Rules the Waves: Scorpion „Sting“
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Rules the Waves: Scorpion „Sting“
Wassersport_06_12_Layout 1 09.05.12 14:34 Seite 44 Seit zehn Jahren wird im britischen Lymington am Solent das Modell Scorpion Sting auf Bestellung gebaut. Die Zahl der Rekorde und Rennerfolge in internationalen Offshore Rennen reihen sich aneinander und für die im nächsten Jahr anstehende Cowes-Monte Carlo Rallye, für die auch das Testschiff gebaut wurde, ist der Markt an gebrauchten Stings bereits restlos leer gefegt. Doch nicht nur als Rennboot, insbesondere als sportlicher Offshore Cruiser macht die Sting eine gute Figur und es ist erstaunlich, dass bisher kein Boot den Weg nach Deutschland gefunden hat. Das sollte sich ändern, fand WasserSport Redakteur Christian Schneider Text und Fotos Christian Schneider nach einer ausgiebigen Testfahrt. An Bord Rules the Waves: Scorpion „Sting“ 쏅 Design, Konzept, Verarbeitung K ein langes Gefasel um die Optik: Die ist flach, gestreckt, messerscharf und versucht gar nicht erst auch noch irgendetwas anderes zu sein als sportlich. Dass es sich in Wahrheit um ein RIB handelt sieht der Betrachter erst auf den zweiten Blick, zumal die Schläuche vorne in eine laminierte GFK Bugsektion übergehen. Die Sting macht auch am Steg eine gute Figur, hat Rasse, aber verzichtet dankenswerteweise auf aggressiv-machohaft anmutende Designelemente, sondern punktet mit Stil und sportlicher Eleganz. 44 WasserSport · 6/2012 D as Layout ist schnell geschildert, denn es folgt bewährten, funktionalen Konzepten. Von vorne: großer Stauraum mit Ankerwinsch und Platz für Leinen, Fender u.a. daran anschließend die Kabine mit V-Sofa und absenkbarem Tisch für den Umbau zur Doppelkoje, achtern davon eine Galley mit Kühlbox und Waschbecken an Backbord, Steuerbord eine Nasszelle. Mittschiffs das Cockpit mit Fahrstand vorne und einladendem, bequemen Leder-U-Sofa achtern, dahinter der Motorenraum. Ganz achtern die Badeplattform mit darunter montierter, ausziehbarer Badeleiter. Stauraum gibt’s an Deck im Vorschiff und unter dem Sofa in der Plicht, ansonsten unter Deck unter den Sitzbänken ausreichend. n Punkto Verarbeitung ist eigentlich mit dem Satz „ It´s a Scorpion“ alles gesagt. Egal ob das Stabdeck aus Flexiteak, die Verarbeitung der Polster im Salon, die GFK – und Stahlarbeiten, die Verarbeitung der ledernen Sitzbezüge, die mit Alcantara bezogenen Deckenund Wandverkleidungen, die Beschläge: Alles auf höchstem Niveau – die Bauqualität der schlanken Britin kann sich mit der Qualität skandinavischer, holländischer oder deutscher Premium Werften locker messen. Ergonomie und Komfort wären noch wichtige Stichwörter. Und damit ist nicht die I Wassersport_06_12_Layout 1 09.05.12 14:34 Seite 45 B An ord Arbeitsplatz: Chic, funktional, ergonomisch und die Crew steht sicher. Edel und perfekt verarbeitet: Scorpion RIBs überzeugen durch hohe Bauqualität. Stehhöhe unter Deck gemeint. Die gibt’s bei der gestreckten Sportlerin mit 1,5 Metern (Dusche 1,75 Meter)nämlich nicht, gehört aber auch nicht zu den „ Must have`s“ eines solchen Bootes. Hier ist in diesem Zusammenhang die Anordnung und Platzierung aller Bedienelemente gemeint, die sich alle genau dort befinden, wo sie hingehören und immer in perfekter Reichweite sind, sei es die mittlere Springklamp e, der vorbildlich vorhandene Nonstop der Motoren, die Haltegriffe für den Beifahrer, die Gestaltung des Instrumentenlayouts im edlen Carbon-Dashboard am Fahrstand, die Haltestange