Unfallbedingte Körperschädigungen

Transcription

Unfallbedingte Körperschädigungen
Unfallbedingte
Körperschädigungen
© eg 2010 08 / überarbeitet: I.Ramseier 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Inhaltsverzeichnis
Thema:
Seite
Inhaltsverzeichnis……………………………………………………………………………………………… . 2
2.05.
Unfallbedingte Körperschädigungen………………………………………………………… 3
2.05.1.
Blutungen…………………………………………………………………………………………. 3
2.05.2..
Nasenbluten………………………………………………………………………………………. 6
2.05.3.
Verbrennungen / Verbrühungen / Inhalationstrauma…….………………………………. 7
2.05.3.1.
Verbrennungen/Verbrühungen………………………………………………………………….. 7
2.05.3.2.
Inhalationstrauma………………………………………………………………………….…….. 11
2.05.4.
Elektrounfälle…………………………………………………………………………………….12
2.05.4.1.
Niederstrom……………………………………………………………………………………… 13
2.05.4.2.
Starkstrom………………………………………………………………………………………. 13
2.05.4.3.
Blitzschlag………………………………………………………………………………………. 13
2.05.5.
Allgemeine Vergiftungen…………………………………………………………………….. 15
2.05.5.1.
Vergiftungen durch Gase………………………………………………………………………. 17
2.05..5.2.
Verätzungen……………………………………………………………………………………… 18
2.05.5.3.
Insektenstiche…………………………………………………………………………………… 19
2.05.5.4.
Allergische Reaktionen………………………………………………………………………… 21
2.05.5.5.
Schlangenbisse…………………………………………………………………………………. 22
2.05.5.6.
Pilzvergiftungen…………………………………………………………………………………. 24
2.05.6.
Fremdkörper……………………………………………………………………………………. 26
2.05.6.1.
in den Ohren…………………………………………………………………………………….. 26
2.05.6.2.
in den Augen……………………………………………………………………………………. 26
2.05.6.3.
in der Nase………………………………………………………………………………………. 27
2.05.6.4.
in den Atemwegen…………………………………………………………………………….… 27
2.05.6.5.
in Wunden, Pfählungen……………………..…………………………………………………. 28
2.05.6.6.
in der Speiseröhre……………………………………………………………………………… 28
2.05.7.
Knochenbrüche / Luxationen / Verstauchungen………………………………………… 29
2.05.7.1.
Knochenbrüche…………………………………………………………………………………. 29
2.05.7.2.
Verrenkungen (Luxationen) von Gelenken………………………………………………….. 31
2.05.7.3.
Verstauchungen………………………………………………………………………………… 32
2.05.8.
Weichteilverletzungen………………………………………………………………………… 33
2.05.8.1.
Muskelverletzungen……………………………………………………………………………. 33
2.05.8.2.
Sehnen / Bänder / Kapseln…………………………………………………………………….. 35
2.05.8.3.
Prellungen und Quetschungen………………………………………………………………… 36
2.05.8.4.
Amputatsverletzungen………………………………………………………………………….. 37
2.05.8.5.
Dentaltrauma…………………………………………………………………………………….. 38
2.05.9.
Augenverletzungen……………………………………………………………………………. 39
2.05.10.
Schock (anaphylaktischer/ Kardiogener/ Neurogener/ Volumenmangel/ toxischer) 40
2.05.11.
Kopfverletzungen……………………………………………………………………………… 44
2.05.11.1. Hirnerschütterung und Schädelhirntrauma (SHT)……………………………………………44
2.05.11.2. Hirnblutung………………………………………………………………………………………. 45
2.05.11.3. Aneurysma………………………………………………………………………………………. 46
2.05.12.
Rückenverletzungen…………………………………………………………………………... 47
2.05.12.1. Paraplegie……………………………………………………………………………………….. 48
2.05.12.2. Tetraplegie………………………………………………………………………………………. 48
2.05.13.
Der Halskragen…………………………………………………………………………………. 49
2.05.13.1. Anlegen des Halskragens am sitzenden Patienten…………………………………………. 50
2.05.13.2. Anlegen des Halskragens am liegenden Patienten…………………………………………. 52
Thema „Ertrinken“ und „Ins Eis einbrechen“ ist im Hauptthema 7 „Spezielle Notfälle),
themenbezogen zur Unterkühlung.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 2 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.
Unfallbedingte Körperschädigungen
2.05.1. Blutungen
Wir unterscheiden Blutungen nach:
 Äussere Blutungen
 Innere Blutungen, gefährlich, da nicht leicht zu erkennen
Blutverluste:




Arterielle Blutungen gefährlich, grosser Blutverlust in kurzer Zeit
Venöse Blutungen, ebenfalls gefährlich, wenn dabei grosse Venen betroffen sind
Kapillarblutungen, kaum gefährlich, eher oberflächlich
Mischblutungen
Zeichen grossen Blutverlustes:
 Haut blass, Lippen weiss
 Puls rasch, kaum fühlbar
 Zunehmende Müdigkeit, Unruhe, Angst, Bewusstlosigkeit
Achtung: die Vitalfunktionen sind immer an erster Stelle.
Eine grosse oder spritzende Blutung muss, angesichts des Blutverlustes, aber
sofort gestoppt werden.
Bedrohliche Blutung aus Wunden
Kopf
Rumpf
Arm
Bein
Abtrennung/
Teilabriss
hochhalten
hochhalten
wenn möglich
hochhalten
aufpressen auf
Blutungsstelle
Abdrücken
wenn möglich
Druckverband
Druckverband
aufpressen auf
Blutungsstelle
Druckverband
wenn möglich
Druckverband
ggf. aufpressen von möglichst
keimfreiem Material
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 3 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Bei stärkeren Blutungen:
Patienten flach auf den Boden legen, da die Gefahr besteht, dass der Patient bewusstlos wird.
Verletztes Körperteil hochhalten, und mit T-Shirt, Badetuch etc. direkt auf die Wunde drücken.
Wunde, wenn möglich, mit steriler Kompresse abdecken, darauf Druckpolster
(Verbandpäckchen, Stofftaschentuch, Binde, Dreiecktuch, Stoffstreifen usw.) legen und
Druckverband anlegen. Fest, aber nicht zu fest anziehen. Z.B. müsste am Vorderarm der Puls
noch spürbar bleiben!!
1. Patient sofort
horizontal lagern
2. Wundbereich in
die Höhe halten
4. Wundbereich
hoch lagern
3. Druckverband
anlegen
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 4 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Bei starken Blutungen an Armen und Beinen
Vor Anlegen des Druckverbandes kann die Schlagader zwischen Verletzungsstelle und Herz
kurzfristig abgedrückt werden (gleichzeitig Verbandmaterial holen lassen):
Oberarmschlagader mit vier Fingern gegen den Oberarmknochen drücken.
Beinschlagader mit den beiden Daumen in der Mitte der Leistenbeuge gegen den
Beckenknochen drücken.
Wichtig: Ist der Druckverband angelegt, Druckpunkte los lassen
Weitere Möglichkeit, wenn alles nichts nützt: (siehe auch Hauptkapitel 3)
Tourniquet
Ein Tourniquet, auch
selbstgemachte.
Diese müssen die
Möglichkeit
haben,
alle paar Minuten
geöffnet werden zu
können.
Niemals
über längere Zeit
angezogen lassen.
(Gewebe
kann
absterben)
Bei Blutungen an Körperstellen, an denen kein Druckverband angelegt werden kann.
Verband- oder anderes Stoffmaterial auf die Wunde pressen. In Notfällen ist die Blutstillung
immer wichtiger als die Vermeidung von Infektionen.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 5 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.2. Nasenbluten
Epistaxis (gr. σταζω, „tropfen“) ist das medizinische Fachwort für Nasenbluten. Nasenbluten
ist zwar in den meisten Fällen nicht gefährlich, es kann jedoch auch lebensbedrohlich und kaum
zu beherrschen sein. Gefährliche Blutungen stammen meist aus den hinteren
Nasenabschnitten.
Epistaxis (Nasenbluten) ist am austretenden Blut aus der Nase zu erkennen. In den meisten
Fällen ist es dunkelrot, kann aber auch hellrot spritzend sein (arterielle Blutung). Gelegentlich
kann jedoch ein Nasenbluten vorgetäuscht sein, wenn bei starken Blutungen anderer
Lokalisation (z. B. Blutung bei Speiseröhrenkrampfadern (Ösophagusvarizen) Blut über die
Nase austritt.
Gefahren:
Bei arteriellem Nasenbluten besteht die Gefahr des Verblutens (Hypovolämischer Schock).
Beim Bewusstlosen besteht die Gefahr der Aspiration von Blut, also des Einatmens von Blut in
die Luftröhre. Das Verschlucken von Eigenblut ist nicht gefährlich, führt jedoch häufig zu
Erbrechen, da Blut als starkes Emetikum (brechreizendes Medikament) wirkt.
Massnahmen:
Bei Kindern mit Nasenbluten gilt insbesondere, beruhigend auf den Patienten einzuwirken. Der
sitzende (!) Patient beugt den Kopf nach vorne, damit das Blut nach vorne aus der Nase
fliessen kann. Wird der Kopf nach hinten gebeugt, wird das Blut verschluckt und das Ausmass
der Blutung kann nicht beurteilt werden, bei Bewusstseinstrübung besteht die Gefahr der
Blutaspiration mit Verlegung der Atemwege.
Die Nasenflügel werden über einige Minuten komprimiert, wodurch ein unkompliziertes
Nasenbluten aus den vorderen Nasenabschnitten, insbesondere das häufige Bluten vom Locus
Kiesselbachi (gefässreiches Gebiet) an der Nasenscheidewand zum Stillstand kommen sollte.
Arterielle Blutungen aus den hinteren Nasenabschnitten werden durch Kompression der
Nasenflügel nicht beeinflusst, das Blut tritt dann unvermindert durch den Mund aus.
Führen diese Massnahmen zu keiner Besserung oder treten bedrohliche Symptome auf
(grosser Blutverlust, lange anhaltendes Nasenbluten, Bewusstseinstrübung des Patienten), ist
eine umgehende Behandlung in einer Fachabteilung eines Krankenhauses erforderlich.
Achtung: Patienten mit Blutverdünner !!!!!
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 6 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.3. Verbrennungen / Verbrühungen / Inhalationstrauma
2.05.3.1. Verbrennungen / Verbrühungen
Definition / Ursachen:
Verbrennungen und Verbrühungen sind schwere Schädigungen der Haut, der
Hautanhangsgebilde und zum Teil auch der tiefer liegenden Gewebe durch thermische
Einflüsse. Dadurch resultieren nachhaltige Auswirkungen auf den gesamten Organismus durch
Störung der "vitalen Funktionen".
Ursachen:
Thermische Schäden der Haut und der Anhangsgebilde (z.B. Haare, Nägel) entstehen durch
Einwirkung von:
 Heisse Flüssigkeiten
 Dampf
 Heisses Material
 Sonne, Strahlung
 Radioaktivität
 Strom, Blitzschlag
 Reibungshitze
 Feuer, Flamme, Explosion
Das Alter der Patienten spielt eine grosse Rolle bei der Art der Verletzung. Bei Kleinkindern bis
vier Jahre machen Verbrühungen 70 % aller Verletzungen aus. Dies begründet sich zum Einen
durch die lebhafte motorische Entwicklung und den Drang zum Erkunden (Herunterreissen von
Flüssigkeitsbehältern von Herd und Tisch), zum Anderen aber auch in Sorglosigkeit der
Aufsichtsperson (z. B. zu heisses Badewasser). Bei älteren Kindern und Jugendlichen liegt die
Ursache häufig im unsachgerechten Umgang mit Feuer und brennbaren Flüssigkeiten (z. B.
Benzin) oder in einem Stromunfall.
Bei Erwachsenen zwischen 15 und 64 Jahren treten Flammverbrennungen am häufigsten auf;
bei einem Drittel der Unfälle handelt es sich um Arbeitsunfälle.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 7 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Um die Ausdehnung einer Verbrennung abzuschätzen, gibt es folgende Regeln:
Die Handfläche des Patienten entspricht ungefähr einem Prozent der Körperoberfläche.
9
• Für grössere Flächen gilt die Neunerregel:
18+18
9
9
18
Körperteil
Erwachsener
Kind
Säuglinge
Kopf / Hals
9%
16%
20%
Rumpf
4x9 (36) %
32%
30%
Arme
2x9 (18) %
2x9%
2x9%
Beine
2x2x9 (36) %
2x16%
2x15%
Genitalien
1%
2%
2%
18
Verbrennungsgrade:
Nach der Tiefe der Verbrennung oder Verbrühung unterscheidet man die folgenden
Verbrennungsgrade:
1. Grad: Rötung und leichte
Schwellungen der Haut,
Schmerzen,
Oberhaut
(Epidermis)
betroffen,
vollständige
Ausheilung
(reversibel)
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
2. Grad: Blasenbildung, starke
Schmerzen,
Epidermis
Oberhaut)
und
Dermis
(Lederhaut)
betroffen,
vollständige Heilung (2a) oder
mit Narbenbildung (2b, bei
tiefer Dermisbeteiligung)
Seite 8 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
4. Grad: Verkohlung,
keine
Schmerzen,
alle
Hautschichten
und darunter liegende
Knochen / Weichteile
betroffen,
irreversibel
3. Grad: schwarz-weissNekrosen (abgestorbenes
Gewebe),
keine
Schmerzen,
da
Nervenendigungen
zerstört.
Dermis
und
Subkutis
(Unterhaut)
betroffen, irreversibel
Eine zweit- bis drittgradige Verbrennung kann ab 10 Prozent verbrannter
Körperoberfläche beim Erwachsenen und ab 5 Prozent verbrannter Körperoberfläche
beim Kind zum lebensgefährlichen hypovolämischen Schock führen.
Die Toleranz ist stark abhängig von Allgemeinzustand und Alter des Patienten.
Körperliche Folgen einer Verbrennung
Für
die
ersten Minuten
und
Stunden
nach
der Verletzung
scheint
die
Hautoberflächenschädigung von besonderer Bedeutung zu sein. Dabei wird von der Ausbildung
eines kapillären Lecks gesprochen (capillary leak), das den unkontrollierten Austritt von Wasser
aus dem Blut-Gefässsystem in das umgebende Gewebe ermöglicht.
