Zoopädagogik aktuell Dezember 2011__Nr. 27
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Zoopädagogik aktuell Dezember 2011__Nr. 27
Zoopädagogik aktuell Dezember 2011__Nr. 27 ISSN 0949 8362 Begegnung ZOO VORWORT Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn die Zeit dann so in gewohnter Betriebsamkeit voranschreitet und so allmählich der Zeitpunkt naht, dass eine neue Ausgabe von „Begegnung Zoo“ erscheinen sollte, beginnt die Durchsicht der eingesandten Artikel, diesmal waren es immerhin zwei (2)! Leichtes Gruseln erfasst das Redaktionsteam: Ist nichts passiert? Ja, gibt es die Zoopädagogik noch? Dank moderner Kommunikationstechnik lässt sich das klären, es ist Zeit zu telefonieren: „Doch bei uns ist etwas passiert“. Es gibt sie noch, die Zoopädagogik... Auf Nachfrage trudeln dann auch Berichte ein und es ist immer wieder erstaunlich, was so alles im pädagogischen Bereich in unserern Zoos geschieht. Wir hoffen, dass Sie beim Lesen viele Anregungen entdecken. Auf der Jahreshauptversammlung der EAZA in Montpellier wurde die Südostasienkampagne 2012 gestartet. Zum ersten Mal findet sie in Zusammenarbeit mit dem IUCN/SSC (Species Survival Committee der Weltnaturschutz-Union) statt. Diese Zusammenarbeit zeigt, dass die Zoos mehr und mehr als ernsthafte Partner im Naturschutz anerkannt werden. Wir wünschen uns, dass Sie im Rahmen ihrer Tätigkeit diese wichtige Naturschutzkampagne nach Kräften unterstützen und wünschen Ihnen: Viel Spaß beim Lesen Das Redaktionsteam Impressum Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell Nr. 27, Dezember 2011 Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr, Sonderheft Redaktionsschluss ist der 28.2.2012 Herausgeber: Verband deutschsprachiger Zoopädagogen e. V. Titelbild: Gestaltung/Satz: Silvia Geser, VZP Büro Saola, Photo: William Robichaud Redaktion: Jan Osterloh, Zoo Krefeld Lothar Philips, Kölner Zoo Monika Niehaus-Osterloh Redaktionsanschrift: Jan Osterloh Auf der Reide 20 B 40468 Düsseldorf janosterloh@googlemail.com 2 Layout: Anica Alsleben, alsleben-design@t-online.de Die Artikel geben nicht notwendigerweise die Meinung der Herausgeber und der Redaktion wieder. Artikel und Zuschriften bitte unformatiert (Bilder extra, 304,2 dpi) auf CD oder per E-mail einsenden. ISSN 0949 8362 Begegnung Zoo, Zoopädagogik aktuell 28 erscheint im April 2012 Wir freuen uns über Leserbriefe und Manuskripte, behalten uns allerdings Abdruck, Kürzungen und Änderungen vor. Zoopädagogik aktuell Inhalt Vorwort, Impressum........................................................................... ............................2 Inhalt................................................................................................................................. .3 Schule trifft Wissenschaft............................................................................................. 4 Besucherinformation im Zoo Wuppertal.................................................................. 10 Sonne im Zoo - ein Partnerprojekt............................................................................. 14 Die Zooschule Rostock als Partner der “Langen Nacht der Wissenschaften”.. 17 Vorankündigung: Länderübergreifendes Regionaltreffen ................................... 19 Kinder als “Brückenbauer” zwischen Mensch und Tier........................................ 20 Reiseimpressionen aus Frankreich 2011.................................................................. 22 “Behavioural Enrichment” im Unterricht................................................................. 28 Das “Besucherservice” im Tiergarten Schönbrunn............................................... 31 Ruf der Wildnis.............................................................................................................. 36 “Lebensgefährliche” Stachelschweine..................................................................... 38 Die EAZA/IUCN/SSC Südostasienkampagne 2012.................................................... 40 Was sind EAZA/IUCN/SSC?........................................................................................... 46 Urzeit Geistersee & Ida............................................................................................... 47 Autoren............................................................................................................................ 48 3 Schule trifft Wissenschaft – ein Kooperationsprojekt zwischen dem Lessing Gymnasium Lampertheim und Senckenberg Dr. Renate Rabenstein & Dr. Gabriele Waldkircher Kurzfassung Messeler Fledermäuse Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe untersuchten unter Anleitung von Wissenschaftlerinnen die Aktivität von rezenten Fledermäusen. Bei Beobachtungen im Weltnaturerbe Grube Messel wurde die Flugaktivität in Abhängigkeit von abiotischen Faktoren untersucht. Der laptopgestützte Einsatz zur Bestimmung von Temperatur, Luftfeuchte und Helligkeit wurde vermittelt und eingeübt. Die mit Fledermausdetektoren erfassten Ultraschalllaute konnten mehreren Arten zugeordnet werden. Die Arbeit wurde im Wettbewerb „Jugend forscht 2009“ mit einem Preis ausgezeichnet. Die 47 Millionen Jahre alten Fledermausfossilien aus dem Welterbe Grube Messel sind teilweise als komplette Skelette überliefert, viele davon mit Hautschatten und Mageninhalt (Abb.1). Sieben Arten aus vier Familien wurden bisher beschrieben. Ihre Untersuchung und der Vergleich mit rezenten tropischen Fledermauspopulationen ergab, dass die fossilen Fledermäuse flugbiologisch bereits an unterschiedliche ökologische Nischen angepasst waren und mittels Ultraschall nach Insekten jagten (Habersetzer & Storch 1992; Habersetzer, Richter & Storch 1994; Habersetzer et al. 2008; Sigé, Habersetzer & Storch 1998; Storch, Sigé & Habersetzer 2002). Die detailreich überlieferten Messeler Fossilien sind bereits für Kindergarten- und Grundschulkinder spannend, da sie Forschungsergebnisse anhand großformatiger Bilder, z.B. in Form einer einfachen Nahrungskette (Blatt Blattkäfer Fledermaus) selbst nachvollziehen können (Rabenstein 2007). Palaeochiropteryx tupaiodon – das komplette Skelett einer 47 Mio. Jahre alten Fledermaus mit Mageninhalt (SMF ME 10). REM-Untersuchungen des Magen-Darm-Inhalts belegen, dass die Nahrung aus Insekten bestand. 4 Logo Year of the Bat – im ersten Jahr stehen die europäischen Fledermäuse im Fokus, 2012 die weltweit ca. 1.200 Fledermausarten. Zoopädagogik aktuell Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren in speziellen Fledermaus Dämmerungsführungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den fossilen und den rezenten Arten, die im Welterbe Grube Messel nach Insekten jagen (Rabenstein 2011). Anlässlich des „Year of the Bat 2011-2012“ (Abb. 2), in dem die Zahl dieser Führungen verdoppelt wurde (www.grube-messel.de), werden die Erfahrungen einer Kooperation zwischen dem Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt am Main und dem LessingGymnasium Lampertheim hier publiziert. Durch die Initiative der beiden Autorinnen hatten Schüler/innen der gymnasialen Oberstufe Gelegenheit, sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen, eigenverantwortlich Projekte zu entwickeln und sie durchzuführen(Abb.3). Nächtliches Arbeiten unter Freilandbedingungen in der Grube Messel. Mit Laptops und Messfühlern werden die abiotischen Daten aufgezeichnet (Pasco-System) und gleichzeitig mit einem professionellen Fledermausdetektor (Petterson D 240x) Ultraschalllaute erfasst und notiert. Breitenförderung im schulischen Bereich engagieren (http://www.lgl.de). Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit im mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereich liegt auf experimentell ausgerichteten fächerübergreifenden Projekten,die sowohl im Unterricht als auch in außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften durchgeführt werden. Die Auszeichnung mit dem Siemens Award bestätigt die Qualität dieses Engagements (Hessisches Kultusministerium 2009, http://www.mint-ec.de). Das Lessing-Gymnasium verfolgt einen fächerübergreifenden und kompetenzorientierten Ansatz, bei dem es neben reiner Wissensvermittlung besonders um die Einübung von Methoden wissenschaftlichen Arbeitens und deren praktische Umsetzung geht. Schlüsselqualifikationen werden über die bloße Fach- und Handlungskompetenz hinaus in Teamprojekten besonders gefördert. Die Rolle der Lehrkräfte beschränkt sich auf Unterstützung und Projektbegleitung im Sinne des selbstorganisierten Lernens (Herold & Landherr 2003; Greif & Kuntz 1998). Ab August 2011 wurden in Hessen die Bildungsstandards in den naturwissenschaftlichen Fächern verbindlich eingeführt (http://www.kultusministerium-hessen.de). Damit steht die Vermittlung von Kompetenzen im Vordergrund des Lehrens und Lernens. Unser Kooperationsprojekt spricht nicht nur den kognitiven Bereich, sondern auch den kommunikativen, personalen und sozialen Bereich auf verschiedenen Kompetenzstufen an. Durch die praktische Freilandarbeit liegt ein besonderer Schwerpunkt im methodisch-kreativen Bereich (Ziener 2008). Freilandarbeit – erste Erfahrungen Eine sehr knappe Zusammenfassung dieser Aktivitäten und die Arbeit an Fledermäusen in der Unter- und Mittelstufe wurden bereits auf einer Geotop-Tagung vorgestellt (Waldkircher & Rabenstein 2010). Didaktisch-methodische Überlegungen Kinder und Jugendliche für die Bedeutung von Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeit zum persönlichen Engagement zu geben, ist vordringliche Aufgabe einer Schule, die eine ganzheitliche und zukunftsorientierte Entwicklung von Schüler/-innen in den Blick nimmt. Als zertifizierte MINT EC-Schule (Mathematik-InformatikNaturwissenschaften-Technik) gehört das LessingGymnasium Lampertheim zu den vier südhessischen mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasien, die sich besonders in der Früh-, Hochbegabten- und Erste praktische Erfahrungen in der Freilandarbeit sammeln die Schülerinnen am 08.05.2008. Pünktlich um 19:00 Uhr sind sie am Treffpunkt und nehmen an der Vorbesprechung und Einteilung der Teams für die wissenschaftliche Kartierung der Fledermäuse auf die Beobachtungsstellen im Welterbe teil (vgl. Rabenstein 2011, S. 42, Abb. 2). Noch ist es sonnig und warm... „Um 21:00 Uhr sehen wir die erste Fledermaus ... an der Kreuzung an der wir stehen.“ Mit zunehmender Dunkelheit erfolgen die Fledermausnachweise ausschließlich akustisch mittels Ultraschalldetektoren. Den Umgang mit diesen Geräten und Grundkenntnisse in der Zuordnung von Ultraschalllauten einheimischer Fledermäuse lernen die Schülerinnen am gleichen Abend – und auch, dass es nach Sonnenuntergang empfindlich kalt werden kann! Zudem üben sie die arbeitsteilige Protokollierung (Abb. 4). 5 Ihr erstes Ergebnis zeigt Tabelle 1. Die Schülerinnen notieren völlig korrekt dazu: „Man bedenke (!): Wir erfassen nicht die Anzahl der Fledermäuse, sondern nur die Anzahl der Rufe. Somit kann es sein, dass wir immer die Rufe der gleichen Fledermaus erfassen.“ Das Schülerteam mit Dr. Waldkircher bei der ersten Fledermausbeobachtung und dem Kennenlernen verschiedener Ultraschalldetektoren. Tabelle 1: Zusammenstellung der am 08.05.2008 mit Ultraschalldetektoren von den Schülerinnen in jeweils 10 Minuten erfassten Fledermausrufe.18 kHz entsprechen der Hauptfrequenz des Großen Abendseglers (Nyctalus noctula), 45 kHz der der Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus). Beginn: 21:34 Uhr 22:04 Uhr Frequenz: 18 kHz 45 kHz 18 kHz 45 kHz Minuten 1 0 0 1 0 2 0 0 1 0 3 0 0 0 0 4 0 0 0 0 5 2 1 1 0 6 0 0 0 0 7 1 1 1 0 8 0 1 0 0 9 1 0 0 3 10 0 1 0 1 Summe Rufe 4 4 4 4 Orientierung- und Informationsphase Durch die ersten praktischen Tätigkeiten erkennen die Schülerinnen rasch, dass sie einen eigenen Fledermausdetektor benötigen. Da das preisgünstig erstandene,sehr einfache Gerät sich als unzuverlässig und daher für ihre Arbeit als ungeeignet erweist, wird dieses Technikproblem durch den Kooperationspartner gelöst: Die drei senckenbergischen Wissenschaftlerinnen Dr. E. Schlosser-Sturm, Dipl.-Biol. J. Betz und R. Rabenstein, die an der Kartierung der Fledermäuse im Welterbe und der Vorbereitung eines Freilandprojektes in Bolivien 6 arbeiten, werden mit ihren Geräten die Dokumentation der Ultraschalllaute übernehmen (Petterson D 240x, Sound-Analyseprogramm Batsound Pro, HiFi AnalogRecorder, Laptop). Die Schülerinnen informieren sich über die Lebensweise der einheimischen Fledermäuse und über die an der Schule vorhandene technische Ausstattung. Der Umgang mit GPS, Laptop und PascoMeßwerterfassungssystem wird in einer separaten Fortbildung in der Schule erlernt. Nachdem sie eine eigene Fragestellung entwickelt haben – „Unter welchen abiotischen Bedingungen fliegen Fledermäuse in der Grube Messel?“ – finden im August und September 2008 fünf von den Autorinnen begleitete Freilandtermine exklusiv für die Schülerinnen im Welterbe statt (21. und 28.08., 04., 11. und 18.09.2008). Sie verwenden dabei zwei baugleiche Ultraschalldetektoren aus dem Bestand der Abteilung Messelforschung. Freilandarbeit mit eigener Fragestellung – Blick ins Welterbe kurz vor der Dämmerung (Abendnebel links oben). Die Beobachtungsplätze lagen auf der gut erreichbaren Westseite unterhalb der Halden aus weißen Ytong-Bruchsteinen (= Beobachtungsstelle 1). Tücken und Erfolge Zum ersten Termin verspäten sich die Schülerinnen um zwei Stunden; Navigationsgerät, Autoatlas und eine Umleitung führten sie erst auf Umwegen zum Fahrtziel. Deshalb werden eigene Daten erst beim zweiten Freilandtermin erhoben. Auszug aus Protokoll und Auswertung vom 28.08.2008: „Wir kamen um 20:15 Uhr in der Grube an und bauten unsere Geräte auf...“(Abb. 6). „Um 20:19 Uhr war der Beginn der Messung... Die Beleuchtungsstärke nimmt nach ca. 14 Min. ab und nähert sich den 0 lx an. Die Messungenauigkeiten bis ca. 350s sind hierbei nicht zu beachten, es ist uns hier ein Einstellungsfehler unterlaufen“ (Abb. 7). Zoopädagogik aktuell Parameter auf. „Leider war der Akku des Laptops so schwach, dass wir die Zeit nicht weiterlaufen lassen konnten. Um 20:52 Uhr haben wir die letzte Fledermaus mit den Detektor wahrnehmen können und schätzen, dass es dann ca. 12 °C waren.“ Diese Abschätzung basiert auf der Datenauswertung zwischen 20:19 und 20:44 Uhr („Man erkennt deutlich, dass die Temperatur kontinuierlich abnimmt“; Abb. 8). Die Schülerinnen formulieren als Ergebnis ihrer Untersuchung: „Unsere Auswertungen haben ergeben, dass vor allem die Temperatur die Aktivität der Tiere beeinflusst. Allerdings könnte das auch mit dem Einrichtung der Laptops mit dem Pasco-Meßsystem in der Dämmerung zur Registrierung der abiotischen Parameter. Fledermäuse werden beobachtet und ihre Rufe mit Fledermausdetektoren erfasst. Parallel dazu erfolgt die Registrierung abiotischer Faktoren. Bei den nächsten Terminen gelingen Beobachtungen mit Lautzuordnungen von einzelnen und von mehreren gleichzeitig jagenden Tieren. „Beobachtungen vom 04.09.2008:...Wir beobachteten 11 Fledermäuse,darunter zwei ... um 20:30 Uhr und 20:37 Uhr.