Zukunftswerkstatt Schuldenprävention

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Zukunftswerkstatt Schuldenprävention
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Eine Zukunftswerkstatt
Materialien
für den
handlungsorientierten
Unterricht
Waldemar Stange
Peter Gnielczyk
1
Autoren
Waldemar Stange
Peter Gnielczyk
Wissenschaftliche Redaktion
Peter Gnielczyk
Herausgeber
Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.
Markgrafenstraße 66
10969 Berlin
info@vzbv.de
www.vzbv.de
Gestaltung
Lutz Köbele-Lipp
kubik, Berlin
Karikaturen
Horst Rudolph
Berlin
© 2000 by Stiftung Verbraucherinstitut, Berlin
ISBN 3-923798-88-1
Schutzgebühr
Euro 12,27
Bestell Nr.: 214
Hinweis:
Für Rückfragen zur Durchführung einer
>Lernwerkstatt Ernährung<
wenden Sie sich bitte an Peter Gnielczyk
gnielczyk@vzbv.de
030.25 800-105
2
Inhaltsverzeichnis
❶
Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht
Methodische Grundlagen
Methodenübersicht
❷
Orientierungsphase
Graffiti
Strukturierte Erwartungsabfrage
Programmübersicht
Was ist die Zukunftswerkstatt Schuldenprävention?
❸
❼
111
113
114
Umsetzungsphase
„Was tun?“
„My first Wohnung“
Einnahmen erhöhen - Ausgaben senken
„Was kostet Geld / ein Konto....“ Erkundung vor Ort
„Dem Geld auf der Spur“
Rollenspiele
Kredithai
Der neue Anzug
Was tun wenn...
Klein, aber mein
❻
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106
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Phantasiephase
Glücksliste
„Was brauche ich, um glücklich zu sein?“
Die Traumbuche
❺
12
13
14
15
Problematisierungsphase
Frustkauf
Erfindermesse
Gegenstände verändern
Kreativproduktionen
Video-Fernsehwerbung
Theater-Kaffeefahrt
Collage-Zeitungswerbung
Hörspiel-Radiowerbung
Das Jugendmarketing der Geldinstitute - Informationsbaustein
Kinder und Werbung - Informationsbaustein
Geld zu haben, ist wie...
Die Kristallvase
Kreditpoly
Schulden - Informationsbaustein
Versicherungspoker
Versicherungen - Informationsbaustein
HANDY - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?! - Informationsbaustein
Bürgschaften - Schulden für andere - Informationsbaustein
Der Gerichtsprozeß - Eine Bürgschaft
„Cash for Kids“
Abstiegsszenario
Wunschlebenslauf
❹
4
5
10
118
119
122
124
126
127
130
132
134
Nachbereitungsphase
Andere überzeugen
Brief an mich selbst
Material- und Büchertisch
136
137
138
Literaturliste
140
3
❶ Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht
Wo und wie lernen Jugendliche heute mit Geld
umzugehen? Wie können sie angeleitet werden,
eine eventuelle Ver- bzw. Überschuldungssituation
mit dem dafür notwendigen Wissen zu meistern?
Bei der Förderung von Kompetenz im Umgang mit
Geld und Geldgeschäften müssen Schülerinnen
und Schüler erheblich mehr wissen und erfahren,
als nur Informationen über Kreditgeschäfte, Ratenzahlungen, Versicherungen usw. Denn die notwendige Kompetenz und die erforderlichen Fähigkeiten gehen weit über das Kognitive hinaus. Es bedarf
vor allen Dingen der Reflexion der inneren Einstellung zur Warenwelt, des Bewußtwerdens eigener
(Zukunfts-) Träume, die sich nur allzu oft an materiellen Dingen zu orientieren scheinen.
Den Zusammenhänge von Haben- und Besitzenwollen von Waren nachzuspüren und sie aufzudecken,
gehört zum wichtigen Bestandteil einer präventiven
Arbeit im Bereich Schuldenvermeidung. Schließlich werden Waren dazu benutzt, der eigenen Persönlichkeit ein komfortables Leben zu verschaffen
und eine äußerliche Anerkennung zu bieten. Die
Konsumgüter befriedigen Wünsche und Bedürfnisse, dienen der sozialen Orientierung und haben
nicht zuletzt belohnende und bestätigende Funktionen. Waren sind somit hochgradig emotional besetzt. Zu oft wird in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen dieser emotionale Bezug vernachlässigt.
Dabei sind es doch gerade unsere Bedürfnisse,
unsere Hoffnungen auf eine angenehme Zukunft,
die unser Handeln maßgeblich bestimmen.
Die Werbung hat diese Zusammenhänge klar
erkannt und spricht besonders diese Ebene an,
wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen
und den Wunsch nach bestimmten Produkten zu
wecken. Diesen Mechanismus an sich selber zu
erfahren, ihn kennenzulernen, ist ein wichtiger
Baustein in der Zukunftswerkstatt Schuldenprävention. Saìnt d’Exupéry hat es auf den Punkt
gebracht, als er schrieb:
„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann rufe die Menschen zusammen, nicht um Pläne zu machen und
Holz zu bearbeiten, sondern lehre sie die Sehnsucht
nach dem weiten, unendlichen Meer.“
Diesen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung haben die Werbespots mit ihrer Flut von
Konsumgütern angefüllt und für ihre Zwecke
umgemünzt. Die Traumerfüllungsfabrik kennt
immer schon die Antwort, wenn junge Menschen
die Welt erobern wollen und ihre Anerkennung
suchen. Geschickt verbindet sie diese Sehnsüchte
mit dem Image ihrer Produkte.
4
Schuldenmachen hat auch etwas damit zu tun,
Dinge zu besitzen, sie vor anderen zu präsentieren,
um auf diese Weise entweder mit ihnen gleichzuziehen oder sich von ihnen abzuheben. In der heutigen Konsumwelt haben demonstrativer Konsum
und der damit einhergehende soziale Status einen
so großen Einfluß, dass eine Ver- oder Überschuldung dafür oft in Kauf genommen wird. Die Leichtigkeit, mit der an Kredite zu gelangen ist, begünstigt diese Situation.
Eine erfolgreiche Bildungsarbeit in der Schuldenprävention darf solche Zusammenhänge nicht unberücksichtigt lassen. Auf der Suche nach einer
geeigneten Methode, die den Schülern die Möglichkeit bietet, selber Ansätze zu entwickeln, die
ihre Haltungen zum Konsumieren reflektieren, die
gewonnenen Erkenntnisse in der Gruppe auszutauschen und neue Erfahrungen zuzulassen, sind wir
auf die Idee der Zukunftswerkstatt von Robert Jungk
gestoßen. In zahlreichen Workshops haben wir uns
von dem Gedanken Jungks leiten lassen, dass
„in jedem Menschen viel mehr steckt, als er selbst
weiß: Es gilt nur, diesen Schatz zu heben.“
Wir wollten auch wegkommen von einer Belehrung
der Schüler und haben mit der Zukunftswerkstatt
eine Methode gefunden, die die Schüler qualifiziert, sich selbst besser wahrzunehmen, sich in
Lern- und Handlungsprozessen stärker einzubringen und sich neue Sachgebiete möglichst eigenständig anzueignen.
Das Modell der Zukunftswerkstatt haben wir durch
Informationsblöcke erweitert und so ist eher eine
gelenkte Zukunftswerkstatt, eine Art Lernwerkstatt, daraus geworden. Die unterschiedlichen
Methodenelemente in den einzelnen Phasen sollen
den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ein
Problem, das erst viel später ihren Lebensalltag
betreffen wird, schon heute als wichtig und interessant zu erkennen. Über (scheinbar) spielerische
Elemente werden sie motiviert, sich mit einer
Materie auseinanderzusetzen, die als reiner Lernstoff recht „sperrig“ daherkommt.
Methodische Grundlagen der Zukunftswerkstatt
Prinzipien für die Arbeit mit unserem
Modell der Zukunftswerkstatt
1. Arbeitsarrangements in Werkstätten dürfen das
Rational-Analytische nicht überbetonen wie
bisher. Sie müssen vor allem der kreativen
intuitiv-ganzheitlichen Seite des Menschen zu
ihrem Recht verhelfen.
2. Umfassende Konzepte wie die Zukunftswerkstatt und die in ihr enthaltenen didaktischen
Bausteine (Problematisierung-Phantasie-Umsetzung) haben unserer Meinung nach sicherzustellen, dass alle Prozesse ganzheitlich gesehen
und organisiert werden. Für die „Kernstücke“
der Strategie heißt das, dass die Arbeits- und
Lernstrategie der Zukunftswerkstatt immer
versuchen muß, folgende Aspekte zu berücksichtigen:
• Thematische Sachbezüge herstellen, bezogen
auf die sozialen und gesellschaftlichen Probleme
der Schüler
• Emotionale Bezüge ermöglichen, Bedürfnisse
und Gefühle wie Lust und Spaß, Raum und Zeit
geben
• Sinnliche Erkenntnis fördern wie Wahrnehmen,
Sehen, Hören, Anfassen / Erfassen / Begreifen,
also für „mehrkanaliges Lernen“ sorgen
• Rationale Erkenntnis (Sprechen, Denken, Erkennen, Verstehen der eigenen Lebenswelt)
• Handlungsorientierung
3. Arbeitsmethoden der Zukunftswerkstatt, welche die genannten psychologischen Grundauffassungen und Prinzipien besonders gut berücksichtigen und deshalb unsere typischen praktischen Arbeitsweisen- und Strategien ausmachen, sind
• die Visualisierungs- und Moderationsmethode,
die für die Arbeit mit Schülern in besonderer
Weise zugeschnitten (vgl. zur Moderationsmethode und zur Visualisierung den nächsten
Abschnitt):
Unterstützung der rationalen Erkenntnis durch
die sinnliche, insbesonders visuelle Erkenntnis:
Farben und Formen, Ordnen von Stichworten,
strukturieren und den roten Faden erkennen
usw.
• Ideenfindungsverfahren: soziale Phantasie und
Kreativität entwickeln durch „Brainstorming“,
Phantasielockerungsspiele oder Kreativtechniken wie die Phantasiereise „Traumbuche“:
Integration der linken und rechten Gehirnhälfte
beim Denken in konkreten Bildern, schnelle
und spontane Assoziationen
• lustvoll lernen durch spielpädagogische Methoden wie Interaktionsspiele, körperliche Lockerungsspiele, Rollenspiele, Sketche:
Handlungsorientierung, Kreativität, mehrkanaliges Lernen
• Verwendung vielfältiger Materialien und
Medien bei ästhetischen Produktionen wie z.B.
Rollenspiel, Videoproduktion, Collage usw. in
der Problematisierungsphase
Handlungs- und Produktorientierung: „etwas
herstellen“, Sinnlichkeit, Kreativität, Denken
und Arbeiten in Bildern
• Handlungsstrategien und -pläne entwerfen und
realisieren, z. B. Budgetplanung, Erkundungen
vor Ort, Handlungs- und Transferübungen im
Rollenspiel usw.:
Handlungsstrukturtheorie: praktisch tätig sein,
„Produkte“ herstellen, konstruieren, bauen
• Kleingruppenarbeit:
Gruppenprozesse, Kommunikation, Emotionen,
gemeinsam tätig sein
4. Im emotionalen Bereich läßt sich das Konzept
kennzeichnen durch folgende Merkmale:
• Integration der in gewisser Weise konträren
Prozeßdimensionen „Lernen und Verändern
macht Mühe“ (Arbeiten ist intensiv und anstrengend, ständiges Aktiv-Sein, Erfahrung von
positivem Stress und Handlungsdruck ) und
„Lernen und Verändern macht Spaß“
(motivierende und lustvolle Spiel- und Sinnlichkeitskomponenten).
• Bewußtwerden und Reflektieren von negativen
Gefühlen wie Resignation, Perspektivlosigkeit
und Apathie insbesondere über die realen Einflußmöglichkeiten in der eigenen Lebenswelt
bzw. im eigenen Alltag und ihre positive Bewältigung und Überführung in Motivation („Ich
kann etwas bewirken und etwas ändern“): Mut
machen zum Handeln und Verändern in eigenen
Angelegenheiten.
Typisch für die große Dynamik der Zukunftswerkstatt dürfte auch die hohe Dichte emotionaler und gruppendynamischer Prozesse und
Erfahrungen sein:
Arbeiten und Problemlösen machen Spaß! Kaum
etwas erinnert an den herkömmlichen Unterricht in der Schule!
Zum emotionalen Aspekt ist noch folgendes zu
ergänzen: Die Durchführung der Zukunftswerkstatt, wie wir sie betreiben, erfordert immer
mehrere Tage, wenn möglich als Projekttage.
5
Und das ist für Schüler doch eine erhebliche
Anforderung. Konzentriert an einem Thema
(von früh morgens bis abends) zu arbeiten, produktorientiert und intensiv - das ist schon eine
große Herausforderung.
5. Wer die Geduld hat, für Zukunftswerkstätten
ein viel größeres Zeitbudget als bei allen punktuellen kurzzeitpädagogischen Maßnahmen aufzubringen, wird bald belohnt durch die erheblichen Vorzüge gegenüber anderen methodischen
Strategien: Dadurch, dass Zukunftswerkstätten
nicht wie einige punktuelle Veranstaltungen z.B.
nur zwei Stunden dauern, sondern sich über
einen längern Zeitraum erstrecken, ergeben sich
erheblich bessere Chancen für die oben geforderten ganzheitlichen psychischen Prozesse und
damit für mehr Wachstum und Entwicklung der
Persönlichkeit.
6. Die Gesamtdynamik des aktiven Tätigseins - des
gemeinsamen kreativen Entwerfens, Konstruierens und Produzierens - folgt in unserem Konzept einem typischen Rhythmus des Aneignens
und des Vergegenständlichens: etwas herstellen,
„auf die Beine stellen“. Dies ist das wesentliche
Merkmal der werkstattorientierten Prozesse,
wie sie für unseren Ansatz typisch sind.
Dieser Werkstattcharakter wird zudem betont durch
• strukturierte, d.h. intensivierte, fokussierte, auf
einen bestimmten Punkt konzentrierte Erfahrungen.
• ein ausgewogenes Verhältnis von einerseits geschlossenen Prozessen (regelorientiertes Arbeiten, systematische Phasenstruktur, vorgegebene
Leitfragen für die Kleingruppenarbeit, Informationsblöcke) und andererseits Offenheit (Ideenfindung, Modellbau), wobei die Orientierung
zum Pol der Offenheit (auch der Kommunikationsformen) immer entscheidend sein sollte. Die
Methoden sind bestenfalls Impulse und Hülsen,
die durch die Schüler/innen gefüllt werden.
• ein ausgewogenes Verhältnis von deutlicher
Betroffenenorientierung (subjektive und objektive Betroffenheit von bestimmten Problemen
bei Schülern ernst nehmen, aktiv-engagierte,
verantwortungsvolle Förderung) und Lehrerorientierung (Förderung und Stützung der Schüler
im Sinne der gemeinsamen Inhalte und Ziele).
• die Betonung der Logik von trennscharfen Phasenabläufen und des Gesamtzusammenhangs:
Keine Isolierung von Teilen, Achten auf Komplexität aller Schritte, Erreichen abgeschlossener,
vollständiger und ganzheitlicher Handlungsfigu-
6
ren, Zusammenfassung und Verallgemeinerung
von Erfahrungen.
Die Treppe zum Handeln:
Der Phasenablauf der Zukunftswerkstatt
Die Ziele der Zukunftswerkstatt Schuldenprävention werden nicht nur aufgrund einfachen Vermittelns, „richtiger“ Erkenntnisse und Einsichten
erzielt, sondern durch systematische Lernprozesse
aufgebaut, deren kennzeichnende Merkmale
„strukturierte Erfahrungen“ und „Handlungsorientierung“ sind. Hieran ist der Phasenablauf der
Zukunftswerkstatt orientiert, den wir im Überblick
vorstellen. Die Aneigungs- und Vermittlungsformen
(Methoden) werden danach ausführlich beschrieben.
Die Zukunftswerkstatt hat folgenden
Phasenaufbau:
❶ Orientierungsphase: sozial und inhaltlich
„anwärmen“
Gegenstand dieser Phase sind vor allem die
Schülererwartungen gegenüber dem Workshop
und dem Thema, die Vorstellung, Erläuterung
und Diskussion des Programms sowie
organisatorische Fragen.
❷ Problematisierungsphase: den Gegenstandsbereich durchleuchten und aneignen
In dieser Phase wird das Thema - ausgehend von
typischen Problemschwerpunkten - zunächst
einmal kritisch durchleuchtet. Eigene Einstellungen werden analysiert, reflektiert und in
Frage gestellt - durch neue Informationen und
Erkenntnisse (Infobausteine).
❸ Phantasiephase: Problemlösungen finden und
Ideen entwickeln
In der Phantasiephase werden nach der Klärung
eigener Ziel- und Wunschvorstellungen und
Bedürfnisse persönliche Lösungen entwickelt
und Gegenentwürfe zur bisherigen Praxis
produziert, die den eigenen subjektiven und
objektiven Interessen und Bedürfnissen der
Schüler mehr entsprechen.
❹ Umsetzungsphase: Erkenntnisse und Ideen
verwirklichen
Nach der Feststellung der Gesamtheit der notwendigen Schritte, Wege und Strategien für das
Erreichen der gewünschten Zustände werden
Ziele, Handlungsstrategien und detaillierte
Handlungspläne entwickelt, indem ausgewählte
Formen persönlichen Handelns geplant und die
angestrebten Handlungsstrukturen durch Erproben und aktives Üben aufgebaut werden.
Dabei erfolgt eine kritische Rückmeldung und
Prüfung von Handlungsverlauf und Handlungsergebnis; ggf. werden die Handlungsstrategien
oder die Handlungsziele verändert.
Abschließend geht es um Hilfen zur Übertragung des Gelernten auf Realsituationen.
❺ Nachbereitungsphase: Erfahrungen aufarbeiten und Konsequenzen entwickeln
Die in den Übungen gemachten Erfahrungen
werden ausgewertet und aufgearbeitet.
Konsequenzen für weitere, zukünftige Versuche
werden reflektiert und schließlich wird zur
weiteren Verwirklichung der in der Umsetzungsphase entwickelten Schritte, angeregt.
Insbesondere für die weitere Entwicklung beim
Aufbau von zukunftsorientierter Handlungsfähigkeit und für die Übertragung in den Alltag
der Schülerinnen und Schüler sind Transferüberlegungen anzustellen. Den Abschluß der
Zukunftswerkstatt bilden die Rückmeldungen
der Schülergruppe zum gesamten Verlauf der
Zukunftswerkstatt und ihren Elementen. Diese
werden gesammelt und ausgewertet.
Weitere Hinweise zum Arbeitsstil in
der Zukunftswerkstatt
Regeln
Die Problemlöse- und Ideenfindungs- und Handlungsstrategie der Zukunftswerkstatt mit ihrem
typischen Phasenmodell (Problematisierung - Phantasie - Umsetzung) soll in ihren Hauptschritten
stringent und konsequent eingehalten werden.
Auch bei knapper Zeit müssen alle Phasen durchlaufen werden. Ebenso konsequent sollten sich die
Lehrer/innen an den Werkstatt-Regeln orientieren.
Sie müssen mit den Schülern nicht immer im einzelnen durchgesprochen werden. Wichtiger ist,
dass sie „erfahren“ werden und die „Botschaft“
bzw. die „Philosophie“ der methodischen Herangehensweise ankommt und erlebbar wird.
Werkstatt-Regeln
• Die Zukunftswerkstatt ist ein hierarchiefreier Raum!
• Jeder ist wichtig. Alle Beiträge sind wertvoll!
• Nicht gegeneinander, sondern miteinander!
• Die Zukunftswerkstatt soll Ergebnisse
haben!
• Vermeidung der üblichen Rede- und Diskussionsrituale!
• Dafür Nutzen von Visualisierungs-,
Brainstorming- und Kreativ-Methoden.
• Die Zukunftswerkstatt ist ein Spiel: Sie ist
locker, offen, macht Spaß; wer dieses
Spiel spielen will, muß sich an die Spielregeln halten.
Grundregeln für die Moderations- und Pinnwandtechnik beachten:
• Dokumentation wesentlicher Schritte und
Ergebnisse auf Wandzeitungen oder Karten(Simultanprotokoll)
• Gesprächsregeln
• Visualisierungsregeln
Moderation und Visualisierung:
Mitmachen und aufschreiben
Die Moderationsmethode (vgl. Seifert 1992) unterscheidet sich von anderen Lern- und Arbeitsformen
dadurch, dass hier Wissen, Erkenntnisse, Lösungen
nicht in Form einer „Einweg-Kommunikation“ von
oben nach unten „vermittelt“ werden (wie in allen
Konzepten der „Leitung“, der „Führung“, aber auch
des „Referates“).
7
Zukunftswerkstatt: Schuldenprävention Methodenübersicht
Schuldenprävention - (k)ein Thema für den Unterricht
Methodische Grundlagen
der Zukunftswerkstatt
❷ Orientierungsphase
Graffiti
Erwartungsabfrage
Programmübersicht
Was ist die Zukunftswerkstatt Schuldenprävention?
❸ Problematisierungsphase
„Frustkauf“
Erfindermesse
Gegenstände verändern
Kreativproduktionen
Video
Theater
Collage
Hörspiel
Das Jugendmarketing
der Geldinstitute
Informationsbaustein
Kinder und Werbung
.
Informationsbaustein
Geld zu haben, ist wie ...
Die Kristallvase
Kreditpoly
Schulden
Informationsbaustein
Versicherungspoker
Bürgschaften - Schulden für andere
Informationsbaustein
Handy - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?!
Informationsbaustein
Versicherungen
Informationsbaustein
Der Gerichtsprozeß - Eine Bürgschaft
„Cash for Kids“
Abstiegsszenario
10
Wunschlebenslauf
COPY
COPY
❹ Phantasiephase
Glücksliste
„Was brauche ich, um glücklich zu sein?“
Die Traumbuche
❺ Umsetzungsphase
„Was tun?“
„My first Wohnung“
Einnahmen erhöhen - Ausgaben senken
„Was kostet Geld / ein Konto?“
Erkundung vor Ort
.
.
„Dem Geld auf der Spur“
Rollenspiele:
Kredithai
Der neue Anzug
Was tun, wenn...
Klein, aber mein
.
.
.
❻ Nachbereitungsphase
Andere überzeugen
.
.
Brief an mich selbst
Material- und Büchertisch
„Wer macht was?
Adressenpool
11
Was ist die Zukunftswerkstatt Schuldenprävention?
1. Ein Ansatz, sich mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen
• größere Zukunftsorientierung, offene Einstellungen gegenüber der eigenen Zukunft
entwickeln
• Erweiterung der Vorstellungskraft für mögliche Veränderungen im persönlichen Bereich
• verschiedene Handlungsalternativen für das
eigene Leben erkennen
• Vorausdenken statt Hinterherdenken lernen
❐ Zukunftslabor
2. Um welche Inhalte geht es?
• Gefahren und Chancen der persönlichen
Lebensplanung für die Zukunft aufzeigen
- Wissen über die Schuldenproblematik, insbesondere über Gefahren der Ver- bzw.
Überschuldung
- typische Problembereiche: Haushaltsführung, Kredite, Versicherungen, Ratenzahlungen, Werbung, Konsum
❐ Denkwerkstätte
3. Querdenken - sich was neues ausdenken Phantasie entwickeln
• sich einmal ganz andere und ganz neue
Konzepte und Lösungsmodelle für das
eigene Leben vorstellen: das „Zeitgefängnis“ (Robert Jungk) sprengen
- Wünsche, Träume, Bedürfnisse, Glückserfüllung
❐ Ideenschmiede
5. Instrument der persönlichen Veränderung und
Erneuerung
• Veränderung der eigenen Einstellung
gegenüber dem Schuldenmachen
- Abbau von Angst vor Zukunft, insb. vor
möglicher Verschuldungsspirale
• Mut machen zur bewußten Planung und
Gestaltung der persönlichen Zukunft
- Verantwortung übernehmen
- Selbstvertrauen schaffen, das eigene Leben
in die Hand zu nehmen
• Handeln können: Einsichten und Lösungen
für sich selber auch umsetzen und gestalten
❐ Impulsgeber
6. Ein neuer Lernansatz
• anders lernen, gemeinsam aktiv sein - praktisch werden - miteinander lernen - zusammen Spaß haben
• kompakt lernen, einmal länger zusammensein (eine ganze Woche oder ein Wochenende) und intensiv gemeinsam nachdenken
• Methodenvielfalt
- Tonband, Video, Theaterszenen, Simulationsspiele („So-tun als-ob“)
- Aktionen und ästhetische Produktionen
(„etwas herstellen“)
- Kleingruppenarbeit, Informationsblöcke,
Filme
- Moderations- und Visualisierungsansatz
- phantasie- und kreativitätsanregende
Übungen
❐ Zukunftswerkstatt: Schuldenprävention
4. Strategie der Beteiligung: Sich in das eigene
Leben einmischen
• die perönliche Zukunft, die Lebens- und
Arbeitsbedingungen in die eigenen Hände
nehmen und sich nicht von den Umständen
bestimmen lassen. Statt Lebensmodelle
von anderen zu übernehmen, selber eigene
Ideen entwickeln.
❐ Statt Fremdmodelle: Eigenbau
15
1. Name
„Kreativproduktionen“*
• Video: „Fernsehwerbung eines Kredithais“
• Theater: „Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt“
• Collage: „Zeitungswerbung“
• Hörspiel: „Radiowerbung“
2. Methodentyp
Kreativmethoden, darstellendes Spiel, Arbeit mit Medien
3. Ziele
Zutagefördern latent vorhandener Kenntnisse; als Einstieg in die
Info-Bausteine oder als Aktivierung der Wissensinhalte nach den
Info-Bausteinen
4. Inhalte
- Werbemethoden von Kreditvermittlern
- Verkaufstricks bei Werbeverkaufsveranstaltungen und
Kaffeefahrten
- Zeitungs- oder Radiowerbung für kostenintensive, luxuriöse
Produkte und Dienstleistungen
5. Dauer
2 1/2 Stunden (incl. Vorstellung im Plenum)
6. Material
Zu entnehmen aus den folgenden Beschreibungen
7. Anleitung
Die „Kreativproduktionen“ werden als Einstieg in die Info-Bausteine durchgeführt. Bereits latent vorhandene Kenntnisse und Einstellungen der Schüler werden aktiviert und spielerisch kreativ angewendet.
Variante: Die Kreativproduktionen werden zur Wiederholung und Vertiefung der angeeigneten Wissensinhalte nach den Info-Bausteine durchgeführt.
In Arbeitsgruppen mit 3 - 10 Schülern werden die Kreativproduktionen mit verschiedenen Hilfsmitteln und
Medien sowie unterschiedlichen Aufgabenstellungen vorbereitet und anschließend im Plenum vorgestellt.
Folgende Aufgabenstellungen stehen zur Auswahl:
Arbeiten mit Video:
Arbeiten mit Theater:
Arbeiten mit Collage:
Arbeiten mit Hörspiel:
„Fernsehwerbung eines Kredithais“
„Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt“
„Zeitungswerbung“
„Radiowerbung“
Eine kurze Erläuterung der unterschiedlichen Arbeitsaufgaben und Inhalte der verschiedenen Möglichkeiten sollte kurz im Plenum vorgestellt werden. Es empfiehlt sich, dass zu allen vier Themenbereichen gearbeitet wird; eventuell können auch zwei Gruppen parallel an einer Aufgabenstellung arbeiten .
Jede Arbeitsgruppe benötigt unterschiedliche Materialien bzw. technische Hilfsmittel für die Durchführung. Zur Vorbereitung der Produktionen bekommen die Schüler eine bewußt knappe Zeitvorgabe von
90 Minuten. Realistisch ist aber - zumindest bei den aufwendigen Medien (Video) eine längere Zeit vorzusehen. Erfahrungsgemäß arbeiten die Gruppen durch eine knappe Vorgabe stringenter und konzentrierter
an ihrem Produkt.
* Entwurf: Harald Bardenhagen und Wolf Paschen
20
Die für die jeweilige Aufgabenstellung vorgeschlagenen Requisiten sollen die Produktionen beleben und
den Schülern das „darstellende Spiel“ erleichtern.
Bei der Zuordnung der Gruppenarbeitsräume muß beachtet werden:
Die Videogruppe benötigt einen hellen Raum, damit genügend Licht für die Videokamera vorhanden ist; die
Hörspielgruppe braucht einen ruhigen Raum, um Störgeräusche bei der Aufnahme zu verhindern; die
Collage-Gruppe schließlich benötigt lediglich einen Raum mit Arbeitstischen.
Jede Gruppe soll ein „vorzeigbares Produkt“ innerhalb der Zeitvorgabe erstellen. Um dies sicherzustellen,
muß der Lehrer den Gruppen- und Arbeitsprozeß beobachten (öfter mal in die Gruppen schauen; sich
erkundigen, ob die Gruppe noch etwas zur Vorbereitung braucht etc.) oder selbst in den Arbeitsgruppen
mitmachen und den Gruppenprozeß behutsam lenken.
Es ist darauf zu achten, dass die Gruppen etwa zur gleichen Zeit fertig sind. Die Reihenfolge der Vorstellung des Arbeitsergebnisses im Plenum kann (dramaturgisch) bedeutsam sein: Besonders spritzige Ergebnisse zum Schluß vorstellen! Ansonsten hat der Lehrer die Aufgabe, die einzelnen Arbeitsgruppen zu beraten, zu betreuen und eventuell Anregungen zu geben, wenn es mal nicht weitergeht. Werden alle vier
Formen eingesetzt, wäre mindestens eine weitere Lehrerin oder ein Helfer sinnvoll.
Die Vorstellung der Kreativbeiträge im Plenum soll jeweils ca. 10 Minuten dauern (maximal!).
Nach dem Vorstellen werden folgende Fragen gemeinsam besprochen:
1. Wie war die Zusammenarbeit in der Gruppe?
2. Welche Aussage / Message sollte ‘rübergebracht werden?
3. Wo hat man sich an realistische Vorgaben gehalten, wo wurde bewußt überzogen?
4. Was ist das Spezifische eines jeden Mediums, wie wird was kommuniziert?
Arbeitsgruppengröße
Arbeitsgruppe
Thema / Aufgabe
Gruppengröße:
min.
max.
1. Video
Fernsehwerbung eines Kredithais
3
6
2. Theater
Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt
4
10
3. Collage
Zeitungswerbung
3
6
4. Hörspiel
Radiowerbung
3
6
21
COPY
Aufgabenbeschreibungen
1. Video / Fernsehwerbung eines Kredithais
Ihr habt die Aufgabe, eine kleine Video-Produktion herzustellen. Thema ist:
Ein Kredithai sucht neue Kunden und verspricht das Blaue vom Himmel!
Sammelt zu Beginn in einem „Brainstorming“ Themenvorschläge für den Werbespot und haltet diese auf
einer Wandzeitung fest. Wählt solche Ideen aus, die weiter bearbeitet werden sollen und teilt die Arbeit
des Texteschreibens und der weiteren Ausgestaltung der Szenen untereinander auf. Wer soll die Videokamera bedienen? Wer ist für den Ton, das Licht zuständig?
Anschließend wird der endgültige Entwurf festgelegt und die Sprecher- und Spielerrollen werden aufgeteilt. Macht eine kurze Probeaufnahme und beginnt mit der Aufnahme. Verwendet auch Requisiten. Textund Bildeinblendungen (z.B. Aufnahmen von Zeitungsanzeigen) machen die Produktion interessanter.
Ihr habt 90 Minuten Produktionszeit.
Nachher soll die Werbesendung der Gesamtgruppe vorgestellt werden. Dafür habt ihr ca. 10 Minuten Zeit.
Viel Spaß bei der Arbeit!
PS. Ihr benötigt folgendes Material: eine komplette Videoanlage, bestehend aus Videorekorder, Videokamera, Kamerastativ, Mikrofon, Beleuchtung, Leerkassette, Monitor, (Theaterrequisiten)
Checkliste
•
•
•
•
•
•
•
Namen für den Kredithai, sein Unternehmen suchen
Werbeslogan
Womit wird geworben (Sprache, Text, Bilder)
Schauplätze auswählen
Rollenverteilung / Sprecher / Akteure
Musik zur Untermalung
Umsetzung gestalten
- Drehbuch
- Videoeinstellungen festlegen (Bild / Ton)
• Requisiten
- Poster (Wandzeitung) für Werbebotschaft
- Gestaltung der Aufnahmesituationen
(Studio, draußen usw.)
- Licht (eventuell Scheinwerfer besorgen)
- Verkleidungsutensilien
• Wichtig: Bei Probeaufnahmen auf Ton achten, eventuell zweites Mikrofon
benutzen.
22
COPY
2. Theater / Werbeverkaufsveranstaltung / Kaffeefahrt
Die Gruppe hat die Aufgabe, sich eine kleine Theaterszene auszudenken, vorzubereiten und vorzuspielen.
Thema ist: Ein Produkt, das eigentlich keiner braucht, wird auf einer Werbeveranstaltung (Kaffeefahrt) als
letzter Schrei bzw. als notwendig angepriesen.
Eine Hilfe beim „Erfinden“ dieser Theaterszene kann sein,
1. auf einer unstrukturierten Wandzeitung in einem „Brainstorming“ alle
möglichen Einfälle und Ideen zu sammeln, oder
2. mit Hilfe von unterschiedlichen Nennungen zu folgenden Kategorien
(jeweils nacheinander): Personen, Gegenstände, Orte und Tätigkeiten, eine
Matrix zu erstellen, aus der ihr dann willkürlich vier Nennungen neu
kombinieren könnt. Aus der Kombination wird dann eine Szene entwickelt.
Ideenmatrix
Personen
Gegenstände
Orte
Tätigkeiten
Jogger
Schlafmütze
Nordpol
Nudeln essen
Bergsteiger
Golfschläger
New York
Tango tanzen
Bäcker
Kochlöffel
Timbuktu
sich sonnen
Opernsänger
Gartenzaun
Berlin
Schnee schaufeln
Ihr habt 90 Minuten Vorbereitungszeit. Nachher soll die Theaterszene der Gesamtgruppe vorgestellt werden. Dafür habt ihr etwa 10 Minuten Zeit.
Bei der Erstellung des Drehbuches sollen sowohl der Handlungsablauf kurz skizziert werden, als auch die
Rollenbeschreibungen festgelegt werden. Die einzelnen Texte sind schriftlich zu erfassen, wobei es hilfreich ist, nur grob zu formulieren (Stichworte), damit das spontane Spielen genügend Raum hat.
