Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg
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Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg
Medienrummel hinter Gittern Filmfest 2010 ab S. 15 Die Happy In Da House Rockkonzert in der JVA ab S. 18 Sport intern 3. Oldenburger JVA Marathon ab S. 13 DER PREIS DER SICHERHEIT Sicherungsverwahrung - Woher kommt sie, wohin geht sie? EDITORIAL § Liebe Leserinnen und Leser, „nicht außerhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen“. Diese weisen Worte stehen auf dem buddhistischen Jahreskalender 2011 und stammen von niemand anders als von Buddha selbst. Für eine JVA haben diese Worte, gerade in der Weihnachtszeit, noch eine ganz andere Bedeutung. Viele unserer Inhaftierten werden auch dieses Weihnachtfest wieder in der JVA verbringen müssen. Sie erhalten keinen Ausgang und keinen Hafturlaub. Weihnachten lässt für viele Menschen in der Haft die wahre Dimension von Freiheitsentzug spürbar werden. Und doch gibt es Hoffnung. Für die meisten Inhaftierten ist die Freiheitsstrafe zeitlich begrenzt. Die Worte Buddhas können helfen, den Blick nach innen zu richten, kritisch auf das eigene Leben, auf die Straftaten und auf die Folgen des eigenen Tuns zu schauen. Die Selbstreflektion ist der Baustein für zukünftiges straffreies Leben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JVA Oldenburg wollen helfen, die Zeit der Inhaftierung so nutzbar wie möglich zu gestalten. Es bringt nämlich nichts, die Freiheitsstrafe nur abzusitzen. Herausforderungen sind gefragt, um morgen wieder der Nachbar sein zu können. Es geht um Veränderungen, Mut und Entschlossenheit, dem Leben eine Wende zu geben. Durch die Teilnahme am strukturierten Leben in der JVA Oldenburg erlernt man Selbstdisziplin. Jeden Tag arbeiten zu gehen, an Behandlungsmaßnahmen teilzunehmen oder Sport zu betreiben, gibt Struktur im Leben. Ich freue mich darüber, dass so viele Inhaftierte unsere Angebote annehmen und aktiv an der Vollzugsgestaltung teilnehmen. Natürlich können und wollen wir nicht alle Wünsche erfüllen. Uns ist aber wichtig, dass die Zeit der Inhaftierung so optimal wie möglich genutzt wird. Untersuchungsgefangenen wollen wir eine menschenwürdige Unterbringung und Gestaltungsmöglichkeiten während der Haft garantieren. Strafgefangene, die noch lange bei uns bleiben müssen, sollen an sich arbeiten und neue Ziele entwickeln können. Die Inhaftierten in der Abteilung Gerichtsstraße sollen viele Möglichkeiten haben, sich auf den offenen Vollzug und auf ihre Entlassung vorzubereiten. Die Damen und Herren des offenen Vollzuges können die Zeit nutzen, um zu beweisen, dass sie zu recht in der freizügigsten Vollzugsform untergebracht sind. Ich wünsche allen Inhaftierten im Namen der Anstaltsleitung und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JVA Oldenburg viel Energie und Kraft, mit dem Vollzugsalltag fertig zu werden und den Mut, neue Wege zu gehen. Ein straffreies Leben sollte stets Ihr Ziel sein. Ihnen und Ihren Angehörigen ein besinnliches Weihnachtsfest und ein hoffnungsvolles neues Jahr 2011. Gerd Koop Anstaltsleiter www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 1 § INHALT JVA INTERN IdG Informiert ..............................................................................................................................................................................5 Ausweitung des Sortiments an zulassungsfähigen Gegenständen................................................................................................8 C-Trainer-Breitenfußball-Lehrgang im „Knast“ ..........................................................................................................................9 Sport– und Sommerfest 2010 .....................................................................................................................................................10 Beamte vs. Gefangene................................................................................................................................................................11 Oldenburger Fußballleistungsgruppe geht auf Torejagd ............................................................................................................11 Niedersächsische Fußballmeisterschaft in der JVA Oldenburg .................................................................................................12 Soweit die Füße tragen. 3. Oldenburger JVA Marathon ............................................................................................................13 Filmfest 2010 .............................................................................................................................................................................15 Die Happy in da house ...............................................................................................................................................................18 Das Malatelier in der JVA Oldenburg nach der Methode von Arno Stern.................................................................................20 Kunst im Knast...........................................................................................................................................................................22 RECHT & SOZIALES Recht ist nicht dasselbe wie Gerechtigkeit .................................................................................................................................28 Die Datensammler und die Selbstauskunft.................................................................................................................................30 Predigt und Auslegung nach der Lesung....................................................................................................................................32 Woran erkennt man einen Psychopathen?..................................................................................................................................34 Wie trifft mein Gehirn die richtigen Entscheidungen?...............................................................................................................42 Vorzeitige Entlassung … aus Anlas des Weihnachtsfestes ........................................................................................................43 Fehler bei der Erstellung von Prognosegutachten ......................................................................................................................44 Die Gefahr wird extrem überschätzt...........................................................................................................................................46 Arbeitsentgelte 2010 für Straf– und Untersuchungsgefangene ..................................................................................................47 Sicherungsverwahrung „Der Knast nach dem Knast“ .........................................................................................................48 Einführung des neuen elektronischen Personalausweises ..........................................................................................................53 Prognoseentscheidungen erfordern bestmögliche Aufklärung ...................................................................................................55 Fortschreibung des Vollzugsplans muss… ...............................................................................................................................56 Lockerrungen und 2/3 Aussetzung auch für Ausländer...... .......................................................................................................57 KULTUR & UNTERHALTUNG Lachen ist die beste Medizin ......................................................................................................................................................59 Neues in der Bücherei ................................................................................................................................................................66 Sudoku .......................................................................................................................................................................................70 Rätsel..........................................................................................................................................................................................71 RUBRIKEN Editorial........................................................................................................................................................................................1 Inhalt ............................................................................................................................................................................................2 Gruppenangebote .........................................................................................................................................................................4 WM Tippspiel 2010 ...................................................................................................................................................................26 Kalender 2011...........................................................................................................................................................................35 Kontaktanzeigen.........................................................................................................................................................................59 Pressespiegel ..............................................................................................................................................................................62 Wissen ist Macht... .....................................................................................................................................................................64 Rezept.........................................................................................................................................................................................61 Impressum .................................................................................................................................................................................72 2 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de INHALT § WIR DANKEN Frau Sandra Nietfeld die kaum Mühe gescheut hat uns bei der redaktionellen Arbeit auf Schritt und Tritt zu begleiten und ständig beratend zur Seite zu stehen. ab Seite 18 Die Happy in da House. EINEN GANZ BESONDEREN DANK WIDMEN WIR Herrn Hans Ulrich Bier und Herrn Hans Joachim Schlüter die trotz widriger Umstände nie den Mut und Hoffnung verloren haben und stets mit an unserer Seite durchs Dickicht des vollzugsredaktionellen Dschungels gegangen sind. ab Seite 15 Filmfest 2010. ab Seite 48 Sicherungsverwahrung „Der Knast nach dem Knast“ HELFEN SIE UNS BEI UNSERER ARBEIT MIT EINER SPENDE! JVA OLDENBURG WG. TROTZDEM KONTO NUMMER 106 024 813 ab Seite 13 3.Oldenburger JVA Marathon. NORDLB HANNOVER BLZ 250 500 00 www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 3 § 4 GRUPPENANGEBOT Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de JVA INTERN § INTERESSENVERTRETUNG DER GEFANGENEN (IDG) IdG INFORMIERT: Ein neues Team der Vertreter für Gefangeneninteressen informiert über die Arbeit der IdG V eränderungen bewirken oftmals etwas Positives, hin und wieder reicht es manchmal schon wenn eine Namensänderung zu vermelden ist. Die GIV hat sich über viele Jahren für die Belange der Inhaftierten eingesetzt. Nun versuchen wir, das „Neue Team“ unter der neuen Bezeichnung, wie dies oben angeführt, die ehrenamtliche Tätigkeit mit Leben zu erfüllen. Dabei haben sich weder die Satzungen noch die Richtlinien, sowie das Wahlrecht für die ausgewählten Vertreter für diese ehrenamtliche Tätigkeit geändert. Wir möchten in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass erst auf Grundlage politischer Entscheidungen und damit verbundener Gesetzgebung aus dem Jahre 1977, wie unsere Recherchen ergeben haben, es den Inhaftierten möglich gemacht wurde ‚ intensiver über ihre Gewählten Vertreter, Wünsche und Anliegen der Anstaltsleitung vorzutragen um Veränderungen im Vollzug zu erreichen. Im beiderseitigem Interesse, hierbei ist aber im besonderen die Vollzugsbehörde bemüht und auch bereit konstruktive Veränderungen im Vollzug auf Grundlage der entsprechenden Sicherheitsbestimmungen zuzulassen, damit die Haftzeit soweit wie möglich für den Inhaftierten auch unter dem Aspekt der Resozialisierung erleichtert wird. Veränderungen im Vollzug sind zweifellos sehr schwer durchzusetzen in einem System, das auf Grundlage gesetzlicher Bestimmungen und dem Verwaltungsrecht, wenig Spielraum besitzt, Wünsche und Anliegen von Inhaftierten zu genehmigen. Besonders für Menschen mit Migrations-Hintergrund, sowie ausgegrenzte der Gesellschaft mit krimineller Neigung, ist es besonders schwierig, Erleichterungen im Vollzug gegenüber die sich makellos fühlende christliche Gesellschaft, außerhalb dieser Mauern zu vertreten. Nach dem Grundsatz: „DIE WURDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR“, scheint dieser Grundsatz manchmal mehr als einen symbolischen Charakter zu haben, trotzdem werden wir von der, „Interessenvertretung der Gefangenen“, täglich aufs neue sich den Problemen der Inhaftierten im Vollzug stellen. Da kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neues Problem an die Interessenvertretung herangetragen wird, ist die Arbeit der IdG nicht langweilig, allerdings fühlen wir uns auch manchmal zwischen Baum und Borke. Alle Vorschläge werden aufgenommen und geprüft inwieweit die Möglichkeit besteht diese bei den Entscheidungsträgern der Vollzugsanstalt durchzusetzen. Bei der Durchsetzung von Vorschlä- gen ist aufgrund der Verwaltungsvorschriften sehr viel Geduld erforderlich und manchmal ist es ein Anlaufen gegen Windmühlen. Aber dennoch lassen wir uns zunächst nicht entmutigen und stellen uns der Aufgabe und hoffen, mit überzeugenden Argumenten, die Entscheidungsträger der Vollzuganstalt zu bewegen, Erleichterungen im Vollzug zu genehmigen. Also durchaus eine sinnvolle Tätigkeit die Spaß macht und jeder Inhaftierte sollte sich beteiligen. Ärgerlich wird es nur dann wenn einige Inhaftierte glauben es besser zu wissen und durch Zuwiderhandlungen das Erreichte dann durch die Anstaltsleitung wieder in Frage gestellt und in den meisten fällen als Kollektivstrafe ausgesprochen wird. Die neue IdG ist auf alle Fälle jungfräulich unterwegs nach dem Motto so wie es im Volksmund heißt, „Neue Besen kehren gut“ Es grüßt euch das neue Team der Interessenvertretung der Gefangenen. INTERESSENVERTRETUNG DER GEFANGENEN - JVA OLDENBURG CLOPPENBURGER STR. 400 26133 OLDENBURG HERR SÄNGER. HERR KOLKWITZ HERR KRACKE IdG - Sprechstunden Interessenvertretung der Gefangenen in der JVA Oldenburg Haus A Haus B Stand: 02.11.2010 Haus C Haus D Station 1 Herr Sänger Herr Sänger Herr Sänger Keine Sprechstunde Station 2 Herr Sänger Herr Sänger Herr Sänger Keine Sprechstunde Station 3 Herr Kracke Herr Kracke Herr Kracke Herr Kracke Station 4 Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Persönliche Gespräche mit dem jeweiligen Vertreter der Interessenvertretung der Gefangenen (IdG) können nach wie vor per Antrag (VG 51) beantragt werden; diese sind nicht Stationsabhängig. Turnusmäßige Besuche finden zeitgemäß statt. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 5 § JVA INTERN Der Sichteinkauf in der JVA Oldenburg IdG INFORMIERT: Mit der Einführung des Tüteneinkaufes ist unter den Inhaftierten viel Unmut und Frust gesät worden. Zwar ist diese Form des Einkaufens bequemer und geht schneller von statten, doch die Lebensmittelqualität und Kundenbetreuung hat deutlich abgenommen. kaum Zeit die Lebensmittel von der Fa. Knefelkamp zu sichten, preislich sowie qualitätsmäßig. Hauptsache der Angestellte der Fa. Knefelkamp bekommt die Einkaufsliste schnell unterschrieben, er muss weiter gehen, auf die nächste Station, denn die Zeit drängt. Man muss kein Hellseher sein, um sich vorzustellen, wie sich der Inhaftierte fühlt, wenn er seine teuer bezahlten Lebensmittel beim Öffnen des Kartons vorfindet. Schnell muss er sein, wenn er noch die Chance nutzen will gegebenenfalls nicht erhaltenes und beschädigtes zu reklamieren. Hat der Inhaftierte erst seine Bananenkiste auf dem Haftraum, ist Es ist sehr schwer seine Reklamation klarzumachen Ein altertümlicher „Tante Emma Laden“ aus den 50-er Jahren. W as waren das noch für Zeiten, wer von den Inhaftierten erinnert sich gerne daran zurück. Wie stieg die Spannung in den jeweiligen Wochen, in denen der Sichteinkauf stattfand. Hat nicht jeder den Freitag herbeigesehnt, um für sich seine Genussmittel zu erwerben. Dieses Highlight wollte sich niemand der Inhaftierten, auch hin und wieder einige Bediensteten, ich erwähne hier nur die schönen Nussecken, entgehen lassen. Das Schlendern durch die Regale, wenn es auch manchmal etwas eng in Dem Inhaftierten bleibt in der Eile kaum noch Zeit die Lebensmittel zu sichten dem kleinen Raum war, leiß sich niemand entgehen. Konnten sich doch die Augen nicht satt genug sehen, an den vielen schmackhaften Lebensmitteln, die von der Fa. Knefelkamp in den vorhandenen Regalen zum Kauf angeboten wurden. Vor allem das leckere Frischgemüse, saisonbedingte Früchte, das Kühlregal mit diversen Wurst-, Schinken-, Milchgetränken und Fischsorten, verlockte zum Kaufen. Schon der Gedanke, 6 Tr§tzdem 11/2010 im nachhinein an diese Möglichkeit des Einkaufs, weckt doch nach der verstrichenen Zeit immer noch Erinnerungen. Weiterhin befand sich in dem kleinen Laden die prall gefüllte TK- Kost Truhe mit allem was dem Gaumen gut tat. Das darüber liegende Brot und Kuchenregal, die dann folgenden Süßigkeiten, Getränke, Zeitungen und Rauchwaren. Angebote, waren zum Greifen nahe. Die Liste der Artikel könnte man durchaus weiterführen, wie zum Beispiel Briefmarken und Schreibutensilien. Die Fa. Knefelkamp war um das Wohl der Inhaftierten bemüht und ohne zu übertreiben sehr engagiert. Jeder Wunsch und war er noch so klein, wurde als zusätzliche Bestellung aufgenommen und beim nächst möglichen Termin, des Einkaufs bereitgestellt. es sehr schwer, dem Angestellten der Fa, Knefelkamp, seine Reklamation klarzumachen. Spätere Erkenntnisse werden oftmals lautstark auf den Stationen ausgetragen, auch mit Beteiligung des Bediensteten, die nun beileibe nichts dafür können. Dieser zusätzliche Stress, auf den jeweiligen Stationen, über die Fa. Knefelkamp, ist lästig, sehr unangenehm und könnte bei effizientem Umgang mit dem Inhaftierten vermieden werden. Da bleibt mir eine Erkenntnis und Frage: „Wann gibt es mal wieder den Sichteinkauf? Text: GK U nd Heute: Werden die wertvollen Lebensmittel und Getränke in Bananenkisten transportiert, wo der Qualitätsverlust, allein durch das hin und her Schaukeln in den Bananenkisten vorprogrammiert ist. In hastiger Eile werden diese Kartons auf die jeweiligen Stationen befördert, fast schon lieblos verteilt, man könnte auch sagen sehr anonym. Dem Inhaftierten bleibt in der Eile www.jva-oldenburg.de JVA INTERN § „Vision oder Wirklichkeit?“ IdG INFORMIERT: Die Interessenvertretung der Gefangene setzt sich für einen Kühlschrank in den einzel- nen Hafträumen ein. ber die Jahre hat sich nicht nur der Vollzug verändert, sondern auch das Umweltbewusstsein. Die Unterbringung in den einzelnen Haftanstalten hat in den vergangenen Jahren eine Renaissance erlebt, wofür auch die Inhaftierten gekämpft haben. Sowohl in der Einzelhaftraumbelegung, Ausstattung mit besseren Mobiliar sowie in der technischen Ausrüstung mit medialen Geräten wurden für den Inhaftierten unter den entsprechenden Sicherheitsbestimmungen die Unterbringung in der Haft verbessert. Die JVA Oldenburg legt zudem sehr viel Wert auf Sauberkeit der gesamten Anlage und ist in der technischen Ausrüstung, im Verwaltungsbereich, immer bemüht auf den neuesten Stand zu sein. Dem ganzen könnte man noch die Krone aufsetzen, indem die Hafträume, nicht nur mit einer Gardine verschönert, sondern mit einem geringen Kostenaufwand die Unterbringungsqualität auf den neuesten Stand erweitert. Ü Sicherlich stehen diesem Vorhaben einige Bedenken entgegen; Dabei stehen an erster Stelle die Investitionen im Vordergrund und der Sicherheitsaspekt. Und dennoch wäre ein Kühlschrank im Haftraum der richtige Schritt in die richtige Richtung. Legen wir mal alle Bedenken beiseite und sehen bei tieferer Betrachtung diese Investition als umweltbewusstes Handeln an. Wasser ein Naturprodukt, was bekanntlich in den Ressourcen immer knapper wird, wenn man den Wissenschaftler glauben schenken darf. Hoffen wir, dass uns das erspart bleibt, Netze aufzuspannen um Nebel für trinkbares Wasser aufzufangen, wie das in manchen Regionen der Welt schon www.jva-oldenburg.de heute praktiziert wird. Noch drehen wir den Wasserhahn einfach auf und vergeuden das wertvolle Nass, was zusätzlich über die Kläranlage mühsam gereinigt wird. Lohnt es sich nicht, unter diesen Gesichtspunkten mal einige Minuten in sich zu gehen? Um zu einer positiven Entscheidung zu kommen möchten wir einige Punkte zum Nachdenken anführen warum wir der Meinung sind das diese Investition Zukunftsorientiert ist. Inhaftierte müssen ihre Getränke im Sommer im Waschbecken kühlen. Bereits erreicht haben wir mit Herrn Moorhusen, dass die morgendliche und abendliche Teeausgabe in flüssiger Form entfällt, dafür werden alternativ Teebeutel wöchentlich auf die Station geliefert. Ersparnis: Wasser, Spülmittel, Arbeitskraft und Zeit. Ausgabe des Frühstücks bereits mit dem Abendbrot. Weniger Aufwand in dem Arbeitsablauf der Küche, der Bediensteten auf den Stationen, Entlastung der Hausarbeiter, auch hier wieder Einsparung vorgenannter Punkte. Der morgendliche Stress mit den Essenwagen würde entfallen. Auch hier Energieeinsparung beim Fahrstuhl, zwecks Transports auf die jeweiligen Stationen und wieder Einsparung von Wasser Spülmitteln und Zeit. Weniger Diebstahl. aus den Kühl und Gefrierfächern, auf den Stationen. Erleichterter Überblick der gelagerten Speisen und Getränken, bei der Haft- raumdurchsuchung. Entfernung der nicht praktischen Kühl und Gefriertruhen auf den Stationen. Energieaufwendige und nicht effiziente Nutzung der einzelnen Fächer. Die Handhabung der Hygiene fällt dadurch vielen Inhaftierten leichter. Dem Inhaftierten würde dadurch dir Möglichkeit gegeben, auch während der Nacht- einschlusszeiten, sich mit gekühlten Speisen und Getränken zu versorgen. Ist dies nicht auch ein Beitrag zur Resozialisierung? So ein kleiner Kühlschrank verbraucht nicht mehr Energie als ein TV Gerät pro Jahr. Diese Kosten würde der Inhaftierte, bei einer positiven Entscheidung sicherlich gerne übernehmen. Die Kosten belaufen sich für so ein Kühlgerät, aufgrund von Recherchen, auf ca. 90 EURO. Sie sehen bei genauer Betrachtung unserer Überlegungen kann man dieser Idee durchaus Positiv gegenüberstehen. Mit freundlichen Grüßen Interessenvertretung der Gefangenen. Tr§tzdem 11/2010 7 § JVA INTERN Ausweitung des Sortiments an zulassungsfähigen Gegenstände Nach langem hin und her genehmigt die Sicherheitsleitung der JVA Oldenburg den Besitz von Musikboxen. mehr als 3 Metern. Ein Beitrag von Manfred Viebahn E ndlich nach langem Warten hat die JVA Oldenburg auf die häufige Kritik reagiert und eine Anpassung der zulassungsfähigen Gegenstände vorgenommen. Hier nun ein kleiner Überblick über die neuen beziehbaren Gegenstände: Bei den Elektrogeräten können jetzt folgende Gegenstände bezogen werden: Stereoanlage/ Radiorecorder Kompaktanlage oder Bausteine (wobei jeder Baustein als Einzelgerät gezählt wird) Lautsprecherboxen 2 Stück, mit einem maximalen Volumen von 15 Litern und Kabellänge von nicht ! Hinweis ein tragbarer Walkman oder CD Spieler (nur mit internem Akku) Tischventilator Durchmesser) (maximal 30 cm Lichterkette mit maximal 15 Lichtern (nur zur Weihnachtszeit) Bei den Hygieneartikel kommt noch zusätzlich die Möglichkeit des Bezuges von: Pinzette mit einer Maximallänge von nicht mehr als 10 cm. Nassrasierer (Nur Gillette Mach 3 oder Quattro, Halter ohne Batterie und maximal 2 Packungen a 12 Klingen) Für weitere Sachen die Ihr eventuell sonst noch benötigt, schreibt bitte einen Hinsichtlich der zulassungsfähigen Elektrogeräte sind maximal sechs Geräte pro Haftraum zugelassen. Darüber hinaus kann jedem Gefangenen 1 Rasierer und 1 Haarschneidemaschine oder Bartschneidemaschine gestattet werden. Bei Einzelbausteinen zählt jedes Gerät einzeln. Die Bereiche Aufnahmestation, Transportstation sind davon ausgenommen und unterliegen gesonderter Regelungen. Ein detailliertes Verzeichnis über alle zugelassenen Gegenstände hängt i.d.R. auf den Stationen aus. Bei Nichtvorhanden wenden euch an den Stationsdienst mit der Bitte um Auskunft. Antrag an die GIV, die wird dann versuchen diese Wünsche bei der Leitung der JVA Oldenburg durchzusetzen. Eine Übersicht über die zulassungsfähige Elektrogeräte in der JVA Oldenburg (stand Sep.2010) Anzahl Geräteart 1 TV-Gerät (Rohre) 1 TV-Gerät (Flachbildschirm) 1 Stereoanlage/Radiorecorder 1 Walkman oder tragbarer CD-Player 2 Lautsprecherboxen kein Eigenbau 1 Kopfhörer 1 Schreibmaschine 1 1 1 1 1 1 1 1 1 20 Kaffeemaschine Wasserkocher Fön Wecker oder Radiowecker Elektrorasierer elektrischer Haarschneider oder Bartschneider elektrischer Zahnbürste oder Munddusche Telespiel mit Zubehör Schachcomputer Kassetten und/oder CD‘s sowie DVD‘s 3 Fernbedienung 1 Reinigungsset für Kassettentape 1 Kassetten- oder CD/DVD Box 1 1 Tischventilator Taschenrechner oder Sprachcomputer 1 Lichterkette 1 Armbanduhr Hineise/ Erläuterungen 42 cm Bildschirmdiagonale davon sichtbar 37 cm maximal 2000 cm² Frontfläche Kompaktanlage oder Bausteine wobei jeder Baustein als Einzelgerät gezählt wird nur mit internen Akku genehmigungsfähig max. Gesamtvolumen 15 L. und maximaler Kabellange von 3 Metern nur kabelgebunden ohne Diskettenlaufwerk ohne oder nur mit temporärem Speicher nur mit Glaskanne nur mit Abschaltautomatik Lockenstab nur in Frauenvollzug erlaubt nur netzstrombetrieben keine kombinierten Gerate oder Stationen zulässig nur netzstrombetrieben (Playstation 1 und Gamecube) nur netzstrombetrieben sämtliche Ton- und Datenträger zusammen nur für TV, Musikanlage und DVD-Player keine sonstigen Geräte kein Spray und ohne Alkohol nur Aufbewahrungsbox aus Stoff mit Reißverschluss zulässig maximaler Korbdurchmesser 30 cm nur Solarbetrieben max. 15 Lichter und Gesamtlänge von 1,50 m nur zur Weihnachtszeit zulässig ohne Speicherfunktion B B B K V B B B B B B B B B B B V B B V V V V V V V B B: durch Besuch beziehbar K: nur vom Kaufmann zu beziehen V: nur über Versandhandel zu beziehen 8 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de JVA INTERN § C-Trainer-Breitenfußball-Lehrgang im „Knast“ SPORT: Erfolgreicher Abschluss des erstmalig veranstalten Fußballtrainerlehrgangs. I m Rahmen des Kooperationsprojekts „Sport integriert Niedersachsen“ des Landessportbundes Niedersachsen und des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Sport und Integration in Kooperation mit der Deutschen Sportjugend (dsj) und dem Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover fand erstmals in einer JVA ein CTrainer-Breitenfußball-Lehrgang statt. Unter dem Motto „Sport integriert Niedersachsen“ begannen in der JVA Oldenburg im März 14 Inhaftierte mit Migrationshintergrund die 120 Lerneinheiten lange Ausbildung, die sich über konditionelle Fähigkeiten, technische Fertigkeiten, sondern auch taktisches Grundverständnis gefragt waren. Alle Lerninhalte wurden theoretisch aufgearbeitet. Vorträge, Gruppenarbeit und Präsentationen rundeten den Lehrgang ab. Sieben verschiedene Referenten trugen ihr Expertenwissen zu Themenbereichen „Sport und Recht“, „Fußball und Schule“, „der Schiedsrichter im Fußball“ oder auch „Torwarttraining“ vor. Insgesamt haben 21 Teilnehmer die Prüfung erfolgreich bestanden. sechs Wochenenden erstreckte. 12 schafften am Ende die praktische und schriftliche Prüfung. Zusammen mit 3 Inhaftierten ohne Migrationshintergrund, 3 Bediensteten und 3 Gasttrainern aus dem Raum Oldenburg haben insgesamt 21 Teilnehmer die Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Schon im Vorfeld des Lehrgangs wurden die Inhaftierten strengen Zulassungskriterien unterworfen. Delikt, Haftdauer, soziale Kompetenzen, fußballerische Fähigkeiten, aber auch das Verhalten während des Lehrgangs wurden thematisiert. Es wurden viele Themen und Aufgabenbereiche bearbeitet, so dass nicht nur www.jva-oldenburg.de Am Ende des Lehrgangs war eine schriftliche Klausur und eine praktische Lehrprobe mit Ausarbeitung zu einem Fußballthema zu absolvieren. So mancher musste dabei feststellen, dass es nicht so einfach ist, vor einer Gruppe zu stehen und die vielen Faktoren einer spannenden und effektiven Trainingsein- heit im Blick zu behalten. Nun sind alle Teilnehmer in der Lage, nach ihrer Inhaftierung Verantwortung für sich und eine Mannschaft zu übernehmen, als Vorbild zu fungieren und ein sinnvolles und effektives Training zu gestalten. Die Meinung der Lehrgangsteilnehmer fiel somit auch sehr positiv aus. Alle waren der Auffassung, dass dieser Lehrgang ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Reintegration in die Gesellschaft war. Text: Wilfried Dannebaum ZITAT Sport hat die Macht die Welt zu verändern. Nelson Mandela Tr§tzdem 11/2010 9 § JVA INTERN Insgesamt sechs Fußballmannschaften gingen beim diesjährigen Sport– und Sommerfest an den Start. Sport- und Sommerfest 2010 SPORT: Das diesjährige Sport– und Sommerfest zeichnete sich durch viele sportliche Aktivitäten und zahl- reiche Teilnehmer aus. A m 14.08.2010 war es mal wieder soweit. Die JVA lud zum jährlichen Sport- und Sommerfest. Pünktlich zu Beginn zeigte sich, nach starkem Regen in der Nacht, die Sonne über dem Sportbereich. Es wurde wieder einmal ein tolles Programm, von der Sportbeamten Dannebaum und Mayer, auf die Beine gestellt. Es fand ei Fußballturnier statt, das mit sechs Mannschaften sehr gut angenommen wurde. Sehr schönen Fußballspielen konnte man an diesem Tag ansehen. Besonders zu erwähnen ist hier die Ü-40 Mannschaft, die den „Jungen Spielern“ ein ums andere Mal zeigte, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Des Weiteren konnten sich alle Besucher an eine SchussGeschwindigkeit Wettbewerb versuchen, bei dem die drei besten mit einem Preis geehrt wurden. Frau Barkemeyer und Frau Nietfeld hatten die Aufgabe übernommen den Basketballwurf Wettbewerb zu leiten. Man hatte insgesamt sechs Versuche den Ball in den Korb zu bekommen. Auch hier wurden die drei besten 1,2,3 mit einem Preis geehrt. Zum Mittagessen hatte die Küche Salate und Obst bereitgestellt, und es wurde mit 10 Tr§tzdem 11/2010 Hilfe der Bau- und Hofkolonne Fleisch und Wurst gegrillt. Es gab für alle ein tolles Essen. Herr Armbrecht hat den Eisverkauf übernommen und wir konnten zwischen vier Sorten Eis wählen. Am Nachmittag spielte dann die Band der JVA, und ich muss sagen, dass ich angenehm überrascht war. Die Jungs haben das Fest echt gerockt. Danach trat eine Hip-Hop Gruppe aus Oldenburg auf, die nicht an den Erfolg der JVA Band anknüpfen konnte. Ich möchte hier noch erwähnen, dass sehr viele Ehrenamtliche Lehrer und Beamte als Besucher dort waren, die alle samt meinen positiven Eindruck vom Sport- und Sommerfest teilten. Besonders gefreut hat es mich, dass auch Schiko, unser alter jetzt im Ruhestand befindlicher Sportbeamter zu Besuch da war. In seiner lockeren Art hat er, wie immer, für gute Stimmung gesorgt und ich hoffe sehr, dass er uns auch weiterhin mit gelegentlichen Besuchen erfreuen wird. Mein besonderer Dank geht hier an alle die an der Planung und Ausführung des Sport- und Sommerfestes beteiligt waren und hinter den Kulissen für einen schönen Tag gesorgt haben. Text: Manfred Viebahn www.jva-oldenburg.de JVA INTERN Beamte vs. Gefangene SPORT:Freundschaftsspiel der Beamten gegen die Gefangenen. D er 26. August 2010 kennzeichnete eine Begegnung der besonderen Art. Das alljährliche Freundschaftsspiel der Gefangen gegen die Beamtenmannschaft stand auf dem Programm. Beide Teams versammelten sich an diesem regnerischen Tag auf dem Fußballplatz der JVA Oldenburg um sich in einem respektvollen, sportlichen Wettkampf gegenüberzutreten. Für die Gefangenen ist dise jährliche Veranstaltung ein besonderes Highlight. Einmal im Jahr haben sie die Möglichkeit mit den Beamten auf gleicher Au- genhöhe zu stehen und ihnen zu zeigen was in ihnen steckt. Bereits im Vorfeld gab es bei der Gefangenenmannschaft Zweifel ob sie einen Sieg davontragen werden. „In der ersten Halbzeit werden wir sicherlich vorne liegen, doch was passiert in der Zweiten, dass bleibt abzuwarten“, war das Credo der Inhaftierten. Größte Sorge bereitete den Gefangenen ihre mangelnde Kondition. „Wir sind technisch zwar besser, doch was die Ausdauer angeht sind wir den Beamten unterlegen“, sagte einer der Inhaftierten vor dem Spiel. Doch wie sich im Verlauf des Nachmittags zeigen sollte, war selbst die mangelnde Ausdauer für die Gefangenenmannschaft nicht wirklich ein Problem. Bereits nach dem Anstoß griffen die Inhaftierten in einer geschlossenen Front ihre Gegner an und konnten schon nach kurzer Spielzeit ein Tor für sich entscheiden. Doch die Beamten ließen sich in dieser Phase des Spiels nicht so leicht überrumpeln und glichen nach einem aggressiven Vorrücken zum 1:1 aus. Wieder in Ballbesitz konnten die Inhaftierten mit trickreicher Finesse die Defensive des Gegners umgehen und einen weiteren Ball im gegnerischen Tor www.jva-oldenburg.de versenken, was ihnen, wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum, die Führung in dieser ersten Habzeit einbrachte. Allerdings haben sich die Gefangenen zum Ende der ersten Halbzeit etwas zu viel ausgeruht. Die Beamten nutzten diese Unachtsamkeit zu ihrem Vorteil um den Spielstand zu einem 2:2 auszugleichen. Doch die Inhaftierten haben aus diesem Fehler schnell gelernt. Während der gesamten zweiten Halbzeit ließen sie ihre Gegner nicht zur Ruhe kommen und forderten den Beamten ihr gesamtes Können ab. Oben: Die Gefangenen- und die Beamtenmannschaft kurz vor Spielbeginn. Unten: Der Sportübungsleiter Herr Dannebaum erteilt den Inhaftierten letzte Anweisungen vor dem Spiel In geschlossener Formation und mit souveränen Passspiel gaben sie ihren Gegnern keine Chance die Spielführung an sich zu reisen. Als ein