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Das Magazin der Leica Geosystems
Liebe Leserinnen und Leser,
Im traditionellen Projektmanagement spricht man
vom «magischen Dreieck» – drei Faktoren, die in
jedem Projekt zu berücksichtigen sind: Finanzen,
Personalressourcen und Zeit. Kürzt man einen dieser
Faktoren, erhöht das den Bedarf an den anderen.
Muss ein Projekt beispielsweise früher als geplant
fertig werden, braucht der Projektleiter mehr Geld.
Oder mehr Mitarbeiter. Und manchmal sogar beides.
Zeit ist Geld – eine Binsenweisheit, aber auch eine
Erfahrung, die wir jeden Tag machen. Wir bei Leica
Geosystems wollen unseren Kunden Produkte und
Lösungen bieten, die es ihnen ermöglichen, ihre Aufgaben produktiver, effizienter, mit weniger Zeit und
weniger Personalaufwand zu erledigen – ohne dabei
Abstriche in Sachen Qualität zu machen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel, wie unsere Kunden Zeit
und Geld sparen können, finden Sie ab Seite 19: Unser
australischer Kunde Sinclair Knight Merz (SKM) hat
sein Portfolio an Vermessungsinstrumenten landesweit standardisiert und vertraut nun ausschließlich
auf Leica Geosystems Produkte – von der Totalstation bis zum Laserscanner. Die Mitarbeiter von SKM
profitieren von geringem Lernaufwand, einfacher
Anwendbarkeit und minimiertem Fehlerrisiko – und
davon profitieren wiederum die Kunden von SKM.
Produktivität, gepaart mit Qualität – neben den Projekten, die wir in dieser Reporter-Ausgabe vorstellen, finden Sie einige spannende Ergebnisse unserer
Arbeit auch auf der Intergeo 2008 in Bremen. Wie
freuen uns, Sie auf unserem Stand in Halle 5 begrüßen zu dürfen!
Viel Spaß beim Lesen!
INHALT
Editorial
03 Im Reich des Weißen Goldes
06 Mission Service
08 Leica ADS40:
700 Menschen gerettet
09 Wenn der Berg rutscht
12 Größter Trimaran der Welt
14 Laser machen
Geschichte lebendig
16 Erfassen eines Weltkulturerbes
18 Baggern im Brisbane River
19 Standardisierung lohnt
sich für SKM
22 City Tunnel Leipzig
25 Eine Stadt in Bewegung
28 3D-Messtechnik für
die Altbausanierung
32 Ein Tunnel am Meeresboden
34 Training & Service in Guatemala
35 Geländevermessung in Japan
35 5 cm Genauigkeit
für die Landwirtschaft
Impressum
Reporter: Kundenzeitschrift der Leica Geosystems AG
Herausgeber: Leica Geosystems AG, CH-9435 Heerbrugg
Redaktionsadresse: Leica Geosystems AG,
CH-9435 Heerbrugg, Schweiz, Tel: +41 71 727 34 08,
reporter@leica-geosystems.com
Für den Inhalt verantwortlich: Alessandra Doëll
(Director Communications)
Redaktion: Agnes Zeiner
Erscheinungsweise: Zweimal jährlich in deutscher,
englischer, französischer und spanischer Sprache
Nachdrucke sowie Übersetzungen, auch auszugsweise, sind
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers erlaubt.
© Leica Geosystems AG, Heerbrugg (Schweiz),
September 2008. Gedruckt in der Schweiz
Ola Rollén
CEO Hexagon und Leica Geosystems
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Titelbild: Der Spiegelsee im Salzbergwerk
Berchtesgaden, © Emanuel Raab
Im Reich des
Weißen Goldes
von Agnes Zeiner
Tourismusbetrieb? High-Tech-Bergwerk? Museum? Das Salzbergwerk Berchtesgaden ist von
all dem etwas. Rund 400.000 Besucher pro Jahr
zählt das Schaubergwerk. In den 28 Bohrspülwerken werden täglich rund 2000 Kubikmeter
Sole produziert, die über 530 Tonnen hochwertiges Siedesalz ergeben. Und für Vermessungsspezialisten ist das Salzbergwerk eine phantastische Reise in die Zeit.
Wolfgang Lochner, Leiter des Markscheidewesens
und Chef des fünfköpfigen Vermesser-Teams im
Salzbergwerk Berchtesgaden ist sicher, nicht nur
einen besonders spannenden, sondern auch den
schönsten Arbeitsplatz zu haben. Ist er nicht gerade
unter Tage, hat er direkten Blick auf den Watzmann:
«Wer hat das schon?» Berchtesgaden ist eines der
letzten noch aktiven Salzbergwerke in Deutschland.
1517 wurde es mit dem Anschlag des Petersstollens
von Fürstpropst Gregor Rainer gegründet. «Das Wissen um die Salzvorkommen hatten schon die Kelten,
und im benachbarten Bad Reichenhall wird seit prähistorischer Zeit Salz abgebaut. Auch in Berchtesgaden
gab es wohl schon früher Salzabbau, aber erst ab
1517 wurde er durch Gregor Rainer sozusagen zur
Chefsache erklärt», greift Lochner in die Schatzkiste
der Historie. Seit damals wurden etwa 100 km Stollen
in den Berg getrieben.
Ein Zentimeter pro Tag
Die frühesten Pläne, auf die er zurückgreifen kann,
stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. «Aber
erste Kartierungen gab es sicher bereits im 16. Jahrhundert!» Sorgen, dass ihm irgendwann das Salz
ausgehen könnte, braucht er sich trotz dieser langen
Abbautradition aber keine zu machen: Die Vorkommen für die nächsten 30 Jahre sind erkundet; für weitere 100 Jahre weiß man, dass es Vorkommen gibt;
und Experten schätzen die Kapazität auf die nächsten rund 300 Jahre. Jährlich werden derzeit rund
600 Meter Stollen vorgetrieben, und bei ca. 30 km
offenen Strecken (Stollen) rund 28 Bohrspülwerke
bearbeitet – jedes dieser Werke hat eine «AbbauLebensdauer» von rund 30 Jahren.
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Das Magazin der Leica Geosystems | 3
Zeichnung des Dietrich-Werkes im Salzbergwerk Berchtesgaden aus dem Jahr 1855.
In Berchtesgaden wird Sole, der Rohstoff für hochwertiges Siedesalz, produziert. Diese wird dann über
eine Pipeline in die Saline nach Bad Reichenhall geleitet. Dort wird die Sole gekocht, bis aus der Berchtesgadener Sole reines Speisesalz übrig bleibt. Ein
Kubikmeter Sole enthält maximal 26,5 % Salz. «Das
sogenannte ‹Nasse Verfahren›, durch das wir unser
Salz hier gewinnen, ist relativ aufwändig», erläutert Lochner. Denn das Salz liegt nicht in Blöcken im
Gestein, sondern muss durch die Zufuhr von Süßwasser ausgewaschen werden. «Dies geschieht in eben
diesen Bohrspülwerken: Wir leiten von oben Wasser
mit Trinkwasserqualität ein, das Salz wird herausgewaschen, durch ihr spezifisch höheres Gewicht trennt
sich die Sole vom (leichteren) Süßwasser. Schlussendlich kann man das Salzwasser mittels einer Tauchpumpe nach oben und in die Pipeline pumpen.» Was
so einfach klingt, ist ein langwieriger Prozess – pro
Tag erhöht sich der Wasserspiegel in jedem Bohrwerk
um nur etwa 1 cm. Immerhin ist jedes Bohrspülwerk
etwa 125 m lang, 65 m breit und je 120 m hoch.
Laptop und Lederhose
Die Markscheiderei, die Vermessung unter Tage, ist
wohl fast so alt wie der Bergbau. «Heute zählen zu
unseren Aufgaben in erster Linie das Monitoring der
bestehenden Stollen und Werke, die Vortriebsvermessung, Erkundung und – über Tage – die vermessungstechnische Betreuung von Baustellen (Bauvermessung) sowie die Verwaltung der Liegenschaften
des Salzbergwerkes», erklärt Wolfgang Lochner.
«Das macht auch den großen Reiz meines Berufes
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aus – er umfasst praktisch die gesamte Bandbreite
der Ingenieurvermessung, langweilig wird uns nie!»
Dazu gehören Erfassen und Darstellen der vorhandenen Grubenbaue; Erfassen, Überwachen und
Dokumentieren des Abbaues; Planen und Abstecken
von Auffahrungen; baubegleitende Vermessungen im
Streckenvortrieb, ähnlich wie im Tunnelbau, sowie
Erfassen und Darstellen von Gebirgsbewegungen.
«Die heute von uns erreichten Genauigkeiten liegen
bei unter 1 mm Standardabweichung im Nivellement
unter Tage, ca. 0,5 mm Standardabweichung beim
Nivellement ober Tage und unter 15 mm Punktlagegenauigkeit im Festpunktnetz im Lagenetz unter
Tage», so Lochner.
Eng kooperieren die Markscheider mit den hauseigenen und externen Geologen, aber auch die Zusammenarbeit mit der Bergbaubehörde gehört dazu.
«Aus diesem Grund führen wir sogar zwei Datensysteme: Einerseits tragen wir bestehende Pläne des
amtlichen Risswerkes noch von Hand mit Tusche,
Füller und Wasserfarben auf Karton nach. Für die
Planung und Dokumentation arbeiten wir selbst aber
natürlich mit modernen CAD-Plänen. Sozusagen
Lederhose und Laptop!», erklärt Lochner mit einem
Lachen.
Alt und Neu in friedlicher Koexistenz begegnet den
Besuchern im Salzbergwerk Berchtesgaden auf
Schritt und Tritt. Und das nicht nur im Schaubergwerk, wo jährlich rund 400.000 Besuchern die Welt
des Salzabbaus unter Tage in der neu eröffneten
«SalzZeitReise» zugänglich gemacht wird. Hier sind
in Vitrinen – neben modernen Instrumenten wie der
Leica TPS1200 – alte Markscheider- und Vermessungsgeräte wie eine Kippregel aus der Mitte des 19.
Jahrhunderts, oder der Tachymeter Wild T2 zu sehen.
Letzterer wurde von 1926 bis 1996 von Wild Heerbrugg (heute Leica Geosystems) hergestellt.
Von Reichenbach bis Leica Geosystems
Auch Lochner und sein Team setzen einerseits auf
modernste Technik, darunter Digitalnivelliere Leica
DNA03, Tachymeter Leica TCRA1100, Totalstationen
des Leica System 1200, oder Laserdistanzmesser
Leica DISTO™. Unverzichtbar sind aber nach wie vor
manche alten Instrumente, etwa das Markscheider-Hängezeug, das seit 1897 in praktisch unveränderter Form in Verwendung ist, und erst vor kurzen
durch eine speziell angefertigte digitale Bussole
mit Bluetooth®-Schnittstelle zu einem Feldrechner
ersetzt wurde. «Die meisten Instrumente haben sich
wie unsere Aufgaben natürlich gewandelt – waren
es früher Kippregel und Gradscheibe, mit denen die
Markscheider unter Tag arbeiteten, sind es heute
Digitalnivelliere und Totalstationen. Aber für manches
gibt es einfach keinen Ersatz», meint Lochner. «Einige meiner ältesten Instrumente stammen aus der
Werkstatt Reichenbach von 1800.» In Betrieb sind
diese technischen Kunstwerke natürlich nicht mehr,
aber: «Sie würden immer noch tadellos funktionieren
– der Vorteil der Mechanik!»
Auch beim Gang durch das Bergwerk zeigt sich, dass
manche Gerätschaft bis heute unverzichtbar ist.
So etwa ein «Röhrlkasten» aus Holz, der mit einem
einfachen Verfahren die Durchflussmenge des Wassers in das Bohrspülwerk mit einer Genauigkeit <1 %
misst. «Modell anno 1756, präzise und verschleissfrei», lacht Lochner. Daneben steht – wie aus einer
anderen Welt – ein hochmoderner Computerschrank,
dessen Inhalt zentral von über Tage über Lichtwellenleiter gesteuert wird.
Obwohl hier die Vergangenheit so lebendig ist, gehören Wolfgang Lochners Gedanken doch der Zukunft.
Vor kurzem hat sein Team Versuche mit Leica
Geosystems High Definition Scannern durchgeführt,
die jetzt ausgewertet werden. Denn die Strecken
unter Tage sind zwar lage- und höhenmäßig erfasst,
jedoch nicht als 3D-Modell. «Das genügt zwar, um so
den Bezug zur Übertagesituation herstellen zu können aber unsere Ansprüche gehen doch weiter!»
Die Welt unter Tage kann
von jedermann besichtigt
werden
Die Tradition des Salzabbaus hat seit Jahrhunderten
das Wesen der Region mitbestimmt. Die «SalzZeitReise» im Salzbergwerk Berchtesgaden macht diese
Historie mit modernsten Mitteln von Entertainment,
Edutainment und Infotainment für jeden erlebbar.
Eine spannende Besucherführung, aktive und interaktive Steuerungsmodule, Lichtinstallationen, sinnliche Erlebnisse und Lernstationen führen den Besucher durch ein völlig neues Unter-Tage-Erlebnis.