(Man klebt dann nicht so sehr am Text und es wird lebendiger!)
Viel Spaß bei der Arbeit!
PS.: Ihr benötigt folgendes Material:
- Theaterrequisiten
- Wandzeitungspapier, Zettel, Stifte und Kleberolle
- vorbereitete Ideensammlungs-Wandzeitung
- Drehbuch / Szenenplan
Checkliste:
• Entwicklung der Theaterszene
- Brainstorming
- Ideenmatrix
• Drehbuch erarbeiten
- Stichworte genügen
- Rollen festlegen
• Nach Theaterrequisiten Ausschau halten
- Kleidung
- Gegenstände / Bühnenbild (sehr einfach)
23
COPY
3. Collage / Zeitungswerbung
Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, eine Collage herzustellen. Thema der Collage ist: Verrückte Angebote
im Werbe- und Anzeigenteil einer Tageszeitung für kostenintensive, luxuriöse Produkte und Dienstleistungen (Lifestyle-Werbung) sollen entworfen werden.
Eine Collage ist ein Schnippelbild, das sich aus kleinen Ausschnitten (Bilder, Schlagzeilen usw.) aus Illustrierten und Zeitungen zusammensetzt. Die Teile werden mit der Schere aus den Zeitungen ausgeschnitten (oder vorsichtig herausgerissen) und mit Klebstoff auf eine große Papierfläche (Poster) aufgeklebt. Mit
Stiften können Ergänzungen (Texte und Grafik) hinzugefügt werden.
Ihr habt 90 Minuten Vorbereitungszeit.
Nachher soll das Arbeitsergebnis der Gesamtgruppe vorgestellt werden. Dafür habt ihr ca. 10 Minuten Zeit.
Viel Spaß bei der Arbeit!
PS.:Folgendes Material wird benötigt: Scheren, Papier, Klebstoff, alte Zeitungen und Illustrierte,
Wandzeitungspapier, Stifte
Merkpunkte für die Erstellung:
•
•
•
•
•
•
Name der Zeitung / Illustrierten
Welche Leserschaft (Zielgruppe)?
Wo in der Zeitung erscheint die Werbung?
Farbig oder s/w
Ganzseitig oder über 2 Seiten (aufklappbar?)
Gibt es eventuell eine Kostprobe (z.B. neues Parfum, ein
Duftmuster)?
• Überlegt, wieviel Text genommen wird und wie die
Werbebotschaft optisch ins Blickfeld kommt.
• Wie unterscheidet sich eure Werbung von anderen in der
Zeitung (Aufmerksamkeit, Wiedererkennung,
deutliche Symbole u.a.)?
24
COPY
4. Hörspiel / Radiowerbung
Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, ein kleines Hörspiel mit Hilfe eines Kassettenrecorders herzustellen.
Thema: „Radiowerbung für teure, luxuriöse Produkte und Dienstleistungen entwerfen“.
Sammelt zu Beginn in einem „Brainstorming“ Vorschläge für einzelne Werbetexte bzw. Aussagen, Statements für die Berichterstattung. Wählt dann die Idee aus, die weiter bearbeitet werden soll und teilt die
Arbeit untereinander auf. Da das Radio ja nur Hörbares übermitteln kann, müssen zuerst Texte schriftlich
entworfen werden. Es ist leichter, wenn man sich allein oder zu zweit an das Texteschreiben macht. Achtet
auch darauf, dass Schriftsprache und gesprochene Sprache sich unterscheiden.
Anschließend werden die Texte in der Arbeitsgruppe vorgestellt, und ihr einigt euch auf ein gemeinsames
Vorhaben, teilt die Sprecherrollen auf usw.
Macht euch mit der Technik des Kassettenrecorders vertraut und beginnt mit der Aufnahme.
Ganz wichtig: Verwendet Geräuscheffekte bei der Aufnahme. Sie machen eure Produktion noch interessanter. Eventuell habt ihr ja eine Idee für eine musikalische Einblendung (Gesang o.ä.). Überlegt auch, wie herkömmliche Radiosender Werbebotschaften bzw. kurze Feature aufbereiten.
Ihr habt 90 Minuten Vorbereitungszeit.
Nachher soll das Hörspiel der Gesamtgruppe vorgespielt werden. Dafür habt ihr ca. 10 Minuten Zeit.
Viel Spaß bei der Arbeit!
PS.: Ihr benötigt folgendes Material:
-
Kassettenrecorder mit Mikrofon und -ständer
Leerkassette (evtl. Geräuschkassette)
Papier und Stifte
Wandzeitungspapier, Zettel, Klebestreifen
Merkpunkte für die Erstellung:
• Erkennungsmelodie komponieren!
• Name der Sendung erfinden!
• Themen ausdenken / Stichwörter / „Headline“ / Schlagzeile
entwerfen!
• Umsetzung der Themen als Werbespot gestalten!
• Umsetzung als Berichterstattung:
- Meldung, die lediglich einfach verlesen wird
- Reportage, Gespräch mit Betroffenen
- Korrespondentenbericht
- Interview im Studio
• Geräuschkulisse ausdenken!
• Aufnahmeproben durchführen!
- Auf richtige Aussteuerung achten!
- Richtigen Mikrofonabstand einhalten!
25
Das Jugendmarketing der Geldinstitute
Das Girokonto für das Taschengeld der Jugendlichen ist heute fast Standard geworden, dazu gehört
die Plastikkarte, die auf Guthabenbasis auch Geld
aus dem Automaten spuckt. Etwa 30% der 14jährigen und 90% der 19jährigen besitzen heute ein
Konto dieser Art. Belohnt werden die Jugendlichen
mit kostenloser Kontoführung, Guthabenverzinsung
wie auf einem Sparbuch und anderen Nettigkeiten.
Die Banken schließen mit den Jugendlichen einen
Bund fürs Leben, denn einmal bei einer Bank,
immer bei einer Bank. Jugendliche Kunde zu gewinnen, bietet eindeutige Wettbewerbsvorteile auch
für die Zukunft. Und welche Gründe zur Wahl einer
Bank den Ausschlag geben, das hat die Werbewirtschaft schon lange erkannt und umgesetzt, es sind
vor allen Dingen emotionale Gründe. Wie schon
vorher bemerkt, stellen Kinder und Jugendliche
eine enorme Kaufkraft dar und einen bedeutsamen
Wirtschaftsfaktor, von dem sich die Banken und
Sparkassen Vorteile erhoffen. Fast 350 Mio € gaben
die Banken 1992 für das Jugendmarketing aus.
Die Sparkasse köderte die Kids schon in den 50er
Jahren mit kleinen Geldgeschenken von damals
5 DM inklusive Sparbuch. Bei Anlässen wie Taufe,
Kommunion, Einschulungen waren diese
Geschenke bei den Kleinen eine willkommene
Bereicherung. Die Sparkassen haben den Löwenanteil an Bankverbindungen mit 51% und sind somit
die häufigsten Bank unter Jugendlichen. Das junge
Konto, das Jeanskonto, alles Produkte, um eine vertrauensvolle Ebene herzustellen. Die Deutsche
Bank verlor in den 80er Jahren den Markt der
Jugendlichen an andere Banken. Sie investierte
viele Millionen, um am Markt der 14-24jährigen
wieder teilzunehmen.
Heute setzt jede Bank auf „ihre Kundschaft“, so
sind die Sparkassen mit dem öffentlich-rechtlichen
Status für alle da; die Deutsche Bank kümmert sich
vorwiegend um Aufsteiger, junge Ehrgeizige, Yuppies; die Dresdner Bank spricht mehr die „richtigen“ Studenten an, Juristen, Ärzte, Wirtschaftswissenschaftler, entsprechend fallen auch die
Werbebotschaften aus.
Die Dienstleistungen der Banken werden auf unterschiedliche Weise angepriesen. Die Atmosphäre ist
jugendgerecht, man will ein Wir-Gefühl vermitteln.
Mit Clubmitgliedschaften, Comic-Heften, Malstiften erfolgt das Werben um die Gunst der Jugend. Es
geht nur beiläufig um das Produkt, und diese Kom-
26
Gabriele Beckers, Verbraucherzentrale Hessen
munikationspolitik schafft Vertrauen, so der Jargon
der Werbefachleute.
Die erste Kundenkarte vermittelt dem Jugendlichen
das Gefühl, dabei zu sein im großen Geldkarussell,
im Club der Großen, denn auch hier gilt „Keine
Fete ohne Knete“.
Die Kombinationen von Girokonto, vermögenswirksamen Leistungen, Bausparvertrag-Unfallversicherung als Cross-selling-Produkte sind heute nicht
voneinander zu trennen. Durch ansprechende Werbung werden Kreditaufnahmen salonfähig gemacht.
Das Lebensgefühl der Jugend wird zum Kassenschlager der Banken. Bargeld ist out, das Taschengeldkonto mit Chip-Karte ist in. Kaufen auf Pump
ist unter den Jugendlichen keine Schande, nach
einer Studie aus Baden-Württemberg haben 26%
der Jugendlichen von 16-17 Jahren ihr Konto überzogen und 22% der Eltern wissen über den Kontostand der Kinder Bescheid. Im Durchschnitt
gebrauchen die Jugendlichen 1x pro Woche die
Karte, auf Guthabenbasis versteht sich oder etwa
doch nicht?! Ob und wie der bargeldlose Geldverkehr nur auf Guthabenbasis funktioniert ist fraglich,
die Banken halten sich bedeckt. Denn für eine Kontoüberziehung bedarf es der Zustimmung der
Eltern und des Vormundschaftgerichtes.
Vom Verschwinden des Geldes
Seit 1956 gibt es das Girokonto, damit begann das
Zeitalter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.
Die sinnliche Erfahrung des Geldes, es in den Händen zu haben und es aus den Händen zu geben,
schwindet, denn auf dem Kontoauszug befinden
sich nur noch Zahlen. Das Geld und der Tausch
gegen Ware wird ausgetauscht gegen das virtuelle
Geld. Eingeteilt wird im Kopf. Und wenn nicht,
wird an der Realität vorbeigelebt, vorbeigeplant. Ein
Vorgang, der sich unserer Wahrnehmung entzieht.
Beim Barzahlen ist der Wert der Dinge uns eher vertraut und spürbar. Braune, blaue, grüne Scheine
gehen durch die Hand, Kleingeld, das klimpert, bekommt man zurück. Die Fühlbarkeit des knitterigen
Zwanzigers oder des abgegriffenen Groschens ist
dahin . Die rechteckige Karten aus Plastik mit
Magnetstreifen ersetzt zahllose kleine Alltagsrituale. „Kohle, Flöhe oder Mäuse“ sterben aus in der
bargeldlosen Gesellschaft der Zukunft.
Ritsche ratsche - das Plastikrechteck wird durch den
Automaten gezogen, es kommt in der gleichen
Größe zurück.
Den Rest übernimmt der Kreditspielraum, ein
unaufhörlicher Quell, der schnell zum Trugschluß
werden kann. Denn durch das Kartengeld verlieren
immer mehr den Überblick über das eigene verfügbare Guthaben. Die Karte vermittelt ein Gefühl von
kostenlosem Zugriff: „Fly now and pay later“. Die
kosmopolitische, reisende Gesellschaft wächst zusammen mit dem „guten Namen“ einer Kreditkarte
- freilich ist auch das nur eine vermeintliche Vertrautheit in der Fremde.
Interessant ist, dass die Hemmschwelle beim Spontankauf wesentlich höher liegt, wenn Plastikgeld
benutzt wird. So liegt die Grenze für einen spontanen Barkauf bei etwa 40,00 €. Bei Benutzung der
Plastikkarte darf das gute Stück schon 150,- €
kosten, bevor der kühle Kopf zu rechnen beginnt.
Die neue Cash-card erobert sich die Welt, überall
werden Großversuche zum rein elektronischen
Zahlungsverkehr gestartet. Der Betrag wird von der
Chipkarte auf die Ladenkasse übertragen. Ist das
Guthaben auf der Karte dann aufgebraucht, füllt die
Hausbank nach Wunsch auf, E-Geld vom Konto auf
den Chip, für die Sinne erscheint die Karte immer
gleich, farbenfroh und rechteckig, leistungsstark
und unverändert, ein pekuniäres Perpetuum
mobile.
27
Kinder und Werbung
Gabriele Beckers, Verbraucherzentrale Hessen
Die Zielgruppe Kinder und Jugendliche - so sehen
es die Anbieter - stellen ein hohes Konsumpotential
dar, und es stellt sich die Frage, wie diese attraktive
Zielgruppe am besten zu erreichen ist.
Die Mediaforschung versucht, durch empirische
Untersuchungen, Trendstudien und weitere Analysen eine Antwort darauf zu finden. Denn längst ist
klar, dass die Kids von heute nicht nur als Käufer
mit eigenem „Einkommen“, sondern auch als Mitentscheider in den Familien auftreten. Sie üben
einen großen Einfluß aus, und von seiten der Anbeiter will man hier nichts dem Zufall überlassen.
Es ist davon auszugehen, dass Kinder und Jugendliche innerhalb ihrer Familien noch einmal das Doppelte ihrer eigenen Kaufkraft beeinflussen. Und
nicht zuletzt sind die Kids auch die zahlungskräftigen jungen Konsumenten von morgen, und man
weiß, dass eine frühe Markenbindung zukünftige
Umsätze sichern hilft.
Diese Gründe verdeutlichen, warum in der Mediaforschung alljährlich neue Studien durchgeführt
werden, um die Konsumneigung der Kids zu erforschen.
Wie hoch ist nun das Geldvolumen, das den Kids
zur Verfügung steht?
Nach der KidsVerbraucheranalyse (KVA) 2003 hat
die Kaufkraft der 6- bis 19- Jährigen einen neuen
Spitzenwert erreicht. Laut KVA haben die rund
11,28 Millionen Jungen und Mädchen im Alter von
6 bis 19 Jahren insgesamt 20,43 Milliarden Euro
zur Verfügung. Innerhalb von zwei Jahren ist die
Finanzkraft der 6- bis 19-Jährigen damit um
24 Prozent angestiegen.
Das Konsumpotential liegt jedoch viel höher, die
Einflußnahme bei Konsumentscheidungen innerhalb der Familien verdoppelt nochmals die Kaufkraft.
Auto- und Unterhaltungselektronikhersteller, Möbelhäuser, Reiseveranstalter usw. wissen dies und
nutzen es. Welche Automarke, -farbe oder wohin
der Urlaub geht, das weiß die Wirtschaft. Trendsetter untersuchen die Gewohnheiten der Kids und
versuchen, ihre Werbebotschaften an sie heranzutragen.
28
Events als Lustgewinn für das Lebensgefühl der jungen Generation. Jacken, Hosen, Uhren sind nur die
Ouvertüre zum Einkaufserlebnis. Videoclips, Poster,
Fernsehen, Hörfunk, Musikkanäle sind ein fester
Bestandteil des sozialen und kulturellen Alltags.
Der Konkurrenzdruck ist immens und wird in den
nächsten Jahren noch zunehmen. Grund dafür ist
u.a. die langfristig sinkende Geburtenrate: Bis zum
Jahr 2000 wird in Deutschland die Anzahl der 6-17
jährigen zunächst bis auf 11 Millionen wachsen,
danach ist die Zahl rückläufig auf unter 7 Millionen
im Jahr 2040. Daher kommt es nach einem Anstieg
des Nachfragepotentials zu einer Schrumpfung, was
bekanntlich den Wettbewerb nur noch verschärft.
Der Kampf um die Gunst der jungen Konsumenten
wird weiter zunehmen. So erscheint es nur folgerichtig, wenn Jugendliche sich ihres Kaufpotentials
bewußt werden und lernen, sich am Markt kritisch
und selbstbewußt zu positionieren.
Werbung kritisch zu durchschauen ist damit ein
wichtiges Ziel innerhalb einer Konsumpädagogik,
die Jugendliche qualifizieren will, einen eigenständigen Standpunkt innerhalb der Gesellschaft zu finden.
Wie Schülerinnen und Schüler sich dem Thema
Werbung nähern können, zeigt das folgende Projekt
„Werbekampagne“, dem wir viele Nachahmer wünschen. Bevor die Schüler selbst zu Werbetreibenden für ein eigenes Produkt wurden und dabei die
Schritte anwandten, die auch eine Werbeagentur
für die Einführung eines neuen Produkts auf dem
Markt vorsieht, wurde ein Beobachtungsleitfaden
für TV-Werbespots entwickelt. Anhand des Beobachtungsbogens wollte man sich qualifizieren und eine
kritische Bestandsaufnahme leisten. U.a. waren folgende Fragen zu beantworten:
1. Wie heißt das Produkt?
2. Wie lange dauert der Spot
(Weniger als 10 Sekunden, 10-19 Sekunden,
20-30 Sekunden oder mehr als 30 Sekunden)?
3. Aus wievielen Einstellungen besteht der Spot?
4. Gehört Musik dazu?
5. Wie oft wird das Produkt ganz nah gezeigt?
6. Zoomt die Kamera das Produkt mindestens
einmal heran?
7. Schwenkt die Kamera (einmal, häufig)?
8. Enthält der Spot weite Einstellungen?
9. In welcher Einstellung erscheint das Produkt
zum ersten Mal (1., 2. oder später)?
10. Erscheint das Produkt in der letzten
Einstellung?
11. Ist der / Sind die Sprecher zu sehen
(immer, gar nicht, ab und zu)?
12. Wo, glaubst du, wurde der Spot gedreht
(Studio, vor Ort)?
Diese Analyse war dann eine gute Grundlage, einen
eigenen Werbespot zu entwerfen. Das Produkt, um
das es gehen sollte, mußte aber noch gefunden
werden. Im Arbeitslehreunterricht (AWT, Kunstunterricht) wurden Gegenstände für einen anonymen
Markt hergestellt und zum Verkauf (in der Schule)
angeboten. Vorher hatten die Schüler festgelegt,
dass sie über ein nicht zu verkaufendes Produkt
eine Werbekampagne starten wollten. Was blieb liegen? Ein Schlüsselanhänger und ein Jeans-Portemonnaie blieben liegen, und die Schüler einigten
sich, hierzu die Werbung zu entwerfen: Das Produkt der Zukunft JAP (Jeans Anhänger Portemonnaie). Sie kommunizierten die Werbebotschaft - u.a.
„Biste schlapp, brauchste JAP“ - und schafften es,
dass innerhalb kürzester Zeit jeder an der Schule
wußte, dass ein JAP zu besitzen „in“ ist und Glück
bedeutet. Keiner aber ahnte, wie dieses JAP aussieht und so konnte die Schulklasse ihre Schulkameraden bald mit der Enthüllung überraschen. Sie
boten auch gleich die zwischenzeitlich hergestellten JAP’s zum Kauf an. Wen wundert’s, dass innerhalb von wenigen Minuten alle Produkte verkauft
waren. Die Schüler dokumentierten ihr Projekt und
konnten so zeigen, wie Konsumenten mit zielgerichteten Methoden dazu verleitet werden, etwas
zu erwerben, was sie ohne diese Beeinflussung
nicht unbedingt getan hätten. Das war Image-Werbung vom feinsten.
Ausführlich dargestellt in:
Jugend, Werbung und Konsum.
Ein Beitrag zur Konsumkompetenz von Jugendlichen
Stiftung Verbraucherinstitut, 2000.
vzbv € 12,27
Bestell Nr. 223
29
1. Name
„Kreditpoly“*
2. Methodentyp
Tischkartenspiel, Simulation
3. Ziele
Den Schülern soll deutlich werden, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen das Abschließen von Ratenkrediten auf die
Haushaltskasse hat; Rechnen üben
4. Inhalte
Ratenkredite und ihre langfristigen finanziellen Auswirkungen
auf die Haushaltskasse
5. Dauer
2 Stunden
6. Material
Pro Gruppe: 1 Würfel mit 2 gelben und 4 roten Flächen
(entsprechend präparieren), 1 Satz „Übungsbögen“(je 8) für
jeden Schüler incl. Anleitung (Spielregeln) und „Ratenzahlungstabelle“ (je 8), 1 Satz „Schicksalskarten“ (blau), 1 Kartensatz
„Chance“ (gelb), 1 Kartensatz „Ereignis“ (rot)
7. Anleitung
Bei dem Spielelement Kreditpoly bilden 3 - 6 Schüler eine Spielgruppe.
Die Übung kann in mehreren Gruppen parallel gespielt werden. Das Material muß für jede Gruppe vorbereitet werden.
Jedem Schüler werden durch eine „Schicksalskarte“ die für ihn in der Übung geltenden Beträge für Arbeitslosengeld bzw. Arbeitslosenhilfe (feste Einnahmen) und monatliche Fixkosten (feste Ausgaben) zugewiesen. Durch Würfeln werden im Übungsverlauf Ereignis- und Chance-Karten gezogen, die entweder einen
Gewinn, einen direkten Verlust oder einen neuen Ratenkredit zur Folge haben.
Für den Fall, dass als Ausgangslage nicht die Situation der Arbeitslosigkeit, sondern eine Beschäftigung mit
(eher geringem) Gehalt gewählt werden soll, müßten die Übungsbögen verändert werden (Runde 4: Gehaltszahlung, Runde 1: Nebenjob mit 250 €). Das gilt auch für die Schicksalskarten.
Die entsprechenden Geldbeträge (Haben = Einnahme oder Soll = Ausgabe) und die durch Ausrechnen
erhaltenen aktuellen Kontostände werden von den Schülern auf den Übungsbögen notiert und errechnet,
so dass der gesamte Übungsverlauf und die Kontostandentwicklung festgehalten werden.
Dieses Verfahren ist aufwendig, hat aber einen wichtigen Lerneffekt: Die finanzielle Entwicklung der Haushaltskasse wird transparent.
Die Übung hat nicht den Anspruch, die Wirklichkeit in allen Einzelheiten „nachzuspielen“, sondern ist
bewußt so angelegt, dass es (fast) immer zu einer hohen Verschuldung, zu einer „Pleite auf Raten“ kommt
(spätestens dann, wenn sich die festen Einnahmen durch den Wechsel von Arbeitslosengeld auf Arbeitslosenhilfe drastisch verringern). Deshalb haben die Schüler im Vergleich zu anderen, bekannten Ereigniskarten-Spielen relativ wenig Gestaltungsfreiraum im Spiel.
* Entwurf: Harald Bardenhagen
34
COPY
Vorbereitung der Übung
Die Übung Kreditpoly hat eine Reihe von Spielregeln, die beachtet werden sollen. Daher ist es unabdingbar, dass die Spielleiter, in diesem Fall die betreuenden Lehrer, sich vorher eingehend mit den
Regeln beschäftigen, damit Fragen aus den Spielgruppen während des Spielverlaufs direkt beantwortet werden können.
Jede Gruppe erhält das Übungsmaterial (Kartensätze, je 8 Übungsbögen pro Spieler, Würfel) und
setzt sich im Kreis um einen Tisch. Man kann das
Material einfach auf den Tisch legen oder aber auch
für jede Gruppe einen tischgroßen Spielplan zeichnen. Der Spielplan wird dann ausgebreitet und die
Kartensätze werden auf die entsprechend bezeichneten Felder gelegt.
Der Lehrer erläutert die einzelnen Regeln in der
Anfangsphase der Übung noch „Schritt für Schritt“,
während die Schüler die einzelnen Arbeitsschritte
durchführen. Dann werden sie zunehmend allein
weiterspielen können.
Spielregeln
Kreditpoly ist eine Übung mit mehreren Spielrunden. Sechs Spielrunden zusammen entsprechen
jeweils einem Monat. Es gibt Runden, in denen die
Schüler Einnahmen = Haben verbuchen oder Ausgaben (z.B. Fixkosten wie Miete) tätigen müssen. In
den „Würfel-Runden“ (diese sind besonders gekennzeichnet) spielt der Zufall eine Rolle: Es ergeben
sich entweder Gewinne, direkte Verluste oder neue
Ratenkredit-Verpflichtungen. In jeder Runde müssen die Schüler ihren aktuellen Kontostand errechnen. Dabei wird es zwangsläufig irgendwann zu
Minus-Beträgen beim Kontostand kommen (= Verschuldung).
Jeder Schüler zieht eine „Schicksalskarte“, durch
die die individuellen Beträge für Arbeitslosengeld
bzw. Arbeitslosenhilfe und die monatlichen Fixkosten (Miete etc.) zugewiesen werden. Diese Beträge werden in die entsprechenden Felder auf dem
Übungsbogen eingetragen.
Wichtig: Eine neue Spielrunde wird immer erst
dann begonnen, wenn alle Schüler mit allen
Eintragungen der vorhergehenden Spielrunde fertig
sind!
Hinweis: Die Spielregeln für die Teilnehmer als
Kopiervorlage befinden sich am Ende dieses Spiels
„Startrunde“
Jeder Schüler trägt in der linken Spalte den Monat
ein.
Die Eintragungen vor der Startrunde ist vorgegeben: Jeder Schüler trägt einen alten Kontostand von
plus 50 € ein und tätigt vorab einen Ratenkauf in
Höhe von 500 € und trägt diesen unter dem Satz
„Übertrag vom Vormonat“ als „Ratenkauf A“ ein.
(Die erste Rate hierfür wird aber erst in der Spielrunde 5 „Ratenzahlungen“) fällig.
Die entsprechende Eintragung für A ist auf der
„Ratenzahlungstabelle“ schon vorgegeben. Die
Schüler sollen sich selbst überlegen, welchen persönlichen Wunsch sie sich bei diesem Ratenkauf in
Höhe von 500 € erfüllen würden und ein entsprechendes Stichwort in die Spalte „Zweck“ schreiben
(z.B.: Farbfernseher, Sofa etc.).
Runde 1: „Arbeitslosengeld“
Die Schüler zählen ihre Beträge an Arbeitslosengeld
(ergibt sich aus der „Schicksalskarte“) und Anfangskontostand (hier: + 50 €) zusammen und schreiben
die Summe in die Spalte „Kontoführung“.
Runde 2: „Fixkosten“
Die Schüler ziehen die Beträge für „Fixkosten“ (ergeben sich aus der „Schicksalskarte“) vom alten
Kontostand aus Runde 1 ab und schreiben den
neuen Kontostand in die Spalte „Kontoführung“.
Runde 3: „Würfeln“ („Würfel-Runde“)
Ein Schüler beginnt und würfelt. Bei „gelb“ wird
eine „Chance-Karte“ gezogen, bei „rot“ eine „Ereigniskarte“. Die Karte wird laut vorgelesen. Es
ergeben sich entweder Gewinne, direkte Verluste
oder neue Ratenkreditverpflichtungen.
35
Der Schüler trägt den jeweiligen Vorgang stichwortartig in die entsprechende Spalte ein. Bei Gewinnen und direkten Verlusten wird in der
Spalte „Einnahmen / Ausgaben“ die entsprechende
Eintragung vorgenommen und in der Spalte „Kontoführung“ der aktuelle Kontostand errechnet und
notiert. Ergibt sich aus der gezogenen Karte eine
neue Ratenkreditverpflichtung, dann wird der
Gegenstand des Kredites, die Gesamtsumme und
die Ratenbeträge in der Spalte „Vorgang“ aufgeschrieben und die entsprechende Eintragung auf
der „Ratenzahlungs-Tabelle“ vorgenommen. (Die
erste Rate hierfür wird erst in Spielrunde 5 „Ratenzahlungen“ fällig!)
Erst wenn dies alles erledigt ist, würfelt der nächste
Schüler usw. und verfährt genauso.
aus dieser Runde wird erst in Runde 11 „Ratenzahlungen“ im 2. Monat fällig!)
Die Schüler vergleichen ihren Kontostand nach der
Runde 6 (sozusagen am Monatsende) untereinander.
Die folgenden Runden:
In den folgenden Runden wird zunächst auf einen
neuen Bogen in der linken Spalte der Monat eingetragen und dann wird wie oben beschrieben verfahren. Ab Runde X (empfohlen: 5) ändern sich allerdings die Bezüge vom Arbeitsamt:
Das Arbeitslosengeld entfällt, an dessen Stelle tritt
Arbeitslosenhilfe in der in den „Schicksalskarten“
angegebenen Höhe. Spätestens jetzt wird eine
Überschuldung eintreten.
Ende der Übung:
Runde 4: „Arbeitslosengeld“
Die Schüler tragen ihre Beträge für das Arbeitslosengeld in die „Einnahmen / Ausgaben“-Spalte ein,
errechnen die Summe mit dem Kontostand aus
Runde 3 und schreiben den Betrag in die Spalte
„Kontoführung“.
Runde 5: „Ratenzahlungen“
Die Schüler tragen ihre alten Ratenzahlungen in die
Spalte „Vorgang“ ein. Eventuelle neue Ratenzahlungen, die sich aus der „Würfel-Runde“ 3 ergeben
haben, werden darunter eingetragen. Die Höhe der
Raten ergibt sich aus dem Ratenplan. Die Gesamtsumme der Ratenzahlungen wird in das Feld „Einnahmen / Ausgaben“ geschrieben. Dieser Betrag
wird vom Kontostand aus Runde 4 abgezogen: das
Ergebnis wird in die Spalte „Kontoführung“ geschrieben.
Auf der „Ratenzahlungs-Tabelle“ werden die entsprechenden Raten angekreuzt. So hat jeder
Schüler einen Überblick über die geleisteten Ratenzahlungen.
Runde 6: „Würfeln“
Es wird wie in Runde 3 verfahren. Sollte sich eine
neue Ratenverpflichtung ergeben, werden die dazugehörigen Eintragungen auf der „RatenzahlungsTabelle“ vorgenommen. (Die erste Rate für Kredite
36
Die Übung kann an beliebiger Stelle beendet werden. Empfehlenswert ist es, mehrere Würfelrunden
zu spielen, da erst dann die eigentliche Spieldynamik greift.
Die Schüler vergleichen ihre Kontostände untereinander und ziehen Bilanz:
• Wie war der Verlauf der Kontoentwicklung?
• Ab wann ist es zur Ver- bzw. Überschuldung
gekommen?
• Wie haben sich die „Ereigniskarten“ auf die
Kontoentwicklung ausgewirkt?
• Wie hoch sind die Ratenverpflichtungen?
8. Anmerkungen
Bei dieser Übung kann bei einigen Schülern sehr
schnell Frust auftreten, zumal zu vorhandenen
Schulden weitere Kreditverpflichtungen dazukommen. Nach Aussagen von erfahrenen Schuldnerberatern reagieren überschuldete Haushalte ähnlich,
allerdings gibt es oft auch das Verhalten, den „Kopf
in den Sand“ zu stecken, keine Post ( Mahnungen
etc.) zu öffnen und nach dem Motto „Jetzt erst
recht“ weitere Verbindlichkeiten einzugehen. Es
entsteht die Schuldenspirale.
In der Nachbesprechung dieser Übung mit Schülern
sollte unbedingt über die Emotionen gesprochen
werden, wie sich jeder gefühlt hat: „wütend, ohnmächtig, dem Spielablauf / Schicksal ausgeliefert zu
sein ...“
Variante:
Wir wissen, dass dieses Spiel mit hoher Konzentration gespielt werden muß und dass dazu die genauen Kenntnisse der Regeln unabdingbar sind.
Eine Vereinfachung im Ablauf ist möglich, bringt
aber auch einen Verzicht auf bestimmte Sachinhalte
mit sich. Vor diesem Hintergrund regen wir an,
gemeinsam mit den Spielgruppen im Anschluß nach
einer „spielerischen“ Variante zu suchen. Dabei
werden dann ausschließlich die Chancen- und Ereigniskarten eingesetzt und jeder Spieler erhält Bargeld (Kopien vom Versicherungspoker benutzen!).
Das Eintragen in den Übungsbogen entfällt. Eventuell können die Schüler auch neue Kartentexte erstellen.
37
Blatt Nr.
Übungsbogen für Kreditpoly
Mein Schicksal: (bitte die Beträge zum Start einsetzen)
Mein Bezug an Arbeitslosengeld, 2 Raten zu je
Meine monatlichen Fixkosten (Miete usw.)
................€
................€
Monat.............
Runde
1.
Vorgang
Übertrag vom Vormonat (außer beim Start)
Einnahmen /
Ausgaben
plus/minus
Kontostand
Arbeitslosengeld geht auf’s Konto
=.............€
2.
Fixkosten (Miete usw.) gehen
...............€
vom Konto ab
3.
4.
.............€
=.............€
Würfelrunde:
Würfeln und Karte ziehen!
Was ist passiert?
...................................................
...................................................
...............€
.............€
=.............€
Arbeitslosengeld geht auf’s Konto
...............€
................€
=.............€
5.
RATENZAHLUNGEN
A.................................................. €
B.................................................. €
C.................................................. €
D.................................................. €
E.................................................. €
F.................................................. €
G.................................................. €
H.................................................. €
6.
................€
=.............€
...............€
Kontostand
Monatsende
................€
Würfel-Runde:
Würfeln und Karte ziehen!
Was ist passiert?
...................................................
...................................................
38
...............€
=.............€
COPY
COPY
Ratenzahlungstabelle
Ratenkauf/
Zweck
Höhe
€
7 Raten
á€
A Start-
500
80
Beglichene Ratenzahlung
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
abbezahlt
N
runde
B
N
C
N
D
N
E
N
F
N
G
N
H
N
39
COPY
Spielmaterialien
KREDITPOLY
Schicksalskarte
Schicksalskarte
Du bekommst in jedem Monat 500 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 250 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 400 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 200 €.
Du bekommst in jedem Monat 700 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 350 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 600 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 300 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 250 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 400 €.
KREDITPOLY
Schicksalskarte
KREDITPOLY
Schicksalskarte
Du bekommst in jedem Monat 600 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 300 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 500 €
Arbeitslosenhilfe in zwei Raten zu je 250 €.
Du bekommst in jedem Monat 400 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 200 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 300 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 150 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 350 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 200 €.
KREDITPOLY
Schicksalskarte
KREDITPOLY
Schicksalskarte
Du bekommst in jedem Monat 800 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 400 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 700 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 350 €.
Du bekommst in jedem Monat 500 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 250 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 400 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 200 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 400 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 150 €.
KREDITPOLY
Schicksalskarte
40
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Schicksalskarte
Du bekommst in jedem Monat 900 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 450 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 800 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 400 €.
Du bekommst in jedem Monat 700 € Arbeitslosengeld in
zwei Raten zu je 350 €.
Wenn dein Anspruch auf Arbeitslosengeld erloschen ist,
bekommst du in jedem Monat 600 € Arbeitslosenhilfe in
zwei Raten zu je 300 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 500 €.
Deine monatlichen Fixkosten
betragen insgesamt 300 €.
COPY
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Du hast im Lotto gewonnen.
