- Junges Theater Bonn

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- Junges Theater Bonn
Das JUNGE THEATER BONN präsentiert:
Das Material ist konzipiert...
• ...für die Jahrgangsstufen 5 bis 10
• ...für verschiedene Fächer, insbsd.
- Deutsch
- Religion
- (praktische) Philosophie / Ethik
- Sozialkunde
- Darstellen & Gestalten / Theater
- Musik
Didaktisches Begleitmaterial
für die Behandlung von Tintenblut im Unterricht
von Reimar Seibert-Kemp
Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer,
wie schon zu Tintenherz – Das Musical präsentieren wir Ihnen hiermit ein Materialheft zu unserer
aktuellen Bühnenproduktion Tintenblut – Das Musical. Mit der Premiere dieses Stückes steht einmal
mehr die Welturaufführung eines erfolgreichen Jugendromans der Autorin Cornelia Funke vor unserer
Tür. Wieder haben wir uns entschieden, den Roman in Form eines Musicals auf die Bühne zu bringen
und damit an den Erfolg unserer beliebten Produktion des ersten Teils der Tinten-Trilogie anzuknüpfen. Die Proben laufen gerade auf Hochtouren: es wird gespielt, gesungen und getanzt. Die Erfahrungen der jugendlichen Schauspieler/innen aus Tintenherz kommen ihnen dabei zugute. Und doch gibt
es wieder viele neue Herausforderungen... Wir würden uns freuen, wenn wir Sie mit diesem Materialheft bei der unterrichtlichen Vor- oder Nachbereitung Ihres Besuchs dieser Produktion unterstützen
könnten.
Tintenblut ist der zweite Teil der Tinten-Trilogie von Erfolgsautorin Cornelia Funke (im Herbst
erscheint der letzte Teil, Tintentod, dessen Bühnenproduktion wir für Herbst 2008 vorgesehen haben).
Tintenblut setzt die fantastische Geschichte von Meggie, Mo, Staubfinger, Resa und Fenoglio fort.
Fenoglios Gabe, gute Geschichten zu schreiben, und Meggies besondere Fähigkeit, lebhaft vorzulesen, helfen den Figuren, ihre eigene Geschichte zumindest ein Stück weit nach ihren Bedürfnissen
zu lenken. Und doch geht es düsterer zu als noch in Tintenherz: Farid muss sterben, bevor er
schließlich durch Staubfinger vom Tod erlöst wird...
Cornelia Funkes Geschichte Tintenblut – wie Tintenherz lange Zeit hoch platziert auf den Bestsellerlisten – eignet sich besonders gut für die Behandlung im Unterricht der Unter- und Mittelstufe, und
zwar wegen des zugleich anspruchsvollen und ansprechenden Schreibstils sowie der Vielfalt der
Themen. Die Geschichte dreht sich um so verschiedene Zusammenhänge wie Meggies Verhältnis zu
ihren Eltern, ihren stärker werdenden Drang nach Selbstbestimmung, ihre erwachende Liebe zu
Farid, weiter die Begegnung mit der fantastischen Welt der Bücher und Fragen der Verantwortung
und schließlich die Welt des bösen Natternkopfes und des Todes sowie den Wunsch nach Unsterblichkeit. Das didaktische Begleitmaterial will zur Behandlung von Tintenblut – Das Musical insbesondere in den Fächern Deutsch, Religion, (praktische) Philosophie, Ethik, Sozialkunde, Darstellen &
Gestalten / Theater und Musik in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 anregen. Die Broschüre besteht im
Wesentlichen aus verschiedenen Arbeitsblättern, die Sie als Kopiervorlagen verwenden können. Die
Arbeitsaufträge verfolgen z.T. einen fächerübergreifenden Ansatz und versuchen, analytisches mit
handlungs- und erfahrungsorientiertem Arbeiten zu verbinden. Die Arbeitsblätter stellen keine Unterrichtsreihe dar, sondern ein Angebot zur eigenen Auswahl. Ergänzt wird das Material durch ein Interview mit Intendant und Bühnenautor Moritz Seibert. Der Broschüre beigelegt finden Sie zwei allgemein gehaltene Arbeitsblätter: einen Beobachtungsbogen für Theateraufführungen sowie Anregungen
für Nachgespräche von Schulklassen mit dem Theaterensemble. Sie finden diese Broschüre auch als
pdf-Dokument zum Download unter www.jt-bonn.de.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auf dem beiliegenden Fragebogen von Ihrem Theaterbesuch
und dem Einsatz des didaktischen Begleitmaterials berichten würden – womit Sie einen weiteren
Theaterbesuch für Ihre Schüler gewinnen können!
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Tintenblut – Das Musical!
Ihr Team vom Jungen Theater Bonn
© Junges Theater Bonn und Reimar Seibert-Kemp, 2007
Die Arbeitsblätter dürfen zu Unterrichtszwecken kopiert werden.
Herausgeber: Junges Theater Bonn, www.jt-bonn.de
Der Autor, Reimar Seibert-Kemp, ist Lehrer am Georg-Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden. Er ist seit einigen Jahren in
der Materialentwicklung tätig und erstellt seit 1998 regelmäßig didaktisches Begleitmaterial zu aktuellen Kinofilmen im
Auftrag der Stiftung Lesen, seit 2003 auch zu Theaterproduktionen des JTB.
Die Zitate aus dem Roman sind entnommen Cornelia Funke, Tintenblut (Hamburg: Dressler, 2005); die Zitate aus dem Musical sind entnommen
Tintenblut – Das Musical nach dem Roman Tintenblut von Cornelia Funke, Bearbeitung von Moritz Seibert und Marco Dott, Songs von Stephan
Witt (Hamburg: Verlag für Kindertheater, 2007).
Von Tintenherz zu Tintenblut
Es gibt viele, ganz viele Welten, sie sind alle verschieden, und in den Büchern sind sie aufgeschrieben!
Farid in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 299
Tintenblut, der zweite Teil von Cornelia Funkes Tinten-Trilogie, setzt die Geschichte von Meggie, Mo, Resa,
Staubfinger und Farid fort und führt die bekannten Figuren aus Tintenherz hinein in die fantastische Welt jenes
Buches, aus der Capricorn und seine Männer stammen und nach der Staubfinger sich so sehr sehnt...
Nach Jahren der Sehnsucht nach seiner Tintenwelt hat Staubfinger endlich jemanden gefunden, der ihn dorthin
zurücklesen kann. Doch dieser Mann ist mit dem Schurken Basta im Bunde. Staubfinger gelangt zwar zurück in die
Tintenwelt, aber sein treuer Begleiter Farid nicht. Farid jedoch weiß, dass in der Tintenwelt der Tod auf Staubfinger
wartet. Um ihn vor seinem Tod zu bewahren, geht er zu Meggie und bittet sie, ihn ebenfalls in die Tintenwelt zu lesen.
Meggie lässt sich überreden, aber sie besteht darauf, mitzukommen – obwohl sie weiß, dass sie sich damit in größte
Gefahr begibt und ihren Eltern womöglich das Herz bricht. Als Meggie sich in der vertrauten und zugleich völlig fremden
Tintenwelt wiederfindet, einer Welt voller Magie, fantastischer Wesen, grausamer Tyrannen und vogelfreier Spielleute,
geraten sie und Farid zwischen die Fronten eines Krieges um den Thron von Ombra, den der tyrannische Natternkopf
für sich beansprucht. Meggie und Farid ahnen dabei noch nicht, dass sie selbst in dieser Auseinandersetzung eine
wichtige Rolle spielen werden, die sie ihr Leben kosten kann. Es dauert nicht lange, da tauchen in der Tintenwelt
Meggies Eltern Mo und Resa auf. Und Fenoglio, der Erfinder der Tintenwelt, ist auch schon da...
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Informiert euch über den Inhalt von Tintenherz: Wer sind Meggie und Mo, Staubfinger, Capricorn und
Basta, Elinor, Resa und Farid? Warum ist Resa stumm? Was hat es in der Geschichte mit dem Buch
Tintenherz auf sich? Wer ist Fenoglio? Wie endet die Geschichte?
Lest euch die Einführung zu Tintenblut, der Fortsetzung von Tintenherz, durch (Kasten oben): Spekuliert,
wie die Geschichte in der Tintenwelt weitergehen mag und schreibt eine Zusammenfassung eurer
erfundenen Geschichte. Verwendet dabei auch die unten abgedruckten Themenwörter.
Nachdem ihr die Theateraufführung von Tintenblut – Das Musical gesehen habt: Erzählt die Geschichte
nach und erklärt, für welche Figuren welche der Themenwörter in der Geschichte besonders bedeutsam
werden.
Lest die zwei Romanauszüge aus Tintenblut (Doppelkasten unten): Welche der Aussagen könnt ihr gut
nachempfinden, welche erinnern euch an eigene Erfahrungen (nicht nur aus dem Bereich des Lesens)?
Liebe
Zauber
Trauer
Tod
Hass
Abschied
Vertrauen
Unsterblichkeit
Sehnsucht
Krieg
Mord
List
Freundschaft
Fantasie
Verantwortung
Rache
Hochmut
Macht
Angst
Mut
Abb. aus Cornelia Funke, Tintenblut, S. 620
Dieses Buch war mein Lieblingsbuch, als ich ein Kind war. Mit elf habe ich es zum letzten Mal gesehen. Es wurde
gestohlen aus der schäbigen Bücherei, aus der ich es immer wieder auslieh. Ich war zum Stehlen leider zu feige
gewesen, aber ich habe das Buch nie vergessen. Es hat mich für alle Zeit gelehrt, dass man mit Worten dieser Welt so
leicht entkommen kann! Dass man Freunde zwischen den Seiten findet, wunderbare Freunde! Freunde wie dich,
Feuerspucker, Riesen, Feen...! Weißt du, wie sehr ich um dich geweint habe, als ich von deinem Tod las? Aber du lebst,
und alles wird gut werden!
Orpheus zu Staubfinger in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 13
Ich weiß, dass du denkst, die Welt, die dieses Buch beschreibt, sei wesentlich aufregender als diese. Ich kenne das
Gefühl. Ich habe mir selbst oft genug vorgestellt, in einem meiner Lieblingsbücher zu stecken. Aber wir beide wissen,
dass es sich ganz anders anfühlt, wenn aus dem Vorstellen Wirklichkeit wird. Du denkst, diese Tintenwelt sei
verzaubert, eine Welt voller Wunder, aber glaub mir, ich habe vieles von deiner Mutter über diese Welt erfahren, das dir
gar nicht gefallen würde. Sie ist grausam und gefährlich, voller Dunkelheit und Gewalt, regiert von Stärke, Meggie, nicht
von Recht. ... Es klebt Unglück an diesem Buch, Meggie, nichts als Unglück. Mo zu Meggie in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 93f.
