ENCOA 2007 Ausgabe 11
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ENCOA 2007 Ausgabe 11
Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie Ausgabe 11 ENCOA 2007 Dieser Band enthält die besten Arbeiten aus dem Weiterbildungslehrgang für Stabsunteroffiziere 2006, die über das Projekt ENCOA („European Non Commissioned Officer Academy“) von deutschen und österreichischen Unteroffizieren erstellt wurden sowie aktuelle Informationen zu ENCOA. Besonderer Dank ergeht an Mag. Petra BOHNSTEIGER und Frau Susan GEIBLINGER für die umfangreichen Unterstützungen bei der redaktionellen Bearbeitung dieser Publikation! Oktober 2007 3 Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie Ausgabe 11 Impressum: Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie Ausgabe 11 Erscheinungsdatum: Oktober 2007 Medieninhaber/Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung Roßauer Lände 1 1090 Wien Redaktion: Oberstleutnant dhmfD Mag. Andreas KASTBERGER (Chefredakteur) huak.labt3.glabt@bmlv.gv.at Layout Titelseite: Vizeleutnant Gernot HALLA Administration: Heeresunteroffiziersakademie Lehrabteilung 3 Tel. (0043)-(0)50201-41 28312 Druck: Heeresdruckerei WIEN Die in den Artikeln zum Ausdruck gebrachten Aussagen oder Meinungen müssen nicht mit jener der Redaktion oder des Herausgebers übereinstimmen. 4 Inhaltsverzeichnis Oberst Johann HEHENBERGER Vorwort des stellvertretenden Akademiekommandanten ................. 7 Oberst Rolf KIRLEIS Grußworte des Kommandeurs der Unteroffizierschule der Luftwaffe .................................................... 9 Oberstleutnant Gerhard KRENN Gedanken des österreichischen Projektleiters für ENCOA ....... ... 11 Autorenübersicht ...........................................................................................13 Oberstabsfeldwebel Ralph BETZGEN „Military Ethics and Ethical Dilemmas”: More than Dealing with Value Conflicts ........................................ 15 Hauptfeldwebel Holger FELS Der Wandel des Berufsbildes der Unteroffiziere – ein Vergleich zwischen der United States Air Force und der Deutschen Luftwaffe.......................................................... 33 Vizeleutnant Kurt GROBNER Grundlagen zur Dienstaufsicht in der Deutschen Luftwaffe und im Österreichischen Bundesheer im Vergleich................................................................................... 47 Oberfeldwebel Torsten PREIN Berufsethische Bildung für Unteroffiziere im angehenden 21. Jahrhundert: Kritische Betrachtungen des Ansatzes im Österreichischen Bundesheer .................................................... 59 5 Offiziersstellvertreter Martin WEBER Internationale Kooperation in der einsatzorientierten Ausbildung – Erfahrungen eines langjährigen Hauptlehrunteroffiziers im Bereich Fliegerabwehr .......................... 71 6 HEHENBERGER: Vorwort des stellvertretenden Akademiekommandanten Heeresunteroffiziersakademie Der stellvertretende Kommandant Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Das mittlerweile zu Ende gehende Jahr 2007 war für die Heeresunteroffiziersakademie wieder ein sehr produktives und spannendes zugleich. Mit dem Start des ersten Vorbereitungslehrganges für angehende Berufsunteroffiziere, der als Novum konkrete Fördermaßnahmen zur Vorbereitung auf die Zulassungsprüfung zum Unteroffizierslehrgang (künftig „Militärische Führung 2“) und zusätzlich ein Förderassessment beinhaltet, wurde im ersten Quartal 2007 die neue Unteroffiziersausbildung nach Vorgaben der Reformideen gemäß „Management ÖBH 2010“ de facto eingeläutet. Bis zu deren endgültiger Implementierung werden nun vermehrt notwendige Abstimmungen der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Unteroffiziere mit Ausbildungsgängen für Offiziere erfolgen. Diese verbleibende Zeitspanne gibt uns die Möglichkeit eines soliden Übergangs in das neue Ausbildungssystem. Auch unsere internationalen Kontakte konnten im heurigen Jahr wieder vertieft und verdichtet werden. Das Projekt ENCOA („European Non Commissioned Officer Academy“) gilt dabei nach wie vor als unser „Flaggschiff“, wenn es darum geht, sowohl die Internationalisierung als auch die Nutzung moderner Medien für die Weiterbildung der österreichischen Unteroffiziere zu erschließen. Die Qualität der Arbeiten, die während des Weiterbildungslehrganges für Stabsunteroffiziere im Jahr 2006 auf der Basis des Teletutorings über ENCOA geleistet wurden, spricht für sich und natürlich insgesamt für das Potential, das in diesem Projekt steckt. Aber überzeugen Sie sich bitte selbst, indem Sie sich die nun folgenden Ausarbeitungen etwas näher ansehen. Die Heeresunteroffiziersakademie bemüht sich trotz knapper Ressourcen ein möglichst umfassendes und zukunftsorientiertes Bildungsangebot zu bieten. Ich appelliere daher an all jene, die mit Fragen der Weiterbildung von Unteroffizieren des Bundesheeres zu tun haben, sei es etwa als direkt betroffener Angehöriger des Unteroffizierskorps oder als Kommandant bzw. Leiter einer Dienststelle. Eine Initiative wie ENCOA darf und wird kein Selbstzweck 7 HEHENBERGER: Vorwort des stellvertretenden Akademiekommandanten sein! Der Erfolg von Einrichtungen dieser Art hängt ganz wesentlich davon ab, wer sich in welcher Form dafür einsetzt oder als direkter Nutznießer sich einer konkreten Weiterbildung unterzieht. Dies gilt auch dann, wenn wie im vorliegenden Fall, der offensichtliche Bedarf, die Zweckmäßigkeit und die Wirtschaftlichkeit in einem bestechend günstigen Verhältnis zueinander stehen. Ich lade daher ein, von diesem Bildungsangebot Gebrauch zu machen und bedanke mich ausdrücklich bei den vorgesetzten Stellen für ihre Unterstützung. Für die wirkungsvolle Zusammenarbeit im gesamten Projekt gilt den deutschen Kameraden von der Unteroffiziersschule der Luftwaffe besonderer Dank und Anerkennung. Johann HEHENBERGER Oberst 8 Kirleis: Grußworte des Kommandeurs der USLw (Deutsche Bundeswehr) Unteroffizierschule der Luftwaffe Der Kommandeur Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Als Kommandeur der Unteroffizierschule der Luftwaffe ist es mir eine Ehre, nun schon zum zweiten Mal ein paar persönliche Worte in der hier vorliegenden Ausgabe 11 der Schriftenreihe der Heeresunteroffiziersakademie an Sie zu richten. Es zeigt mir deutlich die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres und der Unteroffizierschule der Luftwaffe, die sich seit dem Bestehen des gemeinsamen Projektes ENCOA gebildet hat. Mit den in dieser Schriftenreihe veröffentlichten Arbeiten können Sie sich von unserer Zusammenarbeit selbst überzeugen. ENCOA ist inzwischen ein fester Bestandteil der Ausbildung an der Unteroffizierschule der Luftwaffe und erfährt einen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad. Unser gemeinsames Ziel, österreichischen und deutschen Berufsunteroffizieren ein qualitativ hochwertiges Weiterbildungsangebot unter Nutzung der modernen Medien zu bieten, ist uns mit ENCOA gelungen und setzt ein Zeichen für die zeitgemäße und moderne Form der Erwachsenenbildung in unseren Streitkräften. Von den Möglichkeiten des Projektes und dem Potential ENCOA konnten auch die schweizerischen Streitkräfte in den letzten Monaten überzeugt werden. Gespräche zwischen Vertretern aller drei Nationen haben ergeben, dass wir in Zukunft auch mit schweizerischen Lehrgangsteilnehmern und Tutoren bei den bestehenden und geplanten ENCOA Vorhaben rechnen können. In dieser Ausgabe der Schriftenreihe werden die besten Lehrgangsarbeiten aus dem ENCOA Lehrgang I/2006 veröffentlicht. Für die erbrachten Leistungen möchte ich den Verfassern der Arbeiten sowie den beteiligten Teletutoren gratulieren und auch danken. 9 Kirleis: Grußworte des Kommandeurs der USLw (Deutsche Bundeswehr) Dem Leser wünsche ich viel Vergnügen! Rolf Kirleis Oberst 10 KRENN: Gedanken des österreichischen Projektleiters für ENCOA Heeresunteroffiziersakademie Der Projektleiter für ENCOA Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Ich möchte mich als neuer Projektleiter für ENCOA an der HUAk vorstellen. Als Offizier der mechanisierten Truppe durfte ich in meiner Waffengattung verschiedenste Funktionen bis hin zur vertretungsweisen Einteilung als Bataillonskommandant wahrnehmen. Nach einer zuletzt zweijährigen Verwendung als Leiter des Prüfzentrums beim Heerespersonalamt wechselte ich im September 2006 an meinen derzeitigen Arbeitsplatz. Durch eine Vielzahl an Übungen und zwei Einsätze im Ausland konnte ich schon bisher die nunmehr stark zunehmende Internationalisierung des Bundesheeres ein wenig mitgestalten. ENCOA ist in dieser Hinsicht eine logische, weitere Station in meinem Berufsleben. Zu meiner großen Freude konnte ich von Beginn weg auf Bestehendem aufbauen. Bis zum Herbst 2006 waren immerhin schon ein Testlehrgang durchgeführt und ein Durchgang des Weiterbildungslehrganges vorbereitet worden. Einige weitere, in die Zukunft weisende Ideen lagen zusätzlich auf meinem Schreibtisch. Ich danke all jenen, die mir den Einstieg derart erleichterten. Wie könnte es mit ENCOA nun aus meiner Sicht weitergehen? Im März dieses Jahres wurden bei einer Arbeitstagung, die wir in Enns durchführten, wieder wichtige Meilensteine initiert. Die internationale Fort- und Weiterbildung für Unteroffiziere sollte durch neue ENCOA-Lehrgänge laufend ergänzt werden. Auch dürfen wir uns seit diesem Jahr über die Projektbeteiligung der Schweizer Armee freuen. Konkret wird von Oktober bis Dezember 2007 zum zweiten Mal der bereits bewährte ENCOA-Lehrgang im Rahmen des Weiterbildungslehrganges an der HUAk geführt. Ab dem Jahr 2008 werden die Teilnehmer der „Ausbildung der Lehrer“ von Teletutoren der Bundeswehr während der Erstellung der Fachbereichsarbeiten begleitet. Ein Pilotversuch dazu konnte 2007 erfolgreich abgeschlossen werden. Weiters starten wir noch heuer ein hoffentlich 11 KRENN: Gedanken des österreichischen Projektleiters für ENCOA rasch anwachsendes Seminarprogramm, das unsere Bildungslandschaft für Unteroffiziere sinnvoll und modern ergänzen sollte. Den Leserinnen und Lesern wünsche ich zunächst viel Vergnügen! Gerhard KRENN Oberstleutnant 12 Autorenübersicht in alphabetischer Reihenfolge Autorenübersicht in alphabetischer Reihenfolge Oberstabsfeldwebel Ralph BETZGEN Jahrgang 1957, Angehöriger der Deutschen Bundeswehr seit 1976, 1979 bis 1980 Ausbildung zum Mechanikermeister und Kampfführungsfeldwebel am Waffensystem Hawk, 1992 bis 2001 Hörsaalleiter an der Unteroffizierschule der Luftwaffe, 2001 bis 2005 als Hörsaalleiter und Operation Superintendent an der United States Air Force Senior Noncommissioned Officer Academy, College for Enlisted Professional Military Education Maxwell Air Force Base, Gunter Annex in Alabama eingesetzt, dort mit der Führung und dem Training von ca. 9.700 Studenten in der kombinierten Offizier / Unteroffizierausbildung betraut, im Moment Fachlehrer und Ausbildungsfeldwebel bei der 2. Inspektion der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen. Hauptfeldwebel Holger FELS Jahrgang 1972, Abitur und Eintritt in die Bundeswehr 1992, ab 1998 Verwendung als Berufssoldat, Ausbildung zum Zugführer der Luftwaffensicherungstruppe (FwLwSichTr), eingesetzt als Gruppen- und Zugführer einer Grundausbildungseinheit, 1999-2007 Versetzung zur Unteroffizierschule der Luftwaffe (USLw) nach Appen, Einsatz als Fachlehrer für Führung und Einsatz sowie im Moment als Hörsaalleiter in der Vorgesetztenausbildung der Luftwaffe (VorgAusbLw), Verwendungen und Ausbildungsgänge: FwLwSichTr, ABC/SeFw, LehrFw, Moderator für Einsatznachbereitungsseminare, AGSHP-Fw, Übltr Bw, MKF ( B / C / E ), Spezialausbildung EOR, Einweisung AGDUS. Vizeleutnant Kurt GROBNER Jahrgang 1959, eingerückt 1980 zu einer Aufklärungskompanie, bis 1985 Verwendung zunächst als Kommandant einer Aufklärungsgruppe, danach als Gruppen- und Zugskommandant bei einer Jägerkompanie, insgesamt zehn sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsätze als Zugskommandant an der Staats13 Autorenübersicht in alphabetischer Reihenfolge grenze und fünf Einsätze im Katastrophenschutz (Aufräumarbeiten nach Sturmschäden), 1997 Versetzung an die Heeresunteroffiziersakademie, seither als Hauptlehrunteroffizier und Klassenleiter in der Lehrabteilung 1 (Unteroffizierslehrgang), Schulungsleiter für Ausbildungsmethodik, parallel als Trainer Führungsverhalten tätig, von Oktober bis Dezember 2006 im Rahmen des 6. Weiterbildungslehrganges für Stabsunteroffiziere an der HUAk Teilnehmer am Lehrgang ENCOA. Oberfeldwebel Torsten PREIN Jahrgang 1970, Grundausbildung im Luftwaffenausbildungsregiment 3 Germersheim 1992, Anschlussverwendung als 1. Luftfahrzeug-Radar-WarnAnlagen-Mechaniker Tornado im Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ bis 1997, danach bis 2002 Luftfahrzeug Eloka System Feldwebel Tornado, seit Herbst 2002 tätig als IT-Admin-Fw Groupware im JaboG 31 „B“, militärischer Werdegang: Unteroffizierslehrgang 1993 an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen, Feldwebellehrgang 1996, Teilnahme an zahlreichen Auslandskommandos in unterschiedlichen Verwendungen. Offiziersstellvertreter Martin WEBER Jahrgang 1969, eingerückt 1986 in Großenzersdorf beim ehemaligen Fliegerabwehrbataillon 1, bis 1989 Geschützführer 35mm Z/FlAK 85, 1989 Versetzung zur Fliegerabwehrschule nach Langenlebarn, bis 1993 tätig als Lehrunteroffizier 35mm Z/FlAK 85, danach Lehrunteroffizier am Feuerleitgerät SKYGUARD 75/79; ab 1997 auch Lehrunteroffizier am Zielzuweisungsradar FLAMINGO, seit 2002 Hauptlehrunteroffizier am Feuerleitgerät SKYGUARD 98, Teilnehmer an diversen internationalen Übungen im In- und Ausland, Qualifikation als „Staatlich geprüfter Lehrwart“ allgemeine Kondition und Schulungsleiter für Ausbildungsmethodik, Absolvent der Ausbildung der Lehrer 2004 (AdL) und des 6. Weiterbildungslehrgang für Stabsunteroffiziere 2006 inklusive des dazugehörigen ENCOA-Lehrganges. 14 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas Oberstabsfeldwebel Ralph BETZGEN “Military Ethics and Ethical Dilemmas”: More than Dealing with Value Conflicts Without entering into the specifics of individual cases, I doubt the reader will argue that noteworthy ethical failures have occurred in all military forces over the past several decades, and appear likely to continue to do so. Incidences of ethical failure have involved military of all age groups, all elements and without regard of religion, gender, or other criteria. "[To] do this to the right person, to the right extent, at the right time, with the right motive, and in the right way, that is not for every one nor is it easy; wherefore goodness is both rare and laudable and noble." -- Aristotle Introduction Why do we need ethical education for soldiers? The reasons are obvious. We need to take steps to improve the quality of training in ethical dilemmas in the military as an organization. Since the end of the Cold War, military deployments for military operations other than war have increased significantly. These deployments lead to new ethical challenges. While it is impossible to discuss all possible ethical dilemmas beforehand, it is essential to guarantee that military personnel involved have the skills and moral competence that prepare them for the ethical dilemmas they may encounter. The German Armed Forces are deeply involved in military operations of all kinds. Military Operations other than War, in particular, lead to new practices and new moral experiences for German soldiers. These new practices and experiences in the context of peace operations all have ethical implications. Awareness of these ethical implications has been triggered by critical incidents like the Srebrenica Massacre in 1995, September 11th 2001 and the Abu Ghraib torture and prisoner abuse from 2003. 15 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas “Among men there are but few who behave according to principles -- which is extremely good, as it can so easily happen that one errs in these principles, and then the resulting disadvantage extends all the further, the more universal the principle and the more resolute the person who has set it before.” Immanuel Kant, Observations of the Feeling of the Beautiful and Sublime [translated by John T. Goldthwait, University of California Press, 1960, p.74] Awareness of the relevance of ethics for military practice has certainly been greatly enhanced. There is a need for a deeper exploration of these ethical issues. In fact there is a need to prepare soldiers to take responsibility. Battlefield behaviour is regulated by international law; but time and critical incidents have proven that it is very difficult to adhere to these myriad laws when military men and women in lethal combat situations are forced to make decisions of an ethical nature. Military ethics is the theory of how to practice the good in an imperfect world, under circumstances that have the power to pervert the perception of good and evil. “The question has been asked whether ‘ordinary people’ who have no previous record of violence and criminality and who have been brought up in a democratic tradition, can commit war crimes. The disturbing answer, which experts have given to that question, is: yes.” [1], translated by Ralph Betzgen This paper addresses some of the main related issues to improve the understanding of values, ethics, military ethics and dilemma training in the armed forces. The first section distinguishes the differences between ethics, morals and military ethics and their connection to human values. The second part will cover professional integrity and leadership to develop military ethics, followed by the part that discovers possible sources of ethical failure. Later on in part four we will discuss possible solutions for approaching ethical dilemma training, and finally we will summarize with a résumé on the topics covered. The definition of ethics, moral, military ethics and values First a brief definition of what ethics and morals are in order to prevent confusion about ethics and morals. While ethics and morals are synonyms in most dictionaries, they differ in their practical application. As used in this paper, the word ethics refers to the principles, rules, and standards of proper conduct defined by an organization for its own members. In contrast, morals are personal rules and standards of conduct based on authorities recognized by the individual, which may include family, religious, organizational, or philosophical values. 