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59 Das Magazin der Leica Geosystems Liebe Leserinnen und Leser, Im traditionellen Projektmanagement spricht man vom «magischen Dreieck» – drei Faktoren, die in jedem Projekt zu berücksichtigen sind: Finanzen, Personalressourcen und Zeit. Kürzt man einen dieser Faktoren, erhöht das den Bedarf an den anderen. Muss ein Projekt beispielsweise früher als geplant fertig werden, braucht der Projektleiter mehr Geld. Oder mehr Mitarbeiter. Und manchmal sogar beides. Zeit ist Geld – eine Binsenweisheit, aber auch eine Erfahrung, die wir jeden Tag machen. Wir bei Leica Geosystems wollen unseren Kunden Produkte und Lösungen bieten, die es ihnen ermöglichen, ihre Aufgaben produktiver, effizienter, mit weniger Zeit und weniger Personalaufwand zu erledigen – ohne dabei Abstriche in Sachen Qualität zu machen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel, wie unsere Kunden Zeit und Geld sparen können, finden Sie ab Seite 19: Unser australischer Kunde Sinclair Knight Merz (SKM) hat sein Portfolio an Vermessungsinstrumenten landesweit standardisiert und vertraut nun ausschließlich auf Leica Geosystems Produkte – von der Totalstation bis zum Laserscanner. Die Mitarbeiter von SKM profitieren von geringem Lernaufwand, einfacher Anwendbarkeit und minimiertem Fehlerrisiko – und davon profitieren wiederum die Kunden von SKM. Produktivität, gepaart mit Qualität – neben den Projekten, die wir in dieser Reporter-Ausgabe vorstellen, finden Sie einige spannende Ergebnisse unserer Arbeit auch auf der Intergeo 2008 in Bremen. Wie freuen uns, Sie auf unserem Stand in Halle 5 begrüßen zu dürfen! Viel Spaß beim Lesen! INHALT Editorial 03 Im Reich des Weißen Goldes 06 Mission Service 08 Leica ADS40: 700 Menschen gerettet 09 Wenn der Berg rutscht 12 Größter Trimaran der Welt 14 Laser machen Geschichte lebendig 16 Erfassen eines Weltkulturerbes 18 Baggern im Brisbane River 19 Standardisierung lohnt sich für SKM 22 City Tunnel Leipzig 25 Eine Stadt in Bewegung 28 3D-Messtechnik für die Altbausanierung 32 Ein Tunnel am Meeresboden 34 Training & Service in Guatemala 35 Geländevermessung in Japan 35 5 cm Genauigkeit für die Landwirtschaft Impressum Reporter: Kundenzeitschrift der Leica Geosystems AG Herausgeber: Leica Geosystems AG, CH-9435 Heerbrugg Redaktionsadresse: Leica Geosystems AG, CH-9435 Heerbrugg, Schweiz, Tel: +41 71 727 34 08, reporter@leica-geosystems.com Für den Inhalt verantwortlich: Alessandra Doëll (Director Communications) Redaktion: Agnes Zeiner Erscheinungsweise: Zweimal jährlich in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache Nachdrucke sowie Übersetzungen, auch auszugsweise, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers erlaubt. © Leica Geosystems AG, Heerbrugg (Schweiz), September 2008. Gedruckt in der Schweiz Ola Rollén CEO Hexagon und Leica Geosystems 2 | Reporter Titelbild: Der Spiegelsee im Salzbergwerk Berchtesgaden, © Emanuel Raab Im Reich des Weißen Goldes von Agnes Zeiner Tourismusbetrieb? High-Tech-Bergwerk? Museum? Das Salzbergwerk Berchtesgaden ist von all dem etwas. Rund 400.000 Besucher pro Jahr zählt das Schaubergwerk. In den 28 Bohrspülwerken werden täglich rund 2000 Kubikmeter Sole produziert, die über 530 Tonnen hochwertiges Siedesalz ergeben. Und für Vermessungsspezialisten ist das Salzbergwerk eine phantastische Reise in die Zeit. Wolfgang Lochner, Leiter des Markscheidewesens und Chef des fünfköpfigen Vermesser-Teams im Salzbergwerk Berchtesgaden ist sicher, nicht nur einen besonders spannenden, sondern auch den schönsten Arbeitsplatz zu haben. Ist er nicht gerade unter Tage, hat er direkten Blick auf den Watzmann: «Wer hat das schon?» Berchtesgaden ist eines der letzten noch aktiven Salzbergwerke in Deutschland. 1517 wurde es mit dem Anschlag des Petersstollens von Fürstpropst Gregor Rainer gegründet. «Das Wissen um die Salzvorkommen hatten schon die Kelten, und im benachbarten Bad Reichenhall wird seit prähistorischer Zeit Salz abgebaut. Auch in Berchtesgaden gab es wohl schon früher Salzabbau, aber erst ab 1517 wurde er durch Gregor Rainer sozusagen zur Chefsache erklärt», greift Lochner in die Schatzkiste der Historie. Seit damals wurden etwa 100 km Stollen in den Berg getrieben. Ein Zentimeter pro Tag Die frühesten Pläne, auf die er zurückgreifen kann, stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. «Aber erste Kartierungen gab es sicher bereits im 16. Jahrhundert!» Sorgen, dass ihm irgendwann das Salz ausgehen könnte, braucht er sich trotz dieser langen Abbautradition aber keine zu machen: Die Vorkommen für die nächsten 30 Jahre sind erkundet; für weitere 100 Jahre weiß man, dass es Vorkommen gibt; und Experten schätzen die Kapazität auf die nächsten rund 300 Jahre. Jährlich werden derzeit rund 600 Meter Stollen vorgetrieben, und bei ca. 30 km offenen Strecken (Stollen) rund 28 Bohrspülwerke bearbeitet – jedes dieser Werke hat eine «AbbauLebensdauer» von rund 30 Jahren. >> Das Magazin der Leica Geosystems | 3 Zeichnung des Dietrich-Werkes im Salzbergwerk Berchtesgaden aus dem Jahr 1855. In Berchtesgaden wird Sole, der Rohstoff für hochwertiges Siedesalz, produziert. Diese wird dann über eine Pipeline in die Saline nach Bad Reichenhall geleitet. Dort wird die Sole gekocht, bis aus der Berchtesgadener Sole reines Speisesalz übrig bleibt. Ein Kubikmeter Sole enthält maximal 26,5 % Salz. «Das sogenannte ‹Nasse Verfahren›, durch das wir unser Salz hier gewinnen, ist relativ aufwändig», erläutert Lochner. Denn das Salz liegt nicht in Blöcken im Gestein, sondern muss durch die Zufuhr von Süßwasser ausgewaschen werden. «Dies geschieht in eben diesen Bohrspülwerken: Wir leiten von oben Wasser mit Trinkwasserqualität ein, das Salz wird herausgewaschen, durch ihr spezifisch höheres Gewicht trennt sich die Sole vom (leichteren) Süßwasser. Schlussendlich kann man das Salzwasser mittels einer Tauchpumpe nach oben und in die Pipeline pumpen.» Was so einfach klingt, ist ein langwieriger Prozess – pro Tag erhöht sich der Wasserspiegel in jedem Bohrwerk um nur etwa 1 cm. Immerhin ist jedes Bohrspülwerk etwa 125 m lang, 65 m breit und je 120 m hoch. Laptop und Lederhose Die Markscheiderei, die Vermessung unter Tage, ist wohl fast so alt wie der Bergbau. «Heute zählen zu unseren Aufgaben in erster Linie das Monitoring der bestehenden Stollen und Werke, die Vortriebsvermessung, Erkundung und – über Tage – die vermessungstechnische Betreuung von Baustellen (Bauvermessung) sowie die Verwaltung der Liegenschaften des Salzbergwerkes», erklärt Wolfgang Lochner. «Das macht auch den großen Reiz meines Berufes 4 | Reporter aus – er umfasst praktisch die gesamte Bandbreite der Ingenieurvermessung, langweilig wird uns nie!» Dazu gehören Erfassen und Darstellen der vorhandenen Grubenbaue; Erfassen, Überwachen und Dokumentieren des Abbaues; Planen und Abstecken von Auffahrungen; baubegleitende Vermessungen im Streckenvortrieb, ähnlich wie im Tunnelbau, sowie Erfassen und Darstellen von Gebirgsbewegungen. «Die heute von uns erreichten Genauigkeiten liegen bei unter 1 mm Standardabweichung im Nivellement unter Tage, ca. 0,5 mm Standardabweichung beim Nivellement ober Tage und unter 15 mm Punktlagegenauigkeit im Festpunktnetz im Lagenetz unter Tage», so Lochner. Eng kooperieren die Markscheider mit den hauseigenen und externen Geologen, aber auch die Zusammenarbeit mit der Bergbaubehörde gehört dazu. «Aus diesem Grund führen wir sogar zwei Datensysteme: Einerseits tragen wir bestehende Pläne des amtlichen Risswerkes noch von Hand mit Tusche, Füller und Wasserfarben auf Karton nach. Für die Planung und Dokumentation arbeiten wir selbst aber natürlich mit modernen CAD-Plänen. Sozusagen Lederhose und Laptop!», erklärt Lochner mit einem Lachen. Alt und Neu in friedlicher Koexistenz begegnet den Besuchern im Salzbergwerk Berchtesgaden auf Schritt und Tritt. Und das nicht nur im Schaubergwerk, wo jährlich rund 400.000 Besuchern die Welt des Salzabbaus unter Tage in der neu eröffneten «SalzZeitReise» zugänglich gemacht wird. Hier sind in Vitrinen – neben modernen Instrumenten wie der Leica TPS1200 – alte Markscheider- und Vermessungsgeräte wie eine Kippregel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, oder der Tachymeter Wild T2 zu sehen. Letzterer wurde von 1926 bis 1996 von Wild Heerbrugg (heute Leica Geosystems) hergestellt. Von Reichenbach bis Leica Geosystems Auch Lochner und sein Team setzen einerseits auf modernste Technik, darunter Digitalnivelliere Leica DNA03, Tachymeter Leica TCRA1100, Totalstationen des Leica System 1200, oder Laserdistanzmesser Leica DISTO™. Unverzichtbar sind aber nach wie vor manche alten Instrumente, etwa das Markscheider-Hängezeug, das seit 1897 in praktisch unveränderter Form in Verwendung ist, und erst vor kurzen durch eine speziell angefertigte digitale Bussole mit Bluetooth®-Schnittstelle zu einem Feldrechner ersetzt wurde. «Die meisten Instrumente haben sich wie unsere Aufgaben natürlich gewandelt – waren es früher Kippregel und Gradscheibe, mit denen die Markscheider unter Tag arbeiteten, sind es heute Digitalnivelliere und Totalstationen. Aber für manches gibt es einfach keinen Ersatz», meint Lochner. «Einige meiner ältesten Instrumente stammen aus der Werkstatt Reichenbach von 1800.» In Betrieb sind diese technischen Kunstwerke natürlich nicht mehr, aber: «Sie würden immer noch tadellos funktionieren – der Vorteil der Mechanik!» Auch beim Gang durch das Bergwerk zeigt sich, dass manche Gerätschaft bis heute unverzichtbar ist. So etwa ein «Röhrlkasten» aus Holz, der mit einem einfachen Verfahren die Durchflussmenge des Wassers in das Bohrspülwerk mit einer Genauigkeit <1 % misst. «Modell anno 1756, präzise und verschleissfrei», lacht Lochner. Daneben steht – wie aus einer anderen Welt – ein hochmoderner Computerschrank, dessen Inhalt zentral von über Tage über Lichtwellenleiter gesteuert wird. Obwohl hier die Vergangenheit so lebendig ist, gehören Wolfgang Lochners Gedanken doch der Zukunft. Vor kurzem hat sein Team Versuche mit Leica Geosystems High Definition Scannern durchgeführt, die jetzt ausgewertet werden. Denn die Strecken unter Tage sind zwar lage- und höhenmäßig erfasst, jedoch nicht als 3D-Modell. «Das genügt zwar, um so den Bezug zur Übertagesituation herstellen zu können aber unsere Ansprüche gehen doch weiter!» Die Welt unter Tage kann von jedermann besichtigt werden Die Tradition des Salzabbaus hat seit Jahrhunderten das Wesen der Region mitbestimmt. Die «SalzZeitReise» im Salzbergwerk Berchtesgaden macht diese Historie mit modernsten Mitteln von Entertainment, Edutainment und Infotainment für jeden erlebbar. Eine spannende Besucherführung, aktive und interaktive Steuerungsmodule, Lichtinstallationen, sinnliche Erlebnisse und Lernstationen führen den Besucher durch ein völlig neues Unter-Tage-Erlebnis. Weitere Informationen: Salzbergwerk Berchtesgaden Bergwerkstraße 83 D-83471 Berchtesgaden Telefon: +49 (0)86 52-6002-0 Telefax: +49 (0)86 52-6002-6, www.salzzeitreise.de, info@salzzeitreise.de Öffnungszeiten: 1.5. bis 31.10.2008: 9.00 bis 17.00 Uhr* 2.11. 