Zukunft der HauptschŸler - Landesschulbeirat Baden Württemberg
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Zukunft der HauptschŸler - Landesschulbeirat Baden Württemberg
Regionale Netzwerkschule Ausbildungsfähigkeit stärken – Verantwortungen wahrnehmen »Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in Baden-Württemberg« Dokumentation zum Reutlinger Kongress vom 19. Juli 2007 Gesellschaft für Bildung Baden-Württemberg e.V. Baden-Württemberg Inhaltsverzeichnis Seite 3-4 Verzeichnis der Foren 5 Dank an 6 Leitgedanken 7-9 10 Thesen zur Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in Baden-Württemberg 10 Impressionen vom Hauptschulkongress 11-14 Rede des Ministers für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, Helmut Rau MdL 15-17 Rede des Landrats von Reutlingen, Thomas Reumann 18-19 Grußwort von Bgm. Robert Hahn, Reutlingen Erwartungen für und an die Hauptschule: 20-21 aus der Sicht der Schulträger, Norbert Brugger, Dezernent des Städtetags BW 22 aus der Sicht der Schule: Josef Brugger, Schulleiter der Pestalozzi Schule, FN 23 aus der Sicht der IHK BW: Dr. Martin Frädrich, Geschäftsführer Abt. Beruf und Qualifikation der IHK Region Stuttgart 24-25 aus der Sicht der Wirtschaft: Stefan Küpper, Geschäftsführer SÜDWESTMETALL und des Bildungswerkes der Bad.-Württ. Wirtschaft e. V. 26 Impressionen aus den Foren 27-92 Forum 1 - 23 93 Pressemitteilung 94-97 Pressespiegel 98 Impressum Minister Rau mit Hauptschüler des Bildungszentrum RT-Rommelsbach Seite Verzeichnis der Foren 27-28 Forum 1 „Jugend in Arbeit“ Wir garantieren die Eingliederung aller Jugendlicher in die Arbeitswelt 29-30 Forum 2 Bildungschancen durch Eigenverantwortung: Junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im ländlichen Raum. 31 Forum 3 Job Guide: Ein erfolgreicher Weg in die Arbeitswelt: 32 Forum 4 Schnittstellen betrachten - Brüche vermeiden - Übergänge begleiten: 33-39 Forum 5 Lehrerbildung 1. Phase: Hochschule Eigenständige Studiengänge für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Hauptschulen 2. Phase: Seminar Initiierung von Netzwerken zwischen Hauptschulen und Beruflichen Schulen in der 2. Phase der Lehrerbildung 40-46 Forum 6 Berufsbezogene Verfahren zur Kompetenzanalyse: Profil AC und hamet 2 47 Forum 7 Patenmodell der Johann- Peter-Hebel-Förderschule Schopfheim Paten begleiten Schüler der Förderschule auf dem Weg in den Beruf 48-49 Forum 8 Unterstufe - Oberstufe - Ausbildungsstufe oder Erst mit dem Gesellenbrief entlassen ! Ausbildungsinitiative der Robert-Koch-Förderschule Heidelberg 50-51 Forum 9 Junge Unternehmen organisieren, initiieren und realisieren „Von Holzwürmern und himmlischen Genüssen“ 52-53 Forum 10 Hauptschule abgeschlossen - was dann ? Kein Abschluss ohne Anschluss 54-67 Forum 11 Kommunalforum: 68-69 Weiterentwicklung der lokalen (Haupt-)Schulstrukturen Forum 12 Die SchuB-Konzeption geht in die Fläche Ausbildungsfähigkeit individuell steigern 3 Seite Verzeichnis der Foren 70-71 Forum 13 Elternmentoren: Eltern für die Erziehungsaufgaben der Hauptschule gewinnen – Offenheit der Schule herstellen 72-75 Forum 14 Hauptschüler individuell betreuen: Die IHK als Lotse im Betrieb Die IHK fördert Talente von Hauptschülern und bringt sie mit den betrieblichen Anforderungen in Einklang. 76-78 Forum 15 Schulen im Verbund – was verbindet uns wirklich ? Beispiele aus der Praxis 79-81 Forum 16 Lasst den Faden nicht reißen Begleitung benachteiligter Jugendlicher in den Beruf. 82-83 Forum 17 Das BVJ im Netzwerk regionaler Ausbildungsbetriebe als Einstiegschance in das Berufs- und Erwerbsleben 84 Forum 18 Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Gravierender inhaltlicher, organisatorischer und personeller Unterschied zur klassischen Ganztagesschulen. 85-86 Forum 19 Europäischer Sozialfond (ESF) – Projekt – Praxiswerkstatt Praxisorientierte berufliche Kompetenzfeststellung für Hauptschüler 87-88 Forum 20 Mannheimer Hauptschulen = „Qualität 2“ Ein Projekt aus der Quadratestadt Mannheim 89 Forum 21 Zusammenarbeit Berufsberatung – Hauptschule Die Berufsberatung als wichtiger Partner der Schule beim Übergang in Ausbildung, Berufliche Schule und Beruf 90 Forum 22 „Wirtschaft macht Schule“ Die IHK Reutlingen vermittelt Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben. 91-92 Forum 23 Reif für die Insel KOS: Ein Freiburger Modellprojekt macht Schule 7 % aller Jugendlichen verlassen in Baden-Württemberg die Schule ohne einen Schulabschluss. Aus diesem Grunde ist die Idee entstanden, Jugendliche möglichst frühzeitig zu fördern, bevor Schwierigkeiten in der Hauptschule überhand nehmen. 4 Die Veranstalter des Kongresses "Hauptschule – Regionale Netzwerkschule" bedanken sich für die freundliche Unterstützung bei: Chemie Verbände Baden-Württemberg Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung Stuttgart Dieter Schwarz Stiftung gGmbH Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Baden-Württemberg Peter Hahn GmbH Landesbank Baden-Württemberg Metzler seel.Sohn & Co. KGaA, private Banking Sparkassenverband Baden-Württemberg Stadt Reutlingen Teilortsverwaltung Rommelsbach Dow Chemical Kreismedienzentrum Reutlingen Besonderer Dank an: Petra Störkle-Kümmert, Wolfgang Klink, Werner Ebner für die organisatorische Unterstützung Landkreis Reutlingen Stadt Reutlingen Referentinnen und Referenten der Foren Redaktionsteam Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums Nord, Reutlingen-Rommelsbach Schülerinnen und Schüler der Gerhart-Hauptmann-Schule, Reutlingen für den Blumenschmuck Kreismedienzentrum Reutlingen 5 Leitgedanken Ingeborge Schöffel-Tschinke, Vorsitzende des Landesschulbeirates und der Gesellschaft für Bildung eine Erhöhung der Verantwortung in allen Bildungs- und Erziehungsprozessen unterstützt werden. Dazu ist es notwendig, alle am Bildungs- und Erziehungsprozess beteiligten Personen in Netzwerken zu verbinden. Der Landesschulbeirat (LSB), das repräsentative Gremium aus allen gesellschaftlich relevanten Institutionen und Einrichtungen zur Beratung des Kultusministeriums für alle die Schule und das Bildungswesen betreffende Angelegenheiten, hat 10 Thesen zur Neuorientierung der Hauptschule entwickelt und beschlossen. Voraussetzung für eine Neuorientierung der Verantwortung sind mehr Personalressourcen, um sowohl eine bessere Entwicklung von vorhandenen Kompetenzen zu erreichen, als auch eine direktere Begleitung beim Übergang in das Arbeits- und Berufsleben und darüber hinaus zu ermöglichen. Der LSB stellt fest, dass es in den Hauptschulen viele Bemühungen und Erfolge gibt, die Schülerinnen und Schüler auf eine erfolgreiche, allgemeine und berufliche Bildung vorzubereiten. Diese Erkenntnisse haben den Landesschulbeirat dazu veranlasst, sich einerseits für eine Verbreitung dieser Erfolgsmodelle zu engagieren und andererseits Vorschläge für eine Neuorientierung der Verantwortung in einem Netzwerk von Zuständigkeiten zu verankern. Die Gesellschaft für Bildung BadenWürttemberg e.V. ist ein unabhängiges Gremium zur Förderung von Erfolg versprechenden Bildungsinitiativen. Sie führt diesen Kongress durch, um zu zeigen, dass es gute Modelle und gute Erfahrungen für die Gestaltung einer leistungsfähigen Hauptschule gibt und diese Initiativen sowohl personell als auch finanziell unterstützt werden müssen. 10 Thesen zur Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in BadenWürttemberg Auf der Grundlage dieser Zielstellung hat der Landesschulbeirat 10 Thesen entwickelt, die diese Erfolgsmodelle aufgreifen, weiter führen und in den Kontext schulischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zusammenhänge stellen. Diese inhaltliche Auseinandersetzung ist Grundbedingung für eine mögliche strukturelle Auseinandersetzung mit der Hauptschule. Die 10 Thesen zeigen, dass nach wie vor die Prinzipien der allgemeinen und individuellen Entwicklung von Fähigkeiten eine zentrale Funktion einnehmen. Diese Grundsätze müssen für das Erreichen eines qualifizierten Abschlusses in der Hauptschule und der Entwicklung erfolgreicher Voraussetzungen für den Beginn einer beruflichen Ausbildung durch 6 10 Thesen zur Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in Baden-Württemberg 1. Hauptschule als: “Regionale Netzwerkschule” Die Hauptschule in Baden-Württemberg ist eine operativ eigenständige “regionale Netzwerkschule”. Sie erfüllt ihren spezifischen Erziehungs- und Bildungsauftrag in enger Zusammenarbeit mit den Eltern, allen Schularten, den Schulträgern sowie den Kooperationspartnern aus Handwerk, Industrie und Dienstleistungsunternehmen, aus Beratungsstellen, der Jugendhilfe, Vereinen, Kirchen und der Berufsberatung (Agentur für Arbeit) in der Region. Konkretisierungen: - Die Kooperationen erfolgen auf gleicher Augenhöhe - Ein Netzwerkmanager koordiniert die Kooperationen - Die Schüler-Lehrer-Relation orientiert sich am spezifischen Auftrag - Die Form der Ganztagesschule ist besonders geeignet - Besondere Ausstattung mit Personalressourcen 2. Hauptschule als Regionale Netzwerksschule mit dem Ziel: Sicherung der Ausbildungsfähigkeit Alle Schülerinnen und Schüler erwerben die Ausbildungsfähigkeit und finden einen angemessenen Direkteinstieg in das regionale Ausbildungs- oder Beschäftigungssystem, entsprechend der individuell benötigten Hauptschulzeit. Leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler erwerben zusätzlich den mittleren Bildungsabschluss. Konkretisierungen: - Die Hauptschulzeit ist auf die individuelle Lerngeschwindigkeit des einzelnen Schülers ausgerichtet. - Eine frühzeitige Kooperation mit den beruflichen Schulen ist zu gestalten. - Schulsozialarbeiter unterstützen den Lernprozess. - Die Lehrerwochenstunden im Pflichtbereich werden bei notwendiger Verlängerung der Schulzeit nach den Bedürfnissen der Einzelschule durch Einzelerlass zugewiesen. - Realschulen und Gymnasien entwickeln eigene Förderprogramme um Schulartwechsel auf die Hauptschule nach Möglichkeit auszuschließen. - Berufswegeplanung ab Klasse 5 unter Einbeziehung der Kooperationspartner - Ausbildungsmentoren - stabile Partnerschaften mit der Arbeitswelt - Kontaktlehrer - Stärkung der Basisqualifikationen (Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen) - Stärkung der Sozialkompetenz - Stärkung der Praxiserfahrung 3. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule als: Zentrum individueller Förderung Die Hauptschule fördert jede Schülerin und jeden Schüler individuell. Grundlage ist ein mit dem Beginn der Hauptschule professionell erstelltes und regelmäßig fortzuschreibendes individuelles Kompetenzprofil. Das individuelle Kompetenzprofil findet in persönlichen Entwicklungsplänen seinen Niederschlag. Für diese Aufgaben sind die Lehrer entsprechend zu qualifizieren und haben angemessene Hilfen bereitzustellen. Konkretisierungen: - Kompetenzanalyse beginnend mit Klasse 5 - persönliche Entwicklungspläne mit entsprechenden Ressourcen 7 - Überschaubare Lerngruppen Flexible Lerngruppenorganisation Zielvereinbarungsgespräche mit Eltern, Schülern , Lehrern und Partnern 4. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule mit dem Grundsatz: Eigenverantwortung Die Gesamtpersönlichkeit der Schülerinnen und Schüler wird so gefördert, dass sie zunehmend eine realistische Selbsteinschätzung und Eigenverantwortung für eine positive Lebens- und Berufsperspektive entwickeln können. Sie werden auf ihrem Weg in die Berufs- und Arbeitswelt durch persönliche Begleitung zu aktiver Selbstentwicklung unterstützt. Konkretisierungen: - Klassenlehrerprinzip - Lernbegleiter - Schulsozialarbeiter - vielfältige Unterstützungssysteme - Jugendhilfe - Jugendberufshilfe - Berufsberatung (Agentur für Arbeit) - Beratung (Gesundheitsamt….) - Praktika 5. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule mit dem Grundsatz: Verantwortung der Eltern Die Regionale Netzwerkschule geht individuell auf die Eltern zu und bindet sie in die Verantwortung für den gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsauftrag in alle schulischen Belange ein. Konkretisierungen: - Elterninteresse wecken - Zielvereinbarungsgespräche durchführen - Kooperation mit den Eltern (Elterntreffpunkt in der Schulzeit) - Unterstützungssysteme für Eltern - Aufsuchende Elternarbeit - individuelles Kompetenzprofil mit Eltern diskutieren 6. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule mit dem Grundsatz: Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer Die Lehrerinnen und Lehrer übernehmen im Rahmen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrags die Verantwortung für die schulische Förderung und Qualifizierung der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Dabei stehen im Vordergrund: - die Gestaltung von Lernprozessen - die erzieherische Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung und - die Integration in die Berufs- und Arbeitswelt in Zusammenarbeit mit den Partnern. - Konkretisierungen: - Kompetenzanalyse beginnend mit Klasse 5 - persönliche Entwicklungspläne mit entsprechenden Ressourcen Erweiterung des Tätigkeitsprofils der Lehrer 7. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule: Braucht regionalen Unterstützungssysteme Die regionalen Partner unterstützen die Regionale Netzwerkschule auf vielfältige Weise. 8 Konkretisierungen: - Personelle Ressourcen - Ideelle Unterstützungen vielfältiger Art - Öffnung der Schule und Entwicklung geeigneter Initiativen mit den örtlichen Partnern im Rahmen des Schulcurriculums 8. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule mit dem Grundsatz: Verantwortung des Schulträgers Der Schulträger schafft die Voraussetzung, dass Eltern für ihre Kinder die Hauptschule wählen können, deren Angebot eine optimale Förderung des eigenen Kindes ermöglicht. Dies setzt eine Aufhebung der Schulbezirke voraus. Die Hauptschulen werden auf Antrag des Schulträgers als Ganztagesschulen eingerichtet. Die Ganztagesschulen sind künftig konzeptionell sowohl auf die Betreuung als auch auf die Leistungssteigerung in den Basiskompetenzen ausgerichtet. Konkretisierungen: - Die sächliche und personelle Ausstattung der Schule muss für alle Schülerinnen und Schüler gute Bedingungen bieten. - Die Angebote, einschließlich der Praktika und kultureller Veranstaltungen, müssen für die Eltern kostenfrei sein. 9. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule: In der gesellschaftlichen Verantwortung Die außerschulischen Partner nehmen ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahr, damit können die Schülerinnen und Schüler in die Berufs- und Arbeitswelt eingegliedert werden können. Dies setzt einen offenen Dialog mit der Regionalen Netzwerkschule auf gleicher Augenhöhe voraus. Konkretisierungen: - Eltern nehmen aktiv am Schulleben teil - Die Arbeitswelt bietet einen beruflichen Einstieg an, der für Absolventen der Regionalen Netzwerkschule mit ihren Kompetenzen attraktiv und angemessen ist. - Die Partner für die Betreuung qualifizieren sich, um ihrer Aufgabe im Umgang mit den Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. - Die Außenwahrnehmung und Wertschätzung der Regionalen Netzwerkschule in der Öffentlichkeit orientiert sich stets an dem Ziel, den Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zu einem geglückte und erfolgreichen Leben zu helfen und die Institution zu stärken. 10. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule: In der Verantwortung der Lehrerbildung, Lehrerfort- und –weiterbildung Die Regionale Netzwerkschule benötigt zur Erfüllung ihres Auftrags eine Lehreraus- und Weiterbildung, die diesem neuen, deutlich erweiterten und anspruchsvolleren Profil entspricht. Konkretisierungen: - Neue Ausbildungsordnung der ersten und zweiten Phase - Umfangreiches Fortbildungs- und Qualifizierungskonzept für die bereits im Dienst tätigen Lehrkräfte. Für alle diese Aufgaben der Regionalen Netzwerkschule als operativ eigenständiger Schule im Zuge der Qualitätsentwicklung sind ausreichende Ressourcen bereitzustellen, insbesondere: - Qualifizierung der Lehrkräfte - Angemessener Klassenteiler, der individuelle Förderung erlaubt - Personelle Ressourcen für die individuelle Betreuung und Begleitung des einzelnen Schülers. - Funktionsfähige Schuleinheiten, möglichst wohnortnah, die über genügend Kompetenzen verfügen, um eine qualifizierte Förderung der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich und dauerhaft ermöglichen zu können. 9 10 Helmut Rau MdL Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg Hauptschule – Regionale Netzwerkschule Ausbildungsfähigkeit stärken – Verantwortung wahrnehmen Sehr geehrte Frau Schöffel-Tschinke, sehr geehrter Herr Landrat Reumann, sehr geehrter Herr Bürgermeister Hahn, sehr geehrte Damen und Herren, ausgesprochen gerne habe ich die Schirmherrschaft für diesen Kongress übernommen, der auf der Basis der zehn Thesen des Landesschulbeirats die Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in BadenWürttemberg in den Mittelpunkt stellt. Der Landesschulbeirat repräsentiert in seiner Zusammensetzung maßgebliche Institutionen, die unsere Gesellschaft prägen. So wird auch in den zehn Thesen deutlich, dass sie in Abwägung unterschiedlichster Argumente entstanden sind. Sie enthalten Bewertungen, Empfehlungen und Forderungen, die gesellschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Aspekte und Auswirkungen berücksichtigen. Deshalb sind die zehn Thesen ein ganz wichtiger Impuls zur Weiterentwicklung der Hauptschulen unseres Landes. identifizieren konnte. Hartmut von Hentig schreibt dort: Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Erziehung und Bildung … unter ausdrükklicher Berücksichtigung seiner besonderen Begabung. … Kein Schüler, keine Schülerin sollte die Schule verlassen, ohne wenigstens die “Ausbildungsfähigkeit” erreicht zu haben. Diese wird vor allem in dem der Hauptschule gewidmeten Teil des Bildungsplans 2004 gründlich neu bedacht. Das ist ein hoher Anspruch, den wir einlösen können, aber nicht durch eine Politik in Schlagwörtern, sondern durch gemeinsame Anstrengungen in der Entwicklung dieser Schulen. Die zehn Thesen sind auch ein Signal, dass maßgebliche gesellschaftliche Institutionen hinter der Hauptschule stehen und sie in regionalen Netzwerken tragen und unterstützen. Nur so kann die Hauptschule regionale Netzwerkschule sein – mit starken Partnern an ihrer Seite. Uns verbindet der Auftrag, den jungen Menschen in unserem Land eine Perspektive durch Bildung zu eröffnen und mit ihnen eine Basis für ein selbst verantwortetes Leben zu legen. Wie wichtig es ist, dass sich Schulen offen ins Gemeinwesen einbringen, davon konnte sich der Schulausschuss des Landtags 1997 in den Niederlanden überzeugen. Diese Erfahrungen sind in unsere Bildungsplanarbeit eingeflossen. Uns verbindet die Sorge, dass dies unterschiedlich gut gelingt, weil die Jugendlichen nicht über gleiche Voraussetzungen verfügen. Wir haben mit dem Bildungsplan 2004 in Baden-Württemberg eine Reform hinter uns, die noch kein anderes Land in Angriff genommen hat. Die Schulstrukturdebatte lenkt davon nur ab. Ich will mich an dieser Stelle auch auf jemanden berufen, der sicherlich in ganz Deutschland ein herausragendes Ansehen genießt, nämlich auf Hartmut von Hentig. Er hat das Vorwort zu unserem Bildungsplan 2004 geschrieben, weil er sich mit dieser Arbeit Uns verbindet der Wunsch, dass wir ihnen dabei helfen, ihre Potenziale auszuschöpfen und dadurch Anerkennung zu erlangen. Die Hauptschuldebatte aber, die wir zurzeit öffentlich führen, ist geprägt von Illusionen, die der Hauptschule mehr schaden als nützen. 11 Die erste Illusion ist die Meinung, mit der Abschaffung der Hauptschule seien alle Probleme der Hauptschüler gelöst. Wenn es so einfach wäre! Wir können Schularten abschaffen, aber doch nicht die Schüler, die sie brauchen! Wichtiger als die Strukturen sind zweifellos die Schüler. Schülerinnen und Schüler brauchen ein Angebot, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Länder mit Einheitsschulen bewältigen die Anschlüsse nicht besser als unser gegliedertes Schulwesen. Und nicht zu vergessen: Wer die Hauptschule auflöst, kommt an der Realschule und am Gymnasium nicht vorbei, auch die können dann nicht bleiben, wie sie sind. Die Panik, die in den dritten und vierten Klassen vielerorts einsetzt, ist grundlos. Wir haben mit 3,4 Prozent die geringste Jugendarbeitslosigkeit in Europa, das ist ein ausgezeichneter Parameter für die Leistungsfähigkeit unseres gegliederten Schulwesens. Ich will Ihnen das Maßnahmenpaket vorstellen, das wir vor drei Wochen im Kabinett beschlossen haben. Wir werden als erstes Land in Deutschland pädagogische Assistenten einführen. Diese pädagogischen Assistenten sind keine eigenverantwortlich unterrichtenden Lehrkräfte. In Absprache mit dem Klassenlehrer sind sie beispielsweise für besondere Fördermaßnahmen verantwortlich. Sie arbeiten in jahrgangsübergreifenden Klassen mit und unterstützen die Lehrkräfte bei Verhaltensauffälligkeiten von Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts. So können Konfliktsituationen aufgelöst und der Unterricht störungsfreier werden. Eine zweite erwachsene Person im Klassenzimmer kann erheblich zur Entspannung in manchen Situationen beitragen. Eine zweite Illusion ist, dass mit der Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen lauter schnuckelige kleine Schulen am Ort erhalten bleiben, in denen alle gemeinsam lernen. Von wegen! Eine differenziert und individuell fördernde Regionalschule muss drei- oder sogar vierzügig sein, um ein entsprechendes Angebot machen zu können. Das würde zu einer massiven Konzentration von Standorten führen. Die Idee, dass mit der Regionalschule die Schule im Dorf bleibt, ist eine Illusion. Wir wollen im Oktober 2007 den Rahmen abstecken, die Mittel werden ab 2008 bereitstehen und zum 1. Februar 2008 sind die pädagogischen Assistenten einsetzbar. Eine dritte Illusion ist die Vorstellung, dass durch ein Einheitsschulsystem soziale Gerechtigkeit geschaffen werden könne. Ich sage Ihnen, was der Chef des deutschen PISAKonsortiums aus dem Jahr 2003, Manfred Prenzel, dazu gesagt hat: Die Schule kann an der Aufgabe, soziale Gerechtigkeit herzustellen, nur scheitern. Eine Debatte über die Gesamtschule drängt vielmehr die Themen in den Hintergrund, über die nach PISA gesprochen werden muss. Die Themen, über die nach PISA gesprochen werden muss, sind: Unterricht, Lehrerbildung und Leseförderung. Wir haben in den vergangenen Jahren durch unterschiedliche Förderinstrumente in der Hauptschule viele Erfahrungen gesammelt. Mit diesen Erfahrungen wollen wir die Qualitäten der Hauptschule zur vollen Wirkung bringen, indem wir: Es geht entscheidend darum, dass wir definieren, was wir unter sozialer Gerechtigkeit verstehen: Soziale Gerechtigkeit ist, dass Schülerinnen und Schüler einen Übergang schaffen in ein selbst bestimmtes Leben, dass sie einen Platz in der Gesellschaft finden. Unsere beruflichen Schulen fallen bei internationalen Untersuchungen regelmäßig durch das Raster, dabei machen 45 Prozent unserer Hauptschülerinnen und Hauptschüler einen mittleren Bildungsabschluss, 50 Prozent der Zugangsberechtigungen zu Fachhochschulen und Universitäten werden in den beruflichen Schulen erworben. die pädagogischen Konzepte zur individuellen Förderung und Forderung insbesondere in den Basiskompetenzen der Fächer Deutsch und Mathematik optimieren; Lern- und Schulmotivation, Selbstvertrauen und Erfolgszuversicht steigern; die Leistungsbereitschaft und die persönliche Leistungsfähigkeit stärken; die Ausbildungsfähigkeit mit wirksamen Begleitmaßnahmen beim Übergang in die Berufsausbildung verbessern; für eine größtmögliche Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit sorgen. Sie werden unschwer einige der Thesen des LSB in diesen Zielen wieder erkennen. 12 Diese Ziele wollen wir Handlungsfelder erreichen: durch Perspektiven der Hauptschüler und zum Imageverlust der Hauptschule beigetragen. folgende Ich bin Mitglied im Innovationskreis Berufliche Bildung des BMBF, und da haben bis vor einem halben Jahr die Vertreter der Wirtschaft immer über Ausbildungsfähigkeit geredet. Seit der wirtschaftliche Aufschwung an Dynamik gewinnt, reden sie über den demografischen Wandel und Fachkräftemangel. Da dreht sich etwas. 1. Förderung der Basiskompetenzen von Anfang an; 2. Praxiszug als flächendeckendes Struktur- und Profilmerkmal der Hauptschule; 3. Kooperationsklassen Hauptschule Berufliche Schulen; 4. Intensivierung der Kooperation zwischen Hauptschule und Realschule. Wir setzen auf Modelle der Schulentwicklung vor Ort, die auf örtliche Bedingungen flexibel reagieren können. Deshalb haben wir auch vor einem Jahr, als die jüngsten Schülerzahlprognosen veröffentlicht wurden, gesagt, wir machen Standortentwicklung nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben. Nicht alles ist neu, wir haben Erfahrungen gesammelt. Aber diese Erfahrungen wollen wir intensivieren und ausbauen. Das Projekt “Schule und Betrieb” (SchuB) wurde 2003 vom Kultusministerium und der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände e.V. gestartet und von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg wissenschaftlich begleitet. Untersucht wurde, welche Schlüsselkompetenzen sowie mathematische und sprachliche Fähigkeiten in der Berufsausbildung erwartet werden und wie der Übergang von der Hauptschule in Ausbildung und Arbeit optimiert werden kann. Zielgruppenspezifische Lernmodule für Mathematik und Deutsch sollen den individuell sehr unterschiedlichen Leistungsniveaus der Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Die Kenntnisse sollen künftig nachhaltiger und belastbarer abrufbar sein. Zusammen mit der Kompetenzanalyse entsteht so eine belastbare Orientierung für die Schülerinnen und Schüler wie auch für die Betriebe. Ein zentraler Punkt unseres Maßnahmenkatalogs ist die Intensivierung der Kooperation von Haupt- und Realschulen. Rund sechzig benachbarte Haupt- und Realschulen arbeiten heute in Schulverbünden eng zusammen. Diese Kooperation soll vertieft werden und an neuen Standorten zum Zug kommen. Damit alle Regionen dieses Instrument gleichberechtigt anwenden können, gehen wir künftig nicht mehr davon aus, dass sich die Schulen eines solchen Schulverbundes unbedingt auf einem gemeinsamen Schulgelände befinden müssen. Es sollen schulartübergreifende Unterrichtsangebote, schulartübergreifende Gruppenbildung, gemeinsame außerunterrichtliche Angebote, schulartübergreifender Lehrereinsatz sowie schulartübergreifender Ganztagsbetrieb möglich sein. Eine gemeinsame Schulleitung ist wünschenswert. Dass an dieser Stelle der Vorwurf erhoben wird, dies sei ein Sparmodell, ist absurd. 