User Com - Mettler Toledo
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27 Thermal Analysis Information for Users Sehr geehrter Kunde, Wir freuen uns sehr, dass Sie von unseren neuen Excellence Thermoanalysen-Geräten so begeistert sind. Wir setzen alles daran, Sie auch in Zukunft positiv zu überraschen. Was die Software betrifft, können wir Ihnen schon in dieser UserCom-Ausgabe die nächste Version vorstellen, die Ihnen das Arbeiten mit grossen Datenmengen noch wesentlich einfacher macht. Mit dem neuen TGA/DSC 1 sind nun auch qualitative Wärmstrommessungen im oberen Temperaturbereich bis 1’600 °C möglich. Der TA-Tipp fokussiert sich auf die damit mögliche Cp-Bestimmung, die schon einmal im UserCom 7 in Bezug auf die DSC untersucht und vorgestellt wurde. User Com Inhalt 1/2008 TA Tipp - Bestimmung der Wärmekapazität mittels TGA/DSC bei hohen Temperaturen Teil 1: DSC-Standardverfahren Neu im Verkaufsprogramm - Neue Excellence STARe Software-Version 9.20 ® - MultiSTAR TGA-DSC Sensoren Bestimmung der Wärmekapazität mittels TGA/DSC bei hohen Temperaturen Teil 1: DSC-Standardverfahren Dr. Rudolf Riesen Mit der DSC kann die spezifische Wärmekapazität (cp) mit wenig Probenmaterial auf schnelle und einfache Weise bestimmt werden. Im ersten Teil der Artikelserie wird gezeigt, wie cp-Werte von anorganischen Materialien bis 1600 °C in der TGA/DSC 1 gemessen werden können. Am besten ist dafür die Saphir-Methode geeignet, bei der cp eines Materials im Vergleich zu cp von Saphir gemessen wird. Im zweiten Teil werden andere Verfahren besprochen. Weiter werden die cp-Änderungen bei Phasenübergängen 2ter Ordnung und bei Zersetzungsreaktionen gezeigt. 1 5 5 Applikationen - Einfluss der Formzeit und der Formtemperatur auf den Glasübergang bei Spritzgussteilen 6 - Polymerisierung von Ethylen und Propylen: Synthese und Analyse aus einer Hand 9 - DMA-Messungen zur Strukturaufklärung von anisotropen Füllstoffen 12 - Kopplung TGA-MS 15 - Charakterisierung von Süssigkeiten mittels DSC und Mikroskopie 18 Tipps und Hinweise - Überprüfung der Kraft bei der TMA 20 Daten - Exhibitions - Courses and Seminars 22 23 Einleitung TA Tipp Zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität (cp) mit der differentiellen Wärmestromkalorimetrie (DSC) gibt es verschiedene Messverfahren, die z. T. standardisiert sind. Diese wurden für DSC-Geräte früher beschrieben [1, 2]. Mit der TOPEM®-Methode [3, 4] steht ein weiteres, neues Verfahren zur Verfügung. Bei der DSC ist der Wärmestrom direkt proportional zur spezifischen Wärmekapazität. Somit kann c p direkt aus dem DSC-Signal (Fmeas) berechnet werden. Dazu muss die DSC-Kurve um die Blindkurve korrigiert werden und die Tiegelmassen sollten möglichst gleich sein. Die isothermen Basislinien können durch isotherme Segmente vor und nach der Temperaturerhöhung gemessen und gemäss ISO 11357, DIN 53765, DIN 51007 und ASTM E1269 [siehe 5–8] kompensiert werden. wobei dH/dT: Enthalpieänderung bei inkrementeller Temperaturänderung, Cp: Wärmekapazität, cp: spezifische Wärmekapazität, m: Masse, die während der Messung konstant sein soll, bs: Heizrate (Änderung der Probentemperatur mit der Zeit), F: Wärmestrom, dH/dt ist die Änderung der Enthalpie mit der Zeit und wird in diesem Fall als sensibler Wärmestrom (Fsens) bezeichnet. Der gemessene Wärmestrom (Fmeas) ist die Summe des sensiblen und des latenten Wärmestromes sowie der Blindkurve (Fbl). Der latente Wärmestrom (Flat) fasst alle thermischen Ereignisse METTLER TOLEDO Literatur Die Bestimmung von Fsens zur Berechnung der Wärmekapazität setzt die Kennt nis der anderen Wärmeströme (Flat , Fbl) voraus. Wenn c p bestimmt werden soll, dürfen demzufolge keine anderen überlagerten thermischen Ereignisse ablaufen. Üblicherweise werden die zwei folgenden Methoden eingesetzt: Die Direktmethode verwendet Gl. 3 zur Berechnung der spezifischen Wärmekapazität. Die Saphir-Methode folgt den erwähnten Normen: mit msap, cp,sap und Fsap aus der SaphirMessung. mit Cp = mcp Tabelle 1: Vergleichswerte für die spezifischen Wärmekapazitäten (MT: Daten aus STARe Software). wie Umwandlungen oder Reaktionen zusammen. Bei beiden Methoden wird der Einfluss unterschiedlicher Tiegelmassen berücksichtigt. Details und Hinweise zur Verwendung der verschiedenen Methoden sind im Beitrag des UserCom 7 gegeben [1]. Im vorliegenden Beitrag werden die Methoden zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität für hohe Temperaturen ab 500 °C besprochen und Beispiele dazu gezeigt. Um die Ergebnisse zu überprüfen sind in der nachfolgenden Tabelle 1 einige Referenzwerte aus der Literatur zusammengestellt. Sie sind besonders bei Quarz relativ unsicher, weil die Literaturwerte bis zu 40 % voneinander abweichen. 500 550 600 1250 1300 0.147 0.16 0.1672 0.168 J/gK Platin 9 0.144 0.145 Nickel 10, 11 0.529 0.534 0.54 0.62 0.616 0.629 J/gK MT 1.171 1.185 1.197 1.29 1.295 1.299 J/gK Quarz 12, 13 0.777 0.789 0.732 0.79 0.793 0.798 J/gK Quarz 11 UserCom 1/2008 1.14 Zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität bei hohen Temperaturen wurden stabile Materialien ausgesucht, die wiederholt gemessen werden können und die sich bezüglich cp, der Wärmeleitfähigkeit und der Farbe unterscheiden. Es wurden die reinen Metalle Platin und Nickel in Zylinderform gewählt. Verglichen wurden auch verschiedene Arten von Aluminiumoxid (Alox), d.h. SaphirStücke, Alox-Pulver und Alox-Scheiben (gesintertes Alox). Dabei wurde angenommen, dass die spezifische Wärmekapazität von allen drei Alox-Formen gleich ist. Durchgeführt wurden die Messungen mit dem TGA/DSC 1, ausgerüstet mit dem grossen Ofen für Temperaturen bis 1600 °C und dem HSS2-Sensor. Der Ofen wurde mit 80 mL/min Stickstoff gespült, um die Oxidation des Nickels über längere Zeit zu verhindern. Kalibrieren Das TGA/DSC 1 wird zuerst gemäss den Standardprozeduren im 70-µL-Alumi niumoxid-Tiegel mit reinen Metallen (Zn, Al, Au und Pd) justiert. Wenn die direkte Methode zum Einsatz kommt, muss der Wärmestrom für den gewünschten Temperaturbereich und den verwendeten Tiegel genau justiert werden. Da die Kali brier-Metalle mit dem Platintiegel legieren, wurde für dessen Justierung folgende Anordnung gewählt: In den 150-µL-PtTiegel wurde ein 30-µL-Alox-Tiegel gestellt und darin die Referenzproben eingewogen. Für jedes Metall wird ein einzelner Tiegel verwendet. Diese können mehrmals zur Kalibrierung und Justierung verwendet werden. Bei Zink und Aluminium ist aber die fortschreitende, leichte Oxidation zu beachten, folglich können diese Proben nur etwa 10-mal verwendet werden. Bei Palladium ist eine geringe Verdampfung zu berücksichtigen, d. h. das Probengewicht muss jeweils überprüft werden. 1350 °C Saphir 1.24 Experimentelles J/gK Tiegel und Probenmenge In Vergleichsmessungen wurde untersucht, welche Tiegel sich am besten für die c p -Bestimmungen eignen. Die Abbildung 1 zeigt den Verlauf der Probentemperatur und die entsprechenden Abbildung 1: Das obere Diagramm (schwarz gepunktete Kurve) zeigt den Verlauf der Probentemperatur. Darunter sind die DSC-Kurven von Saphir, Platin und Nickel dargestellt (Blindkurve ist verrechnet). Messungen mit Alox-Tiegeln sind gestrichelt dargestellt. Hinter den Tiegelangaben sind die typischen Massen dieser Tiegel vermerkt. Wärmestromkurven der Saphir-, Platinund Nickelproben, die jeweils mit Deckel einmal im Platin-Tiegel und einmal im Alox-Tiegel gemessen wurden. Aus dem Vergleich der beiden 150-µL-Tiegel geht deutlich hervor, dass sich der Einfluss der Probenart (z.B. Farbe, Wärmeleitfähigkeit) beim Keramiktiegel viel stärker bemerkbar macht, als beim Metalltiegel. Dies hat neben der Beeinflussung der Grösse des Wärmeflusses auch Auswirkungen auf die Wiederholbarkeit und Genauigkeit der c p-Messung. Die weiteren Bestimmungen sind deshalb nur mit dem Platin-Tiegel durchgeführt worden. Es hat sich auch gezeigt, dass generell mit Deckel gemessen werden muss. Da besonders bei neuen Platintiegeln der Deckel anschweisst, wenn Temperaturen über 1000 °C zum Einsatz kommen, muss eine sehr dünne, inerte Trennschicht am Deckel angebracht werden. Bei den hier durchgeführten Messungen wurde eine dünne Schicht aus Ceramabond™ (ME-71302) auf der Unterseite des Deckels angebracht. Genaue c p -Messungen erfordern eine grosse Probenmasse, um möglichst grosse Signale zu erzielen. Natürlich müssen diese Messungen auch eine möglichst hohe Reproduzierbarkeit der Wärmestromsignale aufweisen. Deshalb wurden 150-µL-Tiegel verwendet, damit im Verhältnis zur Tiegelmasse eine grosse Probenmenge eingewogen werden kann. Optimal für die cp-Bestimmung ist eine Probenmenge, die den Tiegel zu ca. ¾ füllt. Zudem sollte die Wärmekapazität der Probe etwa so gross sein wie die Wärmekapazität der Saphir-Referenz, damit gleiche Wärmeströme resultieren. Je nach Dichte des Materials ist dies aber nicht immer möglich (z.B. bei Alox-Pulver). Als Saphir-Referenz wurden einige Scheibchen eingesetzt (Saphir-Deckscheiben, Durchmesser 4.8 mm, ME-00017758). tanten Wärmestrom). Eine hohe Reproduzierbarkeit der Messungen wurde dadurch erzielt, dass die Experimente in möglichst gleichen Zeitabständen direkt nacheinander durchgeführt wurden. Bei Keramiktiegeln kann dazu idealerweise der Probenwechsler eingesetzt werden. Es wurde eine Methode verwendet, die einen niedrigen und einen hohen Temperaturbereich enthält: Heizen mit 20 K /min von 450 auf 650 °C mit 10 min isothermer Phase vor und nach dem Heizen, gefolgt von einem Sprung auf 1200 °C und isothermer Phase von 10 min sowie Heizen auf 1400 °C und wiederum isothermer Phase von 10 min (siehe Abbildung 1). Zur Stabilisierung der Temperatur vor dem Messen wird bei 450 °C und bei 1200 °C je ein Tempera- turausgleich („Settling“) abgewartet. Die isothermen Phasen müssen so lang sein, damit sich das DSC-Signal vor der nächsten Heizrampe stabilisieren kann. Resultate Saphirmethode Die Abbildung 2 zeigt die Kurven einer typischen Auswertung. Im oberen Diagramm sind die Wärmestromkurven der entsprechenden Platin- und Saphir-Messung dargestellt. Beide werden angewählt und mit der DSC-Funktion „Cp mit Saphir...