- Junges Theater Bonn
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Das JUNGE THEATER BONN präsentiert: Das Material ist konzipiert... • ...für die Jahrgangsstufen 5 bis 10 • ...für verschiedene Fächer, insbsd. - Deutsch - Religion - (praktische) Philosophie / Ethik - Sozialkunde - Darstellen & Gestalten / Theater - Musik Didaktisches Begleitmaterial für die Behandlung von Tintenblut im Unterricht von Reimar Seibert-Kemp Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer, wie schon zu Tintenherz – Das Musical präsentieren wir Ihnen hiermit ein Materialheft zu unserer aktuellen Bühnenproduktion Tintenblut – Das Musical. Mit der Premiere dieses Stückes steht einmal mehr die Welturaufführung eines erfolgreichen Jugendromans der Autorin Cornelia Funke vor unserer Tür. Wieder haben wir uns entschieden, den Roman in Form eines Musicals auf die Bühne zu bringen und damit an den Erfolg unserer beliebten Produktion des ersten Teils der Tinten-Trilogie anzuknüpfen. Die Proben laufen gerade auf Hochtouren: es wird gespielt, gesungen und getanzt. Die Erfahrungen der jugendlichen Schauspieler/innen aus Tintenherz kommen ihnen dabei zugute. Und doch gibt es wieder viele neue Herausforderungen... Wir würden uns freuen, wenn wir Sie mit diesem Materialheft bei der unterrichtlichen Vor- oder Nachbereitung Ihres Besuchs dieser Produktion unterstützen könnten. Tintenblut ist der zweite Teil der Tinten-Trilogie von Erfolgsautorin Cornelia Funke (im Herbst erscheint der letzte Teil, Tintentod, dessen Bühnenproduktion wir für Herbst 2008 vorgesehen haben). Tintenblut setzt die fantastische Geschichte von Meggie, Mo, Staubfinger, Resa und Fenoglio fort. Fenoglios Gabe, gute Geschichten zu schreiben, und Meggies besondere Fähigkeit, lebhaft vorzulesen, helfen den Figuren, ihre eigene Geschichte zumindest ein Stück weit nach ihren Bedürfnissen zu lenken. Und doch geht es düsterer zu als noch in Tintenherz: Farid muss sterben, bevor er schließlich durch Staubfinger vom Tod erlöst wird... Cornelia Funkes Geschichte Tintenblut – wie Tintenherz lange Zeit hoch platziert auf den Bestsellerlisten – eignet sich besonders gut für die Behandlung im Unterricht der Unter- und Mittelstufe, und zwar wegen des zugleich anspruchsvollen und ansprechenden Schreibstils sowie der Vielfalt der Themen. Die Geschichte dreht sich um so verschiedene Zusammenhänge wie Meggies Verhältnis zu ihren Eltern, ihren stärker werdenden Drang nach Selbstbestimmung, ihre erwachende Liebe zu Farid, weiter die Begegnung mit der fantastischen Welt der Bücher und Fragen der Verantwortung und schließlich die Welt des bösen Natternkopfes und des Todes sowie den Wunsch nach Unsterblichkeit. Das didaktische Begleitmaterial will zur Behandlung von Tintenblut – Das Musical insbesondere in den Fächern Deutsch, Religion, (praktische) Philosophie, Ethik, Sozialkunde, Darstellen & Gestalten / Theater und Musik in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 anregen. Die Broschüre besteht im Wesentlichen aus verschiedenen Arbeitsblättern, die Sie als Kopiervorlagen verwenden können. Die Arbeitsaufträge verfolgen z.T. einen fächerübergreifenden Ansatz und versuchen, analytisches mit handlungs- und erfahrungsorientiertem Arbeiten zu verbinden. Die Arbeitsblätter stellen keine Unterrichtsreihe dar, sondern ein Angebot zur eigenen Auswahl. Ergänzt wird das Material durch ein Interview mit Intendant und Bühnenautor Moritz Seibert. Der Broschüre beigelegt finden Sie zwei allgemein gehaltene Arbeitsblätter: einen Beobachtungsbogen für Theateraufführungen sowie Anregungen für Nachgespräche von Schulklassen mit dem Theaterensemble. Sie finden diese Broschüre auch als pdf-Dokument zum Download unter www.jt-bonn.de. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auf dem beiliegenden Fragebogen von Ihrem Theaterbesuch und dem Einsatz des didaktischen Begleitmaterials berichten würden – womit Sie einen weiteren Theaterbesuch für Ihre Schüler gewinnen können! Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Tintenblut – Das Musical! Ihr Team vom Jungen Theater Bonn © Junges Theater Bonn und Reimar Seibert-Kemp, 2007 Die Arbeitsblätter dürfen zu Unterrichtszwecken kopiert werden. Herausgeber: Junges Theater Bonn, www.jt-bonn.de Der Autor, Reimar Seibert-Kemp, ist Lehrer am Georg-Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden. Er ist seit einigen Jahren in der Materialentwicklung tätig und erstellt seit 1998 regelmäßig didaktisches Begleitmaterial zu aktuellen Kinofilmen im Auftrag der Stiftung Lesen, seit 2003 auch zu Theaterproduktionen des JTB. Die Zitate aus dem Roman sind entnommen Cornelia Funke, Tintenblut (Hamburg: Dressler, 2005); die Zitate aus dem Musical sind entnommen Tintenblut – Das Musical nach dem Roman Tintenblut von Cornelia Funke, Bearbeitung von Moritz Seibert und Marco Dott, Songs von Stephan Witt (Hamburg: Verlag für Kindertheater, 2007). Von Tintenherz zu Tintenblut Es gibt viele, ganz viele Welten, sie sind alle verschieden, und in den Büchern sind sie aufgeschrieben! Farid in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 299 Tintenblut, der zweite Teil von Cornelia Funkes Tinten-Trilogie, setzt die Geschichte von Meggie, Mo, Resa, Staubfinger und Farid fort und führt die bekannten Figuren aus Tintenherz hinein in die fantastische Welt jenes Buches, aus der Capricorn und seine Männer stammen und nach der Staubfinger sich so sehr sehnt... Nach Jahren der Sehnsucht nach seiner Tintenwelt hat Staubfinger endlich jemanden gefunden, der ihn dorthin zurücklesen kann. Doch dieser Mann ist mit dem Schurken Basta im Bunde. Staubfinger gelangt zwar zurück in die Tintenwelt, aber sein treuer Begleiter Farid nicht. Farid jedoch weiß, dass in der Tintenwelt der Tod auf Staubfinger wartet. Um ihn vor seinem Tod zu bewahren, geht er zu Meggie und bittet sie, ihn ebenfalls in die Tintenwelt zu lesen. Meggie lässt sich überreden, aber sie besteht darauf, mitzukommen – obwohl sie weiß, dass sie sich damit in größte Gefahr begibt und ihren Eltern womöglich das Herz bricht. Als Meggie sich in der vertrauten und zugleich völlig fremden Tintenwelt wiederfindet, einer Welt voller Magie, fantastischer Wesen, grausamer Tyrannen und vogelfreier Spielleute, geraten sie und Farid zwischen die Fronten eines Krieges um den Thron von Ombra, den der tyrannische Natternkopf für sich beansprucht. Meggie und Farid ahnen dabei noch nicht, dass sie selbst in dieser Auseinandersetzung eine wichtige Rolle spielen werden, die sie ihr Leben kosten kann. Es dauert nicht lange, da tauchen in der Tintenwelt Meggies Eltern Mo und Resa auf. Und Fenoglio, der Erfinder der Tintenwelt, ist auch schon da... • • • • Informiert euch über den Inhalt von Tintenherz: Wer sind Meggie und Mo, Staubfinger, Capricorn und Basta, Elinor, Resa und Farid? Warum ist Resa stumm? Was hat es in der Geschichte mit dem Buch Tintenherz auf sich? Wer ist Fenoglio? Wie endet die Geschichte? Lest euch die Einführung zu Tintenblut, der Fortsetzung von Tintenherz, durch (Kasten oben): Spekuliert, wie die Geschichte in der Tintenwelt weitergehen mag und schreibt eine Zusammenfassung eurer erfundenen Geschichte. Verwendet dabei auch die unten abgedruckten Themenwörter. Nachdem ihr die Theateraufführung von Tintenblut – Das Musical gesehen habt: Erzählt die Geschichte nach und erklärt, für welche Figuren welche der Themenwörter in der Geschichte besonders bedeutsam werden. Lest die zwei Romanauszüge aus Tintenblut (Doppelkasten unten): Welche der Aussagen könnt ihr gut nachempfinden, welche erinnern euch an eigene Erfahrungen (nicht nur aus dem Bereich des Lesens)? Liebe Zauber Trauer Tod Hass Abschied Vertrauen Unsterblichkeit Sehnsucht Krieg Mord List Freundschaft Fantasie Verantwortung Rache Hochmut Macht Angst Mut Abb. aus Cornelia Funke, Tintenblut, S. 620 Dieses Buch war mein Lieblingsbuch, als ich ein Kind war. Mit elf habe ich es zum letzten Mal gesehen. Es wurde gestohlen aus der schäbigen Bücherei, aus der ich es immer wieder auslieh. Ich war zum Stehlen leider zu feige gewesen, aber ich habe das Buch nie vergessen. Es hat mich für alle Zeit gelehrt, dass man mit Worten dieser Welt so leicht entkommen kann! Dass man Freunde zwischen den Seiten findet, wunderbare Freunde! Freunde wie dich, Feuerspucker, Riesen, Feen...! Weißt du, wie sehr ich um dich geweint habe, als ich von deinem Tod las? Aber du lebst, und alles wird gut werden! Orpheus zu Staubfinger in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 13 Ich weiß, dass du denkst, die Welt, die dieses Buch beschreibt, sei wesentlich aufregender als diese. Ich kenne das Gefühl. Ich habe mir selbst oft genug vorgestellt, in einem meiner Lieblingsbücher zu stecken. Aber wir beide wissen, dass es sich ganz anders anfühlt, wenn aus dem Vorstellen Wirklichkeit wird. Du denkst, diese Tintenwelt sei verzaubert, eine Welt voller Wunder, aber glaub mir, ich habe vieles von deiner Mutter über diese Welt erfahren, das dir gar nicht gefallen würde. Sie ist grausam und gefährlich, voller Dunkelheit und Gewalt, regiert von Stärke, Meggie, nicht von Recht. ... Es klebt Unglück an diesem Buch, Meggie, nichts als Unglück. Mo zu Meggie in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 93f. Verrückte Geschichten, aber nicht halb so verrückt wie die Wahrheit, dachte Staubfinger. