Telecom Handel Round Table Interview "Wer nicht bei uns kauft, ist
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Telecom Handel Round Table Interview "Wer nicht bei uns kauft, ist
SPOTLIGHT 8 Telecom Handel 17. November 2014 23/14 „Wer nicht bei uns kauft, ist selber schuld!“ Was sind die Erfolgsfaktoren für ein gut gehendes Fachhandelsgeschäft? Telecom Handel hat vier langjährige Unternehmer nach ihren Geheimrezepten befragt Michael Falterer ist seit 1998 in der Branche aktiv und betreibt im Münchner Osten zwei TK-Shops unter dem Label „Fonland“. Außerdem ist er Inhaber des ITK- und EEL-Dienstleisters BFelektronic. Holger Hartmann führt in Sundern im Sauerland seit 2003 das Systemhaus Hartmann, zu dem auch ein Ladengeschäft gehört. Bereits parallel zu seinem Elektrotechnikstudium war Hartmann als EDV-Berater unterwegs. Markus Rohrmoser gehört das TeleCenter im niederbayerischen Dingolfing. Der Myextra-Partner ist seit 2000 in der Branche und beschäftigt sechs Mitarbeiter. René Ulrich Zusammen mit Jörg Geißler gründete René Ulrich im Jahr 2000 die Mobilblitz GbR in Leipzig. Inzwischen zählen 45 Filialen zur Firmengruppe, insbesondere im Osten Deutschlands. ontag, 13. Oktober, 14 Uhr: Auf Einladung von Telecom Handel treffen sich in München vier Fachhändler aus Bayern, Sachsen und dem Sauerland, die sich seit Jahren am Markt behaupten – und vor allem auch optimistisch in die Zukunft schauen. Wir wollen wissen: Wie ist das mit dem Erfolg im TK- und Mobilfunkhandel? Auf was kommt es beim Betreiben eines Shops wirklich an? Reden wir über Erfolgsmodelle. Wie schafft man es, heutzutage mit einem Telefonladen gute Geschäfte zu machen? Michael Falterer: Wir haben es halt geschafft, uns einen Namen zu machen über die letzten Jahre. Und so wie es heute heißt: ‚Gib mir mal ein Tempo‘, so heißt es bei uns in Ebersberg, wenn jemand ein Telefon braucht: ‚Da gehe ich zu Fonland.‘ Markus Rohrmoser: Das ist bei uns auch so. Ich kenne bei uns in Dingolfing fast jeden. Und ich habe auch keine Lage, wo die Leute zufällig vorbeikommen. Von 100 Leuten kommen 90 gezielt zu uns, weil sie etwas Bestimmtes wollen. Falterer: Und diese Bestandskunden sind letztlich unser Kapital. Das sind ja die, die uns vertrauen und die uns schätzen. Rohrmoser: Ich sage ja immer: Wenn du nicht bei uns kaufst, bist du selber schuld. Man kann das vielleicht mit einem Metzger vergleichen, zu dem die Leute kommen, weil es dort die beste Wurst gibt. Der Kunde soll dieses Verlangen bekommen, dass er bei uns einkaufen will. Der Fachhändler als Kummerkasten Und wie erreicht man das am besten? Falterer: Wir versuchen einen privaten Anker zu werfen, um empathisch zu wirken. Manchmal erzählt dir ein Kunde seine halbe Lebensgeschichte, aber das ist auch o.k. so. Du bist ja auch ein Stück weit der Kummerkasten, sonst könnte der Kunde auch gleich online kaufen. Und je mehr Infos ich von ihm habe, umso besser ist es. Wir schreiben auch Dinge auf wie ‚Donnerstags kegeln‘, wenn wir so etwas erfahren. Wenn ich den dann zur VVL zwei Jahre später an einem Freitag anrufe, frage ich ihn, wie das Kegeln gestern war. Und wenn er dann erzählt, dass er vor kurzem einen Bandscheibenvorfall hatte, bin ich gleich auf einer persönlichen Welle, die ich auch gleich verwerten kann. Dann frage ich halt: ‚Hast du schon ein Tablet, damit die Zeit im Krankenbett schneller rumgeht?