Verrückte Geschichten, aber nicht halb so verrückt wie die Wahrheit, dachte Staubfinger.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 337
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-3-
"Beim Feuer der Elfen!" – Fantastische Tintenwelt
Tintenwelt hatte Meggie den Ort genannt, von dem Mo so abfällig und ihre Mutter manchmal mit Sehnsucht sprach…
Tintenwelt nach dem Buch, das von diesem Ort erzählte: Tintenherz. Das Buch war fort, aber die Erinnerungen ihrer
Mutter waren so lebendig, als wäre kein Tag vergangen, seit sie dort gewesen war – in jener Welt aus Papier und
Druckerschwärze, in der es Feen und Fürsten gab, Nixen, Feuerelfen und Bäume, die in den Himmel zu wachsen
schienen.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 38
Staubfinger sehnt sich zurück in seine Tintenwelt, Resa denkt mit
Sehnsucht zurück an die Zeit dort, und auch Meggie zieht es dorthin.
Was ist das für eine fantastische Welt, die Fenoglio mit Tinte und
Papier geschaffen hat?
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Seht euch alle Orte sowie Personen und sonstige Wesen an, die
es in der Tintenwelt gibt (siehe Kasten unten): Wisst ihr bei allem
Genannten, was damit gemeint ist? Informiert euch über das, was
ihr nicht kennt.
Macht eine entsprechende Liste für unsere heutige Welt und vergleicht unsere Welt mit der Tintenwelt (ggf. auch im Hinblick auf
die Handlung in Tintenblut).
Lest im Roman Tintenblut die Seiten 26-28 gefühlsbetont vor: Wie
erlebt Staubfinger die Tintenwelt bei seiner Rückkehr?
Welchen Eindruck erzeugt die Tintenwelt bei euch? Erinnert sie
euch an eine "Welt", die ihr kennt? Fändet ihr es reizvoll, die
Tintenwelt selbst kennen zu lernen? Was würdet ihr dort unternehmen? Wen würdet ihr mitnehmen?
Wie hat euch die Tintenwelt im Theaterstück gefallen?
Lest euch den Musical-Song "Zeig mir die Welt" durch: Was erfahren wir über Meggie und die Tintenwelt?
Überlegt euch eine Melodie für den Song bzw. versucht, euch an
die Melodie zu erinnern und ihn gemeinsam nachzusingen.
Warum, glaubt ihr, will Mo nicht, dass Meggie immer wieder sehnsüchtig an die Tintenwelt denkt (vgl. das Zitat unten)?
Welche Gefahren birgt die Tintenwelt? Falls ihr Tintenblut schon
kennt, könnt ihr euer Wissen zu der Story einbringen.
Im wahren Leben kann man ja nicht wirklich in eine erfundene
Geschichte hinein verschwinden. Habt ihr euch selbst aber schon
einmal in einer erfundenen Welt in Gedanken verloren? Was für
eine Welt war das? Wie war das für euch?
Gestaltet im Kunstunterricht ein Bild oder sogar ein dreidimensionales Modell der Tintenwelt (vgl. im Roman Tintenblut die Abbildung auf S. 708).
Orte:
Personen:
Sonstige
Wesen:
Tintenblut – Das Musical,
Song "Zeig mir die Welt"
MEGGIE:
1
Nixen und Elfen
Fürsten und Feen
Verborgene Welt
Fremd und Schön
5
Bäume so riesig
Im Weglosen Wald
Kristallklare Flüsse
Und Seen
10
15
Zeig mir die Welt
Geschaffen aus Worten
Zum Leben erweckt
Zeig mir die Welt
Sie selbst zu erleben
Ein Traum würde wahr
Sei's nur für einen Tag
Könnte Mo doch nur versteh'n
Dass die Neugier in mir brennt
Die unstillbare Sehnsucht
Nach der unbekannten Welt
20
Lass Wunder gescheh'n
Zeig mir die Welt
Geschaffen aus Worten
Zum Leben erweckt
25
Zeig mir die Welt
Sie selbst zu erleben
Mein Traum würde wahr
Zeig mir die Welt
Burg, Capricorns Festung, Gasthaus an der Grenze, Gasthaus der Spielleute, Geheimes Lager, Markt, Mäusemühle,
Nachtburg, Ombra, Roxanes Hof, Siechenhaus, Tümpel, Wegloser Wald
Bader, Bärenzähmer, Bäuerinnen, Bibliothekar, Brandstifter, Diener, Feuerspucker, Fürstentöchter, Gaukler,
Gepanzerte, Gewürzhändler, Händler, Heilerinnen (u.a. Nessel), Herolde, Jongleure, Kaufleute, Köhler, Mägde,
Maskenmacher, Messerwerfer, Müller, Page, Pfeifer, Possenreißer, Räuber, Reiter, Sattelmacher, Schauspieler,
Schlangenmenschen, Schuster, Schwarze Männer, Schwarzer Prinz, Fürsten (Silberfürst, genannt Natternkopf, und
Speckfürst), Soldaten, Spielfrauen, Spielleute/Buntes Volk, Starke Männer, Tierbändiger, Torwächter, Wirte,
Wolkentänzer
Bären, (sprechende) Bäume, Baumelben, Bienen, Blüten, Borkenmänner, Drachen, Eichhörnchen, Eidechsen,
Einhörner, Eulen, Falter, (blaue) Feen, Feuerelfen, Glasleute, (weiße) Hirsche, Kaninchen, (wilde) Katzen, Kobolde,
Lochgreifer, Marder, Mäuse, Nachtmahre, Nixen, Riesen, Rotkappen, Schlangen, Schleierkauz, Schwarze Alben,
Spinnen, Unken, Vögel, Weiße Frauen, Wölfe
RESA (schreibt): Wir sollten die Tintenwelt vergessen. MEGGIE: Ich soll die Tintenwelt vergessen? Wieso denn?
RESA (schreibt): Weil du sonst irgendwann blind bist für die Schönheit, die dich hier umgibt.
Tintenblut – Das Musical, Szene 1
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-4-
Poetisch wie Tintenblut
Da waren sie wieder, die Tränen, liefen und liefen,
als wollten sie ihr alles aus dem Herzen waschen, den Kummer, die Sehnsucht, die Angst...
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 517
Cornelia Funke versteht es wie nur wenige Jugendbuchautoren, ihre Romane in einer Sprache abzufassen,
die einerseits klar und verständlich, andererseits aber auch ansprechend und an manchen Stellen sogar sehr
poetisch ist. Sie bedient sich dazu eines reichhaltigen Wortschatzes, mit dem sie ihre Geschichte differenziert
erzählen kann. Außerdem reichert sie ihre Erzählung in großem Umfang mit sprachlichen Bildern und
Vergleichen an, die im Kopf des Lesers zu einem intensiven bildlichen Erleben führen...
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In Tintenblut, S. 579, schreibt Cornelia Funke "Das Fieber goss ihm [Mo] heißes Blei in die Adern ...":
Stellt euch diesen Gedanken ganz konkret bildlich vor: Das Fieber gießt – als wäre es eine Person –
durch Erhitzen verflüssigtes, schweres Blei in Mos Adern. Wie muss sich das für den verletzten Mo
anfühlen? Habt ihr euch selber schon einmal ähnlich geschwächt gefühlt?
Lest euch verschiedene Vergleiche aus dem Roman Tintenblut durch (siehe großer Kasten); sie werden
eingeleitet durch "wie" bzw. "als". Wählt euch aus jeder der beiden Gruppen ("wie..." und "als...") jeweils
drei aus, die euch besonders gut gefallen. Tauscht euch über eure Auswahl aus und versucht, jeweils zu
erklären, warum euch das Bild bzw. der Vergleich gefällt.
W I E ...
... erstickt von der aufziehenden Nacht (9)
... ein Geflecht aus Blüten und Dornen (64)
... Fliegen am Harz (125)
... ein bedrohliches Flüstern (128)
... der Duft einer Blume, die jemand zertreten hatte (163)
... goldene Saat (178)
... eine Blume, die aufblühte, rot, purpurrot (200)
... ein Stechen im Herzen (205)
... gelähmt von den Augen seines toten Sohnes (231)
... ein Mitbringsel aus einer anderen Welt (290)
... eine Schlinge, die sich mit jedem Wort enger zog, bis
sie [Meggie] kaum noch atmen konnte (351)
... das Krächzen eines sterbenden Raben (396)
... eine fette blasse Spinne (411)
... eine Maus, die die Falle betrachtet, in die sie getappt
ist (470)
... das Atmen eines riesigen Tieres (486)
... die Stimme des Feuers (491)
... ein Schwarm Geier in Menschengestalt (597)
... das Feuer, wenn der Wind hineinfährt (623)
... Mäuse unter den Augen einer Katze (626)
... ein Gesicht, in das das Blut zurückströmte (638)
... ein Nest silberner Vipern (640)
... ein schnell wirkendes süßes Gift (687)
A L S ...
... spräche der Wind selbst (552)
... könnte er mit dem Essen ... auch die eigene Angst
verschlingen (553f.)
... brenne ihr der Blick ein Loch ins Gesicht (560)
... schmeckte ihm die Enttäuschung in Meggies Augen
besser als alles, was vor ihm auf den silbernen
Platten wartete (561)
... hätte das Feuer seinen schwarzen Atem hinterlassen
... klebte an keinem Augenblick ein Anfang oder ein
Ende (124)
... säße ihm jemand auf der Brust (201)
... hielte die Furcht selbst ihnen die Münder zu (311)
... hätten sie sich verbrannt an ihrer Liebe (369)
... wäre er ein brüchiges Seil, auf das sie den Fuß
setzen sollte – hoch in der Luft (438)
... freute er sich schon darauf, der Natter ins Nest zu
kriechen (545)
(636)
(Die Zahlen in Klammern geben die Fundstellen in Cornelia Funkes Roman Tintenblut an.)
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Überlegt euch zu den ausgewählten Vergleichen eine passende Situation aus Tintenblut und ergänzt sie
um einen passenden Anfang zu ganzen Sätzen. Ihr könnt anschließend im Roman nachsehen, wie die
Vergleiche dort gebraucht werden.
Wüsste ich,
Erfindet in Dreiergruppen je drei eigene "wie..."- oder "als..."woher
die
Gedichte kommen,
Vergleiche. Schreibt sie auf Pappkarten, tauscht die Karten mit einer
ich würde dorthin gehen.
anderen Gruppe aus und vervollständigt die Sätze so, dass sie zur
Michael Longley, zitiert nach
Geschichte Tintenblut passen. Lest euch die vervollständigten Sätze vor
Cornelia Funke, Tintenblut, Mottovers
und kommentiert sie.
Gefallen euch Bilder/Vergleiche in einer Erzählung? Gefiele euch eine Erzählung ohne Bilder/Vergleiche
besser oder schlechter? Was hat eine poetische Erzählweise, das nüchterne Prosa nicht hat?
Das Leben war so viel schwieriger in Fenoglios Welt, und doch schien es Meggie, als spinne seine Geschichte
mit jedem anbrechenden Tag einen Zauber um ihr Herz, klebrig wie Spinnenfäden und gleichzeitig betörend schön...