Weitere Informationen:
Salzbergwerk Berchtesgaden
Bergwerkstraße 83
D-83471 Berchtesgaden
Telefon: +49 (0)86 52-6002-0
Telefax: +49 (0)86 52-6002-6,
www.salzzeitreise.de, info@salzzeitreise.de
Öffnungszeiten:
1.5. bis 31.10.2008: 9.00 bis 17.00 Uhr*
2.11. 2008 bis 30.4.2009: 11.30 bis 15.00 Uhr*
(* letzte Einfahrt)
Das Magazin der Leica Geosystems | 5
Mission Service
von Agnes Zeiner
Leica Geosystems Instrumente und Lösungen
sind bei unseren Kunden auf allen Erdteilen im
Einsatz. Gleichzeitig versprechen wir besten
Support und Service – ganz egal, wo sich Kunde
und Instrument befinden. Ein Spagat, den das
Central Technical Services Team gemeinsam mit
seinen Partnern tagtäglich schafft.
Im Büro von Peter Ammann, Leiter der Central Technical Services, kurz CTS, sind an diesem Vormittag die
Jalousien halb heruntergelassen, zum Schutz gegen
die strahlende Schweizer Sommersonne. «Am Nachmittag hält man es hier sonst fast nicht mehr aus»,
lacht er – keine Sonderbehandlung also für den Leiter des über 30köpfigen CTS-Teams.
Ammann ist ein Missionar. Nicht im religiösen Sinn,
doch für seine Sache, denn allzu oft wird die Aufgabe seines Teams mit Reparatur gleichgesetzt. Aber
technischer Service ist nur ein Teil des Service-Angebots, das Leica Geosystems ihren Kunden bietet. «Wir
definieren auch die Rahmenbedingungen für dieses
Angebot, sorgen für die Umsetzung und die laufende
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Überprüfung. Denn die Zeit, die sich ein Kunde normalerweise nimmt, um sich für ein Leica Geosystems
Instrument zu entscheiden, ist eigentlich sehr kurz.
Aber in den folgenden Jahren wird er dann mit diesem
Gerät arbeiten, nicht selten seinen Lebensunterhalt
bestreiten. Wir tun also gut daran, unseren Fokus auf
diesen Zeitraum zu richten», erklärt Ammann.
Der Kunde bekommt eine Gesamtlösung aus Produkt
und Service: Mit den Leica Customer Care Packages,
kurz CCPs, kann sich jeder Kunde genau jenes Service-Paket schnüren, das seinen Anforderungen entspricht – vom simplen Software-Update-Paket bis hin
zum «Gold-Paket» mit umfassendem Hard- und Software-Service sowie Garantieverlängerung.
Insgesamt unterhält Leica Geosystems bzw. ihre
Partner über 200 zertifizierte Service-Zentren weltweit. Alle drei Jahre werden diese Zentren überprüft
und so sichergestellt, dass die vorgeschriebenen
Standards eingehalten werden. Diese Tätigkeit
wird als Service Audit im Sinne der Qualitätssicherung wahrgenommen. «Diese Audits dienen aber
auch der Beratung unserer Partner, denn oft lassen
sich z.B. schon durch geringe Veränderungen in der
Infrastruktur oder Investitionen Verbesserungen im
Arbeitsablauf herbeiführen. Und das wirkt sich dann
direkt auf die Durchlaufgeschwindigkeit der Serviceund Reparaturgeräte aus», so Ammann.
Sicherstellen, dass alle Kunden – wo auch immer auf
der Welt – den gleichen Service erhalten? Nicht ganz
CTS-Mitarbeiter Guido Grossmann beim Justieren
einer Totalstation Leica TCP1205+.
einfach, das gibt sogar der CTS-Chef zu. «Wir sind
natürlich sehr viel unterwegs, um unsere ServiceStandards überall hoch zu halten. Aber auch unsere Partner investieren viel.» Er führt uns zu einem
großen Raum – einer Werkstatt, wie wir vermuten.
Ammann lacht: «Nein, das ist ein Schulungsraum.
Jeder neu angestellte Techniker bei einem Leica
Geosystems Servicepartner kommt erst mal zu uns
nach Heerbrugg in die Schweiz. Hier wird er auf allen
Geräten geschult, sodass der Service dann vor Ort
reibungslos vonstatten geht, und der Kunde sein
Gerät schnellstmöglich zurück erhält. Bringt Leica
Geosystems ein neues, innovatives Produkt auf den
Markt, sind unsere erfahrenen Techniker involviert.»
Denn das Wissen aus dem Service ist Information aus
erster Hand, und fließt so wiederum in die Neuproduktentwicklung ein.
«Faktoren wie die Customer Care Packages, die
gesicherte Qualität in unseren zertifizierten Service-Werkstätten und die laufende Schulung unserer
weltweiten Service-Techniker schaffen Vertrauen.
Und Kunden, die Leica Geosystems vertrauen, werden sich auch in Zukunft für uns entscheiden», ist
Peter Ammann sicher.
Das Magazin der Leica Geosystems | 7
Leica ADS40: 700
Menschen gerettet
von Rüdiger Wagner
700 Opfer des schweren Erdbebens im Mai 2008
in China konnten in Cao Ping gerettet werden,
nachdem ihr Hilferuf «SOS700» in den Daten
entdeckt worden war, die mit einem Leica ADS40
Sensor aufgenommen worden waren.
In der Zeit nach dem verheerenden Erdbeben vom
12. Mai in Sichuan, China, benötigten die örtlichen
Behörden im Rahmen der Schadenserhebungen
einen schnellen, präzisen und verständlichen Überblick über die betroffenen Gebiete. Nach einer
Anfrage durch die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) hat die Taiyuan Aero Photography Co
Ltd. sofort angeboten, ihren Leica ADS40 Digitalen
Luftbildsensor für Chongqing bei Chengdu, in der
Provinz Sichuan, zur Verfügung zu stellen. Ab 13. Mai
wurden 15 Flüge im Erdbebengebiet unternommen,
wobei die Effizienz des Leica ADS40 Sensor Systems
voll zum Einsatz kam. Mit tatkräftiger Unterstützung des Leica Geosystems Teams wurden Tag für
Tag Terabytes von kontinuierlichen, hochqualitativen
Bilddaten generiert und über Nacht den örtlichen
Behörden und dem Büro des Staatspräsidenten zur
Analyse und Information geschickt.
Am 16. Mai, nachdem die Daten des Tages ausgewertet worden waren, schickte das Team von Leica
Geosystems die korrigierten Bilddaten zum Zentralen Chinesischen Erdbebenrettungs-Zentrum der
Regierung zur Auswertung. Während die Filmstreifen analysiert wurden, entdeckten die Mitarbeiter
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eine Nachricht mit «SOS700» auf dem Dach eines
Gebäudes im Dorf Cao Ping nahe der Stadt Yingxiu.
Obwohl zu diesem Zeitpunkt das Rettungszentrum
die Nachricht nicht wirklich verstand, wurde sofort
ein Rettungsteam zum Dorf geschickt. Beim Eintreffen in Cao Ping fanden die Retter 700 Dorfbewohner
vor, die ohne Lebensmittel und Wasser waren – viele
davon verletzt.
Sam Chen, Vize-Präsident von Leica Geosystems in
China, sagt dazu: «Das ist wirklich ein Fall, in dem die
hochentwickelte Sensortechnologie des Leica ADS40
helfen konnte, Menschenleben zu retten. Wir bei
Leica Geosystems sind stolz und fühlen uns geehrt,
dass wir in einer gemeinsamen Anstrengung mit
unseren Kunden und den örtlichen Behörden unserem
Volk und unserem Land helfen konnten in dieser Zeit
der Not. Mit Hilfe unserer Technologie können wir
nun auch einen Beitrag leisten, um Sichuan wieder
aufzubauen.»
Die neueste Zeilensensor-Technologie des Leica
ADS40 erlaubt die schnelle großflächige Aufnahme
von Daten gleicher räumlicher Auflösung in allen
Kanälen ohne Qualitäts- und Informationsverlust.
Zusammen mit einem einfachen und schnellen Workflow gewährleistet der Leica ADS40 herausragende
Produktionseffizienz, auch und gerade unter Zeitdruck.
Zum Autor:
Rüdiger Wagner ist Produktmanager Airborne Sensors
bei Leica Geosystems in Heerbrugg/Schweiz.
Wenn der Berg
rutscht
von Carlo Bonanno und Massimo Magnani
Am 13. Dezember 1982 wurde die italienische
Stadt Ancona von einem gewaltigen Erdrutsch
heimgesucht – über zehn Prozent des Stadtgebiets waren betroffen. Häuser und Infrastruktur wurden schwer beschädigt, rund 3.000
Personen mussten evakuiert werden, die Eisenbahnlinie und die Staatsstraße waren blockiert,
Wasser- und Gasversorgung unterbrochen. Nach
jahrelangen Untersuchungen kamen die Behörden zum Schluss, dass eine Konsolidierung nicht
möglich sei – einerseits wären dazu immense
Summen nötig gewesen, andererseits rechnete
man mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die
Umwelt. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu
gewährleisten, beschloss die Stadtverwaltung
die Installation eines komplexen integrierten
Monitoring-Systems für die ständige Überwachung der Rutschung.
Der betroffene Teil der Stadt Ancona umfasst rund
341,5 Hektar. Er liegt an einem Berghang ab einer
Höhe von rund 170 m und erstreckt sich bis zum Meer.
Die Regenfälle in den 15 Tagen vor dem Erdrutsch am
13. Dezember 1982 waren zwar keineswegs außergewöhnlich gewesen, jedoch sehr ausdauernd – der
unterirdische Wasserstand wurde konstant genährt.
Nach der Katastrophe wurde auf nationaler und regionaler Ebene eine Reihe von Gesetzen erlassen, um
die erforderlichen Mittel für Notmaßnahmen, Wiederaufbau und Sanierung des vom Erdrutsch betroffenen Gebiets sowie zur Unterstützung der Bürger
aufzubringen.
Im Anschluss an die ersten Notmaßnahmen wurden
das betroffene Gebiet und die aufgetretenen Phänomene eingehend geprüft. Ziel war ein Plan zur
Sicherung der dort befindlichen Wohnungen. Außerdem wurde ein Plan zur ständigen Überwachung des
Rutschungsgebiets mit Hilfe von geodätischen und
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Das Magazin der Leica Geosystems | 9
geotechnischen Instrumenten erstellt, der die Ausarbeitung eines Notfallplans für den Zivilschutz ermöglichen sollte. Das Projekt wurde in zwei funktionale
Abschnitte aufgeteilt. Für den ersten – die geodätische Instrumentierung – gewann Leica Geosystems
im September 2006 die öffentliche Ausschreibung
der Stadtverwaltung Ancona betreffend Lieferung
und Installation eines integrierten hochpräzisen
Monitoring-Systems.
Für die Stationen des Netzwerks der 1. und 2. Stufe
wurden ein Meter dicke Stahlbetonmasten zwischen
10 und 25 m tief ins Erdreich eingelassen. Sie ragen
rund 3 m in die Höhe, auf ihnen befindet sich jeweils
eine Totalstation Leica TCA2003. Die Antennen Leica
AX1202 der GPS-Sensoren Leica GRX1200 sind auf
Edelstahlmasten mit 10 cm Durchmesser und variabler Höhe befestigt. Die Stationen sind mit Stromversorgungs- und Kommunikationssystemen versehen.
Gemeinsam mit den Technikern der Stadtverwaltung
Ancona wurde Ende 2006 mit der Installation begonnen, die im Sommer letzten Jahres abgeschlossen
war. Im Oktober wurde anlässlich einer Präsentation vor der Bevölkerung die (noch laufende) Phase
für den Anlauf und die Kalibration des Systems eingeleitet. Damit konnten die Verantwortlichen erste
Ergebnisse analysieren und die im Zivilschutzplan
anzuwendenden Alarmschwellen festlegen.
Für die Stationen des Netzwerks der 3. Stufe wurden auf den Hausdächern Einfrequenz-GPS-Antennen und Solarmodule installiert, die mit den Schutzund Stromversorgungskästen verkabelt sind. Auf den
Wohnhäusern im betroffenen Gebiet sind rund 200
Prismen installiert, die von den sieben Totalstationen
Leica TCA2003 angezielt werden.
Der «Große Erdrutsch» aus heutiger Sicht.
Drei Stufen für maximale Sicherheit
Aufgrund der Größe des zu überwachenden Gebiets
und der komplexen Morphologie der betroffenen
Zonen umfasst das System drei Kontrollstufen:
Die erste Alarmstufe besteht aus drei außerhalb
der Rutschung befindlichen Hauptstationen, die
mit Totalstation, Zweifrequenz-GPS und zweiachsigem Neigungssensor ausgestattet sind.
Die zweite Stufe umfasst fünf innerhalb des Rutschungsgebiets aufgestellte Kontrollstationen mit
der gleichen Instrumentierung.
