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Städtebauliches Gutachten Integration City Leverkusen-Wiesdorf Rahmenbedingungen zur Anpassung der Innenstadt Walter Ackers Auftraggeber Stadt Leverkusen Gutachter Prof. Walter Ackers Adolfstraße 15 38102 Braunschweig info@staedtebau-ackers.de ww.staedtebau-ackers.de In Zusammenarbeit mit der Stadt Leverkusen Fachbereich Stadtplanung + Bauaufsicht Projektbetreuung Dipl.-Ing. Werner Winkel, Stadtplaner Dipl.-Ing. Gerd Ziemert, Stadtplaner BauAss. Dipl.-Ing. Lena Zlonicky, Stadtplanerin Projektorganisation Ute Leiverkuß Alle Rechte vorbehalten © Prof. Walter Ackers, Braunschweig, Februar 2007 Projektbearbeitung Städtebau Prof. Ackers Prof. Dipl.- Ing. Walter Ackers, Architekt und Stadtplaner Dipl.- Ing. Sandra Pechmann, Architektin [Projektleitung] Dipl.- Ing. Dipl.- Des. Manuel Windmann Dipl.- Ing. Hermann Mensink, Stadt- und Regionalplaner Fotographie Prof. Walter Ackers Gestaltung Städtebau Prof. Ackers Städtebauliches Gutachten Integration City Leverkusen-Wiesdorf Rahmenbedingungen zur Anpassung der Innenstadt Aufgabe Mit dem Neubau eines ECE Einkaufscenters in Leverkusen-Wiesdorf werden Fragen nach der zukünftigen Struktur und Qualität der Stadtmitte aufgeworfen. Gesamtstädtisch wird Leverkusen zweifelsohne als Einkaufsstandort gestärkt. Innerhalb Wiesdorfs muss diese Maßnahme als Initiale eines Erneuerungsprozesses verstanden werden, der alle Potentiale für eine aktive Stadtentwicklung ausschöpft, negative Auswirkungen auf das Standortgefüge minimiert und bestehende Defizite soweit möglich ausgleicht. Die zu erwartende Dynamik ist als Chance für die Innenstadt zu verstehen. Hierfür sind städtebauliche Rahmenbedingungen zu schaffen. 5 Walter Ackers Inhalt Vorwort 4 1 Grundlagen 5 1.1 1.2 Vorgehensweise Handlungsfelder 2 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung 8 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 Stadtgrundriss: Gegensätze vermitteln! Integration übergeordnete Konzepte: Freizeitachse Wiesdorf Vernetzung: Zusammenhänge weiterentwickeln! Öffentlicher Raum: Tragendes Gefüge aus Straßen und Plätzen! Wohnen: Grundsubstanz der Stadt! Einkauf und Handel: Stärkung der Innenstadt durch ECE! 3 Von der Analyse und 22 Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.1 3.2 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13 3.14 Wöhlerstraße: Empfangsraum anstatt Hinterhof! Fußgängerzone Wiesdorfer Platz: Kontinuität des öffentlichen Raums! ECE-Architektur: Austausch mit dem Umfeld! Rathaus: wichtigste öffentliche Funktion! Neuer Stadtplatz mit Kino und Bibliothek Marktplatz: Räumlicher Schwerpunkt und Veranstaltungsfläche! Umfeld Christus Kirche: zusammenhängendes System aus Gärten und Plätzen! City A und C: Herausforderung einer strukturellen Erneuerung und funktionalen Profilierung! Busterminal und Bahnhof: Empfangsraum für die Innenstadt! Hauptstraße: lebendige Wohn- und Geschäftsstraße! Breidenbachstraße: Wiesdorfs wichtigste innere Nord-Süd-Achse Nobelstraße: Schnittstelle Verkehr Wiesdorf Süd: Entwicklungspotential Stellplätze Kinopolis: Errichtung eines Parkhauses? 4.1 4.2 4.3 Stadtmarketing: Hochwertiges Konzept für die Innenstadt Präsentation im öffentlichen Raum Licht im öffentlichen Raum 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 4 Weitere Handlungsfelder: vom Stadtmarketing bis zur Präsentation der Einzelhändler 48 5 Fazit 52 6 Agenda 54 Quellen 56 Vorwort Die Einzelhandelslandschaft verändert sich – und mit ihr wandeln sich die Innenstädte. Dieses Prinzip des stetigen Wandels ist das Einzige, das generell in der Stadt beständig ist. Kritisch ist vor allem der Stillstand als Indiz für einen langsamen Niedergang. Leverkusen hat sich bereits in den frühen 70er Jahren starke Partner in die Stadt geholt, um Wiesdorf im gesamten Stadtgefüge als Stadtmitte zu etablieren. Die Handelsstrukturen, die damals geschaffen wurden, prägen das Bild von Leverkusen. Auch damals ist Leverkusen Wiesdorf in Bewegung geraten. Doch neue Konkurrenten haben sich inzwischen breit gemacht. Großflächiger Einzelhandel der Peripherie, Versandhandel und Internet nehmen den Innenstädten ebenfalls große Marktanteile ab. Die Städte müssen sich erneuern, wenn sie ihre Zentrumsfunktion nicht verlieren wollen. Diese ist stark von der traditionellen Markt- und Handelsfunktion abhängig. Die Kaufhäuser haben ihre Attraktivität mit den Jahren eingebüßt. Die neuen Einkaufscenter übernehmen heute ihre Rolle als wichtige Motoren der Innenstadtentwicklung. Mit dem ECE Center erhält die Stadtmitte einen neuen »Herzschrittmacher«. Die Kraft, die von hier ausgeht, muss für die Stadtmitte insgesamt produktiv werden. Die Kaufkraft, die hier angezogen wird, muss auch den Handel und die Gastronomie in Wiesdorf erreichen. Erreichen können: Die Voraussetzung ist zum einen die physische Erreichbarkeit – und zum anderen die Attraktivität und Atmosphäre, die Wiesdorf dem Besucher bietet. Gepflegte Straßen, erlebnisreiche Veranstaltungen, breites und interessantes Einkaufsangebot, anregende Plätze sind hierzu Voraussetzung. Hinter der Forderung einer städtebaulichen Integration verbergen sich unterschiedliche Erwartungen: die gestalterische Einbindung des Baukörpers zum Beispiel. Oder die verkehrsgerechte Erschließung. Oder die Integration in das bestehende Gefüge des Einzelhandels. Hier muss auf die grundsätzliche Dimension der Aufgabe hingewiesen werden. Ein Einkaufszentrum mit ca. 15.000 Quadratmetern zusätzlicher Ver4 kaufsfläche will und wird ein »Zentrum« sein. Es integriert sich nicht folgenlos in ein Umfeld, es definiert die Strukturen neu. Das Umfeld wird sich anpassen müssen. Da das neue ECE Center in Leverkusen sich in die bestehenden Cities A, B und C einfügt trifft dies die Stadtmitte nicht so dramatisch, wie es viele befürchten. Die Stadtmitte Wiesdorf ist auf die Lage dieses neuen Centers bereits seit dreißig Jahren ausgerichtet. Die Grundstrukturen werden nicht in Frage gestellt, aber die Konkurrenz wird stärker. Die Qualitätsansprüche werden zunehmen. Beantworten muss dies die Stadt durch eine begleitende Entwicklung der Stadtmitte und durch die Qualifizierung der öffentlichen Räume. Aber beantworten muss dies auch der örtliche Einzelhandel und die Gastronomie mit einer Modernisierung ihrer Läden, der Verbesserung und standortgerechten Profilierung ihres Angebots – und letztlich auch die Eigentümer über die äußere und innere Gestaltung ihrer Substanz mit standortund zeitgemäßen Mieten. Nur mit einem abgestimmten, öffentlichen und privaten Einsatz kann es zu einer gleichgewichtigen Erneuerung des Zentrums Wiesdorf kommen. Die Aufgabe, Leverkusen Wiesdorf als Einkaufsmittelpunkt der Stadt attraktiv zu halten, kann nicht allein dem neuen »Herzschrittmacher« überlassen werden. Wiesdorf und seine Mitte müssen sich selbst fit machen, damit die Stadt im Wettkampf des Marktes bestehen kann. Das wird letztlich allen gut tun: dem Handel, der Gastronomie, den Eigentümern, den Bewohnern. Und der Politik, wenn der Wandel gelingt. 1 Grundlagen 1.1 Vorgehensweise Die Fokussierung von Einzelhandelsflächen verschiebt die Hierarchie der Geschäftslagen und erfordert funktionale und gestalterische Anpassungen in der baulichen Substanz und im Umfeld. Nur aus einer klaren Profilierung der verschiedenen Teilbereiche und Stadträume kann sich ein sinnvolles Nutzungsgefüge mit einer produktiven Kooperation entwickeln lassen. Dies erfordert ein Spektrum öffentlicher und privater Maßnahmen und deren Koordination in einem übergreifenden Handlungskonzept. Das städtebauliche Gutachten beinhaltet deshalb zwei Arbeitsphasen: Handlungsbedarf aus der Analyse Hier wird der Bestand durch Abstimmungsgespräche und Begehung vor Ort unter folgenden Fragestellungen problemorientiert erfasst: ▪ Welches sind die tragenden Grundstrukturen der städtischen Entwicklung? ▪ Was sind bereits vorhandene Qualitäten? ▪ Wo liegen Defizite? Die Stärken und Schwächen werden aufgezeigt, sowie die wesentlichen Aufgaben, Ziele und Handlungsansätze für Teilbereiche formuliert. Handlungskonzept Zur Profilierung und Stärkung der Stadtmitte wird ein integratives Maßnahmen- und Handlungskonzeptes erstellt und eine Agenda erarbeitet. Verbunden wird das gesamte Projekt durch ein den jeweiligen Erfordernissen angepasstes Abstimmungs- und Beteiligungsverfahren. Hier werden alle projektrelevanten Informationen der verschiedenen Fachbereiche ausgetauscht, wichtige Akteure aus Politik, Wirtschaft, Bürgerschaft einbezogen und die Entscheidungen für die Gremien transparent und verständlich aufbereitet und vermittelt [Abb. 1.2]. Im weiteren Verfahren ist die Vertiefung der erarbeiteten Agenda zu einem räumlichgestalterischen Gesamtkonzept als Masterplan Stadtmitte Wiesdorf sinnvoll. Die Maßnahmen sollen in diesem Zusammenhang stadträumlich, baulich, gestalterisch und organisatorisch konkretisiert werden. Die gebaute Stadt Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in einer morphologischen1 Betrachtung der Stadtmitte mit der Stärkung der dauerhaften städtischen Strukturen. Die Stadtgestalt wird auf folgenden Ebenen charakterisiert: ▪ Stadtgrundriss: Topologie2, Netz ▪ Raum: Öffentlichkeit, Form, Atmosphäre ▪ Baustruktur: Proportion, Relation ▪ Architektur: Ästhetik3 Abb. 1.1 Neukonzeption Stadtmitte Leverkusen, Stand: August 2006, [Quelle: Investor: ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG, Hamburg Entwurf: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner KG, Düsseldorf] 5 Grundlagen Die aktive Stadt Die aktive Stadt ist einem ständigen Wandel unterlegen: ▪ Nutzung: Funktion ▪ Gebrauch: Vielfalt, Aufgabe, Anspruch ▪ Gestaltung: Bedeutung, Ausstattung, Atmosphäre ▪ Präsentation: Konzept, Koordination, Anspruch Alle Überlegungen und Planungen zielen auf eine bestmögliche Integration des ECE Einkaufscenters in die vorhandene Stadtmitte, aber gleichzeitig unter optimaler Integration der Stadtmitte in ein gesamtstädtisches Raum- und Nutzungsgefüge [Abb. 1.3]. Es ist zu berücksichtigen, dass bereits grundlegende Entscheidungen zum Neubau des ECE Einkaufscenters getroffen wurden, z.B. zu Volumen, Lage und Orten der Anlieferung. Verkehr Die verkehrliche Beurteilung des Projekts wurde in einer eigenen Studie durchgeführt: „Neukonzeption Stadtmitte Wiesdorf, Verkehrliche Bewertung zur Erschließung über den Knoten Dhünnstraße / Wöhlerstraße“, Juli 2006, 1. Ergänzung Oktober 2006, ISAPLAN Ingenieur GmbH. Das bestehende Verkehrssystem wird hierbei als leistungsfähig bestätigt. Das Thema Verkehr ist daher kein eigener Bestandteil des städtebaulichen Gutachtens. Hier werden lediglich ergänzende qualitative und raumbezogene Zielsetzungen formuliert. 1 Morphologie – die Lehre der Formen und Gestalten, hier: die Untersuchung städtischer Erscheinungsformen nach ihrer Eigenart, Entwicklung und Gesetzlichkeit 2 Topologie – Das Wissen von den räumlichen Beziehungen, hier: die Untersuchung des Raumgefüges mit seinen Zentren, Hierarchien, Zusammenhängen, Brüchen 3 Ästhetik – die Lehre von den Sinneserkenntnissen, hier: die Wahrnehmung des Raums und seiner Gestalt 6 Integration City Leverkusen Verfahren Phase 1: Handlungsbedarf Abstimmungstermine 1. Stadt Leverkusen: Fachbereiche 2. Lokale Akteure I 3. Lokale Akteure II Einarbeitung der Anregungen Ausarbeitung erster Ziele Phase 2: Handlungskonzept Zwischenpräsentation Verwaltung Erste Ziele und Maßnahmen Konkretisierung Ziele und Maßnahmen Vertiefung Teilbereiche Präsentation: Städtebauliches Gutachten Bau- und Planungsausschuss Werkstatt Wiesdorf Abb. 1.2 Schema Vorgehensweise Integration City Leverkusen-Wiesdorf 1.2 Handlungsfelder Die Vorschläge zur Entwicklung der Stadtmitte Wiesdorf berücksichtigen die unterschiedlichen Kompetenzbereiche und Verantwortungen von Stadt, Eigentümern und anderen Akteuren. Maßnahmen können in diesen Bereichen entwickelt werden: ▪ private Handlungsfelder ▪ öffentliche Handlungsfelder ▪ hoheitliche Handlungsfelder ▪ Stadtmarketing ▪ PPP [Public Private Partnership] Die Handlungsspielräume sind deutlich begrenzt. Daher müssen die hohen Erwartungen in Leverkusen, durch geniale Ideen einfache Lösungen für ein komplexes Problem zu erhalten, deutlich relativiert werden. Ansätze für wirkungsvolle Maßnahmen sind vor allem in einer verstärkten innerstädtischen Vernetzung und räumlichen Aufwertung zu sehen. und Neugestaltung können dabei zwangsläufig nur auf einzelne Abschnitte oder Punkte konzentriert werden. In anderen Fällen sind die Handlungsmöglichkeiten sehr stark eingeschränkt. Die vorhandenen strukturelle Eigenart des Einzelhandels, einzeln zu handeln, kann nicht mit gestalterischen Maßnahmen kompensiert werden. Hier sind langfristige Umstrukturierungen notwendig. Die städtischen Handlungsmöglichkeiten werden deshalb durch Vorschläge für den privaten Bereich der Eigentümer und Einzelhändler ergänzt. Die Entwicklung der Innenstadt kann nicht ohne die Initiative der privaten Akteure gelingen. Hierzu ist ein konzertiertes Handeln zwischen öffentlichen und privaten Akteuren erforderlich, um die Einzelmaßnahmen in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen. Die städtischen Eingriffe beschränken sich hauptsächlich auf Maßnahmen im öffentlichen Raum. Umbau, Umstrukturierung Abb. 1.3 Vorgehensweise Integration atmosphärische und räumliche Ziele Übergeordnete Ziele 7 2 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung 2.1 Stadtgrundriss: Gegensätze vermitteln! Der Stadtgrundriss von Leverkusen-Wiesdorf ist geprägt durch differenzierte Strukturen und spannungsreiche Gegensätze. Im Wesentlichen kann man fünf Strukturen unterscheiden, die durch eine starke Hierarchie des Öffentlichen geprägt sind: [Abb. 2.1] 1. Der grüne Bogen, der sich vom Rheinufer entlang der Autobahn in Richtung Osten entwickelt und stark durch Freizeit und Erholung gekennzeichnet ist [Abb. 2.2]: In ihn betten sich im Osten große bauliche »Freizeitkörper« ein. Leverkusen ist nicht mehr »die« Chemiestadt, sondern wird heute auch durch landschaftliche Qualitäten geprägt – den Parks als Orten der Ruhe und Erholung mit zahlreichen Freizeitaktivitäten. Die Landesgartenschau 2005 hat entscheidend dazu beigetragen diese Qualitäten sichtbar und erlebbar zu machen. 2. Die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Wohnkolonie im Norden und das Wohnen östlich der Bahngleise [Abb. 2.3]: Die Kolonie zeichnet sich besonders durch die Kleinteiligkeit der Bebauung, eine starke Durchgrünung der Grundstücke und ein hohes Maß an Privatheit aus. Die fast dörflichen, durchgrünten Strukturen dort kontrastieren zu der städtischen Prägung der südlichen Hälfte Wiesdorfs, vor allem zu der City-Bebauung an der Wöhlerstraße: Die Kolonie ist ein wichtiger Bestandteil der Gründungsgeschichte im Zusammenhang mit dem Bayer-Werk. Sie führt in ihrer Gestalt und Lage ein starkes Eigenleben. Neue Qualitäten eröffnen sich mit der Entwicklung des grünen Bogens zum Landschaftspark. Die Kolonie bildet eine hervorragende architektonische Vervollständigung hierzu. 