Du kannst dir 500 € von der Lottoannahmestelle abholen und deinem Konto gutschreiben.
Du hast einer Nachbarin beim Umzug geholfen. Als
„Dankeschön“ schenkt sie dir eine Reihe von guterhaltenen Haushaltsgegenständen, Kleidung und Möbeln, die
du gut gebrauchen kannst.
(„Dies ist eine FREIKARTE!
Sie befreit dich von der nächsten
Bestellung per Ratenkredit“!)
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Du hast im Lotto gewonnen. Du kannst dir 400 € von
der Lottoannahmestelle abholen und deinem Konto gutschreiben.
Du erhältst ab jetzt 250 € Wohngeld. D.h.: Du bezahlst
zukünftig 250 € weniger an Fixkosten!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Du hast deinem Nachbarn bei der Reparatur seiner elektrischen Zahnbürste geholfen und erhältst als Dank für
deine Bemühungen 20 €.
Du erhältst ab jetzt 300 € Wohngeld. D.h.:
Du bezahlst zukünftig 300 € weniger an Fixkosten.
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Du hast Renovierungsarbeiten in deiner Wohnung durchgeführt. Der Vermieter hat die Sachkosten übernommen.
Als Lohn für deine Arbeit kannst du einen Monat mietfrei wohnen.
Deshalb brauchst du beim
nächsten Mal nur die Hälfte
der Fixkosten zu bezahlen.
Du bekommst von einem Freund 200 €,
die er dir schon lange schuldet.
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Du hast bei der Sendung „Der große Preis“ den dritten
Platz belegt und 500 € gewonnen.
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Du hast dein altes Auto günstig für 1.400 € verkauft.
Endlich wurde deinem Widerspruch gegen einen ablehnenden Wohngeldbescheid stattgegeben.
Du bekommst 700 € Wohngeldnachzahlung.
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Regierungswechsel in Berlin: Alle bekommen ab sofort
10 % mehr Arbeitslosengeld bzw. -hilfe. Alle!
Du erhältst für deinen eingereichten Lohnsteuerjahresausgleich eine Erstattung von 500 €.
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Chancekarte
Wie gut, dass du deine Kreuzworträtsellösung eingeschickt hast! Du hast 300 € gewonnen.
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Diesmal kam erfreuliche Post von den Stadtwerken: die
Heizkostenabrechnung. Du mußt nicht nachzahlen, sondern erhältst eine Erstattung von 150 €.
Herzlichen Glückwunsch! Du hast heute Geburtstag.
Deine Freunde und Verwandten haben zusammengelegt
und schenken dir 200 €!
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Ereigniskarte
„Ein Platz an der Sonne“ ist es zwar nicht geworden,
aber über die 500 €, die du gerade in der Fernsehlotterie
gewonnen hast, freust du dich sicherlich.
Immer dann, wenn du gerne einen schönen Spielfilm
sehen möchtest, läuft nichts „ in der Kiste“. Das hat jetzt
ein Ende: Du bestellst dir einen Videorecorder für
500 € per Ratenzahlung bei einem Sammelbesteller, der
dich bei der Auswahl „gründlich“ beraten hat.
Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €. Die restlichen 400 €
zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
KREDITPOLY
Chancekarte
Durch einen Fehler in der Bearbeitung deines Arbeitslosengeldantrages wurde dir zu wenig Geld ausgezahlt.
Du erhältst jetzt eine Nachzahlung von 400 €.
Die erste Rate wird bei
der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Chancekarte
Ereigniskarte
Du bekommst, weil du so nett und zuvorkommend bist,
von Nachbarn eine Reihe sehr gut erhaltener Möbel,
Haushaltsgegenstände und Kleidung geschenkt. Deshalb
brauchst du beim nächsten Mal nicht per Ratenkredit zu
bestellen. Dies ist eine Freikarte
(Diese Karte befreit von der
nächsten „Zwangsbestellung“!)
KREDITPOLY
Chancekarte
Durch einen Fehler bei der Bearbeitung deines Antrages
auf Arbeitslosengeld hast du zuviel Arbeitslosengeld bezogen und mußt jetzt 280 € in sieben Raten zu je
40 € zurückzahlen.
Die erste Rate wird bei der nächsten
„Ratenzahlungsrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungstabelle“
nicht vergessen!
Du erhältst Post vom Finanzamt und darfst dich freuen;
für den eingereichten Lohnsteuerjahresausgleich bekommst du eine Erstattung in Höhe von 600 €.
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du hast ein tolles Sonderangebot im Katalog gesehen:
Eine schicke Lederjacke für nur 300 €.
Da greifst du zu und bestellst!
Du leistest sofort eine Anzahlung von 100 €. Die restlichen 200 € zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Das hat dir gerade noch gefehlt! Bei der letzten Fahrt mit
deinem Moped kam es zu einem „Kolbenfresser“. Glücklicherweise hast du keinen „Satz“ gemacht und kannst
die Reparatur selber durchführen.
Du kaufst Ersatzteile für 150 €.
Die erste Rate wird bei der
nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Die Telefonrechnung flattert ins Haus.
Irgendwer hat mal wieder von deinem Apparat aus die
teuren Nummern in Übersee gewählt
(oder warst du es gar selbst?!).
Egal, du zahlst die Rechnung,
und die beläuft sich auf 200 €.
Du bestellst dir aus dem Katalog „deines“ Sammelbestellers eine Hobelbank, die „nur“ 400 € kostet.
Eine Anzahlung von 100 € ist sofort fällig, die restlichen
300 € zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du bekommst Post von deinem Versicherungsvertreter,
der dich „rundum“ betreut:
Du mußt 120 € Versicherungsbeiträge zahlen.
Wegen eines Schienbeinbruches mußtest du vor zwei
Monaten für 15 Tage ins Krankenhaus. Jetzt wirst du an
diese Zeit erinnert, denn du bekommst einen netten
Brief von der Krankenhausverwaltung:
Für deinen Besuch im Krankenhaus mußt du eine Eigenbeteiligung von 150 € zahlen.
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Dein Vermieter hat die Miete erhöht: Ab sofort mußt du
50 € mehr Miete bezahlen.
Deine Fixkosten erhöhen sich also ab jetzt um 50 €.
Du hast dir an der Haustür eine Garnitur Haushaltsreiniger mit Super-Reinigungskraft andrehen lassen. Auch der
Preis ist super: 150 €.
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KREDITPOLY
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Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du willst deinem Freund eine ganz besondere Freude
zum 10jährigen Bestehen eurer Freundschaft machen
und bestellst eine goldene Kuckucksuhr für 200 € bei
einem Sammelbesteller eines führenden Versandhauses.
Die irre-super Rock’n-Roll-Gruppe, die du letztens im
Fernsehen gesehen hast, gibt ein Konzert. Du gehst hin.
Der Spaß kostet dich 30 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.
Die restlichen 150 €
zahlst du in Raten
laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird
bei der nächsten
Ratenzahlrunde fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Eine Spielzeugeisenbahn wolltest du schon immer einmal haben. Und jetzt siehst du dieses Sonderangebot in
den neuen Prospekten, die dir „dein“ Sammelbesteller
mitgebracht hat: Eine Anfangspackung incl. Gleisen,
Lokomotive und Waggons für nur 200 €. Da mußt du
einfach zugreifen!
Die 200 € zahlst du in
Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei
der nächsten „Ratenzahlung“ fällig!
Die Eintragung
in die „RatenzahlungsTabelle“ nicht vergessen!
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Du hast dir vor einem Jahr ein Mofa gekauft. Jetzt wird
der Versicherungsbeitrag hierfür wieder fällig:
Du mußt 70 € zahlen.
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KREDITPOLY
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Ereigniskarte
Ereigniskarte
Handwerker werden immer teurer: Jetzt willst du, um
Kosten zu sparen, kleinere Reparaturen selber durchführen. Du bestellst dir aus dem Katalog ein Super-Universal-Werkzeugset zum Knallerpreis von 200 €. Natürlich alles in Spitzenqualität!
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.
Die restlichen 150 € zahlst du in Raten
laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei
der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Du legst dir einen großen Vorrat an Socken und Unterhosen an. Alles in Großpackungen und sortiert: Knallerpreis: 200 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.
Die restlichen 150 €
zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Runde wird bei der
nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du bist zur Hochzeit eines guten Freundes eingeladen
und brauchst einen neuen Anzug: Für 300 € kannst du
dich bei einem Versandhaus neu einkleiden.
Viel Spaß beim Feiern!
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.
Die restlichen 250 € zahlst du
in Raten laut „Ratenplan“.
Ein neuer Herd ist fällig. Gut, dass gerade ein Sonderangebot per Postwurfsendung ins Haus gekommen ist. Ein
4-Platten-Herd mit Unter- und Oberhitze und microprozessor-gesteuerter Brathähnchenautomatik zum Niedrigstpreis von 500 €. Den nimmst du!
Die erste Runde wird bei
der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €.
Die restlichen 400 €
zahlst du in Raten
laut „Ratenplan“.
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
Die erste Runde wird
bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
47
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du hast vergessen, die Kaffeemaschine auszuschalten:
Jetzt ist sie im Eimer. Du bestellst dir eine neue mit Zeitund Weckautomatik sowie Aromaverstärkungsstufe bei
„deiner“ Sammelbestellerin für 120 €.
Dein Kassettenrecorder ist kaputt und muß repariert
werden. Die Rechnung beträgt 50 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung von 20 €.
Die restlichen 100 € zahlst du
in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Runde wird bei
der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du brauchst mal wieder einen Tapetenwechsel. Es ist
sowieso alles so grau hier. Gut dass du die preiswerte
Kaffeefahrt entdeckt hast. Lauter nette Leute und dann
noch das Riesen-Super-Sonderangebot: Kochtöpfe, haltbar bis ins nächste Jahrtausend (mit Garantie).
Du schlägst zu und bist mit 400 € dabei.
Du leistest sofort eine
Anzahlung von 100 €;
die restlichen 300 €
zahlst du in Raten laut
„Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei
der nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungstabelle“
nicht vergessen!
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Du machst eine kleine Reise, eine Tagestour zum Baggersee, und mußt hierfür 100 € bezahlen.
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Die Waschmaschine ist nicht mehr in Ordnung:
Nicht nur, dass sie die Buntwäsche (60-Grad-Wäsche)
ca. 3 Stunden bei 95 Grad gewaschen hat und du jetzt
neue Sachen im Wert von 200 € kaufen mußt:
Zusätzlich mußt du 100 € für die Reparatur ausgeben.
Du hast neue Schlafbedürfnisse und bestellst dir ein
Traumbett für 500 € bei einem Versandhaus.
Die neue Kleidung für 200 € bestellst
du per Ratenkredit bei deinem
freundlichen Nachbarn, der Sammelbesteller
bei einem großen Versandhaus ist.
Die 100 € Reparaturkosten werden sofort fällig.
Die erste Rate wird bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €. Die restlichen 450 € zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
Die erste Rate für den
Ratenkredit wird erst
bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Bei „Rot“ über die Kreuzung und das nicht ganz nüchtern! Aber du kommst mit einem „blauen Auge“ und
einem saftigen Bußgeld davon: 200 € auf einen Schlag
sofort oder 7 Raten zu je 30 €.
Du hättest besser etwas sparsamer beim Heizen sein sollen. Jetzt mußt du 100 € nachzahlen und zwar gleich.
Entscheide Dich: Du zahlst entweder 200 € sofort oder
den Betrag in 7 Raten zu je 30 €.
Die erste Rate für den
Ratenkredit wird bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Nachdem du die schicken Sachen im Katalog deiner
Freundin gesehen hast, gefällt dir deine Kleidung nicht
mehr. Du bestellst dir tolle modische Sachen beim Versandhaus für 400 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung von 100 €.
Die restlichen 300 € zahlst du
in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei
der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €. Die restlichen 200 €
zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei der
nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Beim letzten Bummel durch die Einkaufsstraße hast du
eine tolle HIFI-Musikanlage gesehen und gehört. Du bist
vom Klang und Design total begeistert. Deshalb bestellst
du dir die gleiche Anlage beim Versandhaus.
Sie kostet nur 600 €. Ist doch ein Klacks für den Sound,
oder?
Deine Möbel gefallen dir nicht mehr: Das Sofa ist schon
ganz durchgesessen und die Sessel wurden von deiner
Katze bearbeitet. Im Katalog siehst du eine prächtige
Sitzgarnitur für 600 €. Du bestellst bei „deiner“ Sammelbestellerin!
Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €. Die restlichen
500 € zahlst du in Raten
laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird
bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
50
Weihnachten steht vor der Tür: Du bestellst bei einem
Versandhaus Geschenke für deine Freunde im Gesamtwert von 300 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €. Die restlichen 500 €
zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei
der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du hast diesen Monat viel zu viel telefoniert und mußt
eine Telefonrechnung von 100 € bezahlen.
Dein Staubsauger wird immer mehr zur „Staubschleuder“. Wie gut, dass dein Nachbar Sammelbesteller bei
einem Versandhaus ist und dich auf ein Super-SpitzenSonderangebot aufmerksam macht: Du bestellst bei
ihm einen neuen Staubsauger für 200 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.
Die restlichen 150 € bezahlst du
in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei
der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du bist in den Buchclub „Schöner leben durch Lesen“
eingetreten, nachdem ein Vertreter bei dir zu Hause war.
Nun sollst du jeden Monat Bücher im Mindestbestellwert von 15 € bekommen. Leider hast du von deinem
Widerrufsrecht binnen einer Frist von 14 Tagen nicht
Gebrauch gemacht. Auch wenn du jetzt sofort
schriftlich kündigst, gehen in den nächsten
12 Monaten jeweils 15 € von deinem
Konto ab. Viel Spaß beim Lesen!
Dein Sammelbesteller hat dich wieder einmal besucht
und dir die neuesten Prospekte mitgebracht: Diesmal
wieder mit vielen Angeboten, alles zu Knallerpreisen! Da
du bei deinem alten Farbfernseher die Farben nur noch
erahnen kannst, bestellst du einen neuen zum „Knallerpreis“ von 400 €.
Du leistest sofort eine Anzahlung von 50 €.
Die restlichen 350 € zahlst
du in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate wird bei der
nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die erste Rate wird bei der
nächsten „Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Heute willst du alte Schulden bei deinem Freund
begleichen: Du gibst ihm 50 € zurück.
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Du machst eine billige Busreise mit EntenbratenMittagessen in die Lüneburger Heide. Wirklich nett!
Der Reiseleiter demonstriert dabei die Vorzüge einer
Bettdecke aus Original-Heidschnuckenwolle. Du kaufst
eine solche Decke und bist mit 300 € dabei. Du vergißt,
deinen Vertrag innerhalb einer Frist von einer Woche zu
widerrufen. Gute Nacht!
Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €. Die restlichen 200 €
zahlst du in Raten laut „Ratenplan“.
Die erste Rate
wird bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“
fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
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Du hast eine alte Rechnung „verschlampt“ und auch auf
die Mahnungen nicht reagiert. Jetzt werden von deinen
Arbeitslosengeldbezügen, die noch über dem Existenzminimum liegen, 2 x 50 € gepfändet.
Von den nächsten beiden Arbeitslosengeldzahlungen werden die 50 € abgezogen.
Du hast an einem Spielautomaten „gedaddelt“.
Pech gehabt: 40 € sind verloren!
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KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Deine nette Nachbarin rät dir, endlich einen neuen Teppich zu kaufen. „Zufällig“ hat sie gerade einen neuen
Katalog von einem Versandhaus mit, bei dem sie als Sammelbestellerin tätig ist. Du kannst günstig einen echten
Perserteppich für 400 € bestellen: Da mußt du einfach
zugreifen. Du leistest sofort eine Anzahlung
von 100 €.
Die restlichen 300 € zahlst du in Raten
laut „Ratenplan“.
Der Kauf war sogar sehr lehrreich:
Du liest nach dem Erhalt des Teppichs den Aufkleber auf
der Rückseite: Endlich
weißt du, dass Hongkong
in Persien liegt.
Die erste
Rate wird bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
Deine Espresso-Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben. Eine Neue muß her - natürlich mit Superdesign aus
Italien. Über den Sonderpreis kannst du dich richtig
freuen: 400 €
Du zahlst eine Anzahlung von 50 €,
den Rest in Raten.
Die erste
Rate wird bei der nächsten
„Ratenzahlrunde“ fällig!
Die Eintragung in die
„Ratenzahlungs-Tabelle“
nicht vergessen!
KREDITPOLY
KREDITPOLY
Ereigniskarte
Ereigniskarte
Nach der kleinen Feier gestern bei Freunden hast du leider auf dem Heimweg deine Geldbörse verloren.
Gottseidank waren nur 100 € drin.
Manchmal braucht der Mensch Tapetenwechsel und du
mußt unbedingt ein Wochenende nach Paris.
Das kostet dich 400 €
53
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Spielregeln für „Kreditpoly“
Herzlich willkommen zur Übung „Kreditpoly“!
Bitte lese dir den folgenden Text sorgfältig durch:
Du wirst dann erfahren, was es mit der Übung „Kreditpoly“ auf sich hat.
Es ist eine Gruppenarbeit mit spielerischen Elementen für 3 - 6 Personen.
In dieser Gruppenarbeit soll deutlich werden, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen das Abschließen von Ratenkrediten auf die Haushaltskasse hat. „Nebenbei“ wird Rechnen geübt. Du hebst eine
Schicksalskarte zu Beginn auf und trägst deine Einnahmen und Ausgaben (Raten) in den Übungsbogen ein.
Jeder würfelt in der vorgegebenen Würfelrunde und hebt entweder eine Chancekarte oder eine Ereigniskarte auf (gelbe oder rote Würfelseite). Die Karten sind jeweils laut vorzulesen.
„Kreditpoly“ wird ca. 2 Stunden dauern.
Bitte überprüfe zunächst einmal, ob du alle benötigten
Materialien für die Arbeit der Gruppe beisammen hast:
• 1 Würfel mit 2 gelben und 4 roten Flächen
• für jeden Mitspieler einen Satz „Übungsbögen“ incl. dieser
Anleitung und einer „Ratenzahlungstabelle“
• 1 Satz „Schicksalskarten“
• 1 Kartensatz „Chance“
• 1 Kartensatz „Ereignis“
Bitte gehe exakt nach den Schritten vor, wie sie im Übungsbogen vorgegeben sind. Eine neue Spielrunde
wird immer erst dann begonnen, wenn alle Mitspieler mit ihren Eintragungen aus der letzten Spielrunde
fertig sind!
Ratenplan
Kaufpreis
nach Abzug der Anzahlung
7 monatliche Raten á
zum Vergleichen:
zu zahlender Gesamtbetrag
500 €
450 €
400 €
350 €
300 €
250 €
200 €
150 €
100 €
80 €
70 €
60 €
55 €
45 €
40 €
35 €
30 €
20 €
560 €
490 €
420 €
385 €
315 €
280 €
245 €
210 €
140 €
Viel Spaß bei „Kreditpoly“
54
Schulden
Ein komplexes Bündel von Ursachen sind anzuführen, wenn es darum geht, Gründe für eine Verbzw. Überschuldung aufzuspüren. Zum einen ist es
die fehlende Kompetenz vieler Jugendlicher im
Umgang mit Geld / Geldgeschäften. Hinzu kommt so zeigt es sehr deutlich der Info-Baustein Kinder
und Werbung -, dass Kinder und Jugendliche heute
einem enormen Konsumdruck ausgesetzt sind. Es
ist schwieriger geworden, seine Identität mit und in
der Konsumgesellschaft zu finden, die Werbebilder
sind geprägt vom Haben-wollen und bieten wenig
individuellen Spielraum für die nicht-kommerzielle
Seite des Alltags. Das Jugendmarketing der Geldund Kreditinstitute zielt ebenfalls auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ab, sie möchten so die Kunden von morgen schon heute an sich
binden. Nur wer etwas zu bieten hat, wird scheinbar von den Kids ernstgenommen.
Andererseits ist das „Leben auf Pump / Kredit“ ein
wichtiges Standbein unseres Wirtschaftssystems,
und es muß an dieser Stelle auch deutlich gesagt
werden, dass die allermeisten Kreditverpflichtungen auch erfüllt werden. Dennoch resultiert aus
dem stark umworbenen Jugendmarkt und den
Angeboten der Banken, jederzeit über einen Kredit
verfügen zu können, ein Wagnis auf Zeit.
Für die jungen Konsumenten von heute bedeutet
dies, mit solchen Freiheiten / Angeboten umgehen
zu lernen. Es werden ihnen Fähigkeiten abverlangt
wie:
- perspektivisch denken und planen zu können,
- eine kritische Distanz zur Konsumgesellschaft
zu entwickeln,
- Werbung zu durchschauen,
- die eigene Lebensbiographie kritisch einzuschätzen (siehe hierzu auch weiter unten die
Methodenelemente „Abstiegsszenario“ und
„Wunschlebenslauf“).
Darüberhinaus zeigt sich, dass bestimmte Brüche in
der Biographie anerkannt werden müssen,
auf die der einzelne kaum Einfluß nehmen kann,
außer dass er bei seiner grundsätzlichen
Lebensplanung solchen Eventualitäten eine höhere
Beachtung schenken muß.
Dazu gehören drei Faktoren:
• Arbeitslosigkeit
Die Arbeitsmarktentwicklung zeigt, dass für
breite Teile der Bevölkerung das Risiko nicht
auszuschließen ist, im Laufe des Arbeitslebens
von Arbeitslosigkeit bedroht zu sein. Das trifft
sowohl den qualifizierten Facharbeiter, den
Ingenieur wie auch Berufe aus dem Dienstleistungssektor. Auf solche Fälle sollte man zumindest planerisch vorbereitet sein, damit es nicht
zu einem bodenlosen Absturz kommt. Bei der
Aufnahme von langfristigen Verpflichtungen
sollten solche Brüche einkalkuliert werden. Die
zukünftigen Berufskarrieren werden weit weniger gradlinig verlaufen.
• Trennung der Familie
Die Statistik in Deutschland zeigt es uns deutlich: Jede dritte Ehe wird heute wieder geschieden, Partnerschaften haben an Zuverlässigkeit
verloren. Für die einzelne Familie kann dies
bedeuten, dass plötzlich von einem Einkommen
zwei Haushalte leben müssen. Das geht nicht
ohne einschränkende Maßnahmen, oft aber ist
es der Beginn einer Überschuldungskarriere.
Zum einen wollen wir die Wunschträume der
Jugendlichen auf keinen Fall zerstören, wir
möchten aber auch nicht, dass sie sich der möglichen Realität verschließen und dann letztendlich handlungsunfähig sind und die (finanziellen) Verhältnisse, in denen sie leben, verkennen.
• Krankheit
Oft sehen Jugendliche ihr zukünftiges Leben als
einen ausschließlich positiven Aufstieg von
Lebensereignissen, wo Enttäuschungen, Rückschläge jeweils individuell ausgeschlossen
werden mit der Begründung „Das kann mir
doch nicht passieren!“ (siehe auch Methodenelement „Wunschlebenslauf“). Mit dieser Haltung stellen sie dann möglicherweise später
hilflos und handlungsunfähig einem unerwarteten Schicksalsschlag gegenüber. In der Arbeit
mit Jugendlichen im Bereich Prävention sollten
aber gerade solche unvorhersehbaren Ereignisse
fiktiv mit in die Lebensplanung aufgenommen
werden, um Kenntnisse und Fähigkeiten zu
erlangen, die Auswege aus solchen Situationen
aufzeigen können.
55
Aus dem Alltag der Schuldenberatung wissen
wir, dass plötzliche Krankheiten, die längere Zeiten andauern und zu finanziellen Einbußen im
Haushaltsbudget führen, Auslöser sein können
für eine Überschuldung. Dieses Wagnis kann
natürlich kaum ausgeschlossen werden (siehe
auch Informationsbaustein Versicherungen). Es
geht hier eher um die zu relativierende Selbsteinschätzung, eine Kreditaufnahme nicht zu
hoch ansteigen zu lassen, dass kaum noch Spielraum bzw. Reaktionsmöglichkeiten bestehen,
finanziellen Einbußen zu begegnen.
Insgesamt sind Jugendliche heute stärker gefordert,
den Faktor Zeit bei ihrer Lebensplanung zu berücksichtigen. Die scheinbaren Möglichkeiten der „Wunscherfüllungsmaschine Konsum“ auf ein annehmbares Leben im Hier und Jetzt verleitet eher dazu,
grenzenlos zu konsumieren, als dass dazu angeregt
würde, sinnvoll und planerisch den zukünftigen Lebensweg zu strukturieren. Wir möchten in unserer
Arbeit mit der Zukunftswerkstatt den Schülerinnen
und Schülern die Möglichkeit geben, beide Seiten
der Medaille kennen und einschätzen zulernen.
Zur Schuldensituation privater
Haushalte*
Seit 1980 ist die Privatverschuldung in Deutschland
um 250 Prozent auf 190 Milliarden Euro in die
Höhe geschnellt. Jeder Haushalt ist im Schnitt mit
16.000 Euro verschuldet, das ist doppelt soviel wie
in den 80er Jahren. Dem Schuldenberg gegenüber
steht die Sparrate. So hat jeder Haushalt (statistisch
gesehen) ungefähr 70.000 Euro auf der hohen
Kante, nach einer Erhebung des Bundesverbandes
deutscher Banken aus dem Jahre 1995. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Schere zwischen arm
und reich immer größer wird.
Ausgegeben wird das Geld hauptsächlich für die
Autofinanzierung, obgleich die Neuzulassungen
eher rückläufig sind. 1993 und 1994 wurde jeder
dritte neuzugelassene PKW über eine herstellereigene Bank finanziert. Nach Schätzungen der CCBank werden 70-80% aller Fahrzeuge unter Inanspruchnahme von Konsumentenkredite erworben.
Zunehmend wird aber der Konsumentenkredit auch
zur Deckung des laufenden Bedarfs eingesetzt.
Etwa ein Drittel aller Kreditaufnahmen werden zur
Umschuldung aufgenommen. Die Erstkreditauf-
56
nahme ist allerdings in der Mehrzahl der Fälle
durch die Gründung eines eigenen Haushalts motiviert (Iff, Schuldenreport 1995).
Die Plastikkarte bietet bei den stark verschuldeten
Haushalten nunmehr einen neuen Verhaltensspielraum. Je geringer das verfügbare Einkommen und je
mehr das Haushaltseinkommen gebunden ist, desto
mehr gewinnt die EC-Karte an Bedeutung. CashAutomaten und Cash-Kassen decken schnell den
Geldbedarf und sind Kreditaufnahmemittel. Sie
bergen eben die Gefahr, dass trotz nicht verfügbarem Geld auf dem Konto, ein Kredit gewährt wird,
aber zu einem höheren Zinssatz. Dieser bargeldlose
Zahlungsverkehr wird an Bedeutung gewinnen.
Somit wird für die privaten Haushalte eine Budgetierung des Einkommens immer wichtiger.
Verschuldete Haushalte tätigen einen großen Teil
ihres Bedarfs über den Versandhandel. In der
Schuldnerberatung hat der Versandhandel eine
bedeutende Rolle. Durch die hohe Überschuldung
sind Haushalte darauf angewiesen, diesen Weg des
Ratenkaufes zu nutzen. Der Versandhandel ist keine
Erscheinung der jüngeren Zeit. In den 20er Jahren
entstanden Bauer, Quelle, Schöpflin und Bader,
nach der Währungsreform 1948 erlebte er eine Blütezeit. Nach amerikanischen Vorbild wurde das Universal-Versandsystem eingeführt. Neben den alten
gab es jetzt Neckermann, Otto- und den SchwabVersand. Dazu kamen Wollversande, Buchclubs. Der
Anteil an Versandgeschäften beträgt 3,6% des
gesamten Einzelhandelsumsatzes. Die Gebührenerhöhung der Post führte dazu, dass z.B. der Ottoversand seinen eigenen Hermes-Versand installierte.
Die Tendenz der Zukunft ist, dass viele städtische
Haushalte sich dieser Einkaufsart anschließen. Der
Versandhandel bieten einen 24-stündigen Rund-umService an. Da Sonntags nicht gearbeitet wird, laufen die Gespräche an Sonn- und Feiertagen über
das dänische Sonderburg. Im Rahmen präventiver
Arbeit muß auf diese Kaufart ein besonderer
Augenmerk gerichtet werden.
Eine neue Variante, schnell an neue Konsumgüter
zu kommen ist das Home-Teleshopping. Auch hier
werden bei Call direkt vom Sofa aus die Dinge bestellt. Die Welt der Waren kommt bequem in die
Wohnstuben.
* Text: Gabriele Beckers, VZ Hessen
1. Name
„Versicherungspoker“
2. Methodentyp
Tischkartenspiel, Simulationsspiel
3. Ziele
Den Schülern soll deutlich werden, welche Versicherungen
sinnvoll und nützlich sind und welche besser nicht abgeschlossen werden sollten.
4. Inhalte
Vor- und Nachteile verschiedener Versicherungsarten
5. Dauer
60 Minuten
6. Material
1 Würfel, 1 Spielfeld, ein farbiger Kartensatz „Versicherungsfälle“, Spielgeld (200 €, 100 €, 50 €), Stifte und Karten zum
Notieren von Fragen, Streifen „Merksätze“
Für die Variante:
Hinweise aus dem Info-Block Versicherung und weitere
Materialien
7. Anleitung
An einem Spiel nehmen 3 - 6 Spieler teil, eventuell übernimmt eine siebte Person die Rolle der „Spielbank“
(Versicherungsverwaltung). Das Spiel kann parallel in mehreren Gruppen gespielt werden.
Jeder Spieler zieht durch Würfeln Karten mit unterschiedlichen „Versicherungsfällen“ verschiedener Versicherungsarten, die einen Gewinn oder Verlust zur Folge haben.
Während des Spielverlaufs auftretende Fragen zu den Versicherungsfällen werden gesammelt und nach
Beendigung des Spiels in einem anschließenden Gruppengespräch besprochen.
Spielverlauf:
In der Spielgruppe übernimmt jemand die Rolle der „Versicherungsverwaltung“. Er führt die Kasse, kontrolliert Einzahlungen und Auszahlungen und achtet auf die Einhaltung der Spielregeln.
Die Rolle der „Versicherungsverwaltung“ kann ggf. auch von einem Spieler mit übernommen werden.
Die „Versicherungsverwaltung“ (der Kassierer oder Croupier der Spielbank) gibt an jeden Spieler ein Startkapital von 1000 € aus. (In Form von 1 x 200 € und 3 x 100 €, 10 x 50 €.)
Ist ein Spieler „pleite“, gewährt die Spielbank großzügig Kredit und verleiht Geldbeträge, damit niemand
frühzeitig aus dem Spiel ausscheiden muß. Die Beträge werden auf einem Zettel notiert. Kommt der betreffende Spieler wieder „zu Geld“, muß er die gegebenen Kredite an die Spielbank zurückzahlen.
Die „Versicherungsfall-Karten“ werden gemischt. Auf jedes der sechs freien Kartenfelder auf dem Spielfeld
wird verdeckt eine Karte vom Talon gelegt.
Jeder Spieler muß zu Beginn jeder Spielrunde einen Einsatz von 50 € leisten. Es kann auch der doppelte
Einsatz gesetzt werden, dann verdoppelt sich sowohl der Gewinn als auch der Verlust. Der Einsatz wird in
jedem Fall sofort vom Versicherungsverwalter (Croupier) kassiert.
57
Variante:
Statt des „obligatorischen Einsatzes“ von 50 € kann jeder Spieler bei Beginn jeder Spielrunde
entscheiden, ob er eine bestimmte Versicherung für diese Runde abschließen möchte.
Der Versicherungsbeitrag beträgt 50 €. Eine abgeschlossene Versicherung bewahrt den Spieler
dann je nach „erwürfeltem“ Versicherungsfall vor Verlusten. Gewinne bleiben selbstverständlich
bestehen.
Der einzelne Spieler ist also entweder
- durch die abgeschlossenen Versicherungen abgesichert, oder
- hat eventuell eine überflüssige Versicherung abgeschlossen, die nicht greift.
Achtung:
Die Variante kann eine Änderung eines Teils der Versicherungsfall-Karten zur Folge haben!
Zurück nun zum Standard-Spielablauf:
Die Schüler werden zu Beginn kurz über die vermeintlichen Vorteile der verschiedenen Versicherungsarten
aufgeklärt (siehe auch Info Versicherungen).
Es wird im Uhrzeigersinn gespielt. Der Spieler links neben der Versicherungsverwaltung beginnt, würfelt
und nimmt entsprechend der Zahl die Versicherungsfallkarte vom Kartenfeld. Die Karte wird laut vorgelesen und die angegebenen Gewinne oder Verluste werden von der Spielbank ausgezahlt. Die gezogene Karte
wird aufgedeckt in das entsprechende Feld vor dem Spieler auf dem Spielplan abgelegt.
Auftretende Fragen zu einzelnen Versicherungsarten werden auf einer Karteikarte notiert und in das „ ?“
Feld auf dem Spielplan gelegt.
Nach jeder Spiel-/ Pokerrunde werden neue Karten vom Talon in die freigewordenen Kartenfelder gelegt.
Eine neue Runde beginnt... Die Spieler machen ihren Einsatz!
Zum Schluß des Spiels wird das Geld gezählt.
Die Spieler ziehen Bilanz: Welche Versicherungen haben sich gelohnt, welche nicht?
Die notierten Fragen werden anschließend im Gruppengespräch erörtert.
8. Anmerkungen
Das Spielfeld „Versicherungspoker“ wird nach dem Muster angefertigt.
Es muß darauf geachtet werden, dass alle aufgedeckten „Versicherungsfall-Karten“ laut vorgelesen werden,
auch wenn die Texte der „Versicherungsfall-Karten“ umfangreicher sind.
Damit während des Spiels nicht nur der „Gewinn“ oder „Verlust“ interessiert, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung in Gang gebracht wird, ist das Ergebnis bei vielen Karten im Text „versteckt“. Natürlich
könnte es günstiger sein, wenn der Text auf den Karten immer mit „Zahle an die Bank ...“ oder „Du erhältst
von der Bank € ......“ endet. Dabei würde das Augenmerk auf die letzte Zeile der Karte fallen, der Text mit
seinem Versicherungsfall würde zweitrangig. Um solcher allzu bequemer Erfassung der Situation entgegenzuwirken, erschließen sich die Sachverhalte oft erst nach Durchlesen des ganzen Textes. Eventuell kann
dann auch noch kurz in der Spielgruppe diskutiert werden, wie das Fallbeispiel zu bewerten ist.
