Hüftdysplasie
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Hüftdysplasie
Hüftdysplasie Hüftdysplasie K. Baumgart, H. Mellerowicz Klinik für Kinderorthopädie, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin Die Hüftdysplasie und die sog. ¹kongenitale“ Hüftluxa− tion sind das häufigste ¹angeborene Leiden“ am Halte− und Bewegungsorgan überhaupt. Schon Hippokrates (ca. 390 v. Chr.) war bekannt, dass es eine angeborene Form der Hüftgelenkluxation gibt. Die Beschreibungen dieser Erkrankung ziehen sich von Hippokrates über Andry bis in die Neuzeit. Hüftsonographie belegen und beweisen, dass durch ein frühes Ultraschall−Screening innerhalb der ersten Lebenswochen die Rate der operativen Maßnahmen auf mindestens ein Fünftel im Vergleich vor der Zeit des Screenings reduziert werden konnte. Dennoch sind auch durch eine Optimierung des Screeningprogram− mes nicht alle operativen Interventionen vermeidbar. Im Jahr 1996 wurde in Deutschland ein Hüftsonogra− phie−Screeningprogramm in die gesetzlichen Vorsor− geuntersuchungen aufgenommen. Die Evaluation die− ses Programms mit einer flächendeckenden deutsch− landweiten Untersuchung konnte die Effektivität der Der vorliegende Artikel gibt einen umfassenden Über− blick über den gegenwärtigen Wissensstand in der Diagnostik sowie den konservativen und operativen Behandlungsstrategien und ihrer Indikationen. Einleitung Definition Bei der Hüftdysplasie (¹developmental dysplasia of the hip“, DDH) liegt eine Reifungsstörung der Hüftpfanne vor, die mit begleitenden Fehlentwicklungen am koxa− len Femurende (Coxa valga/antetorta) einhergehen kann. Bei der sog. angeborenen Hüftluxation, die sich sekundär aus der Instabilität des Gelenkes bei sonst ge− sunden Säuglingen unmittelbar peripartal entwickelt, verlässt der Hüftkopf teilweise oder vollständig die Hüftpfanne (¹congenital dislocation of the hip“, CDH). Von dieser Form der Hüftluxation ist die echte an− geborene oder teratologische Luxation abzugrenzen (Abb. 1 ), die bereits während der fetalen, seltener schon während der embryonalen Entwicklung entsteht, wie z. B. bei der Arthrogryposis multiplex congenita oder Myelomeningozele. Diese machen lediglich 2 % der an− geborenen Hüftluxationen aus und zeigen sich meist bei der Geburt bereits irreponibel. Epidemiologie Die Hüftgelenkdysplasie stellt auch gegenwärtig die häufigste angeborene Skeletterkrankung mit einer Inzi− denz von 2 ± 4 % dar. Sie betrifft beide Geschlechter gleich häufig. Hüftluxationen hingegen finden sich bei 0,4 ± 0,7 % der Lebendgeborenen, 7−mal häufiger bei Mädchen als bei Jungen. Abb. 1 n Beckenübersicht eines 13 Monate alten Säuglings mit Hüftluxation rechts. Diagnostik Anamnese Mit endogenen bzw. exogenen Störfaktoren kann das vermehrte Vorkommen der Hüftdysplasie assoziiert werden. Endogene Faktoren. Positive Familienanamnese (in 20 % der Fälle beschrieben, vermutlich assoziiert mit einem erblichem Östrogenstoffwechselfehler), weib− liches Geschlecht, Chromosomenaberrationen (z. B. Down−Syndrom), rassenspezifische Häufungen. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 ê DOI 10.1055/s−2006−945035 579 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Exogene Faktoren. Intrauterine Lageanomalien (Be− ckenendlage, Steißlage, Genu recurvatum, Kniegelenk− luxationen, Schiefhals), Oliogohydramnion, Mehrlings− schwangerschaften, Erstgeburt (Bewegungseinschrän− kung aufgrund fester Bauch− und Gebärmuskulatur). Klinische Untersuchung Die klinische Untersuchung zur Erkennung einer Hüft− gelenkdysplasie oder −luxation hat seit der Einführung der Sonographie Anfang der 80er−Jahre an Bedeutung verloren, sollte jedoch additiv zu jeder Ultraschallkon− trolle sorgfältig durchgeführt werden. Leichtere Formen einer Hüftdysplasie sind durch eine klinische Untersu− chung meist nicht erkennbar, da diese erst zu einem späteren Zeitpunkt manifest werden. Erst bei einer vollständigen Luxation sind die klinischen Zeichen richtungweisend. Diese werden nachfolgend erläutert. n Abb. 3 n Oberschenkelverkürzung bei Hüftluxation rechts eines 6 Wochen alten Säuglings. Inspektion/klinische Zeichen Faltenasymmetrie. Eine starke Asymmetrie der Haut− falten im Bereich der Glutäalregion bzw. Verziehungen der Vaginal− und Analfalte können Hinweis auf eine einseitige Hüftluxation geben (Abb. 2 ). Dieses Zeichen wird jedoch nicht als signifikant und wichtig erachtet, da in bis zu 50 % Faltendifferenzen bei Neugeborenen mit ausgereiften Hüftgelenken bestehen (Ryder et al. 1962, Kamprda 1984). Abb. 4 n Darstellung einer ausgeprägten Asymmetrie der Bein− haltung bei einseitiger Hüftluxation. Beinlängendifferenz. Die Untersuchung der Beinlän− gendifferenz erfolgt in Rückenlage bei rechtwinklig ge− beugtem Knie− und Hüftgelenk. Beim Vorliegen einer einseitigen Hüftluxation erscheint der Oberschenkel auf der luxierten Seite scheinbar verkürzt (Abb. 3 ). Ist die Hüftluxation beidseitig, ist das Symptom der Beinlän− gendifferenz unbrauchbar. Differenzialdiagnostisch sollte beim Vorliegen von Beinlängendifferenzen an Fehlbildungen der unteren Extremität gedacht werden, wie z. B. der Femurhypoplasie oder Coxa vara congenita. Abb. 2 n Nachweis einer Faltenasymmetrie bei einseitiger Hüftluxation. a Ansicht von vorn. b Ansicht von hinten. 580 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Asymmetrie der Beinhaltung. Eine asymmetrische Beinhaltung kann Hinweis auf eine gestörte Entwick− lung des Hüftgelenkes geben, z. B. bei Dysplasie links häufig Drehung des Körpers nach links und ggf. Herüberfallen des rechten Beines nach links (Abb. 4 ). Hüftdysplasie Checkliste Klinische Zeichen der Hüftluxation Faltenasymmetrie Beinlängendifferenz Asymmetrie der Beinhaltung n Manuelle Untersuchung Bewegung des Hüftgelenkes ohne sicheres Luxations− phänomen ein leichtes Klicken verspürt, was keiner pa− thologischen Wertigkeit entspricht. Untersuchung nach Barlow (1962). Diese Untersu− chungsmethode ähnelt derjenigen von Roser−Ortolani. Aus einer mittleren Abduktionsstellung der Hüftgelen− ke wird durch Druck nach dorsal und lateral versucht, den Hüftkopf zu luxieren; schnappt er dabei wieder zu− rück, so ist die Hüfte luxierbar. Beide Zeichen sind bei einem instabilen Hüftgelenk wenige Tage bis maximal 4 Wochen auslösbar. Bewegungseinschränkungen. Beim Neugeborenen be− steht physiologisch aufgrund der Sitzhockposition in utero eine Flexionskontraktur von 30 ± 40 8. Hinweis für das Vorliegen einer Entwicklungsstörung des Hüftge− lenkes kann auf der betroffenen Seite eine Abspreizbe− hinderung sein und sollte in jedem Fall abgeklärt wer− den. Beidseitige Abduktionseinschränkungen sind hingegen häufig schwer erkennbar. Des Weiteren kann eine Abduktionsverminderung bei beidseitiger Hüftlu− xation vollständig fehlen. Insofern wird die Wertigkeit dieses Zeichens von vielen Autoren hinterfragt. Untersuchung nach Roser−Ortolani (1937). Als wich− tigstes diagnostisches Kriterium der manuellen Unter− suchung zur Beurteilung einer instabilen Gelenksitua− tion gilt das sog. Schnappzeichen nach Roser−Ortolani. Den höchsten Aussagewert besitzt diese Untersuchung innerhalb der ersten Lebenstage. Dabei wird das Bein in Hüft− und Kniegelenk 90 