2008 bis 30.4.2009: 11.30 bis 15.00 Uhr* (* letzte Einfahrt) Das Magazin der Leica Geosystems | 5 Mission Service von Agnes Zeiner Leica Geosystems Instrumente und Lösungen sind bei unseren Kunden auf allen Erdteilen im Einsatz. Gleichzeitig versprechen wir besten Support und Service – ganz egal, wo sich Kunde und Instrument befinden. Ein Spagat, den das Central Technical Services Team gemeinsam mit seinen Partnern tagtäglich schafft. Im Büro von Peter Ammann, Leiter der Central Technical Services, kurz CTS, sind an diesem Vormittag die Jalousien halb heruntergelassen, zum Schutz gegen die strahlende Schweizer Sommersonne. «Am Nachmittag hält man es hier sonst fast nicht mehr aus», lacht er – keine Sonderbehandlung also für den Leiter des über 30köpfigen CTS-Teams. Ammann ist ein Missionar. Nicht im religiösen Sinn, doch für seine Sache, denn allzu oft wird die Aufgabe seines Teams mit Reparatur gleichgesetzt. Aber technischer Service ist nur ein Teil des Service-Angebots, das Leica Geosystems ihren Kunden bietet. «Wir definieren auch die Rahmenbedingungen für dieses Angebot, sorgen für die Umsetzung und die laufende 6 | Reporter Überprüfung. Denn die Zeit, die sich ein Kunde normalerweise nimmt, um sich für ein Leica Geosystems Instrument zu entscheiden, ist eigentlich sehr kurz. Aber in den folgenden Jahren wird er dann mit diesem Gerät arbeiten, nicht selten seinen Lebensunterhalt bestreiten. Wir tun also gut daran, unseren Fokus auf diesen Zeitraum zu richten», erklärt Ammann. Der Kunde bekommt eine Gesamtlösung aus Produkt und Service: Mit den Leica Customer Care Packages, kurz CCPs, kann sich jeder Kunde genau jenes Service-Paket schnüren, das seinen Anforderungen entspricht – vom simplen Software-Update-Paket bis hin zum «Gold-Paket» mit umfassendem Hard- und Software-Service sowie Garantieverlängerung. Insgesamt unterhält Leica Geosystems bzw. ihre Partner über 200 zertifizierte Service-Zentren weltweit. Alle drei Jahre werden diese Zentren überprüft und so sichergestellt, dass die vorgeschriebenen Standards eingehalten werden. Diese Tätigkeit wird als Service Audit im Sinne der Qualitätssicherung wahrgenommen. «Diese Audits dienen aber auch der Beratung unserer Partner, denn oft lassen sich z.B. schon durch geringe Veränderungen in der Infrastruktur oder Investitionen Verbesserungen im Arbeitsablauf herbeiführen. Und das wirkt sich dann direkt auf die Durchlaufgeschwindigkeit der Serviceund Reparaturgeräte aus», so Ammann. Sicherstellen, dass alle Kunden – wo auch immer auf der Welt – den gleichen Service erhalten? Nicht ganz CTS-Mitarbeiter Guido Grossmann beim Justieren einer Totalstation Leica TCP1205+. einfach, das gibt sogar der CTS-Chef zu. «Wir sind natürlich sehr viel unterwegs, um unsere ServiceStandards überall hoch zu halten. Aber auch unsere Partner investieren viel.» Er führt uns zu einem großen Raum – einer Werkstatt, wie wir vermuten. Ammann lacht: «Nein, das ist ein Schulungsraum. Jeder neu angestellte Techniker bei einem Leica Geosystems Servicepartner kommt erst mal zu uns nach Heerbrugg in die Schweiz. Hier wird er auf allen Geräten geschult, sodass der Service dann vor Ort reibungslos vonstatten geht, und der Kunde sein Gerät schnellstmöglich zurück erhält. Bringt Leica Geosystems ein neues, innovatives Produkt auf den Markt, sind unsere erfahrenen Techniker involviert.» Denn das Wissen aus dem Service ist Information aus erster Hand, und fließt so wiederum in die Neuproduktentwicklung ein. «Faktoren wie die Customer Care Packages, die gesicherte Qualität in unseren zertifizierten Service-Werkstätten und die laufende Schulung unserer weltweiten Service-Techniker schaffen Vertrauen. Und Kunden, die Leica Geosystems vertrauen, werden sich auch in Zukunft für uns entscheiden», ist Peter Ammann sicher. Das Magazin der Leica Geosystems | 7 Leica ADS40: 700 Menschen gerettet von Rüdiger Wagner 700 Opfer des schweren Erdbebens im Mai 2008 in China konnten in Cao Ping gerettet werden, nachdem ihr Hilferuf «SOS700» in den Daten entdeckt worden war, die mit einem Leica ADS40 Sensor aufgenommen worden waren. In der Zeit nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Mai in Sichuan, China, benötigten die örtlichen Behörden im Rahmen der Schadenserhebungen einen schnellen, präzisen und verständlichen Überblick über die betroffenen Gebiete. Nach einer Anfrage durch die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) hat die Taiyuan Aero Photography Co Ltd. sofort angeboten, ihren Leica ADS40 Digitalen Luftbildsensor für Chongqing bei Chengdu, in der Provinz Sichuan, zur Verfügung zu stellen. Ab 13. Mai wurden 15 Flüge im Erdbebengebiet unternommen, wobei die Effizienz des Leica ADS40 Sensor Systems voll zum Einsatz kam. Mit tatkräftiger Unterstützung des Leica Geosystems Teams wurden Tag für Tag Terabytes von kontinuierlichen, hochqualitativen Bilddaten generiert und über Nacht den örtlichen Behörden und dem Büro des Staatspräsidenten zur Analyse und Information geschickt. Am 16. Mai, nachdem die Daten des Tages ausgewertet worden waren, schickte das Team von Leica Geosystems die korrigierten Bilddaten zum Zentralen Chinesischen Erdbebenrettungs-Zentrum der Regierung zur Auswertung. Während die Filmstreifen analysiert wurden, entdeckten die Mitarbeiter 8 | Reporter eine Nachricht mit «SOS700» auf dem Dach eines Gebäudes im Dorf Cao Ping nahe der Stadt Yingxiu. Obwohl zu diesem Zeitpunkt das Rettungszentrum die Nachricht nicht wirklich verstand, wurde sofort ein Rettungsteam zum Dorf geschickt. Beim Eintreffen in Cao Ping fanden die Retter 700 Dorfbewohner vor, die ohne Lebensmittel und Wasser waren – viele davon verletzt. Sam Chen, Vize-Präsident von Leica Geosystems in China, sagt dazu: «Das ist wirklich ein Fall, in dem die hochentwickelte Sensortechnologie des Leica ADS40 helfen konnte, Menschenleben zu retten. Wir bei Leica Geosystems sind stolz und fühlen uns geehrt, dass wir in einer gemeinsamen Anstrengung mit unseren Kunden und den örtlichen Behörden unserem Volk und unserem Land helfen konnten in dieser Zeit der Not. Mit Hilfe unserer Technologie können wir nun auch einen Beitrag leisten, um Sichuan wieder aufzubauen.» Die neueste Zeilensensor-Technologie des Leica ADS40 erlaubt die schnelle großflächige Aufnahme von Daten gleicher räumlicher Auflösung in allen Kanälen ohne Qualitäts- und Informationsverlust. Zusammen mit einem einfachen und schnellen Workflow gewährleistet der Leica ADS40 herausragende Produktionseffizienz, auch und gerade unter Zeitdruck. Zum Autor: Rüdiger Wagner ist Produktmanager Airborne Sensors bei Leica Geosystems in Heerbrugg/Schweiz. Wenn der Berg rutscht von Carlo Bonanno und Massimo Magnani Am 13. Dezember 1982 wurde die italienische Stadt Ancona von einem gewaltigen Erdrutsch heimgesucht – über zehn Prozent des Stadtgebiets waren betroffen. Häuser und Infrastruktur wurden schwer beschädigt, rund 3.000 Personen mussten evakuiert werden, die Eisenbahnlinie und die Staatsstraße waren blockiert, Wasser- und Gasversorgung unterbrochen. Nach jahrelangen Untersuchungen kamen die Behörden zum Schluss, dass eine Konsolidierung nicht möglich sei – einerseits wären dazu immense Summen nötig gewesen, andererseits rechnete man mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Umwelt. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, beschloss die Stadtverwaltung die Installation eines komplexen integrierten Monitoring-Systems für die ständige Überwachung der Rutschung. Der betroffene Teil der Stadt Ancona umfasst rund 341,5 Hektar. Er liegt an einem Berghang ab einer Höhe von rund 170 m und erstreckt sich bis zum Meer. Die Regenfälle in den 15 Tagen vor dem Erdrutsch am 13. Dezember 1982 waren zwar keineswegs außergewöhnlich gewesen, jedoch sehr ausdauernd – der unterirdische Wasserstand wurde konstant genährt. Nach der Katastrophe wurde auf nationaler und regionaler Ebene eine Reihe von Gesetzen erlassen, um die erforderlichen Mittel für Notmaßnahmen, Wiederaufbau und Sanierung des vom Erdrutsch betroffenen Gebiets sowie zur Unterstützung der Bürger aufzubringen. Im Anschluss an die ersten Notmaßnahmen wurden das betroffene Gebiet und die aufgetretenen Phänomene eingehend geprüft. Ziel war ein Plan zur Sicherung der dort befindlichen Wohnungen. Außerdem wurde ein Plan zur ständigen Überwachung des Rutschungsgebiets mit Hilfe von geodätischen und >> Das Magazin der Leica Geosystems | 9 geotechnischen Instrumenten erstellt, der die Ausarbeitung eines Notfallplans für den Zivilschutz ermöglichen sollte. Das Projekt wurde in zwei funktionale Abschnitte aufgeteilt. Für den ersten – die geodätische Instrumentierung – gewann Leica Geosystems im September 2006 die öffentliche Ausschreibung der Stadtverwaltung Ancona betreffend Lieferung und Installation eines integrierten hochpräzisen Monitoring-Systems. Für die Stationen des Netzwerks der 1. und 2. Stufe wurden ein Meter dicke Stahlbetonmasten zwischen 10 und 25 m tief ins Erdreich eingelassen. Sie ragen rund 3 m in die Höhe, auf ihnen befindet sich jeweils eine Totalstation Leica TCA2003. Die Antennen Leica AX1202 der GPS-Sensoren Leica GRX1200 sind auf Edelstahlmasten mit 10 cm Durchmesser und variabler Höhe befestigt. Die Stationen sind mit Stromversorgungs- und Kommunikationssystemen versehen. Gemeinsam mit den Technikern der Stadtverwaltung Ancona wurde Ende 2006 mit der Installation begonnen, die im Sommer letzten Jahres abgeschlossen war. Im Oktober wurde anlässlich einer Präsentation vor der Bevölkerung die (noch laufende) Phase für den Anlauf und die Kalibration des Systems eingeleitet. Damit konnten die Verantwortlichen erste Ergebnisse analysieren und die im Zivilschutzplan anzuwendenden Alarmschwellen festlegen. Für die Stationen des Netzwerks der 3. Stufe wurden auf den Hausdächern Einfrequenz-GPS-Antennen und Solarmodule installiert, die mit den Schutzund Stromversorgungskästen verkabelt sind. Auf den Wohnhäusern im betroffenen Gebiet sind rund 200 Prismen installiert, die von den sieben Totalstationen Leica TCA2003 angezielt werden. Der «Große Erdrutsch» aus heutiger Sicht. Drei Stufen für maximale Sicherheit Aufgrund der Größe des zu überwachenden Gebiets und der komplexen Morphologie der betroffenen Zonen umfasst das System drei Kontrollstufen: Die erste Alarmstufe besteht aus drei außerhalb der Rutschung befindlichen Hauptstationen, die mit Totalstation, Zweifrequenz-GPS und zweiachsigem Neigungssensor ausgestattet sind. Die zweite Stufe umfasst fünf innerhalb des Rutschungsgebiets aufgestellte Kontrollstationen mit der gleichen Instrumentierung. Die dritte Stufe, die aus einem Netzwerk aus 26 Einfrequenz-GPS besteht, umfasst die Überwachungsstationen, die auf den Wohnhäusern angeordnet sind, und alle Prismen-Punkte. 