Das traurigste Los aber traf die Geschichtswissenschaft. Die DDR
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Das traurigste Los aber traf die Geschichtswissenschaft. Die DDR
Verband der Historiker Deutschlands für die deutsche Geschichtswissenschaft unverzichtbar sind (z.B. die Jahresberichte Winfried Schulze für Deutsche Geschichte). – Die Forschung sollte künftig wieder in erhöhtem Maße an den Universitäten stattfinden. Stellenumschichtungen sollten dort vorgenommen werden, wo Teildisziplinen der Geschichte (z. B. Alte und Mittelalterliche Geschichte) während des SED-Regimes an den Universitäten gar nicht oder unterrepräsentiert waren, der Kanon der historischen Fachdisziplinen an den Universitäten der DDR sollte an den der Bundesrepublik angeglichen werden . Anzustreben ist ein vermehrter Austausch von Professoren und Dozenten zwischen der Bundesrepublik und der DDR und die Förderung von gemeinsamen wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Förderung des Nachwuchses geschenkt werden. Der Verband der Historiker Deutschlands appelliert an seine Mitglieder, an der Verwirklichung dieser Aufgaben engagiert mitzuwirken. Die neu entstehenden Länder in der DDR werden allein nicht dazu in der Lage sein, die erforderlichen Umstrukturierungen der Geschichtswissenschaft in der DDR, insbesondere der Forschungsinstitute, vorzunehmen und zu finanzieren. Die Grundausstattung mit Büchern und anderen Forschungsmitteln ist rasch zu gewährleisten. Vor allem wird es darauf ankommen, die innere Vielfalt der Lehr- und Forschungsinstitutionen herzustellen, ohne die Geschichtswissenschaft nicht sinnvoll betrieben werden kann. Alle zuständigen Institutionen in der Bundesrepublik und in der DDR sind aufgerufen, zum Neuaufbau einer leistungsfähigen Geschichtswissenschaft in der DDR beizutragen. Göttingen, den 30. Juni 1990 Das traurigste Los aber traf die Geschichtswissenschaft. Die DDR-Geschichtswissenschaft nach der „deutschen Revolution" Ein Jahr ist seit der deutschen Revolution des Jahres 1989 vergangen, die wirtschaftliche und staatliche Vereinigung der beiden deutschen Staaten hat sich in einem schier unvorstellbaren Tempo vollzogen, Wahlen zu einem nationalen Parlament stehen unmittelbar vor der Tür. Während die Angleichung der politischen Rahmenordnung an die Vorgaben des Grundgesetzes, der Sozial- und Wirtschaftsverfassung an marktwirtschaftliche Prinzipien relativ schnell, für viele zu schnell, vor sich ging, hat sich der gesamte Bereich von Kultur, Wissenschaft und Bildung als außerordentlich widerstandsfähig erwiesen. Das vergangene Jahr war erfüllt von der Frage nach einer gerechten Einschätzung der verschiedenen Zweige der Wissenschaft in der DDR, ihrer Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich und dem Grad ihrer Politisierung durch 'und für das alte Regime. Nicht zuletzt die vielfältigen Kontakt- und Förderungswünsche von wissenschaftlichen Institutionen in der DDR mit westdeutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen und die Einbeziehung der DDR in die großen Wissenschaftsorganisationen wie DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft), DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst), WRK (Westdeutsche Rektorenkonferenz) rückten Fragen dieser Art in den Vordergrund aller Diskussionen. Die deutschen Medien widmen sich immer wieder den individuellen Formen von Gehorsam und Anpassung, von Resignation und Widerstand derer, die Wissenschaft betrieben, die gelehrt, die geschrieben, die irgendwo geleitet haben. Hinter dieser Art von Bewältigung der jüngsten Vergangenheit stehen fast immer auch Probleme der sozialen Versorgung des aufgeblähten Wissenschaftsapparats, der der DDR ein Vielfaches der Zahl an hauptberuflich tätigen Historikern bescherte, die in der weit größeren Bundesrepublik arbeiten. Was tun mit einer großen Zahl von Wissenschaftlern, die nicht nur überzählig, sondern darüber hinaus auch noch durch ihre bisherige Tätigkeit diskreditiert sind? Neben die ohnehin schwierige Frage der politischen Bewertung tritt die ungleich härtere Frage der Eine erste kurze Fassung dieses im Juli 1990 geschriebenen Beitrags erschien am 31. August 1990 in der ZEIT, Nr. 36. Erstveröffentlichung in: GWU, 41. Jg., 1990, S. 683-689, ein gekürzter Nachdruck in: Perspektiven. Zeitschrift der Universität Witten-Herdecke, 23. Jg., 1990, S. 32-38. 212 213 Schulze Stellenpläne und der staatlichen Budgetzwänge, die durch ein angestrebtes Moratorium für die Institute der Akademie der Wissenschaften eher aufgeschoben, denn gelöst werden kann. Für die DDR-Geschichtswissenschaft gilt, daß sie aus der Spitzenposition einer hochprivilegierten Legitimationswissenschaft, die sich der besonderen Aufmerksamkeit der Partei- und Staatsführung erfreuen durfte, in die Unsicherheit des öffentlichen Mißkredits abgestürzt ist. Wenn auch immer schon bekannt war, daß die Zentralinstitute für Geschichte an der Akademie der Wissenschaften personell hervorragend ausgestattet waren, so haben die tatsächlichen Zahlen doch noch einmal überrascht. Am Institut für deutsche Geschichte sind 148 Historiker beschäftigt, am Institut für allgemeine Geschichte arbeiten 60 Historiker, am Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie weitere 135, im Institut für Wirtschaftsgeschichte 35 Wissenschaftler, im ehemaligen Institut für MarxismusLeninismus (jetzt Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung) insgesamt 100 Historiker, am Museum für deutsche Geschichte 57 Historiker, insgesamt hat das Museum über 200 Angestellte. Sieht man einmal vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg ab (hier arbeiten 47 militärische und zivile Historiker, im vergleichbaren DDR-Institut für Militärgeschichte sind es vermutlich zumindest ebensoviele), gibt es in der Bundesrepublik keine Institution, die eine auch nur vergleichbare hohe Anzahl von akademisch ausgebildeten Historikern beschäftigen würde. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik arbeiten im Bereich der außeruniversitären historischen Forschung nach überschlägigen Berechnungen etwa 300 Historiker.' Angesichts dieser Probleme und Ungewißheiten sind natürlich alle Nachrichten über die Veränderungen bzw. die Kontinuitäten in der Geschichtswissenschaft der DDR hierzulande mit besonderem Interesse zur Kenntnis genommen worden. Selbst Kleinigkeiten fanden Beachtung, etwa die Tatsache, daß die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft auch bei Berücksichtigung der üblichen, technisch bedingten Vorlauffristen ihr Publikationsprogramm offensichtlich unverändert fortsetzte und zum erstenmal im Frühjahr dieses Jahres einen kleinen Hinweis brachte, der die grundstürzenden Umwälzungen in der DDR erkennen ließ.' Gerade solche Vordergründigkeiten lassen es notwendig erscheinen, die internen Vorgänge in der DDR-Geschichtswissenschaft seit dem Oktober des vergangenen Jahres etwas genauer zu betrachten, soweit dies auf der Grundlage begrenzter Informationen heute möglich ist.' Auch die bislang vorliegenden Interpretationen der Veränderungen in der DDR-Geschichtswissenschaft von westdeutscher oder ausländischer Seite sollen hier einbezogen werden.' Eine der ersten deutlich erkennbaren Veränderungen in der DDR-Geschichtswissenschaft vollzog sich am 21. April 1990 in Ost-Berlin. In der Klubgaststätte KarlLiebknecht-Allee 30 hatte sich eine knappe Hundertschaft von Historikern versammelt, um einen unabhängigen Historikerverband der DDR aus der Taufe zu heben, ein Fernsehteam aus West-Berlin hielt die Szene fest, aus der Bundesrepublik waren 214 Das traurigste Los der Vorsitzende des Historikerverbandes und Vorstandsmitglieder anwesend. In ihrer Einladung hatten die Initiatoren des Treffens, die am 3. März einen vorbereitenden Ausschuß gebildet hatten, die Lage der DDR-Geisteswissenschaften folgendermaßen charakterisiert: „Auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften herrscht eine erschreckende Situation. Jahrzehntelang erstickte ein ungenießbarer Brei aus Lüge und Halbwahrheit jede freie geistige Regung. Scholastische Albernheiten und abgestandene Gemeinplätze wurden als ,einzige wissenschaftliche Weltanschauung' ausgegeben. Pseudowissenschaftler schwangen sich auf den Richterstuhl marxistischer Allwissenheit und diffamierten in dümmlicher Arroganz ganze Epochen der modernen Geistesgeschichte. Während man sich über die Bücherverbrennungen der Nazis moralisch entrüstete, fand in der DDR 40 Jahre lang eine ‚kalte Bücherverbrennung' viel größeren Ausmaßes statt. Wichtige Werke der Vergangenheit und Gegenwart verschwanden hinter den Panzertüren von Giftschränken und Speziallesesälen. Wie eine tödliche Krankheit legten sich Provinzialismus und eine oft bis ins Lächerliche gehende fachliche Inkompetenz über die sogenannten Gesellschaftswissenschaften. Philosophie, Soziologie, selbst Kunst- und Literaturwissenschaft wurden zu Bestätigungsinstanzen der SEDBeschlüsse. Das traurigste Los aber traf die Geschichtswissenschaft." 5 Diese Versammlung, zumal sie wohl lediglich in Berlin bekanntgemacht worden war, konnte nicht als das Ergebnis einer breiten kritischen Bewegung angesehen werden. Hier hatten sich überwiegend Historiker aus den Abteilungen der Akademie und der Universitäten versammelt, die bislang in (für das System) eher marginalen, als „bürgerlich" diskriminierten Arbeitsbereichen (Althistoriker, Mediävisten, Hilfswissenschaftler) tätig waren, und insofern kann der Verband (noch) keine repräsentative Rolle für die Gesamtheit der DDR-Historiker spielen. Es scheint, daß sich der Verband besonders engagiert um die Aufarbeitung der jüngsten DDRVergangenheit kümmern will, und es kann deshalb nicht verwundern, wenn der Zuspruch zu diesem Verband, dem es „um die Wiederherstellung der Würde eines Berufsstandes" geht, bislang eher zurückhaltend ist. Die Vorstandsmitglieder Armin Mitter und Stefan Wolle sind im Frühjahr mit einer Edition der Stasi-Akten des letzten Jahres hervorgetreten und haben sich im Juni auch zur Frage des 17. Juni 1953 geäußert.° So dezidiert und radikal die Wertungen des neuen Verbandes gegenüber der „alten" DDR-Geschichtswissenschaft auch sind („Tiefes Schweigen ..., keine ernsthafte Diskussion ..., keine personellen Konsequenzen ..., unerträglicher Zustand ..., keine SED/PDS-Mitglieder im Vorstand"), so isoliert steht der Verband in der konfusen Wissenschaftslandschaft der sich auflösenden DDR da, zumal auch seine Führungsgruppe keineswegs einheitlich argumentiert. Es hat aus der Perspektive dieses Sommers den Anschein, als sei der „unabhängige" Verband in seinem Bestreben zur Kooperation mit den Bürgerkomitees und zur kritischen Aufarbeitung der jüngsten Umwälzungen eher ein vorübergehendes Phänomen. Er teilt diese 215 Schulze relative Randposition vermutlich mit vielen Vertretern einer elementaren Kritik an der Wendefähigkeit vieler DDR-Funktionsträger, wenn er sich gegen eine vorschnelle „Generalamnestie" wendet. Das Berliner Gründungstreffen, das tatsächlich einen Unabhängigen HistorikerVerband (in der DDR) ins Leben rief, hatte natürlich eine Vorgeschichte. Sie war die Antwort einiger jüngerer Historiker vor allen Dingen aus den Instituten der Akademie der Wissenschaften (AdW) auf eine Versammlung der Historiker-Gesellschaft der DDR, der offiziellen, mitgliederstarken (ca. 2600 Mitglieder) Organisation der DDR-Geschichtswissenschaft, die – im Unterschied zum Historikerverband der Bundesrepublik – gleichermaßen Universitätshistoriker und Geschichtslehrer umfaßt. Am 10. Februar hatten sich in Berlin über 500 Mitglieder dieser Gesellschaft zu einer ganztägigen Konferenz getroffen, um über die neue Lage zu beraten, die in ihrer Unübersichtlichkeit auch deren Präsidium überforderte. In einer ersten Erklärung vom 10. November 1989 hatte das Präsidium die DDR noch „in einer tiefen gesellschaftlichen Krise und am Beginn eines Prozesses revolutionärer Erneuerung des Sozialismus" gesehen: „Dazu ist das klare, kritische und selbstkritische Wort auch der Historiker gefordert. Wir haben zu lange geschwiegen." Die Präsidialen stellten jetzt fest: „Unsere Wissenschaft wird gegenwärtig mehr denn je gebraucht, nicht zur Herrschaftslegitimation, sondern zur schonungslosen Analyse der weit in die Geschichte zurückreichenden Ursachen für die gegenwärtige Niederlage, für die Wiedergewinnung verlorengegangenen Vertrauens unserer Gesellschaft. Der sich erneuernde Sozialismus braucht ein erneuertes, wahrhaftiges, keine