Ausgabe 01/2016 - Zahnärztekammer Niedersachsen

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Ausgabe 01/2016 - Zahnärztekammer Niedersachsen
H 46427
J A N U A R 2 0 16
1|16
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte
Das amtliche Mitteilungsblatt der Zahnärztekammer Niedersachsen
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IO N –
– IH R E R E D A K T
Aktivitäten unserer Studenten
Göttingen – Interdisziplinäres Symposium Zahnmedizin 2015 _S. 17
Hannover – Weihnachtscafé »Die Tribute von Zahnem« _S. 24
Dauerthema E-card und E-health
Bundestag will gläserne Patienten _S. 6
Die neue Ärzte-Gebührenordnung (GOÄ)
Montgomery zur Entwicklungsgeschichte _S. 9
63. Winterfortbildungskongress
der Zahnärztekammer Niedersachsen
vom 27. – 30. Januar 2016
Es sind
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frei!
Misserfolg – Nein, Danke!
Erfolgreiche Zahnmedizin durch
Vermeidung von Misserfolgen
EDITORIAL
Henner Bunke,
D.M.D./Univ. of
Florida
Präsident der
Zahnärztekammer
Niedersachsen
GOÄ Novellierung:
Chance oder Desaster?
D
as neue Jahr hat gerade erst begonnen,
da rücken erste Hiobsbotschaften in
den Vordergrund. Die GOÄ -Novellierung, fast so lange verzögert wie
unsere GOZ , steht vor dem Abschluss,
und die meisten ärztlichen Vertreter in der ärztlichen Selbstverwaltung sind noch weitgehend in
Unkenntnis über den genauen Inhalt der neuen
Bundesärzteordnung (BÄO), der von der Verhandlungskommission der Bundesärztekammer und
Privater Krankenversicherung (PKV) dem Bundesministerium für Gesundheit vorgelegt worden ist.
Einzelheiten, die zu uns Zahnärzten durchgedrungen sind, lassen nichts Gutes erwarten. Dass
der aktuelle Entwurf für die neue Gebührenordnung mit festen Einfachsätzen und wenig Spielraum für Steigerungen eine deutliche Handschrift
der PKV-Verhandler offenbart, lässt leider eine
Konvergenz der Gebührenordnungen von PKV
und GKV erkennen und entspricht sicherlich nicht
den Bedürfnissen der niedergelassenen Ärzte und
schon gar nicht denen von uns Zahnärzten.
Ob ein außerordentlicher Bundesärztetag, Ende Januar, noch etwas ausrichten kann, ist sehr
wünschenswert, erscheint aber fraglich vor dem
Hintergrund, dass die meisten Ärzte nicht mehr in
einer Praxis selbstständig tätig sind. Auch für uns
Zahnärzte wäre eine in der jetzt diskutierten Form
verordnete BÄO langfristig eine sehr große Bürde
bei der notwendigen Weiterentwicklung der GOZ .
Wir Zahnärzte waren mit der GOZ 2012 alles andere als glücklich, verweigerte man uns doch den
berechtigten Inflationsausgleich einer modernen
Honorarordnung mit einer angemessenen Dynamisierung. Gleichwohl können wir derzeit mit der
GOZ 2012 – noch – leben.
Bleibt zu hoffen, dass das die Ärzteschaft in ein
bis zwei Jahren auch noch sagen kann.
Ihnen und Ihren Praxisteams alles Gute im neuen Jahr!
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
1
ZKN MITTEILUNGEN
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen
Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der Zahnärztekammer
Niedersachsen (ZKN)
INHALT
HER AUSGEBER
Zahnärztekammer Niedersachsen (K.d.ö.R.)
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover
Postfach 81 06 61, 30506 Hannover
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REDAK TIONSBÜRO
Zahnärztekammer Niedersachsen
Redaktion »ZKN MIT TEILUNGEN«
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E-mail: keigner@zkn.de
Bundestag will gläserne Patienten ... 6
• »So kann es nicht weitergehen« 6
• Widerspruch ............................... 8
• Gesundheitsdaten wertvoller
für Hacker als Kreditkarten-Informationen ....................................... 8
»Das parlamentarische Fenster
schließt sich« ................................. 9
• Kommentar .............................. 10
• GOÄ -Diskussion nicht unterdrücken! ...................................... 10
• GOÄ - Stand der Dinge .............. 11
Kritik an gesundheitspolitischem
Aktionismus ................................ 12
Dr. Karl-Hermann Karstens (KHK)
Burgberg 3A, 27283 Verden
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Mitteilung des Altersversorgungswerkes ................... 25
Seit über 30 jahren Weihnachtscafé der Zahnklinik der MHH
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auf Seite 24
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Zahnärztekammer Niedersachsen
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«
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2 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Untersuchungen, Beratungen ......... 13
Zahnärztliche Versorgung im
Pflegeheim ................................. 14
VerZahnt ........................................... 15
Interdisziplinäres Symposium ......... 17
Sprache Sprache Sprache ................ 18
Berufswunsch: Zahnarzt –
Feinmotorik im Selbsttest .......... 19
Zuspruch von höherer
Warte .......................................... 20
Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung der Zahnärztlichen Behindertenhilfe in
Niedersachsen 2015 ................... 20
Der Praxismietvertrag .................... 22
BZÄK Klartext .................................. 23
Die Tribute von Zahnem .................. 24
Praxisbegehungen –
Aufruf zur Mithilfe ....................... 47
GESUNDHEITSPOLITIK
MITGLIEDER
Dr. Eckhard Jung (EJ)
Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel
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BE ZUGSBEDINGUNGEN
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abgegolten. Nichtmitglieder der Körperschaften erhalten
das Jahresabonnement zu 60,00 €, Einzelheft 5,00 € EUR,
inklusive Versandkosten Deutschland.
BERUFSSTÄNDISCHES
Henner Bunke, Doctor of Dental
Medicine / Univ. of Florida:
GOÄ Novellierung:
Chance oder Desaster? ................... 1
KURZ & BÜNDIG ........................ 4
REDAK TIONSLEITUNG
Chefredakteur: Dr. Julius Beischer (JB),
Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel
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REDAK TIONSHINWEISE
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Beiträgen das Recht auf Kürzungen vor. – Das Editorial wird
von den Autoren in Eigenverantwortung verfasst und unterliegt nicht der presserechtlichen Verantwortung der Redaktion.
EDITORIAL
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WISSENSCHAFT
Neue Kurse zur Hygieneweiterbildung ............................ 46
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31
Glücklicherweise ist ein
Praxisnachfolger gefunden.
Aber wie gestaltet sich
ein Betriebsübergang rechtlich
korrekt? Der Geschäftsführer
der ZKN, Michael Behring, gibt
darauf eine Antwort
auf Seite 50
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DIES & DAS ................................ 36
PRESSE UND MEDIEN
Registrierungsstraße für
Flüchtlinge .................................
»Es wird ausgesessen« ...................
Großer Sieg gegen Masern .............
Internetsucht soll als Krankheit
anerkannt werden .....................
»Gesinnungsfreiheit« .....................
Niedergelassene gegen
»Portalpraxen« ..........................
Barmer verlangt faire Preise
für innovative Arzneimittel .......
Kassenpost ......................................
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TERMINE · FORTBILDUNG
Kieferorthopädische Vortragsreihe 2015/2016 ......................... 42
Terminkalender .............................. 43
Deutscher Ärztinnenbund e.V. ........ 43
Terminankündigung:
48. Zahnärzte-Winterkongress
vom 28. Februar bis 4. März
2016 ............................................ 43
ZAN -Seminarprogramm ................. 44
Termine in den Bezirksstellen ........ 45
Nachlese Hands-On-Kurs: Milchzahnkronen und Endodontie ..... 46
Bitte überreichen
Sie das ZKNspecial
an Ihr zahnärztliches
Fachpersonal!
Special
Die Beilage für das zahnärztliche
Fachpersonal
Ali soll wieder lachen ................... 2
Ständige Erreichbarkeit führt
zu Schlafstörungen .................... 2
ZAN Seminarprogramm ............... 3
Auslandspraktikum ...................... 4
Männer trinken lieber als Frauen . 5
Blutwerte sind eine wichtige,
aber nicht die einzige Entscheidungshilfe .......................... 6
Mit gesunden Snacks und Gewürzen gegen Depressionen /
Griff zur Pille überflüssig ............ 6
Kaltanrufe: Die miesen Tricks
der Betrüger ................................ 7
Schon gewusst? ............................ 8
FOTO: PRODENTE E.V. / J. P. KIER ZKOWSKI
Bald Impfung über die Lunge? ........
Modellprojekt in Schulen
gestartet .....................................
Eine emotionale Begegnung ..........
Ältester Hinweis auf eine Kariesbehandlung aus dem Jungpaläolithikum ............................
Alzheimer-Impfung könnte in
10 bis 15 Jahren kommen ...........
Lungentumoren »besänftigen«
Immunsystem mit Schwangerschaftsprotein ............................
Schlechtes Zeugnis ..........................
Erneut ein Plädoyer für
»Hirnschutz« durch gesunde
Ernährung ...................................
Sanftere Tumordiagnose ................
Kohlenhydratarme Kost für
Krebskranke ...............................
Gene entscheiden mit über
Gaumenspalte ............................
PERSONALIA
Herzliche Glückwünsche
zum Geburtstag ........................... 47
KIEFERORTHOPÄDIE
Viel »Zukunft« beim Deutschen
Zahnärztetag .............................. 48
ZKN AMTLICH
Von Risiken und Nebenwirkungen ..................................
Praxisverkauf gleich Betriebsübergang ....................................
Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Zahnmedizinische Fachangestellte .................................
Zwischenprüfung im Ausbildungsberuf Zahnmedizinische Fachangestellte .................................
Jahrbuch 2015: Zahl der Kooperationen zwischen Zahnärzten
und Pflegeeinrichtungen
nimmt weiter zu .........................
Beitragszahlung I. Quartal 2016 ....
Ungültigkeit von Zahnarztausweisen ..................................
Telefon- und E-Mail-Verzeichnis
der Zahnärztekammer Niedersachsen .......................................
Wir trauern um unsere Kollegen ....
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KLEINANZEIGEN ..................... 56
IMPRESSUM ................................. 2
Der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus
chlorfrei gebleichtem Zellstoff.
Titelgestaltung: Claus F. Weidmüller
Titelfoto: Dr. Jens Riegelmann
Redaktionsschluss ist jeweils
der 10. des Vormonats.
Verspätet eingegangene Manuskripte können
nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:
Zahnärztekammer Niedersachsen
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ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
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KURZ & BÜNDIG
Jeder dritte Grieche zahlt
Schmiergeld bei Krankenhausbesuch
S
chmiergeldzahlungen sind im griechischen Gesundheitswesen weiter gang und gäbe. In staatlichen
Krankenhäusern entrichtet im Schnitt
jeder dritte Grieche das berühmt-berüchtigte »Fakelaki«, das sinnbildlich
für einen Umschlag mit Geld steht. Das
bestätigte der Chef der griechischen
Anti-Korruptionsbehörde, Leandros Rakintzis, am 12.12.2015 bei der Präsentation einer entsprechenden Studie, wie
die Athener Tageszeitung »Kathimerini« berichtete.
»Ich gehe davon aus, dass die Ärzteschaft dreigeteilt ist«, sagte Rakintzis. »Ein Drittel der Ärzte verlangt aktiv Schmiergeld, ein Drittel nimmt, was
der Patient von sich aus gibt, und ein
Drittel ist immun gegen Bestechung.«
Befragt wurden im Rahmen der Studie
2741 Menschen. Sie gaben an, für mehr
als die Hälfte des Geldes, das sie für die
Behandlung zahlten, keine Quittung erhalten zu haben.
Die Höhe der Bestechungsgelder variiert der Studie zufolge von 200 Euro
für kleine Eingriffe bis zu 5000 Euro
bei großen Operationen. Zu Anzeigen
seitens der Bürger komme es nach wie
vor selten, berichtet die »Kathimerini«.
In den vergangenen acht Jahren waren
es weniger als 500 Anzeigen, und diese
meist auch nur dann, wenn der Eingriff
zu Komplikationen oder zum Tod des
Patienten geführt hatte.
_ FACHAR Z T.DE, 12.12.205
SAP will elektronische
Patientenakte stärker
anzapfen
D
er Softwarehersteller SAP plant
offenbar, Daten aus der medizinischen Forschung und aus elektronischen Patientenakten stärker als
bisher zu nutzen. Eine neue Software
soll das ermöglichen, die Rede ist von
»Lösungen für personalisierte Medizin«.
Möglich werde dies, weil massive Mengen an Daten zusammenge4 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
führt würden. Das habe – einem Bericht des Branchendienstes »Heise«
zufolge – der Produktvorstand Bernd
Leukert während einer Präsentation
in Frankfurt erklärt. Demnach sollen
Unternehmen aus der Pharma- und
Gesundheitsbranche mit der neuen
Software die Entwicklung von Medikamenten beschleunigen können. »Mit
dem SAP Medical Research Insights genannten System (...) sollen klinische Forscher Patienten unter anderem nach
vielfältigen Attributen filtern und
gruppieren, Kandidaten für klinische
Studien nach ausgewählten Kriterien identifizieren, Überlebenszeitanalysen nach dem Kaplan-Meier-Verfahren durchführen und aus Echtzeitdaten
Schätzungen zum weiteren Krankheitsbeziehungsweise Heilungsverlauf erstellen und grafisch veranschaulichen
können«, heißt es in dem Bericht.
_ Z AEND.DE, 10.12.2015
Urteil: Kasse muss
eGk-Foto löschen
E
ine Krankenkasse ist dazu verpflichtet, das Foto der Versicherten nach der Erfassung zu löschen.
Das entschied das Sozialgericht Mainz
in der vergangenen Woche. Der Kläger
berief sich auf den Datenschutz und
das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die Kasse argumentierte, dass sie bei Verlust oder Zerstörung
der Karte gleich auf das Foto zugreifen
und eine neue Karte ausstellen könne. Das Gericht legte fest, dass die Kasse bei einer neuen Ausstellung wieder
die Zustimmung des Betroffenen ein-
47
holen müsse. Das Urteil bezieht sich
jedoch auf diesen Einzelfall. Aus Sicht
des Anwalts des Klägers sei es möglich,
dass Versicherte künftig im Formular
ankreuzen müssen, ob ihr Foto dauerhaft gespeichert werden darf.
_ F VDZ AK TUELL, 8.12.2015
Zugang zu Haus- und
Fachärzten in Deutschland
sehr gut
D
er Zugang zur ambulanten ärztlichen Versorgung ist in Deutschland deutlich weniger reglementiert als in anderen Gesundheitssystemen. Zugleich sind die Kosten moderat.
Das zeigt ein Ländervergleich des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP)
von Deutschland, der Schweiz und den
Niederlanden.
Die Versicherten in Deutschland
profitierten von einer vergleichsweise
hohen Arztdichte, der freien Arztwahl
und der Möglichkeit des direkten Zugangs zum Facharzt, betont das WIP.
In den Nachbarländern sei der Zugang
zu ärztlichen Leistungen hingegen eingeschränkt. In den Niederlanden etwa
entscheide der Hausarzt als »Gatekeeper« über den Zugang zur fachärztlichen Versorgung. In den Arztpraxen
selbst erfolge die erste Beratung und
Behandlung oftmals durch nicht-ärztliche Praxisassistenten und nicht durch
den Arzt selbst.
In der Schweiz stelle der relativ hohe
Selbstbehalt eine Zugangshürde dar.
»Beim raschen Zugang zur hausärztlichen Versorgung belegt Deutschland
den Spitzenplatz vor den Niederlanden
Zahl des Monats
Millionen Röntgen-Aufnahmen werden in deutschen
Zahnarztpraxen pro Jahr gemacht; ein Drittel aller RöntgenAufnahmen. Dabei beträgt die kollektive Jahresdosis je
Einwohner – mit nur 1,7 mSV – weniger als die natürliche Strahlenbelastung von 2 – 3 mSV
_ KHK
und der Schweiz«, folgert das Institut.
Die Ausgaben für ambulante ärztliche Leistungen lägen trotz des sehr guten
Zugangs zur Gesundheitsversorgung in
Deutschland mit durchschnittlich 569
Euro pro Kopf unter dem Schweizer
Wert. In den Niederlanden seien die ambulanten Ausgaben zwar etwas niedriger, allerdings werde dort die fachärztliche Versorgung dem stationären Bereich zugerechnet. Die gesamten niederländischen Gesundheitsausgaben
seien dagegen höher.
»Die im Ländervergleich moderaten Kosten in Deutschland sind umso
bemerkenswerter, als der Altersschnitt
der deutschen Bevölkerung vier Jahre
über dem der Schweizer und der Niederländer liegt und deshalb der Bedarf an
Gesundheitsleistungen entsprechend
höher ist«, heißt es weiter.
Weitere Informationen:
WIP-Diskussionspapier »Die ambulan-
te ärztliche Versorgung in Deutschland,
den Niederlanden und der Schweiz«
_ FACHAR Z T.DE, 8.12.2015
Jeder Kontowechsel wird
sich über die Schufa negativ
auf Ihre Finanzierungskosten auswirken
D
er Banksektor steckt in einer tiefen Krise, wie die Beispiele Commerzbank und Deutsche Bank
zeigen. Auf der Jagd nach Kunden werden mittlerweile sogar Prämien für die
Eröffnung neuer Bankkonten ausgelobt. Fühlen Sie oder auch der jüngere Nachwuchs sich hiervon angesprochen, bedenken Sie indes: Häufige Kontowechsel werden von der Schufa bei
Anträgen auf Unternehmenskredite
negativ bewertet. Da die Schufa-Bewertung die gesamte Risikoeinschätzung beeinflusst, würden Sie bares
Geld verlieren. Denn je schlechter das
Schufa-Scoring ausfällt, desto teurere
Zinkonditionen bietet Ihnen die Bank
an. Eine stabile alte Bankbeziehung ist
daher langfristig oft die bessere Option, vor allem für Selbstständige.
_ MEDITA X A , NOVEMBER 2015
Jeder zweite Selbstständige
in Vollzeit mit überlanger
Arbeitszeit
Neuer Bericht zur Qualität
der Arbeit erschienen
Im Jahr 2014 gaben in Deutschland über
die Hälfte der vollzeittätigen Selbstständigen (53,0 %) an, gewöhnlich über
48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Dies
gilt nach internationaler Konvention
als überlange Arbeitszeit. Unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
in Vollzeit betrug dieser Anteil lediglich 7,0 %, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich der Veröffentlichung des Indikatorenberichts »Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was
sonst noch zählt« mitteilte.
Insbesondere Führungskräfte waren
häufiger von überlanger Arbeitszeit betroffen: 37,6 % der Vollzeiterwerbstätigen in Führungsposition arbeiteten
gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro
Woche. Dies ist jedoch zum Teil auch
auf den überdurchschnittlich hohen
Anteil Selbstständiger unter den Führungskräften (50,7 %) zurückzuführen.
Während 63,9 % der selbstständigen
Führungskräfte in Vollzeit Arbeitszeiten von mehr als 48 Stunden pro Woche aufwiesen, berichtete nur gut jeder
vierte abhängig Beschäftigte in Führungsposition (26,4 %) von überlanger
Arbeitszeit. _ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
Beschlagnahme von
Immobilien muss tabu
bleiben – Forderung ist
Resultat verfehlter Flüchtlingspolitik des Landes
D
er justizpolitische Sprecher der
FDP-Fraktion, Marco Genthe, fordert das Land auf, keine Beschlagnahme von Gewerbeimmobilien zu ermöglichen. Der Niedersächsische Landkreistag (NLT) hatte eine solche Regelung
vom Land erbeten, um die Flüchtlingsunterbringung zu erleichtern.
»Diese Forderung ist aber letztlich
nur das Resultat der verfehlten Flüchtlingspolitik des Landes. Die Kommunen
werden vom Land alleine gelassen und
stehen inzwischen so mit dem Rücken
zur Wand, dass sie selbst das im Grundgesetz geschützte Recht auf Eigentum
in Frage stellen«, sagt Genthe.
»Mit solchen Zwangsmaßnahmen
hingegen riskieren wir nur eine negative Stimmung gegenüber Flüchtlingen«, sagt Genthe. Zudem sei die Beschlagnahme von leerstehenden Gewerbeimmobilien der Türöffner für
weitere Maßnahmen dieser Art. Genthe: »Wir brauchen vernünftige Lösungen und keine Schnellschüsse, die das
Klima vergiften.«
Hintergrund: Der Niedersächsische
Landkreistag (NLT) hat das Land aufgefordert, eine Möglichkeit zu schaffen,
dass leerstehende Gewerbeimmobilien
beschlagnahmt werden können. Laut
Innenministerium findet ein Gespräch
mit den Kommunen statt.
_ PRE SSEINFORMATION DER FDP FR AK TION
IM NIEDER S ÄCHSISCHEN L ANDTAG, 4.12.2015
Energiewende
im gemächlichen Tempo
A
uch Deutschland wird noch
für viele Jahre auf fossile Energierohstoffe angewiesen sein.
Mit einem Anteil von derzeit rund 80
Prozent leisteten Erdöl, Erdgas, Steinund Braunkohle nach wie vor den mit
Abstand größten Beitrag zur Deckung
des deutschen Primärenergieverbrauchs. Das ist das Ergebnis der jetzt
vorgelegten »Energiestudie 2015 – Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit
von Energierohstoffen« der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). »Von grundlegender Bedeutung für den global nur langfristig
umsetzbaren Übergang in ein kohlenstoffarmes Energiesystem ist es, dass
fossile Energieträger auch künftig in
dem Maße bereitgestellt werden können, wie sie tatsächlich noch benötigt
werden«, betonte BGR -Energierohstoffexperte Dr. Harald Andruleit am
8.12.2015 in Hannover. Die Kernenergie
verliere in Deutschland zunehmend an
Bedeutung, bleibe aber aus globaler
Sicht weiterhin ein wichtiger Energieträger.
_ RUNDBLICK, 9.12.2015
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
5
FOTO: ZERBOR / FOTOLIA .DE
GESUNDHEITSPOLITIK
»Im Jahr 3 nach Edward Snowden ist das eGK-Projekt nicht mehr
zeitgemäß«, kritisiert Kai-Uwe Steffens, Sprecher des Arbeitskreises
Vorratsdatenspeicherung. »Bundes-
»So kann es nicht
weitergehen«
Hausärzte-Sprecher Weigeldt
für E-Health-Gesetz
FOTO: PRIVAT
AKTION »STOPPT DIE E-CARD«: GESAMTPROJEKT UNSICHER,
TEUER UND GEFÄHRLICH
Bundestag will gläserne Patienten
M
it den Stimmen der
schwarz-roten Ko alition hat der Deutsche Bundestag das
sogenannte E-HealthGesetz durchgewinkt. Jahrelange sachliche Kritik an dem Überwachungsprojekt wurde ausgeblendet. »Das
Pleitenprojekt elektronische Gesundheitskarte (eGK oder e-Card) hat in
den mittlerweile zehn Jahren Planung
schon Milliarden Euro verschlungen,
aber bisher keinen Nutzen für die Gesellschaft erbracht«, sagte Dr. Silke Lüder, Sprecherin der Aktion »Stoppt die
e-Card, am Freitag in Hamburg. »Im Gegenteil: Das Gesamtprojekt ist unsicher,
teuer und gefährlich. Das scheint unsere Bundestagsabgeordneten aber nicht
zu tangieren. Es wurden schon Unsummen ausgegeben und weitere werden
folgen.« Denn alle Chipkarten für die
Versicherten müssten bis 2017 für etwa
350 Millionen Euro erneuert werden.
Zudem müssten entgegen aller Ver-
6 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
sprechungen die Kartenlesegeräte in
den Arztpraxen ausgetauscht werden,
da die Sicherheit der Datenweiterleitung nicht gegeben sei.
Die Bundeskanzlerin hat
kürzlich Daten als Rohstoffe des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Es kann
doch aber bei den
Patientendaten nicht
um einen Claim gehen,
für den die Regierung
großzügig Schürfrechte
an alle möglichen Lobbyisten vergibt.
D
er Deutsche
Haus är z t e verband
fordert ein höheres Tempo bei der
Digitalisierung
des Gesundheitswesens. »Es kann
nicht sein, dass einzelne Akteure weiUwe Weigeldt
terhin ihr eigenes
Süppchen kochen und insgeheim auf
ein Scheitern des Projekts hoffen«, so
Verbandschef Weigeldt.
»Die Digitalisierung des Gesundheitswesens bietet immense Chancen um die Versorgung zu verbessern,
bisher profitieren die Patienten aber
kaum davon. Unsere europäischen
Nachbarn sind da deutlich weiter«,
kritisierte der Bundesvorsitzende des
Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich
Weigeldt, am 3.12.2015 in Berlin.
Die Akteure der Selbstverwaltung
sind seiner Ansicht nach nicht in der Lage, sich zu einigen und verfolgen stattdessen Einzelinteressen. »Die ›never
ending story‹ um die elektronische
Gesundheitskarte hat mehr als deutlich
gemacht, dass es so nicht weitergehen
kann.« Daher begrüße man es, dass die
Politik jetzt mit dem E-Health-Gesetz
mehr Druck mache.
Weigeldt forderte, dass die Gematik endlich die Grundstrukturen der
Telematikinfrastruktur festlegen müsse. »Es muss jetzt endlich einmal die
Schienenbreite festgelegt werden, auf
der sich dann die Anwendungen bewegen sollen.
_ FACHAR Z T.DE, 3.12.2015
kanzlerin Angela Merkel hat kürzlich
Daten als Rohstoffe des 21. Jahrhunderts
bezeichnet. Es kann doch aber bei den
Patientendaten nicht um einen Claim
gehen, für den die Regierung großzügig
Schürfrechte an alle möglichen Lobbyisten vergibt.« Mit dem E-Health-Gesetz
werde klar, dass es einigen Akteuren in
erster Linie darum gehe, in einer zentralisierten Totalvernetzung eine elektronische Patientenakte für alle Bürger
durchzusetzen, deren datenschutzkonforme Verwaltung die meisten Versicherten überfordern würde.
Dr. Manfred Lotze, Vertreter der
Ärzteorganisation IPPNW im Bündnis
»Stoppt die e-Card«, ergänzt: »Pharmaindustrie, Biotechnologiefirmen und
weitere Gesundheitskonzerne scharren
schon mit den Füßen, um die Krankheitsdaten für ihre Zwecke mit Big-Data-Algorithmen profitbringend auswerten zu können.« Die öffentliche Anhörung im Gesundheitsausschuss des
Bundestags am 4. November 2015 habe augenscheinlich nur dazu geführt,
dass das E-Health-Gesetz hinsichtlich
der Einflussnahme der Industrie weiter
gelockert und der Druck auf Patienten
und Ärzteschaft verschärft wurde. »Die
Lobbyisten haben sich auf breiter Front
durchgesetzt«, konstatiert Lotze.
Die Bündnis-Patientenvertreterin
Gabi Thiess kritisiert, dass das Gesetz
aus dem Haus von Minister Gröhe ein
reines Zwangsgesetz sei, mit dem Patienten und Ärzte mithilfe von Sanktionen gezwungen werden sollen, das
Schnüffelprojekt durchzusetzen. »Ich
als gesetzlich Versicherte erwarte, dass
mein Arzt sich nicht mit elektronischen
Akten über mich beschäftigt, sondern
die ärztliche Schweigepflicht schützt,
mir zuhört und seine Aufmerksamkeit
auf mich als Mensch richtet.« Dies werde durch das Gesetz zur »elektronischen
Gesundheit« künftig aber erschwert
und nicht gefördert. Auf kritische Patienten könne nun noch mehr Druck
ausgeübt werden, die Schnüffelkarte
zu benutzen, und die Krankenkassen
könnten künftig die Ausstellung einer
Ersatzversichertenbescheinigung auf
Papier verweigern und Versicherte finanziell bestrafen. »Das Gesetz hilft nur
den Lobbyisten von Kassen, IT-Firmen
und Gesundheitswirtschaft,« so Thiess.
Auch die Gerichte sehen den Da-
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
7
tenspeicherwahn der Krankenkassen
kritisch: In einem Urteil vom Dienstag dieser Woche hat das Sozialgericht
Mainz einer Kasse untersagt, das Foto
des Versicherten bei einem externen
Dienstleister auf Dauer speichern zu
lassen (Az. S14 KR 477/15). »Jeder Versicherte kann bei seiner Kasse auf Antrag
und mit Bezug auf dieses Urteil selbst
für seine informationelle Selbstbestimmung eintreten«, erläutert Patientenvertreterin Thiess. »Der Datensammelwut der Kassen über die Köpfe von uns
Patienten hinweg muss ein Riegel vorgeschoben werden.«
Widerspruch!
W
FOTO: ZKN-ARCHIV
eigeldt
begrüßt
Gröhes
Zwangsgesetz und
entpuppt sich als
neuer Lobbyist der
E-Health Gemeinde.
Und tritt damit
den Mitgliedern
seines Vereins mit
Dr. Silke Lüder
Macht ins Kreuz, die
in ihrer großen Mehrheit das katastrophale e-Card Projekt ablehnen und weder sich selbst noch ihre Patienten gläsern machen wollen. Zumal viele Planungen wie Medikationsplan und Notfalldatensätze sich in erster Linie sogar
gegen die Hausärzte richten, die die
Absurditäten der Politik in ihrer Sprechstunde zeitraubend umsetzen sollen.
Könnte die Begeisterung von HÄV
Weigeldt vielleicht daran liegen, dass
in den Änderungsanträgen zum eGK
Projekt, die im Bundestag beschlossen wurden, steht, dass da ein Vertreter des HÄV Mitglied im BEIRAT der Gematik werden soll?
Da muss man sich natürlich schon
mal im Vorwege als Super-Lobbyist
präsentieren?
_ DR. SILKE LÜDER
Z AEND.DE, 4.12.2015
8 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Über die Aktion
»Stoppt die e-Card«
»Stoppt die e-Card« ist ein breites
Bündnis von 54 Bürgerrechtsorganisationen, Datenschützern, Patientenund Ärzteverbänden. Unter anderem
gehören dazu: Arbeitskreis Vor ratsdatenspeicherung, Digitalcourage,
Chaos Computer Club, IPPNW, Freie Ärz-
teschaft e. V., NAV-Virchowbund, Deutsche AIDS -Hilfe. Das Bündnis lehnt die
eGK ab und fordert, das milliardenschwere Projekt einzustampfen. Sprecher der Aktion »Stoppt die e-Card« sind
Dr. Silke Lüder, Gabi Thiess, Dr. Manfred
Lotze und Kai-Uwe Steffens.
_ PRE SSEMIT TEILUNG DER AK TION
»S TOPP T DIE E-C ARD«, 4.12.2015
DER GLÄSERNE PATIENT
Gesundheitsdaten wertvoller
für Hacker als KreditkartenInformationen
Fitness-Tracker messen den Puls,
Handys zeichnen den Kalorienverbrauch auf und Diagnosedaten
landen in der Cloud: Gesundheitsdaten
sind für unzählige IT-Firmen das neue
Gold in der Branche
U
nd nicht nur das: »Gesundheitsdaten sind (...) bei Hackern besonders beliebt, sie sind in der
Untergrundwirtschaft des Netzes inzwischen bis zu zehnmal
so teuer wie gestohlene Kreditkarten-Informationen«, berichtet der »Spiegel« in seiner
aktuellen Ausgabe.
Das Magazin widmet dem Thema
»Der gläserne Patient« einen langen Beitrag – der sich natürlich auch mit dem
Telematik-Projekt der Bundesregierung befasst. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bekommt dabei sein Fett weg:
Was er ebenso vollmundig wie antiquiert als
»digitale Autobahn im Gesundheitswesen«
feiere, sei kaum mehr als eine Verlegenheitslösung, die Funktionen der Karte ein schlechter Witz. Brisant auch: Nur ganz am Rande
gehe es um Big Data oder Sicherheitsstandards für jene Daten, die Versicherte über ihr
Smartphone hochladen und die in einem sogenannten »Patientenfach« landen könnten.
Die Autoren des Berichts statteten
auch der Initiatorin der Aktion »Stoppt die
eCard«, der Allgemeinmedizinerin Dr. Silke Lüder, in Hamburg einen Besuch ab.
»Gesundheitsdaten sind in Wahrheit Krankheitsdaten«, betont Lüder. Wer sie missbrau-
che, könne Existenzen vernichten. Wenn Kreditkartendaten ausgespäht werden, könne
man die Daten sperren lassen und sich eine
neue Karte besorgen. Wenn eine chronische
Krankheit publik werde, schade das nicht nur
bei der Jobsuche. Die Informationen ließen
auch Rückschlüsse über Risiken bei Kindern
und Angehörigen zu. Der Verlust der Daten
lasse sich nicht mehr korrigieren – man bleibe für immer der gläserne Patient. »Es kann
nicht sein, dass man die Daten der Patienten
in eine zentrale Infrastruktur zwingt«, kritisiert Lüder das Gesundheitskarten-Projekt
der Regierung. Niemand könne diese Daten
auf Dauer schützen.
Das Fazit der »Spiegel«-Autoren richtet sich an die Politik. Ihre Aufgabe sei es,
Übergriffe von Konzernen auf die Daten
zu verhindern. »Dafür zu sorgen, dass für
europäische Anwender das europäische
Datenschutzrecht gilt, selbst wenn sie ihre
Daten bei US -Konzernen wie Google hochladen. Sich darum zu kümmern, Smartphones
grundsätzlich so einzurichten, dass sie Daten
nicht automatisch, sondern nur auf besonderen Wunsch übertragen.« Die Menschen
müssten sich hingegen stets bewusst sein,
wer ihre Daten verwende und welche Interessen er verfolgen könne. »Denn am Ende
zahlen sie für ihre Selbstoptimierung mit
einer ganz speziellen Währung: mit intimsten Informationen über ihr innerstes Sein.«
_ Z AEND.DE, 7.12.2015
GESUNDHEITSPOLITIK ●
»Das parlamentarische Fenster schließt sich«
MONTGOMERY ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER NEUEN GOÄ
Dass ihm inzwischen völlig das Verständnis für die zum
Teil harte Kritik an den GOÄ -Verhandlungsführern der
Bundesärztekammer (BÄK ) fehlt, ließ sich Kammerpräsident Prof. Frank Ulrich Montgomery am 7.12. 2015
in Hamburg deutlich anmerken. Dennoch versuchte er
M
FOTO: BÄK
ontgomer y
erinnerte in
seiner Rede
zur Lage an
die Entwicklungsgeschichte der neuen
GOÄ seit 2008. Damals sei
beschlossen worden, eine
moderne Gebührenordnung
auf Basis betriebswirtschaftliDr. Frank Ulrich
cher Kalkulationen aufzubauMontgomery
en – orientiert am Ärztetarif
Tarmed in der Schweiz. Der Startschuss
für ein Projekt, das inzwischen fast 2,5
Millionen Euro gekostet habe. 2010
habe die BÄK dem damaligen Minister
Rösler dann eine eigene Gebührenordnung vorgelegt – die PKV jedoch überraschend ebenso. Das Ministerium habe
schließlich erklärt, dass sie nur handeln
werde, wenn es eine Einigung zwischen
PKV und BÄK gebe – der Startschuss für
die gemeinsamen Verhandlungen.
Alle wichtigen Schritte danach seien in Einklang mit den Beschlüssen
der Ärztetage erfolgt, wo die Elemente der künftigen Gebührenordnung
»lang und breit diskutiert wurden«, so
Montgomery. Dies gelte auch für die
Möglichkeit der Weiterentwicklung
und Anpassung der GOÄ über eine neue
Gemeinsame Kommission (GeKo) aus
Ärztevertretern und Delegierten der
Kostenträger. Nun seien jedoch »eine
Reihe falscher Behauptungen im Umlauf«, denen begegnet werden müsse.
Eine dieser Behauptungen sei, dass
die GOÄ die freie Gebührenordnung eines freien Berufes sei, der selbst die alleinige Hoheit darüber habe. »Wer das
glaubt, kennt die Gesetzeslage nicht«,
warnte der Kammerpräsident vor Illusionen. Der Gesetzgeber habe sich bei der
GOÄ – wie bei den Gebührenordnun-
auf der Delegiertenversammlung seiner Heimatkammer in der Hansestadt, auf die wichtigsten Vorwürfe
einzugehen – und appellierte an die Ärzte im Lande,
die »Jahrhundertchance« in Sachen neue Gebührenordnung nicht zu vertun
gen anderer Freiberufler auch – die Ordnungshoheit vorbehalten. Nachvollziehbares Ziel der GOÄ sei dabei immer
eine doppelte Schutzfunktion gewesen.
»Der Arzt wird vor Dumpingpreisen geschützt und der Patient vor finanzieller
Überforderung.«
Vor einer Öffnungsklausel mit Niedrigpreisen als Folge oder einem »Gebührendumping« müsse bei der neuen GOÄ auch kein Arzt Angst haben. Es
sei eindeutig festgeschrieben, dass die
vorgesehenen Gebührensätze nicht unterschreitbar seien. Ebenso verfehlt sei
der Vorwurf, die Positionen könnten
nicht gesteigert werden. Die derzeit von
der Ärzteschaft verwendeten Steigerungen über den 1,8fachen, 2,3fachen
oder 3,5fachen Satz seien im neuen »robusten Einfachsatz« bereits eingepreist.
Dass die trotzdem mögliche Steigerung
auf den doppelten Satz gut begründet
werden müsse, sei nachvollziehbar, da
es sich dann um die Steigerung auf ein
Vielfaches des alten Satzes handele.
»Die PKV ist der Ast, auf dem wir sitzen. Wir dürfen die Kostenträger auch
nicht überfordern«, so Montgomery.
Natürlich seien weiterhin auch noch
abweichende Honorarvereinigungen
möglich.
Mehrfach verteidigte er auch die
neue Kommission, die künftig über die
Weiterentwicklung der GOÄ entscheiden soll. Vielen Ärzten sei offenbar nicht
klar, dass es bislang bereits den Zentralen Konsultationsausschuss gegeben
habe, in dem vier Ärztevertreter und
drei Vertreter der Kostenträger auch
schon über die GOÄ debattiert hätten.
In der neuen Kommission seien die
Kräfteverhältnisse zwar ausgeglichen –
vier Vertreter von jeder Seite – ein Nachteil sei das aber nicht. Entscheidungen
könnten eh immer nur einstimmig gefällt werden. »Ein Arzt kann also alles
blockieren.« Viel wichtiger sei, dass die
neue Kommission endlich ein gesetzlich festgeschriebenes Vorschlagsrecht
gegenüber dem Ministerium habe. Die
GeKo habe also im Vergleich zum alten
Ausschuss »eine härtere und bessere
Rechtsstellung«.