10 | Reporter Bis Mai 2008 keine signifikanten Bewegungen Das System wird vollautomatisch vom Kontrollzentrum gesteuert, das sich rund 3 km vom überwachten Gebiet entfernt in Ancona befindet. Eine WLANHyperLAN-Hauptkommunikationsleitung ermöglicht die vollständige und laufende Echtzeit-Kontrolle aller im Feld befindlichen Sensoren. Auf den Computern im Kontrollzentrum sind die Software-Lösungen Leica GeoMoS und Leica GNSS Spider für das Sensorenmanagement und die Datenanalyse installiert. Spezielle Software-Module wurden eigens für das Management der Alarmbereitschafts-, Voralarm- und Alarmschwellen und die Aktivierung der Warnsysteme zum Personenschutz entwickelt. Auf das System kann per Internet zugegriffen werden – so können die Verantwortlichen jederzeit steuernd eingreifen. Die Totalstationen Leica TCA2003 führen alle vier Stunden einen Messzyklus auf die Prismen aus. Die GPS-Sensoren zeichnen Messungen über eine Zeitdauer von sechs Stunden mit einer Datenrate von 15 Sekunden auf. Die Analyse der von Oktober 2007 bis Mai 2008 ermittelten Daten ergab, dass in diesem Zeitraum keine signifikanten Bewegungen zu verzeichnen waren. Ein Jahr nach der Implementierung des MonitoringSystems konnten die verantwortlichen Techniker die ersten Resultate analysieren. Diese für die Kalibrierung wichtige Zeit stellte einen wesentlichen Schritt dar bei der Festlegung der Alarmbereitschafts-, Voralarm- und Alarmschwellen. Künftige Implementierungen Der zweite funktionale Abschnitt des Überwachungsprojekts sieht die Lieferung und Installation von geotechnischen Tiefensensoren und hochpräzisen zweiachsigen Neigungssensoren vor. Die Integration von Sensoren und verschiedenen Technologien ermöglicht einerseits die effiziente Überwachung von komplexen gravitativen Phänomenen wie dieser Rutschung bei Ancona; andererseits können so dieses Phänomen und seine zeitliche Entwicklung anhand der erfassten Messwerte studiert werden. Damit können erforderlichenfalls gezielte und wirksame Konsolidierungsarbeiten geplant werden. schungsphänomen leben. Es ist damit nicht zuletzt auch eine neue Philosophie: Die gewohnten statischen Konzepte der Ingenieurtechnik müssen überwunden werden, wo sich diese offenkundig als nicht umsetzbar oder zu teuer erweisen. Zugleich muss die Gefahr für die Bevölkerung minimiert werden, die im Gebiet dieser Rutschung lebt. Zu den Autoren: Massimo Magnani und Carlo Bonanno sind Mitarbeiter bei Leica Geosystems SpA in Italien. Massimo Magnani arbeitet im Technischen Support für Engineering & Solutions, Carlo Bonanno ist Vertriebsmanager Engineering & Solutions. In Ancona müssen öffentliche Verwaltung und Bevölkerung aktiv mit einem schwerwiegenden Rut- Projektumfang «Grande Frana di Ancona» 7 7 26 230 40 Totalstationen Leica TCA2003 GPS-Sensoren L1/L2 Leica GRX1200 GPS-Sensoren L1 Leica GX1210 Überwachungsprismen Stromversorgungssysteme 1 Kommunikationssystem WLAN – HyperLAN 1 Echtzeit-Kontroll- und Leitzentrum für das Überwachungssystem mit der Software Leica GeoMoS und Leica GNSS Spider Das Magazin der Leica Geosystems | 11 Größter Trimaran der Welt von Hélène Leplomb Die Banque Populaire kann auf erhebliche Erfahrung beim Bau von Rennbooten verweisen, und hat sich damit im Segelsport einen Namen gemacht. Vor diesem Hintergrund stellt sich die «Segelbank» einer neuen Herausforderung – dem Bau des größten Trimarans der Welt, der «Banque Populaire V». Das Projekt hat nur ein Ziel: Alle bestehenden Segelrekorde zu brechen. Das Schiff hat einen 40 Meter langen mittleren Rumpf, flankiert von zwei 37 Meter langen Schwimmern, und darüber ragt ein 45 Meter hoher Mast. Das französische Unternehmen Ecartip wurde beauftragt, die fertigen Teile mit einem Leica Geosystems 3D Laserscanner zu vermessen und zu prüfen. Geht es um Höchstleistungen, ist die Wahl der richtigen Technik von essenzieller Bedeutung. So entschied man sich auch beim Aufbau der «Banque Populaire V» für eine bewährte Technologie – eine Schicht Nomex (hochfeste synthetische Fasern mit Wabenstruktur) wird durch Hitzeeinwirkung mit zwei Kohlenstoffschichten verbunden. Jedoch fürchtete man, dass sich die Elemente des riesigen Prototypen durch die Wärme verformen könnten. Daher beauftragte Olivier Bordeau, im Team Banque Populaire 12 | Reporter für Verbundwerkstoffe zuständig, die Firma Ecartip mit der Messung und Kontrolle der Bauteile des Schiffes mittels eines 3D-Laserscanners. Ziel war, Abweichungen zwischen den gefertigten Teilen und dem theoretischen digitalen Modell zu erkennen, um mögliche Verformungen festzustellen und auf dieser Grundlage geeignete Massnahmen ergreifen zu können, um die vorgesehene Leistungsfähigkeit des Bootes zu gewährleisten. Scannen von Rumpf und Schwimmern Zwei Mitarbeiter von Ecartip scannten vor Ort die verschiedenen Bauteile. Die Ergebnisse wurden direkt im Anschluss verarbeitet. Dabei lernte Eric Rabaud, Projektleiter bei Ecartip, das maximale Sichtfeld des Laserscanners Leica HDS3000 zu schätzen: «Durch das volle Sichtfeld konnten wir die Schwimmkörper schnell und ohne Einschränkungen scannen, indem wir den Laser einfach auf den Boden stellten. Ansonsten hätte man die Schwimmer anheben müssen, und das wäre unmöglich gewesen!» Bei den 37 Meter langen Schwimmern waren jeweils 10 Scan-Positionen nötig. Mit den redundanten Scans wurde eine Genauigkeit von ± 4 mm bei den Punktwolken und ± 2 mm bei der Modellierung erreicht. Ecartip erstellte Schnitte, 3D-Ansichten und Berichte über die ermittelten Abweichungen sowie Bauaufnahmepläne, mit denen die Konformität der Teile des Schiffes kontrolliert werden konnte. Durch die Modellierung der Rümpfe wurde es auch möglich, die realen Achsen und Symmetriepläne des Schiffes neu zu definieren. Die einzelnen Teile des Trimarans konnten so unter Berücksichtigung der mechanischen Eigenschaften und der beobachteten Verformungen genau ausgerichtet werden. Diese Präzisionsarbeit war etwa für das Anbringen der Schwertkästen und des Ruderblatts sowie anderer Teile des Schiffes von entscheidender Bedeutung. Diese Leistung überzeugte den Leiter des Teams Banque Populaire vollends, konnte er doch so nicht nur die festgestellten Deformationen handhaben, sondern hatte auch noch fünf Tage Zeit gegenüber der ursprünglichen Planung gewonnen. «Vorher wussten wir nicht, warum das Schiff mehr nach rechts oder nach links drehte, wir kontrollierten die fertiggestellte Arbeit mit Lotschnur und Maßband. Aber mit dieser Technologie gewinnen wir Zeit und erhöhen Zuverlässigkeit und Präzision der Messungen. Vor allem aber können wir vor dem Stapellauf die Symmetrieachse korrigieren», so Olivier Bordeau. Unterstützung bei der Montage Die Montage von solchen Teilen ist nicht unproblematisch, und Präzision beim Anbringen oberstes Gebot. Früher erfolgte das Führen beim Anbringen der einzelnen Elemente am mittleren Rumpf mit Hilfe einer Projektion auf dem Boden, und mit Lotschnur und Wasserwaage. So konnte die Montage Tage in Anspruch nehmen. Anschließend nahm man Ausschnitte vor, brachte das Teil in Position, und das Ganze wurde immer wieder wiederholt, bis jedes Teil perfekt an Ort und Stelle saß. Da das Team Banque Populaire von der Leistung der Firma Ecartip nun überzeugt war, beschloss man, die Anordnung der Arme am mittleren Rumpf mithilfe eines 3D-Laserscanners zu testen. Eric Rabaud definierte den auszuschneidenden Bereich an den modellierten Elementen des Schiffes und zeichnete ihn mit Hilfe eines Theodoliten auf den Rumpf. «Wir waren gewohnt, mit einer Sicherheitsmarge zu arbeiten», erläutert Olivier Bordeau. «Zuerst fürchteten wir das Risiko, den vorgezeichneten Bereich exakt auszuschneiden.» Doch schon nach dem ersten Teil konnte das Team feststellen: der Bereich war korrekt angezeichnet. Der Scanner begleitete die gesamte Montage und unterstützte das Team beim Zusammenbau und der Positionierung der einzelnen Teile. Dieser erste Einsatz des Leica HDS3000 Laserscanners hat die Messmethoden beim Bau von Rennbooten verändert: «In diesem Bereich gab es keine Messkultur – das ist eine Revolution», bestätigt Olivier Bordeau. Die Kontroll- und Montagevorgänge nahmen nur ein Drittel der sonst üblichen Zeit im sehr knappen Zeitplan in Anspruch. Gleichzeitig wurde es so möglich, die Elemente am mittleren Rumpf so anzuordnen und anzupassen, dass eine optimale Geometrie des Schiffes gewährleistet ist. Zur Autorin: Hélène Leplomb ist Marketing-Verantwortliche bei Leica Geosystems in Frankreich. Banque Populaire V Klasse: Bemannter Hochsee-Maxitrimaran Skipper: Pascal Bidégorry Länge: 40,00 m Breite: 23,00 m Verdrängung: 23 t Tiefgang: 5,80 m Höhe über Wasser: 45 m www.voile.banquepopulaire.fr www.ecartip.fr Das Magazin der Leica Geosystems | 13 Laser machen Geschichte lebendig von Daniel Stettler Hoch auf einer Sonnenterrasse im Unterengadin liegt im Schweizer Kanton Graubünden das kleine Bergdorf Tschlin mit 175 Einwohnern. Die wirtschaftlichen Aussichten wären hier trostlos, würde unter den Einheimischen nicht ein ganz besonderer Unternehmer- und Innovationsgeist herrschen. Doch die Veränderungen sind mit speziellen Herausforderungen verbunden: Wie kann das demographische Aussterben eines Ortes verhindert und der langfristige Verbleib der Bevölkerung gesichert werden, indem man jungen Familien Möglichkeiten zur Existenzsicherung bietet? Wie können die typischen Gebäude renoviert und erhalten werden, ohne sie zu Museen zu machen? Wie lassen sich historische Bauernhöfe in moderne Ferienhäuser umwandeln, ohne dass der spezielle dörfliche Charakter verloren geht? Tschlin ist das ideale Beispiel eines europäischen Bergdorfs am Übergang zwischen einst und heute. Deshalb wählten wir es als Fallbeispiel für Architekturstudenten der Universität Washington in Seattle. Als Initiator der Studie verbrachte ich den Sommer 2007 mit einer Gruppe von Studierenden vor Ort, um bei der Lösung der oben aufgeworfenen Fragen behilflich zu sein. Zwei Monate lang beschäftigten wir uns mit einer Reihe konkreter Projekte, die die Gemeinde bei der Planung ihrer Zukunft unterstützen 14 | Reporter sollen. Dabei spielten Vermessungsgeräte von Leica Geosystems eine wichtige Rolle. Anspruchsvolle Messbedingungen Eines der Projektziele war die präzise Bestandsaufnahme aller bestehenden Gebäude in Tschlin. Dazu wurden exakte Zeichnungen des Gebäudebestands und der öffentlichen Räume des Dorfs angefertigt, die als Grundlage für künftige Planungstätigkeiten dienen können. So einfach dies in der Theorie auch klingen mag – die steile Topographie der Gemeinde schuf in Kombination mit den unregelmäßigen Gebäudeformen Messbedingungen, die uns extrem herausforderten. Mit herkömmlichen Messwerkzeugen wie Latten und Maßbändern auf Leitern zu klettern, wäre ebenso mühsam wie gefährlich gewesen. Das typische Engadiner Haus mit seiner komplexen Form und bemerkenswerten Größe trug ebenfalls nicht zur Vereinfachung der Aufgabe bei. Mit Hilfe der Laser von Leica Geosystems konnten wir jedoch alle Gebäude vom sicheren Boden aus vermessen. Wir setzten drei verschiedene Instrumente ein: die Laserdistanzmesser Leica DISTO™ A5 und Leica DISTO™ A8 sowie den Linienlaser Leica Lino L2. Mit dem DISTO™ A5 und A8 wurden Höhen- und Distanzmessungen durchgeführt, während der Lino L2 die horizontalen und vertikalen Bezugslinien lieferte. Der DISTO™ A5 zeigte sich als das zuverlässigste Gerät für