Die dritte Stufe, die aus einem Netzwerk aus 26
Einfrequenz-GPS besteht, umfasst die Überwachungsstationen, die auf den Wohnhäusern angeordnet sind, und alle Prismen-Punkte.
10 | Reporter
Bis Mai 2008 keine
signifikanten Bewegungen
Das System wird vollautomatisch vom Kontrollzentrum gesteuert, das sich rund 3 km vom überwachten Gebiet entfernt in Ancona befindet. Eine WLANHyperLAN-Hauptkommunikationsleitung ermöglicht
die vollständige und laufende Echtzeit-Kontrolle aller
im Feld befindlichen Sensoren. Auf den Computern
im Kontrollzentrum sind die Software-Lösungen Leica
GeoMoS und Leica GNSS Spider für das Sensorenmanagement und die Datenanalyse installiert. Spezielle
Software-Module wurden eigens für das Management der Alarmbereitschafts-, Voralarm- und Alarmschwellen und die Aktivierung der Warnsysteme zum
Personenschutz entwickelt. Auf das System kann per
Internet zugegriffen werden – so können die Verantwortlichen jederzeit steuernd eingreifen.
Die Totalstationen Leica TCA2003 führen alle vier
Stunden einen Messzyklus auf die Prismen aus. Die
GPS-Sensoren zeichnen Messungen über eine Zeitdauer von sechs Stunden mit einer Datenrate von 15
Sekunden auf. Die Analyse der von Oktober 2007 bis
Mai 2008 ermittelten Daten ergab, dass in diesem
Zeitraum keine signifikanten Bewegungen zu verzeichnen waren.
Ein Jahr nach der Implementierung des MonitoringSystems konnten die verantwortlichen Techniker die
ersten Resultate analysieren. Diese für die Kalibrierung wichtige Zeit stellte einen wesentlichen Schritt
dar bei der Festlegung der Alarmbereitschafts-, Voralarm- und Alarmschwellen.
Künftige Implementierungen
Der zweite funktionale Abschnitt des Überwachungsprojekts sieht die Lieferung und Installation
von geotechnischen Tiefensensoren und hochpräzisen zweiachsigen Neigungssensoren vor. Die Integration von Sensoren und verschiedenen Technologien
ermöglicht einerseits die effiziente Überwachung
von komplexen gravitativen Phänomenen wie dieser Rutschung bei Ancona; andererseits können so
dieses Phänomen und seine zeitliche Entwicklung
anhand der erfassten Messwerte studiert werden.
Damit können erforderlichenfalls gezielte und wirksame Konsolidierungsarbeiten geplant werden.
schungsphänomen leben. Es ist damit nicht zuletzt
auch eine neue Philosophie: Die gewohnten statischen Konzepte der Ingenieurtechnik müssen überwunden werden, wo sich diese offenkundig als nicht
umsetzbar oder zu teuer erweisen. Zugleich muss die
Gefahr für die Bevölkerung minimiert werden, die im
Gebiet dieser Rutschung lebt.
Zu den Autoren:
Massimo Magnani und Carlo Bonanno sind Mitarbeiter
bei Leica Geosystems SpA in Italien. Massimo Magnani arbeitet im Technischen Support für Engineering &
Solutions, Carlo Bonanno ist Vertriebsmanager Engineering & Solutions.
In Ancona müssen öffentliche Verwaltung und
Bevölkerung aktiv mit einem schwerwiegenden Rut-
Projektumfang «Grande Frana di Ancona»
7
7
26
230
40
Totalstationen Leica TCA2003
GPS-Sensoren L1/L2 Leica GRX1200
GPS-Sensoren L1 Leica GX1210
Überwachungsprismen
Stromversorgungssysteme
1 Kommunikationssystem WLAN – HyperLAN
1 Echtzeit-Kontroll- und Leitzentrum für das
Überwachungssystem mit der Software
Leica GeoMoS und Leica GNSS Spider
Das Magazin der Leica Geosystems | 11
Größter Trimaran
der Welt
von Hélène Leplomb
Die Banque Populaire kann auf erhebliche Erfahrung beim Bau von Rennbooten verweisen, und
hat sich damit im Segelsport einen Namen
gemacht. Vor diesem Hintergrund stellt sich
die «Segelbank» einer neuen Herausforderung
– dem Bau des größten Trimarans der Welt, der
«Banque Populaire V». Das Projekt hat nur ein
Ziel: Alle bestehenden Segelrekorde zu brechen.
Das Schiff hat einen 40 Meter langen mittleren Rumpf, flankiert von zwei 37 Meter langen
Schwimmern, und darüber ragt ein 45 Meter
hoher Mast. Das französische Unternehmen
Ecartip wurde beauftragt, die fertigen Teile mit
einem Leica Geosystems 3D Laserscanner zu
vermessen und zu prüfen.
Geht es um Höchstleistungen, ist die Wahl der richtigen Technik von essenzieller Bedeutung. So entschied man sich auch beim Aufbau der «Banque
Populaire V» für eine bewährte Technologie – eine
Schicht Nomex (hochfeste synthetische Fasern mit
Wabenstruktur) wird durch Hitzeeinwirkung mit zwei
Kohlenstoffschichten verbunden. Jedoch fürchtete
man, dass sich die Elemente des riesigen Prototypen
durch die Wärme verformen könnten. Daher beauftragte Olivier Bordeau, im Team Banque Populaire
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für Verbundwerkstoffe zuständig, die Firma Ecartip mit der Messung und Kontrolle der Bauteile des
Schiffes mittels eines 3D-Laserscanners. Ziel war,
Abweichungen zwischen den gefertigten Teilen und
dem theoretischen digitalen Modell zu erkennen, um
mögliche Verformungen festzustellen und auf dieser Grundlage geeignete Massnahmen ergreifen zu
können, um die vorgesehene Leistungsfähigkeit des
Bootes zu gewährleisten.
Scannen von Rumpf und Schwimmern
Zwei Mitarbeiter von Ecartip scannten vor Ort die verschiedenen Bauteile. Die Ergebnisse wurden direkt
im Anschluss verarbeitet. Dabei lernte Eric Rabaud,
Projektleiter bei Ecartip, das maximale Sichtfeld des
Laserscanners Leica HDS3000 zu schätzen: «Durch
das volle Sichtfeld konnten wir die Schwimmkörper
schnell und ohne Einschränkungen scannen, indem
wir den Laser einfach auf den Boden stellten. Ansonsten hätte man die Schwimmer anheben müssen,
und das wäre unmöglich gewesen!»
Bei den 37 Meter langen Schwimmern waren jeweils
10 Scan-Positionen nötig. Mit den redundanten
Scans wurde eine Genauigkeit von ± 4 mm bei den
Punktwolken und ± 2 mm bei der Modellierung
erreicht. Ecartip erstellte Schnitte, 3D-Ansichten und
Berichte über die ermittelten Abweichungen sowie
Bauaufnahmepläne, mit denen die Konformität der
Teile des Schiffes kontrolliert werden konnte. Durch
die Modellierung der Rümpfe wurde es auch möglich,
die realen Achsen und Symmetriepläne des Schiffes
neu zu definieren. Die einzelnen Teile des Trimarans
konnten so unter Berücksichtigung der mechanischen
Eigenschaften und der beobachteten Verformungen
genau ausgerichtet werden. Diese Präzisionsarbeit
war etwa für das Anbringen der Schwertkästen und
des Ruderblatts sowie anderer Teile des Schiffes von
entscheidender Bedeutung.
Diese Leistung überzeugte den Leiter des Teams
Banque Populaire vollends, konnte er doch so nicht
nur die festgestellten Deformationen handhaben,
sondern hatte auch noch fünf Tage Zeit gegenüber der
ursprünglichen Planung gewonnen. «Vorher wussten
wir nicht, warum das Schiff mehr nach rechts oder
nach links drehte, wir kontrollierten die fertiggestellte Arbeit mit Lotschnur und Maßband. Aber mit dieser
Technologie gewinnen wir Zeit und erhöhen Zuverlässigkeit und Präzision der Messungen. Vor allem aber
können wir vor dem Stapellauf die Symmetrieachse
korrigieren», so Olivier Bordeau.
Unterstützung bei der Montage
Die Montage von solchen Teilen ist nicht unproblematisch, und Präzision beim Anbringen oberstes
Gebot. Früher erfolgte das Führen beim Anbringen
der einzelnen Elemente am mittleren Rumpf mit Hilfe
einer Projektion auf dem Boden, und mit Lotschnur
und Wasserwaage. So konnte die Montage Tage in
Anspruch nehmen. Anschließend nahm man Ausschnitte vor, brachte das Teil in Position, und das
Ganze wurde immer wieder wiederholt, bis jedes Teil
perfekt an Ort und Stelle saß.
Da das Team Banque Populaire von der Leistung der
Firma Ecartip nun überzeugt war, beschloss man,
die Anordnung der Arme am mittleren Rumpf mithilfe eines 3D-Laserscanners zu testen. Eric Rabaud
definierte den auszuschneidenden Bereich an den
modellierten Elementen des Schiffes und zeichnete
ihn mit Hilfe eines Theodoliten auf den Rumpf. «Wir
waren gewohnt, mit einer Sicherheitsmarge zu arbeiten», erläutert Olivier Bordeau. «Zuerst fürchteten
wir das Risiko, den vorgezeichneten Bereich exakt
auszuschneiden.» Doch schon nach dem ersten Teil
konnte das Team feststellen: der Bereich war korrekt
angezeichnet. Der Scanner begleitete die gesamte
Montage und unterstützte das Team beim Zusammenbau und der Positionierung der einzelnen Teile.
Dieser erste Einsatz des Leica HDS3000 Laserscanners hat die Messmethoden beim Bau von Rennbooten verändert: «In diesem Bereich gab es keine Messkultur – das ist eine Revolution», bestätigt
Olivier Bordeau. Die Kontroll- und Montagevorgänge
nahmen nur ein Drittel der sonst üblichen Zeit im
sehr knappen Zeitplan in Anspruch. Gleichzeitig wurde es so möglich, die Elemente am mittleren Rumpf
so anzuordnen und anzupassen, dass eine optimale
Geometrie des Schiffes gewährleistet ist.
Zur Autorin:
Hélène Leplomb ist Marketing-Verantwortliche bei
Leica Geosystems in Frankreich.
Banque Populaire V
Klasse: Bemannter Hochsee-Maxitrimaran
Skipper: Pascal Bidégorry
Länge: 40,00 m
Breite: 23,00 m
Verdrängung: 23 t
Tiefgang: 5,80 m
Höhe über Wasser: 45 m
www.voile.banquepopulaire.fr
www.ecartip.fr
Das Magazin der Leica Geosystems | 13
Laser machen
Geschichte
lebendig
von Daniel Stettler
Hoch auf einer Sonnenterrasse im Unterengadin liegt im Schweizer Kanton Graubünden das
kleine Bergdorf Tschlin mit 175 Einwohnern. Die
wirtschaftlichen Aussichten wären hier trostlos,
würde unter den Einheimischen nicht ein ganz
besonderer Unternehmer- und Innovationsgeist
herrschen. Doch die Veränderungen sind mit
speziellen Herausforderungen verbunden: Wie
kann das demographische Aussterben eines
Ortes verhindert und der langfristige Verbleib
der Bevölkerung gesichert werden, indem man
jungen Familien Möglichkeiten zur Existenzsicherung bietet? Wie können die typischen Gebäude renoviert und erhalten werden, ohne sie zu
Museen zu machen? Wie lassen sich historische
Bauernhöfe in moderne Ferienhäuser umwandeln, ohne dass der spezielle dörfliche Charakter verloren geht?
Tschlin ist das ideale Beispiel eines europäischen
Bergdorfs am Übergang zwischen einst und heute.
Deshalb wählten wir es als Fallbeispiel für Architekturstudenten der Universität Washington in Seattle.
Als Initiator der Studie verbrachte ich den Sommer
2007 mit einer Gruppe von Studierenden vor Ort,
um bei der Lösung der oben aufgeworfenen Fragen
behilflich zu sein. Zwei Monate lang beschäftigten
wir uns mit einer Reihe konkreter Projekte, die die
Gemeinde bei der Planung ihrer Zukunft unterstützen
14 | Reporter
sollen. Dabei spielten Vermessungsgeräte von Leica
Geosystems eine wichtige Rolle.
Anspruchsvolle Messbedingungen
Eines der Projektziele war die präzise Bestandsaufnahme aller bestehenden Gebäude in Tschlin. Dazu
wurden exakte Zeichnungen des Gebäudebestands
und der öffentlichen Räume des Dorfs angefertigt,
die als Grundlage für künftige Planungstätigkeiten
dienen können. So einfach dies in der Theorie auch
klingen mag – die steile Topographie der Gemeinde schuf in Kombination mit den unregelmäßigen
Gebäudeformen Messbedingungen, die uns extrem
herausforderten. Mit herkömmlichen Messwerkzeugen wie Latten und Maßbändern auf Leitern zu klettern, wäre ebenso mühsam wie gefährlich gewesen.
Das typische Engadiner Haus mit seiner komplexen
Form und bemerkenswerten Größe trug ebenfalls
nicht zur Vereinfachung der Aufgabe bei. Mit Hilfe
der Laser von Leica Geosystems konnten wir jedoch
alle Gebäude vom sicheren Boden aus vermessen.