Berechtigte Kritik am Konzept der
neuen GOÄ könne er nicht ausmachen
– die Forderung nach einem außerordentlichen Ärztetag zeige jedoch, dass
noch Informationsbedarf bestehe, so
Montgomery. Dem werde die BÄK daher nachkommen. Geplant sei die Sonderveranstaltung Ende Januar in Berlin.
Montgomery warnte die Ärzteschaft
jedoch auch davor, das Projekt unnötig
zu bremsen. Was manche Kritiker im
Moment machten, sei »brandgefährlich«. Entstehe bei der Politik der Eindruck, dass die Ärzteschaft in Sachen
GOÄ extrem zerstritten sei, blockierten
die SPD-geführten Länder im Bundesrat die Sache vielleicht noch. Das parlamentarische Fenster schließe sich dann
nach dem Oktober 2016. Danach habe
die Ärzteschaft »die Jahrhundertchance vertan und der Bürgerversicherung
den Weg geebnet«.
_ FACHAR Z T.DE, 8.12.2015
Die Forderung nach
einem außerordentlichen
Ärztetag zeige, dass noch
Informationsbedarf
bestehe, so Montgomery
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
9
D
10 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
FOTO: PRIVAT
Kommentar zu
»Das parlamentarische Fenster
schließt sich«
GOÄDiskussion
nicht unterdrücken!
HERR MONTGOMERY,
DAS ALLIANZ-PKVBEIRATSMITGLIED, NICHT
DER VERTRETER DER
SELBSTÄNDIGEN ÄRZTE
Man könnte, sollte und müsste
über die genauen Inhalte der GOÄ Novellierung diskutieren. Das ist
ein absolut berechtigter Anspruch
der deutschen Ärzteschaft!
N
ein – man
muss dies
sogar,
weil mehrere Ärztetage dies ausdrücklich beschlossen haben,
indem sie Transparenz
bei der GOÄ eingefordert haben (namentWieland
lich u.a. Svea Keller et
Dietrich
al, 2014, Düsseldorf).
Herr Montgomery hat es zu verantworten, als Chef der BÄK , dass diese
Transparenz nicht möglich ist, weil er an
einer durch die Ärzteschaft zu keinem
Zweitpunkt legitimierten (im Gegenteil deren Beschlüssen zuwider laufenden) Schweigevereinbarung festhält.
Das ist schon schlimm genug die Ärzteschaft soll hier einem Ding zustimmen, das sie nicht ansatzweise genau
kennt und das, was auf dem Tisch liegt,
speziell die Änderung der BÄO lässt weiterhin Schlimmes erahnen.
Das Montgomery etwa das Problem, der für einen Freien Beruf substanziellen, individualmedizinisch adaptierten Liquidation, überhaupt nicht
verstanden hat, kommt oben deutlich
zum Ausdruck.
FOTO: FÄ
kommen und grundlos sagen »Das gefällt mir aber nicht!«.
Vielmehr ist der Bundesminister bisher und bald nicht mehr? an enge Kriterien gebunden, die er bei einem Einspruch bzw. gar einer Ablehnung beachten muss. Das Bundesverfassungsgericht hat das in etwa wie folgt normiert:
Das von der ärztlichen Berufsausübungsfreiheit umfasste PreisbestimOLIMS BARTWICKELMAmungsrecht unterliegt jedoch geringeren Einschränkungen als im System
SCHINE: HAUSGEMACHTER
der gesetzlichen Krankenversicherung,
das im Hinblick auf die soziale SchutzZEITDRUCK, DER TOTE
bedürftigkeit der Versicherten und
GAUL »ÖFFNUNGSKLAUSEL«
die Sicherstellung ihrer Versorgung
Marktmechanismen weitgehend ausUND »DER GESETZGEBER
schaltet. Einschränkungen des Rechts
zur Entgeltforderung sind nur dort geHAT ZU BESTIMMEN«…
rechtfertigt, wo die Gebührenordnung
…drei abgedroschene Bekannte aus dem
dem Gemeinwohlbelang eines AusArgumentationsbaukasten der Spitze
gleichs der berechtigten Interessen der
der Bundesärztekammer (BÄK ).
Leistungserbringer und der Patienten
Tut mir leid, das ist doch reines Nebeldient.
werfen! Und die Kritiker eines »brandAuf diesen Konflikt, den die Ärztegefährlichen« Vorgehens zu zeihen, das
schaft ohne Mühe aber strittig gewinempfinde ich als Dreckwerfen
nen könnte, haben sich Präsidium und
Kommission der BÄK einfach nicht einie Öffnungsklausel haben
gelassen! Jede andere Behauptung will
bereits die Zahnärzte er- den Kritikern und allen irritierten, befolgreich von der Bühne
sorgten Ärzten verbalen Sand in die Augeschafft! Das »schma- gen streuen…
le historische
Viele Kollegen machen es
Fenster« ist doch deshalb so
den Verantwortlichen einfach
heikel, weil die »Chefsache«
zu leicht! Statt eines manda(Montgomery) jahrelang
tierten demokratischen Wächim Schneckentempo auf
teramtes über diese zentrale,
jämmerlicher Sparflamme
existenzielle Frage des Freien
dahindümpelte: mit gerade
Berufes Arzt wird uns allen
einmal drei Peoples in Windhier ein »Ist doch alles gelauhorsts BÄK-Abteilung.
fen. Machen Sie ruhig so weiGeschickt von Montgoter. Ich gehe ohnehin in zwei
mery, dass er die Delegier- Dr. Axel
Jahren in Rente und freue mich
Brunngraber
ten nicht erneut mit Herrn
dann über niedrigere Beiträge
Rochels frechem Lieblingsschlagwort
meiner eigenen Krankenversicherung«
»Beatmung bei Dunkelheit« provoziert
untergeschoben. Das ist bitter, das emhat ein groteskes Beispiel der existen- pört mich, das werden die Ärzte komziellen Themenferne, die unsere insti- mender Generationen uns noch um die
tutionell gut versorgten Verwalter an
Ohren hauen! Wir sollten immerhin die
den Tag legen.
bestehenden Chancen inklusive wahrUnd als wenn es nicht jeder wüßte,
haftiger Aufklärung der Ahnungslosen
daß Rechtsverordnungen wie die GOÄ
weiter engagiert nutzen. Das ist unsegenauso wie die zu Anwaltshonora- re historische Pflicht angesichts einer
ren vom Ministerium in einer (unter)
derart tiefgreifenden Weichenstellung,
gesetzlichen Norm verordnet werden!
in der bestehende Reste von ärztlicher
Die Ärzteschaft hatte aber bislang
Einflussnahme eines trügerischen Friedas »Erstgeborenenrecht«, das Initia- dens willen verspielt werden.
tivrecht zur Formulierung und Vorlage
Weiterbildungsordnung, Berufsordihres selbst ausgearbeiteten Entwurfes. nung, Honorarordnung die drei maDies ist ein klassisches Privileg aller frei- chen den Freien Beruf!
en Berufe gegenüber dem Gesetzgeber.
Mit kritischen kollegialen Grüßen
Dieser kann in unserer bestehenden
Dr. Axel Brunngraber, Hannover
Rechtsordnung nicht so einfach daher_ Z AEND.DE, 9.12.2015
GESUNDHEITSPOLITIK ●
Noch gravierender ist allerdings,
dass Herr Montgomery selbst auf Basis dieser schwachen Transparenz eine demokratische Diskussion verhindern will, indem er ausgewiesene Kritiker (BDI -Wesiak, Spifa-Heinrich, Freie
Ärzteschaft-Lüder) vom Sonderärztetag ausschließt, durch Blockwahl seines Marburger Bundes unterstützt vom
Hausarztverband.
Das ist nicht nur schlechter Stil, das
ist für einen Präsidenten aller Ärzte beschämend.
Denn das bedeutet den Versuch
des Ausschlusses einer maßgeblichen
Gruppe von Ärzten intentionell der Niedergelassenen Ärzteschaft von der Debatte über die GOÄ im maßgeblichen
Gremium des Deutschen Ärztetag.
Besonders gravierend ist, dass bekanntermaßen die niedergelassenen
Ärzte ungleich stärker auf eine ordentliche GOÄ angewiesen sind als die Kliniken, die stets dieselbe Fallpauschale bekommen. Besonders gilt das natürlich
für die Fachärzte, aber auch für viele
Hausärzte.
Vor diesem Hintergrund stellt sich
die Frage, ob wir Ärzte bereit und gewillt sind, beim a. o. Ärztetag in Berlin
gegen Ende Januar 2016 vor Ort unseren Unmut über Herrn Montgomery,
Windhorst et al in Sachen GOÄ und
pro Freiberuflichkeit deutlich zum Ausdruck zu bringen.
Viele Grüße,
Wieland Dietrich
Freie Ärzteschaft
_ Z AEND.DE, 8.12.2015
GOÄ-Stand der Dinge
WICHTIGE ENTSCHEIDUNG BEI DEN GOÄ VERHANDLUNGEN IN DEN NÄCHSTEN
WOCHEN, NEUE BUNDESÄRZTEORDNUNG (BÄO) IM »OMNIBUS«
Deutlich geworden ist in den letzten Wochen, worum es entscheidend neben dem völligen Systemwechsel
im Paragrafenteil bei den GOÄ -Verhandlungen der BÄK mit Regierung, PKV und Beihilfe geht und was der ärztlichen und sonstigen Öffentlichkeit einfach komplett vorenthalten wird:
E
FOTO: ZKN-ARCHIV
ine neue Bundesärzteordnung ist als
Teil eines »Omnibusgesetzes« durch die
Regierung ab Februar 2016 geplant. Parallel zum
Erlass einer Rechtsverodnung
über den neuen »Paragrafenteil« und die 4000 neuen
Gebührenziffern mit einer
Dr. Silke Lüder
bislang geheimen Bewertung.
Der Entwurf für eine neue Bundesärzteordnung (BÄO) ist von der BÄK und
dem PKV Verband schon längst dem
BMG vorgelegt worden. Und das wäre unbekannt, wenn es nicht irgendwie kurz nach der scharfen Kritik der
Bundeszahnärztekammer an der GOÄ
Politik der BÄK gegen den Willen der
BÄK das Licht der Öffentlichkeit erblickt
hätte.
Knackpunkt für die GOÄ Verhandlungen in den nächsten Wochen:
Wird es einen Inflationsausgleich
mit einem positiven Faktor X geben,
der die Verluste der letzten Jahre ausgleicht? Oder wird es bei den Verhandlungen in den nächsten Wochen um einen Faktor X gehen, der nach Wunsch
der PKV negativ ist?
Und das liest sich in der neuen BÄO
so:
§11 Artikel 2: Übergangsvorschrift
(1) Um den Vorgaben des §11 Satz 5
der Bundesärzteordnung in der Fassung vom [...] bis zum [Ende des
Übergangszeitraums] zu entspre-
Wenn der geheimnisvolle Faktor X 3 %, 1 % oder vielleicht
auch minus 5 % sein wird, … dann haben wir verloren. Das ist
dann einfach ein Kompromiss, auf den sich die BÄK eingelassen haben wird, der aber für die freiberufliche Ärzteschaft
nicht akzeptabel wäre, weil das nichts mit einem geforderten
Inflationsausgleich für die letzten 20 Jahre zu tun hätte
chen, wird die Bundesregierung die
Neustrukturierung und Bewertungen
der Leistungen der Gebührenordnung
für Ärzte in der Fassung vom [reformierte GOÄ] überprüfen, wenn aufgrund der von der Datenstelle gemäß
§ 11a der Bundesärzteordnung zu übermittelnden Daten feststeht, dass sich
die Summe der Gebühren für die nach
der Gebührenordnung abgerechneten
Leistungen je substitutiv privat Versicherten in Höhe von y Euro [Basiswert]
ab dem [Datum des Inkrafttretens] in
einem Jahr des Übergangszeitraums
um mehr als x Prozent verändert. Die
Empfehlungen der Gemeinsamen Kommission zur Anpassung der Gebührenordnung sind zu berücksichtigen.(Aus
dem Entwurf für eine neue GOÄ , ÄND Veröffentlichung »Auf dem Weg zu einer flexiblen Gebührenordnung«)
Basis(fall)wert für die PKV,
was ist das?
Es wird ein Basisfallwert berechnet,
schätze mal für 2015, also ein Wert, der
den Gesamtausgaben der PKV im Jahr
für einen einzelnen PKV Vollversicherten entspricht. Dann schaut man nach
Ablauf des ersten Jahres bis 2017, wie
hat sich dieser Durchschnittswert geänZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
11
JAHRESPRESSEKONFERENZ
DER KVB
Kritik an gesundheitspolitischem Aktionismus
dert, und , entspricht er mehr als den sagen wir mal 3 % auf die sich die Verhandler im Vorwege als Zuwachsmöglichkeit
geeinigt haben, wenn nicht, »will man
da reingrätschen«, Aussage BÄK-Verhandler 2014.
Wir werden also jetzt erleben, dass
BÄK , PKV und Beihilfe in den nächsten
Wochen verhandeln und den Faktor X
festlegen.
Sowas nennt Mensch ein Globalbudget. Kennen wir aus der GKV. Aber das
darf natürlich so aus der Sicht der BÄK
nicht heißen; es wird deshalb einfach
bestritten.
Das Schweigegelübde:
Gröhe will nicht, dass die BÄK uns und
die Patienten als Betroffenen informiert. Und das Spiel läuft jetzt schon
seit 3 Jahren. Unser Problem ist: Unsere Verhandler und Vertreter sind mit ihren Praxen nicht wirtschaftlich abhängig von gerechten Privateinnahmen. Sie
haben einfach gar keine Praxen. Und
deshalb können sie uns auch nicht richtig vertreten. Und deshalb ist es wichtig,
dass die Ärzteschaft dieses letzte »Zeitfenster« bis zum Sonderärztetag Ende
Januar in Berlin noch ein bisschen nutzt,
um zumindest ärztliche Öffentlichkeit
zum Thema der geplanten Systemänderung herzustellen. Und daran sollten
sich alle Interessierten beteiligen. In ihren Gremien, in ihren Fortbildungszirkeln, bei ihren befreundeten Kollegen.
Viel zu verlieren denke ich, haben wir
da nicht.
Denn wenn der geheimnisvolle Faktor X (siehe oben) 3 %, 1 % oder vielleicht auch minus 5 % sein wird (PKV
intendiert irgendein Minus nach Aussagen der BÄK) dann haben wir verloren.
Das ist dann einfach ein Kompromiss,
auf den sich die BÄK eingelassen haben wird, der aber für die freiberufliche
Ärzteschaft nicht akzeptabel wäre weil
das nichts mit einem geforderten Inflationsausgleich für die letzten 20 Jahre
zu tun hätte. Besser wäre der Erhalt der
bisherigen GOÄ mit Inflationsausgleich.
Denn alles, was da gerade kommt, wird
schlechter.
_ DR. SILKE LÜDER
FACHAR Z T.DE,13.12.2015
12 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Massive Kritik übte der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung
Bayerns (KVB) im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz am 8.12.2015 in
München an den jüngsten gesundheitspolitischen Gesetzesvorhaben
der Bundesregierung
M
aßnahmen wie die
Stärkung der Kliniken
auf Kosten der niedergelassenen Ärzte oder
die Vermittlung von
Facharztterminen über neue Servicestellen zeugten ausschließlich von politischem Aktionismus. Sie seien nicht
dazu geeignet, die ambulante Versorgung der Patienten nachhaltig zu verbessern. Stattdessen werde den Praxen
immer mehr bürokratischer Aufwand
aufgebürdet. Vor diesem Hintergrund
forderte der Vorstand der KVB bessere
Rahmenbedingungen für eine freiberufliche Tätigkeit als niedergelassener
Arzt oder Psychotherapeut.
Dr. Wolfgang Krombholz, der Vorstandsvorsitzende der KVB, stellte den
aktuellen Stand der Bereitschaftsdienstreform in Bayern dar. So seien
mittlerweile aus ehemals über 500
Bereitschaftsdienstgruppen noch 263
neue, größere Bereitschaftsdienstbereiche geworden. Nur 23 von diesen hätten aktuell weniger als 15 Mitglieder.
Dadurch habe sich die Dienstfrequenz
für die einzelnen Ärzte deutlich verringert. Auch der Aufbau von Bereitschaftspraxen gehe weiter gut voran – von
den bayernweit geplanten 110 Praxen
sind inzwischen 58 eingerichtet. Dies
ist aus Sicht von Krombholz die bessere
Alternative zu den vom Gesetzgeber geforderten Portalpraxen an den Kliniken.
»An jedem defizitär arbeitenden Krankenhaus eine Portalpraxis einzurichten und das von den niedergelassenen
Ärzten finanzieren zu lassen, zeugt auf
alle Fälle nicht von politischer Weitsicht
und Intelligenz«, so Krombholz.
Auf die im Januar per Gesetz startende Terminservicestelle ging der erste stellvertretende KVB -Vorstandsvorsitzende Dr. Pedro Schmelz ein. Dieser
»Eingriff des Gesetzgebers in die Terminvergabe der niedergelassenen Ärzte« sei weder sinnvoll noch durch belastbare Daten gerechtfertigt. Denn
im internationalen Vergleich gebe es
in Deutschland relativ geringe Wartezeiten auf Facharzttermine. »Wir werden die gesetzlich vorgeschriebene
Terminservicestelle umsetzen – aber
nicht, weil sie sinnvoll ist und die Versorgung der Patienten verbessert, sondern nur deshalb, weil wir es tun müssen«, erklärte Schmelz. Er machte allerdings auch klar, dass es weder bestimmte Wunschtermine noch eine
Vermittlung zu einem Wunscharzt geben werde. Konterkariert werde der Anspruch auf einen Termin beim Facharzt
innerhalb von vier Wochen allerdings
durch die Praxis-Aufkaufregelung. Diese sorge für Verunsicherung bei den
Ärzten und werde nicht dazu führen,
dass sich in unterversorgten Regionen
künftig mehr junge Ärzte in eigener
Praxis niederlassen.
Dr. Ilka Enger, die zweite stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB ,
betonte den Wert der Freiberuflichkeit
in der Medizin. Diese stelle nicht nur einen Schutz der niedergelassenen Ärzte
und Psychotherapeuten vor konzernorientierter Fließbandmedizin und die
Kontrolle großer Kapitalgesellschaften
dar. Sie sei auch für die Patienten von
großer Bedeutung, so Enger: »Jedem
Patienten muss klar sein, dass nur ein
freiberuflich tätiger Arzt im alleinigen
Interesse seines Patienten handelt und
diesen auch vor dem Verrat seiner intimsten Geheimnisse und Daten schützen muss und wird.« In dem Zusammenhang übte sie deutliche Kritik an
der elektronischen Gesundheitskarte,
einem ehemaligen Renommierprojekt
der Bundesregierung. Nach wie vor
würden Jahr für Jahr Millionenbeträge in das Vorhaben investiert – und das
bislang ohne echten Zusatznutzen für
Ärzte und Patienten. Wenn es um den
sicheren Austausch sensibler Daten im
Gesundheitswesen gehe, sei das Sichere Netz der KVen die bessere Lösung.
_ PRE SSE S TELLE DER K VB,, MÜNCHEN,
8.12.2015
BERUFSSTÄNDISCHES
Untersuchungen, Beratungen
Z
unächst zur klassischen »Eingehenden Untersuchung«:
In der GOZ 2012 lautet die Leistung unverändert wie
folgt:
GOZ 0010: Eingehende Untersuchung zur Feststellung
von Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen einschließlich Erhebung des Parodontalbefundes sowie Aufzeichnung des
Befundes
Leistung
(Punktzahl)
0010 (100)
1,0-facher Satz
5,62
2,3-facher Satz
12,94
3,5-facher Satz
19,68
FOTO: PRIVAT
Der Abschnitt B I der GOÄ (GOÄ 1 – GOÄ 15) »Allgemeine Beratungen und Untersuchungen« ist dem Zahnarzt weiterhin eröffnet:
Die »Symptombezogene Untersuchung«
wird also wie bisher nach GOÄ 5 (mit 80 Punkten) berechnet.
Auch GOÄ 6 (mit 100 Punkten) »Vollständige körperliche Untersuchung mindestens
eines der folgenden Organsysteme: alle Augenabschnitte, der gesamte HNO -Bereich, das
stomatognathe System, die Nieren und ableitenden Harnwege (bei Männern auch geDr. Peter Klotz
gebenenfalls einschließlich der männlichen
Geschlechtsorgane) oder Untersuchung zur Erhebung eines vollständigen Gefäßstatus gegebenenfalls einschließlich Dokumentation« kann bei entsprechender Leistungserbringung statt GOZ
0010 weiterhin ohne Frage berechnet werden.
GOÄ 4 »Erhebung der Fremdanamnese über einen Kranken
und/oder Unterweisung und Führung der Bezugsperson(en) im
Zusammenhang mit der Behandlung eines Kranken« ist weiterhin selbstverständlich berechenbar, wenn der Leistungsinhalt,
d.h. der Leistungstext, erbracht wird. Zusätzliche Einschränkungen, die teilweise auch von Landeszahnärztekammern erfunden
werden (»GOÄ 4 nur bei Kindern bis zu einem bestimmten Alter«
Alter«),
entsprechen nicht dem Leistungsinhalt der GOÄ 4.
Selbstverständlich sind die Beratungsleistungen aus der GOÄ
wie
● GOÄ 1 mit 80 Punkten
● GOÄ 4 mit 220 Punkten
neben GOZ 0010 bzw. GOÄ 5 bzw. GOÄ 6 weiterhin möglich.
In den Allgemeinen Bestimmungen zu Kapitel A der GOZ 2012
»Allgemeine zahnärztliche Leistungen« findet sich allerdings folgende neue Einschränkung bezüglich der Berechnung GOÄ 3 neben GOZ 0010:
»Eine Beratungsgebühr nach Nummer 3 des Gebührenverzeichnisses für ärztliche Leistungen ist nur berechnungsfähig als
einzige Leistung oder im Zusammenhang mit einer Untersuchung
nach Nummer 0010 oder einer Untersuchung nach den Nummern 5
oder 6 des Gebührenverzeichnisses
für ärztliche Leistungen. Andere
weitere Leistungen dürfen neben
der Leistung nach Nummer 3 nicht
berechnet werden.«
informiert
über
Fazit:
1. GOZ 0010 ist wortgleich und
auch identisch in der Punktzahl wie in der GOZ ’88. Möchte man also in der Honorarbemessung der GOZ 0010 mit durchschnittlicher Schwierigkeit und
durchschnittlichem Zeitaufwand (also Steigerungsfaktor 2,3)
die mehr als 60%-ige Steigerung des Verbraucher-Preisindex
seit 1988 berücksichtigen, so ist vor der Behandlung eine Vereinbarung nach § 2 Abs. 1 GOZ jenseits des Steigerungsfaktors
3,5 zwingend notwendig!!
2. Die Bemessung nach Steigerungsfaktor 2,3 für GOZ 0010 liegt
weit unter der Honorierung der Eingehenden Untersuchung
der Gesetzlichen Krankenversicherung. So ist z.B. ein Steigerungsfaktor von mehr als 3,2 notwendig, um für GOZ 0010 dasselbe Honorar zu erzielen, das die AOK Bayern ab 1.1.2016 für
die vergleichbare Leistung bezahlt. Die »Begründungspflicht«
nach § 5 GOZ wird hier zum realitätsfremden Treppenwitz der
GOZ 2012, die bei vielen Leistungen längst vom BEMA überholt
wurde.
3. Der Ansatz von GOÄ 3 neben GOZ-Leistungen ausser GOZ 0010
in derselben Sitzung ist definitiv nicht mehr möglich. Ist nach
erfolgter GOÄ 3 beispielsweise eine Vitalitätsprobe oder ein
Röntgenbild oder gar eine tatsächliche Behandlung notwendig, so haben diese Leistungen in einer separaten Sitzung zu
erfolgen, falls der Zahnarzt (und das zurecht) die erfolgte GOÄ
3 auch berechnen möchte. Zwei getrennte Sitzungen an einem
Kalendertag sind jedoch gebührenrechtlich unstrittig möglich.
Ein knapper Textbaustein in der Liquidation (z.B. »getrennte
Sitzung«) zwischen den Sitzungen ist sicher sinnvoll.
4. Ansonsten gelten für die genannten GOÄ -Leistungen die Allgemeinen Bestimmungen der GOÄ
Honorierung Beratungen,
en, Untersuchungen
Untersuchun
nach GOÄ
Aktuell lösen Beratungen, Untersuchungen nach GOÄ folgendes Honorar aus:
Leistung
(Punktzahl)
Ä1 (80)
Ä3 (150)
Ä5 (80)
Ä6 (100)
1,0-facher Satz
2,3-facher Satz
3,5-facher Satz
4,66
8,74
4,66
5,83
10,72
20,10
10,72
13,41
16,31
30,59
16,31
20,41
Je nach erforderlichem Stunden-Honorarumsatz ergeben sich
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
13
daher folgende maximale Behandlungszeiten, die im Gebührenrahmen (also bei Steigerungsfaktor 3,5) für die Leistungserbringung
zur Verfügung stehen:
Leistung
Notwendiger
Stundenhonorar
umsatz 200 €
Max. 4,89 Minuten
Max. 9,12 Minuten
Max. 4,89 Minuten
Max. 6,12 Minuten
Ä1
Ä3
Ä5
Ä6
Notwendiger
Stundenhonorar
umsatz 300 €
Max. 3,26 Minuten
Max. 6,12 Minuten
Max. 3,26 Minuten
Max. 4,08 Minuten
Die unter betriebswirtschaftlichen Kriterien zur Verfügung
stehenden Zeiten für Beratungen, Untersuchungen nach GOÄ
sind so niedrig, dass z.B. die Voraussetzung hinsichtlich der Beratungsdauer bei GOÄ 3, nämlich mindestens 10 Minuten, gar nicht
zur Verfügung gestellt werden kann.
Die Vorgaben des Patientenrechtegesetzes nach § 630 BGB (Informationspflicht, Aufklärungspflicht, Dokumentationspflicht etc.
etc.) sind bei der aktuellen Honorierung der Beratungen und Untersuchungen nach GOÄ nicht einmal annähernd erfüllbar, zumal
Beratungen, Untersuchungen je nach Patient und Komplexizität
des Behandlungsfalls nicht selten auch 1 Stunde und mehr dauern können.
Fazit: Bei der anstehenden GOÄ -Novellierung sind die Gebühren
für Beratungen und Untersuchungen nach GOÄ drastisch anzuheben, um im Sinne der Patienten die Vorgaben des Patientenrechtegesetzes auch tatsächlich erfüllen zu können. Letztlich ist
eine Anpassung an die aktuelle wirtschaftliche Situation der Praxen dringend geboten.
Beratungs- und Untersuchungsleistungen sind schon alleine
deshalb so bedeutsam, weil sie die Grundlage für Information
und Aufklärung des Patienten darstellen und damit unverzichtbar sind für eine wirksame Einwilligung des Patienten in die Behandlung. Da diese Leistungen einen höchst unterschiedlichen
Zeitaufwand auslösen (ggf. von 1,0-fach bis mehr als 60-fach) ist
bei der Bewertung dieser Leistungen ein Gebührenrahmen von
1,0-fach bis 3,5-fach nicht tauglich. Es bietet sich an, dass diese
Leistungen mit einem Minutenhonorar berechnet werden, dessen Basis keinesfalls unter 3.– € / Minute liegen kann.
_ DR. PE TER KLOT Z, GERMERING
NACHDRUCKE AUS W W W. Z AEND.DE
AUS 2012 UND 2014
Zahnärztliche Versorgung im Pflegeheim
HERAUSFORDERUNG UND CHANCE
Durch die neuen Abrechnungsmöglichkeiten werden Zahnarztbesuche
in Pflegeheimen häufiger werden und die Qualität der Mundhygiene
steigern
S
FOTO: ZKN-ARCHIV
owohl die Ärzte als
auch die ZFA s werden
dadurch vor neue
Herausforderungen
gestellt, denen sie
begegnen müssen: Patienten,
die zur Kooperation nicht in
der Lage sind, besorgte Angehörige, gestresste und emotional belastete Pfleger und
Jörn Döhnert
Therapeuten u.v.m..
Die zahnärztliche Versorgung in
Pflegeheimen muss aber nicht zur Belastung werden, wenn alle Beteiligten
zusammen arbeiten.
Darstellung möglicher Probleme
Patienten im Pflegeheim sind zur Kooperation häufig nicht mehr fähig. Dies
liegt an den »normalen« Alterserscheinungen (schlechteres Hören und/oder
Sehen) oder an zusätzlichen neurologischen Schädigungen, die sie Aufforderungen wie »Bitte öffnen Sie den
14 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Mund« nicht mehr verstehen oder nicht
umsetzen lassen. Die Angehörigen stehen unter starkem emotionalen Druck,
weil sie gerne mehr für die Heimbewohner tun würden. Schlechtes Gewissen und das eigene Leben konkurrieren miteinander. Pfleger und Therapeuten haben straffe Zeitpläne, die nur
ungerne durchkreuzt werden sollten.
Zusätzliche Alltagsaktivitäten (Ausflüge etc.) verringern das Zeitfenster, in
dem Heimbewohner Zeit für sonstige
Termine haben.
Zusammengenommen trifft das
zahnärztliche Team im Pflegeheim zunächst auf ein System. Dieses funktioniert auf seine eigene Weise und ist auf
den ersten Blick relativ geschlossen. Einflüsse von außen, wozu auch zusätzliche Termine zählen, scheinen schwer zu
integrieren. Der Zahnarztbesuch ist offenbar eine »lästige Pflicht«, das zahnärztliche Team fühlt sich nicht unbedingt willkommen.
Hilfen für das zahnärztliche Team
Um einen positiven und für alle zufriedenstellenden Ablauf des Heimbesuchs
zu ermöglichen, müssen Vorbereitungen getroffen werden. Diese sind sowohl inhaltlich-organisatorischer als
auch persönlicher Art.
Die Besuche müssen nicht nur terminlich koordiniert werden (Terminüberschneidungen führen zu schlechter Stimmung oder zum Ausfall),
sondern auch inhaltlich vorbereitet.
Vorerkrankungen müssen geklärt werden, aber auch (Rest-)Fähigkeiten des
Patienten, Besonderheiten in der Versorgung (z.B. Trachealkanüle?), Möglichkeiten zur Beruhigung (An- oder Abwesenheit von Angehörigen, besonderen Pflegern oder Therapeuten?) und
psychische Auffälligkeiten (Ängste, Abwehrhaltung etc.). Viele dieser Aspekte
können durch Fragebögen im Vorfeld
abgefragt werden. Manchmal ist ein
Vorgespräch nötig.
Ein Pflegeheimbesuch ist ggf. aber
auch persönlich-emotional belastend.
Dies kann am eigenen Charakter liegen (große Sensibilität, Empathie etc.),
BERUFSSTÄNDISCHES ●
VerZahnt
aber auch an der Problematik der persönlichen Abgrenzung: Erinnerungen
an eigene Verwandte tauchen auf, Vergleiche zum eigenen Leben werden gezogen. Patienten im Pflegeheim sind
nicht nur alte Menschen, sondern z.T.
auch jüngere. Ein ähnliches Alter lässt
schneller emotionale Verbindungen
herstellen.
Das zahnärztliche Team kann sich
durch individuelle Methoden schützen:
In einer gezielten Psychoedukation werden alle auf die Situation im Heim, v.a.
die besonderen Erkrankungen vorbereitet. »Was ich kenne, das macht mir
keine Angst mehr!« Vor und nach den
Besuchen helfen Strategien der Psychohygiene, die belastenden Erlebnisse
nicht zu sehr den eigenen Alltag bestimmen zu lassen. Rituale (z.B. das Anund Ablegen der Arbeitskleidung und/
oder von Schmuck), Hobbies (besonders Aktivitäten an der frischen Luft)
oder Gespräche über das Erlebte können »den Kopf frei machen« und die
Rückkehr in den »normalen« Alltag erleichtern. Eine externe Beratung kann
zusätzlich helfen.
Das Team hat zwar mit dem Heimbesuch ein gemeinsames Erlebnis, jeder
braucht aber unterschiedliche Strategien, es zu verarbeiten. Versuchen Sie, für
sich selber den richtigen Weg zu finden.
Wenn das Team gemeinsame Strategien findet, ritualisieren Sie diese (z. B. ein
»ritualisierter« Besuch in einem nahen
Café nach dem Heimbesuch) – wenn
nicht, geben Sie sich gegenseitig den
Freiraum, den jeder benötigt. Nur so
können Sie effektiv und gut arbeiten
und die Versorgung im Pflegeheim wird
dauerhaft zur erfreulichen und persönlich bereichernden Aufgabe für alle Beteiligten.
_ JÖRN DÖHNERT, HANNOVER
STUDIERENDE DER ZAHNMEDIZIN INFORMIEREN
ÜBER »ZAHN- UND
MUNDGESUNDHEIT IM
HÖHEREN LEBENSALTER«
Gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Wiegand (Direktorin der Poliklinik
für Präventive Zahnmedizin), Frau
Hillebrecht (Zahnärztin, Poliklinik
für Präventive Zahnmedizin) und
Herrn Wassmann (Zahnarzt, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik)
aus dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) erarbeiteten und präsentierten die Studierenden der Zahnmedizin einen Vortrag zum Thema »Zahn- und
Mundgesundheit im höheren Lebensalter«
D
ie Gesundregion Göttingen e.V. und das Diakonische Werk Göttingen ermöglichten den Rahmen
für die Präsentation im
Gemeindehaus der Kirche St. Albani in
Göttingen.
Eingeladen waren alle die sich für
das Thema »Gesunde Zähne und altern« interessieren. Herr Stiemerling
von der Gesundregion Göttingen e.V.
begrüßte das Publikum. Dies bestand
sowohl aus Seniorinnen und Senioren,
als auch aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Göttinger Senioren- und Pflegeeinrichtungen.
In Zusammenarbeit mit beiden
zahnmedizinischen Abteilungen erfolgte eine Darstellung der verschiedenen Mund- und Zahnerkrankungen so-
FOTO: A .-L . HILLEBRECHT
Das Team der Studierenden beim ersten Informationsabend zum Thema »Zahn-und Mundgesundheit im höheren Lebensalter«: (v.l.n.r) Johanna Trautmann (7. Semester), Kristina Kruse
(7. Semester), Nina Wolff (6. Semester), Jan Christian Cyris (10. Semester), Petra Melsheimer (8.
Semester), Mareike Natrop (8. Semester)
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
15
FOTO: A .-L . HILLEBRECHT
Göttinger Studierende engagieren sich für die Zahngesundheit aller Altersklassen.
Knud Lausten Boysen, Monika Frosch, Theresa Meyer, Johanna Trautmann (alle 7.
Semester)
wie deren Ursachen, Prävention und
Therapiemöglichkeiten. Anschaulich
vermittelten die Studierenden aktuelles, universitäres Wissen im Bereich
der modernen Zahnmedizin. Im Anschluss standen die Zahnärzte der Universitätsmedizin Göttingen sowie die
Studierenden der Zahnmedizin für Fragen zur Verfügung. Bei einem leckeren,
zahngesunden Abendbrot wurde die
Zeit zum persönlichen Austausch zwischen Studierenden, Pflegenden und
vielleicht zukünftigen Patientinnen
und Patienten genutzt.
Die Studierenden erfuhren dabei,
welche Wünsche und Erwartungen ih-
re kommenden Patientinnen und Patienten an ihre zukünftigen Zahnärztinnen und Zahnärzte haben. Im Gegenzug erhielten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer Informationen, wie sie
bis ins hohe Alter zahn- und mundgesund bleiben können.
Weiterhin stellten die Studierenden
die zahnmedizinischen Studierendenkurse vor. In diesen Kursen können sich
Interessierte Patientinnen und Patienten wie in einer normalen zahnärztlichen Praxis Termine geben lassen um
anschließend behandelt zu werden.
Die Studierenden behandeln in diesen
Kursen gemeinsam mit Zahnärzten
Lassen Sie uns im Kontakt bleiben:
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16 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
der UMG und nutzen Ihr Wissen, die
Ausrüstung und die Fertigkeiten auf
aktuellem Stand der Wissenschaft um
weitere Erkrankungen Ihrer Patienten
zu verhindern und bereits vorliegende Zahn-und Munderkrankungen zu
therapieren.
Der demografische Wandel wird
auch die angehenden Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner vor neue
Herausforderungen speziell in der Versorgung älterer Patienten stellen. Umso
wichtiger ist es, sich nicht nur fachlich
auf zahnmedizinische, altersspezifische
Behandlungsmöglichkeiten vorzubereiten, sondern sich auch mit der Lebensrealität und den daraus resultierenden zahnmedizinischen Bedürfnissen von Senioren vertraut zu machen.
Die Studierenden beschäftigten
sich für ihre Vorträge in Ihrer Freizeit
mit dem Thema. Dieses ehrenamtliche
Engagement des medizinischen Nachwuchses beruhigt und ist sicher unterstützenswert. So sah es auch die Ideenförderung der Georg-August-Universität Göttingen und unterstützt das Projekt mit Fördermitteln.
Welche Entwicklung das Projekt erfahren wird, ist nun ganz nach dem
Arbeitstitel »VerZahnt« abhängig von
den Impulsen und der Zusammenarbeit aller Beteiligten und Interessierten: die Studierenden der Zahnmedizin,
der UMG , der Gesundregion Göttingen
e.V., dem Diakonischen Werk Göttingen,
der Georg-August-Universität Göttingen und auch den Göttinger Senioren
und evtl. der niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte.
Ziel soll ein generationeninkludierendes, auf Prophylaxe ausgerichtetes
Programm zur Verbesserung der Zahnund Mundgesundheit bei Menschen in
höheren Lebensaltern, sowie zur Sensibilisierung der Zahnmedizinstudierenden für die besonderen Aspekte der
Alterszahnmedizin im Sinne der Reziprozität, also zum Wohle und Nutzen aller Beteiligter, sein.
Wie sich dies verwirklichen lässt,
bleibt zu besprechen ein Anfang aber
wäre gemacht.
_ ANNA-LENA HILLEBRECHT
BERUFSSTÄNDISCHES ●
Interdisziplinäres Symposium
ZAHNMEDIZIN 2015 IN GÖTTINGEN
Wie jedes Jahr fand am 29.11.2015 vor dem ersten Advent das Interdisziplinäre Symposium der Zahnmedizin im Göttinger Klinikum statt.
