Biken ist keine Wissenschaft, sondern pure Emotion
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Biken ist keine Wissenschaft, sondern pure Emotion
TEST GROSSE FREIHEIT Biken ist keine Wissenschaft, sondern pure Emotion. Kein Wunder also, dass selbst in Zeiten des unerbittlichen Preiskampfes, extravaganten Kult-Bikes gedeiht. Ein Test fernab von Mainstream und Vernunft. M 34 BIKE 06-15 Fotos: O. Sxxxxxxxxx Platter, M. Greber, V. Lucasxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Mit der Einstellung zum Biken verhält es sich wie mit der Urlaubsplanung: Individualreise oder All-inclusive-Angebot? Der Eine sucht sich den Urlaub im Katalog aus. Er freut sich über tolle Pauschalangebote und liebt das Best-Price-Feeling mit Erholungsgarantie – abgesichert durch zahllose Internet-Bewertungen. Der Andere rümpft bei so etwas die Nase. Er sucht seine Erholung lieber jenseits vorgetretener Pfade, plant jede Übernachtung individuell und nimmt eventuell auftretende Herausforderungen allein schon wegen des Erlebniswertes in Kauf. Jeder Tag ein Abenteuer, quasi. Dass er dabei am Ende wohl etwas Fotos: O. Sxxxxxxxxx Platter, M. Greber, V. Lucasxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Text: Christian Artmann Fotos: Markus Greber 06-15 BIKE 35 TEST BANSHEE SPITFIRE (27,5"/26") Das Mountainbike als Visitenkarte: Mit Exoten wie dem Pilot Titan hebt man sich sofort von der Masse ab. „Wer Mainstream-Bikes kauft, der kauft den Konsens. Die Schnittmenge dessen, was für die meisten taugt. Exoten sind Nischenprodukte. Und diese können manchmal viel vernünftiger sein. In den USA haben in den Siebzigern ein paar Hippies auch ein Exotenrad entwickelt. Mountainbike, so wird es heute genannt.“ mehr für seinen Urlaub bezahlt als der Pauschalurlauber, stört ihn wenig, denn es war ja sein ganz persönliches, individuell zusammengestelltes Erlebnis. So ähnlich ist das auch bei unseren ExotenBikes, die wir für diesen Test gefahren sind. Hier geht es nicht um Vergleichbarkeit, STW-Werte und Punktetabellen. Es geht auch nicht um das bestmögliche Preis/Leistungsverhältnis, sondern um die Charaktere der Bikes, die aus den teilweise extravaganten Exoten persönliche Traum-Bikes machen. Die hier getesteten Bikes sprengen Konventionen. Sie lassen sich nicht in einfache Denkschemata oder Kategorien pressen. Sie 36 BIKE 06-15 regen an, die Faszination Biken neu zu erleben und das zuzulassen, was tief in einem jeden von uns schlummert – der Wunsch nach Individualität und einzigartigen Erlebnissen. Viele, wenn nicht sogar die meisten Biker, sehen in Mountainbikes Sportgeräte, die funktionieren müssen. Doch es gibt auch jene, für die neben der tadellosen Funktion und Performance auch nicht messbare Werte und Qualitäten zählen. Emotionen eben. Dass das Erfüllen solcher Träume dann auch ein wenig mehr kosten darf, belegen die meisten Bikes im Testfeld. Bikes wie das Koga Beachracer zeigen aber auch, dass man bereits mit wenig Geld spannende Produkte kaufen kann. Doch Angesichts seiner geografischen Wurzeln in den kanadischen North-Shore-Trails bei Vancouver sollte man den Hinweis, dass das Spitfire sich als „Trailbike für Downhiller“ versteht, nicht leichtfertig abtun. Für den Bike-Neuling ist