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 337 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -3- "Beim Feuer der Elfen!" – Fantastische Tintenwelt Tintenwelt hatte Meggie den Ort genannt, von dem Mo so abfällig und ihre Mutter manchmal mit Sehnsucht sprach… Tintenwelt nach dem Buch, das von diesem Ort erzählte: Tintenherz. Das Buch war fort, aber die Erinnerungen ihrer Mutter waren so lebendig, als wäre kein Tag vergangen, seit sie dort gewesen war – in jener Welt aus Papier und Druckerschwärze, in der es Feen und Fürsten gab, Nixen, Feuerelfen und Bäume, die in den Himmel zu wachsen schienen. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 38 Staubfinger sehnt sich zurück in seine Tintenwelt, Resa denkt mit Sehnsucht zurück an die Zeit dort, und auch Meggie zieht es dorthin. Was ist das für eine fantastische Welt, die Fenoglio mit Tinte und Papier geschaffen hat? • • • • • • • • • • • Seht euch alle Orte sowie Personen und sonstige Wesen an, die es in der Tintenwelt gibt (siehe Kasten unten): Wisst ihr bei allem Genannten, was damit gemeint ist? Informiert euch über das, was ihr nicht kennt. Macht eine entsprechende Liste für unsere heutige Welt und vergleicht unsere Welt mit der Tintenwelt (ggf. auch im Hinblick auf die Handlung in Tintenblut). Lest im Roman Tintenblut die Seiten 26-28 gefühlsbetont vor: Wie erlebt Staubfinger die Tintenwelt bei seiner Rückkehr? Welchen Eindruck erzeugt die Tintenwelt bei euch? Erinnert sie euch an eine "Welt", die ihr kennt? Fändet ihr es reizvoll, die Tintenwelt selbst kennen zu lernen? Was würdet ihr dort unternehmen? Wen würdet ihr mitnehmen? Wie hat euch die Tintenwelt im Theaterstück gefallen? Lest euch den Musical-Song "Zeig mir die Welt" durch: Was erfahren wir über Meggie und die Tintenwelt? Überlegt euch eine Melodie für den Song bzw. versucht, euch an die Melodie zu erinnern und ihn gemeinsam nachzusingen. Warum, glaubt ihr, will Mo nicht, dass Meggie immer wieder sehnsüchtig an die Tintenwelt denkt (vgl. das Zitat unten)? Welche Gefahren birgt die Tintenwelt? Falls ihr Tintenblut schon kennt, könnt ihr euer Wissen zu der Story einbringen. Im wahren Leben kann man ja nicht wirklich in eine erfundene Geschichte hinein verschwinden. Habt ihr euch selbst aber schon einmal in einer erfundenen Welt in Gedanken verloren? Was für eine Welt war das? Wie war das für euch? Gestaltet im Kunstunterricht ein Bild oder sogar ein dreidimensionales Modell der Tintenwelt (vgl. im Roman Tintenblut die Abbildung auf S. 708). Orte: Personen: Sonstige Wesen: Tintenblut – Das Musical, Song "Zeig mir die Welt" MEGGIE: 1 Nixen und Elfen Fürsten und Feen Verborgene Welt Fremd und Schön 5 Bäume so riesig Im Weglosen Wald Kristallklare Flüsse Und Seen 10 15 Zeig mir die Welt Geschaffen aus Worten Zum Leben erweckt Zeig mir die Welt Sie selbst zu erleben Ein Traum würde wahr Sei's nur für einen Tag Könnte Mo doch nur versteh'n Dass die Neugier in mir brennt Die unstillbare Sehnsucht Nach der unbekannten Welt 20 Lass Wunder gescheh'n Zeig mir die Welt Geschaffen aus Worten Zum Leben erweckt 25 Zeig mir die Welt Sie selbst zu erleben Mein Traum würde wahr Zeig mir die Welt Burg, Capricorns Festung, Gasthaus an der Grenze, Gasthaus der Spielleute, Geheimes Lager, Markt, Mäusemühle, Nachtburg, Ombra, Roxanes Hof, Siechenhaus, Tümpel, Wegloser Wald Bader, Bärenzähmer, Bäuerinnen, Bibliothekar, Brandstifter, Diener, Feuerspucker, Fürstentöchter, Gaukler, Gepanzerte, Gewürzhändler, Händler, Heilerinnen (u.a. Nessel), Herolde, Jongleure, Kaufleute, Köhler, Mägde, Maskenmacher, Messerwerfer, Müller, Page, Pfeifer, Possenreißer, Räuber, Reiter, Sattelmacher, Schauspieler, Schlangenmenschen, Schuster, Schwarze Männer, Schwarzer Prinz, Fürsten (Silberfürst, genannt Natternkopf, und Speckfürst), Soldaten, Spielfrauen, Spielleute/Buntes Volk, Starke Männer, Tierbändiger, Torwächter, Wirte, Wolkentänzer Bären, (sprechende) Bäume, Baumelben, Bienen, Blüten, Borkenmänner, Drachen, Eichhörnchen, Eidechsen, Einhörner, Eulen, Falter, (blaue) Feen, Feuerelfen, Glasleute, (weiße) Hirsche, Kaninchen, (wilde) Katzen, Kobolde, Lochgreifer, Marder, Mäuse, Nachtmahre, Nixen, Riesen, Rotkappen, Schlangen, Schleierkauz, Schwarze Alben, Spinnen, Unken, Vögel, Weiße Frauen, Wölfe RESA (schreibt): Wir sollten die Tintenwelt vergessen. MEGGIE: Ich soll die Tintenwelt vergessen? Wieso denn? RESA (schreibt): Weil du sonst irgendwann blind bist für die Schönheit, die dich hier umgibt. Tintenblut – Das Musical, Szene 1 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -4- Poetisch wie Tintenblut Da waren sie wieder, die Tränen, liefen und liefen, als wollten sie ihr alles aus dem Herzen waschen, den Kummer, die Sehnsucht, die Angst... Cornelia Funke, Tintenblut, S. 517 Cornelia Funke versteht es wie nur wenige Jugendbuchautoren, ihre Romane in einer Sprache abzufassen, die einerseits klar und verständlich, andererseits aber auch ansprechend und an manchen Stellen sogar sehr poetisch ist. Sie bedient sich dazu eines reichhaltigen Wortschatzes, mit dem sie ihre Geschichte differenziert erzählen kann. Außerdem reichert sie ihre Erzählung in großem Umfang mit sprachlichen Bildern und Vergleichen an, die im Kopf des Lesers zu einem intensiven bildlichen Erleben führen... • • In Tintenblut, S. 579, schreibt Cornelia Funke "Das Fieber goss ihm [Mo] heißes Blei in die Adern ...": Stellt euch diesen Gedanken ganz konkret bildlich vor: Das Fieber gießt – als wäre es eine Person – durch Erhitzen verflüssigtes, schweres Blei in Mos Adern. Wie muss sich das für den verletzten Mo anfühlen? Habt ihr euch selber schon einmal ähnlich geschwächt gefühlt? Lest euch verschiedene Vergleiche aus dem Roman Tintenblut durch (siehe großer Kasten); sie werden eingeleitet durch "wie" bzw. "als". Wählt euch aus jeder der beiden Gruppen ("wie..." und "als...") jeweils drei aus, die euch besonders gut gefallen. Tauscht euch über eure Auswahl aus und versucht, jeweils zu erklären, warum euch das Bild bzw. der Vergleich gefällt. W I E ... ... erstickt von der aufziehenden Nacht (9) ... ein Geflecht aus Blüten und Dornen (64) ... Fliegen am Harz (125) ... ein bedrohliches Flüstern (128) ... der Duft einer Blume, die jemand zertreten hatte (163) ... goldene Saat (178) ... eine Blume, die aufblühte, rot, purpurrot (200) ... ein Stechen im Herzen (205) ... gelähmt von den Augen seines toten Sohnes (231) ... ein Mitbringsel aus einer anderen Welt (290) ... eine Schlinge, die sich mit jedem Wort enger zog, bis sie [Meggie] kaum noch atmen konnte (351) ... das Krächzen eines sterbenden Raben (396) ... eine fette blasse Spinne (411) ... eine Maus, die die Falle betrachtet, in die sie getappt ist (470) ... das Atmen eines riesigen Tieres (486) ... die Stimme des Feuers (491) ... ein Schwarm Geier in Menschengestalt (597) ... das Feuer, wenn der Wind hineinfährt (623) ... Mäuse unter den Augen einer Katze (626) ... ein Gesicht, in das das Blut zurückströmte (638) ... ein Nest silberner Vipern (640) ... ein schnell wirkendes süßes Gift (687) A L S ... ... spräche der Wind selbst (552) ... könnte er mit dem Essen ... auch die eigene Angst verschlingen (553f.) ... brenne ihr der Blick ein Loch ins Gesicht (560) ... schmeckte ihm die Enttäuschung in Meggies Augen besser als alles, was vor ihm auf den silbernen Platten wartete (561) ... hätte das Feuer seinen schwarzen Atem hinterlassen ... klebte an keinem Augenblick ein Anfang oder ein Ende (124) ... säße ihm jemand auf der Brust (201) ... hielte die Furcht selbst ihnen die Münder zu (311) ... hätten sie sich verbrannt an ihrer Liebe (369) ... wäre er ein brüchiges Seil, auf das sie den Fuß setzen sollte – hoch in der Luft (438) ... freute er sich schon darauf, der Natter ins Nest zu kriechen (545) (636) (Die Zahlen in Klammern geben die Fundstellen in Cornelia Funkes Roman Tintenblut an.) • • • Überlegt euch zu den ausgewählten Vergleichen eine passende Situation aus Tintenblut und ergänzt sie um einen passenden Anfang zu ganzen Sätzen. Ihr könnt anschließend im Roman nachsehen, wie die Vergleiche dort gebraucht werden. Wüsste ich, Erfindet in Dreiergruppen je drei eigene "wie..."