‘ René Ulrich: Wir haben früher jedem Kunden eine Geburtstagskarte geschickt, aber das war von den Kosten her irgendwann nicht mehr tragbar. Falterer: Das Problem ist, dass das inzwischen sehr inflationär gehandhabt wird. Heutzutage bekommt man von jeder Bank und jedem Friseur eine Karte. Welche Bedeutung hat denn der Shop selbst, wenn es um die Kundenbindung geht? Falterer: Eine hohe. Wir haben ja dieses Jahr in Ebersberg einen neuen, 210 Qua dratmeter großen Shop eröffnet. Da können wir jetzt endlich das Thema Einkaufserlebnis richtig groß spielen. Schon vorher haben wir in der Stadt sicher zwei von drei Handyverträgen geschlossen, aber jetzt können wir uns wirklich als Leuchtturmhändler vor Ort präsentieren. Holger Hartmann: Wir haben in unserem Shop eine Lounge im Wohnzimmer-Look nachgebaut. Die ‚Lounge‘ wird von Business-Kunden über Rentner bis hin zu Jugendlichen sehr gut angenommen und genutzt. Das Tollste ist immer, wenn ein Kunde dem anderen erklärt, warum dieser ein bestimmtes Gerät unbedingt braucht oder welche Handy-Hülle gerade ‚in‘ ist. Rohrmoser: Den solltest du dann am besten gleich einstellen … Hartmann: Vielleicht sollten wir ja TippPrämien einführen. Wenn die Kunden in unserer Lounge sitzen, geben wir ihnen selbstverständlich gerne einen Kaffee aus, um die Wartezeit zu überbrücken. Man muss nur aufpassen, dass man nicht zur Cafeteria wird. Ulrich: Wir haben auch Kaffeeecken in unseren Shops. Es ist ja immer wieder so, dass da diese berühmten Busse ankommen. Also, so sagen wir bei uns immer, wenn alle Kunden auf einmal zur Tür hereinkommen, dann bieten wir eben Kaffee an. Falterer: Und der Kunde hat das Gefühl, dass er etwas bekommen hat, und inves- Foto: Robert Churchill / iStockphoto Die Teilnehmer M 17. November 2014 23/14 tiert die nächsten zehn Minuten Wartezeit eben auch noch. Hartmann: Das Problem ist dann die Organisation, wenn alle Mitarbeiter in einer Beratung sind. Wir können ja schlecht e ine Selbstbedienung verlangen. Wir bräuchten dann noch einen Welcome- Manager. Rohrmoser: Das Mindeste ist dann, dass ich die Kunden bemerke und begrüße. Wir hatten übrigens eine Zeitlang einen Red-Bull-Schrank stehen. Irgendwann ist die Hälfte der Leute nur noch da rumgesessen und hat sich bedient. Aber die Leute sollen ja kaufen, nicht nur trinken. Was macht einen vernünftigen Shop aus? Ulrich: Das Wichtigste ist, dass er ordentlich aussieht. Ich habe da Bilder vor Augen von durcheinandergewürfelten Shopmöbeln verschiedener Netzbetreiber. Ich finde, alles muss klar gegliedert sein. Und das Schaufenster frei, auf keinen Fall vollgepflastert, so dass man nicht mehr durchgucken kann. Hartmann: Leider hat nicht jeder immer ein Auge dafür … Falterer: … und dann liegen tote Bienen oder sogar Vögel in der Auslage. Und die Kollegen wundern sich, dass keiner reinkommt durch die Tür. Bei uns ist eigentlich das Schaufenster der Laden. Ich habe 14 laufende Meter Schaufensterfläche und nur in einer Ecke hängt ein Schild. Die Leute gehen vorbei und schauen rein. Und ich kann abends über die Kamera dabei zusehen, wie die da alle reinschauen. Rohrmoser: Und riechen muss er gut, der Laden. Es gibt da ja verschiedene Düfte, Kamille ist gerade sehr angesagt, oder jetzt zur Jahreszeit etwas Weihnachtliches