifeln?
Aber man meint, mit den Tieren kann man ja alles machen: Seine Wut abreagieren, sie
hungern lassen, damit sie das Idealgewicht haben, sie mästen, damit sie schön fett werden und
gute Schnitzel liefern oder noch ein paar Rippen den Schweinen dazuzüchten, damit wir noch
mehr Koteletts essen können - oder wir karren die Tiere durch ganz Europa, damit sie
gewinnbringend als Schlachtvieh verkauft werden können. Während der schrecklichen Reise
bekommen sie natürlich nichts zu trinken und zu fressen. Das würde ja wieder Dreck
verursachen.
Die Liste der Grausamkeiten ist lang. Das sprechen wir heute mal aus. Vor Gott. In diesem
Gottesdienst. Wir bekennen unser mangelndes Interesse den Tieren gegenüber. Unsere
Gleichgültigkeit! Unsere Überheblichkeit den Tieren gegenüber.
Wir bitten Gott, mit uns noch Geduld zu haben, dass wir uns ja doch noch ändern können und
Tieren gegenüber uns anders verhalten, weil Gott sie genauso geschaffen hat wie uns selbst.
So rufen wir zu Gott:
EG 178, 9 (3 singen: laut – mittel – leise) Kyrie eleison!
Psalm von Gertrud von Le Fort
Wir wollen aber nicht nur klagen, sondern auch Gott loben,
und zwar mit einem Psalm von Gertrud von Le Fort:
„Großer Gott meines Lebens,
ich will dir lobsingen in allen drei Ufern deines einigen Lichts!
Ich will mit meinem Lied
ins Meer deiner Herrlichkeit springen:
unterjauchzen will ich in den Wogen deiner Kraft!
Du goldener Gott deiner Sterne,
du rauschender Gott deiner Stürme,
du flammender Gott deiner feuerspeienden Berge,
Du Gott deiner Ströme und deiner Meere,
du Gott aller deiner Tiere,
du Gott deiner Ähren und deiner wilden Rosen;
Ich danke dir, dass du uns erweckst hast, Herr,
ich danke dir bis an die Chöre deiner Engel,
Sei gelobt für alles, was da lebt!
Du Gott deines Sohnes,
großer Gott deines ewigen Erbarmens,
großer Gott deiner verirrten Menschen,
Du Gott aller, die da leiden, du Gott aller, die da sterben,
brüderlicher Gott auf unsrer dunklen Spur:
Ich danke dir, dass du uns erlöst hast, Herr,
ich danke dir bis an die Chöre deiner Engel,
Sei gelobt für unsre Seligkeit!
Du Gott deines Geistes.
flutender Gott in deinen Tiefen von Liebe zu Liebe,
Brausender / bis hinab in meine Seele,
Wehender / durch alle meine Räume,
Zündender / durch alle meine Herzen,
Heil’ger Schöpfer deiner neuen Erde:
Ich danke dir, dass ich dir danke, Herr,
ich danke dir, bis an die Chöre deiner Engel:
Gott meiner Psalmen, Gott meiner Harfen,
großer Gott meiner Orgeln und Posaunen,
Ich will dir lobsingen
an allen drei Ufern deines einigen Lichts!
Ich will mit meinem Lied
ins Meer deiner Herrlichkeit springen:
unterjauchzen will ich in den Wogen deiner Kraft!“
Lied 331, 1 + 2 „Großer Gott, wir loben Dich…“
Ja, Gott können wir loben. Im ersten Buch der Bibel hat er alles wunderbar geordnet und
gemacht. Mensch und Tier, Pflanze und Umwelt bilden eine phantastische Einheit. Eine
Harmonie. Hören wir aus den ersten Seiten in unserer Bibel, wie sich Menschen vorstellten,
wie Gott in seiner heiteren Leichtigkeit des Seins, in seiner wolkenlosen Musikalität, die Erde
geschaffen habe könnte:
„Am Tage, da Gott Erde und Himmel machte, gab es auf der Erde noch kein Gesträuch des
Feldes und es wuchs noch keinerlei Kraut des Feldes. Denn Gott hatte noch nicht regnen
lassen auf die Erde, und der Mensch – er war auch noch nicht da, um den Erdboden zu
bebauen. Da stieg eine Flut von der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Erdbodens.