das ein Warnhinweis, für den Könner ein verheißungsvolles Versprechen. Trotz seines moderaten Federweges von gemessenen 150 Millimetern am Heck, womit das Spitfire auf dem Papier ein klassisches All Mountain wäre, wartet es mit einem bemerkenswert flachen Lenkwinkel und dementsprechend laufruhigem Handling auf. Die Sitzposition ist Race-mäßig gestreckt und stark nach vorne ausgerichtet. Über die verstellbaren Ausfallenden kann man die Tretlagerhöhe und Winkel noch mal feintunen. Von aggressiv bis extrem aggressiv. Dieses Bike liebt es, mit Warp-Speed über die Trails zu jagen. Je schneller und ruppiger, desto besser. Bei Drops und Stunts, an die man mit einem normalen 140-MillimeterBike nicht mal denken würde, bewegt man das Spitfire noch in seiner Komfortzone. Der sehr potente Cane-Creek-DB-Inline-Dämpfer und der eigene KS-Link-Hinterbau tragen ihren Teil dazu bei. Lobenswert ist, dass Banshee für den ansonsten komplexen Dämpfer klare Setup-Hinweise gibt. Doch auch im Uphill überrascht das Spitfire. Unter Pedalzug strafft sich der VPP-Hinterbau spürbar, während das Heck kaum einsinkt. Ergänzt durch die Sitzposition mit viel Druck auf dem Vorderrad, zieht das Spitfire selbst steilste Rampen mit offenem Dämpfer gelassen hoch. Ebenfalls fast schon exotisch: Freunde der 26-Zoll-Laufräder können den Rahmen auch in dem Format aufbauen. FAZIT Mit seiner für die Federwegsklasse ungewöhnlichen Downhill-Performance und dem sehr sicheren Handling lebt das Spitfire klar für den wilden Ritt bergab. Es ist aber auch bergauf überraschend effizient. Ein Bike für fortgeschrittene Fahrer, die ständig versuchen, ihre Limits zu erweitern. 1 2 1 Mit den speziellen, auswechselbaren Ausfallenden kann man die Geometrie tunen, aber auch 26"-Laufräder montieren. 2 Das KS-Link ist Banshees Interpretation eines Virtual-PivotHinterbaus. www.bansheebikes.com (www.everyday26.de) MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S/M/L/XL (47 cm) PREIS (RAHMEN) 4899 Euro (1999 Euro mit DB Inline) GEWICHT OHNE PEDALE 13,2kg GABEL/DÄMPFER Rock Shox Pike RTC3/DB Inline KURBELN/SCHALTUNG Race Face Next SL /Sram X1/X01 ÜBERSETZUNG/LENKERBREITE 30; 10–42/800 mm BREMSANLAGE/DISC-Ø VO./HI. Sram Guide RS /180/160 mm LAUFRÄDER Spank Oozy 27,5-Systemlaufräder, Onza Ibex C3/120, 27,5x2,4-Reifen REACH 442 mm STACK 596 mm BB-OFFSET -5 mm 50 615 115 470 Gerolf Meyer mag ungewöhnliche Bikes und moderiert die Fahrradsendung „Antritt“ beim OnlineRadio detektor.fm (jeden ersten Donnerstag im Monat um 20 Uhr). nicht der Preis ist es, der unsere Testkandidaten zu Exoten stempelt, sondern der Mut, anders zu sein. Träume zu leben und Träume zu erfüllen. Wer kommt nicht ins Schwärmen, wenn er einen edlen Titanrahmen wie den des Moots Softtails sieht? Wer denkt da nicht an Begriffe wie Zeitlosigkeit oder Kult? Und wer würde nicht mal gerne ein Turner über die Trails jagen? Verkörpert es doch die Neuinterpretation eines der ersten Fullys der Mountainbike-Geschichte. Es ist klar, dass diese Bikes fernab vom Mainstream nicht für jedermann gemacht und geeignet sind. Zeigt sich das Pivot Mach 6 beispielsweise noch als Allround-Talent, so macht das Banshee Spitfire mit seiner Gravity-Mentalität schnell klar, dass es für eine ganz