Punkt-zu-Punkt-Messungen. Für simple Messungen erwies sich die Einfachheit des Instru- ments als sehr praktisch. Doch unter erschwerten Bedingungen – wie bei ungünstigem Licht oder grossen Distanzen – leistete uns der Leica DISTO™ A8 die besten Dienste. Durch seinen digitalen Zielsucher mit Dreifach-Zoom kann der Messpunkt präzise anvisiert werden. rungsbedarf, wenn die Bewohner eines Hauses rote Linien auf der Fassade bemerkten. Doch schon am nächsten Morgen konnten sie noch immer erleichtert feststellen, dass mit uns auch die Linien wieder verschwunden waren... Innenmessungen im Sommer 2008 Schnelle und genaue Messungen Wegen der Topographie des Dorfes war die Messebene nicht immer im Lot und nivelliert. Aus diesem Grund konnten die trigonometrischen Funktionen des Leica DISTO™ längst nicht bei allen Messungen genutzt werden. Hier erwies sich dann der Leica Lino L2 als echte Unterstützung. Für uns war dieses Instrument nahezu unverzichtbar. Die praktische Selbstnivellierungsfunktion des Lasers ersparte uns Benutzern diese lästige, zeitaufwändige Tätigkeit. Das Instrument lieferte präzise horizontale und vertikale Linien, die fotografiert und digital zusammen montiert wurden. So konnte ein Raster auf den Gebäudefassaden erzeugt werden, das für die Rekonstruktion der Gebäude als Linienzeichnungen benötigt wurde. Um unsere Vermessungen – einschließlich der mit dem Leica Lino L2 geschaffenen Raster – fotografisch zu dokumentieren und schneller fertig zu werden, arbeiteten wir auch nachts. Die Dorfbevölkerung beobachtete uns erstaunt, wenn wir im Dunkeln unserer Tätigkeit nachgingen. Wir hatten festgestellt, dass dies die effizienteste Möglichkeit für unsere Messungen war. Gelegentlich gab es Erklä- Dank der Effizienz und Genauigkeit der Messgeräte von Leica Geosystems gelang es unserem sechsköpfigen Team, bis zum Ende des Sommers dreißig Gebäude in Tschlin komplett zu vermessen und zu zeichnen. Diese Datenerfassung wurde im Sommer 2008 fortgesetzt. Andere Studierende der Universität Washington haben nun damit begonnen, zusätzliche Messungen im Inneren der Gebäude vorzunehmen. Auch hier, bei der Bestimmung horizontaler und vertikaler Linien in den alten Engadiner Häusern, in denen kaum etwas im Lot bzw. plan ist, hat sich der Leica Lino L2 als sehr nützlich erwiesen. Das Institut für Architektur der Universität Washington möchte sich herzlich beim Team von Leica Geosystems für die zur Verfügung gestellten Geräte bedanken. Wir freuen uns schon darauf, in den kommenden Jahren mit diesen Instrumenten weiter an unserem Projekt zu arbeiten! Zum Autor: Daniel Stettler ist als Architekt in Seattle tätig. Er lehrt am Institut für Architektur der Universität Washington und leitet das Studio Tschlin. Das Magazin der Leica Geosystems | 15 Erfassen eines Weltkulturerbes von Paul Burrows Das CAP (Cyrene Archaeological Project) erfasst die Überreste der griechisch-römischen Stadt Kyrene im heutigen Libyen – ein gemeinsames Projekt des Oberlin College (USA), der Universität Birmingham (Großbritannien) und des libyschen Ministeriums für Altertümer. CAP soll die freigelegten und unterirdischen Anlagen dieses UNESCO-Weltkulturerbes mit systematischen Methoden erfassen. Dabei kommt eine Kombination aus boden- und luftbasierten sowie unterirdischen Messtechniken zum Einsatz, darunter eine Leica ScanStation und ein Leica HDS6000 Scanner. VISTA, das Visual and Spatial Technology Centre (Zentrum für visuelle und räumliche Technologie), ist Teil des Instituts für Archäologie und Antike der Universität Birmingham. Hier werden 3D-Daten durch 16 | Reporter die Erstellung digitaler Umgebungen erfasst, analysiert, gespeichert und anschließend modelliert – vom Objekt bis zum Landschaftsraum. Das Zentrum wurde 2003 gegründet und hat seither kontinuierlich Beziehungen zu anderen Universitäten und Institutionen auf der ganzen Welt aufgebaut. Auf Basis dieser globalen Verbindungen entstanden einige umfangreiche Forschungsprojekte, bei denen hoch qualifizierte Expertenteams neueste Technologien zur Datenerfassung einsetzen. Und hier kommen die Leica Geosystems High Definition Surveying™ Technologie und die terrestrischen und GPS-Totalstationen (TPS/GPS) ins Spiel, dank derer es VISTA gelang, eine Datensammlung anzulegen, deren Genauigkeit noch vor wenigen Jahren praktisch unvorstellbar war. «Als Historiker ist es unser Ziel, alle Datentypen mit neuester Technologie zu erfassen und in das größte volumetrische Modell unterirdischer Gegebenheiten zu integrieren, das je für archäologische Zwecke «Als Historiker ist es unser Ziel, alle Datentypen mit neuester Technologie zu erfassen und in das größte volumetrische Modell unterirdischer Gegebenheiten zu integrieren, das je für archäologische Zwecke erstellt wurde.» Professor Vince Gaffney, Inhaber des Lehrstuhls für Landschaftsarchäologie und Geomatik des VISTA. erstellt wurde», erklärt Professor Vince Gaffney, Inhaber des Lehrstuhls für Landschaftsarchäologie und Geomatik bei VISTA. VISTA und das Kyrene-Projekt Als eine der am besten ausgestatteten Einrichtungen Europas eignete sich VISTA ideal für die Teilnahme am Kyrene-Projekt. Vom 17. bis 28. Juni 2007 wurden vor Ort die Daten erfasst. Zum Einsatz kam ein Leica HDS6000 Scanner in Kombination mit einer externen Kameralösung. Zusätzlich wurde ein Foerster Magnetometer-Array, zusammen mit einer Leica SR530 Differential-GPS-Lösung, zur Durchführung der umfangreichen geophysikalischen Vermessungen verwendet. Die Wahl fiel auf den Leica HDS6000, da dieses Instrument den neuesten Stand der Technik im Bereich phasenbasierter Scannertechnologie am Markt repräsentiert. «Das Gerät arbeitete auch unter den für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen von über 35 °C hervorragend. Die leichte Ausführung, die hohe Batterielebensdauer und der Transportkoffer, der wie ein Rucksack getragen werden kann, ermöglichten maximale Mobilität», so Dr. Helen Goodchild, die Leiterin des Bereichs Geomatik beim Projekt. Erstellung von kompletten 3D-Modellen Mit dem Leica HDS6000 und der Leica ScanStation konnten innerhalb von zwei Wochen über 120 Scans durchgeführt und mehr als 150 GB Daten gesammelt werden – das entspricht mehreren Milliarden Vermessungspunkten. Die Registrierung erfolgte mittels Leica Cyclone Register, die Georeferenzierung unter Verwendung von GPS-Datenkontrollpunkten, die mit der Leica SR530 DGPS-Basisstation und einem Rover erfasst worden waren. Mit den vom Leica HDS6000 gesammelten Daten wurden frei navigierbare, animierte Modelle, 2D-Schnitte und -Scheiben erstellt. Zudem wurden komplette 3DOberflächenmodelle generiert, die eine unersetzliche Dokumentation des Gebiets darstellen. Außerdem wurden die Informationen zusammen mit den GPS-, Magnetometrie-, Bodenradar- und Umweltvermessungsdaten in die GIS-Software-Suite des VISTA integriert, um sie im Kontext zu analysieren. Das Institut für Archäologie der Universität Birmingham nützt seit Jahren Vermessungstechnologien von Leica Geosystems. Der Vorstoß in den Bereich High Definition Surveying ist daher nur einen logischer Schritt. Ohne den Leica HDS6000 Scanner und die Leica ScanStation wäre das Projektteam nicht in der Lage gewesen, die Daten antiker Bauwerke mit einer solchen Präzision in so kurzer Zeit zu erfassen. Über den Autor: Paul Burrows ist Projekingenieur für High Definition 3D Laser Scanning bei Leica Geosystems in Großbritannien. Das Magazin der Leica Geosystems | 17 Baggern im Brisbane River von Stefana Vella Sauberes Wasser ist ein wertvolles Gut – besonders, wenn es nicht genug davon gibt. Die östlichen Landesteile Australiens erlebten in den vergangenen beiden Jahren schwere Dürreperioden. Um die Auswirkungen dieser und auch künftiger Trockenheiten zu minimieren, wurde vom Bundesstaat Queensland das Western Corridor Recycled Water Project ins Leben gerufen, die größte Wasseraufbereitungsanlage dieser Art in der südlichen Hemisphäre. Das australische Unternehmen Caldme ist auf Grabungen mit großer Reichweite und unter Wasser spezialisiert und wurde als Subunternehmer zu diesem Projekt hinzugezogen. Der Auftrag lautete, den Aushub für ein 60 Meter langes Ausleitungsrohr mit drei Diffusoren an der Wasseraufbereitungsanlage Goodna durchzuführen – in bis zu 14,5 Metern Wassertiefe im Brisbane River. Wichtig war, die Grabungen unter allen Gezeitenbedingungen vorantreiben zu können und so die zur Verfügung stehende Arbeitszeit maximal auszunutzen. Bei diesem schwierigen Auftrag setzte das Unternehmen auf ein 3D-GPS-System von Leica Geosystems. Ein Leica 2D MC300 DigSmart System war bereits auf dem Hyundai R290LC-7 LR Long-Reach-Bagger von Caldme montiert, daher mietete man für die Dauer des Projekts das benötigte 3D-GPS-System vom Leica Geosystems Vertriebspartner C.R. Kennedy. Die Systeme ließen sich reibungslos integrieren und sorgten dafür, dass sich die mangelhaften Sichtverhältnisse nicht problematisch auswirkten. Das beschleunigte die Arbeiten wesentlich. Der Bagger wurde auf einem an Pfählen vertäuten Lastkahn montiert. Das GPS-System half, den Kahn in die richtige Position zu bringen, was erheblich Zeit sparte. Hauptziel der Arbeiten waren das Anlegen einer ebenen Unterlage im Flussbett und die Installation der Diffusoren in einem Sarkophag. Zum Auftragsumfang zählte auch die Herstellung einer Bewehrung aus Steinen und einer geneigten Böschung am Flussufer. Obwohl der Bagger in der maximal möglichen Tiefe grub, erlaubte das Leica 3D-GPS-System den Abschluss der Bauarbeiten innerhalb der Toleranzen und in rund der Hälfte der vorgesehenen Zeit. Obschon die Arbeiten als höchst riskant eingestuft worden waren, konnten sie ohne die kleinste Beschädigung von Leitungen, Material oder Personen durchgeführt werden. Das System vereinfachte auch die Einhaltung der Vorgaben der Umweltschutzbehörde, denen zufolge nur in einem knapp bemessenen Bereich gegraben werden durfte. Zur Autorin: Stefana Vella ist Business Development Consultant und Marketing Manager bei C.R.Kennedy, dem australischen Vertriebspartner von Leica Geosystems. 