16 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas Most people act on the basis of certain morals, in other words using particular standards and values. Values are core beliefs such as duty, honour, and integrity that motivate attitudes and actions. The terms "ethics" and "values" are not interchangeable. Ethics is concerned with how a moral person should behave, whereas values are the inner judgments that determine how a person actually behaves. Most of an individual's ethical development occurs before entering an organization. The influence of family, church, community, and school will determine individual values. Values concern ethics when they pertain to beliefs about what is right and wrong. Moral values can be divided into two different categories: “universal” moral values and “non-universal” moral values. Universal moral values are those values that are shared by all peoples regardless of the cultural and moral position occupied by them. Examples of universal moral values include those enshrined in the “Universal Declaration of Human Rights”, such as liberty and equality. As decent and responsible members of the international community, we have a responsibility to adhere to these values and to commend them to others. Non-universal moral values are not as binding as the values referred to above. These are either inherent in, or peculiar to, a particular culture or nationality. Non-moral values may constitute an important component of a particular professional ethic without necessarily implying a universal moral obligation. Within the military environment such values would include health, work satisfaction, readiness to suffer pain on behalf of comrades (“Service before Self”) and loyalty to the profession. Others may be peculiar to the institutional culture of the armed force in question, for instance the emphasis on saluting and compliments. Not all values are ethical values. Ethical values relate to what is right and wrong and thus take precedence over non-ethical values when making ethical decisions. We translate values into principles so they can guide and motivate ethical conduct. Ethical principles are the rules of conduct that derive from ethical values. For example, honesty is a value that governs behaviour in the form of principles such as, “tell the truth, don’t deceive, be candid, don’t cheat”. In this way, values give rise to principles in the form of specific "dos" and "don’ts." The ethics of most military forces generally mirror the ethics of the society that they are a part of. The aspects that distinguish the military systems from their civilian counterparts are based on those forces being the defense for their respective countries. As the defenders of the country, additional ethics are necessary. In the Lesson 8B04, “Values”, taught at the USAF SNCOA they stated that … 17 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas “... military ethical values are divided in several subcategories like honesty, integrity, loyalty, accountability, fairness, caring, respect and promise keeping.” [2] Let’s take a closer look at the definition of those values, or the eight pillars of character [3]: Honesty Being truthful, straightforward, and candid are aspects of honesty. Truthfulness is required. Deceptions are usually easily uncovered. Lies erode credibility and undermine public confidence. Untruths told for seemingly altruistic reasons (to prevent hurt feelings, to promote good will, etc.) are nonetheless resented by the recipients. Integrity Being faithful to one’s convictions is part of integrity. Following principles, acting with honour, maintaining independent judgment, and performing duties with impartiality help to maintain integrity and avoid conflicts of interest and hypocrisy. Loyalty Fidelity, faithfulness, allegiance, and devotion are all synonyms for loyalty. Loyalty is the bond that holds the armed forces together and the balm against dissension and conflict. It is not blind obedience or unquestioning acceptance of the status quo. Loyalty requires careful balancing of various interests, values, and institutions in the interest of harmony and cohesion. Accountability Soldiers are required to accept responsibility for their decisions and the resulting consequences. This includes avoiding even the appearance of impropriety. Accountability promotes careful, well-thought-out decisionmaking and limits thoughtless action. Fairness Open-mindedness and impartiality are important aspects of fairness. Soldiers must be committed to justice in the performance of their official duties. Decisions must not be arbitrary, capricious, or biased. Individuals must be treated equally and with tolerance. 18 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas Caring Compassion is an essential element of the military. Courtesy and kindness, both to those we serve and to those we work with, help to ensure individuals are not treated solely as a means to an end. Caring for others is the counterbalance against the temptation to pursue the mission at any cost. Respect To treat people with dignity, to honour privacy, and to allow selfdetermination are critical in a military of diverse people. Lack of respect leads to a breakdown of loyalty and honesty within the military and brings chaos to the force. Promise keeping No military can function for long if its commitments are not kept. Soldiers are obligated to keep their promises in order to promote trust and cooperation, because of the importance of promise keeping. The profession of soldiering puts unique moral demands on military personnel. No other group in society is given as much latitude to define its own standards of conduct and talks so frequently and openly about the core values that define it. In the context of a code adopted by a profession in order to regulate that profession, an ethical code may be styled as a code of professional responsibility, which may dispense with difficult issues of what behavior is "ethical". In their book “Engineering Ethics and the Environment”, P.A. Vesilind and A. Gunn use a quote from Albert Flores about the code of ethics, and Flores stated: “A code of ethics is often a formal statement of the organization's values on certain ethical and social issues. Some set out general principles about an organization's beliefs on matters such as quality, employees or the environment. The effectiveness of such codes of ethics depends on the extent to which leadership supports them with sanctions and rewards. Ethical codes are distinct from moral codes that may apply to the culture, education, and religion of a whole society. Violations of these codes may be subject to administrative, civil or penal remedies.” [4] Military ethics is about knowing what is true and then doing what is right. Military ethics, therefore, is not about them; it is about you and about your knowing what is true, and doing what is right, and being the man or woman who leads in combat, or peacekeeping missions. 19 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas Professional integrity and leadership in developing military ethics There are clearly many styles of leadership that relate to the legitimacy of authority and informed consent by followers. Two distinct but interrelated ideal types are transformational and transactional leadership. Rather than leading to the affirmation of ethical relativism, such global diversity of values underscores the need for transformational leaders at all levels of the military. Any implementation of values either through education or through leadership, should take the operational situation of the military as its starting point and its objective. It should also take the reduction of ethical risks in this type of situation as its practical objective. This would mean that ethical education and training in the military should be as realistic as possible. Perhaps the greatest challenge of leadership is precisely to bridge ethical relativism by forging a platform of common values and stimulating alignment and congruence of interests. In philosophy, moral relativism takes the position that moral or ethical propositions do not reflect absolute and universal moral truths, but instead make claims relative to social, cultural, historical or personal circumstances. Moral relativists hold that no universal standard exists by which to assess an ethical proposition's truth. [5] Let’s see what an ethical leader, according to the USAF SNCOA lessons, should look like, A good leader has an exemplary character. It is of utmost importance that a leader is trustworthy to lead others. A good leader is enthusiastic about his or her work or cause and also about his or her role as leader. People will respond more openly to a person of passion and dedication. A good leader is confident. In order to lead and set direction a leader needs to appear confident as a person and in the leadership role. A leader also needs to function in an orderly and purposeful manner in situations of uncertainty. People look to the leader during times of uncertainty and unfamiliarity and find reassurance and security when the leader portrays confidence and a positive demeanor. Good leaders are tolerant of ambiguity and remain calm, composed and steadfast in pursuit of the main objective. Along with keeping the main goal in focus, a good leader is able to think analytically. Not only does a good leader view a situation as a whole, but he/she is able to break it down into its components for closer inspection. 20 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas A good leader is committed to excellence. The good leader not only maintains high standards, but is also proactive in raising the bar in order to achieve excellence in all areas. [6,7] Leaders are the most important and powerful influence on the culture of an organization and are responsible for creating credibility and trust. There is rich opportunity here for leaders to appeal to more than just the material rewards. Creating and promoting institutional integrity becomes one of the most important functions of leadership. Moral and ethical stances need to be consistently reiterated and clarified. Everyday leaders create symbolic messages to the subordinates about the organization's values of justice, fairness, and equity. An analysis of the relationship between ethical behavior and effective leadership reveals that it is a matter of choosing both the ends and the means. Leaders have a responsibility for creating trust and cultivating cultural values. A professional can promise he or she will not knowingly do harm. On the surface it may be easy making it to a golden rule that leaders need their ethics to be based on responsibility. Never doubt that a small group of committed people can change the world; indeed, it is the only thing that ever has. -- Margaret Mead Given that ethical and moral dilemmas present themselves on a daily basis, what do the experts say – are the steps for solving an ethical dilemma? Life isn’t simple, between right and wrong there is a lot of gray area. How does one make an ethical decision? In leadership, character matters. This is not to deny that evil people can bring about good things or that good people can lead the way to moral ruin. Rather, leadership provides a moral compass and, over the long term, both personal development and the common good are best served by a moral compass that reads true. Any attempt to control decisions which are based on free will is self defeating. But the military organization should also create a normative environment which supports the maintenance of values; there lies the responsibility of a leader. According to the One Minute Manager, “… leaders must analyze mechanisms of psychological regression that lead to a decrease of value maintenance; furthermore they should be alert to group mechanisms that lead to a decrease of value maintenance.” [8] The Values and Standards of the Army are not just a list of qualities required of each individual soldier. They are also the collective responsibilities of the whole Army, and each of its constituent units. They are the foundations of teamwork, which multiply the Fighting Power of each individual. They are interdependent: if any of them are lacking, the others - and hence the team are threatened. They are fostered and enhanced by good leadership, training, motivation and management, throughout the chain of command. [9] 21 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas Possible sources of ethical failure There are many sources of military ethical failures. These sources can be traced to pre-induction social conditioning, the socialization process imposed by military forces themselves, and conscious individual action. Each of these factors can have a negative influence on the ethical conditioning of a soldier. Some ethicists have argued that solving an ethical dilemma involves hierarchically arranging the resolutions to the conflict of values, however many there might be. In this scheme, the highest-ordered resolution always prevails; the second prevails unless it conflicts with the first, and so on. This scheme is problematic, however, and on at least two counts. First: it is not credible to assert that values and the conduct required by them can be so neatly ordered. Keeping one's promises and not harming others can clearly conflict but it is not at all clear that one of these resolutions should always prevail over the other. Second: were it is possible to arrange values and the conduct required by them hierarchically, it is entirely possible that the same value and resolution can give rise to conflicting obligations (what ethicists call "symmetrical cases"). [10] To further understand moral conflict and deal with it effectively, it is helpful to be aware of its common features: The first common feature is the tendency for each side to misunderstand the words and actions of the other. People from incommensurate traditions may have trouble communicating because they rely on different systems of meaning, norms of communication, and behavioral expectations. The second common feature of moral conflict is that group members tend to develop feelings of mistrust and suspicion toward the other group, even a sense that the other group poses a danger to their very survival. Given the groups' different values and systems of meaning, actions taken by one side to defuse or resolve the conflict may often be perceived as threatening by the other party. This second party is likely to be stunned and offended by the other's action and to respond in a negative way. This serves to perpetuate and/or intensify the conflict. Thus, the groups' different conceptions of morality lead to misunderstanding, which in turn contributes to conflict escalation. Another common feature of moral conflicts is the hostility characteristic of the relationship and the communication between the parties. While sophisticated rhetoric consists of exchanging reasons in a quest to form shared beliefs, the patterns of communication in moral conflicts consist primarily in personal attacks, denunciations, and curses. Slogans and chants replace arguments intended to persuade and inform, and the discourse 22 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas between the two groups consists primarily of statements about what is wrong with the other group. Thus, opportunities for opposing groups to converse intelligibly and reason with one another are diminished. When one group is denounced, its members are likely to become defensive, which can contribute to more negative emotions and behavior. Discourse often involves sweeping generalizations about members of the other group. People in moral conflicts tend to invidiously categorize and denounce the personalities, intelligence, and social manners of those with whom they disagree. They may form negative stereotypes and attribute moral depravity or other negative characteristics to those who violate their cultural expectations, while they ignore their own vices and foibles, perceiving their own group to be entirely virtuous. This is what social psychologists call the attribution error. [11] These belief systems pull together fundamental assumptions and global viewpoints that are in general not up for compromise. Strict adherence to ideology can make it particularly difficult for individuals to approach those with differing world views with an open mind. They come to see the conflict entirely in win-lose terms. They may even get to the point that the goal of harming the other becomes more important than helping themselves. Likewise, it is important to distinguish between interests and fundamental values. There are instances in which conflict results from a clash between differing world views. If individuals or groups have radically different ideas about the best way to live, they are likely to stress the importance of very different things and to have vastly different or incompatible goals. In 1988, Walter Sinnott-Armstrong, stated in his book Moral Dilemmas: “Like needs, values tend to be quite stable and non-negotiable. If the basic substantive issues of the conflict are deeply embedded in the participants' moral views, these issues are likely to be intractable. Any attempts to resolve such conflicts solely by addressing interests are likely to prove ineffective. Thus, human needs theorists argue, interest-based bargaining is excellent for interest-based disputes, but it should not be applied to disputes involving human needs or deeprooted value differences.” [12] Not surprisingly, moral conflict often has harmful effects. Participants in moral conflict often behave immorally, even according to their own standards of behavior, because they believe the actions of their enemies force them to do so. If a group is regarded as morally depraved, its members may come to be regarded as less than human and undeserving of humane treatment. The demonization or dehumanization of one's opponent that often occurs in moral conflict paves the way for hateful action and violence. It often leads to human rights violations or even attempts at genocide, as parties may come to believe 23 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas that the capitulation or elimination of the other group is the only way to resolve the conflict. How we should act will also depend, to some degree, on our personalities. As I noted earlier, ethicists acknowledge that moral principles are “situation sensitive”. Relevant shifts in external circumstances justify acting differently. However, many ethicists steadfastly deny that personality differences make a moral difference. Possible solutions for approaching ethical dilemma training The discussion of the ethics of war goes back to the Greeks and Romans, although neither civilization behaved particularly well in war. In the Christian tradition war ethics were developed by St. Augustine, and later by St.Thomas Aquinas and others. Hugo Grotius (1583-1645), a Dutch philosopher and author of “De Jure Belli Ac Pacis” (The Rights of War and Peace), wrote down the conditions for a just war that are accepted today. In Chapter 15 “Values and Ethics” the National Defense University stated, "Values are what we, as a profession, judge to be right." Individually or organizationally, values determine what is right and what is wrong, and doing what is right or wrong is what we mean by ethics. To behave ethically is to behave in a manner consistent with what is right or moral. What does "generally considered to be right" mean? That is a critical question, and part of the difficulty in deciding whether or not behavior is ethical is in determining what is right or wrong. [13] Under any circumstance, the ethical dilemmas, which may confront the soldier in the field, may affect the very foundation of the military discipline and obedience, which is so very necessary in any force in action. There is no easy way out of this dilemma. One aspect of ethical training is to influence soldiers to respect the law. This is extremely important for the preservation of personal integrity. Another, and more advanced, aspect is to develop mental distance to the law; in this case the objective is to understand when the written law is insufficient, because of unforeseen situations or circumstances. The rule-oriented approach to ethical theory establishes in given standards the criteria for determining right and wrong. Dilemmas exist when two or more obligations conflict. One must sometimes choose between what one believes God commands and what the state requires, between what a superior officer orders and what regulations prescribe, or between what law demands and what personal conscience dictates. Many moral dilemmas are dilemmas because of a certain kind of conflict between the rightness or wrongness of the actions and the goodness or badness of the consequences of the actions. 24 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas The moral core of an individual is the extent to which that person will apply his or her notions of morality. It is centered on the individual and can be extended to include other people or groups. The individual sees these others within the moral core as deserving to be treated in the same way the individual personally wants to be treated. -- Christopher Boehm There are very few things we are called upon to do in a military operation for which we cannot anticipate and train. For the answers that do not fall into neat categories, though, we should ensure that our forces are capable of independent thoughts and actions based on sound ethical principles. Combat is a very harsh, unforgiving environment and we really do need to create a climate where correct ethical decisions are made almost instinctively at all levels of military leadership. In situation ethics the particular circumstances of a situation provide the criteria for determining right and wrong. Here, each situation is unique, without precedent. Judgments must be relative to the circumstances; the circumstances determine what actions should be taken. Without the binding and unexceptionable absolute of love, situation ethics would have mirrored the permissive society in which it emerged. In his book, Situational Ethics: The new Morality, Joseph Fletcher said about rule-oriented judgments, "Situation ethics keep principles sternly in their place, in their role of advisers without veto power."