aufeinander abgestimmtes Team griffen sie die Gegner pausenlos an und erzielten ein Tor nach dem andere. Obwohl die Beamten immer wieder zum Angriff ansetzten, und dem gegnerischen Tor auch des Öfteren ziemlich nahe kamen, konnten sie währen der zweiten Halbzeit nur zwei weitere Tore erzielen und mussten sich mit einem Spielergebnis von 4:7 geschlagen geben. Text: AS § Oldenburger JVA Fußballleistungsgruppe geht auf Torejagd D urch das unermüdliche Engagement des Leiters des Sportpädagogischen Dienstes der JVA Oldenburg Herrn Dannebaum ist es mittlerweile zu einer Tradition geworden, dass die Fußballspieler der JVA Leistungsgruppe, mehrmals im Jahr, eine Gastmannschaft für ein gemeinsames Freundschaftsspiel hinter Gittern begrüßen dürfen. So war es auch an diesem Samstag den 30.10.2010. Als Gegner der Fußballleistungsgruppe der JVA Oldenburg hatte sich eine Mannschaft aus Haarentor mit der eindrucksvollen Namen „Roter Stern“ angekündigt. Das hervorstechende Merkmal dieser beiden Mannschaften war die generationsübergreifenden Zusammenstellung der Spieler. Nahezu alle Altergruppen waren vertreten. Wobei bei der Gefangenenmannschaft erschwerend hinzukam, dass sie sich aus mindestens fünf Verschiedenen Nationalitäten zusammensetzte. Doch trotz zahlreicher Differenzen war es erstaunlich wie geschlossen und kameradschaftlich die Spieler an diesem Nachmittag agierten. Nach kurzer Aufwärmphase gefolgt von einem Briefing standen sich beide Mannschaften auf dem Spielfeld gegenüber. Bereits nach der Eröffnung des Spiels landete ein Ball in den Toren der Gastmannschaft. Ein weiterer Angriff folgte unmittelbar darauf und veränderte den Spielstand zu einem 2:0. Insgesamt gelang es der Gefangenenmannschaft in der ersten Halbzeit drei, zum Teil spektakuläre, Tore zu erzielen. Die Gastmannschaft hatte von Anfang an ihre Schwierigkeiten die Defensive der Oldenburger zu bezwingen und schaffte es einfach nicht, das Runde in das Eckige zu bringen. Stand es am Ende der ersten Halbzeit noch 3:0 so änderte sich dass in der zweiten Halbzeit schlagartig. Scheinbar mühelos gelang es den Oldenburgern die gegnerischen Defensive zu umgehen und ein Tor nach dem anderer zu erzielen. Die Spieler aus Haarentor hatten sich zwar kräftig ins Zeug gelegt, doch konnten sie zu keinem Zeitpunkt den Oldenburgern wirklich gefährlich werden. Und so mussten sie sich mit einem Endstand von 6:0 geschlagen vom Spielfeld zurückziehen. Text: AS Tr§tzdem 11/2010 11 § JVA INTERN Niedersächsische Fußballmeisterschaft in der JVA Oldenburg SPORT: Sieben JVA Fußballmannschaften aus ganz Niedersachsen trafen sich in der JVA Oldenburg um sich in einem sportlichen Wettkamp zu messen und den diesjährigen Landesmeister zu bestimmen. A JVA Wolfenbüttel die ein Unentschieden und zwei Niederlagen zu Stande brachte. Der dritte Platz wurde durch ein Elfmeterschießen zwischen der JVA Meppen und der JVA Lingen (Groß Hesepe) ermittelt. In einem an Spannung kaum zu schlagenden Krimi ging die JVA Meppen als Sieger hervor. Das Endspiel zwischen unseren Jungs und den Jungs der JVA Sehnde versprach ein sehr spannendes Spiel zu werden. Beide hatten die Vorrunde in ihrer Gruppe dominiert und so kam es zu einem sehr hochklassigen Spiel, das sehr ausgeglichen war. Durch einen wunderschönen vorgetragenem Spielzug ging die JVA Sehnde mit 1:0 in Führung. Unsere Jungs hatten sich einige sehr schöne Chancen herausgespielt, konnten diese aber leider nicht nutzen und so blieb für unsere Jungs nach 45 Minuten leider nur der zweite Platz. Der Sieger die JVA Sehnde feierte ihren Sieg und alle Zuschauer wie Spieler hatten einen schönen Tag hinter sich. Abschließend möchte ich mich bei allen Beamten, den Jungs der Küche, die wieder einmal toll für uns gesorgt haben und der Jungs der Bauund Hof Kolonnen, die wie immer alles Oben Mitte: JVA Sehnde 1. Platz super m Samstag dem 04.09.2010 war es wieder einmal soweit. Auf der Sportanlage der JVA Oldenburg fand die Fußballmeisterschaft der JVA’en in Niedersachsen statt. Bei sehr schönem Wetter hatten die Sportbeamten Herr Dannebaum und Herr Meyer ein super organisiertes Fest auf die Beine gestellt. Es waren insgesamt sieben Mannschaften nach Oldenburg gekommen um ihr fußballerisches Können unter Beweis zu stellen. In der Gruppe A spielten die JVA Lingen (Groß Hesepe), die JVA Sehnde und die JVA Celle I und II. Aus dieser Gruppe ging als klarer erster mit zwei Siegen die JJVA Sehnde hervor, die spielerisch eine erstklassige Leistung zeigte. Zweiter wurde die JVA Lingen (Groß Hesepe), die mit einem Sieg 5:1 gegen die JVA Celle und einer Niederlage 0:2 gegen die JVA Sehnde ihr Können unter Beweis stellte. In der Gruppe B spielten unsere Jungs, die JVA Wolfenbüttel, die JVA Uelzen und die JVA Meppen. In dieser Gruppe setzten sich unsere Jungs mit einem spielerisch starken Auftritt mit drei Siegen und 11:0 Toren was für die erstklassige Ab- Oben links: JVA Meppen 3. Platz Oben rechts: JVA Lingen Groß-Hesepe 4. Platz Unten links: JVA Celle 7.Platz Unten rechts: JVA Uelzen 5.Platz Unten Mitte: JVA Oldenburg 2.Platz wehr spricht gegen die anderen Teams als Gruppen erster durch. Die JVA Meppen die mit einem Sieg einem Unentschieden und einer Niederlage den zweiten Platz in dieser Gruppe belegte konnte in diesem Jahr nicht an die Erfolge der vergangenen Jahre heran reichen obwohl sie spielerisch eine sehr gute Leistung zeigten. Dritter in dieser Gruppe wurde die JVA Uelzen die einen Sieg und zwei Niederlagen hinnehmen musste. Vierter wurde die 12 Tr§tzdem 11/2010 vor- bereitet gehabt haben, im Namen aller bedanken. Eins bleibt mir noch zu sagen: wir hatten wieder viel Spaß und Schiko unser alter Sportbeamter hat durch seinen Besuch gezeigt, dass die JVA Oldenburg im sportlichen Bereich gute Arbeit leistet. Leider konnten wir weder Herrn Koop noch Herrn Zech bei diesem Fest als Besucher begrüßen, was ich persönlich sehr schade empfand. Ein Bericht von Manfred Viebahn www.jva-oldenburg.de JVA INTERN § Soweit die Füße tragen 3. Oldenburger JVA Marathon SPORT: Zum dritten Mal in Folge fand in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg ein Marathonlauf statt. Insgesamt gingen 39 Teilnehmer aus Oldenburg und Umgebung an den Start. B ei einer Außentemperatur von 15 Grad Celsius starteten insgesamt 39 hoch motivierte Läufer aus Oldenburg und Umgebung, an diesem sonnigen Samstagmorgen des 9. Oktobers, zum diesjährigen Marathonlauf. Es war das dritte Mal in Folge, dass der Sportpädagogische Dienst der JVA Oldenburg, unter der Leitung von Herrn Wilfried Dannebaum und Herrn Rex Meyer, diese Veranstaltung organisiert hatte. Bei der Vorbereitung bin ich über 2000 km gelaufen. Aus drei verschiedenen Strafanstalten waren die Läufer zusammengekommen, um bei sonnigem Wetter, an der kühlen, frischen Luft, ihre Runden zu drehen. Alleine 23 Läufern kamen aus den Reihen der JVA Oldenburg. Die JVA Meppen war mit zwei Läufern vertreten. Und mit jeweils einem Läufer waren die JVA‘en Lingen Groß-Hesepe und die Abteilung Wilhelmshaven mit am Start. Zu den Gefangenen gesellten sich zusätzlich drei Bedienstete und zehn Gastläufer aus dem Oldenburger Land. Viele von den Teilnehmern liefen das erste www.jva-oldenburg.de Mal in ihrem Leben die Marathonstrecke von 42, 195 Kilometer. Die beiden Sportübungsleiter der Justizvollzugsanstalt Oldenburg, Wilfried Dannebaum und Rex Meyer, hatten in einem sechsmonatigen Trainingsprogramm Läufer aus insgesamt 12 verschiedenen Ländern auf diese Herausforderung vorbereitet. In unzähligen Trainingsstunden und bei nahezu jedem Wetter, haben die Läufer auf dem Sportplatz der JVA Oldenburg ihre Runden gedreht. „Im Rahmen der Vorbereitung auf den Marathon, bin ich insgesamt eine Sterecke von über 2000 Kilometer gelaufen. Das ist die Distanz von hier bis nach Moskau“, sagte einer der Inhaftierten in einem Interview. Von den insgesamt 39 Teilnehmern sind 35 den Halbmarathon gelaufen, wobei der schnellste Läufer nach einer Zeit von 1:32:37 h die Zielmarke erreichte. Die komplette Marathonstrecke schaffen indes nur vier Inhaftierte, von denen der schnellste bereits nach 3:28:19 h am Ziel ankam. Der schnellste Läufer schaffte die Marathonstrecke in 3:28:19 h. Genau wie im letzten Jahr wurden die Zeiten der Läufer elektronisch erfasst und ausgewertet. Die hierfür erforderliche Technik wurde mit freundlicher Unterstützung von der Fa. Laufmanager.de bereitgestellt. Das Sponsoring des Laufevents übernahm in diesem Jahr die Niedersächsische Justizvollzugsarbeitsverwaltung (JVAV). Aber auch die Inhaftierten haben ihren Beitrag für das Gelingen dieser Veranstaltung geleistet. Die Männer von der Bau– und Hofkolonne hatten bereits im Vorfeld die Laufstrecke vorbereitet und während des gesamten Laufes für die Verpflegung der Läufer gesorgt. Text: AS Tr§tzdem 11/2010 13 § JVA INTERN Schutz vor Kontopfändung funktioniert nicht Das neue „Pfändungsschutzkonto“ scheint an einem Konstruktionsfehler zu leiden. Zehntausende SozialhilfeEmpfänger kommen nicht an ihr Geld, weil es entgegen den Plänen des Bundestags von Gläubigern gepfändet werden konnte. Wie der Internetdienst „Bild.de“ berichtete, beruht dies darauf, dass Sozialleistungen oft schon am Ende des Vormonats gezahlt werden. Das Problem trifft offenbar vor allem Hartz-IVBezieher. Der Zentrale Kreditausschuss bestätigte die Panne. Die Situation sei für die Nutzer der Konten ein unhaltbarer Zustand. Die öffentliche Hand sei dringend gefragt, diesen Fehler im Gesetz zu korrigieren. Aus dem Bundesjustizministerium hieß es am Donnerstag, man arbeite an einer „unbürokratischen Lösung“. Auf dem „P-Konto“ ist ein Mindestbetrag für den laufenden Lebensunterhalt nicht pfändbar; für Einzelpersonen ohne Unterhaltspflichten beträgt dieser monatlich 985,15 Euro. Gläubiger, denen Verbraucher Geld schulden, können nur auf darüber hinausgehende Beträge zugreifen. Quelle: FAZ 6.08.2010 Drogendealer öffentlich gehängt Teheran. Ein verurteilter Drogendealer ist im Sommer dieses Jahres, in der Stadt Ahvaz, im Südwesten des Irans öffentlich hingerichtet worden. Der Oberste Gerichtshof hatte das Todesurteil gegen ihn bestätigt. Im Iran, weltweit das Land mit den meisten Todesurteilen nach China, wird die Strafe normalerweise hinter Gefängnismauern unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollstreckt. Zur Abschreckung werden Hinrichtungen aber auch in der Öffentlichkeit durchgeführt. Text:AS 14 Tr§tzdem 11/2010 Ergebnisliste Halbmarathon Platz Name Verein Zeit 1 Alfred, P. Gast 1:32:37 2 Hans, L. Gast 1:37:53 3 Hermann, B. Gast 1:42:25 4 Fabian, F. Gast 1:44:05 5 Manfred, N. Gast 1:45:03 6 Thomas, Sch. Kollege JVA OL 1:45:14 7 Oliver, A. Gast 1:45:21 8 Niklas, B. JVA Oldenburg 1:46:02 9 Alfred, M. Gast 1:49:07 10 Heiko, V. JVA Oldenburg 1:49:23 11 Fadi, S. JVA Oldenburg 1:50:50 12 Alexander, S. JVA Oldenburg 1:51:44 13 Mahmoud, H. JVA Oldenburg 1:52:08 14 Hassan, D. JVA Oldenburg 1:55:48 15 Friedhelm, K. Gast 1:56:22 16 Timo, Sch. Kollege WHV 1:59:22 17 Nico, Sch. JVA Meppen 2:01:43 18 Stefan, Sch. JVA Meppen 2:01:43 19 Janfried, W. Kollege JVA OL 2:02:07 20 Andriejus, L. JVA Oldenburg 2:04:04 21 Frank, W. JVA Oldenburg 2:04:54 22 Andreas, R. JVA Oldenburg 2:05:37 23 Ermal, R. JVA Oldenburg 2:06:12 24 Alexander, H. JVA WHV 2:08:38 25 Sergej, G. JVA Oldenburg 2:09:29 26 Hassan, G. JVA Oldenburg 2:09:59 27 Berkan, K. JVA Oldenburg 2:09:59 28 Ajet, S. JVA Oldenburg 2:12:17 29 Sivan, R. JVA Oldenburg 2:12:39 30 Okan, O. JVA Oldenburg 2:20:20 31 Uwe, P. JVA Oldenburg 2:24:46 32 Paul, K. Gast 2:28:32 33 Pawel, M. JVA Oldenburg 2:43:27 34 Jörg, B. JVA Oldenburg 2:52:17 35 Geert, M. JVA Oldenburg 2:52:17 Immer mit vollem Einsatz dabei. Der Sportleiter Herr Dannebaum begleitet einen Läufer auf seinen letzten Kilometern vor dem Ziel. Die Jungs von der Bau- und Hofkolonne sorgten dafür, dass die Läufer nicht austrockneten. Am Ziel gab es für alle Teilnehmer eine Urkunde und ein T-Shirt. Nach dem Laufen trafen sich die Sportler um bei einem Stück Kuchen ihre Erlebnisse auszutauschen. Ergebnisliste Marathon Platz Name Verein Zeit 1 Michael, I. JVA Lingen 2 Alexander Sch. JVA Oldenburg 3:53:21 3 Braim, C. JVA Oldenburg 4:01:13 4 Behcet, D. JVA Oldenburg 4:08:24 3:28:19 Genau die richtige Mahlzeit um nach einem stundenlangen Lauf wieder Energie zu tanken. www.jva-oldenburg.de JVA INTERN Filmfest zum 5. Mal in der JVA Oldenburg - wieder ein toller Erfolg Die JVA Oldenburg wurde in diesem Jahr erneut zur Spielstätte. Damit ist Oldenburg das wohl einzige Festival überhaupt, das sein reguläres Programm in einem Gefängnis zeigt. Dahinter steht der Gedanke, nicht nur den Gefängnisinsassen im Zuge ihrer Resozialisierung ein kulturelles Angebot zu machen, sondern auch den normalen Besuchern des Festivals Einblicke in die Gefängniswelt zu gewähren. Das Festival möchte eine Brücke zwischen dieser Innen- und der Außenwelt schlagen und damit darauf aufmerksam machen, dass straffällig gewordene Menschen nach Verbüßung ihrer Strafe wieder ein Teil der Gesellschaft sind. § I m Rahmen des 17. Oldenburger Filmfestes fand auch am Freitag. den 17.9.201() in der JVA Oldenburg eine Filmvorführung statt. Auch diesmal waren illustre Gäste der Einladung gefolgt und genossen die besondere Atmosphäre der Filmvorführung im Knast. Herr Koop als Leiter der JVA Oldenburg begrüßte hier besonders: Regisseur Thomas Stiller, der seinen Film; „Sie hat es verdient“, der anschließend persönlich präsentierte. Auch der Bremer Tatortkommissar Oliver Mommsen, war in diesem Film in einer anderen Rolle präsent. Er spielte den Vater einer Schülerin, die die Haupttäterin, in diesem sehr unter die Haut gehender Film. Entsprechend auch sein Kommentar zu seiner und die anderen Vaterrolle, die nicht seiner Vorstellung entsprach und auch wesentlich für das Versagen in der Erziehung verantwortlich war: „Am Schluss kommt so was raus, was einem den ganzen Nachmittag versaut: Auch der Regisseur würdigte seinen Film noch einmal und sah in ihm das Medium, das aktuelle Probleme in Bezug auf Jugendgewalt aufgreift und thematisiert. Oliver Mommsen hatte vorher die Gelegenheit, die JVA von innen kennen zu lernen und auch einmal kurzfristig in einer Zelle .‚einzusitzen. Diese Erfahrung dürfte recht eindrucksvoll für ihn gewesen sein, als hinter ihm die Tür zufiel und der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Die Bedeutung dieses Projekts: Filmfest in der JVA Oldenburg wurde auch von der Vertreterin des niedersächsischen Justizministers. Frau Dr. Neumann unterstrichen. Neben Gästen aus der JVA Oldenburg konnten Herrn Koop auch zum ersten Mal Gäste aus dem Frauengefängnis in Vechta begrüßt werden. Für alle ein besonderes Ereignis war sicher anschließend der gemeinsame Empfang von Oldenburgern, beteiligten Künstlern und den Insassen der beiden JVAs. Bei einem sehr schmackhaften und reichhaltigen Buffet wurden so manche Gespräche geführt und sicher gingen manch ein Oldenburger mit neuen und anderen Eindrücken von der JVA und ihren Bewohnern nach Hause. Text: HJS Oben links: Herr Koop zusammen mit dem Schauspieler Oliver Mommsen. Unten links: Nach der Filmvorführung trafen sich Inhaftierte und Gäste zu einem kleinen Snack und Meinungsaustausch. Rechts: Der Regisseur des Filmes „Sie hat es verdient“ Thomas Stiller (Mitte) beantwortete nach der Filmpremiere bereitwillig die Fragen der Zuschauer, l. Oliver Mommsen, r. Gerd Koop www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 15 § JVA INTERN Zusammen hinter Gittern. Der Anstaltsleiter der JVA Oldenburg Gerd Kopp und der Sauspieler Oliver Mommsen. Europapremiere Sie hat es verdient D 10 R: Thomas Stiller mit Veronica Ferres, Liv Lisa. Jule Ronstedt Veronica Ferres und Martin Feifel in „Sie hat es verdient“ GEZEIGTE SPIELFILME Wotan Wilke Möhring in Blond bringt nix 16 Tr§tzdem 11/2010 Zwei Schüler verschleppen eine Mitschülerin und malträtieren sie zu Tode. Auf die verzweifelte Frage nach dem »Warum« gibt es diese schmerzhafte und unausweichliche titelgebende Antwort. Die große Kunst des Regisseurs ist die Dosierung der filmischen Mittel: Thomas Stillers Kunstgriff, die Geschichte chronologisch verschachtelt zu erzählen, zwingt den Zuschauer zur Reflexion der Zusammenhänge und zieht ihn gleichzeitig emotional immer tiefer in diese Geschichte um Schuld und Erlösung hinein. Dabei ist es eine zutiefst schmerzhafte Erfahrung, dieser Chronik des sinnlosen Sterbens zuschauen zu müssen, wenn Stiller mit dem Tod des Mädchens schon seine Eröffnungssequenz beschließt. Wie er dennoch den Zuschauer auf eine wahre Tour de Force in das Herz dieser scheinbar heilen Mittelstandswelt mitreißt, ist filmisch und schauspielerisch ein kleiner Geniestreich. Fr. 17.09.10 15.00 Uhr Weltpremiere Blond bringt nix D 10 R: Isabel Kleefeld, mit Katrin Sass, Wotan Wilke Möhring Alleinlebende Frauen prägen das Bild der Wohnsiedlung, in der Lotti (Katrin Sass), Elma, Natti und Marion ihr Dasein fristen. Während Lotti zwischen Schnaps und Zigaretten ihr Geld als Tagesmutter für die Kinder von Natti und Elma verdient, strecken diese ihre Fühler Richtung Männerwelt aus – die eine auf der Suche nach der großen Liebe, die andere auf der Jagd nach einer heißen Nacht. Völlig aus dem Häuschen geraten beide, als der ebenfalls alleinerziehendem Jakob (Wotan Wilke Möhring) in die Siedlung zieht. Die bunt gemischte Siedlungsgemeinschaft wird sehr charmant, aber auch mit einer großen Prise schwarzem Humor dargestellt. Gerade die Vielschichtigkeit der Einzelschicksale schafft zahlreiche Identifikationspunkte für den Zuschauer. Nach dem Roman »Blondinenträume« von Milena Moser (»Die Putzfraueninsel«). tät des Mörders. Christine Hartmann weiß das und lässt ihren Antihelden mit Polizeimarke in einen tiefen Abgrund der Selbsterkenntnis blicken. Sa. 18.09.10 17.00 Uhr Rollercoaster USA 1977 R: James Goldstone, mit Timothy Bottoms, Henry Fonda So. 19.09.10 14.30 Uhr Weltpremiere Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen D 10 R: Christine Harrtmann, mit Dominic Raake, Boris Aljinovic Kurz vor der Eröffnung seiner Ausstellung wird der Künstler Hanns Helge wie die fleischgewordene Symbiose zwischen Kunst und Künstler tot in seiner Installation aufgefunden. Was wie der perfekte Schlussakt einer Kunstperformance aussieht, ist für Kommissar Ritter nichts weiter als Mord. Und Mord ist keine Kunst. Ein anderer Todesfall wirft Ritter dann umso stärker aus der Bahn. Sein Onkel ist offensichtlich freiwillig aus dem Leben getreten. Für Ritter ein ganz und gar unvorstellbares Szenario, er leitet Ermittlungen ein. Am spannendsten wird es immer dann, wenn es für den Bullen mehr herauszufinden gibt als die Identi- Neun Jahre nach dem »Summer of Love« ist Amerika zur Tagesordnung zurückgekehrt. Die großen Hoffnungen wurden enttäuscht, und die Träume haben sich zerschlagen. An Protest denkt niemand mehr. In seiner Freizeit geht man dann in Vergnügungsparks und holt sich seinen Kick in der Achterbahn. Aber die Ruhe ist trügerisch. Unter der Oberfläche brodelt es, besonders zwischen den Generationen. Ein von Timothy Bottoms gespielter junger Mann verübt Anschläge auf Vergnügungsparks und erpresst ihre Besitzer. Bei dem Versuch, ihn zu stoppen, gerät Harry Calder (George Segal), ein Inspektor der Bauaufsicht, allerdings immer wieder mit seinem Boss (Henry Fonda) und einem arroganten FBI-Agenten (Richard Widmark) aneinander. So hat der junge Mann leichtes Spiel. James Goldstones Thriller hat mit all seinen Effekten und Thrills selbst etwas von einer wilden Achterbahnfahrt, aber einer, die direkt durch das dunkle Herz der 70er Jahre geht. Sa. 18.09.10 14.30 Uhr www.jva-oldenburg.de JVA INTERN § „Sehnsucht nach straffreiem Leben wecken“ Ein Interview mit dem Leiter der Justizvollzugsanstalt Oldenburg Gerd Koop zum Filmfest 2010. Der Leiter der JVA Oldenburg Gerd Koop. Frage: Wie kommt das Projekt in der JVA und bei den Insassen an? Koop: 2010 nehmen wir zum vierten Mal am Filmfest teil. Die Idee entwickelten Torsten Neumann und ich am Rande einer Benefizveranstaltung für den Oldenburger Präventionsrat 2005, dessen Vorsitzender ich bin. Mir gefiel die hierdurch entstehende Möglichkeit, der Öffentlichkeit das Thema Strafvollzug näher zu bringen und eine Verbindung herzustellen zu einem gesellschaftlichen Reizthema. Zudem hatte ich die Vision, unser Leitbild „und Morgen sind sie wieder unsere Nachbarn« hierdurch wirkungsvoll in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Insassen selbst waren von der Idee überrascht und natürlich beeindruckt von den vielen Stars, die in die JVA kommen wollten. Torsten Neumann ist es mit dem ersten Film „Mein Freund der Mörder« gelungen, eine unglaublich spannende Diskussion zwischen Kinobesuchern von Draußen und Insassen der JVA auszulösen. Sowohl Insassen wie auch das Personal sind inzwischen begeistert vom Filmfest. Seit einem Jahr kommen sogar weibliche Inhaftierte aus der JVA für Frauen in Vechta zum Filmfest. Frage: Gibt es einen Gast, an den Sie sich besonders gerne erinnern? Koop: Ja natürlich. Marius Müller-Westernhagen. Das Treffen mit ihm und seiner zauberhaften Ehefrau war ein ganz besonderes Highlight. Er suchte das direkte Gespräch mit den Insassen und war tief beeindruckt und berührt. Seine soziale Kompetenz und seine differenzierte Haltung zum Strafvollzug haben mich bewegt. Aber eigentlich sind alle Gäste wirklich intensiv am Strafvollzug interessiert und stellen sich der Diskussion. Das ist wunderbar. Frage: Inwiefern trägt die Zusammenarbeit mit dem Filmfest dazu bei, den Insassen den Weg zurück in die Gesellschaft zu erleichtern? Koop: Unser Leitbild von den Nachbarn von morgen wird durch das Filmfest mit Leben gefüllt. Die Insassen spüren, dass man nicht nur einseitig auf sie herabschaut, sondern dass die Gesellschaft die Erwartung an sie hat, dass sich in ihrem Leben deutlich etwas ändert. Unsere Insassen haben Straftaten begangen, daran gibt es nichts zu deuteln. Es nützt aber nichts, Menschen nur wegzusperren, sondern wir müssen die Sehnsucht nach einem straffreien Leben wecken. Das geht nicht mit Isolation, sondern nur mit Kommunikation. Üben, üben, üben, lautet daher unsere Devise. Die Öffentlichkeit lernt durch ihre Besuche in der JVA, dass das Leben hinter Gittern völlig anders abläuft, als sie erwarten. Frage: Aufweichen JVAFilm freuen Sie sich am meisten? Koop: Spontan würde ich sagen „Blond bringt nix“. Ein wunderbarer sozialkritischer Film aus dem Leben mit tollen Darstellern und einer in jeder Hinsicht realistischen Geschichte. Der Film geht trotz des witzigen Titels unter Haut. Der Justizvollzug von Morgen BUCH: Ein Einblick in den praxisorientierten Justizvollzug von Morgen. H at der Strafvollzug in seiner bestehenden Form eine Zukunft oder müssen neue Strategien her, um ihn der Zeit anzupassen? Welche Probleme entstehen mit zunehmender Globalisierung und steigender Gefahr des Terrorismus? Brauchen wir ein separates Anti-Terror Gesetz, der den Terroristen nicht mehr als Staatsbürger betrachtet, sondern als Staatsfeind und diesen dementsprechend nicht gemäß des Strafrechts, sondern des kriegerischen Feindrechts behandelt? Und welche Konsequenzen würden daraus für die normalen Delinquenten wie Sexualverbrecher oder organisierte Kriminelle folgen? Würden sie dann je nach aktueller Hysterie und Gefahrenlage ebenfalls von der Person zur Unperson, zum Feind degradiert - zum Kriegsgegner eines asymmetrischen Krieges im Inland? Diese und viele andere Fragen werden im 16. Band der Schriftreihe der Kriminalpädagogischen Praxis die die Vorträge zu der bundesweiten Fachtagung „Wohin www.jva-oldenburg.de für den zukünftigen Weg des „VollZuges“, doch dieser Weichensteller lässt sich nicht von wissensbasierter Kriminalpolitik leiten, sondern viel mehr von emotionsgeladenen Stimmungen. Denn in vielen Köpfen ist noch weiterhin der Gedanke verankert, dass Strafvollzug mit Leiden verbunden sein muss. Aber auch durch die Einführung der Landesgesetze hat sich in den Ländern Bayern, Hamburg und Niedersachsen eine nachweisbare Verschlechterung der Liberalität und Aufgeschlossenheit hinsichtlich des Resozialisierungs- und Behandlungsgedanken im Vergleich zum Stand des StVollzG von 1977 ergeben. Auch wenn der anfangs befürchtete „Wettbewerb der Schäbigkeit“ bis dato noch nicht zu verzeichnen ist. Grundsätzlich sind viele gute Ansätze in der Debatte um die Zukunft des Vollzuges zu verzeichnen, Wohin fährt der Justizvoll-Zug? es braucht nur noch mutige MenHerausgegeben von schen die die Theorie in die Praxis G. Koop & B. Koppenberg umsetzen und dabei bereit sind ein Verlag Lingen gewisses Risiko zu tragen. Text:AS 16,00 € fährt der Justizvollzug? Strategien für der Justizvollzug von morgen“, die vom 16.-18. November 2008 in Cloppenburg stattfand, veröffentlicht. Das durchgehende Credo lautet wohl, dass Resozialisierung auch in Zukunft ein „SollRegelung“ bleiben wird. Das zeigt sich besonders dadurch, dass die Haftform des offenen Vollzuges weiterhin auf dem Rückzug ist. Obwohl die Behandlungsforschung eindeutige Hinweise liefert, dass aus dem offenen Vollzug Entlassen eine bessere Legalprognose haben, und diese Vollzugsform an sich eine billigere Unterbringung der Gefangene bietet, lässt sich die Politik von solchen Argumenten nicht beidrucken. Die Politik ist der Weichenstellen Tr§tzdem 11/2010 17 § JVA INTERN Die Happy in da House KULTUR: Die Rockband „Die Happy“ besucht die Justizvollzugsanstalt Oldenburg und bringt mit ihrem „Unpludgged“ Konzert das ganze Haus im Wallung. Erste Feuerprobe für die Gefangenenband. Links: Die Rockband „Die Happy“ begeisterte mit ihrer Performance. Rechts: Die Gefangenenband eröffnete den musikalischen Nachmittag. E in regnerischer Tag zeichnete sich an diesem frühen Morgen des 8. Mai ab, als die Gefangenen der JVA Oldenburg erwachten und aus den Fenstern ihrer Hafträume blickten. Ein wolkenverhangener, regnerischer Himmel lag über der Justizvollzugsanstalt Oldenburg. Eine mürrische Stimmung, die jedem die Laune zu vermiesen vermag, lag in der Luft. Der routinierte Tagesablauf nahm seinen Lauf als wäre es ein Samstag, wie jeder andere auch. Doch etwas war an diesem Tag anders und mit jeder Minute die verstrich, wurde die Vorfreude auf den kommenden Nachmittag immer größer. Es geschieht nicht oft, dass der deprimierende Gefängnisalltag durch gesellschaftliche Ereignisse bereichert wird. Und schon gar nicht oft kommt es vor, dass sich eine erfolgreiche, deutsche Rockband hinter die Mauern eine Vollzugsanstalt verirrt. Doch genau das stand an diesen Samstag auf dem Gefängnisprogramm. Die international erfolgreiche und bekannte deutsche Rockband „Die Happy“ hatte sich für einen „Unplugged“ Konzert in der JVA Oldenburg angekündigt. Bereits im Vorfeld wurde die Werbetrommel innerhalb der Anstalt kräftig gerührt. Durch zahlreiche Aushänge und 18 Tr§tzdem 11/2010 Mara Jandová ist in ihrem Element. Werbespots im hausinternen Fernsehkanal, wurde auf das Highlight des diesjährigen Gefängnisprogramms aufmerksam gemacht. Eine Reihe von Voranmeldungen kam daraufhin beim Leiter des Pädagogischen Dienstes Herrn Armbrecht an, der nicht nur für die Austragung des Konzerts verantwortlich war, sondern der dieses Konzert gänzlich auf die Beine gestellt hat. Herr Armbrecht hatte sich Anfang des Jahres mit der Band „Die Happy“ in Verbindung gesetzt und sie gefragt, ob sie es sich vorstellen könnten in der JVA Oldenburg aufzutreten. Ohne langes Grübeln, und ungeachtet ihres vollen Terminkalenders, sagte die Band zu, am Samstag den 8 Mai, in der JVA Oldenburg vorbeizuschauen um den Inhaftierten mit ihrer Vorstellung eine Freude zu machen. Und so kam es, dass die Gefangenen der JVA Oldenburg „Die Happy“ in ihren Reihen begrüßen durften. Doch bevor die Gastband sich ihren Weg auf die Bühne bahnte wurden die anwesenden Zuschauer von der hauseigenen Gefangenenband auf Stimmung gebracht. Mit einer sehr guten Performance schaffte es die Gefangenenband, die gesamte Zuschauermenge in ihren Bahn zu ziehen. Mit Liedern wie www.jva-oldenburg.de JVA INTERN „Knocking on Heavens Door“ von den Guns’n Roses, „Ain’t No Sunsine“ von Bill Withers, „Grüss mir die Genossen“ von Marius Müller Westernhagen trafen sie auch den musikalischen Geschmack des anwesenden Publikums. Der reibungslose Ablauf ihrer Darbietung hat nicht nur die Zuschauer, sonder vor allem die Bandmitglieder selbst überrascht, denn sie haben sie erst vor wenigen Wochen zusammengefunden und kamen bei den Proben nur schleppend voran. In Anbetracht der Tatsache, dass drei von insgesamt sechs Bandmitgliedern knapp zwei Wochen vor dem Konzert das erste Mal in ihrem Leben ein Musikinstrument gespielt haben, war der Auftritt ein unheimlicher Erfolg. Nach einer kurzen Überleitung und Ankündigung der Gastband, ergriff auch Mehr als 900 Live Auftritten und elf Alben hat „Die Happy“ auf ihrem Konto zu verzeichnen. ! Quick-Info Die Happy ist eine deutsche Band aus Ulm. Der Name (wortwörtlich: „Stirb glücklich“) ist eine englische SlangVariante von Hals- und Beinbruch. Ein Kritiker bezeichnete ihren Musikstil als "Popcore", eine Mischung aus Rock und Pop. Gegründet wurde die Band 1993 von der tschechischen Sängerin Marta Jandová und Thorsten Mewes (Gitarre). Die Happy war 1998 eine der ersten Bands, die beim Bandpool (ein Projekt der Popakademie Baden-Württemberg) von der Vorgängereinrichtung der heutigen Popakademie unterstützt wurden. Im gleichen Jahr gewann Die Happy den Nachwuchswettbewerb Baden Württemberg rockt. Einen großen Karriereschub erfuhr die Band mit ihrer Single „Supersonic Speed“ aus dem Jahr 2001, die es in die Top 50 der deutschen Singlecharts schaffte. § Beim Anblick des Publikums, dessen Augen strahlten und die Köper im Einklang mit der Musik fast autonom zu zucken begannen, vermochte jeden der schon mal den Film „Blues Brothers 2000“ gesehen hat sich klar vorzustellen was Dan Aykroyd meinte als er sagte. „Kein pharmazeutisches Produkt verschlaft dir den gleichen Kick wie die Musik, wenn die Band so richtig abgeht“. Die Frontfrau der Band Marta Jandová begeisterte indes nicht nur mit ihrem Gesang, sondern auch mit satirischen Einlagen. Offen erzählte sie lustige Anekdoten aus ihrem bewegten, musikalischen Leben. Den Abschluss des Nachmittags leitete ein gemeinsamer Auftritt der Bands ein. Die Happy und die Gefangenenband „Kein pharmazeutisches Produkt verschlaft dir den gleichen Kick wie die Musik, wenn die Band so richtig abgeht“. schon Marta Jandová; die Frontfrau der der JVA stimmten ihre Instrumente und Band „Die Happy“, das Mikrophon und Stimmen aufeinander ein und boten den stelle die Mitglieder der Band vor. Die Zuschauern in gemeinsamer PerformanHappy das sind Marta Jandová (Gesang), Mit ihrem Album "Four & More ce das Lied von Marius Müller WesternThorsten Mewes (Gitarre), Ralph Rieker Unplugged", welches am 11. November hagen „Grüss mir die Genossen“. (Bass) und Jürgen Stiehle (Schlagzeug). 2005 erschienen ist, hat sich Die Happy In Zuge des Konzerts entstand beim Die Band wurde im Jahre 1993 gegründen Traum erfüllt, viele der rockigen Leiter des Pädagogischen Dienstes der det und blickt bereits auf eine lange und Songs als unplugged Version heraus zu JVA Oldenburg Herrn Armbrecht die bewegte Karriere zurück. Mehr als 900 bringen. spontane Idee, „Die Happy“ zu einem Live Auftritte und elf Alben hat „Die erneuten Auftritt, beim diesjährigen Happy“ auf ihrem Konto zu verzeichnen. Die Sängerin der Band Marta Jandová Sport- und Sommerfest, einzuladen. In routinierter Manier näherte sich ist zurzeit als Jurimitglied der Casting„Wir würden gerne kommen“, sagten die die Band dem Publikum, sodass sich show „Popstars“ neben Detlef D! Soost Mitglieder der Band, „vorausgesetzt wir eine lockere und fast schon vertraute und Thamas M. Stein auf Pro 7 zu sehaben keine anderen Termine“. Atmosphäre einstellte. Nach kurzem hen. „Oh, nein!“ erklang es in den vordeEinstimmen der Instrumente eröffnete ren Zuschauerreihen, die Band ihre musika„jetzt muss ich mich ja lische Darbietung mit die ganze Zeit bis zum dem Lied „Big Boy“ Sommerfest brav veraus ihrem Album „The halten, damit ich auch Weight Of The Cirhin darf“, sagte einer cumstances“ (2003). der anwesenden InhafUnmittelbar stellte tierten, mit einem Läsich eine elektrisierencheln auf den Gesicht. de Atmosphäre ein die Doch leider war es der jeden in ihren Bahn Band, aus organisatorizog. Mit ihren Ballaschen Gründen, nicht den löste die Gruppe möglich beim diesjähriWehmut in den Hergen Sport– und Somzen der Zuschauer aus merfest dabei zu sein. und mit ihren rockigen Die Band lies jedoch Einlagen brachten sie verlauten, dass sie auf die Menge zum Tojeden Fall gerne wieben. „Lasst uns die derkommen würden. Bude zum Einsturz Text: AS bringen“, hallte es aus Die Mitglieder der Gefangenenband der JVA Oldenburg zusammen mit Die Happy der Zuschauermenge. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 19 § JVA INTERN Das Malatelier in der JVA Oldenburg, ein „Mal-Ort“ nach der Methode von Arno Stern N Bögen an die Wand, mischt Farben, holt achdem Arno Stern, französiSchemeln und Leitern, beseitigt Tropfen scher Staatsbürger, 13 Jahre und versetzt die Reisnägel, damit der seines noch jungen Lebens auf Malfluss der Malenden nicht unterbroder Flucht vor den Nazis verbracht hatte, chen wird, so wird diese Praxis durch die erhielt er nach Kriegsende mit 22 Jahren vielen anderen Gruppenleiter auf aller das Angebot, in einem Heim bei Paris, Welt fortgeführt. 150 Waisenkinder, zwischen den SchulIm Laufe der Jahre entwickelte Stern stunden, zu beschäftigen. Es gab nur die Theorie der zeichnerischen Ursprabescheidene Möglichkeiten, aber es gab che des Menschen anhand seiner BeoPapier und Bleistifte und auch Farben bachtungen und aufgrund des Materials wurden schnell wieder produziert. Er gab der Bilder, die er im Laufe der Jahre auf den ihm anvertrauten Kindern Farbe und der ganzen Welt gesammelt hatte. Auf Papier und stellte fest: „Das genügt.