wie Zimtstange. Wenn ich irgendwo reingehe und es riecht wie beim Metzger, dann mache ich sofort kehrt. Falterer: Ich würde neben dem Sehen und Riechen auch noch das Hören dazunehmen. Wenn in einem Laden B5 aktuell läuft und ich höre, wie viele Leute gerade in Ustschenistan oder sonst irgendwo erschossen wurden, ist das für die Laune Telecom Handel nicht gerade dienlich. Es gibt viele Web radios mit loungiger Musik, das bringt eine ganz andere Stimmung. Ganz abgesehen davon, dass im Radio auch irgendeine Werbung von einem Wettbewerber laufen kann … Rohrmoser: … und dort vielleicht ein Smartphone für 499 Euro beworben wird, das ein Kunde gerade für 529 Euro kauft. Ulrich: Was bei uns noch sehr wichtig ist, das ist die Lage des Shops. Für mich ist Frequenz entscheidend. Ich würde zum Beispiel keine neuen Shops mehr in 1c-Lagen machen. Gut, ich hatte mal in einer kleinen Stadt den Stadionsprecher des örtlichen Fußballvereins als Verkäufer in meinem Shop. Das war super, da reicht dann auch eine 1f-Lage, das ist völlig egal. Da ich dieses Glück aber nicht immer habe und realistisch bin, gehe ich eher auf die 1a-Lage, zahle etwas mehr Miete und nehme notfalls auch mal eine Center-Lage in Kauf, wo ich nicht bei null beginne. Der Verkäufer braucht ja was zum Verhaften. Bei euch auf dem Land ist das vermutlich anders, ihr kennt eure Kunden ja alle mit dem Namen. Und was uns vielleicht noch unterscheidet: Ich brauche auch Verkäufer, die die Kunden einfangen. In einem Shop in der Innenstadt von Leipzig kann ich es mir nicht leisten, dass ein Kunde wieder rausgeht. Der kommt nie wieder. Rohrmoser: Ich mag diese Abschlussfrage nicht. Ich sag da lieber mal: ‚Geh raus, dreh eine Runde, iss ein Eis und denk drüber nach. Und wenn’s dir passt, dann kommst du wieder.‘ Und in der Regel kommt der auch wieder. Wer online kaufen will, kommt sowieso nicht Als große Bedrohung sehen viele Fachhändler ja das Internet. Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht? Rohrmoser: Ich sehe das gar nicht so negativ. Im Gegenteil: Ein großer Vorteil besteht ja darin, dass da kostenlos Werbung für uns gemacht wird. Wie soll der Endkunde denn sonst wissen, dass es beispielsweise ein neues iPhone gibt. Da wird dir eingetrichtert: Du brauchst es, du musst es haben, kauf es! Irgendwann kommt der Kunde dann zu dir rein. Und die, die online kaufen wollen, kaufen sowieso nie bei dir. Falterer: Wir hatten früher einen eigenen Online-Shop und waren auch auf eBay und Amazon vertreten. Dort musst du dich zwar nicht um den Traffic kümmern, dafür hast du die ganzen Gebühren. Und der Pflegeaufwand war gigantisch. Außerdem hast du zweimal die Woche eine Abmahnung im Fax liegen, weil du vielleicht die Batterieverordnung nicht korrekt aufgeführt hast. Das ist dann irgendwann auch mal nervig. Wenn du einen für Händler normalen Preis mit 12 oder 14 Prozent Spanne machst, bist du im Web immer der Teure. Wenn du weniger verlangst, dann kommt der Endkunde in deinen Laden rein und will den gleichen Preis, und du bist wieder der Dumme. Um stationär und im Web unterschiedliche Preise zu fahren, müsstest du das Ganze unter einem anderen Label verkaufen, und das torpediert wieder deine Glaubwürdigkeit. Daher haben wir uns schließlich gesagt: Stecker raus. Sollen sich doch andere wegen drei Cent hin oder