Albtraum vor dem Frühlingsfest

Transcription

Albtraum vor dem Frühlingsfest
Nr. 20 / Februar 2013
Deutsch-Chinesische Allgemeine Zeitung
2,50 €
Am 10. Februar ist chinesisches Neujahr
Interview mit Peter Handstein
Ob Kultur, Miteinander, Reisen und Verkehr: in fast
jeder Rubrik gibt es diesmal ausfuhrliche Berichte uber
Sitten und Besonderheiten der Neujahrsfeiern.
Der deutsche Unternehmer, der in China Spielzeug
produziert, stellte sich den Fragen der DCA. Seit 16
Jahren lebt und arbeitet er in China.
Seite 4
Albtraum vor dem Frühlingsfest
Der Kampf um die Zugtickets wird dieses Jahr im Internet ausgefochten
Alle Jahre wieder: Überfüllte Bahnhöfe und Züge zum chinesischen Neujahr
fernt. Die meisten von ihnen können nur einmal im Jahr ihr Heimweh stillen – zum Frühlingsfest,
dem chinesischen Neujahr. Doch
die chinesische Bahn kommt der
hohen Nachfrage an Tickets zum
Frühlingsfest nicht nach. Auch in
diesem Jahr rechnet die Bahnbehörde mit einem großen Ansturm
von 225 Millionen Reisenden. Jahr
für Jahr wiederholen sich die gleichen Szenen: Menschen warten
in klirrender Kälte in scheinbar
endlos langen Schlangen vor den
Bahnschaltern und stehen sich
über Stunden auf Stehplätzen in
überfüllten Zügen die Beine in
den Bauch. Wer dies hinter sich gebracht hat, kommt seinem Traum
von ein paar Tagen im Kreise der
Familie ein Stück näher.
Die Bahnbehörden versuchen
Abhilfe zu schaffen: Ende 2012
Umfrage zu den Essensgewohnheiten der Chinesen
Gesundheit & Kulinaria / Seite 10
PEKING / FOSHAN – Ein junges
Ehepaar aus der Provinz Kanton
wird das diesjährige Frühlingsfest
am 10. Februar nicht zu Hause
verbringen können. Das Paar wurde von der Polizei verhaftet, weil
es Wanderarbeitern geholfen hatte,
online Zugtickets zu besorgen. Für
jede gelungene Buchung kassierte
das Duo im Anschluss 1,20 Euro.
Trotzdem wurden unterstützende
Rufe seitens der Wanderarbeiter
laut: „Sie helfen uns nach Hause!
Zum allerwichtigsten Fest! Wir
kennen uns mit dem PC nicht aus
und sind ihnen dankbar, wenn sie
uns Tickets besorgen.“
Zugtickets zu den Neujahrsfeiertagen gelten seit langer Zeit als
Rarität. Heute verdienen 250 Millionen Wanderarbeiter ihr Brot in
Chinas Städten, zum Teil Tausende
Kilometer von ihrer Heimat ent-
Das Laba-Fest
Tabakkontrolle schreitet voran
Südchina friert
Heizungsgrenze wird in
Frage gestellt
Politik & Gesellschaft / Seite 3
Gegen Preisabsprachen
Aktives Vorgehen der Behörden
Wirtschaft & Finanzen / Seite 7
Chinesen mögen es
scharf
Auftakt des Neujahrsfestes
Gesundheit & Kulinaria / Seite 11
Das Volk der Li
Die Ureinwohner Hainans
Menschen Chinas/ Seiten 12 + 13
Dr. Hans Müller
Ein deutscher Arzt in China
Miteinander / Seite 18
PEKING - China zieht nun das
erste landesweite Gesetz zur Tabakkontrolle in Erwägung. Das
Ständige Komitee des Nationalen
Volkskongresses hat kürzlich beschlossen, das Gesetz nach sorgfältiger Vorbereitung in die künftigen
Arbeitspläne der Gesetzgebung
einzuschließen.
Bisher gibt es in China kein spe-
zielles Gesetz zur Tabakkontrolle.
Das Staatliche Hauptamt für Qualitätskontrolle hat Ende 2012 einen
Plan zur Tabakkontrolle für den
Zeitraum 2012 bis 2015 veröffentlicht. Momentan ist ein umfassendes Rauchverbot an öffentlichen
Plätzen nur in Städten wie Peking
und Shanghai durch Gesetze festgelegt.
(hg)
Unterwegs mit der Transsib
Reisen & Verkehr / Seite 21
Die Insel Hainan
Weitere Neuigkeiten
Provinz Hainan / Seite 23
Schüler bei einer Anti-Raucher-Kampagne
wurden zwei neue Hochgeschwindigkeitsstrecken in Betrieb genommen. Die 2.300 Kilometer
von Peking nach Kanton werden
jetzt in nur acht Stunden zurückgelegt. Zudem wurden Telefone
für Ticketbuchungen freigeschaltet und Online-Buchungssysteme
technisch aufgerüstet. Wer sich
einloggt, kann 20 Tage vor Abfahrt
seine Fahrkarte bequem von zu
Hause aus buchen. Wanderarbeiter
dürfen ab 10 Personen auf spezielle
Gruppentickets zurück greifen. Eisenbahnminister Sheng Guangzu
sprach von einer Beschleunigung
der Reformen.
Doch die Bemühungen stoßen
auch auf Kritik: Im Durchschnitt
werden täglich 5,3 Millionen Karten verkauft, mindestens 30 Prozent per Internet. Besitzer von PCs
mit bestimmten Plug-Ins stehen
beim Wettlauf um die Tickets auf
der sicheren Seite. Hingegen fühlen sich diejenigen übergangen, die
keinen Zugriff auf einen Computer
haben. Phishing-Sites, gefälschte
IDs und illegale Ticketwiederverkäufe lassen sich schwer verfolgen.
Die modernen Expresszüge sind
teuer und machen keinen Halt
mehr in Kleinstädten. Eine Reise
mit Anschluss an Überlandbusse
dauert länger als mit dem herkömmlichen Zug.
„Die chinesische Bahn besitzt immer noch das Monopol im Land.
Die Folgen sind mangelnde Transparenz und Infrastruktur. Um das
Problem an der Wurzel zu packen,
muss die Entwicklung ausgeglichener verlaufen. Dazu gehören beispielsweise mehr Arbeitsplätze im
armen Hinterland“, schrieb die Tageszeitung „Renmin Ribao“. (lm)
Konflikt im Grenzgebiet zu Myanmar
Von Mauern
und Menschen
Deutsch-Chinesische Allgemeine
ISSN 2192-2535
Foto: cns
Foto: cns
YINGJIANG – Der seit Juni 2011
im Norden Myanmars andauernde
bewaffnete Konflikt zwischen Regierungstruppen und Separatisten
hat jüngst auch chinesisches Gebiet
in Mitleidenschaft gezogen.
Am 30. Dezember 2012 waren
drei Bomben aus Myanmar in der
grenznahen Gemeinde Nabang in
der Provinz Yunnan eingeschlagen,
die meisten Geschäfte im Ort wurden geschlossen. Besonders schwer
betroffen waren die Bananenplantagen. Chinas Außenministerium verlangte von Myanmar, sofort wirksame Maßnahmen zu ergreifen,
um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu
verhindern.
Am 5. Januar dementierte Chinas
Luftwaffe Berichte, wonach Kampfjets aus Myanmar in chinesisches
Hoheitsgebiet eingedrungen seien.
Es hätten sich keine Kampfjets aus
Myanmar nach China verirrt, so die
Luftwaffe in Peking.
Mittlerweile wurde ein Waffenstillstand für März angekündigt,
doch die Kämpfe auf der burmesischen Seite gehen weiter.
(hg)
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Politik & Gesellschaft
2
Der Meister spricht
Konfuzius und der Alte Meister
Von
Hans STUMFELDT
Zweitausend Jahre alte
bildhafte
Darstellungen zeigen Konfuzius an der Spitze
seiner Schülerschar, wie er Laozi,
„Alter Meister“, auf Deutsch auch
Lao-tse genannt, seine Aufwartung
machte, und Legenden berichten,
dass er durch ihn Belehrungen empfangen habe. Unklar ist, was solche
Bilder und Berichte bezweckten.
Wahrscheinlich gehen sie auf Auseinandersetzungen zwischen beiden
Lehrtraditionen zurück, die früh
einsetzten.
Schon über das Leben des Konfuzius berichten vor allem Legenden,
bei dem Alten Meister ist sogar der
Familienname unklar: wohl Li. Das
biographische Material über ihn
hat Bertolt Brecht (1898-1956) in
seinem bedeutenden Gedicht über
die Entstehung des Buches Tao-teking zusammengefasst, dessen Titel
oft mit „Buch vom Weg und der Tugend“ übersetzt wurde: „Als er Siebzig war und war gebrechlich,/ da gelüstete den Alten doch nach Ruh,/
denn die Güte war im Lande wieder
einmal schwächlich,/ und die Bosheit nahm nach Kräften wieder einmal zu, und er gürtete den Schuh.“
So lauten, in der Erinnerung, die
ersten Verse von Brechts Ballade.
Des Laozi angebliche Schrift „Buch
vom Weg und der Tugend“ umfasst
81 Sprüche unbekannter Herkunft.
Sie – und damit Laozi – gelten als
Ursprung der Lehrtradition des
Daoismus, Gegner der konfuzianischen. Klar, denn die Lehrtradition
des Konfuzius bedachte Normen
für das Sozialverhalten der Menschen, während es den Daoisten
auf Verhaltensgestaltungen des
Menschen für sich allein ankam.
Während die „Gespräche“ des
Konfuzius nur wenige Übersetzungen ins Deutsche erfahren haben,
liegt „Vom Weg und der Tugend“ in
knapp 200 Versionen auf Deutsch
vor. Die sogenannten Übersetzer
– darüber schweige ich lieber! Sie
haben den Text verstanden, wie sie
wollten. Aber schon die kulturelle
Tradition Chinas eignete sich die
Maximen des Alten Meisters auf
unterschiedliche Art an. Nur so
konnte die daoistische Lehrtradition ihre prägende Kraft in der chinesischen Kultur entfalten, neben
und in Auseinandersetzung mit
der konfuzianischen.
Ein wichtiger Begriff im „Buch
vom Weg und der Tugend“ des Laozi ist Wuwei, „Nichttun“, so in Lao
48: „Sei ohne Tun, und nichts ist,
das nicht getan würde!“ Vom weisen
Menschen, einem Inbegriff der Vollkommenheit im daostischen Sinn,
sagt Lao 47 sogar: „Ohne zu tun, vollendet er.“ Wie ist solches Nichttun zu
verstehen? Keineswegs als müßiges
Nichtstun. Das und mehr soll die
nächste Kolumne erläutern, denn
aus solchem Nichttun Abgeleitetes
prägten Literatur und Kunst in China
– viel von dem jenseits der Alltage.
Nr. 20 / Februar 2013
Medizinkarriere verliert Anziehungskraft
Patienten reklamieren mehr und das Gehalt ist zu niedrig
PEKING - Die Berufszufriedenheit von Ärzten in China hat einen
neuen Tiefpunkt erreicht. Bereits
im Jahr 2011 waren 96 Prozent der
Mediziner der Ansicht, dass ihr
Gehalt weder ihrer Arbeitsleistung
noch -belastung entspreche. Ärzte
verdienen in der Hauptstadt Peking lediglich zwischen umgerechnet 360 und 960 Euro.
Hinzu kommt eine stetig angespannter werdende Beziehung
zu den Patienten. In den letzten
eineinhalb Jahren gab es immer
wieder medizinische Streitfragen,
die vor Gericht aber auch mit Gewalt gegenüber den behandelnden Ärzten ausgefochten wurden
und zum Teil tödlich endeten.
Hauptursache sollen die zu hohen Erwartungen der Patienten
und deren geringe Kenntnisse
über Behandlungsmöglichkeiten
sein, kombiniert mit mangeln-
dem Vertrauen. Den Ärzten wird
ihrerseits zu wenig Zeit für ausreichende und ausführliche Konsultationen gewährt. Eine Situation,
Studenten in der Ausbildung an einem Pekinger Universitätsklinikum
PEKING - Erneut gibt es Ärger
beim Roten Kreuz China. Die Organisation soll in der südwestchinesischen Stadt Chengdu mit Spendenboxen Misswirtschaft betrieben
haben. Dies ergaben Untersuchungen des erst jüngst eingerichteten
Kontrollgremiums des Chinesischen Roten Kreuzes. Demnach
soll ein Teil der rund 500 Spendenboxen, die 2008 nach dem verheerenden Erdbeben von Wenchuan
in Chengdu verteilt wurden, nicht
sorgsam gepflegt worden sein. Beschädigte und abmontierte Boxen
sowie verschimmelte Geldspenden
kamen ans Tageslicht. Auch dieses
Mal waren es zunächst chinesische
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Foto: cns
Das Rote Kreuz China steht erneut im Kreuzfeuer der Kritik
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die beide Parteien unzufrieden
zurücklässt und auf den Nachwuchs abschreckend wirkt.
(sbl)
Mit Entsetzen schaut der willige Spender auf die vernachlässigte Box
Bild: cns
Blogger, die auf die Missstände aufmerksam gemacht haben. Erst im
letzten Jahr war die gemeinnützige
Hilfsorganisation durch einen von
Netizens diskutierten Vorgang in
Erklärungsnöte geraten.
Skandalauslöser war das auf Sina Weibo veröffentlichte Foto der
20-jährigen Guo Meimei, auf dem
sie sich mit ihrem weißen Maserati
als Geschäftsführerin einer Businessgruppe des Chinesischen Roten Kreuzes zu erkennen gegeben
hatte. Der Vorfall sorgte für tiefes
Misstrauen in der Öffentlichkeit
gegenüber der karitativen Organisation. Der chinesische Staatsrat
veröffentlichte daraufhin im Herbst
Leitlinien zur Reform des Roten
Kreuzes China. Im Dezember 2012
war ein 16-köpfiges unabhängiges
Gremium zur Überwachung der
Rot-Kreuz-Tätigkeiten in China eingerichtet worden.
(tn)
China baut landesgrößtes AKW in Shandong
RONGCHENG - China hat laut
der Nachrichtenagentur Xinhua
den Bau des landesgrößten Kernkraftwerkes in der Shidao-Bucht
nahe der Küstenstadt Rongcheng
wieder aufgenommen. Ab 2017
soll es mit einem Reaktorsystem
der vierten Generation und einer
Leistung von 6,6 Gigawatt ans
Stromnetz gehen. Der Kapitalaufwand beträgt rund 12 Milliarden
Euro.
Dem Atomwissenschaftler Zhou
Peide zufolge bestätigten verschie-
dene Unfallsimulationen die Sicherheit des Reaktors in der ostchinesischen Provinz Shandong.
Zudem seien laut Zhou die Abfälle
des Kernkraftwerkes nicht umweltfeindlich. China betreibt bis dato
13 Atomreaktoren.
(xq)
Männer in der Kinderbetreuung
SHANGHAI - In großen Städten
wie Peking, Shenzhen und Shanghai kann eine Tagesmutter mehr
als 700 Euro verdienen - das landesweite Durchschnittsgehalt lag
Anfang 2012 laut UNO bei 502
Euro. So versuchen immer mehr
Männer ihr Glück in klassischen
Frauenberufen.
Li Dabin war früher Dozent in
Südchina. Im vergangenen Jahr
hat er eine Ausbildung zum Tagesvater begonnen. „Ich denke,
Kinder können von der Energie
einer männlichen Nanny profitie-
ren“, so der 39-Jährige. Der Bedarf
an gut ausgebildeter Tagesbetreuung ist groß, an der Anerkennung
männlicher Kollegen mangelt es
aber noch. Für viele Frauen ist es
einfach ungewöhnlich, dass ein
Mann die Betreuung eines Babys
übernimmt.
Letztendlich würde eine Familie die Kinderbetreuung danach
auswählen, ob sie zur Familie passe, nicht nach dem Geschlecht,
glaubt Liang Yun, Vize-Direktor
des Dienstleistungsverbands der
Provinz Hunan.
(mb)
Ein ungewohnter Anblick
Foto: cns
Politik & Gesellschaft
Februar 2013 / Nr. 20
Chinesische Justiz geht strenger
gegen Amtsmissbrauch vor
PEKING - Das chinesische Oberste Volksgericht und die chinesische Oberste Staatsanwaltschaft
haben erstmals die Strafzumessung bei Amtsmissbrauch klargestellt. In der entsprechenden juristischen Erklärung wird betont,
dass Amtsmissbrauch besonders
in der Lebens- und Arzneimittelaufsicht streng bestraft werden
müsse.
(cri)
Bau des Weltraumbahnhofs
auf Hainan macht Fortschritte
PEKING - Nach Angaben des Verteidigungsministeriums geht der
Bau des Kosmodroms Wenchang
im Nordosten der Insel Hainan zügig voran. Die vergrößerte Version
der Rakete Langer Marsch (CZ-5)
soll bereits im nächsten Jahr von
dem neuen Weltraumbahnhof zu
ihrem Jungfernflug starten. Der
Kosmodrom Wenchang auf Hainan wird neben den Kosmodromen in Jiuquan, Xichang und Taiyuan der vierte Weltraumbahnhof
der Volkrepublik China sein. Mit
dem Bau wurde im September
2009 begonnen.
(cri)
Ein elffacher Mörder wurde in
Yunnan hingerichtet
KUNMING – Zhang Yongming
(57) war im Juli 2012 von einem
Gericht in Kunming zum Tode
verurteilt worden. Er hatte im Zeitraum vom März 2008 bis April
2012 insgesamt elf Menschen erwürgt und die Leichen versucht zu
verbrennen oder zu vergraben.
Das Gericht bezeichnete die Taten als „besonders grausam“ und
verkündete, dass die Strafe besonders ernst sein müsse. Erschwerend
kam hinzu, dass Zhang bereits von
1979 bis 1997 wegen Mordes im
Gefängnis war. Nach seiner Entlassung erhielt Zhang eine Unterstützung durch die Provinzregierung.
Trotzdem beging er weiterhin seine Verbrechen.
(dca)
Chinesische Geiseln im Sudan
nach vier Tagen befreit
PEKING – Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums
sprach der Regierung des Sudans
einen großen Dank für die Rettung von vier in der Region Dafur
entführten Chinesen aus.
Die Arbeiter, die für eine chinesische Eisenbahnfirma arbeiten, waren am 12. Januar in die
Hände von Rebellen geraten, die
sie am 15. Januar wieder frei ließen und unbeschadet der United
Nations Afrika-Mission in Dafur
übergaben. Fünf Sudanesen, die
auch bei der chinesischen Firma
arbeiten, befinden sich noch in
den Händen der Rebellen.
(dca)
Preissenkungen bei Medikamenten und Schmerzmitteln
PEKING - Seit dem 1. Februar diesen Jahres wurden in ganz
China die Einzelhandelspreise
für mehr als 700 Medikamente
gesenkt. Die Preissenkung betrifft vor allem Medikamente
gegen Atemwegserkrankungen,
Schmerzmittel und spezifische
Arzneimittel. Die Preise wurden
durchschnittlich um 15 Prozent
gesenkt.
(cri)
3
Südchina friert ohne Zentralheizung
Seit Jahrzehnten trennt eine imaginäre Heizungsgrenze Nord- und Südchina
HEFEI – Wann ist es in Nordchina wärmer als in Südchina? Im
Winter natürlich, und zwar in den
eigenen vier Wänden! Was wie ein
Kalauer klingt, ist ein Problem,
das viele Südchinesen buchstäblich zittern lässt – vor Kälte und
vor Wut. Denn sie fragen sich, wie
lange sie noch warten müssen, bis
die lokalen Regierungen auch im
Süden Heizungen bauen lassen.
Viele Leute werden ungeduldiger
– besonders in diesem Winter, der
so kalt ist wie seit 28 Jahren nicht
mehr. Der im Winter beheizte
Norden wird vom unbeheizten
Süden durch eine Linie auf der
Karte getrennt, die der damalige
Premier Zhou Enlai in den 1950er
Jahren zog. Sie verläuft zwischen
32 und 34 Grad nördlicher Breite
entlang des Huaihe-Flusses und
des Qinling-Gebirges. Nördlich
dieser Grenze wurden und werden städtische Wohnungen mit
Zentralheizung gebaut, öffentliche Fernwärme sorgt im Winter
für angenehme 20 Grad.
Südlich der Heizungsgrenze
müssen die Bewohner von Millionenstädten wie Shanghai, Nanjing oder Chongqing hingegen in
dicken Mänteln und mit privaten
Heiz- oder Klimageräten den eiskalten und feuchten Winter überstehen.
Zhous Entscheidung war damals begründet und gerechtfertigt: In jenen Anfangsjahren
fehlte es an Vielem, die knappen
In Südchina gehen viele Kinder in die Bücherei, um sich aufzuwärmen
Ressourcen reichten nicht, um
in ganz China im Winter zentral
zu heizen. Aber ist dieser Unterschied nach 60 Jahren immer
noch gerechtfertigt?
Fernwärmesysteme sind viel
energieeffizienter als private Heizungen, argumentieren Befürworter. Gegner verweisen auf die
Foto:cns
fehlende Infrastruktur, die lokale
Regierung daran hindere, Fernwärmenetze zu bauen. Auch sei ja
der Winter im Süden viel kürzer
als im Norden. Und auch Zentralheizungen brauchten schließlich
Energie, so die Gegner. Heiße
Diskussionen also über die Kälte.
(lm)
Die andere Stimme aus China
Gefährliche Fiskal-Klippe – nicht nur für die USA
Die US-Fiskalklippe wurde vorübergehend umschifft, der Aufschub
hat die Probleme aber nicht gelöst:
Nun müssen sich Präsident, Repräsentantenhaus und Senat schnell auf
langfristig tragfeste Kompromisse
einigen, vor allem zur Schuldenobergrenze, zu Ausgabenkürzungen
und zur Steuerpolitik. Diese Einigung – oder ihr Ausbleiben – wird
auch die chinesisch-amerikanischen
Beziehungen beeinflussen, meint die
englischsprachige Zeitung “China
Daily”.
Hier Auszüge: Ende 2012 überstiegen die Schulden der USA die
16,4-Billionen-Dollar-Marke. Das
sind 52.000 US-Dollar pro Einwohner und 15.000 Dollar mehr als der
griechische Pro-Kopf-Anteil an der
dortigen Staatsverschuldung.
Als größter ausländischer Kreditgeber besitzt China US-Schuldverschreibungen in Höhe von 1,1
Billiarden Dollar. Damit bilden US-
Dollarn 65 bis 70 Prozent der chinesischen Devisenreserven, die mit
insgesamt rund 3,3 Billiarden Dollar
mehr als 40 Prozent des Bruttosozialproduktes ausmachen. Daher löst
das anhaltende Gerangel um die
amerikanische Schuldenobergrenze
bei internationalen Gläubigern wie
China auch Überlegungen aus, die
Devisenreserven auf andere Währungen umzuschichten.