Wir setzten drei verschiedene Instrumente ein: die
Laserdistanzmesser Leica DISTO™ A5 und Leica
DISTO™ A8 sowie den Linienlaser Leica Lino L2.
Mit dem DISTO™ A5 und A8 wurden Höhen- und
Distanzmessungen durchgeführt, während der Lino
L2 die horizontalen und vertikalen Bezugslinien lieferte. Der DISTO™ A5 zeigte sich als das zuverlässigste
Gerät für Punkt-zu-Punkt-Messungen. Für simple
Messungen erwies sich die Einfachheit des Instru-
ments als sehr praktisch. Doch unter erschwerten
Bedingungen – wie bei ungünstigem Licht oder grossen Distanzen – leistete uns der Leica DISTO™ A8 die
besten Dienste. Durch seinen digitalen Zielsucher mit
Dreifach-Zoom kann der Messpunkt präzise anvisiert
werden.
rungsbedarf, wenn die Bewohner eines Hauses rote
Linien auf der Fassade bemerkten. Doch schon am
nächsten Morgen konnten sie noch immer erleichtert
feststellen, dass mit uns auch die Linien wieder verschwunden waren...
Innenmessungen im Sommer 2008
Schnelle und genaue Messungen
Wegen der Topographie des Dorfes war die Messebene nicht immer im Lot und nivelliert. Aus diesem
Grund konnten die trigonometrischen Funktionen
des Leica DISTO™ längst nicht bei allen Messungen
genutzt werden. Hier erwies sich dann der Leica Lino
L2 als echte Unterstützung. Für uns war dieses Instrument nahezu unverzichtbar. Die praktische Selbstnivellierungsfunktion des Lasers ersparte uns Benutzern diese lästige, zeitaufwändige Tätigkeit. Das
Instrument lieferte präzise horizontale und vertikale
Linien, die fotografiert und digital zusammen montiert wurden. So konnte ein Raster auf den Gebäudefassaden erzeugt werden, das für die Rekonstruktion
der Gebäude als Linienzeichnungen benötigt wurde.
Um unsere Vermessungen – einschließlich der mit
dem Leica Lino L2 geschaffenen Raster – fotografisch zu dokumentieren und schneller fertig zu
werden, arbeiteten wir auch nachts. Die Dorfbevölkerung beobachtete uns erstaunt, wenn wir im
Dunkeln unserer Tätigkeit nachgingen. Wir hatten
festgestellt, dass dies die effizienteste Möglichkeit
für unsere Messungen war. Gelegentlich gab es Erklä-
Dank der Effizienz und Genauigkeit der Messgeräte
von Leica Geosystems gelang es unserem sechsköpfigen Team, bis zum Ende des Sommers dreißig
Gebäude in Tschlin komplett zu vermessen und zu
zeichnen. Diese Datenerfassung wurde im Sommer
2008 fortgesetzt. Andere Studierende der Universität Washington haben nun damit begonnen, zusätzliche Messungen im Inneren der Gebäude vorzunehmen. Auch hier, bei der Bestimmung horizontaler und
vertikaler Linien in den alten Engadiner Häusern, in
denen kaum etwas im Lot bzw. plan ist, hat sich der
Leica Lino L2 als sehr nützlich erwiesen. Das Institut
für Architektur der Universität Washington möchte
sich herzlich beim Team von Leica Geosystems für
die zur Verfügung gestellten Geräte bedanken. Wir
freuen uns schon darauf, in den kommenden Jahren
mit diesen Instrumenten weiter an unserem Projekt
zu arbeiten!
Zum Autor:
Daniel Stettler ist als Architekt in Seattle tätig. Er lehrt
am Institut für Architektur der Universität Washington
und leitet das Studio Tschlin.
Das Magazin der Leica Geosystems | 15
Erfassen eines
Weltkulturerbes
von Paul Burrows
Das CAP (Cyrene Archaeological Project) erfasst
die Überreste der griechisch-römischen Stadt
Kyrene im heutigen Libyen – ein gemeinsames
Projekt des Oberlin College (USA), der Universität Birmingham (Großbritannien) und des libyschen Ministeriums für Altertümer. CAP soll die
freigelegten und unterirdischen Anlagen dieses
UNESCO-Weltkulturerbes mit systematischen
Methoden erfassen. Dabei kommt eine Kombination aus boden- und luftbasierten sowie
unterirdischen Messtechniken zum Einsatz,
darunter eine Leica ScanStation und ein Leica
HDS6000 Scanner.
VISTA, das Visual and Spatial Technology Centre
(Zentrum für visuelle und räumliche Technologie),
ist Teil des Instituts für Archäologie und Antike der
Universität Birmingham. Hier werden 3D-Daten durch
16 | Reporter
die Erstellung digitaler Umgebungen erfasst, analysiert, gespeichert und anschließend modelliert – vom
Objekt bis zum Landschaftsraum.
Das Zentrum wurde 2003 gegründet und hat seither
kontinuierlich Beziehungen zu anderen Universitäten
und Institutionen auf der ganzen Welt aufgebaut. Auf
Basis dieser globalen Verbindungen entstanden einige umfangreiche Forschungsprojekte, bei denen hoch
qualifizierte Expertenteams neueste Technologien
zur Datenerfassung einsetzen. Und hier kommen die
Leica Geosystems High Definition Surveying™ Technologie und die terrestrischen und GPS-Totalstationen (TPS/GPS) ins Spiel, dank derer es VISTA gelang,
eine Datensammlung anzulegen, deren Genauigkeit
noch vor wenigen Jahren praktisch unvorstellbar war.
«Als Historiker ist es unser Ziel, alle Datentypen mit
neuester Technologie zu erfassen und in das größte
volumetrische Modell unterirdischer Gegebenheiten
zu integrieren, das je für archäologische Zwecke
«Als Historiker ist es unser Ziel, alle
Datentypen mit neuester Technologie
zu erfassen und in das größte
volumetrische Modell unterirdischer
Gegebenheiten zu integrieren,
das je für archäologische Zwecke
erstellt wurde.»
Professor Vince Gaffney, Inhaber des
Lehrstuhls für Landschaftsarchäologie und
Geomatik des VISTA.
erstellt wurde», erklärt Professor Vince Gaffney,
Inhaber des Lehrstuhls für Landschaftsarchäologie
und Geomatik bei VISTA.
VISTA und das Kyrene-Projekt
Als eine der am besten ausgestatteten Einrichtungen
Europas eignete sich VISTA ideal für die Teilnahme
am Kyrene-Projekt. Vom 17. bis 28. Juni 2007 wurden vor Ort die Daten erfasst. Zum Einsatz kam ein
Leica HDS6000 Scanner in Kombination mit einer
externen Kameralösung. Zusätzlich wurde ein Foerster Magnetometer-Array, zusammen mit einer Leica
SR530 Differential-GPS-Lösung, zur Durchführung
der umfangreichen geophysikalischen Vermessungen
verwendet.
Die Wahl fiel auf den Leica HDS6000, da dieses
Instrument den neuesten Stand der Technik im
Bereich phasenbasierter Scannertechnologie am
Markt repräsentiert. «Das Gerät arbeitete auch unter
den für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen von über 35 °C hervorragend. Die leichte
Ausführung, die hohe Batterielebensdauer und der
Transportkoffer, der wie ein Rucksack getragen werden kann, ermöglichten maximale Mobilität», so Dr.
Helen Goodchild, die Leiterin des Bereichs Geomatik
beim Projekt.
Erstellung von kompletten 3D-Modellen
Mit dem Leica HDS6000 und der Leica ScanStation
konnten innerhalb von zwei Wochen über 120 Scans
durchgeführt und mehr als 150 GB Daten gesammelt
werden – das entspricht mehreren Milliarden Vermessungspunkten. Die Registrierung erfolgte mittels
Leica Cyclone Register, die Georeferenzierung unter
Verwendung von GPS-Datenkontrollpunkten, die mit
der Leica SR530 DGPS-Basisstation und einem Rover
erfasst worden waren.
Mit den vom Leica HDS6000 gesammelten Daten wurden frei navigierbare, animierte Modelle, 2D-Schnitte
und -Scheiben erstellt. Zudem wurden komplette 3DOberflächenmodelle generiert, die eine unersetzliche
Dokumentation des Gebiets darstellen. Außerdem
wurden die Informationen zusammen mit den GPS-,
Magnetometrie-, Bodenradar- und Umweltvermessungsdaten in die GIS-Software-Suite des VISTA integriert, um sie im Kontext zu analysieren.
Das Institut für Archäologie der Universität Birmingham nützt seit Jahren Vermessungstechnologien von
Leica Geosystems. Der Vorstoß in den Bereich High
Definition Surveying ist daher nur einen logischer
Schritt. Ohne den Leica HDS6000 Scanner und die
Leica ScanStation wäre das Projektteam nicht in der
Lage gewesen, die Daten antiker Bauwerke mit einer
solchen Präzision in so kurzer Zeit zu erfassen.
Über den Autor:
Paul Burrows ist Projekingenieur für High Definition
3D Laser Scanning bei Leica Geosystems in Großbritannien.
Das Magazin der Leica Geosystems | 17
Baggern im
Brisbane River
von Stefana Vella
Sauberes Wasser ist ein wertvolles Gut – besonders, wenn es nicht genug davon gibt. Die östlichen Landesteile Australiens erlebten in den
vergangenen beiden Jahren schwere Dürreperioden. Um die Auswirkungen dieser und auch
künftiger Trockenheiten zu minimieren, wurde
vom Bundesstaat Queensland das Western Corridor Recycled Water Project ins Leben gerufen,
die größte Wasseraufbereitungsanlage dieser
Art in der südlichen Hemisphäre.
Das australische Unternehmen Caldme ist auf Grabungen mit großer Reichweite und unter Wasser spezialisiert und wurde als Subunternehmer zu diesem
Projekt hinzugezogen. Der Auftrag lautete, den Aushub für ein 60 Meter langes Ausleitungsrohr mit drei
Diffusoren an der Wasseraufbereitungsanlage Goodna durchzuführen – in bis zu 14,5 Metern Wassertiefe
im Brisbane River. Wichtig war, die Grabungen unter
allen Gezeitenbedingungen vorantreiben zu können
und so die zur Verfügung stehende Arbeitszeit maximal auszunutzen.
Bei diesem schwierigen Auftrag setzte das Unternehmen auf ein 3D-GPS-System von Leica Geosystems.
Ein Leica 2D MC300 DigSmart System war bereits
auf dem Hyundai R290LC-7 LR Long-Reach-Bagger
von Caldme montiert, daher mietete man für die
Dauer des Projekts das benötigte 3D-GPS-System
vom Leica Geosystems Vertriebspartner C.R. Kennedy. Die Systeme ließen sich reibungslos integrieren
und sorgten dafür, dass sich die mangelhaften Sichtverhältnisse nicht problematisch auswirkten. Das
beschleunigte die Arbeiten wesentlich.
Der Bagger wurde auf einem an Pfählen vertäuten Lastkahn montiert. Das GPS-System half, den
Kahn in die richtige Position zu bringen, was erheblich Zeit sparte. Hauptziel der Arbeiten waren das
Anlegen einer ebenen Unterlage im Flussbett und
die Installation der Diffusoren in einem Sarkophag.
Zum Auftragsumfang zählte auch die Herstellung
einer Bewehrung aus Steinen und einer geneigten
Böschung am Flussufer.
Obwohl der Bagger in der maximal möglichen Tiefe
grub, erlaubte das Leica 3D-GPS-System den Abschluss
der Bauarbeiten innerhalb der Toleranzen und in
rund der Hälfte der vorgesehenen Zeit. Obschon die
Arbeiten als höchst riskant eingestuft worden waren,
konnten sie ohne die kleinste Beschädigung von Leitungen, Material oder Personen durchgeführt werden. Das System vereinfachte auch die Einhaltung der
Vorgaben der Umweltschutzbehörde, denen zufolge
nur in einem knapp bemessenen Bereich gegraben
werden durfte.
Zur Autorin:
Stefana Vella ist Business Development Consultant
und Marketing Manager bei C.R.Kennedy, dem australischen Vertriebspartner von Leica Geosystems.
18 | Reporter
Vermessung des historischen Port Arthur Gefängnisses, Tasmanien, mit HDS- und TPS-Instrumenten
Standardisierung
lohnt sich für SKM
von Alison Stieven-Taylor
Sinclair Knight Merz (SKM) ist ein bekannter
und innovativer australischer Dienstleister im
Bereich räumlicher Informationen. Nun wurde
einmal mehr Neuland beschritten: Im Zuge eines
umfangreichen Liefervertrags mit C.R. Kennedy,
dem Vertriebspartner von Leica Geosystems,
standardisierte SKM seine Vermessungsgeräte
auf landesweiter Ebene umfassend.
Im Rahmen des ehrgeizigen Projekts wurden alle
Vermessungsinstrumente des Unternehmens durch
Geräte und Firmware von Leica Geosystems ersetzt.