her die Köpfe einhauen. Hartmann: Früher gab es mal die Aussage, dass jeder Händler unbedingt einen WebShop braucht. Wir betreiben tatsächlich einen, aber der läuft vollautomatisch und bedarf somit nicht ständiger Pflege. Und ganz ehrlich: In den letzten fünf Jahren haben wir nicht wirklich viele Artikel dar über verkauft. ▶ Holger Hartmann Geschäftsführer Systemhaus Hartmann 9 Michael Falterer Geschäftsführer BFelektronic „Wir versuchen einen privaten Anker zu werfen, um empathisch zu wirken. Manchmal erzählt dir der Kunde seine halbe Lebens geschichte, aber das ist auch o.k. so“ Michael Falterer, Geschäftsführer BFelektronic „Das Tollste ist immer, wenn ein Kunde dem anderen erklärt, warum dieser ein bestimmtes Gerät unbedingt braucht oder welche Handy-Hülle gerade ‚in‘ ist“ Holger Hartmann, Geschäftsführer Systemhaus Hartmann SPOTLIGHT 10 Telecom Handel 17. November 2014 René Ulrich Mobilblitz Geißler & Ulrich Ulrich: Vor grauer Vorzeit waren wir auch „Das Wichtigste ist, die Vergleichbarkeit mit dem Internet rauszunehmen. Das machen wir über Finanzierungsmodelle und beraten in Richtung monat liche Rate“ René Ulrich, Geschäftsführer Mobilblitz Geißler & Ulrich GbR mal im Online-Handel tätig. Aber dann haben wir beim Blick auf die Margen irgendwann festgestellt, dass das so nicht weitergehen kann, und entschieden, uns auf die Läden zu konzentrieren. Die großen Internet-Anbieter, eine Sparhandy beispielsweise, die haben einfach eine ganz andere Größenklasse. Falterer: Der Online-Kunde ist auch weder ein dankbarer Kunde noch ist er einer, der wiederkommt, und ein einfacher Kunde ist er schon gar nicht. Er kann sich in der Anonymität des Internet verstecken und knallt dir E-Mails ins Postfach, bei denen in jeder zweiten mit dem Anwalt gedroht wird. Im Grunde ist er heute da und morgen nicht mehr. Internet-Kunden schauen nur nach dem billigsten Preis. Diese Kunden brauche ich im Laden nicht, wir brauchen die, die es schätzen und auch wissen, dass wir im Ort einen guten Job machen und auch für Probleme da sind, wenn mal etwas nicht passt. Dennoch wird die Konkurrenz durch das Web immer größer. Wie gehen Sie eigentlich damit um? Falterer: Ich sehe Internet und Hotline als Wettbewerb, aber auch als Chance, den Kunden zu erden und zu sagen: ‚O.k., du bist auf die Schnauze gefallen, und ich helfe dir jetzt. Aber jammer nicht wegen fünf Euro mehr im Monat, wenn du jeden Tag mit einer Dose Red Bull für drei Euro oder einem Kaffee für 1,80 Euro beginnst.‘ Ulrich: Für mich ist das Wichtigste, die Vergleichbarkeit mit dem Internet raus zunehmen. Das machen wir etwa über Finanzierungsmodelle und beraten in Richtung monatliche Rate. Bei uns im Os- „Wer nicht bei uns kauft, ist selber schuld. Das kann man vielleicht mit einem Metzger vergleichen, zu dem die Leute kommen, weil er die beste Wurst hat“ Markus Rohrmoser, Geschäftsführer TeleCenter Dingolfing ten kommt es sowieso nicht so häufig vor, dass ein Kunde 800 Euro in bar auf den Tisch legt. 95 Prozent läuft über Finanzierungsmodelle, wo die Vergleichbarkeit nicht so gegeben ist. Aber es ist schon auch sinnvoll, verstärkt über das Thema Online/Offline, also das Zusammenwachsen der beiden Bereiche, nachzudenken. Nicht, um im vertraglichen Bereich mit Online-Anbietern mitzuhalten, aber um etwa Cross-Selling-Produkte