Dann bildete Gott den Menschen aus Staub von dem Erdboden und blies in seine Nase einen
Lebenshauch. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und
bewache. Und Gott gab dem Menschen dieses Gebot:
Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen! Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und
Bösen aber darfst du nicht essen. Denn am Tage, da du davon isst, musst du sicher sterben!
Gott bildete noch aus dem Erdboden alle Tiere es Feldes und alle Vögel des Himmels, und er
führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und so, wie der Mensch
sie benennen würde, sollte ihr Name sein.“
Orgelmusik (ca. 2 Minuten)
Liebe Gemeinde, in den letzten Sonntagen wurden oft Passagen aus der Bergpredigt hier im
Gottesdienst vorgelesen. Zuletzt letzten Sonntag. Heute hören wir wieder aus Jesu wichtigen
Gedanken, doch diesmal ein wenig verfremdet:
Endlich einer, der sagt: Selig die Armen!
und nicht: Wer Geld hat, ist glücklich!
Endlich einer, der sagt:
Liebe deine Feinde!
und nicht: Nieder mit Konkurrenten!
Endlich einer, der sagt:
Selig, wenn man euch verfolgt!
und nicht:
Passt euch jeder Lage an!
Endlich einer, der sagt:
Wer an mich glaubt, der wird leben, in Ewigkeit!
und nicht:
Was tot ist, ist tot!
Wir wollen uns jetzt nicht erheben, weil Tiere mit im Raum sind, wie schon zur Begrüßung
erwähnt, aber uns das sagen, woran und was wir glauben. Gott weiß dass sicherlich alles
schon selbst, aber wir wollen es uns gegenseitig sagen, und zwar einmal mit neuen Worten!
Wir sagen es unserem Nachbarn links und rechts vor und hinter mir, oder uns selbst, quasi
zur Bestätigung: Das Glaubensbekenntnis für Mensch und Tier
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
den guten Hirten für Menschen und Tiere.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria
im Stall von Bethlehem bei Menschen und Tieren,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die lebenden und die toten Menschen.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben für alle Geschöpfe,
die Gott vertrauen -Menschen wie Tiere. Amen.
Lied: 503, 1 – 3 und 8 „Geh aus mein Herz und suche Freud…“
Aus dem Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“: „Die Befreiung des Hundes
Inca“ Seite 270 f.
Befreiungsgeschichten gibt es in der Bibel haufenweise. Wo jemand befreit wird, findet er zu
sich selbst zurück. Und zu Gott. Oft werden Menschen befreit. Bei Hape Kerkling wird Inca
befreit. Der Hund Inca. (Lesung Seite 270 f).
Lied 503, 10, 13 – 15
Predigt von Holger Janke: „Tiere brauchen Christenmenschen!“
Tiere brauchen Christenmenschen
Liebe Gemeinde!
Da macht sich jemand auf. Er wandert. Oder besser gesagt, er pilgert, weil er fühlt,
dass nicht nur sein Körper, sondern auch seine Seele neue Impulse braucht. In der
Mitte des Lebens schweigen die Organe nicht mehr und sein Inneres ruft ihn zur
Umkehr.
Es ist ein getaufter Mensch, der auf dem traditionellen Jakobsweg unterwegs ist. Er
sucht etwas Neues, aber auch gleichzeitig etwas Altes. Er ist ein gläubiger Mensch.
Sich selbst beschreibt er als „Buddhist mit christlichem Überbau“.
Es ist Hape Kerkeling, den wir sonst eher in der Rolle des Komikers kennen. Hier
zeigt er sein menschliches Antlitz ganz frei vom Arbeitsalltag in Fernsehen und GalaWelt. Wahrscheinlich ist das der Erfolg des Buches: hier ist ein Mensch ganz
menschlich.
Und dieser Mensch stellt angesichts der Verhältnisse vor Ort an seine Umgebung die
Frage: „Wohnen hier Christenmenschen oder nicht?“ Es ist die Szene im Buch, in der
Hape nach einem langen Tag auf den Beinen größte Lust auf einen erholsamen
Kaffee verspürt und nicht zu Ruhe kommen kann, weil ein angebundener Hund in
glühender Hitze stundenlang sein Leid klagt. Der Hund bellt laut und jault. Hape
erkennt die Situation sofort und sieht die Ursache des Übels nicht beim Tier, sondern
bei den Menschen, die ihn so artfremd behandeln. Nicht das Tier, sondern der
Mensch, der es so behandelt, ist das Problem!