“ Die Schülerinnen bemerken, dass eine individuelle Unterscheidung mit dieser Methodik nicht möglich ist und deshalb evtl. ein Tier mehrmals gezählt werden kann. Ultraschalllaute Temperaturrückgang am 04.09.2008 (s. Text). verminderten Auftreten von Insekten und damit der Nahrung der Fledermäuse zusammenhängen... Wir können nur vermuten, dass die Temperatur sowie die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle dabei spielen.“ Diskussion Abnahme der Helligkeit am 28.08.2008 (s. Text). von 14 Tieren werden an diesen Abend erfasst. Ein Wechsel zwischen zwei Beobachtungsplätzen wie am 28.08.2008 wird von den Schülerinnen aufgrund der bisherigen Ergebnisse verworfen. Die Arbeit verläuft konzentriert, die Protokollierung wird detaillierter. „Wir hielten uns durchgehend an Stelle 1 auf und vernahmen meistens die Rufe in niedriger Frequenz bis auf zwei Rufe um 20:45 [Uhr] bei 60 kHz und um 20:52 Uhr bei 57 kHz.“ Diesmal treten Probleme bei der Erfassung der abiotischen Von der Kooperation wurde im Idealfall die klassische win-win Situation erwartet: Die Schülerinnen lernen eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten, und ihre systematisch erhobenen abiotischen Parameter ergänzen die Daten der Fledermauskartierung. Dieses zweite Ziel wurde leider nicht erreicht. Aus Sicht der Autorinnen, die beide in Europa und den Tropen zahlreiche Freilandprojekte durchführten, konnten die Schülerinnen grundlegende Erfahrungen sammeln: (1) Sie erkannten, dass Freilanduntersuchungen angemessen vorbereitet sein müssen. Dazu gehört auch eine gründliche Überprüfung der Ausrüstung, um potentiellen Datenverlust zu vermeiden. (2) Sie lernten, dass im Freiland unerwartete Situationen und lange Wartezeiten auftreten können. 7 Schulversuche hingegen finden in der Regel unter kontrollierten Bedingungen statt. (3) Sie erfuhren, dass elektronische Systeme im Freiland ausfallen können, und Alternativen in die Planung einbezogen werden müssen. Die Verwendung von einfachen analogen Geräten, abgeglichen mit dem digitalen Pasco-System,hätte zuverlässig Daten geliefert, anhand derer die korrekten, aber sehr allgemeinen Aussagen der Schülerinnen hätten spezifiziert werden können. Die Faszination, in der Dämmerung jagende Tiere direkt beobachten und mit Ultraschalldetektoren ihre Ortungslaute auch bei Dunkelheit hören zu können, teilten die Schülerinnen mit den Teilnehmern der inzwischen fest etablierten Fledermausführungen. Die häufigen Arten Großer Abendsegler, Zwergfledermaus und Mückenfledermaus werden regelmäßig beobachtet und gerade diese Arten sind mit etwas Übung an ihrer Hauptfrequenz gut zu unterscheiden. Besonders in der Einarbeitungsphase kann der mit dem Petterson D 240x gespeicherte Ruf so lange abgespielt werden, bis die Hauptfrequenz sicher bestimmt ist. Arbeiten zwei Teams bei dieser Datenaufnahme gleichzeitig, werden auch keine Rufe verpasst. Die wiederholt empfohlene Speicherung für eine anschließende korrekte Bestimmung der Hauptfrequenz wurde leider nicht vorgenommen, sondern die Frequenzen ah hoc ermittelt. Erste Hinweise auf verschiedene gleichzeitig jagende Arten gibt die Größe der Tiere. „Da die Fledermäuse ... aussehen, als seien sie unterschiedlich groß, können wir davon ausgehen, dass wir verschiedene Arten sehen.... Wir konnten beobachten, dass Fledermäuse mit niedriger Frequenz am frühen Abend (bis ca. 21 Uhr) jagten und später die mit höherer Frequenz“ (28.08.2008). Diese korrekte, aber zu allgemein gehaltene Aussage kann anhand des Diagramms der Schülerinnen spezifiziert werden: Die eingetragenen Punkte (ohne Abgabe der Werte) entsprechen Ultraschalllauten zwischen ca. 23-33 kHz (3 x), 48-51 kHz (4x) und 68-70 kHz (7x). Dies lässt aufgrund der eigenen Beobachtungen (R.R.) den Schluss zu, dass es sich bei den ersten drei Rufen um den Großen Abendsegler (Nyctalus noctula, Hauptfrequenz 18 kHz) handelt, gefolgt von der Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus, 45 kHz) und der Mückenfledermaus (P. pygmaeus, 55 kHz). Alle von den Schülerinnen ermittelten Werte sind höher als die Hauptfrequenzen dieser Arten; dies hängt mit der noch mangelnden Übung zusammen. Es ist aber nicht auszuschließen, 8 dass am 28.08.2008 auch der Kleine Abendsegler (N. leisleri, Hauptfrequenz 22-28 kHz) erfasst wurde (Tab. 2). Tabelle 2: Zusammenstellung der Fledermausaktivität an den mit den Schülerinnen eigens durchgeführten Terminen im Welterbe. Ja / Nein = nachgewiesen / nicht nachgewiesen, ? = evtl. erfasst, aber keine eindeutige Hauptfrequenz, --- = keine Datenerhebung (s. Text). Datum: 21.08. Beginn d. Beob. 20:00 Erster Ruf --Letzter Ruf --Ende d. Beob. 22:30 Rufe insges. --Nachgewiesene Arten: N. noctula --N. leisleri --P. pipistrellus --P. pygmaeus --- 28.08. 20:15 20:19 21:35 22:10 23 04.09. 20:10 20:15 20:52 21:50 14 11.09. 19:50 19:55 21:09 21:50 23 18.09.08 19:35 19:57 20:30 21:10 16 ja ? ja ja ja ? ja ja ? nein ja ja nein nein nein ja Das Verfassen der schriftlichen Arbeit für „Jugend forscht“ und das Erstellen einer Präsentation als Wettbewerbsbeitrag erfolgte in den Weihnachtsferien unter intensiver Betreuung in der Schule. Hierbei zeigten die Schülerinnen ein besonderes Engagement bei der Recherche von Hintergrundinformationen und der Formulierung ihrer eigenen Erkenntnisse. Die Auszeichnung im Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ war für die Schülerinnen hochmotivierend und ein erfreulicher Abschluss des arbeitsintensiven Projekts. Dank: Wir danken den Förderverein des Lessing-Gymnasiums für die materielle Unterstützung des Fledermausprojekts, Herrn OStR Martin Metzendorf (LGL) für die messtechnische Ausstattung (Pasco), Frau Anika Vogel (Senckenberg) für die Bildbearbeitung und speziell Herrn Dipl.-Biol. Dirk Diehl (Biologo) für seine Einweisung der Schülerinnen in die feldbiologische Methodik. Adressen: Dr. Renate Rabenstein Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt, Abteilung Paläoanthropologie und Messelforschung, Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt a.M. <renate.rabenstein@senckenberg.de> Dr. Gabriele Waldkircher Lessing-Gymnasium Lampertheim, Fachbereich III Mathematik und Naturwissenschaften, Biedensandstrasse 55, D-68623 Lampertheim <g.waldkircher@lgl.de> Zoopädagogik aktuell Literatur: Greif, S. & Kuntz, H.-J. (Hrsg.) (1998): Handbuch Selbstorganisiertes Lernen. – 2. Aufl., Verlag für Angewandte Psychologie, 391 S., Göttingen. Habersetzer, J. & Storch, G. (1992): Cochlea size in extant chiroptera and Middle Eocene microchiropterans from Messel. – Naturwissenschaften, 79: 462-466; Heidelberg. Habersetzer, J., Richter, G. & Storch, G. (1994): Paleoecology of early Middle Eocene bats from Messel, FRG. Aspects of flight, feeding and echolocation. – Historical Biology, 8: 235-260; London. Waldkircher, G. & Rabenstein, R. (2010): Geotope Protection making an Important Contribution to the Conservation of Bats – Sucessful Co-operation between Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt and LessingGymnasium Lampertheim (MINT EC certified school). – Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (66): 130-131. Ziener, G. (2008): Bildungsstandards in der Praxis. Kompetenzorientiert unterrichten. – 1. Aufl., Erhard Friedrich Verlag, 156 S., Seelze-Velber. Habersetzer, J., Simmons, N. B., Seymour, K., Gunnell, G. F. & Schlosser-Sturm, E. (2008): Die Evolution des Fluges und der Echoortung: Fledermäuse. – Biologie in unserer Zeit, 4/2008: 246-254, Weinheim. Herold, M. & Landherr, B. (2003): SOL Selbstorganisiertes lernen. – Schneider, 210 S., Hohengehren. Hessisches Kultusministerium (2009): MINT Schulen in Hessen. – 39 S.,Wiesbaden Rabenstein, R. (2007): Messel – Erste Schritte: Eine paläontologische Einführung für 5- bis 8-jährige Kinder in Deutschlands Weltnaturerbe. – Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Heft 51 / Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, 60, 147-156; Wien. http://www.geologie.ac.at /gbacgi/z_ separatum_1.cgi?id=ab0060_147_a (3,55 MB PDF) Rabenstein, R. (2011): Fledermausführungen im Weltnaturerbe Grube Messel. – Begegnung Zoo, Zoopädagogik aktuell (26): 42-44. Sigé, B., Habersetzer, J. & Storch, G. (1998): The deciduous dentition and dental replacement in the Eocene bat Palaeochiropteryx tupaiodon from Messel: The primitive condition and beginning of specialization of milk teeth among Chiroptera. – Lethaia, 31: 349-358; Oslo. Storch, G., Sigé, B. & Habersetzer, J. (2002): Tachypteron franzeni n. gen., n. sp., earliest emballonurid bat from the Middle Eocene of Messel (Mammalia, Chiroptera). – Paläontolgische Zeitschrift, 76 (2): 189-199; Stuttgart. 9 Besucherinformation im Zoo Wuppertal – Grosskatzenanlage und Pinguinhaus Dirk Böing Besucherinformationen zu Grosskatzen und Pinguinen im Wuppertaler Zoo Anhand der beiden aktuellsten Großprojekte des Wuppertaler Zoos – des Großkatzenareals und des Pinguinhauses – beschreibt dieser Text einige Ansätze und Erfahrungen zu den spezifischen Anforderungen an gestaltete Besucherinformationen im Zoo. Generell lässt sich feststellen: Erklärungen zu den Tieren werden von den Zoobesuchern aktiv wahrgenommen. Dies wird auch deutlich auf den Fotos, die jeweils eine der größten Besuchergruppen – Familien mit Kindern – zeigen. Die Informationen richten sich an ein breit gefächertes Publikum: von Kindergarten- oder Schulkindern bis hin zu Erwachsenen, von Laien bis zu 10 fachlich Vorgebildeten. Logenplatz oder Pausenauflockerung? Ein idealer Standort für Informationen zu den Tieren zeigt gleichzeitig die lebendigen Tiere und die dazu gehörenden Informationen. Der Aussichts- und Beobachtungsplatz im Zoo steht allerdings meist in räumlicher Konkurrenz zu den erklärenden Besucherinformationen. Im Wuppertaler Pinguinhaus wurden Gehege und Informationstafeln daher einander gegenüberliegend positioniert. Der Besucher dreht sich einmal um und kann eigene Beobachtung und ausführliches Fachwissen vergleichen und vertiefen. Bei der Anord- Zoopädagogik aktuell nung der Besucherinformationen zu den Großkatzen stehen die Ausstellungseinheiten in räumlicher Nähe zu den Sichtplätzen. Sie übernehmen darüber hinaus eine über die reine Information hinausgehende Funktion, denn sie lockern längere Wegstrecken für den Besucher auf. Flanierende Besucher – bewegende Ausstellung Zooerlebnis heißt Bewegung, Bewegung der Besucher im Zoo. Zu dieser flanierenden Fortbewegung passt kein längeres Verweilen an einem Standort. Die Themenschwerpunkte und Aspekte rund um die jeweilige Tierart wurden daher räumlich gestreut, auch aus Sicht der Wahrnehmungspsychologie eine sinnvolle Entscheidung. Am Beginn der Planungen standen die Fragen nach inhaltlichen Einheiten und nach einer räumlichen Verteilung im Wechselspiel mit den Bewegungsräumen der Tiere. Die Besucherinformation zur Themeneinheit „Aufzucht“ befindet sich in räumlicher Nähe zum Gehege der Mutter mit Jungtieren, die Informationseinheit „Jagd“ in der Nähe des Fütterungsplatzes. Alterungsbeständige Druckqualität – langlebige Grafik? Informationsmedien erfüllen im Zoo oftmals ebenso langjährig ihren Zweck wie die spezifische Architektur für die jeweilige Tierart. Eine witterungsbeständige und UV-stabile Drucktechnik bildet dafür die technische Voraussetzung, doch ist sie keine Garantie für einen anhaltend attraktiven Gesamteindruck der Besucherinformationen – auch Gestaltung ist nicht zeitlos und kann altern. In den beiden Wuppertaler Beispielen wurde daher auf den Einsatz von grafischen Effekten und Trendschriften verzichtet.Die Besonderheiten der Tiere wurden in eine klare Gestaltungssprache übersetzt. Ihr geschmeidiger Gang bildete die Inspiration bei den Informationen zu den Großkatzen. Für die Pinguine ergibt sich aus ihrem spezifischen Lebensraum – ober- und unterhalb der Wasseroberfläche – der entsprechende Gestaltungsansatz. Blickfang Lebensraum Die Ausstellungstafeln zeigen pro Tafel ein Bild in formatfüllender Größe. Auch wenn aus inhaltlichen Überlegungen heraus mehrere Bilder wichtig sind, richtete man sich nach der aus der Marketingforschung gewonnenen Erkenntnis, dass ein einziges herausgestelltes Bild die Aufmerksamkeit stärker fesselt als mehrere Der Besucher kann eigene Beobachtungen und ausführliches Fachwissen vergleichen und vertiefen gleichrangig nebeneinander gestellte Bilder. Aus diesem Grund bestand eine wichtige Aufgabe in der Auswahl von „Fokusbildern“ mit Blickfang-Qualität für die unterschiedlichen Thementafeln. Weitere, vor allem fachlich relevante Bilder wurden deutlich kleiner und erläuternd eingesetzt. Das Fokusbild übernimmt die wichtige Funktion, die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu zeigen, und es unterstützt den Besucher dabei, den gedanklichen Transfer zwischen Zoolandschaft und Naturraum herzustellen. Verwendung fanden überwiegend lizenzfreie, also kostenneutrale Fotos aus dem Bildarchiv des Zoos, die von Wissenschaftlern und aus Naturschutzprogrammen stammten. Durch professionelle Bildbearbeitung kam es auch bei ursprünglich eher unscheinbarem Bildmaterial zu einer guten Qualität. Nur vereinzelt mussten Bildlizenzen erworben werden, um alle Naturräume visuell abdecken zu können, beispielsweise die Unterwasseraufnahmen tauchender Pinguine zum Lebensraum Wasser. 