3. Die seit der Gründung entstandenen, städtischen Strukturen, die sich entlang der Hauptstraße vom Rhein her und entlang der Breidenbach- und Dönhoffstraße entwickeln [Abb. 2.4]: Die Mischung mit Geschäften, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen stützt sich auf einen klassischen öffentlichen Stadtraum, in dem auch das Wohnen stets präsent ist. 4. Die Großstrukturen der neuen Stadtmitte, die in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhundert entstanden sind [Abb. 2.5]: Mit dem Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit wuchsen auch die baulichen Möglichkeiten. Während die 60er Jahre bundesweit noch durch aufgelockerte Bauweisen4 und landschaftliche Gliederung gekennzeichnet waren, wurden diese Vorstellungen 1 2 4 3 5 8 Abb. 2.1. Stadtgrundriss: Fünf städtebauliche Strukturen Integration City Leverkusen-Wiesdorf Abb. 2.2 Grüner Bogen Abb. 2.3 Bayer-Wohnkolonie Abb. 2.4 gewachsene Strukturen: Dönhoffstraße Abb. 2.5 Großstrukturen: City A um 1970 durch das Leitbild »Urbanität durch Dichte« kritisch reflektiert und letztlich abgelöst. Dessen Ergebnis waren Großsiedlungen bis hin zu ganzen Satellitenstädten mit größerer Konzentration und höherer Geschosszahl. Durch derartige Konzepte war auch die Kolonie Wiesdorf in ihrer Existenz bedroht. Der »Lindwurm« mit bis zu 20 Geschossen und 1,5 Kilometer Länge konnte in den 70er Jahren glücklicherweise verhindert werden. Die Cities kennzeichnen sich durch introvertierte Großstrukturen mit vertikal orientierten Wohntürmen. Der Schwerpunkt liegt auf den Themen Einkauf und Handel. Es ist eine hohe Besucherdichte gewünscht und zur Belebung auch notwendig. 5. Im Süden angrenzend das Bayer-Werk [Abb. 2.6]. Das Stadtbild ist geprägt durch die spannungsreichen Gegensätze dieser Strukturen, die bereits im Stadtgrundriss klar zu erkennen sind. Eine »Harmonisierung« dieser unterschiedlichen Strukturmerkmale ist nicht möglich − wäre auch nicht wünschenswert. Leverkusens Profil liegt nicht zuletzt in diesem Kontrastreichtum. Als Schwäche muss jedoch die Zufälligkeit gesehen werden, wie sich diese Strukturen unvermittelt gegenüber stehen. Der öffentliche Raum muss diese »Vermittlung« durch eine unverkennbare Gestaltung und Profilierung leisten [Abb. 2.8]. Als positives Beispiel ist hier die Umgestaltung der Peschstraße zu nennen. Wenn die Planungen einer baulichen Kante in Wiesdorf Süd umgesetzt sind, wird die Peschstraße als städtische Magistrale mit ihren begleitenden Baumreihen zwischen Bayer-Werk und Wiesdorf- Süd vermitteln und der Stadt einen formalen Abschluss geben. Handlungsbedarf wird insbesondere in der Wöhlerstraße und den angrenzenden Räumen gesehen. Der Nordrand der City A/B ist gekennzeichnet durch offene Anlieferzonen, die die gesamte Wöhlerstraße beeinträchtigen und ihr den Charakter einer Anlieferstraße mit Hinterhofatmosphäre verleihen – obwohl diese Straße in den letzten Jahren aufwendig neu geordnet worden ist. Abb. 2.6 Bayer-Werk 9 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung Der Europaring [B8] bildet eine starke stadträumliche Zäsur in Nord-Süd-Richtung. Das Gebiet zwischen Bahntrasse und Europaring ist mit der Innenstadt lediglich punktuell über Brücken verknüpft. Die Gestaltung des Europaringes ist ausschließlich auf den motorisierten Verkehr ausgerichtet. Fußgängern und Radfahrern werden keine Flächen zur Verfügung gestellt. Der Europaring hat durch seine Tieflage die gesamte Struktur der Innenstadt geprägt [Abb. 2.7]. Rampen, Verkehrsknoten, Brücken und Überwege bestimmen das Netz der räumlichen Verbindungen. Eine stärkere Integration erscheint nur unter grundlegender struktureller Veränderung möglich, nämlich einer ebenerdigen Führung und Einbindung des Rings. Dieser Gedanke verbietet sich angesichts der zu erwartenden Kosten für den Umbau und die gesamten Anpassungen. Zuletzt wurde diese Situation durch den Bau des »Rialtoboulevards« im Jahre 2002 / 2003 zusätzlich verfestigt. Andererseits führen die permanenten und wiederkehrenden Kosten für Instandhaltung und Sanierung der Anlagen zu der notwendigen Frage einer langfristigen Kosten-Nutzen-Betrachtung, vor allem, wenn hierdurch zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden. Unter heutigen Abb. 2.7 Städtebauliches Modell Wiesdorf: Europaring [Quelle: Stadt Leverkusen] Verkehrsbedingungen würde bei einer Neuanlage von einer Integration ausgegangen. Hierzu sind, unter Wahrung der Tieflage, in den letzten Jahren bereits erste Maßnahmen mit der Reduzierung der Fahrspuren und die Pflanzung von Bäumen geleistet worden. Ziele ▪ Gegensätze im Stadtgrundriss erhalten ▪ Gestaltung und Profilierung der Übergangsräume 4 »Die gegliederte und aufgelockerte Stadt« – ein eingängiges Stadtmodell, das von Göderitz, Hoffmann und Rainer in ihrer gleichnamigen Veröffentlichung dargestellt wurde und ebenso wie der Begriff der »organischen Stadt« und der »autogerechten« Stadt – beides modellhafte Gedanken von Walter Reichow − schlagwortartig zu Leitbildern des Städtebaus der 50er und 60er Jahre wurden 5 Anm. des Verfassers: 1974 habe ich selbst als Mitarbeiter im Büro Prof. Martin Einsele in Gladbeck an der Planung Leverkusen-Wiesdorf mitgearbeitet. Das Büro hatte sich unter anderem einen Namen durch respektvollen Umgang mit Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet gemacht. In der Zusammenarbeit mit dem damaligen Leiter des Planungsamtes Otto Flagge konnte durch erhaltende Planungskonzepte eine Zerstörung der Kolonie abgewendet werden. Bearbeiter waren Christel Frank, Hermann Sträb und der Verfasser [Walter Ackers]. 6 markanter trennender Einschnitt im Stadtgrundriss ohne eigenen Gestaltanspruch im Sinne eines städtischen Raums Abb. 2.8 Gegensätze vermitteln 10 Integration City Leverkusen-Wiesdorf 2.2 Integration in übergeordnete Konzepte: Freizeitachse Wiesdorf Die »Freizeitachse Leverkusen« ist die Verbindung des Sportparks Leverkusen mit dem Neuland-Park. Der Sportpark mit den »Freizeitspots« BayArena, WilhelmDopatka-Halle und CaLevornia ist auch heute schon Anziehungspunkt in der Region. Die Freizeitachse Leverkusen erstreckt sich vom Sportpark über das Forum, das Multiplex-Kino »Kinopolis« und die Wiesdorfer Fußgängerzone, dem Bayer-Erholungshaus mit angrenzendem Park bis zum Ufer des Rheins [Abb. 2.10]. Es wird ein differenziertes Angebot aus Breiten- und Spitzensport, Konsum und Erholung geboten. Während die Freizeitachse im Sportpark auch durch starke bauliche Schwerpunkte verankert ist, fehlt am Ufer des Rheins noch ein westlicher Schwerpunkt [Abb. 2.9]. Die dort vorhandene Bürgerhalle und die Gastronomie am Rhein können diesem Anspruch nicht ausreichend gerecht werden. Der Ort ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Natur, Bayer-Werk und Stadt. Räumlich sind hier Potentiale für eine bauliche Setzung zum Thema Freizeit möglich. Die Nähe zur Industrie ist problematisch, sollte jedoch nicht hindernd sein. Durch die Bebauung »Stadtkante« kann hier auch die diffuse räumliche Situation an der St. Antonius Kirche verbessert werden. Der St. Antonius Platz wird städtebaulich nach Norden eingefasst. Abb. 2.9 Wiesdorf West: räumliches Potential am Rheinufer Der Standort des ECE Einkaufscenters bildet ein Gelenk innerhalb der Freizeitachse. Die Verknüpfung über ein stabiles Wegenetz ist nicht nur im Bereich ECE, sondern auch als Quervernetzung am Bayer-Erholungshaus mit dem angrenzenden Park von Bedeutung. Abb. 2.10 Modell Freizeitachse Leverkusen [Quelle: Stadt Leverkusen, Fachbereich Stadtplanung - 613, 02/2002] 11 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung Abb. 2.11 Freizeitachse Leverkusen: Aktivitäten zwischen Neulandpark [LaGa] und Sportpark – Besucherzahlen der verschiedenen Freizeiteinrichtungen, Stand 2002 [Quelle: Stadt Leverkusen, Fachbereich Stadtplanung - 613, 02/2002] Ziele [Abb. 2.12] ▪ Integration der Einkaufs- und Handelsstadt in das übergeordnete Konzept der Freizeitachse Leverkusen [1] ▪ Ausbildung eines Schwerpunktes am Rheinufer [2] ▪ Differenzierung und Qualifizierung von Teilräumen, insbesondere der Einkaufsund Handelsstadt [3] ▪ Vernetzung [4] ▪ Einbindung des Parks am Bayer-Erholungshaus [5] Die Zusammenfassung der einzelnen Einrichtungen durch ein Gesamtkonzept trägt deutlich zur Profilierung der Gesamtstadt bei. Jedes der vorhandenen Angebote muss hierzu durch eigene Stärken beitragen. Die Einkaufs- und Handelsstadt weist in diesem Sinne noch Defizite auf, die durch den Neubau des ECE Einkaufscenters teilweise ausgeglichen werden. In einem weiteren Schritt muss diese neue Kraft auch für das Gesamte nutzbar gemacht und auf die gesamte Einkaufsund Handelsstadt übertragen werden. 4 5 1 4 3 3 2 Abb. 2.12 Freizeitachse Leverkusen: Ziele [Erläuterungen Siehe Ziele] 12 Integration City Leverkusen-Wiesdorf 2.3 Vernetzung: Zusammenhänge weiterentwickeln! Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer geschwächt Die Nord-Süd-Achse Friedrich-Ebert-Straße / – Dhünnstraße stellt eine wichtige Radund Fußwegebeziehung der Stadt Leverkusen dar und ist Teil der großräumigen Fahrradroute von der Fußgängerzone zum Dhünn-Radweg. Fußgängerzählung Ypsilonbrücke / Rialtoboulevards / Brückensteg am Forum, VIA Planungsbüro, 2003]. Ein nicht zu beziffernder Anteil hiervon wählt im weiteren Verlauf die FriedrichEbert-Straße nach Süden. Durch den Neubau des ECE-Einkaufcenters wird die Nord-Süd-Achse räumlich unterbrochen. Mit der Einrichtung einer Passage bleibt die Durchlässigkeit generell zwar bestehen, wird aber für den Radverkehr deutlich eingeschränkt. Noch gravierender ist der Einschnitt bei der Ost-West-Verbindung über die Ypsilon-Brücke. Sie wird für Radfahrer vollständig unterbrochen und für Fußgänger zeitlich eingeschränkt. Den Fußgängerüberweg Wöhlerstraße nutzten bei einer Zählung von 8.00 bis 16.00 Uhr im Jahr 2003 rd. 2.250 Fußgänger und Radfahrer, durchschnittlich 210 Fußgänger pro Stunde und in Spitzenzeiten bis zu 300 Fußgängern pro Stunde. Vormittags sind die meisten in Richtung Fußgängerzone unterwegs und nachmittags in Richtung Wohngebiet. Zusätzlich nutzten durchschnittlich 70 Radfahrer pro Stunde den Überweg [Quelle: Fußgängerzählung und Verhaltensbeobachtung am Fußgängerüberweg Wöhlerstraße, Stadt Leverkusen, Fachbereich Tiefbau, 2003]. Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer wird hierdurch geschwächt. Man wird in das Einkaufscenter gelenkt oder zu deutlichen Umwegen gezwungen. Dies kollidiert mit dem Anspruch der Stadt als »Fahrradfreundliches Leverkusen«. Der Brückensteg am Forum ist eine wichtige Ost-West-Wegebeziehung. Eine Zählung aus dem Jahr 2003 hat hier zwischen 7.00 und 21.00 Uhr rd. 2.670 Querungen durch Radfahrer und Fußgänger verzeichnet, rd. 450 Radfahrer- und 1280 Fußgänger davon mit Richtung Innenstadt [Quelle: Abb. 2.13 Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer geschwächt [Quelle: Fußgängerzählung und Verhaltensbeobachtung am Fußgängerüberweg Wöhlerstraße, Stadt Leverkusen, Fachbereich Tiefbau, 2003 / Fußgängerzählung Ypsilonbrücke / Rialtoboulevard / Brückensteg am Forum, VIA Planungsbüro, 2003] R 407 F 537 R 268 F 684 2.251 74 2.6 R 453 F 1.277 R 267 F 1.012 40 R 195 F 466 1.3 R 220 F 459 5 50 R9 F 262 R7 F 227 13 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung Abb. 2.14 Ypsilonbrücke Hier ist auf die Bedeutung der Fußgänger und Radfahrer aus innenstadtnahen Wohngebieten hinzuweisen, die als »Stammkunden« die Stadtmitte Wiesdorf meist intensiver nutzen als die Besucher mit dem Auto. Sie stützen sich auf ein stabiles Netz von Beziehungen und Qualitäten, das weiterhin gepflegt und ergänzt werden muss. Die Benutzung des Fahrrades muss u.a. durch die Ergänzung der Sammelstandorte für Fahrräder an den Eingängen zur Fußgängerzone weiter gestärkt werden [Abb. 2.19]. In der Plandarstellung sind die vorgeschlagenen Standorte erkennbar. Die bereits erläuterten Wegeverbindungen zeigen, dass ein Schwerpunkt im Bereich der Wöhlerstraße liegen sollte. Außerdem können die Stellplätze hier baulich sehr gut eingebunden werden [s. Kap. 3.1] und somit überdachte Stellplätze ermöglicht werden. Funktionsfähigkeit der Stadt sichern – alternative Wegeverbindungen gewinnen an Bedeutung Bezüglich des Bauvolumens und der überbauten Wegebeziehungen wurden bereits vor dem städtebaulichen Gutachten grundlegende Entscheidungen getroffen. Das Ziel kann daher nur lauten, die Funktionsfähigkeit der Stadt zu sichern. Alternativen zu den bisher konstituierenden Wegebe- Abb. 2.15 Verbindungsweg vom Wiesdorfer Platz zur Wöhlerstraße ziehungen gewinnen damit deutlich an Bedeutung. Voraussichtlich wird der Rialtoboulevard als alternative Ost-West-Verbindung zusätzlichen Verkehr aufnehmen müssen. Diese Wegeverbindung ist insbesondere für Radfahrer unverzichtbar. Bereits 2003 wurden hier hohe Querungszahlen gezählt: Rd. 16.300 Querungen zwischen 7.00 und 21.00 Uhr, davon rd. 800 Radfahrer und 7.800 Fußgänger in Richtung Innenstadt bzw. rd. 900 Radfahrer und 7.700 Fußgänger in Richtung Bahnhof. Zu berücksichtigen ist, dass die Wegeverbindung auf der Rialto-Brücke nicht durch Ausstattung im öffentlichen Raum z.B. Werbeaufsteller in der Mittelzone eingeschränkt wird [Abb. 2.17]. g Ste m srau ang f Emp raße YpsilonBrücke lerst Wöh Zielv Europ hr erke erke Zielv aring hr tz r Pla orfe sd Wie FriedrichEbertPlatz R 926 F 7.724 R 844 F 7.769 14 16.337 levard Rialtobou Abb. 2.16 Variante A: alternative parallele Wegeverbindung Integration City Leverkusen-Wiesdorf Bei einer Alternativendiskussion des Radwegekonzeptes werden folgende Varianten erkennbar: Variante A: Parallele Wegeverbindungen Die parallel zur Friedrich-Ebert-Straße verlaufenden Wege zwischen P&C und ECE, bzw. zwischen P&C und City A gewinnen an Bedeutung und müssen für Fußgänger und Radfahrer qualifiziert werden. Diese Verbindung ist auch für die Fußweganbindung in das nördliche Wohngebiet der Kolonie von entscheidender Bedeutung. In Verlängerung des Weges zwischen P&C und ECE ist eine Querungsmöglichkeit der Wöhlerstraße vorhanden. Hier gibt es außerdem eine orientierungswirksame Sichtbeziehung von der Fußgängerzone zum Wasserturm. Radfahrer dürfen die Fußgängerzone jedoch in diesem Bereich nicht queren und finden den Anschluss an die bisherige Radwegeachse nur über Umfahrungen. Die aufgezeigten Wegeverbindungen sind entscheidend für einen Zielverkehr in die Fußgängerzone, stellen jedoch keinen adäquaten Ersatz zur Nord-Süd-Hauptachse dar. [Abb. 2.16] Variante B: Fuß- / Radweg westlich der B8 Eine Alternative ist die Realisierung eines Fuß- und Radweges westlich der B8. Eine Abb. 2.17 Rialtoboulevard Möglichkeit ist die aufgrund der ECE-Anlieferung hochgelegene Verbindung bis zum City-Point. Eine weitere Möglichkeit ist die Verbindung entlang des Europarings bis Manforter Straße. Beide Maßnahmen sind aufwendig, die Rahmenbedingungen für eine Realisierung [Höhen, Gestaltung etc.] müssen im weiteren Verfahren geklärt werden. Die Maßnahme scheint jedoch eine sinnvolle Zielrichtung für den Durchgangsverkehr. [Abb. 2.18] Variante C: großräumige Umfahrung der Fußgängerzone [westlich oder östlich] Es ist eine westliche Umfahrung der Fußgängerzone für den Radverkehr aus der Dhünnstraße und von Osten kommend über die Wöhlerstraße in die Nobelstraße, weiter über die Breidenbachstraße in Richtung Süden denkbar. Abb. 2.18 Variante B: Fuß-/Radweg westlich der B8 15 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung ▪ Rialtoboulevard als leistungsfähige Wegebeziehung für Radfahrer sichern ▪ Durchlässigkeit der Nord-Süd-Passage maximieren ▪ zentrale Standorte für Fahrradabstellanlagen Es besteht außerdem die Möglichkeit den Radweg bereits an dem vorhandenen Dhünnradweg über die neue Forum Brücke zu führen, vorbei Am Bücheler Hof, weiter