Lebende Wände, vertikale Gärten

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Lebende Wände, vertikale Gärten
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2008 ¥ 12   ∂
Lebende Wände, vertikale Gärten – vom
Blumentopf zur grünen Systemfassade
Living Walls, Vertical Gardens –
from the Flower Pot to the Planted
­System Facade
Frank Kaltenbach
DETAILplus: weitere Bilder:
www.detail.de / 0116
Grüne Fassaden liegen im Trend. Spätestens mit den ästhetisch wie technologisch
innovativen Pflanzenfassaden des Musée
du Quai Branly von Jean Nouvel (Abb. 12)
und des CaixaForum von Herzog & de Meuron (Abb. 4) haben lebende Pflanzen Einzug
gehalten in den Materialkanon von Gebäudehüllen zeitgenössischer ambitionierter Architektur.
Positive Effekte grüner Fassaden
Die positiven Auswirkungen von begrünten
Fassaden sind vergleichbar mit denen von
Dachbegrünungen:
• Rückhaltevermögen von Regenwasser
• Verbesserung des Mikroklimas,
Reduzierung des Hitzeinsel-Effekts
• Energieeinsparung durch Wärmedämmung
und Windschutz bzw. Verdunstungskälte
• Schallabsorbtion
• Verbesserung der Luftqualität (manche
Pflanzenarten können Feinstaub binden)
• optische Aufwertung, Stressminderung
• keine Angriffsfläche für Graffiti
• Lebensraum für Vögel, Insekten etc.
Was Spinnen und Mäuse anbelangt, wird
­diese Biodiversifizierung jedoch nicht von
­jedermann geschätzt. Im Gegensatz zu
Dachbegrünungen müssen die meisten begrünten Fassaden künstlich bewässert werden. Andererseits nehmen sie bei einer
großen bepflanzten Oberfläche nur wenig
Grundrissfläche in Anspruch. Viele dieser Effekte können bei der Zertifizierung nach dem
Öko-Gütesiegel LEED als Credits angerechnet werden. Grünfassaden sind fester Bestandteil der Entwicklungspläne von amerikanischen Metropolen wie z. B. Seattle.
Traditionelle Pflanzenfassaden
In windreichen, kalten Gegenden wurden
aus klimatischen Gründen seit jeher Hecken
und Baumreihen als Windschutz vor Fassaden gepflanzt, um die Auskühlung zu reduzieren. Im warmen Mittelmeerraum dagegen
gehören begrünte Fassaden seit der Antike
zum Repertoire der natürlichen Klimatisierung und Verschattung. Auch als Anbauform
werden begrünte Spalierwände seit alters
1
2
her geschätzt, da die Wärmespeicherung
der Hauswand positive Auswirkungen auf
das Gedeihen von Wein, Gemüse und Obst
hat. Eingewachsene Häuser sind auch ein
Sinnbild für ein Bauen im Einklang mit der
Natur. Eine erste Gegenthese zur Verdichtung der Metropolen durch die Industrialisierung formulierte die Gartenstadtbewegung
Ende des 19. Jahrhunderts, die in den
1980er-Jahren von der Ökobewegung aufgegriffen wurden. »Häuser im grünen Pelz«
propagierten Architekten wie Gernot Minke.
Das romantische Bild vom entrückten eingewachsenen Turm Dornröschens oder von
Goethes Gartenhaus in Weimar mit den
Holzspalieren hat inzwischen einer modernen Auffassung Platz gemacht: Pflanzenfassaden sind heute Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Ein aktuelles Forschungsprojekt, bei dem Pflanzenfassaden
unterstützend zur adiabaten Abluftkühlung
beitragen, ist das Institutsgebäude für Physik der Humboldt-Universität in Berlin Adlers­
hof (www.gebaeudekuehlung.de).
Neue Einsatzgebiete
Nicht mehr nur Einfamilienhäuser am Stadtrand sind das Einsatzgebiet, sondern Museen, Versicherungen, Luxushotels, Restaurants und Edelboutiquen in den Zentren der
Weltmetropolen. »Green« ist schick und wirkt
bei den zunehmend umweltbewusst werdenden Kunden verkaufsfördernd. Neu ist
auch die internationale Verbreitung. Grünfassaden boomen vor allem in Amerika, Asien
und Australien. Dort sind die Probleme der
Bildung von Hitzeinseln und einer unattraktiven Umgebung meist größer als in Europa.
Bauschäden durch Pflanzen?
Der direkte Bewuchs der Gebäudehülle führt
nicht selten zu Bauschäden. Wurzeln können
Abdichtungen zerstören und in die kleinsten
Ritzen eines Mauerwerks eindringen, Triebe
hinter Fensteranschlüsse kriechen und Laub
die Abflussrohre verstopfen. Die mit zunehmendem Wachstum sich erhöhende Last
muss bei der Statik der Außenwandkonstruktion berücksichtigt werden. Anleitungen für
die technisch richtige Ausführung traditio-
neller Grünfassaden finden sich in der FLLRichtlinie für die Planung, Ausführung und
Pflege von Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen (www.f-l-l.de).
Innovative Gestaltung mit Kletterpflanzen
Ein aktuelles Beispiel für eine Begrünung
mit Selbstklimmern wie Wilder Wein, die
­ohne hohen konstruktiven Aufwand eine
­eindrucksvolle Wirkung erzielt, ist das
Staats­archiv in Liestal von EM2N. Rankund Schlingpflanzen werden als vorgehängter Sonnenschutz immer beliebter.
Die Kletterhilfen können als Drahtnetz fast
unsichtbar bleiben wie beim Studentenwohnheim in Garching von Fink + Jocher
oder die Fassadengestaltung dominieren
wie die diagonalen Edelstahlspaliere des
Bürogebäudes Ex Ducati von Mario Cuci­
nella in Rimini.
Neue Technologien: Living Walls
Pflanzen, die vom Boden aus wachsen, haben eine begrenzte Wachstumshöhe. Um
auch darüber hinaus eine Grünfassade zu
realisieren, bietet sich das gleichmäßige
Verteilen von Pflanztrögen über die gesamte
Fassade an (s. Detail 11/ 2007, Abb. 1, 2).
Bis sich ein homogener Bewuchs eingestellt
hat, können jedoch Jahre vergehen. Um die
Schadensproblematik verlässlich in den
Griff zu bekommen und von Beginn an einen durchgängigen Pflanzenteppich mit einer großen Auswahl verschiedener Arten zu
erhalten, haben sich vorgehängte hinterlüftete Systemwände auf dem Markt etabliert,
die in Innenräumen oder als Fassadenbekleidung eingesetzt werden können und vergleichsweise wenig Wasser benötigen. Produktnamen wie Vertical Garden, Living Wall,
Plantwall oder Wonderwall bezeichnen in
die Vertikale gekippte Pflanzbeete. Die
Pflanzen wachsen also nicht nach oben,
sondern horizontal aus der Wand heraus.
Dabei sind zwei unterschiedliche Konstruktionsprinzipien zu unterscheiden (Abb. 3):
• modulare Kassetten-Systeme mit
Schaumplatten bzw. Erde als Substrat
• flächige Konstruktionen mit Textil als Substrat ohne die Verwendung von Erde
∂   2008 ¥ 12
Technik
Pflanzenfassaden
Planted facades
punktuelle Bepflanzung
Individual point plantings
vollflächige Bepflanzung (Living Walls)
Full surface coverage (living walls)
Selbstklimmer
(kaum bauliche
Maßnahmen
erforderlich)
Ranker/ Schlinger/
Spreizklimmer
(Kletterhilfen
aus Draht, etc)
Balkonpflanzen
(Pflanztröge ggf.
mit Bewässerungsanlage)
Clinging climbing
plants (almost no
supporting structure required)
Creeping/Twining
climbing plants
(climbing supports:
wire, trellis, etc.)