Probleme, Schwierigkeiten, Widersprüche, Leistungen und Fehlleistungen aussparendes Bild seiner eigenen Geschichte wie der ganzen Menschheitsgeschichte, in deren Strom er steht." Man bekannte sich zur Verpflichtung, „in das geistige Leben unseres antifaschistischen sozialistischen Staates historisches 'Wissen, historische Erkenntnisse, Erfahrungen und Beobachtungen einzubringen", und versicherte, „nicht alles in Frage zu stellen". Ganz im Sinne dieser Lagebeurteilung unterschrieben die Teilnehmer einer Präsidiumssitzung der Gesellschaft am 29. November den bekannten Aufruf „Für unser Land". Das Februartreffen wurde von Heinrich Scheel, dem Präsidenten der HistorikerGesellschaft, mit der Forderung nach einem „absolut neuen Selbstverständnis" eingeleitet. Was immer jedoch an Anträgen während dieser Versammlung eingebracht wurde, enthielt inhaltlich wenig Neues; Brisantes wie die Rehabilitierung verfolgter Historiker wurde vertagt, die beantragte Umbenennung in „Deutsche Historiker-Gesellschaft" (so hieß die Gesellschaft bis zu ihrer Umbenennung in „Historiker-Gesellschaft der DDR" im Jahre 1970) wurde abgelehnt. Hauptergebnis dieser Versammlung war ein neues Statut der „Historiker-Gesellschaft". Darin wurde sowohl ein Bekenntnis zu einer pluralistischen Geschichtswissenschaft wie auch zur Verfassung der DDR untergebracht. Am Schluß wurde ein neues (kleineres) Präsi216 Das traurigste Los dium (mit einem Drittelanteil für Frauen) gewählt, das durchaus in personeller Kontinuität zum alten Präsidium steht, jedenfalls in seiner Zusammensetzung keine programmatische Richtungsänderung andeutet. Zum Präsidenten wurde der renommierte, „durch seine solide wissenschaftliche Arbeit ausgewiesene" (so zu Recht Karlheinz Blaschke) Frühneuzeithistoriker Günter Vogler (Humboldt-Universität Berlin) gewählt, der sich u. a. gegen Werner Bramke (Leipzig) durchsetzen konnte. Letzterer wurde jedoch Mitglied des verkleinerten, jetzt 40köpfigen Präsidiums ebenso wie Manfred Kossok (Leipzig), Joachim Hermann (AdW, Zentralinstitut für Alte Geschichte), oder der allmächtige Walter Schmidt vom Zentralinstitut für Geschichte der AdW. Einem Teilnehmer – später Mitbegründer des neuen Unabhängigen Historiker-Verbandes – kam dieses Treffen, wie er absichtsvoll polemisch formulierte, wie eine Versammlung von Prostituierten vor, die unter Führung ihrer Zuhälter einen Sittlichkeitsverein gründen wollten. Es wird kaum erstaunen, wenn eine solche Äußerung das scharfe Mißfallen der Mehrheit der Versammlung fand. Eine der wichtigsten institutionellen Veränderungen des Jahres 1989 wurde der DDR-Uffentlichkeit erst durch eine eher unscheinbare Notiz im Aprilheft der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft bekannt gemacht: die heimlich-stille Auflösung des Rates für Geschichtswissenschaft, jenes obersten Lenkungsorgans der DDRHistoriker, der jetzt für die „tiefe Krise der DDR-Geschichtswissenschaft" verantwortlich gemacht wurde.' Sein bisheriger Vorsitzender Ernst Diehl soll dem Vernehmen nach einen Pförtnerposten in einem Berliner Unternehmen besetzen.' Bemerkenswerte Schnelligkeit in der Reaktion auf die neue Zeit bewies das Museum für deutsche Geschichte, das seit dem Frühjahr die Transparente der Herbstrevolution zur Schau stellt. Soweit die „deutsche Revolution" im Bereich der DDR-Geschichtswissenschaft: Im Osten bislang wenig Neues, eher Notwendiges, Unumgängliches. Die Institutionen bestehen noch, haben zuweilen absichtsvoll ihre Namen geändert, bangen um ihre Mittelzuweisungen. Aus dem in der „Geschichtsprovinz" gefürchteten Institut für Marxismus-Leninismus (beim ZK der SED) wurde das Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung, das Riesenunternehmen der Marx-Engels-Gesamtausgabe sucht nach neuen Geldgebern. In den historischen Lehrveranstaltungen der Universitäten wird der schwierige Balanceakt zwischen Kontinuitätswahrung und Neuorientierung geprobt, man schaut in den Spiegel der eigenen Bücher und Artikel (entscheidend sei, „ob man sich noch selbst lesen kann", so Hartmut Zwahr) und versucht den lästigen Nachhall der alten Parolen zu übertönen, der in den Hörsälen hängt. Zuweilen hat der Umbruch auch Neuanfänge provoziert, die bislang in der DDR Unübliches an den Tag bringen: In der akademischen Lehre werden neue Themen erprobt. So hält der gerade 60 Jahre alt gewordene Kurt Pätzold an der Humboldt-Universität eine Vorlesung über „Geschichtsdenken und Geschichtsunterricht in den Krisen unserer Zeit" 9, ein Thema, das in seiner Grundsätzlichkeit an die Vorlesungen erinnert, die in den Jahren 1946 bis 1949 von deutschen Historikern gehalten wurden. Verstärkte Kontakte mit wissenschaftlichen Institutionen 217 Schulze der Bundesrepublik sollen bei der Neuorientierung vor allem behilflich sein, sie dienen gewiß aber auch der Sicherung der bedrohten Institutionen. Kritiker attackieren solche Förderungsdiplomatie der bisherigen „Reisekader" als den Versuch, sich in der Bundesrepublik „Persilscheine" abzuholen. In den Reaktionen der Historiker auf die Vorgänge im Oktober und November 1989 zeigten sich erhebliche Differenzen. Wer erwartet hätte, daß die Historiker unisono den Schlachtruf der Leipziger Demonstranten „Wir sind das Volk" aufgenommen und wissenschaftlich begleitet hätten, mußte enttäuscht sein: Wenn man überhaupt öffentliche Äußerungen der Historiker aus dem November und Dezember ausfindig machen kann, dann zeichnen sich diese eher durch nacheilende Wahrnehmung und verschwommene Legitimation der Veränderungen als durch vorwärtsweisende Kommentare aus. Um so eher verdienen einzelne Stimmen wahrgenommen zu werden. In Leipzig trug der Sozialhistoriker Hartmut Zwahr am 3. November die „gallebittere" Wahrheit über die DDR-Geschichtswissenschaft vor, die er von den „internationalen Forschungstrends" abgeschottet und von „Selbstzensur" und „Theorieverlust" geprägt sah. Während er eindeutig die Zerschlagung des „administrativen Systems" forderte "), versuchten sich Berliner Historiker in Interviews noch als Retter des wahren Sozialismus und glaubten mit dem Zugeständnis eines „innermarxistischen Pluralismus" davonzukommen. Walter Schmidt, als Direktor des Zentralinstituts für Geschichte einer der einflußreichsten Historiker