in Richtung Brücke Rathenaustraße und Busbahnhof, entlang der B8 und Richtung Carl-Duisberg-Straße nach Süden. Aufgrund des geringen Anteils motorisierten Verkehrs im Bereich Forum und der eigenständigen Führung als Radweg ist dies eine attraktive Verbindung nach Süden. Eine großräumige Umfahrung der Fußgängerzone scheint jedoch keine adäquate Alternative. Umwege werden ungern angenommen. Positive Synergieeffekte für die Stadtmitte Wiesdorf durch Stärkung der Radverbindung sind insbesondere bei einer östlichen Umfahrung nicht realisierbar. Ziele ▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern: Stabiles, engmaschiges Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer ▪ alternative Wegeverbindungen für den Durchgangsverkehr [Radfahrer] ermöglichen ▪ Qualifizierung der alternativen Nord-SüdVerbindungen für den Zielverkehr Abb. 2.19 Standorte für Fahrradabstellanlagen e traß ler S Wöh ECE Einkaufscenter tz r Pla orfe e traß achs enb id e r B sd Wie 16 e straß hoff Dön Integration City Leverkusen-Wiesdorf 2.4 Öffentlicher Raum: Tragendes Gefüge aus Straßen und Plätzen! Der öffentliche Raum bildet einen nicht unwesentlichen Standortfaktor und kann gleichzeitig Impulse für Standortentwicklungen geben. In diesem Sinne werden übergeordnete Ziele zur Gestaltung des öffentlichen Raums formuliert. Prägnante Raumbildung Ziel ist die Ausbildung von prägnanten Raumfolgen mit unterschiedlichen Straßen, Plätzen und jeweiligen Atmosphären. Jeder Platz wird mit einer aus der räumlichen Situation und der beabsichtigten Nutzung abgeleiteten eigenen Charakteristik gestaltet und bespielt. Erste Voraussetzung ist hierzu die Klärung des Typus: Jeder Raum muss eindeutig definiert sein als Straße, Hof, Platz, Gasse, Garten oder Park. Hieraus leiten sich wesentliche Gestaltungsprinzipien ab, die für das Zusammenwirken notwendig sind. Klare Differenzierung zwischen öffentlich und privat Die wichtigste Aufgabe der Straßen und Plätze ist die Gewährleistung des Öffentlichen. Je prägnanter der Raum gefasst ist und je stärker der öffentliche Raum auf ein erforderliches Minimum konzentriert wird, umso tragfähiger ist er als öffentlicher Raum. Räumliche Mängel führen zu einer allgemeinen Schwächung des Öffentlichen und des Privaten. Sie werden als diffuse Auflösung städtischer Qualitäten empfunden. Das Eindringen des Öffentlichen in die inneren Hofbereiche, die Auflösung des Privaten und das Verwischen der physischen Grenzen stellen eine Gefährdung der jeweiligen Eigenschaften dar [z.B. Dönhoffstraße]. Es schwächt darüber hinaus die Einzelhandelsfunktion, beeinträchtigt das Wohnen und lässt den Charakter der Räume verschwimmen. Innenbereiche sollten als private Flächen eindeutig zu identifizieren sein. Die Grenzen zum öffentlichen Raum sind deshalb immer durch bauliche Ergänzungen, Mauern, Gitterzäune und Tore in anspruchsvoller Gestaltung auszubilden. Keine Isolierung der Stadtmitte Die Betonung der Einkaufsfunktion darf nicht zu einer einseitigen funktionalen Entwicklung führen. Die Stadtmitte Wiesdorf ist keine »Zone«, sondern ein Gefüge von lebendigen Stadträumen. Für die Mitte ist die Integration und Einbindung in das städtische Raumgefüge besonders wichtig. Dieser Zusammenhang kann nur erlebt werden, wenn Wege und Straßen ein sicheres und anregendes Kontinuum von Stadträumen bieten. Fußgänger und Radfahrer sind hierauf angewiesen. Gleichzeitig sind sie Teil einer Wohnumwelt und erfüllen wichtige kommunikative und soziale Funktionen. Die Ästhetik dieser Straßen erschließt die Geschichte und Schönheiten der Stadt. Sie ist gekoppelt an das Erleben einer sicheren und angenehmen Atmosphäre. Das Verkehrssystem darf deshalb nicht als eigenständiges System verstanden werden, das die Handelsfunktionen von dem übrigen Stadtkörper trennt. Empfangsräume für die Stadt Der Besucher kommt nicht erst in der Fußgängerzone an, vielmehr wird das Bild bereits bei der Ankunft in der Stadt und beim Parken geprägt – und damit die Qualität des Einkaufens beeinflusst. Aus diesem Grund müssen sich die Hauptstraßen über die Verkehrsfunktion hinaus als städtische Straßen mit eigener Atmosphäre und besonderen Qualitäten bewähren. Ihre Erscheinung und ihr Charakter lassen sich nicht aus dem Regelwerk der Verkehrsplanung ableiten. Sie bedürfen einer eigenen ästhetischen Gestaltung, die das städtische Raumgefüge positiv verbindet und nicht trennt. Aufenthaltsqualität und Aufenthaltsanlässe Gegenüber den klimatisierten Innenwelten einer Shoppingmall sollten die natürlichen Qualitäten der Innenstadt wie das Erleben der Jahreszeiten und die Vielseitigkeit der Räume herausgearbeitet werden. Gleichzeitig müssen verlorene Qualitäten unserer öffentl. Räume zurückerobert werden. Eine Orientierung an dem rigiden Management von Shopping-Malls kann hier helfen: einheitliche Ladenöffnungszeiten, Sauberkeit, Sicherheit, Ästhetik, gemeinschaftliche Präsentation, Organisation von Veranstaltungen, Gestaltungskonzept öffentlicher Raum, Aufwertung und Pflege der Ausstattung. 17 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung In der Gestaltung und Ausstattung verschiedener Teilbereiche der Stadt, z. B. Marktplatz [s. Kap. 3.6] sind deutliche Defizite erkennbar. Teilweise Verbesserung des räumlichen Gefüges durch ECE Der Entwurf des ECE Einkaufscenters verbessert das räumliche Gefüge am Wiesdorfer Platz durch klar definierte räumlich Einfassung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität des Friedrich-Ebert-Platzes. An der Wöhlerstraße findet keine Klärung der Situation statt – abweisende Fassaden, Anlieferzonen und Zufahrten bestimmen vorrangig den Charakter des Raums. Hier wird noch deutlicher Handlungsbedarf gesehen. Ziele ▪ Definition der Räume und deren Syntax ▪ Differenzierung von Teilräumen ▪ Qualifizierung aller öffentlichen Räume als hochwertige innerstädtische Räume für Fußgänger ▪ Raum für städtische Ereignisse außerhalb des Centers bieten: unterschiedliche Raumsituationen gestalten, neue Aufenthaltsqualitäten im Freiraum Abb. 2.20 Dönhoffstraße: keine klaren Übergänge zwischen öffentlich und privat 18 Integration City Leverkusen-Wiesdorf 2.5 Wohnen: Grundsubstanz der Stadt! Die Grundsubstanz der Stadt ist das Wohnen. Auch in Wiesdorf kann man erwarten, dass eine stabile Bevölkerung zum Leben auf Straßen und Plätzen beiträgt. Dies gilt selbst für die Fußgängerzone Wiesdorfer Platz. Eine einseitige Ausrichtung dieser Straßen ausschließlich für Einkauf und Gastronomie gefährdet deren Stabilität und Attraktivität. Die Qualität des Wohnens steht in direktem Zusammenhang mit der Atmosphäre und Qualität der öffentlichen Räume und den Rückzugsmöglichkeiten im Privaten. Geschützte Innenbereiche sind hier besonders wertvoll, stehen jedoch zwangsläufig in Konkurrenz zu Anlieferung und Parken. Gerade die kleinteilige, verwinkelte Bausubstanz bietet jedoch besondere Gestaltungsmöglichkeiten mit Innenhöfen, Terrassen und Dachgärten. Diese Individualität sollte hier zum Merkmal gemacht werden. Das Wohnen muss im öffentlichen Raum erlebbar sein und durch die Gestaltung der Straßen und Plätze ausreichend Schutz und Sicherheit für Kinder und ältere Menschen bieten. Besonders das westliche Wiesdorf und die Kolonie bieten solche Qualitäten. Das Wohnen in der City A und City C ist hingegen durch die funktionale Trennung und Vertikalisierung nicht als soziale Komponente im Raum erlebbar. Je mehr Bewohner in Fuß- und Radentfernung der Innenstadt wohnen, umso stabiler ist die Situation der Innenstadt. Die gute Erreichbarkeit auch aus den Hauptwohngebieten – Hauptstraße, Kolonie, östlich der Bahn – über gefahrlose und attraktive Wege sichert der Innenstadt eine verlässliche Kundschaft. Umgekehrt erhöht dies die Wohn- und Lebensqualität innerstädtischer Wohnlagen. Abb. 2.21 Neulandpark: Erholungsqualitäten für das Wohnen Wiesdorf ist das Wohnen zu stärken, z.B. mit dem Projekt »Stadtkante«. Im Park am Bayer-Erholungshaus und insbesondere im für die Landesgartenschau 2005 angelegten Neulandpark sind landschaftliche Qualitäten und Erholungsräume für das Wohnen vorhanden. Die Parks als Ort der Ruhe und Erholung sind zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Ziele Stärkung des Wohnens durch: ▪ Förderung neuer Wohnbauprojekte ▪ Förderung von Wohnen im Bestand ▪ Erhalt und Verbesserung des Wohnumfelds Abb. 2.22 Kolonie / Wohntürme der City A Die Wohn- und Bevölkerungsstruktur des westlichen Wiesdorf hat sich in den Jahren zwischen 1970 und 1990 stark verändert und durch zahlreiche Häuserabrisse verringert. In Nachbarschaft zum Bayer-Werk ist die Realisierung von neuer Wohnbebauung problematisch. Ziel sollte es jedoch sein, durch Wohnumfeldverbesserungen und Pflege des Bestandes das vorhandene Wohnen zu schützen. Durch die Förderung neuer Wohnbauprojekte im westlichen 19 Übergeordnete Ziele als Leitvorstellungen städtischer Entwicklung 2.6 Einkauf- und Handel: Stärkung der Stadtmitte durch ECE! Der engere Einkaufsbereich muss durch eine Verdichtung von Einzelhandel und Gastronomie, die Entfaltung einer eigenen Atmosphäre und die Gestaltung von Räumen für städtische Ereignisse gestärkt werden. Insbesondere für Fußgänger und Radfahrer ist eine Qualifizierung notwendig. Hierzu müssen u.a. an den zentralen Orten zur Fußgängerzone ausreichend Stellplätze für Fahrräder vorgesehen werden [s. Kap. 2.3]. Die Einkaufs- und Handelsstadt wird durch die Ausbildung eines Schwerpunktes in der Fußgängerzone gestärkt. Das ECE Einkaufscenter übernimmt eine funktionale und städtebauliche Gelenkfunktion zwischen der City A und City C. Die baulichen Schwerpunkte der City A und City C stehen vor einer Herausforderung und müssen sich weiter profilieren und qualifizieren. Als Focuspunkt innerhalb der Fußgängerzone und Anziehungspunkt innerhalb der Region kann das ECE Einkaufscenter zum »Motor« für eine Innenstadtentwicklung werden. Um eine positive »Kraftentfaltung« und einen anregenden Austausch über den öffentlichen Raum zu erzielen, muss die Einbindung des Centers in das vorhandene städtische Gefüge aus Wegen und Räumen gewährleistet werden. Das Center muss sich in ein wiederum anregendes System von lebendigen Wohn- und Geschäftsstraßen mit eigenen räumlich-atmosphärischen Qualitäten einbetten. Eine klare Raumbildung mit Plätzen und Straßen bildet das tragende Gerüst der Stadtmitte Wiesdorf. Die Straßenzüge Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße bilden sich ergänzende Systeme aus [Abb. 2.24]. Der Wiesdorfer Platz bildet den Schwerpunkt für Einkaufen und Gastronomie. Die Dönhoffstraße sollte als ergänzendes System insbesondere zu den Themen Kinderspiel, Erlebnis, Ruhe und Gastronomie weiterentwickelt werden. Sie stellt zusätzlich eine wichtige Beziehung zwischen Marktplatz und City C und weiter zum Bahnhof dar. 2 5 5 1 3 4 2 Abb. 2.23 Entwicklung der Innenstadt [Erläuterungen Siehe Ziele] 20 Integration City Leverkusen-Wiesdorf Abb. 2.24 Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße als sich ergänzende Systeme Der Marktplatz und das Umfeld Christuskirche stellen hier besondere Entwicklungspotentiale dar. Der Marktplatz ist als räumlicher Schwerpunkt und Gegenpol zum Friedrich-Ebert-Platz umzugestalten und speziell für Veranstaltungen zu qualifizieren. Der Einzelhandel sollte jedoch westlich des Europarings begrenzt werden. Mit dem neuen Einkaufscenter werden auch zusätzliche neue Kunden Leverkusen besuchen. Diese Kaufkraft kann für den bestehenden Einzelhandel und die Gastronomie nur wirksam werden, wenn das gesamte städtische System attraktiver wird. Die im folgenden Kapitel genannten Maßnahmen sind hierzu Voraussetzung. Ziele [Abb. 2.23] ▪ Einbindung des ECE Einkaufscenters in die Stadt: Wegenetz, Raum [1] ▪ Qualifizierung baulicher Schwerpunkte der City A und City C [2] ▪ klare Raumbildungen: Plätze und Straßen als tragendes Gerüst ▪ Einbindung in ein System von lebendigen Wohn- und Geschäftsstraßen ▪ Stärken des engeren Einkaufsbereichs ▪ Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße als sich ergänzende Systeme ▪ Wiesdorfer Platz: Schwerpunkt Einkaufen, Gastronomie [3] ▪ Dönhoffstraße: Kinderspiel, Ruhe, Erlebnis, Gastronomie [4] ▪ Friedrich-Ebert-Platz und Marktplatz als räumliche Schwerpunkte [5] 21 3 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.1 Wöhlerstraße: Empfangsraum anstatt Hinterhof! Zunächst werden hier für Teilbereiche Störungen und Mängeln, sowie Qualitäten und Potentiale identifiziert und zwar in Bezug auf Raum, Architektur, Gebrauch, Öffentlichkeit und Privatheit. Auf dieser Grundlage werden individuelle räumlichatmosphärische und funktionale Ziele formuliert und erste Maßnahmen vorgeschlagen. Die Wöhlerstraße stellt einen wichtigen Zugang zur Stadtmitte Wiesdorf dar. Der Raum wird stark durch den Verkehr definiert. Das Grün des Mittelstreifens mit seinen begleitenden Bäumen vermittelt dem Raum eine positive Atmosphäre. Der begleitende Fußweg ist in großen Bereichen zu schmal und entspricht nicht der stadträumlichen Bedeutung. Querungen sind nur punktuell möglich. Nach Norden schließt sich das qualitätvolle Wohnen in der ehemaligen Bayerkolonie an. Nach Süden wird der Straßenraum nur unzureichend gefasst, da die Großstrukturen der City A und City B keine klaren Raumkanten zur Wöhlerstraße ausbilden. Die Baukörper und insbesondere die Erdgeschosse sind als Rückseiten abweisend gestaltet und nicht unter den Aspekten eines anregenden Aufenthalts, der Präsentation oder der Orientierung. In Teilabschnitten grenzen Parkplätze und Anlieferzonen an den Straßenraum. Es gibt keine klare Trennung zwischen öffentlichen und privaten Räumen. Die Südseite der Wöhlerstraße vermittelt hierdurch einen »Hinterhofcharakter«, der dem öffentlichen Anspruch nicht gerecht wird. Abb. 3.1 Ausbildung der Anlieferbereiche als Höfe, M 1:1.250 [Erläuterungen siehe Maßnahmen] raße lerst Wöh 1 3 2 4 2 ECE Einkaufscenter Peek & Cloppenburg latz fer P sdor Wie 22 Friedrich-Ebert-Platz Integration City Leverkusen-Wiesdorf Abb. 3.2 Parkplätze und Anlieferzone an der Wöhlerstraße Das Wohnen in der angrenzenden Kolonie ist durch die starke Verkehrsfunktion und die Gestaltung des Gegenübers beeinträchtigt. Der Neubau des ECE Einkaufscenters sollte daher als Chance verstanden werden, diesen Raum weiter zu qualifizieren. Die im Wettbewerbsentwurf dargestellte bauliche Ergänzung durch den Bau einer Volkshochschule parallel zur Wöhlerstraße würde zur Klärung der Situation beitragen, ist jedoch aufgrund der Eigentümerverhältnisse, der Anlieferflächen und des zur Verfügung stehendem Raumes nicht realistisch. Die Anlieferungsbereiche des ECE Centers und des Kaufhauses P&C sollten als geschlossene Höfe ausgebildet werden. Hierzu soll das Motiv der Mauer in Verbindung mit überdachten Fahrrad- und Autostellplätzen eingesetzt werden, die den Straßenraum begleitend eine klare Trennung zu den Höfen ausbilden. Während die Radwege dem öffentlichen Raum zugeordnet und von der Nordseite erschlossen sind, werden PKW-Stellplätze von der Hofseite angefahren. Dieser bauliche Riegel formt eine klare Trennung zwischen Anlieferhof und Straßenraum. Nach Osten und Westen sind die Höfe durch Mauern und Hecken klar abzutrennen um die wichtigen Nord-Süd-Wegebeziehungen für Fußgänger und Radfahrer zu qualifizieren. Ziele ▪ Klärung des Verhältnis von öffentlichem und privatem Raum ▪ Qualifizierung als öffentlicher Raum: Ränder, Grenzen, Raum ▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern: Qualifizierung eines stabilen Netzes von Beziehungen für Fußgänger und Radfahrer ▪ Wöhlerstraße als Promenade mit Qualitäten für Fußgänger und Radfahrer Maßnahmen [Abb. 3.1] ▪ Verkehr den Zielpunkten zuordnen: getrennte Zufahrten ausbilden ▪ Passagen für Fußgänger und Radfahrer ausbilden ▪ klare Trennung durch Mauern [1], Hecken [2] und bauliche Ergänzungen − einerseits zwischen Parksuchverkehr der Tiefgarage P&C und des Parkdecks ECE, sowie andererseits zwischen der Anlieferung und Fußgängern bzw. Radfahrern. Die Wegeverbindungen für Fußgänger / Radfahrer von Anlieferung und Querungsverkehr freigehalten ▪ Überdachte Fahrradstellplätze [3] bzw. PKW-Stellplätze [4] begleitend zur Wöhlerstraße einrichten – als klare Trennung zwischen Hof und Straßenraum 23 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.2 Fußgängerzone Wiesdorfer Platz: Kontinuität des öffentlichen Raums! Der Wiesdorfer Platz wird als wichtiger städtischer Raum durch seine Funktion als Fußgängerzone bestimmt. Südlich wird er begrenzt durch eine attraktive kleinteilige Bebauung mit vielfältigem Geschäftsbesatz und Wohnen. Die Nordseite wird durch die Großstrukturen der City A mit den Wohntürmen und durch das neue Einkaufscenter gebildet. Die Atmosphäre wird durch die Baumsolitäre in der räumlichen Aufweitung vor P&C und durch Fassaden begleitende Bäume vor dem Bayerkaufhaus geprägt. Diese sollten erhalten werden. Umfangreiche Einbauten wie Stahl-GlasÜberdachungen und Ausstattung definieren den Raum stark [z.B. vor P&C und vor Galeria Kaufhof] und schränken eine Bespielung des Raumes ein. Solche Einbauten sollten deutlich reduziert werden. Die Kontinuität der gestalteten Fassaden wird im Bereich des Kaufhauses neben der Kirche unterbrochen. Die Arkaden vor Abb. 3.3 Wiesdorfer Platz Galeria Kaufhof werden nicht atmosphärisch wirksam. Gestaltungsdefizite werden bei der Außenpräsentation der Geschäfte und der Außengastronomie sichtbar. Innerhalb der Fußgängerzone und den angrenzenden Bereichen [Abb. 3.4] ist ein Zusammenhang des öffentlichen Raums zu wahren. Der Friedrich-Ebert-Platz ist als Teil des öffentlichen Raums zu gestalten. Entweder sind Bezüge zu der vorhandenen angrenzenden Gestaltung aufzunehmen oder es ist eine Gesamtumgestaltung in Bezug auf Oberflächen, Beleuchtung und Ausstattung notwendig. Ziele ▪ Zusammenhang des öffentlichen Raumes: Oberflächen, Beleuchtung, Ausstattung ▪ flexible Gestaltung für Veranstaltungen ▪ Reduzierung von Einbauten Abb. 3.4 Zusammenhang des öffentlichen Raums: Oberflächen, Beleuchtung, Ausstattung, M 1:4.000 24 tz r Pla orfe sd Wie Integration City Leverkusen-Wiesdorf 3.3 ECE-Architektur: Austausch mit dem Umfeld! Die bereits vorhandenen Visualisierungen des ECE Einkaufscenters zeigen einen hohen architektonisch-gestalterischen Anspruch. Die starke Gliederung der Baumasse, die differenzierten Fassaden und die Gestaltung des Daches als fünfte Fassade werden als Qualität empfunden. PKW-Stellplätze auf dem oberen Geschoss sind in den Entwürfen der Architekten HPP konsequent filigran überdeckt. Dies ist für das architektonische Konzept entscheidend und respektiert die Bedeutung des hierüber schwebenden Baukörpers des Ratssaals. Ein Verzicht auf diese Überdeckung wäre nicht denkbar. Der Anspruch des Rathauses wäre durch einen rein funktional gestalteten Parkplatz mit zahlreichen Technikbauten geradezu persifliert. Deshalb sind Maßnahmen zur gestalterischen Integration, ähnlich den bereits in den Perspektiven vermittelten Maßnahmen, zwingend notwendig. Die bereits dargestellten Qualitäten müssen auch im weiteren Verfahren und Planungsprozess erhalten bleiben und dürfen keinesfalls funktionalen oder wirtschaftlichen Aspekten zum Opfer fallen. Die Stadtmitte Wiesdorf soll von dem Bau eines ECE Einkaufcenters durch einen anregenden Austausch profitieren. Die konzeptionelle Introvertiertheit einer Mall wirkt in diesem Sinne kontraproduktiv. Auch wenn sie nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden kann, sind hier weitergehende Anforderungen zu stellen. Durch die örtliche Situation eines Eckgrundstückes und die Überbauung von zwei wichtigen Wegebeziehungen ergeben sich insgesamt vier Ein- bzw. Ausgänge der inneren Passage zur Fußgängerzone, drei davon direkt zum Friedrich-Ebert-Platz. Diese Verknüpfung regt den Austausch zwischen Center und Fußgängerzone zwar an, ist jedoch nicht ausreichend. Die Außenorientierung zum Friedrich-Ebert-Platz muss durch die Fassadengestaltung, durch Außengastronomie, Läden mit Außenanbindung und eine positive Schaufenstergestaltung deutlich erhöht werden. Architektonische Fassaden, die ein »Gesicht zur Stadt« bilden, sind ein unverzichtbarer Anspruch, der für alle Seiten des Gebäudes gilt. Es dürfen keine Rückseiten mit unattraktiven Anlieferzonen ausgebildet werden. Bei der Ausbildung der Nord-Süd-Passage im ECE Einkaufscenter sind daher folgende Punkte zu berücksichtigen: ▪ Die Passage muss auf voller Straßenbreite transparent und durchlässig ausgebildet werden. ▪ Die Durchlässigkeit muss auch visuelle Verbindungen eröffnen und die Öffentlichkeit des Raumes signalisieren. ▪ Die lichte Höhe der Passage sollte hierzu mind. fünf Meter betragen und nicht durch Werbung verbaut werden. ▪ Die Durchgänge sind barrierefrei auszubilden. ▪ Die Passage sollte 24 Stunden täglich für Passanten offen sein. Am Beispiel der »Münster Arkaden« ist ersichtlich, wie solche Verbindungen positiv ausgebildet werden. Bei guten Wetterverhältnissen versinken die Fassaden der Eingangsbereiche komplett im Boden und es ist ein barrierefreier Wechsel zwischen Center und Umfeld möglich. Auch die Werbung des Centers wird den öffentlichen Raum prägen. Zu ihrer rechtzeitigen Einordnung in den öffentlichen Raum sind Hinweise notwendig. Die Größe, Farbe und Lichtstärke der Logos und Leuchtreklame ist ebenso maßstäblich auf den Raum abzustimmen wie jede weitere Werbung. Besonders digitale Großdrucke mit 30 - 50 Quadratmetern bedürfen der Regelung. Sie haben keineswegs mehr Seltenheit. Durch ihre »Sendestärke« erdrücken sie ihr Umfeld. Auch hinter Verglasung können sie in diesen Dimensionen die kleineren Maßstäbe des Stadtraums diskriminieren. Ziel ▪ Bezug nach außen zur Stärkung des öffentlichen Raums Maßnahmen ▪ Gliederung der Baumasse und Differenzierung der Fassaden in der geplanten Qualität umsetzen ▪ keine Rückseiten mit unattraktiven Anlieferzonen ausbilden ▪ Schaufenstergestaltung ▪ architektonische Gestaltung der Dachansicht als fünfte Fassade in der geplanten Qualität umsetzen ▪ dezentrale Eingänge der Geschäfte: Um einen regen Austausch mit dem Umfeld zu ermöglichen sollten die zur Fußgängerzone orientierten Geschäfte nicht nur von der inneren Passage sondern auch direkt von der Fußgängerzone erschlossen werden ▪ hochwertige Gestaltung der Passage ▪ Transparenz in den Eingangsbereichen ▪ abgestimmtes Lichtkonzept für die NordSüd-Achse Friedrich-Ebert-Straße ▪ Einordnung der Leuchtreklame und jeder Werbung in Architektur und Stadtraum 25 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.4 Rathaus: wichtigste öffentliche Funktion! Das Rathaus bildet die wichtigste öffentliche Funktion ab. Im Zuge des Neubaus kommt ihm als öffentlicher Baukörper eine Sonderstellung zu, die sich in der Architektur widerspiegeln muss. Eine klare Trennung zwischen der kommerziellen und der kommunalen Nutzung ist unabdingbar. Die Visualisierung des ECE Entwurfs zeigt positiv die Ausbildung als Stadtbild prägendes Element, das sich vom Sockelgeschoss abhebt. Der Eingang mit Aufzug und Treppe bildet sich deutlich als eigener Körper in der Fassade ab. Abb. 3.5 Neukonzeption Stadtmitte Leverkusen, Stand: August 2006, [Quelle: Investor: ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG, Hamburg Entwurf: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner KG, Düsseldorf] Ziele ▪ Funktionstrennung zwischen Rathaus und Center ▪ Abbildung in der Architektur Maßnahmen ▪ Einganssituation als eigenständiger, direkter und repräsentativer Zugang vom Friedrich-Ebert-Platz ▪ Gestaltung des Baukörpers als Stadtbild prägendes Element ▪ keine Werbeanlagen im Bereich des Rathausbaukörpers ring opa Eur raße lerst Wöh Kinopolis Stadtbibliothek Rathaus FriedrichEbert-Platz latz fer P W 26 or iesd Abb. 3.6 Rathaus und Stadtbibliothek als öffentliche Funktionen, M 1:2.000 Integration City Leverkusen-Wiesdorf 3.5 Neuer Stadtplatz mit Kino und Bibliothek Wesentliche Festlegungen sind bereits vor Beginn des Städtebaulichen Gutachtens getroffen worden, unter anderem die Überbauung der Nord-Süd-Wegebeziehung. Bisher gibt es eine Sichtbeziehung vom Friedrich-Ebert-Platz zum Kinopolis an der Wöhlerstraße, durch die sich das Kino auch in der Fußgängerzone verankert. Durch die Überbauung wird dieser Sichtbezug nicht mehr vorhanden sein und das Kino aus dem inneren Stadtraum und der Wahrnehmung ausgeblendet. Die vorhandene Stadtbibliothek wird baulich durch das neue ECE Einkaufscenter stark eingebunden. Der Zugang ist nach vorliegenden Planungen nur durch das Center möglich. Als Bauwerk tritt sie zur Stadtseite nicht mehr in Erscheinung. Als öffentliche Nutzung kommt ihr jedoch eine hohe Bedeutung innerhalb der Stadt zu, die in der Architektur und im Raum ablesbar sein muss. Wichtig ist dabei die Präsenz der Stadtbibliothek im öffentlichen Raum durch einen eigenständigen Eingang. Dies ist zum Friedrich-Ebert-Platz hin entsprechend der Konzeption nicht mehr möglich. Lediglich im Norden könnte mit einem eigenständigen Eingang eine neue Qualität gewonnen werden, die diesen bisher sehr schwachen Raum stärken würde. Im bestehenden Bibliotheksgebäude müsste hierzu das Erdgeschoss angepasst und der Eingangsbereich neu gestaltet werden. Der Zugang erfolgte dann von diesem Platz, der als Durchgang zur Bushaltestelle und zum Überweg über den Europaring noch mehr Bedeutung erhalten wird. Das Kino muss in diesem räumlichen Kontext mit betrachtet werden. Es verliert zunächst durch das Gebäude des ECE Centers seine Adresse am Friedrich-Ebert-Platz und rückt von dort aus gesehen in die zweite Reihe. Umso wichtiger ist die besondere Ausbildung dieses Raums als neuer Stadtplatz und seine sorgfältige Einbindung in die NordSüd-Achse. Die hier aus der Überbauung entstehende Passage soll daher vollständig transparent ausgebildet werden, um Durchlässigkeit zu vermitteln und einen räumlichen Bezug zum Kinopolis zu ermöglichen. Gleichzeitig muss das Lichtkonzept diese Beziehung herausarbeiten [s. Kap. 3.3]. Um diesen Platz nicht nur im Raum, sondern auch im Bewusstsein zu verankern, ist eine sinnstiftende Namensgebung für diesen Platz erforderlich. Bezug genommen werden sollte auf das Kino oder die Stadtbibliothek. Denkbar wäre z.B. eine gezielte, mediale Gestaltung des Platzes mit Projektionsflächen, Lichtreklamen – unter dem Titel »Medienplatz«. Hierunter ließen sich auch die Bibliothek und das Kino subsumieren. Ein umfassendes Gestaltungskonzept für diesen Platz muss gewährleisten, dass es sich hier nicht um eine vernachlässigte Rückseite des ECE Centers handelt. Der Platz vor dem Kino muss deshalb auch durch sein Licht durch die Passage hindurch optisch wirksam sein. Die Beleuchtung der Passage darf diese Verbindung nicht durch zu große Helligkeit »ausblenden«. Ziele ▪ Funktionstrennung zwischen Bibliothek und Center und Abbildung in der Architektur ▪ Präsenz der Stadtbibliothek im öffentlichen Raum ▪ Raum zwischen Kinopolis und ECE Center als eigenen, öffentlichen Platz gestalten Maßnahmen ▪ repräsentative Eingangssituation zur Stadtbibliothek ▪ Namensgebung und Gestaltung im inhaltlichen Zusammenhang ▪ keine Rückseitenbildung des ECE zum Kinopolis: Außenorientierung, keine Neben- und Technikräume Abb. 3.7 Platz zwischen Kinopolis, Stadtbibliothek und ECE Einkaufscenter 27 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.6 Marktplatz: Räumlicher Schwerpunkt und Veranstaltungsfläche! Der Marktplatz ist durch eine starke räumliche Zweiteilung in Aufenthaltsbereich und Parkplatz geprägt. Die Flächen sind hierbei deutlich zugunsten des Parkens aufgeteilt. Zahlreiche Ausstattungselemente wie Bänke und ein Brunnen geben durch die Orientierung und Höhengestaltung starke Restriktionen für den Gebrauch vor. Die Aufstellung der Bänke wirkt als Barriere zur Breidenbachstraße. Eine flexible Nutzung des Platzes ist nicht möglich. Der Platz wirkt ungepflegt und die Ausstattung verwahrlost. Der Zustand wird besonders durch das Erscheinungsbild des Kioskes und die an der Dönhoffstraße befindliche Ansammlung von Telefonzelle, Stromkästen und Wertstoffcontainern noch verstärkt. Die Ränder nach Norden und Osten sind vorwiegend durch Wohnen und kirchliche Nutzung ohne starken räumlichen Bezug bzw. Austausch mit dem Platz geprägt. Die ursprüngliche Marktnutzung hat sich in die Breidenbachstraße bis zum Wiesdorfer Platz verlagert. Die Fläche des Marktplatzes dient während der Marktzeiten lediglich als Parkplatz für die Marktbeschicker. Eine Neugestaltung des Marktplatzes ist notwendig, um den Platz als räumlichen Schwerpunkt in der Innenstadt für unterschiedliche Nutzungen zu qualifizieren. Die Gestaltung muss zur Einprägsamkeit im Gefüge der Stadtmitte-Wiesdorf und zur Orientierung als ein Startpunkt der Fußgängerzone beitragen. Abb. 3.8 Markt in der Breidenbachstraße Im Rahmen des Gutachtens werden zwei Varianten aufgezeigt. Beide Möglichkeiten verschieben die Proportionen zugunsten der Platzfläche durch Reduzierung der Stellplätze. Ein ebenerdig eingebautes Fontänenfeld ist nicht nur visuell-akustischer Mittelpunkt, sondern atmosphärisches und spielerisches Element [Abb. 3.13]. Die Fontänen können für Veranstaltungen abgedeckt werden und sind überfahrbar auszubilden. Die Bänke werden so angeordnet, dass der Blick sich auf den Platz und zur Breidenbachstraße öffnet. Ein spezielles Baumkonzept unterstützt die Gesamtwirkung. Variante A: lockere Streuung der Fontänen und Bäume, teilweise Integration vorhandener Bäume Abb. 3.9 Marktplatz: Gestaltungsbedarf vorhanden 28 Integration City Leverkusen-Wiesdorf Abb. 3.10 Variante A, M 1:1.000 tz er Pla dorf Wies Herz-Jesu-Kirche raße chst enba Breid e traß offs h Dön 29 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen Variante B: geometrische Ordnung der Fontänen und Bäume, Bäume als geschnittene Baumpakete Die Entwicklung des öffentlichen Raums ist auch als Förderung der Standortqualität und Anregung privater Investition im Einzelhandel zu verstehen. Eine Verdichtung des Einzelhandels und der Gastronomie wäre zur Verbesserung der Platzwände und Belebung des Platzes wünschenswert. Potentiale hierfür werden in der nördlich angrenzenden Bebauung [Eigentum der Kirche] gesehen. Langfristig sind auch Umstrukturierungspotentiale in den östlich angrenzenden Grundstücken vorhanden. In diesem Zusammenhang ist eine Passage zwischen Wiesdorfer Platz und Marktplatz wünschenswert. [Abb. 3.10] Märkte als Frequenzbringer Der Wochenmarkt ist als Frequenzbringer ein entscheidender Faktor; es sollte versucht werden, diesen wieder dauerhaft auf dem Marktplatz einzurichten. Bei einer Etablierung auf dem Marktplatz kann sich dieser bis in die Breidenbachstraße ziehen und am Wiesdorfer Platz sichtbar werden. Es ist jedoch ein hoher gestalterischer Standard Abb. 3.12 Organisationsprinzip Marktstände, Wiesdorfer Platz Bisherige