[14] There are two major approaches that philosophers use in handling ethical dilemmas. One is to focus on the practical consequences of what we do, and the other focuses on the actions themselves and weighs the rightness of the action. Military leaders are the role models for their peers and their subordinates, like it or not and, for most of us, this is a deeply ingrained factor, influencing our daily lives. Stephen R. Covey points out the important distinction between managers and effective leaders: "Management is doing things right; leadership is doing the right things." [15] This addresses not only the clear distinction between a manager and a leader, but also emphasizes the added ethical responsibility inherent in the leadership role. Just as important as ethical individual actions is the ethical climate established by the military leader in any military organization. There are three qualities individuals must possess to make ethical decisions. The first is the ability to recognize ethical issues and to reason through the ethical consequences of decisions. The second is the ability to look at alternative points of view, deciding what is right in a particular set of circumstances. This is similar to the ability to reframe. And the third is the 25 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas ability to deal with ambiguity and uncertainty; making a decision on the best information available. Resolving ethical dilemmas, therefore, requires interpersonal and negotiation skills as well as the new application of employability skills – honesty, ability to work cooperatively, respect for others, pride in one's work, willingness to learn, dependability, responsibility for one's actions, integrity, and loyalty. Today, armed forces are training their soldiers in critical thinking and conflict resolution skills required for ethical decision making. Military schools are also focusing on developing students' critical thinking skills. All levels of military leaders need to recognize the factors that guide ethical behavior and develop strategies for assessing their personal and organizational ethics. The best leaders comply with laws and policies not because they worry about getting caught, but because their conscience, their moral fiber, forbids them doing what is wrong. The exemplary leaders we want to produce honor promises as a matter of principle, not prudence. They play by the rules; respect the rights, claims and possessions of others; and work diligently, even when the boss is not looking, not simply out of self-interest but as a matter of honor. This leads us to transformational leadership versus transactional leadership. In their book, Beyond Machiavelli: Tools for Coping with Conflict, R. Fischer, E. Kopelmann and A. Kupfer-Schneider put it this way: “Essentially, they contend that transformational leadership is more ethical than transactional leadership because follower ship is freely given in transformational leadership and extorted in transactional leadership. [16] Because transformational leadership is not coercive in any way, it respects the dignity of followers, avoids inflicting any pain or suffering on them, and therefore can be seen as more ethical, within the transformational leadership construct. Later on, R. Fischer, E. Kopelmann and A. Kupfer-Schneider identified four factors, or types of leadership behaviors that are classified as transformational. First, there is idealized influence, which sometimes makes the leader act as a role model, cultivating faith, trust, and respect in the followers. Examples include doing what is right rather than what is most convenient or cost-effective and making decisions more transparent by explaining the rationale behind the decisions. [16] Another step to increase the salience of ethics is to expand the information system to focus on areas where ethics may come into play. Knowing what actually is going on in the organization is essential to understanding the ethical principles which govern behavior. The information system should also support ethical behavior, and allow the military leader to know when or 26 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas where there are potential ethical breaches so that corrective action can be taken. The real danger is that when unethical behavior is unnoticed, or not punished, members will assume it is condoned by the organization's leadership. Given that ethical and moral dilemmas present themselves on a daily basis, what do the experts say are the steps for solving an ethical dilemma? To solve an ethical problem, R. N. Kanungo and M. Mendonca use a threestep process [17]: Step One: Analyze the consequences Who will be helped by what you do? Who will be harmed? What kind of benefits and disadvantages are we talking about? (Some are more valuable or more harmful than others; for example good health, someone’s trust and a clean environment are very valuable benefits) How does all of this look over the long run as well as the short run? Step Two: Analyze the actions Consider all of the options from a different perspective, without thinking about the consequences. How do the actions measure up against moral principles like honesty, fairness, equality, respecting the dignity of others, or people’s rights? Do any of the actions “cross the line”? If there’s a conflict between principles or between the rights of different people involved, is there a way to see one principle as more important than the others? Which option offers actions that are least problematic? Step Three: Make your decision Take both parts of your analysis into account and make a decision. An ethical decision consists of a series of choices, not simply one decision. Making bad primary ethical decisions increases not only the number of choices but also the future impact of those choices. More important, a bad primary ethical decision spring-loads the ethical trap, resulting in an increased potential for legal or administrative action or unresolved intrapersonal conflict. According to K. Kelloway and J. Barling, “Ethical dilemmas challenge the intellect because of the conflicting answers to the questions, “What should I do?” and “What will I do?” If a person must 27 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas choose between two options that do not oppose one another, selecting an option becomes a matter of choice and not a decision between right and wrong.” [18] In most cases, choosing right over wrong takes courage because people who make ethical choices often subject themselves to social and professional ridicule. Ethical decisions build personal character, but not without pain. Résumé Every society has its ethics. If good ethics are those that emphasize on treating other people well, helping them when they need it, and only hurting them when such an action is needed (defense), then most military forces have 'good' ethics. It simply isn't obvious to people who have gotten used to having peace, and don't understand how fragile that peace can be. The Webster's New World Dictionary defines ethics as "the system of morals of a particular person, religion, group, etc." The definition does not attempt to rate the relative 'goodness' or 'badness' of any given system, because such a rating is irrelevant. A 'bad' system is just as much a 'system' as is a 'good' system. The armed forces have an integrity problem that is often overlooked. Yet when it surfaces, it has unwanted strategic implications. Various examples of integrity issues that have been dealt with by military leaders prove the implications of the problem. Other examples that appear to be acceptable, and thus have few or no consequences, give latitude for future unacceptable and more severe inappropriate behavior. Strategically, the implications of immoral and unethical behavior affect Germany’s legitimacy, credibility, and public/world opinion, and lend themselves to escalation. Minor integrity issues can give way to larger and larger issues that military leaders must confront. Knowing the factors that cause integrity problems and developing ways to remedy these problems will ultimately avoid unwanted, embarrassing, and sometimes criminal acts. Lack of integrity within the armed forces is a leadership issue. We judge ourselves by our best intentions, our noblest acts and our most virtuous habits. So in making tough decisions, effective leaders do not allow themselves to be distracted by defense mechanisms such as rationalization. People are especially vulnerable to rationalizations when they seek to advance a noble aim. "It’s all for a good cause" is a seductive rationale that loosens interpretations of deception, concealment, conflicts of interest, favouritism and violations of established rules and procedures. One aspect of ethical training is to influence soldiers to respect the law. This is extremely important for the preservation of personal integrity. Although using case studies and resorting to people’s workplace experiences are good 28 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas educational strategies, soldiers also need to receive training in critical thinking, conflict resolution, reasoning, communication (speaking and listening), and group process to prepare for the ethical deliberations they will encounter as they progress in their careers. Case studies would be used in the training to provide important exposure to the complexity of the decision environment and the power of potential biases. Reflection on cases from recent history would be particularly useful, especially if accompanied by feedback on the actual outcomes. Such training could help in the period prior to actual military operations, but once the targeting cycle is in full swing for planning and execution, no decision maker will have the time to spend in a classroom or even individual training sessions. Miller and Coady point out that: “Today's ethical dilemmas require students to be equipped with higher order decision-making and problem-solving skills necessary to cope with increased individual responsibility for shaping their work environments and managing their career development.” [19] It is not feasible to undertake a formal, philosophically-rich values education program in units at the soldier level. Rather than schedule content-empty classes that regurgitate several words, soldiers need to gain practical knowledge that will help them fulfill their wartime/peacekeeping missions within an ethical framework. Soldiers need to know the rules of war and what they can and cannot do on the battlefield. We, as leaders, can provide this through realistic training that challenges our force. When we go to the military training site, incorporate civilian role players into the exercise forcing soldiers to discriminate while acquiring targets. Make them confront the problems associated with prisoners, civilians, noncombatants head on during training. In this way, they learn the rules by discovering what they can do and what is prohibited. If soldiers realize that their leaders are the men and women that they aspire to become, they have little need to continually question and challenge authority. Instead, they will emulate their superiors, unconsciously internalizing the core values that are now nothing more than a few more items to remember for the guard. Leaders of character must instill the forces values in our soldiers through action instead of meaningless rhetoric. Professional military ethics cannot be created overnight. Creating a sustainable moral military identity will require time, experience, consensus and operational validation. The urgency of such a process in the current transition, however, cannot be ignored. This means that any ethical training must be integrated into every aspect of military life and that soldiers, in accordance with rank and command 29 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas responsibility, must be given the opportunity to practise, make and ultimately justify ethical decisions in an atmosphere that takes moral success seriously enough to allow soldiers to learn and grow from moral failure. A serious commitment to ethics up and down the chain of command requires nothing less; if ethics is to be a priority, then it is worth doing with excellence. The German Military continues to stress the importance of values for all who serve in the military services. However values training and education has taken a back seat to the demands and operational tempo of current military operations. Values education must be reinforced to combat this probable dilemma using creative diverse and innovative program designs and delivery strategies. The military should actively study, and teach, ethics, in an attempt to improve the moral climate within the force, and to avoid needless tragedy. The military vocation is too dangerous to leave any grey areas in performance. “The character ethic, which I believe to be the foundation of success, teaches that there are basic principles of effective living, and that people can only experience true success and enduring happiness as they learn and integrate these principles into their basic character” -- Stephen R. Covey 30 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas Bibliography [1] Hubert Michael Mader, “‘Aber das machen meine Leute doch nicht!’ Können auch ‘ganz normale’ Menschen Kriegsverbrechen begehen?” In: Truppendienst, 2000, no. 5, pp. 368-369 [2] Adopted from Lesson 8B04, Values, USAF SNCOA, Montgomery / Alabama 01.Febuary 2004 [3] http://usmilitary.about.com/cs/generalinfo/a/stanconduct.htm [4] Flores, Albert. “The Philosophical Basis of Engineering Codes of Ethics”, In Vesilind P.A. and A. Gunn (eds.), Engineering Ethics and the Environment, Cambridge: Cambridge University Press, 1998: 201-209 [5] David B. 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Free Press; Bk & DVD edition (November 9, 2004) [16] Roger Fisher, Elizabeth Kopelman and Andrea Kupfer Schneider. Beyond Machiavelli: Tools for Coping With Conflict. Cambridge: Harvard University Press, 1994, 151 pp 31 BETZGEN: Military Ethics and Ethical Dilemmas [17] R. N. Kanungo and M. Mendonca, “Ethical leadership in three dimensions”, Journal of Human Values, 4, 1998, p. 141 [18] K. Kelloway and J. Barling, “What we have learned about developing transformational leaders”, Leadership and Organization Development Journal, Vol. 21, 2000, pp. 355-362 [19] Miller, P. F., and Coady, W. T. Vocational Ethics: Toward the Development of an Enabling Work Ethic. Springfield: Illinois Department of Adult, Vocational, and Technical Education, 1986 Special thanks to CMSgt (Ret.) Christopher L. Bryans Melbourne/Florida 32 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Hauptfeldwebel Holger FELS Der Wandel des Berufsbildes der Unteroffiziere – ein Vergleich zwischen der United States Air Force und der Deutschen Luftwaffe Die Beschäftigung mit dem Berufsbild der Unteroffiziere ist eine sehr umfangreiche, aber auch lohnende Aufgabe, zumal sich die verfügbare Literatur zu diesem Thema zumindest im deutschsprachigen Raum in Grenzen hält. Die European Non Commissioned Officer Academy (ENCOA) hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Lücke nach Möglichkeit aufzufüllen. Der Verfasser des vorliegenden Artikels leistet seinen Beitrag zu einem besseren Gesamtbild durch eine direkte Gegenüberstellung der Karrierebilder von Unteroffizieren der Luftwaffe in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Deutschland. Einleitung Die mit diesem Beitrag vorliegende Thematik soll sich mit dem UnteroffizierSein beschäftigen und punktuell einen Vergleich zwischen den Unteroffizieren der deutschen und US-amerikanischen Luftwaffe von heute bieten. Nach einem kurzen Ausflug in die Geschichte des Unteroffiziers in Deutschland und dessen Wandel in den vergangenen Jahrzehnten wird der angesprochene Vergleich hinsichtlich allgemeiner Aussagen, Einstellungsvoraussetzungen und Beförderungssystemen gezogen. 33 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Historische Betrachtungen zum Berufsstand des Unteroffiziers in Deutschland Schon in der Zeit der Landsknechte und Söldner kannte man im heutigen Deutschland die sogenannten „Feldweibel“ und „Korporale“ als militärische Vorkämpfer und Drillmeister. Daneben gab es noch eine große Zahl von Spezialisten wie Proviantmeister, Feldschreiber, Büchsenmeister und Furiere. Im gegenwärtigen Sinne könnte man die oben Genannten durchaus als Unteroffiziere bezeichnen. Es bildete sich jedoch dieser Begriff parallel zur Abgrenzung zu den Offizieren nur ganz allmählich heraus: „Bereits im kurbrandenburgischen Heere wurde das außerhalb der in Reih´ und Glied stehenden Soldaten erforderliche Führungs-, Ausbildungs- und Hilfspersonal nach den Befehls- und Aufgabenbereichen in zwei Klassen geteilt. Die für dieses Personal noch seit der Landsknechtzeit gebräuchliche Bezeichnung Prima Plana war in eine Obere und Untere Prima Plana getrennt und die Unterscheidung von „Ober-Officiren“ und „Unter-Officiren“ üblich. In den preußischen Kriegsartikeln von 1713 heißt es z.B.: „So sollen auch alle und jede Unter-Officir und Soldaten den Ober-Officirern ... gehorsam begegnen.“ Kapitän, Leutnant und Fähnrich waren die Oberoffiziere; Feldwebel, Sergeanten, Korporale und Gefreitenkorporale die Unteroffiziere einer Kompanie. Später wurden dann die Oberoffiziere einfach Offiziere genannt, und die Bezeichnung Unteroffiziere wurde beibehalten.