- oder "als..."woher die Gedichte kommen, Vergleiche. Schreibt sie auf Pappkarten, tauscht die Karten mit einer ich würde dorthin gehen. anderen Gruppe aus und vervollständigt die Sätze so, dass sie zur Michael Longley, zitiert nach Geschichte Tintenblut passen. Lest euch die vervollständigten Sätze vor Cornelia Funke, Tintenblut, Mottovers und kommentiert sie. Gefallen euch Bilder/Vergleiche in einer Erzählung? Gefiele euch eine Erzählung ohne Bilder/Vergleiche besser oder schlechter? Was hat eine poetische Erzählweise, das nüchterne Prosa nicht hat? Das Leben war so viel schwieriger in Fenoglios Welt, und doch schien es Meggie, als spinne seine Geschichte mit jedem anbrechenden Tag einen Zauber um ihr Herz, klebrig wie Spinnenfäden und gleichzeitig betörend schön... Cornelia Funke, Tintenblut, S. 270 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -5- Der Reiz der Fremde – ein Abschied... Ich weiß, dass du denkst, die Welt, die dieses Buch beschreibt, sei wesentlich aufregender als unsere. Aber sie ist grausam und gefährlich, Meggie, regiert von Gewalt, nicht von Recht. Mo in Tintenblut – Das Musical, Szene 3 Liebster Mo! Liebe Resa! Bitte macht euch keine Sorgen. Farid muss Staubfinger finden, um ihn vor Basta zu warnen, und ich gehe mit ihm. Ich will gar nicht lange bleiben, ich will nur den Weglosen Wald sehen und den Speckfürsten, den Schönen Cosimo und vielleicht noch den Schwarzen Prinzen und seinen Bären. Ich will die Feen wiedersehen und die Glasmänner – und Fenoglio. Er wird mich zurückschreiben. Ihr wisst, dass er es kann. Macht euch keine Sorgen. Capricorn ist ja nicht mehr dort. Bis bald, ich küsse euch tausendmal, Meggie PS: Ich werd dir ein Buch mitbringen, Mo, es soll wunderschöne Bücher dort geben, handgeschriebene Bücher voller Bilder, wie Elinor sie in den Vitrinen hat. Nur noch viel schöner. Bitte sei nicht böse. (zitiert gemäß Cornelia Funke, Tintenblut, S. 114) Meggie, die Tochter des Buchbinders Mo(rtimer) Folchart, hat von ihrer Mutter Resa immer wieder von deren zauberhaften Erlebnissen in der Märchenwelt des Buches Tintenherz erzählt bekommen. Nun sehnt Meggie sich danach, diese Welt selbst kennen zu lernen. Zusammen mit ihrem Freund Farid wagt sie es schließlich, die reale Welt hinter sich zu lassen und sich in die Tintenwelt hinein zu lesen... • • • • • Lest euch Meggis Brief (s.o.) gründlich durch: Was erfahren wir aus dem Brief über Meggie – direkt und indirekt? Übt arbeitsteilig in Zweiergruppen, den Brief gefühlvoll vorzulesen: (a) als spräche Meggie den Text, (b) als spräche Mo, der den Brief gefunden hat und entsetzt liest, den Text. Anschließend lesen verschiedene Schülerinnen und Schüler den Brief der Klasse vor. Vergleicht die verschiedenen Arten des Vortrags: (a) Welche passt am besten zu Meggie. Warum? (b) Wie erscheint Mo jeweils? Lest euch den Romanauszug unten durch: Wie fühlt sich Meggie nach ihrer Ankunft in der Tintenwelt? Wie kommt es zu diesem Gefühl? Lest den Musical-Song "Abschiedsbrief": Wie gefällt er euch? Welches Geschehen beinhaltet er? Wie stellt ihr ihn euch auf der Bühne vor? Wie beurteilt ihr Meggies Entscheidung, sich und Farid in die Tintenwelt zu lesen? Tintenblut – Das Musical, Song "Abschiedsbrief" 1 5 10 MEGGIE: Liebe Resa, lieber Mo Bitte macht euch keine Sorgen Ich will nicht lange bleiben Nur mit eignen Augen sehn Den schwarzen Prinzen und den Glasmann Und schauen, wie es Fenoglio geht MO : Nein, nicht Meggie Nicht noch einmal Ist es nicht seltsam, dass mein Herz Nicht einfach steh'n bleibt MEGGIE: Es ist so kalt, so fremd und still Fühl' die Blicke fremder Augen Und der Wald verschlingt das letzte Licht der Nacht gesprochen: Farid? 15 Es ging so leicht Hab ich doch kaum etwas gespürt Warum hab ich uns hergeführt? 20 Alles ist fremd Stille der Einsamkeit Ich will heim Ich will heim rufend: Farid! Die Angst stieg ganz plötzlich in Meggie empor, wie schwarzes, brackiges Wasser. Sie fühlte sich verloren, so verloren, fühlte es in ihren Gliedern. Sie gehörte nicht hierher! Was hatte sie getan? ... Das Gefühl von Triumph, das sie noch eben so berauscht hatte, war verschwunden, als hätte sie es nie verspürt. Die Angst hatte es ausgelöscht, Angst, dass sie einen furchtbaren, nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte. Meggie versuchte verzweifelt, irgendein anderes Gefühl in ihrem Herzen zu finden, aber da war nichts, nicht mal Neugier auf die Welt, die sie umgab. Zurück, nur zurück! Das war alles, was sie denken konnte. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 122 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -6- ...und ein Wiedersehen "Dein Herz ist ein Streuner", hatte Roxane immer gesagt. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 100 Cornelia Funke hat mit Staubfinger eine sehr interessante und auch rätselhafte Figur geschaffen. Als Feuerspucker und Flammenbändiger lebte er zufrieden mit Roxane, seiner Frau, und ihren zwei Kindern in der Tintenwelt – bis er eines Tages aus Versehen durch Mo aus dem Buch Tintenherz herausgelesen wurde. In der realen Welt nun fühlt er sich äußerst unwohl – er sehnt sich danach, wieder daheim zu sein, und setzt alles daran, irgendwie zurück zu gelangen. Doch erst nach zehn Jahren findet er jemanden, der es schafft, ihn zurück zu lesen. In der Tintenwelt angekommen, sucht er sogleich seine Familie auf... • • • • • • • Stellt euch vor, ihr seid Roxane. Auf einmal ist Staubfinger verschwunden. Es vergehen Wochen, Monate, Jahre, doch er kommt nicht zurück. Was geht in Roxane vor? Schreibt arbeitsteilig drei Tagebucheinträge: (1) am Abend des Tages, an dem er verschwunden ist, (2) eine Woche später und (3) einige Jahre später. Lest mehrmals in der Reihenfolge 1 – 2 – 3 verschiedene eurer Einträge vor. Wie unterscheiden sich die Einträge, wie unterscheiden sich die Roxanes, die ihr geschaffen habt? Notiert zwei Tagebucheinträge des Staubfinger: (1) nachdem er ein paar Jahre von zu Hause fort ist und (2) unmittelbar bevor er wieder bei Roxane ankommt. Vergleicht eure Tintenblut – Das Musical, Szene 6 Tagebucheinträge: welcher passt am 1 Roxanes Hof besten zu Staubfinger? ROXANE arbeitet vor ihrem Haus, bindet Sträuße aus Kräutern, hängt sie zum Trocknen auf. STAUBFINGER kommt dazu, Studiert in Zweiergruppen – mögbeobachtet sie, sie bemerkt ihn zunächst nicht. Dann wird sie auf lichst jeweils ein Junge und ein Mädihn aufmerksam, erstarrt, geht dann weiter ihrer Tätigkeit nach. 5 chen – Szene 6 des Musicals TinSTAUBFINGER geht zu ihr. tenblut ein. Versucht, durch den EinSTAUBFINGER: Roxane. Es tut mir so leid. satz von Sprechtempo, Lautstärke, ROXANE: Verschwinde! Pausen und Blicken die Szene mögSTAUBFINGER: Wie geht es dir? lichst überzeugend und gefühlsbe10 ROXANE: Dir scheint es jedenfalls gut gegangen zu sein, tont zu spielen. Vergleicht anschlieda wo du warst. ßend die verschiedenen Staubfinger STAUBFINGER: Das täuscht. und Roxanes: Welche Darstellung Du baust Kräuter an? fandet ihr am überzeugendsten? ROXANE: Was willst du? Warum? 15 STAUBFINGER: Bitte… Warum sagt Staubfinger nicht, was ROXANE: Hau ab! Glaubst du, du kannst hier nach zehn passiert ist? Was könnte er sagen? Jahren einfach so reinschneien und ein bisschen mit mir plaudern? Also, was willst du? Würde das etwas bringen? S TAUBFINGER : Mit dir reden. Habt ihr auch schon einmal eine Ich höre… Situation erlebt, in der ihr das Gefühl 20 ROXANE: S TAUBFINGER : Es gab in den zehn Jahren keinen Tag, an dem hattet, dass ihr etwas, das ihr getan ich mir nicht gewünscht hätte, bei dir zu sein. habt, erklären könntet, das aber R OXANE: Ist das alles? – Wo warst du? Verdammt, wo bist nichts helfen würde, um die Situation du all die Zeit gewesen? zu verbessern? 25 STAUBFINGER: Weit fort. Ich war furchtbar weit fort. Habt ihr selbst schon einmal ein ROXANE: Erklär es mir. Wiedersehen nach langer Zeit erlebt STAUBFINGER: Das kann ich nicht, bitte glaub mir. oder miterlebt (ggf. auch in einem ROXANE: Dann geh. Film oder Buch)? Wie war es? STAUBFINGER: Wo ist Rosanna? Stellt euch vor, ihr solltet das 30 ROXANE: Ach, du erinnerst dich an unsere Tochter? Wiedersehen von Staubfinger und STAUBFINGER: Bitte sag mir, wie es ihr geht. Roxane (1) verfilmen oder (2) in ROXANE: Sie ist tot, Staubfinger. Tot! STAUBFINGER: Tot. – Wie…? einen Musical-Song verwandeln. Es war ein harter Winter. Viele sind an dem ROXANE: Erstellt das Drehbuch (unter Angabe Fieber gestorben. – Ich habe sie in den Wald 35 einiger wichtiger Filmtechniken, wie gebracht, zu den Feen, aber sie haben mir nicht Naheinstellung, Winkel, etc.) bzw. geholfen. Vielleicht hätten sie es für dich getan… den Songtext (samt ausgewählter Melodie). Präsentiert die Ergebnisse. JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -7- Innen drin… ... als wollte er ihm geradewegs ins Herz schauen. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 685 Auf vielfache Weise gelingt es Cornelia Funke in Tintenblut, den Leser für die Geschichte und ihre Figuren zu interessieren: Sie erzeugt Spannung, wählt einen anschaulichen Schreibstil und gibt uns beständig Einblick in das Denken und Fühlen ihrer Helden. Sie zieht uns hinein in die Köpfe, und Körper, von Meggie, Mo & Co., so dass wir kaum anders können, als uns mit ihnen zu identifizieren... 