bestimmte Zielgruppe entwickelt wurde. Ebenso das extravagante Pilot Twentynineplus oder die Unchained-Version des Tranny-29ers. Am Ende kann man aber auch mit den Exoten nicht mehr tun als biken. Womit wir wieder bei der Grundsatzfrage vom Anfang wären. Pauschalurlauber oder Individualreisender – wer hat nach dem Urlaub mehr erlebt und tiefere Eindrücke gesammelt? Eine Frage, auf die es nur individuelle Antworten gibt. Kompakte Federwege und maximale Bergab-Performance sind Charakteristiken, die nicht unbedingt zusammenpassen. Beim Banshee Spitfire schon. Kein Bike für die Massen, sondern für solche, die das Spezielle zu schätzen wissen. 161 785 150 74-74,9° 65,4-66,3° 1203 442 + – 345-358 Die sehr sensible Federung und flache Geometrie bringen maximale Bergab-Performance bei dennoch guten Bergaufeigenschaften Gewöhnungsbedürftig flache und frontlastige Sitzposition RACE/MARATHON 2400 N 2000 1600 1200 800 400 0 TOUR/ALL MOUNTAIN 150 mm 30 161 mm 120 150 mm 90 60 Federkennlinien: ■ vorne ■ hinten ENDURO Die beiden Kennlinien sind fast deckungsgleich – ein Garant für eine sehr gute Fahrwerksbalance. 06-15 BIKE 37 TO EUR BI 20KE 15 M Au e s f i hr pr nd I ob en nfo ie S i r m re n e a , au tio in f ne for w n m w w un ier .k d e re a n id lle un le T d r. o t co u e s m r te te /e r n bi mi ! ke ne s TEST € * 3.999,90 *unverbindliche Preisempfehlung PILOT TWENTYNINEPLUS Was der jungen Custom-Schmiede Pilot noch an Erfahrungen fehlt, gleichen die Niederländer mit viel Innovationsbereitschaft und Mut aus. Das Twentynineplus ist der beste Beweis. www.pilotcycles.com Titan/Maßrahmen (48 cm) 5999 Euro (3500 Euro – inkl. Pinion) GEWICHT OHNE PEDALE 13,11 kg GABEL Pilot Titan starr (custom) KURBELN/SCHALTUNG Pinion/Pinion P1.18 ÜBERSETZUNG/LENKERBREITE 18-Gang-Getriebe/730 mm BREMSANLAGE/DISC-Ø VO./HI. Hope Tech 3/180/180 mm LAUFRÄDER Notubes ZTR Hugo 52-Systemlaufräder, Veetire Trax Fatty 29x3,0"-Reifen MATERIAL/GRÖSSEN PREIS (RAHMEN) REACH 410 mm STACK 623 mm BB-OFFSET -59 mm 44 BIKE 06-15 3 765 74,3° 1116 452 + – 320 Sehr innovativer Titanrahmen mit viel Detailliebe und maximaler Laufruhe für Fahrten abseits ausgetretener Pfade Geringe Steifigkeit der Gabel und des Rahmens beim Test-Bike RACE/MARATHON TOUR/ALL MOUNTAIN STARKE PERFORMANCE, GENIALES HANDLING. 69° ENDURO Die selbst gefertigte Titanstarrgabel ist wunderschön, aber zu weich für den harten Trail-Einsatz. 2 Um das Pinion-Getriebe an den Rahmen anzubinden, bedarf es einer komplex geformten Platte – stilecht und natürlich auch in Titan. 3 Auf den sehr breiten Felgen generieren die 3"-TraxFatty-Reifen ein Fatbike-artiges Fahrverhalten. Fotos: O. Sxxxxxxxxx Platter, M. Greber, V. Lucasxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 2 125 0 1 1 80 597 480 Pilot Cycles entstammt, wie so oft, der Bike-Begeisterung zweier Freunde. Der Eine ein Ingenieur aus der Automobilbranche. Der Andere Bikeshop-Besitzer und Kaufmann. Aktuell produziert man nur Custom-Rahmen auf Bestellung. Kein Bike gleicht dem anderen, aber alle bestehen aus Titan. Unser Test-Bike war ursprünglich als Showbike für die Eurobike 2014 gefertigt worden und sollte die handwerklichen Fähigkeiten sowie die Kreativität des Pilot-Teams zur Schau stellen. Mit