“ (Transfeld u.a. 1976, 28) In den stehenden Heeren zur Zeit des Absolutismus rekrutierten sich die Soldaten fast ausschließlich aus Angeworbenen, die nicht selten unfreiwillig ihren Waffendienst leisteten. Dies führte in Bezug auf den Unteroffizier dazu, dass seine Hauptaufgabe darin bestand, mit Hilfe von Drill und Prügel automatischen Gehorsam zu erzwingen und Fahnenflucht zu vermeiden. Im Gegensatz zu den Unteroffizieren der Artillerie und der Pioniertruppe, die aufgrund ihrer handwerklich-technischen Vorbildung relativ hohes Ansehen genossen, wurde der Unteroffizier der Infanterie oder Kavallerie zum Drillmeister degradiert und dementsprechend negativ eingeschätzt. Die Hürden zum adeligen Offizierkorps waren hoch und für den bürgerlichen Unteroffizier selbst im Krieg kaum zu durchbrechen. Lediglich die „technischen“ Truppen bildeten eine Ausnahme. Erst im Gefolge der Napoleonischen Kriege und der allmählichen Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wandelte sich auch das Bild des Unteroffiziers. Die Prügelstrafe wurde abgeschafft, die Ausbildung der Unteroffiziere und ihre materielle Lage wurden verbessert. Die Entwicklung der Waffentechnik und die damit verbundene, neue Kampfweise in aufgelöster Ordnung brachten vermehrte Verantwortung und Selbstständigkeit. Der I. Weltkrieg brachte eine große Bewährungsprobe für den Unteroffizier als Gruppen- und Zugführer mit sich. Vielen, die militärisch in eigenständiger 34 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Weise hervorragende Leistungen zeigten, blieb der Weg nach oben dennoch versperrt. Aus den hunderttausenden Unteroffizieren gingen nur wenige „Tapferkeitsoffiziere“ hervor. Die Ereignisse im II. Weltkrieg brachten in diesem Fall einen grundlegenden Paradigmenwechsel hervor, zumal die Durchlässigkeit der Karriere von Unteroffizieren bis in höchste Offiziersränge eingeführt wurde. Seither gilt das Standesdenken mit Bezug auf eine von vornherein eingeschränkte Laufbahn als abgeschafft. Die Bedeutung des individuellen Leistungsvermögens gewann damit – verbunden mit vielen Vorteilen für das deutsche Unteroffizierskorps – im Gegenzug an Bedeutung. Der deutsche Unteroffizier im Wandel Besonders im Bereich des „kämpfenden“ Unteroffiziers gibt es heute ganz offensichtlich einen Nachwuchsmangel. In der zeitgeschichtlichen Retrospektive erscheint dies dem Verfasser mit nun folgender Begründung nicht überraschend zu sein. Bis mindestens in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts hinein kann man in der Zeitspanne ab 1945 von einem im Grunde fehlenden Sozialprestige des Unteroffiziers in Deutschland sprechen. In den Jahrzehnten nach dem II. Weltkrieg wurde das Bild des Soldaten generell im Kern sehr negativ transportiert, etwa über die Darstellung des „Platzek“ in Kirsts „08/15“Filmtrilogie. Dies in Kombination zum Beispiel mit unzulänglicher Besoldung führte zu Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Unteroffizieranwärtern. Auch die Bezeichnung der Personengruppe als „Unteroffizier“ war für die Imagebildung nicht gerade förderlich, wenn „unter“ fälschlicherweise mit „minderwertig“ gleichgesetzt wurde. Bis heute aber wandelte sich das Bild des Unteroffiziers als Drillmeister und Schleifer oder Kämpfer in jenes eines pädagogisch geschulten, fürsorglichen, selbstbewussten und politisch interessierten Menschen (vgl. dazu Gareis/Klein 2004, 432ff). Der Unteroffizier der Luftwaffe: ein deutsch-amerikanischer Vergleich Deutsche Luftwaffe Unteroffiziere der Bundeswehr sind heute entweder als Führer, Erzieher und Ausbilder tätig, oder sie sind Spezialisten in Technik und Verwaltung. Die enorm große Verwendungsbreite eines Unteroffiziers, besonders im technischen Bereich der Luftwaffe, macht eine systematische Bestenauslese 35 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel notwendig. Zivile Vorkenntnisse sind in Teilbereichen der Luftwaffe unabdingbar. Der hohe technische Stand von Waffen und Gerät erfordert zu deren Bedienung, Wartung und Instandsetzung daher den fachlich vorgebildeten Spezialisten, der nicht nur in der Lage ist, selbst mit Hand anzulegen, sondern der auch Hilfskräfte einweisen, anleiten und einsetzen kann. Hierzu sind neben pädagogischen Fähigkeiten vor allem handwerklichtechnische Vorkenntnisse notwendig, über die aufgrund des deutschen Schulund Bildungssystems der Unteroffizier viel eher verfügt als etwa der Offizier. Vom Unteroffizier als Führer und Erzieher auf den Ebenen Gruppe und Zug wird eine umfassende Befähigung zur Menschenführung verlangt, wie dies sonst kaum in einem anderen Beruf üblich zu sein scheint. Im täglichen Umgang mit Soldaten müssen Unteroffiziere neben Einfühlungsvermögen und mitmenschlichem Verständnis ständig pädagogisch-methodische Fähigkeiten, Einfallsreichtum und den Willen zur Selbstverantwortung unter Beweis stellen. Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Georg Leber sprach in einer Rede vor Unteroffizieren der 4. Jägerdivision im Jahr 1974 über die Bundeswehr sinngemäß von „einer der großen Armeen der Welt“ und meinte insbesondere: „Daß dies so ist, verdankt sie (die Bundeswehr, Anmerkung des Verfassers) zum entscheidenden Teil ihrem Unteroffizierkorps.“ Wenn man die Bedeutung dieses Satzes analysiert, so stellt sich sofort die Frage, wie es zu diesem Wandel vom Prügelknecht und Drillmeister zum anerkannten Unteroffizier von heute kommen konnte. Hierzu sollte man als Ausgangsbasis Kuhlmanns Studie zur Jägerkompanie (Kuhlmann 1979) und Stouffers Arbeit „The American Soldier“ (Stouffer 1945) betrachten. Kuhlmann kam damals zum Schluss, dass Jägerchefs (Offiziere) auf die Jägersoldaten kaum direkt erziehend einwirkten (a.a.O.). Die Aufgabe bliebe den Gruppen- und Zugführern, das heißt überwiegend den Unteroffizieren überlassen. Sie – und nicht die Offiziere – wären nach Kuhlmann die bevorzugten Ansprechpartner der Mannschaften, sowohl in dienstlichen als auch in persönlichen Angelegenheiten. Stouffers Studie wiederum, obwohl in den USA entstanden mit Möglichkeiten des Transfers auf die Bundeswehr zu interpretieren, sagt im Wesentlichen aus, der Soldat würde nicht vorrangig aus Gründen des Gehorsams kämpfen. Er schlage sich vielmehr für seine Truppe, seine Kameraden und seinen unmittelbaren Führer, also für seinen Unteroffizier, sofern dieser von ihm akzeptiert würde (a.a.O.). Eine Hauptaufgabe des modernen Unteroffiziers ist somit, die unterstellten Soldaten zu einer Gemeinschaft zu formen, die ihn selbst nicht ausschließen darf. Er muss vielmehr ein Teil der Gruppe sein, um die für die 36 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Auftragserfüllung im Frieden und im Einsatz nötige, gegenseitige Zuneigung und Anerkennung zu entwickeln. Der Wandel und die Bedeutung des Unteroffiziers spiegeln sich auch in der Tatsache wider, dass er grundsätzlich Frontmann und damit erster Ansprechpartner für eigentlich alle Mannschaften und deren Probleme ist. Für die Streitkräfte als Organisation wurde er in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern, immer mehr zum Rückgrat der Armee. United States Air Force (USAF) Gleich vorweg kann man mit großer Sicherheit sagen, dass der Unteroffizier in den Streitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika heute einen noch höheren Stellenwert als in der Bundeswehr einnimmt. Dafür gibt es etliche Beweise, von denen hier einige angeführt werden: Das Jahr 1989 wurde vom ehemaligen Stabschef des Heeres, General Vuono, zum „Jahr des Unteroffiziers“ erklärt. Jede Teilstreitkraft verfügt über einen Repräsentanten des Unteroffizierkorps im höchsten Dienstgrad eines Chief Master Sergeant, so natürlich auch die Air Force. Dieser ist Ratgeber für den Inspekteur der USAF für alle Mannschafts- und Unteroffiziersangelegenheiten. Bataillons-, Regiments- oder Divisionskommandeure lassen sich von einem Command Chief Master Sergeant beraten. Jede amerikanische Unteroffizierschule wird von einem Chief Master Sergeant kommandiert. Dieser führt die Funktionsbezeichnung „Commandant“. Ein Chief Master Sergeant ist grundsätzlich berechtigt, eine Einheit zu führen, jedoch ohne die für eine Einheitsführung sonst übliche Disziplinargewalt über die unterstellten Soldaten. Diese für die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika positive Entwicklung darf nicht über die zu Beginn der Einführung einer Freiwilligenarmee im Jahre 1973 verzeichneten, zum Teil massiven Nachwuchsprobleme für das Unteroffizierkorps hinwegtäuschen. Gerade in den ersten Jahren gab es offenbar eine hohe Anzahl von Bewerbern ohne Schulabschluss oder aus den untersten sozialen Schichten. Dies dürfte für viele Jahre eine schwere Belastung für die Streitkräfte insgesamt dargestellt haben. Für viele könnte der Unteroffizierberuf zur Chance des Lebens geworden sein, und so sind sicher einige potentielle Aussteiger aus der Gesellschaft von damals zu Aufsteigern bis in die höchsten Unteroffizierdienstgrade geworden. Letztlich konnte man die benötigten Unterführer aber nur durch das Absenken des Niveaus der 37 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Zulassungskriterien erreichen. Hier sind durchaus Parallelen zur Bundeswehr von heute zu erkennen, die ähnliche Probleme bewältigen muss. Gemeinsamkeiten und Unterschiede Die Bedeutung des Unteroffiziers als Techniker steht in der USAF genau wie in der Deutschen Luftwaffe im Vordergrund. Auch die hohe Einsatzbereitschaft und die Herausforderung der Teambildung sind sehr gut miteinander vergleichbar. Wesentlich anders im Vergleich zur Bundeswehr sind in den USA die Möglichkeiten der Beförderungen zum jeweils nächsthöheren Dienstgrad. Diesem Aspekt ist in der vorliegenden Arbeit allerdings ein eigenes Kapitel gewidmet. Vergleicht man die Forderungen an den Unteroffizier in Deutschland und in den USA, so kann man von nahezu identen Grundlagen ausgehen. In beiden Systemen erwartet man vom Unteroffizier vorrangig Fähigkeiten der Menschen- und Gesprächsführung Einfühlungsvermögen Loyalität Integrität Selbstbewusstsein Beispielhaftigkeit Teamfähigkeit Selbstdisziplin Toleranz Verantwortungsbewusstsein Flexibilität Geradlinigkeit Willensstärke und technisches Verständnis. Natürlich ist es schwer, wie den aufmerksamen Lesern nicht entgangen sein dürfte, die Grundtugenden eines Soldaten allgemein von jenen eines Unteroffiziers im Speziellen zu unterscheiden. Aufgrund der wichtigen Stellung des Unteroffiziers als Vermittler und Bindeglied zwischen Mannschaften und Offizieren, als vorrangiger Ansprechpartner für 38 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Mannschaftsdienstgrade und als erste Adresse für qualifizierte Ausbildung, wird er aber weiterhin auf der Skala der Aufmerksamkeit innerhalb des Militärs ganz oben stehen müssen. Im Zeitalter zu erweiternder Aufgaben im nationalen wie im internationalen Bereich und den sich daraus rasch ändernden Umfeldsituationen wird der Unteroffizier sein Aufgaben- und Qualifikationsspektrum laufend ergänzen müssen, um seiner hohen Verantwortung auch in Zukunft Rechnung tragen zu können. Einstellungsvoraussetzungen Bei den Einstellungsvoraussetzungen gibt es in Bezug auf den vorliegenden Vergleich sehr deutliche Unterschiede. Während bei der USAF – grob am Beginn zusammengefasst – de facto lediglich die schulische Ausbildung von Bedeutung ist, wird bei der Bundeswehr das Augenmerk neben der schulischen Ausbildung auch auf zivil erworbene Qualifikationen gelegt. Die doch recht umfangreichen und unterschiedlichen Voraussetzungen zur Einstellung in den Streitkräften generell können stark vereinfacht wie folgt skizziert werden: Deutsche Luftwaffe Voraussetzung für die Einstellung als Unteroffizieranwärter: 17. Lebensjahr vollendet, das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet sowie Hauptschulabschluss Bildungsstand. oder ein als gleichwertig anerkannter Voraussetzung für die Einstellung mit einem höheren Dienstgrad als „Unteroffizier“: Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand und einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss. als „Stabsunteroffizier“: Realschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand, einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss oder 39 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand, einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss oder eine mindestens zweijährige förderliche berufliche Tätigkeit. Die Bewerber müssen sich für mindestens drei Jahre zum Dienst in der Bundeswehr verpflichten und eine Eignungsprüfung mit Erfolg abgeleistet haben. Voraussetzung für die Einstellung als Feldwebelanwärter: 17. Lebensjahr vollendet, das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet; Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand; Berufsabschluss oder Realschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand. Voraussetzung für die Einstellung mit einem höheren Dienstgrad als Unteroffizier Feldwebelanwärter: Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand und einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss. als „Stabsunteroffizier Feldwebelanwärter“: Realschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand, einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss oder ein Abschluss für ein Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des mittleren nichttechnischen Dienst oder Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand, einen für die vorgesehene Verwendung verwertbaren Berufsabschluss und eine mindestens zweijährige förderliche berufliche Tätigkeit. als Feldwebel (im Truppendienst, Geoinformationsdienst oder im allgemeinen Fachdienst): Meisterprüfung für die vorgesehene Verwendung, Abschluss als staatlich geprüfter Techniker oder Betriebswirt oder 40 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel ein Abschluss für einen Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des mittleren nichttechnischen Dienstes. Die Bewerber müssen sich für mindestens drei Jahre zum Dienst in der Bundeswehr verpflichten und eine Eignungsübung mit Erfolg abgeleistet haben. Wie in der oben ersichtlichen Aufzählung zu erkennen ist, haben Freiwillige jetzt die Möglichkeit, mit einem Hauptschul- bzw. Berufsabschluss den Beruf des Unteroffiziers zu ergreifen. Dies war bis vor wenigen Jahren noch nicht möglich. An den getroffenen Maßnahmen der Abschwächung von Zulassungskriterien kann man durchaus nachvollziehen, welche Schwierigkeiten die Bundeswehr gehabt haben dürfte, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren (vgl. Gareis/Klein 2004, 432ff). United States Air Force Dieses Bild rund um Rekrutierungsprobleme zeigte sich bei der USAF bereits Mitte der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Rahmen der Umstellung auf ein Freiwilligensystem (vgl. Grodzki u.a. 1989, 291ff), wie im Folgenden noch gezeigt wird. Im Vergleich zur Bundeswehr erscheinen die Einstellungsvoraussetzungen der USAF heute zunächst überschaubarer zu sein. Die einzige Möglichkeit, in der Air Force mit einem bereits höheren Dienstgrad als Airman oder Airman First Class eingestellt zu werden, besteht darin, eine schulische Ausbildung vorweisen zu können und eine militärische Mindestverpflichtungszeit einzugehen. Der Freiwillige darf nicht jünger als 18 Jahre sein und das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Um als Airman First Class eingestellt zu werden, benötigt man zumindest einen Highschool-Abschluss. Die Mindestverpflichtungszeit beträgt dann sechs Jahre. Eine weitere Einstiegsmöglichkeit mit einem höheren Dienstgrad besteht für Freiwillige bei einer Mindestverpflichtungszeit von vier Jahren, wenn diese eine gewisse Anzahl von „credits“ durch einen Collegebesuch vorweisen können. Beförderungszeiträume im Vergleich Im Folgenden werden die Beförderungszeiträume der deutschen und amerikanischen Luftwaffe zunächst anhand zweier Tabellen dargestellt: 41 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Deutsche Luftwaffe Abbildung 1: Dienstzeitvoraussetzungen für die Beförderung (ZDv 20/7 „Bestimmungen für die Beförderung und für die Einstellung, Übernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten“, Bearbeitungsstand Dez. 2006) Für die Beförderung Abkürzung Gesamtzum dienstzeit in Jahren Bei Einstellung als (in Jahren) OGefr / Uffz StUffz Fw HptGefr 1 Gefreiter Gefr 3 Monate --- --- --- --- 2 Hauptgefreiter HptGefr 1 --- --- --- --- 3 Oberstabsgefreiter OStGefr 4 (1) --- --- --- --- Uffz 1 --- --- --- --- StUffz 2 --- 1 --- --- Fw 3 2½ 2 1 --- 5 Oberfeldwebel OFw 5 4½ 4 3 2 6 Hauptfeldwebel HptFw 8 7½ 7 6 5 7 Stabsfeldwebel StFw 16 --- --- --- --- 8 Oberstabsfeldwebel OStFw 19 --- --- --- --- Unteroffizier 4 Stabsunteroffizier Feldwebel (1) Die Beförderung zum Oberstabsgefreiten setzt eine festgesetzte Dienstzeit von mindestens sechs Jahren voraus. 42 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel United States Air Force Abbildung 2: Dienstzeitvoraussetzungen für die Beförderung (Department of the Air Force: Promotion, Fitness, Examination, 2005) Für die Beförderung zum Abkürzung Gesamtdienstzeit in Jahren Dienstzeit im Dienstgrad in Monaten 1 Airman Amn --- 6 2 Airman First A 1C --- 10 Class 3 Senior Airman SrA 3 20 oder 28 4 Staff Sergeant SSgt 3 6 5 Technical Sergeant TSgt 5 23 6 Master Sergeant MSgt 8 24 7 Senior Master SMSgt 11 20 CMSgt 14 21 Sergeant 8 Chief Master Sergeant Unterschiede und Gemeinsamkeiten Zunächst einmal muss man festhalten, dass es in der amerikanischen Luftwaffe keine direkt vergleichbaren Dienstgrade zu den deutschen Obergefreiten, Stabsgefreiten, Unteroffizieren und Feldwebel gibt. Durchaus vergleichbar sind aber die Dienstzeiten, die man benötigt, um den jeweils nächsthöheren Dienstgrad erreichen zu können. Unterschiede zeigen sich in der jeweiligen Voraussetzung zur Beförderung. Während in der Deutschen Luftwaffe lehrgangsgebundene Prüfungen zum Erreichen des Dienstgrades Unteroffizier oder Feldwebel an der Unteroffizierschule der Luftwaffe notwendig sind, muss der amerikanische Unteroffizieranwärter, beginnend auf dem Weg zum Dienstgrad Staff Sergeant, für jede weitere Beförderung eine Prüfung ablegen. Ein Nichtbestehen dieser Prüfungen bedeutet, dass er bei der Auswahl für die 43 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel Beförderung nicht mit in Betracht gezogen wird und er die Prüfung im folgenden Jahr erfolgreich absolvieren muss, um überhaupt die Chance auf eine weitere Beförderung zu wahren. Diese Prüfung beinhaltet einen allgemeinmilitärischen und einen fachspezifischen Teil. In beiden Systemen werden grundsätzlich zur Beförderung die Gesamtdienstzeit, die verbrachte Zeit im Dienstgrad und die Beurteilung hinzugezogen. Als gravierendster Unterschied beginnt jeder Unteroffizier der USAF ausnahmslos als Mannschaftsdienstgrad, während die Deutsche Bundeswehr, also nicht nur die Luftwaffe, eine Einstellung mit einem höheren Dienstgrad, wie oben herausgearbeitet sogar bis hin zum Feldwebel als Einstiegsdienstgrad, vorsieht. Schlussbemerkung Dieser Beitrag soll ein insgesamt besseres Verständnis für das Berufsbild des Unteroffiziers ermöglichen, indem nationale Fragen der Personalpolitik in Streitkräften, konkret in diesem Fall bezogen auf die Deutsche Luftwaffe und die United States Air Force und deren Unteroffizierkorps, in einen internationalen Vergleich gestellt werden. Damit sollte auch ein Anreiz geschaffen werden, weitere Schritte in diese Richtung zu setzen. Literatur Gareis, Sven Bernhard / Paul Klein (2004). Handbuch Militär und Sozialwissenschaft, Wiesbaden. Grodzki, Manfred / Paul Klein / Horst Rohde (1989). Soldat – ein Berufsbild im Wandel; Band 1 Unteroffiziere. Kuhlmann, J. (1979). Einheitsführer-Studie. Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr. Stouffer, S.A. (1949). The American Soldier, Vol. I und II., Princeton. Transfeldt, Walter / Otto Quenstedt (1976). Wort und Brauch im deutschen Heer, Hamburg. Zentrum Innere Führung (Hrsg.)