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 270
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-5-
Der Reiz der Fremde – ein Abschied...
Ich weiß, dass du denkst, die Welt, die dieses Buch beschreibt, sei wesentlich aufregender als unsere.
Aber sie ist grausam und gefährlich, Meggie, regiert von Gewalt, nicht von Recht.
Mo in Tintenblut – Das Musical, Szene 3
Liebster Mo! Liebe Resa!
Bitte macht euch keine Sorgen. Farid muss Staubfinger finden, um ihn vor Basta zu warnen,
und ich gehe mit ihm. Ich will gar nicht lange bleiben, ich will nur den Weglosen Wald sehen
und den Speckfürsten, den Schönen Cosimo und vielleicht noch den Schwarzen Prinzen
und seinen Bären. Ich will die Feen wiedersehen und die Glasmänner – und Fenoglio.
Er wird mich zurückschreiben. Ihr wisst, dass er es kann. Macht euch keine Sorgen.
Capricorn ist ja nicht mehr dort.
Bis bald, ich küsse euch tausendmal,
Meggie
PS: Ich werd dir ein Buch mitbringen, Mo, es soll wunderschöne Bücher dort geben,
handgeschriebene Bücher voller Bilder, wie Elinor sie in den Vitrinen hat.
Nur noch viel schöner. Bitte sei nicht böse.
(zitiert gemäß Cornelia Funke, Tintenblut, S. 114)
Meggie, die Tochter des Buchbinders Mo(rtimer) Folchart, hat von ihrer Mutter Resa immer wieder von
deren zauberhaften Erlebnissen in der Märchenwelt
des Buches Tintenherz erzählt bekommen. Nun sehnt
Meggie sich danach, diese Welt selbst kennen zu
lernen. Zusammen mit ihrem Freund Farid wagt sie es
schließlich, die reale Welt hinter sich zu lassen und
sich in die Tintenwelt hinein zu lesen...
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Lest euch Meggis Brief (s.o.) gründlich durch:
Was erfahren wir aus dem Brief über Meggie –
direkt und indirekt?
Übt arbeitsteilig in Zweiergruppen, den Brief
gefühlvoll vorzulesen: (a) als spräche Meggie den
Text, (b) als spräche Mo, der den Brief gefunden
hat und entsetzt liest, den Text. Anschließend lesen verschiedene Schülerinnen und Schüler den
Brief der Klasse vor. Vergleicht die verschiedenen Arten des Vortrags: (a) Welche passt am
besten zu Meggie. Warum? (b) Wie erscheint Mo
jeweils?
Lest euch den Romanauszug unten durch: Wie
fühlt sich Meggie nach ihrer Ankunft in der
Tintenwelt? Wie kommt es zu diesem Gefühl?
Lest den Musical-Song "Abschiedsbrief": Wie
gefällt er euch? Welches Geschehen beinhaltet
er? Wie stellt ihr ihn euch auf der Bühne vor?
Wie beurteilt ihr Meggies Entscheidung, sich und
Farid in die Tintenwelt zu lesen?
Tintenblut – Das Musical,
Song "Abschiedsbrief"
1
5
10
MEGGIE:
Liebe Resa, lieber Mo
Bitte macht euch keine Sorgen
Ich will nicht lange bleiben
Nur mit eignen Augen sehn
Den schwarzen Prinzen und den Glasmann
Und schauen, wie es Fenoglio geht
MO :
Nein, nicht Meggie
Nicht noch einmal
Ist es nicht seltsam, dass mein Herz
Nicht einfach steh'n bleibt
MEGGIE:
Es ist so kalt, so fremd und still
Fühl' die Blicke fremder Augen
Und der Wald verschlingt das letzte Licht der Nacht
gesprochen: Farid?
15
Es ging so leicht
Hab ich doch kaum etwas gespürt
Warum hab ich uns hergeführt?
20
Alles ist fremd
Stille der Einsamkeit
Ich will heim
Ich will heim
rufend: Farid!
Die Angst stieg ganz plötzlich in Meggie empor, wie schwarzes, brackiges Wasser. Sie fühlte sich verloren, so verloren,
fühlte es in ihren Gliedern. Sie gehörte nicht hierher! Was hatte sie getan? ... Das Gefühl von Triumph, das sie noch
eben so berauscht hatte, war verschwunden, als hätte sie es nie verspürt. Die Angst hatte es ausgelöscht, Angst, dass
sie einen furchtbaren, nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte. Meggie versuchte verzweifelt, irgendein
anderes Gefühl in ihrem Herzen zu finden, aber da war nichts, nicht mal Neugier auf die Welt, die sie umgab. Zurück,
nur zurück! Das war alles, was sie denken konnte.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 122
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-6-
...und ein Wiedersehen
"Dein Herz ist ein Streuner", hatte Roxane immer gesagt.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 100
Cornelia Funke hat mit Staubfinger eine sehr interessante und auch rätselhafte Figur geschaffen. Als Feuerspucker und Flammenbändiger lebte er zufrieden mit Roxane, seiner Frau, und ihren zwei Kindern in der
Tintenwelt – bis er eines Tages aus Versehen durch Mo aus dem Buch Tintenherz herausgelesen wurde. In
der realen Welt nun fühlt er sich äußerst unwohl – er sehnt sich danach, wieder daheim zu sein, und setzt
alles daran, irgendwie zurück zu gelangen. Doch erst nach zehn Jahren findet er jemanden, der es schafft, ihn
zurück zu lesen. In der Tintenwelt angekommen, sucht er sogleich seine Familie auf...
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Stellt euch vor, ihr seid Roxane. Auf einmal ist Staubfinger verschwunden. Es vergehen Wochen, Monate,
Jahre, doch er kommt nicht zurück. Was geht in Roxane vor? Schreibt arbeitsteilig drei Tagebucheinträge:
(1) am Abend des Tages, an dem er verschwunden ist, (2) eine Woche später und (3) einige Jahre später.
Lest mehrmals in der Reihenfolge 1 – 2 – 3 verschiedene eurer Einträge vor. Wie unterscheiden sich die
Einträge, wie unterscheiden sich die Roxanes, die ihr geschaffen habt?
Notiert zwei Tagebucheinträge des Staubfinger: (1) nachdem er ein paar Jahre von zu Hause fort ist und
(2) unmittelbar bevor er wieder bei
Roxane ankommt. Vergleicht eure
Tintenblut – Das Musical, Szene 6
Tagebucheinträge: welcher passt am
1 Roxanes Hof
besten zu Staubfinger?
ROXANE arbeitet vor ihrem Haus, bindet Sträuße aus Kräutern,
hängt sie zum Trocknen auf. STAUBFINGER kommt dazu,
Studiert in Zweiergruppen – mögbeobachtet sie, sie bemerkt ihn zunächst nicht. Dann wird sie auf
lichst jeweils ein Junge und ein Mädihn aufmerksam, erstarrt, geht dann weiter ihrer Tätigkeit nach.
5
chen – Szene 6 des Musicals TinSTAUBFINGER geht zu ihr.
tenblut ein. Versucht, durch den EinSTAUBFINGER: Roxane. Es tut mir so leid.
satz von Sprechtempo, Lautstärke,
ROXANE:
Verschwinde!
Pausen und Blicken die Szene mögSTAUBFINGER: Wie geht es dir?
lichst überzeugend und gefühlsbe10 ROXANE:
Dir scheint es jedenfalls gut gegangen zu sein,
tont zu spielen. Vergleicht anschlieda wo du warst.
ßend die verschiedenen Staubfinger
STAUBFINGER: Das täuscht.
und Roxanes: Welche Darstellung
Du baust Kräuter an?
fandet ihr am überzeugendsten?
ROXANE:
Was willst du?
Warum?
15 STAUBFINGER: Bitte…
Warum sagt Staubfinger nicht, was
ROXANE:
Hau ab! Glaubst du, du kannst hier nach zehn
passiert ist? Was könnte er sagen?
Jahren einfach so reinschneien und ein bisschen
mit mir plaudern? Also, was willst du?
Würde das etwas bringen?
S
TAUBFINGER
:
Mit
dir reden.
Habt ihr auch schon einmal eine
Ich höre…
Situation erlebt, in der ihr das Gefühl 20 ROXANE:
S
TAUBFINGER
:
Es gab in den zehn Jahren keinen Tag, an dem
hattet, dass ihr etwas, das ihr getan
ich mir nicht gewünscht hätte, bei dir zu sein.
habt, erklären könntet, das aber
R
OXANE:
Ist
das alles? – Wo warst du? Verdammt, wo bist
nichts helfen würde, um die Situation
du all die Zeit gewesen?
zu verbessern?
25 STAUBFINGER: Weit fort. Ich war furchtbar weit fort.
Habt ihr selbst schon einmal ein
ROXANE:
Erklär es mir.
Wiedersehen nach langer Zeit erlebt
STAUBFINGER: Das kann ich nicht, bitte glaub mir.
oder miterlebt (ggf. auch in einem
ROXANE:
Dann geh.
Film oder Buch)? Wie war es?
STAUBFINGER: Wo ist Rosanna?
Stellt euch vor, ihr solltet das 30 ROXANE:
Ach, du erinnerst dich an unsere Tochter?
Wiedersehen von Staubfinger und
STAUBFINGER: Bitte sag mir, wie es ihr geht.
Roxane (1) verfilmen oder (2) in
ROXANE:
Sie ist tot, Staubfinger. Tot!
STAUBFINGER: Tot. – Wie…?
einen Musical-Song verwandeln.
Es war ein harter Winter. Viele sind an dem
ROXANE:
Erstellt das Drehbuch (unter Angabe
Fieber gestorben. – Ich habe sie in den Wald
35
einiger wichtiger Filmtechniken, wie
gebracht, zu den Feen, aber sie haben mir nicht
Naheinstellung, Winkel, etc.) bzw.
geholfen. Vielleicht hätten sie es für dich getan…
den Songtext (samt ausgewählter
Melodie). Präsentiert die Ergebnisse.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-7-
Innen drin…
... als wollte er ihm geradewegs ins Herz schauen.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 685
Auf vielfache Weise gelingt es Cornelia Funke in Tintenblut, den Leser für die Geschichte und ihre Figuren zu
interessieren: Sie erzeugt Spannung, wählt einen anschaulichen Schreibstil und gibt uns beständig Einblick in
das Denken und Fühlen ihrer Helden. Sie zieht uns hinein in die Köpfe, und Körper, von Meggie, Mo & Co., so
dass wir kaum anders können, als uns mit ihnen zu identifizieren...