Denn in den USA geht der Streit
über mögliche Einsparungen zur
Sanierung der Staatsfinanzen weiter:
Die Republikaner fordern massive
Ausgabenkürzungen mit Ausnahme
bei der Verteidigung. Genau dort
wollen die Demokraten sparen. Dem
begegnen Republikaner und Neoliberale wiederum mit Warnungen vor
Gefahren für die nationale Sicherheit
und mit Bemühungen, chinesische
Unternehmen auf dem US-Markt zu
behindern und die mit 7,8 Prozent
anhaltend hohe Arbeitslosigkeit als
Ergebnis chinesischer Aktivitäten
darzustellen – vom unfairen Wettbewerb über Währungsmanipulationen und Handelsprotektionismus
bis hin zu Patent- und Urheberrechtsverletzungen.
In den bilateralen Beziehungen
herrscht ohnehin ein gegenseitiges
Misstrauen wegen der unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systeme sowie Sicherheitsinteressen beider Länder. Und im
Chinesisch-Amerikanischen Strategie- und Wirtschaftsdialog stehen auf
US-Seite personelle Veränderungen
an: Nachfolger von Außenministerin
Hillary Clinton wird der Demokrat
John Kerry, auch Finanzminister Timothy Geithner geht. Persönliches
spielt selbst im staatlich institutionalisierten Regierungsdialog eine Rolle.
Dabei müssen beide Seiten in
Sicherheitsfragen ein neues Verständnis füreinander finden: Sei es
zum veränderten US-Engagement
im Asien-Pazifik-Raum oder zu regionalen Meeresdisputen, sei es zur
Modernisierung der chinesischen
Streitkräfte oder zur internationalen
Online-Spionage, zum iranischen
Atomprogramm oder zu Nordkorea.
Auch wirtschaftlich stehen China
und die USA vor neuen Herausforderungen - nicht nur durch globale
Veränderungen, sondern auch bei
Urheberrechten, Handel und Investitionen, in der Innovationspolitik
und in der Welthandelsorganisation
WTO. Allerdings bedeuten große
Herausforderungen und Risiken immer auch große Chancen.
So könnte ein Abbau der Verschuldung Washingtons neue Möglichkeiten eröffnen und Barack Obama
als erster multipolarer US-Präsident
in die Geschichte eingehen. Statt gegenseitigen Misstrauens könnte sich
ein Neubeginn in den wichtigsten
bilateralen Beziehungen des 21. Jahrhunderts entwickeln.
(lu)
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Interview
4
Nr. 20 / Februar 2013
Peter Handstein, deutscher Spielzeugproduzent in China
Im Gespräch mit der DCA über Standortfragen, Produktentwicklung und soziales Engagement
Peter Handstein, 52, produziert
seit 1996 erfolgreich Qualitätsspielzeug in Ningbo, China.
Peter Handstein ist einer der ersten mittelständischen deutschen
Unternehmer, der sich in China
engagierte. Dabei setzt er auf Qualität und ein sozialverträgliches
Miteinander von Deutschen und
Chinesen.
DCA: Sie sind nun seit über 16
Jahren als deutscher Unternehmer
in China tätig. Können Sie unseren
Lesern einen Überblick über Ihren
Werdegang zum Spielzeugproduzenten geben?
Handstein: Nach meinem Schulabschluss habe ich eine Ausbildung
zum Schlosser und Kunstschmied
im elterlichen Handwerksbetrieb
gemacht, was meine Affinität zum
Produzieren von Dingen geprägt
hat. Mit 23 folgte der Einstieg in den
Vertrieb von Lehrmitteln an Kindergärten. Da ich meine Vorstellungen in diesem Unternehmen nicht
verwirklichen konnte, entschloss
ich mich mit 25 Jahren, ein eigenes
Unternehmen zur Ausstattung von
Kindergärten zu gründen. Ich habe
mich viel mit der Produktentwicklung beschäftigt, immer mit dem
Ziel, Spielzeug zu vertreiben, das die
Entwicklung von Kindern wirklich
fördert.
DCA: Wie kam es dazu, dass Sie in
den 1990er Jahren Ihre Produktion
nach China verlagert haben?
Handstein: Im Jahr 1988 bin
ich zum ersten Mal nach China gereist, damals noch als Einkäufer auf
die Kanton Messe. Das Land war
im Umbruch, die Eindrücke waren
gewaltig. Keiner konnte sagen, wie
sich das Land entwickeln würde.
Nach dem Zusammenbruch der
DDR übernahm ich 1990 meinen
belgischen Hauptlieferanten und wir
siedelten die gesamte Firma ins Erzgebirge um.
„Keiner konnte
sagen, wie sich das Land
entwickeln würde”
Ab etwa 1995 wurde es zunehmend schwieriger in Deutschland
gute Qualität zu bezahlbaren Preisen
zu produzieren. Ich wollte immer hohe Qualität produzieren. Deshalb bin
ich nach Weißrussland, in die Ukraine, nach Thailand und auch wieder
nach China gereist, um einen neuen
Standort zu finden. Ich kam zu dem
Schluss, dass die Emsigkeit der chinesischen Bevölkerung und die dort
herrschende Aufbruchsstimmung
das größte Potential boten. Damals
war allerdings noch schwer abzusehen, ob die chinesische Regierung
stabil bleiben würde.
Ich entschied mich bewusst für
die Stadt Ningbo, wo noch keine
großen Industrie-Konzerne angesiedelt waren. So machte ich 1996
als kleiner Mittelständler mit einer Holzspielzeugproduktion dort
die erste ausländische Investition,
weshalb unser Joint Venture als
beispielhaftes Projekt behandelt
und gerne vorgezeigt wurde. 1998
Gemeinschaft, es ging immer um
die Firma, nicht um Deutschland
oder China.
DCA: Die traditionellen Absatzmärkte Ihres Unternehmens sind
vor allem Europa und Nordamerika. Hat sich Ihr Fokus mittlerweile auf die asiatischen Märkte
verschoben?
Handstein: Es geht auf jeden Fall
in diese Richtung. Aktuell ist die
Verteilung unserer Absatzmärkte
etwa 40 Prozent Europa u. Afrika,
35 Prozent Nord- u. Südamerika,
25 Prozent Asien u. Ozeanien. Unser Ziel bis 2015 ist es, je etwa ein
Drittel zu erreichen. Wir erwarten,
dass China bis 2018 zum größten
einzelnen Absatzmarkt unserer
Unternehmensgruppe aufsteigen
wird. Der Binnenmarkt wächst
stetig, die Kaufkraft steigt und die
Exportlastigkeit der chinesischen
Wirtschaft wird zwangsläufig abnehmen.
P. Handstein befasst sich viel mit Qualitätsprüfung und Produktentwicklung
nahmen wir zum ersten Mal als Aussteller an der Hongkong Messe teil,
einerseits als chinesischer Produzent, andererseits als deutsche Vertriebsfirma.
DCA: Wie kamen die deutschen
und chinesischen Mitarbeiter am
Anfang miteinander zurecht?
Konnten Sie eine Entwicklung beobachten?
Handstein: Einige Mitarbeiter
beider Nationalitäten sind seit der
Gründungsphase bis heute dabei.
Anfangs haben wir sogar zusammen
in der Fabrik gelebt, das war wie eine Familie. Dieser familiäre Aspekt
findet sich nicht nur in der chinesischen Kultur wieder, sondern entspricht auch meiner Persönlichkeit.
„...es ging immer um die
Firma, nicht um Deutschland oder China”
Die deutschen Mitarbeiter sind
mit der Zeit etwas chinesischer
geworden und manche deutsche
Eigenheiten färben auf die chinesischen Kollegen ab. Anfangs war es
nicht einfach, die deutsche Diskussionskultur mit der chinesischen
Gesprächskultur zu verbinden, die
Kollegen zu offenem Meinungsaustausch und Verbesserungsvorschlägen zu ermutigen. Wir bilden eine
DCA: Nach einem großen Skandal
in den USA 2007 um giftiges Spielzeug aus China, zog die Regierung
kurzfristig alle Exportlizenzen für
Spielzeug ein. Was bedeutete das für
Ihre Firma?
Handstein: Jedes Unternehmen
musste eine neue Exportlizenz beantragen und die Erfüllung der neuen
Standards bei einer Inspektion belegen. Da wir all diese Auflagen bereits
vorher erfüllten, konnten wir unseren Antrag umgehend einreichen
und bekamen einige Wochen später
die Spielzeug-Exportlizenz Nr. 0001.
Damals fand eine Marktbereinigung
statt, nur etwa die Hälfte der Produzenten erhielt eine neue Lizenz. Wir
hatten uns längst im internationalen Markt etabliert, unsere Kunden
schätzen die gute Qualität.
DCA: Was würden Sie anderen
Unternehmern raten, die in China
Geschäfte machen wollen?
Handstein: Wichtig ist die Bereitschaft, sich auf die fremde Kultur
einzulassen. Man sollte nicht überheblich daherkommen, sich lieber
lernwillig zeigen. Man könnte sagen,
bevor ich nach China ging, gab es für
mich nur schwarz oder weiß. Dort
habe ich schnell sehr viele Graustufen kennengelernt. Grundregeln des
„Face-Keeping“ (面子 = mian zi)
einzuhalten, ist ein Muss, wenn man
Erfolg haben will.
DCA: Wie sieht die soziale Absicherung konkret in Ihrem Unternehmen aus?
Handstein: Wir haben schon seit
1998 eine betriebliche Sozialversicherung für alle Mitarbeiter. Das
hat sich aus der Situation heraus so
entwickelt. Das Gefühl für meine
gesellschaftliche Verantwortung als
Unternehmer ist nicht vom Standort
abhängig. Wir setzen auf langfristige
Arbeitsverhältnisse und gegenseitige
Loyalität. 2002 hatte die Firma 280
Büromitarbeiter, davon sind 204
heute noch im Unternehmen.
DCA: Sie haben in einer der ärmsten Provinzen Chinas mehrere
Schulen gebaut und wurden 2011
von der chinesischen Regierung sogar mit einem Social-ResponsibilityPreis ausgezeichnet. Wie kam es
dazu?
Handstein: 2003 habe ich mich
entschlossen, zum Gedenken an
meine verstorbene Großmutter ein
Alle Fotos: Hape
Projekt zu starten, das bedürftigen
Kindern zu Gute kommen sollte.
Noch im gleichen Jahr wurde die
„Maria Hope“ Grundschule in Xingren, Provinz Guizhou, eröffnet. Zwei
Jahre später bauten wir eine weitere
Grundschule. Als der erste Jahrgang
fertig wurde, kam der Bürgermeister
auf mich zu und fragte nach einer
Mittelschule, auch diese haben wir
gebaut. Kurze Zeit später folgte der
erste Kindergarten. Inzwischen gibt
es dort außerdem eine Berufsschule für die jugendlichen Absolventen, die dort eine Ausbildung zum
Schreiner machen können. Das Ganze bekam eine gewisse Eigendynamik. Das macht mir natürlich große
Freude und kommt allen zugute.
„...die Naturverbundenheit
und das Umweltbewusstsein
der Kinder (...) fördern”
DCA: Zudem bemühen Sie
sich um innovative Produktentwicklung und pädagogische Forschung. Gibt es auch in diesen
Bereichen aktuelle Projekte?
Handstein: Wir planen in Ningbo in Kooperation mit einem chinesischen Träger unseren ersten
Kindergarten zu eröffnen, den wir
mit einem neuen pädagogischen
Konzept betreuen. Dabei werden
Pädagogen sowie Produktentwickler und -designer einbezogen.
Nach einigen Jahren besteht dann
die Möglichkeit, die Entwicklung
der Kinder mit denen in normalen
Kindergärten zu vergleichen und
so den positiven Einfluss auf die
Persönlichkeitsentwicklung zu belegen.
Wir möchten unter anderem die
Naturverbundenheit und das Umweltbewusstsein der Kinder und
Eltern fördern. Ein anderes Projekt
wird bereits im Frühjahr 2013 eröffnet, das „Hape Experience Centre“,
eine Art Kombi-Spiel-Cafe mit vielen Spielmöglichkeiten und Fachkräften zur Betreuung.
DCA: Was macht für Sie den
größten Unterschied zwischen
Deutschland und China aus?
Handstein: Ich mag keine pauschalen Aussagen, Deutsche seien
so und Chinesen so. Man findet in
jedem Land unterschiedliche Typen. Was tatsächlich einen grundsätzlichen Unterschied macht, ist
die große Bereitschaft zur Veränderung in China, während in
Deutschland derzeit sehr stark auf
Beständigkeit gesetzt wird und Veränderung eher mit Risiko verbunden wird, als darin eine Chance zu
erkennen.
Das Interview wurde gekürzt und
ist in voller Länge nachzulesen auf:
www.deutsch-chinesische.de
Hape International (Ningbo) Ltd.
1996 Gründung mit ca. 50 Mitarbeitern
2012 etwa 250 Mitarbeiter im Büro, 1000 in der Produktion
Außerdem ungefähr 3000 Arbeitsstellen bei Zulieferern
Fabrikgröße: rund 67.000 m2
Vertriebsnetz in über 50 Ländern weltweit
Politik & Gesellschaft
Februar 2013 / Nr. 20
5
„Lankao muss ein Einzelfall bleiben!“
Von Fliegen und
Brand in einem Waisenhaus in Henan entfacht Debatte über Kinderrechte und Sicherheit Tigern
Aufgeregt redet Yuan Lihai mit den Feuerwehrleuten und der Polizei
LANKAO – Eine verkohlte Fassade, zerbrochene Fenster und ein
beißender Geruch: Die Spuren des
verheerenden Brands in einem inoffiziellen Waisenheim im zentralchinesischen Lankao vom 4. Januar
sind noch frisch. Sieben behinderte
Kinder starben – das jüngste war gerade sechs Monate alt. Ein Zehnjähriger erlitt schwere Verbrennungen.
Keines der Opfer hatte einen richtigen Namen.
Foto: cns
Die Besitzerin des zweistöckigen
Heims heißt Yuan Lihai. Die 48-Jährige nimmt seit 26 Jahren ausgesetzte Kinder bei sich auf. Die meisten
von ihnen leiden an angeborenen
Krankheiten wie Lippenspalten,
Kinderlähmung oder geistigen Behinderungen.
Gegen Yuan Lihai wird nun ermittelt. Ihr Waisenhaus gilt mangels
Lizenz als illegal. Yuan selbst musste
mit einem Herzinfarkt und hohem
Blutdruck ins Krankenhaus. Laut
ihrem Arzt Guo Xinfeng ist ihr Zustand aber stabil.
Yuan Lihai gilt in ihrer Nachbarschaft als große Wohltäterin. Die
meisten Kinder in ihrem Heim wurden von den leiblichen Eltern bei
Nacht und Nebel einfach vor ihrer
Haustür ausgesetzt. Andere wurden
ihr von Krankenhäusern zur Pflege
anvertraut.
Lankao, Provinz Henan, mit seinen 760.000 Einwohnern gehört zu
Chinas ärmsten Kreisen. Yuan und
ihre Familie sind hier verwurzelt. Als
zweites von fünf Kindern hatte Yuan nie richtig die Möglichkeit, eine
Schule zu besuchen. Bereits mit acht
Jahren musste sie im Geschäft ihres
Großvaters mit anpacken.
Seit 1986 hat Yuan über 100 ausgesetzte Kinder bei sich aufgenommen. Ihr Mann hatte dafür kein
Verständnis und ließ sich von ihr
scheiden. Yuans ältester Sohn und
dessen Frau helfen ihr in ihrem Waisenhaus beim Kochen und Putzen.
Um ihre Kosten zu decken, verkauft
Yuan nebenbei Snacks und Baumaterial.
Yuan Lihais Vorgehen ist jedoch
umstritten. Da sie für ihr Waisenhaus
keine offizielle Genehmigung hat,
werfen ihr einige Leute skrupellose
Geschäftemacherei vor. Yuan selbst
weist diesen Vorwurf vehement von
sich. „Falls Sie Beweise dafür haben,
dass ich adoptierte Kinder verkaufe,
können Sie mich sofort erschießen“,
gab sie der Nachrichtenagentur Xinhua zu Protokoll. Fakt hingegen ist,
dass Yuan bei der Regierung eine
finanzielle Unterstützung für ihre
Schützlinge von umgerechnet rund
600 Euro pro Jahresquartal beantragt hat. Trotz der fehlenden Genehmigung hatte die Regierung sie
bislang gewähren lassen, weil es in
Lankao immer noch kein staatliches
Waisenhaus gibt.
Die Tragödie im Waisenhaus von
Lankao hat in China eine Debatte
über die Rechte und den Schutz von
Waisenkindern entfacht. „Lankao
muss ein Einzelfall bleiben! Ohne
ein funktionierendes System zum
Schutz der Kinder wird sich diese
Tragödie anderswo wiederholen“,
warnt etwa Wang Zhenyao, der Direktor des Forschungszentrums für
Wohltätigkeit an der Beijing Normal
University.
Das Ministerium für Zivile Angelegenheiten hat am 6. Januar eine
Untersuchung zur Überprüfung der
Sicherheit in allen staatlichen und
privaten Waisenhäusern des Landes
eingeleitet.
(lm)
PEKING - Chinas Parteichef Xi Jinping sagte auf einer Sitzung des Zentralkomitees für Disziplininspektion
der Partei, es sei wichtig, im Kampf
gegen Amtsmissbrauch sowohl die
niedrigen „Fliegen”, als auch die „Tiger”, also Spitzenbeamte, zu bekämpfen. „Wir müssen zur gleichen Zeit
den Kampf gegen Tiger und Fliegen
aufrecht erhalten, entschlossen Fälle
von Rechtsbruch durch führende
Beamte untersuchen und ernsthaft
Lösungen für ungesunde Tendenzen
und Korruptionsprobleme finden,
die alle rund um das Volk passieren”,
sagte er weiter.
„Keine Ausnahme wird gemacht
werden, wenn es um die Disziplin
und das Gesetz der Partei geht”,
sagte Xi. „Die Fälle werden vollständig untersucht werden, und es
wird keine Nachsicht geübt werden,
egal, wer daran beteiligt ist.” Beamte
dürften nicht damit davonkommen,
dass sie Regeln und Befehle von
oben für sich auslegen oder nur die
Richtlinien auswählen, die ihnen genehm sind, sagte Xi.
Seit seiner Wahl zum Generalsekretär der Kommunistischen
Partei im November hat Xi gelobt,
die Korruption auszumerzen und
gewarnt, dass das Überleben der
Partei auf dem Spiel stehe. (dca)
Hauptstadtgespräch
Berlins Bürgermeister Michael Müller über seinen Besuch in Südchina
Die Bundeshauptstadt Berlin
versucht die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China zu
verstärken. Der amtierende Bürgermeister und Senator für Stadtentwicklung und Umwelt war Ende 2012 in China. Ich führte ein
Interview mit Herrn Müller über
seine Eindrücke und Pläne.
Zhang: War dies Ihre erste Reise
nach China?
Müller: Nein. Bereits 2010 konnte
ich damals als Fraktionsvorsitzender der Berliner SPD gemeinsam
mit dem Parlamentspräsidenten
des Abgeordnetenhauses Peking
besuchen, eine der Berliner Partnerstädte.
Zhang: Wie war Ihr erster Eindruck, als Sie diesmal das Flughafengebäude in Guangzhou verließen?
Müller: Am Flughafen Guangzhou
war der erste Eindruck der eines
wohl organisierten Willkommens.
Zahlreiche Helfer und Volunteers
für die Metropolis-Konferenz – allesamt chinesische Studentinnen
und Studenten – haben unsere Delegation in China begrüßt, betreut
und begleitet.
Zhang: Was war der Anlass und
wer hat Sie dort empfangen?
Müller: Die diesjährige Aufsichtsratssitzung von Metropolis
fand auf Einladung der Stadt Guangzhou statt. Metropolis ist eine
weltweite Organisation von Milli-
beiden Städten die deutschen Generalkonsulate eine hervorragende
Unterstützung und wertvolle Ratgeber in allen Fragen.
raum beschäftigen uns ebenso wie
die chinesische Administration.
Wenn auch nicht immer mit den
gleichen Antworten, die Fragen
sind oft ähnliche. Guangzhou hat,
ähnlich wie Berlin es plant, gerade
eine städtische Zentralbibliothek
gebaut, die wir noch vor Eröffnung
besichtigen konnten. Neben dem
guten fachlichen Austausch haben
wir unsere Gesprächspartner zu
einem Gegenbesuch in Berlin eingeladen, ein Wiedersehen auf den
kommenden Sitzungen von Metropolis wird es ebenfalls geben.
Von Prof. Yu ZHANG
Senator Michael Müller
Foto: SPD
onenstädten, die sich gegenseitig
unterstützen und beraten in allen
Fragen der Stadtentwicklung. Guangzhou ist in diesem Jahr selbst
Mitglied von Metropolis geworden
und hat parallel dazu den Award
for Urban Innovation ausgerufen.
Neben zahlreichen Bürgermeistern
aus der ganzen Welt waren der Bürgermeister Guangzhous, Chen Jianhua, und der Vize-Bürgermeister
der Stadt Qingdao, Wang Guangzheng, unsere Gesprächspartner
und Gastgeber. Für mich besonders interessant war der Besuch im
Verkehrsamt der Stadt Guangzhou
und deren Verkehrslenkungszentrale.
Zhang: Konnten Sie mit Ihren
chinesischen Kollegen viele Ansätze zur Kooperation vereinbaren?
Müller: Viele Themen wie die
wachsenden Verkehrsbelastungen
oder zu wenig bezahlbarer Wohn-
Zhang: Wie lange waren Sie dort?
Ich persönlich rate deutschen Führungskräften stets, sich in China
großzügig Zeit für die Entwicklung der persönlichen Beziehung
einzuplanen.
Müller: Wir waren eine knap-
Guangzhou/Kanton
Foto: cth
pe Woche in China und haben
die Zeit außerdem auch genutzt,
Hongkong und den dortigen Verkehrs- bzw. Stadtentwicklungsminister zu treffen. Übrigens waren in
Zhang: Ihr Neujahrsvorsatz?
Müller: Mein fester Vorsatz ist
es, auch im anstehenden Jahr und
innerhalb der gesamten Legislaturperiode die Chancen zu nutzen, die ein solcher internationaler
Austausch bietet. Die Metropolen
weltweit stehen vor ganz ähnlichen
Herausforderungen, ob in Europa,
Asien oder Südamerika. Die Menschen zieht es in die Städte. Die
Metropolen wachsen, brauchen
mehr Raum, mehr Energie, müssen
Verkehre organisieren. Wir können
uns dabei gegenseitig unterstützen
und von einander lernen.
yu.zhang@china-communications.de
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Lifestyle
6
Nr. 20 / Februar 2013
Mao ist wieder in - Familienfotos im Revolutionskostüm boomen
Eine Nostalgiewelle hat die junge Generation erfasst
Nostalgie
Chinesen lieben es, sich mit
der Familie von einem professionellen Fotografen ablichten
zu lassen. Wang Juan Juan und
ihr Mann wählten das Revolutionsmotiv. Die alte Uniform
der Jungen Pioniere spiegelt die
Nostalgiewelle wider, die China
erfasst hat: Mao-Porträts und
das kleine rote Buch sind fast
überall als Souvenir zu haben.