(1990). Texte und Studien – Bild und Selbstverständnis des Kompaniefeldwebels. Empfohlene Internetquellen http://www.airpower.maxwell.af.mil/airchronicles/cc/powell.html http://www.bundeswehr.org/ 44 FELS: Das Berufsbild des Unteroffiziers im Wandel http://intranet.bspra.twv/deutsch/startseite.htm http://usmilitary.about.com/od/afpromotions/a/e7promrates.htm 45 46 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht Vizeleutnant Kurt GROBNER Grundlagen zur Dienstaufsicht in der Deutschen Luftwaffe und im Österreichischen Bundesheer im Vergleich Korrekte Dienstaufsicht und richtige Kontrolle durch Vorgesetzte sind Themenbereiche, die in der Führungsausbildung und der Qualifikation von Ausbildern nicht selten etwas stiefmütterlich behandelt werden. Deren Bedeutung wird spätestens dann sichtbar, wenn sie nicht richtig wahrgenommen werden und dadurch unnötige Probleme entstehen. Der Verfasser der vorliegenden Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, einschlägige Dokumente aus dem Umfeld des Österreichischen Bundesheeres und der Deutschen Luftwaffe heranzuziehen und einen für den Ausbildungs- und Führungsbetrieb wertvollen Vergleich daraus zu ziehen. Einleitende Worte Dienstaufsicht ist gerade für Unteroffiziere ein ständig aktuelles Thema. Einerseits erleben sie Dienstaufsicht durch Vorgesetzte (als Beaufsichtigte), andererseits sind sie selbst verpflichtet, Dienstaufsicht bei den Untergebenen wahrzunehmen. Die Unzufriedenheit mit der erlebten Dienstaufsicht, deren Ergebnissen oder den gesetzten Maßnahmen ist nicht selten Tagesthema. Nicht wenige Mitarbeiter äußern dabei Gefühle wie Ärger oder Enttäuschung. Aus Sicht der auszubildenden Soldaten zeigt sich eine mindestens genauso deutliche wie alarmierende Situation. Berichte der Parlamentarischen Beschwerdekommission in Österreich, Jahresberichte des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages oder eine anlässlich dieser Ausarbeitung durchgeführte Befragung von Lehrgangsteilnehmern an der Heeresunteroffiziersakademie und der Unteroffizierschule der Deutschen Luftwaffe zeigen zweierlei: 47 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht 1. Es gibt Handlungsbedarf und 2. die Probleme sind bestimmt nicht als isoliert und nur in einem Land oder einer Organisation bestehend zu betrachten. Der Auftrag an die Streitkräfte, einsatzfähige und einsatzwillige Soldaten auszubilden und zu erziehen, ist trotz vieler Bemühungen (zeit- und kostenintensive Ausbildung des Kaders, Herausgabe von Weisungen, Erlässen, Befehlen oder Belehrungen) sicher noch nicht zur vollsten Zufriedenheit aller erreicht. Die Dienstaufsicht, eingebunden in den Führungsprozess ist wesentlicher Bestandteil dieses Auftrages. Auf Grund der Tatsache, dass es einerseits trotz intensiver Gegensteuerungen (Führungsverhaltensausbildung, Kaderbelehrungen, Berichte des Wehrbeauftragten in Deutschland oder der Beschwerdekommission in Österreich, Hinweise und Appelle in Erlässen und Befehlen u.v.m.) wiederholt zu Verletzungen der Dienstaufsichtspflicht kommt und andererseits, dass Dienstaufsicht sehr oft reduziert als Überprüfung und Kontrolle empfunden wird, stellen sich zwingende Fragen wie: Warum ist das so? Oder: Wo sind die Ursachen zu suchen? Wie kann Dienstaufsicht verbessert werden? Die nachfolgende Arbeit wird sich mit der Dienstaufsicht in der Ausbildung befassen. Dabei wird im ersten Teil auf erlebte Erfahrungen eingegangen. In weiterer Folge sollen wesentliche Grundlagen betrachtet und im Anschluss das Thema mittels Auszügen und Erläuterungen der deutschen und österreichischen Fachliteratur behandelt werden. Die Komplexität der Dienstaufsicht wird im Kapitel zur Ganzheitlichkeit dargestellt. Danach werden Ziele und Grundsätze der Dienstaufsicht erläutert, die durch konkrete Anwendungshilfen und Regeln für die Dienstaufsicht und Kontrolle ergänzt werden. Dienstaufsicht aus der Perspektive des Beaufsichtigten Von Anerkennung bis hin zu destruktiver Ignoranz Für Untergebene bedeutet der Begriff Dienstaufsicht zunächst Kontrolle und Überwachung. Für engagierte Mitarbeiter oder Untergebene stellt die Tatsache, von kompetenten Vorgesetzten überprüft zu werden, in der Regel wohl kein Problem dar. Im Gegenteil: Das Interesse des Vorgesetzten gegenüber der zu erfüllenden Aufgaben und des Untergebenen selbst wird in diesem Fall als positiv empfunden. Hingegen wird das Fehlen von Dienstaufsicht oft als Desinteresse und geringe Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter und seiner Leistungen interpretiert. In solchen Situationen sind oft Aussagen zu hören wie: „Vermutlich interessiert meine Arbeit ohnehin niemanden, sonst hätte es doch jemand für Wert 48 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht befunden, sie sich anzusehen.“ Auf längere Zeit mit seiner Leistung keine Beachtung zu finden, wird verständlicherweise immer demotivierend wirken. Keine Dienstaufsicht und somit keine Rückmeldungen von seinen Vorgesetzten zu bekommen, ist auch Feedback – nämlich ein destruktives! Ähnliches gilt natürlich für die Fachaufsicht über Spezialisten oder Fachkräfte von deren fachlich Vorgesetzten, die nicht in der Linie stehen. Beziehungs- und Sachebene Wird Dienstaufsicht auf Überwachung und Kontrolle beschränkt, dann erleben sie die Betroffenen häufig als sehr unpersönlich. Mangelndes Interesse am Befinden der Mitarbeiter sowie die an Fehlern und nicht an Erreichtem orientierte Bewertung von Leistungen wirken sich besonders negativ aus. Das Erkennen und Abstellen von Fehlern, Missständen oder Mängeln muss klarerweise ein ganz wesentlicher Zweck der Dienstaufsicht sein. Wenn Untergebene jedoch Dienstaufsicht nur als unpersönliche Überprüfung ihrer Leistungen, vielleicht sogar ohne persönlichen Kontakt zum Vorgesetzten, erleben, dann wird diese Art der Kontrolle längerfristig erfolglos sein. Nicht umsonst wird fast bei allen Führungsseminaren auf die Wichtigkeit der Beziehungsebene hingewiesen. Wenn wir Dienstaufsicht „im Vorbeigehen“ oder gar im „Vorbeifahren“ erleben, dann kann bestimmt nicht vom Aufbau einer Beziehung zum Überprüften gesprochen werden. Konstruktive Rückmeldungen sind ohne seriösen Gesamteindruck in der Regel nicht mehr zu erwarten, und das Feedback bleibt auf Äußerlichkeiten und oft unbedeutende Details konzentriert. Rechtsgrundlagen Als wesentliche rechtliche Grundlagen seien zunächst für die Deutsche Bundeswehr das Soldatengesetz (SG) und für das Österreichische Bundesheer die Allgemeine Dienstvorschrift (ADV) angeführt. Das deutsche Soldatengesetz legt im §10 (2) fest: „Der Vorgesetzte hat die Pflicht zur Dienstaufsicht und ist für die Disziplin seiner Untergebenen verantwortlich“. Die ADV in Österreich meint im §4 (3) zur Pflicht des Vorgesetzten als Dienstaufsichtführender: “Der Vorgesetzte ist verpflichtet, seinen Untergebenen durch ständige Überwachung des Dienstbetriebes zur sachgerechten Erfüllung ihrer Pflichten anzuhalten.“ Die Pflicht zur Dienstaufsicht beschränkt sich nicht auf einzelne Dienstgrade oder Führungsebenen. Sie ist eine Führungs- und Erziehungsaufgabe, die von allen Kommandanten, Offizieren wie Unteroffizieren wahrzunehmen ist (vgl. Hehenberger 2005, 445). 49 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht Erziehung als besonderer Auftrag in Fragen der Dienstaufsicht wird in der Deutschen Luftwaffe über die Weisung Nr. 1101 („Erziehung in der Luftwaffe“) umfangreich geregelt. Weiters kommen auch Leitsätze für die Innere Führung zur Anwendung, die im Besonderen in den Leitsätzen für Dienstgestaltung und Ausbildung, zu Befehl und Gehorsam und für die Personalführung die Grundsätze der Dienstaufsicht umreißen. In der österreichischen Erlasslage zu den „Erzieherischen Maßnahmen“ aus dem Jahr 1999 wird der Begriff „Dienstaufsicht“ auf unterster Führungsebene zunächst als „Beaufsichtigung“ bezeichnet. Im Gegensatz zu den deutschen Quellen werden in Österreich auch keine Unterteilungen diverser Maßnahmen der Dienstaufsicht getroffen. Auffällig ist weiters die Streichung des Begriffs der Erziehung in neueren Grundlagen wie der „Ausbildungsphilosophie des Österreichischen Bundesheeres“ aus dem Jahr 2006. Insgesamt hält etwa der stellvertretende Kommandant der Heeresunteroffiziersakademie in einem Artikel für die Fachzeitschrift TRUPPENDIENST für die österreichische Situation sehr kritisch zum Thema Dienstaufsicht fest: „Die derzeit im Bundesheer verfügbaren Ausbildungsunterlagen reichen nicht aus oder sind nicht geeignet, um eine einheitliche Vermittlung dieses Themas sicherzustellen.“ (Hehenberger 2005, 448) Zwei interessante Werke in der Gegenüberstellung Als jene zwei Bücher, die sich während der gedanklichen Bearbeitung des Themas als besonders wertvoll herauskristallisierten, sind die Veröffentlichungen „Allgemeine Führungslehre, Führung in der Bundeswehr: Leitfaden für Lehre und Praxis“ (herausgegeben durch H.H. Driftmann, 1986) und aus Österreich „Militärische Ausbildung: Orientierungshilfe für Gruppen und Zugskommandanten“ von Heinz Florian und Roberto Kalmar aus dem Jahr 1997 zu nennen. Ersteres beschreibt Dienstaufsicht und Kontrolle ganz allgemein als Teil des Führungsprozesses. Konkret kann man bei Driftmann (Hrsg., 1986) folgende Aussagen (Hervorhebungen durch die Redaktion) nachlesen: „Die Kontrollphase schließt den Führungsvorgang ab und führt ihn zugleich dadurch fort, dass ihre Ergebnisse wieder in die Lagefeststellung einfließen. Sie dient dazu, die Auswirkung der Planung und Befehlsgebung allgemein festzustellen, die Art und Weise der Ausführung von Aufträgen und Befehlen zu überwachen und das erreichte Ergebnis dem Ziel gegenüber zu stellen. Führung ist ohne Kontrolle nicht möglich. Die Kontrolle umfasst auch die Selbstkontrolle des Führers. … Die Dienstaufsicht als Führungstätigkeit ist das Ausüben von Kontrolle ebenso wie die Kontrolle 50 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht als Phase des Führungsvorganges die Wahrnehmung der Dienstaufsicht umfasst. Beide Führungstätigkeiten weisen Gemeinsamkeiten auf und sind daher nicht voneinander zu trennen. Sie ergänzen einander im Frieden und im Krieg. Beide Führungstätigkeiten enthalten einen personalen und instrumentalen Anteil, nämlich Hilfe und Sorge für den geführten Soldaten und Ergebnisfeststellung und Überwachung der Auftragsausführung. Die Gesamtverantwortung des militärischen Führers erfordert es, Dienstaufsicht und Kontrolle sowohl bei der Willensbildung (Zielsetzung und Planung) als auch bei der Willensdurchsetzung (Befehlsgebung und Kontrolle) auszuüben.“ (a.a.O., 38) Die im Weiteren gegebenen Erklärungen, Anweisungen sowie die Grundsätze für die Dienstaufsicht werden in die Zusammenstellung eines Gesamtkatalogs im Rahmen dieser Arbeit später noch einfließen. Florian und Kalmar (1997) unterscheiden auf Gruppen- und Zugsebene je nach Ziel zwischen der Ausbildungs- und der Erfolgskontrolle. Im Gegensatz zur ersteren Quelle beschäftigen sich deren Ausführungen ausschließlich mit Ausbildungsbelangen. Erstere wiederum bezieht sich auf das gesamte Umfeld der Ausbildung und ist für die Vorbereitungs-, Durchführungs-, und Ergebnisqualität sowie für organisatorische Rahmenbedingungen anzuwenden. Weiters wird darauf hingewiesen, dass die Ausbildungskontrolle normalerweise durch die Dienstaufsicht, jedoch auch als Selbstkontrolle durch den Durchführenden der Ausbildung stattfinden kann. Die wesentlichen Qualitätsbereiche der Ausbildungskontrolle werden von den beiden Autoren anhand folgenden Modells illustriert und in ihrem Buch ausführlich erläutert: 51 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht Abbildung: Qualitätsbereiche der Ausbildung (Florian / Kalmar 1997, 152) Qualitätskontrollbereiche QUALITÄTSBEREICHE DER AUSBILDUNG VorbereitungsDurchführungs- Ergebnisqualität qualität qualität Konzeption Infrastruktur Abschluss Planung Professionalität Zufriedenheit Angebot Didaktik / Methodik Persönlichkeitsentfaltung Zielorientierte Ausbildung in den österreichischen Streitkräften interpretiert Erfolgskontrollen über die Messung erreichter Lernziele. Das Prinzip der Erwachsenengerechtigkeit wird dann als umgesetzt zu betrachten sein, wenn Kontrolle auch dem Auszubildenden eine Orientierungshilfe über den Verlauf seines Lernprozesses bietet. Als Hilfsmittel zur Beurteilung der Ausbildungslage bieten Florian und Kalmar das „Didaktische Achteck“ an, welches auch an der Heeresunteroffiziersakademie im Rahmen der Ausbildungsmethodik gelehrt wird (a.a.O., 48). Besonders bedeutungsvoll erscheint der Fingerzeig auf die Tatsache, dass das Erreichen von affektiven Lernzielen („Wollens-Zielen“) nicht leicht und zuverlässig messbar ist. Der Einfluss von Erfolgskontrollen auf die Motivation der Soldaten wird in Zusammenhang mit gesundem Leistungsdenken als positive Nebenerscheinung beschrieben (a.a.O., 156). Nach Ansicht des Verfassers sollten Dienstaufsicht und Erfolgskontrolle diesem Aspekt durchaus mehr Bedeutung beimessen und den Faktor Motivation nicht nur als positive Nebenerscheinung, sondern als die Grundvoraussetzung für zukünftig hohe Leistungsbereitschaft, stärken. Die inhaltlichen Direktiven über die zu erfüllenden Kriterien der Erfolgskontrollen sind jedoch zweifellos als sehr wertvolle Hilfen und Anregungen – im Besonderen für den Ausbildungsdienst – zu sehen. Zum Grundsatz der Ganzheitlichkeit Dienstaufsicht als Maßnahme im Rahmen des Führungsprozesses muss als ein wesentlicher Bestandteil der Mitarbeiterführung erkannt und wahrge52 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht nommen werden. Dabei ist jenem Grundsatz der ganzheitlichen Betrachtung Rechnung zu tragen, der im deutschen Konzept der Inneren Führung eine herausragende Rolle spielt, oder wie anders ausgedrückt etwa in der Weisung der Deutschen Luftwaffe zur Erziehungsproblematik Nr. 1101 zu lesen ist: „Führung, Ausbildung, Erziehung, Bildung, Politische Bildung und Sozialisation stehen in unmittelbarer Beziehung zueinander, ergänzen sich in ihrer Wirkung und sind deshalb ganzheitlich zu betrachten.“ (a.a.O.) Hauptzweck der Dienstaufsicht bleibt die Begleitung und Überwachung von Untergebenen und Mitarbeitern und deren Anleitung zur Pflichterfüllung. Der Begriff der Erziehung findet sich in den zur Erstellung dieser Arbeit ausgewerteten Dokumenten in diesem Zusammenhang wieder. Er ist aber mittlerweile in der Domäne der militärischen Ausbildung, aufgrund ihrer eindeutigen Ausrichtung auf Erwachsenenbildung, zumindest in Österreich mehr und mehr umstritten. Ziele und Grundsätze der Dienstaufsicht Um einen insgesamt besseren Gesamtüberblick über mögliche Zielsetzungen von Dienstaufsicht erhalten zu können, seien an dieser Stelle wesentliche Aussagen aus jenen im Literaturverzeichnis aufgenommenen Monographien auf den Punkt gebracht und zusammengefasst. Dienstaufsicht sollte demnach … … die ständige Einsatzbereitschaft der Streitkräfte sicherstellen … das militärische Betriebsklima auf allen Ebenen verbessern … die vorschriftenkonforme Erfüllung von Aufträgen und die Ausführung von Befehlen in inhaltlicher, zeitlicher, methodischer, sozialer und organisatorischer Hinsicht sicherstellen (vgl. u.a. Florian / Kalmar 1997, 151ff) … von Dienstvergehen und Straftaten abhalten … vor Gefahren und Schäden für Mensch und Material bewahren und dafür rasches Eingreifen bei Gefahr in Verzug ermöglichen … ein möglichst realistisches und umfassendes Bild des Ausbildungsstandes ermöglichen … Ausbildungsmängel rasch erkennen lassen, um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 38) 53 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht … Stärken und Schwächen in den jeweiligen Kompetenzbereichen von Untergebenen erkennen lassen, um richtig fördern oder fordern zu können (vgl. u.a. Steiger 1994, 56) … Untergebenen Beratung, Hilfe und Unterstützung geben, um diese in ihrer Verhaltenssicherheit zu stärken! (vgl. u.a. Steiger 1994, 57) … helfen, Informationen über gruppendynamische Prozesse zu gewinnen, um die Rollen von Einzelnen und das Zusammenwirken von Gemeinschaften möglichst richtig einschätzen zu können (vgl. u.a. Florian / Kalmar 1997, 54ff) … als eine Form der Selbstkontrolle wahrgenommen werden (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 38) … Informationen für die neuerliche Beurteilung und Entscheidungen sicherstellen (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 38) … eine grundlegende Basis für Führung, Ausbildung und im Besonderen für die Erziehung von Soldaten darstellen. Zur Frage der allgemeinen Grundsätze der Dienstaufsicht seien allen dafür Verantwortlichen folgende Aussagen ans Herz gelegt: „In der menschenorientierten Führung geht es nicht um die Frage, ob Vertrauen oder Kontrollen besser seien, sondern darum, dass Kontrollen in einem Klima des Vertrauens durchgeführt werden!“ (Steiger 1994, 55) „Der Kontrollierte soll nie das Gefühl haben, dass er in seinen menschlichen oder soldatischen Fähigkeiten herabgesetzt wird. … Die Erfolgskontrolle soll sich nicht nur auf seine Leistung beziehen. Es gehört zum psychologischen Geschick jedes Vorgesetzten, so zu kontrollieren, das der Auszubildende / Überprüfte die Erfolgskontrolle nicht als gegen sich gerichtet empfindet, sie ist einzig und allein auf das übergeordnete Ziel gerichtet.“ (Florian / Kalmar 1997, 156) „Die Kontrollmaßnahmen müssen durch Fürsorge, Hilfe und zwischenmenschliche Kontakte ergänzt werden. … Der Vorgesetzte sollte gute Leistungen des Untergebenen anerkennen und loben. Anderseits muss er festgestellten Mängeln und Pflichtwidrigkeiten mit gebotener Konsequenz, Entschlossenheit und Strenge begegnen und die ihm zur Verfügung stehenden Mittel (Belehrung, Befehle und ihre Durchsetzung, Meldung) ausschöpfen, insbesondere dann, wenn es gilt, Gefahren für die Sicherheit der ihm anvertrauten Soldaten etwa beim Wachdienst oder beim Schießen abzuwenden.“ (Auszug aus den Ausbilderhinweisen für die Vorgesetztenausbildung an der Unteroffizierschule der Deutschen Luftwaffe) 54 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht In Ergänzung obiger Aufzählung sollen nun wesentliche Anwendungshilfen und Regeln für Dienstaufsicht sowie Kontrolle im militärischen Umfeld zusammengestellt werden. Dies erfolgt aufgeteilt auf drei Phasen: Planung und Vorbereitung Große Bedeutung gebührt generell der Wahl der Methode, etwa hinsichtlich der Frage, wie Selbstkontrolle am zielführendsten eingesetzt werden kann (u.a. nach Steiger 1994,57 sowie Driftmann (Hrsg.) 1986, 41) Vorbereitung von Prüfer- oder Beobachterprotokollen (nach Florian / Kalmar 1997, 157 und Driftmann (Hrsg.)(1986), 40) Aneignung des notwendigen Fachwissens (nach Steiger 1994, 56) Kenntnisse über Ausbildungsziele, Inhalte und vorgesehene Methoden (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 39) Der Faktor Zeit ist meist das wichtigste Planungskriterium (vgl. Steiger 1994, 56) Kontrollen sollen so zeitgerecht festgelegt werden, dass Handlungs- und Korrekturmöglichkeiten gewährt bleiben (a.a.O.) Willkürliche und unsystematische Kontrollen können zu unzutreffenden Eindrücken (Momentaufnahmen) und zu Unsicherheit des Betroffenen führen (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 41) Unzweckmäßige oder nicht zu begründende Kontrollen werden zu Recht als Schikane empfunden (vgl. Driftmann (Hrsg.) 1986, 41) Kontrollen sollen auf klar fixierten und dem Mitarbeiter bekannten Kriterien basieren (vgl. Steiger 1994, 56 oder Florian / Kalmar 1997, 155ff) Dauer und Umfang der Kontrolle sollen den Betroffenen nicht über Gebühr belasten. Kontrollmaßnahmen, die durch Dauer und Umfang den Dienstbetrieb beeinträchtigen, sollen angekündigt werden. In allen anderen Fällen ist die Frage der vorherigen Ankündigung sorgfältig zu prüfen, damit im überprüften Bereich weder ungerechtfertigter Aufwand für die Vorbereitung entsteht, noch Ergebnisse bewusst verfälscht werden können (vgl. Steiger 1994, 56 und Driftmann (Hrsg.) 1986, 41). Am verlässlichsten sollte wohl der Umstand gelten, dass der Mitarbeiter bei jeder Dienstverrichtung mit Aufsicht rechnen muss, weil sein Vorgesetzter eben regelmäßig Dienstaufsicht ausübt und daher quasi berechenbar wird (vgl. dazu Hehenberger 2005, 444ff) 55 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht Durchführung Kontrolle sollte möglichst unauffällig und taktvoll, aber ohne Geheimnistuerei im Klima des Vertrauens durchgeführt werden (vgl. Steiger 1994, 55) Um konsequente Dienstaufsicht und Kontrolle wahrzunehmen, ist Sensibilität unbedingt erforderlich Sofortiges Einschreiten oder Unterbrechungen des Dienstbetriebes sind nur etwa bei Gefahr für Mensch und Material, Verletzung von Sicherheitsbestimmungen oder der Menschenwürde, bei krassen Verstößen gegen Ausbildungsregeln oder offensichtlichem Verfehlen des Ausbildungszieles zulässig (vgl. etwa Ausbildungshinweise für die Vorgesetztenausbildung an der Unteroffizierschule der Luftwaffe) Besonders bei Kontrollen sollte vorurteilsfrei, neutral, gerecht gemessen und gewertet werden Beurteilungen und Bewertungen sind in Abstimmung mit den vorgegebenen Ausbildungszielen zu treffen (nach Florian / Kalmar 1997, 155 ff) Individuelle Leistungen, Stärken oder Schwächen der Mitarbeiter sollten erkannt werden, um entsprechende Maßnahmen wie Würdigungen oder Förderungen setzen zu können (vgl. etwa Driftmann (Hrsg.) 1986, 41) Aufmerksamkeit soll nicht nur die Fachkompetenz der Mitarbeiter, sondern mindestens im gleichen Maß auch auf die methodische und soziale Kompetenz gelegt werden. Die Bedingungen, unter denen Leistungen erbracht werden, dürfen nicht außer Acht gelassen werden Auf den affektiven Lernzielbereich muss besondere Aufmerksamkeit gelenkt werden (vgl. Florian / Kalmar 1997, 156). Nachbereitung und Nachbesprechung Ohne Nachbereitung ist eine auch noch so gut vorbereitete und durchgeführte Dienstaufsicht nutzlos Das Ergebnis der Dienstaufsicht und Kontrolle muss seinen Niederschlag in einer Auswertung, einer Nachbesprechung und einer Ergebnissicherung finden, um dadurch den beaufsichtigten Untergebenen die Möglichkeit zur positiven Persönlichkeitsentwicklung (Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten) zu verschaffen 56 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht Die Qualität der Nachbesprechungen wird besonders durch entsprechende Aufbereitung und Wertung der gewonnenen Erkenntnisse geprägt. Nachbesprechungen sollen daher nicht unmittelbar nach erfolgter Kontrolle („aus dem Bauch heraus“ oder gar blind vor Wut) durchgeführt, sondern gut vorbereitet werden Besonders bei negativer Kritik ist ein Klima des Vertrauens mitentscheidend dafür, ob die gegebenen Rückmeldungen zur Einsicht und somit zur Verhaltensänderung durch den Mitarbeiter führen. Die Möglichkeit eines Vier-Augen-Gespräches sollte je nach Situation mitbeurteilt werden. Einen Untergebenen vor Kameraden oder gar Untergebenen bloßzustellen, wäre wohl einer der größten Fehler (vgl. v.a. Jung / Florian 1994, 181f) Wenn die Nachbesprechungen nach den Kommunikationsregeln, Feedbackregeln bzw. bei Mängeln nach den Grundsätzen für konstruktive Kritik geführt werden, ist der Erfolg schon zur Hälfte erreicht. Zusammenfassung Auf Grund der deutlich erkennbaren Diskrepanz zwischen Soll-Zustand und Ist-Zustand bezüglich der Führungsaufgabe der Dienstaufsicht und Kontrolle ist nach wie vor ein großer Handlungsbedarf erkennbar. Alle Ausbildungseinrichtungen und auch deren übergeordnete Dienststellen sollten dringend dafür Sorge tragen, dass die Ausbildung zur Dienstaufsicht nicht nur in den Curricula Einzug findet, sondern auch in der Umsetzung tatsächlich Platz greift. Der Erweiterung und Intensivierung der Führungsverhaltensausbildung (menschenorientierte Führung im Bundesheer) ist in Österreich in dieser Hinsicht große Bedeutung beizumessen. Gerade in Österreich sind die verfügbaren Ausbildungsunterlagen als nicht ausreichend zu bezeichnen, um das Thema Dienstaufsicht einheitlich und erfolgreich ausbilden zu können. Die Akademien und Schulen als zentrale Ausbildungsstätten der qualifizierten Kaderaus- und -weiterbildung sowie als Drehscheibe mit Multiplikatorwirkung tragen diesbezüglich hohe Verantwortung, denn: „Der wohl wichtigste Auftrag an die Ausbildungsstätten in diesem Zusammenhang ist … die Vermittlung von grundsätzlichen Einstellungen. Berufliches Selbstverständnis und korrektes Handeln sind zu fordern und zu fördern. Keine noch so permanente Dienstaufsicht kann Fehlleistungen verhindern, denn das Aufsichtsorgan kann nicht überall sein und bekommt auch nicht immer den tatsächlichen Eindruck … Selbstständig und eigenverantwortlich aus Überzeugung die Verantwortung zu übernehmen, auch ohne Aufsicht korrekt zu handeln und die dazu erforderliche Geisteshal57 GROBNER: Grundlagen zur Frage der Dienstaufsicht tung zu vermitteln, muss das eigentliche Ausbildungsziel sein.