1 Da waren sie wieder. Mo spürte sie näher kommen, sah sie auch mit geschlossenen Augen – Weiße Frauen, die Gesichter so bleich, der Blick farblos und kalt. Das war alles, woraus die Welt noch bestand, 5 weiße Schatten im Dunkel und der Schmerz in seiner Brust, roter Schmerz. Jeder Atemzug brachte ihn zurück. Atmen. War es nicht irgendwann ganz leicht gewesen? Nun fiel es schwer, so schwer, als hätten sie ihn schon begraben, hätten ihm Erde auf die Brust 10 gehäuft, auf den Schmerz, der brannte und klopfte. Er konnte sich nicht bewegen. Sein Körper war nutzlos, ein Gefängnis, das brannte. Er wollte die Augen öffnen, doch seine Lieder wogen so schwer, als wären sie aus Stein. Alles war verloren. Nur Worte waren 15 geblieben: Schmerz, Angst, Tod. Weiße Worte. Ohne Farbe, ohne Leben. Nur der Schmerz war rot. Ist das der Tod?, dachte Mo. Dieses Nichts, erfüllt von blassen Schatten? Manchmal glaubte er, die Finger der bleichen Frauen zu spüren, wie sie ihm in 20 die schmerzende Brust griffen, als wollten sie ihm das Herz zerdrücken. Ihr Atem strich ihm über das heiße Gesicht und sie flüsterten ihm einen Namen zu, doch • • • • • • es war nicht der, an den er sich erinnerte. Eichelhäher, flüsterten sie. Ihre Stimmen schienen aus kalter Sehnsucht gemacht, aus nichts als Sehnsucht. Es ist ganz leicht, flüsterten sie, du musst nicht einmal die Augen öffnen. Kein Schmerz mehr, keine Dunkelheit. Steh auf, flüsterten sie, es wird Zeit, und schoben ihre weißen Finger zwischen die seinen, so wunderbar kühl auf seiner brennenden Haut. Doch die andere Stimme ließ ihn nicht gehen. Undeutlich, kaum wahrnehmbar, als käme sie aus weiter Ferne, drang sie durch das Flüstern. Fremd klang sie, fast misstönend zwischen den flüsternden Schatten. Sei still!, wollte er zu ihr sagen, mit seiner Zunge aus Stein. Sei still, bitte, lass mich gehen! Denn nur sie hielt ihn fest in dem brennenden Haus, das sein Körper war. Aber die Stimme sprach weiter. Er kannte die Stimme, aber woher? Er konnte sich nicht erinnern. Es war lange her, dass er sie zuletzt gehört hatte, zu lange... 25 30 35 40 Cornelia Funke, Tintenblut, S. 251f. Lest euch den Romanauszug aus Tintenblut durch und erklärt Innensicht in Erzähltexten Satz für Satz, was der verwundete, vom Sterben bedrohte Mo erlebt. Übt nun, den Text so vorzulesen, dass der Zuhörer Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein Erzähler dem Leser Einblick in das Denken sich gut in Mo hineinversetzen kann. Informiert euch über die verschiedenen Formen der Innen- und Fühlen seiner Figuren geben kann: (1) Innere Analyse: Er erklärt das Denken/ sicht in Erzähltexten (Kasten rechts). Erklärt, inwiefern von (1) Fühlen (z.B. "Meggie spürte, wie..."). nach (4) das Miterleben des Lesers immer direkter wird. (2) Erlebte Rede: Er gibt in dritter Person Untersucht den Romanauszug auf diese vier Formen der und meist im Präteritum die Gedanken wieInnensicht (Unterstreichen in vier verschiedenen Farben) und der (z.B. "... wen interessierte jetzt noch ihr vergleicht und diskutiert eure Ergebnisse. Bei welchen Sätzen dummer Streit?"). oder Passagen bleibt unklar, ob es sich um Mos Denken/ (3) Innerer Monolog: Er gibt in direkter Rede die Gedanken wieder (z.B. "Ach, Mo, Fühlen handelt? Schreibt den Auszug so um, dass keine Innensicht vorkommt. wenn du wüsstest, dachte Meggie ..."). (4) Bewusstseinsstrom: Er gibt in direkter Lest eure Texte vor und diskutiert die Wirkung. Form den Fluss der – oft ungrammatisch Wie lässt sich die Innensicht in dem Auszug auf der Bühne formulierten – Gedanken und Gefühle wieumsetzen? Schreibt ein Textbuch zu der Szene und versucht, der (unverbundene Wörter und Ausdrücke, sie zu spielen. Vergleicht eure Fassung mit der Aufführung. z.B. "Zauberzunge. Natürlich."). Versucht, euch an möglichst viele Gefühle zu erinnern, die in Tintenblut vorkommen. Ordnet sie in Form einer großen Tabelle den Hauptfiguren zu (siehe unten). Überlegt für jede Figur, wie sie das jeweilige Gefühl zum Ausdruck bringt. Erinnert ihr euch noch daran, wie es auf der Bühne zum Ausdruck kam? Hat euch überzeugt, wie die Schauspieler die Gefühle der Figuren gespielt haben? Meggie Mo ... LIEBE x x HASS ... ... x JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -8- ... …und außen Bastas Stimme gerann zu einem Zischen. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 610 • • • • auffordernden besorgten beunruhigten bösen eisigen entsetzten erschrockenen finsteren flehenden fragenden glasigen kühlen langen missbilligenden misstrauischen müden nervösen neugierigen schnellen tränenverschleierten trüben trübsinnigen überheblichen verächtlichen verschleierten verschwörerischen verzweifelten vorwurfsvollen warnenden wenig wohlwollenden zärtlichen ...Blick zu. abwesend ärgerlich aufgeregt beherrscht belegt besorgt eindringlich enttäuscht erleichtert fest flehend furchtsam gefasst gelangweilt gepresst gereizt heiser misstrauisch ruhig scharf schwach überlegt überrascht ungeduldig ungläubig verwundert verzweifelt vorwurfsvoll zaghaft zittrig Er / Sie warf ihr / ihm einen... Ihre / Seine Stimme klang... Die Faszination, die von Cornelia Funkes Geschichten ausgeht, beruht auch auf der Genauigkeit, mit der sie uns Leser das Geschehen hören und sehen lässt. Mit vielfältigen Ausdrücken gibt sie äußerst facettenreich z.B. den Klang der Stimmen ihrer Figuren und die Art ihrer Blicke wieder. In der folgenden Tabelle sind aus der Fülle ihrer Formulierungen in Tintenblut einige herausgegriffen: Setzt euch in einen Stuhlkreis und sprecht den folgenden Satz aus Tintenblut einer nach dem anderen in je einer der oben genannten Arten (sprecht den Satz jeder mindestens zweimal hintereinander in derselben Art) – die anderen müssen jeweils raten, welche Art ihr gewählt habt. "Diese Geschichte spielt verrückt!" (S. 232) Setzt die Übung fort, indem ihr übt, in einer der angegebenen Arten zu schauen. Wieder raten die anderen. Wenn ihr wollt, könnt ihr anschließend die zwei Übungen kombinieren und Blick und Stimme passend miteinander verbinden. Diskutiert, zu welcher Figur aus Tintenblut in welcher Szene welche Stimme und welcher Blick besonders gut passen. Wenn ihr noch nicht genug habt, versucht euch an folgenden Stimmlagen und Blicken aus Tintenblut: mit seiner Katzenstimme (186, 396), mit der Krötenstimme (399, vgl. 401), Orpheus ließ seine Stimme anschwellen, bis sie fast einem Singen glich (326), Bastas Stimme gerann zu einem Zischen (610), mit traurigem Eulenblick (134), mit seinem Salamanderblick (277), mit seinem Echsenblick (379, vgl. 652), mit ihrem Elsterblick (556) ... als wollte er ihn mit seinen Blicken töten. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 599 u. 610 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' -9- Verliebt... Sie wollte mit niemandem reden. Sie wollte dem lauschen, was ihr verwirrtes Herz erzählte. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 317 In Tintenblut geht es nicht nur um die fantastische Tintenwelt, in der Meggie & Co. aufregende Abenteuer erleben. Es geht auch um Meggies innere Welt, die genauso verzaubert ist, verzaubert durch ihre Liebe zu Farid, ihrem Prinzen aus 1001 Nacht... • Lest euch den Musical-Song "Ich bin verliebt" durch: Was genau bewirkt das Verliebtsein bei Meggie? Inwiefern fühlt sich Meggie nun anders? Stellt eine Liste der Wirkungen auf. • Was glaubt ihr: wieso kommt es beim Verliebtsein zu solchen Veränderungen des Empfindens? • Oft wird im allgemeinen Sprachgebrauch das Verliebtsein mit Verrücktsein und Wahnsinn verglichen ("er ist verrückt nach ihr", "sie ist wahnsinnig vor Liebe"). Was ist dran an diesem Vergleich? Ward ihr selbst schon einmal "verrückt" vor Liebe? Oder kennt ihr jemanden, der "wahnsinnig" verliebt war? • Lest – oder spielt! – euch Szene 2 aus Tintenblut – Das Musical, Szene 2 (Auszug) dem Musical in Zweiergruppen gegen1 FARID: Bitte, du musst es versuchen, ja? Bitte! seitig vor. Beachtet beim Betonen, MEGGIE: Gut. Ich versuch es. dass die zwei Verliebten sich mehr FARID: Danke! – Dann los! necken als wirklich streiten. MEGGIE: Jetzt? • Findet ihr, dass Meggie und Farid gut 5 FARID: Klar. Ich muss Staubfinger warnen, bevor Basta da ist. zueinander passen? Was finden sie MEGGIE: Nein, ich muss erst lernen, es fließend zu lesen. – anziehend am anderen? Hat ihre junAußerdem, wenn ich es versuche, will ich mitkommen. ge Liebe eine Zukunft? FARID: Was? MEGGIE: 10 FARID: MEGGIE: FARID: 15 MEGGIE: FARID: MEGGIE: FARID: 20 MEGGIE: FARID: MEGGIE: FARID: 25 MEGGIE: FARID: MEGGIE: 30 35 FARID: MEGGIE: FARID: 40 MEGGIE: FARID: Ja! Warum nicht? Vergiss es! Du kannst nicht mit. – Niemand kann sich selbst in ein Buch hineinlesen. – Nicht mal Orpheus kann das, hat er gesagt. Vielleicht kann ich es doch. Aber es ist gefährlich dort. Besonders für ein Mä… Was war das? Sag das nochmal… Was denn? Besonders gefährlich für ein Mädchen? – Was bildest du dir eigentlich ein, du Pascha? Ich komme mit! Auf keinen Fall! Doch! Du…du bist dickköpfig wie…wie ein Tintenblut – Das Musical, Kamel. Song "Ich bin verliebt" Hast du mich gerade Kamel genannt? 