“ der STARe Software ausgewertet. Die resultierende Kurve der spezifischen Wärmekapazität von Platin ist für die niedrige und hohe Temperatur getrennt dargestellt. Daraus werden drei Werte tabellarisch abgelesen. Abbildung 2: Das obere Diagramm zeigt den Verlauf der Wärmestromkurven von Saphir und Platin. Darunter sind die cp-Kurven von Platin dargestellt zusammen mit drei numerischen Werten (gerundet), die in der Tabelle 2 verrechnet wurden. Temperaturprogramm Als Heizrate wurde generell 20 K/min verwendet. Diese Rate ist ein Kompromiss zwischen möglichst grossen Wärmeströmen, guter Temperaturhomogenität in der Probe und der Einschwingdauer des Signals (Zeit bis zum dynamisch-kons- METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 TA Tipp Die Resultate der c p -Bestimmungen von verschiedenen Materialien mit der Saphirmethode sind in Tabelle 2 aufgelistet. Es handelt sich dabei um je drei Messungen bei niedriger und hoher Temperatur. Jede Messung des gleichen Materials wurde mit derselben Einzelprobe durchgeführt. Die Proben wurden vor jeder Messung neu in den Ofen eingesetzt. Aufgeführt sind die Mittelwerte und die Standardabweichung der drei Werte sowie die Abweichungen zu den Literaturwerten (Tabelle 1). Die Mittelwerte der spezifischen Wärmekapazitäten der unterschiedlichen Materialien weichen maximal 10 % vom entsprechenden Referenzwert ab, wobei die kleineren Werte (z.B. von Pt) stärker variieren als die grösseren (z.B. von Alox). Bei den Metallen ist tendenziell eine Abweichung zu gösseren Werten, bei den Oxiden nach kleineren Werten zu verzeichnen. Diese Abweichungen sind bei hohen Temperaturen tendenziell grösser als bei niedrigen. Die Wiederholbarkeit (Standardabweichung) ist bei niedrigen Temperaturen eher besser als bei hohen. Der Einfluss der Packungsdichte des Ma- Tabelle 2: Resultate der cpBestimmungen mit der Saphir-Methode. Verwendeter Tiegel: Platin 150 µL mit Deckel. cp ist der Mittelwert, s die Standardabweichung der drei Werte und Dcp die Abweichung zum Literaturwert. Der Referenzwert für Alox wurde dem Literaturwert von Saphir gleichgesetzt. Tabelle 3: Resultate der cpBestimmungen mit der Direkt-Methode (Bedingungen identisch zu Tabelle 2). METTLER TOLEDO terials ist beim Vergleich von Pulver und Scheiben beim Aluminiumoxid kaum sichtbar. Zusammenfassend kann daher gesagt werden, dass sich die Platintiegel mit Deckel sehr gut für quantitative cp-Bestimmungen bei hohen (und niedrigen) Temperaturen eignen. Dabei kann mit einer Genauigkeit von ±10 % gerechnet werden. Direktmethode Aus den Messungen, die für die SaphirMethode verwendet wurden, können cpWerte gemäss Gleichung 3 auch direkt bestimmt werden. Entsprechende Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Die grossen Abweichungen belegen, dass die se Methode für die cp-Bestimmung nicht geeignet ist. hat auch den grossen Vorteil, dass keine zusätzlichen Kalibrierungen für besondere Tiegel oder Gase durchgeführt werden müssen. Am besten eignen sich die Platintiegel mit Deckel, damit Einflüsse der Wärmeleitfähigkeit der Probe und andere Effekte minimiert werden. Messungen von reinen Substanzen zeigen im Vergleich zu Literaturangaben eine Genauigkeit je nach Temperatur von ±5 % bis ±10 %. Um eine hohe Reproduzierbarkeit und Genauigkeit zu erlangen, ist es notwendig, die Messungen einer Serie direkt nacheinander in konstanten Zeit intervallen vorzunehmen. Dies erfolgt am einfachsten mit dem Probenwechsler. Zudem sind zu Beginn der Serie ein bis zwei Blindmessungen durchzuführen aber nicht zu verrechnen. Fazit Literatur Zur Bestimmung der cp bei Temperaturen bis 1600 °C wurden die zwei DSC-Standardmethoden verwendet: die Direkt- und die Saphir-Methode. Die Direkt-Methode zeigt generell eine starke Temperaturabhängigkeit der Wiederholbarkeit und der Absolutgenauigkeit – sie wird deshalb nicht empfohlen. Die Saphir-Methode °C 500 550 600 1250 1300 1350 Platin 918.81 mg cp s Dcp J/gK % % 0.16 0.0 11.1 0.16 0.0 10.3 0.16 0.0 8.8 0.19 5.3 13.3 0.18 6.0 8.0 0.18 5.6 7.4 Nickel 523.77 mg cp s Dcp J/gK % % 0.57 3.0 7.8 0.57 4.1 6.1 0.57 3.0 5.6 0.68 6.0 9.0 0.68 7.4 8.1 0.68 7.4 8.6 Alox Pulver 218.17 mg cp s Dcp J/gK % % 1.13 2.2 –3.8 1.14 2.2 –4.1 1.15 2.2 –4.2 1.18 2.13 –8.3 1.20 1.67 –7.3 1.19 1.75 –8.7 Alox Deckel 229.63 mg cp s Dcp J/gK % % 1.16 0.9 –0.9 1.17 1.7 –1.3 1.18 2.6 –1.7 1.29 8.89 0.3 1.25 5.34 –3.7 1.20 6.45 –7.4 Quarz 169.83 mg cp s Dcp J/gK % % 1.23 2.2 –0.8 1.28 2.2 – 1.24 2.9 8.8 1.30 4.0 – 1.30 4.9 – 1.31 5.9 – °C 500 550 600 1250 1300 1350 Platin 918.81 mg cp s Dcp J/gK % % 0.18 1.12 23.61 0.17 3.20 20.00 0.17 2.06 14.29 0.11 0.41 –31.40 0.09 1.33 –46.10 0.08 0.81 –50.08 Saphir 232.12 mg cp s Dcp J/gK % % 1.29 0.72 10.22 1.27 1.43 7.14 1.25 1.50 4.29 0.75 15.14 –41.86 0.71 15.63 –44.92 0.69 17.81 –46.88 UserCom 1/2008 [1] Messung der spezifischen Wärmekapazität, UserCom 7, 1–5 [2] G. W. H. Höhne, W. Hemminger and H.-J. Flammersheim: Differential Scanning Calorimetry, Springer Verlag, 1996, 118 [3] J. Schawe, Die Separation von fühlbaren und latenten Wärmeströmen mittels TOPEM®, UserCom 22, 16–19 [4] J. Schawe et. al., Stochastic temperature modulation: A new technique in temperature modulated DSC, Thermochimica, Acta 446 (2006) 147 [5] ISO 11357-4, Plastics – Differential scanning calorimetry (DSC), Determination of Specific Heat Capacity [6] DIN 53765, Testing of plastics and elastomers; thermal analysis, DSC method, Deutsches Institut für Normung [7] DIN 51007 Thermische Analyse (TA); Differenzthermoanalyse (DTA); Grundlagen, Deutsches Institut für Normung [8] ASTM E1269, Determining specific heat capacity by DSC, ASTM International Westconshohocken, USA [9] J.W. Arblaster, the thermodynamic properties of platinum in ITS-90, Platinum Metals Review, 38, 1994, 119–125. [10] American Institute of Physics Handbook, 2nd edition, McGraw-Hill, New York [11] D’Ans . Lax, Taschenbuch für Chemie und Physik, Band 1, Makroskopische physikalisch-chemische Eigenschaften, 1967, Springer Berlin [12] Handbook of Chemistry and Physics, 70th edition, 1989–1990, CRC Press Inc., Boca Raton, Florida [13] I. Barin, O. Knacke, Thermochemical properties of inorganic substances, 1973, Springer Berlin Neu im Verkaufsprogramm Neue Excellence STARe Software-Version 9.20 Die STARe Software basiert seit der Einführung auf einer relationalen Datenbank. Diese schützt Ihre Daten vor dem versehentlichen Löschen und hilft, grosse Datenmengen sehr einfach und schnell zu verwalten. Da die Daten in einer Datenbank miteinander in Beziehung stehen, können Sie diese Beziehungen bei der Suche verwenden. Neu ist, dass Sie zu den automatisch vorgegeben Beziehungen der Daten selbst eigene Beziehungen festlegen können, das heisst, Sie können Einträgen nach dem automatischen Speichern in der Datenbank ihren eigenen Themenkreisen (= Kategorien) zuweisen. Diese Kategorien sind völlig frei wählbar. Sie können • Methoden • Kurven und • Auswertungen einer oder mehreren selbst definierten Kategorien zuweisen. Bei der Suche in der Datenbank können Sie nach verschiedensten Kriterien suchen, neu nun auch nach den Kategorien. Abbildung 1: Unzählige Auswahlkriterien bei der Suche nach Kurven, so dass sie innerhalb von Sekunden unter Tausenden von Kurven die gewünschte Messung finden. MultiSTAR® TGA-DSC Sensoren Neu gibt es den DSC-Sensor mit den 6 Thermoelementen auch für den grossen TGA-Ofen bis 1100 °C. Abbildung 2: TGA-DSC Sensor. Sensoren SDTA DTA DSC Maximales Probenvolumen Platinoberfläche, ideal bei Keramik-Tiegeln Maximale Empfindlichkeit, ideal für die Platintiegel SF (1100 °C) ✓ (100 µL) – – LF (1100 °C) ✓ (900 µL) ✓ (150 µL) NEU (150 µL) HT (1600 °C) ✓ (900 µL) ✓ (150 µL) ✓ (150 µL) 1 2 6 Platin Platin Keramik 0.5 mW 0.2 mW 0.1 mW Hauptmerkmal Anzahl Thermo elemente Oberflächen material Empfindlichkeit METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 Applikationen Einfluss der Formzeit und der Formtemperatur auf den Glasübergang bei Spritzgussteilen Dr. Markus Schubnell Einleitung Beim Spritzgiessen wird die flüssige Polymermasse in die Giessform gedrückt und vor dem Abkühlen während der sogenannten Formzeit unter Druck auf einer bestimmten Temperatur gehalten. Diese „Formtemperatur“ ist in der Regel deutlich höher als die Glasübergangs temperatur des Materials. Es stellt sich somit die Frage, inwieweit sich das beim Spritzgiessen eingesetzte Rohmaterial Abbildung 1: Erstes und zweites Heizen einer Mischung von ABS und PC. Die Probe wurde bei 260 °C spritzgegossen (Formzeit: 0 Minuten). Abbildung 2: DSC-Kurven für unterschiedlich hergestellte Proben. Probenbezeichnung: z.B. 260–0 bedeutet Formtemperatur 260 °C, Formzeit 0 Minuten. Dargestellt sind jeweils die zweiten Heizläufe; die Heizrate betrug 10 K/min. Für die Auswertungen der Kurven siehe Tabelle 1. METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 während