“ (Hehenberger 2005, 448) Die sehr guten und umfassenden Grundlagen in der Deutschen Bundeswehr und vor allem der Luftwaffe wurden auszugsweise dargestellt, ohne sie aufgrund fehlender Kenntnisse über die genauen Umstände der Ausbildungsund Führungspraxis in Deutschland einer konkreten Wertung unterziehen zu können. Literaturverzeichnis Driftmann, Hans Heinrich (Hrsg.)(1986). Allgemeine Führungslehre, Führung in der Bundeswehr: Leitfaden für Lehre und Praxis, Walhalla und Praetoria Verlag, Regensburg. Florian, Heinz / Roberto Kalmar (1997). Militärische Ausbildung – Eine Orientierungshilfe für Gruppen- und Zugskommandanten, Austria Media Service Verlag Graz. Hehenberger, Johann (2005). Dienstaufsicht: Kommandantenpflicht zwischen Überwachung, Ausbildung und Leistungsmessung, In: TRUPPENDIENST 2/2005, 444 – 448. Jung, Hermann / Heinz Florian (1994). Grundlagen der Militärpädagogik: Eine Anleitung zu pädagogisch verantwortetem Handeln – Band 2, Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt-Berlin-Bern-New York-Paris-Wien. Knebel, Heinz (1992). Taschenbuch der Personalbeurteilung, 8. Auflage, Sauer Verlag, Heidelberg. Reeb, Hans Joachim / Siegfried Michael Moerchel (1992). Menschenführung: Praktisches Handbuch für Vorgesetzte in der Bundeswehr, Walhalla und Praetoria Verlag, Regensburg. Steiger, Rudolf (1994). Menschenorientierte Führung: Anregungen für zivile und militärische Führungskräfte, 7. überarbeitete Auflage, Verlag Huber, Frauenfeld. 58 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Oberfeldwebel Torsten PREIN Berufsethische Bildung für Unteroffiziere im angehenden 21. Jahrhundert: Kritische Betrachtungen des Ansatzes im Österreichischen Bundesheer Geänderte Anforderungen an Unteroffiziere im angehenden 21. Jahrhundert machen es erforderlich, gerade den Aspekt der Bildung wieder einmal neu zu bedenken. In der vorliegenden Ausarbeitung werden die Ansätze der Heeresunteroffiziersakademie zur Frage der berufsethischen Bildung für Unteroffiziere näher und vor allem kritisch betrachtet. Begriffe wie „Soldat“ oder „Unteroffizier“ sind grundsätzlich in ihrer männlichen Form verwendet und dennoch geschlechtsneutral zu verstehen. Einleitung Berufsethische Bildung für Unteroffiziere ist ein sehr weitreichendes Thema. Bildungsexperten innerhalb des Militärs scheinen sich in Bezug auf deren gestiegene Notwendigkeit grundsätzlich einig zu sein. Unterschiedliche Modelle und Konzepte in einzelnen Ländern bieten aber ausreichend Diskussions- und Evaluationspotenzial. Die Heeresunteroffiziersakademie hat eine neue Herausforderung angenommen und im Jahr 2005 ein Konzept entwickelt, um berufsethische Bildung in Ausbildungslehrgänge von Unteroffizieren noch zielorientierter als bisher und inhaltlich losgelöst vom Lebenskundlichen Unterricht zu integrieren. Diese Ausarbeitung soll dem Leser einen Einblick in das Konzept, gemessen an den gestiegenen Forderungen an das Leistungsprofil von Unteroffizieren, verschaffen und ihn anregen, an den offenen 59 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Diskussionen zur gesteigerten Notwendigkeit von berufsethischer Ausbildung für Soldaten teilzunehmen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nach einem kurzen gedanklichen Ausflug zur Transformation der Streitkräfte und deren Auswirkung auf den Soldaten im Schwerpunkt mit der Umsetzung der berufsethischen Bildung von österreichischen Unteroffizieren im Lichte von Veränderungsprozessen. Die Sicht eines deutschen Unteroffiziers zu diesem Thema soll dabei zu einer Außenperspektive beitragen. Die erweiterten Anforderungen an Soldaten im 21. Jahrhundert am Beispiel des Österreichischen Bundesheeres Transformation der Streitkräfte am Beispiel Österreichs Wenn man von erweiterten Anforderungen an Soldaten im 21. Jahrhundert spricht, kommt man an den Begriffen Transformation, Wandel und Reform nicht vorbei. Doch warum etwas Neues? Was hat sich verändert? „Die wohl wesentlichste Änderung militärischer Art seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Umformung der europäischen Armeen von den ursprünglichen, für die Territorial- bzw. Bündnisverteidigung vorgesehenen Massenarmeen hin zu kleineren, rasch einsetzbaren und verlegbaren Streitkräften. Auch in Österreich vollzog sich diese Entwicklung.“ (Pfandlbauer 2006, 18) Als Mitglied der Europäischen Union, im Rahmen der Vereinten Nationen, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie in Kooperation mit der NATO, hat sich Österreich unter anderem dazu verpflichtet, an Maßnahmen der internationalen Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und Friedenssicherung teilzunehmen. Diese Sicherheitsinteressen hören naturgemäß nicht an nationalen Landesgrenzen auf. Um den geforderten Aufgaben gerecht zu werden, bedarf es einer umfangreichen Reform bestehender Strukturen. Dies wird über das Projektmanagement „Österreichisches Bundesheer (ÖBH) 2010“ gewährleistet. Neue Herausforderungen verlangen neue Ideen Betrachtet man nun die Rahmenbedingungen des Wandels, dann ergeben sich klar definierbare, zum Teil neue Anforderungen an den einzelnen Soldaten. Zur Aufgabe des Landesverteidigers sind heute noch die Rollen eines Helfers und Vermittlers mit Einsatzgebieten auf der ganzen Welt hinzugekommen. Multinationale Einsätze, Konfrontation mit fremden Kulturen und 60 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere permanente Gefahr für Leib und Leben stellen eine große Herausforderung an den Soldaten und an die militärischen Führer dar. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei die moralische Urteilsfähigkeit gerade im Kontext schwieriger Entscheidungssituationen im Einsatz. Aus dieser Forderung heraus hat das Österreichische Bundesheer von 2003 bis 2005 im Rahmen einer Projektgruppe, zuerst für Offiziere und später auch für Unteroffiziere, ein Konzept entwickelt, berufsethische Bildung ergänzend zu bisherigen Ansätzen möglichst zeitgemäß in Lehrgänge zu integrieren. Konfessionelle Ethikausbildung ist weiterhin fester Bestandteil ethischer Bildung in Österreich, wenngleich diese losgelöst von der reinen Berufsethik behandelt wird. Der Weg zum Ziel im Österreichischen Bundesheer Als Grundlage wurde von der Projektgruppe an der Heeresunteroffiziersakademie ein Berufsqualifikationsprofil definiert, welches klare Festlegungen des ethisch-moralischen Anspruches an den Unteroffizier trifft: „Der Unteroffizier des Österreichischen Bundesheeres hat als Kommandant auf der Ebene Gruppe und Teileinheit sowie als Stabsmitglied oder Fachunteroffizier die mit seiner Funktion als Exekutivorgan im Rahmen des staatlichen Gewaltmonopols verbundene ethisch-moralische Verantwortung, in deren Mittelpunkt der Wert der Person und die Achtung der Menschenwürde stehen, wahrzunehmen. Diese Verantwortung erwächst aus der humanistischen und christlich-abendländischen Denktradition und verpflichtet den Unteroffizier, ihr sowohl unter Friedens- als auch unter Einsatzbedingungen in jeder Beziehung und zu jeder Zeit gerecht zu werden. Das Berufsethos des Unteroffiziers soll darüber hinaus in seinem persönlichen Verhalten und gesellschaftlichen Wirken sichtbar werden. Das militärische Bildungswesen soll den Unteroffizier in der Entwicklung und Herausbildung seines Berufsethos unterstützen und fördern.“ (aus Kastberger 2005, 314) Die zu implementierenden Grobziele des österreichischen Ansatzes sollen nun einzeln und mit Kommentaren des Verfassers versehen wiedergegeben werden. Die Idee der Projektgruppe dazu stellt sich wie folgt dar: Unteroffiziere sollen in die Lage versetzt werden, ihr Handeln generell in einem umfassenderen Zusammenhang zu sehen. Wissen wird über Bildung erlangt und schafft die Voraussetzungen für den Einzelnen, um im passenden Moment das Richtige tun zu können. Ein gewisses Maß an Freiwilligkeit seitens des Auszubildenden ist dabei unabdingbar. Die Ausbildungsmethodik ist aus Sicht des Verfassers besonders wichtig, da über deren richtige Wahl das Interesse am Neuen 61 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere entwickelt wird. Viele Themenbereiche in der militärischen Ausbildung sind vielschichtig und ineinander übergreifend. Zusammenhänge müssen vom Soldaten, will er erfolgreich sein, demnach klar erkannt und verstanden werden. Unteroffiziere sollen die Fähigkeit erwerben und/oder festigen, über ihr eigenes Fühlen und Handeln zu reflektieren. Jeder Mensch ist einzigartig, aber als Menschen besitzen wir alle die Fähigkeit zu kommunizieren. Wir können über uns und andere nachdenken und haben Gefühle. Menschen fühlen, denken und kommunizieren jedoch als Individuen oder Kulturen vergleichend unterschiedlich. Dies erschwert nicht selten den Umgang mit Mitmenschen. Bevor man echte Empathie entwickeln kann, muss man sich seiner eigenen Gefühle im Klaren sein. Dies ist Voraussetzung für ein Leben in der Gemeinschaft und in Bezug auf den Soldaten für ein Bestehen im Einsatz. Unteroffiziere sollen einen Gesamtüberblick zu Fragen der Ethik und Moral unter besonderer Berücksichtigung der Erfordernisse des militärischen Berufsvollzugs im Europa des angehenden 21. Jahrhundert erhalten und aktualisieren. Zukünftige Einsätze werden wohl immer häufiger im multinationalen Rahmen durchgeführt. Hier treffen unterschiedliche Sprachen, Religionen, ethnische Herkünfte und gegebenenfalls auch Moral- und Wertvorstellungen aufeinander. Dies gilt nicht nur bezogen auf die Kulturen in den Einsatzgebieten, sondern auch für Verbündete und Partner. Mögliches Konfliktpotenzial ist im Bereich fremder Führungskulturen und unterschiedlicher Wertestandards vorhanden. Professionalität im Umgang mit dieser Problematik kann etwa durch gemeinsame Übungen oder Einsatzvorbereitungen erreicht werden. Sprachbarrieren können durch Schulungen abgebaut werden. Im Rahmen weltweiter Einsätze können Soldaten mit Lebensverhältnissen konfrontiert werden, welche dem eigenen Verständnis von menschenwürdigem Leben widersprechen. Der Unteroffizier muss aufgrund seiner naturgemäß besonderen Nähe zum Geschehen dafür sensibilisiert werden, bei Begegnungen mit Elend und Gewalt gegenüber Hilflosen möglichst rational zu handeln, den Auftrag nicht aus den Augen zu verlieren sowie sich vorrangig auf sein Wissen zu verlassen und kompetent zu führen. Unteroffiziere sollen sich mit den wichtigsten rechtlichen und organisatorischen Bestimmungen vom Humanitären Völkerrecht bis zur Allgemeinen Dienstvorschrift auseinandersetzen und die moralischen Aspekte daraus im Berufsvollzug umsetzen. 62 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere An dieser Stelle greift der Einfluss von Gesetzen und Vorschriften in das berufsethische Qualifikationsprofil. Grundlage für das soldatische Selbstverständnis ist die rechtliche Einbindung als Exekutivorgan in eine demokratische Grundordnung. Die rechtsstaatliche und moralische Maxime, für Recht und Freiheit und die Unantastbarkeit der Menschenwürde einzutreten sowie alle damit verbundenen Gesetze und Vorschriften zu achten, muss überzeugend gelebt werden. Nur dann ist es gewährleistet, auch außerhalb der Landesgrenzen professionell als Repräsentant des eigenen Landes aufzutreten. Die Umsetzung des Gewaltmonopols beinhaltet für jeden Soldaten hohes Machtpotenzial. Die Regeln zum Umgang mit dieser Macht müssen verinnerlicht sein, sodass sie problemlos und jederzeit – gerade im Einsatz – angewendet werden können. Die Bestimmungen des Humanitären Völkerrechts kommen dann noch hinzu, denn in Krisensituationen besteht ständig die Gefahr, dass Zivilpersonen in das Geschehen einbezogen werden. Die richtige Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten sowie die Überprüfung der Verhältnismäßigkeit eingesetzter Mittel sollte beherrscht werden, denn derartige wichtige Entscheidungsgrundlagen müssen vor Ort vielleicht innerhalb von Sekunden korrekt bewertet werden können. Unteroffiziere sollen befähigt werden, eigenständig und verantwortungsbewusst moralische Entscheidungen treffen zu können und diese nachhaltig zu vertreten. Diese Zielforderung spricht das Gewissen und die Verantwortung eines jeden Soldaten an und stellt die vielleicht größte Herausforderung an die ethische Bildung dar. Die gewünschten Fähigkeiten können nicht nach einem „Schema F“ auswendig gelernt werden. Als eine mit einem persönlichen Gewissen ausgestattete Person reagiert jeder Einzelne unterschiedlich auf schwierige Situationen, gerade wenn verschiedene Handlungsspielräume geöffnet sind. Erschwerend kommt mitunter hinzu, dass notwendige Entscheidungen unter Zeitdruck mit Gefahr für Leib und Leben oder wichtigen Konsequenzen für sich oder andere getroffen werden müssen. Der Soldat ist zunächst Befehlsempfänger, aber vor allem der Führer verfügt in der Auftragstaktik vor Ort über lageabhängige Handlungsfreiheit. Hier stellt sich die Frage, welche Hilfen dem Unteroffizier über die berufsethische Bildung zur Erreichung dieses Zieles gegeben werden können. Der Verfasser möchte dies am Beispiel eines Konzeptes des Zentrums Innere Führung der Bundeswehr verdeutlichen. Erfahrungen aus Auslandseinsätzen deutscher Soldaten haben die Notwendigkeit aufgezeigt, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Es wurde das Arbeitspapier „Entscheiden und Verantworten – Konfliktsituationen in Auslandseinsätzen“ entwickelt, in dem unter anderem anhand von Fallbeispielen – basierend auf erlebten 63 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Situationen – mögliche und tatsächliche Verhaltensweisen erörtert werden. Diese Methodik bietet keine Musterlösungen, aber die Möglichkeit, sich aufgrund der geschilderten Erfahrungen ein eigenes Urteil zu bilden. Unter Zuhilfenahme dieser gewonnenen Kriterien kann der Einzelne in einer Entscheidungssituation handeln (vgl. dazu Zentrum Innere Führung 2003, 5). Unteroffiziere sollen eine klare Zielvorstellung für ihr Verhalten im beruflichen Handlungsfeld insgesamt und bei spezifischen Auftragserfüllungen im Besonderen entwickeln. Die Identifikation des Einzelnen mit dem Soldatenberuf und die Verinnerlichung gemeinschaftlicher Werte und Ziele aus Politik, Gesellschaft und Militär sind ein Grundstein für überzeugtes Handeln. Identifikation mit dem Beruf ist mindestens genauso wichtig das Vermögen des richtigen Führens der Waffe. Nur wenn der Soldat von der Notwendigkeit eines Einsatzes überzeugt ist, kann er auch richtig handeln. Und nur eine überzeugte, ethisch-moralisch gefestigte Persönlichkeit kann verantwortungsbewusst auftreten. Unteroffiziere sollen angeregt werden, die öffentliche Diskussion über einschlägige ethische Fragen zu verfolgen und gegebenenfalls daran teilzunehmen. Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. Unsere Gesellschaft unterliegt einem andauernden Wandel, heutzutage vielleicht noch schneller als vor einigen Jahren. Werte, Normen, Meinungen und sicherheitspolitische Anforderungen sind keine stillstehenden Faktoren, und dies gilt ebenso für das Feld der Ethik. Auch hier heißt es „up to date“ zu sein. Ein Soldat ist nicht nur Angehöriger des Militärs, sondern er soll sich auch als Mitglied der Gesellschaft aktiv einbringen. Veränderungen nicht nur zu erdulden, sondern als notwendig zu erkennen und mitzugestalten, sind wichtige Ansprüche an den „Staatsbürger in Uniform“. Zusammenfassung und Schlussbemerkungen Soldaten sollen hoch motiviert sein und ihren Beruf mit professionellem Selbstverständnis ausüben. Diese Forderung ist nicht gerade neu, doch das Tätigkeitsfeld von Soldaten hat sich gewandelt. Weltweite Einsätze multinationaler Streitkräfte stellen höchste Anforderungen an die Qualifikation des Militärs von der ministeriellen Ebene bis zum einzelnen Soldaten. Die Ausbildung muss neuen Herausforderungen angepasst und laufend verbessert werden. Dies gilt selbstverständlich auf für den Ethikunterricht. 64 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Das Österreichische Bundesheer hat mit einer neu organisierten Integration berufsethischer Bildung in die Ausbildungslehrgänge für Unteroffiziere ein komplexes und in sich schlüssiges Paket geschnürt. Ein breit gefächertes Themenfeld wird den umfangreichen Einflüssen von Ethik in fast allen Ausbildungsbereichen gerecht. Durch stufenweise Staffelung der Lehrgangsinhalte werden die Lehrgangsteilnehmer langsam an das Thema herangeführt. In den Augen des Verfassers ist die grundsätzliche Trennung von konfessioneller und philosophisch-wissenschaftlich orientierter Ethikausbildung von Vorteil, wenngleich sich beide Bereiche natürlich gegenseitig beeinflussen. Eine Beurteilung, inwieweit die zu vermittelnden Lerninhalte in Relation zu den angesetzten Unterrichtseinheiten stehen, kann zum jetzigen Zeitpunkt und ohne konkrete Erfahrungswerte noch nicht getroffen werden. Als positiv ist jedenfalls die geplante Prüfungsrelevanz in den höheren Lehrgängen für Stabsunteroffiziere zu bewerten, denn dies unterstreicht den Stellenwert der berufsethischen Bildung für Soldaten. Die Definition des berufsethischen Qualifikationsprofils für Unteroffiziere des Österreichischen Bundesheeres deckt aus Sicht des Verfassers alle wichtigen und relevanten Anforderungen an Soldaten des 21. Jahrhunderts im Bereich der Ethik ab. Regelmäßige Wiederholungsseminare möglichst als Pflichtveranstaltungen zu implementieren, dies erschiene dem kritischen Auge noch sehr wichtig zu sein. Das freiwillige Angebot der Berufsethischen Fortbildungsseminare existiert ohnehin schon seit längerem. 