dem noch seltenen 29+Format, einem Pinion-Getriebe und dem Gates-Riemenantrieb ausgestattet, tut es das auch. Die in den Gabelscheiden der selbst gefertigten Titanstarrgabel und im Unterrohr verlegten Leitungen setzen weitere Akzente. Im Fahrbetrieb gibt sich das Twentynineplus durch das hohe Gesamtgewicht und die Riesenräder eher von der gemächlichen Sorte. Fahrstabilität satt. Bedingt durch die sehr große Aufstandsfläche der Reifen bei niedrigem Luftdruck lenkt es sich auf hartem Untergrund recht gewöhnungsbedürftig. Auf Trails und in unwegsamem Gelände wacht das 29+ dagegen auf. Es erklimmt jede noch so fiese Steigung, surft maximal gelassen über Wurzel-Trails und verwöhnt den Fahrer mit echtem Fatbike-Komfort – von der einzigartigen und coolen Optik mal ganz abgesehen. Das Bike ist für ein Fahrergewicht von 80 Kilo konstruiert. Schwere Fahrer spüren den Flex der Starrgabel und des Rahmens. Aber so etwas lässt sich ja bereits in der Planung optimieren. Nicht zu vergessen: Als junge Custom-Schmiede sind die Wartezeiten noch recht kurz – drei bis vier Monate. Auch die Preisgestaltung ist moderat. Einen maßgefertigten Titanrahmen gibt es bereits für weniger als 2000 Euro. FAZIT Mehr Individualität als ein Custom-Rahmen aus Titan, geht kaum. Das 29+ weiß seine Qualitäten zur Schau zu stellen. Mit seiner Laufruhe und der endlosen Traktion ein echtes Edel-Spaß-Bike, das aber noch Detailschwächen aufweist. LAS VEGAS 2.0 Besuchen Sie einen Händler in Ihrer Nähe und fahren Sie unser Las Vegas 2.0 doch einfach einmal zur Probe: Bike in Bicycles, 06108 Halle | Bike Market Concept Store, 13507 Berlin | Fahrradhaus Steen, 14612 Falkensee | Fahrradhandel Klaus, 15517 Fürstenwalde | Fahrrad Outlet, 21423 Winsen Luhe | Rad + Service Niendorf, 22455 Hamburg | Fahrradladen Lorenz, 22769 Hamburg | Rad Ab Dahlke, 24937 Flensburg | Fahrrad und Meer, 25335 Elmshorn | Meyer’s Fahrradcenter, 26935 Rodenkirchen | Rund ums Rad Krispin, 27383 Scheeßel | Zweirad & Service Kracke, 31177 Harsum-Asel | Bunny Hop, 31785 Hameln | Schreck Fahrrad Service, 31832 Springe | Fahrrad Becker, 32657 Lemgo | bs bikestore GmbH, 33100 Paderborn | Ullis-Radshop, 35260 Stadtallendorf | Bad Bikes, 38855 Wernigerode | 123 Rad Walfort, 48653 Coesfeld | Bike Park Dissen, 49201 Dissen | Pützfeld GmbH, 50739 Köln | Radwelle, 51063 Köln | Zweirad Bülke, 52353 Düren | mp2rad Shop, 55294 Bodenheim | Friedrich Kg, 57290 Neukirchen-Salch | Bike Center Obertshausen GmbH, 63179 Obertshausen | Radsport König, 63500 Seligenstadt | Freetime Fahrräder, 64331 Weiterstadt | Zweirad Walz OHG, 70567 Stuttgart-Möhring | Rocco der Radladen, 78467 Konstanz | Bikesportworld, 79117 Freiburg | Die Speiche - Radhaus, 79539 Lörrach | Bikemax, 81241 München | Rad & Sport Mayer GmbH, 83278 Traunstein | 06-15 BIKE 45 Radsport Ingo Jausovec, 88131 Lindau | Fahrradkiste, 91054 Erlangen | Peter Stadler GmbH, 92224 Amberg | Peter Stadler GmbH, 92318 Neumarkt | PS 2 Rad Center, 93128 Regenstauf | Schauer Fahrrad-Fachmarkt, 96052 Bamberg | Zweiradcenter Seyfer GmbH, 97990 Weikersheim TEST PIVOT MACH 6 CARBON Geboren in der Wüste Arizonas und von einem ehemaligen BMX-Pro entwickelt, glänzt das Carbon-Enduro in verschiedenen Disziplinen – solange der