dem Prozess verändert und wie gross die Einflüsse der Prozessparameter „Formzeit“ und „Formtemperatur“ auf die allfällig festgestellten Veränderungen im Endprodukt sind. Am Beispiel einer Mischung aus ABS und PC (Polycarbonat) wird gezeigt, wie sich mit einem einfachen Verfahren der individuelle und konjugierte Einfluss der Prozessbedingungen auf die Glasübergänge bei diesem Material charak- terisieren lässt. Die uns zur Verfügung stehenden Proben wurden bei Formtemperaturen von 260 °C und 300 °C während Formzeiten von 0 min und 5 min hergestellt. Experimente Die Proben wurden in einem DSC822 e mit 10 K/min unter 50 mL/min Stickstoff aufgeheizt, wobei die leichten 20 µL-Tiegel verwendet wurden. In Abbildung 1 ist das erste und zweite Heizen einer Probe dargestellt, die bei 260 °C während 0 min getempert wurde. Beide Kurven zeigen deutlich erkennbar zwei Glasübergänge, von denen der erste vom Polystyrol im ABS und der zweite vom zugemischten PC stammt. Die Abbildung zeigt zudem einen Schmelzpeak bei etwa 40 °C und während dem ersten Heizen einen breiten endothermen Peak, der auf das Verdunsten von einer leichtflüchtigen Komponente zurückzuführen ist. Tatsächlich ergab eine Gewichtsmessung nach dem ersten Heizen einen Gewichtsverlust von etwa 0.4 %. In Abbildung 2 sind die zweiten Heizkurven für die verschiedenen Proben dargestellt. Die angegebenen Probennamen (z.B. 260–0) bezeichnen dabei die Formtemperatur (260 °C) und die Formzeit (0 Minuten). Die Auswertungen der verschiedenen Glasübergänge, die in Tabelle 1 zusammengefasst sind, zeigen, dass im Fall von Polystyrol I sowohl die Glasübergangstemperatur als auch die Stufenhöhe des Glasübergangs durch die Prozessbedingungen im hier untersuchten Bereich nicht beeinflusst werden. Im Falle von Polycarbonat ist hingegen sowohl eine Reduktion der Glasübergangstemperatur als auch der Stufenhöhe festzustellen. Die Unterschiede in der Glasübergangstemperatur sind zwar relativ gering aber dennoch signifikant. Die Stufenhöhe des Glasübergangs ändert sich je nach Prozessbedingungen absolut gesehen zwar um nur bis zu 0.05 J/(g.K); relativ gesehen entspricht dies jedoch Änderungen von bis zu 40 %. Im Folgenden wird der Einfluss der Prozessparameter auf den Glasübergang der PC-Komponente näher untersucht. Auswertung der Ergebnisse In Tabelle 1 unterscheiden sich die Messungen paarweise nur in Bezug auf einen Faktor. Der Mittelwert dieser Unterschiede ist ein Mass für den Einfluss dieses Faktors auf das Versuchsergebnis und heisst Effekt dieses Faktors. Aus Tabelle 1 können somit die Effekte der Formtemperatur und der Formzeit wie folgt berechnet werden: Effekt der Formtemperatur auf Tg = ½ ((137.4 – 135.1) + (136.5 – 134.2)) = 2.3 K Effekt der Formzeit auf Tg = ½ ((137.4 – 136.5) + (135.1 – 134.2)) = 0.9 K Effekt der Formtemperatur auf Dcp = ½ ((0.126 – 0.11) + (0.12 – 0.075)) = 0.0305 J/(g.K) Effekt der Formzeit auf Dcp = ½ ((0.126 – 0.12) + (0.11 – 0.075)) = 0.0205 J/(g.K) Der Effekt eines Faktors ist häufig abhängig vom Wert, den ein anderer Faktor hat. In diesem Fall besteht zwischen den beiden Faktoren eine Wechselwirkung, die ebenfalls einen Effekt auf das Ergebnis hat. Der Effekt der Wechselwirkung berechnet sich wie folgt. Dcp (ASTM) in J/(g.K) Tg (ASTM) in °C Formtemperatur Formzeit PS PC PS PC 260 °C 260 °C 300 °C 300 °C 0 min 5 min 0 min 5 min 109.1 108.6 108.4 108.5 137.4 136.5 135.1 134.2 0.107 0.103 0.112 0.104 0.126 0.120 0.110 0.075 Effekt auf Glasübergangstemperatur Dcp in J/(g.K) Formtemperatur Formzeit Wechselwirkung 2.3 K 0.9 K 0K 0.0305 0.0205 0.0145 Effekt der Wechselwirkung auf die Stufenhöhe des Glasübergangs: Effekt der Formzeit bei 260 °C: 0.126 – 0.12 = 0.006 J/(g.K) Effekt der Formzeit bei 300 °C: 0.11 – 0.075 = 0.035 J/(g.K) Effekt der Wechselwirkung: ½ (Effekt der Formzeit bei 300 °C – Effekt der Formzeit bei 260 °C) = 0.0145 J/(g.K) Dieses Ergebnis bedeutet, dass ein Effekt der Wechselwirkung vorhanden ist, d. h. es gibt einen kombinierten Effekt der Formtemperatur und der Formzeit auf die Stufenhöhe des Glasübergangs. In Tabelle 2 sind die verschiedenen Effekte auf die Glasübergangstemperatur und die Stufenhöhe des Glasübergangs zusammengefasst. Interpretation (beispielhaft): Effekt der Formtemperatur auf die Glasübergangstemperatur = 2.3 K: der Mit- Tabelle 1: Glasübergangstemperaturen und Stufenhöhen des Glasübergangs bei verschiedenen Prozessbedingungen. Die Auswertungen der DSC-Kurven erfolgten gemäss ASTM. Tabelle 2: Einfluss des Effektes auf die Glasübergangstemperatur. telwert der Glasübergangstemperatur bei einer Formtemperatur von 300 °C ist 2.3 K tiefer als bei der Formtemperatur von 260 °C. Ein Effekt der Wechselwirkung auf die Glasübergangstemperatur kann nicht nachgewiesen werden. Dies bedeutet, dass sich Temperatur und Formzeit unabhängig voneinander auf die Glasübergangstemperatur auswirken. Für die Stufenhöhe des Glasübergangs trifft dies nicht zu; hier besteht ein signifikanter Effekt der Wechselwirkung. Zur Illustration sind die Effekte in Abbildung 3 und 4 auch grafisch dargestellt. Abbildung 3 veranschaulicht die Effekte der Formzeit (3a) und der Formtemperatur (3b) auf die Glasübergangstemperatur. Der Effekt der Wechselwirkung würde anschaulich bedeuten, dass die Geraden für die Effekte der Formzeit (bzw. der Formtemperatur) bei 260 °C 3a Effekt der Wechselwirkung auf die Glas übergangstemperatur: Effekt der Formzeit bei 260 °C: 137.4 – 136.5 = 0.9 K Effekt der Formzeit bei 300 °C: 135.1 – 134.2 = 0.9 K Effekt der Wechselwirkung: ½ (Effekt der Formzeit bei 300 °C – Effekt der Formzeit bei 260 °C) = 0 K. Dieses Ergebnis bedeutet, dass kein Effekt der Wechselwirkung vorhanden ist, d. h. Formtemperatur und Formzeit beeinflussen die Glasübergangstemperatur unabhängig voneinander. METTLER TOLEDO Abbildung 3a: Effekte der Formzeit auf die Glasübergangs temperatur. Der Effekt der Wechselwirkung würde bedeuten, dass die zwei Geraden für die Effekte der Formzeit (0 min und 5 min) nicht parallel sind. Die Abbildung zeigt, dass kein Effekt der Wechselwirkung von der Formzeit auf die Glasübergangstemperatur besteht. UserCom 1/2008 Applikationen und 300 °C (bzw. bei 0 min und 5 min) nicht parallel sind. Die Abbildung zeigt, dass kein Effekt der Wechselwirkung von Formzeit und Formtemperatur auf die Glasübergangstemperatur besteht. In Abbildung 4 sind die Effekte der Formzeit und der Wechselwirkung der Formzeit und Formtemperatur auf die Stufenhöhe des Glasübergangs dargestellt. In diesem Fall sind die Geraden für die Effekte der Formtemperatur bei 0 min und 5 min nicht parallel zueinander; dies bedeutet, dass eine Wechselwirkung zwischen den beiden Prozessparametern besteht, die ebenfalls einen Effekt auf die gemessene Stufenhöhe des Glasübergangs hat. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen, dass der Glasübergang von Polystyrol durch die Prozessbedingungen praktisch unbeeinflusst bleibt. Hingegen verschiebt sich die Glasübergangstemperatur der PC-Komponente zu tieferen Werten und die Stufenhöhe nimmt mit höheren Formtemperaturen bzw. Formzeiten um bis zu 40 % ab. Dies deutet darauf hin, dass der 3b Abbildung 3b: Effekte der Formtemperatur auf die Glasübergangs temperatur. Der Effekt der Wechselwirkung würde bedeuten, dass die zwei Geraden für die Effekte der Formtemperatur (260 °C und 300 °C) nicht parallel sind. Die Abbildung zeigt, dass kein Effekt der Wechselwirkung von der Formtemperatur auf die Glasübergangstemperatur besteht. Abbildung 4: Effekt der Formzeit auf die Stufenhöhe des Glasübergangs. Der Effekt der Wechselwirkung auf die Glasübergangstemperatur ist hier eindeutig vorhanden (Effekt der Formtemperatur bei 0 min und 5 min Formzeit ergibt nicht parallele Linien). METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 zum Glasübergang beitragende amorphe Anteil von PC je nach Formtemperatur und Formzeit stark abnimmt. Von PC ist bekannt, dass seine Polymerketten oberhalb der Glasübergangstemperatur zunehmend depolymerisieren, wobei Oligomere entstehen, die nicht mehr zum Glasübergang beitragen. Eine Analyse der Einflussgrössen Formtemperatur, Formzeit und der Wechselwirkung dieser beiden Grössen auf die Glasübergangstemperatur und die Stufenhöhe des Glasübergangs zeigt, dass die Formtemperatur im hier betrachteten Parameterraum auf beide Grössen den grössten Einfluss hat. Im Fall der Stufenhöhe ist der kombinierte Einfluss von Formzeit und Formtemperatur in der gleichen Grössenordnung wie der Einfluss der beiden Einzelparameter; der Effekt der Wechselwirkung zwischen Formtemperatur und Formzeit ist in diesem Fall somit nicht vernachlässigbar. Hingegen wirken sich die Formtemperatur und die Formzeit unabhängig voneinander auf die Glasübergangstemperatur aus; ein Effekt einer Wechselwirkung dieser beiden Parameter kann nicht nachgewiesen werden. Polymerisierung von Ethylen und Propylen: Synthese und Analyse aus einer Hand Dr. Fabio Visentin, Dr. Matthias Wagner Einführung Polymerisierung ist ein wichtiger Prozess in der chemischen Industrie, weil die resultierenden Produkte, die Polymere, gewünschte Eigenschaften zeigen, wie Dauerhaltbarkeit, inertes Verhalten gegenüber vielen chemischen Stoffen, Elastizität, Transparenz und elektrischen und thermischen Widerstand. Polymere gibt es in vielen verschiedenen Formen wie Fasern, Filme, Rohre, Beschichtungen und Spritzgussteile. Eine wichtige Metall-katalysierte Polymerisierung wird durch Ziegler-Natta Katalysatoren initiiert [1]. Der