der DDR, hielt es Ende Oktober '89 für „geradezu absurd, vom Scheitern des Sozialismus zu sprechen, wenn dieser – angesichts von Versäumnissen in der Vergangenheit gewiß aus einer konfliktreichen Situation heraus – in eine Phase der Reformen für seine weitere Stärkung und damit in eine Phase der Konsolidierung eintritt". Im gleichen Interview wollte Wolfgang Küttler zwar einen „Tempoverlust" in der Entwicklung des Sozialismus zugeben: „Aber mit einem Scheitern des Sozialismus hat das nicht das Geringste zu tun." Wenn Küttler auch die Fluchtbewegung des Jahres '89 auf die Alltagssorgen der Menschen, aber auch auf die „Einflußnahme durch den Klassengegner" zurückführte, so übersah er doch nicht die Defizite der Geschichtswissenschaft und ihrer Vermittlung. Man müsse sich fragen, „wie überzeugend wir der Jugend unser Geschichtsbild vermittelt haben" und zog daraus die Konsequenz, endgültig davon abzukommen, „den jungen Leuten unser Geschichtsbild als etwas Fertiges vorzusetzen"." Siegfried Prokop (Berlin) sah Mitte November im Neuen Deutschland die „so notwendige Erneuerung des Sozialismus" endlich begonnen und verlangte kategorisch die „wahre Souveränität aller Parteien und politischen Kräfte, die sich zum Sozialismus bekennen"." Auch ein kritischer Historiker wie Fritz Klein hielt im Frühjahr 1990 in der Weltbühne nach einer kräftigen Abrechnung mit dem Honecker-Regime offensichtlich nur „eine wie auch immer geartete sozialistische Zukunft" für denkbar." Verfolgt man die Äußerungen führender Historiker während der Monate der Umgestaltung, fällt die immer nur nacheilende Wahrnehmung und Anerkennung der neuen Wirklichkeit auf: Es geht ihnen darum, in Zukunft nichts zu beschönigen, 218 Das traurigste Los bedauerlicherweise vorhandene „weiße Flecken" auszufüllen, Geschichte müsse so genommen werden, wie sie ist, es werden Defizite zugegeben, mahnende Stimmen seien überhört worden, alles müsse „überzeugungskräftiger" werden, nur wurde nicht gefragt, wie das alles auf dem Boden des Sozialismus als der „wissenschaftlichen Weltanschauung" realisiert werden könne. Daß Männer der ersten Stunde der DDR-Geschichtswissenschaft wie Walter Markov (Leipzig) und Jürgen Kuczynski (Berlin), die selbst in den 50er Jahren scharfen Maßregelungen durch die SED (Markov wurde 1951 aus der SED ausgeschlossen) ausgesetzt waren, die Vorgänge im Herbst '89 nur mit Distanz zur Kenntnis genommen haben und ihr Lebenswerk in Gefahr sehen, kann angesichts des latenten Antifaschismus-Syndroms gerade der älteren Generation nicht erstaunen. Insgesamt zeigt sich, daß der hohe Anteil der Parteimitglieder in der Historikerschaft (Schätzungen schwanken um 90 Prozent, unter den Professoren mit Lehrstuhl konnte Georg G. Iggers nur den Mediävisten Wolfgang Töpfer [HU Berlin] als Nichtmitglied ermitteln) die Begeisterung für die Veränderungen in deutlichen Grenzen hielt und diese am ehesten auf der Grundlage eines – wie auch immer – „erneuerten" Sozialismus für wünschenswert hielt. Gewisse Parallelen zu anderen Kulturschaffenden der DDR, denen der Verlust der privilegierten Positionen ähnliche Schwierigkeiten bereitet, sind nicht zu übersehen. Die DDR-Geschichtswissenschaft wirft in diesem Herbst 1990 viele Fragen auf: Was ist bislang gelehrt worden, entsprach die Praxis der DDR-Geschichtsforschung tatsächlich den Horrorvorgaben des Wörterbuchs der Philosophie und der Parteitagsbeschlüsse? Gab es nur parteitreue Historiker, die die Vorgaben der Abteilung Wissenschaft des Zentralkomitees und Kurt Hagers Einlassungen in historische Buchtitel oder Ausstellungskonzepte umgesetzt haben? Wo sind die Dissidenten, wo die Opfer des Systems? Gibt es den Adam Michnik, den Bronislaw Geremek der DDR? Gibt es ein Potential für eine wirkliche Erneuerung? Schließlich, was soll aus den Universitätshistorikern und der ungleich größeren Zahl von Historikern der Museen und Akademieinstitute werden? Wie kann man erreichen, daß das Ausbildungsniveau der DDR-Fakultäten denen der Bundesrepublik angeglichen wird, denn nur so wird der große Run auf die westdeutschen Universitäten zu verhindern sein? Wer immer eine Antwort auf diese und ähnliche Fragen sucht, sollte sich daran erinnern, daß deutsche Historiker in diesem Jahrhundert mit Umbruchsituationen schon reichliche und kontroverse Erfahrungen sammeln konnten." Nach der Revolution 1918/19 erklärte sich die Mehrzahl der deutschen Historiker gegen die junge Republik, bekämpften beinahe alle den Versailler Vertrag und bekannten sich nur wenige „Vernunftrepublikaner" zur Notwendigkeit, die Weimarer Verfassung mitzutragen und die Idee deutscher Machtpolitik aufzugeben. Es war nur folgerichtig, wenn 1933 der Münchener Historiker Karl Alexander von Müller feststellte, daß die „deutsche Geschichtswissenschaft nicht mit leeren Händen zum neuen deutschen 219 Schulze Staat und seiner Jugend" komme. Von wenigen Ausnahmen abgesehen bestanden vielfache Obereinstimmungen zwischen den national gesinnten Historikern und den Repräsentanten des NS-Systems, zumal nach dem erzwungenen Exodus jüdischer und dissentierender Wissenschaftler. Wieder anders war die Reaktion der Historiker auf den Zusammenbruch des Nationalsozialismus. Nach einer Phase der Betäubung fand man zu der schnell allgemein akzeptierten Formel von der notwendigen „Revision des deutschen Geschichtsbildes", die jedoch unter dem Eindruck der Konsolidierung der Länder und der Gründung der Bundesrepublik schnell verblaßte. Schon 1951 wollte man von den „Um-, Ab- und Irrwegen" der deutschen Geschichte nichts mehr hören. Klar und eindeutig wurde allerdings der Verzicht auf eine deutsche Machtstellung in Europa ausgesprochen, „christliches Abendland" und „Europa" hießen die neuen Ziele, ohne daß sich aber eine pauschale Verurteilung der deutschen Geschichte durchsetzte, wie sie vor allem aus dem alliierten Lager zu hören war. Methodisch dominierte jener vielzitierte „politisch-moralisch gezähmte Historismus" (so Ernst Schulin), Kultur- und Sozialgeschichte galten zunächst als Flucht vor der (politischen) Verantwortung, die politische Geschichte blieb die „wissenschaftliche Muttersprache" der deutschen Historiker, wie es Ludwig Dehio damals formulierte. Unmittelbar nach 1945 galt deshalb