18 | Reporter Vermessung des historischen Port Arthur Gefängnisses, Tasmanien, mit HDS- und TPS-Instrumenten Standardisierung lohnt sich für SKM von Alison Stieven-Taylor Sinclair Knight Merz (SKM) ist ein bekannter und innovativer australischer Dienstleister im Bereich räumlicher Informationen. Nun wurde einmal mehr Neuland beschritten: Im Zuge eines umfangreichen Liefervertrags mit C.R. Kennedy, dem Vertriebspartner von Leica Geosystems, standardisierte SKM seine Vermessungsgeräte auf landesweiter Ebene umfassend. Im Rahmen des ehrgeizigen Projekts wurden alle Vermessungsinstrumente des Unternehmens durch Geräte und Firmware von Leica Geosystems ersetzt. So erreicht SKM dank der gemeinsamen InstrumentePlattform nun einen völlig neuen Grad an Kompatibilität und Effizienz. Leigh Finlay, Spatial Manager für Neusüdwales und SKM Practice Leader für Vermessung, erklärt: «Für die Standardisierung unseres Geräteportfolios im Bereich Vermessungsdienstleistungen gab es zwei Hauptargumente: Einerseits waren die Benutzer teilweise nur unzureichend vertraut mit den unterschiedlichen Produkten, die wir bisher verwendeten, und andererseits mussten wir unsere alternde Geräteflotte auf den neuesten technischen Stand bringen.» SKM wollte landesweit >> Das Magazin der Leica Geosystems | 19 eine größtmögliche Standardisierung erreichen, um sowohl die Mitarbeiter als auch die Instrumente möglichst effizient in ganz Australien einsetzen zu können – dort, wo sie gerade benötigt werden. kungen, denen wir uns bisher durch die Nutzung von Produkten verschiedener Anbieter ausgesetzt sahen, beseitigt werden können.» Technologie, Service und Support «Außerdem konnten wir so gemeinsam mit einem Hersteller, der uns kompetent und kostengünstig modernste Vermessungsgeräte liefert, einen langfristigen Plan entwickeln, der regelmäßig überarbeitet und aktualisiert wird. Nutznießer dieser Maßnahmen sind vor allem unsere Kunden», erklärt Leigh Finlay. «Wenn man, so wie wir bisher, Geräte unterschiedlichster Anbieter verwendet und einen mobilen Mitarbeiterstab beschäftigt, ist nicht immer gewährleistet, dass Vermessungstechniker und -instrument zusammenpassen. Aber leider können wir uns den Luxus von ‹Learning by doing› während der Arbeit nicht leisten. Die Zeit, die dafür benötigt wird, sich mit dem Gerät vertraut zu machen, ist bares Geld wert. Wir sind sicher, dass unsere Projekte und Kunden von der erhöhten Effizienz dank der neuen Geräte profitieren werden. Wir glauben, dass durch die Arbeit mit nur einer Gerätemarke und nur einem Hersteller unsere Prozesse gestrafft, die Zusammenarbeit zwischen den Regionen verbessert und die Einschrän- 20 | Reporter Leigh Finlay räumt ein, dass die Entscheidung aufgrund unterschiedlicher Markenpräferenzen im Unternehmen nicht einfach war. «Es war ein wenig wie der Versuch, einem eingefleischten Opel-Fan einen Ford zu verkaufen. Es wird immer Menschen geben, die lieber einen alten Opel fahren als einen brandneuen Ford.» Die Entscheidung wurde nach einer gründlichen Bewertung der verschiedenen Anbieter getroffen, in die SKM-Vertreter aller Regionen eingebunden waren und in deren Rahmen nicht nur die Geräte, sondern auch weitere Dienstleistungen und der laufende Support der jeweiligen Anbieter evaluiert wurden. Leigh Finlay: «So bekamen wir führende Technologie in Kombination mit einem umfassenden, landesweiten Service- und Supportpaket.» «Während des vergangenen Jahrzehnts haben die technologischen Entwicklungen unsere Arbeitsprozesse vollkommen verändert. Meiner Ansicht nach hat Leica Geosystems auf dem Gebiet der Vermessungstechnologie enorme Innovationen hervorgebracht. Beispielsweise entwickelte Leica Geosystems als erster Anbieter Strichcode-Latten – ein völlig neues Konzept. Die Einführung der Leica SmartStation, die GPS/GNSS und TPS in einem Instrument vereint, bildete einen weiteren Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft, und die 3D-LaserscannerTechnologie von Leica Geosystems hat die Art, wie wir Daten erfassen, revolutioniert. Wir waren und sind äußerst zufrieden mit den Geräten von Leica Geosystems. Dies gilt insbesondere auch für den Leica 3D-Laserscanner, dank dem wir unseren Kundenstock erweitern können. Durch die Arbeit mit den Technologien von Leica Geosystems halten wir unsere eigenen strengen Standards ein, und übertreffen sogar noch die Erwartungen unserer Klienten.» Volle Unterstützung bei allen Projekten Leigh Finlay zufolge gehen die Bemühungen von C.R. Kennedy hinsichtlich Service und Support weit über das übliche Maß hinaus. «Wir haben in der Vergangenheit durchaus mit all unseren Lieferanten gute Beziehungen gepflegt, doch in diesem Fall schlug uns C.R. Kennedy ein wirklich außergewöhnliches Paket vor, das alle unsere Bedürfnisse abdeckt. Dank der Liefer-, Schulungs- und Serviceangebote von C.R. Kennedy haben wir jederzeit die Gewissheit, dass wir bei neuen, schwierigen Projekten in jeder Hinsicht volle Unterstützung haben.» Das Paket von C.R. Kennedy beinhaltet auch eine Mietvereinbarung, die Leigh Finlay ursprünglich nicht für notwendig erachtete. Doch da die Auftragsbücher voll sind, nutzt SKM nun gerne die Möglichkeit, zusätzliche Geräte zur Erweiterung der permanenten Geräteflotte anzumieten. «Die Vorteile der Standardisierung sind bereits sichtbar. Durch die Dienstleistungen, die C.R. Kennedy für uns erbringt, sowie den Umstand, dass alle unsere Mitarbeiter mit all unseren Geräten vertraut sind, können wir sehr schnell reagieren, wenn unsere Dienstleistungen von den anderen Geschäftsbereichen von SKM angefordert werden. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir die Erwartungen, die an uns gestellt werden, bei jedem Projekt erfüllen können – dank der idealen Kombination aus Fähigkeiten, Geräten und ‹Verstärkung im Hintergrund›.» Zur Autorin: Alison Stieven-Taylor ist Journalistin in Melbourne. Umfang des Liefervertrags 28 18 12 7 6 1 GPS1200 GNSS-Systeme TCRP1200+ Totalstationen RX1250 T Controller SmartStations DNA Digitalnivelliere HDS6000 3D-Laserscanner zusätzlich zum bereits vorhandenen HDS3000 Scanner www.skmconsulting.com www.crkennedy.com.au/survey Linkes Bild: Vermessung im Outback am Robinson River, Northern Territory. Rechtes Bild: Scan im Hüttenwerk Hobart, Tasmanien – bei Vollbetrieb des Werkes. Das Magazin der Leica Geosystems | 21 City Tunnel Leipzig von Michael Amrhein, Guido von Gösseln und Dieter Heinz Als einer der größten Kopfbahnhöfe Europas ist der Leipziger Hauptbahnhof einer der wichtigsten Knotenpunkte im mitteldeutschen Nahund Fernverkehr. Seine Bauweise als Kopfbahnhof bietet den Reisenden zwar leichten Zugang und bequemes Umsteigen, erfordert jedoch auch sehr zeitaufwändige Fahrtrichtungswechsel und benötigt eine viel größere Fläche als ein Durchgangsbahnhof. Eines der anspruchsvollsten Tunnelbauprojekte Deutschlands soll Abhilfe schaffen: Der City Tunnel Leipzig. Schon während des Baus des Bahnhofs von 1902 bis 1915 wurde eine Möglichkeit der direkten Anbindung des sogenannten «Bayerischen Bahnhofs» vorgesehen, um den Norden und den Süden der Stadt zu verbinden. Doch die beiden Weltkriege verhinderten eine erfolgreiche Umsetzung. Mit der Gründung der S-Bahn Tunnel GmbH (SBTL) im Jahr 1996 wurde das Projekt City Tunnel Leipzig wieder aufgenommen und Voruntersuchungen zur seiner Realisierung und Finanzierbarkeit durchgeführt. 2003 wurde schließlich der Startschuss für die Bauarbeiten gegeben. 22 | Reporter Das Projekt «City Tunnel Leipzig» besteht aus insgesamt drei Abschnitten: Die Abtauchstrecke südlich des Bayerischen Bahnhofs (Los A); das Herzstück des Projekts (Los B) mit der Errichtung der beiden Schildtunnel (je ca. 1.500 m) und der 4 Stationen; und der dritte Abschnitt (Los C) beinhaltet die Unterfahrung des Hauptbahnhofs mit anschließendem Auftauchbereich und ermöglicht die Anbindung an das bestehende Gleisfeld. Die Durchführung eines solchen Projektes stellt alle beteiligten Ingenieure vor extreme Herausforderungen, insbesondere wenn – wie im Falle des CTL – diese Arbeiten unterhalb einer Stadt stattfinden. Alle Vermessungsarbeiten in den drei Losen werden von Angermeier Ingenieure GmbH (Los B in einer Arbeitsgemeinschaft mit Geodata ZT) durchgeführt. Dazu gehörte auch die Verschiebung des Portikus am Bayerischen Bahnhof. Der Umzug dieses denkmalgeschützten historischen Bauwerks war durch den Bau einer der vier Stationen nötig, und wurde von der Leipziger Bevölkerung und den Medien gleichermaßen aufmerksam verfolgt. Grundlage sämtlicher vermessungstechnischer Arbeiten bilden Messprogramme, in denen alle geodä- tischen Aufgaben genau beschrieben und festgelegt sind. Die Freigabe erfolgt durch einen Vertreter des Bauherrn, die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH). Der Umfang von über 20 Messprogrammen verdeutlicht die Dimensionen dieses Projekts und zeigt eindrucksvoll den hohen Anspruch, der hier an die Vermessung gestellt wird. Das Grundlagennetz Als Ausgangspunkt sämtlicher Messungen diente das vom Bauherrn übergebene hochpräzise Grundlagennetz. Durch zwei große losübergreifende Netzmessungen mit jeweils drei unabhängigen Messkampagnen konnte dieses verdichtet werden. Es ermöglicht so die Steuerung der Tunnelbohrmaschine (TBM) und die Ausführung sämtlicher Deformations- und Bauausführungsvermessungen. Die Lagemessungen wurden mit Tachymetern vom Typ Leica TCA2003 in Verbindung mit Präzisionsprismen GPH1-P und in Kombination mit GPS-Messungen (Leica GPS500, Leica GPS1200) durchgeführt. Die Höhenbestimmung erfolgte in 2 Kampagnen mit dem Einsatz von Digitalnivellieren (Leica DNA03) in Verbindung mit Invarlatten und dem RVVR-Messverfahren. Die Ergebnisse der Netzmessungen lieferten Genauigkeiten von ca. 1-2 mm in der Lage und 0,5 mm in der Höhe. Die vermessungstechnischen Aufgaben am City Tunnel Leipzig gliedern sich in zwei große Teilbereiche. Auf der einen Seite ist dies die Bauausführungsvermessung und damit verbunden die Kontrolle der plangerechten Bauausführung. Auf der anderen Seite die Durchführung von Bewegungs- und Deformationsmessungen (BDM), da bei einem Projekt dieser Größenordnung mit Deformationen an der Oberfläche und an Gebäuden zu rechnen ist. Risikominimierung Zur Reduktion des Risikos auf ein Minimum wurde ein umfangreiches Sicherungs- und Überwachungskonzept entwickelt, bei dem mehr als 60 Gebäude und technische Einrichtungen mittels tachymetrischer Messungen und Präzisionsnivellement überwacht werden. Bis zum Ende des Projekts werden so bis zu 8.000 km nivelliert, bei einer Projektlänge von ca. 6 km. Um eventuell auftretenden Setzungen an Gebäuden entgegen zu wirken, wird das Compensation-Grouting Verfahren eingesetzt. Hierbei werden von insgesamt 12 Schächten Horizontalbohrungen unter den Gebäudefundamenten durchgeführt. In diese Bohrungen wird eine Zementsuspension eingebracht, und so das Erdreich stabilisiert. Das darüber liegende Gebäude kann bei auftretenden Setzungen >> Das Magazin der Leica Geosystems | 23 durch weiteres Einbringen von Suspension wieder in seine Ausgangslage gebracht werden. Dieses System wird bei insgesamt 35 Gebäuden angewandt und über 1.350 Druckschlauchwaagen gesteuert und überwacht. Diese Schlauchwaagen werden durch Angermeier Ingenieure GmbH eingebaut und permanent betreut. Sie liefern in kritischen Situationen im 45Sekunden-Takt Messwerte an ein zentrales Auswertesystem. Bis zum Projektende werden hier Daten im Umfang von über 400 Gigabyte gesammelt. zuverlässig getroffen werden. Das System umfasst ca. 200 Deformationspunkte und 60 Festpunkte, die alle mit Leica GPH121 Reflektoren ausgestattet sind. Die hohe Präzision und die vollautomatische Funktionsweise werden durch den Einsatz von mehr als 12 Leica Geosystems Tachymetern erreicht, die sich bereits als sehr zuverlässig erwiesen haben. Dass dieses System keinerlei Beeinflussung des Bahnhofbetriebes für die Fahrgäste darstellt, zeigt die hervorragende Konzeption und Umsetzung. Tachymetrisches Monitoring Zu den Autoren: Die Autoren Michael Amrhein (Geschäftsführer), Guido von Gösseln und Dieter Heinz sind bei Angermeier Ingenieure GmbH beschäftigt. Die Schwerpunkte des Unternehmens liegen in den Bereichen der Ingenieurvermessung (Tunnel, Gleis), Konzeptionierung und Einrichtung von Systemen zur Bauwerksüberwachung und in der geometrischen Betreuung von großen Infrastrukturprojekten. Einen weiteren hochsensiblen Bereich bei der Herstellung der unterirdischen Stationen stellt der Westflügel des Leipziger Hauptbahnhofes dar. Zur Überwachung des Bauwerks wurde ein tachymetrisches Monitoring-System bestehend aus 12 Tachymetern (Leica TCA2003) eingerichtet. Im Stundentakt werden hier Messungen durchgeführt, aufbereitet und automatisch ausgeglichen. So können jederzeit Aussagen über mögliche Deformationen am Bauwerk selbst oder an tragenden Teilen, wie Binderstützen, Hoher Aufwand für die Sicherheit Das Projekt City Tunnel Leipzig stellt eines der aufwändigsten Tunnelbauprojekte im Rahmen der Infrastruktur-Modernisierung in Deutschland dar. Die Anforderungen an die Geodäten aus fachlicher Sicht und auch im Hinblick auf die ständige Verantwortung zur Abwehr von personellem und finanziellem Schaden sind immens. Für die Bewohner und Besucher der Stadt bedeutet dieser hohe Aufwand jedoch ein unschätzbares Maß an Sicherheit. Die Tunnelbohrmaschine kurz vor dem Einsatz. 