Veranstalter des Symposiums ist der Neue Göttinger Förderverein der
Zahnmedizin, in dem Mitarbeiter aus allen vier Abteilungen des Zentrums ZMK sowie Studierende verschiedener Fachsemester vertreten sind
G
FOTOS: IDSZ
Von oben nach
unten:
● Großer
Hörsaal.
● Studierende
als Organisatoren.
● Eröffnungsworte ZKN
Präsident
Henner Bunke
D.M.D.
● Vorsitzender
Wassmann (re.)
bedankt sich
beim Schirmherren Prof.
Bürgers
FOTO: ZKN-ARCHIV
emeinsam mit
Er referierte zum Thema Kiezahlreichen
ferorthopädie im bleibenden
Studierenden
Gebiss unter ästhetischen Georganisieren
sichtspunkten. Das Verhältnis
Lehrende und
von Ethik und Ästhetik wurde
Studierende diese Fortbilvon Prof. Dr. Dr. Dr. Groß (Insdungsveranstaltung, die
titut für Geschichte, Theorie
maßgeblich vom Engageund Ethik der Medizin, RWTH
ment der Studierenden lebt.
Aachen) beleuchtet. Von dieUnter der diesjährigen
sen interessanten theoretiSchirmherrschaft des Direk- Anna-Lena
schen Grundsätzen führte
Hillebrecht
tors der Poliklinik für ZahnZTM Björn Roland (Dental Deärztliche Prothetik, Prof. Dr. Ralf Bür- sign Schnellbächer & Roland, Klein-Wingers, eröffnete der Vorsitzende des
ternheim) mit seinem Vortrag Ȁsthetik
Neuen Göttinger Fördervereins der
in Zeiten von CAD-CAM – was kommt
Zahnmedizin, Torsten Wassmann, die
aus der Maschine und was ist pures
Veranstaltung. Nach Grußworten der
Handwerk?!«zurück zur zahntechniFachschaftsvorsitzenden cand.med. schen Umsetzung zahnmedizinscher
dent. Johanna Handke, des Schirmher- Konzepte. Strategien zur ästhetischen
ren Prof. Dr. Ralf Bürgers und des Präsi- Analyse bei der Planung von Zahnersatz
denten der LZÄK Niedersachsen Henner
wurden von Dr. Philipp Pott (Klinik für
Bunke D.M.D. durfte sich das Publikum
Zahnärztliche Prothetik und Biomediziüber sieben hochkarätige und aktuel- nische Werkstoffkunde, Medizinische
le Vorträge von bekannten Referenten
Hochschule Hannover) aufgezeigt.
aus ganz Deutschland freuen.
PD Dr. Sven Rinke (Poliklinik für
PD Dr. Moritz Kebschull (Poliklinik
Zahnärztliche Prothetik, Universitätsfür Parodontologie, Zahnerhaltung und
medizin Göttingen) beendete mit seipräventive Zahnheilkunde, Universi- nem Vortrag über verschiedene Techtätsklinikum Bonn) demonstrierte The- niken und Materialien bei der vollkerarapiekonzepte bei Parodontitispatien- mischen Restauration einen gelungen
ten unter besonderer Berücksichtigung
Fortbildungstag.
parodontal-chirurgischer Maßnahmen
Wie in jedem Jahr verzichteten die
im ästhetisch relevanten Bereich. Prof. Referenten auf Ihr Honorar und spenDr. Dr. Torsten E. Reichert (Klinik und
deten dies verschiedenen wohltätigen
Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Ge- Organisationen.
sichtschirurgie, Universitätsklinikum
Ergänzt wurde das Symposium
Regensburg) zeigte eindrucksvolle
durch eine vielseitige und auch regioMöglichkeiten und Techniken der Al- nal geprägte Dentalausstellung.
veolarkamm-Augmentationen bei ImIm nächsten Jahr wechselt die
plantatpatienten. Die Kieferorthopä- Schirmherrschaft in die Klinik für
die wurde vertreten von Dr. Matthias
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie;
Fuchs (Kieferorthopädische Fachpraxis
Herr Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake
Fuchs-Setzer, Rosenheim Lehrbeauf- wird am 26.11.2016 zum Thema »Zahntragter der Poliklinik für Kieferortho- ärztliche Chirurgie« einladen.
pädie, Universitätsklinik Würzburg).
_ ANNA-LENA HILLEBRECHT
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
17
Sprache Sprache Sprache
DER SCHLÜSSEL IN DER FLÜCHTLINGSPROBLEMATIK
Mit dem Spracherwerb steht und fällt die Integration der Flüchtlinge sowohl in die Gesellschaft als auch in den
Arbeitsmarkt. Mittlerweile sind allerdings alle Sprachkurse, die den Menschen insbesondere aus Syrien oder
dem Irak angeboten werden können, komplett ausgebucht
FOTO: ZKN-ARCHIV
18 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
FOTO: T. LUS TIG
M
it der hohen
Zahl an Zuw an d e r e r n
können die
Einr i ch t un gen nicht mehr mithalten
– weder hinsichtlich der Räumlichkeiten noch des pädagogischen Personals. Darüber
hinaus gibt es einen RechtsAnne Maria Zick
anspruch auf diese Weise des
Spracherwerbs erst, wenn die Betroffenen die Anerkennung ihres Asylantrags
vorlegen können. Es ist bekannt, wie
lange es angesichts des hohen Arbeitsanfalls beim Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge dauern kann, bis ein
Asylantrag »durch« ist. Die meisten
der in den vergangenen Wochen und
Monaten angekommenen Menschen
haben einen solchen Antrag noch nicht
einmal gestellt.
Damit sie die Zeit des Wartens in den
Erstaufnahmeeinrichtungen und auch
später in den Unterkünften der Kommunen nicht ungenutzt verstreichen
lassen, investiert das Land jetzt auch
in die Videosprachqualifizierung via
Internet, die die Lernenden unabhängig macht von Sprachkursen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung.
Wirtschaftsminister Olaf Lies fördert
das Projekt »Virtuelle Sprachqualifizierung für Migrantinnen und Migranten
in Niedersachsen« (MOVIS) ab Januar
2016 mit 400 000 Euro. Es wurde ein
Programm ausgewählt, das von einem
hannoverschen Startup-Unternehmen
angeboten wird (»Papagei – watch.
learn.talk«), das auf jedem Smartphone
oder Tablet funktioniert, mit Zugangskosten von rund 35 Euro recht preiswert und in mittlerweile acht Sprachen
verfügbar ist sowie auf die zertifizierte
Sprachstandsprüfung vorbereitet. Das
Ministerium hat zunächst 2000 Lizen-
zen für das Programm erworben. Für
die Neuankömmlinge bietet das Unternehmen ein zweiwöchiges kostenloses
Startprogramm an.
Bereits seit Anfang November läuft
ein Integrationsprojekt, das Minister
Lies mit den Handwerkskammern mit
dem Ziel auf den Weg gebracht hat, jungen Asylbewerber/innen und Flüchtlingen mit Interesse an Handwerksberufen z.B. durch die Vermittlung von
Praktika auf eine Berufsausbildung
vorzubereiten Damit sollen bereits im
Ausbildungsjahr 2016/2017 rund 500
junge Menschen die Chance bekommen, eine Ausbildung zu beginnen, und
die Betriebe die Chance, den händeringend gesuchten Nachwuchs zu gewinnen. Nach Angaben des Wirtschaftsministers ist das Interesse an dem Projekt riesengroß. Es umfasst Module zur
Berufsorientierung, Eignungsfeststellung sowie zur Vermittlung von Praktika und Ausbildung. Insgesamt 1,1 Millionen Euro Landesmittel will Lies dafür
einsetzen.
In den Erstaufnahmeeinrichtungen
haben seit dem Sommer etwa 1000
Flüchtlinge die Kompetenzerfassung
durch die Regionaldirektion Niedersachsen der Arbeitsagentur durchlaufen (»Kompetenzen erkennen – gut an-
kommen in Niedersachsen«). Das ist
noch eine sehr geringe Zahl, wie Lies am
Dienstag einräumte. Daher könnten die
bisherigen Ergebnisse nicht repräsentativ sein, zumal viele Angaben mit Vorsicht zu genießen seien. Aber ein Trend
sei durchaus erkennbar. Demnach ist
mit 52 Prozent mehr als die Hälfte der
Flüchtlinge zwischen 25 und 34 Jahre alt, 24 Prozent zwischen 18 und 24
Jahre, so dass gut Dreiviertel der weit
überwiegend männlichen Flüchtlinge
(88 Prozent) im besten Ausbildungsalter sind. Fast zwei Drittel (61 Prozent)
sind aus Syrien und jeweils zehn Prozent aus dem Sudan und dem Irak. Die
wenigsten können deutsch, aber immerhin 400 der 1000 Befragten verfügen nach eigenen Angaben in der
englischen Sprache mindestens über
Grundkenntnisse. 475 gaben an, einen
Schulabschluss zu besitzen, mehr als
350 einen Hochschulabschluss, über 90
eine abgeschlossene Berufsausbildung
und 250 Berufserfahrungen. Lies sieht
in dem geringen Durchschnittsalter der
Flüchtlinge ein erhebliches Fachkräftepotenzial über alle Branchen hinweg,
das die Betriebe nutzen sollten.
_ ANNE MARIA ZICK
RUNDBLICK, 9.12.2015
BERUFSSTÄNDISCHES ●
FOTO: UNI-WH.DE
Der Zahnarztberuf verlangt viel manuelles Geschick,
um z. B. eine Kavität für eine Füllung herzustellen
wie bei einer Kariesbehandlung nötig, dabei aber nicht
zu viel Zahnsubstanz wegzuschleifen
Berufswunsch: Zahnarzt –
Feinmotorik im Selbsttest
50 ZAHNMEDIZININTERESSIERTE VERSUCHTEN SICH
BEIM BOHREN UND PRÄPARIEREN
Am 22. und 23. Oktober 2015 konnten 50 Studieninteressierte ausprobieren, ob das Studium Zahnmedizin etwas für sie ist. Das zweitägige Schnupperangebot der Universität Witten/Herdecke (UW/H) macht
diesen Selbsttest möglich
»I
ch bin Anfang dreißig und möchte
mit einem Zahnmedizinstudium
meinem Berufsleben eine völlig
neue Richtung geben. So ein Schritt
will gut überlegt sein. Bei Praxishospitationen konnte ich immer nur
zuschauen. Während des Schnupperstudiums konnte ich jetzt zum ersten
Mal an einem Phantomkopf an unterschiedlichen Zähnen bohren, Füllungen
setzen und unter Anleitung verschiedene Techniken ausprobieren. Die zwei
Tage hier haben mich ein großes Stück
weiter gebracht«, bringt Teilnehmer
Thomas Dzirula, ehemaliger Studierender der Informatik und Pharmazie
seine Eindrücke auf den Punkt.
Neben anderen praktischen Übun-
gen, wie zum Beispiel der Mikroskopie
von Zähnen, vermittelt das zweitätige Programm zur Studienorientierung
auch theoretisches Grundlagenwissen
in verschiedenen zahnmedizinischen
Disziplinen. »Ich war erst skeptisch, ob
sich die Anreise aus Bayern und die Kosten wirklich lohnen. Aber der persönliche Austausch mit den Professoren und
die besonderen Einblicke haben mich
sehr beeindruckt« sagt der zwanzigjährige Raphael Schulz, der zur Zeit eine
Ausbildung zum Zahntechniker macht.
Unter dem Motto »Bohren probieren
kommt vor dem Studieren« organisierte das Team Campus Relations der UW/H
in Kooperation mit dem Department
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
das Schnupperstudium. Für die fachliche Betreuung standen vier Professoren sowie mehrere Oberärzte und
Zahnärzte an beiden Tagen zur Verfügung. 20 Zahnmedizin-Studierende unterstützten bei der Durchführung und
beantworteten den Teilnehmern auch
informelle Fragen zum Studium und
zur Universität. »Besonders die Nähe
zu den Studierenden und den Professoren sowie die lockere Atmosphäre
wurden sehr gelobt«, so Prof. Dr. Stefan Zimmer, Leiter des Departments
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
an der UW/H . Für ihn ist das Schnupperstudium eine gute Möglichkeit, den
Kreis der Studieninteressierten zu erweitern. »Der Zahnarztberuf verlangt
viel manuelles Geschick, um z. B. eine
Kavität für eine Füllung herzustellen
wie bei einer Kariesbehandlung nötig
dabei aber nicht zu viel Zahnsubstanz
wegzuschleifen. Die Gelegenheit, dieses Geschick unter realen Bedingungen
auszuprobieren, hat man hier in Witten.
»Für die 50 zu vergebenen Teilnehmerplätze sind knapp 130 Bewerbungen bei uns eingegangen. Um die Plätze nach einem fairen Prinzip zu vergeben, hat ein studentisches Auswahlgremium die Bewerbungen nach einem
ähnlichen Bewertungssystem beurteilt,
wie es dem regulären Auswahlverfahren für das zahnmedizinische Studium an der UW/H zu Grunde liegt«, erläutert Mitorganisatorin Sabine Stratmann. Zehn Teilnehmerplätze wurden
als Stipendien an Bildungspioniere vergeben. »Bildungspioniere sind für uns
Menschen, die als erste in ihrer Familie studieren«, erläutert Prof. Zimmer.
»Ich komme selbst aus einer Arbeiterfamilie und begrüße die Regelung, zehn
Interessenten ohne familiären Akademiker-Hintergrund die Teilnahme zu
ermöglichen. Damit möchten wir die
gewünschte Heterogenität im Schnupperstudium und auch später im Studium sicherstellen.«
Am 21. und 22. April 2016 findet das
nächste Schnupperstudium Zahnmedizin statt. Weitere Informationen gibt es
online unter www.uni-wh.de/schnupperstudium.
_ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 11/2015
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
19
Zuspruch von
höherer Warte
Augustiner Pater Dr. Dr. Hermann-Josef
Zoche, Theologe, Philosoph und Managementberater ist der Meinung: Wirtschaftliches Denken und Zahnheilkunde
schließen sich nicht aus – im Gegenteil.
Wer nichts erwirtschaftet, dient nicht
der Volkswirtschaft, dient nicht dem
Gemeinwohl, referierte der renommierte Theologe bei einem zahnärztlichen
Unternehmertag
Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung der Zahnärztlichen Behindertenhilfe
in Niedersachsen 2015
ADRESSVERZEICHNIS WIRD NEU AUFGELEGT –
AUCH FÜR NICHTMITGLIEDER
D
Seit mehr als 40 Jahren widmet sich die »Arbeitsgruppe Zahnärztliche
Behindertenhilfe in Niedersachsen e.V.« der Mundgesundheit von Menschen mit Behinderungen
amit bei aller Ökonomie die Beziehungen zu anderen Menschen
nicht leiden, verriet Zoche seine
10+1 Erfolgstipps, mit denen man
automatisch auch ein besserer
Zahnarzt wird.
FOTO: ZKN-ARCHIV
Pater Zoches 10 + 1 Gebote
_ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
20 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
● Herausgabe eines Anschriftenverzeichnisses der niedersächsischen
Zahnarztpraxen‚ in denen Patienten mit Behinderungen behandelt
bzw. beraten werden,
● Organisation von Fortbildungsveranstaltungen zum Thema »Förderung der zahnärztlichen Therapie
behinderter Patienten«,
● sowie das Angebot kostenloser Seminare für Mitarbeiter/-innen in Behinderteneinrichtungen zum Thema Zahnärztliche Prophylaxe.
Anfang Dezember fanden in den Räumen der Zahnärztekammer Niedersachsen die diesjährige Vorstandssitzung und im Anschluss daran die Mitgliederversammlung 2015 statt. Im
v.l.n.r.: Dr. Wilhelm Bomfleur, Dr. Jörg Hendriks, Dr. Michael Sostmann, Silke Lange,
Henner Bunke, D.M.D./Univ. of. Florida, Dr. Rüdiger Cording, Dr. Reinhard Schilke,
Anna-Lena Hillebrecht, Lutz Stegemann, nicht im Bild Dr. Margarita Harmuth
FOTOS: DR. L . RIEFENS TAHL
1. Schaffen Sie Qualität – und stehen sie dazu! Tun Sie nie etwas, wovon Sie nicht überzeugt sind!
2. Verkaufen Sie die Idee, nicht das Produkt! Der Patient will schöne Zähne, kein
Füllungsmaterial.
3. Bekommen Sie dankbarere Patienten dank
Beratung. Wenn Ihre Patienten wissen, was
Sie für sie tun, werden sie es zu schätzen wissen.
4. Lassen Sie die Patienten an der Idee weiterarbeiten! Holen Sie den Patienten aus seiner
Opferrolle.
5. Betonen Sie, was schön ist! Reden Sie nicht
gleich über die kaputten Zähne, zeigen Sie
die restaurierten – und sagen Sie: So schön
können die anderen auch werden.
6. Bieten Sie introvertierten Luxus! Protziger
Luxus ist eitel. Geben Sie dem Patienten
etwas Hochwertiges, über das er sich still
freuen kann.
7. Seien Sie Wegbereiter zur Freude! Schenken
Sie einem Menschen Freude.
8. Seien Sie Mitarbeiter am Leben! Leben heißt,
aneinander Freude zu haben.
9. Verschenken Sie ein bisschen Zeit! Zeit, die
vom Rest meines Lebens abgeht, ist etwas
Besonderes.
10. Lassen Sie sich bei aller Wirtschaftlichkeit
einen kleinen Spielraum zum Gutes tun! Eine kleine Geste, ein kleines Geschenk – das
kostet wenig, bringt aber viel.
11. Das Schönste der Welt gibt es eh gratis:
Freude.
D
ie Beteiligten der
ersten
Stunde setzten sich nach
Vereinsgründung
als vordringliche
Aufgabe, ein, wenn
auch noch grobmaSilke Lange
schiges, flächendeckendes Netz von ambulanten und stationären Behandlungsmöglichkeiten
zu schaffen. Inzwischen verfolgt die
Zahnärztliche Behindertenhilfe in Niedersachsen ein umfangreiches Aufgabenportfolio:
● Information von Eltern, Erziehern
und Pflegepersonal,
BERUFSSTÄNDISCHES ●
Rahmen seines Berichtes stellte der
Vorsitzende Dr. Wilhelm Bomfleur in
einem kleinen Filmbeitrag u.a. die
»Konrad-Morgenroth-Förderergesellschaft e. V.« aus Westfalen Lippe vor,
die seit ebenfalls über 40 Jahren eine
der Behindertenhilfe ähnliche Zielsetzung verfolgt. Im Rahmen beider Sitzungen nahm insbesondere das Thema Aktualisierung des Anschriftenverzeichnisses einen breiten Raum ein.
Unterstützen Sie die Arbeit der Arbeitsgruppe werden Sie Mitglied
oder spenden Sie finanzielle Unterstützung:
Arbeitsgruppe Zahnärztl.
Behindertenhilfe in Nds. e.V.
Bankverbindung:
Commerzbank Hannover-Südstadt
IBAN: DE33 2504 0066 0420 8088 00,
BIC: COBADEFFXXX
Als Ergebnis ist der dieser Ausgabe der
ZKN Mitteilungen beigelegte Fragebogen verabschiedet worden. Da die darin ausgewiesenen praxisspezifischen
Angaben erweitert wurden, sollten alle Praxen ihren individuellen Praxiseintrag überprüfen und Aktualisierungen
bzw. Änderungs- und Ergänzungswünsche der Geschäftsstelle des Vereins
mitteilen (Anschrift s. unten). Selbstverständlich können auch bisher noch
nicht erfasste Praxen durch Ausfüllen
des Fragebogens aufgenommen werden. Dies gilt auch für niedersächsische
Zahnarztpraxen, in denen bisher niemand Mitglied der Zahnärztlichen
Behindertenhilfe e.V. ist!
Zum Thema »Zahngesundheit bei
behinderten und nichtbehinderten
Kindern und Jugendlichen aus kieferorthopädischer und kinderärztlicher Sicht« wurden beim Tagesordnungspunkt Fortbildung interdisziplinäre Aspekte sehr konstruktiv diskutiert. Insbesondere die Bedeutung der
kieferorthopädischen Frühbehandlung
und der physiologischen Mundraumbe-
handlung an der Schnittstelle zwischen
Kinderärzten auf Grund der frühkindlichen Erstkontakte und der Kieferorthopädie wurde herausgestellt und als
Thema für die nächste Fortbildungsveranstaltung der Arbeitsgruppe beschlossen.
Insgesamt zeigte sich wieder, dass
die multidisziplinäre Zusammensetzung des Vorstandes aus Vertretern
der beiden niedersächsischen zahnärztlichen Körperschaften, der beiden
niedersächsischen Hochschulen, eines
Vertreters des Landesverbandes der
Anästhesisten, der Kinderärzte, der
Kieferorthopäden und Vertretern des
öffentlichen Gesundheitsdienstes einen nährbaren Boden darstellt, aus
dem viele positive über das rein zahnärztliche Fachgebiet hinausreichende
Impulse und Beiträge zum Wohl von
Menschen mit Behinderungen gedeihen.
_ SILKE L ANGE, OLDENBURG
REFERENTIN IM VOR S TAND DER ZKN
FÜR DIE Z AHNÄR Z TLICHE BEHINDERTENHILFE
IN NIEDER S ACHSEN E.V
Mitgliedsanträge bekommen Sie
bei der Geschäftsstelle:
Zahnärztliche Behindertenhilfe
in Niedersachsen e. V.
Zeißstraße 11a
30519 Hannover
Ansprechpartnerin:
Anita Henseler
Telefon: (05 11) 8 33 91-114
Telefax: (05 11) 8 33 91-116
E-Mail: ahenseler@zkn.de
Dieser Ausgabe der ZKN Mitteilungen
liegt ein Fragebogen der Arbeitsgruppe bei, mit dem daran interessierte
Praxen ihr Leistungsangebot für Menschen mit Behinderungen für ein niedersachsenweit gültiges Anschriftenverzeichnis der Arbeitsgruppe Zahnärztliche Behindertenhilfe mitteilen
können. Sollte das Formular dem Blatt
nicht mehr beiliegen, können Sie sich
dieses auch von der Homepage der ZKN
herunterladen:
https://zkn.de/patienten/
behindertenhilfe.html
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
21
Der Praxismietvertrag
FEHLER KÖNNEN GRAVIERENDE FOLGEN HABEN
Zahnärzte schließen entweder einzeln oder im Namen einer Praxisgemeinschaft oder als Gemeinschaftspraxis
Mietverträge ab. Fehler bei der Vertragsgestaltung können gravierende Folgen für den Mieter bis hin zur erzwungen Aufgabe der Praxisräume haben
Z
FOTO: PRIVAT
ahnärzte sind daher
gut beraten, in einen sorgfältig ausgearbeiteten Mietvertrag zu investieren um Standortsicherheit zu
haben und die Entstehung von
Rechtsstreitigkeiten bereits
im Vorfeld zu unterbinden.
Im Folgenden geben wir eiDr. Philipp
nen Überblick über mietrechtSchön
liche Aspekte, die insbesondere für Praxen von Bedeutung sind.
Dabei streifen wir auch das in Berlin
geltende Verbot der sog. Zweckentfremdung von Wohnungen. Zusätzlich
runden wir den Beitrag ab mit einigen
Anmerkungen zu der höchst relevanten
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu sog. Schriftformheilungsklauseln ab. Letztere ist, gerade mit Blick
auf die gewünschte Standortsicherheit,
höchst relevant für jeden Zahnarzt.
I. Der Vertragsabschluss
Bei mehreren gemeinschaftlich tätigen
Zahnärzten stellt sich die Frage, wer den
Mietvertrag unterzeichnet.
Aus Sicht jedes einzelnen Zahnarztes
innerhalb z.B. einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) ist außerordentlich wichtig, darauf zu achten, dass der
Mietvertrag nicht im Namen eines Mitgesellschafters, sondern im Namen der
BAG , also der Gesellschaft Bürgerlichen
Rechts, abgeschlossen wird. Wird dies
nicht beachtet, so findet sich der Zahnarzt in der unliebsamen Rolle des Untermieters einer seiner Mitstreiter wieder.
Der Mieter sollte, gewissermaßen,
als Notausgang, den Mietvertrag unter die auflösende Bedingung stellen,
dass er – wider Erwarten – keine Kassenzulassung oder keine Finanzierung
erhält oder gar vor Beginn des Mietverhältnisses berufsunfähig wird. Bei
22 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Erstbezug von Mieträumlichkeiten in
einem Wohngebäude sollte auch vorsorglich auch die Nichtgenehmigung einer sog. Zweckentfremdung (siehe unten VIII) als auflösende Bedingung aufgenommen werden. Tritt einer dieser
Fälle ein, gilt der Mietvertrag als nicht
abgeschlossen, der Mieter ist von allen
Pflichten befreit.
II. Eignung und Nutzung
der Mieträume
Zahnarztpraxen erfordern, anders als
reguläre Büroräume, oft einen hohen
technischen Aufwand, z. B. Strahlenabsicherung (Röntgengeräte), Installation
von Entsorgungsgeräten (Amalgamabscheider usw.), schweren Apparaturen
und Starkstromanschlüssen.
Die Mieträume müssen dazu geeignet sein. Hierfür muss der Vermieter
ausdrücklich vertraglich einstehen.
Der Mieter sollte darauf achten, dass
neben der genauen Bezeichnung der
Heiltätigkeit auch etwaige Nebengeschäfte erfasst werden wie z.B. Labortätigkeit, Verkauf von Heil- und Hilfsmitteln (Beispiel: Zahnpflegeprodukte
in Zahnarztpraxis).
III. Konkurrenzschutz
Der Mieter sollte unbedingt auf die Einräumung eines Konkurrenzschutzes bestehen, so dass der Vermieter sich verpflichtet in dem Mietobjekt sowie in einem gewissen Umkreis keine Räume an
branchengleiche Mieter zu vermieten.
IV. Bauliche Veränderungen
In Zahnarztpraxen sind oft erhebliche
Umbauten erforderlich. Dies kann auch
– zum Beispiel bei einer Modernisierung
des Praxisinventars – erst nach einigen Jahren der Fall sind. Für diesen Fall
sollte sich der Mieter die ausdrückliche
Zustimmung zu Umbaumaßnahmen
geben und sich bereits mit dem Mietvertrag Grundrisse übergeben lassen.
Es ist dringend zu empfehlen, dass
Mieter und Vermieter eine klare Regelung hinsichtlich der Anbringung von
Hinweisschildern geben lassen (Größe, farbliche Gestaltung, Kosten der
Anbringung, evtl. Kosten der Beleuchtung). Auch sollte für den Fall eines späteren Auszugs bereits geregelt werden,
dass der Mieter innerhalb einer Übergangszeit ein Schild mit Verweis auf die
neue Praxisanschrift anbringen darf.
V. Vermieterpfandrecht
Der Mieter sollte darauf drängen, dass
in der Rubrik Mietsicherheiten das Vermieterpfandrecht an dem Praxisinventar ausgeschlossen wird. Ausreichende
Mietsicherheit kann der Zahnarzt durch
Barkaution oder eine Bankbürgschaft
leisten.
VI. Praxiserweiterung/
Nachmieterklausel
Wichtig ist auch, dass sich der Mieter
die Freiheit vorbehält, die Praxis personell zu erweitern. Der Mieter sollte
sich also ausbedingen, dass er weitere Partner oder Kooperationspartner
(Praxisgemeinschaft) aufnehmen darf.
Insbesondere sollte er sich vorbehalten,
die Praxis auch untervermieten zu dürfen.
Der Mieter sollte sich das Recht vorbehalten, bei Stellen eines adäquaten
Nachmieters aus dem Mietvertrag ausscheiden zu können. Für einen möglichen Übernahmeinteressenten an einer Praxis ist es sicherlich attraktiv, zu
lesen, dass er zu unveränderten Konditionen in den bestehenden Praxismietvertrag einsteigen kann.
Auch für den Todesfall des einzig verbleibenden Zahnarztes sollte eine Regelung aufgenommen werden, wonach
KLARTEXT
seine Erben entweder den Mietvertrag
kündigen oder einen anderen Zahnarzt
als Nachmieter stellen dürfen.
VII. Sonderkündigungsrechte
für den Mieter
Der Mieter sollte sich ein außerordentliches Kündigungsrecht für den Fall vorbehalten, dass er nachweislich (z.B. Rentenbescheid des Versorgungswerks
über Eintritt von Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit oder Erwerbsminderung;
amtsärztliches Zeugnis über den Eintritt der Berufsunfähigkeit; amtlicher
Bescheid über eine Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) von 50 %) berufsunfähig wird.
Denkbar ist auch, dass er bei einer z.
B. länger als sechs Monaten andauernden Arbeitsunfähigkeit zur Kündigung
berechtigt ist.
Dringend sollte auch ein Sonderkündigungsrecht vereinbart werden,
für den Fall dass dem Mieter die Zulassung von der kassenärztlichen oder
kassenzahnärztlichen Vereinigung entzogen wird
VIII. Zuletzt: der »Dauerbrenner«
des Gewerbemietrechts:
Schriftformmängel
Gewerbemietverträge mit einer längeren Laufzeit als 1 Jahr müssen zwingend
in Schriftform abgeschlossen werden (§
550 BGB). Vereinfacht gesagt bedeutet
Schriftform, dass ein Mietvertrag alle
wesentlichen Vertragsinhalte enthält
(Person des Vermieters, Person des Mieters, Mietobjekt, Mietdauer, Miethöhe)
und der Mietvertrag durch beide Parteien unterschrieben ist. Ein Mietvertrag,
welcher z. B. per Email geschlossen worden ist, entspricht nicht der Schriftform.
Auch alle späteren Änderungen eines
Mietvertrags (Nachträge) müssen immer und ausnahmslos schriftlich festgehalten werden. Falls die gesetzliche
Schriftform nicht eingehalten ist, gilt
der Mietvertrag als auf unbestimmte Zeit geschlossen. Dies hat zur Folge,
dass jede der beiden Vertragsparteien
den Vertrag mit der ordentlichen Kündigungsfrist von sechs Monaten kündigen kann. Der Vermieter könnte also
den Zahnarzt per ordentlicher Kündi-
gung »hinauswerfen« und die Immobilie an einen besser zahlenden Mieter
vermieten.
Vorsorge: Jegliche Änderung des
Mietvertrags muss in einem schriftlichen Nachtrag fixiert werden. Mündliche Absprachen oder Email-Korrespondenz genügt nicht!
Ein Vermieter könnte sich also aus einem unliebsam gewordenen Mietvertrag lange vor Ablauf der Festmietzeit
lösen. Für den Praxisinhaber wäre das
eine Katastrophe. Andererseits ist es
nicht gesagt, dass nicht auch ein Vermieter einen Mieter vor der Zeit unter Berufung auf Formmängel kündigt
und dadurch Platz schafft, für einen lukrativeren Mieter.
In der Praxis versuchen Vermieter
und Mieter dieses Risiko durch sog. Heilungsklauseln zu minimieren. Diese
Klauseln haben zum Inhalt, dass beide
Parteien verpflichtet sind, den Mietvertrag nicht unter Berufung auf eventuelle Formverstöße zu kündigen. Ob und
inwieweit derartige Klauseln wirksam
sind, ist noch nicht endgültig entschieden. Im Jahr 2014 hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass eine
solche Heilungsklausel unwirksam sein
kann, je nach dem, wie sie formuliert ist.
Vorsorge: Für den Fall, dass trotz
aller Bemühung die Schriftform nicht
gewahrt ist, ist eine sogenannte Heilungsklausel in den ursprünglichen
Mietvertrag aufzunehmen – sie kann
helfen, den Mietvertrag »am Leben zu
erhalten«.
Zahlreiche Heilungsklauseln aus laufenden Mietverträgen dürften aber vor
dem Hintergrund der neuen Rechtsprechung unwirksam sein. Mieter sollten
keinesfalls auf ältere Vertragsmuster
oder Vorlagen zurückgreifen sondern,
mit Blick auf die noch nicht gefestigte
Rechtsprechung, anwaltlichen Rat zum
Thema Heilungsklauseln einholen.
_ RECHT S ANWALT DR. PHILIPP SCHÖN, BERLIN
Gemeinsamer Bundesausschuss
verabschiedet sektorenübergreifende QualitätsmanagementRichtlinie
A
m 17. Dezember hat das Plenum des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) die
neue sektorenübergreifende Qualitätsmanagement-Richtlinie verabschiedet, die auch für
Zahnmediziner gilt und zu Beginn des kommenden Jahres die bestehende zahnmedizinische Qualitätsmanagement-Richtlinie ablösen wird. Dabei
soll der Aufwand für die Praxis angemessen sein.
Nach übereinstimmender Einschätzung durch
die QM -Experten der (Landes-)Zahnärztekammern
enthält diese Richtlinie wenig Neues. So hat sich die
Liste der anzuwendenden QM -Methoden und –Instrumente lediglich um die Punkte OP-Checklisten
(bei Sedierung und operativen Eingriffen durch
zwei oder mehr Ärzte), Arzneimitteltherapiesicherheit und Schnittstellenmanagement erweitert.
Auf Initiative von BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr.
Christoph Benz und dem Vorsitzenden des Ausschusses Qualität in der Zahnmedizin, Dr. Michael
Frank, wird die Bundeszahnärztekammer in enger
Abstimmung mit den (Landes-)Zahnärztekammern
sicherstellen, dass die bestehenden QM -Systeme
überprüft und ggf. anpasst werden, um den Zahnärztinnen und Zahnärzten rechtzeitig eine praxisnahe Umsetzung zu ermöglichen.
Stiftung Senior Experten Service
(SES) sucht Zahnärzte
D
ie größte deutsche Ehrenamts- und Entsende-Organisation für Fach- und Führungskräfte im Ruhestand, SES, eine Stiftung der
Deutschen Wirtschaft, sucht Zahnärzte, die sich
im Ruhestand engagieren wollen. Interessierte
werden durchschnittlich für drei bis sechs Wochen, maximal sechs Monate, im Ausland – vorwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern
– tätig. Die Auftraggeber sind aus der Öffentlichen
Hand oder dem privaten Bereich. Nach dem Prinzip »Hilfe zur Selbsthilfe« geben die Experten ihre
Kenntnisse und ihr Fachwissen an andere weiter.
Die Tätigkeit ist ehrenamtlich, Reisekosten und
Versicherung werden übernommen.
Finanziert wird der SES durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ).
Weitere Informationen über www.ses-bonn.de
_ KL ARTE X T DER BUNDE S Z AHNÄR Z TEK AMMER,
14/15
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
23
FOTOS: PROF. DR. H. GÜNAY (2), DR. J. RIEGELMANN
So dicht gefüllt
ist der große Hörsaal
selten
W
Die Tribute von Zahnem
ie in jedem Jahr stellte das traditionelle
Weihnachtscafé
der Zahnklinik der
MHH auch in dieser
Vorweihnachtszeit eine wunderbare
Möglichkeit zur Zusammenkunft und
zur Einstimmung auf die Feiertage dar.
Rund um das selbstgewählte Motto
(»Die Tribute von Zahnem«) hatten die
aktuellen Erstsemester eine Veranstaltung mit Glühwein, Tombola, Buffet
und natürlich einem Theaterstück organisiert.
Es ist nicht einfach, Erstsemester in
der Zahnklinik zu sein: Neben den generellen Anpassungsproblemen soll man
sich im Kurs der Technischen Propädeutik (TPK) mit dem Biegen von Klammern
und dem Modellieren von Wachszähnen herumschlagen. Und dann wird
auch noch erwartet, dass das neue Semester eine abendfüllende Veranstaltung vorbereitet und zusammen mit
dem traditionellen Weihnachtscafé
ausrichtet. Nicht umsonst ist den Ausrichtern der Dank der älteren Studierenden und des Lehr- und Klinikpersonals gewiss – schließlich hat die Mehrheit von ihnen selbst einmal in der gleichen Situation gesteckt.
Das diesjährige Theaterstück sollte
in Anlehnung an die kürzlich verfilmte Romanreihe der Autorin Suzanne
Collins unter dem Motto »Die Tribute
von Zahnem« stehen und sorgte im bis
auf den letzten Stuhl besetzten Hörsaal für mehr als einen herzlichen Lacher. Im Mittelpunkt der Aufführung
stehen traditionell die Wirrungen des
gemeinen Erstsemesters, immer mit einer gewissen Ironie und Doppeldeutigkeit vorgetragen: So führte die dargestellte »Abgabe- und Durchfallangst«
zwischen Gipsküche und Assistentenbüro – analog zur Romanvorlage – zum
mehrfachen Ausscheiden von Studenten aus dem Kurs bis schließlich eini-
ge tapfere Erstsemester dem Endgegner entgegentreten konnten, Kursleiter
Prof. Dr. Eisenburger aus der Klinik für
Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde. Dieser amüsierte sich übrigens auf seinem Platz in
der ersten Reihe des Hörsaals köstlich
über die Darstellungen seiner Kursteilnehmer.
An das Theaterstück folgend hatten
die Erstsemester ein Buffet aufgebaut,
an dem sich vor allem die Studenten
und Mitarbeiter stärken konnten, die
sich direkt aus den Behandlungskursen
des Nachmittags beim Weihnachtscafé
eingefunden hatten. Nebenan bildete
sich an der Ausgabe des freien Glühweins schnell eine Schlange und die Studierenden mit den Lostrommeln der
Tombola hatten Probleme, sich einen
Weg durch das gut gefüllte Foyer der
Zahnklinik zu bahnen. In ausgelassener Stimmung konnten sich die vielen
Anwesenden bestens austauschen, darunter neben den üblicherweise in der
Zahnklinik anzutreffenden Personen
auch eine Vielzahl von Ehemaligen und
Freunden der MHH und wie jedes Jahr
zeigte auch diesmal der Vorsitzender
des Ausschusses für die zahnärztliche
Prüfung Prof. Günay mit seiner Anwesenheit seine Verbundenheit mit den
Studierenden. Die Fachgruppe Zahnmedizin sorgte im Anschluss mit der
Bereitstellung von Musik und Kaltgetränken für einen freudigen Ausklang
des Abends.