So erreicht SKM dank der gemeinsamen InstrumentePlattform nun einen völlig neuen Grad an Kompatibilität und Effizienz. Leigh Finlay, Spatial Manager
für Neusüdwales und SKM Practice Leader für Vermessung, erklärt: «Für die Standardisierung unseres
Geräteportfolios im Bereich Vermessungsdienstleistungen gab es zwei Hauptargumente: Einerseits
waren die Benutzer teilweise nur unzureichend
vertraut mit den unterschiedlichen Produkten, die
wir bisher verwendeten, und andererseits mussten
wir unsere alternde Geräteflotte auf den neuesten
technischen Stand bringen.» SKM wollte landesweit
>>
Das Magazin der Leica Geosystems | 19
eine größtmögliche Standardisierung erreichen, um
sowohl die Mitarbeiter als auch die Instrumente möglichst effizient in ganz Australien einsetzen zu können – dort, wo sie gerade benötigt werden.
kungen, denen wir uns bisher durch die Nutzung von
Produkten verschiedener Anbieter ausgesetzt sahen,
beseitigt werden können.»
Technologie, Service und Support
«Außerdem konnten wir so gemeinsam mit einem
Hersteller, der uns kompetent und kostengünstig
modernste Vermessungsgeräte liefert, einen langfristigen Plan entwickeln, der regelmäßig überarbeitet
und aktualisiert wird. Nutznießer dieser Maßnahmen
sind vor allem unsere Kunden», erklärt Leigh Finlay.
«Wenn man, so wie wir bisher, Geräte unterschiedlichster Anbieter verwendet und einen mobilen Mitarbeiterstab beschäftigt, ist nicht immer gewährleistet,
dass Vermessungstechniker und -instrument zusammenpassen. Aber leider können wir uns den Luxus
von ‹Learning by doing› während der Arbeit nicht
leisten. Die Zeit, die dafür benötigt wird, sich mit
dem Gerät vertraut zu machen, ist bares Geld wert.
Wir sind sicher, dass unsere Projekte und Kunden von
der erhöhten Effizienz dank der neuen Geräte profitieren werden. Wir glauben, dass durch die Arbeit
mit nur einer Gerätemarke und nur einem Hersteller
unsere Prozesse gestrafft, die Zusammenarbeit zwischen den Regionen verbessert und die Einschrän-
20 | Reporter
Leigh Finlay räumt ein, dass die Entscheidung aufgrund unterschiedlicher Markenpräferenzen im Unternehmen nicht einfach war. «Es war ein wenig wie
der Versuch, einem eingefleischten Opel-Fan einen
Ford zu verkaufen. Es wird immer Menschen geben,
die lieber einen alten Opel fahren als einen brandneuen Ford.» Die Entscheidung wurde nach einer
gründlichen Bewertung der verschiedenen Anbieter
getroffen, in die SKM-Vertreter aller Regionen eingebunden waren und in deren Rahmen nicht nur die
Geräte, sondern auch weitere Dienstleistungen und
der laufende Support der jeweiligen Anbieter evaluiert wurden. Leigh Finlay: «So bekamen wir führende
Technologie in Kombination mit einem umfassenden,
landesweiten Service- und Supportpaket.»
«Während des vergangenen Jahrzehnts haben die
technologischen Entwicklungen unsere Arbeitsprozesse vollkommen verändert. Meiner Ansicht
nach hat Leica Geosystems auf dem Gebiet der
Vermessungstechnologie
enorme
Innovationen
hervorgebracht. Beispielsweise entwickelte Leica
Geosystems als erster Anbieter Strichcode-Latten
– ein völlig neues Konzept. Die Einführung der Leica
SmartStation, die GPS/GNSS und TPS in einem Instrument vereint, bildete einen weiteren Meilenstein auf
dem Weg in die Zukunft, und die 3D-LaserscannerTechnologie von Leica Geosystems hat die Art, wie
wir Daten erfassen, revolutioniert. Wir waren und
sind äußerst zufrieden mit den Geräten von Leica
Geosystems. Dies gilt insbesondere auch für den
Leica 3D-Laserscanner, dank dem wir unseren Kundenstock erweitern können. Durch die Arbeit mit den
Technologien von Leica Geosystems halten wir unsere eigenen strengen Standards ein, und übertreffen
sogar noch die Erwartungen unserer Klienten.»
Volle Unterstützung bei allen Projekten
Leigh Finlay zufolge gehen die Bemühungen von C.R.
Kennedy hinsichtlich Service und Support weit über
das übliche Maß hinaus. «Wir haben in der Vergangenheit durchaus mit all unseren Lieferanten gute
Beziehungen gepflegt, doch in diesem Fall schlug uns
C.R. Kennedy ein wirklich außergewöhnliches Paket
vor, das alle unsere Bedürfnisse abdeckt. Dank der
Liefer-, Schulungs- und Serviceangebote von C.R. Kennedy haben wir jederzeit die Gewissheit, dass wir bei
neuen, schwierigen Projekten in jeder Hinsicht volle
Unterstützung haben.» Das Paket von C.R. Kennedy
beinhaltet auch eine Mietvereinbarung, die Leigh Finlay ursprünglich nicht für notwendig erachtete. Doch
da die Auftragsbücher voll sind, nutzt SKM nun gerne
die Möglichkeit, zusätzliche Geräte zur Erweiterung
der permanenten Geräteflotte anzumieten.
«Die Vorteile der Standardisierung sind bereits sichtbar. Durch die Dienstleistungen, die C.R. Kennedy für uns erbringt, sowie den Umstand, dass alle
unsere Mitarbeiter mit all unseren Geräten vertraut
sind, können wir sehr schnell reagieren, wenn unsere Dienstleistungen von den anderen Geschäftsbereichen von SKM angefordert werden. Es ist ein gutes
Gefühl zu wissen, dass wir die Erwartungen, die an
uns gestellt werden, bei jedem Projekt erfüllen können – dank der idealen Kombination aus Fähigkeiten,
Geräten und ‹Verstärkung im Hintergrund›.»
Zur Autorin:
Alison Stieven-Taylor ist Journalistin in Melbourne.
Umfang des Liefervertrags
28
18
12
7
6
1
GPS1200 GNSS-Systeme
TCRP1200+ Totalstationen
RX1250 T Controller
SmartStations
DNA Digitalnivelliere
HDS6000 3D-Laserscanner zusätzlich zum
bereits vorhandenen HDS3000 Scanner
www.skmconsulting.com
www.crkennedy.com.au/survey
Linkes Bild: Vermessung im Outback am Robinson
River, Northern Territory.
Rechtes Bild: Scan im Hüttenwerk Hobart, Tasmanien – bei Vollbetrieb des Werkes.
Das Magazin der Leica Geosystems | 21
City Tunnel Leipzig
von Michael Amrhein, Guido von Gösseln
und Dieter Heinz
Als einer der größten Kopfbahnhöfe Europas
ist der Leipziger Hauptbahnhof einer der wichtigsten Knotenpunkte im mitteldeutschen Nahund Fernverkehr. Seine Bauweise als Kopfbahnhof bietet den Reisenden zwar leichten Zugang
und bequemes Umsteigen, erfordert jedoch auch
sehr zeitaufwändige Fahrtrichtungswechsel und
benötigt eine viel größere Fläche als ein Durchgangsbahnhof. Eines der anspruchsvollsten Tunnelbauprojekte Deutschlands soll Abhilfe schaffen: Der City Tunnel Leipzig.
Schon während des Baus des Bahnhofs von 1902 bis
1915 wurde eine Möglichkeit der direkten Anbindung
des sogenannten «Bayerischen Bahnhofs» vorgesehen, um den Norden und den Süden der Stadt zu
verbinden. Doch die beiden Weltkriege verhinderten
eine erfolgreiche Umsetzung. Mit der Gründung der
S-Bahn Tunnel GmbH (SBTL) im Jahr 1996 wurde das
Projekt City Tunnel Leipzig wieder aufgenommen
und Voruntersuchungen zur seiner Realisierung und
Finanzierbarkeit durchgeführt. 2003 wurde schließlich der Startschuss für die Bauarbeiten gegeben.
22 | Reporter
Das Projekt «City Tunnel Leipzig» besteht aus insgesamt drei Abschnitten: Die Abtauchstrecke südlich
des Bayerischen Bahnhofs (Los A); das Herzstück
des Projekts (Los B) mit der Errichtung der beiden
Schildtunnel (je ca. 1.500 m) und der 4 Stationen;
und der dritte Abschnitt (Los C) beinhaltet die Unterfahrung des Hauptbahnhofs mit anschließendem
Auftauchbereich und ermöglicht die Anbindung an
das bestehende Gleisfeld. Die Durchführung eines
solchen Projektes stellt alle beteiligten Ingenieure
vor extreme Herausforderungen, insbesondere wenn
– wie im Falle des CTL – diese Arbeiten unterhalb
einer Stadt stattfinden.
Alle Vermessungsarbeiten in den drei Losen werden
von Angermeier Ingenieure GmbH (Los B in einer
Arbeitsgemeinschaft mit Geodata ZT) durchgeführt.
Dazu gehörte auch die Verschiebung des Portikus am
Bayerischen Bahnhof. Der Umzug dieses denkmalgeschützten historischen Bauwerks war durch den Bau
einer der vier Stationen nötig, und wurde von der
Leipziger Bevölkerung und den Medien gleichermaßen aufmerksam verfolgt.
Grundlage sämtlicher vermessungstechnischer Arbeiten bilden Messprogramme, in denen alle geodä-
tischen Aufgaben genau beschrieben und festgelegt
sind. Die Freigabe erfolgt durch einen Vertreter des
Bauherrn, die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH). Der Umfang von über
20 Messprogrammen verdeutlicht die Dimensionen
dieses Projekts und zeigt eindrucksvoll den hohen
Anspruch, der hier an die Vermessung gestellt wird.
Das Grundlagennetz
Als Ausgangspunkt sämtlicher Messungen diente das
vom Bauherrn übergebene hochpräzise Grundlagennetz. Durch zwei große losübergreifende Netzmessungen mit jeweils drei unabhängigen Messkampagnen konnte dieses verdichtet werden. Es ermöglicht
so die Steuerung der Tunnelbohrmaschine (TBM)
und die Ausführung sämtlicher Deformations- und
Bauausführungsvermessungen. Die Lagemessungen
wurden mit Tachymetern vom Typ Leica TCA2003
in Verbindung mit Präzisionsprismen GPH1-P und in
Kombination mit GPS-Messungen (Leica GPS500,
Leica GPS1200) durchgeführt. Die Höhenbestimmung
erfolgte in 2 Kampagnen mit dem Einsatz von Digitalnivellieren (Leica DNA03) in Verbindung mit Invarlatten und dem RVVR-Messverfahren. Die Ergebnisse
der Netzmessungen lieferten Genauigkeiten von ca.
1-2 mm in der Lage und 0,5 mm in der Höhe.
Die vermessungstechnischen Aufgaben am City Tunnel Leipzig gliedern sich in zwei große Teilbereiche.
Auf der einen Seite ist dies die Bauausführungsvermessung und damit verbunden die Kontrolle der
plangerechten Bauausführung. Auf der anderen Seite
die Durchführung von Bewegungs- und Deformationsmessungen (BDM), da bei einem Projekt dieser
Größenordnung mit Deformationen an der Oberfläche und an Gebäuden zu rechnen ist.
Risikominimierung
Zur Reduktion des Risikos auf ein Minimum wurde ein
umfangreiches Sicherungs- und Überwachungskonzept entwickelt, bei dem mehr als 60 Gebäude und
technische Einrichtungen mittels tachymetrischer
Messungen und Präzisionsnivellement überwacht
werden. Bis zum Ende des Projekts werden so bis
zu 8.000 km nivelliert, bei einer Projektlänge von
ca. 6 km. Um eventuell auftretenden Setzungen an
Gebäuden entgegen zu wirken, wird das Compensation-Grouting Verfahren eingesetzt. Hierbei werden
von insgesamt 12 Schächten Horizontalbohrungen
unter den Gebäudefundamenten durchgeführt. In
diese Bohrungen wird eine Zementsuspension eingebracht, und so das Erdreich stabilisiert. Das darüber
liegende Gebäude kann bei auftretenden Setzungen
>>
Das Magazin der Leica Geosystems | 23
durch weiteres Einbringen von Suspension wieder in
seine Ausgangslage gebracht werden. Dieses System
wird bei insgesamt 35 Gebäuden angewandt und über
1.350 Druckschlauchwaagen gesteuert und überwacht. Diese Schlauchwaagen werden durch Angermeier Ingenieure GmbH eingebaut und permanent
betreut. Sie liefern in kritischen Situationen im 45Sekunden-Takt Messwerte an ein zentrales Auswertesystem. Bis zum Projektende werden hier Daten im
Umfang von über 400 Gigabyte gesammelt.
zuverlässig getroffen werden. Das System umfasst
ca. 200 Deformationspunkte und 60 Festpunkte, die
alle mit Leica GPH121 Reflektoren ausgestattet sind.
