Diabetes mellitus Typ 1 - IKK Brandenburg und Berlin

Transcription

Diabetes mellitus Typ 1 - IKK Brandenburg und Berlin
Chronikerprogramme
Neue Informationen zum Krankheitsbild
kompakt
Diabetes mellitus Typ 1
Mein DMP
Wichtige Änderung: Sie erreichen uns unter
neuer Anschrift und mit neuer Rufnummer
Das IKKpromed-Team steht Ihnen ab dem
09.05.2008 unter einer neuen Anschrift und
Telefonnummer zur Verfügung. Sie können uns
nun wieder in der Regionaldirektion Berlin unter
der nachfolgend genannten Adresse erreichen:
IKK Brandenburg und Berlin
IKKpromed-Team
Keithstr. 9 / 11· 10787 Berlin

Telefon: 030 / 219 91 – 333
Telefax: 030 / 219 91 – 365
E-Mail: ikkpromed@ikkbb.de
Sp r e ch s tu n de
Wenn der Diabetes an die
Nerven geht – Anzeichen und
Behandlungsmöglichkeiten
der Polyneuropathie
Brandenburg
und Berlin
Die Schädigung der Nerven (diabetische Neuropathie
oder Polyneuropathie) ist eine typische Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Sie tritt bei etwa jedem
vierten Menschen mit Typ-1-Diabetes auf, jeder
zwanzigste leidet an einer schmerzhaften Variante. Je früher man die Nervenschädigungen erkennt,
desto besser sind sie zu behandeln.
Ausgabe
4
durch den Körper verlaufen. Diese Nerven leiden
unmittelbar unter dem hohen Blutzuckerspiegel, aber
auch indirekt durch diabetesbedingte Durchblutungsstörungen in den kleinen Blutgefäßen. Sie führen
dazu, dass die Nerven zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe erhalten.
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen der
Polyneuropathie. Vor allem zwei Varianten spielen als
Folge einer Diabeteserkrankung eine Rolle:
• Sensomotorische Polyneuropathie: Gestörtes Empfinden von Sinneseindrücken
zumeist an Füßen und Händen; Taubheits- und
Lähmungserscheinungen in den Muskeln
• Autonome Polyneuropathie: Nervenstörungen des Herz-Kreislauf-Systems,
Magen-Darm-Trakts, Urogenital-Systems und
anderer innerer Organe.
Bei Diabeteserkrankten können beide Formen der
Polyneuropathie einzeln oder zusammen auftreten.
Besonders häufig treten sensomotorische Störungen
auf, die den Tastsinn (Sensibilität) und die Bewegungsfähigkeit (Motorik) einschränken.
Nerven- und Muskelschmerzen, aber auch Muskelzittern und Wadenkrämpfe können schon zu Beginn
einer Diabeteserkrankung auftreten. Weil sich diese
Beschwerden jedoch meist nach Beginn der Diabetesbehandlung wieder bessern, spricht man noch nicht
von einer diabetischen Neuropathie.
Zu einer Nervenschädigung als Folge von Diabetes
kommt es erst nach einer längeren Erkrankungsdauer.
Sind die Schäden jedoch erst einmal eingetreten, bilden sie sich kaum mehr zurück. Deshalb ist es wichtig, schon die ersten Anzeichen der Krankheit frühzeitig zu erkennen, um wenigstens deren Fortschreiten
und weitere Komplikationen zu verhindern.
Wie macht sich eine
Polyneuropathie bemerkbar?
Warum kann es bei Diabetes zu einer
Polyneuropathie kommen?
Bei dauerhaft überhöhten Blutzuckerwerten können
nicht nur die großen und kleinen Blutgefäße geschädigt werden, sondern auch das sogenannte periphere
Nervensystem. Darunter versteht man alle Nervenbahnen, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark
Nervenschädigungen können sich auf höchst unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Welche Symptome tatsächlich auftreten, hängt davon ab, welche
Nerven betroffen sind. Stellen Sie an Ihren Händen
oder Füßen, Armen oder Beinen die folgenden Anzeichen fest, so besteht der Verdacht auf eine sensomotorische Polyneuropathie:
kompakt
rhythmus sowie hinter Lähmungserscheinungen an
Augen- und Gesichtsmuskeln kann sich eine autonome Polyneuropathie verbergen.
All diese Symptome sollten Sie daher durch Ihren
Arzt abklären lassen. Er kann mit relativ einfachen
Tests feststellen, ob es sich bei Ihnen um eine Polyneuropathie handelt und welcher Art diese ist. Zu
den wichtigsten Testverfahren zählt die StimmgabelUntersuchung, mit der das Vibrationsempfinden an
den Fußknöcheln überprüft wird.