Hape Kerkeling versucht, das Problem selbst zu lösen, indem er mit diesem
Mitgeschöpf redet. Aber reden hilft in dieser Situation nichts. Im Gegenteil verstärkt
es das Leid des gequälten Tieres. Der Hund Inca bellt lauter, weil er nicht begreift,
dass keiner sein Leiden beendet, obwohl es gesehen wird.
In seiner Ohnmacht schreit nun Hape Kerkeling diese Frage an die Halterin des
Hundes: Wohnen hier Christenmenschen oder nicht?
Jede könnte jetzt sagen: „Natürlich wohnen dort Christen“, denn 96% der
Bevölkerung in Spanien sind statistisch Mitglied der katholischen Kirche. Und auf
dem Jakobsweg wächst noch einmal diese Zahl, denn aus ganz Europa und der Welt
machen sich Christinnen und Christen auf, den Camino, wie dieser Pilgerweg auch
genannt wird, zu betreten. Wie viele fromme Christenmenschen und wie viele
religiöse, spirituelle Pilger sind wohl an der leidenden Inca vorbeigegangen?
Hier wiederholt sich die bekannte biblische Geschichte vom Barmherzigen Samariter
aus dem Lukas-Evangelium (Kap. 10), nur dass hier ein Tier Hilfe benötigt. Ich
erzähle dieses biblische Gleichnis unter gegebenen Anlass:
Es war ein Hund, der lebte auf dem Jakobsweg im Dorfe El Acebo und hatte eine
gefühllose Besitzerin. Sie hatte ihn angekettet in einem verdreckten Verhau, der
prallen Sonne ausgesetzt. Heulte oder winselte das Tier, so brüllte sie nur: „Halt´s
Maul!“
Es traf sich aber, dass ein Christ die Straße entlang pilgerte; und als er es sah und
hörte, ging er vorüber.
Desgleichen auch ein spiritueller Wanderer: als er zu der Stelle kam und es sah, ging
er vorüber.
Ein Mensch aber, der auf der Suche war, kam dahin; und als er es sah, jammerte es
ihn;
und er ging zu ihm, versuchte ihm zu helfen, scheiterte und erlebte die Ohnmacht.
Dann tat er seinen Mund auf für die Stummen und rief die Besitzerin. Das Tier wurde
daraufhin befreit.
Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste dem Mitgeschöpf gewesen?
Der Rahmen dieser Erzählung ist die Frage nach dem Tun. Welches Verhalten sollte
einen frommen Menschen auszeichnen? Die Antwort Jesu war das doppelte Gebot
der Liebe: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von
ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten
wie dich selbst.“
Nach dieser Erzählung fragt Jesus nach und die Antwort eines Hörenden ist: „Der
die Barmherzigkeit an ihm tat.“ Jesus spricht daraufhin: „So geh hin und tu
desgleichen!“
„Wohnen hier Christenmenschen?“ ist die Frage, ob es hier noch Menschen gibt, die
die Liebe nicht nur auf den Lippen tragen, sondern auch im Herzen. Denn wo die
Liebe wohnt, herrscht Mitgefühl und Mitleid. Das Leben ist offen für den Blick zum
Nächsten. Es gilt nicht, Gott zu bekennen, sich aber der Liebe zu verschließen.
Glauben fordert mehr: die Nachfolge Jesu ist Herzenssache!
Wer das nicht glaubt, bezieht sich auf die Kirchenmitgliedschaft oder auf die Taufe,
der betont den regelmäßigen Kirchgang und das Bekenntnis. Aber wo bleibt die
Liebe?
Die Liebe von ganzen Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzen
Gemüt. Die Liebe, die auch dem Nächsten gilt.
Wohnen hier Christenmenschen? Das ist eigentlich eine überflüssige Frage, denn
sofort müssten Außenstehende Christen am liebevollen Umgang erkennen. Nicht die
Kirche im Dorf, nicht die Tatsache, getauft zu sein, oder der regelmäßige
Kirchenbesuch erschließen das Christsein, sondern der Weg zur Vollendung ist die
Praxis, die Liebe; das Tun der christlichen Botschaft. „So geh hin und tu
desgleichen!“, sagte Jesus.
Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter macht deutlich, dass Liebe ohne Kirche,
aber niemals Kirche ohne Liebe möglich ist. Viele Christen gehen vorbei, ohne zu
reagieren, weil sie das Evangelium im Kopf, aber nicht im Herzen haben. Der
Samariter aber, ohne Bekenntnis, sich zu Gott zu zählen, lebt das Evangelium,
indem er Liebe und Mitgefühl zeigt.
Hape Kerkeling tut dies auf aktuelle Weise, in dem er ebenfalls sich selbst nicht mehr
als Christ im traditionellen Sinne erlebt, aber sehr feinfühlig auch Tiere als seine
Nächsten wahrnimmt. Seine Liebe hört nicht beim Menschen auf. Es gilt nicht die
Einteilung in Geschlechter, Rassen oder Völker, sondern die Wahrnehmung des von
Gott Geschaffenen. Diese Wahrnehmung ist liebevoll weit. Zu ihr gehören die ganze
Schöpfung mit all ihren von Gott geschenkten Lebewesen. In diesem Sinne benutzt
Hape Kerkeling sicherlich die Selbstbeschreibung als Buddhist zu recht, aber nur weil
das Christentum diesen Lebensraum ausgeklammert und vernachlässig hat. In der
Bibel gibt es unzählige Beispiele, Gottes Schöpfung zu achten, zu bewahren und zu
pflegen. Doch leider lebt der sündige Mensch weit von Gott und seiner Liebe
entfernt. Im Sprachgebrauch des Korintherbriefes (vgl. Kap. 13) wirkt unser
christliche Abendland wie „ein tönendes Erz und eine klingende Schelle“, weil es
ohne Liebe nichts ist.
Für mich ist es deshalb verständlich, dass viele Christinnen und Christen der Kirche
enttäuscht den Rücken kehren oder ein getaufter Katholik wie z.B. Hape Kerkeling,
den biblischen Inhalt der christlichen Lehre bejaht, aber bei der Umsetzung eher mit
anderen Religionen sympathisiert. Es ist ja kein Einzelfall, sondern tausendfach
reagieren Christinen und Christen so. Die momentane Kluft zwischen Theorie und
Praxis in den christlichen Kirchen ist einfach zu vehement, so dass ein authentisches
Christentum nur stellenweise gelingt.
„Wohnen hier Christenmenschen?“, ist also neben der Frage auch gleichzeitig die
Klage über die vorgefundenen Zustände, die als unchristlich empfunden werden.
So geht man nicht mit Tieren um! Jedenfalls nicht im christlichen Abendland, indem
der Mensch sich seiner aufgeklärten Bildung rühmt und seiner guten Sitten. Die
abendländische, christliche Kultur mit samt seinen geistigen, sozialen und
technischen Errungenschaften steht auf dem Spiel. Wohnt die Liebe nicht in den
Menschen, so ist alles nichts nütze!
Genauso wie Paulus der brodelnden Großstadt Korinth die Liebe predigte (1.
Korintherbrief, Kap.13), so gilt es heute uns.
Wohnt bei uns die Liebe? Die Liebe zu Gott und zu dem Nächsten, von der Jesus
spricht.
Diese Liebe von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von
ganzem Gemüt macht doch erst aus uns bekennenden Christen lebendige
Nachfolger, die nicht durch ihre theoretische Lehre, sondern durch ihr praktisches
Tun überzeugen. Wenn wir Zeugnis ablegen, dann bitte auch mit unserm Handeln.
Denn Inca ist ja kein spanischer Einzelfall. Denn wer den Hund sieht, den jammert´s
auch um die Katzen und die Stiere. Wer sein Herz öffnet, dem fallen auch die vielen
Transporter auf, die Tiere quer durch Europa fahren –ebenfalls in der Sonne oder bei
klirrender Kälte bevorzugt Nachts. Wer fängt nicht an zu jammern, wenn er sich die
Aufnahmen oder Bilder aus dem Schlachthof zumutet, wo Tiere im Akkord
hingerichtet werden. Oft wird ihnen das Fell über die Ohren gezogen, obwohl sie
noch gar nicht tot sind. Wem schreit nicht das Herz, wenn er die Pelztiere sieht, die in
den Schlingen verenden oder vergast werden? Wer zuckt nicht, wenn die Keule das
Seehundbaby trifft?
Und doch gehen wir tagtäglich daran vorbei. Die millionenfachen Schreie der
leidenden Mitgeschöpfe werden nicht gehört. Wir Christenmenschen verweigern
unser Mitgefühl. Kein Mitleid für die Mitgeschöpfe. Die Liebe, sie gilt dem Menschen
– und auch hier lange nicht allen.