Die hohe Präzision und die vollautomatische Funktionsweise werden durch den Einsatz von mehr als
12 Leica Geosystems Tachymetern erreicht, die sich
bereits als sehr zuverlässig erwiesen haben. Dass
dieses System keinerlei Beeinflussung des Bahnhofbetriebes für die Fahrgäste darstellt, zeigt die hervorragende Konzeption und Umsetzung.
Tachymetrisches Monitoring
Zu den Autoren:
Die Autoren Michael Amrhein (Geschäftsführer), Guido von Gösseln und Dieter Heinz sind bei Angermeier
Ingenieure GmbH beschäftigt. Die Schwerpunkte des
Unternehmens liegen in den Bereichen der Ingenieurvermessung (Tunnel, Gleis), Konzeptionierung und
Einrichtung von Systemen zur Bauwerksüberwachung
und in der geometrischen Betreuung von großen
Infrastrukturprojekten.
Einen weiteren hochsensiblen Bereich bei der Herstellung der unterirdischen Stationen stellt der Westflügel des Leipziger Hauptbahnhofes dar. Zur Überwachung des Bauwerks wurde ein tachymetrisches
Monitoring-System bestehend aus 12 Tachymetern
(Leica TCA2003) eingerichtet. Im Stundentakt werden hier Messungen durchgeführt, aufbereitet und
automatisch ausgeglichen. So können jederzeit Aussagen über mögliche Deformationen am Bauwerk
selbst oder an tragenden Teilen, wie Binderstützen,
Hoher Aufwand
für die Sicherheit
Das Projekt City Tunnel Leipzig stellt eines der aufwändigsten Tunnelbauprojekte im Rahmen der Infrastruktur-Modernisierung in Deutschland dar. Die
Anforderungen an die Geodäten aus fachlicher Sicht
und auch im Hinblick auf die ständige Verantwortung
zur Abwehr von personellem und finanziellem Schaden sind immens. Für die Bewohner und Besucher
der Stadt bedeutet dieser hohe Aufwand jedoch ein
unschätzbares Maß an Sicherheit.
Die Tunnelbohrmaschine kurz vor dem Einsatz.
24 | Reporter
Eine Stadt
in Bewegung
von Vicki Speed
In Manhattan ist eine neue Art von Beamten im
Dienst. Sie sorgen sieben Tage pro Woche 24
Stunden täglich für Schutz und Sicherheit der
Menschen in New York City, verlangen nie eine
Gehaltserhöhung und machen keine Pausen. Sie
messen und überwachen die Bewegungen von
Gebäuden und Infrastruktur, die bei den intensiven Bautätigkeiten auftreten können, die hier
rund um die Uhr stattfinden – in der Stadt, die
niemals schläft.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich New York City
zu einer der größten Baustellen der Welt entwickelt –
sowohl über als auch unter der Erde. Da ist einerseits
das gut sichtbare 65.000 m² grosse Areal des ehemaligen World Trade Centers, und gleichzeitig erweitert
die Stadt ihr U-Bahn-System um mehrere neue Linien. Parallel dazu bauen bzw. renovieren öffentliche
und private Auftraggeber zahlreiche Hochhäuser,
Geschäfts- und Wohnkomplexe. Dass derartige Großbaustellen Bewegungen der umliegenden Gebäude
verursachen, ist unvermeidlich. Diese müssen die
New Yorker Ingenieure und Vermessungsfachleute
laufend überwachen, um Katastrophen zu vermeiden.
Moderne, laserbasierte Überwachungsinstrumente
sind dafür die zuverlässige, kostengünstige und dauerhafte Lösung. Derzeit sind in New York City über
40 automatische Überwachungsgeräte für die langfristige Strukturüberwachung im Einsatz. Sie liefern
Antworten auf die Fragen: «Hat sich etwas bewegt?»
und wenn ja, «wie viel und wann?».
Rund um die Uhr im Einsatz
Im Rahmen des 490 Millionen US-Dollar (327 Millionen
Euro) teuren Projekts zum Ausbau des New Yorker UBahn-Systems wird die bestehende U-Bahn-Station
South Ferry Terminal in Lower Manhattan erweitert.
Nach der Fertigstellung Anfang 2009 wird der Terminal Platz für U-Bahn-Züge mit bis zu 10 Waggons
bieten und über mehrere Ein- und Ausgänge mit Rolltreppen und Aufzügen verfügen. Die Geocomp Corporation, führend in der Echtzeit-Überwachung von
Bauwerken, wurde mit dem Monitoring der über- und
unterirdischen Strukturen in der Umgebung beauftragt – dazu zählen viele historische Gebäude.
An mehreren Stellen auf dem gesamten Baustellenareal South Ferry Terminal wurden Leica TCA1800
>>
Das Magazin der Leica Geosystems | 25
Gerard Manley (Leica Geosystems) mit einem Ingenieur (Geocomp) im Gespräch über das World Trade Center Projekt.
Totalstationen angebracht. Allen Marr, der Präsident
von Geocomp, erläutert: «Wir nutzen die automatische Zielerfassungsfunktion (ATR) der Instrumente
zur Messung von Änderungen der Zielpositionen,
die sich an bestehenden Strukturen befinden. Derartige Messungen sind auf 1 mm genau. Die Leica
Geosystems Totalstationen sind richtige ‹Arbeitstiere›, darauf ausgelegt, trotz der schwierigen Umgebungsbedingungen höchste Zuverlässigkeit und Präzision zu bieten. Einige Geräte arbeiten in Tunneln, in
denen sie dem Staub und Schmutz der Bauarbeiten
ebenso wie Feuchtigkeit voll ausgesetzt sind.»
Jedes Instrument lässt sich auf die automatische
Suche und Erfassung der Daten von 100 Zielen programmieren. Beim Projekt South Ferry werden zehn
Totalstationen mit Hunderten von Zielen eingesetzt.
Die erfassten Daten werden in Echtzeit über Funk an
die Leica GeoMoS Software im Projektbüro von Geocomp übertragen. Über eine Schnittstelle wird die
Leica GeoMoS Software mit der iSiteCentral Software
von Geocomp verbunden. Per E-Mail wird automatisch eine Warnung verschickt, wenn ein Messwert
einen definierten Grenzwert überschreitet.
Auch auf dem Areal des ehemaligen World Trade Centers sind Leica Geosystems Instrumente im Einsatz.
Dort überwacht Geocomp einen in Betrieb befindlichen U-Bahn-Tunnel, während darunter und darüber
Erde abgetragen wird, um Platz für die Fundamente
der neuen Hochhaustürme zu schaffen. Gerard Manley, Vice President of Engineered Solutions von Leica
26 | Reporter
Geosystems: «Es ist schon eine faszinierende technische Leistung, wenn man die normalerweise unterirdische New Yorker U-Bahn plötzlich komplett unter
freiem Himmel auf Stützen vor sich sieht. Wir überwachen diesen Teilbereich der U-Bahn sowie einige andere Stellen des World Trade Center Areals auf
mögliche Absenkungen oder Setzungen.»
Von der Upper East Side bis Queens
Auch in Manhattans Upper East Side, bekannt für
ihre exklusiven Hochhausimmobilien und Museen,
sowie im 3,4 Quadratkilometer großen Central Park
sind umfangreiche Bauarbeiten im Gange. Unter der
2nd Avenue wird eine neue U-Bahn-Linie gebaut, um
die bestehenden U-Bahn- und Buslinien zu entlasten.
Viele der Gebäude in der Umgebung werden von
Wang Engineering überwacht. Auch hier sind Leica
TCA1800 und TCA2003 Totalstationen im Einsatz. Die
Daten werden lokal auf der Baustelle erfasst und
anschließend zur Analyse und Aufbereitung an den
Hauptsitz von Wang in Princeton, New Jersey, übermittelt.
In Queens hat die Firma Tectonic Engineering and
Surveying Consultants P.C. ein eigenständig arbeitendes geodätisches Niveau-Überwachungssystem eingerichtet. Es misst mögliche Gleisbewegungen des
U-Bahn-Systems der Metropolitan Transportation
Authority (MTA), die durch den Bau eines Geschäftshauses samt Parkgarage in der Nähe verursacht werden könnten. Besonders wichtig für die MTA ist dabei
die Überwachung der Pilotierungsarbeiten: Die Stös-
se und Vibrationen könnten möglicherweise zu einer
Verschiebung von U-Bahn-Schienen und in der Folge
zu Entgleisungen führen.
Das Geschäftshaus befindet sich in weniger als 8
Metern Entfernung von U-Bahn-Schienen der MTA,
von einer Brücke und einem Highway. Tectonic überwachte 15 Monate lang die Bewegungen der Brücke, der Tunnelwände und der Stützmauern während
der Pilotierungsarbeiten, die daneben stattfanden. Das Netzwerk bestand aus 32 Prismen, einer
Leica TCRP1201 Totalstation mit PowerSearch und
reflektorloser Distanzmessfunktion Pinpoint R300,
sowie einem Notebook mit der Monitoring-Software
Leica GeoMoS. Tectonic-Chefvermesser Michael
Lacey erklärt: «Das Netzwerk war rund um die Uhr
völlig ohne menschliche ‹Hilfe› im Einsatz. Die Werte
und Rohdaten konnten jederzeit von überall aus über
unsere FTP-Site abgerufen und verwaltet werden.
Selbst wenn das Internetsignal ausfiel, erfasste die
GeoMoS Software weiterhin die Daten der Prismen.
Das Monitoring-Konzept als Ganzes wurde über die
auf dem Notebook vor Ort installierte GeoMoS Software gesteuert.»
Big Apple und darüber hinaus
«Auf der Grundlage von Strukturüberwachungsdaten
können Fachleute Bauwerksbewegungen feststellen
– das ist für viele Bauprojekte in New York City und
auf der ganzen Welt unerlässlich», so Gerard Manley von Leica Geosystems. «In New York City haben
wir derzeit über 40 automatische Totalstationen im
Einsatz. Vermessungsfachleute ebenso wie Ingenieure nutzen sie für unterschiedlichste Anwendungen
– von Analysen bis hin zur Beilegung rechtlicher
Streitigkeiten. Während diese Technologie früher
ein Luxus war, ist sie heute zum absoluten Standard
geworden. Es ist sogar schon vorgekommen, dass
sämtliche Arbeiten auf einer Baustelle eingestellt
wurden, bis unsere Instrumente in Betrieb waren und
Daten lieferten, was gleichbedeutend ist mit Schutz
und Sicherheit.»
Während die Nachfrage nach Strukturüberwachungssystemen kontinuierlich steigt, entwickeln sich parallel dazu auch die technischen Rahmenbedingungen
weiter – z. B. im Hinblick auf kabellose Datenübertragung, zunehmende Genauigkeit, Geschwindigkeit und
Volumen. Strukturüberwachung ist im Augenblick die
zuverlässigste Möglichkeit, die Sicherheit einer Stadt
in Bewegung zu gewährleisten.
Zur Autorin:
Vicki Speed ist freie Journalistin in Kalifornien, spezialisiert auf die Themen Architektur, Bau und Vermessung.
Das Magazin der Leica Geosystems | 27
3D-Messtechnik
für die
Altbausanierung
von Reinhard Gottwald und Thomas Knabl
In Zeiten von Energieverknappung und -preisanstieg wird versucht, das Energiesparpotenzial
vermehrt auszuloten. Das CCEM-Retrofit Projekt
versucht dies im Gebäudesektor, welchem ein
sehr großes Energiesparpotenzial zugeschrieben wird. Um die Möglichkeiten auszuschöpfen,
werden unter anderem Altbauten mit vorgefertigten Elementen neu ummantelt. Unumgänglich
ist dabei die präzise und zuverlässige Erfassung
und Bereitstellung von 3D-Planungsdaten. Hier
setzt die Geomatik an, welche innerhalb des
28 | Reporter
Projekts einen wichtigen Beitrag zur künftigen
Energieeinsparung im Gebäudebereich leistet.
Mitte 2006 wurde im «Competence Center Energy and
Mobility» (CCEM) der Eidgenössischen Technischen
Hochschule (ETH) Zürich ein großes Verbundprojekt
zur energieeffizienten Renovierung von Altbauten
– mit Forschungspartnern aus 10 europäischen Ländern – bewilligt. Der Titel: «Advanced Energy-Efficient
Renovation of Buildings» (Kurztitel «CCEM-Retrofit»)
Bis 2050 werden in der Schweiz über 90 Prozent des
Gebäudeenergiebedarfs durch Bauten verursacht,
die vor dem Jahr 2000 erstellt wurden. Das zeigt,
dass im Bereich der Altbauten ein enormes Energiesparpotenzial vorhanden ist. Erklärtes Projektziel ist
deshalb, zusammen mit kompetenten Industriepartnern Detailkonzepte für eine umfassende Sanierung
von Altbauten, vornehmlich Mehrfamilienhäusern,
zu erarbeiten und umzusetzen. Zur Erreichung der
gesteckten Ziele (unter anderem 30-50 kWh/m² für
Heizung, Kühlung und Warmwasser, Nutzung der
Sonnenenergie, guter thermischer Komfort, Lärmschutz) wurde ein Basis-Renovierungskonzept mit
einer Reihe von aufeinander abgestimmten vorfabrizierbaren Sanierungsmodulen (Retrofits) für Fassade, Dach und Gebäudetechnik entwickelt.