1 MEGGIE: Fühl mich so unbeschreiblich leicht, Ja! Du bist ein dickköpfiges, So gut, so neu starrsinniges Kamel. Tausend Schmetterlinge tanzen Du…du…du… Bunt und wild durch meine Welt Hey, du kannst echt gut mit Sprache So etwas habe ich noch nie zuvor gefühlt 5 umgehen… Was ist nur mit mir geschehen? Blödmann! – Wenn du mich nicht Bin ich verliebt? dabei haben willst, dann lies dich doch FARID: Ich schenke dir selber rüber. Ein Versprechen hier und jetzt Sie hält ihm das Blatt hin. Und als dein Freund steh ich zu dir 10 Ach stimmt ja, du kannst ja gar nicht Was auch passiert lesen. Dann brauchst du wohl das MEGGIE & Fühl mich so gut starrköpfige Kamel. Also, entweder wir FARID: Wenn ich in deiner Nähe bin gehen beide oder keiner, klar? Mein Herz ist außer sich vor Glück Hab ich eine Wahl? Ich bin verliebt 15 Nein. MEGGIE: Auch wenn ich gehen muss ohne dich Wann? – Morgen? So bleibt ein Teil von mir zurück Vielleicht. Und ich bin nie wieder allein Bitte. Nie mehr allein JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' - 10 - ...und verhasst! "Mein Sohn hat immer behauptet, die Rache sei ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt", stellte Mortola fest, während sie mit zufriedener Miene die erschöpften Gesichter ihrer Gefangenen musterte. "Ich gebe zu, gestern war ich nicht in der Stimmung, diesem Rat zu folgen. Ich hätte euch gern auf der Stelle tot gesehen, aber das Verschwinden der kleinen Hexe hat mir Zeit verschafft nachzudenken, und so bin ich zu dem Entschluss gekommen, meine Rache noch etwas aufzuschieben, um sie dann umso besser und kälter genießen zu können." Cornelia Funke, Tintenblut, S. 187 Und Mo spürte ein Ziehen in der Brust, als hätte der Hass etwas geboren. Ein neues Herz, kalt und hart, das töten wollte. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 471 "Er [Mo] lebt, Mortola! ... Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, und sein Tod steht nirgendwo geschrieben, aber deinen wird meine Tochter dir ins Ohr flüstern für das, was du ihrem Vater angetan hast. Du wirst es sehen. Eines Tages. Und dann werde ich dir beim Sterben zusehen." Resa in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 526 Während die jugendliche Meggie und ihr Farid in der Tintenwelt vom Gefühl der Liebe bestimmt sind, baut sich bei den Erwachsenen Mortola, Mo und Resa (vgl. Zitate oben) immer wieder das Gefühl des Hasses auf, verbunden mit dem Wunsch nach Rache an dem, der ihnen Schaden zugefügt hat... • • • • • • • • Das Gefühl des Hasses gilt als das Gegenteil der Liebe. Entwerft Bild-Wort-Collagen als Wandplakate zu diesen beiden grundlegenden Gefühlen des Menschen. Hängt sie auf und betrachtet sie: Wie zeigt sich das Gefühl der Liebe bzw. des Hasses in Bildern? Wie in Worten? Lest euch die oben abgedruckten Zitate aus Tintenblut mehrmals durch: Wie äußert sich dort das Gefühl des Hasses und der Wunsch nach Rache? Wie macht sich das Gefühl körperlich bemerkbar? Habt ihr selbst schon einmal so starken Hass auf jemanden empfunden, dass ihr den Hass körperlich gespürt habt? Wie war das? Was meint Mortolas Sohn Capricorn, wenn er sagt, "Die Rache ist ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt"? Versucht, dieses Bild zu erklären. Ihr könnt dieses sprachliche Bild auch in eine grafisch-bildliche Darstellung umzusetzen, z.B. ein Gemälde, eine Zeichnung oder eine Bildcollage. Versucht, Mortolas Rache-Song (siehe rechts) so hasserfüllt wie möglich vorzutragen – wenn ihr wollt, auch als Sprechgesang. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" (vgl. das Zitat unten) – woher kommt dieser Ausdruck? Was ist damit üblicherweise gemeint? Informiert euch über verschiedene Deutungen dieses Ausdrucks. Jesus sagt in der Bergpredigt, "Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin" (Matthäus 5:39). Ist das ein sinnvoller Rat? Ist ein solches Verhalten feige oder stark? Ist ein Leben ohne Rache möglich? Inwiefern wäre unsere Welt anders, wenn die Menschen auf Rache verzichteten? Tintenblut – Das Musical, Song "Der Tag der Rache ist nah" 1 5 Mortola: Hast du wirklich geglaubt Du kämst heile daraus Und entfliehst deinem Schicksal Spielst Katz und Maus Mit der Mutter der Bosheit Und hängst an dem Saum Einer Magd, die dir nicht helfen kann - Hahahaha - 10 15 20 Du bleibst nicht ungestraft Für das, was du geraubt Meinen Sohn, meinen Erben Hinab in den Staub Und wenn du denkst, er sei tot Sei versichert, du irrst In der Tintenwelt lauert er schon Auf seinen Thron Refrain Der Tag der Rache ist nah Es liegt in der Luft Ein modriger fauliger Duft Du wirst verenden so jämmerlich Und das, was mal war Wird wiedergeboren und wahr Wie lang hab ich mich gesehnt nach diesem Moment Und mich ganz heimlich gelabt 25 In Gedanken euch endlich am Boden zu sehen Es ist soweit, mach dich bereit Für die letzte Fahrt Refrain (2x) Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie es so schön in einem anderen nicht ganz unbekannten Buch heißt. Orpheus in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 322 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' - 11 - Endlich unsterblich... Wie fühlt es sich an, unsterblich zu sein? Fabelhaft? Beruhigend? Der Natternkopf in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 648 ... Weil die große Angst nur zu ihm kam. Die Angst vor dem Tod. Sie wartete draußen vor den Fenstern, vor den Scheiben aus Glas, die er mit seinen kräftigsten Bauern bezahlt hatte. Sie drückte ihr hässliches Gesicht dagegen, sobald die Dunkelheit seine Burg verschlang wie die Schlange die Maus. Jede Nacht ließ er mehr Fackeln entzünden, mehr Kerzen, und doch kam die Angst – ließ ihn schlottern und auf die Knie fallen, weil sie allzu sehr zitterten, ließ ihn seine Zukunft sehen: wie das Fleisch ihm von den Knochen welkte, wie die Würmer ihn fraßen und die Weißen Frauen ihn fortzerrten. Der Natternkopf presste die Hände vor den Mund, damit der Wächter vor der Tür sein Schluchzen nicht hörte. Angst. Angst vor dem Ende aller Tage, Angst vor dem Nichts, Angst, Angst, Angst. Angst, dass der Tod schon in seinem Körper nistete, unsichtbar, irgendwo wuchs und wucherte und an ihm fraß! – Der einzige Feind, den er nicht erschlagen konnte, nicht verbrennen, erstechen, aufhängen, der einzige, vor dem es kein Entkommen gab. Fenoglios Text über den Natternkopf in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 538f. Cornelia Funke erzählt in ihren Romanen nicht bloß spannende Geschichten, sondern sie rührt in ihnen immer wieder an ganz grundlegende, ja existentielle Erfahrungen des Menschen. In Tintenherz war die Angst, die der Bösewicht Capricorn bei anderen Menschen erzeugt, ein wichtiges Motiv. Auch Tintenblut ist durchzogen vom Motiv der Angst – es gibt kaum ein Kapitel, in dem die Angst nicht eine wichtige Rolle spielt. In Tintenblut nun ist der Bösewicht selbst, der Natternkopf, von großer Angst geplagt, und zwar der Angst vor dem eigenen Tod. Das wissen Fenoglio und Meggie geschickt auszunutzen: sie schreiben und lesen ihm die Angst förmlich an den Hals... Tintenblut – Das Musical, • Stellt euch vor, ihr seid Meggie und müsst Fenoglios Text über die Angst des Natternkopfes Song "Endlich unsterblich" (siehe Kasten oben) so gut vorlesen, dass die Ensemble: Worte Wirklichkeit werden. Übt das Vorlesen Es ist so weit 1 Er hat sich mit dem Tod verbündet zunächst in Zweiergruppen. Lasst den Zuhörer die Angst des Natternkopfes in jeder Zeile Regieren zu zweit spüren. Über alles, was da ist • Versucht, beim Zuhören (vgl. vorangehender 5 Endlich, gottgleich, endlich, unsterblich Punkt) zu erkennen, mit welchen Mitteln man die Endlich, gottgleich Angst beim Vorlesen spürbar machen kann. Er hat die Macht, er ist der • Ihr könnt Fenoglios Text auch vorspielen: eine Natternkopf Person spielt Meggie und liest den Text, eine Endlich, gottgleich, endlich, unsterblich andere spielt den Natternkopf und agiert passend Endlich, gottgleich 10 zu den Worten in Pantomime. Er hat die Macht, er ist der • Was genau ist eigentlich Todesangst? Vor was Natternkopf haben die Menschen Angst? Erstellt ein MindMap Zwei kalte Männer, die die Welt regieren mit allen Ideen, die euch hierzu kommen. Was Nun ruft es aus und stimmt mit ein davon scheint dem Natternkopf Angst zu machen? (siehe auch den Songtext rechts) 15 Er strebte stets nach Macht und ew'gem Leben • Wie denkt ihr selbst über den Tod? Was würdet Um mit dem Tod gleich auf zu sein ... ihr dafür tun, unsterblich zu sein? Oder wollt ihr das gar nicht? Tauscht euch in Kleingruppen über eure Gefühle und Erfahrungen aus und berichtet den anderen anschließend zusammenfassend von eurem Gespräch. • Inwiefern wäre das Leben und die Welt anders, wenn die Menschen unsterblich wären? Hat es Vorteile, dass der Mensch nicht unsterblich ist? • Experimentiert damit, wie man den Songtext in verschiedener Weise sprechen (oder singen) kann: ernst, ironisch, glücklich, angstvoll, etc. Wir sind nicht unsterblich, daran werden auch die schönsten Wörter nichts ändern. Fenoglio in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 284 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' - 12 - "Du solltest tot sein, nicht er!" Tintenblut ist düsterer als Tintenherz. Zwar gab es auch in Tintenherz schon Gewalt, Angst, Leid und auch Tod. Doch hier war es der Tod der Bösen: Capricorn und der Schatten mussten am Schluss sterben. In Tintenblut nun bedroht der Tod auch die Guten: Mo, Farid und Staubfinger. Und es bleibt nicht bei der Drohung – Meggies geliebter Freund Farid stirbt. Und er wäre auch für immer tot, wäre nicht Staubfinger bereit, sein eigenes Leben für das Farids zu geben... • Stellt euch vor, ihr seid Meggie oder Staubfinger und sitzt bei Farids Leiche. Was denkt ihr? Schreibt eure Gedanken als inneren Monolog auf, in dem ihr auf eure Gefühle und eure Beziehung zu Farid eingeht. Lest euch die Monologe gegenseitig vor und vergleicht Meggies und Staubfingers Verhältnis zu Farid. Tintenblut – Das Musical, Szene 19 • • Was bringt Staubfinger dazu, für Farid zu sterben? Lest euch Szene 19 aus dem Musical Tintenblut durch: Wie findet ihr Staubfingers Verhalten? Stellt euch vor, ihr seid Roxane bzw. Staubfinger. Jahre später treffen sie sich wieder (z.B. nach Roxanes Tod im Jenseits): Was sagt sie ihm? Was erwidert er? Schreibt arbeitsteilig ihre Reden. Wie gelingt es den Bühnenautoren von Tintenblut, Szene 19 ergreifend zu gestalten? Wie stellt ihr euch die Szene auf der Bühne vor (bzw. erinnert ihr euch an die Inszenierung)? Wer sind die Weißen Frauen? Wieso sind sie weiß? Wie wirken sie? Sind sie gut oder böse? Ihr Gesang ist eine gekürzte Fassung von "Dies irae": informiert euch über diesen Text: Inwiefern passt er zu der Szene? Inszeniert selbst Szene 19 – oder erstellt eine Filmversion der Szene. 