Balcony plants
(plant containers
with irrigation
system if
­required)
3
Green, planted facades are in fashion at the
moment. The positive effects of verdant walls
may be compared with those of planted roofs:
the retention of rainwater after heavy precipitation, an improvement of the microclimate,
the reduction of intense local heat gains in cities, energy savings as a result of vegetation
screening the building skin against wind, the
cooling effect arising from evaporation, the
absorption of traffic and other noise, an improvement in the quality of the atmosphere
through the dust-trapping effect, the avoidance of graffiti and the visual upgrading of unattractive existing facades. Planted walls help
to create biodiversity, although there may also
be problems with insects and mice. In con-
4
modulare Systeme:
• Schaumplatten
als Substrat
(hydroponisch)
• Erde in Kassetten
als Substrat
flächige Konstruktionen
• Textil-Substrat auf
­Trägerplatte (hydroponisch)
Aufbau dünn und sehr
leicht
Modular systems:
• hydroponic porous
substrate sheets
• soil substrate in
containers
Thin lightweight
surface construction:
textile substrate on (hydroponic) bearing layer
trast to landscaped roofs, however, most
planted facades have to be watered artificially.
The idea in itself is not new. In cold, windy regions, it has long been common practice to
cultivate hedges and rows of trees in front of
walls as a means of protection, while in the
Mediterranean, planted facades have formed
part of a natural system of climate control for
buildings since antiquity. Training vines and
fruit up facades is also an ancient practice,
since the heat stored in the wall to the rear is
conducive to plant growth.
Structures covered with vegetation are a symbol of building in harmony with nature and of
architectural design subordinating itself to the
natural environment. The planted facades cre-
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1 Sanierung Lausitztower, Hoyerswerda, 2007
kurz nach Bepflanzung, Architekt: Muck Petzet
2 Wohnungsbau »Flower Tower«, Paris, 2004
Architekt: Edouard F
­ rançois
3 unterschiedliche Pflanzenfassaden
4 CaixaForum, Madrid, 2008
Grünfassade kurz nach Bepflanzung: 460 m2 Fläche, 15 000 Pflanzen, 250 verschiedene Arten
Grünplaner: Patrick Blanc, Benavides y Laperche
Architekten: Herzog & de Meuron
1
2
3
4
ehabilitation of Lausitz Tower, Hoyers­werda, 2007,
R
shortly after painting; architect: Muck Petzet
Flower Tower housing block, Paris, 2004;
architect: Edouard François
Different types of planted facade
CaixaForum, Madrid, 2008;
facade shortly after planting:
460 m2; 15,000 plants; 250 different varieties
planted facade: Patrick Blanc, Benavides y Laperche
architects: Herzog & de Meuron;
ated by the garden-city movement at the end
of the 19th century may be seen as one of the
first ecological reactions to industrialization.
What is new about the modern use of planted
walls is the context. Today, not only private
family houses are covered with vegetation, but
the facades of museums, insurance buildings,
luxury hotels, restaurants and boutiques.
Greenery is not only fashionable; it stimulates
sales among environmentally conscious customers. The international spread of this practice is new, though. Planted facades are particularly popular in large American, Asian and
Australian cities, where the concentration of
heat poses a greater problem than in Europe.
The direct planting of a facade may lead to
building damage, however. Roots can break
through waterproof seals and penetrate the
smallest crevices of brickwork. Tendrils can
force their way behind cover strips and window abutments, while leaves and twigs may
block rainwater pipes and gutters. Plantings
can also impose an additional load on an outer wall and have a negative effect on the
structural balance. But if one follows the
guidelines drawn up for the various forms of
wall planting, green facades can be implemented without serious problems.
Plants that grow up from the ground have a
limited height. To create a planted facade beyond this range, containers can be distributed
over the face of a wall, although many years
may pass before a homogeneous coverage is
achieved (ills. 1, 2). To restrict damage and
obtain a continuous skin of vegetation with a
range of different plants, rear-ventilated system facades are available with names like
Vertical Garden, Living Wall, Plantwall and
Wonderwall – all of which are examples of
planting beds laid out vertically. In other
words, the flowers do not grow upwards, but
horizontally out of the face of the wall. In this
respect, one should distinguish between two
different principles of cultivation (ill. 3):
• modular container systems in which the
plants draw nourishment from the earth;
• hydroponic systems in which the nutrient is
dissolved in water and fed directly to the
roots, thereby obviating the need for a substrate of soil altogether.
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Lebende Wände, vertikale Gärten – vom Blumentopf zur grünen Systemfassade
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a
e
g
f
d
c
b
h
5
Pflanzenkultivierung ohne Erde? –
Die Pflanzenwand des Patrick Blanc
Mit Feuchtigkeit durchtränkte Erde hat sich
als Substrat auf dem Boden oder in Pflanztrögen bewährt. Bei der Entwicklung von
vollflächigen Pflanzenfassaden nach konventionellen Prinzipien zeigen sich jedoch verschiedene Nachteile. Aufgrund ihres hohen
Gewichts und der erforderlichen Tiefe des
Aufbaus ist Pflanzenerde für die Aufhängung
an Fassaden weniger geeignet. Außerdem
ist ein relativ hoher Wasserverbrauch erforderlich, da die Feuchtigkeit das gesamte
Erdvolumen durchnässen muss, um an die
Wurzeln zu gelangen. Der französische Botaniker Patrick Blanc hat seit Jahren beob­
achtet, dass Pflanzen zum Wachstum zwar
CO2, aber keine Erde benötigen – vorausgesetzt das Wasser, das zu den Wurzeln gelangt, ist ausreichend mit Nährstoffen angereichert. Vorbild für ihn waren Grenzstandorte wie Klippen, Wasserfälle oder Höhlen.
Aus seinen Beobachtungen im tropischen
Regenwald entwickelte er 1988 den so genannten »Vertikalen Garten«, der auf dem
Prinzip der hydroponischen Kultivierung –
dem Anbau ohne Erde – basiert. Im Bereich
der Topfpflanzen ist dieses Prinzip als Hydrokultur bekannt und horizontal eingesetzt
in Gewächshäusern seit langem Standard.
Bei vertikal angeordneten Aufbauten sind die
Anforderungen an das Substrat wesentlich
komplexer; die richtige Dosierung der Bewässerung kann sich bei unvorhersehbaren
Wetterverhältnissen trotz saisonal programmierter Steuerung schwierig gestalten.
Anforderungen an das Substrat
Unter Substrat versteht man diejenige
Schicht im Aufbau einer Bepflanzung, die
den Wurzeln mechanischen Halt bietet und
für die Zufuhr von Nährstoffen sorgt, d.h. die
Feuchtigkeit gleichmäßig verteilt bzw. speichert. Bei Luftwurzlern fungiert die Luft als
Substrat, das Wasserdampf zu den Wurzeln
transportiert. Erde ist ein Substrat, das meist
gleichzeitig Nährstoffe enthält. Sämtliche
vertikale Pflanzenfassaden müssen künstlich bewässert werden. Bei der hydroponischen Kultivierung sind diesem Wasser
6
7
sämtliche erforderlichen Nährstoffe zugesetzt. Die Nährstofflösung wird horizontal in
bestimmten Abständen in die Grünfassade
geleitet und berieselt mit einem Tröpfchensystem das Substrat, das folgende Anforderungen erfüllen muss:
• gleichmäßige Verteilung der Feuchtigkeit
unter Einbeziehung der Schwerkraft
• Wasserspeicherung
• UV-Beständigkeit
• verrottungsfrei (anorganisch)
• ausreichende Festigkeit zum Halt der
Pflanzen
• geringes Gewicht
• ansprechende Optik an der Deckseite
Als geeignetes Substrat haben sich mehrlagige Filze und Schaumplatten bewährt. Versuche mit Steinwolle sind größtenteils gescheitert, da sich das Material mit der Zeit
ungleichmäßig verdichtet. An zu lockeren
Stellen sammelt sich dann zu viel Feuchtigkeit, was zu Fäulnis führt. An zu dichten Stellen vertrocknen und verhungern die Pflanzens mangels ausreichender Nährlösung.