11 Zoopädagogik aktuell Von der Überschrift zum Text Dem Prinzip „Fokusbild“ entspricht auf der Ebene des Textes eine in Formulierung und Typografie deutlich abgesetzte Hauptüberschrift, die das Themenfeld emotional anreißt. Die Kombination mit einer Unterüberschrift ermöglichte sowohl die anschauliche als auch die fachlich korrekte Ansprache der Besucher. Die folgenden Fachtexte wurden in kleinere Einheiten aufgeteilt. Ein Abschnitt mit 800 Zeichen (mit Leerzeichen gezählt) war eine gute Größe; dies entspricht ca. eine Minute beim Vorlesen des Textes. Längere Texte wurden durch Zwischenüberschriften gegliedert. Insgesamt hat eine Tafel bis zu 2.500 Zeichen, und der Inhalt kann einem Kind in Eine Kombination von Grafiken und Zeichnungen können großräumliche Zusammenhänge drei Minuten vorgelesen werden. aufzeigen Ausgehend vom Gemeinschaftserlebnis Zoo wurde daher keine eigeFoto – Zeichnung – Grafik ne Kinderebene entwickelt, sondern alle Texte sind Manche Inhalte sind nur schwer zu beschreiben. möglichst allgemein verständlich aufbereitet. Stärker noch als Fotos können Zeichnungen InFür eine gute Lesbarkeit ist die Zeilenlänge wichformationen selektiv darstellen. Die Zeichnungen tiger als die Größe der Schrift. Analog zu einer Zeibildeten damit eine wertvolle Ergänzung, um komtung wurde mit einer kurzen Zeilenlänge von ca. 50 plexe Inhalte wie z. B. die Mimik der Katzen nachZeichen gearbeitet; das Auge findet den Weg provollziehbar aufzubereiten. Alle Zeichnungen wurblemlos zurück zum Zeilenanfang. Beide Faktoren, den von einer Künstlerin ehrenamtlich angefertigt die Textmenge und die Zeilenlänge, geben dem und tragen die gleiche Handschrift. Besucher das gute Gefühl, dass er die Inhalte überUm noch stärker als die Zeichnung zu abstrahieren schauen kann. und z. B. großräumliche Zusammenhänge aufzuzeigen, wurden Grafiken entwickelt, teilweise in Kombination mit Zeichnungen. Dass Pinguine nicht nur in der Antarktis leben, wie viele Arten es von ihnen gibt und wo sie zu Hause sind, ist auf einen Blick erfassbar, und die beiden Pinguinarten im Gehege können vom Besucher zugeordnet werden. Zeichnungen bilden eine wertvolle Ergänzung, um komplexe Inhalte wie z. B. die Mimik der Katzen darzustellen Umweltschutz im Hintergrund? Neben „positiven“ Informationen zu den gezeigten Tieren kamen auch „negative“ Themen wie Umweltzerstörung und Artenbedrohung zur Vermittlung. Der Zoo ist, aufgrund seines direkten Kontextes mit den Tieren, dafür besonders geeignet und das Thema sollte an diesem Ort Gewicht bekommen. Gleichwohl wurden die Themenfelder Tier- und Umweltschutz nicht zu groß herausgestellt, sondern eher als Hintergrundinformation integriert: Der Be- 12 Zoopädagogik aktuell sucher kann so ohne Belehrung mit dem Zeigefinger die Informationen aufnehmen. Bewegte Tiere – statische Information In fast jeder modernen Ausstellung sind Medien dabei. Als Exkurs zu aktuellen und veränderlichen Umweltthemen könnte das teilweise auch in einer Ausstellung im Zoo sinnvoll sein. Eine dynamische Information und gut sichtbare Schilder. Statt einer Gestaltung von Schildern gibt es in Wuppertal daher eine Gestaltung der Information – einfache, zurückhaltend gestaltete Informationsflächen fügen sich in die Zoolandschaft ein, ohne diese zu dominieren. Dirk Böing Inhaber von böing gestaltung, Berlin. Das Büro ist spezialisiert auf die Schnittstelle zwischen Publikum und komplexen Inhalten. Für die Pinguine ergibt sich aus ihrem spezifischen Lebensraum – ober- und unterhalb der Wasseroberfläche – der entsprechende Gestaltungsansatz Konzeption und Inhalte: Martina Schürer, Zoologischer Garten Wuppertal Zeichnungen: Barbara Klotz Fotos u.a.: EAZA, Antarctic Research Trust, Kevin Schafer, Tui De Roy Gestaltung, Grafik, Textredaktion: böing gestaltung, www.boeing-gestaltung.de lenkt dann aber schnell von den Bewegungen der Tieren ab, die im Zoo im Mittelpunkt stehen. Statische Informationstafeln unterstützen dagegen den Besucher dabei, die Tiere mit mehr Verständnis zu beobachten. So haben die Ausstellungstafeln in Wuppertal großzügige und lesefreundliche Abmessungen in den Maßen 1,40 x 0,9 m bei den Großkatzen und 0,9 x 1,1 m bei den Pinguinen, ohne die Tierbeobachtung zu stören. Landschaftsmöbel oder Informationstafeln? Die modernen Tiergehege bilden ganze Landschaften nach. Damit stellt sich das Problem, wie Informationsschilder in diese Landschaft eingefügt werden können. In einigen Fällen werden die Schilder als Landschaftsmöbel gestaltet und mit dekorativen Rahmen versehen, um sich dem vorgestellten Lebensraum und der dortigen Kultur einzugliedern. Eine andere Möglichkeit wurde in Wuppertal gewählt. Die Befestigung der Schilder wurde zurückhaltend und funktional gestaltet. Dem Besucher ist ja die ganze Zeit bewusst, dass er sich im Zoo befindet, ohne dass sein Genuss des nachgebildeten Lebensraumes Statt einer Gestaltung von Schildern gibt es in Wuppertal eine Gestaltung der Information darunter leidet. Der Besucher erwartet in diesem Rahmen die notwendige Infrastruktur 13 Sonne im Zoo – ein DBU Partnerprojekt zwischen dem Tierpark Zittau e. V. (D) und dem Zoo Liberec (CZ) Doris Schwetz Am 01.11.2010 begann ein gefördertes Partnerprojekt zwischen dem Zoo Liberec (CZ) und dem Tierpark Zittau e.V. in Sachsen. Das Ziel des gemeinschaftlichen Projektes ist die Installation von Nutzungselementen erneuerbarer Energiequellen, die Demonstration der Funktionsweise mittels Informationstafeln und Modellen, sowie die Einrichtung von verschiedenen Unterrichtsangeboten zum Thema Klimawandel in jeweils beiden Einrichtungen. Vorbereitungen im Liberecer Zoo und der Anschaffung des ersten Elektromobils für den Tierpark Zittau im Frühjahr diesen Jahres, sind im gemeinschaftlichen Projekt „Sonne im Zoo“ nun auch die ersten Ergebnisse für aufmerksame Besucher sichtbar. Nach umfangreichen, planungsbedingt notwendigen E-mobil für Transporte innerhalb des Zoos Im Tierpark Zittau konnte im Mai die Photovoltaikstation installiert werden, mit der der neu entstehende Kassenbereich mit der nötigen Energie gespeist wird. Ausserdem wird öffentlich sichtbar und mit den nötigen Informationen versehen, die Ladestation für das Elektromobil hier untergebracht werden. Das E-mobil, das inzwischen auch im Zoo Liberec rollt, soll wie das gleiche umweltfreundliche Pendant in Zittau, hauptsächlich zu Transportzwecken innerhalb des Zoogeländes zum Einsatz kommen. Damit wird unter anderem auf die Problematik der Klimaveränderungen aufmerksam gemacht. Photovoltaikstation im Tierpark Zittau 14 Die ebenfalls für diesen Zweck völlig neu entwickelten Umweltbildungsprogramme in beiden Einrichtungen werden mittels ausgewählten Tierarten als Klimabotschafter mit dem Problem Klimawandel einen hoffentlich leichten Zugang zu den Kinderherzen finden. Be Zoopädagogik aktuell Unsere tschechischen Freunde waren zu Besuch mit Solarkocher, Solarspielzeug, Infostand, usw. sondere Raffinessen wie Solarspielzeug in Käfer- oder Schmetterlingsform oder auch solarbetriebene Autos machen dabei nicht nur den Kindern Spaß! Ihr Einsatz wird dabei nur einen winzigen Einblick in die Nutzungsformen der Sonnenenergie geben Der Zoo Liberec hat im Verlauf des Projekts den Einsatz zahlreicher weiterer Tüfteleien und Modelle geplant, die gemeinsam mit Studenten der TU Liberec und Schülern der Industrieschule Liberec entwickelt werden. Darauf dürfen wir gespannt sein! Die regelmäßigen Zusammenkünfte der Vertreter vom Zoo Liberec und Tierpark Zittau dienen nicht nur der Information zum jeweiligen aktuellen Stand der Dinge, sondern haben oftmals kreative Spontanideen zum Ergebnis. So war eine Delegation der Liberecer zum Handwerkermarkt am 11. September im Tierpark Zittau zu Gast, wo man gemeinschaftlich das Projekt der Öffentlichkeit vorstellte. Zu Besuch waren unsere tschechischen Freunde mit Solarkocher, Solarspielzeug, Infostand usw. usf. Am 11.10.2011 startete das Unterrichtsangebot zum Thema Klimawandel mit Schülern einer polnischen Schule. Im Rahmen dieses Projektes ist vom 14. – 16. März 2012 ein Workshop mit best-practice Beispielen zum Thema „Regenerative Energien“ im Zoo Liberec geplant. Diese Veranstaltung richtet sich an alle Zoos/Tiergärten, die in dieser Hinsicht schon über Erfahrungen verfügen, die sie gern bereit sind, an andere weiterzugeben, bzw. die interessiert sind am Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus sind alle zoopädagogischen Einrichtungen gefragt, die das Thema Klimawandel behandeln. Auch da gibt es eine Menge und auch hier die Frage nach der Bereitschaft/ dem Interesse an der Teilnahme an diesem Workshop oder auch einfach nur der Weitergabe von Informationen?! Genauso dürfen sich alle am Thema Interessierten angesprochen fühlen. Als Vorträge sind folgende Themen von besonderem Interesse: Erfahrungen in der Planung / Bau / Nutzung von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energien für die eigene Einrichtung; Umweltbildungsprogramme 15 zum Thema Klimawandel. Ausdrücklich erwünscht sind auch kritische Beiträge zum Thema, um Fehlentscheidungen vorzubeugen! Wir freuen uns auf einen innovativen, kreativen und total ausgefüllten Workshop mit den unterschiedlichsten Beiträgen.Wer noch dabei sein möchte, möge sich so schnell wie möglich per Mail: schwetz@tierpark-zittau.de oder per Telefon melden: 03583/5156997 Liebe Grüße aus dem Dreiländereck D-PlCz Doris Schwetz Tierpark Zittau e.V. Unterrichtsangebot zum Thema Klimawandel 16 Zoopädagogik aktuell Die Zooschule Rostock als Partner der „Langen Nacht der Wissenschaften“ Brunhilde Konradt, Annette Gerth, Wolfgang Krause Seit 2004 findet in Rostock jährlich Ende April die „Lange Nacht der Wissenschaften“ statt. Interessierte haben an diesem Abend die Möglichkeit, verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt Rostock zu besuchen. Dazu gehören u.a. diverse Sektionen der Universität Rostock, innovative Betriebe und Forschungseinrichtungen, einzelne Schulen und auch der Zoo Rostock. Seit 2007 gibt es zudem einen Verbund wissenschaftlicher Einrichtungen mit der Bezeichnung „Rostock denkt 365°“, dem auch der Zoo Rostock angehört. Aktuell läuft die Bewerbung Rostocks als „Stadt der kleinen Forscher“. Die Zooschule als Bildungseinrichtung der Stadt beteiligt sich seit Jahren an dieser Veranstaltung. Exemplarisch möchten wir im Folgenden die Aktivitäten der Zooschule Rostock während der „Langen Nacht der Wissenschaften 2011“ vorstellen. In diesem Jahr lag die Planung und Durchführung erstmals im Verantwortungsbereich der Zooschule. Flyer informierten im Vorfeld über die geplanten Aktivitäten an diesem Abend. Es ist seit einiger Zeit schon zur Tradition geworden, dass die Leiterin der Zooschule Rostock, Frau Konradt, einen Vortrag in der Zooschule hält. In diesem Jahr stand er unter dem Motto „Artenvielfalt-schön, hässlich, schnell, langsam-alles ist erlaubt“. Sie referierte zunächst über eine geschichtlich sehr alte Reptiliengruppe, die Krokodile. Diese verfügen über besondere Lebensstrategien. So besitzen Krokodile u.a. Osteotherme unter den Hornplatten, die das Aufheizen des Körpers in der Sonne unterstützen. In ihrem Blut wurden natürliche Antibiotika nachgewiesen, die für die medizinische Forschung von Interesse sind. Ebenso sind Krokodile ausgesprochen extreme Hungerkünstler. Dann wurde die Frage „Warum bekommen Spechte keine Kopfschmerzen ?“ aufgeworfen. Im Mittelpunkt stand dabei der besondere Bau des Spechtschädels. Am Beispiel des Ochsen- und Erdbeerfrosches wurden raffinierte und mit höchstem Einsatz verbundene Methoden zum Schutz der Nachkommen vorgestellt. Dabei wies Frau Konradt auf die ökologische Bedeutung der Amphibien und die Notwendigkeit eines umfassenden Schutzes dieser Wirbeltierklasse hin. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages war die Kommunikation bei Walen. Jeder hat seine eigene „Sprache“ und von Jahr zu Jahr werden die Gesänge modifiziert. Mit so vielen Neuigkeiten ausgestattet, konnten die Besucher dann in den anderen Räumen seltene Tier- „Lange Nacht der Wissenschaften“ im Zoo Rostock am 28.04.2011 Angebot Ort Zeit „Fleißige Bienen“ Schau-Imkerei im Bienenwagen an der Seevogelvo- ab 18.00 Uhr liere ( Zoo-Imker ) „Wüstenschiff“ Kamel-Präsentation vor dem Zoonarium/Zooschule ( TierpflegerInnen ) 18.30 – 19.00 Uhr Vortrag „Artenvielfalt - schön,hässlich,schnell, Zoonarium ( Frau Konradt ) langsam – alles ist erlaubt“ 19.00 – 20.00 Uhr Ausstellung seltener Tierpräparate Zoonarium ( Frau Gerth, Herr Krause ) 19.00 – 23.00 Uhr Vorträge „Der schlaue Schwarm“ DARWIN-Box ( SchülerInnen der Werstatt-Schule ) 20.15 – 21.00 Uhr Schaufütterung Seebären-Anlage ( TierpflegerInnen ) ab 21.00 Uhr Vorträge „Der schlaue Schwarm“ DARWIN-Box ( SchülerInnen der Werstatt-Schule ) 21.30 – 22.15 Uhr Vortrag „Artenvielfalt - schön,hässlich,schnell, Zoonarium ( Frau Konradt ) langsam – alles ist erlaubt“ 22.00 – 22.30 Uhr 17 präparate besichtigen. Darunter befanden sich u.a. folgende Präparate : Pfeilschwanzkrebs, Roter Piranha, Axolotl, Sandskink, Paradiesvogel, Hühnergans, Tukan, Pirol, Kolibri, Merlin, Schwarzstorch, Koboldmaki. Vor dem Zoonarium, in dem die Zooschule untergebracht ist, hatten die Besucher die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit einem Trampeltier zu treten. Dabei beantworteten die beiden TierpflegerInnen geduldig die vielen Fragen der Kinder und ihrer Eltern zur Anpassung der Kamele an ihren Lebensraum. In der DARWIN-Box konnten Interessenten die Präsentationen von Schülern der Werkstatt-Schule zum Jahresthema des Zoos „Der schlaue Schwarm“ verfolgen. Ein weiterer Höhepunkt war dann die Schaufütterung der Afrikanischen Seebären.Hier zeigten die trainierten Tiere u.a. , dass sie recht gut klettern und sich wie ein Delfin im Wasser springend fortbewegen können. Der rege Besucherandrang an diesem Abend zeigte, dass sich das große Engagement der Zooschule im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“ gelohnt hat. Oben: Ausstellung seltener Präparate Unten: Außenansicht der Darwinbox 18 Frau Konrad beim Vortrag Wir möchten nicht vergessen, uns recht herzlich bei den TierpflegerInnen für ihre tatkräftige Unterstützung zu bedanken. Brunhilde Konradt Annette Gerth Wolfgang Krause Herr Hinze bei den Trampeltieren Zoopädagogik aktuell Vorankündigung Länderübergreifendes Regionaltreffen der Zoopädagogen im Südwesten Ralf Kohl Zoo grenzenlos Für Rückfragen: Ralf.Kohl@Saarbruecken.de Länderübergreifendes Regionaltreffen der Zoopädagogen im Südwesten Samstag, 15. September und Sonntag, 16. September 2012 im Zoologischen Garten der Landeshauptstadt Saarbrücken Unter dem Motto: „Zoo grenzenlos!“ laden wir zum grenzübergreifenden Treffen der Zoopädagogen ein. „Zoo grenzenlos!“ wollen wir unter zwei Aspekten betrachten: Zum einen die grenzüberschreitende Zoopädagogik aller, die in der Nähe einer Länder- und/oder Sprachgrenze arbeiten, zum anderen zoopädagogische Programme außerhalb der Grenzen der regulären Zooöffnungszeiten. An beiden Tagen wird es einige Vorträge geben, wir wollen unseren Zoo und unsere Programme vorstellen, es soll aber auch ganz viel Zeit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch vorhanden sein. Da uns leider die räumlichen Kapazitäten Grenzen setzen, müssen wir die Teilnehmerzahl auf 30 einschränken. Am Samstagabend wollen wir unser Übernachtungsprogramm vorstellen: Wer möchte, kann dann auch im Forscherhaus des Zoos übernachten (1 Raum für alle, Isomatte und Schlafsack erforderlich). Wir besorgen aber gerne auch Hotelzimmer. Für die Veranstaltung ist ein Unkostenbeitrag von 40,00 € zu entrichten. Das Mittagessen am Samstag und die Hotelübernachtung trägt jeder Teilnehmer selbst. Das genaue Programm folgt, sobald die Referenten feststehen. 19 Kinder als „Brückenbauer“ zwischen Mensch und Tier Andreas Mäder Im Kinder- und Jugendclub im Natur- und Tierpark Goldau sind Schüler Botschafter der Natur – und erleben Tiere aus ungewohnten Blickwinkeln. Larissa, Sandro und Yannik sind aufgeregt. Die drei Kinder aus dem Kinder- und Jugendclub stehen neben der Tierpark-Tierärztin Sarah Strub und mustern mit einer Mischung aus Neugierde und Schrecken die Spritzen, Klemmen und Medikamente, die sie für eine Behand- Natur zu erleben. Zusammen mit erfahrenen Zoopädagogen blicken sie hinter die Kulissen des Parks. Sie helfen beim Füttern mit, erforschen Amphibien, untersuchen einen Bach oder schauen Tierkindern bei ihren ersten wackligen Schritten zu. So lernen sie spielerisch die Natur kennen – und erweitern ihr Wissen über die einheimische Tierwelt. Wie schnell rennt ein Wolf? Adrian und Nina sind schon seit fast zwei Jahren Mitglied im Kinder- und Jugendclub. Sie sind gerade daran, einen Infotisch zum Thema Bär und Wolf für die Besucher einzurichten und bereiten sich auf mögliche Fragen vor. „Weißt du noch, wie schnell ein Wolf rennen kann?