Wodurch lässt sich eine Polyneuropathie
behandeln?
• Pelziges Gefühl (ähnlich wie bei eingeschlafenen
Füßen)
• »Ameisenlaufen« (Kribbeln)
• Vermindertes Empfinden von Berührungen,
Vibrationen, Temperaturen oder Schmerzen
• Leichtes bis starkes Taubheitsgefühl
• Nächtliche Schmerzen an den Füßen
Das größte Problem dieser zunächst vielleicht nur
als lästig empfundenen Störungen: Sie können zu
Unsicherheiten beim Gehen sowie zum Verlust des
Schmerzempfindens führen. Dadurch besteht die
Gefahr, dass Sie Verletzungen riskieren, die Sie nicht
wahrnehmen und die zudem bei Durchblutungsstörungen oft nur schwer heilen. Zudem können die
Beschwerden, wenn sie lange Zeit unentdeckt und
unbehandelt bleiben, oft zu quälenden und brennenden Schmerzen führen.
Eine autonome diabetische Polyneuropathie
macht sich dagegen häufig durch Störungen bei der
Blasenentleerung (Inkontinenz) oder durch sexuelle Störungen (Impotenz) bemerkbar. Aber auch
hinter Problemen der Blutzuckerregulation, des
Magen-Darm-Trakts, des Blutdrucks und des Herz-
Wie fast alle diabetischen Folgeerkrankungen lässt
sich eine Polyneuropathie am besten durch eine möglichst gute Einstellung Ihres Blutzuckers und Blutdrucks sowie durch das Vermeiden weiterer Risikofaktoren (Rauchen, übermäßige Alkoholaufnahme)
verhindern oder zumindest hinauszögern. All diese
Maßnahmen tragen aber auch nach dem Auftreten
einer Polyneuropathie dazu bei, ein Fortschreiten dieser Folgeerkrankung einzudämmen oder zu verlangsamen. Zur Schmerzlinderung werden in der Regel
bewährte Medikamente wie Amitriptylin und Carbamazepin verschrieben.
Gesundheit jeden Tag
Flugreisen mit Diabetes:
Darauf muss ich achten!
Wer heute eine Flugreise plant, muss schon vor dem
Packen einiges beachten – insbesondere mit Typ-1Diabetes. Bei richtiger Planung gibt es für Menschen
mit Typ-1-Diabetes jedoch praktisch keine Beschränkungen beim Reiseziel.
Die Sicherheit an Bord macht es erforderlich: Schon
rechtzeitig vor dem Antritt einer Flugreise müssen
Sie sich von Ihrem Arzt eine Bescheinigung ausstellen lassen, auf der das Vorliegen eines insulinabhängigen Diabetes bestätigt wird. Außerdem sind auf der
Bescheinigung die medizinischen Gegenstände aufzu-
Diabetes mellitus Typ 1
listen, die Sie zur Behandlung Ihrer Erkrankung mit
an Bord nehmen müssen. Hierzu gehören je nach
Bedarf Insulinampullen, Nadeln, Spritzen, Insulinpumpe, Blutzuckermessgeräte, Stechhilfen und Messsensoren.
Rufen Sie rechtzeitig vor dem Abflug bei Ihrem
Reiseveranstalter oder Ihrer Fluggesellschaft an, und
geben Sie die von Ihnen an Bord benötigten Gegenstände an. Am Flughafen legen Sie die ärztliche
Bescheinigung dann bei der Kontrolle vor. Die Fluggesellschaft vermerkt auf ihren Fluglisten, auf welchem
Platz Sie als insulinpflichtiger Diabetiker sitzen und
welche medizinischen Gegenstände Sie mit sich führen.
Wie jeder Passagier müssen Sie alle Flüssigkeiten
in Ihrem Bordgepäck in einem durchsichtigen Plastikbeutel transportieren. Dazu gehört auch der gesamte
Reisebedarf (einschließlich Notvorrat) an Insulin. Dies
ist deshalb notwendig, weil Insulin nicht mit dem
Koffer aufgegeben werden sollte – im Laderaum des
Flugzeuges können Temperaturen herrschen, die die
Wirksamkeit des Insulins beeinträchtigen. Insulin verträgt keine Temperaturen unter 4 °C oder über 30 °C!