Das zirkulierende Blutvolumen sinkt somit. Die Flüssigkeitsverschiebungen bewirken derartig
hohe Volumenverluste in den Blutgefässen, dass es unbehandelt zu Kreislaufreaktionen
(sinkender Blutdruck, Erhöhung der Herzfrequenz) und im schwersten Fall zum Kreislaufschock
kommt. So fällt zum Beispiel das Plasmavolumen bei 40 % verbrannter Körperoberfläche auf
25 % des Ausgangwertes.
Die Besonderheit beim Volumenverlust durch das kapilläre Leck besteht darin, dass lediglich
Blutplasma (Wasser mit gelösten Stoffen, wie Eiweisse) in das Gewebe abgegeben wird, die
festen Bestandteile des Blutes (Blutzellen) verbleiben im Gefässsystem. Das hat zwei Folgen:
 Es erhöht sich der Anteil der festen Blutbestandteile, was zu einer höheren Viskosität
(zähflüssig) des Blutes führt.
 Dem zirkulierenden Blut gehen gelöste Eiweisse verloren. Dieser Vorgang führt zu
weiterem Flüssigkeitsverlust aus den Gefässen.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 9 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Wer muss zum Arzt:
1. Grad:
Z.B. Sonnenbrand: Kommt Üebelkeit, Unwohlsein und/oder Erbrechen dazu,
muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Allgemein:
Verbrennungen im Gesicht, an den Händen, über Gelenken, am Damm und an
den Geschlechtsteilen sind wegen der Folgen (Infektion, störende Narben) als
schwere Verletzungen zu betrachten .
Kinder, vorallem Kleinkinder unter 2 Jahren, sowie ältere Menschen müssen
schon frühzeitig zum Arzt. Beide Generationen haben einen zu schnellen
Flüssigkeitsverlust. Ältere Menschen haben oft Haut wie Pergamentpapier, was
der Hitze ermöglicht, „unter der Haut durchzuschlüpfen“. Die Brandwunden
sind meist grösser, unter der Oberhaut, als man denkt.
Generation:
Erste Hilfe:
KÜHLEN >> KÜHLEN >> KÜHLEN >> KÜHLEN >> KÜHLEN
Während 10-15 Minuten




Brauche keine „Hausmittel“ wie Salben, Puder, Oel, Butter, Quark etc.
Blasen nicht öffnen
Anhaftende Kleider nicht wegreissen, nur rundherum abschneiden, was stört
Gesicht nicht abdecken, nur nass-kühle Tücher geben, Patient soll selber drauf halten
 Bei Verbrennungen durch Elektrounfall vor der Nothilfe zuerst Strom ausschalten
Weitere wichtige Punkte:
 Unabhängig vom Verbrennungsgrad sofort unter fliessendem Wasser 10-15 Minuten
kühlen. (vermindert weiter anhaltende Hitzeeinwirkung auf das Gewebe, Schwellungen
und Flüssigkeitsverlust, lindert den Schmerz); Sekunden können oft über das
Tiefergreifen der Verbrennung entscheiden. Aber selbst wenn der Zeitpunkt der
Verbrennung bis zu einer Stunde zurückliegt, ist die Anwendung von kühlem Wasser
noch angezeigt.
 Die Wasserqualität spielt im Notfall eine nebensächliche Roll
 Keine Kleider niemals entfernen, wenn sie auf der Haut kleben, da sonst die noch
„gesunde“ Haut mitgerissen wird.
 Mit brennenden Kleidern nicht rennen, sondern sich auf den Boden legen und wälzen (in
Teppiche oder Tücher).
 Das Feuer mit einer Decke oder Kleidern aus Wolle löschen (keine synthetischen Stoffe).
 Wunde, mit Ausnahme des Gesichtes, mit sterilem Deckverband oder sauberen Tüchern
bedecken (Infektionsgefahr), Gesichtsverbrennungen nicht verbinden.
 Um Temperaturschocks zu vermeiden: Opfer zudecken, nichts zu essen und
trinken geben.
 Sanität oder Rega anrufen
Gleichartige Schäden entstehen auch durch Säuren und Laugen!!!
SPÜLEN >> SPÜLEN >> SPÜLEN >> SPÜLEN >> SPÜLEN
Während 10-15 Minuten
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 10 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.3.2.
Inhalationstrauma
Ein Inhalationstrauma, umgangssprachlich auch Rauchgasvergiftung, kommt sowohl isoliert als
auch in Kombination mit einer Brandverletzung vor. Die schädigende Wirkung ergibt sich wie
folgt:
1. Das Einatmen giftiger Stoffe
2. Die direkte Schädigung der Atemwege
3. Die spätere Schädigung des Lungengewebes
1. Hier führt meist der Sauerstoffmangel im verrauchten Bereich, Kohlenmonoxid und Zyanid
zur Schädigung des Organismus. Kohlenmonoxid entsteht bei unvollständiger Verbrennung,
besonders bei Bränden in geschlossenen Räumen. Kohlenmonoxid bindet sich viel besser
an die roten Blutkörperchen als Sauerstoff, dadurch wird der Sauerstofftransport im Blut
gehemmt.
Zyanid entsteht durch die Verbrennung von stickstoffhaltigen Materialien wie z. B. Plastik
oder Polyurethan. Es blockiert die Sauerstoffverwertung in der Einzelzelle, der Patient
erstickt innerlich.
2. Durch das Inhalieren von heisser Luft (über 150 °C) kommt es zur direkten thermischen
Schädigung der Schleimhaut von Rachen und Kehlkopf. Durch das resultierende Ödem
(Gewebeschwellung) können innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem Ereignis die
Atemwege verlegt sein.
3. Durch das Zusammenwirken der vielen verschiedenen Giftwirkungen beim
Inhalationstrauma können die Zellen des Lungengewebes selbst so schwer geschädigt
sein, dass sich der Gasaustausch zwischen Lungenbläschen und dem Blut vermindert.
Dadurch entsteht meist eine Verschlechterung der Situation in der Sauerstoffversorgung
des Organismus ca. 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Intensivtherapie.
Wir als Ersthelfer müssen uns merken, dass ein Patient mit Rauchgasvergiftung nicht ohne
Hilfsmittel beatmet werden soll, da wir uns selbst Schaden können. Im Zweifelsfall sollte nur
Herzmassage durchgeführt werden. Wenn wir einen Ambu-Beutel zur Verfügung haben, ist eine
Beatmung mehr als angezeigt. Sollte uns sogar Sauerstoff zur Verfügung stehen, wäre dem
Patienten sehr gedient.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 11 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.4. Elektrounfälle
Vergleich der Elektrotraumata
(Blitzschlag, Hochspannung, Niederspannung)
Blitzschlag
Hochspannung
Niederspannung
Häufigkeit
Sehr selten
70%
30%
Volt
>1 Million
>1000
<1000
Ampère
>200000
<1000
<240
Dauer
Sehr kurz
Mässig
Lang
Stromart
Gleichstrom
Gleichstrom/Wechselstrom
Wechselstrom
Respiration
Sekundär via
ZNS
Tetanie
Tetanie
Kardial
Asystolie
Kammerflimmern/
Asystolie
häufig
Kammerflimmern
selten
ZNS
Häufig betroffen
Mässig
Selten
Schwere Verbrennungen
Leichte
Verbrennungen
Häufig
(Verbrennungen und
Nekrosen)
Selten
Moderat
Gering
Verbrennung
Operationen
Mortalität
LichtenbergFiguren
Häufig
(sekundäre
Traumata)
Hoch
Stromschlag:
 Kinder werden von Steckdosen und elektrischen Geräten magisch angezogen - vielleicht
gerade - weil das Berühren von den Eltern verboten wird. Viel zu viele Stromquellen sind
nicht kindersicher.
 Unfälle mit elektrischem Strom sind besonders gefährlich, wenn Wasser mit im Spiel ist
(nasser Boden, Haartrockner fällt in die Badewanne).
 Bei Elektrounfällen können Herzrhythmus-Störungen auftreten: Es wird weniger oder
kein Blut und damit zu wenig Sauerstoff im Körper transportiert. Dieser Zustand kann
nach wenigen Minuten zum Tod führen.
 Eine weitere Gefahr sind sichtbare Verletzungen, die wie Verbrennungen aussehen.
Dabei kann sich aber hinter kleinen Brandmalen eine viel schwerere innere Verletzung
verbergen! – bis Organschädigungen.
Erkennen / Zeichen:
 Muskelverkrampfung, solange die Stromeinwirkung besteht.
 "Strommarken": An den Stromeintritts- und -austrittsstellen entstehen beim Durchströmen
des Körpers Verbrennungen mit Brandwunden
 Unter Umständen kommt es zur Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand
Verglichen mit anderen Unfallursachen führen Elektrounfälle häufiger zum Tod
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 12 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.4.1.
Niederstrom
Massnahmen :
Erste Hilfe bei Niederspannung (bis 1000 Volt):
 Bewahren Sie Ruhe
 Unterbrechen Sie den Stromkreis – sofort Stecker ziehen oder Sicherung ausschalten. Ist
das nicht möglich, die Person mit einem schlecht leitenden, trockenen Gegenstand
(Besenstiel, Holzstuhl, Ledergürtel), Plastiksack von der Stromquelle entfernen.
 Eigenschutz beachten!
 Sichtbare Verletzungen mit sauberen, keimfreien Tüchern oder Verbänden bedecken.
 Fahren Sie zum nächsten Arzt/Krankenhaus oder rufen Sie den Notruf 144. Wichtig:
Impfbuch mitnehmen, u.a. wegen Tetanusschutz!
 Bei Herz- und Atemstillstand direkt mit Herzmassage und evtl. Beatmung beginnen. Sofort
den Notruf 144 verständigen.
 Bei jeder Stromverletzung sollten Sie zügig einen Arzt aufsuchen, denn manchmal treten
Herzrhythmus-Störungen erst später auf. Das Herz des Patienten muss unbedingt mit
einem EKG genau untersucht werden.
2.05.4.2.
Starkstrom
Massnahmen:
Erste Hilfe bei Hochspannung (über 1000 Volt):
Bei Hochspannungsunfällen: Rettung nur durch Fachpersonal!
 Stromquelle durch Polizei, EW, Feuerwehr ausschalten lassen – Bestätigung abwarten
 Nicht zu nahe an Unfallstelle treten (Schrittspannung)
 Durch Lichtbogen äusserliche Verbrennungen
 Wegschleudern, Knochenbrüche, Weichteilverletzungen
 Durch Stromfrequenz, Herzkammerflimmern, Störungen des Nervensystems
Bring Dich durch unüberlegtes Handeln nicht selber in Gefahr!
2.05.4.3.
Blitzschlag
Schwerwiegende zerebrale Schädigungen sind vor allem nach Blitzschlagunfällen beschrieben
worden. Häufig handelt es sich um eine indirekte Folge bei einem Status nach einem schweren
Trauma mit Multiorganversagen oder durch Folgeerscheinungen bei Anoxie (kein Sauerstoff
mehr, innerer Erstickungstod) nach Kreislaufstillstand, die sich am zentralen Nervensystem
äussern. Es treten intrazerebrale (im Gehirn drin) Blutungen auf, wobei nach einem Blitzschlag
hauptsächlich die Basalganglien (linsenförmige Kerne im Gehirn, sind für Willenskraft, Affekte
etc. verantwortlich) und der Hirnstamm betroffen sind. Selten wird auch das Myelon (Teil im
Rückenmark) in Mitleidenschaft gezogen. Es sind persistierende (dauerhafte) Tetraplegien
dokumentiert, die aufgrund des direkten Stromflusses durch das zervikale (Halsteil betreffend)
Rückenmark entstanden sind.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 13 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Vom Blitz getroffene Opfer mit Herz- und Atem-Stillstand sind grundsätzlich reanimierbar,
betonen die Experten. Selbst weite, reaktionslose Pupillen sollten nicht von entsprechenden
Wiederbelebungs-Bemühungen abhalten.
Die Erfolgsquote ist erstaunlich, selbst wenn die Erst-Massnahmen nach einem scheinbar nicht
mehr überbrückbaren Zeitrahmen einsetzen. Ja, „die Reanimation Blitz-Geschädigter ist
erfolgsversprechender als bei Opfern mit Kreislaufstillstand anderer Ursache“. Offenbar
garantiert bei solchen Fällen eine sogenannte Minimal-Zirkulation des Kreislaufs das
notwendige Überlebens-Potenzial. Auch soll nach Blitz-Einschlag die Degeneration der Zellen
relativ langsam fortschreiten. Kurz: beherzt eingreifen und nicht den Mut sinken lassen, weiter
machen.
Selbst ein „scheinbar lebloses Opfer mit Kreislauf-Stillstand“ hat noch eine Chance,
betonen die Ärzte.
Lichtenberg-Figuren
nach Blitzschlag
Austrittstelle des
Stroms
Strommarke
Sicherheitsmassnahmen bei
Gewitter
Eintrittsstelle 220 Volt
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 14 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5. Allgemeine Vergiftungen
Vergiftungsunfälle sind trotz zunehmendem Bewusstsein über die bestehenden Gefahren nach
wie vor häufig. Das Tox-Zentrum registriert jährlich über 15 000 Unfälle mit Medikamenten,
Chemikalien, Naturtoxinen und anderen Giften. Viele dieser Unglücksfälle verlaufen dank
raschem und richtigem Handeln glimpflich. Noch immer sterben aber in unserem Land jedes
Jahr Menschen an den Folgen einer akuten, unfallmässigen Vergiftung. Es ist daher nach wie
vor nötig, schwere, lebensbedrohliche Vergiftungen zu verhüten.
Die meisten Unfälle mit Medikamenten und Chemikalien passieren bei Kindern im Vorschulalter
zuhause. Medikamente und Haushaltprodukte sind in der Schweiz die am häufigsten beteiligten
Mittel. Sie führen jedes Jahr zu über 4'000 Notrufen an das Tox-Zentrum.
Alle Stoffe sind giftig, selbst Kochsalz, wenn sie in entsprechend grosser Menge aufgenommen
werden.