“ will Nina wissen. „Es sind 60 bis sogar 70 Kilometer pro Stunde“, weiss Adrian. Er stellt einen Wolfsschädel auf den Tisch und ordnet daneben ein Memo- Tierärztin Sarah Strub und die Kinder des Kinder- und Jugendclubs in der Praxis lung in ihrer Praxis braucht. „Wenn wir ein Wildtier untersuchen möchten, dann müssen wir es zuerst betäuben und einfangen“, erklärt die Tierärztin. Sie zeigt das Blasrohr und das Betäubungsgewehr, welche zu diesem Zweck zum Einsatz kommen. Die Kinder machen grosse Augen. Und staunen über die vielfältige Aufgaben der Zootierärztin.Von der Theorie geht es gleich über zur Praxis: Sarah Strub hat für die Kinder eine Zielscheibe aus Karton aufgebaut, wo sie sich selber im Zielen mit dem Blasrohr üben können. Selber Tierarzt sein, macht Spass. Larissa, Sandro und Yannik wetteifern mit ihren Kollegen um den besten Schuss. Der Besuch in der Tierarzt-Praxis ist typisch für das Programm im Kinder- und Jugendclub im Natur- und Tierpark Goldau. Einmal pro Monat treffen sich die jungen Entdecker zwischen 10 und 14 Jahren, um während drei Stunden Abenteuer und Erlebnisse am Puls der 20 Oben und unten: Die Kinder stehen einen Nachmittag lang den Besuchern als Experten zum Thema Wolf und Bär zur Verfügung Zoopädagogik aktuell Erklärungen zu Herdenschutzhunden ry mit verschiedenen Gesichtsausdrücken der Tiere an. Nina legt ein Bild eines Herdenschutzhundes auf den Tisch. „Damit kann man schön zeigen, dass Schafe dem Wolf nicht schutzlos ausgeliefert sind“, erklärt das 12-jährige Mädchen. Die beiden Kinder stehen einen ganzen Nachmittag lang den Besuchern als Experten zum Thema Bär und Wolf zur Verfügung. Dank dem Coaching durch die Zoopädagogen können sie auch knifflige Fragen nicht aus dem Konzept bringen. Und die Jugendclub-Kinder sind bestens auf ihre Aufgabe vorbereitet.An zwei vorhergehenden Nachmittagen haben sie die Bären- und Wolfanlage des Natur- und Tierparks Goldau genauestens kennen gelernt und dabei spielerisch ihr Wissen über die beiden Arten erweitert. 25 Kindern dazu. Dank der finanziellen Unterstützung durch den Schweizer Grossverteiler Migros kann der Club kostendeckend betrieben werden. Das zoopädagogische Ziel, ist es, mit dem Kinder- und Jugendclub eine begrenzte Anzahl Kinder anzusprechen, diese aber umfassend zu betreuen und ihnen Hintergründe über einen Tierpark als Betreib sowie über dessen tierische Bewohner mitzugeben. Mit speziellen Angeboten sollen die Kinder dem Tierpark in Zukunft auch als Jugendliche die Treue halten. Die Grösse des Clubs ist auf zwei Gruppen à maximal 25 Kinder begrenzt. Durch die jährlichen Abgänge können aber trotzdem immer wieder neue Kinder dem Club beitreten. Der Kinder- und Jugendclub soll trotz Wandel bleiben, was er schon heute ist: Ein abwechslungsreiches Angebot am Puls der Natur, welches junge Tierfans zu Brückenbauern zwischen Mensch und Tier ausbildet. Feuertaufe bestanden Das Ziel der Goldauer Zoopädagogen ist es, die Kinder im zweiten Jahr der Jugendclub- Mitgliedschaft zu Botschaftern der Natur auszubilden. Das bedeutet, dass die Kinder die Parkbesucher mit Infoständen oder kurzen Führungen von Kindern für Kinder informieren und ihr Wissen so weitergeben. Die Feuertaufe haben die jungen Naturfans problemlos bestanden. Mit viel Witz und Energie ist es ihnen gelungen, den Besuchenden die Welt von Bär und Wolf näher zu bringen. Der Kinder- und Jugendclub wurde im Natur- und Tierpark Goldau im März 2009 aus der Taufe gehoben. Im ersten Jahr fanden die Programme in einer Gruppe mit rund 20 Kindern statt. Im zweiten Jahr kam wegen dem grossen Interesse eine zusätzliche Gruppe mit weiteren 21 Reiseimpressionen aus Frankreich 2011 Flops, ein berühmter Garten und ein Safaripark Text: Monika Niehaus-Osterloh, Fotos Jan Osterloh, Fotos Fossajunge: Emmanuel Mouton Frühsommer 2011 Zoo Fréjus – Tristesse im Drahtverhau Erwachsene 14,50 Euro, Kinder 10 Euro Ein typisches Gehege Ein einsamer Elefant auf einer öden Anlage 22 Wenn man sich die Internetseite des Zoos anschaut, so erscheint sie optisch ansprechend und technisch professionell gemacht. Allerdings erfährt man außer Zufahrt und Tarifen und außer dem Gründungsdatum (1971) nichts über die Betreiber und relativ wenig über den Zoo, und das was man erfährt, ist allgemein und Zugang zum Tierpflegerbereich eher nichtssagend. Also selber nachschauen! Der Zoo von Frèjus liegt an der Cote d’Azur und ist von allen Richtungen gut ausgeschildert und leicht zu finden. Der 20 Hektar große Park kann zu Fuß oder mit dem Auto besucht werden, obwohl sich die Tiere anders als Sigean alle in Gehegen befinden. Die Überraschung begann schon am Eingang. Unsere 14,50 Euro Eintritt pro Person wurden gerne entgegengenommen, Tickets erhielten wir aber erst nach mehrmaligem Drängen – das sei nicht üblich. Erst nach unserer Erklärung, wir bräuchten sie als Beleg für die Steuer, hatte die Dame ein Einsehen. Zoopädagogik aktuell Es war nachmittags, Juli,Vorsaison, und wir hatten den Zoo so gut wie allein für uns. Und das, was wir sahen, ließ uns froh sein, uns fürs Autofahren entschieden zu haben. Nicht, weil es so heiß war, sondern weil man rasch den Eindruck gewann, hier habe jemand ein Maschendrahtlager geerbt und sich nach Einheirat in eine Betonfabrik entschieden, einen Zoo aufzumachen. hinterher – den Zoo gibt es nicht mehr.Wahrscheinlich sind die Grundstückspreise in dieser Toplage inzwischen so hoch, dass sich ein Zoo einfach nicht mehr lohnt. Schade! Ein einsamer asiatischer Elefant langweilte sich in einem kleinen, kargen Gehege vor sich hin – ob er Gesellschaft hatte, konnten wir nicht fragen, denn einen Tierpfleger sahen wir auf unserer ganzen anderthalbstündigen Rundfahrt/Rundgang nicht, und auch das Internet macht keine Angaben darüber, wie viele Elefanten, Schimpansen oder Tiger der Zoo sein eigen nennt. Die Villa Ephrussi-de-Rothschild Das Freigehege für den (die?) Schimpansen. Das Schimpansenfreigehege hatte von der Grundfläche etwa die Größe eines Karussells. Als wir da waren, war sie unbesetzt. Wie viele Tiere sich diese Anlage gewöhnlich teilen, konnten wir nicht herausfinden, denn sämtliche Häuser sind für Besucher unzugänglich. Um etwas Positives zu sagen: Die Tigeranlage sah recht anständig aus, aber insgesamt machte der Zoo auf uns einen lieblosen, vernachlässigten Eindruck. Und während wir bei der Domaine des Fauves, einem kleinen Privatzoo (gegründet 1968, also in derselben Zeit), den wir letztes Mal vorgestellt haben, den Eindruck hatten, das Management bemühe sich wirklich, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die Situation zu verbessern, haben wir in Fréjus dafür keine Anzeichen entdeckt. Unser Fazit: Nicht empfehlenswert. Der Zoo von Cap Ferrat – es war einmal … Wir hatten uns sehr auf den Zoo gefreut, dessen herrliche Lage am Cap Ferrat vom Michelin-Führer hoch gelobt wird. Doch selbst die neueste Ausgabe dieses Standardwerks (2007) hinkte der Wirklichkeit offenbar Die Villa Ephrussi-de-Rothschild – die Gärten der Frau Baronin Erwachsene 12 Euro (mit Audioguide), Kinder (7-17 Jahre) 9 Euro Um nicht ganz vergebens auf die Halbinsel gekommen zu sein und unsere botanische Ader zu stärken, haben wir uns dann die direkt neben dem ehemaligen Zoo gelegene Villa Ephrussi-de-Rothschild mit ihren herrlichen Gärten angesehen. Die Villa, die im Stil eines italienischen Palazzos errichtet ist, liegt an einer besonders engen Stelle der Landzunge, so dass man auf beiden Seiten den Meerblick genießen kann. Der mittlere Teil des Parks ist als streng ornamentaler, französischer Garten angelegt, in dem vor allem heimische Blütenpflanzen, Sträucher rund Bäume gedeihen. Der spanische Garten ist von Granatapfelbäumen und duftenden Datura-Bäumen geprägt, im florentinischen Garten finden sich Statuen, Brunnen und Wasserspeier. Spaziert man weiter, gelangt man in einen japanischen Garten, auf den ein Tropengarten folgt. Und kommt man zu richtigen Jahreszeit, findet man den Rosengarten der Gräfin in voller Blüte und in vollem Duft. 23 Wegen der vielen Bäume ist ein Spaziergang auch bei voller Mittagssonne ein Genuss. Ein Besuch, der sich nicht nur für Pflanzenliebhaber lohnt! Die Réserve Africaine de Sigean – ein Safaripark mit Anspruch Erwachsene 27 Euro, Kinder (4-14 Jahre) 21 Euro Der rund 15 km südlich von Narbonne in Südfrank- haben und bei Sicherheitsverstößen (wie einer heruntergedrehten Fensterscheibe) sofort einschreiten. Die ersten drei Anlagen (Park 1-3), die man durchquert, werden als „Brousse“ bezeichnet, was so viel wie Buschland bedeutet. Dort trifft man zum Beispiel auf afrikanische Steppenbewohner wie Strauße, Impalas, Springböcke, Gnus, Rappenantilopen, Kudus, Hartmann-Zebras und Giraffen, alle in mehr oder minder großen Gruppen. Es folgen der Bärenpark (Park 4) mit Kragenbären und der Löwenpark (Park 5). Das Löwenrudel, das nach unserer Zählung aus mindestens 10 Tieren besteht, ist immer eine besondere Attraktion. Ein weiteres Highlight sind die Breitmaulnashörner, die sich in der Savanne (Park 6 und 7) mit Badegelegenheit außerordentlich wohl zu fühlen scheinen. Hier lässt sich auch als Nashorn wie Gott in Frankreich leben reich gelegene Tierpark wurde 1970 im Mündungsgebiet der Berre am Rand der Etangs von Bages-Sigean auf einem alten Salinengelände errichtet. Der Tierpark, der diesmal Schwerpunkt unserer Reise war, umfasst mehr als 300 Hektar; dort leben rund 3800 Tiere in „semi-liberte“. Sigean ist Mitglied der EAZA. Das Gelände lässt sich in zwei große Bereiche einteilen: Einen Bereich mit frei laufenden Wildtieren, der nur im Auto durchquert werden darf, und einen weitläufigen Bereich mit Gehegen, wo Schusters Rappe angesagt ist. Auf Sicherheit wird schon aus Selbstschutz großer Wert gelegt. Anders als in Fréjus trifft man ständig auf Zoomitarbeiter, die ein wachsames Auge auf die Besucher Hyänenhunde mit Nachwuchs 24 Flamingos - ein eindrucksvolles optisches und akustisches Spektakel Vorbei an Somalieseln, Warzenschweinen und GrantZebras (Park 8; Grevy-Zebras findet man im Gehegebereich) gelangt man aus dem „Autobereich“ heraus und stellt das Fahrzeug ab. Hier wird man von einigen frei lebenden Störchen begrüßt, die statt Fröschen auch durchaus mit einem Hamburger zufrieden sind. In diesem Bereich, der etwa ebenso groß ist wie die 8 erwähnten Parks zusammen, kann man sich ausgiebig die Beine vertreten. Hier nur ein paar Highlights: Die Schimpansenanlage, die auch der Forschung dient, ist so ausgedehnt, dass man Schwierigkeiten hat, die Bewohner zu finden; sie ist mit einem kleinen Bach, sehr hohem Schilf und „Schutzhütten“ sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten den Menschenaffen einen naturnahen Lebensraum. Hier verbrachte das Krefelder Schimpansenmännchen Hubert einige Jahre, bis es bei einem tragischen Unfall ertrank. Ebenfalls sehr schön ist die Anlage für die Hyänenhunde. Das Rudel ist sehr fortpflanzungsaktiv und hat auch 2011 wieder Nachwuchs gehabt. Zoopädagogik aktuell Gerade an heißen Tagen empfiehlt sich eine Ruhepause auf einer Bank am Étang de l’Oeil de Ca mit seinem reichen Vogelleben. Pelikan- und Flamingogruppen suchen hier nach Nahrung und sorgen für lautmalerische Unterhaltung; besonders eindrucksvoll ist es, die großen Vögel aus nächster Nähe im Flug beobachten zu können. Drei bis vier Stunden sollte man schon für den Besuch einkalkulieren; lässt man sich Zeit und nimmt eventuell noch einen kleinen Imbiss, kann es auch mehr sein. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall; es empfiehlt sich jedoch, relativ früh da zu sein, will man Wartezeiten bei der Einfahrt an der Kasse vermeiden. Nachtrag: Die Feuchtgebiete um Bourg-en-Bres- se Auf der Rückfahrt haben wir in Bourg-en-Bresse Station gemacht, dessen Bresse-Hühner bei Feinschmeckern über Frankreich hinaus hoch geschätzt sind. Aber es waren andere Vögel, die uns begeistert haben: In den Feuchtgebieten der Bresse wimmelte es um diese Jahreszeit (Juni) nur so von Störchen. Auf den Wiesen suchen sie nach Fröschen und Mäusen, auf den Äckern folgen sie den Traktoren gravitätischen Schrittes, um alles aufzuspießen, was hochgescheucht wird, und überall ist ihr Klappern zu hören. Ein wahres Storchenparadies! Herbst 2011 Das Museum Buffon/Daubenton in Montbard Eintritt frei Wer sich für die Geschichte der Zoologie interessiert, dem ist der Name Georges-Louis Leclerc, Compte de Buffon, ein Begriff Der große französische Naturforscher, Verfasser einer monumentalen Naturgeschichte, wirkte vorwiegend in Paris, wo er 1786 auch starb; geboren wurde er jedoch 1707 in Montbard, einer Kleinstadt in der Nähe von Dijon. Seine Vaterstadt hat ihrem berühmtesten Sohn denn auch eine kleine Gedenkstätte gewidmet, die im Stil alter Kuriositätenkabinetts mehr oder minder verstaubte Erinnerungsstücke zeigt. Für uns haben all die kleinen französischen Provinzmuseen, die oft in sehr schönen Stadthäusern (Hotels) untergebracht sind, ein ganz eigenes Flair, das von den knarzenden Dielen bis zu den alten Ausstellungsvitrinen reicht. Neben Buffon wird dort auch an einen an- Drei Postkarten aus dem Museum Buffon deren Sohn der Stadt erinnert, der ebenfalls Naturforscher war und zu Buffons Naturgeschichte zahlreiche anatomische Artikel beigetragen hat: Louis Jean-Marie Daubenton (1716-1799). Zoologen kennen ihn als Namenspatron der Wasserfledermaus (Myotis daubentonia) und des madagassischen Fingertiers (Daubentonia madagascariensis). Wenn man in der Gegend ist, lohnt sich für den an Naturgeschichte Interessierten ein Besuch allemal. Die Réserve Zoologique de Calviac – eine positive Überraschung Erwachsene 8,50 €, Kinder (3-12 Jahre) 5 €, Zoomitarbeiter haben freien Eintritt Gute Website: www.reserve-calviac.org Der kleine Privatzoo von Calviac, der im August 2008 neu eröffnet wurde, liegt 10 Autominuten von dem mittelalterlichen Städtchen Sarlat entfernt, das im Sommer ein Touristenmagnet ist. Nach unseren Erfahrungen in Frejus waren wir nicht sicher, was uns erwartete. Wir wurden angenehm überrascht. Gleich auf dem Parkplatz wurde deutlich, dass sich dieser kleine, bewaldete Mähnenwolf im Zoo von Calviac 25 Zoo in Hanglage in jeder Hinsicht positiv abhob. Der Gründer und Leiter,Emmanuel Mouton,hat ganz bewusst auf attraktive Großtierarten wie Löwen, Elefanten und Giraffen, verzichtet und sich dem Konzept des Gründers des Zoos von Jersey, Gerald Durrell, verschrieben, dem es um den Erhalt bedrohter Arten und letztlich um deren Wiederauswilderung ging. Unterstützung erhielt er bei der Verwirklichung seines Konzepts von Jacques Bouillault, dem Gründer des ersten französischen Privatzoos (1945) in La Fleche (wir haben über diesen Zoo bereits berichtet). Der Zoo von Calviac, Mitglied der EAZA, konzentriert sich ganz bewusst kleinen bedrohten Arten, die keine Lobby haben wie so eindrucksvolle Flaggschiffarten wie Sibirische Tiger und Schneeleoparden, aber ihre Art aber nicht weniger interessant sind. Das ca. 3 ha große Gelände ist in vier geographische Zonen gegliedert: Südamerika (z.B. Mähnenwolf,Totenkopfäffchen, Tamarin, Flachlandtapir, Baumozelot), Euro pa (z.B. Schleiereule,Waldrapp,Vielfraß, Ziesel) Ozeanien (z.B. Kronentaube, Wallabies) und Madagaskar (verschiedene Lemuren, Fossa) beherbergt ca. 130 Tiere aus 25 bedrohten Säuger- und Vogelarten. Man muss etwas Zeit mitbringen, denn die Gehege sind groß, bewaldet und bieten den Tieren eine Menge Versteckmöglichkeiten. Besonders beeindruckt waren für von der madagassischen Fauna. Zwei begehbare Gehege (Rotbauch-und Kronenmakis, Varis) erlauben hingegen direkten Kontakt mit den sehr neugierigen, geselligen Bewohnern. 