8 flektiert, die Hand des Unter− suchers greift hier so um das Kniegelenk, dass der Dau− men an der Innenseite des Oberschenkels anliegt und Zeige− und Mittelfinger den Trochanter major umfassen. Bei adduziertem Bein wird ein geringer Druck nach dorsal ausgeübt. Nachfolgend wird das Bein abduziert. Falls der Femurkopf luxiert war, schnappt er nun in die Pfanne zurück. Von diesem Schnappzeichen abzu− grenzen ist das wesentlich häufiger vorkommende sog. ¹Dry−Hip−Click“−Phänomen. Dabei wird bei passiver Definition Schnappzeichen nach Roser−Ortolani (Tönnis 1984) Das Roser−Ortolani−Zeichen ist ein schnappendes Ge− räusch, das bei instabilen Hüften innerhalb der ersten Lebenstage und −wochen auftritt, wenn der Hüftkopf unter Druck und Adduktion über den azetabularen Rand hinausgeschoben werden kann und bei Abduk− tion wieder in das Zentrum des Azetabulums eintritt. Zielgerichtete Diagnostik Manuelle Untersuchung n Bewegungseinschränkungen n Untersuchung nach Roser−Ortolani n Untersuchung nach Barlow n Ludloff−Luxationszeichen Ludloff−Luxationszeichen. Bei über 90 8 flektiertem Hüftgelenk ist normalerweise die vollständige Exten− sion der Kniegelenke aufgrund der Anspannung der ischiokruralen Muskulatur nicht möglich. Bei luxiertem Hüftgelenk kann die vollständige Extension durch die Beinverkürzung und damit verbundene verminderte Spannung der ischiokruralen Muskulatur erzielt werden. Bildgebende Verfahren n Sonographie Da die klinische Untersuchung im Wesentlichen auf der Prüfung der Instabilität des Hüftgelenkes basiert, ist diese nur in der Lage, einen Teil der Entwicklungsstö− rungen im Bereich des Hüftgelenkes aufzudecken. Es ist daher für die Diagnosesicherung in der Vielzahl der Fälle ein bildgebendes Verfahren unerlässlich. 1980 wurde erstmalig durch Graf die sonographische Unter− suchung zur bildgebenden Diagnostik luxierter Hüftge− lenke erfolgreich eingesetzt. Sie besitzt eine überlegene Aussagekraft im Vergleich zur klinischen und radiologi− schen Untersuchung. Aufgrund der positiven Erfahrun− gen in Österreich wurde am 1. Januar 1996 in Deutsch− land ein Screeningprogramm im Rahmen der kindlichen Vorsorgeuntersuchungen eingeführt. Die hierzu he− rausgegebene Leitlinie empfiehlt, Kinder mit anamnes− tischen Risikofaktoren für das Auftreten einer Hüftdys− plasie oder auffälligem klinischen Untersuchungs− befund in der 1. Lebenswoche sonographisch zu unter− Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 581 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Lagerung als auch dynamische Untersuchung ermögli− chen. Durch das Führungssystem sind unbeabsichtigte Kippungen nicht möglich und damit verbundene Fehl− diagnosen können vermieden werden. Abb. 5 n Korrekte sono− graphische Un− tersuchungs− technik mit regelrecht auf− gelegtem Schallkopf. Standardebene. Die Standardebene wird durch die fol− genden 3 Landmarks definiert: n Unterrand des Os iliums, n Mitte des Azetabulums (gekennzeichnet durch die gerade nach oben verlaufende Darmbeinkontur), n Labrum acetabulare. " Cave. Ein Sonogramm darf prinzipiell nur zur Beur− teilung herangezogen werden, wenn das Hüftgelenk in der Standardebene dargestellt ist und die 3 Land− marks abgebildet sind (Brauchbarkeitsprüfung). Fehlt nur eine Landmark, darf das Sonogramm nicht ver− wendet werden. Abb. 6 n Darstellung eines korrekten Sonogrammes mit den 3 Land− marks (Quelle: Graf, Tieme 2000). 1 Unterrand des Os ilium 2 gestrecktes Darmbeinecho 3 Labrum aceta− bulare Ausnahmen bilden hier dezentrierte Gelenke. Bei den dezentrierten Gelenken ist der Hüftkopf nach proximal dorsal luxiert und somit kann der Unterrand des Os ili− ums und der mittlere Pfannendachbereich sehr oft nicht dargestellt werden, da der Hüftkopf die Standardebene durch den Dezentrierungsprozess verlassen hat. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass bei der Ver− wendung zur Hüftsonographiedokumentation das sonographisch dokumentierte Bild einen Abbildungs− maßstab von 1 : 1,7 nicht unterschreitet. suchen. Bei allen anderen Kindern erfolgt die Untersu− chung mit der U3, d. h. zwischen 4. und 6. Lebenswoche. Die sonographische Kontrolle gelingt am besten in einer speziellen Lagerungsschale, die Abwehr− und Strampelbewegungen möglichst vermeiden hilft. Zum leichteren Erlernen der Hüftsonographie erfolgte durch Graf die Entwicklung einer Lagerungsschale und eines Schallkopfführungssystems , die eine standardisierte Abb. 7 n Normogramm der Alpha− und Beta−Winkel und die Abhän− gigkeit der Hüfttypen nach Graf von diesen Winkeln (Quelle: Grifka/ Ludwig, Thieme 1998). 582 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Typologie Graf hat zur Beurteilungshilfe 2 Winkel eingeführt, den Winkel Alpha (Winkel zwischen Pfannenerker und Y−Fuge sowie dem lateralen Rand des Os ilium) und den Winkel Beta (Winkel zwischen der lateralen Begren− zung des Os ilium und der Verbindungslinie zwischen Pfannenerker und Labrum; Abb. 7). Je nach Zentrierung des Femurkopfes, Ausreifung des knöchernen Erkers, Steilheit der Pfanne und Alter des Patienten werden unterschiedliche Hüfttypen eingeteilt (Tab. 1 ). Hüftdysplasie Tabelle 1 Zusammenstellung der sonographischen Hüfttypen mit der Beschreibung der knöchernen Formgebung, des knöchernen Erkers und des knorpeligen Pfannendaches Hüfttyp Knöcherne Formgebung Knöcherner Erker Knorpeldach Alpha Beta Typ I ¹reifes“ Hüftgelenk gut eckig/stumpf übergreifend (schmal) > 60 8 n Typ IIa plus ¹altersentsprechend“ ausreichend rund breit, übergreifend 50 ± 59 8 n Typ IIa minus ¹mit Reifungsdefizit“ mangelhaft rund verbreitert, übergreifend 50 ± 59 8 Typ IIb (> 3 Monate) ¹Verknöcherungsstörung“ mangelhaft rund verbreitert, übergreifend 50 ± 59 8 Typ IIc (jedes Alter) ¹Gefährdungsbereich“ hochgradig mangelhaft rund bis flach verbreitert, aber gerade noch übergreifend 43 ± 49 8 < 77 8 Typ D (jedes Alter) ¹am Dezentrieren“ hochgradig mangelhaft rund bis flach verdrängt 43 ± 49 8 > 77 8 Typ IIa (< 3 Monate) ¹physiologisch unreif“ Typ III ¹dezentriertes Gelenk“ n Typ IIIa schlecht flach nach kranial verdrängt, ohne Strukturstörungen < 43 8 n Typ IIIb schlecht flach nach kranial verdrängt, mit Strukturstörungen < 43 8 schlecht flach nach mediokaudal verdrängt < 43 8 Typ IV ¹dezentriertes Gelenk“ Typ I. Dieser Typ entspricht einem ¹ausgereiften“ Hüft− gelenk. Der Knochenwinkel Alpha ist über 608. Eine weitere Unterteilung erfolgt durch den Knorpelwinkel Beta. n Typ Ia. Beta < 55 8. Knorpeliges Pfannendach reicht weit über den Hüftkopf. n Typ Ib. Beta > 55 8. Relativ kurzes knorpeliges Pfan− nendach. Derzeit besteht keine praktische Bedeutung in der Un− terscheidung der beiden Subtypen. Typ II. Hierzu zählen Hüftgelenke mit verschiedenen physiologischen und pathologischen Verknöcherungs− verzögerungen im Erkerbereich. n Typ IIa. Alpha−Werte zwischen 50 8 und 59 8, Kinder jünger als 12 Wochen. Dieser Hüfttyp wird als ¹phy− siologisch unreif“ klassifiziert. Typ−IIa−Hüften sind n daher morphologische Varianten, die im Rahmen der normalen biologischen Streubreite auftreten, nicht alle Formkriterien ideal reifer Gelenke erfüllen und in der Regel ganz normal ausreifen. Dennoch errei− chen nicht alle IIa−Hüften eine entsprechend dem Lebensalter zu erwartende Mindestreifung; diese werden als ¹physiologisch unreif mit Reifungsdefi− zit“ bzw. ¹Typ−IIa−minus−Hüften“ bezeichnet. Hier sollte eine sofortige Behandlung begonnen werden. Hiervon abzugrenzen sind die sog. ¹Typ−IIa−plus− Hüften“ die auch ¹physiologisch unreif altersent− sprechend“ genannt werden und die Winkelwerte über der zu erwartenden Mindestreifung aufweisen. Typ IIb. Alpha−Werte zwischen 50 8 und 59 8, aber das Kind ist älter als 12 Wochen. Damit entspricht dieses Hüftgelenk in diesem Alter einem dysplastischem Gelenk und wird wie dieses biomechanisch behan− delt. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 583 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Abb. 8 n Röntgenbild Beckenübersicht mit Darstellung der wich− tigsten Markierungslinien (Quelle: Grifka/Ludwig, Thieme 1998). 1 Linie nach Hilgenreiner; 2 Linie nach OmbrØdanne und Perkins; 3 Linie nach Shenton und MØnard; 4 Linie nach CalvØ n Typ IIc. Alpha−Werte zwischen 43 8 und 49 8, Knor− pelwinkel Beta < 77 8. Unabhängig vom Lebensalter werden diese Hüften dem ¹Gefährdungsbereich“ zu− geordnet und müssen sofort behandelt werden, da sie unbehandelt sich nicht weiterentwickeln und so− gar dezentrieren können. Lässt sich im dynamischen Stresstest das Hüftgelenk dezentrieren (Beta > 77 8), wird sie als ¹IIc instabil“ bezeichnet. Typ D. Weist ein Hüftgelenk mit einem Alpha−Wert zwischen 43 8 und 49 8 bereits ohne dynamischen Stresstest und Beta−Werte > 77 8 auf, so wird es als ¹am Dezentrieren“ bezeichnet. Das knorpelige Dach ist be− reits gering bis mäßiggradig verdrängt, das Gelenk ist instabil. Typ III. Der Hüftkopf ist dezentriert, der Großteil des Pfannendachknorpels ist nach kranial verschoben. Ent− sprechend der Echogenität des knorpeligen Pfannen− daches erfolgt die Unterteilung in: n Typ IIIa. Pfannendachknorpel ohne Strukturstörun− gen. n Typ IIIb. Pfannendachknorpel mit Strukturstörungen, erkennbar an einer Echogenität des Pfannendach− knorpels, hervorgerufen durch langfristige patholo− gische Druck− und Scherkräfte. Nur bei inadäquaten Therapiemaßnahmen sieht man heute noch verein− zelt IIIb−Hüften. Typ IV. Der Hüftkopf ist dezentriert, das knorpelige Pfannendach ist zwischen Hüftkopf und Os ilium ein− gequetscht und in Richtung mediokaudal zur Urpfanne hinuntergedrückt, d. h. es liegt ein konservativ kaum zu bewältigendes Repositionshindernis vor. Dieser Hüfttyp gilt heute als Rarität, da die frühe sonographische Diag− nose und Therapie von Vorläuferstadien (Typ IIc, Typ D, Typ III) gleich nach der Geburt die weitere Entwicklung zum Vollbild der Typ IV−Hüfte verhindert. 584 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Die Möglichkeit der Darstellung von 3−D−Bildern von fetalen Gesichtern, Extremitäten, Wirbelsäule und Fehlbildungen ermutigte einige Untersucher, ähnliche Darstellungsarten auch am Säuglingshüftgelenk zu ver− suchen. Die Option des dreidimensionalen Ultraschalls wird inzwischen nahezu von jedem Gerätehersteller angeboten. Die Vorteile des 3−D−Ultraschalls werden insbesondere in der räumlichen Darstellung mit belie− bigen Betrachtungsperspektiven, der Reproduzierbar− keit der Untersuchung, der höheren Genauigkeit sowie der Möglichkeit der Bildnachverarbeitung gesehen. Dennoch stellt diese Methode noch keine etablierte Methode dar, denn aufgrund der geringen Echoimpe− danzunterschiede der Gewebe am Bewegungsapparat ist der Transparenzmodus unübersichtlich und der Oberflächenmodus nur nach aufwendiger Nachbear− beitung verwertbar, sodass die 3−D−Sonographie ein Hoffnungsgebiet der Sonographie bleibt. n Röntgen Vor der Einführung der Hüftsonographie galt die kon− ventionelle Röntgendiagnostik als Methode der Wahl zur Erkennung einer Hüftdysplasie, aufgrund der Strah− lenbelastung wurde sie jedoch nicht generell als zweckmäßig erachtet. " Heute hat die Röntgendiagnostik im Neugebore− nenalter nahezu keine Bedeutung mehr, Ausnahme besteht bei Verdacht auf Fehlbildungssyndrome. Nach ca. 1 Jahr beginnt jedoch der Femurkopfkern zu verknöchern, sodass nun die Diagnostik radiologisch erfolgen muss. Hilfslinien Als Hilfslinien lassen sich bei der Beurteilung der Beckenübersicht folgende Linien bezeichnen (Abb. 8): n Hilgenreiner−Linie: Transversallinie durch die Y−Fuge, n OmbrØdanne−Linie: senkrecht auf die Hilgenreiner− Linie, gezogen durch den seitlichen Pfannenerker, n Shenton−MØnard−Linie: glatter Bogen zwischen Ver− längerung der medialen Schenkelhalskontur und kranialer Umrandung des Foramen obturatorium, weist auf eine zentriert stehende Hüfte hin, n CalvØ−Linie: glatter Bogen der äußeren Begrenzung der Beckenschaufel über den Pfannenerker hinaus zum lateralen Schenkelhals. Hüftdysplasie Abb. 9 n Darstellung der Hilfslinien und Winkel zur Beurteilung der Becken− übersicht. Winkeldefinitionen Pfannendachwinkel nach Hilgenreiner. Der am häu− figsten gebrauchte Winkel im Säuglings− und Kleinkin− desalter ist der Pfannendachwinkel nach Hilgenreiner (Abb. 9 ). Er stellt den Winkel zwischen der Horizontalen (Hilgenreiner−Linie) und der Verbindungslinie zwischen Y−Fuge und Pfannenerker dar. Normalwerte wurden von einer Reihe verschiedener Autoren erstellt. Nach Tönnis und Brunken (1968) werden im deutschsprachigen Raum in Abhängigkeit vom Alter die angegebenen Mit− telwerte und Standardabweichungen am häufigsten angewandt. Der Winkel beträgt bei der Geburt im Mittel 30 8, mit 1 Jahr noch knapp über 20 8 und mit 3 Jahren unter 20 8. Eine unbedingte Therapienotwendigkeit im Säuglings− und Kleinkindesalter ist außerhalb der ein− fachen Standardabweichung gegeben. Zentrum−Eck−Winkel nach Wiberg (CE−Winkel). Nach ausreichender Ossifikation des Hüftkopfkernes und Erkerausbildung (ab 4. Lebensjahr) kann durch den Zentrum−Eck−Winkel nach Wiberg (CE−Winkel) das Ausmaß der Überdachung des Femurkopfes bestimmt werden (Abb. 10 ). Er gilt als numerischer Wert für das Ausmaß der Abstützung des Femurkopfes durch das Pfannendach. Der CE−Winkel stellt dabei den Winkel zwischen einer Parallelen zur Körperlängsachse durch den Kopfmittelpunkt und der Verbindungslinie zwi− schen dem Kopfmittelpunkt und dem Pfannenerker dar. Bis zum 8. Lebensjahr findet sich ein Mittelwert von 25, zwischen 8 und 18 Jahren ein Mittelwert von 32. Allge− mein gilt in der Literatur als Grenze zwischen norma− lem und pathologischem CE−Winkel für Erwachsene der Bereich zwischen 20 und 25 8. Legal u. Mitarb. vertreten dabei die Auffassung, dass der CE−Winkel nur in Ver− bindung mit der Beurteilung des Hüftkopfradius einen Schluss auf das Vorliegen einer Hüftgelenkdysplasie zulässt, ein großer Hüftkopfradius mit kleinem CE− Winkel kann biomechanisch gleich gut sein wie ein kleiner Hüftkopfradius mit großem CE−Winkel. Pfannendachwinkel nach Idelberger und Frank (ACM− Winkel). Eine wesentliche Auskunft über die Pfannen− tiefe gibt der Pfannendachwinkel nach Idelberger und Frank (ACM−Winkel, Abb. 11 ). Der ACM−Winkel ist nahezu unabhängig von der Drehung und Kippung des Beckens sowie dem Alter. Der Mittelwert ab dem 2. Lebensjahr wird mit 45 8 angegeben. Alle Kinder, die aufgrund einer Hüftgelenkdysplasie bzw. Hüftluxation behandelt wurden, werden