1 Da waren sie wieder. Mo spürte sie näher kommen,
sah sie auch mit geschlossenen Augen – Weiße
Frauen, die Gesichter so bleich, der Blick farblos und
kalt. Das war alles, woraus die Welt noch bestand,
5 weiße Schatten im Dunkel und der Schmerz in seiner
Brust, roter Schmerz. Jeder Atemzug brachte ihn
zurück. Atmen. War es nicht irgendwann ganz leicht
gewesen? Nun fiel es schwer, so schwer, als hätten
sie ihn schon begraben, hätten ihm Erde auf die Brust
10 gehäuft, auf den Schmerz, der brannte und klopfte. Er
konnte sich nicht bewegen. Sein Körper war nutzlos,
ein Gefängnis, das brannte. Er wollte die Augen öffnen, doch seine Lieder wogen so schwer, als wären
sie aus Stein. Alles war verloren. Nur Worte waren
15 geblieben: Schmerz, Angst, Tod. Weiße Worte. Ohne
Farbe, ohne Leben. Nur der Schmerz war rot.
Ist das der Tod?, dachte Mo. Dieses Nichts, erfüllt
von blassen Schatten? Manchmal glaubte er, die
Finger der bleichen Frauen zu spüren, wie sie ihm in
20 die schmerzende Brust griffen, als wollten sie ihm das
Herz zerdrücken. Ihr Atem strich ihm über das heiße
Gesicht und sie flüsterten ihm einen Namen zu, doch
•
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es war nicht der, an den er sich erinnerte. Eichelhäher,
flüsterten sie.
Ihre Stimmen schienen aus kalter Sehnsucht
gemacht, aus nichts als Sehnsucht. Es ist ganz leicht,
flüsterten sie, du musst nicht einmal die Augen öffnen.
Kein Schmerz mehr, keine Dunkelheit. Steh auf,
flüsterten sie, es wird Zeit, und schoben ihre weißen
Finger zwischen die seinen, so wunderbar kühl auf
seiner brennenden Haut.
Doch die andere Stimme ließ ihn nicht gehen.
Undeutlich, kaum wahrnehmbar, als käme sie aus
weiter Ferne, drang sie durch das Flüstern. Fremd
klang sie, fast misstönend zwischen den flüsternden
Schatten. Sei still!, wollte er zu ihr sagen, mit seiner
Zunge aus Stein. Sei still, bitte, lass mich gehen! Denn
nur sie hielt ihn fest in dem brennenden Haus, das
sein Körper war. Aber die Stimme sprach weiter.
Er kannte die Stimme, aber woher? Er konnte sich
nicht erinnern. Es war lange her, dass er sie zuletzt
gehört hatte, zu lange...
25
30
35
40
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 251f.
Lest euch den Romanauszug aus Tintenblut durch und erklärt
Innensicht in Erzähltexten
Satz für Satz, was der verwundete, vom Sterben bedrohte Mo
erlebt. Übt nun, den Text so vorzulesen, dass der Zuhörer Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein
Erzähler dem Leser Einblick in das Denken
sich gut in Mo hineinversetzen kann.
Informiert euch über die verschiedenen Formen der Innen- und Fühlen seiner Figuren geben kann:
(1) Innere Analyse: Er erklärt das Denken/
sicht in Erzähltexten (Kasten rechts). Erklärt, inwiefern von (1)
Fühlen (z.B. "Meggie spürte, wie...").
nach (4) das Miterleben des Lesers immer direkter wird.
(2) Erlebte Rede: Er gibt in dritter Person
Untersucht den Romanauszug auf diese vier Formen der und meist im Präteritum die Gedanken wieInnensicht (Unterstreichen in vier verschiedenen Farben) und der (z.B. "... wen interessierte jetzt noch ihr
vergleicht und diskutiert eure Ergebnisse. Bei welchen Sätzen dummer Streit?").
oder Passagen bleibt unklar, ob es sich um Mos Denken/ (3) Innerer Monolog: Er gibt in direkter
Rede die Gedanken wieder (z.B. "Ach, Mo,
Fühlen handelt?
Schreibt den Auszug so um, dass keine Innensicht vorkommt. wenn du wüsstest, dachte Meggie ...").
(4) Bewusstseinsstrom: Er gibt in direkter
Lest eure Texte vor und diskutiert die Wirkung.
Form den Fluss der – oft ungrammatisch
Wie lässt sich die Innensicht in dem Auszug auf der Bühne
formulierten – Gedanken und Gefühle wieumsetzen? Schreibt ein Textbuch zu der Szene und versucht, der (unverbundene Wörter und Ausdrücke,
sie zu spielen. Vergleicht eure Fassung mit der Aufführung.
z.B. "Zauberzunge. Natürlich.").
Versucht, euch an möglichst viele Gefühle zu erinnern, die in
Tintenblut vorkommen. Ordnet sie in Form einer großen Tabelle den Hauptfiguren zu (siehe unten). Überlegt für jede Figur, wie sie das jeweilige Gefühl zum Ausdruck bringt. Erinnert ihr euch noch daran, wie es
auf der Bühne zum Ausdruck kam? Hat euch überzeugt, wie die Schauspieler die Gefühle der Figuren
gespielt haben?
Meggie
Mo
...
LIEBE
x
x
HASS
...
...
x
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-8-
...
…und außen
Bastas Stimme gerann zu einem Zischen.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 610
•
•
•
•
auffordernden
besorgten
beunruhigten
bösen
eisigen
entsetzten
erschrockenen
finsteren
flehenden
fragenden
glasigen
kühlen
langen
missbilligenden
misstrauischen
müden
nervösen
neugierigen
schnellen
tränenverschleierten
trüben
trübsinnigen
überheblichen
verächtlichen
verschleierten
verschwörerischen
verzweifelten
vorwurfsvollen
warnenden
wenig wohlwollenden
zärtlichen
...Blick zu.
abwesend
ärgerlich
aufgeregt
beherrscht
belegt
besorgt
eindringlich
enttäuscht
erleichtert
fest
flehend
furchtsam
gefasst
gelangweilt
gepresst
gereizt
heiser
misstrauisch
ruhig
scharf
schwach
überlegt
überrascht
ungeduldig
ungläubig
verwundert
verzweifelt
vorwurfsvoll
zaghaft
zittrig
Er / Sie warf ihr / ihm einen...
Ihre / Seine Stimme klang...
Die Faszination, die von Cornelia Funkes Geschichten ausgeht, beruht auch auf der Genauigkeit, mit der sie
uns Leser das Geschehen hören und sehen lässt. Mit vielfältigen Ausdrücken gibt sie äußerst facettenreich
z.B. den Klang der Stimmen ihrer Figuren und die Art ihrer Blicke wieder. In der folgenden Tabelle sind aus
der Fülle ihrer Formulierungen in Tintenblut einige herausgegriffen:
Setzt euch in einen Stuhlkreis und sprecht den folgenden Satz aus Tintenblut einer nach dem anderen in
je einer der oben genannten Arten (sprecht den Satz jeder mindestens zweimal hintereinander in
derselben Art) – die anderen müssen jeweils raten, welche Art ihr gewählt habt.
"Diese Geschichte spielt verrückt!" (S. 232)
Setzt die Übung fort, indem ihr übt, in einer der angegebenen Arten zu schauen. Wieder raten die
anderen. Wenn ihr wollt, könnt ihr anschließend die zwei Übungen kombinieren und Blick und Stimme
passend miteinander verbinden.
Diskutiert, zu welcher Figur aus Tintenblut in welcher Szene welche Stimme und welcher Blick besonders
gut passen.
Wenn ihr noch nicht genug habt, versucht euch an folgenden Stimmlagen und Blicken aus Tintenblut:
mit seiner Katzenstimme (186, 396), mit der Krötenstimme (399, vgl. 401), Orpheus ließ seine Stimme anschwellen,
bis sie fast einem Singen glich (326), Bastas Stimme gerann zu einem Zischen (610), mit traurigem Eulenblick (134), mit seinem Salamanderblick (277), mit seinem Echsenblick (379, vgl. 652), mit ihrem Elsterblick (556)
... als wollte er ihn mit seinen Blicken töten.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 599 u. 610
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
-9-
Verliebt...
Sie wollte mit niemandem reden. Sie wollte dem lauschen, was ihr verwirrtes Herz erzählte.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 317
In Tintenblut geht es nicht nur um die fantastische Tintenwelt, in der Meggie & Co. aufregende Abenteuer
erleben. Es geht auch um Meggies innere Welt, die genauso verzaubert ist, verzaubert durch ihre Liebe zu
Farid, ihrem Prinzen aus 1001 Nacht...
•
Lest euch den Musical-Song "Ich bin verliebt" durch: Was genau bewirkt das Verliebtsein bei Meggie?
Inwiefern fühlt sich Meggie nun anders? Stellt eine Liste der Wirkungen auf.
• Was glaubt ihr: wieso kommt es beim Verliebtsein zu solchen Veränderungen des Empfindens?
• Oft wird im allgemeinen Sprachgebrauch das Verliebtsein mit Verrücktsein und Wahnsinn verglichen ("er
ist verrückt nach ihr", "sie ist wahnsinnig vor Liebe"). Was ist dran an diesem Vergleich? Ward ihr selbst
schon einmal "verrückt" vor Liebe? Oder kennt ihr jemanden, der "wahnsinnig" verliebt war?
• Lest – oder spielt! – euch Szene 2 aus
Tintenblut – Das Musical, Szene 2 (Auszug)
dem Musical in Zweiergruppen gegen1 FARID:
Bitte, du musst es versuchen, ja? Bitte!
seitig vor. Beachtet beim Betonen,
MEGGIE: Gut. Ich versuch es.
dass die zwei Verliebten sich mehr
FARID:
Danke! – Dann los!
necken als wirklich streiten.
MEGGIE: Jetzt?
• Findet ihr, dass Meggie und Farid gut
5 FARID:
Klar. Ich muss Staubfinger warnen, bevor Basta da ist.
zueinander passen? Was finden sie
MEGGIE: Nein, ich muss erst lernen, es fließend zu lesen. –
anziehend am anderen? Hat ihre junAußerdem, wenn ich es versuche, will ich mitkommen.
ge Liebe eine Zukunft?
FARID:
Was?
MEGGIE:
10 FARID:
MEGGIE:
FARID:
15 MEGGIE:
FARID:
MEGGIE:
FARID:
20 MEGGIE:
FARID:
MEGGIE:
FARID:
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FARID:
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FARID:
MEGGIE:
FARID:
40 MEGGIE:
FARID:
Ja! Warum nicht?
Vergiss es! Du kannst nicht mit. – Niemand kann sich
selbst in ein Buch hineinlesen. – Nicht mal Orpheus
kann das, hat er gesagt.
Vielleicht kann ich es doch.
Aber es ist gefährlich dort. Besonders für ein Mä…
Was war das? Sag das nochmal…
Was denn?
Besonders gefährlich für ein Mädchen? – Was bildest
du dir eigentlich ein, du Pascha? Ich komme mit!
Auf keinen Fall!
Doch!
Du…du bist dickköpfig wie…wie ein
Tintenblut – Das Musical,
Kamel.
Song "Ich bin verliebt"
Hast du mich gerade Kamel genannt?
1 MEGGIE: Fühl mich so unbeschreiblich leicht,
Ja! Du bist ein dickköpfiges,
So gut, so neu
starrsinniges Kamel.