»Mur végétale« – das Original
Patrick Blanc versteht sich selbst als Künstler und Botaniker, nicht als technischer Planer. Bei seinen Projekten gibt er in Skizzen,
die »Séquence végétale« vor, die Verteilung
von Farben und Texturen der von ihm ausgewählten Arten wie bei einem gewebten
Teppich. Die Ausführung überlässt er Fachplanern und Firmen. Der Aufbau der Mur végétale wiegt nur ca. 30 kg/ m2 (Abb. 12):
• Außenwand mit Abdichtung
• Unterkonstruktion mit Hinterlüftung 80 mm
• Trägerplatte wasserdicht und wurzelfest
aus expandiertem PVC 10 mm
• Verstärkung Polypropylen-Film
• Substrat Filz aus Polyamid 2 ≈ 3 mm
mit Edelstahlklammern aufgetackert
• Pflanzen in aufgetackerten Filztaschen
• Bewässerung dehnfähiger PU-Schlauch
mit Löchern Ø 2 mm im Abstand 100 mm.
Die Pflanzen müssen von Arbeitsbühnen
aus einzeln vor Ort in die Filztasche gesteckt werden. Beim Musée du Quai Branly
waren es 15 000 Einzelpflanzen. Die Wurzeln breiten sich schnell radial im Filz aus
und bieten nach einigen Jahren bis zu 6 m
langen Gewächsen festen Halt. Im Winter
schaltet sich die Tröpfchenberieselung
2– 3 mal pro Minute ein, im Sommer 5 – 6
mal pro Minute. Fällt die Außentemperatur
unter 1 °C, schaltet ein elektronisch gesteuertes Ventil die Flüssigkeitszufuhr ab.
Nachahmer und Weiterentwicklungen
Der internationale Erfolg der Mur végétale
hat zahlreiche Architekten, Landschaftsplaner und Firmen angespornt, ähnliche Systeme zu entwickeln. Ein weltweites Patent
auf das Funktionsprinzip gibt es nicht, die
genaue Spezifikation der Filze ist jedoch Betriebsgeheimnis. Bei der Sportplaza Mercator in Amsterdam von Venhoeven CS Architects (Abb. 14, Detail 7-8/ 2007) wurden
auch Filze eingesetzt, jedoch auf Basis einer
schwereren Stahlkonstruktion (100 kg/ m2).
Sämtliche Fassaden und Dachschrägen sind
mit insgesamt 50 000 Pflanzen überzogen,
die die große Baumasse im Grün des Parks
zurücktreten lassen. Dass die Pflanzenfassade mit Filzsubstrat auch als Lowtech-Konstruktion überzeugend sein kann, zeigten
2007 die damaligen Studenten Philip Mannaerts und Martijn de Geus mit ihrem temporären Blackbox-Pavillon auf dem Gelände der
TU Delft (Abb. 5 –7, 10). Der Wandaufbau in
Holzbauweise ist so leicht, dass ein 10 m2
großes Grünfassaden-Element wie ein Portal
geöffnet werden kann. Das Bewässerungssystem ist an eine Zisterne zur Regenwassersammlung angeschlossen und bildet einen geschlossenen Kreislauf (Abb. 5). Die
grüne Wandscheibe des Kinderhorts Paradise Park in London von DSDHA dient ebenfalls dazu, das Gebäude in einen Park zu integrieren. Als Substrat werden hier Steinwolle-Platten verwendet (s. S. 1459). Der Ingenieur Heinz W. Twaroch hat ein Substrat mit
schnell wachsenden integrierten SedumSprossen entwickelt, das wie Spritzputz an
die Wand geschleudert wird und erfolgreich
an Autobahnböschungen, den Swarowski
Kristallwelten oder am Glacis-Beisel in Wien
eingesetzt wurde (www.as-erdenwerke.at).
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Technik
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Cultivating Plants without Soil –
Patrick Blanc’s Hydroponic Wall
Traditional methods of covering the entire surface of a wall with plants have a number of
disadvantages. Although earth soaked with
water as a substrate layer functions well on
the ground or in plant containers, its great
weight and the constructional depth that is
necessary make it less suitable for suspension from walls. Patrick Blanc observed that
plants do not need soil for their growth if the
water that reaches their roots is adequately
enriched with nutrients. From his studies in
tropical rainforests, he developed the socalled “vertical garden” based on hydroponic
cultivation; i.e. without soil. Where pot plants
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10
are involved, the principle is known as “hydroculture”. With vertical hydroponic forms of
construction, the demands made of the substrate are much more complex. Even with
computer programming, it may be difficult to
ensure the correct proportions for watering
the plants if the weather conditions are unpredictable. Vertical gardens can be created on
both indoor and outdoor walls.
Substrate can be defined as the layer that
provides the roots of plants with mechanical
support, that ensures the supply of nutrients
and that stores and drains off moisture. All
vertical plantings have to be artificially irrigated. The liquid, containing additional nutrient solutions, is fed in horizontally at regular
intervals and sprinkles the substrate by means
of a droplet system. Important aspects of this
are an even distribution of moisture over the
entire area of the facade, exploiting the force
of gravity; scope for moisture retention, particularly on hot days; resistance to UV radiation;
rot resistance and adequate strength for fixing
the plants; and not least, an attractive appearance during the growing phase – as long as
the substrate is still visible between the plants.
Various felts and foam-like substances in a
series of layers have proved suitable as substrate material. Trials with rock wool have
been largely abortive, since the material becomes unevenly compacted, and some areas
then absorb too much moisture.
lackbox-Pavillon TU Delft, 2007
B
Architekten: Philip Mannaerts, Martijn de Geus
5 Regenwasserrückgewinnung
a Regenwasser, b Sammelbecken, c Überlauf
d Nährstoffe, e Pumpe, f Computersteuerung
g Nährlösung für Pflanzenfassade, h Rücklauf
6
Pavillon vor dem Aufbringen der äußeren Filzlage.
Die Bewässerungsschläuche sind noch sichtbar.
Das Gerüst dient auch zum Pflanzen der Setzlinge.