Die Gefahrenherde sind zahlreich:
 Küche: Bleichmittel, Entkalker, Geschirrreiniger, Putzmittel, Backofenreiniger
 Badezimmer: Rohrreiniger, Medikamente, , Kohlenmonoxid aus Durchlauferhitzern,
Kosmetika
 WC: Desinfektionsmittel, Luftverbesserer, Waschpulver
 Schlafzimmer: Kosmetika, Medikamente
 Wohnzimmer: Spirituosen, Tabak, Petrollämpchen, giftige Pflanzen
 Balkon/Garten: Giftige Pflanzen, Unkrautvertilger, Düngemittel, Insektizide, Rattengifte,
Grillanzündflüssigkeit
 Garage: Autopflegemittel, Benzin, Frostschutz, Autobatterie
 Werkstatt: Bastel- und Photochemikalien, Farben, Lösungsmittel
Wenn Kleinkinder im Haushalt leben, ist grösste Vorsicht geboten. In diesem Alter hilft die
Aufklärung noch nicht, die Kinder müssen mit anderen Mitteln geschützt werden. Die folgenden
Massnahmen helfen mit, Unfälle bei Kindern wie auch bei Erwachsenen zu verhüten:
 Chemikalien jeder Art und Medikamente ausschliesslich in der Originalverpackung
aufbewahren. Besonders gefährlich ist das Umfüllen von Flüssigkeiten in
Getränkeflaschen.
 Chemikalien jeder Art und Medikamente in separate Fächer wegschliessen.
 Gebrauchsanweisungen und Warnaufschriften vor Gebrauch unbedingt studieren.
 Überflüssige Chemikalien und Medikamente einmal im Jahr aus dem Haushalt entfernen.
Sie können zur Vernichtung den Verkaufsstellen zurückgebracht werden. Sie gehören weder in
den Ausguss noch in den Abfallsack.
Was passiert im Körper?
In der chemischen und pharmazeutischen Industrie, bei Arzneimitteln, Pflanzenschutz- und
Schädlingsbekämpfungsmitteln, giftigen Pflanzen, Beeren, Pilzen und verdorbenen
Lebensmitteln gibt es jeweils mehrere Tausend verschiedene giftige Stoffe.
Giftstoffe verursachen im menschlichen Körper oft schwere gesundheitliche Störungen oder gar
lebensbedrohliche Zustände. Entscheidend für die Schwere der Schädigung sind Giftart,
Giftmenge, die Konzentration und die Einwirkungsdauer der Giftstoffe. Aber auch das Alter, das
Körpergewicht und die Widerstandskraft des Betroffenen sind von Bedeutung.
Das Gift gelangt überwiegend über den Verdauungsweg in den Körper. Aber auch über die
Atemwege und die Haut können bestimmte Giftstoffe aufgenommen werden. Betrachtet man
die Ursachen für Vergiftungen etwas genauer – Leichtsinn, Verwechslung aufgrund mangelnder
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 15 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Kennzeichnung, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Unwissenheit und Neugier bei Kindern,
Selbstmordversuche usw. –, dann wird schnell deutlich, dass Unfälle dieser Art durchaus
vermeidbar wären.
Vorsicht:
Halten Sie Giftstoffe - Chemikalien, Reinigungsmittel, Medikamente, Pflanzenschutzmittel
usw. – vor allem in Haushalten mit Kindern immer verschlossen. Füllen Sie keine
Giftstoffe in Getränkeflaschen ab!
Erkennen:
 Situationsbedingte Merkmale beachten
 Übelkeit
 Erbrechen
 Schweissausbrüche
 Krämpfe
 Eventuell Bewusstlosigkeit oder Herz-KreislaufStillstand
Massnahmen:
Alle vom Ersthelfer durchführbaren Massnahmen entsprechen den grundsätzlichen
Massnahmen, wie sie in den anderen Verletzungs- und Erkrankungszuständen schon
beschrieben worden sind.
Eigenschutz beachten (Gase, Kontaktgifte u.ä.).
 Giftreste und/oder Erbrochenes sicherstellen und dem Rettungsdienst mitgeben
 Fragen Sie bei Erwachsenen und Kindern geduldig nach, was geschehen ist!
 Stoppen der Giftzufuhr (z. B. Bergung aus Gas- oder Rauchmilieu durch Feuerwehr!
(Hautreinigung durch Spülen).
 Alarmieren: Bei bewusstlosen Patienten immer 144. Bei ansprechbaren Patienten liefert
das Toxikologische Zentrum (Tel. 145) wertvolle Auskunft.
Meldeschema für das
TOX-Zentrum Tel. 145
Wer >
Alter, Gewicht,
Frau, Kind, Mann,
Vorerkrankungen etc.
Was >
Substanz
Wann > Zeitlich evtl.
Wie >
getrunken, geschluckt
Wieviel > Menge evtl.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 16 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5.1.
Vergiftungen durch Gase
Werden giftige Gase eingeatmet, können direkt Schädigungen der Lunge eintreten, wie z.B. bei
Chlor- und Nitrose-Gasen. Diese Gase führen, da sie ätzend wirken, zu einer Schädigung der
Atemwege und der Lunge. Es entwickelt sich, oft mit zeitlicher Verzögerung, ein Lungenödem
(Wasseransammlung in der Lunge). Z.B. bei Kupferreinigungen mit Salpetersäure.
Personen, nach eingeatmeten Gasen, müssen auch dann zur Beobachtung in die Klinik
gebracht werden (Notruf!), wenn noch keine Anzeichen für eine Vergiftung erkennbar sind. Bei
Vergiftungserscheinungen mit Atemnot lagern Sie die Betroffenen halbsitzend.
Kohlenmonoxid
Das bei jeder Verbrennung, insbesondere bei
Sauerstoffmangel, entstehende Kohlenmonoxid-Gas
intensive Verbindung mit den roten Blutkörperchen ein,
wird. In geschlossenen Räumen kann es zudem
unvollständiger Verbrennung unter
vergiftet den Körper. Es geht eine
wodurch der Sauerstofftransport gestört
explosive Konzentrationen erreichen.
Kohlenmonoxid-Vergiftete klagen über Kopfschmerzen; es kommt zu Übelkeit und
Erbrechen. Sie werden schliesslich bewusstlos. Die Gesichtsfarbe ist rosig, obwohl
Sauerstoffmangel besteht. Bei hohen Gaskonzentrationen kann der Zustand eines
Betroffenen sehr schnell lebensbedrohlich werden.
 Sorgen Sie zunächst für Lüftung in den betroffenen Räumen
 Retten Sie den Betroffenen unter Berücksichtigung des Selbstschutzes an die frische Luft
 Prüfen Sie Bewusstsein und Atmung und führen Sie die entsprechenden Massnahmen
durch: bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage, bei Atemstillstand beatmen.
 Alarmieren Sie den Rettungsdienst (144) oder Notruf 112
Kohlendioxid
Kohlenstoffdioxid, auch Kohlendioxid oder in gelöster Form umgangssprachlich oft ungenau
Kohlensäure genannt, ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff mit der
Summenformel CO2. Kohlenstoffdioxid ist ein saures, unbrennbares, farb- und geruchloses
Gas, das sich gut in Wasser löst. Mit basischen Metalloxiden oder -hydroxiden bildet es zwei
Arten von Salzen, die Carbonate und Hydrogencarbonate genannt werden.
Kohlenstoffdioxid, ein wichtiges Treibhausgas, ist ein natürlicher Bestandteil der Luft, wo es in
einer mittleren Konzentration von 0,038 Vol% (380ppm) vorkommt. Es entsteht sowohl bei der
vollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen unter ausreichender
Sauerstoffzufuhr als auch im Organismus von Lebewesen als Kuppelprodukt der Zellatmung.
Verändert sich aber der Anteil, dann wird es zum tükischen Gärgas. Dies sind dann
Luftmischungen, die bei Gärprozessen entstehen. Da ist der Kohlendioxidanteil höher als
normal (0,03%).
Es entsteht bei Gär- und Zersetzungsprozessen, ist unsichtbar, geruchlos und schwerer als
Luft. Es verdrängt in tief liegenden, geschlossenen Räumen (z.B. in Gärkellern, Futtersilos,
Gruben) die Luft und damit den Sauerstoff so, dass Personen, die in den "Kohlendioxidsee"
geraten, in kürzester Zeit ersticken.
 Unternehmen Sie in geschlossenen Räumen und Behältern keine Rettungsversuche
ohne spezielle Atemschutzgeräte und entsprechende Sicherung. Da Ihnen im
Allgemeinen solche Atemgeräte nicht zur Verfügung stehen, alarmieren Sie schnellstens
die Feuerwehr (Notruf 118)
 Nach der Rettung müssen meist Massnahmen zur Wiederbelebung durchgeführt werden
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 17 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5.2.
Verätzungen durch giftige Substanzen
Verätzung bezeichnet eine Verletzung von Haut oder Schleimhäuten durch chemische Stoffe,
in der Regel starke Säuren oder Laugen. Der Grad der Schädigung hängt von der Art und
Konzentration der ätzenden Stoffe, aber auch von der Menge und Dauer der Einwirkung ab.
Säuren führen zu sogenannten Koagulationsnekrosen (Untergang von Gewebeanteil,
abgestorbener Anteil) der benetzten Haut oder Schleimhaut. Dabei gerinnen die Zelleiweiße
ähnlich wie beim Erhitzen eines Hühnereis in der Pfanne. Durch die Verklumpung der
Eiweissmoleküle wird die ätzende Flüssigkeit daran gehindert, tiefer in das Gewebe
einzudringen. Dagegen verursachen Laugen sogenannte Kolliquationsnekrosen (Untergang von
Gewebeanteil, abgestorbener Anteil), bei denen das geschädigte Gewebe verflüssigt wird.
Hierdurch bahnt sich die ätzende Flüssigkeit sozusagen einen Weg in die Tiefe; Verätzungen
durch Laugen führen daher zu weit ausgedehnteren Schädigungen.
Die Verdauungswege können auch direkt Schaden nehmen (Verätzung des Verdauungstraktes
durch Säuren und Laugen). Z.B. Nitroverdünner in einer Mineralwasserflasche. Ein Kind macht
diese auf und trinkt.
Schwere Verätzungen der Augen entstehen vor allem durch Säuren und Laugen, aber auch
durch pulverförmige Substanzen wie Zement und Kalk.
Erste Hilfe:
Schutzhandschuhe tragen!
 Patient sofort bei der betroffenen Stelle entkleiden.
 Danach 10 – 15 Minuten unter fliessendem Wasser abspülen. Nicht aufgeben!!
 Betroffene Augen sofort 15 Min. mit Wasser spülen. Das Auge muss dabei geöffnet
bleiben.
Verätzungen durch Säuren oder Laugen verursachen ähnliche Hautschädigungen wie
Verbrennungen. Nach Verätzungen ist immer ärztliche Hilfe nötig!
Augenspritzer müssen nach ausreichendem Spülen unverzüglich in eine Augenklinik.
Auch wenn alles wieder besser scheint!!!
Auge von innen nach aussen spülen, sonst fliesst
es in das andere Auge!!
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 18 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5.3.
Insektenstiche
Das Stichgift von Bienen und Wespen verursacht Schmerzen, bei Allergikern eine mitunter
massive Schwellung, die erst nach einigen Tagen nachlässt. Sie kann bis zu fünf oder sechs
Tage anhalten, am zweiten oder dritten Tag kann die Reaktion am stärksten sein. Die Wirkung
ist jedoch abhängig von der Einstichstelle und der Menge des Giftes, so dass die Reaktion sehr
unterschiedlich ausfallen kann. Bei einem Wespenstich lässt der (erträgliche) Schmerz
beispielsweise schon nach einigen Minuten stark nach.
Das Gift von Bienen und Wespen, aber auch von Hornissen ist erst bei mehreren hundert
Stichen lebensgefährlich. Bei Allergikern dagegen kann bereits ein einziger Stich zu
lebensbedrohlichen Reaktionen führen.
 Der Insektenstich schwillt deutlich stärker an als normal
 Es bilden sich Quaddeln (grosse juckende Wasserblasen)
 Atemnot, Kollaps (kalter Schweiss, verlangsamter Herzschlag bis zur Bewusstlosigkeit),
Erbrechen. Bei diesen Anzeichen sofort den Notruf 144 anrufen!
Bienenstich
Der Stachel bleibt stecken
aufgrund des Widerhakens
Stachel steckt
Stachel entfernt
Was tun?
 Ruhe bewahren und den Patienten beruhigen
Bienenstich: Sie sehen eine rundliche rote Verletzung, in der noch der Stachel steckt Bienenstachel haben Widerhaken und bleiben deshalb in der Haut stecken.
 Stachel sofort entfernen, evtl. wegkratzen, falls es sonst nicht geht
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 19 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Wespenstich: Sie sehen eine rundliche rote Verletzung ohne Stachel.
 Malen Sie mit einem Stift einen Kreis um die rote Stelle, so dass Sie beurteilen können,
ob die Rötung grösser wird.
 Zeigt der Patient Anzeichen einer allergischen Reaktion, rufen Sie sofort den Notruf.
 Bei Insektenstichen im Mundraum den Patienten ständig Eis lutschen lassen. Falls kein
Eis vorhanden ist, legen Sie kalte Umschläge um den Hals. Auf jeden Fall sofort die
Ambulanz 144 rufen – Erstickungsgefahr!
Zeckenstich: Die bräunlich schwarze Zecke steckt mit dem Körper nach aussen in der Haut,
der Kopf ist in die Haut eingegraben. Anfangs sind Zeckenleiber nur so gross wie ein
Stecknadelkopf. Doch je länger die Zecke Blut saugen konnte, desto grösser – bis
Erbsengrösse – ist ihr Körper.
 Wenn Sie nicht darin geübt sind, sollten Sie die Entfernung der Zecke einem Arzt
überlassen. Bei unsachgemässer Entfernung kann der Kopf der Zecke in der Haut
stecken bleiben, die Wunde sich entzünden.
 Notieren Sie Datum und Körperstelle des Zeckenbisses. Teilen Sie beides umgehend
ihrem Arzt mit.
Erste Hilfe:
Einstichstelle mit Insektenstift, Fenistil-Gel oder mit angeschnittener Zwiebel betupfen. Bei
starker Schwellung mit Eiskompressen, gefrorener Salzkompresse oder Alkoholwickel kühlen.