Ziegler-Natta Katalysator wird durch Behandlung von kristallinem a-TiCl3 mit [AlCl(C2H5)2]2 synthetisiert. Eine alternative Route zum Katalysator beinhaltet die Reaktion zwischen Titan- oder Zirkontetrachlorid und einem Trialkylaluminium, wie etwa Triethylaluminium, AlR3 oder Al(CH2CH3)3. Dieses Katalysatorsystem polymerisiert Alkene, insbesondere Ethylen, bei relativ niedrigem Druck mit bemerkenswerter Effizienz. Der Vorteil der Ziegler-Natta Polymerisierung ist die Gleichmässigkeit, mit der substituierte Alkanketten aus substituierten Alkenen, wie Propylen, konstruiert werden und die hohe Linearität der Ketten. Die resultierenden Polymere zeichnen sich durch höhere Dichte und sehr viel höhere Beanspruchbarkeit aus als solche aus radikalischer Polymerisation [2]. Polymerisierung von Ethylen und Propylen wurde auf Laborebene untersucht (ALR, Automatisierter Labor Reaktor). Um die Kinetik der Polymerisierung von Ethylen und Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen in kleinem Massstab zu untersuchen, wurden 50 mL-Reaktoren mit Gaszufuhrsystemen benutzt. Die Gasaufnahme wurde gemessen, indem der Druckabfall im Gasreservoir überwacht wurde [3]. Die Reaktion wurde auch auf die Temperaturdifferenz zwischen Reaktorinhalt und Reaktormantel (Tr – Tj) hin untersucht. Diese Differenz ist ein Mass für den Wärmefluss in den oder aus dem Reaktor. Da das synthetisierte Produkt nicht mit dem Synthesereaktor (Reaktionskalorimetrie) charakterisiert werden kann, wurde die Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) hierfür benutzt. Diese Artikel zeigt, wie sich Reaktionskalorimetrie und Thermische Analyse ideal ergänzen, wenn es um die Synthese und Analyse von Polymeren geht. Experimentelles Der Reaktor wurde am Anfang mit Lösemittel gefüllt und die benötigten Mengen Katalysator und Kokatalysator in Lösung wurden zudosiert. Die gewünschte Reaktionstemperatur wurde eingestellt, und sowie die SollTemperatur erreicht war um die Reaktion zu starten, wurden die Substrate unter dem benötigten Druck dem Reaktor zugeführt. Tabelle 1 fasst die Mengen der Reaktanden und die experimentellen Bedingungen für beide Reaktionen zusammen. Eine Mischung von Ethylen und Propylen wurde abhängig vom geplanten Typ der Polymerisierung unter vordefinierten molaren Verhältnissen im Reservoir gespeichert (siehe Abbildung 2). Abbildung 1: Reaktionsgleichungen für die Polymerisierung von Ethylen (85 °C) und Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen (70 °C) mit Hilfe von Ziegler-Natta Katalysatoren. Experimentelles Vorgehen Polymerisierung von Ethylen Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen Tabelle 1: Rezepte für die Polymerisierung/ Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen. EthylenPolymerisierung Ethylen/PropylenKopolymerisierung Lösemittel Toluol, 27 mL Toluol, 27 mL Substrat 1 Ethylen Ethylen (6 bar) Substrat 2 – Propylen (8.4 bar) Katalysator Dichloro[rac-ethylenbis(indenyl)]-Zr(IV) (16.5 µM) Dichloro[rac-ethylenbis(indenyl)]-Zr(IV) (15.5 µM) Kokatalysator Methylaluminioxan 1.0 M in Toluol (6.6 mL) Methylaluminioxan 1.0 M in Toluol (6.6 mL) Rührgeschwindigkeit 1000 rpm 1000 rpm Temperatur des Reaktorinhalts 85 °C 70 °C Druck im Reaktor 5 bar (konstant) 4 bar (konstant) METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 Applikationen Die Versuche wurden in einer METTLER TOLEDO MultiMax RB04-50 Reaktor-Box mit Hastelloy®-Reaktoren mit 25-50 mL als Arbeitsvolumen durchgeführt. MultiMax ist ein automatisiertes paralleles Reaktorsystem, das für Prozessscreening und -optimierung entwickelt wurde. Es ermöglicht gleichzeitige Temperaturkontrolle der Reaktionsmasse und des Reaktormantels sowie Mehrfachdosierung, mechanisches oder magnetisches Rühren und pH-, Volumen- und gewichtskontrolliertes Dosieren. Für die Produktcharakterisierung wurde ein DSC 1 benutzt [4]. DSCs werden weitverbreitet für die thermische Charakterisierung von Polymeren eingesetzt [5]. Wie Abbildung 2 zeigt, war das MultiMaxSystem mit dem automatischen LMPress Druckregler ausgerüstet, um Reaktionen Abbildung 2: MultiMax-System mit RB04-50 Reaktor-Box und automatischer Gaszufuhr (links) und manueller Gaszufuhr (rechts). Abbildung 3: Entwicklung der überwachten Signale während des Reaktionsverlaufes. unter kontrolliertem Druck durchzuführen und den Gasverbrauch zu messen (in Milliliter oder Mol) und mit einem manuellen Druckregler, um den Druck im Reaktor manuell bis 200 bar zu regeln. Im Reaktor war ein Rührer eingesetzt, der auch bei hohen Flüssigkeitsständen einen signifikanten Gasmassentransfer sicherstellte. Abbildung 3 zeigt die online-Kurven von bis zu 8 Signalen, hier die Temperatur des Reaktorinhalts (Tr), der Manteltemperatur (Tj), den Druck im Reaktor und im Reservoir und die Temperatur im Reservoir. In der Abbildung ist der Reaktordruck zu sehen, der während der ganzen Reaktion konstant bleibt. Die Reaktion wird beendet, indem die Gaszufuhr gestoppt und der Druck im Reaktor abgelassen wird. Polymerisierung von Ethylen und Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen mit einem MultiMax-System Resultate und Diskussion Synthese Eine Abschätzung des während der Reaktion produzierten Wärmestroms wird durch die Differenz zwischen Tr und Tj gegeben. Dieser Wärmestrom kann als „Ratenanzeiger“ gesehen werden [6]. Es erlaubt dem Benutzer, einen qualitativen Überblick über die Reaktionskinetik zu gewinnen. Die grüne Kurve (Tr – Tj) in Abbildung 4 für die Polymerisierung von Ethylen und in Abbildung 5 für die Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen zeigen typische Profile der Reaktionswärme für diesen Typ der Polymerisierung. Die Tr – Tj-Kurven zeigen erst einmal den Start und das Ende der Reaktion und ihre Form gibt Auskunft über die Reaktionskinetik. Kinetik ist das Studium der Reaktionsraten, das heisst das Studium über den zeitlichen Ablauf von Reaktionen unter verschiedenen Bedingungen. Dabei wird normalerweise auch der Mechanismus von Reaktionen betrachtet, das heisst, wie Moleküle dissoziieren und neue Moleküle aus den Fragmenten gebildet werden. Dieses Wissen gibt dem Chemiker die Möglichkeit, Reaktionen zu kontrollieren und/oder bessere Wege zu finden, um die gewünschten Produkte zu entwickeln. Während der Reaktion wurde auch der Gasverbrauch überwacht, d.h. die Menge des Gases, die benötigt wird um den Druck im Reaktor konstant zu erhalten (siehe Abbildung 3). Der Druckabfall im Reservoir wird benutzt, um den Gasverbrauch zu berechnen (Volumen von 300 mL und maximaler Druck von 250 bar, siehe Abbildung 2). Wenn die volumetrische Methode zur Messung der Gasaufnahme eingesetzt wird, müssen Druck und Temperatur im Reservoir überwacht werden (siehe Abbildung 3). Abbildung 4 und Abbildung 5 zeigen die gute Übereinstimmung zwischen Wärmestrom und Gasverbrauch. Die Signale starten und enden zum selben Zeitpunkt und die Steigungen ändern sich übereinstimmend. 10 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 Abbildung 4: Gasverbrauch während der Polymerisierung von Ethylen. Tr – Tj als Mass des dabei produzierten Wärmestroms. Die Reaktion wird durch das Ablassen des Drucks aus dem Reaktor gestoppt (siehe in Abbildung 3 „pressure of the reactor“). Da jetzt das Monomer für die Reaktion fehlt, wird das Wachstum der Polymerketten unterbrochen. Die Menge Monomer, die bis zu diesem Punkt verbraucht wurde, ist in Molen in den Abbildungen 4 und 5 gezeigt. Etwa 0.078 Mole Monomer wurden unter den Bedingungen für die Polymerisierung von Ethylen verbraucht. Dies bedeutet, dass die Reaktion gestoppt werden kann, wenn die gewünschte Menge Polymer gebildet wurde oder die exakten Bedingungen für die Bildung des Produktes erfüllt sind. Abbildung 5: Tr – Tj und Gasverbrauch während der Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen. Analyse DSC bestimmt die charakteristischen Temperaturen und die Schmelzwärme sehr genau. Die Schmelzwärme ist der in der Probe vorhandenen Menge der Kristallite proportional. Die Kristallinität bestimmt direkt die Dichte eines Polymers. Da Steifigkeit und Belastbarkeit mit höherer Kristallinität ebenfalls ansteigen, korreliert das DSC-Ergebnis direkt mit den mechanischen Eigenschaften. Nach der Synthese wurde das resultierende feste Material mit der DSC geprüft. Abbildung 6 zeigt die DSC-Kurven der beiden synthetisierten Produkte. Die schwarze Kurve beweist, dass Polyethylen synthetisiert wurde. Die Peaktemperatur wurde als charakteristische Temperatur ausgewertet. Die Kristallinität wird durch den Vergleich der gemessenen Schmelzwärme mit dem theoretischen Wert für 100 % kristallines Polyethylen von 293 J/g [7] bestimmt. Die rote Kurve zeigt kein reines PE oder PP. Der gleich bei Messstart beginnende breite Peak weist auf eine Vielzahl von verschiedenen Kristalliten hin, welche fortlaufend schmelzen. Dies ist typisch für kurzkettige oder hochverzweigte Polymere. Der Peak bei 117 °C repräsentiert möglicherweise einen grösseren Anteil PE-LD. Abbildung 7 zeigt einen Vergleich verschieden synthetisierter Polyethylene, low density polyethylen (PE-LD), linear low Abbildung 6: DSC-Kurven von Polyethylen und dem gebildeten Kopolymer. PE-LD PE-LLD PE-HD Peaktemperatur in °C 108.8 123.5 132.9 Kristallinität in % 25.8 35.3 63.5 density polyethylen (PE-LLD) und high density polyethylen (PE-HD). Tabelle 2 fasst die Ergebnisse zusammen. Tabelle 2: Drei verschiedene, synthetisierte Polyethylene. Die Resultate qualifizieren das Material, welches im MultiMax