Restaurants im Stil der 1950er
und 60er Jahre sind immer gut
besucht.
(hk)
Foto: Wang Juan Juan
Feuerwerk verpestet die Luft
Rent a Boyfriend
Am chinesischen Neujahr möchte keine junge Frau alleine vor ihre Eltern treten
PEKING – Das Frühlingsfest
naht und manch eine junge Dame weiß nicht, wen sie zum Familienbesuch mitnehmen soll.
Ganz allein, als Single sich den
Eltern zu zeigen, ist extrem peinlich. Abhilfe schafft da Taobao.
com, Chinas größter OnlineMarkt: Rent-a-Boyfriend. Dieses
neue Angebot bietet die Plattform für junge Männer, die ihre
Dienste zur Verfügung stellen
möchten: Begleitung zu Familienfesten, zusammen einkaufen
oder auch zusammen essen gehen und mehr. Sogar ein zarter
Kuss in allen Ehren ist möglich.
Dadurch haben auch die Männer
Foto: cns
eine Möglichkeit, Damen kennenzulernen und sich unkompliziert und gegen Geld die Zeit zu
vertreiben. Die Frauen zahlen bis
zu 300,- Euro zuzüglich Fahrtkosten und Unterkunft. Aktuell
gibt es auf Taobao rund 300 solche Angebote.
(dca)
Angelababy junge Stilikone
Angelababy - Natur pur?
HONGKONG – Mit ihrem Gesicht
auf der Titelseite der chinesischen
OK!, einem Magazin, das weltweit
Nachrichten aus der Prominenz
bringt, wird Angela Yeung Wing zur
Stilikone der jungen modernen chinesischen Frau. Das ist allerdings kritisch zu sehen. Im vergangenen Jahr
wurde mehrfach diskutiert, ob Angelababy, wie sie liebevoll von ihren
Fans genannt wird, ihre Schönheit
dem Chirurgen verdankt. Ältere Fotos zeigen ein deutlich runderes Gesicht. Angelababy dementiert einen
Foto: cns chirurgischen Eingriff.
(dca)
PEKING - Peking könnte in diesem
Jahr ein ruhigeres Neujahr beschert
werden. Einheimische bekundeten,
sie würden weniger Feuerwerkskörper kaufen als in den vergangenen
Jahren wegen der zunehmenden
Luftverschmutzung. „Smog ist der
Grund, weswegen ich in diesem Jahr
keine Raketen in die Luft schicke.
Die Umwelt ist schon geschädigt genug“, sagte He Shaqing, 50, ein Bewohner aus dem Haidian Distrikt.
Zudem sei es zu laut. „Ich denke,
diese Art zu feiern hat sich überlebt“, fügte er hinzu. Lang Jinghe, 24,
pflichtet ihm bei: „Je älter ich werde,
desto abgeneigter bin ich gegenüber
dem Feuerwerk. Mit der Familie zusammen zu sitzen, das zählt.“
Während des letzten Frühlingsfestes starb ein Mensch und 271 Personen wurden ernsthaft verletzt. 192
Feuer brachen aus. 2011 gab es in
Peking 1.800 Läden für Feuerwerkskörper. In diesem Jahr sind es nur
noch 1.350. Laut Global Times zeigt
sich deutlich die Tendenz, dass die
Pekinger aus Umwelt- und Sicherheitsgründen auf den Kauf von Krachern und Raketen verzichten. (dca)
Millionärin möchte Vorbild sein
WUHAN – In den 1980ern war Yu
Youzhen eine einfache Bäuerin in einem Dorf in der Nähe von Wuhan,
Zentralchina. Mit Fleiß und Sparsamkeit baute sie drei Häuser, deren
Wohnungen sie vermietete. Dann
wurde sie mit staatlicher Enteignung
konfrontiert und nutzte die Abfindung in Form von 21 Appartements
als Investitionsmöglichkeit. Während ihre Nachbarn, die gleichfalls
eine Entschädigung erhielten, sich
dem Wohlleben hingaben, zu spielen
anfingen oder gar Drogen nahmen,
beschloss Frau Yu, die es schnell zur
Millionärin gebracht hatte, weiter
einer Arbeit nachzugehen, um ein
Beispiel für ihre Kinder zu geben. Sie
hat ihnen schon gedroht: „Wenn ihr
nicht arbeitet, dann verschenke ich
die Wohnungen an den Staat!“
Sie arbeitet bis heute für die städtische Behörde als Reinigungskraft mit
einem bescheidenen Einkommen,
sechs Arbeitstagen in der Woche und
einem Arbeitsanfang um drei Uhr
morgens. Trotzdem fegt sie weiterhin
die Straßen von Wuhan.
(hk)
Tag für Tag fegt Yu Youzhen die Straßen von Wuhan
Foto: cns
Februar 2013 / Nr. 20
Internationalisierung des
Renminbi wird kommen
PEKING - Auf einem Forum der
Asiatischen
Entwicklungsbank
sprach sich der Ökonom Barry
Eichengreen für die Internationalisierung des Renminbi aus. Dies
käme nicht nur der chinesischen
Wirtschaft zugute, sondern auch der
Weltwirtschaftsentwicklung. Da die
wirtschaftliche Lage und Entwicklung in der Welt immer mehr Liquidität erfordere und der US-Dollar
dies allein nicht abdecken könne,
würde die Internationalisierung des
Renminbi auch der ganzen Welt nutzen, so Eichengreen.
(cri)
Wirtschaft & Finanzen
Gegen Preisabsprachen
Volkswagen verkaufte 2012 deutlich
mehr Fahrzeuge in China
Aktives Vorgehen der Kartellbehörde
Elektronikmarktkette
Media-Markt floppt in China
SHANGHAI – Media-Markt hat
2012 überall Umsatzsteigerungen
erreichen können. Lediglich im heiß
umkämpften Markt China konnten
sich die zwei Filialen der Elektronikmarktkette in Shanghai nicht durchsetzen. Mitte Januar gab Konzernchef Olaf Koch nach zwei Jahren den
Rückzug aus China bekannt. (dca)
Glasfaserkabel verbindet
Taiwan mit dem Festland
PEKING – Das erste unterseeische
Kommunikationskabel zwischen
Taiwan und dem Festland soll ab
18.01.2013 die Verbindungen zwischen den Menschen beiderseits
der Taiwan-Strait erleichtern. Dies
verkündete Yang Yi, Sprecher des
Büros für Taiwan-Angelegenheiten,
auf einer Pressekonferenz. Das 270
km lange Glasfaserkabel wurde in
Zusammenarbeit mit zahlreichen
Telekommunikationsunternehmen
zwischen der Provinz Fujian und
Taiwan verlegt.
(dca)
In Buenos Aires werden bald
U-Bahn-Züge aus China fahren
CHANGCHUN - Auf dem UBahnnetz in Argentiniens Hauptstadt
Buenos Aires werden bald Züge aus
China verkehren. Die Changchun
Railway Vehicles Co. Ltd., ein Tochterunternehmen des Eisenbahnbauers CNR, hat bekannt gegeben,
U-Bahnkompositionen nach Argentinien zu exportieren. Die im Jahr 1913
in Betrieb genommene U-Bahn von
Buenos Aires war die erste U-Bahn
auf der Südhalbkugel.
(vs)
Tibets Wirtschaft entwickelt
sich schnell und positiv
LHASA - Die Wirtschaft im Autonomen Gebiet Tibet hat sich in den
vergangenen Jahrzehnten schnell entwickelt. Nach Angaben der Gebietsregierung ist das lokale BIP allein
im vergangenen Jahr um 12 Prozent
auf 70 Mrd. Yuan gestiegen. Damit
konnte Tibet in den vergangenen 20
Jahren ein zweistelliges Wachstum
aufrechterhalten. Auch das Einkommen der Bauern und Hirten im Jahr
2012 wies mit 15 Prozent ein kräftiges Wachstum auf.
(vs)
Innerchinesischer
Handel stieg kräftig
PEKING - Der Handel zwischen
dem chinesischen Festland und Taiwan ist im vergangenen Jahr um 5,6
Prozent auf 168,9 Mrd. US-Dollar gestiegen.Wie das chinesische Handelsministeriums weiter mitteilte, erhöhte sich der Warenaustausch mit der
Sonderverwaltungszone Hongkong
sogar um 20,5 Prozent.
(cri)
Verstöße wie Preisabsprachen ziehen empfindliche Geldbußen nach sich
Von Dr. Yiliang DONG
Am 4. Januar 2013
kündigte die chinesische National Development and Reform
Commission
(„NDRC“) Sanktionen gegen
sechs ausländische Hersteller
von LCD Panels wegen Preisabsprachen auf dem chinesischen
Markt zwischen 2001 und 2006
in Festlandchina an. Die beteiligten Unternehmen sind zwei südkoreanische Hersteller - Samsung
und LG sowie vier in Taiwan ansässige Unternehmen - AU Optronics, Chunghwa Picture Tubes,
Chimei Innolux und HannStar.
Diese erste Kartell-Entscheidung
der NDRC signalisiert, dass die
chinesischen Wettbewerbshüter
den Kampf gegen Preiskartelle
mit globalem Ansatz vorantreiben wollen.
Die NDRC hat die amtlichen
Ermittlungen nach Beschwerden von chinesischen Marktteilnehmern eingeleitet. Einige der
beteiligten Unternehmen haben
Verstöße eingestanden. Die beteiligten Unternehmen hielten
von 2011 bis 2006 insgesamt 53
Sitzungen in Taiwan und Südkorea ab, tauschten Marktinformationen aus und diskutierten
über die Preisgestaltung für LCD
Panels.
Auf der Grundlage der Preisabsprachen haben die beteiligten sechs Unternehmen durch
den Verkauf von 5,14 Millionen
LCD Panels in Festlandchina im
Zeitraum von 2001 bis 2006 einen illegalen Gewinn von RMB
208 Mio. (ca. EUR 25,31 Mio.)
erzielt.
Die NDRC ordnete einen hohen Schadensersatz an, die die
sechs Hersteller an chinesische
TV-Hersteller zu zahlen haben,
beschlagnahmte den illegalen
Gewinn und verhängte außerdem
ein Bußgeld. Die Sanktionen betrugen insgesamt RMB 353 Mio.
(ca. EUR 42,96 Mio.).
7
Foto: cns
Seit Inkrafttreten des Antimonopolgesetzes (AMG) im Jahr
2007 ist die NDRC zuständig für
die Bekämpfung von Preiskartellen. Zur Umsetzung des AMG
erließ die NDRC auch Durchführungsbestimmungen. Jedoch als
die Rechtsgrundlage im vorliegenden Fall gilt nicht das AMG
sondern das im Jahr 1998 in Kraft
getretene Preisgesetz, da die
Preisabsprache vor dem Inkrafttreten des AMG erfolgte.
Das Preisgesetz bietet einen
breiten Rechtsrahmen zur Preisregulierung durch die NDRC,
enthält aber auch Vorschriften
zum Verbot unlauterer Festsetzung von Preisen, wie z.B.
Preisabsprachen sowie Preismanipulation. Hinsichtlich der
monopolistischen Preisbildung
überlappen sich das AMG und
das Preisgesetz. Die NDRC ist
für die Durchsetzung beider Gesetze verantwortlich.
Auch wenn die NDRC ihre Entscheidung in Sachen LCD Panels
auf das Preisgesetz stützt, gibt sie
damit ein deutliches Signal, dass
für sie künftig die Durchsetzung
des AMG im Vordergrund steht,
da das AMG höhere Sanktionen
als das Preisgesetz vorsieht.
Gegenüber dem Preisgesetz
wird darüber hinaus das AMG
weltweit als ein sich an der
Marktwirtschaft orientierendes
Kartellgesetz anerkannt und stellt
für die NDRC einen besseren
Rechtsrahmen zur Regulierung
von internationalen Preisabsprachen innerhalb des chinesischen
Markts dar. Multinationale Unternehmen sollten dies beachten
und sich um bessere Compliance
(Rechtskonformität) ihrer Preisgestaltung auf dem chinesischen
Markt bemühen.
Dr. Yiliang Dong, Attorney-atLaw PRC (Heuking Kühn Lüer
Wojtek /Global Law Office,
Hamburg)
SHANGHAI - Die Volkswagen
Group China mit ihren chinesischen
Joint Ventures Shanghai Volkswagen
Automotive und FAW-Volkswagen
Automotive verkaufte 2,81 Millionen Fahrzeuge auf dem Festland
und in Hong Kong, darunter auch
189.200 importierte Fahrzeuge.
Nach Konzernangaben kommen
insgesamt 2,15 Millionen Fahrzeuge
der Verkaufszahlen aus der VW-Modellpalette, eine Steigerung von 25
Prozent. Die Konzernmarken Audi
und Skoda konnten ihren jeweiligen
Absatz um 29,6 und 7,1 Prozent erhöhen. Die Luxusmarken von Volkswagen erlebten letztes Jahr ebenfalls
solide Verkäufe. Die superteuren
Marken Lamborghini und Bentley
verkauften je 320 und 2.200 Fahrzeuge. Die Sportwagenschmiede
Porsche exportierte 13.000 Fahrzeuge nach China seit seiner steuerfreien Vermählung mit Volkswagen im
August.
Das Absatzwachstum übertraf die
Marktleistung insgesamt, sagte Prof.
Dr. Jochem Heizmann, Präsident
und CEO der Volkswagen Group
China. Der Erfolg in der Volksrepublik China sei entscheidend für die
Zukunftspläne des Automobilkonzerns. China bleibt der größte nationale Markt für Volkswagen – noch
vor Deutschland. Insgesamt wurden
in China letztes Jahr 19,3 Millionen
Fahrzeuge verkauft. Das enstpreche
einem Absatzwachstum von 4,33
Prozent, so der Autoherstellerverband des Landes.
(vs)
Mull neuer Vorsitzender der
Handelskammer in Nordchina
PEKING - Dr. Jörg Mull, Executive Vice President der Volkswagen
(China) Investment Corporation,
übernimmt den Vorsitz der Deutschen Handelskammer in Nordchina. Er löst damit den bisherigen
Kammerpräsidenten Ulrich Walker
ab, der in den Ruhestand geht.
(dca)
Markt für Spielekonsolen bald offen?
Nicht nur Kinder und Jugendliche lieben Computerspiele
PEKING – Vor fast 13 Jahren wurde das Herstellen, die Einfuhr und
der Verkauf von Spielekonsolen von
sieben Ministerien einvernehmlich
verboten. Man ging davon aus, dass
mit dieser Maßnahme Kinder und
Jugendliche vor körperlichen und
psychischen Schäden bewahrt werden könnten. Seitdem haben es die
großen Anbieter auf diesem Markt
mehrfach ohne Erfolg versucht, das
Verbot zu kippen.
Im Januar berichtete China Daily, dass das Kulturministerium zusammen mit anderen Ministerien
prüft, ob der Spielekonsolen-Markt
wieder geöffnet werden könne. Das
Foto: cns
sei ein langer und schwieriger Weg,
da alle, die an dem Verbot beteiligt
waren, einer Aufhebung zustimmen müssten, hieß es aus dem Kulturministerium.
Mittlerweile floriert in China jedoch der Markt für PC-Spiele. Vor
allem Werke, die nach dem Free2Play-Modell vertrieben werden,
erfreuen sich großer Beliebtheit.
China ist auch weltgrößter
Hersteller der Microsoft Xbox
Spielekonsole, jedoch gibt es zunehmend Probleme wegen des
mangelnden Zuganges zum Markt
und wegen Produktpiraterie.
(dca)
Anzeige
Wirtschaft & Finanzen
8
China auf dem Vormarsch in Afrika
Vertrauen in ausländische Unternehmen
durch erneute Skandale erschüttert
Fernsehsender CCTV engagiert sich mit Medienprojekt
Von Volker STANISLAW
Chinas Engagement auf dem afrikanischen Kontinent weitet sich
aus. Seit mehr als zehn Jahren ist
China nun wirtschaftlich von Jahr
zu Jahr dynamischer auf dem afrikanischen Markt vertreten. Der
Handel zwischen der Volksrepublik und dem gesamten Kontinent
hat sich in den vergangenen drei
Jahren verdreifacht.
Mehr und mehr Wanderarbeiter aus China werden in Afrika
angesiedelt und leben in Wohnsiedlungen abgeschottet von der
heimischen Bevölkerung. Chinas
Regierung baut Fußballstadien,
Straßen und Häfen. Während
westliche Staaten Investitionen
an Menschenrechte und politische Reformen knüpfen, ist China
pragmatischer und investiert in
die Infrastruktur. Nur der Handel zählt. Letzten Endes steht die
afrikanische Bevölkerung den Ergebnissen dieser Projekte positiv
gegenüber, da der Nutzen für sie
sofort erkenntlich ist. Kritik üben
sie lediglich daran, dass die Chinesen diese Projekte selbst bauen
Chinesen suchen zur Zeit nach Investitionsmöglichkeiten in Afrika
während die einheimische Jugend
unter hoher Arbeitslosigkeit leidet.
China investierte in den ersten
sechs Monaten des Jahres 2012
geschätzte 45 Milliarden US-Dollar in verschiedene Projekte. Das
neueste Projekt der chinesischen
Regierung ist nun der Mediensektor. Seit 2012 gibt es einen afrikanischen Ableger des chinesischen
Nr. 20 / Februar 2013
Foto: cns
PEKING - Nach immer mehr neu
aufgedeckten Skandalen schwindet das Vertrauen in ausländische
Unternehmen in China.
Eine verspätete Entschuldigung
von Yum Brands Inc., des Mutterkonzerns der US-Fast-FoodKette KFC, ist der neueste Fall.
Nachrichten über von dem Unternehmen verkauftes verdorbenes Hühnerfleisch kamen am 18.
Dezember auf dem Sender China
Central Television, der eine verdeckte Untersuchung über die
Zulieferer des Unternehmens in
der Provinz Shandong unternommen hatte.
Bei der Untersuchung kam heraus, dass einige Zulieferer hohe
schäfte in sechs chinesischen
Städten wegen falscher Preisangaben – von falscher Auszeichnung
von Produkten bis hin zu nicht
existierenden Rabatten – mit
Geldbußen bestraft.
Volkswagen hat die chinesischen Kunden vergangenes Jahr
verärgert, nachdem das Unternehmen sich geweigert hatte,
Fahrzeuge mit defekten Direktschaltgetrieben zurückzurufen.
Das Unternehmen hatte 2009 insgesamt 13.500 dieser Fahrzeuge
in Nordamerika zurückgerufen,
als ähnliche Beschwerden aufgekommen waren.
Aktuell ist ein weiterer Skandal
hinzu gekommen. In Milchpro-
Staatsfernsehens CCTV. Auch
dieses Projekt wurde sofort von
westlichen Beobachtern kritisch
beäugt. Immerhin steht CCTV
unter staatlicher Aufsicht.
Bleibt zu hoffen, dass Chinas Investitionen nachhaltig für Afrika
sein werden. Sicher ist auf jeden
Fall, dass China nicht nur aus gutem Willen investiert, sondern
handfeste Ziele verfolgt.
Xi´an druckt dreidimensional
Eine der ersten 3D-Büsten aus Xi‘an
Foto: cns
XI´AN – China hat seine erste
3D-Druckerei im nordwestchinesischen Xi´an eröffnet. Dort kann
man sich innerhalb von drei Stunden seine eigene Miniatur-Büste
anfertigen lassen.
Laut dem Besitzer des Geschäfts
werden zunächst die individuellen
Körpermaße mittels eines Scanners erfasst. Im Anschluss wird die
Miniatur-Büste mit dem dreidimensionalen Drucker aufgebaut.
Verschiedene eingefärbte Kunststoffe und Metalle kommen dabei
zum Einsatz. Die 3D-Druckerei
bietet neue Perspektiven nicht nur
für private Abbildungen.
Während der noch laufenden
Testphase ist die Anfertigung kostenfrei.
(xq)
Die Karikatur zeigt: KFC musste sich öffentlich entschuldigen
Anteile an antiviralen Medikamenten und Hormonen verwenden, damit die Hühner schneller
wachsen. Yum entschuldigte sich
bei den Kunden in China am
10. Januar, indem es Mängel im
Selbstkontrollprozess und ein Defizit an interner Kommunikation
zugab.
Carrefour, der weltweit zweitgrößte Einzelhändler, hat ebenfalls gleichgültiges Verhalten in
China gezeigt. Seit vergangenem
Jahr wurden mehrere der Ge-
Bild: cns
dukten aus Neuseeland hat man
geringe Mengen von Dicyandiamid (DCD) gefunden, das in der
Landwirtschaft eingesetzt wird,
um Nitrogen aus der Düngung zu
binden, damit es nicht ins Wasser
gerät. Die Behörden in Neuseeland erklärten laut der Nachrichtenagentur Xinhua, dass die geringen Mengen von DCD nicht
gefährlich werden können. 80
Prozent aller importierten Milchprodukte in China stammen aus
Neuseeland.
(dca)
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Zahlen des Monats
125 Flugzeuge
TIANJIN - Der Flugzeugbauer Airbus hat nach eigenen Angaben im
vergangenen Jahr insgesamt 125
Maschinen nach China exportiert.
Weltweit lieferte der europäische
Konzern im vergangenen Jahr 588
Flugzeuge aus. Die nach China gelieferten Maschinen wurden nicht
nur in Toulouse und Hamburg endmontiert, sondern zum Teil auch
im nordchinesischen Tianjin. Ende
2012 waren insgesamt 876 AirbusFlugzeuge in der chinesischen Zivilluftfahrt im Einsatz.
(lm/sbl)
6,3 Billionen Euro
PEKING - Das Bruttoinlandsprodukt Chinas ist im Jahr 2012 um
7,8 Prozent auf 6,3 Billionen Euro
gestiegen, wie der Direktor des chinesischen Staatlichen Statistikamts
Ma Jiantang mitteilte. Zudem sind
die Verbraucherpreise im Jahr 2012
im Vergleich zu 2011 um 2,6 Prozent gestiegen.
(lm/sbl)
6,8 Prozent
PEKING - Chinas Importe von
Rohöl stiegen laut Angaben des Zollhauptamtes im vergangenen Jahr
gegenüber 2011 um 6,8 Prozent.
Chinas Ölbedarf wird zunehmend
abhängig von ausländischen Märkten. Bis spätestens 2020 sollen 66
Prozent des Ölbedarfs Chinas importiert werden.