58
COPY
Spielfeld Versicherungspoker
Spieler
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Warum hast du dir eine Reisegepäck- und
Reiserücktrittsversicherung aufschwatzen
lassen?
Kartenfeld
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Du hast 100 € im Jahr in den Sand gesetzt.
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Diese Versicherungen sind wenig leistungsfähig und völlig überteuert.
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Kartenfeld
Damit tritt erst jetzt deine neue, billigere Versicherung in Kraft.
Ka
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Du hast im letzten Jahr eine teure Kfz-Haftpflichtversicherung für die Dauer eines Jahres abgeschlossen
und schaffst es rechtzeitig, drei
Monate vor Ablauf des Versicherungsvertrags, den Vertrag zu kündigen.
Dein Gewinn ist 150 € im Jahr.
Spieler
Du hast die verschiedenen Versicherungsangebote beim Abschluß nicht verglichen! Es gibt günstigere VerVersicherungspoker
sicherungen
bei gleicher Leistung.
Jahresverlust: 150 €!
„?“
Frage
Versicherungsfall
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COPY
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✁
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61
COPY
Karten „Versicherungsfälle“
Versicherungspoker
Diebe sind in deine Wohnung eingebrochen
und vandalierten. Deine Wohnung sieht
schrecklich aus. Schaden 1.500 €. Dein Hausratsversicherer zahlt den Wiederbeschaffungspreis von Sachen gleicher Art und Güte in neuwertigem Zustand, also 1.500 €, da für dich
noch die alten Hausratversicherungsbedingungen (VHB 84) gelten.
Versicherungspoker
Du hast einen Arbeitsunfall mit der Folge einer
teilweisen Berufsunfähigkeit gehabt und noch
keinen ausreichenden Anspruch auf gesetzliche
Sozialversicherungsleistungen.
Leider hast du auch keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, die deinen monatlichen Einkommensverlust durch Einschränkung deiner Berufsfähigkeit (500 €) decken
könnte.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Bei dir ist eingebrochen worden. Stereoanlage
und Kamera sind futsch.
Aber du hast „Glück im Unglück“:
Du hast vor einiger Zeit statt einer billigeren
Risikolebensversicherung eine reichlich teure
Kapitallebensversicherung abgeschlossen.
Deine Hausratversicherung zahlt dir 1.200 €!
Nun werden in diesem Jahr insgesamt noch
300 € Beiträge fällig - und das bei deinem schon
bestehenden Loch in der Kasse!
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du hast in einem Heimwerker-Geschäft mit
einem Brett ein Gerät beschädigt.
Schaden 200 € .
Leider hast du die Prämien deiner Haftpflichtversicherung seit langem - trotz mehrfacher
Aufforderung und entsprechender Belehrungen
über Rechtsfolgen - nicht bezahlt und den Versicherungsschutz verloren.
Du hast bei deinen Bekannten fahrlässig einen
Schaden verursacht.
Deine Haftpflichtversicherung zahlt 200 € aus!
Dein Schaden: 200 €.
Versicherungsfall
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Versicherungsfall
COPY
Versicherungspoker
Du hast einen Arbeitsunfall gehabt und bist aus
gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der
Lage, deinen bisherigen Beruf auszuüben.
Anwartschaften auf gesetzliche Versicherungsleistungen bestehen noch nicht. Zum Glück ist
die Laufzeit deiner Berufsunfähigkeitsversicherung noch nicht abgelaufen.
Versicherungspoker
Nach deinem Unfall zahlt dir die Freizeit-Unfallversicherung im Rahmen deiner Mitgliedschaft
in der Gewerkschaft 10.000 €.
Du hebst 2.000 € ab!
Dein Berufsunfähigkeitsversicherer befreit dich
von deiner monatlichen Beitragspflicht und
zahlt dir entsprechend dem vertraglich vereinbarten Tarif eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente von 500 €.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Die „Ebbe“ in deiner Kasse besteht nun schon
recht lange. Zum Glück hast du schon vor längerer Zeit deine unsinnige Kapitallebensversicherung gekündigt. Der Rückkaufswert beträgt
aufgrund deiner bisher eingezahlten Beiträge
zwar leider längst nicht den vollen Betrag, aber
immerhin bekommst du jetzt 1.000 € ausgezahlt!
Leider bist du vom Fahrrad gefallen und hast dir
dabei deine Hand so verletzt, dass diese zu 50 %
dauerhaft funktionsbeeinträchtigt ist.
Da du durch die gesetzliche Unfallversicherung
nicht geschützt bist, würde dir eine private
Unfallversicherung 15.000 € zahlen. So aber
fehlen dir allein in diesem Jahr 1.500 €.
(zahle!)
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du bist leider in einen Gerichtsprozeß verwickelt. Du befürchtest große Kosten. Eine
Rechtsschutzversicherung hast du abgeschlossen! Da du arbeitslos bist, könnten deine
Gerichtskosten aber aufgrund der Prozeßkostenhilfe übernommen werden!
Du hast finanzielle Schwierigkeiten. Zum Glück
hast du vor einiger Zeit eine teurere Kapitallebensversicherung in eine billigere Risikolebensversicherung umgewandelt.
Du sparst jährlich 400 €.
Deshalb: Die Kosten für deine Rechtsschutzversicherung (150 € im Jahr) hast du, in diesem
speziellen Fall zum Fenster rausgeschmissen.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
63
COPY
Versicherungspoker
Du lebst solo. Wozu brauchst du eigentlich
deine Lebensversicherung?
Die Beiträge reißen in diesem Jahr ein Loch von
600 € in deine Kasse!
Das Geld könntest du gewinnbringender
anlegen.
(zahle!)
Versicherungspoker
Eine Freundin gab dir den Tip, doch endlich
eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen.
Du zögerst!
Richtig, denn du sparst 200 € jährlich. Wenn du
die erforderlichen Mittel für die Wahrnehmung
deiner Rechte aufgrund deiner schlechten persönlichen und wirtschaftlichen Situation (z.B.
Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe)
nicht aufbringen kannst, dann hast du
außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens
Anspruch auf Beratungshilfe und für ein gerichtliches Verfahren Anspruch auf Prozeßkostenhilfe mit bzw. ohne Ratenzahlung.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du hast für eine Krankentagegeldversicherung
in den letzten beiden Jahren 700 € bezahlt.
Umsonst! Wozu brauchst du als Arbeitsloser
eigentlich so einen Unsinn? Denn im Falle der
Krankheit hast du als Arbeitsloser - im Gegensatz zu bestimmten Gruppen von Selbständigen
- doch keinen zusätzlichen Einkommensverlust
durch Nicht-Arbeit!
In deiner Wohnung gab es einen Wasserrohrbruch. Ein Teil der Wohnungseinrichtung ist
lädiert. Leider ist der Versicherungsbeginn deiner gerade abgeschlossenen Hausratversicherung erst nächste Woche.
Du setzt 1.000 € zu!
(zahle!)
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Dir wurde im letzten Jahr ein „schickes“ Versicherungspaket angeboten, das völlig undurchschaubar und überteuert war.
Du sagst „Nein!“ und hast so in diesem Jahr
schon 300 € gespart.
Deine Kapitallebensversicherung belastet dich
erheblich. Du schreibst deinem Lebensversicherer und beantragst, dass deine Lebensversicherung beitragsfrei zu stellen ist.
Du sparst in diesem Jahr 200 €!
Versicherungsfall
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Versicherungsfall
COPY
Versicherungspoker
Leider mußt du vor Gericht. Kosten entstehen auf den ersten Blick - wohl nicht: Denn du hast
ja eine Rechtsschutzversicherung!
Dumm nur, dass du die Beiträge wohl umsonst
verpulvert hast (200 € jährlich). Da deine
Rechtsverfolgung / Rechtsverteidigung hinreichende Aussicht auf Erfolg hatte und deine persönliche und wirtschaftliche Situation schlecht
ist, hättest du nämlich Anspruch auf
Prozeßkostenhilfe gehabt.
Versicherungspoker
Du hast einen Haftpflichtschaden von 400 €
verursacht.
Eine Haftpflichtversicherung hast du nicht
abgeschlossen.
Verlust für dich: 400 €.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Heute wollte dich ein Versicherungsvertreter
zum Abschluß einer Rechtsschutzversicherung
überreden. Du hast „Nein!“ gesagt. Denn du
weißt, dass du aufgrund deiner schlechten persönlichen und wirtschaftlichen Situation außerhalb des Gerichtes Anspruch auf Beratungshilfe
und für gerichtliche Verfahren Anspruch auf
Prozeßkostenhilfe hast.
Du sparst 200 € jährlich!
Es war etwas turbulent heute morgen: Dein
Übernachtungsbesuch war gerade beim Einsetzen der Kontaktlinsen, da hast du ihn
erschrecken wollen. Dabei ist die Kontaktlinse
auf den Boden gefallen und beim Suchen bist
du auch noch draufgetreten. Das Ergebnis:
Linse zerkratzt und unbrauchbar!
Der Schaden beläuft sich auf 150 €.
Deine Haftpflichtversicherung tritt hierfür ein.
(Glück im Pech!)
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du hast gestern - zu fortgeschrittener Stunde die neue Videokamera deiner Freundin ruiniert.
Deine Haftpflichtversicherung zahlt 1.000 €!
Du hast beim Abschluß deiner Versicherungsverträge nicht „durchgeblickt“. Du zahlst viel zu
hohe Beiträge.
Jährlicher Verlust: 150 €!
Versicherungsfall
Versicherungsfall
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Versicherungspoker
Du bist leider in einen Gerichtsprozeß verwickelt. Du befürchtest hohe Kosten. Eine
Rechtsschutzversicherung hast du abgeschlossen! Da deine wirtschaftliche Situation miserabel ist, wären deine Gerichts- und Anwaltskosten, für den Fall deines Unterliegens, im
Rahmen der Prozeßkostenhilfe übernommen
worden.
Versicherungspoker
In deiner Wohnung gab’s einen Wasserrohrbruch: Die notwendigen Reparaturkosten betragen 2.000 €.
Deine Hausratversicherung zahlt 2.000 €.
Deine Rechtsschutzversicherung von 150 € im
Jahr war in diesem Fall umsonst.
(Zahle)
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du hast bei einem entfernten Bekannten den
neuen Fernseher verschuldet ruiniert. Leider
hast du keine Haftpflichtversicherung.
In deiner Wohnung gab’s einen Wasserrohrbruch: Schaden in der Wohnung 1.000 €.
Deine Hausratversicherung zahlt 1.000 €.
Dein Loch im Portemonnaie: 800 €.
(Zahle)
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du hast, weil du clever bist - die viel zu teuren
Versicherungen (Hausrat- und Haftpflichtversicherung) zugunsten billigerer gekündigt.
Jahresgewinn: 150 €!
Du hast einen Arbeitsunfall gehabt und erhältst
leider noch keine ausreichenden Leistungen
nach der RVO (Reichsversicherungsordnung).
Das ist hart! Denn leider hast du keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, die
hier einspringen könnte.
Dein monatliches Loch: 400 €.
Versicherungsfall
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Versicherungsfall
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Versicherungspoker
Aufgrund eines Unfalls bist du Invalide geworden.
Da du keine Unfallversicherung abgeschlossen
hast, fehlen dir jetzt - trotz sparsamster Haushaltsführung - 1.500 € jährlich!
Versicherungspoker
Du hast eine schöne fast antike Blumenvase deiner Freundin „klirren“ lassen. Nu ist sie hin! Es
tut dir leid und du darfst dich trotzdem freuen,
denn du hast klugerweise eine Privathaftpflichtversicherung abgeschlossen. Die zahlt jetzt den
Schaden von 200 €.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Dir entstehen erhebliche Gerichtskosten. Aber:
Deine Rechtsschutzversicherung zahlt!
Dumm nur, dass du zu spät erfährst, dass dein
Anwalt wegen deiner Arbeitslosigkeit und der
damit verbundenen schlechten persönlichen
und wirtschaftlichen Situation über die Prozeßkostenhilfe bezahlt worden wäre.
Du hast zwei gleiche Versicherungsverträge
abgeschlossen, weil du wieder nicht nein sagen
konntest, als dein bester Fußball-Kollege dir
diese aufgeschwatzt hat.
Überflüssige Ausgabe: 200 € im Jahr!
Deine Beiträge (200 € jährlich) waren zum Fenster rausgeschmissen!
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
In deiner Wohnung hat es gebrannt.
Ein Teil der Einrichtung ist hin!
Deine Hausratversicherung ist leider nicht
mehr rechtskräftig.
Pech: 1.500 € Defizit in deiner Kasse!
Versicherungsfall
Du bist in einen Verkehrsunfall verwickelt. Du
hast eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen und denkst: „Die ganze Angelegenheit kann
ich ohne Kostenrisiko gerichtlich klären lassen!“
Beim Rechtsanwalt erlebst du eine herbe Enttäuschung: Du hast leider keine VerkehrsRechtsschutzversicherung abgeschlossen, deine
Rechtsschutzversicherung zahlt nicht bei Streitigkeiten wegen eines Verkehrsunfalls. Trotzdem
brauchst du beim Anwalt nur 10 € zu bezahlen,
denn du kannst Beratungshilfe nach dem Beratungshilfegesetz in Anspruch nehmen.
Aber: Du hast in diesem Fall Versicherungbeiträge in Höhe von 150 € in den Wind gesetzt!
Versicherungsfall
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COPY
Versicherungspoker
Endlich hast du nach langer Arbeitslosigkeit
wieder Arbeit gefunden. Deine langjährige
Freundin hast du kürzlich geheiratet und willst
nun eine Familie gründen. Durch einen schweren Arbeitsunfall wirst du berufsunfähig. Da du
aber noch sehr jung bist, bekommst du keine
gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente. Wie gut,
dass du eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, die dir jetzt eine
monatliche Rente von 450 € zahlt.
Pech gehabt: Durch Unachtsamkeit hast du die
neue Brille deines Freundes zertreten.
Schaden 200 €!
Glück gehabt: Deine Haftpflichtversicherung
zahlt den Schaden.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Du hast Pech mit der Waschmaschine. Der
Druckwasserschlauch ist geplatzt und hat eine
schöne Überschwemmung - glücklicherweise
nur in deiner Wohnung - verursacht.
Dein Gesamtschaden beträgt 1.200 €.
Wie gut, dass du eine Hausratversicherung
abgeschlossen hast. Sie zahlt dir die volle Schadenssumme aus!
Nicht immer bringen Scherben Glück. Du hast
das nagelneue Tee-Service deiner Tante achtlos
in einen Scherbenhaufen verwandelt.
Wann schließt du für solche Fälle endlich mal
eine Haftpflichtversicherung ab?
Zahle 150 €!
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Bei der letzten Party ist dir ein Mißgeschick
passiert. Du hast die letzte Zigarette deines
Lebens achtlos weggelegt und dabei die CDsammlung deines Freundes in Brand gesetzt.
Dein Freund ist ziemlich sauer; er weiß, dass du
kaum Geld hast, weil du arbeitslos bist.
Du kannst ihn aber schnell beruhigen:
Du hast ja eine Haftpflichtversicherung, die den
Schaden in Höhe von 400 € voll übernimmt.
Versicherungsfall
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Versicherungspoker
In deiner Wohnung ist eingebrochen worden
und deine neue Stereo-Anlage wurde geklaut.
Gut dass du eine Hausratversicherung hast, die
zahlt den Gesamtschaden von 1.100 €.
Versicherungsfall
COPY
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Ein Versicherungsvertreter versucht dir eine
Kapitallebensversicherung aufzuschwatzen. Du
lehnst dankend ab, denn du hast bereits die
preiswertere Risikolebensversicherung. Prima,
du hast im Prinzip jährlich 400 € gespart und
das bei gleichem Versicherungsschutz.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Durch Unachtsamkeit bist du mit deinem Fahrrad an einem Mercedes vorbeigeschrammt.
Du kannst aufatmen, den Schaden von 900 €
trägt deine Privathaftpflichtversicherung.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
Versicherungspoker
Versicherungspoker
Schau doch demnächst vorher hin, worauf du
dich setzt. Die Reparaturkosten von150 € für
die teure Brille deiner Tante zahlt gottseidank
deine Haftpflichtversicherung.
Versicherungsfall
Versicherungsfall
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Versicherungen
Sechs Versicherungspolicen hat jeder Deutsche im
Schnitt, doch leider sind es nicht immer die richtigen. Viele Experten sind der Meinung, dass die
Verbraucher oft „falsch und zu teuer“ versichert
sind. Wieso das so ist, ist zurückzuführen auf
Unwissenheit, auf ein individuelles, hohes Sicherheitsbedürfnis und zuletzt auch auf die mangelhafte Beratung der Versicherungsvertreter, wie es
die Zeitschrift FINANZtest Nr. 1-2, 1997 beim Verkauf von Lebensversicherungen feststellen mußte
und titelte: Versicherungen: Jede dritte berät
„mangelhaft“. Guter Rat ist Mangelware!
Grundsätzlich benötigt jeder ein individuelles
Schutzkonzept, entsprechend seiner aktuellen
Familiensituation (ledig, verheiratet, Kinder, Alter).
Hinzu kommt die persönliche Einschätzung der
eigenen Risikolage, und hier muß jeder individuell
seine Entscheidungen treffen. Damit wird es
schwierig, grundsätzliche Empfehlungen auszusprechen, es bedarf der jeweiligen Einzelbetrachtung.
An dieser Stelle wollen wir einen Überblick über
Versicherungsarten und ihre Risiken, bzw. ihre
Möglichkeiten geben. Zur (notwendigen) Vertiefung
müssen weitere Informationen herangezogen werden, Quellen nennen wir weiter unten.
Privathaftpflichtversicherung
Grundsätzich ist jeder, der einen Schaden an einem
anderen verschuldet - und da genügt schon leichte
Fahrlässigkeit (z.B. als Fußgänger bei Rot über die
Straße zu gehen und damit einen Auffahrunfall zu
verursachen) - unbegrenzt Schadensersatzpflichtig
(nach §§823ff. BGB; sog. Deliktshaftung). Eine
Sekunde Unaufmerksamkeit, und die Folgen können verheerend sein, denn die Kosten aus Schadensersatzansprüchen sind nicht vorhersehbar und
können leicht in die Zehntausende Mark gehen.
Aus diesem Grunde ist eine Haftpflichtversicherung
unverzichtbar.
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wiederbeschafft werden kann.
In welcher Höhe der Versicherungsschutz gelten
soll, ist genau zu überdenken, damit es später beim
Schadensfall nicht zu einem Unterversicherungseinwand seitens der Versicherung kommen kann.
Lebensversicherung
- Risikolebensversicherung
- Kapitallebensversicherung
Die Risikolebensversicherung genießt in Vertreterkreisen nicht den besten Ruf, denn die Außendienstler und ihre Gesellschaften verdienen an ihr
nicht gut. Deshalb empfehlen sie lieber die Kapitallebensversicherung, eine Kombination mit einem
Sparvertrag, sie verspricht mehr Provision und
Gewinn. Wie gut das funktioniert, zeigen Verkaufszahlen aus 1995, die schlichte Risikopolice wurde
nur 600 000 mal verkauft, wogegen die Kapitallebensversicherung auf runde 2,7 Millionen Verträge
kam.
Für ca. 90% der Verbraucher ist die Kapitallebensversicherung als Sparinstrument blanker Unsinn,
denn die Rendite ist eher kläglich. Für fast alle gilt:
Finger weg von der Kapitallebensversicherung.
Denn was viele Verbraucher nicht wissen: Beim Vertragsabschluß ist die Höhe der späteren Auszahlung
ungewiß. Die Versicherer schreiben zwar hohe Ablaufleistungen in ihre Werbeprospekte, garantieren
aber wenig und benügen sich mit einer Prognose.
Dagegen ist der Abschluß einer Risikolebensversicherung unter bestimmten persönlichen Umständen anzuraten. Vor allem für junge Familien mit
noch kleinen Kindern ist sie die richtige Police. Hier
wird kein Kapital angespart, und stirbt die versicherte Person in der Versicherungszeit, wird die
vereinbarte Summe an den „Bezugsberechtigten“
gezahlt. Sie bietet also einen enormen Vorteil:
Große Sicherheit zum kleinen Preis.
Hausratversicherung
Rechtsschutzversicherung
Auch die Hausratversicherung kann eine wichtige
Police sein, besonders dann, wenn die Wohnungseinrichtung im Laufe der Jahre so an Wert gewonnen hat, dass sie im Fall eines Totalschadens (Wohnungsbrand, Diebstahl nach Einbruch, Vandalismus
nach Einbruch usw.) nicht aus eigenen Mitteln
Diese Versicherungspolice ist von zweifelhaftem
Wert, da zahlreiche Ausschlüsse in den Versicherungsbedingungen vorhanden sind. Auch wenn
bereits jeder zweite Haushalt über mindestens eine
Police verfügt, gehört die Rechtsschutzversicherung
nicht zu den wichtigen Versicherungsarten.
In Großstädten beraten öffentliche Rechtsauskunfts stellen kostenlos. Mietervereine bieten
ihren Mitgliedern zum Beispiel Rechtsschutz bei
Streitigkeiten mit dem Vermieter an. Auch die
Haftpflichtversicherung bietet einen gewissen
Rechtsschutz, indem sie prüft, ob Forderungen
gegen ihren Kunden berechtigt sind, denn notfalls
zieht sie für ihn vor Gericht.
Im Rahmen der empfohlenen Erkundungen vor Ort
ist es für die Schüler auch interessant, eine Verbraucherberatung aufzusuchen und sich dort von
Fachkräften über die Chancen und Risiken von Versicherungen zu informieren. Wichtig zu wissen; die
Verbraucherberatung bietet auch einen individuellen Versicherungscheck mit vielen hilfreichen Infos.
Ein wichtiger Grund, der darüberhinaus gegen eine
Rechtsschutzversicherung spricht, ist die Tatsache,
dass die Versicherer oft nicht zahlen, wenn es um
juristische Konflikte geht, die bei Privatleuten häufig vorkommen.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Zu den wichtigsten Privatpolicen zählt die Berufsunfähigkeitsversicherung, auch wenn derzeit nur
jeder zehnte deutsche Haushalt vorgesorgt hat. Die
Statistik zeigt aber, dass das Risiko, den bisherigen
Beruf aufgeben zu müssen, erheblich ist, denn
jeder fünfte Angestellte und jeder vierte Arbeiter
muß wegen Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden. Da die Sozialrente bzw. Frührente nur einen Grundschutz bietet, kommt niemand mit dem gesetzlichen Basisschutz ohne einschneidende Beschränkungen im
Lebensalltag zurecht und erst recht keine junge
Familie.
Zur Vertiefung dieses Informationsblocks im Unterricht bzw. in der Zukunftswerkstatt ist es unerläßlich, aktuelle und kritische Unterlagen heranzuziehen. Wir empfehlen das Sonderheft „Versicherungen. Richtig versichern mit FINANZtest SPEZIAL
der Stiftung Warentest. Auf über 134 Seiten werden Vertragsbedingungen erläutert und günstige
Anbieter genannt, ein hilfreicher Ratgeber für den
Durchblick im Dschungel der Versicherungsangebote.
Zu beziehen über den Versandservice:
Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 810660,
70523 Stuttgart.
71
Eine Fallstudie - Zur Marketingkommunikation eines Versicherungsunternehmens
Junge Erwachsene sind eine schwierige Zielgruppe
auch für die Versicherungswirtschaft. Schwierig
deshalb - so sehen es die Werbefachleute -, weil sie
hohe Anforderungen an die Authentizität einer Versicherungskampagne stellen. Daher muß man sich
schon etwas ganz Außergewöhnliches für die Kids
einfallen lassen.
Die Branche sieht das Problem am Versicherungsmarkt auch darin, dass Mitte 1994 ein „Ruck
durch die Versicherungsbranche“ ging: Die staatliche Bedingungs- und Preisaufsicht fiel. Das
hatte zur Folge, dass Versicherer ihre Produkte nun
nach eigenen unternehmerischen Vorstellungen
gestalten konnten. Dadurch stieg die Zahl der
Anbieter und Angebote sprunghaft an. Der Verbraucher sieht sich allerdings seitdem einer zunehmenden verwirrenden Angebotsvielfalt ausgesetzt.
Auf der Suche nach zukünftigen Stammkunden
stießen die Versicherer auf ein weiteres Problem.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlen
sich selten an ein Haus, sprich: an eine Versicherungsgesellschaft, gebunden. Sie sind stets für Konkurrenzangebote aufgeschlossen. Die Zielgruppe
der Kids ist aber dennoch für die Versicherungsunternehmen wichtig, weil ihr hier ein Kundenstamm
erwächst, der über Jahre hinweg zahlreiche Folgegeschäfte garantiert. Dieses Kundenpotential an das
Unternehmen heranzuführen - nun zitieren wir aus
einer Fallstudie der Allianz -, hat deshalb eine besondere strategische Bedeutung. Man stellte auch
fest, dass der Zielgruppe nicht nur die Bindung an
den Versicherer fehlt, gleichzeitig sei ihr Problembewußtsein verhältnismäßig schwach ausgeprägt.
Gerade das aber ist bei Versicherungen die Voraussetzung schlechthin, um erfolgreiche Geschäfte zu
machen.
So konstatierte man: „Um im härter werdenden
Wettbewerb nicht unnötig Terrain an andere Versicherer zu verlieren, müsse man an einer Produktinnovation tüfteln.
Ziel war es, junge Leute ins große Allianz-Boot zu
locken und damit dem Unternehmen in einem hart
umkämpften Marktsegment neue Potentiale zu
72
erschließen. Dazu mußte den Jugendlichen die
eigene Versicherungssituation vor Augen geführt
und die Notwendigkeit einer bewußten Zukunftsplanung unterstrichen werden. Das sollte den
Außendienstmitarbeitern neue Kontakte und Kundengespräche verschaffen und so den AbschlußGoodwill stärken.“
Deshalb entwarf das Marketing-Team ein völlig
neues, maßgeschneidertes Produkt mit dem klangvollen Namen „Future“, ein Einsteigerprogramm für
Kids. TV-Spots, Anzeigen und Special-Events für die
Zielgruppe der jungen Erwachsenen sollen sicherstellen, dass sich das angebotene Sicherheitsbündel
auf dem hart umkämpften Marktsegment positionieren kann.
Über eine großangelegte Mailing-Aktion und einem
damit verbundenen Gewinnspiel werden Adressen
potentieller Interessenten gesammelt. Eine Veranstaltungsreihe „Rock’n Future“, ein Nachwuchswettbewerb für Pop-Bands, ist nur eine der begleitenden publikumswirksamen Maßnahmen. „Eine
mehrstufige Event-Serie, die meist in trendorientierten Jugend-Szenelokalen stattfand, bereitete die
Allianz-Mitarbeiter auf „Future“ vor.“
Was sind die vorläufigen Resultate dieser Marketing-Strategie? Allianz erhielt auf diese Weise rund
180.000 Adressen, die Beratungsgespräche erhöhten sich um 150.000 und die Zahl der Vertragsabschlüsse stieg beständig an. Ein weiteres Fazit:
Durch die Maßnahme des Dialog- und Event-Marketings konnte das Image des Versicherungskonzerns
unter den Jugendlichen verbessert werden.
(Obige Zitate wurden der Fallstudie entnommen:
Rundumschutz mit Rockmusik, aus: W & V werben
und verkaufen, Jan. 1997, Nr. 1-2, Seite 86ff.)
COPY
73
Handy - Eine Schuldenfalle für Jugendliche?!
Handy - Kommunikationsmittel und
Schuldenfalle
Die Nutzung von Handys bei Kindern und Jugendlichen - so zeigen neuere Erfahrungen aus Schulen
und Freizeitstätten und Sportvereinen - weitet sich
und gilt heute schon als eine der Verschuldungsursachen bei Jugendlichen.
Während 1999 noch 2 Prozent der Kinder und
Jugendlichen im Besitz eines Handys waren, sind es
im Jahre 2000 schon 7 Prozent. Proportional zum
Handybesitz erhöht sich ebenfalls der Wunsch nach
einem Handy (1999: 20 %; 2000 34 %). Dies ist für
die Telekommunikationsunternehmen eine höchst
relevante Zielgruppe, zumal die Kaufkraft der Kinder und Jugendlichen laut KVA 2003 im Vergleich
zum Vorjahr um 24 % gestiegen ist, auf 20,43 Milliarden Euro. Aber nicht alle Kinder und Jugendliche
dieser marktwirtschaftlich interessanten Zielgruppe
sind in der Lage, verantwortungsbewusst mit diesem neuen Kommunikationsmedium umzugehen.
Die Jugendzentren melden eine rasant ansteigende
Zahl von Verschuldung und Missbrauch (verschuldete Handybenutzer bitten ihre Freund/innen, das
Handy auf ihren Namen anzumelden mit der Folge,
dass die Freund/innen ebenfalls Gefahr laufen, die
Schulden nicht begleichen können). Wenn die Prognosezahlen stimmen, wird sich die Verschuldung
von Jugendlichen in diesem Bereich in den nächsten Jahren verdreifachen.
Die Gründe für eine verstärkte Nutzung von Handys liegen
• in den neuen Strukturen der sich verändernden
Gesellschaft,
• in den klassischen Risikofaktoren, die die Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen beinhalten,
• in dem normalen (sorglosen) jugendlichen
Verhalten.
Jugendliche haben schon immer gerne viel telefoniert und damit manche Eltern zur Verzweifelung
getrieben. Die Kontrolle über die Telefonrechnung
lief über den elterlichen Haushalt. Die Handys
unterlaufen dieses Kontrollsystem. Da Jugendlichen
oft das Kostenbewusstsein fehlt und das Telefonieren nicht mit Bargeld bezahlt wird, merken viele
Jugendliche nicht einmal, dass sie sich verschulden.
Eltern nutzen das Handy, um ihre Sprösslinge bei
nächtlichen Unternehmungen (oder auch generell)
zu kontrollieren bzw. zu erreichen. Gänzlich neu ist
der Kultcharakter von Handys. Dieser Kult hat weniger seine Ursachen in den technischen oder organisatorischen Komponenten, er hat psychologische
Ursachen: Das Handy ist ein sichtbares und hörbares Statussymbol, denn häufige Anrufe zeugen von
Beliebtheit und Wichtigkeit.
74
Ein Handy erleichtert, bei wichtigen Treffen dabei
zu sein und man kann auch seine Einsamkeitsgefühle damit vertreiben.
Die Informationsgesellschaft
Die Informationsgesellschaft fordert neue Kommunikationsformen und Handlungsabläufe. Das Handy
ist ein wichtiges Medium dieses Wandels. Die Verdichtung von Informationen kann mit einem Handy
bearbeitet werden. Zusätzlich sind Kinder und
Jugendliche von einem grundlegenden Wandel von
Kindheit und Jugend betroffen. Es lösen sich die
traditionellen Sozial- und Familienbezüge auf. Es
entstehen wandelnde vielfältige Familienformen,
gewachsene soziale Milieus verlieren ihren Stellenwert, Gemeinde und Nachbarschaften verlieren
ihre vernetzten Bezüge und religiöse Zusammenhänge werden schwächer. Die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen werden von sozialer
Ungleichheit, Zugehörigkeit zu verschiedenen ethnischen Gruppen, ökonomischer Entwicklung und
spezifischen sozio-kulturellen Entwicklungen
geprägt (Pluralisierung von Lebenslagen). Aufgrund
dieser Entwicklung ergeben sich für Jungen und
Mädchen mehr Notwendigkeiten (also nicht mehr
aus Traditionen heraus), über die eigene Lebensgestaltung und einen individuellen Lebensentwurf
selbst zu entscheiden. Ebenfalls resultieren folgende Entwicklungen aus diesen Bedingungen:
• Es verinseln sich kindliche und jugendliche
Lebensformen: Kinder und Jugendliche verbringen ihre Schul- und Freizeit nicht mehr in regionalen engeren Zusammenhängen, sondern die
Orte, in denen sie Zeit verbringen, sind in der
Stadt verstreut und haben keine Verbindung
mehr untereinander (Verinselung).
• Eine stärkere Orientierung an den Normen
Gleichaltriger entsteht. (Clique)
• Die Bedeutung von Medien, besonders der
Kommunikationsmedien wächst. (Kommunikationsgesellschaft)
Thesen
• Die gesellschaftlichen Entwicklungen bedeuten
für Kinder und Jugendliche erhebliche Unsicherheiten (räumlich, sozial und familiär). Mit den
neuen Kommunikationsformen und -medien
(z.B. Handy) versuchen Kinder- und Jugendliche,
diese Unsicherheiten und Orientierungslosigkeiten auszugleichen und übergreifende Strukturen zu initiieren.
• Die Verinselung von Freizeitorten und die Auflösung von gewachsenen Strukturen fordern neue
Kommunikationsformen, um die Freizeitgestaltung, Jobs und Familienaufgaben zu organisieren. Jugendliche trainieren mit dem Handy neue
Kommunikationsformen.
• Die neuen Medien - Computer/Internet/Handy werden ein grundlegendes Element der zukünftigen Gesellschaft sein und Jugendliche bereiten
sich altersgemäß und intuitiv darauf vor.
• Kinder und Jugendliche sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die altersgemäße Vorbereitung
dieser Zielgruppe auf die Nutzung dieser
Medien ist noch nicht in gesellschaftlichen Konzepten verankert. Die Anbieter von Produkten
und Dienstleistungen kommunizieren ganz
bewußt und mit hohem finanziellen Aufwand
ihre Werbebotschaften auf diese Zielgruppe, die
Käufer und Nutzer von heute und morgen.
• klarer Regelungen im Umgang mit den Telefonzeiten und deren Kosten, (z.B. möglich über die
Prepaid-Card)
• der Entwicklung der sogenannten personalen
Schutzfaktoren (Persönlichkeitsmerkmale,
kognitive Fähigkeiten, Fähigkeiten der Problemlösung, hohes Selbstwertgefühl), um mit den
neuen Anforderungen ohne Gefährdungen
umgehen zu können,
• der Entwicklung von sozialen Schutzfaktoren
(sozial stabile Netzwerke, funktionierende Peergroups).
Fazit
Klassische Risikofaktoren bei den Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen
Das Jugendalter ist eine Lebensphase, in der zahlreiche Probleme zu bewältigen sind. Nicht nur die
altersspezifischen Entwicklungsaufgaben
(Geschlechterrolle, reifere Beziehungen, Vorbereitung auf Beruf und Familie, Erwerb eines Normensystems, Akzeptanz des Körpers usw.) müssen
bewältigt werden. Ebenfalls müssen Jugendliche
unter den oben genannten Bedingungen aufwachsen, die ein großes Verunsicherungspotential in
sich bergen. Dies sind Risikofaktoren, die Jugendliche in der Pubertät belasten. Neben Stressfaktoren
und chronischen Belastungssituationen sind gesellschaftliche Individuation, Schule/ Ausbildung und
Konflikte im Elternhaus die hauptsächlichen Risikofaktoren, die Jugendliche an einer Bewältigung
ihrer Aufgaben hindern und zu Fehlverhalten
führen können.