“ Die welchem Kontinent und egal bei welcher Kinder wollten malen und nichts andeEthnie er einen res, „den ganzen Mal-Ort installierTag lang“. Und te, bestätigte sich sie konnten maDie Atmosphäre des respektvollen diese Theorie. Stulen, malen was Umgangs untereinander, sowie der dien der Höhlensie wollten. respektvolle Umgang mit den Ma- malerei, also in die Das Projekt Zeit der schriftlobrauchte mehr terialien des Ateliers erzeugt eine sen Gesellschaften Raum und so zog sozial besänftigende Wirkung. überhaupt, erbracher mit den Kinten frappierende dern in einen Übereinstimmunanliegenden Stall. gen von Bildsymbolen der Urzeit bis hin Zur Gewinnung von Malraum verhängte zu entstandenen Bildern der Kinder und er die Fenster mit Brettern, platzierte in Erwachsenen aus aller Welt. An Malder Mitte des Raumes eine Palette mit in Orten, wo immer diese sich auch befanReihe folgenden Farben und passend zu den, beobachtete er, dass selbst bei Kinjeder Farbe eine Ablage für die jeweilidern, die weder eine Schule besuchten, gen Pinsel. Diese einfache Konzeption noch jemals auf Papier gezeichnet hatbesteht bis heute. Der „Mal-Ort“ war ten, in der Anfangsphase immer die gleigeschaffen. Ein abgeschlossener, fensterchen „Erstfiguren“ entstehen: „Strahlen-, loser Raum, in dem es bei friedlichem Gräten-, Tropfenfiguren, der Schwarm, Nebeneinander nur ums Malen geht. Dreiecke und runde Figuren“. So präsenEinrichtung, Stimmung und Licht im tierte sich im Laufe der Jahre sozusagen Raum bleiben immer gleich. Jede Komdas bildnerische Alphabet der Menschmentierung durch Bewertung oder Deuheit vor seinen Augen. tung der Bilder ist zu vermeiden. Seit Weitere Beobachtung ließen ihn festüber 60 Jahren treffen sich Malgruppen stellen, dass schon bei den ersten Maleinmal wöchentlich für 90 Minuten in kindern, die wie er aus schwierigen Umeinen Malraum. Wie Arno Stern an seiständen kamen und weitgehend keine nen verschiedenen Mal-Orten den TeilSchulerfahrung hatten, sich eine stützennehmer technische Hilfen gibt: er heftet de Wirkung durch die wiederholte Kondie 50 mal 70 Zentimeter großen weißen „Bildsymbole der Urzeit“ gelten als das bildnerische Alphabet der Menschheit. 20 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de JVA INTERN § „Seit Januar 2010 leite ich zentration auf das Malen das Malatelier in der JVA zeigte. So ist der Mal-Ort Oldenburg. Inzwischen sind geeignet eine Vertiefung in 8 Monate vergangen, in dedas spontane Tun zu erzeunen weit über 200 Arbeiten gen und es offenbarte sich, entstanden sind. dass durch das kritiklose Ich bin mit ganzem Herzen Produzieren eines Bildes die dabei und freue mich, dass an Selbstachtung gefördert wird. diesem Ort etwas wächst, Die Atmosphäre des respektvergleichbar mit einem Savollen Umgangs untereinanmen, der zur vollen Blüte der, sowie der respektvolle strebt. Umgang mit den Materialien In vielen Stunden durfte ich des Ateliers erzeugt eine erleben, dass die Teilnehmer sozial besänftigende Wirmit vollem Einsatz und gankung. „Ein Mensch, der in zer Hingabe schöpferisch den Mal-Ort geht, bedarf Jede Kommentierung oder Bewertung der Bilder ist zu vermeiden tätig waren. keiner Therapie“, behauptet Die Vielfalt der bildneriStern. nicht merke, dass ich in der JVA schen Aussagen zeigen, welch reicher Die Berliner Künstlerin Gabriele bin.“ Farb- und Formenschatz im Menschen Oelschläger, die Leiterin des dortigen Mal-Orts „Kokon“ ist, bestätigt Sterns x „Ich bin heute zum ersten Mal im angelegt ist. Wer malt, ist aktiv handelnd und Befund: „Die Versenkung ins spontane Atelier. Es hat mir großen Spaß genimmt somit aktiv an der eigenen EntTun, die Verbindung mit dem Selbst an macht; hier komme ich zur Ruhe.“ wicklung teil. Malend schafft sich jeder diesem geschützten Ort, inmitten von x „Mein Bild hat sich weiterentwickelt sein Bild, eine Möglichkeit sich selbst zu anderen, hilft Menschen jeden Alters, und es macht mir Laune. Ich sehe erkennen. Sicherheit zu gewinnen und zu ihrer Kredie Früchte meiner Arbeit.“ Diese Erkenntnis, also das Erleben ativität zurückzufinden.“ x „Ich war heute aggressiv, als ich ins der eigenen Person, dieses sich selber Im Laufe der Jahrzehnte berichteten Malatelier kam, aber nach dem MaNäher kommen, bildet eine wesentliche die Medien in aller Welt von der origilen ging es mir deutlich besser. Ich Grundlage, um Sozialkompetenzen übernellen Einrichtung Arno Sterns in Publikonnte meinen Frust überwinden und mich ablenken.“ Wer malt, ist aktiv handelnd und Durch das kritiklose Produzieren x „Für mich ist das Atelier ein Ort, an nimmt somit aktiv an der eigenen dem ich mich entfalten kann. Hier eines Bildes wird die Selbstachkann ich meine Gedanken auf Papier Entwicklung teil. tung gefördert. bringen. Ich habe die ganze Woche über Ideen, was ich malen möchte. haupt erst entwickeln zu können.“ kationen, Artikeln, Reportagen und InEs freut mich, meine Phantasien zu Meine Erfahrungen im Atelier zeiterviews. Seine Arbeit, seine Beobachentdecken.“ gen, dass mit der malpädagogischen Metungen und seine Entdeckungen, die er in x „Ich möchte mich weiterentwickeln. thode von Arno Stern auch im sozialen Abhandlungen dokumentierte und publiDie Erfahrung mit Farbe und Pinsel Miteinander Lernprozesse stattfinden. zierte, waren dabei von großem Interesfinde ich interessant. Ich staune Rückblickend kann ich sagen, dass in se. Als Experte der UNESCO nahm er manchmal, was ich mit Farbe alles den meisten Fällen Konflikte konstruktiv am ersten internationalen Kongress für ausdrücken kann.“ bearbeitet wurden, das heißt, die TeilKunsterziehung teil und gastierte als x „Das Malen ist im Haftalltag ein nehmer setzen sich mit einem Problem Referent in vielen Universitäten, Musefester Termin geworden. Es ist eine auseinander ohne auszuweichen und en, Bildungs- und Ausbildungsstätten. selbst bestimmte Struktur in meinem konnten etwas klären. In den verschiedensten Ländern der Ablauf hier entstanden. Ich bin geAuf der Grundlage der freien bildneErde finden Ausbildungskurse statt und danklich oft mit dem Malen berischen Äußerung einerseits und der so wurden nach der Methode von Arno schäftigt.“ strengen Handhabung andererseits könStern in den vergangenen 30 Jahren x „Ich habe richtig Spaß am Malen nen zentrale Erfahrungen gemacht werHunderte von Malbetreuern ausgebildet. bekommen. Ich lerne hier am Malden, die weitere Reifeschritte ermögliEine davon ist Frau Sommerhäuser, die prozess dranzubleiben. Auch wenn chen. das JVA-Atelier-Oldenburg zwei Mal mir mein Bild am Anfang nicht ge„Mit Menschen etwas herzlich tun“ wöchentlich leitet. fällt, versuche ich meinen Frust zu macht aufmerksam, dass alle Prozesse überwinden und weiter zu machen.“ innerhalb eines Beziehungsrahmens verAm Ende der wöchentlichen Treffen Die Ruhe und Gelassenheit, die ich hier laufen. In diesem Beziehungsrahmen soll im JVA-Atelier-Oldenburg gibt es imerlebe, wirkt oft nach in meinem Haftallneues Vertrauen in die eigene Person mer eine kurze Rückschau. Hier nun tag. und in die Gemeinschaft genährt werden. einige Aussagen der Teilnehmer: Ich blicke mit Freude und Dankbarx „Am meisten genieße ich die FreiUnd zu guter Letzt ein Rückblick von keit zurück und hoffe weiterhin auf ein heit hier im Atelier. Ich kann hier der Leiterin des Ateliers, Frau Petra gut besuchtes Atelier in der JVA. richtig abschalten, so dass ich gar Text. GEO Sommerhäuser. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 21 § JVA INTERN Kunst im Knast KUNST: Eine Vernissage in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg. M it großem Interesse warteten die geladenen Gäste der JVA Oldenburg auf die Eröffnung der 8.Vernissage, die in den Räumen der JVA Oldenburg stattfand. Der Berufsverband Bildender Künstler (BBK), der allein in Niedersachsen 800 Mitglieder zählt, hatte sieben Künstler aufgeboten, die mit ihrem unterschiedlich gestaltet Werken die etwa 120 geladenen Gäste überraschten. JVA Leiter Herr Koop (rechts) zusammen mit den ausstellenden Künstlern. Der respektvolle Umgang mit den Gefangenen ist die Grundlage für das Leben nach der Haftzeit. Zu den ausstellenden Künstlern zählten: Herr Jörg Scheel, Frau Martina Breuker, Herr Michael Olsen, Frau Esther Olsen-Velde, Frau Ute Berger, Frau Renate Palt sowie Herr Helmut Kreimeyer. Frau Schröder-Tajti als Initiatorin und „Guter Geist“ dieser Ausstellung hatte auch in diesem Jahr wieder keine Mühen gescheut, damit die Aktion „Kunst hinter Gittern“ ein weiteres Highlight wurde. Untermalt wurde die Veranstaltung durch den Auftritt eines Gospelchores unter der Leitung von Herrn Buttjes. In der Eröffnungsrede durch den Anstaltsleiter Herrn Koop kam zum Ausdruck, wie wichtig doch Kunst hinter Gittern als Brücke in der Balance zwischen Drinnen und Draußen anzusiedeln sei. Die Neugierde der Öffentlichkeit zu wecken, um die Haftanstalt auch mal aus einer anderen Sicht zu betrachten sei das erklärte Ziel. Der allgemeine Ausspruch, Straf- Titel: Es ist nicht mehr weit fällige für immer wegzusperren, muss aus einer anderen Sichtweise belichtet werden und dazu ist das Medium Kunst genau richtig. Konsequent und Liberal ist ja das Bestreben der JVA Oldenburg, damit Tugenden des Alltags, insbesonde- Durch Farben und kreatives Malen können Menschen sich wandeln. re in der Selbstverantwortung den Inhaftierten, an diesen nicht spannungsfreien Ort vermittelt werden können. Der respektvolle Umgang mit den Gefangenen ist die Grundlage für das Leben nach der Haftzeit. Obwohl Herr Koop positiv erwähnte, dass die Zahl der Inhaftierten die Lockerungen erhalten und in den Genuss des offenen Vollzuges kommen erheblich sind, muss man unter dem Strich Titel: Die sieben mageren Jahre 22 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de JVA INTERN Frau Sommerhäuser und Herr Koop. gesehen bedauern, dass die Rückfallquote doch relativ hoch ist. Gerade im Suchtbereich ist dies zu beklagen, was aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, da die Medien eine andere Zielgruppe mit Erfolg an den Pranger stellen. Herr Koop wünschte zum Abschluss seiner Rede allen Gästen noch einen schönen Sonntag und dass alle die Daumen drücken sollten für das WM Spiel unserer Jungs gegen England und übergab das Wort an die Künstlerin Frau Petra Sommerhäuser, die zuvor ein Jahr lang ihre Kunstwerke hier in der JVA Oldenburg mit großem Erfolg ausgestellt hat. Frau Sommerhäuser sprach rückblickend von ihrem Traum über das Fest der Farben, das als wichtiger Baustein im Leben eines jeden Einzelnen sein kann und den Menschen prägt. Ihre Ausstellung und die damit verbundenen Erlebnisse in der Justizvollzugseinrichtung haben ihr gezeigt, dass durch Farben und kreatives Malen im hauseigenen Atelier, Menschen sich wandeln können. In den Malkursen für Gefangene stellte sie fest, dass in der Gemeinschaft durch Kreativität mit sozialer Kompetenz Angst überwunden werden kann. Kunst im Strafvollzug zu vermitteln, das verspricht gute Erfolge. Frau Sommerhäuser überreichte Herrn Koop anschließend eines ihrer Werke als Geschenk für die JVA Oldenburg. Herr Koop sicherte ihr zu, dass ihr Werk einen Ehrenplatz erhalten werde, welcher natürlich auch einen Zugang für die Inhaftierten ermöglicht. Es wurden noch die einzelnen Künstler durch dem Vorsitzenden des BBK Herrn Blazejewic vorgestellt - hier war insbesondere von Interesse, mit welchen Vorstellungen und Durch Kunst und Kreativität kann die Angst überwunden werden. Werken die Damen und Herren die Vernissage bereichern wollten. Abschließend spielte der Gospel Chor, danach wurden alle Beteiligten zum Kalten Büfett eingeladen, welches vom Küchenchef Herrn Mohrhusen bestens vorbereitet wurde. Unser Dank gilt auch noch allen Mitarbeitern dieser einmaligen Ausstellung, die hinter den Kulissen manchmal wahre Wunder vollbracht haben, damit alles reibungslos funktionierte. Zu guter Letzt wurden die Besucher durch die Ausstellung geführt. Die Begeisterung war ihnen deutlich anzumerken. Bedauerlicherweise konnten kaum Inhaftierte an dieser Vernissage teilnehmen - aber vielleicht ist es ja im nächsten Jahr anders gelöst! Mir hat es jedenfalls viel Freude bereitet. § Schande für den Rechtstaat Man stelle sich vor, ein Gefängniskrankenhaus beauftragt einen Internisten damit, einem Häftling den Blinddarm wegzuoperieren. Der Arzt geht ohne Widerspruch ans Werk. Am Ende ist der Patient tot. Kämen Internist und Klinikleitung in solchem Fall ungestraft davon? Wohl kaum. Für jenen Bremer Polizeiauftragsarzt, der einen Kokain-Kleindealer mit Brechmitteln und Wasser geradezu ertränkte, sollten zunächst andere Maßstäbe gelten: Freispruch! Ein Glück, dass sich jetzt die Hinterbliebenen vor dem BGH durchgesetzt haben. Eigentlich hätte auch die Staatsanwaltschaft für eine Verurteilung kämpfen müssen. Zudem hat sie versäumt, die Chefs des Polizeiauftragsarztes ebenfalls ins Visier zu nehmen. Überhaupt ist die jahrelang in vielen Bundesländern übliche Brechmittelvergabe eine Schande für den Rechtsstaat. Es musste erst Tote geben, bevor die Innenbehörden verstanden: Die Bekämpfung von Kleindealern rechtfertigt nicht jedes Mittel. Quelle: Frankfurter Rundschau 30.04.10 Text: GK Titel: Der Sache auf den Grund gehen www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 23 § KUNST Einblick in eine andere Justizvollzugsanstalt KUNST: Die Kreativgruppe der JVA Würzburg versucht den Gefangenen neue Wege zu zeigen die Sprachlosigkeit zu überwinden und ihren Gefühlen neue Ausdruckswege zu verleihen. D ie JVA Würzburg in Bayern ist eine Strafhaft und Untersuchungshaftanstalt, sowie eine Jugendarrestanstalt. Die Belegung liegt bei ca. 600 Häftlingen in Strafhaft. Des Weiteren ist sie eine gemischte Haftanstalt in der ca. 70 Frauen einsitzen. ches Gebrauchsmaterial, das in der JVA vorhanden ist und stammt aus Spenden der Ehrenamtlichen und aus dem Bereich der Gefangenenseelsorge. Grundgedanke dieser Arbeit ist gelebte Ökumene. Innerhalb der JVA gibt es seit ca. 8 Jahren eine Kreativgruppe, die von Ehrenamtlichen aufgebaut und betreut wird. In diesen Jahren entstanden mehrere Projekte. Das derzeitige Projekt Lebensbrüche entstand in Zusammenarbeit mit der Caritas Würzburg im Jahre 2010. Eine große Ausstellung mit Werken, die in diesem Projekt entstanden sind wurden am 07.05.2010 in Würzburg eröffnet. Die Ausstellung war über drei Monate zu besichtigen sein. des pädagogischen Dienstes. In der JVA können Häftlinge auch ihren Hauptschulabschluss nachholen. Es ist auch möglich, einen Lehrabschluss in verschiedenen Berufen (z.B. Koch oder im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik) in der JVA Würzburg zu erwerben. Eine Mitarbeit erfolgt auch seitens Die Kunst bietet eine sehr gute Möglichkeit seine Gefühle und Emotionen auszudrücken die man nicht in Worte fassen kann Die in dieser Ausstellung gezeigten Werke sind Werke von Häftlingen, Bediensteten und auch von Angehörigen sowie Ehrenamtlichen aus dem Umfeld der JVA, die Ihre persönliche Betroffenheit zu Lebensbrüchen bzw. Lebensveränderungen textlich und bildlich darstellten. Die Kreativgruppe trifft sich alle 14 Tage in der JVA; sie umfasst 10 -12 Personen. Das verwendete Material ist einfa24 Tr§tzdem 11/2010 Text. HJS Ausstellungstermin und Kontaktaufnahme Ausstellung der Kreativgruppe in der Justizvollzugsanstalt Würzburg im Caritashaus Würzburg Franziskanergasse 3 97071 Würzburg vom 07.05. - Mitte August werktags von 8:00 - 16:30 Uhr Gottesdienst am 07.05. 10:00 Uhr in der Franziskanerkirche, anschl. Eröffnung der Ausstellung www.jva-oldenburg.de KUNST § Lebensbrüche KUNST: Bilder und Objekte von Strafgefangenen. Eine Ausstellung der Kreativgruppe der Justizvollzugsanstalt Würzburg. D ie Ausstellung war eine große Herausforderung für die Kreativgruppe der JVA Würzburg. Im Laufe der Monate brachten sich etwa 20 männliche und 10 weibliche Gefangene ein. Viele persönliche Gespräche und das Betrachten der eigenen Lebensgeschichte führten zur Entwicklung von Bildern und Objekten. Das Ziel der von ehren- und hauptamtlichem Personal angeleiteten Gruppe war es, die Kreativität der Gefangenen mit einfachen Mitteln zu fordern und dadurch zu fördern. Die persönliche Erfahrung eine Idee zu entwickeln, umzusetzen und diese auch fertig zu stellen stärken das Selbstbewusstsein der Teilnehmer. Kunst als Mittel Sprachlosigkeit, Trauer, Scham und Reue Ausdruck zu verleihen, geben die Möglichkeit, die eigene Tat auf diesem Wege zu verarbeiten. Gegenseitige Unterstützung, die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen von „Draußen, haben letztendlich eine Atmosphäre des aufmerksamen Miteinanders entstehen lassen. „Immer wieder neu bin ich begeistert, was in den Strafgefangenen steckt!“ so Ingrid Pollak die ehrenamtliche Leiterin der Kreativgruppe. Diese Begeisterung hat Kreise gezogen — viele helfen für die Ausstellung www.jva-oldenburg.de mit. Beamte bringen Bilder — Ehrenamtliche schreiben, schneiden aus, gestalten — Kinder bringen sich mit ihren Ideen ein — Angehörige und „Ehemalige“ beteiligen sich. — Einer näht Fahnen — aus dem Fotoclub findet sich jemand, der alle Bilder fotografiert — das Bayerische Fernsehen kommt — die Bayerische Justizministerin schickt ein Grußwort.... Die Liste ist noch lang — und alle Beteiligten sind mit Feuer und Flamme dabei! Das Caritashaus bekommt durch die Ausstellung ein neues Aussehen: Gebetssäulen und Gedichtbretter wechseln u.a. ab mit den aufgehängten, gesammelten Socken, Skulpturen, meditativen Texten, Teppichen und Bildern. „Die „etwas andere“ Ausstellung möchte ich Ihnen schmackhaft machen! Sie sollen sehen, welche Ausdrucksformen die Gefangenen gefunden haben. Dieses Event möchte dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, den Menschen neue Chancen zu geben und Verständnis zu wecken.“ Ingrid Pollak, ehrenamtliche Leiterin der Kreativgruppe Die Ausstellung wurde am 07.5.2010 in Würzburg im Beisein vieler Repräsentanten des öffentlichen Lebens eröffnet und wurde mit großer Resonanz von der Öffentlichkeit angenommen. Tr§tzdem 11/2010 25 § WM - TIPPSPIEL 2010 § Die Welt zu Gast in Südafrika WM 2010: Das erste Mal in der Geschichte des Fußballs fand eine WM auf den afrikanischen Kontinent statt. D ie Fußballweltmeisterschaft 2010 stellte das diesjährige sportliche Highlight für alle Fußballbegeisterte dar. Das erste Mal in der Geschichte des Fußballsports fand eine Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent statt. Bereits im Vorfeld gab es viele Zweifler die es in Frage stellten ob Südafrika es schaffen wird eine derart große und bedeutende Veranstaltung durchzuführen. Insbesondere die Sicherheitslage im Land gab vielen Grund zur Sorge. Die hohe Kriminalitäts- und Mordrate in Südafrika, bereitete nicht nur den Politiker im In– sondern auch im Ausland Sorgen und warf einen Schatten auf die WM. Doch allen Bedenken zum Trotz schaffte es Südafrika ein außergewöhnliches Wintermärchen auf den afrikanischen Kontinent zu veranstalten, welches das ganze Land in seinen Bahn zog und auch wenn nur für kurze Zeit die Problemen mit denen das Land und die Menschen zu Kämpfen haben vergessen ließ. Die Beamten der JVA Oldenburg Herr Dannebaum und Herr Armbrecht, die Live Italien England Argentinien Niederlande Deutschland Brasilien Spanien 0 2 4 6 8 vor Ort waren und sich nicht nur die Spiele ansahen sondern auch mit der Bevölkerung in Kontakt traten, berichteten von offenen, selbstlosen und hilfsbereiten Menschen die ihren letzten Leb Brot mit einem teilen. Aber sie berichteten auch von Fußballspielen die das Herz eines jeden Fans ins Rasen versetzen. Insbesondere das Gruppenspiel Deutschland gegen Australien mit einen Ergebnis von 4:0 weckte die Erwartung auf die WM Trophäe. Und obwohl unsere Jungs es nicht ganz geschafft haben kann man dennoch auf die deutsche Elf stolz sein. Sie haben eine sehr gute spielerische Leistung gezeigt und mit hoher taktischer Finesse nicht nur die Zuschauer begeistert, sondern auch ihre Gegner das Fürchten gelehrt. Doch trotz allem Optimismus waren auch die Teilnehmer unseres Tippspiels nicht ganz von dem WM Sieg der Deutschen überzeugt. Wie man dem von uns aufgestellten Ranking erkennen kann war die Mehrzahl unserer Teilnehmer der Meinung, dass Spanien der diesjährige Weltmeister wird. Und sie haben recht behalten! Insgesamt 38 Teilnehmer hatten sich zu unserem Gewinnspiel angemeldet und dank der Sponsoren, die unser Tippspiel mit der Bereitstellung zahlreicher Preisen unterstütz haben, war es uns möglich, an Ende des Gewinnspiels jedem Teilnehmer einen Preis zu überreichen. 10 12 14 Text: AS Wer wird Weltmeister 2010? So haben unsere Spielen getippt. Einen herzlichen Dank widmen wir den Sponsoren unseres Tippspiels! KNEFELKAMP uhlsport GmbH 26 Tr§tzdem 11/2010 26 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de § WM - TIPPSPIEL 2010 Fußballweltmeisterschaft 2010 1. Platz Platzierungen des Tippspiels zur WM Der Gewinner des Tippspiels Khac Tan N. konnte sich über verschiedene Preise, wie eine Torte, ein Fußballtrikot, einen Fußball und Bücher, freuen. Name Station Punkte Platz Khac Tan N. C2 95 1 Trong Duong D. C2 92 2 Erdogan B. A3 91 3 Manuel W. A3 91 4 Dennis K. A3 89 5 Patrik Jan T. D4 86 6 Valeri H. A3 86 7 Alexander S. B2 85 8 Hans O. D. Wilhelmshaven 85 9 Van Hiep V. B4 84 10 Dan Dan S. A3 83 11 Budnik K. D4 82 12 Wladimir Sch. D4 81 13 Marko K. Gerichtsstraße 81 14 Timo B. C2 79 15 Wilhelmshaven 77 16 Niklas B. B3 77 17 Paulo F. B1 76 18 Uwe P. A4 76 19 Valerij K. B2 75 20 Sascha W. C1 75 21 Heiko V C4 74 22 Gfete L. A4 73 23 Micky M. C2 71 24 Sven L. B2 71 25 Dennis Sch. Nordenham 70 26 Thorsten K. A3 68 27 Manfred V. B2 68 28 Dirk B. A4 66 29 Marcel P. D3 65 30 Alex Sch. B2 65 31 Stefan K. B3 63 32 Christoph J. A4 62 33 Nils Sch. C4 61 34 André S. Nordenham 60 35 Sascha E. B2 54 36 Fabian H. B1 53 37 Amechi N. D4 46 38 2. Platz Kai Alexander W. 3. Platz Der zweitplazierte Trong Duong D. erhielt als Preis ein Glass Kaffee, einen Fußball und drei Bücher.. Der drittplazierte Erdogan B. freute sich auf seine Preise, ein Fußball, drei Bücher und eine Packung Zigaretten. * bei Punktegleichheit entschied die Zusatzfrage über die Anzahl der gefallenen Tore während der WM über die Platzierung. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 27 § RECHT & SOZIALES Recht ist nicht dasselbe wie Gerechtigkeit SCHÜLERBRIEF: Eine Schulklasse des Bildungszentrum für Technik und Gestaltung (BBS II) besuchte An- fang des Jahres die Gefangenen der JVA Oldenburg und erkundigte sich nach den Sinn und Unsinn von Straftaten und Strafe. Im Rahmen ihrer Klassenarbeit schrieben die Schüler Briefe an einen Gefangenen (siehe Tr§tzdem Nr. 42). Jetzt schreibt der Gefangene zurück. Liebe Schüler... Gerechtigkeit ist eine Erwartungshaltung und Recht - eine Auslegungssache der verschiedenen an einem Rechtsstreit beteiligten Parteien. Gerechtigkeitsempfinden ist eine permanente, subjektive Einstellung. Rechtsanwendung dagegen ein Produkt des Zufalls. Die Sanktionierung von Rechtsverstößen ist immer abhängig von zahlreichen zufälligen Ereignissen. Gerecht wäre logischerweise eine globale Sanktionierung von Rechtsverstößen – gleiches Recht für alle so zu sagen, was unrealistisch ist. Bei der Anwendung von Recht haben der Ankläger und der Angeklagte verschiedene, meist entgegengesetzte Vorstellungen von einem gerechten Urteil. Der Angeklagte plädiert oft auf „Unschuldig“, oder erwartet bei einem Geständnis als Vergünstigung eine milde Strafe. Alles andere wäre für ihn ungerecht. Die Fähigkeiten eines Schauspielers werden vom Tag der Verhaftung gefordert und gefördert. Opportunismus zu erlernen und zu leben ist die Voraussetzung für Wohlverhalten im Vollzug. Dieser wirkt sich aber auf längere Sicht für die Betroffenen, vor allem aber für die Gesellschaft zum Nachteil aus. Das Milieu ist grundsätzlich durch mentalschwache Menschen mit geringen oder negativen Wertvorstellungen geprägt. Dadurch ist Verrat aus Eigennutz bei vielen obligatorisch. Nach außen hin wird diese unmenschliche Eigenschaft kaschiert, kritisiert und verurteilt um zu eigener Person keinen Misstrauen zu erwecken. Ich habe für mich einen eigenen Begriff dafür geprägt „Chamäleon Syndrom“. Der Ankläger plädiert immer auf schuldig und erwartet eine angemessen hohe Bestrafung, die eine sanktionierende und abschreckende Wirkung haben soll. Das Gericht wendet das in der gegebenen Lage geltende Recht an, und hält sich grundsätzlich für unfehlbar, mehr aber noch dem Recht dienend, denn nicht immer erhebt es den Anspruch an Gerechtigkeit. Das Gericht hat die Aufgabe den Sachverhalt zu untersuchen und die Schuldfrage zu klären. Dazu gehör die Persönlichkeit des Angeklagten, seine Lebensverhältnisse, die Beweggründe und der eigentliche Tatablauf. Und natürlich auch das Verhalten nach der Tat, während der Ermittlungen und im Gerichtsaal bei der Tataufklärung. Es müssen auch alle für und gegen den Angeklagten sprechenden Tatsachen ermittelt werden. Die Anwendung exakt gleicher Strafmaßnahmen auf unterschiedlich gelagerte Fälle, währe unrechtens und ungerecht. Es ist ein Unterschied, ob jemand aus einer Notsituation klaut, weil er Hunger hatte, oder aus Habsucht und Gewinnabsicht einen Diebstahl begeht. Auch die Anzahl der Vorstrafen ist für das Strafmaß entscheidend. Diese dient der Orientierung, ob und in wiefern ein Täter bereit ist seinen kriminellen Lebenswandel zu verändern. Wer ein System aus der rechtlichen Perspektive vertritt und nach Anwendung des Rechts über Schuld und Strafe entscheidet, sieht sich immer im Recht und fühlt sich gerecht. Jeder Richter hat subjektive Aspekte in seiner Rechtsprechung, hält aber jede seiner Entscheidungen dem Recht dienlich und würde diese nie korrigieren. Auch dann nicht, wenn offensichtlicher Bedarf besteht. Fast alle Urteilsprüche sind von höheren Gerichten überprüfbar und trotzdem wird immer einer der beteiligten Parteien mit der Urteilsfindung oder der Strafhöhe nicht einverstanden sein. Und ein Richter würde nie zugeben ein Fehlurteil gefehlt, oder aus persönlichen Motiven entschieden zu haben. Die Komponente der Rache oder der Vergeltung ist in jedem Ansatz von Strafmaßnahmen enthalten. Diese Zweckbestimmung des Rechts dient der Gerechtigkeit und erfüllt die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an die Gerichtsbarkeit. Der Verurteilte muss für seine Verfehlungen büßen. Die unumgängliche Strafe ist die Konsequenz und die Garantie für regelkonformes Verhalten während der Haftzeit. Inhaftierung und der Entzug von Freiheit ist für jeden normalen Menschen eine enorme Bestrafung, denn darunter leidet man und es verändert das Wesen des Inhaftierten. Das Verhalten ähnelt dem, eines Raubtieres im Zoo. Ein Häftling kann auch unfähig werden für ein Leben in Freiheit. Bei vielen Inhaftierten wird die Persönlichkeit vom Schuldempfinden nicht berührt, weil die Straftaten vorsätzlich und bewusst erfolgten. Das Strafmaß wird in diesen Fällen nur als Rache und Justizwillkür empfunden. Für eine Besserung sind das Unrechtbewusstsein und die Schuldaufarbeitung, die wichtigsten Voraussetzung. Ein gesetzeskonformer Lebenswandel während der Haftzeit ist dazu ein positiver Ansatz, jedoch bei weitem nicht selbstverständlich, wie viele Justizbedienstete annehmen möchten. In unserer JVA gibt es viele Angebote für die Reintegration wie Sport, Kulturveranstaltungen und Freizeitgruppen. Zu viele Inhaftierte nehmen diese Angebote nicht wahr und zeigen keine Veränderungsbereitschaft. Viele sehen die Inhaftierung als ein normales, und zur Verwirklichung ihrer Lebensvorstellungen, notwendiges Übel an. Kaum in Haft wird für die Zeit danach vorgesorgt. Ideen für Straftaten entwickelt. Kontakte geknüpft. Der Knast ist die Schule des Verbrechens. Für viele jüngere Inhaftierte ist es eine Ausbildungsstätte. Hier suchen sie sich ihre Vorbilder und Präzedenzfälle. In der Religion ist viel von Vergebung die Rede. Die Vergebung der Opfer, wäre für die Straftäter wichtig, die sich ernsthaft mit ihrer Schuld beschäftigen. Ich hätte mir gewünscht, dass Straftätern überhaupt eine Möglichkeit gegeben wäre für konkrete enga- 28 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § gierte Wiedergutmachung. Diese sollte nicht obligatorisch ausgestaltet sein. Nur die Freiwillige Konfrontation mit dem Opfer und den Folgen der Tat bildet die Empathie und greift rückwirkend an die Wurzel der bestehenden Verhaltensstörung. Erst mit der Entlassung beginnt die Wiedergutmachung an der Gesellschaft und den nahen Angehörigen. Erst außerhalb der Isolation wird ein Mensch produktiv und vorteilhaft für die Gemeinschaft. In Haft stellt er nur eine Belastung dar. Jemand der über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügt wird sich von der Öffentlichkeit nicht verstecken, sondern aktiv am Leben teilnehmen und nach Möglichkeiten suchen sich zu integrieren, zu beweisen und damit wertvoll zu sein. An der Vergebung der Opfer oder naher Mitmenschen für die Enttäuschung, ändert die Länge einer Strafe nichts. Je länger die Haftstrafe desto größer wird die Last der Wiedergutmachung nach der Entlassung und geringer die Wahrscheinlichkeit für eine Wiedergutmachung. Die Bereitschaft zum Gespräch hatte denselben Grund wie bei vielen von euch. Es war das Interesse an Menschen und ihrer Denkweise über bestimmte Sachverhalte. Ich wollte sehen in wie weit und wie kritisch junge, aufgeweckte und intelligente Menschen sich mit der Thematik des Strafens und der Rache beschäftigen. Wir haben ja nicht nur über die Straffälligkeit und deren Folgen gesprochen. Es ging auch um Themen wie Zusammengehörigkeitsgefühl, Empathie, Vertrauen, Freundschaft, Verantwortung im Allgemeinen und soziale Interaktion. Für mich war es angenehm und unterhaltsam kritische Fragen und Meinungen zu hören. Mit euch Schülern offen über zum Teil persönliches zu reden war nicht als Erleichterung oder hilfreiche Erfahrung für mich gedacht, sondern als warnendes Beispiel für euch. Wenn ihr danach bewusster und mit offenen Augen durchs Leben geht, war dieses Gespräch nicht umsonst. Durchlebte Erfahrungen haben einen unschätzbaren Wert, vor allem negative. Der Zuhörer muss nur in der Lage sein ähnliche Fehler nicht zu machen. Jeder Mensch hat die Verantwortung für sich selbst und sein unmittelbares Beziehungsumfeld, aber auch Einfluss auf das Verhalten von fremden Menschen auf der Straße, weil wir soziale Wesen sind. Der jugendliche Straftäter in der Gerichtsverhandlung hat in der Zeit einer stabilen Beziehung zu seiner Freundin ein straffreies Leben geführt. Er hat sich Gesetzeskonform verhalten, weil er sein Verhalten an die gegebene Situation anpasste und die Erwartungshaltung seiner Freundin nicht enttäuschen wollte. Ihre Meinung war ihm höchstwahrscheinlich wichtig. Man wird von denen beeinflusst und bestimmt an die man sich bindet. Es gibt wahrscheinlich nicht nur einen Inhaftierten in der JVA Oldenburg, der sich hier wohler fühlt als draußen. Das sind Sozialschmarotzer, die sich vor der Verantwortung in der Freiheit drücken, die aufgrund des mangelnden Selbstbewusstseins und der Faulheit, sich hier bei minimalster Versorgung wohl fühlen. Was die Arbeitspflicht betrifft, so ist es primär eine sehr positive Maßnahme für die Disziplin und den geregelten Tagesablauf. Die geringe Entlohnung verleiht Kaufkraft und bestärkt den Erwerbssinn einer Arbeitstätigkeit. Andererseits wurden die Inhaftierten zu allen Zeiten als Humankapital ausgebeutet. Die billige Arbeitskraft ist ein Wirtschaftsfaktor der wegen niedriger Qualifizierung beliebig austauschbar ist. Der Inhaftierte hat die Arbeitspflicht, die Rechte sind aber stark eingeschränkt, was menschenunwürdig anmutet. Es gibt keinen Kündigungsschutz, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine Möglichkeit für Zahlung von Rentenbeiträgen und damit keinen Rentenanspruch. Profiteure dieser Missstände sind namhafte Firmen, die durch Ausbeutung höhere Profite erwirtschaften können. Die Arbeitszeit gehört zu einer sinnvollen Zeitnutzung und verbessert die Perspektiven. Aber auch die sinnvolle Freizeitgestaltung eröffnet andere und bessere Sichtweisen auf den Alltag und setzt einen dynamischen Prozess in Gang, der das Selbstbewusstsein und die Verantwortung stärkt. Auch die zahlreichen Therapiemaßnahmen sollten nicht die Haftzeit ersetzen. Der Slogan „Therapie statt Strafe“ ist human aber meist wirkungslos. Denn die Therapieeinrichtungen werden vermehrt als Sprungbrett in die Freiheit und Amnestieklauseln missbraucht. So wird der Therapieerfolg nie erreicht, weil die Bereitschaft des Betroffenen nicht vorhanden ist und die Zielorientierung von der erforderlichen und zu erwartenden Maßgabe abweicht. Fast zum Schluss möchte ich auf einen Brief kurz einzeln eingehen, der mich persönlich sehr beeindruckte. Dieser war sehr offen und herzlich geschrieben. Die Verfasserin hatte mit Eigenbezug und Ehrlichkeit ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen rübergebracht. Unsere Interaktion hatte bei ihr ein Nachdenken über die Besuchsdauer hinaus ausgelöst und hinterließ einen bleibenden positiven Lerneffekt. Eine der Feststellungen war: „Die Isolation von nahen Mitmenschen ist eine größere Strafe als hinter verschlossener Tür zu sitzen“. Die Beziehungsisolation durch Einschränkung der sozialen Kontakte und die Fremdbestimmung darüber trifft auch die Angehörigen verletzend. Bei der Aufrechterhaltung der Kontakt zu Angehörigen, ist die Inhaftierung eine härtere Strafe. Wer die Kontakte verliert durchlebt eine humanere Isolation. Der Einzelgänger hat weniger soziale Zwänge oder integrative Sehnsüchte. Sein Ego wächst sogar und er kann zum Narzissten mutieren und damit noch gefährlicher als zuvor werden. Andere Menschen sind ihm fremd und feind. Was das kleine Mitbringsel als Zeichen der Aufmerksamkeit betrifft, so war es eine pädagogisch sinnvolle Maßnahme eures Lehrers. Es war ein Zeichen der Offenheit und des Verständnisses, ein Symbol der Handreichung. Den Menschen etwas Gutes zu tun, den Sündigen Aufmerksamkeit zu Bezeugung, mit Menschen zu teilen, ist eine Tradition in der Christlichen Welt, eine wichtige Erfahrung, die man im Leben machen muss. Doch um über die Richtigkeit und Nützlichkeit dieses Verhaltens zu urteilen muss man auch Rückmeldung erhalten. Auch deswegen war mir dieser Brief wichtig. Alles Liebe… Niklas B. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 29 § RECHT & SOZIALES Die Datensammler und die Selbstauskunft AUSKUNFTEIEN: Ein ernüchterndes Ergebnis über die Zuverlässigkeit der Datensammler. ch hoffe, dass der erste Bericht euch zur Selbstauskunft über die zu eurer Person gespeicherten Daten veranlassen konnte zumal dieser erste Schritt mit Hilfe des Musterschreibens sehr einfach und zu dem kostenlos ist. Wie wichtig eine eigene Überwachung der Datensammler ist, werden wir im folgenden Bericht versuchen zu erläutern. Wir von der Redaktion Trotzdem hatten acht der bekanntesten Auskunfteien angeschrieben und eine Selbstauskunft gemäß §§ 34 I, IV BDSG verlangt. Dabei handelte es sich um folgende Auskunfteien: Schufa, Bürgel, Infoscore, CEG, Deltavista, Bender KG, Acumio und EOS. Zur Erinnerung, laut Bundesdatenschutzgesetz hat jede Person das Recht, alle zur eigenen Person gespeicherten Daten einzusehen, den Nachweis zu verlangen, woher diese Daten stem- I kraft mit Barmitteln eines konkreten Kunden dar, sonder helfen, das Zahlungsausfallrisiko besser einzuschätzen. Ähnliche Methoden nutzt man seit langem in der Markt- und Meinungsforschung. Wie das Scoreverfahren funktioniert und welche bewerteten Daten wie gewichtet werden, hatte keine der Auskunfteien mitgeteilt. Es sind uns daher leider unmöglich, das Scoreverfahren zu analisieren und zu erläutern. Es scheint aber so, als ob gar keine positiven Daten im Bestand vorhanden sind. Es wurden nur Personendaten: Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Anschrift und darüber hinaus Negativdaten z.B. Mahnverfahren, Vollstreckungstitel, Insolvenzen oder Haftbefehle ausgewiesen. Laut Stiftung Warentest haben die Datensammler Acumio, Deltawista, Infoscore und Bürgel nach eigenen Angaben Jeder hat das Recht, alle zur eigenen Person gespeicherten Daten einzusehen. Es erschreckt und empört einen, wie nachlässig die Datensätze gepflegt und aktualisiert werden. men, zu erfahren wie diese Daten für die Ermittlung des Scorewertes eingesetzt werden und an welche Institutionen oder Firmen die Daten in den letzten 12 Monaten geschickt wurden. Nach Erhalt der Selbstauskünfte können wir die Befürchtungen der Datenund Verbraucherschutzorganisationen nur bestätigen. Es erschreckt und empört einen schon, wie nachlässig die Datensätze gepflegt und aktualisiert werden. In Fällen wo die Daten falsch oder veraltet sind, sollte man sofort aktiv handeln, denn hierfür sind dem Verbrauchen oder dem betroffenen Verbraucher (Dateneigentümer) vom Gesetz einige Instrumente zur Gegenwehr gegeben. Der Ausweis von positiven Daten erfolgt gar nicht. Dabei sollten diese eigentlich die Scorewert-Berechnung einbezogen werden. Scorewert – Safe Consumer Score heißt soviel wie die Bewertung zur Sicherheit der Leistung. Dabei handelt es sich um eine Prognose um das künftige Zahlungsverhalten aus in der Vergangenheit gespeicherten Erfahrungen. Der Scorewert beschreibt immer nur ein allgemeines Zahlungsausfallrisiko. Sie stellen keine Bewertung der Bonität (Zahlungsfähigkeit) oder die Zahlungs- nur Personendaten und Negativdaten gespeichert, also eine ziemlich einseitige Betrachtung, um eine entscheidende Aussage über ein Verhalten in der Zukunft zu treffen. Bei dieser Fallkonstellation genügt ein negativer Fehleintrag, um als Nichtsolvent und Kreditunwürdig zu gelten. Solche Fälle sind häufiger als gedacht. Im konkreten Beispiel geht es um ein Mahnverfahren einer Anwaltskanzlei, die sich auf Zwangsvollstreckungen spezialisiert. Einen von vielen Unternehmen der Inkasso-Dienstleistungs-Branche. Dieser Vollstrecker einer Heidelberger Rechtskanzlei beauftragt von den größten deutschen Telekommunikationsunternehmen hat die Informationen über die Inkassoforderung an den Datensammler Acumio weitergeleitet. Die besagte Forderung stammt aus dem Jahr 2001. Seit 2005 verschickt die Inkassokanzlei einmal jährlich Mahnungen mit Androhungen unter Beilage eines Überweisungsformulars. Der Forderungsbetrag wächst von Jahr zu Jahr. Auf Rückschreiben des angeblichen Schuldners, die aufgestellte Forderung mit gewöhnlichen Nachweise näher zu begründen, erfolgt von der Kanzlei keine Antwort. Grundsätzlich gilt: ist eine behauptete 30 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § werden. Der Verbraucher erhält nichts grundlos, empfiehlt es sich, darauf nicht und zugestellte Forderung nicht zuzuordmehr auf Kredit sondern muss den mozu reagieren. Steht dagegen eine substannen, so kann der Betroffene eine Einsicht näteren Gegenwert direkt bei Empfang tiell begründete Zwangsvollstreckung an in die Forderungsunterlagen verlangen. der Ware entrichten. sollte man die Mahnungen ernst nehmen, Als Nachweis der Forderungsgrundlage Die Richtigkeit der in Auftrag genommeum weiterführende, höhere Kosten und können jeweils in Kopie der die Fordenen negativen Merkmale wird nicht üGebühren zu vermeiden. Denn in solrungssumme betreffende Vertragsabberprüft. chen Fällen kann aus zweistelligen Beschluss, der letzte Zahlungseingag mit Zwei Kunden, die in Wirklichkeit, trägen sehr schnell die zehnfache Summe Betragshöhe €/ DM und Datum, Bankgleichermaßen Kreditwürdig sind könwerden und lang anhaltende Nachteile verbindung, die Anschrift des Vertragsnen in nachhinein wegen Fehler und gibt es obendrauf gratis dazu. Denn ein partners (um Verwechselungen bei NaDatenlücken ganz unterschiedlich behannegativer Eintrag bei einer der Auskunfmensgleichheit auszuschließen) angefordelt werden. teien wird erst ein Jahr nach Begleichung dert werden. Für die Prüfung der FristDie Datensammler haben wahrung, die bei Forderunaber bei nachweislich ungen aus Verbraucherverträrichtigen Daten die Pflicht gen drei Jahre beträgt ist zu Berichtigung, Löschung das Datum der Fälligkeit oder Sperrung, sofern ihre der Zahlung der erste Richtigkeit von verantwortMahnbescheid, der den licher Stelle (Auftraggeber) anerkannten gerichtlichen nicht bewiesen werden kann. Titel (Vollstreckungstitel) Wird die Richtigkeit der trägt maßgeblich.. Daten vom Betroffenen Bei Begehren der Einbestritten sind diese gemäß § sicht von Forderungsnach35 Abs. 3 BDSG zu sperren weisen, empfiehlt sich eine für die Dauer der Klärung. vier bis achtwöchige FristDie Tatsache einer Sperrung setzung. Erfolgt darauf keivon Daten darf an auskunftne Reaktion, schafft man suchenden Kunden nicht sich Abhilfe mit einem Erübermittelt werden. Persoinnerungsschreiben und nenbezogene Daten dürfen einer Androhung einer auch nicht verarbeitet oder Strafanzeige wegen verbenutzt werden solange der suchten Betruges. Diese Ein ConCheck von beispielsweise 1,7 sagt aus dass die WahrscheinBetroffene der Verarbeitung radikale Maßnahme ist lichkeit, mit der ein Kunde seine Zahlungsverpflichtung erfüllt, bei 97 bei der verantwortlichen durchaus begründet und hat % liegt. Als zusätzliche Entscheidungshilfe wird die ConCheck Bewertung nach folgenden Risikoklassen klassifiziert: seinen Sinn in Zeiten von Stelle widerspricht. Auf steigender InkassoVerlangen des Betroffenen 1,0 bis 1,2 Sehr niedriges Risiko Piraterie. Nutzt auch das ist gemäß § 35 Abs. 6 den 1,3 bis 1,8 Niedriges Risiko nichts, dann ist die Inkassozweifelhaften Daten die 1,9 bis 2,6 Durchschnittliches Risiko stelle nicht nur nachlässig, nicht gesperrt werden könsondern auch unseriös mit nen, für die Dauer der Spei2,7 bis 2,9 Mittleres Risiko einer Neigung ins Kriminelcherung seine Gegendarstelle. Bei so einem Verdacht lung beizufügen. der Schuldforderung gelöscht. Bei einer ist es das Ziel, die Plage der Mahnungen Die Dauer der Speicherung von erleErledigung durch Vergleich findet die und Androhungen stoppen und die unzudigten oder abbezahlten NegativeinträLöschung zwei Jahre nach letztem Zahtreffenden Einträge bei den Auskunfteien gen im Gesetz geregelt lungseingang statt. anschließend beseitigen. Dabei sind die Fristen für eine endgültiDer Scorewert wird nur gebildet Die Inkassobranche betätigt sich oft in ge Löschung laut Angaben der Auskunfwenn keine Negativdaten vorliegen. Mit einem grauen Gesetzesbereich mit zahlteien meist kürzer als die im Gesetz benegativen Informationen werden die reichen Kann-Bestimmungen und Ausstimmten Zeiträume. Datensammler um Teil von Auftragebern nahmen, der überwiegend von angehenDie Aufmerksamkeit und Sorgfaltsversorgt. Es wird also der Auftrag erteilt, den Anwälten oder andren Rechtverdrepflicht gegenüber den betroffenen eine Eintragung aus Gläubigermahnunhern beackert wird. Bei diesen Methoden Verbrauchern mit deren Datensätzen gen, laufenden oder betriebenen Inkassohandelt es sich eben um Inkassogehandelt und Geld verdient wird ist mahnverfahren und Insolvenzverfahren Piraterie. mehr als steigerungsfähig. Es scheint gar zu der betreffenden Person zu speichern. Oft verlaufen schriftliche oder fernso, als sob sich die Datensammler der Bei diesen „Bonitäts-Informationen“ mündliche Bemühungen zur Klärung Brisanz ihrer Scorebewertungen und handelt es sich um konkret vorliegende eines Sachverhalts im Sande (lange Warderen möglichen Folgen bei untranspaZahlungsstörungen. Ziel ist es, frühzeitig teschleifen). Antworten auf schriftliche renten Dateninhalten nicht bewusst seirisikobehaftete Geschäftsbeziehungen Korrespondenz gibt es keine. Es komen. auszuweisen und zum Schutz der andemen nur Androhungen von ZwangsDie Dateneigentümer haben nicht ren Geschäftsleute erkennbar zu machen. vollsterteckungsmaßnahmen und die mehr die Besitzgewalt und das BestimDie gewöhnlichen Geschäftspraktidamit verbundenen steigenden Kosten mungsrecht über den Umgang mit eigeken können bei unsicheren Kunden auf per Serienbrief regelmäßig ins Haus. nen Daten weil diese durch eigene Nachrisikoarme Bezahlverfahren abgestellt Sind die behaupteten Forderungen lässigkeit bei Vertragsabschlüssen zu www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 31 § RECHT & SOZIALES Verarbeitung freigegeben wurde. Der Verbraucher hat ein aktives Widerspruchsrecht auf personenbezogene Datenverarbeitung, wovon er keinen Gebrauch macht. Nach der Weitergabe von Personendaten an Datensammler werden auch die Löschfristen nach Ablauf von Verträgen nicht eingehalten, die Daten von Bürgern (Verbrauchern) werden zur Handelswahre und damit die Individuen selber zu bewertbaren Objekten. Es entsteht eine Dreiecksbeziehung aus Kunden von Auskunfteien, die meistens Geschäftleute sind, die auf Bonitätsauskünfte vertrauen! Datensammler sind Profiteuere der von ihnen als Handelsobjekt angebotenen Personendaten. Dabei unterstützen die Auskunfteien alle risikoorientierten Entscheidungen entlang der Geschäftsbeziehung z.B. durch die Bereitstellung von für die Zukunft errechneten Bonitätsdaten. Die datenschutzrechtlichen Bestimmungen über die Art und Umfang der Offenlegung, die Dauer der Speicherung, Nutzung, Auswertung und Weitergabe sind den Auskunfteien bewusst aber lästig. Die Auskunfteien informieren die Dateneigentümer nur oberflächig über ihre möglichen Rechte und unzureichend über den Datenbestand. Für die Einhaltung und Umsetzung muss de Betroffene meistens selber sorgen. Bei existenziellen Aspekten ist Vertrauen gut aber die Kontrolle ist besser. Eine vollständige Automatisierung der Datenpflege existiert bei den Auskunfteien nicht,. Das erklärt die prozentual hohe Fehlerquote bei den Datensätzen. Im konkreten Fall wurde die Person bei Schufa, Bürgel, Deltavista nicht identifiziert wegen veralteter Meldeanschriften. Dabei lag der Wohnortwechsel mehr als zwei Jahre zurück. Wahrscheinlich erfolgt die Aktualisierung von Personendaten erst bei Anfragen von Kunden oder Mitteilung von Negativdaten im Rahmen der Auftragsvergabe zur Veröffentlichung. Es ist ein Unterschied ob sie einer geringwertigen Zahlungsverpflichtung nicht nachgekommen sind, oder mehrere Verträge gegenüber ihren Gläubigern nicht erfüllt hatten. Auf die Häufigkeit und die Höhe der Schuldbeträge kommt es also nicht an. Wer auch nur einen Eintrag hat, ist gleich kredittunwürdig, und damit für ein Scoreverfahren nicht geeignet. Text: Niklas B. 32 Tr§tzdem 11/2010 Predigt und Auslegung nach der Lesung „Vom reichen Mann und Lazarus“ Die geistige Armut. Die Geschichte handelt von der Armut des kranken und obdachlosen Lazarus. Aber sie handelt auch von der Armut des reichen Mannes. Arm und reich gleichzeitig. Ist es ein Widerspruch? Reich ist der Reiche an Moneten und gleichzeitig geistig arm. Geistig arm sind die, die ihre Sünden vor Gott und den Menschen nicht erkennen wollen, die sich und andere ins Unglück bringen oder im Unglück lassen. Nach dem Tod musste der Reiche Arbeit in den Anstaltsbetrieben als „ein Euro Jober“. Wofür sind die zahlreichen Opfer gut? „Arm ist nicht wer wenig hat, sondern wer viel braucht“. Wir alle sind sterblich und wir werden die gehorteten weltlichen Reichtümer nach dem Tod nicht mehr brauchen. Denn aus Asche sind wir gemacht und zu Asche werden wir. Habsucht, Habgier und Geiz sind Sünden. Dem reichen mit Sünden beladenen Mann fehlt die Empathie. Er ist zu träge seine Reichtümer zurück lassen und kam in die Unterwelt, also in die Hölle. Doch warum ist er in der Hölle gelandet und nicht im Schoß von Abraham wie der Lazarus? Über ihn wurde geurteilt nach seinem Vorleben. Er war reich, hatte diesen Reichtum angehäuft und dabei den Geiz entwickelt. Reich ist jemand, wenn er ersichtlich von allem zu viel besitzt und nichts Gutes damit anzufangen weiß. Die Voraussetzung und der Grund dafür sind die Habsucht und Habgier. Welche Gründe sind es, die einen zu gesetzeswidrigen Handlungen verleiten. Das Ziel ist offensichtlich meistens das schnelle, leichte Geld. Der Preis für diese Art Habsucht ist sehr hoch. Für den Lebenswandel mit Phasen der Inhaftierung haben wir uns selbst entschieden. Für die Isolation, für die Vernachlässigung von Frauen und Kindern, für die Verletzung unserer Intimsphäre, für die und egoistisch, um vor die Tür zu blicken. Er ignoriert sein Umfeld und auch seine Mitmenschen. Er verhält sich asozial und fühlt sich unabhängig. Der Reiche wollte nicht einmal den täglichen Überschuss, die Reste vom Tisch dem armen Lazarus gönnen. Er beachtete das Elend von Lazarus nicht wegen ihrer Standesunterschiede. Der Reiche war eitel. Sein Hochmut machte ihn blind. Hochmut ist auch eine Sünde. Erst als er in eine Leidenssituation kommt, bemerkt er den Lazarus, weil es diesem jetzt vergleichsweise besser geht und stellt sogar eine Erwartungshaltung an ihn, indem er Abraham bittet den Lazarus zu ihm zu schicken. Durch diese arrogante Art unterstreicht er seinen Hochmut. Erst als der Reiche eine begründete Ablehnung bekommt, wird ihm seine falsche weltliche Lebensweise bewusst. Er entwickelt sogar Empathie. Das Einfühlungsvermögen für das zuwww.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § künftige Leid seiner fünf Brüder, die ein ähnliches Leben in Blindheit und Bequemlichkeit führen. In erster Linie sind sie durch ihre geistige Armut mit ihm verwandt. Abraham verweist ihn aber auf den, jedem Menschen gegebenen gesunden Verstand. Auf die Fähigkeit zur selbstkritischen Betrachtung und richtigen Selbsteinschätzung, die Fähigkeit zum logischen Denken. All unser blindes übermäßiges Verlangen ist körperlicher Art. Es ist die Gier des Körpers nach exzessiven Erlebnissen bei einem schwachen Geist. Auch die Völlerei ist eine Sünde. Fresssucht, Alkoholsucht, Spielsucht, Drogensucht, Nikotinsucht sind keine Krankheiten, sondern Schwächen. Wir machen uns selbst zu Sklaven unserer Begierden. Diese selbst erzeugten Leiden werden verursacht durch geistige Armut. Das ist meine eigene Meinung und diese vertrete ich argumentativ. „Arm ist nicht wer wenig hat, sondern wer viel braucht.“ Jeder Mensch hat die Wahl. Und auch wer im Überfluss lebt, kann arm sein. Selbstverschuldet, geistig arm. Arm an Bildung: „Wissen ist Macht“, das ist eine Tatsache. Wir leben hier im Luxus. Unser Luxus ist das Übermaß an Freizeit. Die Freizeit richtig zu nutzen ist eine Sache der richtigen Einsicht und Einstellung. Die Zeit ist aber auch nicht unendlich. Bevor man Zeit vergeudet mit Karten- oder Computerspielen, mit TVShows oder Zappen durch die Unterhaltungsmedien, mit immer gleichen sinnlosen Gesprächen auf der Basis von glorreichen Legenden auf der Station; und noch schlimmer am Fenstergitter oder mit stundenlangem Gedröhne aus den Musikboxen, sollte man sich der Erweiterung eigener geistiger Fähigkeiten widmen, dem Erwerb von Wissen. Arm an Bescheidenheit. Bescheidenheit ist eine Tugend. Der Gegensatz von Maßlosigkeit. Wie tugendhaft ist jemand, der kaum im Strafanstalt angekommen, nach sozialen Leistungen aller Art verlangt. Warum hatte derjenige nicht selbst für die Notzeiten vorgesorgt. Aus naiver Überzeugung, dass er nie erwischt und belangt werden wird. Viele kommen hier an mit einer Fülle von Erwartungen wie Taschengeld, Sozialfernseher, Sozialradio, Sozialtabak. Sozial heißt hier auf Kosten der Gemeinschaft. Doch mit welchem Recht? Was hat man der Gemeinschaft vorher gegeben? www.jva-oldenburg.de Nichts! Eher genommen oder gestohlen. Viele erinnern sich gleich an die Pastoren, wobei sie die Kirche und den Glauben nie im Sinn hatten und sogar uncool und lächerlich fanden. Hier erwarten sie aber von den Seelsorgern Tabak, Feuerzeug und Kaffe. Wo nichts hingegeben, kann auch nichts genommen werden. Die Kirche ist in erster Linie für den Seelenheil zuständig und nicht für die Erfüllung von körperlichen Begierden. Die Kirche ist auch keine Almosenstelle für die, denen es am wichtigsten zum Wohlbefinden nicht fehlt. „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug“. Arm an Verantwortung für seine Mitmenschen: Können wir sicherstellen, dass die Folgen unserer Taten nur uns und nicht auch unsere Angehörigen treffen? Nein, das können wir nicht. Wir verlieren die Kontrolle und werden fremdbestimmt. Viel schlimmer ist es aber die nahen Menschen an den eigenen üblen Taten zu beteiligen. Ist es den kein Armutszeugnis wenn jemand die Erwartung an seine Frau oder Schwester stellt ihm Drogen in den Knast zu schmuggeln? Wenn erwachsene Männer ihre Frauen finanziell ausnehmen um den neuesten Sportanzug oder einen Flachbildfernseher zu besitzen. Wenn modische Extravaganzen auf Kosten von in Armut lebenden Kindern erfüllt werden. Wenn man die eigene Familie in Abhängigkeit von Sozialleistungen gebracht hat und dieses Existenzminimum für eigene Begierden schmälert. Die geistige Armut sähet reichlich Unglück. Wer dafür blind bleibt und fleißig weiter sähet wird reichlich davon ernten. Verspieltes Glück ist selbstverschuldetes Unglück. Die finanzielle Armut Wenn wir über Armut reden, sollten wir uns öfters fragen, wie es unseren Familien draußen geht und wie die klar kommen. Ich persönlich denke, dass es uns doch ganz gut geht, hier in Oldenburg. Wir bekommen hier das rundum Sorglospaket. Meine Familie muss augrund meiner Inhaftierung jetzt von Harz IV leben und ich weiß, dass es ihnen viel schlechter geht als sie mir das sagen; damit ich mir keine Sorgen und Vorwürfe mache. Wo kommt den das Geld her für die Fahrkarten, wenn sie mich hier jede Woche besuchen, oder mir Geld einzahlen, für den Zusatzeinkauf, oder ich wieder mal neue Klamotten haben möchte. Dass müssen sie anderswo einsparen, dass heißt sie ver- zichten für mich auf etwas obwohl ich doch Schuld an der Situation bin. Das sollten wir alle einmal überdenken, wenn wir von unseren Familien wieder einmal etwas verlangen oder erwarten. Meine Kinder z.B. gehen in einen Sportverein, was jeden Monat 15 € kostet. Ich kann hier jeden Tag zum Sport gehen, ohne etwas dafür zu bezahlen. Ist das selbstverständlich? Vor ein paar Wochen wollten meine Kinder ins Kino. Meine Frau sagte: “Dass geht diesen Monat nicht“. Wir sehen hier jedes Wochenende drei aktuelle Filme ohne etwas dafür zu zahlen. Ist das gerecht? Wir bekommen hier täglich dreimal etwas zu essen. Immer wieder wird kommentiert: „Wie, schon wieder das gleiche“ oder „so etwas esse ich nicht“. Manche Frauen und Kinder währen sehr glücklich darüber, wenn sie nicht einmal „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“ die Woche zur Tafel gehen müssten, um für Essen anstehen. Habt ihr auch mal überlegt wie erniedrigend so etwas für eure Familie ist. Meine Tochter kommt mit der Situation nicht klar; dass ihr Papa nicht mehr für sie da ist. Meine Frau ging mit ihr zum Doktor und fragte, ob es nicht möglich wäre, dass meine Tochter Gespräche mit einem Kinderpsychologen führen könnte. Der sagte: „Sicher ist das möglich, aber die Krankenkasse zahlt das nicht. Und so muss meine Tochter allein damit klar kommen, dass ihr Papa nicht mehr für sie da sein kann. Ist das gerecht? Das was uns hier fehlt ist die Freiheit, aber daran sind wir selbst schuld. Ich möchte euch bitten, jedes Mal wenn ihr hier sagt „das wäre mir lieber“, zuerst einmal darüber nachzudenken wie es eurer Familie geht. Text: Frau Pastorin Menz, Manfred V., Niklas B. Tr§tzdem 11/2010 33 § RECHT & SOZIALES Woran erkennt man einen Psychopathen? In Deutschland leben rund einen Million Psychopathen, haben neue Studien ergeben. Manche von ihnen arbeiten unerkannt in hohen Führungspositionen. Und sie sind gefährlich. Wie kann man sich vor ihnen schützen? P ort Coquitlam ist ein verträumtes Städtchen an der Westküste Kanadas. Die Autofahrt von der Olympia-Stadt Vancouver dorthin dauert keine 45 Minuten. Einige Gäste führt der Weg direkt in die Dominion Avenue 953. Dort liegt auf dem Gelände einer Schweinefarm „Piggy‘s Palace“ - eine der wildesten Feten-Locations in ganz British Columbia. Der Besitzer Robert Pickton gilt als umsichtiger Gastgeber. Psychopathen haben kein Gewissen. Sie empfinden keine Reue und kein Mitgefühl. Musik, Frauen, Drogen - bei ihm gibt es alles, was man für eine tüchtige Orgie benötigt. Legendär sind auch die Berge von Fleisch, die Robert auf seinem Party-Grill zu brutzeln pflegt. Dass es sich dabei wohl nicht nur um Schweinefleisch handelt, entdeckt die Polizei nur durch einen Zufall. Im Erdreich des Grundstücks finden die Ermittler die Überreste von mehr als 30 Frauen. Sie alle sind in Vancouver als vermisst gemeldet. Robert Pickton, so steht es In den Polizeiakten, hat die Frauen offenbar auf seine Farm gelockt, getötet, 34 Tr§tzdem 11/2010 zerstückelt und an seine Schweine verfüttert. Und vermutlich auch an seine Gäste. Die Presse bezeichnet Pickton als den „schlimmsten Serienmörder“ in der Geschichte Kanadas. Das Gericht hat ihn inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt. Derweil veröffentlicht die Polizei immer neue Namen von Frauen, deren DNA-Spuren aus den Schlachtabfällen auf Picktons Horror-Grundstück identifiziert werden konnten. Die aktuellsten Funde stammen vom Oktober 2009. Bis heute rätselt die kanadische Öffentlichkeit: Was ist das für ein Mensch, der zu solchen Taten fähig ist? Der amerikanische Bauer Robert Pickton hat mehr als 30 Frauen an seine Schweine verfüttert - und an seine Partygäste. Es erscheint wie eine makabere Laune des Schicksals, dass der kundigste Experte für derlei Fragen in unmittelbarer Nachbarschaft der Vancouver-Morde lebt. Robert D. Hare ist ein zierlicher Mann mit wachen Augen. Seine Worte formt er ruhig und gelassen, ein sorgsam gestutzter grauer Bart rahmt sein schmales Gesicht. Er könnte Pastor sein oder der gütige Leiter eines humanistischen Gymnasiums. Tatsächlich ist der emeri- Keine andere Persönlichkeitsstörung richtet einen ähnlich verheerenden Schaden an wie die Psychopathie. tierte Professor der University of British Columbia jedoch der renommierteste Psychopathen-Jäger der Welt. Was Robert Hare antreibt, ist mehr als Neugier. Es ist ein Verantwortungsgefühl gegenüber der Menschheit. Denn keine andere Persönlichkeitsstörung richtet einen ähnlich verheerenden Schaden an wie die Psychopathie. „Psychopathen bringen Unglück und Zerstörung über die Menschen in ihrem Umfeld“, erklärt Hare. „Deshalb ist es so wichtig, sie erkennen und ihnen begegnen zu können.“ www.jva-oldenburg.de OKTOBER 2011 NOVEMBER 2011 DEZEMBER 2011 1 S 1 D Allerheiligen 1 D 2 S 2 M 2 F 3 M Tag der Dt. Einheit 3 D 3 S 4 D 4 F 5 M 5 S 5 M 6 S 6 D Nikolaus 7 F 7 M 7 M 8 S 8 D 8 D 9 S 9 M 9 F 10 M 10 D 11 D 11 F 11 S 3. Advent 12 M 12 S 12 M 13 S 13 D 14 F 14 M 14 M 15 S 15 D 15 D 16 S 16 M Buß– und Bettag 16 F 17 M 17 D 17 S 18 D 18 F 19 M 19 S 19 M 20 S Totensonntag 20 D 21 F 21 M 21 M 22 S 22 D 22 D Winteranfang 23 S 23 M 23 F 24 M 24 D 25 D 25 F 25 S 1. Weihnachtstag 26 M 26 S 26 M 2. Weihnachtstag 27 S 1. Advent 27 D 28 F 28 M 28 M 29 S 29 D 29 D 30 S Ende der Sommerzeit 30 M 30 F 6 D 13 D 20 D 27 D 4 S 2. Advent 10 S 18 S 4. Advent 24 S Heilig Abend 31 S Silvester 31 M 20 Arbeitstage 21 Arbeitstage 21 Arbeitstage Hauptanstalt: Redaktion: Spendenkonto: Justizvollzugsanstalt Oldenburg Cloppenburger Straße 400 26133 Oldenburg Redaktion Tr§tzdem Postfach 3080 26020 Oldenburg JVA Oldenburg wg. Trotzdem Konto-Nummer: 106 024 813 BLZ 250 500 00 NordLB Hannover Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft, erkennt man am Zustand ihrer Gefangenen. F. M. Dostojewski JANUAR 2011 FEBRRUAR 2011 MÄRZ 2011 1 S Neujahr 1 D 1 D 2 S 2 M 2 M 3 M 3 D 3 D 4 D 4 F 4 F 5 S 5 S 6 D Hl. Drei Könige 6 S 6 S 7 F 7 M 7 M Rosenmontag 8 S 8 D 8 D Fastnacht 9 S 9 M 9 M Aschermittwoch 10 M 10 D 11 D 11 F 11 F 12 M 12 S 12 S 13 S 13 S 14 F 14 M Valentinstag 14 M 15 S 15 D 15 D 16 S 16 M 16 M 17 M 17 D 18 D 18 F 18 F 19 M 19 S 19 S 20 S 20 S 21 F 21 M 21 M Frühlingsanfang 22 S 22 D 22 D 23 S 23 M 24 M 24 D 25 D 25 F 25 F 26 M 26 S 26 S 27 S 27 S Sommerzeit Anfang 28 M 28 M 5 M 13 D 20 D 27 D 28 F 10 D 23 M 24 D 29 D 30 S 30 M 31 M 31 D 20 Arbeitstage 17 D 29 S 20 Arbeitstage 23 Arbeitstage APRIL 2011 MAI 2011 JUNI 2011 1 F 1 S Maifeiertag 1 M 2 S 2 M 2 D Chr. Himmelfahrt 3 S 3 D 3 F 4 M 4 M 4 S 5 D 5 D 5 S Tag der Umwelt 6 F 6 M 7 D 7 S 7 D 8 F 8 S Muttertag 8 M 9 S 9 M 9 D 10 S 10 D 10 F 11 M 11 M 11 S 12 D 12 D 13 M 13 F 13 M Pfingstmontag 14 S 14 D 15 F 15 S 15 M 16 S 16 M 16 D 17 S Palmsonntag 17 D 17 F 18 M 18 M 18 S 19 D 19 D 6 M 14 D 21 D Gründonnerstag 21 S 21 D Sommeranfang 22 F Karfreitag 22 S 22 M 23 S Karsamstag 23 M 23 D Fronleichnam 24 S Ostersonntag 24 D 24 F 25 M Ostermontag 25 M 25 S 26 D 26 D 27 M 27 F 27 M Siebenschläfer 28 S 28 D 29 F 29 S 29 M 30 S 30 M 30 D 28 D 19 S 20 M 12 S Pfingstsonntag 20 F 20 M 26 S 31 D 19 Arbeitstage 20 Arbeitstage 22 Arbeitstage Hauptanstalt: Redaktion: Spendenkonto: Justizvollzugsanstalt Oldenburg Cloppenburger Straße 400 26133 Oldenburg Redaktion Tr§tzdem Postfach 3080 26020 Oldenburg JVA Oldenburg wg. Trotzdem Konto-Nummer: 106 024 813 BLZ 250 500 00 NordLB Hannover Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft, erkennt man am Zustand ihrer Gefangenen. F. M. Dostojewski JULI 2011 AUGUST 2011 SEPTEMBER 2011 1 F 1 M 1 D 2 S 2 D 2 F 3 S 3 M 3 S 4 M 4 D 5 D 5 F 5 M 6 M 6 S 6 D 7 S 7 M 8 F 8 M 8 D 9 S 9 D 9 F 10 S 10 M 10 S 11 M 11 D 12 D 12 F 12 M 13 M 13 S 13 D 14 S 14 M 15 F 15 M Mariä Himmelfahrt 15 D 16 S 16 D 16 F 17 S 17 M 17 S 18 M 18 D 19 D 19 F 19 M 20 M 20 S 20 D 21 S 21 M 22 F 22 M 22 D 23 S 23 D 23 F Herbstanfang 24 S 24 M 24 S 25 M 25 D 26 D 26 F 26 M 27 M 27 S 27 D 28 S 28 M 29 F 29 M 29 D 30 S 30 D 30 F 31 S 31 M 7 D 14 D 21 D 28 D 21 Arbeitstage 23 Arbeitstage 4 S 11 S 18 S 25 S 22 Arbeitstage RECHT & SOZIALES § Doch was genau macht einen Menschen zum Psychopathen? Und woran kann man ihn erkennen? Lange Zeit haben die Wissenschaftler auf diese Fragen keine eindeutige Antwort gefunden. Im „Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen“, der Bibel aller Psychiater, sucht man den Begriff »Psychopath« bis heute vergeblich. Erst die Arbeiten von Robert Hare haben Klarheit in die verworrene Diskussion gebracht. Ein von ihm entwickelter Test, die sogenannte PCL (Psychopathy Checklist), (siehe Kasten nächste Seite), benennt eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen, die nach Meinung der Fachleute dem perfekten Psychopathen zu eigen sind. Wer mehr als 75 Prozent dieser Merkmale erfüllt, gilt offiziell als Psychopath. Die meisten Experten halten Psychopathie für angeboren. Und für unheilbar. Einmal Psychopath, immer Psychopath - dieser These folgen heute auch einige Gerichte in den USA. Längst lassen sie ihre Angeklagten mit Robert Hares PCL untersuchen. Ein hoher Score Foltermörder: Familienvater Dennis Rader Diese Maske der Normalität ist es, die Psychopathen so gefährlich macht. Wie im Fall Dennis Rader: Nach außen führt der Amerikaner das Leben eines fürsorglichen Familienvaters. Er arbeitet für die Stadtverwaltung, engagiert sich in der Kirchengemeinde und leitet eine Pfadfindergruppe. Niemand ahnt, dass Rader für eine Serie grausamer Foltermorde verantwortlich ist. „Wie viele muss ich noch umbringen, damit ich meinen Namen endlich in der Zeitung lese?“, fragt er höhnisch in einem anonymen Brief an die Presse. 30 Jahre lang mordet sich Rader durch die Vororte von Wichita im US-Bundesstaat Kansas. Erst eine DNAProbe bringt die Ermitt1er auf die richtige Spur. Die Richter verurteilen Rader zu 175 Jahren Haft - ohne Chance auf Entlassung. „Nirgendwo finden wir eine so hohe Dichte an Psychopathen wie in den Hochsicherheitstrakten unserer Gefängnisse“, sagt Hare. Mindestens ein Drittel der Menschen dort sind Psychopathen wie Dennis Rader. Geschätzte 5o Pro- Psychopathen sind charmant wie George Clooney, verlogen wie Pinocchio, betrügerisch wie Bernard Madoff, selbstherrlich wie Josef Stalin, aufbrausend wie Adolf Hitler und sexuell untreu wie Giacomo Casanova. hat in Amerika schon eine Reihe von Verbrechern direkt auf den elektrischen Stuhl gebracht. Hares berühmte Liste zeichnet ein wahrhaft wahnwitziges Bild: Psychopathen sind demnach charmant wie George Clooney, verlogen wie Pinocchio, betrügerisch wie Bernard Madoff, selbstherrlich wie Josef Stalin, aufbrausend wie Adolf Hitler und sexuell untreu wie Giacomo Casanova. Sie übernehmen niemals Verantwortung für das, was sie tun. Und der vermutlich entscheidende Punkt: Sie sind nicht dazu in der Lage, Reue oder Mitgefühl mit anderen Menschen zu empfinden. Sie haben buchstäblich kein Gewissen. Robert Hare hat den typischen Psychopathen als »Raubtier in Menschengestalt« bezeichnet. „Meist wirkt der typische Psychopath sehr angenehm und hinterlässt einen positiven Eindruck, wenn man ihm zum ersten Mal begegnet“, schreibt der USForscher Hervey Cleckley in seinem Standardwerk „The Mask of Sanity“. www.jva-oldenburg.de „Die Kettensäge“: Topmanager Albert Dunloap zent aller schweren Gewaltverbrechen gehen auf ihr Konto. Das Klischee vom ultra-brutalen, mitleidlosen Serienkiller ist also keine Erfindung Hollywoods, sondern traurige Realität. Psychopathen töten aus nichtigen Anlässen, mit völlig entspanntem Pulsschlag, ohne zu zögern. Das ist jedoch nur ein Teil der Geschichte. Denn die meisten Psychopathen sitzen nicht im Gefängnis, sondern führen ein freies und unerkanntes Leben. Experten schätzen ihre Zahl in Deutschland auf knapp eine Million. „Die Chance, dass Sie in Ihrem Leben schon einmal mit einem Psychopathen zu tun hatten, liegt bei genau 100 Prozent“, sagt der Tübinger Hirnforscher Niels Birbaumer. Doch wo kann man ihnen begegnen? „Einige von ihnen arbeiten in den allerhöchsten Positionen der Geschäftswelt“, antwortet Birbaumer. „Hier finden sie alles, was sie interessiert: Geld, Macht, Kontrolle über andere Menschen. Man trifft sie in der Politik, im Gesundheitswesen, den Medien - intelligente PsychoTr§tzdem 11/2010 39 § RECHT & SOZIALES pathen sind häufig sehr erfolgreiche Menschen.“ Mit anderen Worten: Ihr Boss könnte ein Psychopath sein. Oder der Boss von Ihrem Boss. Aber was genau unterscheidet erfolgreiche Psychopathen von jenen, die in ihrer Zelle der Todesspritze entgegendämmern? „Der entscheidende Unterschied ist der Faktor Intelligenz“, erklärt Birbaumer. Mit anderen Worten: Der psychopathische Chef ist nicht weniger gewissenlos, manipulativ oder kalt als ein durchgeknallter Serienkiller, jedoch zu schlau, um sich in allzu große Gefahr zu begeben - oder sich erwischen zu lassen. Keine besonders beruhigende Diagnose. Wer unter einem psychopathischen Chef arbeitet, wird immer unter ihm leiden, von ihm manipuliert und gedemütigt werden. Und fassungslos dabei zusehen, wie der Peiniger von einem Erfolg zum nächsten eilt. Der Schnelltest: Ist mein Gegenüber ein Psychopath? Experten halten es fast für unmöglich, einen Psychopathen ohne spezielle Ausbildung zweifelsfrei erkennen zu können. Dennoch liefert dieser Schnelltest ein paar erste Hinweise. Sicher: Jede der genannten Verhaltensweisen lässt sich gelegentlich auch bei ganz normalen Menschen beobachten. Wenn sie in Bezug auf ihr Gegenüber jede oder fast jede der folgenden Fragen mit Ja beantworten können, dann sollten sie sich ernsthaft überlegen sich von dieser Person fernzuhalten. 1 Ist er auf oberflächlicher Art charmant und ein guter Redner? 2 Hat er ein überhöhtes Bild von sich selbst? 3 Ist er ein Meister darin, andere zu manipulieren? 4 Ist er ein krankhafter Lügner? 5 Ist er unfähig, tiefe Gefühle zu empfinden? 6 Ist er unfähig, Reue zu empfinden? 7 Fehlt ihm die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen? 8 Übernimmt er nie die Verantwortung für das, was er tut? 9 Ist er schnell gelangweilt und stets auf der Suche nach neuen Kicks? 10 Lebt er gern auf Kosten anderer Leute? Psychopathen sind nicht dazu in der Lage, Angst zu empfinden. 11 Verliert er häufig die Selbstbeherrschung? 12 Hat er Sex mit ständig wechselnden Partnern? 13 Fällt es ihm schwer, sich realistische langfristige Ziele zu setzen? Mit einem rhythmischen Brummen beginnt der Kernspintomograf am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie in Tübingen seine Arbeit. Schicht für Schicht scannt die mehr als eine Million Euro teure Maschine das Gehirn eines Probanden. Was die Forscher wenige Sekunden später auf ihren Monitoren erblicken, ist eine Sensation: Die Wissenschaftler können menschliche Angst im Gehirn sichtbar machen. Wir verbrennen uns die Finger am Kaminfeuer - unser Gehirn reagiert. In Zukunft werden unsere Hände die Flammen meiden. „Negative Konditionierung“ nennen Psychologen diesen Vorgang - eine der fundamentalsten Formen des Lernens. Birbaumer und sein Team konnten zeigen, dass dabei mehrere Hirnareale aktiv sind, vor allem die 14 Folgt er in seinen Entscheidungen oft einer kurzfristigen Laune? 15 Ist er als Jugendlicher mit dem Gesetz in Konflikt geraten? 16 Beobachten Sie häufig. Dass er getroffene Vereinbahrungen bricht? 17 Enden seine Beziehungen in der Regel schon nach kurzer Zeit? Insula, die Amygdala und der orbitofrontale Kortex. Dort feuern unsere Nervenzellen, wenn wir so etwas wie Angst vor einem bevorstehenden Ereignis empfinden. Birbaumer und seine Kollegen haben jetzt herausgefunden: In vergleichbaren Situationen herrscht im Gehirn von Psychopathen absolute Funkstille. „Diese Menschen sind nicht dazu in der Lage, Angst zu empfinden“, erklärt der Forscher. Birbaumers bahnbrechende Studie zeigt zweierlei: zum einen, dass die Gehirnforschung eine betrugssichere Methode liefert, um Psychopathen zu entlarven. „Leider haben wir das Problem, dass sich die wirklich intelligenten und erfolgreichen Psychopathen niemals freiwillig in einen Hirnscanner legen werden“, sagt Birbaumer. Die zweite Konse- Drei kleine Areale trennen ein gesundes Hirn von dem eines Psychopathen. 