Zeckenbiss
Zeckenbiss
Zecke
hat
sich
festgebissen und ist
bereits
ziemlich
vollgesaugt
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 20 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5.4.
Allergische Reaktionen
Von tränenden, stechenden Augen bis hin zu Juckreiz und Quaddelbildung - die Symptome der
Allergien sind so vielfältig wie ihre Auslöser. Je nach Art der Allergie sind Haut, Atemwege oder
Magen-Darm-Trakt betroffen.
Heuschnupfen, Kontakt- und Nahrungsmittelallergien, Arzneimittel-, Insektengift-, und
Sonnenallergien machen vielen Menschen das Leben schwer.
Ihnen allen gemeinsam ist, dass es zu einer Überreaktion des körpereigenen Abwehrsystems
(Immunsystems) kommt.
Bei einer Allergie ist das Immunsystem aus den Fugen geraten. Harmlose Stoffe, wie z.B.
Pollen oder Nahrungsmittel, werden fälschlicherweise als schädlich angesehen und bekämpft.
Dabei wird zur Verteidigung eine bestimmte Gruppe von Antikörpern, die Immunglobuline, in
besonders grossen Mengen produziert. Sie sind es, die dafür verantwortlich sind, dass wir
"allergisch reagieren". Da sich das Immunsystem, mit Hilfe der Gedächtniszellen, den
vermeintlichen Feind gemerkt hat, reagiert man als Allergiker jedes Mal auf z. B. eine bestimmte
Pollenart.
Erste Hilfe:
 Trägt der Patient Medikamente auf sich, soll er diese einnehmen. Tritt keine Besserung
ein, tritt Atemnot auf, sind keine Medikamente vorhanden oder ist die Reaktion
aussergewöhnlich stark, sofort den Notruf 144 verständigen.
 Generell: Stiche eines Insektes sollte beobachtet werden, bis es abgeklungen ist
Lokale Reaktion
Ist ganz normal
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Wespenstich
Allergische Reaktion, dies bereits
2 Tage alt ist
Seite 21 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5.5.
Schlangen
Das Risiko, gebissen zu werden:
Im Allgemeinen ist das Risiko beim Wandern von einer Schlange gebissen zu werden sehr
gering: Schlangen besitzen ein hoch entwickeltes cortisches Organ, mit welchem sie
Erschütterungen über weite Strecken wahrnehmen und auch die Erschütterungsquelle, d.h.
den potentiellen Gegner, hinsichtlich seiner Grösse einschätzen können. Dies hat zu Folge,
dass sie normalerweise vor dem Menschen fliehen und sie der Wanderer nicht zu Gesicht
bekommt. Ein gewisser Gefahrenmoment besteht allerdings dann, wenn die Schlange
aufgrund kühler Temperaturen, z.B. am Morgen, noch relativ träge ist und nicht fliehen kann.
Schlangenbisse vermeiden:
Um Schlangenbisse zu vermeiden empfehlen sich einige wenige, aber sehr effektive
Vorsichtsmassnahmen:
 Mehr als die Hälfte der registrierten Schlangenbisse betreffen die Knöchelregion – ein
fester, hoch reichender Wanderstiefel verhindert hier meist Schlimmeres.
 Treten Sie kräftig auf, die Schlange spürt das Vibrieren des Bodens und zieht sich meist
zurück.
 Überdies sollte man genau hinsehen, wo man sich hinsetzt: Schlangen liegen oft im
dichten Gras, unter Steinen oder auf Sitzbänken.
Verhalten:
Begegnet man einer Schlange, so sollte man sich ruhig verhalten, bis sich das Tier entfernt,
keinesfalls sollte man versuchen die Schlange zu provozieren, anzufassen oder gar zu fangen:
ein grosser Teil der Schlangenbisse bei Wanderern, neuere Auswertungen gehen von einem
Drittel der Fälle aus, gehen auf derartiges Fehlverhalten zurück! Auf keinen Fall sollte man
Schlangen erschlagen – sie haben eine überaus wichtige Funktion im Ökosystem und sind
zudem durch die Naturschutzgesetzgebung streng geschützt!
Erste-Hilfe-Massnahmen:
Ist es trotz aller Vorsichtsmassnahmen zu einem Schlangenbiss gekommen, so sollte man
besonnen reagieren und folgende Erste-Hilfe-Massnahmen beachten:
 Keine Panik aufkommen lassen
 Die Gifte der europäischen Vipern sind im Normalfall nicht lebensbedrohlich. Zunächst
sollte man abklären, ob es sich bei der beissenden Schlange um eine giftige Viper oder
eine harmlose Natter gehandelt hat. Vipernbisse sind durch zwei nebeneinander liegende
Einstiche gekennzeichnet, während Nattern einen halbrunden Bissabdruck ihrer Zahnreihe
hinterlassen. Besass die Schlange einen dreieckigen Kopf, ein Zackenband auf dem
Rücken und geschlitzte Pupillen, so kann man von einem Vipernbiss ausgehen. Mit lokal
wechselnder Häufigkeit kommen bei allen europäischen Vipernarten auch rein schwarze
Exemplare vor.
 Zunächst sollte man den Patienten beruhigen und, sofern eine Extremität von dem Biss
betroffen ist, diese wie bei einem Bruch ruhigstellen.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 22 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
 Das früher übliche Anlegen einer Abbindung oder Stauung sollte unterlassen werden, da es
nach neueren Erkenntnissen bei Bissen heimischer Vipern die Einschwemmung des Giftes
in den Körper nicht oder kaum verhindert, aber den lokalen Bissbefund massiv
verschlechtert. Auch andere landläufig immer wieder zu hörenden Erste-HilfeMassnahmen, wie das Aufschneiden des Bisses, das Ausbrennen, die Gabe von Alkohol
etc. sind unbedingt zu unterlassen, da sie nachweislich ineffektiv und für den Patienten
schädlich sind!
 Der Betroffene wird flach, bzw. wenn er bewusstlos ist, in stabiler Seitenlage gelagert.
 Der Schlangenbiss wird wie eine andere Wunde verbunden, betrifft er den Arm, so müssen
Ringe, Armreife etc. abgenommen werden, da sie infolge der möglicherweise stark
auftretenden Schwellung einschneiden und schwere Gewebeschäden verursachen können
 Der Patient wird nicht alleine gelassen und nach der Erstversorgung fachgerecht, d.h. vom
Rettungsdienst, ins Krankenhaus transportiert. Dies erfordert im Gebirge oder schwierigen
Gelände häufig den Einsatz eines Rettungshubschraubers.
 Den Rettungsdienst aufbieten (144), in der EU 112
Schlangen der Schweiz
Giftig oder nicht giftig?
Die nicht giftigen einheimischen
Nattern-Arten haben
eine runde Pupille und
nur eine Reihe Schuppen
zwischen Auge und Maul.
Die giftigen Aspisvipern
und Kreuzottern haben
eine senkrechte Spaltpupille
und mehrere Schuppenreihen
zwischen Auge und Maul.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 23 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.5.6.
Pilzvergiftungen
Im Herbst machen viele Leute gern Spaziergänge im Wald. Was liegt näher als bei dieser
Gelegenheit gleich ein paar Pilze für ein schmackhaftes Abendessen zu sammeln? Doch
Vorsicht: In unseren Wäldern wachsen neben Speisepilzen auch viele giftige Pilze. Manch einer
hat einen allzu unbedachten Umgang mit Waldpilzen schon mit schwerwiegenden
gesundheitlichen Konsequenzen oder gar mit dem Leben bezahlt. Gerade die Tatsache, dass
viele Speisepilze einen giftigen Doppelgänger haben, macht es dem Laien schwer, nicht den
falschen Pilz einzusammeln.
Symptome:
Sie treten meist ca. 1 Std. nach dem Essen auf oder können bis zu 10 Tage auf sich warten
lassen. Die spät auftretenden Vergiftungserscheinungen können durch die damit
einhergehenden Leber- und Nierenschädigungen leicht lebensbedrohlich werden.
Die Symptome einer Pilzvergiftung sind vielfältig:









Übelkeit und Erbrechen
Durchfall
Magenschmerzen
Schweissausbrüche
Schwindel
Verwirrtheitszustände, Wahrnehmungsstörungen
Asthmatische Atembeschwerden
Herzrasen
Gleichgewichtsstörungen
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 24 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Erste Hilfe:
Bei Verdacht auf Pilzvergiftung sollten Sie sofort einen Arzt konsultieren oder sich an eine
Vergiftungszentrale wenden. Nehmen Sie Erbrochenes und Pilzreste mit ins Krankenhaus, so
kann dort schneller festgestellt werden, welcher Art die Vergiftung ist. Wenden Sie keine
Hausmittel an, folgen Sie nur dem Rat eines Arztes! Erbrechen herbeizuführen ist nur dann
anzuraten, wenn die Pilzmahlzeit weniger als sechs Stunden zurückliegt.
Was muss ich beim Pilze sammeln beachten?
 Sammeln Sie nur Pilze, die Sie sicher kennen! Im Zweifel lassen Sie diesen oder jenen
Pilz lieber stehen
 Verwenden Sie ein luftiges Gefäss zum Pilze sammeln. Plastiktüten oder ähnliches sind
völlig ungeeignet
 Lassen Sie zu alte und madige Pilze stehen
 Lassen Sie die Pilze von einem Pilzsachverständigen überprüfen
 Kaufen Sie sich ein gutes Pilzbestimmungsbuch
 Wenn Sie nur wenig Erfahrung beim Pilze sammeln haben, sollten Sie für den Anfang
nur Pilze mit einem so genannten Schwamm unter dem Hut mitnehmen. Die Marone
oder der Steinpilz gehören zum Beispiel zu dieser Familie der Röhrlinge.
Garen Sie die Pilze ausreichend lange. Viele Pilzunverträglichkeiten resultieren aus zu kurzer
Garzeit! Das absolute Minimum liegt bei 15 bis 20 Minuten Garzeit.
Pilze sind schnell zwischen giftig und essbar verwechselt.
2.05.6. Fremdkörper
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 25 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Allgemein:
Menschen, vorallem Kinder, können sich kleine, feste Gegenstände in die Ohren oder
Nasenlöcher stecken. Meistens führt es, durch den Druck auf das Gewebe und die feinen
Kapillargefässe, sofort zu Schwellungen. Daher sind die Gegenstände schneller drinnen als
draussen.
2.05.6.1
im Ohr
Kinder (auch Erwachsene) können sich beim Spielen Fremdkörper wie Glasperlen, Papier,
Bauklötze oder andere kleine Gegenstände in die Ohren stecken.
Wenn eine Ameise ins Ohr kriecht, trönt es in den Ohren fast unbeschreiblich, obwohl sie nur
einfach auf dem Trommelfell spaziert. Dies ist eine absolute Paniksituation für den Betroffenen.
Kopf ins Wasser, damit sie ausgeschwemmt wird (nur bei grösseren Kindern oder
erwachsenen, wo man das vorgehen vorgängig erklären kann!!). Patient dabei niemals
alleine lassen oder zum Arzt, er wird die Ohren spülen.
Je ruhiger der Patient sein kann, umso schneller kriecht sie wieder nach draussen, doch dies ist
schneller gesagt als getan.
Was tun allgemein?
 Ruhe bewahren und die Person beruhigen
 Versuchen Sie nicht, den Fremdkörper selbst zu entfernen – es besteht die Gefahr, dass
Sie ihn noch tiefer in den Gehörgang hineindrücken
 Fahren Sie zum nächsten Arzt oder ins Krankenhaus
2.05.6.2.
im Auge
Meist bekommen die Patienten eher "harmlose" Fremdkörper wie Sand, Krümel oder Staub ins
Auge - dann tränt das Auge und die Patienten klagen über Schmerzen.
Wirklich gefährliche Augenverletzungen entstehen, wenn ein spitzer Fremdkörper (Bleistift,
Metallsplitter, Mikadostäbchen, Zahnstocher, Glassplitter) in den Augapfel eindringt.
 Auf der Augapfeloberfläche, z.B. Staub oder Russ: Wasser (aus dem Hahn) darüber
laufen lassen. Einzelnes Staubkorn oder Insekt mit sauberem Taschentuchzipfel
vorsichtig zur Nase hin auswischen.
 Im Augapfel, z.B. Metallsplitter: Beide Augen verbinden – auch das unverletzte. Sofort
zum Augenarzt, besser noch in die nächstgelegene Augenklinik!
Nie versuchen, Gegenstand selbst herauszuziehen. Nicht wischen, nicht reiben.
"Juwel Eye"-Platinplättchen als Schmuckstücke ins Auge
implantieren zu lassen.
Das ist die neue Mode.
Augenkliniken warnen dies zu tun.
Dieser eingesetzte Fremdkörper wird durch den Lidschlag
bewegt. Dadurch kann es irgendwann zu einer Druckeinwirkung und zu einer Schädigung der Bindehaut bis hin
zur Lochbildung kommen“.
2.05.6.3.
in der Nase
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 26 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
In die Nase wird vorallem Lego-Technik, Barbie-Schuhe oder Ringe etc., gesteckt. Die Kinder
haben oft Panik, da sie plötzlich realisieren, dass sie nicht mehr richtig atmen können, was die
Sache meist verschlimmert.
Was tun?
 Ruhe bewahren und die Person beruhigen
 Versuchen Sie nicht, den Fremdkörper gewaltsam selbst zu entfernen - es besteht die
Gefahr, dass sie ihn noch tiefer in die Nase hineindrücken.
 Fremdkörper aus der Nase lassen sich oft dadurch entfernen, dass das andere
Nasenloch zugehalten und durch das betroffene Nasenloch kräftig ausgepustet wird.
 Klappt es nicht, fahren Sie zum nächsten Arzt oder ins Krankenhaus
Es ist wichtig, das Kind sofort zum Arzt zu bringen, wenn man das Objekt nicht selbst entfernen
kann. Je länger ein Fremdkörper in Ohr oder Nase feststeckt, umso mehr Komplikationen
können auftreten. Die Schleimhäute können zum Beispiel anschwellen oder eine Knopfbatterie
kann Giftstoffe absondern.