(vs)
4,3 Prozent
PEKING - Der Verkauf von Fahrzeugen in China, dem weltweit größten
Automobilmarkt, stieg 2012 um
lediglich 4,3 Prozent. Es war nach
2010 das zweite Jahr in Folge mit einem einstelligen Wachstum, da sich
die abschwächende Konjunktur und
steigende Treibstoffkosten auf die
Nachfrage auswirkten.
(vs)
2.400 Seniorenzentren
GUIYANG – Die südwestchinesische Provinz Guizhou wird in drei
Jahren 2.400 Zentren für Senioren
aufbauen. Diese Zentren sollen denjenigen zur Verfügung stehen, die
nicht in Altersheimen leben wollen.
500 der zu errichtenden Zentren
bieten tagsüber Familienbetreuung
an, während die jüngere Generation
zur Arbeit geht.
(lm/sbl)
360.000 Registrierte
PEKING – Offiziellen Angaben
zufolge gibt es in China derzeit
360.000 Registrierte, die einer religiösen Tätigkeit nachgehen. Sie
können ihre religiösen Aktivitäten ohne Einschränkung ausüben.
Gemäß der nationalen religiösen
Arbeitskonferenz ist die Zahl der
religiösen Organisationen in der
Volksrepublik auf 5.500 angestiegen.
(lm/sbl)
Details und Termine unter:
www.china-business-lunch.de
Wirtschaft & Finanzen
Februar 2013 / Nr. 20
Luxusgütermarkt wird reguliert
Mobilfunksektor für Investitionen
von Privatunternehmen geöffnet
Kampagne gegen Verschwendung verunsichert Beamte
PEKING - Chinesischen Beamten ist es ab sofort verboten, Luxusprodukte als Geschenke zu
kaufen oder solche Geschenke
zu akzeptieren. Allein die Luxusuhrenhersteller rechnen daher im
laufenden Jahr mit einem Rückgang der Verkaufszahlen um fünf
Prozent. Laut einer Statistik der
Schweizer Uhrenindustrie sind
die Exporte Schweizer Luxusuhren nach China im September
2012 im Jahresvergleich um 27,5
Prozent eingebrochen.
Die Nachfrage auf dem chinesischen Luxusuhrenmarkt hätte
das ganze Jahr über geschwächelt,
aber der September sei der negative Höhepunkt 2012 gewesen,
gefolgt von einem ebenfalls außergewöhnlich schwachen Oktober mit einem Nachfrageminus
von 12,3 Prozent, sagte Ren Guoqiang, Partner bei Roland Berger
Strategy Consultants in China.
Die Offiziellen der chinesischen Regierung seien verunsichert und weigerten sich, Luxusuhren und andere Luxusprodukte
als Geschenke anzunehmen, so
Ren weiter.
Offizielle, die im vergangenen
Jahr in der Öffentlichkeit mit
Luxusuhren gesichtet worden
waren, wurden der Korruption
beschuldigt. Ihre Fälle werden
derzeit geprüft. Einer dieser Fälle
9
PEKING - Chinas Regierung
plant, Privatunternehmen zu erlauben, im Mobilfunksektor aktiv
zu werden. Dadurch soll der Wettbewerb in einer Branche, die von
drei großen Telekommunikationsunternehmen dominiert wird,
gefördert werden (China Mobile,
China Unicom und China Telecom). Laut Plan des Ministeriums
für Industrie und Information
(MIIT) wird ein Pilotprogramm
auf den Weg gebracht, das Privatunternehmen erlaubt, Mobilfunkdienste von den Netzbetreibern
zu kaufen und an Endkunden zu
verkaufen.
Li Haiying, ein Experte der China Academy of Telecommunication Research, die zum MinisteriEine Luxusuhr ist der ganze Stolz von so manchem Beamten
war beispielsweise ein Direktor
einer Behörde für Arbeitssicherheit, der auf einer Baustelle eine
extrem teure Schweizer Luxusuhr
trug.
Regierungsoffizielle seien inzwischen sehr vorsichtig, was Geschenke anbelange, so Ren weiter.
„Für die Luxusuhrenindustrie
muss das sehr schmerzhaft sein,
da schätzungsweise 25 Prozent
aller in China verkauften Luxusprodukte Geschenke für Offizielle
sind”, sagt Ren.
Einer neuen Verordnung der
Foto: cns
Zentralregierung zufolge dürfen
keine öffentlichen Gelder mehr
für den Kauf von Luxusprodukten ausgegeben werden, insbesondere nicht für Luxusuhren und
Schmuck. Experten gehen davon
aus, dass das Verbot das Konsumentenverhalten und letztlich
auch das Angebot ändern wird:
Weg von offensichtlichen und
leicht erkennbaren Labels und
aufgedruckten Markennamen und
hin zu unauffälligeren Luxusprodukten, wie zum Beispiel Maßanzügen.
(vs)
um für Industrie und Information
gehört, erklärte gegenüber der
Nachrichtenagentur Xinhua, dass
das Programm effektiv das Monopol der großen Netzbetreiber
brechen werde. Außerdem werde
es neue Impulse für Innovationen
bezüglich der Geschäftsstrukturen des Mobilfunksektors liefern.
„Privatunternehmen sollten mehr
innovative Anwendungen entwickeln und differenzierte Dienste
anbieten, um sich ihren Marktanteil zu sichern”, erklärte Shi. Das
Pilotprogramm ist auf eine Dauer
von zwei Jahren ausgelegt. Privatunternehmen können innerhalb
des ersten Jahres des Programms
ihre Anträge an die Telekommunikationsbehörde übermitteln. (cri)
Hamburg Liaison Office ist umgezogen
SHANGHAI – Das Hamburg Liaison Office ist in die Räumlichkeiten des „Hamburg House“ auf dem
EXPO-Gelände in Shanghai umgezogen. Das „Hamburg House“ war
speziell für die Expo 2010 errichtet
worden. Die Architektur verbindet
traditionelle und moderne hamburgische Elemente. Es ist nach modernsten Energie- und Umweltstandards gebaut. Nachdem lange Zeit
unklar war, was mit dem Gebäude
nach der Expo passieren sollte, sie-
deln sich nach und nach Vertretungen Hamburger Unternehmen dort
an.
Das Hamburg Liaison Office
Shanghai ist seit 1986 als offizielle
Vertretung Hamburgs in China präsent. Es vertritt die Interessen des
Hamburger Senats, der Handelskammer Hamburg, der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, des Hafen Hamburg
Marketing e.V. und der Hamburg
Tourismus GmbH.
(dca)
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Mehr Gelder für Berufsschüler
Berufsschüler lernen in einer Schulküche
PEKING - Nach dem Ende der
verpflichtenden Mittelstufe haben die meisten chinesischen
Schüler die Wahl: Sie können
die Oberstufe besuchen, von wo
sie später versuchen, an die Uni
zu kommen. Oder sie gehen auf
eine Berufsschule, in der man
einen meist handwerklichen Beruf lernen kann. Die Ausbildung
dort ist kostenpflichtig.
2012 brauchten Berufsschüler vom Land und alle Städter,
die eine landwirtschaftliche Berufsausbildung machen, keine
Gebühren zu bezahlen. Davor
waren nur diejenigen von den
Gebühren befreit, die landwirtschaftliche Fächer lernten oder
als besonders arm eingestuft
Foto: cns
wurden.
Ma Jianbin ist Abteilungsleiter
beim Bildungsministerium. Er
sagt, dass die neuen Maßnahmen
für die große Mehrheit der Auszubildenden eine Befreiung von
Gebühren bedeuten wird. „90
Prozent der Berufsschüler profitieren von der neuen landesweiten Politik. Das sind 60 Prozent
mehr als zuvor“, so Ma weiter.
Seit 2009 hat China 594 Millionen Euro bereitgestellt, um
Berufsschülern die Gebühren
zu erlassen. Doch nur 30 Prozent der Betroffenen, also etwa 4
Millionen Auszubildende, haben
von der Maßnahme profitiert.
Die Bedeutung der neuen Politik liegt darin, dass mehr Schüler
eine weiterführende Ausbildung
erhalten können, unabhängig
davon, ob sie aus einer wohlhabenden oder armen Familie
kommen.
Meng Jinliu ist Berufsschülerin
aus der Provinz Yunnan. Durch
die neue Politik wird sie am Ende des Jahres 305 Euro mehr im
Geldbeutel haben. Sie sagt, „Bei
mir zu Hause ist die finanzielle
Lage nicht gut. Mein Vater hat
eine Behinderung. Das Geld,
das ich für die Gebühren spare,
erleichtert die finanzielle Lage
meiner Familie.“
Cun Dehong ist der Direktor
der Berufsschule, an der Meng
Jinliu lernt. Er sagt, dass Stipendien dazu beitragen, neue Schüler für die Schule zu gewinnen.
„Unsere Statistiken zeigen: 2006
haben bei uns 500 Schüler gelernt. 2007, als wir begonnen
haben, Stipendien zu vergeben,
haben wir mehr als 1.000 Schüler
rekrutiert“, so Cun weiter.
Die meisten Berufsschüler sagen, dass sie so schnell wie möglich zu arbeiten beginnen möchten. Liu Xiao ist eine von ihnen:
„Wenn ich an einer Berufsschule
lerne, dann kann ich früher mit
dem Arbeiten beginnen, als die,
die an eine Hochschule gehen.
Das wird meiner Familie sehr
helfen.“
Die chinesische Regierung
steckt viel Geld in die berufliche
Fachausbildung. Denn die Schüler erwerben Kenntnisse, die ein
modernes Land für seine weitere
Entwicklung braucht.
(jp)
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Gesundheit & Kulinaria
10
Chinesen mögen es scharf
Die Haut der Sojamilch, Fu Pi, passt
wunderbar zu vegetarischen Gerichten
Bitteres Essen ist bei den meisten unbeliebt
PEKING - Die drei wichtigsten
Aspekte beim Essen sind für die
Chinesen der Geschmack, die
Lebensmittelsicherheit und der
Nährwert, wie der China Diet
Index 2013, der von der Zeitschrift Xiaokang Magazine veröffentlicht wurde, besagt. Die
Zeitschrift hatte von November
bis Dezember 2012 eine landesweite Umfrage auf NetTouch.
com durchgeführt.
Scharfes Essen führt die Liste
seit drei Jahren in Folge an, wohingegen bitteres Essen, wenn
auch von vielen Experten verfochten, immer auf der letzten
Stelle landet – nur 2,6 Prozent
der Teilnehmer können bitterem Essen etwas abgewinnen.
Entsprechend sind die beiden
beliebtesten
Kochrichtungen
der Chinesen die Sichuan- und
die Hunan-Küche, und zwar mit
48 Prozent beziehungsweise 26
Prozent.
um die Überwachung der Lebensmittelsicherheit zu verbessern und um Verstöße zu bestrafen, geht aus der Umfrage hervor.
Außerdem sind organische
Produkte beliebter auf dem Mittagstisch der Leute geworden.
Insgesamt 98 Prozent der Befragten kaufen Bio-Produkte, und 31
Prozent davon regelmäßig.
Dennoch scheint die Vorliebe
der Chinesen für pikantes Essen eine Kehrseite zu haben. Vor
Die Deutsch-Chinesische Allgemeine
wird von einem deutsch-chinesischen
Team erstellt und soll die Menschen
beider Länder einander näher bringen.
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Fotos 㟰㊮
Sofern nicht anders bezeichnet,
stammen die Fotos von CNS
www.deutsch-chinesische.de
Von der heißen Sojamilch wird die Haut zum Trocknen abgezogen
PEKING - Fu Pi ist eine proteinreiche Spezialität der asiatischen Küche
und kommt ursprünglich aus Japan.
In China bildet Fu Pi eine Zutat bei
zahlreichen traditionellen Speisen,
zum Beispiel auch beim Feuertopf.
Fu Pi wird folgendermaßen hergestellt: Erhitzte Sojamilch bildet
in großen Wannen eine Haut, die
vorsichtig abgezogen, auf dünnen
Stöckchen aufgehängt und getrocknet wird. Im getrockneten Zustand
werden die runden Milchhautblätter
dann gefaltet oder zu Stäbchen ge-
Impressum
Verlag ⓞ⊔㸃
DCA Deutsch-Chinesische
Allgemeine Zeitung GmbH
Nr. 20 / Februar 2013
Chilis werden in ganz China angebaut und sind ein profitables Geschäft Foto: cns
Die beliebtesten ausländischen
Produkte stammen aus Südkorea, einem Land, das bekannt für
seine scharfe und knoblauchreiche Küche ist.
Die Umfrage zeigt außerdem,
dass 89,3 Prozent der Befragten
stark besorgt um Lebensmittelsicherheit sind: Über die Hälfte
ist „unzufrieden” mit der Lebensmittelsicherheit in China.
Die Bürger wünschen sich, dass
die Regierung mehr lückenlose
Gesetze und Regelungen schafft,
dem Hintergrund, dass Chinesen
es scharf mögen, scheint es mit
der Gesundheit der Allgemeinheit bergab zu gehen: Weniger
als die Hälfte der 1.005 Befragten gab an, sie hätte keinerlei gesundheitliche Probleme.
Die fünf häufigsten medizinischen Beschwerden, die Gesundheitsrisiken bergen, sind derzeit
hohe Cholesterinwerte, hoher
Blutdruck,
Nervenschwäche,
Fettleibigkeit und kardiovaskuläre Krankheiten.
(cri)
Foto: cns
rollt. Zum Verzehr werden die Blätter
mit einem Tuch befeuchtet, die Stäbchen direkt in Wasser eingeweicht.
Fu Pi hat einen cremigen, nussähnlichen Geschmack und kann
als Fleischersatz genommen werden. Fu Pi wird auch verwendet,
um andere Speisen darin einzuwickeln, die dann gebraten, gedünstet
oder frittiert werden können. Die
frittierten Fu Pi-Stäbchen ähneln
mit ihrer braunen Maserung Bambusholz und werden dann auch so
genannt.
(dca)
Rezept des Monats
Rotgeschmorter Flussbarsch
Alles hat seinen Sinn an Chinesisch Neujahr und so wird jedes
Gericht, das am Abend auf den
Tisch kommt, sorgfältig danach
ausgesucht, ob es Glück, Wohlstand und Gesundheit für das neue
Jahr bringen wird.
Am wichtigsten ist der frische
Fisch (鱼= yu), denn das Wort
wird genauso ausgesprochen wie
Überfluss (余 = yu). Mit dem
Fischgericht drückt man seinen
Wunsch nach Wohlstand im neuen Jahr aus. Es sollte auch nicht
vollständig aufgegessen werden.
Die Köpfe und Schwänze müssen
übrig gelassen werden, damit der
Überfluss bleibt.
In manchen Gegenden stellt
man sogar einen Teller mit einem
Fischgericht, das nicht angerührt
wird, zu den anderen Gerichten.
Gesundheitstipp aus der TCM
Lammfleisch gegen Kälte
Lammfleisch hat in der TCM folgende Charakteristika: Der Geschmack ist süß; die thermische
Eigenschaft ist warm. So ist es seit
langem ein gutes Lebensmittel
zur Ergänzung/Tonisierung der
Yang-Energie. Es enthält hochwertiges Protein, Fett, Calcium,
Phosphor, Eisen sowie Vitamin A
und B. Es verfügt über viel Wärme. Der Verzehr im Winter fördert die Durchblutung, so dass
die Körpertemperatur erhöht
und der Mensch vor Kälte geschützt wird.
Menschen, die im Winter
kalte Hände und Füße haben,
schwach und kraftlos sind und eine Kältescheu empfinden, dürfen
grundsätzlich mehr Lammfleisch
essen.
Beispielrezept 1:
Suppe mit Lammfleisch und Chinesischer Angelikawurzel:
Anwendung bei Frauen mit Blut-/
Körperschwäche. 300 g Lammfleisch, 400 g Chinesische Angelikawurzel (Angelicae sinensis radix)
, aufkochen. Als Suppe genießen.
Beispielrezept 2:
Suppe mit Lammfleisch und Traganthwurzel: Anwendung bei
Männern mit Qi-Mangel und
Körperschwäche. 300 g Lammfleisch, 40 g Traganthwurzel (Astragali radix) aufkochen. Als Suppe genießen.
Vorsicht: Man sollte nur mageres Fleisch ohne Fett und Sehnen
auswählen. Patienten mit Verdauungsproblemen sollten nur die
Suppe trinken.
Lammfleisch soll nicht mit Käse, Essig, Kürbis oder bestimmten Heilkräutern gleichzeitig gegessen werden.
Bei Erkältung und Fieber, akuter Darmentzündung oder ansteckenden Erkrankungen mit Fieber sollte man kein Lammfleisch
essen. Auch Patienten mit Bluthochdruck wird vom Verzehr
abgeraten.
Dr. med. Si Fu,
Fa. f. Allgemeinmedizin,
Akupunktur, Pelzerstr. 4, HH;
Tel.: 040-76797661
www.integrativpraxis.de
Der Fisch ist auch beliebtes Motiv für chinesische Neujahrsgrüße
Zutaten:
1 Flussbarsch
2 Shiitakepilze
50 g Winterbambus
3 Stangen Frühlingszwiebeln
30 g Ingwer, 4 Knoblauchzehen
1 Pepperoni
Zucker, Salz, Wasser
Kartoffelmehl
Sojasauce, Öl, Reiswein
Zubereitung:
Den Flussbarsch entschuppen, ausnehmen, waschen und trockentupfen. Auf beiden Seiten je 3 schräge
Einschnitte machen. Auf eine Platte
legen und in einer Mischung aus
Reiswein, Salz und Kartoffelmehl 10
Minuten lang marinieren. Den Win-
Foto: dca
terbambus schälen und in Scheiben
schneiden. Die eingeweichten Shiitakepilze halbieren. Die Frühlingszwiebeln in Stücke schneiden, den Ingwer,
den Knoblauch und die Pepperoni in
Scheiben schneiden.
In die heisse Pfanne 4 EL Öl geben
und erhitzen. Den Fisch bei geringer
Hitze anbraten, dann den Fisch herausnehmen.
Im Wok 1 El Öl erhitzen. Ingwer,
Knoblauch und Pepperoni darin anbraten. Shiitakepilze und Winterbambus hineingeben und gar braten. Den Fisch dazugeben. Nach
Belieben würzen. Bei großer Flamme zum Kochen bringen, dann auf
kleiner Flamme 10 Minuten weiterköcheln.
(dca)
Gesundheit & Kulinaria
Februar 2013 / Nr. 20
11
Gegen den Schmerz im Bauch
Das Laba-Fest:
Chronische Beschwerden werden mit TCM gelindert und geheilt Auftakt des Chinesischen Neujahres
Bauchweh, Übelkeit, Verdauungsstörungen – manchmal treten Magen-Darm-Beschwerden nur kurz
durch einen akuten Infekt oder
unbekömmliche Speisen auf. Doch
für viele Menschen ist der Schmerz
im Bauch ein ständiger Begleiter,
nicht selten über Jahrzehnte hinweg. Chronische Magenschmerzen
und ein permanent gereizter Darm
können organisch bedingt sein. In
zwei von drei Fällen lassen sich mit
den Untersuchungsverfahren der
Meyer-Hamme, TCM-Ärztin am
HanseMerkur Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin am
Universitätsklinikum
HamburgEppendorf. Der Magen-Darm-Trakt
ist mit etwa 100 Millionen Nervenzellen ausgestattet. Der Verdauungsprozess ist damit über das
Nervensystem eng mit dem Gehirn
verbunden: Emotionen und Belastungen können also durchaus auch
„auf den Magen schlagen“. Symptome der funktionellen Störungen im
ungsapparates spielt die Einhaltung
der Grundregeln der chinesischen
Diätetik: mindestens eine warme
Mahlzeit am Tag, hochwertige, frische Kost statt Dosen- oder Fastfood
und das Meiden von scharf Gebratenem, von kalten Speisen und Getränken sowie von einem Übermaß
an Rohkost und Milchprodukten.
„Neben diesen grundsätzlichen Hinweisen wird der TCM-Arzt dem einzelnen Patienten immer individuelle
Empfehlungen geben“, erläutert Dr.
Die TCM bietet vor allem durch den ganzheitlichen Ansatz Hilfe bei Magenschmerzen © Ana Blazic Pavlovic - Fotolia.com
westlichen Medizin jedoch keine klaren Diagnosen stellen: Die
Beschwerden sind funktionell bedingt, das heißt, es ist ihnen keine
organische Ursache zuzuschreiben.
Ohne krankhafte Befunde gibt es
in der westlichen Medizin jedoch
kaum Behandlungsmöglichkeiten.
Anders in der Traditionellen
Chinesischen Medizin: Gerade die
Diagnose und Therapie funktioneller Syndrome ist eine der Stärken
der östlichen Heilkunst, die den
Menschen ganzheitlich betrachtet.
„Häufig erklärt sich die Dysfunktion im Verdauungstrakt durch konstitutionelle Faktoren, Fehlernährung, äußere Einwirkungen oder
auch ein andauerndes emotionales
Ungleichgewicht“, erläutert Gesa
Verdauungstrakt, wie Appetitlosigkeit, Aufstoßen, Sodbrennen Magenschleimhautentzündung, und
auch die steigende Zahl von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind
mit den Methoden der chinesischen
Medizin gut zu behandeln.
Bei Krankheitsbildern, die mit
organischen Schäden einhergehen,
ist eine Kombinationstherapie aus
westlicher Medizin und TCM erfolgversprechend: Die medikamentöse Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa,
von Magengeschwüren und auch
von Magen-Darm-Krebs, wird dann
von einer TCM-Therapie begleitet.
Eine zentrale Rolle in der Behandlung von Erkrankungen des Verdau-
Sven Schröder, Geschäftsführer des
Hamburger TCM-Zentrums.
Zudem werden bei Magen-DarmErkrankungen auch Akupunktur
und Moxibustion, chinesische
Heilkräuter und QiGong-Übungen
– jeweils auf den Patienten zugeschnitten – eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern oder zu beseitigen. Besonders wirksam sind die
Massage- und Grifftechniken der
Tuiná, die Blockaden lösen und den
Energiefluss im Körper fördern. Der
Therapeut orientiert sich dabei an
den Akupunkturpunkten und dem
Verlauf der Leitbahnen im Körper:
So werden durch die Behandlung
mit den Händen auch Heilungsprozesse in den Organen im Körperinnern in Gang gesetzt.
(hmz)
Telefon-Hotline: Experten des HanseMerkur
Zentrums für TCM beantworten Ihre Leserfragen
HAMBURG - In Zusammenarbeit
mit dem Hamburger WochenBlatt
bieten die Ärzte und Therapeuten
des HanseMerkur Zentrums für
Traditionelle Chinesische Medizin
am UKE am Mittwoch, dem 13.
Februar 2013 eine Leseraktion an:
Zwischen 17 und 19 Uhr beantworten die Experten am Telefon
Fragen zu verschiedenen Krankheitsbildern und den Therapiemöglichkeiten durch die TCM.