Organisation Kommunikative Organisation Abb. 3.11 Organisationsprinzip Marktnutzung, Marktplatz und Zusammenhang der Stände auf diesem Platz auszuformen, ansonsten bleibt die erwünschte Wirkung aus. Auch sonstige Märkte wie Biomarkt, Blumenmarkt u. ä. sind hier als regelmäßige Einrichtung zu empfehlen. Der Weihnachtsmarkt sollten ebenfalls hier angesiedelt werden, um einen Gegenpol zum Friedrich -Ebert-Platz aufzubauen. Beim bisherigen Standort des Weihnachtsmarktes am Wiesdorfer Platz stehen die Buden als geschlossene Reihe im Raum und richten sich mit den Rückseiten zu den Geschäften aus. Diese Organisation ist kontraproduktiv für einen anregenden Austausch zwischen Einzelhandel und Markt. Sollte der Weihnachtsmarkt entgegen der eigentlichen Zielsetzung am Wiesdorfer Platz erhalten bleiben, ist eine kommunikativere Organisation notwendig. Die Stände sollten zwei Gassen zu den Geschäften bilden. An allen Querungsstellen formen jeweils zwei Buden einen kleinen Platz. Die Zufahrtsmöglichkeit für die Feuerwehr ist zu berücksichtigen und ggf. bei einer Umgestaltung der Fußgängerzone von vornherein zu berücksichtigen. Ziele ▪ Marktplatz zu einem räumlichen Schwerpunkt in der Innenstadt aufwerten ▪ flexible Nutzbarkeit des Platzes gewährleisten: Raum für städtische Ereignisse bieten ▪ Abwechslungsreichtum der Aktivitäten nach Tageszeiten und Jahreszeiten: Veranstaltungskonzept 30 Integration City Leverkusen-Wiesdorf ▪ Entfaltung einer eigenen Atmosphäre durch eine neue Platzgestaltung ▪ Berücksichtigung des lokalen Maßstabs ▪ Verbesserung der Platzwände durch Verdichtung von Einzelhandel und Gastronomie ▪ Veranstaltungskonzept, z.B. Wochenmarkt wieder etablieren Abb. 3.13 Kinderspiel Maßnahmen ▪ Verschiebung der Proportionen zugunsten der Platzfläche mit Aufenthaltsqualitäten durch Reduzierung der Parkplatzfläche ▪ ebenerdiges Fontänenfeld [für Veranstaltung abzudecken, befahrbar ausgebildet] ▪ Bänke nach Norden und ggf. nach Osten ▪ Baumkonzept Abb. 3.14 Skizze Variante B: Fontänenfeld rfer do Wies Platz Herz-Jesu-Kirche raße chst enba Breid ße fstra hof Dön Abb. 3.15 Variante B, M 1:1.000 31 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.7 Umfeld Christuskirche: zusammenhängendes System aus Gärten und Plätzen! Die Dönhoffstraße spielt im Raumgefüge eine neue Rolle. Als Parallelstraße zum Wiesdorfer Platz und Verbindung zu Rialto-Brücke und Bahnhof kann sie eine ergänzende Funktion übernehmen und stadtstrukturell aufgewertet werden. Die Geschäftslagen an der Dönhoffstraße werden hierdurch mittelfristig profitieren. Die Dönhoffstraße kann unter Nutzung der angrenzenden Freiräume und Platzflächen ein eigenes Profil erhalten. Sie bietet als Kontrast zur reinen Einkaufsstraße Wiesdorfer Platz mehr Ruhe, Rückzugs- und Bewegungsfläche, Raum für Spiel und Grün. Die Umgestaltung des Marktplatzes ist eine Maßnahme hierzu. Im Umfeld der Christuskirche ist durch die bereits vorhandenen Grünflächen ein weiteres Potential vorhanden. Diese Flächen sind momentan nicht zugänglich. In Abstimmung mit der Kirchengemeinde ist hier die Gestaltung eines zusammenhängenden Systems aus Gärten und Plätzen, gegliedert durch Hecken, sinnvoll. Durch die Öffnung und Umgestaltung der Flächen, insbesondere an der Ecke OttoGrimm-Straße entsteht ein Ruhe- und Rückzugsraum als Ergänzung zum Markt- Abb. 3.16 Grünbereiche Ev. Gemeindehaus bis Christus Kirche platz und zum Friedrich-Ebert-Platz – ohne kommerzielle Bespielung – mit hoher Qualität für Wiesdorf. Durch eine ansprechende Gestaltung der Oberflächen, der Beleuchtung, Abgrenzung privater und öffentlicher Flächen in der Dönhoffstraße kann die beabsichtigte planerische Aufwertung der Straße unterstützt werden. Ziele und Maßnahmen ▪ Zusammenhängendes System aus Gärten und Plätzen entwickeln / ausbauen Abb. 3.17 Zusammenhängendes System aus Gärten, M 1:1.000 Christuskirche Ev. Gemeindehaus ße -Stra mm -Gri Otto 32 e traß offs h Dön Integration City Leverkusen-Wiesdorf 3.8 City A und C: Herausforderung einer strukturellen Erneuerung und funktionalen Profilierung! Mit dem ECE Einkaufszentrum erwächst den bestehenden Einzelhandelszentren City A und C eine besondere Herausforderung. Größe und Vollständigkeit des Angebots verbinden sich mit perfekter Organisation, Gestaltung und Atmosphäre. Diesem Anspruch kann allenfalls die City A mit ihren Luminaden standhalten. Die erst kürzlich erfolgte umfassende Modernisierung und Überdachung bietet ein zeitgemäßes Erscheinungsbild und adäquate Präsentation. Ihre Orientierung zum Wiesdorfer Platz wird beantwortet von der kleinteiligen Nutzungsmischung gegenüber. Anpassungsleistungen durch Modernisierung müssen jedoch auch hier erfolgen. Eine stärkere Entwicklung zu Gastronomie kann hier erwartet werden. City C: Einbindung in die Innenstadt Anders ist die Situation für die City C, obgleich auch hier mit der Überdachung eine wesentliche Voraussetzung für diese Art des Centers geschaffen wurde. Im Gegensatz zur City A liegt sie leicht abseits von der Fußgängerzone. Die Nordfassade [Schmalseite] grenzt an den Vorplatz des Rialtoboulevards – wichtiger Ziel- und Quellpunkt mit hoher Fußgängerfrequenz und Hauptwegeverbindung zu Busterminal und Bahnhof. Das Gegenüber in der Friedrich-Ebert-Straße ist vorrangig mit Wohnen besetzt. Aufgrund der funktionalen Introvertiertheit zur Passage und der baulichen Ausprägung der Fassaden erfolgt keine Außenorientierung zur Straße. Durch den Niveauunterschied zwischen Erdgeschoss und Passage und die Zufahrten der Tiefgarage entsteht außerdem eine Barrierewirkung. Dennoch ist hier ein reger fußläufiger Passantenstrom von Besuchern der Innenstadt zu verzeichnen, die die kostenlosen Parkplätze des Smidt Wohncenters nutzen. Der nördliche Vorplatz am Rialtoboulevard ist nicht klar ausgebildet. Eine Vielzahl von Einzelbaukörpern löst den Raum auf und erschwert die Orientierung. Ein kreisrunder Pavillon bildet den Mittel- und Blickpunkt. Durch die zusätzlichen kleinteiligen Pavillonbauten der City C kann dieser jedoch nicht dementsprechend wahrgenommen werden. Zahlreiche Sachzwänge wie die Tiefgarage schränken den Gestaltungsspielraum stark ein [atmosphärische Auf- Abb. 3.18 City A, Luminaden Abb. 3.19 City C: Vorplatz am Rialtoboulevard Abb. 3.20 City C: Passage wertungen, z.B. durch Baumpflanzungen, sind deshalb an dieser Stelle nicht möglich]. Ziel für diesen Ort ist, das räumliche Gefüge zu vereinfachen, übersichtlicher zu gestalten und einen klaren Vorplatz mit dem runden Pavillon als Mittelpunkt auszubilden [Abb. 3.21]. Innere Organisation Am Eingang der inneren Passage hat man schon einen vollständigen Überblick über Angebot und vorherrschenden Standard. So belegt das Warenhaus »Woolworth« einen großen Teil der Längsseite. Besonders in den Obergeschossen bilden sich sogar Rückseiten aus. Bei der Betrachtung des Grundrisses fällt die unklare, verschachtelte Grundrissgestaltung mit einer 33 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen Maximierung der Passagenflächen auf. Die »Fassadenflächen« wirken ernüchternd und können nicht adäquat bespielt werden. Der vorhandene hohe Leerstand wirkt sich negativ auf die gesamte Atmosphäre aus. Im Vergleich sieht die Grundrissgestaltung eines ECE Einkaufscenters eine Konzentration des Passagenraums, klare Kanten und Grundrissbildung vor. An den Endpunkten befinden sich flächenintensive Nutzungen [Anker] und dazwischen kleinteilige Strukturen.Die City C muss sich mittel- bis langfristig neu strukturieren und mit baukörperlichen Veränderungen auf den Markt reagieren. Die aktuelle Präsentation ist nicht angemessen. Die langfristiges Profilierung des Nutzungskonzept mit einer Spezialisierung bzw. Thematisierung erscheint zwingend notwendig, z.B. als Erlebniswelten, Urban Entertainment Center, Wellness und Gesundheit oder besondere Fachmärkte mit regionalem Einzugsbereich. zentrale Lage, die sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die geringe Immissionsempfindlichkeit sind gute Voraussetzungen für eine Entwicklung. Eine zusätzliche Anbindung über eine weitere Fußgängerbrücke im Bereich der Sparkasse bindet die City C stärker ein und erhöht die Verknüpfung über den Europaring. Unterbringung des temporären Bürgerbüros Das Bürgerbüro [Fachbereich 33] wird in den Rathausneubau integriert. Während der Bauphase soll ein Containerprovisorium für 13 Mitarbeiter am Standort Wiesdorf eingerichtet werden. Containerbauten wirken im Regelfall atmosphärisch nicht ansprechend. Die Einrichtung eines solchen Provisoriums scheint besonders angesichts leer stehender Flächen in der City C als nicht sinnvoll. Es wird daher vorgeschlagen, die vorhandenen Potentiale in der City C für das provisorische Bürgerbüro zu nutzen – vorrangig mit Orientierung [auch im 1. Obergeschoss] zum Vorplatz. Alternativ wäre eine Einbindung am Verwaltungsstandort Elberfelder Haus in der Hauptstraße sinnvoll. Wichtiges Entwicklundspotential Bürostandort City-Leverkusen Zum Europaring wird keine unmittelbare Beziehung aufgenommen. Städtebaulich findet die City C auch kein entsprechendes Gegenüber. Der Bereich zwischen Bahn und Europaring stellt jedoch einen wichtigen Entwicklungsbereich dar. Dies kann durch das Projekt Bürostandort City-Leverkusen erfolgen, das vorsieht den Bereich zwischen Bahntrasse und Europaring als Dienstleistungs- und Bürostandort auszubauen. Die [1] Teilabriss [2] Erweiterung nach Norden [3] Möglichkeit der Integration des Aufgangs Tiefgarage und des Zugangs zur Diskothek prüfen! Abb. 3.21 Vorplatz City C, M 1:1.000 3 2 Rialtoboulevard 1 Pavillion ert-Straße Friedrich-Eb 34 City C Integration City Leverkusen-Wiesdorf 3.9 Busterminal und Bahnhof: Empfangsraum für die Innenstadt! Ziele ▪ bauliche und funktionale Konzentration und Qualifizierung ▪ Klärung der Raumkanten des Vorplatz am Rialtoboulevard [Abb. 3.21] ▪ langfristige Profilierung des Nutzungskonzeptes Maßnahmen [Abb. 3.22] ▪ Raumbildung innerhalb der Passage: »Platz - Straße - Platz« ▪ Strukturierung nach Raumtypen: »Straße« mit kleinteiliger Nutzung, »Plätze« mit Magnet, Fachmarkt und Gastronomie ▪ Orientierung der Fassaden zur Straße, punktuelle Außengastronomie ▪ Ausbildung eines südlichen Vorplatzes an der Friedrich-Ebert-Straße: keine Zwangsführung der Fußgänger durch Umlenkung des Fußweges in die City C ▪ Aktivierung der Tiefgarage: neue Zufahrt zur Tiefgarage direkt vom Europaring, repräsentativer südlicher Aufgang der Tiefgarage ▪ Ausbildung eines städtebaulichen Gegenübers am Europaring durch das Projekt »Bürostandort City-Leverkusen« ▪ zusätzliche Brücke zwischen der City C und dem geplanten Bürostandort Leverkusen ▪ Marketing Abb. 3.22 City C: bauliche Umstrukturierung Der Besucher kommt nicht erst in der Fußgängerzone an, vielmehr prägt bereits das Ankommen mit dem PKW, dem öffentlichen Nahverkehr oder der Bahn das Bild der Stadt. Kurze und attraktive Wegebeziehungen in die Innenstadt sind zu gestalten. Eine gezielte Beschilderung durch Parkleit- und Besucherleitsystem ist lediglich ein ergänzendes Hilfsmittel. Bahnhof und Busbahnhof LeverkusenWiesdorf sind Aushängeschilder der Stadt. Die heute hier Ankommenden werden allerdings durch eine inzwischen trostlose Gestaltung empfangen, die lediglich nackte Funktion, Organisation und Vernachlässigung vermitteln. Eine Orientierung mit städtebaulichen, räumlichen und gestalterischen Mitteln fehlt. Als Identitätsanspruch wird hier »Trostlosigkeit« und »Vorort« vermittelt. Der Busbahnhof aus den Jahren 1968/1969 wurde unter Annahme eines deutlichen Bevölkerungswachstum und anderem Mobilitätsverhalten konzipiert und entspricht im Umfang nicht dem heutigen Bedarf. Er sollte daher dringend reduziert und saniert werden. Gleiches gilt für den Bahnhof mit dem Eingangsgebäude und dem Vorplatz, die eine Umgestaltung benötigen. Ziel: Busterminal und Bahnhof als Empfangsraum für die Innenstadt gestalten Abb. 3.23 Bahnhof, Busterminal und Rialtoboulevard g Europarin Abb. 3.24 Blick zum Bahnhof ert-Straße b Friedrich-E 35 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.10 Hauptstraße: lebendige Wohnund Geschäftsstraße! Die Hauptstraße ist die westliche Verlängerung der Fußgängerzone Wiesdorfer Platz. Der Straßenraum zeichnet sich besonders durch kleinteilige Parzellierung mit ursprünglicher Bebauung aus. Ein Grossteil der gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshäuser ist aufwendig und geschmackvoll restauriert. Hier ist noch ein Teil der Wiesdorfer Geschichte ablesbar. Große Bäume entlang der Straße schaffen eine angenehme Stimmung und hohe Aufenthaltsqualität. Die unterschiedlichen Nutzungen prägen den Charakter der Straße. Bürgersteige mit gastronomischer Möblierung laden zum Verweilen ein. Die Vielfalt an Aktivitäten aus Wohnen, Gastronomie, Dienstleistungen und dem Verkehr erzeugt eine urbane Atmosphäre und kennzeichnet die Hauptstraße als lebendige Wohn- und Geschäftsstraße. Stadtfeste, wie »Streetlife«, Karneval, Schützen- und Straßenfest machen die Hauptstraße positiv erlebbar. Einbahnstraßenregelung westliche Hauptstraße Der westliche Bereich zwischen Barmerstraße und Schießbergstraße ist durch die Einbahnstraßenregelung [Fahrtrichtung nach Westen] vom restlichen Teil der Hauptstraße abgeschnitten. Es gibt keine Abb. 3.25 Außengastronomie Abb. 3.26 Übergang − Fußgängerzone - Hauptstraße Abb. 3.27 historische Bausubstanz direkte Wegebeziehung − eine Umfahrung über die Schießbergstraße ist notwendig. Die Regelung beruht auf der Zielsetzung einer Verkehrsberuhigung. Im Sinne einer Belebung ist die Fahrtrichtung nach Osten zu wechseln. 3.28 lebendige Wohn- und Geschäftsstraße 36 Integration City Leverkusen-Wiesdorf stimmungsvollen Akustik die Atmosphäre. Die Hauptstraße hat hier einen besonderen Klang. Nach Schulschluss ist dieser Raum für das städtische Leben jedoch wirkungslos. Eine sorgfältige Gestaltung der Trennelemente wirkt aufwertend. Abb. 3.29 Schulgelände mit Sportplatz Abb. 3.30 Barmer Platz Übergang zur Fußgängerzone Der Übergang der Fußgängerzone in die Hauptstraße wird als Schwachstelle im städtischen Gefüge empfunden. An dieser Stelle ist eine Umgestaltung notwendig. [s. Kap. 3.12] Qualitäten, Defizite und Potenziale des Raums Die Nordseite des Straßenraumes ist durch die Bebauung klar ausgebildet. Die Südseite ist heterogen und in Teilbereichen nicht klar gefasst. Der Barmer Platz ist einseitig als Parkplatz gestaltet und nicht adäquat baulich gerahmt. Atmosphärische Qualitäten fehlen. Besonders auffällig sind die zwei Gebäude der Städtischen Verwaltung [Elberfelder Haus]: Die vorhandene Form des linearen Raums der Straße und die bauliche Struktur ignorierend, machen sie sich unabhängig von allen Rahmenbedingungen und stehen schräg und bindungslos auf einer Grünfläche. Im weiteren Verlauf öffnet sich der Straßenraum erneut. An dieser Stelle grenzt der Schulhof mit dem Sportplatz direkt an die Straße. Die Kinder sind im städtischen Raum erlebbar und prägen mit ihrer Die Straße besitzt insgesamt eine typische Atmosphäre und eine eigene strukturelle Stärke, die sich aus der kleinteiligen Mischung von Wohnen, Geschäften, Restaurants und Kneipen, städtischen Einrichtungen und der Bündelung der Bewegung entfaltet. Dazu gehört neben dem Fahrrad auch unbedingt der Autoverkehr. Kunden- und Anlieferverkehr sind wesentlicher Teil des Lebens, ebenso wie der Busverkehr. Natürlich liegen in der Vielfalt der täglichen Aktivitäten auch gegenseitige Störungen und Behinderungen. Doch alle planerischen Versuche, diese Störungen zu eliminieren, beseitigen gleichzeitig immer auch die eigentliche Stärke dieser klassischen Straßenstrukturen. Ihre Lebenskraft ist abhängig von der Vielfalt aller Nutzungen – und der Vielfalt der Akteure, die sich permanent den sich verändernden Bedingungen anpassen. Der zwischenzeitliche Leerstand einzelner Läden ist somit als Teil dieses Anpassungsprozesses zu verstehen. Die Interessen der Eigentümer decken sich nicht zwangsläufig mit den Interessen der Ladeninhaber, Gastronomen, Gewerbetreibenden und Mietern. Dennoch wird sich hier immer wieder ein neues Gleichgewicht einstellen. Wesentlich hierbei ist es, die öffentlichen Qualitäten des Stadtraums zu bewahren und das vorhandene Profil der Mischung in ihrer Vielfalt weiter zu stärken. In dieser Hinsicht wird die Hauptstraße relativ unabhängig bleiben von der durch das ECE Center ausgelösten Entwicklung. Ihr Einzugsbereich bleibt vor allem die Wohnbevölkerung im Nahbereich und die Arbeitsplätze in der Verwaltung. Ihr Schwerpunkt wird weiterhin in der Nahversorgung und der Gastronomie liegen. Diese wird voraussichtlich stärker nachgefragt werden und profitiert von der Nähe zur »City« – ohne unmittelbar dazu zu gehören. Geschäfte für speziellen Bedarf als ergänzende Funktion der City finden hier ebenfalls ihren Standort. 