2.05.6.4.
in den Atemwegen
In die Luftröhre geratene Fremdkörper bewirken beim Betroffenen starken Hustenreiz und, falls
der Fremdkörper festsitzt, ein ziehendes und pfeifendes Atemgeräusch.
 Lassen Sie zunächst den Patienten weiter husten. Unterstützen Sie
das Husten mit Klopfen zwischen die Schulterblätter, beugen sie die
Person aber nach vorne.
 Prüfen Sie, ob der Gegenstand hoch gehustet wurde und entfernen
sie ihn aus dem Mund.
 Versuchen Sie nicht, blind mit den Fingern einen nicht sichtbaren
Gegenstand aus dem Mund zu entfernen. Er könnte möglicherweise
noch tiefer hinein gestossen werden!
 Beruhigen Sie den Patienten und fordern Sie ihn auf, gleichmässig
und langsam zu atmen.
 Kann der Fremdkörper nicht ausgehustet werden, wird das HeimlichManöver angewendet. Dabei wird eine Faust des Helfers ruckartig
gegen das Zwerchfell gedrückt (siehe Bild). Das Heimlich-Manöver
kann zu Milz- oder Leberverletzungen führen. Auf jeden Fall muss
der Patient im Spital untersucht werden.
 Ist der Fremdkörper weiterhin in den Luftwegen, alarmieren Sie
umgehend den Rettungsdienst 144. Unterstützen sie die Person
beim Atmen und zwar mit Beatmen (in den Rhythmus des Patienten
einsetzen. Somit kann unter Umständen ein Herzstillstand vermieden
werden!!
 Erleidet der Patient einen Kreislaufstillstand, – BLS-CPR!
Heimlich-Manöver nicht bei einem Kind unter einem Jahr ausprobieren!!
Kinder: Einfacher ist, sie „übers Knie zu legen“ oder einer Stuhllehne
(Kopf muss tiefer sein).
und dann zwischen die Schulterblätter klopfen, nicht bei stehenden oder sitzenden
Menschen (das Objekt dringt sonst noch weiter in die Luftwege).
2.05.6.5.
in Wunden
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 27 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Fremdkörper in Wunden sollten dort belassen und ärztlich entfernt werden. Fremdkörper
können unter Umständen eine drohende Blutung noch verschliessen, solange sie im
Wundkanal stecken.
Pfählungen:
Durch Unfälle, Messerstechereien u.s.w., kommt es immer wieder vor, dass Objekte irgendwo
im Körper stecken.
Niemals herausziehen, da man nicht weiss, wie tief es steckt und welche oder wieviele Gefässe
dabei „angestochen“ sind.
Wunde rundum abdecken und sofort Notruf wählen. Patient betreuen, ihm erklären, warum das
Objekt nicht gezogen werden darf (Korkzapfenprinzip).
Korkzapfenprinzip bei Pfählungen:
Eine umgedrehte, volle Flasche ist für niemand
ein Problem, solange der Korkzapfen nicht gezogen ist.
Sobald man den Zapfen zieht, wird der Inhalt
ungebremst ausfliessen. In ein paar Sekunden
Ist die Flasche leer.
Ist eine Arterie durch ein Objekt verletzt, wirkt das
Objekt wie ein Korkzapfen, solange man es nicht
herauszieht.
2.05.6.6.
in der Speiseröhre
Bewirkt Schluckbeschwerden und Schmerz.
Zum Würgen und Erbrechen reizen. Bei Erfolglosigkeit oder wenn es sich um einen spitzen
Gegenstand handelt, sofort zum Arzt. Wird der Gegenstand gänzlich verschluckt, ist zu
überwachen, ob er mit dem Stuhl wieder zum Vorschein kommt.
In beiden Fällen, Luftröhre und Speiseröhre, droht dem Betroffen der Tod durch Ersticken,
deshalb muss der Fremdkörper umgehend entfernt werden.
Kinder können fast alles verschlucken
Sogar offene Sicherheitsnadeln. Entdeckt man
dies, unbedingt das Kind weiter beobachten.
Kartoffelstock, Bananen, pürierte Rüebli etc. zu
essen geben. Unbedingt die nächsten
Stuhlgänge des Kindes beobachten und
untersuchen. Kommt sie innerhalb 24 Std. nicht
zum Vorschein, Arzt aufsuchen.
Absolut gefährlich
Knopfbatterien. Hat das Kind eine solche
Batterie verschluckt oder eingeatmet,
umgehend zum Arzt oder in die nächstgelegene Klinik.
Sie muss sofort entfernt werden.
2.05.7. Knochenbrüche / Luxationen / Verstauchungen
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 28 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.7.1.
Knochenbrüche
Definition:
Alle Unterbrechungen der Kontinuität eines Knochens bezeichnet man als Fraktur, d. h.
Knochenbruch. Zwischen den entstandenen Knochenfragmenten liegt der Bruchspalt.
Frakturarten:
Knochenbrüche lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten unterscheiden:
geschlossen, Durchspiessung oder gar Eröffnung der Haut (offene Brüche).
Ursachen:
Knochenbrüche entstehen durch äussere Gewalteinwirkung, Sturz oder spontan bei
Überbeanspruchung, Schädigung durch Tumor oder Entkalkung (Alter).
Allgemein:
Knochenbrüche können manchmal auch zu ausgedehnten Blutungen in umgebenden
Weichteilen führen (besonders Oberschenkel-, Becken- und auch Wirbelbrüche) und so
Ursache eines Blutungsschocks sein.
Wahrscheinlichste Zeichen:
Unsichere Zeichen:
Schwellung
Schmerzen
Bewegungseinschränkung
Hämatome (Bluterguss)
Sichere Zeichen:

Krepitationsgeräusche
(knistern, knacksen)

Sichtbare Knochenfragmente

Fehlstellung

Abnorme Beweglichkeit
Gefahren:
Die von aussen nicht erkennbare Blutung aus dem Knochen, insbesondere bei Bein- und
Beckenbrüchen, führt zum Schock. Offene Frakturen sind stark infektionsgefährdet. Durch die
schlechte Kreislaufversorgung und durch Fettteilchen können sich in den Blutbahnen Gerinnsel
bilden, die in die Lunge gelangen und dort Ursache einer Lungenembolie sein können. Auch an
Nieren und Gehirn können Schäden auftreten. Vor allem bei Wirbelsäulenverletzungen können
Lähmungen auftreten. Durchblutungsstörungen und Atemstörungen können ebenfalls Folgen
einer Fraktur sein.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 29 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Bruchformen
Querbruch
Schrägbruch
Spiralbruch
Trümmerbruch
Gelenkbruch
Stauchungsbruch
Besondere Anzeichen bei Brüchen im Schädelbereich:
 Wunden (Platzwunden)
 Der Betroffene ist meistens bewusstseinseingetrübt oder bewusstlos
 Blutungen aus Nase, Mund und/oder Ohren (Schädelbasisbruch)
 Stufenbildung von Ober- und Unterkiefer, verbunden mit starken Blutungen im Gesichtund Rachenraum, sind Anzeichen für einen Bruch des Gesichtsschädels
Besondere Anzeichen bei Verletzungen der Wirbelsäule:
 Gefühlsstörungen in Armen und/oder Beinen, auch zeitverzögert
 Abgang von Stuhl/Urin
 Atemstörungen bei Bruch des 1.bis 4. Halswirbels
Besondere Anzeichen bei Rippenbrüchen:
 Starke Schmerzen bei der Atmung
 Atemnot
Besondere Anzeichen bei Beckenbrüchen:
 Volumenmangelschock (Blutverlust kann bis 5lt. sein sprich, alles was der Mensch hat)
Erste Hilfe:








Vorrangig ist die Prüfung der Vitalfunktionen
Durchführung lebensrettender Massnahmen
Notruf 144 oder 112 wählen
Unnötige Bewegungen sind zu vermeiden (Patient nach Bewegungsmöglichkeit fragen)
Evtl. Kleider entfernen oder aufschneiden
Bei offenen Wunden Wundbereich locker mit sterilem Verbandsmaterial abdecken
Blutungen mit einem Verband versorgen
Bei geschlossenen Brüchen kann mit kalten Umschlägen oder Kühlbeuteln, nicht jedoch
mit Eisspray, gekühlt werden
 Ruhigstellung einschliesslich beider benachbarter Gelenke
 Verletzten zudecken (Wärmehaltung)
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 30 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.7.2.
Verrenkungen (Luxationen) von Gelenken
Ursachen und Formen:
Die Ursache ist meist ein indirektes Trauma, beispielsweise ein Sturz auf den Arm. Am
häufigsten ist die Schulterluxation, die mehr als 50 % aller traumatischen Luxationen ausmacht,
gefolgt von der Ellenbogenluxation. Fast alle Gelenke können betroffen sein (auch
Kieferluxation). An den Fingergelenken führen meist Überstreckverletzungen zur Luxation,
häufiger beim Handball und Volleyball. Die Schultereckgelenk-Luxation entsteht am häufigsten
beim Fahrradsturz (s. Bild). Selten kann auch direkter Zug eine Luxation auslösen, wie bei der
kindlichen Radiusköpfchenluxation durch Zug am gestreckten pronierten Arm (Pronotio
dolorosa Chassaignac) (Handfläche nach unten, Daumen Richtung Körper zeigend).
Bei der Untersuchung bestehen eine Schonhaltung mit Funktionsverlust und Schmerzen,
gelegentlich eine Schwellung und ein Bluterguss. So genannte „sichere“ Luxationszeichen sind
eine sichtbare Deformität, eine erkennbare leere Gelenkpfanne und abnorme Lage des
Gelenkkopfes (an der Schulter oft sichtbar) und eine federnde Fixation. Aber auch bei einer
scheinbar intakten Gelenkfunktion kann eine Luxation vorliegen.
Eine Verrenkung ist die gewaltsame Verschiebung (Herausspringen) der Knochen eines
Gelenkes aus ihrer normalen Lage, unter Zerreissung der Gelenkkapsel. In der Regel sind
Bänderrisse, evtl. auch Knochenabrisse wichtige Begleiterscheinungen, aber auch
Schädigungen von Blutgefässen und Nerven sind möglich.
Verletzungszeichen:
 Starke Schmerzen, Deformierung (Formabweichung)
 Gelenk kann nicht mehr bewegt werden
 Umgebung ist stark angeschwollen
 Das Gelenk „schlackert“
Erstversorgung:
 Kühlen (PECH-Schema), sofort Arzt
Kein Einrenkversuch starten, könnte Knochen absplittern!
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 31 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.7.3.
Verstauchungen
Bei einer Verstauchung (Distorsion) wird das Gelenk durch Gewalteinwirkung vorübergehend
aus seiner Position verschoben. Somit resultiert eine kurzzeitige Trennung von Gelenkflächen
durch Überdrehen eines Gelenkes gegen seine Bewegungsrichtung (Gelenkkopf und –pfanne
verschieben sich vorübergehend gegeneinander).
Dabei wird die Gelenkkapsel überdehnt. Bänder und Blutgefässe können verletzt werden.
Verletzungszeichen:
 Schwellung im Bereich des Gelenkes
 Schmerzen, Wärmeempfinden
 Gelenk kann nicht mehr ohne Schmerzen
bewegt werden
 Das Gelenk „schlackert“
Erstversorgung:
Kühlen (PECH-Schema), evtl. stabilisieren, Arzt
Erste Hilfe: PECH-Schema
P Pause; Sofortige Einstellung der sportlichen Aktivität und Untersuchung zur Schadensfeststellung
E Eis; Kälteanwendung zur Schmerzlinderung
C Compression; Anlegen eines Druckverbandes mit mässiger Spannung
H Hochlagerung; Hochlagern des verletzten Körperabschnittes
Compressionsverband
3 Minuten nach der Verletzung müsste der Druckverband
angelegt sein und immer in Verbindung mit Kältebehandlung
Druckverband dann nass machen
Diese Kälteanwendung sollte über 2-3 Stunden dauern
Körperteil höher lagern als das Herz
(begünstigt venöser Abfluss, v.a. aus dem Gewebe)
Je nach Schweregrad zum Arzt
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 32 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.8.
2.05.8.1.
Weichteilverletzungen
Muskelverletzungen
Die Bandbreite der Muskelverletzungen reicht vom Muskelkrampf über den Muskelkater bis hin
zum vollständigen Muskelabriss. Hierbei wird immer der Muskel überdehnt, weshalb sie auch
unter dem Oberbegriff Muskeldehnungsverletzungen zusammengefasst werden.
Sie entstehen entweder durch eine Überlastung ungenügend trainierter Muskulatur oder durch
unkoordinierte Bewegung sowohl zwischen den einzelnen Muskeln (intermuskuläre
Koordination) als auch der Muskelfasern innerhalb eines Muskels untereinander (intramuskuläre
Koordination) zugrunde.
Die Muskelverletzung durch indirekte Gewalteinwirkung ist wesentlich häufiger als direkte
Verletzungen im Sinne von Prellungen bei Stoss oder Schlag. Viele Muskelverletzungen
ereignen sich bei schnellen Antritten, bei Aufschlagbewegungen, beim Absprung etc.
Muskelkater
Was ist Muskelkater eigentlich?
 Kleinste Risse im Bereich der Muskelzellen und Muskelbestandteilen
 Muskelkater ist ein Microtrauma
 Ungewohnte starke Belastungen
 Neue, noch nicht vollkommen beherrschte Bewegungen (auch bei guten Sportlern)
Aehnliches:
 Ermüdungsschmerz >>>
 Muskelkater
>>>
kommt sofort
kommt erst Stunden später
Erste Hilfe
 Steigerung der örtlichen Durchblutung mit Hilfe einer heissen Dusche oder
Wannenbades (z.B. mit Rosmarinextrakt)
 Lockernde Gymnastik (sehr gut: Wassergymnastik)
 Sauna
 Durchblutungsfördernde Einreibemittel
Muskelverhärtungen
Verletzungszeichen:
 Schmerzhafte, knoten-oder wulstförmige, bis dattelgrosse Verhärtung einzelner Muskeln
 Bei Überbelastung starke Schmerzen der betroffenen Muskulatur
 Fehlhaltung und alle Bewegungen sind schmerzhaft
 Meistens zu finden in den beiden links und rechts der Wirbelsäule verlaufenden
Rückenstreckern (Ursache von Rückenschmerzen)
Erste Hilfe:
 Wärmeanwendung
 Bewegungsbad
 leichte, schmerzfreie Massage oder Stretching (Dehnübungen)
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 33 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Grössere Muskelverletzungen beinhalten meistens eine Unterbrechung der Zusammenhänge
eines kleinen oder grossen Anteils von Fasern der Muskulatur.