40 Tr§tzdem 11/2010 quenz ist wesentlich bedrohlicher: Wenn Psychopathen keine Angst empfinden, dann laufen fast alle Sicherungsmaßnahmen des Staates bei ihnen ins Leere. Keine Strafandrohung wird sie dazu bringen, ihr Verhalten zu kontrollieren. Genau hier könnte der Grund dafür liegen, dass Psychopathen nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis etwa dreimal so häufig rückfällig werden wie andere Kriminelle. Ihr Gehirn ist einfach nicht darauf programmiert, aus der erlittenen Strafe zu lernen. Aber wie sehr sind wir noch Mensch, wenn wir nicht bereuen und mitfühlen können, wenn Liebe, Selbstzweifel und Furcht uns für immer fremd bleiben werden? Sind Psychopathen so etwas wie eine feindliche Spezies im Menschengewand? Fest steht: Viele Experten weigern sich inzwischen, Psychopathie lediglich als eine Persönlichkeitsstörung unter vielen zu betrachten. Denn Psychopathen leiden nicht an ihrem Zustand. Was ist schon schlimm daran, nie von einem schlechten Gewissen geplagt zu werden? Keinen Ängsten ausgesetzt zu sein? Nicht zu leiden, wenn es anderen schlecht geht? Im Gewww.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § genteil: In einer ganzen Reihe von Situationen sind Psychopathen gesunden Menschen deutlich überlegen. Sie werden etwa im Krieg schneller und bereitwilliger töten als andere Soldaten. Wissenschaftler konnten zeigen, dass während des Jugoslawienkriegs ganz gezielt junge männliche Psychopathen für die Söldnerheere angeworben wurden. Dieser Krieg gilt heute als einer der brutalsten und erbarmungslosesten der vergangenen Jahrzehnte. „Bekäme ich meine Probanden nicht kostenlos aus dem Gefängnis, würde ich mich einfach an der Börse umsehen“, scherzt Robert Hare. Tatsächlich sehen viele Experten in der In einer ganzen Reihe von Situationen sind Psychopathen gesunden Menschen deutlich überlegen. gegenwärtigen Wirtschaftskrise weniger die Folgen allzumenschlicher »Gier« einzelner Banker, sondern vielmehr das skrupellose Wirken psychopathischer Manager. Das Schlimme daran: Die chaotischen Prozesse der Globalisierung, erst recht die gegenwärtige Krise haben das Business in ein noch günstigeres Biotop für Psychopathen verwandelt. Denn je schneller und radikaler sich die Welt verändert, desto besser werden sie sich darin zurechtfinden. „Psychopathen lieben den schnellen Wandel“, verrät der Psychologe Paul Babiak. „Was andere Menschen verängstigt, gibt ihnen den entscheidenden Kick.“ Eine gewagte These? Nicht unbedingt, wie die beiden britischen Psychologinnen Belinda Board und Katarina Fritzon gezeigt haben. Sie untersuchten die Persönlichkeitsmerkmale hochrangiger Manager. Das Ergebnis: Ein hoher www.jva-oldenburg.de Anteil der Untersuchten zeigte stark psychopathische Züge. Sie waren selbstsüchtig, oberflächlich charmant, frei von Mitgefühl, manipulativ und unehrlich. Dieselben Eigenschaften, die einen Menschen zum Massenmörder machen, lassen ihn in modernen Unternehmen Erfolge feiern. Was Psychopathen in Nadelstreifen anrichten können, zeigt das Beispiel des US-Managers Albert »Die Kettensäge« Dunlap. Er bedrohte seine Ehefrau mehrfach mit Messern und Handfeuerwaffen, ließ sie oft tagelang ohne Geld und Lebensmittel zu Hause sitzen. Die Ehe wurde schließlich wegen „extremer Grausamkeit“ geschieden. Seine Eltern besuchte er nicht einmal zu deren Beerdigung. Unter BörsenAnalysten wurde Dunlap zum Star, als er 11000 Mitarbeiter seiner Firma mit einem einzigen emotionslosen Federstrich feuerte - und den Kurs seiner Aktie damit dramatisch in die Höhe trieb. Dass hinter den beeindruckenden Zahlen schmutzige Bilanztricksereien steckten, bemerkten die Aufsichtsräte erst, als das Unternehmen bereits kurz vor der Pleite stand. Dunlap hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst aus der Firma verabschiedet. Seine Kollegen haben ihn inzwischen zum »meistgehassten Manager aller Zeiten« gewählt. Doch wie kann man sich vor einem Psychopathen schützen? „Das ist keine leichte Aufgabe“, erklärt der Psychologe Paul Babiak. Mit ihrer Risikobereitschaft, ihrer Furchtlosigkeit, ihrer Fähigkeit, schnelle und harte Entscheidungen zu treffen, wirken Psychopathen wie geborene Anführer. „Personal-Manager sollten den Lebenslauf eines jeden Bewerbers sorgsam überprüfen. Psychopathen fallen in der Regel dadurch auf, dass ihre exzellenten Zeugnisse und Empfehlungsschreiben gefälscht oder zumindest stark geschönt sind“, rät Babiak. Auch die Körpersprache kann den Psychopathen verraten. Psychologen wissen seit einigen Jahren, dass Gesten mehr sind als eine harmlose Untermalung unserer Sprache. Offenbar helfen sie unserem Gehirn auch dabei, die richtigen Worte zu finden. Genau deshalb gestikulieren wir auch schneller und lebendiger, wenn wir uns in einer Fremdsprache unterhalten. Robert Hare hat nun herausgefunden: In genau der gleichen Weise verändert sich plötzlich die Gestik von Psychopathen, wenn sie über The- Psychopathen werden nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis etwa dreimal so häufig rückfällig wie andere Kriminelle. men sprechen, die eigentlich mit Gefühlen verknüpft sein sollten. Erzählen sie etwa von ihren Eltern, Kindern oder ihrem Partner, klingen ihre Worte zwar warmherzig und gefühlvoll, doch die Körpersprache ist dabei so hektisch und unruhig, als sprächen sie in einer für sie fremden, mühsam erlernten Sprache. Nach einem Patentrezept für den Umgang mit Psychopathen fahnden die Experten gleichwohl vergeblich. „Halte dich von ihnen fern“, lautet der schlichte Rat, den Hare und Babiak in ihrem Buch »Menschenschinder oder Manager« (Hanser, 24,90 Euro) geben. Kein besonders ausgefeilter Tipp, wie die Autoren selbst offen zugeben: „Wir sind uns vollkommen darüber im Klaren, dass unsere Arbeit gerade erste begonnen hat.“ Text: Jochen Metzger Quelle: PM Januar 2010 Tr§tzdem 11/2010 41 § RECHT & SOZIALES Wie trifft mein Gehirn die richtigen Entscheidungen? PSYCHOLOGIE: Was ist wichtiger - das Gesetz zu achten oder seinem Gewissen zu folgen? Was ist verwerflicher - zu stehlen oder zu betrügen? Das Leben stellt uns immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Aber wie handle ich, wenn es keine perfekte Lösung gibt? Und: Wie manipulierbar ist mein Ich wirklich? Mit psychologischen Studien versuchen Forscher zu entschlüsseln, wie wir uns entscheiden und warum. S tellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Ein Waggon rast völlig außer Kontrolle auf fünf Gleisarbeiter zu. Sie selbst stehen an der Weiche und sehen den führerlosen Waggon heranrauschen. Wenn Sie die Weiche umstellen, können Sie das Leben der fünf Männer retten. Einziger Haken: Wenn der Waggon aufs andere Gleis abbiegt, überfährt er einen anderen Gleisarbeiter. Allerdings nur einen Einzigen. Was würden Sie tun? Doch bevor Sie antworten, sollten Sie noch eine zweite Frage durchdenken. Wieder haben wir es mit dem führerlosen Waggon zu tun, und wieder rast er auf die Weiche und die fünf Gleisarbeiter zu. Diesmal stehen Sie aber nicht an der Weiche, sondern auf einer Brücke. Sie suchen nach etwas, das Sie von oben auf die Bahngleise herunterwerfen können, um den Waggon aufzuhalten. Das Einzige in Ihrer Nähe, das schwer genug ist, ist ein großer, dicker Mann, der neben Ihnen auf der Brücke steht. Das Geländer ist nicht hoch. Alles was Sie tun müssen, ist, den Mann kräftig von hinten zu schubsen. Sein Körper würde den heranrasenden Eisenbahnwaggon aufhalten, die fünf Gleisarbeiter wären gerettet. Würden Sie es tun? Gibt es ein Zentrum für Moral in unserem Kopf? Mit diesem und anderen Dilemmata konfrontierte der Psychologe Marc Hauser von der Harvard University in Boston bislang mehr als 300.000 Versuchsteilnehmer. Er stellte seinen Test ins Internet und ließ Menschen entscheiden, was sie im Falle des ungesicherten Waggons tun würden. Doch Hauser fragte nicht nur Internet-Surfer. Er stellte seine Testfragen in den USA und in China, und er testete sogar Nomadenvölker. Er fragte Kinder und Erwachsene, Gläubige und Ungläubige, Frauen und Männer. Das überraschende Ergebnis: Die Antworten waren fast immer gleich - unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht und Herkunftsland. Fast jeder würde die Weiche umstellen und den Tod von einem einzigen Mann in Kauf nehmen, um das Leben von fünf Männern zu retten. Aber: Nur jeder Sechste würde den dicken Mann von der Brücke schubsen, um das Leben der fünf Männer zu retten. Ist das logisch? Eigentlich nicht. Ob ich die Weiche umstelle oder den Mann von der Brücke stoße - das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche. Ein Mann stirbt und fünf werden dadurch gerettet.,, Von der Bilanz der Toten und Überlebenden her gesehen, gibt es tatsächlich keinen Unterschied“, sagt Hauser. „ Psychologisch ist es aber erheblich, ob ich direkt oder ob ich indirekt für den Tod von Menschen verantwortlich bin. Einmal habe ich das Gefühl, einen Mord zu begehen, selbst wenn ich damit das Leben anderer Menschen rette, im anderen Fall ist es eher das Gefühl, Schicksal zu spielen.“ Doch Hauser erkennt bei der Testauswertung noch mehr: Wenn die meisten Menschen in derselben Situation die Lage moralisch ähnlich beurteilen und sich gleich entscheiden - ist das nicht ein Beweis dafür, dass es eine kulturübergreifende, allgemeine moralische Veranlagung in jedem von uns gibt? Der Neurologe António Damásio konnte tatsächlich eine Region im Gehirn ausmachen, in der diese allen gemeinsame Moral verortet ist - den ventromedialen präfrontalen Cortex des Stirn42 Tr§tzdem 11/2010 lappens. Diese Gehirnregion ist ungefähr pflaumengroß und befindet sich hinter unserem rechten Auge. „Wir nehmen an, dass sie die Rolle eines Mittelsmanns übernimmt, indem sie Gefühle, die im limbischen System entstehen, mit unseren rationalen Abwägungen verschaltet“, sagt Damásio. Während unser Verstand zum Beispiel sehr schnell zu der logischen Entscheidung käme, den dicken Mann von der Brücke zu werfen, um die fünf Gleisarbeiter zu retten, wehrt sich unser Gefühl gegen eine solche Tat. „Hier kommt nun unser ventromedialer präfrontaler Cortex zum Einsatz und sucht nach einem akzeptablen Kompromiss“, sagt Damásio. Um sicher zu gehen, untersuchten Hauser und Damásio Patienten mit Schäden in der verantwortlichen Region des Stirnlappens. Alle Teilnehmer hätten ohne Zögern den dicken Mann von der Brücke gestoßen. Ein anatomischer Defekt in dieser Region führt zu einer Art moralischen Blindheit, ähnlich wie ein Augenfehler die Wahrnehmung trübt. Das bestätigten auch Forscher der Georgetown University in Washington. Bei ihren Experimenten mit Strafgefangenen stießen sie überdurchschnittlich häufig auf Durchblutungsstörungen im Stirnlappen und auf ein deutlich verkleinertes „Moralzentrum“. Auslöser der Schädigungen können physischer, aber auch psychischer Natur sein. So betont der Magdeburger Psychiater Bernhard Bogerts, dass nicht nur Unfallverletzungen oder Tumore bestimmte Hirnleitungen reduzieren, sondern auch frühkindliche Erfahrungen. „Unser Gehirn verkümmert, wenn wir im Kindesalter permanent grausam und lieblos behandelt werden“, sagt Bogerts. Können Sie sich auf Ihren Moralinstinkt verlassen? Vertraut man den Tests, wird jeder Mensch mit einem Sinn für Gut und Böse geboren - einem jahrtausende alten Moralinstinkt, der verborgen in der ventromedialen Region liegt. Hier sind quasi die angeborenen Universalgesetze der Moral angesiedelt. Nicht allein Religionen und Rechtssysteme, nicht allein Eltern und Lehrer bringen einem Menschen demnach Sitte und Anstand bei, er kommt schon mit einem Gespür dafür auf die Welt. „Deshalb können wir meist, ohne groß zu überlegen, sagen, ob eine Handlung gut oder schlecht ist“, sagt Marc Hauser - und werden mit Schuldgefühlen bestraft, wenn wir gegen Gesetze verstoßen. Manchmal tragen wir den Rest unseres Lebens an dieser Schuld. Manchmal fühlen Menschen sich aber auch erstaunlich unschuldig. Es gibt zwar übergeordnete, allgemein verbindliche Moralgesetze“, so die Jenaer Sozialpsychologin Amélie Mummendey. „Doch sie lassen sich ganz einfach aushebeln, indem uns jemand aktiv die Verantwortung abnimmt. Der Entzug der Verantwortung und die Autoritätsgläubigkeit sind Schwach-Punkte unseres Gehirns. So kann jegliche Moralvorstellung ausgelöscht werden.“ Im Grunde scheint das Gehirn sogar froh zu sein, wenn ihm die Last schwerwiegender moralischer Entscheidungen abgenommen wird. Dann sind wir nicht mehr verantwortlich für das, was wir tun. Wir sind nur noch Teil einer Gemeinschaft - und wenn diese Gruppe Gewalt zum Ziel erklärt, erwacht die Bestie im Mensch. Zumindest in vielen von uns. Text:C. Bahr; Quelle: Weit der Wunder Heft 8/10 www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § Vorzeitige Entlassung von Strafgefangenen und Zurückstellung von Ladungen aus Anlass des Weihnachtsfestes WEIHNACHTSAMNESTIE: Jedes Jahr gibt es für Inhaftierte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung aus Anlass des Weihnachtsfestes. Der genau Zeitraum der für eine mögliche Entlassung in Frage kommt und wird jedes Jahr aufs neue Festgelegt. Genau Informationen über Voraussetzungen und Bestimmungen für das laufende Jahr erhaltet ihr von eurer Abteilungsleitung. D ie Staatsanwaltschaften werden ermächtigt, aus Anlass des Weihnachtsfestes aufgrund einer Prüfung der Umstände des Einzelfalles im Gnadenwege die vorzeitige Entlassung von Strafgefangenen, die eine von einem niedersächsischen Gericht verhängte zeitige Freiheitsstrafe (nicht: Ersatzfreiheitsstrafe), Jugendstrafe oder einen Strafarrest in einer niedersächsischen Vollzugsanstalt oder in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr in Niedersachsen verbüßen, nach bestimmten Grundsätzen zu veranlassen: x Gefangene müssen sich seit einem bestimmten Zeitraum ununterbrochen in Haft befinden x Der Entlassungstag muss in einem bestimmten Zeitraum liegen (in der Regel Anfang Dezember bis Anfang Januar des jeweiligen Jahres, die genauen Daten werden jährlich neu festgesetzt) oder x weitere Gründe liegen vor ( bspw. Strafaussetzung gemäß. § 57 StGB wurden bewilligt) können bereits zu einem bestimmten Tag vor Weihnachten entlassen werden, wenn kein sich unmittelbar anschließender weiterer Vollzug vorgemerkt ist (z. B. Anschlussvollzug, Untersuchungs-, Auslieferungs- oder Abschiebehaft, freiheitsentziehende Maßregeln der Besserung und Sicherung) und die oben genannten Voraussetzungen gegeben sind. Von der vorzeitigen Entlassung können Gefangene ausgeschlossen werden, wenn nach einem bestimmten Datum ein Arrest verhängt worden ist, Gefangene nach einem bestimmten Datum entwichen sind, Gefangene wegen vorsätzlicher Tötungs- oder Sexualdelikte in Haft sind, bei Strafverfolgung aufgrund Straftaten innerhalb des Vollzuges oder während Vollzugslockerungen 3. Die vorzeitige Entlassung setzt voraus, dass a) die Leiterin oder der Leiter der Justizvollzugsanstalt die Entlassung befürwortet, b) die Gefangene oder der Gefangene mit der vorbezeichneten Entlassung einverstanden ist, c) die Unterkunft und der Lebensunterhalt sichergestellt sind. 1. Eine weitere Vorverlegung des Entlassungszeitpunkts nach § 18 Abs. 3 oder § 40 Abs. 8 NJVollzG, § 16 Abs. 3 oder § 43 Abs. 9 StVollzG oder einer entsprechenden Vorschrift eines anderen Bundeslandes kommt nicht in Betracht. 2. a) Werden nachträglich Umstände bekannt, die nach Maßgawww.jva-oldenburg.de be der vorstehend aufgeführten Voraussetzungen zur Versagung des Gnadenerweises geführt hätten, so kann der Gnadenerweis zurückgenommen werden. b) Der Gnadenerweis kann widerrufen werden, wenn sich bis zur Entlassung im Verhalten der Gefangenen ein Grund ergibt, der zur Versagung des Gnadenerweises geführt hätte. c) Für die Zurücknahme und den Widerruf gilt § 36 der Gnadenordnung entsprechend. 11. 1. Fällt der Entlassungszeitpunkt deshalb in den Zeitraum vom bestimmten Datum im Dezember bis zum bestimmten Datum im Januar, weil das endgültige Strafende -ggf. auch mehrerer Strafen -erreicht ist, so ist der aufgrund dieses Erlasses nicht zu verbüßende Strafrest -ggf. auch die hiernach nicht zu verbüßende weitere Strafe -zu erlassen. 2. Fällt der Entlassungstermin in diesen Zeitraum, weil im Gnadenwege oder nach § 57 StGB, § 14 a Abs. 2 WStG, § 88 JGG Strafaussetzung zur Bewährung bewilligt wurde, so wird für den aufgrund dieses Erlasses nicht zu vollstreckenden Teil der Strafe Strafunterbrechung gewährt. Die Zeit der Strafunterbrechung wird unter der auflösenden Bedingung, dass die bewilligte Strafaussetzung zur Bewährung nicht widerrufen wird, auf die Strafzeit angerechnet. 111. Bei Gefangenen, welche die von einem niedersächsischen Gericht verhängte zeitige Freiheitsstrafe, Jugendstrafe oder einen Strafarrest in einer Justizvollzugsanstalt eines anderen Landes oder in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr in einem anderen Land verbüßen, ist auf Antrag oder, soweit der Entlassungstermin im Einzelfall der Staatsanwaltschaft bekannt wird, von Amts wegen zu verfahren. ! Quick-Info Als Weihnachtsamnestie bezeichnet man den in vielen christlich-geprägten Staaten praktizierten Brauch aus Anlass des Weihnachtsfestes Strafgefangene zu amnestieren. Damit soll zum einen den Gefangenen das Feiern im Kreise ihrer Familien ermöglicht werden, zum anderen soll so das Personal der Gefängnisse entlastet werden, um während der Feiertage mehr Freizeit mit ihren Familien verbringen zu können. In Deutschland entscheidet jedes Bundesland selbst, ob und wie sie ihren Strafgefangenen eine Gnadenerweise zubilliget. Alle Bundesländer außer den Freistaaten Bayern und Sachsen gewähren sie regelmäßig, Bremen bereits seit Ende des 2. Weltkrieges. Tr§tzdem 11/2010 43 § RECHT & SOZIALES Keiner muss in dreckige Zellen Fehler bei der Erstellung von Prognosegutachten JUSTIZ: Laut einer neuen Studie sind die meisten Prognosegutachten fehlerhaft. Das Bundesverfassungsgericht hat den Rechtsschutz von Strafgefangenen gestärkt. Die Karlsruher Richter gaben der Verfassungsbeschwerde eines Häftlings in der Transportabteilung der Haftanstalt Hannover statt, der in einer verdreckten Zelle voll rassistischer Schmierereien untergebracht war. Die Menschenwürde verbiete es, „Gefangene grob unhygienischen und widerlichen Haftraumbedingungen auszusetzen‘ heißt es in dem Beschluss. Gegen eine solche Unterbringung müsse den Gefangenen auch im Nachhinein noch Rechtsschutz vor den Gerichten ermöglicht werden. Ein Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums bestätigte, dass der Haftraum in einem „katastrophalen Zustand“ gewesen sei. (dpa) S eit je her hat sich die Jurisprudenz nach einer zuverlässige Methode der Straftäterermittlung gesehnt. Die Anfänge der modernen Kriminalprognose gehen in das späte 19. Jahrhundert als der italienische Mediziner und Psychiater Cesare Lombroso mit der Begründung der Phrenologie, scheinbar einen Meilenstein in der forensischen Kriminalitätsprognose gelegt hatte. Lombroso vertrat die Auffassung, dass der geborene Verbrecher anhand bestimmter körperlichen Merkmale identifiziert werden kann.. Er glaubte unter anderem, dass eine bestimmte Schädelform oder zusammengewachsene Augenbrauen eindeutige Hinweise für eine atavistische (urmenschliche), und damit niedrigere und gewalttätigere, Entwicklungsstufe liefern. In seinem berühmten Mehr Platz im Knast Demografiescher Wandel und neue Anstalten. Nach Angaben von Landesjustizministers Bernd Busemann (CDU) sind die niedersächsischen Gefängnisse nicht mehr überfüllt. Der allgemeine Bevölkerungsrückgang macht sich offenbar zumindest in den Gefängnissen positiv bemerkbar. Zudem wurden seit 2003 mit Sehnde und Rosdorf zwei neue Anstalten in Betrieb genommen. Busemann plant ein weiteres Gefängnis in Bremervörde. Kritiker halten das für überflüssig. Die JVA Oldenburg war 2003 fast voll belegt. Inzwischen gibt es 610 Haftplätze, aber nur noch 487 Gefangene. Die Quote der Einzelunterbringung sei aufgrund der neuen Anstalten in Sehnde und Rosdorf von 50 Prozent auf rund 82 Prozent gestiegen, erklärte Busemann. Rund 20 000 Häftlinge durchlaufen pro Jahr die niedersächsischen Gefängnisse. 49 Standorte des Justizvollzugs - der Jugendarrest eingeschlossen - gibt es in dem Bundesland. 7000 Haftplätze stehen zur Verfügung. Es sitzen durchschnittlich rund 6000 Häftlinge ein. Weniger Enge in den Haftanstalten habe auch weniger Stress und Gewalt zur Folge, sagte der Justizminister. Quelle: NWZ 03.09.2010 44 Tr§tzdem 11/2010 Einen Kriminellen bereits vor Begehung seiner Tat dingfest zu machen, ist ein langgehegter Wunsch von Verbrechensbekämpfern. Buch „L´Uomo delinquente“ (Der Verbrecher…), dass als eines der ersten Werke der Kriminologie gesehen werden kann, vertrat er die Auffassung, dass die äußeren Merkmale auf eine tief verwurzelte Anlage zum Verbrecher hinweisen, die auch durch die Aneignung sozialer Verhaltensweisen nicht überdeckt werden können. Nicht mehr die verbrecherische Tat, sondern der Kriminelle als anthropologisch determinierter Typus wurde damit zum Gegenstand einer neuen wissenschaftlichen Disziplin, der forensischen Phrenologie. Obwohl diese Ansichten bereit zu seiner Lebzeit widerlegt wurden, hielt Lombroso zeitlebens an seinen Überzeugungen fest. Im Dritten Reich gewannen die Thesen des Phrenologie-Begründers wieder an Beachtung, als die Nationalsozialisten unter Berufung auf Lombrosos kriminalbiologische Thesen, im Rahmen ihrer medizinisch-eugenischen Programme, umfangreiche Zwangssterilisationen bei Kriminellen und Geisteskranken durchführten. Doch die Zeiten dieses dilettantischen Treibens sind in unserer zivilisierten und aufgeklärten Gesellschaft www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § zum Glück vorbei!? Doch wäre es nicht schön, wenn man einen Verbrecher bereits vor Begehung seiner Tat hätte dingfest machen können. Dieser lang gehegte Wunsch einer allmächtigen Strafverfolgungsbehörde ist bis in die heutige Zeit nicht verstummt und treibt die Fantasie der Verbrechensbekämpfer gleichermaßen an. Wie man Verbrechen am erfolgreichsten verhindert hat Steven Spielberg in seinem zukunftsweisenden Film „Minority Report“, aus dem Jahr 2002, eindrucksvoll auf der Leinwand dargestellt. Das Sicherheitssystem, das in dieser futuristischen Welt die Gedanken seiner Bürger überwacht heißt Precrime. Es bedient sich genetisch veränderten Wesen, sogenannte Precogs, die an einen Computer angeschlossen sind und durch ihre hellseherische Gabe Gewaltverbrechen vorhersagen können. Sie sehen einen potentiellen Täter bevor er sein Verbrechen verübt. Auf diese Weise wissen die Ermittler sofort wo sie aktiv werden müssen und können die Straftäter bereits vor Begehen ihres Verbrechens dingfest machen. Die Precogs (der Begriff leitet sich ab Gutachteter entscheiden im Zweifel gegen den Angeklagten. von engl. precognition -Vorauswissen) unseres zivilisierten und aufgeklärten Rechtssystems heißen Prognosegutachter. Genau so wie die Wesen im Film blicken sie in eine unbekannte Zukunft und machen Aussagen über die möglichen Verbrechen, die ein Mensch noch begehen könnten. Ist der potenzielle Bösewicht dann einmal identifiziert und eingefangen, wird er im Film ins ewige Koma befördert, in unserer zivilisierten Welt sperrt man ihn in eine 8 m² große Zelle, wenn es sein muss auch bis zum endgültigen Ableben. Dies wäre sicherlich eine optimale Methode zur Sicherung der Gesellschaft von hochgradig gefährlichen Gewaltverbrechern und therapieresistenten Triebtätern, doch es bleibt die Frage nach der Zuverlässigkeit dieser Prognosen. Vor allem die Frage der unbegrenzten Sicherungsverwahrung ist ein rechtstaatliches und kriminalpolitisches Debakel. Laut einer soeben veröffentlichten Studie des 60jährigen Juristen und Strafvollzugsexperten Michael Alex ist ein Großteil der Prognosen über die Gefährlichkeit von Tätern schlicht falsch. Das Ergebnis seiner Untersuchungen wurde von der Universität Bochum als Doktorarbeit angenommen und offenbart eklatante Mängel bei der Prognoseerstellung. Der Wissenschaftler untersuchte Bundesweit 77 Fälle bei denen die Staatsanwaltschaft die www.jva-oldenburg.de nachträgliche Sicherungsverwahrung beantragt hatte, die dann aber von den Gerichten nicht genehmigt wurde – die Inhaftierten kamen in Freiheit. Alle Anträge auf Sicherungsverwahrung waren mit Gutachten untermauert laut denen den Gefangenen höchste Gefährlichkeit attestiert wurde. So gar es für Alex die Möglichkeit die tatsächliche Rückfälligkeit der Straftäter zu untersuchen. Nur bei vier entlassenen Straftätern (5 %) kam es zu einer erneuten Verurteilung wegen Raub- oder Sexualdelikten. Bei 27 Entlassenen (35 %) wurden kleinere Delikte registriert. Insgesamt lag die Rückfallhäufigkeit unter dem allgemeinen Rückfälligkeitsdurchschnitt bei Haftentlassungen. Das Fazit: die meisten Prognosegutachten waren falsch. Als Erklärung führt die Studie zwei Der Staatsanwalt weis genau welcher Gutachter in seinem Interesse entscheidet. Gründe auf. Erstens: die Gutachter entscheiden sich im Zweifel gegen den Gefangenen, um sich abzusichern und nicht der Gefahr zu laufen sich später Vorwürfe machen zu lassen. Zweitens: Es gibt langjährige Kooperationen zwischen den Staatsanwälten und Gutachtern. Der Staatsanwalt weiß sehr wohl welcher Gutachter in seinem Interesse entscheidet und der Gutachter hat einen soliden Nebenverdienst. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Schutz der Gesellschaft vor gefährlichen Wiederholungstätern nur auf Kosten einer großen Zahl ungefährlicher Menschen gelingt. In der Wissenschaft wird die Studie mit Protest verworfen. Der Beobachtungszeitraum (im Schnitt drei Jahre) sei viel zu kurz heißt es. Doch der Bochumer Kriminologe Thomas Feltes widerspricht dem: Die Rückfallwahrscheinlichkeit ist nach sechs bis zwölf Monaten am höchsten und dieser Zeitraum wird von der Studie erfasst. Text: AS ! Quick-Info Die britische Homicide Prevention Unit (HPU), eine 2004 gegründete Abteilung des Metropolitan Police Service, versucht mithilfe von Persönlichkeitsprofilen potentielle Gewalttäter zu finden. Seit 2006 wird geplant, so als potentielle Gewalttäter eingestufte Personen auch unter Umständen präventiv zu verhaften. Bei Nachrichtenmeldungen zu diesem Thema wurde wiederholt auf den Film Minority Report von Steven Spielberg verwiesen. Tr§tzdem 11/2010 45 § RECHT & SOZIALES „Die Gefahr wird extrem überschätzt“ JUSTIZ: Der Kriminologe Thomas Feltes erklärt, dass neun von zehn Insassen der Sicherungsverwahrung un- nötig weggesperrt wurden. Für unangemessen hält er deshalb die Angst vor Straftätern, die jetzt aus der Verwahrung entlassen werden. Thomas Feltes, 59, ist seit 2002 Professor für Kriminologie und Polizeiwissenschaft an der Universität Bochum. Zuvor war er zehn Jahre lang Rektor der Polizeischule Villingen-Schweningen. Er ist zudem Berater des Europarats, der UN und der OSZE. Interview Christian Rath taz: Herr Feltes, mehr als 80 rückfallgefährdete Straftäter sollen aus der Sicherungsverwahrung freikommen. Die Justizminister der Länder und viele Gerichte blockieren, wo sie nur können. Was empfehlen Sie als Kriminologieprofessor ? Thomas Feltes: Die Betroffenen sind sofort aus der Halt zu entlassen. Das Straßburger Urteil ist verbindlich. Wer veranlasst, dass diese Personen weiter im Gefängnis bleiben müssen begeht Rechtsbeugung. Meinen Sie damit auch das Bundesverfassungsgericht, das mehrere Eilanträge abgewiesen hat? Ich bin mal gespannt ob einer der abgewiesenen Antragssteller nach Straßburg geht und dort Eilrechtsschutz beantragt. Das könnte für Deutschland ziemlich peinlich werden Wenn Sie Justizminister wären, würden Sie also noch heute alle Betroffenen aus der Verwahrung entlassen? Natürlich. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Das Urteil aus Straß46 Tr§tzdem 11/2010 burg ist seit Dezember 2009 bekannt, seit Mai ist es rechtskräftig. Die Haftanstalten hatten also genug Zeit, die Betroffenen auf die Haftentlassung vorzubereiten und eine gute Betreuung nach der Entlassung zu organisieren. Ich hoffe, dass die meisten Bundesländer das gemacht haben. Viele der bereits Entlassenen werden jetzt rund um die Uhr überwacht, im Schichtdienst von bis zu 24 Polizisten. Für so etwas ist Geld da! Aber wenn man zwei Bewährungshelfer braucht, die bei der Integration in den neuen Alltag helfen, da fehlen dann die Mittel. Genügen Sozialarbeiter Im Umgang mit gefährlichen Sexual- und Gewaltstraftätern? Die Gefährlichkeit dieser Leute wird extrem überschätzt. Viele von ihnen sind inzwischen schon alt geworden. Außerdem ist die Vorstellung, dass in der Sicherungsverwahrung nur Menschen sitzen, die sonst neue schwere Straftaten begehen, nachweislich falsch. Von zehn Verwahrten sind neun unnötig inhaftiert, weil sie gar nicht rückfällig geworden wären. Woher wollen Sie das wissen? An meinem Lehrstuhl haben wir im Vorjahr eine Untersuchung abgeschlossen, die das belegt. Dabei wurde der Werdegang von 67 Straftätern untersucht, bei denen Haftanstalten gestützt auf Gutachten eine fortdauernde Gefährlichkeit prognostizierten und deshalb nachträglich Sicherungsverwahrung beantragten. Aus rechtlichen Gründen lehnten die Gerichte dies jeweils ab. Und wir konnten prüfen, ob die angeblich so gefährlichen Täter tatsächlich neue Gewalttaten verübten. Und? Wie viele der 67 Entlassenen wurden rückfällig? Dreiundzwanzig begingen zwar neue Straftaten, aber meist handelte es sich nur um kleine Diebstähle oder Drogendelikte, also nichts, was eine vorsorgliche Inhaftierung gerechtfertigt hätte. Wegen neuer Gewalttaten wurden nur drei Personen rechtskräftig verurteilt. Selbst wenn sich diese Zahl in den folgenden Jahren verdoppelt, weil noch Fälle vor Gericht anhängig sind, wären das nur zehn Prozent der Entlassenen. Die übrigen 90 Prozent wären unnötig in Sicherungsverwahrung gesteckt worden. Woran liegt es, dass so viele Personen unnötig in Sicherungsverwahrung landen? Das ist vor allem ein Problem der Sacherständigen, denen es oft an Rückgrat fehlt. Manche freiberuflichen Psychologen leben von solchen Gutachten. die gut bezahlt werden mit 100 Euro pro Stunde und mehr. Da gehen viele lieber kein Risiko ein, aus Angst, sie könnten keine Aufträge mehr bekommen. Sie meinen das Risiko, dass es entgegen der Prognose doch zu einem Rückfall kommt? Nicht nur. Es genügt ja schon, dass mehrfach die Erwartung des Gerichts enttäuscht wird und deshalb die Aufträge ausbleiben. Bei Tätern, die bereits eine lange Kriminalitätskarriere haben, spricht auf dem Papier ja zunächst vieles dafür eine Rückfallgefahr und einen Hang zu gefährlichen Straftaten anzunehmen. Da ist es doch bequem und entspricht der Erwartung, wenn man einfach die alten Gutachten abschreibt. Wer jedoch gegen den Strom schwimmt und sich ganz neu mit der Situation eines Straftäters auseinandersetzt, muss viel mehr Kraft investieren und auch noch die Richter überzeugen. Also sind nicht nur die Gutachter, sondern auch die Richter schuld? Ja. Richter, die voreingenommen sind oder nicht kritisch nachfragen, sind ebenfalls ein Problem. Und da Richter einen sicheren Arbeitsplatz haben, ist ihnen sogar der größere Vorwurf zu machen. Könnte die Qualität der Prognosen so gesteigert werden, dass tendenziell nur noch Straftäter in der Sicherungsverwahrung landen, die wirklich anhaltend gefährlich sind? Das halte ich mittelfristig für machwww.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § bar. Die Gutachter müssten dann aber speziell für gerichtliche Zwecke ausgebildet werden und in interdisziplinären Teams arbeiten. Noch besser fände ich es aber, die Sicherungsverwahrung ganz abzuschaffen. Arbeitsentgelt 2010 für Straf– und Untersuchungsgefangene Dann würden aber auch die fortdauernd gefährlichen Täter entlassen. Nein, vielmehr müsste dann endlich während der Haftzeit vernünftig mit den Tätern gearbeitet werden. Statt dem bisherigen Verwahrsollzug müsste ein therapeutisches Milieu geschaffen werden. Statt Schließen müsste es im Gefängnis viel mehr Psychologen geben. Dann würden Rückfälle schon im Ansatz verhindert und die Allgemeinheit würde nachhaltig geschützt. Brutto Stundensatz Brutto Hausgeld % von Tagessatz in Tagessatz in in Euro Lohnstufe 3 (39,75 Std./ Euro Euro Woche) Sie versprechen hundert Prozent Sicherheit? Natürlich nicht. Niemand kann das versprechen. Aber statt Ängste zu schüren, sollten Politik und Medien eher die Bereitschaft der Gesellschaft fördern, auch mal eine Fehlprognose und ein gewisses Restrisiko zu akzeptieren. Die meisten Gewaltdelikte werden ja ohnehin von Ersttätern und nicht von Rückfälligen begangen. Was halten Sie von den Reformvorschlägen der Justizministerin? Sie will die nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung abschaffen und die vorbehaltene Verwahrung ausbauen. Das ist bei Weitem nicht so liberal wie es von der FDP verkauft und von der Union befürchtet wird. Unter dem Strich könnte der Plan sogar dazu führen, dass deutlich mehr Sicherungsverwahrung verhängt wird als bisher. Denn der Strafrichter macht sich vermutlich weniger Gedanken, wenn er in seinem Urteil die Verwahrung nur vorbehält und nicht endgültig anordnet. Später könnte es dann einen gewissen Automatismus geben und die nur vorbehaltene Verwahrung würde dann ohne großes weiteres Nachdenken tatsächlich vollstreckt. Anden als bisher soll die vorbehaltene Sicherungsverwahrung auch für Ersttäter ermöglicht werden. Damit könnte ich leben, wenn zugleich die Qualität der Gutachten steigen würde. Schließlich kann ein Ersttäter nach der Haftentlassung genauso gefährlich sein, wie ein Täter der schon mehrfach rückfällig wurde. Quelle: Die Tageszeitung vom 9.8.2010 www.jva-oldenburg.de Strafgefangene Lohnstufe Brutto Minutensatz in Cent (39,75 Std./ Woche) 1 75 % 8,28 3,49 1,04 0,017 2 88 % 9,71 4,09 1,22 0,020 3 100 % 11,04 4,65 1,38 0,023 4 112 % 12,36 5,21 1,55 0,026 5 125 % 13,80 5,82 1,74 0,029 Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung abgezogen, 42,15 % (3/7 der Nettobeträge) auf das Hausgeld und 56,20 % (4/7 der Bruttobezüge) auf das Überbrückungsgeld bzw. Eigengeld gebucht Untersuchungsgefangene Lohnstufe Brutto Stundensatz Brutto Hausgeld % von Tagessatz in Tagessatz in in Euro Lohnstufe 3 (39,75 Std./ Euro Euro Woche) Brutto Minutensatz in Cent (39,75 Std./ Woche) 1 75 % 4,59 4,51 0,58 0,0096 2 88 % 5,39 5,30 0,68 0,011 3 100 % 6,13 6,02 0,77 0,013 4 112 % 6,87 6,76 0,86 0,014 5 125 % 7,66 7,53 0,96 0,016 Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung abgezogen, der Rest (98,35 % wird komplett auf das Eigengeld gebucht). Berechnung: Grundlage zur Berechnung ist das durchschnittliche Arbeitsentgelt aller Versicherten der Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten, ohne Auszubildende, des vorigen Kalenderjahres. In diesem Fall =30.660, -- Euro. (2008) Ferner werden 250 Arbeitstage im Jahr angenommen. Zur Berechnung der Vergütungs-Stufe (Strafhaft Verg.