synthetisiert wurde, als PE-HD. METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 11 Zusammenfassung Applikationen Die MultiMax RB04-50 Reaktor-Box (vier 50 mL-Reaktoren) wurde verwendet, um die Polymerisierung von Ethylen und die Kopolymerisierung von Ethylen und Propylen zu untersuchen. Nach der Polymerisierung wurden DSCAnalysen durchgeführt, um die Kristallinität und das Schmelzverhalten des Produktes zu bestimmen. Die Anwendung der Reaktionskalorimetrie hat gezeigt, dass die Rate der Poly- merisierung und der Typ der Polymerkette stark vom Druck des Monomers beeinflusst werden. Die Temperaturdifferenz als Indikator für den Wärmefluss zeigt, dass eine Anreicherung des Reagenzes auftritt, d.h. die Reaktion ist nicht dosierkontrolliert. Unterschiedliche Mengen von Ethylen und Propylen können im selben Reservoir benutzt werden. Dies gibt dem Benutzer die Möglichkeit, verschiedene Ethylenund Propylen-Verhältnisse einzustellen. Abbildung 7: Schmelzpeaks mit ausgewerteten Peaktemperaturen und Kristallinitäten von drei unterschiedlichen kommerziellen PE-Qualitäten. Die Software erlaubt die Berücksichtigung des Kompressibilitätsfaktors der Gasmischung. Die DSC-Auswertungen zeigten, dass high density Polyethylen synthesiert wurde. Literatur [1] Takahashi, T. «Titanium(IV) ChlorideTriethylaluminum»: Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis. John Wiley & Sons, Ltd, 2001. [2] Alt, H.G.; Koppl, A.; «Effect of the Nature of Metallocene Complexes of Group IV Metals on Their Performance in Catalytic Ethylen and Propylen Polymerisierung» Chemical Reviews. 2000, 100, 1205–1221 [3] Visentin, F.; Graeme, P.; Kut, O. M.; Hungerbühler, K. Study of the Hydrogenation of Selected Nitro Compounds by Simultaneous Measurements of Calorimetric, FT-IR, and Gas-Uptake Signals. Ind. Eng. Chem. Res. 2006, 45, 4544–4553. [4] METTLER TOLEDO, http://www.mt.com/dsc [5] Ehrenstein, G.W.; Riedel, G.; Trawiel, P., Thermal Analysis Of Plastics: Theory and Practice, Hanser Gardner Publications, 2004 [6] Hawkins J.; Heat Flow Profiling as a Tool for Process Optimization: Tr–Tj as a «Rate Meter» for Every Flask. MT User Forum, Newport, 2002 [7] Wunderlich, B., Thermal Analysis of Polymeric Materials, Springer, 2005 DMA-Messungen zur Strukturaufklärung von anisotropen Füllstoffen Claudia Uhl, Dr. Wolfram Herrmann, ContiTech AG Hannover Prof. Dr. rer. nat. habil. Gert Heinrich, Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. Einleitung In polymeren Nanokompositen sind in einer polymeren Matrix anorganische Partikel so fein verteilt, dass zumindest in einer Dimension Strukturen kleiner als 100 nm auftreten können [1]. Seit Langem bekannte und klassische Nanofüllstoffe wie beispielsweise Russ sind isotrop. Schichtsilikate wie Montmorillonit dagegen sind anisotrop und haben ein hohes Länge-zu-Dicke-Verhältnis 12 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 (Aspektverhältnis) von etwa 1:100. Neben dem konventionellen Kompositwerkstoff werden zwei Typen von Nanokompositen unterschieden: Wenn sich Polymerketten zwischen die Silikatschichten schieben, werden interkalierte Strukturen geformt. Wenn die Schichtpartikel vollständig aufgeblättert sind, liegen exfolierte Strukturen vor. Die Erklärung der Struktur-Eigenschafts-Beziehung, basierend auf der zugrundeliegenden Morphologie und Füllstoffstruktur, ist ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung von Nanokompositen. Etablierte Techniken zur Strukturaufklärung sind Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) und Kleinwinkelröntgenstreuung (SA XS). Die räumliche Verteilung der exfolierten Silikatschichten kann nur mit TEM untersucht werden, obwohl mit SAXS der Schichtabstand bis auf 1–4 nm zu messen ist. TEM ist eine aufwändige Methode Abbildung 1: Probenpräparation für DMA-Proben in Scherung; aus verschiedenen Raumrichtungen entnommen. und erlaubt qualitative Aussagen über die internen Strukturen und die räumliche Plättchenverteilung. Mit SAXS sind nur interkalierte Strukturen feststellbar, nicht exfolierte. Um Orientierungseffekte des lokalen Füllstoff-Füllstoff-Netzwerkes zu untersuchen, sind die Materialien dieser Arbeit mittels dynamisch-mechanischer Analyse (DMA) in verschiedenen Raumrichtungen vermessen worden. Klassische Methoden wie TEM und SAXS unterstützen die Ergebnisse der DMA-Analyse. Der Hauptvorteil der DMA-Analyse ist die einfache Herstellung und Handhabung der Proben. Experimentelles Es wurden Nanokomposite mit HNBR als Matrixkautschuk und modifiziertem Montmorillonit (MMT) als Nanofüllstoff verwendet. Zur genauen Aufklärung der Struktur und Anordnung der Füllstoffe sowie der Auswirkungen auf die mechanischen Eigenschaften wurden Prinzipmischungen hergestellt, die nur den Matrixwerkstoff, den Füllstoff und den Vernetzer enthalten. Der Name der Probe ist HNBR/OLS-5 (sie enthält 5 phr organic layered silicate (OLS)). onsrichtung. Deshalb kann der grössere Verstärkungseffekt in II Richtung durch eine Anordnung der Schichten entlang der x-Richtung erklärt werden, was zu einer Erhöhung des effektiven Aspektverhältnisses führt. Vergleichbare Effekte wurden bei Polybutylensuccinate (PBS) gefunden. Der starke Anstieg des G′ (verglichen mit anderen Nanokompositen mit derselben Claykonzentration) kann durch die Ausbildung von bandartigen Strukturen erklärt werden [2]. Das stellt wohl das einfachste Modell dar, was die Eigenschaften des in dieser Arbeit untersuchten Materials erklären kann. Morphologie (TEM, SAXS) Zur Validierung der DMA-Ergebnisse wurde die Füllstoffdispersion mittels Transmissionsemissionsmikroskopie Abbildung 2: Speichermoduli der Probe HNBR/OLS-5, gemessen in verschiedene Richtungen. Messungen und Ergebnisse Untersuchung der Füllstofforientierung Um eine mögliche Orientierung des Füllstoffnetzwerks bzw. der Silikatplättchen zu detektieren, wurden die Proben aus verschiedenen Raumrichtungen entnommen und vermessen (siehe Abbildung 1). Abbildung 3: Tan d der Probe HNBR/OLS-5, gemessen in verschiedene Richtungen. Aufgrund der Prozessbedingungen (Walzen in x-Richtung) wird eine Orientierung der exfolierten Plättchen in Fliessrichtung erwartet. Abhängig von der Deformationsrichtung zeigen die Speichermoduli und tan d Werte aus DMA-Untersuchungen verschiedene Werte (siehe Abbildung 2 und 3). Parallel zu den Silikatschichten (II) ist der Modul höher als senkrecht dazu (⊥). Im Vergleich dazu sind die Moduli der ungefüllten Referenz niedriger und auch unabhängig von der DeformatiMETTLER TOLEDO UserCom 1/2008 13 Applikationen an ultradünnen Schnitten studiert. Die TEM-Aufnahmen an der HNBR/OLS-5 sind in den Abbildungen 4 und 5 wiedergegeben und zeigen, dass die Plättchen exfoliert und orientiert sind. Neben den exfolierten Schichtstellen sind interkalierte Aggregate (Reststapel) zu erkennen. Die OLS sind wahrscheinlich exfoliert. Es gibt noch einige Reststapel, Abbildung 4: TEM-Aufnahme von Probe HNBR/OLS-5; Massstab: 50 nm. Abbildung 5: TEM-Aufnahme von Probe HNBR/OLS-5; Massstab: 500 nm. Abbildung 6: Repräsentative SAXS-Kurven der Probe HNBR/OLS-5 für unterschiedliche Primärstrahlrichtungen; 1: in x mit Streuung in z-Richtung (d.h. auf der xy-Fläche); 2: in y mit Streuung in x- und z-Richtung (d.h. auf xz-Ebene); 3: in z mit Streuung in x- und y-Richtung (d.h. auf yz-Ebene). d.h. interkalierte Strukturen mit grossem Schichtabstand. Diese bestehen aus weniger als 10 Silikatschichten, so dass überwiegend exfolierte Strukturen vorliegen. Diese sind ebenfalls orientiert, was SAXS-Messungen zeigen. Allgemeines zur Interpretation von SAXSKurven: Wenn es interkalierte Strukturen gibt, werden in den SAXS-Untersuchungen enge Peaks gefunden. Werden enge Peaks mit grosser Höhe (d.h. hoher Intensität des Peaks) detektiert, sind sehr wahrscheinlich geordnete/orientierte Strukturen verantwortlich. Unorientierte Strukturen zeigen breite Peaks; ungeordnete Strukturen sind an niedrigen Peakhöhen (niedriger Intensität der Peaks) erkennbar. Wenn die Füllstoffe exfoliert in der Kautschukmatrix vorliegen, lassen sich keine Peaks im SAXS detektieren. In Abbildung 6 ist der SAXS-Plot von Probe HNBR/OLS-5, in verschiedenen Raumrichtungen gemessen, wiedergegeben. Die Schichten orientieren sich entlang einer Vorzugsrichtung. Die Orientierung ist senkrecht zur z-Achse (d.h. in x-Richtung) nachzuweisen. Die verbleibenden restlichen Schichtstapel sind ebenfalls orientiert. Der Schichtabstand zwischen den verbleibenden Stapeln beträgt ungefähr 3,6 nm. Dies bedeutet, dass sich die Schichtabstände von ursprünglich 2,8 nm um 29 % aufgeweitet haben. Die Ergebnisse von TEM und SAXS unterstützen die nach DMA-Untersuchungen aufgestellte These, dass sich die exfolierten Schichtsilikate orientieren. In den TEM-Aufnahmen sind einige interkalierte Strukturen mit aufgeweitetem Schichtabstand zu erkennen. Verglichen mit dem Rohmaterial (mit unmodifizierten Clays) ist die Anzahl der Schichtstapel von einigen 100 auf unter 10 reduziert. Die Veränderung der mechanischen Eigenschaften kann im einfachsten Fall durch anisotrope, bandartige Strukturen der exfolierten Silikatschichten erklärt werden (siehe Abbildung 7). Zusammenfassung/Schlussfolgerung Die DMA ist zur Untersuchung von orientierten Füllstoffen gut geeignet. Die Richtungsabhängigkeit von anisotropen Füllstoffen können durch Temperatursweep-Messungen in Scherung untersucht und nachgewiesen werden. Literatur [1] Menges G., Haberstroh E., Michaeli W., Schmachtenberg E.: Werkstoffkunde Kunststoffe, Carl Hanser Verlag München Wien 2000 [2] Sinha R.S., Okamoto M.: Progress in Polymer Science: 1539 2003 [3] Herrmann W., Uhl C., Heinrich G., Jehnichen D.: Polymer Bulletin Vol. 57 Nr. 3: 395 2006 Abbildung 7: Vermutete Anordnung der OLS-Plättchen. 