Je nach Schwere unterscheidet man zwischen drei Graden.
1.Grad: Muskelzerrungen
Überdehnung eines Muskels, ohne Überschreitung der Grenze der Muskelelastizität
Verletzungszeichen:
 Plötzlich auftretender stichartiger Schmerz
 Bei Druckausübung auf Verletzung verstärkt sich der Schmerz
 Jede Anspannung ist schmerzhaft
Erste Hilfe:
 PECH-Schema
 Bei sachgerechtem Vorgehen in der Sofortbehandlung kann eine Zerrung innerhalb
weniger Tage abgeheilt sein
 Bei Nichtbeachtung droht ein Muskelfaserriss
2.Grad: Muskelfaserriss
 Zerreissung eines oder mehren Muskelfasern
 Unmittelbar nach der Verletzung wird eine Delle sicht- und tastbar
 Mit Bluterguss muss gerechnet werden
Verletzungszeichen:
 Akut auftretender, stechender Schmerz
 Der Anriss wird als heftiger Schlag empfunden
 Jede Bewegung schmerzt
 Auch bei Schonhaltung zieht und drückt es
 Geschädigter Muskel ist weder funktionstüchtig noch belastbar
Erste Hilfe:
 PECH-Schema
 Rascher Transport zu einem Arzt
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 34 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
3. Grad: Muskel(ab)riss
Vollständige Durchtrennung einer oder mehrerer Fasern oder sogar Muskelbündel
Verletzungszeichen:
 Dumpfer, flächiger Schmerz
 Muskelgebiet ist nicht mehr spannungsfähig
 Tastbare Vertiefung im Störbereich, die sich schnell mit Blut füllt, dadurch später nicht
mehr zu erkennen welche Art Verletzung es ist
 Schmerz-Schonhaltung: Pochender, drückender, stechender Schmerz bleibt
Erste Hilfe:
 PECH-Schema
 Absolutes Belastungsverbot
 Rascher Transport zu einem Arzt oder Spital
Wichtiger Hinweis:
Massagen, jegliche Wärmebehandlung sowie
voreiliges einreiben mit
durchblutungsfördernden Mitteln sind im
Akutfall der zuvor beschriebenen
Muskelverletzungen absolut falsch!
2.05.8.2.
Sehnen, Bänder, Kapseln
Kleinste Zerreissungen bis vollständige Durchtrennung von Sehnen, Bändern und
Kapseln
Verletzungszeichen:
1.Grad: Schädigungen von Zellen
 Plötzlich auftretender Schmerz
2. Grad: Teilweise Durchtrennung
 Anriss, als heftiger Schlag empfunden
3. Grad: Völlige Durchtrennung
 Riss,dumpfer Schlag und lauter Knall >> absolut in Entfernung hörbar
PECH-Schema, 2. und 3.Grad danach Arzt aufsuchen
Die frühfunktionelle Behandlung besteht in der Ruhigstellung nur der verletzten Struktur (z.B.
Fuss) kombiniert mit einem Aufbautraining der anderen Fähigkeiten wie Koordination, Kraft,
Abbau von Schwellung etc. Zur Stabilisierung werden Tape und verschiedene Schienen
(Aircast, Malleoloc usw.) verwendet, wodurch ein Umknicken verhindert wird, die anderen
Bewegungen des Fusses, speziell also das Gehen bleiben möglich. Diese Form der
Behandlung führt in den meisten Fällen – durch zahlreiche Untersuchungen belegt – zu einem
schnellen Rückgang der Beschwerden und der Schwellung, Verbesserung der Kraft,
Koordination und Beweglichkeit sowie einem schnellen Wiederaufnehmen der sportlichen
Aktivitäten.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 35 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.8.3.
Prellungen und Quetschungen
Als Prellung oder Kontusion wird die Schädigung von Organen oder Körperteilen durch direkte,
stumpfe Gewalt von außen ohne sichtbare Verletzungen der Haut bezeichnet.
Es kommt zu einem umschriebenen Ödem des Gewebes und Blutaustritt aus beschädigten
Kapillaren in das umliegende Gewebe, was als Bluterguss sichtbar werden kann.
Ähnliche Vorgänge finden bei einer Quetschung statt, einer Zusammenpressung von
Körpergewebe, was ebenfalls eine Kontusion darstellen kann oder eine Kompression, die im
Gegensatz dazu auch Vorgänge ohne unmittelbare Schädigung und ohne Krafteinwirkung von
ausserhalb des Körpers bezeichnet.
Leichte Prellungen können durch kühlende Umschläge oder Gele behandelt werden. Schwere
Prellungen von Organen können deren Funktionen vorübergehend oder bleibend
beeinträchtigen. Rippenprellungen sind meist schmerzhafter als Rippenbrüche. Bis zur
Schmerzfreiheit vergehen häufig mehrere Wochen.
Muskelprellungen auch genannt „Pferdekuss“
Verletzungszeichen:
 Druck- und Dehnungsschmerz im Muskelbereich evtl. Muskelverhärtungen
 betroffene Stelle ist geschwollen evtl. wird ein Bluterguss sichtbar
Ursachen:
 Stumpfe Gewalteinwirkung (z.B. Stösse, Schläge, Tritte, Zusammenstösse, Verletzungen
durch Sportgeräte, Aufprall von Körperteilen auf den Boden).
 evtl. auch falsche Bewegungsausführungen
 vorliegende Blutgerinnungsstörungen
 Erkrankungen oder Einnahme bestimmter Medikamente
Erste Hilfe:
 Behandlung nach PECH-Schema
 Eine mindestens 2-tägige Belastungspause einhalten
Geringe Verletzung heisst: Aufhören mit Sport
 Kälteanwendungen mit fliessend kaltem Wasser
 Kühlpackungen (mit Wasser getränkte Binden
oder Schwämme, die mit Eiswürfeln gekühlt wurden)
 Eis, Eisbeutel, Eis-Lollis
 verformbare Cool Packs, Hot-Ice-Packungen
 Notfalls auch Schnee
Sofort nach der Verletzung 20 Min. kühlen
>> Kältereiz verengt die durchtrennten Blutgefässe
>> verhindert weiteren Blutaustritt
>> verhindert weitere Anschwellung des Gewebes
>> Kälte wirkt schmerzstillend
Kühlspray wirkt nur oberflächlich und kurzfristig und kann unerwünschte
Reflexe der Blutgefässe auslösen unsachgemässe Anwendung
des Sprays kann zu schweren Kälteschäden führen .
>>>>> deren Heilung ist in den meisten Fällen sehr langwierig
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 36 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.8.4.
Amputatsverletzungen
Schweregrad:
 Totale Amputation mit völliger Durchtrennung des Gesamtquerschnitts einer Extremität
 Subtotale Amputation mit Durchtrennung oder Verletzung der wichtigen
Versorgungsgefässe
Unfallmechanismen:
 Glatte Amputationen ohne Quetschverletzung
 Sägeamputationen mit begrenzter Quetschung und oberflächlicher Zerreissung
 Ausrissamputationen mit unterschiedlicher Abtrennungshöhe der Strukturen und
zusätzlicher Dehnungsverletzung insbesondere der Gefäss- Nervenstränge.
 Quetschamputationen durch grossflächige Gewalteinwirkung meist stumpfer, aber auch
scharfer Natur.
Vorgehen am Unfallort:
Nach Klärung des Unfallhergangs- und Zeitpunktes sowie der Untersuchung auf
Begleitverletzungen geschieht die Akutversorgung bei einer Amputation rasch und mit grösster
Sorgfalt. Die schonende Blutstillung und Verbandanlage am Stumpf und die komplette
Asservation (Aufbewahrung) des Amputats sowie seine sachgerechte Kühlung sind
grundsätzliche Voraussetzungen für eine später mögliche Replantation.
Stumpfversorgung:
Im Regelfall kann die Blutstillung durch sachgerechte Anlage eines Druckverbandes und
Hochlagerung erfolgen.
Nach kompletter Durchtrennung ziehen Arterien sich etwas zurück und verschliessen sich
innerhalb kürzester Zeit weitgehend von selbst durch Einrollung der Intima (innerste Schicht der
Gefässwand der Arterien, Venen und Lymphgefässe). Bei partieller (teilweiser) Durchtrennung
einer Arterie kann die Blutung schwerer zu stillen sein und evtl. zusätzlich eine direkte
Kompression notwendig werden. Venen kollabieren spontan oder im Druckverband.
Gefässstümpfe sollten bei der Blutstillung möglichst nicht direkt abgebunden werden, da die
Reanastomosierung (Wiedervereinigung durchtrennter Strukturen, wie z.B. von Nerven und
Gefässen) durch den Wegfall der beschädigten Gefässstrecke erschwert wird.
Durchtrennte Gefäss- und Nervenenden des Stumpfes sollten also aus dem oben angegebenen
Grund nicht mit Klemmen oder ähnlichem fixiert werden.
Eine Säuberung und Entfernung von Fremdkörpern sollte nicht vor Ort vorgenommen werden,
da Blutungen verstärkt und zusätzliche Läsionen gesetzt werden können.
Der Notverband des Stumpfes ist ein unter leichtem Zug angelegter kuppenförmiger
Druckverband, wobei die Druckkraft von distal (vom Körperzentrum weg) und nicht von proximal
(zum Körperzentrum hin) her wirken soll. Haltepflaster werden sparsam eingesetzt, in
Längsrichtung der Extremität, um eine Einschnürung (Tourniqueteffekt mit Verstärkung der
Ischämie (Blutleere)) zu verhindern. Die Lagerung der Extremität auf der Transportliege erfolgt
schonend, also etwa auf einer möglichst faltenarm angepassten Vakuummatratze.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 37 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Auch
sehr
kleine
oder
aussichtslos
zerfetzt
erscheinende Gewebsabrisse,
vor allem im Gesichtsbereich,
können replantiert werden
Mini-Amputationen (Abrisse der
Nasenspitze, einen Teil des
Ohrläppchens, der Fingerkuppe)
Die Entscheidung, ob eine
Replantation
möglich
ist,
sollte immer der Operateur
treffen.
Amputatversorgung
Das Amputat sollte komplett asserviert (aufbewahrt) und idealerweise in einem speziellen
Plastikbeutel wasserdicht verpackt und adäquat gekühlt werden. Zur Kühlung wird dieser in
einen zweiten Beutel mit Eiswasser gelegt. Die wasserdichte Versorgung dient zur Vermeidung
einer Gewebequellung und -mazeration (Aufweichung), die Kühlung zur Verlängerung der
Ischämiezeit, wodurch die Replantationschancen deutlich steigen.
Dazu können Haushaltplastik- oder Gefriertüten eingesetzt werden. Das Verhältnis von kaltem
Wasser und Eis sollte etwa 1:1 betragen, um eine Temperatur um 4° Celsius zu erreichen.
Auch ein Anfrieren des Amputats sollte unbedingt vermieden werden. Das Eis sollte daher unter
keinen Umständen direkten Kontakt mit dem Amputat haben. Das Eis kann vor der Mischung
mit dem kalten Wasser zerkleinert und der Beutel ab und zu bewegt werden, umwenden, um
Eisanhaftungen zu lösen.
Eine weitere Prellungen oder Druckverletzungen des Amputats ist auf dem Transport zu
vermeiden, der Amputatbeutel sollte in der Hand gehalten oder an sicherem Ort (z.B.
Waschbecken) aufbewahrt werden.
2.05.8.5.
Dentaltrauma
Die optimale Transportart für ausgeschlagene Zähne besteht bei wachen, kooperativen
Patienten darin, sie dem Patienten in die Backentasche oder unter die Zunge zu legen. Im
übrigen sollten Zähne in jedem Fall asserviert und feucht gehalten werden, z.B. in einer
wassergetränkten Kompresse.
Kinderzähne / Milchzähne
 Zahnunfälle sind relativ häufig
 >30% aller > 8 jährigen
 Spezielles Transportmedium
(Dentosafe®)
oder
Kochsalzlösung, Milch, Speichel
>90% Zahn reimplantiert bei Kindern
d.h. Milchzähne werden je nach Zustand des
Zahnes und des Zahnfleisches vom Zahnarzt
einfach wieder eingesteckt und sie halten!
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 38 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.9. Augenverletzungen
Bei den Augenverletzungen sind der Medizin starke Grenzen gesetzt. Das Wichtigste ist, sich
zu schützen, damit das Auge gar nicht erst verletzt wird (z.B. durch das Tragen einer
Schutzbrille, wenn mit ätzenden Flüssigkeiten gearbeitet wird).
Leichte Augenverletzungen:
Fremdkörper können durch Umklappen des Lids meist leicht entfernt werden, wenn sie nicht
bereits durch den Schutzmechanismus des Auges (Lidschlag, Tränenfilm) ausgeschwemmt
wurden. Man sollte nicht selbst versuchen, grössere Fremdkörper wie Splitter aus dem Auge zu
entfernen, da dies das Auge noch mehr verletzen kann.
Prellungen, die sich nur oberflächlich auswirken ("blaues Auge", Einblutungen in die Bindehaut,
aber nicht weiter ins Auge hinein), heilen selbstständig ab. Kalte Kompressen können die
Heilung beschleunigen.
Schwere Augenverletzungen:
Bei Verätzungen müssen noch am Unfallort Sofortmassnahmen erfolgen. Das Auge muss
gespült werden, am besten mit der sogenannten Ringerlösung (isotonische Kochsalzlösung),
ansonsten mit Leitungswasser. Die weitere Versorgung erfolgt im Krankenhaus.
Perforierende Verletzungen müssen schnellstmöglich operativ versorgt werden. Dies erfolgt
meist unter Vollnarkose. Da eindringende Keime schwere Entzündungen im Auge hervorrufen
können, wird anschliessend mit Antibiotika behandelt.