Tausend Schmetterlinge tanzen
Du…du…du…
Bunt und wild durch meine Welt
Hey, du kannst echt gut mit Sprache
So etwas habe ich noch nie zuvor gefühlt
5
umgehen…
Was ist nur mit mir geschehen?
Blödmann! – Wenn du mich nicht
Bin ich verliebt?
dabei haben willst, dann lies dich doch
FARID:
Ich schenke dir
selber rüber.
Ein Versprechen hier und jetzt
Sie hält ihm das Blatt hin.
Und als dein Freund steh ich zu dir
10
Ach stimmt ja, du kannst ja gar nicht
Was auch passiert
lesen. Dann brauchst du wohl das
MEGGIE & Fühl mich so gut
starrköpfige Kamel. Also, entweder wir
FARID:
Wenn ich in deiner Nähe bin
gehen beide oder keiner, klar?
Mein Herz ist außer sich vor Glück
Hab ich eine Wahl?
Ich bin verliebt
15
Nein.
MEGGIE: Auch wenn ich gehen muss ohne dich
Wann? – Morgen?
So bleibt ein Teil von mir zurück
Vielleicht.
Und ich bin nie wieder allein
Bitte.
Nie mehr allein
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
- 10 -
...und verhasst!
"Mein Sohn hat immer behauptet, die Rache sei ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt", stellte Mortola
fest, während sie mit zufriedener Miene die erschöpften Gesichter ihrer Gefangenen musterte. "Ich gebe zu, gestern war
ich nicht in der Stimmung, diesem Rat zu folgen. Ich hätte euch gern auf der Stelle tot gesehen, aber das Verschwinden
der kleinen Hexe hat mir Zeit verschafft nachzudenken, und so bin ich zu dem Entschluss gekommen, meine Rache
noch etwas aufzuschieben, um sie dann umso besser und kälter genießen zu können."
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 187
Und Mo spürte ein Ziehen in der Brust, als hätte der Hass etwas geboren. Ein neues Herz, kalt und hart, das töten
wollte.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 471
"Er [Mo] lebt, Mortola! ... Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, und sein Tod steht nirgendwo geschrieben, aber
deinen wird meine Tochter dir ins Ohr flüstern für das, was du ihrem Vater angetan hast. Du wirst es sehen. Eines
Tages. Und dann werde ich dir beim Sterben zusehen."
Resa in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 526
Während die jugendliche Meggie und ihr Farid in der
Tintenwelt vom Gefühl der Liebe bestimmt sind, baut
sich bei den Erwachsenen Mortola, Mo und Resa (vgl.
Zitate oben) immer wieder das Gefühl des Hasses auf,
verbunden mit dem Wunsch nach Rache an dem, der
ihnen Schaden zugefügt hat...
•
•
•
•
•
•
•
•
Das Gefühl des Hasses gilt als das Gegenteil der
Liebe. Entwerft Bild-Wort-Collagen als Wandplakate
zu diesen beiden grundlegenden Gefühlen des
Menschen. Hängt sie auf und betrachtet sie: Wie
zeigt sich das Gefühl der Liebe bzw. des Hasses in
Bildern? Wie in Worten?
Lest euch die oben abgedruckten Zitate aus Tintenblut mehrmals durch: Wie äußert sich dort das
Gefühl des Hasses und der Wunsch nach Rache?
Wie macht sich das Gefühl körperlich bemerkbar?
Habt ihr selbst schon einmal so starken Hass auf
jemanden empfunden, dass ihr den Hass körperlich
gespürt habt? Wie war das?
Was meint Mortolas Sohn Capricorn, wenn er sagt,
"Die Rache ist ein Gericht, das kalt genossen am
besten schmeckt"? Versucht, dieses Bild zu erklären. Ihr könnt dieses sprachliche Bild auch in eine
grafisch-bildliche Darstellung umzusetzen, z.B. ein
Gemälde, eine Zeichnung oder eine Bildcollage.
Versucht, Mortolas Rache-Song (siehe rechts) so
hasserfüllt wie möglich vorzutragen – wenn ihr wollt,
auch als Sprechgesang.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" (vgl. das Zitat
unten) – woher kommt dieser Ausdruck? Was ist
damit üblicherweise gemeint? Informiert euch über
verschiedene Deutungen dieses Ausdrucks.
Jesus sagt in der Bergpredigt, "Wenn dich einer auf
die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die
andere hin" (Matthäus 5:39). Ist das ein sinnvoller
Rat? Ist ein solches Verhalten feige oder stark?
Ist ein Leben ohne Rache möglich? Inwiefern wäre
unsere Welt anders, wenn die Menschen auf Rache
verzichteten?
Tintenblut – Das Musical,
Song "Der Tag der Rache ist nah"
1
5
Mortola:
Hast du wirklich geglaubt
Du kämst heile daraus
Und entfliehst deinem Schicksal
Spielst Katz und Maus
Mit der Mutter der Bosheit
Und hängst an dem Saum
Einer Magd, die dir nicht helfen kann
- Hahahaha -
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20
Du bleibst nicht ungestraft
Für das, was du geraubt
Meinen Sohn, meinen Erben
Hinab in den Staub
Und wenn du denkst, er sei tot
Sei versichert, du irrst
In der Tintenwelt lauert er schon
Auf seinen Thron
Refrain
Der Tag der Rache ist nah
Es liegt in der Luft
Ein modriger fauliger Duft
Du wirst verenden so jämmerlich
Und das, was mal war
Wird wiedergeboren und wahr
Wie lang hab ich mich gesehnt nach diesem Moment
Und mich ganz heimlich gelabt
25
In Gedanken euch endlich am Boden zu sehen
Es ist soweit, mach dich bereit
Für die letzte Fahrt
Refrain (2x)
Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie es so schön in einem anderen nicht ganz unbekannten Buch heißt.
Orpheus in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 322
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
- 11 -
Endlich unsterblich...
Wie fühlt es sich an, unsterblich zu sein? Fabelhaft? Beruhigend?
Der Natternkopf in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 648
... Weil die große Angst nur zu ihm kam. Die Angst vor dem Tod.
Sie wartete draußen vor den Fenstern, vor den Scheiben aus Glas, die er mit seinen kräftigsten Bauern bezahlt hatte.
Sie drückte ihr hässliches Gesicht dagegen, sobald die Dunkelheit seine Burg verschlang wie die Schlange die Maus.
Jede Nacht ließ er mehr Fackeln entzünden, mehr Kerzen, und doch kam die Angst – ließ ihn schlottern und auf die
Knie fallen, weil sie allzu sehr zitterten, ließ ihn seine Zukunft sehen: wie das Fleisch ihm von den Knochen welkte, wie
die Würmer ihn fraßen und die Weißen Frauen ihn fortzerrten.
Der Natternkopf presste die Hände vor den Mund, damit der Wächter vor der Tür sein Schluchzen nicht hörte. Angst.
Angst vor dem Ende aller Tage, Angst vor dem Nichts, Angst, Angst, Angst. Angst, dass der Tod schon in seinem
Körper nistete, unsichtbar, irgendwo wuchs und wucherte und an ihm fraß! – Der einzige Feind, den er nicht erschlagen
konnte, nicht verbrennen, erstechen, aufhängen, der einzige, vor dem es kein Entkommen gab.
Fenoglios Text über den Natternkopf in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 538f.
Cornelia Funke erzählt in ihren Romanen nicht bloß spannende Geschichten, sondern sie rührt in ihnen immer
wieder an ganz grundlegende, ja existentielle Erfahrungen des Menschen. In Tintenherz war die Angst, die der
Bösewicht Capricorn bei anderen Menschen erzeugt, ein wichtiges Motiv. Auch Tintenblut ist durchzogen vom
Motiv der Angst – es gibt kaum ein Kapitel, in dem die Angst nicht eine wichtige Rolle spielt. In Tintenblut nun
ist der Bösewicht selbst, der Natternkopf, von großer Angst geplagt, und zwar der Angst vor dem eigenen Tod.
Das wissen Fenoglio und Meggie geschickt auszunutzen: sie schreiben und lesen ihm die Angst förmlich an
den Hals...
Tintenblut – Das Musical,
• Stellt euch vor, ihr seid Meggie und müsst
Fenoglios Text über die Angst des Natternkopfes
Song "Endlich unsterblich"
(siehe Kasten oben) so gut vorlesen, dass die
Ensemble:
Worte Wirklichkeit werden. Übt das Vorlesen
Es ist so weit
1
Er hat sich mit dem Tod verbündet
zunächst in Zweiergruppen. Lasst den Zuhörer
die Angst des Natternkopfes in jeder Zeile
Regieren zu zweit
spüren.
Über alles, was da ist
• Versucht, beim Zuhören (vgl. vorangehender
5
Endlich, gottgleich, endlich, unsterblich
Punkt) zu erkennen, mit welchen Mitteln man die
Endlich, gottgleich
Angst beim Vorlesen spürbar machen kann.
Er hat die Macht, er ist der
• Ihr könnt Fenoglios Text auch vorspielen: eine
Natternkopf
Person spielt Meggie und liest den Text, eine
Endlich, gottgleich, endlich, unsterblich
andere spielt den Natternkopf und agiert passend
Endlich, gottgleich
10
zu den Worten in Pantomime.
Er hat die Macht, er ist der
• Was genau ist eigentlich Todesangst? Vor was
Natternkopf
haben die Menschen Angst? Erstellt ein MindMap
Zwei kalte Männer, die die Welt regieren
mit allen Ideen, die euch hierzu kommen. Was
Nun ruft es aus und stimmt mit ein
davon scheint dem Natternkopf Angst zu
machen? (siehe auch den Songtext rechts)
15 Er strebte stets nach Macht und ew'gem Leben
• Wie denkt ihr selbst über den Tod? Was würdet
Um mit dem Tod gleich auf zu sein ...
ihr dafür tun, unsterblich zu sein? Oder wollt ihr
das gar nicht? Tauscht euch in Kleingruppen
über eure Gefühle und Erfahrungen aus und berichtet den anderen anschließend zusammenfassend von eurem Gespräch.
• Inwiefern wäre das Leben und die Welt anders,
wenn die Menschen unsterblich wären? Hat es
Vorteile, dass der Mensch nicht unsterblich ist?
• Experimentiert damit, wie man den Songtext in
verschiedener Weise sprechen (oder singen)
kann: ernst, ironisch, glücklich, angstvoll, etc.
Wir sind nicht unsterblich, daran werden auch die schönsten Wörter nichts ändern.
Fenoglio in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 284
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
- 12 -
"Du solltest tot sein, nicht er!"
Tintenblut ist düsterer als Tintenherz. Zwar gab es auch in Tintenherz schon Gewalt, Angst, Leid und auch
Tod. Doch hier war es der Tod der Bösen: Capricorn und der Schatten mussten am Schluss sterben. In
Tintenblut nun bedroht der Tod auch die Guten: Mo, Farid und Staubfinger. Und es bleibt nicht bei der Drohung
– Meggies geliebter Freund Farid stirbt. Und er wäre auch für immer tot, wäre nicht Staubfinger bereit, sein
eigenes Leben für das Farids zu geben...