die dezidiert antifaschistische SBZ vielen linken Intellektuellen als der Ort, wo mit der falschen Vergangenheit abgerechnet und der „Irrweg" der deutschen Geschichte beendet werden konnte. Walter Markov, der seit 1936 in Siegburg im Zuchthaus gesessen hatte und dort von den Amerikanern befreit worden war, hatte in Bonn keine berufliche Chance und ging wie viele marxistische Rückkehrer in die entstehende DDR. Während man im Westen versuchte, „zu retten, was zu retten" war, sah man in der DDR die Chance, sich mit einem neuen Geschichtsbild die belastende Vergangenheit radikal vom Halse zu definieren. Aus dem Rückblick auf die eigene Leidenszeit in den Kerkern des Nationalsozialismus und die moralische Erhebung der unmittelbaren Nachkriegszeit entstand jene verklärte Version des Antifaschismus, der zu einer Ersatzreligion der DDR wurde und den Blick auf die neuen Lager verstellte. Er verdrängte die wirkliche Vergangenheit und mußte bald die stalinistische Verirrung dieser neuen Religion exkulpieren. Zwar bediente man sich in der ersten Phase (bis etwa 1953) durchaus noch kooperationswilliger „bürgerlicher" Historiker (derer man im vorigen Jahr in einem problematischen Sammelband wieder gedachte) 15, aber dies geschah eher aus Nützlichkeitserwägungen denn aus Oberzeugung. Immerhin fällt auf, daß die „bürgerlichen" Historiker, die nach 1947/48 noch in der DDR ausharrten, ausgerechnet jene Männer waren, die wie Friedrich Schneider, Otto Hoetzsch, Herman Sproemberg, Martin Lintzel und Karl Griewank auch dem Nationalsozialismus gegenüber auf Distanz geblieben waren. Seitdem die neuen „Kader" der Partei jedoch an den Universitäten Fuß gefaßt hatten, wurde den verbliebenen „Bürgerlichen" das Leben schwer gemacht. Lehrverbote, Kontrollen, öffentliche Diskussionen erschwerten die wissenschaftliche Arbeit und die Kontakte in die Bundesrepu220 Das traurigste Los blik zunehmend. Wer sich in den Westen retten konnte, ging diesen Weg, auch wenn gegen „Republikflüchtlinge" an einigen Fakultäten die Aberkennung der Doktorgrade beschlossen, wenn auch nicht umgesetzt wurde. Nur wenige ertrugen die dauernden Belastungen und blieben. Ende der 50er Jahre war das Problem gelöst: Die Geschichtswissenschaft war im Griff der Partei. Man hatte nicht nur 1953 eine eigene Zeitschrift für Geschichtswissenschaft etabliert, die die bundesrepublikanischen Historiker unter ideologisches Dauerfeuer setzte, 1958 wurde auch nach langem Vorlauf und manchem Hinund Herverhandeln die erwähnte Deutsche Historiker-Gesellschaft als Gegenverband gegründet. Im gleichen Jahr bildete der Trierer Historikertag die Plattform, um die letzte noch bestehende Gemeinsamkeit mit den westlichen Kollegen aufzukünden, denen angesichts der offensichtlichen Tendenzen in der DDR dieser Abbruch durchaus nicht ungelegen kam. Pathetisch erklärte ein DDR-Historiker, er sehe sich angesichts der „Politik der Wall Street", die Adenauer betreibe und von den BRD-Historikern unterstützt werde, nicht mehr in der Lage, Mitglied des bundesrepublikanischen Verbandes zu bleiben. All dies baute auf dem Axiom auf, daß die DDR die Vollenderin der besten Traditionen der deutschen Geschichte darstelle, „daß die Existenz unseres Volkes den unerbittlichen Kampf gegen Imperialismus, Militarismus, Neofaschismus und ihre Ideologen erfordert" und „daß die Perspektive für ganz Deutschland der Sozialismus ist"." Daß man damals „imperialistische" Kollegen im Westen als „Nato-Historiker" denunzierte, reute die Verfasser der einschlägigen Bücher und Artikel schon lange vor der Wende. Wer sich die Geschichte dieser 40 Jahre DDR-Geschichtswissenschaft genauer anschaut, wird gewiß eine Fülle von Belegen für krude Parteihörigkeit, Realitätsverlust, Quellenvernachlässigung finden, er wird jedoch nicht daran vorbeikommen, daß sich seit der Mitte der 70er Jahre beachtliche Änderungen abzeichneten. Die beginnende Phase politischer Kooperation zwischen der Bundesrepublik und der DDR veränderte auch das Klima der Fachbeziehungen. Die Rezensionen wurden sachlicher, die Kontakte auf internationalen Konferenzen häufiger, einzelne Vorträge bundesrepublikanischer Historiker in der DDR wurden möglich. In einigen weniger ideologisch belasteten Bereichen wie der frühneuzeitlichen Geschichte ergaben sich durchaus fruchtbare Kooperationen, die die DDR-Geschichtswissenschaft unter Beweisdruck setzten ", hierzulande aber auch manches Nachdenken auslösten. 1974 sah Werner Conze schon eine „Kryptoannäherung" der beiden Geschichtswissenschaften „im Gange". In den 80er Jahren schließlich erweiterten sich die Kontaktmöglichkeiten, jetzt wurde die Teilnahme an den DDR-internen Fachkonferenzen möglich, konnte man sich ein eigenes Bild von den verbliebenen argumentativen Spielräumen verschaffen. Schließlich konnten sich SED-Historiker 1987 mit dem leibhaftigen Erbfeind, der Historischen Kommission der SPD, treffen. DDR-Historiker wurden wie selbstverständlich zu westdeutschen Tagungen eingeladen, wann immer sie – als sogenannte „Reisekader" – kommen durften. 221 Schulze Diese Kontakte der 70er und 80er Jahre wurden unter zwei Voraussetzungen möglich. Zum einen erkannte die SED-Führung, daß letztlich nur der internationale Kontakt in allen Wissenschaftsbereichen das technologische überleben der DDR ermöglichen würde, und von dieser Generallinie ließ sich auch die Geschichtswissenschaft nicht ganz abkoppeln. Zum andern hatte sich in der DDR selbst eine Konstellation ergeben, die ein umfassendes Bild der „ganzen deutschen Geschichte" notwendig machte, ein Bild, das nicht nur die bislang propagierten „progressiven" Epochen, Personen und Ereignisse ins Visier nahm und den „reaktionären" Rest verwarf. Insbesondere die starke Rolle der evangelischen Kirche, deren Institutionen auch einem kritischen Historiker und Archivar wie Karlheinz Blaschke das wissenschaftliche überleben ermöglichten, machte eine Integration auch des widerständigen religiösen Faktors notwendig, es kam zur stillschweigenden Diskussion und partiellen Kooperation zwischen Historikern der Partei und der Kirche. So widerfuhr Martin Luther Gerechtigkeit und durfte Friedrich der Große auf sein angestammtes Podest Unter den Linden zurückkehren. Kurz vor der Herbstrevolution