Fremdkörper im Auge:
Oberflächliche Fremdkörper werden mit sauberem, fliessendem Wasser ausgespült. Ein
festsitzender Fremdkörper muss unbedingt im Auge belassen werden. Nicht reiben, und auf
keinen Fall mit den Fingern oder mit Gegenständen das Auge berühren! Das Auge wird mit
steriler Verbandkompresse (feucht) abgedeckt, und muss umgehend von einem Augenarzt
behandelt werden.
Schlag auf das Auge:
Durch einen Schlag auf das Auge oder auch durch den Druckanstieg beim Bungee-Jumping
können kleine Blutungen entstehen, die von aussen nicht sichtbar sind. Treten Doppelbilder auf
oder sieht der Patient nach diesen Ereignissen plötzlich unscharf, ist umgehend ein Augenarzt
aufzusuchen.
Therapie:
 Bei jeder Verletzung zum Augenarzt oder Augenklinik (auch Bagatellfälle)
 Augenverband (eventuell zur absoluten Ruhigstellung beidseitig)
 Keine Salben, Tropfen usw.
 Bei Säure- oder Basenkontakt sofort mit Wasser auswaschen
 Tränende und eitrige Augen nach einer Selbstbehandlung sofort dem Arzt zeigen
Achtung: Metallsplitter, auch ganz kleine, rosten sehr schnell im Auge
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 39 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.10. Schock
Definition:
Sofort oder bis später einsetzendes, fortschreitendes generalisiertes Kreislaufversagen,
gekennzeichnet durch lebensbedrohende Minderdurchblutung der Gewebe und Organe.
Ursachen:
 Verminderung
Herzens)
des
hämodynamischen
Blutvolumens
(Schlagvolumen
des
 Verminderung des zirkulierenden Blutvolumens (z.B. Blutverlust)
 Verminderung des Gefässtonus (zusammenhalten der Gefässe). Blut versackt in
den Gefässen, da sie sich erweitern typisch beim anaphylaktischen Schock
Präschockphase:
 In dieser Phase fehlen die typischen Schockzeichen
 Schon bei Vorhandensein aller Möglichkeiten, die einen Schock auslösen können, muss
damit gerechnet werden, dass er eintritt.
 In dieser Phase muss die Schocktherapie einsetzen
Zentralisation:
Hier geschieht eine körpereigene Notfallreaktion
 Die Kreislaufperipherie zieht sich zusammen (Verengung der körperfernen Teilen, z.B.
Arme und Beine) >> erklärt die blasse, feuchte Haut
Unternimmt bis zu diesem Zeitpunkt niemand etwas, geht die Notfallreaktion weiter. Der Körper
hat nur ein Interesse: Möglichst die Organe zu erhalten, doch je mehr Zeit vergeht, umso mehr
wird er es nicht mehr halten können. So beginnt er mit der nächsten Abkopplung (Abschaltung):
Haut >>





Wärmeisolation
schädliche Umwelteinflüsse, die ungehindert in die Haut eindringen können
Regulation von Wasserhaushalt z.B. Schwitzen, Wasser lösen
Knochen, die nun kein Blut mehr bilden
Skelettmuskulatur, 85% der Körperwärme wird von den Muskeln erzeugt, wie also?
>> erklärt Frösteln, Angst, verwirrt
Kommt der Körper mit seinem Flüssigkeitshaushalt immer noch nicht klar, wird er weiter
machen. Als nächstes schaltet er weitere Organe ab:
 Mesenterium (Gekröse der Därme, also Blut- und Zuläufe der Därme)
 Nieren (er geht davon aus, dass man mit einer Niere doch noch leben könnte)
 Leber (Die Milz hilft bei einigen Aufgaben ja auch noch, doch die Entgiftung fehlt)
>> erklärt, dass die Personen nicht mehr Wasser lösen und der Blutdruck tief sinken
kann, da die Nieren die Zentralstelle der Blutdruckregulation im menschlichen Körper
sind.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 40 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Jetzt werden nur noch die Vitalorgane mit Blut versorgt:
 Gehirn
 Herz
 Lunge
Störung der Blutzirkulation >> Zellschäden >> Zelltod
Gelingt es nicht innerhalb kürzester Zeit, die Zentralisation zu beseitigen, treten
irreversible Schäden an lebenswichtigen Organen ein !!!!
Auslöser eines Schocks sind meistens:
Mehrfachverletzungen
 Diverse Brüche, Blutverluste, innere Verletzungen
Anaphylaktischer Schock
Ursachen sind Allergien auf:
 Auf Medikamente, Infusionen
 Lebensmittel (typisch Erdbeeren, ungewaschene Früchte)
 Bienen- oder Wespenstiche
 Folgen: Schwellungen bei Körperstelle, Mund, am Kopf und Hals sehr
gefährlich, da Atemprobleme auftauchen
Spezielle Symptome:
 Oedeme
 Rötung
 Juckreiz (durch Überspannung der haut)
 Uebelkeit / Erbrechen
Septisch-Toxischer Schock
Ursachen sind Vergiftungen, Infektion:
 Alkoholvergiftung (sie können in den Tod schlafen, Achtung)
 Medikamentenvergiftung (Nebenwirkungen, übermässige Versuche Schmerzen zu
bekämpfen)
 Blutvergiftung (rot-violette Striche von der Wunde entlang der Blutbahnen)
 Wundinfektionen (Eiter bis Blutvergiftung)
Spezielle Symptome:
 Gerötetes Gesicht
 Fieber
 Schüttelfrost
 Hyperventilation
 Durst
Ganz speziell: Beginn: Warme, gut durchblutete, trockene Haut. Patient wirkt gesünder,
als er wirklich ist!
Später: Haut kalt, bläulich, Patient bewusstseinseingetrübt
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 41 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Kardiogener Schock
Ursachen sind diverse Herzprobleme:
 Herzinfarkt
 Rhythmusstörungen
 Minderleistungen des Herzens
 Lungenembolien (der Lungenkreislauf staut somit bis ins Herz zurück > Herzprobleme)
• Folgen: Alle könnten zu Herzversagen führen
Spezielle Symptome:
 Jede Form der Atemstörung
 Massiver Schmerz hinter dem Sternum (Fachwort: retrosternal, hinter dem Brustbein)
 Blässe oder Zyanose (blaurote Verfärbung von Lippen, Wangen, Fingernägeln)
 Unregelmässiger Puls
 Kaltschweissig
 Evtl. gestaute Halsvenen
Neurogener Schock
Schädigungen des Gehirns und des Rückenmarks:
 Wirbelsäulentrauma (Tetraplegie, Paraplegie, Lähmungen durch Schwellungen rund um
das Rückenmark was ein Zusammendrücken des Nervenkanals und somit
Informationsstop in den Beinen zur Folge hat)
 Schwere Kopfverletzungen (ebenfalls können Nerven beeinträchtigt sein)
Spezielle Symptome:
 Neurologische Ausfälle (Lähmungserscheinungen)
 Evtl. gehört Einnässen dazu
Volumen-Mangel-Schock
Ursachen sind Flüssigkeitsverluste:
 Äussere oder innere Blutverluste
 Ausgedehnte Verbrennungen
 Dehydratation (Austrocknung)
 Erbrechen und/oder Durchfall
 Blutende Magengeschwüre
Spezielle Symptome:
 Hoher Puls, kaum tastbar
 Unruhe / Frösteln
 Kalte Arme und Beine
 Kalter Schweiss
 Blässe / Zyanose (Blauverfärbung)
 Blutdruckabfall
 Fingernägel (Nagelbettprobe ist weit über eine Sekunde)
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 42 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Schockzeichen allgemein:








Zunehmend oberflächliche Atmung
Blasse Haut (meist grau-weisse Farbe)
Kalter Schweiss, friert oft
Puls bei Erwachsenen meist über 100/min., Tendenz steigend
Meist unruhig, nervös, aggressiv und Angst
Später ruhig, teilnahmslos bis zur Bewusstlosigkeit
Eventuell bläulich-weisse Lippen und Fingernägel
Verschlechterung des Allgemeinzustandes
Erste Hilfe:
 Sofort Alarmieren
 Patienten nicht unnötig bewegen
 Flache Lagerung, nur wenn es möglich ist, niemand zwingen, probieren überreden
 Absolute Puls und/oder Blutdrucküberwachung
 Atemfrequenz beobachten
 Aggressive Menschen belassen, unbedingt aber beobachten wo sie sind
 Witterungsschutz (Decke auch unter den Patienten, aber niemals speziell Wärme
zuführen (Wärmflasche oder ähnliches)
Menschen, die nach einem Unfall umherirren, niemals aus den Augen lassen. Sie sind fähig, im
„Schock“ über Bahngeleise zu laufen, obwohl der Zug bereits sichtbar ist. Ebenso laufen sie
über eine Strasse oder Autobahn ohne zu wissen, was sie da gerade tun.
Auch können sie den Zündungsschlüssel des Autos wieder drehen und losfahren, obwohl
jemand vor dem Auto liegt.
Nicht immer sind sie zu beruhigen und erzählen oft etwas anderes, als das man sie fragt. Sie
sind zum Teil völlig hilflos und sind dadurch auch aggressiv anzutreffen.
Siehe auch Hauptkapitel 1, Einleitung, Auffrischen der Grundkenntnisse (Schock)
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 43 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.11. Kopfverletzungen
2.05.11.1. Hirnerschütterung und Schädelhirntrauma (SHT)
Als Schädel-Hirn-Trauma (auch SHT) bezeichnet man jede Verletzung des Schädels mit
Hirnbeteiligung, aber keine reinen Schädelfrakturen oder Kopfplatzwunden. Wegen der Gefahr
von Hirnblutungen oder anderer Komplikationen wird für jeden Patienten mit Schädel-HirnTrauma (auch „nur“ Gehirnerschütterung) die Beobachtung im Krankenhaus empfohlen.
Gehirnerschütterung
 SHT 1. Grades: Leichte, gedeckte Hirnverletzung mit akuter, vorübergehender
Funktionsstörung des Gehirns, die mit sofortiger kurzfristiger Bewusstseinsstörung von
wenigen Minuten bis zu maximal einer Stunde einhergeht. Weitere typische Symptome
sind Gedächtnislücken für das Unfallereignis und einen kurzen Zeitraum danach
(anterograde Amnesie), Übelkeit und/oder Erbrechen. Einen Gedächtnisverlust für die
Zeit vor dem Unfallgeschehen (retrograde Amnesie) tritt selten auf und ist in der Regel
Zeichen einer höhergradigen Hirnschädigung. Neurologische Ausfälle (z.B.
Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen) treten nach Abklingen der Bewusstlosigkeit
nicht auf. Beschwerden, wie z.B. Leistungsminderung, Kopfschmerzen, Schwindel und
Übelkeit können im Rahmen eines sogenannten postkommotionellen Syndroms (NachHirnerschütterungs-Syndrom) mehrere Wochen fortbestehen.
Ursache:
 Bei einer Hirnerschütterung kommt es durch einen Sturz oderSchlag auf den Kopf zu
einer vorübergehenden Hirnfunktionsstörung.
 Das Gehirn ist im Innern des Schädels von Hirnflüssigkeit (Liquor) umgeben, die als
Puffer dient und das Gehirn vor Schäden bewahrt. Bei Unfällen, die mit einem Schlag
oder Sturz auf den Kopf einhergehen, kommt es zu starken Kräfteeinwirkungen auf das
Gehirn. Durch den heftigen Aufprall vermag die Gehirnmasse an der Schädelwand
aufprallen, wird aber durch das Liquor wieder aufgefangen. Dadurch entstehen die
Fehlfunktionen.
 Eine 24-Std.-Überwachung im Spital ist aber sehr wichtig, da oft eventuelle
Schädigungen erst nach Stunden auftreten, z.B. Hirnblutungen und Druckanstieg
(oft an der Pupillendifferenz zu sehen, darum Überwachung)
Gehirnprellung
 SHT 2. Grades: Bewusstlosigkeit länger als 30 Minuten. Spätfolgen sind von der
Lokalisation der Hirnschädigung abhängig. Keine Perforation (platzen) der Dura
(äusserste Hirnhaut).
Gehirnquetschung
 SHT 3. Grades: Bewusstlosigkeit länger als 60 Minuten, verursacht durch Einklemmung
des Gehirns durch Blutungen, Ödeme oder ähnliche Vorgänge. Hierbei sollte man
bedenken, dass das Gehirn der einzige grosse Körperteil des Menschen ist, der fast
vollständig von Knochen umgeben ist. Dieser besondere Schutz kann jedoch bei solchen
raumfordernden Prozessen gleichzeitig zur Gefahr werden, da somit das gesamte Gehirn
unter dem Druckanstieg und der folgenden Einklemmung leiden kann. Die Folge ist
oftmals ein lang andauerndes Koma (das oft künstlich verlängert wird), ein
komaähnlicher Zustand, oder gar der Tod. Zur Druckentlastung kann eine temporäre
Entfernung eines Teils der Schädeldecke (einige Monate) angewandt werden.
Dauerhafte Schäden sind zu erwarten, aber nicht zwangsläufig.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 44 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Die Einteilung ist sehr schematisch. Beispielsweise tritt bei einer traumatischen Verletzung des
Frontalhirns nicht unbedingt eine Bewusstlosigkeit auf, kann aber zu einer dauernden
Schädigung führen (Frontalhirnsyndrom). Meist wird heute nur noch zwischen leichtem,
mittelschwerem und schwerem Schädel-Trauma differenziert.
Generelle Ursachen:
 Nach Schlägen an den Kopf
 Stürzen
 Unfällen
Symptome:
 Hämatome, „Beulen“ am Kopf
 Bewusstseinsstörung, eventuell mit zunehmender Eintrübung bis Bewusstlosigkeit
 Auftretende starke Kopfschmerzen
 Schwindel mit Gleichgewichtsstörungen
 Übelkeit bis Erbrechen
 Schielen
 Erinnerungslücken (Amnesie)
 Krämpfe oder sonstige neurologische Ausfallerscheinungen
 Zum Teil visuelle Halluzinationen (z.B. Blitze, Lichter)
Dabei müssen die Pupillendifferenz und zunehmende Bewusstseinsstörungen als besondere
Warnzeichen betrachtet werden, da sie Hinweise auf eine Blutung innerhalb des Schädels sein
können.