Dämpfer korrekt eingestellt ist. www.pivotcycles.com (www.shock-therapy.com) MATERIAL/GRÖSSEN Carbon/XS/S/M/L/XL (48,5 cm) PREIS (RAHMEN) 7300 Euro (3600 Euro inkl. Float X) GEWICHT OHNE PEDALE 13,15 kg GABEL/DÄMPFER Fox 34 Float FIT Factory CTD/Float X KURBELN/SCHALTUNG Sram X0/Shimano XT ÜBERSETZUNG/LENKERBREITE 30/22; 11–36/770 mm BREMSANLAGE/DISC-Ø VO./HI. Shimano XT/180/160 mm LAUFRÄDER DT-Swiss 350-Naben, DT-Swiss Mx 401-Felgen, Maxxis High Roller II 3c Exo 27,5x2,3-Reifen REACH 412 mm STACK 609 mm BB-OFFSET -15 mm 46 BIKE 06-15 2 150 745 71,3° 66,2° 1155 432 + – 335 Trotz hoher Laufruhe maximal vielseitige Geometrie gepaart mit sehr leichtem und steifem Rahmen Highend-Carbon-Enduro mit gesalzenem Preis 2400 N 2000 1600 1200 800 400 0 TOUR/ALL MOUNTAIN 147 mm 30 150 mm 120 150 mm 90 60 Federkennlinien: ■ vorne ■ hinten ENDURO Die Hinterbaukennlinie ist mustergültig linear mit einer spät einsetzenden Progression als Sicherheitsreserve. Fotos: O. Sxxxxxxxxx Platter, M. Greber, V. Lucasxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 1 120 147 RACE/MARATHON 1 Der durchdachte und formschöne Carbon-Rahmen ist sehr steif für ein präzises Handling. 2 Der vielseitige DW-Link-Hinterbau vereint eine super Federungs-Performance mit tollen Allround-Eigenschaften. 60 619 485 Chris Cocalis, der Mann hinter Pivot Cycles und Mitentwickler des PressFit-Tretlagers, hat einen notorischen Hang zum Perfektionismus und ein feines Gespür für Bikehandling. Kein Wunder also, dass die Geometrie des Mach 6 perfekt ausbalanciert ist. Das Bike schafft den Spagat zwischen neutraler Sitzposition, der Vielseitigkeit eines All-Mountain-Bikes sowie dem Handling eines Enduro-Racers. Der flache Lenkwinkel und die hochsensible Federung aus der Feder des Suspension-Papstes Dave Weagle geben viel Sicherheit in grobem Geläuf. Durch das kurze Heck kommt aber auch die Quirligkeit nicht zu kurz. Der durchdachte Carbon-Rahmen im schicken Mattgrau gibt mit seiner hohen Lenkpräzision und Steifigkeit ebenfalls keinen Anlass zur Kritik. Wichtig: Der Dämpfer ist so ausgelegt, dass der Trail-Modus für den Normalbetrieb gedacht ist. In dieser Einstellung glänzt das Mach 6 in fast jeder Situation mit einer optimalen Federungs-Performance – bergauf wie bergab. Im Trail bietet das Mach 6 sehr viel Kontrolle und Komfort. Bergauf krallen sich die Reifen fest in den Untergrund, und sogar im Wiegetritt bleibt das Heck für ein Bike dieser Federwegsklasse bemerkenswert ruhig. Selbst auf dem sonst kritischen kleinen Blatt sind die Antriebseinflüsse so gering, dass man sie nur bei technischen Steilanstiegen wahrnimmt. „Bei den aktuell ausgelieferten Bikes ist aber sogar das durch ein noch mal optimiertes Dämpfer-Tuning schon behoben“, verspricht Chris Cocalis. Fährt man den Dämpfer doch mal ganz offen, erlebt man einen echten „magic carpet ride“, bei dem die Federgabel an ihre Grenzen stößt. FAZIT Ein Carbon-Enduro mit sehr breitem Einsatzbereich. Ausgesprochen sicher und potent bergab, ohne bergauf echte Schwächen zu zeigen. Ein Bike, mit dem man von sportlichen Touren bis Enduro-Rennen wirklich alles fahren kann. 06-15 BIKE 47 TEST TURNER BURNER 275 David Turner gehört zu den Urgesteinen des Bike-Sports. Das Burner war 1994 der erste TurnerFully-Rahmen und feiert in der brandneuen 27,5-Zoll-Version sein Comeback als Alleskönner. 