14 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 Kopplung TGA-MS Dr. Markus Schubnell Einleitung Einfluss der Probenmasse Die Kopplung einer Thermowaage mit einem Massenspektrometer (MS) liefert neben quantitativen Gewichtsveränderungen der untersuchten Probe gleichzeitig qualitative Informationen über die entstandenen Zersetzungs- oder Verdampfungsprodukte. Die Qualität der Massenspektren hängt von verschiedenen experimentellen Parametern ab. Von besonderer Bedeutung sind die Probenmasse, der Gasfluss, die Beschleunigungsspannung des Sekundärelektronen-Vervielfachers (SEV) sowie die Lage der Kapillare im Ofenraum der Thermowaage. Im Folgenden wird der Einfluss dieser 4 Parameter auf die Ergebnisse der massenspektrometrischen Messungen diskutiert. Wir haben dazu ein TGA/SDTA851e (ausgerüstet mit einem grossen Ofen) und ein Inficon Massenspektrometer Thermostar QMS (Massenbereich 1–300) eingesetzt und als Modellreaktion die Zersetzung von Calciumoxalat-Monohydrat (CaC2O4·H2O) gewählt. Die Fläche des während einer Gewichtsverluststufe auftretenden Massenpeaks im Spektrogramm ist direkt proportional zur Probenmasse bzw. zur Höhe der Gewichtsstufe. Dies ist in Abbildung 2 anhand des CO2Peaks illustriert. Sie zeigt den zeitlichen Verlauf des MS-Signals für m/z 44 (CO2) als Funktion der Zeit für verschiedene Einwaagen. Die Proben wurden mit jeweils 15 K/min unter 50 mL/min Argon aufgeheizt. Am SEV wurde eine Spannung von 900 Volt eingestellt. Wird die Peakfläche als Funktion von der Einwaage dargestellt, ergibt sich in guter Näherung eine Gerade. Die Steigung dieser Geraden entspricht der Empfindlichkeit des MS für CO2. Sie beträgt unter den erwähnten Bedingungen (50 mL/min Argon, SEV 900 V) für CO2 1600 nCb/mg. Damit ist das MS-Signal für m/z 44 (für diese Bedingungen) justiert, so dass sich bei einer unbekannten Probe auf Grund der MS-Daten für m/z 44 quantitative CO2Angaben machen lassen (vorausgesetzt natürlich, es handelt sich dabei tatsächAbbildung 1: Zersetzung von CalciumoxalatMonohydrat gemessen mittels TGA/SDTA-MS im Al2O3-Tiegel. CaC2O4·H2O verliert ab etwa 120 °C das Kristallwasser. Anschliessend zerfällt das wasserfreie Oxalat in 2 Reaktionschritten gemäss CaC2O4 ⇒ CaCO3 + CO (I) CaCO3 ⇔ CaO + CO2 (II) Abbildung 2: MS-Signale für m/z 44 (CO2) für verschiedene Probenmassen. Heizrate 15 K/min, SEV-Spannung 900 V, 50 mL/min Argon. Mit der Dehydratisierung und den beiden Zersetzungsreaktionen sind stöchiometrische Gewichtsverluste von 12.3 %, 19.2 % und 30.1 % verbunden. Die bei den verschiedenen Reaktionschritten frei werdenden Verbindungen (H2O, CO und CO2) entstehen in gleichen Anteilen (je 1 Mol pro Mol CaC2O4 · H2O). In Abbildung 1 sind TG-MS-Messungen von Calciumoxalat-Monohydrat dargestellt. Entsprechend den 3 erwähnten Gewichtsstufen wurden mit dem MS die Zersetzungsprodukte H 2O, CO und CO2 detektiert. Das SDTA-Signal zeigt zudem, dass es sich bei allen 3 Stufen um endotherme Reaktionen handelt. METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 15 lich nur um CO2). Dies ist insbesondere dann von Interesse, wenn während einer Gewichtsverluststufe gleichzeitig verschiedene Gase frei werden oder wenn die Gewichtsverluste so klein sind, dass sie mit der Thermowaage nicht mehr ausgewertet werden können, im MS jedoch zu deutlich erkennbaren Peaks führen. Einfluss der Beschleunigungsspannung des SEV auf die Empfindlichkeit des Massenspektrometers Applikationen Im Channeltron-Detektor des MS produzieren die vom Massenfilter selektierten Ionen Elektronen, welche im SEV vervielfacht werden. Dadurch erhöht sich die Nachweiswahrscheinlichkeit für ein einzelnes Ion im Vergleich zu einem Faraday-Detektor beträchtlich. Die mit dem Channeltron erreichbare Verstärkung hängt von der Beschleunigungsspannung am SEV ab, die mit der Steuerungssoftware des Massenspektrometers eingestellt werden kann. Abbildung 3: Abhängigkeit der CO2-Peakfläche von der Probenmasse. Abbildung 4: Einfluss der SEV-Spannung auf Peakform und Peakfläche. Heizrate 15 K/min, 50 mL/min Argon. In Abbildung 4 sind dazu verschiedene Messungen dargestellt. Aufgetragen ist der zeitliche Verlauf des MS-Signals für m/z 28 (CO) für verschiedene Beschleunigungsspannungen. Die Kurven zeigen deutlich, dass mit zunehmender Beschleunigungsspannung die Peaks wesentlich ausgeprägter sind. Dies ist ebenfalls in Abbildung 5 gezeigt, in der die auf eine einheitliche Probenmasse von 0.275 mg normierte Peakfläche als Funktion der Beschleunigungsspannung dargestellt ist. Die Messungen wurden wiederum unter 50 mL/min Argon und mit einer Heizrate von 15 K/min durchgeführt. Einfluss des Gasstromes auf die Empfindlichkeit des Massenspektrometers Abbildung 5: Abhängigkeit der gewichtsnormierten Peakfläche für m/z 28 (CO) von der Beschleunigungsspannung des Sekundärelektronen-Vervielfachers. 16 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 Ein wichtiger Parameter bei gekoppelten Techniken ganz allgemein ist die Gasdurchflussrate (Summe von Schutzgas, Spülgas und Reaktivgas) durch den Ofen. Mit abnehmender Durchflussrate werden die produzierten Gase weniger stark verdünnt, so dass die MS-Signalstärke zunimmt. Dies ist in Abbildung 6 am Beispiel der Peakfläche des CO2-Peaks illustriert. Die Proben wurden wiederum mit 15 K/min aufgeheizt und die SEV-Spannung betrug 900 V. Die Abbildung zeigt, dass die Empfindlichkeit des MS bei kleinen Gasflüssen sehr stark von der Durchflussrate abhängt. Dies bedeutet, dass für zuverlässige MS-Signale insbesondere bei kleinen Durchflussraten eine zeitlich stabile Gasversorgung erforderlich ist. Einfluss der Position der Kapillare im Ofenraum auf das MS-Signal Abbildung 6: Einfluss der Gasdurchflussrate auf die Peakfläche von CO2 (m/z 44). Die Peakfläche wurde bei einem Fluss von 140 mL/min auf 1 normiert. Die Peakflächen wurden für die unterschiedlichen Probenmassen korrigiert. Die Kapillare wird möglichst nahe beim Probenhalter im Ofenraum positioniert (ideale Länge: 19.4 cm ab Ende Heizschlauch). Die Position des Kapillarenendes im Ofen hat einen gewissen Einfluss auf die Amplitude des MS-Signals. Dies ist in Abbildung 7 dargestellt. Sie zeigt die CO2-Peakfläche von 4 gleich schweren CaCO3-Proben, die mit 10 K/min von 550 °C auf 750 °C unter 20 mL/min Argon aufgeheizt wurden. Die Peakfläche verringert sich dabei um etwa 6 % pro Zentimeter Verschiebung bezüglich der optimalen Position der Kapillare. Zudem verzögert sich das Peakmaximum ein wenig. Bei einem Gasstrom von 20 mL/min beträgt diese Verzögerung im grossen Ofen etwa 9 s pro Zentimeter. Abbildung 7: Einfluss der Position der Kapillare im Ofenraum auf die Empfindlichkeit. Schlussfolgerungen Gekoppelte MS-TGA-Messungen erschliessen sowohl gegenüber reinen MS- als auch gegenüber reinen TGA-Messungen neue Möglichkeiten. Dabei gibt es verschiedene Einflüsse der experimentellen Parameter auf die Ergebnisse zu beachten. Die Signalstärke des Massenspektrometers hängt ab von der Probenmasse, der Beschleunigungsspannung des SEV, dem Gasstrom im Ofenraum der Thermowaage sowie von der Lage der Kapillare im Ofenraum. Für höchste Empfindlichkeit empfiehlt sich die Wahl einer möglichst geringen Gasdurchflussrate (um die Waage vor Zersetzungsprodukten zu schützen, sollte in jedem Fall ein Minimum von 20 mL/min Schutzgas verwendet werden) und die Wahl einer möglichst grossen Probenmasse. Als weiterer Parameter kann zudem die Beschleunigungsspannung des SEV im MS optimiert werden. Hier sollte allerdings vorsichtig vorgegangen werden: bei hohen Ionenströmen kann das Channeltron physikalisch beschädigt werden. Die Lage der Kapillare im Ofenraum hat dagegen nur einen verhältnismässig geringen Einfluss auf die MS-Ergebnisse. METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 17 Applikationen Charakterisierung von Süssigkeiten mittels DSC und Mikroskopie Ni Jing Einleitung Wer Süssigkeiten isst, interessiert sich in der Regel weniger für deren chemischphysikalische Eigenschaften, sondern eher für ihren Geschmack und ihre Konsistenz. Gerade letztere ist jedoch stark abhängig von strukturellen Aspekten. In diesem Beitrag zeigen wir, wie sich mittels DSC und Mikroskopie gewisse Eigenschaften von Süssigkeiten untersu- Abbildung 1: DSC-Kurven der oberen und unteren Schicht eines Bonbons. Während des ersten Aufheizens sind 2 Glasübergänge erkennbar. Nach dem Glasübergang bei etwa 60 °C ist ein endothermer Peak erkennbar, der als Folge einer Enthalpierelaxation und/oder als Schmelzen zu interpretieren ist. Abbildung 2: Bilder einer Probe aus der obersten Schicht eines Bonbons bei jeweils verschiedenen Temperaturen. Das Schmelzen beginnt bei etwa 55 °C, erreicht seine grösste Geschwindigkeit bei etwa 70 °C und ist bei ungefähr 85 °C beendet. 