Tritt nach einer unmittelbar posttraumatischen, zunächst zeitlich begrenzten Bewusstlosigkeit
später eine zweite Phase von Bewusstseinsstörung auf, dann bezeichnet man die
dazwischenliegende Phase klareren Bewusstseins als freies Intervall. Ein solcher Verlauf wird
als Anzeichen einer epiduralen oder subduralen Blutung gewertet.
Erste Hilfe:
 Aufgebot Rettungsdienst Telefon 144, immer!!
 Bewusstlosenlagerung, wenn nötig
 Bei wachen Patienten Oberkörper hoch lagern
 ggf. Atemspende
 Überwachen: Blutdruck / Puls kontrollieren
 Pupillenkontrolle
2.05.11.2.
Hirnblutung
Hirnblutungen gehen immer mit einem Hirndruckanstieg einher. Die Hirnmasse wird, je
nachdem, in eine Richtung „gedrückt“. Dies verursacht Bewusstseinseintrübungen bis
Bewusstlosigkeit. Übelkeit, Erbrechen und Pupillenerweiterung auf der betroffenen Seite ist die
Folge. Es besteht Lebensgefahr. Im Krankenhaus erfolgt meist eine Not-Operation mit
Eröffnung des Schädels (Trepenation) oder so genannten Krönlein-Bohrung hinter und vor dem
Ohr der betroffenen Seite zur Druckentlastung. Weiter resultieren daraus oft auch
Hirnschädigungen, die unter Umständen bleibend sein können. Sie hinterlassen oft
Lähmungen, Koordinationsstörungen etc. Bei rechtzeitiger Therapie liegen die
Überlebenschancen bei etwa 70 % (20 % mit Behinderungen).
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 45 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.11.3.
Aneurysma
Als Ursache stehen die degenerativen Gefässwanderkrankungen (in über 80 % der Fälle
Arteriosklerose) zahlenmässig weit im Vordergrund. Weit seltenere Ursachen sind Traumata,
Infektionen (Rheumatisches Fieber).
Die Brisanz zentraler Aneurysmen (etwa Bauchaortenaneurysma) liegt in ihrer potentiell
tödlichen Rupturgefahr (also Rissgefahr). Diese steigt mit zunehmendem Querdurchmesser des
Aneurysmas.
Die Symptomatik ist häufig akut. Der Patient merkt meistens wenig oder nichts. Bei den
cerebralen (im Gehirn gelegenen) Aneurysmata (sogenannte Hirn-Aneurysmata) kann es durch
den Druck, den ein Aneurysma auf einen Nerv ausübt, zu Lähmungserscheinungen im Gesicht
kommen. Bei einer Ruptur (Zerreissung) eines solchen Aneurysmas ist ein Schlaganfall oder
eine Subarachnoidalblutung (Hirnblutung) die Folge.
Oft sind Aneurysma ein Zufallsbefund. Durch Instabilität des Kreislaufes findet man zufällig ein
Aneurysma.
sackförmiges Aneurysma
stumm „unbemerkt“
eingerissen
Blut strömt
nach draussen
Ein geplatztes Aneurysma
(eine sackförmige Ausweitung
der Arterienwände) ist die
häufigste Ursache für eine
Subarachnoidalblutung.
Eine Bauchaorta mit einem Aneurysma
ist wie eine Zeitbombe. Platzt es,
bedeutet das der Tod in wenigen Minuten.
Erste Hilfe:
 Leider ist es nicht festzustellen
 Geschieht es im Hirn, äussert es sich
wie ein Hirninfarkt
 Wird der Patient bewusstlos oder hat
er einen Kreislaufstillstand, ist das
Vorgehen nach den Richtlinien
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 46 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.12.
Rückenverletzungen
Definition:
Beschädigung der Wirbelsäule mit/ohne Rückenmarksverletzung.
Die Bandbreite der Rückenverletzungen erstreckt sich von harmlosen Muskulaturverletzungen
bis hin zu Frakturen der Wirbelkörper. Rund 90 Prozent der Wirbelsäulenerkrankungen sind
degenerativer Natur.
Der Begriff Rückenverletzungen steht für eine Reihe mechanischer Schädigungen der
Wirbelsäule. Dabei können sowohl knöcherne als auch muskulöse oder BindegewebeStrukturen von der Verletzung betroffen sein. Die Folgen einer Rückenverletzung reichen von
eher harmlosen Verletzungen der Muskulatur bis hin zu Frakturen der Wirbelkörper, bei denen
sich manchmal Bruchstücke verschieben und das Rückenmark oder die Nervenwurzeln beteiligt
sind.
Grundsätzlich können zwei Gruppen der Rückenverletzungen unterschieden werden: Jene mit
und ohne Beteiligung des Rückenmarks. Bei Schädigung der Wirbelsäule wird zur Sicherheit
grundsätzlich von der ersten Gruppe ausgegangen. Anzeichen dafür sind Schmerzen, aber
auch primär Bewegungs- und Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen. Wird durch die
Rückenverletzung das Mark durchtrennt, führt dies zu einer Querschnittslähmung unterhalb der
zerstörten Region. Die schwerwiegendste Komplikation der Rückenmarkstrennung geht mit
einer lebenslangen Querschnittslähmung einher.
Symptome:
 Neurologische Ausfälle (Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen, Ameisenlaufen)
 Schocksymptome (spinaler, neurogener Schock)
 Fremd- und Eigenreflexe fallen aus
 Darm- und Blasenfunktion können gestört sein (stellt vorallem auch ein grosses Problem
in der Versorgung des Querschnittgelähmten dar)
 Betrifft es die Halswirbel 1 bis 4 sind ausgeprägte Atemstörungen zu erwarten
 Durch die Störung des vegetativen Nervensystems werden im betroffenen Bereich die
Blutgefässe weitgestellt, dadurch kann seine Temperatur bei dementsprechender
Witterung rasch absinken
Erste Hilfe:
Wache Patienten:
 Bei der Vermutung einer Schädigung, Lage des Verletzten niemals verändern
 Sofort Halsschienengriff machen und halten bis der Rettungsdienst eintrifft
 Rettungsdienst rufen oder direkt die Rettungsflugwacht 1414
 Nach weiteren Verletzungen suchen (diese merkt er eventuell gar nicht mehr)
 Überwachung der Atmung, des Pulses, gegebenenfalls des Blutdrucks)
 Optimaler Witterungsschutz geben
Bewusstlose Patienten:
 Vitalfunktionen prüfen (Bewusstsein, Atmung, evtl. Puls)
 Ist Atmung vorhanden, sofort En bloc in die Seitenlage bringen (Der Körper bleibt
gerade, also in Längsachse, die Beine werden nicht angewinkelt, der Kopf ist dabei
stabilisiert und wird von dieser haltenden Person nicht losgelassen!!) >> auch nicht nach
dem Drehen, der Kopf wird nicht auf den Boden abgelegt, der Körper aber soweit
gedreht, dass das Erbrochene aus dem Mund fliessen könnte
 Alarmierung, Überwachung und Witterungsschutz
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 47 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.12.1.
Paraplegie
Paraplegie ist die Folge einer Schädigung des Rückenmarks auf Höhe
der Brust oder Lendenwirbelsäule mit Lähmungen der Rumpf- und der
Beinmuskulatur sowie der Verlust des Empfindungsvermögens für
Berührung, Schmerz, Temperaturen und Lagesinn. Zusätzlich sind
Darm-, Blasen- und Sexualfunktion gestört. Ein Paraplegiker ist in der
Regel in den Verrichtungen des täglichen Lebens selbstständig und
nicht auf fremde Hilfe angewiesen, da er seine Arme und Hände
vollumfänglich gebrauchen kann.
Von einer Paraplegie spricht man, wenn das Rückenmark im Bereich
der Brust und Lendenwirbelsäule geschädigt ist.
2.05.12.2.
Tetraplegie
Tetraplegie ist die Folge einer Schädigung des Rückenmarkes auf Höhe
Halswirbelsäule. Ist das Rückenmark auf Höhe des 4. Halswirbels und
höher betroffen, muss der Patient künstlich beatmet werden (die Nerven
aus dem 4. Halswirbel versorgen die Atmung). Tetraplegiker können nur
noch den Kopf, bzw. die Zunge bewegen. Ein Tetraplegiker ist in der
Regel auf fremde Hilfe in den täglichen Verrichtungen angewiesen.
Ursache ist meist eine schwere Schädigung des Rückenmarks im Halswirbelbereich. Sie kann
traumatisch (unfallbedingt), durch einen Tumor, eine Infektions- oder Erbkrankheit,
Entzündungen anderer Genese bedingt sein.
Es bestehen verschiedene Ausprägungen der Tetraplegie. Bei einer inkompletten Lähmung gibt
es beispielsweise die Variante, dass das Gespür für einzelne Körperfunktionen wie zum
Beispiel die des Darms oder der Blase vorhanden ist, jedoch die bewusste Steuerung dieser
Körperregionen nicht oder nur zum Teil möglich ist.
Allgemein:
Keine Querschnittlähmung ist gleich wie die andere! Sowohl Para- als auch Tetraplegie können
sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Wenn die Lähmungen und Empfindungsstörungen
unvollständig sind, spricht man von inkompletter Querschnittlähmung, oder von Paraparese
respektive Tetraparese.
Achtung: Nur das tun, was unbedingt nötig ist > Vitalfunktionen erhalten
Meist kommt die Hilfe jedoch erst Minuten später, wenn die ersten Nervenzellen geschädigt
oder abgestorben sind und sich die Blutungen einen Weg ins Nervengewebe gesucht haben.
Ausserdem müssen die meisten Unfallopfer erst geborgen werden. Je nachdem, wer diese
Bergung vornimmt und in welcher Situation sie vorgenommen werden muss, kann es zu
zusätzlichen Scherkräften und Verdrehungen durch Verlagerung des Körpers mit unfixiertem
Rückgrat kommen. Dies lässt sich nicht immer vermeiden, denn meist erfolgt eine solche
Verlagerung dann, wenn das Opfer bewusstlos ist und sich nicht über seinen Zustand äussern
kann. Ist eine Verdrehung des Rückenmarks erst einmal hinzu gekommen, werden ganze
Nervenzellverbände verdrillt, was unbedingt den Untergang von Zellen und Fasern zur Folge
hat.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 48 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.13.
Der Halskragen
 Er wird eingesetzt, um die Halswirbelsäule und damit den Kopf zu stabilisieren
 Wenn nach einem Unfall der Verdacht auf eine Halswirbelverletzung besteht, kommt der
Halskragen zur Anwendung, sobald der Kopf und die HWS durch einen Helfer stabilisiert
sind.
 Benötigte Anzahl Helfer: 2
Anlegen des Halskragens
Beim Anlegen des Halskragens sind folgende Regeln zu beachten:
Bedingung: Patient ist wach
 Einer der beiden Helfer ist immer Bezugsperson für den Verletzten. Er spricht mit ihm
und erklärt ihm das Vorgehen
 Der Patient darf nicht bewegt werden
 Der Kopf wird stabilisiert
 Wenn vorhanden, Helm abnehmen (mit Fachpersonal)
 Den Halskragen nie mit Gewalt anzulegen versuchen; nicht am Kopf ziehen
 Die Lebensrettenden Sofortmassnahmen erfolgen unmittelbar nach der Erstbeurteilung,
sie haben Priorität.
 An den Schutz des Patienten vor Temperatureinflüssen denken (Wärmeerhaltung!)
Halsschienengriff
von rechts gesehen
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
von links gesehen
Seite 49 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.13.1.
Anlegen des Halskragens am sitzenden Patienten
Anzahl der benötigten Helfer: 2
Kopf stabilisieren und festhalten.
Prüfen ob die Kopfstütze ohne weiteres entfernt werden
kann.
Vorsicht:
Keine heftigen Bewegungen am Fahrzeug.
Keine Türen aufreissen. Nicht an der Kopfstütze reissen und
rütteln.
Individuelle Kragengrösse abmessen.
Gemessen wird, in Fingerbreiten, der Abstand zwischen
Kinnlinie und Oberkante Schulter.
Den gemessenen Abstand auf den Halskragen übertragen
Die Anzahl Finger entsprechen der Distanz zwischen
Unterkante Halskragen und dem roten Punkt.
Den Kragen anpassen.
Der gelbe Teil wird der Grösse entsprechend nach oben oder
unten verschoben.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 50 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
Den Kragen von vorne unter das Kinn schieben.
Den Nackenteil vorsichtig anpassen und nach vorne ziehen.
Wichtig:
Der Halskragen erfüllt seinen Zweck nur, wenn jeder Teil
sorgfältig und korrekt angepasst wird.
Klettverschluss schliessen
Vorsicht:
Handhabung des Klettverschlusses immer mit beiden
Händen:
Nicht einhändig reissen, immer langsam lösen. Ruckartige
Bewegungen vermeiden!
Der Halskragen sitzt korrekt. Der Kopf des Patienten wird
weiterhin durch einen Helfer fixiert - solange bis der
Rettungsdienst den Patienten übernimmt.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 51 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011
Unfallbedingte Körperschädigungen Niveau 2
2.05.13.2.
Anlegen des Halskragens am liegenden Patienten
Kopf stabilisieren und festhalten.
Individuelle Kragengrösse abmessen und Kragen vorbereiten
- wie beim sitzenden Patienten.
Den Kragen von vorne unter das Kinn schieben.
Den Nackenteil vorsichtig anpassen und nach vorne ziehen.
Wichtig:
Der Halskragen erfüllt seinen Zweck nur,
wenn jeder Teil sorgfältig und korrekt angepasst wird.
Klettverschluss schliessen
Vorsicht:
Handhabung des Klettverschlusses immer mit beiden
Händen:
Nicht einhändig reissen, immer langsam lösen. Ruckartige
Bewegungen vermeiden!
Der Kragen sitzt korrekt.
Der Kopf des Patienten wird weiterhin durch einen Helfer
fixiert - solange bis der Rettungsdienst den Patienten
übernimmt.
05_Unfallbedingte_Körperschä_N2_11.doc
Seite 52 von 52
© eg / 1010-08 / überarbeitet: IR 2011