26 Oben und unten: Fossa-Nachwuchs im Zoo von Calviac (Foto: Emmanuel Mouton) Das absolute Highlight unseres Rundgangs war jedoch der Besuch bei den Fossa. Dem Zoo ist die Nachzucht dieser seltenen madagassischen Raubtiere gelungen (was sonst regelmäßig nur Duisburg gelingt, wo auch das Zuchtbuch für die Art geführt wird) und das Zwillingspaar turnte lebhaft im Käfig mit der großen Außenanlage herum. Monsieur Mouton war so freundlich, uns zum Fotografieren in die Anlage zu lassen, aber es war zu dunkel; daher hat er uns einige seiner Aufnahmen für diesen Artikel zur Verfügung gestellt – junge Säuger haben stets einen ganz eigenen Charme, und dieses verspielte Pärchen ist wirklich eine Rarität. Wir haben fast 2 Stunden für den 1,5 km langen Rund- Zoopädagogik aktuell gang gebraucht – nicht nur wegen der vielen Auf und Abs, die an Wuppertaler Verhältnisse erinnern, sondern auch wegen der schönen Atmosphäre. Einen gelungenen Abschluss des Rundgangs bildet das großzügiges Gehege der Waldrapps, die sich perfekt in die baumbestandene Felslandschaft einfügen. Ein rundum gelungener Besuch – wir werden sicher wiederkommen, wenn wir nochmals in der Gegend sind. Zoofreunde kann man nur bitten, diesen kleinen Zoo als Tipp weiterzugeben, damit die Réserve auch die finanziellen Mittel erhält, ihre Ziele umzusetzen. Und noch ein Tipp… Als Frankreichfreundin und Katzenliebhaberin fiel mir auf der Buchmesse 2011 auf und ist: Rachael McKenna: Katzen – französische Landsitze und ihre Bewohner Knesebeck, 29,95 € Die Katzen, die die Fotografin McKenna auf französischen Landsitzen aufgenommen hat, sind in der Mehrzahl keine Rassetiere, sondern Waldund Wiesenkatzen, deren Adel allein in ihrer persönlichen Ausstrahlung und Eleganz liegt. Es ist ihr gelungen, den nostalgischen Charme von Dörfern und ländlichen Herrensitzen und ihren (mehr oder weniger wilden) felinen Bewohnern festzuhalten, von denen einige kurz näher vorgestellt werden. Und die Fotos wirken bemerkenswert natürlich – statt Shootings zu arrangieren, hat sich die Autorin Zeit genommen, bis ihre Modelle geruhten, sich ins rechte Licht zu setzen. Ein Buch mit einem Flair, wie man es selten findet. Wer einmal angefangen hat zu blättern, wird das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen, denn es sind Aufnahmen, die man einfach gerne anschaut und die eine Geschichte erzählen. Mein persönlicher Favorit für Weihnachten. 27 „Behavioural Enrichment“ im Unterricht Erwin Bastian, Joachim Haßfurther Haben Schüler im Verlauf ihres Zoobesuches einen direkten emotionalen Zugang zu den gezeigten Tieren gewonnen, äußern sie immer wieder der Wunsch, dass sie „den Tieren etwas Gutes tun “ und zu ihnen Kontakt aufnehmen wollen. Das deutet sich in der Regel dadurch an, dass sie gerne füttern würden. Dieser Wunsch kann vom Zoolehrer kanalisierend genutzt werden, um Materialien für Behavioural Enrichment-Maßnahmen für Zootiere anferti- Sisaltaue werden mit Pappmaterialien bestückt gen zu lassen. Wie mittlerweile allgemein bekannt, dienen Behavioural Enrichment - Maßnahmen kurz ausgedrückt der Förderung des psychischen Wohlbefindens der Tiere in Gefangenschaft durch Bereicherung ihrer Umgebung. Das ist eine Tätigkeit, die in der Regel von Zoomitarbeitern ausgeführt wird. „Denn nur, wenn die Pfleger Abwechslung in den Alltag ihrer Schützlinge bringen, die Tiere herausfordern, ihre Sinne schärfen und sie zu natürlichen, artenspezifischen Verhaltensweisen animieren, fühlen sich die Tiere auch wohl“ (Ohlendorff, J., 2010). Bei verschiedenen Tierarten kann es durchaus praktikabel sein, dass Schülergruppen diese Arbeit über- 28 nehmen. Das betrifft insbesondere die intelligenteren Tierarten. Für die Schülerempfindung (s.o.) sollten die Beschäftigungsmöglichkeiten dabei interessant gestaltet und dennoch mit sehr einfachen Mitteln und geringem Zeitaufwand zu realisieren sein. Projektbeispiele: Im Erlebnis-Zoo Hannover ist dies bisher praxisnah mit zwei Arten geschehen und in das Repertoire der Zooschule aufgenommen worden: Bei Gorillas im Urwaldhaus und bei den Aras in der Showarena. Um die Akzeptanz der Tierpfleger für unser Projekt zu erhöhen, wurden ihre Vorschläge, die sich an den realen, zoointernen Gegebenheiten orientieren, übernommen und umgesetzt. Die Maßnahmen sind geeignet für Schüler der Sek I (Klassen 5-10), da für die pädagogische Nachhaltigkeit nicht nur der praktische Teil von Bedeutung ist, sondern über ihn besonders die Verbindung zum in situ – Schutz und zu dem geographischen, politischen und gesellschaftlichen Beziehungsgeflecht verdeutlicht werden kann. D.h., es ist keine reine Bastelarbeit, sondern über sie erhält man einen kindgerechten Zugang in die Artenschutzproblematik im Freiland bzw. im Zoo. Das würde Grundschüler überfordern, während Sek. II - Schülern dem praktischen Teil wenig abgewinnen dürften. In der Zooschule Hannover führt die Zooschule solche kleinen Projekte in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Revierleitern nur für Schüler durch, die im Rahmen einer Projektwoche oder einer Arbeitsgemeinschaft den Zoo besuchen. Eine Projektwoche ist eine Unterrichtsform, bei der die Schüler zu übergeordneten Themen wie Regenwald, Artenschutz eine Woche lang den Zoo als außerschulischen Lernort nutzen. Da immer mehr Schulen eine offene Ganztagsbetreuung anbieten, wer- Zoopädagogik aktuell den zunehmend unterrichtsbegleitende AGs am Nachmittag angeboten, die für den Zeitraum eines Schulhalbjahres den Zoo regelmäßig besuchen und dabei unterschiedliche Thematiken bearbeiten. Der zeitliche Rahmen hierfür ist variabel. Die reine Beobachtungszeit der Tiere während der Nutzung der Materialien (Punkt 7 im nächsten Kapitel) ist auf ca. 30 Minuten limitiert, wenn er hinter den Kulissen stattfindet und die Arbeitszeit eines Tierpflegers erfordert. Diese Unterrichtsform im Zoo erfüllt viele Kriterien, die von dem Begriff der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ umfasst werden. Über eine praktische Arbeit wird das Bedürfnis des einzelnen Tieres mit der Situation der Freilandpopulation verknüpft. Es werden die Aufgaben der Zoologischen Gärten in Bezug gesetzt mit der Frage der Wildtierhaltung in Menschenhand und es wird das Bedürfnis der Schüler nach Hilfsmaßnahmen direkt mit einem erfolgreichen Ergebnis verbunden. Durchführung: 1. Beobachtung der Tiere in der Normalsituation 2. Information der Schüler über Besonderheiten der zu beschäftigenden Tiere > Erläuterung der Situation im Freiland im Vergleich zur Situation im Zoo > Aufgaben der Zoos allgemein und der Tierpfleger im besonderen. 3. Die Bauanleitung für die Beschäftigungsmaterialien wird vorgegeben und erläutert. 4. Die Materialien werden in Absprache von den Tierpflegern, der Zooschule oder den Schülern besorgt. 5. Erstellung der Materialien durch praktisches Tun. Dies ist für viele Schüler eine neue Erfahrung und wurde bisher stets positiv bewertet. 6. Die Übergabe der Materialien in die Hände des Tierpflegers. 7. Beobachtung von einzelnen von den Schülern angefertigten Materialien bei der Nutzung durch die Tiere. 8. Wenn irgend möglich, erfolgt eine Evaluierung der Materialien durch die Schüler, indem sie in altersabhängiger Weise die Nutzung der Materialien durch die Tiere beobachten. Karabinerhaken versehen und können immer wieder verwendet werden. Der Zeitaufwand für das Anbringen der Pappmaterialien ist sehr gering und erfordert keinerlei handwerkliches Geschick. Mit den fertigen Exemplaren haben die Schüler dann die Tiershow besucht und die Tiere genauer kennengelernt. Danach wurden die Tiere hinter den Kulissen besucht und in der nüchternen Backstage- Atmosphäre die Haltungsbedingungen der Tiere näher analysiert. Die Tierpfleger haben währenddessen Beschäftigungsfutter (Sämereien, Nüsse und Rosinen) in einige der Materialien versteckt und drei Taue den Aras in die Gehege gegeben. Die Schüler konnten nun eine halbe Stunde lang das Verhalten der Papageien beobachten, darüber reflektieren und erfahren, dass ihre Arbeit sinnvoll war. Der Tierpfleger wurde als Experte angesehen und befragt. Insgesamt ergab sich für beide Gruppen eine „Win-Win Situation“, indem der Tierpfleger eine Arbeitserleichterung erfährt und die Schüler sich als Quasi-Mitarbeiter fühlen konnten. Am meisten haben die Papageien profitiert, die so ihr Neugier- und Appetenzverhalten, Geschicklichkeit bei Klettern, Bearbeiten der Boxen, Fress- Oben und unten: Die Schüler übergeben die fertigen Seile dem Pfleger und beobachten dann, was die Aras damit anstellen Beispiel 1 - Aras der Showbühne: Eine Arbeitsgemeinschaft der Wilhelm-Raabe-Schule Hannover, die sich aus Schülern der Klassenstufe 5 bis 7 zusammensetzt, hat an einem Nachmittag 15 Taue aus Sisal mit Kartonkästen, Toiletten-Papierrollen, Eierkartons, dicken Wellpappen und ähnlichen für Aras unproblematischen Materialien bestückt. Ein fertiges Exemplar war vom Tierpfleger vorgegeben und diente als Vorbild. Die unbestückten Seile sind oben mit einem verhalten an neuen Objekten ausprobieren konnten. 29 Beispiel 2 – Gorillas im Urwaldhaus: Mit der gleichen Schülergruppe wurden unter dem Oberthemen Menschenaffen die Gorillas im Vorfeld längere Zeit beobachtet. Oben und unten: Die Schüler stellen Beschäftigungsmaterial für Gorillas her Die Tiere wurden individualisiert, die Sozialstruktur analysiert und einfache Verhaltensweisen erfasst. Die schwierige Situation der Gorillas im Freiland (Bushmeat) schockierte die Schüler und ließ den Wunsch aufkommen, „so etwas wie bei den Papageien auch mit den Gorillas zu machen.“ Im Winter bleibt die große Gorilla-Gruppe des Erleb- 30 nis-Zoos oft lange Zeit im warmen Innengehege. Das ist eine besonders arbeitsintensive Zeit für die Tierpfleger, um Beschäftigungsmaßnahmen umzusetzen. Unser Wunsch fand also gerne Gehör. Nach den Vorgaben des Revierleiters haben die Schüler kleine mit einer Standbohrmaschine perforiert. In die Löcher wurden verschiedene Sämereien gesteckt, die der Zoo zur Verfügung gestellt hat und normalerweise als Spielfutter weitwürfig auf dem Gehegeboden verteilt werden. Dabei sind mehrere Dinge zu beachten. Der Umgang mit der Bohrmaschine ist zwar für die Schüler der Altersgruppe besonders faszinierend, birgt aber auch ein Verletzungspotential. Um Verletzungen von Besuchern auszuschließen, müssen die Äste sehr klein sein. Denn, da als Absperrung des Gorilla-Geheges ein Graben dient, können sie den Tieren in Hannover als Wurfgeschosse dienen, ...was sie auch taten. Für ca. 40 Äste haben wir 35 Minuten gebraucht. Diese wurden an die Tierpfleger übergeben. Aus organisatorischen Gründen konnten die Schüler die Reaktion der Tiere auf das Beschäftigungsfutter nicht direkt beobachten. Als Ersatz haben wir stattdessen die aktuellen Enrichment Maßnahmen im Gehege untersucht. Die Materialien können problemlos auch für anderen Menschenaffen eingesetzt werden. Das ist der Beginn einer Entwicklung,die vielleicht auf andere Arten ausgedehnt werden kann. Wenn solche Beispiele bekannt sind, bei denen mit einfachen Mitteln in schneller Zeit und geringen Mitteln Enrichment Materialien von Schülern hergestellt werden können, bitten wir um eine Mitteilung. Literatur: OHLENDORF, J. 2010: Die Nutzung verhaltensbereichernder Gehegeausstattung bei Orang-Utans. Bachelorarbeit. Universität Hildesheim. 71 Seiten Zoopädagogik aktuell DAS „BESUCHERSERVICE“ IM TIERGARTEN SCHÖNBRUNN Hanno Fürnwein Das Besucherservice des Tiergarten Schönbrunn bietet sehr unterschiedliche, informative und unterhaltsame Veranstaltungen für alle Altersgruppen - für dreijährige Kinder genauso wie für betagte Großmütter und -väter. Selbstverständlich steht immer das lebende Tier im Mittelpunkt. Unser Ziel ist es, allen BesucherInnen – maßgeschneidert auf das jeweilige Alter und Bildungsniveau – in entspannter und erholsamer Atmosphäre liebevoll unsere Tiere nahezubringen. Wir fördern dabei das Verständnis für die Ansprüche und Bedürfnisse der unterschiedlichen Tiere und machen auf die Bedrohungsfaktoren der einzelnen Tierarten und deren Lebensräume aufmerksam. Natürlich weisen wir auch darauf hin, welche wichtige Rolle ein wissenschaftlich geführter Zoo beim Arten- und Biotopschutz spielt und was jeder Einzelne durch sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen zum Schutz der Natur beitragen kann. Kurz gesagt, wir bemühen uns, dem Mission-Statement des Tiergarten Schönbrunn „Wir begeistern unsere Gäste für die Welt der Tiere und fördern das Bewusstsein für Natur- und Artenschutz“ gerecht zu werden. Lehrerinnen und Lehrer auch die Möglichkeit, ein selbst formuliertes Führungsthema frei zu wählen.Wird ein Thema aus unserer Themenliste gewählt, bekommt die Kindergartenpädagogin bzw. Lehrerin nach der Führung für ihre SchülerInnen Quizbögen, die auf das gewählte Thema abgestimmt sind. Diese Quizbögen können auch von unserer Homepage: www.zoovienna.at gratis heruntergeladen werden. Außerdem haben wir spezielle „Lehrmittel-Taschen“ mit verschiedenen Exponaten aus unserer Lehrmittelsammlung (Federn, Haare, Schuppen, Schlangenleder, Wurfstange, Zähne, Ei usw.), die bei den Unterrichtsführungen eingesetzt werden. Wir unterscheiden kostenfreie Angebote für Kindergärten und Schulen und kostenpflichtige Angebote für Privatpersonen. Angebote für Kindergärten und Schulen Modellierkurs Für Kindergärten und Schulen bietet unser Zoo als attraktiver, außerschulischer Lernort Führungen, Modellierkurse, Ethologie-Seminare und Heimtier-Seminare. Die pädagogische Betreuung ist bei allen Kindergarten- und Schulveranstaltungen gratis. Beim Modellierkurs und beim Heimtierseminar muss zuzüglich zum Eintritt lediglich ein Unkostenbeitrag für das Material bezahlt werden. Bei den Modellierkursen wird zuerst ein ausgewähltes Tier (Robbe, Pinguin, Bär, Großkatze, Schildkröte oder Krokodil) genau beobachtet und anschließend in unserem Kinderbetreuungsraum in der Orang.erie mit selbsttrocknender Modelliermasse geformt. Durch das Modellieren werden die Eindrücke, die die Kinder beim Beobachten der Tiere gewonnen haben, spielerisch verstärkt. Da die Modelliermasse nicht gebrannt werden muss, können die modellierten Tiere von den Kindern sofort mit nach Hause genommen werden. Modellierkurse dauern circa 1,5 Stunden und können um 9:00 und 10:00 Uhr starten. Die 50-minütigen Unterrichtsführungen werden für Kindergärten und alle Schulstufen durchgeführt und können um 9:00, 10:00, 11:00, 13:00, 14:00 und 15:00 Uhr starten. Zu jeder Startzeit können 4 Schulklassen zeitgleich geführt werden. Seit rund 2 Jahren gibt es fixe Führungsthemen, die auf den Lehrplan abgestimmt sind. Selbstverständlich