24 | Reporter Eine Stadt in Bewegung von Vicki Speed In Manhattan ist eine neue Art von Beamten im Dienst. Sie sorgen sieben Tage pro Woche 24 Stunden täglich für Schutz und Sicherheit der Menschen in New York City, verlangen nie eine Gehaltserhöhung und machen keine Pausen. Sie messen und überwachen die Bewegungen von Gebäuden und Infrastruktur, die bei den intensiven Bautätigkeiten auftreten können, die hier rund um die Uhr stattfinden – in der Stadt, die niemals schläft. In den vergangenen fünf Jahren hat sich New York City zu einer der größten Baustellen der Welt entwickelt – sowohl über als auch unter der Erde. Da ist einerseits das gut sichtbare 65.000 m² grosse Areal des ehemaligen World Trade Centers, und gleichzeitig erweitert die Stadt ihr U-Bahn-System um mehrere neue Linien. Parallel dazu bauen bzw. renovieren öffentliche und private Auftraggeber zahlreiche Hochhäuser, Geschäfts- und Wohnkomplexe. Dass derartige Großbaustellen Bewegungen der umliegenden Gebäude verursachen, ist unvermeidlich. Diese müssen die New Yorker Ingenieure und Vermessungsfachleute laufend überwachen, um Katastrophen zu vermeiden. Moderne, laserbasierte Überwachungsinstrumente sind dafür die zuverlässige, kostengünstige und dauerhafte Lösung. Derzeit sind in New York City über 40 automatische Überwachungsgeräte für die langfristige Strukturüberwachung im Einsatz. Sie liefern Antworten auf die Fragen: «Hat sich etwas bewegt?» und wenn ja, «wie viel und wann?». Rund um die Uhr im Einsatz Im Rahmen des 490 Millionen US-Dollar (327 Millionen Euro) teuren Projekts zum Ausbau des New Yorker UBahn-Systems wird die bestehende U-Bahn-Station South Ferry Terminal in Lower Manhattan erweitert. Nach der Fertigstellung Anfang 2009 wird der Terminal Platz für U-Bahn-Züge mit bis zu 10 Waggons bieten und über mehrere Ein- und Ausgänge mit Rolltreppen und Aufzügen verfügen. Die Geocomp Corporation, führend in der Echtzeit-Überwachung von Bauwerken, wurde mit dem Monitoring der über- und unterirdischen Strukturen in der Umgebung beauftragt – dazu zählen viele historische Gebäude. An mehreren Stellen auf dem gesamten Baustellenareal South Ferry Terminal wurden Leica TCA1800 >> Das Magazin der Leica Geosystems | 25 Gerard Manley (Leica Geosystems) mit einem Ingenieur (Geocomp) im Gespräch über das World Trade Center Projekt. Totalstationen angebracht. Allen Marr, der Präsident von Geocomp, erläutert: «Wir nutzen die automatische Zielerfassungsfunktion (ATR) der Instrumente zur Messung von Änderungen der Zielpositionen, die sich an bestehenden Strukturen befinden. Derartige Messungen sind auf 1 mm genau. Die Leica Geosystems Totalstationen sind richtige ‹Arbeitstiere›, darauf ausgelegt, trotz der schwierigen Umgebungsbedingungen höchste Zuverlässigkeit und Präzision zu bieten. Einige Geräte arbeiten in Tunneln, in denen sie dem Staub und Schmutz der Bauarbeiten ebenso wie Feuchtigkeit voll ausgesetzt sind.» Jedes Instrument lässt sich auf die automatische Suche und Erfassung der Daten von 100 Zielen programmieren. Beim Projekt South Ferry werden zehn Totalstationen mit Hunderten von Zielen eingesetzt. Die erfassten Daten werden in Echtzeit über Funk an die Leica GeoMoS Software im Projektbüro von Geocomp übertragen. Über eine Schnittstelle wird die Leica GeoMoS Software mit der iSiteCentral Software von Geocomp verbunden. Per E-Mail wird automatisch eine Warnung verschickt, wenn ein Messwert einen definierten Grenzwert überschreitet. Auch auf dem Areal des ehemaligen World Trade Centers sind Leica Geosystems Instrumente im Einsatz. Dort überwacht Geocomp einen in Betrieb befindlichen U-Bahn-Tunnel, während darunter und darüber Erde abgetragen wird, um Platz für die Fundamente der neuen Hochhaustürme zu schaffen. Gerard Manley, Vice President of Engineered Solutions von Leica 26 | Reporter Geosystems: «Es ist schon eine faszinierende technische Leistung, wenn man die normalerweise unterirdische New Yorker U-Bahn plötzlich komplett unter freiem Himmel auf Stützen vor sich sieht. Wir überwachen diesen Teilbereich der U-Bahn sowie einige andere Stellen des World Trade Center Areals auf mögliche Absenkungen oder Setzungen.» Von der Upper East Side bis Queens Auch in Manhattans Upper East Side, bekannt für ihre exklusiven Hochhausimmobilien und Museen, sowie im 3,4 Quadratkilometer großen Central Park sind umfangreiche Bauarbeiten im Gange. Unter der 2nd Avenue wird eine neue U-Bahn-Linie gebaut, um die bestehenden U-Bahn- und Buslinien zu entlasten. Viele der Gebäude in der Umgebung werden von Wang Engineering überwacht. Auch hier sind Leica TCA1800 und TCA2003 Totalstationen im Einsatz. Die Daten werden lokal auf der Baustelle erfasst und anschließend zur Analyse und Aufbereitung an den Hauptsitz von Wang in Princeton, New Jersey, übermittelt. In Queens hat die Firma Tectonic Engineering and Surveying Consultants P.C. ein eigenständig arbeitendes geodätisches Niveau-Überwachungssystem eingerichtet. Es misst mögliche Gleisbewegungen des U-Bahn-Systems der Metropolitan Transportation Authority (MTA), die durch den Bau eines Geschäftshauses samt Parkgarage in der Nähe verursacht werden könnten. Besonders wichtig für die MTA ist dabei die Überwachung der Pilotierungsarbeiten: Die Stös- se und Vibrationen könnten möglicherweise zu einer Verschiebung von U-Bahn-Schienen und in der Folge zu Entgleisungen führen. Das Geschäftshaus befindet sich in weniger als 8 Metern Entfernung von U-Bahn-Schienen der MTA, von einer Brücke und einem Highway. Tectonic überwachte 15 Monate lang die Bewegungen der Brücke, der Tunnelwände und der Stützmauern während der Pilotierungsarbeiten, die daneben stattfanden. Das Netzwerk bestand aus 32 Prismen, einer Leica TCRP1201 Totalstation mit PowerSearch und reflektorloser Distanzmessfunktion Pinpoint R300, sowie einem Notebook mit der Monitoring-Software Leica GeoMoS. Tectonic-Chefvermesser Michael Lacey erklärt: «Das Netzwerk war rund um die Uhr völlig ohne menschliche ‹Hilfe› im Einsatz. Die Werte und Rohdaten konnten jederzeit von überall aus über unsere FTP-Site abgerufen und verwaltet werden. Selbst wenn das Internetsignal ausfiel, erfasste die GeoMoS Software weiterhin die Daten der Prismen. Das Monitoring-Konzept als Ganzes wurde über die auf dem Notebook vor Ort installierte GeoMoS Software gesteuert.» Big Apple und darüber hinaus «Auf der Grundlage von Strukturüberwachungsdaten können Fachleute Bauwerksbewegungen feststellen – das ist für viele Bauprojekte in New York City und auf der ganzen Welt unerlässlich», so Gerard Manley von Leica Geosystems. «In New York City haben wir derzeit über 40 automatische Totalstationen im Einsatz. Vermessungsfachleute ebenso wie Ingenieure nutzen sie für unterschiedlichste Anwendungen – von Analysen bis hin zur Beilegung rechtlicher Streitigkeiten. Während diese Technologie früher ein Luxus war, ist sie heute zum absoluten Standard geworden. Es ist sogar schon vorgekommen, dass sämtliche Arbeiten auf einer Baustelle eingestellt wurden, bis unsere Instrumente in Betrieb waren und Daten lieferten, was gleichbedeutend ist mit Schutz und Sicherheit.» Während die Nachfrage nach Strukturüberwachungssystemen kontinuierlich steigt, entwickeln sich parallel dazu auch die technischen Rahmenbedingungen weiter – z. B. im Hinblick auf kabellose Datenübertragung, zunehmende Genauigkeit, Geschwindigkeit und Volumen. Strukturüberwachung ist im Augenblick die zuverlässigste Möglichkeit, die Sicherheit einer Stadt in Bewegung zu gewährleisten. Zur Autorin: Vicki Speed ist freie Journalistin in Kalifornien, spezialisiert auf die Themen Architektur, Bau und Vermessung. Das Magazin der Leica Geosystems | 27 3D-Messtechnik für die Altbausanierung von Reinhard Gottwald und Thomas Knabl In Zeiten von Energieverknappung und -preisanstieg wird versucht, das Energiesparpotenzial vermehrt auszuloten. Das CCEM-Retrofit Projekt versucht dies im Gebäudesektor, welchem ein sehr großes Energiesparpotenzial zugeschrieben wird. Um die Möglichkeiten auszuschöpfen, werden unter anderem Altbauten mit vorgefertigten Elementen neu ummantelt. Unumgänglich ist dabei die präzise und zuverlässige Erfassung und Bereitstellung von 3D-Planungsdaten. Hier setzt die Geomatik an, welche innerhalb des 28 | Reporter Projekts einen wichtigen Beitrag zur künftigen Energieeinsparung im Gebäudebereich leistet. Mitte 2006 wurde im «Competence Center Energy and Mobility» (CCEM) der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich ein großes Verbundprojekt zur energieeffizienten Renovierung von Altbauten – mit Forschungspartnern aus 10 europäischen Ländern – bewilligt. Der Titel: «Advanced Energy-Efficient Renovation of Buildings» (Kurztitel «CCEM-Retrofit») Bis 2050 werden in der Schweiz über 90 Prozent des Gebäudeenergiebedarfs durch Bauten verursacht, die vor dem Jahr 2000 erstellt wurden. Das zeigt, dass im Bereich der Altbauten ein enormes Energiesparpotenzial vorhanden ist. Erklärtes Projektziel ist deshalb, zusammen mit kompetenten Industriepartnern Detailkonzepte für eine umfassende Sanierung von Altbauten, vornehmlich Mehrfamilienhäusern, zu erarbeiten und umzusetzen. Zur Erreichung der gesteckten Ziele (unter anderem 30-50 kWh/m² für Heizung, Kühlung und Warmwasser, Nutzung der Sonnenenergie, guter thermischer Komfort, Lärmschutz) wurde ein Basis-Renovierungskonzept mit einer Reihe von aufeinander abgestimmten vorfabrizierbaren Sanierungsmodulen (Retrofits) für Fassade, Dach und Gebäudetechnik entwickelt. Zur Erarbeitung des Detailkonzeptes und seiner Umsetzung an ausgewählten Objekten fanden sich verschiedene Forschungspartner, darunter die Fachhochschule Nordwestschweiz und die ETH Zürich, zusammen. Die praxis- und umsetzungsorientierte, multidisziplinäre Projektbearbeitung wird durch die Mitarbeit von 20 Industriepartnern sichergestellt. Das Projekt