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T E S T + T E C H N I K Vergleich Power-Cruiser BROCKEN Treffen sich ein Novize und ein alter Hase zum Cruisen. Der Alte ist sie alle schon gefahren, für den Jungen sind die Brocken absolutes Neuland. Ein Vergleich der besonderen Art. Von Rolf Henniges und Johannes Müller Fotos: Gargolov, Henniges, jkuenstle.de 32 TEST+TECHNIK ROLL 22/2014 Harley-Davidson V-Rod Muscle Honda Gold Wing F6C Suzuki Intruder M 1800 R Black Edition Triumph Rocket III Roadster Schlagabtausch: Johannes Müller w w w. m otor r ad onl i ne.d e Rolf Henniges Für Redaktions-Trainee Johannes Müller (31) sind Power-Cruiser absolutes Neuland. Eine gemeinsame Ausfahrt mit dem altgedienten Testredakteur Rolf Henniges (49) fördert nicht nur für ihn Überraschungen zutage, seine Sicht der Dinge ist auch für den A lt-Redakteur ganz erfrischend … TEST+TECHNIK 33 HARLEYDAVIDSON V-ROD MUSCLE D AT E N MOTOR: Zweizylinder-Viertakt-60-Grad-V-Motor, je zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung, Ø 53 mm, Fünfganggetriebe, Zahnriemen, Bohrung x Hub 105,0 x 72,0 mm, Hubraum 1247 cm³, Leistung 89 kW (121 PS) bei 8250/min, Drehmoment 115 Nm bei 6500/min; FAHRWERK: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 300 mm, ABS, Reifen vorn 120/70 ZR 19, hinten 240/40 VR 18, Radstand 1702 mm, Federweg v/h 102/74 mm, Sitzhöhe 700 mm, Gewicht vollgetankt 307 kg, Zuladung 181 kg, Tankinhalt 18,9 Liter, Farben: Schwarzmetallic, Schwarz, Beige, Rot; PREIS: Testmotorrad inklusive Nebenkosten 18 595 Euro. 34 TEST+TECHNIK 22/2014 Vergleich Power-Cruiser Müller: Sag mal: Powercruiser? Wie definiert man denn diese Gattung genau? Gehören nicht auch die Yamaha Vmax und die Ducati Diavel dazu? Warum sind sie nicht dabei? Henniges: Die genaue Definition ist hier nicht ganz einfach. Sicherlich könnte man die Diavel und die Vmax in diese Kategorie einordnen. Doch letztlich sind beide schon fast Dragster, echte Beschleunigungsmonster, die von 0 auf 200 km/h weniger als zehn Sekunden brauchen und darüber hinaus auch Kurven lässig meistern. Die beiden spielen in einer anderen Liga. Diese vier Bikes hier sollten dir für den Anfang genügen. Bist du überhaupt schon mal einen Power-Cruiser gefahren? Nach allen Regeln der Kunst: Der Harley-Fahrer hat stets einen guten Ausblick, denn sowohl Verarbeitungsqualität als auch Design stimmen. Alles wirkt wertig und in sich stimmig. Sei es das geschwungene Rücklicht oder auch die integrierten LEDBlinker. Bei aller Coolness: Leider ist der Tacho schwer ablesbar Müller: Nee. Hab sie nur in der Tiefgarage ein paarmal rangiert. Das hat mir schon gereicht. Man stellt sich gleich die Frage: Warum so schwer, wenn es auch leichter geht? Habe die Brocken dann gewogen. Die Triumph Rocket Roadster bringt unglaubliche 370 Kilogramm auf die Waage, das sind 14 Kilo mehr als die Honda F6C, der man auf den ersten Blick das meiste Übergewicht bescheinigen würde. Die Intruder wiegt ähnlich viel und die Harley präsentiert sich trotz fetter 307 Kilogramm nahezu als Leichtgewicht in diesem Quartett. Mal ehrlich: Warum müssen Cruiser immer so schwer sein? Henniges: Ein alter Hase, also noch viel älter als ich, hat mir mal e rklärt, dass der gemeine große Cruiser wie ein Fels in der Brandung sein sollte. Er dürfe nicht zappeln, wenn man über einen Kanaldeckel oder Kieselstein fährt, und