besteht aber für alle Für OberstufenschülerInnen eignet sich das dreistündige Ethologie-Seminar. Dieses Seminar ist in eine Vorbesprechung (60 min), eine selbständige Beobach- 31 tungsphase (60 min) und eine Nachbesprechung (60 min) gegliedert. Bei der Vorbesprechung erfolgt eine kurze Einführung in die Ethologie, die genaue Erläuterung der Aufgabenstellung und die Einteilung der SchülerInnen in Gruppen. In der Beobachtungsphase fertigen die SchülerInnen nach einer kurzen „Einschauphase“ eine Gehegeskizze an, machen Verhaltensbeobachtungen anhand eines vorgegebenen Beobachtungsprotokolls und bereiten ein kurzes Referat (ca. 10 min pro Gruppe) vor, das sie im Rahmen der Nachbesprechung vortragen. Ziel ist es, theoretische und praktische Erkenntnisse der modernen Verhaltensforschung zu vermitteln. Vorkenntnisse sind erwünscht, aber nicht unbedingt erforderlich. Ein relativ neues Angebot für Schulklassen sind die 90-minütigen Heimtier-Seminare im Heimtierpark des Tiergartens. Gemeinsam mit dem Verein „Tierschutz macht Schule“ werden bei diesen Seminaren grundlegende Kenntnisse für die Haltung von Kaninchen, Meerschweinchen & Wellensittichen nach erlebnispädagogischen Richtlinien vermittelt. Für jede Tierart gibt es Quizbögen, aber auch Merkblät- Wie der Zoo als Lernort genutzt werden kann, erfahren ausübende oder angehende PädagogInnen bei unserem LehrerInnen-Seminar „Klassenzimmer Tiergarten“, bei dem der Zoo als Unterrichtsstätte vorgestellt wird. Die Dauer beträgt 2 Stunden. Eintritt und Betreuung sind für alle LehrerInnen ein kostenloses Zooservice. Bei von uns vorgegebenen Sammelterminen können sich Einzelpersonen anmelden. Es sind aber auch andere Wunschtermine möglich, sofern sich mindestens 5 LehrerInnen für einen speziellen Termin interessieren. Relativ neu ist das LehrerInnen-Service. Dies ist ein Newsletter, der zweimal jährlich - jeweils zu Semesterbeginn - über für Kindergärten und Schulen wissenswerte Tiergarten-Neuigkeiten informiert. Derzeit gibt es 14.770 AbonnentInnen. Angebote für Privatpersonen Interessante Angebote gibt es natürlich nicht nur für Kindergärten und Schulen. Auch alle „Privatpersonen“ können aus einer Vielzahl spannender Veranstaltungen wählen. Bei unseren Themenführungen, die 1,5 Stunden dauern, kann das Thema frei gewählt werden. Wer sich zum Beispiel besonders für Elefanten interessiert, kann sich 90 Minuten ausschließlich über diese grauen Riesen informieren lassen. Aber auch ein allgemeiner Tiergartenrundgang zu den beliebtesten Highlights ist möglich. Themenführungen können täglich stattfinden. Die Startzeit kann man (natürlich nur innerhalb der Öffnungszeiten des Tiergartens) frei wählen. Kleintier-Workshop ter, auf denen die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Nach der Veranstaltung kennen die SchülerInnen die Bedürfnisse dieser Tiere besser und können ihnen, falls sie eines der Tiere zu Hause pflegen oder pflegen wollen, ein tiergerechteres Leben bieten. Am Ende der Veranstaltung wird der Klasse eine Urkunde, die sie als „Heimtierprofi“ auszeichnet, überreicht. Die Startzeit kann frei gewählt werden. Das Mindestalter beträgt 8 Jahre. 32 Wer einen Blick „hinter die Kulissen“ des Tiergartens werfen möchte, kommt auch nicht zu kurz. Backstage-Führungen im Regenwaldhaus, Polarium und Aquarienhaus gewähren Einblicke, die dem „normalen“ Tiergartenbesucher verborgen bleiben. Bei der Backstage-Führung im Aquarienhaus darf sogar eine Schlange berührt werden! Auch diese Führungen können bei freier Wahl der Startzeit täglich stattfinden. Eine ganz besondere Backstage-Tour ist der Erlebnisgutschein. Dieser ist zum Thema „Koala“, „Pinguin“, „Nashorn“, „Riesenschildkröte“ und „Katta“ möglich. Neben einem Rundgang durch das betreffende Revier, bei dem man Informationen über die Lebensweise und Zoopädagogik aktuell Backstage im Aquarienhaus Pflege der Tiere, aber auch über die verantwortungsvolle Tätigkeit des Tierpflegers bekommt, kann man bei der Futterzubereitung mithelfen und hat sogar direkten Kontakt zum Tier (allerdings nicht bei den Koalas und Pinguinen!). Sämtliche Einnahmen dieser exklusiven Veranstaltung kommen ausschließlich vom Tiergarten geförderten Artenschutzprojekten zugute. Für die Erlebnisgutscheine gibt es nur ausgewählte, von uns vorgegebene Termine. Exklusives Festpaket einem Tierpfleger Workshop teilzunehmen. Bei der Mitarbeit in 2 Tiergarten-Revieren lernt man den Zooalltag eines Tierpflegers kennen und gewinnt Eindrücke von den verantwortungsvollen Aufgaben eines Tiergartens. Nach der Mitarbeit gibt es ein Info-Gespräch, bei dem man über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten aufgeklärt wird. Alle TeilnehmerInnen erhalten den Folder „Beruf und Berufung – Tierpfleger“, in dem das Berufsprofil, die Ausbildungswege und Ausbildungsbetriebe in Österreich übersichtlich zusammengefasst sind. Auch an die Frühaufsteher und an die Nachtschwärmer haben wir gedacht! Aber auch über die richtige Pflege häufig gepflegter Bereits um 8:00 Uhr in der Früh, eine Stunde bevor der Heimtiere kann sich der Tierfreund bei uns informieren. Zoo öffnet, kann man im Rahmen des Exklusiven FestBei Kleintier-Workshops erfahren die TeilnehmerInnen, paketes in fachkundiger Begleitung den Tiergarten nawie man seinen Lieblingen mit einfachen Mitteln hezu alleine besichtigen. Nach der 90-minütigen Erkunein schönes Leben bereitet, und wer die Sprache der dungstour gibt es zur Stärkung ein köstliches - um nicht Pferde lernen möchte, sollte sich einen Pferdeflüsterzu sagen „imperiales“ - Frühstück im architektonisch Workshop nicht entgehen lassen. interessanten Kaiserpavillon. Für jene, die den Tiergarten gerne in der Dunkelheit kennenlernen wollen, gibt es Nachtführungen. Die Atmosphäre und Stimmung ist einzigartig, wenn Erlebnisgutschein Nashorn man - ausgestattet mit Nachtsichtgeräten (Restlichtverstärkern) - bei Mondschein mit einem Tiergarten-Mitarbeiter leise durch den Zoo pirscht, um nachtaktive, aber auch schlafende Tiere zu beobachten. In den frühen Abendstunden, wenn die letzten BesucherInnen den Zoo verlassen haben und Ruhe eingekehrt ist, ist man bei den Abendführungen unterwegs. Nacht- und Abendführungen dauern ca. 1,5 Stunden und können täglich stattfinden. Abendführungen werden allerdings nur in der Sommerzeit angeboten. Speziell für Jugendliche, die am Beruf „Tierpfleger/in“ interessiert sind, besteht die Möglichkeit, an 33 Organisatorisches Das Besucherservice des Tiergartens besteht derzeit aus insgesamt 37 MitarbeiterInnen: Für die Betreuung der Veranstaltungen gibt es 34 teilzeitbeschäftigte MitarbeiterInnen, die in 3 Teams aufgeteilt sind: Team „Führungen, Seminare & Workshops“ Team „Kindergeburtstage & Modellierkurse“ Team „e.motion-Equotherapie“ Alle diese MitarbeiterInnen sind entweder StudentInnen der Biologie oder bereits „fertige“ BiologInnen. Sie werden laufend geschult. Die internen Schulungen werden von den Zoologischen Kuratoren, Revierleitern und mir durchgeführt. Zusätzlich gibt es aber auch externe Schulungen (z.B. „Konflikttraining“). In regelmäßigen Team-Meetings werden sämtliche Fragen und Probleme des Zooalltags besprochen und die Diensteinteilungen vorgenommen. Tierpfleger Workshop Der Workshop „Angst vor Spinnen“ kann für Menschen mit Spinnenangst ein erster Schritt in eine angstfreie Zukunft sein. Die Betreuung erfolgt durch eine Psycho therapeutin und unseren Kurator für Aquarien und Terrarien. 2 MitarbeiterInnen sind in unserem Buchungscenter für alle Anfragen und Buchungen zuständig. Sie sind Montag bis Freitag (wenn Werktag) von 8:00 – 17:00 Uhr unter der Telefonnummer +43 1 877 92 94 500 erreichbar. Schriftliche Anfragen kann man unter reservierung@zoovienna.at an uns richten. Eine der beliebtesten Veranstaltungen, die wir nahezu täglich durchführen, sind die Geburtstagspartys für Kinder. Die Eltern können zwischen fünf verschiedenen Programm-Paketen („Tierbeobachtung“, „Als Naturforscher unterwegs“, „Wie funktioniert der Zoo“, „Auf den Spuren des Zauberlehrlings“ & „Märchenhafte Reise“), die für Kinder von 3 bis 14 Jahren geeignet sind, auswählen. Nach dem unterhaltsamen, 90-minütigen Programm gibt es noch eine köstliche Geburtstagsjause. Es kann aus 3 verschiedenen Jausen-Varianten gewählt werden.Täglich können vormittags und nachmittags jeweils 2 Partys stattfinden. Geburtstagspartiys sind eine der beliebtesten Veranstaltungen im Schönbrunner Tiergarten Last but not least möchte ich noch kurz das „Technik und Tiere Erlebniscamp“ erwähnen, das wir in den Sommerferien gemeinsam mit dem Technischen Museum Wien für Volksschul-Kinder anbieten. Über diese Veranstaltung habe ich bereits in der letzten Ausgabe ausführlich berichtet. Es war auch heuer wieder ein voller Erfolg. Wir waren restlos ausgebucht und hatten ausschließlich positives Feedback. Ich leite die Abteilung, bin Zoologe und seit 1997 im Tiergarten tätig. Nach vielen Jahren, in denen ich selbst Führungen durch den Zoo gemacht habe, bin ich nun für die Konzeption neuer Veranstaltungen und die laufende Organisation und die Kontrolle sämtlicher Besucherservice-Veranstaltungen zuständig. Spezielle Führungen – für besondere Gäste wie unsere Tierpaten – übernehme ich nach wie vor gerne selbst. 34 Alle Besucherservice-Veranstaltungen sind in einem eigenen Folder, dem Erlebnis Zoo-Folder übersichtlich zusammengefasst. Sämtliche Details zu allen Veranstaltungen finden sich natürlich außerdem auf unserer Homepage www.zoovienna.at. Kontaktdaten: Mag. Hanno Fürnwein Leiter Besucherservice Schönbrunner Tiergarten GmbH Maxingstraße 13 b A-1130 Wien, Austria Tel: 0043-1-877 92 94-228 Fax: 0043-1-877 96 41 h.fuernwein@zoovienna.at www.zoovienna.at Workshop „Angst vor Spinnen“ 35 Ruf der Wildnis Martin Farjah Serengeti-Park senkt Telekommunikationskosten durch neue Auerswald-Telefonanlage Bei auslaufenden Leasing-Verträgen für TK-Anlagen sollten sich Unternehmen fragen, ob durch einen Wechsel des Netzanbieters in Verbindung mit einer neuen, modernen Telefonanlage Kostenund Nutzenvorteile erzielt werden können. Denn neben einer möglichen Kostenersparnis sind mit einem Wechsel oft auch weitere Annehmlichkeiten verbunden: Eine Handyeinbindung ist bei modernen TK-Anlagen ebenso einfach möglich wie ein zukünftiger Ausbau des Nummernkreises. Zudem ermöglichen fortschrittliche Anlagen dank ihrer großen Flexibilität Anwendern ein bequemeres und zugleich effizienteres Arbeiten. Der Serengeti-Park entschied sich für eine Auerswald-Telefonanlage und genießt jetzt die Vorzüge dieser cleveren Kommunikationslösung. Das 1975 gegründete Familienunternehmen SerengetiPark Hodenhagen GmbH stand Anfang 2011 vor der Situation, dass der Leasingvertrag der bisher eingesetzten Telekom-Telefonanlage ausgelaufen war. Die Anschaffung einer neuen TK-Anlage war somit unabdingbar. Die Geschäftleitung des Serengeti-Parks beauftragte die für TK- und EDV-Anwendungen verantwortliche Mitarbeiterin, nach Alternativen zu suchen, da die alte Anlage den Kommunikationsanforderungen des Serengeti-Parks nicht mehr gewachsen und zudem das Preisleistungsverhältnis unbefriedigend war. In dieser Phase kam die Geschäftsführung zu dem Schluss, dass mit Anschaffung einer neuen TK-Anlage auch ein Anbieterwechsel Kostenvorteile bringen könnte. Nach Vorstellung verschiedener Konzepte zur Umsetzung erhielt Vodafone mit seinem Kooperationspartner Bindt-Systeme aus Hannover den Zuschlag. Die eindrucksvolle Konzeptpräsentation, die Möglichkeit zur schnellen Umsetzung und ein attraktives Komplettangebot überzeugten die Geschäftsleitung. Nach detaillierter Feststellung des Ist-Zustands hinsichtlich der vorhandenen TK-Anlage und der Endgeräte wurde gemeinsam mit den Experten von Bindt-Systeme der langfristige Soll-Zustand und die damit verbun- 36 denen Anforderungen an die neue Anlage definiert. Ziel: eine deutliche Senkung der laufenden Telekommunikationskosten im Serengeti-Park. Dabei sollten die Investitionskosten 12.000 Euro nicht übersteigen. Auch anwendungsbezogene und technische Anforderungen wurden an die zukünftige Anlage gestellt. Neben einfacher Handhabung und Administration war es der Leitung des Serengeti-Parks wichtig, dass die Telekommunikation inklusive zentraler Erreichbarkeit des gesamten Parks über nur einen Nummernkreis möglich ist. Dies schließt die Parkverwaltung, Geschäftsleitung und Rezeption sowie die Lodges und zwei Restaurants ein. Auch sollte die spätere Anbindung weiterer Abteilungen so einfach wie möglich einzurichten sein. Eine besondere Anforderung bestand darin, auch mobile Endgeräte problemlos in die Telefonanlage einbinden zu können. Eingehende Anrufe wollte man durch vorgegebene Wahlmöglichkeiten und gesprochene Informationstexte steuern können. Auf Basis dieses Anforderungskataloges empfahl Bindt-Systeme die Auerswald TK-Anlage COMmander Business. Dieses modulare ITK-System wird von der kleinsten Ausbaustufe bis zum Vollausbau individuell nach Kundenbedarf konzipiert. 38 Amtkanäle und 120 interne Ports sind realisierbar. Für die Verbindung mit dem öffentlichen Telefonnetz stehen ISDN-Basisanschlüsse, ein S2M-Primärmultiplexanschluss und VoIPAmtkanäle zur Auswahl, während die internen Teilnehmer sich die analogen, ISDN- und IP-Anschlüsse teilen. Die Anbindung von System- und Standardtelefonen kann über 2-Draht- (UP0), 4-Draht- (S0) und IP-Schnittstellen (VoIP) realisiert werden. „Andere Hersteller kamen zwar auch in Betracht, jedoch überzeugte uns keine Anlage so wie der COMmander Business von Auerswald“, erklärt Carmen Splitt, Mitarbeiterin der Serengeti-Park-Verwaltung und zuständig für die Einführung der neuen Anlage. Insbesondere die Ausbaufähigkeit hinsichtlich eines größeren Nummernkreises und die vielfältigen Telefonfunktionen entsprachen genau unseren Vorstellungen.