• Stellt euch vor, ihr seid Meggie oder Staubfinger und sitzt bei Farids Leiche. Was denkt ihr? Schreibt eure
Gedanken als inneren Monolog auf, in dem ihr auf eure Gefühle und eure Beziehung zu Farid eingeht.
Lest euch die Monologe gegenseitig vor und vergleicht Meggies und Staubfingers Verhältnis zu Farid.
Tintenblut – Das Musical, Szene 19
•
•
Was bringt Staubfinger dazu, für Farid zu sterben?
Lest euch Szene 19 aus dem Musical Tintenblut
durch: Wie findet ihr Staubfingers Verhalten?
Stellt euch vor, ihr seid Roxane bzw. Staubfinger.
Jahre später treffen sie sich wieder (z.B. nach
Roxanes Tod im Jenseits): Was sagt sie ihm?
Was erwidert er? Schreibt arbeitsteilig ihre Reden.
Wie gelingt es den Bühnenautoren von Tintenblut,
Szene 19 ergreifend zu gestalten? Wie stellt ihr
euch die Szene auf der Bühne vor (bzw. erinnert
ihr euch an die Inszenierung)?
Wer sind die Weißen Frauen? Wieso sind sie
weiß? Wie wirken sie? Sind sie gut oder böse? Ihr
Gesang ist eine gekürzte Fassung von "Dies irae":
informiert euch über diesen Text: Inwiefern passt
er zu der Szene?
Inszeniert selbst Szene 19 – oder erstellt eine
Filmversion der Szene.
1 Dachsbau
MEGGIE und STAUBFINGER sitzen bei FARIDs Leiche.
•
MEGGIE:
Es tut so weh.
STAUBFINGER: (nickt)
5 MEGGIE:
Er kommt nie mehr zurück.
STAUBFINGER: Es gibt eine Geschichte. Über die
Weißen Frauen.
•
MEGGIE:
Was für eine Geschichte?
STAUBFINGER: Tust du mir einen Gefallen, Meggie?
10 MEGGIE:
Welchen?
STAUBFINGER: Geh zu Roxane – und sag ihr, dass •
ich fort muss. Sag ihr, ich will
herausfinden, ob diese Geschichte
wahr ist. Und erinnere sie an mein
Versprechen – dass ich immer
15
einen Weg finde zurück zu ihr, egal,
•
wo ich bin. Tust du das für mich?
MEGGIE:
Herausfinden? – Was?
FARID:
Bitte, Meggie. Richte Roxane aus, was ich dir gesagt habe. Sie wird es dir erklären. – Nun geh
schon.
20
MEGGIE streichelt noch einmal FARIDs Gesicht, dann geht sie. STAUBFINGER ruft die WEISSEN FRAUEN (mit FEUER)
MUSIK: "WEISSE FRAUEN" – Die WEISSEN FRAUEN tanzen um STAUBFINGER und FARID, auf einen Impuls in der
Musik stirbt STAUBFINGER und FARID beginnt wieder zu atmen. Die WEISSEN FRAUEN verschwinden. FARID erwacht,
sieht sich um, er begreift nicht, was geschehen ist. Im selben Moment kommt ROXANE hereingerannt, hinter ihr
25 MEGGIE.
ROXANE:
Nein! – Kommt zurück! – Bringt ihn zurück!
Sie wirft sich über STAUBFINGER. FARID setzt sich auf.
FARID:
Meggie? – Meggie!
FARID sieht sich um und entdeckt STAUBFINGER. Er stößt ROXANE zur Seite.
30 FARID:
Was ist passiert? – Was hast du gemacht? Was hast du mit ihm gemacht? Warum atmet er nicht?
Was habt ihr mit ihm gemacht?
MEGGIE:
Niemand hat ihm etwas getan, Farid. Es waren die Weißen Frauen. Er hat sie selbst gerufen.
FARID:
Du lügst! – Warum sollte er so etwas tun?
Es gibt eine Geschichte, die Spielleute ihren Kindern erzählen. Sie handelt von einem
ROXANE:
Feuerspucker, dem die Weißen Frauen seinen Sohn nahmen. In seiner Verzweiflung beschloss er,
35
sie mit seiner Kunst herbeizurufen und zu bitten, ihm seinen Sohn wiederzugeben. Es gelang. Sie
gaben seinem Sohn das Leben zurück. Den Feuerspucker jedoch nahmen sie mit sich und er
kehrte niemals zurück.
MEGGIE:
Er hat es für dich getan, Farid.
40 FARID:
Nein…nein…nein…
ROXANE:
Schon als du das erste Mal auf meinen Hof kamst, wusste ich, dass du Unglück bringst.
MEGGIE:
Hör auf!
ROXANE:
Du solltest tot sein, nicht er!
ROXANE rennt weg. MEGGIE nimmt FARID in den Arm.
Der Tod hatte in dem Buch gewartet, sein Tod.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 421
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
- 13 -
"Tod und Tinte!" – Verantwortung
Nun werden wir diese Geschichte wieder an die Zügel nehmen! Mit meinen Worten und deiner Stimme...
Fenoglio in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 168
In Tintenblut erzählt Cornelia Funke nicht nur die fantastische Geschichte von Meggie & Co. in Fenoglios Welt
aus Worten, der Tintenwelt. Dadurch dass besonders die Hauptfiguren Fenoglio und Meggie den Lauf der
Ereignisse durch ihre Talente (Schreiben und Lesen) verändern können, entsteht für diese Figuren und für
den Leser, der sich mit deren Handeln auseinandersetzt, ein moralisches Problem: Wie geht man verantwortungsvoll mit einer Fähigkeit um, durch die man Macht über die Geschicke anderer Menschen hat?
•
•
•
•
•
Lest die hier abgedruckten Auszüge aus Cornelia Funkes Roman Tintenblut und macht euch ein Bild von
Fenoglio: Ist er ein verantwortungsvoller Schreiber und Geschichtenerzähler? Warum ist Fenoglio am
Ende der Geschichte so gänzlich verändert?
Seht euch auch den Musical-Auszug an: Was haltet ihr von Meggies Handeln und Denken? Unterscheidet
es sich von dem Fenoglios? Erscheint euch Meggie "erwachsener" als Fenoglio? Wie verhalten sich Mo
und Resa? Spielt den Musical-Auszug vor (oder lest ihn mit verteilten Rollen sinnbetont vor).
Das Beeinflussen der Lebensgeschichte in Tintenblut ist eine Fiktion. Durch sein Handeln beeinflusst man
aber durchaus das Leben anderer (und auch das eigene). Sammelt Beispiele für verantwortungsvollen
und verantwortungslosen Umgang mit dieser Form der Macht, die jeder von uns hat.
Kennt ihr jemanden, der eine Fähigkeit oder Eigenschaft hat, die von ihm besondere Verantwortung verlangt (z.B. Anführertyp, begabter Redner)? Wie geht derjenige damit um?
Ärgerlich stieß Meggie seine Hand weg. "Du hattest schon immer eine Vorliebe für deine Bösewichter."
"Nun ja! Mag sein." Fenoglio zuckte die Schultern, als wäre das etwas, gegen das er völlig machtlos war. "Aber was
sollte ich machen? Wer will schon eine Geschichte über zwei nette Fürsten lesen, die über eine lustige Schar
vollkommen glücklicher Untertanen herrschen? Was für eine Geschichte sollte das sein?" ...
"Meggie, glaub mir", sagte Fenoglio. "Du würdest etwas wahrhaft Gutes tun. Du würdest einem Vater seinen Sohn
zurückgeben, einer Frau ihren Mann, einem Kind seinen Vater – gut, es ist kein sonderlich nettes Kind, aber
trotzdem! Und du würdest helfen, die Pläne des Natternkopfes zu durchkreuzen. Wenn das nicht ehrenhaft ist!
Bitte, Meggie!" Fast flehend sah er sie an. "Hilf mir. Es ist doch meine Geschichte! Glaub mir, ich weiß, was das
Beste für sie ist! Leih mir deine Stimme, nur noch ein Mal!"
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 276f.
Fenoglio spürte, wie sie mit ihm durchging, die Lust am Erzählen, die Lust daran zu beobachten, wie Roxanes
Augen sich weiteten, wie sie an seinen Lippen hing, sehnsüchtig auf seine nächsten Worte wartend. Sollte er
Staubfinger vielleicht doch noch etwas schlecht machen? Nein, er hatte ihn schon umgebracht, heute würde er ihm
einen Gefallen tun. Heute würde er seine Frau dazu bringen, ihm ein für alle Mal zu verzeihen, dass er zehn Jahre
fort gewesen war. Manchmal kann ich doch wahrlich ein netter Mensch sein!, dachte Fenoglio.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 504f.
Tintenblut – Das Musical, Szene 20 (Auszug)
1 MEGGIE und MO sitzen nebeneinander. [...] RESA kommt dazu.
MEGGIE: Hätte ich uns nicht hergelesen, wäre das alles nicht passiert.
MO :
Weißt du noch, was Fenoglio damals gesagt hat: Staubfinger will
einen Freund retten und stirbt für ihn. – Es sollte so sein, von
Anfang an.
5
MEGGIE: Kann sein. – Ich hab alles falsch gemacht, oder?
Du musst Fehler machen, Meggie, sonst lernst du nichts. – Es ist
MO :
nur so, dass du eine mächtige Fähigkeit hast. Das macht dich zu
etwas Besonderem. Aber es bedeutet auch, dass deine Fehler
größere Konsequenzen haben. Und auch, wenn du dir diese
10
Fähigkeit nicht ausgesucht hast, trägst du die Verantwortung,
wenn du sie benutzt – nicht nur für dich, auch für andere.
MEGGIE: Ich kann das nicht, Mo! – Das ist mir alles zuviel.
RESA:
Du wirst es lernen. Du musst vorsichtig damit umgehen.
15 MEGGIE: Staubfinger ist tot, du wärst beinahe erschossen worden, Farid
spricht nicht mit mir, und diese Welt wird von einem Widerling
beherrscht, den wir unsterblich gemacht haben.
Krieg. Denk nach, Fenoglio.
Denk nach. Krieg! Ist es das,
was du gewollt hast?
Fenoglios Gedanken in
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 387
Ja, Fenoglio hatte sich verändert. Meggie hatte ihn
kaum erkannt, als sie ihn
wiedergesehen hatte. Früher
hatten sie seine Augen stets
an die eines kleinen Jungen
erinnert. Nun waren es die
eines alten Mannes. Sein
Blick war misstrauisch, unsicher, als traute er dem
Boden unter seinen Füßen
nicht mehr ...
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 673f.
In diesem Moment fühlte sie sich mächtig, so mächtig, als gehorchte die ganze Tintenwelt ihrer Zunge.