anzubieten. Wir haben unsere Kunden gefragt, was sie machen, wenn wir ein Zubehörteil nicht vorrätig haben. Die sagen dann oft: ‚Das bestellen wir über Amazon‘, und das gefällt mir am Ende auch wieder nicht. Mein Ziel ist nicht, irgendwelche Kunden aus München dazu zu bringen, bei mir in Leipzig zu bestellen. Ich will die Shops vor Ort stärken, um die Leute zu erreichen, die aus meinem Laden rausgegangen sind. Rohrmoser: Wir haben bei Brodos ja jetzt dieses Hardware-Center. Das finde ich schon gigantisch gut und lasse das daher gerade in meinen Laden einbauen. Auch das Storeship-Konzept gefällt mir, bei dem der Kunde bei der Google-Local-Suche sieht, dass er ein Gerät bei Amazon für vielleicht 479 Euro bekommt und bei mir für 499 Euro. Das passt. Er kann sofort zu mir kommen und es abholen. Ich hatte zwar noch keinen Kunden, und ob es wirklich auch Früchte tragen wird, sehe ich wohl erst nächstes Jahr. Aber eigentlich bin ich überzeugt davon. Hartmann: Das Mindeste, was man im Internet machen sollte, ist eine ordentliche Web-Präsenz. So wie eine gepflegte Hand die Visitenkarte eines Menschen sein kann, so ist ein Internet-Auftritt gerade in unserer ITK-Branche für den Fachhändler ein Aushängeschild. Selbst wenn die Webseite nur folgende Basis-Informationen enthält: Wo bin ich? Was biete ich? Wann habe ich geöffnet? Und wie sieht es mit Plänen bezüglich einer Expansion mit stationären Shops aus? Markus Rohrmoser TeleCenter Dingolfing 23/14 Falterer: Wir haben uns ja in den letzten Jahren an unseren zwei Shop-Standorten jeweils mit einem neuen Laden vergrößert. Aber eine Expansion in einem neuen Ort, das würde ich nur noch auf Grund lage von harten Zahlen und Fakten machen. Das Problem ist: Wenn du einen neuen Laden aufmachst, hast du ja noch keinen Ruf. Du bist dann halt der O2- oder Telekom-Laden, aber nicht der Fonland oder der Falterer. Ein T-Punkt ist wie ein McDonald’s Hartmann: Einen T-Punkt würde ich un- ter Berücksichtigung verschiedener Faktoren heute schon nehmen. Rohrmoser: Wenn du einen T-Punkt angeboten bekommst, musst du ihn nehmen. Das ist wie bei einem McDonalds’, der macht einfach nicht zu. Falterer: Aber ein gut gehender Shop wird ja auch nicht verkauft. Ulrich: Wir haben ja mehrere Dutzend Shops und sehen uns immer wieder neue Standorte an. Es gibt immer wieder Händler, die bei den neuen Themen nicht mehr mitschwimmen können oder wollen. Erst kürzlich haben wir wieder mehrere Flächen übernommen. Unsere Shops sind allesamt Profit-Center, wenn da einer nicht funktioniert, dann müssen wir auch emotionslos reagieren und diesen wieder schließen. Natürlich sehen die Mitarbeiter das anders, wenn ich eine solche Entscheidung treffen muss. Rohrmoser: Ich hatte auch mal mehrere Shops, genau gesagt vier. Jetzt konzentriere ich mich auf einen großen Laden. Das läuft besser, weil die Fixkosten einfach deutlich geringer sind. Mehr Shops heißt vielleicht mehr Umsatz, aber nicht mehr Ertrag. Und der ist im Endeffekt wichtiger. Auch wenn mal mehrere Mitarbeiter auf einmal krank sind, ist das leichter zu handhaben. ▶ eins haben wir gemeinsam* * erfolgreich auf den Markt gebracht! Und dafür danken wir Ihnen! Durch Ihren Einsatz ist MagentaEINS mittlerweile erfolgreich auf dem Markt eingeführt worden. Nutzen Sie den Moment und starten Sie mit uns durch in ein vielversprechendes Jahresendgeschäft. 