Damit sind wir weit entfernt von der Liebe Gottes und von der Lehre Jesu! Keine
Liebe von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem
Gemüt, sondern klein portioniert und jeweils Einzelnen nach eigenem Ermessen
zugeteilt. Wie kleinlich und kleingläubig. Da ist doch die Frage durchaus berechtigt,
ob hier überhaupt noch Christenmenschen wohnen, oder?
Sind wir noch ein christliches Abendland? Gelte als Maßstab zur Beantwortung nicht
die Kirchenmitgliedschaft oder Taufe, sondern allein das Kriterium der Liebe. Ich
glaube, für ein Ja sähe es schlecht aus!
Dabei beschneiden wir uns selbst, denn wir nehmen das große Geschenk Gottes
nicht an. Kerkeling beschreibt sein Gefühl: „Mir fällt ein Stein vom Herzen... Jetzt
geht es mir besser.“ Mit der Befreiung des leidenden Hundes wird auch das eigene
Herz befreit von der Last des Mitleids. Dahinter offenbart sich die tiefe alte Weisheit
des Menschen, dass alles eins ist (vgl. Genesis 2). Wenn das Mitgeschöpf leidet,
leide ich auch. Wir sind ja zusammen von Gott geschaffen, haben den gleichen
Schöpfer und leben mit gleichem Odem. Mensch und Tier sind biologisch wie
theologisch Geschwister.
Wenn Jesus also von den Nächsten redet, ist es zu sündig gedacht, nur Menschen
zu meinen, sondern ein liebender Mensch erkennt als Kind Gottes auch im
Mitgeschöpf seinen ihm anvertrauten Nächsten. „Seht zu, dass ihr nicht einen von
diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage Euch: Ihre Engel im Himmel sehen
allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“, sagt Jesus nach dem
Matthäus-Evangelium im Gleichnis vom verlorenen Schaf (Kap. 18,10ff).
Und wenn es in der ersten Seligpreisung heißt (nach lutherischer Übersetzung):
„Selig sind, die da geistlich arm sind.“ Dann bemerken wir eine gewisse Irritation, die
in diversen Übersetzungs-versuchen mündet: „Selig, die arm sind vor Gott“, übersetzt
die Einheitsübersetzung oder “die nur noch von Gott etwas erwarten, aber nichts von
sich selbst“ die Gute Nachricht. Aber welche Lebe-wesen sind denn „Geistlich arm“
oder „arm vor Gott“?
Sind das Demenz kranke oder geistig behinderte Menschen? Sind das die
Straßenkinder in Südarmerika oder die verhungerten in Afrika? Oder sind das
Lebewesen, die Gottes Odem haben und völlig abhängig dem sündigen Menschen
preisgegeben sind?
Die Irritation löst sich auf, wenn wir in diese Seligpreisung die Tiere mit
hineinnehmen. Denn das Wort „geistlich“ ist die Übersetzung des griechischen
„Pneuma“, das im Hebräischen mit „Näfäsch“ übersetzt wird und den Odem
beschreibt, den Gott allen Lebe-wesen einhauchte –auch den Tieren! Ich könnte also
durchaus übersetzen: „Selig sind die armen Gottesgeschöpfe“, was für Mensch und
Tier gilt. Fokussiert auf unsere Erzählung, hieße die Übersetzung sogar: „Selig ist die
arme Inca, denn ihrer ist das Himmelreich.“
Wer als Christin oder Christ die Tiere mit in den Glauben integriert, kommt der Liebe
Gottes näher und erlebt ein Stück Himmel auf Erden. Das Leben wird friedlicher und
der Glauben authentischer, weil eine Harmonie zwischen mir, Gott und seiner
Schöpfung entsteht. So wie Hape Kerkeling es beschreibt: Es fällt ein Stein vom
Herzen und es geht mir besser. Ich bin auf dem richtigen Weg! Verschließen wir
unsere Augen also nicht und gehen nicht am Elend vorbei, sondern beklagen es und
setzen uns ein für die leidende Kreatur –Mensch wie Tier!
Liebe macht keine Unterschiede. Liebe ich Gott, so liebe ich meinen Nächsten, groß
wie klein, arm wie reich, Mensch wie Tier. Allesamt sind wir eins in Gott, unserm
Schöpfer und Erlöser.