Cornelia Funke, Tintenblut, S. 562f. (über Meggie)
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
- 14 -
Tintenblutig
Der Wortschatz, den Cornelia Funke in ihren Romanen gebraucht, ist groß und vielseitig. Z.B. mit einer Vielzahl von Adjektiven und Adverbien gelingt es ihr, Dinge, Orte und die Figuren und ihr Handeln so präzise zu
beschreiben, dass vor unserem inneren Auge ein lebendiges Bild entsteht. Im Folgenden findet sich eine
alphabetische Auflistung von allein 188 Adjektiven/Adverbien aus Tintenblut, die auf die Silbe -ig enden:
Von A wie abfällig bis Z wie zuverlässig
abfällig
allmächtig
andächtig
angriffslustig
anmutig
anständig
armselig
aufmüpfig
bauchig
begierig
beiläufig
beliebig
bereitwillig
bissig
blauhäutig
blutig
borkig
breitbeinig
breitschultrig
brüchig
buschig
dämmrig
demütig
denkwürdig
dickköpfig
dienstfertig
dornig
durchsichtig
eifersüchtig
eifrig
eigenartig
eigenhändig
eilfertig
eilig
einbeinig
eindeutig
einfältig
•
•
•
•
•
einmalig
einzig
einzigartig
eisig
emsig
endgültig
ewig
fahrig
faltig
feindselig
felsig
fertig
feurig
fiebrig
fleckig
fleischig
flüssig
freiwillig
geduldig
gefräßig
geschmeidig
geschwätzig
gesellig
gewaltig
gierig
giftig
gleichgültig
gleichzeitig
glitschig
gnädig
goldgierig
griesgrämig
grimmig
grobschlächtig
großzügig
halbherzig
hartnäckig
hastig
heftig
hinterlistig
hochmütig
holzig
hungrig
inständig
irrwitzig
kitschig
klebrig
klobig
knochig
kräftig
kratzig
künftig
kurzatmig
kurzsichtig
lässig
lausig
lebendig
leichtfüßig
löchrig
lustig
mächtig
madenfarbig
missmutig
mitleidig
mordlustig
muffig
mutig
nachsichtig
narbig
neugierig
niedrig
notdürftig
pelzgesichtig
pelzig
plüschig
prächtig
rachsüchtig
rechtzeitig
richtig
riesig
rostig
rückgängig
rührselig
ruhig
rundnasig
runzlig
rußig
salzig
samtig
schäbig
schartig
schimmlig
schläfrig
schlammig
schmutzig
schuldig
schuppig
schwierig
schwindelig
sehnsüchtig
silbernasig
silbrig
sonnig
spitznasig
stachlig
ständig
staubig
steinig
stetig
stickig
streitig
strohig
struppig
traurig
trotzig
trübsinnig
überflüssig
üppig
unartig
unauffällig
unfertig
unflätig
ungeduldig
ungläubig
unruhig
unschlüssig
unschuldig
untertänig
unterwürfig
unwichtig
unzählig
verdächtig
verhältnismäßig
völlig
vorsichtig
wahrhaftig
wenig
willig
windig
winzig
wuchtig
zauberkräftig
zielstrebig
zittrig
zornig
zufällig
zuständig
zuverlässig
Lest euch die Liste der Adkjektive/Adverbien auf -ig durch. Klärt gemeinsam die Bedeutung derjenigen
Wörter, die euch nicht oder nicht so gut vertraut sind (z.B. borkig, schartig).
Versucht, die Geschichte Tintenblut gemeinsam nachzuerzählen, und zwar unter Verwendung möglichst
vieler Wörter auf -ig. Setzt euch dazu in einen Stuhlkreis und hakt jeder auf der Liste die Wörter ab, die
schon genannt wurden (kein Wort soll mehrfach vorkommen).
Wählt gemeinsam die zehn Wörter auf -ig aus, die für die Geschichte Tintenblut am wichtigsten sind:
Jeder schlägt ein Wort vor und begründet seine Wahl. Am Ende wird abgestimmt.
Sammelt andere Adjektive/Adverbien, die auf bestimmte Silben enden, z.B. -voll (hoffnungsvoll), -los
(heillos), -sam (langsam), und bezieht sie auf die Handlung von Tintenblut.
Findet ihr mehr Gefallen an einer wortreich erzählten Geschichte (Roman) oder an einem handlungsreichen Theaterstück? Erklärt euer Empfinden.
Aber was ist ein Dichter, der die Worte nicht mehr liebt?
Fenoglio in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 677f.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut'
- 15 -
Interview mit Intendant und Bühnenautor Moritz Seibert
Moritz Seibert ist 1967 in Berlin geboren. Nach seinem Studium an der Filmakademie
Baden-Württemberg arbeitete er als Drehbuchautor und Regisseur mehrerer Spiel- und
Fernsehfilme. Seit 2001 leitet er das Junge Theater Bonn. Die Bühnenfassungen der
JTB-Uraufführungen Jan, mein Freund (2000), Crazy (2002), Der König der Kinder
(2003), Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (2005), Drachenreiter (2005),
Tintenherz – Das Musical (2006) und jetzt Tintenblut – Das Musical (2007) hat er
gemeinsam mit Marco Dott geschrieben.
Nach Tintenherz ist Tintenblut nun der zweite Teil der TintenTrilogie von Cornelia Funke, den Sie als Musical für die Bühne
bearbeitet haben. Was reizte Sie daran, ein weiteres "TintenStück" zu schreiben?
Tintenblut ist ja nach Tintenherz, Drachenreiter und Herr der Diebe
schon der vierte Roman von Cornelia Funke, den wir auf die Bühne
bringen. Zum Glück schreibt Frau Funke so abwechslungsreich und
phantasievoll, dass jedes ihrer Bücher neue Reize und
Herausforderungen für uns als Bearbeiter bereithält. Mit Tintenblut
hat sie eine wunderbare Vorlage für ein packendes Drama geliefert,
weil sie die Figuren an die Abgründe ihrer Existenz führt und weil
die inneren Konflikte wesentlicher größer und elementarer sind als
in Tintenherz.
Der Roman Tintenblut ist etwas düsterer geschrieben als
Tintenherz. Wird auch die Bühnenproduktion düsterer sein?
Ja, Tintenblut ist deutlich düsterer in seinem Grundton. Unsere
Bemühungen sind dahin gegangen, die große Ernsthaftigkeit der
Geschichte auf die Bühne zu transportieren und trotzdem immer
wieder auch komische Momente herauszuarbeiten. Die Düsternis
der Geschichte ergibt sich ja in erster Linie aus der Handlung, in
der Gewalt eine große Rolle spielt. Dem werden wir die Komik, die
sich aus den allzu menschlichen Schwächen der Hauptfiguren
organisch ergibt, gegenüber stellen. Fenoglio und sein Glasmännchen Rosenquarz zum Beispiel benehmen sich wie ein Ehepaar,
das seit dreißig Jahren verheiratet ist. Und Meggie und Farid, die
sich im Laufe der Geschichte ineinander verlieben, müssen wie alle
Jugendlichen in ihrem Alter erstmal damit klar kommen, dass man
umso komischer wirkt, je cooler man sich gibt.
Die Hauptfigur in Tintenblut ist Meggie. Inwiefern ist das Mädchen Meggie – ausgestattet mit einem tollen Vater, einer großartigen Mutter, einem Märchenprinzen aus 1001 Nacht sowie
einer ganz besonderen Gabe – überhaupt eine geeignete Identifikationsfigur für jugendliche Zuschauer?
Als Romanfigur eignet sich Meggie hervorragend zur Identifikation
für eine jugendliche Leserschaft, weil sie Dinge erlebt, die jeder
Leser gern mit ihr erleben würde. Für das Drama haben wir – wie
schon in der Bühnenbearbeitung von Tintenherz – ihre Entscheidungskonflikte zugespitzt und die Entwicklung, die sie während der
Geschichte durchläuft, vergrößert, damit auch ein Theaterpublikum
gleich welchen Alters oder Geschlechts sich mit ihr identifizieren
kann.
Ist die Meggie in Tintenblut eine andere als die in Tintenherz?
Hat sie sich verändert, entwickelt?
Meggie ist ein Jahr älter geworden, das sagt in dem Alter ja schon
eine ganze Menge. Ihre Faszination für die Tintenwelt, die ja erst
im Anschluss an die Tintenherz-Geschichte erwacht, hat sie offenbar in einen ständig schwelenden Konflikt mit ihrem Vater gebracht
und damit ihre Emanzipation beschleunigt. Während Sie in Tintenherz weitgehend Spielball der Ereignisse ist, trifft sie in Tintenblut
aktiv Entscheidungen, macht auch Fehler und lernt daraus.
Welche Fähigkeiten der jugendlichen Schauspielerinnen waren
für Sie bei der Besetzung der Meggie besonders wichtig?
Als wir die Meggies für Tintenherz gesucht haben, mussten wir
Mädchen finden, die drei Eigenschaften in sich vereinen: Herausragendes schauspielerisches Talent mit allem, was dazu gehört,
eine schön klingende Gesangsstimme und die Musikalität, die
erforderlich ist, um in einem professionellen Musical auch Solopartien zu singen, und schließlich eine Ausstrahlung, mit der es
ihnen gelingt, jeden Abend 400 Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Da beide Mädchen sich in Tintenherz sehr bewährt haben und sich
über das Jahr hinweg sowohl schauspielerisch als auch gesanglich
toll entwickelt haben, war klar, dass wir in Tintenblut wieder dieselben Schauspielerinnen einsetzen.
Warum produzieren Sie Tintenherz und Tintenblut als Musical?
Geht durch die Lieder nicht wertvolle Zeit zum Erzählen der
Geschichte verloren?
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Diese extrem ausführlichen und
komplexen Geschichten lassen sich als Musical besonders effizient
für die Bühne bearbeiten. In den Songs, die ja meist Bestandteil der
Handlung sind und sie weitertreiben, können wir durch die Musik
Gefühle und Empfindungen erzählen oder transportieren, die man
im Sprechtheater sehr zeitaufwändig herstellen müsste.
Wie ist es überhaupt möglich, aus einem 700-Seiten-Roman
ein zweistündiges Bühnenstück zu machen? Ist das noch
dieselbe Geschichte? Geht da nicht viel zu viel verloren?
Es geht einiges verloren, klar. Wenn wir Tintenblut ohne Kürzungen
auf die Bühne bringen wollten, dann würde die Vorstellung vermutlich zwölf oder mehr Stunden dauern. Ob zu viel verloren geht,
müssen die Zuschauer entscheiden, ich glaube es nicht. Ich denke,
es ist uns gelungen, die Handlung so zu verdichten, dass die wesentlichen Elemente erhalten bleiben.
Am Zustandekommen einer solchen Bühnenproduktion sind
neben Bühnenautor und Schauspielern eine große Zahl weiterer Kreativer beteiligt: Regisseur, Bühnenbildner, Ausstatter,
Musiker, Choreograph, usw. Wie gelingt es, dass die Produktion am Ende stimmig ist, wie aus einem Guss?