-St. 3): 9% von 30.660,-- Euro = 2.759,40 Euro. 2.759,40 Euro geteilt durch 250 Arbeitstage = 11,0376 Euro. Aufgerundet auf 11,04 € (Tagessatz) entspricht der Eckvergütung mit 100 % Bei der Berechnung des Arbeitsentgeltes für U.-Gef. Sind 5 % zu Grunde zu legen. Der Minutensatz berechnet sich, in dem der aufgerundete Tagessatz durch 477 geteilt wird. Tr§tzdem 11/2010 47 § RECHT & SOZIALES Sicherungsverwahrung *Der Knast nach dem Knast* *Vorher Knacki nachher Knacki* Das wird nun ein Ende haben! TITEL: Die Sicherungsverwahrung ist die schärfste Sanktion der Rechtsprechung, die durch den politischen und journalistischen Populismus in den letzen Jahren bis an den Rand der Menschlichkeit herangetragen wurde. Doch durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) soll diesem Treiben nun ein Ende gesetzt werden. D schon seit längerem in skandinavischen Kampagne inszeniert. War es in den 80er ie Sicherungsverwahrung wurde Ländern und die Erfahrungen damit haJahren die Emanzipationswelle, mit der 1933 durch das Gewohnheitsben gezeigt, dass bei gleich bleibenden ein Teil der Frauenbewegung ein Bild verbrechergesetz von den NatioAnzeigenaufkommen nur die Zahl und von den Männern zu zeichnen versuchte, nalsozialisten eingeführt. Bis 1945 wurdie Dauer der Verurteilungen zunehmen. das ihnen zu jeder Zeit sexuelle Gewaltden etwa sechzehntausend Menschen zur Auch hierzulande ist das offenkundige bereitschaft im öffentlichen Raum unterSicherungsverwahrung verurteilt, bis zu Ergebnis der Stimmungswandel hin zur stellte. Selbst Pfiffe von Bauarbeitern zweitausend im Jahr. An diesem Gesetz rächenden Justiz. hatte sich bis 1969 In den 90er Jahren nichts geändert und so kam eine weitere kamen nervende SerienKampagne hinzu. diebe und hartnäckige Diesmal ging es um Betrüger in die Dauerdie „Aufklärung“ verwahrung. Laut einer über KindsmissUntersuchung aus dem brauch: Ein zweifelJahr 1963 hatten 1,8 los vorhandenes Prozent der SicherungsP r o b le m wurde verwahrten eine Straftat durch skrupellose, gegen Leib und Leben hetzerische Medien begangen. Die Gesamtund dazu passende beute bei den Dieben Politiker derart ausund Betrügern, die als geschlachtet, dass Gewohnheitsverbrecher schließlich die gesicher verwahrt werden samte Öffentlichkeit mussten, belief sich der Hysterie verfiel; seinerzeit auf unter tauund immer noch send Mark. Gerechtigkeit herrsche und sollte die Welt dabei zugrunde gehen. Ferdinand I. von Habsburg verfällt! Davon waIrgendwann in den ren selbst viele Prosiebziger Jahren dämfis nicht ausgenommerte einem Teil der men. oder die Sitzhaltung mancher Männer z. Juristen, dass mit der schärfsten SanktiMan kann den Eindruck haben, dass B. in öffentlichen Verkehrsmitteln wuron, die die Rechtsprechung vorsieht, die beschriebenen Kampagnen teilweise den als Männergewalt gegen die Frau Schindluder betrieben wurde und so an der Realität vorbeigehen. Auf jeden deklariert. Somit war jede Frau, gleich stand die Sicherungsverwahrung kurz Fall sanken die polizeistatistisch erfasswelchen Alters, Geschlechtsmerkmals, vor der Abschaffung, bevor sie Mitte der ten Verstöße gegen den Paragraphen 176 Aussehens oder Verhaltens, wo sie sich neunziger Jahre durch eine Front von (sexueller Missbrauch von Kindern unter auch gerade befand, eine potenziell verPolitiker und Medien neu belebt wurde. vierzehn Jahren) von 1973 auf 1984 Zu einem Zeitpunkt als eine Welle der doch recht deutlich (von über 15 000 auf Neonazibewegung die Republik überfluDurch hetzerische Medien, wurde lediglich 10 000). Dann folgte wieder ein tete, die bis heute anhält. Durch die hetunter den Bürgern Angst vor Anstieg; der könnte aber durchaus mit zerischen Medien, vor allem die Bouleeinem enormen Anstieg gefährliOrganisationen wie „Wildwasser e. V.“ vardpresse, wurde unter den Bürgern zu tun haben. Dabei handelt es sich um Angst vor einem enormen Anstieg gecher Straftaten verbreitet. eine damals von Berlinerinnen gegründefährlicher Straftaten in reißerischer Weite Initiative, die als Beratungsstelle für se verbreitet. von sexuellem Missbrauch betroffenen gewaltigte Frau! Mit einer breiten KoaliSeitdem ist die SicherungsverwahFrauen und Mädchen fungiert. Von dort tion aus Medien und Parteien wurden rung das Thema für politisch populistiund auch von woanders wurden sehr Maßnahmen gegen die sexuelle Belästische Hardliner, die mit diesem seit Jahrleichtfertig immer höhere Dunkelziffern gung am Arbeitsplatz und der Vergewalzehnten ihre Handlungsfähigkeit unter gemeldet. Der Verein vernetzte sich in tigung in der Ehe zu verrechtlichten verBeweis zu stellen versuchen. In ZusamWindeseile über die gesamte Bundesresucht. menarbeit mit den Medien wird seit den publik. Schließlich ging die BundesreGesetzgebungen dieser Art gibt es 80er Jahren in jedem Jahrzehnt eine 48 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § gierung 1985 in doch recht naivem Vertrauen auf diese zahlreich dubiosen Daten aus zahlreich dubiosen Forschungen von einer Hell-/Dunkelfeld-Relation von 1:8 bis 1:15 aus. Hier muss schon die Schwankungsbreite überraschen. 1987 lag die Hell-/Dunkelfeld-Relation dann schon bei 1:20; damit war man dann bei einer Opferzahl von 210 000 angelangt. Seit 1988 wird die Szene dann von der magischen Zahl 300 000 beherrscht! Eine gar wundersame Vermehrung! Z. B. wurde am 10. März 2005 in Panorama dann wieder die Zahl von 15 000 polizeistatistisch erfassten Verstößen genannt; diese sollte die höchste seit Bestehen der Bundesrepublik sein. Stimmt nicht; vergleiche die Zahl aus 1973! Außerdem ist die Republik mittlerweile um fast 16 Millionen Bürger angewachsen und außerdem werden heute alle kindlichen Opfer bis zum achtzehnten und nicht bis zum vierzehnten Lebensjahr gezählt! Z u min d e s t f r ü h e r a r b e i t e t e „Wildwasser“ so! In Sonderschulen, Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen ließ man Kinder mit Puppen spielen und entdeckte damit Missbrauchsfälle en Auch die Sexualmorde, sind seit dreißig Jahren rückläufig, sogar um fast 70 Prozent. Masse. Anfang der 90er Jahre wurde die Republik mit hunderten von Verfahren überrollt, die über die mehr als fragwürdige Puppenmethode „ans Tageslicht befördert“ wurden. „Hoppe, Hoppe Reiter Spiele“ sind eben verdächtig. Leider nur endeten fast alle Verfahren mit einem Freispruch oder einer Einstellung! Dumm gelaufen für die angeblichen Täter, denn der Schaden bei ihnen war häufig immens und oft nicht wieder gut zu machen. Und einige von ihnen haben sogar bis zu 10 Jahre als Unschuldige in Strafhaft gesessen, und als Tatleugner einen sehr schweren Stand in den Haftanstalten gehabt. Dennoch war das Ziel erreicht: Der Boden für blinden Aktionismus, simple Antworten und einfache Lösungen war bereitet. Es entwickelte sich eine Lawine, die bis heute anhält. Das und obwohl und glücklicher Weise auch die Sexualmorde, sowohl an Frauen als auch an Kindern, seit dreißig Jahren rückläufig sind, sogar um fast 70 Prozent. Das berichten die Medien und Politiker in aller Regel aber nicht. Es sollte verwundern, wenn die geschilderte Entwicklung nicht auch auf den Strafwww.jva-oldenburg.de vollzug und die Staatsanwaltschaften erheblich durchgeschlagen hätte, zumal Politiker – Justiz- und Innenminister – Weisungen für den funktionierenden Ablauf erteilen, denn Beamte, Staatsdiener sind funktionierende Weisungsträger! Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine Kampagne gegen die ständig besoffene und allzeit zur Gewalt bereite deutsche Jugend. Auch hier wird seitens der Medien und Politik wieder leichtfertig mit Horrorzahlen argumentiert und hantiert und so verwundert es nicht, dass demnächst Kinder für immer weggesperrt werden sollen. So wird mit politischer Einflussnahme direkt oder indirekt über die Medien ein Bild von der deutschen Jugend gezeichnet, das einer Bankrotterklärung gleichkommt: Sie sind die versoffene, gewaltbereite, dumme und nutzlose Party- und Taugenichtsgeneration, mit der man nichts anzufangen weiß, außer sie wegzusperren. So soll die Öffentlichkeit davon überzeugt werden, dass ein sprunghafter Anstieg von Gewalttaten gegen Polizisten in den vergangenen Jahren mit der Jugend, insbesondere der linken Jugend und neuerdings der muslimischen Jugend, zu tun hat. Den Berichten zufolge haben sie jeglichen Respekt vor der staatlichen Ordnung und den ausführenden Organen verloren. Damit ein eventueller Anstieg belegt werden, kann hat die Politik bereits im Vorfeld, Ende der neunziger Jahre, den Weg geebnet, indem sie die versuchte einfache Körperverletzung als Straftat verrechtlichte. Seitdem ist der Versuch einer Ohrfeige eine Straftat und die versuchte einfache Körperverletzung steigt in Polizeiberichten stetig an. Dabei ergab die Tagung der Innenministerkonferenz im Mai, dass erst künftig statistische Daten, Lagebilder und Studien erstellt werden sollen. In erschreckender Weise manifestiert sich die Vorstellung von einem simulierten Rechtsstaat auch im Mordfall Dominik Brunner. Er wurde, nachdem er sich schützend in der S-Bahn vor vier Jugendliche stellte, die von zwei brutalen, jugendlichen Schlägern bedroht wurden, wegen seiner Zivilcourage -heutige populäre Form des Mutes -, die er mit dem Leben bezahlte, zum Helden erklärt. Dank der panischen Berichterstattung der Boulevardmedien – Bildzeitung und Co – und den Medien überhaupt, wurde dem Opfer ad hoc das Bundesverdienstkreuz durch den Bundespräsidenten und der Bayerische Verdienstorden verliehen. Die Medien hatten sich ausschließlich - das wirkliche Geschehen von Solln ausblendend -, auf die jugendlichen Monster und die Heldengeschichte konzentriert. Diese Bestandsaufnahme Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine Kampagne gegen die ständig besoffene und allzeit zur Gewalt bereite deutsche Jugend. erlangt, wer sich mit dem Prozess auseinandersetzt. Nach und nach offenbart sich wie die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsergebnis zurechtgestutzt hat. Erst im Verlauf des Prozesses erfuhr die Öffentlichkeit, dass keine der schweren Verletzungen tödlich gewesen wäre, sondern das 50-jährige Opfer an seinem krankhaft vergrößerten Herz verstarb, weil dieses versagte. Die folgenden Verhandlungstage befördern eine Reihe weiterer Ungereimtheiten ans Tageslicht. So klingt die Aussage des 16-jährigen Zeugen Marcel L., einer der vier Jugendlichen, denen Herr Brunner zur Hilfe kam, vor der Jugendkammer völlig anders, als die, die der Kriminalbeamte Klaus S. in einer Pressekonferenz am Abend des Tattages und nach den ersten Vernehmungen mitgeteilt hatte. Vor Gericht beschreibt der Zeuge die Situation und sagt aus: Als wir Vier und Herr Brunner auf dem Bahnhof von Solln standen, habe sich der Herr BrunAnzeige Tr§tzdem 11/2010 49 § RECHT & SOZIALES ner den beiden Angeklagten, die sechs bis neun Meter entfernt standen, zugewandt und gesagt: „Ihr wollt es nicht anders“. Dann sei er in Boxerstellung gegangen und habe den einen mit der Faust ins Gesicht geschlagen. „Als er zu dem Schlag ansetzte, merkte man, dass der Mann mal mit Kampfsport zu tun hatte. Das war so eine Boxerstellung. Er hat dann sofort zugeschlagen.“ Der Vorsitzende Richter fragt: „Kam dieser Schlag für Sie überraschend?“ „Nein“, sagt Marcel L. „der Herr Brunner ging ja auf die zu.“ „Haben die Angeklagten auch so eine Haltung eingenommen?“ „Nein“, antwortet der Zeuge, „die standen einfach da.“ Der Richter fragt noch einmal: „Die standen einfach da?“ „Ja“, bestätigt der Zeuge. „Wohin traf der Faustschlag?“ „Unter das Auge. Es hat geblutet.“ Eine weitere Zeugin, Daniela H., 56jährige Verwaltungsjuristin, die auch in der S-Bahn saß, sagt aus: „Ui, der geht jetzt auf die Jugendlichen los, sagte einer der Fahrgäste.“ Dann habe sie beobachtet, wie der Herr Brunner in Boxhaltung die Angeklagten angriff. „Kick und Schlag, wie bei einem Kampfsportler.“ Ebenso sagt der 46-jährige S-BahnFahrer, Matthias B. aus: „Der ältere Herr kuckt zu mir her und sagt: ‚Jetzt gibt’s hier hinten richtig Ärger. Ich dachte mir, nu wenn nur der keinen Ärger macht.“ Von einer Bedrohung oder einem bevorstehenden Angriff habe er nichts bemerkt, sagt der Zugführer. „Die gingen ganz normal nebeneinander her. Aus meiner Sicht hat sich da gar nichts angebahnt. Der Herr Brunner und die Jugendlichen hätten einfach nur weggehen müssen.“ Stattdessen habe der ältere Herr seine Jacke ausgezogen und sie wie auch seine Tasche am Geländer abgestellt. „Dann ist er auf die zugegangen und hat mit der Faust ausgeholt. „Hat er getroffen?“ fragt der Richter. „Der hat sehr gut getroffen, die waren anscheinend völlig überrascht, ich ooch.“ In der vom ehemaligen Staatsanwalt und jetzigem Familienrichter verfassten Anklageschrift liest sich das Geschehen noch völlig anders. Und für gewöhnlich verzichtet kein Staatsanwalt in einer Mordanklage darauf, die zwei Minuten des Tötungsaktes mit jeder Sekunde zu beschreiben und dabei präzise auf- und anzuführen, welche Verletzungen zum Tod des Opfers geführt haben. In der Anklage gegen die beiden mutmaßlichen Täter heißt es knapp und ungenau, Herr Brunner sei „an den Folgen des Angriffs der Angeschuldigten“ gestorben. Aus 50 Tr§tzdem 11/2010 dem Obduktionsbericht ergibt sich, dass keine der 22 „schweren und schwersten Verletzungen“ zum Tod Brunners geführt hätten, das kein Knochen gebrochen war, auch nicht am Schädel, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit das krankhaft vergrößerte Herz ein Herzversagen herbeiführte. Gerichtsmediziner zweifeln aufgrund der Tatsache, dass Dominik Brunner, nachdem er zusammengeschlagen wurde, noch einmal aufstand und etwas sagte sogar daran, dass er auch nur eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Die Öffentlichkeit erfuhr erst davon, nachdem einige Journalisten, durch Zeugenaussagen stutzig geworden, gezielt bei der Staatsanwaltschaft nachhakten. Nach zwölf Verhandlungstagen werden die Angeklagten wegen Mordes zu hohen Haftstrafen verurteilt. Ohne Gutachten stellt Richter Baier fest, wäre der 19 jährige Sch., zu 9 Jahren und 10 Monaten Jugendstrafe verurteilt, zu einer Lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der Mitangeklagte wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die Richter gehen davon aus, dass Herr Brunner in Notwehr zugeschlagen hat und sein krankhaftes Herz aufgrund des erlittenen Traumas versagte. Auch lässt Richter Baier in seiner Urteilsbegründung die oben zitierten Zeugenaussagen nicht gelten, weil diese ein schlechtes Gewissen hätten und das Geschehen daher anders interpretierten. Die Argumentation des Gerichtes ist auffallend dünn und es bleibt abzuwarten, was die Revision bringt. Für den Beobachter wirkt das Urteil wie ein politisches Urteil aber nicht wie ein rechtsstaatliches Urteil. Überstürzter Aktionismus, die reflexartiger Forderung nach härteren Strafen und die wie auch hier praktizierte unheilvolle Allianz von Politik und Medien haben für das Urteil gesorgt. Am Tag der Urteilsverkündung titelte die Münchener Boulevardzeitung tz auf ihrer ersten Seite passend: „Heute ist der Tag der Abrechnung“. Sechs Tage später, der Tag an dem sich der gewaltsame Tod des Herrn Brunner jährt, pilgern hunderte von Menschen zu seinem Gedenken zum Bahnhof von Solln und stellen dort ein Kreuz zur Mahnung auf. In seinem Heimatort wird zur Erinnerung und als Denkmal das „Dominik-BrunnerHaus“ mit einer zwei Meter großen Bronze-Skulptur davor, durch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eingeweiht. Der Innenminister spricht in seiner Rede von „Wachsender Gewalt“ und fordert hartes Vorgehen ein. www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § Nach spektakulären Verbrechen fordert die Politik nun seit zwei Jahrzehnten „härtere Strafen, längere Strafen, Wegsperren für immer“ wie auf einer Endlosspirale. Dabei sind sie in den vergangenen Jahrzehnten nicht untätig geblieben und haben durch verschiedene Strafänderungsgesetze, 6 an der Zahl, für ständige Verschärfung gesorgt und dabei ihr Augenmerk intensiv auf die Sicherungsverwahrung gerichtet. Konkretisieren lässt sich die Trendwende am Strafänderungsgesetz des § 66 StGB von 1998. Die Kurzfassung der damaligen Reform lautete: „Leichter rein, länger drin, schwerer raus“, so fasste es jüngst Klaus Tolksdorf, Präsident des Bundesgerichtshofs (BGH), zusammen. So wurde die originäre Sicherungsverwahrung (SV) von 10 Jahren auf unendlich verlängert, die auch für Altfälle gelten sollte. Die nun auch für die Altfälle geltende Regelung wurde sogar durch das Bundesverfassungsgericht 2004 bestätigt, jedoch mit Beschluss vom17.12.2009 durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) aufgehoben und nach Beschwerde durch die Bundesrepublik gegen diese Entscheidung am 11.05.2010 durch die große Kammer des EGMR zurückgewiesen und ist somit bestätigt und rechtskräftig. Nach spektakulären Verbrechen fordert die Politik seit zwei Jahrzehnten „härtere Strafen“. Die Entscheidung betrifft alle Inhaftierten, deren verurteilte Taten sich vor dem 31.01.1998 ereigneten und deren erstmalige Sicherungsverwahrung länger als 10 Jahre vollstreckt worden ist, oder irgendwann vollstreckt sein wird. Laut dem Emmerdinger Strafrichter und Experten für Sicherungsverwahrung Thomas Ullenbruch können sich sofort direkt 160 Verwahrte auf das Straßburger Urteil berufen und indirekt weitere 40 Verwahrte in den kommenden Jahren. Für Justiz und Politik bedeutet das Straßburger Urteil eine Blamage sonder Gleichen, aber zum Glück ging dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte die stetig rigorosere, ja gar ausufernde Praxis des „Wegsperrens für immer“ zu weit. Kurz vor der Entscheidung waren noch Gesetzesvorstöße unternommen worden, die nachträgliche Sicherungsverwahrung bei Straftätern anzuordnen, die bereits entlassen sich nicht wie gewünscht und zuträglich aufwww.jva-oldenburg.de führten. Und zukünftig hätte die Politik dann dafür gesorgt, dass jeder, nach dem Motto: wir haben Indizien für ihre Gefährlichkeit, von der Straße weg verhaftet werden kann. Ganz zum Leidwesen der Befürworter, Hardliner, Populisten und Hetzer hat das nun ein Ende. Gescheitert sind Politik und Verfassungsgericht an ihrer juristischen Auffassung, Meinung und Umsetzung. In der heutigen Zeit ist es üblich Begriffe einfach neu zu definieren, umzubenennen, damit sich Begebenheiten und Situationen anders darstellen lassen. Die Justiz meint seit Jahrzehnten, dass es ausreichend sei die Sicherungsverwahrung nicht als Strafe, sonder als „Maßregel zur Sicherung und Besserung“ zu bezeichnen. Blöd ist, dass genau das vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte unter anderem hinterfragt wurde. In der Vollzugspraxis stellt sich dieser Sachverhalt ganz einfach dar. Das Schild an der Tür des Strafhäftlings wird mit Beginn der Maßregel umbenannt in Sicherungsverwahrter. Somit befindet er sich im Knast nach dem Knast und Knacki bleibt Knacki. Genau aus diesem Grund hat der EGMR die Sicherungsverwahrung als Strafe angesehen und nicht als eine „Maßregel zur Besserung und Sicherung“. Der Knast nach dem Knast wird daher in naher Zukunft Geschichte sein, denn die Entscheidung des EGMR hat eine weitaus größere Dimension als von vielen angenommen. scheidung betroffen – bundesweit dürfte es sich um annähernd bis zu 20 Fälle handeln. Noch im März des Jahres hatte der BGH eine nachträgliche Sicherungsverwahrung, die erstmals nach verbüßen einer Jugendstrafe in Deutschland durch das Landgericht Regensburg angeordnet worden war, bestätigt. Auch der mittlerweile Erwachsene darf, nach stellen eines entsprechenden Antrages durch seinen Anwalt, mit einer baldigen Freilassung rechnen. Ein solches Desaster wäre mit Sicherheit durch eine weitsichtige, sachliche, nüchterne, gelassene und vor allem standhafte Politik zu vermeiden gewesen, doch ihre zunehmende Verfassungs- Kurzfassung des Strafänderungsgesetzes zum § 66 StGB von 1998: „Leichter rein, länger drin, schwerer raus“. Blindheit, die teilweise auch bei Gerichten auszumachen ist und die bösartig Liaison von Politik und Boulevardmedien sind dafür verantwortlich. Diesen Missstand beklagte bereits Richard von Weizsäcker als Bundespräsident in einem 1992 mit der ZEIT geführtem Interview, indem er feststellte: der Einfluss der Parteien gehe über politische Willensbildung, von der die Verfassung spreche, weit hinaus. Die Parteien wirkten am ganzen gesellschaftlichen Leben mit, ihr Einfluss reiche direkt oder indirekt in die Medien hinein. Es wird höchste Zeit, dass es wieder ein Kräftemessen zwischen Politik und Medien gibt. Früher knickte die Politik gegenüber den Boulevardmedien mal ein, heute, so hat es den Anschein, haben Leute wie Chefredakteur Diekmann von der Bild einen enormen Einfluss aufs Zurzeit versuchen zwar einige deutsche Gerichte und im Falle einer Eilentscheidung auch das Bundesverfassungsgericht das Straßburger Urteil zu umgehen, aber auf Dauer wird diese Blockadefront nicht halten. Bereits Anfang Juni fasste der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofes einen Beschluss, der konsequenterweise sogar über das Straßburger Urteil hinaus geht, indem der BGH es auf die Fälle nachträglicher Sicherungsverwahrung ausdehnte und sie hätte Ihre Werbung stehen können! wegen dem Rückwirkungsverbot für unIn diesem Format bewerben Sie, zu günstigen zulässig erklärte: Konditionen, direkt Ihre Zielgruppe! 2004 wurde die nachträgliche Sicherheitsverwahrung Fordern Sie einfach unsere Anzeigenpreisliste an, und sichern Sie sich neue Mandanten. eingeführt und alle, die vorher ihre StrafRedaktion Tr§tzdem Cloppenburger Str. 400 26133 Oldenburg tat begangen haben, sind von dieser Ent- HIER Tr§tzdem 11/2010 51 § RECHT & SOZIALES politische Tagesgeschehen und politische Geschehen überhaupt, und ganz besonders, wenn es die geschaffene delinquentenfeindliche Atmosphäre der Republik betrifft. Das Lieblingsthema der Boulevardmedien sind Sexualstraftäter, Gewalttäter und rückfällige Straftäter, denn sie bringen Schlagzeilen und Einschaltquoten. Dafür, dass von der Politik die Hetze mitbetrieben wird, halten die Medien im Gegenzug den gewillten Politikern lange die Stange. Ebenso beklagte der Ex- weiteren Platz einnimmt. Auch wenn es verwundern mag, aber diese Diskrepanz bei Gutachten taucht gerade im Maßregelvollzug immer wieder auf. Das dürfte eigentlich nur in Diktaturen funktionieren aber nicht in einem Rechtsstaat! Bei einer bundesweiten Studie über den Maßregelvollzug, die der forensische Psychiater Norbert Leygraf aus Essen vor zwanzig Jahren erarbeitet hatte, erfuhr er, dass es zu groteskem Einschätzungswandel kommen kann, was die Für Justiz und Politik bedeutet das Straßburger Urteil eine Blamage sonder Gleichen. Verfassungsrichter Hassemer bei der Vorstellung des Grundrechtsreports, wenige Tage vor dem 60. Geburtstag des Grundgesetzes, die enorme Zunahme von Kontrollbedürfnissen und einen Trend zu mehr Sicherheit auf Kosten der Freiheit. Er sprach davon, dass ein „Grundrecht auf mehr Sicherheit propagiert, in Wahrheit als Geisterfahrer in die falsche Richtung unterwegs sei“ und erinnerte daran, dass Grundrechte ursprünglich als Abwehrrechte gegen einen starken Staat konzipiert worden seien. Die Politik nicht ständig über Eingriffe in Grundrechte nachdenken solle. Seit Ende August zeigt sich die Regierung nach heftiger Streiterei einig und präsentiert eine angeblich gerichtsfeste Lösung. So sollen die Altfälle der Sicherungsverwahrten nicht aus der Haft entlassen werden, obwohl sie nach dem Straßburger Urteil einen Anspruch darauf haben, sondern es soll erst festgestellt werden, ob es sich bei ihnen nicht um psychisch gestörte Gewalttäter handelt. Zum einen heißt das, dass davon nur einige der Altfälle betroffen sind, zum anderen von den bereits entlassenen Sicherungsverwahrten mit hoher Wahrscheinlichkeit keiner wieder inhaftiert wird. Bei den eventuell Verbleibenden dürfte es schwierig werden, sie weiterhin in Haft zu halten, denn wenn sie geisteskrank wären, hätten sie ja nicht in einem Gefängnis sondern in einem Landeskrankenhaus untergebracht werden müssen. Selbst für gewillte Gutachter dürfte es schwierig werden eine plötzliche Geisteskrankheit zu diagnostizieren, denn das würde bedeuten, dass alle bisher erstellten Gutachten und eventuell auch die Urteile falsch waren und die Willkür 52 Tr§tzdem 11/2010 Anzumerken ist, dass diese Leute behandelt wurden, was beim überwiegenden Teil der Straftäter in den Bundesländern nicht der Fall ist. Anstatt auf Daten und Fakten aus der juristischen und kriminologischen Fachwelt zurückzugreifen, betreiben Politiker vereint mit den Boulevardmedien lieber eine Hetzjagd auf soeben entlassene Sicherungsverwahrte und versetzen das Volk in Angst und Schrecken. Die Fachwelt fordert seit Jahren eine Versachlichung und mahnt zur Unaufgeregtheit. Der Kriminologe und Rechtssoziologe Professor a. D. Feest von der Universität Bremen und der Professor für Kriminologie und Polizeiwissenschaft Feltes von der Uni Bochum, um zwei zu nennen, prognostizieren, dass die Gefährlichkeit dieser Leute extrem überschätzt wird. Sie gehen davon aus, dass 9 von 10 Sicherungsverwahrten unnötig inhaftiert waren, weil sie gar nicht rückfällig geworden wären und Professor Feltes belegt dies anhand einer Untersuchung, die an seinem Lehrstuhl betrieben wurde. Bei den Untersuchten handelt es sich um Straftäter, die aufgrund ihrer durch Sachverständigengutachten festgestellten Gefährlichkeit in die nachträgliche Sicherungsverwahrung geschickt werden sollten. Aus rechtlichen Gründen – im Politiker Deutsch handelt es sich dabei um eine noch nicht geschlossene Lücke lehnten die Gerichte die vorsorgliche Inhaftierung ab. Fünf Prozent der Untersuchten wurden wegen einer Gewalttat, die eventuell eine vorsorgliche Inhaftierung gerechtfertigt hätte, rechtskräftig verurteilt. Viele Fachleute sind sogar für die Abschaffung der Sicherungsverwahrung, weil dann endlich während der Haftzeit mit den Tätern gearbeitet werden müsste. In fast allen Anstalten der Bundesländer befinden sich die Täter im so genannten Verwahrvollzug anstatt im Der Knast nach dem Knast wird in naher Zukunft Geschichte sein. Gefährlichkeit von Insassen betrifft. In einer der untersuchten Anstalten mussten 20 Männer entlassen werden, weil die Einrichtung aufgrund von Baumaßnahmen für sie keinen Platz mehr hatte. So lösten sich all die schlechten Prognosen, der über jahrelang zu gefährlichen eingestuften Patienten, plötzlich in Luft auf. Nicht einer von ihnen, die in Wohnheimen oder auf Bewährung entlassen wurden, ja keiner, wurde wieder rückfällig! Behandlungsvollzug, der für diese Tätergruppe dringend erforderlich ist. Leider erweist sich die Politik seit Jahren gegenüber dem Wissen und der Beratung der juristisch und kriminologisch kompetenten Fachwelt als resistent. Das Straßburger Urteil sorgt nun immerhin dafür, dass zukünftig die Sicherungsverwahrten nach ihrer Haft in einem Heim, oder wie sie es auch immer nennen, zur Behandlung untergebracht werden. www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § Immerhin ist es der Bundesjustizministerin Frau LeutheuserSchnarrenberger gelungen, dass die nachträgliche Sicherungsverwahrung, die bisher verhängt werden konnte, wenn sich während der Haft ein Täter als weiterhin gefährlich erweist, abgeschafft wird. Das steht mit dem wenige Wochen zuvor ergangenem Urteil des BGH im Einklang und ein noch anhängiges Verfahren beim EGMR in dieser Angelegenheit, bei dem eine weitere Blamage zu erwarten wäre, ist damit vom Tisch. In der Politsendung Kontraste ließ die frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht und derzeitige Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Renate Jaeger verlauten, dass man die deutsche Justiz sehr genau beobachten wird, wie sie mit dem Straßburger Urteil umgehen werde. Mit einer weiteren Reform im Maßregelbereich, sollte die Führungsaufsicht als strafrechtliches Instrument zur Gefahrenabwehr ausgebaut werden. Dabei sind als Schwerpunkte die Ausweitung des Weisungskatalogs des § 68b StGB, die Erweiterung von Möglichkeiten zur Anordnung einer unbefristeten Führungsaufsicht § 68c StGB und eine rechtliche Verankerung forensischer Ambulanzen und ihrer Kompetenzen § 68a VII StGB zu nennen. Eine ausführliche Beschreibung der geschaffenen Interventionsmöglichkeiten seitens der Gerichte – Strafvollstreckungskammern- würde hier zu weit führen, allerdings muss erwähnt werden, dass den Gerichten mit dieser Reform eine enorm effiziente Möglichkeit zur kontrollierten Freiheit der Täter eingeräumt wurde. Trotz der nun durch die Reform geschaffenen konfortabelen Kontrollmöglichkeiten machen die Gerichte kaum Gebrauch davon. Das Sachverständige dazu neigen eher eine negative Prognose zu stellen, mag daran liegen, dass aus Angst vor einer Fehleinschätzung – was zum Ausbleiben von Aufträgen führt – eher auf Nummer Sicher gegangen wird. Bei den Richtern sollte man meinen, die haben doch einen sicheren Arbeitsplatz, aber auch sie werden durch die Ministerin eingestellt und befördert. Wie bereits eingangs erwähnt handelt es sich bei den Staatsdienern – Staatsanwälte und Beamte - in der Justiz um funktionierende Weisungsträger. Die Macht der deutschen Justizministerien geht zu weit, denn die Dritte Gewalt muss eine unabhängige Gewalt sein, damit sie ihrer Kompetenzen nicht beraubt werden kann. Der Deutsche Richterbund (DRB) und die Neue Richtervereinigung (NRV) forderten Ende September auf den Juristentag in Berlin das Ende der Abhängigkeit von Richtern und Staatsanwälten gegen den Einfluss der Politik. Es bleibt zu hoffen, dass man die Verantwortlichen in allen Bereichen der Justiz unabhängig und in Ruhe arbeiten lässt und irgendwann, beim ausbleiben eines Behandlungserfolgs, die Schuld nicht ausschließlich beim Täter oder Patienten gesucht wird. Text: GEO Einführung des neuen elektronischen Personalausweises AUSWEIS: Mit der Einführung des neuen digitalen Personalausweises verspricht sich die Regierung eine Ein- dämmung der Internetkriminalität und Erleichterung in Wirtschafts-– und Verwaltungsangelegenheiten D ie Politik wirbt für die neue Karte. Bundesinnenminister Thomas de Maizire (CDU) hofft, mit Hilfe des neuen Personalausweises den Betrug im Internet eindämmen zu können. „Dieser neue Personalausweis ist die sicherste elektronische Identitätskarte, die es auf dem Markt gibt‘, sagte er in einem Interview der Tageszeitung (taz). Mit dem neuen Ausweis sei es möglich, sich zum Beispiel bei Geldgeschäften im Internet sicher zu identifizieren. Der neue Ausweis ist nur noch so groß wie eine EC-Karte. Anders als EC- oder Kreditkarten haben die Ausweise keinen Magnetstreifen, die Daten werden auf einem RFID-Chip gespeichert — so können sie per Funk ausgelesen werden. Damit jedoch nur diejenigen die Daten auslesen, die daran ein berechtigtes Interesse haben, sind die Informationen auf der Karte verschlüsselt, so dass es Angreifern nichts nützt, den Datenverkehr zu belauschen. Anders als beim Reisepass verlangt der Personalausweis von den Bürgern übrigens nicht die Abgabe von Fingerabdrücken — sie bleibt freiwillig. Die Fingerabdrücke können auch www.jva-oldenburg.de nur von staatlichen Stellen, beispielsweise bei Grenzübertritten, ausgelesen werden und ihre Abgabe ist auch nicht mit weiteren Vorteilen verbunden. Aus dem Ausweis Foto werden jedoch biometrische Daten ausgelesen und auf dem Chip gespeichert. Damit sollen Behörden in Mit 28,80 Euro ist der neue Personalausweis dreimal so teuer wie bisher. Zweifelsfällen feststellen können, ob jemand auch tatsächlich seinen eigenen Ausweis vorgelegt hat. Zugriff auf die Daten gibt der Aus- weisinhaber über eine sechsstellige PIN frei. „Im Vergleich zur ECKarte sind das zwei Stellen mehr — damit ist die PIN schwerer zu erraten und zu knacken“. sagt Claudia Eckert, Direktorin des Fraunhofer-Instituts Sichere Informationstechnologie (SIT). Geht der Ausweis verloren, ist er ohne die PIN für den Finder wertlos. Wird die PIN zum dritten Mal falsch eingegeben, wird der Ausweis gesperrt. Mit einer weiteren Nummer der PUK, kann der Nutzer sein Ausweis wieder freischalten — genauso wie beim Handy. Staatliche Behörden können die PIN ebenfalls jederzeit ändern oder löschen. Der neue Personalausweis wurde zum 1. November dieses Jahres eingeführt und mit 28,80 Euro kostet er dreimal so viel wie bisher. Wer unter 24 Jahre alt ist, bekommt das Dokument zum ermäßigten Preis von 19,80 Euro. Der erste Personalausweis für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren wird kostenfrei sein. Bisher kostete der Ausweis 8 Euro. Mit dem neuen Personalausweis können sich Bürger von Herbst an auch in der Digitalenwelt identifizieren. Tr§tzdem 11/2010 53 § RECHT & SOZIALES Klassische Lohnsteuerkarte hat ab2011 Ausgedient In Deutschland muss künftig niemand mehr auf seine Lohnsteuerkarte warten. Die Steuerverwaltung stellt ab 2011 auf Elektronik um. Bisher erhielten die Arbeitnehmer zum Ende des Jahres ihre Lohnsteuerkarte von ihrer Stadt oder Gemeinde. Diese mussten sie dann an ihren Arbeitgeber weitergeben. In Zukunft muss der Arbeitnehmer seinem Arbeitgeber nur noch das Geburtsdatum und die steuerliche Identifikationsnummer (IdNr) mitteilen, sowie die Auskunft geben, ob es sich um das Haupt– oder um ein Nebenverdienstverhältnis handelt. So wird der Arbeitgeber berechtigt, die ELStAM (Elektronischen LohnSteuerAbzugsMerkmale) des Arbeitnehmers elektronisch abzurufen. Text:AS Kein Kindergeld Kindergeld wird für ein volljähriges Kind, bis zum 25 Lebensjahr u.a. auch dann gezahlt, wenn das Kind eine Ausbildung mangels Ausbildungsplatzes nicht beginnen oder fortsetzen kann. Umstritten ist, ob danach auch dann Kindergeldanspruch besteht, wenn sich das Kind in Untersuchungsoder Strafhaft befindet. Das Finanzgericht Berlin-Brandenburg hat jetzt mit Urteil vom 6.07.2010 entschieden, dass jedenfalls dann kein Kindergeld gezahlt werden muss, wenn das Kind wegen einer Straftatverurteilt wird, und zwar sowohl für die Zeit der Untersuchungs- als auch der Strafhaft Geklagt hatte die Mutter eines Jurastudenten der als Drogenkurier zu 3 Jahre 6 Monaten Haft verurteilt wurde. Die Klägerin machte geltend, dass ihr Sohn studienwillig gewesen sei und nur aus objektiven Gründen an der Fortsetzung des Studiums gehindert war. Das Gericht erkannte jedoch dass der 20-jährige Student