Die Reaktion von Jugendlichen auf Belastungen
kann zu sozial auffälligem Verhalten, Sucht, Gewalt
oder auch Kontrollverlust führen.
Das Medium Handy fordert von Jugendlichen eine
starke Selbstkontrolle bei der Nutzung. Generell,
aber besonders in Belastungssituationen, sind
Jugendliche nicht immer in der Lage, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und zu beherrschen, und das
kann im Falle der Handy-Nutzung auch fatale finanzielle Folgen haben. Das könnte ein Grund dafür
sein, dass gerade benachteiligte Jugendliche verstärkt in die Handyfalle geraten. Ihnen fehlt oft die
elterliche Hilfe bzw. Kontrolle, ihre Belastungen,
sich in der Gesellschaft zu positionieren sind
extrem hoch. Bei fehlender gesellschaftlicher Integration bilden diese Jugendlichen oft eigene Netzwerke, die besonders mit dem Medium Handy aufrecht erhalten werden. Generell kann man sagen,
dass Kommunikation mit Gleichaltrigen, die gegenseitige Bespiegelung, die ständige Reflexion von
Verhalten wichtige Elemente der Pubertät sind. Das
Bedürfnis nach Kommunikation ist aber über die
Nutzung des Handys kostenintensiv. Um Jugendliche vor der Handyfalle zu schützen bedarf es
• Das Problem der Überschuldung durch Handys
ist nicht ein Problem, das sich mit reinen Bildungsangeboten bereinigen lässt. Es macht
deutlich, dass die gesellschaftlichen Veränderungen neue Bildungs - und Strukturmaximen
in den Sozialisationsinstanzen nötig machen
(Strukturmaximen der Jugendhilfe, Öffnung der
Schulen für das Wohnquartier, Pädagogisierung
der Schulen ).
• Ähnlich wie in der Suchtprävention sollte Schuldenprävention von den Schulen institutionalisiert werden (z.B. ein Schuldenbeauftragter,
Schulden als Inhalt des Rahmenplanes).
• Im Sinne des Verbraucherschutzes sollte die
Zielgruppe Jugendliche im Bereich Handy-Nutzung durch veränderte/angepaßte Verbraucherschutzbestimmungen, die auch die zukünftigen
technischen Entwicklungsmöglichkeit berücksichtigen, geschützt werden.
75
Handys, Handys, Handys.......
Rechtliche Aspekte
Mobiltelefone gehören heute schon zum normalen
Straßenbild. Selbst Kinder und Jugendliche sind
schon mit Handys ausgestattet. Damit sind sie für
ihre Eltern jederzeit erreichbar, und die Jugendlichen können sich untereinander verständigen.
Auch in der Welt der Erwachsenen gehören Handys
zum alltäglichen Bild. Es sind nicht mehr nur
Geschäftsleute, die Handys nutzen, sondern auch
der „normale“ Bürger. Immer und stets erreichbar
zu sein, hat ja auch seine Vorteile. Kurzfristig umgelegte Termine zum Essen, Sport treiben oder zum
Cafe, können unkompliziert erledigt werden. Ein
Beispiel: Man ist auf dem Weg zu einer Verabredung mit seiner Freundin und steht im Stau - kein
Problem, kurz eine SMS gesendet und die Freundin
weiß Bescheid, dass sie nicht versetzt, sondern das
man unterwegs aufgehalten wurde und man sich
nur etwas verspätet. Das lästige Suchen nach einer
Telefonzelle entfällt. Ein Handy zu haben ist schon
was Tolles. Aber Vorsicht! Bei allen Vorteilen die
mobiles Telefonieren bietet, gibt es aber auch viele
Fallen, in die man sehr schnell geraten kann. Das
fängt beim Kauf an und hört bei den Rechnungen
auf. Jetzt ist es mit der neuesten Handygeneration
ja schon möglich, mobil im Internet zu surfen, zu
chaten, einzukaufen und vieles mehr. WAP ist das
Zauberwort. Auch hier gilt, wie bei den meisten
Dingen im Leben, nichts ist umsonst! Die neuen
Techniken sind überaus verführerisch und die
Gefahr, dass man sehr schnell den Überblick über
die angelaufenen Kosten verliert, ist hoch.
Auch die sogenannten Prepaid-Cards garantieren
keine volle Kostenkontrolle.
Diese Karten werden häufig von Jugendlichen genutzt. Aber z.B. durch Versendung von SMS Nachrichten kann man auch mit einer solchen Karte ins
Minus rutschen. Grund dafür ist, dass die verschiedenen Anbieter die SMS Nachrichten nicht unmittelbar von dem Guthaben der Karte abbuchen, sondern diese gebündelt später abbuchen. Kauft man
dann eine neue Karte, wird der entstandene Minusbetrag sofort von dem neuen Guthaben abgezogen.
Kauft man keine neue Karte, wird der Rechnungsbetrag in Rechnung gestellt.
Handy-Verträge mit einer Laufzeit von mindestens
24 Monaten sind üblich. Bei diesen Verträgen zahlt
man dann eine monatliche Grundgebühr, egal ob
man telefoniert oder nicht. Die vertelefonierten
Einheiten werden dann entsprechend in Rechnung
gestellt und vom Konto des Vertragspartners abgebucht. Verliert man den Überblick, können diese
Rechnungen ganz schnell auf mehrere Hundert
Mark ansteigen. Kann man die Rechnungen nicht
bezahlen, weil z.B. das Konto nicht gedeckt ist,
werden diese offenen Beträge eingetrieben. Dies
erfolgt meist durch die Einschaltung von Inkassobüros. Das verursacht dann weitere Kosten in
76
nicht unerheblichen Umfang. Es folgt ein Negativeintrag bei der SCHUFA (Schutzgemeinschaft für
das Kreditwesen). Das Handy ist dann schon längst
gesperrt worden - man ist auch nicht mehr erreichbar!
Es gibt viele verschiedene Handytarife, welcher
davon der richtige für den Einzelnen ist, muss individuell entschieden werden. Auch hier gilt: Vergleichen zahlt sich aus!
Durch diesen Tarifdschungel durchzublicken fällt
schwer. Daher veröffentlicht die Stiftung Warentest
regelmäßig in ihren test-Heften und Finanztest
aktuelle Hinweise.
Die verschiedenen Telefontypen
• Der Telefontyp, der sich nicht kontrollieren
kann
Er muß ständig erreichbar sein und hat unablässig das Bedürfnis, jemanden anrufen zu müssen.
Er ist nicht in der Lage, das Telefonieren zu
begrenzen. Dieser Telefontyp sollte besser mit
einer Prepaid-Card (Guthabenkarte) telefonieren.
• Der Telefontyp, der viel telefoniert
Er muss aus geschäftlichen Gründen ständig
erreichbar sein und führt viele Gespräche von
unterwegs. Ist er in einer Besprechung oder
einem Meeting schaltet er das Handy aus und
bittet auf seiner Mailbox den Anrufer, seine
Rufnummer zu hinterlassen, um diesen dann
später anzurufen. Dieser Telefontyp sollte einen
Tarif mit relativ hoher Grundgebühr und niedrigen Verbindungsentgelten wählen.
• Der Telefontyp, der nur wenig telefoniert
Er nutzt das Handy nur in geringem Umfang
und lässt sich meist anrufen. Hier empfiehlt
sich ein Tarif mit niedriger Grundgebühr, was
allerdings höhere Verbindungsentgelten mit sich
bringt.
• Der Telefontyp, der kaum telefoniert
Er benutzt sein Handy nur für bestimmte
Zwecke; bei Bergtouren, längeren Autofahrten
oder im Urlaub. Für ihn empfiehlt sich eine Prepaid - Card ohne Grundgebühr.
Handykauf bei Jugendlichen
Die meisten Kinder und Jugendlichen in der Bundesrepublik bekommen von ihren Eltern Taschengeld. Über dieses dürfen sie eigenständig verfügen,
Käufe tätigen und Verträge eingehen. Der Kauf
einer Ware ist ein Vertrag! Dieser ist zunächst
„schwebend unwirksam“. Die Eltern müssen im
nachhinein diesem Vertrag zustimmen oder auch
nicht. Stimmen die Eltern zu, wird das Geschäft
wirksam. Stimmen sie jedoch nachträglich nicht zu,
muss das bereits getätigte Geschäft zurückgenommen werden.
Wenn z.B. ein 16jähriger Jugendlicher ein Handy
mit einem 24 Monatsvertrag zum einem Preis von
Euro 1,- kauft, ist dieser Vertrag erst einmal schwebend unwirksam. Die Eltern dieses Jugendlichen
sind völlig entsetzt, als sie von dem Kauf erfahren
(zwei Monate später). Eltern und Sprössling
erscheinen gemeinsam beim Händler. Nun verweigern die Eltern nachträglich ihre Zustimmung zu
diesem Geschäft. Der Händler muss das Handy
zurücknehmen und den Kaufpreis zurückerstatten.
Wichtig: Alle bis dahin angelaufenen Kosten trägt
der Händler! Die Eltern sind nicht verpflichtet,
diese Kosten zu tragen, da das Geschäft bis zur Einwilligung der Eltern schwebend unwirksam ist.
Merke: Bei allen Geschäften mit Kindern und
Jugendlichen trägt der Händler das volle Risiko!
Ausnahme: Geschäfte, die der Minderjährige mit
seinem Taschengeld tätigen kann.
Das funktioniert natürlich nur, wenn die Eltern
umgehend nach Kenntnis des Geschäftes reagieren und nicht erst, nach ausgiebiger Telefoniererei
des Sohnes.
Bei Geschäften von Kindern und Jugendlichen
spielt der Taschengeldparagraf eine entscheidende
Rolle. So bedarf es z.B. beim Kauf einer CD zu
einem Preis von Euro 15,- nicht der Zustimmung
der Eltern. Beim Abschluß eines Handyvertrages
müssen die Eltern zustimmen, auch wenn das
Handy nur Euro 1,- kostet. Entscheidend hierbei ist,
dass durch den Vertrag Folgekosten entstehen
(Grundgebühr, Verbindungsentgelte usw.), die
nicht mehr unter den Taschengeldparagrafen fallen.
Fazit
• Auch bei Prepaid - Karten ist eine völlige
Kostenkontrolle nicht möglich.
• Diese Karten bieten sich für Jugendliche und
Kaum - Telefonierer an.
• Zu beachten ist allerdings, dass die Verbindungsentgelte relativ hoch sind.
Vorteil dabei: es ist keine Grundgebühr zu entrichten. Man zahlt nur das, was man vertelefoniert.
Marcus (13) bekommt von seinen Eltern ein Handy
mit Prepaid - Card zum Geburtstag geschenkt. Er
freut sich riesig und mailt seinen Freunden als allererstes seine neue Handynummer. Es wird wie doll
und verrückt gemailt . Marcus ruft, um sein Guthaben im Blick zu behalten, öfter den Kontoserver an.
Die Stimme vom Band teilt ihm dann sein aktuelles
Guthaben mit: „Ihr aktuelles Guthaben beträgt Euro
15,-“, Marcus freut sich: „Das ist ja wunderbar, die
Mail kosten ja nichts !“ Und es wird fröhlich weiter
gemailt. Nach einer Woche ruft er wieder den Kontoserver an: „ Ihr aktuelles Guthaben beträgt minus
Euro 12,-.“ Marcus wundert sich sehr. „Das kann
doch nicht sein.“ Marcus Mutter telefoniert daraufhin mit dem Anbieter und erfährt, dass die Textnachrichten nicht unmittelbar abgebucht werden wie
beim Telefonieren, sondern erst später gebündelt
abgezogen werden. Und natürlich ist Versendung
von Textnachrichten nicht kostenlos.
77
Handys im Ausland
Mobil telefonieren im Ausland ist eine kostenintensive Angelegenheit. Nicht nur für den Anrufer, sondern auch für den Angerufenen! Denn beim Telefonieren im Ausland gilt folgende Regelung:
Derjenige, der ein Handy z.B. in Österreich anruft,
bezahlt die Verbindungsentgelte bis zur deutsch österreichischen Grenze und der Handybesitzer
zahlt die Verbindungsentgelte innerhalb von Österreich. Somit ist mobil zu telefonieren im und ins
Ausland für beide Gesprächspartner kostenpflichtig.
Rainer ( 21 ) und Marianne ( 20 ) sind frisch verliebt
und seit 4 Monaten zusammen. Marianne hat mit
drei Freundinnen schon vor längerer Zeit einen
Urlaub in Italien gebucht. Der Tag der Abreise rückt
nun immer näher. „Ach, Rainer, eigentlich hab ich gar
keine Lust, mit den Mädels zu verreisen, so ganz ohne
dich. Aber es ist gebucht und bezahlt hab ich ja auch
schon.“ „Ach, mein Hase, es sind doch nur zwei
Wochen. Ich gebe dir mein Handy mit - dann können
wir jeden Tag telefonieren“, sagt Rainer zu Marianne.
„Tolle Idee! Dann kann ich immer, wenn ich dich vermisse, anrufen“, freut sich Marianne. Der Tag der
Abreise ist da. Rainer bringt Marianne und die Mädels
zum Flughafen. Bei der Verabschiedung fließen Tränen ohne Ende. Die Mädels trösten Marianne so gut
sie können: „Du hast doch das Handy dabei, da seid
ihr doch immer online.“ Am Urlaubsort angekommen, greift Marianne als erstes zum Handy: „Hallo,
Schatz, wir sind gut angekommen "Sag mal, wen hast
du denn noch alles übers Handy angerufen? Ich hab
gerade die Rechnung bekommen und fall hier bald in
Ohnmacht. Hast du eine Vorstellung davon, wie hoch
die ist? 380,20 Euro!!! Kannst du mir mal erklären,
wie ich das bezahlen soll?" Marianne fühlt sich überhaupt nicht verantwortlich und meint: "Du hast doch
gesagt, nimm das Handy mit! Und außerdem habe ich
mit niemandem außer mit dir telefoniert - das musst
du mir glauben!" Marianne bricht in Tränen aus. Rainer versucht, sie zu beruhigen: "Na gut, ich glaub dir
ja, aber wir müssen uns da was einfallen lassen,
alleine kann ich das nicht bezahlen!"
Aber das ist noch nicht alles!!! Als die Rechnung für
Rainers Festnetzanschluß kommt, folgt der nächste
Hammer. Auch diese Rechnung erreicht eine Dimension, die nicht mehr witzig ist. Die Rechnung beläuft
sich auf insgesamt Euro 278,15. Insgesamt gesehen
war das wohl ein teurer Urlaub, denn Rainer und
Marianne müssen nun zusehen, wie sie insgesamt
Euro 658,35 Telefonkosten bezahlen !!!
78
Fazit
• Telefonieren im Ausland ist teuer - und zwar für
beide Seiten!
• Es gelten die Tarife des Urlaubslandes und nicht
die aus dem Heimatland.
• Im Ausland ist es günstiger, von öffentlichen
Telefonen aus zu telefonieren.
Tipps
• Verleihe dein Handy an niemanden. Derjenige
zahlt, auf dessen Namen das Handy läuft.
• Auch hier gilt der Grundsatz: "Bei Geld hört die
Freundschaft auf".
Ariane (25) ist seit 3 Jahren mit Mario (28) zusammen. Sie wohnen in einer gemeinsamen Wohnung.
Mario hat die Arbeit nicht gerade erfunden und
"wurschtelt" sich so durchs Leben. Ariane dagegen
hat ihre Ausbildung zur Versicherungskauffrau abgeschlossen. Sie ist seit fast 6 Jahren im öffentlichen
Dienst beschäftigt und verdient relativ gut. Mario
hat mal einen Job und ist dann wieder arbeitslos. Auf
seinem Konto herrscht das pure Chaos, der Dispo ist
bis aufs Letzte ausgeschöpft. Dann sperrt ihm sein
Anbieter auch noch das Handy. (Er hat seine Rechnungen nicht bezahlt.) Für Mario ist das eine absolute Katastrophe. Ariane kommt eines Abends von
der Arbeit nach Hause und ist sichtlich überrascht.
Die Wohnung ist super aufgeräumt, alles blitzt und
blinkt. Aus der Küche hört sie Töpfe klappern und es
duftet verführerisch. Mario hört sie kommen und
ruft aus der Küche: "Setz` dich doch schon mal, das
Essen ist gleich soweit." Ariane geht ins Wohnzimmer und steht vor einem romantisch, mit Kerzen
und Servietten, gedecktem Tisch. " Gibt es was zu
feiern?" fragt Ariane. "Nein, mein Schatz, ich wollte
dich einfach mal wieder verwöhnen. Gutes Essen,
guter Wein, gute Stimmung und so." Ein paar Tage
später bummeln die beiden am Samstag durch die
Stadt. Super Wetter, super gute Laune. Die zwei
amüsieren sich prächtig. Dann bliebt Mario an
einem Schaufenster stehen. "Guck mal, die haben ja
schon das neue Nokia! Und was für ein super Preis.
Laß uns mal reingehen." Ariane und Mario gehen in
das Geschäft. Es ist auch gleich ein Verkäufer zur
Stelle und fragt, ob er behilflich sein kann. Mario ist
Feuer und Flamme, lässt sich alle technischen
Details des Handys erklären. Am Ende des Verkaufsgesprächs fragt der Händler: "Soll´s das nun sein?" "Aber klar!" antwortet Mario, "Das Angebot ist wohl
erst einmal nicht zu toppen." Der Händler geht mit
Ariane und Mario an einen Tisch und holt den Vertrag aus der Schublade. "Ihren Personalausweis,
bitte." Mario zückt die Brieftasche und fängt an zu
suchen. "Du Ariane, hast du meinen Ausweis noch?"
- "Nein," antwortet Ariane, "den hab ich dir doch
wiedergegeben." - " Na super, dann liegt er wohl
noch zu Hause." - "Tja, das tut mir leid, ohne Ausweis können wir den Vertrag nicht abschließen",
meint der Händler. Mario hat eine Idee. "Ariane, du
hast doch deinen Ausweis bestimmt dabei oder?"
Ariane ist entsetzt: "Natürlich hab´ ich den dabei!
Wer geht denn schon ohne aus dem Haus. Mal abgesehen von dir." Der Händler: " Na, das ist doch wunderbar, dann schreiben wir den Vertrag auf Ihre
Frau!" - "Freundin", antwortet Ariane. "Das ist ja nicht so wichtig, Sie wohnen zusammen?"
Mario antwortet: "Na klar!" Der Händler füllt den
Vertrag mit Arianes Daten aus, das Handy wird
bezahlt. "Sie können dann in ca. 1 Stunde wieder
vorbeikommen, dann haben wir die SCHUFAAnfrage durch und sie können das Handy dann mitnehmen", verabschiedet sich der Händler von den
beiden. Mario und Ariane gehen um die Ecke zum
Italiener. Mario lädt Ariane zum Essen ein. "Aber
dass das klar ist, die Rechnungen für das Handy
zahlst du!" - "Aber Schatz, das ist doch wohl logisch.
Von deinem Konto wird abgebucht und ich gebe dir
das Geld dann wieder", beteuert Mario. Nach dem
Essen gehen sie das Handy abholen. Mario ist überglücklich.
Horst Rudolph, Berlin 2000
Bei Ariane und Mario fängt es an zu kriseln. Im
Laufe der Zeit wird es immer unerträglicher. Keine
netten Abendessen mehr, Mario ist nur noch mit seinen Kumpels unterwegs, die Streitereien werden
immer heftiger. Irgendwann hat Ariane dann die
Nase voll - sie trennen sich. Mario zieht zu einem
Kumpel und Ariane bleibt in der Wohnung wohnen.
Wie zu erwarten, muss Ariane nun ständig hinter
Mario her telefonieren, um an das Geld für die Handyrechnungen zu kommen, die ja immer noch von
ihrem Konto abgebucht werden. Eines Tages verkündet Mario, dass er mal wieder arbeitslos sei und ihr
das Geld nicht geben könne. Ariane sagt ihm daraufhin: "O.K. Wenn du nicht zahlen kannst, dann kündige ich den Vertrag!" Mario ist entsetzt: "Das
kannst du doch nicht machen." - "Oh doch, ich
kann! Und: ich werde. Ich hab es satt, ständig meinem Geld hinterher zu laufen." Ariane setzt sich
sofort an den Computer und schreibt die Kündigung. Zehn Tage später erhält sie die Antwort des
Handyanbieters: "... können wir einer sofortigen
Kündigung leider nicht entsprechen. Bei Vertragsabschluß haben Sie sich für mindestens 24 Monate verpflichtet........" Ariane ist nicht gerade zufrieden mit
der Antwort. Doch sie kann sich nicht dagegen wehren, denn: Vertrag ist Vertrag!
Auch die Argumentation, dass sie das Handy gar
nicht nutzen würde, hilft ihr nicht weiter. Wer unterschreibt, der zahlt auch. Ariane kann zwar versuchen, sich das Geld von Mario wieder zu holen, aber
die Aussichten sind äußerst gering. Rein rechtlich
hat sie keinen Anspruch gegen ihn. Bleibt nur zu
hoffen und zu zahlen !
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Fazit
• Niemals für einen Anderen einen Vertrag unterschreiben! (Strohmann/frau-Funktion).
• Merke - Wer schreibt der bleibt (verpflichtet)!!!.
• Bei Missbrauch wird der Vertragsunterzeichner
zur Rechenschaft gezogen, nicht der Nutzer!
• Dies gilt für alle Verträge (Kredite, Handy,
Firma, Wohnung usw.)
* Denn Leute, die zu solchen Mitteln greifen, haben
einen Grund dafür! (eigene Kreditunwürdigkeit,
SCHUFA - Einträge, Vorstrafen, Betrugsabsichten).
Tipps
• WAP - Handy
("Wireless Application Protocoll") heißt
soviel wie drahtlose Anwendungs-Sprache. Das
ist vergleichbar mit dem Videotext. Einkaufen
und Surfen im Internet ist damit möglich. Auch
Bankgeschäfte können über ein WAP-Handy
abgewickelt werden. Aber Vorsicht: Es ist nicht
ausgeschlossen, dass so ins Netz gelangte Daten
eine leichte Beute für Datendiebe werden. Die
Anbieter halten das Risiko für relativ gering und
glauben an die Sicherheit ihrer jeweiligen
Netze. Aber Vorsicht: Wenn man immer und
überall ins Netz kann, ist das mit nicht unerheblichen Kosten und Risiken verbunden, die sich
dann auf der Handyrechnung wiederfinden.
Man kauft unüberlegter und meist auch teuer
ein (Internetshopping), denn die Hemmschwelle sinkt ungemein, gerade auch bei Spontankäufen! Die Angebote im Internet verführen
sehr zum Kauf von Dingen, die man nicht unbedingt braucht bzw. die man sich nicht leisten
kann (weil man eigentlich z.Zt. das Bargeld
dafür nicht hat). Nicht alles wo "Schnäppchen"
dran steht, ist auch eines!
• SMS - Das sind kurze Textnachrichten, die per
Eingabe über die Handytastatur verschickt werden können (vergleichbar mit der E-Mail per
Internet). Auch die Versendung von Textnachrichten kostet Geld, pro Nachricht etwa 40
Pfennige (je nach Anbieter). Nachrichten sind
unter der Woche im allgemeinen günstiger als
Telefonate übers Handy. Am Wochenende sind
inzwischen Telefonate preisgünstiger. Weiterhin
sollte man beachten, dass SMS meist gebündelt
abgezogen werden. Dadurch ist es möglich,
auch mit einer "Telefonkarte" ins Minus zu rutschen.
80
• Tarifdschungel - Es gibt sehr viel verschiedene
Tarife für Handynutzer. Welcher Tarif für wen
am günstigsten ist, lässt sich meist durch gute
Beratung bei den Händlern heraus finden.
(Siehe auch: "Welcher Telefontyp bin ich?")
Hierbei ist genau zu vergleichen und abzuwägen, um nicht in eine Falle zu tappen. Angebote, die auf den ersten Blick überaus günstig
erscheinen, stellen sich bei näherem Hinsehen
vielleicht als "Kuckucksei" heraus. Also Augen
auf!! Vergleichen und nicht vergessen, auch das
"Kleingedruckte" zu lesen.
• Prepaid oder Call Cards - Das sind die Telefonkarten fürs Handy. Keine Grundgebühr, aber
hohe Verbindungsentgelte! Vorsicht ist hier
geboten in punkto "volle Kostenkontrolle".
Denn das stimmt nicht so ganz. Durch die
gebündelte Abbuchung der SMS kann man
auch bei dieser Variante ins Minus rutschen!
Ansonsten birgt diese Form des mobil Telefonierens das geringste Risiko.
• Verleih - Verleih nie dein Handy! (Dein
Freund oder deine Freundin würdest du doch
auch nicht verleihen - oder?) Merke: Der beste
Kumpel kennt dich oft nicht mehr, wenn es
dann ans Bezahlen geht. Fakt ist, derjenige
zahlt, auf dessen Namen das Handy läuft - egal
ob er selber telefoniert hat oder sonst wer!
81
Horst Rudolph, Berlin 2000
Bürgschaften - Schulden für andere
Schulden für andere. Wie kommt man eigentlich
dazu? Mit Schulden verbindet man meist die eigene
Schuld, zuviel Geld ausgegeben oder sich Geld von
Bekannten oder einem Geldinstitut geborgt zu
haben. Aber wie entstehen Schulden, die man nicht
für sich selbst gemacht hat, sondern von anderen
übernimmt, ohne selbst etwas davon gehabt zu
haben?
Oft beginnt es damit, dass man eine Haftung übernimmt für einen Kreditvertrag, einen Autokauf, ein
Leasing- Geschäft, Mietbürgschaft oder ähnliches.
Bei der Unterschrift für diese Haftungsformen ist
oft der grundlegende Gedanke der Unterschreibenden: Es handelt sich doch nur um eine Formsache.
Zahlen muss doch der eigentliche Kreditnehmer,
der hat doch auch das Geld oder die Ware bekommen.
Aber was passiert, wenn der eigentliche Schuldner
nicht zahlt? Dann können sich die Banken, Autofirmen, Vermieter usw. sehr schnell an denjenigen
wenden, der für den Kredit eigentlich nur pro
forma unterschrieben hat.
Wie entsteht eine Situation, in der diese Unterschriften geleistet werd? Sehr oft sind es Ehefrauen
oder Lebenspartnerinnen, die für ihre Ehemänner
oder Lebenspartner die Unterschrift leisten. Durch
ihre gemeinsame Beziehung, in der Ehe und in der
Familie entsteht ein enges Vertrauensverhältnis, das
die „Unterschreibende“ auf den Kredit, die Bürgschaft, das Geschäft des Mannes überträgt.
Aber wie das alte Sprichwort schon sagt: „Bei Geld
hört die Freundschaft auf“, sollte man immer Geld
von Freundschaft und Liebe trennen. So manche
Frauen sitzen nach einer Trennung mit einem
großem Schuldenberg da und der Mann ist mit
einer anderen Frau über alle Berge. Die Liebe vergeht, die Schulden aber bleiben! Selbst in Familien
können Geldangelegenheiten ganz enge Bindungen
zerstören. Man braucht sich nur im Bekanntenkreis
nach familiären Konflikten bei Erbschaften erkundigen.
Ebenso kommt es oft zu Mitunterschriften, wenn
der Mann selbstständig ist und die Bank für einen
Geschäftskredit die Unterschrift der Frau fordert.
Dann entstehen für die Frau Situationen, in denen
sie unter großen Entscheidungsdruck geraten
kann: entweder sie unterschreibt oder das Geschäft
des Mannes geht in den Konkurs. Dann wird der
Konkurs eine Bedrohung für die gesamte Familie.
Meist gibt auch die Frau ihren Beruf auf, wenn
gemeinsame Kinder kommen und hat dann das
Gefühl, sie müsse für den Beruf oder das Geschäft
des Mannes die Verantwortung übernehmen, ohne
konkret im Geschäft mitzuarbeiten. In jeder Ehe
82
oder Beziehung muss man sich seine eigene
Lebensplanung selbst überlegen und dann gemeinsam mit dem Partner schauen, ob diese Planungen
zusammenpassen. Liebe, Familie und Beziehungen
bestehen nicht nur aus rosa Wolken und Sonnenschein. Sie bestehen zum großen Teil aus Verantwortung, Verpflichtungen und Selbstständigkeit.
Jeder muss sich in diesen Beziehungen überlegen,
wofür er/sie alleine die Verantwortung übernehmen
will und kann. Bei Unterschriften für Kredite u.ä.
gilt das besonders. Denn eine Unterschrift gehört
immer zu einer Person, nicht zu zweien.
Grundsätzlich muss man bei dem Thema „Schulden
für andere“ folgende vier Faktoren beachten:
1. Liebe allein genügt nicht
Wenn man verliebt ist, denkt man nicht an das vielleicht unschöne Ende einer Beziehung. Da regieren
die positiven Gefühle und man hat unendliches Vertrauen. Die Welt liegt einem zu Füßen. Die bundesdeutsche Realität sieht aber anders aus. Die Scheidungsraten steigen von Jahr zu Jahr. Die Anzahl der
alleinerziehenden Mütter nimmt zu. Auf eine
unauflösliche Ehe oder Partnerschaft kann man sich
nicht mehr verlassen bzw. planen und damit auch
nicht auf das gemeinsame Einlösen von Verbindlichkeiten.
2. Geld regiert die Welt
Das Prinzip „Heute kaufen, später zahlen“ war zu
Zeiten unserer Großeltern eine große Ausnahme
und galt als moralisch nicht einwandfrei. Heute ist
die sofortige Realisierung von Konsumwünschen
aller Art ein gängiges Geschäftsprinzip und wurde
von den Banken gewinnbringend ökonomisiert. Wer
kein Geld hat, besorgt sich welches. Die Banken als
Finanzdienstleister machen mit den Krediten gute
Umsätze, und die Kunden kennen sich oft nicht einmal mit den Geschäftsbedingungen aus und wissen
nicht einmal, was sie da eigentlich unterschrieben
haben. Wer liest schon das Kleingedruckte aufmerksam?
3. Einen Kredit aufnehmen,
heißt Geld mieten
Bei Krediten ist es genauso wie bei allen anderen
Mietgeschäften. In den Kreditkosten sind die Provisionen für die Kreditvermittler und die Mietkosten
(Zinsen) enthalten. Die Banken und Sparkassen sind
auch keine Beratungsinstitute, sondern Verkaufseinrichtungen ihrer Produkte. Sie beraten ihre
Kunden nicht, sondern verkaufen ihre speziellen
Kredite. Wichtig wie bei allen Anschaffung im täglichen (Konsum-) Leben ist auch hier die Empfehlung, die Preise (der Kreditvergabe) von unterschiedlichen Anbietern (Banken und Sparkassen) zu
vergleichen.
4. Einen „Gefallen tun“ oder eine
„reine Formsache“ bei einem
schriftlichen Vertrag gibt es nicht.
In der Regel gilt es als moralisch edel, jemandem zu
helfen oder einen Gefallen zu tun. Diese helfenden
Menschen gehen meist davon aus, dass ihre Hilfe
nichts kostet. Dies ist ein Grund, weshalb Ehefrauen, Geliebte und Freundinnen Bürgschaften
unterschreiben und Mitunterschriften bei Krediten
leisten oder Darlehen mit ihren Grundstücken
sichern. Diese Frauen denken - oder es wird ihnen
aktiv von Ehemännern oder Banken vermittelt - es
handele sich nur um eine reine Formsache. Aber
schriftliche Verträge und rechtliche Mechanismen
können sehr leicht zu Fallen. Wenn ein Kredit von
dem Hauptschuldner (für den die Frau gebürgt hat)
nicht mehr bezahlt wird, schnappt die Falle zu. Die
Verträge werden nun als rechtsverbindlich herangezogen, und die Frau muss zahlen. Die reine Formsache wird nun zu einer finanziellen Katastrophe.
Häufig werden auch Frauen zur Unterschrift indirekt gezwungen. Es wird den Frauen vermittelt,
wenn sie nicht diese Unterschrift leisten, werde
ihre Familie in den finanziellen Ruin stürzen.
Frauen versuchen oft durch ihre Unterschrift, die
Ehe zu retten und wollen ein Ende der Beziehung
gedanklich nicht akzeptieren.
83
Bürgschaften
Rechtliche Aspekte
Die Mitverpflichtung
Grundsätzlich haben volljährige Menschen nur für
das zu bezahlen, was sie selbst bestellt haben. Das
bleibt auch so, wenn sie verheiratet sind. Das
Gesetz bestimmt eindeutig, dass jeder Ehegatte
sein Vermögen und sein Einkommen selbst verwaltet. Schulden für andere oder gemeinschaftliche
Schulden aus der Ehe oder Partnerschaft entstehen
ausschließlich durch Mitunterzeichnung (z.B. des
Kredites, den ein anderer bekommt) oder einer sonstigen Zahlungsverpflichtung.
Bei einer Mitverpflichtung wird eine weitere Person (neben dem Kreditnehmer) auf dem Kreditvertrag juristisch selbst zum Darlehensnehmer und
somit zur Zahlung voll verpflichtet. Auch hier kann
sich die Bank aussuchen, von wem sie die Summe
fordert. Von der Form der Mitunterschrift sind oft
Ehepaare betroffen, die die gesamte Reichweite dieses Vertrages erst nach einer Scheidung zu spüren
bekommen. Denn obwohl der Mitverpflichtete vielleicht keinen Pfennig von dem Kredit gesehen hat,
muss er für die gesamte Summe haften.
Wer (unter)schreibt, der bleibt (verantwortlich)!
Gesamtschuldnerische Haftung
Unterschriften sind niemals nur eine Formsache,
sondern sie verpflichten den Unterschreibenden
zur Zahlung.
Es gibt folgende Formen der Mithaftung:
Die Bürgschaft
Die Bürgschaft dient dem Gläubiger (z.B. der Bank
als Kreditgeberin) als eine weitere, zusätzliche Absicherung einer Forderung (z.B. eines Kredites).