1 1) Im Angebot MagentaEINS S nicht inklusive. p_Anzeige_TelecomHandel_280x381_01_O40386.indd 1 07.11.14 14:49 SPOTLIGHT 12 Telecom Handel 17. November 2014 23/14 aus? Mit ihren diversen Zusatzservices wollen diese heute ja deutlich mehr sein als nur Logistikpartner … Ulrich: Sicherlich haben die Distributoren ihre Daseinsberechtigung. Allerdings glaube ich, dass diese zum Teil sehr austauschbar sind, da sich auch deren Leistungen sehr ähneln. Aus meiner Sicht ist das Wichtigste am Distributor sowieso dessen Lager. Letztlich haben wir eines gelernt: Wir verlassen uns auf uns selber. Und damit fahren wir seit Jahren gut. Loyalität zum Distributor ist das Wichtigste Falterer: Ich finde es sehr charmant, dass Fachhandels-Talk in den Verlagsräumen von Telecom Handel: René Ulrich, Holger Hartmann (v.l.), Markus Rohrmoser, Michael Falterer (v.r.) sowie die Redakteure Waltraud Ritzer, Roland Bernhard und Gabriela Becker (v.l.) Die Partner Michael Falterer arbeitet seit über zwölf Jahren mit Herweck zusammen, mittlerweile ist er Herweck Premium Partner und im Händlerbeirat. Bei den Netzen setzt Falterer insbesondere auf die Telekom und O2. Holger Hartmann kauft bevorzugt bei Also (NT plus) ein und gehört seit 2010 dem AlsoNetwork an. Von Beginn an ist das SystemhausHartmann zudem Telekom Exklusivpartner. Markus Rohrmoser ist an das My-extra-System von Brodos angeschlossen. 2008 war er erster O2 Premium Partner; heute vermarktet Rohrmoser bevorzugt Telefónica und Telekom. René Ulrich betreibt sowohl TK-Läden unter eigenemLabel als auch Partnershops im Namen verschiedener Netzbetreiber. Auch einige AetkaShops zählen zur Filialkette. Wie sieht es denn beim Thema Reparaturen aus? Kann das heute ein Erfolgsmodell für Fachhändler sein? Hartmann: Wir hatten früher eine von Nokia und weiteren Herstellern zerti fizierte Mobilfunk-Reparaturwerkstatt. Heute wird nicht mehr gelötet, die Platine fasst da keiner mehr an. Dennoch repa rieren wir immer noch viel, vor allem Display-Schäden. Wir steigen dabei hoch preisig ein, weil wir nur Original-Ersatz teile verbauen. Im Endeffekt profitiert unser Kunde davon, da er kaum Reklama tionen hat. Display tauschen geht auch blind Ulrich: Ein Samsung-Display tauschen, das kann man eigentlich blind, wenn man es ein paar Mal gemacht hat. Und falls es wirklich mal schiefgehen sollte, dann bekommt der Kunde eben ein neues Gerät. Derzeit schicken wir alles zu W-Support. com. Früher hatten wir auch einmal eine Werkstatt, haben das dann aber irgendwann sein gelassen. Eigentlich müsste man das heute wieder selber machen und zwei oder drei Leute dafür einstellen. Und es ist auch interessant, um sich lokal einen Namen zu machen. Falterer: Wir hatten einen Verkäufer, der wollte das gerne machen. Dann hat er erst einmal ein paar Geräte verschusselt, so dass wir ihn auf eine Schulung geschickt haben. Mittlerweile hat das bei unseren drei Standorten ein so großes Volumen angenommen, dass wir einen Mitarbeiter haben, der nur noch repariert. Heute macht ein Handy die jungen Leute ja süchtiger als Crack. Die können ja keine Stunde ohne sein. Und wenn man ein Gerät wegschicken muss, kann das bis zu 14 Tage dauern, bis es wieder da ist. Ein Reparaturservice in der eigenen Firma, der das in 24 oder 48 Stunden