man solle stets das Gefühl haben, der Big Boss zu sein. Notfalls muss man mit solch einem Brocken auch unbeschadet eine Steinmauer durchbrechen kön- „Du wirst stets das Gefühl haben, der Big Boss zu sein“ Vergleich Power-Cruiser nen. Du wirst sehen, sie fahren lässiger, als sie sich rangieren lassen. Lass uns einfach fahren. (Helme auf, raus aus der Tiefgarage, nach 50 Kilometern Schnellstraße die erste Zigarettenpause.) Müller: So ein Mist! Mit den Dingern kann man sich ja gar nicht durch die Stahlkolonnen schlängeln. Na ja, vielleicht noch mit der Harley, aber auch das ist grenzwertig, denn da sitzt man so ver krampft drauf. Das ist vielleicht für Zuschauer cool, für den Fahrer aber auf Dauer anstrengend. Überhaupt: das Sitzen! Ich bin 1,70 Meter groß, für meinen Geschmack sind die Fußrasten der Triumph zu weit vorn, und der Lenker ragt zu weit nach hinten. Nee, das ist nichts für mich. Genau wie auf der Suzuki: wenig Komfort, viel Cool ness. Die einzige Maschine, auf der man sich als „normaler“ Motor radfahrer wohlfühlt, ist die Honda. Damit kann man auch umgehen, wenn man wie ich das ganze Leben lang nur klassische Naked Bikes gefahren ist. Wie hält man so eine Sitzposition auf Dauer nur aus? Vielleicht haben Cruiser-Piloten bessere, vielleicht sogar mehr Gelen ke als Normalsterbliche, oder sie sind einfach härter im Nehmen … Henniges: An diese Art zu sitzen muss man sich wirklich gewöh nen. Einige fahren stets mit Gepäckrolle auf dem Soziusplatz und lehnen sich dagegen. Das entlastet. Komm, wir geben den Motoren mal ordentlich Feuer, und du sagst mir, welcher Antrieb dir am bes ten gefällt und warum. (Erneuter Stopp nach 80 Landstraßenkilo metern). Müller (ganz begeistert): Hossa! Den Honda-Sechszylinder sollte jeder Motorradfahrer mindestens einmal im Leben gefahren haben. Ganz großes Kino, sag ich da. Seidenweicher Motorlauf, kaum Vibrationen und immer Schub – fast wie ein Elektromotor. Hier ist mein Ranking: Der Honda-Boxer kommt an erster Stelle, weil er so seidenweich läuft, gleichzeitig aber immens wuchtig rüberkommt. Auf Platz zwei kommt für mich der Suzuki-Vau. Der hat zwar unten herum nicht so viel Bumms wie der mächtige Triumph-Triple, aber er klingt super, verschenkt ein tolles Pulsieren und dreht nach oben heraus recht kraftvoll. Und da wir gleich beim Drehen sind: Platz drei geht an die Harley. Der amerikanische V2 pulsiert auch recht angenehm, benimmt sich lammfromm und legt sich ab 6000/min so richtig ins Zeug. Das macht an und stachelt mich als „Cruiserfah rer“ dazu an, immer etwas schneller als gechillt unterwegs zu sein. 36 TEST+TECHNIK Maskuliner geht’s kaum noch: Der große Sechszylinder-Boxer erfordert ebenso mächtige Wasserkühler. Und diese seitlich montierten, verkleideten Teile plustern die Silhouette der F6C mächtig auf. Im krassen Gegensatz dazu steht das zier liche Cockpit des Brockens, der zudem über effektive Bremsen und ein fein regelndes ABS verfügt. Hinten ist sogar ein Sechskolben-Sattel verbaut 22/2014 „Und Vorsicht: Beim Cruiserfahren sind stets weite Regenlinien Pflicht“ HONDA GOLD WING F6C D AT E N MOTOR: Sechszylinder-Viertakt-Boxermotor, je eine obenliegende Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder, Einspritzung, Ø 40 mm, Fünfganggetriebe, Kardan, Bohrung x Hub 74,0 x 71,0 mm, Hubraum 1832 cm³, Leistung 86 kW (117 PS) bei 5500/ min, Drehmoment 167 Nm bei 4000/min; FAHRWERK: Brückenrahmen aus Aluminium, Telegabel, Ø 45 mm, Eingelenk-Einarmschwinge, Zentralfederbein mit Hebelsystem, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 316 mm, ABS, Reifen 130/60 R 19; 180/55 R 17, Radstand 1707 mm, Federweg v/h 140/105 mm, Sitzhöhe 734 mm, Gewicht vollgetankt 356 kg, Zuladung 168 kg, Tankinhalt 22,9 Liter, Farbe: Schwarz; PREIS: Testmotorrad inklusive Nebenkosten 22 854 Euro*. *Preis inklusive Chrom-Seitendeckel (239 Euro), Leder-Satteltaschen (815 Euro), Satteltaschenträger und Montagesatz (455 Euro) w w w. m otor r ad onl i ne.d e TEST+TECHNIK 37 Die Intruder überzeugt mit ganz eigensinniger Optik: Lange Riser verbinden den Lenker mit der Gabelbrücke, ein ofenrohrähnlicher Auspuff entlässt die Abgase ins Freie, und vorn verzögern radial verschraubte Vierkolben-Festsättel – leider ohne ABS und ohne rechtes Feedback SUZUKI INTRUDER M 1800 R BLACK EDITION D AT E N MOTOR: Zweizylinder-Viertakt-54-Grad-V-Motor, je zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung, Ø 56 mm, geregelter Katalysator, Fünfganggetriebe, Kardan, Bohrung x Hub 112,0 x 95,0 mm, Hubraum 1783 cm³, Leistung 92 kW (125 PS) bei 6200/min, Drehmoment 160 Nm bei 3200/min; FAHRWERK: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 46 mm, Zweiarmschwinge, Zentralfederbein mit Hebelsystem, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 275 mm, Reifen 130/70 ZR 18; 240/40 VR 18, Radstand 1710 mm, Federweg v/h 130/118 mm, Sitzhöhe 700 mm, Gewicht vollgetankt 350 kg, Zuladung 215 kg, Tankinhalt 19,5 Liter, Farben: Gelb/Schwarz; PREIS (SONDER-EDITION): Testmotorrad inklusive Nebenkosten 15 670 Euro. 38 TEST+TECHNIK 22/2014 Vergleich Power-Cruiser Mit dem Brutalo-Antrieb der Briten kann ich nicht so recht warm werden. Der 2,3 Liter große Dreizylinder hat zwar gleich über Standgas die größte Power, aber für mich gehört der Antrieb irgendwie in ein Schiff. Der Klang gefällt mir allerdings. Nur frage ich mich, wofür dieser Riesenblock entwickelt wurde … Henniges: Aha! Es kommt also doch aufs Gefühl an, wie man sieht. Auf der einen Seite fühlst du dich zu höheren Drehzahlen hingezogen (Harley), auf der anderen bist du in den Honda-Boxer verliebt, obwohl der nur bis knapp über 6000/min dreht. Du merkst: Cruiserfahren ist sinnlich. Was den britischen Brocken anbelangt: Auch der hat seinen speziellen Charme. Welches andere Motorrad reißt schon derart ab Standgas an und kann dir solch einen gewaltigen Drehmomentberg servieren? Aber auch ich finde den Sechszylinder der Honda super, weil er seine 115 PS so relaxt serviert und mich damit förmlich zum Gleiten auffordert. Den sinnlichsten Antrieb des Quartetts besitzt die M 1800 R Black Edition, da gebe ich dir recht. Das Pulsieren ist perfekt, der Sound stimmt und die Power ebenfalls. Doch das Getriebe geht gar nicht. Die Schaltschläge sind enorm, die Wege lang, und auch die Kardanreaktionen könnten milder ausfallen. Mit der wassergekühlten Drehorgel der Harley kann ich mich auch nicht so recht anfreunden. Der perfekte Be-Gleiter ist für mich ebenfalls der Honda-Boxer. Dieser Motor, der im Übrigen aus der Gold Wing stammt, ist ein Muster an Laufkultur – so macht Gleiten Spaß. (Aufsatteln, das Team schwenkt auf kurvige Landstraßen erster und dritter Ordnung). Müller (reißt beim nächsten Stopp den Helm forsch vom Schädel