Wenn ein(e) Schuldner(in) nicht zahlt, kann sich
der Gläubiger meist direkt an den Bürgen/die Bürgin wenden und das Geld dort einfordern. Eine
Bürgschaft enthält die Verpflichtung, die Schuld
eines anderen zu erfüllen, falls dieser andere nicht
bezahlt. Die Bank muss sich zwar erst an den
Schuldner halten, denn nach § 771 BGB steht
eigentlich dem Bürgen die Einrede der Vorausklage
zu, die besagt, dass der Gläubiger den Hauptschuldner hätte bis zur Zwangsvollstreckung verfolgen
müssen. Diesen Weg schneiden aber die Kreditinstitute ab, indem sie im Regelfall in ihren Allgemeinen
Geschäftsbedingungen die „selbstschuldnerische
Bürgschaft“ verlangen. Danach aber haftet die Bürgin/der Bürge.
Die selbstschuldnerische Bürgschaft
Oft wissen die Bürgen/Bürginnen nicht, dass es bei
dieser Bürgschaftsform dem Gläubiger (z.B. den
Banken) praktisch freisteht, wen er bei Zahlungsschwierigkeiten des Hauptschuldners heranzieht,
den Schuldner oder die Bürgin. Bei dieser ungünstigen Bürgschaftsform kann sich die Bank als Gläubigerin bei der Bürgin/dem Bürgen bedienen,
während diese(r) dann versuchen kann, das ausstehende Geld hinterher vom Schuldner einzutreiben.
84
Bei einer gesamtschuldnerischen Haftung unterschreiben mindestens zwei Personen (z. B. ein Ehepaar) einen Vertrag (z.B. einen Kreditvertrag). Diese
gesamtschuldnerische Haftung bedeutet, dass beide
für die Zahlung (z.B. für den Kredit) bis zu dessen
voller Erfüllung haften. Eine gesamtschuldnerische
Haftung bleibt auch nach einer Scheidung bestehen. Die Bank kann daher auch nach einem Scheidungsurteil frei entscheiden, von welchem Vertragspartner sie die Erfüllung des Vertrages
verlangt.
Eine selbstschuldnerische Bürgschaft, eine Mitverpflichtung oder eine gesamtschuldnerische Haftung bindet die- oder denjenigen, der unterschrieben hat, genauso an den Vertrag wie denjenigen,
dem die Kreditsumme ausbezahlt wurde und der
sie allein verbraucht hat (Kreditnehmer, Hauptvertragspartner selber).
Bei Unterschriften gibt es keine sogenannten
„Formsachen“. Sie sind bindend und verpflichtend,
auch wenn man von dem „Geld nichts gehabt hat“.
Sicherheiten
Anmerkungen
Ein Beispiel
Die Geschlechterhierarchie und die unterschiedliche Sozialisation von Mädchen und Jungen bewirken geschlechtsspezifische Formen der Konfliktbewältigung und unterschiedliche Lebensentwürfe.
Durch globale Umbrüche verändert sich aber
zunehmend das Verhältnis der Geschlechter untereinander. Die Familie in ihrer ursprünglichen Form
- als Elternpaar mit Kindern - ist nur noch begrenzt
eine Form des sicheren Zusammenlebens „ein
Leben lang“. Hohe Scheidungsraten, die wachsende
Zahl alleinerziehender Mütter (und auch wenige
alleinerziehende Väter) und eine geringere Anzahl
von Eheschließungen belegen diese Entwicklung.
Die traditionelle Arbeitsteilung, in der die Väter die
Familienernährer und die Mütter als Hausfrau agieren, wird zunehmend aufgeweicht. Die zunehmende Gleichberechtigung der Geschlechter, das
Vordringen von Frauen auf den Arbeitsmarkt fordern andere Erwartungen und Verhaltensweisen
von beiden Geschlechtern. In dieser gesellschaftlichen Umbruchsituation wirken aber nach wie vor
die alten geschlechtsspezifischen Sozialisationsbedingungen auf das Verhalten von Männern und
Frauen aus, obwohl schon das gesellschaftliche
Umfeld ein neues Verhalten erfordert. Aus diesem
Grunde entstehen Konfliktfelder, die es in dem
Ausmaß früher nicht gegeben hat. Der Bereich
„Schulden für andere“ der in der überwiegenden
Form speziell Frauen betrifft, ist ein Beispiel für
diese Entwicklung. Die Frauen, die für andere (speziell für ihre Männer) haften, tun das zu einem
großen Teil aus einem veralteten konservativen Rollenverständnis heraus. Um in diesem Bereich
präventiv zu arbeiten, wird dringend eine neue konzeptionelle Arbeit in den staatlichen Sozialisationsinstanzen (Schule, Kindertageseinrichtungen)
benötigt, in dem speziell die Mädchen auf ein
eigenständiges, selbstverantwortliches und autonomes Leben vorbereitet werden, zu dem in dieser
kapitalistischen Risikogesellschaft an erster Stelle
die eigenständige und eigenverantwortliche Geldund Vermögensverwaltung gehört.
Deshalb ist eine Vorbereitung auf diese Aspekte des
Lebens bereits in der Schule äußerst sinnvoll und
im Zusammenhang mit dem Thema Geld haben Geld ausgeben/Lifestyle wichtig für die Lebensplanung.
Max ist in der Schule dafür berüchtigt, dass er dauernd „klamm“ ist und sich bei den Klassenkameraden
Geld leiht. Da Max meistens die Rückzahlung „vergisst“, müssen sie ihn daran erinnern. Fast alle Klassenkameraden leihen ihm kein Geld mehr und maulen über ihn: „Immer muss man dem Max wegen des
verliehenen Geldes hinterherlaufen und hat eine
Menge Ärger, bis man es von ihm zurück bekommt.“
Eines Tages braucht Max dringend Geld, um mit der
U-Bahn nach Hause fahren zu können. Er will sich
bei Moritz das Geld leihen, doch der kennt die Unzuverlässigkeit von Max und sagt: „Nur wenn du mir ein
Pfand gibst.“ Max muss an Moritz sein wunderschönes neues und teures Taschenmesser übergeben, und
daraufhin händigt Moritz ihm die Euro 2,- aus. Als
die anderen Klassenkameraden höhnisch rufen:
„Moritz, wie kannst du nur so blöd sein, dem Max
Geld zu leihen“, lächelt dieser verschmitzt: „Ich habe
ja die Sicherheit, dass mir Max das Geld zurückgibt.
Sein Taschenmesser ist mindestens Euro 10,- wert,
und wenn ich von Max mein Geld nicht zurückbekomme, behalte ich es und habe noch ein gutes
Geschäft gemacht.“
Später wird Moritz Bankdirektor: Darlehen und Kredite gibt er nur noch gegen Sicherheiten, d.h., für
den Fall, dass seine Kreditkunden nicht zahlen können, hat er vorgesorgt. Haben diese Gründstücke
oder Häuser, hat er sich Grundschulden oder Hypotheken im Grundbuch eintragen lassen. Er kann die
Grundstücke zwangsversteigern lassen und
bekommt so sein Geld. Seine Kunden sind meistens
Arbeitnehmer; von ihnen hat er sich Lohn, Gehalt,
Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Lohnsteuerjahresausgleich und sogar die zukünftige Rente abtreten lassen. Er legt die schriftlichen Abtretungserklärungen bei den Drittschuldnern, (Arbeitgebern,
Landesarbeitsämtern, Finanzämtern, Krankenkassen
oder Rentenversicherern) vor und erhält von denen
monatlich automatisch den pfändbaren Betrag überwiesen.
des Autos ist. Viele wissen nicht, dass fast alle Autos,
die in der Stadt herumfahren, eigentlich Moritz
gehören. Denn die meisten Autos fahren - wie der
Volkmund meint - „nicht auf Rädern, sondern auf
Wechseln“; d.h. sie sind mit Krediten finanziert.
Wäre Moritz Kaufmann geworden, würde er die
Ware nur unter „Eigentumsvorbehalt“ liefern. Damit
bleibt er solange Eigentümer der Ware, bis sein
Kunde den Kaufpreis 100% nebst angelaufenen
Kosten und Zinsen bezahlt hat. Ja, ja: Moritz ist
schlau, er gibt nur etwas gegen Sicherheiten - sicher
ist sicher.......
85
86
Horst Rudolph, Berlin 2000
1. Name
Die Bürgschaft - Ein Gerichtsprozess
2. Methodentyp
Planspiel
3. Ziele
Erkennen gesellschaftlicher Rollenzuschreibungen
Kenntnisse über die Interessenlagen von Kreditinstituten
Vermittlung der Erkenntnis, dass die unterschiedlichen
Rollenverteilungen der Geschlechter nicht im Gesetz
berücksichtigt werden
4. Inhalte
Konflikte austragen und Lösungen finden
5. Dauer
1 1/2 Stunden
6. Material
Kopien der Fall- und Aufgabenbeschreibung,
Wandzeitungspapier, Rollenbeschreibungen und BGH-Urteil
7. Anleitung
Als Einstieg sollte mit allen Schülern gemeinsam die Fallstudie (siehe unten) und das Informationsmaterial
über die Bürgschaft gelesen und besprochen werden.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit der Situation in einer Gerichtsverhandlung vertraut machen.
Für das eigene Rollenverständnis dienen die verschiedenen Vorgaben auf den Rollenkarten.
Im Gerichtsprozeß geht es darum, dass eine Bank gegen die Bürgin klagt.
Fallstudie
Die Bürgschaft
Herbert und Rita Meier sind seit 8 Jahren glücklich verheiratet und haben zwei gemeinsame Kinder im Alter
von 7 und 5 Jahren. Herr Meier ist Handwerksmeister und hat einen eigenen Betrieb, der seit Jahren gut
läuft. Frau Meier kümmert sich um die Kinder und den Haushalt.
Die Firma des Herrn Meier wird im Laufe der Jahre immer größer. Was einmal als Zwei-Mann- Betrieb
begann, ist inzwischen zu einem mittelständischen Betrieb mit 24 Angestellten gewachsen. Die Auftragslage
ist gut. Herr Meier beschließt, ein zweites Geschäft zu eröffnen. Seine Bank gewährt ihm ein Betriebsgründungsdarlehen in Höhe von 750.000 Euro und einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 500.000 Euro. Als
Sicherheit wird eine Grundschuld auf das Haus und das Grundstück der Familie Meier eingetragen. In voller
Zuversicht, dass das neue Geschäft genauso gut läuft wie das laufende, sehen Herr und Frau Meier keinerlei
Haken und Ösen bei dieser Sache.
Doch bald gehen die Geschäfte gehen zusehends schlechter, die Aufträge werden weniger, und ein Großkunde der Firma Meier muß Konkurs anmelden. Die Firma Meier bleibt auf Euro 200 000 offener Rechnungen sitzen. Trotzdem verliert Herr Meier nicht den Mut und denkt sich : „Davon sag ich Rita mal lieber
nichts. Sie würde sich nur unnötig aufregen. Es kommen bestimmt wieder bessere Zeiten.“
Beide Betriebe laufen weiter, die Kredite müssen erhöht werden, damit die Firma Meier ihre Lieferanten und
Angestellten weiter bezahlen kann. Eines Abends, die Kinder sind schon im Bett, sagt Herr Meier zu seiner
Frau: „Du Schatz, wir müssen uns dringend unterhalten.“ Frau Meier ahnt nicht, um was es sich handeln
könnte und ist nach Ende des Gesprächs völlig geschockt. Ihr Mann erzählt ihr von den Schwierigkeiten im
Betrieb, und dass sie nicht umhin kämen, weitere Kredite aufzunehmen, um das Geschäft am Laufen zu halten. Denn schließlich sei das ja ihre einzige Einkommensquelle und von irgend etwas müsse die Familie ja
leben. „Oder willst du mit den Kindern unter die Brücke ziehen?“ Der nächste Termin bei der Bank steht an,
und Herr und Frau Meier machen sich auf den Weg in die Stadt.
Der Banker begrüßt das Ehepaar Meier sehr freundlich und bittet sie, Platz zu nehmen. Er holt diverse Verträge
aus der Schublade und legt sie Frau Meier zur Unterschrift vor. Frau Meier schaut hilflos ihren Mann an. „Nun
unterschreibe schon“, sagt dieser, „ich habe noch zu tun.“ Frau Meier sieht fragend den Banker an, aber auch
von dieser Seite kommt keine Hilfe. „Bürgschaft“ steht auf den Verträgen. Frau Meier weiß damit nichts anzufangen. Ihr Mann wird langsam ungeduldig. „Wenn du das nicht unterschreibst, bist du schuld, wenn unsere
Mitarbeiter am nächsten Ersten stempeln gehen müssen und wir dann unter der Brücke wohnen.“
87
Frau Meier unterschreibt die ihr vorgelegten Verträge mit einem sehr mulmigen Gefühl in der Magengegend.
In den folgenden 1 1/2 Jahren spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Geschäfte gehen immer schlechter
und die Ehe der Meiers geht in die Brüche. Herr Meier zieht aus dem gemeinsamen Haus aus und Frau
Meier steht mit den beiden Kindern alleine da. Von Unterhalt zahlen hält ihr Mann auch nichts. Frau Meier
sucht sich einen Job in der Fabrik und die Kinder gehen in den Kindergarten. Auf diese Art kann sie wenigstens für Wohnung, Essen und Kleidung sorgen. Es ist zwar knapp, aber es geht. Eines Tages, als Frau Meier
von der Arbeit nach Hause kommt, hat sie Post von ihrer Bank im Briefkasten. Sie öffnet den Brief und liest
„... hiermit fordern wir sie zur Zahlung der offenen Forderungen in Höhe von Euro 1.787.610,- auf.
Die Zahlung ist sofort fällig. Mit freundlichen Grüßen“.
Frau Meier fällt fast in Ohnmacht.
Nach einigen Telefonaten und Besuchen in der Bank ergibt sich folgende Situation : Ihr Mann hat seit der
Trennung von ihr keine Kreditraten mehr bezahlt, die beiden Geschäfte befinden sich im Konkursverfahren,
ihr Mann ist für die Bank nicht greifbar, da er „unbekannt verzogen“ ist. Die Bank leitet unverzüglich die
Zwangsversteigerung des Hauses und des Grundstücks ein! Frau Meier versucht, mit dem Banker zu verhandeln, aber der schaltet auf stur. „Sie wußten doch, auf was sie sich einlassen, sie haben die Verträge doch
unterschrieben, sie haben doch Vermögen (Haus und Grundstück), aus den Verträgen kommen sie nicht heraus usw., usw.“ Frau Meier denkt nur noch: „Wie soll ich das jemals bezahlen.....“
Die Schülerinnen und Schüler werden in Gruppen auf folgende Rollen aufgeteilt:
Richter,
Gläubigerin ( die Bank ),
Rechtsanwältin der Bürgin,
die Bürgin.
Jede Gruppe erhält ihre Rollenkarte mit der Positionserläuterung.
Bürgin
Die Bürgin verstand sich vor allen Dingen als Hausfrau und Mutter. Von Geschäften und Krediten hatte sie
keine Ahnung. Ihr war die Absicherung ihrer Familie wichtig. Sie fühlt sich von ihrem Mann und der Bank
betrogen. Aus ihrer Sicht wurde sie zur Unterschrift durch Erpressung gezwungen. Sie findet, die Bank hat
sie nicht aufgeklärt und benutzt sie nun als zahlendes Pfandstück. Die Bürgin findet, dass der Staat Mütter
in solchen Situationen schützen muss.
Rechtsanwältin der Bürgin
Die Bürgin muss aus der Bürgschaft entlassen werden, weil:
- die Bürgin für eine sehr hohe Kreditsumme unterschrieben hat, die sie nicht bezahlen kann.
- sie ein Abhängigkeitsverhältnis zum Ehemann hat.
- sie keinen Vorteil aus dem verbürgten Kredit zieht.
Das Geld dient den beruflichen Zwecken des Partners.
- sie von der Bank nicht aufgeklärt wurde.
- durch die Scheidung die Möglichkeit der Vermögensverschiebung entfällt.
Die Bank
Der Vertrag ist rechtsgültig. Die Bürgin ist rechtsmündig und hat sich durch die Unterschrift verpflichtet.
Durch ihr Hauseigentum war die Bürgin vermögend.
Der Richter
Der Richter gibt der Bank recht. Die Bürgin muss zahlen. Der Richter findet, jede volljährige Bürgin muss
selbst in der Lage sein, einzuschätzen, ob sie einen Vertrag unterschreibt oder nicht. Sie hätte sich einen
Überblick über die Finanzen des Geschäftes des Mannes verschaffen müssen.
Jede Gruppe muss nun eine Person auswählen.
Diese Person muss ihre Position beim Prozess im Rollenspiel/Planspiel vertreten.
88
Der Prozess beginnt. In folgender Reihenfolge sollten die Personen ihre Position vortragen: Bank, Bürgin,
Anwältin, Richter. Zu jeder Position können die anderen Positionsvertreter einmal Stellung nehmen.
Der Richter verkündet das Urteil.
Anschließend werden die Gruppen aufgelöst und alle Schülerinnen und Schüler können nach Diskussion
durch Abstimmung (Mehrheitsentscheidung) ein neues Urteil, das positiv für die Bürgin ausfällt, aussprechen. Das Urteil soll begründet werden und es sollte sich herauskristallisieren, was gesetzlich oder gesellschaftlich sich ändern müsste, um das neue Urteil zu begründen.
Vorlage Entscheidung Bundesverfassungsgericht 1993
Eine mittellose Bürgin oder Bürge (z.B. Ehefrau oder Kind) kann sich von der Bürgschaftslast bzw. der Mithaftung befreien lassen, wenn der Bürgschaftsvertrag unter sittenwidrigen Voraussetzungen zustande kam.
Dazu zählen folgende Faktoren:
• Sie haben für eine zu hohe Kreditsumme unterschrieben, die sie nicht zurückzahlen können.
• Sie ziehen keinen Vorteil aus dem Kredit. (Der Kredit dient dem Geschäft des Mannes.)
• Es bestand zur Zeit der Bürgschaft ein Abhängigkeitsverhältnis zum Mann / zur Frau.
• Die Bankmitarbeiter haben nicht richtig aufgeklärt.
• Eine Scheidung lässt die Annahme nicht mehr zu, dass eine Vermögensverschiebung stattfindet.
89
Horst Rudolph, Berlin 2000
90
1. Name
„Cash for Kids“*
2. Methodentyp
Videofilm / Bildgeschichte / Diskussion
3. Ziele
Sensibilisieren für die Verknüpfung „Geld und Liebe“ und
„Schulden und Arbeitsplatzverlust“
4. Inhalte
Wie Lebenswege in die Verschuldung beginnen können
5. Dauer
30 Minuten
6. Material
Videofilm und / oder Bildgeschichte
7. Anleitung
Diesen Videofilm haben wir in der Vergangenheit sehr erfolgreich in der Arbeit mit Jugendlichen eingesetzt, weil er knapp und prägnant ein Thema erzählt, dass nach Rücksprache mit verschiedenen Schuldenberatern als aktuell und wiederkehrend anzusehen ist.
Anstelle des neun Minuten dauernden Films, bzw. als Vertiefung, kann die nachfolgende identische Bildgeschichte als Diskussionsgrundlage verwendet werden (eventuell als Kopiervorlage benutzen).
Die Geschichte:
Eigentlich wollte sich der 18jährige Sascha einen billigen Gebrauchtwagen als sein erstes Auto kaufen. Doch
dann stolperte er über dieses unglaubliche Schnäppchen. Sein Freund Martin gab ihm den entscheidenden
Tip, wie er an einen Kredit kommen könnte. Doch als Sascha den Wagen schließlich hat, passiert etwas völlig
Unerwartetes...
Sein Freund Martin arbeitet schon einige Jahre und hat seine Finanzen in Ordnung. Die Beziehung zu seiner
neuen Freundin Nicole scheint von Dauer. Als erstes Stück in einem gemeinsamen Haushalt kauft er ein teures Sofa. Ein paar Tage später hat er einen Unfall und bekommt eine Mieterhöhung. Martin gilt als seriöser
Bankkunde und bekommt problemlos einen Kredit. Allerdings muß Nicole dafür bürgen. Einige Zeit später
geht die Beziehung in die Brüche. Und dann bekommt Nicole überraschend Post von Martins Bank...
So können Lebenswege in die Verschuldung beginnen. Ob das so sein muß, und ob aus der Verschuldung
eine schier unentrinnbare Überschuldung wird, läßt der Film offen. Antworten auf diese Fragen zu finden, ist
Aufgabe des Publikums.
8. Anmerkungen
Der Videofilm ist direkt zu beziehen über:
* Mit freundlicher
Genehmigung des Deutschen Caritasverbandes
e.V., Freiburg i.Br.
Deutscher Caritasverband e.V.
Vertrieb
Postfach 420
79004 Freiburg i.Br.
Tel.: 0761/200 - 296/-414
Fax: 0761/200 - 507/-541
www.caritas.de
vertrieb@caritas.de
(In der Printausgabe haben wir die Bildergeschichte von >Cash for Kids< auf den Seiten 92 bis 105 abgedruckt)
91
1. Name
Abstiegsszenario
2. Methodentyp
Fiktive Schuldnergeschichten schreiben
3. Ziele
Vertrautmachen mit realistischen Problemen der Überschuldung
4. Inhalte
Soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines
verschuldeten Haushalts
5. Dauer
60 Minuten
6. Material
Wandzeitung, Stifte, Pinn-Nadeln, DIN-A0-Plakate,
Kopien des Abstiegsszenarios
7. Anleitung
Die Schüler werden mit dem Abstiegsszenario vertraut gemacht. Hintergrund dieser Fallgeschichte ist eine
steigende Verschuldung über mehrere Zeitetappen hinweg. Es muß betont werden, dass diese fiktive Geschichte nahe an der Realität ist, die einzelnen Situationen sind keineswegs aus der Luft gegriffen. Erfahrungen aus der Schuldnerberatung sind hier eingearbeitet.
Die Übung hat zwei Schwerpunkte:
1. Die Schüler lernen einen konstruierten, aber realistischen Fall aus der Praxis kennen, erfahren die
Ursachen einer Verschuldenskarriere und werden mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Familiensituation konfrontiert.
2. Im zweiten Durchgang werden die Schüler aufgefordert, sich ebenfalls eine fiktive Geschichte als
Abstiegsszenario auszudenken. Dabei können sie Personen / Akteure frei erfinden und sie mit den
Schicksalsschlägen des Alltags konfrontieren.
Zuerst wird den Schülern das Abstiegsszenario vorgestellt bzw. vorgetragen. Unsere Praxiserfahrungen
haben gezeigt, dass es für die Schüler spannender ist, den Text durch unterschiedliche Sprecher vorzutragen (jeweils für die soziale und die wirtschaftliche Entwicklung und für die Konsequenzen). Das ist weniger
monoton und wenn die Sprecher den Text frei vortragen auch lebendiger.
Anschließend werden Fragen diskutiert, eventuell besteht Klärungsbedarf zu einzelnen Sachverhalten.
Für diese Besprechungsphase ist es ratsam, den Fallbogen „Abstiegsszenario“ kopiert an alle Schüler zu
verteilen.
Nach einer kleinen Pause folgt der zweite Teil der Übung. Jeweils in Kleingruppen zu 3 - 5 Schülern wird
weiter gearbeitet. Arbeitsauftrag: „Erfindet ein eigenes Abstiegsszenario für eine fiktive Person, ergänzt um
weitere notwendige Mitspieler. Geht dabei in verschiedenen Zeitabständen vor und haltet die Veränderungen in der sozialen Entwicklung, der wirtschaftlichen und juristischen Entwicklung jeweils auf einem
DIN-A0-Plakat fest. Dazu habt ihr 20 Minuten Zeit.“
Im Plenum werden dann alle Szenarien vorgestellt, und die Plakate werden an einer Wandzeitung befestigt.
106
* Entnommen aus: „Achtung! Absturzgefahr!“ Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, o. J. Adresse siehe „Material- und Büchertisch“
Abstiegsszenario „Peter und Claudia“*
COPY
Soziale Entwicklung
Wirtschaftliche Entwicklung
Folgen
Peter ist 20 Jahre und lebt bei
den Eltern. Er arbeitet bei einer
Getränkefirma.
Er ist befreundet mit Claudia,
17 Jahre alt. Peter ist aktiver
Fußballer
Einkommen Euro 900,- mtl.
Abgabe an die Eltern zum
Lebensunterhalt 250,- Euro
Auto geleast, Rate 210,- Euro
mtl.
Eröffnung eines Girokontos
Abschluß eines Leasing-Vertrags
• Claudia wird schwanger
• Beide mieten eine eigene
Wohnung und heiraten
•
•
•
•
Miete 500,- Euro mtl.
Kaution 2 Monatsmieten
Strom 40,- Euro mtl.
Ratenkredit Möbel
6.000,- Euro
mtl. Rate 280,- Euro
• Leasing-Rate kann nicht
bezahlt werden
• Girokonto überzogen
•
•
•
•
•
•
• Tochter Stefanie wird geboren
• Erste Eheschwierigkeiten
treten auf. Baby ist Mittelpunkt
• Peter ist unzuverlässig, er
bekommt Ärger mit seinem
Arbeitgeber
• Peter hat auch Probleme in
seinem Fußballclub
• Babyausstattung bei Versandhaus gekauft: 1.500,Euro
Rate 150,- mtl. Euro
• Stromschulden 80,- Euro
• Ratenkauf
• Eigentumsvorbehalt
• Mahn- und Vollstreckungsverfahren, Abgabe an Inkassofirma aus Auto-LeasingVertrag
• Stromsperrung
• Eheschwierigekeiten verstärken sich. Peter hat
zunehmend Alkoholprobleme
• Arbeitgeber kündigt ihm
• Claudia nimmt eine Putzstelle an
• Fußballclub stellt Peter
nicht mehr auf
• Peter ist meistens zu Hause
• Peter findet eine Arbeitsstelle als Fahrer
• Er „schmeißt“ die Arbeit
nach 14 Tagen
• Peter geht zu keiner Behörde, er bemüht sich nicht
um eine neue Arbeitsstelle
• Familie lebt isoliert, kaum
Bekannte, keine Freunde
• Claudia hat Trennungsabsichten
• Peter trinkt
• Großeltern wollen Stefanie
aufnehmen
• Claudia übernimmt die Organisation der Familie. Sie
nimmt Kontakt mit einer
Schuldnerberatungsstelle auf
• Arbeitslosengeld 625,- Euro
• Lohn von Claudia 290,-Euro
• Mietkauf: Videorec.
Rate 60,-Euro mtl.
• Mietschulden 1.500,- Euro
Kündigung
• Rate an Versandhaus
bezahlt
• Möbelrate überfällig
• Bestreiten ihren Lebensunterhalt allein von Claudias
Einkommen
• Räumung der Wohnung
droht
• Beantragung von Sozialhilfe,
Kindergeld, Wohngeld und
Erziehungsgeld
• Schulden:
Mietschulden, Stromschulden, Bankschulden, Versandhausschulden,
Leasing-Schulden, Mietkaufschulden, private
Schulden
Mietvertrag / Kaution
Energieversorgungsvertrag
Unterhaltsverpflichtung
Ratenkredit
Eigentumsvorbehalt
Schuldverhältnis aus
Leasing-Vertrag
• Dispositionskredit
• Mietkauf/ Eigentumsvorbehalt
• Bezug von Sozialleistung
• Kündigung der Wohnung,
Räumungsklage, drohende
Obdachlosigkeit
• Zwangsvollstreckung
•
•
•
•
Sperrung des Girokontos
Sperrfrist Arbeitsamt
Kürzung der Sozialhilfe
Rechtsanspruch auf Sozialleistungen. Mitwirkungspflicht
• Obdachlosigkeit als Rechtsstatus
• Eidesstattliche Versicherung
107
COPY
8. Anmerkungen
Bei dieser Abstiegskarriere soll den Schülern bewußt werden, welche Schicksalsschläge in Kombination mit Unerfahrenheit und falschem Verhalten zu einer Überschuldungssituation führen können. Die von der Schülergruppe konstruierte Fiktion darf durchaus übertriebene Aspekte beinhalten. Im Sinne einer Tragikomödie geht es um die holzschnittartige Herausarbeitung von Charakteren, Eigenschaften und Alltagssituationen. Ganz anders als beim Methodenelement „Wunschlebenslauf“, wo es um eigene Lebensentwürfe geht, soll hier die Fiktion sich ganz bewußt auf eine
dritte Person beziehen. Beide Methodenelemente - Abstiegsszenario und Wunschlebenslauf - beziehen sich aufeinander bzw. ergänzen sich. Der Wunschlebenslauf leitet aber auch schon in die Phantasiephase über.
Variante bzw. Ergänzung:
Das Abstiegsszenario zeigt in fünf Entwicklungsstufen den Weg von der Ver- zur Überschuldung. Um dies auch zahlenmäßig zu verdeutlichen, sollen die Schüler jeweils für die entsprechende Stufe die Einnahmen, die Ausgaben und die
finanzielle Lage der Familie (inkl. Schulden) errechnen.
Einnahmen
Lohn / Gehalt
900,- Euro
Lohn / Gehalt
900,- Euro
Lohn / Gehalt
900,- Euro
Arbeitslosengeld
Lohn Claudia
Summe
625,- Euro
290,- Euro
915,- Euro
Sozialhilfe/Wohnung
Lohn/Claudia
Kindergeld
Erziehungsgeld
700,- Euro
290,- Euro
138,- Euro
300,- Euro
Summe
108
1428,- Euro
Ausgaben
Abgabe an Eltern 250,- Euro
Leasing-Rate
210,- Euro
Kosten f. PKW
100,- Euro
Summe
560,- Euro
Lebenshaltung
290,- Euro
Miete
500,- Euro
Kaution
1000,- Euro
Strom
40,- Euro
Rate für Möbel
280,- Euro
Summe
2.110,- Euro
Lebenshaltung
290,- Euro
Miete
500,- Euro
Strom
40,- Euro
Rate für Möbel
280,- Euro
Versandhaus
150,- Euro
Summe
1.260,- Euro
Lebenshaltung
290,- Euro
Miete
500,- Euro
Strom
40,- Euro
Rate für Möbel
280,- Euro
Mietkauf/Video
60,- Euro
Summe
60,- Euro
Lebenshaltung
290,- Euro
Miete
500,- Euro
Strom
40,- Euro
Rate für Möbel
280,- Euro
Mietkauf/Video
60,- Euro
Summe
60,- Euro
Finanzielle Lage
Zur Verfügung
340,- Euro
Ausgaben sind höher als die
Einnahmen
Miete, Strom und Rate werden
nicht gezahlt!
Miete, Strom und Rate werden
nicht gezahlt!
SCHULDEN
Bank
990,- Euro
+Mieten
1.000,- Euro
+Strom
80,- Euro
+Möbel
3.500,- Euro
+Leasing
1.700,- Euro
+Versandhaus
1.500,- Euro
Summe
8.770,- Euro
+Div. Privatschulden,
Gerichtskosten, Zinsen 3.740,- Euro
SUMME
12.510,- Euro
1. Name
Wunschlebenslauf
2. Methodentyp
Biographisches Brainstorming
3. Ziele
Lebensplanung entwerfen
4. Inhalte
Biographischer Wunschlebenslauf in Etappen, bezogen auf
Beruf / Partnerschaft / Kinder
5. Dauer
50 Minuten
6. Material
Kopien des Wunschlebenslaufes, möglichst auf DIN-A3
7. Anleitung
In Stillarbeit werden die Schüler aufgefordert, eigene Lebensentwürfe zu machen. Dabei sollen sie sich
einerseits auf Lebensaltersstufen beziehen und andererseits die Ereignisbereiche Beruf, Partnerschaft und
Kinder mitberücksichtigen. Es ist wichtig, dass die Schüler für die Lebensplanung genügend Zeit bekommen, damit „authentische“ Wünsche und Projektionen entstehen können. Im Raum sollte es ruhig sein,
eventuell darf als Hintergrund leise, ruhige Musik laufen.
Nach dieser Stillarbeit können wieder Zweiergespräche stattfinden, wo die Schüler sich gegenseitig ihren
Wunschlebenslauf vorstellen, oder es wird gleich im Plenum über Details einzelner Lebensentwürfe
gesprochen: Reihum darf jeder zu seinem Entwurf Stellung nehmen. Auch hier gilt, dass jeder nur das mitzuteilen braucht, was für die „Öffentlichkeit“ bestimmt ist.
Nach diesem Reihum-Gespräch werden die Entwürfe mit den Fiktionen des Abstiegsszenarios konfrontiert,
jeweils in der „alten“ Arbeitsgruppe.
Dabei sollen die „Positiv“-Entwürfe verglichen werden mit dem Szenario. Das Abstiegsszenario ist bewußt
auf eine dritte Person fixiert, um auch eine mögliche Bedrohung zu vermeiden. Andererseits ist es wichtig,
darauf hinzuweisen, dass die Heile - Welt - Vorstellungen oft an der Realität scheitern können. Und bei
einem solchem Scheitern ist es sehr wichtig, mit bestimmter Einsicht und Handlungsbereitschaft zu versuchen, den Schaden möglichst gering zu halten.
Auf jeden Fall sollten die Schüler ermutigt werden, ihren Wunschlebenslauf auch tatsächlich zu realisieren,
sie sollten allerdings die Augen nicht vor den kritischen Punkten des Alltags verschließen (siehe auch Informationsbaustein Schulden). Diese Gegenüberstellung mit dem Abstiegsszenario soll eher ermutigen, Dinge
selbst in die Hand zu nehmen.
109
COPY
Wunschlebenslauf
Beruf
mit 18 Jahren
möchte ich
so leben
mit 21 Jahren
möchte ich
so leben
mit 25 Jahren
möchte ich
so leben
mit 30 Jahren
möchte ich
so leben
mit 45 Jahren
möchte ich
so leben
mit 65 Jahren
möchte ich
so leben
110
Partnerschaft
Kinder
Phantasiephase ❹
1. Name
„Glücksliste“
2. Methodentyp
Stichpunktesammlung in Kleingruppen, Gruppendiskussion
3. Ziele
Erkennen und Formulieren eigener Bedürfnisse. Reflexion
und Hinterfragung des materiellen Anteils daran
4. Inhalte
Wünsche, Ziele, Bedürfnisse
5. Dauer
ca. 80 Minuten
6. Material
Reichlich DIN-A5-Zettel oder Moderationskarten in verschiedenen Farben, dickere Filzstifte, Tesa-Krepp oder Pinn-Nadeln,
Klebestifte, Wandzeitungspapier
7. Anleitung
Die Schüler sollen als Einstieg in die Diskussion - zuerst jeder für sich - folgende Fragen auf verteilten DINA5-Zetteln bzw. Moderationskarten beantworten:
a)
Welche Bedürfnisse habe ich?
b)
Welches Lebensziel verfolge ich?
c)
Was brauche ich unbedingt in meinem Alltag, meine wichtigsten Dinge usw.?
d)
Was ich mir darüber hinaus wünsche und vorstelle?
e)
Wenn ich folgendes erreicht hätte, dann wäre für mich alles
klar und ich könnte sagen, jetzt bin ich so richtig glücklich: ...