_CMD TRIS TAN HARTUNG, 7. SEME S TER, HANNOVER
Links: Prof. Günay als »Schutzpatron« zwischen zwei Weihnachts-Engeln. Rechts: Sorgte für Stimmung und gute Laune: die Studi-Band
24 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
ALTERSVERSORGUNGSWERK
Mitteilung des Altersversorgungswerkes
Euro 36,2 Mio. auf Euro 38,7 Mio. Die laufenden Altersrentenzahlungen erhöhten sich von Euro 24,9 Mio. auf Euro 26,8
Mio. Die Aufwendungen für Rentenabfindungen blieben nahezu unverändert
bei Euro 2,3 Mio.
Der Kapitalmarktzins für 10-jährige Pfandbriefe lag zu Beginn des Jahres 2014 bei ca. 2,3 % sank im Laufe des
Jahres bis auf ca. 0,9 %. Bei den im Jahre
2014 fälligen Wertpapieren erzielte das
AVW eine Durchschnittsverzinsung von
rund 4,72%. Die Erträge aus den Kapitalanlagen betrugen insgesamt Euro 73,1
Mio. nach Euro 67,3 Mio. im Vorjahr. Die
Nettoverzinsung betrug 4,09 % (Vorjahr: 3,72 %).
_ DR. REINHARD URBACH
VOR SIT ZENDER DE S
4.040
0
0,00
12.173.015,53
4.040
-1.289
-585.097,72
der Satzung des Altersversorgungswerk
Einstellung in die Verlustrücklage gemäß § 29 Abs. 2
5.
Bilanzgewinn
Jahresüberschuss
4.
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
6.
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit
3.
580.953,93
Sonstige Aufwendungen
1.166.051,65
Sonstige Erträge
1.
2.
II. Nichtversicherungstechnische Rechnung
12.173.015,53
109
1.398
5.329
6.040
2.300.928,15
12.758.113,25
8.
Versicherungstechnisches Ergebnis für eigene Rechnung
2.020.296,47
b) Abschreibungen auf Kapitalanlagen
271.657,38
8.974,30
ab) Sonstige Aufwendungen für Kapitalanlagen
Kapitalanlagen
Zinsaufwendungen und sonstige Aufwendungen für die
Aufwendungen für die Verwaltung von Kapitalanlagen,
a)
Aufwendungen für Kapitalanlagen
7.
Verwaltungsaufwendungen
eigene Rechnung
Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb für
6.
Rückstellungen
5.624
643.232,57
267
LEITENDEN AUSSCHUSSE S
149
634
82.834
85.149.142,95
5.
Veränderung der übrigen versicherungstechnischen
915.341,15
abgewickelte Versicherungsfälle
38.684.246,17
Zahlungen für Versicherungsfälle
a)
b) Veränderung der Rückstellung für noch nicht
eigene Rechnung
eigene Rechnung
Aufwendungen für Versicherungsfälle für
4.
Sonstige versicherungstechnische Erträge für
3.
36.709
39.599.587,32
417
36.292
47.085,13
2.596.902,22
Gewinne aus dem Abgang von Kapitalanlagen
c)
68.319,75
Erträge aus Beteiligungen
b) Erträge aus anderen Kapitalanlagen
Erträge aus Kapitalanlagen
2.
a)
Verdiente Beiträge / Gebuchte Bruttobeiträge
1.
70.422.817,84
73.088.039,81
29
408
67.319
64
66.847
64.198
67.315.879,30
I.
Versicherungstechnische Rechnung
EUR
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG
FÜR DIE ZEIT VOM 1. JANUAR 2014 BIS 31. DEZEMBER 2014
DES ALTERSVERSORGUNGSWERK DER ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN
- KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS -, HANNOVER
EUR
Vorjahr
TEUR
FOTO: ZKN-ARCHIV
Anlage 2
Das Altersversorgungswerk (AVW )
der Zahnärztekammer Niedersachsen
(ZKN) erzielte im Geschäftsjahr 2014 erneut ein positives Ergebnis.
Im Jahr 2014 stieg die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen
Rentenversicherung auf Euro 71.400
p.a. sowie der Regelbeitrag auf Euro
1.124,55 an. Die Beitragseinnahmen betrugen im AVW insgesamt Euro 67,3 Mio.
gegenüber Euro 64,2 Mio. im Vorjahr.
Der Aufwand für die Grundrenten
erhöhte sich durch neu hinzugekommene Rentenempfänger, welche aufgrund
höherer geleisteter Beitragssummen
im Durchschnitt höhere Rentenansprüche haben als die Neurentner des Vorjahres. Die Aufwendungen für Versicherungsfälle erhöhten sich insgesamt von
aa) Aufwendungen für die Verwaltung der Kapitalanlagen
G
emäß den gültigen Rechnungslegungsvorschriften ist das
A l te r s ve r s orgungswerk verpflichtet, die
Bilanz und die Gewinn- und
Verlustrechnung öffentlich
bekannt zu machen. Für das
Jahr 2014 erfolgt die VeröfDr. Reinhard
fentlichung, nachdem die
Urbach
Kammerversammlung am 16.
Oktober 2015 den Jahresabschluss entgegengenommen und dem Vorstand
der Zahnärztekammer Niedersachsen
als Aufsichtsorgan und dem Leitenden
Ausschuss des Altersversorgungswerkes als Geschäftsführungsorgan die
Entlastung erteilt hat.
25
26 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Abgegrenzte Zinsen und Mieten
E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN
III. Andere Vermögensgegenstände
und Kassenbestand
II. Laufende Guthaben bei Kreditinstituten
I. Sachanlagen und Vorräte
D. SONSTIGE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE
II. Sonstige Forderungen
Versicherungsgeschäft an Versicherungsnehmer
I. Forderungen aus dem selbst abgeschlossenen
C. FORDERUNGEN
5. Andere Kapitalanlagen
5.000.133,89
30.948.255,90
624.500.000,00
b) Schuldscheinforderungen und Darlehen
4. Einlagen bei Kreditinstituten
542.500.000,00
56.233.000,00
a) Namensschuldverschreibungen
3. Sonstige Ausleihungen
festverzinsliche Wertpapiere
2. Inhaberschuldverschreibungen und andere
nicht festverzinsliche Wertpapiere
1. Aktien, Investmentanteile und andere
II. Sonstige Kapitalanlagen
8.877.687,44
7.077.701,33
32.338,00
181.469,30
2153149,48
1.776.735.216,20
1.776.927.303,07
135
20.420
1.723.506
1.815.492.852,11
12.940
2.699
10.196
45
2.513
20.052.384,49
15.987.726,77
2.334.618,78
2378
1.687.548
1.687.356
1
33.504
663.500
496.500
40.511
453.340
Rückstellungen für Pensionen und
Sonstige Rückstellungen
ähnliche Verpflichtungen
Sonstige Verbindlichkeiten
Versicherungsgeschäft gegenüber Versicherungsnehmern
Verbindlichkeiten aus dem selbst abgeschlossenen
E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN
II.
I.
D. ANDERE VERBINDLICHKEITEN
II.
I.
C. ANDERE RÜCKSTELLUNGEN
erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung
III. Rückstellung für erfolgsabhängige und
abgewickelte Versicherungsfälle
Rückstellung für noch nicht
Deckungsrückstellung
B. VERSICHERUNGSTECHNISCHE RÜCKSTELLUNGEN
Verlustrücklage gemäß § 37 VAG
Gewinnrücklagen
A. EIGENKAPITAL
I.
192
85
II.
517.553.826,41
190.819,00
TEUR
Vorjahr
Beteiligungen
192.086,87
EUR
und Beteiligungen
I. Kapitalanlagen in verbundenen Unternehmen
B. KAPITALANLAGEN
Sonstige immaterielle Vermögensgegenstände
A. IMMATERIELLE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE
AKTIVA
BILANZ ZUM 31. DEZEMBER 2014
DES ALTERSVERSORGUNGSWERK DER ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN
- KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS -
192.331,11
2.859.596,24
112.984,85
1.030.468,00
7.933.649,58
4.487.198,56
1.752.927.447,96
45.948.425,81
1.815.492.852,11
750,00
3.051.927,35
1.143.452,85
1.765.348.296,10
EUR
1.723.506
1
9.275
7.235
2.040
1.171
141
1.030
1.679.284
7.934
3.572
1.667.778
33.775
TEUR
Vorjahr
PASSIVA
Anlage 1
WISSENSCHAFT
Bald Impfung über die Lunge?
W
issenschaftler eines
Konsortiums mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums für
Infektionsforschung
(HZI) sind mit dem »Nanomedicine
Award 2015« ausgezeichnet worden.
Die Forscher hatten ein Impfverfahren entwickelt, bei dem der Impfstoff
zerstäubt und über die Lungenschleimhaut aufgenommen wird. Der Nanomedicine Award wird alle zwei Jahre von
der European Technology Platform on
Nanomedicine (ETPN) vergeben.
Forscher suchen deshalb seit längerem nach Möglichkeiten, »nadelfrei« zu
impfen. Einen viel versprechenden neuen Weg zu diesem Ziel könnten die Ergebnisse eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
geförderten Konsortiums aufzeigen,
in dem Wissenschaftler der Firma
Merck und verschiedener öffentlicher
Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. Dem Forscher-Team gelang
es, impfstoffbeladene Nanopartikel zu
entwickeln, die mittels eines Aerosols in
die Lunge transportiert und dort über
die Schleimhaut aufgenommen werden. Als Trägersubstanz verwendeten
sie das Biopolymer Chitosan. Sowohl
bei Mäusen als auch in Testsystemen
mit menschlichen Zellkulturen zeigte
sich: Die Partikel rufen eine Immunreaktion hervor.
»Dafür war bei den untersuchten
Test-Impfstoffen die Aufnahme der Aerosole über die Lunge tatsächlich ausreichend. Durch impfstoffverstärkende Adjuvantien konnte der Einsatz der
wirksamen Komponenten sogar noch
um das Zehnfache verringert werden,
ohne dass es zu Einbußen bei der Wirksamkeit kam«, erklärt Prof. Claus-Michael Lehr, leitender Wissenschaftler
am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), einer Außenstelle des HZI . »Die Verabreichung auf Trägerpartikeln macht den
Impfstoff zudem besonders robust: Eine Kühlkette für Transport und Lagerung ist nicht erforderlich.«
»Ein Vorteil bei der Impfung über
die Schleimhäute ist, dass der Impfstoff auf demselben Weg in den Körper gelangt wie viele Krankheitserreger – anders als bei der Verabreichung
mittels einer Spritze«, sagt Prof. Carlos
A. Guzmán, leitender Wissenschaftler
am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). »Das erleichtert es dem
Körper, eine wirksame Immunantwort
aufzubauen.«
»Unsere Forschung befindet sich
noch in einem sehr frühen Stadium«,
erklärt Projektleiterin Dr. Andrea Hane-
feld von Merck. »Bis daraus einmal ein
praktisch anwendbares Verfahren zur
Impfung mithilfe eines Inhalationsgerätes entwickelt sein wird, ist noch viel
Forschungs- und Entwicklungsarbeit
nötig.« Dennoch ist sie überzeugt: »Das
Prinzip, über die Lungenschleimhaut
zu impfen und dabei die Immunzellen
mit nanomedizinischen Verfahren anzusteuern, hat ein enormes Potenzial.
Es lässt sich sowohl für die therapeutische Vakzinierung in der Krebstherapie als auch für die klassische Impfung
einsetzen.« Das gemeinsame Projekt,
so Hanefeld, sei nicht nur ein herausragendes Beispiel für eine Kooperation
zwischen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen (Public-privatePartnership), sondern auch für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen pharmazeutischen Technologen
und Immunologen.
Neben Merck und dem HZI mit seiner Außenstelle HIPS gehören dem Projektteam auch die Charité-Universitätsmedizin Berlin, die Universität Kiel, die
Universitätsklinik Bonn und das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und
Bioverfahrenstechnik IGB in Würzburg
an.
_ FACHAR Z T.DE, 14.12.2015
HPV-IMPFUNG
Modellprojekt in Schulen gestartet
E
in Modellprojekt zur Impfung
gegen humane Papillomviren
(HPV) hat das Gesundheitsnetz
Rhein-Neckar mit verschiedenen Projektpartnern gestartet.
An Gebärmutterhalskrebs erkranken
jedes Jahr in Deutschland rund 5.000
Frauen, etwa 1.500 sterben daran. Die
Ständige Impfkommission (STIKO) des
Robert Koch-Instituts empfiehlt die
Impfung gegen humane Papillomviren für alle Mädchen im Alter von 9
bis 14 Jahren. Die Impfrate liegt jedoch
in Hessen erst bei 22 Prozent (deutschlandweit bei rund 35 Prozent). Das Gesundheitsnetz Rhein-Neckar plant, die
Rate innerhalb der nächsten zehn Jahre
auf 40 Prozent zu erhöhen.
Die Projektpartner sind überzeugt,
dass gezielte Aufklärung bei den Eltern
die Impfrate erhöht. Bei Elternabenden
an sechs Modellschulen informierten
Fachärzte daher ausführlich über die
HPV-Impfung. Ein weiterer zentraler
Baustein des Modellvorhabens ist das
Angebot einer freiwilligen Schulimp-
fung: Auf Wunsch der Eltern können
Schülerinnen der vierten Klasse bei einem Impftag vor Ort an der Grundschule von einem der beteiligten Fachärzte
gegen HPV geimpft werden.
Finanziert wird das Vorhaben vom
Bundesministerium für Gesundheit,
der Deutschen Krebshilfe, der Dietmar
Hopp Stiftung und der Stiftung Deutsche Krebsgesellschaft.
_ DEUT SCHE S ÄR Z TEBL AT T,
HEF T 51-52, 21.12.2015
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
27
KÖRPERSPENDEN
Eine emotionale Begegnung
H
Für Studenten ist die erste Begegnung mit einem toten Menschen im Anatomiekurs eine prägende Erfahrung.
Bei Gedenkfeiern für Körperspender treffen deren Angehörige und die Studenten aufeinander
annah B. , Emil K., Christa
M. Für jeden Namen wird
eine Kerze angezündet,
es erklingt ein Glockenschlag. Irgendwo rascheln
Taschentücher, der kleine Klebestreifen auf der Packung knistert. Helga K..
Karl R., Peter M. Jemand schnauzt laut,
ein anderer wischt eine Träne weg. An
diesem kalten Freitagmorgen werden
die Namen von 26 Verstorbenen bei
der Gedenkfeier im Dom St. Nikolai in
Greifswald von Medizinstudierenden
vorgelesen. Auch für die anonymen
Spender wird eine Kerze angezündet.
Die 26 Verstorbenen haben zu Lebzeiten verfügt, dass ihr Körper für die Ausbildung am Anatomischen Institut der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifsald zur Verfügung gestellt werden soll.
Wer seinen Körper einem AnatomieInstitut spendet, kann erst bis zu drei
Jahren nach dem Tod beerdigt werden.
Es dauert, bis der Körper für die Lehre
und Forschung vorbereitet ist. Für die
Angehörigen von Körperspendern ist
das oft eine schwierige Zeit es gibt über
viele Monate hinweg keinen Ort zur
Trauer und keine Beerdigung.
Gedenken am Semesterende
Gedenkfeiern und Gottesdienste, in denen die Studenten sowie Mitarbeiter
der Anatomischen Institute die Körperspender ehren und eine Trauerfeier für
die Angehörigen ausrichten, gibt es in
vielen Universitätsstädten am Ende eines Semesters: Tübingen, Aachen, Göttingen, Lübeck, Freiburg und Frankfurt
-um nur einige zu nennen. Bei diesen
Feiern treffen ganz unterschiedliche
Emotionen aufeinander: Für die Studenten waren diese Körper Lernobjekte für die Angehörigen aber geliebte
Menschen Ein Spagat, der nicht ganz
einfach ist.
»Neugierde, Angst, Ekel, Freude. Faszination« – diese konträren Gefühle be28 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
schreibt Studentin Josephine Schweder
aus dem vierten Semester an der Uni
Greifswald. Sie und ihre Kommilitonen
begegneten den Körpern der Spender
in den vergangenen Semestern sehr oft
im Präparierkurs. Die 21-Jährige ist MitOrganisatorin der Gedenkfeier in Greifswald. In ihrer Rede zeigt sie sich tiefbewegt von der Zeit im Präparierkurs: »Wir
hatten emotionale und sehr intensive
Begegnungen, die uns Demut, Erfahrung und Wissen beigebracht haben.«
Für die diesjährige Feier, die ausdrücklich nicht nach christlicher Liturgie gestaltet wurde, haben die Studenten einen Satz des französischen Autoren Antoine de Saint-Exupery ausgewählt: »So ist das Wesentliche einer
Kerze nicht das Wachs, das seine Spuren hinterlässt, sondern das Licht.« Studentin Schweder erklärt vor den Angehörigen: »Wir kannten nur den Körper,
das Wachs, wie bei einer Kerze. Sie, liebe Angehörigen, kannten das Licht des
Menschen, das, was bleibt.«
Trost für Angehörige
Ein Trost, den viele Angehörige nachvollziehen können. Einige nicken verständnisvoll, wenn Studentin Schweder und Prof. Dr. med. Karlhans Endlich,
Leiter des Institutes für Anatomie und
Zellbiologie und Prodekan der Universitätsmedizin Greifswald, ihren Dank
für die Spende und die »unersetzliche
Hilfe« aussprechen. »Ohne die Erkenntnisse der Anatomie ist keine medizinische Heilkunst möglich«, sagt Endlich
vor den Angehörigen.
Nach seinen Angaben benötigt das
Institut für die Ausbildung der Studenten jedes Semester 28 Leichen, ohne die
kein Unterricht möglich sei. Für weitere
Kurse werden ebenso Spenden benötigt, so dass in jedem Semester rund
40 Körper zum Einsatz in Lehre und Forschung in Greifswald kommen. Einige
Menschen geben auch ihr Einverständ-
nis, dass Körperteile eine Dauerspende werden dürfen: Sofern es funktioniert, werden aufwendigere Präparate
erstellt, die dann fünf bis sechs Jahre
verwendet werden.
Rund ein Jahr dauert es, bis eine
Leiche für den Präparierkurs aufbereitet ist und die Studenten an ihr lernen
können. Das Interesse an einer Spende ist groß. »Wir haben überhaupt keinen Mangel an Menschen, die ihren Köper zur Verfügung stellen«, sagt Endlich im Gespräch mit dem Deutschen
Ärzteblatt. Nach dem Tod kümmert sich
das Institut um alle bürokratischen Angelegenheiten und übernimmt später
die Bestattungskosten mögliche Gründe für Menschen, ihren Körper für die
Wissenschaft zu spenden. »Sicherlich
gibt es auch immer wieder Angehörige, die den letzten Willen nicht so einfach akzeptieren können«, sagt Endlich.
Doch die Vereinbarung mit dem Anatomischen Institut, die der Körperspender
zu Lebzeiten unterschrieben hat, ist wie
ein Testament oder eine Patientenverfugung.
Günther S., Dietmar T, Elsa Z. »Diese Erfahrung mit dem toten Körper
bleibt – ein ganzes Berufsleben lang«,
sagt Probst Frank Hoffmann von der
katholischen Probst-gemeinde St. Joseph in Greifswald. »Vielleicht wolltet
Ihr die Geschichte des Menschen kennenlernen, vielleicht hattet Ihr Angst,
den Körper zu verletzen«, sagt Pfarrer
Matthias Gürtler von der evangelischen
Domgemeinde St. Nikolai bei seiner Ansprache während der Gedenkfeier.
Beim feierlichen Auszug aus dem
Dom halten die Studenten jeweils Kerzen in die Höhe ein Lichtermeer aus 200
Kerzen entsteht und begleitet die Angehörigen auf den Domvorplatz. Ein sehr
würdiger Moment.
Draußen, auf dem Weg zum Friedhof, tauschen sich Angehörige über ihre geliebten Verstorbenen aus, darüber,
WISSENSCHAFT ●
wie sie mit dem Warten auf die Beerdigung umgegangen sind. »Endlich ein
Grab«, sagt eine ältere Frau.
»An die Perspektive der Studenten
auf die toten Körper habe ich noch nie
gedacht«, sagt einer der Angehörigen
auf dem Weg zum Friedhof. Die rund
100 Trauergäste laufen die 15 Minuten
zu Fuß durch Greifswalder Parks und
Straßen, Studenten tragen einen Blumenkranz an der Spitze des Zuges. Die
Polizei sperrt kurzfristig die Kreuzung
am Hansering und der Wolgaster Straße.
Am Alten Friedhof, auf der Urnenstelle des Anatomischen Institutes,
werden Blumen und Kränze niedergelegt. Die Studenten legen weiße Lilien an den Gedenkstein, viele Angehörigen stellen Gestecke ab, haben
Sträuße mitgebracht. Dass es nun einen Ort gibt, an dem sie trauern kön-
nen, ist für viele erlösend. »Wir haben großen Respekt davor, dass sie
den Willen ihres Angehörigen respektiert haben«, sagt Studentin Schweder.
Aber die Distanz zwischen Studenten
und Angehörigen bleibt: Am Ende des
Vormittags suchen nur sehr wenige das
Gespräch, zu groß sind offenbar die Unterschiede, die Interessen und die Emotionen.
Rebecca Beerheide
_ DEUT SCHE S ÄR Z TEBL AT T, HEF T 31-32, 3.8.2015
Ältester Hinweis auf eine Kariesbehandlung
aus dem Jungpaläolithikum
Der Fund von Scharten in einem kariösen Weisheitszahn eines Mannes, der vor ca. 14.000 Jahren in Norditalien gelebt hat,
stellt den bislang ältesten Nachweis einer Kariesbehandlung der Menschheit dar. Die Entfernung von kariöser Zahnsubstanz mit einem kleinen spitzen Steinwerkzeug stellt eine Weiterentwicklung der damals üblichen Verwendung von Zahnstochern aus Holz oder Knochen dar. Dabei wurde das Gewebe durch Schaben und Ritzen entfernt, während Bohrtechniken
erst später entstanden
D
entalkaries ist eine der
häufigsten weltweit auftretenden chronischen Erkrankungen. Bereits während der frühen Menschheitsgeschichte litten die Menschen
unter Zahnschmerzen, was sie dazu
veranlasste, nach Behandlungsmethoden zu suchen. Neben Kräutertinkturen verwendeten Römer, Griechen und
Ägypter seit ca. 5.000 Jahren Bohrer,
um kariöse Bereiche aus Zähnen zu
entfernen.
Es wird angenommen, dass die Kariesrate mit dem Beginn der sesshaften
Lebensweise und dem Betreiben von
Ackerbau in der Jungsteinzeit (Neolithikum) durch den vermehrten Genuss
von Kohlenhydraten aus Getreide anstieg. Aus dieser Zeit vor etwa 9.000
Jahren stammten die bislang ältesten
menschlichen Funde aus Pakistan, bei
denen eine Kariesbehandlung durch
Bohrer nachgewiesen werden konnte.
Möglicherweise füllten die Menschen
die entstandenen Löcher bereits mit
anderen Materialien wieder auf, sicher
nachgewiesen wurde eine Zahnfüllung
aus Bienenwachs bei einem Menschen,
der vor ca. 6.500 Jahren in Slowenien
lebte.
Vor dem Neolithikum verwendeten
die Menschen häufig Zahnstocher aus
Knochen oder Holz, um ihre Zähne zu
reinigen. Dass auch Jäger und Sammler unter Karies litten und geschädigtes Gewebe entfernten, wurde nun bei
einem etwa 25 Jahre alten Mann nachgewiesen, der vor ca. 14.000 Jahren lebte und dessen Überreste 1988 in einer
Felshöhle bei Villabruna in Norditalien
gefunden wurden. Bei ihm hat vermutlich eher der Verzehr von Früchten als
Getreide den Karieserregern als Kohlenhydratquelle gedient.
Der betroffene Weisheitszahn zeigt
eine okklusale Kavität von mehreren
Millimetern Durchmesser, die tiefe Kerben an der mesialen Wand aufweist.
Innerhalb der Kavität sind vier Kariesherde sichtbar, von denen einer bis ins
Dentin reicht. Die Scharten an der mesialen Oberfläche der Kavität sind zum
oberen Rand hin abgerundet und poliert, was auf Abnutzung durch Kauen
von Nahrung hinweist und den Rückschluss zulässt, dass die Kerben vor dem
Tod des Mannes erzeugt wurden.
Die tiefer liegenden Scharten besitzen dagegen scharfe Kanten. Durch
Analysen des Zusammenschlusses der
gegenüberliegenden Kronen konnte
ausgeschlossen werden, dass die Scharten durch Höcker des oberen dritten
Molaren beim Kauen hervorgerufen
wurden. Untersuchungen mit einem
Rasterelektronenmikroskop ergaben
ebenfalls, dass sich die Rillen von einem
durch die Nahrungsaufnahme bedingten Mikroverschleiß deutlich unterscheiden. Sie sind V-förmig und ähneln
Schnitten auf Knochen. Experimentelle
Tests an extrahierten Molaren ergaben,
dass die Kerben nicht durch Holz oder
Knochen, sondern mit Hilfe eines kleinen, für das Epigravettien typischen
Stichels erzeugt wurden. Der Nachweis
von Materialien wie Bienenwachs oder
Propolis, mit denen die Kavität gefüllt
gewesen sein könnte, durch Gaschromatografie und gekoppelte Massenspektrometrie fiel negativ aus.
_ INFORMATIONSKREIS MUNDH YGIENE
UND ERNÄHRUNGS VERHALTEN (IME)
WISSENSCHAF TLICHER INFORMATIONSDIENS T,
4/2015, IME 15-10515
DIE LITER AT URLIS TE K ANN IN DER REDAK TION ANGEFORDERT WERDEN .
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
29
Alzheimer-Impfung könnte in 10 bis
15 Jahren kommen
H
offnung auf Hilfe, Linderung, vielleicht irgendwann sogar Heilung:
Weltweit suchen Wissenschaftler nach einer Therapie gegen die Krankheit, die Alois Alzheimer einst in München entdeckte. Jetzt
macht ein Klinikdirektor Hoffnung auf
eine Impfung.
Wissenschaftler setzten bei der Alzheimer-Krankheit die größten Hoffnungen auf eine Impfung. »Man kann
den Gedächtnisverlust mit der Impfung aufhalten«, fasste Christian
Haass, Leiter des Deutschen Zentrums
für neurodegenerative Erkrankungen,
am 3.12.2015 in München entsprechende Studienergebnisse zusammen. »Ich
glaube, dass man hier auf dem richtigen Weg ist.«
Auch der Direktor der Klinik für Psychiatrie des Uniklinikums München,
Peter Falkai, sprach vom derzeit vielversprechendsten Ansatz. »Da bewegt
sich etwas.« Eine Prognose, wann Alzheimer gut behandelt oder gar geheilt
werden könne, sei aber nicht möglich.
»Wenn es gut läuft, ist es in 10 Jahren
möglich, Menschen in einer frühen Phase auf Kassenkosten zu impfen«, meinte Hans Förstl, Direktor der Klinik für
Psychiatrie des Klinikums der Technischen Universität (TU) München. Falkai
sprach von 10 bis 15 Jahren.
Zwar handelt es sich bei Alzheimer
nicht um eine Infektion, der Mechanismus der Impfung funktioniert aber
ähnlich, nämlich über eine Immunisierung gegen das Peptid Amyloid. Dieses
bildet als Abbauprodukt im Gehirn Eiweiß-Plaques, die den Gedächtnisverlust verursachen. Nach der Impfung aktivieren Antikörper Fresszellen, die die
Plaques entfernen.
Bei Mäusen habe sich gezeigt, dass
die Plaques durch die Impfung aufgelöst werden, sagte Haass. Dieses Ergebnis hätten auch erste Studien an Patien-
ten erbracht, jedoch habe sich Gedächtnisverlust bei bereits länger erkrankten
Patienten nicht stoppen lassen. Bei der
Immunisierung von Menschen in einem frühen Stadium habe der Gedächtnisverlust hingegen gestoppt werden
können. »Wenn wir den Zeitpunkt verpasst haben, bei dem die Kettenreaktion beginnt, ist es zu spät«, sagte Haass.
Derzeit hoffen die Forscher auf neue
Erkenntnisse aus einer umfangreichen
Studie auf Island. Es gebe dort Familien,
die aufgrund einer Genmutation nicht
an Alzheimer erkrankten.
Der Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer (1864 – 1915) hatte in
München seine Entdeckungen zu der
später nach ihm benannten »eigenartigen Krankheit der Hirnrinde« gemacht.
Zu seinem 100. Todestag am 19. Dezember erinnern Wissenschaftler an den
Forscher.
_ FACHAR Z T.DE, 3.12.2015
Lungentumoren »besänftigen« Immunsystem
mit Schwangerschaftsprotein
Bestimmte Lungentumoren machen sich offenbar einen natürlichen Schutzmechanismus aus der Schwangerschaft
zunutze. Das konnten nun Wissenschaftler der Sektion Translationale Forschung aus der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg zeigen
Z
u Beginn der Schwangerschaft schützt das Protein
Glycodelin den Embryo – den
das Immunsystem der Mutter sonst als körperfremd attackieren würde – vor der Abstoßung.
Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom
sowie seine Absiedlungen in anderen
Organen schütten – bei Frauen und
Männern – ebenfalls Glycodelin aus
und unterdrücken damit wahrscheinlich in ihrer unmittelbaren Umgebung
Abwehrreaktionen des Immunsystems.
Das Heidelberger Team zeigte zudem:
Das Protein ist im Blut nachweisbar
30 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
und könnte sich als Biomarker für die
Früherkennung und Verlaufskontrolle
eignen. Die Ergebnisse sind in der renommierten Zeitschrift »Clinical Cancer Research« erschienen.
Rund 52.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Lungenkrebs. Der Tumor verursacht im frühen
Stadium in der Regel keine Beschwerden und wird daher häufig erst spät entdeckt. Die Prognose ist entsprechend
schlecht: Die ersten fünf Jahre nach Diagnose und Behandlung überlebt nur
etwa jeder fünfte Patient. Insgesamt
sterben jährlich mehr als 43.000 Men-
schen an dieser Krebserkrankung, die
bei den meisten vermeidbar gewesen
wäre. Hauptrisikofaktor ist das Rauchen.
»Das Immunsystem spielt in den
letzten Jahren eine immer größere Rolle bei der Bekämpfung von Lungenkrebs. Man versucht herauszufinden,
über welche Mechanismen die Tumorzellen das Immunsystem beeinflussen
und ob man die Erkenntnisse daraus für
Diagnostik und Therapie nutzen kann«,
erklärt Dr. Michael Meister, Leiter der
Sektion Translationale Forschung und
Seniorautor der Publikation.
WISSENSCHAFT ●
Glycodelin als Marker für den
Verlauf der Krebserkrankung
Eine wichtige Rolle in der Wechselwirkung zwischen einem bestimmten
Lungentumor, dem nicht-kleinzelligen
Lungenkarzinom, und dem Immunsystem spielt das Schwangerschaftsprotein Glycodelin. Bisher war lediglich
bekannt, dass diese Tumoren das Protein bilden, weitere Untersuchungen
standen noch aus. »Wir vermuten, dass
die Krebszellen Glycodelin ausschütten, um Immunzellen in ihrer direkten
Umgebung zu betäuben. Diese können
so keine Abwehrreaktion einleiten«, so
Meister. Hinderten die Wissenschaftler
die Tumorzellen im Labor daran, das
Protein herzustellen, bildeten diese
stattdessen andere Proteine, die das
Immunsystem beeinflussen.
Die Heidelberger Lungenspezia-
listen verglichen außerdem erstmals
den Glycodelin-Spiegel in konservierten Blutproben von mehr als 25 Patienten mit deren Krankheitsverlauf. »Die
Konzentration von Glycodelin im Blut
korrelierte sehr gut mit dem Therapieansprechen oder dem Fortschreiten
der Erkrankung«, so Dr. Marc Schneider, Erstautor der Arbeit. Schlug eine
Chemotherapie an oder wurde der
Tumor entfernt, sank der Glycodelinspiegel. Wuchs der Tumor weiter oder
bildeten sich im späteren Verlauf Absiedlungen, stieg die Konzentration
an. Das Team konnte für diese Untersuchungen auf eine große Anzahl von
Blut- und Gewebeproben von Patienten mit Lungentumoren zurückgreifen, dank der engen Zusammenarbeit
mit dem Pathologischen Institut des
Universitätsklinikums Heidelberg und
der seit 15 Jahren bestehenden Lungenbiobank Heidelberg.
Bestätigt sich dieser Zusammenhang in weiteren, bereits angelaufenen Studien, könnte das Protein als
leicht zu testender Biomarker in der
Früherkennung und Verlaufskontrolle
speziell beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom eingesetzt werden. Regelmäßige Kontrollen des GlycodelinSpiegels könnten zusammen mit weiteren Untersuchungen den Ärzten dabei helfen, auf ein Fortschreiten der
Erkrankung schnell zu reagieren und
die Therapie anzupassen. »In künftigen Studien muss außerdem geklärt
werden, ob Glycodelin sich als mögliches Ziel für die Therapie beim Nichtkleinzelligen Lungenkarzinom eignet«,
sagt Meister.
_ FACHAR Z T.DE, 17.11.2015
nisation jedenfalls nicht in der Lage, mit
internationalen Gesundheitskatastrophen angemessen umzugehen.
Das liegt aber nur zum Teil an
schwerfälligen und unübersichtlichen
Organisationsstrukturen. Die WHO ist
chronisch unterfinanziert und kann
nur über einen Teil ihres Budgets frei
verfügen. Dafür sind die 194 Mitgliedstaaten der Organisation verantwortlich. Sie lehnen seit Jahren in schöner
Regelmäßigkeit jede Erhöhung ihrer
ordentlichen Mitgliedsbeiträge ab, die
inzwischen ohnehin weniger als 25 Prozent des Budgets von gut zwei Milliarden US -Dollar jährlich ausmachen. Der
Rest der Mittel setzt sich aus freiwilligen Beiträgen zusammen, von denen
der Großteil zweckgebunden eingesetzt werden muss. Zwar stammt das
meiste Geld dem WHO -Finanzbericht
zufolge von den Mitgliedstaaten. Unter den zehn Topgeldgebern steht die
Bill und Melinda Gates Stiftung jedoch
an zweiter Stelle, gleich hinter den USA .
Kritiker werfen der WHO deshalb eine
zunehmende Abhängigkeit von den Interessen privater Geldgeber vor.
Auch die Expertenkommission bemängelt, dass die Politik der Nullrunden
bei den ordentlichen Beiträgen die Finanzbasis der WHO gefährlich ausgehöhlt hat. Sie empfiehlt deshalb den
Mitgliedstaaten eine Beitragssteigerung von fünf Prozent sowie die Schaffung eines eigenen Fonds für Kriseninterventionen. Flankierend solle die
Staatengemeinschaft umgehend damit beginnen, eine Sicherheitsreserve
für solche Fälle anzulegen. Ziel müsse
ein Kapitalstock von 100 Millionen US Dollar sein, gespeist aus freiwilligen
Beiträgen. Außerdem solle die WHO ein
eigenes Zentrum für Katastrophenhilfe etablieren und sich besser mit anderen Akteuren der humanitären Hilfe
koordinieren.
Die WHO hat sich bereits im Jahr 2011
ein umfassendes Reformprogramm
verordnet, das allerdings nur langsam
vorankommt. Doch wer soll die Verantwortung für die globale Gesundheit
übernehmen, wenn nicht eine Organisation, die die internationale Staatengemeinschaft genau zu diesem Zweck
geschaffen hat? Es genügt nicht, stän-
WELTGESUNDHEITSORGANISATION
D
Schlechtes Zeugnis
as vergangene Jahr war kein
gutes für die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Für ihr Krisenmanagement
während der verheerenden
Ebolaepidemie in Westafrika hat die
Sonderorganisation der Vereinten Nationen heftige Kritik einstecken müssen.
Und das zu Recht. Frühe Warnungen
der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden als Alarmismus abgetan. Es
dauerte fast ein halbes Jahr, bis man
auch bei der WHO den Ernst der Lage
erkannte und den globalen Gesundheitsnotstand ausrief. Erst danach lief
die internationale Hilfe richtig an.
Jetzt hat eine unabhängige Expertenkommission einen Bericht vorgelegt,
der die Versäumnisse im Umgang mit
dem bislang schwersten Ebolaausbruch
mit 11.268 Toten (Stand: 21. Juli) auflistet
und Empfehlungen für grundlegende
Reformen ausspricht. Denn diese sind
nach Ansicht der Experten unverzichtbar, wenn die WHO ihrer Führungsrolle
in Sachen globaler öffentlicher Gesundheit künftig gerecht werden will. Zurzeit, so das strenge Urteil, sei die Orga-
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
31
dig über die Ineffizienz der WHO zu klagen, wenn man ihr zugleich die finanziellen Mittel vorenthält, die sie benötigt,
um effizient zu arbeiten. Um die UN -
Organisation wieder handlungsfähig
zu machen, braucht es neben Geld den
politischen Willen der Mitgliedstaaten.
Hier ist auch die Bundesregierung als
immerhin fünftgrößter Geldgeber gefragt.
_ HEIKE KOR ZILIUS
DEUT SCHE S ÄR Z TEBL AT T, HEF T 31-32,
3.8.2015
ANALYSE VON TELMISARTAN-STUDIEN
Erneut ein Plädoyer für »Hirnschutz« durch gesunde
Ernährung
Kardiovaskuläre Hochrisiko-Patienten können sich womöglich durch gesunde Ernährung vor geistigem Abbau schützen.
Daran erinnert die »Deutsche Gesellschaft für Neurologie«. Anlass sind die Ergebnisse einer Analyse von zwei TelmisartanStudien, die kürzlich im Fachmagazin »Neurology« erschienen sind
»D
ie Auswertung zweier
großer Untersuchungen
durch die kanadischen
Kollegen zeigt, dass gesunde Essgewohnheiten
das Risiko kognitiver Einschränkungen
und demenzieller Erkrankungen im
Alter tatsächlich verringern können«,
kommentiert die Neurologin Professorin Dr. Agnes Flöel von der Charité.
»Die Erkenntnisse sind ein weiterer
Schritt auf dem Weg zu soliden wissenschaftlichen Empfehlungen, um das
Demenz-Risiko für Patienten wie auch
Gesunde zu senken«, so die Leiterin der
Arbeitsgruppe Kognitive Neurologie an
der Klinik für Neurologie der Charité.
Noch nicht geklärt ist, was eigentlich
genau eine »neuroprotektive« Kost
ist, auf welche Nährstoffe es also ankommt. Möglicherweise spielt auch
eine reduzierte Kalorienzufuhr eine
gewichtige Rolle. Ebenso wie für die
Art und Zusammensetzung der Kost
gibt es auch für die vermiderte Energieaufnahme einige Daten, die für einen
»Hirnschutz« sprechen.