und schaut ungläubig): Was ist das denn? Mit der Suzuki bekommst du keine gescheite Linie hin. Die fährt wie fremdgesteuert. Außerdem bremst sie bescheiden. Hinten passiert so gut wie gar nichts. „Man wird das Gefühl nicht los, notfalls auch eine dicke Mauer unbeschadet durch stoßen zu können“ Henniges: Gut, dass du die Bremsen erwähnst. Die M 1800 R ist die Einzige hier ohne ABS. Und damit man sie nicht gleich überbremst, hat man ihr recht stumpfe Bremsbeläge verordnet. Anfangs verhalten agierend, beißen sie stärker, wenn sie wärmer sind. Aber du hast recht: Ausgerechnet hinten bremst sie so gut wie gar nicht, da muss man schon arg drauftreten. Und dass man die Ideallinie nicht trifft, liegt zum einen an den Kardanreaktionen, vor allem aber am fetten Hinterreifen in der Dimension 240/40 plus dem montierten Dunlop D 222. Das Ensemble nimmt jede Fuge und Rille zum Anlass, um sich aufzustellen. Und was das Fahrgefühl betrifft: Der weit zum Fahrer hin gereckte Lenker ist weit vom Vorderrad entfernt. Das Feedback ist dementsprechend dürftig. So richtig präzise lässt sich der Brocken wirklich nicht lenken. Aber du bist doch auch die Harley gefahren. Die hat dieselbe Hinterreifen-Dimension… Müller: Dieselbe? Die Harley stellt sich zumindest nicht so arg auf, und auch die Lastwechselreaktionen sind viel geringer als bei der Suzuki. Im direkten Vergleich mit beiden fährt sich die Harley stabiler, agiler und neutraler, obwohl sie ähnliche konstruktive Merkmale aufweist. Aber ich sitze halt schlechter, weil inaktiver. Ganz heftig ist die Bremse – zwei Finger reichen da, um die Karre brutal zu verzögern. Nie hätte ich gedacht, dass eine Harley derartige Höchstleistungen vollbringt. Kommt, lasst uns weiterfahren. Henniges (nach weiteren 80 Kilometern): Und was sagst du nun? Konntest du dich mit der Triumph anfreunden? Müller: Hmm, auch bei der Roadster nerven mich die Lastwechsel, obwohl sie nicht so stark sind wie bei der Suzuki. Nein, wir sind keine Freunde geworden. Wäre die Rocket menschlich, wäre sie ein mächtiger Sumo-Ringer, der im wahren Leben sicherlich auch Probleme hat. Ich sitze einfach zu hoch auf der Maschine, und alles wirkt riesig – selbst das Lenkverhalten. Irgendwie fahre ich größere w w w. m otor r ad onl i ne.d e TEST+TECHNIK 39 Vergleich Power-Cruiser Bögen als geplant, obwohl die Maschine sich recht gutmütig verhält. Ich bleibe bei meiner Meinung: Wenn mir jemand eine Pistole auf die Brust setzt und mich zum Kauf von einer dieser vier Maschinen zwingen würde: Ich würde die Honda wählen. Sie fährt einfach superlässig. Henniges: Dieses „superlässig“ liegt an vielen Dingen. Da ist zuerst einmal die relaxte Sitzposition: Ganz entspannt sitzt man, nichts wirkt angestrengt, alles ist gut erreichbar. Hinzu kommt die lässige Kraftentfaltung: seidenweich, stets präsent, immer kraftvoll und unabhängig von der Drehzahl abrufbar, turbinenähnlich. Lässig aber auch im Bezug aufs Lenkverhalten: Die dicke Honda fährt exakt dorthin, wo man hin will. Ihr vergleichsweise schmaler 180erHinterreifen nervt nicht mit Eigenlenkverhalten, und das Fahrwerk stellt sich allen Anforderungen des Straßenbelags lässig entgegen. Keine bietet so viel Komfort wie die F6C, oder? Was meinst du? Müller: Exakt! Wer komfortabel cruisen möchte, kommt, zumindest in dieser Konstellation, nicht an der Honda vorbei. Die