Dies gehört ins Bordgepäck:
• Pens und dazugehörige Nadeln, bzw. Spritzen und
Nadeln
• Insulinpatronen oder -fläschchen (im durchsichtigen Plastikbeutel)
• Blutzuckermessgerät, Teststreifen für Blutzucker
und Aceton, Stechhilfe mit dazugehörigen
Lanzetten
• Traubenzucker, Zwischenmahlzeit, 1 Ampulle
Glukagon
• Diabetikertagebuch, Diabetikerausweis (eventuell
mit Ergänzung in Landessprache)
• Versichertenkarte, Auslandskrankenschein oder
Reisekrankenversicherung
• Bescheinung für Diabetiker zur Vorlage beim Einchecken ins Flugzeug oder beim Zoll
Und dies kann in den Koffer:
• Ersatzgeräte (Pens, Messgerät), Teststreifen
• Traubenzucker, Ersatz-Zwischenmahlzeiten
• Thermoskanne oder Styroporbox, falls am
Urlaubsort extreme Temperaturen herrschen
• BE-Tabellen mit Berücksichtigung der Landesspezialitäten
Übliche Medikamente, Pflaster, jodhaltige
(braune) Wundsalbe
r
kompakt
Wu s s te n Si e . . .
... dass der Schutz der Nieren
bei Typ-1-Diabetes besonders
wichtig ist?
Bei einer Diabeteserkrankung besteht immer die
Gefahr von Nierenschäden. Das Risiko für die Nieren
erhöht sich insbesondere durch langjährigen Bluthochdruck, überhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte,
aber auch durch das Rauchen. Eine Studie hat jetzt
ergeben, dass ein totales Nierenversagen für Typ-1Diabetiker besonders gefährlich ist.
Wie kommt es zu Nierenschäden
bei Typ-1-Diabetes?
Bei einem diabetesbedingten Nierenschaden verlieren
die Nieren im Lauf der Zeit ihre Fähigkeit, Abfallprodukte mit dem Urin auszuscheiden und gleichzeitig
die wertvollen Eiweißstoffe zurückzuhalten. Bei einer
fortschreitenden Schädigung der Nieren kann es leicht
zu einem totalen Nierenversagen (terminale Niereninsuffizienz) kommen. Unbehandelt würden sich dann
innerhalb weniger Tage so große Mengen der Abfallprodukte im Körper ansammeln, dass es zu einer Vergiftung (Urämie) käme.
Um dies zu verhindern, muss umgehend eine Nierenersatzbehandlung begonnen werden. Hierbei
kommt in der Regel zunächst die Blutwäsche (Dialyse)
zum Einsatz. Bei Verfügbarkeit eines Spenderorgans
und bei entsprechender Eignung des Nierenkranken
erfolgt gegebenenfalls auch eine Transplantation.
Totales Nierenversagen
bei Typ-1-Diabetes besonders kritisch
So weit sollte man es aber nicht kommen lassen! Nicht
nur die Dialyse selbst oder eine Nierentransplantation stellen eine extreme Belastung für die Betroffenen
dar. Bei Typ-1-Diabetikern hat ein totales Nierenversa-
gen oft auch noch fatalere Folgen als bei Nierenkranken mit einer anderen Grundkrankheit. Dies belegt
eine Studie des Nierenspezialisten Dr. Emmanuel Villar und seiner Kollegen aus Woodville in Australien.
Die Wissenschaftler hatten das Langzeit-Überleben von australischen und neuseeländischen Patienten mit totalem Nierenversagen mit und ohne Diabetes verglichen. Dabei schlossen sie die Daten von
knapp 30.000 Patienten ein, die zwischen 1991 und
2005 mit einer Nierenersatztherapie begonnen hatten. Die Auswertung der Ergebnisse ergab deutliche
Unterschiede zwischen den Patientengruppen. So war
das Sterberisiko nach der ersten Nierenersatztherapie bei Menschen mit Typ-1-Diabetes um 64 Prozent
höher, bei Patienten mit Typ-2-Diabetes um 13 Prozent höher als bei Patienten, die nicht an Diabetes
erkrankt waren.
Risikofaktoren unter Kontrolle halten
Die Ergebnisse der australischen Forscher machen
deutlich, wie wichtig schon bei jungen Menschen
mit Typ-1-Diabetes – die untersuchten Patienten
waren zum Teil nicht älter als 16 Jahre! – die Vorsorge vor Nierenerkrankungen ist. Da eine Behandlung
einer bereits geschädigten Niere kaum mehr möglich
ist, kann insbesondere durch die Vermeidung oder
Behandlung von Bluthochdruck, von hohen Blutfettwerten und überhöhten Blutzuckerspiegeln sowie
durch den strikten Verzicht aufs Rauchen dafür vorgesorgt werden, dass sie dieses Stadium der Nierenerkrankung nie erreichen.
IMPRESSUM IKK Brandenburg und Berlin
Ziolkowskistraße 6, 14480 Potsdam
Pressestelle: Gisela Köhler (V.i.S.d.P.)