“ Umstellung der TK-Anlage an einem Wochenende Nachdem der Entschluss gefasst wurde, den COMmander Business von Auerswald einzusetzen dauerte es Zoopädagogik aktuell knapp zwei Wochen, bis mit der tatsächlichen Implementierung begonnen werden konnte. Hierfür stand den Experten von Bindt-Systeme ein sehr knappes Zeitfenster zur Verfügung, denn der Abschluss der Arbeiten war noch vor Saisonbeginn im Frühling zwingend erforderlich. Deshalb musste die Umstellung teilweise während des laufenden Betriebs erfolgen. So waren beispielsweise die Parkverwaltung und die Geschäftsleitung bereits im Dienst. Die eigentliche Umstellung erfolgte dann an nur einem Wochenende. Die alte TKAnlage wurde abgeklemmt und die neue installiert und in Betrieb genommen. An diesem Wochenende wurden auch 85 Prozent der integrierten Endgeräte aktualisiert und die Texte für die Sprachführung der Anrufer erstellt. Die restlichen 15 Prozent der Endgeräte für die nachgeordneten Abteilungen wurden in den darauf folgenden Wochen integriert. In diesem Zeitraum wurden parallel auch Änderungs- und Ergänzungswünsche des Parks umgesetzt. Mittlerweile sind 26 Telefone und sechs Faxgeräte in verschiedenen Abteilungen an die Anlage angeschlossen. Zum Einsatz kommen hierbei die Auerswald-Systemtelefone COMfortel 2500sw und 1100sw. Weitere Abteilungen folgen, sobald die Leitungsverbindung zur Anlage aufgebaut ist. Auch die Handy-Integration wird vervollständigt, sobald die Umstellung auf den neuen Netzprovider erfolgt ist. Doch schon jetzt verzeichnet man im Serengeti-Park erste Erfolge mit der neuen TKAnlage. „Bereits nach kurzer Zeit stellten wir sinkende Telekommunikationskosten fest und auch die Erreichbarkeit des Parks über eine zentrale Nummer konnte mit der neuen Anlage verbessert werden“, erläutert Carmen Splitt. „Durch die zentrale Programmierung ist nun auch die Administration der Anlage und die Programmierung der Telefone erheblich einfacher“. ben“, so Carmen Splitt. Dies wird dann parallel mit der fortlaufenden Ausweitung des Kabelnetzes geschehen. Zukünftig sollen beim Serengeti-Park dann alle Geräte inklusive Handys über die TK-Anlage von Auerswald laufen. Über den Serengeti-Park Der Serengeti-Park wurde 1974 gegründet und wird seitdem, mit großem Engagement von der Familie geführt. Im Jahr 1997 wurde in zweiter Generation die Geschäftsführung von den Eltern Paolo und Lia Sepe übernommen. Lia und Paolo Sepe nahmen bis 1997 die Parkleitung wahr und haben den Park durch umsichtiges, zielgerichtetes Management zu der Bedeutung und Beliebtheit gebracht für die der Park steht. Heute präsentiert der Park seinen Gästen eine ganz besondere Art der Tierhaltung. Die Tiere leben in großzügigen, weitläufigen Gehegen die dem natürlichen Lebensbereich der Tiere sehr ähnlich sind. In den letzten Jahren wurden sowohl im Tierparkbereich als auch im Bereich des Freizeitparks bedeutende Neuerungen eingeführt. In der Tierwelt finden Besucher nun eine Elefanten-Zuchtanlage und eine großzügige Freianlage für Weiße Tiger. Auch die 2001 erfolgte Einführung Europas einziger Dschungel-Safari und die im Jahre 2010 eröffnete Aqua Safari sind weitere Highlights. Im Laufe der Jahre kamen zahlreiche neue Attraktionen hinzu, so dass der Serengeti-Park weiter an Attraktivität gewonnen hat. Damit ist der Park heute einzigartig in Europa. Von der neuen Anlage profitieren besonders die Mitarbeiter, die das Telefon täglich nutzen. Weniger fehlgeleitete Anrufer und ein bequemeres Arbeiten durch diverse neue Funktionen, wie beispielsweise die Weiterleitung auf Handys oder die Informationstexte zur Sprachführung, bringen den Nutzern eine erhebliche Zeitersparnis. „Wir sind mit der Auerswald-Anlage schon jetzt rundum zufrieden, obwohl wir noch nicht alle Abteilungen und mobilen Geräte angebunden ha- 37 „Lebensgefährliche“ Stachelschweine Gerd Stadie Tiere tragen mitunter irreführende Namen. Flughunde gehören nicht zu den hundeartigen Raubtieren, von denen keine Art fliegen kann. Es sind Großfledermäuse, die wiederum nicht zu den Mäusen gehören sondern zu den Fledertieren. Das Meerschweinchen ist kein Schwein, sondern ein Nagetier, das aus seiner südamerikanischen Heimat per Schiff über das Meer nach Europa gebracht wurde. Auch das Stachelschwein hat systematisch nichts mit den Schweinen zu tun. Es ist wie das Meerschwein ein Nagetier. So ließe sich die Aufzählung von Tieren mit irreführenden Namen noch beliebig fortsetzen. Doch bleiben wir beim Stachelschwein. So wie unser heimischer Igel trägt es fast über den ganzen Körper, mit Ausnahme der Körperuntersei- Weissschwanzstachelschwein (Hystrix indica, Foto. P. Dollinger) te, ein schützendes Stachelkleid. Vom Igel wissen wir, dass er sich zu einer wehrhaften Kugel verwandelt, wenn er sich bedroht fühlt. Anders verhält sich das Stachelschwein. Zoobesucher können beobachten, dass die anliegenden Stacheln plötzlich aufgestellt werden und zusätzlich noch rasselnde und klappernde Geräusche zu hören sind. Alle Stachelschweine haben am Schwanzende besondere Gebilde. Es sind gestielte, hohle Hornbecher, sogenannte „Rasselbecher“ von unterschiedlicher Länge. Diese werden 38 bei Erregung geschüttelt und aneinandergeschlagen, sodass dieses rasselnde, klappernde Geräusch entsteht. Die Tiere sind auch dazu in der Lage beim Schütteln des Körpers einzelne, locker sitzende Stacheln dem Gegner entgegenzuschleudern. Das geschieht zwar unwillkürlich aber mit solcher Kraft, das sich die Stacheln tief in eine Holzbohle oder durch die Hosenbeine des Tierpflegers einbohren können. Eine junge, unerfahrene Wissenschaftlerin des Tierparks Berlin, die ahnungslos das Stachelschweingehege betrat, musste diese schmerzhafte Erfahrung machen. Abgeworfene Stachelschweinborsten verlocken Angler dazu, sich diese aus dem Gehege zu holen um sie als leichte Schwimmer (Posen) zu verwenden. Davor sei dringend gewarnt! (Siehe oben). Ein Vater, der offenbar über die Wehrhaftigkeit dieser Tiere wusste, ermahnte seinen Sprössling auf seine Weise, was für mich Anlass zum Aufschreiben nachfolgendes Erlebnisses war. Weißschwanzstachelschweine und auch Baumstachler gehören seit eh und je zum Tierbestand des Tierparks Berlin. Die beiden Arten sind im Bereich des Kindertierparks untergebracht. Sie gehören mit zu den beliebtesten Tieren in diesem Bereich, zumal wenn sich noch Jungtiere oder abnormal Gefärbte (Albinos) in der Anlage tummeln. Da wir um die Möglichkeit des „Stachelschießens“, wovon die Tiere bei Erregung auch Gebrauch machen, wissen, ist die Anlage mit einer ca. 1m hohen Mauer umgeben. Der obere Abschluss besteht aus breiten, waagerecht angeordneten Kunststeinplatten. Für kleine Tierparkbesucher sind die Tiere dadurch nicht immer sichtbar, speziell wenn sie sich an der Mauer aufhalten. Das verleitet die Kinder dazu auf die Abschlußkante zu klettern, um so in die Anlage schauen zu können. So tat es auch ein Dreikäsehoch, der mit seinem Vater gekommen war. Stolz stand der Sprössling in voller „Größe“ auf der Mauer und sah dem Treiben der Stachelschweine zu. Die einzige Fürsorge und Sicherung des Kindes durch Zoopädagogik aktuell den Vater bestand in einem Kommentar, den der wohl doch besorgte Vater in Urberliner Mundart parat hatte: “Fall da bloß nicht rin, die machen dir alle!“ 39 Die EAZA/IUCN/SSC Südostasien-Kampagne 2012 zusammengestellt von Lothar Philips Südostasien ist die Heimat einer faszinierenden Tierwelt. Sie braucht dringend unsere Hilfe. Südostasien ist eine der artenreichsten Regionen der Erde, hier leben einige der beliebtesten und schönsten Arten der Welt, wie der Sumatra-Tiger, Asiatische Elefanten oder OrangUtans. Die Südostasien-Kampagne will aber die weniger bekannten Arten vorstellen und beitragen, dass auch sie in Zukunft überleben. Arten wie die fast unbekannte Saola, die wenig bekannten Nashörner Asiens oder die spektakulären Riesenfische in den majestätischen Flüssen. Die IUCN / SSC hat die großen Tiere in Asien als besonders gefährdet eingestuft, da sie am meisten unter illegalem Tierhandel, Jagd und Lebensraumverlust leiden. Wenn wir sofort handeln, können wir Arten wie die Saola, von der es wahrscheinlich nicht mehr als ein paar hundert Tiere gibt, retten. Obwohl einige der am stärksten gefährdeten Arten weitgehend unbekannt sind, spielen sie eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Ökosysteme, die sie bewohnen; sie sorgen dafür, dass die tropischen Regenwälder, die grüne Lunge unserer Welt, gesund und funktionsfähig bleibt. Der illegale Handel ist der wichtigste Faktor des Artenschwunds in dieser Region, deshalb reicht es nicht, die Wälder zu schützen - obwohl das eine wichtige Naturschutzmaßnahme ist - die Arten selbst müssen vor nicht nachhaltiger Jagd geschützt werden. Ziele der Kampagne: • • • • Der europäischen Öffentlichkeit, den europäischen Institutionen und der europäischen Wirtschaft verdeutlichen, wodurch die Tiere in Südostasien bedroht sind. Einen Fonds von 750.000 € für die südostasiatischen Artenschutzprojekte einrichten. Zur Verringerung des Handels mit südostasiatischen Arten beitragen und den Jagddruck verringern. Einfluss auf das Verhalten der europäischen Verbraucher nehmen und zeigen wie sich das positiv auf den Naturschutz auswirket. Warum die Saola? Kollage, Georg Hastenrath 40 Erst 1993 in Zentral-Vietnam entdeckt, ist die Saola (Pseudoryx nghetinhensis) eine der spektakulärsten zoologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Die einzig vergleichbare Entdeckung war die des Okapi (Okapia johnstoni) 100 Jahre zuvor in Zentralafrika.Okapi und Saola sind in mehrfacher Hinsicht vergleichbar: sie sehen unverwechselbar aus, leben einzeln im tiefen tropischen Regenwald und wurden der Außenwelt erst sehr spät bekannt. Die Saola ist deutlich bedrohter als Zoopädagogik aktuell Eine der wenigen Aufnahmen mit Kamerafalle, William Robichaud das Okapi. Die Saola ist in der Annamitischen Gebirgskette von Laos und Vietnam endemisch, d.h. sie kommt nirgends sonst vor. Seit ihrer Entdeckung hat sie den Status „vom Aussterben bedroht“ (2010 IUCN Red List), vor allem wegen intensiver Jagd in ihrem Lebensraum. Wegen der heimlichen Lebensweise der Saola und unzureichender Forschung sind präzise Schätzungen ihres Bestandes nicht möglich, wahrscheinlich gibt es zwischen 10 und 400 Individuen. Die Saola ist heute eines der am stärksten bedrohten Säugetiere der Welt, vergleichbar nur mit den beiden südostasiatischen Nashörnern. Es gibt kaum ein anderes Tier in der Welt, dass die Kombination von drei Besonderheiten mit der Saola teilt: 1. Den Grad der Gefährdung („vom Aussterben bedroht“, das ist die letzte Stufe der Bedrohung in der Roten Liste der IUCN vor „Ausgestorben“), und es gibt keine „Reservepopulation“ in Menschenhand. 2. Die genetische Einzigartigkeit: Sie ist die einzige Art ihrer Gattung und wahrscheinlich zu Recht eine eigene Unterfamilie innerhalb der Rinder (Bovidae). Es gibt nur wenige Fälle, dass eine ganze Gattung in den Roten Listen als „vom Aussterben bedroht“ geführt wird. 3. Kaum jemandem ist klar, dass Naturschutzmaßnahmen notwendig sind (die Saola ist stärker gefährdet als andere große Säugetiere in Asien, für die mehr Mittel aufgewendet werden, wie z.B den Tiger (Panthera tigris), den Asiatischen Elefanten (Elephas maximus), den Großen Panda (Ailuropoda melanoleuca) oder die Orang-Utans (Pongo spp) . Wildtierprodukten bedroht, sei es zum Verzehr oder für die traditionelle asiatische Medizin (z. B., Schildkröten, Schlangen, Schuppentiere, Nashörner, Affen, Bären, Großkatzen, etc., etc.) oder in Kombination von beidem, als „Tonic Food“. Ironischerweise ist die Saola eines der wenigen großen Tieren in der Region, auf das kein „Kopfgeld“ gesetzt ist. Die Chinesen kannten die Saola nicht und deshalb kommt sie nicht in der traditionellen Medizin vor. Das lässt große Hoffnung und die Chance, das Tier zu erhalten. Anders als bei den Nashörnern, sind die Wilderer nicht auf die letzte Saola scharf. Allerdings sind die Jagdmethoden, die von vielen Wilderern angewandt werden, nicht zielgenau und viele Saolas verenden in Schlingen, die für andere Tiere ausgelegt wurden. Die Annamitische Gebirgskette: Die Heimat der Saola ist eines der bemerkenswertesten und wichtigsten Ökosysteme der Welt. Seit Entdeckung der Saola sind darin mindestens eine neue Gattung von Hirschen (Muntiacus), das Annamitische Streifenkaninchen (Nesolagus timminsi), mehrere Vögel und eine Säuger-Familie (Diatomyidae), die als vor Millionen Jahren ausgestorben galt, gefunden worden. Neben einer Fülle von seltenen bereits bekannten Säugetieren sind in dem Gebiet (oder in der Nähe) weitere Entdeckungen gemacht worden, z.B. drei Arten von Languren (Schlankaffen), Kleideraffen (Pygathrix ssp.), der Tonking Scharzlangur (Trachypithecus francoisi), zwei Arten des weißen Schopfgibbon (Nomascus leucogenys) und (N. siki), und eine bemerkenswerte Zibetkatze (Chrotogale owstoni), die weltweit keine näheren Verwandte hat. Es gibt Hoffnung: Die meisten gefährdeten Landwirbeltiere in Südostasien sind vor allem durch Handel mit Wildtieren bzw. 41 Die Annamitische Gebirgskette ist auch reich an endemischen höheren Pflanzen, Vögeln und Fischen. Mit dem erfolgreichen Schutz der Saola, als Flaggschiff-Art, werden in den Annamiten Tausende von anderen Arten geschützt. Bis dato hat der Schutz der Saola vor allem aus gut gemeinten, aber unkoordinierten kurzfristigen und unter Geldnot leidenden Versuchen bestanden. Auf dem ersten Treffen der IUCN / SSC Saola Arbeitsgruppe im August 2009, in Vientiane, in Laos, wurden fünf Prioritäten für die Erhaltung der Saola benannt. 1. Schutz: Sofortiger Schutz wichtiger Saola-Standorte, insbesondere das Einsammeln von Fallen (Drahtschlingen). 2. Forschung: Oberste Priorität hat die Entwicklung von Methoden, mit denen man effizient und zuverlässig die Saolas im Freiland aufspüren kann (es gibt noch keine Methode, mit der man Spuren oder Kot von Saolas von anderen Huftieren unterscheiden kann; und Kamera-Fallen sind sehr teuer. 3. Sensibilisierung: Wichtig ist es, Kontakte zu internationalen Geldgebern, Naturschutzorganisationen, zu Regierungsvertretern und den Anwohnern in den Saola-Gebieten zu knüpfen. 4. Aus- und Fortbildung: Junge einheimische Naturschützer (Laos und Vietnam) müssen für den Schutz der Saola gewonnen und ausgebildet werden. 