nach Laufbeginn im Alter von 18 Monaten in unserer Kinder− ambulanz radiologisch kontrolliert. Dies ist notwendig, um eine möglicherweise entstandene Hüftkopfnekrose ausschließen zu können als auch die altersgerechte knöcherne Entwicklung beurteilen zu können. Aus forensischen Gründen sollte auch bei regelrechter Ent− HI: Pfannendachwinkel nach Hilgenreiner; O: Linie nach OmbrØdanne und Perkins; SM: Linie nach Shenton und MØnard Abb. 10 n Darstellung des Zentrum−Eck−Winkels nach Wiberg. A Pfannenerker B unterster Punkt des Pfannen− randes, an den die Incisura aceta− buli heranreicht C Pfannengrundschnittpunkt des in M gerichteten Lotes (Scheitel− punkt) M Mittelpunkt der Verbindungs− linie A ± B Abb. 11 n Darstellung des ACM−Winkels (Pfannendach− winkel nach Idel− berger und Frank). wicklung des Hüftgelenkes nach konservativer oder operativer Therapie eine Röntgenkontrolle zum Wachs− tumsabschluss durchgeführt werden, da es aufgrund eines vorzeitigen Fugenschlusses zu einem Missver− hältnis zwischen dem vergrößertem Femurkopf und der Pfanne kommen kann, sodass Restdysplasien auch in der Pubertät noch möglich sind. " Wir empfehlen eine generelle Röntgenkontrolle im Alter von 18 Monaten, zum Schulbeginn sowie am Ende des Wachstums. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 585 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie n Andere bildgebende Verfahren Arthrographie Durch die Hüftarthrographie können nichtossifizierte Anteile und Weichteile des Hüftgelenkes dargestellt werden. Die Indikation zur Arthrographie im Rahmen der Primärdiagnostik ist durch die Einführung der So− nographie stark eingeschränkt worden. Als nachteilig sind sowohl die Invasivität als auch die Strahlenbelas− tung zu nennen. Dennoch besitzt sie einen wertvollen Stellenwert in der Beurteilung von Repositionshinder− nissen durch Weichteilstrukturen, z. B.: n umgeschlagener und interponierter Limbus, n ein zu enger Kapselschlauch (Abb. 12), n hypertrophes Fettgewebe in der Pfanne (Pulvinar), n Hypertrophie eines elongierten Lig. capitis femoris, n straffes Lig. transversum acetabuli. Abb. 12 n Arthrographiebild a.±p. der linken Hüfte mit einer linksseitigen Hüftluxation bei zu engem Kapselschlauch (Quelle: Grif− ka/Ludwig, Thieme 1998). Computertomographie und Kernspintomographie Knorpelige Anteile des Azetabulums lassen sich auch mit der Computertomographie sowie der Kernspinto− mographie erfassen. Beide Verfahren benötigen jedoch eine absolut ruhige Lagerung des Kindes und sind teuer. Die Computertomographie der Säuglingshüfte ist keine Routineuntersuchung und sollte nur angewandt wer− den, wenn andere Standardverfahren bereits ausge− schöpft sind. Auch die Kernspintomographie kommt als Routinediagnostik nicht infrage. Ihren festen Platz hat sie jedoch bei der Beurteilung des Repositionsergebnis− ses nach geschlossenen bzw. offenen Repositionen (Abb. 13 ). Abb. 13 n Kernspintomographie in axialer Schicht nach geschlos− sener Reposition in Kurznarkose bei Hüftluxation rechts mit re− gelrechtem Stellungsbefund. Therapie Sonographiegesteuerte konservative Therapie Durch die Einführung des Neugeborenen−Screenings ist durch die frühzeitige Diagnostik auch eine frühzeitige Therapie möglich. Hierdurch kann das altersabhängige Ossifikationspotenzial der Hüfte zur Normalisierung genutzt werden. Dadurch konnten operative Maßnah− men in Deutschland auf 1/5 reduziert werden. Therapieziele 3 Säulen der konservativen Therapie n n n 586 Ausreifungsbehandlung Reposition Retention Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 n Ausreifungsbehandlung Bei einer Hüftreifungsverzögerung Typ IIa erfolgt die Ausreifungsbehandlung durch eine Breitwicklung der Hüftgelenke (Abb. 14). Liegt eine Hüftveränderung vom Typ IIa minus nach Graf mit Reifungsdefizit, Typ IIb bzw. Typ IIc (¹Gefährdungsbereich“) vor, so erfolgt die Behandlung mittel Spreizhose bzw. Abspreizschiene. Bei diesen Typen der Hüftdysplasie ist der Femurkopf nicht disloziert und muss somit auch nicht reponiert werden. Eine Vielzahl von Abspreizschienen ist auf dem Markt erhältlich, von denen sich insbesondere die Idealspreizhose nach Mittelmeier−Graf und die Tübin− gerschiene durch ihre leichte Anwendbarkeit bewährt haben (Abb. 15). Hüftdysplasie Abb. 16 n Pavlik−Bandage bei einem 6 Wochen altem Säugling zur Rezentrierung einer instabilen Hüfte (IIIa−Hüfte nach Graf). n Abb. 14 n 5 Wochen alter Säugling mit vorgefertigter Breitwick− lung mit seitlichen Klettverschlüssen. Abb. 15 n 8 Wochen alter Säugling mit Tübingerschiene. Reposition Die Behandlung eines dezentrierten Hüftgelenkes (Typ D, Typ III und Typ IV nach Graf) beginnt mit der Einstel− lung des Hüftkopfes in der Pfanne, d. h. der Reposition. Dies kann durch verschiedene Therapiemittel erzielt werden. Bei frühzeitiger Diagnose ist eine Zentrierung des Femurkopfes durch Repositionsbandagen wie der Riemenbandage nach Pavlik zu erreichen (Abb. 16). Durch die 1958 konzipierte Bandage werden die Beine zunächst in eine Flexionsstellung der Hüfte von ca. 1108 gebracht, zusätzlich wird die Abduktion auf ca. 60 8 ein− geschränkt. Durch das Strampeln können die Hüftge− lenke spontan reponiert werden, was in wenigen Tagen, bei anderen Kindern erst nach einigen Wochen erfolgt. Die Kinder sollten allerdings nicht älter als 9 Monate sein. Die Häufigkeit der spontanen Einstellung wird von Pavlik selbst mit 92,7 % angegeben. Der Vorteil dieser Methode ist in der geringen Rate an Komplikationen zu sehen, dennoch ist auch sie abhängig von der Compli− ance der Eltern. Aus diesem Grund kontrollieren wir den regelrechten Sitz der Pavlik−Bandage sowie die sono− graphische Einstellung des Hüftgelenkes in unserer Kinderambulanz einmal pro Woche. Ebenso kann primär bei lockeren Hüftgelenken ohne wesentliche Abspreizbehinderung die Zentrierung des Femurkopfes durch manuelle Reposition und anschlie− ßender Anlage eines Fettweis−Gipses in Sitz−Hock−Posi− tion erfolgen. Bei älteren Kindern bzw. bei Kindern, bei denen die Reposition primär nicht erzielt wurde, sollte vorbereitend eine Extensionsbehandlung durchgeführt Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 587 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Abb. 17 n a u. b Darstel− lung einer Längs− extension. Als Gegenhalt dient eine Luxations− hose. c Darstellung der elastischen Wick− lung beider Bei− ne. Als Alternati− ve können Pflasterzüge an− gelegt werden. die Overheadextension, die 1955 von Craig und Mitar− beiter publiziert wurde. Nach sonographischer Ver− laufskontrolle wird nach ca. 1 Woche der Hüftkopf in Kurznarkose reponiert und anschließend im Fettweis− Gips fixiert. Die Kontrolle der Reposition erfolgt an− schließend durch die Röntgenaufnahme. Bewährt hat sich zudem die postoperative MRT−Kontrolle in axialer Schichtung. n Retention Die Retentionsbehandlung dient der Stabilisierung des Hüftgelenkes in der Urpfanne und schließt sich immer einer Reposition an. Unterschiedliche Verfahren stehen hier zur Verfügung: n Gipsverbände, n Pavlik−Bandage, n Abspreizschiene. werden, damit das Hüftgelenk gelockert und verkürzte Muskulatur gedehnt wird, da eine forcierte Reposition ein erhöhtes Hüftkopfnekroserisiko