unter Deck, die bequemen Sitzmöbel an und unter Deck – Hier hat jemand nachgedacht und weiß worum es geht. Chapeau! lever auch die Steuerung der elektrischen Funktionen an Bord. Maschinenraumluke öffnen/schließen, Pumpen, Lichter, Ankerspil – alles wird über ein dezentes Paneel eines Bus-Systems vom Fahrstand aus gesteuert. Ausstattungsmäßig gibt’s schon im Standard nichts zu meckern, vom Feuerlöscher über die Beleuchtung und Pumpen, lederbezogenes C Steuerrad usw. – alles da was soll und muss. Nur einen Kocher konnten wir nicht entdekken. Der sollte aber machbar sein, ansonsten fällt die Tea-Time aus. Das Testschiff w ar mit einem großen Targabügel als Geräteträger als Extra ausgerüstet. Hier sollte eine Persenning über dem Cockpit den Lebensraum vergrößern und beim Ausflug die Eignerfamilie vor schlechtem Wetter schützen. Ein Zugeständnis an die zukünftige schottische Heimat des Bootes und sein Wetter. Wie gesagt, die Werft arbeitet nach Kundenwunsch. Nicht nach Kundenwunsch, sondern selbstverständlich sind die groß en und ideal unter der achteren Sitzbank platzierten Speigatten in der Plicht für einen Offshore Boliden dieser Art. Aufgeräumt, gut zugänglich, und prall gefüllt gibt sich der Motorraum mit seinen beiden Yanmar Dieseln. 쏅 Fahreigenschaften T ief und sicher steht die Crew am Fahrstand der Sting. Da kann es auf See schon mal ordentlich rappeln. Die beiden Stehsitze um- armen Fahrer und Beifahrer freundlich von achtern und geben Halt, die Füße stehen sicher auf der abgeschrägten Fußplatte, die Sitzfläche lässt sich elektrisch in der Höhe verstellen. Instrumente, Fahrhebel – alles im Blick und in Reichweite. Na dann los! Leise brummeln die Yanmars im Heck. Zwei mal 315 PS aus je sechs Zylindern 4,1 Litern Hubraum mit Z-Antrieb – Leistungsmäßig steht die Scorpion satt im Futter. Akustisch hält sie sich übe r das gesamte Drehzahlband gut isoliert und kultiviert laufend angenehm zurück. Das rückwärtige Ausparken aus der engen Box mit anschließend zu nehmender Schikane um drei weitere Boote gestaltet sich dank geschicktem, z.T. gegenläufigen Einsatz beider Motoren einfach. Vier Hebel bietet einem das Motorenpaneel an. Zweimal Getriebe, zweimal Gas. Macht Sinn, ist die stabile Variante und sieht gut aus. Wer braucht hier einen Bugstrahler? Manövrieren geht im Standgas nur mit den beiden Getriebehebeln einfach von der Hand, das Boot dreht willig auf dem Teller. Die anderen beiden Hebel kommen hinter der Hafeneinfahrt zum Einsatz. 6/2012 · WasserSport 45 Wassersport_06_12_Layout 1 09.05.12 14:34 Seite 46 Da lässt es sich aushalten: In der Plicht lädt edles Ledermobiliar zum Verweilen ein. Gut gefüllt: Der Motorenraum Schippe Kohlen drauf gelegt werden, oder aber für das eher kurzweilige Vergnügen die Sting auch mit zwei Außenbordern aus der bissigen 300 PS Riege geliefert werden. indrucksvoll ist es, wenn die Sting mit lockeren 35-45 Knoten Marschfahrt durch die steile Heckwelle eines Frachschiffes fegt, sich steil aber immer gut kontrollierbar in die Kurve legt, in keiner Situation auch nur den Anschein erweckt auszubrechen oder einzuhaken. Wie ein heißes Messer durch die Butter schneidet das scharfe Vorschiff durch die See und vermittelte der Crew mehr das Gefühl des Schwebens, denn des Fahrens auf einer Motoryacht. Kein Schlagen, kein hartes Einsetzen, einfach nur Spaß, Sport, Speed, Dynamik und unglaubliche Power und wundervoll exaktes, si cheres, perfekt kontrollierbares Handling – kein Wunder das dieses Boot für Offshorerennen