1 Dachsbau MEGGIE und STAUBFINGER sitzen bei FARIDs Leiche. • MEGGIE: Es tut so weh. STAUBFINGER: (nickt) 5 MEGGIE: Er kommt nie mehr zurück. STAUBFINGER: Es gibt eine Geschichte. Über die Weißen Frauen. • MEGGIE: Was für eine Geschichte? STAUBFINGER: Tust du mir einen Gefallen, Meggie? 10 MEGGIE: Welchen? STAUBFINGER: Geh zu Roxane – und sag ihr, dass • ich fort muss. Sag ihr, ich will herausfinden, ob diese Geschichte wahr ist. Und erinnere sie an mein Versprechen – dass ich immer 15 einen Weg finde zurück zu ihr, egal, • wo ich bin. Tust du das für mich? MEGGIE: Herausfinden? – Was? FARID: Bitte, Meggie. Richte Roxane aus, was ich dir gesagt habe. Sie wird es dir erklären. – Nun geh schon. 20 MEGGIE streichelt noch einmal FARIDs Gesicht, dann geht sie. STAUBFINGER ruft die WEISSEN FRAUEN (mit FEUER) MUSIK: "WEISSE FRAUEN" – Die WEISSEN FRAUEN tanzen um STAUBFINGER und FARID, auf einen Impuls in der Musik stirbt STAUBFINGER und FARID beginnt wieder zu atmen. Die WEISSEN FRAUEN verschwinden. FARID erwacht, sieht sich um, er begreift nicht, was geschehen ist. Im selben Moment kommt ROXANE hereingerannt, hinter ihr 25 MEGGIE. ROXANE: Nein! – Kommt zurück! – Bringt ihn zurück! Sie wirft sich über STAUBFINGER. FARID setzt sich auf. FARID: Meggie? – Meggie! FARID sieht sich um und entdeckt STAUBFINGER. Er stößt ROXANE zur Seite. 30 FARID: Was ist passiert? – Was hast du gemacht? Was hast du mit ihm gemacht? Warum atmet er nicht? Was habt ihr mit ihm gemacht? MEGGIE: Niemand hat ihm etwas getan, Farid. Es waren die Weißen Frauen. Er hat sie selbst gerufen. FARID: Du lügst! – Warum sollte er so etwas tun? Es gibt eine Geschichte, die Spielleute ihren Kindern erzählen. Sie handelt von einem ROXANE: Feuerspucker, dem die Weißen Frauen seinen Sohn nahmen. In seiner Verzweiflung beschloss er, 35 sie mit seiner Kunst herbeizurufen und zu bitten, ihm seinen Sohn wiederzugeben. Es gelang. Sie gaben seinem Sohn das Leben zurück. Den Feuerspucker jedoch nahmen sie mit sich und er kehrte niemals zurück. MEGGIE: Er hat es für dich getan, Farid. 40 FARID: Nein…nein…nein… ROXANE: Schon als du das erste Mal auf meinen Hof kamst, wusste ich, dass du Unglück bringst. MEGGIE: Hör auf! ROXANE: Du solltest tot sein, nicht er! ROXANE rennt weg. MEGGIE nimmt FARID in den Arm. Der Tod hatte in dem Buch gewartet, sein Tod. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 421 JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' - 13 - "Tod und Tinte!" – Verantwortung Nun werden wir diese Geschichte wieder an die Zügel nehmen! Mit meinen Worten und deiner Stimme... Fenoglio in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 168 In Tintenblut erzählt Cornelia Funke nicht nur die fantastische Geschichte von Meggie & Co. in Fenoglios Welt aus Worten, der Tintenwelt. Dadurch dass besonders die Hauptfiguren Fenoglio und Meggie den Lauf der Ereignisse durch ihre Talente (Schreiben und Lesen) verändern können, entsteht für diese Figuren und für den Leser, der sich mit deren Handeln auseinandersetzt, ein moralisches Problem: Wie geht man verantwortungsvoll mit einer Fähigkeit um, durch die man Macht über die Geschicke anderer Menschen hat? • • • • • Lest die hier abgedruckten Auszüge aus Cornelia Funkes Roman Tintenblut und macht euch ein Bild von Fenoglio: Ist er ein verantwortungsvoller Schreiber und Geschichtenerzähler? Warum ist Fenoglio am Ende der Geschichte so gänzlich verändert? Seht euch auch den Musical-Auszug an: Was haltet ihr von Meggies Handeln und Denken? Unterscheidet es sich von dem Fenoglios? Erscheint euch Meggie "erwachsener" als Fenoglio? Wie verhalten sich Mo und Resa? Spielt den Musical-Auszug vor (oder lest ihn mit verteilten Rollen sinnbetont vor). Das Beeinflussen der Lebensgeschichte in Tintenblut ist eine Fiktion. Durch sein Handeln beeinflusst man aber durchaus das Leben anderer (und auch das eigene). Sammelt Beispiele für verantwortungsvollen und verantwortungslosen Umgang mit dieser Form der Macht, die jeder von uns hat. Kennt ihr jemanden, der eine Fähigkeit oder Eigenschaft hat, die von ihm besondere Verantwortung verlangt (z.B. Anführertyp, begabter Redner)? Wie geht derjenige damit um? Ärgerlich stieß Meggie seine Hand weg. "Du hattest schon immer eine Vorliebe für deine Bösewichter." "Nun ja! Mag sein." Fenoglio zuckte die Schultern, als wäre das etwas, gegen das er völlig machtlos war. "Aber was sollte ich machen? Wer will schon eine Geschichte über zwei nette Fürsten lesen, die über eine lustige Schar vollkommen glücklicher Untertanen herrschen? Was für eine Geschichte sollte das sein?" ... "Meggie, glaub mir", sagte Fenoglio. "Du würdest etwas wahrhaft Gutes tun. Du würdest einem Vater seinen Sohn zurückgeben, einer Frau ihren Mann, einem Kind seinen Vater – gut, es ist kein sonderlich nettes Kind, aber trotzdem! Und du würdest helfen, die Pläne des Natternkopfes zu durchkreuzen. Wenn das nicht ehrenhaft ist! Bitte, Meggie!" Fast flehend sah er sie an. "Hilf mir. Es ist doch meine Geschichte! Glaub mir, ich weiß, was das Beste für sie ist! Leih mir deine Stimme, nur noch ein Mal!" Cornelia Funke, Tintenblut, S. 276f. Fenoglio spürte, wie sie mit ihm durchging, die Lust am Erzählen, die Lust daran zu beobachten, wie Roxanes Augen sich weiteten, wie sie an seinen Lippen hing, sehnsüchtig auf seine nächsten Worte wartend. Sollte er Staubfinger vielleicht doch noch etwas schlecht machen? Nein, er hatte ihn schon umgebracht, heute würde er ihm einen Gefallen tun. Heute würde er seine Frau dazu bringen, ihm ein für alle Mal zu verzeihen, dass er zehn Jahre fort gewesen war. Manchmal kann ich doch wahrlich ein netter Mensch sein!, dachte Fenoglio. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 504f. Tintenblut – Das Musical, Szene 20 (Auszug) 1 MEGGIE und MO sitzen nebeneinander. [...] RESA kommt dazu. MEGGIE: Hätte ich uns nicht hergelesen, wäre das alles nicht passiert. MO : Weißt du noch, was Fenoglio damals gesagt hat: Staubfinger will einen Freund retten und stirbt für ihn. – Es sollte so sein, von Anfang an. 5 MEGGIE: Kann sein. – Ich hab alles falsch gemacht, oder? Du musst Fehler machen, Meggie, sonst lernst du nichts. – Es ist MO : nur so, dass du eine mächtige Fähigkeit hast. Das macht dich zu etwas Besonderem. Aber es bedeutet auch, dass deine Fehler größere Konsequenzen haben. Und auch, wenn du dir diese 10 Fähigkeit nicht ausgesucht hast, trägst du die Verantwortung, wenn du sie benutzt – nicht nur für dich, auch für andere. MEGGIE: Ich kann das nicht, Mo! – Das ist mir alles zuviel. RESA: Du wirst es lernen. Du musst vorsichtig damit umgehen. 