Paulus schrieb im Römerbrief (Kap.8): „Denn das ängstliche Harren der Kreatur
wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“
Ich würde heute sagen: „Tiere brauchen Christenmenschen!“.
Amen.
Orgelmusik ca 2 – 3 Minuten
Abkündigungen, Informationen, Kollekte
Lied: 430, „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“
Fürbittgebet
Lasst uns bitten für die Menschen in der Nähe und in der Ferne, die von Sorgen aufgerieben
werden, die Angst haben vor dem Morgen und nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht.
Wir bitten für die Trauernden, die um einen Menschen weinen, den sie verloren haben, und
die Angst haben vor der aufgerissenen Lücke.
Wir bitten für die Menschen, die alleine gelassen wurden durch Trennung, durch Scheidung:
die unter diesem Schmerz leiden und damit nicht zurechtkommen.
Wir bitten für die Menschen, die krank sind, verzweifelt und ohne Hoffnung,
die Hilfe suchen und Heilung
Wir bitten für die Menschen, die ihre Arbeitsstelle verloren haben und dadurch in finanzielle
Nöte geraten; die nicht mehr gebraucht werden, weil sie mit 45 Jahren schon zu alt sind, um
wieder eingestellt zu werden, und die sich große Sorgen um ihre Zukunft machen,
Wir bitten für uns, dass wir anders mit den Tieren umgehen, liebevoller. Die Tiere gehören zu
uns! Die Tiere bereichern unser Leben. Durch die Tiere kannst Du uns, Gott, sogar trösten!
Wir bitten auch für uns selbst.
In der Stille sagen wir dir, was unser Herz belastet …
Gott, wir bitten dich um Heilung für unseren Leib und unsere Seele.
Richte uns auf, gib uns neuen Mut und Hoffnung.
Amen.
Vater unser im Himmel / geheiligt werde dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille
geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden /
Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen /
Denn dein ist das Reich / und die Kraft und die Herrlichkeit. in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte uns Gott,
der Allmächtige und Barmherzige
Vater – Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Orgelnachspiel
Die Botschaft der Liebe
Predigt vom Gottesdienst für Tier und Mensch am Sonntag d. 12. Oktober 08 im Garten der Johanneskirche in
Taufkirchen
Predigt – zum Thema: „Die Botschaft der Liebe“ von Pfarrerin Karin Jordak, beim Gottesdienst für
Tier und Mensch am Sonntag d. 12. Oktober 08 im Garten der Johanneskirche in Taufkirchen
Liebe Gemeinde,
Viele engagierte Tierschützer haben der christlichen Gemeinschaft mehr oder weniger den
Rücken
gekehrt. Sie beschreiben ihre Erfahrungen mit der Kirche als eine "'unendlich traurige Geschichte".
Sie beklagen, dass es sich in den Gottesdiensten und oft genug auch bei den Verlautbarungen der
Kirche .a. und ausschließlich um uns Menschen dreht, die Anthropozentrik.
Als ich in den letzten Tagen einem Kollegen von diesem bevorstehenden Gottesdienst für
Mensch und Tier erzählt habe,sagte der spontan: Vorsicht!, Solange noch jeden Tag Kinder
verhungern, gibt es wichtigere Aufgaben für die Kirche als den Tierschutz.
Ich sehe das anders. Denn Menschen und Tiere, wir gehören zusammen. Wir sitzen auch in einem
Boot. Gemeinsam sind wir geschaffen, wertgeschätzt und geachtet, unsere tierischen Mitgeschöpfe
sie sind unsere Geschwister. Schwächer als wir, in vielen Dingen, wehrloser gegen Unrecht und
Gewalt, ...uns anvertraut, nicht nur Ressourcen sind sie, an denen wir uns gnadenlos bedienen
können. Und deshalb wollen wir heute ein Signal setzen und haben Menschen und Tiere
gemeinsam eingeladen um Gottesdienst zu feiern, weil sie als Geschwister zusammengehören und
beide Menschen und Tiere von Gott geliebt sind.. dafür ließen sich eine ganze Menge Textbelege
und Bibelzitate anführen:
Schauen wir nur die Schöpfungsgeschichten am Anfang des 1. Mosebuches an: Damals gab es
noch ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier. Beide sind hervorgegangen aus der Hand
des einen Schöpfergottes. Beide geschaffen an ein und demselben Schöpfungstag.