Jeder der Ärzte und Therapeuten ist Ansprechpartner für bestimmte Fachgebiete, gibt jedoch
auch Auskunft zu generellen,
nicht mit einer bestimmten Erkrankung verbundenen Fragen.
Dr. Sven Schröder, Facharzt
für Neurologie,
Akupunktur
Neurologie, Hauterkrankungen,
Urologie, männliche Unfruchtbarkeit
Tel. 040-4119-2081
Gesa Meyer Hamme, Ärztin
Magen-Darm-Erkrankungen wie
Reizdarm, Magenschleimhautreizung, entzündliche Darmerkrankungen, Studie für Polyneuropathie bei Diabetes und nach
Chemotherapie (es sind noch
wenige Plätze in der kostenfreien
Studie frei)
Tel. 040-4119-2082
13. Februar, 17 – 19 Uhr
Dr. Matthias Klaßen, Facharzt
für Allgemeinmedizin,
Psychosomatik
Begleitbehandlung bei Krebs,
vegetative Störungen, Psychosomatik und Burn-out
Tel. 040-4119-2083
Christa Jochens-Fünsterer,
Fachärztin für Allgemeinmedizin, Akupunktur
Allergien, Heuschnupfen, Asthma,
chronische Bronchitis
Tel. 040-4119-2084
Elisabeth Buhlmann, Ärztin
Frauenheilkunde
Kinderwunsch, Schwangerschaft
Tel. 040-4119-2085
Dr. Kathrin Beckmann, Ärztin
Orthopädische und rheumatische Erkrankungen,
Kopfschmerzen, Migräne
Tel. 040-4119-2086
Oliver Paul, Physiotherapeut
und Tuina-Spezialist
Tuina, Gelenkbeschwerden,
Magen-Darm-Beschwerden,
Atemstörungen
Tel. 040-4119-2087
Martin Tong, Medizinischer
Masseur und Tuina-Spezialist
Kopfschmerzen, Tuina,
Wirbelsäulenbeschwerden
Tel. 040-4119-2088
Rufen Sie an und stellen Sie den
Experten Ihre Fragen!
Das Laba-Fest wird am achten Tag
des letzten Mondmonats gefeiert. Im Chinesischen bedeutet la
der 12. Mondmonat und ba heißt
acht. In diesem Jahr fiel das LabaFest auf den 19. Januar.
Der Legende nach vollzogen vor
3000 Jahren die Menschen heilige
Riten und beteten zu den Gottheiten des Himmels und der Erde. Die chinesischen Zeichen für
„Opfer“ und „der zwölfte Monat“
nach dem Chinesischen Mondkalender waren austauschbar (腊 là
= Gepökeltes/Opfermonat) und
seitdem wird là auf beide bezogen.
Da das Fest am achten Tag des
letzten Monats abgehalten wird,
fügten die Menschen später die
Zahl acht (八 bā) hinzu. So entstand das heutige „laba”.
Die Han-Chinesen haben lange
die Tradition bewahrt, am LabaTag Reisporridge zu essen. Der
Porridge wurde zum ersten Mal in
der Song Dynastie(vor etwa 900
Jahren) nach China eingeführt.
Bei den Han-Chinesen war der
ihr kärgliches Mahl: Brei aus Bohnen und Reis. Er konnte die Reise
fortsetzen und nach sechs Jahren
strengster Disziplin erlangte er
schließlich Erleuchtung am achten
Tag des zwölften Monats. Seitdem
bereiten Mönche am Vorabend
dieses Tages Reisporridge zu, singen Sutras und bringen Buddha
Opfergaben.
In großen Buddha-Tempeln
wurde (und wird) Laba-Reisporridge an Arme ausgeteilt. In der
Ming Dynastie (vor etwa 500 Jahren) galt der Brei als eine so heilige Speise, dass Kaiser sie an hohen
Festtagen ihren Beamten vorsetzten. Die feudale Oberschicht fand
Gefallen an dieser Speise und
rasch verbreitete sich die Sitte im
ganzen Land.
Obwohl die Tradition LabaReisporridge zu essen religiösen
Ursprungs ist, wurde im Laufe der
Zeit, besonders im Norden Chinas, daraus ein beliebter Winternachtisch. In der Regel enthält der
Reisbrei acht Zutaten: Klebreis,
Immer noch wird am Laba-Fest Reisporridge an die Armen verteilt
Buddhismus anerkannt. Sakyamuni, der erste Buddha und Gründer
der Religion, gewann Erleuchtung am achten Tag des zwölften
Monats. Auf seinem Weg in die
hohen Berge, dort Einsicht und
Erleuchtung zu suchen, wurde
er müde und hungrig. Erschöpft
von langen Tagesmärschen, brach
er ohnmächtig an einem Fluß in
Indien zusammen. Eine Schäferin
fand Sakyamuni und überließ ihm
Foto: cns
rote Bohnen, Datteln, Lotuskerne,
Walnuskerne, Mandeln, Maronenmus und Erdnüsse.
Gebackene Nüsse und getrocknete Früchte gelten als besonders
gut, die Nerven zu beruhigen, Lebenskraft zu spenden, Herz und
Milz (Sitz der Temperamente)
zu stärken. Vielleicht ist dies der
Grund, warum der Reisporridge
auch Babao genannt wird: acht
Schätze.
(dca)
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Menschen Chinas
12
Nr. 20 / Februar 2013
Das Volk der Li
Die Ureinwohner Hainans
Viele Angehörige der Li leben noch sehr ursprünglich
Gerne versammeln sich die Li vor ihren strohgedeckten Häusern
Die Li
Kunstvolle Weberei
Die Li gehören zu den größeren
ethnischen Minderheiten in China und ist die größte auf der südchinesischen Insel Hainan. Rund
1,3 Millionen Menschen zählen
sich zu den Li. Ihre Sprache ist
verwandt mit der Sprache der Zhuang, einem Volk, das überwiegend
in der Provinz Guizhou lebt. Auf
Grund von DNA-Analysen konnte man eine enge Verwandtschaft
der Li mit den Völkern Südchinas
nachweisen. Sie haben sich heute
überwiegend den Han-Chinesen
angeglichen und benutzen Mandarin als ihre Hauptsprache. Trotzdem haben sie viele ihrer alten Traditionen bewahrt.
Während der Besetzung Hainans
durch die Japaner (1939 – 1945)
wurden die Li verfolgt und standen kurz vor dem Untergang. Sie
werden heute noch von der chinesischen Regierung hoch geschätzt,
weil sie während des chinesischen
Bürgerkrieges auf der Seite der
Kommunisten gegen die Kuomintang kämpften.
(hk)
Schon seit mehr als 2.000 Jahren
üben die Frauen ihre ansprechende Webkunst. Ihre Webereien
sind von so hoher Qualität und
von solch einer Schönheit, dass
sie schon in der Kaiserzeit, beginnend mit der Han-Dynastie, den
Kaisern mehrerer Dynastien als
Tribut geschenkt wurden.
Die typischen Webereien der
Li sind nicht nur optisch sehr
ansprechend, sondern auch sehr
praktisch. Eingeweihte konnten
am Muster und an der Webart
der Kleider einer Frau sagen, aus
welchem Dorf sie stammt und
welchen sozialen Status sie einnimmt.
Religion der Li
Musik der Li
Die Li-Frauen, die auf dem
Feld arbeiteten, sangen zu den
Göttern. Ihre Lieder sollten die
Götter besänftigen, da ihre Erde
aufgegraben wurde. Die Musik
wurde von den Li jedoch nicht
nur als eine Form der Kommunikation mit den Göttern der
Ernte gesehen, sondern auch als
eine Art, ihrer Ahnen zu gedenken und sie zufrieden zu stellen.
Ein besonderes Musikinstrument wurde von den Li entwickelt: Die Nasenflöte.
Das Volk der Li betrieb vor der
Zentralisierung durch die chinesische Regierung Schamanismus
und Ahnenglaube, die eng verflochten waren mit ihrer Musik,
Weberei und Tätowierungsriten.
Der Schamane eines Dorfes war
in der Lage, mit den Geistern
und Vorfahren zu kommunizieren und galt als Verbindung
zwischen der irdischen und der
spirituellen Welt. Der Schamane
konnte den Sieg im Kampf und
bei der Jagd sowie die Heilung
von Krankheiten sicherstellen,
indem er den Geistern und Ahnen regelmäßige Opfer darbot.
Kulinaria
Die Li ernähren sich in der
Hauptsache von selbst angebautem Reis, Mais und Süßkartoffeln. Eine besondere Delikatesse
ist der in einem Bambus-Gefäß
gegarte Reis, dessen herrlicher
Mädchen weben ihre traditionellen Stoffe
Duft schon von weitem zu riechen ist. Hinzu kommen tropische Früchte und Gemüse.
Hin und wieder gehen die
Männer noch auf die Jagd. LiFrauen kauen gerne Betelnüsse,
da diese nicht nur als belebend
gelten sondern auch als Krankheiten heilend und die Schönheit stärkend.
Touristen Dörfer
Neben Reisanbau ist der Tourismus mittlerweile zu einem bedeutenden Erwerb der Li geworden. In ihren typischen Häusern,
z.B. in Binlangwu, zeigen sie gerne ihre Trachten, singen traditionelle Lieder und informieren
über Religion, Jagd und Kultur.
Ihre gewebten Stoffe sind ein beliebtes Souvenir.
Vor allem die chinesischen Urlauber aus den großen Städten
bestaunen den ursprünglichen
Lebensstil der Einheimischen.
(hk)
Mit spielerischen Tänzen locken die Mädchen d
Menschen Chinas
Februar 2013 / Nr. 20
13
Lebensraum
Ungefähr 165 Kilometer von Haikou, der Hauptstadt der Provinz und
Insel Hainan, liegt der Limu Bergwald-Naturschutzpark. Hier findet man
einen tropischen Regenwald, der Lebensraum für 58 gefährdete Arten
ist, zu denen der Hainan-Gibbon und der seltene Nebelparder gehören.
Der Berg Limu (1.411m hoch) ist ein heiliger Berg für das Volk der Li. In
diesem Gebiet befindet sich die traditionelle Heimat der Li, eine einzigartige tropische Landschaft mit tosenden Wasserfällen, üppig wachsenden
Pflanzen und spektakulären Ausblicken. Auf Hainan gibt es sechs Autonome Bezirke der Li.
Alle Fotos: cns
Am 3. März feiern die Li das Liebesfest
Jedes Jahr am 3. März kommen
die jungen Männer und Frauen
der Li in Wuzhishan zusammen,
um eine große Party zu feiern.
Sie singen Liebeslieder und tanzen zu traditioneller Musik.
Zu dem Fest gehört es, dass die
Männer fischen gehen, während
die Frauen das mitgebrachte Essen kochen. Es wird den Ahnen
geopfert. Manche jungen Männer gehen mit Pfeil und Bogen in
die Wälder zum Jagen. Die Beute wird dann der Angebeteten
als Liebesgabe überreicht. Am
Abend wird ein großes Feuer am
Fluss entzündet.
Dort, am Ufer des Flusses,
wird dann ausgelassen gesungen,
die jungen Männer
getanzt und geflirtet. In spielerischen Ringkämpfen und anderen Wettbewerben zeigen die
jungen Männer, was sie können
und versuchen, die Mädchen damit zu beeindrucken.
Auch in den anderen Dörfern
der Li auf der Insel Hainan wird
an diesem Tag gefeiert. Gesangswettbewerbe, Laternenausstellungen, Tanzvorführungen und
die Ausstellung von traditionellem Handwerk gehören dazu. All
dies soll die ledigen Frauen und
Männer zueinander führen.
In den letzten Jahren besuchen
immer mehr interessierte Touristen aus aller Welt das bunte
Fest.
Die Legende
Eines Tages vor langer, langer
Zeit gab es eine große Flut. Sie
überschwemmte alle Dörfer der
Li, die am Ufer des Shihua-Flusses lagen. Alle Einwohner ertranken in den mörderischen Fluten.
Nur ein einziges Paar, ein Liebespaar, das auf einem Schöpflöffel
aus einem großen Kürbis zusammen gesessen hatte, schwamm
wie mit einem Floss auf den Fluten und überlebte.
An einem 3. März wich die
Flut endlich zurück. Die Liebenden sprangen glücklich von ihrem Floss und wurden ein Paar.
Der Mann pflanzte Reis an und
die Frau webte feine Stoffe. So
hatten sie ein gutes Auskommen.
Söhne und Töchter folgten und
eine große Familie entstand.
Aus diesem einen Paar entwickelte sich nach und nach das
Volk der Li. Das Paar wird seitdem als Ahnen der Li verehrt.
(hk)
Heutzutage sieht man Tattoos nur noch bei alten Frauen
Tätowierung
Nicht nur die Kleidung der Frauen sagte etwas über den familiären
Hintergrund aus. Besonders ihre
Tätowierungen galten als Kennzeichen ihrer Herkunft und ihres
Familienstandes. Im Gegensatz zu
den Männern, die sich meistens
nur drei Ringe am Handgelenk
tätowieren ließen, haben sich die
Frauen Gesicht und Körper mit
den Tattoos geschmückt. Im Alter
von 13 oder 14 Jahren bekamen
die Mädchen ihre ersten Linien auf
Gesicht und Hals tätowiert. Dies
galt als Zeichen, dass sie erwachsen
und somit heiratsfähig wurden. In
den folgenden Jahren kamen weitere Linien und Muster auf Armen
und Beinen hinzu. Erst wenn die
junge Frau verheiratet war, konnten auch ihre Hände geschmückt
werden.
Heutzutage findet man die traditionellen Tätowierungen nur noch
selten bei den ältesten Dorfbewohnerinnen.
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Kultur & Wissen
14
Zur „Großen Prüfung” aufs Dorf zurück
Das hört für die Kinder der Wanderarbeiter bald auf
Gerade für die Kinder der Wanderarbeiter ist das Lernen oft mühsam Foto: cns
PEKING – Bis Januar haben die
meisten chinesischen Provinzen
Bildungsreformen
angekündigt,
wonach Kinder von Wanderarbeitern, die mit ihren Eltern in Großstädte gezogen sind, auch in ihrer
Wahlheimat an der landesweiten
Hochschulaufnahmeprüfung, dem
sogenannten Gaokao, teilnehmen
dürfen. Dies wird von Pädagogen
als ein kleiner Schritt zur Chancengleichheit betrachtet.
Heute leben in Chinas Städten
rund 250 Millionen Wanderarbei-
ter. 20 Millionen Kinder sind mit
ihren Eltern in ihre neue Heimat
gegangen, etwa zehn Millionen leben weiter in ihren Dörfern in der
Provinz.
Seit 2003 dürfen Kinder von
Wanderarbeitern zwar in ihrer
Wahlheimat die Grund- und Mittelschule besuchen. Aber GaokaoPrüfungen mussten sie bisher in
ihrer Heimatprovinz ablegen – mit
einer viel schärferen Konkurrenz
als in Großstädten wie Peking oder
Shanghai.
Daher versuchen Schüler und ihre Eltern immer wieder, gegen die
starre Regelung mit Eingaben und
Petitionen vorzugehen. Nun werde
die Schwelle etwas niedriger gelegt,
aber die Reformen seien noch nicht
groß genug, beschweren sich viele
Eltern: In jedem Pekinger Klassenzimmer kommen im Durchschnitt
40 Prozent der Schüler aus Wanderarbeiterfamilien.
Die „Gastkinder“ dürfen sich laut
dem Reformplan nur um einen Studienplatz an einer höheren Fachschule bewerben. Pädagogen hingegen sehen die Reformen etwas
optimistischer: Peking und Shanghai sind die beiden harten Nüsse. Allein die Gaokao-Reformen
genügten nicht, da benötige man
auch noch flankierende Reformen
wie etwa im Stammregistersystem
(Hukou). Und die Bildungsressourcen müssten noch gerechter verteilt
werden.
„Ein kleiner Reformschritt allein
ist nicht schlecht. Das Schlimmste
ist jedoch, wenn man nach diesem
ersten Schritt nicht mehr in Richtung Chancengleichheit vorangehen will“, kommentiert die Tageszeitung „Renmin Ribao“.
(lm)
„1942” ein beeindruckender Film
Von Yingjie GUO
Ende November 2012 kam der
Neujahrsfilm von Feng Xiaogang
„1942” ins Kino, der sogleich für
andauernde heiße Diskussionen
sorgte.
Basierend auf dem Roman
„Erinnerung 1942” von Liu Zhenyun, Mao Dun-Literaturpreisträger 2011, handelt der Film von
der großen Hungersnot in der
Provinz Henan 1942. Millionen
Menschen waren auf der Flucht,
drei Millionen verhungerten. Die
Regierung zerbrach sich den Kopf
um eine Lösung. Mit der Katastrophe konfrontiert zeigen die
Menschen in Liu’s Roman Zähigkeit und schwarzen Humor.
Viele zeigten sich tief betroffen vom Film über die Hungersnot 1942
Zahlreiche Filmstars glänzen
im Film mit Szenen voller Not
und Tod, wobei zwei ausländische Stars dem Film einen in-
DEUTSCH-CHINESISCHE WELT
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Foto:cns
ternationalen Rang verleihen
sollten. Aber Liu und Feng haben ohnehin das internationale
Umfeld nicht außer Acht gelassen: Der 2. Weltkrieg tobte; die
Schlacht von Stalingrad forderte
zwei Millionen Opfer; Churchill
litt an einer Grippe, Gandhi trat
in Hungerstreik, Chiang Kaishek’s Ehefrau suchte in den USA
Hilfe...
Für die einen Zuschauer ist
der Film zu systemkonform: Die
Kuomintang-Regierung
steht
volksfern und kaltblütig da, was
historischen Fakten nicht ganz
entspricht, während Liu’s Roman
ein anderes Anliegen verfolgte:
Humor normaler Menschen in
Not.
Manche verstehen die Kritik
an der Kuomintang als Anspielung auf die spätere kommunistische Regierung. Wieder andere
sind vor allem von der menschlichen Wärme und der Zuversicht
der Akteure des Films auf das
Leben und die Zukunft zutiefst
berührt.
Eins ist klar: Es mangelt nicht
an Humor und Witz, trotz alldem.
Nr. 20 / Februar 2013
Buchempfehlungen
Zheng He – Der Admiral des Kaisers
Von Christina GOOSMANN
Als ich gefragt wurde, ob ich nicht
Lust hätte, für die DCA eine Buchrezension zu schreiben, habe ich
mich spontan für das Buch „Der
Admiral des Kaisers – Die Abenteuer des Eunuchen Zheng He“
entschieden. Dieser bei uns in Europa fast unbekannte Entdecker
war mir schon mehrfach namentlich über den Weg gelaufen und
jetzt bekam ich die Möglichkeit,
endlich mehr über ihn zu erfahren. Obwohl dieses Buch für Kinder und Jugendliche geschrieben
wurde, war ich sofort davon gefesselt. Ich habe es in nur zwei Tagen
durchgelesen.
Die erste Hälfte des Buches gibt
einen guten Überblick über die Geschichte und Gesellschaft Chinas
zu Beginn des 15.Jh. So lernen wir,
wie die Ming-Dynastie gegründet
wurde, erhalten eine Einführung in
die Lehren des Konfuzius und machen schließlich die Bekanntschaft
mit Kaiser Yongle und seinem Admiral Zheng He.
Anschließend werden wir in
Staunen versetzt, wenn die Autoren über den Bau der Schiffe erzählen. Sie beschreiben nicht nur die
handwerkliche Meisterleistung der
Schiffsbauer, sondern zeigen auch,
wie gut die Planung der Flotte
durchdacht war. So wurden unter
anderem Versorgungsschiffe gebaut, die über Wassertanks, Viehställe und sogar Gärten verfügten.
In der zweiten Hälfte des Buches
geht es dann endlich mit Zheng
He auf Reisen. Wer jetzt an die
Kolonialisierung im Stile unserer
westlichen Entdecker denkt, wird
erneut in Staunen versetzt. Natürlich geht es Kaiser Yongle um die
Ausweitung der Macht Chinas.
Aber er und Zheng He zeigen,
dass man die Welt auch anders „erobern“ kann. So verteilt Zheng He
im Namen seines Kaisers Gastgeschenke, treibt den Handel voran,
stiftet Frieden und besiegt auch
mal schnell Piraten, um die Meere
für alle wieder sicher zu machen.
So haben die Reisen Zheng He’s
nicht nur Vorteile für das Chinesische Reich sondern auch für die
besuchten Völker.
Am Ende des Buches befindet
sich schließlich ein umfangreiches
Glossar, das alle chinesischen Begriffe noch einmal gut erklärt. In
den Buchdeckeln befinden sich
außerdem Landkarten, auf denen
die Reiserouten eingezeichnet
sind.
Schön anzusehen sind auch die
Zeichnungen im Stile chinesischer Tuschmalereien, mit denen
das Buch illustriert ist.
Mein Fazit: Es hat Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Es
entführt einen in eine exotische
Welt und macht Lust darauf, mehr
zu erfahren.
Der Admiral des Kaisers.
Die Abenteuer des Eunuchen
Zheng He.
Nora Frisch
Weng Qi
Gebundene Ausgabe: 142 Seiten
Verlag: Drachenhaus Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3943314014
ISBN-13: 978-3943314014
So ist die Revolution, mein Freund
Autobiografie von Uwe Kräuter
jetzt auch auf Deutsch
Von Yingjie GUO
Autor und Kulturvermittler Uwe
Kräuter lebt seit den 1970er Jahren in China. Dinge werden oft
komisch, sobald sie mit China in
Berührung kommen: Seine Autobiografie auf Deutsch ist endlich erschienen – knapp zwei Jahre später
als die chinesische Übersetzung. Die
Neugier des deutschen Lesers kann
endlich gestillt werden und er wird
garantiert nicht enttäuscht sein.
Anders als der Buchtitel auf Chinesisch („Grenzüberschreitung“)
heißt die deutsche Version „So ist
die Revolution, mein Freund“, mit
dem Untertitel „Wie ich vom deutschen Maoisten zum Liebling der
Chinesen wurde“. Ich habe Kräuter
gefragt – Er sei mit dem Titel nicht
wirklich zufrieden, müsse ihn aber
akzeptieren – um der Verkaufsquote willen.
Mehr als Otto Schilys Schlusssatz im Vorwort für das Buch wä-
re nicht nötig: „Das Buch...hat...
einen besonderen Wert, weil es
jenseits wirtschaftlicher Statistiken
und politologisch-soziologischer
Analysen einen unmittelbaren Einblick in die chinesische Lebenswelt
erlaubt, der mindesten genauso
wichtig ist wie abstrakte Zahlen
und Beurteilungen.“
So ist die Revolution,
mein Freund
Autor Uwe Käuter
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Verlag Herder
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3451305836
Kultur & Wissen
Februar 2013 / Nr. 20
Vom Ei bis zum Faden: Seide
Aufregung um die Wochenzeitung
„Southern Weekly“
Die mühsame Gewinnung des edlen Materials
Von Johanna EIMANNSBERGER
Man könnte meinen, der Prozess
der Seidenherstellung wäre nicht
besonders schwierig: Schmetterlingsraupen züchten, die Kokons
ernten und den Faden zu einem
Stoff verweben. Doch die Realität
sieht anders aus. In China brauchte
es Jahrhunderte, um die Herstellung der Seide zu perfektionieren.