Zur Erarbeitung des Detailkonzeptes und seiner
Umsetzung an ausgewählten Objekten fanden sich
verschiedene Forschungspartner, darunter die Fachhochschule Nordwestschweiz und die ETH Zürich,
zusammen. Die praxis- und umsetzungsorientierte,
multidisziplinäre Projektbearbeitung wird durch die
Mitarbeit von 20 Industriepartnern sichergestellt. Das
Projekt mit Gesamtkosten von ca. 5 Mio. Schweizer
Franken (3,1 Mio. Euro) wird 2010 abgeschlossen.
Die Idee aus Sicht der Messtechnik
Analysiert man heute die Prozessabläufe ‹Messtechnik› bei großen Bau- und Sanierungsprojekten, stellt
man in der Regel fest, dass alle Projektbeteiligten
die für die Bearbeitung ihres spezifischen Projektteils notwendigen Maßangaben selbst erheben bzw.
erheben lassen. Dies ist vor allem in der aktuellen
Rechtssituation begründet, wonach die Planungsinstitutionen keinerlei Gewähr für die Bemaßung der
Plangrundlagen übernehmen und die Verantwortung
für diese auf die Ausführungsinstitutionen abwälzen.
Zum anderen besteht nach wie vor eine fundamentale Unkenntnis über die heutigen Möglichkeiten
einer präzisen messtechnischen dreidimensionalen
Erfassung solcher Objekte und einer zentralen Datenbewirtschaftung und -nutzung.
Durch den konsequenten Einsatz geeigneter 3DMesstechnik, die entsprechende Aufbereitung der
Daten und ein zentrales Geometrie-Datenmanagement können jedoch Zeit, Montagerisiko und Kosten
deutlich reduziert, die Planungssicherheit hingegen
signifikant erhöht werden. Daher wurde dies auch
für die energieeffiziente Renovierung von Altbauten
im Projekt CCEM-Retrofit, für die Erfassung und Nutzung der 3D-Geometrie-Informationen von Sanierungsobjekten vorgeschlagen und umgesetzt.
Für das Teilprojekt «3D-Messtechnik» wurden unter
anderen folgende Ziele definiert:
Erarbeitung eines Konzepts, das sicherstellt, dass
geometrische Daten eines Sanierungsobjektes in
genügender Genauigkeit dreidimensional zur Verfügung stehen und als zuverlässige Basis von der Planung bis hin zur Produktion und Montage dienen.
Definition der geforderten Datenqualität, des
Datenumfangs und der Schnittstellen für einen
Datentransfer in weiterverarbeitende Systeme.
Erstellung eines «Werkzeugkoffers» für die KostenNutzen-optimierte Datenerfassung und -aufbereitung sowie das Datenmanagement (Geometriedatenfluss).
Problemstellung
Bei einer Objektsanierung mit vorfabrizierten Retrofits (z.B. Fassaden- oder Dachmodule inklusive
Lüftungs- und Elektroinstallationen) ist die zuverlässige Erfassung der Gebäudegeometrie bzw. des
Ist-Bestandes unverzichtbare Grundlage für eine
reibungslose Projektabwicklung. Eventuell noch vorhandene Bau- und Architektenpläne reichen in der
Regel nicht aus. Erfasst werden müssen also die Fassadenstruktur, Fenster, Türen, Balkone, Dach, Treppenhaus, Wohnungen und die Umgebungssituation.
Die benötigte Genauigkeit (1σ) liegt im Bereich der
Fenster bei ± 4 mm, bei Dach/Fassade bei ± 7 mm.
Der messtechnische Werkzeugkoffer
Um die relativ komplexen und unterschiedlichen
Anforderungen an die 3D-Geometrisierung eines
Sanierungsobjektes möglichst wirtschaftlich erfüllen
zu können, muss auf eine Palette verschiedener Sensoren zugegriffen werden.
Terrestrisches Laserscanning (TLS): Das TLS mit
seiner Eigenschaft der flächenhaften und objektweisen Erfassung erlaubt eine schnelle Aufnahme der
Objektgeometrie. Die Problematik des TLS liegt in der
Weiterverarbeitung und Objektextraktion.
Nahbereichsphotogrammetrie: Die Nahbereichsphotogrammetrie ist eine gute Ergänzung zum terrestrischen Laserscanning und bietet durch die schnelle
photographische Erfassung eine gute Alternative für
die Außenaufnahmen von Gebäuden. Dabei können
für weitere Aufnahmeperspektiven zusätzlich zum
terrestrischen Fall auch luftgestützte Aufnahmen mit
Hilfe von Mikrodrohnen erstellt werden.
Tachymetrie, Einzeldistanzen: Für die einzelpunktorientierte Erfassung hat die klassische elektronische Tachymetrie durchaus ihre Einsatzbe-
>>
Das Magazin der Leica Geosystems | 29
rechtigung. Dabei kann die Aufnahme zusätzlich
mit hilfreichen Software-Tools für den Feldeinsatz
ergänzt, vereinfacht und beschleunigt werden. Zur
Ergänzung von Aufnahmen mit den o.a. Technologien oder für die Generierung von Kontrollmaßen, für
einzelne Ergänzungen oder Messungen von teilweise
verdeckten Objektteilen könnte auch ein HandheldDistanzmesser zum Einsatz kommen.
Eine gesamthafte Kosten-Nutzen-optimierte Objektaufnahme wird sich nur durch eine sinnvolle Kombination und Ergänzung dieser Technologien (messtechnischer Werkzeugkoffer) bewerkstelligen lassen.
Erste Erfahrungen
Als erstes Objekt für Grundlagenstudien und Tests
wurde ein typisches, sanierungsbedürftiges Mehrfamilienhaus herangezogen. An diesem konnten die
verschiedenen Methoden, Verfahren und Instrumente
und deren Kombination praxisnah und grundlegend
erprobt werden. Die ersten Resultate bzw. Produkte
wurden anschließend für die Detaildiskussion und
-spezifikation sowie die Erprobung von Prozessabläufen mit den beteiligten Projektpartnern verwendet.
Mittels TLS wurden Fassade, Treppenhaus, Dachboden sowie ausgewählte Innenräume erfasst (zum
Einsatz kam ein Leica HDS3000). Ergänzt wurden
diese Scans durch photogrammetrische Aufnahmen
(terrestrisch, Mikrodrohne) und Einzelpunktmessungen (Tachymeter).
30 | Reporter
Im Folgenden werden einige Möglichkeiten und
Anwendungen, welche mit dem beschriebenen Werkzeugkoffer möglich sind, diskutiert.
Bildplanerstellung: Die Entzerrung von Bildern
durch Vorgabe einer ebenen Fläche im Bild kann als
ein einfaches und zeitsparendes Verfahren zur Generierung von Grundlageplänen angesehen werden. Die
damit erreichbaren Genauigkeiten hängen dabei sehr
stark ab von der Kamera, deren Kalibrierung, sowie
der Abweichung der Fassadenoberfläche von der
definierten Fläche.
Photogrammetrische Auswertung: Die drohnengestützte Nahbereichsphotogrammetrie bietet eine Ergänzung bei der Schließung von Löchern
(z.B. Dachflächen, Fensterbänke und Balkontüren),
welche durch Abschattungen bzw. Unzugänglichkeit
beim Laserscanning entstanden sind. Erste Resultate
haben gezeigt, dass eine solche Kombination durchaus möglich ist. Aufgrund der beschränkten Nutzlast der Mikrodrohne musste eine handelsübliche
Kompaktdigitalkamera verwendet werden, wodurch
die Auflösung für Detailauswertungen (z.B. bei Fenstern) zur Zeit noch nicht ausreicht. Bei der Bildmessgenauigkeit lassen sich durch eine Selbstkalibrierung
durchaus Werte unter einem Pixel erreichen. Auch die
kombinierte Auswertung mit Laserscanning-Daten ist
nicht zu vernachlässigen.
Laserscanning Auswertung: Die Auswertungen
haben gezeigt, dass das terrestrische Laserscanning
«Die Stärken der Geomatik liegen unter
anderem im absoluten und berührungslosen Messverfahren. Bei einer
interdiziplinären Zusammenarbeit mit
Planern und Architekten kann so auch
die Problematik des zum Teil fehlenden
Basiswissens überwunden werden.»
Professor Dr. Reinhard Gottwald,
Leiter Institut Vermessung und Geoinformation
an der Fachhochschule Nordwestschweiz
für Ebenheitsanalysen von Fassaden (evtl. Dächern)
sehr gut eingesetzt werden kann. Auch die «Orthophotogenerierung» ermöglicht es, einfach und
schnell erste Planungsgrundlagen zu erzeugen. Der
Aufwand zur kompletten Extraktion aller nötigen
Geometrieelemente eines Modells ist jedoch sehr
hoch und erreicht je nach Produkt ein Vielfaches der
für die Feldaufnahme benötigten Zeit.
Laserscanning – Reverse Engineering: Das
Reverse Engineering wird im Bereich des Maschinenbaus, der Medizin oder auch der Kunst schon seit
längerem eingesetzt. Dabei werden bestehende oder
von Hand erstellte Objekte digitalisiert (z.B. Freiformflächen), um sie digital bearbeiten, anpassen und fertigen zu können. Der Aufwand ist bedeutend kleiner
als bei der interaktiven 3D-Geometrisierung, und die
Informationsdichte der Punktwolke kann weitgehend
erhalten bleiben. Die erreichbare Genauigkeit liegt
in der Größenordnung der 3D-Punktbestimmungsgenauigkeit und wäre somit ausreichend.
Fazit und Ausblick
Bereits in der Planungsphase müssen möglichst
detailliert und präzise die Bedürfnisse aller Projektbeteiligten in Bezug auf die Erfassung der 3D-Geometrie des Sanierungsobjektes definiert werden,
um eine Kosten-Nutzen optimierte Erfassung und
Datenaufbereitung durchführen zu können. Erste
Erfahrungen haben gezeigt, dass sich das objektbasierte Aufnahmeverfahren des TLS für die Geometri-
sierung von Sanierungsobjekten eignet. Interessant
ist dabei vor allem die Informationsdichte, die es
ermöglicht, ein nicht «regelkonformes» Objekt, wie
es ein Gebäude meist darstellt, detailliert und mit der
benötigten Genauigkeit zu beschreiben. Schlussendlich wird jedoch kaum ein Weg daran vorbeiführen,
eine Kombination von Instrumenten aus dem Werkzeugkoffer zu verwenden.
Die Akzeptanz eines zentralen Datenzugriffs durch
alle Projektbeteiligten und die Extraktion der benötigten Daten mit geeigneten benutzerfreundlichen
Werkzeugen muss sichergestellt sein. Dies ist das
Schlüsselelement zum Erfolg oder Misserfolg des
vorgestellten Projekts.
Zu den Autoren:
Prof. Dr. Reinhard Gottwald leitet das Institut Vermessung und Geoinformation an der Fachhochschule
Nordwestschweiz, Hochschule für Architektur, Bau
und Geomatik in Muttenz. Dipl. Ing. (FH) Thomas Knabl
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an diesem Institut.
Dieser Artikel ist die Zusammenfassung eines Beitrags in der Zeitschrift «Flächenmanagement und
Bodenordnung».
Das Magazin der Leica Geosystems | 31
Ein Tunnel am
Meeresboden
von Frode Edvardsen, 3D-Grafik: Arild W. Solerød
Mit dem Projekt E18 Bjørvika wird das Areal rund
um die neue Oper in Oslo, nahe dem BjørvikaHafen, vom Verkehr entlastet und aufgewertet.
Im Rahmen des Projektes – der Abschluss ist für
Februar 2010 geplant – wird erstmals in Norwegen ein Tunnel auf dem Meeresboden angelegt.
Dieser Tunnel besteht aus sechs 100 m langen
Elementen. Seine Form ist eine echte Herausforderung für die Ingenieure, denn jedes Element
ist gekrümmt. Einige der Elemente wurden auf
ebenem Untergrund im Trockendock hergestellt,
werden an ihrem Bestimmungsort auf dem Meeresboden jedoch in einer geneigten Position
platziert. Ein klarer Fall für die High Definition
Surveying™-Technologie von Leica Geosystems,
erzählt Frode Edvardsen von Skanska Norwegen, dem mit den Arbeiten beauftragten Unternehmen.
Der Bjørvika-Tunnel wird bei seiner Fertigstellung
1.100 m lang und sechs Fahrspuren breit sein. Von
diesen 1.100 m verlaufen 675 m am Meeresboden –
ein absolutes Novum in Norwegen. Davon abgesehen
handelt es sich bei dem Projekt auch sonst um eines
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der größten Bauvorhaben, das in Norwegen je durchgeführt wurde. Die Wände der sechs mehr als 100 m
langen Elemente sind 1 m, Decke und Boden 1,20 m
stark. Die Elemente selbst wurden im Trockendock an
der norwegischen Westküste gefertigt und anschliessend auf dem Seeweg nach Oslo transportiert.