mit Gesamtkosten von ca. 5 Mio. Schweizer Franken (3,1 Mio. Euro) wird 2010 abgeschlossen. Die Idee aus Sicht der Messtechnik Analysiert man heute die Prozessabläufe ‹Messtechnik› bei großen Bau- und Sanierungsprojekten, stellt man in der Regel fest, dass alle Projektbeteiligten die für die Bearbeitung ihres spezifischen Projektteils notwendigen Maßangaben selbst erheben bzw. erheben lassen. Dies ist vor allem in der aktuellen Rechtssituation begründet, wonach die Planungsinstitutionen keinerlei Gewähr für die Bemaßung der Plangrundlagen übernehmen und die Verantwortung für diese auf die Ausführungsinstitutionen abwälzen. Zum anderen besteht nach wie vor eine fundamentale Unkenntnis über die heutigen Möglichkeiten einer präzisen messtechnischen dreidimensionalen Erfassung solcher Objekte und einer zentralen Datenbewirtschaftung und -nutzung. Durch den konsequenten Einsatz geeigneter 3DMesstechnik, die entsprechende Aufbereitung der Daten und ein zentrales Geometrie-Datenmanagement können jedoch Zeit, Montagerisiko und Kosten deutlich reduziert, die Planungssicherheit hingegen signifikant erhöht werden. Daher wurde dies auch für die energieeffiziente Renovierung von Altbauten im Projekt CCEM-Retrofit, für die Erfassung und Nutzung der 3D-Geometrie-Informationen von Sanierungsobjekten vorgeschlagen und umgesetzt. Für das Teilprojekt «3D-Messtechnik» wurden unter anderen folgende Ziele definiert: Erarbeitung eines Konzepts, das sicherstellt, dass geometrische Daten eines Sanierungsobjektes in genügender Genauigkeit dreidimensional zur Verfügung stehen und als zuverlässige Basis von der Planung bis hin zur Produktion und Montage dienen. Definition der geforderten Datenqualität, des Datenumfangs und der Schnittstellen für einen Datentransfer in weiterverarbeitende Systeme. Erstellung eines «Werkzeugkoffers» für die KostenNutzen-optimierte Datenerfassung und -aufbereitung sowie das Datenmanagement (Geometriedatenfluss). Problemstellung Bei einer Objektsanierung mit vorfabrizierten Retrofits (z.B. Fassaden- oder Dachmodule inklusive Lüftungs- und Elektroinstallationen) ist die zuverlässige Erfassung der Gebäudegeometrie bzw. des Ist-Bestandes unverzichtbare Grundlage für eine reibungslose Projektabwicklung. Eventuell noch vorhandene Bau- und Architektenpläne reichen in der Regel nicht aus. Erfasst werden müssen also die Fassadenstruktur, Fenster, Türen, Balkone, Dach, Treppenhaus, Wohnungen und die Umgebungssituation. Die benötigte Genauigkeit (1σ) liegt im Bereich der Fenster bei ± 4 mm, bei Dach/Fassade bei ± 7 mm. Der messtechnische Werkzeugkoffer Um die relativ komplexen und unterschiedlichen Anforderungen an die 3D-Geometrisierung eines Sanierungsobjektes möglichst wirtschaftlich erfüllen zu können, muss auf eine Palette verschiedener Sensoren zugegriffen werden. Terrestrisches Laserscanning (TLS): Das TLS mit seiner Eigenschaft der flächenhaften und objektweisen Erfassung erlaubt eine schnelle Aufnahme der Objektgeometrie. Die Problematik des TLS liegt in der Weiterverarbeitung und Objektextraktion. Nahbereichsphotogrammetrie: Die Nahbereichsphotogrammetrie ist eine gute Ergänzung zum terrestrischen Laserscanning und bietet durch die schnelle photographische Erfassung eine gute Alternative für die Außenaufnahmen von Gebäuden. Dabei können für weitere Aufnahmeperspektiven zusätzlich zum terrestrischen Fall auch luftgestützte Aufnahmen mit Hilfe von Mikrodrohnen erstellt werden. Tachymetrie, Einzeldistanzen: Für die einzelpunktorientierte Erfassung hat die klassische elektronische Tachymetrie durchaus ihre Einsatzbe- >> Das Magazin der Leica Geosystems | 29 rechtigung. Dabei kann die Aufnahme zusätzlich mit hilfreichen Software-Tools für den Feldeinsatz ergänzt, vereinfacht und beschleunigt werden. Zur Ergänzung von Aufnahmen mit den o.a. Technologien oder für die Generierung von Kontrollmaßen, für einzelne Ergänzungen oder Messungen von teilweise verdeckten Objektteilen könnte auch ein HandheldDistanzmesser zum Einsatz kommen. Eine gesamthafte Kosten-Nutzen-optimierte Objektaufnahme wird sich nur durch eine sinnvolle Kombination und Ergänzung dieser Technologien (messtechnischer Werkzeugkoffer) bewerkstelligen lassen. Erste Erfahrungen Als erstes Objekt für Grundlagenstudien und Tests wurde ein typisches, sanierungsbedürftiges Mehrfamilienhaus herangezogen. An diesem konnten die verschiedenen Methoden, Verfahren und Instrumente und deren Kombination praxisnah und grundlegend erprobt werden. Die ersten Resultate bzw. Produkte wurden anschließend für die Detaildiskussion und -spezifikation sowie die Erprobung von Prozessabläufen mit den beteiligten Projektpartnern verwendet. Mittels TLS wurden Fassade, Treppenhaus, Dachboden sowie ausgewählte Innenräume erfasst (zum Einsatz kam ein Leica HDS3000). Ergänzt wurden diese Scans durch photogrammetrische Aufnahmen (terrestrisch, Mikrodrohne) und Einzelpunktmessungen (Tachymeter). 30 | Reporter Im Folgenden werden einige Möglichkeiten und Anwendungen, welche mit dem beschriebenen Werkzeugkoffer möglich sind, diskutiert. Bildplanerstellung: Die Entzerrung von Bildern durch Vorgabe einer ebenen Fläche im Bild kann als ein einfaches und zeitsparendes Verfahren zur Generierung von Grundlageplänen angesehen werden. Die damit erreichbaren Genauigkeiten hängen dabei sehr stark ab von der Kamera, deren Kalibrierung, sowie der Abweichung der Fassadenoberfläche von der definierten Fläche. Photogrammetrische Auswertung: Die drohnengestützte Nahbereichsphotogrammetrie bietet eine Ergänzung bei der Schließung von Löchern (z.B. Dachflächen, Fensterbänke und Balkontüren), welche durch Abschattungen bzw. Unzugänglichkeit beim Laserscanning entstanden sind. Erste Resultate haben gezeigt, dass eine solche Kombination durchaus möglich ist. Aufgrund der beschränkten Nutzlast der Mikrodrohne musste eine handelsübliche Kompaktdigitalkamera verwendet werden, wodurch die Auflösung für Detailauswertungen (z.B. bei Fenstern) zur Zeit noch nicht ausreicht. Bei der Bildmessgenauigkeit lassen sich durch eine Selbstkalibrierung durchaus Werte unter einem Pixel erreichen. Auch die kombinierte Auswertung mit Laserscanning-Daten ist nicht zu vernachlässigen. Laserscanning Auswertung: Die Auswertungen haben gezeigt, dass das terrestrische Laserscanning «Die Stärken der Geomatik liegen unter anderem im absoluten und berührungslosen Messverfahren. Bei einer interdiziplinären Zusammenarbeit mit Planern und Architekten kann so auch die Problematik des zum Teil fehlenden Basiswissens überwunden werden.» Professor Dr. Reinhard Gottwald, Leiter Institut Vermessung und Geoinformation an der Fachhochschule Nordwestschweiz für Ebenheitsanalysen von Fassaden (evtl. Dächern) sehr gut eingesetzt werden kann. Auch die «Orthophotogenerierung» ermöglicht es, einfach und schnell erste Planungsgrundlagen zu erzeugen. Der Aufwand zur kompletten Extraktion aller nötigen Geometrieelemente eines Modells ist jedoch sehr hoch und erreicht je nach Produkt ein Vielfaches der für die Feldaufnahme benötigten Zeit. Laserscanning – Reverse Engineering: Das Reverse Engineering wird im Bereich des Maschinenbaus, der Medizin oder auch der Kunst schon seit längerem eingesetzt. Dabei werden bestehende oder von Hand erstellte Objekte digitalisiert (z.B. Freiformflächen), um sie digital bearbeiten, anpassen und fertigen zu können. Der Aufwand ist bedeutend kleiner als bei der interaktiven 3D-Geometrisierung, und die Informationsdichte der Punktwolke kann weitgehend erhalten bleiben. Die erreichbare Genauigkeit liegt in der Größenordnung der 3D-Punktbestimmungsgenauigkeit und wäre somit ausreichend. Fazit und Ausblick Bereits in der Planungsphase müssen möglichst detailliert und präzise die Bedürfnisse aller Projektbeteiligten in Bezug auf die Erfassung der 3D-Geometrie des Sanierungsobjektes definiert werden, um eine Kosten-Nutzen optimierte Erfassung und Datenaufbereitung durchführen zu können. Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass sich das objektbasierte Aufnahmeverfahren des TLS für die Geometri- sierung von Sanierungsobjekten eignet. Interessant ist dabei vor allem die Informationsdichte, die es ermöglicht, ein nicht «regelkonformes» Objekt, wie es ein Gebäude meist darstellt, detailliert und mit der benötigten Genauigkeit zu beschreiben. Schlussendlich wird jedoch kaum ein Weg daran vorbeiführen, eine Kombination von Instrumenten aus dem Werkzeugkoffer zu verwenden. Die Akzeptanz eines zentralen Datenzugriffs durch alle Projektbeteiligten und die Extraktion der benötigten Daten mit geeigneten benutzerfreundlichen Werkzeugen muss sichergestellt sein. Dies ist das Schlüsselelement zum Erfolg oder Misserfolg des vorgestellten Projekts. Zu den Autoren: Prof. Dr. Reinhard Gottwald leitet das Institut Vermessung und Geoinformation an der Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik in Muttenz. Dipl. Ing. (FH) Thomas Knabl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an diesem Institut. Dieser Artikel ist die Zusammenfassung eines Beitrags in der Zeitschrift «Flächenmanagement und Bodenordnung». Das Magazin der Leica Geosystems | 31 Ein Tunnel am Meeresboden von Frode Edvardsen, 3D-Grafik: Arild W. Solerød Mit dem Projekt E18 Bjørvika wird das Areal rund um die neue Oper in Oslo, nahe dem BjørvikaHafen, vom Verkehr entlastet und aufgewertet. Im Rahmen des Projektes – der Abschluss ist für Februar 2010 geplant – wird erstmals in Norwegen ein Tunnel auf dem Meeresboden angelegt. Dieser Tunnel besteht aus sechs 100 m langen Elementen. Seine Form ist eine echte Herausforderung für die Ingenieure, denn jedes Element ist gekrümmt. Einige der Elemente wurden auf ebenem Untergrund im Trockendock hergestellt, werden an ihrem Bestimmungsort auf dem Meeresboden jedoch in einer geneigten Position platziert. Ein klarer Fall für die High Definition Surveying™-Technologie von Leica Geosystems, erzählt Frode Edvardsen von Skanska Norwegen, dem mit den Arbeiten beauftragten Unternehmen. Der Bjørvika-Tunnel wird bei seiner Fertigstellung 1.100 m lang und sechs Fahrspuren breit sein. Von diesen 1.100 m verlaufen 675 m am Meeresboden – ein absolutes Novum in Norwegen. Davon abgesehen handelt es sich bei dem Projekt auch sonst um eines 32 | Reporter der größten Bauvorhaben, das in Norwegen je durchgeführt wurde. Die Wände der sechs mehr als 100 m langen Elemente sind 1 m, Decke und Boden 1,20 m stark. Die Elemente selbst wurden im Trockendock an der norwegischen Westküste gefertigt und anschliessend auf dem Seeweg nach Oslo transportiert. Bestandsdokumentation der Elemente Dem Wunsch unseres Kunden nach einer Bestandsdokumentation folgend, haben wir die ersten beiden Elemente mit einer herkömmlichen Totalstation gescannt. Dies nahm jedoch sehr viel Zeit in Anspruch, und auch die Auflösung war nicht vergleichbar mit einem modernen Scanner. Nur die horizontalen Oberflächen wurden mit der Totalstation gescannt, während die vertikalen Oberflächen als Einzelpunktlinien gemessen wurden. Bei den nächsten beiden Elementen verwendeten wir die Leica Geosystems HDS-Technologie (High Definition Surveying™), da sich Bestandsvermessungen mit einem Laserscanner viel einfacher vornehmen lassen als mit einer Totalstation. Zu diesem Zeitpunkt (2006) machten wir unsere ersten Gehversuche mit der HDSTechnologie. Wir scannten beide Elemente innen und aussen komplett. Binnen weniger Tage konnten mit einem Leica HDS3000 Scans aus 35 Positionen mit hoher Auflösung fertig gestellt werden. Wegen der Fundamente für die Wände der Ballasttanks war die Arbeit mit der schweren Scanner-Ausrüstung jedoch nicht ganz einfach. Diese Wände waren einen halben Meter hoch und wir mussten die gesamte Ausrüstung über jede einzelne heben – rund 60 bis 70 kg Gewicht mussten jeweils von einer Scanposition zur nächsten transportiert werden. Bei den letzten beiden Elementen war die Vorgehensweise ähnlich, nur dass wir nun zwar mit einem Leica HDS3000 Scanner begannen, aber noch während der Arbeit zur Leica ScanStation 2 wechselten. Lars Gulbrandsen, HDS-Verkaufsingenieur bei Leica Geosystems Norwegen, fuhr eigens die 540 km von Oslo nach Bergen um die erste ScanStation 2 Norwegens persönlich auszuliefern. Die Arbeit mit der Leica ScanStation 2 war fast wie mit einem «frisierten» Leica HDS3000: Alles ging viel schneller! Statt sieben oder acht schafften wir mit der ScanStation 2 nun elf bis zwölf verschiedene Scanpositionen pro Tag! Obwohl wir nun vor allem die Leica ScanStation 2 für den Auftrag einsetzten, nutzten wir auch normale Vermessungsmethoden. Grund dafür waren die schmalen Sichtverbindungen zu den Fixpunkten innerhalb der Elemente. Da sich ein einzelner Punkt mit dem Scanner nicht so exakt bestimmen lässt, wurde eine Totalstation verwendet, um die Bruchlinien innerhalb der Elemente zu messen. Mit vordefinierten Bruchlinien war die Vermaschung in der Nachbearbeitungsphase einfacher. Nachbearbeitung Der Unterschied zwischen traditionellen Vermessungsmethoden und modernem Laserscanning liegt darin, dass vor dem Scanvorgang die Umgebung erst einmal physisch «aufgeräumt» werden muss, da beim Scanning auch die gesamte Umgebung erfasst wird. Je «sauberer» die Umgebung, umso weniger «Ausschussdaten» erhält man, die hinterher aus der Punktwolke entfernt werden müssen. Schwierig ist das aber auf Baustellen – hier stehen oft jede Menge Material, Baugerüste, Hebevorrichtungen und Maschinen herum, für deren Entfernung meist keine Zeit ist. Eine andere Herausforderung bei der Nachbearbeitung ist die Betonoberfläche: Da diese unregelmäßig ist, ist manchmal schwer zu entscheiden, welche Punkte entfernt werden müssen und welche nicht. Doch all dies muss bei der Rohbearbeitung der Punktwolke berücksichtigt werden. Die weitere Arbeit nach der Vermessung erfolgt mit den halbautomatischen Bearbeitungstools von Leica Cyclone wie «Region grow – Smooth surface» zur manuellen Entfernung unerwünschter Punkte, und natürlich dem überaus nützlichen «Limit box». Für alle redundanten Punkte werden eigene Ebenen angelegt, anstatt sie zu löschen. So bekommt man sozusagen eine zweite Chance, wenn man Punkte wieder zurückzuholen muss, weil man zuvor zu viele gelöscht hat. Zum Autor: Frode Edvardsen ist Vermessungsingenieur bei Skanska Norwegen. Der Bjørvika-Tunnel Länge: 675 m Breite: 30-40 m Durchschnittliche Tiefe: 15 m Gewicht: 37.000 Tonnen pro Element Beton: insgesamt 90.000 m³ Eingesetzte Ausrüstung: Scanner: Leica HDS3000, Leica ScanStation 2 Laptop: Panasonic Toughbook CF-19 Software: Leica Cyclone Scan / Register / Model Totalstation: Leica TCRP1203 Das Magazin der Leica Geosystems | 33 Training & Service in Guatemala von Agnes Zeiner Am 29. Dezember 1996 endete mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages der 36 Jahre dauernde Bürgerkrieg in Guatemala. Die grundbesitzspezifischen Vereinbarungen des Vertrages beinhalten auch die Schaffung eines Landregisters auf Katasterbasis. Das «Guatemala Cadastre Project» setzt auf Produkte von Leica Geosystems – und den laufenden Support durch den Vertriebspartner Precision S.A. Die Aussicht auf Frieden hat die guatemaltekische Bevölkerung enger zusammenwachsen lassen und der Regierung ermöglicht, den Finanzbereich, Institutionen und Gesetze zu reformieren und somit die festgelegten Entwicklungsvorhaben zu unterstützen. Das «Guatemala Cadastre Project» wird je zur Hälfte von der Schweizer und der guatemaltekischen Regierung finanziert, und hat wesentlich zur Erstellung von Landreformprojekten beigetragen. Nach dem Ankauf von Leica Geosystems Totalstationen und GPS-Geräten im Jahr 2002 (siehe Reporter 48) setzen das National Geografic Institute (IGN) und das Registro de Informacion Catastral (RIC) nun erneut auf Instrumente von Leica 34 | Reporter Geosystems. Alfredo Bran, CEO von Precision S.A., dem Vertriebspartner von Leica Geosystems in Guatemala: «Im Projekt werden verschiedenste Instrumentengruppen von Leica Geosystems eingesetzt, etwa Totalstationen, GPS/GNSS-Geräte, Nivelliere und photogrammetrische Lösungen. Nun hat die Regierung uns den Auftrag über 14 Leica GNSS Referenzstationen erteilt – sie werden das gesamte Staatsgebiet erschließen und Guatemala in die Zukunft der Geoinformation führen.» Das Projekt beinhaltet auch die Bereitstellung von Trainingsmöglichkeiten für die nächsten zwei Jahre. Techniker des Registro de Informacion Catastral und des National Geografic Institute wurden und werden die nächsten Jahre von Leica Geosystems und der BSF Swissphoto AG geschult. Das ist ein essentieller Bestandteil des Projektes. Ein weiterer Grund für den Erfolg ist, dass Precision S.A. mit ihrem zertifizierten Service-Center mit Spezialwerkzeugen und Ersatzteilen laufenden Support garantieren kann. Alfredo Bran: «Unsere Kunden müssen keine langen Ausfallzeiten in Kauf nehmen, wenn sie ihr Instrument zum Service oder in Reparatur geben – nicht zuletzt das macht uns seit 40 Jahren zum Marktführer in Gutatemala!» Geländevermessung in Japan In den Jahren 2005 bis 2007 wurde in Japan ein umfangreiches Landvermessungsprojekt durchgeführt, bei dem etwa ein Viertel des Landes (100.000 km²) mit Hilfe von Laserscannern aus der Luft erfasst wurde. Asia Air Survey zeichnete dabei für die Vermessung eines Fünftels dieser Fläche verantwortlich. Das Unternehmen beschloss, den Leica ALS50-II Laser Scanner erstmalig in Japan einzusetzen, und auch selbst erstmals Leica Geosystems Technologie zu verwenden, um diesen Auftrag so effizient wie möglich auszuführen. Gebirgskämme werden weiss dargestellt, die Täler schwarz. Die Intensität der roten Färbung hängt von der Steigung ab. Geringe Neigungen erscheinen hellrot, starke dunkelrot. Rot wurde gewählt, weil es sich dabei um die aus ergonomischer Sicht klarste Farbe handelt. In Japan wird luftgestützte Datenerfassung in erster Linie für die Katastrophenverhütung eingesetzt. Unter anderem wurde auch der Sameura Damm in Kochi, einer der wichtigsten Dämme Japans, und seine Umgebung gescannt. Dabei entstand diese beeindruckende rote Reliefbildkarte (Red Relief Image Map – RRIM). Dazu wurde eine von Asia Air Survey entwickelte und patentierte Visualisierungstechnologie genutzt. Obwohl der See von Wäldern umgeben ist, werden Gebirgsketten und Täler deutlich dargestellt. Das Bild zeigt sehr deutlich die Vorteile dieser neuen Technologie: Das Gelände wird in 3D dargestellt. Es besteht keine Abhängigkeit von einer Lichtquelle, die Schatten erzeugen könnte. Deshalb kann das Bild ohne die Gefahr einer Reliefumkehr von allen Seiten aus betrachtet werden. 5 cm Genauigkeit für die Landwirtschaft Leica mojoRTK revolutioniert die Landwirtschaft mit einer leistbaren Automatisierungslösung, die RTK-Genauigkeiten von 5 cm ermöglicht. Die benutzerfreundliche Konsole ist in nur einer Stunde im Radiofach des Traktors montiert. «Das Geräte- und Kabeldurcheinander in der Kabine ist Geschichte. Leica mojoRTK ist eine echte ‹plug-and-play›-Lösung, die ganz einfach selbst installiert werden kann», so Mario Hutter, Business Manager Europa für Leica Geosystems’ Agriculture Division. «Das komplette mojoRTK System umfasst auch eine kabellose Basisstation, die mobil oder fix eingesetzt werden kann.» Bildschirm und Einstellungen wie der Landwirt am Gerät in der Kabine – so können Einstellungsprobleme «fernbedient» gelöst werden. Und über Virtual Wrench™, das erste Fern-Serviceund Diagnose-Tool für den landwirtschaftlichen Bereich, sieht der Support-Ingenieur den gleichen Das Magazin der Leica Geosystems | 35 www.leica-geosystems.com Zentrale Leica Geosystems AG Heerbrugg, Schweiz Tel. +41 71 727 31 31 Fax +41 71 727 46 74 Australien CR Kennedy & Company Pty Ltd. Melbourne Tel. +61 3 9823 1555 Fax +61 3 9827 7216 Belgien Leica Geosystems NV/SA Diegem Tel. +32 2 2090700 Fax +32 2 2090701 China VR Leica Geosystems AG, Representative Office Beijing Tel. +86 10 8525 1838 Fax +86 10 8525 1836 Dänemark Leica Geosystems A/S Herlev Tel. +45 44 54 02 02 Fax +45 44 45 02 22 Deutschland Leica Geosystems GmbH Vertrieb München Tel. + 49 89 14 98 10 0 Fax + 49 89 14 98 10 33 Frankreich Leica Geosystems Sarl Le Pecq Cedex Tel. +33 1 30 09 17 00 Fax +33 1 30 09 17 01 Großbritannien Leica Geosystems Ltd Milton Keynes Tel. +44 1908 256 500 Fax +44 1908 246 259 Indien Leica Geosystems Geospatial Imaging India Pvt. Ltd. Gurgaon Tel. +91 124 4633000 Fax +91 124 4287475 Italien Leica Geosystems S.p.A. Cornegliano Laudense Tel. + 39 0371 69731 Fax + 39 0371 697333 Japan Leica Geosystems K.K. Tokio Tel. +81 3 5940 3011 Fax +81 3 5940 3012 Kanada Leica Geosystems Ltd. Willowdale Tel. +1 416 497 2460 Fax +1 416 497 8516 Korea Leica Geosystems Korea Seoul Tel. +82 2 598 1919 Fax +82 2 598 9686 Mexiko Leica Geosystems S.A. de C.V. Mexico D.F. Tel. +525 563 5011 Fax +525 611 3243 Niederlande Leica Geosystems B.V. Wateringen Tel. +31 88 001 80 00 Fax +31 88 001 80 88 Schweiz Leica Geosystems AG Glattbrugg Tel. +41 44 809 3311 Fax +41 44 810 7937 Norwegen Leica Geosystems AS Oslo Tel. +47 22 88 60 80 Fax +47 22 88 60 81 Singapur DKSH Technology Pte Ltd. Singapur Tel. +65 6479 1848 Fax +65 6273 1503 Österreich Leica Geosystems Austria GmbH Wien Tel. +43 1 981 22 0 Fax +43 1 981 22 50 Spanien Leica Geosystems, S.L. Barcelona Tel. +34 934 949 440 Fax +34 934 949 442 Polen Leica Geosystems Sp. z o.o. Warschau Tel. +48 22 33815 00 Fax +48 22 338 15 22 Südafrika Geosystems Africa Pty Ltd. Midrand Tel. +27 11 206 8600 Fax +27 11 206 8605 Portugal Leica Geosystems, Lda. Sao Domingos de Rana Phone +351 214 480 930 Fax +351 214 480 931 Ungarn Leica Geosystems Hungary Kft. Budapest Tel. +36 1 814 3420 Fax +36 1 814 3423 Russland Leica Geosystems OOO Moskau Tel. +7 95 234 5560 Fax +7 95 234 2536 USA Leica Geosystems Inc. Norcross Tel. +1 770 326 9500 Fax +1 770 447 0710 Schweden Leica Geosystems AB Sollentuna Tel. +46 8 625 30 00 Fax +46 8 625 30 10 Abbildungen, Beschreibungen und technische Daten sind unverbindlich. Änderungen vorbehalten. Gedruckt in der Schweiz. Copyright Leica Geosystems AG, Heerbrugg, Schweiz, 2008. 741801de – V.08 – RVA Leica Geosystems AG Heinrich-Wild-Straße CH-9435 Heerbrugg Tel. +41 71 727 31 31 Fax +41 71 727 46 74 www.leica-geosystems.com