Federelemente dämpfen alles weg, und der Sitz ist kuschelig. Trotzdem ist das Ding nicht weich gespült. Mein zweiter Favorit, gleich dahinter: die Triumph Rocket. Auch sie ist komfortabel, wenngleich viel Komfort von der dicken Sitzbank ausgeht, denn die Federelemente sprechen nicht so super an wie die der Honda. Die Triumph reicht einige Stöße an den Fahrer weiter. Dahinter rangiert für mich in puncto Komfort die Harley gleichauf mit der Suzuki. „Wenn Stress beim Fahren wie Regen auf Wachs abperlt, hast du das richtige Bike“ Mehr Hubraum gibt’s nirgendwo serien mäßig: Die Roadster verzückt mit 2,3 Li tern und knausert leicht in puncto Liebe zum Detail. Hierzu gehören die hemds ärmelig gestalteten und befestigten Ins trumente ebenso wie die verchromten Plastikblinker. Die Bremsanlage ist ausreichend dimen sioniert TRIUMPH ROCKET III ROADSTER D AT E N MOTOR: Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, je zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung, Ø 52 mm, geregelter Katalysator, Fünfganggetriebe, Kardan, Bohrung x Hub 101,6 x 94,3 mm, Hubraum 2294 cm³, Leistung 108,8 kW (148 PS) bei 5750/min, Drehmoment 221 Nm bei 3250/min; FAHRWERK: Rückgratrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 316 mm, Reifen 150/80 ZR 17; 240/50 VR 16, Radstand 1695 mm, Federweg v/h 120/105 mm, Sitzhöhe 770 mm, Gewicht vollgetankt 370 kg, Zuladung 219 kg, Tankinhalt 24,0 Liter; Farben: Schwarz, Mattschwarz; PREIS: Testmotorrad inklusive Nebenkosten 18 490 Euro. w w w. m otor r ad onl i ne.d e TEST+TECHNIK 41 -Messungen H V-R arle od y-D Mu avi scl dso e n Ho G o nd ld a Wi ng F6 C Su Int zuk r i Bla uder ck M Ed 18 0 Tri ition 0 R Ro um c p Ro ket I h ad II ste r FA H R L E I S T U N G E N Höchstgeschwindigkeit* 230 km/h 200 km/h 215 km/h 193 km/h BREMSEN Restgeschwindigkeit Bremsmessung aus 100 km/h Referenz H.-D. V-Rod Muscle 9,7 m/s2 Honda Gold Wing F6C 9,2 m/s2 Suzuki Intruder M 1800 R 39,7 m 41,9 m 22,9 km/h 9,0 m/s2 (ohne ABS) 42,9 m 27,3 km/h Triumph Rocket III Roadster 9,2 m/s2 41,9 m 22,9 km/h Beschleunigung 0–100 km/h 3,6 sek 0–140 km/h 6,1 sek 3,9 sek 4,0 sek 3,5 sek 7,5 sek 7,0 sek 6,3 sek 0–200 km/h 15,3 sek 22,1 sek 17,6 sek – 60–100 km/h 4,1 sek 4,9 sek 4,7 sek 3,4 sek 100–140 km/h 4,8 sek 5,0 sek 5,0 sek 3,8 sek 140–180 km/h 6,4 sek 8,0 sek 7,4 sek 5,2 sek Verbrauch Landstraße/100 km 5,8 Liter 5,5 Liter 6,2 Liter 6,8 Liter Reichweite Landstraße 326 km 416 km 315 km 353 km Grundsätzlich muss bei Motor rädern dieses Kalibers hinten kräftig mitgebremst werden, um Höchstleistungen zu vollbringen. Bedauerlicherweise ist die SuzukiBremsanlage erstens ohne ABS, zweitens schwer dosierbar – und drittens braucht sie Temperatur, um effektiv zu verzögern. Nur sehr erfahrene Piloten wissen damit umzugehen. Am bedienerfreundlichsten präsentiert sich die Honda-Bremsanlage: genau definierter Durchzug 80 110 100 70 90 60 80 50 70 60 40 50 1 Triumph Rocket III Roadster 101,2 kW (138 PS) bei 6000/min 203 Nm bei 3200/min Harley-Davidson V-Rod Muscle 91,2 kW (124 PS) bei 8200/min 117 Nm bei 6600/min Suzuki Intruder M 1800 R Black Ed. 89,1 kW (121 PS) bei 6600/min 144 Nm bei 5000/min Honda Gold Wing F6C 79,9 kW (109 PS) bei 5500/min 157 Nm bei 4000/min Drehmoment in Nm M OTO R 110 140 100 130 90 120 220 200 180 160 140 120 100 80 Motorleistung 30 40 20 10 30 20 10 kW PS 0 1 2 3 4 Motordrehzahl in 