7
frische Setzlinge in Schlitzen der äußeren Filzlage
10 Schema Wandaufbau Grünfassade:
Vegetationsschicht
äußere Filzlage mit Schlitzen zur Aufnahme der
Pflanzen, Drainage perforierte Kunststofffolie
Bewässerungsschlauch perforiert
innere Filzlage (Recyclingmaterial aus Altkleidern)
Trägerplatte wasserdicht, wurzelfest
Musée du Quai Branly, Paris, 2006
Architekt: Jean Nouvel
8 Pflanzen der 15 000 Setzlinge, 2004
9, 11 Grünfassade aus 150 verschiedenen Arten, 2008
11
Blackbox Pavilion, Univ. of Technology, Delft, 2007
architects: Philip Mannaerts, Martijn de Geus
5
Rainwater recovery
a rainwater, b storage tank, c overflow, d nutrients,
e pump, f computer control, g nutrient solution for
planted facade, h return run
6
Pavilion prior to application of outer felt layer;
the irrigation tubes are still visible; the scaffolding
is also an aid when planting seedlings
7
New plantings in slits in the outer layer of felt
10 Diagram of wall construction
layer of vegetation
outer layer of felt
with slits for plants
plastic sheeting perforated for drainage
perforation irrigation hose
inner layer of felt (old recycled clothing)
waterproof bearing slab, root resistant
Musée du Quai Branly, Paris, 2006
architect: Jean Nouvel
8
Planting the 15,000 seedlings, 2004
9, 11 Planted facade, 2008: 150 different varieties
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Lebende Wände, vertikale Gärten – vom Blumentopf zur grünen Systemfassade
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Modulfassade mit Erde-Substrat
»Green Living Wall« Fa. GLT Green Living
Technologies Rochester, New York
www.agreenroof.com
Schemaschnitt Maßstab 1:10
a
Bewässerungsrohr
b Vegetationsschicht, Vlies
Substrat: Erde mit Wasser verdichtet
Standardelement Metallkassette
500/ 500/ 76mm
c Rinne für überschüssiges Wasser
12
a
b
c
Modular facade with soil substrate
Green Living Wall by GLT (Green Living
­Technologies), Rochester, New York,
www.agreenroof.com
Sectional diagram scale 1:10
irrigation pipe
layer of vegetation; fibre mat
substrate: soil compacted with water
500/500/76 mm standard metal container;
drainage channel for excess water
Patrick Blanc regards himself as an artist and
botanist, not a technical planner. His design
sketches resemble the organic patterns of
carpets and comply with the “séquence
végétal” in the distribution of the colours and
textures of the chosen species. He leaves the
execution of the work to specialist planners
and firms. The standard form of construction
of a “mur végétal” (ill. 12) consists of:
• the outer wall, with a waterproof seal;
• a non-corrosive supporting structure
(e.g. stainless-steel) to allow for ventilation;
• a 10 mm waterproof expanded-PVC base
board;
• two 3 mm polyamide-felt substrate layers;
• the plants themselves in felt pockets.
The roots spread radially within the felt, and
after a number of years they can support
growth up to six metres long.
The plants are watered and fed with nutrient
(0.1 gr./l) from horizontal polypropylene tubes
along the outer layer of felt at the top edge of
the facade. In winter, the system is operated
2–3 times a minute; in summer, 5–6 times. If
the temperature drops below 1 °C, the supply
of liquid is stopped electronically.
The worldwide success of the “mur végétal”
has led many architects, landscape architects
and firms to develop similar systems. One of
the most convincing projects using a comparable form of construction is the Sport Plaza
Mercator in Amsterdam by Venhoeven CSArchitects (see Detail 7–8/2007), even if the
steel supporting structure seems too heavy for
the thin layer of plants (ills. 14). That a planted
facade with felt substrate can be a convincing
low-tech form of construction was demonstrated in 2007 by the temporary Black Box
Pavilion at the University of Technology, Delft
(ills. 5–7, 10), by Philip Mannaerts and Martijn
de Geus, who were students at the time. The
timber construction is light in weight, and the
irrigation installation, connected to a rainwater
tank, is a closed-circuit system (ill. 5).
Heinz W. Twaroch, an engineer from Graz,
has developed a substrate containing fastgrowing sedum shoots. Applied to a wall in
the manner of sprayed rendering, it has been
used for autobahn embankments, the Glacis
inn in Vienna and a Swarowski development.
Flächiges System mit Filz-Substrat auf
Massivwand
Hydroponisches System mit Filz-Substrat
auf Holzwand
Surface System with Felt Substrate on Solid Wall
Hydroponic System with Felt Substrate on
­Timber Wall Construction
Musée du Quai Branly, Paris
Arch.: Jean Nouvel; Fassade: Patrick Blanc
Produktname: »Vertical Garden«
www.verticalgardenpatrickblanc.com
Blackbox -Pavillon, TU Delft
Architekten, Fassade: Philip Mannaerts,
Martijn de Geus
martijn@martijndegeus.com
a
a
ewässerung PUB
Schlauch perforiert
b Pflanzen in Filztaschen getackert
Filz 2≈ 3 mm
Polypropylen-Film
Trägerplatte
PVC 10 mm
c Unterkonstruktion
Hinterlüftung
a
b
c
erforated polyure­
p
thane irrigation hose
plants fixed in felt
pockets
2≈ 3 mm layers of felt
polypropylene
­sheeting
10 mm PVC slab
supporting structure
ventilated cavity
flanzen
P
Filz mit Schlitzen als
Pflanzentasche
Folie perforiert
b Bewässerung
c innere Filzlage
Platte wasserdicht,
wurzelfest
Hinterlüftung
d Entwässerungsrinne
a
b
c
a
b
c
d
a
b
c
d
plants
layer of felt with slits
as pockets for plants
perforated sheeting
hose for irrigation
inner layer of felt
root-resistant waterproof slab
ventilated cavity
drainage gutter
∂   2008 ¥ 12
Technik
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a
b
12
Hydroponisches System mit Filz-Substrat auf
Stahlkonstruktion
Hydroponisches System mit Steinwolle-Substrat
auf Massivkonstruktion
Hydroponic System with Felt
Substrate on Steel Constructions
Hydrponic System with Rock-Wool Substrate on
Solid Wall
Sportplaza Mercator, Amsterdam
Arch.: Venhoeven CS; Fassade: Copijn
Produktname: »Wonderwall«
www.copijn.nl
Kinderhort Paradise Park, London-Islington
Arch.: DSDHA
Landschaftsplaner: Clarke Associates
www.dsdha.co.uk
a Bewässerung
b Pflanzen
Filz 10 mm mit
Schlitz als Tasche
Trägerplatte,
Kunststoff 10 mm
Unterkonstruktion
a
Trapezblech 50 mm
c Stütze Stahlprofil
HEB 180
a
b
c
a Bewässerung
b Pflanzenfassade:
1Pflanzen
Stahlgitter
Substrat Steinwolle
Stahlblech
c Hinterlüftung 60 mm
d Abdichtung
Mauerwerk 100 mm
e Entwässerungsrinne
hose for irrigation
plants
10 mm layer of felt
with slit as pocket
10 mm plastic
bearing slab
metal sheeting
50 mm deep
180 mm steel
Å-section
1
b
a
a
b
c
d
e
hose for irrigation
planted facade:
­planting
steel grating
rock-wool substrate
sheet steel
60 mm vent. cavity
sealing layer
100 mm wall
drainage gutter
c
Modulfassaden mit Erde-Substrat
Bei modularen Living Walls fällt die Textur
der Bepflanzung meist weniger malerisch
aus, sondern wirkt eher grafisch oder
schachbrettartig. Einzeln aufgestellt dienen
diese Pflanzkästen als stehende Kräutertröge
im Wohnbereich, zusammengesetzt können
sich lange Wände ergeben wie bei der »BioLunge« auf der Expo 2005 im japanischen
Aichi, als eine 12 m hohe und 150 m lange
gerasterte Pflanzenfassade mit einer Benebelungsanlage als die bisher größte »Klimaanlage« aus Pflanzen vorgestellt wurde. Der
modulare Aufbau mit Clip-Verbindungen erspart das Einsetzen tausender Einzelpflanzen vor Ort, erleichtert den mobilen Einsatz
z. B. bei Veranstaltungen und erlaubt den flexiblen Austausch einzelner Elemente. Die
Pflanzen können im Gewächshaus bis zur
gewünschten Endgröße vorkultiviert werden
oder in eingebautem Zustand heranwachsen.
b
Unerlässlich: kontinuierliche Pflege
Living Walls bleiben nur so lange am Leben,
wie sie richtig gepflegt werden. Langsam
wachsende Pflanzen zeigen zwar erst nach
Monaten ein dichtes Erscheinungsbild, erfordern aber auf Jahre gesehen weniger
Aufwand beim Zurückschneiden. Steht kein
Gärtnerpersonal zur Verfügung, bietet sich
ein Wartungsvertrag mit einer Firma an, die
die Daten zur Bewässerung über Internet
oder Funk jederzeit kontrollieren kann.
a
c
c
d
b
Modular Facades with Soil Substrate
c
4
e
4
With modular “living walls” made up of cassette elements, the planting texture usually
has a chequerboard appearance. Used repetitively, the individual units can create an extensive planted surface, as in the “Bio-Lung” at
the 2005 exposition in Aichi, Japan, where a
12-metre-high and 150-metre-long grid-like
planted facade was created and irrigated with
a vapour-moisturizing installation – the largest
air-conditioning system consisting of plants.