305 Stellen werden wir für das Maßnahmenpaket entsperren, wie wir das immer gesagt haben: Die Stellen sind nicht weg, sie sind nur gesperrt. Damit alle Schülerinnen und Schüler künftig denselben Umfang an Zeit für ihren schulischen Weg in Anspruch nehmen können, werden in den Klassen 8 und 9 für diese Schülerinnen und Schüler ebenfalls fünf Stunden in der Kontingentstundentafel bereitgestellt. Auch hier setzen wir eine wesentliche Anforderung an Förderung um: Mehr Zeit für alle. Der Praxiszug wird zeitlich mit dem Werkrealschulzug gleichgestellt. Die Schüler können in Klasse 5 und 6 damit künftig gemeinsam unterrichtet werden. Nach Klasse 6 und 8 werden Brücken gebaut zum Wechsel in die Realschule, eine Korrektur der Schullaufbahn ist möglich. Bisher wurden die Hauptschulen beim Ausbau zur Ganztagsschule bevorzugt behandelt, und das bleibt auch so. Zum nächsten Schuljahr wurden insgesamt 79 Hauptschulen neu als Ganztagsschulen genehmigt, alle genehmigungsfähigen Anträge wurden akzeptiert, so dass wir künftig 290 öffentlichen GanztagsHauptschulen haben werden. Die Schulen brauchen Partner, vor allem die Schulträger spielen eine wichtige Rolle, aber auch die Wirtschaft vor Ort. Die Zahl der Ausbildungsplätze ist in den vergangenen Jahrzehnten von 105.000 auf 70.000 zurückgegangen, das hat mit zu den schlechten 13 Wir wollen damit auch dem zunehmenden Medienkonsum vor allem männlicher Jugendlicher Einhalt gebieten, die immer länger vor den Bildschirmen sitzen und Videos, Spiele oder fragwürdige Internetseiten konsumieren. Stattdessen wollen wir ihnen in der Ganztagsschule Chancen geben, ihre Erfahrungen in der realen Welt zu machen. werden, wenn sie in eine Einheitsschule gehen, dagegen spricht jede Erfahrung und dagegen spricht vor allem der Vergleich der deutschen Hauptschulen mit den deutschen Gesamtschulen. Wir haben mit den eben vorgestellten Maßnahmen weitere gute Voraussetzungen geschaffen, damit Hauptschulen ihre Schulentwicklung um wichtige Instrumente ergänzen können. Meine Damen und Herren, nach vielen Erfahrungen und Erfolgen, aber auch Niederlagen und Enttäuschungen sehe ich, dass bei manchen die Sehnsucht nach so etwas wie einem Befreiungsschlag wächst. Ich glaube, dass die Abschaffung der Hauptschule kein Befreiungsschlag ist, der neue Chancen schafft. Ich danke dem LSB und der Gesellschaft für Bildung für die Organisation dieses Kongresses und für die Impulse, die immer wieder von ihnen ausgehen. Ich will Ihnen gerne versichern, dass ich überall, wo ich Einfluss nehmen kann, alles tun werde, um die Hauptschule und alle die, die ihr verbunden sind, zu unterstützen und zu stärken. Vielen Dank. Wir können Schulen abschaffen, aber nicht die Schülerinnen und Schüler, die diese Schulen brauchen. Dass die schwächeren Schülerinnen und Schüler mit einem Schlag leistungsfähig, leistungswillig und von ihren Eltern unterstützt 14 Landrat Thomas Reumann, Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Minister, verehrte Mitglieder des Landesschulbeirats und der Gesellschaft für Bildung, meine Damen und Herren, ich fasse den von Ihnen zu Recht erwarteten Werbeblock für den Landkreis Reutlingen zusammen und heiße Sie alle im schönsten Landkreis von Baden-Württemberg herzlich willkommen. Ich freue mich, dass Sie für den heutigen Kongress Reutlingen als Tagungsort ausgesucht haben, denn zum einen ist die Hauptschule ein hochaktuelles Thema, das Eltern, Schüler und alle, die in den Städten und Gemeinden im Landkreis Reutlingen Verantwortung tragen gleichermaßen beschäftigt. Die Schulangebote im Landkreis Reutlingen bieten andererseits einen exemplarischen Querschnitt der Bildungslandschaft BadenWürttembergs. gangsquoten betragen 2007 auf die Hauptschulen nur noch 26 %, auf die Realschulen rd. 29 % und bei den Gymnasien 45 %. Die Gymnasien sind also offenbar zur “neuen Hauptschule” geworden. Die bildungspolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre zur Stärkung der Hauptschule sind im Landkreis in vollem Umfang und mit großen Engagement umgesetzt worden. Ich erinnere an des Programm “Guter Start in der Hauptschule”, die Einführung und Reform der Abschlussprüfungen, die Einführung der Werkrealschule und die Einrichtung von Ganztagesschulen. Trotz dieser Reformprogramme konnte die Abkehr von der Hauptschule aber nicht gestoppt werden. Die 10 Thesen zur Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler begrüße ich ausdrükklich. In besonderer Weise die These 3 zur “Verantwortung für die Berufsausbildung”, weil in diesem Bereich die Kooperationsmöglichkeiten innerhalb des Landkreises besonders gut zum Tragen kommen können. Hier sollte aus meiner Sicht ein deutlicher Schwerpunkt in der weiteren Hauptschulentwicklung liegen. Im Zentrum muss das Bemühen um die Zukunft des einzelnen Schülers stehen. Zum Thema Hauptschule bewegen mich am heutigen Tag zwei Fragen sehr intensiv: 1. Wir haben in unserem Landkreis hervorragenden Hauptschulen mit beeindruckenden pädagogischen Konzepten. Wir haben bereits heute ein dichtes Netz von Ganztagesschulen mit Schulsozialarbeit, mit Sprachförderprogrammen, übrigens auch für ausländische Eltern. Es gibt ein breites Angebot an Lernbegleitern, Jobpaten, Schülermentoren. Und wir haben Hauptschulen im Landkreis, die für Ihre Arbeit auch bundesweit ausgezeichnet wurden. Eine wesentliche Ursache liegt mit Sicherheit im Schulwahlverhalten von Eltern und Schülern, die glauben, dass sie aus der Hauptschule heraus schlechtere Anschlussmöglichkeiten in das spätere Berufsleben haben werden. Und Fakt ist: Im Landkreis Reutlingen haben in den vergangenen Jahren von jährlich 1000 Hauptschulabsolventen rd. 200 trotz intensiver Bemühungen keinen Ausbildungsplatz bekommen. An dieser Stelle hat der Landkreis deshalb im vergangenen Jahr eine Ausbildungsinitiative gestartet, die mit folgenden Aspekten beschrieben werden kann: An der Arbeit der Hauptschulen, ihrer Lehrerinnen und Lehrer, kann es also nicht liegen, wenn auch wir im Landkreis Reutlingen anhand der Übergangsquoten eine schwindende Akzeptanz der Hauptschulen bei den Eltern feststellen müssen. Die Über- 15 Ziel ist der Direkteinstieg in die Ausbildung nach der Hauptschule Die Hauptschulen werden in das Vermittlungsgeschehen in Form einer frühzeitigen Erhebung unversorgter Schülerinnen und Schüler konsequent einbezogen. Eine intensive und konzertierte Zusammenarbeit mit den Kammern, der Agentur für Arbeit, der Kreishandwerkerschaft und mit den Städten und Gemeinden. Als Zwischenergebnis ist festzuhalten: Im laufenden Jahr konnten bis heute rd. 50 zusätzliche Ausbildungsverträge vermittelt werden. Nach meiner Überzeugung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Akzeptanz der Hauptschule der erfolgreiche Übergang von der Schule in die Ausbildung, in den Beruf. Wenn wir es nicht schaffen, alle gemeinsam nicht schaffen, berufliche Perspektiven zu eröffnen, werden wir scheitern – so einfach ist das! Übrigens hatte ich vor wenigen Tagen mit Freude das Abschlusszeugnis einer Auszubildenden gesehen, die im Landratsamt Reutlingen nach erfolgreichem Hauptschulabschluss im Zuge unserer Ausbildungsinitiative eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte begonnen hat. Gemeinschaftskunde, Allgemeine Wirtschaftslehre, Öffentliches Recht: jeweils mit der Note gut; Kommunales Finanzwesen, Rechnungswesen, Datenverarbeitung: ebenfalls gut; Rechtslehre, Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre: sehr gut. Ich meine, wir müssen Eltern, Schüler und Arbeitgeber durch Taten überzeugen, dass die Hauptschule eine gute Grundlage für eine grundlegende Allgemeinbildung und eine Berufsausbildung schafft, ja, ihre Schülerinnen und Schüler konkurrenzfähig macht. Wir können es uns nicht mehr leisten, auf das Begabungspotenzial unserer Hauptschülerinnen und Hauptschüler zu verzichten. Was mich in diesen Tagen ebenfalls sehr bewegt, ist das Thema Unterrichtsversorgung. In der täglichen beruflichen Praxis sind andere als die einstmals geforderten Qualifikationen wesentlich. Wesentlich werden Kreativität, Teamgeist, Denken in Zusammenhängen, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität im Sinne von fortwährender Lernbereitschaft. Ganzheitliche Persönlichkeitsbildung ist also wichtiger als schmalspuriges Spezialistentum. Die individuelle Entfaltungsmöglichkeit ist nicht länger eine Domäne der Freizeit, sondern sie Das Beispiel zeigt, dass in unseren Hauptschulen sehr wohl gute Arbeit geleistet wird, die die jungen Menschen auf eine Berufsausbildung oder einer Weiterbildung qualifiziert vorbereitet. Weitere Ergebnisse dieser Ausbildungsinitiative: Wir haben eine Internetinformation “Berufswege-reutlingen.de” auf den Weg gebracht. An unseren Berufsschulen finden seit Jahren gut besuchte Berufsinformationstage statt. Wir haben einen Schulversuch “Praxiszug Hauptschule” in Kooperation mit unseren beruflichen Schulen ausgearbeitet, der die Leistungs- und Ausbildungsfähigkeit der Hauptschule durch eine Verzahnung mit unseren Berufsschulen und damit durch die Vermittlung berufspraktischer Kompetenzen zum Ziel hat. Das Lernbegleiterprogramm wird im Landratsamt mit einer Stelle umgesetzt. Bis jetzt wurden 30 ehrenamtliche Lernbegleiter gewonnen. Darüber hinaus sind mit Unterstützung insbesondere der Städte und Gemeinden viele Ausbildungsmentoren im Landkreis tätig. Es wird ein Terminplaner angeboten, in dem alle ausbildungsrelevanten Termine auf einen Blick erkennbar sind. 16 dringt immer stärker auch in den beruflichen Alltag ein und wird zur notwendigen Voraussetzung seiner erfolgreichen Bewältigung. Dieses Ziel einer ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung kann aber nur erreicht werden, wenn gleichrangig neben die Wissensvermittlung eine Erziehung zur selbstverantwortlichen, kritischen und schöpferischen Gestaltung der Lebensumwelt tritt. Wir brauchen Menschen mit kreativer Phantasie, die den Problemen der Gegenwart mit zukunftsgerichteten Ideen begegnen. Ich betrachte es deshalb mit Sorge, wenn die vielen guten Ansätze, die sich in unseren Hauptschulen über den Pflichtbereich hinaus im Ergänzungsbereich ergeben haben, reduziert oder gar gestrichen werden müssten und damit herausragende Schulprofile in Gefahr sind unterzugehen. Ich bin Ihnen, Herr Minister Rau, deshalb außerordentlich dankbar, dass wir aus dem Hauptschulprogramm der Landesregierung zusätzlich Deputate erhalten haben – damit ist der Pflichtbereich gesichert und damit ist auch eine gewisse Spannung eingetreten. Aber damit kann eben noch keine Entwarnung für weitere drängende Fragen gegeben werden. Ich bin Ihnen deshalb auch hier dankbar, dass sich Ihr Haus in weitergehenden Gesprächen um konkrete Lösungen bemüht. Ich wünsche dem Kongress zielführende Diskussionen zum Wohle unserer Kinder – denn darum geht es. vlnr. KVWR Franz Tesch, KVWD Gerd Pflumm, SAD Wolfgang Klink, Rektorin Carola Rieger 17 Grußwort von Herrn Bürgermeister Robert Hahn, Reutlingen Ich begrüße den Landesschulbeirat als Kongressveranstalter, namentlich Frau SchöffelTschinke, und die von Frau Schöffel-Tschinke bereits begrüßten Anwesenden nochmals auf’s Herzlichste. Sehr geehrte Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer. Es freut mich sehr, Sie heute im Namen der Stadt Reutlingen, oder besser: im Namen der Schul- und Bildungsstadt Reutlingen, zum Hauptschulkongress willkommen zu heißen. Ich tue dies im Namen unserer Oberbürgermeisterin Frau Bosch, aber auch persönlich - als Dezernent, in dessen Verantwortung die 34 schulischen Einrichtungen in Trägerschaft der Stadt Reutlingen stehen, an denen insgesamt über 13.000 Schülerinnen und Schüler zu Schule gehen. Reutlingen kann sich mit Recht als Schulstadt, ja als Bildungsstadt bezeichnen: In städtischer Trägerschaft befinden sich 9 Grund- und Hauptschulen, 8 Grundschulen sowie Grundschulförderklassen, 1 Hauptschule 6 Förderschulen und Förderschulkindergärten, 3 Realschulen, 5 Gymnasien, werden können, sondern haben durch die überwiegend vom regionalen Handwerk und der regionalen Wirtschaft erbrachten Arbeiten beweisen können, dass Bildung für uns in doppeltem Sinne Standortfaktor ist. Die im Rahmen des IZBB geforderten Betreuungszeiten werden an den Schulen in städtischer Trägerschaft durch den Verbund Förderverein/Schule sichergestellt. Wir nennen dieses außerordentliche Engagement der Elternschaft „Reutlinger Modell“. An 28 der 34 städtischen Schulen sind in den letzten 25 Jahren Fördervereine gegründet worden, die in ehrenamtlicher Arbeit die Betreuung im Rahmen der Verlässlichen Grundschule und der Nachmittagsbetreuung sowie Schulsozialarbeit anbieten, und die Schulmensen betreiben. Diese Tradition der Fördervereine haben die Eltern unserer 6 „Brennpunkt“-Hauptschulen (oder Hauptschulen mit besonderen pädagogischen und sozialen Anforderungen) im Innenstadtbereich vor über 20 Jahren begonnen. Bereits damals organisierten die Fördervereine Betreuungsangebote und Schulsozialarbeit mit eigenen Mitarbeiterinnen. Auf dieser Grundlage konnten diese 6 Hauptschulen zwischen 1996 und 2003 relativ unkompliziert zu Ganztagsschulen ausgebaut werden – zu „echten“ Ganztagsschulen mit zusätzlichen Lehrerstunden, so genannten „Erlassschulen“. ... und leider immer noch auf der Basis von Schulversuchen. Nach wie vor fehlt eine gesetzliche Verankerung der Ganztagsschulen, in der klar die Aufgaben von Land und Kommunen geregelt sind. Im derzeitigen Zustand können vom Land – wie jüngst ja bei den Grund- und den Hauptschulen geschehen – beliebig Lehrerstunden abgebaut werden, wodurch sich der Neben diesen städtischen Schulen zeichnet der Landkreis Reutlingen für diverse Berufsschulen, Berufsfachschulen, Berufskollegs sowie 3 berufliche Gymnasien verantwortlich. Außerdem bestehen private allgemein bildende Schulen: Eine Waldorfschule und 2 Grund- und Hauptschulen in kirchlicher Trägerschaft sowie berufsbildende Schulen in privater Trägerschaft. Und schließlich runden die Hochschule für Wirtschaft und Technik, eine von 3 Fakultäten der PH Ludwigsburg-Reutlingen (Fakultät Sonderpädagogik) und die Fachhochschule der Evangelisch-methodistischen Kirche die Bildung in Reutlingen ab. Sie sehen: eine beeindruckende Palette von Bildungsangeboten. Aber diese große Zahl an Schulen entspricht nicht nur unserer oberzentralen Funktion als dem bedeutendsten Wirtschaftszentrum zwischen Stuttgart und dem Bodensee, sondern auch unserem Selbstverständnis, denn wie Sie wissen, wenn Sie mit dem Auto aus Richtung Stuttgart angereist sind: in der Region Neckar-Alb beginnt die Zukunft und in Reutlingen beginnt die Zukunft mit der Bildung. Deshalb war es für den Gemeinderat der Stadt auch überhaupt keine Frage, dass wir uns am Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung des Bundes mit 16 Projekten und insgesamt 18 Schulen beteiligt haben. Wir werden nach den Sommerferien die letzten mit diesem Programm erweiterten Schulgebäude ihrer Bestimmung übergeben und haben dann mit über 16 Mio. Euro nicht nur die Voraussetzungen geschaffen, dass an diesen Schulen ganztagsbetreute Angebote unterbreitet 18 Druck auf den Schulträger erhöht. Wir brauchen deshalb verbindliche Eckwerte! Insbesondere dank des Ganztagsschulangebots haben wir in Reutlingen bis vor kurzem eine große Stabilität im Hauptschulbereich. Doch auch wir werden von den Diskussionen zur Zukunft der Hauptschule eingeholt: Die Übergangsquote für das kommende Schuljahr zeigt, dass nicht nur der demografische Wandel in Reutlingen angekommen ist: Die Hauptschulen verzeichnen ein minus von 10% auf 22%. Ich wünsche mir daher für diesen Kongress konstruktive und lösungsorientierte Beiträge zur Weiterentwicklung unserer guten Hauptschulen und freue mich auf den Erfahrungsaustausch mit Ihnen. 19 Erwartungen für und an die Hauptschule: aus Sicht der Schulträger Unser Schulsystem hat deshalb heute nicht mehr die Form einer Pyramide, sondern die Form eines Kinderkreisels oder Tornados. Es rotiert derzeit auch wie ein Kreisel oder Tornado. Um es wieder zu stabilisieren, sind Änderungen unerlässlich. Das ist unstreitig. Dezernent Norbert Brugger, Städtetag Baden-Württemberg Pyramiden sind sehr stabile Bauwerke. Davon zeugen die Pyramiden von Gizeh. Als einziges der sieben Weltwunder der Antike existieren sie bis heute. Heftig umstritten ist hingegen das Wie der Änderungen. Für die Hauptschulen wird dabei die Schicksalsfrage gestellt. Die einen wollen sie unbedingt erhalten, die anderen sofort auflösen. In dieser Auseinandersetzung werden alle Facetten des Hauptschulwesens thematisiert, kritisiert, seziert. Das ist gut so. Auch das dreigliedrige Schulsystem Baden-Württembergs wurde als Pyramide eingeführt. Hauptschulen bildeten das breite Fundament dieser Schulpyramide, die sich nach oben zu den Realschulen und Gymnasien hin verjüngte. Mich schmerzt allerdings sehr, dass bei vielen Äußerungen über Hauptschulen die Hauptschülerinnen und Hauptschüler selbst keine Beachtung finden. Diese Schülerinnen und Schüler haben wie alle anderen Menschen Wie konnte diese Schulpyramide, ganz anders als ihr ägyptisches Vorbild, nach nur wenigen Jahrzehnten so heftig ins Wanken geraten? Die Antwort ist ganz einfach: Weil es alle so wollten! Über alle Partei- und sonstigen Grenzen hinweg bestand und besteht Konsens darüber, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Abitur und Mittlerer Reife erhöht werden soll. Auch alle Eltern drängen naturgemäß mit ihren Kindern “nach oben”. Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Erwartungen an ihr junges Leben. Wir alle wollen ihnen den bestmöglichen Start in ihr Leben geben. Wenn wir sie aber mit Aussagen wie “Hauptschule faktisch tot!” konfrontieren, geben wir ihnen einen ganz schlechten Start. Wir stehen also vor den Scherben unseres Erfolgs! Die Schulpolitik und Schulpraxis war so erfolgreich, dass der Schulpyramide buchstäblich der Boden entzogen worden ist und sich ihr Schwerpunkt krass nach oben verlagert hat. Sie steht nun auf dem Kopf: Eine große Zahl an Gymnasiasten bildet ihren breiten Oberbau. Dieser Oberbau tänzelt – durch Realschüler gepuffert – auf einer immer schmaler werdenden Spitze an Hauptschülern. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie solche Todesanzeigen über Ihre Schule läsen? 200.000 Hauptschülerinnen und Hauptschüler werden in Baden-Württemberg durch solche Aussagen permanent entmutigt. Die vielen Hauptschulabgänger vergangener Jahre ebenso. Ihnen helfen auch keine klugen Worte über die Existenzberechtigung von Hauptschulen: Sie befanden oder befinden sich nämlich in diesen Schulen. Wenn es ein Makel wäre, Hauptschü- Moderation: Prof. Dr. Barbara Burkhardt-Reich, Norbert Brugger, Josef Brugger, Dr. Martin Frädrich, Stefan Küpper 20 lerin oder Hauptschüler zu sein, könnten sie ihn daher nicht mehr aus ihrem Lebenslauf tilgen. Es ist aber kein Makel! andere Qualitäten als Gymnasiasten und Realschüler. Sie sind eine Bereicherung für unser Land. Es ist die Vielfalt an Qualitäten, die eine Gesellschaft reich macht. Der einzige Reichtum unseres rohstoffarmen Landes befindet sich in den Köpfen der BadenWürttembergerinnen und Baden-Württemberger. Dieser Bildungsreichtum hat unserem Land eine großartige Erfolgsgeschichte beschert. Baden-Württemberg ist Zeit seines Bestehens ein so genanntes Geberland der Bundesrepublik, hat anderen Ländern also stets helfen können. Wir haben seit langer Zeit die besten Wirtschaftsdaten mit der geringsten Arbeitslosigkeit. Im Export sind wir sogar Weltmeister. Mit badisch-württembergischer Zurückhaltung darf ich deshalb feststellen: So schlecht kann das Schulsystem gar nicht sein, in dem Generationen von Landeskindern herangereift sind, die diesen Erfolg bewerkstelligt haben. Hauptschülerinnen und Hauptschüler haben daran einen gewichtigen Anteil! Mit den sieben Weltwundern habe ich begonnen. Schließen möchte ich mit sieben Erwartungen für und an die Hauptschulen. Ich formuliere sie als Wünsche: 1. Vom Landtag und der Landesregierung wünsche ich mir noch mehr Offenheit bei der Weiterentwicklung unseres Bildungssystems, denn neue Herausforderungen verlangen nach neuen Lösungen. 2. Von der Landtagsopposition wünsche ich mir, dass sie ihren frischen Wind in der Schulpolitik mit mehr Kompromissbereitschaft würzt. Dann können die neuen Herausforderungen im Konsens bewältigt werden. 3. Den Kommunen als Schulträgern wünsche ich alle Kraft für die notwendige Neuordnung lokaler Schulstrukturen. Diese Neuordnung sollte nicht am eigenen Ortsetter halt machen, sondern – wo sinnvoll – Nachbarkommunen einbeziehen. Es besteht daher kein Grund, von heute auf morgen panisch aus diesem Schulsystem zu fliehen und alle Hauptschulen aufzulösen. Damit würden wir nur Hysterie schüren – und zwar nicht nur bei Hauptschulen, sondern auch an Realschulen und Gymnasien. Leidtragende dieses Flächenbrandes wären hauptsächlich die Hauptschülerinnen und Hauptschüler. 4. Von der Wirtschaft wünsche ich mir, dass sie im Zuge ihres Aufschwungs noch mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze anbietet und Hauptschülerinnen und Hauptschülern bei deren Besetzung faire Chancen einräumt. Wir setzen städtetagsseitig stattdessen auf den “Wandel durch Annäherung”. Der hat sich in der jüngeren deutschen Geschichte schon einmal bewährt. Aber was bedeutet er hier? 5. Von den Schulleitungen und Lehrkräften der Hauptschulen wünsche ich mir, dass sie bei ihrer wichtigen pädagogischen Arbeit Selbstbewusstsein ausstrahlen, denn damit stärken sie das Selbstvertrauen der Hauptschülerinnen und Hauptschüler. Und das ist das wichtigste pädagogische Ziel überhaupt! Die gemeinsamen Hauptschulempfehlungen des Landes und der Kommunalen Landesverbände vom März und der Maßnahmenkatalog des Landes für Hauptschulen vom Juli lassen Haupt- und Realschulen getrennt, eröffnen aber intensive Kooperationen zwischen Schulen dieser beiden Schularten. Diese Landesstrategie unterstützen wir. Mit solchen Kooperationen kann zusammenwachsen, was zusammengehört. Sicher nicht alles, aber vieles. Und was getrennt bleibt, lässt sich auch bei Verbundschulen – also fusionierten Haupt- und Realschulen – nicht einfach zusammenfügen. Differenzierten Unterricht nach Leistungsvermögen der Schülerinnen und Schüler gibt es natürlich auch dort. 6. Den Eltern der Hauptschülerinnen und Hauptschüler wünsche ich, dass sie ihre Kinder auf deren Hauptschulweg mit innerer Überzeugung stärken können und sich dabei von negativen Stimmungen und Äußerungen nicht verunsichern lassen. 7. Den Hauptschülerinnen und Hauptschülern wünsche ich von Herzen, dass sie ermutigt und bestärkt werden, ihre Fähigkeiten zu entfalten und an eine gute Zukunft für sich glauben. Wertschätzung für Hauptschülerinnen und Hauptschüler entsteht nicht durch das Negieren oder Überblenden von Leistungsunterschieden. Sie muss in Gedanken, Äußerungen und Handlungen gelebt werden. Hauptschülerinnen und Hauptschüler haben nicht weniger, sondern Kontakt: Norbert Brugger norbert.brugger@staedtetag-bw.de Telefon 0711/22921-13 21 Erwartungen für und an die Hauptschule aus Sicht der Schule. Josef Brugger, Schulleiter der Pestalozzi Schule Friedrichshafen Rahmenbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer: Die Rahmenbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer müssen so gestaltet sein, dass ein Perspektivenwechsel der Lehrerrolle vom Wissensvermittler zum Begleiter und Berater möglich ist, dass die Kompetenzen im Bereich von Diagnostik, Beratung und Hinführung zur Arbeitswelt optimal eingesetzt werden. Lehrerinnen und der Lehrern muss ein Netzwerk als Unterstützungssystem zur Verfügung stehen, welches die Teamarbeit fördert. Vor allen Dingen brauchen Lehrerinnen und Lehrer gesellschaftliche Wertschätzung. Wenn man Erwartungen an die Hauptschule formulieren will, stellt sich zunächst eine entscheidende Frage: Wie muss sich eine Bildungseinrichtung aufstellen, um erfolgreich zu sein? Erfolgreich sein heißt: Schülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern und den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Aus Sicht der Schule erwarten wir deshalb Rahmenbedingen, in denen auf den Einzelfall bezogen gearbeitet werden kann und in denen die Kinder und Jugendlichen individuell begleitet und betreut werden können, damit die auf die einzelne Person zugeschnittenen und für die einzelne Person erreichbaren Ziele realisiert werden können. Rahmenbedingungen für die einzelne Schule: Die Rahmenbedingungen für die einzelne Schule müssen es ermöglichen, dass Lerngruppen individuell beraten und begleitet werden können, dass Unterstützungssysteme greifen können. Ferner ist wichtig, dass die Schule noch mehr gesellschaftliche Akzeptanz erfährt, dass gesellschaftsrelevante Basics in fachlichen und überfachlichen Kompetenzen erkannt und vermittelt werden und dass Schule sich öffnet. Wie müssen die Rahmenbedingungen für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern, für die Lehrerinnen und Lehrer also für die gesamte Schule gestaltet sein? Rahmenbedingungen für die Schülerinnen und Schüler: Die Rahmenbedingungen für die Schülerinnen und Schüler müssen so gestaltet sein, dass sie ein hohes Maß an Wertschätzung erfahren, dass sie in den fachlichen und im überfachlichen Lernbereichen der Schule Erfolge erleben können, dass Jugendliche in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden und dass sie individuell in die Arbeitswelt begleitet und eingegliedert werden können. Rahmenbedingungen für die Eltern: Die Rahmenbedingungen für die Eltern müssen so gestaltet sein, dass diese sich einbringen und mitwirken können. Dazu müssen Eltern auch Unterstützungen in Lebensund Erziehungsfragen erhalten können. Schule soll Eltern beraten, Ihnen Perspektiven aufzeigen und ihre Mitarbeit wertschätzen. 22 Erwartungen für und an die Hauptschule: aus Sicht der IHK Baden-Württemberg Dr. Martin Frädrich, Geschäftsführer der IHK Region Stuttgart, Abteilung Beruf und Qualifikation Die Wirtschaft braucht qualifizierte Fachkräfte, künftig dringender denn je. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden immer weniger junge Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Wenigen müssen also besser qualifiziert sein. Wer die Schule verlässt, muss ausbildungsreif sein. Für die Unternehmen ist dies der zentrale Anspruch an Schule. Die Ausbildungsbetriebe engagieren sich in vielfältiger Weise, um die Schulen vor Ort dabei zu unterstützen. Sie werden diese Kooperationen noch weiter ausbauen. Die Verantwortung für die Gestaltung der Lernprozesse und für deren Ergebnisse am Ende der Schulzeit liegt jedoch bei den Schulen. Die Industrie- und Handelskammern halten nichts von lähmenden Schulstrukturdebatten und vordergründigen Labelkorrekturen. Die Schulstrukturen sind nachrangig. In jedem System muss die zentrale Frage des Umgangs mit der Heterogenität der Schülerschaft gelöst werden. Jedes System muss die frühzeitige individuelle Förderung der Schüler gewährleisten. Das dreigliedrige Schulsystem kann dies leisten. Viele Hauptschulen zeigen hervorragende pädagogische Arbeit und erbringen in Klassen mit hohen Migrationsanteilen eine bewundernswerte Integrationsleistung. Wir sollten uns deshalb auf die Frage konzentrieren, welche Faktoren für eine gute (Haupt-) Schule vorrangig sind. Die wichtigsten IHKVorschläge hierzu lauten: Das Übergangsmanagement von der Grundschule in die weiterführenden Schulen muss verbessert werden. Viele gescheiterte Schulkarrieren entstehen durch Überforderung infolge falscher Schulwahl. Hauptschulen müssen Ganztagesschulen sein, um die oftmals durch bildungsferne Familien entstehenden Defizite auszugleichen. Grundlage muss ein pädagogisches Konzept sein, das insbesondere die Basiskompetenzen und die Integration der Praxiszeiten im Blick hat. Zusätzlich zu den pädagogischen 23 Assistenten müssen mehr Lehrer an Hauptschulen eingesetzt und deren sozialpädagogische Kompetenz gestärkt werden. Der Schülerrückgang darf nicht zu finanziellen Einsparungen führen, sondern muss für Qualitätsverbesserungen in der Bildung genutzt werden. Die Lehrerausbildung und -weiterbildung sollte vor allem die Erziehungskompetenz stärken sowie diagnostische Kompetenzen zur besseren Feststellung individueller Lernstände und Lernfortschritte vermitteln. Es muss zu mehr Leistungstransparenz und einer leistungsgerechteren Bezahlung von Hauptschullehrern kommen. Die Autonomie und Verantwortung der (Haupt-) Schulen ist weiter auszubauen. Die regelmäßige externe Evaluation ist unter Einbeziehung von Experten aus der Wirtschaft durchzuführen. Ihre Ergebnisse sind in geeigneter Form zu veröffentlichen. Leitlinie der Hauptschule muss die Ausrichtung an den Anforderungen des Berufslebens sein. Sie muss eine Instanz werden, die beruflich orientiert und berufliche Chancen vermittelt. Fachgebiete wie Technik und Physik müssen von entsprechend qualifizierten Lehrern unterrichtet werden. Zur noch stärkeren Einbindung der Schulen in die Berufs- und Arbeitswelt sollte jeder Schule vorgegeben werden, Patenschaften mit Unternehmen einzugehen. Die Zeugnisse der Hauptschüler müssen aussagefähig gestaltet werden. Noten für Fächerverbünde dürfen nicht dazu führen, dass Rückschlüsse auf die Leistungen in einzelnen Fächern (Technik, Physik) nicht mehr möglich sind. Erwartungen für und an die Hauptschule aus Sicht der Wirtschaft Stefan Küpper, Geschäftsführer “Bildungspolitik und Qualifizierung” In der Debatte um die Mehrgliedrigkeit unseres Schulsystems und um die Zukunft der Hauptschule wird häufig den Unternehmen die Schlüsselrolle zugewiesen. Wenn nur ausreichend Ausbildungs- und Beschäftigungschancen für Hauptschulabsolventen angeboten würden, dann müsste es einem nicht bange sein um die Zukunft der Hauptschüler und der Hauptschule, so eine gängige Argumentation. Es wird häufig unterstellt, dass Unternehmen systematisch von einer Einstellung von Hauptschulabsolventen absehen würden. Dabei wird völlig übersehen, dass Unternehmen nicht bestimmte Abschlüsse, sondern bestimmte Kompetenzen suchen. Schulabschlüsse und Noten sind ein Hinweis auf vermeintlich oder tatsächlich vorhandene Kompetenzen des Bewerbers. Kann sich ein Unternehmen auf die Qualität des Hauptschulabschlusses sicher verlassen, so wird es auch gerne auf Hauptschulabsolventen zurückgreifen. Doch genau hier liegt das zentrale Problem. Zu häufig müssen fehlende Kompetenzen sowohl im fachlichen als auch im sozialen und persönlichen Bereich festgestellt werden. Diese Erfahrungen mit unseren eigenen Programmen unterstreichen, dass es entscheidend auf die Qualität der Schulabschlüsse und die Kenntnisse und Fertigkeiten der jungen Leute ankommt, und nicht auf die Art des Schulabschlusses. Damit wird auch deutlich, dass die Arbeitgeber bei der Frage der Schulstruktur frei sprechen können und keine spezifischen Organisationsinteressen zu vertreten haben. In diesem Zusammenhang will ich betonen, dass es nicht besonders glaubwürdig erscheint, wenn sich vor allem GymnasialLehrer und Gymnasial-Eltern an vorderster Front für den Erhalt der Hauptschule stark machen. Es wirkt umgekehrt genauso wenig glaubwürdig, wenn von interessierter Seite die Hauptschule systematisch nieder geschrieben und durch das Vorranstellen von negativen Einzelbeispielen ein bestimmtes Bild geprägt wird. Ich halte mich hier lieber an die Fakten. Die zeigen mir einiges auf der Haben-Seite der Hauptschule, allerdings auch einiges auf der Soll-Seite. Zunächst zum Positiven: Knapp 30 Prozent eines Schuljahrgangs ist alles andere als eine Restgröße. Dass 40 Prozent davon einen mittleren Abschluss machen, ist ein gutes Signal für die Durchlässigkeit des Schulsystems, zu der in besonderem Maße auch die beruflichen Schulen beitragen. Und die sensationell niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg von rund 4 Prozent zeigt, dass der Übergang aus der Schule – das heißt auch der Hauptschule – in die Arbeitswelt gut gelingt. Dies ist umso erstaunlicher mit einem Blick auf die Defizite: Es konzentrieren sich zu viele so genannter “Risikoschüler” mit fehlender Ausbildungsreife an unseren Hauptschulen. Zugleich gibt es eine starke soziale Selektion mit der Folge, dass sich viele Kinder aus einem bestimmten sozialen Milieu und mit Migrationshintergrund an den Hauptschulen wieder finden. Dies wiederum löst das vielleicht schwerwiegendste Problem unserer Hauptschulen aus: Die fehlende Akzeptanz bei Eltern und Schülern. Gelingt es nicht, diese