Weser-Kurier - British American Tobacco Germany
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Märkte & Macher NR. 17 · SONNTAG, 25. APRIL 2010 Weltneuheit in der Brinkmann Tabakfabrik Sechs Millionen Euro teurer Pack-Roboter fertigt Spezialschachteln / Bremen liefert auch Cigarillos und Sticks VON K RISCHAN FÖRSTER Bremen. Da steht sie nun, noch fast nigelnagelneu. Eine Spezialanfertigung aus Amerika, sechs Millionen Euro teuer. „So etwas gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal“, sagt Martin Strachanowski. Der Werkleiter der Brinkmann Tabakfabriken ist erkennbar stolz auf seinen „RoboPacker“, den der Mutterkonzern British American Tobacco (BAT) seiner Bremer Tochter spendiert hat, um allerlei Sonderverpackungen herstellen zu können. Die Maschine zischt, rumpelt und klappert. 13 Roboterarme kreisen flink über der Fertigungsstrecke, greifen sich Zigaretten und Kartonagen, fügen beides zusammen, schweißen ein und kleben zum Schluss die Banderole. Im Sekundentakt flitzen die fertigen Schachteln über das Förderband. „Wir liefern hier alles, was bei BAT unter Special Edition läuft“, sagt Strachanowski. Pfiffige Schachteln mit besonderen Motiven, zum Aufklappen oder ganz aus Blech. „Holz könnten wir auch“, sagt der Werkleiter. Und das alles ohne großen Aufwand. Denn der Robo-Packer ist modular aufgebaut: Software umprogrammieren, neue Plastikformen installieren, Förderstrecke modifizieren – und schon sieht das Produkt ganz anders aus. Dafür wurde die teure und weltweit einzigartige Maschine angeschafft. Nicht für die große Menge wie im großen BAT-Produktionswerk in Bayreuth, das jährlich mehr als 50 Milliarden Zigaretten ausspuckt. Bremen ist viel kleiner, „dafür aber flexibel und schlagkräftig“, sagt Strachanowski. Einst Europas größte Fabrik Die Geschichte der Brinkmänner reicht fast 200 Jahre zurück. Bremen war nicht nur durch Kaffee, Tee oder Baumwolle zu einer reichen Handelsstadt geworden, sondern auch durch Tabak. 1813 gründete Nikolaus Wilkens in Bremen-Burgdamm eine kleine Fabrik, ihm folgte 1878 der Namensgeber Martin Brinkmann. Anfang des vergangenen Jahrhunderts übernahm der Bremer Kaufmann Hermann Ritter, siedelte das Unternehmen nach Woltmershausen um und ließ ein riesiges Industrieareal aus Backsteinen errichten. Vor dem Krieg stand hier die größte Zigarettenfabrik Europas, die 6000 Bremern Arbeit gab. Noch in den 60er und 70er Jahren war Brinkmann mit Marken wie „Lux“ oder „Lord Extra“ die Nummer 3 in Deutschland. 1973 endete die Familienära von Hermann und Wolfgang Ritter, es kamen die Südafrikaner von Rothmans, 1999 wurden Rothmans und die Bremer Fabrik schließlich von British American Tobacco (Pall Mall, Kent, Lucky Strike, HB) geschluckt. Immerhin: Der alte Name wurde über die ganze wechselvolle Geschichte hinweg gerettet. Sonst aber ist da kein Vergleich mehr zu den goldenen Zeiten: Über die Jahrzehnte wurde immer weiter Personal abgebaut, die Produktion unter anderem nach Berlin verlagert. Vor vier Jahren, als Steckzigaretten ihren Steuervorteil verloren und ihre Fertigung bei Brinkmann eingestellt Kontrolle am neuen Robo-Packer: Techniker Timo Schmidt und Werkleiter Martin Strachanowski überprüfen die Produktion der Sonder-Editionen an der 65 Meter lange Anlagen mit insgesamt 13 Roboterarmen. Sie füllt eine halbe Fabrikhalle. FOTOS: FRANK THOMAS KOCH wurde, blieben dann nur noch 60 von 350 Leuten übrig. „Zuletzt sind wir aber wieder gewachsen“, sagt Strachanowski. Im europäischen BAT-Imperium hält Bremen dem Vergleich mit dem Werk in Bayreuth oder der Zentrale in Hamburg nicht stand. Dort 1300 und 600 Mitarbeiter, an der Weser inzwischen mittlerweile wieder 120 fest Angestellte und weitere 40 Aushilfskräfte. Bis zu 50 Stellen seien allein mit dem Robo-Packer dazugekommen. Diese Millionen-Investition sei ein klares Bekenntnis zu Bremen, bekräftigt BAT-Sprecher Ralf Leinweber. „Hier läuft konzernweit die gesamte Sonderproduktion, auch für den Export.