The modular form of construction facilitates
greater flexibility and mobility. Living walls
thrive only as long as they are properly cultivated, though, and slow-growing plants reach
their proper density only after some months.
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Lebende Wände, vertikale Gärten – vom Blumentopf zur grünen Systemfassade
2008 ¥ 12   ∂
Modulfassade mit Schaum-Substrat
in Kassetten aus Polypropylen
Modulfassade mit Erde-Substrat in Kassetten
aus Polyethylen
Modulfassade mit Erde-Substrat in Kassetten
aus Zinkblech
Modular Facade with Foam Substrate in
Polypropylene Containers
Modular Facade with Soil Substrate in
Polyethylene Containers
Modular Facade with Soil Substrate in
Sheet-Zinc Containers
Aquaquest Learning Center, Vancouver
Landschaftsarchitekt: Sharp and Diamond
Produktname: »Green Wall Panels«
www.g-sky.com
Eco-Shop, London
ELT, Brantford Ontario
Produktname: »Easy Green« Living Wall
www.eltlivingwalls.com
Ann Demeulemeester-Shop, Seoul
Arch.: Mass Studies
Landschaftsplaner: Garden in Forest
www.massstudies.com
Die 3 m hohe, 15,2 m lange Pflanzenwand des Aquaquest Learning Center auf dem Gelände des Aquariums im Stanley Park Vancouver soll dabei helfen, den
ca. 1 Millionen Besuchern pro Jahr die positiven Auswirkungen von Pflanzenfassaden näher zu bringen,
die Flora des nordpazifischen Regenwalds vorzustellen und einen verantwortungsvollen Umgang mit der
Natur zu propagieren.
Die Landschaftsarchitekten Sharp und Diamond haben die Mauer mit der ortstypischen Flora aus acht
verschiedenen Arten bepflanzt, darunter Waldbeeren
und Farne, die für Biodiversivität sorgen und auch Insekten und Schmetterlinge anziehen sollen. Die insgesamt 7000 Pflanzen wechseln ihr Aussehen entsprechend den Jahreszeiten. Die 508 quadratischen
Polypropylen-Kassetten haben eine Seitenlänge von
302 mm bei einer Tiefe von 85 mm. Die Pflanzen werden auf ca. 85 mm Tiefe geschnitten. Die Unterkonstruktion aus verzinktem Stahl mit dem Raster
300/ 900 mm ist in einer frei stehenden 200 mm
starken Stahlbetonwand verankert.
Die Bewässerungsschläuche werden oberhalb jeder
Modulschicht verlegt (s. Abb.). Die Pflanzkästen können entweder vorkultiviert werden – dies ergibt von
Beginn an eine geschlossene Pflanzenschicht – oder
erst in situ in die Kassetten eingesetzt werden. Müssen Pflanzen ausgetauscht werden, eignet sich das
Modulsystem für den lückenlosen Ersatz durch vorkultivierten Bewuchs. Beim Vancouver-Aquarium wird
die gesamte Bewässerung aus Regenwasser gespeist. Die Kosten beliefen sich auf 50 000 Dollar
(September 2006) für das gesamte System.
Die gerasterte Modulfassade der Firma Elevated
Technologies besteht aus voll recyclebaren Kassetten-Elementen aus High Density Polyethylen (HDPE).
Der Einsatzbereich liegt bei Innenräumen und im Freien. Das Material ist UV-beständig, resistent gegen
Chemikalien in Düngemitteln mit einer Garantiezeit
von 15 Jahren. Die Standardpaneele haben die Abmessung von 500/ 500 mm bei einer Tiefe von 64 mm.
Mit Zusatzpaneelen kann die Tiefe verdoppelt werden, um größere Pflanzen unterzubringen. Die Dimensionen gehen von einzelnen frei stehenden Modulen
bis zu großen Wandflächen.
Über dem Kassetten-Element ist jeweils ein Kasten
zur Wasserzufuhr angeordnet, am unteren Rand eine
Rinne, die überschüssiges Wasser aufnimmt. Die Kultivierung erfolgt konventionell mit Erde: Blumentopf­
erde wird beim Bepflanzen mit Wasser angerührt und
in den Kammern verdichtet, um ihr Halt in der Kassette zu geben. Die Bewässerung erfolgt von oben mit
konventionellem Gartenschlauchanschluss oder als
Tropfenspeisung. In den Kammern sickert die Flüssigkeit durch die Erde zum Boden und fließt dort über
kleine Kerben zur Rückseite. Die Erde wird dabei
durchtränkt, ohne ausgeschwemmt zu werden. Ein
kleiner Wasseranteil verbleibt in den Vertiefungen als
Reservoir für Hitzeperioden. Bei Farnen und tropischen Pflanzen sollten die Blätter zusätzlich besprüht werden.
Aufbau und Funktionsweise von »Easy Green« entspricht im Prinzip der »Green Living Wall« der Firma
GLT (Abb. 12), dort bestehen die Kassetten allerdings aus korrosionsbeständigem Metall.
Nur wenige Gebäude sind so konsequent mit Pflanzenwänden bekleidet wie das Modegeschäft der Designerin Ann Demeulemeester in Seoul. In der Dichte
der Metropole wirkt die begrünte Hülle wie eine Oase,
gleichzeitig wird der Charakter einer künstlichen Tapete durch den Kontrast mit den weißen Innenräumen
verstärkt. Beim Abgang ins Untergeschoss stülpt sich
die Pflanzenfassade nach innen.
400/400/ 80 mm große Kassetten aus Zinkblech nehmen die 80 mm dicken Kissen aus Erde auf, die mit
Kokosfasern eingefasst sind. Das immergrüne Buchsbaumgewächs Pachysandra terminalis hat mit nur
1 cm Tiefe eine sehr grafische Textur. Die 70 mm tiefe
Aluminium-Unterkonstruktion lässt genügend Platz für
die Dämmung vor der Stahlbetonwand. Die horizontalen PVC-Leitungen (Ø 13 mm) der computergesteuerten Bewässerungsanlage sind im Rastermaß alle
400 mm verlegt und besprühen die Pflanzen alle 5 Minuten. Mit 600 m2 Pflanzenfassade wurde die geforderte Grünfläche um das 20-fache übertroffen.
The planted wall on the site of the aquarium in Vancouver forms an integral part of this man-made realm for
natural flora and fauna. The landscape architects Sharp
and Diamond have planted the 15.2-metre-long and
3-metre-high wall with vegetation typical of the region –
i.e. the North Pacific coast – as well as with woodland
berries, the appearance of which changes according to
the season. The square containers have a side length of
about 30 cm and are screwed to a stainless-steel frame
that is, in turn, dowel fixed to the existing wall. The irrigation tubes were installed at the top of each layer of
containers (see illustration above). The planting boxes
can either be cultivated before installation, which ensures a more homogeneous overall appearance from
the very beginning, or they can be planted in situ.
­Watering can be carried out either manually or by
means of an automatic, computer-controlled program.
The modular system is more practical for the replacement of plants, since precultivated containers can be inserted.