Damit diese Kartenabfrage auch optisch wirksam wird, sollte für jede Frage eine andere Farbe der Antwortkarten gewählt werden.
Es sollte darauf hingewiesen werden, dass einem nicht alle Bedürfnisse, Ziele und Wünsche gleich einfallen, sondern dass man bei sich selbst schon ein wenig „stöbern“ muß, um sich auch an die „versteckten“
oder „verschütteten“ Wünsche, Ziele und Bedürfnisse heranzutasten. Die Gruppe sollte ermuntert werden,
keine Vorstellungen bzw. Wünsche selbst zu zensieren. Alle Aspekte, also die gesamte Bandbreite auch verrückter und ausgefallener Äußerungen sind zugelassen und erwünscht. Je ehrlicher die Gruppe ist, bzw.
sein kann, je vielfältiger und wertvoller ist die Liste für die weitere Arbeit!
Die Schüler werden aufgefordert, jeweils nur einen Aspekt auf eine Moderationskarte in möglichst deutlich
lesbarer großer Druckschrift zu notieren, weil später die einzelnen Aspekte noch zu Schwerpunkten zusammengefaßt werden sollen.
Während dieser Phase der Einzelarbeit sollte es ruhig sein und keine Diskussionen stattfinden, um jedem
eine kleine Phase der Konzentration und Besinnung zu ermöglichen (ca. 10 Min.). Intensiver wird die
Arbeit, wenn in Kleingruppen gearbeitet wird. Dort ist möglicherweise eine privatere Atmosphäre und die
einzelnen Antwortkarten erhalten höhere Aufmerksamkeit.
111
Wenn alle fertig sind, liest jeder seine Karten laut vor und klebt mit Tesa-Krepp seine Antwortkarten anschließend in die folgenden vorbereiteten Wandzeitungsspalten (bzw. steckt sie mit Nadeln an die Pinnwände):
Glücksliste
1. Hierbei brauche ich für die
Realisierung unbedingt Geld!
2. Hierbei spielt Geld für die
Realisierung keine so große Rolle!
Anschließend sollte den Kleingruppen die Gelegenheit gegeben werden, noch einmal ihre Wandzeitung insgesamt zu diskutieren und zu ergänzen.
Danach kommen die einzelnen Kleingruppen im Plenum zusammen und stellen ihre Wandzeitung vor.
Das Plenum darf Nachfragen bzw. Verständnisfragen stellen. An dieser Stelle sollte eine ausführliche Diskussion einzelner Punkte noch nicht erfolgen, die Gruppe könnte sich sonst „festbeißen“. Es soll hier ja
gerade ein Gesamtüberblick aller Wünsche, Ziele und Bedürfnisse der Gruppe erstellt werden. Erst in einer
zweiten Runde könnten folgende Leitfragen die Plenumsdiskussion abschließen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Wie war der Gruppenprozeß?
Wie würdest du die Ergebnisse zusammenfassen?
Gibt es Gemeinsamkeiten bei den Ergebnissen der Kleingruppe?
Welche wesentlichen Unterschiede gibt es?
Sind es mehr materielle oder immaterielle Dinge, die eure Zukunft bestimmen?
Welche Bedeutung haben Träume und Wünsche für euch?
Variante: Es können auch die Antwortkarten der Fragen a bis e jeweils auf einer Wandzeitung gesammelt
werden. Anschließend sollten ähnliche Dinge / Nennungen zusammengefaßt werden zu Schwerpunkten.
Nun erhalten alle Schüler/innen jeweils 8 Klebepunkte. Die Aufgabe lautet: Gebt solchen Aussagen einen
Klebepunkt, die ihr selbst für sehr bedeutsam haltet. Oft entsteht nun ein Gewusel an der Wandzeitung.
Am Ende werden die Nennungen ausgezählt und es ergibt sich eine Art Hitliste, die anzeigt, welche Punkte
„hier und heute“ für die Schüler von großer Bedeutung für ihr Glücksempfinden sind. Die ermittelte Rangfolge kann noch durch Einkreisen und weitere Hervorhebungen verdeutlicht werden.
112
1.Name „Was brauche ich, um glücklich zu sein?“
2. Methodentyp Kartenabfrage
3. Ziele Aufmerksamkeit wecken für Bedürfnisse
(materielle und immaterielle); demonstrativer Konsum
4. Inhalte
Persönliche Einstellung zum Haben-Wollen
5. Dauer
ca. 30 Minuten
6. Material
Wandzeitung, Moderationskarten in unterschiedlichen Farben,
Pinn-Nadeln
7. Anleitung
Diese Kartenabfrage kann auch, obwohl sie in die Phantasiephase gehört, an anderer Stelle in der Problematisierungsphase (also ziemlich am Anfang) erfolgen. Allerdings erfolgt die Auswertung wirklich erst hier in
der Phantasiephase.Es kommt darauf an, dass die Schüler sehr spontan mit dieser Frage konfrontiert werden
und jeder für sich in einer Stillphase Moderationskarten mit individuellen Aussagen ausfüllt. Alle Karten
werden auf einer Wandzeitung gesammelt, möglichst zu Themenbereichen dann später zusammengefaßt.
8. Anmerkungen
Obwohl die Schüler wissen, dass es bei dieser Zukunftswerkstatt: „Schuldenprävention“ um Ausgabeverhalten / Schuldenverhalten / Haben-Wollen geht, haben wir in allen bisher durchgeführten Werkstätten fast
ähnliche Ergebnisse erhalten: Mein Glücklichsein hängt sehr eng damit zusammen, dass ich Freunde habe,
einen besonderen Freund bzw. eine Freundin, dass mir mein Vater, meine Mutter mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken mögen. Aber auch immaterielle Dinge wie „gesund bleiben“, „intakte Natur“ wurden
und werden oft benannt. Da wir davon ausgehen, dass dies so auch häufig vorkommen wird, wäre an dieser
Stelle die Diskussion mit den Schülern fruchtbar, über „Akzeptiertsein“, „Freunde haben“ zu reden und
welchen Stellenwert die Konsumgüter - Mountainbike, Walkman, Turnschuhe von XXX usw. einnehmen.
Interessant ist zu sehen, dass Schüler durchaus ein Gespür haben, dass Haben-und-Besitzen-können nicht
das allein Seligmachende im Leben sein kann. Warum dennoch das Materielle oft in den Vordergrund
rückt, dieser Frage ist mit den Schülern gemeinsam nachzugehen.
•
Ist es der „demonstrative“ Konsum, der es mir erleichtert, in einer Gruppe aufgenommen zu werden?
•
Bestimmt die Wahl der Marke eines Turnschuhs darüber, ob ich gemocht werde / in die Gruppe
integriert werde?
•
Kleider machen Leute - stimmt das nach wie vor?
•
Was könnte und sollte sich in unserem Blickwinkel ändern?
Es ist ganz wichtig, dass die Diskussion und die Suche nach einer Antwort (Warum ist das so? Warum bin
ich so?) nicht moralisch diskutiert wird. Vielmehr scheint es uns richtig zu sein, den Schülern Raum und
Zeit zu geben, sich und ihren Träumen / Wünschen nachzuspüren, sich zu erfahren und als Fazit zu wissen,
wie sie innerlich „funktionieren“. Oft fällt es mir leichter, Aufmerksamkeit durch das Tragen einer DieselJacke zu bekommen, als mich um freundschaftliche Kommunikation zu bemühen. Diese möglichen Zusammenhänge offenzulegen, wäre wichtig. Aber auch dann ist es wichtig, es so zu akzeptieren wie es ist und es
nicht moralisch zu diskutieren. Vielleicht kommt ja der eine oder andere auf diese Weise auf die Idee, seine
113
Konsumhaltung bewußter wahrzunehmen und dies könnte ermöglichen, zukünftig anders zu handeln und
zu konsumieren als bisher.
1. Name
„Die Traumbuche“
2. Methodentyp
mündliche Simulation, Phantasiereise
3. Ziele
Impulse setzen, Reflexion der eigenen Träume, Wünsche und
Bedürfnisse
4. Inhalte
Wünsche, Ziele, Lebensstilüberlegungen, Träume, Bedürfnisse
5. Dauer
30 - 45 Minuten
6. Material
Kassettenrecorder, Entspannungsmusik
7. Anleitung
Die Schüler/innen sitzen im Stuhl-Kreis. Der Raum kann etwas abgedunkelt werden. Die Schüler werden
nicht extra aufgefordert, die Augen zu schließen. Wer das will, kann das natürlich tun. Der Lehrer liest die
Geschichte langsam und im zweiten Teil etwas monotoner vor. Er läßt ausreichend Pausen (...), damit die
Schüler/innen genügend farbige und ausführliche Bilder vor ihrem inneren Auge entstehen lassen können.
Parallel zum Vorlesen läuft leise Entspannungsmusik. (Je nach Schülergruppe unterschiedlich. Bewährt
haben sich die langsamen Barock-Largos und -Adagios. Aber auch Modernes ist brauchbar, z.B. Vangelis).
Die Phantasiereise zur Traumbuche beginnt mit der Musik, nach einer kleinen Weile wird der Text vorgetragen. Am Ende der Geschichte folgt noch eine Weile die Musik. Das fördert die Entspannung und innerliche
Sammlung und läßt Eindrücke entstehen und bildhaft werden.
114
Die Traumbuche
Lesetext:
„Ich möchte euch ein Märchen erzählen ein Märchen, das sehr schön zu dieser
Musik hier paßt. Lauscht ein wenig der
Musik...
Einige hundert Schritte vor dem ersten
Hause eines alten Dorfes steht auf einem
grünen Rasenhügel ein Baum, wie er
heute nur noch selten wächst. Die Bauern
sagen, er stamme noch aus der Heidenzeit
und ein heiliger Apostel sei unter ihm von
Heiden erschlagen worden. Da hätten die
Wurzeln des Baumes das Apostelblut
getrunken, und wie es ihm in den Stamm
und in die Äste gefahren sei, sei er davon
so groß und kräftig geworden. Wer weiß,
ob’s wahr ist? Eine eigene Bewandtnis
aber hatte es mit dem Baum; das wußte
jeder, Klein und Groß im Dorf. Wer unter
ihm einschlief und träumte, dessen Traum
ging unabweislich in Erfüllung. Deshalb
hieß er schon seit undenklichen Zeiten die
Traumbuche, und niemand nannte ihn
anders. Eine besondere Bedingung war
jedoch dabei: Wer sich zum Schlaf legte
unter die Traumbuche, durfte nicht daran
denken, was er wohl träumen würde. Tat
er es dennoch, so träumte er nichts wie
Krimskrams und verworrenes Zeug, aus
dem kein vernünftiger Mensch klug werden konnte. Das war nun allerdings eine
sehr schwere Bedingung, weil die meisten
Menschen viel zu neugierig sind, und so
mißlang es denn auch den allermeisten,
die es versuchten; und lange ist es im Dorf
keinem einzigen, weder Mann noch Weib,
auch nur ein einziges Mal gelungen. Aber
seine Richtigkeit hatte es mit der Traumbuche, das war sicher...
115
Eines heißen Sommertages nun, da kein
Lüftchen sich regt, kommst du die Straße
daher gewandert. Als du an dem Dorfe
anlangst, drehst du noch einmal alle deine
Taschen um, doch sie sind alle leer. „Was
fängst du an?“ denkst du bei dir. „Todmüde bist du; umsonst nimmt dich kein
Wirt auf, und jetzt noch arbeiten, wäre ein
beschwerliches Handwerk.“
Da erblickst du die herrliche Buche mit
dem grünen Rasenhügel davor; und da sie
nur wenige Schritte abseits vom Wege
steht, legst du dich unter sie ins Gras, um
etwas auszuruhen. Doch der Baum hat
ein seltsames Rauschen, und wie er seine
Zweige leise bewegt, läßt er bald hier, bald
da einen feinen glitzernden Sonnenstrahl
durchfallen und bald hier, bald da ein
Stückchen blauen Himmel durchscheinen: Da fallen dir die Augen zu, und als
du so ruhig da liegst, wirft die Buche
einen Zweig mit drei Blättern herab, der
fällt dir geradewegs auf die Brust...
Du beginnst zu träumen... und eine innere
Stimme sagt dir, dass alles das, was du dir
im Traum wünschst, wird wahr werden.
Du träumst davon, wie du wirklich leben
möchtest ... Du siehst die anderen Menschen : Fremde, Freunde ... Was tut ihr
zusammen? ... Träumst du vom Feiern,
vom Tanzen? ... Du siehst in deinem
Traum das Schöne ... Deine Träume tragen dich fort zu einem großen, warm
erleuchteten Marktplatz mit vielen Menschen ... Du träumst davon, wie du arbeitest ... Du träumst von deiner freien Zeit ...
Was machst du? ... Wie wohnst du?...
Wo wohnst du? In der Stadt? Auf dem
Land? ... Du siehst ganz deutlich, wie die
116
Umgebung deiner Wohnung (und deiner
Arbeitsstelle) aussieht... die Wege, die
Straßen ...
Du siehst in deinem Traum ganz deutlich
vor dir, was du willst, was du in deinem
tiefsten Innern wirklich brauchst, was du
dir wünschst, wie du sein willst ...
Und du hast die Gewißheit: Es wird Wirklichkeit werden! ...
Gleich - in einigen Sekunden - wird wiederum ein Blatt auf deine Brust fallen und
du wirst langsam - ganz langsam - aus deinem Traum hier in diesen Raum zurückkommen.
Bitte lauscht noch ein wenig der Musik,
bis mit den letzten Tönen die Bilder und
Träume blasser werden ...“
Nach dieser Zeit der Sammlung und des weiteren Hinübergleitens in die Realität sollte nicht gleich über
Gedanken, Gefühle, Erlebnisse, Bilder, die man während der Phantasiereise hatte, gesprochen werden.
Die Schüler/innen werden zunächst aufgefordert, ihre Eindrücke noch nicht weiterzuerzählen, sondern auf
einem großen Blatt Papier (DIN-A4 oder DIN-A3) mithilfe farbiger Stifte (empfehlenswert sind Jaxon-Kreiden) ihren Traum zu malen. Es soll darauf geachtet werden, dass auch dabei noch keine Gespräche über
den Inhalt stattfinden.
Die Schüler haben etwa 10 Minuten Zeit, ihr Bild zu malen. Danach werden sie aufgefordert, ihr Bild vor
sich auf den Boden zu legen, so dass sie es anschauen können. Dann stehen alle auf und gehen langsam im
Uhrzeigersinn von Bild zu Bild und schauen - wie auf einer richtigen Vernissage - was die anderen so zu
Papier gebracht haben.
Erst wenn jeder wieder an seinem Platz steht - vor seinem Bild - trifft sich jeder mit seinem linken Nachbarn und tauscht sich im Zweiergespräch aus: über das eigene Bild und was er /sie noch alles zu berichten
hat.
Eventuell kann es wichtig sein, darauf hinzuweisen, dass jeder nur das über sich, über seine Träume dem
anderen mitzuteilen braucht, was er auch mitteilen will. Privates sollte durchaus auch im Privaten bleiben
können. Im Anschluß an diese Zweiergespräche erfolgt eine Plenumsrunde und die Zweiergruppen berichten kurz, was bei ihnen Wichtiges herauskam.
Dieses Rundumgespräch soll verdeutlichen, welche persönlichen Aspekte von Zukunftsvorstellungen und
Wünschen es gibt. Wo sind Gemeinsamkeiten? Auf einer vorher vorbereiteten Wandzeitung können dann
auf Karten erfaßte Stichworte aus dem Gespräch auf Zuruf gesammelt werden.
Die Karten können dann in Themenblöcken zusammengefaßt werden: Wie will ich wohnen? Wie will ich
leben? Wie will ich arbeiten? usw. Daraus ergibt sich dann ein Szenario von „Lebens-Träumen“ .
Zum Schluß heften dann alle ihr Bild an eine (mehrere) Wandzeitung(en).
8. Anmerkungen
Auf Besonderheiten der Klassenstruktur und Altersstufe sollte der Lehrer dann achten, wenn die Gruppe
nicht „ganz bei der Sache ist“. Es empfiehlt sich dann, eventuell die Phantasiereise bzw. die Geschichte zu
kürzen oder besondere Schwerpunkte hervorzuheben.
Ziel der Zweiergespräche kann es auch sein, jeweils 2 - 3 Karten mit kurzen Stichworten zu versehen, die
die eigene Traumreise treffend für alle darstellen.
Bei der Sammlung der Karten auf der Wandzeitung kommt es darauf an, sie zu Themenblöcken wie Wohnen, Leben, Arbeiten, aber auch Ausstattung, Natur, Menschen, Gesundheit und Glück zu ordnen.
117
❺ Umsetzungsphase
1. Name
„Was tun?“
2. Methodentyp
Kartenabfrage, Brainstorming
3. Ziele
Verknüpfung der Problematisierungs- und Phantasiephase
mit der Umsetzungsphase, Handlungsorientierung herstellen,
persönliche Schlußfolgerungen anregen
4. Inhalte
Persönliche Handlungsstrategien
5. Dauer
30 - 60 Minuten
6. Material
Wandzeitungspapier und Klebeband; Filzstifte,
DIN-A5-Blätter / Moderationskarten
7. Anleitung
Im Plenum wird eine Wandzeitung mit folgendem Text aufgehängt:
•
stell-
„Wie können wir unsere Erkenntnisse aus der Problematisierungsphase und unsere Zukunftsvorungen aus der Phantasiephase umsetzen? Was ist für mich persönlich wichtig?“
Es erfolgt nun ein schriftliches Brainstorming. Die Schüler schreiben jeweils bis zu drei Antworten auf eine
Karte. Die Karten werden eingesammelt und an die Wandzeitung geheftet und geordnet. Eine kurze Diskussion schließt sich an. Ergänzungskarten dürfen eingefügt werden.
Weitere Fragen können sich anschließen:
•
Wie könnte ich zukünftig mit meinem Taschengeld (noch) besser auskommen?
8. Anmerkungen
Mit Hilfe der verschiedenen Wandzeitungen aus der Problematisierungsphase (mit den Dokumenten des
abgelaufenen Lernprozesses) wird reflektiert, in welchem Spannungsverhältnis sich die Jugendlichen befinden. Das erfordert für jeden einzelnen eine persönliche Orientierung bzw. das bewußte Erarbeiten von
Handlungsstrategien für die Gegenwart und besonders für zukünftige Ereignisse.
118
COPY
1. Name
„My first Wohnung“
2. Methodentyp Übung, Planen, Kalkulieren
3. Ziele Erkennen, was eine Grundausstattung kostet; Alternative zu
kostspieligen Ausstattungsgegenständen suchen
4. Inhalte
Ein eigener Haushalt wird eingerichtet, mit Hilfe eines
Katalogs werden die Kosten erfaßt
5. Dauer
60 Minuten
6. Material
hauses
Papier, Stifte, Vorlage Wohnungsskizze, Katalog eines großen
Möbel-
7. Anleitung
Die Schüler sollen ihren ersten Haushalt einrichten bzw. planen. Zur Einstimmung wird folgende Aufgabenstellung vorgetragen bzw. als Arbeitsvorlage in Kopie verteilt.
„Endlich ist es soweit, du hast die Traumwohnung gefunden, es ist zwar kein Loft in einer alten Fabriketage
und auch nicht die Bauernkate mit Blick auf den schilfbedeckten Teich. Solide und hübsch ist sie aber
doch, deine neue kleine Zweizimmerwohnung. Jetzt geht es an´s Einrichten und du kannst die Wohnung
nach eigenen Wünschen gestalten. Folgendes solltest du beachten:
Dein monatliches Einkommen aus dem neuen Job beträgt 1.000,- Euro netto.
Die Miete beträgt z. Zt. 400,- Euro
Das ist prima, doch dein bester Freund macht dich darauf aufmerksam, dass da noch fixe Kosten dazukommen. An die hattest du anfangs nicht gedacht.
Strom / Gas, alle zwei Monate ca. 40,- Euro
Fernseher / Rundfunkgebühren, alle drei Monate 35,50 Euro
Private Haftpflichtversicherung, jährlich 65,- Euro
Hausratversicherung, jährlich 55,- Euro
Küche
Essplatz
Zimmer
Bad
Küche
Essplatz
Flur
A
Wohnraum
Wohnraum
A
Küche
A
Essplatz
Wohnraum
(bitte eventuell ergänzen!)
Wohnraum
Essplatz
A
Küche
Bad
119
Da schrumpft das für den Lebensunterhalt zur Verfügung stehende Geld auf Euro................ monatlich
(bitte ausrechnen!). Da ist für große Anschaffung erstmal wenig drin, zumal du ja auch planst, im Sommer
den Urlaub im Süden zu verbringen. Dafür legst du jeden Monat 100,- Euro zurück
(bitte oben berücksichtigen!).
Du hast großes Glück, dass du für deine erste Wohnungseinrichtung von deinen Eltern und aus einem freiwerdenden Sparvertrag 4.000,- Euro zur Verfügung hast. Jetzt geht´s ans Planen für die Wohnungseinrichtung.“
Jeder Schüler erhält neben dieser Situationsbeschreibung für die weitere Bearbeitung folgende
Informationen bzw. Materialien:
•
Din-A4-Blatt mit dem Grundriß der neuen Wohnung (ca. 65 qm) (bitte Skizze anfertigen)
•
Katalog eines großen Möbelhauses
•
Liste, die jeder vervollständigen soll:
Was ich an Einrichtungsgegenständen schon besitze und mitnehmen werde?
•
Liste:
Was brauche ich neu? Und was kostet das?
Zur Erleichterung und zur besseren Kalkulation empfehlen wir, den Möbelkatalog zur Hilfe zu nehmen.
Nicht weil ein Katalog die ultima ratio des Einkaufens ist, sondern weil hier die Schüler schnell Gegenstände für eine fiktive Wohnungseinrichtung finden können und gleichzeitig über den Preis informiert werden.
1.
eine
Die Schüler werden nun aufgefordert, „ihre“ Wohnung mit Hilfe des Grundrisses aufzuteilen:
Wo kommt was hin? (Der Lehrer sollte diesen Grundriß als Kopie zur Verfügung stellen, es reicht
grobe Skizze!)
Dazu haben sie 10 - 15 Minuten Zeit.
Nun werden die Gegenstände / Möbel auf dem DIN-A4-Blatt erfaßt, jeweils auf die Zimmer bezo-
2.
gen.
3.
Der Blick in den Möbelkatalog soll helfen, geeignete Einrichtungsgegenstände ausfindig zu
machen und
gleichzeitig den Preis zu notieren. (Bitte in die Planungsliste eintragen!)
Dazu haben die Schüler 15 Minuten Zeit.
4.
Nun erfolgt die Addition aller Posten und ein Vergleich mit dem zur Verfügung stehenden Budget;
auch
der Blick auf die laufenden Einnahmen und Ausgaben ist notwendig.
5. Zu einem weiteren Schritt werden die Schüler aufgefordert - soweit das notwendig ist (und meist hat
sich gezeigt, dass es das ist!) - ihre Planung zu überarbeiten:
• Welche Anschaffung kann ich mir z.Zt. nicht leisten / ist zu teuer?
• Welche Alternative gibt es dazu:
• eine billigere Variante aus dem Katalog,
• eine Anschaffung, die ich erst später realisieren will (sparen)
• statt Neuanschaffung, Suche nach alten - aber schönen - Möbelstücken, die viel weniger kosten,
eventuell auch schon mal einen Kratzer durch den Gebrauch haben
• kann man - auch mit Hilfe von Freunden / Eltern - einige Dinge in Eigenarbeit billiger selbst
herstellen (Vorhänge / Regale etc.)?
Solche und weitere Möglichkeiten sollten jetzt mit herangezogen werden, um die Planung „rund“ zu
machen und zu Ende zu führen. Nach weiteren 10-15 Minuten selbständiger Stillarbeit folgen Zweiergespräche, in denen sich die Schüler ihre Planung gegenseitig erklären.
Im anschließbaren Plenum sollen dann u.a. folgende Aspekte erörtert werden:
• Wie hoch war die Abweichung eurer ersten Planung mit dem zur Verfügung stehenden Budget?
• Wie habt ihr die Realisierung erreicht?
• Welche Tips könnt ihr an eure Freunde weitergeben?
120
8. Anmerkungen
dass solche Ausstattungsplanungen noch detaillierter gemacht werden können, liegt auf der Hand. Wir
haben hier noch gar nicht über die Qualität der Einrichtungsgegenstände, dem Vergleich von diversen
Angeboten, von Stilfragen, Wohnökologie usw. gesprochen.
Wer es genauer machen will, sei an dieser Stelle auf ein umfangreiches Arbeitsmaterial hingewiesen, das
als Orientierungshilfe mit Checklisten eine detaillierte Planung erleichtert.
„Was kostet die Grundausstattung für den Haushalt?“
Eine 50seitige Broschüre ist kostenlos zu beziehen über: Geld und Haushalt, Beratungsdienst der Sparkassen, - Broschürendienst- Postfach 8000428, 70504 Stuttgart.
121
1. Name
„Einnahmen erhöhen - Ausgaben senken“
2. Methodentyp
Ideensammlung nach der Brainstorming - Methode
3. Ziele
Finden und Zusammentragen von Möglichkeiten, um die
finanzielle Situation des einzelnen zu verbessern
4. Inhalte
Einnahmen und Ausgaben
5. Dauer
45 Minuten
6. Material
DIN-A5-Blätter, Filzstifte, Krepp-Klebeband, Zeichenmaterial,
A4- und A3-Bögen
7. Anleitung
Bei größeren Schülergruppen empfiehlt es sich, die Gesamtgruppe in zwei oder drei Kleingruppen einzuteilen, die dann in getrennten Räumen die Ideensammlung durchführen.
Aufgabe ist es, möglichst viele Einfälle in Stichpunkten zu sammeln, wie jeder Schüler im eigenen Alltagsleben seine Ausgaben verringern und eventuell auch seine Einnahmen erhöhen kann: Was kann ich persönlich tun? Alle Einfälle sollen auf DIN-A5-Karten bzw. Moderationskarten (in großer, gut lesbarer Schrift)
geschrieben werden. Wichtig ist, dass hierbei nach den Brainstorming-Regeln verfahren wird: Es sollen alle
Ideen unzensiert notiert werden, weiterhin sollte nichts wegfallen, und es dürfen beim späteren Vorlesen
keine einschränkenden Kommentare abgegeben werden („Das klappt ja sowieso nicht!“ usw.).
Als Hilfestellung für die Ideenfindung können eventuell Vorgaben als Überschriften auf der Wandzeitung
gemacht werden, welche die wichtigsten Alltagsbereiche umfassen. Wenn die Schüler ihre Ideen-Karten
mit den Krepp-Klebestreifen an die Tafel heften, sollen sie ihre Karten gleich diesen Rubriken zuordnen.
Vorschläge für die Vorgaben-Bereiche (ggf. auswählen!):
• Küche, Essen und Trinken
• Badezimmer, Kosmetik
• Wohnungseinrichtung
• Kleidung
• Elektrische Geräte (etwa Haushaltsgeräte, Musikanlage, .....)
• Fahrzeuge (Auto, Fahrrad, .....)
• Zeitungen, Zeitschriften, Bücher
• Hobbies (Sport, Kultur, Basteln, .....)
• Urlaub
• Geschenke (Weihnachten, Geburtstag, .....)
• Genußmittel (Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten, .....)
• Spielzeug
• Stromverbrauch
• Dienstleistungen (Post, Banken, .....)
• Unternehmungen (Kino, Kneipe, .....)
• Waschen, Körperpflege, Haareschneiden
• Haushaltsreinigung
u.v.m.
122
Die Auswahl bzw. die Ergänzung der Vorgaben sollte jeweils im Hinblick auf die konkrete Zielgruppe erfolgen.
Günstigere Vorgaben wären evtl. auch inhaltlich offenere Fragen:
•
•
•
•
•
Wo wäre es möglich, weniger einzukaufen bzw. zu verbrauchen?
Wo kann auf billigere Alternativen umgestiegen werden?
Was kann evtl. abgeschafft, verkauft werden?
Was läßt sich möglicherweise mit anderen gemeinsam nutzen?
Wo bestehen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten, etwa durch
Verkauf, Vermietung, Nebentätigkeit?
Sobald die Ideen der Schüler spärlicher fließen, sollte der Lehrer den Abbruch der Sammlung ankündigen
(„Noch drei Minuten!“).
Anschließend wird die Ideensammlung vorgelesen und gemeinsam besprochen. Der Lehrer verliest die einzelnen Stichpunkte. Bei Bedarf erläutert der betreffende Schüler jeweils seinen Vorschlag.
Falls vorher Kleingruppenarbeit erfolgt ist, stellen nacheinander alle Gruppen ihre Ideen-Sammlungen im
Plenum vor.
Zum Abschluß der Ideen-Sammlung kann nun die Herstellung persönlicher Merklisten erfolgen. Jeder
Schüler notiert für sich selbst die 10 Einsparungs-Tips, die er für seinen Alltag am wertvollsten und geeignetsten hält. Diese Merkliste auf A4- oder A3-Bögen kann optisch ansprechend gestaltet werden, etwa mit
kleinen Zeichnungen, Cartoons, collageartigen Ausschnitten aus Zeitschriften, mit Ornamenten usw.
Variante: Die Merkliste kann auch in Verbindung mit oder anstatt des „Briefes an mich selbst“ verschickt
werden (siehe weiter unten).
8. Anmerkungen
Auf die Einhaltung der Brainstorming-Regeln sollte geachtet werden. Keine Idee ist zu verrückt, um nicht
aufgeschrieben zu werden. Es sollte keine „Selbstzensur“ im Kopf der Schüler erfolgen. Auch „Killersprüche“ („...das ist doch Schwachsinn“ o.ä.), die die Einfälle anderer Schüler abwerten oder deren Umsetzbarkeit in die Praxis in Frage stellen, sollen vermieden werden.
Beim Erstellen der persönlichen Merkliste sollte auf das bunte Ausgestalten nicht verzichtet werden.
Die Listen sind für den Einzelnen nur sinnvoll, wenn sie Aufforderungscharakter besitzen. Der Lehrer
sollte den Schülern vorschlagen, die Merkliste daheim z.B. in die Küche oder in den Hausflur zu hängen,
um die Anregungen nicht aus den Augen zu verlieren.
123
1. Name
„Was kostet Geld / ein Konto?“ Erkundung vor Ort
2. Methodentyp
Markterhebung, Interview
3. Ziele
Besuch einer Bank, Sparkasse
Befragung anhand eines Interview-Leitfadens
4. Inhalte
Kosten für ein Girokonto, für einen Kredit;
Jugendmarketing der Geldinstitute
5. Dauer
ca. 3. Std., incl. der Vorbereitung (Erarbeitung eines Fragebogens) und Auswertung der Erkundung
6. Material
Fragebogen, Stifte, Wandzeitung
7. Anleitung
Natürlich ist es einfacher, sich Info-Material einer Sparkasse/Bank per Post zukommen zu lassen, um es
dann im Klassenraum mit den Schülerinnen und Schülern auszuwerten. Der direkte Besuch vor Ort ist aber
für die teilnehmenden Schüler realitätsgerechter und viel interessanter, als nur die Information aus „zweiter Hand“ zu erhalten. Dazu kommt, dass das persönliche Gespräch oft intensivere Eindrücke vermittelt
und die Schüler in der direkten Auseinandersetzung vor Ort qualifiziert werden, zukünftig offensiver in
Verhandlungsgesprächen aufzutreten. Die „Schwellenängste“ werden ebenfalls abgebaut.
Die Schüler sollen in Kleingruppen zu verschiedenen Geldinstituten gehen und anhand eines vorher eigenständig entwickelten Interview-Fragebogens Informationen einholen. Bei der Entwicklung der Fragen können sie sich an den folgenden Leitfragen orientieren, es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, dass die Schüler
eigene Fragen vorab detailliert aufbereiten. Das fördert die innere Bereitschaft, zwingt zur gedanklichen
Auseinandersetzung mit den Inhalten und vermeidet ein bloßes Ablesen des Fragenkataloges.
Die Leitfragen können sein:
1. • Wie eröffne ich ein Girokonto?
(Bedingungen, Kosten, Ablauf etc.)
• Erhalte ich auch eine Kundenkarte bzw. EC-Karte und was kann ich damit machen?
• Darf ich das Konto überziehen?
• Für den Kauf eines Mountain-bikes benötige ich eine Finanzierung. Wie sehen die Konditionen für
einen Kredit aus?
Weitere Leitfragen betreffen das Jugendmarketing der Geldinstitute und stehen im engen Zusammenhang
mit dem Informationsblock „Das Jugendmarketing der Geldinstitute“.
• Welche Aktivitäten werden den Jugendlichen geboten? (Wettbewerbe, Clubzeitungen,
Ermäßigungen bei Jugendveranstaltungen etc.)
• Gibt es einen speziellen Jugendservice?
Die Antworten sollen beim Interview schriftlich festgehalten werden, um sie nachher für die Berichterstattung im Plenum wiedergeben zu können. Auf einer Wandzeitung werden alle Ergebnisse stichwortartig
gesammelt (am besten auf Moderationskarten) und anschließend miteinander verglichen. Ein Blick auf
Wandzeitungen bzw. Posters aus der Problematisierungsphase (Info-Blöcke bzw. Auswertung des Spielelements Kreditpoly) hilft, die Sachinhalte zu vertiefen.
124
8. Anmerkungen
Zur Vorbereitung der Interviews vor Ort empfiehlt sich, vorher telefonisch Kontakt aufzunehmen, damit
entsprechende Gesprächspartner in den Geldinstituten auch genügend Zeit haben, sich den Fragen der
Schüler zu stellen. Die Schüler sollten bei ihrem Besuch auch die Gesprächsatmosphäre mitbeachten und
kritisch würdigen. (Werden sie als potentielle Kontoinhaber umworben? Welches Image wird transportiert?)
Alternative bzw. Ergänzung:
In der Markterkundung vor Ort gehört ebenfalls der Besuch einer Schuldnerberatungsstelle und / oder der
Verbraucherberatung. Auch hier ist es ratsam, die Schülerinnen und Schüler vorher anhand entsprechender
Leitfragen einen detaillierten Fragebogen erarbeiten zu lassen, so dass sie das Gesrpäche führen bzw. lenken können.