Der Seidenspinner, auch Maulbeerspinner (Bombyx mori) war
ursprünglich ausschließlich in China beheimatet. Im Frühsommer legen die Weibchen nach der Paarung
um die 500 stecknadelkopfgroße
Eier, aus denen erst im folgenden
Frühjahr die Raupen schlüpfen.
Zu dieser Zeit beginnen auch die
Blätter des weißen Maulbeerbaumes (morus alba) zu sprießen, die
fast die einzige Nahrungsquelle der
Seidenraupe darstellen. Heutzutage
wird der Vorgang des Schlüpfens
durch Brutkästen auf ca. 2 Wochen
verkürzt.
Das Raupenstadium hält nur 6
Wochen vor, in denen die Raupe
um das 10.000fache an Gewicht
zulegt. Durch diese extreme Gewichtszunahme muss die Haut der
Raupe viermal erneuert werden.
Nach diesem Wachsen im Zeitraffer, fängt die Raupe an sich zu verpuppen. Aus den zwei länglichen
Spinndrüsen sondert die Raupe
zwei Fäden ab, die sie im Mund zu
einem Faden zusammenfügt. Damit
wickelt sie sich nach und nach, mit
über 300.000 Kopfbewegungen, in
Eine Hand voll Kokons bedeutet Tausende Meter Seidenfaden
ihren Kokon ein. Jeder Kokon enthält einen ca. 700 bis 1600 Meter
langen Faden.
Innerhalb der nächsten zwei Wochen, die das Puppenstadium andauert, wird die Raupe mit Heißluft
oder in kochendem Wasser abgetötet.
Nach einem Wasserbad werden
die Kokons vorsichtig gebürstet,
um den Anfang des Seidenfadens zu
finden. Nun muss alles sehr schnell
gehen, denn ein ursprünglicher Seidenfaden ist nur zwischen 12 – 25
Mikrometern dick. Zum Vergleich:
Ein menschliches Kopfhaar ist
ungefähr 50 Mikrometer dick. Es
werden mindestens vier Fäden benötigt, um später eine ausreichende
Dicke zum Verweben zu gewinnen.
Es ist wichtig, dass die Fäden wäh-
15
Foto: cns
rend der Zusammenführung heiß
sind, da sie sich dann beim Abkühlen zu einem festen Faden zusammenschließen.
Anschließend werden die Seidenfäden auf Haspel (eine Art Spule)
gewickelt, was man in der Fachwelt
auch „abhaspeln“ nennt. Doch da
sich an den Fäden noch Rückstände
von Seidenleim, der der Raupe hilft
ihr Gewebe zu befestigen, befindet,
geht der Prozess noch mit einem warmen Seifenbad weiter, das eben diese
Rückstände löst. Allerdings hat dieses Laugenbad auch noch einen unvergleichlichen Effekt auf den Faden,
denn es gibt der Seide ihren berühmten Glanz. Nun da wir einen vollständigen Seidenfaden haben, werden
durch verschiedene Webvorgänge,
unterschiedliche Stoffe erzeugt.
GUANGZHOU - Xiao Shu, der
Ende März 2011 die Wochenzeitung „Southern Weekly“ verlassen musste, warf in der New York
Times einige Fragen zur Situation
kritischer Journalisten in China auf.
Anfang Januar hatten sich Journalisten der „Southern Weekly“ offen
gegen Eingriffe der Zensur gewehrt.
Unterstützung fanden sie durch
Hunderte von Demonstranten, die
auf Spruchbändern die Beendigung
der Zensur und mehr Freiheit forderten.
Die Zeitung hatte zu Beginn des
Jahres politische Reformen und
eine Orientierung der Politik an
der Verfassung angemahnt. Dieser
Artikel war von den Behörden beanstandet und durch einen weniger
kritischen Beitrag ersetzt worden.
Die Mitarbeiter der Zeitung drohten mit Streik. Studenten gaben Solidaritätsbekundungen ab. Seit Tuo
Zhen der Leiter der Propagandaabteilung in der südlichen Provinz
ist, hat der Druck auf freien, inves-
tigativen Journalismus zugenommen. Leitartikel, Stellungnahmen
zu politischen, heiklen sozialen und
wirtschaftlichen Themen fielen der
Schere zum Opfer. Vor dem 18. Parteitag der Kommunistischen Partei
Chinas gerieten die relativ unabhängigen Journalisten von „Southern
Weekly“ unter immer stärkeren
Druck. Die Aufsichtsbehörden wurden jedoch von der großen Sympathiewelle für die Zeitung überrascht
und einigten sich mit dem Blatt.
Für Xiao Shu stellen sich nun die
Fragen: Hat das politische System
die Flexibilität, eine Professionalität, wie sie von Journalisten verfolgt
wird, zu tolerieren; eine Pressefreiheit, wie die Öffentlichkeit sie schon
lange verlangt, zu gestatten? Wie
lange wird sich die neue Parteiführung an die Versprechungen halten,
Regierungsreformen durchzuführen und die Verfassung treu einzuhalten? Die Episode um „Southern
Weekly“ gibt keine klare Auskunft.
(dca)
Noch gibt es Glattschweinswale im Unterlauf des Yangtze
SHANGHAI – Bei einer wissenschaftlichen Suche nach den
Süßwasser-Schweinswalen des
Yangtze wurden 2012 knapp 400
dieser seltenen Tiere entdeckt.
Man geht von ungefähr noch
1000 Exemplaren aus. Die Glattschweinswale leben an den Küsten Asiens und im Mündungsgebiet des Yangtze.
(dca)
Preis für Wissenschaft und
Technik in China 2012 verliehen
PEKING - Der Nationale Preis
für Wissenschaft und Technik
2012 ist am 11. Januar 2013 in
Peking verliehen worden. Der
Explosionsmechaniker
Zheng
Zhemin und der Radarexperte Wang Xiaomo, gewannen die
hohe Auszeichnung. Der chinesische Staatspräsident Hu Jintao
verlieh den Preis.
(cri)
Zentrum der Yangshao-Kultur bedroht
LUOYANG – Chinesische Archäologen beeilen sich, die Reste
der Yangshao-Kultur aus dem Neolithikum in dem Gebiet von Danjiangkou zu retten. 2014 soll hier
ein großes Wasserumleitungsprojekt fertig gestellt werden. Dann
werden mehr als 120 Ausgrabungsstätten überflutet werden. In diesem Jahr sollen noch vier Stätten
Chinesischer Witz
der Yangshao-Kultur ausgegraben
werden.
Danjiangkou ist bekannt als die
Geburtsstätte der neolithischen
Yangshao-Kultur (5000 bis 2000
v. Chr.), eine der wichtigsten Vorläufer der chinesischen Kultur.
Rechts:
Notgrabung in Danjiangkou
Ein Student aus China kommt in eine Hamburger Zoohandlung und verlangt zehn Ratten.
„Wozu brauchen Sie die denn?” wundert sich der Verkäufer.
Der Student antwortet ernst: ”Ich habe meine Wohnung
gekündigt, muss sie aber so verlassen, wie ich sie bezogen
habe.”
Foto:cns
China gestern und heute
Foto: hk
Foto: cns
Propaganda in den 1950er Jahren
Propaganda 2012
用毛泽东思想武装我们的头脑
参 与 禁 毒 斗 争, 构 建 和 谐 社 会
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FƗQ\ԃMuQG~GzX]KƝQJJzXMLjQKp[LpVKqKXu
„Wir nutzen Mao Zedongs Gedanken, um unseren Verstand zu schärfen.”
Damals stand Maos Name an unzähligen Häuserwänden. Über die Zeit haben
sich sowohl Motive als auch Methoden der Propaganda verändert.
„Unterstützt den Kampf gegen Drogen (und AIDS) und helft, eine harmonische Gesellschaft
aufzubauen.” (Man beachte die Helme als Symbol für den Schutz (z.B. mit Kondomen).)
Heute steht der Aufbau einer harmonischen Gesellschaft im Vordergrund.
Kultur & Wissen
16
Nr. 20 / Februar 2013
Das Christentum breitet sich aus
Überblick über die Geschichte des Christentums in China Teil 2
PEKING - Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Konflikt
zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem Vatikan. Auslöser
dafür war das Verbot des Vatikans
für die chinesischen Katholiken, an
Opferzeremonien für Konfuzius
teilzunehmen. Der verärgerte Kaiser Kangxi beendete daraufhin sein
Engagement zur Verbreitung des
Christentums.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts
kamen allmählich auch Missionare
der protestantischen Kirchen nach
China. Ende des 19. Jahrhunderts
waren über 400 katholische und
1.500 evangelische Missionare in
China tätig. Es gab 740.000 Katholiken und 95.000 Protestanten.
Die Verbreitung des Christentums in China war ein einzigartiger
Kulturaustausch zwischen dem Osten und dem Westen. Die westlichen
Missionare übersetzten viele Werke,
vor allem solche aus dem technischen Bereich, ins Chinesische. Die
moderne Technik wurde so zuerst
den besser gebildeten Chinesen vermittelt. Matteo Ricci zum Beispiel
hat in Zusammenarbeit mit seinen
chinesischen Freunden Bücher
über Geometrie, Vermessung und
Wasserwirtschaft ins Chinesische
übersetzt. Durch die Verbreitung
der modernen Technik in China
bekam Matteo Ricci hohe Anerkennung von chinesischen Politikern.
Nach dem Tod Riccis überzeugte
der Kanzler den Kaiser davon, dem
Ausländer ein Grab bereit zu stellen.
Neben Naturwissenschaften vermittelten die Missionare auch die
westliche Philosophie, wie etwa die
von Aristoteles. Gleichzeitig übersetzten die Missionare Werke der
chinesischen Philosophie in euro-
Geklopfte Sprüche 成语
⟩(chūn) bedeutet im Chinesischen Frühling. Damit wird eine
Jahreszeit des Neuanfangs beschrieben, die mit Energie neue
Projekte angeht und Schwung und
Frische ins Leben bringt. Der Frühling ist besonders im trockenen
kalten Norden eine Zeit des Frohsinns, die während langer Wintermonate herbeigesehnt wird.
Zum Frühlingsfest stellen wir
hier einige der beliebten Vier-Silben-Sprüche rund um den Frühling vor.
春风得意
FK}QIwQJGl\n
Frühling-Wind-Zufriedenheit
Äußerst zufriedenstellend
春回大地
FK}QKXoGiGn
Der Frühling kommt auf
die Erde zurück
春意盎然
FK}Q\niQJUjQ
Frühling-Idee-angefüllt
Der Frühlings ist schon
überall zu spüren
春风化雨
FK}QIwQJKXi\
Frühlingsbrise und
Frühlingsregen spenden Leben
春花秋实
FK}QKXjTL}VKo
Frühlingblüten, Herbstfrüchte
春光明媚
FK}QJXvQJPoQJPkL
Frühlingslicht so leuchtend und schön
Die katholische Kirche in Qingdao
päische Sprachen, vor allem Werke
über den Konfuzianismus, den Buddhismus und den Taoismus. Matteo
Ricci hat in seinem Buch den Europäern Konfuzius vorgestellt. Er
schrieb, zwischen der Doktrin von
Konfuzius und dem Katholizismus
bestehe kein Widerspruch.
Der Konflikt zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem Vatikan löste unter Europäern großes
Interesse an der chinesischen Kultur aus. Die Missionare schrieben
fleißig Bücher über China. Alvaro
de Semedo veröffentlichte seine
Geschichte des Chinesischen Reiches, Philippe Couplet stellte in
seinem Buch Konfuzius der Denker
den chinesischen Philosophen vor
2.500 Jahren vor. Und Joachim Bou-
Spaß mit
汉字
Schriftzeichen
Foto: M. Gaack
vet hat einen ehrgeizigen chinesischen Kaiser in seinem Portrait von
Kangxi anschaulich beschrieben.
Heute leben über fünf Millionen
Katholiken und rund zehn Millionen Protestanten in China. Die Katholiken verfügen über etwa 5.000
katholische Kirchen und lokale
Vertretungen. Es gibt derzeit etwa
12.000 protestantische Kirchen in
China.
(lm)
到了
fú
Glück, Segen
dàole
angekommen
⟩
= (chūn)
Das Jahr der Schlange
Richtigstellung:
In Ausgabe 19 haben wir an dieser
Stelle die evangelische Christus-Kirche
und nicht die katholische Kirche von
Qingdao abgebildet.
Wir bitten um Entschuldigung!
Die Redaktion
福
满面春风
P~QPLiQFK}QIwQJ
Über das ganze
Gesicht strahlen
Foto: cns
=homophon=
倒了
„fu” auf den
Kopf gestellt
=
Das Glück
ist da!
dàole
auf den Kopf gestellt
KONFUZIUS - INSTITUTE DEUTSCHLAND
Wohl dem, der unter dem chinesischen Zeichen der Schlange
geboren wird! Diesen Menschen
sagt man nach, dass sie weise und
geistreich sind. Mit Geld können
sie sehr gut umgehen. Sie sind treu
und zuverlässig, aber auch eitel
und anspruchsvoll.
Das Jahr der Schlange bringt für
alle Glück und Wohlstand, wenn
man sich nicht auf Abenteuer
einlässt. Es gilt, mit Vernunft und
Sorgfalt vorzugehen. Bei Auseinandersetzungen und Entscheidungen sollte man sich 2013 nicht auf
seine Gefühle verlassen sondern
analytisch und mit Verstand handeln.
(dca)
孔子学院
Frankfurt
Hamburg
München
Nürnberg-Erlangen
Berlin
16.02.2013, 17.30 Uhr
Chinesisches Neujahrsfest
(Villa Giersch/Sachsenhausen)
10.02.2013, 15-18 Uhr
Tandem-Café
(KI / Schlüterstraße 64)
11.02.2013, 18.15 Uhr
Vortrag
„Der Nobelpreis für Mo Yan:
Eine Fehlentscheidung?“
(KI / Goßlerstr. 2-4)
23.02.2013, 10 – 17 Uhr
Weiterbildungsveranstaltung
„Mythos China - Träume,
Alpträume, Realitäten”
(Johann Wolfgang Goethe-Universität)
24.02.2013
Neujahrsfest 2013
(Yu Yuan Teehaus /
Feldbrunnenstraße 67)
8.02.2013, 19.30 Uhr
Vortrag
(Prof. Dr. Lehnert)
„Verwirklichung der eigenen
Bestimmung und karmische
Vergeltung - Eine Glückseligkeitslehre der späten Ming-Zeit“
(Kardinal-Faulhaber-Str.10, 4.Stock)
6.02.2013, 19.30 Uhr
Diskussionsveranstaltung
„Solventes China – Insolvente
Demokratien? Politische und
wirtschaftliche Zukünfte einer
globalisierten Welt.“
(eckstein – Großer Saal E.01,
Burgstr. 1-3)
14.02.2013 bis 14.03.2013
Fotoausstellung
( Jiang Feipeng⯾➩㈸)
„Den Gottheiten der Erde
und des Feuers zu Ehren“
(KI / Goßlerstr. 2-4)
Heidelberg
Leipzig
Wien
24.02.2013, 16-20 Uhr
Gesangswettbewerb zum
Chinesischen Neujahr
(KI / Otto-Schill-Straße 1)
9.02.2012, 19.30 Uhr
Peking Oper
Aufführung
(Goldener Saal im Wiener Musikverein / Musikvereinsplatz 1)
14.02.2013, 20 Uhr
Chinesischer Filmabend
„Die Geschichte der Qiu Ju“
von Zhang Yimou,
China 1992
(CVJM, Kornmarkt 6)
Termine
Freiburg
7.02.2013, 18.30 Uhr
Buchvorstellung
„Populäre Propaganda? Das lange
Leben der Kulturrevolution“
(Karl Jaspers Zentrum, Voßstr. 2,
Gebäude 4400, Raum 212 /2.OG)
20.02.2013, ab 19 Uhr
Mittwochskino
„Traditionelle Chinesische Medizin“
(KI / Turmstraße 24, 1. OG)
27.02.2013, 18 Uhr
Vortrag von Oliver Radtke
„Abenteuer Alltag in China“
(Poststr. 15, Hilde-Domin-Saal)
Duisburg
14.02.2013, 18.30 Uhr
Vortrag (Dr. von der Lippe-Fan)
„Schönheit und Schwierigkeit
der chinesischen Sprache”
(KI / Bismarckstr. 120)
Erfurt
Februar 2013
Ausstellung
„Chinesischer Scherenschnitt“
(KI / Altonaer Straße 25)
Trier
5.02.2013, 18.30 Uhr
Filmvorführung
mit Kurzvortrag
„Life on a String“
(Am Wissenschaftspark 25-26)
Miteinander
Februar 2013 / Nr. 20
Frühlingsfest bei den Mandschu
„So viel Medizin wie nötig, so wenig
Medizin wie möglich!”
Riten, Zeremonien und kulinarische Spezialitäten
Alle helfen bei den Vorbereitungen zum wichtigsten Familienfest des Jahres
Von GUAN Yongshan
Ich stamme aus einer Familie der
Nationalität der Man, in Deutschland besser bekannt als Mandschu,
das Volk der Qing-Kaiser. Zum
Frühlingsfest ist es in ganz China
üblich, die Familie zu besuchen.
Also habe auch ich mit meinem
deutschen Mann meine Eltern besucht. Er war zum ersten Mal zum
Frühlingsfest in China und war
beeindruckt von all den Bräuchen
und Regeln, die eingehalten werden müssen.
Meine Mutter hatte reichlich
eingekauft, denn nach dem Frühlingsfest darf man 15 Tage lang
kein Geld ausgeben. Für das feierliche Abendessen hatte sie zusammen mit meinem Vater und den
anderen erwachsenen Verwandten
viele festliche Speisen vorbereitet,
vor allem die Teigtaschen ( Jiaozi)
brauchen viel Zeit. Dann mussten
noch die roten Briefumschläge für
das Glücksgeld für die Kinder und
die neuen Kleider vorbereitet werden. Es herrschte ein unglaubliches
freudiges Durcheinander, dem
mein Mann etwas hilflos zusah.
Aber ganz geduldig und pflichtbewusst machte er zusammen
mit mir den traditionellen Kotau
(Kniefall) vor meinen Großeltern.
Schließlich wurde der noch lebende Fisch fürs Essen geschlachtet. Fisch ist ein absolutes Muss
bei den Man und meiner Familie
am chinesischen Neujahr! Das
Wort „Yu“ steht nicht nur für Fisch
sondern bedeutet auch Überfluss.
Wenn man an diesem Tag also
Fisch isst, dann ist einem Reichtum für das ganze Jahr sicher.
Nachdem den ganzen Abend
lustig gegessen und getrunken
worden war, servierte meine Mutter die Jiaozi, ein weiteres typisches
Essen, dass Glück im neuen Jahr
bringen soll. Mein Mann war etwas
irritiert, als er beim Essen der Jiaozi
auf ein Geldstück biss, und legte es
heimlich unter den Tellerrand. Er
wollte meine Mutter nicht blamieren, der anscheinend aus Versehen
die Münze in die Füllung gefallen
war. Doch als er immer wieder auf
17
Foto: cns
Münzen biss, bemerkte auch mein
Bruder, was los war. Er lachte und
lachte und konnte gar nicht mehr
aufhören mit Lachen: Die Münzen
waren ja mit Absicht in die Teigtaschen gepackt worden, denn wer
am Neujahrsabend die meisten
Jiaozi isst und die meisten Münzen
findet, der hat das Glück gepachtet.
Natürlich hatten wir alle, auch
mein Mann, rote Socken an. Die
bedeuten, dass man das ganze Jahr
auf Glück tritt. Ohrenbetäubende
Knaller verjagten um Mitternacht
die bösen Geister des alten Jahres.
Nach all dem Feiern war die
Nacht nur kurz, denn am nächsten Morgen mussten wir früh
aufstehen, um neue Kleidung anzuziehen und allen ein gutes neues
Jahr zu wünschen. Die Abfälle der
Feier und auch sonstige Abfälle
durften nun 15 Tage lang nicht das
Haus verlassen. Also stapelten sich
schnell die Müllbeutel auf unserem
Balkon. Warum? Man könnte ja
aus Versehen auch das Glück aus
dem Haus kehren.
„Schon als ich das erste Mal die Praxis betrat, spürte ich die positiven
Strömungen.“ sagt Frau M., die seit
kurzem Patientin von Dr. Fu ist. Die
Praxis ist ausgesprochen nüchtern
ausgestattet und empfängt mich mit
einer freundlichen sachlichen Atmosphäre.
Dr. Fu hat seine Praxis in der Nähe
des Hamburger Rathauses im Jahr
2010 gegründet. Diesem ging eine
fundierte Ausbildung zum Allgemeinmediziner und in Traditioneller
Chinesischer Medizin (TCM) sowohl in China als auch in Deutschland voraus. Seine umfassende Erfahrung verbindet ideal die westliche
Medizin mit der chinesischen.
Wenn ein neuer Patient in die Praxis kommt, bietet Dr. Fu zunächst
Behandlungsmöglichkeiten aus der
westlichen Medizin an. Das liegt vor
allem auch daran, dass die Krankenkassen die chinesischen Behandlungsmethoden nur eingeschränkt
Dr. Fu in seiner Praxis
bezahlen. Akupunktur wird in der
Regel nur bei chronischen Rückenund Knieschmerzen übernommen.
Doch viele Patienten kommen speziell wegen der TCM zu Dr. Fu. „Leider kommen die Patienten häufig
erst, wenn alle anderen Möglichkeiten nicht geholfen haben.“ bedauert
er. Das bedeutet, dass er häufig mit
Patienten zu tun hat, die eine jah-
relange schmerzvolle Odyssee von
Arzt zu Arzt hinter sich haben und
von diesen als „austherapiert“ entlassen wurden. Das stellt Dr. Fu vor
große Herausforderungen und obwohl es schier aussichtslos erscheint,
kann er mit Akupunktur kombiniert
mit Ernährungstipps, Qigong und
Kräutermedizin in den meisten Fällen helfen.