so beliebt ist. urzum: Das Fahrgefühl begeistert, und zwar richtig! Ist die Sitzhöhe richtig eingestellt kann die Crew wählen, ob sie sich den Wind um die Nase wehen lässt, oder sich hinter der kleinen Frontscheibe verschanzt. Egal E H ebel auf den Tisch! Angesichts der Leistungswerte wäre nun eine stramme Beschleunigung zu erwarten – Konjunktiv – realistisch gesehen passiert nämlich erst mal nicht viel. Zwar geben die Yanmars im Heck verhalten laut und hebt sich allmählich der Bug, doch wer erwartet jetzt brachial in die Sitze gedrückt zu werden wird eines Besseren belehrt. Ganze 18 Sekunden genehmigen sich die beiden Diesel im Heck, um den 4,8 Tonner bei 2000U/min in die Region des Überganges zur Gleitfahrt zu bringen, die bei ca. 12 Knoten anzusiedeln ist. 100 Umdrehungen später erwacht das Sportlerherz und ein Heulen kündigt den Einsatz der Turbos an. Für die restlichen 40 Knoten der Geschwindigkeitsspanne des Bootes benötigt die Sting nämlich in etwa genauso lange – oder besser kurz – und so surft die C rew spätestens jetzt auf einer Drehmomentwoge in Richtung der knapp 52 Knoten Topspeed. angstrecke ist das Stichwort, denn die Sting mit dieser Motorenkonfiguration ist genau dafür gebaut. Wer die Drehzahl oberhalb der 2100 Touren lässt, wird mit spontanem Ansprechverhalten, satter Beschleunigung und exzellentem Handling belohnt . Unterhalb dessen lassen es die Yanmars gelassen angehen. Wem das so nicht passt, dem kann alternativ mit zwei Bi-Turbo Motoren noch eine L K Schöner wohnen: Die Sting bietet Komfort für zwei Personen mit einem zur Koje umzubauenden Sofa, einer Nasszelle und der Pantry mit Kühlbox. 46 WasserSport · 6/2012 Wassersport_06_12_Layout 1 09.05.12 14:35 Seite 47 B An Stauraum satt: In der Plicht, im Vorschiff und unter den Sitzbänken in der Kabine. (!!) ungefähr 450 Meilen. Das sind bei einem Tankinhalt von zwei mal 900 Litern gerade einmal zwei Liter pro Seemeile fast übe r das gesamte Drehzahlband. Das kann sich sehen lassen! ord Sauberes Finish: Auch in der Bilge findet sich gute Bauqualität. 쏅 Fazit N wie – der Aufenthalt in dem Cockpit der Sting ist ein Hochgenuss. Kompliment – What a boat! war war im Testboot keine Brennstoffverbrauchsanzeige vorhanden, die Werft verfügt aber durch die zahlreichen Langstreckeneinsätze des Bootes mit genau dieser Motorenkonfiguration über reichlich Erfahrung damit. „Der Brennstoffverbrauch der Yanamars steigt fast linear mit der Zunahme der Geschwindigkeit an.“ Erklärt uns Stewart Thornley, Sales Manager von Scorpion. „ Das haben wir über all die Jahre während der Langstrekkenrenneinsätze beobachtet und errechnet.“ Die Reichweite des Bootes beträgt laut Thornley bei einer Marschfahrt von ca. 45 Knoten Z ur wenige Boote liefern eine solche Performance gepaart mit so sicheren Fahreigenschaften bei so hohen Geschwindigkeiten und dann noch in der Welle. Dazu kommt eine komfortable Ausstattung nach Kundenwunsch, hochwertige Materialien, perfekte Verarbeitung und ein stylishes, sportliches Design. Die Sting ist Sport, Dynamik und Lifestyle in Perfektion und auch am Steg in jeder Marina ein absoluter Hingucker. Wer das Besondere sucht, ist hier richtig, wer wirklich fahren will sowieso, wer hohe Ansprüche hat ebenfalls. 