18 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 chen lassen. Im Vordergrund steht dabei das Erweichungs-, Schmelz- und Kristallisationsverhalten. Die Kenntnis dieser Eigenschaften ist für die Festlegung der Produktions- und Lagerbedingungen wichtig. Der Begriff „Süssigkeiten“ umfasst eine Vielzahl von verschiedensten Produkten (Bonbons, Milch- und Rahmkaramellen, Gelée-Zuckerwaren wie beispielsweise Gummibärchen etc.). In diesem Beitrag haben wir ein kommerzielles Bonbon untersucht. Experimentelles Das hier untersuchte Bonbon setzte sich aus drei Schichten zusammen. Die beiden äusseren Schichten waren transparent, die mittlere Schicht war weiss. Dies deutet darauf hin, dass die beiden äusseren Schichten vor allem aus amorphem, die mittlere Schicht dagegen hauptsächlich aus kristallinem Material besteht. Wir haben die verschiedenen Schichten einzeln („top“, „middle“, „bottom“) untersucht. Dazu wurden grössere Stücke aus den drei Schichten in einem Mörser fein gemahlen. Bei der Probenvorbereitung wurde festgestellt, dass die beiden äusseren Schichten relativ rasch Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Die Proben wurden deshalb unmittelbar nach dem Mahlen in hermetisch verschlossenen 40-µL Aluminium-Tiegeln aufbewahrt. Für die Untersuchungen wurde ein DSC822e-Gerät mit einem FRS5-Sensor und mit einem Intracooler verwendet. Die Proben wurden von –50 °C bis 160 °C mit 10 K/min aufgeheizt, anschliessend mit 5 K/min auf –50 °C abgekühlt und ein zweites Mal mit 10 K/min auf 160 °C aufgeheizt. Ergebnisse und Diskussion In Abbildung 1 sind die Heizkurven für die oberste („top“) und unterste Schicht („bottom“) dargestellt. Während des ersten Heizens erkennt man klar einen Glasübergang bei etwa 18 °C („bottom“) bzw. 15 °C („top“). Um etwa 60 °C beobachtet man einen endothermen Peak, wobei gleichzeitig ein stufenförmiger Versatz der Basislinie auftritt. Der stufenförmige Versatz ist typisch für eine weitere Glasumwandlung, und der Peak kann als Enthalpierelaxation oder als Schmelzen Abbildung 3: Heizkurven der obersten Schicht eines 3-schichtigen Bonbons. Einzelheiten siehe Text. verstanden werden. Das zweite Heizen zeigt für beide Schichten nur noch eine Glasumwandlung. Betrachtet man die Stufenhöhe dieser Glasumwandlung, so entspricht sie in etwa der Summe der Stufenhöhen der beiden Glasumwandlungen während des ersten Aufheizens. Dies legt den Schluss nahe, dass vor dem ersten Aufheizen beide Schichten aus zwei phasen-getrennten Komponenten bestanden. Nach dem ersten Aufheizen bilden die beiden Komponenten eine Mischung, so dass nur noch ein Glasübergang zu sehen ist. Die Glasübergänge der obersten und der untersten Schicht unterscheiden sich um einige wenige Kelvin. Auf den Kühlkurven (hier nicht gezeigt) ergeben sich keinerlei Hinweise auf einen Kristallisationsvorgang. Ob der endotherme Peak bei etwa 60 °C durch ein Schmelzen oder als Folge einer Enthalpierelaxation zustande kommt, lässt sich deshalb aus den in Abbildung 1 gezeigten Messungen nicht eindeutig entscheiden. Abbildung 4: DSC-Messungen der mittleren Schicht eines 3Schichten Bonbons. Diese mittlere Schicht ist praktisch vollständig kristallin. Beim Abkühlen kristallisiert die Probe nicht. Beim zweiten Heizen liegt ein vollständig amorphes Material vor. Klarheit könnte in diesem Fall eine Messung bringen, bei der Schmelzprozesse direkt beobachtet werden. Ein dazu geeignetes Messgerät ist der FP82-Heiztisch. Mit diesem Gerät wird eine Probe kontrolliert aufgeheizt und mit einem Polarisationsmikroskop beobachtet. Dadurch werden (doppelbrechende) Kristalle sichtbar, nicht kristalline Bereiche bleiben dunkel. In Abbildung 2 sind entsprechende Bilder dargestellt. Abbildung 5: Bilder einer Probe aus der mittleren Schicht des Bonbons bei verschiedenen Temperaturen. Das Schmelzen beginnt bei etwa 50 °C. Das geschmolzene Material lagert sich an bestehende grössere Kristalle an („Ostwald-Reifung“). Die dadurch entstehenden grossen Kristalle schmelzen anschliessend. Bei etwa 95 °C ist die Probe vollständig geschmolzen. Die Bilder zeigen, dass bei 50 °C tatsächlich Kristalle vorhanden sind. Während des Aufheizens schmelzen die Kristalle, allerdings erst ab etwa 55 °C. Die maximale Schmelzgeschwindigkeit wird bei etwa 70 °C erreicht; beendet ist das Schmelzen bei etwa 85 °C. Da der endotherme Peak auf der DSC-Kurve bereits bei tieferen Temperaturen auftritt, ist dieser Peak zumindest teilweise als Enthalpierelaxation zu interpretieren. Mit einem einfachen Trick lässt sich dieses Ergebnis auch mit DSC-Messungen verifizieren. Dazu wird eine Probe nur bis zu der Temperatur aufgeheizt, bei der die Glasumwandlung beendet ist, bei dieser METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 19 Tipps und Hinweise Probe also bis etwa 52 °C. Dadurch wird die thermische Geschichte des Materials gelöscht. Beim erneuten Aufheizen wird deshalb kein Enthalpierelaxationspeak mehr erwartet. Entsprechende Messungen sind in Abbildung 3 dargestellt. Die zweite Heizmessung zeigt wie erwartet keinen Enthalpierelaxationspeak mehr. Dafür erkennt man nun deutlich einen relativ breiten kleinen Schmelzpeak. Wird die Probe noch einmal aufgeheizt, zeigt sich auch, dass die Probe durch das erneute Aufheizen mehr und mehr gemischt wird. Die mittlere Schicht des Bonbons unterscheidet sich, wie bereits erwähnt, auch optisch von den beiden anderen Schichten. Die Messungen mit dem DSC (vgl. Abbildung 4) zeigen während des ersten Heizens einen endothermen Doppelpeak bei etwa 60 °C und 95 °C. Während des Kühlens (hier nicht dargestellt) kristallisiert die Probe nicht. Während des zweiten Aufheizens erkennt man bei etwa –20 °C eine Glasumwandlung. Auch diese Probe wurde mittels des FP82 untersucht. Entsprechende Ergebnisse während des erstmaligen Aufheizens sind in Abbildung 5 dargestellt. Bei 50 °C sind einzelne grosse Kristalle erkennbar, die von einer grossen Menge kleiner Kristalle umgeben sind. Ein Teil dieser kleinen Kristalle rekristallisiert während des Aufheizens („Ostwald-Reifung“). Bei 85 °C ist ein grosser Teil der Probe bereits geschmolzen. Die verbleibenden relativ grossen Kristalle schmelzen anschliessend bis etwa 95 °C. Schlussfolgerungen Das Schmelz- und Erweichungsverhalten von Materialien lässt sich mittels DSCund optischen Messungen (z.B. mittels FP82) auf einfache Weise untersuchen. Im Beispiel wurde ein aus drei Schichten bestehendes Bonbon mit diesen Methoden analysiert. Als Ergebnis konnten beträchtliche Unterschiede zwischen den beiden äusseren Schichten und der mittleren Schicht gefunden werden. Die beiden äusseren Schichten sind praktisch vollständig amorph, die mittlere Schicht ist kristallin. Mit den FP-Messungen konnte gezeigt werden, dass auch in den amorphen Schichten Kristalle vorhanden sind. Der auf der DSC-Kurve scheinbar komplizierte Schmelzvorgang entpuppte sich auf Grund der FP82-Messungen als Rekristallisationsverhalten („Ostwaldsche Reifung“) des Materials. Überprüfung der Kraft bei der TMA Ni Jing Einleitung In der thermomechanischen Analyse wird die Länge einer Probe in Abhängigkeit von deren Temperatur gemessen, wobei die Probe mit einer wohldefinierten Kraft belastet wird. TMA Messungen erfordern deshalb eine sorgfältige Justierung der gemessenen Temperatur, der Probenlänge sowie der auf die Probe ausgeübten Kraft. Die Justierung der Kraft erfolgt in der TMA/SDTA84x von METTLER TOLEDO mit einer 51 g schweren Eichmasse, die im Gerät eingebaut ist. Die Kraftjustierung erfolgt während der Installation des Gerätes und muss in der Regel nicht überprüft werden. 20 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 In der letzten Zeit haben sich mehrere Kunden bei uns erkundigt, ob und wie die Kraftjustierung insbesondere gemäss der ASTM-Vorschrift E 2206-02 „Stand ard Method for Force Calibration of Thermomechanical Analyzers“ bei unserem Gerät überprüft werden kann. In diesem Beitrag zeigen wir das Vorgehen und entsprechende Ergebnisse. Kraftkalibrierung gemäss ASTM E 2206-02 Experimentelles und Ergebnisse Die hier gezeigten Messungen erfolgten mit einer TMA/SDTA840 und einer TMA/ SDTA841e. Als Messsonde wurde die Ku- gelsonde verwendet. Der ASTM-Standard verlangt für die Überprüfung der Kraftjustierung eine Eichmasse zwischen 50 und 100 g. Die in der TMA/SDTA84x eingebaute Eichmasse (51 g) kann demzufolge dazu verwendet werden. Für die Kraftkalibrierung wird die Eichmasse aus dem Gerät entfernt. Dadurch wird die Messsonde mit einer dem Gewicht der Eichmasse entsprechenden Kraft nach oben gedrückt – sie hebt vom Probenträger ab. Wird nun mit dem elektromagnetische Kraftgenerator eine die Messsonde nach unten ziehende Kraft erzeugt, sollte sich die Messsonde bei Erreichen der dem Gewicht der Eichmasse entsprechenden Kraft wiederum auf den Probenträger absenken. Abbildung 1: Kraftkalibrierung der TMA/SDTA840. Das Eichmass (51 g) ist nicht eingesetzt. Die auf die Messsonde wirkende Kraft wird schrittweise erhöht, bis sich die Messsonde auf den Proben träger absenkt. Nach ASTM E 2206-02 ist diese Kraft F gemäss F = f a M zu berechnen, wo M die Eichmasse, a die Erdbeschleunigung am Äquator und auf Meereshöhe, a = 9.8065 m/s2 und f einen Korrekturfaktor bedeutet, mit dem die Höhe und der Breitengrad des Standortes der TMA/SDTA84x berücksichtigt wird. Für Zürich ist f = 0.9997. Im Experiment wurde die auf die Messsonde ausgeübte Kraft in Schritten von jeweils 1 mN von 492 mN auf 502 mN erhöht. Die entsprechenden Ergebnisse sind in Abbildungt 1 dargestellt. Ist die auf die Messsonde einwirkende Kraft grösser als 501 mN, liegt die Messsonde auf dem Probenhalter auf. Diese Kraft ist also erforderlich, um das Gewicht der (fehlenden) Eichmasse von 51 g (499.98 mN) zu erzeugen. Alternativ kann mit einer Kraft begonnen werden, die grösser als das Gewicht des Eichmasses ist. Die Messsonde liegt also zu Beginn des Experimentes noch auf dem Probenhalter auf. Nun wird die auf die Messonde wirkende elektromagnetische