Eine Patientin, die jahrelang unter
Migräne litt, sagte voller Begeisterung, dass ihr hier endlich geholfen wurde. Nach einer intensiven
Akupunkturbehandlung, bei der
sie schon nach dem ersten Mal Erleichterung verspürte, ist sie nun seit
einem Jahr beschwerdefrei. Es sei
schade, dass sie nicht schon früher
gekommen ist, denn TCM helfe vor
allem in der Prophylaxe. Dr. Fu sieht
auch die Grenzen seiner Möglichkeiten und zögert nicht, einen Patienten
zum Spezialisten zu schicken, wenn
er mit TCM nicht helfen kann. (hk)
Foto: hk
Das Qi
Das Qi gilt in der TCM als die
generelle Lebensenergie. Ist der
Energie-Fluss des Qi gestört, gerät
der Körper aus dem Gleichgewicht
und der Mensch wird krank. Diese Krankheiten werden u.a. mit
Akupunktur behandelt, die an den
notwendigen Stellen die Störungen
beseitigen soll.
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Miteinander
18
Mein schönstes chinesisches Neujahrsfest
Frühlingsfest in Peking 1981
Nr. 20 / Februar 2013
Ein deutscher Arzt in China:
Dr. Hans Müller
Von Michael RUHLAND
Petra Häring-Kuan 1981 im Kreise ihrer chinesischen Familie
Von Petra HÄRING-KUAN
Traditionelle Familienfeste sind für
manch deutsch-chinesisches Ehepaar – und für andere wahrscheinlich
auch – wahre Geduldsproben. Mein
lieber Mann findet das deutsche
Weihnachtsfest, so wie meine Familie es feiert, sterbenslangweilig, und
mir geht es mit dem chinesischen
Neujahrsfest ähnlich.
Doch halt! So ganz stimmt das
nicht. Unvergesslich ist für mich
das Neujahrsfest von 1981. Ich besuchte damals zum ersten Mal die
Familie meines Mannes in Beijing.
Er war nach dreizehn Jahren zurückgekehrt. Mein Schwiegervater war
damals 85 Jahre alt, noch rüstig und
ganz im Besitz seiner geistigen Kräfte. Er hatte einst im Untergrund für
die Revolution gekämpft, um China
von Armut und Fremdherrschaft zu
befreien. Noch immer hielt ihn das
Weltgeschehen in Bann, und er tat
nichts lieber, als vor seinen Kindern,
Nichten und Neffen belehrende Reden zu halten. Konfuzianisch geprägt
lauschten die Jüngeren respektvoll,
enthielten sich jeglicher Kommentare und dachten sich ihren Teil.
Schon Tage vor dem Neujahrsfest spürte man allerorten hektische
Betriebsamkeit. Nachts bekam ich
kaum ein Auge zu, denn junge Leute
knallten in den Gassen fröhlich mit
Feuerwerkskörpern herum.
Mein Mann war mit mehreren
Geschwistern, diversen Cousins und
Cousinen, Onkeln und Tanten gesegnet, die es alle zu besuchen galt.
Deshalb wurde genau abgesprochen,
wann wir wo zu Gast sein würden.
Tagelang standen die Verwandten in
ihren Küchen, kochten und brieten.
Am Silvesterabend fanden wir uns
mit allen beim Schwiegervater ein.
Es gab Jiaozi, gefüllte Teigtaschen,
und viele andere Spezialitäten. Wir
saßen um einen langen Tisch, plauderten und lachten, und der alte
Herr war ganz in seinem Element. In
den folgenden Tagen zogen wir von
einem Haushalt zum nächsten, doch
trafen wir fast immer dieselben Leute, eben die Großfamilie der Kuans,
was der Freude keinen Abbruch tat.
Besonders eindrucksvoll war der
Besuch bei einer Cousine, die in einer engen Gasse in einem alten Hofhaus lebte. Sie beheizte ihr Haus mit
einem kleinen Kanonenofen, der
nicht viel ausrichtete, weshalb wir
unsere Mäntel anbehielten, bis uns
endlich nach reichlich Peking-Ente
und Schnaps warm wurde. Die Stim-
Foto: P. H.-K.
mung hätte dennoch gar nicht besser
sein können.
Heute erlebe ich das Neujahrsfest etwas anders. Der rasante Wirtschaftsboom der letzten dreißig Jahre
hat China verändert. Viele wohlhabende Städter zieht es über die Feiertage in die Welt hinaus, beispielsweise zum Skifahren nach Japan oder an
tropische Strände. Mit tagelangen
Küchenvorbereitungen mag sich keiner mehr aufhalten. Lieber geht man
essen. Gute Restaurants sind deshalb
lange vor dem Fest ausgebucht. Große Reden werden auch nicht mehr
geschwungen. Stattdessen versammelt sich die Familie ab zwanzig Uhr
vor dem Fernseher, um die landesweit ausgestrahlte Neujahrsshow des
zentralen Fernsehsenders zu sehen,
die jedes Jahr üppiger und aufwändiger, jedoch nicht unbedingt spannender ausfällt.
Ich feiere heute das Neujahrsfest
am liebsten in Deutschland im Kreis
chinesischer Verwandter und Freunde, denn mir scheint, dass fern der
Heimat gern an alten Traditionen
festgehalten wird und man die Feiertage verbringt, wie man es aus vergangener Zeit kennt: mit gegenseitigen Besuchen, fürstlichen Gelagen in
großen Runden und viel Spaß.
Während der 1994 verstorbene
Arzt Hans Müller auch heute noch
in China als einer der bekanntesten
Deutschen gilt, ist er in seiner Düsseldorfer Heimat nahezu vergessen.
Hans Müllers Vater, Simon Müller war ein jüdischer Großkaufmann
in Düsseldorf. Seine Frau Henriette
war die Nichte des jüdischen Reeders Albert Ballin aus Hamburg,
seinerzeit Generaldirektor der HAPAG. Simon und Henriette Müllers
einziger Sohn, wurde am 13.1.1915
in Düsseldorf geboren. Er besuchte
die Hindenburgschule, das heutige
Humboldt Gymnasium. 1933 ging
er zum Studium der Medizin nach
Basel.
Nach Abschluss seines Studiums
1939 kam für ihn eine Rückkehr
ein, wo sich Maos Truppen verschanzt hatten.
Zunächst wurde er dort dem Internationalen Friedenshospital zugeteilt. Auf eigenen Wunsch wurde
er dann an die Front zur 8. Route Armee versetzt, die unter dem
Oberbefehl von Zhu De stand, der
selbst in Deutschland studiert hatte
und der sich gerne mit Hans Müller
auf Deutsch unterhielt.
Nachdem 1945 der Krieg mit
Japan beendet war, wollte Hans
Müller auf dem Landweg in seine
Heimat nach Deutschland zurückkehren. Jedoch war es ihm nicht
möglich, die Linien der Guomindang zu durchbrechen. Daraufhin
schloss er sich wiederum seinen alten Gefährten aus Yanan an.
Nach der Befreiung war er zunächst in Changchun tätig. Im Jahr
Am Grab von Dr. Hans Müller auf dem Heldenfriedhof Babao Shan
nach Deutschland wegen der drohenden Deportation in ein Konzentrationslager nicht in Frage. Ein chinesischer Kommilitone aus China
überredete ihn mit nach China zu
gehen, wo Ärzte im Kampf gegen
die japanischen Truppen in China,
benötigt wurden.
In Hongkong traf er auf Madame
Sung Ching-ling (Witwe von Sun
Yat Sen), die ihn an Maos Verbindungsleute weiterempfahl. Im
Herbst 1939 traf er von Chongqing
kommend mit einem LKW voller
medizinischer Hilfsmittel in Yanan
Foto: M.R.
1950 heiratete er die japanische
Krankenschwester Kyoko Nakamura in Tianjin und nahm ein Jahr
später die chinesische Staatsbürgerschaft an.1960 siedelte die Familie
nach Beijing um. Hier arbeitete
Dr. Müller am Jishuitan Krankenhaus. Ab 1983 war Dr. Müller
bis zu seinem Tod auch Mitglied
des Nationalen Volkskongresses.
Im Spätherbst erscheint bei der
Deutsch-Chinesischen Verlagsanstalt eine umfassende Biografie
über diesen Held im weißen Kittel.
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Leserbrief
Zum Artikel
„Neuer Kommentar zum Jin Ping Mei”
Ausgabe 19 Januar 2013
Mit Überraschung und Freude
las ich den Artikel (dca). Ich bin
glücklicher Besitzer einer Ausgabe
dieses Werkes.
Es erschien anlässlich des hundertsten Geburtstages von Franz
Kuhn. Meine Ausgabe stammt von
1984 vom Gustav Kiepenheuer
Verlag Leipzig Weimar. Diese Ausgabe ist mit 200 alten chinesischen
Holzschnitten und Gedichten versehen.
Von dem Buch „Jin Ping Mei“
erfuhr ich, wie soll es auch anders
sein, als Teenager. Wir haben uns
damals weniger für das gesellschaftliche „Sittengemälde“ als für
bestimmte Szenen, aus denen wir
sexuelle Aufklärung erwarteten,
interessiert. Die zwei Bände, die
ich besitze, konnte ich erst viel später erwerben. Im Buchhandel der
DDR waren solche Ausgaben eine
Rarität.
Ich erinnere mich noch und werde nun nachlesen, was Liu niedergeschrieben hat. Für mich ergab
sich durch Ihren Artikel sofort eine
Assoziation zum Buch „Im roten
Kornfeld“ des Nobelpreisträgers
2012 Mo Yan.
Ihn hat Jon Updike zitiert: Der
Chinese reihe Szenen aneinander, die „fröhlich frei die physischen Details, die mit Sex, Geburt,
Krankheit und gewaltsamem Tod
einhergehen,” beschreiben. Über
China tun sich für mich nach meiner ersten Reise immer wieder
neue „Türen“ auf.
Irmgard Gräfner, Dessau
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!""#$%%&&&'!()*'+,%-.+)/01
Miteinander
Februar 2013 / Nr. 20
Alles unter dem Himmel gehört allen
Größte chinesische Public-Art-Ausstellung in Übersee
Von Jenni WERNER
In den Straßen der Kunstmetropole
Kassel begegnet man derzeit merkwürdigen Gestalten und seltenem
Getier: Zwei silberne Löwen posieren vor dem Rathaus, bunt schillernde Riesenameisen kriechen die
Treppenstraße hoch und plötzlich
stellt sich ein gigantischer Krieger
in den Weg, der an einen Transformer erinnert, jene Action-Figur,
die sich in ein Flugzeug oder eine
Kampfstation verwandeln lässt. All
das ist Teil der Ausstellung „Alles
unter dem Himmel gehört allen“,
der bis dato größten chinesischen
Übersee-Ausstellung im öffentlichen Raum. China ist „in“ in der
westlichen Kunstszene, besonders
seit der documenta 12 mit Ai Weiwei vor fünfeinhalb Jahren. Der ist
aber dieses Mal nicht dabei.
Einige der 19 chinesischen Künstler stehen noch am Beginn ihrer Karriere und zeigen erstmals ihre Kunst
im Ausland. Das Besondere daran ist,
dass die Ausstellung nicht fix und fertig aus China importiert wurde, sondern dass erstmals Werke und Standorte im gemeinsamen Prozess mit
den Gastgebern erarbeitet wurden.
Die Meinungen über die Qualität,
aber vor allem über die Intention der
Ausstellung sind geteilt: Finanziert
von der China Construction Bank
und von Künstlern getragen, die
überwiegend aus dem Umfeld der
Zentralen Pekinger Akademie der
Künste (CAFA) kommen, wird das
kulturpolitische Projekt im prominentesten deutschen Kunstmagazin
art im Kontext einer „reimportierten
Kunstinvasion“ gesehen, „unter der
die aufstrebende Macht China ihren
ökonomischen Imperialismus zu kaschieren versucht“ (art, 25.10.2012).
Die ZEIT sieht das entspannter:
„Der offizielle Rahmen ist das eine.
Das andere aber ist diese Kunst, die
einen neugierig macht auf mehr. (...)
Plastik von Mou Baiyan
Kunst von jungen und von arrivierten Künstlern, die man in jedem Fall
gesehen haben sollte.“ Ihre Themen
unterschieden sich nur selten von
denen ihrer westlichen Kollegen,
oft gehe es um Lebens- und Leistungsdruck, um Identität und das
Zurechtfinden in der Gesellschaft.
(DIE ZEIT, 04.10.2012)
Wer sich seine eigenen Gedanken
machen und einen exotischen Anblick genießen will, sollte unbedingt
die Plastik von Mou Baiyan besuchen: einen babyspeckigen, kahlgeschorenen Chinesen in Übergröße,
an dem Rubens seine wahre Freude
hätte. Er späht von einer Leiter aus
durch die Fenster der Neuen Galerie
und demonstriert das Spannungsver-
Foto: Gerhild Werner
hältnis zwischen der in China traditionell positiv betrachteten Fettleibigkeit als Wohlstandssymbol und dem
zunehmend übermäßigen Verbrauch
von Ressourcen zu Lasten der Armen.
Globalisierungs- und damit vielleicht auch Chinakritik versteckt sich
hinter der „Wetterstation“ des prominenten chinesischen Künstlers Wang
Mai – einer Mischung aus JahrmarktKarussell und Tankstelle, bestückt
mit Energiefirmen-Logos und „ÖlMonstern“ – die die Macht dieser
Firmen und den Einfluss, den sie auf
unsere Lebenswelt nehmen, kritisch
reflektiert.
Die Ausstellung ist noch bis zum
18. Februar 2013 in Kassel zu sehen.
19
Vom Rande oder Hongkong allein Wolfgang Kubin über Liang Bingjun
Hongkong spielt weder in der Sinologie noch in der Welt kulturell eine
wichtige Rolle. Warum nicht? Hat
es keine gute Literatur, keine große
Kunst zu bieten? Das Gegenteil ist
der Fall, aber das interessiert nicht
besonders. Dies hat zwei Gründe,
der erste macht noch trauriger als
der zweite: Die Hongkonger Stadtregierung hat für die Kultur vor Ort
keinerlei Interesse, und vielleicht wesentlicher noch, das Ausland nimmt
chinesische Kultur nur im Rahmen
des Politischen wahr. Wer kein Dissident ist, wird keine Aufmerksamkeit
erringen, so gut er auch sein mag.
Und Hongkonger sind keine Dissidenten.
Am 5. Januar 2013 verstarb in
Hongkong Liang Bingjun (Leung
Ping-kwan), Ehrendoktor der Universität Zürich, an den Folgen des
Lungenkrebses. Er wurde kaum 63
Jahre alt. War er den deutschsprachigen Zeitungen eine Meldung wert?
Wohl kaum. Dabei erfreute er sich
seit Jahrzehnten in deutschen Landen als Schriftsteller großer Beliebtheit. Im Vergleich zu ihm sind nicht
wenige Federfuchser der Volksrepublik China Eintagsfliegen. Doch warum blieb sein Tod in der deutschen
Presse unbeachtet? Er ließ sich weder politisch noch feministisch vermarkten. Er war einfach literarisch zu
gut und intellektuell mit Sicherheit
anspruchsvoller als ein politisch fragwürdiger Mo Yan.
PK, wie wir ihn nannten, hatte
eine Botschaft. Er verstand als einer
der wenigen Chinesen, was (Post)
Moderne war bzw. ist, und was eine
(moderne) Stadt ausmacht. Er war
Hongkong Kulturzentrum
Terminkalender
Berlin
1.-20.02.2013
Foto-Ausstellung zum
Chinesischen Frühlingsfest
(Chinesisches Kulturzentrum Berlin)
13.02.2013, 17 Uhr
Gesprächsveranstaltung
„Beschleunigung und Umbrüche
in China – die Kunst der 1990‘er“
(UdK, Hardenbergstr. 33, R.110)
20.02.2013, 19 Uhr
Netzwerkveranstaltung
China Business Night
(Infiniti Zentrum / Salzufer 8)
Bocholt
9.02.2013, ab 19 Uhr
Frühlingsessen der
Dt.-Chin.-Gesellschaft Bocholt
(BEW Küche Bocholt)
Bonn
11.02.2013, ab 12 Uhr
Bönnsche Bröcke - drövver jöcke
Rosenmontagsumzug
mit Bönnsche Chinese e.V.
(Bonner Innenstadt)
Düsseldorf
6.02.2013, ab 17 Uhr
Neujahrs-Treffen der DCW
mit Vortrag v. Herrn A. Hoeckle
(Industrie-Club e.V., Elberfelder Str. 6)
9.02.2013
Frühlingsfestfeier der GDCF
zum Jahr der Schlange
(Geschwister-Scholl-Gymnasium)
Bis 17.02.2013
Ausstellung
YIN Xiuzhen – Kunst & Design
(Kunsthalle Düsseldorf)
25.02.2013, 19.30 Uhr
Lesung „Trostfrauen“
(kom!ma, Himmelgeister Str. 107)
2.03.2013, 13 – 18 Uhr
3.03.2013, 9 – 16 Uhr
Xiang-Qi-Bundesliga Spiel
(chin. Schach) unter Schirmherr-
der einzige wirkliche Kosmopolit
der chinesischen Literaturszene.
Das war bei Liang Bingjun anders. Weil er einen Blick für die
Welt hatte, über Kölner Kirchen
ebenso schreiben konnte wie über
Maronen in Basel, hatte er ein Gespür für seine Heimatstadt. Hongkong wuchs sich unter seiner Feder
zu einem Symbol für die (Post)
Moderne aus, für alles Flüchtige,
Transitorische und Niegehabte. Der
Wandel der Dinge, wie er ihn täglich wahrnahm und beschwor, hat
ihn jedoch nie zu dem Melancholiker gemacht, der ich in Hongkong
gerne bin. Ganz das Gegenteil, er
war kein Mann der Klage, er war ein
Mann des Esprit, des Humors, der
Schlagfertigkeit. Pathos, wie es bei
Autoren auf dem Festland so beliebt ist, war ihm fremd. Er liebte. Er
liebte das Essen und daher war für
ihn eine Reise in die Welt eine Reise
zu den Küchen der Welt. Die Welt
wurde ihm darüber zu einer einzigen großen Küche, die er Land für
Land liebevoll beschrieb.
Zu unseren vergangenen Freuden
und Tagen gehörte im Spätfrühling
2000 vor einer Lesung ein Ausflug
nach Perchtoldsdorf bei Wien. Am
helllichten Tag hörten wir in der
dortigen Kirche einen Predigtsatz,
den wir lange beherzigen sollten:
Nur durch die Liebe gewinnen wir
unsere Endgestalt. Ich schrieb mein
Gedicht darüber und er das seine.
PK war ein Dichter der Liebe,
kein Autor des Hasses wie viele auf
dem Festland. Sein Vermächtnis ist
ein großes. Wird es einmal jemand
zu schultern vermögen?
(WK)
Foto: cth
weitere Termine unter www.deutsch-chinesische.de
schaft der GDCF (Hotel Düsseldorf
Mitte, Graf-Adolf-Str. 60)
Hamburg
6.02.2013, 12.30 – 15 Uhr
China Business Lunch
Dt.-Chin. Netzwerk-Veranstaltung
(Hafen-Klub / Landungsbrücken)
Bis 9.02.2013, ganztägig
„China-Wochen Schenefeld“: Markt
mit vielfältigem Kulturprogramm
(Stadtzentrum Schenefeld)
13.+14.02.2013, je 17-19 Uhr
Vortragsabend
„Der mit der Schlange tanzt!“
Bridge2Culture China Expat Service
(Rauchstr. 92)
Hannover
22.02.2013, 15-17 Uhr
Gesprächskreis China der DCW u.
IHK „China nach dem Regierungswechsel“
(steinhoff einrichten + wohnen
GmbH, Braunschweiger Platz 2)
Frankfurt
5.02.2013, 19 Uhr
China-Salon der GDCF
(An der Roseneller 40, Berkersheim)
13.02.2013, 18 Uhr
Podiumsdiskussion
„Menschenrechte in China“
(Uni Campus Westend, Gebäude
„Normative Ordnungen”/EG)
(Restaurant „Glücksboot“
宝船大酒店, Handelsstr. 4-8)
15./16./17.02.2013, 18.30 Uhr
Neujahrsfest
des Deutsch-Chinesischen
Zentrums Leipzig e.V
(Restaurant Chinabrenner)
München
22.02.2013, ab 19.30 Uhr
China-Stammtisch der GDCF
(jeden letzten Freitag im Monat)
28.02.2013, ab 17.30 Uhr
Bayerisch-Chinesisches Frühlingsfest
Kultur zum Anfassen und Erleben
(Alte Kongresshalle, Theresienhöhe 15)
Kassel
Siegen
Bis 28.02.2013
Ausstellung zeitgenössischer chines.
Kunst im öffentlichen Raum: „Alles
unter dem Himmel gehört allen“
(Zahlreiche Standorte)
4.02.2013, 19:30 -22 Uhr
GDCF Stammtisch
(China-Restaurant „Pearl of Asia”,
Hagener Straße 139, 57072)
Leipzig
10.02.2013, 18 Uhr
Frühlingsfest der Chinesischen
Studenten und Wissenschaftler e.V.
Stuttgart
2.02.2013, ab 11 Uhr
Chinesisches Frühlingsfest
(Festsaal Alte Kelter, Kelterberg 5,
70563 Stuttgart-Vaihingen)
Reisen & Verkehr
20
Nr. 20 / Februar 2013
Europa-Asien-Bahn ist auf dem
chinesischen Teil elektrifiziert
PEKING - Mit der Aufnahme des
elektrischen Zugbetriebes von
Lanzhou nach Urumqi in Xinjiang
ist der gesamte 4100 Kilometer
lange chinesische Teil der zweiten
eurasischen Bahnverbindung elektrifiziert. Die neue eurasische Eisenbahn-Kontinentalbrücke ist insgesamt 10.900 Kilometer lang und
verbindet den niederländischen
Hafen Rotterdam mit der ostchinesischen Hafenstadt Lianyungang in
der Provinz Jiangsu.
(cri)
So leer wird man die neue Linie 10 in Zukunft nicht mehr oft sehen
Foto: cns
Peking eröffnet längste CBTC basierte Metrolinie der Welt
U-Bahn-Ausbau soll öffentlichen Verkehr entlasten
PEKING - Die 57 Kilometer lange Linie 10 in Peking hat Ende
Dezember den Betrieb aufgenommen. Siemens rüstete sowohl die
Strecke als auch die Fahrzeugausstattung für 84 Züge mit dem
Zugsicherungssystem Trainguard
MT aus. Die Linie 10 wird mit
der Inbetriebnahme zur weltweit
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längsten Metrolinie, die mit einem
Funksystem zur automatisierten
Zugsteuerung (Communication
Based Train Control: CBTC) ausgestattet ist. „Bereits beim Ausbau
der Metro-Linien in Guangzhou,
Suzhou und Nanjing konnten wir
mit unserer Automatisierungstechnologie überzeugen. Wir sind stolz,
als zuverlässiger Infrastrukturpartner einen wesentlichen Beitrag
zur Verbesserung der Verkehrssituation in Peking zu leisten”,
sagte Jürgen Brandes, Leiter der
Siemens-Geschäftseinheit Bahnautomatisierung.