Die Qualität der Ausbeute hängt dabei von der Intensität der Vorbereitung ab.
125
1. Name
„Dem Geld auf der Spur“
2. Methodentyp
Interaktionsspiel
3. Ziele
Physische und psychische Lockerung, Angstabbau,
Förderung der Spielbereitschaft
4. Inhalte
Einfache pantomimische Umsetzung des Schuldenthemas
5. Dauer
10 - 15 Minuten
6. Material
(evtl. Cassettenrekorder) Musikuntermalung
7. Anleitung
Um die Gruppe körperlich und psychisch ein wenig zu „lockern“ für die nachfolgenden Rollenspiele, kann
es sinnvoll sein, diese Übung durchzuführen.
Es handelt sich um sog. Interaktionsspiele, die als Simultanspiele mit der Gesamtgruppe durchgeführt werden. Diese einfache Übung nach dem Muster „Alle machen zur selben Zeit das gleiche!“ hat den unschätzbaren Vorteil, dass hier noch keine Darstellung vor anderen erfolgt, sondern alle Schüler - sozusagen im
Schutze der Gruppe - fast unbeobachtet agieren. Jeder macht ja das gleiche und ist mit sich beschäftigt auch wenn viel gemeinsam „läuft“.
Es ist wichtig, dass der Stellenwert der Lockerungsübung in bezug auf das Nachfolgende kurz erklärt wird
(s.o.), dass sie aber durchaus auch für sich einen Eigenwert hat: Kurze körperliche Auflockerung innerhalb
des üblichen „Trotts“ und last but not least - es macht ganz einfach Spaß!
Der Lehrer fordert die Schüler auf, seine Anweisungen (die er engagiert, evtl. witzig parodiert einbringen
sollte) möglichst genau nachzumachen und damit solange fortzufahren, bis er neue Vorgaben macht.
Während dieser Übungen sollte nicht gesprochen werden:
• im Raum durcheinander umhergehen: ohne sich anzustoßen, erst schnell, dann langsam, eilig, hastig,
schleichend, kaputt, voller Energie, stolz, ängstlich usw.
• verfolgt von 10 Kredithaien
• auf dem Wege zu unangenehmen Gesprächen (Geld leihen, Schulden nicht zurückzahlen können) usw.
• jemanden ablehnen
• stolz und sicher gehen: wir haben dem Verführer (Sammelbesteller) widerstanden
• Weltrekord im Händeschütteln: Ihr seid Geldvermittler!
• neu eingekleidet: sich bewundern lassen
• wir gehören zur High-Society (und leben auch so)
• Sprichwörter zu Schulden und Reichtum wörtlich nachspielen
• ganz schnell viele unterschiedliche Begrüßungen
• Sportarten nachmachen, Aprés-Ski / Aprés Tennis: dazugehören, sich bewundern lassen, In-sein
• Kredithai hat jemanden an der Angel (wörtlich nachspielen)
• Weiteres selbst ausdenken
8. Anmerkungen
• Die Übungen können auch mit flotter Musik untermalt werden.
• Die einzelnen Übungsteile sollten nicht zu schnell „abgehakt“ werden, allerdings auch nicht zu lange
dauern, um Langeweile zu vermeiden. Wieviele der Beispiele durchgeführt werden, hängt vom Zeitbudget bzw. der Lust der Gruppe ab.
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1. Name
„Begegnung mit dem Kredithai“
„Der neue Anzug“
„Was tun, wenn der Drücker kommt?“
„Klein, aber mein!“
2. Methodentyp
Rollenspiele*
3. Ziele
Einüben von Standfestigkeit und Selbstbehauptung in
unbequemen Situationen, den Überredungskünsten widerstehen können
4. Inhalte
Praktiken unseriöser Kreditvermittler; Überredungskünste von
Verkäufern / Anbietern; Haustürgeschäfte; Lifestyle und
Konsumhaltungen
5. Dauer
45 Minuten (incl. 15 Minuten Vorbereitungszeit)
6. Material
Situationsvorgaben und unterschiedliche Rollenbeschreibungen
(Rollenkarten); geeignete Requisiten
7. Anleitung
Im Plenum werden kurz - ohne den Inhalt preiszugeben - die vier Rollenspielmöglichkeiten vorgestellt.
Dann erfolgt die Aufteilung auf die Rollenspielgruppen.
Jede Gruppe erhält eine Beschreibung der Situationsvorgabe (kann laut in der Gruppe vorgelesen werden).
Für jede Rolle gibt es eine Rollenbeschreibung, d.h. eine Rollenspielkarte (vorher kopieren!).
Die Schüler machen sich dann (jeder für sich) mit ihren Rollen vertraut und sollten sich eventuell einige
Argumente, Floskeln o.ä. auf einem Stichwortzettel notieren.
Die Kleingruppen sollten ihre Rollenspiele - wenn möglich - in getrennten Räumen vorbereiten. Es erhöht
die Spannung, wenn die Gruppen die Aufgabenstellungen der anderen Gruppen nicht kennen.
Für diese Vorbereitung und Einstimmung haben die Gruppen etwa 10 - 15 Minuten Zeit. Falls Requisiten
gewünscht werden (was sehr zu empfehlen ist), sollten diese jetzt besorgt werden.
Hier gilt: Improvisation ist alles!
* Entwurf: Roland Möhle
127
COPY
Situationsvorgabe „Begegnung mit dem Kredithai“
Die Praktiken unseriöser Kreditvermittler sollen deutlich werden. Bei der Darstellung etwas zu übertreiben, zu karikieren, ist sogar sehr hilfreich und bringt es auf den Punkt.
Folgende Rollen sind zu besetzen
1. Karl / Karla Müller (ein potentielles Opfer, da „total abgebrannt“)
2. Paul / Paula Schmitt (ein(e) Freund(in), eine Beratungshilfe)
3. Herr Raffke, der Kreditvermittler
Karl / Karla Müller ist arbeitslos. Seine finanzielle Situation ist nicht gerade rosig zu nennen. Die monatlichen Einkünfte von 600,- Euro Arbeitslosengeld decken gerade seine Ausgaben und ermöglichen es ihm, je
einmal pro Woche ins Kino zu gehen und sich mit Freunden in der Kneipe zu treffen. Vor ein paar Monaten
hat ihm sein Bruder aus der Klemme geholfen und ihm auf unbestimmte Zeit 1.500,- Euro geliehen. Karls
Bruder hat nun seinerseits Geldsorgen bekommen und drängt darauf, die geliehenen 1.500,- Euro möglichst bald zurückzuerhalten. Karl hat seinem Bruder versprochen, das Geld innerhalb von einer Woche aufzutreiben. Doch leichter gesagt als getan.Weil Karl ohnehin seit einiger Zeit den Wunsch hat, seine Wohnung neu einzurichten, hat er schon oft mit dem Gedanken gespielt, eventuell einmal einen Kredit
aufzunehmen. Von seiner Bank glaubt er keinerlei Hilfe erwarten zu können. In der Zeitung entdeckt er folgende Anzeige:
BARGELD SOFORT: BIS 30 000
EURO!!!
- Ohne Bankbesuch möglich !!!
- Günstige Rückzahlungs-Konditionen !!!
- Auch für Ausländer + Arbeitslose !!!
WIR HELFEN IHNEN, AUCH IN HÄRTEFÄLLEN !!!
Vor den Geschäftspraktikern unseriöser Kreditmakler ist Karl schon von vielen Seiten gewarnt worden.
Aber diese Anzeige spricht ihn an, und er muß in seiner gegenwärtigen Lage jede Möglichkeit prüfen, zu
Geld zu kommen. Deshalb hat er bei dem Kredit-Eildienst angerufen und einen unverbindlichen Hausbesuch vereinbart. Ein Herr Raffke will in Karls Wohnung kommen und hat versprochen, ihn über alle Kreditmöglichkeiten unverbindlich zu informieren. Karl meint: Die Angebote werde ich mir in aller Ruhe
anhören. Ablehnen kann ich dann ja immer noch.
✁
Rollenbeschreibung: Karl / Karla Müller
Eines ist klar: Du brauchst Geld, denn deinen Bruder willst du auf gar keinen Fall enttäuschen. Auch die
Aussicht, plötzlich viel Geld in der Tasche zu haben, reizt dich doch sehr. Insofern ist die Versuchung groß,
einen Kreditvertrag abzuschließen. Andererseits hast du gehört, dass es unseriöse Institute gibt, die nur die
finanzielle Zwangslage der Kunden ausnutzen wollen und sehr ungünstige Bedingungen anbieten. Deshalb
möchtest du zunächst möglichst viel über die Vertragsbedingungen erfahren. Überlege dir genau, was du
Herrn Raffke fragen willst, und laß dir jede Einzelheit genau erklären. Du hast ausgerechnet, dass du
monatlich vielleicht 50,- Euro, mit Müh und Not eventuell 80,- Euro für die Ratenzahlungen abzweigen
könntest. Über die Summe, die der Kredit ausmachen soll, bist du dir noch nicht im Klaren.
128
COPY
Rollenbeschreibung: Paul / Paula Schmitt
Du bist mit Karl seit langem gut befreundet und weißt um die schlechte finanzielle Lage deines Freundes.
Als Karl in seiner Wohnung gerade von einem Kreditvermittler beraten wird, kommst du zufällig hinzu.
Deine Rolle: Nach anfänglicher Skepsis überzeugt dich Herr Raffke, dass dieser von ihm angebotene Kreditvertrag für Karl in dessen jetziger Lage genau das Richtige ist. Deine Meinung, Karl solle den Vertrag ruhig
unterschreiben, äußerst du auch ganz eindeutig. Karls eventuelle Zweifel zerstreust du mit allen Argumenten, die dir einfallen ...
Rollenbeschreibung: Herr Raffke, Kreditvermittler
✁
Wie es sich gehört, versuchst du wie eine vertrauensvolle Persönlichkeit zu wirken. Du willst den Eindruck
erwecken, sehr um das Wohl deiner Kunden bemüht zu sein. Eigentliches Ziel ist dabei für dich, die Unterschrift von Herrn (Frau) Müller unter den vorbereiteten Kreditvertrag zu bekommen.
Du hast dabei einen Vertrag mit den folgenden Konditionen für Herrn (Frau) Müller vorgesehen:
•
•
•
•
•
Kreditsumme:
3.000,- Euro
Laufzeit:
32 Monate
Monatsraten
105,- Euro
Monatl. Zinssatz, jährlich zu zahlen:
1,0 %
Einmalige Abschlußgebühr:
6%
Das solltest du noch wissen:
Die Summe, die Herr (Frau) Müller ausgezahlt bekommt, beträgt 3.000,- Euro. Die Gesamtsumme, die der
Kunde innerhalb von 32 Monaten zurückzahlen muß ist dagegen 3.360,- Euro, nämlich 32 x 105,- Euro.
Dies brauchst du ihm nicht unbedingt zu offenbaren. Wenn er von selbst darauf stoßen sollte, kannst du ja
erklären, das sei so üblich in der Branche.
129
COPY
Situationsvorgabe: „Der neue Anzug“
Wer viel verkaufen will, muß seine Ware gut anpreisen. Das Verkaufsgespräch macht plötzlich den Kunden
zum „König“, manchmal leider nur solange bis der Kaufakt abgeschlossen ist. Der Kunde wird davon überzeugt, dass nur die hochwertige Ware (verbunden mit entsprechenden Preisen) seinen Bedürfnissen und
seinem Image gerecht wird. Er wird umschmeichelt - wie soll er da nur widerstehen?
Für eine Feier im Kreise der Verwandten benötigt Alwin Altkittel einen Anzug. Die Anschaffung darf aber
nicht zu teuer werden, denn Alwin Altkittel ist zur Zeit ohne Stellung und lebt von der Arbeitslosenunterstützung. Er weiß, dass er unnötige Ausgaben vermeiden muß. Mehr als 200,- Euro will er deshalb auf keinen Fall ausgeben.
Seine Freundin Gudrun Rather begleitet ihn ins Kaufhaus, um ihn beraten zu können. Als die Verkäufer
versuchen, Alwin Altkittel zum Kauf eines sehr schicken, aber teuren Anzugs zu überreden, wird er unsicher. Er würde gern einmal ein so exklusives Stück tragen wie die schicksten Anzüge hier im Kaufhaus.
Folgende Rollen sind zu besetzen:
✁
1. Alwin Altkittel (braucht einen neuen Anzug)
2. Gudrun Rather (weiß immer einen guten Rat)
3.+4. Verkäufer Herr Weiß und Verkäuferin Frau Schwarz (beide wollen nur dein Bestes, dein Geld)
Rollenbeschreibung: Alwin Altkittel
Vor ein paar Monaten bist du arbeitslos geworden und mußt dich notgedrungen daran gewöhnen, bei allen
deinen Ausgaben zu sparen, wo immer dies möglich ist. Für den Kauf des Anzuges hattest du dir deshalb
ein Limit von 200,- Euro gesetzt.
✁
Im Kaufhaus werden nun Anzüge in dieser Preislage angeboten; allerdings auch noch wesentlich schickere,
die dann aber fast das Doppelte kosten. Von so etwas hast du schon oft geträumt. Da du weißt, dass deine
Freundin dir Geld leihen könnte, überlegst du: Solle es nun dieser billige Anzug für nur 200,- Euro sein
oder wäre das Designer-Modell für den doppelten Preis eine Investition für die Zukunft wert? Du willst ihn
unbedingt!
Rollenbeschreibung: Gudrun Rather
Du willst deinen Freund beim Kauf eines Anzugs beraten und findest es richtig, dass er sich mit 500 DM
eine Höchstgrenze gesetzt hat. Eigentlich bist du der Meinung, dass die Anschaffung des Anzugs sowieso
unnötig ist.
Nun droht Alwin Altkittel den Überredungskünsten der Verkäufer im Kaufhaus nachzugeben. Er kommt in
die Versuchung, mehr Geld auszugeben, als geplant war. Die Verkäufer wollen einen möglichst teuren
Anzug verkaufen, das ist klar und aus ihrer Sicht vielleicht verständlich. Aber nun bist du gefordert, Alwin
auf den Teppich zurückzuholen und ihn zur Sparsamkeit zu überreden. Ein teurer Anzug ist zwar schick,
aber nicht unbedingt notwendig und mit Alwin Altkittels wirtschaftlicher Lage unvereinbar.
130
COPY
Rollenbeschreibung: Verkäufer Herr Weiss und Verkäuferin Frau Schwarz
Ein Kunde ist offenbar unsicher, wieviel Geld er beim Kauf eines neuen Anzugs anlegen soll. Hier bist du
mit deinen Überredungskünsten gefordert: Überzeuge den Kunden davon, dass es ein exklusiver Anzug
sein sollte, für den man schon mal 400 bis 500,- Euro ausgeben muß. Benutze Tricks, z.B.: Ein Mann von
Format wie Herr Altkittel sollte sich doch nicht mit minderer Qualität zufrieden geben! Man muß auf modischen Stil achten, will man heute in der Welt etwas darstellen! Qualität hat eben ihren Preis! Designer-Kleidung unterstreicht die einmalige Persönlichkeit, hebt den Besitzer heraus aus der „Herde der Gleichgekleideten“, schafft positives Image usw. Denk dir einige nette Schmeicheleien und Argumente aus.
✁
131
COPY
Situationsvorgabe „Was tun, wenn ein Drücker kommt“
Ein Zeitungsabo soll an die Frau / an den Mann gebracht werden; einmal abgeschlossen, verlängert sich der
Vertrag Jahr für Jahr. Oft wird versäumt, fristgerecht zu kündigen - und außerdem ist es ja bequem, die Illustrierte ins Haus zu bekommen und man / frau tut ja was Gutes.
Folgende Rollen sind zu besetzen:
1. Hertha / Herbert Gutherz (Sie sind fast immer hilfsbereit)
2. Der Drücker - Herr / Frau Masche (Es geht ums blanke Überleben, oder?)
Hertha (Herbert) Gutherz hat sich einen Tag frei genommen, um mal richtig ausspannen zu können. Es
klingelt an der Tür. Sie öffnet und wird freundlich von einem Herrn (einer Dame) angesprochen, der ihr ein
Zeitschriftenabonnement anbietet.
✁
Als sie ablehnt, stellt der „Drücker“ sich als Haftentlassener vor, der wieder Tritt fassen möchte. Die Vermittlung eines Abonnements an Frau Gutherz würde ihm ein Stückchen weiterhelfen. Es entwickelt sich
eine Unterhaltung.
Rollenbeschreibung: Hertha / Herbert Gutherz
Deine Rolle ist im Grunde ganz einfach und dabei doch so schwierig:
Du möchtest eigentlich überhaupt nichts an der Haustür kaufen. Andererseits bist du ein hilfsbereiter
Mensch, der weiß, dass es Menschen mit schweren Schicksalen gibt. Z.B. Haftentlassene, mit denen niemand etwas zu tun haben will, obwohl sie ihre Strafe für einen begangenen Fehler doch verbüßt haben.
Solche Menschen tun dir leid, und du würdest ihnen gern helfen.
Aber sollst du deshalb irgend etwas kaufen, das du gar nicht brauchst? Nein! Aber wie willst du den armen
Menschen an der Haustür abwimmeln? Oder lieber doch kaufen?
✁
132
Überlege dir auf jeden Fall, was du antworten willst, wenn der Drücker anfängt, dir seine Lebensgeschichte
o.ä. zu erzählen.
COPY
Rollenbeschreibung: Der Drücker Herr / Frau Masche
Du bist ein Profi, der großes schauspielerisches Talent beweist und mit allen Wassern gewaschen ist und
kein wirklicher Haftentlassener, der evtl. zu Recht auf Mitleid hoffen kann, sondern ein gut geschulter,
schauspielender Vertreter.
Du hast bereits einige Erfahrung in diesem Gewerbe und hast die verschiedensten Tricks und Sprüche auf
Lager, um Kunden zu gewinnen. Schnell hat dir dein Gespür verraten, dass bei Frau / Herrn Gutherz die
„Haftentlassenen-Masche“ ankommen könnte. Skrupel gegenüber wirklichen Haftentlassenen hast du dir
schon längst abgewöhnt. Die sind nur hinderlich, wenn man in diesem Beruf erfolgreich sein will. Dein Ziel
ist klar: Frau / Herr Gutherz soll einen Abonnement-Vertrag für eine Zeitschrift unterschreiben.
Bei diesem Kunden dürfte in erster Linie die „Mitleids-Masche“ ziehen. Lege dir am besten
einige geeignete Sprüche zurecht, die Frau / Herrn Gutherz in die Enge treiben könnten, z.B.:
• Ich will doch nur ein ehrliches Leben anfangen und brauche eine Chance!
• Aus der Zeit im Knast habe ich gelernt!
• Ich habe schwer büßen müssen für das, was ich einmal getan habe und niemand hilft mir!
• Wollen Sie mich wieder in die Gosse treten?!
• Wenn alle Menschen hier draußen so gemein sind wie Sie, kann ich mich ja gleich umbringen!
Usw., usw. Keine Skrupel! Dir ist jedes Mittel recht, das zum Erfolg (sprich: zur Unterschrift) führen kann.
Laß dich auf keinen Fall abwimmeln. Du gehst erst wieder, wenn du die Unterschrift hast.
✁
133
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Situationsvorgabe „Klein, aber mein“
Lifestyle ist angesagt. Wir leben im „Hier und Jetzt“ und wollen genießen ... oder ?! Zwei befreundete Paare
tauschen ihre Ansichten über das Leben aus.
Folgende Rollen sind zu besetzen
1. + 2. Agnes und Albert (die Genügsamen)
3. + 4. Bert und Britta (Lifestyle ist eine Frage der inneren Einstellung)
Vor zwei Wochen haben Agnes und Albert A. ein befreundetes Paar, die B.’s, in deren Wohnung besucht.
Sie staunten nicht schlecht über die große, teure Behausung und den Lebensstil der B.’s:
Die Möbel waren in allen Räumen nagelneu und meist vom Versandhaus bezogen. Stolz zeigten Britta und
Bert B. auch ihre neue Videoanlage und ließen ihre brillante Stereoanlage mit CD-Spieler auf vollen Touren
laufen. Das Auto der B’s ist ein BMW.
Um sich dies alles anschaffen zu können, mußten Bert und Britta B. hohe Kredite aufnehmen und einige
Dinge auf Ratenbasis kaufen. Ihr Konto ist auch ständig überzogen, und verschiedene Mahnbescheide sind
den B’s auch schon ins Haus geflattert. Trotzdem wollen sie auf keinen Fall auf ihren Lebensstil verzichten,
obwohl der ganze Ärger um das liebe Geld ihnen reichlich Streß bereitet.
Es wurde nun ein Gegenbesuch der B’s. bei den A’s. vereinbart. Agnes und Albert A. bewohnen eine kleine,
preiswerte Altbau-Wohnung. Sie besitzen ein Radio mit eingebautem Kassettenrecorder und einen kleinen
Schwarz-Weiß-Fernseher. Die Wohnungseinrichtung stammt vom Sperrmüll oder ist selbstgebaut, wie
Regale, Betten oder Tische.
Den A’s genügt das voll und ganz, sie finden es in ihrer eigenen Wohnung gemütlich, und das ist für sie das
Wichtigste.
Die A’s haben auch auf die Anschaffung eines Autos verzichtet und fahren beide mit dem Fahrrad. Sie kennen keine größeren finanziellen Sorgen; ihr Konto ist nicht überzogen.
✁
Bert und Britta B. treffen bei den A’s ein. Angesichts der für ihren Geschmack kärglichen Ausstattung der
Wohnung machen sie sich lustig über den Lebensstil der A’s. Diese sehen sich nun in die Lage gedrängt,
ihren Lebensstil verteidigen zu müssen.
Rollenbeschreibung: Agnes und Albert
Ihr wollt nicht einsehen, warum man für ein wohnliches Zuhause unbedingt teure Anschaffungen machen
soll und sich hierbei womöglich auch noch verschuldet. Eure Wohnung ist vielleicht nicht gerade ein Ausstellungs-Objekt, aber ihr seht auch gar keinen Sinn darin, mit eurem Heim protzen zu wollen. Ihr mögt die
Wohnungseinrichtung so, wie sie ist.
Das ganze Gieren nach Geld und sinnlosem Luxus ist euch sowieso zuwider. Legt euch deshalb gute Argumente zurecht, die für euren Lebensstil „Klein, aber mein“ sprechen.
134
COPY
Rollenbeschreibung: Britta und Bert
Ihr wißt, dass ihr euch den Luxus, in dem ihr lebt, eigentlich kaum leisten könnt. Aber ihr meint, man kann
finanziell nicht immer auf Nummer Sicher gehen. Deshalb habt ihr euch auf Ratenkäufe und Kontoüberziehungen eingelassen. Eure Wohnung kann sich dafür aber sehen lassen. Es gibt so viele schöne und
moderne Dinge, die man sich anschaffen kann - warum solltet ihr auf einen gewissen Lebensstandard verzichten?
Den Lebensstil der A’s findet ihr eher primitiv. Gewiß, die selbstgebauten Regale haben einen gewissen
Charme. Aber die ganze Einrichtung, der ganze Stil der A’s ist doch altmodisch und zeigt überhaupt nichts
her. Ihr seid stolz auf euren Lebensstil und macht euch lustig über den der A’s. Wenn die ehrlich sind, würden die z.B. auch lieber einen teuren Wagen fahren als sich auf dem Fahrrad abstrampeln zu müssen! Überlegt euch weitere gute Argumente, die für euren Lebensstil sprechen.
8. Anmerkungen
✁
Die Spielgruppen benötigen jeweils ihre entsprechende Situationsvorgabe (kopiert). Jeder Schüler braucht
seine Rollenkarte (ebenfalls kopiert), wobei es spannender wird - auch für die Spielgruppe selbst -, wenn
jeder seine Rolle gut kennt und sie dementsprechend ausspielt und nicht abliest.
Es sollte darauf geachtet werden, dass der Spannungsbogen bei der Präsentation für die zuschauenden
Schüler nicht überzogen wird, etwa durch zu langatmiges Ausspielen der einzelnen Szenen.
135
❻ Nachbereitungsphase
1. Name
„Andere überzeugen“
2. Methodentyp
Transfer-Rollenspiel
3. Ziele, Absichten
Erkenntnisse aus der Zukunftswerkstatt im Dialog vertreten,
Argumentationen sowie Widerstand und Durchsetzung einüben,
Einstellungen offensiv vertreten
4. Inhalte
Möglichkeiten der Schuldenprävention
5. Dauer
30 Minuten
6. Material
Keines
7. Anleitung
Es werden Paare gebildet. Die Partner sitzen sich auf Stühlen gegenüber. Einer beginnt, er hat die Aufgabe,
den anderen von den neuen Erkenntnissen, Prinzipien und Verhaltensweisen, die er aus dieser Zukunftswerkstatt gewonnen hat, zu überzeugen (über neue Einsichten zur Schuldenprävention). Während er sich
bemüht, nur Pro-Argumente zu liefern, hat der andere die Aufgabe, die Gegenposition einzunehmen. Er
darf nur Contra-Argumente nennen und kritische Rückfragen stellen.
Nach 10 Minuten werden die Rollen getauscht und die Diskussion wird fortgeführt. Durch den Wechsel
der Pro- und Contraseite haben beide Partner Gelegenheit, sich ausgiebig mit den unterschiedlichen Argumenten auseinanderzusetzen und ihre eigene Position zu vertiefen. Oft wird erst in diesem wechselseitigen Gespräch deutlich, wo eigene Wissenslücken bestehen und mit welchen treffenden Argumenten ein
anderer besser zu überzeugen ist. Auch ganz unmittelbar hat dies einen Effekt auf die eigene Situation
nach dem Workshop, wenn man aus dieser vielleicht untypischen Gruppensituation, in der man mit anderen Gleiches erlebt / erfahren hat, wieder in die Alltagssituation zurückkehrt.
136
1. Name
„Brief an mich selbst“
2. Methodentyp
Praktische Einzelübung
3. Ziele
Transfer von Erkenntnissen in den Alltag, individuelle
Besinnung, Fokussierung auf persönlich Bedeutsames
4. Inhalte
Eigene, sehr persönliche Anmerkungen, Vorhaben, etc.
5. Dauer
20 Minuten
6. Material
Briefumschläge, DIN-A4-Papier, Kugelschreiber
7. Anleitung
Die Schüler erhalten die Aufgabe, in schriftlicher Einzelarbeit einen „Brief an sich selbst“ zu schreiben, in
dem sie unter dem Eindruck der Zukunftswerkstatt darüber reflektieren, was sie an ihrer zukünftigen
Lebensweise ändern möchten, genau dann, wenn sie wieder zu Hause sind.
Jeder schreibt für sich ca. 10 bis 15 Minuten. Die Privatheit ermöglicht es, den Brief in aller Offenheit und
Ehrlichkeit sich selbst gegenüber zu formulieren. Während des Schreibens sollte es ruhig sein.
Brief an mich selbst:
„Was ich für die nächste Zeit ändern und in meiner Alltagsplanung umsetzen möchte.“
Die Schüler verschließen ihren Briefumschlag selber und versehen ihn mit ihrer Adresse. Der Lehrer sammelt alle Briefe ein und verschickt sie etwa 3 bis 4 Wochen nach Beendigung der Zukunftswerkstatt. Dieses
Vorgehen hat den Vorteil, dass Einsichten und Informationen das Ende der Zukunftswerkstatt „Schuldenprävention“ überdauern.
137
Material- und Büchertisch
Wer macht was? Adressenpool
• Der neue Schuldenreport. Die Verschuldung der
privaten Haushalte in Deutschland, HRSG.:
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V.,
Bonn, und Deutsches Rotes Kreuz, Bonn.
Erstellt vom Institut für Finanzdienstleistungen e.V.
(IFF), Hamburg (erscheint jährlich)
• Groth, U. / Peters, H.: Prävention hat viele Gesichter, Praxishandbuch für die Schuldnerberatung,
FSB-Schriftenreihe, Band 2, Bremen 1995 zu beziehen über: Förderverein Schuldnerberatung im
Lande Bremen e.V., Niederburger Straße 15, 28207
Bremen
• Landessozialberichterstattung NRW. Verschuldung, Überschuldung und Schuldnerberatung.
Band 4, HRSG.: Ministerium für Arbeit, Gesundheit
und Soziales des Landes NRW, Duisburg 1993
• „Cash for Kids“, Videofilm, 9 Minuten,
und: Sozialberatung für Schuldner. Handreichungen
mit Unterrichtshilfen. DM 20,- zu beziehen über:
Deutscher Caritasverband e.V., Vertrieb,
Postfach 420, 79004 Freiburg i. Br.,
Tel.: 0761/200296, Fax: 0761/200572
• Felicitas Naumann: Die schnelle Mark.
Mit Konto und Kredit. Eine Geschichte. rororo
Rotfuchs Taschenbuch, Reinbeck bei Hamburg,
1995,
(Eine spannende und informative Geschichte:
Chris wird arbeitslos, gnadenlos treiben Gläubiger
ihr Geld ein ... eine Geschichte so richtig aus dem
Leben)
Ein Bankier ist ein Mensch, der einen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und der ihn sofort
zurückhaben will, sobald es zu regnen beginnt.
Mark Twain
• Große Freiheit Nr. 18 - mit Volldampf in die
Miesen? Tips für junge Leute zum Thema Geld,
Kredit und Schulden. HRSG.: Bezirksamt Friedrichshain von Berlin, 1995 zu beziehen über: Dilab e.V.,
Rigaer Straße 102, 10247 Berlin
138
• Zu beziehen über die Verbraucher-Zentrale
NRW e.V., Versandservice, Adersstraße 78, 40215
Düsseldorf:
• Let´s talk about debts! Vom Schuldenmachen, - haben und - loswerden. Ein Unterrichtsmaterial für Klassen ab Jahrgangsstufe 10,
• Schuldenprävention mit Jugendlichen.
Ein Handlungs- und Veranstaltungskonzept,
• Kostenlos zu beziehen über Geld und Haushalt,
Beratungsdienst der Sparkassen - Broschürenservice - Postfach 800448, 50504 Stuttgart:
• „Unsere Kinder und das Geld“
• „Haushaltsplaner“
• „Der Verbraucherkredit. Möglichkeiten Risiken - Hilfen für den privaten Haushalt“
• „Was kostet die Grundausstattung für den
Haushalt?“
• Achtung! Absturzgefahr! Information-BeratungHilfe. Hauswirtschaftlicher Beratungsdienst /
Schuldnerberatung, Willi-Becker-Allee 7,
Amt 51/51, Düsseldorf, Tel. 0211/8996418
Wer macht was?
In fast allen größeren Städten und Landkreisen gibt
es inzwischen Schuldnerberatungsstellen.
Die jeweiligen Adressen sind zu erfahren über die
Sozialämter sowie bei den Wohlfahrtsverbänden:
Diakonisches Werk, Caritas-Verband, Deutsches
Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband.
Bei Bedarf ist es ratsam, rechtzeitig Kontakt mit der
Beratungsstelle aufzunehmen (Wartezeiten berücksichtigen).
Es gibt auch eine aktualisierte Liste der Schuldnerberatungsstelle „Wie werde ich meine Schulden
los?“ Zu beziehen ist diese Informationsbroschüre
über: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Welckerstraße 11, 53113 Bonn.
Weitere Kontaktadressen zu Fragen der Schuldnerberatung sind:
Bundesarbeitsgemeinschaft
Schuldnerberatung e.V., Motzstraße 1,
34117 Kassel;
Bundesverband der Verbraucherzentralen
und Verbraucherverbände
Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. i.G.
Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin,
Tel: 030 25 93 07-0
Fax: 030 25 93 07-18
In einige Bundesländern bieten auch die Verbraucherberatungsstellen Hilfen für Schuldner an.
Bitte diesen Service vor Ort erfragen.
Wichtige Adressen aus dem Internet:
www.schuldenpraevention-s-h.de
www.agsbv.de
http://www.forum-schuldnerberatung.de/
http://www.iff-hamburg.de/
139
❼ Literaturliste
Baer, Ulrich:
500 Spiele für jede Gruppe für alle Situationen,
Remscheid 1988
Ornstein, R.:
Multimind,
Paderborn 1989
Burow & Neumann - Schönwetter
(Hrsg.): Zukunftswerkstatt in Schule und
Unterricht.
Hamburg 1995
Springer, Sally P. / Deutsch, Georg:
Linkes-rechtes Gehirn. Funktionelle Asymmetrien,
Heidelberg 1987
Burow & Renner:
Zukunftswerkstatt Denken und Handeln für ein
ökologisches Europa, Berlin
1993 Stiftung Verbraucherinstitut,
10587 Berlin, Carnotstr. 5
Dilts, R.B.: Einstein.
Geniale Denkstrukturen und Neurolingustisches
Programmieren,
Paderborn 1992
Fritz, Jürgen:
Mainzer Spielkartei,
Mainz o.J.
Jungk, R.:
Projekt Ermutigung,
Berlin 1988
Jungk, Robert / Müllert, Norbert R.:
Zukunftswerkstätten.
Mit Phantasie gegen Routine und Resignation,
München 1989 (Hamburg 1981)
Klebert, Karin / Schrader, Einhard / Straub,
Walter G.:
Kurzmoderation. Anwendung der Moderationstechnik in Betrieb, Schule und Hochschule, Kirche und
Politik, Sozialbereich und Familie bei Besprechungen und Präsentationen,
Hamburg 1985
Meister-Vitale, B.:
Lernen kann phantastisch sein,
Berlin 1988
Kuhnt, B. / Müllert, N.R.:
Moderationsfibel Zukunftswerkstätten,
Münster 1996
140
Seiffert, Josef W.:
Visualisieren - Präsentieren - Moderieren,
Bremen 1992
Stange, Waldemar u.a.:
Zukunftswerkstatt, in:
Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.):
Zukunftsperspektiven,
Reihe: Ökologie in der Erwachsenenbildung,
Heft 5, Bonn und Berlin 1986a
Stange, W. / Gnielczyk, P. / Paschen,
W. / Bardenhagen, H.:
Lernwerkstatt Ernährung.
Materialien zur Gesundheitsförderung,
Berlin 1999
Stange, W. / Paschen, W.:
Praxishandbuch Zukunftswerkstätten,
DGB-Jugend Nordmark /
Ministerin für Arbeit, Soziales,
Jugend und Gesundheit des Landes
Schleswig-Holstein,
Hamburg / Kiel 1994
Stange W.:
Planen mit Phantasie - Zukunftswerkstatt und
Planungszirkel für Kinder und Jugendliche,
Deutsches Kinderhilfswerk /
Aktion Schleswig-Holstein - Land für Kinder,
Berlin / Kiel 1996a