birgt. Hier kann zwischen der Längs− und Overheadextension unter− schieden werden. Wir bevorzugen die Längsextension, die mit 1/7±1/5 des Körpergewichtes durchgeführt wird, als Gegenhalt dient eine Luxationshose (Abb. 17 ). Additiv erfolgt 2−mal täglich die manuelle Redression des Hüftgelenkes. Eine breite Verwendung findet auch 588 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Nach erfolgter Reposition verwenden wir selbst den Fettweis−Gips in Sitz−Hock−Position mit einer Flexions− stellung im Bereich der Hüftgelenke von 110 ± 120 8 so− wie einer Abduktion von ca. 50 ± 60 8. Die Retentions− phase dauert mindestens 8 Wochen. Früher verwendete Gipsverfahren wie der Becken−Bein−Gips in der Lorenz− stellung (Froschstellung in 90 8 Abduktion bei 90 8 flek− tierten Hüftgelenken) bzw. nach Lange (maximale In− nenrotation und Abduktion bei gestreckten Beinen) werden aufgrund der hohen Nekroseraten nicht mehr angewandt. Als ursächlich wird eine Erhöhung des Hüftdysplasie intraarteriellen Druckes und die damit verbundene Kompression der epiphysären Gefäße angesehen. Zur Retentionsbehandlung können des Weiteren die Riemenbandage nach Pavlik sowie diverse Abspreiz− schienen verwendet werden. Dies setzt jedoch eine optimale Compliance der Eltern voraus, da ansonsten die erzielte Reposition gefährdet ist. Tabelle 2 Übersicht über unser Behandlungsschema entsprechend der sonographi− schen Hüfttypen nach Graf Phase Hüfttyp Behandlung Alternativen 1. Repositions− phase instabil IIc, D, IIIa, IIIb, IV Reposition in Pavlik− Bandage bei mangelnder Zentrierung Längs− oder Overhead− extension, geschlossene, ggf. offene Einstellung 2. Retensions− phase instabil IIc, D, IIIa, IIIb, IV Pavlik− Bandage Fettweis−Gips 3. Nachreifungs− phase IIa minus, IIb, IIc Tübinger− schiene Spreizhose nach Mittel− meier−Graf Operative Verfahren Wenn die konservativen Therapiemaßnahmen, ein− schließlich der geschlossenen Reposition, nicht zu einer zentrierten Einstellung des Hüftkopfes geführt haben, besteht die Gefahr sekundärer Formveränderungen von Hüftkopf und Hüftpfanne. Um dies zu vermeiden, muss die Indikation für eine offene Einstellung des Hüftge− lenkes rechtzeitig gestellt werden. Checkliste Aufklärung Auf die folgenden potenziellen Behandlungs− risiken sollten die Eltern hingewiesen werden: Infektion und Wundheilungsstörungen, Gefäß− und Nervenverletzungen, Rezidivluxation, Gefahr der Hüftkopfnekrose, Persistenz der Pfannendysplasie mit ggf. notwendigen sekundären gelenkverbes− sernden operativen Maßnahmen. n Offene Einstellung Ist aufgrund eines Repositionshindernisses insbesonde− re bei älteren Kindern eine geschlossene Reposition und damit Zentrierung des Femurkopfes in der Pfanne nicht möglich, ist eine offene Einstellung unumgänglich. Dies erfolgt zumeist über den anteromedialen Zugang (Ad− duktorenzugang), über den Repositionshindernisse wie ein straffes Lig. transversum acetabuli, eine enge me− diale Kapsel und ein vorgezogenes unteres Labrum ace− tabulare gut zu behandeln sind. Liegt hingegen eine hohe Hüftluxation vor, die ggf. einer Kürzung des pro− ximalen Femurs und einer zusätzlichen operativen Pfannendachplastik bedarf, wird die offene Reposition typischerweise über einen anterolateralen Zugang , modifiziert nach Smith−Peterson, durchgeführt. Dies gilt ebenso bei einer Hypertrophie eines elongierten Lig. capitis femoris, bei Verwachsungen der Gelenkkapsel kranial zwischen lateralem Os ilium und Femurkopf so− wie Verwachsungen des in die Pfanne geschlagenen Labrum acetabulare mit dem dysplastischen Pfannen− dach. Auch hier schließt sich eine Retentions− und Aus− reifungsbehandlung mittels Fettweis−Gips sowie nach− folgender Schienenversorgung an. n Wichtige gelenkverbessernde Operationen Trotz optimaler und frühzeitiger Therapie gibt es sog. ¹Therapieversager“, d. h. Kinder, deren Hüftgelenke kei− ne ausreichende Ausreifung erzielen. Hier muss sekun− där eine gelenkverbessernde Operation durchgeführt werden im Sinne einer: n Beckenosteotomie nach Salter, n Azetabuloplastik nach Dega oder Pemberton, n Tripleosteotomie, ggf. in Kombination mit einer Derotationsvarisierungsosteotomie. Intertrochantäre Derotationsvarisierungsosteotomie Im Gegensatz zu den Derotationsvarisierungsosteoto− mien des Femurs kann die Biomechanik des Hüftgelen− kes besser durch pfannendachplastische Eingriffe opti− miert werden. Dennoch besteht bei sekundären Fehlstellungen am koxalen Femurende (Coxa valga/ Coxa antetorta) die Notwendigkeit zur Kombination beider Verfahren. Die Umstellung sollte dabei intertro− chantär erfolgen, da sich nur bei der intertrochantären Osteotomie der Femurschaft genügend medialisieren lässt. Beckenosteotomie nach Salter Bei der Beckenosteotomie nach Salter erfolgt eine transversale Osteotomie oberhalb der Spina iliaca ante− rior inferior bis zum Foramen ischiadicum (Abb. 18, Abb. 19 ). Sie wurde im Jahre 1961 erstmalig durch Salter beschrieben und stellt in Europa eine weit verbreitete Operationsmethode zur Behandlung des dysplastischen Hüftgelenkes dar. Das Azetabulum wird dabei nach ventral und lateral gezogen (Salter−Manöver), ein drei− eckiger kortikospongiöser Span wird anschließend von Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 589 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Abb. 18 n Schematische Darstellung der Beckenosteotomie nach Salter (Quelle: Grifka/Ludwig, Thieme 1998). a Prinzip der Salter−Osteotomie I (nach Tönnis). b Prinzip der Salter−Osteotomie II (nach Tönnis). ventral in den entstandenen Osteotomiespalt einge− bolzt und ggf. mit Drähten fixiert. Die postoperative Gipsimmobilisation erfolgt anschließend für 6 Wochen im Becken−Bein−Fuß−Gips. " Aufgrund des weit vom Azetabulum entfernten Abb. 19 n a Beckenübersicht eines 2,5 Jahre alten Mädchens mit rechts− seitiger Hüftdysplasie. b Z.n. Derotationsvari− sierungsosteotomie und Pfannendachplas− tik nach Salter, hier postoperativ nach Materialentfernung 6 Monate nach dem Primäreingriff. Drehpunktes dieser Osteotomie (Drehpunkt ist hier die Symphyse) kann dieses operative Verfahren nur bei ausreichender Elastizität des Beckens durchge− führt werden, das Hauptindikationsalter liegt aus die− sem Grund zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr. Als Voraussetzung für diese Operation nennt Salter: die tiefe und vollständige Einstellung des Hüftkopfes, n kein Vorhandensein von Muskelkontrakturen (insbesondere der Adduktoren und Psoas), n eine ausreichende Kongruenz. n " Ein guter Operationserfolg ist nur bei AC−Werten unter 40 8 zu erzielen. Azetabuloplastik Das Prinzip der Azetabuloplastik besteht in einer dom− förmigen Osteotomie oberhalb des Azetabulums in Richtung auf die Y−Fuge (Abb. 20 ). Da hier der Dreh− punkt näher am Azetabulum liegt als bei der Beckenos− teotomie nach Salter (Y−Fuge gegenüber Symphyse), können bessere Korrekturergebnisse erzielt werden. Somit kann bei richtiger Ausführung eine Normalisie− rung des Pfannendachwinkels auch bei stark dysplasti− schen Hüftgelenken erzielt werden. Hauptindikation der Azetabuloplastik ist die ent− rundete oder ausgeweitete flache Gelenkpfanne, deren Krümmungsradius größer ist als der des Hüftkopfes (insbesondere bei neurogenen Hüftdysplasien sowie bei 590 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Abb. 20 n Prinzip der modellierenden Azetabuloplastik (Quelle: Grifka/Ludwig, Thieme 1998). Hüftdysplasie b Darstellung der linksseitigen Hüftdys− plasie in der koronaren Schicht im MRT. c Beckenübersicht 6 Wochen postoperativ nach Tripleosteoto− mie. d Z.n. nach knöcher− ner Konsolidierung. Abb. 21 n a Röntgen linkes Hüftgelenk a. ± p. eines 15−jährigen Mädchens mit Hüftdysplasie. schweren dysplastischen Hüftgelenken mit einem AC−Winkel größer 40 8). Im deutschsprachigen Raum werden 2 Techniken der Azetabuloplastik bevorzugt, die Technik nach Dega so− wie die Technik nach Pemberton. Der Unterschied be− steht in der Orientierung der Osteotomien: Während bei Pemberton die Osteotomie von ventral nach dorsal ausgeführt wird, erfolgt die Durchtrennung des Pfan− nendaches nach Dega von lateral nach medial. Somit wird bei der Pemberton−Azetabuloplastik das Pfannen− dach mehr nach ventral, bei Dega vorwiegend nach lateral heruntergezogen. Tripleosteotomie Bei überwiegend verschlossenen Y−Fugen sowie schwe− ren und teilweise subluxierten Hüftdysplasiegelenken lässt sich mit der Beckenosteotomie nach Salter und Azetabuloplastik keine ausreichende Korrektur der Pfanne mehr erzielen. Eine hervorragende Möglichkeit zur biomechanischen Korrektur dieser Deformitäten besteht in der Dreifachbeckenosteotomie (Tripleosteo− tomie; Abb. 21 ). Dabei erfolgt die Korrektur der Pfanne nach Osteotomie des: n Os ilium, n Os ischii, n Os pubis. Das Azetabulum kann nach lateral−ventral oder lateral− dorsal geschwenkt werden. Je nach Höhe der Osteotomien des Sitz− und Scham− beines werden verschiedene Verfahren beschrieben: n Osteotomien nahe der Symphyse (LeCoeur und Sutherland), n Osteotomien nahe dem Azetabulum (Hopf, Steel und Tönnis). Weniger geeignet sind heute die Verfahren, deren Os− teotomie des Os pubis und Os ischii nahe der Symphyse erfolgt, da der Drehpunkt der Schwenkbewegung zu weit weg vom Hüftgelenk liegt. Wir selbst favorisieren die Methode nach Tönnis. Wichtigste Indikation dieses Eingriffes sind Hüft− dysplasien mit einem Zentrum−Eck−Winkel nach Wi− berg von kleiner 10 8 und Schmerzen im Gelenkbereich, die durch andere Ursachen wie Impingementproblem, Tendinosen oder Iliosakralsyndrome nicht zu erklären sind. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 591 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Nachbehandlung Hintergrund Spezifische Komplikationen bei den einzelnen operativen Verfahren Derotationsvarisierungsosteotomie n Rotationsfehler n Beinverkürzung Tripleosteotomie n Traumatisierung des N. ischiadicus, obturatorius, femoralis, peroneus n Gefäßverletzungen (A. glutea supe− rior, A. obturatoria) n Pseudarthrosen des Scham− und Sitz− beines n Überkorrektur n Nekrose des Azetabulums n periartikuläre Verkalkungen n femoroazetabuläres Impingement durch Verminderung der azetabu− lären Anteversion Beckenosteotomie nach Salter n Schädigung der A. glutea superior n Verletzung des N. ischiadicus, N. cutaneus femoris lateralis n Spanluxation Azetabuloplastik n Verletzung bzw. vorzeitiger Ver− schluss der Y−Fuge Wichtigste Voraussetzung zur Durchführung dieses operativen Verfahrens stellen eine sphärische Pfanne und Femurkopf dar. Die Tripleosteotomie kann bei Kin− dern ab dem 8. Lebensjahr durchgeführt werden. Komplikationen Beckenosteotomie und Azetabuloplastik. Nach durch− geführter Beckenosteotomie und Azetabuloplastik er− folgt die postoperative Immobilisation im Becken−Bein− Fuß(BBF)−Gips für 6 Wochen. Dieser wird so angelegt, dass das operierte Bein vollständig eingeschlossen wird, hingegen auf der nichtoperierten Gegenseite nur der Oberschenkel bis zum Knie (sog. ¹Bermudastellung“) gefasst wird. Nach Gipsentfernung und Röntgenkon− trolle wird die Entferung der Kirschner−Drähte durch− geführt und unter krankengymnastischer Übungsanlei− tung mit der Mobilisierung des Kindes begonnen. Derotationsvarisierungsosteotomie. Erfolgt aus− schließlich die Derotationsvarisierungsosteotomie ohne additiven Pfanneneingriff, wird das Kind postoperativ an Unterarmgehstützen unter Bodenkontakt der be− troffenen Extremität mobilisiert. Tripleosteotomie. Da nach einer Tripleosteotomie die vollständige knöcherne Durchbauung je nach Alter des Kindes erst nach 12 ± 16 Wochen erreicht ist, ist auch hier eine langfristige Entlastung der Extremität indi− ziert. Prognose Mit der flächendeckenden Einführung des Hüftsono− graphie−Screenings 1996 in Deutschland konnte die Zahl der operativen Eingriffe deutlich reduziert werden, sodass deren Versorgung entsprechenden Zentren vor− behalten bleiben sollte, um die Komplikationsrate so gering wie möglich zu halten. Zu den häufigsten Komplikationen zählen: Infektionen und Wundheilungsstörungen, n verzögerte Knochenheilung und Pseudarthrosen, n Thrombosen, Embolie, n Hüftkopfnekrosen, n Koxitis/Osteomyelitis, n Korrekturverlust, n Materialbruch bzw. −lockerung. n Trotz der genannten Komplikationen und der aufwän− digen Technik sind die o. g. operativen Maßnahmen Standardverfahren in kinderorthopädischen Zentren mit einem hohen Prozentsatz guter klinischer und radiologischer Ergebnisse. Die Hüftdysplasie stellt auch gegenwärtig noch die häufigste angeborene Skeletterkrankung dar. Der größ− te Teil der primär pathologischen Hüftgelenke heilt je− doch unter zeitgerechter und adäquater Therapie aus. Durch die Einführung des Hüftsonographie−Screenings in Deutschland ist die Rate der operativen Eingriffe deutlich gesunken. Bezogen auf die Gesamtpopulation ist mit einer Rate an Restdysplasien im Promillebereich oder Zehntelpromillebereich zu rechnen. Dennoch ist die Hüftdysplasie aufgrund des mechanischen Fehl− baues eine der häufigsten Ursachen für die Entwicklung einer Sekundärkoxarthrose, die in letzter Konsequenz auch den endoprothetischen Ersatz des Hüftgelenkes notwendig machen kann. Abbildungsnachweis Graf R. Sonografie der Säuglingshüfte. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2001. Grifka J, Ludwig J. Kindliche Hüftdysplasie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 1998. 592 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Hüftdysplasie Literatur Korrespondenzadresse Ekkernkamp M, Katthagen BD. Die Azetabuloplastik. Orthopäde Klinik für Kinderorthopädie Dr. Katja Baumgart 1997; 26: 75 ± 80 Graf R. Hüftsonographie ± Grundsätze und aktuelle Aspekte. Orthopäde 1997; 26: 14 ± 24 Graf R. Die sonographiegesteuerte Therapie. Orthopäde 1997; 26: 33 ± 42 Graf R. Sonographie der Säuglingshüfte und therapeutische Konse− quenzen. Ein Kompendium, 5. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme Helios Klinikum Emil von Behring Walterhöferstraße 11 14165 Berlin Telefon: 030/8102−1222 Telefax: 030/8102−1968 E−mail: kbaumgart@berlin−behring.helios−kliniken.de Verlag, 2000 Graf R. Hüftsonographie. Ein Update. Orthopäde 2002; 31: 181 ± 189 Grifka J, Ludwig J. Kindliche Hüftdysplasie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 1998 Hefti F. Kinderorthopädie in der Praxis, 2. Aufl. Berlin: Springer Ver− lag, 2006 Ihme N, Schmidt−Rohlfing B, Lorani A, Niethard FU. Die konservative Therapie der angeborenen Hüftdysplasie und −luxation. Ortho− päde 2003; 32: 133 ± 138 Kochs A, Ihme N, Bergamo F, Niethard FU. Hüftdysplasie und −luxa− tion. Monatsschr Kinderheilkd 2003; 151: 804 ± 809 Lazovic D. Dreidimensionale Ultraschalltechniken. Orthopäde 2002; 31: 190 ± 196 Parsch K. Die klinische Untersuchung bei Verdacht auf Hüftdysplasie oder −luxation. Orthopäde 1997; 26: 7 ± 13 Staheli LT. Practice of Pediatric Orthopedics. Philadelphia: Lippin− cott Williams & Wilkins, 2006 Tönnis D. Die angeborene Hüftdysplasie und Hüftluxation im Kindes− und Erwachsenenalter. Berlin: Springer−Verlag, 1984 Tschauner C. Die Hüfte. Stuttgart: Enke Verlag, 1997 Tschauner C. Becken, Hüfte. In: Wirth CJ, Zichner L (Hrsg). Ortho− pädie und Orthopädische Chirurgie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2004 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 593 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie CME−Fragen Die folgenden Fragen beziehen sich auf den vorangehenden Beitrag. Bitte schicken Sie uns die entsprechenden Lösungsbuchstaben. Jeweils eine Antwort ist richtig. Die Vergabe von CME−Punkten ist an die korrekte Beantwortung der Multiple−Choice−Fragen gebunden. Welche Aussagen treffen zu? Exogene Faktoren für die Entstehung einer Hüftdysplasie sind Welche Aussagen zur klinischen Untersuchung einer Hüftdysplasie/ Hüftluxation treffen heutzutage zu? Welche Aussage zur klinischen Untersuchung nach Roser−Ortolani ist falsch? 594 1 1. 2. 3. 4. A B C D E intrauterine Lageanomalien. Mehrlingsschwangerschaften. Oligohydramnion. Erstgeburt. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 2, 3 und 4 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 2 1. Die klinische Untersuchung zur Erkennung einer Hüftgelenkdysplasie oder −luxation hat heute keinerlei Bedeutung mehr. 2. Die klinische Untersuchung sollte begleitend zur Ultraschallkontrolle sorgfältig durchgeführt werden. 3. Asymmetrien der Hautfalten im Bereich der Genital− und Glutäalregion werden in bis zu 50 % der Neugeborenen mit ausgereiften Hüftgelenken nachgewiesen. 4. Beim Vorliegen einer einseitigen Hüftluxation erscheint der Oberschenkel auf der luxierten Seite scheinbar verlängert. A Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. B Nur die Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. C Nur die Aussagen 2, 3 und 4 sind richtig. D Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. E Alle Aussagen sind richtig. 3 A Den höchsten Aussagewert besitzt diese Untersuchung zwischen dem 3. und 6. Lebens− monat. B Das Schnappzeichen nach Roser−Ortolani gilt als wichtiges diagnostisches Kriterium der manuellen Untersuchung zur Beurteilung einer instabilen Gelenksituation. C Von diesem Schnappzeichen abzugrenzen ist das wesentlich häufiger vorkommende sog. ¹Dry−Hip−Click“−Phänomen. D Bei 90 flektiertem Hüft− und Kniegelenk wird bei adduziertem Bein ein leichter Druck nach dorsal ausgeübt und anschließend das Bein in die Abduktion gebracht. E Bei luxiertem Femurkopf schnappt der Kopf in die Pfanne zurück. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Hüftdysplasie Welche Aussagen zur sonographischen Untersuchung der Säuglingshüfte treffen zu? Welche Aussage zu den sonographischen Hüfttypen ist falsch? Welche Aussage/n zur Röntgenuntersuchung ist/sind zutreffend? Welche Aussage/n zur Diagnostik der Hüftdysplasie ist/sind richtig? 4 1. Seit 1996 wird das Hüftultraschall−Screening im Rahmen der kindlichen Vorsorgeunter− suchung in Deutschland durchgeführt. 2. Die sonographische Kontrolle gelingt am besten in einer Lagerungsschale, die Abwehr− und Strampelbewegungen möglichst vermeiden lässt. 3. Der Alpha−Winkel stellt den Knorpelwinkel dar. 4. Der Winkel Beta entspricht dem Winkel zwischen der lateralen Begrenzung des Os ilium und der Verbindungslinie zwischen Pfannenerker und Labrum. A Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. B Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. C Nur die Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. D Nur die Aussagen 2, 3 und 4 sind richtig. E Alle Aussagen sind richtig. 5 A Der Hüfttyp I entspricht einem ausgereiften Hüftgelenk mit einem Alpha−Winkel von über 60. B Beim Hüfttyp IIb liegen die Alpha−Werte zwischen 50 und 59, unabhängig vom Lebens− alter. C Typ−IIc−Hüften werden dem ¹Gefährdungsbereich“ zugeordnet. D Durch den dynamischen Stresstest werden IIc−Hüften in ¹stabil“ und ¹instabil“ unter− gliedert. E Typ−III−Hüften werden entsprechend der Echogenität des knorpeligen Pfannendaches in IIIa− und IIIb−Hüften unterschieden. 6 1. Der Pfannendachwinkel nach Hilgenreiner stellt den Winkel zwischen der Verbindungs− linie zwischen den Y−Fugen und Mittelpunkt der Pfanne dar. 2. Der Pfannendachwinkel nach Hilgenreiner beträgt bei der Geburt im Mittel 30. 3. Die Shenton−MØnard−Linie weist bei zentriert stehender Hüfte einen glatten Bogen zwischen der Verlängerung der medialen Schenkelhalskontur und kranialer Umrandung des Foramen obturatorium auf. A Nur die Aussage 1 ist richtig. B Nur die Aussage 2 ist richtig. C Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. D Alle Aussagen sind richtig. E Alle Aussagen sind falsch. 7 1. Da der Femurkopfkern mit ca. 1 Jahr zu verknöchern beginnt, ist die sonographische Beurteilung nur noch eingeschränkt möglich. 2. Die Leitlinie zum Hüftultraschall−Screening in Deutschland empfiehlt, Kinder mit anamnestischen Risikofaktoren für das Auftreten einer Hüftdysplasie oder auffälliger klinischer Untersuchung in der 1. Lebenswoche sonographisch zu untersuchen. 3. Jede behandelte Hüftdysplasie sollte nach Laufbeginn im Alter von ca. 18 Monaten radiologisch kontrolliert werden. A Nur die Aussage 1 ist richtig. B Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. C Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. D Alle Aussagen sind richtig. E Alle Aussagen sind falsch. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 595 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie Repositionshin− dernis/se, das/die eine geschlossene Reposition und damit Zentrierung des Femurkopfes unmöglich machen kann/können, ist/sind: Welche Aussage zu operativen Eingriffen bei Hüftdysplasie ist falsch? Welche Aussagen zur sonographie− gesteuerten konservativen Therapie der Hüft− dysplasie sind richtig? 596 8 1. 2. 3. 4. A B C D E 9 A Bei der Beckenosteotomie nach Salter befindet sich der Drehpunkt im Bereich der Y−Fuge. B Bei der Pfannendachplastik nach Dega bzw. nach Pemperton ist die Osteotomieebene näher am Azetabulum als bei der Beckenosteotomie nach Salter. C Die Indikation zur Tripleosteotomie nach Tönnis stellt sich bei einem CE−Winkel < 10, Schmerzen sowie nach Ausschluss einer Impingementsymptomatik. D Die Tripleosteotomie kann bereits ab einem Alter von 8 Jahren durchgeführt werden. E Aufgrund der notwendigen Elastizität des Beckens für die Salter−Osteotomie wird diese vorwiegend im Alter bis zu 6 Jahren durchgeführt. 10 Impingement durch verkürzten M. ilipsoas. vorgezogenes unteres Labrum acetabulare. elongiertes Lig. capitis femoris. enge mediale Kapsel. Nur die Aussage 1 ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 1. Durch die Einführung des Hüftultraschall−Screenings für Neugeborene konnten die operativen Maßnahmen in Deutschland drastisch reduziert werden. 