In der Schöpfungsgeschichte heißt es:
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm einen hilfreichen
Partner schaffen.., so machte Gott der Herr alle Tiere auf dem Feld und alle die Vögelunter dem
Himmel. Er brachte sie dann zum Menschen um zu sehen, wie er sie nennen würde.
Wir wissen dass die Tiere uns zwar nicht in der gleichen Weise Partner sein können wie es
Menschen sind. Darum geht die diese Ur Geschichte in der Bibel auch so weiter, dass den
Männern Frauen an die Seite gestellt werden.
Aber Gottes Motiv dass die Tiere ein hilfreiches, freundschaftlichen Gegenüber für den Menschen
sind,Kameraden, ohne die wir einsam wären auf der Erde, gilt unverändert. Die Tiere können uns
solche Kameraden sein, Freude und Leid, Wohlempfinden und Schmerz, Geborgenheit und Angst
empfinden,sie sind nicht einfach nur nützliche Gegenstände.
Ich denke, es ändert sich vieles, wenn wir das dankbar anerkennen, wie wertgeschätzt sie von Gott
her sind. Uns anvertraut, sie sind pfleglich, schonend und voller Ehrfrucht und mit Würde zu
behandeln..ich denke, wo das Gegenteil geschieht, sollten wir als Kirche nicht schweigen, sondern
unsere
Verantwortung wahrnehmen, den Mund aufmachen. Unser Einsatz ist gefragt. Möglichkeiten gibt es
viele, und manche Maßnahmen zu ergreifen, ist nicht so schwer.
Kürzlich war ich am Dt. Pfarrertag in Speyer. 700 Pfr. waren da zusammen. Viele übernachteten
nahe des Messegeländes in einem Hotel, das der Pfarrerverein angemietet hatte, und aßen dort
Frühstückseier, die erkennbar aus Käfighaltung kamen,... ich fand es mutig und engagiert, dass
einer sich hinstellte am Rand einer Podiumsdiskussion und dagegen protestiert hat, mutig und
unerschrocken.. und ich wünsche mir das von viel mehr Leuten, dass sie couragiert den Mund
auftun - sich einsetzen für unsere tierischen Geschwister ... ich wünschte mir mehr Sensibilität,
mehr Wache Augen, mehr hinschauen wahrnehmen und konsequenzen zu ziehen.
Es muss nicht die Jacke aus echtem Pelz sein, wenn sie mit Quälerei von Tieren verbunden ist,..
manchmal das habe in den Schulen erlebt, geht es ganz von selbst, dass ein Umdenken einsetzt,
wenn ich mit offenen Augen durchs Leben
gehe, mich informiere über die Haltungsbedingungen von Versuchs und Nutztieren, dass ich dann
mein Verhalten als Verbraucher verändere - Für Menschen und Tiere hat Gott ein gutes, ein heiles
Leben vorgesehen, er hat uns eine Perspektive vor Augen gestellt - sie gilt Menschen und Tieren
gemeinsam,vorhin haben wir davon gehört:
"Die ganze Schöpfung Wartet sehnsüchtig darauf", heißt es da, am befreiten erlösten Leben,
jenseits von Tod und Schmerz Leben teilzuhaben..“
Wir leben noch nicht im Paradies und doch können wir ein Stückchen davon aufblitzen lassen,
wenn wir die Tiere Würdigen und anerkennen als das , was sie tatsächlich sind, wunderbare
Geschöpfe Gottes ... die ausgestattet sind mit einer eigenen Würde, denen wir mit Wertschätzung
begegnen sollten ..
So ein Spatz ist ein Schatz, wie er da am Fenster sitzt, vom Balkon zum Garten flitzt und der dicken
schwarzen Amsel manches großes Korn stibitzt.
Und mein Hund ist ein Grund, dass ich mich vom Herzen freu, er ist zärtlich, klug und treu, und er
zeigt den ärgsten Scheusal seine Zähne ohne Scheu.
Eine Kuh hat die Ruh, die ich oft so dringend brauch. Und an ihrem großen Bauch hängt das Leben
ihrer Kinder und der Menschenkinder auch.
Jedes Tier sagt zu dir, Mensch, lass mich dein Bruder sein, Lern von mir und lad mich ein. Nur
wenn wir gemeinsam gehen, wird dein Weg gesegnet sein ...