The modular grid facade by the Elevated Technologies
company consists of fully recyclable elements in highdensity polyethylene (HDPE). The material is resistant to
UV-radiation as well as to nutrient and fertilizing chemicals and has a 15-year guarantee. Standard panels are
50/50 cm in size and have a depth of 64 mm. By adding further panels, the depth can be doubled to accommodate larger plants. The system can be used internally
and externally. A traditional form of cultivation with soil
is foreseen: earth for pot plants is stirred with water and
compacted in the chambers. Irrigation takes place from
above by means of a conventional garden hose installation or a droplet feed system. Water percolates through
the earth in the chambers to the bottom, then flows via
small grooves in the base to the rear face, wetting the
soil completely without washing it out. A little of the liquid is retained in the hollows for periods of hot weather.
When ferns or tropical plants are used, the leaves
should be sprayed in addition.
The evergreen facade of this boutique in Seoul consists
of a skin of box only 10 mm deep. The box plants are
grown in an 80 mm layer of soil surrounded by coconut
fibre and held by a steel frame laid out to a 400 ≈
400 mm grid. A computer-controlled irrigation system
with Ø 13 mm horizontal PVC tubes at 400 mm centres
sprays the plants every five minutes. The aluminium
supporting structure is 70 mm deep and allows space
for 60 mm of insulation to the concrete wall. In the
basement, the vegetation is continued on the inner face
of the walls.
1462
Lebende Wände, vertikale Gärten – vom Blumentopf zur grünen Systemfassade
2008 ¥ 12   ∂
Modulfassade mit Sedum-Bepflanzung
in Kassetten aus Edelstahl
Sichtbetonfassade mit Pflanznischen und
­Nebelsprühanlage
Moosfassade auf Tuffstein mit unsichtbarer
­Nebelsprühanlage
Modular Facade Planted with Sedum in
Stainless-Steel Containers
Exposed Concrete Facade with Planting
Recesses and Vapour-Moisturizing System
Moss Facade on Tuff Stone with
Invisible Vapour-Moisturizing System
Citi-Data Center, Frankfurt
Arch.: ttsp + HWP + Seidel
Produktname: »Pflanzenfassade«
www.kdb-fassaden.de
Apartmenthaus Harmonia 57, São Paulo
Arch.: Triptyque
Landschaftsplaner: Peter Webb
www.triptyque.com
Münchner Rückversicherung, München
Arch.: Baumschlager Eberle
Landschaftsplaner: Günther Vogt
www.vogt-la.ch
Die Technologie der »Pflanzenfassade« ist direkt von
Sedum-Dachbegrünungen abgeleitet. Eine Mischung
aus drei robusten Sedumarten wird in schräg gestellte
Stahlrinnen eingesetzt, die mit Lava und einem Nährstoffvlies als Drainage gegen Fäulnis gefüllt sind. Die
Rinnen sitzen auf Tragekassetten aus Edelstahl, die
leicht demontierbar auf die Unterkonstruktion geclipst
sind. Das Erscheinungsbild wechselt mit den Jahreszeiten. Die bisher größte ausgeführte Fläche ist das
Citi-Data Center in Frankfurt mit 750 m2.
Beim Apartmenthaus Harmonia 57 mit 6 Wohneinheiten in São Paolo sind die Bewässerungsleitungen
nicht wie üblich unsichtbar in die Konstruktion integriert, sondern als grell-grüne Linien ein entscheidendes Gestaltungselement der Fassade. Die Pflanzen wurzeln in runden, mit Erde gefüllten Nischen der
Sichtbetonwand und werden von dieser »Lowtech«Benebelungsanlage aus konventionellen Leitungsrohren besprüht. Sobald die Benebelung beginnt,
hüllt sich das Gebäude in einen exotischen Dunst.
Olafur Eliasson entschied sich bei einem seiner Kunst­
projekte für die Münchner Rückversicherung für eine
bewachsene Tuffsteinfassade. Die 70 mm dicken
Steine im Format 795 ≈ 535 mm wurden von einem
Spezialisten mit einem schnellwachsenden Tröpfchensubstrat geimpft, um ein schnelles Wachstum
des Mooses zu erreichen. Kleine Nebelsprühdüsen
mit 360 °-Sprühkegel sind kaum sichtbar in den Stein
eingelassen. Falls das Moos dennoch austrocknen
sollte, bleibt die attraktive Ansicht des Natursteins.
The technology for the Plant Facade system is derived
from sedum roof plantings. Three robust and reliable
varieties of sedum are bedded in a lava substrate in
stainless-steel boxes set at an angle. The containers are
lined at the bottom with a foamed material for moisture
retention. The appearance changes with the seasons.
The largest area executed to date is on a bank in Frankfurt (750 m 2 – see illustration).
Water supply pipes for irrigating vegetation are normally
integrated invisibly in a planted facade. In the case of
the Harmonia single-family house in São Paolo, the
Brazilian-French architectural office Tryptique adopted
the opposite approach. The plants are accommodated
in round, soil-filled recesses in the exposed concrete
wall and are sprayed by bright green pipes that envelop
the building in a mysterious and exotic mist.
In one of his art projects for the Munich reinsurance
­organization, Olafur Eliasson opted for a planted tuff
stone facade over the main entrance. The 795 ≈ 535 ≈
70 mm slabs were covered with moss by means of substrate droplets that stimulate fast growth. In order to
keep the facade moist, lawn sprinklers with 360° spherical heads were let into the surface. Even if the moss
dries out, the stone face remains attractive in itself.
a Bewässerung
b Sedumbegrünung
Substrat Lava
Drainage, Filter
­Nährstoffvlies
Pflanzbehälter Stahl
c Tragekassette Edelstahl 1800/600 mm
d Unterkonstruktion
e Rinne
a
a
a
b
c
d
e
irrigation
sedum planting
lava substrate
drainage; filter;
­nutrient felt
1,800/600 mm
­stainless-steel box
grid
supporting structure
gutter
eitung BenebeL
lungsanlage
b Abstandshalter
c Sichtbetonwand mit
zylinderförmigen
­Vegetationsnischen
Abdichtung
d tragende Stahlbetonwand, Luftraum,
Stahlbetonwand
a
b
c
d
c onduit for vapourmoisturizing plant
distance piece
exposed concrete
wall with circular recesses for vegetation
sealing layer
load-bearing reinforced concrete wall
cavity; reinf. conc. wall
ebelsprühdüse zur
N
Befeuchtung
Abstand 535 mm
b Tuffstein bemoost
70 mm
c Unterkonstruktion
d Hohlraum zur Wartung
e thermisch getrennte
Fassade
a
b
c
d
e
moisturizing
valves at
535 mm centres
70 mm tuff stone with
moss
supporting structure
void for
maintenance
thermally separated
facade construction
a
b
c
a
d
c
a
b
b
c
d
e
d
e
1464
Lebende Wände, vertikale Gärten – vom Blumentopf zur grünen Systemfassade
passive Verdunstung
adiabatische
Kühlleistung:
50 –110 W/ m2
Verdunstungsrate:
1,8 – 3,8
Liter pro m2 pro Tag
a
2008 ¥ 12   ∂
b
c
Passive vaporization
adiabatic cooling
capacity:
50 –110 W/m2;
evaporation rate:
1.8–3.8 l/m2/day
d
13
Pflanzenwände im Innenraum
In Innenräumen werden grüne Wände eingesetzt, um psychologisch und physiologisch positiv auf die Nutzer einzuwirken. Sie
können nicht nur stressmindernd wirken,
sondern auch quantitativ messbar die
Raumluft verbessern. Die Anforderungen
der Bauherren und die Möglichkeiten des
Green Engineering gehen zunehmend in die
Richtung, Pflanzenwände zur bio-technischen Klimatisierung zu verwenden. Hoher Resourceneinsatz für die Herstellung
und ständiges Kunstlicht wirken sich negativ
auf die Gesamtenergiebilanz aus. Eine frühzeitige, integrative Planung ermöglicht einen
energetisch optimierten Lösungsansatz.