erschien ein von Günter Vogler – dem neugewählten Präsidenten der Historiker-Gesellschaft – herausgegebener Sammelband Europäische Herrscher – wie selbstverständlich auch mit Beiträgen bundesrepublikanischer und österreichischer Historiker –, der die bislang weiteste Sondierung der neuen Möglichkeiten darstellte 18, auch wenn die dialektische Bewältigung des Problems zuweilen Mühe machte. Alle diese Neuerungen lassen sich unter dem Gesichtspunkt der Diskussion um das historische „Erbe" bündeln, deren besondere innovative Qualität sich erst im Rückblick vollständig erkennen läßt. Die „Erbe"-Diskussion gestattete es den DDRHistorikern zunehmend, die „gesamte Geschichte in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit" ins Visier zu nehmen und damit jene Okularhistorie zu verdrängen, die nur schmale, parteikonforme Felder hatte wahrnehmen können. Die Geschichte wurde „komplexer" – wie das Lieblingswort hieß – und konnte somit das ihr stets eigene Resistenzpotential entfalten, das sich einer vorgegebenen Deutung nicht fügen will und das ihre eigentliche Stärke ausmacht. Wenn etwa in Rostock der bislang bestehende Schwerpunkt der „Agrargeschichte des Feudalismus" zugunsten eines neuen Schwerpunkts „Mecklenburgische Geschichte" aufgegeben wurde, so belegt dies gleichermaßen die Defizite der alten Konzeption wie das Ausmaß der neuen Spielräume. Walter Schmidt war es, der die neue Linie formulierte: „Die Nationalgeschichte des sozialistischen deutschen Staates beginnt natürlich nicht erst mit der unmittelbaren Genesis der DDR, sondern umschließt zeitlich die deutsche Geschichte seit dem Formierungsprozeß des deutschen Volkes. Unser Bild von deutscher Geschichte läßt sich räumlich nicht ... auf die deutschen Territorien verengen, die heute zum territorialen Bestand der DDR gehören. Sozialstrukturell gesehen, ist sozialistischem Geschichtsverständnis jede Beschränkung auf das Wirken revolutionärer Kräfte fremd; es schließt alle Klassen und Schichten des deutschen Volkes ein. Sozialistisches Geschichts222 Das traurigste Los denken bezieht sich schließlich nicht nur auf politische, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, sondern sucht auch Alltag und Lebensweise, Kultur, geistiges Leben und Mentalität zu erschließen, will ein komplexes Geschichtsbild. ... Sich der ganzen deutschen Geschichte stellen heißt endlich, das historische Erbe als Ganzes, mit seinen Guthaben wie Schulden annehmen, sich mit ihm kritisch auseinandersetzen und am Fortschrittskriterium messen." 2° Alexander Fischer und Günther Heydemann haben schon zwei Jahre vor der „deutschen Revolution" auf die möglichen Konsequenzen dieser neuen Geschichtsauffassung, die sie zu Recht als ein „deutschlandpolitisches Ereignis ersten Ranges" würdigten, hingewiesen und haben damit vor allem die offen gewordene Frage der deutschen Einheit gemeint. Tatsächlich mußte jede Annäherung an ein umfassendes Bild gerade der deutschen Geschichte den zweiten deutschen Staat seiner Sonderlegitimation als höhere historische Form der Geschichte berauben und ihn unter schärferen, auch ökonomischen Beweiszwang stellen. Hatte bislang die historische Sonderrolle die wirtschaftliche Misere noch überdecken können, entzog das neue Geschichtsbild der DDR jedenfalls diese ideologische Legitimationbasis, zumal unter dem Druck der Umgestaltung in der Sowjetunion: „Die daraus resultierende Erwartungshaltung bei der Bevölkerung der DDR" so folgerten Fischer und Heydemann schon 1988 äußerst hellsichtig – „wird sich kaum durch ein noch so differenziertes marxistisch-leninistisches Geschichtsbild kompensieren lassen." 20 Quod erat demonstrandum! Auch die Reaktionen der westdeutschen Historiker auf die DDR-Geschichtswissenschaft wandelten sich. Zunehmend fanden die Arbeiten der DDR-Historiker Anerkennung, wobei die rhetorischen Huldigungen an die Parteilinie mehr und mehr als Adiaphora überlesen wurden, wenn nur die Sache selbst Neues versprach. Zuweilen zeigten sich bundesrepublikanische Historiker durchaus beeindruckt von den Anstrengungen der DDR-Kollegen. Andreas Hillgruber äußerte sich 1975 (anläßlich eines Forschungsberichts über neuere DDR-Arbeiten zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs) geradezu besorgt darüber, „daß von der DDR in Kürze ein auf sehr breiter Quellengrundlage beruhendes, die Literatur in Ost und West auswertendes, wissenschaftlich wie politisch gleichermaßen beachtenswertes Werk der an der jüngsten Vergangenheit interessierten internationalen Öffentlichkeit präsentiert wird". Kürzlich hat der Bochumer Philosophiehistoriker Kurt Flasch in der Rezension eines neuen DDR-Handbuchs zur mittelalterlichen Philosophiegeschichte bestätigt, daß es in der DDR durchaus einige Historiker gab, „die sich nicht an offizielle Lehr- und Wörterbücher hielten, um etwas über ferne Zeiten zu erfahren, sondern die Originalquellen studierten".21 In der vorindustriellen Agrar- oder Landesgeschichte (Gerhard Heitz, Hartmut Harnisch, Helga Schultz), der regionalen Arbeiterbewegungsgeschichte (Hartmut Zwahr) 22 oder in der in den 80er Jahren entwickelten Alltagsgeschichte (Jan Peters, Harald Dehne) könnte man ähnliche Urteile fällen 23, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Schließlich muß anerkannt werden, daß die angestrengte Suche der DDR-Historiker nach „progressiven" Traditionen auch 223 Schulze Quellenbestände ins Licht gerückt hat, die bislang unbeachtet geblieben waren: Man denke an die Nutzung der Gutsarchive für die Geschichte der bäuerlichen Arbeit und Bauernbefreiung. Unbestreitbar ist auch, daß erst die intensive Jakobinerforschung der DDR den Anstoß zu entsprechenden Bemühungen hierzulande und einer langen Debatte über die historische Bedeutung dieser deutschen Revolutionäre gab. Es wäre lohnend, einmal die Detailgeschichte dieser Anstöße und Reaktionen zu schreiben, sie ergäbe ein bemerkenswertes Feld gegenseitiger Beeinflussung. Was das wichtigste Ergebnis aber war: über 40 Jahre lang blieb die gemeinsame Geschichte ein umkämpftes, aber eben doch ein gemeinsames Feld. Sie widersetzte sich nicht nur der krampfhaft versuchten Verankerung der DDR im Ostblock, sondern bewahrte auch einen Restbestand von Identität. Es ist dies jene