65 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Anhang Vorgeschlagene Kernthemen Heeresunteroffiziersakademie zur Vorgeschlagene Kernthemen Stabsunteroffizierslehrgang (MilFü3) Unteroffizierslehrgang (MilFü2) Berufsethischen Bildung an der Weiterbildungslehrgang für Stabsunteroffiziere (MilFü4) Berufsethisches Fortbildungsseminar Führung X! X X X Gewissen und Verantwortung X! X X X Legitimität von Gewalt und Gewaltlosigkeit X! X Freiheit X X X X X X X X X Disziplin Treue Menschenbild(er) Gerechtigkeit Krieg/ Frieden Kultur Religion X X X! X X Neutralität/ Solidarität (Etymologische Analyse der Begriffe) Ethik, Moral und Sitte X X! X X X! X Identität X X Legalität/Legitimit ät soldatischen Handelns X! X Militär im Kontext von Gesellschaft, Recht, Nation, Staat und Staatengemeinschaft X! 66 X PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Unternehmenskultur X Wert(e), „Wertfreiheit“ Bildung, Erziehung, Sozialisation X X X X X Verhaltensregeln für Soldaten X Wehrpflicht versus Freiwilligenheer X X Geschlechterunterschiede (bei moralischen Urteilen) X X Ehre X X Pflicht, Verpflichtung X X Leben und Tod X X: Jeweils für den Lehrgang vorgesehenes Thema X!: Vor allem auf das generelle Ausbildungsziel des Lehrgangs abgestimmtes Kernthema, das besonders Berücksichtigung finden sollte Lehrveranstaltungsziele In den Lehrveranstaltungen sollen folgende Lehrveranstaltungsziele und Zeitvorgaben zum Thema Berufsethik integriert werden: Unteroffizierslehrgang (MilFü2) Lehrveranstaltungsziel – 16 Unterrichtseinheiten: Der/Die Unteroffiziersanwärter(in) in Vorbereitung oder die Charge soll sich mit der Notwendigkeit der Einhaltung soldatischer Verhaltensregeln und Disziplin als wichtige Tugend im Sinne einer Selbstverpflichtung identifizieren und diese umsetzen. Die Grundzüge des Berufsethos als Unteroffizier sollen erläutert werden und zur persönlichen Auseinandersetzung anregen. Stabsunteroffizierslehrgang (MilFü3) Lehrveranstaltungsziel – 16 Unterrichtseinheiten: Der/Die Unteroffiziersanwärter(in) soll die ethisch-moralische Dimension von Führung sowie Krieg vs. Frieden und die Bedeutung der Begriffe Ethik, 67 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Moral und Sitte erläutern können sowie sich anlassbezogen für das Berufsethos eines Unteroffiziers einsetzen und dieses beispielhaft vorleben. Er/Sie soll sich zur ungeteilten Kommandantenverantwortung bei Übernahme einer Führungsfunktion auf der Ebene der Teileinheit (Gruppe) auch aus moralischen Gesichtspunkten uneingeschränkt bekennen und diese wahrnehmen. Weiterbildungslehrgang (MilFü4) Lehrveranstaltungsziel – 16 Unterrichtseinheiten: Der/Die Stabsunteroffiziersanwärter(in) soll ethisch-moralische Erkenntnisse zur Legitimität von Gewalt und Gewaltlosigkeit, zum Thema Menschenbild(er) sowie zur Legalität/Legitimität soldatischen Handelns umsetzen können und sich zur ungeteilten Kommandantenverantwortung bei Übernahme einer Führungsfunktion auf der Ebene der Teileinheit (Zug) auch aus moralischen Gesichtspunkten uneingeschränkt bekennen und diese wahrnehmen können. Er/Sie soll sich für das Berufsethos eines Unteroffiziers einsetzen und dieses vorbildhaft vorleben. Berufsethisches Fortbildungsseminar Lehrveranstaltungsziel – jeweils 3 Ausbildungstage: Der/Die Lehrgangsabsolvent(in) soll Inhalte zur Frage der ethischen Dimension von Militär im Kontext von Gesellschaft, Recht, Nation, Staat und Staatengemeinschaft anwenden können. Er/Sie soll sich zur Verantwortung als Unteroffizier in höherer (Stabs-)Verwendung bekennen und diese wahrnehmen. 68 PREIN: Kritische Betrachtung der Berufsethischen Bildung für Unteroffiziere Quellenverzeichnis Bundesministerium für Landesverteidigung/Bundesheerreformkommission (Hrsg.)(2004). Bericht der Bundesheerreformkommission, Wien. Pfandlbauer, Karl (2006). Transformation: Ein Muss – auch für das Bundesheer, In: TRUPPENDIENST 1/2006, Wien, 18-20. Kastberger, Andreas (2005). Berufsethische Bildung für Unteroffiziere, In: TRUPPENDIENST 4/2005, Wien, 313-316. Zentrum Innere Führung der Bundeswehr (Hrsg.)(2003). Entscheiden und Verantworten – Konfliktsituationen in Auslandseinsätzen, Internes Arbeitspapier. 69 70 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr Offiziersstellvertreter Martin WEBER Internationale Kooperation in der einsatzorientierten Ausbildung – Erfahrungen eines langjährigen Hauptlehrunteroffiziers im Bereich Fliegerabwehr Die vorliegende Arbeit spiegelt die Erfahrungen eines Unteroffiziers der Fliegerabwehrschule wider und beschäftigt sich, wie der Titel verrät, mit der internationalen Dimension in der Frage der Verbesserung der Ausbildung in der Fliegerabwehr zum Zweck der Einsatzvorbereitung. Aufgrund des Berichtcharakters der Ausarbeitung wird für die Darstellung der Inhalte die an sich in dieser Schriftenreihe unübliche Form des Ich-Erzählers aus dem Originaltext übernommen. Einleitung Um das Verständnis meiner Ausführungen, speziell bei der Beschreibung von Simulatoren und auch bei Abläufen von Übungen im internationalen Rahmen, zu erleichtern, stelle ich zu Beginn meiner Arbeit die Waffensysteme der Fliegerabwehrtruppe vor. Weiters werden die Vorteile der Simulatorausbildung und deren Möglichkeiten anhand von Beispielen aus der Fliegerabwehrtruppe dargestellt. Anhand der Kapitel „Luftzielschießen“ und „ELITE 2005“ (Electronic Warfare Live Training Exercise 2005) wird die große Bedeutung der Ausbildung in einsatzbezogenen Szenarien erläutert. Um den Zweck der ELITE 2005 besser verstehen zu können, werden in einem eigenen Kapitel die Facetten der Elektronischen Kampfführung (EloKa) näher erörtert. Im Abschitt „Special Operation Forces Exercise 05” wird der Faktor Mensch in der Ausbildung besondere Aufmerksamkeit erfahren. Auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit zivilen Firmen bei der Entwicklung und Kampfwertstei71 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr gerung von Waffensystemen und Simulatoren wird in meinen Ausführungen immer wieder hingewiesen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, die internationale Kooperation in der Fliegerabwehrtruppe zu dokumentieren und deren Bedeutung für die einsatzbezogene Ausbildung aufzuzeigen. Waffensysteme In der österreichischen Fliegerabwehrtruppe (FlA-Truppe) findet am Rohrwaffensektor die 35mm Zwillingsfliegerabwehrkanone (Z/FLAK) 85 in Verbindung mit dem Feuerleitgerät 98 (Skyguard 98) Verwendung. Die 35mm Z/FLAK 85 kann auch autonom eingesetzt werden, dabei wird das Geschütz vom Richtschützen mit Hilfe eines leistungsstarken Computers gesteuert. Am Lenkwaffensektor ist seit 1994 das leichte Fliegerabwehrlenkwaffensystem MISTRAL im Österreichischen Bundesheer (ÖBH) eingesetzt. Nach der Beschaffung des Zielzuweisungsradars (ZZR) RAC-3D FLAMINGO 1998 wird die MISTRAL im Datenverbund mit dem ZZR eingesetzt. Mit dem ZZR FLAMINGO ist es möglich, jedes beliebige Waffensystem mit Zieldaten wie zum Beispiel Zielgeschwindigkeit, Zielhöhe oder Anflugsrichtung mittels Zieldatenempfänger zu versorgen. Die Zukunft der Fliegerabwehr beim ÖBH könnte die bodengestützte Version der IRIS T sein. Dieses Kurzstreckenlenkwaffensystem mit einer Reichweite von ca. 12 km findet unter anderem am EUROFIGHTER TYPHOON bereits Verwendung. Simulatoren Einen wesentlichen Anteil bei der Durchführung der einsatzbezogenen Ausbildung stellt in allen Waffengattungen und auf allen Führungsebenen die Nutzung von Simulatoren dar. Diese ermöglichen sozusagen den letzten Schliff, bevor die Mannschaft, das Team oder der einzelne Soldat seine Fähigkeiten bei Übungen oder im Einsatz beweisen müssen. Das Österreichische Bundesheer verfügt mittlerweile neben speziell ausgebildetem Lehrpersonal auch in nahezu allen Teilbereichen vermehrt über moderne Simulatoren. Durch deren Einsatz ist es möglich, die Handhabung und Bedienung von Waffensystemen in einem einsatzbezogenen Szenario auszubilden und zu trainieren. Auch bei der Fliegerabwehrtruppe wurden in den letzten Jahren sämtliche Simulationssysteme modernisiert. Diese befinden sich zum größten Teil an der Fliegerabwehrschule in Langenlebarn. Durch die simulatorgestützte Ausbildung wird ein hoher Ausbildungsgrad erreicht und somit der Grundstein für den „scharfen Schuss“ bzw. für das Bestehen am (Übungs-)Gefechtsfeld gelegt. Die Vorteile dieser Ausbildungsmethode sind der von Wetterbedingungen unabhängige Einsatz, die 72 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr nahezu zeitlich unbegrenzte Verfügbarkeit, die Schonung des Einsatzgerätes und der Umgang mit extremen Situationen, die selbst bei Übungen kaum darstellbar sind. Die parallel laufende Aufzeichnung ermöglicht unmittelbar im Anschluss eine detaillierte Fehleranalyse. Die in Österreich verwendeten FlA-Simulatoren sind: MISTRAL-Simulator Der MISTRAL-Simulator ist computergestützt und ermöglicht durch eine Vielzahl von Zielflügen unterschiedlichster Schwierigkeitsstufen in dreidimensionalen Landschaftsdarstellungen eine intensive und einsatzorientierte Ausbildung. Gefechtssimulator Feuerleitgerät 98 Dieser von der Firma OERLIKON CONTRAVES in der Schweiz entwickelte Simulator dient zur Ausbildung der Bedienungen im Feuerleitgerät 98. Die bereits über mehrere Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit mit dieser Firma machte sich wiederum bezahlt, denn anhand simulierter Flugobjekte und verschiedenster Szenarien können sämtliche Möglichkeiten von Bekämpfungsvorgängen sowie der Zielwechsel erlernt und trainiert werden. Die Tätigkeiten werden aufgezeichnet, wodurch der Ausbildungsstand festgestellt und dokumentiert werden kann. Diese Ausbildung ist der Grundstein für den Einsatz als TV(Television)-Beobachter oder als Feuerleitoffizier beim Luftzielschießen und für den Erfolg bei internationalen Übungen. Fliegerabwehrrichtausbildungssimulator Der Fliegerabwehrrichtausbildungssimulator ist eine britische Entwicklung und wird zur Schulung der Soldaten an der 35mm Z/FLAK 85 verwendet. Durch einen leistungsstarken Rechner werden verschiedene Luftziele mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Flugverhalten in das Visier einer 35mm Z/FlAK 85 eingespielt. Die Richtschützen können durch die Vielfalt der Simulationsmöglichkeiten intensiv geschult und für das Luftzielschießen und für Gefechtsübungen im In- und Ausland vorbereitet werden. Die Vorbereitung auf die präzise Handhabung des Gerätes im Gefecht ist der Hauptgrund für die Anwendung von Simulatoren, wenngleich die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes der österreichischen Fliegerabwehr in diversen Inlands- und Auslandsszenarien im „scharfen Schuss“ zurzeit als nicht allzu hoch, aber auch nicht als unmöglich, einzustufen ist. Dies ist auf der Sinnebene der Ausbildung nicht unproblematisch. Eine weitere Problemstellung ergibt sich aus der Wirtschaftlichkeit, wenn diese falsch verstanden wird. Kos73 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr tenleistungsrechnung ist längst nicht mehr nur eine reine Domäne der Wirtschaftstreibenden. Praktische Übungsvorhaben zu kürzen, nur um dadurch Kosten einzusparen, könnte schon bald ein Sinken des Ausbildungsniveaus mit sich bringen. Darum sollte man dieser Entwicklung wirksam entgegen steuern. Luftzielschießen Der Abschluss der einsatzbezogenen Ausbildung bei der Fliegerabwehrtruppe aller Armeen dieser Welt ist der Fliegerabwehrkampf im „scharfen Schuss“. In Zusammenarbeit mit der Fliegertruppe erfolgte das Luftzielschießen aller Rohrwaffensysteme bis vor kurzem auf den Luftzielschießplätzen am Truppenübungsplatz Allentsteig und in Oggau. Im November 2006 fand am Luftzielschießplatz in Oggau allerdings das letzte Luftzielschießen statt, da diese Liegenschaft verkauft wurde. In den Anfängen des Zweiten Bundesheeres wurde zunächst auf langsam fliegende Schleppziele geschossen. Zwischenzeitlich wurde auch das so genannte Spiegelschießverfahren angewendet. Beim Spiegelschießen wurden im Feuerleitgerät alle Seitenwinkelwerte und damit die gesamte Treffpunktberechnung vom Rechner um 180 Grad verworfen. So war es möglich, auf Realziele zu richten und diese auch zu bekämpfen. Im autonomen Einsatz der Geschütze wurde vor diesen ein Spiegel in Stellung gebracht. Das Zieldarstellungsflugzeug flog von hinten in die Feuerstellung an und drehte kurz vor dieser ab, um nicht in den Feuerbereich der Waffe zu gelangen. Der Richtschütze erfasste das anfliegende Ziel im Spiegel und beschoss das Spiegelbild. Die Auswertung erfolgte optisch über einen speziellen Spiegel, welcher halb durchlässig war. Das Auswertungspersonal konnte somit gleichzeitig das Spiegelbild des Flugzieles und die Geschossgarbe beobachten. Diese Art der Auswertung war vor allem bei schnell fliegenden Flugzielen sehr fehlerhaft. Da im Bereich des Luftzielschießens der Trefferauswertung höchste Bedeutung zukommt, wurde das Spiegelschießverfahren Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts wieder eingestellt. Das ÖBH investierte danach in ein neues, modernes Trefferauswertesystem. Dieses wurde in den letzten Jahrzehnten, gemeinsam mit der schwedischen Firma AIR TARGET weiter entwickelt und zählt zu den modernsten Auswertesystemen in Europa. Das Doppelzieltrefferauswertesystem (DTAS) ist ein zweidimensionales, akustisches Trefferauswertesystem zur Registrierung von Geschossdurchgängen in der Zielebene. Die vom Miss Distance Indicator (MDI-Trefferablageanzeige) über Funk gesendeten Registrierungen werden unmittelbar nach dem Feuerstoß von der Bodenstation berechnet, aufgelistet und in einem Trefferbild präsentiert. DTAS ist auch in der Lage, Trefferdaten 74 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr von zwei Zielen gleichzeitig zu empfangen und davon die Trefferbilder zentimetergenau aufzuzeigen. Dieser Auswertung in Echtzeit kommt höchste Bedeutung zu, denn der Richtschütze bzw. der Feuerleitoffizier im Feuerleitgerät ist so in der Lage, schon beim jeweils nächsten Feuerstoß eventuelle Fehler zu korrigieren. Nach dem Ausscheiden der 20mm FLAK wird das Luftzielschießen nur mehr mit der 35mm Z/FLAK 85 durchgeführt. Der Ablauf ist in einem Schießprogramm genau geregelt. Es werden drei verschiedene Anflugsarten dargestellt: Direktanflug auf die Stellung Vorbeiflug in einer Entfernung von ca. 2500 Metern Schrägvorbeiflug. Diese Schießübungen werden in „Lokaler Servosteuerung“ (autonomer Einsatz des Geschützes) und in „Radarsteuerung“ (Feuerleitung durch das Feuerleitgerät 98) bekämpft. Eine besondere Herausforderung für die Bedienungen der Geräte ist das Nachtzielschießen, welches nur in „Radarsteuerung“ durchgeführt wird. Eine weitere Form der Fliegerabwehr ist die „Fliegerabwehr aller Truppen“. Hier werden mit den Kalibern 7.62mm und 12.7mm langsam fliegende Schleppziele bekämpft. Bei diesen Schießübungen werden je nach Kaliber zwei bis sechs Waffen auf ein Ziel gerichtet. Den Fortbestand dieser Art der Fliegerabwehr rechtfertigen Berichte aus den verschiedensten Kriegsschauplätzen der jüngsten Vergangenheit, wonach es immer wieder gelingt, auch mit kleinkalibrigen Waffen Luftfahrzeuge am Ausführen ihres Auftrages zu hindern. Luftzielschießen auf Kreta 1997 In Österreich können Luftzielschießen mit dem Waffensystem MISTRAL nicht durchgeführt werden. Da selbst der Truppenübungsplatz Allentsteig nicht groß genug für die dafür notwendigen Sicherheitsräume ist, ergibt sich die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit ausländischen Armeen. So erfolgte das erstmalige Luftzielschießen mit der leichten Fliegerabwehrlenkwaffe MISTRAL im April 1997 auf Kreta. Dabei wurde diese auf eine, von der Belgischen Armee ferngesteuerte, Drohne abgefeuert. Bei diesem Scharfschießen lag die Trefferquote bei über 93 Prozent. Die hohen Erwartungen an die MISTRAL als zuverlässiges Waffensystem wurden somit voll und ganz bestätigt. Nach diesen äußerst positiven Erfahrungen und Erkenntnissen konnte mit der Planung weiterer, umfangreicherer Übungsvorhaben begonnen werden. 75 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr 1998 wurde das Zielzuweisungsradar (ZZR) FLAMINGO eingeführt. Dieses Radargerät ermöglicht eine Bedrohungsanalyse des Luftraumes und somit eine vorgestaffelte Zieldatenübertragung zum Lenkwaffenträger MISTRAL. Luftzielschießen in Frankreich 1999 Im September 1999 wurde in Biscarosse in Frankreich, von österreichischer Seite erstmals in Verbindung mit dem Zielzuweisungsradar FLAMINGO, die MISTRAL im „scharfen Schuss“ eingesetzt. Die Französische Armee stellte nicht nur sämtliche Zieldarstellungsflugkörper zur Verfügung, sondern bot auch eine hervorragende Infrastruktur für alle Teilnehmer des Österreichischen Bundesheeres. Die Zusammenarbeit bei der Auswertung der einzelnen Bekämpfungsvorgänge und der damit verbundenen technischen Ausrüstung funktionierte beispielhaft. Natürlich ging nicht alles komplett reibungslos. So hatten wir schon beim Ver- und Entladen der Radargeräte mit verschiedenen logistischen Problemen zu kämpfen. Um die zulässige Höhe bei Eisenbahntransporten nicht zu überschreiten, mussten spezielle Niederflurwagons verwendet werden. Bei der Zusammenarbeit mit der österreichischen Bundesbahn als auch mit der französischen Bahn war Flexibilität angesagt, da Änderungen im Fahrplan und bei den Be- und Entladezeiten an der Tagesordnung standen. Diese Erfahrungen waren von großer Bedeutung, denn schon kurz nach der Rückkehr nach Österreich wurde mit den Vorbereitungen für das nächste Fliegerabwehrschießen im Ausland begonnen. Luftzielschießen in Polen 2003 Schließlich erfolgte in der Zeit vom 15. bis 26. September 2003 das erste Scharfschießen mit allen Fliegerabwehrsystemen des Österreichischen Bundesheeres in Ustka in Polen. Da dieses Gefechtschießen, das bis dahin größte Luftzielschießen seit dem Bestehen des Österreichischen Bundesheeres war, möchte ich es als weiteres Beispiel für internationale Kooperation bei der einsatzbezogenen Ausbildung der Fliegerabwehrtruppe heranziehen. Unter der Leitung des Kommandanten der Fliegerabwehrschule wurde das Gefechtsschießen "Roland I" in Ustka/Polen durchgeführt. Dieses Schießvorhaben stellte nicht nur den hohen Ausbildungsstand der österreichischen Fliegerabwehrtruppe, sondern auch deren Einsatzmöglichkeiten im Rahmen von Auslandseinsätzen, unter Beweis. Der Truppenübungsplatz Ustka in Polen liegt an der mittleren Ostseeküste, ca. 120 Kilometer nordwestlich von Danzig. Der 1936 geschaffene Fliegerabwehrschießplatz hat eine Längenausbreitung von 17 Kilometer, eine Tiefe von bis zu fünf Kilometer und erstreckt sich entlang der Küste. Er wird seit 76 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr einigen Jahren von den polnischen Streitkräften auch anderen Armeen für internationale Ausbildungs- und Schießvorhaben zur Verfügung gestellt. Durch seine Tiefstaffelung ermöglicht der Übungsplatz in Ustka nicht nur ein Luftzielschießen in Richtung Ostsee, sondern er verfügt auch über ausreichende Möglichkeiten, dieses Schießen in einen taktischen Übungsablauf einzubinden und somit einsatzbezogen zu gestalten. Europaweit bietet dieser Übungsplatz als einziger die Möglichkeit, ein Scharfschießen gleichzeitig mit Fliegerabwehrkanonen und Fliegerabwehrlenkwaffen, bei einem beweglichen Einsatz der Feuereinheiten, durchzuführen. Neben den taktischen Ausbildungszielen war die Verlegung des Personals und der Waffensysteme mittels Kraftfahrzeugen, Luftfahrzeugen und im Eisenbahntransport, von großer Bedeutung. Sollte es in Zukunft zu einem internationalen Einsatz der Fliegerabwehrtruppe kommen, werden die damals erzielten Erfahrungen ungeheuer wichtig sein. Die Vielzahl von gleichzeitig auftretenden Bedrohungsszenarien war für die Bedienungen der verschiedenen Waffen- und Radarsystemen von unschätzbarem Wert. Erkenntnisse beim Auffassen des Zieles, Abläufe bei der Zielübernahme mit dem Radar und nicht zuletzt Erfahrungen bei der Feuerleitung bzw. Zielzuweisung wurden in der Ausbildung der Fliegerabwehrtruppe im ÖBH umgesetzt. Exkurs: Zieldarstellung Abermals bewährte sich in Polen die schon jahrelange Zusammenarbeit mit der schwedischen Firma Saab Nyge Aero. Diese Firma führt auch an den österreichischen