48 BIKE 06-15 2 REACH 401 mm STACK 609 mm BB-OFFSET -12 mm 50 603 95 150 745 140 71,8° 67,3° 1148 449 + – 335 Sehr steifer Rahmen mit vielen funktionellen Details Für steile Anstiege und Wiegetritt spürbar zu weiche Dämpferabstimmung, extravagant-Gravity-lastige Ausstattung des Test-Bikes RACE/MARATHON 2400 N 2000 1600 1200 800 400 0 TOUR/ALL MOUNTAIN 140 mm 30 ENDURO Ohne die zu weiche Dämpferabstimmung, 147 mm ergäben die fast deckungsgleichen Kennlinien ein wunderbar 150 mm stimmiges Fahrwerk. 120 90 60 Federkennlinien: ■ vorne ■ hinten Fotos: O. Sxxxxxxxxx Platter, M. Greber, V. Lucasxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 1 1 Die aufwändigen CNC-Frästeile wie der Tretlagerblock samt Schwingenaufhängung und die austauschbaren Gewinde der Bremssockel, 2 sind Details, die einfach jeden begeistern. www.fooh.eu/www.turnerbikes.com MATERIAL/GRÖSSEN Alu/S/M/L/XL/XXL (43 cm) PREIS (RAHMEN) 6500 Euro (2599 Euro) GEWICHT OHNE PEDALE 14,14 kg GABEL/DÄMPFER Fox 34 Float FIT CTD/Fox Float CTD KURBELN/SCHALTUNG Sram X01/X01 ÜBERSETZUNG/LENKERBREITE 30; 10–42/760 mm BREMSANLAGE/DISC-Ø VO./HI. Hope Tech 3/180/180 mm LAUFRÄDER Chris King-Naben/Velocity Blunt 35Felgen/Maxxis High Roller II DH 2.4/ Maxxis Ard. Exo 27,5x2,25-Reifen 430 Auch wenn die goldorange Eloxierung und die groben Schweißraupen den Augen schmeicheln, macht der technische Look des Burners sofort klar: Dieses Bike will gefahren werden. Besonders stolz ist man bei Turner darauf, dass das Bike komplett „Made in USA“ ist, vom Design bis zur Rahmenfertigung. Zahlreiche CNC-Frästeile und die Turner-typischen abschmierbaren Reibungslager inklusive. Auch beim Burner kommt ein DW-Link-Hinterbau zum Einsatz. Hier allerdings mit indirekter Dämpferanlenkung und vertikal stehendem Dämpfer. Insgesamt ergibt das einen sehr steifen Rahmen, der mit über drei Kilo aber auch kein Leichtgewicht ist. Dem Turner Burner spürt man sofort an, wo es entwickelt wurde und wie man dort fährt. Mit seinem Ursprung in Südkalifornien ist es für lange, gemäßigte Fireroad-Anstiege und anschließenden technischen Trails gemacht. Die Geometrie und die Hinterbau-Kinematik fallen neutral aus. Sie passen gut für ein All-Mountain-Bike. Leider schränken der montierte Dämpfer, der mit zu weicher Druckstufen- und nur schwachen Plattformdämpfung das Heck bergauf wegsacken lässt, die ansonsten tollen Allround-Eigenschaften des Turners etwas ein. Das Klettervermögen leidet, und im Wiegetritt wippt es. Für unsere Trail-Bedingungen sollte man eine andere Dämpfer-Grundeinstellung ordern oder gleich das optionale Upgrade zu einem Cane-Creek-Inline-Dämpfer wählen. Das vom europäischen Vertrieb mit recht Gravity-lastiger Ausstattung (vorne DH-Reifen und sehr kurzer Vorbau) ausgelieferte All-Mountain-Bike konnte sein Allrounder-Potenzial im Test nicht voll ausleben. FAZIT Sehr steifes All Mountain „Made in USA“ mit einer ausgereiften Kinematik, tollen Details und technischer Optik. Die zu weiche Dämpfer-Grundeinstellung (ab Werk) mindert die Vielseitigkeit und die Uphill-Performance. Ansonsten wäre das Turner Burner ein klasse Bike. 06-15 BIKE 49