Für die aktuelle Publikation in »Neurology« hat ein kanadisches Forscherteam um Dr. Andrew Smyth (McMaster
University in Hamilton« die Daten der
beiden Telmisartan-Studien mit knapp
28.000 kardiovaskulären Risiko-Patienten ausgewertet.
Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer,
die sich am gesündesten ernährten,
hatten ein um 24 Prozent geringeres
Risiko für einen kognitiven Abbau im
Vergleich zu denen, die sich besonders
32 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
ungesund ernährten. Als »gesund« galt
dabei eine Diät mit viel Obst, Gemüse,
Nüssen oder Eiweiß aus Soja sowie bei
tierischen Nahrungsmitteln die Formel
»mehr Fisch als Fleisch« – im Gegensatz
zum Konsum von zum Beispiel viel frittiertem Essen oder Alkohol.
»Die Ergebnisse legen nahe, dass gesunde Essgewohnheiten nicht nur das
Herz-Kreislauf-Risiko, sondern auch das
Risiko für kognitive Störungen, insbesondere bezüglich Aufmerksamkeitsund Kontrollfunktionen, aber auch
von Gedächtnisstörungen, senken
könnten«, erläutert Flöel. Den deutlichen Unterschied von 24 Prozent zwischen dem besten und dem schlechtesten Fünftel der Teilnehmer hält sie in
dieser großen, multinationalen Studie
für bemerkenswert.
Die 27.860 Teilnehmer der Studien
aus 40 Ländern waren mindestens 55
Jahre alt, litten an Herzerkrankungen
oder hatten ein hohes Diabetes-Risiko. Gemessen wurde die geistige Leistung anhand des Mini-Mental-StatusTest (MMST), und zwar zu Beginn der
Studien und nach fünf Jahren durchgeführt. In diesem Zeitraum beobachteten die Forscher etwa bei jedem sechsten Studienteilnehmer eine Verschlechterung der kognitiven Leistungen. Diese Informationen stellten Smyth und
Kollegen dann den Ergebnissen aus einer Befragung zu den Essgewohnheiten der Studienteilnehmer gegenüber.
Flöel hält es allerdings auch für möglich, dass die errechnete Risikoreduktion nicht allein auf die als gesund klas-
sifizierte Ernährung zurückgeht, sondern auch eine Folge der verminderten
Kalorienzufuhr sein könnte. Die Forscherin selbst hat die positiven Auswirkungen solch einer »kalorischen Restriktion« bereits vor einigen Jahren am
Universitätsklinikum Münster nachgewiesen. Damals konnte Flöel zeigen,
dass ältere Versuchspersonen im Anschluss an eine dreimonatige verringerte Kalorienzufuhr besser lernten: Die
Lernleistung stieg um 20 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe. Dieser
Effekt beruht möglicherweise auf einem verbesserten Glukose-Stoffwechsel und einer damit verbundenen, positiven Wirkung auf insulinabhängige
Stoffwechselwege im Gehirn, vermutet Flöel.
In der aktuellen Studie hatten die
Forscher zwar mit statistischen Methoden mögliche Auswirkungen des Rauchens, des Körpergewichts und sportlicher Aktivitäten herausgerechnet. Der
unterschiedliche Energiegehalt der
Nahrung wurde aber nicht berücksichtigt. Statt dessen ging es darum, wie viele Portionen Obst, Gemüse, Nüsse, frittiertes Essen oder Alkohol täglich konsumiert wurden, und wie das Verhältnis von Fisch zu Fleischprodukten und
Eiern war. Weiter kann die Studie nicht
beantworten, welche Inhaltsstoffe der
»gesunden Lebensmittel« letztlich für
die positiven Effekte relevant waren.
Trotz dieser Einschränkungen sei die
Arbeit der Kollegen ein weiterer Schritt
nach vorne, so Flöel.
Nach einem wirksamen Schutz vor
WISSENSCHAFT ●
einer Demenz wird bekanntlich seit
Langem schon gesucht. Auch weil bislang keine wirklich überzeugend wirksamen Pharmaka gefunden wurden,
wird verstärkt auf die Prävention gesetzt, wobei es im Wesentlichen um kardiovaskuläre Risiko-Faktoren geht. So
haben zum Beispiel 2013 im Vorfeld des
G-8-Demenz-Gipfels über 100 DemenzForscher aus 36 Ländern in einer Stellungnahme die politisch Verantwortlichen aufgefordert, die PräventionsForschung stärker zu unterstützen und
gesundheitspolitische Maßnahmen
dann an den Ergebnissen dieser Forschung auszurichten.
Der bekannte Hintergrund der Stellungnahme: Nach Schätzungen vwerden 2050 weltweit 135 Millionen Menschen an Demenz erkrankt sein. Effektive Therapien, mit denen DemenzKranke geheilt werden könnten, gibt es
bislang nicht.Würde jedoch rechtzeitig
gegen modifizierbare Demenz-Risikofaktoren vorgegangen, könnte bis 2025
rund ein Fünftel der Demenz-Fälle verhindert werden, hieß es in der Stellungnahme der Wissenschaftler, darunter
Agnes Flöel, Monique M.B. Breteler
vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn und
der Alzheimer-Forscher Harald Hampel
(»Hôpital de la Salpêtrière« in Paris).
Nach Schätzungen der Wissenschaftler stehen rund 50 Prozent der
Demenz-Fälle in einem Zusammenhang mit Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes, Depression und Bluthochdruck. Die in den vergangenen
50 Jahren erzielten Erfolge im Kampf
gegen Herzkreislauf-Erkrankungen
durch öffentliche Maßnahmen gegen
modifizierbare Risikofaktoren berechtigten zu der Annahme, dass eine solche präventive Strategie auch gegen
Demenz-Erkrankungen wirksam sein
würde, hieß es in der Stellungnahme.
Die Demenz-Prävention sollte daher einen besonders hohen Stellenwert in der
Gesundheitspolitik erhalten.
Weitere Forderungen: In der Forschung sollten gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, neue
Demenz-Risikofaktoren zu identifizieren und weitere Erkenntnisse zu den
bereits bekannten zu gewinnen. Und
um in großen klinischen Studien herauszufinden, ob eine Modifikation solcher Faktoren auch tatsächlich vor Demenz-Erkrankungen schützt, sei eine
intensive internationale Zusammenarbeit erforderlich. Eine weitere wichtige
Aufgabe sei, jene Menschen zu identifizieren, die besonders gefährdet seien, demenzkrank zu werden. Es gebe
bereits genügend Belege dafür, bei solchen Hochrisiko-Personen sofort aktiv
zu werden, etwa mit großen klinischen
Studien zum Nutzen von körperlicher
Bewegung, Blutzucker-Kontrolle, antihypertensiver Therapie, B-Vitaminen,
Omega-3-Fettsäuren, kognitivem Training und sozialen Aktivitäten.
Darüber hinaus sollten die gesundheitspolitisch Verantwortlichen Menschen im mittleren Lebensalter mit
Hilfe öffentlicher Kampagnen etwa
verstärkt zu einer gesunden Lebensweise ermutigen und ihnen deutlich
machen, dass sie so nicht allein Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen vorbeugen könnten, sondern auch
Demenz-Erkrankungen.
Kurz zuvor hatten auch die drei US amerikanischen Demenz-Forscher Eric
B. Larson, Kristine Yaffe und Kenneth M.
Langa ein Plädoyer für mehr Prävention veröffentlich. Es sollte mehr Gewicht
auf modifizierbare Demenz-Risikofaktoren gelegt werden, so auch Larson,
Yaffe und Langa. Genährt wird auch
dieses, im »New England Journal of Medicine« publizierte Plädoyer durch meh-
rere epidemiologische Studien in den
USA und in Europa: Haupterkenntnis
aus diesen Studien: Die absolute Zahl
der älteren Menschen mit einer Demenz steigt zwar aufgrund der demografischen Entwicklung; aber der relative Anteil sinkt. Gründe hierfür nach
Angaben der drei Wissenschaftler: bessere sozioökonomische Bedingungen,
mehr Bildung und eben auch Erfolge
gegen modifizierbare kardiovaskuläre
Risikofaktoren, die zugleich mit einem
erhöhten Demenz-Risiko einhergehen.
Eine wichtige Aufgabe sei es nun, intensiv zu erforschen, wie am effektivsten
gegen Demenz-Risikofaktoren vorgegangen werden sollte. Diese Forschung
sollte sich selbstverständlich mit den individuellen und den gesellschaftlichen
Bedingungen befassen, die die Entwicklung einer Demenz begünstigen.
Ein Schlüssel zu einer effektiven Prävention liege in jedem Einzelnen, betonen die DGN und Agnes Flöel. »Auch
wenn viele Details noch nicht geklärt
sind, so scheint doch sicher, dass es
mehrere Möglichkeiten gibt, dem geistigen Abbau aus eigener Kraft entgegen zu wirken. Eine gesunde und maßvolle Ernährung und regelmäßige Bewegung gehören zu den präventiven
und wirkungsvollen Maßnahmen, die
jeder heute schon umsetzen kann«, so
die Berliner Neurologin. Und zwar nicht
erst, wenn die sich die Erkrankungen
schon zeigen, wie bei den Patienten der
kanadischen Studie.
_ FACHAR Z T.DE, 1.7.2015
P
Sanftere Tumordiagnose
atienten mit schwarzem Hautkrebs können in Zukunft möglicherweise sanfter auf Tochtergeschwülste untersucht werden.
Bislang entnehmen Ärzte dafür Lymphknoten und suchen
darin nach Krebszellen, um den weiteren Verlauf der Krankheit
einzuschätzen. Forscher am Uniklinikum Essen haben jetzt eine
Methode erprobt, die ohne OP auskommt.
Dafür bestrahlten sie Lymphknoten durch die Haut mit einem schwachen Laser. Dieser regt den Stoff Melanin an, der von Hautkrebszellen
gebildet wird. Ist er im Lymphknoten vorhanden, sendet er ein Ultraschallsignal aus. In einem ersten Test zeigte dies Metastasen zuverlässig
an. mehrere Kliniken sollen jetzt prüfen, ob die Technik praxistauglich
ist.
_ KL A
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
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SCHWEIZER ERNÄHRUNGSMEDIZINER EMPFEHLEN
Kohlenhydratarme Kost für Krebskranke
Ernährung und Krebs – diese zwei Themen sind wohl enger verknüpft als gedacht. Außer dem Risiko, dass eine unausgewogene Ernährung die Entstehung von Krebs fördern kann, stehen besonders die Mangelernährung von Krebskranken
und die Möglichkeiten der Ernährungs-Intervention in der Krebstherapie im Blickpunkt der Wissenschaft
D
er Schweizer Internist und
Ernährungsmediziner Dr.
Reinhard Imoberdorf und
seine Koautoren raten zu
einer kohlenhydratarmen
Kost, die vor allem Patienten im Frühstadium der Erkrankung nützen könne
(»Aktuelle Ernährungsmedizin«).
Vor 90 Jahren hat der Biochemiker
Otto Warburg beobachtet, dass Krebszellen ihre Energie überwiegend aus Kohlenhydraten beziehen. Viele Krebsarten
nutzen die Glukose nicht nur zur Energiegewinnung, sie stellen aus dem Zuckermolekül auch die für das Wachstum
erforderlichen Fette her. Für Reinhard
Imoberdorf, Chefarzt am Kantonsspital
Winterthur in der Schweiz, stellt sich die
Frage, ob eine kohlenhydratarme Kost
das Krebswachstum vermindern kann.
Die Ergebnisse von Tierversuchen seien sehr kontrovers, erkärt Imoberdorf.
Bei Mäusen sei es unter einer sogenannten ketogenen Diät – sie senkt die Kohlenhydratzufuhr so weit, dass der Stoffwechsel zur Versorgung des Gehirns Ketonkörper produziert – anfangs zu einer
Wachstumsverzögerung gekommen.
Später hätten sich die Tumorzellen jedoch auf eine Energieversorgung durch
Ketonkörper und Milchsäure umgestellt.
Klinische Studien liegen laut Imoberdorf
nicht vor. Ob alle Krebs-Patienten kohlenhydratarm und somit fett- und eiweißreich ernährt werden sollten, lasse
sich zurzeit nicht abschließend beurteilen, so der Schweizer Internist. Er sieht
sich allerdings durch eine im »Journal
of the National Cancer Institute« veröffentlichte Studie bestätigt. Dort war es
bei Darmkrebs-Patienten, die sich kohlenhydratreich ernährten, häufiger zu
Rückfällen und zum Tod gekommen.
Defizite vor allem bei Kalorienund Eiweißzufuhr
Der klinische Alltag sieht anders aus.
34 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Viele Krebskranke sind mangelernährt. Ihr hohes Alter, die Zahl der eingenommenen Medikamente und die
Krebserkrankung steigern die Prävalenz einer Mangelernährung. Defizite
gibt es laut Imoberdorf vor allem in der
Kalorien- und Eiweißzufuhr. Am Kantonsspital Winterthur werden KrebsPatienten sowohl stationär als auch
ambulant ernährungstherapeutisch
unterstützt. Wenn eine Zusatztrinknahrung oder eine Anreicherung der
Speisen die Defizite nicht ausgleichen
kann, werden die Patienten über eine
Magensonde ernährt. In einigen Fällen
erfolgt die Ernährung mittels Speziallösungen über eine Infusion.
In einer Ernährungsstudie ist dem
Team des Kantonspitals Winterthur gelungen, die Kalorien- und Eiweißzufuhr
ambulanter Patienten mittels individualisierter Ernährungsinterventionen deutlich zu steigern. Einen Einfluss
auf die körperliche Funktionstüchtigkeit oder die Lebensqualität konnten
die Forscher jedoch nicht feststellen.
Imoberdorf und seine Kollegen nehmen an, dass eine Ernährungsumstellung für Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebs-Erkrankung zu spät
komme.
Vier Regeln sollte jeder einhalten
Am besten sei es, durch einen gesunden
Ernährungs- und Lebensstil, das Risiko
für eine Krebserkrankung zu verhindern. Dass dies möglich ist, steht für
den Internisten außer Zweifel. Vier Regeln sollte jeder einhalten: Außer einer
Mittelmeerdiät mit viel Obst, Gemüse,
Nüssen und Fisch und einem allenfalls
mäßigen Alkoholkonsum gehören auch
körperliche Aktivität und Nichtrauchen
dazu. Imoberdorf beruft sich auf die Ergebnisse einer Langzeitstudie. Wer dort
alle vier »Low-risk«-Regeln erfüllte, erkrankte seltener an Krebs.
Auf das Problem der Mangelernährung bei Krebs-Kranken hat kürzlich auch die Deutsche Gesellschaft für
Geriatrie (DGG) hingewiesen. Pro Jahr
stürben über 200 000 Menschen in
Deutschland an einer Tumor-Erkrankung. Was laut DGG nur wenige wissen: Mangelernährung ist ein nicht zu
unterschätzender Risikofaktor für den
Erfolg der Behandlung – gerade bei betagten Patienten. Das Immunsystem
wird geschwächt, eine Chemotherapie
schlechter vertragen und vielleicht sogar abgebrochen. Schätzungen zufolge sterben bis zu 25 Prozent der TumorPatienten nicht an ihrer Krebs-Erkrankung, sondern an den Folgen der körperlichen Auszehrung. Privatdozent Dr.
Rainer Wirth, Chefarzt am St.-MarienHospital Borken, der die Arbeitsgruppe
Ernährung und Stoffwechsel der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
leitet.
Gründe für die gerade bei alten
Menschen häufige Mangelernährung
sind laut Wirth unter anderen Schluckbeschwerden und verändertes Geschmacksempfinden. Der Speiseplan
vieler betagter Menschen wird dadurch über die Jahre immer einseitiger. Kommt eine schwerwiegende Erkrankung wie Krebs hinzu, verschärft
sich die Situation. »Es gibt einige Belege, dass sich die Funktion des Immunsystems durch Mangelernährung
so verschlechtert, dass die Tumorbekämpfung relevant beeinflusst wird«,
so Wirth.
Gegenmittel: Eiweißreiche Kost
und mäßiges Sportprogramm
Das trifft auch auf Patienten zu, die
sich stets gesund und ausgewogen ernährt haben. »Je nach Art des Tumors
ist manchmal direkt die Nahrungsaufnahme beeinflusst, weil man zum Beispiel nicht mehr richtig schlucken kann
Gene entscheiden mit über Gaumenspalte
W
issenschaftler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) haben jetzt einen wichtigen
Schritt zur Aufklärung der genetischen Ursachen der Gaumenspalte gemacht.
Demnach spielt das Protein GSKIP eine entscheidende Rolle in der Embryonalentwicklung: Nachdem die
Forscher das Gen für GSKIP in Mäusen stillgelegt hatten, entwickelten alle Tiere eine Gaumenspalte und
schwerwiegende Atemwegsprobleme. »Das ist das erste Mal, dass diesem Protein eine Funktion im lebenden Organismus
zugeordnet werden konnte«, sagt Studienleiter Enno Klußmann vom MDC .
Die Wissenschaftler nutzten für ihre Studie das sogenannte konditionale Knock-out-Verfahren, bei dem Gene mit einer Art
biologischem Schalter versehen werden, der sie stilllegt. Nachdem sie das Proteins bei den Mäusen aufgeklärt hatten, verglichen die Forscher die dafür zuständigen Gene bei Mäusen und Menschen. In Zusammenschau mit den Daten einer anderen
Arbeitsgruppe deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Gene bei der menschlichen Gaumenentwicklung eine Rolle spielen.
Die Arbeit ist in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Biological Chemistry erschienen. DOI: 10.1074/jbc.
M115.701177
oder Bauchschmerzen hat. Zusätzlich
hemmen bestimmte Botenstoffe wie
zum Beispiel Interleukine den Appetit.« Letzteres oft schon lange, bevor
der Krebs diagnostiziert wird. Ein ungewollter Gewichtsverlust gilt daher
als Warnzeichen, sagt Wirth: »Wer zum
Beispiel stets an Übergewicht gelitten
hat und plötzlich abnimmt, der sollte
unbedingt einen Arzt konsultieren.«
Kommt eine Chemotherapie hinzu,
verschärft sich die Situation. Übelkeit
und Erbrechen sind nur einige potenzielle Nebeneffekte. Spätestens jetzt
geht es auch an die Muskelmasse, da
dem Körper nicht nur Energie fehlt,
auch an Eiweißen mangelt es. Die Folge: ein allgemeines Schwächegefühl
und erhöhtes Sturzrisiko.
Als Gegenmittel empfiehlt sich nicht
nur eine eiweißreiche Kost, sondern
auch ein begleitendes, mäßiges Sportprogramm. »Mit Sport wird man natürlich keine Metastasen los«, sagt Wirth,
der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin ist.
»Aber Studien zeigen, dass Patienten,
die ihre Muskulatur regelmäßig trainieren, weniger an Schwächeerscheinungen und dem allgemeinen Abbau durch
eine Tumorerkrankung leiden. Bewegung ist immer noch der stärkste, aufbauende Stimulus für die Muskulatur.«
Ernährungsprotokoll ist sinnvoll
Gelegentlich trickst der Körper den Beobachter jedoch aus: Trotz Krebs scheint
das Gewicht des Patienten zu steigen.
Grund ist vermehrte Wassereinlagerung ausgelöst durch den Eiweißman-
_ ZM ONLINE, 14.12.2015
gel. Dies lässt sich nur durch eine Untersuchung überprüfen, bei der die genaue Körperzusammensetzung in Bezug auf Wasser-, Fett- und Muskelanteil
analysiert wird.
»Es ist außerdem sinnvoll, wenn der
Patient über mehrere Tage ein Ernährungsprotokoll führt«, rät Wirth. »Auf
der Basis dieser Daten kann berechnet werden, welche Nährstoffe und
Mengen der Patient überhaupt zu sich
nimmt. Auf dieser Grundlage kann
dann ein sinnvoller Ernährungsplan erstellt werden.« Dabei geht es nicht darum, den Speisezettel komplett umzudrehen, sondern sinnvoll zu ergänzen.
Hat zum Beispiel ein Patient keinen Appetit mehr auf Fleisch und Wurst, sollten pflanzliche Eiweiße wie Sojabohnen
und Hülsenfrüchte in die Ernährung
aufgenommen werden.
Wer wiederum zuvor Kalorien gezählt hat, muss ebenfalls seine Gewohnheiten überdenken. »Auch wenn
es ungewohnt ist: Um genügend Kalorien zu konsumieren, sollte man unter
Umständen seine Cholesterinphobie
überwinden, nicht mehr das Fett vom
Fleisch abschneiden und den Pudding
nicht mit fettarmer Milch, sondern Sahne kochen«, sagt Wirth. »Eine Multivitamintablette bringt da nichts.« Wer
auch dann deutlich zu wenig Kalorien aufnimmt, muss einen Schritt weiter gehen. Das reicht von ergänzender,
vollbilanzierter Trinknahrung (in der
alle Nährstoffe enthalten sind) bis hin
zu Sondenernährung und intravenöser
Ernährung, falls der Patient besonders
geschwächt ist.
Noch Mängel bei Zusammenarbeit
von Klinik und Ernährungsberatung
Es gibt viele Möglichkeiten. Doch im
Klinikalltag sehe die Situation oft ernüchternd aus, betont auch Wirth: Die
Zusammenarbeit von Klinik und Ernährungsberatung ist bisher noch ein vernachlässigter Punkt. »Da gibt es Einiges nachzubessern«, sagt Wirth. »Wir
kämpfen seit vielen Jahren für die
Etablierung von sogenannten Ernährungsteams in den Krankenhäusern.«
Er geht dabei mit gutem Beispiel voran: 2010 rief er am St.-Marien-Hospital
Borken ein Ernährungsteam ins Leben.
Außer ihm sorgen drei Diätassistentinnen und eine Ernährungswissenschaftlerin für die Umsetzung von Konzepten der klinischen Ernährungstherapie.
So durchlaufen alle Patienten bei der
Aufnahme ein Screening auf Mangelernährung.
Damit ist die Klinik noch eine Ausnahme: In Deutschland verfügen nur
vier Prozent aller Krankenhäuser über
ein Ernährungsteam. Das liegt daran,
dass zum einen das Thema nicht genügend wertgeschätzt wird, wie Wirth
sagt. In anderen Ländern sieht das anders aus: In Großbritannien ist das
Screening auf Mangelernährung eine
Pflichtuntersuchung bei der Krankenhausaufnahme. »Die Briten haben erkannt, dass man dadurch den Krankheitsverlauf der Patienten verbessern
und unterm Strich auch Kosten sparen
kann.«
_ DR. THOMA S KRON
FACHAR Z T.DE, 4.7.2015
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
35
FOTO: ZKN-ARCHIV
DIES & DAS
NIEDERSACHSEN
PACKT AN?
ES GEHT UM
FLÜCHTLINGE
UND ASYLSUCHENDE
M
i nis t e r p r ä sident Stephan Weil
Britta Grashorn
hat am 30.11.2015 gemeinsam mit den »Landesfürsten« des
Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB),
der Unternehmerverbände (UVN), der Katholischen Kirche und der Konföderation
evangelischer Kirchen das Aktionsbündnis »Niedersachsen packt an!« in Hannover präsentiert. Natürlich geht es dabei um
Flüchtlinge und Asylsuchende. Alle Niedersachsen sind jetzt »eingeladen« zu zeigen,
was das Land ausmacht: Solidarität, Toleranz und gesellschaftlicher Zusammenhalt, heißt es in dem Aufruf zum »offenen« Bündnis. Das klingt nach rotgrünem
Koalitionsvertrag bzw. erinnert an den
Aufruf von Kirchen, UVN und DGB vom 8.
September. Damals lautete die Überschrift
»Jetzt ist Zeit zu handeln!«.
Und richtig: Regierungschef Weil traf
sich am 28. September mit den vier Initiatoren. Man verabredete weitere Schritte und
war seither zu fünft. Gute acht Wochen
später lautet die Botschaft an möglichst
alle Niedersachsen: bildet eine »breite gesellschaftliche Allianz«, packt mit an, damit
Flüchtlinge und Asylbegehrende möglichst
schnell in Gesellschaft und Arbeit ankommen, lebt mit ihnen und nicht neben ihnen, schützt sie vor Fremdenfeindlichkeit
und Terror, vernetzt Eure Projekte, engagiert Euch… Nachdem die evangelischen
Kirchen ihren Gemeinden und Kreisen bereits acht Millionen Euro in diesem und
dem kommenden Jahr für lokale, ehrenamtliche Flüchtlingsprojekte in Aussicht
gestellt haben, kündigte Weil am Montag
an, das Land werde im nächsten Jahr eine
Million Euro für das Aktionsbündnis locker
machen – vornehmlich für die Öffentlichkeitsarbeit.
Unter »www.niedersachsen-packt-an.
de« kann sich jede/r mit oder ohne Foto
ganz flink als Unterstützer/in eintragen
und von dort auch den Aufruf »Niedersachsen packt an!« per Facebook unterstützen.
36 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Es ist zweifellos ein gutes Gefühl, sich selbst
auf einer großen Fan-Fotowand für den guten Zweck im Netz zu entdecken. Ob das
den Flüchtlingen bei deren ganz konkreten Problemen mit der deutschen Sprache
und Bürokratie hilft bzw. den Druck der
Kommunen mildert, viele Menschen Tag
für Tag warm und trocken, möglichst nicht
in Zelten oder Turnhallen unterzubringen,
sie zu ernähren und medizinisch zu versorgen, angemessenen Wohnraum zu finden,
besonders Kinder, Mädchen und Frauen vor
Gewalt zu schützen etc., ist fraglich.
Die Initiatoren sagen, es gehe ihnen
mit ihrem Aufruf zunächst darum, eine
gemeinsame Haltung zu definieren, also
um Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit
und Gleichberechtigung. Anfang 2016 soll
es eine große Auftaktveranstaltung zu
»Niedersachsen packt an!« geben. Geleitet
wird das Aktionsbündnis von einer Steuerungsgruppe, in der zunächst die Initiatoren vertreten sein werden, später weitere
aktive Institutionen. Aufgabe sei der Informationsaustausch, die »ideelle Förderung
von Integrationsaktivitäten jeglicher Art«
sowie die Vorbereitung von regelmäßigen
Integrationskonferenzen, die bis zu drei
Mal im Jahr stattfinden sollen. Ein weiteres
Gremium mit (zu) vielen Mitgliedern, das
sich in Symbolpolitik übt? Das kann niemand gebrauchen. Die angestrebte Allianz
»der Engagierten und Vernünftigen« sollte
schnell praxistaugliche Ergebnisse liefern.
_ RUNDBLICK, 1.12.2015
»GEBOT DER MENSCHLICHKEIT«
RUNDT STARTET MODELLPROJEKT ZUR ANONYMEN
KRANKENBEHANDLUNG
I
n Niedersachsen wird es künftig die Möglichkeit zur anonymen medizinischen
Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltsstatus geben. Sozialministerin Cornelia Rundt hat ein entsprechendes Modellprojekt an den Standorten Hannover
und Göttingen gestartet. Die Betroffenen
müssen keine negativen Folgen wie etwa
eine Abschiebung fürchten und bekommen zudem Beratung und Begleitung auf
dem Weg in die Legalität. Rundt sprach von
einem »Gebot der Menschlichkeit« gegenüber denjenigen, »die sonst durchs Raster
fallen«. Sie bekämen nun eine medizinische Mindestversorgung, wie sie derzeit
auch Asylbegehrenden gewährt werde. Unterstützt wird das Projekt, für das das Land
in den kommenden drei Jahren insgesamt
1,5 Millionen Euro bereitstellt, von der AOK
Niedersachsen, der Kassenärztlichen und
der Kassenzahnärztlichen Vereinigung sowie von der Landesapothekerkammer. Ein
interdisziplinar aufgestellter Beirat gibt
Empfehlungen zu Grenzfällen der medizinischen Versorgung. Nach Ablauf der drei
Jahre soll das Projekt auf Grundlage anonymisierter Daten evaluiert werden, um
festzustellen, ob diese Leistung auch an
weiteren Standorten des Landes oder gar
flächendeckend erforderlich und sinnvoll
sein könnte.
_ RUNDBLICK, 7.12.2015
DR. MATTHIESEN:
PROJEKT ÖFFNET MISSBRAUCH TÜR UND TOR
L ANDESREGIERUNG MUSS MODELLVERSUCH ZUR ANONYMEN
MEDIZINISCHEN VERSORGUNG
UMGEHEND STOPPEN
D
er sozialpolitische Sprecher der CDU Landtagsfraktion, Dr. Max Matthiesen, lehnt das von Sozialministerin
Rundt gestartete Modellprojekt zur anonymen medizinischen Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung entschieden ab. »Wer ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland lebt,
darf bei der medizinischen Versorgung
nicht mit den Menschen gleichgestellt werden, die sich hier legal aufhalten«, betont
Matthiesen. »Das Projekt sendet ein verheerendes Signal an alle sich rechtstreu verhaltenden Ausländer, wenn künftig auch
Menschen, die sich illegal in Deutschland
aufhalten, medizinische Leistungen in Anspruch nehmen könnten, ohne eine Strafverfolgung fürchten zu müssen.« Der CDU Sozialpolitiker fordert die rot-grüne Landesregierung auf, den Modellversuch umgehend wieder zu stoppen.
Matthiesen: »Wir dürfen strafbares
Verhalten nicht auch noch belohnen. Ein
solcher Modellversuch öffnet dem Missbrauch Tür und Tor und birgt vor dem Hintergrund des ungebremsten Zustroms an
Asylbewerbern, deren Erfassung die Lan-
desregierung bislang nicht ansatzweise
hinbekommt, erhebliche finanzielle Risiken.« Menschen »ohne definierten Aufenthaltsstatus« hätten weder einen Aufenthaltstitel noch eine Duldung und seien
auch nicht aus sonstigen Gründen zum
Aufenthalt in der Bundesrepublik berechtigt. »In der Regel handelt es sich um abgelehnte Asylbewerber, die sich der Abschiebung entzogen haben und untergetaucht
sind oder bereits abgeschobene Asylbewerber, die illegal wieder eingereist sind«, erklärt Matthiesen.
Im Übrigen würden sich Ärzte, die Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus behandeln ohne die Ausländerbehörde zu informieren, strafbar machen. »Den Antrag
der rot-grünen Landesregierung das Aufenthaltsgesetz entsprechend zu ändern,
hat der Bundesrat vor einem halben Jahr
völlig zu Recht abgelehnt«, so Matthiesen.
»Die medizinische Behandlung von Menschen, die sich illegal in unserem Land aufhalten, muss weiterhin die absolute Ausnahme bleiben, das Rechtsstaatsprinzip
darf nicht ausgehöhlt werden.«
_ PRE SSEMIT TEILUNG DER CDU FR AK TION IM
NIEDER S ÄCHSISCHEN L ANDTAG, 4.12.2015
11,4 SEMESTER PLUS
ASSISTENZZEIT
FAK TEN ZUR ZAHNMEDIZIN IM
NEUEN STATISTISCHEN JAHRBUCH
DER BUNDESZAHNÄRZTEK AMMER
53.176
Zahnärzte sind
in Deutschland
in eigener Praxis
niedergelassen – nach durchschnittlich 11,4
Semestern Studienzeit (exklusive der Assistenzzeit) und mehrheitlich nach Übernahme einer Einzelpraxis. Das zeigen die Zahlen im aktuellen Statistischen Jahrbuch der
Bundeszahnärztekammer (BZÄK).
Die Zahnärzte sind im Durchschnitt
51,6 Jahre alt, beschäftigen 4,5 Mitarbeiter, verbringen 47,1 Stunden pro Woche
in der Praxis, davon 34,6 Stunden direkt
am Patienten, und bildeten 2014 zusammen 30.129 junge Frauen und Männer zu
Zahnmedizinischen Fachangestellten aus.
Rund 75 Prozent ihrer Patienten, deren Mundgesundheit in den jüngeren
Altersgruppen im europäischen Vergleich
Spitze ist, die pro Jahr durchschnittlich 5,2
Tuben Zahnpasta und 2,9 Zahnbürsten verbrauchen, 21,1 Liter Wein trinken und 1.633
Zigaretten rauchen, suchen mindestens
einmal jährlich zur Kontrolle die Praxis auf,
wobei die Professionelle Zahnreinigung
zu den am häufigsten nachgefragten
Prophylaxeleistungen gehört.
Diese und weitere Fakten können
dem neuen Statistischen Jahrbuch der
Bundeszahnärztekammer entnommen
werden.
Es kann für 10,00 Euro zzgl. Versand über
die Bundeszahnärztekammer bestellt werden: www.bzaek.de/wir-ueber-uns/datenund-zahlen.html
_ PRE SSEMIT TEILUNG DER BUNDE S Z AHNÄR Z TEK AMMER,
2.12.2015
SINKENDE FORTBILDUNGSZAHLEN?
NEUER EUROPÄISCHER
ETHIK-CODEX DER MEDIZINTECHNISCHEN INDUSTRIE
D
ie finanzielle Unterstützung von Ärzten für die Teilnahme an Kongressen
und Fortbildungsveranstaltungen
medizintechnischer Unternehmen soll in
Zukunft stark eingeschränkt werden. Dazu
gehört zum Beispiel, dass Flüge in der Business-Klasse nur in bestimmten Fällen, etwa
bei Langstrecken-Flügen, gewährt werden
sollen. Außerdem sollen auch keine Kosten übernommen werden, die in keinem
direkten Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Veranstaltung stehen, etwa
Hotel-Kosten, die durch einen verlängerten
Aufenthalt am Veranstaltungs-Ort entstehen. Diese Regelung sieht ein neuer EthikCodex der medizintechnischen Industrie
in Europa vor.
Kritiker argumentieren, dass dies zu einer erheblichen Abnahme der TeilnehmerZahlen an wissenschaftlichen Kongressen
und Fortbildungsveranstaltungen führen
werde. Erstellt wurde der neue gemeinsame Ethik-Codex »MedTech Europe Code of
Business Practice« von der »European Diagnostics Manufacturers Association« (EDMA) und der »European Medical Technology Industry« (Eucomed), die beide Mitglieder von »MedTech Europe« sind und bislang
jeweils eigene ethische Regeln hatten. Der
neue Ethik-Codex soll ab Januar 2017 für alle
Mitglieder von »MedTech Europe« bindend
sein. Formuliert seien »Mindeststandards«
für unterschiedliche Aktivitäten der Mitglieds-Unternehmen, heißt es in der Einführung zu dem neuen Codex.
Die drei prominenten europäischen »interventionellen Kardiologen« Professor Patrick W. Serruys (Imperial College London),
Professor William Wijns, Driektor beim biopharmazeutischen Unternehmen Celyad
und Professor Stephan Windecker vom Inselspital in Bern haben nun in einem Editorial im Fachmagazin »EuroIntervention« erhebliche Bedenken an diesen neuen Regeln
geäußert. Ihr Hauptargument: Die Zahl der
Teilnehmer an wissenschaftlichen Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen von
medizintechnischen Unternehmen könnte
um 30 bis 50 Prozent sinken.
Kritiker der Kritiker wieder argumentieren, dass es unklar sei, ob ein Rückgang der
Teilnehmer-Zahlen wirklich eine schlechte
und nicht vielleicht sogar eine gute Konsequenz sein würde. Der US -Kardiologe Professor James Stein etwa meint, es könnte
durchaus auch eine »gute Sache« sein, und
zwar dann, wenn es bei Veranstaltungen
im Wesentlichen darum gehe, die Beziehungen zwischen Ärzten und medizintechnischen Unternehmen zu stärken und die
aus der Sicht der Firmen relevanten »Themen« voranzubringen. _ Z AEND.DE, 7.12.2015
BASISBROSCHÜRE
UND FLYER
HILFEN FÜR PATIENTENINFORMATION
p
roDente stellt zwei weitere, völlig neu
überarbeitete Publikationen vor. Die
allgemeine Informations-Broschüre
der Initiative wird nun unter dem Titel
»Zähne gut – alles gut« veröffentlicht. Ein
neuer Flyer informiert über den »Kombinationszahnersatz«.
Beide Veröffentlichungen sind optisch
im neuen Layout der Initiative gehalten.
Das Design ist aufgelockert und wird mit
vielen Fotos und Illustrationen umgesetzt.
So sind die Informationen für den Leser
verständlich aufbereitet. Verweise auf Online-Medien und Filme ergänzen die Publikationen.
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
37
Basisbroschüre rund um Mundgesundheit und Zahntechnik
»Zähne gut alles gut« beinhaltet auf 28
Seiten kurz und knapp alles Wissenswerte rund um Mundgesundheit und
Zahntechnik. »Das Design kommt den
veränderten Lesegewohnheiten der Menschen sehr entgegen«, erläutert Dirk Kropp,
Geschäftsführer der Initiative proDente,
die neue Gestaltung. Die kurzen und verständlichen Texte sind aufwändig bebildert und mit weiterführenden Links versehen. Die Broschüre kann Beratungsgespräche des Zahnarztes mit dem Patienten
vorbereiten oder ergänzen.
Flyer »Kombinationszahnersatz«
erklärt anschaulich
Auch beim Flyer »Kombinationszahnersatz« hat proDente die für Laien komplizierte Versorgung Schritt für Schritt bebildert. So erklärt der Flyer anschaulich, was
ein Kombinationszahnersatz ist und welche unterschiedlichen Formen der Versorgung es gibt. Ergänzend gibt es zu diesem
Flyer einen Informationsfilm.
Hier bestellen:
Zahnärzte und zahntechnische Innungsbetriebe können je 100 Exemplare der Informationsmaterialien kostenfrei auf den
Fachbesucherseiten unter www.prodente.
de oder über die Bestellhotline (0 18 05) 55
22 55 beziehen.
_ RIC ARDA WILLE
INITIATIVE PRODENTE E.V.
VORSICHT FALLE
ABZOCKER DÜRFTEN JETZT
VERMEHRT IN FORM VON
GENOSSENSCHAFTEN AUFTRETEN
G
enossenschaften haben einen guten Ruf. Die meisten, die um Mitglieder werben, sind seriös. Die Folge: Der Gesetzgeber hat darauf verzichtet,
sie vollständig dem neuen Kleinanlegerschutzgesetz zu unterstellen.
Genossenschaften dürfen damit Darlehen bei Mitgliedern einwerben, ohne über
die Risiken zu informieren. Wie heikel das
ist, erfahren derzeit die Mitglieder der Genossenschaft für Umwelt-Technologie (Gut
e.G.). Diese haben Darlehen zur Verfügung
gestellt, die hochprofitabel in erneuerba-
38 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
re Energien fließen sollten. Gut 65 % der
Darlehen der Genossen sollten über einen
Allianz-Schatzbrief abgesichert werden, so
hieß es.