37 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen Erhöhung der räumlichen Vielfalt Von Seiten der Stadt kann diese Entwicklung durch gestalterische Maßnahmen im öffentlichen Raum gestärkt werden. Die Folge von unterschiedlichen, angrenzenden Räumen soll als besondere Qualität herausgearbeitet werden, besonders hinsichtlich Spiel und Aufenthalt. ▪ Barmer-Platz als Quartiersplatz ▪ Grünfläche Elberfelder Haus als Park [Abb. 3.33] ▪ Sportplatz als Spielraum mit Nutzungsmöglichkeiten für das Quartier [Abb. 3.31 / 3.32] Über diese Räume können die südlich liegenden Gebiete angeschlossen werden. Die Verkehrsfunktion bleibt ein wichtiger Bestandteil der Vielfalt in der Hauptstraße. Die mehrfach diskutierte Einrichtung einer Fußgängerzone scheint in diesem Sinne nicht produktiv und äußerst risikobehaftet. Eine Gestaltung als Mischfläche wird westlich der Schulstraße ebenfalls nicht empfohlen, da der Aufwand an Sekundärelementen zu Klärung der Situation mit Fahrstreifen, Parkbuchten, Einfahrten etc. sehr hoch ist. Die bisher klare Trennung zwischen Fahrbahn und Fußweg entspricht dem Typus dieser Wohn- und Geschäftsstraße und bleibt wünschenswert. Auch die diskutierte Verlängerung der Fußgängerzone über die Breidenbachstraße hinweg bis zur Schulstraße würde zu umfangreichen Verkehrsverlagerungen und Anpassungen des Erschließungssystems führen und kann nicht empfohlen werden. Abb. 3.31 Organisationsprinzip Sportplatz Hauptstraße Haltestelle Schulhof 38 Schulstraße Sportplatz Die Verbindung zur Nobelstraße wäre unterbrochen. Hier ist die Einrichtung einer Mischfläche, die Gestaltungsaspekte der Fußgängerzone aufnimmt, denkbar [s. Kap. 3.12]. Städtebauliches Umfeld Im Norden schließen dichte Strukturen mit umfangreicher Wohnbebauung an die Hauptstraße an. Nach Westen in Richtung Rhein und Süden in Richtung Bayer-Werk bricht diese Struktur auf. Der Einzugsbereich ist hier für die Belebung der Hauptstraße zu schwach, besonders für die Gastronomie. Durch ergänzende Nutzungen [Wohnen und Arbeiten] im Umfeld soll dies verbessert werden. In Wiesdorf Süd sind noch Potentiale für eine bauliche Entwicklung mit dem Schwerpunkt Dienstleistungen, Verwaltung, kleinere Unternehmen, Selbständige, die sich in ihrer Nahversorgung auf die Hauptstraße beziehen werden. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Strukturen und Räume sind hierzu besonders zu stärken. Die Beziehung zum Werk stabilisiert zusätzlich die Nachfrage in der Hauptstraße. Gleichzeitig kann eine prägnante Raumkante zum Bayer-Werk ausgebildet werden. Auch die Verwaltungsgebäude können baulich ergänzt werden und somit zum Standort für das Technische Rathaus werden. Im Westen trägt die Ergänzung durch Wohnen [Projekt »Stadtkante«] zur Stärkung des Quartiers bei. Abb. 3.32 Skizze: Anbindung Sportplatz − Gitterzaun mit beidseitiger Sitzmöglichkeit Integration City Leverkusen-Wiesdorf Ziele [Abb. 3.34] ▪ vorhandenes Profil [Mischung, Schwerpunkt Gastronomie] stärken ▪ Erhalt der historischen Bausubstanz ▪ Erhalt der Verkehrsfunktion ▪ Erhöhung der räumlichen Vielfalt: von der Straße zum Raumgefüge ▪ Stärkung des Einzugsbereichs Maßnahmen [Abb. 3.34] ▪ gestalterische Aufwertung in Teilbereichen z.B. Oberflächen, Ausstattung, Pflege der Baumscheiben ▪ Belebung der westlichen Hauptstraße durch eine Richtungsänderung der Einbahnstraße: Fahrtrichtung nach Osten [1] ▪ Gestaltung einer Raumfolge aus Quartiersplatz [2], Park [3], Spielraum [4] ▪ Nutzungen im Umfeld ergänzen: weitere Arbeitsplätze unter Ausbildung einer Raumkante zum Bayer-Werk [5], Standort für das Technisches Rathaus [6], Wohnprojekt »Stadtkante« [7] ▪ Ausbildung eines Schwerpunkts am Rhein [8] ▪ Umgestaltung des Überganges Fußgängerzone – Hauptstraße [9] [s. Kap. 3.12] Abb. 3.33 Skizze: Park am Elberfelder Haus Abb. 3.34 Entwicklung der Hauptstraße, M 1:5.000, [Erläuterungen Siehe Ziele und Maßnahmen] 9 7 4 ße tstra Haup 1 2 3 8 5 6 5 39 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.11 Breidenbachstraße: Wiesdorfs wichtigste innere Nord-Süd-Achse Innere Nord-Süd-Achse Morphologisch bilden die Breidenbachstraße und ihre Verlängerung nach Norden, die Nobelstraße, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung innerhalb Wiesdorfs. Sie ist Teil des Achsenkreuzes mit der HauptstraßeWiesdorfer Platz und konstituiert mit ihr das gesamte städtische Gefüge Wiesdorfs. Gleichzeitig verbindet sie das Bayer-Werk mit der Stadt und der Kolonie im Norden. Im Gegensatz zur Hauptstraße, die historisch einen Längsschnitt mit relativ einheitlichem Profil darstellt, ist diese Nord-SüdAchse ein Querschnitt durch die Stadt. Entsprechend unterschiedlich bilden sich ihre einzelnen Abschnitte ab [s. Kap. 3.12]. Südlicher Abschnitt Die Breidenbachstraße südlich des Marktplatzes [außerhalb der Fußgängerzone] ist durch eine Mischung aus kleinteiligem Geschäftsbesatz und Verkehr geprägt. Die vorhandenen Bäume geben der Straße eine besondere Atmosphäre. Die Breite des Bürgersteigs ist durch den auf dem Bürgersteig verlaufenden Fahrradweg [Abb. 3.36] eingeschränkt. Aufgrund der Reduzierung des Bayer-Personals vor Ort und neuer PKWParkmöglichkeiten im westlichen Wiesdorf ist auch der Radverkehr zum Werk zurückgegangen. Die Radfahrer bevorzugen heute verständlicherweise die Straße, hingegen wird der Radweg kaum benutzt. Der bestehende Radweg sollte daher entfernt werden. Abb. 3.36 Breidenbachstraße, Ecke Dönhoffstraße BayerErholungshaus e lstraß Nobe Ziel Breidenbachstraße-Nobelstraße als wichtigste innere Nord-Süd-Achse gestalten Abb. 3.35 Abschnitt Fußgängerzone Maßnahme Radfahrer auf der Straße führen Marktplatz bac iden Bre aße hstr Abb. 3.37 Raumfolge Horst-Henning-Platz - Breidenbachstraße - Nobelstraße - Park am Bayer-Erholungshaus 40 HorstHenningPlatz Integration City Leverkusen-Wiesdorf 3.12 Nobelstraße: Schnittstelle Verkehr Die Nobelstraße als nördlicher Abschnitt dieser Nord-Süd-Achse bindet den Stadtteil Küppersteg und die gesamte Kolonie an die Stadtmitte. Vor allem wird über die Nobelstraße auch der Park am Bayer-Erholungshaus erschlossen, der von Süden her nur noch über die Kaiserstraße erreichbar ist. Hieraus leitet sich eine besondere Verantwortung für die Nobelstraße ab, mit besonderen Qualitäten diesen Park stärker für die Allgemeinheit zugänglich zu machen – ein Potential der Stadtentwicklung, das ansonsten nicht stärker zu nutzen ist. Der Verkehrskreisel Nobelstraße-Wöhlerstraße bildet einen scheinbaren Abschluss und vermittelt über seine Gestaltung nicht diese Bedeutung für Fußgänger. Die Nobelstraße im Bereich Galeria Kaufhof, zwischen Kreisel und Fußgängerzone, ist durch die Addition von Funktionen [z.B. Stellplätze, Zufahrt Tiefgarage für die Anlieferung, Ausgang Tiefgarage] ohne gestalterischen Zusammenhang bestimmt. Das Parken zeigt Defizite in der Organisation und Gestaltung auf, ist aber ein wesentlicher funktionaler Bestandteil dieses Raums. Galeria Kaufhof orientiert sich nicht zum Straßenraum. Die Westseite ist allerdings durch eine kleinteilige Bebauung mit vielseitigem Geschäftsbesatz positiv besetzt. Wie bereits im Kapitel 3.10 erwähnt wird der Übergang zwischen der Fußgängerzone und der Hauptstraße als Bruch empfunden. Abb. 3.38 Nobelstraße in Richtung Norden Aus der Fußgängerzone kommend weitet sich der Raum der Nobelstraße nach Norden auf und vermittelt eine Hinterhofatmosphäre. Die Oberflächengestaltung bricht ab. Ziel ist die Gestaltung eines prägnanten Stadtraumes mit eigener Atmsphäre. Eine Außenorientierung von Galeria Kaufhof würde den östlichen Rand stärken, ist jedoch aus seiner bisherigen inneren Struktur unrealistisch. Ziele ▪ Ausprägung als prägnanter Straßenplatz mit Verbindungsfunktion zum Park ▪ Gestaltungskonzept für den Übergang Fußgängerzone-Hauptstraße ▪ Strukturierung Parken ▪ atmosphärisches Konzept für den gesamten Raum Abb. 3.39 Starke Prägung durch Anlieferung und Verkehr 41 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen Maßnahmen Im Rahmen des Gutachtens werden zwei Varianten zur Umgestaltung der Nobelstraße aufgezeigt: Variante A: Unter Beibehaltung des Fahrbahnverlaufs wird das Parken neu geordnet und durch geschnittene Hecken charakteristisch gestaltet. Die Einbauten im Übergang zur Fußgängerzone werden bis auf den Aufgang der Tiefgarage reduziert. Eine lockere Anordnung von Bäumen unter Einbeziehung bereits vorhandener Standorte prägt das Bild. Das Material der Fußgängerzone wird als Mischfläche bis zur Schulstraße fortgeführt. Abb. 3.40 Skizze Variante A raße lerst Wöh Galeria Kaufhof lstraß Nobe e Aufgang Tiefgarage latz fer P sdor Wie Abb. 3.41 Variante A, M 1:1.000 aße ptstr Hau chenba Breid e straß 42 Integration City Leverkusen-Wiesdorf Variante B Die Fahrbahn wird nach Osten verschoben und der Straßenraum neu geordnet. Vor den Geschäften an der Westseite wird somit deutlich mehr Raum geschaffen. Das Parken wird neu organisiert – auf der Ostseite in Schrägaufstellung und gegenüber als Längsparkplätze. Es wird eine Kontinuität der Oberflächen bis zur Westseite der Nobelstraße hergestellt. Der Eckbereich Nobelstraße / Hauptstraße wird als Mischfläche ausgebildet. Die Einbauten werden ebenfalls wie in Variante A reduziert. Abb. 3.42 Nobelstraße von Norden raße lerst Wöh Galeria Kaufhof lstraß Nobe e Aufgang Tiefgarage latz fer P sdor Wie Abb. 3.43 Variante B, M 1:1.000 chenba Breid e straß aße ptstr Hau 43 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen 3.13 Wiesdorf Süd: Entwicklungspotential Abb. 3.44 Wiesdorf-Süd: Peschstraße Wiesdorf-Süd bildet die Nahtstelle zwischen dem großflächigen Industriegebiet des Bayer-Werks und den Wohn- und Einkaufsbereichen der Leverkusener City. Aus der Gemengelage von Industrie, Gewerbe, Verkehr und Wohnen ergeben sich verschiedenste Nutzungskonflikte. Seit 1993 ist Wiesdorf-Süd förmliches Sanierungsgebiet mit dem Ziel einer Revitalisierung und Neuordnung des Übergangsbereiches. Im Süden, am Ludwig-Erhard-Platz, ist durch den städtebaulich gefassten Kreisverkehr ein repräsentativer, vom Verkehr entlasteter südlicher Stadteingang ausgebildet. Die Gestaltung der Peschstraße in Form einer »grünen Achse« mit drei Baumreihen, breitem Radweg und zukünftig schattigen Gehwegen vermittelt positiv zwischen den unterschiedlichen Maßstäben industriellgewerblicher und Wohn- bzw. Mischnutzung. Weitere Planungen sehen konsequent die bauliche Fassung dieses südlichen Randes vor. Am Endpunkt der Breidenbachstraße entsteht so ein kleiner Platz und betont diesen Nordeingang des Bayer-Werks. Das Prinzip städtebaulicher Verdichtung und Klärung der Raumverhältnisse sollte auch in der Fortsetzung nach Westen hin erfolgen. Dieser Südrand der städtischen Strukturen sollte ein eigenes Gesicht Wiesdorfs vermitteln. Auf dieses Potential für Dienstleistungen, Büros u. ä. wurde bereits unter dem Kapitel 3.10 Hauptstraße hingewiesen. 44 Die ehemalige Ganser Brauerei an der Friedrich Ebert-Straße beinhaltet ein weiteres Entwicklungspotential, in das ggf. die südlich angrenzenden Grundstücke mit den beiden ypsilonförmigen Wohnbauten einbezogen werden können. Die Maßstäblichkeit der Bebauung sollte hier eindeutig auf die gründerzeitlichen Strukturen Bezug nehmen. Großmaßstäbliche und großflächige Nutzungen sollten unbedingt auf die Ostseite der Friedrich-Ebertstraße beschränkt bleiben. Auch in den Nutzungen ist ein Zusammenhang mit den typisch innerstädtischen Mischungen inklusive Wohnen anzustreben, mit Praxen, Büros, Dienstleistungen, Geschäften, Gastronomie bis Hotel. Ein Thema, das über den Rahmen dieses Gutachtens hinausführt, soll jedoch zumindest angerissen werden. Bei stärkerer Öffnung des bisher abgeschlossenen und gesicherten Bayer-Werks würden sich vollkommen neue Rahmenbedingungen für die Stadtentwicklung bieten. Eine sukzessive Entwicklung zu einem städtischen Gewerbepark mit zahlreichen Verpflechtungen sollte deshalb vorausgesehen werden. Von der Stadt Leverkusen wurden bereits erste Schritte zur Entwicklung von Wiesdorf-Süd umgesetzt. ▪ Neuordnung der Nutzungsstruktur unter Berücksichtigung der Immissionsbelastungen ▪ Neuordnung der Parzellenzuschnitte über Tausch und freiwilligen Grunderwerb mit dem Ziel adäquater und vermarktbarer Block- und Grundstücksgrößen ▪ Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Neuordnung des Gebietes ▪ verschiedene Neuansiedlungen am Standort Leverkusen Ziele ▪ Fortsetzung des bereits begonnenen Entwicklungsprozesses ▪ bauliche Fassung dieses südlichen Randes zum Bayer-Werk [Ansiedlung von z.B. Dienstleistern, Büros und Zulieferbetrieben] Integration City Leverkusen-Wiesdorf 3.14 Stellplätze Kinopolis: Errichtung eines Parkhauses an der Dhünnstraße? Die eigentlich dem Kino zugeordneten Stellplätze befinden sich dezentral in WiesdorfSüd. Die Besucher des Kinopolis nutzten bisher in der Regel die städtische Tiefgarage unter dem Friedrich-Ebert-Platz. Mit dem Neubau eines ECE Einkaufscenter in Leverkusen-Wiesdorf entfällt diese Tiefgarage. Das Parken des ECE Einkaufscenters wird in den oberen Geschossen des Neubaus integriert. Es ist ein Handlungskonzept für die Stellplätze des Multiplexkinos mit Abrissbeginn der Tiefgarage notwendig. In diesem Zusammenhang ist zu klären, inwieweit die Errichtung eines Parkhauses mit ca. 250 Stellplätzen auf dem Kinopolis gegenüber liegenden Grundstück an der Dhünnstraße städtebaulich sinnvoll bzw. welche Rahmenbedingungen hierfür notwendig sind. Die Wöhlerstraße bildet bisher im Stadtgrundriss eine klare Trennung zwischen der kleinteiligen Bebauung der Kolonie und den Großstrukturen der Cities. Ein »Übergreifen« der Baustrukturen südlich der Wöhlerstraße auf die nördliche Seite trägt nicht zur Klärung des städtebaulichen Umfeldes bei, sondern kann lediglich rein funktionalen Aspekten geschuldet sein. Bereits heute ist das Wohnen in der Kolonie, besonders im Bereich der Wöhlerstraße und durch den Parksuchverkehr innerhalb des Quartiers beeinträchtigt. Abb. 3.45 Fußgängerüberweg Wöhlerstraße Abb. 3.46 Wohnhäuser in der Kolonie Ein Parkhaus für ca. 250 Stellplätze zieht, wie die rein funktional ausgerichtete Teststudie zeigt [Abb. 3.49], eine bauliche Dimension nach sich, die auf dem vorhandenen Grundstück nur schwer zu realisieren ist: Aus den Abstandsflächen an der Dhünnstraße [in der Teststudie wird von einer Höhe von 9 m und ebenfalls 9 m Abstand ausgegangen] und den Rahmenbedingungen der benachbarten Straßen Abb. 3.47 potentielles Grundstück für ein Parkhaus? 