vorsätzlich eine Straftat begangen und damit die Ursache für den Unmöglichkeit der Ausbildung selbst gesetzt habe. (Aktenzeichen: 10 K 10288/08). www.finanzgericht. berlin.brandenburg.de 54 Tr§tzdem 11/2010 Denn mittels eine auf den PC geschmugEinkaufen im Internet, Bankgeschäfte gelten Schadsoftware wie z.B. und Behörden– Angelegenheiten online „Keylogger“ könnten die auf der Tastaerledigen — es wird immer wichtiger tur eingegebenen Zeichen mitgelesen dass man am Computer nachweisen werden. kann, dass man tatsächlich derjenige ist, Abhilfe gegen Angriffe auf die IDals der man sich ausgibt. Geht es nach PIN schafft ein höherwertiges, sogeder Bundesregierung, soll dieser Identinanntes Komfortlesegerät (Pin-Pad) mit tätsnachweis künftig mit dem neuen digieigener Tastatur und Display. Insbesontalen Personalausweis geführt werden. dere die Funktion der elektronischen Doch noch sind nicht alle SicherheitsfraSignatur die der neuen Personalausweigen geklärt. Derzeit verzichten etwa ein ses bietet, lässt sich nur mit dieser Art Drittel der Internetnutzer aus Sichervon Lesegeräten nutzen. Der Einsatz heitsgründen auf Online-Banking, mehr solcher Pin-Pads wird auch vom Bundesals ein Viertel auf den Einkauf im Netz. datenschutzbeauftragten Peter Schaar Das soll der neue Ausweis ändern. empfohlen. Das einzige Manko dieser Behörden und Unternehmen testen Geräte ist ihr relativ hoher Preis, von bereits mögliche Anwendungen — von zwischen 50 und 100 €. der Kfz- Anmeldung über die elektrische Letztlich wird auch die BundesregieSteuererklärung bis hin zum Altersnachrung nur Empfehlungen für sichere Karweis am Zigarettenautomaten. Zu den tenlesegeräte herausgeben. Der Bürger ersten 30 Testteilnehmern gehörten eine muss dann auf Fluggesellschaft, eigenes Risiko Versicherer, ITentscheiden, ob er Firmen sowie Der neue elektronische Personalin ein sicheres Banken. ausweis ist wohl eines der sichers- Gerät investieren Er sei „überall ten Dokumente weltweit. möchte. Denn der dort interessant, Staat wird für wo ein Unternehetwaige Schäden men für ein Verkeine Haftung übernehmen. tragsverhältnis eine sichere Identität des Kritik seitens der Experten hagelt es Geschäftspartners braucht“, sagte Aleauch in Bezug auf die Software für den xander Schmid, Projektleiter des „ KomOnline-Ausweis. So hat das Hassopetenzzentrums Neuer Personalausweis“. Plattner-Institut an der Universität PotsEinige Teilnehmer bemängelten jedoch, dam unter der Leitung von Christoph dass der neue Ausweis keine Postleitzahl Meinel bei einem Test festgestellt, dass des Wohnortes beinhaltet — sie müsse der „AusweisApp“ schon bei der Instalper Hand nachgetragen werden. lation Probleme verursacht. „Selbst InDie sogenannte elektrische Identitätsformatiker brauchen Zeit, um das ProFunktion (eID), mit der die Bürger diese gramm zum Laufen zu bringen“, so MeiGeschäfte tätigen können, erhalten sie nel. nur auf Wunsch. Außerdem können sie Doch ungeachtet aller Bedenken, ist eine sogenannte digitale Signatur beander neue elektronische Personalausweis tragen, mit der sie auch online rechtsgüleines der sichersten Dokumente den es tige Unterschriften leisten können. Um weltweit gibt. Damit ein Dritter unbeden Ausweis für Geschäfte im Internet rechtigterweise im Internet die Identität nutzen zu können, ist allerdings ein Ledes Ausweisinhabers annehmen kann, segerät nötig. müssen mehrere Hürden überwunden Mit dem Ausweis sollen die Bürger werden. Zum einen muss der Computer auch ein zunächst kostenloses „Startervon einer Schadsoftware infiziert werKit“ erhalten. Es enthält ein Kartenleseden. Die PIN muss abgefangen werden. gerät und eine Software (AusweisApp) Und selbst dann muss für einen Missfür den eigenen Heim-PC. Finanziert brauch der Daten der Ausweis auf dem wird das mit 24 Millionen Euro über das Lesegerät vergessen werden und liegen Konjunkturförderprogramm, danach bleiben. sollen die Kartenlesegeräte zu Preisen Auch beim Bundesamt für Sicherheit zwischen 10 und 15 Euro zur Verfügung und Informationstechnik macht man sich stehen. Zu diesem Preis sind allerdings über die Sicherheit keine große Sorgen. nicht die Lesegeräte erhältlich, die unter „Selbst bei einen Angriff - etwa mit eiExperten als sicher gelten. Das Lesegerät nem sogenannten Trojaner - sei kein ist jedoch ein Problem. Nur wenn Sie die Zugriff auf die persönlichen Daten mögPIN-Eingabe auf einem speziellen Leselich“, sage der zuständige Experte Jens gerät machen können, das sicherstellt, Bender der NWZ in einem Interview. dass keine Schadsoftware den EingabeText:AS prozess protokolliert, sind Sie sicher. www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § Prognoseentscheidungen erfordern bestmögliche Aufklärung VERFASSUNGSRECHT: Nach 13 Jahren darf das Gericht in aller Rege die Einholung eines Gutachtens nicht allein mit der Begründung verweigern, dass es eine Strafrestaussetzung nicht beabsichtige. D ie Verfassungsbeschwerde richtet sich gegen die Ablehnung der Aussetzung des Rests der lebenslangen Freiheitsstrafe nach Verbüßung der Mindestdauer von fünfzehn Jahren. I. 2. Durch den hier angegriffenen Beschluss des LG Saarbrücken vom 01.12.2008 wurde die Aussetzung der Vollstreckung der Reststrafe abgelehnt... 3. Die sofortige Beschwerde wurde durch den angegriffenen Beschluss des Saarländischen OLG vom 07.01.2009 als unbegründet verworfen. Der Einholung eines Prognosegutachtens bedürfe es nicht, weil auch der Senat nach Würdigung aller relevanten Umstände die Aussetzung nicht in Erwägung ziehe (§454 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 StPO)... IV. Die angegriffenen Beschlüsse verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. Alt. 104 Abs. 2 Satz 1 GG. 1. Für den besonders intensiven Eingriff eines möglicherweise lebenslangen Freiheitsentzuges ergeben sich verfassungsrechtliche Grenzen insbesondere aus dem Übermaßverbot. a.) Das Übermaßverbot stellt zunächst materielle Anforderungen an die Prognoseentscheidung. Je länger der Freiheitsentzug dauert, umso strenger sind die Voraussetzungen für dessen Verhältnismäßigkeit. Der nachhaltige Einfluss des gewichtiger werdenden Freiheitsanspruchs stößt jedoch dort an Grenzen, wo es im Blick auf die Art der von dem Betroffenen drohenden Gefahren, deren Bedeutung und Wahrscheinlichkeit vor dem staatlichen Schutzauftrag für die Rechtsgüter des Einzelnen und der Allgemeinheit unvertretbar erscheint, den Betroffenen in die Freiheit zu entlassen (vgl. BVerfGE 117,71 <97 f.>). Die im Rahmen der Aussetzungsentscheidung zu treffende Prognose betrifft die Verantwortbarkeit der Aussetzung mit Rücksicht auf unter Umständen zu erwartende Rückfalltaten. Je höherwertige Rechtsgüter in Gefahr sind, desto geringer muss das Rückfallrisiko sein. Bei Straftaten, die wie der Mord (§211 StGB) mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht sind, www.jva-oldenburg.de ist das Sicherungsbedürfnis der Allgemeinheit besonders hoch zu veranschlagen. Wegen der Art der im Versagensfall zu befürchtenden Taten kommt eine bedingte Entlassung aus der lebenslangen Freiheitsstrafe nur unter strengen Voraussetzungen in Betracht (vgl. BVerfGE 117, 71<99>). Die besonders hohe Wertschätzung des Lebens rechtfertigt die weitere Vollstreckung der lebenslangen Freiheitsstrafe nicht nur in den Fällen, in denen eine fortbestehende Gefährlichkeit des Verurteilten positiv festgestellt werden kann, sondern auch dann, wenn nach Erfüllung des verfassungsrechtlichen Gebots ausreichender richterlicher Sachaufklärung eine günstige Gefährlichkeitsprognose nicht gestellt werden kann, weil verbleibende Zweifel an einer hinreichend günstigen Prognose zu Lasten des Verurteilte gehen (vgl. BVerfGE 117, 71 <100f>). b.) Darüber hinaus begründet das Übermaßverbot verfahrensrechtliche Anforderungen. Sie betreffen vor allem das Verfahren zur Wahrheitserforschung und damit insbesondere die Feststellung der der Aussetzungsentscheidung zu Grunde liegenden Prognosebasis. Denn es ist unverzichtbare Voraussetzung eines rechtsstaatlichen Verfahrens, dass Ent- scheidungen, die den Entzug der persönlichen Freiheit betreffen, auf ausreichender richterlicher Sachaufklärung beruhen und eine in tatsächlicher Hinsicht genügende Grundlage haben (vgl. BVerfGE 117, 71 <102, 105>; BVerfG [3. Kammer des Zweiten Senats], Beschl. v. 30.04.2009 - 2 BvR 2009/08, NJW2009, S. 1941ff, m.w.N. [= StraFo 2009, 236]). Mit zunehmender Dauer des Freiheitsentzuges steigen die Anforderungen an die Sachverhaltsaufklärung. Dem verfahrensrechtlichen Gebot einer zureichenden richterlichen Sachaufklärung kommt gerade in einem solchen Fall die Bedeutung eines Verfassungsgebots zu. Das Gericht hat sich ein möglichst umfassendes Bild von der zu beurteilenden Person zu verschaffen und die Grundlagen seiner Prognose selbständig zu bewerten. Im Rahmen des unbefristet wirkenden Freiheitsentzuges fordert das Gebot der bestmöglichen Sachaufklärung, einen erfahrenen Sachverständigen zu Rate zu ziehen, der die richterliche Prognose durch ein hinreichend substantiiertes und zeitnahes Gutachten vorbereitet. Die Entscheidung über die Fortdauer der Vollstreckung der lebenslangen Freiheitsstrafe hat sich daher im Regelfall auch über den eigentlichen Anwendungsbereich des § 454 Abs. 2 Satz 1 Tr§tzdem 11/2010 55 § RECHT & SOZIALES Nr. 1 StPO hinaus auf ein Sachverständigengutachten zu stützen, dass der besonderen Tragweite dieser Entscheidung gerecht wird. Dabei ist auch darauf Bedacht zu nehmen, dass das ärztliche Gutachten anerkannten wissenschaftlichen Standards genügt. Der Gefahr repetitiver Routinebeurteilungen muss der Richter durch eine sorgfaltige Auswahl des Gutachters entgegenwirken (BVerfGE 117, 71 <105 f> m.w.N.). Im Falle der erstmaligen Prognoseentscheidung nach der Mindestverbüßungszeit von 15 Jahren darf das Gericht in aller Regel die Einholung eines Gutachtens nicht allein mit der Begründung verweigern, dass es eine Strafrestaussetzung nicht beabsichtige. Nach einem derart langen Zeitraum fehlt es im Regelfall an Beurteilungsgrundlagen, die einem Gericht erlauben, ohne sachverständige Beratung, eine gesicherte Prognose darüber abzugeben, ob die durch die Tat zutage getretene Gefährlichkeit des Verurteilten fortbesteht. Das Gebot bestmöglicher Sachaufklärung erfordert daher regelmäßig für die erstmalige Entscheidung über die Strafrestaussetzung bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe ein zeitnahes wissenschaftlich fundiertes Gutachten. 2. Diesem Maßstab halten die angegriffenen Entscheidungen nicht stand. Soweit die angegriffenen Urteile darauf abstellen, dass die unmittelbare kriminogene Problematik - trotz der anerkennenswert frühzeitigen Bemühungen des Beschwerdeführers - noch nicht so weit aufgearbeitet worden sei, dass eine hinreichend günstige Prognose möglich wäre, genügt diese Begründung nicht, um von einem sachverständigen Prognosegutachten nach einem derart langen Freiheitsentzug abzusehen. Es wird schon nicht deutlich, worauf die Erkenntnisse der Gerichte im Einzelnen beruhen. Allein der Hinweis, dass eine Therapie wegen eines tätlichen Angriffs des Beschwerdeführers auf einen Mithäftling einmal abgebrochen werden musste, begründet für sich genommen noch nicht eine negative Prognose, die ein Verzicht auf sachverständige Beratung rechtfertigen könnte. Es wird auch nicht erkennbar, worauf die Gerichte ihre Annahme stützen, dass von einem bereits eingetretenen (charakterlichen) Wandel derzeit noch nicht ausgegangen werden könne. BVerfG [3. Kammer des 2. Senats], Beschl. v. 20.07.2009 - 2 BvR 328/09 Quelle:Das Schloss 1/ 2010 Fortschreibung des Vollzugsplanes muss innerhalb der dafür vorgesehenen Frist erfolgen VOLLZUGSRECHT: Gefangene haben ein generelles Recht auf Fortschreibung ihres Vollzugsplanes innerhalb der im Vollzugsplan vorgesehenen Frist. N achdem ein Gefangener sein Recht auf die Fortschreibung seines Vollzugsplaner innerhalb der im Vollzugsplan vorgesehnen Frist verletzt sah, stellte er bei der zuständigen Strafvollstreckungskammer, gemäß § 113 Abs. 1 StVollzG, einen Vornahmeantrag und beantragte die Antragsgegnerin zur Fortschreibung des Vollzugsplanes zu verpflichten. Die Antragsgegnerin argumentierte jedoch, dass der Antrag unzulässig sei, weil das Unterlassen einer Maßnahme nicht vor dem Ablauf von drei Monaten seit Beantragung der Maßnahme gestellt werden könne und diese Frist bis zur Erstellung der neuen Vollzugsplanung noch nicht verstrichen gewesen sei. Die 7. Strafkammer des Landgerichts Marburg an der Lahn sah dies jedoch anders. Sie urteilte, dass der Antrag nach § 113 Abs. 1 StVollzg unzulässig war. Diese Vorschrift war nicht anwendbar, denn sie setzt einen Antrag auf Vornah56 Tr§tzdem 11/2010 me einer bestimmten Maßnahme voraus, der für die Fortschreibung einer Vollzugsplanung nicht gestellt werden muss. Wen der Vollzugsplan einen Fortschreibungstermin vorsieht – was zwingend der Fall sein muss (§7 Abs. § Satz 2 StVollzG) – hat die Fortschreibung ohne Antrag zu erfolgen. Der im Vollzugsplan angegebene Fortschreibungszeitpunkt kann auch nicht mit dem Zeitpunkt der Antragstellung, auf den in § 113 Abs. 1 StVollzG abgestellt wird, gleichgesetzt werden, weil es sich hierbei um zwei unterschiedliche Dinge handelt. Daraus folgt, dass bei Überschreitung des im Vollzugsplan genannten Fortschreibungstermins der auf Erstellung eines neuen Vollzugsplanes gerichtete Verpflichtungsantrag sofort zulässig ist und nicht erst nach Ablauf von drei Monaten. Der Antrag wäre darüber hinaus auch begründet gewesen. Gefangene haben Anspruch auf Fortschreibung des Vollzugsplanes innerhalb der im Vollzugsplan vorgesehenen angemessenen Frist (Feest-Feest/ Joester, StVollzG, 5. Auflage, 2006, § 7 Rn. 30). Landgericht Marburg/ Lahn 12.11.2009 7aStVK 169/09 www.jva-oldenburg.de RECHT & SOZIALES § Lockerungen und 2/3 Aussetzung auch für Ausländer RECHT: Ein ungeklärte ausländerrechtliche Situation ist kein hinreichender Grund für Lockerungsversagung. 1. Die Beschlüsse des Oberlandgerichts Hamm vom 12. Februar 2002 – 1 Ws 19/02 und des Landgerichts Arnsberg vom 14. November 2001 – StVK 494/01 – verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip. Sie werden aufgehoben. Die Sache wird an das Landgericht Arnsberg zurückverwiesen. Damit erledigt sich der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung. 2. Das Land Nordrhein-Westfalen hat dem Beschwerdeführer die notwendigen Auslagen zu erstatten. Gründe: Die Verfassungsbeschwerde betrifft eine Strafaussetzung zur Bewährung. Der Beschwerdeführer, marokkanischer Staatsangehöriger, wurde im Dezember 1999 als Ersttäter wegen Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in Tateinheit mit Beihilfe zum Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Er hatte im Auftrag seines Bruders ca. 1 kg Haschisch und 1 kg Kokain als Kurier aus den Niederlanden nach Deutschland verbracht. Zwei Drittel der Strafe waren am 6. Dezember 2001 verbüßt; das Strafende wird am 7. April 2003 erreicht sein. Im Mai 2001 wies die zuständige Ausländerbehörde den Beschwerdeführer gemäß § 47 AuslG aus dem Bundesgebiet aus und ordnete seine Abschiebung sowie die sofortige Vollziehung der Ausweisung an. Hiergegen legte er Widerspruch ein, über den jedenfalls bis zum Ergehen der angegriffenen Entscheidung noch nicht entschieden worden ist. Das Landgericht lehnte die bedingte Entlassung des Beschwerdeführers nach negativer Stellungnahme der Vollzugsanstalt ab. Er sei zwar Erstverbüßer, habe sich im Vollzug gut geführt und unterhalte regelmäßigen Kontakt zu seiner Familie, bei der er nach der Entlassung wohnen könne. Andererseits seine Vollzugslockerungen bisher nicht gewährt worden und es liege eine nicht rechtswww.jva-oldenburg.de kräftige Ausweisungsverfügung gegen ihn vor. Auch hätten sich seine sozialen Rahmenbedingungen in der Vergangenheit als nicht hinreichend stabil erwiesen, um ihn von der Begehung von Straftaten abzuhalten. Daher könne die bedinget Entlassung „ohne vorherige Bewährung unter vollzuglichen Lockerungen nicht gewährt werden“. Die hiergegen gerichtete sofortige Beschwerde verwarf das Oberlandgericht aus den Gründen des angefochtenen Beschlusses. Es fügte hinzu, „insbesondere aufgrund der derzeit ungeklärten ausländerrechtlichen Situation“ kämen zum jetzigen Zeitpunkt Vollzugslockerungen und demzufolge auch eine bedingte Entlassung nicht in Betracht“. Der Beschwerdeführer rügt eine Verletzung seiner Rechte aus Art. 1 Abs. 1 und Abs. 3, Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG. Die angegriffenen Entscheidungen enthielten unzureichende Tatsachenfeststellungen. Insbesondere sei nicht konkret überprüft und begründet worden, weshalb dem Beschwerdeführer keine Lockerungen gewährt werden könnten. Der pauschale Hinweis auf die „ungeklärte ausländerrechtliche Situation“ reiche insoweit nicht aus. Auch hätten die Gerichte in unzulässiger Weise auf - seine an sich positiven – sozialen Rahmenbedingungen und sein Verhalten in der Vergangenheit abgestellt, ohne seine Läuterungen durch jahrelangen Strafvollzug in Rechnung zu stellen. Das Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen hat in seiner Stellungnahme auf die Verwaltungsvorschrift Nr. 6 zu § 11 StVollzG verwiesen, nach der Gefangene von Vollzugslockerungen ausgeschlossen seinen, gegen die eine vollziehbare Ausweisungsverfügung für den Geltungsbereich des Strafvollzugsgesetzes bestehe und die aus der Haft abgeschoben werden sollten. Daher entspreche es pflichtgemäßem Ermessen, bei der Entscheidung über Lockerungen die ausländerrechtliche Situation nach Maßgabe der erläuterten Verwaltungsvorschrift zu berücksichtigen. Die Kammer nimmt die Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung an, weil dies zur Durchsetzung von Grundrechten Tr§tzdem 11/2010 57 § RECHT & SOZIALES des Beschwerdeführers angezeigt ist (§ 93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG). Sie ist zur Sachentscheidung berufen, da die zulässige Verfassungsbeschwerde offensichtlich begründet ist. Die maßgeblichen verfassungsrechtlichen Fragen hat das Bundesverfassungsgericht bereits entschieden (§§ 93b Satz 1, 93c Abs. 1 Satz 1 BVerfGG). Die angegriffenen Beschlüsse verletzen den Beschwerdeführer in seinem Freiheitsgrundrecht (Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG) in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip, weil sie ausreichende Feststellungen sowie eine angemessene Würdigung der für die Prognose gemäß § 57 Abs. 1 StGB relevanten Tatsachen vermissen lassen. 1. Ob im Einzelfall die weitere Vollstreckung einer rechtskräftig ausgesprochenen Freiheitsstrafe nach § 57 Abs. 1 StGB zur Bewährung auszusetzen ist, ist zunächst eine Frage der Auslegung und Anwendung des Strafgesetzbuches und des Strafvollstreckungsrechts. Das Bundesverfassungsgericht prüft diese Entscheidung nicht in jeder Hinsicht nach. Es hat jedoch einzugreifen, wenn das zuständige Fachgericht bei der Sachverhaltsfeststellung und –---würdigung die verfassungsrechtliche Bedeutung und Tragweite der Menschenwürde oder Freiheitsgarantie verkannt hat (vgl. Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 22. März 1998 – 2 BvR 77/97; NStZ 1998, WS. 373, 374). Insbesondere müssen Entscheidungen, die den Entzug der persönlichen Freiheit betreffen, auf zureichender richterlicher Sachaufklärung beruhen und eine in tatsächlicher Hinsicht genügende Grundlage haben, die der Bedeutung der Freiheitsgarantie entspricht (stRspr; vgl. BVerfGE 70, 297 <308> m.w.N.). Demzufolge darf der Strafvollstre- ckungsrichter im Verfahren gemäß § 454, 462 StPO seine Entscheidung gemäß § 57 Abs. 1 StGB nicht alleine darauf stützen, dass die Vollzugsbehörde – etwa auf der Grundlage bloßer pauschaler Wertung oder mit dem Hinweis auf eine abstrakte Flucht- und Missbrauchsgefahr – die Gewährung von Vollzugslockerungen zur Vorbereitung der Strafaussetzung versagt hat. Er hat vielmehr eigenständig zu prüfen, ob die Strafaussetzung unter Berücksichtigung des Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit verantwortet werden kann. Der Erprobung eines Strafgefangenen im Rahmen von Vollzugslockerungen kann hierbei als Indiz zwar eine erhebliche Bedeutung zukommen. Vollzugslockerungen sind jedoch von Rechts wegen nicht notwendiger Weise Vorraussetzung für eine bedingte Entlassung. Gegebenenfalls kann das Gericht die Vollzugsbehörde im Aussetzungsverfahren darauf hinweisen, dass Vollzugslockerungen zur Vorbereitung der bedingten Entlassung geboten erscheinen (vgl. Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 22. März 1998 – 2 BvR 77/97 – a.a.O., S. 375). Diesen Grundsätzen genügen die angegriffenen Entscheidungen nicht. Das Landgericht stellt die Tatsachen, die für und gegen die bedingte Entlassung sprechen, in knappster Form nebeneinander, ohne offen zu legen, welche Erwägung für die Annahme einer negativen Prognose maßgeblich war. Dies begegnet bereits Bedenken. Verfassungsrechtlich nicht mehr vertretbar ist jedenfalls die Art und Weise, in der die Fachgerichte ihre Ablehnung an das Fehlen von Vollzugslockerungen knüpfen. Denn die angegriffenen Entscheidungen setzen sich nicht bzw. unzureichend mit der Frage auseinander, ob die Vollzugsbehörde zu recht davon abgesehen hat, gemäß § 15 StVollzG Lockerungen zur Entlassungsvorbereitung anzuordnen. Während das Landgericht die Frage nicht problematisiert, weist das Oberlandgericht lediglich auf die „ungeklärte ausländerrechtliche Situation“ als Grund für die Ablehnung von Lockerungsmaßnahmen und Strafaussetzung hin, ohne auf die konkrete Lage des Beschwerdeführers einzugehen. Damit widerspricht die Entscheidung bereits der herrschenden Rechtsprechung der Fachgerichte, der zufolge ein anhängiges Ausweisungsverfahren die Versagung von Lockerungen wegen Flucht- und Missbrauchsgefahr nicht pauschal zu rechtfertigen vermag (vgl. OLG Frankfurt, ZfStrVO 1991, 5. 372, NStZ 19834, 5. 93, ZfStrVO 1983, 5. 249; OLG Celle, ZfStrVO 1984, S. 2512). Verfassungsrechtlich erschiene der Verzicht der angegriffenen Entscheidung auf eine konkrete Begründung allenfalls dann vertretbar, wenn nach den Umständen des Falles ein Missbrauch der Vollzugslockerung oder der Strafaussetzung mit Blick auf die drohende Abschiebung offensichtlich vorauszusehen wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall. Danach enthalten die angegriffenen Entscheidungen mangelhafte Feststellungen zum Einfluss der ausländerrechtlichen Situation des Beschwerdeführers auf die Möglichkeit einer Strafaussetzung. Damit basiert die gerichtliche Prognose auf einer rechtsstaatlich unzureichenden Tatsachengrundlage. Überdies ist bei einer derartigen Entscheidungspraxis die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass die Strafhaft in rechtsstattlich unzulässiger Weise zur Abschiebehaft umfunktioniert und der Strafvollzug für ausländische Verurteilte zum bloßen „Verwahrvollzug“ wird (vgl. OLG Braunschweig, StV 1983, 5. 338 <339>; Lesting, in AK-StVollzG, 4. Aufl. Rz. 41 zu § 11). (Veröffentlicht in Hauspost 04/2009) Beschluss des Bundesverfassungsgerichts BVerfG 2 BvR 461/02 Anmerkung: Ein weiterer erfreulicher und klarer Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, der keinen Raum für Interpretationen lässt. Leider sieht die vollzugliche Realität anders aus, weshalb es dringend erforderlich ist einen geeigneten Rechtsanwalt zu konsultieren, der sich mit dem Strafvollzus- und Vollstreckungsrecht auskennt. Davon gibt es leider nur wenige. Also informieren! Text: GEO 58 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de KONTAKTANZEIGEN § Lust und Laster Lachen ist die beste Medizin... Er sucht Sie Du bist Phantasievoll und schreibst gern? Du willst gerne regen und offenherzigen Briefkontakt pflegen? Teile mir und mit mir Deine Vorlieben ohne Schamgrenzen mit. Antwort garantiert. Bild erwünscht, aber kein Muss. Chiffre 301-10 Ich bin 46, 185 cm und gut gebaut. Suche erotischen Briefkontakt, evt. Später mehr. Haft ist im Feb. 2011 vorbei, bis dahin ist jede Menge Zeit zum schreiben. Freue mich auf Zuschriften von netter Sie zwischen 25 – 55 Jahren. Foto wäre nett. Chiffre 302-20 Beziehung Er sucht Sie 42 jähriger Kater – NR sucht Kätzchen, ebenfalls NR, zwecks gemeinsamer Abenteuer und Spaziergänge, für den Rest des Lebens, unter freiem Sternenhimmel. Chiffre 303-30 Markus, 31/ 1,84 m/ 80 kg, ist auf der Suche nach humorvollen und ehrlichen Mädels von 24-40, zum Aufbau einer Beziehung. Jeder Brief wird zu 100 % beantwortet. Wenn möglich mit Foto! Ich freue mich auf Post. Bis bald! Chiffre 304-40 Ich heiße Christian, bin 1,76m groß, 78 kg schwer, auch sportlich gebaut, 25 Jahre alt, grün-blaue Augen, Haarfarbe dunkelblond und suche eine Frau für Briefkontakt und vielleicht auch mehr. Sie sollte auch schlank sein, humorvoll und lange Haare haben. Ich sitze noch bis 2015 in der JVA Oldenburg. Ich hoffe Du meldest dich auf diese Anzeige. Bey… Chiffre 306-60 Freundschaft Der Anatomieprofessor fragt eine Studentin wehrend der Vorlesung: „Welcher Teil des menschlichen Körpers weitet sich bei Erregung um das Achtfache?“ Die Studentin wird ganz rot und stottert: „Der, das…?“ „Falsch“, sagt der Professor. „Es ist die Pupille.“ „Und ihnen, liebes Fräulein, würde ich raten, nicht mit zu hohen Erwartungen in die Ehe zu gehen.“ Richter: „Sie haben den Staatsanwalt gehört. Hat sich der Einbruch so zugetragen, wie er ihn geschildert hat?“ Angeklagter: „Nein, aber mein Kompliment an den Herrn Staatsanwalt. Seine Idee wäre auch nicht schlecht gewesen!“ Zwei Mütter unterhalten sich über ihre jugendlichen Sprösslinge: „Was will ihr Sohn denn später werden?“ „Rechtsanwalt. Er streitet sich gerne, mischt sich ständig in anderer Leute Angelegenheiten und weiß immer alles besser. Da habe ich ihm geraten, er soll sich das bezahlen lassen!“ Von der Schönheit ihrer neuen Sekretärin verzaubert beschlossen zwei leitende Angestellten, dass sie die Einweisung ihrer neuen Mitarbeiterin in sämtliche Firmenangelegenheiten persönlich vornehmen wollen. „Es liegt jetzt an uns ihr den Unterschied zwischen richtig und falsch beizubringen“, sagte der eine. „Einverstanden“, entgegnete der andere voller Begeisterung. „Du bringst ihr bei was richtig ist.“ Was ist der Unterschied zwischen einer verheirateten und einer ledigen Frau? Die Ledige kommt nach Hause, schaut in den Kühlschrank und geht frustriert ins Bett. Die Verheiratete kommt nach Hause, schaut ins Bett und geht frustriert an den Kühlschrank. Er sucht Sie Hallo! Mein Name ist Werner, bin 44, sitze zurzeit. in der LVA Lingen (1 Jahr und 6 Monate). Suche auf diesem Wege eine oder auch mehrere Sies für eine Brieffreundschaft, evt. auch mehr – wer weis. Also ran an die Feder und Schreiben. Freu mich über jeden Brief. Antwort garantiert. Chiffre 305-50 www.jva-oldenburg.de Mama hat einen Hassen zum Abendbrot gemacht. Da die Kinder dieses Tier sehr lieb haben, verheimlicht sie ihnen die Wahrheit. Der kleine Junge isst mit viel Appetit und fragt seinen Papa, was es denn ist. Der Papa sagt ganz stolz: „Ratet einmal? Ich gebe euch einen Tipp. Ab und zu nennt Mama mich so.“ Da spuckt die Tochter aus und sagt zu ihrem Bruder: „Iss das bloß nicht, dass ist ein Arschloch!“ Tr§tzdem 11/2010 59 § KONTAKTANZEIGEN Kostenlose Chiffreanzeigen__________________________________ Eine kostenlose Chiffreanzeige kann jeder in der Tr§tzdem veröffentlichen. Ausgenommen sind jede Art von Tausch- und Handelsgeschäften. Die Seriosität einer Anzeige kann von der Redaktion nicht auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Bei Verdacht auf Missbrauch, behält sich die Redaktion vor, Anzeigen jederzeit abzuändern oder überhaupt nicht zu veröffentlichen. 1.Schreibe Deinen Antwortbrief und stecke ihn in einen Briefumschlag. Schreibe auf der oberen linken Seite des Umschlages Deine Adresse und unten Links die Chiffrenummer auf. Diesen Briefumschlag nicht frankieren und nicht zukleben. 2. Denn Antwortbrief (oder mehrere) steckst Du in einen weiteren Umschlag und legst für jeden Antwortbrief eine Briefmarke (55 Cent) dazu. 3. Denn fertigen Briefumschlag ausreichend frankieren und ab die Post an die: Redaktion Tr§tzdem Postfach 3080 26020 Oldenburg 60 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de REZEPT § Thüringer Düschel Zutaten: 1 Packung Weißbrot 400gr. 1 Päckchen Vanillezucker 1 Päckchen Vanille-Pudding 400 gr. Kirschmarmelade 150 gr. Butter 700 ml Milch 3EL Zucker 1 Prise Salz 2 Äpfel Zubereitung: Das Brot in Stücke schneiden (2cm) und auf einem Backblech goldgelb rösten. In dieser Zeit aus der ganzen Milch Pudding kochen. Anschließend in den heißen Pudding 2/3 von der Butter, den Vanillezucker, die Marmelade und die Äpfel (klein geschnitten) einrühren. Die Eier mit Salz und Zucker schaumig schlagen und unterheben. Eine Springform 26 cm einfetten und mit Mehl ausstreuen. In einem größeren Gefäß die Masse mit den Brotstückchen leicht vermischen. Die ganze Mischung gleichmäßig in der Backform verteilen. Das restliche 1/3 der Butter in Flocken auf die Oberfläche verteilen. Bei 180°C mit Umluft ca. 40 Min. backen. Kalt mit geschlagener Sahne oder Soße servieren. -Guten Appetit- Der richtige Teig für jeden Anlass Biskuitteig: 75g Mehl, 2 EL Wasser, 3 Eier 1 Päckchen Vanillinzucker 75g Speisestärke 1 TL Backpulver, 125g Zucker 1 Priese Salz Das Wasser erwärmen, bis es lauwarm ist. Die Eier trennen . Das Eigelb mit dem erwärmten Wasser, Zucker und Vanillinzucker verquirlen. Die Eimasse zu einer festen Creme schlagen. Salz zum Eiweiß zugeben und beides zu sehr steifen Eischnee schlagen. Den Eischnee auf die Creme geben. Das mit Backpulver und Speisestärke vermischte Mehl auf den Eischnee sieben und unterrühren. Den Teig sofort in eine gefettete und mit Mehl bestäubte Springform geben und im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad, 35 min backen. Tipp: In der Mitte aufschneiden, mit Früchten u. geschlagener Sahne fühlen u. Schokoladenglasur überziehen. www.jva-oldenburg.de Knetteig (Mürbeteig): 500g Mehl ‚ 6 EL Milch, 5 Eier 1 Päckchen Vanillinzucker 250g Butter 250g Zucker Quark-Öl-Teig: 400g Mehl, 4 EL Milch 1 Päckchen Backpulver 170g Quark 2 EL Vanillinzucker Abgeriebene Zitronenschale 6 EL Öl, 50g Butter Die zimmerwarme Butter in kleine l00g Zucker Stückchen schneiden und so lange rühren, bis sie schaumig ist. Zucker und Quark gut abtropfen lassen, inzwischen Vanillinzucker einrieseln lassen, die Butter aus dem Kühlschrank nehmen Creme nochmals kurz durchrühren. Ein und auf Zimmer- wärme erwärmen Ei nach dem anderen zugeben; dabei lassen. Beides zusammen mit Milch, jedes Ei einzeln mit der Butter- creme Ö1 und Zitronenschale cremig rühren. verquirlen. Nun abwechselnd einen Zucker und Vanillinzucker einrieseln Schuss Milch und einige Esslöffel lassen. Füllung oder Belag zubereiten gesiebtes Mehl unterrühren, bis beide und auf den Teig geben. Im vorgeheizZutaten verbraucht sind. Anschließend ten Backofen bei 200 Grad ungefähr 45 den Teig in eine gefettete und mit Mehl Minuten backen lassen. bestäubte Form gießen und im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad ca. 30 Tipp: Dieser Teig ist ideal für alle die min backen. nur wenig Zeit haben, aber trotzdem nicht auf selbstgebackenes verzichten Tipp: Geht nur wenig auf. Vor allem wollen, oder die noch wenig Backerfahfür Kekse und Tortenböden verwendet. rung mitbringen. Rührteig: 500g Mehl, 6 EL Milch, 5 Eier 1 Päckchen Backpulver 1 Päckchen Vanillinzucker 200g Butter, 200g Zucker Die zimmerwarme Butter in kleine Stückchen schneiden und solange rühren bis sie schaumig ist. Zucker und Vanillinzucker einrieseln lassen, die Creme nochmals gut durchrühren, ein Ei nach dem anderen zugeben (dabei jedes Ei einzeln mit der Buttercreme verquirlen). Nun abwechselnd einen Schuss Milch und einige Esslöffel gesiebtes Mehl unterrühren, bis beide Zutaten verbraucht sind. Anschließend den Teig in eine gefettete und mit Mehl bestäubte Form gießen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad ca. 50 Minuten backen. Nach dem Backen den Kuchen aus dem Ofen nehmen und ca. 2-3 Minuten ruhen lassen. Danach den Kuchen auf ein Kuchengitter stürzen und auskühlen lassen. Tr§tzdem 11/2010 61 § PRESSESPIEGEL Je gläubiger, desto gewaltbereiter STUDIE: Provokantes Ergebnis einer Studie: Jugendliche aus muslimischen Zuwandererfamilien schlagen häufiger zu. VON MARINA KORMBAKI Hannover. Es sind besorgniserregende Befunde, die der Kriminologe Christian Pfeiffer am Wochenende vorgestellt hat. Die Ergebnisse einer neuen Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN) bergen Sprengstoff für die Integrationsdebatte und scheinen Wasser auf die Mühlen all jener sein, die schon immer gewusst haben wollen, dass aus dem Islam nichts Gutes erwachsen könne: Jugendliche aus muslimischen Zuwandererfamilien sind demnach deutlich gewaltbereiter als junge Migranten anderer Konfessionen - je häufiger junge Türken und Araber in die Moschee gingen, desto häufiger schlugen sie auch zu. Die KFN-Forscher haben in den Jahren 2007 und 2008 bundesweit rund 45000 Schüler im Alter von 14 bis 16 Jahren befragt - darunter etwa 10000 Migranten. Die Frage nach dem Integrationsgrad junger, religiöser Migranten war da ein Aspekt von vielen. Die Auswertung der Fragebögen förderte besonders bei türkisch- stämmigen Jugendlichen erschütternde Ergebnisse zutage: Nach eigenen Auskünften und nach solchen von Opfern begingen 23,5 Prozent der „sehr religiösen“ türkischen Migranten Gewalttaten wie Körperverletzung und Raub. Bei jungen Christen ist es umgekehrt: Mit steigender Religiosität sinkt die Neigung zu solchen Taten. Was den Wissenschaftlern außerdem Sorge bereitet: Junge, sehr religiöse Jugendliche mit türkischen Wurzeln haben nur zu 21,7 Prozent deutsche Freunde und fühlen sich nur zu 14,5 Prozent als Deutsche - obwohl doch 88,5 Prozent von ihnen in Deutschland geboren wurden. KFN-Chef Pfeiffer weiß um die Brisanz dieser Zahlen. Er warnt vor vorschneller, pauschaler Islamkritik: „Nicht der Islam ist an der Gewaltbereitschaft türkischer Migranten schuld, sondern das archaische Männlichkeitsbild, das die Imame in den Moscheen vermitteln“, sagte er dieser Zeitung. Die Mehrheit der Imame komme ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland, bleibe Jugendliche und Religion Von je 100 Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren bezeichnen sich als junge Christen junge Muslime 5 30 nicht religiös 47 etwas religiös 24 20 3 46 religiös sehr religiös 25 Stand 2007/ 08 Quelle: KFN nur für kurze Zeit und baue keine positive Beziehung zur hiesigen Kultur auf. Ihre gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen verfingen besonders bei sozial ausgegrenzten Jugendlichen „die gepredigte Macho-Kultur kompensiert die tatsächliche Schwäche der jungen Männer“, sagt Pfeiffer. Die KFN-Untersuchung hat auch im niedersächsischen Sozialministerium Widerhall gefunden. ,,Die Studie zeigt, dass unser Kurs der Imamweiterbildung in Niedersachsen richtig und notwendig ist“, sagte Ministerin Aygül Ozkan gestern. „Wir brauchen eine zielgerichtete Weiterbildung der Imame vor Ort in Deutschland, damit diese einen stärkeren Beitrag zur Integration leisten.