“ Es wird immer schwieriger, Zigaretten an den Mann zu bringen. Das vergangene Jahr war mit einem leichten Zuwachs eine einsame Ausnahme, sonst schrumpft der Markt in Europa jedes Jahr um ein bis zwei Prozent. Die Zahl der Raucher sinkt, der Absatz geht zurück, BAT musste daher sparen und Werke in Polen und Dänemark schließen. Dem Aktienkurs schadete das nicht, er legt nach Unternehmensangaben seit zehn Jahren stetig zu. Größtes Problem sind aber die versiegenden Vertriebswege. Denn Werbung ist inzwischen in zahlreichen Ländern entweder gar nicht mehr erlaubt oder stark eingeschränkt worden. „Wir müssen das akzeptieren“, sagt Leinweber. Tabak sei nun mal ein Risikoprodukt, das nicht offensiv vermarktet werden soll. Jeder Mensch müsse für sich beurteilen, ob er sich einer möglichen Gefahr aussetzen wolle. „Wir sprechen bei unseren Promotiontouren ausschließlich Raucher an, erwachsen sein müssen sie ohnehin.“ Eine andere Kundschaft hat die Zigarettenindustrie nicht, „und am Ende verkaufen wir schließlich immer noch ein legales Produkt“. Eines, bei dem der Fiskus 78 Prozent des Verkaufspreises als Steuereinnahme kassiert. Deshalb ist das alte Backsteingebäude rundum gesichert und verfügt über ein eigenes Zolllager. „Jede Zigarette ist hier wie Bargeld, das rumliegt“, sagt Strachanowski. „Wir müssen über jede einzelne Zigarette Buch führen, auch die Mitarbeiter dürfen kein Gramm aus dem Werk mit nach Hause nehmen.“ Erlaubt sind nur die offiziellen Auslieferungstransporte, die von der BLG abgewickelt werden. Nischenprodukte aus Bremen Die Zigaretten sind wie immer, nur die Verpackungen sind besonders. Rasend schnell werden die Schachteln gefüllt, verpackt und mit Banderole versehen. Angesichts der zunehmenden Absatzschwierigkeiten bleiben oft nur Sonder-Aktionen, um die BAT-Marken in Hotels, Outlet-Stores oder in Kneipen an den Kunden zu bringen. Und dafür füllt jetzt der RoboPacker eine der Brinkmann-Hallen in Bremen: um witzige, kuriose, auffällige Zigarettenschachteln zu produzieren. Man müsse sich eben ständig was Neues einfallen lassen, um im Geschäft zu bleiben. Der Robo-Packer könne bei Bedarf auch drei verschiedene Zigarettensorten in eine Schachtel packen oder unterschiedliche Stückzahlen. „Man muss nur den richtigen Knopf drücken“, sagt Strachanowski. Daneben bedienen die Brinkmänner Produktionsnischen abseits der Massenware. Zigarillos zum Beispiel, die mit Tabakpapier umwickelten dickeren und um etwa zwei Drittel billigeren Schwestern der klassischen Zigarre. Mit drei Prozent sei das zwar nur ein kleines Segment im Gesamtmarkt, da aber sei BAT mit Brinkmann mit einem Viertel der verkauften Stückzahl (700 Millionen) führend in Deutschland. Ebenfalls seltener gekauft werden lange Tabakstäbe, „Quix“ genannt, die passend geschnitten in Filterhülsen gesteckt werden. Auch die kommen aus Bremen, jährlich sind es 2,1 Milliarden Stück. Das alles hat mit der Fließbandfertigung in großen Werken nichts zu tun, auch die Maschinen sind keine Serienprodukte, sondern Prototypen. „Da müssen wir oft erfinderisch sein“, sagt Strachanowski. Der gebürtige Hamburger kann bereits auf 30 Jahre in der Tabakproduktion zurückblicken und wurde Ende 2007 als Werkleiter in Bremen ernannt. Offenbar sei das bislang gut gelungen, „denn wir sind hier klar ein innovativer Standort und werden im Konzern auch so gesehen“. British American Tobacco n British American Tobacco (BAT) ist mit 715 Milliarden verkaufter Zigaretten der zweitgrößte Hersteller der Welt und erzielte 2008 einen Umsatz von 13,8 Milliarden Euro. Die Deutschland-Zentrale ist in Hamburg, von dort werden auch europäische Auslandsaktivitäten gesteuert. Mit einem Anteil von etwa 18 Prozent bei Zigaretten (rund 16 Milliarden Stück) und auch bei Feinschnitt ist BAT hinter Philip Morris und Reemtsma die Nummer 3 auf dem hiesigen Markt. Die Brinkmann Tabakfabriken GmbH in Bremen ist eine Tochtergesellschaft von BAT Deutschland. Neelmeyer setzt bei Vermögensbetreuung auf eine Frau