15 MEGGIE: Staubfinger ist tot, du wärst beinahe erschossen worden, Farid spricht nicht mit mir, und diese Welt wird von einem Widerling beherrscht, den wir unsterblich gemacht haben. Krieg. Denk nach, Fenoglio. Denk nach. Krieg! Ist es das, was du gewollt hast? Fenoglios Gedanken in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 387 Ja, Fenoglio hatte sich verändert. Meggie hatte ihn kaum erkannt, als sie ihn wiedergesehen hatte. Früher hatten sie seine Augen stets an die eines kleinen Jungen erinnert. Nun waren es die eines alten Mannes. Sein Blick war misstrauisch, unsicher, als traute er dem Boden unter seinen Füßen nicht mehr ... Cornelia Funke, Tintenblut, S. 673f. In diesem Moment fühlte sie sich mächtig, so mächtig, als gehorchte die ganze Tintenwelt ihrer Zunge. Cornelia Funke, Tintenblut, S. 562f. (über Meggie) JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' - 14 - Tintenblutig Der Wortschatz, den Cornelia Funke in ihren Romanen gebraucht, ist groß und vielseitig. Z.B. mit einer Vielzahl von Adjektiven und Adverbien gelingt es ihr, Dinge, Orte und die Figuren und ihr Handeln so präzise zu beschreiben, dass vor unserem inneren Auge ein lebendiges Bild entsteht. Im Folgenden findet sich eine alphabetische Auflistung von allein 188 Adjektiven/Adverbien aus Tintenblut, die auf die Silbe -ig enden: Von A wie abfällig bis Z wie zuverlässig abfällig allmächtig andächtig angriffslustig anmutig anständig armselig aufmüpfig bauchig begierig beiläufig beliebig bereitwillig bissig blauhäutig blutig borkig breitbeinig breitschultrig brüchig buschig dämmrig demütig denkwürdig dickköpfig dienstfertig dornig durchsichtig eifersüchtig eifrig eigenartig eigenhändig eilfertig eilig einbeinig eindeutig einfältig • • • • • einmalig einzig einzigartig eisig emsig endgültig ewig fahrig faltig feindselig felsig fertig feurig fiebrig fleckig fleischig flüssig freiwillig geduldig gefräßig geschmeidig geschwätzig gesellig gewaltig gierig giftig gleichgültig gleichzeitig glitschig gnädig goldgierig griesgrämig grimmig grobschlächtig großzügig halbherzig hartnäckig hastig heftig hinterlistig hochmütig holzig hungrig inständig irrwitzig kitschig klebrig klobig knochig kräftig kratzig künftig kurzatmig kurzsichtig lässig lausig lebendig leichtfüßig löchrig lustig mächtig madenfarbig missmutig mitleidig mordlustig muffig mutig nachsichtig narbig neugierig niedrig notdürftig pelzgesichtig pelzig plüschig prächtig rachsüchtig rechtzeitig richtig riesig rostig rückgängig rührselig ruhig rundnasig runzlig rußig salzig samtig schäbig schartig schimmlig schläfrig schlammig schmutzig schuldig schuppig schwierig schwindelig sehnsüchtig silbernasig silbrig sonnig spitznasig stachlig ständig staubig steinig stetig stickig streitig strohig struppig traurig trotzig trübsinnig überflüssig üppig unartig unauffällig unfertig unflätig ungeduldig ungläubig unruhig unschlüssig unschuldig untertänig unterwürfig unwichtig unzählig verdächtig verhältnismäßig völlig vorsichtig wahrhaftig wenig willig windig winzig wuchtig zauberkräftig zielstrebig zittrig zornig zufällig zuständig zuverlässig Lest euch die Liste der Adkjektive/Adverbien auf -ig durch. Klärt gemeinsam die Bedeutung derjenigen Wörter, die euch nicht oder nicht so gut vertraut sind (z.B. borkig, schartig). Versucht, die Geschichte Tintenblut gemeinsam nachzuerzählen, und zwar unter Verwendung möglichst vieler Wörter auf -ig. Setzt euch dazu in einen Stuhlkreis und hakt jeder auf der Liste die Wörter ab, die schon genannt wurden (kein Wort soll mehrfach vorkommen). Wählt gemeinsam die zehn Wörter auf -ig aus, die für die Geschichte Tintenblut am wichtigsten sind: Jeder schlägt ein Wort vor und begründet seine Wahl. Am Ende wird abgestimmt. Sammelt andere Adjektive/Adverbien, die auf bestimmte Silben enden, z.B. -voll (hoffnungsvoll), -los (heillos), -sam (langsam), und bezieht sie auf die Handlung von Tintenblut. Findet ihr mehr Gefallen an einer wortreich erzählten Geschichte (Roman) oder an einem handlungsreichen Theaterstück? Erklärt euer Empfinden. Aber was ist ein Dichter, der die Worte nicht mehr liebt? Fenoglio in Cornelia Funke, Tintenblut, S. 677f. JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Tintenblut' - 15 - Interview mit Intendant und Bühnenautor Moritz Seibert Moritz Seibert ist 1967 in Berlin geboren. Nach seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg arbeitete er als Drehbuchautor und Regisseur mehrerer Spiel- und Fernsehfilme. Seit 2001 leitet er das Junge Theater Bonn. Die Bühnenfassungen der JTB-Uraufführungen Jan, mein Freund (2000), Crazy (2002), Der König der Kinder (2003), Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (2005), Drachenreiter (2005), Tintenherz – Das Musical (2006) und jetzt Tintenblut – Das Musical (2007) hat er gemeinsam mit Marco Dott geschrieben. Nach Tintenherz ist Tintenblut nun der zweite Teil der TintenTrilogie von Cornelia Funke, den Sie als Musical für die Bühne bearbeitet haben. Was reizte Sie daran, ein weiteres "TintenStück" zu schreiben? Tintenblut ist ja nach Tintenherz, Drachenreiter und Herr der Diebe schon der vierte Roman von Cornelia Funke, den wir auf die Bühne bringen. Zum Glück schreibt Frau Funke so abwechslungsreich und phantasievoll, dass jedes ihrer Bücher neue Reize und Herausforderungen für uns als Bearbeiter bereithält. Mit Tintenblut hat sie eine wunderbare Vorlage für ein packendes Drama geliefert, weil sie die Figuren an die Abgründe ihrer Existenz führt und weil die inneren Konflikte wesentlicher größer und elementarer sind als in Tintenherz. Der Roman Tintenblut ist etwas düsterer geschrieben als Tintenherz. Wird auch die Bühnenproduktion düsterer sein? Ja, Tintenblut ist deutlich düsterer in seinem Grundton. Unsere Bemühungen sind dahin gegangen, die große Ernsthaftigkeit der Geschichte auf die Bühne zu transportieren und trotzdem immer wieder auch komische Momente herauszuarbeiten. Die Düsternis der Geschichte ergibt sich ja in erster Linie aus der Handlung, in der Gewalt eine große Rolle spielt. Dem werden wir die Komik, die sich aus den allzu menschlichen Schwächen der Hauptfiguren organisch ergibt, gegenüber stellen. Fenoglio und sein Glasmännchen Rosenquarz zum Beispiel benehmen sich wie ein Ehepaar, das seit dreißig Jahren verheiratet ist. Und Meggie und Farid, die sich im Laufe der Geschichte ineinander verlieben, müssen wie alle Jugendlichen in ihrem Alter erstmal damit klar kommen, dass man umso komischer wirkt, je cooler man sich gibt. Die Hauptfigur in Tintenblut ist Meggie. Inwiefern ist das Mädchen Meggie – ausgestattet mit einem tollen Vater, einer großartigen Mutter, einem Märchenprinzen aus 1001 Nacht sowie einer ganz besonderen Gabe – überhaupt eine geeignete Identifikationsfigur für jugendliche Zuschauer? Als Romanfigur eignet sich Meggie hervorragend zur Identifikation für eine jugendliche Leserschaft, weil sie Dinge erlebt, die jeder Leser gern mit ihr erleben würde. Für das Drama haben wir – wie schon in der Bühnenbearbeitung von Tintenherz – ihre Entscheidungskonflikte zugespitzt und die Entwicklung, die sie während der Geschichte durchläuft, vergrößert, damit auch ein Theaterpublikum gleich welchen Alters oder Geschlechts sich mit ihr identifizieren kann. Ist die Meggie in Tintenblut eine andere als die in Tintenherz? Hat sie sich verändert, entwickelt? Meggie ist ein Jahr älter geworden, das sagt in dem Alter ja schon eine ganze Menge. Ihre Faszination für die Tintenwelt, die ja erst im Anschluss an die Tintenherz-Geschichte erwacht, hat sie offenbar in einen ständig schwelenden Konflikt mit ihrem Vater gebracht und damit ihre Emanzipation beschleunigt. Während Sie in Tintenherz weitgehend Spielball der Ereignisse ist, trifft sie in Tintenblut aktiv Entscheidungen, macht auch Fehler und lernt daraus. Welche Fähigkeiten der jugendlichen Schauspielerinnen waren für Sie bei der Besetzung der Meggie besonders wichtig? Als wir die Meggies für Tintenherz gesucht haben, mussten wir Mädchen finden, die drei Eigenschaften in sich vereinen: Herausragendes schauspielerisches Talent mit allem, was dazu gehört, eine schön klingende Gesangsstimme und die Musikalität, die erforderlich ist, um in einem professionellen Musical auch Solopartien zu singen, und schließlich eine Ausstrahlung, mit der es ihnen gelingt, jeden Abend 400 Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Da beide Mädchen sich in Tintenherz sehr bewährt haben und sich über das Jahr hinweg sowohl schauspielerisch als auch gesanglich toll entwickelt haben, war klar, dass wir in Tintenblut wieder dieselben Schauspielerinnen einsetzen. Warum produzieren Sie Tintenherz und Tintenblut als Musical? Geht durch die Lieder nicht wertvolle Zeit zum Erzählen der Geschichte verloren? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Diese extrem ausführlichen und komplexen Geschichten lassen sich als Musical besonders effizient für die Bühne bearbeiten. In den Songs, die ja meist Bestandteil der Handlung sind und sie weitertreiben, können wir durch die Musik Gefühle und Empfindungen erzählen oder transportieren, die man im Sprechtheater sehr zeitaufwändig herstellen müsste. Wie ist es überhaupt möglich, aus einem 700-Seiten-Roman ein zweistündiges Bühnenstück zu machen? Ist das noch dieselbe Geschichte? Geht da nicht viel zu viel verloren? Es geht einiges verloren, klar. Wenn wir Tintenblut ohne Kürzungen auf die Bühne bringen wollten, dann würde die Vorstellung vermutlich zwölf oder mehr Stunden dauern. Ob zu viel verloren geht, müssen die Zuschauer entscheiden, ich glaube es nicht. Ich denke, es ist uns gelungen, die Handlung so zu verdichten, dass die wesentlichen Elemente erhalten bleiben. Am Zustandekommen einer solchen Bühnenproduktion sind neben Bühnenautor und Schauspielern eine große Zahl weiterer Kreativer beteiligt: Regisseur, Bühnenbildner, Ausstatter, Musiker, Choreograph, usw. Wie gelingt es, dass die Produktion am Ende stimmig ist, wie aus einem Guss? Ob das gelingt, ist jedes Mal wieder die große Frage. Damit es gelingen kann ist entscheidend, dass die Leiter des Kreativteams, Produzent und Regisseur, eine gemeinsame Vision entwickeln, wie sie die Geschichte erzählen wollen, und dass es ihnen gelingt, diese Vision zu kommunizieren und Begeisterung dafür zu wecken. Das ist natürlich