Kraft schrittweise reduziert, bis die Messsonde vom Probenhalter abhebt (vgl. Abbildung 2). Diese Kraft sollte wiederum dem mittels obiger Gleichung zu berechnenden Gewicht des Eichmasses entsprechen. Die in den beiden Experimenten beobachteten Kräfte stimmen gut miteinander überein. Zu beachten ist, dass die Kraftauflösung bei der TMA/SDTA840 1.3 mN beträgt. Es ist also nicht möglich, die auf die Messsonde angelegte Kraft besser als auf 1.3 mN zu bestimmen. In der ASTM-Norm ist eine Kraftkalibrierungskonstante gemäss S = F1/F2 definiert, wobei F1 dem Gewicht des Eichmasses entspricht und F2 die zur Kom- Abbildung 2: Kraftkalibrierung der TMA. Das Eichmass (51 g) ist nicht eingesetzt. Die auf die Messsonde wirkende Kraft wird schrittweise reduziert, bis sie vom Proben träger abhebt. pensation dieses Eichgewichts vom Gerät benötigte Kraft bedeutet. Für die Messung gemäss Abbildung 1 wird S beispielsweise S = 0.99797. Die Kraftkalibrierung kann im Prinzip für beliebige Kräfte durchgeführt werden, sofern eine entsprechende Eichmasse zur Verfügung steht. Mittels In Abbildung 3 sind entsprechende Ergebnisse für verschiedene Eichmassen sowohl für die TMA/SDTA840 als auch die TMA/SDTA841e dargestellt. Die Abbildung zeigt, dass zwischen der tatsächlich auf die Messonde wirkenden Kraft und der elektromagnetisch auf die Messsonde angelegten Kraft ein linearer Zusammenhang besteht. Dies belegt, dass im gesamten der TMA/SDTA84x zur Verfügung stehende Kraftbereich die in der Messmethode definierte Kraft auch tatsächlich auf die Messonde ausgeübt wird. C = | (1 – S) | * 100 % ergibt sich daraus ein Prozentmass für die sogenannte Konformität der Kraftkalibrierung. Liegt das Konformitätsmass betragsmässig unterhalb von 1 %, so ist das Gerät gemäss der Norm „kraftkonform“. Die Konformität der Kraftkalibrierung beträgt für die in den beiden Abbildungen 1 und 2 gezeigten Experimente etwa 0.2 % METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 21 Schlussfolgerungen Daten Die Kraftjustierung lässt sich bei der TMA /SDTA84x sehr einfach gemäss ASTM E2206-02 überprüfen. Dazu wird das im Gerät eingebaute Eichmass von 51 g aus dem Messgerät entfernt, und die elektromagnetische Kraft gemessen, die erforderlich ist, um das Gewicht des entfernten Eichmasses zu erzeugen. Die Kraftkalibrierungskonstante S liegt bei den von METTLER TOLEDO hergestellten TMAs typisch zwischen 0.998 und 1.002. Dies ergibt eine relative Kraftkonformitätszahl von etwa C = 0.2 %, was gemäss ASTM E2206-02 gleichbedeutend ist mit „Kraftkonformität“. Abbildung 3: Kraftkalibrierung der TMA mit verschiedenen Eichmassen. Die Abbildung belegt, dass im gesamten der TMA/SDTA84x zur Verfügung stehende Kraftbereich die in der Messmethode definierte Kraft auch tatsächlich auf die Messonde ausgeübt wird. Daten Exhibitions, Conferences and Seminars – Veranstaltungen, Konferenzen und Seminare SLAP-08 (Congreso Iberoamericano de Polímeros) July 15–18, 2008 Lima, Peru Conference on Modification, Degradation and Stabilisation of Polymers (MoDeSt2008) September 7–11, 2008 Liège, Belgium International and Swiss TA Customer Courses: TA Customer Courses and Seminars in Switzerland – Information and Course Registration: TA-Kundenkurse und Seminare in der Schweiz – Auskunft und Anmeldung: Ms Esther Palma-Andreato, Mettler-Toledo AG, Analytical, Schwerzenbach, Tel: ++41 44 806 73 57, Fax: ++41 44 806 72 60, e-mail: esther.palma@mt.com Courses / Kurse SW Basic (Deutsch) TMA (Deutsch) DMA Basic (Deutsch) DMA Advanced (Deutsch) TGA Basic (Deutsch) TGA Advanced (Deutsch) DSC Basic (Deutsch) DSC Advanced (Deutsch) TGA-FTIR (Deutsch) SW Advanced (Deutsch) TGA-MS (Deutsch) Kinetics / TMDSC (Deutsch) 22 METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 1. September 2008 1. September 2008 1. September 2008 2. September 2008 2. September 2008 3. September 2008 3. September 2008 4. September 2008 4. September 2008 5. September 2008 5. September 2008 5. September 2008 SW Basic (English) TMA (English) DMA Basic (English) DMA Advanced (English) (English) TGA Basic (English) TGA Advanced (English) DSC Basic (English) DSC Advanced (English) TGA-FTIR (English) SW Advanced (English) TGA-MS (English) Kinetics / TMDSC (English) September 8, 2008 September 8, 2008 September 8, 2008 September 9, 2008 September 9, 2008 September 10, 2008 September 10, 2008 September 11, 2008 September 11, 2008 September 12, 2008 September 12, 2008 September 12, 2008 Local TA Customer Courses: TAKundenkurse und Seminare in Deutschland und der Schweiz Cours et séminaires d’Analyse Thermique en France TA Customer Courses in Benelux Corsi e Seminari di Analisi Termica in Italia Cursos y Seminarios de TA en España TA-Seminare in Österreich TA Customer Courses and Seminars in the Scandinavian Countries TA Customer Courses and Seminars in the UK TA Customer Courses and Seminars in Singapore TA School and Seminars in Korea Nähere Informationen unter www.mt.com/labtalk oder durch: Frau Petra Fehl, Mettler-Toledo GmbH, Giessen, Tel: ++49 641 507 404, e-mail: labtalk@mt.com Anwenderworkshop DSC (kostenpflichtig) Anwenderworkshop STARe - Software (kostenpflichtig) Weiterbildungsseminar „Thermische Analyse und Rheologie in Forschung u. QS» (kostenfrei) Fakuma – Int. Messe für Kunststoffverarbeitung 16. u. 17.09.2008 23.09.2008 25.09.2008 25.06.2008 16.09.2008 14.–18.10.2008 Giessen Hamburg Berlin Crissier (Lausanne) Karlsruhe Friedrichshafen Renseignements et inscriptions par: Christine Fauvarque, Mettler-Toledo S.A., 18–20 Av. de la pépinière, 78222 Viroflay Cedex, Tél: ++33 1 3097 1439, Fax: ++33 1 3097 1660, e-mail: christine.fauvarque@mt.com Principe de la TMA/DMA DSC: notions de base DSC: perfectionnement Principe de la TGA Logiciel STARe: perfectionnement 6 octobre 2008 7 octobre 2008 8 octobre 2008 9 octobre 2008 10 octobre 2008 Viroflay (France) Viroflay (France) Viroflay (France) Viroflay (France) Viroflay (France) Séminaire: Analyse thermique 23 Septembre 2008 14 Octobre 2008 Paris (France) Bordeaux (France) For more details of training courses and seminars, please contact: Netherlands: Hay Berden, Tel: ++31 344 63 83 63, e-mail: hay.berden@mt.com Belgium: Annick Van Hemelrijck, Tél: ++32 2 334 02 01, e-mail: annick.vanhemelrijck@mt.com Per ulteriori informazioni Vi preghiamo di contattare: Simona Ferrari, Mettler-Toledo S.p.A., Novate Milanese, Tel: ++39 02 333 321, Fax: ++39 02 356 2973, e-mail: simona.ferrari@mt.com DSC base DSC avanzato TGA TMA 23 Settembre 2008 24 Settembre 2008 25 Settembre 2008 26 Settembre 2008 Novate Milanese Novate Milanese Novate Milanese Novate Milanese Para detalles acerca de los cursos y seminarios, por favor, contacte con: Francesc Catala, Mettler-Toledo S.A.E., Tel: ++34 93 223 76 00, e-mail: francesc.catala@mt.com Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an: Frau Geraldine Braun, Mettler-Toledo GmbH, Wien, Tel: ++43 1 604 19 80 – 33DW, e-mail: geraldine.braun@mt.com For details of training courses and seminars, please contact: Fredrik Einarsson, Mettler-Toledo AB, Tel: ++46 455 30 00 80, Fax: ++46 8 6424 562, e-mail: fredrik.einarsson@mt.com User Meeting October 1 and 2, 2008 Gothenburg For details of training courses and seminars, please contact: Rod Bottom, Mettler-Toledo Ltd, Leicester, Tel: ++44 116 234 5025, Fax: ++44 116 236 5500, e-mail: rod.bottom@mt.com DSC October 28, 2008 Leicester For details of training courses and seminars, please contact: Bryan Yiew, Mettler-Toledo (S) Pte Ltd, 28 Ayer Rajah Crescent, #05 – 01, Singapore 139959 Tel: +65-68900011, Fax: +65-68900012, e-mail: bryan.yiew@mt.com; chelsea.low@mt.com TA info day August 2008 August 2008 Singapore For details of training courses and seminars, please contact: KiHun Lee at Mettler-Toledo Korea, Tel: ++82 2 3498 3500, e-mail: kihun.lee@mt.com, Homepage: www.kr.mt.com Advance TA School in 3Q 2008 Basic TA School in 4Q 2008 TA Public Seminar August 2008 October 2008 November 2008 Seoul Dae-Jeon Seoul METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 23 TA Seminars and Trade Shows in Japan TA Customer Courses and Seminars in China TA Customer Courses and Seminars in India TA Seminars in Australia and New Zealand For details of seminars, please contact: Tomoko Wakabayashi, Mettler-Toledo KK, 3–8 Sanbancho, Chiyoda-ku, Tokyo 102-0075, Japan Tel: +81-3-3222-7164, Fax: +82-3-3222-7124, e-mail: tomoko.wakabayashi@mt.com TA Local City Seminars TA Public Seminar August 2008 October 2008 6 Cities Tokyo For details of training courses and seminars, please contact: Lu LiMing at Mettler-Toledo Instruments (Shanghai) Co., Ltd., Tel: ++86 21 6485 0435, Fax: ++86 21 6485 3351, e-mail: liming.lu@mt.com TA Public Seminar in 2nd half of 2008 TA User Conference 2008 TA User Training Course in 2008 TA User Training Course in 2009 July–December 2008 Mid July 2008 September 2008 December 2008 March 2009 June 2009 Different Cities Shanghai and Beijing Shanghai and Beijing Shanghai and Beijing Shanghai and Beijing Shanghai and Beijing For details of training courses and seminars, please contact: Mahesh Tripathi, Mettler-Toledo India Private Limited, Amar Hill, Saki Vihar Road, Powai, Mumbai 400 072 Tel: +91-22-28031 111 / 28031 370, Fax: +91-22-2857 5071, e-mail : mahesh.tripathi@mt.com For details of seminars around Australia and New Zealand, please contact: Amany Wahba, Mettler-Toledo Australia, 220 Turner St, Port Melbourne, VIC 3207. 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