Ob das gelingt, ist jedes Mal wieder die große Frage. Damit es
gelingen kann ist entscheidend, dass die Leiter des Kreativteams,
Produzent und Regisseur, eine gemeinsame Vision entwickeln, wie
sie die Geschichte erzählen wollen, und dass es ihnen gelingt,
diese Vision zu kommunizieren und Begeisterung dafür zu wecken.
Das ist natürlich erheblich einfacher, wenn man mit Kreativen
arbeitet, die man schon gut kennt, von denen man schon weiß, „wie
sie ticken“. Aber auch dann sind viele Gespräche schon ab der
Entstehungsphase der Bühnenbearbeitung erforderlich, um zu
gewährleisten, dass alle an einem Strang ziehen und die selbe
Geschichte erzählen.
Was war für Sie das Schwierigste bei der Realisierung der
Musical-Produktion Tintenblut?
Zunächst die Länge des Romans und der Umfang des Materials.
Die Länge des Stückes wird uns, da bin ich ziemlich sicher, auch
noch bis kurz vor der Premiere einige Kopfschmerzen bereiten.
Dann natürlich auch der sensationelle Erfolg des Vorgängers, von
Tintenherz, der das ganze Team unter einen gewissen Druck setzt.
Werden Sie auch den dritten Teil der Tinten-Trilogie, Tintentod,
auf die Bühne des JTB bringen? Wird es auch ein Musical
werden?
Derzeit gehe ich davon aus, dass wir die Trilogie als Musicals zu
Ende erzählen werden. Die endgültige Entscheidung werden wir
aber erst nach der Tintenblut-Premiere treffen, wenn wir wissen,
wie Tintenblut unserem Publikum gefällt.
Vielen Dank für das Interview.
Die Elemente einer Theaterproduktion:
Beobachtungsbogen
Der Beobachtungsbogen soll dazu dienen, eine Theateraufführung zielgerichtet beobachten und anschließend – in der Klasse
oder auch im Theater mit Schauspielern, Regisseur usw. – besprechen zu können; er ist nicht vorgesehen für die Analyse des
Dramentextes im engeren Sinn.
• Es bietet sich an, bei einer Vorbesprechung in der Klasse die Elemente einer Theaterproduktion auf Kleingruppen
aufzuteilen. Dabei ist es aber sinnvoll, dass trotzdem jeder auch Notizen zu den anderen Bereichen vermerkt.
• Es ist außerdem sinnvoll, vor dem Theaterbesuch auf der Grundlage zumindest einer groben Inhaltsangabe auch schon
über mögliche Formen der Ausgestaltung der verschiedenen Bereiche zu spekulieren, eigene Ideen zu entwickeln, mit
denen man die tatsächliche Umsetzung in der Produktion dann vergleichen kann. Das schärft den Blick und bewahrt davor,
das, was präsentiert wird, als selbstverständlich hinzunehmen. Wenn das Stück schon im Einzelnen bekannt sein sollte,
umso besser!
• Die Tabelle ist gedacht für stichwortartige Notizen in der Pause und unmittelbar nach der Aufführung. Es empfiehlt sich,
den Beobachtungsbogen vorher auf A3-Format zu vergrößern.
Art der Inszenierung:
realistisch, symbolisch, historisch, zeitlos,
konkret, abstrakt, einfühlend, verfremdend, ...
Schauspieler:
• Aussehen
• Gestik und Mimik
• Haltung und Bewegung im Raum
• Handlungsweisen und Aktivitäten
• Stimme und Sprechweise
Text:
• on-stage – off-stage
Musik, Gesang und Tanz:
• on-stage – off-stage
• als Teil der Handlung – die Handlung
begleitend
Bühnenbild:
Ausstattung:
• Kostüme
• Requisiten
Technik:
• Licht
• Ton (Musik, Geräusche, etc.)
• Umbau
• sonstige Technik
Bühne, Spielebenen und Zuschauerraum:
• Bühnentyp/-form und Position
der Zuschauer
• Bühnenaufteilung und Spielebenen
• Einbeziehung der Zuschauer / des
Zuschauerraums
Vorhang
Pausen
Sonstiges
Anregungen für Nachgespräche
von Schulklassen mit dem Theaterensemble
Das JTB bietet allen Besuchergruppen an, im Voraus ein kostenloses Gespräch mit Mitgliedern des
Theaterensembles im Anschluss an die besuchte Aufführung zu buchen. Diese Gespräche verlaufen sehr
unterschiedlich. Immer wieder kommt es vor, dass es hauptsächlich die Lehrerinnen und Lehrer sind, die dann
die Fragen stellen. Wirklich interessant wird es aber in der Regel für die Kinder und Jugendlichen, wenn sie
selbst Impulse geben und in das Gespräch mit den Schauspielern oder dem Regisseur eintreten. Zur
Vorbereitung eines ergiebigen Gesprächs finden Sie hier einen Katalog von möglichen Gesprächsimpulsen,
die als Anregung für eigene Fragen genutzt werden können. Es bietet sich bei einigen Fragen z.B. an, sie mit
ersten eigenen Eindrücken zu verbinden.
Fragen bezogen auf das jeweilige Stück
bzw. die jeweilige Aufführung
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Fragen an Schauspieler:
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Fragen an den Regisseur:
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Was an Ihrer Rolle finden Sie besonders reizvoll oder
interessant?
Welche andere Rolle in dem Stück würden Sie auch
gerne spielen?
Welche Szene macht Ihnen am meisten Spaß?
Welche Szene fiel Ihnen bei den Proben am schwersten?
Was gefällt Ihnen an der Figur, die Sie verkörpern, was
missfällt Ihnen?
Gefällt Ihnen das Ende des Stückes im Hinblick auf die
Rolle, die Sie spielen?
Wie schwer ist es, unabhängig von der eigenen
momentanen Laune, Ihre Rolle überzeugend zu spielen?
Sind Ihnen schon Fehler unterlaufen? Welche? Gab es in
der heutigen Aufführung Pannen?
Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rolle vor jeder Aufführung
vor?
Was finden Sie an dem Stück besonders reizvoll? Was
gefällt Ihnen an dem Stück nicht so gut? Wie sind Sie in
Ihrer Inszenierung damit umgegangen?
Haben Sie eine Lieblingsfigur in dem Stück?
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Inszenierung?
Womit sind Sie nicht hundertprozentig zufrieden?
Haben Sie in Ihrer Inszenierung stark gekürzt? Welche
Szenen oder Momente?
Welche Szenen haben besonders viel Probenzeit
beansprucht? Warum?
Was soll das Bühnenbild mehr vermitteln als bloße
räumliche Orientierung?
Inwiefern passen die verschiedenen Kostüme besonders
gut zur jeweiligen Figur, zur jeweiligen Szene und zum
Stück im Ganzen?
Mit welcher Absicht machen Sie in Ihrer Inszenierung
besonderen Gebrauch von Lichteffekten, Toneffekten und
gegebenenfalls Formen der Symbolik?
Was sollen die Zuschauer aus dem Stück mit nach Hause
nehmen? Was hat das Stück den Zuschauern zu sagen?
Allgemeine Fragen
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Wie sind Sie zur Schauspielerei
gekommen?
Wie und wo haben Sie das
Schauspielern erlernt?
Wie schaffen Sie es, sich den Text
von gleichzeitig bis zu sechs,
sieben Stücken zu merken?
Wie schafft man es, eine Figur zu
spielen, die ganz anders ist als
man selbst?
Was ist Ihre Traumrolle?
Warum finden Sie Theater wichtig?
Wie erleben Sie
Theateraufführungen, wenn Sie
Zuschauer sind?
Warum finden Sie Theater wichtig?
Ist es heutzutage besonders
wichtig?
Was unterscheidet ein Kinder- und
Jugendtheater von anderen
Theatern?
Wie sind Sie zur Theaterregie
gekommen?
Was sehen Sie als Ihre
Hauptaufgabe als Regisseur?
Welches Theaterstück ist Ihr
persönliches Lieblingsstück?
Feedback geben und einen weiteren Theaterbesuch gewinnen!
Sie haben unsere Inszenierung von Tintenblut – Das Musical mit einer Schulgruppe besucht. Für unsere Arbeit ist es
wichtig zu erfahren, wie Sie und Ihre Gruppe den Besuch erlebt und gegebenenfalls vor- oder nachbereitet haben. Deshalb
möchten wir Sie bitten, unseren Fragebogen auszufüllen und ihn uns zu übersenden. Als Dankeschön verlosen wir unter
allen teilnehmenden Gruppen den Besuch einer Abendvorstellung in unserem Theater in der Spielzeit 2007/08.
Einsendeschluss: 31.12.2007.
Datum und Uhrzeit des Besuchs:
Name der Schule und Schulform:
Bezeichnung der Gruppe (Klasse
bzw. Jahrgangsstufe und Kurs):
Anzahl der Gruppenteilnehmer:
Name, Adresse und Tel.
des/r Gruppenleiters/in:
(1) Wie häufig besuchen Sie unser Theater mit Schulgruppen?
o mehrmals jährlich
o ungefähr einmal pro Jahr
o alle 2-3 Jahre einmal
o zum ersten Mal
(Erläuterung: ___________________________________________________________________________________)
(2) Welche anderen Theater besuchen Sie mit Ihren Schülern?
______________________________________________________________________________________________
(3) Wie sind Sie auf unsere Inszenierung von Tintenblut – Das Musical aufmerksam geworden?
o unser Programmheft
o Kollegen, Bekannten, etc.
o Schüler
o Presse
o ________________
(4) Wie hat Ihnen unsere Inszenierung gefallen?
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______________________________________________________________________________________________
(5) Wie hat Ihrer Gruppe unsere Inszenierung gefallen?
______________________________________________________________________________________________
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______________________________________________________________________________________________
(6) Haben Sie den Theaterbesuch in Ihrem Fachunterricht vor- oder nachbereitet?
o ja (Fach: _____________ Vor- oder Nachbereitung? ____________________ Stundenvolumen: ____)
o nein
(7) Haben Sie die von uns bereit gestellten Arbeitsblätter im Zusammenhang mit dem Theaterbesuch im Unterricht
eingesetzt?
o ja (Welche Seiten? ______________________)
o nein
(8) Welche Arbeitsblätter gefallen Ihnen gut, welche weniger gut?
gut: ________________________ weniger gut: _________________________
(Erläuterung: ___________________________________________________________________________________)
(9) Haben Sie Wünsche an bzw. Vorschläge für Unterrichtsmaterialien, die wir für Schulklassen zur Vor-/Nachbereitung
eines Theaterbesuchs erstellen lassen?
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______________________________________________________________________________________________
(10) Gibt es ein bestimmtes Werk, das Sie bzw. Ihre Schüler uns zur Inszenierung vorschlagen möchten?
______________________________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________________________
(11) Sonstige Bemerkungen:
______________________________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________________________
Vielen Dank für Ihre Mühe!
Bitte übersenden an:
Junges Theater Bonn
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53225 Bonn
Fax: 0228-9739463
E-Mail: info@jt-bonn.de