Luftzielschießplätzen die Zieldarstellung durch. Die österreichische Fliegertruppe übernimmt dort die Zieldarstellung für langsam fliegende Ziele. Schnellfliegende Luftziele werden durch zwei LEARJETS 35A dargestellt. Zur Aufnahme der Schleppziele standen pro Maschine jeweils eine Innenwinde und eine Außenwinde zur Verfügung. In Polen starteten und landeten die Schleppmaschinen in Slupsk. Mit dem LJ 35A sind Zielgeschwindigkeiten von 100 m/s bis 150 m/s möglich. Die Mindestflughöhe der Ziele betrug aus Sicherheitsgründen 200 Meter über Grund. Die vorgesehenen Ziele wurden vor dem Start an den Schleppmaschinen angebracht und anschließend im vorgesehenen Luftraum ausgefahren. Für das Waffensystem 35-mm-Zwillingsfliegerabwehrkanone 85 wurden radar- und laserreflektierende Schleppsäcke verwendet. Für das Waffensystem lFAL MISTRAL wurde der Schleppzielflugkörper SK-6 verwendet. Diese wurden mit Rauchpatronen (Smoke) und Leuchtpatronen (Flares) bestückt. Der "Smoke" diente der optischen Erkennung des Zieles, die "Flares" stellten die Wärmequelle für den Infrarotsuchkopf des 77 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr Lenkflugkörpers MISTRAL dar und waren die Voraussetzung für das Aufschalten des Suchkopfes auf das Ziel. Die Oberfläche der SK-6 wurde ebenfalls mit laserreflektierendem Material versehen, um die Funktion des Laserannäherungszünders des Lenkflugkörpers sicherzustellen. Für die Auswertung des Gefechtsschießens wurde das Doppelzieltrefferauswertesystem (DTAS), das auch für die Bewertung des Luftzielschießens in Österreich eingesetzt wird, verwendet. Bei der Sicherung des Übungsplatzes war die Zusammenarbeit mit der polnischen Armee gefordert. Die äußere Sicherheit wurde durch die Soldaten des Truppenübungsplatzes Ustka in Übereinkommen mit der österreichischen Übungsleitung gewährleistet. Für die innere Sicherheit war die Schießübungsleitung der Fliegerabwehrschule des ÖBH verantwortlich. Luftzielschießen in Polen 2005 Unter dem Übungsnamen "FIFTY YEARS 2005" fand vom 16. August bis zum 1. September 2005 ein weiteres Luftzielschießen des ÖBH statt. Wieder wurde die Latte in Bezug auf einsatzorientierte Ausbildung um eine Stufe höher gelegt. Die wesentlichsten Unterschiede zum Fliegerabwehrgefechtsschießen 2003 waren folgende: Die Anlandung des Hauptkontingentes am Flugplatz von Siemirowice (Polen) erfolgte unter dem Schutz von Soldaten eines österreichischen Sicherungselementes. Auch die Bahnentladung auf dem Truppenübungsplatz Ustka wurde von den Soldaten des Sicherungselementes überwacht. Die Zieldarstellung erfolgte nicht nur durch zwei "Learjet" LJ 35, sondern erstmals im Ausland durch zwei Pilatus PC-6 "Turbo Porter" der 4. Staffel des Fliegerregiments 1 des Bundesheeres. Mit der leichten Fliegerabwehrlenkwaffe MISTRAL wurde erstmals ein Nachtschießen durchgeführt, welches durch den Einsatz des Wärmebildgerätes möglich war. Außerdem erfolgte erstmals das Schießen mit der leichten Fliegerabwehrlenkwaffe MISTRAL von der Transporthalterung des Steyr-Daimler-Puch LKW (6 x 6) 712 lFAL PINZGAUER. Bei der FIFTY YEARS 2005 wurden auch insgesamt sieben Teilnehmer aus Deutschland, aus der Schweiz, aus Slowenien und aus Ungarn, die als Beobachter in Schlüsselfunktionen eingeteilt waren, in das Übungsvorhaben integriert. Natürlich darf man auch die Zusammenarbeit mit unseren Anrainerstaaten, Tschechische Republik und Deutschland, bei den Verlegungen nicht unterbewerten. Nur durch die aktive Mitarbeit der Behörden unserer Nachbarn war das beinahe reibungslose Passieren dieser Länder möglich. Lediglich die Ausstattung der verwendeten Wagons bei der Verlegung im Eisenbahntransport bedarf einer Verbesserung. Elektrischer Strom etwa sollte für Soldaten des 21. Jahrhunderts bei Verlegungen im Frieden kein Luxusartikel sein. 78 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr Elektronische Kampfmaßnahmen (EloKa) Eines der wichtigsten Themen bei der einsatzbezogenen Ausbildung der Flieger- und Fliegerabwehrtruppe nennt sich „EloKa“ (Elektonischer Kampf). Auf dem heutigen Gefechtsfeld wird ein Duell zwischen gegnerischen Parteien immer häufiger von Computern entschieden. Natürlich bringt der leistungsstärkste Computer aber keinen Erfolg, wenn die am Bedienpult sitzende Person das Potential des Rechners aufgrund mangelnder Ausbildung nicht nutzen kann. Bevor ich auf einen der Höhepunkte in meiner persönlichen EloKaAusbildung näher eingehe, möchte ich zum besseren Verständnis noch einige wichtige Fakten zum Elektronischen Kampf darlegen. Die Aufgaben von EloKa-Verbänden lassen sich in mehrere große Bereiche gliedern, unter anderem: Aufklären – ELINT (Electronic Intelligence): Mit hochempfindlichen Empfangsgeräten werden durch geeignete Messverfahren feindliche Funkemissionen erfasst, zeitgleich aufgezeichnet und anschließend detailliert ausgewertet. Dabei lässt sich deren exakte Quelle ermitteln. Die so gewonnenen Informationen können Aufschluss über Stärke, Position und Pläne des Gegners geben. Stören – ECM (Electronic Countermeasures): Durch das Stören der Signale des Gegners wird dieser in seiner Handlungsfähigkeit und somit am Ausführen seines Auftrages stark eingeschränkt bzw. überhaupt gehindert. Stören umfasst einen weiten Bereich, der von Falschzieldarstellungen über Geräteausfallsimulationen beim Gegner bis zum Übersteuern dessen Prozessdatenverarbeitung in mehrdimensionaler Hinsicht reichen kann. Schutz eigener Kommunikation und Abstrahlung – EPM (Electronic Protecture Measures): Das Aufgabenspektrum des „Elektronischen Kampfes“ umfasst auch Maßnahmen, feindliche EloKa -Verbände davon abzuhalten, die eigenen Ausstrahlungen zu erfassen oder zu stören. Das Thema Elektronische Kampfführung wird insbesondere bei internationalen Einsätzen immer wichtiger. Elektronische Kampfmaßnahmen sind seitens der NATO als ein integraler Bestandteil jeder militärischen Operation Voraussetzung. Große Bedeutung für die Weiterentwicklung der EloKa–Ausbildung im Österreichischen Bundesheer hatte der erste Stabsoffizierskurs für Elektronische Kampfführung (SOJEWC-Staff Officers Joint Electronic Warfare Course). Dieser fand vom 10. bis zum 14. Oktober 2005 in Wien statt. Der Kurs wurde vom „Führungsgrundgebiet Führungsunterstützung“ (FGG 6) mit Unterstützung einer dänischen Firma durchgeführt. Er verfolgte das von der NEWAC 79 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr (NATO Electronic Warfare Advisory Committee) vorgegebene Ziel, Offizieren aus PfP(Partnership for Peace)-Teilnehmerländern, die in einem Stab im Bereich EloKa arbeiten oder eine EloKa-Einheit führen, die notwendigen Kenntnisse für einen NATO geführten Einsatz zu vermitteln. Kursteilnehmer waren Mitglieder der „Arbeitsgruppe Elektronische Kampfführung“ für das Projekt „ÖBH 2010“ sowie Offiziere des damaligen Kommandos der Luftstreitkräfte, die sich mit EloKa vor allem beim Transporthubschrauber BLACK HAWK, der Transportmaschine HERCULES C130 und beim Eurofighter TYPHOON beschäftigten. Die EloKa-Ausbildung im Österreichischen Bundesheer steckt, gemessen an anderen Armeen, noch in den Kinderschuhen. Eine Armee, die mit modernster Technik ausgerüstet wird, sollte auch Spezialisten auf dem Gebiet der Elektronischen Kampfführung ausbilden. Den Bedarfsträgern, nämlich den Besatzungen von Flieger- und Fliegerabwehrsystemen, sollte man das notwendige Know-how zukommen lassen, um ein erfolgreiches Ausführen ihres Auftrages zu ermöglichen. Durch ein eigenes „Referat Elektronische Kampfführung“ im Organisationsplan der ab 2007 neu aufzustellenden Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule steigt die Bedeutung dieser Ausbildung endlich auf jenen Stellenwert, der ihr auch zusteht. Das folgende Kapitel illustriert nun mit Sicherheit eine der besten Möglichkeiten, wie Soldaten der Flieger- und Fliegerabwehrtruppe ihr theoretisches Wissen in einem einsatzorientierten Szenario praktisch unter Beweis stellen können. ELITE 2005 Im Juni 2005 bekam ich erstmals die Möglichkeit, an der ELITE (Electronic warfare Live Training Exercise) als Feuerleitoffizier bzw. TVBeobachtungsunteroffizier am SKYGUARD 98, teilzunehmen. ELITE ist eine jährlich wiederkehrende Übung der Deutschen Luftwaffe, in der Maßnahmen und Taktiken des elektronischen Kampfes geübt und weiterentwickelt werden. Die Übung dient allen, die in die oder aus der Luft wirken und dabei die Mittel des elektronischen Kampfes zum Einsatz bringen müssen. Die Ziele dieser mir bis dahin unbekannten Übung waren wie folgt definiert: Die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft trotz elektronischer Störmaßnahmen durch den Gegner Die Umsetzung der erlernten Fähigkeiten bei der Bedienung des eigenen Waffensystems in einem realitätsnahen Szenario Die Weiterentwicklung und Überprüfung taktischer Verfahren im Feuerkampf 80 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr Die Aus- und Weiterbildung des Führungs- und Funktionspersonals und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Fliegerabwehrtruppe. ELITE 2005 stellte für einen Großteil der Teilnehmer der österreichischen Fliegerabwehrtruppe den Höhepunkt ihrer Einsatzaus- und -weiterbildung dar. Besonders der Einsatz von elektronischen Kampfmaßnahmen aus der Luft und vom Boden war eine große Herausforderung. Als Verbindung zur Leitzentrale und so auch zum „Luftfeind“ fungierte ein Begleit- und Verbindungsoffizier. Sein Auftrag war es, die Einsatzbereitschaft der eingeteilten Bedienung sicherzustellen. Entsprechend der Informationen der Leitzentrale (Slotpläne) wurde in der Einsatzbesprechung festgelegt, 1. wer, 2. zu welcher Zeit und 3. welche Funktion auszuüben hat. Diese in dieser Form in Europa einzigartige Übung für Piloten sowie Soldaten der Radar- und Fliegerabwehrwaffensysteme fand im multinationalen Rahmen statt. Es beteiligten sich 14 NATO-Staaten sowie Finnland, Österreich, Schweden und die Schweiz. Der Luftraum über Bayern und Baden-Württemberg und das Gebiet rund um den Heuberg nahe der Stadt Meßstetten bildeten den Einsatzraum. Der Truppenübungsplatz Heuberg auf der Schwäbischen Alb war bereits zum vierten Mal in Folge Austragungsort der ELITE. Es ist nicht nur der südlichste, sondern auch der höchstgelegene Truppenübungsplatz in der Bundesrepublik. Errichtet wurde dieser bereits 1910 und liegt etwa 15 Kilometer nordwestlich von Sigmaringen in einer Höhe von 800 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gesamtfläche umfasst 4800 Hektar und ist zu 40 Prozent mit Nadel- und Mischwald bedeckt. Angrenzend an den Übungsraum befindet sich in Meßstetten die Zollern-Alb-Kaserne, welche damals die österreichische Einheit beherbergte, und die Garnison Stetten am Kalten Markt. Die Einsätze der Luftwaffe wurden unter simulierten Fliegerabwehrbedrohungen geflogen. Dabei kam es nicht selten zu Einsätzen im Tiefstflug (unter 35 Meter Flughöhe). Gestartet wurde von Neuburg a. d. Donau, Lechfeld und Landsberg, aber auch aus Dübendorf sowie direkt aus Frankreich. Der Auftrag der rund um den Heuberg eingesetzten bodengebundenen Luftverteidigung war, die anfliegenden Luftfahrzeuge rechtzeitig aufzufassen, zu erkennen und zu bekämpfen. Dabei versuchten fliegende Waffensysteme die Fliegerabwehrkräfte, einschließlich deren Radaranlagen, auszuschalten - und umgekehrt. Bei diesem Duell wurden verschiedene elektronische Stör- und Täuschmaßnahmen unter realistischen Bedingungen eingesetzt. Ein wichtiger Faktor, um ein einsatzbezogenes Umfeld zu ermöglichen, war der Einsatz von Bodenstörern, welche spezielle Herausforderungen an meine Kameraden und mich stellten. 81 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr Reaktionen auf Bodenstörer werden in keinem Simulatorszenario trainiert und waren somit absolutes Neuland für unsere Mannschaften. Die Übungsauswertung war daher ein Kernelement dieser EloKa-Übung. Sie teilte sich in eine Echtzeitauswertung und eine intensive Nachauswertung. Die Echtzeitauswertung hatte den enormen Vorteil, dass die beteiligten Übungsteilnehmer direkt nach jedem Einsatz in einer Videokonferenz das Geschehen nachvollziehen konnten. Diese Tatsache ermöglichte schon während des Übungsverlaufes das Erfahrene bzw. Erlernte umzusetzen und anwenden zu können. Die Nachauswertung diente der Weiterentwicklung von taktischen Verfahren und ermöglichte den Teilnehmern die gesammelten Erkenntnisse in Zukunft in der Ausbildung zu nutzen. Die für ELITE 2005 ausgewiesenen Lufträume wurden exakt kontrolliert, um einen reibungslosen Übungsverlauf zu garantieren. Speziell für diese Aufgabe wurde das deutsche Tiefflugüberwachungssystem SKYGUARD installiert. Hierbei handelt es sich um ein mobiles System zur Kontrolle des Tiefflugbetriebs anhand von Radar- und Videoaufzeichnungen. Dieses System ist mit dem im österreichischen Bundesheer eingesetzten SKYGUARD 98 beinahe ident. So ist statt dem Feuerleitrechner im SKYGUARD 98 eine mit großer Reichweite ausgestattete Videoüberwachungseinheit am Richtgerät aufgebaut. Um die Einhaltung der Benutzung der vergebenen Frequenzen zu gewährleisten, wurde eine Vielzahl von Überwachungseinheiten installiert und betrieben. Auf der Homepage der Deutschen Luftwaffe konnte man nach der ELITE 2005 zum Beispiel lesen: „Neben 70 Strahlflugzeugen, 20 Hubschraubern und 10 Propellermaschinen waren an der Übung auch etwa 800 schwere Fahrzeuge, Kettenfahrzeuge und Kleinfahrzeuge der multinationalen Fliegerabwehr- und Unterstützungskräfte beteiligt. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Nationen beschränkte sich nicht nur auf den Übungsplatz. Auf den einzelnen Fliegerhorsten betreute deutsches Wartungspersonal ausländische Luftfahrzeuge.“ (a.a.O.) Auch 2006 wurden Teile von Einheiten des Österreichischen Bundesheeres zur ELITE nach Deutschland entsandt. Dazu seien einige Anregungen für die Zukunft vermerkt: Bei der Verlegung aus Österreich in das Übungsgebiet am Heuberg könnte man in Zukunft eine Bahnverladung der eingesetzten Mannschaften und Geräte in Betracht ziehen. Der über 700 Kilometer lange Marschweg aus Langenlebarn bei Tulln an der Donau birgt Risken und Gefahren, die man durch den Bahntransport vermeiden könnte. Um ein Maximum an Effizienz bei der Ausbildung im Übungsraum erreichen zu können, wäre der Einsatz von mehreren Feuereinheiten zu überdenken. In Verbindung mit einem Auswechseln der Mannschaften bei Halbzeit könnte man mindestens die 82 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr doppelte Anzahl an Gerätebedienungen dieser einzigartigen Ausbildung zuführen. Der wichtigste Faktor bei der einsatzbezogenen Ausbildung ist und bleibt der Mensch, konkret der die Geräte, Computer und Sensoren bedienende Soldat. Am Gefechtsfeld des 21. Jahrhundert geht es beim Duell Fliegertruppe gegen Fliegerabwehrtruppe um Sekundenbruchteile. Doch auch hier nützt der leistungsstärkste Computer nichts, wenn das Bedienungspersonal fehlerhaft reagiert oder ganz einfach mangels Erfahrung der Situation nicht gewachsen ist. In der Fliegerabwehrtruppe wird oft von elektromagnetischen Wellen, Computern und der Feuerkraft von Fliegerabwehrgeschützen gesprochen. In meinem letzten Kapitel möchte ich herausstreichen, dass es auch bei der Fliegerabwehrtruppe Situationen gibt, in denen der Faktor Mensch und dessen körperliche Leistungsfähigkeit den Hauptausschlag über Sieg oder Niederlage geben kann. Special Operation Forces Exercise (SOFEX) HARFANG 05 Von 7. bis 17. März 2005 fand am Truppenübungsplatz Wattener Lizum nahe Innsbruck in den Tiroler Alpen die Übung HARFANG 05 statt. Es trainierten Elitesoldaten mehrerer europäischer Nationen gemeinsam mit den Spezialeinsatzkräften des Bundesheeres. Die 6. Jägerbrigade nahm ebenfalls an dieser Übung zur Darstellung der OPFOR (Opposing Force) bzw. eigener Kräfte teil. Die Fliegerabwehrschule war mit einem aus Kader, Kursteilnehmern und Grundwehrdienern bestehenden verminderten lFAL(MISTRAL)-Zug der 6. Jägerbrigade unterstellt. Bevor der Auftrag, die Teile der Hochgebirgskompanie im Übungsraum gegen Luftangriffe zu schützen, erfüllt werden konnte, musste der Eisenbahntransport von Tulln an der Donau nach Innsbruck, die Verlegung von Mannschaft und Gerät im Kraftfahrzeug bzw. mit dem Hubschrauber in das Lager Walchen, bewältigt werden. Nach dem Abschluss der Detailerkundung erfolgte der Stellungsbezug im Mannschaftstransport. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem mir schmerzlich bewusst wurde, wie wichtig es war, nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit unserer Soldaten, ständig zu trainieren und zu verbessern. Diese Tatsache sollte bei der einsatzbezogenen Ausbildung der Fliegerabwehrtruppe niemals außer Acht gelassen werden. Ohne die Inanspruchnahme der Transportkapazitäten des benachbarten Jägerzuges wäre in diesem konkreten Fall der Aufstieg (im Mannschaftstransport) in den Stellungsraum Mölsjoch auf 2330 Metern Seehöhe im hochalpinen Gelände nicht gelungen. Während der Nachtstunden bestand der Auftrag darin, das Umfeld mittels Wärmebildgerät zu überwachen. 83 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr Der Aufstieg in den Stellungsraum und die Unterbringung unserer Soldaten während der folgenden Nächte in Truppzelten auf einer Seehöhe von ungefähr 2500m, hatten die vorgestaffelte Überprüfung der Geräte und der Mannschaft auf Gebirgstauglichkeit mehr als gerechtfertigt. Die Abstellung von geschultem und erfahrenem Alpinpersonal war unerlässlich. Auch die Angehörigen der internationalen Spezialeinsatzkräfte mussten erkennen, dass es im hochalpinen Gelände noch viel Neues zu erlernen gab. Bewegung mit Skiern, Schneeschuhen und Lawinenkunde sind nur einige Themen, in denen unsere ausländischen Kameraden geschult wurden. Bei der Auswertung dieses Übungsvorhabens muss einerseits der Faktor berücksichtigt werden, dass es sich um den ersten Einsatz der lFAL MISTRAL im hochalpinen Gelände handelte, andererseits hätte auch das Wetter nicht besser sein können. Der Auftrag konnte durch die Motivation und das Engagement der teilnehmenden Soldaten der Fliegerabwehrschule erfüllt werden. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Durch die Kooperation mit internationalen Armeen und zivilen Institutionen ist es möglich, Simulatoren und Waffensysteme ständig weiter zu verbessern. Die Verwendung moderner Simulatoren in der einsatzorientierten Ausbildung bietet eine optimale Vorbereitung für den Einsatz im „scharfen Schuss“ und für Übungen mit einsatzbezogenen Szenarien. Luftzielschießen dienen sowohl der Festigung von Gefechtsabläufen und Gefechtstechniken als auch der permanenten Überprüfung des allgemeinen Ausbildungsstandes. Möglichst realitätsnahe Luftzieldarstellungen und moderne Auswertesysteme sind unabdingbar notwendig. Im Gegensatz zu nationalen Übungsvorhaben ist es bei Großübungen mit internationaler Beteiligung möglich, Erfahrungen anderer Armeen zu gewinnen oder diese auszutauschen, wodurch der Ausbildungsstand und die Einsatzbereitschaft ständig steigen. Da die Beherrschung von elektronischen Kampfmaßnahmen Voraussetzung für das Bestehen bei Luftsicherungsoperationen ist, erhält die Ausbildung in diesem Bereich einen sehr hohen Stellenwert. Ein weiterer Punkt für die hohe Qualifikation von Soldaten, auch in technischen Verbänden, ist deren körperliche Leistungsfähigkeit. Besonders beim Einsatz im hochalpinen Gelände trat diese Tatsache zu Tage. Neue Bedrohungsszenarien wie zum Beispiel die ständig wachsende Terrorbedrohung aus der Luft bei Anlässen wie der EU-Außenministerkonferenz oder dem Besuch des US-Präsidenten 2006, die Abwehr von Terroranschlägen aus der Luft oder der Fliegerabwehrschutz von Einheiten im Ausland verlangen eine Anpassung der Gefechtstechniken bei der Fliegerabwehr. Die 84 WEBER: Erfahrungen eines Hauptlehrunteroffiziers für Fliegerabwehr grenzüberschreitende Zusammenarbeit in dieser Waffengattung wird dies wesentlich erleichtern. Das ÖBH hat in den letzten Jahren die internationale Zusammenarbeit in der Ausbildung aller Waffengattungen immer mehr forciert, wobei die Fliegerabwehrtruppe diesbezüglich sicher eine sehr wichtige Rolle spielte und auch hinkünftig spielen wird. 85