“ An der Universität Osnabrück werden ab dem Herbst Weiterbildungsseminare für Imame angeboten. Zum Wintersemester 2012/13 sollen dort erstmals in Deutschland muslimische Theologen ausgebildet werden. Quelle: HAZ 08.06.2010 Niedersachsen verweigert Entlassungen SICHERUNGSVERWAHRUNG: Hannovers Justizminister Busemann will nicht, dass Straftäter von Amts wegen freikommen können. Staatsanwälte zu Beschwerden aufgerufen. Hamburg zieht nicht mit. Niedersachsen handhabt die Entlassung von Straftätern aus der Sicherungsverwahrung streng. Justizminister Bernd Busemann (CDU) forderte die Staatsanwaltschaften per Erlass auf, bei bestimmten Entscheidungen Beschwerde einzulegen. Einen entsprechenden Bericht des Spiegel bestätigte am Samstag ein Ministeriumssprecher. Andere Bundesländer bestritten, dass es bei ihnen ähnliche Bestrebungen gebe. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte Anfang Mai die 62 Tr§tzdem 11/2010 rückwirkende Verlängerung der Sicherungsverwahrung als Verstoß gegen die Menschenrechte eingestuft. Das Gericht verwarf damit ein deutsches Gesetz von 1998. Nach Spiegel-Angaben spielen jetzt die Justizministerien mehrerer Bundesländer auf Zeit, um als gefährlich eingestufte Straftäter vorläufig noch nicht in Freiheit entlassen zu müssen. Busemann vertritt die Auffassung, dass die Entlassung noch gefährlicher Sexual- und Gewaltverbrecher auf keinen Fall von Amts wegen erfolgen soll. Das Bundesverfassungsgericht habe bereits in zwei Fällen erklärt, das Sicherheitsinteresse der Bevölkerung überwiege das Freiheitsinteresse eines verurteilten Straftäters. Solange Karlsruhe bei dieser Auffassung bleibe, sei das EGMR-Urteil nicht verbindlich. In Niedersachsen sind zehn als gefährlich eingestufte Täter betroffen. Vor wenigen Tagen erst scheiterte ein 59-jähriger Straftäter erneut mit dem Versuch, unter Berufung auf das EGMR-Urteil aus der Siche- rungsverwahrung entlassen zu werden. Das Oberlandesgericht Celle urteilte, die Entscheidung zwinge nicht zur Entlassung des Mannes. Die Auslegung der Straßburger Richter widerspreche dem Willen des deutschen Gesetzgebers, sagte eine Sprecherin in Celle. Hamburg will den niedersächsischen Weg offenbar nicht mitgehen. Es gebe „eine solche Absprache bisher nicht“ sagte Pia Kohorst, Sprecherin der Justizbehörde. Quelle: TAZ 31.05.2010 www.jva-oldenburg.de PRESSESPIEGEL § Folter und Misshandlung in 111 Staaten STUDIE: Amnesty beklagt weltweite Missstände. Fortschritte durch Internationalen Strafgerichtshof. VON BERND PICKERT Straflosigkeit für schwerste Menschenrechtsverletzungen, Folter und Misshandlung von Gefangenen in mindestens in Staaten, unfaire Verfahren in mindestens 55 Staaten, Einschränkung der Meinungsfreiheit in mindestens 96 Ländern: Das sind die wichtigsten Anklagepunkte des neuen Jahresberichts von Amnesty International, den die Menschenrechtsorganisation heute weltweit veröffentlicht. Dabei bemüht sich Amnesty auch, positive Entwicklungen darzustellen. 2009 sei ein „Meilenstein für die Menschenrechte“ gewesen, sagt die deutsche Amnesty-Generalsekretärin Moni- Schauprozesse im Iran: 8o Oppositionelle wurden verurteilt, mindestens 16 von ihnen zum Tode ka Lüke. Zahlreiche Gerichtsurteile und politische Entscheidungen 2009 hätten die Aussage unterstrichen, dass niemand über dem Gesetz stehe. Insbesondere der erste Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofes gegen ein amtierendes Staatsoberhaupt, Sudans Präsidenten Omar al-Bashir, gegen den Widerstand fast aller afrikanischer Staaten sei wichtig gewesen, sagte Lüke bei der Vorstellung des Berichts in Berlin am Mittwoch. Auch Peru, wo der ehemalige Präsident Alberto Fujimori wegen während seiner Amtszeit begangener Verbrechen zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, habe Maßstäbe gesetzt. Allerdings hätten sich die USA, China, Russland, Iran und Afghanistan gegenüber Forderungen nach Aufklärung und Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen „taub gestellt: sagte Lüke. Ausführlich geht auch Claudio Cordone, noch bis Juni dieses Jahres lnterimsgeneralsekretär in der Londoner Amnesty-Zentrale, im Vorwort des Jahresberichts auf die internationale Strafverfolgung ein. Er zeichnet das Bild einer Erfolgsgeschichte, wobei der Internationale Strafgerichtshof eine zentrale Rolle spiele. „Selbst in Staaten, die die Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofes nicht akzeptieren, hat allein die Existenz dieses Gerichts die Frage der Rechenschaftspflicht verstärkt in den Mittelpunkt gerückt‘: schreibt Cordone. Derzeit haben 81 Staaten das Statut des Internationalen Strafgerichtshofes noch nicht unterzeichnet, darunter sieben G-2o-Staaten. In den Länderberichten, traditionell der Schwerpunkt im Datenteil des Jahresberichts, hebt Amnesty insbesondere Afghanistan und Iran hervor. Nach wie vor würden in Afghanistan Zivilisten Opfer der Taliban und anderer bewaffneter Gruppen sowie auch der internationalen Streitkräfte. „Wenn Präsident Karsai bei den anstehenden Verhandlungen mit den Taliban die wenigen Fortschritte bei den Menschenrechten opfert, muss die internationale Ge- meinschaft klarmachen: Die Menschenrechte sind nicht verhandelbar“ forderte Monika Lüke. Auch im Iran hat sich laut Amnesty die Situation deutlich verschlechtert. Seit den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 habe die Verfolgung von Oppositionellen und Menschenrechtsverteidigern zugenommen. In Schauprozessen seien über 80 Personen verurteilt worden, mindestens 16 davon zum Tode. Enttäuscht zeigt sich Amnesty von der Regierung Barack Obamas. Weder habe er seine Ankündigung eingehalten, das Gefangenenlager in Guantánamo binnen eines Jahres zu schließen, noch seien die großen Rechtsstaatsprobleme bei der Behandlung von Terrorverdächtigen beseitigt worden. „Wenn einige Gefangene von Guantánamo nach Illinois verlegt werden, aber weiter ohne rechtsstaatliches Verfahren in Haft bleiben, ändert sich für diese Männer nichts - außer der Postleitzahl“: sagte Lüke. Quelle: TAZ 27.05.2010 Regierung einig bei Sicherungsverwahrung JUSTIZ: Nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung soll nicht mehr möglich sein. Regierung setzt auf elektronische Fußfesseln. BERLIN Die Bundesregierung hat sich auf eine Reform der umstrittenen Sicherungsverwahrung geeinigt. Das Kabinett beschloss am Mittwoch Eckpunkte für ein neues Gesetz von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Dabei werden auch elektronische Fußfesseln in Betracht gezogen, um rückfallgefährdete Täter nach der Haftentlassung Orten zu können. Bei der Sicherungsverwahrung bleiben Täter, bei denen die Gefahr eines Rückfalls www.jva-oldenburg.de besteht, auch nach der Haft eingesperrt. Das soll künftig nur noch möglich sein, wenn die Sicherungsverwahrung bereits im Urteil zumindest vorbehaltlich vorgesehen war. Diese Möglichkeit, dass sich Richter eine endgültige Anordnung zu einem späteren Zeitpunkt der Haft offen halten können, soll ausgebaut werden. Die nachträgliche Sicherungsverwahrung, die am Haftende angeordnet wird und die der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg verur- teilt hatte, soll es nicht mehr geben. Zudem soll die Verwahrung nicht mehr bei Vermögensdelikten ohne Gewaltanwendung möglich sein. Für Sicherungsverwahrte, die aufgrund nachträglich angeordneter Verwahrung und des EGMR-Urteils freigelassen werden müssen, will Leutheusser Schnarrenberger elektronische Fußfesseln zur Ortung einsetzen. Die Ministerin warnte jedoch davor, eine elektronische Überwachung als das „alleinige Heilmittel‘ zu betrachten. Die geplante elektronische Fußfessel stößt jedoch auf Kritik. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, monierte, in einer Großstadt sei es kaum möglich, mehrere hundert Meter zu gehen, ohne an einer Schule, einem Spielplatz, einer Kindertagesstätte vorbeizulaufen. Der elektronische Sender könne auch nicht zwischen einem Kontakt des Überwachten mit einem Kind oder einem Erwachsenen unterscheiden. Quelle:TAZ 24.06.2010 Tr§tzdem 11/2010 63 § KULTUR & UNTERHALTUNG Wissen ist Macht... … doch Nichtwissen macht auch nichts In der heutigen Gesellschaft ist Bildung eine Schlüsselqualifikation für alle Lebensbereiche, seien es private oder berufliche. Allgemeinbildung im engeren Sinne bedeutet nichts anderes als die Fähigkeit mitzureden, und mitreden zu können hat sicherlich noch keinem geschadet. In unserer Rubrik „Wissen ist Macht…“ präsentieren wir ihnen Fragen aus verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens die ihr Wissen erweitern, auffrischen, oder sie einfach nur unterhalten sollen. Versuchen sie die Fragen ohne Zuhilfenahme der Lösungen zu beantworten. Wir wünschen ihnen viel Vergnügen. 1. Was sind Schöffen? a. Vorsitzende im Bundesparlament a. Leonardo da Vinci b. Mitarbeiter im Justizministerium b. Michelangelo Buonarroti c. juristische Berater bei der Gesetzgebung c. Andrea del Verocchio d. ehrenamtliche Laienrichter d. Pablo Picasso 2. Was ist die UNESCO? 8. Wer war James Watt (1736-1819)? a. UN-Organisation zur Artenschutz a. Erfinder des Elektromotors b. UN-Organisation für Flüchtlingshilfe b. Erfinder der Glühbirne c. UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft & Kultur c. amerikanischer Erfinder des Revolvers d. UN-Organisation für industrielle Entwicklung d. britischer Ingenieur und Erfinder der Dampfmaschine 3. Das höchste Organ der Rechtsprechung in Deutschland ist 9. Wer löste Ludwig Erhard als Bundeskanzler ab? a. das Bundesverwaltungsgericht a. Helmut Kohl b. die Generalstaatsanwaltschaft b. Kurt-Georg Kissinger c. der Bundesgerichtshof c. Willy Brandt d. das Bundesverfassungsgericht d. Helmut Schmidt 4. Wann wurde in Deutschland der Euro eingeführt? 10. Wie heißt das Parlament in den USA? a. 2003 a. Duma b. 2002 b. Kongress c. 1999 c. Senat d. 2000 d. Upper House 5. Was ist das Nettogewicht einer Ware? 11. Wie viele Noten umfasst eine Oktave? a. das Gesamtgewicht a. 8 b. das Gewicht zum Zeitpunkt der Verpackung b. 12 c. das Gewicht ohne Verpackung c. 9 d. das Gewicht ohne jeglichen Wasseranteil d. 10 6. Welche der folgenden Lehren ist keine Naturwissenschaft? 64 7. Wer malte die Mona Lisa? 12. In welchem Stil ist der Kölner Dom erbaut? a. Astrophysik a. im romantischen Stil b. Astronomie b. im gotischen Stil c. Astrologie c. im barocker Stil d. Meteorologie d. im klassizistischen Stil Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de KULTUR & UNTERHALTUNG 13. Wer war Sophie Scholl (1921-1943)? 20. Wann fand in Russland die Oktoberrevolution statt? a. deutsche Schauspielerin a. 1914 b. französische Chansonette b. 1918 c. deutsche Balletttänzerin c. 1917 d. deutsch Widerstandskämpferin gegen die NS-Diktatur d. 1920 14. Wie lautete der Name des Ersten Deutschen Reiches? 21. Welcher europäische Staat führte seit 1815 keinen Krieg? a. Deutsches Kaiserreich a. Schweiz b. Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen b. Finnland c. Imperium Germanicum c. Österreich d. Großdeutsches Reich d. Dänemark 15. Was versteht man unter Rezession? 22. Bei welcher Temperatur liegt der absolute Nullpunkt? a. starke Geldentwertung a. bei minus 189° C b. die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage b. bei 0° F (Fahrenheit) c. staatliche Einflusse auf Unternehmensentscheidungen c. bei minus 273,15°C d. Kapitalflucht ins Ausland d. bei 0° C 16. Die Grundrechte der Verfassung Deutschlands sind... 23. Wo findet die Braun‘sche Röhre ihre Verwendung? a. mittelbar geltendes Recht a. im Fernseher b. sozial bindendes Recht b. im Radio c. unmittelbar geltendes Recht c. als Lichtverstärker im Laser d. unverbindlich geltendes Recht d. im Röntgenapparat 17. in welchem Jahr wurde die Bundeswehr gegründet? 24. Wer zerstörte Karthago 146 v. Chr? a. 1956 a. die Araber b. 1949 b. die Römer c. 1950 c. die Griechen d. 1960 d. die Phöniker 18. Welcher Nationalität war Christopher Kolumbus? a. Spanier b. Portugiese c. Italiener d. Franzose 19. Wann endete der Vietnamkrieg? a. April 1975 b. September 1970 c. Dezember 1980 d. Juli 1977 www.jva-oldenburg.de § 25. Woher stamm der Name „Firmament“? a. es geht auf das Wort „Firnis“ (Schutzanstrich) zurück; die Gallier waren der Ansicht, dass die Funktion des Himmels eine Art Schutzmantel für die Erde sei b. aus Altägypten; die Ägypter glaubten , dass alles irdische und Überirdische von den Göttern wie in einem Handwerkbetrieb (Firma) im Himmel bearbeitet wird c. von dem Wort „Firmung“, einem katholischen Sakrament zur Glaubensfestigung, und dem Glauben dass alles Heilige im Himmel existiert d. von der falschen Annahme in der Antike, dass die Himmelskörpern einem Himmelsgewölbe, das sich um die Erde dreht, befestigt (firm) seien * Lösungen zu den Aufgaben finden Sie auf der Seite 72 Tr§tzdem 11/2010 65 § KULTUR & UNTERHALTUNG Warum die Welt immer kleiner wird Jeff Rubin (RUBI 226-10) Das Sachbuch beleuchtet auf unterhaltsame Weise die Abhängigkeit unserer westlichen Welt von den fossilen Brennstoffen. Die gesamte Wirtschaft und der Konsum der industrialisierten Welt hängen unmittelbar von der Fördermengen und den Preisen für das schwarze Gold ab. Das billige Erdöl, hat die Menschheit mobil gemacht und die Globalisierung ermöglicht Doch durch die Verknappung und gleichzeitig steigenden Bedarf, werden die Preise für das Erdöl seteigen und für viele unerschwinglich werden. Das absehbare Ende bietet aber auch Chancen für Innovationen. Man gewinnt die Einsicht, dass selbst gesetzte Schranken aus der Vernunft und dem Wissen um die Misswirtschaft heraus, erträglicher und nachhaltiger sind, als verspätete Zwangseinschränkungen. ISBN 978-3-446-41955-1 Hanser Verlag 280 Seiten 19,90 € Johann Peter Hebel Bernhard Viel (VIEL 242-10) Johann Peter Hebel gehört zum Erbe klassischer deutscher Bildung. Ihm ist es als erstem gelungen auf die naivste, anmutigste Weise im bäuerlichen-kleinbürgerlichen Milieu den Weltentwurf der Aufklärung zu vermitteln. In seinem Innersten war Hebel jedoch ein gebrochener Charakter der zeitlebens unter dem frühen Tod seiner Mutter litt. Bernhard Viel stellt in dieser Biographie die komplexe Persönlichkeit des Theologen, Pädagogen und Schriftstellers Hebel auf einfühlsame Weise dar und ordnet sie in die klassische Zeit der Literatur der Jahre um 1800 ein. Er verfolgt Hebel auf seinem Weg zur Klassik, zum Bildungsroman der Goethezeit und zur Romantik. ISBN 978-3-406-59836-4 C.H.Beck Verlag 280 Seiten 22,95 € Mordkommission Richard Thiess (THIE 239-10) Als Leier der Mordkommission Mündchen hat Richard Thiess das Ergebnis allerlei menschlichen Gewaltexzesse zu Gesicht bekommen. Ob Mord und Todschlag, Geiselnahmen oder ein Familiendrama das in einem Blutbad endete, als Mitglied der Mordkommission hat man es jeden Tag mit Leid, Wut , Verzweifelung und Hass zu tun. In packenden und emotionalen Geschichten schildert er wahre Ereignisse aus dem Leben eines Ermittlers und nimmt den Leser auf eine Reise durch die Abgründe menschlichen Seins. Thiess zeigt auf wie die Mordkommission aufgebaut ist , mit welchen Methoden die Ermittler ns Werk gehen und erklärt warum die Vernehmung mitunter das Herzstück kriminalistischer Arbeit ist. ISBN 978-3-423-24796-2 dtv-Verlag 237 Seiten 14,90 € 66 Tr§tzdem 11/2010 Titan Robert Harris (HARR 246-10 ) Wenn man die Macht im Staat innehat ist es dann gerechtfertigt, illegale Methoden anzuwenden um die Republik zu retten? Diese Frage hat bis heute überdauert und obwohl sich das Geschehen im Rom des 7. Jh. abspielt meint man sich in einem Polittriller der Moderne wieder zu finden. Im Kampf um politischen Einfluss geht es nicht nur um unschlagbare Rhetorik. Korruption, Verschwörungen und Mord stehen auf den Tagesordnung. Robert Harris zeigt sich wieder mal als ein wahrer Meister seiner Zunft. Er entführt den Leser mit einem exzellent recherchierten historischen Roman ins antike Rom und zeigt einem die Abgründe des politischen Machtspiels, die auch in der heutigen Zeit ihre Brisanz und Authentizität nicht verloren haben ISBN 978-3-453-00158-9 Heyne Verlag 540 Seiten 21,95 € Die Volksbibel Neues Testament (DREY 240-10) Die Bibel ist das Buch der Bücher! Kein Buch der Welt ist so oft gedruckt, gelesen und übersetzt worden, sie führt unschlagbar die Bestsellerlisten aller Zeiten an. Doch glaubt man Umfrageergebnissen von Forschungsinstituten so ist die Bibel auch ungeschlagen auf der Liste der Bücher die nie zu Ende gelesen werden. Die Volxbibel möchte dieser Diskrepanz nun ein Ende setzen. In einer angemessenen gut lesbaren Sprache übersetzt die Volxbibel die zweitausend Jahre alte Gottes Geschichte ohne dabei ihre radikale Aussagen und Lehren weichzuspülen. ISBN 978-3-940041-00-5 Volxbibel Verlag 556 Seiten 9,95 € Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud Christina Wolf (WOLF 132-10) Christina Wolf schreibt eine autobiographische Prosa. Eine Erzählung über eine Frau, die sich mit der deutschen Staats– und Gesellschaftsform nach der Wende auseinandersetzt. Diese Frau emigriert aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die USA. Dort beobachtet sie die amerikanische Lebensweise als deutschsprachige Emigrantin, die oft über die Lage im wiedervereinigten Deutschland, Fragen über den Virus der menschenverachtenden Werte beantworten muss. In der täglichen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit, stellt sich die Erzählerin einem Ergebnis ihres früheren Daseins, das sie in eine existenzielle Krise bringt und zu einer Reflexion ihrer Erinnerungen zwingt. ISBN 3-518-42050-8 Suhrkamp Verlag 414 Seiten 24,80 € www.jva-oldenburg.de Büchertipp Abgründe Wenn aus Menschen Mörder werden Josef Wilfling (P-WILF 133-10) Josef Wilfling, ehemaliger Leiter der Münchner Mordkommission, nutzt nach 42 Dienstjahren seinen Ruhestand um „alltägliche“ Mordfälle aus seinem Arbeitsalltag niederzuschreiben, aufgegliedert anhand ihrer Mordmerkmale und Motive. Wilfling wurde bekannt durch die Aufklärung der Sedlmayr- und Mooshammer Morde, die aber in seinem Buch nicht dargestellt werden, da man sie aus der Presse hinlänglich kennt. Wilfling gibt Einblicke in die Ermittlertätigkeit und vor allem in die „Abgründe“ der menschlichen Psyche, in dem er die Frage stellt: wie und warum geschehen Morde? Aus der Gruppe der niederen Beweggründe hat Wilfling drei Mordmerkmale ausgesucht, auf die er sein Augenmerk richtet: Habgier, Mordlust und Befriedigung des Geschlechtstriebes. Zudem schildert er je einen Fall zu Heimtücke, Grausamkeit, Gemeingefährlichkeit und Verdeckungsmord. Neben diesen besonderen Einblicken in seine Arbeit, geht er der Frage nach, ob Frauen anders töten als Männer. Er beleuchtet das Verhalten Unschuldiger und zeigt auf, woran man Lügner erkennen kann. Das Buch ist sachlich und unaufgeregt geschrieben, aber mit einer angemessenen Prise Humor gespickt, so dass es sehr spannend zu lesen ist. Bei manch detaillierten Beschreibungen sind starke Nerven erforderlich. Denn letztlich stellt sich die Wirklichkeit manchmal skuriller dar, als man es sich in der Phantasie je ausmalen könnte... ISBN 978-3-453-16753-7 Wilhelm Heyne Verlag 320 Seiten 19,95 € Sprengsatz Inflation Henrik Müller (MUEL 241-10) Eine enorme Menge an Geld haben die Notenbanken in die konjunkturschwache Wirtschaft in der ganzen Welt gepumpt. Doch damit droht ein globaler Inflationsschub, von den sich kein Land retten kann. Auf die Finanzkrise folgt eine große Geldwertkrise. Der promovierte Volkswirt Henrik Müller, schildert in seinem Buch, auf ernüchternde und schlüssige Weise, die Zusammenhänge in einer globalen Wirtschaftswelt und erklärt warum wir uns auf die Regierung und Notenbanken nicht mehr verlassen können. ISBN 978-3-593-39145-8 Campus Verlag 190 Seiten 17,90 € www.jva-oldenburg.de § KULTUR & UNTERHALTUNG Andere Räume, andere Träume Daniyal Mueenuddin (MUEE 236-10) Ein altes Sprichwort aus dem Punjab besagt: „Drei Dinge, für die wir töten sind Land, Frauen und Gold.“ Und diesem Thema widmet sich auch Daniyal Mueenuddin in seinem Debüt. Mitreißend, tragisch und humorvoll beschreibt er in acht faszinierenden Erzählungen das Leben von Menschen um eine einflussreiche und vermögende pakistanischen Familie aus der Landbesitzerklasse. Der Leser findet sich in einem Labyrinth aus Machtspielen und Ausbeutung wieder. Gekonnt webt Mueenuddin die Lebensgeschichten der Menschen ineinander und entführt den Leser in eine Welt von grenzenloser Liebe, Sehnsucht und Verlust. ISBN 978-3-518-42141-3 Suhrkamp Verlag 286 Seiten 19,90 € Komödie des Alterns Michael Scharang (SCHA 237-10) Sie waren einst wahre Freunde, unzertrennlich wie Pech und Schwefel. Obwohl sie verschiedener nicht sein konnten - ein Ägypter und ein Österreich fanden sie dennoch immer einen Kompromiss. Doch mit zunehmenden Alter wird das Verhältnis der beiden immer angespannter. Als jeder klare Indizien dafür hat, dass der andere eine gemeine Intrige gegen ihn führt, wird aus einstiger Freundschaft erbitterter Hass. Scharang verarbeitet in seinem Buch, die Idee von Freundschaft, Freiheit im Leben und der Arbeit, gepaart mit einem Hauch an Kritik am menschenfeindlichen Kapitalismus. ISBN 978-3-518-42035-2 Suhrkamp-Verlag 250 Seiten 19,80 € Die Zukunftsmacher Max Brockman (BROC 238-10) Was ist eigentlich dunkle Energie? Werden wir alle in den Norden ziehen? Vieren - die Außerirdischen unter uns? Diesen und viele andere Fragen wird in diesem Buch auf den Grund gegangen. Max Brockman vereinigt in seinem Werk eine packende Sammlung an Essays einer neuen Forscherelite, die unsere Zukunft wesentlich prägen werden. Die neue Generation vielversprechender junger Wissenschaftler - einige der brillantesten Köpfe unserer Zeit - stellen nicht nur ihre innovativen Forschungsziele vor, sondern erörtern deren soziale, ethische und philosophische Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben. Ein informativer und ambitionierter Reiseführer in die Zukunft der Wissenschaft. ISBN 978-3-10-004415-0 S. Fischer Verlag 270 Seiten 19,95€ 68 Tr§tzdem 11/2010 Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer Christian Ewers (F-EWE 473-10) Eine Reise in die Legenden vom goldenen Fußball Europas, dem vor allem die Nachwuchskicker des afrikanischen Kontinents erliegen oder auch wissentlich geopfert werden. Es berichtet vom Missbrauch menschlicher Hoffnungen und lädt ein auf eine Reise zu Orten des Betruges und der Enttäuschung, aber auch zu Orten der Kraft und des Stolzes. Sowohl der kritische Blick auf die afrikanischen Spieler, die aufgrund ihres fehlenden, langfristigen Denkens ihre eigene Chance auf eine Zukunft verbauen, als auch der Blick auf skrupellose Machenschaften beleuchten die triumphale Welt des Geldes aus einer anderen, einer bisher nicht bekannten Sicht. ISBN 978-3-579-06872-5 Gütersloher Verlagshaus 154 Seiten 10,95€ Die Kälte darf nicht siegen Gisela Mayer (MAYE 244-10) Gisela Mayer ist eine engagierte Muter und Ethiklehrerin und Kämpft bereits seit Langem gegen die Gleichgültigkeit und Kälte, die sich in unserer Gesellschaft immer stärker ausbreitet. Der 11. März 2009 war für sie der schwärzeste Tag den sich eine Mutter vorstellen kann. An diesem Tag wurde ihre Tochter von dem jugendlichen Amokläufer in Winnenden in den Tod gerissen. Jetzt schreibt sie ein sehr persönliches Buch darüber, was sich in unserer Gesellschaft ändern muss, damit es kein weiteres Winnenden mehr geben kann. ISBN 978-3-550-08814-8 Ullstein-Verlag 217 Seiten 19,95 € Piraterie Eigel Wiese (P-WIES 472-10) Wer glaubte die Piraterie gehört längst der Geschichte an und komme nur in Hollywood Inszenierungen vor, der hat sich mächtig geirrt. Die Piraterie erlebt in Zeiten des globalen Handel des 21 Jh. eine Renaissance. Mit einem ausgefeilten System von Entführung und Erpressung, das sich darin gefällt keinem Rechenschaft schuldig zu sein, stellt die neue Form von Piraterie nicht nur einen Bedrohung für den Welthandel sondern auch den Weltfrieden dar. Man stelle sich vor : „Ein gekaperter Öltanker mit 1000 000 Barrel Öl an Bord, wird entführt und für terroristische Zwecke eingesetzt“. Bei der Bekämpfung von Piraterie ist in erster Linie politisches Handeln gefragt. Doch gerade hier hapert es bislang. ISBN 978-3-7822-1008-9 Koehler-Verlag 198 Seiten 24,90 € www.jva-oldenburg.de KULTUR & UNTERHALTUNG Türken-Sam. Eine deutsche Gangsterkarriere Cem Gülay, Helmut Kuhn (GÜLA 113-10) Gangster sind nicht beliebt, aber sexy. Unter diesem Motto war Türken Sam sogar bei Anne Will auf dem Sofa und berichtete von Macht, Mädchen und Respekt. Im autobiographische Buch schildert der Sohn einer GastarbeiterFamilie seinen Weg von der Kinderstube im Hamburger-Lokstedt, über die Flucht vor Ausgrenzung nach Amerika, bis zur seiner Gangsterlaufbahn in der Hamburger Mafia. Doch der Weg der ihn eigentlich nach oben führen sollte, führt ihn einfach in den Keller. Die ehrenhafte Al-Pacinoähnliche Ersatzfamilie lässt ihn ebenso fallen wie der eigene Vater: in ein Meer von Schulden Drogen und Verrat. ISBN 978-3-423-24809-9 dtv-Verlag 278 Seiten 14,90 € Teufelswand Simon Kehrer, Walter Nones (KEHR 110-10) Von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr wie vorher. Gerade stand er noch da, und dann war er weg. So beschreibt Simon Kehrer den Moment in dem sein Freund Karl Unterkircher starb. Nach dem plötzlichen Tod ihres Expeditionsleiters und Freunds, stehen zwei Freunde alleine am Nanga Parbat in 6350 m Höhe. Weil sie auf ihrer Aufstiegsroute nicht absteigen können, müssen sie bis auf 7500 m weiterklettern. Die beiden Freunde schildern wie sie nach den Verlust ihres Kameraden, eineinhalb Tage am Rand der Spalte ausharrend, ihre Kraft wieder fanden, und warum sie weiter kletterten. ISBN 978-3-89029-378-3 Malik-Verlag 233 Seiten 19,95 € Der Staatsbankrott kommt! Michael Grandt (P-GRAN 112-10) Die Ereignisse in Griechenland und Dubai waren nur der Vorgeschmack auf das wirtschaftliche Fiasko welches noch folgen wird. Michael Grand ist kein Verschwörungstheoretiker oder Untergangsprophet, seine Analyse ist fundiert, schlüssig, akribisch recherchiert und mit über 800 seriösen Quellangaben belegt. Seine Enthüllungen sind beängstigend: Der Staat wird auf ihr Vermögen (vorausgesetzt sie haben welches) zugreifen, wenn er mit den Rücken zur Wand steht. Das hat er schon immer getan und das wird er auch in Zukunft tun. Der Autor schildert wie trickreich und ausgeklügelt dies geschehen kann und wie man sich dagegen am besten zur Wehr setzen kann. ISBN 978-3-942016-25-4 Kopp-Verlag 350 Seiten 19,95 € § Natürlich kann geschossen werden Michael Sontheimer (SONT 111-10) Am 14. Mai 1970 verhalfen in BerlinDahlem sechs junge Frauen und ein Mann ihrem Freund und Genossen Andreas Baader zum Sprung in die Freiheit. Es war ein Sprung in das Grauen der Roten Armee Fraktion. Die RAF ist der schwarze Fleck in der Erfolgsgeschichte des jungen Nachkriegsdeutschland. 23 Jahre lang führten junge Deutsche aus der Mittelschicht Krieg gegen den Staat. Sogar 40 Jahren nach den ersten Aktionen der RAF ist dieser Kapitel der deutschen Geschichte noch nicht vollständig aufgearbeitet. Der Autor beschreibt warum immer wieder junge Menschen in den Untergrund gingen und fasst neun Erkenntnisse über die Gruppe zusammen. ISBN 978-3-421-04470-9 SPIEGEL-Buchverlag 210 Seiten 19,95 € Die Bücherei informiert! – Eine Weitergabe der geliehenen Bücher ist nicht erlaubt. – Für Schäden oder Verlust ist derjenige verantwortlich, der sich die Bücher ausgeliehen hat. – Die Verleihdauer beträgt bei Gesetz– und Sachbüchern 2 Wochen. Bei allen anderen Büchern bis max. 6 Wochen. – Im Antrag ist das Kürzel, die Buch-Nr. und der Buchtitel anzugeben. – Es können bis zu 5 Bücher gleichzeitig ausgeliehen werden. – Bestellungen der Bücher nur mit Antragsformular. – Anträge möglichst bis Mittwoch einreichen. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 69 § SUDOKU mittel leicht 2 9 6 3 1 7 9 3 3 7 5 6 6 7 2 5 8 9 8 4 7 9 5 1 2 1 9 3 1 4 2 4 8 5 3 4 8 3 6 9 3 7 7 3 6 2 8 4 5 6 sehr schwer 8 2 5 9 7 6 8 9 1 7 4 4 1 3 2 6 3 6 9 5 6 4 1 7 6 3 7 3 9 4 2 5 1 7 2 9 7 8 8 5 9 7 1 2 8 6 8 4 8 1 2 4 5 9 schwer 6 5 7 2 7 4 1 8 4 1 6 2 2 4 5 3 9 5 Gewinnen mit Sudoku: 1.Die einzelnen Felder sind so mit den Zahlen von 1 bis 9 auszufüllen, dass jede Zeile, jede Spalte und jedes der neun Quadrate die Zahlen 1 bis 9 jeweils nur einmal enthält. 2.In jedem Sudoku sind zwei Felder grau hinterlegt und nummeriert. Die Zahlen dieser Felder ergeben die Lösungszahl. 3.Den Teilnahmecoupon bitte über die Hauspost an die Redaktion schicken. 4.Unter allen komplett richtig ausgefüllten Teilnahmecoupons werden die Preise ausgelost. 5.TR§TZDEM-Redaktionsmitglieder sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 6.Einsendeschluss ist der 01. Januar 2011. 1. 2. 3. Preis Preis Preis Torte nach Wahl Kaffee nach Wahl Tabak nach Wahl Sudoku-Lösung aus Heft Nr. 42: 6 3 8 8 9 5 5 5 1 2 3 4 5 6 7 Gewinner: 8 Ausgebe Nr. 43 November 2010 Name Vorname Station Buch-Nr. 70 Ort, Datum 1. Preis: Hans-Jürgen K. (Station C4) 2. Preis: Timo B. (Station C2) 3. Preis: Daniel S. (Station D4) Wir gratulieren allen Gewinnern ganz herzlich. Die Gewinne werden beim nächstmöglichen Einkauf ausgegeben. www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 Unterschrift Quelle: Rätselagentur Kanzlit Sudoku Lösungszahl § RÄTSEL dünnes Tau Luftreifen/ Kurzwort poetisch: Nadelwald KfzZeichen Lesotho ausgestorb. Riesenvogel Kampfort 333 v. Chr. norddt. Höhenzug englischer Männername Figur in „Der Rosenkavalier“ Fußball- veraltet: strafstoss Liebhaber Dränage Abk.: im Entwurf Silberpapier ita. Klosterbruder/ Kurzw. islam. Gelehrtenstand Zeichen für Thallium Tresterwein Salz der Ölsäure rasch Dachausstich mit Fenster verneinendes Wort Gestell im Keller ägypt. Sonnengott weibl. Haustier eng. Katze erster dt. Bundespräsident† Name Von Bächen, Flüssen nach Abzug Ausheben einer Baugrube geprägte Wand- englische beklei- Dynastie dung Verwaltung (FremdWort) Freund der Barbie (Puppe) chines. Expolitiker Strom zum Balchaschsee Stinkmarder Kfz-Zeichen Ostallgäu König v. Juda 907-867 v. Chr Hinweis deutsche Vorsilbe unbestimmter Artikel Spitzname von Eisenhower Börsenansturm früh. Kfz-Z. Stadthagen biblischer Prophet Männerkurzname Abk.: Straße Italienisch: drei internat. Olympisches Komitee unweit Frauenkurzname französisch für Osten Erzart vielverspre- Ärger chend Kfz-Z. Niedersächs. Landtag Kfz-Zeichen Starnberg engl. Männername Osteuropäer Abk.: Handelshochschule Kaninchenrasse kroatische Insel eine Weltreligion Kfz-Zeichen Parchim Dehnungslaut Quelle: Pro-Reo 4/2009 Militärmusikcorps Männername westfries. Insel www.jva-oldenburg.de Fehlen jeder Ordnung veraltete Anrede Haustier Tapferkeit Tr§tzdem 11/2010 71 § IMPRESSUM Adressenverzeichnis Vorlagepflichtige Gefangenenzeitung der JVA Oldenburg Herausgeber Gerd Koop Leiter der JVA Oldenburg Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte F-67075 Strasbourg Cedex Redaktionssitz JVA Oldenburg Redaktion TR§TZDEM Cloppenburger Str. 400 26133 Oldenburg Humanistische Union e. V. Haus der Demokratie. Greifwalder Str. 4 • 10405 Berlin Tel.:(030) 204 502 56 Redaktionsteam Gerhard Over (GEO) Sascha E. (SE) Thorsten Krenn (TK) Günther K. 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Friedrichplatz 10 • 34117 Kassel Tel.:(0561) 771 093 Briefseelsorge Johanneskirchhof 19 • 24937 Flensburg Briefseelsorge (Evangelisch) Postfach 600 306 • 81203 München Evangelische Konferenz für Gefängnisseelsorge in Deutschland Herrenhäuser Str.12 • 30419 Hannover Bund Bundesministerium der Justiz Jerusalemer Str. 24-28 • 10117 Berlin Bundesverfassungsgericht Postfach 1771 • 76006 Karlsruhe Internet www.jva-oldenburg.de Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe (BAG-S) e.V. Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn Verein gegen Rechtsmissbrauch e. V. Röderbergstr. 30 • 60314 Frankfurt/Main Erscheinungsweise 3 Ausgaben jährlich Druck Medienhaus Rösemeier Alte Dorfstr. 42 26160 Bad Zwischenahn Berufsbildungswerk Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB GmbH Geschäftsstelle Hannover Arndstr. 20 • 30167 Hannover Diakonisches Werk der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg e.V. Kastanienallee 9-11 • 26121 Oldenburg Tel.:(0441) 210 010 Bundesgerichtshof Postfach 2720 • 76014 Karlsruhe Software Microsoft Publisher 2003® Adobe Photoshop Elements 2.0® Microsoft Word 2003® Adobe Acrobat 7.0 Prefessional® Soziales Komitee für Grundrechte und Demokratie e. V. Aquinostr. 7-11 • 50670 Köln Tel.:(0221) 972 692 0 Auflage 800 Exemplare Layout Alexander S. Tr§tzdem 11/2010 Amnesty International Heerstr. 178 • 53111 Bonn Tel.:(0228) 630 036 Redaktionsanschrift Redaktion TR§TZDEM Postfach 3080 26020 Oldenburg Redaktion Alexander S. (AS) 72 Menschenrechte und Friedensdienste Bundesverwaltungsgericht Simonplatz 1 • 04107 Leipzig Tel.: (0341) 2007-0 Bundessozialgericht Graf-Bernadotte-Platz 5 • 34119 Kassel Deutsche Rentenversicherung Bund (ehem. BfA) Ruhrstr. 2 • 10709 Berlin Tel.:(030) 8651 Deutscher Bundestag Petitionsausschuss, Bundeshaus Platz der Republik 1 • 11011 Berlin Tel.:(0511) 279 640 3 Konfliktschlichtung e.V. Kaiserrstr. 7 • 26122 Oldenburg SCHUFA Verbraucherinfocenter Bochum Massenbergstr. 9-13 • 44787 Bochum Schwarzes Kreuz Christliche Straffälligenhilfe e.V. Jägerstraße 25a • 29232 Celle Tel.:(05141) 946 160 Stiftung Entschuldungshilfe E.-Ludwig-Str. 3 • 55116 Mainz Tel.:(06131) 164 886 Strafvollzugsarchiv an der Universität Bremen, Prof. Feest, FB 6 Postfach 330 440 • 28353 Bremen Tel.:(0421) 218 403 5 Täter-Opfer-Ausgleich (Dialog) Schönstedtstr. 5 • 13357 Berlin Weißer Ring Weberstr. 16 • 55130 Mainz Lösungen zu „Wissen ist Macht…“ Multiple Joyce Fragen: 1. d, 2. c 3. d, 4. b, 5. c, 6. c, 7. a, 8. d, 9. a, 10. b, 11. a, 12. b, 13. d, 14. b, 15. b, 16. c, 17. a, 18. c, 19. a, 20. c, 21. a 22. c, 23. d, 24. b, 25. d www.jva-oldenburg.de BITTE HIER FREIMACHEN BITTE HIER FREIMACHEN BITTE HIER FREIMACHEN BITTE HIER FREIMACHEN © Tr§tzdem 2010 © Tr§tzdem 2010 © Tr§tzdem 2010 © Tr§tzdem 2010