45 Von der Analyse und Bewertung zu atmosphärischen und räumlichen Zielen Abb. 3.48 Grundstück an der Dhünnstraße Abb. 3.49 Parkhaus-Teststudie, M 1:1000 ring opa Eur raße Dhünnst Bayer-Kolonie 46 ße stra hler Wö Teststudie: 3 Geschosse 228 Stellplätze Kinopolis Integration City Leverkusen-Wiesdorf Europaring und Wöhlerstraße ergibt sich ein dreieckiges Grundstück, das an seiner breitesten Stelle ca. 46 m lang ist. Neben der rein funktionalen Betrachtung der Größe, ist die Größe eines solchen Parkhauses an der Dhünnstraße nicht mit dem Maßstab der Architektur innerhalb der Kolonie zu vereinen. Der Knotenbereich der Wöhlerstraße ist bereits durch die bereits vorhandenen Verkehrsströme und die erwarteten Verkehrsströme des ECE Einkaufscenters belastet, so dass die Errichtung eines weiteren Parkhauses verkehrliche Probleme vermuten lässt, die im weiteren zu quantifizieren wären. Durch die Parkhausbesucher wäre eine zusätzliche Beeinträchtigung des Wohnens in verkehrlicher sowie schalltechnischer Hinsicht absehbar. Kinopolis bildet durch seine Lage im Stadtraum und die ausgeprägte Architektur einen signifikanten Blickpunkt vom Europaring und signalisiert den Eingang zur Innenstadt. Lediglich die Abschirmung zum Europaring, die durch eine mögliche Bebauung an der Dhünnstraße teilweise zu realisieren wäre, könnte als positiv angesehen werden. Diese ist jedoch nicht mit einer stark verkehrsträchtigen Nutzung eines Parkhauses und dessen Größe zu vereinen. Des Weiteren sind für eine mögliche abschirmende Bebauung hohe architektonische Anforderungen bezüglich des Baukörpers und der Ausbildung der Fassade zu berücksichtigen: Abb. 3.50 Kinopolis ▪ Baukörper als Solitär ▪ Bezug der Gebäudehöhe auf die des Glaskörpers von Kinopolis ▪ architektonisch hochwertige Gestaltung [Ausbildung Fassaden] ▪ Ausbildung eines Tores zur Innenstadt Ziele Eine rein funktionale Besetzung des Grundstücks und Gestaltung des Baukörpers wird dem Grundstück und seinem städtebaulichen Umfeld nicht gerecht. Es ist daher sinnvoll, eine Regelung zu treffen, die die Stellplätze für Kinopolis auf dem unmittelbar daneben gelegenen ECE-Parkdeck unter Berücksichtigung der schalltechnischen Rahmenbedingungen integriert. Ein repräsentativer und direkter Zugang zum Parkdeck wäre zwingend notwendig. Abb. 3.51Stadteingang Wöhlerstraße 47 4 Weitere Handlungsfelder: vom Stadtmarketing bis zur Präsentation der Einzelhändler 4.1 Stadtmarketing: Hochwertiges Konzept für die Innenstadt Zielaussagen oder Maßnahmenvorschläge zum Stadtmarketing gehören in der Regel nicht zu den Kerninhalten eines städtebaulichen Gutachtens. In den letzten Jahren sind die Überschneidungsbereiche von Stadtmarketing und städtebaulich-gestalterischer Entwicklung der Innenstadt jedoch größer, die Übergänge fließender geworden. Die Befragung der Bewohner und Einpendler aus dem Jahre 2000 zeigt das Image einer Sportstadt. Die befragten Bewohner sehen Leverkusen jedoch auch als Freizeit- und Kulturstadt. Hierin ist erkennbar, dass die Imagebildung des Stadtmarketings nach außen noch Potentiale aufweist. Ähnlich ist auch die Präsentation der Einkaufs- und Handelsstadt von Bedeutung. Diese sollte sich jedoch nicht einseitig auf ECE konzentrieren, sondern Leverkusen-Wiesdorf und seine Vielfalt insgesamt herausstellen. Denn Einkaufen ist in der heutigen Zeit nicht nur um des reinen Selbstzwecks interessant. Vielmehr wird vor allem in Verbindung mit größeren Einkäufen ein Gesamterlebnis aus Anregung, Ästhetik, Unterhaltung, Austausch und Begegnung aller Art gesucht. Themen wie Identität, Geschichte, Wohnen in der Stadt, Ankommen in der Stadt, Kultur, Verweildauer und Grüngestaltung spiegeln die Qualität der Innenstadt wider und sind somit ein wichtiger Bestandteil des Einkaufserlebnisses. Der städtische Raum muss sich durch seine Gestaltung und Ordnung als Bühne des öffentlichen Lebens qualifizieren. Das Thema Freizeit in den Innenstädten nimmt immer größeren Umfang ein. Es ist ein umfangreiches und hochwertiges Veranstaltungskonzept für die Innenstädte erforderlich. Es werden enorme Anstrengungen unternommen, um unsere Innenstädte weiter zu entwickeln und den Einzelhandel konkurrenzfähig zu machen. Es sind jedoch nicht nur die Maßnahmen von öffentlicher Hand, sondern auch die private Initiative wesentlich für den Erfolg. Durch Koordination der Abb. 4.1 / 4.2 Bürgerbrunch Braunschweig: 1.000 Tische in der Innenstadt 48 Integration City Leverkusen-Wiesdorf 4.2 Präsentation im öffentlichen Raum einzelnen Maßnahmen, Unterstützung und Beratung der Einzelhändler und Eigentümer kann der Erneuerungsprozess intensiviert werden. Kontinuierliche Werbung und Bewusstseinsbildung für ein Einkaufserlebnis in Leverkusen-Wiesdorf und die Präsentation in der Region müssen die erreichten Ziele und strukturellen Veränderungen nach außen sichtbar machen. Stadtmarketing ist daher eine wesentliche Aufgabe, die durchaus als eigenständige Gesellschaft zwischen Stadtverwaltung und Einzelhandel zu sehen ist. Selbst deutlich kleinere Städte organisieren inzwischen ihr Stadtmarketing durch eigenständige Gesellschaften mbH, meist in Zusammenarbeit mit der IHK und örtlichen Unternehmen. Dies erscheint auch für Leverkusen sinnvoll, um in der Konkurrenz der Städte und im Wettbewerb um Einwohner, Wirtschaftsunternehmen, Gewerbetreibende, Einzelhändler, Kunden und Besucher bestehen zu können. Nur so kann eine umfassende Entwicklungsstrategie umgesetzt und wirksam werden. Ziele ▪ Betonung der »weichen« Standortfaktoren ▪ Verbesserung des Freizeit- und Kulturangebotes ▪ Verbesserung der Einkaufsqualität in der City ▪ Senkung der Laden-Leerstandsquote ▪ Erreichen eines gesunden Branchenmixes ▪ Stärkung der vorhandenen Einzelhandelsstrukturen ▪ Förderung des Images und die Identifikation der Bürger Maßnahmen ▪ ganzjähriges Veranstaltungskonzept ▪ Organisation von Veranstaltungen ▪ Stadtwerbung [Unterstützung Einzelhandel, Faltblätter, Investoren, …] ▪ Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung [Unterstützung BID Prozess, …] ▪ einheitliche Darstellung nach außen [Internet, Informationsservice, …] ▪ Durchführung überregional bedeutsamen Veranstaltungen in der City Das gesamte Erscheinungsbild der Stadtmitte Wiesdorf prägt den Eindruck und die Atmosphäre. Eine positive Gestaltung und ein erkennbar gepflegter Zustand der Straßen und Plätze sind hierzu unverzichtbar. Die Ausstattung des öffentlichen Raums mit Leuchten, Bänken, Abfallbehältern, Pflanztrögen und sonstigem Grün ist kostenträchtig. Sie sind Teil des Stadtbilds und der Atmosphäre des jeweiligen Raums. Aber die teuerste Einrichtung wird zwecklos, wenn Vernachlässigung, Verschmutzung oder gar Zerstörung sichtbar sind. Sie werden als Kennzeichen des schlechten Zustands des Öffentlichen insgesamt wahrgenommen. Nicht zuletzt über dezidierte Pflege und Ästhetik qualifizieren sich die großen Einkaufszentren gegenüber den Innenstädten! Aus diesem Grund müssen alle Ausstattungen die Wertschätzung des öffentlichen Raums verdeutlichen. Neben einer deshalb »wertvollen«, aber gleichwohl robusten Gestaltung aller Teile ist es vor allem die kontinuierliche Pflege, die sich abbilden muss. Nicht ohne Grund sind Bepflanzungen mit Blumen auch so beliebt. Generell ist natürliches Grün immer auch Zeichen einer ständigen Erneuerung, vor allem, wenn die Pflege sichtbar ist. Kaum etwas ist so wirksam wie Hecken mit ihrem regelmäßigen Schnitt, während andere Gehölze im öffentlichen Raum als Gebüsch in der Regel unangenehm wirken. Die permanente Sauberkeit der Flächen, die sofortige Beseitigung von Graffiti, Zerstörungen und Verschmutzungen aller Art gehören zwingend zum Standard einer gepflegten Innenstadt. Die öffentliche Ausstattung und Gestaltung muss mit den privaten Aktivitäten abgestimmt sein, denn besonders Einzelhandel und Gastronomie aber auch andere Dienstleistungen bestimmen mit ihrer Art der Werbung und Außennutzung das Erscheinungsbild mit. Für ein positives Gesamtbild müssen sich die einzelnen in eine übergeordnete Qualität integrieren. Dies wird unter anderem sichtbar in der Warenpräsentation und Außenwerbung, bei Stühlen und Tischen, Blumenschmuck, Fassaden und Beleuchtung. 49 Weitere Handlungsfelder Qualitätssicherung durch Satzungen Sehr wirksame Mittel der Städte, die Gestaltung des öffentlichen Raums durch Private in geordnete Bahnen zu lenken, sind Sondernutzungssatzung und Werbesatzung. Die in Leverkusen vorhandene Verwaltungsrichtlinie für die Erteilung von Sondernutzungserlaubnissen für die Fußgängerzone aus dem Jahr 2001 verfügt in diesem Zusammenhang nur über wenige klare Regelungen und lässt viel Ermessensspielraum. Festsetzungen zu den zunehmend massiver werdenden Werbeanlagen und zu Sanktionen bei Nichteinhaltung fehlen vollständig. Zur Sicherung von Mindestqualitäten im öffentlichen Raum sollte daher eine neue Sondernutzungssatzung und eine Werbesatzung erarbeitet werden. Es sind prägnante und einfach nachvollziehbare Regelungen zu treffen, die den Händlern weiterhin große Handlungsspielräume ermöglichen. Die Satzungen müssen allerdings durch Kontrollen konsequent durchgesetzt werden. Im Rahmen der Satzungsaufstellung sollten die privaten Akteure in eine Gestaltungsdiskussion eingebunden werden. Wichtige Aspekte für die Entscheidungsfindung sind dabei: ▪ Chancengleichheit durch klarere Regeln ▪ von höherer Attraktivität des Standortes durch ein höheres Gestaltungsniveau profitieren [fast] alle ▪ Werbung soll den speziellen Charakter des Raumes und somit den Anspruch der städtischen Identität unterstützen ▪ Wegebeziehungen dürfen nicht eingeschränkt werden dies gilt besonders für die Bürgersteige Die Satzungen sollten beinhalten: ▪ Ausweitung des Geltungsbereichs über die Fußgängerzone hinaus: Hauptstraße östlich Adolfstraße, Nobelstraße südlich Wöhlerstraße und Dönhoffstraße östlich der Breidenbachstraße ▪ Gestaltungskanon für öffentliche und private Ausstattungselemente wie Möblierung, Beleuchtung und Müll z.B. gastronomische Möblierung qualitativ hochwertig gestalten, abgestimmte Farbgebung [Stühle nicht in Plastik, Schirme ohne Werbung] z.B. Erlaubnispflicht für Abgrenzungen durch Grünkübel 50 Abb. 4.3 Luminale 2006, Frankfurt ▪ Einschränkung der Warenauslagen z.B. in der Fußgängerzone vor den Läden maximal 1 Meter, außerhalb der Fußgängerzone max. 10% der Gehwegbreite bzw. 50 cm in den Gehweg hineinragend ▪ Beschränkung der maximal belegbaren Fläche für Waren im öffentlichen Raum z.B. maximal 2 qm ▪ Regelungen zu mobilen Verkaufsständen [Festlegung aus Richtlinie kann übernommen werden] ▪ Einschränkung der Zulässigkeit individueller, mobiler, von den Geschäften aufgestellter Fahrradständer z.B. nur in den Nebenbereichen [die Positionierung ist in Bezug auf Lauflinien, Rettungswege und Zonierungen zu überprüfen, im Gegenzug Anzahl der zentralen Fahrradstellplätze an den Eingängen der Fußgängerzone erhöhen bzw. zusätzliche Standorte schaffen] z.B. Einsatz von Fahrradständern aus verzinktem oder dunkelgrau gestrichenem Stahl, damit verbundene zurückhaltende Werbung ist möglich [leuchtend weiße oder farbige Lackierungen sollten vermieden werden] ▪ Beschränkung ständiger Werbeanlagen z.B. bis 30 cm in den Gehweg hinein, max. 0,8 m², maximal 5% der Gehwegbreite [bei Straßenräumen mit Bürgersteig besteht weniger Spielraum] ▪ Beschränkung temporärer Werbeanlagen z.B. max. 3 m Höhe, 10 cm in Gehweg hinein ▪ Einschränkung der Zulässigkeit von Werbeaufstellern z.B. nur für Betriebe, die nicht unmittelbar an der Straße liegen und über kein Schaufenster verfügen ▪ Festlegungen zu Sanktionen z.B. Geldbuße, Ersatzvornahme Ziel gepflegtes Erscheinungsbild und hochwertige Präsentation Maßnahme Ausarbeitung Satzung Integration City Leverkusen-Wiesdorf 4.3 Licht im öffentlichen Raum Künstliches Licht ist mit seiner Entwicklung vom Gaslicht bis zu Tageslicht ähnlichem Halogenlicht immer stärker zum Gestaltungsmittel und Verkaufsargument geworden. Die Warenpräsentation erreicht vor allem bei äußerer Dunkelheit eine sonst unerreichbare Brillanz und Fokussierung der Aufmerksamkeit. Während die allgemeine Beleuchtung in unseren Innenstädten in den letzten Jahrzehnten vorrangig durch technisch-funktionale Aspekte [Sicherheit im Verkehrsablauf und Sicherheit bei fehlender sozialer Kontrolle] bestimmt war, erwartet der Kunde und Besucher heute bühnenähnliche Inszenierungen der Räume. Während früher allenfalls einzelne, besondere Fassaden angestrahlt wurden, werden heute umfassende Lichtkonzepte für ganze Innenstädte entwickelt – teilweise mit Steuerungsmöglichkeiten für Farbe, Intensität und Schwerpunktsetzung. Die Mittel des Theaters werden zunehmend im öffentlichen Raum eingesetzt und verwandeln Straßen und Plätze in eine öffentliche Bühne. Dieses Thema kann für Leverkusen nicht ausgeblendet bleiben, wenngleich Überinszenierungen und kitschige Ausleuchtungen mancherorts bereits sichtbar werden und generell mit Ermüdungs- und Verbrauchserscheinungen gerechnet werden kann. Es wird also auch hier auf einen maßvollen und ortsbezogenen Einsatz der Mittel ankommen. Mit einer Ausweitung der Ladenöffnungszeiten in die Abend- und Nachtstunden hinein wird dieser Aspekt noch bedeutsamer. Folgende Kriterien sollten bei der Beleuchtung berücksichtigt werden: ▪ Generell sind der Charakter und die Atmosphäre der Stadträume zum Maß zu machen. Abb. 4.4 Kohlmarkt, Braunschweig ▪ Hierzu sind unbedingt das Eigenleben der unterschiedlichen Straßen und Plätze und dessen Lichtspuren im Raum erlebbar zu halten. Von innen erleuchtete Fenster machen das Leben in den Häusern sichtbar. Sie unterstützen das Gefühl einer lebendigen Stadt. Die Überstrahlung der Fassaden mit Scheinwerfern von außen unterdrückt diese Information und stört gleichzeitig die Privatheit und Wohnqualität im Inneren. ▪ Besondere Effekte wie farbiges Licht, Installationen im Raum, bewegtes oder dynamisches Licht sollten auf kurzzeitige Einzelinszenierungen beschränkt bleiben. Die Entwicklung abgestimmter Lichtkonzepte ist deshalb von großer Bedeutung. Es muss atmosphärisches, leitendes und funktionales Licht in Einklang bringen und die kommerzielle Beleuchtung in ein übergreifendes räumliches Erleben einbinden. Über das Licht können besser als am Tage Zusammenhänge und räumliche Führung signalisiert werden: z.B. vom Wiesdorfer Platz in die Hauptstraße. Zahlreiche Projekte zeigen, dass Lichtkonzepte im öffentlichen Raum in Kombination mit temporären Lichtevents [z.B. »Luminale« in Frankfurt am Main] Interesse bei den Bürgern weckt und Einkauf und Handel belebt. Licht ist in diesem Sinne als Teil des Stadtmarketings zu verstehen. Es ist jedoch nicht ein Rezept für jedes Problem. Wie auch bei anderer Ausstattung im öffentlichen Raum ist hier Maß und Form ausschlaggebend. Leverkusen bei Nacht Leverkusens Identität wird nachts deutlich durch das Licht des Bayer-Werks und dessen Logo geprägt. Das Erscheinungsbild der Stadt müsste ähnlich prägnant sichtbar werden. Die dramatische Kulisse der City mit ihren Wohnhochhäusern kann durchaus ein starker Beitrag mit Fernwirkung sein. Die Straßen und Plätze selbst benötigen eigene, differenzierte Lichtkonzepte mit eigenen Stimmungen. In jedem Fall können öffentliche Investitionen für die Umsetzung eines Lichtkonzepts nur sinnvoll sein, wenn auch für das Erscheinungsbild der Geschäfte und Gastronomie ein verbindlicher Rahmen vereinbart ist. Ziel: Lichtkonzept 51 5 Fazit Das neue ECE Center wird baulich und wirtschaftlich eine große eigene Stärke entwickeln. Konzeptionsbedingt ist dieses Center weitgehend unabhängig. Dies drückt sich in einer konsequenten Innenorientierung nach dem Prinzip der Einkaufsmall aus. Ein umfassendes Warenangebot und der unmittelbare Zusammenhang mit dem Parken in den Obergeschossen betonen den Anspruch der Autonomie. Dies darf jedoch nicht zu einer Rückseitenbildung und einer Abwertung der angrenzenden Räume führen. Die Fronten zur Wöhlerstraße und zum Multiplexkino »Kinopolis« müssen gleichwohl städtische Räume ausbilden und auch hier den Zusammenhang des Öffentlichen gewährleisten. Dies trifft in erhöhtem Maß auf den Raum zum Kino zu, der als städtischer Platz und als neue Adresse auszubilden ist. Deshalb sollte hier unbedingt auch der Haupteingang zur Stadtbibliothek angeordnet werden. Das städtische Standortgefüge wird durch den Neubau nicht grundsätzlich verändert, sondern lediglich der Schwerpunkt der bisherigen City A/B/C verstärkt. Insofern werden die städtischen Strukturen nicht in Frage gestellt, die Einkaufslagen nicht großräumig verschoben oder die Verkehrsströme generell neu geordnet. Dennoch erwächst der Innenstadt aus diesem neuen Center als Organisationsform einer modernen Marktstrategie eine starke Konkurrenz, die zu Verschiebungen führen wird, wenn die Stadtmitte Wiesdorf nicht mit einer eigenen Modernisierung und umfassenden Aufwertung reagiert. Der Schwerpunkt am Rande Wiesdorfs am Europaring findet derzeit keinen aktiven Gegenpol im Westen. Hier rücken die Potentiale und Stärken des »Grünen Bogens« in das Blickfeld, der jedoch am entscheidenden westlichen Ende der Hauptstraße mit einer eigenen Schwerpunktsetzung im Bereich Freizeit, Spiel, Unterhaltung u.