Akzeptanz wieder zu gewinnen, sieht es mit der Zukunft der Hauptschule düster aus. Dabei geht es nicht um eine Pauschalisierung, denn nach wie vor verlassen viele gut gerüstete Schüler die Hauptschulen und starten erfolgreich ihren Berufsweg. Es geht auch nicht um pauschale Vorwürfe gegenüber den Hauptschulen und den dort tätigen Lehrkräften. Hier wird oftmals eine Bildungs- und Erziehungsarbeit geleistet, die höchste Anerkennung verdient. Insbesondere in sozialen Brennpunkten nehmen Hauptschulen sozialintegrative Aufgaben wahr, wo Familien und Gesellschaft längst versagt oder aufgegeben haben. Es geht vor allem auch darum, niemanden pauschal abzuschreiben. Dies zeigen uns Erfahrungen, die wir bei Südwestmetall mit der Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiative START 2000 Plus seit nunmehr 10 Jahren sammeln konnten. Fast 4.500 junge Menschen haben durch unsere Unterstützungs- und Betreuungsangebote einen zusätzlichen Ausbildungsplatz in den Betrieben der Metallund Elektroindustrie gefunden. Dazu kommen noch mal über 1.100 Praktikanten in unserem Grundausbildungslehrgang Metall, die das fehlende Rüstzeug für eine spätere Ausbildung und Beschäftigung erworben haben. Gezielt werden fehlende Kompetenzen in diesem Vorbereitungsjahr nachgeschult. Anders ausgedrückt: Entweder es gelingt, der Hauptschule ein klares und überzeugendes Profil zu geben, oder es müssen andere Wege eingeschlagen werden. Das Hauptschul- 24 programm der Landesregierung ist aus unserer Sicht grundsätzlich geeignet, Profil und Qualität der Hauptschule zu steigern und sie als eine echte und interessante Alternative bei Eltern und Schülern zu platzieren. Bedauerlicherweise aber wird ein zentrales Instrument zur Stärkung der Hauptschule nicht genutzt, und zwar die verstärkte Einstellung von jungen Lehrkräften, die jetzt in großer Zahl auf eine Beschäftigungschance nach ihrem erfolgreich absolvierten Studium warten. Bei allem Verständnis für die Haushaltssanierungspolitik der Landesregierung wird hier eine große Chance zur Profilbildung der Hauptschule ungenutzt gelassen. dass sich mit dem Auflösen der Hauptschule auch die dahinter stehenden Problemsituationen quasi automatisch auflösen würden. Viele der Schüler tragen auch weiterhin die Hypothek einer fehlgeschlagenen Integration von Migranten, problematischer Familienverhältnisse oder des negativen Einflusses im sozialen Brennpunkt mit sich. Damit muss sich Schule, wie immer sie auch heißt, und wie immer sie auch strukturiert ist, auseinander setzen. Die demografische Entwicklung wird mittel- und langfristig eine Weiterentwicklung der Schulstruktur erzwingen. Dabei machen Einheitslösungen wenig Sinn, denn die Bedarfssituation z. B. im ländlichen Raum ist eine andere als im städtischen Ballungsraum. Der grundsätzlich von allen Akteuren in der Bildungspolitik unterstützte Ruf nach mehr Selbstständigkeit der Einzelschule verträgt sich ohnehin nicht mit der Forderung nach einer fest vorgegebenen Schulstruktur. Das gilt sowohl für das Festklammern an bestehenden Strukturen als auch für die Forderung nach einer neuen Einheitsstruktur. Lassen Sie uns die Frage der Schulstruktur mit zum Gegenstand der Profilbildung und des Wettbewerbs von Schulen machen. Wir werden dann voraussichtlich feststellen, dass sich einerseits Schulen sehr bewusst mit den Stärken der Hauptschule profilieren, und dass sich andererseits in einzelnen Regionen alternative Strukturen entwickeln werden. Die Arbeitgeber sind zu einem solchen Wettbewerb bereit, wenn die jeweiligen Bildungs- und Kompetenzstandards gesichert sind und die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schultypen gewährleistet ist. Aus der Schulart “Hauptschule” kann dann die Profil gebende “Marke Hauptschule” werden, die für Berufsfeldbezug, Projektunterricht sowie fächerübergreifendes Lernen steht und so die Chance erhält, die Akzeptanz von Eltern und Schülern zurückzugewinnen. Die fehlende Akzeptanz der Hauptschule, insbesondere bei den Eltern, darf allerdings auch nicht zu dem Fehlschluss führen, dass der Elternwille über die strukturelle Weiterentwicklung unseres Schulsystems entscheiden darf. Der enge Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland hat seine Ursache u. a. in einer zu starken Position des Elternwillens. Wenn der Elternwille die Leistungsfindung und -differenzierung dominiert, dann darf man sich über die selektierende Wirkung eines wie auch immer strukturierten Schulsystems nicht wundern. Ob integriert oder mehrgliedrig, entscheidend ist, dass die Leistungsdifferenzierung nach objektiven Kriterien erfolgt, und nicht nach der subjektiven Zuordnung von Eltern oder Lehrkräften. Das erfordert, den Schüler in den Mittelpunkt zu stellen und ihn an Hand seiner individuellen Merkmale und Fähigkeiten zu fördern. Wobei Förderung immer auch Differenzierung heißt, unabhängig davon, ob dies in einem dreigliedrigen, zweigliedrigen oder integrierten Schulsystem mit unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten geschieht. Auch in einem integrierten System braucht es Differenzierungsmöglichkeiten nach Leistungsmerkmalen, die nicht als Selektion diffamiert werden dürfen. Es wäre im Übrigen äußerst naiv zu glauben, 25 26 Forum 1 “Jugend in Arbeit” Wir garantieren die Eingliederung aller Jugendlicher in die Arbeitswelt Die berufliche Integration von Schülern funktioniert am besten, wenn in der Schule eine positive Beziehungsebene vorhanden ist und alle weiteren Schritte den einzelnen Schüler in den Mittelpunkt stellen Die Dauer der Lernzeit darf dabei keine Rolle spielen. Kosten und der Aufwand sind auf diesem Weg wesentlich günstiger als gesellschaftliche Folgekosten Das Interesse, ähnliche Modelle an anderen Schulen aufzubauen ist groß. Das Unterstützungsnetzwerk durch helfende Institutionen und Finanzmittel ist hier sehr wichtig. Hier sind Stiftungen, Firmen und die Arbeitsagentur besonders gefragt . Es kann dauerhaft jedoch nicht die Aufgabe einer Schule sein, sich um Drittmittel zu kümmern. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. neuen Modell in diesem Schuljahr gearbeitet hat, hat eine Vermittlungsquote von rund 95%. Ausgangslage: Herr Brugger berichtet, dass an seiner Schule Schüler aus 28 Nationen mit extrem schwierigen Lebenssituationen in den letzten 10 Jahren nach Klasse 9 im Durchschnitt 2-5%, in Ausnahmen bis zu 7%, den direkten Weg in die betriebliche Ausbildung geschafft haben. Die meisten gingen zunächst ins Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), Berufseinstiegsjahr (BEJ) etc., einige auch in die Berufsfachschulen. Schüler wählten nicht einen Beruf, sondern einen Arbeitsplatz in industriellen Großbetrieben. Erfolgreiche berufliche Integration war sehr zufallsabhängig. Deshalb setzt die Schule auf individualisiertes Lernen und flexible Eingliederung in die Arbeitswelt. Eltern: Eltern haben sich früher um Übergangsmanagement und Begleitung in die Ausbildung gekümmert. Dieses System funktioniert so nicht mehr. Lehrer in der neuen Rolle als Lernbegleiter und Coach übernehmen diese Funktion. Eltern lassen sich jedoch durch die Unterstützung der Lehrer für diese Rolle wieder mit einbinden. Betriebe: Betriebe sind bereit, Hauptschüler auszubilden oder in Arbeitsverhältnisse zu übernehmen, wenn sie nicht die Begleitung des Schülers in schwierigen Lebenssituationen oder die Nachhilfe übernehmen müssen. Wichtig ist für jeden Betrieb ein verlässlicher schulischer Ansprechpartner. Garantierte Vermittlung durch Individualisierung und Verbesserung des Entscheidungsverhaltens durch vertiefte Berufsorientierung: Ab Klasse 7-8 steht der einzelne Schüler im Mittelpunkt. Alle Schüler erhalten in ihren fachlichen, überfachlichen und berufsbezogenen Fähigkeiten durch regelmäßige Selbst- und Fremdeinschätzungen ein realistisches Bild ihrer Kompetenzen. Jeder Schüler schließt mit seinem Coach Zielvereinbarungen ab. Der Schulleiter macht mit jedem Lehrer entsprechende Zielvereinbarungen. In den Klassenstufen 8 und in den Koop-Klassen gibt es Lerngruppen mit Schülerzahlen von 10 bis maximal 12. Der an der Schule gegründete Verein “Jugend in Arbeit” akquiriert Mittel und kümmert sich um das notwendige Unterstützungssystem. Hierzu wurden Personen angestellt und/oder auf Honorarbasis beschäftigt. Ehrenamtliche Begleiter kommen noch dazu. Die Vermittlungsquote in die betriebliche Ausbildung nach Klasse 9 in den herkömmlichen Klassenverbänden stieg auf 10% an. Eine Lerngruppe, die bereits nach dem Diskussionsbeiträge/Fragen: - Welche Möglichkeiten haben andere Schulen, wenn sie die Schüler nach der neunten Klasse weiter begleiten wollen? - Die Einrichtung von Koop.-Klassen. Laut Kabinettbeschluss geht dies jetzt flächendeckend. - Welche Finanzierungsquellen gibt es für diesen Weg? - Verschiedene Stiftungen, Firmen und die Arbeitsagentur. Zur vertieften Berufsorientierung kann z.B. ein Projekt über §33 Sozialgesetzbuch (SGB3) beantragt werden, wie es “Jugend in Arbeit” getan hat. - Was passiert mit Schülern, die sich nicht eingliedern lassen? 27 - - Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, werden manche in RehaAusbildungen vermittelt. Andere erhalten Teilqualifizierungen. Mit einem guten Portfolio sind die Vermittlungschancen für Jobs besser als ohne entsprechende Nachweise. Auch Plätze für das Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) werden genutzt. Die Vermittlungsgarantie bezieht sich auf die Jugendlichen, die aktiv an diesem Prozess mitwirken. Wie wird dem Abbruch der Ausbildung entgegengewirkt? Durch die intensive individuelle Begleitung. Schüler und Betrieb werden begleitet. Die Einbindung von ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) ist hier wichtig. Rektor Josef Brugger Pestalozzi Schule Friedrichshafen 28 Forum 2 “Bildungschancen durch Eigenverantwortung: Junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im ländlichen Raum.” Sprache ist das wesentliche Kommunikationsmittel und eine Voraussetzung zur Teilhabe an Gesellschaft und Schule. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist dafür die Grundlage. Sprachkenntnisse zu vermitteln ist deshalb zentrale Aufgabe in Kindergarten und Schule. Dies erfordert eine kontinuierliche Beobachtung der Sprachentwicklung, zielgerichtete Fördermaßnahmen auf der Basis des festgestellten Förderbedarfs, die Zusammenarbeit mit den Eltern und flexible Angebote, die sich an den besonderen Bedingungen vor Ort orientieren. Jugendliche mit Sprachförderbedarf an allgemein bildenden und beruflichen Schulen” ist eine grundsätzlich neue. Nicht die Zielgruppen der “Ausländer und Aussiedler” stehen im Mittelpunkt, sondern der Sprachförderbedarf der Kinder und Jugendlichen. Die Förderung der Schülerinnen und Schüler orientiert sich am individuell festgestellten Förderbedarf. Dabei sind die Einbeziehung der Eltern und die kontinuierliche Förderung wichtige Gelingensfaktoren. Die erforderlichen Ressourcen für die Vorbereitungsklassen werden nicht aus dem Pool der Schulämter genommen, sondern erfolgen als Direktzuweisung im bisherigen Umfang von 540 Deputaten. Die neue Verwaltungsvorschrift geht weit über eine Anpassung hinaus. Sie ist eine schulartübergreifende Verwaltungsvorschrift und bezieht bereits die Bedeutung der vorschulischen Sprachförderung ein. Weitere Elemente sind: Die individuelle Bildungsbiografie und der individuelle Förderbedarf sind leitend. Kontinuierliche sprachliche Förderung ist berücksichtigt. Gezielte Förderung durch Sprachstandserhebung. Flexibilität des Angebots. Erstellung eines Förderkonzepts der Schule. Es ist davon auszugehen, dass die neue Verwaltungsvorschrift zum Schuljahr 2008/09 in Kraft treten kann; die Veröffentlichung wird voraussichtlich im Amtsblatt “Kultus und Unterricht” Februar 2008 erfolgen. Auf dem Weg in die Berufs- und Arbeitswelt bieten das Profil einer Ganztagsschule und einer “Sozialwirksamen Schule” vielfältige Möglichkeiten für Hauptschüler, persönliche Strategien zu entwickeln. Sein dadurch entstehender Lern-, Berufs- und Lebensplan gibt ihm die heutzutage erforderliche Flexibilität, das Selbstbewusstsein und das notwendige “Knowhow”. Unter anderem sind Streitschlichtung, Brückenbau und PULS bewährte und sich entwickelnde Werkzeuge zur Vermittlung von Eigenverantwortung im Rahmen der Ganztagsschule in Kirchardt. Frau MR´in Christa Engemann belegte die Wichtigkeit bzw. Brisanz von Sprachförderung schon in jungen Jahren mit folgenden Zahlen: Übergangsquoten von Migrantenkindern 27,2% landesweit die Hauptschule besuchen durchschnittlich 25,3% Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Diese Zahlen machen deutlich, dass sich Sprachförderung wie ein roter Faden durchziehen muss und der Schlüssel zur Integration und zu einem erfolgreichen Übergang ins Berufsleben ist. Förderung beginnt im Kindergarten mit der Umsetzung des Orientierungsplanes. Durch Standards im Bereich der Sprache kann der jeweilige Stand des einzelnen Kindes festgehalten werden (z.B. durch das Konzept “Schulreifes Kind”). Die beiden bisherigen Verwaltungsvorschriften (Unterricht für ausgesiedelte Schüler an allgemein bildenden und beruflichen Schulen und Unterricht für ausländische Schüler an allgemein bildenden und beruflichen Schulen) sind nicht mehr zeitgemäß. Die Blickrichtung der Neukonzeption der Verwaltungsvorschrift “Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Basierend auf den Zahlen und Fakten von Frau MR´in Christa Engemann stellte die Rektorin der Birkenbachschule Kirchardt, Frau Spaltenberger, die Struktur ihrer Schule mit ihren Schülerinnen und Schülern aus neun Nationen vor. 29 Verfahren wird derzeit erprobt Verbindung pädagogisches / Diskussionspunkte: - frühzeitige Sprachförderung für Kinder und Eltern notwendig - gelebte Sprache mit allen Fördermöglichkeiten stützen - eine Förderung gleich im Kindergarten ansiedeln (z.B. Modelprojekt “Schulreifes Kind”), Start in der Schule wird dadurch verbessert - Integration in 3./4. Generation schwieriger? Verhinderung durch Ängste, die Wurzeln zu verlieren - Gegenwirkung durch Vernetzung, Beziehungsarbeit - neu an der Verwaltungsvorschrift: Zielgruppe neu definiert/ (20-25%) Flexibilität Kooperation - Sprachstandsfeststellungsverfahren (soll zukünftig an vorgezogene Einschulungsuntersuchung gekoppelt sein) medizinisches Personal Ergebnisse münden in Runden Tisch “Schulreifes Kind” Zeitrahmen steht noch nicht fest / derzeit in Abstimmungssituation Ministerialrätin Christa Engemann, Kultusministerium Rektorin Gudrun Spaltenberger, Birkenbachschule Kirchardt 30 Forum 3 Job Guide: Ein erfolgreicher Weg in die Arbeitswelt Fasanenhofschule Stuttgart Pool qualifizierter Kräfte für die Kinder und Jugendlichen muss groß sein ! Das Berufswegekonzept “Jobguide” an der Fasanenhofschule trägt dank einer fruchtbaren Vernetzung Früchte: Kollegium, Schulsozialarbeit, Jugendarbeit, externe Partner (Arbeitsagentur und Jugendamt) und Firmen kooperieren. Kontinuität ist Grundlage einer erfolgreichen Berufswegefindung. Öffnung der Schule für regionale Partner, Ressourcen gewinnen. Herr Passauer stellt die Fasanenhofschule kurz vor - einzige GHWRS mit Ganztagesbetrieb (seit 1971) - 32 Lehrkräfte - 305 Schüler - Sozialstruktur des Stadtteils - Einzugsgebiet der Schule - Leitbild der Schule, praktische Umsetzung im Schul-Alltag - Kooperationspartner (Kinder- und Jugendhaus, mobile Jugendarbeit, Kirchen) - - Herr Braitinger erläutert - die Qualifizierungsbausteine des Projekts Jobguide - Selbstverständnis - Ziele - Begleitung der Schüler und Azubis (bis max. 27 J.) gen Schülern wird ein Praktikum bei einem Jobguide – Partner vermittelt. Die Schüler werden von Lehrern am Praktikumsplatz besucht; die Betriebe werden angesprochen, ob Interesse an der Teilnahme am Jobguide besteht. Vorteil für die Partner ist, dass die Schüler/Azubis und die Betriebe bei auftretenden Problemen in der SchuSo/mobilen Jugendarbeit einen Ansprechpartner haben. Die Praktika finden in der Woche vor den Herbstferien und Ende Januar statt. Praktika sind während der Unterrichtszeit dann möglich, wenn durch dieses Praktikum die Aussicht auf eine Lehrstelle besteht. Die Teilnehmer interessierten sich für unsere Übergangsstatistik - Im letzten Schuljahr gingen 80% der Schüler auf weiterführende Schulen oder begannen eine Ausbildung. - Im laufenden Schuljahr wird die Übergangsquote etwas geringer sein, da die diesjährige Abschlussklasse nicht sehr leistungsstark ist. Herr Passauer stellt vor, wie die Kooperationspartner zusammenwirken und betont, dass Jobguide kein fertiges Produkt ist, sondern sich den sich verändernden Anforderungen anpassen muss. Deshalb werden immer wieder einzelne Bausteine ergänzt oder verändert. Eine weitere Frage galt der Betreuung der Schüler durch die Schulsozialarbeit nach Beendigung der Schulzeit. - Die Betreuung übernimmt die mobile Jugendarbeit, die die Schüler aber bereits kennt. Die Teilnehmer interessierten sich für die Finanzierung der Schulsozialarbeit, ohne die das Projekt nicht durchführbar wäre und für die Organisation der Zusammenarbeit zwischen Schule und SchuSo. - die Schulsozialarbeit hat eine 100%Stelle; Büro der Schulsozialarbeit ist auf dem Schulgelände, so dass der Schulsozialarbeiter praktisch ins Kollegium eingegliedert ist. Einige Teilnehmer möchten mit der Fasanenhofschule Kontakt aufnehmen, sie arbeiten bereits mit einigen ähnlichen Bausteinen wie die Fasanenhofschule und möchten ihre Maßnahmen effektiver bündeln. Weitere Fragen betrafen den Zeitpunkt der Praktika, die Aquise der Praktikumsstellen und Partner in Handel und Handwerk. - Die Schüler suchen ihre Praktikumsstellen teilweise selbst, eini- Schulleiter Herr Passauer, Fasanenhofschule Stuttgart Herr Braitinger, Schulsozialarbeit Frau Frank, Koordination Jobguide 31 Forum 4 Schnittstellen betrachten - Brüche vermeiden - Übergänge begleiten: Im Projekt “Freunde schaffen Erfolg” unterstützen beruflich erfolgreiche Erwachsene mit Migrationshintergrund Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 in der Phase der Berufsorientierung und Bewerbung und begleiten sie durch das 1. Ausbildungsjahr. Frau Rektorin Macher stellt die Rosensteinschule Stuttgart vor (demografische und statistische Angaben, päd. Konzeption einer sozialwirksamen Schule) Themenbereich Wirtschaft: - Neben schulischem Engagement hat die Wirtschaft die Verpflichtung, Ausbildungsplätze anzubieten - Frau Ehinger berichtet in diesem Zusammenhang von einer möglichen Kooperation mit der Wirtschaft: Vertreter der Wirtschaft informieren individuell über weitere Anforderungen- allerdings gibt es hierbei Schwierigkeiten, Vertreter zu mobilisieren - Förderung der Sekundärtugenden zur Stärkung der Ausbildungsreife Vorstellung des Projektes: “Freunde schaffen Erfolg” (Herr Lindner): - Berufswegevorbereitung - Konzept der Peers, Identifikation und Vorbildcharakter - Zielsetzung: Verbesserung der Ausbildungsreife, Einleitung von Ausbildungen - 20 Teilnehmer werden von acht Peers betreut - Akquirierung der Peers durch Ehemaligenliste der Rosensteinschule - Bisherige Erfolge: von 40 Schülern ergatterten 10 einen Ausbildungsplatz, 20 besuchen eine weiterführende Schule - Das Projekt erhielt von der AlfredTöpfer- Stiftung den “Preis für eine gute Idee” - Probleme im Projekt: Entgleiten von Schülern durch die Nichteinhaltung von Regeln, für manche Schüler ist eine weiterführende Schule der geeignete Weg, manche Schüler sind definitiv nicht ausbildungsreif - Möglicher Lösungsansatz: Stärkung der Verbindlichkeiten durch Stipendien o.ä. Themenbereich Eltern: - Wunsch nach stärkerer Einbeziehung der Eltern in die Berufswegeplanung - Meist wenig Präsenz und Unterstützung durch die Eltern, kaum Vorbildcharakter - Möglichkeit zur Aktivierung: Zielvereinbarungen mit den Eltern aushandeln - Bsp. NRW: Abschluss von Bildungsund Erziehungsverträgen mit ElternProblematik der logistischen Umsetzung - Frau Ehinger berichtet, dass sie statt der üblichen allgemeinen Elternabende den Eltern zweimal jährlich einen Termin zum individuellen Gespräch setzt, um gemeinsam Zielvereinbarungen festzulegen - Weitere Möglichkeit: Lehrer gibt folgende Auflage: auch die Eltern müssen sich in den möglichen Ausbildungsbetrieben vorstellen - Bsp. Privatschulen: hier können bereits bei der Schulanmeldung Forderungen an die Eltern gestellt werden eventuell wäre dieser Ansatz auch an staatl. Schulen umsetzbar Kritik, Fragen, Anregungen: - neben Projekten wird von Seite der Wirtschaft als Voraussetzung der Ausbildungsreife ein Schwerpunkt auf die Wissensvermittlung in den Kernfächern gefordert - Thema Projektprüfung: Inhalt versus Kompetenzen - Herr Meier berichtet über das angebotene Seminar zu Ausbildungsbeginn: Lernen lernen Ingrid Macher, Rosensteinschule Stuttgart Referenten: Lindner (Sozialpäd.), Menrad (Konrektor) 32 Forum 5 Lehrerbildung 1. Phase: Hochschule Eigenständige Studiengänge für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Hauptschulen 2. Phase: Seminar Initiierung von Netzwerken zwischen Hauptschulen und Beruflichen Schulen in der 2. Phase der Lehrerbildung Trennung der Lehrerausbildung von Grundschule und den weiterführenden Schulen, damit also auch der HS-Lehrerausbildung. Diese soll spezifisch auf die Besonderheiten der Hauptschule vorbereiten. Anreizsystem für Hauptschullehrerinnen mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung: Besoldung nach A 13 Leistungsanreize Die Lehrerbildung ist schon immer mit gegensätzlichen Beurteilungen gelobt und beschimpft worden. Das Interesse dieses Artikels besteht darin, sowohl Schwachstellen in der Lehrerbildung aufzuzeigen als auch Hinweise zur Verbesserung der Qualifikationen für das Lehramt an Hauptschulen zu geben. Dabei geht es vor allem um Vorschläge, die dazu geeignet sind, die erweiterten Aufgaben der Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrer wahrzunehmen. Immer deutlicher wird der wirtschaftliche Bedarf an qualifizierten Absolventinnen und Absolventen der Hauptschule. Ihre berufliche Eingliederung in die Gesellschaft gelingt um so eher, je mehr die allgemein bildenden Inhalte mit der beruflichen, wirtschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklung verbunden werden. Dieses Netzwerk von gegenseitigen Unterstützungen zu nutzen, muss auch ein Gegenstandsbereich der Lehrerbildung sein. 1. Die eigenständigen Bildungsräume der Lehrerbildung, der Schulbildung, der beruflichen Bildung und der Weiterbildung müssen in einem Netzwerk koordiniert werden. Sie können dadurch die gegenseitige Ergänzung von Allgemeinbildung und Berufsbildung unterstützen. Begründung: Es bestehen nur sporadische Kontakte zwischen den verschiedenen Einrichtungen zur Lehrerbildung und zu den Schulen. Die Entwicklung und Förderung von Qualifikationen und Kompetenzen orientiert sich nicht immer an den Schülerinnen und Schülern. Die vorhandenen Gemeinsamkeiten der verschiedenen Bildungsgänge werden nur teilweise genutzt. Es ist offensichtlich, dass sich die gesellschaftlichen und beruflichen Ansprüche geändert haben und sich weiterhin laufend ändern werden. Wenn dieser konstante Wandel tatsächlich zutrifft, dann muss sich auch die Vorbereitung auf eine Lebens- und Berufsgestaltung ständig ändern. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Wir brauchen eine direktere Orientierung an den aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen und eine bessere Vermittlung von Kompetenzen zur Erhöhung der sozialen und beruflichen Mobilität. Welche Möglichkeiten gibt es, diese Ziele zu erreichen? 2. 33 Die Distanz zwischen allgemeinen und spezifischen Qualifikationen muss verringert und die Fähigkeiten zum Transferieren gestärkt werden. - verbundenen schulischen und außerschulischen Lerninhalte. Die Fächer entwickeln ihre eigene Didaktik und Methodik. Unterricht von Studierenden der ersten und zweiten Phase muss oft auf die Position der jeweiligen Lehrperson hin geplant und durchgeführt werden. Begründung: Ein wechselseitiger Austausch zwischen fachlichen Positionen und wirtschaftlichen Bedürfnissen ist dringend notwendig. Ziel muss sein, vorhandenes “know how” auf neue Situationen zu transferieren. Stärker in den Vordergrund gerückt werden muss der Umgang mit Strategien zu Problemlösungen. 5. 3. Begründung: Mit Ende der Hauptschulzeit werden nicht in jeder Schule die Wege in die berufliche Bildung begleitet. Lehrer und Lehrerinnen müssen dafür ausgebildet werden, bereits in der 6. Klasse konsequent auf das Erreichen einer Berufschance hinzuarbeiten. Einen zentralen Stellenwert muss das Arbeiten mit Kompetenzinventaren erhalten. Mit ihrer Hilfe können gezielt Berufsprofile entwickelt werden, die sowohl die Grundkenntnisse als auch die beruflich nutzbaren Fähigkeiten erfassen. Es gibt kein allgemein anerkanntes Modell der Lehrerbildung Begründung: Die Fächer orientieren sich sowohl an den Lernfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, an den Lernfähigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer und an der eigenen fachlichen Qualifikation. Durch mangelnde Koordination wiederholen sich ca. 30 % der Inhalte in den Veranstaltungen. 4. 6. Lehrerinnen und Lehrer vermitteln nicht nur Informationen. Sie tragen Verantwortung für den gesamten Erziehungs- und Bildungsprozess. Vor- und Nachteile zwischen einem tiefer gehenden Fächerstudium oder einem breit angelegten Überblicksstudium halten sich die Waage. Die vier Säulen der Lehrerbildung erschweren die Bildung von Netzwerken Begründung: Ein breites Studium führt zu weitgehend oberflächlichem Handeln. Die Lehrerinnen und Lehrer sind breiter einsetzbar. Ein tiefer gehendes Studium führt zu Begründung: Die Erziehungswissenschaften definieren nur teilweise den Rahmen der zu vermittelnden Fachinhalte und der damit 34 - 9. einer Reduktion der Lehrtätigkeit auf die studierten Fächer. Ein wissenschaftlich begründetes Studium muss dazu befähigen, sich auch mit Hilfe eines erworbenen Methodeninventars für nicht studierte Fächer selbst qualifizieren zu können. Bildungsinhalte sollen aktuellen und repräsentativen Charakter haben. Allgemeine Inhalte Konzepte didaktischer Auswahlprozesse Pädagogische Theoriebildung Selbstreflektion über den pädagogischen Beruf 7. Wandel von Normen und Zielen Die zu große Vielfalt an Fächerkombinationen im Hauptschulstudium führt dazu, dass nicht für jede der ca. 300 möglichen Kombinationen ein angemessenes Angebot gemacht werden kann. Begründung: Ein Vergleich von allgemein formulierten und repräsentativ gewonnenen Bildungsinhalten zeigt, dass bei Einbezug von fast allen Repräsentanten eines Bundeslandes (z.B. der Landesschulbeirat) die berufliche Bildung und die gesellschaftliche Orientierung einen hohen Stellenwert erhalten. Begründung: Die unterschiedlichen Leistungsstufen durch unterschiedlich intensiv studierte Fächer führen zu unterschiedlichen Lehrqualifikationen. Fächerverbünde können nur mit entsprechenden Grundlagen studiert werden. 8. Repräsentative Inhalte Kontinuierliche Sicherung und Entwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität zur erfolgreichen Lebens- und Berufsgestaltung Ziele und Methoden der Bildungsforschung und ihre Auswirkungen auf das Lehrverhalten Auswirkungen der Studieninhalte und der Berufserfahrungen auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung Entwicklung der Bildung und Erziehung im Rahmen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels 10. Jede strukturelle Diskussion zur Organisation von Schule muss sich an Inhalten und an der Verbesserung der Situation der Schülerinnen und Schüler orientieren. Was soll mit den vielen jungen Lehrerinnen und Lehrern geschehen, die in den nächsten Jahren ihre Ausbildung abschließen und keine Anstellung finden. Begründung: Es ist dringend notwendig, die verschiedenen Studiengänge zu den Lehrämtern auch für die Qualifikation für andere pädagogische Berufe zu öffnen. Im Bereich der Weiterbildung, der Vernetzung und der Unterstützung der Sozialberufe sind noch berufliche Entwicklungsfelder. Begründungen: Die formalen Veränderungsvorschläge zur Struktur der Hauptschule orientieren sich nicht immer an dem Ziel der Verbesserung der Erziehungs- und Bildungsarbeit und haben nicht immer den Bezug zu den Schülerinnen und Schülern. Veränderungen sollen zu Verbesserungen und nicht zu Nachahmungen führen. Zu häufige und zu viele Veränderungen führen zu Irritationen und zu Widerständen. 11. 35 Die Zukunft verlangt eine Studienstruktur, die sowohl zum Lehrberuf als auch zu anderen Berufen mit Lehr- und Lernfunktionen führt. Begründungen: Pädagogische Qualifikationen eignen sich auch für die Übernahme von pädagogischen Arbeitsfeldern im Personalwesen. Lehrerinnen und Lehrer können auch durch Zusatzqualifikationen die Aufgaben als Lektoren, Weiterbildner, Gesundheitserzieher, Mobilitätstrainer usw. übernehmen. 12. Die Entscheidungen in den Produktionsbetrieben gehen von der Selbstentscheidung zur Computerentscheidung 14. Studieninhalte zur Ausbildung von Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrern müssen zusätzlich zu ihren Fächerstudien die gesellschaftlichen und beruflichen Entwicklungen berücksichtigen. Organisation von Lern- und Bildungsprozessen zur Förderung der vorhandenen Kompetenzen Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen Verantwortung für den Erwerb beruflicher Erstqualifikationen Die Studieninhalte in der Lehrerbildung verbinden nur in Einzelfällen die Allgemeinbildung mit der beruflichen Bildung Orientierung der Bildungswissenschaften an persönlichkeits- und berufsfördernden Inhalten Netzwerk von Studien – Qualifikationen Verbindung von Bildungsschwerpunkten in der Allgemeinbildung und beruflichen Bildung Kooperationen zwischen Schule und beruflichem Umfeld Erfolgskontrolle über selbst durchgeführte Handlungen Lernprozesse so weit wie möglich als Erfahrungsprozesse gestalten Begründung: Die Studieninhalte für das Lehramt an Hauptschulen müssen sich neben fachlichen Aspekten mehr mit den bildungspolitischen, wirtschaftlichen und beruflichen Zusammenhängen auseinandersetzen. 