Planted walls internally
Green, planted walls are used in internal situations for the positive effect they have on people psychologically and physiologically. As
well as improving the indoor air quality to a
measurable degree, they can help to reduce
stress. If a great use of resources is necessary
for their production, however, or if long periods of artificial lighting are necessary for the
upkeep of the plants, the arguments in favour
of green walls as an energy-saving measure
no longer apply. The demands of building clients and the potential of ecological engineering increasingly point in the direction of using
vertical planted surfaces for air conditioning
and indoor climate control.
13 Schema Luftbefeuchtungssystem »GrüneWand«,
indoorlandscaping
a Tragkonstruktion Stahlrohr Ø 170 mm
b Bewässerung mit Nährstofflösung
c Trägerplatte Polystyrol 20 mm
mit Clipbefestigung
Substrat Schaum 400/ 600/ 30 mm
Vegetationsschicht Ficus pumila, Philodendron
scandens etc.
d Auffangrinne für überschüssiges Wasser
13 D
iagram of Green Wall air-moisturization system by
indoorlandscaping
a Ø 170 mm tubular steel supporting structure
b irrigation with nutrient solution
c 20 mm polystyrene bearing panel with clip fixings
30 mm foam substrate 400/600 mm
vegetation layer: Ficus pumila, Philodendron
­scandens, etc.
d drainage gutter for excess water
Steuerbare keimfreie Luftbefeuchtung mit vorkultivierten Paneelen
Pflanzenfassade als Biofilter für Luftschadstoffe
im Umluftsystem
Controlled, Germ-Free Air-Moisturization with
Precultivated Foam-Based Panels
Planted Facade as Biofilter for Pollutants in
­A ir-Circulation System
indoorlandscaping, agency for green
­engineering, München
Produktname: »GrüneWand«
www.indoorlandscaping.com
Air Quality Solutions,
Guelph, Ontario
Produktname: »Naturaire«
www.naturaire.com
Diese Entwicklung mit dem Markennamen
»GrüneWand« basiert auf dem Prinzip der passiven
Verdunstung, wodurch eine adiabatische Kühlung erzeugt wird. Sie ist nur im Innenraum funktionsfähig.
Kühlleistung und Verdunstungsrate sind steuerbar.
Die Kultivierung erfolgt hydroponisch. Als Substrat
wird ein anorganischer Schaum verwendet, der garantiert, dass die in den Raum austretende Luft nachgewiesener Maßen keimfrei ist.
Dieser Schaum hat im Gegensatz zu Substraten anderer Grünfassaden nicht die Aufgabe der Wasserspeicherung, sondern muss ein hohes Dränagevermögen aufweisen, um möglichst viel Feuchtigkeit an
die Luft abgeben zu können. Die Pflanzen werden auf
zweilagigen 400/ 600/ 50 mm großen Platten in der
Horizontalen im Gewächshaus vorkultiviert, bevor die
Platten an Ort und Stelle auf Stoß auf die EdelstahlUnterkonstruktion geclipst werden (Abb. 13). Je nach
Spezies entsteht sofort eine homogene Wandtextur,
ansonsten vernetzen sich die einzelnen Pflanzplatten
innerhalb weniger Tage.
Als Basisbepflanzung zur Erzielung grafisch ruhiger
Flächen werden Ficus pumila und Philodendron scandens eingesetzt. Zudem können mit Farnen, Orchideen und Anthurien optische Auflockerungen gesetzt
werden. Gärtnerische Pflege und die Reinigung der
wasserführenden Elemente fällt erfahrungsgemäß einmal im Quartal an. Die Wassertechnik wird über
Funkfern­wartung gesteuert. Die »GrüneWand« ist u. a.
im Boardroom der Hypo Vereinsbank in München eingesetzt und bei einer Restaurantkette.
In der Umwelttechnologie werden Mikroorganismen
vielfach eingesetzt, um durch chemische Umwandlungsprozesse Schadstoffe aus belasteten Böden,
dem Wasser oder der Luft zu filtern. In langjährigen
Forschungen wurde an der Universität von Guelph
im kanadischen Staat Ontario ein Verfahren entwickelt, bei dem Pflanzenfassaden über die natürlichen Prozesse der Fotosynthese hinaus zur Verbesserung der Raumluft eingesetzt werden ­können.
Das System »Natureaire« macht sich die Eigenschaft
von Pflanzen zugute, als Biofilter Schadstoffe aus der
Raumluft filtern zu können und Frischluft zu erzeugen. Ein im Innern der Konstruktion eingebauter
Ventilator zieht die Luft an den Pflanzen vorbei durch
das Substrat hindurch ins Innere des Aufbaus.
Gleichzeitig bläst er die Frischluft in den Raum zurück. So wird ein gereinigtes Innenraummilieu geschaffen ohne die sonst üblichen chemikalienhaltigen Filter, die oft als Sondermüll entsorgt werden
müssen.
Die Dimensionierung des Biofilters hängt zum einen
vom Grad der Luftbelastung, der Kontaminationslast
ab, zum anderen von den Werten, die für die Frischluft erreicht werden sollen. Garagen mit einem hohen
Benzin- und CO2-Anteil in der Luft benötigen größere
Flächen der Pflanzenfassade pro m2 Grundfläche als
Büros. Als Richtwert kann man das Verhältnis von
1:100 ansetzen. Das heißt mit 1 m2 Biofilter kann die
Luft eines Raum mit 100 m2 Grundfläche ge­reinigt
werden.
Bearing the name Green Wall, this development is
based on a principle of passive vaporization that results
in adiabatic cooling. Using inorganic foam as the substrate, the air emitted is free of germs. The purpose of
the foam is not to retain water, but to ensure a good
drainage capacity in order to give off as much moisture
as possible. This system functions only internally. The
plants are initially cultivated in a greenhouse on 400 ≈
600 ≈ 50 mm two-layer foam slabs. The units are then
fixed in position vertically with offset joints, which grow
together in time. The plants are kept trimmed with
shears to maintain a length of 5 –7 cm. The plant types
used to achieve an even surface are Ficus pumila and
Philodendron scandens. Other species are being tested.
In addition, varieties of fern, orchid and anthurium are
used. The vegetation should be tended and the water
runs cleaned every three months. A Green Wall installation can be found in the Hypo Vereinsbank in Munich
(see ­illustration at top).
The Naturaire system exploits the properties of plants to
filter pollutants from the air and create a hygienic indoor
climate. A fan draws the air over the plants, through the
substrate and into the interior of the construction, while
clean air is blown back into the room. This helps to
achieve hygienic conditions internally without the use of
chemical filters. Garages with all their oil and exhaust
fumes will obviously have a higher contaminant loading
potential than the average office space or living room.
The dimensions of the Naturaire system to be installed
are determined by the scale of the indoor contaminant
loading and just how “clean” the space has to be – factors that are the same for any air cleaning system. For
average residential and office conditions, a ratio of at
least 1:100 (area of biofilter to relevant floor area) will
achieve the desired effect. In other words, under standard operating conditions, one square metre of biofilter
will be adequate for a floor area of 100 m2. In this way,
the requisite improvement in indoor environmental conditions can be obtained.