erledigt, ist ein super Alleinstellungsmerkmal. Nur von al- „Heute macht ein Handy die jungen Leute ja süchtiger als Crack. Die können ja keine Stunde ohne sein. Ein Reparaturservice in der eigenen Firma, der eine Reparatur in 24 oder 48 Stunden erledigt, ist ein super Alleinstellungsmerkmal“ Michael Falterer, Geschäftsführer BFelektronic lem, was verklebt ist, da lassen wir lieber die Finger. Rohrmoser: Auch im Vorfeld lässt sich bereits gut Geld verdienen. Wertgarantie gehört heute einfach dazu, die sind bei der Abwicklung auch am unproblematischsten. Bei uns schließt jeder iPhone-Kunde eine Versicherung ab. Und den größten Mehrwert bringt bei uns darüber hinaus die Datensicherung über Cellebrite. Hartmann: Aber auch Display-Schutzfolien sind mit einer guten Marge behaftet. Als besonderen Service bringen wir die bei uns gekauften Folien blasenfrei auf. Die Kunden sind dann vom Ergebnis begeistert. Falterer: Bei mir geht keiner aus dem Laden ohne Display-Folie. Na ja, sagen wir mal 70 Prozent kaufen eine. Ulrich: Gerade das Thema Folie ist echt einfach zu spielen. Fast jeder hat schon mal selbst mit so etwas rumgebastelt und das nicht richtig hinbekommen. Wir kommen vielleicht auf 30 bis 40 Prozent Anteil bei den Schutzfolien. Welchen Anteil am Erfolg eines Fachhändlers machen eigentlich die Distributoren ein Telekom- oder O2-Gerät im gleichen Karton kommt und ich nicht verschiedene Kisten habe. Außerdem gefällt es mir, nur eine einzige Abrechnung zu haben und nicht für jeden Netzbetreiber eine eigene. Auch die Abstimmung der Systemlandschaft mit der Anbindung ans Warenwirtschaftssystem ist praktisch, auf diese Weise habe ich den Wareneingang in einer Minute fertig. Wenn ich irgendwo anders bestelle, muss ich alles per Hand machen. Ob die Marketingpakete, die die Distributoren anbieten, jetzt immer so toll sind, darüber könnte man sich streiten. Jeder muss selbst wissen, was er für sich da rausnehmen kann. Und ob jetzt Brodos, Komsa oder Herweck, wo ich einkaufe: Unterm Strich nehmen sich die Anbieter, die seit 20 Jahren auf dem Markt sind, nicht viel. Sonst wären sie schon längst nicht mehr da. Rohrmoser: Als ich angefangen habe, bin ich noch hin und her gesprungen, um irgendwo zehn Mark zu sparen. Aber seit zwölf Jahren mache ich nur noch Brodos. Ich kaufe zwar manchmal auch woanders Geräte, schon auch mal bei Amazon, wenn eine Ware anders einfach nicht verfügbar ist. Aber auf Dauer ist Loyalität das Wichtigste. Wenn ich ein Problem habe, und es gibt schließlich immer mal wieder welche, dann rufe ich notfalls zwei Ebenen über meinem Ansprechpartner an, und das Problem wird gelöst. Das ist viel Geld wert und zahlt sich aus. Ich habe zum Beispiel am Tag des Marktstarts des iPhone 6 mehrere Geräte für die baye rische Führungsspitze gebraucht, in Schwarz natürlich, die habe ich dann einen Tag vorher gehabt. Ich würde den Distributor ganz sicher nicht so schnell wechseln, auch wenn mal ein anderer billiger wäre. Hartmann: Um heute wettbewerbsfähige Preise anbieten zu können, liegt bei mir der Fokus besonders im Einkaufsmanagement. Mit dieser Stellschraube kann man viel erreichen. Falterer: Und nur ein langjähriges Verhältnis zur Distribution verhilft dir mal zu einem besonderen Einkaufspreis. Ich kaufe auch hin und wieder bei Amazon ein, da geht es aber vor allem um die Verfügbarkeit und weniger um den Preis. Wir pflegen die Partnerschaft mit Herweck und sind loyal. Das ist ein Verhältnis, bei dem ich weiß, dass die mich nicht von heute auf morgen fallen lassen. 