15. Begründung: - Die Hauptschule hat ihren Schwerpunkt im praktischen Lernen. - Kooperationen verbinden Betriebe mit Schulen - Praktika sind der beste Ort zum Erkennen der eigenen Fähigkeiten. 13. - Der schnelle Wandel im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung verlangt, dass in der Hauptschule allgemeine und spezifische Qualifikationen für eine berufliche Bildung vermittelt werden müssen. Die fachlichen Studieninhalte für das Lehramt an Hauptschulen müssen sich an dem Kernauftrag der praktischen Bildung orientieren und einen eigenständigen Studiengang entwickeln Begründung: Für die geringen Studierendenzahlen werden sehr oft keine eigenen Veranstaltungen angeboten. Viele Studieninhalte beziehen sich auf die Grundschule und Realschule. Es wird empfohlen, einen eigenständigen Studiengang für das Lehramt an Hauptschulen einzurichten 16. klung der handwerklichen Berufe geht von Detailkenntniss h Begründung: Die Entwicklung der handwerklichen Berufe geht von Detailkenntnissen zum Teiletausch. 36 Der größere Arbeitsbereich der Hauptschullehrerinnen und der Hauptschullehrer zur Vermittlung allgemein bildender und berufsbildender Qualifikationen verlangt einen eigenständigen Studiengang. Die Anzahl der Studiensemester muss von 6 auf 7 angehoben werden. - Eine verbesserte Bezahlung ist dringend notwendig - - - Gestufte Lehramtsstudiengänge an Pädagogischen Hochschulen, Positionspapier der Landesrektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen, Juni 2006. Standards für die Lehrerbildung, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.12.2004. Empfehlungen zur Zukunft der Lehrerbildung in den Hochschulen, Hochschulrektorenkonferenz 21.02.2006. Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland, Bundesagentur für Arbeit, 2006. Kontakt: Professor Dr. Ludwig Schwinger 17. Der einseitig hohe Zugang zum Schwerpunktstudium Grundschule und der vorhandene Mangel an Nachwuchskräften für die Hauptschule muss gesteuert werden. Zweite Phase: Seminar: Initiierung von Netzwerken zwischen Hauptschulen und Beruflichen Schulen in der Zweiten Phase der Lehrerbildung Die verschiedenen Phasen der Lehrerbildung und die verschiedenen Schularten werden häufig als unabhängige Systeme wahrgenommen. Die gegenseitige Systemkenntnis ist gering ausgeprägt und die Zusammenarbeit der verschiedenen Schularten auf der örtlichen Ebene ist, zumindest in Teilen, noch stark optimierbar. Neben dem Verlust von möglichen Synergien wird damit auch Wahrnehmung der Stärken des baden-württembergischen Bildungssystems, das stets in seiner Gesamtheit betrachtet werden muss, insbesondere auf internationaler Ebne, erschwert. Begründung: Der Bedarf an Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrern darf sich nicht an den zufälligen Studienentscheidungen der Studierenden orientieren. Auch gegenüber dem Überangebot von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern muss Verantwortung übernommen werden. Es erscheint deshalb wichtig, bereits in der Lehrerausbildung Angebote zu unterbreiten, die die Sicht der künftigen Lehrerinnen und Lehrer auch für andere Systeme systematisch öffnen. Eine solche Möglichkeit, bei der bereits in der Zweiten Phase der Lehrerbildung Erfahrungen in anderen Bereichen gesammelt und Netzwerke schulartübergreifend initiiert werden, soll im Folgenden dargestellt werden. Hierbei handelt es sich um ein vierwöchiges Praktikum von Referendarinnen und Referendaren beruflicher Schulen, die dieses an zuführenden Schulen (Hauptschule, Realschule) absolvieren. Die folgenden Betrachtungen beziehen sich ausschließlich auf das Praktikum an Hauptschulen. Literatur: Bildungsplan 2004 Hauptschule, Werkrealschule Baden Württemberg, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport. Verordnung des Kultusministeriums über die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen vom 22.07.2003. Studienordnung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg für den Studiengang Lehramt an Grund- und Hauptschulen zur GHPOI vom 22.07.2003. Verordnung des Kultusministeriums über die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Realschulen vom 24.08.2003. 37 Ziel des Praktikums ist das Sammeln von Erfahrungen mit der zuführenden Schule, um daran zielgerichtet anknüpfen zu können und die Grundlegung von Kontakten. Die nachstehende Grafik zeigt den Handlungszyklus des Praktikums: Netzwerke, die auch nach dem Vorbereitungsdienst fortbestehen. Auswertung des Praktikums am Beruflichen Seminar Baden-Württemberg STAATLICHES SEMINAR FÜR DIDAKTIK UND LEHRERBILDUNG (BERUFLICHE SCHULEN) KARLSRUHE Handlungszyklus des Praktikums Ziel des Praktikums: Sammeln von Erfahrungen mit der zuführenden Schule, um in den beruflichen Schulen zielgerichtet anknüpfen zu können. Vorbereitung durch Arbeitsaufträge Integration der Erkenntnisse in das eigene Lehrersein Auftragsgeleitete Durchführung des Praktikums Impulsgeleitete Reflexion Nach Abschluss des Praktikums an der Hauptschule findet zu Beginn der Sommerferien für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Praktikum eine eintägige Auswertungsveranstaltung statt. Hier präsentieren die die Studienreferendarinnen und Studienreferendare die Ergebnisse ihrer Arbeitsaufträge und reflektieren unter Anleitung eines Ausbilders das Praktikum an Hauptschulen. Im Rahmen der Vorbereitung des Praktikums suchen sich die Referendarinnen und Referendare eine Hauptschule im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe aus. Im Rahmen der Vorbereitung werden verschiedene Arbeitsaufträge vergeben: Arbeitsaufträge für das Praktikum: 1. Erfahrungen sammeln mit eigenem Unterricht an Haupt-/Realschulen 2. Erfahrungen mit der Begleitung einer Klasse an Haupt-/Realschulen 3. Erfahrungen aus der Projektarbeit bei Haupt-/Realschulen 4. Kontakte im Kollegium und mit der Schulleitung an Haupt-/Realschulen Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare an beruflichen Schulen bewerten die Möglichkeit, ein Praktikum an Hauptschulen durchführen zu können als sehr positiv. Angeregt wird auch, dass künftig für Lehramtsanwärter an Hauptschulen die Möglichkeit für Praktika in beruflichen Schulen geschaffen werden sollte. Im Praktikum erhalten die Referendarinnen und Referendare einen Besuch durch die zuständige Ausbilderin oder den zuständigen Ausbilder des Beruflichen Seminars. Pro Schuljahr nutzt ca. ein Drittel der Studienreferendarinnen und Referendare die Möglichkeit eines Praktikums an einer zuführenden Schule. Neben den im Rahmen der Arbeitsaufträge für das Praktikum gewonnen Erfahrungen und Einblicken wird von den Studienreferendarinnen und Studienreferendaren die Kooperation mit den Lehramtsanwärtern an Hauptschulen, die sich beispielsweise in gegenseitigem Austausch über Erziehungsund Bildungsauftrag, Informationen über Anschlussmöglichkeiten im beruflichen Schulwesen oder der Durchführung gemeinsamer Unterrichtsvorhaben konkretisiert, äußerst positiv erlebt. Die so gebildeten Kontakte sind auf Dauer angelegt und schaffen Insgesamt wird das Praktikum äußerst gewinnbringend und positiv erlebt. Die Frage, ob sie künftigen Referendarinnen und Referendaren empfehlen würden, ein Praktikum an Hauptschulen zu absolvieren, beantworteten 96% der Befragten mit “ja”. 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 38 48 2 JA NEIN Das Praktikum in der gegenwärtigen Form ist möglich, weil in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den 24-monatigen Vorbereitungsdienst (APrObSChhD vom 31.08.1984) ein Zeitfenster für ein Betriebspraktikum vorgesehen ist, das für Referendarinnen und Referendaren, die bereits über umfangreiche betriebliche Erfahrungen verfügen, auch in der Weise genutzt werden kann, dass ein Praktikum an einer Hauptschule durchgeführt wird. In der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den 18-monatigen Vorbereitungsdienst ist ein Praktikum nicht vorgesehen und es fehlt auch folglich ein entsprechendes Zeitfenster. Hier ist die Entwicklung innovativer Konzepte gefordert, die es ermöglichen, die so wichtige Kenntnis des Gesamtsystems und die Vernetzung bereits in der zweiten Phase der Lehrerbildung, dem Referendariat, anzulegen. Kontakt: Prof. Edgar Traub, Direktor, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) Karlsruhe Optimierungsansätze in der Hauptschullehrer-Ausbildung in der 1. und 2. Phase: Entwicklung eines Anforderungsprofils für HSLehrer/innen, das dann der Ausbildung zu Grunde gelegt wird (Ziel u.a.: Transparenz über das Berufsbild); Verlängerung der HSLehrerausbildung Thema Elternarbeit sollte in die Ausbildung integriert werden Das Thema Individualisierungsmöglichkeiten muss, soweit möglich und realistisch, immer wieder fokussiert werden; Einforderung von mehr beruflicher oder/und pädagogischer Praxiserfahrung als Zugangsvoraussetzung für das HS-Lehrerstudium oder als studienbegleitendes Pflichtprogramm Kooperationen mit der Wirtschaft Kooperationen zwischen den ausbildenden Seminaren der Hauptschulen und der beruflichen Schulen: Die Referendar/innen sollten frühzeitig die Arbeitsweisen, Möglichkeiten und Anforderungen der jeweils anderen Schulart kennenlernen, da sie wechselseitig zuführende und aufnehmende Schule sind; Schaffung von Anreizen für Hauptschullehrer/innen In der Diskussion wird deutlich, dass die Ausbildung der Hauptschullehrer/innen zielgerichteter und spezifischer auf das Profil der Hauptschulen zugeschnitten werden muss, damit eine solide Vorbereitung auf die Arbeit an den Hauptschulen erfolgt. Alle Diskussionsteilnehmer/innen sind sich darin einig, dass eine weitere Professionalisierung der HS-Lehrerausbildung vor allen Dingen dadurch erreicht werden kann, dass die spezifischen Konturen der Hauptschule präzise ins Blickfeld gerückt werden. Zu diesem Thema gab es keine Kontroverse, sondern weitgehende Übereinstimmung: Um auch künftig motivierte Referendar/innen für das Lehramt an Hauptschulen gewinnen zu können, müssen Leistungsanreize geschaffen werden. So ist eine Bezahlung nach der Ausbildung nach A13 wünschenswert, darüber hinaus sollte es für engagierte Kolleginnen und Kollegen leistungsorientierte Zulagen bzw. Aufstiegschancen geben. Berichterstatterin: Durchaus kontrovers diskutiert wurden dabei folgende Aspekte: StD´in Claudia Rugart Bereichsleiterin Sozial- und Kulturwissenschaften Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) Kaiserallee 11 76133 Karlsruhe Abkoppelung von der Grundschullehrerausbildung, evtl. modulare Ankoppelung an die Realschullehrerausbildung; 39 Forum 6 "Berufsbezogene Verfahren zur Kompetenzanalyse: Profil AC und hamet2" Im Assessment-Verfahren Profil AC werden mittels unterschiedlicher diagnostischer Instrumente zu den Kompetenzbereichen Aussagen gemacht, die für den erfolgreichen Übergang von Schule in den Beruf ausschlaggebend sind. Das so erstellte Kompetenzprofil ist Grundlage und Ausgangspunkt für die gezielte Förderung mit Blick auf Ausbildung und Beruf. Kurzbeschreibung Profil AC Bewältigung der unterschiedlichen Aufgaben mittels eines Selbsteinschätzungsbogens ein. Über die modular aufgebaute Kompetenzanalyse Profil AC werden die Kompetenzen bei jungen Menschen in der Berufsorientierung und Ausbildung festgestellt. Ziel ist es, auf der Basis der diagnostischen Ergebnisse passgenaue Angebote für die individuelle Förderung der jungen Menschen auszuwählen und, damit einhergehend, eine tragfähige Motivation für den Bildungsprozesse zu erreichen. Profil AC wurde für Personengruppen mit besonderem Förderbedarf beim Übergang von der Schule in das Erwerbsleben entwickelt. Davon angesprochen sind in erster Linie Teilnehmende an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen allgemein bildender Schulen und im Berufsvorbereitungsjahr. Die diagnostischen Daten können EDV-gestützt verarbeitet und dargestellt werden. Dokumentiert werden die Ergebnisse im individuellen Kompetenzprofil und im Kompetenzbericht. Das Kompetenzprofil wird mit Anforderungsprofilen unterschiedlicher Berufsfelder abgeglichen, um auf dieser Basis Empfehlungen zum weiteren beruflichen Werdegang zum Ausdruck zu bringen. Alle Ergebnisse werden mit den jungen Menschen im Einzelnen besprochen. Der Zeitrahmen für die Durchführung der Kompetenzfeststellung richtet sich in erster Linie danach, welche Module mit Blick auf die zugrunde liegende diagnostische Fragestellung und die jeweilige Zielgruppe ausgewählt werden. Wird die Kompetenzfeststellung mit dem kompletten Basic Programm mit Teilnehmergruppen durchgeführt, so sind hierfür etwa 16 Stunden zu kalkulieren. Gute Erfahrungen wurden gemacht mit der Durchführung des Verfahrens in Gruppen mit 12 Teilnehmenden, zu denen bei verschiedenen Aufgaben Untergruppen gebildet werden. Die Durchführung an zwei Tagen und die Zuordnung eines Ansprechpartners erlaubt es zudem, eine gewisse Vertrautheit aufzubauen. Einzuplanen sind weiter ein großer Raum sowie kleinere Gruppenräume, versehen mit einigen PC-Arbeitsplätzen. Neben dem Potenzial (körperlich, organische, psychische und emotionale Voraussetzungen sowie intellektuelle und emotionale Leistungsfähigkeit) und dem persönlichen Wertesystem werden die Fähigkeiten und Fertigkeiten der jungen Menschen bezogen auf folgende Kompetenzbereiche erfasst: Methodenkompetenz, kulturtechnische Kompetenz, Fach- und Sachkompetenz, Sozialkompetenz, Selbstkompetenz, Handlungskompetenz. Die diagnostischen Module werden auf der Basis der Ergebnisse des Aufnahmegesprächs sowie der individuellen Berufswünsche und Voraussetzungen festgelegt. Überwiegend werden handlungsorientierte Testverfahren eingesetzt, die berufsfeld- und lebensweltbezogene Aufgaben umfassen, wie z. B. Verkaufsrollenspiele, Gruppenaufgaben, Postkorbübungen. Bei der Bearbeitung der Aufgaben werden die jungen Menschen systematisch mit Hilfe von Beobachtungsbogen durch geschulte Mitarbeitende beobachtet. Alle Beobachtungsmerkmale sind operationalisiert und skaliert, so dass die Beurteilung auf einer einheitlichen Basis möglich ist. Parallel dazu schätzen die Teilnehmenden ihre Kompetenzen bei der Die Anwendung von Profil-AC setzt eine Anwenderschulung voraus. Dort werden auch Materialien und Handbuch ausgehändigt. Nähere Informationen zur Schulung finden Sie unter: www.profil-ac.de . Profil-AC wurde, im Rahmen eines aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Baden-Württemberg finanzierten Projektes, vom CJD Jugenddorf Offenburg und dem Berufsausbildungswerk Ostalb entwickelt. 40 Kurzbeschreibung hamet2 hamet 2 ist ein handlungsorientiertes Testverfahren zur Erfassung und Förderung praktischer beruflicher Kompetenzen. Es umfasst insgesamt 4 Module, wobei das Modul 1 die Ausgangsbasis für die weiteren Module darstellt. Modul 1 besteht aus insgesamt 26 handlungsorientierten Aufgaben, die die praktischen Anforderungen der wichtigsten gewerblich-technischen und handwerklichen Berufe abbilden. Es wurde nach wissenschaftlichen Kriterien konstruiert und erfüllt anerkannte Testgütekriterien. Es konnten 6 Faktoren handwerklich-motorischer Basiskompetenzen ermittelt werden. - Routine und Tempo, Werkzeugeinsatzund Steuerung( einfach), - Wahrnehmung und Symmetrie, - Instruktionsverständnis und Umsetzung, - Werkzeugeinsatz- und Steuerung (komplex) und - Messgenauigkeit und Präzision. Jeder Faktor wird mit mehreren Aufgaben überprüft, die den Schülern/innen erklärt und in Vorprogrammen individuell geübt werden. Für die Teilnehmer/innen ist der Test sehr abwechslungsreich und wird gerne ausgeführt. Die Ergebnisse lassen sich anhand von gesonderten Profilen über ein PCProgramm darstellen und ermöglichen individuelle Vergleiche bezüglich Arbeitsqualität, Arbeitstempo und Arbeitsverhalten. Modul 3 ermöglicht die Erfassung der berufsbezogenen sozialen Kompetenz. In Gruppenaufgaben, aber auch mit Simulationen am PC werden Bereiche der Sozialkompetenz untersucht und festgehalten. Sie beziehen sich auf die Zusammenarbeit mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden. Erfasst werden auch Kritikfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit an den jeweiligen Arbeitsplätzen. Modul 4 überprüft mittels Arbeitssimulationen am PC einen Aspekt des vernetzten Denkens, die Fehlersuche und Problemerkennung. Für die Lehrerinnen und Lehrer bietet das Verfahren die Möglichkeit, einen handwerklichen Arbeitstag zu "simulieren" und neben den Fertigkeiten einzelner handwerklicher Leistungsbereiche auch Aussagen über Motivation und Arbeitsverhalten zu machen. Die Aufgaben können individuell angeleitet werden und dienen gleichzeitig der Vermittlung von Kenntnissen. Es können Fähigkeitsprofile auf der Basis einer normierten Stichprobe unterschiedlicher Zielgruppen erstellt werden: Förderschule, Hauptschule, Realschule und Berufsschuleinmünder, außerdem auch für Erwachsene. Weitere Informationen www.hamet.de finden Sie unter: Fazit Die Einführung eines Kompetenzfeststellungsverfahrens an Hauptschulen ist sinnvoll, aber es müssen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen. Außerdem müssen die Lehrkräfte qualifiziert und unterstützt werden bei der Einbindung der Ergebnisse der Kompetenzfeststellung in die Förderung im Unterricht. Wenn eine Kompetenzfeststellung durchgeführt wird, dann soll sie nicht isoliert für sich stehen, sondern fester Bestandteil der täglichen Förderung von Schülerinnen und Schülern an den Schulen werden. Modul 2 überprüft die Lernfähigkeit bezüglich der beruflichen Basiskompetenzen aus Modul 1. Es kann damit in Schulen und Berufsvorbereitenden Maßnahmen ein individuelles Förderprogramm erstellt werden, denn aus dem ermittelten Profil der Fertigkeiten lassen sich geeignete Förderziele erkennen. Ein computergestütztes Programm hilft, die Ergebnisse und mögliche Probleme hinsichtlich der Berufseignung einzuschätzen. Dieses Programm bietet spezifische Trainingsaufgaben für die jeweiligen Faktoren an. CJD Offenburg Jochen Nordau BBW Waiblingen Jürgen Tress 41 Präsentation Profil AC: Diagnostische Fragestellungen Die Schule abgeschlossen: Und was nun? Anforderungen an das Verfahren Zielgerichtet und vielschichtig Definition und Beschreibung unterschiedlicher Kompetenzbereiche, auf die fokussiert wird Systematisch und flexibel Operationalisierung der Merkmale bezogen auf die Kompetenzbereiche Zusammenstellung von diagnostischen Instrumenten zur Erfassung der Kompetenzen Profil AC: Ein Assessment Center Verfahren zur Kompetenzanalyse Das diagnostische System Profil AC: Kompetenzbereiche und Instrumente Das diagnostische System Profil AC: Kompetenzbereiche und Instrumente Definierte Kompetenzbereiche, die für den beruflichen Werdegang wesentlich sind Den Kompetenzen zugeordnete Merkmale, die beobachtbar und messbar sind (operationalisiert) Verfahren / Instrumente, die zur Erfassung der Kompetenzen eingesetzt werden können 42 43 2. Wertesystem Hamet 2 Routine/Tempo Intelligenztest CFT 20 Lerntypentest Wertefragebogen Schritt für Schritt 3. Methodenkompetenz PC-Formatierungsaufg. Hamet 2 InstruktionsVerständnis / Umsetzung Mathematik I Mathematik II Deutsch I Deutsch II 4. Kulturtechnische Kompetenz Berufsinteressentest 5. Fach- und Sachkompetenz Gruppenaufgaben: Wohngemeinschaft, Reisevorbereitung, Turmbau Z-Box 6. Sozialkompetenz Fach- und Sachkompetenz Selbsteinschätzung 7. Selbstkompetenz Methodenkompetenz Aufbau von Profil AC im Überblick Diagnostische Instrumente basic 1. Allgemeine Leistungsfähigkeit Kompetenzbereiche mit seinen physischen und psychischen Voraussetzungen Selbstkompetenz „System“ Mensch Handlungskompetenz auf der Grundlage seines Wertesystems Sozialkompetenz Kulturtechnische Kompetenz Die Kompetenzbereiche Problemlösefähigkeit Planungsfähigkeit Methodenkompetenz Zielorientierung Flexibilität Selbstkompetenz Selbsteinschätzung Mehrere Beobachter beobachten denselben Beobachtungsgegenstand in verschiedenen Situationen Fokus auf beschriebene Merkmale Bewertung der Merkmalsausprägung auf 5-stufiger Rating-Skala Kontrolliert subjektiv Systematisch/gezielt dreischrittig: Beschreiben – deuten - bewerten Auswahl definierter Beobachtungssituationen Wesentliches Element von Profil AC: Beobachtung Sorgfalt Räumliches Vorstellungsvermögen Fach- und Sachkompetenz Kontaktfähigkeit Teamfähigkeit Sozialkompetenz Medienkompetenz Umgang mit Sprache und Schrift Kulturtechnische Kompetenz Umgang mit Zahlen Kompetenzbereiche und zugeordnete Merkmale: Beispiele 44 4. Übertrag des Gesamtergebnisses 3. Begründete Beurteilung 2. Einigung bei unterschiedlichen Einschätzungen Beobachtungsbogen komplett 1. Zusammenführung / Abgleich Beobachterkonferenz 45 46 Forum 7 Patenmodell der Johann- Peter-Hebel-Förderschule Schopfheim Paten begleiten Schüler der Förderschule auf dem Weg in den Beruf Auf der Grundlage des Konzepts einer “Gemeindenahen Förderschule” werden die Gewinnung von Paten und deren Arbeitsweise sowie die Bedingungen für ein positives Patenverhältnis aufgezeigt. - In der Diskussion wurden folgende Faktoren, die zum Erfolg des Patenmodells beitragen, aufgezeigt. - Regelmäßige Treffen des Patenkreises - Fortbildung der Paten - Konzeptionelle Begleitung durch einen Patenbeirat - Mitwirken von Frau Sigl, Jugendberufshelferin an der HebelFörder und Berufsschule - Gezielte Zuordnung “Schüler – Pate” durch Frau Sigl - Begrenzung der Patentätigkeit auf die Kooperationsklassen - Mitarbeit der Oberstufenlehrer im Patenkreis - Einbinden der Erziehungsberechtigten - Mitwirken verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen, z.B. Kirchen - Unterstützung durch den Förderverein der Schule Schirmherrschaft durch Frau Ortrun Schätzle, MdB a.D. Wertschätzung der Paten Paten ziehen einen persönlichen Gewinn aus ihrer Tätigkeit Öffentlichkeitsarbeit (Presse, VHS, Gemeindebrief der Kirchen usw.) Kontakt: Johann-Peter-Hebel-Schule, Gemeindenahe Förderschule, 79650 Schopfheim, Torstraße 4 Johann Tritschler, Sonderschulrektor 47 Forum 8 Unterstufe – Oberstufe – Ausbildungsstufe oder Erst mit dem Gesellenbrief entlassen ! Ausbildungsmodell der Robert – Koch – Schule Heidelberg Durch die enge Kooperation von Betrieb – Stadt – Agentur für Arbeit – Handwerkskammer und Schule ist es gelungen, einen Weg zu eröffnen, der 50 % eines Entlassjahrgangs im Anschluss an die Schule eine Vollausbildung im Gebäudereinigerhandwerk ermöglicht. Die innerbetriebliche Schulung und die praktische Arbeit finden für die Auszubildenden des 1. Lehrjahrs in ihrer alten Schule statt, so dass die Übergangsproblematik “Schule – Arbeitswelt” (Wechsel der Institutionen, Wechsel der Personen und Beziehungen, veränderte Lehr-und Lernmethoden, Ablösung vom Elternhaus, Spannungsverhältnis subjektiver Berufswünsche und ihrer Realisierbarkeit) auf diesem Weg entschärft wird. Im Rahmen des Ausbildungsmodells erhält die Schule ein eigenständiges Arbeitsfeld und trägt so zur Optimierung des dualen Systems bei. Sie kann jetzt die Kompetenzen, die sie während der neunjährigen Schulzeit im Umgang mit den Schülern erworben hat, gewinnbringend in die Ausbildung einbringen. Förderschulen entlassen in der Regel ihre Schüler mit einem Zeugnis, das man bei einer Bewerbung um eine Ausbildungsstelle lieber nicht vorlegt. Das hier vorgestellte Ausbildungsmodell der Robert – Koch – Förderschule Heidelberg will diesem Missstand abhelfen. Die sonderpädagogische Begleitung durch die Förderschule wird um drei Jahre verlängert und endet mit dem Erreichen des Gesellenbriefes. Damit haben die Förderschüler eine gesellschaftlich anerkannte Qualifikation und bessere Chancen für den Start ins Arbeitsleben. Das Modell im Überblick 1) Jedes Jahr beginnen sechs Entlassschüler der Förderschule eine reguläre Ausbildung zum Gebäudereiniger. 5) Frühestens ab dem 2. Lehrjahr findet die praktische Ausbildung auch außerhalb der beiden Schulen statt. 6) Einmal pro Woche besuchen die Auszubildenden die Berufsschule in Frankfurt, mit der eine intensive Kooperation besteht. 2) Alle sechs Schüler werden von einer Firma ( Fa. Sönmez Gebäudereinigung Heidelberg ) ausgebildet. 3) Da es sich um lernbehinderte Schüler handelt, sind zusätzlich Stützmaßnahmen erforderlich, damit die Ausbildung erfolgreich verlaufen kann. Diese finden in der Robert-KochFörderschule statt. Fazit: Ausbildung geht alle an – oder: Die beruflichsoziale Eingliederung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ausbildungsreife ist aus unterschiedlichen Gründen nicht für alle SchülerInnen erreichbar. Schulen müssen deshalb den Übergang begleiten und auf der anderen Seite braucht es einen Pakt zwischen Arbeitgebern, Trägern der Sozial- und Jugendhilfe, der Arbeitsverwaltung und den Kommunen. 4) Die praktische Arbeit wird ebenfalls in der Robert-Koch-Förderschule und einer benachbarten Grund- und Hauptschule abgeleistet. Um dies zu ermöglichen, hat die Stadt Heidelberg beide Schulgebäude der Firma Sönmez als Reinigungsobjekte übertragen. 48 Aufgabenfelder / Verantwortungsbereiche der Kooperationspartner Aufgabenfelder /Verantwortungsbereiche Netzwerkverantwortliche konkret generalisiert Institution / beim Ausbildungsmodell der für andere Schulen Kooperationspartner RKS Schule x organisiert den Stützunterricht während der Ausbildung x schon ab Klasse 1 wird auf die Ausbildung vorbereitet x Schule bringt die in 9 Jahren erworbene Kompetenz ein und engagiert sich weitere 3 Jahre x Schärfung des Schulprofils x stellt Reinigungsflächen zur Verfügung x Förderung von Ausbildungsbetrieben x stellt Schulungsräume für den Stützunterricht zur Verfügung. x finanziert sozialpädagogische Betreuung (SGB VIII ) x Ökonomisierung der Ausbildung x übernimmt jährlich 6 Schüler/-innen in die Ausbildung x Grundlage für eine reguläre Ausbildung x stellt die Azubis für den Stützunterricht frei und verzichtet so auf einen Teil der täglichen Arbeitszeit x Optimierung des dualen Systems Agentur für Arbeit x finanziert im Rahmen einer AbH- Maßnahme x Finanzierung der Mehrkosten: Freistellung von der Arbeit / Stützunterricht Freundeskreis e.V. x Vertragspartner gegenüber der Agentur für Arbeit x Trägerschaft anstelle der Schule Schulträger Betrieb Kontakt: Robert-Koch-Schule (Förderschule) Heidelberg, Schulleiterteam Jutta Guterl / Klaus Fellhauer 49 x „Stolpersteine“ bearbeiten (außerbetriebliche Ursachen für Abbrüche, Konflikte usw.) Forum 9 Junge Unternehmen organisieren, initiieren und realisieren “Von Holzwürmern und himmlischen Genüssen” an der Gerhart-Hauptmann-Schule, Reutlingen Im Bereich der Hauptschule gibt es immer mehr Schüler, die aus Klasse 7 oder 8 ohne Abschluss entlassen werden müssten und solche, die ohne intensive Hilfe durch die Schule keinen Ausbildungsplatz finden würden. Deshalb hat die Gerhart-Hauptmann-Schule vor 3 Jahren den Praxiszug in Klasse 8 eingerichtet und in Klasse 9 eine Juniorfirma etabliert. Methodentraining als Ganztagesangebot ist unseres Erachtens genauso bedeutend für die Erlangung der Ausbildungsreife wie die Förderung von Ausdauer und Durchhaltevermögen in sportlichen Ganztagesangeboten. Um also unseren Hauptschülern überfachliche Kompetenzen vermitteln zu können brauchen wir aussagekräftige Konzepte und müssen unsere Arbeit auf mehrere Säulen stellen. Diese Arbeit hat als Ziel, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, gegenwärtige und zukünftige Anforderungen des Lebens als Individuen und als Mitglieder der Gesellschaft mitgestaltend zu bewältigen. Dabei kommt der Erhaltung der Lebensfreude in einer anregenden Lernumgebung große Bedeutung zu. Wir wollen dazu Wissen ebenso vermitteln wie soziale Kompetenzen und natürlich auch Grundhaltungen entwickeln. Eine unserer Säulen ist der Praxiszug mit den verschiedenen Schülerfirmen. läuft im engen Bezug zur Realität und bietet neue Motivation und neue Impulse. Kunden der Firmen können alle Klassen der Schule, die Schulleitung, die Schulsozialarbeit oder Privatpersonen und Firmen sein. Es können sowohl Lernmaterialien als auch Einrichtungsgegenstände in Auftrag gegeben werden. Die Cateringfirma beliefert an 2 Tagen der Woche die schuleigene Mensa und kocht für ca. 70 Schülerinnen und Schüler. Jede Klasse erhält einen festen Betrag, den der Schulträger genehmigt hat. Der Verlauf der Unterrichtsstunden richtet sich innerhalb des vierstündigen Zeitrahmens am Mittwochmorgen (parallel zum Zusatzunterricht) inhaltlich nach den angenommenen Aufträgen und nach den auftretenden Problemstellungen. Inhalte sind eingebettet in den Erziehungs- und Bildungsplan, jedoch abgestimmt auf die konkrete Situation der Gerhart-Hauptmann-Schule. Projektbeschreibung Praxiszug Der Praxiszug dient der beruflich-sozialen Eingliederung von Schülern und sieht neben der Arbeit in den zwei Übungsfirmen (der Schreinerei “Holzwurm,” dem Catering “Essen himmlisch gut” und der Schneiderwerkstatt “Flinke Spule”) auch einen Praxistag vor. Der Praxistag findet in Betrieben statt, der einen Ausbildungsplatz mit realistischen Zukunftschancen für unsere schwächeren Schülerinnen und Schüler bietet. Die Schule arbeitet hierbei mit festen Partnerbetrieben zusammen. Teilnehmer unseres Projektes sind also die Schüler, die nicht im Zusatzunterricht sind und oft nur schwer einen Ausbildungsplatz finden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Berufsberater, Betrieben, Berufsschulen und Schulsozialarbeit ist dabei unabdingbar. Das praktische Arbeiten in einer der Firmen dient der Anwendung des theoretischen Wissens aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Wirtschaftslehre/ Informatik. Die Arbeit ver- Ziele Unser Konzept soll also einer praxisorientierten Vorbereitung auf das Leben in der Arbeitswelt dienen und unseren Schülerinnen und Schülern bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz bieten. Angemessene Angebote am Praxistag, eine intensivere Begegnung mit der Arbeitswelt und auch Stärkung des Selbstbewusstseins und Abbau von Schwellenängsten sichern die Ausbildungsreife. Indem wir Schlüsselqualifikationen festigen, erleichtern wir die Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz. Da die Arbeit in der Firma eine Arbeit im Team ist, dient sie außerdem auch der Erweiterung der Sozialkompetenzen. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen die Gelegenheit haben, sich mit beruflichem Alltag und betrieblicher Wirklichkeit handelnd auseinander zu setzen, denn nur so können sie eigenverantwortlich und kompetent ihre Zukunft planen. 50 Beschreibung Juniorfirma Junior ist ein Programm des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, das in einzigartiger Weise einen rechtlichen und organisatorischen Rahmen zur Gründung von Schülerunternehmen bietet. Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 gründen ein auf ein Jahr befristetes Juniorunternehmen und vermarkten ihre Geschäftsidee. Seit dem Schuljahr 03/04 erfahren die SchülerInnen der Gerhart-HauptmannSchule wirtschaftliche Zusammenhänge durch direkten Praxisbezug. Neben der Beschaffung des Eigenkapitals über den Verkauf von Anteilscheinen gehören auch Lohnzahlungen, das Abführen von Steuern und Sozialabgaben sowie die Einberufung der Hauptversammlungen und die Erstellung eines Geschäftsberichtes zum Unternehmensalltag. Zum Ende des Schuljahres wird das Unternehmen aufgelöst, ein Jahresabschluss erstellt und das Restkapital zuzüglich der Dividende ausgezahlt. Bewerben können sich für die Juniorfirma SchülerInnen der 9. Klassen. Sie werden in einem Bewerbungsverfahren ausgewählt. Sowohl Zusatz- als auch PraxiszugschülerInnen werden genommen. Nachdem sich die Schülerfirmen der GerhartHauptmann-Schule Reutlingen im Plenum vorgestellt hatten, kam man in der Diskussion auf zwei Aussagen, die allen Anwesenden grundlegend schienen zur erfolgreichen Verwirklichung einer solch praxisnahen Arbeit: 1. Mehr Lehrerstunden sind Voraussetzung, um große Klassen in kleine Gruppen, die firmenfähig (Service-Learning) sind, aufteilen zu können. 2. Schulscharfe Ausschreibungen sind notwendig, um firmenrelevante Lehrerstellen mit entsprechenden fachlichen und sozialen Kompetenzen besetzen zu können. Gerhart-Hauptmann-Schule, Reutlingen Schulleiterin Carola Rieger 51 Forum 10 “Hauptschule abgeschlossen – was dann? Kein Abschluss ohne Anschluss” Es werden die verschiedenen Anschlussmöglichen für Hauptschülerinnen und Hauptschüler dargestellt und die Bedeutung von Netzwerken beim Übergang von der Schule in den Beruf erörtert. BILDUNGSWEGE MIT HAUPTSCHULABSCHLUSS Techniker Meister Berufsoberschule Berufskollegs Berufliches Gymnasium Hochschulreife Fachhochschulreife Hochschulreife Mittlere Reife (9 + 3) Mittlerer Bildungsabschluss Berufseinstiegsjahr (BEJ) 1-jährige Berufsfachschule (BFS) Berufsausbildung 2-jährige Berufsfachschule (9 + 2) Werkrealschule (9 + 1) HAUPTSCHULABSCHLUSS Berufsvorbereitungsjahr(BVJ) Kooperationsklassen Hauptschule Berufsschule Hauptschule Kooperationsmöglichkeiten Durch frühzeitige Zusammenarbeit zwischen den Hauptschulen und beruflichen Schulen kann generell eine Verbesserung der Übergänge für die Schülerinnen und Schüler in die berufliche Schule erreicht werden. Eine geordnete Übergabe der Schülerinnen und Schüler von der abgebenden Hauptschule an die aufnehmende Berufliche Schule mit Übergabebogen und Übergabegespräch erleichtert den Jugendlichen den Übergang. Das sog. Übergabekonzept hat sich bewährt, aber es müsste an allen Schulen eingesetzt werden. Für die Sicherung der Übergänge von der Hauptschule in die Ausbildung ist ein frühzeitiger, enger und kontinuierlicher Kontakt mit den Betrieben vor Ort unerlässlich. Darüber hinaus ist aber auch Bildungswege im Anschluss an den Hauptschulabschluss, Das baden-württembergische Bildungssystem ist nach der Devise “Kein Abschluss ohne Anschluss” aufgebaut. Jeder Bildungsabschluss, der an einer allgemein bildenden Schule erworben werden kann (Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Fachhochschulreife, Hochschulreife) kann auch an beruflichen Schulen erreicht werden. Damit können auch Hauptschülerinnen und Hauptschülern einen höheren Bildungsabschluss erlangen. Im Forum wurden folgende Themenbereiche angesprochen 52 der Grundschulen wieder durchgeführt werden sollten. Ebenso wichtig sind Informationsveranstaltungen für Eltern und Schüler der Klasse 8 der Hauptschule, wobei die Arbeitsverwaltung und die Beruflichen Schulen dabei anwesend sein sollten. Das, was berufliche Schulen qualitativ und quantitativ bieten, ist in der Öffentlichkeit nicht hinreichend bekannt. Durch dieses Informationsdefizit werden Ängste geschürt, Schülerinnen und Schüler unter Umständen demotiviert und gegebenenfalls können durch Desinformation Bildungswege verbaut werden. Deshalb ist dafür Sorge zu tragen, dass alle Schularten über die jeweils anschließenden oder vorausgehenden Schularten genügend informiert sind. die Zusammenarbeit zwischen der Grundschule und der Hauptschule zu verstärken, um besonders schwächere Schülerinnen und Schüler schnell zu identifizieren und notwendige Fördermaßnahmen einzuleiten. Außerdem müsste die Gruppe der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund noch stärker in den Blick genommen werden. Auch hier kann durch Kooperation der Beteiligten mehr erreicht werden. Besonders wichtig ist auch, dass die Zusammenarbeit mit den Eltern weiter ausgebaut wird. Anschlussmöglichkeiten für schwächere Schülerinnen und Schüler mit und ohne Hauptschulabschluss nach dem BVJ Schwächere Jugendliche, auch ohne Hauptschulabschluss, sollten sich nach Abschluss des BVJ, wenn sie keinen Ausbildungsplatz gefunden haben oder keine andere schulische Anschlussmöglichkeit haben, bei der Arbeitsverwaltung melden. Diese vermitteln die Jugendlichen beispielsweise in - berufsvorbereitende Lehrgänge, - außerbetriebliche Ausbildungen oder in - Einstiegsqualifizierungen. Praktika Jugendliche sollten die Arbeitswelt möglichst frühzeitig und erfahrungsbezogen z.B. durch Praktika kennenlernen. Dazu sind Kooperationen mit Kammern und Betrieben notwendig. Fazit Gute Förderbedingungen an Hauptschulen und eine frühzeitige und kontinuierliche Zusammenarbeit aller Beteiligten erleichtert den Hauptschülerinnen und -schülern den Übergang in die Anschlusssysteme. Hauptschule und Berufliche Schule müssen sich im Bildungssystem als Einheit verstehen und den Hauptschülerinnen und -schülern die Anschlusswege vorstellen. Im dualen System gibt es zwischenzeitlich auch 2-jährige Ausbildungen für schwächere Jugendliche. z.B. Fachkraft im Gastgewerbe oder Maschinen- und Anlagenführer. Gute Übergangsmöglichkeiten in eine Ausbildung bieten die Kooperationsklassen Hauptschule - BVJ. MR´in Hildegard Rothenhäusler, Kultusministerium Baden-Württemberg Oberstudiendirektorin Elsbeth Ruiner, Justus–von–Liebig–Schule Mannheim. Information aller Beteiligten Die Informationen über Bildungswege für Hauptschülerinnen und -schüler an beruflichen Schulen müssen frühzeitig und breit gestreut werden. Dies bedeutet auch, dass die Informationsveranstaltungen in der 4. Klasse 53 Forum 11 Kommunalforum: Weiterentwicklung der lokalen (Haupt-)Schulstrukturen Sinkende Schülerzahlen, veränderte Übergangszahlen auf weiterführende Schulen, der Ausbau schulischer Ganztagsangebote und neue pädagogische Erkenntnisse erfordern vielerorts ein Überdenken und weiterentwickeln der lokalen Schulstrukturen. Dies ist eine besonders wichtige und sensible landes- und kommunalpolitische Aufgabe. Vor diesem Hintergrund haben das Kultusministerium Baden-Württemberg und die Kommunalen Landesverbände im März 2007 gemeinsame Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Hauptschulstrukturen veröffentlicht ermöglichen. Allerdings reichen die vom Land bereitgestellten Lehrerwochenstunden im Rahmen der Ganztagsinitiative bei weitem nicht aus. Redebeitrag von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner Nimmt man die gemeinsamen Empfehlungen der Landesregierung und der kommunalen Landesverbände vom 7. März 2007 als Bezugsrahmen, so lässt sich die Hauptschulentwicklung in Heidelberg unter der Ziffer 2c einordnen: Zusammenlegung von Hauptschulzweigen. Die bisher acht Hauptschulstandorte im Stadtkreis Heidelberg werden ab dem Schuljahr 2007/2008 an vier Standorten zusammengeführt. Künftig haben wir dann zwei GrundHaupt- und Werkrealschulen mit Halbtagsbetrieb sowie zwei teilgebundene Ganztagshauptschulen. 3) Neuausrichtung der Schulsozialarbeit In allen Heidelberger Hauptschulen wird seit Jahren Schulsozialarbeit flächendeckend mit großem Erfolg praktiziert. Die Zusammenlegung der Hauptschulen eröffnet die Chance, die Schulsozialarbeit im Rahmen einer indizierten Prävention bedarfsgerecht auch auf den Grundschulbereich auszudehnen. 4) Verbesserung der Betreuungssituation im Grundschulbereich Gründe für die strukturellen Maßnahmen 1) Entwicklung der Schülerzahlen Durch die frei werdenden Räume kann an allen Heidelberger Grundschulen die verlässliche Grundschule an 5 Tagen in der Woche von 7:30 bis 17 Uhr angeboten werden. Diese Betreuungszeit war bisher an 6 Grundschulstandorten möglich. Damit sind wir bereits weiter gekommen, als es die Zielplanung des Landes im Rahmen der offenen Ganztagsschule vorsieht. In diesem Rahmen lässt sich eine Betreuungszeit von 9 Stunden und mehr nicht realisieren. Rückgang der Hauptschülerzahlen im Stadtkreis Heidelberg von 2001 bis 2007 um 25.5%, allein vom Schuljahr 2005/2006 zum Schuljahr 2006/2007 von 902 auf 798, also ein Rückgang um 11,4%. Die Übertrittsquote aufs Gymnasium liegt bei 56 %. Die Gesamtschülerzahl liegt bei rund 18.800 Schülerinnen und Schülern an öffentlichen Schulen sowie weiteren rund 4.600 an privaten Schulen. 2) Qualitätssicherung Kritische Phasen bei der Entscheidungsfindung und Umsetzung Zweizügigkeit war bei acht Hauptschulen nicht mehr gegeben. Aus pädagogischen Gründen (Binnendifferenzierung des Unterrichts) ist Zweizügigkeit aber wichtig, um insbesondere im Rahmen einer gebundenen Ganztagsschule für unterschiedliche Schülergruppen differenzierte Angebote und spezielle Förderung zu 1) Überzeugungsarbeit an den Schulen Wie kann man die Überlegungen zur Qualitätssicherung den Praktikern in den Schulen nahe bringen, noch dazu, wenn sie vom sächlichen Schulträger ausgehen, wo doch Fragen der inhaltlichen Schulentwicklung 54 Landesangelegenheit sind? Hier zahlte sich die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem angegliederten staatlichen Schulamt aus. 6) Klassenstärken- Klassenteiler Der Klassenteiler ist landesweit festgelegt im Schulgesetz und nicht ohne weiteres veränderbar. Deshalb erwies sich die Klassenstärke als die wichtigere Stellschraube zur Feinjustierung vor Ort. Mit der Verabredung zwischen Landesregierung und kommunalen Spitzenverbänden vom März 2007 ist zunächst eine Bestandgarantie der vorhandenen Lehrerwochenstunden gegeben, die dann Zug um Zug zurückgefahren wird. Dadurch ist sicher gestellt, dass zumindest im ersten Jahr nach der Zusammenführung die Klassenstärken nicht über 24 Schüler pro Klasse liegen werden. Die weitere Entwicklung ist dann im Lichte der weiteren Entwicklung der Schülerzahlen zu betrachten. 2) Das Schulgesetz von BadenWürttemberg Die Vorgaben des Schulgesetzes im Hinblick auf Mitentscheidungsrechte bzw. reiner Anhörung oder Beratung waren oft schwer zu vermitteln. In der Bürgerschaft wird vielfach die Kommune als alleiniger Schulträger angesehen. § 30: Grundsatzbeschluss des Gemeinderats § 30.1. Die Schulaufsicht muss zustimmen. § 47: Schulkonferenz ist anzuhören. § 57: Elternbeirat hat beratende Funktion. An den Schulen, an denen die interne Kommunikation in der Schulkonferenz funktionierte, gab es keine Probleme. In den anderen Fällen kam zum Teil erhebliche Unruhe auf, bis hin zu Demonstrationen vor dem Rathaus. 7) Aufhebung der Schulbezirksgrenzen Durch die unter Ziffer 5 angesprochene Lenkung der Schülerströme konnte der Weg gewählt werden, dass die Schulbezirksgrenzen neu zugeschnitten, nicht aber ganz aufgehoben werden, nicht zuletzt, um ein Überlaufen einer Schule zu vermeiden. Hinzu kommt, dass die Aufhebung der Schulbezirksgrenzen bisher nur als Schulversuch möglich ist, mit der Folge, dass während der Laufzeit des Schulversuchs vom Land keine Baumaßnahmen gefördert werden, die mit dem Schulversuch zusammen hängen. 3) Besitzstandswahrung Der Zeitpunkt für die Schulzusammenführung war günstig, da drei von vier Schulleiterstellen wegen Pensionierung gleichzeitig frei wurden. 4) Eingemeindungsvertrag Der Eingemeindungsvertrag für den Stadtteil Ziegelhausen von 1973 enthält den Artikel, dass die Hauptschule im Stadtteil zu erhalten sei. Mit bezug auf das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs zum Fall Gutenzell/Hürbel im Landkreis Biberach und der entsprechenden Stellungnahme des Petitionsausschusses des Landtags wurde eine Eingabe des Stadtteilvereins Ziegelhausen vom Regierungspräsidium Karlsruhe zurück gewiesen. 8) Anpassung der ÖPNV-Anbindungen der verbleibenden vier Hauptschulstandorte Hier musste in einzelnen Stadtteilen nachjustiert werden, bis hin zum Einsatz von zusätzlichen Schulbussen, was nicht ganz kurzfristig möglich ist. 9) Zustimmung der Schulaufsicht Obwohl mündlich immer wieder positive Zwischenmeldungen gegeben wurden, ließ die schriftliche Zustimmung der Schulaufsicht längere Zeit auf sich warten, was insbesondere in der Endphase des Prozesses der Zusammenlegung der Heidelberger Hauptschulen zu Irritationen geführt hatte. 5) Suche nach pädagogisch sinnvollen Lösungen vor Ort Aufnehmende und abgebende Schulen erarbeiteten gemeinsam das jeweilige Integrationskonzept. Der Übergang in einem Zug war als Orientierung vorgegeben. Damit wurden die Schülerströme gelenkt, analog des Aufnahmeverfahrens bei Gymnasien. 55 - Insgesamt gibt es in Reutlingen wenig Hauptschulbezirkswechsel (im Gegensatz zum GS-Bereich, Jos-Weiß-Schule und 3 freie Schulen – Ev., Kath. + Walddorf). Gründe für Wechsel sind meist persönlicher Art und in den allerwenigsten Fällen auf das Schulprofil zurückführbar. “Die flächendeckende Ganztagsschule als stabilisierendes Element im Hauptschulbereich” Redebeitrag von Herrn Bürgermeister Robert Hahn, Reutlingen 1) Situation in Reutlingen - 110.000 Einwohner. - 12 Stadtbezirke. Außenbezirke: 45.000 EW, Innenstadt: 65.000 EW. - 31 allgemein bildende Schulen. - davon insgesamt 10 Hauptschulen mit 10 Hauptschulbezirken (bei 18 Grundschulbezirken) . - siehe Stadtplan mit 10 HS-Standorten und HS-Bezirken. - 2 HS mit Werkrealschulen, jeweils eine 10. Klasse, insgesamt 36 SchülerInnen. - 6 HS sind Ganztagshauptschulen (Erlassschulen). - Schuljahr 2006/07: o 73% der Reutlinger Hauptschüler gehen in Ganztagshauptschulen (in Zahlen: 1470 Hauptschüler insgesamt, davon 398 nicht an Ganztagshauptschulen (27%). o ca. 10% der HauptschulabgängerInnen besuchen anschließend die HS mit Werkrealschule. 3) Werkrealschule (WRS) als stabilisierender Faktor: - die Auswahl der HS, denen Werkrealschulen angegliedert sind, erfolgt im Sinne der Stabilisation im HS-Bereich: o geographische Erwägungen: eine im Norden, eine im Süden. o Auswahl einer Schule mit besonderen Herausforderungen (85% aller SchülerInnen mit Migrationshintergrund Hermann-KurzSchule), die durch die Einrichtung einer WRS an Attraktivität gewinnen sollte. - Ergebnis: Die Werkrealschule hat beide Schulen innerhalb des Schulbezirks aufgewertet. Wir gehen davon aus, dass die WRS gegen Schulbezirkswechsel wirkt. - Wir beobachten nicht, dass durch den Wettbewerbsvorteil Werkrealschule ein “run” auf diese Schulen ausgelöst hat. 2) Stabilisation durch flächendeckendes Angebot an Ganztagshauptschulen im Innenstadtbereich 4) Stabilisation durch Fördervereinsmodell - alle 4 HS im Kernstadtbereich und die beiden Schulen der größten, mit der Stadt baulich verbundenen Stadtbezirke sind Ganztagshauptschulen. - Die 6 Ganztagshauptschulen wurden in den Jahren 1996 – 2003 sukzessive zu Ganztagsschulen ausgebaut - Die unterrichtsbegleitenden und –ergänzenden Betreuungsangebote laufen über das Fördervereinsmodell: o Jede allgemeinbildende Schule in RT hat einen Förderverein. o Die Fördervereine der jeweiligen Schulen organisieren bedarfsgenau die Betreuungsangebote der Schule (Verlässliche Grundschule und flex. Nachmittagsbetreuung), außerdem die Schulsozialarbeit. o Die Fördervereine bringen mit dieser Qualität einen besonderen Beitrag der Stabilisierung der Hauptschulen - in Bezug auf Betreuungs- und Unterrichtszeiten an den Hauptschulen gibt es keine gegenseitige Konkurrenz ( kein “Schülertourismus” wegen “besseren” Betreuungszeiten an einzelnen Schulen); Überall Angebote Montag – Donnerstag, 8-16 Uhr. - An allen 6 Ganztagshauptschulen findet Schulsozialarbeit statt. - Der Wettbewerb zwischen den Schulen konzentriert sich auf das Schulprofil: Eventuelle Wettbewerbsvorteile: “nicht geboren, sondern erkoren”. 56 5) (Neue) Grenzen der Stabilisation Resumé: - Demographische Entwicklung: Der Rückgang der Schülerzahlen wird auch in Reutlingen eintreten, wenngleich bisher zeitlich gegenüber den Prognosen für das Land verzögert. Diese Herausforderung könnte evtl. noch bewältigt werden: 4 der 6 Ganztagsschulen waren in diesem Schuljahr noch 2-zügig... - Die Art und Weise wie die Diskussion der Zukunft der HS heute geführt wird, vor allem in den Medien, wirkt weiter destabilisierend und schadet, vor allem den Schülerinnen und Schülern, die jetzt die HS besuchen. Sie sind die Leidtragenden. - Über die Weiterentwicklung der bestehenden oder die Entwicklung von alternativen Schulstrukturen muss gedacht und diskutiert werden, aber so, dass nicht die Arbeit der letzten, mindestens 10 Jahre gefährdet wird. - Hinzu kommt aber mit dem neuen Schuljahr ein “Problem”, das wir wegen der genannten Stabilisierung bisher nicht hatten, die Übergangsquote in die Hauptschule: Bürgermeister Robert Hahn, Reutlingen bisher immer deutlich über 30%, im lfd. Schuljahr 32% im kommenden Schuljahr noch 22% - Ausreißer oder neuer Trend? - In der Summe beider Faktoren haben wir im neuen Schuljahr nur noch 2 HS, die, zumindest in der 5. Klasse beginnend, 2zügig sind. Mittelfristig werden wir auch in Reutlingen die Existenz von Hauptschulstandorten hinterfragen müssen. 57 Steht der ländliche Raum vor dem Aus? Fleisch aus der Region verkauft werden! Redebeitrag von Bürgermeister Helmut Groß, Tengen - In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der ursprüngliche Wirtschaftsraum mit Leben und Arbeiten in den Dörfern gravierend verändert. In den letzten Jahren trat eine rapide Verschlechterung ein. Sofern keine weiterführenden Schulen in den dünnbesiedelten Landesteilen mehr angeboten werden, wird sich im Hinblick auf den demographischen Wandel eine Abwanderung von Familien ergeben. Werden die ehemaligen Dörfer dann zu Altersheimen? Die Landwirtschaft gab den Menschen Arbeit und Einkommen und sicherte die Grundversorgung in unserem Land. Auflage – Verbote der Anbindehaltung ab 2010 – Die meisten in der Stadt Tengen betriebenen Stallungen erfüllen diese Vorgabe nicht. Die wenigsten Landwirte können aufgrund der dramatisch gesunkenen Erträge das notwendige Eigenkapital nachweisen, um Laufställe zu bauen. Eigentum ist nicht veräußerbar, da niemand landwirtschaftliche Flächen aufkauft. Die Folge wird sein, dass in diesen Betrieben die Viehhaltung aufgegeben werden muss. - Im Land Baden-Württemberg wird angestrebt, dass mehr Biogasanlagen entstehen. Die Nutzung zur Stromerzeugung und evtl. Wärmeeinspeisung führt aber zu gravierenden Veränderungen. Getreide reift nicht mehr aus, sondern wird als sogenannter Energieweizen siliert. Die Folge ist, dass die Mühlen in der näheren Umgebung nicht mehr ausreichende Anlieferungen zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe bekommen werden. Global ist der Weizenvorrat auf derzeit 30 Tage gesunken. In dem Nachhaltigkeitsgutachten des Landes Baden-Württemberg ist u.a. aufgeführt, dass es künftig Regionen insbesondere im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb ohne Landwirte geben wird. Eine ortsnahe Versorgung ist neben der Aufgabe von kleinen in der Lebensmittelgeschäften dann Grundversorgung komplett weggebrochen. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die weiterverarbeitenden Gewerbebetriebe wie Schlachtereien, Metzgereien, Milchwerke oder Getreidemühlen! Was hat sich verändert – dazu eine Übersicht, die sicherlich nicht vollständig sein wird: Erosionen treten an Hanglagen beispielsweise beim Anbau von Mais auf. Hier wird in Zukunft eine Verschlechterung der Böden eintreten. Dies hat auch Auswirkungen für die Jagd und für damit verbundene Wildschäden. Landwirtschaft 1960 wurden in Tengen noch 4.000 Rinder gehalten, derzeit ca. 800 – 900. Die Tendenz – weiterhin steil fallend! Dazu gibt es folgende Ursachen: - - Verkauf der Milchquoten - bisher nur in den Regierungsbezirken möglich, seit 1. Juli 2007 bundesweit. Nach Aussage des BLHV wurden in den letzten Monaten 36 Millionen Kilogramm Milchquote in den Norden Deutschlands aus Baden-Württemberg verkauft! Werden wir mit Milch daher in der Zukunft aus Hamburg oder Dresden versorgt? - Biogasanlagen – Investoren sind oft nicht mehr nur Landwirte, sondern Kapitalgesellschaften. - Eigentum von landwirtschaftlichen Nutzflächen Die Flächenprämie ist nicht an die Grundstücke gebunden. Sofern der Bewirtschafter diese auf dem Markt verkauft, kann je nach Grundstücksart der Eigentümer vermutlich keinen Pächter mehr finden (siehe Aussage Nachhaltigkeitsgutachten des Landes). Schlachtvieh – der mit EU-Mitteln geförderte Schlachthof in Singen hat seit langer Zeit Lebendtransporte von Tieren aus Sachsen oder Polen. Nur dadurch konnte dieser Standort bislang aufrechterhalten werden. Von Vorteil – das hier geschlachtete Vieh kann als - 58 Leerstehende Ökonomieteile – ohne das Angebot an Arbeitsplätzen in den Dorfgemeinschaften und ohne weiterführende Schulen sind diese Gebäude nur noch schwer zu veräußern, noch schwieriger wird der Umbau der Ökonomie zu Wohnzwecken sein. gemeinschaften, die die Aufgabe für diese Betreuung dann übernehmen sollen. Damit entstehen auch auf diesem Sektor neue Ausgaben für die Eigentümer von privaten Waldflächen. Der ländliche Raum hat eine enorme Ausblutung von landwirtschaftlichen Arbeitsplätzen erlitten. Damit verbunden ist auch das Fehlen von Ausbildungsplätzen in diesem Bereich. Landwirtschaftliche Flächen und Landwirtschaftsgebäude in Ortslagen zu veräußern, wird äußerst schwierig sein, ja es ist teilweise fast unmöglich. Für die Eigentümer treten damit erhebliche Vermögensverluste ein! Die Feinstaubdiskussion trägt dazu bei, dass die Genehmigung (Emission) für Holzheizungen von derzeit 15 KW auf 2 KW reduziert werden sollen. Gerade in den ländlich strukturierten Gegenden hat dies gravierende Auswirkungen. Für die Außenluft ist seit Januar 2005 ein höchster Tagesmittelwert von 50 µg / m_ PM 10 (= EStaub) vorgeschrieben, doch für Arbeitnehmer soll es zumutbar und ungefährlich sein, ein ganzes Arbeitsleben lang Tag für Tag 10.000 µg / m_ E-Staub bzw. 3.000 µg / m_ A-Staub einzuatmen. Diese Grenzwerte wurden vom Bundesarbeitsministerium und den Berufsgenossenschaften festgelegt. Gewerbe – Gewerbegebiete Mit dem Rückgang der Landwirte hat das Handwerk erhebliche Einbrüche zu verzeichnen. Der Handel von Landmaschinen, die Reparatur dieser Gerätschaften hat bereits zur Aufgabe von vielen Händlern geführt. Auch das Baugewerbe hat derzeit keine Aufträge mehr aus dem Bereich der Landwirtschaft zu erwarten. Diese Widersprüchlichkeiten finden nun auch verstärkten Eingang in die Änderungen des Bundesimmissionsschutzgesetzes. In manchen ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäuden haben sich Selbständige ein Unternehmen aufgebaut. Die Fläche ist begrenzt, Auswirkungen evtl. von Lärm auf die Nachbarschaft tragen dann mit dazu bei, dass eine Veränderung ansteht. Durch “Flächen sparen” sollen nur in Ausnahmefällen neue Gewerbegebiete, vor allem im ländlichen Raum ausgewiesen werden. Dies würde dazu führen, dass diese Betriebe gezwungen sind, in andere Orte abzuwandern. Bei der Erschließung von Gewerbegebieten wird im Land BadenWürttemberg künftig nur eine Bezuschussung erfolgen, wenn dies interkommunale Gebiete sind! Dies ist ein Vorschub für den weiteren Verlust von Arbeits- und vor allem auch von Ausbildungsplätzen in dünnbesiedelten Regionen! Nahversorgung - Aufgabe der Lebensmittelbetriebe in den Ortschaften wegen mangelnden Ertrags. - Auflösung der Filialen von Sparkassen und Banken. - Gesundheitsreform – Auswirkungen auf die Allgemeinmediziner mit evtl. Aufgabe der Arztpraxen. - Apotheken – Einkauf über Internet führt zu Umsatzrückgängen, teilweise dann Schließungen. - Verlust von Fachgeschäften, insbesondere durch Einkaufsmärkte. - Metzgereien – ohne Viehhaltung vor Ort muss mindestens die Schlachtung eingestellt werden (Verlust von Arbeitsund Ausbildungsplätzen). - Schließung der Postämter – ab 2011 fällt das Postmonopol, ob dann noch Zustellungen in kleine Ortschaften stattfinden werden ist zumindest äußerst fraglich. - Gaststätten (in der Regel Auflagen). Wald – Holzversorgung Im Zuge der Verwaltungsreform wurden die Forstbehörden in die Landkreise eingegliedert. Derzeit überlegt das Land Baden-Württemberg, ob nicht die Staatswälder von der Betreuung der Landkreise herausgenommen und die Vermarktung durch das Land selbst vorgenommen werden soll. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen für die Ausgaben der Kreise. Bereits jetzt wird vielerorts darüber diskutiert, den Kleinprivatwald aus der Betreuung herauszunehmen. Empfohlen werden Forstbetriebs- 59 Öffentlicher Nahverkehr Hauptschule – Verbundschule – Mittelschule Der öffentliche Nahverkehr wird überwiegend durch den Schülerbusverkehr in vielen ländlichen Regionen gesichert. Sofern künftig auch die Hauptschüler befördert werden müssten, reicht die Kapazität der eingesetzten Busse oftmals nicht mehr aus (Sitz- und Stehplätze sind bereits jetzt teilweise voll belegt). Mit der Aufgabe der Hauptschulstandorte werden neue Brennpunktschulen entstehen. Die Ausgaben für Sozialbetreuer werden entsprechend ansteigen. Schule heißt auch ein Heranwachsen in der sozialen Gemeinschaft. Heimat hat nur der Mensch, der die Wärme und Liebe des Elternhauses spürt, der Wurzeln in seiner Ortsgemeinschaft bilden kann, in dem soziale Kontakte zu allen Bevölkerungsschichten gepflegt werden. In den Ferienzeiten werden verschiedene Ortschaften im Bereich der Stadt Tengen nicht mehr angefahren. Sofern junge Familien nicht mehr dort leben, stellt sich die Frage für viele ältere Einwohner, wie sie die Versorgung dann in diesen Wochen für sich sicherstellen sollen. Die Hauptschule ist leider nicht mehr die Bildungseinrichtung, die sie ursprünglich gewesen ist. Mit dazu beigetragen haben Änderungen der Gesetze für die Ausbildung im Beruf. In vielen Bereichen wurde das Wort Hauptschule gestrichen und als Eingangsvoraussetzung “Mittlere Reife” eingesetzt. Dies trägt im Wesentlichen mit dazu bei, dass nun auch im ländlichen Bereich diese Schulart nicht mehr angenommen wird. Bildung – Schulstandort - 0 – 3 Jährige - Verpflichtung zur Einführung der Betreuung vermutlich ab 2010 – die Kinder müssten dann in einen Zentralort gebracht werden. - Kindergärten – trotz aller Aussagen mehr Erziehungsarbeit zu leisten, wird das Personal mit immer wachsender Anzahl von Betreuung belastet. Die Zahl der 3 – 4- jährigen Kinder, die nicht “sauber” sind, steigt von Jahr zu Jahr an. In der Stadt Tengen bestehen in neun Ortschaften drei Kindergärten. Diese Kinder sind daher in den anderen sechs Ortschaften ebenfalls täglich nicht mehr zu Hause. - Grundschulen Für die Familien entstehen neue Ausgaben, für den Schülertransport ihrer Kinder in Hauptschulen in anderen Ortschaften. - Bereits jetzt muss festgestellt werden, dass Familien mit Kindern in Mietwohnungen wieder wechseln und in andere Orte mit weiterführenden Bildungseinrichtungen (z. B. Realschule) ziehen. Auflösung der Hauptschulen im ländlichen Raum – leerstehende Schulräume und nicht genutzte Sporthallen – im Gegenzug müssen Städte, die diese Schüler/innen aufnehmen oft in weitere Sportstätten investieren! - Übernahme von ausgebildeten Grundund Hauptschullehrern 2007 in BadenWürttemberg Von ca. 8.000 Anwärtern werden 5.000 vom Land Baden-Württemberg nicht übernommen. Viele Familien haben für die Ausbildung ihrer Kinder investiert, evtl. dies sogar mit einem Darlehen finanziert. Selbst bei einem Abschluss mit 1,0 wurde mancher Anwärter/in nicht übernommen. Viele stellen sich die Frage ein weiteres Studium – Abschluss dann mit 30 Jahren? Sofern eine weiterführende Schule (Hauptschule) im Kernort der Stadt Tengen nicht mehr gegeben ist, müssten zwei Grundschulen in den Ortschaften aufgelöst werden. Dies bedeutet einen weiteren Verlust der Infrastruktur in diesen beiden Orten. - - Auf der anderen Seite besteht Lehrermangel. So erhielten in Immendingen die Klassen acht und neun in den naturwissenschaftlichen Fächern keine Noten – mangels Unterricht! Schüler der Klasse acht stehen jetzt vor der Berufswahl und müssten sich mit diesem Zeugnis bewerben. “Was hat ein junger Mensch für Chancen auf dem hart umkämpften Ausbildungsmarkt, wenn ihm Wissen unterschlagen wird?” 60 Rettungsdienste Ohne weiterführende Schulen keine Familien mit Kindern Die Kinder in den ländlichen Räumen sind täglich zwei – drei Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Bei einer Ganztagesbetreuung sind sie länger von der Wohnung entfernt, als ihre arbeitenden Eltern. Dies führt dazu, dass solche Familien Wohnungen in entsprechenden Schulstandorten auswählen werden. Durch den Verlust der landwirtschaftlichen Arbeitsplätze, die Aufgabe von verschiedenen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben, macht den Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehr und des DRK nicht einfacher. Während der normalen Arbeitszeit wird es immer schwieriger, eine entsprechende Anzahl von ehrenamtlichen im Ort zu haben, die zu einem Einsatz fahren können. Nach dem Ende der Landwirtschaft – also Dörfer als Altersheime? Kirchengemeinden Unter diesen Umständen der Veränderung der Bildungseinrichtungen wird auch die Glaubensausübung bei Kindern und Jugendlichen noch schwieriger. Arbeitsplätze – Ausbildungsplätze – Fahrstrecken Viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze sind aufgrund des fehlenden Angebotes in den ländlichen Räumen von den Einwohnern nur durch ein eigenes Kraftfahrzeug zu erreichen. Neben den derzeit hohen Spritpreisen treten weitere Belastungen auf: - Wegfall der Pauschale bis 20 km (Steuerrecht) - Diesel- und Benzinfahrzeuge sollen nicht älter sein als 10 Jahre (künftige Regelung Baden-Württemberg angestrebt) Ausbildungsplätze Durch Auflagen und vor allem auch durch EUVorgaben gehen nicht nur Arbeits- sondern auch Ausbildungsplätze verloren. Dies zieht sich von dem landwirtschaftlichen Bereich bis zum Handwerk im ehemals ländlichen Raum. Das generelle Rauchverbot in Gaststätten, die Erhöhung der Tabaksteuer wird auch in diesen Bereichen zu Verlusten und Schließung von Fachgeschäften und Produktionsstätten. Bereits ein Drittel der Zigaretten in Deutschland sind Schmuggelware! Dies bedeutet, dass Jugendliche sich kein Auto mehr leisten können und damit auch oft einen Ausbildungsplatz nicht mehr erreichen. In Tengen besteht noch eine Tabakmanufaktur mit 30 Arbeitsplätzen. Sofern die Forderung von Philipp Morris durchgeht und die Besteuerung der Zigarillos und der Zigarren in gleicher Höhe wie die Zigaretten erfolgen, werden die Produkte derart teuer, dass diese Betriebe ebenfalls schließen müssen. Die Folge wäre der Import aus Billiglohnländern! Vereine – ehrenamtliche Tätigkeiten Die Vereinsarbeit und die damit verbundene ehrenamtliche Tätigkeit erhält unter diesen gegebenen Vorgaben der Schulen keinen Nachwuchs mehr in der Jugend. Davon sind nicht nur die Sport- und Musikvereine betroffen, sondern auch, wie beispielsweise in Tengen, private Musikschulen! Auch diese verlieren während solch einer Entwicklung ihr Einkommen und damit ihren Arbeitsplatz. Erholungsraum für die Stadtbevölkerung Mit der Aufgabe und der Veränderung, die hier aufgezeigt wurde, wird sich auch der Wert von manchen Erholungsräumen negativ verändern. Lärmentwicklungspläne durch Städte Tengen, den 18.07.2007 Die Veränderungen der Landwirtschaft, die Aufgabe der Nahversorgung führt zu langen Transportwegen. Für den Schülertransport müssen weitere Busse eingesetzt werden, dies alles trägt nicht zu einer Lärmminderung bei. Helmut Groß Bürgermeister 61 62 3 Fachbereich Bildung Hauptschulbereich einzuräumen Hauptschulen brauchen den nötigen Freiraum und die erforderlichen Ressourcen, um auf die jeweiligen individuellen Anforderungen vor Ort bedarfsgerecht reagieren zu können Attraktivität der Hauptschule ist zu verbessern (Hauptschule ist Wertschule und ist es wert gewählt zu werden) Profilbildung der Hauptschulen ist erforderlich Wahlmöglichkeiten der Eltern sind auch im Neue Neue Bezirke Bezirke –– weshalb weshalb ?? Bericht von Hans-Jürgen Heißner, stellv. Amtsleiter, Mannheim Schuljahr 2003/2004 Neuordnung der Grenzen der Hauptschulbezirke 4 2 §§ Rechtliche Rechtliche Grundlagen Grundlagen §§ Fachbereich Bildung Baden-Württemberg In Abstimmung mit dem Kultusministerium: Schulversuch in diesem Gebiet mehrere Schulen derselben Schulart bestehen, bestimmt der Schulträger die Schulbezirke.“ „Schulbezirk ist das Gebiet des Schulträgers. Wenn in Schulgesetzes für Baden-Württemberg. Absatz 2 bestimmt: Grundlage der Schulbezirksbildung ist der § 25 des Fachbereich Bildung wird „die Weiterentwicklung der Hauptschule… ein bildungspolitischer Schwerpunkt der nächsten Jahre sein. Sie basiert wesentlich auf der Eigenentwicklung in den Hauptschulen selbst.“ Auch aus Sicht des baden-württembergischen Kultusministeriums Schule korreliert positiv mit den erreichten Schülerleistungen Pisa-Studie: die Eigenständigkeit und Autonomie der einzelnen bildungspolitischen Fragen Schulträger übernehmen stärkere Verantwortung in Bildungspolitischen Leitlinien der Stadt noch über einen festen Schulbezirk verfügt Die Hauptschule ist die letzte Schule des Sekundarbereiches, die Neue Neue Hauptschulbezirke Hauptschulbezirke 63 5 7 Fachbereich Bildung Bezirk Mitte Fachbereich Bildung Bezirk Süd Bezirk Nord Mannheim – Süd Mannheim – Mitte Mannheim – Nord Neue Neue Bezirke Bezirke In jedem Bezirk soll zumindest eine Ganztagsschule liegen. Die Schulwege der Kinder sollen nicht zu lang werden, sein, Die Schülerzahlen zwischen den Bezirken sollen etwa gleich verteilt In jedem sollen etwa gleich viele Schulen liegen, quantitativ ausreichende Auswahlmöglichkeit zu schaffen Genügend viele Schulen sollen im Bezirk liegen, um eine Stand: 21 Hauptschulbezirke Zuschnitt ßbezirke Zuschnitt der der neuen neuen Gro Großbezirke 8 6 Übersicht Schule und Bezirk 380 229 192 315 Friedrich Ebert Käfertal Wald Geschwister Scholl 5.102 Planungsbereiche Vorgehen Vorgehen 191 1.578 328 Konrad-Duden Summe Bezirk Süd 158 Gerhard-Hauptmann Pfingstberg (ganztags) 165 Seckenheim 1.778 Summe Bezirk Mitte 129 109 Feudenheim 373 228 Wohlgelegen 234 211 Uhland Friedrichsfeld 482 Humboldt Schiller 259 Pestalozzi 174 Hilda 315 Sickinger Johannes Kepler (ganztags) 1.746 155 Sandhofen Summe Bezirk Nord 262 Peter Petersen 2 2–3 1–2 1–2 1 2–3 2 1 2 2–3 3–4 2–3 1–2 2–3 2-3 1-2 1-2 2-3 1-2 2-3 2 Zügigkeit Fachbereich Bildung Abstimmung mit den Hauptschulleitungen (März 2002) Rechtliche Klärung mit dem Rechtsamt (Mai 2002) Abstimmung mit den Sprechern der Bezirksbeiräte (Nov. 2002) Abstimmung mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg (Jan. 2003) – Schulversuchsregelung Satzung inhaltlich neu gestalten (Jan. 2003) Beratung und Verabschiedung im Bildungsausschuss (Jan. 2003) Beratung und Verabschiedung im Gemeinderat (Febr. 2003) Genehmigung durch das Kultusministerium (März 2003) Zustimmung zur Satzung durch Regierungspräsidium (Frühjahr 2003) Die neuen Bezirksgrenzen werden zum Schuljahresbeginn 2003/2004 gültig Fachbereich Bildung 213 Anzahl der Schüler Kerschensteiner (ganztags) Schule 64 11 9 Ergebnisse Ergebnisse 2006/2007 2006/2007 Fachbereich Bildung Ausübung desselben erfolgt noch nicht optimal Befürchtung seitens der Schulen: „Rückgang von Schülerzahlen“; „bei guten Schulen laufen die Klassen voll“ Die entstandene Konkurrenz hat sich positiv auf die Profilbildung der Schulen ausgewirkt Schüler/innen identifizieren sich mit „ihrer“ Schule und werten sie als ihre „Wahlschule“ auf Die Information über das Wahlrecht bzw. die Fachbereich Bildung Schüler zu Beginn des letzten Jahres und während des Schulversuchs ist die Auswertung der Ergebnisse einzuleiten. Nach Aufnahme der Schülerinnen und 5 Jahren begrenzt. Der Schulversuch wird auf die Dauer von Schulversuch Schulversuch genehmigt genehmigt 12 10 Ausblick Ausblick Fachbereich Bildung Schulversuch fortsetzen Die Stadt Mannheim möchte den Fachbereich Bildung Grundlage der für das Schuljahr 2002/2003 geltenden Regelungen festgeschrieben Gilt für: Lehrerwochenstunden in den Hauptschulen Erweiterungs- oder Neubaumaßnahmen Ressourcenrahmen wird auf der Ressourcenrahmen Ressourcenrahmen 65 • 6,3 % der Schüler insgesamt ohne Abschluss • 30 % davon aus den Hauptschulen • Ausbildungsbetriebe klagen über fehlende Kompetenzen • Schlechte Ausbildungs- und Berufsaussichten • erheblicher Rückgang der Schülerzahlen aufgrund der demographischen Entwicklung • verändertes Übergangsverhalten verschärft die demographischen Auswirkungen Ausgangslage Beitrag von Irmtraud Bock, Gemeindetag BW Forum 11: Kommunales Forum Hauptschulkongress des Landesschulbeirats 19. Juli 2007 Hauptschulen in Baden-Württemberg Ausgangslage Zielsetzung Empfehlungen des Landes Umsetzung in der Praxis Ausblick • Reduzierung der Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss • Verbesserung des Images der Hauptschule • Entwicklung zukunftsfähiger, betriebsfähiger Schulstrukturen Zielsetzung ist • • • • • Inhalt 66 Pädagogische Profilierung • Kooperation benachbarter Hauptschulen • Zuweisung einzelner Klassen an andere Hauptschulen • Zusammenlegung von Hauptschulen • Aufhebung kleiner Hauptschulen • Umwandlung in Außenstellen • Schulverband • Schulverbund • Jahrgangsübergreifende Klassen Empfehlungen für OrganisationsMaßnahmen Effiziente Strukturen durch organisatorische Maßnahmen Zwei Ansätze zur Erreichung dieser Ziele • Kooperationsverbünde zwischen Hauptschulen und Realschulen im geltenden Schulsystem - schulartübergreifende Angebote - gemeinsame außerunterrichtliche Angebote - schulartübergreifender Lehrereinsatz und ggf. Ganztagsbetrieb - „Brücken“ in Klassen 6 und 8 - gemeinsame Schulleitung • Schulversuch für Auflösung von Schulbezirken Begleitende Maßnahmen des Landes • Ausnahmefall für kleine einzügige Hauptschulen: Mindestteilnehmer für Ganztagsgruppe bei kleinen einzügigen Hauptschulen = 20 Schüler/Gruppe • Bei Unterschreitung noch keine unmittelbaren schulorganisatorischen Folgen, aber Prüfung der Schulstruktur • Längerfristig mind. voll einzügige Hauptschulen • Schulisches Angebot mit zukunftsweisenden Strukturen bedarf dauerhaft einer bestimmten Schulmindestgröße. • Erhaltung von HS im Ländlichen Raum ist erklärter politischer Wille des Landes Planungsgrundsätze des Landes 67 04 J li 2007 I t dB k 11 • Maßnahmepaket des Landes zur Stärkung der Hauptschule ein richtiger Ansatz • Verstärkung der Kooperation zwischen HS und RS kann mittelfristig auch ein Element der Standortsicherung sein • Ausreichende Personalressourcen unabdingbar für Erfolg • Das gilt auch für Ganztagsschulen als ein Baustein für die Hauptschulstruktur • Förderung kommunaler Betreuungsmaßnahmen muss erhalten bleiben, auch bei genehmigten GTS • Können Eltern überzeugt werden? Ausblick • 2jähriger Praxiszug mit garantiertem Zusatzunterricht (ab Klasse 8) • Stärkung der Kernkompetenzen durch mehr Unterricht und Förderung • regelmäßige Praxiszeiten • Werkrealschule für Leistungsstarke mit garantiertem Zusatzunterricht und zentraler Prüfung • an geeigneten Standorten vertiefte Kooperation Hauptschule – Realschule mit Möglichkeiten der Teilnahme am Unterricht der Realschule in Deutsch, Mathe, Englisch • Durchlässigkeit soll erhöht werden Kernelemente der pädagogischen Profilierung im Maßnahmepaket des Landes zur Stärkung der Hauptschule • Schaffung struktureller und organisatorischer Rahmenbedingungen für eine pädagogisch wertvolle, zugleich auch wohnortnahe Bildung • Datenerfassung und Prüfung der Auswirkungen auf GHS, auch unter pädagogischen Gesichtspunkten • Falls notwendig Kooperationsnotwendigkeiten mit anderen Schulen prüfen und Maßnahmen einleiten Umsetzung - Schulträger Forum 12 Die SchuB-Konzeption geht in die Fläche Ausbildungsfähigkeit individuell steigern Das Forschungsprojekt ‚Schule und Betrieb’ (SchuB) ermittelte in Erhebungen unter Ausbildern sowie Haupt- und Berufsschullehrkräften zum einen die Anforderungen der Arbeitswelt an Auszubildende und zum anderen die Leistungsprofile der Hauptschüler/innen vor ihrem Übergang in die Ausbildungsphase. Im Anschluss an die festgestellten Diskrepanzen wurde eine LernmodulKonzeption speziell für Mathematik und Deutsch in Kl.8/9 entwickelt, die eine individuelle Förderung im Klassenverband ermöglicht . Sie wurde bereits von 180 Hauptschulklassen erprobt und geht nun in die Fläche. Schule–Beruf: ein Übergang mit Chancen und Risiken Handlungsbedarfs in den Schulen. Im Ergebnis konnten sowohl konkrete Hinweise zur Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit herausgefiltert als auch ein hohes Maß an Übereinstimmung zwischen Lehrkräften und Ausbildern in der Problemanalyse festgestellt werden. Insbesondere wurde der Bedarf an arbeitsweltspezifischen Lernkonzepten und individuellen Fördermaterialien im Bereich der Kulturtechniken aufgezeigt. Der Übergang von der Schule in den Beruf gilt als einer der schwierigsten Prozesse im Leben eines Heranwachsenden. Denn hier kommen zwei Schwierigkeiten zusammen, der biografische Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen und der systemische von der Schule in die Arbeitswelt. Für starke Schüler ist es eine Rolltreppe nach oben, für schwache oft auch ein Weg mit Enttäuschungen und Brüchen. 2. Phase: Lernmodule Mathematik und Deutsch Das Projekt Schule und Betrieb (SchuB) fasst die Schwierigkeiten in diesem Übergangsprozess ins Auge. Jeweils zur Hälfte wurde es von der Landesvereinigung Baden-Württembergischer dem Arbeitgeberverbände und Kultusministerium finanziert, die wissenschaftliche Leitung des Forschungsund Entwicklungsvorhabens lag bei der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. In einer zweiten Projektstufe wurden deshalb von Expertenteams Lernmodule für Deutsch und Mathematik entwickelt und im Schuljahr 2004/05 in 40 Schulklassen der Modellregionen erprobt und evaluiert. Die Lernbausteine berücksichtigen einerseits die unterschiedlichen Leistungsniveaus und Lerntempi der Schülerinnen und Schüler und andererseits die verschiedenen Anforderungsprofile in den jeweiligen Berufsfeldern. 1. Phase des Projekts: Erhebung Ist- und Soll-Stand Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Martin Weingardt und Prof. Dr. Karl Schneider von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg wurde in einem ersten Schritt im Schuljahr 2003/04 untersucht, welche Kompetenzen und Fähigkeiten für eine erfolgreiche Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie gebraucht werden. Dazu wurden in drei Modellregionen – Oberschwaben, Mittlerer Neckar und Mannheim – Personal-, Ausbildungs- und Werkstattleiter in Betrieben unterschiedlicher Größe befragt (Soll-Werte). Anschließend wurde durch Haupt- und Berufsschullehrkräfte in einer standardisierten Erhebung ein Stärken-Schwächen-Profil ihrer Schüler gezeichnet (Ist-Werte), verbunden mit einer Darstellung des notwendigen Lernmodule Mathematik Lernmodule Deutsch Zahl- und Operationsverständnis Lesen 1 Grundrechenarten/Kopfrechnen Mitreden können Maßeinheiten Mündliche Kommunikation Gleichungen Schreiben Lernen am PC Sachtexte lesen (Lesen 2) Arbeiten mit Anleitungen Anleitungen Abb. 1: Die Lernmodule im Überblick Die Schüler können in einem Zeitraum von vier bis sechs Wochen selbstständig an einem ausgewählten Lernmodul und in eigenem Tempo 68 Diskussion und mit Selbstkontrolle arbeiten. Zu Beginn und am Ende der Lernphase schreiben die Schülerinnen und Schüler je einen Test. Anhand der Ergebnisse sehen sie unmittelbar, welche Kompetenzen sie in dieser Zeit eigenständig erworben haben. Nach einer Lesephase, in der die Teilnehmer des Forums Einblick nahmen in die ausliegenden Lernmodule, folgte eine Plenumsdiskussion. Dabei wurden neben Rückfragen an die Grundlagen und Konzeption der Lernmodule zwei Punkte besonders betont: 3. Phase: Implementierung in Hauptschulen Zum einen, dass zielgerichtete Maßnahmen zur Stärkung der Ausbildungsfähigkeit von zentraler Bedeutung sind für die Hauptschule. Die SchuB-Lernmodule überzeugen dabei durch ihre wissenschaftliche Fundierung und ihr welches im didaktisches Handling, Klassenverbandsunterricht eine individuelle Förderung ermöglicht, die an selbständigem Lernen orientiert ist. Sie verbessern die Kompatibilität von Hauptschule und Ausbildungspraxis. In einer dritten Tranche 2005/06 wurden die Lernmodule anhand der Evaluationsdaten optimiert und von weiteren 130 Schulen in allen vier Regierungsbezirken im Unterricht erprobt. Dazu wurden die rund 180 beteiligten Lehrkräfte aus haupt- und vereinzelt auch aus beruflichen Schulen an der PH Ludwigsburg fortgebildet. Die wissenschaftliche Evaluation erbrachte erneut Rückmeldungen von Schülern und Lehrkräften, die die Eignung der Konzeption für die individuelle Förderung im Klassenunterricht klar belegen. Zum anderen sollte auch die Verständigung und Zusammenarbeit des Hauptschulbereichs mit dem beruflichen Bildungswesen ausgeweitet werden, um auch hier im theoretisch-schulischen Bereich die Kompatibilität der (BildungsSysteme) zu erhöhen. Die neuen Lernmodule in Deutsch und Mathematik für Acht- und Neuntklässler haben ihren Praxistest folglich bereits an rund 150 Hauptschulen bestanden. In der Zukunft sollen die Lernmodule nach dem Willen der Landesregierung an allen Hauptschulen eingesetzt werden, denen sie dann zur Verfügung gestellt werden. Anmerkung: Die Lernmodule sind inzwischen allen interessierten Schulen und Betrieben über den Handel zugänglich. Die Bezugsquellen sowie Einzelheiten des Projektes und seiner Ergebnisse sind nachlesbar auf der ProjektHomepage www.uebergang.org. Auch Verantwortliche für das neue Berufseinstiegsjahr zeigen sich interessiert an der Konzeption. Aufsetzend auf einer klaren Diagnostik der individuellen StärkenSchwächen-Profile könnte mit Hilfe der nach Leistungsniveau, Teilkompetenzen und Berufsegmenten unterscheidenden Lernmodule auch im BEJ differenziert gefördert werden. Kontakt: Prof. Dr. Martin Weingardt -> weingardt@ph-ludwigsburg.de Stefan Küpper, Geschäftsführer Südwestmetall und Bildungswerk der Wirtschaft, 3 2,5 Prof. Dr. Martin Weingardt, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg 2 1,5 1 0,5 0 gemeinsamer Eingangstest Einstieg Reihe1 2,14 1,23 Benotung eigenes Lerntempo 1,48 2,08 individuelle Ausgestaltung Übersicht an Partnerarbeit Unterstützung des Moduls der Wand des Lehrers 2,02 1,67 1,33 1,18 0 = trifft nicht zu; 1 = trifft kaum zu; 2 = trifft zu; 3 = trifft voll zu N = 34 Abb. 2: Was steigert die Motivation der Schülerinnen und Schüler? 69 Forum 13 “Elternmentoren: Eltern für die Erziehungsaufgaben der Hauptschule gewinnen – Offenheit der Schule herstellen” Nach positiven Erfahrungen mit Elternmentoren an Sonderschulen (ca. 130 engagierte Personen) wurden ab 2005 Elternmentoren an Hauptschulen ausgebildet. Der Grund: Kombinierte Grundund Hauptschulen verlieren engagierte Eltern und Elternvertreter überwiegend nach dem Wechsel nach Klasse 4 an Realschulen und Gymnasien, die Eltern von Hauptschülern und – schülerinnen scheuen häufig die Mitarbeit in Gremien, die mit der Übernahme des Amtes des Klassenelternvertreters verbunden ist. Für alle Eltern ist aber die Einbeziehung in die altersentsprechenden Erziehungs- und Bildungsaufgaben der Schule besonders wichtig. Information zur Entwicklung der Elternstiftung, die 1976 gegründet wurde, ab 2003 im Rahmen des Projekts “Erziehungspartnerschaft” eine Vielzahl von Schulungen von Elternvertretern sowie Unterstützungsprojekte zur Einbeziehung von Eltern in verschiedenem Kontext durchgeführt hat ( www.elternstiftung.de). Die Gewinnung und Qualifizierung von Eltern als Mentoren erfolgt besonders an Schularten und bei Elterngruppen, die nur schwer zur Mitwirkung gewonnen werden können, - an Sonderschulen - an Hauptschulen - türkische Eltern - italienische Eltern Sie erfahren mehr Wertschätzung durch die Lehrpersonen. Sie erhöhen die Leistungserwartung an ihre Kinder. Sie gewinnen mehr Vertrauen in ihre Fähigkeit als Eltern und in die Fähigkeiten ihrer Kinder. Sie erfahren konkrete Hilfestellungen dabei, wie sie ihre Kinder am besten unterstützen können und steigern ihre eigene Weiterbildungsneigung. Es gibt auf der Basis empirischer Studien Erfolgskriterien für gelingende Strategien zur Elterneinbeziehung Eltern für die Erziehungs- und Bildungsaufgabe der Hauptschule gewinnen Elterneinbeziehung gelingt insbesondere dann, wenn aktivierend an den Stärken der Eltern angesetzt wird, Eltern in der Schule willkommen sind und wenn die Bedürfnisse von Eltern maßgeblich für die Ausrichtung der Elternarbeit sind, Elternarbeit ganzheitlich, langfristig – d.h. begleitend zum Aufwachsen der Kinder – und gut geplant ist, Schulen eine Vielfalt an Zugangsformen zu den Familien entfalten: Hausbesuche, Elterncafés, Eltern im Unterricht, Lehrplannächte, aktive Eltern Wertschätzung erfahren, Eltern sich austauschen und unterstützen. Genereller Nutzen: Der Schulerfolg nimmt erheblich zu, wenn Eltern hohe, aber nicht unrealistische Erwartungen bezogen auf Schulerfolg und Bildungsweg an ihre Kinder richten. Die Chance auf Leistungsverbesserung steigt, wenn Eltern in den Lernprozess ihrer Kinder in Schule eingebunden sind. Was haben Kinder davon, deren Eltern in das schulische Lernen einbezogen sind: Sie haben nachweislich bessere Noten. Sie gehen regelmäßig zur Schule. Sie entwickeln mehr soziale Kompetenzen und schließen die Schule besser ab. Kinder aus einkommensschwachen Familien profitieren am meisten von der Einbeziehung ihrer Eltern. Was haben Eltern davon, die in den Lernprozess ihrer Kinder stärker einbezogen werden: Sie haben mehr Vertrauen zur Schule. Das Projekt: A. Funktion der Hauptschulmentoren - Eltern als Kooperationspartner der Schule gewinnen, - Berührungsängste von Eltern abbauen (niedrigschwellige Anlaufstelle), - Eltern motivieren, den Erziehungs- und Bildungsprozess ihrer Kinder aktiv zu 70 unterstützen, Beratung von Eltern durch Eltern in Konfliktsituationen, - Aufklären über /vermitteln von internen und externen Hilfsangeboten. B. Hauptschulmentoren versus Elternvertreter - Hauptschulmentoren können, aber müssen nicht Elternvertreter sein (Klärung zur Vermeidung von Konflikten!), - Elternengagement wird ohne gleichzeitige Gremienarbeit ermöglicht, - Einbeziehen von Eltern aus anderen Kulturen wird gefördert, (diese sind nur selten gewählte EV), - Fokus liegt auf dem Initiieren und Gestalten von Aktivitäten mit und für andere Eltern, - Einstieg und Ausstieg ist leichter möglich. (das kommt zeitlich stark belasteten Eltern entgegen) Herr Henzler (Rektor der GHS in FilderstadtSielmingen), der bei einer Mentorenausbildung den Schulungspart “Bildungskonzept der Hauptschule” übernommen hatte, stellte die bestehende Elternarbeit an seiner Schule dar, u.a. - Zusammenarbeit mit Eltern, vor allem reger Kontakt mit der EBVorsitzenden, - offener runder Tisch Gewaltprävention, - Mithilfe beim Erstkontakt bei der Schulanmeldung. Reine Elternaktionen: - Schulcafé - Elternforum (von Eltern organisiert) Veranstaltung zu päd. Themen – ADHS, Medienkonsum pp. - Elterninitiativen - Förderverein beim Schulfest hinausgeht – zuzulassen. Ein Teilnehmer (EB-Vorsitzender) berichtete über die starke Irritation des Schulleiters bei dem von ihm geäußerten Wunsch, dass der Elternbeirat einmal ohne ihn tagen wolle. Der danach festgestellte Erfolg – stärkeres Engagement der Eltern - hat ihn aber davon überzeugt, dass selbständig denkende, planende und ausführende Eltern bei vielen Problemen besonders wirksam und für die Schule eine wirkliche Entlastung sind. - D. Erfolgskriterien für die Arbeit von Hauptschulmentoren - Kontinuierliche Abstimmung/Auftragsklärung mit Schulleitung und Lehrkräften, - Bedarfsermittlung bei den Eltern - entweder im Elterncafé oder an Elternabenden, Schulfest oder bei anderen Anlässen, - Schulung mehrerer Elternmentoren einer Schule, um Einzelkämpfertum entgegenzuwirken, - Männliche und weibliche Elternmentoren – Verbessern der Erreichbarkeit gerade von Vätern aus anderen Kulturen. Am Ende in einer kurzen schriftlichen Äußerung festgehaltenes Fazit der Teilnehmer: Wichtigkeit und Richtigkeit der Ausbildung wurden uneingeschränkt bestätigt. Die Aufgabe der Elternmentoren wurde von allen verstanden und als wertvoll angesehen. Der Zugang von Eltern zu anderen Eltern gelingt. Dieses Modell bietet nur Vorteile. Die anwesenden Elternmentorinnen betonten, dass die an den Samstagen gewonnene Erfahrungsbreite und Kenntnis auch von anderen Hauptschulen, nicht nur der eigenen wichtig war. Die Geschulten haben sich als Gruppe gefunden und sind überwiegend in Kontakt geblieben. Festgestellt wurde dabei, dass die Themen und Aktivitäten stark auf die GS-Eltern zielen. Spezielle Zugangswege zu Hauptschuleltern etwa im Hinblick auf Fragen der Berufsfelder und Ausbildungsfähigkeit könnten eine Aufgabe für HS-Mentoren sein. Das Ziel: weitere Fortbildungen für neue Elternmentoren, Einzelveranstaltungen für die ausgebildeten und dadurch stärkere Vernetzung. Offenheit der Schule herstellen Vorgestellt wurde sodann das Vorgehen beim C. Einführen der Hauptschulmentoren - Auftragsgespräche mit der Schulleitung, - Vorstellen der HS-Mentoren bei der GLK durch die Schulleitung, - Vorstellen der HS-Mentoren bei Elternbeiratssitzungen und Elternabenden. Diskutiert wurde das mangelnde Interesse von Schulleitungen, eine wirkliche Elternbeteiligung – die über Service-Leistungen Ein freundliches Feed-Back an die Elternstiftung: Das landesweite Zusammenführen und Ausbilden von interessierten Eltern gelingt der Elternstiftung sehr gut – weiter so! Kontakt: Elternstiftung Baden-Württemberg – info@elternstiftung.de – 0711- 27 34 150 Vorsitzende Elke Picker 71 Forum 14 Hauptschüler individuell betreuen: Die IHK als Lotse im Betrieb • STARTklar • Matching-Projekt • Einstiegsqualifizierung Mit passgenauer Vermittlung von Ausbildungsplätzen und Einstiegsqualifizierungen, mit sozialpädagogischer Begleitung und individuellem Mentoring fördert die IHK die Talente von Hauptschülern und bringt sie mit den betrieblichen Anforderungen in Einklang. STARTklar Hauptschüler trainieren mit SeniorPartnern für ihren Einstieg ins Berufsleben Was bewirkt STARTklar? Schülerinnen und Schüler: • ... lernen Teamarbeit, • ... gewinnen an Selbstsicherheit, • ... verbessern ihre Sprach- und Ausdrucksfähigkeit • ... kommen in Kontakt mit der Arbeitswelt. Ein Projekt in gemeinsamer Trägerschaft der Landeshauptstadt Stuttgart und der IHK Wer ist STARTklar? • IHK Region Stuttgart Schule Schülerinnen Schüler Eltern SeniorPartner Abteilung Integrationspolitik GHS Ostheim Friedensschule West Bismarckschule Feuerbach GHS Heusteigschule Was will STARTklar? SeniorPartner vermitteln Werte für das Berufsleben: – Höflichkeit – Zuverlässigkeit – selbstkritisches Verhalten – Sicherheit im Auftreten Beteiligung der IHK Region Stuttgart im Projekt STARTklar • • • • werden bei der Praktika- und Ausbildungsplatzsuche unterstützt. Berufserfahrene SeniorPartner unterstützen Schüler der Klassen 8 und 9 bei der Vorbereitung auf das Berufsleben. Die Ausbildungsreife und Ausbildungsfähigkeit wird verbessert. Förderung der Chancengleichheit von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Gewinnung weiterer SeniorPartner (über Präsidium, Vollversammlung, Ausschüsse und Arbeitskreise). Vermittlung von Kontakten zu Unternehmen. Unterstützung der SeniorPartner bei Fragen rund um die Themen Ausbildung und EQ. Hauptschüler nutzen: Lehrstellenbörse im Internet, Berufsbildungstag, Last-MinuteBörse und IHK-Anlaufstelle für Einstiegsqualifizierung. Gemeinsames Marketing Ihre Ansprechpartnerinnen Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart Andrea Stütz Tel: 0711 / 2005-333 Jägerstr. 30 70174 Stuttgart www.stuttgart.ihk.de Was macht STARTklar? Schülerinnen und Schüler finden ihre Stärken und Fähigkeiten heraus lernen Berufe kennen trainieren für das zielgerichtete und erfolgreiche Bewerben und Vorstellen 72 3. Testverfahren Zwei Testverfahren kommen zum Einsatz: Hamet / Profil AC des Bildungshaus GARP, Plochingen. Azubi-Profil des Instituts für Berufsprofiling, Stuttgart. Stabsabteilung Integrationspolitik Claudia Grimaldi Tel: 0711 / 216-2630 Eberhardstraße 61 70173 Stuttgart www.stuttgart.de/startklar Beispielaufgaben aus dem Azubi-Profil: Matching – Projekt Passgenaue Vermittlung von Schülerinnen und Schülern in Ausbildung 1. Ziele Passgenaue Vermittlung von Schülerinnen und Schülern in Ausbildung und Einstiegsqualifizierung: Durch eine passgenaue Vermittlung erhalten Betriebe motivierte Auszubildende. Ausbildungsabbrüche aufgrund falscher Berufwahlentscheidungen werden vermieden. Die Schüler/innen durchlaufen nach der Schule keine überflüssigen “Warteschleifen”. Die Zahl der Altbewerber/innen wird verringert. 