Service-Entwicklung und Prozessdesign
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Service-Entwicklung und Prozessdesign
Service-Entwicklung und Prozessdesign Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 1 Problemstellung und Lernziel Wie werden erfolgreiche Service-Konzepte entwickelt? Welche Parameter beeinflussen das Service-Design und welche Trade-offs gibt es dabei? Wie können Service-Abläufe modelliert und analysiert werden? Welche Rolle spielt der Kundenkontakt bei der Service-Entwicklung? Diese Veranstaltung soll Sie in die Lage versetzen, • Serviceentwicklungsprozesse zu analysieren • Serviceprozesse zu systematisieren • den Trade-off zwischen Prozesseffizienz und Servicequalität/Flexibilität zu verstehen • Parameter des Service-Designs zu erklären • Dienstleistungsprozesse mit Hilfe des Kundenkontaktdreiecks zu beschreiben • den Zusammenhang zwischen Kundenkontaktdreieck und Servicestrategie zu erläutern • die Korrelation zwischen Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit zu erklären • die selbstverstärkenden Effekte des Fähigkeitskreislaufs zu beschreiben Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 2 1 Von der Idee zum Konzept (New Service Design nach Frances X. Frei) 1. Identifizierung der dominanten Marktakteure in einer bestimmten Industrie/Branche. 2. Den Bedarf des neuen ServiceAngebots beschreiben und begründen. 3. Positionierung des neuen Services anhand geeigneter Dimensionen (z.B. Luxus vs. Grundbedürfnis, Grad der Standardisierung). 4. Klarheit darüber schaffen, ob eine Nische besetzt wird, oder andere Marktakteure konkurrenziert werden sollen. 5. Detaillierte Beschreibung des Service-Konzepts und eingesetzten Prozesse im Rahmen der strategischen Positionierung. 6. Differenzierung zur Konkurrenz hinsichtlich Service-Level, Finanzierung und KokurrenzSzenarien. 7. Beschreibung der Kundentypen, welche den Service beziehen. 8. Klar erkennbare Abgrenzung zu Gruppen/Typen, welche den Service nicht beziehen werden. Quelle: “New Service Design”, HBS 9-605-053 von Frances X. Frei Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Folie 3 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Service-Entwicklungszyklus (nach Johnson et al.) Marktstart Entwicklung Mitarbeiter s am Te Or ga nis ati on Ressourcen Produkt Technologie Design Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Systeme Instrumente Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Analyse Folie 4 2 Service-Entwicklungsdynamik Standardisierungsgrad des Service-Angebots Niedrig jetziger Service Service-Bereitstellung Face-to-Face Hoch Mitarbeiter Produkt Produkt Technologie Inkrementale Service-Innovation Systeme Mitarbeiter Systeme Technologie Telefon/Kurier Radikale Service-Innovation Systeme Produkt Technologie Selbstbedienung Mitarbeiter Mita. Technologiegetriebne Service-Innovation Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Technologie Produkt Systeme Folie 5 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Service Profit Chain (nach Heskett et al.) External Internal Operating strategy and service delivery system Service concept Target market Loyalty Revenue growth Customers Satisfaction Employees Capability Productivity & Output quality Service value Satisfaction Loyalty Profitability Service quality Workplace design Job design / decision-making latitude Selection and development Rewards and recognition Information and communication Adequate “tools” to serve customers Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Quality & productivity improvements yield higher service quality and lower cost Attractive Value Service designed & delivered to meet targeted customers’ needs Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Lifetime value Retention Repeat Business Referral Folie 6 3 Service-Design • • • • • • Automatisierungsgrad Standardisierungsgrad Komplexitätsgrad Prozesslayout Prozessdesign Kundenkontakt Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 7 Service-Automatisierung • Back office Automatisierung • Front office Automatisierung – Kunde muss neue Prozesse erlernen • z.B. Bankautomat, ECommerce, Internet Banking Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl – Für Kunden nicht unmittelbar erkennbar • z.B. Autopilot, Mikrowelle, Sortieranlagen Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 8 4 Service-Automatisierungsarten (nach Collier) • Feste Ablaufsequenz – z.B. Parkgaragenschranke • Variable Ablaufsequenz – z.B. Bankautomat • Wiedergabe • Intelligenz – z.B. Autopilot • Expertensystem – z.B. Fehlerdiagnosesystem • Vollautomatisierung – z.B. Anrufbeantworter • Numerische Kontrolle – z.B. vollautomatisierte Banküberweisung – z.B. Waschstrasse Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Folie 9 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Service-Standardisierung Prozessdimensionen • Komplexitätsgrad • Freiheitsgrade des Servers – Gesamtzahl der Arbeitsschritte – Friseur ist weniger komplex als Krankenhaus Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl – Standardisierungsgrad – Koch in 3-SterneRestaurant hat mehr Freiheitsgrade als „Koch“ bei McDonald‘s Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 10 5 Strategische Positionierung via Prozessstruktur Komplexität Hoch Investment Banking Discount Broker Finanzplanung Freiheitsgrade des Servers Wenig Viele Immobilienmakler Lebensversicherung Niedrig Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Folie 11 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Prozessstrukturalternativen eines Restaurants Freiheits-/Komplexitäts- Status Quo Freiheits-/Komplexitäts- reduktion steigerung Keine Reservierungsmöglichkeit Reservierungsmöglichkeit Reservierungsmöglichkeit mit Sonderwünschen Freie Platzwahl Platzanweisung Platzanweisung u. Menüempfehlung Wird gestrichen Kellner serviert Brot Kellner serviert Brot und Aperitif Selbstbedienung Kellner nimmt Bestellungen auf Küchenchef erstellt Menü nach individuellen Wünschen Standardisiertes Buffett Auswahl (3 Vorspeisen, 3 Hauptgerichte, Desertbuffet) Täglich frisch nach Saison Weinkarte, Käseauswahl Entfällt Kellner serviert Menü wird z.T. am Tisch zubereitet Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 12 6 Service-Prozesstypen Kundenkontakt Wenig Freiheitsgrade (standardisiert) Viele Freiheitsgrade (maßgeschneidert) Güter Info. Mensch Güter Info. Mensch Kein Kontakt Indirekter Kontakt Direkter Kontakt Selbstbedienung Interaktion Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 13 Prozessvisualisierung und -layout Service Blueprint (Bsp. Luxushotel) Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 14 7 Prozesslayout Beispiel Führerausweis Aktivität 1 2 3 4 5 6 Beschreibung Dauer (Sek.) Antragprüfung Gebühren kassieren und quittieren Deliktprüfung Augentest Antragsteller fotografieren Führerschein ausstellen Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl 15 30 60 40 20 30 Folie 15 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Prozesslayout Beispiel Führerausweis Das Prozessflussdiagramm kann Bottlenecks offenlegen. 2 1 15 240 30 120 4 3 60 60 40 90 5 20 180 6 30 120 Aktivität Dauer in Sekunden Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Kapazität pro Std. Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 16 8 Beispiel Führerausweisbüro: verbessertes Layout In 1,4 55 65 3 60 60 2 30 In 1,4 65 55 Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl In In In 1-5 165 1-5 165 1-5 165 22 3 60 120 5 20 In In 165 1-5 165 In 1-5 165 6 30 120 Out 60 Folie 17 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Führerausweisbüro: Kundenfreundliches Layout 22 22 6 1-5 180 30 22 120 Out 22 22 Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 18 9 Service-Prozessflussanalyse Vorgang Symbol Beschreibung Bearbeitung Ein Bearbeitungsschritt, der entweder vom Server „off-line“ oder vom Kunden (Selbstbedienung) durchgeführt wird. Eine potentielle Fehlerquelle Interaktion zwischen Kunde und Server. Eine Beeinflussungsmöglichkeit Kunden-, Server-, Informationsfluss zwischen Bearbeitungsschritten Eine potentielle Fehlerquelle Zeitverzögerung Führt zu Wartezeit, Warteschlange und Warteraumbedarf Eine Aktivität, bei der die Servicequalität gemessen wird. Qualität wird entweder vom Kunden oder vom Server beurteilt Kundenkontakt Bewegung Verzögerung D Inspektion Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 19 Beispiel Kreditkartenbezahlung Entfernung Zeit 10 m 30 sek. 30 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. 30 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. 30 sek. 30 sek. 60 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. 30 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. 