2. Bei den Hüfttypen IIa minus mit Reifungsdefizit, IIb bzw. IIc ¹stabil“ erfolgt die Ausreifungsbehandlung mittels Spreizhose bzw. Abspreizschiene. 3. Die Retentionsbehandlung dient der Stabilisierung des Hüftgelenkes in der Urpfanne und schließt sich an die Reposition an. 4. Der Fettweis−Gips zeichnet sich durch die Flexionsstellung der Hüftgelenke von 110 ± 120 sowie maximaler Abspreizung aus. A Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. B Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. C Nur die Aussagen 1, 3 und 4 sind richtig. D Nur die Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. E Alle Aussagen sind richtig. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 Hüftdysplasie CME−Antwortbogen Bitte kopieren, ausfüllen und an die unten angegebene Adresse senden. Online−Teilnahme unter http://cme.thieme.de A. Angaben zur Person Name, Vorname, akad. Titel: Straße, Hausnr.: PLZ/Ort: Ich bin Mitglied der Ärztekammer: Jahr meiner Approbation: Ich befinde mich in der Weiterbildung zum: Ich habe eine abgeschlossene Weiterbildung in/für: Spezialisierung innerhalb des Fachgebiets: q nein seit/Jahr der Facharztanerkennung: q ja, welche? Ich möchte folgende Zusatzbezeichnungen erwerben: Ich habe folgende Zusatzbezeichnungen: Ich bin tätig als: q Assistenzarzt seit: q Oberarzt q Niedergelassener Arzt, seit q Chefarzt in folgender Klinik: q im Ballungsraum q im ländlichen Raum q Sonstiges (bitte eintragen): Führen Sie in Ihrer Praxis diagnostische und therapeutische Auftragsleistungen im Bereich des Fortbildungsthemas durch? q nein q ja, welche? Bieten Sie in der Diagnostik und Therapie im Bereich des Fortbildungsthemas Besonderheiten in Ihrer Praxis/Klinik an? q nein q ja, welche? Machen Sie diese ggf. als Praxisbesonderheiten geltend? q nein q ja, welche? Ich bin Abonnent: q Zeitschrift q ja q nein, der Fragebogen ist aus/von: q thieme−connect q Kollegen q der Klinik q Bibliothek q Sonstiges B. Didaktisch−methodische Evaluation 1. Wie viele Patienten diagnostizieren/behandeln Sie im Zusammenhang mit dem Fortbildungsthema pro Jahr? 2. Bitte benennen Sie die 3 wichtigsten für Sie noch offenen Probleme in der Diagnostik/Therapie des Fortbildungsthemas: 3. Bezüglich der Diagnostik/Therapie im Rahmen des Fortbildungsthemas q fühle ich mich nach Studium des Beitrages in meiner Strategie bestätigt. q hat sich meine Strategie folgendermaßen verändert ± bitte benennen: 4. Wurden aus der Sicht Ihrer täglichen Praxis wichtige Aspekte des Themas a) außer Acht gelassen? q nein q ja, welche? b) zu knapp abgehandelt? q nein q ja, welche? c) überbewertet? q nein q ja, welche? 5. Etwa wieviel Prozent des Beitrages haben Ihnen a) zur Auffrischung bereits bekannten Wissens gedient: q < 10 % q < 25 % q < 50 % q ³ 50 % b) zur Erweiterung Ihres Spezialwissens gedient: q < 25 % q < 50 % q ³ 50 % q < 10 % 6. Die Diagnostik/Therapie im Zusammenhang mit dem Fortbildungsthema wird q von mir begonnen und vom Hausarzt weitergeführt q von mir begonnen und bis zur endgültigen Diagnosestellung bzw. Therapieeinstellung durchgeführt q Diagnostik, Therapie und Langzeitkontrolle erfolgen durch mich (in Abstimmung mit dem Hausarzt). q von mir überwiegend als Auftrags−/Konsiliarleistung erbracht. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 579 ± 598 597 Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie 7. Für die Diagnostik/Therapie im Zusammenhang mit dem Fortbildungsthema ziehe ich regelmäßig andere Fachgrup− q nein q ja, welche? pen hinzu. 8. Ergeben sich für Sie aus wirtschaftlichen Gründen Limitierungen im Einsatz von im Beitrag genannten Diagnose−/ Therapieverfahren? q nein q ja, welche? 9. Stehen Ihnen aus logistischen Gründen Limitierungen im Einsatz von im Beitrag genannten Diagnose−/ Therapieverfahren nicht/nur eingeschränkt zur Verfügung? q nein 10. Die Fragen lassen sich q ja, welche? q aus dem Studium des Beitrages allein beantworten. q nur unter Zuhilfenahme zusätzlicher Literatur beantworten. 11. Ich habe für die Bearbeitung des Beitrags (inkl. Antwortbogen) Minuten benötigt. C. Wissenstest 1 2 3 4 A B C D E A B C D E A B C D E A B C D E 5 6 7 8 A B C D E A B C D E A B C D E A B C D E 9 10 A B C D E A B C D E D. Ihr Ergebnis wird vom Verlag ausgefüllt Sie haben . . . . . . . . . . . von . . . . . . . . . Fragen richtig beantwortet und somit bestanden ......................................................................................................... Ort/Datum ......................................................................................................... Stempel/Unterschrift nicht bestanden CME−Punkt(e) erhalten E. Erklärung Ich versichere, dass ich die Beantwortung der Fragen selbst und ohne fremde Hilfe durchgeführt habe. ........................................................................................................... Ort/Datum ........................................................................................................... Unterschrift Nicht−Abonnenten bitte hier CME−Wertmarke aufkleben bzw. Abonnentennummer eintragen ......................................... Bitte senden Sie den vollständig ausgefüllten Antwortbogen und einen an Sie selbst adressierten und ausreichend frankierten Rückumschlag an den Georg Thieme Verlag KG, CME, Joachim Ortleb, Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart. Einsendeschluss ist der 30. 11. 2007 (Datum des Poststempels). Die Zertifikate werden spätestens 14 Tage nach Erhalt des Antwortbogens versandt. Von telefonischen Anfragen bitten wir abzusehen. Teilnahmebedingungen der zertifizierten Fortbildung Für diese Fortbildungseinheit können Sie bis zu 3 Fortbildungspunkte im Rahmen des Fortbildungs− zertifikates der Ärztekammern erhalten. Hierfür n müssen 70 % der Fragen richtig beantwortet sein. n muss die oben stehende Erklärung vollständig ausgefüllt sein. Unvollständig ausgefüllte Bögen können nicht berücksichtigt werden! n muss im entsprechenden Feld des Antwortbogens Ihre Abonnentennummer eingetragen oder eine CME−Wertmarke aufgeklebt sein. 598 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 CME−Wertmarken für Nicht−Abonnenten Wichtige Hinweise CME−Wertmarken (für Teilnehmer, die die Orthopädie und Unfallchirurgie up2date nicht abonniert haben) können beim Verlag zu folgenden Bedingungen erworben werden: 6er−Pack Thieme−CME−Wertmarken, Preis 63,± Euro inkl. MwSt., Artikel−Nr. 901916; 12er− Pack Thieme−CME−Wertmarken, Preis 99,± Euro inkl. MwSt., Artikel−Nr. 901917. Bitte richten Sie Bestel− lungen an: Georg Thieme Verlag KG, Kundenservice, Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart. Die CME−Beiträge der Orthopädie und Unfallchirurgie up2date wurden durch die Nordrheinische Akademie für ärztliche Fortbildung anerkannt. Die Orthopädie und Unfallchirurgie up2date ist zur Vergabe der Fort− bildungspunkte für diese Fortbildungseinheit berech− tigt. Diese Fortbildungspunkte werden von anderen zertifizierenden Ärztekammern anerkannt. Die Vergabe der Fortbildungspunkte ist nicht an ein Abonnement gekoppelt! ê 2006 ê 579 ± 598