17. November 2014 23/14 Hartmann: Ich profitiere gerade auf ande- re Weise von meinem Distributor. Durch meine Mitgliedschaft im Also Network ist es mir möglich, am Pilotprojekt ‚Customer Consult‘ teilzunehmen. Dabei hinterfragt ein externer Consulter nicht nur unsere Prozesse, sondern kontrolliert auch, ob besprochene Maßnahmen effektiv umgesetzt wurden. Falterer: So einen Luxus gönnen wir uns gerade auch. Manchmal sollte man einen Externen befragen, da man mit der Zeit ein wenig betriebsblind wird. Hartmann: Und es funktioniert auch. Wir haben potenzielle Kunden schriftlich und vor allem individuell kontaktiert. Diese Woche haben wir bereits die ersten persönlichen Termine. Rohrmoser: Ich kann Toiletten empfeh- len. In so gut wie jeder Gaststätte in Dingolfing gibt’s da einen Klapprahmen mit meinen Angeboten drin. Der Spruch ‚Ich hab die dicksten Eier‘ zieht immer. Derzeit habe ich drin: ‚Ja ist denn heut’ scho’ Weihnachten‘. Für die Werbung zahle ich den Gastronomen zwischen 20 und 80 Euro im Monat. Telecom Handel 13 Falterer: Das mit den Toiletten mache ich auch, aber zahlen tue ich nichts. Ich komme bei denen aber ständig zum Essen mit Lieferanten oder Kunden vorbei, und eine Hand wäscht ja schließlich die andere. Hartmann: Was auch immer man macht, man muss einfach nur mutig, auffällig und risikofreudig sein. ◼ Moderation: Roland Bernhard Als Osterhase durch den Ort Gibt es noch ein paar ganz spezielle Ideen, mit denen Sie auf Kundenfang gehen und die Sie mit uns teilen wollen? Rohrmoser: Ich bin für verrückte Aktionen bekannt. Dazu gehörten ein Harlem Shake vorm Laden und auch die Teilnahme an der Ice Bucket Challenge. Du musst dich ein bisschen zum Idioten machen, damit dich jeder in der Gegend kennt. Hauptsache, es ist lustig. Falterer: Das ist der Grund, warum ich mir ein Nikolauskostüm und ein Osterhasenkostüm gekauft habe. Ich hoppel da wirklich mit Bommelschwanz durch den Ort und verteile Angebote, Nikoläuse und Schokohasen. Du darfst dich selbst einfach nicht zu ernst nehmen. Ich gehe, als Nikolaus oder Hase verkleidet, auch in andere Geschäfte rein. Das ist überhaupt ein ganz wichtiger Punkt, das Netzwerken mit anderen Unternehmern. Ulrich: Das stimmt. Bei der lokalen Werbung setzen wir beispielsweise auf die Zusammenarbeit mit einem Dönerladen. Beim Vertragsabschluss bekommt unser Kunde dann dort einen Döner umsonst. Das kostet vielleicht drei Euro, eigentlich ein Witz. Gut funktioniert Trikotwerbung bei Fußballvereinen. Falterer: Und da tust du auch gleich was Gutes, anders als bei einer Anzeige. Ulrich: Die Anzeige bekomme ich ja mehr oder weniger umsonst, weil die Trikots ständig in der örtlichen Zeitung abgebildet werden. Die Telefonanlagen-Saurier sterben aus. Wann wechseln Sie zur Cloud-Telefonanlage von NFON? Keine Telefonanlage mehr im eigenen Haus. Keine langjährigen Wartungsverträge. Nur für Nebenstellen bezahlen, die Sie auch wirklich nutzen. Das ist die NFON Cloud-Telefonanlage. Ab sofort stehen Ihnen über 160 Funktionen schnell, preiswert und einfach zur Verfügung. 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