10 m 10 m 10 m 10 m 10 m 10 m 10 m 10 m Aktivität D D D D D D D D D D D D D D D D D D D Gast verlangt Rechnung Kellner geht Kellner schreibt Rechnung Kellner geht Kellner präsentiert Rechnung Kellner geht Gast prüft Rechnung und gibt Kreditkarte Kellner kommt zurück Kellner nimmt Kreditkarte mit Kellner geht zur Kasse Kellner füllt Lastschriftbeleg aus Kellner bearbeitet Lastschriftbeleg Kellner erhält vorläufige Berechtigung Kellner geht Kellner legt Gast Lastschriftbeleg vor Kellner geht Gast unterschreibt Kellner geht Kellner holt Lastschriftbeleg (Kunde verlässt das Lokal) Server geht Gesamtzeit: Kellner: 9 min. (90 m) Gast: 7:45 min. Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 20 10 Kreditkartenbezahlung: verbesserter Prozess Entfernung Zeit 10 m 10 m 30 sek. 30 sek. 30 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. 30 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. 30 sek. 60 sek. 30 sek. 15 sek. 30 sek. Summe: 70m 7:15 min 10 m 10 m 10 m 10 m 10 m Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Aktivität D D D D D D D D D D D D D D D D Gast verlangt Rechnung Kellner geht Kellner schreibt Rechnung Kellner füllt Lastschriftbeleg aus Kellner geht Kellner präsentiert Rechnung und Lastschriftbeleg Kellner geht Gast prüft Rechnung, gibt Kreditkarte und unterschreibt Kellner kommt zurück Kellner nimmt Kreditkarte und Lastschriftbeleg mit Kellner geht zur Kasse Kellner bearbeitet Lastschriftbeleg und Kreditkarte Kellner erhält Berechtigung Kellner geht Kellner legt Gast Lastschriftbeleg und Quittung vor Kellner geht Kunde verlässt das Lokal Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 21 Kundenkontakt • Umfang des Kundenkontaktes beeinflusst Service-Effizienz • Trennung von (Teil-)Prozessen ohne Kundenkontakt, mit indirektem Kundenkontakt, mit wenig intensivem und mit intensivem Kundenkontakt • Trade-off: Effizienz versus Qualität/Flexiblität Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 22 11 Sichtbarer versus unsichtbarer Bereich Momente der Wahrheit Front-office-Bereich (für Kunden sichtbar) Back-office-Bereich (für Kunden unsichtbar) Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Folie 23 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Das Kundenkontaktdreieck (nach Bateson) ServiceUnternehmen Unternehmenseffizienz versus Personalautonomie Unternehmenseffizienz versus Kundenzufriedenheit Kontaktpersonal Kunden Wechselseitige Beeinflussungsversuche Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 24 12 Zusammenhang zwischen Kundenkontaktdreieck und Service-Strategie • Effizienzdominiert – Hoher Standardisierungsgrad, Freiheitsgrade des Personals sind stark eingeschränkt => Kostenführerschaft (z.B. McDonald‘s) • Personaldominiert – Umfassende Freiheitsgrade des Kontaktpersonals, vertrauensorientiert => Vertrauensgüter (z.B. Arzt, Unternehmensberatung) • Kundendominiert – Geringer Standardisierungsgrad, „maßgeschneiderter“ Service => Differenzierungsstrategie (z.B. 3-Sterne-Restaurant) – Aber: Selbstbedienung => hohe Standardisierung/Effizienz und kundendominiert (z.B. Postautomat, Ebanking) Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Folie 25 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Korrelation zwischen Qualitätswahrnehmung von Mitarbeitern und Kunden sehr gut 6 Ku n de 5 4 3 2 schlecht 1 1 2 schlecht 3 4 Mitarbeiter 5 6 sehr gut (Quelle: B. Schneider: The Service Organization: Climate Is Crucial, Organizational Dynamics, 1980, S. 62) Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 26 13 Zufriedenheitsspiegel Kundenwünsche sind bekannt und können leichter befriedigt werden Kunde kommt wieder Höhere Beschwerdebereitschaft Möglichkeit auf Beschwerden einzugehen und Kundenloyalität zu steigern Kundenzufriedenheit Mitarbeiterzufriedenheit Höhere Produktivität Niedrigere Kosten Höherer Nutzen Höhere Qualität Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Folie 27 Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Fähigkeitskreislauf Sorgfältige Mitarbeiter- und Kunden(selbst)auswahl Hochqualifizierte Aus- und Weiterbildung Mundpropaganda Effektive Unterstützungssystem - Information - Faciltiy Zufriedene Mitarbeiter Adäquate Leistungsanreize Eindeutige Erwartungen an die Mitarbeiter Universität Zürich Prof. Dr. H. Dietl Höhere Bereitschaft, Kundenwünsche zu erfüllen Service-Entwicklung und Porzessdesign Service Management Folie 28 14