Das Pekinger U-Bahn-Netz
misst etwa 336 Kilometer und
ist das zweitlängste Chinas. Die
ausgebaute Linie 10 ist Teil des
äußeren U-Bahn-Rings und verbindet den Nordwesten mit dem
Südosten der Stadt. Zu Beginn
der Olympischen Spiele im Jahr
2008 wurde das erste Teilstück in
Betrieb genommen. Mit der eröffneten zweiten Teilstrecke, die eine
Länge von etwa 30 Kilometern
und 21 Stationen umfasst, wird
nun auch der Südwesten Pekings
an das U-Bahn-Netz angeschlossen. Der Ringschluss der Linie ist
für Frühjahr 2013 geplant. Die
ausgebaute Verbindung ist für ein
erwartetes Verkehrsaufkommen
von rund zwei Millionen Fahrgästen pro Tag ausgelegt und soll die
Verkehrssituation in der Stadt erheblich entspannen.
In den ersten Tagen des neuen
Jahres erreichte die U-Bahn Linie
10 bereits ein tägliches Transportvolumen von einer Million Passagieren im Durchschnitt. Zu Spitzenzeiten müssen sich die Pendler
schon jetzt eng drängen. Es wird
angenommen, dass die neue Linie
die alte Linie 1 übertreffen wird
und zur verkehrsreichsten Linie
der chinesischen Hauptstadt wird.
China gilt in puncto Bahninvestitionen als ehrgeizigstes Land der
Welt und plant bis 2015 den Bau
von 85 neuen Nahverkehrslinien
mit einer Länge von mehr als 2 700
Kilometern in über 30 Städten. In
Peking soll das U-Bahn-Netz bis
2020 auf 30 Linien mit rund 1.200
Kilometer erweitert werden. (dca)
Das „East is Red“ Restaurant in Peking
PEKING – Eigentlich sollte man
meinen, dass sich niemand gerne an
die Zeit der Kulturrevolution (196676) erinnern mag. Trotzdem ist das
Restaurant „The East is Red“ (Der
Osten ist Rot) in einem Vorort von
Peking jeden Abend ausgebucht.
Ohne vorherige Reservierung
kommt man nicht in die Gasträume
des mit zahlreichen Bildern und Andenken aus der revolutionären Zeit
geschmückten Restaurants. Passend
zum Thema tragen die Kellner Uniformen der Jungen Pioniere und von
der Bühne schallen Revolutionslieder. Serviert werden Gerichte, die an
die karge Zeit des Langen Marsches
und die Anfänge der Chinesischen
Volksrepublik erinnern sollen. Auch
wenn die Kulturrevolution heute
überwiegend negativ gesehen wird,
so sind den meisten jungen Leuten
die Gräuel dieser Zeit nicht mehr
bewusst. Und wenn man diese verdrängt, kann ein solches Restaurant
ein großer Spaß sein. Mittlerweile
gibt es zahlreiche „Revolutions-Restaurants“ in Peking.
(hk)
Nostalgisches Ambiente im Revolutionsrestaurant
Foto: cns
Neue Schnellfähre verkürzt die
Verbindung nach Taiwan
FUZHOU – Ein Highspeed-Katamaran verbindet ab Februar die
Provinz Fujian mit Taiwan. Die
moderne Fähre, die bis zu 800 Passagiere und 355 Autos befördern
kann, braucht für die Strecke von
Pingtan, Provinz Fujian, nach Taipeh nur 3 Stunden.
(dca)
Verbotene Stadt schließt bis
März montags nachmittags
PEKING - Laut Angaben des Palastmuseums wird die Verbotene
Stadt bis Ende März montags nachmittags ab 12 Uhr geschlossen sein.
Grund hierfür sind Wartungs- und
Reparaturarbeiten an mehreren
alten Gebäuden und verschiedenen Artefakten. Am Montag, den
11. Februar, dem zweiten Tag des
Frühlingsfests, ist die Verbotene
Stadt ausnahmsweise den ganzen
Tag von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet.
(dca)
Bau des neuen HauptstadtFlughafens genehmigt
PEKING – Der neue Flughafen soll
den aktuellen Hauptstadtflughafen
entlasten. Der Pekinger Flughafen
ist nun schon im dritten Jahr hinter
Atlanta USA der am meisten frequentierte Flughafen weltweit. Der
Plan für den neuen Flughafen, der
südlich von Peking entstehen soll,
wurde nun vom Staatsrat genehmigt. Genaue Informationen zu
Aussehen und Kosten wollte man
noch nicht geben. Eröffnung des
Flughafens soll 2025 sein. (dca)
Mehr „Grüne Busse“ sollen in
Chinas Städten fahren
MANILA – Wie die Asian Development Bank (ADB) im Januar
mitteilte, werden mit ihrer Unterstützung die Busflotten der chinesischen Großstädte auf Busse mit
weniger Treibhausgasausstoß umgestellt. Mit großem finanziellem
Aufwand sollen ab 2019 damit ungefähr 1,31 Millionen Tonnen weniger Abgase erzeugt werden. Von
dem Programm werden vor allem
Pendler profitieren, sowie die Luftqualität verbessert und die Treibhausgase reduziert werden. (dca)
Air China fliegt ab Mai direkt
von Frankfurt nach Chengdu
FRANKFURT – Ab dem 19. Mai
wird Air China dreimal in der Woche nonstop von Frankfurt nach
Chengdu in der Provinz Sichuan
fliegen. Zum Einsatz kommt ein
Airbus 330-200. Damit gewinnt
Chengdu weiter an Bedeutung als
Drehkreuz im Südwesten Chinas
mit exzellenten Anschlüssen u.a.
nach Lhasa, Urumqi, Kathmandu
oder Hongkong.
(Air China)
Reisen & Verkehr
Februar 2013 / Nr. 20
21
Von Mauern und Menschen
Eine Reise mit der Transsib von Moskau bis nachPeking
Die berühmte Transmongolische Eisenbahn
Von Jenni WERNER
Es ist wohl ein Mythos, dass man die
Chinesische Mauer vom Mond aus
sehen kann. Aber dass man sie auf
der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn aus dem Zugfenster erblicken kann, ist definitiv wahr. Man
Foto: Jenny Werner
muss nur ganz genau hinschauen,
den Nebel ignorieren, dann sieht
man sie: Irgendwo zwischen Ulan
Bator und Peking schmiegt sich
klitzeklein eine graue Linie an den
Bergkamm, der China von der
Mongolei abschirmt. Das ist nun
also der Übergang in die Volksrepublik. Eigentlich unspektakulär.
Wir hatten mehr erwartet, preisen
doch die Transsib-Reiseführer dieses
Erlebnis als Höhepunkt der transmongolischen Strecke an. Wirklich
sensationell ist dagegen eine ganz
andere Entdeckung beim Übergang
nach China, die in keinem der zahlreichen Reiseführer erwähnt ist. Dabei ist sie im Gegensatz zur großen
Mauer weder zu übersehen noch zu
überhören: das chinesische Zugpersonal. Wachten durch Sibirien bis in
die Mongolei noch höflich-bestimmte russische Schaffnerinnen über unseren Zug, begleiten uns nun schon
seit Ulan Bator hochgewachsene chinesische Herren in loser Uniform, die
die Atmosphäre im Zug schlagartig
verändern. Trällernd schlendern sie
durch die Gänge und schäkern miteinander, von Apparatschik-Allüren
keine Spur. „Hast Du die Blonde
in Abteil 4 gesehen? Tai bang le!“
Plötzlich ist Rauchen im Zug nicht
mehr verboten. Und bald nachdem wir uns in Bewegung setzen,
schallt lautes Lachen und PekingChinesisch aus dem Schaffnerabteil: Was wurde in Ulan Bator für
welchen Preis erstanden, was wird
man zuerst essen, wenn man wieder
in Peking ist ... Man spielt Karten
und raucht, raucht, raucht. Je mehr
wir uns Peking nähern, desto mehr
wird gesungen. Was ist denn hier
los? Das ist ein bisschen peinlich,
oder? Was uns Zugreisenden da befremdlich anmuten mag, ist jedoch
das schlicht unbefangene Verhalten
der Chinesen. Eine Zwanglosigkeit
und ein Spaß, wie wir ihn zwischen
Moskau und Ulan Bator nicht erlebt
haben. Was im ersten Moment so
kurios auf uns wirkt, steht uns Menschen doch andererseits am nächsten. Die Aufgedrehtheit der Schaffner ergreift uns und wir freuen uns
auf unsere Ankunft in Peking. Warum nur haben wir den Eindruck,
dass diese Chinesen irgendwie freier sind als wir? Aber das darf man
so ja nicht sagen. Fest steht: Eine
Reise mit der Transsib ist vor allem
eine Reise durch die Gesellschaften. Und auf diese Art wird einem
Chinas Besonderheit noch einmal
so richtig bewusst.
ge Schaden für den Tourismus.
Der „Peking-Husten“, wie der anhaltende Smog bereits ironisch
genannt wird, dürfte weit weniger Touristen anlocken als seine
beiden berühmten Namensgeber,
die Peking-Ente und die PekingOper.
Profitiert hingegen haben die
Hersteller von Schutzmasken und
Luftreiniger. Ihre Verkaufszahlen
schnallten über Nacht um bis zu
700 Prozent in die Höhe. Bei Gome, einem von Chinas führenden
Internetanbietern, waren Luftreiniger innerhalb von zwei Tagen
ausverkauft. Einen ähnlichen Ansturm erlebten die Verkäufer von
Schutzmasken. Pekings Apotheken gingen in den Tagen unmittelbar nach dem Rekord-Smog
zeitweilig die Vorräte aus.
Frohlocken durften auch die
Aktieninhaber von Firmen, die
Atemschutzgeräte herstellen. Ihre
Aktien verzeichneten Kursanstiege von bis zu zehn Prozent.
Über ihren zukünftigen Kurs
werden auch die Maßnahmen
der Regierung entscheiden. VizePremier Li Keqiang kündigte bereits eine strengere Handhabung
der bestehenden Umweltgesetze
an. Wie man aber die Hauptursachen des Smogs – der wachsende
Verkehr und die hohe Abhängigkeit von der Kohle als Energieerzeuger – langfristig in den Griff
bekommen will, müssen er und
seine Regierung erst noch beweisen. Bis dahin dürfen sich die
Hersteller von Luftreinigern und
Schutzmasken noch die Hände
reiben.
(sg)
Starker Smog beeinträchtigt Verkehr und Tourismus
PEKING – So schlecht wie am
12. Januar war die Luft in Chinas
Hauptstadt seit Veröffentlichung
der Feinstaubwerte anfangs 2012
noch nie. In einigen Teilen der
20-Millionen-Stadt stieg der Anteil der Schadstoffpartikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometer auf über 900 Mikrogramm
pro Kubikmeter. Gesund ist laut
WHO ein Wert von bis zu 25.
Die chinesischen Medien verglichen den Rekord-Smog in Peking
mit dem „Great Smog“ in London
von 1952, der mindestens 4.000
Tote gefordert hat. Wie schädlich
der anhaltende Smog im Januar in
Peking und anderen Großstädten
war, wird sich erst noch zeigen.
Gemäß einer Studie der PekingUniversität und Greenpeace forderten überhöhte Feinstaubwerte
Atemschutzmasken gehören zur Standardausrüstung der Pekinger
im Jahr 2012 allein in den Metropolen Peking, Shanghai, Kanton
und Xi‘an den vorzeitigen Tod
von über 8.500 Menschen. Die
wirtschaftlichen Verluste beziffert
die Studie auf eine Milliarde USDollar. Betroffen sind dieses Mal
vor allem das Baugewerbe und die
Foto: cns
Schwerindustrie. Auf Anordnung
der Pekinger Behörden mussten
mehrere Dutzend Fabriken mit
hohem Schadstoffausstoß ihre
Produktion vorübergehend einstellen. Auf einigen Großbaustellen wurde ein Baustopp verhängt.
Unabsehbar ist der langfristi-
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Reisen & Verkehr
22
Nr. 20 / Februar 2013
Chinesischer Safaripark feiert Erfolge bei der Zucht von Koalas
Seit 2006 kamen mehr als 20 kleine Koalas im Chimelong Safaripark zur Welt
GUANGZHOU – Im Chimelong
Safaripark sind seit 2006, als die
ersten Koalas aus Australien nach
Südchina kamen, mehr als 20 Koalas zur Welt gekommen. Damit ist
Chimelong einer der erfolgreichsten Züchter dieser in Zoos seltenen Tiere. Koalas ernähren sich
fast ausschließlich von Blättern
und Rinde sowie Früchten ganz
bestimmter Eukalyptusarten. Deshalb ist ihre Haltung und Zucht in
Zoos sehr schwierig.
Das „Chimelong Holiday Resort“ liegt im Panyu Bezirk von
Guangzhou/Kanton, der Hauptstadt der Provinz Guangdong, und
bietet dem Touristen viele Attraktionen, darunter einen Vergnügungspark, den Chimelong Xiangjiang Safaripark, den Wasserpark,
einen Zirkus, eine Krokodilsfarm
und ein Golfzentrum.
Der Safaripark ist ein Paradies für
Tiere und entspricht internationalen Standards. Unter den mehr als
460 Arten sind große Pandas, Nashörner, Tiger und Löwen. Und nicht
zu vergessen die Lieblinge der Besucher: die Koala-Bären.
(hk)
Koalabären sehen aus wie Teddybären und sind vor allem bei Kindern sehr beliebt
Das Taipeh Museum der Weltreligionen stellt in Peking aus
PEKING – Im Capital Museum Peking ist noch bis zum 13. März 2013
eine Ausstellung von Religiöser
Kunst und Kultur aus dem Taipeh
Museum der Weltreligionen zu sehen. Dies ist die zweite Ausstellung
seit 2011.
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Die Ausstellung bietet zwei
große Themen. Das erste „Blick
auf die Weltreligionen“ zeigt die
Ursprünge der Religionen. Das
zweite Thema sind Meisterwerke
der sieben großen Weltreligionen
(Buddhismus, Christentum, Islam,
Daoismus, Hinduismus, Judentum
und Shinto). Unter anderem geben
Filme mit Hochzeitszeremonien
der verschiedenen Religionen einen Eindruck davon, wie Religion
das soziale Leben der Menschen
beeinflusst hat.
(dca)
Foto: cns
Flying Tigers-Museum
CHANGSHA – In der Provinz
Hunan wurde jetzt ein Museum im
Gedenken an die US-Soldaten eröffnet, die im 2. Weltkrieg den Chinesen gegen die Japaner halfen. Wie
Xinhua weiter berichtete, stellt das
Museum mehr als 1350 historische
Andenken und Dokumente aus, die
von den Flying Tigers stammen.
Die Flying Tigers, wie die 1st American Volunteer Group - eine US
Fliegereinheit - von den Chinesen
genannt wurde, waren am Flughafen von Zhijiang stationiert. (dca)
Provinz Hainan
Februar 2013 / Nr. 20
Hainan – das Hawaii Chinas
23
Neue Rieselfelder in der Sanya Bucht
Es tut sich was im Paradies
SANYA - Die neue Abwasseranlage in der Sanya Bay, mit deren Bau
am 30.Oktober 2012 begonnen
wurde, soll Ende 2013 in Betrieb
genommen werden. Die Provinzregierung hat diesem Projekt
größte Bedeutung beigemessen
und 40 Millionen Yuan an Staatsanleihen begeben, um den Bau zu
finanzieren. Bei einer Investition
von 122 Millionen Yuan wer-
den die Rieselfelder kurzfristig
15.000 Tonnen Klärschlamm und
bis 2020 30.000 Tonnen täglich
bewältigen. Nach der Fertigstellung wird das Projekt insgesamt
die Abwassersituation in der Sanya Bay verbessern; Regenwasser
und Schmutzwasser werden getrennt und so gesichert, dass das
Schmutzwasser nicht ungeklärt in
die See fließt.
(dca)
Das Baoping Dorf auf Hainan
SANYA - Das Dorf Baoping bei
Sanya wird als eines der traditionellsten Dörfer in China geführt.
7 Dörfer, Baoping in Yacheng
Town eingerechnet, finden sich
unter den 646 aufgelisteten traditionellen Flecken. Diese traditionellen Dörfer sind unverzichtbares Kulturerbe mit ihren
kostbaren historischen, kulturellen, künstlerischen, sozialen
und wirtschaftlichen Werten.
Yacheng Town wurde ausgewählt
Die Dadong Bucht vor Sanya
als Beispiel für das Bewahren
seines historischen und kulturellen Erbes auf Provinzebene.
Typisch sind die Hausbauten,
von denen die meisten gut gepflegt und bewahrt worden sind
und somit von unschätzbarem
Wert. Eine große Anzahl bedeutender Männer kamen in der
Ming und Qing Dynastie aus Baoping. Das Dorf war eine blühende
und berühmte Kommune in alter
Zeit.
(dca)
Foto: hk
Hainan Rendez-Vous 2013
Luxusyachten vor Hainan
Foto:cns
SANYA - Hainan Rendez-Vous,
Chinas größte jährliche Yacht
Show, ist zu einer höchst beachteten Ausstellung weltweit geworden. Der Visun Royal Yacht
Club/Visun Times Coast Marina
richtet vom 30. März bis zum 2.
April 2013 die Ausstellung aus. Eine große Anzahl von Superyachten
und riesigen Megayachten werden
gezeigt. Nebenbei ist ein strammes
Vergnügungsprogramm geplant
und Netzwerke sollen entstehen.
Design und Mobilität, Finanzeliten
und ihre internationalen Konkurrenten, die schönen Künste, einheimische Artisten: all dies ist zu
finden auf dieser Mega Show. (dca)
Zwei neue Informationszentren in Sanya eröffnet
SANYA - Zwei neue Informationszentren wurden in Betrieb genommen in der Sanya Bay und am
Sanya Phoenix International Airprt, um internationale und einheimische Touristen einen besseren
Service zu bieten. Insgesamt acht
solcher Einrichtungen sind seit Oktober 2010 an den von Touristen
!!!"##$%#"#$&
am häufigsten besuchten Attraktionen aufgestellt worden. Sie sind u.
a. zu finden am Dadonghai Square,
den Fußgänger Zonen, berühmten
Sehenswürdigkeiten wie dem Tianyahaijiao Scenic Spot. Die Anzahl
der Besucher in diesen Zentren
belief sich 2012 auf 107.422 Personen, von denen 11.357 Ausländer
waren. Man kann wählen zwischen
elektronischen Informationen per
Touch Screen, zu finden in allen
großen Hotels, Einkaufszentren
und bei Sehenswürdigkeiten, oder
fertigen Informationsbroschüren.
Hier gibt es die neuesten Informationen zu allem, was für Touristen
interessant ist.
(dca)
Baoping ist eines der schönsten Dörfer auf Hainan
Foto: cns
Weltraumbahnhof auf Hainan
PEKING - Nach Angaben des
chinesischen Verteidigungsministeriums geht der Bau des Kosmodroms Wenchang im Nordosten der Insel Hainan zügig voran.
Die vergrößerte Version der
Rakete Langer Marsch (CZ-5)
soll bereits im nächsten Jahr von
dem neuen Weltraumbahnhof zu
ihrem Jungfernflug starten.
Der Kosmodrom Wenchang
auf Hainan wird neben den Kosmodromen in Jiuquan, Xichang
und Taiyuan der vierte Weltraumbahnhof der Volkrepublik
China sein. Mit dem Bau wurde
im September 2009 begonnen.
(cri)
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Die letzte Seite
24
Nr. 20 / Februar 2013
内容提要/Highlights
春运新气象能否温暖漫漫回
乡路
第1版
全国人大积极准备控烟立法
第1版
医生职业渐渐失去吸引力
第2版
高校教师变身“男月嫂”
是社会进步吗?
第2版
二十八年最冷冬天 供暖福利
线能否南移
第3版
DCA 独家采访:宁波Hape
怡人玩具公司董事长
第4版
Entspannte Stimmung in Chengdu kurz vor dem chinesischen Frühlingsfest
Foto:cns
恭贺新春!
Wir wünschen unseren Lesern ein gutes, erfolgreiches Jahr der Schlange!
Mögen Sie reichlich Jiaozi (Maultaschen)
am Neujahrsabend zu essen haben und das
neue Jahr auf roten Socken beginnen! Damit
wird es ein gelungener Start ins neue Jahr.
Die DCA hat sich im vergangenen Jahr gut
entwickelt: Wir haben unsere Abonnentenzahl mehr als verdoppelt, unsere Internetseite weiter optimiert, von und mit Ihnen,
unseren Lesern, gelernt. Nun wenden wir
uns der Zukunft zu, die weitere Optimierungen sowohl der Druckausgabe als auch
der Internetseite bringen wird. Wir arbeiten
gerade an einem regelmäßigen Blog, in dem
wir aus der Fülle der Nachrichten und Reportagen aus China Interessantes und Amüsantes berichten wollen. Wie immer sind wir
gespannt auf Ihr Feedback!
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(Die 䚜 auf Seite 16 zählen
nicht mit). Unter den Einsendern verlosen wir das Buch
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.
怀旧浪潮席卷年轻的一代
第6版
独自过年还是租个男友?
第6版
央视介入在非洲的媒体项目
第8版
整治奢侈品市场
第9版
更多资金用于职校学生培养
第9版
中国人无辣不欢
第10版
本月菜谱: 红烧鱼
第10版
传统中医:医治腹痛 第11版
黎族
第12,13版
推荐 关于中国的书 第14版
第14版
基督教在中国的发展史 (2)
第16版
ABONNEMENT-BESTELLUNG
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DCA 采访:关于柏林市长访
问中国南方
第5版
丝绸生产的过程
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Ort, Datum
兰考火灾拷问儿童权益保护
第5版
活动报道目录
第16,19版
满族人过春节
第17版
海南掠影
第23版
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Liebe China-Freunde,
Die Deutsch-Chinesische Allgemeine (DCA) möchte eine Brücke
bauen und das gegenseitige Verstehen der beiden Völker fördern.
Wir danken Alt-Bundeskanzler Dr.
Helmut Schmidt, der im Interview
mit der DCA sagte: „China hat
auf vielen Gebieten von europäischen Entwicklungen gelernt. In
umgekehrter Richtung fehlt auf
europäischer Seite das Wissen und
die Erkenntnis von der 4000jährigen chinesischen Zivilisation. Das
gilt insbesondere für einerseits die
chinesische Staatsphilosophie und
andererseits für die relativ friedliche chinesische Außenpolitik.“
Diese Wissenslücken möchten wir
gerne schließen. Dazu brauchen
wir Sie, liebe Leserinnen und Leser! Schreiben Sie uns, wenn Sie
Fragen zu China und seiner aktuellen Politik haben, wenn Ihnen ein
Thema zu kurz gekommen scheint
oder Sie Artikel zu einem Thema
verfasst haben, das Ihnen am Herzen liegt. Sie wissen von einer Veranstaltung, die bekannt gemacht
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