2. Die Kompetenzprofile werden mit den Anforderungsprofilen verschiedener Berufsfelder abgeglichen: Profil-AC Agrarwirtschaft Bautechnik Drucktechnik / Multimedia Elektrotechnik Ernährung und Hauswirtschaft Farbtechnik und Raumgestaltung Gesundheit Holztechnik Körperpflege Metalltechnik Textiltechnik und Bekleidung Wirtschaft und Verwaltung Umsetzung in Stuttgart Auswahl von 2 Modellschulen: Das sind Hauptschulen, die derzeit keine weiteren Förderungen für Schulabgänger haben. Durchführung der Tests und Vermittlungsangebot. mit rund 100 Teilnehmer/innen im ersten Projektjahr. Pädagogische Begleitung in enger Kooperation mit der Schulsozialarbeit und Schule. Unterstützung der Betriebe bei Fragen zu Ausbildung und ergänzenden Maßnahmen. Azubi-Profil Abgleich mit ca. 500 Berufen durch ein computergesteuertes Verfahren Auswertung der Testverfahren Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein persönliches Berufsprofil, ein Zertifikat für die Bewerbungsunterlagen und werden individuell beraten. 2.1 Unterstützung der IHK 1. Ermittlung der noch nicht besetzten Ausbildungsstellen 2. Betreuung der Schülerinnen und Schüler: - Informationen über Berufsbilder - Unterstützung bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen - Bewerber-Profiling anhand eines Tests 3. Unterstützung der Betriebe: - bei der Bewerberauswahl - bei Fragen und Problemen während der Ausbildung 4. Vernetzung im Stadtteil mit Kooperationspartnern im Übergang Schule-Beruf 4 Ihre Ansprechpartner IHK Region Stuttgart Karin Wöhrle Telefon 0711-2005-346 karin.woehrle@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Böblingen Christine Kölling Tel. 07031-6201-41 christine.koelling.bb@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen Karin Seidel Tel. 0711-39007-43 karin.seidel.esnt@stuttgart.ihk.de 73 Bezirkskammer Göppingen Wilhelm Heyduck Tel. 07161-6715-44 wilhelm.heyduck.gp@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Ludwigsburg Dagmar Feil Tel. 07141-122-241 dagmar.feil.lb@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Rems-Murr Maike Wickenhöfer Tel. 07151-95969-42 maike.wickenhoefer.wn@stuttgart.ihk.de Schüler mit BVJ-Abschluss). Die Einstiegsqualifizierung Schulversuch: Teilqualifikation (TQ) im BVJ/BEJ • Jugendliche gehen ins BVJ oder BEJ. • Drei Tage pro Woche Schule. • Betriebspraktikum: Zwei Tage pro Woche, teilweise in den Schulferien. • Dauer Betriebspraktikum: mindestens 90 Tage. Bezahlung an den EQ-Praktikanten • feste Gehaltsvereinbarung im Vertrag, in der Regel mindestens 192,- Euro • Das Gehalt wird netto an die Praktikanten ausbezahlt. • Die Sozialversicherungsbeiträge übernimmt der Betrieb. Bezahlung an den Betrieb Der Betrieb stellt einen Förderantrag bei der Agentur für Arbeit. Wer kann eine Einstiegsqualifizierung machen? Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren, die zum 30. September bei der Agentur für Arbeit ausbildungsplatzsuchend gemeldet sind. Voraussetzungen IHK-Zertifikat Ziele der Einstiegsqualifizierung • Arbeitsleben kennen lernen • Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit entwickeln • Inhalte 1. Ausbildungsjahr kennen lernen • IHK-Zertifikat • Übernahme in Ausbildung Sozialpädagogische Begleitung durch die IHK Die IHK bietet sozialpädagogische Begleitung während der gesamten EQ-Zeit. Insbesondere berät sie bei Fragen zu: • Berichtsheftführung • Urlaubsanspruch • Umgang mit “schwierigen” Praktikanten • Konflikten mit Vorgesetzten • Übergang in Ausbildung Mögliche Berufsfelder • Handel / Verkauf • Gastronomie: Service / Küche • Büro / Verwaltung • Mediengestaltung • Metall • Lagerlogistik • IT Branche • Floristik • Sport- und Fitnessbereich • Reisevermittlung Ihre Ansprechpartner IHK Region Stuttgart Heike Grünkorn Telefon 0711-2005-440 heike.gruenkorn@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Böblingen Christine Kölling Tel. 07031-6201-41 christine.koelling.bb@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen Karin Seidel Tel. 0711-39007-43 karin.seidel.esnt@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Göppingen Wilhelm Heyduck Tel. 07161-6715-44 wilhelm.heyduck.gp@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Ludwigsburg Dagmar Feil Tel. 07141-122-241 dagmar.feil.lb@stuttgart.ihk.de Bezirkskammer Rems-Murr Maike Wickenhöfer Tel. 07151-95969-42 maike.wickenhoefer.wn@stuttgart.ihk.de Bedingungen für die Praktikanten • täglich Berichtsheft schreiben. • mindestens 90 Tage regelmäßig und zuverlässig arbeiten. • Interesse an der Arbeit zeigen • Teamfähigkeit beweisen. Bedingungen für den Betrieb • Ausbildungsinhalte vermitteln, • Berichtsheft kontrollieren, • Jugendarbeitsschutzgesetz einhalten, • regelmäßig Feedback geben, • betriebliches Zeugnis ausstellen. Berufsschule: Es besteht eine gesetzliche Berufsschulpflicht für alle EQ-Praktikanten unter 18 Jahren (ausgenommen davon sind 74 Statistische Angaben Gute Erfolgsquote: Fast 60% der Jugendlichen bekommen nach der EQ einen Ausbildungsplatz Anzahl und Verteilung der EQ und TQ Verträge Gesamtregion Stuttgart 333; 19% regulär laufende EQVerträge 149; 8% TQ im BVJ gel. EQ/TQ 1293; 73% Verteilung der Praktikanten auf EQ Berufsfelder (Gesamt 1443 Verträge) Sonstige 172 (9%) Verwaltung/ Büro 466 (24%) IT 51 (3%) Metall 235 (12%) Lager 99 (5%) Medien 71 (4%) Gastronomie 191 (10%) Handel 652 (33%) Verbleib EQ Praktikanten (Erfolgsbeobachtung) Stand 2005/2006, Gesamtregion Stuttgart Sonstige 18 (2%) Unbekannt 381 (35%) Ausbildung 620 (58%) weiterführende Schule/Studium 56 (5%) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 75 Forum 15 Schulen im Verbund – was verbindet uns wirklich ? Beispiele aus der Praxis In diesem Forum werden folgende Aspekte aus der Sicht von zwei Verbundschulen dargestellt: Erfahrungen bei der Gründung eines Schulverbunds Was uns verbindet – was uns trennt: Profile der jeweiligen Schulart Übergänge und Durchlässigkeit Schulverbund als Chance ! Erfahrungen bei der Gründung eines Schulverbundes - Anstöße - Demografische Entwicklung - Sicherung des Schulstandortes - Kein ländliches Umfeld - RS steht im Wettbewerb - Attraktives Angebot in der Wohngemeinde - Lenkung der Schülerströme Aktive Ausnutzung der MVO - Synergieeffekte Technische Ausstattung Verwaltung in der Lehrerversorgung in der Lehrauftragsverteilung - - Voraussetzungen - räumliche Nähe Bereits bestehende gemeinsame Nutzung von Fachräumen trotz getrennter Verwaltung (Werkraum, Computerräume, naturwissenschaftliche Räume) - - Planung Schulverbund und Ganztagesbetreuung als Paketlösung - offenes Angebot, - pädagogisches Konzept, gemeinsames Projekt der beiden Schulen, - Schaffung der baulichen Voraussetzung - Realisierung zwei Ebenen - IZBB + Investitionen der Kommune Gemeinderat (öffentliche Sitzung) Anhörung, Bürgeranhörung 76 Antrag des Schulträgers IZBB Beauftragung der Architekten Schulverbund “Profile müssen sichtbar bleiben”! Planung: 2 Verwaltungen Option der Zusammenlegung Beschlussfassung und Antrag durch den Schulträger: Schulverbund 2 x GLK x2 Schulkonferenz x2 Gemeinderat März 2004 RS Kollegen: starke Vorbehalte – aber dann ein einstimmiges Votum bei zwei Enthaltungen Genehmigung Schulverbund kommt im August 2006 Grund- und Hauptschule mit Realschule Schlüsselübergabe, Ganztagesbetrieb ab Oktober 2006 Realität: 1 Rektorat, 1 Konrektorat, 1 Sekretariat 1 Lehrerzimmer 1 Elternbeirat (Wahlen…) 1 Schulkonferenz 1 Schülermitverwaltung Integration als wesentliche Aufgabe z.B. Miteinander in der Vertretung in der Hausaufgabenbetreuung GLK Ganztagesangebot im EB (Aktionen) Hindernisse Zuordnung der Schulverwaltungsrechner Statistik (2 Schulen) Lehrerzuweisung (Versetzung) Dienstliche E-Mail Adresse Haushalt (Balance) Identifikation der Schüler mit dem Schulzentrum - fällt leichter. - Schulklima hat sich verändert Miteinander im Ganztagesangebot und gemeinsamer Unterricht in Fächern schafft neue Perspektiven, die neue Durchlässigkeit ist Ansporn und Motivation, aber auch Grenzen werden neu definiert. Profilierung der Schularten Neues Signal von Minister Rau (Dienstbesprechung HS in Metzingen): in Klassenstufe 5 und 6 ist gemeinsamer Unterricht in allen Fächern möglich. Getrennte Abschlussprüfungen: - HS Klasse 9, HS Klasse 10, RS Klasse 10 - alle Prüfungen nur leicht zeitlich versetzt - höher logistischer Aufwand bzgl. Räume, Vorsitzende für externe Termine und Vertretungen Verträge und Verbindungen zu externen Partnern, aber auch zum Schulträger werden bei uns schulartspezifisch ausgeführt, Vertretung insgesamt als Einheit - Berufsorientierung, Weiterbildung, Projekte - Schulsozialarbeit,… Wahrnehmung der Schule in der Gemeinde als verschiedene Schularten (Die HS, die RS), aber als Verbundschule mit beiden Richtungen Profile (nach wie vor) - dem Hauptschüler muss und kann etwas Besonderes geboten werden (z.B. die Orientierung in Berufsfeldern, Praxistage u.ä.). das Miteinander in den Gremien - 1 EB, 1 SMV, 1 GLK, - eine Veränderung der Sichtweisen auf die verschiedenen Schularten, ihre Gemeinsamkeiten, ihre besonderen Ansprüche und Profile. - Ganzheitliche Sichtbedürfnisse wahrnehmen, - gute Zusammenarbeit im EB wie nie zuvor. - Identifikation der Elternschaft. Demografie und ihre Konsequenzen - Schulstrukturen sind im Verbund leichter zu verändern und die Bereitschaft Veränderungen zu ertragen, mit zu tragen oder gar selbst anzustoßen ist größer (Beispiel Orientierungsstufe, gemeinsamer Unterricht) Schulverbund als Chance Erfahrungen aus dem noch laufenden Schuljahr “aller am Schulleben Beteiligten” Schulträger - Bündelung in der finanziellen Versorgung - kürzere, weniger komplizierte Entscheidungsprozesse - Einsparung in der Verwaltung - Erleichterung in Planung und Konzeption der technischen Ausstattung - die Schulleitung hat ein größeres Gewicht in der Durchsetzung der Ansprüche (Beispiel Grundschulschwimmen) Grundschulempfehlungen - verlieren ihren scheinbaren Charakter als Sackgasse - Aufwertung der Hauptschule Schüler - erfahren gleichermaßen Anerkennung - gleiche Ansprüche, - gemeinsame Lernstationen, - außerunterrichtliche Veranstaltungen, - Angebote für Jahrgänge – nicht Schularten (Ganztag, einzelne Fächer). - Hausordnung für alle gleich. - Anerkennung im besonderen Profil. - Identifikation mit “Schulzentrum”. Synergieeffekte in der Lehrerversorgung - Fachlehrer, Spezialisten, Ganztagesangebot wird breiter und vielfältiger, individuelle Stärken der Lehrer besser nutzbar 77 Themen der Diskussion 1. Diskussionspunkt: Einbeziehung der Grundschule in die Verbundschule Inwiefern findet die Grundschule im Schulzentrum Stetten a. k. M. Beachtung? Die Grundschule ist wie die Haupt- und Realschule auch in den Schulverbund eingegliedert, sie ist bisher allerdings recht eigenständig. Die Rituale der Einschulung und Entlassung werden aber von der Schulleitung besonders beachtet. Die Schulleitung besucht auch Elternabende der Klassen 3 und 4, um die Bedürfnisse und Nöte der Eltern von Grundschulkindern zu erkennen und gegebenenfalls handeln zu können. (Schul-)Leben entwickelt; außerdem kommen ab der 5. Klasse weitere Fächer wie Sprachen, NWA oder Technik hinzu. In der Orientierungsstufe (Klasse 5 und 6) könnte man genauere Einschätzungen über Entwicklungsstände und Leistungsvermögen der Schüler treffen und dann erst selektieren. Diese Reform sollte aber nicht so aussehen, dass der Grundschulunterricht einfach um zwei Jahre verlängert wird, sondern es müsste ein neues Bildungsangebot sein. 5. Diskussionspunkt: Durchlässigkeit und Fächerverbünde im Widerspruch Wird die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schularten durch die neuen Fächerverbünde wie NWA, EWG, MNT, WZG behindert? Der Wechsel von einer Schulart zur anderen wird durch die Fächerverbünde teilweise etwas erschwert. Problematisch ist auch, dass die Fächerverbünde wie EWG oder NWA als solche nicht an den Pädagogischen Hochschulen studiert werden können. Außerdem wird durch die Zusammenlegung der Fächer das jeweilige Stundenbudget beschnitten, d. h. die Schüler/innen haben letztendlich weniger Stunden Biologie, Physik etc. Es kam die Frage auf, ob man die Fächerverbünde auflösen oder ein neues PHStudium einführen sollte. 2. Diskussionspunkt: Migrantenhintergrund des Schulzentrums Stetten a. k. M. Das Schulzentrum Stetten a. k. M. hat keinen Migrantenhintergrund. Früher waren teilweise Kinder von Aussiedlerfamilien in der Stettener Schule, was heute nicht mehr der Fall ist. In diesem Schuljahr hat sich allerdings eine neue Problematik aufgetan. Familien, die aus neuen EU-Ländern wie Bulgarien, Polen etc. nach Deutschland kommen, schicken ihre Kinder in deutsche Schulen. Dies ist problematisch, da die Kinder oft keine oder nur sehr geringe deutsche Sprachkenntnisse besitzen. 3. Diskussionspunkt: MVO mit Prüfung Welche Schüler der 5. und 6. Klasse der Hauptschule absolvieren Prüfungen, um eine RS-Empfehlung zu erhalten? Nicht alle Schüler der 5. und 6. Klasse der Hauptschule machen diese Prüfung, sondern nur diejenigen, bei denen die Eltern es wünschen. Die schlechten Ergebnisse dieser Prüfungen im Jahr 2006 und 2007 bestätigen jedoch die Beratung an den Hauptschulen. 6. Diskussionspunkt: Mediales Angebot der Verbundschulen Wie wird die Anschaffung von Medien geregelt, wenn Realschullehrer auch an der Hauptschule unterrichten (und umgekehrt) und manche Schüler aufgrund der Durchlässigkeit die Schulart wechseln? In Aulendorf werden im Bereich der Hauptschule generell weniger Medien angeschafft, die Lehrer/innen unterrichten oft themenbezogen. In den Hauptfächern wie Deutsch, Mathe und Englisch werden in der Haupt- und in der Realschule je nach Profil die entsprechenden Schulbücher angeschafft. 4. Diskussionspunkt: Gemeinsamer Unterricht der HS und RS in Klasse 5 und 6 oder bisheriges System der Übergänge und Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schularten? Wenn die Schüler “länger gemeinsam lernen” sollen, sollte dies unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden. Die Klasse 5 und 6 sollte eine Art Orientierungsstufe darstellen, in der Stärken und Schwächen der Schüler ausgelotet werden können. Man kann oft in der 4. Klasse noch nicht genau vorhersagen, wie sich ein Kind in seinem weiteren Kontakt: Haupt- und Realschule Aulendorf, Realschulrektor Albrecht Binder; Schulzentrum Stetten am kalten Markt (Grundund Hauptschule mit Realschule), Realschulrektor Heinz Ruf 78 Forum 16 “Lasst den Faden nicht reißen” Begleitung benachteiligter Jugendlicher in den Beruf Jugendhilfen Deggingen / Oberbergschule Die Jugendberufshilfe “Future” der Bruderhausdiakonie mit den Jugendhilfen Deggingen und der Oberbergschule begleitet benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene mit einem gruppenund individualisierten Ansatz auf dem oft hürdenreichen Weg in den Beruf und das Leben. “Future” ist für viele Hauptschulen ein Kooperationspartner im Netzwerk dieser Schulen und im Netzwerk des Landkreises Göppingen zur Unterstützung junger Menschen im Übergang zu einem selbständigen Leben. Durch Beratungs-, Qualifizierungs- und Kulturprojekte mit und an Schulen sollen schwierige Problemlagen rechtzeitig erkannt und bearbeitet werden und eine auch über Abbrüche hinaus kontinuierliche Beratung und Begleitung ermöglichen. In Kontakt bleiben - damit der Faden nicht reißt! 2. Die Struktur des Angebotes der Jugendberufshilfe: 1. Konzeptioneller Ansatz: Durch die Arbeit von Future soll ein Beitrag geleistet werden, um das (Grund)recht junger Menschen auf ein Aufwachsen in privater und öffentlicher Verantwortung zu verwirklichen. Die Jungendberufshilfeeinrichtung “Future” hält Angebote für Schulen vor, führt Qualifikationsprojekte sowie Jungendkulturprojekte durch, ist Anlauf- und Beratungsstelle für Jugendliche und beschäftigt Jugendberufshelfer. Überall dort wo dieses Aufwachsen von jungen Menschen nicht so gelingt, dass eine Teilhabe im Sinne einer gesellschaftlich definierten Gerechtigkeit möglich wird - und dies hat auch sehr stark mit der Teilhabe an unserer Arbeitsgesellschaft zu tun - müssen wir von einer Benachteiligung dieser jungen Menschen ausgehen. Im Einzelnen will “Future” folgendes erreichen: Man kann sagen, dass benachteiligte junge Menschen in erschwerten Problemlagen leben, deren Ursachen durch einen eher niedrigen sozio-ökononomischen Status, sowie familiäre, psychosoziale und weitere Belastungsfaktoren bedingt sind. Ihre Lebenslage, ihre Lebenssituation ist gekennzeichnet durch erhöhte Problemlagen in verschiedenen Handlungsfeldern ihres Alltags mit der gleichzeitigen Problematik fehlender Ressourcen, um mit diesen Problemlagen fertig zu werden. Wenn wir die schulische Perspektive aufmachen, so sind es Beeinträchtigungen und Förderbedarf im sozialen, emotionalen, psychomotorischen, psychosomatischen und Leistungsbereich, so dass von mehr oder weniger problematischen Lernausgangslagen ausgegangen werden kann, die sich im Laufe der Entwicklung eines jungen Menschen gewaltig verstärken und potenzieren können, aber auch reduzieren und kompensiert werden können. 79 Wir wollten eine Anlauf- und Beratungsstelle, nicht nur mit einer Kommstruktur sein, in der es gelingt einen tragfähigen Kontakt zu Jugendlichen herzustellen, der den Faden nicht abreißen lässt, wenn Schwierigkeiten und Probleme bei den Übergängen von der Schule in die Ausbildung und Arbeit auftreten. Konfliktabbrüche sind in allgemein bildenden und beruflichen Schulen und anderen berufsvorbereitenden Lehrgängen und Maßnahmen auch beim Vorhandensein unterstützender sozialpädagogischer Hilfestellungen doch meist Komplettabbrüche, da die Unterstützungssysteme eng an die Maßnahme gebunden sind und nicht über diese Brüche hinaus zur Verfügung stehen. Ein Begleit- und Unterstützungssystem außerhalb der qualifizierenden Institutionen zu schaffen und den Kontakt, trotz sogar wiederholter Abbrüche nicht zu gefährden, war und ist uns ein besonderes Anliegen und notwendig, denn wir wol- len in Kontakt bleiben, den Faden nicht reißen lassen. Wir wollten einen Kontakt zu den Jugendlichen herstellen, die die Institution Schule bereits verlassen hatten oder verlassen mussten, eventuell sogar wiederholt Scheitern erlebt haben und auch den Kontakt zur BAA nicht (mehr) aufnahmen. Zu dieser Gruppe gehören eine große Zahl von ehemals Schulmüden, Schulverdrossenen, Schulaversiven und Schulverweigerern. Wir wollten wirklich qualifiziertes und erfahrenes Personal einsetzen, damit zunächst einmal ohne standardisierte Kompetenzprofilerhebungen oder aufwändige Assessment-Verfahren möglichst schnell und mit einer gewissen Treffsicherheit (“Validität und Reliabilität”) die Möglichkeiten und Fähigkeiten auf der Grundlage eines subjektorientierten Ansatzes des jungen Menschen erfasst werden können und in konkrete Vorschläge und Empfehlungen, sowie unterstützende Maßnahmen münden können – mit dem Ziel einer verbesserten Prognosesicherheit für den Erfolg einer Maßnahme. Zu viel Scheitern macht nicht stark! Wir wollten mit und in Schulen Lehrkräfte bei ihrer zum Teil von der Schule nicht mehr zu leistenden oder durch einen anderen professionellen Zugang zu ergänzenden Arbeit unterstützen. Wir wollten keine Parallelstrukturen schaffen. Insbesondere die Stadt Göppingen als Mitauftraggeber erwartete von uns den Aufbau und die Zusammenführung von bestehenden Beratungs-, Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu einem Netzwerk, damit schnell, adäquat und treffsicher Unterstützungen bei der Bewältigung von Problemen zur Verfügung stehen. Bei unseren eigenen Maßnahmen zur Qualifizierung wollten wir durch die Zusammenarbeit mit der BAA, aber auch aus einer gewissen Unabhängigkeit heraus Kulturprojekte (Theater und andere Kreativprojekte) durchführen. 3. Das Angebot im Detail: a) Anlauf- und Beratungsstelle “Future” - Jugendliche von 14 bis 27, - Offene Treffs von Mo bis Do, - Empowermentansatz, Aufbau auf Stärken, - Stärken – Schwächen – Analyse, - Ressourcenfindung, - Anknüpfen an der Alltagswelt, Abholen wo der Jugendliche steht. - Qualifizierungsprojekte um neuen Mut und Selbstbewusstsein zu finden, - Kontakt zu Eltern, - Kontakt zu Ämtern (Netzwerke), - Unterstützung bei Schul- oder Arbeitsplatzsuche. b) Arbeit an und mit Schulen, Kooperation - Soziale Kompetenzen, - Qualifikationstraining, - Bewerbungshilfe, - Betriebsbesichtigungen, - Kommunikationstraining, - Teamwork, - Erlebnispädagogik, - Beteiligungsprojekte (Film drehen), - Ausflug organisieren, Kontakt zwischen alt und jung, Brücken bauen - Nachhilfe beim türkischen Kulturverein Tanzveranstaltungen, - Mobbingberatung, Entlastung der Lehrer. Berufsorientierungstag an einer HS Bereiche von außen werden eingelassen, ehemalige SchülerInnen der Schulen berichten von ihrer Ausbildung und ihrem Werdegang sowohl HS spezifische Berufe, aber auch andere, - Sehen der Berufe, - Entscheidungsfindung vereinfachen, - Koop mit Betrieben, - Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensplanung, - gegenseitiges Helfen z.B. in Bezug auf Vorstellungsgespräche. - Individuelle Lernbegleitung Durch engagierte Ehrenamtliche, die Förderung in M, D, E, - Arbeitstugenden, Sozialkompetenzen werden trainiert. - - 80 Schulverweigerung Projekte für und mit Schülern mit begrenztem oder endgültigem Schulausschluss, - Elterngespräche, Lehrergespräche, Schülergespräche, Künstlerische Projekte, Nachhilfe, durchstrukturierte Woche, Empowerment, Praktikumstelle wird gesucht, Alltagsbewältigung begleiten, Beratungen, Netzwerknutzung. 4. Ausblick: - - c) Qualifizierungsprojekte - Wochenplan für Jugendliche, teilweise auch nur an bestimmten Tagen, - Projekt Futuremobil, - Future-Culture, - Theaterprojekte mit Auftritten, - Bühnenprojekt, - Aufbau des Selbstbewusstseins, - Auftritte auch in “richtigen” Theatern, - Kontakte zu Betrieben und Schulen, - Netzwerk anderer kultureller Veranstaltungen. Schwierig ist die Evaluation der Arbeit, insbesondere die Überprüfung des Erfolges der Einrichtung nach einigen Jahren. Regionaler Vernetzungsgedanke sollte flächendeckend umgesetzt werden. Beispiele anderer regionaler Netzwerke: in Stuttgart “eva” LAG-Mädchen, Ulrike Samet in Böblingen Laden “Safran” Ansprechpartner: BruderhausDiakonie Stiftung Gustav Werner und Haus am Berg Jugendhilfen Deggingen / Oberbergschule Herr SR Gerhard Rademacher Jägersteig 6-8 73326 Deggingen Tel.: 07334 – 7010 (Mo-Fr 8.00 – 12.00 Uhr) Fax: 07334 – 70159 gerhard.rademacher@bruderhausdiakonie.de d) Jugendberufshelfer - Zusammenarbeit mit berufsvorbereitenden Schulen im Landkreis Göppingen, - Projekte zu Sozialkompetenzen, - Verfügungsstunden mit Beratung, wo man sich bewerben kann oder Praktikumstellen finden kann, - Bewerbungshilfe in den Offene Treffs, - Bedarfsermittlung, - Entlastung für Lehrer und Schulen. 81 Forum 17 Das BVJ im Netzwerk regionaler Ausbildungsbetriebe als Einstiegschance in das Berufs- und Erwerbsleben Arbeiten und Durchhalten lernen: Grunddisziplinen für ein späteres Erwerbsleben Normen und Regeln kennen und beachten lernen Teilhabe am Berufsleben ermöglichen große Beachtung unter den Teilnehmern des Forums fand auch der methodisch-didaktische Aufbau des fachtheoretischen Unterrichts. Den Teilnehmern wurde das BVJ der AlexiaSchule am St. Franziskusheim in RheinmünsterSchwarzach vorgestellt. Das so genannte “Schwarzacher Modell” arbeitet mit einem ganzheitlich orientierten Ansatz für besonders chancenarme und vorwiegend weibliche Jugendliche. Im Rahmen des BVJ Besuchs erwerben die Schüler erste berufliche Erfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten in folgenden Bereichen: Seit Bestehen des BVJ in dieser Form (Schuljahr 2002/2003) fanden nahezu alle Absolventen einen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz, hauptsächlich auf Vermittlung der im BVJ arbeitenden Kolleginnen und Kollegen, die ständig in enger Absprache und Kooperation mit der Arbeitsverwaltung stehen. Agrarwirtschaft, Ernährung- und Hauswirtschaft, Farbtechnik und Raumgestaltung, Holztechnik, Metalltechnik, sowie Wirtschaft und Verwaltung. Interessant war für die Teilnehmer die Präsentation und Formulierung der Ziele des BVJ an der Alexia-Schule, die unter dem Motto: “Ich will …” formuliert werden: Pflichtunterricht findet in den Fächern Religionslehre, Deutsch, Gemeinschaftskunde und Wirtschaftskunde, Sport, Technologie, Mathematik und Fachrechnen, Fachzeichnen und Computeranwendungen und Fachpraxis statt. Ergänzt wird dieser Fächerkanon durch die Wahlpflichtfächer Englisch und/oder stützende und ergänzende Angebote und einen Wahlbereich aus ergänzenden Angeboten und Projekten. Arbeitseinstellung - Ordnung und Regelmäßigkeit beim Arbeiten - Interesse - Bezug zur Sache herstellen - Gründlichkeit und Sorgfalt - Planvolles und zielsicheres Arbeiten - Zuverlässigkeit bei der Arbeit Arbeits- und Lernbereitschaft - Ausdauer - Konzentration - Zusammenarbeit - Umgangsweisen - Leistungswille - Genauigkeit - Zuverlässigkeit - Durchhaltevermögen - Einschätzungsvermögen (Arbeit, Gewicht, Maße usw.) Mehrere Praktika in den benachbarten, vorwiegend mittelständischen Betrieben ergänzen die schulische Ausbildung im BVJ. Die Teilnehmer des Forums zeigten sich besonders interessiert am Handling der regionalen Vernetzung mit Handwerk und Industrie. Dies funktioniert deswegen so erfolgreich, da die Schülerinnen und Schüler des BVJ bei den Arbeitgeberpartnern mittlerweile als zuverlässig und sozial angepasst sehr geschätzt werden. Arbeitshaltung - Pünktlichkeit - Sorgfalt - Tempo - Ausdauer - Sicherheit und Selbstbewusstsein Der Referent stellte die vertraglichen Bedingungen zum Besuch des BVJ vor und erläuterte die damit verbundenen Rechte und Pflichten von Schülern, Eltern und Lehrern. Großes Interesse fand auch der Maßnahmenkatalog zur Problembehebung bei Missachtung der vereinbarten Regeln. Ebenfalls 82 Verhaltenseigenschaften - Hilfsbereitschaft - Teamgeist - Kooperation - Engagement Arbeitseigenschaften - Grob- und Feinmotorik - Zuverlässigkeit - Arbeitsabläufe umsetzen Am Ende der Veranstaltung wurde mancher wichtige Kontakt unter interessierten Partnern geknüpft, die sich für die Einladung in Schwarzach im BVJ vor Ort bedankten. Kontakt: Alexia-Schule für Erziehungshilfe, Rheinmünster-Schwarzach, Schulleiter Karl-Christoph Herrmann Bertram Walter, Amt für Schule und Bildung, Rastatt 83 Forum 18 “Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Birkenfeld” Die Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Birkenfeld (GTS mit THS) unterscheidet sich in inhaltlicher, organisatorischer und personeller Hinsicht gravierend von klassischen Ganztagesschulen. Es werden Themenfelder skizziert und zur Diskussion gestellt: Zwei Forderungen wurden aus der Diskussion herausgearbeitet: In folgende Arbeitsbereiche wurde eingeführt: SOL und Wochenplanarbeit mit Zertifikat; alternative Wege der musikalischen Förderung im Grundschul- und Hauptschulbereich; neue Ansätze der Kooperation zwischen GTS-Sport und Vereinssport; technische Profilbildung im Rahmen der Ganztagesschule. 1. Angesichts eines Bedarfs von ca. 200 Wochenstunden bei einer voll ausgebauten (Klassen 1-9) und pädagogisch wertvollen Ganztagesschule ist die Zuweisung von maximal 25 % der Wochenstunden (dies nur bei anerkannten GS- und HS-GTS mit besonderem sozialen und pädagogischen Förderbedarf) zu gering. Im Zuge einer Entlastung der Kommunen und einer sicheren mittelfristigen Personalplanung und kontinuierlichen Qualitätsentwicklung ist die Erhöhung des Landesanteils am jeweiligen Wochenstundenbedarf auf 50 % dringend erforderlich. Diese Zuweisung kann Lehrer (-stunden), Sozialarbeiter, sonstige päd. Mitarbeiter,… umfassen. Die nachfolgende Diskussion kreiste um die Themenbereiche: Möglichkeiten und Grenzen der zusätzlichen Förderung (der Grundschüler und) der Hauptschüler im Arbeitsfeld Technik angesichts der “Abschaffung” des Faches Technik im HS-Bereich. Notwendige personelle und räumliche Ausstattung einer, ein starkes Profil ausbildenden, Ganztagesschule angesichts einer begrenzten LehrerstundenZuweisung durch die Schulverwaltung. Die Grenzen der Belastung und die Notwendigkeit der Entlastung der Schulleitungen bzw. der Organisatoren einer profilbildenden Ganztagesschule. Möglichkeiten und quantitative/qualitative Grenzen des Einsatzes von Jugendbegleitern beim Aufbau einer Ganztagesschule. 2. Angesichts der derzeitigen organisatorischen Vorgaben bezüglich des Einsatzes von Jugendbegleitern kann die Quote 20 % der notwendigen Wochenstunden (bezogen auf die o.g. Zahl 200) nicht übersteigen. Das KM ist aufgefordert, das Konzept des “JugendbegleiterManagers” zügig und dauerhaft auszubauen oder ein entsprechendes Entlastungskontingent für die Schulleitung bzw. die involvierten schulinternen Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen. Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld, Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Stv. Schulleiter Dr. Wolfgang Wiegand M.A. 84 Forum 19 Europäischer Sozialfond (ESF) – Projekt – Praxiswerkstatt Praxisorientierte berufliche Kompetenzfeststellung für Hauptschüler Ein Projekt um Hauptschüler praxisnah und handlungsorientiert an handwerkliche, kaufmännische, IT-technische oder medientechnische Fertigkeiten heranzuführen, berufliche Interessen zu entdecken, Kompetenzen zu stärken, berufliche Ziele zu erforschen, zu konkretisieren und zu festigen, Selbsterfahrung durch reale Arbeitswelten zu ermöglichen. Praxiswerkstatt Entstand durch die Fragestellung: “Wie setzen sich SchülerInnen aus der HS mit der Berufsfeldwahl auseinander” und was bietet eine gute Grundlage für zukunftsorientiertes Handeln. Besonders wichtig zeigt sich dabei die Kooperation der Schule in diesem Projekt. Direkte und frühe Elterneinbindung mit hohem Erfolg der Beteiligung. Abgrenzend zu anderen Bereichen der Berufskompetenzermittlung – direkter Erfahrungsbereich der SchülerInnen und nicht fremdbestimmte Beratungsprofile. In den vorhergegangenen Beiträgen der Redner in der Eröffnungsrunde wurden genau die Leistungen der Praxiswerkstatt gefordert: Frühe Praxiserfahrung, eigene Kompetenzbildung. Uns ist auch wichtig, dass das Projekt die Schulen unterstützt – nicht als Ersatzangebot, sondern als Ergänzung. Wichtig ist auch ergänzend die Kooperation mit den Betrieben vor Ort – möglichst mit vielen, damit man verschiedene Berufsfelder erkunden kann. Das Projekt wurde allen Bildungseinrichtungen vorgestellt und so weiterentwickelt, dass alle anderen es auch umsetzen können. Ursprung des Projektes Alle Betriebe/Unternehmen sagen der Schule: “Hättet Ihr die Jugend besser vorbereitet, könnten wir besser und mehr ausbilden”. Somit Blick in die Schule und Fragestellung: “Warum können sich SchülerInnen erst so spät und unsicher für einen Beruf entscheiden?” Antwort: “Zu wenig reale Praxiserfahrungen” Daher das Angebot Praxiswerkstatt ab der 5. Klasse analog der Berufswegeplanung “Wenn wir etwas begreifen sollen, müssen wir es vorher be”griffen” haben – mit den eigenen Händen” 2005 war der Übergang der HS in das Berufsleben sehr problematisch. Daher haben wir nach einer neuen Herangehensweise gesucht. Die Berufsberatung in der 8. Klasse hat gezeigt, dass die SchülerInnen sehr festgefahrene – aber nicht realistische Berufswünsche haben. Die Eltern kennen sich in der Regel auch nicht auf dem aktuellen Arbeitsmarkt aus – es gibt viele neue Berufsbilder und andere haben ihre Gültigkeit verloren. Daher passt das Konzept der Praxiswerkstatt. SchülerInnen lernen früh viele Berufe kennen und lernen sich besser einzuschätzen. SchülerInnen können erkennen – sehr früh – welche schulischen Voraussetzungen für die gewünschten Berufe erforderlich sind und sind damit motivierter. Sie haben mehr Alternativen und zeigen mehr Initiative. Die Eltern werden sehr früh in die Berufswegeplanung eingebunden und können die SchülerInnen besser unterstützen. Die Berufsberatung vor Ort hat Gelder für die vertiefte Maßnahme zum Übergang in den Beruf. Außerdem gibt es in allen Bereichen ESFTeams, die Gelder vergeben. Weiterhin sind Firmen zu werben für eine Kooperation. Für die Förderung der beruflichen Bildung stehen zurzeit wirklich viel Gelder zur Verfügung und sind sicher schneller zur Verfügung als die ESF-Gelder. Wichtig sind auch Firmenpatenschaften, die ja auch gefördert werden sollen. Der neue Bildungsplan sieht Berufswegeplanung und Praxiszug vor und bietet Raum und Möglichkeiten ab Klasse 5 zu begreifen und zu erproben. 85 Wichtige Erfahrung in der Praxiswerkstatt ist auch, dass sowohl SchülerInnen wie auch Schüler zusammen an allen Projektaufgaben arbeiten – unabhängig vom Geschlecht. Dabei arbeiten die Schülerinnen immer wieder in Gruppen in die auch immer wieder die Jungs mit einbezogen werden. Nach und nach haben alle sich zu ergänzenden Arbeitsteams zusammengefunden. 2. Verantwortete Berufsfindung erfordert, dass HS-SchülerInnen ihre individuellen Fähigkeiten und Interessensfelder kennen lernen. Ab Klasse 5 soll die Dynamik dieses Prozesses der Kompetenzfindung in einem Portfolio dokumentiert werden, damit es eine geeignete Entscheidungsfindung sein kann. 3. Über diese beiden Elemente der Praxiswerkstatt wird für die HSSchülerInnen positiv-verstärkend Motivation Richtung Berufsfindung freigesetzt. Die Praxiserfahrung für SchülerInnen und LehrerInnen wirkt sich durchgehend sehr positiv für die Schulen aus. Es gibt keine Disziplinprobleme. Kontakt: Graf-Heinrich-Schule Hausach, Schulleiter Bernhard Schmid, Theodor-Heuss-Schule Lahr, stv. Schulleiter Herr Bührer Gewerbeakademie Offenburg, Werner Gmeiner, Leiter IHK-Bildungszentrum Südlicher Oberrhein Offenburg, Horst Fraas 1. Praxiswerkstatt als vernetztes Element der Berufswegeplanung soll den HSSchülerInnen ab Klasse 5 reale Arbeitswelten praxisnah, vor allem in ihrer emotionalen Dimension “begreifbar und erfahrbar” machen. 86 Forum 20 Mannheimer Hauptschulen = “Qualität 2” Ein Projekt aus der Quadratestadt Mannheim Mannheimer Hauptschulen fördern und fordern ihre Schülerinnen und Schüler durch solide und innovative Lern- und Erfahrungsbausteine Hauptschulen werden in der Öffentlichkeit einseitig negativ dargestellt; obwohl faktisch z.B. WRSErfolge vorliegen, werden diese nicht wahrgenommen – daraus müssen konzertierte Aktionen zur Imagebildung folgen. Die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für Hauptschülerinnen und –schüler ist eine Grundvoraussetzung hierzu. Sprachförderung, kontinuierliche Praxistage, “Abis”-Seminare sind geeignete Projekte zur Förderung der Ausbildungsreife. I Vorbereitung Schulamtsdirektor G. Gölz stellt Bausteine zur Weiterentwicklung der Hauptschularbeit in Mannheim vor: Auswahl der Projektklasse und Durchführung eines Sprachtests. Mindeststandards in D, M, E. Durchführungsphase in fünf Dimensionen Qualitative und quantitative Ausweitung des Bildungsangebots Werkrealschule (WRS). Dimension der Wortschatzerweiterung, Dimension der Phonetik/Sprachmotorik, Präventive Maßnahmen für schwächere Hauptschüler/innen. Dimension Textverständnis/Hörverstehen, Öffnung der Hauptschulbezirke. Soziale und integrative Dimension, Feststellung von Eingangsparametern der Hauptschüler/innen in Klasse 5. Dimension der Persönlichkeitsentwicklung. Evaluation Stärkung der Ausbildungsfähigkeit durch Förderung der Kernkompetenzen von Hauptschüler/innen in M und D (SchuB – unterstützt durch die Rotary Clubs von Mannheim). durch Beobachtung, durch Bild-Worttest. III Schulleiter H. Knapp erläutert die Durchführung und den curricularen Kontext der kontinuierlichen Praxistage an der Pfingstbergschule in Mannheim Kooperationsvereinbarung Hauptschule – außerschulische Partner. Gründung eines Fördervereins für alle Mannheimer Hauptschülerinnen und Hauptschüler. Modul 1 II Frau Senger präsentiert das Projekt “Sprachförderung durch Improvisationsspiel” der Kerschensteiner Ganztageshautschule. Initative: Klasse 5/6: Berufsfindung im Rahmen des Bildungsplanses. Besuche von Kleinbetrieben im Umfeld der Schule. Projektwoche im Oktober 2006, Sprachkompetenzerweiterung durch Theaterspiel, Modul 2 Klasse 7: Unterstützung durch die Robert-BoschStiftung. 1. Schnupperpraktikum, Einbettung der Schüler/innen in das Projekt “Nachbarschaftshilfe”, 2. Schnupperpraktikum. 87 Modul 3 Stärkung der Persönlichkeit, Klasse 8: Verbesserung der Sozialkompetenzen, Schulung der Selbsteinschätzung, Kontinuierliche Praxistage, 1. Halbjahr, 3 Monate. Training der Schlüsselqualifikationen, Einbettung der Schüler/innen in das Projekt “Nachbarschaftshilfe”. Arbeit in den Fächerverbünden im Rahmen des Bildungsplans. Kontinuierliche Praxistage, 2. Halbjahr, 3 Monate. Kommunikation Kooperation Problemlöseverhalten Konfliktfähigkeit Bewerbertraining Modul 4 ”Steps to Success” Klasse 9: Methoden Kontinuierliche Praxistage, 1. Halbjahr, 3 Monate der Gruppendynamik, der Erlebnispädagogik, Betreuung durch MaFAS (Kooperationsperson IB) der Persönlichkeitsstärkung. Betreuung und Beratung durch Fachlehrer und Agentur für Arbeit Kontakt: Gerhard Gölz, stellvertr. Amtsleiter am Staatl.Schulamt für die Stadt Mannheim Kerschensteinerschule Hauptschule mit Werkrealschule Mannheim, Schulleiter Stephan Hirth, Konrektorin Christine Senger Pfingstbergschule Grund- und Hauptschule Mannheim, Schulleiter Harald Knapp Wohlgelegenschule Hauptschule mit Werkrealschule Mannheim, Schulleiter Dr. Wolfram Eilerts IV Schulleiter Dr. Eilerts und Frau D. Möller präsentieren das ABIS-Seminar der Wohlgelegenschule Das fünftägige ABIS-Seminar ist ein Projekt zur Förderung der Ausbildungsfähigkeit, das an einem externen Seminarort durchgeführt wird. Projektziel: Vorbereitung auf einen erfolgreichen Übergang von Schule in den Beruf Einzelziele: Sensibilisierung für arbeitsmarktpolitische Zusammenhänge, für Ausbildungsplatzchancen, für Möglichkeiten der erfolgreichen Ausbildungsplatzsuche, 88 Forum 21 Zusammenarbeit Berufsberatung-Hauptschule Die Berufsberatung als wichtiger Partner der Schule beim Übergang in Ausbildung, berufliche Schule und Beruf Serviceangebot der Berufsberatung für Hauptschüler immer wieder in der Wirtschaft präsentieren macht Sinn. leistungsangebot der Berufsberatung im Blick auf die Hauptschulen zu informieren. Sowohl in den Schulen als auch bei Betrieben gibt es wohl durchaus noch Vorbehalte und Vorurteile was die Arbeit in den Agenturen anbelangt. Die Rückmeldung vom Vertreter des Fachverbandes Bau/Württemberg war, sich regelmäßig zum Informationsaustausch zu treffen. Davon könnten dann alle Beteiligten nur profitieren. Trotz der sehr kleinen Teilnehmerzahl (3 Personen) wurde im Forum lebhaft diskutiert und am Ende festgestellt, dass durchaus noch mehr Zeit für den Austausch hätte eingeplant werden können. Fazit für mich als Leiterin des Forums: auch wenn es die Berufsberatung schon lange gibtes lohnt sich immer wieder unser die Serviceangebot zu präsentieren und Verzahnung mit Schule, Eltern und Betrieben deutlich zu machen. Die Berufsberatung bietet kompetente und individuelle Unterstützung bei der Berufswahl. Berufsberatung ist ein zielgerichteter Dialog, der in einem vertraulichen Rahmen stattfindet und bei dem der Berater sowohl Partner beim Erarbeiten von Berufswahlentscheidungen als auch Experte für Aspekte aus dem Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungssystem ist. Im Mittelpunkt des persönlichen Beratungsgesprächs mit dem Jugendlichen stehen zum einen die individuellen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten. Zum anderen informieren die Berufsberater über Ausbildungsberufe , stellen weniger bekannte Alternativen vor und beraten über Chancen und Risiken auf dem Ausbildungs-und Arbeitsmarkt. Dabei kann Beratung nur gelingen, wenn beide Seiten – Berater und Ratsuchender – kooperativ zusammenwirken und individuelle Lösungen gemeinsam erarbeiten. Für einen individuellen Beratungstermin erhält der Jugendliche im Vorfeld einen Fragebogen, der den Stand seiner beruflichen Überlegungen, die aktuellen Fragen und den bisherigen schulischen Werdegang wiedergibt. Ergebnisse und vereinbarte Schritte werden am Ende des Gesprächs in einer Eingliederungsvereinbarung schriftlich zusammengefasst. Dadurch ist der Prozess für alle Beteiligten transparenter und nachvollziehbarer. Tenor der Diskussion im Workshop war – es macht Sinn immer wieder über das Dienst- Kontakt: Susanne Matt, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit, Esslingen 89 Forum 22 “Wirtschaft macht Schule” Unter dem Motto “Wirtschaft macht Schule” vermittelt die IHK Reutlingen Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben. Inzwischen sind in der Region zahlreiche Kooperationsprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten entstanden. Gerade Hauptschulen profitieren in besonderer Weise vom direkten Kontakt zu Betrieben. Fazit: Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben sind vielfältig. Der direkte Kontakt zur betrieblichen Praxis bringt Schülerinnen und Schülern schließlich nicht nur für die Berufswahl klare Vorteile. Oft gewinnen Jugendliche durch die praktische Erfahrung auch für die persönliche Entwicklung. Die Teilnehmer des Forums plädieren grundsätzlich für eine weitere Öffnung der Schule, für mehr regionalen Austausch und eine enge Zusammenarbeit mit Betrieben. Folgende Ergebnisse werden festgehalten: Allgemein bildende Schulen sind Partner der Wirtschaft. Sie vermitteln die theoretischen, praktischen und sozialen Grundlagen einer beruflichen Aus- und Weiterbildung. Doch noch immer wissen Schulen und Betriebe zu wenig voneinander. Die Kampagne “Wirtschaft macht Schule” – machen Sie mit! der IHK Reutlingen soll Abhilfe schaffen. Ziel ist, dass langfristig jede Schule in der Region von einem oder mehreren Partnerunternehmen betreut wird. Der Nutzen liegt auf der Hand: Eine Partnerschaft kann praxisnahen Unterricht fördern, die Ausbildungsreife von Jugendlichen verbessern und den Übergang ins Berufsleben erleichtern. Schulen brauchen Partner aus der Wirtschaft. Schulen brauchen Unterstützung beim Aufbau von Kooperationen mit außerschulischen Partnern und praktische Hilfen für die Umsetzung von Kooperationsprojekten. Schulen brauchen den persönlichen und regelmäßigen Austausch mit Unternehmensvertretern vor Ort, beispielsweise in Form von moderierten Gesprächskreisen. Schulen brauchen Kooperationsbeispiele, die sich in der Praxis bewährt haben und zur Nachahmung geeignet sind. Passgenaue Vermittlung Wie diese Kooperationen im Einzelnen aussehen, bestimmen die jeweiligen Partner selbst. Schließlich soll die Verbindung beiden Seiten Vorteile bringen. Die Servicestelle der IHK Reutlingen akquiriert geeignete Betriebe, vermittelt Kontakt und moderiert zunächst die ersten Beratungsgespräche. “Wirtschaft macht Schule’ bedeutet nicht, dass bestimmte Vorgaben erfüllt sein müssen. Vielmehr sollten jeweils individuelle Lösungen vor Ort den Bedarf von Schule und Betrieb möglichst passgenau bedienen. Ein Beispiel dafür liefert ein Kunststoff verarbeitender Betrieb aus Riederich bei Metzingen. Schule und Betrieb suchten nach Möglichkeiten, für eine flexiblere Berufswahl zu werben und Berufe wie beispielsweise den “Chemikant” vorzustellen. Unter Moderation der IHK Reutlingen wurde ein Konzept entwikkelt, das interessierte Schülerinnen und Schüler gezielt an Chemieberufe heranführt. Seither vermitteln Betriebsangehörige im Fachunterricht die theoretischen Grundlagen der Kunststoffverarbeitung. Interessierte Jugendliche können anschließend im Werkslabor unter Anleitung des Ausbildungsleiters die theoretischen Kenntnisse praktisch erproben. Ansprechpartnerin: IHK Reutlingen Ida Reichenecker M. A. ,Projektmanagerin Weiterbildung Informationen im Internet unter www.wirtschaft-macht-schule.de Das Portal enthält u.a. Arbeitshilfen und Materialien zur Bewerbung, zum Praktikum sowie zum Aufbau von Schulkooperationen. 90 Forum 23 Reif für die Insel KOS: Ein Freiburger Modellprojekt macht Schule K O S: Für diese Begriffe stehen die drei Buchstaben KOS: Krise, Orientierungslosigkeit, Schulmüdigkeit. 7 % aller Jugendlichen verlassen in Baden-Württemberg die Schule ohne einen Schulabschluss. Aus diesem Grunde ist die Idee entstanden, Jugendliche möglichst frühzeitig zu fördern, bevor Schwierigkeiten in der Hauptschule überhand nehmen. Reif für die Insel KOS: Die Lernstatt Freiburg der Lust auf einen sonnigen Urlaub am Strand einer griechischen Insel als an drei Begriffen. Für diese Begriffe stehen die drei Buchstaben KOS: Krise, Orientierungslosigkeit, Schulmüdigkeit. Trifft mindestens einer dieser Begriffe auf den Jugendlichen in erheblichem Ausmaß zu, kann dieser an die Lernstatt Freiburg gemeldet werden. Didaktisch liegt dem Konzept die Subjektive Didaktik nach Edmund Kösel (2002) zugrunde. Dieses didaktische Modell stellt die Schüler in besonderer Weise in den Mittelpunkt seiner Betrachtung und liefert den entsprechenden Reflexionsund Rechtfertigungshintergrund für didaktische Entscheidungen. Für die Lernstatt Freiburg wurden inhaltlich Lern- und Erfahrungsbereiche in Anlehnung an die Bielefelder Laborschule des Schulpädagogen Hartmut von Hentig (2004) definiert, weil sie (1) den Umgang mit sich selbst und anderen Menschen thematisieren, weil diese (2) schulische Inhalte nicht ausschließlich auf Schulfächer reduzieren und (3) weil sie die Kompetenzen des Lehrteams aufzugreifen in der Lage sind. Bei Aufnahme erwartet den Jugendlichen eine familiäre Atmosphäre in einer Kleingruppe, die in einer umgebauten 4-Zi-Whg. untergebracht ist und von 2 Lehrkräften und einem Sozialpädagogen betreut und unterrichtet wird. Ein offener Anfang, gemeinsames Kochen, Hüttenaufenthalte, aufeinander aufbauende erlebnispädagogische Aktionen, Projekte, eine intensive Elternarbeit, die Vereinbarung und Einhaltung von Regeln aber auch ein individuell ausgelegter Unterricht sowie viel Zeit zum Reden erwarten den Jugendlichen über einen Zeitraum von ca. 4 Monaten. Im Anschluss werden die Jugendlichen wieder in ihre Regelklassen oder in andere neue Klassen bzw. Einrichtungen zurück begleitet. Nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre zeichnet sich die Lernstatt Freiburg als Teil eines im Aufbau befindlichen pädagogischen Netzwerkes zur Unterstützung von benachteiligten Jugendlichen zunehmend deutlicher als ein Vorbemerkungen Nach Aussage des Institutes der deutschen Wirtschaft (2005) verlassen in Deutschland jährlich 80 000 – 90 000 Schüler/-innen die Schule ohne Abschluss. In Baden-Württemberg sind es 7 % aller Schulabgänger. Die mangelnde Effizienz des Bildungssystems verursacht ca. 37 Mrd. Euro Kosten pro Jahr (Klein 2006). Aufgrund der Ergebnisse der Pisa-E-Studie liegen deshalb Maßnahmen der Benachteiligtenförderung nahe, die konzeptionell auf die Qualifizierung von bestimmten Jugendlichen und deren Integration in die Arbeitswelt und Gesellschaft abzielen müssen. Das beinhaltet auch die gezielte Lernförderung, eine individuelle sozialpädagogische Unterstützung und Begleitung dieser als benachteiligt betrachteten Jugendlichen. In Baden-Württemberg verlassen 7 % aller Jugendlichen die Schule ohne einen Schulabschluss. Im Stadtkreis Freiburg i. Breisgau verließen nach Angaben des Staatlichen Schulamts für die Stadt Freiburg von allen 11 öffentlichen Hauptschulen 4,2 % der Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss. Des Weiteren beläuft sich die Anzahl der Jugendlichen in Freiburg, die aus der Realbzw. Hauptschule herauszufallen drohen jährlich auf ca. 50-70 Jugendliche. Aus diesem Grunde ist die Idee entstanden, Jugendliche möglichst frühzeitig zu fördern, bevor Schwierigkeiten in der Hauptschule überhand nehmen. Konzeptskizze der Lernstatt Freiburg Die Lernstatt Freiburg führt deshalb seit Okt. 2005 Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung und Erziehungsförderung mit Hauptschülerinnen und –schülern der Stadt Freiburg durch. Das präventiv angelegte pädagogische Konzept versucht Jugendlichen der Klassen 7 und 8 Hilfestellung zu leisten. Die Auswahl der Jugendlichen orientiert sich dabei weniger an 91 Letztlich wird sich aus unserer Sicht die Lernstatt Freiburg auch zukünftig daran messen lassen müssen, ob es (1) gelingt die Jugendlichen in der Stadt Freiburg, die unserer Einrichtung bedürfen, innerhalb der Netzwerkarbeit aufzuspüren, ihn (2) zur konstruktiven Selbständerung zu veranlassen und (3) wie erfolgreich sich diese Jugendlichen nach dem Lernstattzeitraum unter Ausschöpfung der Möglichkeiten eines effizient arbeitenden Netzwerks (siehe Abb. 1) in den Hauptschulbetrieb integrieren können. Langfristig kann damit auch das Ziel, die Hautschulabbrecherquote zu reduzieren erreicht werden. Dass dieses Projekt realisiert werden konnte, ist dem Regierungspräsidium Freiburg, dem Staatlichen Schulamt der Stadt Freiburg, der Stadt Freiburg, der Hebelschule und auch der Fördergesellschaft der Handwerkskammer zu verdanken. Weitere Infos zur Lernstatt Freiburg finden sich auf der Homepage des Staatlichen Schulamts der Stadt Freiburg http://www.ssafreiburg.de/ oder können unter LernstattFreiburg@web.de erfragt werden. Erfolgmodell ab. Mittlerweile wird dieses Modellprojekt Lernstatt Freiburg auch von anderen Städten nachgefragt. Erfahrungen nach zwei Jahren Arbeit und Veränderung In der Arbeit mit unseren Kooperationspartnern (siehe Abb. 1) kristallisierte sich allmählich heraus, dass sich die Lernstatt Freiburg als ein “Auszeit-”, als ein “Übergangs-” und als ein “Bewährungsmodell” bezeichnen darf. Das traditionelle Auszeitmodell besagt, dass sich die Jugendlichen in einem unbelasteten Setting eine “Auszeit”, z.B. im Falle einer schwangeren Schülerin, nehmen können, die im Sinne der Unterstützung und Persönlichkeitsentwicklung genutzt wird. Das Übergangsbzw. Einstiegsmodell besagt, dass bspw. ehemals vollstationär aufgenommenen Schülern/-innen aus der Klinikschule Freiburg ein schonender Übergang in den Hauptschulalltag ermöglicht werden kann, oder dass, falls dies angemessen erscheint, Schüler/-innen an eine Sonderschule für Erziehungshilfe bzw. eine Förderschule überwiesen werden können. Das Bewährungsmodell besagt, dass Schüler/-innen, die bspw. für ein Koop-Modell in Frage kommen könnten, frühzeitig erfasst werden und dafür von der Lernstatt empfohlen werden können. Bei diesen Jugendlichen muss die Vermutung nahe liegen, dass sie einerseits lernwillig sind und andererseits von einer Intensivbetreuung in einer Kleingruppe sehr profitieren würden. Literatur: H. E. Klein: Direkte Kosten mangelnder Ausbildungsreife in Deutschland: http://www.iwkoeln.de/data/pdf/content/trends0 4-05-4.pdf. vom 06.04.2006. Aus: IW-Trends – Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 32. Jahrgang, Heft 4/2005. H. v.Hentig: Bildung. Weinheim usw. 2004. E. Kösel: Die Modellierung von Lernwelten. Bahlingen 2002. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir festhalten, dass von den 25 Jugendlichen aus mittlerweile Durchgängen 14 Jugendliche mit einer positiver Prognose, 3 Jugendliche mit negativer Prognose, 3 Mädchen in Mutter-Kind Einrichtung und 2 Jugendliche in Heime integriert wurden. 2 Jugendliche sind mittlerweile ausgeschult worden. 1 Jugendlicher wurde von der Schule ausgeschlossen und ist mittlerweile im BVJ. Als wesentliche Erfahrung kann deshalb festgehalten werden, dass es in der Bildungslandschaft Freiburgs Jugendliche gibt, die einer intensiven Begleitung bedürfen, um in der Hauptschule wieder “festen Boden unter die Füße zu bekommen”. Ein Besuch der Lernstatt Freiburg erscheint hier für viele Jugendliche sehr sinnvoll. Ob daran jedoch der erfolgreiche Hauptschulabschluss als einziges Erfolgskriterium angebunden werden darf, erscheint uns zu eng. Schließlich liegen noch mindestens 1-2 Schuljahre vor den Jugendlichen, die sie weitgehend eigenständig zu bewältigen haben. Kontakt: Ansprechpartner: Dr. Michael Vollmuth Rheinstr. 3 79104 Freiburg Email: Lernstatt-Freiburg@web.de Tel.: 0761-2017244 Schulen für Erziehungshilfe Die 11 Hauptschulen Freiburgs Arbeitsstelle für Kooperation (ASKO) Klinikschule Freiburg Die Straßensozialarbeit Abb. 1: Das p Stand: 2 (…) Lernstatt Freiburg Koop-Klassen in Freiburg, Emmendingen, Müllheim Jugendamt der Stadt Freiburg (ASD) Ev. Jugendhilfe Sonderpädag. Berat.dienst Abb. 1: Kooperationspartner der Lernstatt Freiburg: Stand 18.07.07 92 Pressemitteilung 19.07.2007 Der Landesschulbeirat BadenWürttemberg (LSB), das repräsentative Gremium aus allen gesellschaftlich relevanten Institutionen, Einrichtungen und Personen mit kompetenten Kenntnissen und Erfahrung in Bildungs- und Erziehungsfragen zur Beratung des Kultusministeriums für alle die Schule und das Bildungswesen betreffende Angelegenheiten. Auf der Grundlage dieser Zielstellung hat der LSB 10 Thesen entwickelt, die diese Erfolgsmodelle aufgreifen, weiterführen und in den Kontext schulischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zusammenhänge stellen. Diese inhaltliche Auseinandersetzung ist Grundbedingung für eine mögliche strukturelle Auseinandersetzung mit der Hauptschule. Die 10 Thesen zeigen, dass nach wie vor die Prinzipien der allgemeinen und individuellen Entwicklung von Fähigkeiten eine zentrale Funktion einnehmen. Diese Grundsätze müssen für das Erreichen eines qualifizierten Abschlusses in der Hauptschule und der Entwicklung erfolgreicher Voraussetzungen für den Beginn einer beruflichen Ausbildung durch eine Erhöhung der Verantwortung in allen Bildungs- und Erziehungsprozessen unterstützt werden. Dazu ist es notwendig, alle am Bildungs- und Erziehungsprozess beteiligten Personen in Netzwerken zu verbinden. Die Gesellschaft für Bildung BadenWürttemberg e.V. ist ein unabhängiges Gremium zur Förderung von Erfolg versprechenden Bildungsinitiativen. Sie führt diesen Kongress durch, um zu zeigen, dass es Modelle und Erfahrungen für die Gestaltung einer leistungsfähigen Hauptschule gibt und diese Initiativen sowohl personell als auch finanziell unterstützt werden müssen. Wir stellen fest, dass es in den Hauptschulen viele Bemühungen und Erfolge gibt, die Schülerinnen und Schüler auf eine erfolgreiche allgemeine und berufliche Bildung vorbereiten. Diese Erkenntnis hat den Landesschulbeirat dazu veranlasst, sich einerseits für eine Verbreitung dieser Erfolgsmodelle zu engagieren und andererseits Vorschläge für eine Neuorientierung der Verantwortung in einem Netzwerk von Zuständigkeiten zu verankern. Voraussetzung für eine Neuorientierung der Verantwortung sind mehr Personalressourcen, um sowohl eine bessere Entwicklung von vorhandenen Kompetenzen zu erreichen, als auch eine direktere Begleitung beim Übergang in das Arbeits- und Berufsleben und darüber hinaus zu ermöglichen. 93 94 95 96 97 Impressum Herausgeber: Landesschulbeirat Baden-Württemberg (LSB), Flurweg 13, 77784 Oberharmersbach, Tel. 07837/922860, Fax 07837/922796, www.lsb-bw.de, e-mail: kontakt@lsb-bw.de Gesellschaft für Bildung BadenWürttemberg e.V. (GfB), Flurweg 13, 77784 Oberharmersbach, Tel. 07837/922482, Fax 07837/922796, www.gfb-bw.info, e-mail:kontakt@gfb-bw.info Redaktion: Ingeborge Schöffel-Tschinke (verantwortlich) Für die Beiträge der Foren zeichnen die Autoren verantwortlich. Bildnachweis: Reinhold Haussmann, Kreismedienzentrum Reutlingen Grafische Darstellung: Titelblatt: Dominic Herrmann Rückseite: Dagmar Jerichow Druck: Offset Frietschy, Im Grün 9, 77815 Bühl Alle Rechte sind vorbehalten, Vervielfältigungen sind nur mit Genehmigung der Herausgeber gestattet. Bestellmöglichkeit der Dokumentation über Homepage des LSB: www.lsb-bw.de 98 Die Sportschulen in Baden-Württemberg“ Ob Bildung, Training oder Feiern – die Bildungsstätten des Sports haben für jeden Anspruch und Geschmack das richtige Angebot parat Warum in die Ferne schweifen …? Nutzen Sie als Verein, Verband oder Sportgruppe die vielfältigen Möglichkeiten, die Ihnen die Bildungsstätten des Sports in landschaftlich reizvoller Umgebung bieten. Mit ihren professionell ausgestatteten Tagungsräumen, den modernen Sportanlagen und einer niveauvollen Gastronomie eignen sich die Häuser besonders für: q Aus- und Fortbildungen, Seminare q Trainingslager von Sportgruppen q Klausurtagungen von Vereinen q Jugendfreizeiten und Vereinsausflüge Landessportschule Albstadt Vogelsangstraße 21 72461 Albstadt Tel. 07432/9821-0 Fax 07432/9821-16 E-Mail: landessportschule@lssa.de Lage: 900 m über N.N. Kapazität: Übernachtungsmöglichkeit für ca. 140 Personen Sporteinrichtungen: Mehrzweckhalle (50x25 m), Trainingshalle (48x24 m) Sporthalle (45x27 m) Fitnesshalle (21x15 m) Gymnastikhalle (20x10 m) Schwimmbad (17 m) Konditionsraum Kletterwand Sauna Außenanlagen: Beachanlage, Rasen-Kleinspielfeld, Kunstrasen-Großspielfeld, Wurf-, Sprung- und Laufanlage, Finnenbahn Sporteinrichtungen: Mehrzweckhalle (34x28 m, Teppich) Spielhalle (24x12 m) Turnhalle (38x25 m) Gymnastikraum (10x25 m) Konditions- und Kraftraum Schwimmbad (15x8 m) Sporthalle Schießanlage Olympiastützpunkt Trampolin Außenanlagen: 5 Rasenplätze + 1 Kunstrasen Sporteinrichtungen: Stadion (140 x 85 m) Kunstrasenplatz (100 x 57m) Waldsportplatz (80 x 60 m) Fritz-Meinzer-Halle (40 x 22 m) Halle 2: 36 x 18 m Halle 3: 60 x 40 m (Kunstrasen) 3 Tennisfelder Hallenbad 16 2/3 x 8 m Fitnessraum; Ringer-/Judoraum; 2 Kegelbahnen; Sauna Fußball; Bocciabahn Außenanlagen: 2 Tennisplätze (Kunststoffbelag) Finnenbahn, Beachanlage Sporteinrichtungen: Sporthalle 1 (49 x 24 m) Sporthalle 2 (45 x 27m) Sporthalle 3 (36 x 18 m) Gymnastikhalle (15 x 13 m) Hallenlehrschwimmbecken (16,66 x 8 m) mit Hebeboden Kraft- und Fitnessräume Außenanlagen: 2 Rasenplätze + 1 Kunstrasen + 1 Tennenplatz, alle mit Flutlicht 2 Tennisplätze/ Kunststoffbelag Städtisches Freischwimmbad mit 1-10 m Sprungturm Leichtathletikanlage Seminarräume: für 20 bzw. 30 Personen, sowie 4 Hörsäle mit 20-30 Plätzen jeweils. Bibliothek mit Sport-Fachliteratur Sportschule Ruit Kirchheimer Straße 125 73760 Ostfildern Tel. 0711/3484-0 Fax 0711/3484-147 E-Mail: info@sportschuleruit.de Kapazität: 85 DZ, 18 EZ Seminarräume: Kongress-Saal für 80 Personen, weiterer Saal für 80 Personen, 6 Seminarräume mit einer Gesamtkapazität von ca. 190 Personen Sportschule Schöneck Sepp-Herberger-Weg 2 76227 Karlsruhe Tel.: 0721/409040 Fax: 0721/40904366 E-Mail: info@sportschule-schoeneck.de Kapazität: 143 Betten überwiegend in DZ und EZ mit Dusche/WC 24 Betten im Jugendhaus (Stockbetten) Seminarräume: 3 Besprechungszimmer je 20 Pers. 2 Hörsäle für jew. 30 Personen Spiegelsaal mit 36 Sitzplätzen 2 Konferenzräume 30-40 Pers. 1 Bibliothek mit 40 Sitzplätzen 1 Filmsaal, für bis zu 100 Personen Südbadische Sportschule Steinbach Yburgstraße 115 76534 Baden-Baden-Steinbach Tel.: 07223/51190 Fax: 07223/5119-17 E-Mail: suedbadische @sportschule-steinbach.de Kapazität: 146 Betten verteilt auf 4 Häuser 6 rollstuhlgerechte EZ Physiotherapie: Unterwassermassage, Whirlpool, Massageraum, Sauna 2x Seminarräume: 1 Seminarraum für 350 Personen 1 Seminarraum für 100 Personen 10 weitere Seminarräume für 15-40 Personen Weitere Informationen: Detaillierte Informationen zu den Häusern erhalten Sie auf der Homepage des Württembergischen Landessportbundes e.V. unter www.wlsb.de, Stichwort „Sportschulen“. BILDUNGSWEGE MIT HAUPTSCHULABSCHLUSS Techniker Meister Berufsoberschule Berufskollegs Berufliches Gymnasium Hochschulreife Fachhochschulreife Hochschulreife Mittlere Reife (9+3) Mittlerer Bildungsabschluss Berufseinstiegsjahr (BEJ) 1-jährige Berufsfachschule (1BFS) Berufsausbildung 2-jährige Berufsfachschule (9 + 2) Werkrealschule (9 + 1) HAUPTSCHULABSCHLUSS Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) Kooperationsklassen Hauptschule – Berufsschule Hauptschule