erheblich einfacher, wenn man mit Kreativen arbeitet, die man schon gut kennt, von denen man schon weiß, „wie sie ticken“. Aber auch dann sind viele Gespräche schon ab der Entstehungsphase der Bühnenbearbeitung erforderlich, um zu gewährleisten, dass alle an einem Strang ziehen und die selbe Geschichte erzählen. Was war für Sie das Schwierigste bei der Realisierung der Musical-Produktion Tintenblut? Zunächst die Länge des Romans und der Umfang des Materials. Die Länge des Stückes wird uns, da bin ich ziemlich sicher, auch noch bis kurz vor der Premiere einige Kopfschmerzen bereiten. Dann natürlich auch der sensationelle Erfolg des Vorgängers, von Tintenherz, der das ganze Team unter einen gewissen Druck setzt. Werden Sie auch den dritten Teil der Tinten-Trilogie, Tintentod, auf die Bühne des JTB bringen? Wird es auch ein Musical werden? Derzeit gehe ich davon aus, dass wir die Trilogie als Musicals zu Ende erzählen werden. Die endgültige Entscheidung werden wir aber erst nach der Tintenblut-Premiere treffen, wenn wir wissen, wie Tintenblut unserem Publikum gefällt. Vielen Dank für das Interview. Die Elemente einer Theaterproduktion: Beobachtungsbogen Der Beobachtungsbogen soll dazu dienen, eine Theateraufführung zielgerichtet beobachten und anschließend – in der Klasse oder auch im Theater mit Schauspielern, Regisseur usw. – besprechen zu können; er ist nicht vorgesehen für die Analyse des Dramentextes im engeren Sinn. • Es bietet sich an, bei einer Vorbesprechung in der Klasse die Elemente einer Theaterproduktion auf Kleingruppen aufzuteilen. Dabei ist es aber sinnvoll, dass trotzdem jeder auch Notizen zu den anderen Bereichen vermerkt. • Es ist außerdem sinnvoll, vor dem Theaterbesuch auf der Grundlage zumindest einer groben Inhaltsangabe auch schon über mögliche Formen der Ausgestaltung der verschiedenen Bereiche zu spekulieren, eigene Ideen zu entwickeln, mit denen man die tatsächliche Umsetzung in der Produktion dann vergleichen kann. Das schärft den Blick und bewahrt davor, das, was präsentiert wird, als selbstverständlich hinzunehmen. Wenn das Stück schon im Einzelnen bekannt sein sollte, umso besser! • Die Tabelle ist gedacht für stichwortartige Notizen in der Pause und unmittelbar nach der Aufführung. Es empfiehlt sich, den Beobachtungsbogen vorher auf A3-Format zu vergrößern. Art der Inszenierung: realistisch, symbolisch, historisch, zeitlos, konkret, abstrakt, einfühlend, verfremdend, ... Schauspieler: • Aussehen • Gestik und Mimik • Haltung und Bewegung im Raum • Handlungsweisen und Aktivitäten • Stimme und Sprechweise Text: • on-stage – off-stage Musik, Gesang und Tanz: • on-stage – off-stage • als Teil der Handlung – die Handlung begleitend Bühnenbild: Ausstattung: • Kostüme • Requisiten Technik: • Licht • Ton (Musik, Geräusche, etc.) • Umbau • sonstige Technik Bühne, Spielebenen und Zuschauerraum: • Bühnentyp/-form und Position der Zuschauer • Bühnenaufteilung und Spielebenen • Einbeziehung der Zuschauer / des Zuschauerraums Vorhang Pausen Sonstiges Anregungen für Nachgespräche von Schulklassen mit dem Theaterensemble Das JTB bietet allen Besuchergruppen an, im Voraus ein kostenloses Gespräch mit Mitgliedern des Theaterensembles im Anschluss an die besuchte Aufführung zu buchen. Diese Gespräche verlaufen sehr unterschiedlich. Immer wieder kommt es vor, dass es hauptsächlich die Lehrerinnen und Lehrer sind, die dann die Fragen stellen. Wirklich interessant wird es aber in der Regel für die Kinder und Jugendlichen, wenn sie selbst Impulse geben und in das Gespräch mit den Schauspielern oder dem Regisseur eintreten. Zur Vorbereitung eines ergiebigen Gesprächs finden Sie hier einen Katalog von möglichen Gesprächsimpulsen, die als Anregung für eigene Fragen genutzt werden können. Es bietet sich bei einigen Fragen z.B. an, sie mit ersten eigenen Eindrücken zu verbinden. Fragen bezogen auf das jeweilige Stück bzw. die jeweilige Aufführung • Fragen an Schauspieler: • • • • • • • • • Fragen an den Regisseur: • • • • • • • • Was an Ihrer Rolle finden Sie besonders reizvoll oder interessant? Welche andere Rolle in dem Stück würden Sie auch gerne spielen? Welche Szene macht Ihnen am meisten Spaß? Welche Szene fiel Ihnen bei den Proben am schwersten? Was gefällt Ihnen an der Figur, die Sie verkörpern, was missfällt Ihnen? Gefällt Ihnen das Ende des Stückes im Hinblick auf die Rolle, die Sie spielen? Wie schwer ist es, unabhängig von der eigenen momentanen Laune, Ihre Rolle überzeugend zu spielen? Sind Ihnen schon Fehler unterlaufen? Welche? Gab es in der heutigen Aufführung Pannen? Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rolle vor jeder Aufführung vor? Was finden Sie an dem Stück besonders reizvoll? Was gefällt Ihnen an dem Stück nicht so gut? Wie sind Sie in Ihrer Inszenierung damit umgegangen? Haben Sie eine Lieblingsfigur in dem Stück? Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Inszenierung? Womit sind Sie nicht hundertprozentig zufrieden? Haben Sie in Ihrer Inszenierung stark gekürzt? Welche Szenen oder Momente? Welche Szenen haben besonders viel Probenzeit beansprucht? Warum? Was soll das Bühnenbild mehr vermitteln als bloße räumliche Orientierung? Inwiefern passen die verschiedenen Kostüme besonders gut zur jeweiligen Figur, zur jeweiligen Szene und zum Stück im Ganzen? Mit welcher Absicht machen Sie in Ihrer Inszenierung besonderen Gebrauch von Lichteffekten, Toneffekten und gegebenenfalls Formen der Symbolik? Was sollen die Zuschauer aus dem Stück mit nach Hause nehmen? Was hat das Stück den Zuschauern zu sagen? Allgemeine Fragen • • • • • • • • • • • • Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen? Wie und wo haben Sie das Schauspielern erlernt? Wie schaffen Sie es, sich den Text von gleichzeitig bis zu sechs, sieben Stücken zu merken? Wie schafft man es, eine Figur zu spielen, die ganz anders ist als man selbst? Was ist Ihre Traumrolle? Warum finden Sie Theater wichtig? Wie erleben Sie Theateraufführungen, wenn Sie Zuschauer sind? Warum finden Sie Theater wichtig? Ist es heutzutage besonders wichtig? Was unterscheidet ein Kinder- und Jugendtheater von anderen Theatern? Wie sind Sie zur Theaterregie gekommen? Was sehen Sie als Ihre Hauptaufgabe als Regisseur? Welches Theaterstück ist Ihr persönliches Lieblingsstück? Feedback geben und einen weiteren Theaterbesuch gewinnen! Sie haben unsere Inszenierung von Tintenblut – Das Musical mit einer Schulgruppe besucht. Für unsere Arbeit ist es wichtig zu erfahren, wie Sie und Ihre Gruppe den Besuch erlebt und gegebenenfalls vor- oder nachbereitet haben. Deshalb möchten wir Sie bitten, unseren Fragebogen auszufüllen und ihn uns zu übersenden. Als Dankeschön verlosen wir unter allen teilnehmenden Gruppen den Besuch einer Abendvorstellung in unserem Theater in der Spielzeit 2007/08. Einsendeschluss: 31.12.2007. Datum und Uhrzeit des Besuchs: Name der Schule und Schulform: Bezeichnung der Gruppe (Klasse bzw. Jahrgangsstufe und Kurs): Anzahl der Gruppenteilnehmer: Name, Adresse und Tel. des/r Gruppenleiters/in: (1) Wie häufig besuchen Sie unser Theater mit Schulgruppen? o mehrmals jährlich o ungefähr einmal pro Jahr o alle 2-3 Jahre einmal o zum ersten Mal (Erläuterung: ___________________________________________________________________________________) (2) Welche anderen Theater besuchen Sie mit Ihren Schülern? ______________________________________________________________________________________________ (3) Wie sind Sie auf unsere Inszenierung von Tintenblut – Das Musical aufmerksam geworden? o unser Programmheft o Kollegen, Bekannten, etc. o Schüler o Presse o ________________ (4) Wie hat Ihnen unsere Inszenierung gefallen? ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ (5) Wie hat Ihrer Gruppe unsere Inszenierung gefallen? ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ (6) Haben Sie den Theaterbesuch in Ihrem Fachunterricht vor- oder nachbereitet? o ja (Fach: _____________ Vor- oder Nachbereitung? ____________________ Stundenvolumen: ____) o nein (7) Haben Sie die von uns bereit gestellten Arbeitsblätter im Zusammenhang mit dem Theaterbesuch im Unterricht eingesetzt? o ja (Welche Seiten? ______________________) o nein (8) Welche Arbeitsblätter gefallen Ihnen gut, welche weniger gut? gut: ________________________ weniger gut: _________________________ (Erläuterung: ___________________________________________________________________________________) (9) Haben Sie Wünsche an bzw. Vorschläge für Unterrichtsmaterialien, die wir für Schulklassen zur Vor-/Nachbereitung eines Theaterbesuchs erstellen lassen? ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ (10) Gibt es ein bestimmtes Werk, das Sie bzw. Ihre Schüler uns zur Inszenierung vorschlagen möchten? ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ (11) Sonstige Bemerkungen: ______________________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________________ Vielen Dank für Ihre Mühe! Bitte übersenden an: Junges Theater Bonn - Feedback zu Tintenblut – Das Musical Hermannstraße 50 53225 Bonn Fax: 0228-9739463 E-Mail: info@jt-bonn.de