ä. stark weiterentwickelt werden müsste. So muss sich die »Kraftübertragung« auf die vorhandenen räumlichen und baulichen 52 Strukturen stützen. Diese bieten jedoch nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten im System und in der Gestaltung des öffentlichen Raums. Die Morphologie Wiesdorfs, wesentlich bestimmt durch den harten Rahmen »Europaring, Bayer-Werk, Rhein und Autobahn« ist zwar im Stadtgrundriss übersichtlich, durch die Verdichtung der City-Bauten und Verkehrsführungen auf mehreren Niveaus jedoch äußerst komplex. Dies führt bereits in der Konzeption des ECE Centers zu Eingriffen in das Fußund Radwegenetz, das in wichtigen Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen in der Qualität deutlich eingeschränkt wird. Alternative Lösungen hierzu sind notwendigerweise aufwendig oder gar nicht vorhanden, da die Probleme komplex und mehrdimensional sind. Dies gilt auch für die Entwicklungsprobleme der City C und deren Lösungen. Die hier erkennbaren Strukturprobleme resultieren letztlich nicht aus dem Neubau des ECE Centers, sondern aus der veralteten inneren Organisation und Gestalt dieses Komplexes. Die neue Konkurrenz wird allerdings zu schnellem Handeln und grundlegendem Umbau zwingen. Strukturelle Schwächen sind auch im städtischen Umfeld auszumachen. Marktplatz und Dönhoffstraße haben in der Vergangenheit keine bedeutsame Rolle im Stadtgefüge übernommen, obwohl sie aufgrund ihrer Lage Potentiale aufweisen. Die traditionell seit den 70er Jahren bestehende Orientierung auf die »Cities« hat diesen Bereich von der Entwicklung ausgeblendet. Als direkte Verbindung zur neuen Rialto-Brücke und zum Bahnhof könnte dieser Bereich aufgewertet werden. Mit einer neuen Nutzung und Gestaltung des Markts würden Impulse für eine sukzessive Verbesserung geleistet. Wirklich eingebunden in das Netz wird diese Verbindung erst nach erfolgtem Umbau und Öffnung der City C. Hauptstraße und Breidenbachstraße bieten aufgrund ihrer traditionellen kleinteiligen Bau- und Nutzungsstruktur ein Integration City Leverkusen-Wiesdorf Gefüge, das sich insgesamt als stabil und gleichzeitig anpassungsfähig bewiesen hat. Ihre Stärke beziehen diese Strukturen nicht zuletzt aus ihrer Nahversorgungsfunktion und sind somit auf die Wohn- und Arbeitsplätze im Umfeld angewiesen. Flächenreserven südlich der Hauptstraße mit Randbildung zum Bayer-Werk müssen als Potential zur Stärkung dieser Funktion gesehen und genutzt werden. Die Gastronomie ist wichtiger Bestandteil dieser Nahversorgung in der Hauptstraße, sie ergänzt aber auch die City-Funktionen und wird Gäste anziehen. Ein entsprechendes Ambiente im öffentlichen Raum muss dazu gewährleistet sein. Hier können zusätzliche Plätze an der Hauptstraße zur Stärkung dieser Ost-West-Achse attraktiv ausgebildet werden. Der Anspruch an gezielte Bündelung aller Aktivitäten wird in Zukunft höher sein. Auch hier werden durch ECE eigene Maßstäbe gesetzt. Ein leistungsfähiges Stadtmarketing, Standortmarketing und Citymanagement muss die Stärken der Stadtmitte Wiesdorf jedoch insgesamt fokussieren und nach außen vermitteln. Der Impuls, der durch den Bau des ECE Centers geleistet wird, sollte durch eine konsequente Entwicklung Wiesdorfs insgesamt aufgegriffen werden. Potentiale nach Süden und Westen stehen zwar nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit der City-Funktion »Einkaufen«, würden bei einer entsprechenden Ausschöpfung jedoch eine wertvolle strukturelle Ergänzung bieten. Generell gilt es, den Blick offen zu halten für die grundsätzlichen Qualitäten der Stadt und Wiesdorf als Wohn- und Lebensstandort auszubauen. Eine lebendige Stadtmitte wird immer attraktiv bleiben. In gegenseitiger Ergänzung werden sich die traditionelle Stadt und das neue Center untereinander stärken. Die Initiative der privaten Akteure − Einzelhändler und Eigentümer − trägt entscheidend zum Gelingen einer positiven Entwicklung der Innenstadt bei. Ein konzertiertes Handeln zwischen öffentlichen und privaten Akteuren kann Einzelmaßnahmen in einen sinnvollen Zusammenhang stellen. Walter Ackers Prof. Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner SRL Abb. 5.1 Wiesdorfer Platz 53 6 Agenda 11 1 5 3 4 2 9 7 10 6 12 8 11 12 1 Übergeordnete Ziele Stadtgrundriss [s. Kap. 2.1] ▪ Gegensätze im Stadtgrundriss erhalten ▪ Gestaltung und Profilierung der Übergangsräume Integration übergeordnete Konzepte [s. Kap. 2.2] ▪ Integration der Einkaufs- und Handelsstadt in das übergeordnete Konzept der Freizeitachse Leverkusen ▪ Ausbildung eines Schwerpunktes am Rheinufer ▪ Differenzierung und Qualifizierung von Teilräumen, insbesondere der Einkaufs- und Handelsstadt ▪ Vernetzung ▪ Einbindung des Parks am Bayer-Erholungshaus Vernetzung [s. Kap. 2.3] ▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern: Stabiles, engmaschiges Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer ▪ alternative Wegeverbindungen für den Durchgangsverkehr [Radfahrer] ermöglichen ▪ Qualifizierung der alternativen Nord-SüdVerbindungen für den Zielverkehr ▪ Rialtoboulevard als leistungsfähige Wegebeziehung für Radfahrer sichern ▪ Durchlässigkeit der Nord-Süd-Passage maximieren ▪ zentrale Standorte für Fahrradabstellanlagen 54 Öffentlicher Raum [s. Kap. 2.4] ▪ Definition der Räume und deren Syntax ▪ Differenzierung von Teilräumen ▪ Qualifizierung aller öffentlichen Räume als hochwertige innerstädtische Räume für Fußgänger ▪ Raum für städtische Ereignisse außerhalb des Centers bieten: unterschiedliche Raumsituationen anbieten, neue Aufenthaltsqualitäten im Freiraum Wohnen [s. Kap. 2.5] Stärkung des Wohnens durch: ▪ Förderung neuer Wohnbauprojekte ▪ Förderung von Wohnen im Bestand ▪ Erhalt und Verbesserung des Wohnumfelds Einkauf und Handel [s. Kap. 2.6] ▪ Einbindung des ECE Einkaufscenters in die Stadt: Wegenetz, Raum ▪ Qualifizierung baulicher Schwerpunkte der City A und City C ▪ klare Raumbildungen: Plätze und Straßen als tragendes Gerüst ▪ Einbindung in ein System von lebendigen Wohn- und Geschäftsstraßen ▪ Stärken des engeren Einkaufsbereichs ▪ Wiesdorfer Platz und Dönhoffstraße als sich ergänzende Systeme ▪ Wiesdorfer Platz: Schwerpunkt Einkaufen, Gastronomie ▪ Dönhoffstraße: Kinderspiel, Ruhe, Erlebnis, Gastronomie ▪ Friedrich-Ebert-Platz und Marktplatz als räumliche Schwerpunkte Integration City Leverkusen-Wiesdorf 2 Räumlich-atmosphärische Ziele Wöhlerstraße (1) [s. Kap. 3.1] ▪ Klärung des Verhältnis von öffentlichem und privatem Raum ▪ Qualifizierung als öffentlicher Raum: Ränder, Grenzen, Raum ▪ Funktionsfähigkeit der Stadt sichern: Qualifizierung eines stabilen Netzes von Beziehungen für Fußgänger und Radfahrer ▪ Wöhlerstraße als Promenade mit Qualitäten für Fußgänger und Radfahrer Fußgängerzone Wiesdorfer Platz (2) [s. Kap. 3.2] ▪ Zusammenhang des öffentlichen Raumes: Oberflächen, Beleuchtung, Ausstattung ▪ flexible Gestaltung für Veranstaltungen ▪ Reduzierung von Einbauten ECE-Architektur (3) [s. Kap. 3.3] ▪ Bezug nach außen zur Stärkung des öffentlichen Raums Rathaus (4) [s. Kap. 3.4] ▪ Funktionstrennung zw. Rathaus und Center ▪ Abbildung in der Architektur Neuer Stadtplatz mit Kino und Bibliothek (5) [s. Kap. 3.5] ▪ Funktionstrennung zwischen Bibliothek und Center und Abbildung in der Architektur ▪ Präsenz der Stadtbibliothek im öff. Raum ▪ Raum zwischen Kinopolis und ECE Center als eigenen, öffentlichen Platz gestalten Marktplatz (6) [s. Kap. 3.6] ▪ Marktplatz zu einem räumlichen Schwerpunkt in der Innenstadt aufwerten ▪ flexible Nutzbarkeit des Platzes gewährleisten: Raum für städtische Ereignisse bieten ▪ Abwechslungsreichtum der Aktivitäten nach Tageszeiten und Jahreszeiten: Veranstaltungskonzept ▪ Entfaltung einer eigenen Atmosphäre durch eine neue Platzgestaltung ▪ Berücksichtigung des lokalen Maßstabs ▪ Verbesserung der Platzwände durch Verdichtung von Einzelhandel und Gastronomie ▪ Veranstaltungskonzept, z.B. Wochenmarkt wieder etablieren Umfeld Christuskirche (7) [s. Kap. 3.7] ▪ Zusammenhängendes System aus Gärten und Plätzen entwickeln / ausbauen City C (8) [s. Kap. 3.8] ▪ bauliche und funktionale Konzentration und Qualifizierung ▪ Klärung der Raumkanten des Vorplatz am Rialtoboulevard ▪ langfr. Profilierung des Nutzungskonzeptes Busterminal und Bahnhof (9) [s. Kap. 3.9] ▪ Empfangsraum für die Innenstadt gestalten Hauptstraße (10) [s. Kap. 3.10] ▪ vorhandenes Profil [Mischung, Schwerpunkt Gastronomie] stärken ▪ Erhalt der historischen Bausubstanz ▪ Erhalt der Verkehrsfunktion ▪ Erhöhung der räumlichen Vielfalt: von der Straße zum Raumgefüge ▪ Stärkung des Einzugsbereichs Breidenbachstraße / Nobelstraße (11) [s. Kap. 3.11] ▪ als wichtigste innere Nord-Süd-Achse gestalten Nobelstraße (12) [s. Kap. 3.12] ▪ Ausprägung als prägnanter Straßenplatz mit Verbindungsfunktion zum Park ▪ Gestaltungskonzept für den Übergang Fußgängerzone-Hauptstraße ▪ Strukturierung Parken ▪ atmosphärisches Konzept für den gesamten Raum Wiesdorf Süd (10) [s. Kap. 3.13] ▪ Fortsetzung des bereits begonnenen Entwicklungsprozesses ▪ bauliche Fassung dieses südlichen Randes zum Bayer-Werk [Ansiedlung von z.B. Dienstleistern, Büros und Zulieferbetrieben] Stellplätze Kinopolis [s. Kap. 3.14] ▪ Stellplätze für Kinopolis auf dem ECEParkdeck ▪ Berücksichtigung der schalltechnischen Rahmenbedingungen ▪ repräsentativer und direkter Zugang zum Parkdeck 3 Weitere Ziele Stadtmarketing, Standortmarketing [s. Kap. 4.1] ▪ Betonung der »weichen« Standortfaktoren ▪ Verbesserung des Freizeit- und Kulturangebotes ▪ Verbesserung der Einkaufsqualität in der City ▪ Senkung der Laden-Leerstandsquote ▪ Erreichen eines gesunden Branchenmixes ▪ Stärkung der vorhandenen Einzelhandelsstrukturen ▪ Förderung des Images und die Identifikation der Bürger Präsentation im öff. Raum [s. Kap. 4.2] ▪ gepflegtes Erscheinungsbild und hochwertige Präsentation [Satzung] ▪ Licht im öffentlichen Raum [s. Kap. 4.3] Lichtkonzept 55 Quellen »Städtebaubericht 2006, Bauten – Projekte – Visionen«, Stadt Leverkusen, Dezernat Planung und Bau, 2006 »Städtebauliche Wirkungsanalyse eines geplanten Einkaufscenters in Leverkusen – Stadtmitte Wiesdorf«, Junker und Kruse, August 2006 »Neukonzeption Stadtmitte Wiesdorf, Verkehrliche Bewertung zur Erschließung über den Knoten Dhünnstraße / Wöhlerstraße«, ISAPLAN Ingenieur GmbH, Juli 2006 »Neukonzeption Stadtmitte Wiesdorf, Verkehrliche Bewertung zur Erschließung über den Knoten Dhünnstraße / Wöhlerstraße, 1. Ergänzung«, ISAPLAN Ingenieur GmbH, Oktober 2006 »Fußgängerzählung und Verhaltensbeobachtung am Fußgängerüberweg Wöhlerstraße«, Stadt Leverkusen, Fachbereich Tiefbau, 2003 »Fußgängerzählung Ypsilonbrücke / Rialtoboulevard / Brückensteg am Forum«, VIA Planungsbüro, 2003 »Stadt Leverkusen, Rathausgalerie Leverkusen, Schalltechnische Untersuchung zur Bauvoranfrage«, FIRU mbH, November 2006 »Chronik des 20. Jahrhunderts, Leverkusen, Leichlingen, Burscheid 1900 -1999«, Leverkusener Anzeiger, Kölner Stadt-Anzeiger »100+1 Idee für die Innenstadt, Herausgeber: Ulrich Hatzfeld, Jens Imorde, Frauke Schnell, Stadtanalyse Verlag, 2006 »Neue Leverkusener Fahrradkarte«, Stadt Leverkusen, 3. Auflage 2003 »Forum Leverkusen«, ECE, Präsentation 14.11.2005 »Rathaus-Galerie Leverkusen«, ECE, Präsentation 18.10.2006 Stadt Leverkusen: www.leverkusen.de 56 Persönlicher Dank Es ist nicht das erste Mal, dass ich für die Stadt Leverkusen stadtplanerisch tätig sein durfte. 1973-1974 hatte der damalige Leiter des Planungsamtes Dr. Otto Flagge das Büro Prof. Martin Einsele in Gladbeck mit einer Planung für Leverkusen Wiesdorf beauftragt. Die Planungen für die zwanziggeschossigen Wohnanlagen anstelle der Kolonie waren meiner Erinnerung nach noch akut. Im Mittelpunkt stand die Frage nach einer etwas milderen Wohnverdichtung und einer schützenden Stadteinfassung gegen die Autobahn im Norden und den Europaring. Doch auch hierzu hätten große Teile der Kolonie beseitigt werden müssen – für uns damals bereits unvorstellbar. Wir als junge Mitarbeiter hatten intensiv über den Erhalt von Zechensiedlungen im Ruhrgebiet gearbeitet, die damals allerorts gefährdet waren. Ich denke, unsere damaligen Argumente und Überlegungen haben dazu beigetragen, dass der seelen- und maßstabslose Lindwurm Leverkusen damals nicht verschlungen hat. Es ist deshalb eine Freude, diese Kolonie nach über dreißig Jahren als wertvolles innerstädtisches Wohngebiet mit eigenem Charme gut erhalten vorzufinden. Hätten alle Neubaugebiete doch nur annähernd ähnliche Qualitäten. Deshalb ist es für mich eine besondere Herausforderung gewesen, ein weiteres Mal für Leverkusen Wiesdorf planerisch tätig sein zu dürfen – diesmal mit Schwerpunkt »Mitte«. Ich hoffe, dass die Antworten auf die Frage nach der Integration des neuen ECE Centers ebenfalls produktiv für die Entwicklung Leverkusens sein werden. Die Ergebnisse beruhen auf der engagierten Zusammenarbeit mit den Planern und Mitarbeitern der Stadt Leverkusen und auf der anregenden Beteiligung der örtlichen Vertreter an den Arbeitsgesprächen. Nur so konnte in der relativ kurzen Zeit die Tiefe der Aufgabe und die Komplexität der Stadt erschlossen werden. Für das Vertrauen bedanke ich mich. Walter Ackers