1466
Lebende Wände, vertikale Gärten – vom Blumentopf zur grünen Systemfassade
2008 ¥ 12   ∂
Hydroponisches Modulsystem mit
Schaum-Substrat
Kammer-System mit Erde-Substrat und PerliteFeuchtigkeitsspeicher
Dekor-Oberflächen von bepflanzten Wänden
Hydroponic Modular System with
Foam Substrate
Cellular System with Soil Substrate and
Perlite for Moisture Retention
Decorative Surfaces with Wall Planting
Fytogreen, Melbourne, Brisbane
Produktname: »Fytowall«
www.fytogreen.com.au
Greenfortune, Stockholm
Produktname: »Plantwall«
www.greenfortune.com
Greenmeme, Los Angeles
Design: Freya Bardell
www.greenmeme.com
Die »Fytowall« ist eine gerasterte Modulfassade nach
dem Prinzip der hydroponischen Kultivierung. Als
Substrat dient eine in ein Geotextil verpackte
Schaumstoffplatte mit der Modulgröße von
500/1000/150 mm bei einer Gesamt-Einbautiefe von
230 mm. Die Unterseite der Module ist mit einem
Dränvlies versehen. Die Pflanzen werden in kleine
­Löcher im Schaum eingesetzt. Ein vollständig gesättigtes Fytowall-Modul mit 0,5 m2 Fläche wiegt ca.
44 kg ohne Unterkonstruktion. Die Platten sind in ein
verzinktes Metallgitter eingefasst, das an der Unterkonstruktion befestigt wird.
Die Zuleitung der Bewässerung ist in die horizontale
Blende oberhalb der obersten Modulreihe integriert,
die Leitungen mit der Tröpfchenbefeuchtung von
kleinerem Durchmesser verlaufen oberhalb jeder Modulreihe. Am unteren Rand einer Wand wird überschüssige Flüssigkeit in einer Rinne aufgefangen. Für
den Wasseranschluss und die Nährstoffaufbereitung
sollte ein Platz von 1 m3 in unmittelbarer Nähe vorgesehen werden. Der Wasserverbrauch liegt im australischen Hochsommer bei ca. 5 l/ m2, im Winter bei
2 l/ m2. Wird das System als Kreislauf an ein Regenwasserauffangbecken angeschlossen, darf es auch in
Perioden der Wasserknappheit eingesetzt werden.
Die Paneele sollten einmal pro Woche auf ausreichend Feuchtigkeit überprüft werden, die Nährstoffe
sind einmal im Monat nachzufüllen. Bei Austausch
der Module wird eine Vorkultivierung der Pflanzen
durch die Firma empfohlen. Für eine Fläche von 2 ≈
2 m gibt der Hersteller einen Richtpreis von 6000 australischen Dollar an – inklusive Unterkonstruktion, einführender Schulung und Versand.
Über die Fläche der »Plantwall« sind 25 Taschen pro
m2 verteilt, um die Pflanzen aufzunehmen. Als Substrat wird Erde eingesetzt, die auf einer Lage aus
Perlite-Granulat aufliegt, das zur Speicherung von
Feuchtigkeit dient. Die Vorderseite ist mit einem 4-lagigen Textil belegt, in dem die Tröpfchenberieselung
mit der Nährstoffflüssigkeit verläuft. Die Bewässerung
dieses semi-hydroponischen Systems erfolgt automatisch.
Im Gegensatz zu anderen Systemen, die mit bunten
Altkleider-Recyclingfilzen arbeiten, ist die sichtbare
Deckseite des Textils schwarz und wirkt dadurch an
Stellen, die nicht von Blättern bedeckt sind, zurückhaltend edel. Auch das Ambiente der meisten bisherigen Anwendungen der Plantwall ist edel: Modeboutiquen, Anwaltskanzleien und Autohäuser in Stockholm, Berlin, Moskau und Tokio. In diesem Umfeld ist
die Plantwall so konzipiert, dass sie möglichst viel
Feuchtigkeit für die Pflanzen speichert und möglichst
wenig Feuchtigkeit an den Raum abgibt. Im Gegensatz zu »GrüneWand« von indoorlandscaping ist bei
der »Plantwall« eine Raumluftbefeuchtung nicht beabsichtigt.
Jede Plantwall ist eine Sonderanfertigung, die auf die
Gegebenheiten vor Ort angepasst werden kann. Die
Garantiezeit von einem Jahr schließt die Wartung und
Pflege mit ein.
Die Kosten für eine 10 – 30 m2 große Wand liegen bei
ca. 700 – 900 Euro/ m2. Unter dem Produktnamen
»Streamgarden« vertreibt die Firma auch ein System
aus kleinen zusammensteckbaren Pflanztrögen für
den Innenbereich, das auf dem Prinzip der hydroponischen Kultivierung basiert.
Begrünte Fassaden werden zunehmend im gehobenen Gastronomie- oder Shop-Bereich eingesetzt.
Oft sind aber nicht dichte Pflanzenteppiche erwünscht,
sondern eher eine punktuelle Verteilung in Verbindung mit einer anspruchsvollen unsichtbaren Beleuchtungstechnik und hochwertigen Oberflächen,
die sich in das Gesamtkonzept eines Interiors flexibel
integrieren lassen. Die lumpenähnlichen Oberflächen
der Filze aus recycelten Altkleidern sind dort nicht immer gefragt. Die Firma Greenmeme bietet eine breite
Auswahl an Deco-Oberflächen an, die sich mit unterschiedlichen »Living Walls« kombinieren lassen, die
in Nischen für unterschiedlich große Pflanzen, vom
Kräutergarten bis zu Sträuchern, integriert werden
können. In Acrylharz gebundene Mineralstoffplatten
(Abb. oben) sind in Kreisformen eingefräst, die sich
bei einer Hinterleuchtung als heller Kranz abzeichnen. Wasserstrahlgeschnittene Metallbleche können
vom Nutzer beliebig aufgebogen werden, um dahinter eine Pflanznische zu bilden (Abb. unten).
The Fytowall is a modular facade system based on hydroponic cultivation. In other words, all nutrients are
supplied via the irrigation system to the roots without
the use of soil. The substrate is a 500 ≈ 1,000 ≈
150 mm foam slab wrapped in a geotextile, with a
drainage mat on the underside. The plants are set in
small openings in the foam. A saturated Fytowall module weighs roughly 44 kg. The elements are set in a galvanized metal grating fixed to the supporting structure.
Water is fed in via a horizontal strip over the top row of
units. The small-diameter droplet watering system is laid
out above every row. At the bottom edge is a drainage
gutter. For the preparation of water and the nutrient, a
one-cubic-metre space should be foreseen in close
proximity to the wall. A check must be made once a
week to see that the panels have adequate moisture.
Nutrients should be refilled once a month. The time
switch for the watering cycles must be readjusted for
every season.
With the Plantwall system, horizontal channels are created for the plantings. Soil is used as the substrate material on a layer of perlite granules, which serve to retain
moisture. Over the front of the channels is a four-layer
textile substance in which the automatic droplet irrigation and nutrient run. The visible face of the textile is
black, which ensures a pleasingly restrained appearance for those areas that are not fully covered with vegetation. The Plantwall system has been used in top boutiques, lawyers’ and other offices, hotels, showrooms,
etc. For situations of this kind, it is designed to store as
much moisture as possible for the vegetation, while
emitting as little as possible into the internal space. The
system is not designed as a means of controlled humidification. The company also markets a product known
as Streamgarden based on the principles of hydroponic
cultivation and consisting of small containers that can
be linked together for indoor use. The cost of a wall
10–30 m2 in area is approximately €700– €900 per m2.
Planted walls can increasingly be found in restuarants
and shops. In such situations, individual plantings – in
combination with invisible lighting installations – are often preferred to fully covered surfaces. The designer
Freya Bardell and her company Greenmeme offer various decorative surface treatments, creating niches for
plants of different sizes, from herb gardens to small
shrubs. In the illustration above, acrylic-resin-bonded
mineral-aggregate slabs are sunk in circular recesses
and rear lighted. Sheet-metal facings can also be incised and bent out to create other recesses for plants
(see illustration below).