Identität, die man als grundlegendes Einverständnis über gemeinsame Fragen und Themen der Geschichte bezeichnen kann, das es überhaupt erst sinnvoll macht, über die jeweils eigene Geschichte zu streiten. Der mißlungene Versuch, der DDR eine eigene historische Identität zu geben, sie aus dem wahrlich windungsreichen Weg deutscher Geschichte künstlich auszuklammern, von Faschismus und Holocaust freizusprechen und sie als ein antifaschistisches Kunstprodukt historisch-selektiv zu legitimieren, vermag heute eindrucksvoll die Bedeutung historischer Vergewisserung und die Grenzen der Manipulierbarkeit zu belegen. Wenn in der DDR-Geschichtswissenschaft bei aller Bevormundung und trotz eines hohen Anteils von SED-Mitgliedern auch respektable Beispiele wissenschaftlichen Arbeitens konstatiert werden können, dann muß die Frage nach der Zukunft der DDR-Geschichtswissenschaft differenziert angegangen werden. Es besteht da kein Grund zu pauschaler Verurteilung, wo der Widerständigkeit des historischen Materials Rechnung getragen und wo allein damit Zweifel an den Vorgaben der Staatspartei geweckt wurden. Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat der Historikerverband in einer Resolution vom 30. Juni an alle Verantwortlichen appelliert, die „unvermeidlichen Eingriffe" in den Bestand der DDR-Geschichtswissenschaft nicht nach wissenschaftsfremden Kriterien vorzunehmen» Er empfiehlt neben der Erhaltung alter Akademie-Institutionen, die der Edition und Erschließung von Quellen dienen bzw. die wichtige Serviceleistungen für die deutsche Geschichtswissenschaft (z. B. Jahresberichte für deutsche Geschichte) erbringen, notwendige Stellenstreichungen nur nach wissenschaftlichen Kriterien und unter Heranziehung unabhängiger Gutachter vorzunehmen und sie am Ziel einer Erneuerung der Geschichtswissenschaft „als einer in sich vielfältigen, leistungskräftigen und politisch nicht instrumentalisierten Disziplin zu orientieren". Das größte Manko der DDR-Historiker aber besteht in der langen Abschließung des Landes gegenüber der westlichen Wissenschaft, gewiß auch ein materielles Problem, wie der Blick in die Seminarbibliotheken zeigt, und nicht zuletzt auch ein Sprachproblem. Ganze Strömungen der westeuropäisch-amerikanischen Geistes-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte haben nicht den Weg in die DDR finden können bzw. haben — mit erheblicher Verspätung und auf dem Umweg über die Bundesrepublik — 224 Das traurigste Los nur kleine Spezialistengruppen erreicht." Wenn ein Rostocker Historiker z. B. einige Wochen im Jahr in der Leipziger Bibliothek arbeiten mußte, um einigermaßen wissenschaftlich informiert zu bleiben, dann zeigt dies deutlich die Defizite in der Literaturversorgung auf. An diesem Befund sollte mit einer Radikalkur angesetzt werden: Wer sich in der DDR wissenschaftlich neu orientieren will — und dies sollte Voraussetzung für das akademische Lehramt und andere wissenschaftliche Leitungsfunktionen sein — sollte die Möglichkeit erhalten, für eine längere Zeit an einer Fakultät oder einem Forschungsinstitut der Bundesrepublik oder des westlichen Auslands zu arbeiten. Die in der DDR dadurch entstehenden Lücken könnten vorübergehend von Historikern aus der Bundesrepublik gefüllt werden, die auf die Schnelle am ehesten in der Lage sind, ein alternatives Lehrangebot zu realisieren. Ein solcher Austausch, der erst in Ansätzen existiert, sollte in erheblichem Umfang gefördert werden und nicht nur der Initiative einzelner Fakultäten überlassen bleiben. Er könnte auch helfen, die in der DDR bestehenden Ängste vor der Praxis eines offenen Wissenschaftssystems abzubauen, sich an den weiten Markt der (Förderungs-)Möglichkeiten zu gewöhnen und jene dirigistische Tradition abzubauen, die die DDR tief geprägt hat. „Zeugin der Zeit" in Deutschland zu sein, ist kein leichtes Geschäft, ist es nie gewesen. Die deutsche Geschichtswissenschaft erlebt ihren vierten politisch bedingten Umbruch in diesem Jahrhundert, ein Innehalten täte gut. Niemand erwartet demokratische Lippenbekenntnisse von denen, die Demokratie nicht gelernt haben. Die schwierige Situation wird sich nur dann bewältigen lassen, wenn zunächst die Defizite erkannt, die sich bietenden Chancen zur Neuorientierung genutzt, die Opfer rehabilitiert werden. Natürlich weiß man in der DDR sehr genau, wer überzeugter Parteigänger der SED und wer Formalmitglied war, wer allein dank der Partei und trotz fehlender Qualifikation Professor wurde, man kennt jene Kollegen, die der Ausbürgerung Wolf Biermanns widersprachen, gegen die Einstellung des Sputnik protestierten und die Abschottung vorn Ausland wenigstens zu benennen wagten. Es waren nicht viele, die solchen Widerspruch wagten, aber es wäre fatal, wenn man die damals Gemaßregelten jetzt zu Opfern der. Budgetzwänge werden ließe. Danach erst wird man die Erfahrungen dieser Umbrüche verarbeiten können. Sie legen es nahe, die Offenheit und Widersprüchlichkeit, auch die residuale Kontingenz der Geschichte (noch) ernst(er) zu nehmen. In ihr selbst, in ihrer Widersprüchlichkeit, liegt das Korrektiv gegen politischen Mißbrauch und vorschnelle Funktionalisierung, aber auch gegen die Selbstimmunisierung der Wissenschaft, nicht in noch so gut gemeinter staatlicher oder gesellschaftlicher Vereinnahmung. Wenn es in absehbarer Zeit eine gemeinsame deutsche Geschichtswissenschaft geben wird, für die jetzt die Weichen gestellt werden, sollte man sich derErfahrungen dieses Jahrhunderts erinnern. Bei allem Vorrang der drängenden Tagesfragen, der sozialen Sicherung oder der politischen Überprüfungen wird sich auch das Nachdenken über die neue Situation in unserem Land lohnen, die mit dem Verschwinden 225 Das traurigste Los Schulze der bisherigen, intellektuell oft genug sedierenden, zuweilen aber auch anregenden Alternative „DDR" entstehen wird. Es bedarf keiner großen Phantasie, um sich ein Neuabstecken der Claims im Diskurs über unsere Vergangenheit vorzustellen, die inhaltlich und methodisch unvermeidlich mehr sein wird als die bloße Summe bisheriger deutsch-deutscher Vergangenheiten und Denkansätze. Angesichts des neuen, größer gewordenen Deutschlands und seiner zumindest bedenklichen europäischen Nachbarn sollte diese neue Geschichtswissenschaft alles daran setzen, ihre in der Bundesrepublik erreichte erfreuliche europäische und internationale Orientierung zu bewahren, ja eher noch zu verstärken. Die Zimmer des vielbeschworenen „europäischen Hauses" mögen ja vielleicht noch Türen haben, aber sie sollten wenigstens dauerhaft offenstehen und den intellektuellen Durchzug ermöglichen. Anmerkungen 1 Für die Zahlenangaben greife ich auf Erhebungen des Verbandes der Historiker Deutschlands zurück, die auf den Auskünften der jeweiligen Institute basieren. 