Bestandsdokumentation der Elemente
Dem Wunsch unseres Kunden nach einer Bestandsdokumentation folgend, haben wir die ersten beiden Elemente mit einer herkömmlichen Totalstation
gescannt. Dies nahm jedoch sehr viel Zeit in Anspruch,
und auch die Auflösung war nicht vergleichbar mit
einem modernen Scanner. Nur die horizontalen
Oberflächen wurden mit der Totalstation gescannt,
während die vertikalen Oberflächen als Einzelpunktlinien gemessen wurden.
Bei den nächsten beiden Elementen verwendeten wir
die Leica Geosystems HDS-Technologie (High Definition Surveying™), da sich Bestandsvermessungen mit
einem Laserscanner viel einfacher vornehmen lassen
als mit einer Totalstation. Zu diesem Zeitpunkt (2006)
machten wir unsere ersten Gehversuche mit der HDSTechnologie. Wir scannten beide Elemente innen und
aussen komplett. Binnen weniger Tage konnten mit
einem Leica HDS3000 Scans aus 35 Positionen mit
hoher Auflösung fertig gestellt werden. Wegen der
Fundamente für die Wände der Ballasttanks war die
Arbeit mit der schweren Scanner-Ausrüstung jedoch
nicht ganz einfach. Diese Wände waren einen halben
Meter hoch und wir mussten die gesamte Ausrüstung
über jede einzelne heben – rund 60 bis 70 kg Gewicht
mussten jeweils von einer Scanposition zur nächsten
transportiert werden.
Bei den letzten beiden Elementen war die Vorgehensweise ähnlich, nur dass wir nun zwar mit einem
Leica HDS3000 Scanner begannen, aber noch während der Arbeit zur Leica ScanStation 2 wechselten.
Lars Gulbrandsen, HDS-Verkaufsingenieur bei Leica
Geosystems Norwegen, fuhr eigens die 540 km von
Oslo nach Bergen um die erste ScanStation 2 Norwegens persönlich auszuliefern. Die Arbeit mit der Leica
ScanStation 2 war fast wie mit einem «frisierten»
Leica HDS3000: Alles ging viel schneller! Statt sieben
oder acht schafften wir mit der ScanStation 2 nun elf
bis zwölf verschiedene Scanpositionen pro Tag!
Obwohl wir nun vor allem die Leica ScanStation 2
für den Auftrag einsetzten, nutzten wir auch normale Vermessungsmethoden. Grund dafür waren
die schmalen Sichtverbindungen zu den Fixpunkten
innerhalb der Elemente. Da sich ein einzelner Punkt
mit dem Scanner nicht so exakt bestimmen lässt,
wurde eine Totalstation verwendet, um die Bruchlinien innerhalb der Elemente zu messen. Mit vordefinierten Bruchlinien war die Vermaschung in der
Nachbearbeitungsphase einfacher.
Nachbearbeitung
Der Unterschied zwischen traditionellen Vermessungsmethoden und modernem Laserscanning liegt
darin, dass vor dem Scanvorgang die Umgebung erst
einmal physisch «aufgeräumt» werden muss, da
beim Scanning auch die gesamte Umgebung erfasst
wird. Je «sauberer» die Umgebung, umso weniger
«Ausschussdaten» erhält man, die hinterher aus
der Punktwolke entfernt werden müssen. Schwierig
ist das aber auf Baustellen – hier stehen oft jede
Menge Material, Baugerüste, Hebevorrichtungen und
Maschinen herum, für deren Entfernung meist keine
Zeit ist. Eine andere Herausforderung bei der Nachbearbeitung ist die Betonoberfläche: Da diese unregelmäßig ist, ist manchmal schwer zu entscheiden,
welche Punkte entfernt werden müssen und welche
nicht. Doch all dies muss bei der Rohbearbeitung der
Punktwolke berücksichtigt werden.
Die weitere Arbeit nach der Vermessung erfolgt
mit den halbautomatischen Bearbeitungstools von
Leica Cyclone wie «Region grow – Smooth surface»
zur manuellen Entfernung unerwünschter Punkte,
und natürlich dem überaus nützlichen «Limit box».
Für alle redundanten Punkte werden eigene Ebenen
angelegt, anstatt sie zu löschen. So bekommt man
sozusagen eine zweite Chance, wenn man Punkte
wieder zurückzuholen muss, weil man zuvor zu viele
gelöscht hat.
Zum Autor:
Frode Edvardsen ist Vermessungsingenieur bei Skanska Norwegen.
Der Bjørvika-Tunnel
Länge: 675 m
Breite: 30-40 m
Durchschnittliche Tiefe: 15 m
Gewicht: 37.000 Tonnen pro Element
Beton: insgesamt 90.000 m³
Eingesetzte Ausrüstung:
Scanner: Leica HDS3000, Leica ScanStation 2
Laptop: Panasonic Toughbook CF-19
Software: Leica Cyclone Scan / Register / Model
Totalstation: Leica TCRP1203
Das Magazin der Leica Geosystems | 33
Training & Service
in Guatemala
von Agnes Zeiner
Am 29. Dezember 1996 endete mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages der 36 Jahre dauernde Bürgerkrieg in Guatemala. Die
grundbesitzspezifischen Vereinbarungen des
Vertrages beinhalten auch die Schaffung eines
Landregisters auf Katasterbasis. Das «Guatemala Cadastre Project» setzt auf Produkte von
Leica Geosystems – und den laufenden Support
durch den Vertriebspartner Precision S.A.
Die Aussicht auf Frieden hat die guatemaltekische
Bevölkerung enger zusammenwachsen lassen und
der Regierung ermöglicht, den Finanzbereich, Institutionen und Gesetze zu reformieren und somit die
festgelegten Entwicklungsvorhaben zu unterstützen.
Das «Guatemala Cadastre Project» wird je zur Hälfte
von der Schweizer und der guatemaltekischen Regierung finanziert, und hat wesentlich zur Erstellung von
Landreformprojekten beigetragen.
Nach dem Ankauf von Leica Geosystems Totalstationen und GPS-Geräten im Jahr 2002 (siehe
Reporter 48) setzen das National Geografic Institute (IGN) und das Registro de Informacion Catastral (RIC) nun erneut auf Instrumente von Leica
34 | Reporter
Geosystems. Alfredo Bran, CEO von Precision S.A.,
dem Vertriebspartner von Leica Geosystems in Guatemala: «Im Projekt werden verschiedenste Instrumentengruppen von Leica Geosystems eingesetzt,
etwa Totalstationen, GPS/GNSS-Geräte, Nivelliere und
photogrammetrische Lösungen. Nun hat die Regierung uns den Auftrag über 14 Leica GNSS Referenzstationen erteilt – sie werden das gesamte Staatsgebiet erschließen und Guatemala in die Zukunft der
Geoinformation führen.»
Das Projekt beinhaltet auch die Bereitstellung von
Trainingsmöglichkeiten für die nächsten zwei Jahre.
Techniker des Registro de Informacion Catastral und
des National Geografic Institute wurden und werden
die nächsten Jahre von Leica Geosystems und der
BSF Swissphoto AG geschult. Das ist ein essentieller
Bestandteil des Projektes. Ein weiterer Grund für
den Erfolg ist, dass Precision S.A. mit ihrem zertifizierten Service-Center mit Spezialwerkzeugen und
Ersatzteilen laufenden Support garantieren kann.
Alfredo Bran: «Unsere Kunden müssen keine langen
Ausfallzeiten in Kauf nehmen, wenn sie ihr Instrument zum Service oder in Reparatur geben – nicht
zuletzt das macht uns seit 40 Jahren zum Marktführer in Gutatemala!»
Geländevermessung in Japan
In den Jahren 2005 bis 2007 wurde in Japan ein
umfangreiches
Landvermessungsprojekt
durchgeführt, bei dem etwa ein Viertel des Landes
(100.000 km²) mit Hilfe von Laserscannern aus der
Luft erfasst wurde. Asia Air Survey zeichnete dabei
für die Vermessung eines Fünftels dieser Fläche verantwortlich. Das Unternehmen beschloss, den Leica ALS50-II Laser Scanner erstmalig in Japan einzusetzen, und auch selbst erstmals Leica Geosystems
Technologie zu verwenden, um diesen Auftrag so
effizient wie möglich auszuführen.
Gebirgskämme werden weiss dargestellt, die Täler
schwarz. Die Intensität der roten Färbung hängt
von der Steigung ab. Geringe Neigungen erscheinen hellrot, starke dunkelrot.
Rot wurde gewählt, weil es sich dabei um die aus
ergonomischer Sicht klarste Farbe handelt.
In Japan wird luftgestützte Datenerfassung in erster
Linie für die Katastrophenverhütung eingesetzt.
Unter anderem wurde auch der Sameura Damm in
Kochi, einer der wichtigsten Dämme Japans, und seine Umgebung gescannt. Dabei entstand diese beeindruckende rote Reliefbildkarte (Red Relief Image Map
– RRIM). Dazu wurde eine von Asia Air Survey entwickelte und patentierte Visualisierungstechnologie
genutzt. Obwohl der See von Wäldern umgeben ist,
werden Gebirgsketten und Täler deutlich dargestellt.
Das Bild zeigt sehr deutlich die Vorteile dieser neuen
Technologie:
Das Gelände wird in 3D dargestellt.
Es besteht keine Abhängigkeit von einer Lichtquelle, die Schatten erzeugen könnte. Deshalb kann
das Bild ohne die Gefahr einer Reliefumkehr von
allen Seiten aus betrachtet werden.
5 cm Genauigkeit für die Landwirtschaft
Leica mojoRTK revolutioniert die Landwirtschaft
mit einer leistbaren Automatisierungslösung, die
RTK-Genauigkeiten von 5 cm ermöglicht. Die benutzerfreundliche Konsole ist in nur einer Stunde im
Radiofach des Traktors montiert. «Das Geräte- und
Kabeldurcheinander in der Kabine ist Geschichte. Leica mojoRTK ist eine echte ‹plug-and-play›-Lösung,
die ganz einfach selbst installiert werden kann», so
Mario Hutter, Business Manager Europa für Leica
Geosystems’ Agriculture Division. «Das komplette
mojoRTK System umfasst auch eine kabellose Basisstation, die mobil oder fix eingesetzt werden kann.»
Bildschirm und Einstellungen wie der Landwirt am
Gerät in der Kabine – so können Einstellungsprobleme «fernbedient» gelöst werden.
Und über Virtual Wrench™, das erste Fern-Serviceund Diagnose-Tool für den landwirtschaftlichen
Bereich, sieht der Support-Ingenieur den gleichen
Das Magazin der Leica Geosystems | 35
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Zentrale
Leica Geosystems AG
Heerbrugg, Schweiz
Tel. +41 71 727 31 31
Fax +41 71 727 46 74
Australien
CR Kennedy & Company Pty Ltd.
Melbourne
Tel. +61 3 9823 1555
Fax +61 3 9827 7216
Belgien
Leica Geosystems NV/SA
Diegem
Tel. +32 2 2090700
Fax +32 2 2090701
China VR
Leica Geosystems AG,
Representative Office Beijing
Tel. +86 10 8525 1838
Fax +86 10 8525 1836
Dänemark
Leica Geosystems A/S
Herlev
Tel. +45 44 54 02 02
Fax +45 44 45 02 22
Deutschland
Leica Geosystems GmbH Vertrieb
München
Tel. + 49 89 14 98 10 0
Fax + 49 89 14 98 10 33
Frankreich
Leica Geosystems Sarl
Le Pecq Cedex
Tel. +33 1 30 09 17 00
Fax +33 1 30 09 17 01
Großbritannien
Leica Geosystems Ltd
Milton Keynes
Tel. +44 1908 256 500
Fax +44 1908 246 259
Indien
Leica Geosystems Geospatial
Imaging India Pvt. Ltd.
Gurgaon
Tel. +91 124 4633000
Fax +91 124 4287475
Italien
Leica Geosystems S.p.A.
Cornegliano Laudense
Tel. + 39 0371 69731
Fax + 39 0371 697333
Japan
Leica Geosystems K.K.
Tokio
Tel. +81 3 5940 3011
Fax +81 3 5940 3012
Kanada
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Willowdale
Tel. +1 416 497 2460
Fax +1 416 497 8516
Korea
Leica Geosystems Korea
Seoul
Tel. +82 2 598 1919
Fax +82 2 598 9686
Mexiko
Leica Geosystems S.A. de C.V.
Mexico D.F.
Tel. +525 563 5011
Fax +525 611 3243
Niederlande
Leica Geosystems B.V.
Wateringen
Tel. +31 88 001 80 00
Fax +31 88 001 80 88
Schweiz
Leica Geosystems AG
Glattbrugg
Tel. +41 44 809 3311
Fax +41 44 810 7937
Norwegen
Leica Geosystems AS
Oslo
Tel. +47 22 88 60 80
Fax +47 22 88 60 81
Singapur
DKSH Technology Pte Ltd.
Singapur
Tel. +65 6479 1848
Fax +65 6273 1503
Österreich
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Spanien
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Polen
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