1/min x 1000 Gaaanz untypisch für eine Harley: Entgegen den etwas phlegmatischen luftgekühlten 45-Grad-V2Motoren lechzt der wassergekühlte 60-Grad-V2 in der V-Rod geradezu nach Drehzahlen. Und ist mit dieser Eigenschaft in diesem Quartett damit allein auf weiter Flur. Denn die Rocket beispielsweise möchte am liebsten zwischen 1800 und 3500 Touren bewegt werden – hier fühlt sich der gigantische 2,3Liter-Antrieb am wohls ten. Kein Wunder, stellt er in diesem Bereich doch auch sein stärkstes Drehmo- 5 6 7 8 9 10 ment zur Verfügung: 203 Nm sind ein Wort und so schnell nicht zu toppen. Der Honda-Sechszylinder mag ebenso wenig hohe Drehzahlen: Zwischen 2500/min und 4000/min fühlt er sich am wohlsten und läuft insgesamt am sanftesten von allen Antrieben. Den charakterstärksten Puls des Quartetts liefert die Suzuki, deren V2 nicht nur am besten klingt, sondern auch am leidenschaftlichsten vibriert. Ihr V2 schafft den besten Spagat zwischen Power bei niedri gen und hohen Drehzahlen. *Herstellerangabe; 1Leistung an der Kurbelwelle. Messungen auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 % 42 Druckpunkt, feinfühliges ABS-Regelverhalten, zudem mit Griffen, die für kleine wie große Hände super geeignet sind. Die Triumph kämpft mit ganz anderen Pro blemen: Hier wird wertvoller Bremsweg durch unsensible ABSRegelvorgänge verschenkt – die Roadster könnte früher stehen. Den Referenzwert stanzt die Harley in den Asphalt: Verzögern ist hier nahezu, als würde man von der viel zitierten Wand gestoppt. TEST+TECHNIK Angebote zu diesen Motorrädern finden Sie hier: motorradonline.de/201422032 22/2014 Vergleich Power-Cruiser Henniges: Na, das ist ja schon mal was für den Anfang. Und wie sieht es mit der Alltagstauglichkeit aus? Welche könnte da dein bester Kumpel werden? Müller: Die Honda. Auf ihr kannst du eine Sozia mitnehmen, und mit einem Verbrauch von 5,5 Litern auf 100 Kilometer ist sie zudem auch die sparsamste. Schau mal: Die Triumph saugt sich unter identischen Umständen 6,8 Liter durch die Schnorchel. Darüber hinaus macht die Honda echt was her. Allerdings würde ich das Nummernschild hochsetzen und die albernen Taschen abschrauben. Dann hast du so etwas wie das Bat-Mobil aus den BatmanFilmen. Und du? Henniges: Auch die Honda. Aber nicht weil sie sparsam ist, sondern technisch super funktioniert, cool aussieht und am neutralsten fährt. Auf ihr muss man sich am wenigsten zurücknehmen, sie lässt sich trotz des massigen Gewichts am dynamischsten bewegen, und sie ist komfortabel. Das macht meinen Alltag stressfrei, was mir extrem wichtig ist. www.motorradonline.de/vergleichstests Fazit „Und, Müller, wie lautet dein Ranking?“ „Wer wie ich noch nie Cruiser gefahren ist, kommt mit der Müller Henniges Honda am ehesten klar. Ich finde sie trotz des Gewichts lässig zu fahren, und sie vermittelt mir exakt das re laxte Feeling, das ich erwartet habe. Der Suzuki-Motor ist zwar super, aber das Eigenlenkverhalten geht gar nicht. Deshalb: Platz zwei für die Harley, auch wenn man recht angestrengt draufsitzt. An dritter Stelle die Triumph, weil sie trotz ihrer Imposanz recht entspannt fährt. Als Letztes würde ich zur Suzuki greifen. Was meinst du?“ „Müller, da bin ich als alter Hase mit dir völlig einer Meinung.“ „Bikes, passend zur Pausenzigarette – man kann süchtig werden“ w w w. m otor r ad onl i ne.d e TEST+TECHNIK 43