Jetzt kam die Mitteilung, dass für kein
einziges Mitglied ein Schatzbrief abgeschlossen wurde. Das Geld der Genossen
dürfte somit in akuter Gefahr sein. Ähnliche Beispiele können schon bald folgen. Das
von Genossen problemlos Geld eingesammelt werden kann, lädt unseriöse Anbieter
geradezu ein.
_ MEDITA X A , NOVEMBER 2015
EXISTENZGRÜNDUNG
MIT DER APOBANK
STANDORTANALYSEN KÜNFTIG
NOCH UMFANGREICHER
Ä
rzte und Apotheker, die ihre Niederlassung planen, können ab sofort
noch besser kalkulieren: Die apoBank bietet bei ihrer Beratung von Existenzgründern jetzt auch eine umfangreiche Analyse des avisierten Standorts und
seines zukünftigen Potenzials.
Für Existenzgründer in den Heilberufen
ist finanzielle Sicherheit ein zentrales Thema. Daher ist die Übernahme von erfolgreich geführten Praxen und Apotheken mit
festem Patienten- oder Kundenstamm eine überaus attraktive Perspektive. Mit ihrer Praxis- und Apothekenbörse bringt die
apoBank seit Anfang 2014 Inhaber und potenzielle Nachfolger zusammen. Dieses Angebot wird seit November um detaillierte
Standortdaten ergänzt, etwa zur Bevölkerungsstruktur, Kaufkraft oder Ärztedichte.
Ergänzt um die Prognosedaten helfen diese
Informationen sowohl Apothekern als auch
Haus- und Fachärzten, sich ein Bild über
die zukünftige Entwicklung ihres Standorts zu machen.
Der Zugang zur Apotheken- und Praxisbörse ist denkbar einfach: Unter
www.apobank.de/praxisboerse können
Interessenten ihre Kontaktdaten und ihren
Übernahmewunsch übermitteln oder alternativ ihren Kundenberater persönlich
ansprechen. Anhand der Angaben erstellt
die apoBank ein aussagekräftiges Exposé. »Das Exposé gibt u. a. Auskunft über
Umsatz, Mitarbeiter, Mietvertrag, das
Behandlungsspektrum, die Lage und nun
auch sehr detailliert über alle relevanten
Standortfaktoren. Die meisten Angebote
stammen von unseren Kunden, sodass wir
die Praxen und Apotheken gut kennen«,
erklärt Benjamin Lehnen, Leiter der Praxis- und Apothekenbörse. Zurzeit hält die
Börse rund 1800 Angebote für Übernehmer bereit.
Die Standortdaten fließen auch in die
Kundenberatung der apoBank für Praxis- oder Apotheken-Neugründungen ein.
Hierbei nutzen die Berater das institutseigene Programm »INKO « (Investitionsund Kostenberatung) und errechnen u. a.,
welchen Mindestumsatz Praxisgründer erzielen müssen, um ihre Kosten zu decken.
»Anhand der Prognosedaten lässt sich jetzt
noch besser einschätzen, ob dieser Umsatz
auch künftig möglich ist«, so Lehnen.
_ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
L ANDTAG MUSS
ENTSCHEIDEN
ISLAMVERTRÄGE AUF
DER KIPPE?
O
ffenbar schwant mittlerweile auch
der Landesregierung, dass die geplanten Verträge mit den islamischen »Religionsgemeinschaften« DITIB
und Schura sowie mit den Alevitischen Gemeinden derzeit unter keinem guten Stern
stehen. Zwar hat das Kabinett am Montag die beiden Vertragsentwürfe zustimmend zur Kenntnis genommen und an den
Landtag weitergeleitet. Gleichzeitig teilte
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt mit,
dass sich der finale Abschluss der Verträge mit den »Vertretern eines aufgeklärten
Islam« in Niedersachsen wohl weiter verzögern würde, da man eine ausführliche
parlamentarische Erörterungsphase sowie
eine möglichst breite Mehrheit im Landtag
anstrebe. Bisher war vom ersten Quartal
2016 die Rede. Jetzt soll es also Mitte des
Jahres werden, bevor die Verträge endgültig unter Dach und Fach gebracht werden
– wenn überhaupt.
Angesichts des ungebrochenen Widerstands von Teilen der SPD -Landtagsfraktion, aber auch des Drucks, den prominente
Grüne wie Cem Özdemir und Volker Beck
mit ihrer Kritik an der Unterstützung von
»orthodox-konservativen islamischen Interessenverbänden« wie DITIB und Schura,
DIES & DAS ●
die sie weder für »religions- noch integrationspolitisch begründbar« halten, auch
auf ihre niedersächsischen Parteifreunde
ausüben, könnte es sehr gut sein, dass das
ganze Vorhaben doch noch scheitert. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass
die Abstimmung im Landtag über die Verträge ohne Fraktionszwang vonstattengehen kann.
Dann gäbe es zumindest ein ehrliches
Votum aus dem Parlament, das auch die
diffuse Stimmung innerhalb der Bevölkerung Niedersachsens widerspiegeln würde. Die Attentate von radikalen Islamisten
in Paris und anderswo, der Zustrom von
überwiegend muslimischen Flüchtlingen
aus Kriegs- und Krisengebieten, die Radikalisierung von jungen Männern und Frauen,
die in Deutschland und anderen europäischen Ländern geboren und aufgewachsen
sind, tragen nicht zu einem entspannten
und vorbehaltlosen Umgang mit dem Islam
bei. Das wirkt sich auch auf die öffentliche
Wahrnehmung der seit Oktober 2013 laufenden Vertragsverhandlungen mit den
Religionsgemeinschaften aus, die bis vor
kurzem hinter verschlossenen Türen geführt wurden.
Im Gegensatz etwa zu der Position von
Ministerpräsident Stephan Weil und der
Integrationsbeauftragten des Landes, Doris Schröder-Köpf, die das Tragen des Kopftuchs für Lehrerinnen im regulären Unterricht staatlicher Schulen in Niedersachsen
seit dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts quasi als normalste Sache
der Welt »verkaufen«, beunruhigt das viele muslimische Eltern ebenso so wie nichtmuslimische. Noch wird dieses Spannungsfeld von der Landesregierung erfolgreich
unter der Decke gehalten. Hinzu kommt,
dass bezweifelt werden darf, ob die schätzungsweise 251 000 Muslime, die bereits
länger in Niedersachsen leben oder hier
geboren wurden, mehrheitlich hinter den
Verträgen mit DITIB und Schura stehen bzw.
sich von diesen Organisationen überhaupt
vertreten fühlen. Etwa 180 Gemeinden sollen in Niedersachsen unter dem Dach der
beiden Verbände versammelt sein. Wie viele Gläubige das sind, ist unklar.
Darüber hinaus gibt es rechtliche Probleme, an denen die Verträge noch scheitern
könnten und die die schwarz-gelbe Vorgängerregierung dazu bewogen hatten, erst
gar keine regulären Verhandlungen mit
DITIB, Schura etc. aufzunehmen. Die Landtagsfraktionen von FDP und CDU haben
in den vergangenen Tagen entsprechende Listen zusammengetragen. Am vorigen
Freitag hat die CDU ein schriftliches Rechtsgutachten beim Gesetzgebungs- und Beratungsdienst des Landtags bestellt zu 26
Problemfeldern, die die Christdemokraten
in den Verträgen ausgemacht haben.
_ BRIT TA GR A SHORN
RUNDBLICK, 15.12.2015
»WARTEZEITEN ZUM
TEIL LÄNGER ALS DIE
REGELSTUDIENZEIT«
I
st das derzeitige Bewerbungsverfahrung um einen Medizin-Studienplatz fair? Der Dachverband Deutsche
Hochschulmedizin – bestehend aus Medizinischem Fakultätentag und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands
– sorgt mit seinen Vorschlägen in dem Reformpapier »Masterplan Medizinstudium
2020« nach wie vor für Diskussionen.
Insbesondere scheint dem Fakultätentag ein Dorn im Auge, dass sich Studierende über lange Wartezeiten einen Platz in
der Universitätsausbildung sichern. »Wir
haben zurzeit Wartezeiten, die länger dauern als die Regelstudienzeit«, sagt Josef
Pfeilschifter, Dekan der Frankfurter Medizinerfakultät und Präsidiumsmitglied des
Medizinischen Fakultätentages der »FAZ«
in einem aktuellen Bericht.
Weil es so nicht weitergehen könne,
müsse die Möglichkeit, über die Wartezeit
ins Studium zu kommen, limitiert werden. Dafür müsse ein »leistungsgesteuertes Losverfahren« entwickelt werden. »Jemand mit der Abiturnote 2,5 hat dabei eine höhere Chance als derjenige mit 3,5«,
skizziert Pfeilschifter den Reformvorschlag.
Aber jeder Abiturient dürfe nur dreimal
teilnehmen. Zudem solle die Wartezeitquote verkleinert werden. Im Moment stellt sie
zwanzig Prozent der Studienanfänger.
Weitere zwanzig Prozent der Plätze gehen laut Reformplan dann an die Abiturbesten. Sechzig Prozent werden im Auswahlverfahren der Hochschulen vergeben,
das ebenfalls die Abiturnote stark gewichtet, aber auch andere Kriterien, etwa einen
Sondertest oder gesellschaftliches Engagement einbezieht. »Der Ansturm auf das
Medizinstudium führte dazu, dass diejenigen, die in der Abiturbestenquote zugelassen werden, derzeit in der Regel ein
1,0-Abitur haben müssen. Daten der Medizinerfakultäten belegen immerhin, dass
die wegen guter Abiturnoten ausgewählten Medizinstudenten im Studium stets
am besten abschneiden. Studenten, die ihren Platz über die Wartezeit erhielten, studieren dagegen länger, erzielen schlechtere
Resultate und brechen das Studium häufiger ab«, schreibt die »FAZ« dazu.
_ FACHAR Z T.DE, 19.11.2015
VIELE INFEKTE, ABER
KEINE GRIPPEWELLE IN
NOTUNTERKÜNFTEN
H
annover. In den niedersächsischen
Erstaufnahmelagern und Notunterkünften erkranken vermehrt
Flüchtlinge an grippalen Infekten. Von einem Grippeausbruch oder gar einer Epidemie könne allerdings keine Rede sein, sagte
der Sprecher der Landesaufnahmebehörde,
Stefan Pankratowitz: Die gestiegene Zahl
an Erkältungskrankheiten habe mit der Unterbringung vieler Menschen auf engem
Raum zu tun. Gerade in den beheizten Zelten mit etwa 50 Bewohnern könnten sich
Viren schnell ausbreiten. Das Land biete
allen Flüchtlingen bei der Aufnahme eine
Grippeschutzimpfung an. Wie viele davon
Gebrauch machen, ist dem Sprecher zufolge nicht bekannt.
Das niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLG) berät die Betreiber der Lage im Hinblick auf Hygienebestimmungen
und stellt Informationsmaterial zum Thema Impfungen in verschiedenen Sprachen
zur Verfügung. Demnächst sollen auch
Impfangebote gegen Masern, Mumps und
Röteln folgen, sagte NLG -Infektionsepidemiologe Johannes Dreesman. Seinen Worten zufolge gibt es bei den meldepflichtigen Krankheiten keine Auffälligkeiten. »wir
stellen nicht fest, dass irgendwelche exotischen Krankheiten auftreten«, sagte er.
_ HA Z, 14.12.2015
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
39
PRESSE & MEDIEN
REGISTRIERUNGSSTRASSE
FÜR FLÜCHTLINGE
A
m 15.12.2015 ging auf dem Gelände
der ehemaligen britischen Kaserne
in Fallingbostel die vom Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge (BMAF) geplante Registrierungsstraße für Flüchtlinge in Betrieb. Eine entsprechende Zusage
hatte das BAMF gemacht. Demnach wird
die Arbeit zunächst mit 23 Mitarbeiter/innen begonnen. Deren Zahl soll sich zum 1.
Januar 2016 auf 50 und bis Ende Juni nächsten Jahres auf 260 erhöhen. Das Land plant
den Einsatz von 80 Personen aus der Landesverwaltung.
_ RUNDBLICK, 14.12.2015
»ES WIRD AUSGESESSEN«
D
r. Karl -Heinz Düvelsdorf aus Barnstorf warnt vor der unterschätzten
Gefahr durch die Wiederansiedelung des Wolfes.
Der Wolf ist ein Raubtier wie Löwe
und Tiger auch. Er ist kein Pflanzenfresser, braucht also immer Fleisch. Er wurde
von unseren noch geerdeten Vorfahren im
dicht besiedelten Deutschland ebenso wie
die Bären ausgerottet. da er eine Gefahr
für Mensch und Tier darstellte. Er gehört
keiner Art an, die vom Aussterben bedroht
ist. Er kann in Osteuropa und anderswo
weiterhin in einem für ihn günstigen Biotop leben.
Nach dem Fall der Mauer konnte er wieder von Polen aus zuwandern. Was er in
kurzer Zeit schon an Schäden angerichtet
hat, ist jedem bekannt. Das alles kostet sehr
viel Geld. Das hätten wir anderswo viel nötiger, statt es nutzlos zu verpulvern. Hierbei ist interessant wie wenig Mitleid unsere
Tierschützer mit den angefallen Tieren haben, die jämmerlich verrecken. Gleichzeitig
werden die Jäger angefeindet, die sicher
mit weniger Qual fürs Wild töten.
Es ist durch eine EU -Vereinbarung zum
Artenschutz verboten, den Wolf in Deutschland zu bejagen. Wer kann sich solch einen
Unsinn nur ausdenken und beschließen?
Da sind unsere Naturschützer, die Maß
und Ziel verloren haben und nur noch ihrer eigenen Ideologie huldigen, in der der
Mensch nur noch als Störfaktor vorkommt.
40 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Die wirklichen Ursachen können sie nicht
ändern beziehungsweise wollen sie nicht
benennen. Sie kurieren nur an den Symptomen herum. Man könnte es auch Palliativen Naturschutz nennen.
Da sind die beiden großen sozialdemokratischen Volksparteien (von denen die
eine etwas katholischer ist als die andere),
die nichts dazu sagen, da deren Wähler ja
überwiegend in den Städten im zehnten
Stock eines Hochhauses wohnen, wo man
dem Himmel näher ist als der Erde. Dort
kennt man freilebende Tiere mehr aus dem
Fernsehen als in natura.
Da sind deren Abgeordnete, die nur noch
Sitzungssäle kennen und die Landschaft
nur noch aus der Flugzeugperspektive oder
zu einem Fototermin mit der heimischen
Presse sehen. Für sie ist eh alles gut, was
mit Europa zu tun hat, und wird bedenkenlos mit einem Hosianna auf den Lippen abgenickt.
Da sind wir ländlichen Wähler und die
Ortsverbände der Parteien, die nicht auf
die Barrikaden gehen und protestieren,
wie es die Bauern gegen die Milchpreise
tun. Fähnchen und Kugelschreiber verteilen macht ja auch mehr Spaß.
Da ist unsere niedersächsische Landesregierung (SPD und Grüne), die Wölfe vereinzelt zum Abschuss freigeben könnte. Sie
sieht zur Zeit keinen Handlungsbedarf. Sie
fordert nur die Tierhalter auf, mehr zum
Schutz ihrer Tiere gegen den Wolf zu tun.
Geht’s eigentlich noch perverser?
Da ist meine zurzeit oppositionelle
FDP, die in ihren Journalen auch nur eine
windelweiche Einstellung (wie zu anderen ernsten Themen ebenfalls) zum Besten
gibt. Das kennt man bei der FDP ja leider
schon länger. Hier hätte sie mal ein ernstes Thema: Aber auch das erkennt sie vor
lauter Liberalität nicht.
Und die Medien? Erst wenn das erste
Kind angefallen und getötet wird, werden
sie sich ein paar Tage entrüsten und nach
den Verantwortlichen fragen, die man in
der Politik eh nie findet. Die Naturschützer
werden natürlich wieder abwiegeln und
mit irgendwelchen Statistiken zum Straßenverkehr kommen. Dort werden jährlich viel mehr Menschen getötet, und man
schafft ihn ja trotzdem nicht ab.
Es wird ausgesessen. Also so, wie es in
unserer passiven Gesellschaft schon seit
Jahrzehnten läuft. Dass bisher noch nichts
passiert ist, liegt nicht daran, dass der Wolf
ungefährlich für den Menschen ist, sondern an der nicht übertriebenen Vorsicht
der verängstigten Eltern.
Wie heißt es schon bei Goethe (1749 bis
1832) so treffend: Ist es auch Wahnsinn so
hat es doch Methode. Ob wir aus unseren
Träumen noch rechtzeitig erwachen werden?
_ KREIS ZEITUNG S Y KE, 14.11.2015
GESUNDHEIT
GROSSER SIEG GEGEN MASERN
D
ie Zahl der Todesfälle durch Masern
ist seit dem Jahr 2000 um 79 Prozent gesunken. Die WHO registrierte 2014 weltweit 114.900 Todesfälle im Zusammenhang mit Masernerkrankungen.
Im Jahr 2000 waren es noch 546.800. Wie
die WHO am Donnerstag in Genf mitteilte,
haben Masernimpfungen seitdem schätzungsweise mehr als 17 Millionen Leben
gerettet. Doch der Erfolg scheint gefährdet. Nach einem jahrelangen Anstieg der
Impfquote auf 85 Prozent im Jahr 2010 stagniert die Zahl der Impfungen. Zudem erhält nur die Hälfte der Kinder weltweit die
empfohlene zweite Impfdosis.
_ DIE WELT, 14.11.2015
INTERNETSUCHT SOLL ALS
KRANKHEIT ANERKANNT
WERDEN
I
nternetsucht soll nach dem Willen der
Drogenbeauftragten der Bundesregierung in Zukunft als Krankheit anerkannt
werden. »Die Forderung nach einer einheitlichen Diagnostik ist berechtigt«, sagte Marlene Mortler. Um seriöse Daten und
Fakten zu dieser Abhängigkeit zu bekommen, müsse die Forschung zusätzlich unterstützt werden.
_ NEUE PRE SSE, 14.11.2015
»GESINNUNGSFREIHEIT«
»I
n einem Fernsehinterview mit Helmut Schmidt habe ich einmal eine wichtige Unterscheidung kennengelernt: Die Unterscheidung in Gesinnungsethik und Verantwortungsethik.
Schmidt hatte diese Differenzierung zu
einer seiner Leitideen gemacht. Ursprünglich stammt diese Unterscheidung aus Max
Webers Vortrag: ›Politik als Beruf‹: Der Gesinnungsethiker lebt rein seiner Überzeugung. Hat diese Überzeugung üble Folgen,
dann sucht der Gesinnungsethiker nicht die
Schuld bei sich selber, sondern macht die
Welt oder die Dummheit der anderen Menschen dafür verantwortlich. Der Verantwortungsethiker dagegen schaut auf die
Folgen seines Tuns und rechnet von vornherein damit, dass die Menschen eben nichtig gut und vollkommen sind. Mir scheint
unsere Gesellschaft ist in den letzten Monaten ganz auf der gesinnungsethischen
Seite gelandet. Ich beobachte, dass viele
Leute sich nicht mehr trauen beispielsweise
in der Frage der Asylbewerber ihre durchaus differenzierte Meinung zu den Folgen
der Politik frei zu sagen. Viele haben Angst,
diffamiert zu werden als »verunsicherte
Mittelschicht« oder gleich als »rechtslastig«. Viele Leute haben neuerdings eine öffentliche und eine private Meinung zu den
Dingen. An diesem Punkt erleben wir eine
Entwicklung wie in einem totalitären Staat,
man passt auf, wem man was sagt. Für unsere Gesellschaft eine furchtbare Entwicklung. Es täte uns allen gut, eine Weile lang
Visionen mit Vorsicht zu genießen. Es täte
uns gut, verantwortungsethisch zu diskutieren, Differenzierungen, ein Mehr-OderWeniger zuzulassen. Und es täte auch uns
als Kirchen gut, eine Weile nicht Vision und
Gesinnung in der Gesellschaft zu befeuern,
sondern mehr von den eigentlichen religiösen Inhalten zu sprechen.
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und
Gott, was Gottes ist! Religiöser und politischer Diskurs haben ihren eigenen Bereich.
Christliche Visionen einer gerechteren Welt
selber »schaffen« zu wollen, führt schnell
zu Intoleranz und letztlich Gewalt, die dann
eben nicht mehr durch nüchtern wägende
Verantwortungsethik begrenzt wird.
Unsere Erlösung kommt nicht aus uns
selbst. Gerade jetzt am Ewigkeitssonntag
sehen wir darauf, dass neues Leben ein Geschenk Gottes ist: Die Gabe Gottes aber ist
das ewige Leben in Christus Jesus, unserm
Herrn.«
Michael Herzer
Pastor in der Kirchengemeinde Freistatt
_ DIEPHOL ZER KREISBL AT T, 21.11.2015
NOTFALLVERSORGUNG
NIEDERGELASSENE GEGEN
»PORTALPRAXEN«
D
eutlich kritisierten die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) der
FALK-Kooperation (Freie Allianz der
Länder-KVen) die Pläne der Bundesregierung zur Änderung des Notfalldienstes. Danach sollen die KVen verpflichtet werden,
an allen Krankenhäusern »Portalpraxen«
einzurichten. Die KVen der FALK-Kooperation fordern stattdessen, dass die Einrichtung von Notfallpraxen nur bei gegebenem
Bedarf erfolgen soll. »Wir haben bereits ein
Netz von Notfallpraxen im Land«, sagte der
Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen
Vereinigung Baden-Württemberg, Dr. med.
Norbert Metke, am 22. Oktober in Berlin. Offensichtlich wisse man auf Regierungsseite
nicht, wie sich die Notfallversorgung derzeit abspiele. So würden beispielsweise in
Bayern außerhalb der Sprechstundenzeiten im Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte etwa doppelt so viele Patienten ambulant versorgt wie in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, erläuterte
der Vorstandsvorsitzende der KV Bayerns,
Dr. med. Wolfgang Krombholz.
Metke betonte, dass die Forderung der
Krankenhäuser nach einer höheren Vergütung der Behandlung ambulanter Notfälle
zulasten der Grundversorgung gehen würde. »Wenn die Bundesregierung eine Ausweitung des ambulanten Behandlungsangebots außerhalb der Sprechstundenzeiten der Praxen haben möchte, dann soll
sie auch die Mittel dafür zur Verfügung
stellen.«
Auch die KBV sieht in den Plänen der
Regierung ein »fatales Signal«: »Nicht nur,
dass die Niedergelassenen wieder einmal benachteiligt und die Krankenhäuser geschont werden. Schlimmer noch ist,
dass bestehende und gut funktionierende Strukturen in ihrem Bestand gefähr-
det werden«, hatte der KBV-Vorsitzende Dr.
med. Andreas Gassen bereits betont.
_ DEUT SCHE S ÄR Z TEBL AT T, HEF T 4 4, 30.10.2015
BARMER VERLANGT FAIRE
PREISE FÜR INNOVATIVE
ARZNEIMITTEL
B
erlin. Die Krankenkasse Barmer GEK
will die hohen Einstiegspreise für innovative Arzneimittel eindämmen
und dafür die Kosten-Nutzen-Bewertung
neu regeln. Für Medikamente, die besonders wichtig sind, sollte es nach den Vorstellungen der Kasse eine Schnellbewertung
direkt bei Markteintritt geben. Spätestens
nach fünf Jahren Praxistest solle dann eine
erweiterte Kosten-Nutzen-Bewertung vorgenommen werden. _ NEUE PRE SSE, 10.12.2015
KASSENPOST
Von Andreas Mihm
K
assenkunden sollten in diesen Tagen
auf Post von der Krankenversicherung achten. Darin könnte der Hinweis stecken, dass sie von Januar an einen
höheren Beitrag zahlen sollen. Sie müssen
das nicht, sie können die Kasse wechseln
und Geld sparen. Darauf muss die Kasse sie
hinweisen. Zumindest dann, wenn deren
Zusatzbeitrag über jenen 1,1 Prozentpunkten liegt, die der Gesundheitsminister als
»durchschnittlich« genannt hat. Der Zusatzbeitrag wird nur von den Versicherten
bezahlt. Die Politik sieht darin ein Wettbewerbsinstrument. Sie will den Kassenchefs
Feuer unter dem Hintern machen, damit
sie ihre Verwaltungen reformieren und auf
Effizienz trimmen. Der Ansatz ist gut und
führt, siehe Barmer Ersatzkasse, zu Erfolgen. Dass bei manchen der Weg dorthin
noch weit ist, zeigt die DAK , die lange schon
zu den Sorgenkindern des Systems gehört.
Ihr Zusatzbeitrag liegt mit 1,5 Punkten weit
über dem Schnitt. Doch sollte der Kunde
nicht nur auf den Zusatzbeitrag schielen.
Es lohnt sich hinzuschauen, welche individuellen Offerten eine Kasse bietet, wie der
Service ist. Manche teure Kasse ist dann
womöglich gar nicht mehr so teuer. Falls
nicht, empfiehlt sich der sofortige Wechsel.
_ FA Z, 18.12.2015
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
41
Kieferorthopädische Vortragsreihe 2015/2016
Für Fachzahnärzte für Kieferorthopädie
und kieferorthopädisch behandelnde Zahnärzte
Wissenschaftliche Leitung:
Veranstaltungsort:
Dr. Gundi Mindermann, 1. Vorsitzende des BDK
Zahnmedizinische Akademie Niedersachsen, Zeißstraße 11 a,
30519 Hannover, Tel. (05 11) 8 33 91-311/313
Gebühren:
60,– EUR pro Einzelveranstaltung,
Die Veranstaltungen finden freitags von 19.30 Uhr s.t. bis ca. 22.00 Uhr statt.
S 1601
Freitag, 5.2.2016
S 1602
Freitag, 4.3.2016
PROGR AMM
Behandlungsergebnisse, Erfolg und Misserfolg, eine
kritische Würdigung unter dem Aspekt des Patientenrechtegesetzes und des kollegialen Miteinanders
Referentin: Dr. Gundi Mindermann, Bremervörde
Therapiestrategien der skelettalen Klasse III – Wann, Was, Wie?
Referent: Prof. Dr. Philipp Meyer-Marcotty, Göttingen
Anmeldungen bitte schriftlich per Post oder Fax an:
Zahnmedizinische Akademie Niedersachsen
Zeißstraße 11 a
30519 Hannover
oder per Fax unter (05 11) 8 33 91-306
❏ Seminar S 1601
❏ Seminar S 1602
Name:
....................................................................................................................................
Anschrift:
....................................................................................................................................
Telefon:
......................................................
42 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Unterschrift: ....................................................
TERMINE · FORTBILDUNG
27. – 30.1.2016
Braunlage
63. Winterfortbildungskongress der ZKN, Infos: Ansgar Zboron, Tel. (05 11) 8 33 91-303
28.2. – 4.3.2016
Ischgl
48. Zahnärzte Winterkongress (FVDZ)
21.5.2016
Hannover
Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen
23. – 27.5.2016
Usedom
23. Sommersymposium auf Usedom
Deutscher Ärztinnenbund e.V.
Gruppe Braunschweig
Termine 1. Halbjahr 2016
Donnerstag, 11.2.2016, 19.30 Uhr s.t.
Restaurant Al Duomo im Hotel Deutsches Haus
»Mitgliederversammlung«
Donnerstag, 10.3.2016, 19.30 Uhr s.t.
Restaurant Al Duomo im Hotel Deutsches Haus
Vortrag von unserer Kollegin Frau Dr. Gisela Kuntzsch-Kullin
»Licht im Dunkel« – Lebensweg der taubblinden Helen Keller –
Zertifizierungspunkte sind beantragt.
Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldung erbeten.
Donnertag, 14.4.2016, 19.30 Uhr s.t.
Restaurant Al Duomo im Hotel Deutsches Haus
Vortrag unserer Kollegin Frau Georgia Wendling-Platz,
Oberärztin der Psychiatrischen Klinik
Dr. Fontheim in Liebenburg
»Das Trauma-Netzwerk Niedersachsen«
Zertifizierungspunkte sind beantragt.
Gäste sind herzlich willkommen.
Anmeldung erbeten.
Wegen Fahrgemeinschaften bei den auswärtigen Terminen
bei Frau Dr. Kriebel melden. Anmeldungen an die 1. Vorsitzende Frau Dr. med. Dagmar Berkling,
Tel. (0 53 31) 18 39, Fax (0 53 31) 92 57 02, E-Mail: dr.berkling@tonline.de oder die Schriftführerin Frau Dr. med. Ingeborg Kriebel, Tel. (05 31) 33 82 43, E-Mail: Kriebel.Ingeborg@
t-online.de
Terminankündigung: 48. Zahnärzte-Winterkongress
vom 28. Februar bis 4. März 2016
GEMEINSAM HOCH HINAUS: ZAHNMEDIZINISCHE INNOVATIONEN UND WIRTSCHAFTLICHE
KONZEPTE ERSTMALS IN ISCHGL
V
om 28. Februar bis 4. März 2016 lädt der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) zum 48. Zahnärzte-Winterkongress
ins österreichische Ischgl ein. Unter dem Motto »Gemeinsam hoch hinaus« erwartet Zahnärzte und Praxismitarbeiter
ein vielseitiges Fortbildungsprogramm.
»Der FVDZ blickt auf eine lange und erfolgreiche Tradition des Kongresses im schweizerischen Davos zurück. Nun ist es an
der Zeit, neue Wege zu gehen. In Ischgl können sich die Teilnehmer auf anspruchsvolle Fortbildungstage in Verbindung mit
abwechslungsreichen Freizeitmöglichkeiten und einem attraktiven Rahmenprogramm freuen«, sind die Kongressleiter Dr.
Peter Bührens und Dr. Thomas Wolf überzeugt.
International renommierte Referenten stellen neue Therapiekonzepte und Diagnoseverfahren vor. Themen wie Neuroplastizität in der Kieferorthopädie, Zahntransplantation und Herausforderungen bei implantatprothetischen Versorgungen
stehen auf dem Programm. Das Besondere: In speziellen Intensivkursen werden theoretische und praktische Kenntnisse gemeinsam praxistauglich aufbereitet und vertieft. In verschiedenen Seminaren haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre
rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse aufzufrischen.
Neben dem Fortbildungsprogramm hält der Kongress einen weiteren Höhepunkt für die Teilnehmer bereit: Der Musiker
und Ausdauersportler Joey Kelly stellt bei der Eröffnungsveranstaltung in dem Vortrag »No Limits – Wie schaffe ich mein
Ziel« seine Motivationsstrategien vor, die ihn zu zahlreichen sportlichen Erfolgen führten.
Das detaillierte Programm zum Kongress kann auf der Verbandswebsite des FVDZ unter http://www.fvdz.de/kongressischgl.html eingesehen oder bei der Bundesgeschäftsstelle (Ansprechpartnerin: Alisa Pickel, ap@fvdz.de, Tel. (02 28) 85 57 51)
angefordert werden.
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
43
Zahnmedizinische Akademie Niedersachsen
SEMINARPROGRAMM
Zahnärztekammer Niedersachsen
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover
Telefon (05 11) 8 33 91-311 · Telefax (05 11) 8 33 91-306
Ansprechpartnerin: Marlis Grothe
Z 1601
3 Fortbildungspunkte
GOZ Spezial:
Große Chirurgie und Implantologie
Neu!
Dr. Roland Kaden, Heide
Freitag, 5.2.2016 von 15.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 109,- €
5./6.2.2016
Z 1602
15 Fortbildungspunkte
Einführung in die Ohr- und Körperakupunktur
für Zahnärzte/-innen und Ärzte/-innen
Ehrenprof. Uni. Nanjing TCM Dr. Winfried Wojak,
Horn-Bad Meinberg
Freitag, 5.2.2016 von 14.00 bis 19.00 Uhr/
Samstag, 6.2.2016 von 9.00 bis 16.00 Uhr
Seminargebühr: 340,- €
6.2.2016
Z 1603
4 Fortbildungspunkte
Prothetische Therapiekonzepte ohne und
mit Implantaten
Neu!
Dr. Taskin Tuna, Aachen
Samstag, 6.2.2016 von 9.00 bis 13.00 Uhr
Seminargebühr: 135,- €
6.2.2016
Z 1604
8 Fortbildungspunkte
Update zahnärztliche Pharmakotherapie
Dr. Dr. Frank Halling, Fulda
Samstag, 6.2.2016 von 9.00 bis 17.00 Uhr
Seminargebühr: 165,- €
17.2.2016
Z 1608
4 Fortbildungspunkte
Kundengewinnung: Internetauftritt und
Kommunikationsmittel richtig nutzen
Neu!
Dipl.-Kfm. Oliver Behn, Hamburg
Mittwoch, 17.2.2016 von 14.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 121,- €
19.2.2016
Z/F 1610
8 Fortbildungspunkte
Aus der Trickkiste der Kommunikation –
elegante Psychologie für die Praxis und das halbe Leben
Der Motivationsschub für das ganze Praxisteam
Herbert Prange, Mallorca
Freitag, 19.2.2016 von 14.00 bis 20.00 Uhr
Seminargebühr: 230,- €
44 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Glasfasermaterialien zur Erweiterung des Indikationsspektrums von Kompositen
Workshop
FOTO: ZKN-ARCHIV
5.2.2016
Der langfristige Erfolg einer Komposite-Füllung wird durch verschiedene Parameter beeinflusst. Beginnend
mit dem optimalen Verbund zwischen
Dr. Jörg Weiler
Zahnhartsubstanz und Füllungsmaterial,
über Polymerisation und Verarbeitungstechnik sind aber auch
die Materialeigenschaften von wesentlicher Bedeutung. Eine
praktikable und mittlerweile einfache Methode die Bruchfestigkeit zu erhöhen ist das Einbauen von Glasfasern in das
Komposite.
Was vor wenigen Jahren noch eine diffizile Technik war, ist
heute mit aktuellen Materialien eine einfache Routinebehandlung. Das Ziel dieser Technik ist, den Zahn bei der Restauration
zu stabilisieren und besser gegen Frakturen zu schützen. Auch
bei der Rekonstruktion eines Zahnes mit einem Stift sind Glasfasern mittlerweile verbreitet.
Der Kurs zeigt in der Theorie wie Glasfasern einfacher und
effektiver in den normalen Behandlungsablauf integriert werden können, welche Hilfsmittel hierzu sinnvoll sind und wie
man sie nutzt. Welche physikalischen Daten eines Komposites
werden beeinflusst, wie sind Glasfasern im Vergleich zu anderen Materialien einzuschätzen. Und welche Einsatzmöglichkeiten gibt es heute für Glasfasermaterialien.
Nach der theoretischen Einführung in das Thema wird das
Handling in Kombination mit verschiedenen Komposite-Typen (Flow, Hybrid und Befestigungskomposite) gezeigt und
angewendet.
Es wird ein Aufbau eines stark zerstörten Zahnes mit einem
individuellem Glasfaserstift und glasfaserverstärktem Komposite gezeigt und durchgeführt. Ferner wird ein glasfaserverstärktes Langzeitprovisorium hergestellt.
Bitte – soweit vorhanden – eine Lupenbrille mitbringen.
Referent: Dr. Jörg Weiler, Köln
Mittwoch, 9.3.2016, 14:00 – 18:00 Uhr
Kursgebühr: € 280,Max. 16 Teilnehmer
5 Fortbildungspunkte nach BZÄK , Kurs-Nr.: Z 1616
NEU!
20.2.2016
Z 1611
9 Fortbildungspunkte
Zahnerhalt oder Extraktion? –
Der Parodontitis-Patient
Neu!
Dr. Philipp Sahrmann, Zürich
Samstag, 20.2.2016 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 495,- €
27.2.2016
Z 1612
Dr. Ulrich Niemann, Almsstr. 1, 31134 Hildesheim,
Tel. (0 51 21) 3 76 76;
9 Fortbildungspunkte
Neu!
Prof. Dr. Margit-Ann Geibel, Ulm
Samstag, 27.2.2016 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 390,- €
Z 1613
Referent: Dr. Bernd Bremer, Neustadt a. Rbge.
Bezirksstelle Hildesheim
Oralchirurgie für Zahnärztinnen
27.2.2016
Implantatprothetische Versorgungskonzepte –
Gesicherte Behandlungsstrategien?
9.3.2016, 16:00 Uhr – ca. 19:00 Uhr
Ort: Uni Hildesheim, Hörsaal 2, Marienburger Platz 22,
31141 Hildesheim
CMD: Kiefergelenk leicht zu verstehen
Referent: Dr. Alireza Amir Sayfadini, Hannover
8 Fortbildungspunkte
Bezirksstelle Oldenburg
Erfolge und Misserfolge in der
Kinderzahnheilkunde
Dr. Volker Schaper, Burgstr. 11, 27243 Harpstedt,
Tel. (0 42 44) 16 71
Dr. Curtis Goho, Schnaittenbach
Samstag, 27.2.2016 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 235,- €
17.2.2016, 16:00 Uhr – ca. 19:30 Uhr
Ort: Universität Carl von Ossietzky, Gebäude A7 – Hörsaal G,
Ammerländer Heerstr. 114 118, 26129 Oldenburg
Abrasionsgebiss oder verkürzte Zahnreihe/
reduziertes Gebiss
Referent: PD Dr. Torsten Mundt, Greifswald
TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN
Bezirksstelle Stade
Bezirksstelle Braunschweig
Dr. Harald Salewski, Kattowitzer Str. 191, 38226 Salzgitter
Tel: (0 53 41) 8 48 30;
Dr. Katja Peus, Abendrothstraße 40, 27474 Cuxhaven,
Tel. (0 47 21) 23 553;
17.2.2016, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr
5.3.2016, 9:00 Uhr – ca. 13:00 Uhr (Wolfenbüttler Gespräch)
Ort: Ärztekammer Stade, Glückstätter Str. 8, 21682 Stade
Ort: Hochschule Ostfalia für angewandte Wissenschaften
Salzdahlumer Str. 46, 38302 Wolfenbüttel
Periimplantitis – was nun?
Ätiologie – Diagnostik – Therapie
Vom Standard-Katalogaufbau zum patientenindividuellen CAD/CAM Implantat-Abutment –
was ist sinnvoll, was ist Hype?