5. Spenden sammeln: Geld wird gebraucht, um die anderen vier Prioritäten umzusetzen. Noch bleibt ein Zeitfenster, um dieses außergewöhnliche Tier zu retten, aber wir müssen schnell und gemeinsam handeln. Kind mit Saola-T-Shirt,William Robichaud Wenn Sie mehr erfahren wollen, hören Sie sich ein Interview mit William Robichaud, dem Koordinator der IUCN/SSC Saola Arbeitsgruppe an: http://www.santaferadiocafe.org/podcasts/?p=976 42 Bedrohungen Die meisten großen Tiere Süd-Ost-Asiens sind vom Aussterben bedroht. Die Ursachen der Bedrohung sind je nach Arten, Lebensräumen und den verschiedenen Teilen der Region verschieden. Es lassen sich mehrere, oft zusammenwirkende Gründe nennen: Ranger mit eingesammelten Schlingen, William Robichaud • • • • Übernutzung: illegaler Tierhandel Lebensraumverlust (Umwandlung von Wald in Plantagen, Fragmentierung), Umweltverschmutzung, invasive Arten (eingeschleppte Arten), Störungen Effekte kleiner Populationen Weltweit ist Lebensraumzerstörung für die biologische Vielfalt das größte Problem, gefolgt von den Problemen, die invasive Arten schaffen. Anders ist für die großen Tiere (> 1 kg) Süd-Ost-Asiens, die in den IUCN Roten Listen als vom Aussterben bedroht oder gefährdet eingestuft sind, die Übernutzung das größte Problem. Obwohl es Ausnahmen gibt (einige stark bedrohte große asiatischen Tiere werden durch andere Faktoren bedroht), ergibt sich die Lage in Südost-Asien vor allem aus zwei Gründen: Die meisten Arten sind keine großen Tiere, sondern Wirbellose, die der Öffentlichkeit nicht einmal bekannt (und auch nicht wissenschaftlich beschrieben) und für den Handel uninteressant sind. Größere Tiere werden eher kommerziell oder für den Eigenbedarf genutzt als Kleine, und somit ist diese Teilmenge der biologischen Vielfalt (große Tiere) stärker von der Übernutzung betroffen als der allgemeine Querschnitt. Auch wenn man die Größe außer Acht lässt, gibt es in Südostasien eine unverhältnismäßig hohe Zahl von großen Tieren, die (anders als anderswo) durch Übernutzung kurz vor dem Aussterben stehen. Das spiegelt aber keine positive Lebensraumsituation wider: tatsächlich ist der Lebensraumverlust in der Region einer der höchsten der Welt. Die Bedrohung kommt von der starken Nachfrage nach Wildtier-Produkten durch die südostasiatischen Zoopädagogik aktuell Städter, die in den letzten Jahrzehnten zu Wohlstand gekommen sind. Gleichzeitig hat die rasante Entwicklung der Infrastruktur es in fast ganz Südostasien möglich gemacht, dass von fast überall Produkte auf die Märkte gelangen. Lösungen? Auslöser für die Jagd auf Wildtiere für den Handel ist nicht Armut, sondern Reichtum. Das zeigt der dramatische Anstieg des Handelsvolumens in den letzten Jahrzehnten, der den kometenhaften Aufstieg der wirtschaftlichen Macht Chinas und mehrerer südostasiatischer Länder spiegelt. Langfristig wäre die beste Lösung für Schildkröten auf einem das Problem ein Sinasiatischen Markt ken der Nachfrage. Wie bei jedem raschen Wandel, braucht die Gesellschaft Zeit, sich anzupassen. In den Ost- und Südostasiatischen Ländern wird viel getan, um die Wildtiernutzung auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen, aber das wird Jahrzehnte dauern. Die langfristigen Maßnahmen, die die schädliche Nachfrage des Handels senken sollen, müssen in dieser Übergangsphase durch Schutzmaßnahmen für die Tierwelt vor Ort unterstützt werden. Andernfalls besteht die sehr reale Gefahr, dass viele Arten aus der Region verschwunden sein werden bevor der Handel unter Kontrolle ist, oder dass die Populationen so klein geworden sind, dass eine Erholung unwahrscheinlich ist. Weil so viele Arten nur in Südostasien vorkommen (und einige in den angrenzenden Teilen des südlichen China und Nordost-Indiens und unter dem gleichen Druck stehen) bedeuten die Verluste in diesen Regionen ein globales Artensterben. Überall in Südostasien sind in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte bei der Schaffung und Sicherung von Ressourcen für Schutzgebiete gemacht worden sowie bei der Entwicklung von Management-Systemen (fast immer irgendeine Form von Co-Management mit den lokalen Gemeinden), die die Bedürfnisse der jeweili- gen Schutzgebiete berücksichtigen. Kambodscha, das noch unter dem blutigen Bürgerkrieg leidet, der erst 15 Jahre vorbei ist, hat heute mehrere Naturschutzgebiete, in denen sich heiß begehrte Beute-Arten wieder erholen, weil sie wirksam geschützt werden. Es ist eine Herausforderung für die internationale Gemeinschaft, sowohl finanzielle als auch technische Ressourcen in ausreichendem Umfang bereitzustellen, damit diese erfreulichen Erfolge ausgebaut werden können. Naturschutzgebiete sind für alle durch die Jagd für den Handel direkt gefährdeten Arten nötig, aber auch für solche Arten, die nicht direkt gejagt werden, sondern als Beifang verenden. Die heutige Situation ist noch weit von diesem Minimum entfernt. Für viele stark bedrohte große Tierarten in der Region gibt es keine effektiven Naturschutzgebiete. Mit einfachen Worten: an den wichtigsten Standorten in der gesamten Region sind „Festungen“ für die Tierwelt notwendig. Projekte, die unterstützt werden sollen Die EAZA-IUCN/SSC Südostasien Kampagne will 750.000 € für Projekte zur Erhaltung der biologischen Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten sammeln. Die vorausgewählten Projekte decken taxonomisch die Vielfalt der großen Tiere der Region (Fische, Reptilien, Vögel und Säugetiere) und geografisch und hinsichtlich der Lebensräume einen Großteil der ASEAN-Region ab und konzentrieren sich auf dringende Naturschutzmaßnahmen etwas außerhalb der üblichen Förderung. Schutz der Saola, Kambodscha,Vietnam In Südostasien sind die meisten bedrohten Tierarten in erster Linie durch den Handel mit Wildtieren bedroht. Ironischerweise gibt es für die Saola kein „Kopfgeld“. Die Chinesen kannten die Saola nie und deshalb wird sie nicht in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet. Dies gibt Grund zur Hoffnung und eröffnet Möglichkeiten für ihren Schutz. Die Wilderer kämpfen nicht mit den Naturschützern um die letzte Saola. Deshalb lohnt es sich, in die Saola zu investieren. Das Hukaung Tal, Myanmar Das Naturschutzgebiet schützt eine sehr hohe biologische Vielfalt mit Säugetieren wie Tiger, Leoparden, Elefanten, Bären und Affen. Es beherbergt Hunderte von Vogelarten,Frösche,Fische,Schildkröten und Schmetterlinge, aber auch eine Vielzahl von Pflanzenarten.Viele dieser Arten sind gefährdet. Seit 1999 hat das Myanmar Pro- 43 Korallenschnabelhornvogel, P. Hospodarsky Sumatratiger, Zoo Melburne gramm der Wildlife Conservation Society ein Programm entwickelt, um die erstaunliche Tierwelt und die Ressourcen des Hukaung Tales zu erhalten. Mekong Riesenwels, Thailand, Laos Fischerei Co-Management-Vereinbarungen sind entwickelt worden und müssen ausgedehnt werden, um die Mekong Riesenwels Arten und ihre Lebensräume zu schützen. Ein Moratorium für den Fang des Mekong Riesenwels in Thailand für wissenschaftliche Zwecke wird befürwortet und die Umsetzung des laotischen Fischerei Gesetzes, das seinen Fang in Laos verbietet, ist in Kraft gesetzt. Das Laichgebiet des Mekong Riesenwels im oberen Mekong Bassin wird mit Schwerpunkt Ichthyoplankton Forschung untersucht. Mekong-Riesenwels, Zeb Hogan 44 Der Mari-it Wildlife Conservation Park, Philippinen Die Zucht-Zentren entwickelten erfolgreich Erhaltungszuchtprogramme. Allerdings ist das letztliche Ziel solcher Programme die Sicherung des Fortbestands der verbliebenen Wildpopulationen und deren Lebensräume und wenn es notwendig und praktikabel ist, auch die Wiederansiedlung solcher Arten innerhalb ihrer bekannten oder mutmaßlichen ehemaligen Verbreitungsgebiete. Mehrere Erhebungen wurden durchgeführt, um mögliche Gebiete für die zukünftige Wiedereinführung bestimmter Arten zu identifizieren. Unter den begutachteten Standorten wurde die Sicogon Insel (auf der Karte A) als gutes Gebiet für ein Pilotprojekt, ein Auswilderungsprojekt für zwei Arten, den Prinz-AlfredHirsch und den Tariktik-Hornvogel ausgewählt. Der Mesangat See, Borneo Schwerer Holzeinschlag von den 1970er bis in die 1990er Jahre haben die unberührten Torfsumpfwälder am Mesangat See in degradierten Sekundärwald, mit invasiven Sträuchern und offenen Gewässern, verwandelt. Zoopädagogik aktuell Die primären Naturschutzziele richten sich auf den Sunda Gavial (Tomistoma schlegelii) und das siamesische Krokodil (Crocodylus siamensis)umfassen aber auch die Erhaltung anderer vom Aussterben bedrohter Arten und das Management der genutzten Arten. Naturschutzprogramme für Schulen und Bürgerversammlungen sollen das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Naturschutzes verstärken. Links: www.vzp.de www.southeastasiacampaign.org/ Sumatranashorn, Kamerafalle,YABI Siam-Krokodil, Ralf Sommerlad Auch sollen in Zukunft die Feuchtgebiete planmäßig und nachhaltig genutzt werden; um langfristig stabile Einkommen für eine nachhaltige Existenz der einheimischen Bevölkerung zu erreichen. Der Way Kambas National Park, Sumatra ist einer der wichtigsten Orte für den Schutz des vom Aussterben bedrohten Sumatra-Nashorns. RhinoSchutz-Einheiten (RPUs) sind bestens ausgebildete Anti-Wilderer-Teams, die wirksam Tier- und Pflanzenwelt im Way Kambas Nationalpark schützen. Er ist ein Gebiet mit hoher biologischer Vielfalt und wichtig für Populationen des Sumatra-Nashorns, des SumatraTigers und des Schabrackentapirs. Das Projekt soll das Überleben des Sumatra-Nashorns sowie anderer vom Aussterben bedrohter Sumatra-Arten durch intensiven Schutz und Überwachung gewährleisten. Europas führende Zoos und Aquarien, Mitglieder der EAZA (Europäischer Zoo- und Aquarienverband), arbeiten mit der Species Survival Commission (SSC) der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) zusammen, um Spenden zu sammeln und die Gefährdung der Artenvielfalt in Südostasien zu stoppen. 45 was sind EAZA/IUCN/SSC ? Lothar Philips EAZA, der europäische Verband der Zoos und Aquarien, vertritt und verbindet mehr als 300 Mitgliedsorganisationen in 35 Ländern. Gegründet 1992, ist es Aufgabe der EAZA, die Zusammenarbeit der Europäischen Zoos und Aquarien bei der Erreichung ihrer Bildung-, Forschungs- und Naturschutz-Ziele zu fördern. Die Mitglieder Zoos und Aquarien der EAZA halten höchste Standards bei der Pflege und Zucht der von ihnen gehaltenen Arten ein und ermöglichen den europäischen Bürgern, diese kennen zu lernen und einen Beitrag zur Erhaltung der globalen Vielfalt des Lebens zu leisten. Schätzungsweise ein Fünftel aller europäischen Bürger, mehr als 140 Millionen Menschen, besuchen jedes Jahr EAZA-Institutionen. „Die EAZA hat den Auftrag, die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Zoo- und Aquarien-Gemeinschaft zu erleichtern, um durch die Steigerung der Qualität in der Haltung und Präsentation von Tieren diese für die Aufklärung der Öffentlichkeit nutzbar zu machen und einen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung und zur Erhaltung der globalen Biodiversität zu leisten. Sie will diese Ziele durch Anregung, Moderation und Koordination der Bemühungen der Gemeinschaft in den Bereichen Bildung, Naturschutz und wissenschaftlicher Forschung, durch den Ausbau der Zusammenarbeit mit allen relevanten Organisationen und durch Einflussnahme auf die einschlägigen Rechtsvorschriften innerhalb der EU erreichen.“ (EAZA Strategie 2009-2012). Die IUCN Species Survival Commission (SSC) ist ein wissenschaftlich orientiertes Netzwerk von rund 7.500 ehrenamtlichen Experten aus fast allen Ländern der Welt, sie alle arbeiten bei der Verwirklichung ihrer Vision zusammen: „Eine Welt, die das heutigen Niveau der biologischen Vielfalt wertschätzt und erhält.“ Die meisten Mitglieder sind in mehr als 100 Fachgruppen und Taskforces im Einsatz. Einige Gruppen beschäftigen sich mit dem Schutz bestimmter Gruppen von Pflanzen oder Tieren, während andere sich mit aktuellen Themen, wie z.B. der Wiedereinbürgerung von Arten in frühere Lebensräume oder Wildtier-Medizin 46 konzentrieren. Zu den Mitgliedern gehören: • Forscher • Regierungsbeamte • Wildtierärzte • Mitarbeiter von Zoos und Botanischen Instituten • Meeresbiologen • Manager von Naturschutzgebieten • Experten für Pflanzen,Vögel, Säugetiere, Fische,Amphibien, Reptilien und wirbellose Tiere. In enger Zusammenarbeit mit dem Artenschutz Programm der IUCN, ist es Aufgabe des SSC, der IUCN Informationen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, über den besonderen Wert bestimmter Arten, über ihre Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und Funktion von Ökosystemen, über die Bereitstellung von Ökosystem-Dienstleistungen, die menschliche Existenz ermöglichen, zu liefern. SSC-Mitglieder beraten NaturschutzOrganisationen, Regierungsbehörden und andere Mitglieder der IUCN wissenschaftlich und unterstützen die Umsetzung der multilateralen Umweltabkommen. Die technischen Richtlinien von der SSC herausgegeben, bieten Leitlinien zu speziellen Naturschutzprojekten und -initiativen, wie z.B. Wiedereinbürgerung von Tieren in ihren angestammten Lebensraum, Umgang mit beschlagnahmten Tierindividuen und die Eindämmung von invasiven Arten. Zoopädagogik aktuell Urzeit Geistersee & Ida Eine DVD gibt tiefe Einblicke in die Forschungen des Senkenbergmuseums. Die berühmten Fossilien aus Deutschlands erstem UNESCO Weltnaturerbe, der Grube Messel, geben Einblicke in einen 47 Millionen Jahre alten Lebensraum einen See, umgeben von tropischem Urwald. Doch wie könnten die Lebewesen zu jener Zeit wirklich ausgesehen haben und welche Geschichten erzählen sie uns? Buch und Ideen: Dr. K. Sparwasser (pp), Dr. J. Habersetzer (SGN), Dr. R. Rabenstein (SGN) © SENCKENBERG (SGN Frankfurt) und perentie productions (pp Eppstein) ISBN 978-3-929907-85-8 47 Zoopädagogik aktuell Autoren Erwin Bastian.....................................................Zoopädagoge...................................................................................................Zoo Hannover Annette Gerth................................................................... Zoopädagogin....................................................................................................Zoo Rostock Joachim Haßfurther...................................................... Zoopädagoge...................................................................................................Zoo Hannover Martin Farjah.................................................................... Public Relations...................................................................... PROFIL MARKETING OHG Hanno Fürnwein.............................................................. Leiter Besucherservice...............................................................Tiergarten Schönbrunn Dr. Ralf Kohl...................................................................... Zoopädagoge............................................................................................. Zoo Saarbrücken Brunhilde Konradt......................................................... Zoopädagogin....................................................................................................Zoo Rostock Wolfgang Krause............................................................. Zoopädagoge......................................................................................................Zoo Rostock Andreas Mäder................................................................. Zoopädagoge.......................................................................... Natur- und Tierpark Goldau Monika Niehaus-Osterloh........................................... Autorin, Übersetzerin........................................................................................Düsseldorf Jan Osterloh...................................................................... Zoopädagoge.......................................................................................................Zoo Krefeld Lothar Philips................................................................... Zoopädagoge........................................................................................................Kölner Zoo Dr. Renate Rabenstein................................................. Diplom-Biologin und -Pädagogin...........Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt Martina Schürer.............................................................. Zoopädagogin............................................................................................... Zoo Wuppertal Doris Schwetz................................................................... Zoopädagogin........................................................................................Tierpark Zittau e.V. Dr. Gabriele Waldkircher............................................ Lehrerin ..................................................................... Lessing Gymnasium Lampertheim Gerd Stadie........................................................................ Zoopädagoge i.R........................................................... Tierpark Friedrichsfelde, Berlin