2 Inzwischen erschien in Heft 6 Heinz Heitzer: „Für eine radikale Erneuerung der Geschichtsschreibung über die DDR", S. 498-509. 3 Ich stütze mich im folgenden z. T. auf eigene Eindrücke, Briefe von DDR-Kollegen, Zeitungsberichte, Materialien der Historiker-Gesellschaft der DDR, Unterlagen der Westdeutschen Rektorenkonferenz, des Verbandes der Historiker Deutschlands und Zeitungsberichte. 4 Bislang liegen folgende Einschätzungen vor, die nach der „Wende" geschrieben wurden: Hermann Weber: „,Weiße Flecken' in der DDR-Geschichtsschreibung", in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 11/1990, S. 3-15. Neu abgedruckt in: Krise – Umbruch – Neubeginn. Eine kritische und selbstkritische Dokumentation der DDR-Geschichtswissenschaft 1989/90, hrsg. von Rainer Eckert, Wolfgang Küttler, Gustav Seeber, Stuttgart 1992, S. 369-391; Georgi Verbeeck: „Kontinuität und Wandel im DDR-Geschichtsbild", in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 11/1990, S. 30-42; Harm Klueting: „Parteilichkeit war wichtiger als Objektivität", in: FAZ, 8. Mai 1990, S. 13 f. (engl. Kurzfassung in: The European, 27.-29.7.1990, S. 8); Wolfgang J. Mommsen kommentierte die Entschließung des Verbandes der Historiker Deutschlands in der FAZ vom 13. Juli 1990; aus der Sicht der DDR-Zeitgeschichte argumentierte Heinz Heitzer: „Für eine radikale Erneuerung der Geschichtsschreibung über die DDR", in: ZfG, 38. Jg., 1990, S. 498-509. 5 Zitiert nach dem „Aufruf zur Bildung einer Arbeitsgruppe unabhängiger Historiker in der DDR" vom 10. Januar 1990, unterzeichnet von Armin Mitter und Stefan Wolle. Die Autoren beklagen in den weiteren Textabschnitten, daß sich alles, was in den letzten Monaten geschrieben worden sei, „in den alten Bahnen" bewege. Es gehe nicht nur um das Ausfüllen bisheriger „weißer Flecken", sondern es gehe wieder um die „Instrumentalisierung von Geschichte zum Zwecke der Herrschaftssicherung", die eine „moralische und intellektuelle Degeneration vieler Historiker" bewirkt habe. Schon wieder berufe man sich auf „einen angeblichen Befehlsnotstand", in den sich aber viele Historiker hineingedrängt hätten. Abgedruckt in: Krise – Umbruch – Neubeginn (Anm. 4), S. 160-161. 6 Ich liebe euch doch alle! Befehle und Lageberichte des MfS Januar–November 1989, hrsg. von Armin Mitter und Stefan Wolle, Berlin 1990; zum 17. Juni vgl. dies.: „Erstmals 226 äußern sich unabhängige Historiker zu den Geschehnissen vor 37 Jahren", in: Der Morgen, 16./17. Juni 1990. 7 Vgl. ZfG, 38. Jg., 1990, S. 342. 8 So berichtet Karlheinz Blaschke in der FAZ, 27. Juni 1990, neu abgedruckt in: Krise – Umbruch – Neubeginn (Anm. 4), S. 201-210. 9 Vgl. ZfG, 38. Jg., 1990, S. 546. 10 Vgl. Hartmut Zwahr: „Zu einer beginnenden Diskussion. Administratives System und Gesellschaft, administratives System und Schule, Geschichtsschreibung usw. usw.", in: Krise– Umbruch – Neubeginn (Anm. 4), S. 24-32. Zuerst in: GWU, 41. Jg., 1990, S. 675-682. 11 Interview mit Prof. Dr. Walter Schmidt und Prof. Dr. Wolfgang Küttler in: Berliner Zeitung, 21./22. Oktober 1989 („Welche Antworten hat die Geschichte?"). 12 Neues Deutschland, 18./19. November 1989. 13 Vgl. Fritz Klein: „Eine Fehler-Diskussion" (I und II), in: Die Weltbühne, Nr. 4,23. Januar 1990, S. 109-111, und Nr. 5, 30. Januar 1990, 5.137-139, hier S. 139. Auch in: Krise – Umbruch – Neubeginn (Anm. 4), S. 44-50. 14 Ich stütze mich bei dieser Skizze auf meine Darstellung Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1989. 15 Vgl. Wegbereiter der DDR-Geschichtswissenschaft – Biographien, hrsg. von Karl-Heinz Noack und Walter Schmidt, Berlin 1989. Dieser erste Band enthält u. a. biographische Artikel über Griewank, Lintzel, Hoetzsch, Rörig und Sproemberg, die nicht von der Tendenz frei sind, die vielen Konflikte zwischen den Parteigremien und den „Bürgerlichen" herunterzuspielen. Ein zweiter Band war zumindest geplant. 16 Zitat aus dem Aufruf zur Gründung der Deutschen Historiker-Gesellschaft. 17 Dies bestätigt Heinz Heitzer jetzt in: ZfG, 38. Jg., 1990, S. 503. 18 Europäische Herrscher. Ihre Rolle bei der Gestaltung von Politik und Gesellschaft vorn 16. bis zum 18. Jahrhundert, hrsg. von Günter Vogler, Wien–Köln 1989. 19 Walter Schmidt: „Wir stellen uns der ganzen deutschen Geschichte", in: Erben deutscher Geschichte. DDR–BRD. Protokolle einer deutschen Begegnung, hrsg. von Susanne Maler und Malte Ristau, Reinbek bei Hamburg 1988,. S. 37 f.; Geschichtswissenschaft in der DDR, hrsg. von Alexander Fischer und Günther Heydemann, 2 Bde., Berlin 1989/90, Bd. I: Historische Entwicklung, Theoriediskussion und Geschichtsdidaktik (1989), S. 19. 20 Ebd., S. 30. 21 FAZ, 31. Mai 1990. Flasch bezog sich auf das Blich von Hans-Ulrich Wöhler: Geschichte der mittelalterlichen Philosophie, Berlin 1990. 22 Hartmut Zwahr: Zur Konstituierung des Proletariats als Klasse. Strukturuntersuchung über das Leipziger Proletariat während der industriellen Revolution, Berlin 1978. 23 Vgl. Jan Peters (Anm. 25) und ders.: „Sonntagsverbrecher in Schwedisch-Pommern. Zur bäuerlichen Belastbarkeit durch Arbeitsrente", in: JfW, 1982, S. 89-113; Harald Dehne: „Aller Tage Leben. Zu neuen Forschungsansätzen im Beziehungsfeld von Alltag, Lebensweise und Kultur der Arbeiterklasse", in: JfVk, 28. Jg., 1985, S. 9-48. Vgl. die Kritik von Jan Peters, in: ebd., 30. Jg., 1987, S. 185-188. 24 Erklärung des Verbandes der Historiker Deutschlands zur gegenwärtigen Lage der Geschichtswissenschaft in der DDR vom 30. Juni 1990, in: Krise – Umbruch – Neubeginn (Anm. 4), S. 211-212. 25 Vgl. etwa Jan Peters: „Das Angebot der ,Annales' und das Beispiel Le Roy Ladurie. Nachdenkenswertes über französische Sozialgeschichtsforschung", in: JfW, 1989, S. 139159. 227