Referent: Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Hamburg
Bezirksstelle Verden
Referent: Dr. Peter Gehrke, Ludwigshafen
Fortbildungsreferent: Dr. Walter Schulze, Nordstr. 5,
27356 Rotenburg/W., Tel. (0 42 61) 36 65
Bezirksstelle Göttingen
Dr. Herbert Betke, Genfstr. 17a, 37079 Göttingen, Tel. (05 51) 63 943;
2.3.2016, 17:00 Uhr – ca. 19:30 Uhr
20.4.2016, 18:00 Uhr – ca. 21:00 Uhr
Ort: Haags Hotel Niedersachsen, Lindhooper Str. 297,
27283 Verden
Ort: Uni-Klinikum Göttingen, Hörsaal HS 552, Robert-Koch-Str. 40,
37075 Göttingen
Ästhetische Formkorrektur durch Tooth-Shaping
»Prävention und Restauration erosiver
Zahnhartsubstanzdefekte« – aktuelles Wissen für die
tägliche Praxis
21.5.2016, 10:00 Uhr – ca. 13:00 Uhr
Referentin: Prof. Dr. Annette Wiegand, Göttingen
Ort: Haags Hotel Niedersachsen, Lindhooper Str. 297,
27283 Verden
Risiken für Implantatbehandlungen bei
systemischen Erkrankungen
Bezirksstelle Hannover
Dr. Kai Petrik Worch, M.S. (USA), Waldstr. 1, 30823 Garbsen; Tel. (0511)
8 33 91 – 190/191;
16.3.2016, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr
Referent: Dr. Markus Firla, Hasbergen-Gaste
Ort: Hannover Congress Centrum, Roter Saal, Theodor-Heuss-Platz
1-3, 30175 Hannover
Referent: Dr. Dr. Frank Halling, Fulda
15.6.2016, 18:00 Uhr – ca. 21:00 Uhr
Ort: Haags Hotel Niedersachsen, Lindhooper Str. 297,
27283 Verden
Wirtschaftlichkeitsprüfung für Zahnärzte
Referent: Dr. Dr. Klaus Oehler, Kriftel
Braunlage
63. Winterfortbildungskongress der ZKN
27. bis 30. Januar 2016
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
45
Nachlese Hands-On-Kurs
Milchzahnkronen und Endodontie
A
FOTOS: DR. K . H. DÜVEL SDORF
FOTO: ZKN-ARCHIV
m 5.12 2015 fand in
der Zahnmedizinischen Akademie der Zahnärztekammer Niedersachsen in Hannover der
Hands-On-Kurs Milchzahnendodontie und Kinderkronen
statt. Als Referentin fungierte
Frau Monika Quick, die seit
Dr. Karl-Heinz
2001 in Hamburg als KinderDüvelsdorf
zahnärztin tätig ist. Ihre Ausbildung zur Spezialistin absolvierte sie
in den USA . Dort handelt es sich bei der
Kinderzahnheilkunde um die älteste
Fachzahnarztausbildung.
In Ihrer Praxis behandelt Frau Quick
sehr viele Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Die schmerzfreie Behandlung steht
hierbei besonders im Focus. Aus diesem
Grund wird fast bei jeder Behandlung
eine Betäubung gegeben, sehr häufig
auch in Verbindung mit Lachgas. Hier-
46 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
bei ist kein Anästhesist nötig. Sie gibt
eine maximale Konzentration von 50
% für Lachgas an um Komplikationen
zu vermeiden. Frau Quick plant ca. eine halbe Stunde für die Behandlung ein,
damit das Kind nicht überfordert wird.
Für die Spritze benutzt sie besonders
dünne Nadeln. Wichtig ist in diesem
Zusammenhang die langsame Injektion. Vorher macht sie eine Oberflächenanästhesie. Die Gingiva muss dazu mit
Gaze trocken gerieben werden.
Frau Quick verwendet fast immer
die Kofferdamtechnik. Dies braucht nur
wenig Zeit und garantiert ein trockenes
Arbeitsfeld.
Bis zu 6 Jahren kommt man häufig
auch noch im Unterkiefer mit der Infiltrationsanästhesie aus. Die Anatomie
der Milchzähne ist bekanntlich unterschiedlich zu der der bleibenden Zähne. Eine Regenerationskraft der Pulpa
besteht nicht, daher ist eine direkte
Überkappung auch nicht angezeigt.
Anschließend sollte dann sofort eine
Pulpotomie durchgeführt werden. Dabei wird die Kronenpulpa ausgeräumt,
die Kanaleingänge mit Eisensulfat blutungsfrei gemacht und mit IRM (ZnO
Eugenol) abgedeckt.
Im Anschluss erfolgt eine Überkronung mit einer Stahlkrone, die mit
GIZ eingesetzt wird. Die Erfolgsaussichten sind hierbei um ein Vielfaches höher
als bei einer Füllungstherapie.
Ist es schon zu einer Entzündung der
Pulpa gekommen, ist eine Wurzelbehandlung angezeigt. Die Indikationen
und die Technik dazu wurden genau
erklärt und gezeigt.
Im anschließenden Hands-On-Teil
konnten die Kursteilnehmer im sehr
gut ausgestatteten Phantomraum der
Kammer unter Anleitung praktische
Übungen durchführen um sich mit
den Techniken vertraut zu machen. Es
zeigte sich, dass man mit wenig neuem
Equipment sein Behandlungsspektrum
stark erweitern kann.
Es war ein sehr praxisbezogener
Kurs, der den Teilnehmern und Teilnehmerinnen neue interessante Wege
der Praxisführung aufzeigte. Für das
leibliche Wohl war während des ganzen Tages in der Cafeteria gesorgt, so
dass auch das kollegiale Gespräch nicht
zu kurz kam.
Fazit: Sehr empfehlenswert!
_ DR. K. H. DÜVEL SDORF
P.S. VOR AUSSICHTLICH ENDE NOVEMBER FINDE T EIN
WIEDERHOLUNGSKUR S S TAT T.
Neue Kurse
zur Hygieneweiterbildung:
H
ygienewei terbi ldung:
Aktualisierung der Sachkenntnisse bei der Medizinprodukteaufbereitung
Wie bereits angekündigt, wurde der Bereich Praxisführung
sowie das Kursangebot im Bereich Hygiene einer Revision unterzogen. Diese
ist nunmehr abgeschlossen. Wir freuen uns, Ihnen nun unsere neuen Schulungskurse anbieten zu können.
Zahnmedizinisches Fachpersonal, welches Medizinprodukte aufbereiten will, benötigt aufgrund
der Medizinproduktebetreiberverordnung (MPBetreibV) die erforderliche Sachkenntnis, die grundsätzlich durch die Ausbildung zum/zur
Zahnmedizinischen Fachangestellten
erworben wird. Zum Auffrischen der
Kenntnisse kann der von uns neu
konzipierte Kurs »Aktualisierung der
Sachkenntnisse bei der Medizinprodukteaufbereitung« ab sofort besucht
werden.
Termine mit Anmeldemöglichkeit
finden Sie unter www.zkn.de / Praxis
und Team / ZAN , Beruf und Bildung /
Hygieneschulung.
PERSONALIA
PRAXISBEGEHUNGEN –
AUFRUF ZUR MITHILFE:
DAS ZKN-VORSTANDSREFERAT »ZAHNÄRZTLICHE
PRAXISFÜHRUNG« BRAUCHT IHRE HILFE!
I
m Zusammenhang mit den in den
letzten Monaten stark zugenommenen Praxisbegehungen durch
die staatlichen Gewerbe- und
Gesundheitsämter wird aus den
niedersächsischen Praxen auf verschiedenen Kanälen vermehrt von Unterschieden in der Aus- und Durchführung
der Begehungen berichtet. Es soll sich
dabei um Unterschiede sowohl zwischen gleichen Ämtern aber in unterschiedlichen Zuständigkeitsregionen
unseres Flächenlandes Niedersachsen,
als aber auch innerhalb der jeweiligen
Hoheitsgebiete einzelner Behörden
durch unterschiedliches Vorgehen verschiedener Behördenmitarbeiter/innen
handeln.
Das Team des ZKN -Vorstandsreferats »Zahnärztliche Praxisführung«
möchte hier gerne den Praxen bei eventuellen Schwierigkeiten helfen!
Aber um Ihnen und Ihren Praxen effektiv, rechtswirksam und damit wirklich helfen zu können, sind wir auf die
Hilfe unserer Mitgliedspraxen angewiesen!
Bitte helfen Sie uns und schicken Sie
uns Ihren Schriftwechsel mit den Behörden und insbesondere Ihre Begehungsprotokolle zu!
Für Aufklärungs- und Schulungszwecke, aber auch für Gespräche mit
den Behörden sind wir ebenso an Bildmaterial und Gesprächsnotizen im Zusammenhang mit Begehungen aus Ihren Praxen interessiert.
Bitte senden Sie uns Ihre Unterlagen
auf folgenden, alternativen Wegen ein:
● Als PDF -Dateien per E-Mail (max. 15
MB an Dateianhängen pro Einzel-EMail) unter: praxisservice@zkn.de
● Auf dem Postweg unter:
Zahnärztekammer Niedersachsen
Zahnärztliche Praxisführung
Zeißstraße 11a
30519 Hannover
Entweder anonymisieren Sie Ihre
Unterlagen selbst (Ihre Adressdaten
schwärzen) oder Sie überlassen uns das,
was wir Ihnen jetzt schon hiermit verlässlich zusichern!
Bei Fragen wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an Christine Lange-Schönhoff (Telefon (05 11) 8 33 91-123 oder
E-Mail praxisservice@zkn.de).
Herzliche
Glück wünsche
zum Geburtstag!
16.12.2015 Hubertus Kreuzkamp (86)
Ohlkenbergsweg 18, 49401 Damme
16.12.2015 Christa Buß (80)
Altebeek 8, 26802 Moormerland
19.12.2015 Dr. Carl Kraut (85)
Hasselerweg 14 C, 27356 Rotenburg
26.12.2015 Dr. Jutta Pyzik (75)
Am Hopfengarten 19, 38304 Wolfenbüttel
27.12.2015 Dr. Bernhard Leussink (85)
Bentheimer Straße 24, 48529 Nordhorn
28.12.2015 Dr. Rosemarie Rifi (75)
Burgstätter Straße 7, 38678 ClausthalZellerfeld
29.12.2015 Dr. Elisabeth von Seggern (80)
Wiesenstraße 1 C, 27809 Lemwerder
4.1.2016 Hans-Dieter Fischer (85)
Broeksgaste 2 B, 26826 Weener
8.1.2016 Dr. Hans Joachim Hoeschen (88)
Wörde 24, 26789 Leer
14.1.2016 Joachim Stürmer (87)
Waldfriedenweg 12, 21227 Bendestorf
_ DR. LUT Z RIEFENS TAHL, GRONAU
ZKN-VOR S TANDSMITGLIED FÜR
Z AHNÄR Z TLICHE PR A XISFÜHRUNG
FOTO: DR. L . RIEFENS TAHL
Schon besucht?
ZKN-Homepage jetzt auch für Mobilgeräte optimiert
D
er Internetauftritt Ihrer Kammer ist seit einigen Wochen im neuen
»look & feel« auch für die Darstellung auf mobilen Kommunikationsgeräten wie Smartphones und Tablets optimiert. Damit ha-
ben Sie die Kompetenz und das Wissen Ihrer Kammer immer und an je-
dem Ort mit Internetanschluss parat. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
47
KIEFERORTHOPÄDIE
BZÄK, DGZMK, DENTISTA UND BDZA:
FOTO: A XENTIS
Viel »Zukunft« beim Deutschen Zahnärztetag
»Programm-Team« des Zukunftskongresses Beruf und Familie in Hamburg:
Jan-Philipp Schmidt/BdZA, Dr. Juline Gösling/BZÄK und zentrale Projektleiterin, Juliane von
Hoyningen-Huene/BdZA, RAin Melanie Neumann, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich/BZÄK, Birgit
Dohlus/Dentista, FZÄ Sabine Steding/Moderation, Dr. Susanne Fath/Dentista
N
icht nur in der Bundesversammlung der Bundeszahn ärztekammer in
Hamburg und beim Studententag in Frankfurt
widmeten die zahnärztliche Wissenschaft und die Standespolitik der jungen Generation viel Aufmerksamkeit
und Beachtung: An beiden Standorten
des Deutschen Zahnärztetages 2015
standen in diesem Jahr spezielle Veranstaltungen für die jungen und auch die
künftigen Kolleginnen und Kollegen
auf dem Programm.
»Zukunftskongress Beruf
und Familie«
In Hamburg lud bereits zum zweiten
Mal der »Zukunftskongress« von BZÄK
und Dentista, erstmals in Zusammenarbeit mit dem BdZA, zu praxisrelevanten Themen rund um die Existenzgründung ein – und auch zur Diskussion,
ob Anstellung wirklich eine so reizvolle Alternative ist. Die Veranstaltung,
die auch BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel als Gast begrüßen durfte, wurde
von Prof. Dr. Dietmar Oesterreich für
die BZÄK , Dr. Susanne Fath für Dentis-
48 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
ta und Juliane von Hoyningen-Huene
für den BdZA eröffnet. »Wir wollen Sie
dabei haben – sprechen Sie uns an!«
sagte Professor Oesterreich und formulierte damit auch das Ziel der Gemeinschaftsaktion, das durch Aufrufe zum
Mitmachen (Eröffnungsworte von Juliane von Hoyningen-Huene und Vortrag »Networking & Social Media«/Birgit Dohlus) noch vertieft und mit Beispielen untermauert wurde. Dr. Fath
machte die Begeisterung für den eigenen Beruf deutlich und unterstützte die
Standespolitik im Kampf um die Beibehaltung der Entscheidungsfreiheit
durch Freiberuflichkeit. Innerhalb des
Berufsstandes kümmere sich Dentista
spezifisch um die Belange der Zahnärztinnen und unterstütze mit zahlreichen
Aktivitäten die Zusammenarbeit innerhalb der Zahnärzteschaft. Ein solches
Beispiel griff Referentin RA Melanie
Neumann mit ihrem Thema »Schwangerschaft, Kinder & Praxis« auf und verwies hier auch auf die entsprechende
gemeinsame Ratgeber-Broschüre von
Dentista und BZÄK . Das weitere Programm nahm mit auf eine Wanderung
durch den »Paragrafendschungel« im
zahnärztlichen Alltag (Dr. Jens Nagaba),
regte zu »Praxisübergabe mit warmer
Hand« an und zeigte die Chancen einer gemeinsamen Übergangszeit (RA
Carsten Wiedey), stellte die Vorteile
der zahnärztlichen Versorgungswerke
im Vergleich zur Gesetzlichen Rentenversicherung heraus (Dr. Ursula von
Schönberg) und machte deutlich, wie
wichtig gemeinsame Werte für die Zusammenarbeit in der Praxis sind (»Wer
braucht schon gutes Personal...«/Christian Henrici).
Sehr eindrucksvoll war der auch
emotionsstarke Vergleich der Vor- und
Nachteile von Angestelltentätigkeit
und Selbständigkeit (Prof. Dr. Christoph
Benz), der insbesondere auf die oft bekundeten Ängste der jungen Kollegengeneration einging: Er kritisierte Anwälte, die bei Praxisberatung mit Panikmache Klienten generierten, machte aber
auch deutlich, dass es durchaus sinnvoll sei, sich gerade bei Verträgen rechtlich abzusichern. Es gelte, sich genau
anzuschauen, wie man beraten werde. Kritisiert wurden ebenfalls finanzielle Hochrechnungen zu Praxiskosten,
die durch unterschiedlichste Akteure
in die Medienlandschaft gebracht würden: Die tatsächlichen Investitionen für
eine Existenzgründung, zumal bei einer Übernahmepraxis, könnten ganz
erheblich unter den vermittelten Werten liegen – das senke die Belastungen
und den Druck durch jahrelange hohe
Rückzahlungen enorm. Umfragen zeigten, so Professor Benz, dass die Herausforderung »Praxis & Kind« Angestellte
und Selbständige gleich gut managen,
weil beides Vorteile biete, dass Selbständige ein deutlich höheres Einkommen haben und durch Selbstverwirklichung in der eigenen Praxis die berufliche Zufriedenheit derjenigen der
Angestellten ganz deutlich übertrifft.
_ PRE SSEINFORMATION DE S DENTIS TA E.V.,
Q16.11.2015
ZKN AMTLICH
Von Risiken und Nebenwirkungen
H
WAS ZAHNÄRZTE VERORDNEN DÜRFEN (…UND WAS NICHT)
FOTO: PRIVAT
aben Sie sich auch
schon einmal
geärgert, weil
man Ihnen in der
Apotheke gegen
Vorlage Ihres Zahnarztausweises die Herausgabe des
Blutdrucksenkers oder des
Medikaments gegen Diabetes
verweigert hat?
Heike Nagel
Trösten Sie sich: Damit sind
Sie erstens nicht allein, und zweitens
agiert der Apotheker völlig korrekt.
Es kommt seit einiger Zeit mehr
und mehr vor, dass dem Zahnarzt in
den Apotheken die Herausgabe ‚nichtzahnärztlicher‘ Medikamente verweigert wird. Das liegt schlicht und einfach
daran, dass die Apothekerkammer ihre
Mitglieder entsprechend sensibilisiert
und regelmäßig informiert, darauf zu
achten, dass Medikamente nur an solche Personen herausgegeben werden
dürfen, die über eine entsprechende
Approbation verfügen.
Prüfpflicht des Apothekers
Der Apotheker ist verpflichtet, die Verschreibung zu überprüfen. Dazu gehört auch, festzustellen, ob sich der Verschreibende mit der Verordnung des
Medikaments im Rahmen seiner Approbation bewegt. Stellt der Apotheker
fest, dass dies nicht der Fall ist, muss
er die Herausgabe des Medikaments
verweigern.
So kommt es, dass dem Zahnarzt keine Herztabletten ausgehändigt werden,
oder dass der Apotheker für Herausgabe der Augentropfen ein Rezept des
Hausarztes oder Augenarztes, jedenfalls eines Humanmediziners, verlangt.
Grenzen der Approbation
Hintergrund ist das Gesetz über
die Ausübung der Zahnheilkunde –
Zahnheilkundegesetz (ZHG). In § 1 Abs.
1 ZHG heißt es, dass einer Approbation
als Zahnarzt bedarf, wer die Zahnheilkunde dauernd ausüben will. Die Aus-
übung der Zahnheilkunde ist gem. § 1
Abs. 3 ZHG die »berufsmäßige auf zahnärztlich wissenschaftliche Erkenntnis gegründete Feststellung und Behandlung
von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Als Krankheit ist jede von der Norm
abweichende Erscheinung im Bereich
des Mundes und der Kiefer anzusehen,
einschließlich der Anomalien der Zahnstellung und des Fehlens von Zähnen«.
Das Zahnheilkundegesetz zieht insofern die Grenzen, innerhalb derer
ein Zahnarzt tätig werden darf. Alles,
was nicht in den Bereich der Zähne, des
Mundes und der Kiefer gehört, ist für
den Zahnarzt in der Regel tabu. Dafür
ist er nicht ausgebildet, und darauf lautet auch die Approbation nicht – so sieht
es das Gesetz.
Grenzen der Rezeptierungsmöglichkeit
Daraus folgt, dass alle Medikamente,
die nicht dem Bereich der Zahn-, Mundund Kieferheilkunde zugeordnet werden können, vom Zahnarzt nicht rezeptiert werden dürfen. Ob es sich dabei
um das Herzmedikament für die Frau
Mama, das Antibiotikum für das Kind
oder die Kontrazeptiva für das zahnärztliche Hilfspersonal handelt, spielt
keine Rolle. Eine Befugnis für das Verschreiben dieser Medikamente hat der
Zahnarzt nicht.
Eigenmedikation
Das gilt übrigens auch für die Eigenmedikation, wie eingangs schon angedeutet. Auch hier greift der umfassende Schutzgedanke der Verschreibungspflicht. Was den eigenen Körper und
die eigene Gesundheit betrifft, unterliegt insofern ebenfalls den Grenzen
des Zahnheilkundegesetzes. Eine Ausnahme gibt es nicht.
Der Apotheker, der die Herausgabe
eines Medikaments berechtigterweise verweigert, kann folglich gar nicht
anders handeln. Tut er’s trotzdem, verstößt er gegen seine Berufspflichten.
Haftung
Wer Medikamente verschreibt, obwohl er nicht über die entsprechende Approbation verfügt, unterliegt
auch nicht dem Schutz durch eine
Berufshaftpflichtversicherung. Die
tritt nämlich nicht ein, wenn der Zahnarzt die Grenzen seiner Approbation
überschreitet.
Selbstverständlich wird es immer
Grenzfälle geben. Sedativa und Analgetika zum Beispiel können durchaus im
zahnärztlichen Wirkungsbereich Anwendung finden. Das lässt sich allerdings dann auch plausibel begründen.
Notfallkoffer
Mancher argumentiert – und das zu
Recht –, dass ja im Notfallkoffer auch
Medikamente vorhanden seien, die
nicht von der zahnärztlichen Approbation gedeckt seien, und fragt sich, warum der Apotheker die dann herausgeben dürfe.
Das darf der Apotheker. Aber auch
nur dann, wenn auf dem entsprechenden Rezept ausdrücklich vermerkt ist,
dass die Medikamente für die Bestückung des Notfallkoffers benötigt werden.
Können und Dürfen
Seien Sie sicher: Mit dem Können eines
Zahnarztes haben all diese Vorschriften
nichts zu tun. Das Können wird an dieser Stelle nicht geprüft und auch nicht
zur Beurteilung herangezogen. Es geht
hier ausschließlich um das Dürfen. Wer
was darf (und was nicht), regeln die entsprechenden Approbationen.
Und Vorschriften haben auch immer
etwas Gutes: Stellen Sie sich mal vor, Ihren akut entzündeten Appendix würde
ein Dr. met. vet. entfernen wollen. Gut
zu wissen, wie man sich dagegen wehren kann, oder?
_ HEIKE NAGEL
A SSIS TENTIN DE S JUS TITIAR S
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
49
Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf
Zahnmedizinische Fachangestellte
– Alle Bezirksstellen –
Termine der schriftlichen Abschlussprüfung:
Abschlussprüfun
Mittwoch, 27.4.2016 – Behandlungsassistenz / Praxisorganisation und -verwaltung
Donnerstag, 28.4.2016 – Abrechnungswesen / Wirtschafts- und Sozialkunde
Anmeldeschluss
1. Februar 2016,
bei der zuständigen Bezirksstelle
gez. Dr. K.-H. Düvelsdorf
Vorstandsreferent für das Zahnärztliche Fachpersonal
Die Zwischenprüfung im Ausbildungsberuf
Zahnmedizinische Fachangestellte
findet am
2. März 2016,
in der Zeit von 14.00 Uhr – 16.00 Uhr
statt
gez. Dr. K.-H. Düvelsdorf
Vorstandsreferent für das Zahnärztliche Fachpersonal
50 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
ZKN AMTLICH ●
Praxisverkauf gleich Betriebsübergang
Nach fast 40 Berufsjahren entscheidet sich Zahnarzt Weber, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Glücklicherweise ist schnell ein Nachfolger gefunden und der Praxiskaufvertrag aufgesetzt. Zahnarzt Weber freut sich über den aus seiner
Sicht günstigen Verkaufspreis und auch der Nachfolger ist froh, einen gut geführten und laufenden Betrieb, einschließlich
aller Geräte und Materialien zu übernehmen
D
urch den Praxisverkauf
wechselt jedoch nicht nur
das Eigentum an der Praxiseinrichtung, er hat auch
Auswirkungen auf die Arbeitsverhältnisse der dort beschäftigten Mitarbeiter, was häufig den Beteiligten nicht bewusst ist.
Zentrale Norm ist hier § 613a des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Dieser
Paragraph findet immer dann Anwendung, wenn mittels Rechtsgeschäft1 ein
Betrieb oder ein Betriebsteil auf einen
neuen Inhaber übergeht.
Folgen des
Betriebsübergangs
Nach § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB gehen
grundsätzlich die Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse der verkauften Praxis mit allen Rechten und Pflichten auf
den Erwerber über. Hiervon sind nicht
nur die aktiven Mitarbeiter betroffen,
sondern auch Personen, die sich in einem ruhenden Arbeitsverhältnis, zum
Beispiel wegen Elternzeit, befinden.
Die Vertragsverhältnisse der Mitarbeiter, hierbei ist es unerheblich, ob es sich
um schriftliche oder mündliche Regelungen handelt, werden durch den Betriebsübergang nicht berührt. Sollten
z. B. die Mitarbeiter gegenüber dem bisherigen Inhaber Ansprüche auf Weihnachts- oder Urlaubsgeld haben, so
können sie diese auch gegenüber dem
neuen Inhaber geltend machen. Eine
solche Besitzstandswahrung gilt auch
im Hinblick auf die Betriebszugehörigkeit. Sollte der Erwerber zu einem späteren Zeitpunkt das Arbeitsverhältnis
mit einem übernommenen Mitarbeiter kündigen wollen, so hat er hierbei
die Beschäftigungszeiten beim vorherigen Inhaber zu berücksichtigen, was
regelmäßig zu einer Verlängerung der
Kündigungsfrist führt.2
Keine Umgehungsmöglichkeit
Die Rechtsfolgen eines Betriebsüberganges lassen sich nicht im Kaufvertrag
ausschließen. Es ist ferner unzulässig,
den Arbeitnehmer zu einer Eigenkündigung oder zum Abschluss eines Aufhebungsvertrages zu veranlassen, um
gleichzeitig mit ihm einen neuen Arbeitsvertrag mit schlechteren Arbeitsbedingungen zu vereinbaren (BAG , Urteil vom 27.9.2012, AZ: 8AZR 826/11).
Kündigungen
Nach § 613a Abs. 4 BGB ist die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses durch
den bisherigen oder neuen Inhaber unwirksam, wenn die Kündigung wegen
des Betriebsüberganges erfolgt. Somit
besteht nicht die Möglichkeit, dass der
bisherige Inhaber die Arbeitsverhältnisse allesamt kündigt, um die Praxis
anschließend mitarbeiterfrei zu veräußern. Der § 613 a Abs. 4 BGB untersagt
jedoch nur eine Kündigung wegen des
Betriebsüberganges. Eine Kündigung
aus anderen Gründen wird durch dieses
Verbot jedoch nicht berührt. Somit sind
auch für den neuen Erwerber betriebsbedingte Kündigungen grundsätzlich
möglich, wenn z. B. ein Überhang an
Arbeitskräften besteht. Auch verhaltensbedingte Kündigungen sind dem
Erwerber selbstverständlich möglich,
wenn objektive Gründe dafür vorliegen.
ches gilt für die in Aussicht genommenen Maßnahmen (§ 613a Abs. 5 BGB). Die
Arbeitnehmer können nicht gezwungen werden, bei dem neuen Betriebsinhaber zu arbeiten. Sie haben die Möglichkeit, innerhalb eines Monats nach
Zugang der Unterrichtung schriftlich
dem Betriebsübergang zu widersprechen. Der Widerspruch kann gegenüber dem bisherigen oder gegenüber
dem neuen Arbeitgeber erklärt werden.
Sollte der Mitarbeiter von seiner Widerspruchsoption Gebrauch machen,
wechselt sein Arbeitsverhältnis nicht
auf den neuen Inhaber über. Er riskiert
jedoch, dass ihn der bisherige Inhaber
betriebsbedingt kündigt, da er keinen
Bedarf mehr an der Arbeitskraft hat.
Erfolgt keine oder keine ausreichende Information über den Übergang, beginnt die Widerspruchsfrist nicht zu
laufen. Der Betriebsübergang selbst
bleibt jedoch wirksam. Dies führt dazu, dass die Arbeitnehmer auch noch
nach einer erheblichen Zeit nach dem
Betriebsübergang ihren Widerspruch
erklären können. _ MICHAEL BEHRING, LL.M.
GE SCHÄF T SFÜHRER
Z AHNÄR Z TEK AMMER NIEDER S ACHSEN
Informationspflichten /
Widerrufsbelehrung
Im Falle eines Betriebsüberganges
treffen den bisherigen bzw. den neuen Inhaber Informationspflichten. Sie
haben die betroffenen Arbeitnehmer
über den Übergang in Textform zu unterrichten. Hierbei haben sie den Zeitpunkt und den Grund des Überganges
sowie die rechtlichen, wirtschaftlichen
und sozialen Folgen zu benennen. Glei-
1
Z.B. INFOLGE EINE S K AUF- ODER SCHENKUNGS VER-
2
DEM § 622 BGB KÖNNEN DIE GE SE T ZLICHEN MIN-
TR AGE S
DE S TKÜNDIGUNGSFRIS TEN ENTNOMMEN WERDEN.
EINZELVERTR AGLICH KÖNNEN JEDOCH AUCH L ÄNGERE KÜNDIGUNGSFRIS TEN VEREINBART WERDEN.
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
51
Jahrbuch 2015:
Zahl der Kooperationen zwischen Zahnärzten
und Pflegeeinrichtungen nimmt weiter zu
VERBESSERUNG DER ZAHNMEDIZINISCHEN VERSORGUNGSSTRUKTUREN FÜR
PFLEGEBEDÜRFTIGE UND MENSCHEN MIT EINEM HANDICAP
D
ie Zahl der Kooperationsverträge zwischen Zahnärzten und stationären
P f legeeinr ichtungen
nimmt weiter zu. Zugleich
hält der bevölkerungsweite Rückgang
von Zahnfüllungen an. Das sind zwei
zentrale Ergebnisse des aktuellen
Jahrbuchs der Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung (KZBV ), das jetzt
erschienen ist.
Demnach lag die
Zahl der abgeschlossenen
Ko op erationsverträge zwischen Zahnärzten
und Pflegeeinrichtungen am Jahresende 2014 bei 1.708. Damit ist bereits
in den ersten drei Quartalen nach Einführung der Regelung eine sehr dynamische Entwicklung zu konstatieren,
die sich auch im Jahr 2015 nach bereits
jetzt vorliegenden Daten fortgesetzt
hat. Die Möglichkeit, Kooperationen
mit Pflegeeinrichtungen zu schließen,
wird damit von den Zahnärzten zum
Wohl der Versicherten in verstärktem
Maß genutzt. Auf Grundlage einer Rahmenvereinbarung zwischen KZBV und
GKV-Spitzenverband können entsprechende Verträge seit 1. April 2014 geschlossen werden.
»Die kontinuierlich steigende Zahl
der Kooperationen ist ein großer Erfolg für die Zahnärzteschaft, da sie
eine enorme Verbesserung für die
zahnmedizinische
Prävention und Therapie von Pflegebedürftigen und Menschen mit Handicap mit sich bringt. Die
Lebensqualität der Betroffenen wird
durch die Möglichkeit dieser zahnärztlichen Betreuung wesentlich verbessert.
Für uns ist es wichtig, aktiv an einer
weiteren Verbreitung der Verträge zu
arbeiten, mit dem Ziel, dass in naher
Zukunft nach Möglichkeit jede stationäre Pflegeeinrichtung in Deutschland
einen eigenen Kooperationszahnarzt
hat«, sagte Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV.
Rückgang von Zahnfüllungen
hält an
Eine weitere wichtige Entwicklung in
der zahnmedizinischen Versorgung hat
sich dem Jahrbuch der KZBV zufolge
auch im vergangenen Jahr fortgesetzt.
So erhielten gesetzlich Krankenversicherte etwa 52,1 Millionen Zahnfüllungen. Dies entspricht einem Rückgang
um 2,9 Prozent im Vergleich zum Jahr
2013. Der langfristig zu verzeichnende,
rückläufige Trend bei Füllungen, der
bereits seit einigen Jahren sowohl in
West- als auch in Ostdeutschland festzustellen ist, hat sich somit auch im vergangenen Berichtsjahr fortgesetzt – ein
Indiz für die weitere Verbesserung der
Mundgesundheit der Bevölkerung.
_ PRE SSEINFORMATION DER K A SSENZ AHNÄR Z TLICHEN
BUNDE S VEREINIGUNG, 17.12.2015
Beitragszahlung I. Quartal 2016
D
er Kammerbeitrag für das
I. Quartal 2016 ist fällig geworden.
Kammerangehör ige,
die keine Abtretungserklärung unterschrieben haben bzw. nicht
am Lastschrifteinzugsverfahren teilnehmen, werden gebeten, den Kammerbeitrag einschließlich eventuell
noch vorhandener Rückstände zu überweisen.
_ HANNOVER, IM OK TOBER 2015
Wichtige Information
zur Zahlung des Kammerbeitrages:
Sicher kennen Sie das auch: Wie schnell
vergisst man in der Hektik des Praxisalltags einen Termin oder eine Überweisung. Die Konsequenzen sind zumeist unangenehm. Auch bei den
vierteljährlich zu leistenden Kammer52 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
beiträgen kann es passieren, dass die
Zahlungsfristen versäumt werden, und
dann sieht man sich einem unangenehmen Mahnverfahren gegenüber.
Das muss nicht sein. Wir können Ihnen helfen, damit genau das nicht geschieht.
Ihren Kammerbeitrag, den die Zahnärztekammer Niedersachsen zur Erfüllung ihrer Aufgaben und zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebes aufgrund der Beitragsordnung erhebt, zahlen Sie bisher durch Einzelüberweisung.
Einfacher für Sie wäre es, wenn der Beitrag künftig – wie bisher pro Quartal –
von der Kammer im Abbuchungsverfahren eingezogen werden könnte.
Hierbei können Sie zwischen zwei
Möglichkeiten wählen:
● Entweder erteilen Sie der ZKN die
Genehmigung zum Lastschriftverfahren. Das hat für Sie den Vorteil,
dass keine Kosten mehr für Einzelüberweisungen anfallen.
● Oder Sie geben uns eine Abtretungserklärung für die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen. Dann ziehen wir die Mitgliederbeiträge von Ihrem KZVN -Honorarkonto ein, ohne dass Sie sich
darum kümmern müssen.
Bitte benutzen Sie für Ihre Erklärung, die Sie jederzeit widerrufen
können, eines der beiden beigefügten Formulare und senden es ausgefüllt und unterschrieben an die ZKN .
Als positiver Nebeneffekt werden die
Kosten für den Verwaltungsaufwand
bei der ZKN und damit für die gesamte niedersächsische Kollegenschaft minimiert.
Rufen Sie gern an, wenn Sie noch Fragen dazu haben.
Ansprechpartner: Heike Hengen,
Tel. (05 11) 8 33 91-143
■ Die auszufüllenden Formulare finden Sie auf den folgenden Seiten.
ZKN AMTLICH ●
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
53
54 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
ZKN AMTLICH ●
ek ammer
Wir
Nieders ac
hsen
ie da!
e für S
sind gern
Telefon- und E-Mail-Verzeichnis
der Zahnärztekammer Niedersachsen
Adresse:
ZAHNÄRZTEK AMMER NIEDERSACHSEN
Zeißstrasse 11a
30519 Hannover
■ Zahnärzte M – T
ZFA-Ausbildung
Bez.Stelle Braunschweig,
Christa Kohl, chkohl(at)zkn.de ................ -145
Postanschrift:
ZAHNÄRZTEK AMMER NIEDERSACHSEN
Postfach 81 06 61
30506 Hannover
■ Zahnärzte U – Z
ZFA-Ausbildung
Bez.Stellen Göttingen, Hannover,
Hildesheim, Lüneburg,
Agnes Schuh, aschuh(at)zkn.de ............... -142
■ Zentrale
Annette Labendsch, Christina Illhardt
Telefon: (05 11) 8 33 91 ..........................
-0
Fax:
(05 11) 8 33 91 .......................... -116
E-Mail: info(at)zkn.de
■ Vorstand
Präsident
Henner Bunke, D.M.D./Univ.of Florida,
hbunke(at)zkn.de
Vizepräsident
Jörg Röver, jroever(at)zkn.de
■ Sekretariat
Assistentin des Vorstandes
Heidrun König, hkoenig(at)zkn.de .......... -102
■ Geschäftsführung
Hauptgeschäftsführer
Jürgen Schwarz
Sekretariat
Christine Balke, cbalke(at)zkn.de ........... -109
Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ............... -110
Geschäftsführer
Michael Behring
Sekretariat
Rena Umlandt, rumland(at)zkn.de ......... -310
■ GOZ
Honorar- und Vermittlungsangelegenheiten
Heike Fries, hfries(at)zkn.de ................... -115
Birgit Weiß, bweiss(at)zkn.de ................. -181
■ Berufsordnung, Rechtsabteilung
Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ............... -110
■ Pressestelle
Kirsten Eigner, keigner(at)zkn.de ........... -301
Melanie König, mkoenig(at)zkn.de ........ -304
■ Personalstelle
Julia Meins, jmeins(at)zkn.de .................. -176
■ Technische Dienste
Sekretariat
Yvonne Fülling, yfuelling(at)zkn.de ....... -366
■ Mitgliederverwaltung
Abteilungsleiterin
Heike Hengen, hhengen(at)zkn.de ......... -143
■ Zahnärzte A – G
ZFA-Ausbildung
Bez.Stelle Oldenburg
Holdine Schattschneider,
hschattschneider(at)zkn.de ............... -141
■ Zahnärzte H – L
Weiterbildung zum FZA OC
Defizit / Kenntnisprüfungen
Anne Reddehase, areddehase(at)zkn.de -193
■ ZFA-Ausbildung
Bez.Stellen, Osnabrück, Ostfriesland,
Stade, Verden, Wilhelmshaven
Fürsorgeausschuss
Sabine Koch, skoch(at)zkn.de .................. -144
■ Buchhaltung
Abteilungsleiter
Roland Gutsche, rgutsche(at)zkn.de ...... -121
■ Zahnärztliche Stelle
Hildegard Sniehotta,
hsniehotta(at)zkn.de .......................... -117
Andrea Küssner, akuessner(at)zkn.de ..... -117
Dominic Hartwich,
dhartwich(at)zkn.de ............................. -118
■ Ausbildung / Fortbildung,
Zahnärztliches Fachpersonal
Leitung
Michael Behring, mbehring(at)zkn.de .... -302
Sekretariat
Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ....... -310
Ausbildung
Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ......... -303
■ ZAN – Zahnärztliche Akademie
Niedersachsen,
Seminarverwaltung (Referenten)
Strukturierte Fortbildung
Gabriele König, gkoenig(at)zkn.de ......... -313
■ ZAN – Zahnärztliche Akademie
Niedersachsen
Seminarverwaltung (Teilnehmer)
Marlis Grothe, mgrothe(at)zkn.de .......... -311
■ Dezentrale Weiterbildung,
Dezentrale Fortbildung der Bezirksstellen,
Winterfortbildungskongress
Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ......... -303
■ ZMV – Zahnmedizinische
Verwaltungsassistentin
Isabell Bohnert, ibohnert(at)zkn.de ......... -331
■ DH – Dentalhygienikerin
Karen Schneider, kschneider(at)zkn.de .. -332
■ ZMP – Zahnmedizinische
Prophylaxeassistentin, ZMP-Schule
Karen Schneider, kschneider(at)zkn.de .. -332
Isabell Bohnert, ibohnert(at)zkn.de ......... -331
■ Jugendzahnpflege, Alterszahnmedizin
Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ....... -310
■ RöV-Aktualisierung Helferinnen / ...