175.000 britische Pfund also gut 217.000 Euro (Stand Mai 2012) für das Schiff in der Standardausstattung und ca. 230.000 britischen Pfund (ca. 285.000 Euro/ Stand Mai 2012) für das Testschiff mit Zusatzequipment sind si cher kein Taschengeld. Doch der Gegenwert stimmt, denn der Kunde erhält ein Boot der Extraklasse, das jeden Penny wert ist. Große Speigatten in der Plicht sind bei einem Offshore-Boot Pflicht. Technische Daten Herstellerland: England Werft: Scorpion RIBS Ltd. – Haven Quay, Mill Lane, Lymington, Hampshire. SO41 9AZ, Tel.: 0044-1590-677080, sales@scorpionribs.com, www.scorpionribs.com Maße: Länge ü. A.: 10,20 Meter Breite ü. A. : 2,95 Meter Tiefgang max: 1,25 Meter Gewicht voll betankt: ca. 4,8 to Zuladung: ca. 1,7 to Tankkapazität: 2x 450 Liter CE Kat.: B Kabine: Länge: 3,5 Meter, Breite: 1,8 Meter, Höhe: 1,5 Meter / Dusche 1,75 Meter Konstruktion: Rumpf mit Deep-V Spant, 24 Grad am Spiegel, 60 Grad am Bug, zwei Gleitstringer pro Seite, handlaminierte Rumpfschale, Isopthalsäureharze und Gelcoat mit multiaxialen Glasfasermatten, Bugsektion als GFK Formteil. Schläuche: Acht Kammern (vier pro Seite), Material Hypalon mit umlaufender Gummischeuerleiste Brennstoffsystem: 2 xGFK Integraltank ca. 450 Liter, Brennstofffilter mit Wasserabscheider, 8 inch In- spektionsluken, Tanksensoren, Schnellschlussventile Antrieb: Yanmar Turbo-Diesel 6- Zyl. Reihenmotor 24 Ventile 232kw (315mhp) mit Mercruiser Bravo 1 Z-Antrieb, elektrohydraulischem Steuerungsassistenten, Lenco Trim Tabs. Standard-Ausstattung (Auszug): Selbstlenzender Ankerkasten mit Edelstahl Ankerwinde, mit Lederummanteltes Steuerrad, Getränkehalter, Geräteträgermast, 6 Edelstahl-Festmacherklampen, rutschfest beschichtetes Deck und Cockpit, LED Deckslichter, elektro-hydraulisch zu öffnenScorpion Sting Minimalfahrt eingekuppelt 1 Motor 2 Motoren Verdrängerfahrt Revier Gleitfahrtgrenze Marschfahrt Maximalfahrt Drehkreis Manöver Drehkreis Marschfahrt Beschleunigung 0-Gleitfahrt 0-Vmax de Motorraumluke, zwei Hochleistungsbatterien, Dorade Lüfter, zwei elektrische Lenzpumpen, automatisches Feuerlöschsystem, manuelle Lenzpumpe, Feuerlöscher, Lewmar Dachluke, dimmbares LED-Kabinenlicht, Antirutschbeschichtung auf dem Kabinenboden, Kirschholztisch mit feststellbarem Fuß, Kühlbox, Corian Arbeitsplatte in der Galley, Toilette mit Handpumpe, Kombi-Duscharmatur, Spiegel, Wasserskizugaugen am Spiegel, Badeplattform mit Dusche und Badeleiter, drei Liftaugen zum Kranen in der Kabine (1) und dem Motorraum(2) , EmpirBus digital integriertes dezentrales power supply System mit flexiblen Einstellmöglichkeiten 12 Volt DC, Hauptschalter, Navigati- Geschwindigkeit in kn // km/h 3,5 // 6,5 5,0 // 9,3 7,5 // 13,9 12 // 22,2 35 // 64,8 51 + // 95 Bootslängen: ca.2 → 0 bei gegenläufig drehenden Maschinen Bootslängen: Ca. 2,5-3 18 Sek. 40 Sek. onsbeleuchtung, ICOM UKW M411 UKW Gerät, Plastimo Kompass, Schlauch-Reparatur Kit, frisch Wassertank 60 Liter u.v.m. Außerdem alle weiteren Kundenwünsche, sofern technisch machbar und nicht sicherheitsgefährdend. Preis: 175.000 Pfund Sterling inkl. VAT in der Standardausstattung, Preis Testschiff: Ca. 235.000 Pfund Sterling mit Sonderausstattung ( Flexiteak an Deck, im Cockpit unter Deck, Targabügel mit Vollpersennning, Garmin GPS/ AIS Plotter, elektrische Toilette, Fusion Sound System, Radar, u.v.m) Drehzahl U/min 800 1200 2000 3200 3900 Brennstoff / Ltr. Ca. 2 Liter total/ nM → nach Werftangabe Ca. 3 Ltr.total/nM nach Werftangabe Revier: Solent/ GB, Wind: 4-5 Bft., Wellenhöhe: 0,3-0,5 Meter, Strom: 2-3 Knoten, Personen: 2, Wasser: 100 Liter, Brennstoff: vollgetankt (2x 450 Liter), Sonstiges: V-max & Beschleunigungs-Messungen entspricht dem Durchschnitt aus zwei Messungen jeweils mit und gegen die Tide. 6/2012 · WasserSport 47