Begabtenförderung
Isabell Bohnert, ibohnert(at)zkn.de ....... -331
■ Praxisführung/RÖV-Aktualisierung
Zahnärzte, ZQMS
Christine Lange-Schönhoff,
clange(at)zkn.de ...................................... -123
Christian Göhler, cgoehler(at)zkn.de ...... -315
Ungültigkeit von
Zahnarztausweisen
Die Ausweise von
Dr. Carmen Wilhelm . . . . . . . . . . . . Nr. 2279
Dr. Rietje Lippke . . Nr. 6673 (Nr. korrigiert)
Stefanie Bremer-Trainor . . . . . . . . . Nr. 8178
Prabhjot Kaur Gill . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 8351
wurden verloren, gestohlen, beziehungsweise nicht zurückgegeben und werden für ungültig erklärt.
_ ZKN
Wir
trauern
IS TOCKPHOTO © DON SAUNDER SON
Zahnär zt
um
unsere
Kollegen
Dr. Dieter Beisser
Zwischen beiden Bleichen 15,
26721 Emden
geboren am 7.1.1934, verstorben am
24.11.2015
Jörg Schoebel
Hannoversche Straße 33,
38116 Braunschweig
geboren am 6.6.1959, verstorben am
2.12.2015
Wolf-Rüdiger Buhlke
Im Einkornfeld 23,
38122 Braunschweig
geboren am 18.11.1946, verstorben am
4.12.2015
Horst Schlüßler
Ziegelkampstraße 11 A,
31582 Nienburg
geboren am 9.1.1928, verstorben am
7.12.2015
Dr. Friedrich Karl Korden
Neustädter Straße 17,
29389 Bad Bodenteich
geboren am 3.12.1926, verstorben am
13.12.2015
Zahnärztekammer Niedersachsen
Der Vorstand
ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016 ·
55
Ihre Zuschriften auf Chiffre-Anzeigen richten Sie bitte an:
Anzeigenredaktion der »ZKN Mitteilungen«, z. Hd. Frau Kirsten Eigner / Chiffre Nr. ................., Zeißstraße 11a, 30519 Hannover
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56 · ZKN MIT TEILUNGEN 1 | 2016
Knapp ein Viertel der deutschen Bevölkerung raucht. Das ist das Ergebnis des Deutschen Tabakatlas
2015. Seit Jahren geht der Anteil der Raucher zurück, vor allem bei den Männern. Im Jahr 1992 rauchten
noch rund 37 Prozent der männlichen Bevölkerung ab 15 Jahren. Zwei Jahrzehnte später griffen nur
noch 29 Prozent zur Zigarette. Bei den Frauen verlief die Entwicklung etwas anders. Zwar rauchten 1992
deutlich weniger Frauen als Männer, danach stieg der Anteil der Raucherinnen aber kontinuierlich an,
bis er im Jahr 2005 mit rund 22,4 Prozent Raucherinnen den Höchstwert erreichte. Seitdem rauchen wieder weniger Frauen. Im Jahr 2013 zählten gut sechs Prozent der Raucherinnen zu den starken Rauchern.
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einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Ingrid Weidmüller Design & Media Agentur
auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
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VORNAME UND NAME (KONTOINHABER)
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KREDITINSTITUT (NAME UND BIC)
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DATUM UND ORT
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Hannover 01./02. April 2016
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Tagungswochenende für zahnärztliche Berufseinsteiger
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Personal: Arbeitsrechtliche und vertragszahnärztliche Aspekte • Nichtzahnärztliches Personal: Ausbildung,
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Dokumentation • Welche Versicherungen benötigt die Zahnarztpraxis wirklich? • Schwanger?! Was nun?
• Finanzierung einer Praxis • Kaufpreisfindung – was darf eine Praxis kosten? • Honorarverteilungsmaßstab:
Jahreshonorarbescheid verstanden? • Vertragszahnärztliche Abrechnung allgemein • QM in der
Zahnarztpraxis –CIRS dent • Hygiene – Fallstrick in der Zahnarztpraxis? • Praxisbegehung – was nun?
• Zahnärztliche Versorgung in Pflegeheimen – das A und B Konzept
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Veranstalter
BEIL AGE ZU DEN ZKN MIT TEILUNGEN
1|16
Die Seiten für das zahnärztliche Fachpersonal · Januar 2016
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Die Seitenangaben beziehen sich auf das Hauptheft.
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− IH R E R E D A K T
Aktivitäten unserer Studenten
Göttingen − Interdisziplinäres Symposium Zahnmedizin 2015 _S. 17
Hannover − Weihnachtscafé »Die Tribute von Zahnem« _S. 24
Dauerthema E−card und E−health
Bundestag will gläserne Patienten _S. 6
Die neue Ärzte−Gebührenordnung (GOÄ)
Montgomery zur Entwicklungsgeschichte _S. 9
FOTO: ZKN-ARCHIV
Editorial
Dr. Julius Beischer
Ali soll wieder lachen
Ali, ein syrischer Junge aus dem benachbarten FlüchtlingsCamp Oerbke, kam mit Zahnschmerzen vor Weihnachten in
unsere Praxis.
Ich schätzte sein Alter auf acht Jahre; er war aber bereits
zehn Jahre alt. Sein Vater und ein Dolmetscher begleiteten
ihn. Natürlich dauerte die ganze Prozedur der Verständigung
erheblich länger; außerdem wirkte Ali sehr ernst, fast
abwesend. Anderseits war er sehr tapfer; ich konnte in mehreren Sitzungen die drei schmerzhaften Bereiche – inklusive
Abszeß an einem zerstörten 46 – problemlos behandeln.
Bei der dritten Sitzung lächelte er bei der Begrüßung ganz
kurz und schüchtern. Die ganze Mannschaft hat sich darüber
gefreut; es ging ihm sichtlich besser.
Auch sein Vater wirkte gelöster und bed ankte sich immer
wieder.
Ich bat die Übersetzerin, Ali zu sagen, dass wir alle ihn
als einen sehr tapferen Jungen schätzen gelernt haben.
Sie übersetzte es und erstmalig erschien ein strahlendes
Lächeln auf seinem sonst so ernsten Gesicht; auch sein Vater
lächelte zum ersten Mal.
Nur unsere Dolmetscherin wurde plötzlich ganz ernst und es
traten Tränen in Ihre Augen. Sie ging aus dem Blickfeld des
Jungen und erzählte mit bemüht ruhiger Stimme – nachdem
Sie sich für Ihre Tränen entschuldigte – dass Ali und sein
Vater vor knapp zwei Monaten die einzigen Überlebenden eines
Bombenangriffs waren, der die Mutter und fünf Geschwister
vor ihren Augen tötete.
Wir blieben an diesem Tag wieder einmal sehr nachdenklich
zurück.
Ali kam in der gleichen Woche noch einmal zu uns. Ich
schrieb einen Arztbrief zwecks Weiterbehandlung, denn sein
Vater hatte Nachricht bekommen, dass er und Ali am Nachmittag mit dem Bus abgeholt und in eine andere Gemeinde in
Niedersachsen gebracht werden.
Alle in unserem Praxis-Team wünschen Ali, dass eines Tages
auch seine seelischen Schmerzen gelindert oder sogar geheilt
werden.
Uns ist klar: Wir können natürlich nicht allen helfen –
aber zumindest dem Nächsten, der uns persönlich begegnet.
Dr. Julius Beischer
2
Ständige Erreichbarkeit führt zu
Schlafstörungen
M
orgens,
mittags,
abends und auch nachts
verfügbar:
Soziale
Netzwerke im Internet
und Smartphones tra−
gen zu Schlafstörungen bei. Denn für
Freunde und auch im Beruf seien wir
stets erreichbar, sagt der Psychologe
Hans−Günter Weeß mit Blick auf die
steigende Nutzung von Smartphones
und Tablets. Dies mache es den Men−
schen schwer, abzuschalten.
Aktuelle Studien mit Jugendli−
chen belegten, dass hoher Medien−
konsum sie weniger ausgeruht und
leistungsfähig mache. Vor allem die
abendliche und nächtliche Smart−
phone−Nutzung sei problematisch,
sagte Manfred Betz vom Institut für
Gesundheitsförderung und −for−
schung (IGFF). »Die Mehrzahl der Ju−
gendlichen hat ihr Smartphone am
Bett. Über die letzte Onlinezeit bei
WhatsApp konnte gezeigt werden,
dass viele bis weit nach Mitternacht
noch mit ihrem Smartphone aktiv
waren.« Jugendliche, die ihr Handy
noch im Bett nutzten, schliefen we−
niger und schlechter. Das schade auch
der Gesundheit.
Schlafmangel steigert Experten
zufolge unter anderem das Herz−
Kreislauf− und das Diabetes−Risiko.
In Deutschland können den Angaben
nach rund sechs Prozent der Bevöl−
kerung nicht richtig ein− oder durch−
schlafen und benötigen eine Be−
handlung. Bis zum Samstag treffen
sich rund 2.000 Mediziner und Wis−
senschaftler zur Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Schlaffor−
schung und Schlafmedizin in Mainz.
Titel der Tagung: »Die schlaflose Ge−
sellschaft«. Ein Ziel der Gesellschaft
ist es, Hausärzte intensiver als bisher
in die Schlafmedizin einzuarbeiten,
um die Versorgung der Patienten zu
verbessern.
_ FACHAR Z T.DE, 4.12.2015
ZKN SPECIAL 1 | 2016
1.10.2014
F 1449
Mehr Erfolg und mehr Geld durch bessere Gesprächstechnik Zeit sparen, Kundenbindung, Patientenzufriedenheit und Leistung steiger
Katrin Suhle, Eicklingen
Mittwoch, 1.10.2014 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 209,− €
Zahnmedizinische
Akademie Niedersachsen
Für Frühbucher
bis zum 6.08.2014
Seminargebühr: 190,− €
SEMINARPROGRAMM
für Zahnärztliches Fachpersonal und Praxiszahntechniker
3.2.2016
F 1606
Grundlagen der Herstellung von Provisorien
bei ZE-Behandlungen
Dr. Karl−Heinz Düvelsdorf, Barnstorf
Mittwoch, 3.2.2016 von 14.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 176,− €
5.2.2016
F 1607
Scaling plus – Bedarfsgerechte, befundabhängige
Prophylaxe praktisch: Fit für die Erwachsenen-Prophylaxe
Sabine Sandvoß, Hannover
Freitag, 5.2.2016 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 330,− €
6.2.2016
F 1608
Scaling plus – Bedarfsgerechte, befundabhängige
Prophylaxe praktisch: Fit für die Erwachsenen-Prophylaxe
Sabine Sandvoß, Hannover
Samstag, 6.2.2016 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 330,− €
13.2.2016
Z/F 1605
Fit für die Kids- und Junior-Prophylaxe –
Grundlagen-Können und Wissen für alle …weil Zähne
und Knochen die Aussteuer fürs Leben sind!
Annette Schmidt, Tutzing
Samstag, 13.2.2016 von 9.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 230,− €
19.2.2016
Z/F 1609
Update – Aufbereitung von Medizinprodukten gemäß
Medizinproduktebetreiberverordnung (MPBetriebV)
Antje Oeftger, Erfurt
Freitag, 19.2.2016 von 13.00 bis 18.00 Uhr
Seminargebühr: 143,− €
19.2.2016
FOTO: ZKN-ARCHIV
Zahnärztekammer Niedersachsen
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover
Telefon (05 11) 8 33 91-311 · Telefax (05 11) 8 33 91-306
Ansprechpartnerin: Marlis Grothe
Verbale und nonverbale
Stolpersteine in der Zahnarzt−
praxis − Erfolgsfaktor:
BEWUSSTE Kommunikation
Dieses Seminar ist für Menschen konzi−
piert, die davon überzeugt sind, dass sie
sehr freundlich sind und auch für Menschen,
die schon mal gehört haben, dass sie nicht
freundlich sind und ebenso für Menschen,
die Angst haben, zu freundlich zu sein.
Dipl. Germ. Karin
Namianowski
Lassen Sie sich überraschen, welche kommunikativen Stolper−
steine dafür sorgen, dass so manche gut gemeinten Worte für
Ihre Patienten zum Stein des Anstoßes werden oder auch einen
Stein ins Rollen bringen können.
Aus dem Inhalt:
● Stolpersteine am Telefon und am Empfang ● »Frau Werwolf«
an der Rezeption... ● die geheime Art des Lächelns ● …und
tschüss! Den letzten Eindruck positiv gestalten ● »erst«, »Kon−
trolle«, »Schmerzen«, »schlecht«,… Worte, die krank machen ●
Unfreundlichkeit kostet Geld ● »Jetzt sind Sie DRAN!«, das Aufru−
fen der Patienten als Drohung ● …zum Einschlafen: Beratungs−
gespräche ● Lustig? »Jeder Fünfte, der sich beschwert, wird er−
schossen. Der Vierte war gerade da.« ● »Geht nicht«, »…haben
wir nicht«, »…kann ich nicht,…« ... serviceorientierte Alternativen
Referentin: Dipl.−Germ. Karin Namianowski, Wasserburg
Mittwoch, 16.3.2016, 9:00 − 17:00 Uhr
Kursgebühr: € 290,− ⁄ Für Frühbucher bis zum 20.1.2016 € 265,−
Max. 16 Teilnehmer
Kurs−Nr.: Z⁄F 1619
Z/F 1610
Aus der Trickkiste der Kommunikation –
elegante Psychologie für die Praxis und das halbe Leben
Gekonnte Psychologie in der Prophylaxe
Der Motivationsschub für das ganze Praxisteam
Herbert Prange, Mallorca
Freitag, 19.2.2016 von 14.00 bis 20.00 Uhr
Seminargebühr: 230,− €
Wie Sie noch eleganter und raffinierter kommunizieren
Herbert Prange, Mallorca
Samstag, 20.2.2016 von 9.00 bis 16.00 Uhr
Seminargebühr: 230,− €
ZKN SPECIAL 1 | 2016
20.2.2016
F 1609
3
Praktikum
Auslandspraktikum
AUSZUBILDENDE ZAHNMEDIZINISCHE FACHANGESTELLTE UNTERSTÜTZEN
ZAHNÄRZTE AUF MALTA
FOTOS: W. BER SSEN
Seit Oktober 2014 bieten die Berufsbildenden Schulen Papenburg, Technik und Wirtschaft, zusammen mit der PARAGON
Europe Ltd. in Malta und mit Unterstützung der Bezirksstelle Ostfriesland der Zahnärztekammer Niedersachsen ein dreiwöchiges Auslandspraktikum für die Auszubildenden im Ausbildungsberuf »Zahnmedizinische Fachangestellte« an
FOTO: A . SIEMER
gleitenden Sprachkurs der PARAGON
Europe Ltd. sowie die Unterbringung
in internationalen Wohngemein−
schaften gibt es genügend Möglich−
keiten, sich nach der Arbeit über das
Erlebte auszutauschen.
Die Rückmeldungen der Teilneh−
mer sind sehr positiv. Besonders her−
vorgehoben haben die Ausbilder und
Praktikanten, dass sie seit dem Auf−
enthalt keine Hemmungen mehr ha−
ben, Englisch zu sprechen und sehr
viel selbstsicherer im Umgang mit
Patienten geworden sind, die kein
Deutsch verstehen.
Geplant und koordiniert wird die−
ses Auslandpraktikum von OStR Jür−
gen Kathmann und StD Wilfried Bers−
sen.
_WILHELM SCHR AND
VOR SIT ZENDER DER BE ZIRK SS TELLE
OS TFRIE SL AND DER ZKN
I
n diesem
Jahr nahmen
fünf Auszu−
bildende
an diesem
Praktikum teil.
Die Praktika
werden von der
Europäischen
Union im Rah−
men des Pro−
Wilhelm Schrand
gramms »Eras−
mus« finanziell unterstützt.
Während des Aufenthaltes in
Malta erhalten die Teilnehmerin−
nen einen praktikumsbegleitenden
Sprachkurs und arbeiten in maltesi−
4
schen Zahnarztpraxen. Die ausge−
wählten Praxen verfügen über ei−
nen hohen Standard und vermitteln
neben den Spracherfahrungen auch
moderne zahnärztliche Arbeitstech−
niken.
Vor allem die Arbeit in einer frem−
den Umgebung in englischer Sprache
ist für die Auszubildenden nicht ein−
fach. Die Kompetenzen, die die Aus−
zubildenden dabei erwerben, helfen
ihnen später, sich auf Patienten ein−
zustellen, die kein Deutsch sprechen.
Die vielen Touristen aus unterschied−
lichen Ländern bieten die ideale Vo−
raussetzung, möglichst viele unter−
schiedliche Mentalitäten kennenzu−
lernen. Die Zahnarztpraxen auf Malta
haben eine langjährige Erfahrung im
Umgang mit Patienten aus verschie−
denen Kulturkreisen. Durch den be−
v. l. n. r. Sabina Schmidt, Anja Gruber, Sandra Ott, Heidi Schipper, Anastasia Friedrich
ZKN SPECIAL 1 | 2016
Gesundheit
Männer trinken lieber als Frauen
B
Die Botschaft der
Ernährungswissenschaftler,
mindestens 1,5 bis 2 Liter
pro Tag zu trinken, ist bei
98 Prozent aller Verbraucher
angekommen
Während Männer (67 Prozent)
eher gerne trinken,
fällt Frauen (46 Prozent)
die Flüssigkeitsaufnahme
oft schwer
FOTO: D. ERNS T / FOTOLIA .DE
ei der Einstellung zum täg−
lichen Trinken zeigen sich
zwischen Männern und
Frauen deutliche Unter−
schiede. Das beleuchtet ei−
ne Online−Umfrage, die Professor Dr.
Volker Pudel Leiter der Ernährungs−
psychologischen Forschungsstelle an
der Universität Göttingen im Auftrag
von Soda−Club durchgeführt hat.
Ein weiteres erstaunliches Ergeb−
nis: Obwohl fast jeder der Befragten
weiß, dass Erwachsene täglich 1,5
bis 2 Liter Flüssigkeit trinken sollten,
meinen trotzdem die meisten, dass
sie dieses Wissen nicht in die Praxis
umsetzen.
Während Männer (67 Prozent)
eher gerne trinken, fällt Frauen (46
Prozent) die Flüssigkeitsaufnahme
oft schwer. Dennoch schätzen weib−
liche Befragte die Bedeutung der
täglichen Wasserzufuhr wesentlich
wichtiger ein als Männer. Auch beim
Thema »Kalorien« gehen die Ge−
schlechter eher getrennte Wege: 83
Prozent der Frauen achten auf den
Kaloriengehalt von Getränken; bei
den männlichen Befragten sind es
nur 64 Prozent.
Die Botschaft der Ernährungswis−
senschaftler, mindestens 1,5 bis 2 Li−
ter pro Tag zu trinken, ist bei 98 Pro−
zent aller Verbraucher angekommen.
Dennoch meint ein Großteil der Be−
fragten, dass sie dieses Wissen nicht
in die Praxis umsetzen obwohl sie es
eigentlich gerne möchten. Nach den
Gründen befragt, antworten 67 Pro−
zent, dass sie das Trinken einfach ver−
gessen. Andere empfinden keinen
Durst oder haben schlichtweg keine
Lust, etwas zu trinken. Tipps von Pro−
fessor Dr. Volker Pudel zeigen, wie es
leichter geht, täglich genug zu trin−
ken:
Wer nur wenig oder selten Durst
verspürt, dem hilft folgendes Trink−
Training: Tagsüber in jeder Stunde ein
Glas Wasser (200 ml) trinken. So lässt
sich eine Trinkmenge von zwei Litern
leicht erreichen. In der Anfangszeit
kann ein Wecker helfen, der mit ei−
nem stündlichen Signal ans Trinken
erinnert. »Schon nach wenigen Wo−
chen kann man sich so konditionie−
ren und bald auf diese Erinnerung
verzichten der Körper sendet dann
selbst ein ›Durstsignal‹«, weiß Pro−
fessor Volker Pudel.
Immer nur das gleiche trinken,
das kann leicht langweilig werden.
Wer für mehr Abwechslung bei der
Getränkeauswahl sorgt, dem fällt
es leichter, sich fürs Trinken zu moti−
vieren: Ob stilles oder gesprudeltes
Wasser, pur, mit Säften oder Sirups
gemischt oder verschiedene Kräuter−
und Früchtetees, die Auswahl an Ge−
tränken ist groß.
Leitungswasser ist qualitativ
hochwertig und streng kontrolliert.
Doch wer kein Glas oder keine Trink−
fl asche zur Hand hat, trinkt trotzdem
nichts. Daher: Trinkfl aschen zu Hau−
se auff üllen und mitnehmen. So hat
man auch unterwegs immer ein Ge−
tränk parat. Auf dem Schreibtisch
eine Flasche mit purem oder auf−
gesprudeltem Trinkwasser neben
sein »Lieblingsglas« stellen, so fällt
das Trinken leichter und macht mehr
Spaß.
Wer keine Getränkekisten schlep−
pen mag, für den ist ein Trinkwasser−
sprudler eine gute Alternative. Die
Geräte brauchen nicht viel Platz, sind
sparsam und ergiebig.
_ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
5
Gesundheit
Blutwerte sind eine wichtige,
aber nicht die einzige Entscheidungshilfe:
LABORBEFUNDE KÖNNEN DIE ÄRZTLICHE UNTERSUCHUNG NUR ERGÄNZEN
70 Prozent aller medizinischen
Diagnosen oder Therapien kommen
inzwischen mit Hilfe von Laborbefunden zustande
6
»Der Mensch hat ›nur‹ 23.000 Gene,
aber 500.000 verschiedene Prote−
ine und Proteinteilchen, die in sei−
nem Blut umherschwimmen und auf
alle möglichen Aktivitäten im Körper
hindeuten.«
Das kleine Blutbild etwa, das
beim üblichen ärztlichen Checkup
gemacht wird, gibt der Ärztin oder
dem Arzt eine erste Orientierung, ob
sich der Körper gerade mit einer be−
ginnenden Infektion auseinander−
setzen muss oder ob womöglich die
Blutbildung oder Blutgerinnung ge−
stört ist, erklärt Marion Meiners, Ko−
Autorin des Buches »Laborwerte, klar
und verständlich«.
»Gemessen werden dabei Form,
Eigenschaften und Beschaff enheit
von Blutzellen.« Dazu zählen zu−
nächst einmal die Sauerstoff trans−
portierenden roten Blutkörperchen,
im Laborbefund: Erythrozyten. »Bei
Frauen sollte ein Mikroliter Blut im
Normalfall 4,1 bis 5,1 Millionen Eryth−
rozyten enthalten, bei Männern sind
es 4,5 bis 5,9 Millionen.« Ein niedrige−
FOTO: A . DAMM / PIXELIO.DE
E
in Hämoglobinanteil von 12,1
Gramm pro Deziliter Blut,
ein Leukozytenwert von 9,9,
ein Cholesterinspiegel von
240 Milligramm... Was bei
einer ärztlichen Blutuntersuchung
herauskommt, können viele Pati−
enten nicht unbedingt auf Anhieb
verstehen oder einordnen, berichtet
Michael Neumaier, Professor an der
medizinischen Fakultät Mannheim
der Universität Heidelberg und Vize−
präsident der Deutschen Vereinten
Gesellschaft für Klinische Chemie
und Laboratoriumsmedizin (DGKL).
Da aber alle Organe des Körpers
durchblutet würden und Blut damit
»das Hauptverkehrsnetz« für alles
sei, was den Organen zugeführt oder
auch von ihnen ausgeschieden wer−
de, bekomme seine Zusammenset−
zung eine immer größere Bedeutung
für die Medizin.
So kämen inzwischen 70 Prozent
aller medizinischen Diagnosen oder
Therapien mit Hilfe von Laborbefun−
den zustande, betont der Mediziner:
rer Wert könne durch Nährstoff man−
gel, Entzündungen oder Blutverlust
bedingt sein, ein erhöhter durch
Flüssigkeitsmangel, aber auch durch
Herz−, Lungen− oder Knochenmark−
serkrankungen. Auch der Blutfarb−
stoff Hämoglobin ist für den Sauer−
stoff transport wichtig. »Bei Frauen
enthält ein Deziliter Blut im Normal−
fall zwölf bis 16 Gramm Hämoglobin,
bei Männern zwischen 13,5 und 17,5
Gramm.«
Die weißen Blutkörperchen (Leu−
kozyten) bilden wiederum das Im−
munsystem des Menschen. »Ihre
Aufgabe ist es, Krankheitserreger,
aber auch Gifte, Fremdkörper oder
geschädigte Zellen aufzuspüren und
zu vernichten.« Bei gesunden Er−
wachsenen enthalte ein Milliardstel
Liter Blut 3,5 bis 10,1 Leukozyten. Eine
mäßige Erhöhung deute häufig auf
einen akuten Bakterien−Infekt wie
etwa eine Bronchitis hin, »aber auch
Rauchen, Allergien, Gicht, Arthritis,
eine schwere Schilddrüsenüberfunk−
tion oder chronisch−entzündliche Er−
krankungen können den Wert erhö−
hen«. Verminderte Werte könnten
eine bestimmte allergische Reakti−
on, schwere Virusinfekte wie Grippe
oder Masern, aber auch Vergiftungen
zur Ursache haben.
Die Blutplättchen (Thrombozy−
ten) wiederum streifen als mobile
Wundambulanz durch den Körper
und sorgen dafür, dass Blutungen
gestoppt werden und Wunden sich
wieder verschließen. Das Blut eines
gesunden Erwachsenen enthält zwi−
schen 140.000 und 360.000 Blut−
plättchen pro Mikroliter. »Erhöhte
Werte können nach großen Blutver−
lusten wie etwa nach einer Operation,
bei schweren meist eitrigen Infekten
(Harnwege, Atemwege), Thrombo−
sen oder bei chronisch−entzündli−
chen Darmerkrankungen auftreten.
ZKN SPECIAL 1 | 2016
Vorsicht Falle!
_ F VDZ NE WSLE T TER, 11.3.2013
ZKN SPECIAL 1 | 2016
Mit gesunden Snacks und Gewürzen gegen
Depressionen / Griff zur Pille überflüssig
W
er traurig oder frustriert ist,
sollte nicht gleich zur Chemie−
Pille greifen. Gesunde Snacks
und Küchenkräuter regen nach
einem Bericht der Zeitschrift VI−
TAL mit Eiweißen, Kohlenhydraten, Vitaminen,
Mineralstoffen und ätherischen Ölen im limbi−
schen System des Gehirns die Produktion des
Glückshormons Serotonin an. Zur Serotonin−
Produktion ist auch eine ausreichende Menge
der Aminosäure Tryptophan nötig. Bananen,
Muscheln und Geflügel sind Lieferanten dieses
Eiweißbausteins. Gewürze bringen vor allem
durch ihre ätherischen Öle Glück ins Gehirn.
Ihre Aromastoffe lassen sich nicht nur im Blut
nachweisen. »Es ist auch erwiesen, dass sie auf
das Zentralnervensystem wirken und damit das
Gefühlsleben oder die Tätigkeit mancher Drü−
sen beeinflussen können«, sagt Reinhard Saller,
Professor für Naturheilkunde an der Universität
Zürich. Helfer der ätherischen Öle seien sekun−
däre Pfl anzenstoffe wie Flavanoide, Saponine,
Terpene, Tannine oder Polyphenole.
»Wie die gesundheitsfördernde Wirkung der
bioaktiven Substanzen genau zustande kommt,
ließ sich bisher auch noch nicht ausreichend er−
klären«, sagt Saller. »Denn in Gewürzen ent−
falten einzelne Pfl anzeninhaltsstoffe ihre Wir−
kung nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel
mit zahlreichen anderen Bestandteilen.« Stim−
mung machten Gewürzkräuter aber auch, wenn
man ihre ätherischen Naturöle einatme. Die Na−
se habe einen direkten Draht zum »Wohlfühl−
zentrum« im Gehirn. _ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
Kaltanrufe:
Die miesen Tricks der Betrüger
W
er kennt das nicht: Das Telefon klingelt,
man nimmt den Hörer ab und am ande−
ren Ende der Leitung ist eine freundli−
che Stimme, die fragt, ob man ein paar
Minuten Zeit hat. Es geht um vermeint−
lich bombensichere Geldanlagen, man hat angeblich im
Preisausschreiben gewonnen oder aus anderen Gründen
gerade das große Los gezogen. Das Wirtschaftsmagazin
GELD idee warnt vor solchen so genannten Kaltanrufen
unseriöser Anbieter.
Meistens arbeiten diese Anbieter mit Psychotricks. Die
Verkaufsprofis versprechen viel, halten aber wenig. Bei−
spielsweise beim Thema ›Steuern‹: Finanzprodukte wer−
den damit beworben, dass der Fiskus leer ausgeht, aber
meist sind es doch dann eben hochspekulative Finanzpro−
dukte, wo der gesamte Einsatz verloren werden kann.
Mittlerweile rufen auch Automaten an. Die Computerstimme verspricht Gewinne, etwa Rei−
segutscheine, Geld− oder Sachpreise. Die größte Masche ist eigentlich immer das, dass man eine
Hotline anwählen muss, eine teure 0900−Nummer, die fast zwei Euro die Minute kostet. Und die
Gewinne bekommen die Anrufer fast nie zu Gesicht.
Wenn man so einen Verkäufer an der Strippe hat, und man weiß nicht, ob er seriös ist oder nicht.
Was kann man tun?
Regel Nummer eins: Den Anrufer konkret nach seinem Namen, Namen der Firma und der Adresse
fragen. Hat man Nachfragen, die Verbraucherzentrale informieren. Zweitens: Auf keinen Fall über−
reden lassen. Wenn man den Eindruck hat, dass man es mit einem wirklichen Pusher zu tun hat, das
Gespräch sofort abbrechen. Und drittens: Falls man am Telefon sich trotzdem hat überreden lassen,
einen Vertrag zu schließen, man kann binnen zwei Wochen schriftlich kündigen.
FOTO: R. S TURM / PIXELIO.DE
Verminderte Werte können auf Vit−
aminmängel weisen, aber auch auf
schwere Anämie, Knochenmarks−
schädigung, Leukämie, Autoimmu−
nerkrankungen oder auf die Einnah−
me von Rheumamedikamenten, He−
parin oder Gerinnungshemmern.«
Der Gesamtcholesterinspiegel
enthält unterschiedliche Arten von
Blutfetten. Welcher Wert als gesund
gilt und welcher als Risikofaktor für
Arteriosklerose und Herzinfarkt an−
gesehen wird, sei unter Experten
strittig. »Fest steht aber, dass der
Cholesterinspiegel im Blut mit dem
Alter auch bei Gesunden ansteigt.
Deshalb werden von den meisten
Medizinern bei über 40−Jährigen
ohne Risikofaktoren Cholesterin−
werte bis 240 mg pro Deziliter noch
als normal angesehen, während an−
dere Mediziner inzwischen einen Ge−
samtwert von 160 mg pro Deziliter
als Obergrenze ansehen«, erläutert
Buchautorin Meiners.
Ab einem Cholesterinwert von
200 mg pro Deziliter steige das Risiko
für Krankheiten der Herzkranzgefä−
ße (KHK) statistisch nur mäßig, ab 250
mg pro Deziliter stärker an. Aber auch
ein zu niedriger Cholesterinspiegel
von weniger als 155 mg pro Deziliter
berge Risiken: »Bei Rheumatikern er−
höht sich laut einer US −Studie das Ri−
siko für Herzgefäßerkrankungen; bei
Gesunden steht ein zu niedriger Cho−
lesterinspiegel im Verdacht, Depres−
sionen zu fördern und das Gedächtnis
zu beeinträchtigen.«
Bei all den Hinweisen, die die−
se und andere Laboruntersuchun−
gen geben, dürfe man aber nie ver−
gessen, dass es nicht die einzelnen
Werte seien, auf deren Basis man
eine medizinische Aussage treff en
könne, sondern immer nur das Ge−
samtbild, betont Laborexperte Neu−
maier. »Wichtig ist vor allem, ob die
verschiedenen Werte in sich stimmig
sind, und wie sie zu dem passen, was
wir sonst über den Patienten wis−
sen.« Gebe es hier Unklarheiten, sei
das immer ein Grund für eine weiter−
führende Untersuchung.
_ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
7
schon gew usst?
durch. Sie rief dazu auf, nur noch ungepuderte Handschu−
he zu benutzen. Außerdem hat die BGW gemeinsam mit
dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung die
entsprechenden arbeitsmedizinischen Vorschriften ver−
bessert. Die Erfolge zeigen sich jetzt. »Wir konnten da−
mit einen Bewusstseinswandel bewirken”, so Dr. Frank
Haamann, Arbeitsmediziner bei der BGW. »Krankenhäuser
und medizinische Praxen verwenden fast nur noch aller−
genarme und puderfreie Schutzhandschuhe.” Nach Her−
stellerangaben werden derzeit zu 90 Prozent ungepuder−
te Handschuhe bestellt.
_ MED-DENT-MAG A ZIN.DE, 12/2015
Eine Latexallergie
wird durch intensiven
Kontakt mit dem in
den Handschuhen verarbeiteten Naturlatex
ausgelöst. Dabei sind
gepuderte Exemplare
besonders riskant
FOTO: A . S TIX / PIXELIO.DE
ELTERN WERDEN KRITISCHER
BEI ANTIBIOTIKA-EINSATZ
LATEXALLERGIEN UM DIE HÄLFTE REDUZIERT
In den letzten Jahren ist die Zahl der bei der Berufsge−
nossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspfle−
ge (BGW) gemeldeten Latexallergien um mehr als 50 Pro−
zent zurückgegangen. Die BGW sieht darin ein erfreuliches
Resultat ihrer Latex−Aufklärungskampagne für medizini−
sches Personal.
Noch in den neunziger Jahren hatten Latexallergien
vor allem beim medizinischen Personal stark zugenom−
men. Die Ursache war, dass immer mehr Ärzte und Kran−
kenpfleger gepuderte Latexhandschuhe benutzten, um
einer Aids−Infektion vorzubeugen. Eine Latexallergie
wird durch intensiven Kontakt mit dem in den Handschu−
hen verarbeiteten Naturlatex ausgelöst. Dabei sind gepu−
derte Exemplare besonders riskant. Der Puder bindet die
Latexallergene und überträgt sie auf die Haut. Durch das
Aufwirbeln beim An− und Ausziehen geraten sie zudem in
die Atemwege. Stark juckende Quaddeln an den Händen,
aber auch über den ganzen Körper verteilt, können die
Folge sein, außerdem Fließschnupfen und Asthma bis hin
zu einem lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock.
Oft kommt es zu Kreuzallergien mit bestimmten tropi−
schen Früchten wie Kiwis oder Tomaten. Diese lösen dann
ebenfalls allergische Reaktionen aus, genauso wie der
Kontakt mit den beliebten Zimmerpfl anzen Ficus benja−
mina und Weihnachtsstern.
Alarmiert durch den rapiden Anstieg der Latexaller−
gien Mitte der neunziger Jahre, führte die BGW eine Auf−
klärungskampagne für Krankenhäuser und Arztpraxen
8
Beim Einsatz von Antibiotika sind Eltern zunehmend
skeptisch: 65 Prozent beurteilen die Verordnung von Anti−
biotika bei ihren Kindern kritisch. Vor sieben Jahren waren
es nur 59 Prozent. Das zeigt eine repräsentative Umfrage
der DAK−Gesundheit.
Das Alter der Kinder spielt demnach bei der Akzeptanz
von Antibiotika eine große Rolle: Bei Kindern bis zum ers−
ten Lebensjahr sind Eltern besonders vorsichtig und hin−
terfragen die Antibiotika−Gabe kritisch (64 Prozent). Bei
den vier− bis sechsjährigen Kindern sind es 58 Prozent.
»Das sind erfreuliche Ergebnisse«, kommentiert DAK−
Ärztin Elisabeth Thomas. »Denn häufig werden Antibioti−
ka immer noch falsch eingesetzt.« Sie kritisiert vor allem
die oft schnelle Verschreibungspraxis bei Virusinfekten.
Das Ergebnis der Kassenumfrage dürfte allerdings der
Erfahrung vieler Kinderärzte widersprechen. Aus den Pra−
xen ist immer wieder zu hören, dass die Verschreibung
eines Antibiotikums verlangt wird.
Der Umfrage zufolge gehen Eltern zudem seltener mit
ihren Kindern zum Arzt. 36 Prozent gaben an, vier− bis
achtmal pro Jahr mit ihrem Kind in der Praxis zu sein. 2008
waren es noch 58 Prozent. Thomas vermutet, dass viele
Eltern »zunehmend über medizinische Zusammenhänge
aufgeklärt sind«. Das stärke die eigene Urteilskraft, ob ein
Arztbesuch notwendig sei.
Befragt wurden mehr als 1.000 Eltern mit Kindern bis
sechs Jahre. Die gleiche Befragung wurde bereits 2008
durchgeführt.
_ FACHAR Z T.DE, 8.12.2015
H 46427
J A N U A R 2 0 16
1|16
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte
Das amtliche Mitteilungsblatt der Zahnärztekammer Niedersachsen
Das ZKN-SPECIAL ist eine Beilage zu den
monatlich von der Zahnärztekammer Niedersachsen
herausgegebenen »ZKN MIT TEILUNGEN« .
REDAK TIONSANSCHRIFT:
Ein gutes und
2016!
erfolgreiches Jahr
ION –
– IHR E R EDA K T
Aktivitäten unserer Studenten
Göttingen – Interdisziplinäres Symposium Zahnmedizin 2015 _S. 17
Hannover – Weihnachtscafé »Die Tribute von Zahnem« _S. 24
Dauerthema E-card und E-health
Bundestag will gläserne Patienten _S. 6
Die neue Ärzte-Gebührenordnung (GOÄ)
Montgomery zur Entwicklungsgeschichte _S. 9
Zahnärztekammer Niedersachsen,
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«,
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover.
Tel. (05 11) 8 33 91-301
Fax (05 11) 8 33 91-106
ZKN SPECIAL 1 | 2016